PaulUnbekannte Küchenmöbel |
Seit Tagen frage ich mich angestrengt, was denn dieser große weiße Schrank
in unserer Küche bedeutet und warum da immer ein Licht angeht, wenn ich
diesen anscheinend unnützen und leeren Schrank öffne. Meine Frauen kommen in
einer Woche zurück und werden es mir sicher erklären. Mein Gewicht habe ich
gehalten, besser gesagt die Normabnahmegeschwindigkeit hat sich nicht weiter
erhöht, drei Kilo pro Woche ist die Norm wenn meine Frauen in Urlaub gehen,
also 9 Kilo weniger in drei Wochen, andere würden mich für so etwas
beneiden. Der Kater hat zugenommen, ist ja auch der Chef hier inzwischen.
Ich weiß, es gibt Läden und Supermärkte, aber das ganze Angebot dort
erschlägt mich derart, dass ich immer nur das absolute Überlebenspaket
einkaufen kann. Bier, Zigaretten, Speck, bereits geschnitten und seit
neuestem zwei Dosen Katzenfutter. Die schmecken mir auch kalt, der Speck ist
natürlich für den Kater, das verwöhnte Vieh frisst das aus den Dosen nicht.
Seit einer Woche ist das Gas alle und gut, dass wir einen elektrischen
Wasserkocher haben, damit kann ich mir morgens wenigstens einen Kaffee
machen, Löslichen natürlich ich finde nämlich die Küchenschere nicht mehr
und nun bekomme ich die Beutel mit dem Pulverkaffee nicht mehr auf.
Eigentlich trinke ich Kaffee gerne mit Milch und Zucker, aber diese
luxuriösen Zutaten finde ich einfach nicht. Nur gut, dass der Kater immer
so laut nach Futter und Zuneigung schreit, ich würde ihn sonst sicher nicht
mehr finden. Es tut mir schon weh, dass ich meiner Frau recht geben muss
wenn sie sagt, du findest einfach gar nichts. (Darauf antworte ich sonst
immer, stimmt nicht, schließlich habe ich dich gefunden, aber das hört sich
ja nach zwei harten Wochen bereits wie Nostalgie an.) Ob die Waschmaschine
noch geht, kann ich nicht sagen, ich finde sie einfach nicht mehr und mache
dafür Clement mit ihrem Klamottenladen glücklich, in dem ich alle zwei Tage
eine neue Garnitur kaufe. Das wäre aber auch mit Waschmaschine notwendig
geworden, meine alten Hosen passen längst nicht mehr. Bei Clement kann ich
noch anschreiben lassen, meine Geldbörse ist seit Tagen nicht mehr
auffindbar und ich erinnere mich einfach nicht daran, auf welcher Bank ich
ein Konto habe. Es ist mir zu peinlich in alle Banken zu spazieren und
überall zu fragen, ob ich zufälliger Weise diesem noblen Kreditinstitut mal
mein Geld geliehen habe und ob sie mir davon was zurückgeben könnten.
Besorgte Nachbarn bringen inzwischen Katzenfutter an und ich hab Mühe das
vor dem Kater zu verstecken, irgend was muss ich doch schließlich auch
essen..
Meine Arbeit erledige ich nach wie vor gewissenhaft, ich habe die Firma noch
nicht an den Kater abgetreten, immer wenn ich das Büro mal finde beantworte
ich auch die Anfragen und andere Korrespondenz. Es war eine gute Idee meiner
Frau das Passwort für den Computer oben auf den Monitor zu schreiben, die
kann so was von strategisch denken, das macht mich immer ganz kribbelig. Die
versucht auch nie die Schuhe vor der Hose anzuziehen, ich komm da immer
durcheinander, beim Anziehen erst die Hose und beim Ausziehen erst die
Schuhe, das ist aber doch wirklich verwirrend. Es gibt aber auch schöne
Dinge zu berichten, heute habe ich den Briefkasten aufgebrochen, den
Schlüssel - fragen Sie nicht. Darin fand ich neben der Küchenschere, den
üblichen Rechnungen mit denen ich immer das Katzenklo auskleide auch zwei
Postkarten meiner Kinder. Mir wurde ganz warm ums Herz, da steht erst mein
Name und dann erst der des Katers Paul. So einfach kann man mich glücklich
und zufrieden machen, ich stehe in der Rangordnung doch noch über dem Tier.
Der sieht das anders, kann aber nicht lesen und so behalte ich das PS (Te
quiero mucho Papi) ganz für mich alleine.