Montag 31.10.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1020 hPa
Salzige Biosphäre
Einer kam durch, bislang zumindest ist das Salz der Saline aus Fuencaliente das erste und auch einzige Produkt, welches sich mit dem Siegel des Weltbiosphärenreservates La Palma schmücken darf. Es freut mich persönlich, dass Andres nun auch mit neuen und schickeren Verpackungen den Ruck nach vorne bekommen hat. Es wäre nicht auszudenken, wenn die letzte und einzige Saline der gesamten Provinz Tenerife die Tore für immer schließen müsste. Zuletzt war es wirtschaftlich nicht besonders gut bestellt um den Familiebetrieb, billiges Importsalz treibt die Preise in den Keller und strikte Landschaftsschutzgesetze verhinderten einen Umbau der Saline um effektiver arbeiten zu können. Mit der Inselregierung hat sich Andres nun geeinigt, man will gemeinsam dem touristischen Magnet Saline eine neue Chance geben, aber auch das handwerkliche Endergebnis Salz, soll jetzt in mitteleuropäische Suppentöpfe wandern.
Erster Schritt dazu, Etiketten, welche in spanisch, englisch und auch deutsch über den Inhalt informieren und einfach nicht mehr den zweifelhaften Chic einer Ata-Verpackung imitieren. Außerdem haben die drei neuen Streuergrößen ein deutlich verbessertes Öffnungssystem, es kommt nun auch was heraus wenn man damit Salz auf seine Speisen geben will, daran sind wir früher oft verzweifelt und Generationen an Palmeros haben an den Streuern herumgedrückt und gepopelt, bis endlich die erwünschten Körnchen auf den Teller fielen. Das ganze hätte man auch chemisch hinbekommen, es gibt da Mittelchen welche die Streufähigkeit des Salzes garantieren, aber das wollte Andres nicht, pures und reines Meersalz soll es sein. Die Bemühungen haben sich gelohnt, das "Sal Teneguía" ist das erste Produkt welches mit dem begehrten Siegel der UNESCO in die Ladentheken kommt. Wer noch etwas über den Herstellungsprozess des Meersalzes auf La Palma lesen will, der klickt HIER
Montag 31.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1021 hPa
Schilderwald
Seit dem ich die Belange der Insel auch aus der touristischen Seite heraus betrachte, lautete immer ein Kritikpunkt an La Palma, unsere Wanderwege seien zu schlecht beschildert. Das stimmt(e) auch und viele Wandersleute waren mehr damit beschäftigt irgendwelche Landmarken die in Wanderführern beschrieben waren zu finden, als den Reiz der Landschaft mit tiefen Atemblicken einzusaugen. Dazu muss man wissen, dass es früher mal Handbücher gab in denen Wanderungen etwa so beschrieben wurden: Am verrosteten Seat links, dann bis zu dem Haus wo der braune Hund so kläfft und dann fragen Sie am besten noch mal nach. Solche temporären Wegweiser wurden nach und nach durch stumme Diener aus Holz ersetzt und zusammen mit Phantasie, einer guten Karte und etwas Orientierungssinn, kamen die Leute irgendwann wieder nach Hause.
Dennoch ließen die Beschwerden über solcherlei Abenteuerurlaub nicht nach und mit der Palma üblichen Wartezeit gehen wir massiv gegen diese Missstände an. "Senderos autoguiados" nennt man diese betäfelten Wege, die nicht nur alpenvereingerechte Wegweiser in stattlicher Anzahl aufzeigen, sondern auch spezielle Hinweistafeln auf denen dem wissensdurstigen Wanderer die Welt erklärt wird. Zwei neue "Erlebnispfade" sind jetzt fertig gestellt worden, einmal ein Teilstück der Wanderung Marcos und Corderos mit einer Gehzeit von etwa 6 Stunden und 11 ausgewiesenen Pausenplätzen, an denen man Kraft und Wissen tanken soll. Allerdings braucht man für diesen Weg etwas Kondition und sollte eher schwindelfrei sein und auch eine Taschenlampe mithaben. Solche Erlebnispfade haben nun inzwischen auch Namen, so nennt sich dieser Wanderweg "Los túneles que nacen del agua" - Die Tunnel welche das Wasser hervorbringen. Wer es ein bisschen einfacher haben will, der wählt die 2 Stunden Variante bei Los Tilos, dort kann man "den Balkon begehen, der die Wolken quert, - "Un balcón atravesado entre las brumas". - Für ganz untrainierte Leute gibt es in El Paso auch noch den Kneipenwanderweg, "Donde nace la Dorada", - Wo das Dorada entspringt, diese Tour beginnt meist gegen 19:00 Uhr bei Carlos und endet irgendwann gegen 23:00 Uhr bei Ramón. Kann auch als Rundwanderweg gelaufen werden und ist im 2004 erschienenen Bestseller "Wandern für Weicheier" zu einer der beliebtesten Touren gewählt worden.
Sonntag 30.10.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1018 hPa
Sie wird doch nicht etwa...
Eine unheimliche Begegnung der "Aida Art" hatte die Westseite der Insel gestern. Völlig ungewöhnlich zog ein riesiges Kreuzfahrtschiff an der Westseite vorbei und mitten drin dachte ich, die wird doch nicht etwa Puerto de Tazacorte anlaufen, da schwappt doch dann das Hafenbecken über und dem kleinen Kiosk wird vor lauter Schreck das Bier sauer. Nein, majestätisch zog der Fun-Kahn an uns vorüber in Richtung Norden und die Hänge des "El Time" nahmen uns auch bald die Sicht auf dieses Schiff. Ich meine die "Aidablu" erkannt zu haben, aber es gibt ja mehrere Aidas mit dem charakteristischen blauen Streifen auf den Rumpfseiten.
Was ist daran jetzt eine Nachricht wert, über einhundert Kreuzfahrtschiffe besuchen La Palma jährlich und eigentlich sollten wir doch an den Anblick gewöhnt sein. Schon, aber auf der Westseite hat sich bislang außer dem Höflichkeitsbesuch der Kristina Regina noch keiner dieser schwimmenden Paläste blicken lassen. Auch wenn das Schiff "nur" an uns vorüber zog, immerhin, wir werden wahr genommen oder haben die vielleicht einen neuen Kapitän, der sich einfach noch nicht richtig auskennt und so La Palma von er falschen Seite angesteuert hat. Unwahrscheinlich, aber das sind doch Kreuzfahrten und da ist doch nicht das Ankommen das wichtigste und da kann man sich doch La Palma auch mal von der anderen, (auf keinen Fall falschen) Seite ansehen, das lohnt sich immer.
Sonntag 30.10.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 4 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1019 hPa
Hallacas mit Sauerkraut
Es ist inzwischen kein Problem mehr auf La Palma deutsche Wurstwaren zu bekommen, Brot wird nach deutscher Vollkornart auch gebacken und in den einschlägigen Supermärkten gibt es saisonal sogar Dominosteine und Lebkuchen. Das Warenangebot hat sich über die Jahre hin an die bis dato größte ausländische Volksgruppe angepasst, das was die Quadratschädel (Cabezas cuadradas nennt man uns her hinter vorgehaltener Hand, wo das wohl herkommt) unbedingt brauchen, das sollen sie auch zu kaufen bekommen. Kein deutscher Gaumen muss mehr darben, Sauerkraut und Weizenbier, Quark und saure Sahne gehören mittlerweile ins Standardangebot zumindest der großen Supermärkte. Allerdings muss man keine Angst haben vor einer schleichenden Teutonisierung der palmerischen Landschaften, das Zeug ist dermaßen teuer, dass sich keiner auf Dauer von dieser lukullischen Importware durchgängig ernähren kann. Wer nun glaubt, das sei typisch deutsch, auch den Pickel muss ich Ihnen ausdrücken, die Sehnsucht und Leidenschaft nach Nahrungsmitteln der kulturellen Heimat sind keine endemisch deutschen Gefühle, das können die anderen auch.
Inzwischen sind die Deutschen als größte ausländische Volksgruppe längst von den Südamerikanern, meist Venezolaner und Kolumbianer abgelöst. Bis die großen Supermärkte das kapieren vergehen wieder mal zehn shareholder-Einheiten und überlassen diesen enormen Käuferkreis den kleinen spezialisierten Läden. Früher gab es mal "Polar" als exotisches venezolanisches Bier und die Arepas und Cachapas waren so exotisch wie Pizza und Sauerkraut. Inzwischen gibt es mehr "Areperas" als Pizzerien und wenn man nach venezolanischem Bier fragt, dann heißt es nicht mehr haben wir nicht, sondern welche Sorte soll es denn sein. Yuca, Yucabrot, Tamarindenpaste, Reismehl, getrocknete Guaven und viele Sorten Kaffee, sowie Limonaden aus den für uns so fernen südamerikanischen Provenienzen schmücken bereits viele Ladentische und es ist ein wahrer Importboom dieser Produkte entstanden. Der größte Jäger und Sammler dieser fernen Kostbarkeiten ist der kleine Laden von Vicente in El Paso, am Ortsausgang Richtung Tacande. "El Dorado" heißt stimmig sein Etablissement und wohl keiner sonst auf dieser Insel hat mehr südamerikanische Produkte als er. Da pilgern die Sehnsüchtigen bis aus Barlovento nach El Paso, um sich anhand von ein paar kulinarischen Erinnerungen ein Hochgefühl zu verschaffen. Höhepunkt, sozusagen der Gipfel der lukullischen Sehnsucht sind aber die "Hallacas", das traditionelle Weihnachtsessen aus Venezuela. Dazu braucht man aber neben einem Laden für die Zutaten auch noch eine wissende Köchin, sonst wird das nichts. Eine Masse aus Fleisch, Fischstückchen, Rosinen, Ei, eine Prise Voodoo und viel Sehnsucht wird kunstvoll in Bananenblätter gerollt und dann gekocht. Multikulti heißt eben nicht, Hallacas oder Sauerkraut, sondern Hallacas mit Sauerkraut.
Samstag 29.10.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1017 hPa
Diätumstellung
Ganz so schwierig ist das bei uns nicht, denke ich an das befreundete vegetarische Pärchen welches einen Hund hat, dann hat unser Kater es richtig gut. (Der Hund überlebt das Ganze durch den aufmerksamen Einsatz des Personals der Abuela, die packen von sich aus Doggybags für das arme Tier, von Fleisch-Zwangsernährung konnte so immer noch abgesehen werden.) Es geht aber hier nicht um die Peristaltik irgendwelcher Hunde, sondern um unseren Haushaltsmittelpunkt, den Kater Paul. Haushaltsvorstand bleibe kommissarisch vorläufig noch ich, wobei im Hintergrund bereits eine Richtlinienkommission paritätisch über meinen Ruhestand diskutiert. Anfänglich wurde noch besprochen, welche Räume unseres Hauses (gaaanz früher habe ich mal mein Haus gesagt) der Kater überhaupt betreten darf, so bleibt inzwischen mir der Zugang zu manchen Zimmern verwehrt mit der Begründung, da darfst du jetzt nicht rein, der Paul schläft. Eigentlich habe ich damit kein Problem, wenn es sich nicht gerade um mein Schlafzimmer und um mein Bett handelt. "Sei doch nicht so egoistisch" ist das Echo auf meine Proteste, "guck wie lieb er dich hat, sonst läge er doch nicht in deinem Bett". Solche Logik ist mir bis heute verschlossen geblieben, ich glaube auch männliche Katzen denken wie Frauen, sind mir also im Begreifen von sentimentalen Zusammenhängen turmhoch überlegen.
Mein Instinkt hält mich aber davon ab, einfach in die Offensive zu gehen, also mit dem Kopf durch die Wand. Das geht, hab ich oft genug bewiesen, aber mit dem Kopf gegen eine Viererbande, bestehen aus drei Frauen und einem humanoid veranlagtem Kater, das ist zum Scheitern verurteilt. Abwarten, meine Chance wird kommen und bei Katzipedia habe ich mich vergewissert, dass Kater eine kürzere Lebenserwartung als Männer haben, schlimmstenfalls muss ich das aussitzen. Das kann aber schwierig werden, seit dem das Vieh bei uns ist, wird die Ernährungslage in unserem Haushalt bedrohlich. Wirklich wichtige Grundnahrungsmittel wie Bier, Speck, Bohnen und scharfer Senf werden nicht mehr gekauft, das sind keine katerkompatiblen Lebensmittel und somit aus der Speisekammer verbannt. Reiswaffeln, dünne Kalbsschnitzel, magere Brotaufstriche die rudimentär an Leberwurst erinnern aber beim aufschneiden aus der Pelle bröseln und selbst die Tomatensoßen sind jetzt nicht mehr "arrabiata" sondern "suave", warum? - Weil´s der Kater sonst nicht verträgt. Meine Darmflora tanzt Polka und in der Selbsthilfegruppe der anonymen Schweinefleischesser warnt man mich ausdrücklich vor so einer knüppelharten Diätumstellung. Man hat mir aber nun die Adresse eines Lieferanten für spezielle Nahrungsmittelergänzungen gegeben, da gibt es Cholesterin, Lebensmittelfarbe, Konservierungsstoffe, altes Frittieröl und gesättigte Fettsäuren in Pulverform, die man dann in unbeobachteten Momenten sich unter den gesunden Brei auf dem Teller rühren. Eigentlich müsste der Laden "Mens health" heißen, aber das ist ja schon an die braungebrannte Waschbrettbauch Liga vergeben, in der metrosexuelle Schönlinge Kochrezepte austauschen und wo selbst grobporige Männerhaut plötzlich Teint heißt. Ich werde mich rächen, nächstes Jahr bin ich wieder drei Wochen mit dem Kater alleine, da gibt es nur Speck und Schweineschwarten zu essen, das ganze mit Bier zum runterspülen, mal sehen wer länger durchhält...
Noch ein kleiner meteorologischer Hinweis für die Hausmänner, bis morgen Abend gibt es wieder eine Schlechtwäschewarnung, aber höchstens Nieselregen.
Samstag 29.10.05 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1016 hPa
Brückenbauer und verbraucherfreundlicher Streik
Die Heiligenbrücke ist da, die Mehrzahl der Palmeros macht Schicht am Schacht bis Mittwoch, Allerheiligen sorgt für einen netten kleinen Urlaub bis zum 2. November. Jedes Jahr ist diese "Puente" Anlass für wahre Völkerwanderungen, Familienbesuche stehen an und wenn diese nicht im Nachbarort wohnen sondern auf einer anderen, vielleicht ähnlich schönen Insel, dann wird auch fleißig mit den kleinen ATR Turboprop Maschinen der Luftraum über den Kanaren dicht gemacht. Aller Eiligen könnte das dann auch heißen und die Gewerkschaft CCOO war so nett und verbraucherfreundlich, ihren angekündigten Streik gegen die "Binter Canarias" verschoben und will damit erst nach den Brückentagen beginnen. - Wahrscheinlich hatte man Angst, der Streik könnte an Allerheiligen nicht funktionieren, wenn eh alle in Urlaub sind, dann kann auch keiner streiken.
In wie weit der Streik des Bodenpersonals der Binter auch den internationalen Flugverkehr stören kann, ist nicht ganz abzusehen. Für La Palma allerdings sieht es gut aus, unsere großen Ankunftstage der Chartermaschinen, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, werden nicht bestreikt, die CCOO hat folgende Tage des November für den Streik vorgesehen: 4.- 6.- 7.- 11.- 13.- 14.- 18.- 20.- 21.- 25.- 27. und 28. November, das sind jeweils Freitag, Sonntag und Montag. Man konzentriert sich also auf den Wochenendverkehr und signalisiert so auch bereits wieder Verhandlungsbereitschaft, ursprünglich hatte man einen kompletten Streik angekündigt. Jetzt muss sich auch noch die Geschäftsleitung der Binter ein Stück bewegen und dann kann man den ganzen Quatsch mit dem Streik wieder abhaken und einfach weiter an die Arbeit gehen. - Nur nicht dieses Wochenende, bis Mittwoch sind alle Heiligen unterwegs.
Freitag 28.10.05 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1015 hPa
Gut Teleskop will Weile haben
"Grantecan" steht für Gran Telescopio de Canarias, das muss man nicht übersetzen und steht für das größte optische Spiegelteleskop der Welt, auf dem Dach unserer Insel, dem Roque de los Muchachos. Allerdings ist es noch nicht das größte, sondern wird es mal sein, das Wann ist gemessen an der Unendlichkeit des Universums eigentlich egal, aber wir kleine Menschenwürmer mit unserer lächerlichen Minimalspanne des Daseins würden gerne diesen Weltrekord noch erleben. Anfang 2007 könnte man die ersten Probeläufe mit dem Monsterteleskop machen heißt es nun vom Direktor des Grantecan, Pedro Álvarez, den die dann fast drei Jahre Verspätung nicht beeindrucken. Solch ein komplexes Werk der absoluten Spitzentechnologie hat keine vordefinierbaren Zeitraster in der man so etwas bauen könnte, das ist ein absolutes Unikat und es gibt keine Vergleiche an die man sich halten müsste. Einiges hätte schneller gehen können, aber man ist halt auch immer auf die Zulieferer angewiesen und die stehen zum Teil vor den gleichen Problemen, fertigt man solche Spezialteile das erste Mal, dann lässt sich die Dauer der Arbeiten nur schwer vorhersagen.
Der Primärspiegel hat einen Durchmesser von 10,4 Metern und besteht aus 36 Einzelsegmenten, hergestellt von der deutschen Firma Schott. Die Siegelsegmente sind bereits da, der Sekundärspiegel und Tertiärspiegel, übrigens von Zeiss produziert, sind unterwegs und in unserer laienhaften Vorstellung müsste man das Ganze jetzt einfach nur noch zusammenbauen. Das ist aber eine unendlich komplizierte Angelegenheit und bis diese optischen Teile an der richtigen Stelle sitzen, muss ein enormes Werk an Technik und Elektronik zur Verfügung stehen. Während der Bauzeit steht die Welt der Hochtechnik ja auch nicht still und man hat mehrfach Gerätschaften bereits wieder ausgetauscht, weil diese bereits durch neuere Technik überflügelt wurden. Wenn schon, dann geht das Grantecan mit der Ausrüstung der letzten Generation ans Werk, da ist eine Verzögerung der Fertigstellung leicht zu verkraften. Unsere kindliche Frage, wenn die so lange daran fummeln, kommt dann nicht irgend ein anderes Teleskop auf der Welt und nimmt uns den Weltrekord gleich wieder weg, beantwortet Pedro Álvarez ganz beruhigend, vor 2020 wird dieser Rekord nicht gefährdet sein. Na dann können wir ja ruhig noch ein bisschen warten und ab und zu auf die Webseite des Grantecan schauen, ob sich wieder was getan hat.
Freitag 28.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1016 hPa
Nutzlose Tiefdruckgebiete
Feigheit vor der Insel könnte das auch sein oder nicht mal die Tiefausläufer sind so wie früher. Da kommt ein mehrere tausend Kilometer langes Wolkenband auf uns zu, bringt uns Wind aber nur lächerliche 7 Millimeter Niederschlag und verkrümelt sich nach Norden. Dabei hat alles so "gut" angefangen, tiefe Wolken, ein kleines Gewitter und damit auch der notwendige Stromausfall in weiten Gebieten des Aridanetals. Nördlich und südlich von uns goss es in Strömen, ob der Atlantik aber etwas mit diesem Wasser anfangen kann, lassen wir mal in den Händen Poseidons. So ein Geschrei, der Flughafen bis zum späten Nachmittag wegen der Fallwinde geschlossen und dann nur 7 Millimeter Regen.
Das mit dem Flughafen ist so eine ganz palmerische Angelegenheit, zwei bis viermal im Jahr geht da nichts, weil Fallwinde auf der Ostseite die Landung einfach zu gefährlich machen. 35 Flüge mussten gestern gestrichen werden, erst gegen 18:00 Uhr konnten wieder Maschinen landen, darunter auch die Condor aus München, die einen Zwischenstopp in Tenerife Süd eingelegt hat um abzuwarten, ob das Wetter hier auf La Palma ruhiger wird. Der Wetterwechsel kam dann prompt und bis 21:30 Uhr landeten noch 8 Maschinen aus Tenerife und Gran Canaria. Schäden durch den starken Wind werden kaum gemeldet, allerdings soll das Ausstellungszelt der "Expo-Feria 2005" im Hafen der Hauptstadt einiges abbekommen haben. Wie es weitergeht wollen Sie wissen, ich auch. Vielleicht noch zwei Tage bis wir wieder sicheren Passatboden unter uns haben, für heute sieht es sehr gut aus, aber westlich von uns tummeln sich noch viele Wolken, die Reste des versprengten Tiefs. Ob diese den Weg zu uns finden, das weiß der Wind ganz alleine. Wäsche raus, zumindest heute.
Donnerstag 27.10.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 7 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1011 hPa
Bevölkerungszuwachs auf den Kanaren lässt La Palma "alt" aussehen
Bei angekündigtem Schmuddelwetter lässt es sich hervorragend in nützlich wie unnütz erscheinenden Statistiken wühlen. Interessant erschienen mir die Vorhersagen über den Bevölkerungszuwachs angefangen vom Jahr 2004 bis einschließlich 2019. Demnach sagt man prozentual La Palma die geringsten Zuwächse bei der Bevölkerung voraus, gerade mal um 15% mehr Palmeros soll es 2019 geben als heute. In Zahlen sind das ausgedrückt 12.600 Menschen mehr als jetzt, 97.000 Menschen würden dann auf La Palma leben, heute sind es 84.500. Dazu muss noch gesagt werden, die gleiche Quelle, das kanarische statistische Institut, hat für La Palma von 2003/2004 sogar eine negative Entwicklung errechnet, ob sich dieser Trend auch 2004/2005 fortsetzt muss man abwarten, dann dürfte man aber auch die ganze Statistik ändern, die eben von einem zaghaften Wachstum ausgeht.
Wahre Boominseln hingegen sollen Lanzarote und Fuerteventura sein, dort erwartet man Zuwächse von um die 50% bis ins Jahr 2019. Bei den "Schwergewichten" gemessen an der Einwohnerzahl, Tenerife und Gran Canaria sind die Zuwächse leicht unterschiedlich. Hatten die Insel bislang fast die gleiche Einwohnerzahl, traut man Tenerife ein schnelleres Wachstum zu. Im Jahr 2019 soll Tenerife alleine dann bereits 1.044.000 Einwohner haben, Gran Canaria bleibt aber mit "nur" 944.000 deutlich unter der Millionengrenze. In Prozenten soll Tenerife an die 25% und Gran Canaria um 19% mehr Bevölkerung haben, immer bezogen auf den Zeitraum von 2004 bis 2019. Die Kanaren als gesamte Region werden nach der Rechnung dann knapp 2,5 Millionen Menschen als Inselbedeckung beheimaten, heute sind es 1,92 Millionen. Packt man neben diesen Zuwachs von 500.000 Menschen unseren bescheidenen Anteil von 12.600, dann sieht La Palma mal wieder wie ein kleiner Rundungsfehler aus. - Statistiken haben auch immer eine niedliche Randnotiz, eigentlich schaue ich mir solche Tabellen immer nur mit dem Hintergrund an, irgendeine Skurrilität zu entdecken. Da wird fein säuberlich auch nach Alter sortiert und da widerspricht nun die Statistik ganz der langläufigen Meinung, die Menschen werden immer älter. Auf La Palma leben heute 74 Menschen die, der nach oben hin offenen Altersskala 99+ angehören. Die Statistik behauptet nun, dass es in den kommenden Jahren immer weniger Leute gibt, die dieser ehrwürdigen Gruppierung angehören. Im Jahr 2019 soll es nur noch 4 (vier) Herr - und Damenschaften geben mit diesem fast biblischen Alter. Das regt mich zum Nachdenken an, wobei ich Ihnen versichern kann, im Jahr 2019 dieser Altersgruppe noch nicht anzugehören, sondern erst im Jahr 2050, aber da gibt es mich statistisch längst nicht mehr. - Wobei, einer von vier, das würde mich schon reizen.
Donnerstag 27.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1011 hPa
Wo ist das Schiff ?
Da haben wir einen wunderschönen Hafen gebaut, das Tor zur Welt für die Westseite und kein Schiff will den Hafen anlaufen. Über zwei Jahre hat es gedauert, bis der erste regelmäßige Fährverkehr Puerto de Tazacorte entdeckt hat und nach wenigen Wochen war diese wunderbare neue Verbindung bereits wieder weg. Die Reederei "Naviera Armas" bediente seit dem 18. Juni dieses Jahres die neu geschaffene Linie, Tenerife - Santa Cruz de La Palma - Puerto de Tazacorte - Santa Cruz de La Palma - Tenerife. Das schmucke Schiff welches unseren potemkinschen Welthafen besuchte war der moderne Frachter "Volcán de Tauce", der für die schnelle Aufnahme von über 100 Trailern konzipiert ist, aber auch PKW und Passagiere mitnimmt. Fahrplan war, Samstagmittag Ankunft in Tazacorte, Sonntag Abfahrt nach Santa Cruz de La Palma und dann weiter nach Tenerife. Für uns und unsere Gäste hier keine wirklich Alternative nach Tenerife zu gelangen, aber für lockere 7 Euro konnten wir eine Minikreuzfahrt um die halbe Insel genießen die ihresgleichen sucht.
Die Freude dauerte nur ein paar Wochen und dann musste die "Volcán de Tauce" ins Dock nach Gran Canaria, die "Astillero de Canarias" (Astican) hatte den Auftrag einen schadhaften Motor des Schiffes wieder flott zu bekommen. Das kann passieren, dafür hat jeder Verständnis und wenn man das repariert hat, dann geht es wieder weiter. Nun ist die "Volcán de Tauce" aber längst wieder flott und fährt Linie zwischen Tenerife und Gran Canaria, wo sie angeblich ihr Schwesterschiff "Volcán de Tejeda" ersetzt, warum dürfen Sie jetzt raten. - Richtig, das Schiff liegt in Gran Canaria und hat einen kaputten Motor und so lange diese Havarie nicht behoben ist, kommt "unser" Schiff nicht mehr nach Tazacorte. - Für Ende Oktober hatte man uns versprochen den Liniendienst wieder aufzunehmen, Mitte November macht jetzt ein Sprecher der Reederei daraus. Wenn man ehrlich ist, es gibt nicht den geringsten Bedarf für diese Fährverbindung, außer der wunderbaren kleinen Kreuzfahrt zwischen den beiden Häfen La Palmas kann man schlicht keinen Sinn in dieser Verbindung entdecken, das haben wohl auch mögliche Spediteure und die Reederei selbst erkannt. Auf dem Fahrplan der "Naviera Armas" tauchte die, von uns so sehr erhoffte Verbindung auch nie auf. Der November wird sicher kommen, ob die "Volcán de Tauce" wieder zu uns kommt, das wage ich inzwischen zu bezweifeln.
Mittwoch 26.10.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1013 hPa
Wein trinken wird zur ersten Bürgerpflicht
Die Rekordernte dieses Jahres macht den Winzern gewaltig zu schaffen, es ist zwar schön einmal eine komplette Ernte einzufahren und nicht von Unwettern heimgesucht worden zu sein, aber zu viel Wein, das geht auch nicht gut. Erschwerend kommt hinzu, dass viele kleine Winzer es längst aufgegeben haben den Wein selbst zu pressen und auf Fässer zu ziehen, man hat sich darauf verlassen, dass die großen Bodegas einem die Trauben schon abkaufen werden. Da haben sich viele kleinen Winzer wieder mal von den schönen Augen der europäischen Union locken lassen, für abgefüllten und klassifizierten Qualitätswein gibt es Geld aus Brüssel. Wein hingegen, aus den kleinen privaten Bodegas darf aber nicht mal mehr in einschlägigen Lokalitäten ausgeschenkt werden. Jetzt hat man die alte Presse rausgeschmissen und weiß nicht wohin mit den Weintrauben, da die großen Abfüller längst keine Trauben mehr kaufen. Gut, wer da noch einen Freund hat, der noch eine Presse besitzt, da wird jetzt im Akkord Wein gemacht, der wird ja bekanntlich nicht so schnell schlecht wie die Trauben selbst.
Als Kompott müssen viele kleine Winzer auch noch die Nachricht hinnehmen, dass dennoch Trauben von der iberischen Halbinsel importiert werden. Angeblich nur als Deckwein, weil unser Listán oder Negramol nicht genügend Farbstoffe besitzen soll, den Wein so rot zu machen, wie der Verbraucher das angeblich will. Nur Bösedenker kommen auf die Idee, damit könnten die großen Bodegas noch mehr Reibach machen, weil es immer noch billiger ist, Trauben vom Festland hier her zu karren, als nur hiesige Trauben zu verwenden. Neue Absatzmärkte sind also gefragt, die unseren Weinsee mit austrinken helfen und wenn man weiß, dass in den letzten Jahren noch viel mehr Reben gesetzt wurden, die aber noch nicht vollständige Erträge bringen, dann kann man sich zukünftig auf katastrophale Rekordernten freuen. Also, erste Bürgerpflicht wird sein, mehr Wein zu trinken, das kann bereits helfen. Wenn das auch nicht ausreicht, dann müssen im Sommer endlich wieder Unwetter, Hitze oder massiver Schädlingsbefall her, noch so eine Rekordernte kann sich von den kleinen Winzern keiner mehr leisten...
Mittwoch 26.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1016 hPa
Nando ist tot
Kein Mensch der die Welt verändern könnte mit seinem Ableben und sicherlich wird sich keine Weltpresse für diese Katastrophe interessieren, Nando war aber ein Stück von uns und ist jetzt einfach nicht mehr da. Ein Stahlbetonträger hat ihn bei der Arbeit getroffen, mehrere Tonnen Beton und Eisen haben aus Nando eine Erinnerung gemacht und uns allen die Sprache mit ihm genommen. Ana bleibt jetzt mit ihrem Kind alleine, er kommt nicht mehr die Kartoffeln zu häufeln, die Mandeln zu pflücken und das Haus auf den Winter vorzubereiten. Es wird ein harter Winter für Ana. Sie hat vor ein paar Jahren bereits ein Kind begraben müssen, danach ihre Mutter und jetzt Nando.
Vor vielen Jahre, lassen sie es zehn sein oder weniger, kamen viele Portugiesen zu uns um mit Werksarbeitsverträgen den neuen "Cumbre Tunnel" zu bauen. Das waren allesamt gute Leute und als der Tunnel fertig war gingen die meisten wieder, nur ein paar derer blieben bei uns. Nando hat sich nie beklagt, zu wenig Arbeit, zu wenig Geld wie die anderen es immer getan haben, er hat einfach die Mütze verkehrt herum aufgezogen und ist arbeiten gegangen um abends seiner Frau und seinem Kind mehr als sich selbst geben zu können. Einer von uns, nicht mehr und nicht weniger, der sein kleines Glück auf dieser Insel und mit seiner Familie gefunden hatte. Ich hoffe nur, der Pfarrer versucht keine Erklärungen zu geben, sondern einfach nur Trost und die Bauaufsicht keine Schuldigen und Konjunktive anzubieten, die Nando noch leben ließen. Diese Zweifel machen für Ana das Morgen noch schwerer. A quien toca, toca. Wen´s erwischt, den erwischt´s, so einfach sind die Regeln und so schwer das Leben. Adeus Nando.
Dienstag 25.10.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1017 hPa
Schlechtwäschewarnung
Der Regen kommt wieder, dieses Mal haben wir uns kein Wochenende dazu ausgesucht, sondern den Donnerstag. Eine gewaltig lange Regenfront kommt vom Westatlantik in Richtung Europa und Afrika gezogen, die Überbleibsel der tropischen Stürme und Hurrikane, welche in den warmen Zonen des mexikanischen Golfes entstanden sind. Haben die Stürme dort für Zerstörung, Leid und reichlich Presse gesorgt, schickt man diese in Richtung Nordatlantik und damit auf den Weg nach Osten. Dort ist aber das Wasser viel zu kalt um als Wirbelsturm überleben zu können, der Hurrikan verliert seine notwendige Nahrung und leidlich zerfledderte Tiefdruckfronten jagen dann in Richtung alte Welt. Gut für Europa und wenn das Azorenhoch richtig am Arbeiten ist, dann gelangen die Kanaren nicht in den Einfluss dieser wasserschwangeren Tiefs, sondern die Wolken werden so weit nach Norden geschoben, so dass frühestens in Nordspanien der erste Regen ankommt.
In den Herbstmonaten aber kann man fast sicher davon ausgehen, dass der sonst so stabile Hochdruck über den Azoren schwächelt und so die Tiefs auch "runter" bis in unsere Breiten kommen können. Das heißt für uns, Regen meist mit Wind aus Südwest, ganz feuchte und immer noch warme Luft, der tropische Ursprung dieser gewaltigen Wasserblasen ist immer noch zu erkennen. Das nationale Wetteramt gibt also für den Donnerstag eine Unwetterwarnung heraus, das meiste wird aber die iberische Halbinsel abbekommen. Dennoch kann es am Donnerstag bei uns zu schweren Niederschlägen kommen, die besonders als Schauer nicht ohne Gefahr sind. Fällt ganz viel Regen in kürzester Zeit, kommt es zu Sturzbächen auf den Straßen, Geröll löst sich und stellt eine weitere Gefahr dar. Straßenränder können unterspült werden und Steinschlag ist möglich, besonders im Norden der Insel. Auf La Palma gibt es eigentlich nie Überschwemmungen, ganz einfach, weil das Gelände viel zu steil ist um das Wasser an einer Stelle zu halten. Darin liegt aber auch die andere Gefahr, aus Rinnsalen werden reißende Bäche, die ganz schnell und mit Gewalt Richtung Meer ziehen. Das Tief soll kurz und heftig sein, für den Freitag ist bereits wieder Entwarnung angekündigt. Meine Sorge gilt wie immer den Hausmännern, morgen tagsüber alle Wäsche erledigen und nichts in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hängen lassen; für Donnerstag also Schlechtwäschewarnung.
Dienstag 25.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1020 hPa
Die heilige Quelle scheint gefunden
Acht Jahre lang hatte man versucht und gehofft, einen alten therapeutischen Schatz der Insel wieder zu finden, die "Fuente Santa", also die heilige Quelle in Fuencaliente. Nach alten Büchern sprudelte dort heißes Wasser fast auf Wasserlinie aus dem Fels und die Leute kamen von der ganzen Insel dorthin um ihre Zipperlein zu kurieren. Sogar von anderen Kanareninseln und auch vom Festland kamen die Leute, von Wunderheilungen wurde berichtet, das war allerdings in einer Zeit, als Wunder noch zum täglichen Brot unserer katholischen Glaubensgemeinde gehörten. Mit dem Ausbruch des San Antonio im Jahr 1677 kam das jähe Ende dieses gesundheitlichen Badespaßes, die Lava verschüttete die heiße Quelle. Man begann zwar seinerzeit noch nach dem heißen Wasser zu suchen aber ohne Erfolg, mit Hacke und Spaten alleine kommt man gegen die Basaltfelsen schlecht an. Die Idee, diese Heilquelle wieder für die Menschen zugänglich zu machen verschwand aber nie aus den Köpfen der Leute und nun, mit Geld und moderner Technik scheint es gelungen diesen, gerade aus touristischer Sicht, enormen Schatz wieder zu entdecken. - Scheint, deshalb nur, weil an vielen Stellen der Insel Wasser aus dem Fels tritt wenn man diesen anbohrt und chemische Analysen noch ausstehen, ob es sich bei dem 50 Grad warmen Wasser auch wirklich um Thermalwasser im Sinne einer gesundheitsförderlichen Wirkung handelt. Vielleicht gibt es diese Analysen auch bereits, da wiederum scheint die Frage angebracht, warum diese nicht veröffentlicht werden. Interessant wäre auch zu wissen, gegen was, gegen wen und eventuell für wen oder was das Wasser helfen kann, sollte es gegen Haarausfall dienlich sein, möchte ich hiermit eine Dauerkarte beantragen.
So viel zu den minimalen Zweifeln, die tauchen aber immer bei mir auf, wenn zu viel Politprominenz sich vor die Kamera stellt und eine rosige und nachhaltige Zukunft für diese Insel prophezeit, da ist schon zu oft aus einem warmen Regen ein kalter Tropfen geworden. In der Tat sind die neuen Möglichkeiten die aus einer Thermalquelle auf La Palma entstehen ein wahres Geschenk des Vulkans. Ein Bad, mit Therapiezentrum und allem was dazu gehört, könnte ein echter und neuer touristischer Magnet der Insel werden. Da sprudeln die Ideen gleich mehrfach so stark wie die Quelle an sich und gut organisiert und nicht gleich wieder an einen internationalen Großkonzern verscherbelt, könnte diese Wiederentdeckung der Heiligen Quelle La Palma ein großes Stück weiterhelfen, sich im touristischen Angebot noch interessanter zu etablieren. Wie bereits gesagt, acht Jahre hat man den Stollen in den Berg getrieben und nun ist die Röhre 200 Meter lang. Viele Unterbrechungen der Arbeiten gab es, Zweifel an der Machbarkeit tauchten auf und immer wieder mussten neue Geldmittel locker gemacht werden. 712.000 Euro wurden nun in die Quelle gesteckt, sollte diese es wirklich sein, dann kommt die Summe in kürzester Zeit wieder warm aus dem Berg gelaufen. Wir müssen uns bereits Gedanken über die Umbenennung einiger Orte machen. - Bad Los Canarios, Bad Fuencaliente, Bad Nolasco (so heißt der Bürgermeister der Gemeinde) oder gleich Bad La Palma und wenn wir dann die erste Wunderheilung verkünden können, zum Beispiel Stoiber kommt aus dem Bad und spricht deutsch, dann brauchen wir uns um die Zukunft dieser Insel wirklich keine Sorgen mehr zu machen.
Montag 24.10.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1021 hPa
Feuerverhinderndewollmilchziege
Ein Loblied auf die einheimische Ziege stimmen Wissenschaftler der Universität La Laguna an, die in einem breiten Feldversuch die Auswirkung der Ziegenhaltung auf Landschaft und Flora der Insel untersucht. Ziegen gelten allgemein als genügsame Allesfresser, aber auch unter den Ziegenrassen gibt es noch mal feine Unterschiede. Auf La Palma leben Tiere der einheimischen Rasse "Raza palmera" friedlich neben denen, die sich "Majorera" nennen, so werden die Ziegen genannt, die ursprünglich aus Fuerteventura stammen. Diese geben mehr Milch als unsere Ziege, sind aber auch anspruchsvoller im Futter und werden so meist in Gattern gehalten und der Landwirt hat reichlich zu tun, bestimmtes und ausgesuchtes Futter zu den Hochleistungsziegen zu bringen. Das bringt saftige, fette und vor allem viel Milch, aber auch deutlich mehr Aufwand mit sich.
Unsere palmerische Ziege hingegen ist genügsamer und hervorragend geeignet wochenlang durch die unzugänglichen Hanglagen zu wandern und sich dort selbstständig und vor allem umsonst zu ernähren. Das Ergebnis, weniger Milch, wird deutlich aufgewogen durch den simplen Umstand, dass deren Futter nichts kostet. Weidende Ziegen sind aber auch oft ein Dorn im Auge der Naturschützer, die Ziege fragt nicht ob das ein geschütztes Kräutlein ist welches da gerade in ihrem Maul verschwindet und Verbissschäden von streunenden Ziegen und Mähnenschafen im Nationalpark erzürnen regelmäßig die Wächter unserer geschützten Biosphäre. Die Wissenschaftler aus Tenerife sehen aber keine Gefahr für unsere Flora durch weidende Ziegenherden, hält man diese vom Nationalpark fern, dann können die nichts kaputt machen und weiden zudem meist auf Flächen, auf denen keine andere Kultur lohnt. Allerdings kann es schon mal vorkommen, dass ein unaufmerksamer Schäfer nicht mitbekommt, wenn seine Herde sich über einen, mühsam dem Berg abgerungenen Weinacker hermacht, dann aber nichts wie weg. Einen wahren Segen stellen die Ziegen dar wenn man sie in den Brandschneisen weiden lässt, ganz ohne teure Arbeitskräfte putzt die gehörnte Truppe diese Fläche. So müssen keine chemischen Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt werden und die, nun frei von Bewuchs stehende Fläche, kann im Brandfall wirklich ihren eigentlichen Zweck erfüllen. Wahre Alleskönner unsere Ziegen, das Fell ordentlich abgezogen und in viel Wein und Knoblauch stundenlang auf dem Dreibein geköchelt, haben die sogar noch post mortem ihren kulinarischen Reiz.
Montag 24.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1021 hPa
Mein Vulkan, dein Vulkan
Die Regionalisten der Coalición Canaria aus Fuencaliente beklagen sich bitter darüber, dass das neue Informationszentrum welches über die Vulkanroute informiert, auf dem Gemeindegebiet El Pasos entstehen soll und nicht in der südlichsten Gemeinde der Insel. Man plant am "Refugio El Pilar", einem der bekanntesten Ausflugsziele der Insel, ein lebendiges Museum in dem es um die vulkanologische Geschichte der Insel geht, erzählt und erklärt anhand der berühmten Vulkantour welche in etwa 7 Stunden von El Pilar nach Fuencaliente führt. Das gönnt man uns nicht, man möchte die Vulkane für sich haben, als dürfte es keine weiteren Vulkane und Informationszentren außerhalb Fuencalientes geben, obwohl man in der Gemeinde bereits eines hat.
Dabei macht es Sinn, die Information vor der Wanderung zu geben und nicht hinterher, wo doch nur jeder eine Erfrischung sucht und stolz seine müden Muskeln massiert. In fast 90% der Fälle beginnt man die Vulkantour von El Paso aus, der Weg ist deutlich leichter und besser zu begehen als anders herum. Wer einmal kilometerweit im losen Vulkangrus berauf gegangen ist, der weiß wovon ich spreche. Einen anderen Hintergrund hat dieser klein karierte Hickhack auch noch, seitens der Regionalpartei Coalición Canaria gönnt man dem Ort El Paso überhaupt nichts, nachdem es die einzige Gemeinde der Insel ist, welche die Coalición Canaria auf die harte Oppositionsbank verbannt hat. Politisches business as usual, ich habe kritisiert, also bin ich. Die Zeitungen drucken ungeprüft jeden, noch so wirren Vorschlag, da bleibt das Papier nicht mehr weiß, man muss weder nachdenken noch recherchieren. Das muss man sich mal vorstellen, da fordert jemand zwei Vulkanmuseen in einem Ort und das steht auch noch in der Zeitung, ohne den Hintergrund auch nur angehend zu beleuchten. - Wir haben Bild-Zeitung und Focus wirklich nicht nötig.
Sonntag 23.10.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1019 hPa
Nur gemeinsamer Müll ist nachhaltiger Müll
Inselregierung und die 14 Gemeinden La Palmas haben sich nun darauf hin geeinigt, die Hausmüllentsorgung zentral zu organisieren. Bislang kehrt jede Gemeinde auf eigene Kosten und Gefahr vor der eigenen Tür, mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen für die Bürger der einzelnen Gemeinden. Das will man nun besser machen, auch in Hinsicht auf die in Bau befindliche zentrale Müllverwertungsanlage in Mazo sicher ein logischer Schritt. Unser werter Inselpräsident, José Luis Perestelo, spricht sogar von einem historischen Schritt und damit hat er gar nicht mal so unrecht, der Einigung gingen jahrelange Zankereien voraus, keine Gemeinde lässt sich hier gerne was aus den Fingern nehmen, auch wenn es um so etwas wie Müll geht.
Der erste Schritt ist also getan, nun müssen die Einzelheiten geklärt werden und dann investiert. Neue Fahrzeuge müssen her, wie setzt sich das Personal zusammen und wo wird wann dann der Müll abgeholt. Da lauern noch reichlich Fallen, müssen nun städtische Angestellte welche bislang den Müll entsorgt haben gehen, oder werden diese von der zentralen Organisation übernommen. Bleibt die bisherige Qualität und Quantität der Entsorgung für die Bürger erhalten, oder müssen wir uns auf völlig neue Umstände einrichten. So wird zum Beispiel bei uns, El Paso-Land, der Müll dreimal die Woche nachts abgeholt und dafür bezahlen wir schlappe 38,- Euro pro Jahr und Haushalt. Oder wird es überhaupt keine Hausmüllabfuhr mehr geben und wir müssen, wie bereits in den Teilen Las Manchas welche zu Los Llanos gehören, unseren Müll in große Sammelcontainer werfen, die alle paar hundert Meter an den Straßen stehen. Keiner weiß es bislang, aber man erklärt uns, dass zukünftig die Müllentsorgung auf La Palma nachhaltig sein wird und zum Vorteil aller Bürger. Nachhaltige Müllabfuhr und alles wird besser, politischer Alltag auf einer kleinen grünen Insel im Atlantik.
Sonntag 23.10.05 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1021 hPa
Französischer Bananenmulti macht uns Mut
Pomona heißt die größte Bananenreiferei Frankreichs, die auch immerhin 70 Millionen Kilo kanarische Bananen in ihren Installationen zur Reife bringt um dann den Großteil wieder auf den spanischen Festlandsmarkt zu bringen. Von diesen 70 Millionen Kilo kommt fast die Hälfte aus La Palma, die Pomona hat zwei starke Partner hier, "Morriña" und "Europlátanos". Eine Delegation der Pomona besuchte nun La Palma, Tenerife und Gran Canaria um sich vor Ort ein Bild über die kanarische Bananenproduktion zu machen. Bei solchen Anlässen werden auch immer wieder Pressetermine vereinbart und die französischen Kollegen fanden ermutigende Worte für unsere verunsicherten Bananenbauern. Keiner weiß so recht wie es ab 2006 weiter gehen soll, da fallen die Kontingentierungen für mittelamerikanische Bananen in Europa und die, auf der anderen Seite des Atlantiks, können es zwar nicht besser, aber viel billiger.
Wir sollen uns keine Sorgen machen, die kanarischen Bananen seien die besten überhaupt -das aus dem Munde der Franzosen, die ja auch reichlich Bananen aus ihren Überseeregionen Martinique und Guadeloupe auf dem Markt unterzubringen haben. Wer ein Gespräch hier so beginnt, der darf weiterreden. Gerard Higuinen, Direktor der Pomona meint, die kanarischen Bananen werden sich auch gegen einen billigeren Konkurrenten weiter auf dem Markt behaupten, der Qualitätsunterschied garantiere das Fortbestehen unserer Produktion. Manuel Lorenzo, unser Präsident der kanarischen Vereinigung der Bananenproduzenten "Asprocan" war nun auch hell auf begeistert von den vielen guten Worten die sein französischer Kollege und Kunde da von sich gab. Alle rechnen nun mit einer starken Verbrauchertreue auf dem spanischen Festland, einmal kanarische Bananen - immer kanarische Bananen und für zwei Tage verschwinden die grauen Wolken der Zukunftsangst des palmerischen Primärsektors, dann reisen die Franzosen wieder ab und lassen uns mit guten Worten und Hoffnungen wieder alleine. Am Verbraucher und seinen Kaufgewohnheiten liegt es also ob wir überleben können, darauf wären wir so nie gekommen.
Samstag 22.10.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1018 hPa
Ups, da haben wir doch glatt eine Wolke übersehen
Heute Abend erwarte ich noch mehrere empörte Anrufer unserer Gäste, habe ich doch wettertechnisch wieder mal auf virtuelle Diagramme vertraut anstatt den Kopf 361 Grad über den Himmel schweifen zu lassen. 361 Grad ist schon OK, das eine Grad gönne ich mir immer als Zugabe. Ich habe die Leute heute wirklich in die Berge geschickt und animiert Grillfleisch zu kaufen, diese verflixte Wolke war auch heute Morgen noch nicht da und auf keiner Wetterkarte war diese zu erkennen. Leichter, viel zu leichter Nordwind sorgt für fast völligen Stillstand der Wolkenformation und will dieses lästige Bündel Feuchtigkeit einfach nicht aufs Meer hinaus treiben. Dann leidet diese Wolke auch noch an Wasserinkontinenz und versaut mit einem ganzen Millimeter Niederschlag meine letzte Glaubwürdigkeit.
Die Kirche hat schon zu, der Pfarrer sitzt bereits in der Kneipe, also muss ich mir anderswo Absolution erkaufen, bis morgen will ich nicht warten. Nur gut, dass es auf La Palma in allen Orten öffentliche Ablassstationen gibt, in denen man gegen einen kleinen Obolus geweihte Flüssigkeiten erhält, mit denen man sämtliche Verfehlungen des Tages abspülen kann. Dabei muss aber auf innere Anwendung geachtet werden, es hat keinen Sinn sich das Bier über den Kopf zu schütten, der liebe Gott hat extra einen Spalt zwischen die Lippen schneiden lassen um gezielte Oraltherapien zu ermöglichen. Um sich richtig zu kasteien und in Demut sowie Reue seine Schuld abzuarbeiten, muss diese schreckliche Anwendung des gegorenen Bittergetränks mehrmals wiederholt werden, nur so ist es sicher zu stellen, dass die Schuld umfangreich und nachhaltig getilgt wird. Ich weiß auch schon wo ich für meine übergroße Schuld heute leiden werde, Kiko, der Wirt aus der Abuela hat auch gesagt, dass die nächsten Tage immer nur die Sonne scheinen wird, wir können uns dann gegenseitig die bittere Medizin der Verfehlungen einträufeln. - Für morgen verkünde ich abermals Sonnenschein, ist jetzt auch schon egal und wenn es wieder anders kommt, dann gehe ich morgen eben noch mal in die Kneipe. Fies von mir ist aber wirklich, dass ich meine Kinder auch leiden lasse, die müssen mitkommen und dann so grausame und eiskalte Brocken gefrorener Milch am Marterpfahl verzehren. Manchmal weiß ich nicht, ob ich mir da nicht zwei kleine Masochisten erzogen habe, fragen die mich doch tatsächlich: "Papi, gehst du heute Abend wieder sühnen, wir würden dich gerne dabei unterstützen!" - Also gut, gehen wir es an, Kiko bring mir ein Bier und zwei Eis für die Kinder! So einfach haben es wir Katholiken, Habemus cerevisiam, ego te absorbo.
Samstag 22.10.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1019 hPa
Expo-Feria 2005
Heute und morgen noch, kann jeder Interessierte eine palmerische Handels und Handwerksmesse besuchen. In Santa Cruz am Hafen findet die 2. "Expo-Feria" statt, ein Name vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, aber immerhin zeigen fast 60 Firmen der Insel ihre Möglichkeiten und ihr Tätigkeitsfeld. Hintergrund dieser Messe ist es, den direkten Kontakt der Gewerbetreibenden zum Publikum herzustellen. Printwerbung oder Internetauftritt sind gute Werbeträger, aber hier will man dem möglichen Kunden das Produkt und die Menschen hinter der Leistung reell zeigen und die Anbieter können auf gezielte Fragen persönlich und ohne Abstand eingehen. Die Aussteller müssen für die Stände nach Quadratmetern bezahlen und von den Besuchern fordert man ein Eintrittsgeld von 2 Euro. Damit will man verhindern, dass nur "Hamburger" (Also "Sehleute", Leute die nur gucken aber nicht kaufen) das Ausstellungszelt überfluten und echten Interessenten den Zugang zu den gewollten Informationen erschweren.
So ist aber auch sichergestellt, dass der Veranstalter auf seine Kosten kommt, einige öffentliche Träger beteiligen sich auch noch als Sponsoren, da kann doch schon gar nichts mehr schief gehen. Als letztes Jahr die erste Veranstaltung dieser Art stattfand, war man sich noch sehr unsicher, ob so eine Form der Messe auf La Palma überhaupt Sinn macht, aber sehr viele Firmen sind nun schon das zweite Mal dabei, das spricht für sich allein. Bunt durcheinander geht es im Angebot, da werden Marmorheizungen für den kalten Winter angeboten, (wenn es der Firma gut geht weil es so kalt ist, dann geht es mir immer schlecht, aus dem gleichen Grund). Daneben gibt es Baumaterialien, Werkzeuge, Käse, Wasser, Wein und vieles mehr und auch Schädlingsbekämpfer buhlen dort um den geneigten Kunden. Es ginge zu weit, hier alle vertretenen Firmen aufzulisten, muss ich auch gar nicht, die Expo-Feria 2005 hat so viel Geld, dass man sich bereits eine eigene Webseite leisten kann: www.expoferialapalma.com (Link entfernt da nicht mehr gültig) heute und morgen noch im Hafen von Santa Cruz, 10:00 bis 21:00 Uhr.
Freitag 21.10.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1017 hPa
Winterhimmel
Für Mitteleuropäer klingt das Wort Winter immer gleich nach Schnee und Eis und Schmuddelwetter. Bei uns ist Winter zunächst nichts anderes als dass es ein paar Grad kühler ist und auch auf der Westseite regnen kann. Mit nicht zu erklärender Unregelmäßigkeit überfallen uns dann Tiefdruckgebiete aus dem Westen, denen kein starkes Hochdruckgebiet wie im Sommer, den Weg in unsere Breiten versperrt. Ich glaube längst nicht mehr an Bauernregeln, Kriegsnarbenzwicken alter Herren und schon gar nicht an langfristige Vorhersagen, das wird ein kalter Winter oder ein Trockener. Das einzige was hilft ist das Azorenhoch im Blick haben und ob es seinen Dienst an gewohnter Stelle verrichtet. Tut es das nicht, aufgepasst, dann ist Platz für linksgedrehte Vitalstoffe, soll heißen Regen für die Westseite.
Für mich hat allerdings das Licht in der klaren Winterluft etwas faszinierendes. Der Sommer, mit all seinen lieblichen Vorteilen der Wärme bringt keine solchen Farben zum Ausdruck und schon gar keinen gestochen scharfen Horizont über dem Atlantik. Da bei uns im Sommer über dem Nordostpassat meist trockene Luft steht, gehen Meer und Himmel, dort wo der Horizont sein muss in gelblich grauen Farben ineinander über. Nur am Winterhimmel gibt es den Horizont und somit auch die spektakulärsten Sonnenuntergänge. Türmen sich dann noch wie heute klinisch rein wirkende Quellwolken tief über dem Atlantik, dann glauben Außenstehende eher an Bildbearbeitungsprogramme als an strahlende kanarische Wirklichkeit. So lasse ich mir den Winter gefallen, die Temperaturen tagsüber deutlich über der 20 Grad Marke und einen Himmel und ein Wolkenspiel für welches uns sogar die Bayern beneiden. Keine Regen in Aussicht und auch keine Kälte, La Palma in weiß-blau-grün, mit ein paar roten Häubchen unter denen die Einwohner dieses wunderschönen Eilands ihre Nächte verbringen. - Mein Gott, ist der wieder verliebt in seine Insel heute und kaum wird es kälter, schimpft er wie ein niederbayrischer Viehhändler und plant seine Flucht nach Afrika oder trägt lange Unterhosen schon bei 15 Grad plus!
Freitag 21.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1019 hPa
Alle Jahre wieder
Der Hafen unserer Hauptstadt bleibt weiterhin ohne Zollstation, hier können nur Schiffe anlegen die aus einem Land kommen, welches dem Abkommen von Schengen angehört. Dieser Umstand verhindert es, dass wir von manchen Frachtschiffen direkt angelaufen werden können aber vor allem ist es so unmöglich, Kreuzfahrtschiffe die nicht aus Europa kommen einen ersten Stopp im alten Kontinent anzubieten. Dabei geht es nur ums Geschäft, dort wo die Kreuzfahrer ihre erste Station auf den Kanaren machen wird eingekauft, die zweite und dritte besuchte Insel geht dann leer aus. Dabei sind nicht nur die Passagiere interessant, die Besatzung, oft auch im Bereich von 1.000 Menschen und damit Konsumenten, benutzen die Kanaren als zollfreien Supermarkt und decken sich hier, vornehmlich mit Tabak und Spirituosen ein.
Unser Hafen in Santa Cruz de La Palma gehört uns aber gar nicht, er ist Teil der Verwaltung "Puertos de Tenerife", also schlichtweg eine Filiale. Da hilft kein Stampfen und Zetern, wenn Tenerife nicht will, dass unser Hafen international wird, dann wird er es nie werden. Warum sollten die das auch wollen, Teile ihres Geschäftes könnten dann weg brechen und wir zur Konkurrenz werden. Die offizielle Erklärung lautet immer, der Aufwand wäre zu groß, man müsste im Hafen baulich einen internationalen Terminal erschaffen und auch extra Personal einstellen welches dann die Schiffe aus Übersee betreut. - Es ist längst ein treues Spiel für die Öffentlichkeit geworden, mindestens einmal im Jahr steht jede politische Partei auf und fordert die Schaffung einer Zollstation im Hafen. Das wird aber nichts, der Hafen ist nur von Tenerife "geliehen" und die werden sich ihr Geschäft nicht nehmen lassen.
Donnerstag 20.10.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1018 hPa
Wenn das mal keinen Ärger gibt
Das neue Spanien unter Zapatero gibt sich stachelig gegen die Vereinigten Staaten von Amerika und wagt es, einen Haftbefehl gegen drei amerikanische Soldaten auszustellen. Dieser Haftbefehl geht auf einen Vorgang in Bagdad zurück, am 8. April 2003 beschoss ein amerikanischer M1 Panzer das Hotel "Palestine". Die Journalisten bewohnten zunächst das Hotel "Rashid", wurden aber von den Amerikanern aufgefordert in das "Palestine" umzuziehen. Durch den Beschuss starben der ukrainische Reporter Taras Protsyuk und der spanische Kameramann José Couso, der für den Privatsender "Telecinco" in Bagdad drehte. Per Haftbefehl gesucht werden nun Thomas Gibson welcher den Schuss aus dem Panzer abgab und seine beiden Vorgesetzten, Philip de Camp und Philip Wolford, die den Beschuss des Hotels autorisierten.
Der freche spanische Untersuchungsrichter heißt Santiago Pedraz und erklärt, man habe versucht Aufklärung von amerikanischer Seite zu erhalten, aber nur sehr unbefriedigende allgemeine Auskünfte erhalten, die auch so schon in jeder Zeitung zu lesen waren. Um den Fall aufzuklären möchte er nun den dreien habhaft werden und befragen, da aber niemand zu einer Anhörung bereit war, weder in den Vereinigten Staaten, noch in einem anderen Land, sieht er sich gezwungen diesen internationalen Haftbefehl auszustellen. Der gilt allerdings nicht in Amerika und so handelt es sich eher um eine demonstrative Aktion. Beschuldigt werden in dem Haftbefehl die drei Soldaten gegen die Genfer Konvention verstoßen zu haben und es bestehe Mordverdacht. Schwere juristische Geschütze also gegen tödliches Panzerfeuer, scheint eigentlich eher hilflos, ist aber zumindest ein Ausrufezeichen gegen die selbstherrliche Rechtsauffassung der mächtigsten Streitkräfte der Welt. Der Haftbefehl ist auch hier nicht unumstritten und ein Staatsanwalt hat bereits angekündigt, gegen diesen Haftbefehl vorzugehen. Es ist letztendlich auch ein Politikum, die frühere Aznar-Regierung hat sich blind hinter die Amerikaner gestellt und seinerzeit wäre so ein Haftbefehl unmöglich gewesen. Nun aber hat sich Spanien vom großen Onkel befreit und sticht auch gleich ein bisschen. Ob der mächtige Onkel da drüben sich überhaupt gekratzt fühlt, werden die nächsten Tage zeigen. Vielleicht versucht man uns zu ignorieren, "amused" ist aber sicher keiner, die Familie der verstorbenen Reporter übrigens auch nicht, die in dem Haftbefehl wenigstens ein Zeichen sehen, dass der Tod der beiden nicht vergessen wird. - Ich weiß, das hat eigentlich nichts mit La Palma zu tun, der Fall wird hier aber wohl diskutiert.
Donnerstag 20.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1020 hPa
Wasser, so billig wie noch nie
Es hat viele Gründe, warum diesen Sommer die Preise für "Bananenwasser" einfach nicht richtig steigen wollten, der Preis von 8 Cent für eine "pipa" (480 Liter) markiert ein historisches Minimum für eine Sommerperiode. Da ist einmal das regenreiche Frühjahr zu nennen, welches private Wasserspeicher umsonst füllte, dann regnete es im Mai erneut und schob die harte Phase des Sommers einen ganzen Monat nach hinten. Das Speicherbecken in Barlovento musste entleert werden und das überschüssige Wasser wurde großzügig in das Netzwerk der Bewässerungen geleitet. Es war also jeden Moment Wasser im Überfluss vorhanden, kein Grund und keine Notwendigkeit mit der Preisschraube die Landwirte zum Sparen zu animieren.
Da sind wir beim nächsten Punkt, die jahrelangen Bemühungen Wasser zu sparen tragen nun deutliche Früchte. Das Leitungssystem wurde nun bereits fast inselweit erneuert und die Verluste an Wasser auf den vielen Kilometern betragen heute nur noch eine Bruchteil des Schwundes früherer Jahre. Früher, "als alles immer besser war" schickte man in den Bergen 1.000 Liter in offenen Leitungen ins Tal und dort empfing man unter großem Beifall vielleicht gerade mal die Hälfte des Wassers. Ein weiterer und sehr wichtiger Grund, warum inzwischen weniger Wasser in der Landwirtschaft benötigt wird, ist die Umstellung der Bewässerungen in den Plantagen selbst. Viele Landwirte haben die alten Methoden des Wässerns aufgegeben und bedienen sich moderner Technik um den Pflanzen das benötigte Nass zu geben, aber nicht mehr. Mit Tröpfchen- und Sprühbewässerung kann man die benötigte Wassermenge auf etwa die Hälfte reduzieren, gegenüber der traditionellen Methode, einmal in der Woche die gesamte Plantage flächendeckend zu fluten. Es gibt auch bereits eine ganze Reihe von Bananenbauern, die sich nicht mehr auf die zwickende Narbe am Bein verlassen, wann gegossen werden muss, sondern Feuchtigkeitsmesser in der Erde stecken haben und so genau über den Durst ihrer Bananen informiert werden. Ein Schlechtes hat diese ganze Geschichte, die privaten Wasserverkäufer und Händler haben keinen guten Sommer hinter sich und ich trauere klammheimlich mit ihnen.
Mittwoch 19.10.05 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1020 hPa
Manches geht schneller als erhofft
Die Reparaturarbeiten am gewaltigsten Speicherbecken der kanarischen Inseln hat bereits begonnen. Die größte "balsa", wie man hier sagt, ist die "La Laguna de Barlovento" und musste völlig entleert werden, da ein großes Leck am Boden des Speicherbeckens gefunden wurde. Nach monatelangem Hin und Her, Kompetenzgerangel, Fehlersuche und besonders Sponsorsuche, haben nun tatsächlich die Arbeiten begonnen, zwar viel später als ursprünglich mal angedacht war, aber viel früher als befürchtet wurde. An dieser Stelle muss man dem so oft gescholtenen Inselpräsidenten mal wieder ein Kompliment machen, der alte Fuchs hat es tatsächlich hinbekommen, dass Madrid diese Reparatur komplett übernimmt. Wenn wir die 3,5 Millionen vom Provinzparlament zusammenbetteln hätten müssen, dann wäre die Instandsetzung der "Laguna de Barlovento" wohl auch eher wieder ein posteruptives Ereignis geworden.
Bei all dem Hurra und der Freude, wann das Speicherbecken wieder benutzt werden kann, das stellt sich erst in den nächsten Tagen raus. Man hat nun damit begonnen, die Abdeckfolie zu entfernen und kann dann erst feststellen, wie umfangreich sich die Arbeiten gestalten werden. Das austretende Wasser hat Teile des Beckenbodens unterspült und muss neu verfüllt werden, da steckt das größte Fragezeichen, wie viel und weit dort ein neues Fundament entstehen muss. Die ausführende Firma "Corsán Corviam" lässt sich auf keine Aussagen zum Zeitplan ein, die selbe Firma hat sich beim Bau eines anderen Speicherbeckens auf La Palma schon mal ziemlich "geirrt" und will einen solchen Fehler natürlich nicht wieder begehen. Auf jeden Fall, es tut sich was, dort wird gebuddelt und irgendwann haben wir wieder diese enorme Wasserreserve zur Verfügung, die so viele Landwirte hier ruhig im Sommer schlafen lässt.
Mittwoch 19.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1021 hPa
Guten Morgen liebe Politiker
Ja, man hat es nun auch in den Reihen unserer munteren Führerschar mitbekommen, der Flughafen La Palma wird die nächsten fünf Jahre lang eine Baustelle sein. Da dieses monumentale Bauvorhaben erst vorgestern geplant wurde und gestern ganz plötzlich begonnen hat, war natürlich keine Zeit sich über die Auswirkungen auf die trotzdem ankommenden Passagiere zu machen. Der Flughafen La Palma wird in den kommenden vier bis fünf Jahren für eine Passagierkapazität von 3 Millionen Fluggästen jährlich umgebaut, eine sehr langfristige Planung bis in die posteruptive Phase der Insel ausgelegt. Die 120 Millionen Euro welche in unseren Flughafen gesteckt werden sollen uns recht sein, ein paar Arbeitsplätze sichert das und den völlig überraschten Politikern gibt es herrliche Steilvorlagen sich für die Belange der Bürger einzusetzen.
Man spricht von Chaos am Flughafen, unzumutbaren Umständen und sofort muss Abhilfe geschaffen werden. Die Sprecher aller politischen Parteien überschlagen sich in Sorge um den armen Fluggast, der nun einen weiteren Weg zu seinem Mietwagen oder Bustransfer hat. Busshuttles werden angeregt, für einen Weg der gerade mal 300 Meter weiter ist als vorher. Einen überdachten Zugang zum neu geschaffenen Parkplatz fordern andere Spitzenlogistiker und man macht sich Sorgen um einen möglichen Imageverlust, wenn anreisende Gäste in einer Baustelle begrüßt werden. Die an und abreisenden Gäste haben die Belästigungen, etwa 10 Minuten dauert es jetzt länger bis man im Mietwagen sitzt oder wieder im Abflugterminal ist, mit wunderbarer Ruhe ertragen, kein Problem. Irgendwann bekommt es auch jeder mit, dass der neue Parkplatz jetzt südlich des Abfertigungsgebäudes liegt und zusätzlich ist ein farbig gekennzeichneter Weg markiert worden, der die Gäste dorthin leitet.
Jeder hat Verständnis dafür, wenn die Kapazität der Flughafens verdreifacht werden soll, dann geht das nicht ohne Chaos und Störungen im Alltag an uns vorüber. Ich habe kein Verständnis dafür, dass genau diejenigen sich darüber aufregen, die 10 Jahre lang Zeit hatten sich darüber Gedanken zu machen, wie das ablaufen kann. Von uns wollte niemand das neue Riesenterminal haben, den Imageverlust den La Palma erleiden wird, wenn man anstatt in einem beschaulich und überschaubaren Regionalflughafen dann in einem Monsterterminal von internationalem Charme begrüßt wird, der ist kaum abzusehen. - Ja, ich weiß, Wachstum scheint die einzige Zukunftsperspektive und nur Zauderer können in diesem Begeisterungstaumel überhaupt fragen: "Wo wollt ihr eigentlich hin?" Meine Töchter haben mir mal vor einer Weile versucht die Abseitsregel zu erklären, alles was ich noch weiß ist, rennt man zu schnell nach vorne und wartet nicht auf seine eigenen Leute und besonders auf den Ball, dann steht man im Abseits. Der Schiedsrichter pfeift dann und man baut die Insel neu auf?
Dienstag 18.10.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1019 hPa
Kein Campingplatz am Ziegenstrand
Die "Playa de las Cabras" liegt am südöstlichsten Zipfel der Insel und war eigentlich ausgesucht den ersten und damit auch einzigen Zeltplatz La Palmas direkt am Meer zu beherbergen. An die 14.000 Quadratmeter Land hatte die Gemeinde dazu vorgesehen, unterhalb eines alten Steinbruchs und direkt neben 5 knarzenden und pfeifenden Windkrafträdern. Das scheint aber Camper nicht zu stören, denn obgleich da campen noch nicht erlaubt ist, schlagen jeden Sommer viele hundert Menschen dort ihre Zelte auf oder stellen ihr Wohnmobil ab. Dieses Jahr waren es besonders viele Camper, die Bajada de la Virgen de las Nieves lockte sehr viel mehr Leute auf die Insel als in anderen Jahren.
Was nun die Gemeinde Fuencaliente dazu bringt, den bereits projektierten Campingplatz nicht dort zu errichten hat einen fast bereits perfiden Hintergrund. Auf der anderen Seite der Südspitze befinden sich die als illegal eingestuften Siedlungen "La Zamora", "Punta Larga" und "El Faro". Die sollen bekannterweise weg, um einem 11 Kilometer langen Küstenwanderweg zu schaffen auf dem dann erlauchtes Pauschalpublikum am Meer flanieren gehen kann. Man kann diesen Gästen natürlich nicht den Anblick von bunten Strandhütten aussetzen und dem fröhlichen Treiben einheimischer Küstenbewohner. Nun kann man aber die Leute nicht einfach auf die Straße werfen, viele wohnen dort ganzjährig und nun will man seitens der Gemeinde genau die 14.000 Quadratmeter an der Playa de las Cabras als Ausweichgrundstück zur Verfügung stellen. Dort sollen dann neue Hütten entstehen, behördlich genehmigt, gleich unterhalb des Steinbruchs und neben den Windrädern. Kein "Punta Larga" mehr, kein "Zamora", kein "El Faro" und nun auch keinen Campingplatz mehr, dafür ein behördlich abgesegnetes Ghetto und einen Spazierweg, den von uns keiner braucht. Manchmal frage ich mich sehr, ob wir uns das alles antun sollten.
Dienstag 18.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1020 hPa
Los Tilos bald nicht mehr für lau
Was Fuencaliente mit seinem Vulkan kann, das können wir auch sagt sich die Bürgermeisterin von San Andrés y Sauces, Nieves Dávila, und nun soll Geld verdient werden mit dem ursprünglichen Kernstück des Weltbiosphärenreservat Los Tilos. Wie viel das Eintrittsgeld ausmachen wird, das steht noch nicht fest und vor 2006 geht es auch nicht los, dazu muss noch einiges getan werden. Man kann geteilter Meinung sein ob das der richtige Weg ist, seine Naturschauspiele nur gegen bare Münze zu zeigen, wichtig wäre dabei eben, dass es allen Seiten etwas bringt. Für die Besucher will man sich ins Zeug legen, mehr Informationen, mehr Themenwanderwege und vor allem will man mit viel speziell ausgebildetem Personal für die Gäste da sein. Als weiteres Novum wird es für die Hauptsaison wohl Anmeldepflicht geben, wie das aber alles organisiert werden soll, darüber schweigt man sich noch aus.
Für die Gemeinden ist das natürlich eine lockende Idee, Arbeitsplätze und wenn man richtig kalkuliert, dann fließt auch noch Geld in die Gemeindekassen. Wichtig wird sein, dass die Besucher einen spürbaren und angemessenen Gegenwert für ihr Eintrittsgeld erhalten, sonst geht die Geschichte nach hinten los und die Leute fühlen sich schlichtweg ausgenommen. Viele Wanderer wollen auch gar nicht geführt, belehrt und angewiesen werden, sondern ganz alleine für sich die Umgebung genießen und deren Glück hängt nicht davon ab, den lateinischen Namen dieses oder jenes Kräutleins zu kennen. Es ist nie möglich es allen recht zu machen und wir werden uns wohl darauf einstellen müssen, dass auf die Dauer noch mehr solcher Bereiche auf La Palma entstehen, die nur noch gegen Eintrittsgeld zu besuchen sind. Allerdings ist die Landschaft neben dem Naturpark Los Tilos genau so schön und da läuft sicher kein multilingualer Reiseverleiter als Gruppenführer durch den Wald, das ist genau so wie bei Puerto de Naos, man kann auch daran vorbeifahren oder gehen, niemand zwingt einen dazu.
Montag 17.10.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1019 hPa
Las castañas al fuego
Jetzt ist es soweit, die ersten Kastanien liegen in den großen Röstpfannen und deuten damit auch an, dass bald der erste neue Wein probiert werden muss. Zwar bizzelt das Getränk noch reichlich auf der Zunge, aber mit vielen Kastanien bekommt man alles durch die Kehle geschoben. Üblicherweise ist der Martinstag, der 11. November der Tag der Kastanien und des neuen Weines, aber es gibt halt auch hier viele Leute, die nicht abwarten wollen. Wenn so ein Bodega-Besitzer auch ein Einsehen mit seinen Gästen hat, dann gibt er ihm vom Wein des letzten Jahres, der muss ja eh bald weg. Bei den Kastanien ist es ganz anders als mit dem Wein, da sind die ersten immer die besten, weil noch kein Wurm sich an die Arbeit gemacht hat und man so diese kalorienreichen Bömbchen ganz für sich hat, in zwei drei Wochen dürfen Vegetarier die Kastanien wohl nicht mehr essen...
Kastanien, besser gesagt Maronen oder Esskastanien haben eine sehr alte Tradition auf La Palma, man hat früher reichlich davon geerntet und auch exportiert. Darüber hinaus galt die Kastanie als kräftigende Armenspeise und kostenloses Geschenk der Natur. In den Hochzeiten der Kastanie auf La Palma terrassierte man auf der Ostseite sogar Flächen und baute dort hektarweise diese Bäume an. Heute wird nur noch für den lokalen Markt geerntet und überall wo diese Bäume stehen, da darf sich inzwischen jeder daran bedienen, es ist kein wirkliches Geschäft mehr. Pilzliebhaber sind indirekte Nutznießer der Kastanien, unter dem fallenden Laub der Maronenbäume findet man die meisten Pfifferlinge und die Kastanie selbst wird zum Ärgernis. Wer da mit der bloßen Hand im Laub nach den Pilzen greift, der holt sich schnell blutige Hände an den Spitzen Stacheln der Kastanienschalen. Man könnte sicher auch heute noch Esskastanien von La Palma aus ins nahe Europa schicken, der Verkaufspreis dort müsste wohl ein lohnendes Geschäft garantieren. Es fehlt wieder mal die Organisation und der Exporteur welcher ein ständiges Frachtaufkommen zur Verfügung hat. Wir haben so viele Schätze der Natur, die nur darauf warten "an die Frau" gebracht zu werden, da fehlt der Organisator und der direkte Draht zu den mitteleuropäischen Händlern. Wir haben so viel mehr als nur Bananen und wenn uns einer sagt, wir sollen gekräuselte Zipfelbohnen anbauen und er kauft uns diese auch ab, dann machen wir das auch noch.
Montag 17.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 17 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1016 hPa
Widerstand ist zwecklos
Die kleine Schar grüner Aktivisten auf La Palma hat es nicht leicht, gegen Dorffeste, Familientag und Kirchgang kommt man schlecht mit seinen Ideen an. So verwundert es nicht, dass man lediglich 700 Unterschriften gegen den PTE (Plan Territorial Especial) gesammelt hat. Dieser sehr umstrittene Plan sieht grundsätzlich eine Deckelung des touristischen Angebots auf der Insel vor, mehr als 25.500 Betten soll es nicht geben. Im Moment weilt dieser Plan bei der Raumordnungsbehörde in Tenerife und wird dort von Schreibtisch zu Schreibtisch geschoben. Gegen diesen Plan gab es weit mehr als einhundert Eingaben, von denen etwa die Hälfte mit eingearbeitet werden soll, der Rest der Eingaben und Beschwerden blieb auf La Palma liegen. Keiner weiß nun so recht wie der Plan jetzt wirklich aussieht, die ursprüngliche Version, die öffentlich aushing, ist nach der Aufnahme der vielen Eingaben wohl stark überarbeitungsdürftig.
Aus den Reihen der Grünen fürchtet man nun durch die Hintertür doch Massentourismus auf La Palma zu planen. Wenn die Zahlen stimmen die durchsickern, dann sind die 25.500 Betten längst an Hotelprojekte vergeben und dem ländlichen Tourismus und Ferienhaussektor bleibt keine Kapazität in dem Kontingent an Betten. Die Grünen fordern nun den Plan wieder nach La Palma zu bringen und offen zu legen, wie die Zahl an Betten aufgeteilt werden soll und überhaupt, welche Eingaben dritter Seite in den Plan eingearbeitet wurden. In der Tat wäre es wünschenswert, diesen Plan neu zu bearbeiten, auch auf die Gefahr hin, dass einige Projekte dabei nach hinten geschoben werden. Mittelstandsvereinigung und Tourismusverbände fordern dagegen immer wieder die schnelle Umsetzung des Planes, die wissen also mehr als die Grünen oder wollen nach der Gutsherrenmethode verfahren, Hauptsache ein Plan, so schlecht er auch sei, wir picken uns schon die Rosinen dabei raus. La Palma ist grün, aber Grün sein auf La Palma, das ist schwer.
Sonntag 16.10.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 5 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1017 hPa
Paul-Position
- Englisch müssen Sie das aussprechen, dann wird ein Gummistiefel daraus und die sind heute auch nötig wenn man draußen was erledigen will. Für den Kater gibt es aber keine Gummistiefel, der findet Regen absolut ätzend und quält uns jetzt mit einer Depression, welche an den Grundwerten des Familienverbundes rüttelt. Wenn jetzt auch noch der Kater anfängt mich für das graue Wetter verantwortlich zu machen, dann wird es Zeit, dass der Haushaltsvorstand ordnend eingreift. Der Haushaltsvorstand, das bin selbstverständlich ich, obwohl bei der Feststellung dieser Richtlinienkompetenz drei Frauen und ein Kater immer so einen schelmischen Gesichtsausdruck annehmen, ganz so, als würden sie ernsthaft an meiner Alpha-Position zweifeln. Aber nur echte Trottel merken es nicht wenn man sie zum Trottel bestimmt, immerhin habe ich so doch eine Gemeinsamkeit mit Frau Merkel.
Im Telefonbuch steht kein Katzenflüsterer der bei akuten Wetterpsychosen dem Kater wieder etwas Leben einhaucht, das Vieh liegt in der Ecke und klagt mich an. - "Schau dir an, was du mit dem armen Kater gemacht hast, der frisst nicht mal mehr die Petersilie die neben seinem haschierten Rinderfilet auf dem Goldnapf liegt", bricht es über mich herein, noch bevor ich mich überhaupt wehren kann und versuche mit ausgedruckten Wetterdiagrammen wenigstens meine Selbstachtung zu verteidigen. Die Fachliteratur über Katzendepressionen schlägt grobe Umstrukturierungen im Umgebungsfeld des betroffenen Patienten vor, für heute Abend werde ich also noch die Polkappen abschmelzen lassen und mache aus den Vereinigten Staaten von Amerika ein kultiviertes und friedliebendes Land. Sollte das auch nichts helfen, dann werde ich zu drastischeren Maßnahmen greifen und das Wetter ändern, diese Fähigkeit sagt man mir ja immer nach. Allerdings gelingt es mir nach Aussage meiner depressiven Umgebung immer nur Sonnenschein in Schmuddelwetter zu ändern, das entspricht auch eher meinen täglichen Beobachtungen. Bier in Wasser zu verwandeln, das klappt im Stehen, Wasser in Bier - trinken Sie es lieber nicht. Also, Hiobs Bruder spricht, morgen regnet es nicht!
Sonntag 16.10.05 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1018 hPa
Wo bin ich ?
Für viele Gäste, welche das erste Mal unsere Insel besuchen ist es nicht immer ganz einfach, sich auf Anhieb zurecht zu finden. Der Umbau des Flughafengebäudes ist noch das Kompott, hat man sein Auto endlich gefunden und ist damit aus den vielen Umleitungen auf der richtigen Straße, wird es nicht unbedingt leichter. Will man zum Beispiel nach El Paso fahren, dann muss der geneigte Gast wissen wo El Paso liegt, vom Flughafen aus gibt es kein Hinweisschild in Richtung des drittgrößten Ortes der Insel. Das mag man aber noch verzeihen, jeder der auf die Westseite der Insel fährt, muss automatisch durch El Paso, warum also darauf hinweisen. Kritisch wird es mit völlig verwirrenden Ortsbezeichnungen und den Namen der Gemeinden. San José, San Pedro, Los Canarios, Santo Domingo, dabei wollen die Leute nach Breña Alta, Fuencaliente und Garafía, denn so steht es in dem meisten Beschreibungen und Karten.
Das hat sich schleichend entwickelt, dass man in diesen Gemeinden den größten und oft auch einzigen Ort mit dem Namen der kompletten Gemeinde betitelt hat. So ist Garafía in unserem Sprachgebrauch immer gleich Santo Domingo, Los Canarios ist Fuencaliente und San Pedro Breña Alta. Der Ort der Gemeinde in dem das Rathaus steht, trägt den Namen der kompletten Gemeinde. Mit großem Aufwand hat man nun seit ein paar Jahren die Straßenbeschilderung neu gemacht und dabei auf die Ortsnamen und nicht auf die Gemeindenamen zurückgegriffen. Ist ja eigentlich auch logisch und richtig, aber bis wir und alle Textdokumente und Karten begriffen haben, dass man nun nach Los Canarios fahren muss wenn man nach Fuencaliente will, schafft weiter Verwirrung. Wie oft habe ich Leute hilflos in Los Canarios getroffen die nach dem Weg nach Fuencaliente fragten, ebenso in San Pedro den nicht auffindbaren Ort Breña Alta suchend und wo bitte geht es nach Garafía fragen die Leute, mitten auf der Plaza von Santo Domingo. Inzwischen hat man auf den neuen großen Schildern zum Teil in Klammern Fuencaliente oder Breña Alta wieder darunter geschrieben und irgendwann kommt jeder dort an wo er hin wollte. Allerdings muss man nun wieder vorsichtig sein, die inselweite Weinroute sorgt für erneute Verwirrung. Am Ortseingang von El Paso (El Paso City, nicht eine der Trabantensiedlungen wie Tendiña, Tajuya, Tacande oder La Rosa) prangt ein Hinweisschild: "Sie befinden sich in der Subzone Fuencaliente". Das ist eine suboptimale Beschilderung, auf dem Weg und in dieser Richtung kommt man nie nach Fuencaliente, sorry, Los Canarios.
Samstag 15.10.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 18 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1016 hPa
Hohe Auszeichnung für die "Binter Canarias"
Zum dritten Mal bereits nach 1991 und 1992 erhielt unsere Fluggesellschaft "Binter Canarias" die Auszeichnung "Beste Regionalfluggesellschaft" der internationalen Organisation "ERAA" (European Regions Airline Association). Nun könnte man meinen, da haben sich fünf Gesellschaften zusammengeschlossen und verteilen sich gegenseitig die Preise, stimmt aber nicht, es sind an die 80 Fluggesellschaften die sich in diesem Dachverband tummeln. Da sind Airlines dabei, deren Namen ich noch nie gehört habe, aber auch der Regionalableger der Lufthansa und einige weitere bekannte Namen, man kann also ruhig stolz sein auf die Auszeichnung.
In den letzten Jahren war das nicht immer so lustig mit der Binter, erst das Aufkommen einer zweiten Fluggesellschaft im Regionalverkehr auf den Kanaren hat dem ehemaligen Monopolisten Beine, oder besser in diesem Falle Flügel gemacht. In der Tat hat sich einiges zum Besseren gewendet, immer öfter kommen jetzt die Koffer mit der gleichen Maschine an und die Pünktlichkeit wird eigentlich nur noch durch schlechte Witterungsbedingungen ab und zu in Frage gestellt. Was auch neu ist, man kann inzwischen online-buchen und den früheren rigiden Einheitspreis hat man durch buntes Tarif Wirrwarr ergänzt. Was noch positiv aufgefallen ist, die "Binter Canarias" ist äußerst flexibel geworden. Als es während der "Bajada de la Virgen de Las Nieves" darum ging, in der Woche der absoluten Höhepunkte so viel Menschen wie irgend möglich nach La Palma zu karren, landete und startete alle 20 Minuten eine ATR 72 (im Regelfall fliegt jede Stunde eine Maschine) und bescherte damit dem Flughafen von La Palma das höchste Verkehrsaufkommen aller Zeiten. Als weiteres Bonbon und Grund für die Auszeichnung waren auch die Expansionspläne der Binter, man bietet nun auch Flüge nach Paris und Mailand an, allerdings mit gecharterten Jets, den eigenen Turboprop Maschinen würde dann doch irgend wann, weit vor Paris, der Sprit ausgehen.
Samstag 15.10.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 4 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1016 hPa
Hör lieber auf den Kaktus
Letztes Wochenende Regen und dieser Samstag und Sonntag sieht genau so aus, den Montag nehmen wir auch noch dazu, dann haben wir unser normales drei Tage Tief wieder hinter uns gebracht. Leichter und warmer Wind aus Südwest begleitet die schweren Wolken, Sonntagabend soll der Wind dann auf Nordost drehen, dabei kann es kabbelig werden und stürmisch. Vielleicht regnet es dann Montag "nur" noch auf der Ostseite, aber so genau kann das keiner sagen, die Orographie der Insel macht präzise Angaben schier unmöglich. Vor Montagabend braucht man aber keine Hoffnung auf trockene Wäsche haben.
Eigentlich sollte der erste Regen später kommen, im Lauf des Abends, aber so ist das mit dem Wetter und den Vorhersagen. In den vielen Tabellen und Diagrammen steht wie das Wetter sein soll und geht man dann vor die Tür, weiß man wie das Wetter ist. Dabei gab es zwei Hinweise auf früher einsetzenden Regen, gestern gegen Abend türmten sich über dem Massiv des Bejenado und der Caldera hohe Wolken die eine leichte Tendenz zur Bildung von "Linsen" zeigten, aber eben nicht so überzeugend, dass man daraus gleich den Wäschereinhol-Warnruf starten könnte. Der zweite Hinweis kam vom Schlangenkaktus meiner Nachbarin, er bereitete gestern keine weiteren Blüten vor, die dann in der Nacht aufgehen sollen. Hat ja auch gar keinen Sinn wenn es am nächsten Tag regnet, dann fliegen die Bienen nicht und die Blüte wird nicht bestäubt. Man kommt sich aber so lächerlich vor wenn man sagt, da war fast eine Linse und der Kaktus blüht nicht, deshalb regnet es und in der anderen Hand hält man ein Wetterdiagramm, welches durch die vielen Zahlen so professionell wirkt, dass man als rationaler Mensch sich lieber hinter den Zahlen verkriecht. Ein professioneller und wissenschaftlich begründeter Irrtum macht mehr her, als die Geschichte vom Kaktus und der Linse. Wenn man den Ausdruck des Wetterdiagramms, welches Sonnenschein verkündet, sich über den Kopf hält, dann bringt dieser auch wieder was, man wird nicht so schnell nass da oben.
Freitag 14.10.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1016 hPa
Planspiele und die bezahlbare Wirklichkeit
Der Waldbrand von Anfang September erhitzt zwar die Gemüter nicht mehr, so langsam wird aber klar, dass man aus diesem Großbrand zwar gelernt hat, aber nicht wie erhofft, finanziellen Vorteil ziehen kann. Noch vor ein paar Wochen hat man hoffnungsvoll einen Maßnahmenplan im Umfang von 55 Millionen Euro an die Provinzregierung übergeben, der jetzt wohl als Sitzerhöhung irgendeines Funktionärskindes der Provinzregierung dient. Die Gemeinde Garafía erhoffte sich alleine mindestens 1,5 Millionen Euro um in ihrem Gebiet "aufräumen" zu können, nun ist es raus, 430.000 Euro werden von der Provinzregierung nach La Palma fließen und kein Cent mehr.
Irgend wie ist nicht genug passiert bei dem Waldbrand, vielleicht hätten Gebäudeschäden in beträchtlicher Höhe entstehen müssen um mehr Geld locker zu machen oder man hätte eine seltene Pflanze medienwirksam von den Flammen eingekesselt vermarkten sollen. Hat nicht geklappt, nun müssen wir mit dem Geld zusehen, dass wir beim nächsten Brand besser aufgestellt sind. Alleine das Aufräumen in der vom Brand verwüsteten Zone wird bereits 120.000 Euro, meist an Personalkosten verschlingen. Ein weiterer Batzen wird für ein Staubecken oberhalb von Puntagorda ausgegeben, welches eine Kapazität von lediglich 750 Kubikmeter Wasser hat. Für den Rest des Geldes werden neue Druckwasserleitungen verlegt, die das schüttere Netz dieser Löschwasseradern in den menschenleeren Zonen des hohen Norden La Palmas verdichten sollen. Der nächste Waldbrand kommt bestimmt und wir sollten uns jetzt schon mal überlegen, wie wir den medienwirksamer ausnutzen. Die Peanuts die jetzt von der Provinzregierung kommen sollen, die hätten wir selber auch noch gehabt. Ja, kommen sollen habe ich geschrieben, denn noch ist das Geld nicht da, noch regiert der á-Fall. Dinero vendrá, (Geld wird kommen) se construirá (man wird bauen) se mejorará (man wird verbessern). Der á-Fall wird auch mañana-Fall genannt oder auch antes - bzw. posteruptiv, also vor, oder nach dem Vulkanausbruch.
Freitag 14.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1020 hPa
Wir kaufen uns ein Flugzeug
Die einen sagen Bestechung, wie grausam, die anderen sagen "Sponsoring" und schon ist die Welt in Ordnung. Es kommt halt immer darauf an, aus welcher Ecke das Geld kommt und aus welcher Seite der Betrachter diesen Vorgang wertet. Man kritisiert die Zahlung der Inselregierung von etwas mehr als 35.000 Euro an die Fluggesellschaft "Islas Airways" und wittert dahinter Wettbewerbsverzerrung und irgend welche Kumpaneien. Die Erklärung, wofür das Geld bestimmt sei, klingt oberflächlich auch etwas blechern: In einem Flugzeug welches von und nach La Palma fliegt, wird der Slogan "La Palma, la Isla bonita" als Werbung erscheinen. Das ist wirklich Humbug, wer bereits in der Maschine sitzt, der muss nicht mehr davon überzeugt werden auf die Insel zu fliegen.
Es geht aber weiter, das war nur die berechtigte Polemik, dafür muss man kein Geld ausgeben. Die Zahlung hat aber einen anderen und wichtigeren Hintergrund, "Islas Airways" verpflichtet sich im Gegenzug täglich mindestens sechs Verbindungen La Palma - Tenerife und umgekehrt aufrecht zu erhalten. Dazu kommt noch, die letzte Verbindung des Abends von Tenerife nach La Palma muss nach 21:00 Uhr realisiert werden und das Flugzeug danach auf La Palma die Nacht verbringen. Das wiederum hat mit den klimatologischen Bedingungen der Insel zu tun. Im Winter, bei bestimmten Westwind-Lagen, kann es zu Fallwinden auf der Ostseite kommen, welche Landungen auf dem Flughafen La Palma unmöglich machen und wenn kein Flugzeug landen kann, dann kann auch keines starten, weil kein Flugzeug da ist. Hat man aber nun wenigstens eine Maschine bereits hier stehen, dann kann dieser Flug auch bei widrigen Wetterbedingungen stattfinden, starten ist viel unproblematischer als landen und Tenerife hat zwei Flughäfen und auf einem der beiden kann man immer landen. So will man sicher stellen, dass auch bei schlechtem Wetter wenigstens ein Flugzeug von La Palma nach Tenerife fliegen kann.
Donnerstag 13.10.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1019 hPa
Vulkan mit guten Ertragsaussichten
Der Vulkan San Antonio, zusammen mit dem angeschlossenen Besucherzentrum mausert sich zur zweitgrößten Touristikattraktion nach dem Nationalpark Caldera de Taburiente. Bis zum 30. September haben bereits über 60.000 Interessierte den Vulkan besucht und sich im "Vulkanmuseum" über unsere geologischen Eigenheiten informiert. Man erhofft in diesem Jahr die Zahl von 90.000 Gästen zu überschreiten, so viele Menschen hatten im vergangenen Jahr den Vulkan und die Einrichtungen besucht. Insgesamt waren es sogar noch mehr, allerdings keine zahlenden Gäste, sondern Leute mit Sondergenehmigungen wie Schulklassen, Studenten und Wissenschaftler.
Jetzt sind wir auch schon am Punkt, der Besuch des Vulkanes und des Besucherzentrums ist nicht kostenlos und so spülte der Vulkan immerhin 250.000 harte Euro in die Gemeindekasse Fuencalientes. Das ist nicht ganz unumstritten, Eintritt zu verlangen um unsere Naturspektakel erleben und sehen zu können. Man rechtfertigt das seitens der Gemeinde mit dem hohen Aufwand den es kostet den Vulkan zu pflegen, (wie macht man das eigentlich?) und natürlich die Personalkosten sowie der Unterhalt der Besucherzentrums. Die hohe Zahl der Besucher gibt der Gemeinde eigentlich Recht, keiner wird ja gezwungen eine Runde um den Vulkan zu drehen und dann das Informationszentrum zu besuchen. Kritiker weisen aber auch wieder mit Recht darauf hin, dass man so die Gemeinden anspornt, ihre Attraktionen nur noch gegen Bargeld zugänglich zu machen. Die Gemeindekassen sind auf La Palma ja immer schon reichlich knapp geschnürt, da kommt man schon in die Versuchung. Fingerspitzengefühl muss da her, jeder ist bereit seinen Obolus zu entrichten, wenn er etwas dafür erhält und er auch weiß, dass dieses Geld zur Erhaltung des besuchten Objektes dient. Schade wäre es natürlich, wenn La Palma irgend wann so wird wie eine französische Autobahn, alle paar Kilometer muss die Börse gezückt werden. - Wenn ich da an El Paso denke, der Nationalpark gehört zu unserer Gemeindefläche und hat jedes Jahr mehrere hunderttausend Besucher. Jesús, (so heißt unser Bürgermeister) ich hab da eine Idee...
Donnerstag 13.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1020 hPa
Inländer raus
Nach einem ordentlichen Feiertag hilft nichts besser als nüchterne Statistik. Das Schreckgespenst der Überfremdung geht wieder mal um, angeheizt von den Bildern aus Ceuta und Melilla oder einfach nur, weil solche Themen in unerklärbaren Abständen immer wieder auf die Tagesordnung kommen. In einigen Gemeinden, besonders auf Tenerife und Lanzarote liegt der Ausländeranteil bei knapp 50% und den Rekord hält der, mir völlig unbekannte Ort, "Charco del Palo" auf Lanzarote mit 84% Ausländern. Das Dorf hat aber insgesamt nur 87 Einwohner und das Plakat "Inländer raus" hat man dort auch noch nicht gesehen. Auf La Palma hält wohl Los Llanos mit 15% Ausländeranteil den Rekord, obwohl ich Straßenzüge in der näheren Umgebung kenne, da kann man mit der spanischen Sprache wenig anfangen und wer nicht gut deutsch kann, der sollte da zügig durchfahren.
Bei all den Zahlen muss aber immer wieder betont werden, dass es sich um offizielle Zahlen handelt, also nur wer ordentlich in den Gemeinden gemeldet ist, der wird auch gezählt. Wie schwierig und undurchsichtig es ist, konkrete Zahlen zu erhalten zeigt bereits ein Abgleich der Zahlen mit den Meldungen der Krankenkassen. Im staatlichen Gesundheitssystem sind auf den Kanaren 190.500 Ausländer gemeldet, wenn die Gemeinden addieren kommen diese aber lediglich auf 185.000 "foráneos" wie man hier auch sagt. Nun könnte man meinen, der Unterschied ist doch nicht so groß, aber nur wer arbeitet muss sich bei der "Seguridad Sociál" anmelden, Rentner, Privatiers, Neu- und Altreiche, Hippies und andere Lebenskünstler pfeifen auf die staatliche Krankenversicherung. Es müsste also sehr viel mehr ausländische Bürger geben als ausländische Krankenversicherte und nicht umgekehrt. Geht man einfach mal davon aus, dass auf allen Inseln gleichermaßen falsch gezählt wird, dann kommt aber doch wieder ein halbwegs brauchbarer Vergleich heraus. Nach Prozenten gewichtet wohnen auf Fuerteventura 20% Ausländer, auf Lanzarote 19,4%, auf La Gomera 11,9%, auf El Hierro und Tenerife 10,4%, auf La Palma 7,7% und auf Gran Canaria 6,6%.
Mittwoch 12.10.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1019 hPa
Ich hab sie gefunden, die Hispanidad
Kleine Fortsetzung des Beitrags von heute Morgen, mehr ist eh nicht passiert. Wenn man nicht bis Madrid guckt, sondern wieder vor die eigene Haustür, dann erspart man sich diese grüblerischen Gedanken. Nach dem netten Dorffest welches daraus entstanden ist, schäme ich mich fast, so etwas in einen geschichtlichen Zusammenhang zu bringen, so was können wirklich nur deutsche Berufsgrübler. Messe, Prozession und danach lädt die Polizei das Dorf zum Paella-Essen ein und auf den gedeckten Tischen steht jede Menge Wein zum nachspülen. Jeder ist Willkommen und alles was man sich an feierlichen Reden anhören muss ist der Satz: Hola a todos, Gracias que habeis venido y a comer, la Paella está lista. (Hallo an alle, Danke dass ihr gekommen seid und esst, die Paella ist fertig.)
Kein Wort, kein Akt über die ruhmreiche Vergangenheit, kein Abspielen der Nationalhymne, man hat lediglich das befleckte Hemd vom Arbeiten gegen ein sauberes getauscht und feiert sich selbst. Kaum haben die Polizisten Lust sich für ein gestelltes Pressephoto aufzustellen, die Paella ruft, der Nachbar, der Wein und einfach eine gute Zeit unter Leuten, die allesamt im gleichen Kahn sitzen. Keiner hält sich für besonders wichtig, selbst die Politiker trinken mehr Wein als sie sollten, es tut ihnen aber auch keiner was, heute ist Schulterklopfen angesagt. - "Mathias, du hast ja gar keinen Wein im Glas" sagt Pepe zu mir, "Ich trinke doch keinen Wein, den vertrage ich doch nicht und außerdem muss ich noch fahren". "Na was willst du denn dann, ich hol dir erst mal ein Bier und da hinten an der Wand steht noch Whisky und Rum". Sagt´s, verschwindet, kommt mit 2 Büchsen kaltem Bier zurück und duldet keinen Protest. Klopft mir auf die Schulter und sagt, "Wenn du mehr willst, dahinten die Kühltruhe ist voll." Wer widerspricht schon einem Polizisten, wenn er dir ein paar Bier in die Hand drückt. Man darf halt nie vergessen, dass wir nicht nur Polizisten, Politiker, Arbeiter, Angestellte, Ärzte oder sonst was sind, wir sind auch noch Menschen und das vor allem anderen. Zum Wohl Hispanidad, ich könnte zum Fan werden.
Mittwoch 12.10.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1020 hPa
Schwieriger Feiertag
Eigentlich ist heute nur der 12. Oktober und die Jungfrau welcher man an diesem Tag gedenkt ist die "Virgen del Pilar". Wir haben hier aber so viele frei laufende Jungfrauen (Schutzpatroninnen) die alle einen bestimmten Tag haben, dass man daraus alleine noch keinen Feiertag stricken könnte. Zugleich ist die "Virgen del Pilar" auch noch verantwortlich für die Guardia Civil, das ist wirklich so und kein Witz. Unsere erste Polizei, (wir haben ja noch zwei bis drei andere) verlässt sich im Selbstschutz nicht nur auf fernöstliche Kampftechniken und Schusswaffen, eine Schutzpatronin wacht auch noch über die grüne Truppe. Obwohl die Agenten der Guardia Civil längst modern ausgebildete Polizeikräfte darstellen, so eine Jungfrau im Hintergrund kann zumindest nicht schaden. Heute ist also der "Tag der Guardia Civil" und den feiert man in den Kasernen der Polizei auch gerne. Für uns nicht uniformierte Bürger bedeutet das aber zunächst nichts anderes, als das wir heute ohne Probleme falsch parken können, die Polizei hat heute besseres zu tun als Strafzettel auszuschreiben.
Das reicht aber immer noch nicht für einen Feiertag aus, deshalb begeht man heute auch noch den "Dia de la Hispanidad", den Tag der "Hispanität". Jetzt wird es schwierig, es gibt kein deutsches Wort dafür, man feiert das "spanisch sein" und meint damit aber auch die "Hispanisierung" der neuen Welt. Nun gab es ja nicht alleine freudige Entdecker und mild gestimmte Missionare die aus "Hispanien" in die neue Welt reisten, da sind auch Jahrhunderte der Inquisition, Eroberungen, Völkermorde und Kolonialismus dabei. Daraus bis heute einen Feiertag zu basteln, dazu muss man "Hispanidad" in sich tragen, oder besser noch in der Schule ein paar Jahre den Geschichtsunterricht geschwänzt haben. Heute versucht man den Tag eher in Richtung Völkerverständigung zu bewegen, was geschehen ist, ist geschehen und man muss gemeinsam das Beste daraus machen. Ausgestreckte Hand anstatt Zeigefinger, anders kann dieser Tag auch nicht überleben, das Mutterland der spanischen Sprache und Kultur ist ja längst zum Nebenschauplatz dieser "Hispanidad" geworden. Ein komischer Feiertag wenn man das mit Abstand betrachtet, ich wundere mich immer wieder, wie es tatsächlich in einer wirklich aufgeklärten Gesellschaft gelingt, aus dunkler Vergangenheit eine, von allen Anklagen freie Tradition zu schaffen. Heute denke wohl nur ich darüber nach, das sind die rudimentären Überbleibsel meiner "Alemanidad". - Feiern gehe ich trotzdem.
Dienstag 11.10.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1017 hPa
Hohe Latte für Weltbiosphärenreservatsbananen
Dass ganz La Palma von der UNESCO zum Weltbiosphärenreservat ernannt wurde, haben die meisten sicherlich schon mitbekommen. Was wir daraus machen, scheint uns zum Teil selbst noch nicht klar. Mit solch einer enormen Auszeichnung muss man sehr vorsichtig umgehen, sonst macht man den Titel und damit auch sich selbst sehr schnell unglaubwürdig. Da sind wir bei der touristischen Infrastruktur schon knapp vor dem Biosphärengau. Die bereits gebauten, geplanten und projektierten Hotels sehen zum Teil aus, als hätte man Träume aus Hawaii, den Seychellen und ein bisschen Dubai in einen Topf geschmissen um aus Beton und Glas daraus eine völlig neue Biosphäre zu schaffen. Es muss unseren Politikern eigentlich weh tun, aber sie scheinen keinen Schmerz zu kennen. Vielleicht haben die sich darauf geeinigt, die Tage an welchen über die touristische Zukunft der Insel gesprochen wird klar von denen zu trennen, an welchen man das Wort Weltbiosphärenreservat nutzt. Am besten noch einen moralischen Puffertag dazwischen, den füllt man dann mit Nachhaltigkeit und Endemie.
Anders und deutlich vorsichtiger geht man im Konsortium welches über die Biosphäre wacht zu, wenn man landwirtschaftliche Produkte mit dem begehrten Siegel des Weltbiosphärenreservates versehen will. Man muss dazu noch wissen, nur 40 der weltweit 480 Landschaften welche von der UNESCO diese Ehre erhalten haben, dürfen solch ein Siegel überhaupt verteilen und mit dem Namen der UNESCO Werbung machen. Darum geht es dabei natürlich auch, das ist ein Verkaufsargument erster Sorte und muss gerade deshalb streng überwacht werden. Der Direktor des Konsortiums, Antonio San Blas, musste sich schon des Öfteren deshalb Schelte anhören, er sei zu pingelig und verhindere so die großflächige Nutzung des begehrten Siegels. Alleine die Auswahl der Produktpalette gestaltete sich sehr schwierig, was sind traditionelle Methoden in der Herstellung und in wie weit beißen sich diese mit den neuen europäischen Hygienevorschriften. Da wird noch viel gearbeitet und überlegt im Hintergrund und natürlich auch gefeilscht. Jeder will das Siegel haben und wenn er es hat, dann will er nicht, dass andere Hersteller es auch bekommen. Da herrscht, zum Beispiel unter den Ziegenkäseproduzenten, ein Kleinkrieg um Rassen der Tiere, Größe der Käselaibe und Etikettierung, die einer gehobenen Burleske zur Ehre gereichen würde. Bislang ist das einzige Produkt, welches bereits das Siegel trägt das Meersalz aus der Saline von Fuencaliente, da gab es auch keinen Streit, Andrés ist der einzige, der auf La Palma Salz herstellt.
Ganz brisant ist das Thema Bananen. Am liebsten hätte man allen Früchten das Siegel aufgeklebt, aber davor schreckt man nun doch zurück, eine Monokultur die unter Plastikfolien zum Industrieprodukt degradiert wurde, da bekommen selbst unsere Politiker Skrupel. Es wird sie aber doch geben die palmerische Weltbiosphärenreservatsbanane, allerdings unter strengen Auflagen und Bedingungen. Liest man die Verordnungen die dort gemacht werden, dann erinnert das bereits an Schriftstücke der europäischen Union, vielleicht will man damit bereits die meisten Bananenbauern abschrecken. Zunächst wird nur die Sortenfamilie der "pequeña enana" zugelassen, also unsere kleine gedrungene Frucht. Wer auf die "gran enana" - Familie und die neuen Hochleistungshybriden gesetzt hat, welche zum Teil den doppelten Ertrag bringen, der ist schon mal raus aus der Biosphäre. Weiter müssen die Landwirte mit jährlichen Bodenproben beweisen, dass sie ihre Böden nicht mit zu reichlichen Düngergaben versalzen. Die Bewässerungsmethoden sind vorgeschrieben und auch das Wasser mit welchem die Bananen gegossen werden muss untersucht werden. Wasserzähler an den Tanks, die algenfrei sein müssen, erschweren den Zugang zum Siegel noch weiter. Es gibt noch mehr Auflagen, alle zu nennen wäre aber langweilig. Man kann bei allen Dingen geteilter Meinung sein, aber dem Konsortium des Weltbiosphärenreservates nicht vorwerfen, es sich und den Produzenten einfach zu machen.
Dienstag 11.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1019 hPa
Ein Krematorium und keiner will es haben
Die übliche Form die Unendlichkeit zu beginnen findet bei uns natürlich auch auf dem Friedhof statt, wir aber werden in mehrstöckigen ewigen Schließfächern untergebracht, "nicho" nennt man das hier, Nische heißt das auf deutsch. Gut aufgeräumt hinter einer massiven Betonplatte, weilt man dort so lange wie die Angehörigen dieses wollen. - Je nach Gemeinde sind die ersten 10 oder 15 Jahre allerdings kostenlos, erst dann wird eine Miete für den Plattenbau fällig. - Feuerbestattungen waren und sind auf La Palma noch nicht möglich, obwohl ein Krematorium auf dem Friedhof von Las Manchas steht. Wer seine verblichene Verwandtschaft in kompakter und haltbarer Form bei sich haben will, der muss immer noch nach Tenerife fliegen, ein ziemlich aufwendiger Vorgang und auch mit hohen Kosten verbunden.
Das Krematorium Las Manchas, welches zur Gemeinde Los Llanos gehört, sollte mit dieser makabren Form des Tourismus Schluss machen, aber bislang hat diese finale Institution noch nicht einmal ihren eigentlichen Dienst versehen. Fast ein Jahr lang wartete man auf den positiven Bescheid der Umweltbehörde, dass die Emissionen im rechtlichen Rahmen liegen und ich verzichte nun darauf zu fragen, wer und wie man das in diesem Fall misst. Nach dem man die letzten bürokratischen Hürden genommen hat, sucht man nun einen privaten Betreiber, das macht man inzwischen mit allen kostenintensiven Einrichtungen so. Bislang hat sich aber noch niemand gefunden, die Anlage verspricht keinen Gewinn, die Nachfrage ist sehr klein und die Betriebskosten enorm hoch. Die Gemeinde steht nun wieder im Zugzwang, dort weiß man aber gar nicht, wie man so ein Krematorium betreibt, woher auch, ist es doch die erste Anlage dieses Charakters auf der Insel. Die lokalen Beerdigungsinstitute wollen die Anlage wohl nutzen, aber nicht betreiben, das ist ihnen ein zu großes finanzielles Risiko. - Per Gabelstapler lasse ich mir gerade den EU Subventionskatalog rankarren, da muss doch irgendwo ein Topf versteckt sein, welcher ultraperiphere Krematorien sponsert, oder sollten wir das Ganze als Fernheizung deklarieren?
Montag 10.10.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1017 hPa
Hylocereus undatus oder Selenicereus megalanthus
- oder vielleicht auch keine der Beiden genannten, die Welt der Kakteen ist so umfangreich wie undurchsichtig. Es geht um einen unscheinbaren Schlangenkaktus meiner Nachbarin Cyrila, der nach solchen feuchten Wettereinlagen mal eindrucksvoll zeigt, was eigentlich in ihm schlummert. Es ist einer der vielen Nacht blühenden Kakteen, die allesamt oft den Sammelbegriff "Königin der Nacht" tragen. Bis Mittag hält so eine Blüte vor, dann hat diese ihren fruchtbaren Dienst getan und darf dick und rund werden. Die sieht nicht nur schön aus, die Früchte sind essbar und nennen sich "Pitahaya". Da kommt nun mein Bestimmungsproblem, die Früchte meiner Nachbarin, nein, die des Kaktus meiner Nachbarin sind gelb, das entspräche Selenicereus megalanthus, aber dem Aussehen der Blüte nach ist es eher Hylocereus undatus, die hat aber der Literatur nach rote Früchte, auch Drachenfrucht genannt.
Wir können dieses Problem auch ganz einfach abkürzen, solch wunderschöne und flüchtige Blüten brauchen Betrachter und keine umständlichen Namen. Ursprünglich stammen diese Schlangenkakteen natürlich nicht von den Kanaren sondern wurden wie die Vielzahl aller hier wachsenden Pflanzen aus anderen Ländern der Erde hier her gebracht, im Fall der Pitahaya aus Mittelamerika. Mich hat aber noch ein weiterer Umstand begeistert, ich habe ja das Ende des Tiefdruckgebietes ein paar Stunden zu früh angekündigt, der Kaktus meiner Nachbarin hat es besser gewusst und pünktlich die Nacht vor diesem strahlenden Sonnentag zur Blüte genutzt. Mit der ersten Sonne kamen so auch die Bienen angeflogen um der sensationellen Blüte auch noch den eigentlichen Seinszweck zu bescheren. (Fast hätte ich besorgen geschrieben.) Je schöner, desto kurzlebiger könnte man daraus schließen und wenn man nun den Umkehrschluss daraus anwendet, dann kann ich mich über ein langes Leben freuen und Frau Bundeskanzlerin über eine lange Regentschaft.
Montag 10.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 15 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1017 hPa
Der Waldbrand soll die Börsen öffnen
Einen Monat nach dem verheerenden Waldbrand im Norden La Palmas kündigen die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden ihre Pläne an, wie man zukünftig besser gegen Brände gewappnet sein könnte. Garafía möchte 1,5 Millionen Euro haben und dafür ein paar Wasserspeicher aufstellen und das Personal bezahlt wissen, welches den Wald "putzen" soll. Das hört sich erst mal fragwürdig an, Wald putzen, gemeint ist damit das schnell brennbare Unterholz zu entfernen und die dicken Schichten an Tannennadeln. Damit würde man den meisten möglichen Bränden die Grundlage nehmen, die Kiefern selbst brennen erst nach hartnäckigen Feuerattacken, sind dann aber sehr schwer zu löschen und können noch Tage lang schwelen.
Jede Aktion gegen die Waldbrände scheint Sinn zu machen und immer ist es besser vorzusorgen als später aufwendig löschen zu müssen. Ob das allerdings Gemeindesache sein muss, wage ich zu bezweifeln. Das Feuer schert sich wenig um Gemeindegrenzen und wer dafür zuständig ist, wenn jede der Gemeinden im Norden ihren eigenen Plan bastelt, dann kann das nicht wirklich dienlich sein. Es bringt nicht viel, wenn in Garafía keine Kiefernnadeln mehr auf dem Boden liegen, in Puntagorda und Barlovento aber doch, also muss der große inselweite Plan auf den Tisch. Der ist aber so gewaltig ausgefallen (55 Millionen), dass sich wohl nun die Bürgermeister denken, das wird eh nichts und bevor wir den Waldbrand ganz vergessen haben, lassen wir noch ein bisschen Geld in die lokale Wirtschaft pumpen. - Der Winter ist da und die ersten Regenfälle machen unser Brandgedächtnis sehr kurz, wer denkt bei Regen schon an Feuer.
Sonntag 09.10.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1016 hPa
Das Tief ist "durch"
Nichts ist passiert, der gefürchtete Sturm ist ausgeblieben, das Tief zeigt deutliche Auflösungserscheinungen und am Horizont zeichnet sich das kräftige Blau des Himmels und des Atlantiks ab. Eigentlich ein "Ideal-Tief" wenn das einer sagen darf, der im Tourismus arbeitet. Zwei Nächte, drei Tage, Niederschläge gut verteilt, der Wind hielt sich in Grenzen und angenehm warme Temperaturen. Heizlüfter und Wärmflaschen konnten unberührt bleiben, einfach eine Jacke über das Hemd und schon war man gerüstet. Vielleicht fällt noch mal ein kleines Tröpfen vom Himmel, aber grundsätzlich habe ich meiner Frau einen mittelgroßen Bauknecht versprochen. Wenn Sie nun nicht wissen was das ist, dann müssen Sie zum Februar dieses Jahres zurück gehen, oder auf DIESEN Link klicken.
Meine Frau kann sehr schnell ungnädig mit dem Wetter und dann natürlich mit mir werden, denn ich bin nicht nur der, welcher sich um minutengenaue Vorhersagen kümmern muss, ich bin grundsätzlich das Wetter und da entstehen im Winter manche Vorwürfe mir gegenüber. Mein Zahnarzt ist übrigens genau so aber dem geht es nicht um müffelnde Wäscheberge, der bekommt immer schlechte Laune so bald nur ein Tröpfchen vom Himmel fällt. Dann ruft er mich um fünf vor Neun in der Früh an, um vier vor Neun muss ich meine kleine Tochter in die Schule fahren und ich habe dann eine Minute Zeit ihm den Tag zu verderben. Manchmal droht er mir am Telefon bereits ob ich nicht die Geschichte von Hiob kenne, und ob ich die kenne, schließlich arbeite ich in einem Gewerbe, in dem Regen eigentlich verboten ist. Mir persönlich ist Regen eigentlich sogar willkommen, man braucht heute nur mal über die Insel zu gucken und meint das frische Chlorophyll der sich neu streckenden Pflanzen zu riechen. Zwei, drei Tage Regen und schon schlüpft La Palma aus seinen staubigen Sommerklamotten und ist wieder die Insel die wir so lieben, die Grüne. Meine klammheimliche Freude über Regen stößt sich halt schon gewaltig an der verständlichen Hoffnungshaltung unserer Urlauber, die eine ganz andere Beziehung zu Nässe haben als wir. Ich habe ein ganz anderes Problem im Winter, da kommen dann Tage, da steigt selbst am Tag die Temperatur nicht mehr über die 20 Grad Marke und da hört bei mir der Spaß auf und die langen Unterhosen fangen an.
Sonntag 09.10.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 9 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1015 hPa
Ausgerechnet Bananen
Ob es eine gute Wahl war ausgerechnet auf Bananen zu setzen, wird sich für diese Insel in den nächsten Jahren entscheiden. - Damals, vor etwa einhundert Jahren hatte man keine andere Wahl als die Engländer diese, seinerzeit für uns noch völlig exotische Frucht, nach La Palma brachten. - Heute kämpft man darum, unsere Einkommensquelle Nummer eins zu erhalten, mit Subventionen, Strafzöllen, Kontingentierungen und reichlich Polemik. Die Landwirtschaftsministerin, Elena Espinosa, war bei uns und versprach, man werde sich auf dem kommenden iberoamerikanischen Gipfel für einen zeitlichen Aufschub der Neureglung im "Bananenkrieg" einsetzen. Richtig überzeugend ist das nicht, vielleicht eher ein vorgezogener Kondolenzbesuch, aber was können die in Madrid schon machen, wenn Dole und Chiquita den lästigen kleinen Pickel La Palma von der Landkarte pusten wollen.
Da werden wir uns wohl selber am Kragen aus der Subventionsfalle ziehen müssen, ohne Bananen geht das hier aber nicht, also muss man mit den Bananen neue Wege gehen. Professor Wladimiro Rodríguez Brito, selbst gebürtiger Palmero mit der üblichen Karriere, studieren in Tenerife und dann La Palma aus der Ferne betrachten, macht da einen ganz interessanten Vorschlag. Die grüne Insel sollte wirklich Grün werden und mit ökologischen Produkten der Subventions- und Preisfalle entgehen. Das hören wir nicht das erste Mal, aber Wladimiro Rodríguez hat Ahnung von dem was er sagt, leider selten genug in der politischen Realität. Die Insel produziert so viel organische Substanz, besonders in den Bergen, dass es kein Problem sei, genügend Kompost und Dünger daraus zu produzieren, um nicht nur die Bananenkulturen organisch zu düngen, sondern auch noch weitere Ackerflächen. Ich kann das natürlich nicht nachprüfen, bin aber gerne geneigt dem Professor so etwas Schönes zu glauben. Eigentlich müssten wir das jetzt nur noch umsetzen und weil wieder mal niemand außer mir zugehört hat, verschieben wir diese Aktion bis nach dem Vulkanausbruch. Bis dahin geht der Kampf weiter, La Palma mit zwei Tretbooten gegen die US-Navy, immerhin herrscht damit Chancengleichheit.
Samstag 08.10.05 - 20:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 5 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1013 hPa
Hammelsprung
"Una comidita" (Ein Esschen, ein Futterchen, einfach eine nette Einladung welche Kalorienkonsum mit sich bringt) hat Manuel Ángel angekündigt, wieder ein Haus gebaut und wenn das Dach drauf ist, dann setzt man sich zusammen und feiert das. Zwei Hammel haben dieses Fest nicht überlebt, sondern sind in reichlich Flüssigkeit und Wein zu einem Abendessen geworden. - Sicher muss man immer Respekt vor den kleinen Notwendigkeiten irgendwelcher Dogmatiker haben, nur mit der linken Hand pinkeln, keine Kondome verwenden, Raucher sind Killer und was da sonst noch so an Perfektion durch diese wunderbare Welt turnt. - Alles das und dieses wird in einem lockeren Kreis von mindestens 20 Palmeros zum Witz an sich.
Keiner kann sich mehr ernst nehmen, (für Foristen, nicht mal so nennen), Mensch Werdung ist ein diskutiertes Thema und dabei sind wir das alles schon. Es geht um völlig andere Dinge, Spaß haben, aus dem Alltag ein erträgliches Stückchen Leben zu bauen und diesen täglichen kleinen Wahnsinn zu überstehen. Ich hab da ein paar Tipps: Mojo großflächig über die Lippen streichen, noch bevor man wach wird. Teneguía in die Munddusche geben und ordentlich den Rachen ausspülen. Almendrados anstatt Frankfurter Kranz, ganz langsam fangen wir an uns zu verstehen. Nichts für unschlecht, ein bisschen Bewegung täte uns allen gut. HIER gibt es ein paar Photos vom Hammelessen.
Samstag 08.10.05 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 13 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1011 hPa
Die Seele von Tacande
Richtig müsste es die Seele Tacandes heißen im Genitiv und Bastian Sick möge es mir verzeihen, wenn ich "Alma de Tacande" nach dem romanischen Sprachgebrauch den Dativ mitgebe. - Was ist passiert? Am 30. Januar 1628 hörten Nachbarn die Schreie eines Neugeborenen, eine Wiege bewegte sich selbstständig und bis zum 26. April hörte man auch den süßen Gesang einer Mutter, die ihr Kleines in den Schlaf singen wollte. Nur war niemand in dem Haus zu sehen, sonst würde ja keine Geistergeschichte daraus. Am 26. April 1628 verkündete nun die Stimme, sie wolle einen Geistlichen sehen und zwar Juan Montiel, aus der Gemeinde Los Llanos, welcher in der Kirche Nuestra Señora de los Remedios diente. Der kam dann auch prompt angeritten und die Stimme redete mit dem braven Gottesdiener. Es stellte sich heraus, dass die Stimme zu Ana Gonzales gehörte, Bewohnerin des Hauses, die aber bei der Geburt ihres Sohnes ums Leben kam. Juan Montiel betete nun eifrig und versuchte sich an einer schnellen und kompakten Teufelsaustreibung, die wohl auch teilweise gelang. Ana Gonzales gab noch von sich, dass sie nun auf dem Weg ins Fegefeuer sei und zitierte als letzte Botschaft noch den Namen ihres Schutzengels. Der kam allerdings auf lateinisch und nach dem fünften Buchstaben verklang ihre Stimme für immer. Der düstere Aberglaube machte dann daraus den Namen "Satán" und man mied dieses Haus ordentlich. So und auch anders wird die Geschichte erzählt, daraus ließe sich doch eine nette kleine Attraktion für unseren so wenig berühmten Ort machen, nicht jede Gemeinde hat ein Haus mit einer sprechenden Seele.
Das Geisterhaus oberhalb El Pasos rückt erneut in das Interesse der Öffentlichkeit, man möchte nun seitens der Inselregierung der Geschichte dieser Geschichte auf den mysteriösen Grund gehen. Seit 1628 spukt es in den Ruinen des Hauses und das sollen jetzt Schriften aus den Kirchenarchiven der Diözese Tenerife klären. Man hat es aber in klerikalen Kreisen nicht so mit Geistern und Exorzisten, zumindest heute nicht mehr und ist nicht geneigt, da zu vieles aus den Archiven Preis zu geben. Die kirchlichen Archive sind allerdings aus dieser Zeit, neben einigen privaten Aufzeichnungen und mündlichen Überlieferungen, die einzigen Schriftzeugen zu diesem klaren Fall von X-Akten. Die Kirche fürchtet wohl wieder mal von ihrer dunklen Vergangenheit eingeholt zu werden und lässt uns so weiter spekulieren um die Schreie und Geräusche aus diesem Haus. - Das Haus selbst, die Ruine besser gesagt, steht immer noch. Glaubt man aber dem einzigen Nachbarn, dann ist die als Alma de Tacande benannte Ruine gar nicht das Haus der Ana Gonzales, sondern das Haus welches er selber mit seiner Frau bewohnt. Nun sollte man aber wirklich mal ein bisschen die Bücher öffnen seitens der Kirche, wenn wir noch nicht mal wissen, welches Haus es nun wirklich ist, wie sollen wir dann eine glaubhafte Geschichte daraus machen, welche auch als touristisches Lockmittel dienen könnte. Wer´s glaubt wird gläubig, Nessi ernährt ja auch die Anwohner eines dunklen und kalten Sees und was wäre Cornwall ohne die vielen spukenden Geister auf Ein Euro Basis, die ganze Heerscharen an Touristen dort hin locken. Geister statt Golfplätze lautet mein nicht ganz gläubiges Credo für dieses regnerische Wochenende.
Freitag 07.10.05 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 15 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1012 hPa
Regen bringt nicht nur Segen
Jetzt ist er also da der versprochene Regen, der Wind soll noch nachgeliefert werden, ich könnte darauf verzichten. Bis Sonntag soll es noch regnen, nicht durchgehend, es kommt immer mal wieder ein Schauer runter und dazwischen kann man ganz mutige Hausfrauen beobachten, welche die drohenden Wolken(in)formationen am Horizont nicht richtig deuten und Wäsche aufhängen. In Regionen in denen es auch den Sommer über regnet kann man das vielleicht gar nicht so nachvollziehen, der erste Regen der kommenden Wintersaison, sei er auch noch so deutlich vorausgesagt, bringt hier immer einiges durcheinander.
Die kleinen Problemchen sind Stromausfälle, weil sich den Sommer über irgend ein Kabel selbst der Isolierung beraubt hat oder eine Mäuschen sich daran delektierte, Phasenprüfer und Lüsterklemmen sollten jetzt in den "Ferreterias" ganz vorne liegen. Auch wird man jetzt feucht wieder daran erinnert, welche Stelle man am Dach doch diesen Sommer abdichten wollte und führt zu den immer gleichen familiären Diskussionen - Ich hab´s dir doch den ganzen Sommer über gesagt... Das sind alles Kleinigkeiten, Perfektion ist anderswo vielleicht eine Tugend, hier stört das im weiteren Sinne nur. Wer ein Haus hat, in welches es nicht mindestens an einer Stelle reintröpfelt beim Regen, der macht sich der Pedanterie verdächtig, ein ganz ungeliebter Charakterzug hier. - Der erste Regen bringt aber auch wirkliche Probleme, viele Autofahrer sind noch auf sommerlichen "Slicks" unterwegs und ich habe heute alleine 5 Verkehrsunfälle gesehen, einer davon an der Kurve von Dos Pinos sah leider nicht nach dem sonst üblichen reinen Blechschaden aus. Die Gewöhnung an immer trockene Straßen und dann der erste Regen machen die Straßen hier zu reinen Rutschbahnen, es ist regelmäßig jedes Jahr so. Morgen früh gibt es wieder reichlich zu tun in den Werkstätten und die Reifenhändler kommen mit dem Schrauben nicht mehr nach.
Freitag 07.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1015 hPa
Die Welt ist nicht genug
Zu Lande, zu Wasser und nun auch noch in der Luft. Man will den Himmel über La Palma auch noch in das Weltbiosphärenreservat integrieren, so zumindest meint es das Konsortium welches das UNESCO Weltbiosphärenreservat La Palma zur freien Verfügung verwaltet. Als einzigen Grund für diesen unverständlichen Schritt gibt man an, man könne so verhindern, dass sich Unternehmen auf La Palma ansiedeln, welche durch Luftverschmutzung einen der saubersten Himmel der nördlichen Hemisphäre verunreinigen würden. Dabei sucht man parallel händeringend Unternehmen die den Schlot qualmen lassen, es gibt auf La Palma keine Industrie die der Umwelt gefährlich werden könnte und es wird sie wohl auch nie geben, dagegen stehen unauslöschbare Transportprobleme und die perfide Tatsache, dass wir als Arbeitnehmer auch Geld verdienen wollen und frech wie wir sind, auch noch mehr als einen Euro in der Stunde.
Die einzige Möglichkeit den Himmel über La Palma zu verschmutzen bleibt das Diesel-Kraftwerk mit dem unser Strom produziert wird und die Müllverbrennungsanlagen. Mit dem Müll, das wird sich in näherer Zukunft ändern, die noch im Bau befindliche Müllverwertungsanlage bei Mazo bietet zumindest auf dem Papier eine gute Lösung dieses Problems. Mit dem notwendigen Strom ist das leider eine andere Geschichte. Hässliche Windräder stehen als einzige und lächerliche Alternative mitten in der Landschaft und ein Museumsstück an Wasserkraftwerk am "Salto de los Mulatos". Photovoltaik hört sich zu kompliziert an und das palmerische Perpetuum mobile, geothermische Energie, hat keine Lobby. Unser Stromversorger hat gerade zwei neue Dieselgeneratoren gekauft und sich so für die nächsten 25 Jahre fit gemacht. (Immerhin sind das zwei MAN-Generatoren, das muss der deutschen Wirtschaft doch einen gewaltigen Schub gegeben haben.) Ob der Himmel über La Palma auch in das Weltbiosphärenreservat gehört wäre eigentlich Entscheidung der UNESCO oder einer noch höheren Institution, welche, je nach Kultur, diverse Namen und Symbole trägt. - Wir haben Probleme...
Donnerstag 06.10.05 - 12:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa
Wochenend und Regenschein
Ziemlich sicher kann man jetzt bereits sagen, dass uns dieses Wochenende das erste atlantische Tief aus dem Westen heimsuchen wird. Damit könnten wir unseren "Winter" eröffnen, also die Zeit der großen meteorologischen Instabilitäten auf dem Nordatlantik. (So sage ich immer zum Sauwetter wenn es mehr als drei Tage regnet) Seit etwa einer Woche braut sich da was nordwestlich von uns zusammen, ein wirklich hübsches Tief mit allem was dazu gehört. Regen, Sturm und warme Luft. Für uns stellt sich dann immer die Frage, streicht uns nur einer der Ausläufer, oder bekommen wir die feuchte Ehre des kompletten Tiefdruckgebietes ab. Meist bleiben die Tiefs weiter nördlich, dieser linksgedrehte Wolkenhaufen zielt aber momentan direkt auf uns, die Prognosen sagen aber aus, dass er doch noch nach Osten abdreht und uns so nur streift.
Heute ist noch mal ein strahlend schöner Tag, allerdings verraten ein paar "Zirren" (Cirrocumulus) am Himmel etwas anderes als Nordostpassat, das ist aber erst die Vorstufe zu einem wirklichen Wetterwechsel. Erst wenn die großen "Linsen" (Altocumulus lenticularis) sich am Bejenado oder über dem Massiv des Roque sammeln, kann man sicher sein, dass es regnen wird. Die Wolken und Wolkenspiele auf La Palma sind etwas phantastisches, hat natürlich auch damit zu tun, dass wir meteorologisch gesehen nur ein kleiner Störfaktor mitten in der atlantischen Wetterküche sind. Dieses so plötzlich und unerwartet auftauchende Stück Fels im Atlantik bringt oftmals das Wetter ziemlich durcheinander. Es gibt Satellitenaufnahmen vom "normalen" Nordostpassat, aus denen hervorgeht, dass die Kanaren diesen Wind noch in weit mehr als 1.000 Kilometer Entfernung stören. Großartige Aufnahmen und Erklärungen kann man HIER ansehen. Dabei gibt es auch einen Link auf die Seite von Fernando Bullón (2,5KB im PDF Format), die ein absolutes Muss für jeden ist, der sich am Wetter der Kanaren interessiert zeigt. Fernando Bullón arbeitet auf dem Flughafen La Palma als Wetterexperte und tingelt ab und zu auch durch die Gemeinden und hält Vorträge. Da stehen sie dann vor ihm, die Hobby-Meteorologen, wie Laubfrösche vor Kachelmann und lauschen andächtig seinen Erklärungen.
Donnerstag 06.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1016 hPa
Juan Carlos und Nemesio
Die Vorgeschichte ist ganz einfach, Sie lesen den kleinen Beitrag "Wissenschaftliche Schelte" vom 25.9. und nun kommt die Antwort von Nemesio Pérez. Immerhin hat Juan Carlos Carracedo eines erreicht, Öffentlichkeit und damit Druck auf die Behörden. Nicht der Vulkan, der schläft tief und ruhig, sondern die Presse zwingt nun die zuständige Abteilung der ITER (Instituto Tecnológico y de Energías Renovables de Canarias) zu reagieren und das macht man auch ganz brav. Nemesio Pérez war gestern zu Besuch auf La Palma und hat dem Inselpräsidenten weitere Maßnahmen versprochen, die viel zitierte Cumbre Vieja noch umfangreicher zu überwachen.
Zwei neue GPS-Stationen, eine weitere geochemische Überwachungseinheit und zwei hydrochemische Messstationen werden in den nächsten Monaten zusätzlich auf La Palma installiert. Ganz wichtig ist aber dem Chef der ITER und unserem Inselpräsidenten der Hinweis, das hat nichts mit einer erneuten Aktivität der Cumbre Vieja zu tun, sondern sei rein wissenschaftlich begründet, um den Vulkanen unserer Insel noch mehr Geheimnisse zu entreißen. Das ist alles sehr lobenswert, Juan Carlos Carracedo hat mit seiner Schelte nun wohl erreicht was er wollte, mehr Aufmerksamkeit für den Vulkan und für sich selber auch. Ein richtig feiner Zug der beiden Obervulkanologen wäre jetzt natürlich, man würde aus den dann noch reichlicher vorhandenen Daten gemeinsame Schlüsse ziehen und diese uns allen mitteilen. Langenscheidt hat meines Wissens bereits ein Wörterbuch (geologisch-umgangssprachlich) in Auftrag gegeben. Das dauert aber noch ein bisschen weil die Sprachwissenschaftler sich untereinander noch nicht einig sind, schreibt man Vulkan mit scharfem ß oder mit ss.
Mittwoch 05.10.05 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa
Halbstarke Anti-Raucher Gesetze
Heute hat der Kongress die neuen Anti-Tabak Gesetze beschlossen, ab 1.1.2006 wird die Luft für uns Raucher dünner. Mit ziemlicher Einigkeit hat der Kongress das Gesetz beschlossen, nur bei Detailfragen gab es Unstimmigkeiten. In allen Firmen, Büros, öffentlichen Gebäuden, Bahnhöfen, auch auf dem Bahnsteig, darf ab dem 1. Januar kommenden Jahres nicht mehr geraucht werden. Darüber hinaus ist sämtliche Tabakwerbung verboten, aber auch Promotionen, wie zum Beispiel Sonderpreise. Dann ist es also aus mit einer Schachtel für 42 Cent, dann muss ich armer Raucher immer 70 Cent für die Schachtel Coronas hinlegen.
Ganz spannend war die Geschichte Gastronomie, es ist nicht so hart und drastisch ausgefallen wie in Irland oder Italien, wo man gar nicht mehr in Kneipen und Restaurants rauchen darf. Allerdings muss jedes Lokal, ob einfache Pinte oder Feinschmeckertempel in Zukunft Raucher und Nichtraucher trennen. Geht das aus baulichen Gründen nicht, dann wir der Schuppen automatisch zum Nichtraucher Lokal. Diese gilt aber nur für Etablissements welche einen Gastraum von mehr als 100 Quadratmeter ausweisen, bei den kleineren gibt es Ausnahmereglungen die meine zukünftigen Wirtschaftsbesuche retten werden. Die kleinen Lokale können wählen, ob sie dann noch kleine Sünder aufnehmen und ein "Raucherlokal" sind, oder ganz Nichtraucher. Das Ganze muss mit Tafeln noch draußen gezeigt werden, man will so den Rauchern die frühe Fluchtmöglichkeit geben und nicht dem schockierenden Anblick solch vieler fröhlicher Asketen aussetzen...Für den Fall der kleinen Raucherlokale gilt dann aber ein Jugendverbot, Minderjährige dürfen diese Lokale dann nicht mehr betreten. Den Gastwirten gibt man 8 Monate ab dem 1.1. 2006 um etwaige Umbauten vornehmen zu lassen und mal in sich zugehen, welche Art von Lokal man denn zukünftig betreiben will. Private Clubs können auch entstehen, darin darf man dann quarzen bis die Nägel gelb werden, man hat aber angekündigt die "privaten Clubs" zu kontrollieren, ob man nicht automatisch jeden nikotinsüchtigen Passanten gleich zum Mitglied macht. Wir Raucher sind also noch mal mit einer blauen Lunge davon gekommen.
Mittwoch 05.10.05 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1018 hPa
Unser Fleisch für unsere Leute
Mit diesem Spruch könnte man hier sogar Wahlkampf betreiben, hat doch unsere Regionalpartei Coalición Canaria mit einem noch weiter undefinierten "Lo Nuestro" = "Unseres", die absolute Mehrheit im Inselparlament erreicht. Nun geht es aber nicht darum, komplizierte Dinge auf Massenmedienniveau zu reduzieren, sondern um eine wirklich lobenswerte Initiative von mehr als einhundert Viehzüchtern der Insel. Man hat in der Markthalle von Los Llanos einen eigenen Verkaufsstand eröffnet, um dort ausschließlich Fleisch von Schlachttieren aus La Palma zu verkaufen. Die Preise des dort angebotenen Fleisches richten sich nach der Marktsituation, das ist aber für den Landwirt erträglich, weil er keinen Zwischenhandel mehr mitfinanzieren muss und vor allem, sein Geld auch wirklich gleich bekommt.
La Palmas Viehzüchter haben Probleme ihr Fleisch an den Metzger oder die Restaurants zu bekommen, massenweise Fleischimporte halten das Preisniveau im Keller. Darüber hinaus ist die Zahlungsmoral vieler Metzgereien und Restaurants eher auf langfristiges Arbeiten hin ausgelegt, Monate später erst Geld bekommen macht es dem Landmann mit seinen 20 Schweinen oder 5 Kühen aber nicht möglich ordentlich zu arbeiten. Üblicherweise erhält der Bauer von den Metzgereien oder Restaurants ein Zahlungsversprechen welches "Pagaré" (Ich werde bezahlen) genannt wird, wann das allerdings der Fall sein wird, das ist eine Frage des "Mañana". - Das alles ist keine marktwirtschaftliche Großrevolte und dieser kleine Verkaufsstand wird auch die Globalisierung nicht stoppen, zeigt aber dass man wohl mit Engagement und Ideen im Kleinen etwas bewegen kann. Dieser Verkaufsstand ist keine Konkurrenz zu den Supermärkten die ihr Fleisch aus allen Winkeln Europas beziehen, es ist eine Alternative und noch kann der Verbraucher wählen.
Dienstag 04.10.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1017 hPa
Die Banane hoch, die Reihen fest geschlossen
Bange machen gilt nicht, gerade jetzt, wo gewaltige Veränderungen für den gesamten europäischen Bananensektor ins Haus stehen, will man sich kämpferischer und progressiver zeigen denn je. Die Coordinadora de Organizaciones de Agricultores y Ganaderos de Canarias, kurz und besser "COAG" gerufen, lädt dazu nach Barlovento ein. Dort sollen die IV Jornadas Internacionales del Plátano, also die internationalen Bananentage stattfinden. Für Barlovento und La Palma eine Ehre, nimmt man doch damit La Palmas Abhängigkeit von der Banane auch von außen ernst. Am 7. und 8. Oktober finden die Veranstaltungen in der Casa de La Cultura von Barlovento statt.
Der Präsident der "COAG", Rafael Hernández, verlautet im Vorfeld schon mal um was es im Einzelnen und besonders an diesen gelben Tage gehen soll. Qualitätsverbesserung, neue Marketingstrategien und die Wechselwirkung von intensiver Bananenzucht gegenüber der Umwelt. Dazu erwarten wir auch den ecuadorianischen Arzt Raúl Harari, welcher als internationaler Spezialist auf dem Gebiet von Umwelteinflüssen durch Bananenmonokulturen gilt. Man ist sich also schon der heftigen Auswirkungen auf die Umwelt bewusst, welche die Bananen gerade auf unsere kleine Insel ausüben. Ohne Banane geht aber nichts auf La Palma und so kann man nur versuchen, Ökonomie und Ökologie irgend wie miteinander zu verbinden. Rafael Hernández meint aufmunternd: "Die Banane hat Zukunft und trotz der großen Probleme auf dem Weltmarkt wird die kanarische Banane sich anhand von Qualität durchsetzen, gegen die Preisgestaltung der Billiglohnländer können wir nichts unternehmen" - Der Sektor hier hat gute Worte und Aufmunterung nötig. ¡Que Dios te oiga!
Dienstag 04.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1018 hPa
Regenschirme anspitzen
Noch ein paar Tage, dann kann uns wohl das erste Tiefdruckgebiet aus Südwest erwischen, mit aller Sicherheit die solche Prognosen in sich tragen. Der Oktober ist meist der Monat, welcher bei uns den "gefühlten" Winter einläutet. Gefühlt deshalb, weil die Tiefs aus dem Westen sehr warme Luft mit sich bringen, wärmer als der Nordostpassat, aber eben mit Wasser auch für die Westseite. Der erste Regen ist immer willkommen, früher ging man sogar in die Kirche um sich für den Winterbeginn zu bedanken, als diese Insel noch um so vieles mehr von der Landwirtschaft abhängig war.
Ohne die heutige Bewässerungstechnik war früher der Winter die einzig produktive Jahreszeit in den mittleren und unteren Zonen. Fing der Winter früh an, dann konnte man bis April zweimal Kartoffeln ziehen und reichlich Getreide, damals fast ausschließlich Weizen. Heute ist der Winter nur noch indirekt die fruchtbare Jahreszeit, wir brauchen das viele Wasser aus dem Westen um unserer Reserven aufzufüllen, die dann im Sommer wieder computergesteuert auf die Plantagen verteilt werden. Wenn Regen seinen nostalgischen Reiz verliert, dann scheint er nur noch lästig zu sein, besonders für die Gäste die uns besuchen kommen, die haben prinzipiell nicht vor Kartoffeln anzubauen. Nur der einfache Zusammenhang, La Palma - die grüne Insel und den dazu benötigten Betriebsstoff - Regen, der müsste eigentlich jedem klar sein. Aber doch nicht wenn ich Urlaub mache! Berechtigte Aussage und verständlicher Wunsch, wir arbeiten daran...
Montag 03.10.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1018 hPa
Schwerter zu Hot-Dogs
Endlich konnten wir die Schülergruppe aus Berlin einen ganzen Tag an El Paso fesseln und haben natürlich auch mit unseren Möglichkeiten nicht gegeizt. Die elf jungen und engagierten Damen samt Begleitmannschaft touren seit Mittwoch vergangener Woche über die Insel und haben reichlich Programm. Ich hatte bislang keine Zeit die Gruppe mal zu begleiten, der Beginn der Herbstferien brachte reichlich Arbeit. Leider kümmert sich die lokale Presse wenig darum, nun hat sich aber das Lokalfernsehen endlich dazu aufgeschwungen, diese vortreffliche Austauschmaßnahme zur Kenntnis zu nehmen. Eigentlich sollte diese Schülergruppe die Antwort auf unseren Besuch in Berlin sein, aus bekannten Gründen fand dieser Besuch noch nicht statt und noch steht die Antwort alleine da.
Linda, Lina, Mara, Helene, Tiara, Klara, Anna, Jana, Olga und Charlotte heißen die Mädchen der Theatergruppe "Theaterlinge", die innerhalb der Schöneberger Theaterproduktion für Kinder "Akarena e.V." ihre Kunst ausüben. Dahinter wiederum steht das Schöneberger Jungendkulturzentrum "Weisse Rose" und nun kommen wir wieder zum Anfang, das waren und sind auch unsere Gesprächspartner für die Schülerreise nach Berlin. (In deren Homepage steht übrigens notiert, dass wir Ostern 2006 nach Berlin kommen und ordentlich Theater vorführen, da wird es nun aber wirklich Zeit die Spendenliste kräftig länger zu machen - keine Angst, es kostet nur was, tut aber nicht weh.
Theatervorführung beiderseits, große Verbrüderung vor der Schule "Adamancasis", Fernsehtermin, gemeinsames Mittagessen, Seidenmuseum, Zigarrendreherei, also wieder volles Programm. Das Theaterstück hat mich vollends begeistert, die Mädchen nehmen das ernst was sie da machen und werden auch von professioneller Regie begleitet. Das Stück heißt "Der Spielzeugsoldat" und stammt von dem tschechischen Autor Sascha Lichy aus den siebziger Jahren. Warum Krieg doof ist, das wissen diesseits des Atlantiks inzwischen die meisten Menschen, aber die Ideen darum und die Phantasie wie man das ausdrücken kann, die sind viel versprechend. König Olaf der 28. will eigentlich nur Spaß und keinen Krieg, denn der macht immer nur Ärger. Gibt es den, weil er einen Spielzeugsoldaten eines anderen Monarchen kaputt gemacht hat, dann soll schnell die Königstochter den fremden Despoten heiraten, die ist aber oberzickig und so aufgeklärt, dass sie sich ihren Gemahl selber aussuchen will. Nun muss der Spielzeugsoldat schnell repariert werden, das gelingt aber nicht und so schlüpft ein Mensch in die Rolle des Automaten und just in diesen Menschen verknallt sich nun die Prinzessin. Jetzt ist eigentlich Krieg fällig, der kann aber nicht stattfinden, man hat überhaupt keine Soldaten und der Kriegsminister hat keine Zeit. Den beschäftigt nämlich ein wirkliches Problem, wie bekommt man eine Wurst am besten in ein Brot. - Schade, dass die Kinder aus El Paso wenig davon mitbekommen haben, Schwerter zu Hot-Dogs, das ist noch besser als die Geschichte mit den Pflugscharen.
Ich darf es voraus nehmen, es gibt keinen Krieg, Olaf der 28. macht das mit einer brillant geführten Partie Dame klar. Mensch-Spielzeugsoldat und die Prinzessin kriegen sich und alles ist happy. Als Gegenleistung unsererseits gab es die Meerjungfrau, "La Sirenita" aufgeführt als Musical, mit reichlich Tanz, bunten Farben und Kostümen, angelehnt an die Figur "Arielle die Meerjungfrau". Das ist auch ein lehrreiches Stück, da bekommen sich die Liebenden allerdings nicht, aber jeder weiß irgendwann, wo er hingehört. Grell war der Unterschied, die Gruppe aus Berlin zeigte ein engagiertes Stück, mit einem kleinen Stich in eine herrliche Groteske gegen jegliche Form der Gewalt und wir wollen nur tanzen, laut sein und bunt. Beides hat was, manchmal muss es auch ohne nachdenken gehen.
Palmen, Essen gut, Leute nett, größer als ich es mir vorgestellt hat, so erzählt Anna ihre ersten Eindrücke über La Palma. Die steilen Berge haben es ihr angetan, das Wetter sowieso und baden macht auch Spaß, nur die Betten dürften etwas härter sein. - Da ist er wieder der große Kulturunterschied, den Spaniern kann es nicht weich genug sein, den Deutschen nicht hart genug wenn es um die Betten geht. - Ist doch eigentlich schön, wenn das unsere einzigen Missverständnisse sind.
Mehr Photos von den Theaterlingen und den Kids aus El Paso.
Montag 03.10.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1019 hPa
Schlechte Weinernte auf Tenerife lässt La Palmas Winzer hoffen
Zwei so ähnliche und nahe Inseln und dennoch meldet das eine Eiland eine Rekordernte an Trauben und Tenerife eine um fast 40% geringere Ernte als im Jahr 2004. Anstatt der knappen 5 Millionen Kilo Weintrauben wie im letzten Jahr, rechnet man nur noch mit einer Menge von 3,5 Millionen Kilo. Auf La Palma sieht die Situation anders herum aus, hier will man dieses Jahr 1,65 Millionen Kilo Weintrauben ernten anstatt der 1,15 Millionen wie im vergangenen Jahr 2004. Hier auf La Palma machte und macht man sich bereits große Sorgen um den Absatz des Weines, so viel Rebensaft hat man noch nie auf Flaschen gezogen und dieses Überangebot drückt gewaltig auf die Erzeugerpreise.
Da kommt die Meldung über die schlechte Ernte in Tenerife gerade recht, böse und unsolidarisch, aber wenn auf Tenerife der Wein knapp wird, dann kann La Palma locker aushelfen. Was war passiert? Das "Halbunwetter" im August war Schuld, tropisch warme Luft in den Höhen brachte auf den beiden großen Kanareninseln (Tenerife und Gran Canaria) starke Niederschläge und Gewitter. Die viele Feuchtigkeit sorgte nun für eine rapide Vermehrung der Schädlinge, Essigfliege und Pilzkrankheiten wüteten in den Weinfeldern, besonders in den Zonen Icod-Daute-Isora, Abona und Valle de La Orotava. La Palma kam jedoch so gut wie völlig unbeschadet davon und unsere Weintrauben auch. Mal sehen, ob ein innerkanarischer Weinaustausch stattfinden wird und Tenerifes Missgeschick unseren Winzern weiterhelfen kann. Das wäre ja mal was Neues, früher hat man Wein aus Tenerife schon mal als Gewächs aus La Palma angepriesen, weil wir fast nie genug Wein hatten, jetzt droht ein ähnliches Schauspiel, aber anders herum.
Sonntag 02.10.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1019 hPa
Virtuelles Schmuddelwetter
Es ist nicht nur in der Meteorologie so, Voraussagen können manchmal ganz heftig daneben liegen, dann ist aber die Realität Schuld und nicht die Vorhersage. So geschehen in der Bundestagswahl, da haben die Wähler gefehlt, nicht die Demoskopen und nun behaupten die sogar, wenn aus den Umfragen Realität geworden wäre, dann ginge es mit Deutschland bereits aufwärts. Das ist ja mal ein progressiver Vorschlag, wir ändern das Wahlergebnis zugunsten der Forsa-Umfrage! Eigentlich bin ich mir sogar sicher, ein virtuelles Parlament könnte in Deutschland weniger Schaden anrichten, als zerrüttete Persönlichkeiten, die obwohl beide Verlierer, immer noch den unbedingten Kanzlerwunsch in sich tragen. Ein weiterer Vorteil wäre, alle Arbeitslosen wären plötzlich auch virtuell, die Verschuldung genau so, nur Westerwelle könnte so bleiben wie er ist, der war immer schon virtuell. - Gebt denen ein virtuelles Land, vielleicht Alemanistan, eine gepflegte Monarchie ohne Volk, dann gibt es auch keinen Ärger.
Viel schlimmere Auswirkungen kann die zum Teil enorme Lücke zwischen Vorhersagen und Realität beim Wetter sein. (In der Politik erwartet doch nicht ernsthaft noch ein Bürger, dass die Aussagen der Lenker wahr werden) Das Wetter für heute angekündigt: Sonnenschein, Nachmittags etwas Bewölkung in der Höhe, Windgeschwindigkeit 15 bis 20 Knoten aus Nordost, keine Niederschläge. Nun kommt die Realität: Tief hängende Wolken, selbst im Westen leichter Nieselregen, überhaupt kein Wind aus irgendeiner Richtung. Was man im ersten Moment als Totalausfall der Vorhersagen deuten könnte, entpuppt sich auf den zweiten Blick als perfides Werkzeug unserer Kleinwetterlage. - Die Tabellen der Wetterforscher werden ja minütlich von Hochleistungsrechnern korrigiert, nur von diesen Monstermaschinen sitzt keine auf La Palma und guckt aus dem Fenster. Ich ertappe mich öfter dabei in den Monitor zu blicken wenn ich wissen will wie das Wetter sein wird und dann aus dem Fenster, wie das Wetter ist. Vor guten zwei Jahren habe ich mal versucht, virtuelle Realität herzustellen. Es war ein knochentrockener Winter und meine Kartoffeln sehr unzufrieden mit der Gesamtsituation. Ich habe dann mehrere Klimatabellen ausgedruckt, durchschnittliche Niederschlagsmengen für die Westseite im Februar und viele weitere hoffnungsvolle Tabellen neben meine dürstenden Pflanzen gelegt. Es hat nichts genutzt, Tabellen regnen nicht und das virtuelle Kartoffelpüree aus meiner Scheinernte hat meine Familie nicht nachhaltig glücklich gemacht.
Sonntag 02.10.05 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1020 hPa
Staatsprojekte
Irgendwo muss immer gebuddelt, gebaut, verbessert und investiert werden, sonst funktioniert das komplexe System der Marktwirtschaft nicht. La Palma ist da im Zahlungsausgleich mit den anderen Teilnehmern ein deutlicher Nettoempfänger, aus unserer eigenen Kraft heraus könnten wir uns diese, inzwischen beachtliche Infrastruktur, gar nicht leisten. Es wäre aber unfair, von einer kleinen und abgeschlossenen Insel mit 83.000 Einwohnern zu verlangen, alles was ihr haben wollt, das müsst ihr selber erwirtschaften. Wir sind auch Teil eines großen Puzzles, erst lokal im Bereich der Provinz, dann national für Spanien und schließlich sind wir auch eine Region der Europäischen Union. Schier unmöglich erscheint es den enormen Kapitalstrom innerhalb der genannten Strukturen zu verfolgen, es gibt keine Zahl die besagt, wie viel Geld zum Beispiel La Palma von außen bekommt und wie groß unser Anteil an diesen Summen ist. Wir bezahlen ja auch Steuern, müssen aber zugeben, dass unsere Haupteinnahmenquelle die Banane, ja durch die notwendigen Hilfen auch Kosten verursacht. Dadurch entstehen aber wieder auch Arbeitsplätze und schon gereicht jedes Auflisten von nackten Zahlen nur zur Hälfte der Aussage.
Relativ klar sind die Zahlen, die uns Madrid für Infrastrukturmaßnahmen im nächsten Jahr fest zugesagt hat. 55.697.800 Euro gibt es von staatlichen Institutionen, den Löwenanteil stellt der staatliche Flughafenbetreiber "Aeropuertos Nacionales (AENA) en Canarias" zur Verfügung, mit einer Einzelsumme von 38.132.000 Euro für den Ausbau des Inselflughafens. Das ist die Summe für das Jahr 2006, insgesamt will die AENA in den nächsten Jahren 120 Millionen Euro großflächig über unseren Flughafen streuen, wenn da mal kein Wind aufkommt. Der Flughafenausbau ist somit das größte Einzelbauvorhaben auf La Palma aller Zeiten. Was kommt noch aus Madrid. Nächster größerer Posten sind die 11 Millionen für die Umgehungsstraße von Santa Cruz und die 4,2 Millionen für den Ausbau des Hafens. Die weiteren Haushaltsposten sind dann unter der Millionenschwelle, Peanuts also. 950.000 Euro stehen für den "paseo marítimo" von Charco Azul nach Espíndola zur Verfügung und noch mal 500.000 Euro für die Verbesserung der Hafenanlagen in Puerto Espíndola. Das Theater "Circo del Marte" in der Hauptstadt erhält 105.000 Euro, für Einrichtungen auf dem Roque de los Muchachos sind 100.000 Euro vorgesehen und das "Centro de Astrofísica insular" wird mit 500.000 Euro unterstützt. Auffällig dabei, die Reparaturarbeiten am größten Speicherbecken der Insel kommen da nicht drin vor, mehr als 3 Millionen Euro sind dafür nötig, eine Summe die eigentlich nicht so schnell übersehen werden kann. - Das bezahlt Madrid dann sicher aus der Portokasse, oder sollen die Bauarbeiten erst 2007 geschehen?
Samstag 01.10.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1019 hPa
Los Llanos Multikulti
Etwas mehr 3.000 ausländische Mitbürger aus 65 Nationen wohnen in der Westseiten Metropole, daraus folgt, dass 15% der Einwohner des Ortes nicht spanischer Nationalität sind. Das sind die offiziellen Zahlen, alle Ausländer die "empadronado" sind, also in den Listen der Gemeinde als Bürger geführt werden. Da können einige Karteileihen dabei sein, wer wieder weg geht, macht sich meist nicht den Aufwand sich auf der Gemeinde offiziell zu verabschieden. Es wird aber dabei auch keiner aufgeführt, der sich nicht angemeldet hat, das ist besonders bei den südamerikanischen und afrikanischen Ausländern weit verbreitet, wer nur als "Tourist" angereist ist, aber tatsächlich hier wohnt, der kommt nicht in der Zählung vor. Vorsichtig geschätzt nimmt man an, dass noch mal 2.000 Menschen im Großraum Los Llanos wohnen, die nicht in der Statistik auftauchen. Das Straßenbild spricht für diese Zahl, die Statistik sieht immer noch die Mitteleuropäer als größte Ausländergruppe, der subjektive Eindruck ist aber ein ganz anderer.
1.640 europäische Ausländer werden angegeben, allen voran Deutsche, 1.160 sollen es sein, gefolgt von weit abgeschlagenen 89 Italienern, 79 Schweizern und 41 Briten. Andere europäische Nationen werden nicht mehr aufgesplittet, "otros" heißt es da ganz einfach, da werden jetzt die Belgier und Österreicher wieder sauer sein, kaum eine Statistik hier kümmert sich um diese und weitere Länder. Bei den südamerikanischen Ländern sieht es wie folgt aus: Venezuela (369), Kolumbien (324), Cuba (182), Bolivien (171) und Argentinien (31). - Nur 369 Venezolaner, daran darf wirklich sehr gezweifelt werden. Wirklich interessant ist aber ein Vergleich, Santa Cruz de La Palma berichtet von lediglich 800 Ausländern in ihren Reihen, Los Llanos dagegen von über 3.000. Ich geh mal davon aus, dass beide Zahlen den gleichen Wahrheitsfaktor besitzen, dann ist das schon auffällig, wie multikulti Los Llanos sich gibt.
Samstag 01.10.05 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1020 hPa
Vom Samen bis zum Aschenbecher
Breña Alta gilt seit jeher als Zentrum der Zigarrenherstellung auf La Palma, dort werden die meisten "Puros" wie sie hier heißen, gedreht. Daneben gibt es noch Manufakturen in Santa Cruz und in El Paso, aber spricht man von der halbberühmten palmerischen Zigarre, dann kommt man an Breña Alta nicht vorbei. Es ist nur logisch, dass dort nun ein "arbeitendes Museum" entstanden ist, in dem man den Prozess der Zigarrenherstellung vom Samenkörnchen bis zum Aschenbecher bestaunen kann. "El Sitio" heißt die Finca und Antonio González hat sich und vielen anderen damit einen Traum verwirklicht, wir haben zwar immer wieder Ausstellungen über das Zigarrendrehen an sich, aber den kompletten und komplexen Prozess hat man bislang nicht darstellen können.
Gestern war zwar die offizielle Eröffnung, aber erst in den nächsten Wochen will man auch dem Publikum die Pforten öffnen. Neben dem persönlichen Engagement von Antonio González, floss auch Geld von der Zigaretten und Zigarrenfabrik CITA aus Tenerife, deren Generaldirektor Rafael Fernández auch zur Eröffnung kam. Da steckt also mehr dahinter als reine Tabak-Nostalgie, Rafael Fernández schlägt vor, den palmerischen Puros größere internationale Aufmerksamkeit zu verleihen mit der Schaffung eines "DOC". Dazu sollte man aber auch wieder zu heimischen Tabak greifen, in den allermeisten Puros aus La Palma ist längst kein Tabak mehr von der Insel, sondern Importware aus vielen Ländern der Erde. Möglichkeiten für Nischen und Randprodukte liegen überall hier rum, jetzt braucht man wieder Landwirte, die Tabak in entsprechender Qualität liefern können, dann wird das auch wieder was, pure Puros für Puristen.