La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv November 2010




Dienstag 30.11.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 50 % - Luftdruck 1008 hPa
Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 16,0 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 17,7 - Temp. Min 10,6 - Feuchte 34 - 99 % Niederschlag 39 mm

Knüppel aus dem Sack in Los Llanos
Trinkgelage von Jugendlichen werden aufgelöst

"Botellón" ist der Begriff für Trinkgelage in der Öffentlichkeit, und Jugendliche finden das wohl besonders toll, besonders am Wochenende, um sich ein bisschen warm zu trinken für den späteren Diskothekenbesuch, oder gleich anstatt. - Denn richtig stylisch ist das erst, wenn man dazu die Getränke aus einem getunten Opel Corsa oder ähnlichem Lifestylegefährt serviert, und dabei kräftig vom Subwoofer vorher durchschütteln lässt. - Es ist auch einfach billiger, sich das Zeug selber im Supermarkt zu kaufen, als die edlen Tropfen in der Diskothek zu ordern. - Jedes Wochenende finden so in den größeren Orten hier diese Treffen statt, nicht immer zur Freude der Anwohner, denn einmal machen die halt wirklich Krach, und zum anderen hinterlassen die meist auch reichlich Müll. - Darüber hinaus ist das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit in Spanien sowieso verboten, das ist kein Scherz, Ausnahmen bestehen dafür nur, wenn es sich um eine angemeldete Fiesta handelt. - Vielleicht sollten die Jugendlichen das mal versuchen, die melden einfach in der Gemeindeverwaltung eine Kulturveranstaltung an, nach dem Motto, sozialpsychologische Gesellschaftsstudie für Jugendliche aus bildungsunnahen Schichten unter Zuhilfenahme von ethylischen Getränken, schamanischem Ausdruckstanz, ethnologischen Rhythmusgrundstrukturen und Sonderfahrzeugen aus dem Kleinwagenkontingent. - Oder wie sollte man das anders nennen, wenn 10 Jugendliche mit zweifelsnahen Frisuren vor einem aufgemotzten Opel Corsa stehen, die 1800 Watt Anlage Utz - Utz - Utz - Utz - Utz Reggaeton von sich gibt, und man sich dabei gesellschaftlich die Birne zukippt. - Vielleicht gibt die Europäische Union sogar noch Geld dazu für solch endemische Kulturveranstaltungen, man weiß ja nie, wenn man erst festgestellt hat, dass die EU gleich dreimal Geld dafür gibt, dass der gleiche sinnlose Hafen von Tazacorte wieder mal ausgebaut werden soll. - Weg von der Polemik, wir haben damals unsere Kreidler Florett so weit aufgebohrt, dass uns die Nachbarn mit der Mistgabel hinterhergelaufen sind, waren damit aber dann eben so schnell, dass man uns nicht bekommen hat. - Musik haben wir damals auch gemacht, irgendeiner hatte immer eine Wandergitarre dabei, der 2 Liter Bauerntrunk von Edeka für eine Mark neunundneunzig kreiste dann, um möglichst großen Austausch von Speichel zu begünstigen, und mit drei Griffen, also A, D und G, kann man so ziemlich alles von Pete Seeger und den Beatles spielen, bis hin zu solchen Generationshymnen wie "Blowing in the wind" oder dieses, ich hoffe inzwischen zum Nachgrölen verbotene "House of the rising sun". - Gut, bei uns haben dann halt nur die Karpfen im Weiher gekotzt, vor lauter Musikalität der Bande "Halbstarker", aber aus den meisten von uns ist ja sogar noch was geworden. - Eine ist inzwischen sogar Ministerin in Deutschland, ich sage aber mal nicht wer, die würde sich sicherlich nicht gerne daran erinnern, die anderen haben aber wirklich was gelernt...

Aus den Jungs, meistens nur Jungs, um den Opel Corsa herum wird sicherlich auch noch was werden, aber bitte ein bisschen leiser und wer eben Bier oder "Copas" in Spanien in der Öffentlichkeit trinkt, der kommt dann halt bereits mit dem Gesetz in Konflikt. - Und weil es viele brave Bürger gibt in Los Llanos, und die dort auch einen Bürgermeister haben, der Beschwerden von braven Bürgern natürlich ernst nimmt, patrouillieren nun jedes Wochenende an den Hotspot der "Botellón-Kultur" mehrere Polizeistreifen und schicken die Opelaner in den verfrühten Feierabend. - Gut, wenn fragwürdige Geschäftsleute Asphaltfabriken neben Wohngebieten und Schulen bauen, dann schickt der nicht die Polizei, sondern findet das auch noch gut, aber der saß früher sicher auch nie mit der Gitarre am Baggersee, sondern muss eine ganz behütete Jugend gehabt haben. - Wahrscheinlich liegt es aber daran, dass es in Los Llanos keine Baggerseen gibt, meist sind die Erklärungen so einfach, und eben auch, warum hier keiner Bahnhof versteht. - So richtig zum Ernst bekomme ich heute nicht mehr die Kurve, aber das liegt sicher am guten Wetter, und dass meine Frau ihren neuen Ken so lobt, der nun beim Bauknecht so richtig ins Schwitzen kam. - Noch mal kurz zurück nach Los Llanos, damit ich den Informationsauftrag auch erfülle, nicht nur den Laberauftrag, die Stadtpolizei hat aber auch deshalb so große Erfolge gehabt im Einsatz gegen die trinkfesten Opelaner, weil man Polizisten in Zivil eingesetzt hat. - Klar, die Jungs sind ja nicht blöd, und verstauen ihre Komabeschleuniger sofort, wenn ein Wagen der Policía Local um die Ecke fährt, aber gegen so unverdächtige Normalbürger, die aber eigentlich Polizisten sind, darauf fallen die Jungs regelmäßig rein. - 300 Euro kostet das übrigens, die Ruhestörung, und das ist viel Geld, wenn man daneben noch einen Opel Corsa tiefer legen muss. - Inzwischen spricht man in der Stadtverwaltung von einem gelungenen Vorgehen gegen diese Jugendlichen, die sich nun anstatt der Musik und dem Suff hinzugeben sicherlich bei den Rotariern angemeldet haben, oder in der Kirchengemeinde nun Schiffchensticken lernen. - Klar, die fahren ein paar hundert Meter weiter, anderswo hin, oder gleich aus Los Llanos raus in eine Bananenplantage, denn wir erinnern uns, Baggerseen gibt es auf La Palma leider nicht. - Los Llanos ist eine saubere Stadt, da wird hart mit Jugendlichen umgegangen, welche sich nicht an das Gesetz halten. - Leichter haben es da die Honoratioren, welche Asphaltwerke neben Wohngebieten aufstellen wollen, aber die saufen und singen ja nicht in der Öffentlichkeit. Schade eigentlich, dass die so unmusikalisch sind, sonst hätten wir die schon längst zivilisiert.




Als Abschluss und Auf Wiedersehen zum letzten Unwetter auf den Kanaren, hier noch die Blitzkarte der Agencia Estatal de Meteorología. - Auch da kann man wieder sehen, wie priveligiert La Palma bei diesem Unwetter behandelt wurde. - Danke schön, an wen eigentlich?




Dienstag 30.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 65 mm - Luftfeuchte 87 % - Luftdruck 1001 hPa

Reichlich Wasser zum Abschluss
La Palma kommt mit Blauem Auge davon

Jetzt haben wir unseren Starkregen doch noch gehabt. - Ein Großteil der heute Nacht gefallenen 65 Millimeter gingen zwischen 04:00 und 06:00 Uhr nieder, also so frisch, dass wir noch nicht ausmachen können, ob diese Niederschläge wieder Schäden an der Südstraße rund um Fuencaliente angerichtet haben. - Begleitet wurde dieser intensive Regen auch von Gewitter, wobei bislang kein Stromausfall gemeldet wird. - Jetzt ist der Himmel wieder klar, dennoch kann es im Laufe des Vormittags weiterhin zu Niederschlägen kommen, ab Nachmittag müsste dann der Spuk allerdings vorbei sein. - Ansonsten hat dieses kräftige Tief die anderen Kanareninseln heftiger getroffen als uns, Höhepunkt ist ein Schwerverletzter in Los Realejos auf Tenerife, welchen ein Eisentor vom Wind getrieben am Kopf traf. - Sonst eben Sachschäden, hauptsächlich in der Landwirtschaft und breite Stromausfälle auf Tenerife. - Der Handel berichtet von großen Einbußen, da kaum Menschen auf der Straße waren, die allermeisten hatten eben wohl den Rat befolgt, wer nicht unbedingt war zu Erledigen hat, der solle besser Zuhause bleiben. - Wie groß die Schäden in der Landwirtschaft sind, das wird erst in den kommenden Wochen klar sein, wenn die Gutachter der landwirtschaftlichen Versicherungen die Schäden aufgenommen haben. - Angesichts der Überproduktion im Bananensektor kann man aber nicht von einer Katastrophe sprechen, böse Zungen behaupten sogar, das ist gut so, dann muss man in ein paar Monaten nicht so viele Bananen künstlich vom Markt nehmen, also vernichten, wenn diese erst gar nicht produziert werden. - Die Bedrohung der Bananenkulturen hier auf den Kanaren, die kommt halt nicht primär vom Wetter, sondern von der gesättigten Marktsituation und der übergroßen und billigeren Konkurrenz aus Mittelamerika. - Auf La Palma wird heute der Schulbetrieb wieder normal aufgenommen, lediglich das IES Alonso Pérez Díaz in der Hauptstadt bleibt noch geschlossen, allerdings unterrichten die ja im Moment in dafür umgebauten Wohncontainern, da ihr eigentliches Schulgebäude ja saniert wird. - Auf den anderen Inseln, besonders auf Tenerife bleiben viele Schulen noch geschlossen, auch daran merkt man, dass die größte Kanareninsel wohl auch die schlimmsten Folgen des Unwetters zu dulden hat. - 23.000 Haushalte sind dort noch ohne Stromversorgung, aber man verspricht, im Laufe des heutigen Vormittags auch diese Kunden wieder mit elektrischer Energie zu versorgen. - Jetzt regnet es noch schwer auf Gran Canaria und den beiden östlichen Inseln Lanzarote und Fuerteventura, und von dort meldet man mehrere gesperrte Straßen durch Überschwemmungen.

Wie es nun weiter geht, das wollen alle wissen. - Fest steht, dass dieses Tief nun an der westafrikanischen Küste nach Nordosten zieht und bald das spanische Festland beglücken wird. - Auf dem Nordatlantik ist aber noch lange nicht wieder Ruhe eingekehrt, es fehlt deutlich das sonst dort alles regelnde starke Hochdruckgebiet, welches auch als Azorenhoch so oft genannt wird. - Lediglich ein kleines Zwischenhoch wird die kommenden Tage das Wetter über den Kanaren bestimmen, mit besserem Wetter tagsüber, aber dafür knackig kalte Nächte. - Und an dem Wort "Zwischenhoch" wissen wir auch, dass so etwas keine lange Phase der Ruhe bedeutet, denn von Westen her braust bereits das nächste Tief auf unserer Höhe heran, welches uns dann am kommenden Wochenende erreichen wird. - Von den Wochentagen her also eine Wiederholung, allerdings erwartet man deutlich geringere Niederschläge in diesem Tief. - Dafür wieder heftigen Wind, und wie kann es in diesem Jahr anders sein, natürlich wieder aus dieser verflixten Richtung Südwest. - Dieser Südwestwind, den nennt man auf der Ostseite Caldereto oder Calderetero, obwohl der gar nichts mit unserer Caldera zu tun hat. - Auf der Westseite, da gibt man diesem Wind keinen Kosenamen, da sagt man einfach Sche…wind dazu.



Montag 29.11.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 5 mm - Luftfeuchte 90 % - Luftdruck 998 hPa
Höchsttemperatur heute 18,2 Grad - niedrigste Temperatur 16,9 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 13,8 - Temp. Min 11,5 - Feuchte 87 - 99 % Niederschlag 25 mm

Strom für die Asphaltwerke
Steuergelder sollen nun eingesetzt werden

Weise und vorausschauende Planung ist was Feines. - Allerdings gelingt das in Schilda nicht immer, und wie wir wissen, kann diese lustige Stadt überall sein. - Los Llanos hat ja El Paso netterweise ein Industriegebiet direkt an die Gemeindegrenze gebaut, dabei allerdings zwei Faktoren schlichtweg vergessen, oder Schlimmeres. - Auf das Schlimmere komme ich gleich noch, zunächst aber zum Vergessen. - Im nahen Umkreis des Industriegebietes wohnen an die 7.000 Menschen, so könnte man von vorneherein die Auswahl des Geländes schröderisch als suboptimal bezeichnen, da ja der Gesetzgeber sagt, für giftige, laute und störende Industrien muss der Mindestabstand zu Siedlungen mindestens 2.000 Meter betragen, also schließt man für dieses Industriegebiet gleich mal ganz viele Betriebe aus. - Allerdings kennen wir ja aus Aktualität, dass man trotzdem versucht, dort giftige und schädliche Industrie anzusiedeln, wie der Versuch dort 2 Asphaltwerke zu installieren zeigt. - Als nächster Punkt des Vergessens ist noch anzumerken, dass dieses Industriegebiet über keine ausreichende Energieversorgung verfügt, die jetzt bereits dort arbeitenden Firmen allesamt ihren Strom aus eigenen Generatoren erzeugen müssen. - Das geschieht meist durch Dieselkraft, bedeutet also für die Umwelt aber auch den Betreiber höhere Belastungen. - Einmal durch die Kontamination der Stromerzeuger, und für den Betreiber ist das natürlich viel teurer, als wenn er die elektrische Energie aus dem normalen Netz beziehen kann. - Die Unelco, unser Stromerzeuger, die hat keine ausreichenden Kapazitäten im Netz von Ost nach West mehr frei, um den gewaltigen Energiebedarf des Industriegebietes zu garantieren. - Es muss also eine neue Leitung her, und da stehen Gemeinden aber auch Naturparks im Wege, durch welche man diese Trassen nicht so einfach schlagen kann. - Zum großen Teil müssten also die Leitungen unterirdisch verlegt werden, was einen Mehrkostenfaktor ergibt, welchen die Unelco nicht alleine tragen will. - Nun dachte man daran, die Betreiber der im Industriegebiet angesiedelten Firmen an den Kosten zu beteiligen, aber die haben den lustigen Herren aus Los Llanos natürlich lächelnd die kalte Schulter gezeigt, es gibt schließlich auf der Insel noch mehr Industriegebiete, dahin kann man dann auch ausweichen, wenn es in Los Llanos halt keinen Strom gibt. - Nun kommen wir wieder zu dem "Schlimmeren" und der Frage, warum man denn das Industriegebiet unbedingt dort hin sollte, wo es nun steht, ohne Strom und nahe an Wohngebieten. - Die Antwort ist nicht ohne Zündstoff, Familie eines der obersten Politiker im Gobierno de Canarias hat dort früh genug die meisten Gelände billig als landwirtschaftliche Zone aufgekauft, und verkauft diese heute gerne als industrielle Parzellen. - So geht´s Business, aber Namen gibt es von mir nicht. - Ich bin doch schließlich nicht "Palmaleaks", und habe ebenso keine Lust, frühzeitig und fluchtartig von der Insel zu verschwinden. - Eben dieses Gobierno de Canarias bietet nun eine Lösung für den Mangel an elektrischer Energie an, man will sich mit einer Million Euro an den Baukosten für die neue Leitung von Ost nach West beteiligen. - Allerdings betont man auch, dass man das über mehrere Jahre verteilt irgendwo im Haushalt unterbringen muss, denn schließlich sei Krise, und es wäre halt einfach kein Geld da.

Jetzt noch ein paar Worte zum Wetter. - Es bleibt dabei, das Tief beschüttet alle anderen Kanareninseln reichlich mit Wasser, aber La Palma bleibt fast komplett verschont. - Es kann immer noch was Kräftigeres kommen, aber bislang sind wir bequem durch das Unwetter gekommen, war ja auch mal an der Zeit, dass wir mal Glück hatten mit dem Wetter. - Aus Tenerife werden die größten Probleme gemeldet, dort hat es auch mehrere Strommasten umgeweht, so dass Teile der Insel nun ohne Strom sind. - Die Unelco ist allerdings seit heute Morgen bereits dabei, die Schäden zu beheben und hat auch in vielen Gebieten fahrbare Generatoren aufgestellt, um den Haushalten schnell wieder mit Strom zu versorgen. - Das ist auch wichtig, denn heute Abend kommt wieder der absolute Fußballschlager, die Partie Barca gegen Madrid, und wenn es da keinen Strom gibt, und die Leute das nicht sehen können, dann gibt es Ärger. - Die Alarmstufe Rot besteht jetzt nur noch für die Insel Tenerife selbst, für die anderen Kanareninseln ist man auf "Orange" zurückgegangen, nachdem der Wind zwar heftig wehte, aber dann doch nicht so katastrophal, wie man das gefürchtet hatte. - Auf La Palma sind die Schäden in der Landwirtschaft noch nicht aufgenommen, aber es wird sicher wieder lokal zu Sturmschäden in den Bananen gekommen sein. - Allerdings sind die Bananenbauern fast gänzlich über die Kooperativen gegen Sturmschäden versichert, so dass man diese Verluste zum großen Teil wieder vergütet bekommt. - Hier sind heute Nachmittag sogar ein paar Flugzeuge gelandet, darunter ein Charter aus England, die hatten das Glück, eine komfortable Windpause zu erwischen. - Danach frischte der Wind wieder kräftig auf, und im Moment scheint sogar die Sonne im Westen La Palmas, ein kleiner Zwischenbauknecht also. - Dennoch habe ich meiner Frau angeraten, nun nicht gleich Ken wieder zu fordern, die Chose ist noch nicht "durch" und wir sollten weiterhin noch mit Niederschlägen rechnen. - Ganz geklärt wird sich die Situation sowieso erst morgen Abend haben, bis dahin sind Regenschirm und Windjacke immer noch ständige Begleiter. - Aber wir können jetzt schon festhalten, La Palma hat sich wunderbar aus dem Gröbsten herausgehalten.



Montag 29.11.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 9 mm - Luftfeuchte 89 % - Luftdruck 999 hPa

Sturm, aber kaum Regen
AidaBlu lässt 130 Passagiere auf La Palma

Fangen wir mal mit der Kapriole an, denn wirkliche Katastrophen gibt es auch nicht zu vermelden. - Durch den starken Wind, besonders auf der Ostseite, bewegte sich das Kreuzfahrtschiff AidaBlu im Hafen von Santa Cruz derart stark, dass der Kapitän sich gezwungen sah, voreilig den Hafen unserer Hauptstadt zu verlassen. - Aus Sicherheitsgründen, um das Schiff keiner Beschädigung auszusetzen, ließ er die Leinen einholen und setzte Kurs auf den Hafen von Las Palmas. - Allerdings blieben 130 Passagiere der AidaBlu auf La Palma zurück, diese Gäste hatte man nicht von der eiligen Abreise des Schiffes benachrichtigen können. - Man muss sich mal die verdutzten Blicke der Kreuzfahrer vorstellen, die kommen zum Hafen zurück, und das Schiff ist nicht mehr da… - Allerdings hat man seitens der Aida-Crew alles organisiert, man lässt diese Passagiere nicht im Regen stehen. - Die "vergessenen" Kreuzfahrer bleiben nun bis Dienstag in einem Hotel in Los Cancajos und werden dann wieder abgeholt. - So kann es halt laufen, wenn der "Blanke Pedro" zuschlägt, eine kleine Insel mitten im Atlantik ist halt keine maritime Ponyranch. - Der Flugverkehr liegt auch völlig lahm, La Palma meldet sich mal wieder "incomunicado" wie das dann so schön heißt. - Der Wind erreichte Geschwindigkeiten bis knapp über 120 Stundenkilometer auf La Palma, in Böen allerdings deutlich mehr. - Bislang aber sind die angekündigten Regenfälle fast komplett ausgeblieben, und damit auch die größte Gefahr für die Insel. - Der Regen ist aber da, und wir hatten einfach mal wieder das Glück auf unserer Seite, denn ein großer Teil des Tiefdruckgebietes zog nördlich an den Kanaren vorbei, und der Rest südlich an La Palma. - Auf den anderen Inseln hat es sehr viel mehr geregnet, auf El Hierro werden für die vergangene Nacht knapp 100 Millimeter angegeben und für den Süden Tenerifes steht die gleiche Zahl. - Auf den Regenradar, kann man ganz gut erkennen, dass La Palma sich vor dem Regen gedrückt hat und die anderen Inseln nass gemacht wurden. - Diese bevorzugte Behandlung von dem Tiefdruckgebiet darf uns jetzt aber noch nicht frohlocken lassen, es kann auch hier auf La Palma jedem Moment zu schweren Regenfällen kommen, und die Gefahr ist wohl erst gegen Dienstagmittag vorüber. - Man rechnet aber damit, dass der Wind den Tag über langsam geringer wird, aber noch nicht so leicht, dass der Flugverkehr wieder aufgenommen werden kann. - Für Morgen muss man dann sehen, wie schnell der Wind seine Richtung in eine für uns angenehmere Position wieder drehen kann. - Das Global Forecast System deutet das für Dienstag bereits an, die nationalen Wetterkollegen sind eher ein bisschen skeptisch, und erhalten die Warnung auch noch bis Dienstagabend aufrecht. - Auch wenn kaum Regen gefallen ist über die Nacht auf La Palma, weiterhin gilt die Warnstufe Rot, was auch bedeutet, dass man der Bevölkerung nahe legt, nicht aus dem Haus zu gehen. - Das ist kein Befehl, sondern nur ein Ratschlag.




Das ist das Radarbild von 05:00 Uhr, nun wissen wir also, wohin der viele Regen gegangen ist. - La Gomera ist vor lauter Regen gar nicht mehr zu erkennen, und La Palma regenfrei. - Noch...




Sonntag 28.11.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 7 mm - Luftfeuchte 92 % - Luftdruck 1004 hPa
Höchsttemperatur heute 18,8 Grad - niedrigste Temperatur 16,7 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 13,4 - Temp. Min 10,9 - Feuchte 80 - 98 % Niederschlag 18 mm

"Alerta Roja"
Die Insel bereitet sich auf Sturm und Wasser vor

Mal so ganz nebenbei, es sind nun auf den Tag genau 5 Jahre her, dass der vagabundierende Hurrikan Delta bei uns angeklopft hat. - Sicher nur ein Zufall, aber dennoch erwähnenswert. - Die Wetteralarmstufe wurde nun heute Morgen bereits auf den höchsten Grad geschraubt, die rote Stufe. - Zunächst nur für La Gomera, El Hierro und La Palma, morgen dann für alle Kanareninseln, außer Fuerteventura und Lanzarote. - Das heißt nicht, dass es auf den beiden Inseln nicht regnen und nicht stürmen wird, aber da diese Inseln eher flach sind, ist das Risiko bei solchen Wetterlagen geringer, als auf den Inseln mit stärkeren Erhebungen. - "Alerta Roja" bedeutet auch, dass die Gemeinden und auch die Inselregierung einen dauernd besetzten Krisenstab abhalten müssen, in dem Vertreter der Rettungskräfte und auch der Polizeien vertreten sind. - Die Angestellten der öffentlichen Korporationen befinden sich darüber hinaus in Rufbereitschaft. - Inselweit übernimmt dann die Organisation "Cecopin" (Centro de Coordinación Operativa Insular) die Koordination aller Einsatzkräfte, und diese Leute haben sich ja auch schon in anderen Operationen bewährt, kennt man die doch von den Waldbränden noch ganz gut. - Da tut man also was man kann, und als erste Vorsichtsmaßnahmen hat man eben die Schulen für den morgigen Montag geschlossen und auch bereits einige Straßen. - Die Zufahrt nach Los Brecitos, zur Cumbrecita, die beiden Straßen auf den Roque de Los Muchachos und die Straßen nach Las Mimberas und Los Tilos. - Auch hat man den neuen Tunnel nun wieder für beide Fahrtrichtungen aufgemacht, man spart sich also auf dem Weg von Ost nach West die sechs Kilometer zum alten Cumbretunnel, und genau auf dieser Strecke hat es ja in den vergangenen Jahren so viele Erdrutsche gegeben. - Im Moment ist hier noch alles sehr ruhig, gegen Nachmittag deutete der Wind mal kurz an, wie er sich die kommende Nacht vorstellt, denn der "Dicke Hund" der soll ja erst in den späten Abendstunden kommen. - Verfolgt man das Regenradar, dann müssen bislang die Inseln El Hierro und La Gomera den meisten Regen abbekommen haben, wir sind dagegen bislang von den Niederschlägen kaum berührt worden. - Leider kann man dieses Regenradar für El Hierro und La Palma nicht als Vorhersage nehmen, genau über unseren Inseln endet die Reichweite dieser Einrichtung, welche auf Gran Canaria steht, man kann eben nur sehen, welche Echos man über den Inseln eingefangen hat, wenn diese bereits von Westen her angerauscht kommen. - Lassen wir uns überraschen, wie viel uns da heute Nacht und morgen erwischt.



Sonntag 28.11.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 19 mm - Luftfeuchte 86 % - Luftdruck 1005 hPa

Weltlicher Bimbam mit der Heiligen Quelle
Carlos Soler kritisiert das Cabildo Insular hart

Carlos Soler Liceras ist der Ingenieur, welchem wir die Wiederentdeckung der Heiligen Quelle in Fuencaliente verdanken. - Gut, nicht nur ihm, sondern auch noch anderen Beteiligten, allerdings war er die treibende Kraft und auch der, welcher immer wieder beim Gobierno de Canarias vorstellig wurde um neue Mittel frei zu machen, denn die Suche nach dieser Thermalquelle war langwierig und teuer. - Jetzt sind es bereits fünf Jahre, dass diese außergewöhnliche natürliche Ressource wieder zur Verfügung steht, aber wir machen einfach nichts aus diesem Geschenk der Natur. - Wir haben ja bereits öfter darüber berichten können, man wird sich einfach innerhalb der politischen und verwaltungstechnischen Institutionen nicht einig, wer denn nun das Sagen dort hat. - Es gab genügend Versuche, so steht immer noch die Idee eines Konsortiums an, welches sich um diese Quelle nicht nur warmen Wassers, sondern auch möglicher finanzieller Einkommen kümmert, aber die Besetzung dieses Konsortiums ist immer noch strittig. - Mal prescht das Cabildo Insular mit einer Idee vor, wie ein Besucherzentrum dort aufzubauen, dann kommt die Gemeinde wieder an, behauptet, die Quelle sei rein ihre Angelegenheit und möchte dort gerne eine Badeanstalt konstruiert wissen. - Das Ergebnis dieser fünf Jahre nun kann sich weder sehen noch begreifen lassen, es ist nämlich überhaupt nichts geschehen. - Rechtlich ist die Fuente Santa in der Oberhand des Cabildo Insular, denn das Gobierno de Canarias, nachdem es die jahrelangen Bohrungen finanziert hatte, übergab die Heilige Quelle an die Inselregierung. - Die Gemeinde blieb damals außen vor, auch wenn man ursprünglich der Auftraggeber der Suche nach der Heiligen Quelle war, man konnte einfach die Mittel für die Suche nicht aufbringen, und erst Carlos Soler, mit seinen allerbesten Kontakten zum Gobierno de Canarias stellte dann die Finanzierung der Arbeiten sicher. - Die Gemeinde aber argumentiert anders, schließlich liegt der Fundort doch auf deren Gemeindegebiet, also sollte die Gemeinde entscheiden, was mit der "Fuente Santa" zu geschehen hat. - So einfach ist das aber auch wieder nicht, denn der Eingang zum Stollen welcher zur Quelle führt, der liegt wiederum im Einflussbereich der Küstenbehörde und die Verteilung des Wasser der Quelle gehört theoretisch in die Hände des Consejo Insular de Aguas. - Ein bisschen viele Köche sind da am werkeln mit der Heiligen Quelle, und leider muss man feststellen, dass auf diese Art und Weise eine baldige Nutzung der Quelle als touristische und öffentliche Ressource blockiert wird.

Carlos Soler stellt sich nun in einem Interview für den "Diario de Avisos" klar auf die Seite der Gemeinde Fuencaliente, nachdem ihn das Cabildo Insular mit seiner Untätigkeit reichlich verärgert hat. - Auch kritisiert er die Vorstellung, dort ein Besucherzentrum einzurichten, das wäre Perlen vor die Borstentiere zu werfen, denn man hat es hier mit einer Thermalquelle von internationaler Qualität zu tun, die auf einer Stufe steht mit Quellen wie Vichý, Karlsbad oder Baden-Baden, und diese Städte verdanken große Teile ihres Wohlstandes und ihrer Bedeutung den dortigen Thermalquellen, da könnte man doch aus unserer nicht einfach ein Besucherzentrum machen, in dem man die Leute einfach dort durchführt. - Ein Thermalbad muss her, das ist keine Frage, und damit könnte man wirklich neues Publikum auf die Insel locken. - Damit hat Carlos Soler sicherlich Recht, diese Quelle muss professionell ausgebeutet werden, auch wenn sich das Wort ausbeuten nicht gut anhört. - Aber La Palma benötigt solche Attraktionen, und solch ein Bad steht ja auch in keiner Weise konträr zum sonstigen Angebot auf der Insel, welches immer rund herum um die natürlichen Ressourcen aufgestellt ist. - Allerdings habe ich so meine Bedenken, dass man der Gemeinde Fuencaliente die Oberhand überlassen sollte. - Finanziell sind die sowieso nicht mal in der Lage dort einen Mülleimer zu finanzieren, das Geld müsste also komplett von privaten Investoren kommen und da zweifle ich dran, dass die spärlich professionelle Besetzung des Rathauses von Fuencaliente in der Lage ist, den geeigneten Investor auszusuchen und diesen auch so weit zu kontrollieren, dass die Heilige Quelle nicht allein den Interessen des Investors anheim fällt. - Man muss ja auch bedenken, die Fuente Santa ist eine Ressource von inselweiter Bedeutung, rein lokales Interessengewäsch hat dort nichts verloren. - Das wäre so ähnlich, als würde El Paso darauf bestehen, alleine die Caldera de Taburiente zu verwalten und zu "betreiben" nur weil der Nationalpark in deren Gemeindegebiet liegt. - Zur richtigen Verwaltung der Heiligen Quelle muss schon ein höheres Organ als das Plenum einer bankrotten Gemeinde mit nicht einmal 2.000 Einwohner her, so einsichtig sollte man in Fuencaliente schon sein. - Auf der anderen Seite scheint unsere Inselregierung aber ja nicht in der Lage, überhaupt einen Schritt in Richtung Nutzung der Heiligen Quelle zu unternehmen, die wollen das immer noch aus eigenen Mitteln finanzieren, und dabei kommen dann solche kurzärmeligen Ideen dabei raus, wie ein Besucherzentrum, welches ein paar Stunden vormittags geöffnet hat. - Carlos Soler hat wohl Recht, stinkig zu sein, der gräbt uns einen 300 Jahre verloren geglaubten Schatz wieder aus, und wir machen daraus nichts. - Den ganzen Bericht gibt es HIER nachzulesen.




Carlos Soler hat sogar ein Buch über die Heilige Quelle geschrieben




Samstag 27.11.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 66 % - Luftdruck 1006 hPa
Höchsttemperatur heute 23,3 Grad - niedrigste Temperatur 16,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 17,8 - Temp. Min 10,5 - Feuchte 68 - 99 % Niederschlag 5 mm

Der "Fall Tarajales" geht in die nächste Runde
Gilt das Küstengesetz nur für Hütten, oder auch für Paläste?

Über kaum ein Gebäude wird hier auf der Insel mehr gesprochen als über das Apartmenthaus "Los Tarajales" in Puerto de Tazacorte. - 24 Luxuswohnungen beherbergt dieses Haus, erste Strandreihe, unverbaubarer Blick über den Atlantik, ein Immobilienbonbon, keine Frage. - Dennoch steigt schwarzer Rauch über dem Gebäude auf, denn Gerichte müssen sich damit beschäftigen, ob dieses Haus denn nun legal errichtet worden ist. - Die Raumordnungskommission in Tenerife hatte ihr OK zu dem Bau gegeben, so wie die Gemeinde auch, allerdings gab es ein Urteil des Tribunal Superior, welches für den Standtort des Gebäudes bescheinigt, dass dieses nicht auf urbanem Gelände liegt, und somit die Schutzzone von 100 Metern von der Wasserlinie (servidumbre de protección marítimo-terrestre) gilt. - Die Frage ist nun immer wieder, wurde die Genehmigung für das Gebäude vor dem Urteil erteilt, als dieses Gelände noch von der Gemeinde und der "CUMAC" als urban eingestuft wurde, oder musste man sich bereits an dieses Urteil binden. - Darüber streitet man bis heute, und dazu gibt es auch vom Gericht in Los Llanos eine Untersuchung, bei welcher über 30 Beschuldigte auftauchen, man will untersuchen, ob damals gezielt dieses Urteil übergangen wurde. - Das ist ein langwieriger Prozess, welcher wohl nicht in ein paar Monaten abzuschließen ist, allerdings hat die Gemeinde nun vor ein paar Wochen die Bezugslizenz für dieses Gebäude erteilt, auf massiven Druck des Investors hin. - Das Gericht in Los Llanos fand das nicht sehr amüsant, forderte die Gemeinde auch nun alle Papiere beizubringen und wendet sich nun direkt an die Küstenbehörde in Madrid und die Raumordnungsbehörde in Tenerife. - Beide Institutionen sollen nun belegen, wie man denn die Klassifizierung des fraglichen Geländes sieht, und die Küstenbehörde soll klären, ob denn die Vermietung von Wohnungen in der Küstenschutzzone mit dem Gesetz kompatibel ist. - Daraus alleine kann man zunächst noch kein Ergebnis spinnen, allerdings muss man seitens der Gemeinde und des Investors wohl einsehen, dass man einfach durch die Vergabe der Bezugslizenz seitens der Gemeinde noch keine vollendeten Tatsachen geschaffen hat, und das Gericht in Los Llanos nicht ruhen wird, bis die Sache komplett aufgearbeitet ist. - Wie es mit dem Gebäude weitergehen kann, das steht völlig in den Sternen. - Eigentlich wäre es volkswirtschaftlich völliger Blödsinn, dieses Gebäude abzureißen, auf der anderen Seite fordern natürlich wieder andere Gerechtigkeit, und führen eben als Beispiel die vielen kleinen Siedlungen an den Küsten auf, welche allesamt dem Raupenschlepper zum Opfer fallen sollen. - Der "Fall Tarajales" wird und noch eine ganze Weile weiter beschäftigen, und gegessen ist da noch gar nichts, auch wenn theoretisch bereits die ersten Parteien dort einziehen könnten.

Die Wetterfront interessiert uns natürlich weiter. - Trotz wunderbaren Sonnenscheins und Bauknecht bis in den Nachmittag hinein, gab es auf dem Flughafen wieder Probleme mit dem Wind. - Nur ganz wenige Maschinen konnten landen, allerdings fand die Air Berlin aus Hamburg wohl einen günstigen Moment, und konnte Gäste auf die Insel bringen und andere auch wieder aufnehmen. - Gestern mussten 2 Charter nach Tenerife umgeleitet werden, die Gäste kamen dann nachts mit der Fähre, und auch die hier "gestrandeten" Besucher wurden mit der Fähre zurück nach Tenerife gebracht und dann gleich am frühen Morgen mit dem Flugzeug an ihr Ziel nach Deutschland gebracht. - Für Morgen gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer, zumindest für La Palma. - Die allerneuesten Vorhersagen zeigen für Tenerife und La Gomera die Hauptlast der Regenfälle an, wir könnten mit einem Blauen Auge davonkommen. - Allerdings kann sich das auch ganz schnell wieder ändern, also Entwarnung gibt es nicht. - Vorsichtshalber hat man für Montag nun die Schule abgesagt und auch alle Veranstaltungen welche unter freien Himmel ausgeübt werden. - Diese Aktion ist nachzuvollziehen und es ist vernünftig, das bereits heute bekannt zu geben, und nicht erst am Sonntag. - Die Pennäler sind also wieder mal die Begünstigten unseres Wetters, die haben sicher nichts dagegen, für die könnte es wohl sogar noch tagelang weiter stürmen. - Ansonsten wird wohl der Flughafen auf La Palma frühestens Dienstagmorgen wieder funktionieren, morgen und übermorgen geht nach den Voraussagen überhaupt nichts.



Samstag 27.11.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 3 mm - Luftfeuchte 83 % - Luftdruck 1004 hPa

Früher, als es noch regnete…
Trau keinem über 60

Gestern Abend, im Männerhaus, beim Sitzaikido, da gab es natürlich nur ein Tagesthema zu besprechen. - Das kommende Tiefdruckgebiet und die Niederschlagsmengen, und jeder hat nun so seine ganz eigene Definition von viel Regen, und bei jeder erneuten Erklärung, was denn nun viel Regen sei oder nicht, kam es mir so vor, als schwirrten die Jahrhunderte an mir vorüber, so großzügig ging man dort mit Jahreszahlen, Niederschlagsmengen, ja geradezu Epochen um. - Man kann eines festhalten, je älter der Diskussionsteilnehmer, um so heftiger der Regen, früher natürlich, denn das was heute auf die Insel fällt, das ist kein Regen, sondern lediglich vertikale Feuchtigkeit. - Tagelang regnete es früher, ohne jegliche Pause, man konnte zwischen den ganzen Regentropfen seine eigene Hand vor Augen nicht mehr sehen, und nach dem vierten Glas Wein könnte man sogar annehmen, dass der ganze Atlantische Ozean alleine aus dem Regen auf La Palma gespeist wurde, früher eben. - Es macht Spaß, diesen Großmeistern der potemkinschen Welt zuzuhören, zwar zwinkern sich die anderen permanent zu, um so dauernd zu beweisen, dass man selbst ja nicht jeden Schwank glaubt, aber wenn diese alten Herren eben von rauschenden Barrancos erzählen und donnernden Geröllmassen, die ausgerechnet immer ein paar Meter vom eigenen Haus zum Stehen kommen, dann gebietet es einfach die Achtung vor dem Alter, da nicht fragend einzuschreiten. - Leider gelangt in solchen Situationen auch die Sprache an ihre Grenzen, nass ist ein ziemlich absoluter Begriff, pudelnass, plitschnass kann man noch als Steigerung hinzufügen, mehr geht kaum um diesen Zustand verbal auszudrücken, aber die alten Männer hier, die können so mit den Armen rudern und den ganzen Körper sprechen lassen, und man bekommt dann eine kleine Ahnung davon, wie nass sie damals wurden, als sie ihre mit Codeso (Ziegenfutter) beladenen Mulis den Reventón-Pass hinab trieben. - Meistens hört aber dann der Regen, Verzeihung, die sintflutartigen Niederschläge genau dann auf, wenn sie die Kapelle der Virgen del Pino erreicht hatten, das verleiht dann der ganzen Erzählung auch wieder eine Prise religiöse Mystik, und schon bekreuzigen sich die ersten Zuhörer eifrig, und spätestens jetzt hätte auch unser Pfarrer seine wahre Freude an diesen wilden Märchen. - Folgt man den Erzählungen weiter, dann müsste El Paso damals so ausgesehen haben wie Venedig, und in die Kirche fuhr man sonntags mit dem Boot, und irgendwie meint man plötzlich die Erklärung für den Anstieg des Meeresspiegels zu kennen. - Es ist nicht der Klimawandel, es sind die Geschichten der alten Männer auf La Palma, welche dafür verantwortlich sind, und Noahs Arche kommt nur nicht zum Einsatz, weil irgendwann eine resolute alte Dame auftaucht, und den Regenmacher am Hemdsärmel endlich in heimische Gefilde zerrt. - Noch ist die Dramaturgie mit ihrem Latein aber nicht am Ende, denn just als die beiden den schützenden Gastraum verlassen, da öffnet der Himmel wieder seine Schleusen und schickt einen erneuten Schauer auf unsere kleine Welt hinunter und die "Doña Rabiata" möchte wieder zurück unter das rettende Dach. - Aber unser famoser Regenmacher zerrt die Frau in den Regen hinaus und murmelt ohne Unterlass, und bereits plitschnass vor sich hin, "das ist gar nichts, das ist doch kein Regen!" - Ich könnte wetten, die beiden haben noch viel Spaß gestern Abend gehabt, sicher aber kann ich berichten, dass wir noch viel Spaß hatten, und wenn wir zukünftig mal irgendwann im Regen stehen sollten, dann fällt uns diese Geschichte immer wieder ein und werden unser Gegenüber mit der Aussage überraschen: "Das ist doch gar nichts, das ist kein Regen, früher, da hat es geregnet."





Freitag 26.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 8 mm - Luftfeuchte 80 % - Luftdruck 1002 hPa
Höchsttemperatur heute 19,2 Grad - niedrigste Temperatur 16,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 12,9 - Temp. Min 10,4 - Feuchte 89 - 97 % Niederschlag 18 mm

Alle reden vom Wetter
Wir auch

Es sieht böse aus für Sonntagabend und den Montag, das von Westen heranbrausende Tief wird uns voll erwischen. - Hatte man bislang immer noch so die Hoffnung, das könnte weiter nördlich rutschen und uns nur die Ausläufer streichen, so muss man jetzt leider diese Möglichkeit endgültig auf die Seite schieben. - Heftige Winde aus Südwest, an die 40 Knoten für Sonntagnacht, und dazu kräftige Niederschläge, die stellenweise an die 100 Millimeter in 12 Stunden hinterlassen können, wenn es dumm läuft, sogar noch mehr. - Jetzt wird sich so mancher fragen, was hat der Siebold da immer mit seinen Wetterwarnungen, sind doch 40 Knoten kein echter Sturm, und 100 Millimeter in 12 Stunden auch kein Weltuntergang. - Theoretisch richtig, allerdings ist La Palma, und auch die anderen gebirgigen Kanareninseln halt was Besonderes, auch beim Wetter, oder sagen wir besser, bei der Wetterempfindlichkeit. - Grundsätzlich hängt das mit dem abrupten Höhenprofil der Inseln zusammen. - Der Wind pfeift von Westen ungestört über den Atlantik und stößt dann plötzlich auf ein Hindernis, und das heißt Insel. - Und nicht einfach nur Insel, sondern ein über 2.000 Meter hoch aufragender Berg mitten im Ozean, und das macht dem Wind zu schaffen. - Der Wind wird auf der Luvseite der Insel nun, bildhaft gesprochen, zusammengepresst, steigt an den Hängen empor, und saust dann wie plötzlich wieder freigelassen auf der anderen Seite herunter. - Diese Fallwinde sind tückisch, nicht vorhersehbar, und erreichen auf der Leeseite der Insel in Böen die zwei- bis dreifache Geschwindigkeit, mit welcher der Wind auf die Luvseite trifft. - Dann wird aus den 40 Koten doch noch ein mächtiger Sturm, wenn auch nur in Böen. - Diese heftigen Böen legen Bananen um, reißen Stromkabel ab, entwurzeln Bäume und, wie heute auch wieder erlebt, legen den Flughafen lahm, weil der Anflug bei solchen Scherwinden einfach Glücksache eines Momentes, bis unmöglich ist. - Als Beispiel für heute, auf der Westseite kommt der Wind mit "lächerlichen" 20 Knoten an, aber das reicht, um auf der Ostseite den Flughafen lahm zu legen. - Weht jedoch Passat, also Nordost, sowie das mehr als 300 Tage im Jahr ist, dann darf der Wind ruhig noch stärker sein, denn dann ist die Ostseite die Luvseite und am Flughafen weht der Wind gleichmäßig und vorhersehbar. - Dann gibt es bei uns auf der Westseite im Aridanetal die berühmte "Brisa", die uns auch manchmal ganz schön zu schaffen macht. - Aber "Brisa" haben wir jetzt nicht, sondern eben die typischen Windsituation für ein atlantisches Tief, welches sich bis auf unsere Höhen heruntergemogelt hat. - Wind aus West, und wenn es noch doofer kommt, eben aus Südwest, schlechter kann es für den Flughafen gar nicht laufen. - Da nutzt auch ein über 100 Millionen Euro teures neues Terminal nichts, Westwind taugt einfach nicht für unsere Insel.

Der zweite gefährliche Wetterfaktor ist plötzlicher Starkregen, und hier spielt auch die abrupte Orographie der Insel wieder eine entscheidende Rolle. - Wenn viel Wasser fällt, und das nicht mehr von Boden schnell genug aufgenommen werden kann, dann bilden sich wegen des überall vorhandenen Gefälles schnell Rinnsaale, die sich in kürzester Zeit zu schnell fließenden Bächen, wenn es dumm kommt sogar in Flussstärke die Schluchten herabwälzen. - Dabei entstehen heftige Erosion, Erdrutsche, Steinschlag, Murenabgänge und die damit verbundenen Schäden an der Infrastruktur. - So hat alle Welt immer furchtbare Angst vor dem Feuer, und vor den Vulkanen, allerdings sind hier noch keine Menschen bei Vulkanausbrüchen umgekommen, oder bei den Bränden, wohl aber nach Regenfällen, weil Schlammlawinen Häuser eingedrückt haben. - Oder denken wir an Madeira im letzte Winter, eine vom Relief ähnliche Insel wie die hohen Kanareninseln, dort ist es nach schweren Regenfällen zum Allerschlimmsten gekommen, und man musste 42 Todesopfer beklagen. - So weit wird es nun Sonntagnacht und den kommenden Montag wohl nicht kommen, aber man muss solche Regenfälle wohl ernst nehmen hier, das ist anders als auf dem flachen Land. - Man sollten dann wirklich alle Schluchten meiden, die Caldera sowieso, aber die wird sicherlich jetzt bereits gesperrt sein, und eigentlich sollte man auch mit dem Auto nicht unterwegs sein, wenn man nicht unbedingt muss. - Nicht nur weil man Steinschlag abbekommen könnte, oder mit dem Auto abgeschnitten dann irgendwo stecken bleibt, sondern weil in solchen Situationen man eben mit seinem Auto auch die Räumfahrzeuge, oder schlimmer noch Rettungsfahrzeuge behindert. - Kein Weltuntergang, diese Insel hat schon Schlimmeres abgeritten, aber auf die leichte Schulter darf man dieses Tief auch nicht nehmen. - Morgen und am Sonntagvormittag wird noch alles ruhig sein, auch die Flieger sollten morgen wieder landen können, Sonntagabend aber, husch, husch ins Körbchen.




Niederschlagsmengen in 6 Stunden, Vorraussage für Montagmorgen 01:00 Uhr von der Agencia Estatal de Meteorología.




Freitag 26.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 32 mm - Luftfeuchte 85 % - Luftdruck 1004 hPa


Adenauersche Politik bei den Sozialisten auf La Palma
Anselmo Pestana geht ins Rennen um die Inselpräsidentschaft

Damit hatten eigentlich die meisten gerechnet, dass Anselmo Pestana, Ex-Bürgermeister der Hauptstadt und jetziger Senator für La Palma in Madrid zur neuen Nummer eins der Sozialisten auf La Palma bestimmt wird. - Vielleicht mangels Masse wird es wohl keinen Alternativkandidaten geben, obwohl einigen, wie auch mir, der Bürgermeister von Puntagorda, Vicente Rodríguez eigentlich als der reellere Kandidat erscheinen würde, haben wir doch mit Mercedes Coello bereits einen Versuch mit "Nebenerwerbskandidat" hinter uns, welcher deftig in die Hose gegangen ist. - Sicher kann man die Situation nicht vergleichen, aber die Menschen hier wollen eben lieber einen mit der Insel verhafteten Kandidaten und Präsidenten sehen, und nicht einen reisenden Intellektuellen, welcher zwischen Madrid und La Palma, also zwischen Senat und Cabildo Insular hin und her reist. - Vicente Rodríguez hat wohl nein gesagt, zumindest wird das so berichtet, also bleibt dann doch keine andere Wahl, als den einzigen Mann aufzustellen, welcher für die palmerischen Sozialisten momentan einen einflussreichen Posten inne hat. - Sicher ist Anselmo Pestana ein gewandter Redner, ein Mann mit klaren Vorstellungen und geradliniger Ideologie, aber er verkörpert eben auch nicht, die für einen Inselpräsidenten so wichtige Eigenschaft der Vaterfigur und des listigen Kumpels, welcher für die Insel und seine Bewohner auch mal ein Auge zudrückt. - In diese Rolle hätte Vicente Rodríguez durchaus schlüpfen können, Sie wissen schon, einer mit dem man Pferde stehlen kann, wenn man denn so etwas braucht, aber die Sozialisten auf den Kanaren üben sich derzeit in einem flirrenden Pragmatismus, der so gar nicht zu der erhobenen Faust auf den schmucken Plakaten der einst so frenetischen Bewegung passt. - Erst nehmen die uns den kampferprobten Recken Juan Fernando López Aguilar weg, und schicken den in die europäische Sinndiaspora nach Brüssel, dann setzt sich dafür auch noch der weichgespülte José Miguel Pérez an der Spitze der kanarischen Sozialisten durch, und hier auf La Palma zieht sich die Linie weiter, Anselmo Pestana, nach allen Seiten offen, soll die palmerischen Sozialisten in eine neue Ära führen. - Und da haben wir das Dilemma, keiner von denen glaubt daran, dass man Berge, oder meinetwegen Hügel versetzen kann, die stehen als Verwalter, sicher gute Verwalter des kanarischen Politiksystems brav auf der Matte und paktieren sogar mit der Coalición Canaria wenn es sein muss. - Allerdings kann man ihnen den fehlenden Mut gar nicht wirklich verübeln, die kommende Regierung der Kanaren wird bittere Jahre der Elendsverwaltung durchspielen müssen, da sind vielleicht diese braven Parteisoldaten deutlich besser geeignet als brillante Köpfe und Visionäre. - Keine Experimente, so ziehen die Sozialisten ins Gefecht, welches wohl eher als Scharmützel in die geduldigen Analen unserer politischen Landschaft einziehen wird.

32 Millimeter Niederschlag, das war doch schon mal eine Hausnummer. - Durchaus kräftige Schauer waren das, immer wieder unterbrochen durch ein paar Minuten Regenpause, was sehr dankbar angenommen wurde, weil solcher Starkregen sonst überhaupt nicht mehr von der Humuskrume aufgenommen werden kann, und wir sofort Erosionsprobleme bekommen. - So aber war das noch in Ordnung, und auch der Wind hielt sich dankbaren Grenzen. - Allerdings gibt es auf dem Flughafen bereits wieder Probleme, die ersten Maschinen aus Tenerife und Gran Canaria sind allesamt verschoben worden. - Jetzt kommt der Wind aus Westen, mit kleiner Tendenz aus Nordwest, und es werden keine starken Niederschläge mehr erwartet, nur hier und da ein Schauer. - Das geht dann bis Sonntag so weiter, immer wieder auch mit Stunden den Sonnenscheins, aber danach wird es heftig kommen, mit Tendenz zum Unwetter. Sonntagnacht und Montag, das sind die Momente auf die wir uns vorbereiten müssen, und es tut sicher gut, wenn man sich am Samstag noch mit solchen Dingen wie Gas, Batterien, Kerzen und Taschenlampe eindeckt, unser Stromleitungsnetz ist nämlich eher auf Sommer ausgerichtet. - Ich will Sie nicht beunruhigen, aber viel Wasser vom Himmel mit Windgeschwindigkeiten um die 40 Knoten im Schnitt, das hat bei uns schon oft die Lichter ausgeblasen. - Auch sollte man nicht unbedingt Ausflüge planen für den Montag, nach kräftigen Niederschlägen steigt die Steinschlaggefahr enorm an, und wohlmöglich sind auch noch viele Räumfahrzeuge der Inselregierung unterwegs, welche eben die Folgen des Starkregens beseitigen sollen. - Zuhause bleiben ist dann die Devise, draußen ist es eh nur nass, und bei schlechtem Wetter sogar gefährlich.



Donnerstag 25.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 1 mm - Luftfeuchte 65 % - Luftdruck 1004 hPa
Höchsttemperatur heute 22,0 Grad - niedrigste Temperatur 17,1 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 20,6 - Temp. Min 12,2 - Feuchte 47 - 96 % Niederschlag 16 mm

Skandal abgesagt
Untersuchungsausschuss hat nichts zu untersuchen

"Vender humo" sagt man hier, "Rauch verkaufen" bedeutet das auf Deutsch, und das Bild ist eigentlich recht nett gelungen. - Viel Wind um nichts könnte man auch dazu sagen, und genau so geht es dem Betrachter, wenn er sich an das politischen Hickhack erinnert, welchen man sich in der Hauptstadt geleistet hat. - Ein Stadtrat der Partido Popular hat einen Kollegen der Coalición Canaria angeschwärzt, unter seiner Fuchtel wären auffällig viele Aufträge an eine bestimmte Firma geflossen, auf deren Gehaltsliste auch Familienmitglieder des Stadtrates stehen. - Darüber hinaus hätte der angesprochene Stadtrat mehrmals gelogen, weil er behauptet hat, das mit den familiären Verhältnissen stimme nicht. - Potz Blitz möchte man meinen, da geht doch nun was ab, die Presse hat was zu schreiben, die Bevölkerung kann sich empören, so kann die Vorweihnachtszeit prächtig beginnen. - Brav wurde ein Untersuchungsausschuss eingeräumt, der aber vorsichtshalber mal gleich hinter verschlossenen Türen arbeiten sollte. - Man kann dem Bürger doch nicht die grausame Wahrheit ins Gesicht halten, der könnte am Ende noch glauben, in der Politik gäbe es Mauscheleien und die hohen Damen und Herren hätten ethische Defizite. - Die Untersuchungskommission wollte zunächst mal die vom Ankläger vorgetragenen Argumente und Beweise einsehen, der aber sagt nun, ätsch, die bekommt ihr nicht, die müsst ihr euch anderswo holen, wenn es sein muss, auch über den juristischen Weg. - Da stutzt nun der naive Beobachter, was soll das denn nun, hatte er doch noch in einem öffentlichen Plenum mit angeblichen Beweisen in der Hand vom Rednerpult aus ins hohe Haus gewedelt. - Das Wedelinstrument soll ein Teil einer Gehaltsabrechnung gewesen sein, welche beweisen soll, dass die Schwester des angegriffenen Stadtrates auch für die angeblich bevorzugte Firma gearbeitet hätte. - Allerdings dürfte der gute Ankläger gar nicht im Besitz eines solchen Dokumentes sein, denn das Datenschutzgesetz verbietet natürlich die Herausgabe solcher Unterlagen, und der Beklagte konterte auch sofort durch seine Anwälte, man würde prüfen, ob man nicht gegen den Kläger wegen eines Vergehens gegen das Datenschutzgesetz vorgehen solle. - Vielleicht war auch dieser Seitenhieb dafür verantwortlich, warum nun der so forsch aufgetretene Stadtrat der Partido Popular nun plötzlich keine "Butter mehr bei die Fische" geben will, oder er hat uns einfach nur Rauch verkauft, und so wie sich das alles nun darstellt, war der Rauch sehr dürftig gewirkt.

Die Untersuchungskommission hat also nichts zu untersuchen, den juristischen Weg wird man sicher nicht beschreiten, es fehlt ja auch der ursprüngliche Ankläger plötzlich und ob man wegen solcher Dinge die Antikorruptionsbehörde interessieren kann, das darf man ruhig bezweifeln. - So muss man es mit der Geheimhaltung der Arbeit des Untersuchungsausschusses auch nicht mehr so eng sehen, wenn nix untersucht wird, dann kommt auch nix dabei rüber, und dann muss man auch nix geheim halten. - Verarschen können wir uns aber selber, und wir sind auch gar nicht mal so schlecht oder so phantasielos darin, so schlägt der Pedro Normalverbraucher mal wieder die Hände über dem Kopf zusammen, ob solch debiler Volksvertreter, und denkt endgültig darüber nach, wie man sich denn als Bürger gänzlich von der Parallelgesellschaft der politischen Kaste wohl lossagen könnte. - Was noch bleibt, das wäre die moralische Frage, was man denn mit einem Politiker macht, der mehrfach lügt, und sich dabei auch noch erwischen lässt. - Nix ist die einfache Antwort, für so etwas gibt es keinen Untersuchungsausschuss, das behandelt selbst die Presse nicht mehr auf der ersten Seite, sondern vielleicht noch unter Sonstiges. - Da passt es doch prima, dass Gabi uns heute gleich eine ganze Serie an wunderbaren Schneefotos aus Kanada schickt, das rupft einen wieder aus den dunklen lokalpolitischen Gefilden. HIER geht es nach Whistler und den Fotos.



Donnerstag 25.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 42 % - Luftdruck 1011 hPa

Kompromisse
Steinbruch oberhalb El Pasos bekommt weitere 15 Jahre Frist

"Riachuelo" nennt sich diese Gegend, an der Südostwand des Bejenado gelegen, an der kleinen Straße, welche auch zur "Cumbrecita" führt. - Dort entreißt man dem Boden seit vielen Jahrzehnten Kies und Sand für die Bauindustrie auf La Palma, und erst in den letzten 20 Jahren versucht man, da auch planerisch heranzugehen, und den Umwelteinfluss dieser Tätigkeit mit der Notwendigkeit abzuwägen, Baustoffe zur Hand zu haben. - Dabei tauchen dann solche lustigen wie skurrilen bürokratischen Hindernisse auf, dass dort geschürft und gebuddelt wurde, ohne Lizenzen für diese Arbeit, weil sich früher eben niemand darum gekümmert hat. - Heute versucht man diese Nachlässigkeiten unserer Verwaltungen kompakt aufzuarbeiten, was natürlich nicht immer gelingt, da man nicht einfach alles schließen kann, sonst gibt es keinen Kies mehr auf der Insel und man müsste das Zeug teuer von den anderen Inseln heranbringen. - Dabei taucht immer auch wieder die Frage auf, darf man solche Tätigkeiten fortsetzen, bloß weil man das immer schon gemacht hat? - Darauf eine plausible wie juristisch tragbare Antwort zu geben ist nicht leicht, und so lautet der Kompromiss immer wieder, dass man wohl Lizenzen verteilt, die auf eine bestimmte Zeit hin befristet sind. - Heute ist dort nur noch eine Firma tätig, nachdem früher, als alles anders und nur manches besser war, dort auch Privatmenschen einfach hingefahren sind, und sich ihre Karren mit Kies und Sand einfach selber geholt haben. - Dieser Steinbruch "Áridos de Riachuelo" wurde vor nun vielleicht sechs Jahren noch mal verkauft, nachdem die vorhergehenden Eigentümer sich eigentlich schon damit abgefunden haben, diesen Betrieb irgendwann still zu legen. - Nun ist der neue Eigentümer ein äußerst bekannter und einflussreicher Geschäftsmann der Insel, der einfach mehr Kontakte knüpfen kann, und das auch tut, wobei das nun nicht heißen muss, dass da geschummelt wird. - Der hat auf jeden Fall ein Ass aus dem Ärmel geschüttelt, er verspricht nämlich, während der laufenden Extraktion, die früheren Löcher die man dort unweit des Nationalparks gerissen hat wieder aufzufüllen. - Mit nicht nutzbaren Resten der eigenen Produktion, aber auch mit Bauschutt, den man dort aufarbeiten will, einen Teil wieder verwenden, und eben mit dem Rest die hässlichen Gruben auffüllen und dann bepflanzen. - Ein semimoralisches Angebot ist das natürlich, denn nach den heutigen Plänen und Auflagen für die Zone "preparque" (an den Nationalpark angrenzend), kann man nie und nimmer eine Genehmigung für einen Steinbruch einholen.

Allerdings wäre man als Verwaltung schlichtweg "bescheuert", wenn man diesen Kieshandel, (Kuhhandel wäre einfach nicht zutreffend) nicht aufgreifen würde, sonst stände man einmal ohne Kies da, und zweitens mit Umweltsünden, die man dann selbst zu beheben hätte. - Die Gemeinde gab schnell Grünes Licht, forderte allerdings strenge Auflagen für die Verfüllung und die Renaturierung der alten Gruben und sprach von einer Lizenz für 20 - 25 Jahre, die man weiter diese Tätigkeit dort ausüben dürfte. - Die Gemeinde entscheidet allerdings nicht alleine darüber, Umweltamt muss hinzugezogen werden, und die über allem schwebende Raumordnungskommission "Cotmac". - Auch diese Institutionen geben nun ihr OK für den weiteren Betrieb, für 15 Jahre heißt es nun, und eben mit den bereits vorgesehenen Auflagen der Renaturierung. - Darüber hinaus soll dort nicht einfach nur der Bauschutt abgekippt werden, sondern eine Wiederaufbereitungsanlage entstehen, welche aus einem Teil des Schutts wieder neue Baumaterialien gewinnen kann. - Der Eigentümer des Steinbruchs ist entzückt, war auch nicht anders zu erwarten, und die Gemeinde hat angekündigt, zufrieden natürlich, dass man die Renaturierung aufmerksam verfolgen wird. - Interessant wird es aber bereits in den kommenden Jahren, dort wo man heute den Kies fördert, diese Grube ist bald so tief, dass man nicht mehr lange weitermachen kann, und dann muss man an anderer Stelle die Erde wieder aufreißen. - Darüber hat noch keiner gesprochen, aber es wird sich auch wieder ein Kompromiss finden lassen…

Noch ein paar Worte zum Wetter. - Vorhin, als ich meine Kinder zur Schule gebracht habe, da standen bereits die ersten "Linsenwolken" (lenticularis) über der Caldera, ein untrügliches Zeichen, dass es bald regnen wird. - Für den heutigen Nachmittag/Abend sind die ersten Niederschläge angekündigt, die bis morgen Vormittag anhalten können. - Dann wird es ruhiger, bis Sonntag. - Dann wird es heftig, auch wenn die letzten Prognosen die erwarteten Windgeschwindigkeiten von 45 - 50 Knoten wieder auf 35 - 40 Knoten gesenkt haben. - Mag nicht viel sein, denkt man sich, allerdings verdoppeln bis verdreifachen sich diese Windgeschwindigkeiten hier, durch unsere orographischen Gegebenheiten. - Kommt der Wind aus Südwest, so wie angekündigt, dann kann es auf der Ostseite durch Düsenwirkung und Fallwinde Böen von bis zu 120 Knoten geben, also an die 200 Stundenkilometer. - Böen wie gesagt, nicht dauernd, aber das ist ja gerade dieses heimtückische an unseren Winden, dass diese nicht vorhersehbar und noch weniger beherrschbar sind. - Der Tiefausläufer am Sonntag hat durchaus das Kaliber, hier lokal als Unwetter zu wirken, heftiger Wind und kurzzeitiger Starkregen sind für solch eine steile und junge Vulkaninsel wie La Palma immer eine besondere Prüfung. - Vielleicht schwächt sich das auch noch erträglich ab, aber für Sonntagabend würde ich keine Grillparty planen…





Mittwoch 24.11.2010 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 40 % - Luftdruck 1010 hPa
Höchsttemperatur heute 26,4 Grad - niedrigste Temperatur 15,7 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 21,9 - Temp. Min 12,8 - Feuchte 47 - 68 % Niederschlag 0 mm

Keine Leichen mehr im Keller-
- aber Asbest auf dem Dach

Da kommt noch einiges auf uns zu. - Wie überall in Spanien, oder sagen wir lieber fast der ganzen Welt, hat man ohne Zögern und Zweifeln diese wunderbar zu verarbeitenden Wellplatten verbaut, welche so herrliche wasser- und feuerfest waren, dass die Architekten aber auch die privaten Bauherren dieses Material gerne verwendeten. - Hier stecken unter jedem zweiten Dach "planchas de uralita", und nur, wenn diese Platten nach 2002 hergestellt wurden kann man sich auch sicher sein, dass diese ohne den Zusatz von Asbest gefertigt wurden. - Dabei noch zur Erklärung, "Uralita" ist nicht der Name der Platten eigentlich und auch nicht der Name für Asbest, sondern "Uralita" ist eine spanische Firma welche Baustoffe herstellte, und unter anderem eben auch diese Wellplatten. - So wie in Deutschland Klebstoff "Uhu" heißt und durchsichtiges Klebeband "Tesa" so nennt man hier diese Platten halt "Uralita". - Ideal sind diese Platten eben auch, wenn man ein kanarisches Holzdach mit Dachziegel unserer Bauart, also "Mönch und Nonne" belegen will. - Zuerst kommt das Holz, dann klebt man darauf Asphaltbahnen die mit Aluminium verstärkt sind (tela asfáltica), und darauf legt man dann die Platten "uralita". - Das ist dann dicht dieses Dach, so dass die eigentlichen Dachziegel fast nur noch Schau sind, aber sie lassen sich halt wunderbar einfach da reinlegen, nur noch ein bisschen ankleben, fertig. - Der Dumme dabei ist nun nicht der Bewohner des Hauses, sondern die Maurer, welche das Dach gebaut haben, denn die mussten die Platten für ein Dach mit vier Seiten zuschneiden, nachdem sie zuvor bereits die Asphaltbahnen mit dem Brenner auf das Holz geklebt hatten. - Gesünder kann man gar nicht arbeiten, und ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen heute Patienten der Onkologie sind, die eben oft mit solchen Materialien gearbeitet haben. - Heute gibt es nach dem Verbot, Asbest in Baumaterialien im Jahr 2002 zu verwenden, Platten ohne diesen Werkstoff, allerdings erkennt das der Laie nicht einfach so, sondern er müsste schon wissen, wann dieses Produkt hergestellt worden ist. - Wer aber nun sein Dach sanieren will, umbauen oder sonst was, der kommt plötzlich wieder mit dieser Altlast in Berührung. - Dazu muss man wissen, dass man dieses Material selbst überhaupt nicht anfassen darf, eigentlich, sondern speziell dafür gerüstete Firmen beauftragen muss, welche einen Schein haben für die korrekte Entsorgung für Asbest. - Auch der "Punto Limpio" darf dieses Material nicht annehmen, man deckt das Dach so einfach am besten wieder zu und verlässt sich auf die Aussagen der Regierungen, dass Asbestfasern nur bei kräftiger Bearbeitung oder Berührung dieser Platten freigesetzt werden, nicht aber, wenn man die Platten einfach dort lässt wo sie sind.

Jetzt ist man bei Umbauarbeiten am Inselkrankenhaus auf solche Platten unter Dachziegeln gestoßen, und wir erinnern uns, dieses Krankenhaus wurde bereits 1998 gebaut, also darf man sicher davon ausgehen, dass diese Platten noch Asbest, hier "amianto" genant, enthalten. - Großes Geschrei, jetzt müssen die Bauarbeiten gestoppt werden, und Fachleute hinzugezogen werden, die eben wissen, wie man mit diesem Material umgeht. - Das muss dann ein lustiges bis makabres Bild sein, auf dem Krankenhausdach laufen dann Männer in Vollschutzanzügen herum, mit Masken auf dem Gesicht, und darunter genießt man die volle Fürsorge des Gesundheitssystems. - Gut, die zu bearbeitenden Dächer sind nun nicht über den Krankenstationen, sondern auf Nebengebäuden, aber wenn so etwas am oder neben dem Krankenhaus passiert, dann ist das auch immer eine für die Öffentlichkeit interessante Geschichte. - Das mit den Platten ist aber noch nicht alles, ganz viele Haushalte hier auf der Insel haben ihr Trinkwasser auch in Behältern, welche Asbest enthalten. - Da verlasse ich mich auch wieder mal auf die beruhigende Aussage, nur wenn man daran rumsägt oder eben bearbeitet lösen sich diese Fasern, aber so ganz geheuer ist einem eben nicht, wenn man weiß, das Wasser kommt aus Behältern, die mit Asbest versehen sind. - Diese Tonnen wird man übrigens auch nicht einfach so los, bloß nicht anfassen ist die Devise dabei, und wir haben den Fall auch nicht anders geregelt. - Wir haben diese Behälter einfach stehen gelassen, und versorgen uns nun im Haushalt mit Stadtwasser, das ist zwar teurer, aber ruhiger Schlaf ist einem das allemal wert. - Keine Leichen mehr im Keller, aber noch jede Menge Asbest auf dem Dach, und ich werde wohl nicht falsch liegen wenn ich behaupte, dass uns dieses Problem noch sehr oft und sehr nachhaltig beschäftigen wird. - Aber es gibt ja eine sehr palmerische Momentanlösung dafür: Bloß nicht anfassen…




Nicht anfassen...




Mittwoch 24.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 67 % - Luftdruck 1012 hPa

Weißer Rauch steigt auf über Resis Hütten und Paläste
Habebimus Lidl

Wir brauchen die Autobahn. - Dringend! - Ansonsten wird das Aridanetal abgeschnitten sein von der ultimativen Hoffnung des grenzenlosen Wachstums und dem Utopia der freien Marktwirtschaft, denn Lidl, bekannt für seine gewerkschaftsfreundliche Arbeitnehmerrbetreuung und faire Behandlung von Produzenten, wird sich in der Gemeinde Breña Alta ansiedeln. - Zumindest hat der Bürgermeister von Breña Alta, der selbst ernannte Sozialist Blas Bravo, am 19. Oktober dieses Jahres bereits die Ausstellung einer Lizenz für einen "Supermercado" an Lidl in Auftrag gegeben. - Nun kommt das OK der Raumordnungskommission (COTMAC) für den lokalen Flächennutzungsplan der Gemeinde Breña Alta, und damit sieht man seitens der Gemeinde alle Fragezeichen begradigt, welche noch zwischen dem Wunsch Lidls standen, endlich auch La Palma zu beglücken, und den bürokratischen wie technischen Schwierigkeiten, die dem noch im Wege standen. - Die Gerüchteküche bereitete den Einzug Lidls schon seit einer Weile vor, und es war auch nur noch eine Frage der Zeit, wann La Palma auch aus seinem süßen Dornröschenschlaf des konservativen Handels mit Lebensmitteln geworfen wird. - Allerdings hätte man sich eher gewünscht, einen ähnlich aktiven Betreiber von Supermärkten wie Mercadona nach La Palma zu bekommen, und es reißen auch andere Gerüchte nicht ab, welche etwas von Carrefour säuseln, die eben nicht nur über die harte Discountschiene ihre Produkte auf den Markt prügeln, sondern sich auch um ein exquisiteres Angebot bemühen. - Aber das heißt ja nicht, dass das nicht noch kommt, Lidl sorgt ja nicht nur dafür, dass der lokale Handel Rabattsches Drüsenfieber bekommt, sondern lockt auch die ewige Konkurrenz, welche sich Standortkämpfe mit diesem Riesen der globalisierten Welt leistet. - Vielleicht ist aber auch La Palma nicht das angemessene Pflaster dazu, und man überlässt den Standort dem harten Discounter alleine, aber das werden wir hier nicht beantworten können, das muss die Zukunft bringen und beweisen. - Über den Erfolg eines Lidls hier auf La Palma müssen wir nicht orakeln, der Laden wird brummen, viel zu lange hat der hier eingesessene Dreierrat der schlechten Supermärkte die Verbraucher verärgert, und man wird sich hier gewaltig strecken müssen, um das verloren gegangene Vertrauen nicht an ein zumindest fragwürdiges Schwergewicht zu verlieren. - In "La Grama" wird dieser Supermarkt seine Pforten öffnen, wann und wo genau, das konnte ich noch nicht ersehen, aber damit hat man auch in der Gemeinde Breña Alta wieder den gleichen Fehler wiederholt, der schon in anderen Ländern ganze Innenstädte hat verwaisen lassen, Lidl kommt nicht ins Stadtinnere, sonder auf die "Grüne Wiese". - Das Industriegebiet von "La Grama" ist zwar nicht auf der Wiese, aber eben so weit vom Stadtgebiet der Gemeinde entfernt, dass man fußläufig dort nicht hinkommen wird, zumal man ja aus diesen Läden nicht eine Flasche Bordeaux und ein Päckchen italienische Sonderklassenudeln kauft, sondern sich dicke mit Produkten des täglichen Bedarfes eindecken wird. - Gut, es ist unser Vorrecht, nicht von anderen Regionen oder Städten zu lernen, jeder darf den Mist, den andere bereits vorher gemacht haben auch selbst wiederholen, das nennt sich dann Evolutionsinterruptus, aber Fehler sind ja moralisch nicht verwerflich.

Wenn es etwas Gutes gibt an der Nachricht, dann ist es der Weckruf an den lokalen Handel, sich endlich mehr den Forderungen der modernen Welt anzupassen, und sich endlich genauer in Angebot und Service zu profilieren. - Lidl heißt ja nicht der Untergang für alle anderen, sondern ist Ansporn und Aufgabe, eben besser zu werden in jeglicher Hinsicht. - Das wird im Moment, in der angespannten finanziellen Situation, in welcher La Palma steckt, eben mit an die 30% Arbeitslosen sehr schwer, qualitative Abgrenzungen gegenüber der Billigschiene anzubieten, aber sich nun auf einen ruinösen Preiskampf mit Lidl einzulassen, das werden Hiperdino, Unagras, und die endemische Wundertüte Spar La Palma, nicht wirklich wagen dürfen. - Aber genau da öffnen sich Pforten, Nischen und Möglichkeiten, denn Lidl wird sich in seinem Angebot nicht auf lokale Bedürfnisse und Produkte einstellen wollen, sondern eben sein Ding strikt und erfolgreich durchziehen. - Auch die Gemeinden sind nun gefragt, in den Städten mehr Leben zu installieren, so wie das zum Beispiel ja per "Unfall" Los Llanos bereits geglückt ist, nachdem man den Erzeugermarkt nun in der Innenstadt abhält statt an den Toren der "Metropole". - Ohne unken zu wollen, Lidl wird großen Einfluss auf La Palma nehmen, und es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass diese Veränderungen auch zum Wohl aller gereichen. - Nur einfach billiger, das kann nicht die Lösung sein, verspricht doch dieses Geschäftsmodell letztendlich nichts anderes, als dass man den Produkten und der Leistung der Menschen die hinter diesem Produkt stehen, den Wert nimmt, in dem man die Wertschöpfungskette exzessiv minimiert. - Damit schafft man sich selber ab, nicht mit Immigration. - Ich sehen schon die Karawane, am Freitagnachmittag oder Abend, wenn die vielen Arbeitslosen und verarmten Bananenbauern mit ihren 5 Meter Suvs und Pickups mit Mutti auf dem Beifahrersitz dann nach Breña fahren, weil der Joghurt dort 3 Cent billiger ist, und das Klopapier drei Rollen mehr hat. - Das wird sogar zu Verkehrsbehinderungen rund um das Industriegebiet La Grama kommen, denn wenn Aridanebauern Schnäppchen wittern, oder Heerscharen von ausgehungerten Deutschresidenten und Brezeldieben endlich globalisierte Billigpampe auf La Palma ergattern können, dann wird sich das Aridanetal entvölkern, weil alle dem Schlachtruf "Go East to Lidl" folgen. - Schön für mich, dann bekomme ich endlich einen Parkplatz in Los Llanos, werde mich über die ungestressten Verkäuferinnen im Spar freuen, mehrere Schwätzchen halten und mich mal wieder freuen, dem globalen Trend so richtig gegen den gierigen Sack getreten zu haben, weil ich ein paar Cent mehr ausgegeben habe.



Dienstag 23.11.2010 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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L'État, c'est moi
Er will doch nur spielen…

Die lustige Geschichte, ich als Haushaltsvorstand hätte hier alles im Griff, die glaubt mir ja schon lange keiner mehr. - Drei Frauen, drei Katzen, und meine Wenigkeit, da sind die Aufgaben und Aufträge schnellstens verteilt. - Taxifahrer, Tütenträger, Büchsenöffner, und das mit Familienanschluss, so könnte man eine Tätigkeitsbeschreibung meiner Aufgabe hier locker ablegen. - Dafür werde ich wahrgenommen, mir wird Arbeit zugeteilt, und oft flüstere ich mir den bekannten Satz selber zu, was sich liebt das neckt sich, wenn mich meine Brut gerade mal wieder mit einem bitter-mitleidigen Blick vom Fernseher verwiesen hat. - Ich habe doch nur gefragt, wer das ist, da in der Arztserie, mehr wollte ich doch gar nicht wissen, und ich dachte eigentlich, wenn ich Interesse heuchle, dann nimmt mich mal wieder jemand ernst. - Dumm gelaufen, meine eigene Schule, und vielleicht ist das ja mit dem Satz, "man sieht sich immer zweimal" auch genau so gemeint, wenn einem die erwachsenden Kinder diesen grausamen Spiegel vorhalten. - Das mit den Kindern, das bekomme ich aber immer wieder in den Griff, es bleiben ja probate Druckmittel, wie den Haushalt des Taschengeldes zu regulieren, Familientaxifahrten unter Arbeitsvorwand zu negieren, oder was den "Alten" sonst noch an familiären Frivolitäten einfällt. - Irgendwann gerät man dann wieder in einen Status Quo, den im Großen mal Staatsmänner mit "Balance of Power" umschrieben haben. - Man könnte sich wehtun, aber das tut dann auch wieder weh, also lässt man es sein und benimmt sich so gut, wie es in einer Familie nun mal geht. - Die Kinder werfen mir das Essen nicht mehr nach, und ich ihnen die noch nicht gemachten Hausaufgaben nicht mehr vor, Balance of Power also, und seit dem wir zwei Fernseher im Haus haben und Arztserien und MTV in debiler Schleife laufen können, ohne dass ich die Genfer Konvention zitieren müsste, lebt es sich hier meist ziemlich ruhig. - Eine ganz normale Familie also, ich will mich auch gar nicht beklagen und Mitleid brauche ich sowieso nicht, auf meinem Platz komme ich ganz gut zurecht. - Nur Paul, der sieht das noch anders, der kennt diese Strategien nicht, und wundert sich auch kaum, dass sich in seinem Umfeld die Untergebenen selbst wieder in hierarchischer Hackordnung üben. - Der schwebt wie ein totalitärer Despot über dem seichten Geplätscher seiner dienerlichen Hofschar und manchmal hat man sogar das Gefühl, dass der Kater ein ums andere mal kräftig über uns lacht, wie lächerlich wir uns alle gerade wieder machen.

Klar, lachen können Katzen eigentlich gar nicht, deren Gesicht ist für diese Konvulsion gar nicht ausgerüstet, aber oft, für meinen Begriff zu oft, steckt er plötzlich seinen Kopf irgendwie abgewandt in sein Fell, und tut so, als würde er sich putzen. - Das lacht sich schief, da bin ich mir sicher, allerdings fehlen mir die faktischen Beweise, aber wer Katzen hat, und solch einen Despoten noch dazu, der wird mir zustimmen, Katzen können lachen, zumindest auslachen. - Interessant ist aber, dass wir wohl in seiner Wahrnehmung der Welt noch über den beiden anderen Katzen stehen, denn die nimmt er nur wahr, wenn es absolut nicht mehr anders geht, zu seiner humanoiden Dienerschar bewegt er sich ab und zu noch aktiv, um halt irgendeine Tätigkeit unsererseits zu fordern. - Fellpflege, welches wir Menschen immer fälschlicherweise als Streicheln betiteln, Huldigen, also wenn wir Kuschi-Muschi-Puschi- ist er nicht süß jodeln, oder eben einfach Büchsen öffnen, damit der Herr sein treffliches Mal einnehmen kann. - Wehe, die anderen Katzen werden zu einer ähnlichen Zeit, oder mit ähnlichen parfümierten Tierkadavern gefüttert wie er, dann springt der Herr rasch weg, auf die Arbeitsplatte, weit über dem Fußvolk und wartet stoisch, aber immer erfolgreich, dass der bucklige zweibeinige Diener ihm das Mal dann auch nach oben trägt. - Und, er isst niemals auf, niemals, das wäre nicht sein Niveau, er lässt immer ein adliges Stück Pampe, oh pardon, Pampé, in seinem Näpfchen, und wenn er dann abzieht, mit makellos aufgerichtetem Schwanz, dann dürfen wir den Rest seiner Mahlzeit auf den Boden stellen, wo dann die anderen beiden Lakaien sich um die hoheitlichen Reste streiten dürfen. - Er blickt sich dann meistens noch mal um, ich meine ja, er grinst dann, aber wir wissen ja, Katzen verziehen keine Mine, zumindest nicht so lange, wie wir hinsehen. - Das klappt immer ganz gut, und Paul hat auch sein Revier im Griff, zumindest seit dem unsere Nachbarin dankenswerter Weise alle streunenden Katzen im Griff hat, diese ärztlich hat betreuen lassen und auch kastrieren, so dass nun für Paul auch keine Revierkämpfe mehr anstehen, was seinem Äußern sehr gut tut. - Allerdings muss man in letzter Zeit beobachten, dass nun auch die Nachbarshunde schon nach Pauls Pfeife tanzen. - Maggi, Erwin und Letizia sowieso, die machen ja einen Bogen um ihn, wenn der Schwanz nur irgendwie nicht gerade nach oben zeigt, weil sonst kann es was aufs Auge geben, und der trifft immer. - Neulich war eine andere Nachbarin da, von ein bisschen weiter weg, die wollte sich einen Ableger von unseren "Sapoten" holen, und da fragt man natürlich um Erlaubnis. - Die arme Frau klopft hier abends an, und hat ihren Hund dabei, eine hiesige Promenadenmischung, etwa das Kampfgewicht von Maggi. - Der Hund machte nun den Fehler, neugierig auf unsere Terrasse zu laufen, und gerade konnte ich die Nachbarin noch darauf hinweisen, dass wir Katzen hätten, und es nicht angebracht sei, den Hund auf die Terrasse zu lassen. - Da beruhigte mich die Nachbarin, ihr Hund würde Katzen nichts tun, der will doch nur spielen, und ich kam gerade noch dazu ihr zu sagen, dass ich das ein bisschen anders gemeint hätte. - Da kam auch schon das arme Tier jaulend über die Terrasse gejagt, den Schweif so weit durch die Hinterläufe gestreckt, dass der schon wieder vorne rausguckte, und der hielt sich gar nicht erst damit auf, hinter seinem Frauchen Schutz zu suchen, sondern verschwand gleich auf der Straße, und ward den ganzen Abend nicht mehr gesehen. - Paul lief nicht lange hinterher, nur so weit, bis er sicher was, dass wir das alle mitbekommen hätten, dann drehte er um, musterte unsere Nachbarin noch mal kurz, und ging dann zufrieden wieder auf seine Terrasse. - Den Ableger nahm sie dennoch mit, murmelte aber noch was von Leinenzwang für Katzen, aber sie grüßt uns noch, wenn wir sie auf der Straße treffen.





Dienstag 23.11.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 68 % - Luftdruck 1010 hPa

Massenweise Einfuhr von Mars-Riegeln,
denn Mars bringt verbrauchte Energie…

Vielleicht wäre es besser, man würde sich auf diese süße Sünde besinnen, ansonsten brachte der neue Energiegipfel auf La Palma nicht wirklich handfeste Ergebnisse. - Neue Erkenntnisse wohl, man ist nun bescheidener geworden, und hat diese magische Zahl 100% Versorgung durch Energie aus nachwachsenden oder permanent vorhandenen Rohstoffen in eine unbestimmte Zukunft geschickt. - Neues Ziel ist 30%, da will man im Jahr 2015 sein, und das ist wohl erreichbar, zählt man die noch angedachten Windkraftwerke mit, und wenn die jetzt bereits im Bau befindlichen Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden mit ans Netz gehen. - Aber das mit den 30%, da lauert auch schon wieder ein gesamter Fragenkatalog, meint man mit diesen 30% den permanenten Anteil an der Stromversorgung, oder hält man dann Anlagen bereit, welche im besten Fall, also bei viel Wind und viel Sonne einen solchen Nennwert erreichen können. - Da es selbst bei uns auf La Palma nicht gelingen will, und obwohl die Coalición Canaria das gerne anders sehen möchte, dass Photovoltaikanlagen nachts elektrische Energie produzieren, und Windkrafträder auch bei Flaute so viel Kilo Watt ausspucken, wie auf dem Etikett steht, muss man bei diesen genannten Zahlen immer sehr vorsichtig sein. - Aber wie bereits erwähnt, man ist bescheidener geworden, und hat uns auch so gleich mal den Zahn gezogen, mittelfristig auf das Dieselkraftwerk "Los Guinches" nahe der Hauptstadt verzichten zu können. - Geht eh schlecht, mittelfristig, denn unser bislang einziger Stromlieferant, die Endesa-Unelco ist auch der einzige Netzbetreiber, und der wird so einfach nicht zusehen, wie fremder Strom durch deren Netzte saust, und man das Kraftwerk immer nur dann anheizen soll, wenn gerade mal wieder Nacht ist, oder der Passat nicht weht. - So langsam setzt sich eben doch die Komplexität der Energieversorgung auf solch einer kompakten Insel in den Schädeln der Zukunftsplaner durch. Man fängt auch an zu begreifen, wie anfällig und wenig stetig die bisherigen Modelle der Energieversorgung aus nachwachsenden oder permanent vorhanden Quellen ist. - Ganz grob mal geschätzt, man muss, setzt man auf einen Mix aus Wind- und Sonnenkraft, etwa das Doppelte des Durchschnittsverbrauches der Insel produzieren, um Speicherkapazitäten anzulegen, damit man eben auch nachts und bei Flaute dennoch auf elektrische Energie zurückgreifen kann.

Das ist aber so teuer, und dazu noch neue Netze, weil dann dezentral versorgt wird, das kann man nicht einfach auf den Verbraucher abwälzen, der würde das nicht mitmachen. - So bleibt eine machbare Zusage, auch wenn diese nicht klar definiert ist, worauf sich diese 30% beziehen, aber ohne gewaltige Zusatzinvestitionen ist da eh nicht viel mehr zu machen. - Und ohne den Netzbetreiber geht auch nichts, so viel hat man wohl inzwischen begriffen und wenn kein "mirlo blanco" (weiße Amsel) dahergeflogen kommt und ruft, "La Palma 100%, das ist unsere Aufgabe", so lange werden wir uns in kleinen Schritten nur aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen befreien können oder wollen. - Immerhin, auch hat man inzwischen erkannt, dass mit der Orographie und dem Wasserreichtum der Insel auch gleich das Speichermedium vorgegeben ist, die großen Wasserbecken, welche eigentlich zur Bewässerung und Wasserverteilung auf der Insel dienen, die können zukünftig mal dazu verwandt werden, als Spender für Wasserkraftwerke benutzt zu werden. - Das geht dann so, tagsüber und bei kräftigem Passat, produzieren die Photovoltaikanlagen und die Windkrafträder so viel überschüssige Energie, um damit Wasser in diese hoch gelegenen Speicher zu pumpen. - Nachts, oder bei Flaute, läuft dieses Wasser wieder herab und speist damit Turbinen, welche nun die Energieversorgung der Insel übernehmen. - So einfach liest sich das, aber dabei entsteht ja auch das Problem, dass wir so eigentlich das doppelte an Strom erzeugender Kapazität vorhalten müssen, um die dauerhafte Versorgung der Insel zu gewährleisten. - Da sucht man dann gleich wieder nach anderen Energiequellen, und kommt auf die geothermische Geschichte, für die doch eine Vulkaninsel doch prädestiniert sein müsste. - Hier ist das aber anders als auf Island, man müsste hier tief bohren, sehr tief, und dann stößt man schon bald unter der Insel auf Kavernen, angefüllt mit Meerwasser. - Das Salz im Meerwasser setzt alle gebohrten Löcher bald wieder zu, so dass sich geothermische Energie groteskerweise auf der Vulkaninsel La Palma mit den heutigen Techniken nicht effektiv verwirklichen lässt. - Gezeiten- und Wellenkraftwerke, davon habe ich und die anderen hier zu wenig Ahnung, so ist es müßig das mit einzukalkulieren. - Dennoch, an 100% Energie für La Palma aus nachhaltigen Rohstoffen, daran will man schon festhalten, genau so wie am Weltfrieden und der Erbsünde, und vielleicht müssen wir uns eben damit abfinden, dass wir zumindest da wieder mal unsere Bescheidenheit auspacken können und die Dinge langsam und Stück für Stück angehen. - Also, Energie einsparen, das ist eine entscheidende Komponente dabei, und eben auch öffentliche Anreize schaffen, damit hier endlich auch breit die privaten Haushalte und Firmen ihre Photovoltaikmodule sich aufs Dach packen. - Damit können wir die notwendige Grundlast ja schon mal gehörig absenken, und dann werden die notwendigen Investitionen für den "Großen Wurf" irgendwann machbar. - Ich habe auch schon einen Vorschlag, wie man Anreiz schaffen könnte, damit hier jeder Haushalt und jede Firma ihr eigener Stromproduzent wird: - Einfach die Preise für die Kilowattstunde verdoppeln. - Das wollte jetzt aber keiner hören, auch wenn der Vorschlag nahezu genial ist. - Immerhin lägen wir dann nach der Verdopplung bei 24 Cent für die Kilowattstunde, das ist immer noch billiger als in Deutschland, und man will doch nicht allen Ernstes hingehen und behaupten, dass die in Deutschland den Strom teurer produzieren als wir hier mit unserer Vorkriegstechnik? - Na ja, wir können auch weiterhin ganz auf Mars-Riegel setzen, das geht bei der Coalición Canaria auch noch als nachhaltiger Kreislauf durch.



Montag 22.11.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 58 % - Luftdruck 1010 hPa
Höchsttemperatur heute 26,0 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 16,8 - Temp. Min 10,1 - Feuchte 79 - 91 % Niederschlag 0 mm

Na da guckt sie um die Ecke…
…die Demokratie

Stuttgart 21 ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass Demokratie vom Volk ausgehen muss, und der faule Denk- und Handelsersatz für Basisdemokratie, die politischen Parteien, nicht mehr in der Lage sind, auch nur einem Teil der Bevölkerung Dinge plausibel zu machen. - Aber so weit aus dem Fenster wie in Stuttgart wollen wir uns ja gar nicht wagen, wir haben nur ein kleines Beispiel dafür zu bieten, dass man jeden Tag und in jeder Situation als Bürger darauf achten muss, dass einem die machttrunkene Politik nicht das Demo klaut, alle vier Jahre zum Abzählen antreten lässt, und nur noch die Kratie übrig lässt. - Unsere Schüler sind da mal wieder bestes Beispiel dafür, haben die doch immerhin bereits so viel Erfahrung mit der Demokratie, dass die sich nicht mehr alles gefallen lassen, was man ihnen da so auftischt. - Ich darf auf den Beginn des Schulzyklus in diesem Jahr nach den großen Sommerferien hinweisen, als in mehreren Schulen die Schüler erst auf die Straße gehen mussten, damit ihnen die notwenige Anzahl und Fachgruppe an Lehrkräften zugeteilt wurde, die notwendig sind für ihre Ausbildung. - Es hätte wohl noch mehr Konzentrationen gebraucht, aber nicht an jeder Schule war das möglich, oft verhinderten Lehrer und das Direktorat auch, dass die Schüler sich auf die Straße stellen, Plakate hochhalten, und ihre Forderungen nach dem Grundbedürfnis und dem Grundrecht auf Bildung einfordern. - Die Presse steht wohlfeil bereit, solchen Kundgebungen einen entsprechenden Rahmen zu verleihen, zumindest seit dem es die inzwischen sehr beachtete und manchmal auch gefürchtete Online-Zeitung "elapuron.com" gibt, welche nicht, oder sollten wir vorsichtig sagen, noch nicht, dem direkten Einfluss der herrschenden Lobby der Coalición Canaria untersteht. - Eine Meldung in diesem Magazin zwingt die anderen linientreuen Medien, ja auch über dieses oder jenes Ereignis zu berichten, welches man sonst farbenblind übersehen hätte. - Und die Presse ist nun mal der Verteiler der guten wie der schlechten Nachrichten, und kann enorme Dinge bewegen. - Aber auch die Lehrer und eben besonders die Schulleitungen sind wichtig, gegenüber ihrem eigenen Arbeitgeber, der Consejería de Educación, Missstände an den Schulen zu berichten, und Änderungen zu verlangen. - Und wenn dann nicht abgeholfen wird, dann muss man auch laut werden, seitens der Schulleitung, eben bis man genügend Lehrer schickt oder Mittel für die Bücher bereit zu stellen, so viel Zivilcourage muss man diesen Menschen schon abverlangen können.

Einige der Direktoren hatten diese Zivilcourage, und forderten mit den Schülern gemeinsam, in aller Öffentlichkeit und lautstark, dass es der absolut falsche Weg ist, an der Bildung zu sparen, und bekommen diesen Akt, zu dem die eigentlich bereits die Stellung in ihrer Schule bindet, auf unangenehme Art und Weise zu spüren. - Die Consejería de Educación hat nämlich gegen einige Lehrer und Direktoren hier auf der Insel Untersuchungen eingeleitet, welche sich an den Streiks und Kundgebungen beteiligt haben, und das kann zu disziplinären Maßnahmen führen, was sich natürlich keiner wünschen kann. - Es geht da, als Galionsfigur in der Auseinandersetzung mit der Schulbehörde, auch um die Direktorin der Oberstufenschule "I.E.S Alonso Pérez Díaz" in der Hauptstadt Santa Cruz, Conchi Castro Fregeiro, welche sich in ganz besonderen Maße für die Rechte der Schüler auf gute Schulbildung eingesetzt hat. - Die möchte man gerne als Rädelsführerin entlarven, und bringt nun seitens der Consejería de Educación trübe Anschuldigungen gegen die Direktorin vor, sie würde in ihrer Arbeitszeit, vor versammelter Lehrer- und Schülerschaft, Schmähschriften gegen die Schulbehörde verfassen und verlesen lassen. - Dabei handelte es sich lediglich um das Aufsetzen eines gemeinsamen Schriftstücks, welches man der Schulbehörde zukommen lassen wollte, in welchem die Missstände an der Schule aufgezeichnet wurden und auch klare Vorstellungen verfasst, wie man diese Probleme angehen könnte. - Es kommt wirklich der Verdacht auf, die Consejerá de Educación möchte da ein Exempel statuieren, damit die anderen Direktoren gleich wieder wissen, wer denn die Lohnschecks immer unterschreibt. - Da hat man aber nicht mit der Solidarität der Schüler gerechnet, die sind nämlich heute gleich wieder auf die Straße gegangen, mit inzwischen besten Kontakten zur Presse, und haben sich lautstark und trefflich argumentativ vor ihre Direktorin gestellt, und diese als hervorragende Kraft betitelt, welche nichts anderes im Sinn hat als das Beste für ihre Schule und die Schüler, und so natürlich ihre Arbeit als Direktorin mit summa cum laude erfüllt. - Da bin ich ja mal gespannt, wie das weitergeht, in ein paar Monaten sind Wahlen, und wenn so ein paar Schüler dann zu Hause mal ihre Eltern fragen, wen wählt ihr denn eigentlich so…



Montag 22.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 71 % - Luftdruck 1012 hPa

Regen ab Donnerstag
Der November verabschiedet sich mit Regen und Wind

Bis Donnerstag haben wir noch Ruhe, dann wird der Winter endlich sein Recht fordern und uns zwei kräftige Tiefausläufer aus dem Westen schicken. - Bislang war der November ja trocken und warm, und es bleibt warm. - Aber eben nicht trocken, diese Tiefausläufer werden uns erreichen, kein rettendes Hoch mehr in Sicht, welches uns diese nassen Brüder in den Norden drücken könnten. - Lediglich über Nordafrika balanciert noch ein Hoch, welches das Fortkommen der Tiefausläufer etwas verlangsamt, aber letztendlich doch nichts mehr gegen die herannahenden Wolken machen kann. - Am Donnerstagabend geht es los, mit Regen aus West/Südwest, allerdings noch sehr geringen Windgeschwindigkeiten. - Der erste Ausläufer müsste dann also mit reichlich Regen aber ohne Sturm bereits am Freitag "durch" sein, am Samstag nimmt der Wind dann im Laufe des Tages zu, kommt noch mehr aus Süd, um dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag den zweiten Tiefausläufer heranzuführen. - Nun auch mit kräftigem Wind aus zunächst Süd, später auf Südwest drehen, was dann am Sonntag und Montag wohl auch wieder zu Schwierigkeiten auf dem Flughafen führen kann. - Der erste Ausläufer ist also noch harmlos, nur eben nass, der zweite kann aber wohl zu Ärger führen, weil kräftige Winde dieses Wetter zusätzlich anheizen. - Um noch weiter in die Zukunft zu blicken wird es nun ein bisschen hypothetisch, es kommt darauf an, ob sich ein neues kräftiges Hoch auf dem Atlantik bilden kann, um diese nassen Ausläufer schnell zu verdrängen, oder ob wir noch länger mit diesen aktiven Niederschlagszellen auf unseren Breiten zu tun bekommen. - Kann sein, muss aber nicht sein, und auch kann man die wirklichen Niederschlagsmengen nicht konkret vorausberechnen, und wo lokal so viel Wasser herunterkommt, dass man sich Sorgen machen muss. - Am Donnerstag noch nicht unbedingt, aber für das Wochenende sollte man ruhig wieder bedenken, dass ein paar Kerzen im Haus und Batterien nicht verkehrt sein können, und Wanderausflüge sollte man für den Sonntag und den Montag auch nicht unbedingt einplanen. - Eher das berühmte "Gute Buch" schon mal entsichern, den entsprechenden DO dazu bereit legen und dann darauf horchen, ob die inzwischen 24. Imprägnierungsmaßnahme des Daches denn diesen Sommer endlich mal Erfolg gebracht hat.




Die Wetterzentrale liefert diese sehr verlässlichen Graphiken welche das "Global Forecast System" errechnet.




Sonntag 21.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 72 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 21,0 Grad - niedrigste Temperatur 15,9 Grad

Schöne neue Welt
Lehrstunde über Regeneration der Küstenlinie

Sonntagsausflüge sind doch die schönsten Unternehmungen überhaupt. - Da hat man keine Eile, der Weg ist Teil des Ziels, und wenn es ein bisschen länger dauert, was soll es. - Wir wollten uns mal die Fortschritte der Küstenbehörde ansehen, welche ja zum Glück und Schutz der Küste alle halblegalen Siedlungen abreißen will, und ein enorm großes Programm aufgelegt hat, in dem man beschreibt, dass es um die Regeneration der Küstenlinie geht. - Hört sich gut an, fast Grün, auf jeden Fall nicht gefährlich, oder gar konspirativ, sollen die mal machen. - Dabei soll auch ein Küstenwanderweg von der Playa de Los Guirres, der auch als Playa Nueva bekannt ist, bis nach Puerto de Naos geben, und an dem kleinen Strand in der Gemeinde Tazacorte hat man vor einer Weile auch schon mit den Arbeiten begonnen. - Der Strand ist gerade mal da, das heißt, Sand ist da, der verschwindet allerdings meist mit dem ersten Wintersturm, aber jetzt, Ende November badeten da fröhlich ausgelassen mehrere Familien. - Im hinteren Gebiet hat man die Zufahrt komplett gesperrt, man kann jetzt mit dem Wagen nicht mehr direkt auf den Strandvorplatz fahren, eine wirkliche Verbesserung, denn da haben Autos nichts zu suchen. - Ein paar Bäume hat man auch gepflanzt und ein Schild verbietet Camping dort und weißt auch in mehreren Sprachen brav auf die Steinschlaggefahr hin, die man nahe an dem steil aufragenden Felsen fürchten muss. - Aber nicht direkt am Strand, der ist so weit vorgelagert, dass einem außer einem Mövenmalheur wohl nichts weiter auf den Kopf fallen kann. - Geparkt wird jetzt vor dem Strand, sauber eingezeichnete Parkbuchten gibt es dort, Zwischenräume mit Kentia-Palmen bepflanzt, allerdings sind die Parkbuchten eng, sehr eng, und sollte sich mal ein Bus dorthin verirren, dann müsste der rückwärts wieder herausfahren. - Auch ist die Anzahl der Parkplätze für den sommerlichen Andrang deutlich zu gering, aber es stand wohl nicht mehr Platz zur Verfügung, so wird man halt weiterhin wohl im Sommer an der engen Straße parken müssen, welche sich durch die üppigen Bananenplantagen schlängelt. Ein noch nicht als was zu identifizierendes Gebäude steht am Ende des Parkplatzes, vielleicht soll das mal ein Laden werden, oder eine Rotkreuz-Station, wir haben unsere Phantasie kreisen lassen, sind aber nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen. - Hin zum eigentlichen Strand führt nun ein sogar beleuchteter Weg, und dann staunt man nicht schlecht, öffnet sich doch dort eine richtige Picknick-Terrasse mit einladenden Bänken und Tischen, sowie eine angedeutete Bar, die wohl noch auf einen Betreiber wartet. - Edle Materialien hat man dort verwendet, Geländer aus Edelstahl, was auf richtig ist, denn die salzige Brise zerfrisst ja sonst alle weiteren Baustoffe. - Zum Strand hin führt auch noch ein aus Edelhölzern angefertigter Steg, wo Strandrückkehrer sich bestens den Sand von den Klamotten schütteln können. - Man gönnt sich ja sonst nichts und könnte meinen, Krise ist was für andere Institutionen, nicht aber für die Küstenbehörde.

Von der, durchaus als mondän zu bezeichnenden Picknick-Terrasse führt nun der Küstenwanderweg Richtung Süden, zunächst noch am Strand entlang, und dann eine kleine Anhöhe hinauf, weil man nun felsige und zum Teil Steilküste zu bewältigen hat. - Nichts ist mit Natursteinwegen, die man anfänglich propagandiert hat, um den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten, das ginge auch nicht, das ist nämlich ein öffentlicher Weg, und der muss also auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sein, also ist alles in glattem Beton gegossen, was die Bauzeit verdreifacht hat und die Kosten nahezu verdoppelt. - Aber immerhin, auch der Strand ist durch eine Rampe nun für Rollstuhlfahrer zugänglich, allerdings sind die letzten Meter zum Wasser nicht ohne handfeste Hilfe machbar. - Wer aber auf einen Rollstuhl angewiesen ist, dem kann einen Ausflug dorthin wirklich empfehlen, es gibt auch zwei extra Parkplätze, welche nicht ganz so eng sind wie die anderen. - Vielleicht 400 Meter weit führt bislang der Weg in Richtung Leuchtturm von La Bombilla, eine Aussichtsplattform, unten abgesichert mit einer enormen Stahlplatte und ein paar einfache Sitzmöbel aus Stein zieren diesen Teil des Weges. - Man ahnt, dass auch noch Bepflanzung vorgesehen ist, kleine Gärtchen warten noch darauf mit Grün bestückt zu werden, wohl mit den inzwischen üblichen Kentia-Palmen, die zwar nichts mit der heimischen Flora zu tun hat, aber eben nett aussehen und deutlich pflegeleichter sind, als die Kanarische Palme. - Solche kleinen Details sind aber nicht wichtig, und man kann sich sehr gut vorstellen, dass dieser Weg, einmal bis Puerto de Naos führend, ein sehr wichtiger Bestandteil unserer touristischen Infrastruktur darstellen wird. - Auch haben wir, was eine Seltenheit auf La Palma darstellt, Fahrradständer in größerer Zahl am Parkplatz dort gesehen, vielleicht darf man diesen Weg später auch mal mit den Drahtesel befahren, das wäre dann ein weiterer Clou. - Allerdings wissen wir natürlich nicht, ob man diesen Weg auch mit Fahrrädern befahren darf, ein bisschen eng wäre das dann schon, wenn Mountain-Bikes an Leki-Gruppen vorbeischrammen, könnte man vielleicht auch noch Vorfahrtsregeln dort einführen. - Warum dafür die Hütten von La Bombilla weichen müssen, das leuchtet mir immer noch nicht ein, wohl aber drückt der Investor des dort am Leuchtturm projektierten Hotel da ein bisschen, man möchte den erlauchten Urlaubern keine Aborigine-Hütten zur Ansicht geben, also weg damit. - Man wird überhaupt den Verdacht nicht los, dass der gesamte Wanderweg dort an der Küste zumindest im Einvernehmen, vielleicht auch sogar als Voraussetzung gefordert wurde, damit der Investor überhaupt dort sein Hotel hinstellt, denn ansonsten liegt der Bauplatz dort ziemlich eingeschlossen und ohne Infrastruktur mitten in den Bananen. - So aber öffnet sich für die nicht gerade Eins A Lage des Grundstücks ein Strand, und auch die gesamte Infrastruktur von Puerto de Naos. - Aber darüber kann man nur spekulieren und vermuten, und das bringt einen meist nicht weiter. - Touristisch ist das ein Volltreffer, den Küstenwanderweg meine ich, allerdings hat das mit der angesprochenen "Regeneration" der Küstenlinie überhaupt nichts mehr zu tun. - Dieses Argument ist eine absolute Farce, denn man zieht einen Betonstreifen an der Küste entlang, und macht eben die so fragile Küste unserer jungen Vulkaninsel damit erst für Menschen und deren Wirken zugänglich. - Auch ist der Weg manchmal drohend nah am Atlantik, und wenn der wütend ist, dann sollte man vielleicht erst andere dort spazieren gehen lassen, ob der "Blanke Juan" nicht seine Wellen bis über den Weg strecken kann. - Touristische Bereicherung für die Insel ja, Regeneration der Küstenlinie, klar das Thema verfehlt,























Sonntag 21.11.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 76 % - Luftdruck 1015 hPa

Kurzes und Weiliges
Was die Presse so hergibt

Zwei filmreife Verfolgungsjagden lieferte sich die Guardia Civil Mitte dieser Woche mit einer Gruppe von Verdächtigen, die man für die Serie von Einbrüchen in San Pedro (Breña Alta) macht. - Zunächst wollte man ein Fahrzeug mit den Verdächtigen bei San Pedro anhalten, aber die gaben Gas und erst auf der anderen Inselseite, kurz vor Los Llanos konnte man den Wagen stoppen, in dem man ihn in den Straßengraben drängte. - Allerdings gelang es den Verfolgten, zu Fuß weiter zu fliehen, die Polizei musste sich mit dem Fahrzeug zufrieden geben, in dem man neben Einbruchswerkzeug auch Reste der Beute einiger Einbrüche aus San Pedro fand. - Am kommenden Tag entdeckte man eine der gesuchten Personen wieder in einem Auto nahe San Pedro, und wieder begann eine Verfolgungsjagd, die dieses Mal in der Santa Cruz endete und zumindest einen der Insassen des Fahrzeuges konnte die Guardia Civil stellen, die anderen tauchten zu Fuß im Gewühl der Hauptstadt unter. - Bei der zweiten Verfolgungsjagd war eine Frau die Fahrerin, diese kennt man seitens der Polizei noch nicht, die anderen Beteiligten sind inzwischen namentlich bekannt und werden wohl in den kommenden Tagen auch dingfest gemacht. - 8 Einbrüche konnte man dieser Gruppe bereits zuordnen, aber man nimmt an, dass sie für deutlich mehr kriminelle Handlungen verantwortlich sind, aber das muss erst noch ermittelt werden. - Bei den Verfolgungsjagden wurde niemand verletzt, nur manch ein Zuschauer fühlte sich wohl in ein anderes Szenario versetzt, und dachte wohl eher, hier würde ein Film gedreht.

In den Schulen rumort es weiter. Einige Direktoren legen sich inzwischen offen mit der Schulbehörde (Consejería de Educación) an und erhalten dafür drastische Tadel, bis hin zu dem Versuch, diese verdienten Kräfte los zu werden. - Es gab zu Beginn dieses Schuljahres mehrere Streiks, meist provoziert von Schülern und Eltern, um dagegen zu protestieren, dass die Zentren nicht genügen Lehrkräfte zur Verfügung haben, um alle angestrebten Ausbildungsrichtungen unterrichten zu können. - Zum Teil fanden diese Aktionen die Unterstützung eines Teiles der Lehrerschaft, und eben in drei Fällen auch die Unterstützung der Direktoren. - In allen Fällen gelang es schließlich, auch Dank der breiten Presse welche diese Schülerproteste nach sich zogen, die fehlenden Lehrkräfte doch noch zu erhalten. - Nun meldet aber die Lehrergewerkschaft "STEC-IC", diese drei Direktoren würden nun gezielt von der Schulbehörde gemobbt werden und am liebsten würde man diese Posten mit gefügigeren Kräften besetzen. - Inzwischen gibt es offizielle Untersuchungen gegen die drei Direktoren und manche andere Lehrer, welche sich bei den Aktionen auffällig verhalten hätten und damit dem Ansehen der Schulbehörde geschadet hätten. - Die Gewerkschaft sieht in diesem Vorgehen den schändlichen Versuch, alle kritischen Kräfte innerhalb des Schulsystems zum Schweigen zu bringen. - Dahinter steckt natürlich auch wieder die Politik, denn gegen massive Kritik seitens der Bevölkerung und auch der Lehrerschaft, hat man den Haushalt für Schulbildung und Erziehung für das kommende Jahr drastisch gesenkt. - Kommenden Mai sind Wahlen, und bis dahin braucht man keine Kritik und mürrische Lehrer, die wohlmöglich noch politisch engagiert sind, sondern Frieden und Ruhe auf den Schulen, auch wenn der eigentliche Bildungsauftrag dabei in den Hintergrund rückt.



Samstag 20.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Über allen Gipfeln ist Ruh
Schweigende Kommission soll Korruptionsvorwürfe in Santa Cruz erhellen

Ich hatte ja in den vergangenen Tagen bereits öfter über das Skandälchen im Rathaus von Santa Cruz geschrieben, wer da nicht auf dem Laufenden ist, der möchte bitte die Nachrichten vom 9.11. 18:00 Uhr und 17.11 18:30 Uhr studieren, sonst muss ich wieder alles von vorne erzählen. - Immerhin hat man sich nun im Gemeinderat darauf geeinigt, dass man die Vorwürfe von José Cabrera Guelmes gegenüber Antonio Acosta untersuchen wird, und dafür eine dieser gefürchteten gemischten Kommissionen einsetzen wird. - Was solche Kommissionen bringen, das haben wir in den zurückliegenden Jahren öfter schon erleben müssen, nämlich meist überhaupt nichts, denn niemand von den Feierabendpolitikern ist auch nur annähernd in der Lage Untersuchungen durchzuführen, oder gar eine juristische Einschätzung der Sachlage zu fertigen. - Solche Kommissionen dienen im Normalfall dazu Dinge aus der Welt zu schaffen, zumindest aus dem Interessenbereich der Bürger, und das auf keinen Fall einer auf die Idee käme, das vor den Kadi zu bringen, und man Fachleute mal wirklich ermitteln ließe. - Man muss sich auch wirklich fragen, was wollen die eigentlich ermitteln, sind die Fakten doch eigentlich klar, Antonio Acosta hat mehrfach falsche Behauptungen aufgestellt, es gäbe keinen familiären Zusammenhang zwischen ihm und der angesprochenen Firma, welche nach Aussage von José Cabrera Guelmes verdächtig viele Aufträge erhalten hätte. - Die Lügen sind klar, dazu braucht man keine Untersuchung, allerdings haben alle Parteien bei der Vergabe der Bauaufträge an die Firma zugestimmt, das hat Antonio Acosta nicht alleine gemacht, also wird da nichts zu holen sein. - Oder aber, man muss so tief ermitteln und beweisen, dass die Firma bei den Ausschreibungen Insiderinformationen hatte, welche ihr den Erhalt des Auftrages erleichtert hat. - Aber da kommen wir wieder zu dem Vorwurf der Laientätigkeit, dieser Untersuchungsausschuss hat auch gar nicht die Handhabe, solche Vorwürfe ermittlerisch zu stützen. - Weiter ist die Zusammensetzung der Kommission interessant, alle im Rathaus vertretenen politischen Gruppen werden da berücksichtigt. - 2 Mitglieder der Coalición Canaria werden daran teilhaben, also auf jeden Fall für ihren Schützling Antonio Acosta arbeiten, 2 von den Sozialisten, die haben überhaupt nichts damit zu tun, denn die waren ja immer nur Oppositionspartei, aber es wird interessant, ob die zumindest einen unparteiischen Trend in die Untersuchungen bringen können, und ob man sich vielleicht am Schluss auch schon auf einen eventuellen Freundschaftsbeweis einstellen muss, mit wem denn die Sozis vorhaben, im kommenden Jahr nach den Kommunalwahlen zusammen regieren zu wollen.

Ein Mitglied wird von der Partido Popular sein, also José Cabrera Guelmes vertreten, und als letztes Mitglied tritt Alicia García auf, welche inzwischen parteilos ist, nachdem sie im Streit die Partido Popular im vergangenen Jahr verlassen hat, aber nicht von ihrem Posten im Gemeinderat der Stadt zurückgetreten ist. - Die ist erklärte Gegnerin von José Cabrera Guelmes, man kennt sich zu gut noch aus gemeinsamen Zeiten, auf jeden Fall kann man diese Kommission nicht paritätisch besetzt nennen. - Man müssten mindestens noch einen zweiten Rat von der Partido Popular mit in die Kommission nehmen, dann wären das auch sieben Mitglieder im Untersuchungsausschuss, was zumindest kein Patt ergeben kann. - Was nicht anders zu erwarten war, die Kommission wird schnellstmöglich ihre Arbeit aufnehmen, aber alles wird hinter verschlossenen Türen verhandelt, lediglich das Endergebnis will man irgendwann verkünden, nicht aber wie man zu dem bereits erwarteten Ergebnis gekommen ist. - Transparenz sieht anders aus, das lernen die irgendwie nie, und tragen so weiter dazu bei, die Politikverdrossenheit innerhalb der Bevölkerung weiter zu steigern. - Auch dürfen wir nicht zu viel von den beiden Räten der scheinbar neutralen Sozialisten erwarten, sie könnten auch lediglich ein Patt erreichen, in dem sie sich auf die Seite des einzigen Vertreters der Partido Popular schwingen. - Als erste Aktion hat man sich vorgenommen, die vom "Ankläger" verbal angezeigten Beweise, wie auch den Zettel, welchen José Cabrera Guelmes in dem Plenum hochgehalten hat, auf dem angeblich Teile der Lohnabrechnung der Schwester des Beschuldigten stehen sollen, welche beweisen, dass sie für die bevorzugte Firma gearbeitet hat. - Diese Beweise soll José Cabrera Guelmes nun vorlegen, wobei er sich damit in Teufels Küche bringen kann, denn die Anwälte Antonio Acostas haben ja bereits angedroht, daraus einen deftigen Fall von Datenschutzverletzung zu machen, falls José Cabrera Guelmes tatsächlich die Lohnabrechnung öffentlich macht. - Nun müsste man erst mal wissen, ob er sich bereits strafbar macht, wenn er diesen Beweis nun der Kommission vorlegt, oder ob er dann geschützt ist. - Welche weiteren Beweise angefordert werden sollen, das weiß man nicht, oder man weiß einfach noch nicht, nach was man eigentlich noch fragen soll, denn eigentlich ist ja nicht José Cabrera Guelmes der Beschuldigte, sondern Antonio Acosta. - Der schweigt übrigens weiterhin komplett zu dem Thema und lässt ab und zu nur ein paar drohende Sätze von seinen Anwälten verlauten. So hat man sich schon immer einen aufrechten Volksvertreter vorgestellt, welcher auch noch reichlich vom Volk dafür entlohnt wird. - Vielleicht haben diese Brüder und Schwestern zumindest noch ein ganz klein bisschen Anstand, und beenden diese politische Farce mit diesem Untersuchungsausschuss schnell, damit die Mitglieder dieses erlauchten Rates endlich wieder an die Arbeit gehen können. - Es wird wohl kein Skandal aus dem Skandälchen, denn alleine, dass ein Politiker lügt, das reicht heute schon lange nicht mehr aus, diesen Volkvertreter zu entvölkern.



Samstag 20.11.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Unsocial Networks
Das "Tuenti-Mädchen"

Facebook kennt jeder und alle Welt diskutiert darüber, aber nutzt es auch gleichzeitig. - Hier auf den Kanaren kennt Facebook auch jeder, aber die Kids nutzen es kaum, hier auf den Inseln ist "tuenti" angesagt. - Das ist ähnlich gestrickt wie Facebook und all die anderen "social networks", aber eben fast ausschließlich im spanisch sprechenden Umfeld zu Hause. - Wer kein "tuenti" hat, der ist bei den Kids nicht angesagt, wenigen gelingt es sich diesem gesellschaftlichen Fastzwang zu entziehen, ohne irgendwie in der harten Hackordnung der Jugendlichen zu verlieren. - Was die Kinder da in diesem Forum von sich geben und zeigen, das entzieht sich allerdings meist der elterlichen Aufsicht, und manch ein "Elter" fällt erst dann aus allen "social clouds", wenn das eigene Kind Opfer eines "Online-Mobbings" geworden ist und nun Hilfe bei den Erwachsenen sucht. - Die vielen Foto-Handys und klitzekleinen Digitalkameras sind halt nicht nur Segen, sondern auch Fluch einer Generation, welche damit leben muss, jeden Moment auch abgelichtet zu werden, und sich dann wohlmöglich in einem dieser Internetplattformen wieder zu finden. - Die Schulen gehen bereits offen dagegen vor, Handys und Kameras sind auf dem Schulgelände komplett verboten, aber was eben außerhalb der Schule passiert, das können die nicht überwachen. - Die Jugendlichen lernen aber meistens schnell, und viele gestalten nun ihren Internetauftritt so unverfänglich, dass man kaum Fettnäpfchen daraus basteln kann, aber manche veröffentlichen immer noch Fotos von sich selbst, die man aus eine bereits geringen Abstand heraus besser sofort wieder aus dem Netz nimmt. - Schlimmer noch, es werden eben auch Fotos von anderen veröffentlicht, ohne deren Wissen, und oft eben dann zum Zweck, sich über andere lustig zu machen. - Das ist jedem schon mal passiert in diesem Medium und meist kann man das schnell aus der Welt schaffen, ist aber eben dann darauf angewiesen, dass die anderen auch mitmachen. - Allerdings ist es nun auf Gran Canaria zu einem Fall gekommen, welcher wohl erheblichen Schaden bei einem 15 jährigen Mädchen angerichtet hat, inzwischen die Gerichte interessiert und tagelang auch Pressethema Nummer eins zumindest auf Gran Canaria war.

Ein Junge veröffentlichte in seinem "tuenti account" das Foto dieses Mädchens, wie es in Unterwäsche in ihrem eigenen Bett liegt. - Nicht unbekleidet, auch nicht in irgendeiner lasziven Position, das wohl auf einer harmlosen Pyjama-Party entstanden sein muss, und irgendwie auch in den Besitz dieses Jungen gekommen ist. - Wer das Foto gemacht hat, das ist bis heute nicht klar, kann auch sein, dass das Mädchen selbst Autor dieses Fotos ist, darüber spekuliert man noch. - Der Junge, welcher auf der gleichen Schule war, wie das angesprochene Mädchen, versah das Bild dann auch noch mit einem widerlichen Text, und in kürzester Zeit sammelten sich viele Kommentare, fast alle negativer bis schwer beleidigender Natur, um dieses Mädchen weiter zu verunglimpfen. - Man nimmt aber das, was dort im Netz meist anonym geschieht auch in den Alltag mit, und für das Mädchen begann nun ein Martyrium auf der Schule, da sich diese Geschichte und das mit dem Foto natürlich bereits weit verbreitet hatte. - Jeder kannte das Foto, auch die Lehrer, und alle Versuche da irgendwie wieder Frieden hinein zu bekommen scheiterten. - Im Gegenteil, je mehr das Mädchen sich wehrte, oder die Lehrer versuchten in Gesprächen mit den anderen Schülern etwas zu erreichen, um so heftiger wurden die Sticheleien gegen das Mädchen. - Die Eltern gingen nun behördlich dagegen vor, und die Guardia Civil ließ den Inhaber des "tuenti-accounts" ermitteln und man brummte den Eltern des Junge, welcher das Foto veröffentlicht hatte, eine Strafe von 5.000 Euro auf. - Aha möchte man denken, das war der richtige Schuss vor den Bug, und sicherlich ist diese deftige Strafe auch Warnung an viele Eltern, doch besser darauf zu achten, was ihre Kinder im Netz so treiben, aber für das Mädchen brachte das nichts mehr. - Die wechselte nun bereits das zweite Mal in diesem Jahr die Schule, immer mit der Hoffnung, man könne diesem Ruf, das "tuenti-Mädchen" (la niña del tuenti) zu sein, endgültig entgehen. - Auch wenn das Foto und die Kommentare längst entfernt wurden, das hört wohl einfach nicht auf, und jetzt, da die Presse sich diesem Fall angenommen hat, erst recht nicht. - Überall wird darüber diskutiert, und viele Eltern kommen überhaupt erst jetzt aus dem Mustopf und interessieren sich mal dafür, was ihre Kinder da eigentlich stundenlang vor der Kiste machen und es soll auch bereits zu massenhaften Löschungen von Fotos gekommen sein, einmal weil die Eltern das so wollen, aber eben auch, weil die Strafe von 5.000 Euro für das Veröffentlichen eines Fotos ohne Genehmigung auch Eindruck hinterlassen hat. - In der Tat muss man da auf viel breiterer Ebene mal überlegen, was für Schaden durch solche Veröffentlichungen angerichtet werden kann, und auch wenn es der "la niña del tuenti" nicht mehr hilft, vielleicht hat es doch wenigstens dazu beigetragen, dass viele Eltern nun einfach mal hingucken, was die Brut da publiziert.



Freitag 19.11.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Leute kauft palmerische Produkte!
Die gute und die schlechte Nachricht von der Landwirtschaftsfront

Fangen wir mit der schlechten Nachricht an, damit wir mit der Guten aufhören können. - Seit Jahren bemüht man sich ja nun schon, mal auf Privatinitiative, mal seitens der Behörden, um der lokalen Landwirtschaft wieder mehr Bedeutung bei der Versorgung der Bürger mit Lebensmittel zu verleihen. - Da hat man sich bereits Mitte der neunziger Jahre auf das globale Spiel der billigen Lebensmittel im Supermarkt eingelassen, mit der traurigen Folge, dass die heimische Landwirtschaft zunächst die Käufer, und später selbst die Lust verloren hat. - Dieses Pendel schwingt jetzt aber wieder ein bisschen zur anderen Seite, immer mehr Menschen verstehen inzwischen den direkten Zusammenhang zwischen funktionierender lokaler Landwirtschaft und funktionierender Gesellschaft, wenn man schon eine ländlich geprägte Region ist. - Außerdem vertraut man halt dem Nahem mehr als dem unbekannten Fernen, und reichlich Lebensmittelskandale sorgen ja auch für weitere Verunsicherung bei den Verbrauchern. - Zur Landwirtschaft gehört ja auch die Tierzucht, und seit dem wir einen Schlachthof haben, welcher nach EU-Vorschriften arbeitet, kann man den lokalen Handel hier auch immer mit ausreichend Fleisch versorgen. - Das klappt ganz gut, aber bei weitem noch nicht so, wie man sich das erhofft, das hiesige Fleisch ist zwar sehr beliebt, weil auch von hoher Qualität, kann aber im Preis nicht mit den Importen vom Festland mithalten, und schon gar nicht mit Lieferungen aus Südamerika. - Um den Verkauf lokalen Fleisches anzukurbeln, hat eine Erzeugergemeinschaft von Viehzüchtern (SAT Ganaderos de La Palma) zwei Läden hier installiert, Fleischereien mit dem Zusatzangebot von Obst und Gemüse, und manch anderen lokalen Spezialitäten. - Eine dieser Fleischereien befindet sich in Todoque, und der Laden läuft gut bis prima, hat ja auch eine gute Lage, direkt an der Hauptstraße zwischen Puerto Naos und Los Llanos. - Der zweite Laden, der müsste noch besser laufen, der befindet sich nämlich in der Avenida del Puente in der Hauptstadt Santa Cruz, das ist auch gute Laufgegend und schließlich hat man dort in Santa Cruz ja reichlich Bewohner welche Kunden sein können. - Aber weit gefehlt, der Laden musste geschlossen werden, weil es sich nicht gerechnet hat, man konnte einfach die Hauptstädter nicht in dem Maße aus den Supermärkten locken, wie es notwendig gewesen wäre, damit genügend Umsatz herrscht. - Viel Geld und viele Illusionen hat man dort verloren, aber man muss sich natürlich auch kritisch fragen, ob man denn alles richtig gemacht hat dort in der Fleischerei. - Gerade der Kauf von tierischen Produkten ist ja ein heikler Akt mit Vertrauensfaktor, und das hängt prinzipiell mal am Personal und an der gesamten Führung des Ladens. - Da scheint man eben in Todoque besser aufgestellt zu sein. - Allerdings will man seitens der Erzeugergemeinschaft nun nicht den Laden ins Korn werden, sondern die Idee weiter verfolgen, nur eben andere Standorte suchen. - Nach El Paso müssen die gar nicht erst kommen, da gibt es schon eine hervorragende Fleischerei, welche fast ausnahmslos die Produkte aus dem Schlachthof der Insel verkauft, die Carnicería Taburiente, (neben dem Bioladen Alegría) und hinter der Theke steht ein Metzger ohne Fehl und Tadel, Alejandro, der wirklich weiß, wie man mit dieser sensiblen Ware Fleisch umgehen muss. - Wie man mit Kunden umgehen muss, das weiß er auch, meine Frau kauft schon seit Jahren kein Stück Fleisch mehr woanders, und die ist gerade bei Fleisch eine ziemlich anspruchsvolle Kundin.

Die gute Nachricht nun vom lokalen Primärsektor ist, eine Million Kilo Kartoffeln aus La Palma sollen Verbraucher auf den anderen Kanareninseln beglücken. - Das ist doch eine schöne Nachricht und erinnert an eine Zeit, als man La Palma noch die Speisekammer der Kanaren nannte und man selbst auf Lanzarote zum Fisch in ordentlichen Lokalen ausgesprochen ostentativ darauf hinwies, dass man selbstverständlich zum Fisch Kartoffeln aus La Palma serviere. - Das ist leider fast komplett vorbei, nicht weil die Qualität der Kartoffeln nachgelassen hätte, sondern weil schlichtweg die Wertschöpfungskette in der palmerischen Landwirtschaft einen entscheidenden Knacks wegbekommen hat, und man längst aus dem Exportgeschäft rausgeflogen ist. - Das soll nun wieder angeleiert werden, auf vertraglicher Basis hat man einhundert palmerische Bauern gedungen, sie sollen diese eine Million Kilo Kartoffeln in der jetzigen Saison ziehen, und man würde ihnen das Kilo vor 60 Cent abkaufen. - 60 Cent, das ist für den Landwirt OK, zusätzlich erhält man auch noch die Saatkartoffeln, nicht dass da jemand altes und degeneriertes Saatgut verwendet, wenn man schon mal die Möglichkeit hat, wieder mit Kartoffeln um sich zu werfen, dann muss man das auch ordentlich machen. - Allerdings muss man sich fragen, zu welchem Preis denn dann die Erdäpfel auf den anderen Insel an den Verbraucher gebracht werden sollen, denn diese 60 Cent sind der Erzeugerpreis, da ist Konditionierung der Kartoffeln, Transport und Vertrieb noch gar nicht enthalten. - Nimmt man eine konservative Kalkulation, dann müssten die mindestens 2 Euro als Verbraucherpreis im Supermarkt kosten, und ich darf bezweifeln, dass der Verbraucher dann noch ein Herz für La Palma mit aus der Geldbörse zieht. - Aber so dürfen wir in diesem Fall nicht kalkulieren, denn der Versuch mit den Kartoffeln wieder die anderen Inseln zu erobern, den unternimmt die inseleigene Firma "Sodepal". - Die müssen keinen Gewinn machen, das ist der Vorteil, die haben nur das Ankurbeln der hiesigen Produktion im Sinn, und das Anfüttern des Marktes auf den anderen Inseln. - Hört sich gut an bis hier her, aber "Sodepal" hat mehr Kritiker als Einwohner auf dieser Insel, ist dem Verein doch bislang nicht wirklich viel geglückt, und auch hat man einfach kein Vertrauen zu "Sodepal", eben weil das ein inseleigener Betrieb ist. - Dennoch, man muss das versuchen, und um eine Aktion wirklich schlecht werden zu lassen, da müssen dann schon mehr pfuschen als nur "Sodepal", also lasst die Vorschussstinkbomben mal in der Tasche, vielleicht wird diese Aktion ja ein Erfolg.



Freitag 19.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Dunkelspanien
Stromproduzent droht Gemeinden

Die Krise will einfach nicht locker lassen. - Eine Presseerklärung der Unelco-Endesa, des einzigen kanarischen Erzeugers elektrischer Energie, schreckte vorgestern die Bürgermeister vieler Gemeinden auf den Kanaren auf. - Da drohte nämlich der Energielieferant, dass man am Freitag, das wäre also heute, den Gemeinden auf den Kanaren den Saft abdreht, welche mit der Bezahlung ihrer Stromrechnung nicht auf dem Laufenden sind. - Unter anderen nannte man da Santa Cruz de La Palma und El Paso auf La Palma, neben weiteren 15 Gemeinden auf den anderen Kanareninseln. - Bislang schonte man die öffentlichen Korporationen mit solchen Drohungen, auch wenn sich dort wohl bereits deftige Rückstände angehäuft haben, Strom abschalten in den Gemeinden, das wäre natürlich eine extrem peinliche Situation. - Santa Cruz dementiert wütend, man wäre mit den Zahlungen im Rückstand, und aus El Paso kommt keine Reaktion, allerdings sickerte durch, dass gestern noch eine Zahlungsanweisung an die Unelco-Endesa gegangen sein soll. - Von den anderen angesprochenen Gemeinden kommt auch keine Reaktion, allerdings will sich der Dachverband aller kanarischen Gemeinden, die "Fecam" (Federación Canaria de Municipios) kommenden Donnerstag mit der Unelco-Endesa zusammensetzen, um einen Plan zu erarbeiten, wie man denn den betroffenen Gemeinden die Abzahlung erleichtern könnte. - Ob das nun ein einseitiger Appell der Gemeinden ist, oder bereits mit der Unelco-Endesa abgesprochen ist, das kann man aus der Pressemeldung nicht herauslesen, so dass es offen bleibt, ob heute wirklich in einigen Gemeinden der Kanaren der Strom für die Gemeindeverwaltungen abgestellt wird. - Allerdings ist anzunehmen, dass nirgendwo der Strom abgestellt wird, man darf das wohl eher als eine öffentliche Mahnung betrachten, und dass die eine oder andere Gemeinde, wie eben in El Paso geschehen, nun doch noch ganz schnell ihre Rechnung angesichts der Drohung bezahlt. - Dass die allermeisten Gemeinden Probleme haben, ihre Kosten auszugleichen, das ist nichts wirklich Neues, allerdings ist die finanzielle Situation in diesem Jahr noch deutlich schwieriger geworden, da die Zahlungen an die Gemeinden aus den Töpfen der Provinz- wie auch der Zentralregierung geringer geworden sind. - Und nicht nur das, auch die laufenden Einnahmen, besonders aus Bauanträgen und Gewerbesteuern sind deutlich zurückgegangen, man muss also geschickt und überlegt haushalten, wenn man noch irgendwie klar kommen will. - Darüber hinaus dürfen die Gemeinden ab dem kommenden Jahr auch keine Kredite mehr aufnehmen und heute schon wissen viele lokalen Korporationen nicht mehr, wie sie ihr meist reichliches Personal bezahlen sollen. - Da gelangt man schnell wieder zu der immer weiter aufkommenden Frage, ob man sich denn in Spanien, und den Kanaren im Besonderen weiterhin solchen Luxus leisten soll, wie Kleinstgemeinden von nicht einmal 2.000 Einwohnern, welche den kompletten Verwaltungsapparat einer kreisfreien Stadt unterhalten müssen. - Auch hört man da schon manche politische Opposition in den Gemeinden lamentieren, unter solchen Umständen macht es überhaupt keinen Spaß, sich um die Mehrheit in den Gemeindeparlamenten zu bemühen, wenn die Kassen leer sind und darüber hinaus noch in diesem Jahr gemachte Schulden weiter drücken, dann kann man eigentlich nur alles verkehrt machen. - Wie so eine Gemeindereform aussehen könnte, darüber reden bereits viele Gruppen, aber keine einzige politische Organisation hier wagt es, sich mit konkreten Vorschlägen an die Öffentlichkeit zu wenden. - Warum auch, würden sich doch die allermeisten Lokalpolitiker mit einer solchen Reform ihre eigenen Posten wegzaubern. - Dann doch lieber abwarten, bis man komplett pleite ist, und eine Gemeindereform von oben herab durchgeführt wird, dann muss man diese sicher schwierige Diskussion um Eingemeindungen erst gar nicht führen.



Donnerstag 18.11.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Gleichberechtigung bis zum bitteren Ende
Emma ist tot, hoch lebe Ken!

Die Tränen sind noch nicht ganz getrocknet, das müssen wir zugeben, der Abschied von Emma ist uns nicht leicht gefallen, aber das Leben geht weiter und Emma ist jetzt an einem besseren Ort, wo man Weichspüler aus güldenen Schüsselchen trinkt und wer weiß, vielleicht kommt Emma ja wieder. - Bei uns Menschen wird das mit der Reinkarnation ja noch heiß diskutiert, bei Haushaltsgeräten ist es ja längst üblich, bei denen heißt das Recycling. - Wir werden mal darauf achten, wenn wir mal einen neuen Staubsauger kaufen oder eine atomgetriebene Zitruspresse, vielleicht ist da ja ein Stück Emma dabei. - Noch am selben Abend musste natürlich Ersatz für Emma kommen, die Familie und die Apartments dulden keinen Pietätswäschestau, gibt es keine frische Wäsche mehr, dann herrscht dicke Luft bei uns, und das nicht nur im Wäschekorb. - Gemeinsames Kaufen von Haushaltsgroßgeräten kann übrigens Ehen zerrütten, bei uns allerdings nicht, denn wir wälzen vorher keine Testberichte, noch informieren uns stundenlang im Internet, welches Gerät denn nun angesagt ist, und welches den besten ökologischen Fingerabdruck hat, bei uns entscheidet das Bauchgefühl. - Bereits im ersten Laden haben wir zugeschlagen, und seit dem man für solche Geschäfte nicht mehr aus El Paso heraus muss, geht uns das mit dem gemeinsamen Kaufen sowieso einfacher von der Hand oder von der Börse. - Aber alleine wollte mich meine Frau dann doch nicht losschicken, einen Ersatz für Emma zu besorgen, nicht, dass sie mir nicht vertrauen würde, aber sie hatte wohl ein bisschen Angst, ich brächte ein Waffeleisen mit nach Hause anstatt einer Waschmaschine, weil ich mich da halt nicht so gut auskenne. - Eine AEG wie Emma hatten die da nicht herumstehen, und außerdem wäre es ja auch ein bisschen geschmack- und phantasielos, nun einfach eine Emma II zu kaufen und so zu tun, als sei nichts geschehen. - In die engere Wahl kamen eine Bosch, eine Balay und eine Whirlpool, alle drei mit dem so wichtigen AA für geringen Energieverbrauch, das hat uns unsere kleine Tochter noch mit auf den Weg gegeben, ja die Vegetarierin, die später mal Weltverbesserung studieren will. - Die Whirlpool sortierten wir nach kurzer Überlegung aus, der Funke sprang einfach nicht über, außerdem hatte die viele Knöpfe und eine solch nervenaufreibende Menüführung mit hunderten von Programmen, zu so etwas kann man keine innige Bindung aufbauen. - Und Sie wissen ja, unsere Waschmaschine ist schon so ein bisschen was wie ein enger Vertrauter der Familie, na ja, meiner Frau, da muss man sich schon ein bisschen mögen und gegenseitig vertrauen. - Bosch und Balay, das ist sowieso eins, und die haben nun einen neuen Trend ausgemacht, einfache Bedienung. - Also, ein Drehknopf auf dem man die Temperatur einstellt, und einen Knopf auf dem "Go" steht. - Das begreift sogar ein Mann. - Man kann dann den Knopf auch noch weiterdrehen, für zusätzliches Spülen oder Schleudern, aber sonst keine weiteren technische Fettnäpfchen. - Darüber hinaus informieren vier Lichter über den Status des Waschvorganges, man weiß also immer, wie weit der Prozess bereits gediehen ist, so einfach kann die Welt sein. - Bosch oder Balay, der Preisunterschied ist marginal, kein Wunder, sind eh baugleich, aber meine Frau zieht es deutlich zu der Balay hin und mir deucht, das ist der Anfang einer wunderbaren Freundschaft.

Wir hatten uns längst entschieden, und als man uns schließlich vom Personal entdeckte, denn die mussten zuvor noch irgendetwas diskutieren, konnten wir die freundliche Verkäuferin mit einer bereits gefallenen Entscheidung fast düpieren. - Die wollte doch eigentlich noch ein Verkaufsgespräch führen und beweisen, was sie alles wusste, aber sie stand einer entschiedenen Front von Schnellkonsumenten gegenüber, deren Entschlossenheit nicht mehr zu beeindrucken war. - Ab zur Kasse, nein, nicht liefern, mein Esel steht draußen vor der Tür, der gelbe dort mit der Toyota-Mütze, und dieser Witz kommt heute immer noch gut an und ich wundere mich jedes Mal darüber, warum über solch einen Blödsinn immer noch alle Palmeros lachen. - Meine kleine Tochter, ja, genau die, die meint zwar immer, die lachen alle nur aus Höflichkeit über deine Witze, oder weil du viel Trinkgeld gibst, aber ich weigere mich immer noch, die Welt als so banal zu betrachten. - Noch während ich bezahle und die Garantiezettel ausgefüllt werden wuchten zwei junge Verkäuferinnen die Maschine auf den Pickup, und als ich zu Hilfe springen wollte wiesen die mich stolz ab, "für so etwas brauchen wir keinen Mann" und der Lacher, der bessere natürlich, der war auf deren Seite. - Alle Achtung, dahin gehe ich wieder kaufen, ich sag´s ja, El Paso. - Zu Hause angekommen half noch ein Freund mit einer Sackkarre, die können schließlich nur Männer bedienen, (gedämpfter Lacher mit Tendenz zur Demenz) und dann geschah es. - Um die neue Maschine zu installieren, musste ja die leblose Emma zuerst entfernt werden, und nun trafen die beiden Geräte sich kurz auf der Terrasse. - Wir machen uns immer noch Vorwürfe, dieses Emma zugemutet zu haben und ich versuche meine Frau damit zu beruhigen dass ich ihr einrede, die hat doch gar nichts mehr mitbekommen davon. - Schließlich war die neue Maschine angeschlossen, Emma auf dem Leichenwagen vertäut, aber den letzten Weg, den konnte sie erst am kommenden Tag antreten, der Friedhof für Haushaltsgroßgeräte war bereits verschlossen. - Die neue Maschine wurde dann auch gleich ausprobiert, und was wundern wir uns eigentlich immer noch, dass diese Dinger vom ersten Moment an laufen, denn dafür sind die ja eigentlich auch gemacht. - Einen Waschgang ohne Wäsche, damit die Reste der fabrikfrischen Nabelschnur entfernt werden, und noch am gleichen Abend wurde die erste Runde hart gearbeitet. - Ein Name musste nun auch her, und viele Vorschläge kamen, zunächst natürlich Emma II, das geht aber doch nicht, das ist würdelos. - Nur meine Frau, die mischte sich gar nicht in die Namensdiskussion ein, die grinste nur so vor sich hin, was ich als Spätfolge im Abschiedsschmerz von Emma deutete. - War es aber nicht, die hatte sich mit der neuen Waschmaschine bereits im Laden verbrüdert, denn es ist ein Kerl unsere neue Maschine, ein Balay und nicht eine Balay, aber eben mit dem Hang zur Ordnung und Sauberkeit, so heißt unser Waschboy nun Ken. - Hintergrund der Geschichte ist, Ken ist ja einfältig gestrickt, eben nur ein Knopf, fast idiotensicher, und so ist meine Frau nun der Meinung, ich könne mich doch auch mal mit Ken anfreunden, kognitiv seien wir doch auf einer Ebene. - Da läuft der Hase, das war nicht Liebe auf den ersten Blick, sondern meine Frau hat absichtlich eine Maschine ausgesucht, die selbst ich gefahrlos bedienen kann, einmal drehen, einmal drücken - sauber. - Nein, stinkig bin ich nicht, ich werde mir schon noch irgendetwas einfallen lassen, Blindheit, Syphilis, FDP wählen oder Vulkanausbruch, damit ich nicht Dauerdienst mit Ken bekomme, aber irgendwie bin ich auch stolz auf meine Frau, dass die mich noch nicht komplett aufgegeben hat.




She was a jolly good fellow, she was a jolly good fellow....




Donnerstag 18.11.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Shoppen bis zum Morgengrauen
Wir kaufen uns die Krise weg

Weiße Nächte gibt es eigentlich in unseren Breiten nicht, aber in unserer Hauptstadt will man den 4. Dezember zu einer solchen machen. - Zumindest bis 01:00 Uhr morgens sollen die Geschäfte geöffnet bleiben, damit auch wirklich jeder endlich seinen Beitrag dazu leisten kann, dass wir endlich diesen lästigen Rucksack "Krise" wieder loswerden. - So sieht das zumindest der Verband der Gewerbetreibenden in Santa Cruz so, wobei man sich eine solch profunde Krise wie die unsere nicht einfach wegkaufen kann, aber sieht man das aus dem Augenwinkel der Geschäftsleute, dann könnte eine solche Aktion wohl vielleicht doch helfen. - Der Auftakt zu einem grandiosen Weihnachtsgeschäft soll das werden, die Branche braucht die Umsätze, um ein eh schon schlechtes Jahr noch ein bisschen positiv ausklingen zu lassen. - Ob nun wirklich so eine lange Kaufnacht die Umsätze krachen lässt, das müssen wir abwarten, aber es soll auch ein Drumherum geben, mit dem man die Menschen auf die Straßen lockt und auch Käufer aus den anderen Gemeinden heranzieht. - Straßenmusiker sollen helfen gute Stimmung zu basteln, die üblichen Propagandisten in Nikolausuniform auch, und manch ein noch nicht näher beschriebenes Spektakel wird auf den Straßen der Hauptstadt versuchen, aus Passanten gut gelaunte Käufer zu machen. - Dabei sollen nicht nur die kleinen Läden geöffnet bleiben, auch die Supermärkte und Banken will man dazu überreden diese Weiße Nacht wirklich bis 01:00 Uhr durchzuhalten, allerdings ist das noch nicht klar, ob man die Angestellten der großen Läden zu einem solchen nächtlichen Tänzlein überreden kann. - Bei den kleinen Läden ist das ja so, das meist die Eigentümer sich solche Tage antun, aber bei den großen Geschäften ist das ja gar nicht möglich. - Die Genehmigungen für eine solche nächtliche Ladenöffnung sind wohl alle kein Problem, zumindest sagt man das so, und die Stadtverwaltung kann eigentlich auch gar nichts dagegen haben, dass man sich den 4. Dezember bis in das Grauen des Morgens mit Toastbrot, Schuhen und Krawatten versorgen kann. - Die Gastronomie ist sicher auch begeistert von der Idee, alles was Leute auf die Straße lockt, bringt denen mehr Umsatz, denn nach einer viertel Shopping-Meile muss meist erst mal eine kleine Stärkung her, und diesen Käufern kann geholfen werden. - Die große Frage, ob das wirklich den Umsatz im Weihnachtsgeschäft hebt, das wird wohl nie umfassend beantwortet werden, vielleicht verlagert sich auch so das Geschäft einfach nur. - Sicher greift man mit dieser Aktion aber die Läden aus den umliegenden Gemeinden an, denn viele Menschen aus den "Breñas" bis hin nach Mazo, oder eben auch aus dem Norden bis Los Sauces, die werden sich wohl den 4. Dezember überlegen, ob man nicht einfach mal den heimischen Fernseher gegen eine lange Shopping-Nacht in der Hauptstadt tauscht. - Ich könnte mir denken, dass nun auch bald die Händler aus Los Llanos mit einer solche Idee ankommen, was die da drüben in der Hauptstadt können, das ist für die Gewerbetreibenden der Aridanemetropole doch ein Kinderspiel. - Für El Paso ist so was nichts, wir gehen hier immer alle früh in Bett, dafür werden die Läden die vier Sonntage vor Weihnachten wohl wieder geöffnet haben, mit der gleichen Hoffnung, die man in Santa Cruz mit der nächtlichen Aktion verbindet.



Mittwoch 17.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 14,5 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 25,0 - Temp. Min 10,8 - Feuchte 20 - 60 % Niederschlag 0 mm

Nie gegen den Wind pinkeln
Lokalpolitische Possen in der Hauptstadt

Man könnte auch so sagen, wer anderen an die Hose pinkelt, wird selber nass, aber das wäre als Überschrift zu lang gewesen. - Santa Cruz, unsere geliebte, aber manchmal auch gemiedene Hauptstadt hat lokalpolitisch so einiges zu bieten. - Hatten die immer schon, nicht erst jetzt, aber der offenkundige Streit zwischen den ehemaligen Koalitionspartnern der Coalición Canaria mit der Partido Popular bringt so einige echte Possen ans Licht, welche aber nicht unbedingt dazu geeignet sind, dem abgedumpften Wahlvolk als positives Beispiel für volksnahe Politik zu dienen. - Ein Skandälchen ist vor etwa zwei Wochen publik geworden, angezettelt vom Abgeordneten der Partido Popular, Juan José Cabrera, welcher der Meinung ist und das auch im Plenum des Stadtrates lautstark kundgetan hat, dass der Baustadtrat der Coalición Canaria, Antonio Acosta, nicht nur das Stadtparlament in mehreren Fällen belogen hat, sondern auch noch in den Raum gestellt, dass es bei der Auftragsvergabe an eine bestimmte Baufirma in der Hauptstadt mindestens zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. - Das behauptet er damit, dass an eine bestimmte Firma, im vergangenen Jahr ein doppelt so großes Auftragsvolumen vergeben wurde als noch im Jahr 2008, und der Vater, die Tante und die Schwester des Baustadtrates in der benannten Firma arbeiten. - In der Tat, da denkt sich der mündige Demokrat, welcher Lobbyismus und Vorteilgabe schon kennt, das riecht nicht gut, da muss man noch mal nachgucken, wenn da der mögliche Familienklüngel umgeht. - Allerdings bestritt Antonio Acosta permanent, dass sein Vater, seine Schwester und die Tante für diese Firma arbeiten, und das eben vor versammelten hohen Hause, wenn man einen Stadtrat so betiteln kann. - Jetzt eben vor zwei Wochen, kommt Juan José Cabrera aber erneut auf dieses Thema zu sprechen, und bringt sogar Beweise dafür mit, dass Antonio Acosta gelogen hätte. - Allerdings könnten ihm nun gerade diese Beweise richtigen Ärger einbringen, daher mein Einwand, wer anderen an die Hose pinkelt, kann selber nass werden.

Den Beweis, dass der Vater für die Firma arbeitet, der ist ganz einfach zu erbringen gewesen, einmal weiß es jeder, weil der sogar Chef der palmerischen Vertretung dieser kanarenweit operierenden Firma ist, und als Beweisstück legte Juan José Cabrera die Visitenkarte vor. - Bei der Schwester war das schon ein bisschen schwieriger, aber auch da hat er etwas gefunden, nämlich die Abrechnung der anteiligen Lohnsteuer, aus der klar hervorgeht, dass diese Firma als Arbeitgeber fungiert. - Das ist wohl ein Papier welches man nicht anzweifeln kann, allerdings wedelte Juan José Cabrera damit auch nur vom Rednerpult aus herum, denn wir sind ja schließlich nicht in einem Gerichtsverfahren, sondern in einem öffentlichen Plenum des Stadtrates von Santa Cruz. - Große Aufregung, die Presse stürzt sich auf dieses Thema wie wild, und die Öffentlichkeit erwartet nun zugleich, das Köpfe rollen, und natürlich der des Stadtrates, welcher gelogen hat, und deren Familie wohl Vorteil dadurch erlangt hat, weil er eben diesen Posten inne hat. - Aber so einfach läuft das nicht in der Lokalpolitik, es kommt meist anders als man denkt, und sowieso hier in der Hauptstadt. - Antonio Acosta ist auf die Vorwürfe gegen ihn in keinem Wort eingegangen, nur der Bürgermeister brachte ein paar verteidigende Worte vor, nun aber meldet sich der Gescholtene deftig an die Öffentlichkeit und klagt den Ankläger an. - Und das nicht nur ein bisschen, sondern er lässt seine Anwälte los, und die drohen Juan José Cabrera nun sofort mit einer Klage wegen des Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz, und werfen vorab schon mal mit möglichen Sanktionen von 60.000 bis 300.000 Euro um sich. - Man dürfe auf keinen Fall Lohnabrechnungen, nicht mal nur Teile dieser Papiere von anderen Personen veröffentlichen, da sei das Gesetz rigoros. - So wird nun aus dem Jäger der Gejagte, allerdings bleibt natürlich die Frage offen, ob er denn diese Abrechnung überhaupt veröffentlicht hat, also Dritten zugänglich gemacht. - Ich bin ja nun alles andere als ein Jurist, aber alleine das Herumwedeln mit einem Papier, was keiner von den Umstehenden hat einsehen können, ob das bereits als Veröffentlichung gilt, das mag ich mal zu bezweifeln. - Wo er denn diese Abrechnung her habe überhaupt wird Juan José Cabrera nun gefragt, und er sagt dazu, das hätte ihm jemand "unter der Tür" zugeschoben, was nichts andere heißt, als dass er nicht wisse, wer im dieses Papier zugespielt hat. - Ob das so ist, das weiß man natürlich auch nicht, aber was Antonio Acosta nun damit erreicht hat ist, dass nun keiner mehr davon spricht, dass er mehrfach gelogen hat, und ob es denn irgendwelche Vorteilnahmen gab, oder nicht. - Da ist man nun schon Mann, und meint den eigenen Strahl beherrschen zu können, aber so einfach ist das eben nicht mit dem Pinkeln, weder vor der Schüssel, noch vor dem politischen Kontrahenten.



Mittwoch 17.11.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 66 % - Luftdruck 1019 hPa

Philosophie der Bauernmärkte
Geplante Spontanitäten

Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da ist der Bauer vom Feld in den Ort gegangen und hat sich an die Straße gestellt, und seine Kartoffeln angeboten. - Was danach folgte, das war ein anschauliches Stück Selbstkastration, bis eines Tages auf der Insel nur noch eine Markthalle in Santa Cruz und eine in Los Llanos offen hatten, und man dort so was ähnliches erleben konnte wie Direktvermarktung. - Allerdings sind diese Markthändler nur in ganz geringem Maße Selbsterzeuger, eine Quote kann ich nicht nennen, aber die allermeisten kaufen ihre Waren vom Großhändler oder eben von Landwirten der Insel. - Gleichzeitig brach auch der Export palmerischer Produkte auf die anderen Inseln zusammen und die Landwirtschaft der mittleren Zonen der Insel löste sich quasi selbst auf, denn man hatte nur noch die Möglichkeit, seine Waren für kleines Geld an die Großhändler abzugeben, oder die Hacke in die Ecke zu stellen, nach Los Llanos zu ziehen, und als Hilfsarbeiter auf dem Bau zu arbeiten. - (Verzeihen Sie bitte, wenn ich hier 45 Jahre palmerische Geschichte in 5 Sätzen beschreibe, aber alles andere würde uns den ganzen Vormittag über beschäftigen) - Schließlich besannen sich ein paar unermüdliche, vielleicht sogar nostalgische Kräfte, so etwas wie einen Bauernmarkt zu installieren, auf dem die paar verbliebenen Landwirte, welche mehr als das zogen, was die Familie konsumierte, dem Konsumenten ohne Zwischenhandel anzubieten. - Das war dann der "Mercadillo de Mazo", untergebracht in einer großen Halle der Gemeindeverwaltung, und siehe da, kein Monstererfolg, aber Stück für Stück etablierte man sich dort und dieser Markt in Mazo war für ganz viele Inselgäste bereits ein fester Termin in ihrem wöchentlichen La Palma Plan. - Nächster Schritt war der "Mercadillo" in Puntagorda, weit ab vom Puls der der beiden Inselzentren Aridanetal und der Region Santa Cruz/Breñas, und so auch mit gewissem Argwohn betrachtet, aber auch dieser Markt setzte sich im Laufe der Jahre durch, auch wenn man eben einen Einkauf dort in Puntagorda immer halt mit einem Ausflug verknüpfen muss, wenn man nicht gerade dort oben wohnt. - Hier allerdings fällt bereits auf, welchen Aufwand an Infrastruktur man betrieben hat, um vielleicht 18 Marktständen eine Plattform zu bieten, und eine Amortisierung dieser Anlage durch Standgebühren minus Zinsen und Betriebskosten, die möchte man nun wirklich nicht sehen. - Aber ohne Preis keinen Fleiß, und wenn man solch hohe Investitionen tätigen muss, um einen bereits selbst versenkten Sektor wieder auf die Beine zu helfen, dann darf diese Rechnung nicht alleine mit nackten Zahlen aufgestellt werden.

Anderes Beispiel, der Bauernmarkt in Los Llanos, als Ausweichstation vielleicht vor 10 Jahren unter die Eukalyptusbäume verbannt, nachdem man es verboten hatte, auf dem Trödelmarkt in Argual Lebensmittel anzubieten. - Dieser Markt war zunächst so schmucklos und unattraktiv, dass nur eine Handvoll Landwirte dort mürrisch ein paar Sack Kartoffeln und andere Saisonfrüchte anboten, aber die immer größere Nachfrage nach lokalen Produkten schaffte es schließlich, dass dieser Markt, aus dem Zufall entstanden, oder noch schlimmer, aus der Verbannung geboren, schließlich zum umsatzstärksten Bauernmarkt der Insel gedieh. - Als man dann hinging, den Markt von sich inzwischen eingeschlichenen Händlern befreit, auch noch in die Innenstadt zu verlegen, da gibt es gar kein Halten mehr für den Erfolg dieses Marktes und auch die anderen Geschäftsleute haben inzwischen ihren Argwohn gegen diese Märkte eingestellt, weil sie begriffen haben, dass ihnen diese Märkte auch noch Publikum zuwedeln. - El Paso kommt wieder man nicht aus dem Pott, auch da hat man eine sündhaft teure Infrastruktur erstellt, allerdings zu einem dunklen Kellerloch verbaut, in welches man auch bereits komplett unsinnige Möbel gestellt hat. - Aufgemacht hat man diesen Markt auch noch nicht, weil man immer die falschen Leute an der Spitze dieses Ressorts der Gemeinde hatte, die einfach nichts vom Puls der Zeit erfahren. - Dabei wäre das so einfach, nicht in dunklen und teuren Kellerlöchern, sondern einfach ein paar Stände auf der Plaza Franzisca Gazmira, da wo auch der nächste infrastrukturelle Magendurchbruch noch auf Reanimation wartet, der über 600.000 Euro teure Kiosk, und dann kommen die Leute schon. - Das kann man übrigens mit absolut geringem Aufwand machen, diese billigen Party-Pavillions aufstellen, ruhig ein bisschen festzurren, eine Arbeitsplatte darunter und schon kann der Landwirt seine ruralen Schätze anbieten. - Dazu fehlt nicht der Landwirt oder seine Ausrüstung, dazu fehlen der Mut und die Phantasie unserer lokalen Hemmschuhpolitiker, die sofort wieder irgendwo her ein Verbot für diese oder jene Tätigkeit aus den bräsigen Korporationen ziehen. - Man braucht dazu nicht mal Strom, die haben inzwischen alle Waagen die mit Batterien ausgestattet sind, alles was ein Bauernmarkt braucht, sind Bauern, Produkte und Kunden. - Jetzt brilliert Puntallana mit seiner Idee eines autochthonen Bauernmarktes, ein Waschbetonbau der Klasse "wird nie fertig der Klotz", soll zukünftig den Charme und das attraktiv Lebendige eines pulsierenden Bauernmarktes versprühen. - Hübsch weit weg vom Ortskern, damit auch ja kein Besucher noch auf die Idee käme, sich andere Attraktivitäten des Dorfes anzusehen, und so teuer, dass man nun bereits die Millionengrenze der Investition überschritten hat. - Dabei hat Puntallana doch schon selbst in mehreren Momenten bewiesen, dass ein Bauernmarkt mit ganz einfachen Mitteln zusammenzufügen ist, aber warum einfach und effektiv, wenn man es auch umständlich, teuer und bereits beschämend langatmig haben kann.



Dienstag 16.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 60 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 21,0 Grad - niedrigste Temperatur 14,6 Grad

Psycho-Emma
Es sieht nicht gut aus

Psychosomatische Erkrankungen bei Haushaltsgeräten sind der reine Horror. - Heute früh rief Emmas Hausarzt an, Emmas Schließmuskel sei nun endlich durch den Zoll, und wir können nun die Transplantation durchführen, auf die Emma seit nunmehr einen Monat wartet. - Das hat uns sehr erfreut, allerdings hat irgendjemand das der Emma gesteckt, und seit dem zickt die alte Dame rum und will nur noch spülen, aber nicht mehr waschen. - Meine Frau versucht die üblichen Methoden zunächst, gut zureden, elektrische Wechselbäder, also Stecker raus, Stecker rein, kein Erfolg. - Dann kann man es immer noch mit Wäsche raus versuchen, andere Klamotten rein, weil Emma nicht alles waschen will was man ihr da einfach zumutet, aber auch das ist es nicht. - Gut, inzwischen ist der Operateur da und hat uns einen grausamen Verdacht zugeflüstert, es könnte sein, dass Emmas zentrales Nervensystem angegriffen sei, was man landläufig bei Maschinen auch als Steuereinheit betitelt. - Auch dafür gibt es Organspenden, allerdings sollte man da, wie bei der Humanmedizin auch, daran denken, ob sich der teure und riskante Eingriff ins zentrale Nervensystem überhaupt noch lohnt. - Schließlich ist Emma bereits eine alte Dame und hat ihr Leben lang gebuckelt wie keine andere, man darf stündlich mit weiteren Ausfallerscheinungen rechnen, und was nutzt ein neuer Brägen, wenn dann plötzlich die Verdauung oder die Motorik nicht mehr mitmachen. - Gut, so weit ist es noch nicht, Emmas Hausarzt will noch weitere Proben und Analysen eben durchführen, so schnell gibt man lieb gewonnenen Familienmitglieder doch nicht auf. - Aber der Gesichtsausdruck des Operateurs gefällt uns nicht, meine Frau hat bereits wieder diese Übersprungshandlungen aufgenommen, die Kinder sind von der Bildfläche verschwunden, die wissen genau, dass man sich in solchen Momenten unsichtbar machen muss, und ich stolpere ziellos zwischen dem immer blasser werdenden Operateur und meiner Frau hin und her, und weiß schon gar nicht mehr, ob ich nun noch auf Hoffnung, oder bereits auf ""Das Leben geht weiter" machen soll. - Furchtbare Gerätschaften holt der Operateur nun aus seiner Kiste, mit langen Kabeln dran, Klemmen und so ein Kistchen mit einem kleinen Oszilloskop, das sieht nicht gut aus, und wenn ich es nicht besser wüsste, dann könnte man meinen, das sei ein Defibrillator und eigentlich könnte man nun bereits den Waschmaschinenpfarrer holen. - Wir gehen gar nicht mehr mit rein in Emmas Kammer, die hat seit dem keinen Laut mehr von sich gegeben und ich habe es zwischenzeitlich geschafft, meine Frau zumindest auf einen Stuhl zu setzen. - Die wippt seit dem nur noch teilnahmslos mit dem Kopf ein bisschen vor und zurück, ein schlechtes Zeichen, ich glaube Hospitalismus nennt man so etwas, das kann alles nicht gut gehen, Frauen spüren so etwas.

Endlich kommt er wieder raus aus dem Zimmer, und ich spüre das weniger, ich sehe das einfach am Gesichtsausdruck des Monteurs, es ist nichts mehr zu machen. - "Man könnte noch…" setzt er an, doch ich bringe ihn schnell zum Schweigen, und ziehe ihn um die Hausecke herum, meine Frau muss nun auch nicht jedes Detail erfahren, ich werde da nun einspringen und die endgültigen Entscheidungen übernehmen. - Multiples Organversagen, zentrales Nervensystem partiell gelähmt, und außerdem ist eine der Herzkammern defekt, soll bei Emma bedeuten, der Motor hat bereits eine Spule verloren. - "Man könnte nun…" - ich hasse Konjunktive bei Ärzten - sondern frage nun, wie viel kostet das, und wie lange dauert es diese Organe neu zu besorgen. - Diese Frage hasst der Operateur, weil der natürlich nicht aus dem Kopf weiß, was ein Steuerungselement von Emma kostet, und auch nicht der Austauschmotor, aber das dauert sicherlich 14 Tage, wenn nicht vier Wochen, wie wir beim nun nicht mehr benötigten Schließmuskel feststellen mussten, und das geht dann gar nicht. - 17:14 wurde dann als offizieller Todeszeitpunkt eingetragen, multiples Organversagen steht auf dem Totenschein, und ich solle mir keine Sorgen wegen der passiven Sterbehilfe machen, er hätte eine "licence to drill", wir müssten nur versprechen, Emma ordnungsgemäß und pietätvoll in die ewigen Waschgründe des Punto Limpio zu übergeben. - Wir müssen jetzt an so viel denken, die Angehörigen müssen benachrichtigt werden, der Leichenschmaus vorbereitet, und dann muss ich eben noch mal sehen, wie ich meine Frau durch diese Nacht bringe. - Sie weiß es schon, wie gesagt, Frauen spüren das, und irgendwie wirkt sie auch schon wieder seltsam gefasst, sie ist halt doch eine Kämpferin und weiß, das Leben muss weiter gehen. - Heute noch, ich habe das meiner Frau versprochen, sehen wir uns nach einer neuen Emma um, sie hat ja schließlich nicht nur unsere Tage schöner gemacht, sondern halt auch die viele Wäsche gewaschen, welche nun so heimatlos auf dem Badezimmerboden liegt. - Einen nagelneuen Schließmuskel für Emma haben wir hier nun noch herumliegen, wir kamen ja nicht mal mehr dazu, ihm Emma einzubauen. - Die wollte einfach nicht mehr, die hat sich aufgegeben, schon heute Morgen, als ihr klar wurde, dass sie in Zukunft auf Prothesen und Organspenden angewiesen sein wird, das hat die nicht verkraftet die Emma, so stolz, so einmalig war dieses Familienmitglied. - Schließlich ist Emma heute von und gegangen, aber wie heißt das auch so schön und richtig: Niemals geht man so ganz…




Der Operateur beim Ausstellen des Totenscheins




Dienstag 16.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 55 % - Luftdruck 1019 hPa

Die Chinesen kommen
Leider nicht als zahlende Touristen

Unsere loveley Rita, die Demokratie sei ihr selig, die ist ja nun bereits Geschichte. - Ich meine damit Rita Martín, unsere forsche Tourismusrätin im Gobierno de Canarias, die zwar wirklich bemüht war, aber einfach keinen Tellerrand gefunden hat, über den man hinaus gucken könnte. - Die sprach ja mal sogar davon, dass die Kanaren sich für den chinesischen Markt öffnen sollen, das wären die Gäste von morgen. - Gut, es ist nicht auszuschließen, dass auch Chinesen mal auf die Kanaren kommen, die sind auch bereits da, nur eben nicht wie wir uns das gedacht haben, als zahlende Gäste, sondern als knallharte Geschäftsleute. - Und die besetzen klug einen Sektor, welcher als giftiger Synergieeffekt der Krise noch mit Wachstum aufwarten kann. - Dieser Sektor heißt Postenhandel, Sie wissen schon, Rudis Resterampe oder Billiger Jakob, da wo man alles zu sagenhaft günstigen Preisen fast nachgeworfen bekommt. - Ganz neu ist das hier nicht, das gab es auch schon früher, allerdings in moderater Form, bekannt als "Cientocinquenta" noch aus der Pesetaszeit, oder heute müsste man sagen, Todo noventa Centimos", allerdings bleiben die Allermeisten bei der alten Bezeichnung, "Cientocinquenta", da wir uns eben an gewohnte Bilder gerne halten. - Dort erfand man die Mischkalkulation auf lokaler Ebene, alles kostete 150 Pesetas, oder eben heute 90 Cent, und vor vielleicht 10 Jahren schossen diese Läden wie Unkraut aus der Erde. - Viele davon haben heute bereits wieder geschlossen, kleine Strukturen konnten die Umsatzmengen gar nicht bringen welche dieser Postenhandel braucht, ein paar Größere hielten sich, und bleiben auch ihrer Linie treu, welcher da eben einen Mindestpreis von 90 Cent vorgibt. - Meist ist jedoch das Angebot sehr beschränkt, denn man kümmert sich halt nur in Ausnahmefällen um hochpreisigere Dinge und für den internen Ablauf in solch einem Laden ist die bereits feststehende Kalkulation natürlich ein Segen. - So richtig weg getan haben also die Billigläden hier dem normalen Handel nie, denn ganz viele Dinge bekommt man einfach im "Cientocinquenta" nicht, oder eben nur in einer Qualität, welche vom Preis so weit nach unten diktiert wurde, dass es irgendwann selbst nicht mehr von 4 jähriger Sklavenhand in Kambodscha zusammengepfriemelt werden konnte.

Jetzt aber kommen die Chinesen und eröffnen keine Restaurants mehr, weil die hier auf La Palma einfach nicht wirklich auf breite Kundschaft stoßen, die Chinesen kommen nun mit großen Postenläden, die sich an keine Beschränkung halten, oder gar Angst vor hochpreisigeren Artikeln haben. - Große und helle Läden, mit einer Auswahl die manchem konservativem Supermarkt neidisch macht, bieten die nun selbst den Ramsch an, den man sonst umständlich erst auf dem internationalen Markt losschlagen musste. - Dabei ist nicht alles billiger als anderswo, gerade im kleinpreisigen Sektor ist der "Cientocinquentea" oft billiger als der "Chino" wie man hier sagt, aber eben die Auswahl und die Fülle die dort geboten wird, und wenn man dann an hochpreisigere Artikel geht, und die mit den Preise vergleicht, welche im Supermarkt genommen werden, dann ist jegliche Kaufzurückhaltung vorbei und man sieht von der Feldarbeit gekrümmte Mütterchen aus dem "Chino" stolpern, mit 12 Besen bewaffnet und 7 Plastikschüsseln, wobei man sich unwillkürlich fragt, für was die das Zeug eigentlich braucht. - Aber das scheint Politik zu sein, die Wenigsten gehen da mit einem Einkaufszettel rein, sondern man taucht in dieses bunte, oft grelle Angebot ein, und niemand geht ohne irgendeinen Artikel wieder aus dem Laden. - Und irgendwie haben die wirklich alles, nur nicht das, was man sucht, dennoch findet man immer was, dass man zu DEM Preis natürlich nicht stehen lassen kann. - Diese "Chinos" beunruhigen nun den konservativen Handel wohl, denn es sind, wie bereits erwähnt, nicht mehr nur diese kleinen Pfennigartikel die gehandelt werden, sondern Teller, Pfannen, Teppiche, Lampen, Büstenhalter, (leider keine langen Unterhosen), Werkzeug, Farben, Tiernahrung und Accessoires sowie die ganze Palette von Dingen auch, die eigentlich kein Mensch braucht, dennoch produziert, verschickt, gehandelt und verkauft, und sogar noch Geld damit gemacht wird. - In diesen Läden arbeiten auch wirklich nur Chinesen, meist sehr nett und bemüht, die haben extrem lange Öffnungszeiten und sind oft strategisch auch noch gut im Stadtbild gesetzt. - Wie die organisiert sind, ob die gemeinsam einkaufen, diese 12 - 15 "Chinos" die es auf La Palma inzwischen gibt, das wissen wir nicht, die Läden gehören jedenfalls unterschiedlichen Leuten, auch wenn uns die Namensgebung der Chinesen natürlich absolut unvertraut ist. - Wieder eines der vielen Gesichter der "Krise", billig ist angesagt, auch wenn eben der Nebeneffekt das Geld sparen wieder auflöst, weil man eben nicht nur mit einer Packung Toilettenpapier wieder herauskommt, sondern sicher seinen ersparten Betrag gegenüber einem konventionellen Laden nun für anderen Tand wieder hergibt. - Die Chinesen sind da, und langsam müssen sich die palmerischen Ladenbesitzer so einiges an Schlachtrufen bereitlegen, nicht nur "Kauft nicht auf Tenerife, lasst das Geld auf der Insel, dann kommt noch hinzu, "kauft nicht im Internet" und langsam darf man darauf warten, dass nun auch noch der Spruch kommt, "Kauft nicht beim Chinesen". - Nur gut, dass Spanien eine andere Geschichte hinter sich hat als Deutschland, sonst würde sich nun ein Fettnapf öffnen, welcher gleich größer ist als die ganze Insel.



Montag 15.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 9 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 26,4 Grad - niedrigste Temperatur 17,3 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 20,9 - Temp. Min 10,3 - Feuchte 71 - 89 % Niederschlag 3 mm

Noch´n Hotel
Ich bewundere diesen Mut, oder…

Es dürfte ja inzwischen kein Geheimnis mehr sein, dass La Palma schwere Zeiten im Tourismus durchmacht. - Die Festlandsspanier kommen im Sommer kaum noch, und die Mitteleuropäer, und da vor allem die Deutschen, die knausern auch mit Besuchen auf unserer Insel, weil die Flüge knapp und teuer scheinen. - Dabei sind sie es gar nicht, man muss nur unter Umständen einen Umweg in Kauf nehmen, oder sich ein bisschen phantasievoll zeigen, beim Suchen nach Flügen auf diese Insel. - Dazu kommt eine Situation, dass wir hier auf der Insel an die 13.000 Gästebetten haben, aber eben nicht mal halb so viel Urlauber. - Daran wird sich so schnell auch nichts ändern, und auch wenn wir für 2011 hoffen können, dass auch La Palma wieder einen kleinen touristischen Aufschwung erlebt, bleibt immer noch ein drückendes Überangebot, welches die Auslastung der bestehenden Anlagen fast unrentabel macht. - Es scheint also nicht die beste Zeit zu sein um in touristische Infrastruktur auf La Palma zu investieren, und in der Tat, von den im "PTE" (Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística de La Palma) angesprochenen weiteren Hotels und Golfplätzen, befindet sich kein einziges Projekt im Bau, oder mit einer Baugenehmigung bereits versehen. - Allerdings machen zwei Firmen von sich reden, die dennoch im Tourismus auf La Palma investieren wollen, und das nicht zu knapp und auch ganz ohne Scham, gleich die 5 Sterne-Kategorie anzupeilen. - Ein Projekt davon soll in Puntallana entstehen, allerdings unten am Meer, an die 100 Millionen Euro kosten und als Themenhotel funktionieren, wobei man die Gäste über einen Botanischen Garten locken will. - Darüber hat man sich schon so seine Gedanken gemacht, und den erfolgreichen palmerischen Geschäftsmann welcher dieses Hotel bauen will für seinen Mut und sein Engagement für diese Insel gelobt. - Allerdings gibt es auch genügend Menschen, die hinter dem Hotelplan etwas ganz anderes vermuten, dass nämlich eine Urbanisation geschaffen werden soll dort, und das mit dem Hotel lediglich ein Vorwand ist. - Das Projekt sieht wirklich vor, dass es sich um allein stehende Bauten handelt, die eben nicht nur zusammen ein Hotel ergeben könnten, sondern eben auch als einzelne Luxuschalets verkauft werden könnten. - Gut, das ist eigentlich nicht so im Plan vorgesehen, das Gelände ist lediglich als touristisch nutzbar ausgewiesen und eigentlich kann man dort keine Urbanisation erstellen. - Man kann nun vermuten, und ich wiederhole das noch mal, es handelt sich lediglich um eine Vermutung, dass man von vorneherein das Scheitern dieses Hotels in Kauf nimmt, um später, oder besser gleich noch früher dann eine Reklassifizierung des Geländes verlangt, und die Häuser dann an Einzelpersonen verkauft. - Es herrscht auf La Palma Mangel an bebaubaren Grundstücken, besonders im ländlichen Bereich, es gibt aber wohl potentes Publikum mit Kaufinteresse an hochpreisigen Immobilien, die meist als Geldanlage gedacht sind.

Interessant dabei ist, dass die Golfplatzpläne unter ähnlichem Verdacht stehen, zumindest hatten wir Zugang zu einem Verkaufsdossier, in dem die Nutzungsumwandlung einer angedachten Hotelanlage im Falle des Scheiterns des Golfplatzprojektes bereits mit angeboten wird. - Da darf sich nun jeder seinen Teil dazu denken und niemand kann doch wirklich im Ernst glauben, dass auf dieser kleinen Insel La Palma vier Golfplätze mit jeweils einem Hotel mit einer Kapazität von 350 - 850 Betten gewinnbringend betrieben werden können. - Eigentlich singen Nachtigallen recht nett, aber hier auf La Palma neigen sie manchmal zum Trapsen und wenn man genau hinhört, dann kann man sogar das Gras wachsen hören. - Jetzt taucht noch ein Investor auf, der auch noch ein Luxushotel bauen will, und das nun in Garafía, weil das so eine touristisch interessante Zone ist. - Allerdings nimmt sich dieses Projekt eher bescheiden aus, 5 Sterne auch, aber nur 80 Betten, und wen wird es wundern, aufgeteilt in 25 allein stehenden Villen. - Zufälle gibt es, die sind eigentlich zu nett, um sie einfach so herumliegen zu lasen. - In "Don Pedro" soll das Luxushotel entstehen, also am extremen Gegenteil zum Nabel der Welt, und man beruft sich auch dabei auf die völlige Abgeschiedenheit, welche dadurch garantiert wird. - Ein Motto gibt es auch, "Agroturismo" möchte man dort betreiben, was man mit ländlichen Tourismus übersetzen muss, und ich bin mir nicht so ganz sicher, ob man ländlichen Tourismus mit den Anforderungen an ein 5 Sterne-Haus immer kongruent führen kann. - Aber ich lasse mich gerne überraschen, es gibt Publikum für alle Bereiche, und sollte das ein Erfolg werden, dann möchte ich zu den ersten Gratulanten gehören, für den Mut und die ausgesprochen weitsichtige, fast exzentrische Idee. - Jetzt gibt es aber noch ein kleines Ausrufezeichen, der Promoter der Anlage ist ausgerechnet der, welcher auch die Luxuswohnungen in Puerto de Tazacorte gebaut hat, von denen man immer noch nicht weiß, wie denn nun endgültig der rechtliche Status ist. - Es hat bereits mehrere Gerichtsurteile gegeben, in welchen die Zone in dem das Apartmenthaus als nicht urban bezeichnet, und somit auch nicht als bebaubar. - Die Gemeinde Tazacorte allerdings hat auf massiven Druck des Promoters die Bezugsgenehmigung erteilt. - Das muss alles nichts heißen, man zuckt halt einfach nur ganz unfreiwillig, wenn man den "Caso Tarajales" über die letzten Jahre verfolgt hat, dass nun ausgerechnet der Promoter ein weiteres Projekt mit vielen Fragezeichen angeht. - Es ist schon spannend hier auf der Insel, zäh tropft der Tourismus, und von allen Seiten bewirft man uns mit hochtrabenden Plänen von enormen Investitionen, die man gerade jetzt auf La Palma errichten will.



Montag 15.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 74 % - Luftdruck 1015 hPa

Mojo für Kreuzfahrer
Los, schnappt euch den Kunden

So furchtbar leicht ist es nicht, den Passagieren der Kreuzfahrtschiffe welche den Hafen von Santa Cruz de La Palma anlaufen etwas zu verkaufen. - Schließlich haben die ja an Bord alles, dafür sorgt der Reeder, und mit billigem Alkohol und Zigaretten haben die sich auch schon vorher auf einer anderen Kanareninseln oder Madeira eingedeckt, so dass hier eigentlich nur noch ein Kaffee und ein Souvenir an den kurzbehosten Mann zu bringen sind. - Diese Klage ist alt, und auch die Erweiterung unserer Hafenkompetenz, zum nun Außenhafen der Schengenzone, hat da nichts daran geändert, immer noch legen die Kreuzfahrtschiffe bereits vor ihrem Besuch auf La Palma schon in einem anderen Hafen an und die Passagiere und nicht zu vergessen, auch die Besatzungsmitglieder, erledigen dort ihren ersten Einkauf. - Dagegen wird man nur langfristig etwas machen können, in dem man eben diesen Kurzbesuchern mehr bietet, und nicht, wie es in der Anfangszeit des Kreuzfahrttourismus auf La Palma war, dass die Schiffe anlegten, die allermeisten Geschäfte aber geschlossen hatten und wer sonntags hier an kam, der konnte beim besten Willen kein Geld loswerden. - Da hat sich bereits viel getan, selbst am Sonntag öffnen nun Geschäfte in der besten Laufgegend um für dieses Publikum da zu sein, aber es sind halt nur bestimmte Artikel, und meist eben von geringem Wert, welche da über den Ladentisch gehen. - Dann hat man Trödelmärkte sonntags eingeführt, mal am Hafen, mal in der Fußgängerzone, allerdings entwickelte sich das zum Schaufenster für Plastikspielzeug und Sonnenbrillen aus chinesischer Produktion, ambulante Händler machen da dann ihre Geschäfte und verschwindend gering war es für den Besucher irgendwo ein La Palma typisches Produkt zu erwerben. - Nun hat man einen Versuch gestartet, und zwar auf Initiative des Konsortiums des Weltbiosphärenreservates, bei dem Besuch des riesigen Dampfers "Voyager of the Seas" mal progressiv mit einheimischen Produkten an die Tagesausflügler heranzutreten. - Schauplatz war dazu der etwas overdresste Neubau des Einkaufszentrums im Hafen, welches sich "Marina La Palma" nennt, und noch im Hafengelände befindet, direkt neben dem Sporthafen. - Dort stellte man Produkte aus heimischer Produktion aus, zum Probieren und auch natürlich zum Kaufen, nettes Personal daneben und schon interessierten sich ganz viele Besucher für diese lustigen Dinge die wir hier so in uns reinschaufeln, und man hat da auch richtig verkauft.

Es geht also doch, und man muss sich ernsthaft fragen, warum man diese Aktion nur für das eine Schiff gemacht hat und nicht immer. - Und darüber hinaus kommt auch noch der Hinweis, warum stellt man nicht diesen, oder meinetwegen einen anderen Stand mit herausragenden Produkten der Insel direkt neben die Schiffe hinten an der Mole, so dass jeder Gast, welcher das Schiff verlässt, zwangsweise an dem Angebot vorübergehen muss. - Ich weiß nun nicht, wer dagegen wieder etwas hätte, oder kümmert sich einfach keiner darum, wie uns das schon so oft passiert ist, als man uns Chancen vorgesetzt hat und wir gerade wieder mal in endemischen Träumen versunken waren. - Wir haben es doch oft genug bereits schon analysiert, unsere Schwächen liegen nicht in der Produktion, nicht in der Qualität der Produkte, und schon gar nicht am guten Willen und an humanen Ressourcen, wir sind auch nicht doof oder rückständig, wir haben schlicht und ergreifend keine Ahnung von Marketing, dafür scheinen uns die Gene zu fehlen. - Also müssen wir das lernen, ein kleiner, noch zu kleiner Schritt ist da aber schon mal gemacht worden, und nun weiter so, weder die Welt, noch die Besucher kommen zu uns und fragen in versteckten Ecken ob ihnen nicht jemand auch mal was verkaufen möchte, sondern wir müssen uns und unsere Produkte zeigen und anbieten. - Von organisiertem Export unserer Schätze, und damit meine ich nun nicht, gut gemeinte kleine Internetshops, welche mal ein Kilo Salz und ein Glas Mojo anbieten, darüber will ich jetzt nicht konkret nachdenken, das ist immer noch was zum Träumen. - Leider.




Jute statt Plastik hieß es mal, Mojo statt Plastik, das sollte unsere Devise sein




Sonntag 14.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 69 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 20,6 Grad - niedrigste Temperatur 14,2 Grad

Nachrichten die beunruhigen
Die Unaussprechlichen werden teurer

Noch fordert es unser Wetter ja nicht nachhaltig, aber spätestens an dem Tag, an dem die Temperaturen tagsüber nicht mehr die 20 Grad Marke überschreiten wird es Zeit, die Schiesser Tausendsassa, lang und grau herauszuholen. - Ich weiß, das klingt verrückt, aber ich bin halt ein ziemlich verfrorener Kerl und wenn Nordeuropäer bei 14 Grad immer noch kurze Hosen tragen, dann laufe ich mit den Unaussprechlichen herum, weil sonst meine dünnen weißen Beine frieren und ich nur manche Dinge noch weniger mag, als zu frieren. - Dichte Bewölkung sorgte heute dafür, dass wir uns nahe an diesem Zeitpunkt bewegen, und am Wäscheschrank habe ich schon mal nachgesehen, ob die hilfreichen Beinkleider auch zum schnellen Zugriff bereitliegen, denn bereits morgen könnte es soweit sein. - Auch kann es morgen ein bisschen regnen, so melden das zumindest die "Amerikaner", also die Jungs und Mädels vom Global Forecast System, und die nationalen Kollegen sind sogar der Meinung, dass es nicht nur ein bisschen regnet. - Allerdings kommt der Wind, welcher morgen deutlich auffrischt, aus dem Osten, so dass es nicht unbedingt auch hier auf der Westseite regnen muss. - Allerdings wäre uns etwas Regen inzwischen gar nicht unpässlich, wir haben ja schließlich Winter, und in November hat es hier im Westen noch gar keinen Niederschlag gegeben. - Wassermangel gibt es dennoch nicht, die ersten Niederschläge im Oktober waren sehr ergiebig und effektiv, aber so manche Pflanzen zeigen uns schon wieder an, dass die nächste Husche eigentlich an der Reihe wäre. - Wenn es morgen mit dem Regen nichts wird, dann haben wir die nächste Chance auf Wasser erst wieder gegen Ende November, und das wäre dann wohl ein bisschen spät.

Aber für die Unaussprechlichen muss es gar nicht regnen, im Gegenteil, kommt ein Tiefdruckgebiet, dann steigen die Temperaturen ja nachts auf jeden Fall wieder an, nur bei Hochdruck und wolkenlos, da kann es bei uns knackig kalt werden. - Nur um das jetzt wieder auf unsere Breiten herunter zu rechnen, knackig kalt in unserer Höhe sind 10 bis 11 Grad, weiter runter geht es hier westlich von El Paso eigentlich nie. - Drei lange Unterhosen habe ich noch im Schrank, eine weiße, und zwei so wie es sein soll, grau und flauschig. - Also bin ich von der Schreckensmeldung, welche uns ein Gast zugesandt hat, auch noch nicht kurzfristig bedroht, da kann man nämlich nachlesen, dass für alle Frostbeulen die Zukunft teurer wird, und man eigentlich schnell die guten Beintröster in größerer Menge hamstern sollte, denn wir wissen nicht, ob die langen Unterhosen nicht irgendwie auch an den Goldpreis gekoppelt sind. - Im schnell einberufenen Familienrat haben wir dann bereits erste Sparmaßnahmen beschlossen, meine Frau wird nicht mehr so oft in Urlaub fahren, meine Töchter verzichten freiwillig auf das Abitur und das mögliche Studium, sondern melden sich gleich für die Kasse am Supermarkt an, um irgendwie diese hohen Zusatzkosten für die Unaussprechlichen wieder zu kompensieren. - Das machen die übrigens aus reinem Egoismus, denn wenn ich friere, dann bekomme ich ausgesprochen schnell schlechte Laune, und irgendwie wirft man mir vom weiblichen Teil unserer Familie vor, ich sei unerträglich, wenn ich schlechte Laune hätte. - Und diesem Teufelskreis, Temperaturen unter 20 Grad, keine langen Unterhosen, ergo hat der Alte schlechte Laune, dem will man unbedingt umgehen. - Ich hatte vor einer Weile wirklich mal schlechte Laune, da kam die Nachricht, Schiesser, dieser Produzent einer doch so deutschen Kulturkonstante wie es die langen Schloggis nun mal sind, wäre pleite, aber irgendwie machen die ja wohl doch weiter, und das Leben hat dadurch wieder ordentlich an Sinn gewonnen. - Was ich in solchen Ländern machen würde wie Deutschland oder gar Finnland, ich weiß es nicht, und kann mir heute gar nicht mehr so richtig vorstellen, dass ich da sogar aufgewachsen bin. - In Deutschland meine ich, nicht in Finnland. - So geht heute ein Glückwunsch in das Land der Teutonen, dort hat man endlich mal ein Endspiel gegen Spanien für sich entscheiden können, aber ich kann Ihnen auch meine ganze Anteilnahme zusichern, mit welchen menschenverachtenden Temperaturen Sie klarkommen müssen. - Seien Sie stark, kaufen Sie reichlich Unaussprechliche, dann wird das schon irgendwie, und wer es gar nicht mehr aushält, der kann uns ja auch mal besuchen kommen. - Dann habe ich auch keine schlechte Laune mehr, außer es schreibt mir jetzt auch noch jemand, dass die Braugerste teuer wird oder der Hopfen.





Sonntag 14.11.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 68 % - Luftdruck 1014 hPa

Die Dinge von oben Betrachten
Besucherzentrum auf dem Roque de Los Muchachos rückt näher

Gut, am El Escorial und am Kölner Dom hat man länger gewerkelt, aber immerhin sind es nun auch schon 23 Jahre, die man sich über das Wie, Wer und Was eines Besucherzentrums auf dem Roque de Los Muchachos unterhält. - Jetzt scheint es aber wirklich ernst zu werden, man stellt uns in Aussicht, innerhalb einer Monatsfrist die Ausschreibungsbedingungen für diese touristische Infrastruktur fertig haben zu wollen. - Es sind vielleicht auch die nahen Wahlen, welche plötzlich Dinge möglich machen, über die man jahrzehntelang nur lamentiert hat. - Die Inselpräsidentin meldet sich in einer Presseerklärung an uns Schäfchen, und spricht nun von einem "Parque Cultural del Roque de Los Muchachos", was ja dann schon wieder mal vom Anspruch her eine Stufe über einem reinen Besucherzentrum steht. - Wie man nun die Kultur auf den Berg schafft, das kann ich mir auch noch nicht vorstellen, sind es doch eher die Sterne und unsere astrophysikalische Infrastruktur da oben auf dem Berg, welche die Leute auf den Roque lockt. - Wie nun das Ganze aussehen soll, davon erfahren wir leider nichts, allerdings kann man zwischen und an den Zeilenenden lesen, dass man seitens der Inselregierung auch noch nicht weiß, was da oben entstehen soll. - Auch sind zwei Fragen nicht endgültig geklärt, wie viel Privatinvestition sucht man für den Bau und den Betrieb dieses Zentrums, und wer hat schließlich das Sagen da oben, die Inselregierung, die Gemeinde Garafía, welche auch das Gelände zur Verfügung stellt, und wie spielt in der ganzen Geschichte auch das Kanarische Astrophysikalische Institut mit, welches wir hier immer nur in seiner spanischen Abkürzung mit "IAC" rufen. - Zwischen diesen drei Korporationen liegt ja auch das Hämmerchen begraben, warum die Insel und alle Interessierten nun über 23 Jahre warten mussten, bevor da oben auf dem Berg, rund um eine notwendige Toilette und eine Cafetería, wer weiß was entsteht. - Ein Amateurobservatorium, das wäre es doch, allerdings habe ich diese, eigentlich doch sehr einfach zu bestimmende Idee, noch nie in der gesamten Diskussion um das Besucherzentrum dort gehört. - Entweder liegt diese Idee einfach zu nahe, oder man hat Angst vor dem Erfolg, oder man hat schlicht keine Ahnung, wie man so etwas auch verwirklichen könnte.

Vielleicht verlange ich auch zu viel, aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass viele Besucher die nach La Palma kommen sich auch nachts auf den Berg begeben würden, nur um mal durch solch ein halbwegs kräftiges Observatorium die Sterne beobachten zu können, und wenn ich meinen Traum dann bitte auch noch zu Ende bringen darf, dann auch noch beraten von echten Astronomen, die natürlich dafür auch einen Obolus erhalten würden. - Schlicht sind meine Gedanken, und naiv meine Träume, wir werden uns wohl mit Schautafeln und Filmchen abspeisen lassen müssen, aber es kann ja auch Überraschungen geben und wenn da wirklich eine private Investorenfirma einsteigt, und die auch noch Ahnung hat davon, wie man so etwas rentabel betreibt, dann sollten wir deren Vorschläge mal anhören. - Was natürlich nicht passieren darf, das ist ein Disney-Land da oben, oder eine reine Art von bewirteter Berghütte, in der man Limo als Gletscherwasser bezahlen muss, und Schnitzel mit Pommes irgendwelche intergalaktischen Namen verleiht, um dann doch wieder einen Bezug zu den Sternwarten herzustellen. - Auf jeden Fall muss dort oben auf dem Berg etwas geschehen, sind doch die Observatorien auf dem Roque eine der Attraktionen auf der Insel, welche durchaus nicht im Gegensatz zu der sonst überall dominierenden Natur und Landschaft stehen. - Allerdings sind es auch wieder die Naturschützer, welche ganz genau darauf achten wollen, was denn dort oben entsteht, und das ist auch gut so, schließlich befindet man sich ganz nahe am Nationalpark und da ist größte Vor- und Rücksicht angesagt. - Wir sind also gespannt, was man dort als Projekt mal erwarten darf, und auch bin ich gespannt, wie sich denn die Investoren daraus einen Gewinn errechnen, aber das muss im Augenblick ja nicht unsere Sorge sein. - Wo wir doch gerade bei Wahlversprechungen sind, darf ich vielleicht noch mal unsere Inselpräsidentin bitten, auch das mit dem Tierheim, oder vielleicht einfacher Auffangstation für verwilderte oder nicht mehr erwünschte Haustiere noch mal zu überdenken. - Das hat zwar nicht die Inselpräsidentin Guadalupe Taño versprochen, sondern ihr Vorgänger José Luis Perestelo, aber die hat ja sein Amt geerbt, die wurde ja nicht von den Bürgern gewählt, also müsste sie eigentlich auch seine Versprechen mit übernehmen. - Und, das will ich nicht unerwähnt lassen, die Geschichte mit dem Tierheim, da könnte man sich durchaus bei den Wählern beliebt machen.




Im Inneren des "Grantecan"




Samstag 13.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 43 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,4 Grad

Alle Jahre wieder
Nicht wegfahren, lasst euer Geld auf La Palma

Zunächst kann man ja mal höchst lobenswert über den Beitrag von Frau Lammers heute in der ARD berichten. - Schöne Bilder, ein klug gestrickter Strang, und nah genug an den Menschen, um die wirklichen Werte der Einwohner dieser Insel hier auch zu würdigen. - Alle Achtung, wenn das keine hervorragende Werbung für diese Insel war, solch ein Beitrag ist so viel tragkräftiger, als die vielen krüppligen Versuche, mit irgendwelchen Anzeigen die Leute nach La Palma zu locken. - Chapeau Frau Lammers, und sicher darf Edith Lange auch noch unter diesen Hut schlupfen. - Wer den Beitrag versäumt hat, der kann ihn HIER in der Mediathek der ARD finden und sich den Film bequem am Rechner ansehen. - Viel Spaß

Schon lange kann man es nicht mehr übersehen, dass wir uns dieser kritischen Jahreszeit annähern, in welcher wieder mehr Geld ausgegeben wird und wohl eher nebenbei, Weihnachtszeit genannt wird. - Spätestens seit der Erfindung des Santa Claus als Propagandist für noch mehr Konsum in dieser Zeit ist es ja klar, wo man bei Weihnachten den Ausrufepunkt legen muss. - Und da kann die Kirche, oder manch anderer vernünftige Zeitgenosse was von Besinnung und echten Werten faseln, Weihnachten wird konsumtechnisch geklotzt und nicht gekleckert, das kann man eigentlich auch schon als Tradition betrachten. - Viele Branchen sind gar abhängig von diesem kollektiven Kaufrausch, und würde man denen diese umsatzstarken Monate nehmen, dann sähe es bitter aus in der gewerblichen Landschaft. - Es ist also fast schon Bürgerpflicht die Rubel rollen zu lassen, Kaufzurückhaltung ist Gift für die Konjunktur, und vielleicht schaffen wir es hier ja auch, uns mal nachhaltig aus der Krise zu kaufen. - Neidisch blickt man da nach Deutschland, die Zeitungen hier überschlagen sich im Lob an Angela Merkel, so gilt die blasse Dame hier fast schon als "Superwoman" und "Alemania" steigert sich zur Vokabel welche wirtschaftlichen Aufschwung übersetzen soll. - Man ist hier nur froh, dass die im Fußball noch hinter Spanien rangieren, aber wenn jetzt Özil und Khedira auch noch fleißig in Madrid trainieren, dann kann sich das auch noch ändern… Neid alleine macht aber noch keinen Aufschwung, so ist man immer wieder versucht das wenige Geld, welches sich momentan hier auf der Insel bewegt, doch auch in den eigenen Reihen zu halten. - Und da droht halt immer wieder in der Vorweihnachtszeit die Mutter aller Inseln Tenerife, mit ihren Super-Megamärkten, Lidl, Toysrus und noch all den weiteren Verlockungen der konsumtechnischen Ablenkung. - Generationen an Palmeros sind bereits in den letzten Wochen vor Weihnachten auf die Nachbarinsel zum einkaufen gefahren, und haben da einen gewaltigen Anteil der Haushaltskassen dieser Insel liegen lassen. - Das läuft meist so, Papa sattelt seinen Pickup und steht früh auf, fährt um 06:00 mit der Fähre nach Los Cristianos, und von dort aus dann zum Nordflughafen, um dann die liebe Frau und wohlmöglich noch Oma und eine Tante abzuholen, und dann geht es den ganzen Tag auf Einkaufspirsch. - Das magische Dreieck der Konsumverführung ist ja auch gleich in der Nähe des Nordflughafens, Ikea, Alcampo und Toysrus, und da muss dann der Papa im Auto sitzen bleiben, weil er ja die bereits erstandenen Geschenke auf dem offenen Pickup bewachen muss. - Das ist nicht immer nur als Herabwürdigung zu betrachten, die allermeisten Männer hier fühlen sich in Konsumtempeln nicht wohl, und die Arbeitsteilung, Er verdient, Sie kauft ein, findet sich hier auch noch weit verbreitet. - Allerdings nervt das lange Warten schon auf die Dauer, aber was will man denn machen, so viel Geld wie man da sparen kann, und das rechnet einem dann die Frau auch jedes Mal wieder vor, immer wenn sie mit einem neuen Schwung Tüten und Kartons aus einem der Tempel schwankt. - Ist der Pickup dann voll, - ich habe auch etwas für dich gekauft - entfährt es dann noch der Frau, die nun doch ein bisschen mitleidig ihren Mann anguckt, der nicht bereits um 17:30 dann wieder mit dem Flieger nach La Palma kann, sondern sich noch die halbe Nacht auf einer Fähre rumtreiben muss, denn der Pickup und all der Kram muss ja auch wieder nach La Palma zurück.

Ob sich diese Ausflüge wirklich so lohnen, wie das bereits Generationen an Hausfrauen hier verkündet haben, die allermeisten Geschenkekulis haben das nie wirklich nachgerechnet, der Hausfrieden geht vor. - Die lokalen Geschäftsleute sehen diesem finanziellen Exodus natürlich mit Grauen entgegen, und finden auch seit Jahren nun bereits die Unterstützung der Inselregierung, und in gemeinsamen Kampagnen geht man gegen diese weihnachtliche Geldflucht nun mit Anzeigen und Radiospots medial vor. - "Das Gute liegt so nah", "Kauft auf La Palma" und weitere äußerst phantasievolle Sprüche werden wir die kommenden Wochen wieder im Radio hören dürfen, und von unseren Steuergeldern müssen wir dafür 40.000 Euro abzwacken. - Ob diese Kampagne wirklich was nützt, das glaube ich nicht, wer woanders kaufen will, der lässt sich nicht von einer Radiokampagne davon abbringen, und so ein bisschen ist ja auch der zukünftige Konkurrent des lokalen Handels eher das Internet zu fürchten, als die auch nicht zaubern könnende Konkurrenz auf Tenerife. - Diese vorweihnachtlichen Ausflüge haben über die Jahre eh abgenommen, der Handel auf La Palma hat da einfach aufgeholt, und preislich sind die Unterschiede auch kaum noch da, und Ikea gibt es hier inzwischen auch, also was soll der Aufwand. - Und eben der Handel hier, der muss selbst darauf achten, Ware und Preise in einem Spektrum anzubieten, welches für den Kunden attraktiv ist, dann geht der auch nicht mehr woanders kaufen. - Dieses hartnäckige Gerücht, auf La Palma sei alles viel zu teuer und auf Tenerife alles viel, viel billiger, das fällt auch schön langsam in sich zusammen, und rechnet man dann noch die Fährfahrten mit dazu oder die Flüge, dann rechnet sich das sowieso nicht mehr. - Leute kauft nicht im Internet, das wäre dann der kommende Slogan, aber mal sehen, ob die so etwas bringen und es liegt eben ganz an unseren Geschäften selbst, ob man Kunden an sich binden kann.



Samstag 13.11.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 60 % - Luftdruck 1018 hPa

El Salto del Pastor
La Palma im Fernsehen

Bessere Werbung für die Insel kann man doch gar nicht bekommen, als wieder mal im deutschen Fernsehen aufzutauchen. - Da ist La Palma eigentlich gar nicht so schlecht vertreten, aber nicht immer waren diese Berichterstattungen von der Qualität, wie man es sich eben als aufmerksamer Beobachter und kennender Kritiker wünscht. - Kein Wunder, meist haben die Redakteure wenig Zeit, sich in die Materie einzuarbeiten, und weil das immer alles nichts kosten darf, schicken die ja auch meist keine kompletten Teams mehr, sondern Ein- Zweimanntrupps, die dann in drei Tagen den Sinn, den Unsinn, die Seele und das, was eben die Insel ausmacht, auf kleine Speicherträger zu bannen. - Wobei die Frage, was denn die Insel ausmacht, sicherlich ein komplett subjektives Thema ist, aber es ist eben eine große Aufgabe, dann unter solch gedrängten Bedingungen noch eine gute Sendung zu machen. - Das ist aber immer mal wieder gelungen, Fernsehen ist über die Jahre nicht einfach nur schlechter geworden, sondern eben inflationär werden Reportagen und Beiträge produziert, und man muss eigentlich Glück haben, sich die wertvollen Stücke dabei heraus zu picken. - Aber das kennen wir ja in der heutigen Medienlandschaft schon, denken wir nur an das omnipräsente Internet, und die auffällige Ansammlung von Müll, welche dieses durchaus interessante Medium manchmal hoffnungslos verstopft. - Gut, dass es da die "öffentlich Rechtlichen" gibt, hört man manchmal sagen, und in der Tat, ist die Durchschnittsmenge an hoffnungslosem Schrott dort geringer, als bei den rein werbefinanzierten Privatsendern, die eben den Brot und Spiele Charakter der Medienlandschaft bis unter die kognitive Gürtellinie betreuen. - Es gibt aber einen Knopf and der Fernbedienung, da kann man umschalten, oder aber gleich ausschalten, und mal einen Spaziergang machen, es ist also weiterhin der Zuschauer, welcher über Erfolg und Misserfolg der einzelnen Sender bestimmt. - Vor Jahren hat der inzwischen ja deutlich bekannter gewordene Sven Jaax für den NDR hier auf der Insel mal eine kleine Dokumentation gedreht mit dem Titel, "La Palma, die grüne Insel der Kanaren", und dieser Beitrag ist meiner bescheidenen Meinung nach bis heute in Qualität und Verstand über die Insel weiterhin unerreicht. - Leider habe ich den Beitrag auf die Schnelle nicht in irgendeiner Mediathek finden können, kommt aber vielleicht noch, damit Sie sich auch einen erneuten Eindruck verschaffen können.

Heute Nachmittag hat Annekarin Lammers vom Hessischen Rundfunk eine gute Möglichkeit, sich auch in die Bestenliste der Filmbeiträge über La Palma einzutragen, die ARD bringt ihren 30 minütigen Beitrag "La Palma: Mit Lanzenspringern im grünen Inselparadies" um 16:00 Uhr, also Kanarenortszeit 15:00 Uhr. - Da ich den Beitrag noch nicht kenne, wie denn auch, darf ich hier an dieser Stelle einfach mal den vorbereitenden Text aus der ARD-Webseite kopieren, in der Hoffnung, dass man mir das nicht übel nimmt.
"Wenn Manolo in die Berge geht, dann hat er seine hölzerne Lanze immer dabei. Mit ihr steigt der 67-Jährige die steilen Felshänge hinauf. Abwärts geht es dann mit dem "Salto el Pastor", dem Hirtensprung. Halsbrecherisch sieht das aus, denn Manolo springt fast senkrechte Felswände hinab. Schon die Guanchen, die Ureinwohner der Insel, bewegten sich in dieser Weise in den Bergen fort, denn nur so kamen sie an die Wasserquellen oder an Weidegründe für ihre Ziegen. La Palma ist die grünste der sieben kanarischen Inseln, die bergigste - und sie ist eine eher unbekannte Schönheit. Massentourismus gibt es nicht, denn La Palma besticht nicht durch Sandstrände wie ihre Nachbarinseln Lanzarote oder Teneriffa, sondern durch die grünen Lorbeerwälder, die schroffe Bergwelt, tropische Früchte und den größten Vulkankrater der Welt, die "Caldera de Taburiente". Nur alle fünf Jahre platzt die Insel aus allen Nähten. Bei der "Bajada de la Virgen de las Nieves" wird die Jungfrau des Schnees, die Schutzheilige der Insel, in einer Prozession zu Tale getragen. In diesem Jahr war es wieder so weit."
Gut, das lädt ein, sich den Nachmittag vor dem Fernseher einzufinden, und interessant ist es auch, dass Frau Lammers sich als Titel um die "Lanzenspringer" bemüht. - Der "Salto del Pastor", also eigentlich "Schäfersprung", der wird hier immer noch praktiziert, allerdings inzwischen mehr aus sportlicher oder gar nostalgischer Natur heraus, denn die Schäfer müssen längst nicht mehr mit ihren Herden wegen der früheren Überweidung auch in die schroffen Barrancos ausweichen, es gibt auf fast ebner Erde heute reichlich Platz zum Weiden der Tiere. - Dennoch ist das nicht zur reinen Zirkusnummer verkommen, Clubs bemühen sich oft erfolgreich auch um Nachwuchs, und dann ziehen, meist natürlich am Wochenende, Gruppen von manchmal skurril gekleideten Leuten durch die Berge und beweisen sich gegenseitig, wie gut sie mit der bis zu 4 Meter langen "lanza" umgehen können. - Die machen das dann für sich, nicht als touristische Folklore, obwohl das auch noch eine Überlegung wäre, das in irgendein Programm mit einzubauen. - Denen ist es aber wichtiger, ihren Sport, und damit auch historische Pflege dieser Tätigkeit zu betreiben, und viele davon nehmen das auch reichlich ernst. - In El Paso gibt es gleich 3 dieser Gruppen, die bekannteste sicherlich ist "Jurria Tenerra" und die tun sich nicht nur sportlich hervor, sondern leisten auch bei Bergrettungseinsätzen beste Dienste, weil kaum einer sich hier in den Bergen so gut auskennt, wie diese Jungs. - Auch zieht man diese Gruppen zu Rate, um die immer noch nicht komplett abgeschlossene toponyme Karte La Palmas zu erstellen, in der man die meist nur lokal benutzten Namen eines jeden Felsvorsprungs, oder gar bestimmter Baumgruppen und Höhlen eintragen will, um eben diesen historischen Schatz der Insel zu bewahren. - Gut, man darf ruhig Heimatpflege oder Heimatkunde dazu sagen, aber was ist verkehrt daran? - Ich freue mich auf diesen Film, und auch wenn ich weiß, selbst schlechte Nachrichten sind gute Werbung, so würde es mich doch sehr freuen, wenn Frau Lammers etwas vom Geist dieser Insel aufgeschnappt hat, und das filmisch an den Zuschauer übersetzen kann. - Heute, 16:00 Uhr MEZ in der ARD.





Freitag 12.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 60 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,9 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 23,6 - Temp. Min 12,2 - Feuchte 40 - 86 % Niederschlag 0 mm

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Schwere Unruhen in der Westsahara

Warum sich keiner einmischt ist auch klar, dort in der Westsahara kann man sich außenpolitisch nur eine blutige Nase holen, Gut und Böse gibt es nicht, und die Phosphatvorkommen dort in der Wüste sind auch nicht so interessant, als dass man einen bilateralen Konflikt mit Marokko in Kauf nehmen wollte. - Auch berichtet die internationale Presse nicht über die seit ein paar Tagen aufgeflammten Unruhen, weil Journalisten reihenweise ausgewiesen werden, und andere gar nicht mehr ins Land gelassen werden, und die Berichte, die man nun aus El Aaiún erhält, die sind zwar nicht spärlich, aber eben nicht überprüfbar, und hinterlassen eigentlich mehr Fragezeichen als genaue Hinweise, was denn dort nun wirklich geschieht. - So kann man auch die Zahl der Toten und Verletzten nicht bestätigen, manche Quellen sprechen von zehn Toten, andere von über einhundert, und neutrale Kräfte, welche das verifizieren könnten, die lässt man eben nicht ins Land. - UNO-Blauhelme sind zwar im Land, aber die haben sich nach Berichten in ihre Lager zurückgezogen, nachdem marokkanische Sicherheitskräfte das Lager Gadaym Izik in der Nähe der Hauptstadt geräumt haben, und sich die dortigen Bewohner zur Wehr gesetzt hatten. - Die lokale kanarische und spanische Presse berichtet darüber, kein Wunder, war doch die Westsahara bis 1975 noch spanische Kolonie, bis Marokko im berühmten "Grünen Marsch" die Region besetzt hat und die Spanier kampflos abzogen. - Seit dem kämpft nun das "Pueblo Saharaui" gegen Marokko um seine Unabhängigkeit, nachdem eben die Spanier als ehemalige Besatzungsmacht und Gegner nicht mehr zur Verfügung stehen. - Der bewaffnete Teil des Widerstandes gegen Marokko, der nennt sich "Frente Polisario" und war zuvor schon gegen die Spanier aktiv, heute aber werden diese Guerrilla-Truppen aber mindestens moralisch von spanischer Seite unterstützt, da man hier deutlich gegen die Machtübernahme der Westsahara durch Marokko ist. - Es gibt sogar Vermutungen, dass die Polisario finanziell und auch mit Waffen aus Spanien unterstützt wird, allerdings nicht durch offizielle Regierungskreise, doch das liegt alles unter einem nicht einsehbaren Mantel des Schweigens. - Wahrscheinlicher aber ist es, dass die Polisario von Algerien aus unterstützt wird und sich auch in Mauretanien versorgt. - Die Polisario hält immer noch den Osten des Landes, die Marokkaner den Westen, und eben auch die einzig nennenswerten Ressourcen des Landes, die Phosphatminen.

Die Vereinten Nationen bemühen sich bereits seit Langem um eine Klärung der Situation, konnten sich aber auch noch nicht kernig dazu hinreißen lassen, die Westsahara gegen den Willen Marokkos in die Selbstständigkeit zu entlassen. - Offiziell gibt es einen Waffenstillstand zwischen Marokko und der Polisario, allerdings leidet die Zivilbevölkerung im Westen des Landes deutlich unter wirtschaftlichen und sozialen Repressalien Marokkos. - Auch Spanien zeigt sich heute offiziell nicht mehr eindeutig pro Unabhängigkeit Westsaharas, aber das ist eben die diplomatische Linie die man fährt, um mit dem ewig zänkischen Nachbarn Marokko keine weiteren Konflikte aufkeimen zu lassen. - Man ist ja auch angewiesen auf gute Stimmung mit unserem afrikanischen Nachbarn, schließlich sollen die die vielen Flüchtlinge aufhalten, welche sonst durch Marokko den Weg nach Europa finden, und dann sind da immer noch die beiden konfliktiven spanischen Exklaven auf afrikanischem Boden, Ceuta und Melilla. - Allerdings bezieht die spanischen Bevölkerung, und eben auch die Medien und Wirtschaftsverbände klare Position in dem Konflikt, und unterstützt die Unabhängigkeitsbestrebung der Westsahara deutlich. - Auf dem spanischen Festland vielleicht nicht so sehr, wohl allerdings hier auf den Kanaren, schließlich ist das unser naher afrikanischer Nachbar, und dazu kommen auch noch der ständigen Querelen mit Marokko, was die Parteinahme für eine Unabhängigkeit der Westsahara noch weiter anschürt. -Dennoch muss man auch darauf hinweisen, dass die Polisario kein friedlicher Zirkel von lustigen Berbern ist, keine Krankenhäuser und Schulen baut, und auch nicht als demokratisch legitimierte Regierung eines eventuell unabhängigen Staates taugen würde, und das Land mit seinen gerade mal 370.000 Einwohnern nicht unbedingt als lebensfähiger Staat ohne fremde Hilfe existieren könnte. - Allerdings verwundert nun die internationale Schweigsamkeit gegenüber einem frisch angefachten blutigen Konflikt schon, gerade wo doch die UNO-Soldaten dort stationiert worden sind. - Hier auf den Kanaren fordern inzwischen Regionalregierung, wie auch sämtliche Cabildos Insulares die UNO und die EU auf, sich in diesen Konflikt endlich einzumischen, und man muss wohl ganz klar sagen, das wird auch notwendig sein. - Spanien selbst sollte sich deutlich heraushalten, man hatte dort schon mal Soldaten stehen, und das muss sich nicht unbedingt wiederholen. - Aber international hat man wohl auch gerade keine Lust auf einen neuen Brandherd, und so wichtig ist dieser kleine Zipfel Wüste nun auch nicht, dass man dafür Währungskonferenzen unterbrechen würde, oder sonst was auf die Beine stellen, um weiteres Blutvergießen in und um El Aaiún herum zu beenden. - Mehr über den Westsaharakonflikt können Sie HIER bei Wikipedia nachlesen.



Freitag 12.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 57 % - Luftdruck 1022 hPa

Gedankendiebstahl
Touristische Plagiatsvorwürfe in Los Llanos

Was ist, wenn ich die Idee habe für den Weltfrieden, und irgendjemand anders verwirklicht das? - So weit wollen wir uns dann doch nicht aus dem Fenster lehnen, es geht um kleinere Brötchen, um die Idee, in den Städten einen touristischen Zug, bestehend aus einem Zugtraktor und zweier für den Personentransport umgebauten Anhänger zu betreiben. - Das kennt man doch schon, der Traktor bekommt das Kleid einer Dampflok angepasst, und auch die beiden Anhänger werden reichsbahnähnlich dekoriert, und ich frage mich heute noch, warum da immer ein Stück Nostalgie mitschwingen muss und warum niemand auf die Idee kommt, dem Traktor das Kleid eines ICE oder TGV zu verleihen. - Genau solch einen Zug durch die palmerischen Städte zu schicken, diese Idee hatte auch eine Frau aus Los Llanos. - Aber nicht nur die Idee, sondern bereits auch ein konkretes Projekt, bis hin zu ausgearbeiteten Plänen, wo, wann und warum man denn einen solchen Bummelzug durch die Straßen der Städte schicken könnte. - Schließlich präsentierte sie ihr Projekt dem Bürgermeister von Los Llanos, welcher zunächst wohl interessiert war, aber sich momentan nicht im Stande sah diese Idee auch für Los Llanos umzusetzen. - Es sollte eine öffentliche Ausschreibung geben, damit das auch rechtlich alles seinen korrekten Hintergrund hat, aber diese Ausschreibung gab es nie, dennoch fuhr nun so ein Zug durch Los Llanos, und die Dame welche diese Idee eingebracht hatte, die steht nun außen vor, und wurde komplett übergangen. - Pech gehabt könnte man meinen, da waren andere, in diesem Fall das Rathaus von Los Llanos selbst schneller, denn die haben nun einfach den bereits auf La Palma vorhandenen "Straßenzug" des Betreibers des öffentlichen Busnahverkehrs angemietet, und der kurvt nun in der Vorweihnachtszeit durch Los Llanos, und soll somit irgendwie touristische Dienste für die Stadt leisten. - Die Dame, welche nun dieses Projekt ausgearbeitet hat, übrigens sehr detailliert und auch mit Unterstützung der inseleigenen Beratungsfirma Sodepal, die ist nun stinksauer, dass man nun diese Idee umsetzt, und sie nicht mit von der Partie ist.

So sauer ist die, dass sie nun Anzeige gegen das Rathaus von Los Llanos erstattet hat, wegen Diebstahl geistigen Eigentums und die Polizisten guckten nicht schlecht, als diese die Anzeige formulieren mussten. - Man wundert sich in der Tat, sind doch solche Züge nun wirklich nichts Neues und selbst hier auf La Palma fährt seit vielen Jahren dieser Zug, zumindest in der Hauptstadt, und meistens dann, wenn es darum geht fußlahme Kreuzfahrer von den Bettenflößen in die nahe Hauptstadt zu transportieren. - Wo denn nun das geistige Eigentum an solch einer Idee ist, das möchte man dann schon fragen, denn die Bahn fährt ja schon, und nicht erst, seit dem die Dame aus Los Llanos sich darum bemüht hat. - Auf der anderen Seite fuhr dieser Zug niemals in Los Llanos, und erst nachdem die "Erfinderin" ihr Projekt im Rathaus vorgestellt hatte, kam man dort auch auf die Idee, das wäre vielleicht keine schlechte Sache und lässt nun diesen Zug durch die Stadt fahren. - Falls sich jemals ein Gericht mit dieser Geschichte wirklich befassen wird, ist das wohl eine interessante Angelegenheit, und ob man allein dadurch, dass man bereits vorhandene Ideen in ein Projekt bannt, bereits einen Markenschutz für seine Idee zugesprochen bekommt. - Der Gemeinde Los Llanos muss man wohl vorwerfen, warum man denn die Dame nicht mit ins Boot geholt hat, sondern nun das Projekt selbst anleiert, auf der anderen Seite verwundert einen die anscheinend vorhandene Naivität dieser Bürgerin, sich eine bereits vorhandene Idee aneignen zu wollen. - Eine kleine Geschichte, nichts Großes, aber wie ich finde wohl interessant und ich überlege mir gerade, ob man sich das mit dem Weltfrieden nicht doch als Patent sichern lassen kann.





Donnerstag 11.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Kurznachrichten
Mundraub in Breña und 16 Millionen für Enteignungen

San Pedro, der städtische Sitz der Gemeinde Breña Alta erlebt in den letzten Tagen eine Welle von Einbrüchen in Lokale und Geschäfte, dass man sich ernsthafte Sorgen macht. - 16 Einbrüche in 15 Tagen, dazu noch weitere 5 Versuche irgendwo einzudringen, die allerdings erfolglos waren, das ist eine heftige Balance für den eigentlich absolut ruhigen Ort San Pedro. - Die Guardia Civil ermittelt, und wie man munkelt, hätten die auch schon eine Spur, aber mehr will man dazu im Moment noch nicht sagen, die Guardia Civil spricht lieber dann, wenn sie den "Chorizo" dann endgültig gestellt hat. - "Chorizo" ist nicht nur die leckere Paprikawurst, sondern so nennt man hier auch Diebe und Gauner. - Die Geschäftsleute des Ortes sind sauer, allerdings ein bisschen auf sich selbst, denn effektive Sicherheitsmaßnahmen gegen Einbrüche hat man fast nirgendwo installiert, denn wie gesagt, bislang war San Pedro eher als sehr ruhig einzustufen, oder wie man vielleicht im "Chorizo-Slang" sagen würde, da ist eh nichts zu holen. - Allerdings sind diese oder dieser Einbrecher so gar nicht wählerisch, am liebsten nimmt er wohl Geld mit, sollte aber keines in dem Laden zu finden sein, dann begnügt er sich auch mit Lebensmitteln. - Also kein Gentlemangauner, sondern ein hungriger Tropf, und man muss ganz schön bekloppt oder aber hungrig sein, wenn man wegen einer Mahlzeit einen Einbruch durchführt, denn bei der nun aufgetretenen Serie kann sich der Täter sicher sein, dass ihn der Knast nicht verschonen wird. - Allerdings hat er da täglich mehrfach warmes Essen, und vielleicht lockt ihn das ja. - Jetzt mal ohne Häme, der Bürgermeister spricht dieses Thema auch an, die Krise hat einige Leute und Familien schon besonders gebeutelt, und sollte es jetzt wegen Nahrungsknappheit oder schlichtweg wegen Hunger zu Einbrüchen kommen, dann muss man schleunigst die Sozialdienste noch mal überprüfen. - Denn verhungern muss hier niemand, dafür sorgt die Caritas schon und andere Organisationen.

16 Millionen Euro hat man einkalkuliert, so viel sollen die notwendigen Enteignungen kosten, welche man zum Ausbau der Südumfahrung durchführen will. - Eine stolze Summe, welche uns auch einen kleinen Hinweis darauf geben soll, dass dieser Ausbau der Strecke wohl eher eine komplett neue Trasse erhalten wird, und nur noch auf wenigen Teilen mit der bislang verlaufenden Strecke übereinstimmen wird. - Man kann dabei nur hoffen, dass man vor- und umsichtig mit dem Landschaftsverbrauch hantiert, gilt es doch wohl in einem Weltbiosphärenreservat zunächst mal auf die Biosphäre zu achten, und dann erst, wie schnell man diese auch durchqueren kann. - Aber das ist mein Gedanke dabei, wohl wissend, dass ja immer noch das Schreckgespenst Autobahn La Palma bedroht. - Allerdings erhoffen sich ja gerade die Gegner der Autobahn viel vom Ausbau der Südvariante, denn man kann wohl damit rechnen, dass der Schwerverkehr dann nicht mehr über den Cumbre-Tunnel auf fast 1.000 Meter Höhe die Insel quert, sondern dann die nicht mehr viel längere, aber fast ebenerdige Strecke über den Süden nimmt, wenn man Lasten von der einen auf die andere Inselseite kutschiert. - Die Enteignungen sollen bereits nächstes Jahr abgeschlossen sein, was aber wohl ein frommes Ziel ist, denn viele der Landeigentümer werden sicherlich pokern wollen mit ihrem Grund und Boden, und den nicht gleich für das erste Angebot hergeben. - Wir erinnern uns zurück an die Umgehungsstraße von Los Llanos. - Die haben an die 3 Jahre gebraucht um alle Enteignungen durchzuführen, und hier hat man es nicht mit 30 Eigentümern zu tun, sondern mit über einhundert Landbesitzern. - Vor Januar geht es aber nicht los mit den Enteignungen, man hat die Listen noch nicht mal fertig mit allen Parzellen welche man braucht, aber das Geld schon mal in der Hand.



Donnerstag 11.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Der Verzweiflung nah
Beatrix spielt mit den Schmuddelkindern

Mir tut sie ausgesprochen Leid. - Unsere Rätin für Tourismus, Beatrix Páez, kann nichts dafür, dass letzten Winter die meteorologischen Bedingungen auf La Palma so schrullig waren, dass der Flughafen so oft geschlossen werden musste. - Sie kann auch nichts dafür, dass ihre Vorgänger, Jaime Sicilia und Juan de la Barreda Tourismuspläne für La Palma vorgelegt haben, welche in keiner Weise die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Insel widerspiegeln. - Sie kann auch nichts dafür, dass Fluggesellschaften heute nicht mehr von Tourismusfachleuten geführt werden, sondern von Betriebswirten, und die nur augenblickliche Zahlen verwalten, nicht aber langfristige Strategien verfolgen. - Beatrix Páez ist einfach da rein gerutscht, es war an der Zeit ihr einen Posten zu geben, und nun präsentiert sie sich als Nachlassverwalterin, oder vielleicht besser Konkursverwalterin einiger Schnapsideen rund um eine touristische Entwicklung auf La Palma, die niemals so stattfinden werden, wie man sich das mal äthylisiert in Großmannsträumen in stattlich ausgestatteten Bodegas erträumt hat. - Ich weiß noch, als die mal von einer Reise aus Hawaii wiederkamen und dann verkündeten, das ist auch die Zukunft für La Palma, und das Endergebnis dieser Träumereien am palmerischen Kamin ist eine horrende Schieflage zwischen Angebot und Nachfrage, noch bevor das Angebot überhaupt so weit gewachsen ist, wie man sich das in den feuchten Hawaii-Träumen erdacht hatte. - Jetzt verringern sich auch noch die Flugverbindungen nach La Palma drastisch und erhöhen noch weiter den Druck auf die Branche, die ohnehin bereits über Auslastungen klagt, welche die 50% Marke von unten betrachten. - Mehr Flüge ist nun das Zauberwort, und in der Tat hat La Palma da ein Problemfeld zu überwinden, andere touristische Ziele können sich weitaus billiger und einfacher erreichbar präsentieren, wobei man schnell aus den Augen verliert, dass billig eigentlich gar nicht das Ziel sein kann. - Zuerst der Versuch über die drei wöchentlichen Verbindungen über Tenerife-Süd die Erreichbarkeit der Insel zu erleichtern, was sicherlich ein richtiger Schritt ist, aber eben nur ein kleiner, und nun bandelt Beatrix Páez auf dem "World Travel Market" in London auch noch mit Ryanair und Easyjet an, und verkauft uns via Pressemeldung einen ersten Kontakt bereits wie touristische Flitterwochen.

Halleluja, mit Ryanair und Easyjet nach La Palma!? - Das sollte uns doch zunächst einfach vor Freude zergehen lassen und gerade uns kleine Krauter auf dem touristischen Markt, welche sich immer noch hartnäckig den Reiseveranstaltern entziehen, müssten doch angesichts solcher Aussichten schon mal den Champagner kalt stellen. - Ohne das berühmte "Aber" kommt man bei mir nicht durch die Kolumne, denn wir sollten uns schon genau überlegen, auf wen wir uns da einlassen und ob schnelles Brot für heute nicht auch den Hunger für morgen bedeuten kann. - Zunächst fliegen ja Ryanair und Easyjet nicht aus reiner Liebe zur noch ungetrübten Natur nach La Palma, sondern lassen sich das lecker bezahlen, und dann müssen wir uns überlegen, wer denn diese Sonderaufwendungen aufbringen soll. - Der Hoteliersverband? Das Patronato de Turismo? - Also damit der Steuerzahler, und laufen wir so nicht Gefahr, die gesamte Tourismusbranche auf La Palma in die gleiche Subventionsabhängigkeit zu stürzen wie wir das von den Bananen bereits leidvoll kennen? - Und wie schnell solche Partner wieder weg sind, das haben wir vor an die 2 Jahren auf Fuerteventura gesehen, da holperte es mit den Zahlungen an Ryanair, weil ein extra dafür gegründeter Zweckverband die Mittel nicht mehr aufbringen konnte, und schwupps waren die Flieger wieder weg und hinterließen heftige Löcher in der wohl verwöhnten wie subventionierten Landschaft. - Auch muss man bedenken, dass ein Einsatz von Billiglinien den arrivierten Fluggesellschaften Kundschaft wegnimmt, und wenn das zur Folge hat, dass dann die Condor und die Air Berlin die Routen nach La Palma wegen geringerer Auslastungen noch weniger bedienen, dann haben wir mit einem Engagement in Richtung Billigflieger sogar kontraproduktiv gehandelt. - Ich will das alles nicht nur mies machen, und werde sicherlich keinen Gast ablehnen, welcher mit Ryanair oder Easyjet nach La Palma fliegt, aber wir müssen uns auch klar sein, dass wir nicht um jeden Preis uns diese Servicepartner leisten sollten. - Zumal man uns ja gerade das Budget für touristische Werbung für das kommenden Jahr halbiert hat, ob wir mit den Restbrocken diese Airlines locken können, das wage ich schlichtweg mal zu bezweifeln. - Es ist ja sowieso noch nichts spruchreif, und wie oft haben wir schon Rauch gemeldet bekommen, noch bevor irgendjemand das Streichholz überhaupt gefunden hat. - Auf jeden Fall ist Beatrix unter heftigem Druck, und da greift man nach jedem Stück Treibgut, allerdings sollte man aufpassen, dass sich die rettende Holzplanke im Wasser nicht als lauerndes Krokodil erweist.



Mittwoch 10.11.2010 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Höchsttemperatur heute 23,5 Grad - niedrigste Temperatur 16,4 Grad

Früher….
war gar nichts besser, aber…

Meine Frau ist nervlich heute nicht mehr zu gebrauchen, die Welt hat ihr übel mitgespielt und Gott sei Dank, trage ich nur eine kleine Mitschuld an der erlebten Katastrophe. - Man hat ihr die Füße unter dem Boden weggezogen, und ob ich die Frau noch mal in die Küche bekomme, das wage ich stark zu bezweifeln. - Sie kennen das doch sicher auch, es gibt Konstanten im Leben, die dürfen sich nicht ändern. - Bei den einen ist es das Auto, die Sportschau, bei manchen gar die Frau, dazu zähle ich mich auch, und bei wieder anderen sind selbst Kleinigkeiten dazu geeignet, einen völlig aus der Bahn zu werfen. - Mich hat ja neulich fast der Anblick Angela Merkels umgeworfen, als die Frau mal kein grünes Kostüm anhatte, sondern ein Kleid, aber ich berappel mich meist recht schnell wieder. - Paprikapulver ist nun ausschlaggebend für den desolaten Zustand meiner Frau, denn bislang, also ihr gesamtes spanisches Leben lang, nutzten wir ausschließlich Paprikapulver der Traditionsmarke "Titán". - Nicht, weil der vielleicht nun das beste Paprikapulver der Welt ist, das will ich gar nicht behaupten, denn wir haben nie anderes probiert, aber es ist die schönste und einzig zugelassene Verpackung für Paprikapulver, und eben zur Freude aller Frauen, die den heimischen Herd noch ohne Emanzipationspickel berühren können, schmückt eben diese Dose Paprikapulver weniger das Konterfei eines titanenhaften Athleten, sondern der wohl geformte Körper. - Das Gesicht ist wohl nicht so das Herausragende, es stört aber auch nicht weiter, sonst kann man ja immer noch das Kopfkissen nehmen, und sprechen muss der schöne Mann auf der Dose auch nicht, aber es ist halt einfach ein Moment der Muße, wenn man sich diese Dose greift, kurz innehält, den Schmerz der Welt in einem tiefen Seufzer herauslässt, den Anblick des Hünen betrachtet, und dann eben wieder weiter ans Tagwerk geht. - Das haben Generationen an spanischen Hausfrauen so gemacht, der schöne Mann von der Titán-Dose brachte immer einen kleinen Hauch von gutem Licht in den trostlosen Alltag, und ich habe mich schon lange nicht mehr gefragt, warum bei uns eigentlich selbst im Milchreis Paprikapulver ist. - Heute war ich mit Einkaufen dran, Paprikapulver stand auch auf der Liste, was übrigens häufig vorkommt bei unserem Bedarf. - So weiß ich auch schon, wo der Dose mit dem schönen Mann zu finden ist, und zielstrebig durchquerte ich den mir sonst meist störrisch gegenübertretenden Supermarkt. - Pfeffer, Muskat, Koriander, alles gab es da, aber die Dose mit dem Titanen eben nicht. - Einmal rund ums Regal, da steht die Dosenmilch, und ich kann doch meiner Frau nicht eine Dose mit einem Plüschbären darauf mitbringen, wenn die einen wohl geformten Hünen haben will. - Es nutzte alles nichts, ich musste mich nach einer hilfreichen Hand umsehen, oder besser nach einem wissenden Kopf, und den fand ich auch, in Person der omnipräsenten Olga, die meist allerdings so streng und geschäftig guckt, dass kaum jemand es wagt, sie anzusprechen. - Die ist aber ganz nett, versucht halt mit diesem Gesichtsausdruck sich die lähmenden Frager vom Leib zu halten, und das kenne ich sehr gut, manchmal laufe auch ich mit diesem Abwehrblick durch den Ort. - Wir kennen uns aber schon, also hielt sie an, und ich schilderte ihr meine Suche nach dem schönen Mann, und siehe da, sie verstand sofort was ich meinte, und einen Augenblick lang hatte ich sogar das Gefühl, es ginge ein kleines Beben durch ihren zarten Körper, aber sogleich fing sie sich wieder und musste mir erklären, dass dieses Paprikapulver von Titán leider nicht mehr lieferbar sei.

Ich musste mich augenblicklich auf eine Palette mit kalziumangereicherter Milch setzen, leichter Schwindelanfall, denn ich neige dazu in brenzligen Situationen die Assoziazionsketten, welche mein limbisches System für Katastrophen bereit hält, noch nicht vollständig kontrollieren zu können. - Aber ich fing mich noch schnell genug um Olga dann doch noch die Frage stellen zu können, ob wir uns denn für immer vom Titanen verabschieden müssen, oder ob es nur darum geht, eine fatale uns schwere Durststrecke zu überwinden. - Das wusste sie nicht, sie bestellt halt immer Paprikapulver von Titán, geschickt werden ihr aber ersatzweise Dosen der ebenso bekannten Firma "Carmencita", welche noch mal eine andere Geschichte schmücken wird, denn die haben teebeutelähnliche Verpackungen für gemahlenes Färberdistelpulver, welche von einer Lilo Pulver ähnlichen Carmencita geschmückt werden. - Aber das gehört nun eigentlich nicht hier her, heute geht es um den Titanen, und dem so wichtigen soziofamiliären Aspekt, welcher das Fehlen einer solchen Konstante einer Nation anhaben kann. - Ich weiß bis heute nicht, wie Deutschland jemals auf Clementine verzichten konnte, aber die Deutschen sind hart im nehmen, das haben sie immer wieder bewiesen. - Schnell noch in den anderen Supermarkt, auch kein Titán-Paprikapulver mehr, wieder nur diese doch recht schmucklose Dose "Carmencita", auch wenn das Pulver darin sicher auch vom Feinsten ist. - Meine Recherchen haben es nicht klärend hervorgebracht, ob es jetzt nur ein La Palma typischer Momentanmangel ist, oder ob diese spanische Kulturkonstante Titán das Pulver endgültig gestrichen hat oder ins Korn geworfen, und der schöne Mann für immer von uns gehen muss. - Ich wollte eigentlich schon gar nicht nach Hause, aber zwei fehlende Männer, das kann ich meiner Frau nun schon gar nicht antun, auch wenn ich als Ersatz für den Titanen natürlich sicher nicht herhalten kann, sondern eher so was wie dauerhafte Sättigungsbeilage bin, oder eben schlichtweg Familieninventar. - Gut, wir haben noch eine Dose mit dem schönen Mann drauf, und ich habe meiner Frau versprochen, das Paprikapulver nun immer umzufüllen, von der Carmencita-Packung in die mit dem schönen Mann, aber es ist halt doch nicht genau das gleiche. - Ich muss heute kochen, ohne Paprika, den kleinen Rest aus der alten Dose wage ich nicht anzutasten, das käme mir wie ein schäbiger Seitensprung vor, ich stelle mich nicht zwischen den Titanen und meine Frau. - Ich weiß jetzt nicht, ob sich bereits Betroffenenvereinigungen gebildet haben, oder ob die letzten paar tauglichen Psychotherapeuten hier auf La Palma schon abgehauen sind, weil sie inzwischen einen Titán-Phobie haben, weil alle Frauen nur noch vom schönen Mann auf der Dose sprechen, aber ich rate dringend den Behörden an für tauglichen Ersatz zu sorgen, die Volksgesundheit ist hier noch stärker gefährdet als durch diese olle Vogel- oder Schweinegrippe. - Und glauben Sie bloß nicht alles was ich schreibe…





Mittwoch 10.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 55 % - Luftdruck 1014 hPa

Bleiben wir bei Skandälchen
Partido Popular wieder in Höchstform

Gerade mimt man auf La Palma den Hort der Moralapostel, weil man einen Kollegen der Coalición Canaria beim Lügen erwischt hat, da kommt eine mindestens interessante Meldung aus Gran Canaria. - Wie wir alle wissen, kündigte der große Vorsitzende der Partido Popular auf den Kanarischen Inseln, José Manuel Soria am 19. Oktober den Regierungspakt mit der Coalición Canaria auf. - Stunden zuvor allerdings, unterschrieb die Rätin für das Gesundheitswesen, Mercedes Roldós, noch einen Vertrag über Dienstleistungen im Bereich Dialyse für einen Betrag bis zu 124 Millionen Euro an eine Firma, welche bislang diese medizinische Spezialität noch gar nicht ausgeübt hatte, sondern sich bis Mai 2010 auf dem Immobilienmarkt getummelt hat. - So zumindest meldet das die Zeitung "Canarias7" und man darf sich nun in den kommenden Tage auf einen Sturm der Entrüstung und Erklärungen einstellen, was da denn nun wieder in den Reihen der Partido Popular schmuruchelt wurde. Klar, das ist zunächst nichts anderes als eine Pressemeldung und weiter reichende Erklärungen und Beweise zeigt man noch nicht, aber sollte das wirklich zutreffen, dann darf und muss man ganz heftig nachfragen, was bitte in den Moment geschehen ist. - Man wirft ja der Partido Popular seit längerem bereits vor, das staatliche Gesundheitswesen auf leisen Sohlen privatisieren zu wollen, und mal ganz abgesehen davon, ob diese beauftragte Firma nun Ahnung von Dialyse hat oder nicht, warum steckt man das Geld nicht in das öffentliche Gesundheitssystem und schafft dafür neue oder mehr Plätze für die Dialyse in den bereits vorhandenen Krankenhäuser und Gesundheitszentren. - Darüber hinaus ist es auf jeden Fall unglücklich, wenn man kurz vor dem Ausscheiden aus einer Regierung schnell noch solch hoch dotierte Aufträge vergibt. - Wobei, es muss ja auch eine Ausschreibung gegeben haben, und da haben die anderen Parteien auch Zugriff darauf gehabt, also wird sich wohl nicht nur Frau Roldós erklären müssen. -

Unser Skandälchen hier in der Hauptstadt geht auch weiter, der gescholtene Baustadtrat hat sich weiterhin noch nicht zur Sache geäußert, aber angekündigt, dass seine Anwälte (also nicht nur einer, das soll Eindruck schinden) eine Klage gegen den Unregelmäßigkeiten anklagenden Rat der Partido Popular prüfen. - Weiter nichts. - Warum, wieso und weshalb nun der beim Lügen erwischte Stadtrat juristische Schritte einleiten will, das lässt er offen und so kann man getrost davon ausgehen, dass das nur Äußerungen sind, die vom eigentlichen Thema ablenken sollen. - Jetzt, wo das Süppchen noch heiß serviert ist, da meldet sich auch die, sonst so durch Schweigsamkeit und der hohen politischen Kunst der Enthaltung brillierende Opposition der Sozialisten zu Worte und lässt erklären, dass man einen Untersuchungsausschuss fordert, der die eventuellen Unregelmäßigkeiten untersuchen lassen soll. - Gut, da kann man gleich einen liechtensteinischen Steuerprüfer nach Liechtenstein schicken, denn wenn da wirklich was faul ist an der Vergabe von Aufträgen an die Firma, in welcher drei Familienangehörige des Baustadtrates arbeiten, dann gehört das in aller Öffentlichkeit vor Gericht, und nicht in einen Untersuchungsausschuss, der sich nach Feierabend in der Bodega des Betroffenen trifft. - Auf jeden Fall wird es spannend die nächsten Wochen, auf dem großen Parkett, wie hier auf der kleinen Bühne, und wir können uns eigentlich sicher sein, dass in den kommenden Wochen und Monaten noch mehr solcher Tänzchen überall aufgeführt werden, denn nach der Trennung von Partido Popular und Coalición Canaria, da fühlt sich keiner mehr an ein bis dato ungeschriebenes Schweigegesetz gebunden. - Das kennt man doch auch aus dem richtigen Leben, das Schlimmste sind nicht Feinde, sondern Ex-Freunde.



Dienstag 09.11.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 41 % - Luftdruck 1014 hPa

Höchsttemperatur heute 25,2 Grad - niedrigste Temperatur 15,2 Grad

Die Skandale häufen sich
Man merkt, die Wahlen rücken näher

Am allermeisten scheint ja meist die Presse daran interessiert, dass aus einem politischen Streit ein Skandal wird. - Lebt man doch von solchen Dingen auch prima, und nichts ist pressetechnisch besser verwendbar. - Gut, vielleicht noch Schmuddelkram, also diese Besenkammergeschichten, aber das ist für unser Inselchen sowieso nichts. - Santa Cruz macht wieder von sich reden, dort riecht es nach dem nächsten Skandal, oder wie die Gegenseite behauptet, es riecht nach Wahlkampf. - Gehen wir das mal vorsichtig an. - Die Partido Popular in der Hauptstadt war mal zusammen mit der Coalición Canaria in der Stadtregierung, man schmiss denen die gemeinsame Arbeit aber bereits vor einer ganzen Weile hin, noch bevor das auch kanarenweit der Fall war. - Mitauslöser des damaligen Streites war unter anderem Juan José Cabrera Guelmes, Rat der Partido Popular im Rathaus, welcher immer wieder Stunk mit dem Rat für Bauwesen hatte, und ihn sogar verschlüsselt der Korruption beschuldigte. - Zumindest stellte er unbequeme Fragen, zum Beispiel nach dem Zusammenhang einer Firma, die viele Aufträge von der Stadt erhalten hat, und ob denn der Baurat Antonio Acosta nicht familiäre Bindung zu dieser Firma hätte. - Der Angesprochene verneinte das seinerzeit, und schließlich trat Juan José Cabrera von seinem Amt unter vielerlei, aber leisen Spekulationen zurück, und hinterließ bei beiden Parteien mehr Fragen als Antworten. - Jetzt taucht aber Juan José Cabrera wieder auf, kommt zurück in die Politik und gilt sogar vielen als zukünftiger Bürgermeisterkandidat der Partido Popular für die Stadt Santa Cruz. - Jetzt, wieder zurück auf der Bühne, obwohl er schon mal öffentlich Adios zur Politik gesagt hatte, legt er auch gleich richtig los und verkündet im letzten Plenum lautstark und ausführlich, dass es wohl familiäre Kontakte des Baustadtrates der Coalición Canaria zu der angesprochenen Firma gäbe, und auch eine wundersame Verdreifachung der städtischen Aufträge zugunsten dieser Firma in nur einem Jahr. - Als Beweis legt er die Visitenkarte des Vaters von Antonio Acosta vor, auf der klar zu lesen steht, dass er der Chef der palmerischen Dependance der angesprochenen Firma ist. - Zudem stehen seine Schwester und auch seine Tante auf der Gehaltsliste der Firma, und er hätte auch Beweise dafür, dass dies so sei. - Antonio Acosta hätte also das Rathaus von Anbeginn an belogen als er verkündete, es gäbe keine familiären Beziehungen zu der Firma, und fordert nun den Bürgermeister auf, den Baustadtrat sofort zu entlassen und eine Untersuchungskommission einzurichten, welche die Beziehungen und die Auftragsvergaben zwischen dem Baustadtrat und der besagten Firma untersuchen solle. - Falls nicht, dann werde er sich an die Gerichte wenden, auf jeden Fall will er die Sache nicht auf sich beruhen lassen.

Also, ein Skandal ist das wohl noch nicht komplett, in der Phase lediglich ein Skandälchen, denn bislang bleibt ja nichts anderes stehen, als dass der Baustadtrat vor dem Plenum der Gemeinde gelogen hat. - Und einen Politiker beim Lügen zu erwischen, das hat vielleicht in den Zeiten eines Willy Brandt noch zu Konsequenzen geführt, inzwischen gehört lügen zum täglichen Arbeitsalltag in der Politik, auch wenn das moralisch ein sehr heikles und demokratiefeindliches Verhalten darstellt. - Ein Skandal kann erst daraus werden, wenn man nachweisen könnte, dass der Stadtrat gezielt der Firma Aufträge zugeschanzt hätte, das wäre dann wirklich ein Fall für die Korruptionskammer der Justiz, wird aber sicherlich schwer bis unmöglich zu beweisen sein. - Denn Antonio Acosta unterschreibt ja die Aufträge nicht alleine, in den Kommissionen sind ja auch Vertreter der Opposition dabei, und noch auffälliger, als diese Aufträge vergeben wurden, war ja die Partido Popular noch mit an Bord des Gemeinderates. - Allerdings hört man da eben auch wieder die Nachtigall trällern, genau das könnte seinerzeit der Grund gewesen sein, dass Juan José Cabrera von selbst das Handtuch geworfen hat, weil man eben vielleicht aus den Reihen seiner eigenen Partei ihn bei den Vorwürfen gegen die Coalición Canaria gebremst hat. - Jetzt, nach dem kanarenweiten Bruch mit der CC, da taucht er plötzlich wieder auf, und zieht auch gleich Trumpfkarten aus dem Ärmel und droht mit der Justiz, wobei er das seinerzeit auch schon hätte tun können. - Damit setzt er sich auch ein bisschen dem Verdacht aus, diese Vorwürfe eben jetzt erst öffentlich zu machen als klar ist, dass keine Gefahr mehr für die eigene Partei besteht. - Die Gegenseite, in diesem Fall der Bürgermeister Santa Cruz´, Juan Ramón Felipe, meldet sich auch umgehend zu Wort und bezeichnet das Vorgehen von Juan José Cabrera als schäbigen Versuch, Wahlkampf zu betreiben. - Den fragwürdigen gewordenen Baustadtrat lässt er allerdings schweigen, was nach außen hin nicht besonders gut ankommt, und wirft dem Ankläger vor, er solle doch in seiner eigenen Partei besser nach Korruption und mangelnder Ethik gucken, da die Partido Popular ja landesweit in mehrere Korruptionsskandale verwickelt sei. - Und überhaupt, wenn man glaubt, Beweise für ein Fehlverhalten des Baustadtrates zu haben, dann solle man doch endlich vor Gericht ziehen, und nicht in der Öffentlichkeit Rufmord betreiben. - Das ist immer so ein bisschen eine Standardantwort von ertappten Tätern, nach dem Motto, "ihr müsst es mir aber erst mal beweisen". - Auf den Vorwurf, Antonio Acosta hätte gelogen geht er überhaupt nicht ein, das kennt man ja auch schon, und ist ein probates Mittel, wenn man Presseerklärungen abgeben kann, anstatt Rede und Antwort stehen zu müssen. - Ob nun wirklich was daraus wird und das Skandälchen zum Skandal reifen wird, das müssen wir noch abwarten. - Aber in Zeiten des vorgezogenen Wahlkampfes ist alles möglich, und endlich haben wir wieder ein interessantes Tagesthema.



Dienstag 09.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Kommunales Wahlrecht wird geändert
Die Bürger wählen jetzt den Bürgermeister

Da fragt sich der aufmerksame Leser, war das nicht immer so? - Schon, aber eben hier in Spanien haben nicht nur die Einwohner einer Stadt oder einer Gemeinde den Gemeinderat samt Bürgermeister gewählt, sondern auch viele andere mehr, die zum Teil noch nie im Leben in der entsprechenden Gemeinde waren. Das hört sich verrückt an, ist aber so, oder besser war so, denn heute wird im Kongress in Madrid wohl die Abänderung des kommunalen Wahlgesetzes verabschiedet werden und dann ist (fast) Schluss mit diesen lustigen bis ärgerlichen Zuständen. - Bislang war das so: - Jeder der einmal Bürger einer Gemeinde war, dann aber ins Ausland ging, der durfte weiterhin den Gemeinderat wählen, die Inselvertretungen und das Regionalparlament der autonomen Region. - Natürlich auch den Kongress und Senat in Madrid, und das wird auch so bleiben, genau so wie in Deutschland darf weiterhin jeder spanische Staatsbürger, wo immer er auch sei, die Zusammensetzung des Kongresses und Senats in Madrid wählen. - Einschränkungen werden nun in den unteren Stufen der politischen Hierarchie vorgenommen. - So darf jeder Spanier im Ausland auch zukünftig weiterhin die Zusammensetzung der Regierungen der autonomen Regionen wählen, das entspricht nach deutschem Verhältnis den Ländern. - Da findet man dann schon einen Unterschied zum deutschen Wahlrecht, denn dort darf ein Emigrant die Länderkammer bereits nicht mehr mitbestimmen, denn er ist ja nicht mehr Einwohner dieses Bundeslandes. - Allerdings wird zukünftig die Wahl der im Ausland lebenden Spanier zu den Wahlen der autonomen Regionen nicht mehr einfach über Briefwahl zu tätigen sein, sondern muss auch im Ausland über eine Urnenwahl getätigt werden. - Dazu sollen die Vertretungen Spaniens im Ausland Wahllokale einrichten, wo dann unter Aufsicht spanischer Beamter eine ordentliche Wahl durchgeführt werden kann. - Bislang konnte man durch einfach Briefwahl die Stimme abgeben, was wiederholt mindestens zu schlimmen Verdächtigungen geführt hat, dass gewisse Kreise in freundlicher Zusammenarbeit mit der lokalen Post diese Briefwahlscheine einfach abfangen und massenhaft gefälscht wieder zurücksenden. - Zumindest weiß man um mehrere Fälle solcher Aktionen in Venezuela und Kuba, konnte aber wegen der politischen Dissonanzen zwischen Spanien und den beiden Ländern nie eine wirklich gültige Untersuchung in den entsprechenden Ländern durchführen. - Die Inselparlamente, die könnte man mit den Kreistagen vergleichen, die werden in Zukunft völlig ausgeschlossen sein von den Stimmen der im Ausland lebenden Spaniern, genau so wie die Wahlen zu den Stadt- und Gemeinderatswahlen. - Diese beiden Änderungen gehen heute in Madrid zur Abstimmung, und da sowohl Partido Popular, wie auch die Sozialisten der PSOE, sowie die baskischen und katalonischen Regionalisten diese Änderung unterstützen, gibt es überhaupt keine Frage, dass diese beiden Änderungen im Wahlgesetz angenommen werden.

Wer Sturm läuft dagegen, das ist einzig die Coalición Canaria, wohl wissend, dass diese Gruppierung damit 10 - 20% der Stimmen verlieren dürfte, je nachdem in welcher Gemeinde oder auf welcher Insel man den neuen Maßstab ansetzen will. - So gibt es Gemeinden auf La Palma und den anderen kleinen Insel der Kanaren, in denen bis zu 40% der Wähler überhaupt nicht in den Gemeinden wohnen, sondern wer weiß wann, ins Ausland emigriert sind. - Daraus entsteht in manchen Gemeinden auch wieder der lustige Zustand, dass es mehr Wahlberechtigte gibt als es überhaupt Einwohner sind, ein eigentlich unhaltbarer Zustand, da es doch den tatsächlich in der Gemeinde lebenden Bürgern vorbehalten sein sollte, ihren Gemeinderat selbst zu bestimmen. - Als Beispiele kann man hier anführen: So hat Garafía nur 1.886 Einwohner, aber 2.331 Wahlberechtigte, 1.357 Menschen die in Garafía wohnen und 974, die in der Welt verstreut ihr Glück suchen und es hoffentlich auch gefunden haben. - In Barlovento können 1.904 Einwohner wählen und 988 Nichteinwohner, denn wer nicht in einem Ort wohnt, der ist doch kein Einwohner, so deute ich das nach meiner beschränkten Logik. Weitere Gemeinden mit einem ziemlich schrägen Wahlregister sind Mazo, da wählen 3.497 Menschen die vor Ort sind und 1.477 die sich sonst wo herumtreiben. Dagegen nehmen sich die großen Städte eher zivil aus, wählen in Santa Cruz 13.569 "Hiesige" und 1.660 "Weggroaste" (Bayrisch das Gegenteil von Zuagroaste). Auch Los Llanos hat einen eher lokalen Wählerstamm, bei immerhin 14.070 einheimischen Wählern, stehen "nur" 972 Menschen auf der Liste der Spanier, welche im Ausland leben. - Zusammengefasst sind diese Wähler im Ausland im "CERA" (Censo Electoral de Residentes-Ausentes) und man kann sich gut vorstellen, dass solche Listen auch schwer aktuell zu halten sind. - Wer einmal im Ausland ist, der meldet meist einen Umzug innerhalb des anderen Landes den hiesigen lokalen Behörden nicht mehr, sondern erhält seine Wahlunterlagen weiterhin an den zuletzt gemeldeten Aufenthaltsort. - Diese Wahlbriefe können nun ohne weitere Prüfung von Dritten einfach geöffnet, ausgefüllt und zurückgesandt werden, und man kann sich gut vorstellen, dass in solchen Fällen dem Missbrauch nicht nur Tür und Tor, sondern eben auch die blanke Versuchung geöffnet sind. - Auch ist eben auffällig, dass immer wieder Reisen hoher Funktionäre der Coalición Canaria Monate vor den Wahlen nach Venezuela, Kolumbien und auch Kuba unternommen werden, oberflächlich um den Kontakt zur dortigen kanarischen Gemeinde zu halten, aber man kann sich gut vorstellen, dass dabei die kommenden Wahlen auch wieder "organisiert" werden. - Nachweisen konnte man das hieb und stichfest noch nicht, aber jeden den man fragt, der behauptet einfach mal so dahin, dass diese Stimmen aus dem Ausland zum großen Teil gefälscht sind. - Wir vermuten also mal weiter, ohne es wirklich zu wissen, allerdings fällt schon auf, dass die Coalición Canaria als einzige Partei in Spanien mit Händen, Füßen und wohl auch bald vor Gericht dagegen kämpfen will, dass zukünftig nur noch Bewohner der Gemeinde oder der Insel auch Wahlrecht genießen. - Irgendwas muss da also doch dran sein…



Montag 08.11.2010 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 41 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 24,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,1 Grad

Centro de Salud de El Paso
Fast ein Genuss, krank zu sein…

Es ist nie ein Genuss, krank zu sein, allerdings kann man es schlimmer erwischen, als bei uns in El Paso. - Überall schimpfen wir auf das kanarische Gesundheitssystem, und in der Tat, die Wartezeiten für einen Facharzt sind in manchen Bereichen fast als Frechheit zu betiteln, und organisatorisch arbeitet man in der Verwaltung und der Planung mindestens suboptimal bis kontraproduktiv. (Das sind übrigens die einzigen Worte, die ich von Gerhard Schröder in Erinnerung behalten habe..). - Über diese Geschichten klagen wir seit Anbeginn der öffentlichen Gesundheitsfürsorge und ich fürchte mal, das geht immer so weiter. - Und wer sich nicht auskennt in den Gepflogenheiten, und vor allem eben die Sprache nicht beherrscht, der wird zum Teil auf eine ziemliche Probe gestellt, welcher sich dann mancher Resident hier nicht unterziehen will, und so lieber die hier auf der Insel praktizierenden ausländischen Ärzte aufsucht, oder eine der privaten medizinischen Dienstleistungszentren, die es hier auf der Insel auch gibt. - Das kann ich verstehen, wer krank ist, und sich nicht verstanden fühlt, dem geht es gleich doppelt schlecht, und auch seitens der Ärzte und der Schwestern ist es dann schwer, dem Gegenüber richtig zu helfen, wenn man sich gegenseitig nicht versteht. - Ich habe auch eine Weile gebraucht, mich in dieses Gesundheitssystem einzufinden, muss aber nun feststellen, dass es erstaunlich gut läuft, und wenn man auch noch im richtigen Ort wohnt, sogar nicht nur gut, sondern hervorragend. - Einer dieser Orte in denen es perfekt läuft, das ist eben El Paso. - Dabei haben wir nicht mal mehr Ärzte als in anderen Zentren pro Einwohner, aber Warteschlangen etablieren sich nur noch wenn ein Notfall dazwischen kommt, bei der Kinderärztin, oder eben mal ein Arzt krank wird, was in El Paso komischerweise seltener vorkommt als in anderen Gemeinden. - Das muss eben auch etwas mit dem Arbeitsklima zu tun haben, wer Freude, oder sagen wir mal, ohne Bauchschmerzen zur Arbeit gehen kann, der wird halt einfach nicht so oft krank, oder überlegt es sich, mit einer leichten Erkältung einfach zu Hause zu bleiben. - Ich muss etwa alle 2 Monate in Gesundheitszentrum, neue Tabletten nachfassen, mache meinen Termin, entweder übers Internet, aber lieber gehe ich ehrlich gesagt dort hin, lehne mich über den Tresen, halte ein Schwätzchen mit der Dame dahinter, natürlich nur, wenn keine weiteren Patienten etwas wollen, und hole mir dann meinen Termin. - In der Regel gibt es einen Vorlauf von 3 - 5 Tagen für den Termin, dann kommt man ganz einfach rechtzeitig, und in den letzten beiden Jahren musste ich niemals mehr als 10 Minuten warten, bis Raul, mein Hausarzt, mich mit seinem kräftigen Bariton ausrufen lässt. - Manchmal war es sogar so, dass ich zwar noch vor der Zeit gekommen bin, Raul aber schon in seiner Tür stand, und mich fast mahnend erwartete.

Einmal war aber alles aus der Reihe, ich wartete und wartete, viele Leute, die nach mir kamen, die wurden aufgerufen und irgendwie zweifelte ich plötzlich am System. - Es waren auch gar keine Schlangen da, also kein Grund für irgendwelche Verspätungen und irgendwann kam Raul raus, entdeckte mich und fragte, was ich denn hier wolle? - Na ich hab doch einen Termin um 12:00 Uhr, und jetzt ist es bereits 12:45 Uhr, darauf hin antwortete er: Ich wusste zwar, dass die Deutschen immer pünktlich sind, aber so pünktlich, dass man bereits einen Tag vorher kommt, das kenne ich noch nicht". - Er hatte mich bereits vorher entdeckt, aber auf seinem Arbeitszettel für heute mich nicht gefunden, aber auf dem für den kommenden Tag, und nachdem er meinen Fauxpas noch kräftig amüsant allen noch Wartenden im Saal mitgeteilt hatte, nahm er mich mit in sein Kabinett und konnte sich vor Grinsen über den voreiligen Deutschen gar nicht mehr einkriegen. - Seit dem lächelt mich Raul, wo er doch eigentlich als Grantler bekannt ist, sogar im Supermarkt an wenn wir uns treffen, aber das beweist wieder einmal mehr, wie man die Leute hier am meisten begeistern kann, nämlich mit kleinen menschlichen Fehlern, denn nichts ist unangenehmer als ein Gegenüber, welches fehlerfrei und gerecht ist. - Heute Morgen musste ich wieder zum Blut abnehmen, das muss ich zweimal im Jahr machen lassen, Termin ist dann immer Centro de Salud 08:00, und dann empfangen einen mal drei, heute sogar vier Krankenschwestern und innerhalb von 10 Minuten hat man sein Blut abgezapft bekommen und wird wieder auf die Straße geschickt. - Das ist Service, das funktioniert, und jeder von denen ist nett und man kennt sich halt einfach auch, und so reiben sich Patienten und Personal auch nicht gegenseitig auf. - Aus anderen Gesundheitszentren hört man Gegenteiliges, lange Wartezeiten oder gar Ärger und Klagen. - Da muss ich einfach sagen, es war immer schon etwas besonderes, Einwohner El Pasos zu sein. - Um dann auch noch weiter der Loblied auf unser Gesundheitssystem zu singen, und trotz der Kritik am Anfang, die Notfallversorgung hier auf der Insel sticht da ganz weit außen vor, und darf man mit dem sonstigen Lahmtrott in der ambulanten Versorgung nicht verwechseln. - Nicht nur meine eigene Erfahrung ist das, denn ich war auch mal auf Notfallversorgung und weitere Behandlung dann angewiesen, und mich hat man hervorragend und so schnell betreut, und dann eben später auch zu den richtigen Spezialisten auf die anderen Inseln geflogen, dass ich mir heute mit Freuden ab und zu noch einen "normalen" Arztbesuch gönnen kann. - Es liegt halt wie immer hier nicht an den Menschen, sondern an der Menschenordnung, wir können alles, und das sogar hervorragend, außer Marketing, das können wir überhaupt nicht, und wenn wir hier versuchen, irgendetwas über mehr als zwei oder drei Ecken zu planen und zu organisieren, dann sollte man besser gleich gesund bleiben, oder richtiger Notfall werden, alles Andere nervt.

Und noch so unter uns, als Tipp des Abends. Wenn Sie mal wissen wollen wie man stromlos einen Tag in Whistler verbringt, dann kann ich nur Gabis Erzählung empfehlen. - Übrignes, wir sind morgen Vormittag dran mit Stromabschaltung, kann also sein, dass es keine Nachrichten gibt.



Montag 08.11.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1016 hPa

Die Deutschen haben die Schuld
Zumindest die Fluggesellschaften, sagt man…

Immerhin hat nun auch die Hoteliersvereinigung "Ashotel" und die Inselregierung mitbekommen, dass nicht nur Condor und Air Berlin ihre Verbindungen für diesen Winter mit La Palma reduziert haben, sondern auch, dass die Hamburg International pleite ist, und damit weitere Plätze fehlen, womit Reisende sich nach La Palma begeben können. - Die Folge davon, die Preise für die Flüge werden teurer und viele Gäste müssen auch die Unbequemlichkeiten auf sich nehmen, vor ihrem Abflug wohlmöglich auch noch in eine andere Stadt zu reisen. - Man kann schon wirklich sagen, dass die Reduzierung der Flüge, und damit die Verteuerung der Flüge für die Gäste der Hauptgrund für den Rückgang der Gästezahlen besonders aus Deutschland ist. - So weit sind wir uns alle einig, nur wie man dahin gekommen ist, und warum es heute ein Problem darstellt, wenn ein Flug nach La Palma über 400 Euro kostet, obwohl man vor 15 Jahren auch schon regulär 800 D-Mark hinlegen musste, damals noch exklusiv mit der LTU, das kann man unterschiedlich sehen. - Aber die Dinge sind wie sie sind, und Zeiten nachweinen, in denen einige an Weihnachten hier Garagen mit Feldbetten ausgerüstet haben, und diese dann als rustikale Unterkunft anboten, die sind Gott sei Dank auch vorbei. - Die radikalen Veränderungen im Sektor der Luftfahrt (do you remember Freddy Laker?) haben uns eben in eine Situation manövriert, in welcher nur noch Massen preisgünstig transportiert werden können und man eben Massen hier auf La Palma nicht bewegen kann. - Ist es bei einigen Zielen eben längst die berühmt, wie auch berüchtigte Mischkalkulation, welche Rennstrecken im Luftverkehr so billig machen, so müssen eben zweit, oder gar drittklassige Ziele, (aus der Sicht der Betriebswirte der Carrier) nach Stücknutzen kalkuliert werden und dann sich plötzlich diese berühmten "Fliegenpreise" nur noch den kleinen Punkt wert, welche dieses intelligente Insekt so listig an den Möbeln hinterlässt. - Bei La Palma kommt erschwerend hinzu, dass wir diesen vermaledeiten letzten Winter gegen uns hatten, wo so oft aus meteorologischen Gründen der Flughafen geschlossen werden musste, dass die Fluggesellschaften heftige Mehrkosten zu tilgen hatten und seit dem La Palma bei den Carriern immer gleich bedeutend ist mit "Vorsicht!" - So werden wir uns auch langfristig, oder sollte man besser sagen langfrustig damit abfinden müssen, dass La Palma sich nicht einfach aus Zufall "befliegen" lassen kann, nach dem Motto, irgend eine Kanareninsel, Strand, billig, sauber und viel saufen, in welcher Reihenfolge auch immer, das muss ich offen lassen. - So funktioniert dann das System des All-inclusive auch nicht mehr, welches leider einige Hotels hier bereits eingeführt haben, nachdem man versucht hat die fehlenden Gäste mit billiger Masse zu füllen, da nun die Gesamtarrangements in dem Sektor auch nicht mehr billig genug angeboten werden können. - "Ashotel" drückt sich da in einer Presseerklärung noch drastischer aus, die rechnen vor, dass heute ein Flug aus Deutschland nach La Palma 600,- Euro kostet, nach Gran Canaria oder Tenerife aber nur die Hälfte. - Wir wissen, so heftig ist das nicht, das mag zum Beginn der Weihnachtsferien und Ostern so sein, aber natürlich fliegt man nach Tenerife oder Lanzarote von Deutschland aus billiger, als nach La Palma, einfach weil die Carrier da anders kalkulieren (müssen).

Ashotel warnt so auch, dass man für diesen November, einem der stärksten Monate im Jahr in den Hotelbetrieben der Insel nur noch mit einer Auslastung von 40 - 55 Prozent rechnet, was man durchweg als knapp am wirtschaftlichen Scheideweg benennen muss. - Ich kann das nicht nachprüfen, aber wohl bestätigen, dass uns das Fehlen dieser Flugverbindungen hart zusetzt, auch wenn es durchaus möglich ist für den Reisenden, früh genug seinen La Palma Urlaub zu planen und sich dann mit reinen Flugpreisen zwischen 250 und 350 Euro auseinandersetzen muss. - Auch gibt es viele Möglichkeiten, über die anderen Kanareninseln oder Madrid zu uns gelangen, wer also nach La Palma will, der kommt auch hier her. - Für Massen oder sagen wir mal lieber konservativen Pauschaltourismus ist das nicht lockend, dazu warten viel zu viele andere Destinationen, welche erheblich einfacher zu erreichen und strategisch besser zu kalkulieren sind. - Wir werden uns somit eben wieder als Nischendestination wieder finden, etwa da, wo wir vor 10 Jahren bereits einmal waren und endlich anerkennen sollten, dass unser heftiger aber kurzer Ausflug in die Welt des Massentourismus noch vor den Massen bereits gescheitert ist. - Die dumme Aussage, ein größeres Flughafengebäude und noch mehr Hotels würden automatisch mehr Gäste auf die Insel locken ist auch längst widerlegt, selbst Ashotel rechnet uns inzwischen vor, dass vor 10 Jahren noch deutlich mehr Deutsche auf diese Insel flogen als jetzt, und damals hatten wir an die 3.500 Hotelbetten weniger. - In der Pressemeldung steht: von November bis März 1999 wären 45.600 Deutsche nach La Palma geflogen, im gleichen Zeitraum im Jahr 2009 nur noch 29.600. - Auch diese Zahlen kann ich nicht wirklich nachprüfen, aber es bestätigt, und übertrifft sogar noch meine Aussagen die ich in den letzten Jahren bereits immer wieder erklärt habe. - Leider fällt uns gegen diesen Trend nicht wirklich viel ein, im Gegenteil, hat man eben doch politisch den Versuch unternommen, aus La Palma eine kleine Kopie Tenerifes zu machen und ist damit kläglich gescheitert. - Gut daran ist, dass wir bereits auf dem Weg dahin kläglich gescheitert sind, und so die negativen Folgen noch kaum spürbar sind auf der Insel. - Allerdings gibt es bereits einige Gäste bei uns, die heftig davor warnen, wenn wir weiter daran basteln, dass unsere Authentizität weiter an touristischem Einheitsbrei abgeschliffen wird, wir auch noch die letzten Aufrechten verlieren, die La Palma eben bereits vor 15 Jahren als alternatives Urlaubsziel erkannt, und sich zum Teil sogar aktiv erarbeitet haben. - So kann man um Umkehrschluss sogar vermuten, dass solche Megalomanien wie das neue Flughafenterminal kontraproduktiv für unsere touristische Identität sind. - Das war nun eine gewagte Aussage, aber uns wird gar nicht anderes übrig bleiben, als schnell und konsequent diesen Traum vom massentouristisch kompatiblen Ziel verabschieden und uns endlich wieder unseren Vorzügen und Ressourcen positiv zuwenden. - Leider wird das ohne kompletten politischen Wechsel nicht mehr möglich sein, wie ich das bislang immer noch gehofft hatte. - Der Mai 2011 wird wohl nicht nur für das Schicksal einiger Politiker entscheidend sein, sondern auch in vielerlei Hinsicht für die gesamte mögliche Entwicklung dieser Insel, wir können uns den Luxus zukünftig, hier weiter von reinen Interessenlagen einiger Berufsgruppen geleitet zu werden, nicht mehr leisten.



Sonntag 07.11.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 31 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 24,9 Grad - niedrigste Temperatur 16,5 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 25,3 - Temp. Min 11,2 - Feuchte 21 - 73 % Niederschlag 0 mm

Kurzgebrautes
Krach, Bananen und die liebe Autobahn

In Los Cancajos soll nun früher ins Bett gegangen werden. - Weniger aus gesundheitlichen Gründen wird die Sperrstunde von Lokalen der "Gruppe 4" (ich wusste nicht, dass es eine solche Klassifizierung gibt) nun von 07:00 morgens auf 04:00 früher morgens zurückgedreht. - Im Plenum der Gemeinde Breña Baja einigte man sich darauf das nun so zu machen, denn immer wieder käme es vor, dass sich die Schwärmer der Nacht bereits mit den ersten frühen Gästen des Tages mischen, und in Los Cancajos vertrete man eigentlich die Philosophie, ein Erholungsort für Tagesaktivitäten zu sein. - Das ist mal eine Erklärung, also nichts mehr mit Leben 24 Stunden lang, Sperrstunde wird wieder größer geschrieben und der Bürgermeister schiebt als Erklärung noch hinterher, dass man bis 04:00 Uhr morgens wohl auch bereits genügend nächtlichen Vergnügens gehabt hätte. - Gut, so kann man das auch sehen, aber der wirkliche Hintergrund ist wohl, dass man immer wieder Ärger mit angetrunkenen Halbstarken hatte, die meist im äthylischen Drüsenfieber ganz, oder sogar doppelt stark werden, und dann jede Menge Mist gebaut haben, und diesen Anblick will man eben dem konservativen Badepublikum des Ortes ersparen. - Auch ging immer mal wieder das einer oder andere zu Bruch, und mit der früheren Schließung will man eben erreichen, dass nicht mehr so viele Jugendliche auch noch aus Santa Cruz nach Los Cancajos kommen, um dort eben die späte Sperrstunde komplett auszureizen. - Das bedeutet aber auch wieder für so manches Etablissement, dass man Gäste verliert, und denen wird diese Maßnahme sicherlich nicht schmecken. - Der Gegenvorschlag der Interessenvertretung von jugendlichen Bürgern aus dem Starktrinkermilieu, man möchte doch einfach eine morgendliche Sperrstunde einführen, dass man vor 09:00 Uhr nicht aus dem Haus gehen dürfte, wurde einstimmig abgelehnt.

Zusammen sind wir stark. - Das war so ganz eindeutig die Nachricht an den Sektor der Bananenproduzenten, nachdem der Zusammenschluss der Kooperativen "Cupalma", "Morriña" und "Bonana" nach langem Bangen endlich über die Bühne gegangen ist. - "Morriña und "Bonana" fanden sich bereits vorher zusammen, nachdem beide kleinen Kooperativen bereits erhebliche Schwierigkeiten hatten, konnte aber dennoch nicht weiter auf dem Markt bestehen und mussten sich so, übrigens nach langen Verhandlungen, dem Riesen auf dem Kooperativensektor der Bananenverwertung auf La Palma, der "Cupalma" wohl oder übel anschließen. - Man hoffte auch insgesamt, sich endlich auf La Palma dazu durchzuringen, die Anzahl der Kooperativen weiter zu senken, da man eben von nur ein paar großen Vermarktern besser vertreten werde, als von vielen Kleinen, die jede ihr eigenes Süppchen kocht. - "Cupalma" belegt heute bereits mit über 40% der Produktion, und über 2.200 angeschlossenen Landwirten den bestimmenden Anteil, und das sehen nun wieder ein paar anders denkende Landwirte nicht so gerne. - Gerade hatte man die Anzahl der Kooperativen auf La Palma von 15 auf 14 senken können, da sind es derer nun wieder 15, weil eine kleine Gruppe Landwirte einfach eine neue Kooperative gegründet haben. - Diese Landwirte stammen allesamt aus der Gruppe welche "Cupalma" von "Morriña" und "Bonana" übernommen hatte, und frech wie die Palmeros nun mal sind, gründet man einfach die Kooperative "Cosepal" (Cosecheros de La Palma), und kocht weiter sein eigenes Süppchen. - Allerdings stehen diese 30 Pflanzer, welche sich nun für diesen Weg entschieden haben, auch nicht ganz alleine da, die neue "Cosepal" ist nun Mitglied der Vermarktungsgesellschaft "Platacan", die eben nach dem Verschwinden der beiden anderen kleinen Kooperativen auf La Palma keine Vertragslandwirte mehr fand. - Man wird abwarten müssen, ob sich dieser Schritt der Bananenrebellen auch lohnt, und die hier immer gierige Presse, wenn es um das Wohlergehen des Bananensektors auf der Insel geht, wird uns sicherlich auf dem Laufenden halten.

Unsere Presse bietet aber noch mehr. Dazu gehört auch ein interessantes Interview mit dem Ex-Bürgermeister aus Los Llanos, Juan Ramón Hernández Gómez, der vor fast drei Jahren nun in das Gobierno de Canarias wechselte, und dort das Ressort für öffentliche Bauten und Infrastruktur leitet. - Ja der, dem wir Juan Ramóns "Lampenladen" zu verdanken haben, also das an El Paso angrenzende Industriegebiet, wo man nun auch die polemischen Asphaltwerke installieren will. - Aber davon spricht er in dem Interview nicht, wohl aber davon, dass die Kanaren bald genügend Asphalt und Straßen haben werden, so dass die Zukunft gut geschmiert gesichert ist, dann aber kaum noch neue Straßen gebaut werden müssen. - Allerdings erst, wenn alle bereits aufgelegten Pläne und Projekte durchgebracht sind, und damit meint er wörtlich auch die "Eje transinsular de Canarias", und damit auch die hart in der Kritik stehende 4spurige Schnellstraße von Santa Cruz de La Palma nach Los Llanos, die uns allen am besten als "Autovía" bekannt ist. - Der möchte das also trotz Finanzkrise durchziehen, allerdings wird ihm das vor dem Mai 2011 nicht mehr gelingen. - Bis dahin kann hier noch auf La Palma der Ausbau der Südumfahrung in Angriff genommen werden, und eben die bereits in der Vergabephase befindliche Umgehungsstraße von Tazacorte. - Für die Wahlen im Mai 2011 sehe ich aber gute Chancen, dass sich so einiges ändert im Gobierno de Canarias, und wenn man dann mit neuen, oder ehrlicheren Zahlen die Autobahnpläne auf La Palma noch mal gründlich analysiert, denn kann man vielleicht diesen völlig aberwitzigen und absolut unnötigen Verkehrsweg noch politisch abwenden. - Wer das ganze, sehr ausführlich und durchaus gut gefragte Interview von heute in der Zeitung "La Opinión" lesen will, der klickt ganz einfach HIER.



Sonntag 07.11.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 45 % - Luftdruck 1020 hPa

San Martín
Kastanien, Wein, und manche Sau überlebt das nicht

Eigentlich ist der Sankt Martinstag erst am 11. November, aber San Martín dauert hier eh immer länger als nur einen Tag, so schnell bekommt man ja den alten Wein nicht aus den Fässern, um Platz zu haben für den Neuen. - Ein offizielles Weinfest hat man auch dazu bereits abgehalten in Los Llanos, die XV Jornadas de la Viña y el Vino San Martín 2010, also die 15. Tage der Reben und des Weines San Martín 2010. - Mag anderswo der Martinstag mit Gänseessen oder Laternenumzüge zu tun haben, hier steht der San Martín immer ganz im Zeichen des Weines, des neuen Weines besser gesagt. - Allerdings ist das auch ein bisschen widersprüchlich in sich, denn in manchen Regionen der Insel, besonders im Nordwesten in den hohen Lagen, ist die Weinernte noch gar nicht abgeschlossen, da kann von dem neuen Wein also noch gar keine Rede sein. - Macht nichts, San Martín kann man hier feiern wann man will, und auf jeden Fall ist es die Zeit, wo man sich gegenseitig in den vielen kleinen privaten Bodegas trifft, um eben den neuen Wein des Nachbarn, Kollegen, Freund, aber auch schon mal Konkurrenten zu verkosten. - Anlässe in den Bodegas zu verschwinden gibt es für die Kerle von hier natürlich mehr als nur den San Martín, aber um diese Jahreszeit herum ist es einfach Pflicht, da hilft auch noch keine so exakt gefeilte Argumentationskette der Ehefrau, da ist der angeborene Bodegadrang oft stärker als andere Hormoncocktails. - Da muss man gleich noch ein ziemlich chauvinistisches Kapitel Erklärung mit einflechten, denn manch einer könnte nun sagen, soll doch die Frau einfach mitgehen auf die Bodegatour, dann kann auch wenigstens einer am Abend das Fahrzeug halbwegs gerade nach Hause bringen. - Dem steht viel im Wege, Spanien ist zwar das Land der gesetzlichen Gleichberechtigung sowieso, aber das Gesetz scheint hinter jeder Bodegatür sofort nasse Füße zu bekommen, denn die Bodega ist bis heute auch hier fast frauenfrei gehalten. - Das mag der letzte männliche Rückzugsposten zu sein, vielleicht wie anderswo der Hobbykeller, oder die angebaute Zweittoilette, die nur vom Haushaltsvorstand genutzt wird. - Begründung dafür, und ich hoffe Sie sitzen, war und ist, falls Frauen ihre Regel haben, und mit dem Wein in Berührung kommen, dann wird der Wein sauer. - Gut, ich weiß auch, dass sich da der Hormonhaushalt der Frauen ändert, und sich auch anderswo hartnäckig solche Geschichten halten, aber das ist natürlich völliger Quatsch, und dass die blanke Anwesenheit von Frauen in einem Weinkeller schädlich für die Reifung des Weines sei, gegen dieses Vorurteil hätte sich Alice Schwarzer wohl man deftiger zur Wehr setzen müssen. - Allerdings gibt es auf La Palma nun auch nicht Gruppen stürmischer Kampfemanzen, welche bindenschwingend die Bodegas stürmen würden, um mit diesem chauvinistischen Gebaren aufzuräumen. Man gönnt sich einfach diese freien Sonntage, und ich glaube auch, mehr als nur eine palmerische Hausfrau ist ganz froh darüber, dass er den Sonntag verräumt ist, und dass sie die Bodega nicht auch noch aufräumen muss.

Anfang November, das ist auch die Zeit der Kastanien, die es hier auf La Palma so reichlich gibt, dass man sich schon gar nicht mehr die Mühe macht, diese im großen Stile zu sammeln und mal versucht, außerhalb der Insel mit unseren Kastanien was zur Inselvolkswirtschaft beizutragen. - Gesammelt werden halt die, welche nah genug an der Straße liegen, und dann röstet man diese in großen Metallkesseln, bis sich die Schale einfach entfernen lässt. - Kastanien und Wein, das gehört für uns zusammen, und auch wenn der Wein nur manchmal dazu dient, sich die von den gierig verschlungenen Kastanien verbrannte Zunge wieder kühl zu trinken. - Auch ist es die Jahreszeit der ersten "Nacidas", kleine Würztrüffel, also Pilze, die man hier jetzt überall in den Bergen findet. - Die schmecken uns Mitteleuropäern eigentlich nicht so richtig, aber gehören eben auch zur Sankt Martinsdiät dazu, genau so wie Feigen und geröstete Speckwürfel in Gofio gewälzt, die so genannten Chicharrones. - Bei solch derber Kost in mehr oder weniger großen Höhlen kunstvoll aus Lavastein gebastelt, da unterhält es sich bestens und man kann sicher sein, dass jeglicher Wein mundet, auch wenn man am nächsten Tag eigentlich immer Kopfschmerzen hat. - Ich weiß nicht, ob es vielleicht der in solchen Bodegas immer auftretende Geruch von wilden Hefen das ausmacht, die vielen lautstarken Diskussionen, oder einfach irgendein Gläschen zwischen dem 13. und 17. dann doch aus einem Fass war, welches eine Frau angefasst hat. - Viele Bodegabesitzer nehmen solche sonntäglichen Treffen aber auch gerne dazu her, endlich den alten Wein los zu werden, und hoffen darauf, dass nach einer gewissen Grundspiegelung der Besucher, keiner mehr diesen weit verbreiteten Schwindel bemerkt. - Solche, eigentlich nicht mehr als spontane Fiestas zu bezeichnende Events sind übrigens nicht statisch, es ist durchaus üblich, dass man dann von Bodega zu Bodega zieht, um eben auch andere stolze Besitzer solcher palmerischen Kulturkonstanten mit seinem Besuch noch ehren kann. - Seltener geworden ist allerdings der Brauch, an San Martín sein Schwein zu schlachten. - Da steht einmal das Gesetz im Wege, Hausschlachtungen sind eigentlich längst verboten, und auf der anderen Seite halten immer weniger Privathaushalte hier auf der Insel hinterm Haus ein oder mehrere Schweine, das ist halt einfach nicht mehr kompatibel in unserer moderner werdenden Gesellschaft. - Dennoch muss so manche Sau immer noch den San Martín fürchten, wir wissen ja, spätestens an den Bodegagrenzen endet auch der Geltungsbereich des Gesetzes, aber dazu muss man dann halt schon auch eine "kritische Masse" an Besuchern haben, welche in gemeinsamer Anstrengung diese Sau dann auch vertilgen. - Dennoch bleibt ein netter Spruch aus diesem Brauchtum hängen, "A cada cerdo le llega su San Martín", was nichts anderes bedeutet als, für jedes Schwein kommt sein Sankt Martin, allerdings wird dieser Spruch meist bildhaft benutzt, wenn einem ungeliebten Menschen etwas Böses widerfährt, oder sich ein korrupter Politiker endlich seinen juristischen Häschern ergeben muss. - Fahren Sie die kommenden Tage langsam und aufmerksam durch ländliche Gebiete mit viel Weinbau, da huschen manchmal komische Gestalten durch die Landschaft, und sollte man sie einladen auf ein solches Fest, Frau zu Hause lassen, und der Rest läuft komplett auf eigene Gefahr ab. - Sagen Sie später nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.





Samstag 06.11.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 15 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 30,0 Grad - niedrigste Temperatur 19,8 Grad

Der unbekannte Bruder - El Hierro
Jetzt auch Nachrichten vom wirklichen Ende der Welt

Was hat man nicht schon alles über La Palma gesagt, der letzt Furz im Universum, am A…der Welt. - Bis hier her und nicht weiter. - Das ist alles Quatsch, wir sind nämlich nur der vorletzte Furz im Universum, und nur das Steißbein. - Denn kurz vor dem Horizont nach Süden hin geblickt, da gibt es noch eine Kanareninsel, kleiner als La Palma und gar noch kleiner als La Gomera und nur an manchen Tagen im Jahr, kann man diese Insel auch von La Palma aus sehen. - Deshalb vielleicht oft dieser Fehlglaube mit der letzten Insel vor Amerika, oder auch der letzten Tankstelle vor Maracaibo. - Kann natürlich auch sein, dass man La Palma so oft als letzten Furz im Universum bezeichnet, weil nach 20 Jahren Coalición Canaria in absoluter Mehrheit einfach nichts anderes dabei herauskommen kann. - Auf El Hierro gibt es offiziell die Coalición Canaria überhaupt nicht, aber dafür die "AHI" (Agrupación Herreña Independiente), welche der CC nahe steht, aber offiziell niemals in der politischen Formation aufgegangen ist, die man seinerzeit aus den Schwesterparteien der "AHI" auf Tenerife "ATI" und La Palma "API" gegründet hat. - Die allermeisten, auch hier auf La Palma, die wissen eigentlich so gut wie gar nichts von unserem südlichen Bruder, und dem kann ich mich nur anschließen, die einzeige die je auf El Hierro war von unserer Familie, das war meine große Tochter, die dort an einer Sportveranstaltung teilnahm. - Es gibt hier wohl Leute, die waren schon auf El Hierro, haben dort auch Bekannte und schwärmen wohl von den Menschen dort, die als charakterlich mindestens verwegen gelten, aber auch geradeaus. - Auch sagt man, dort spreche man keinen solchen kanarischen Kauderwelsch wie auf den anderen Inseln, sondern ziemlich klares Spanisch, aber man sagt viel, wenn man wenig weiß. - Eher durch einen Zufall haben sich für uns jetzt Kontakte zu Menschen auf El Hierro ergeben, und da ich nichts weiß über diese Insel sollen die doch mal über ihr Kleinod dort berichten. - Das tun sie auch, prinzipiell macht das mal der "Mirador de el Hierro", die einzige deutschsprachige Zeitung der Insel, welche nur als Papierausgabe und nicht im Internet erscheint. - Das wird sie auch weiterhin nicht, oder besser nicht ganz. - Denn wir haben das Glück, dass wir ausgesuchte Beiträge aus dem Mirador hier in der Seite veröffentlichen dürfen, und so wieder ein Stückchen über unseren palmerischen Tellerrand herausblicken können. - Wo wir schon ein Tagebuch aus Kanada haben, da muss doch eigentlich auch was über unsere so unbekannten Nachbarn heraus zubekommen sein, und dem können wir jetzt genügen. - Etwa im Abstand von einem Monat wird es zwischen 5 bis 10 Artikel aus dem "Mirador de El Hierro" geben, und wer dann noch mehr darüber wissen will, der kann sich diese Zeitung auch überall in Europa per Post ins Haus kommen lassen. - Jetzt fangen wir aber einfach mal an, eine neue Rubrik bei La Palma Aktuell, El Hierro Aktuell. - Wie phantasievoll…





Samstag 06.11.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 15 % - Luftdruck 1020 hPa

Nachhaltigkeit
Ein Wort kämpft ums Überleben

Wie lässt der Politiker heute auf den Kanaren eine Rede schreiben? - 12 mal das Wort "sostenibilidad" und "desarollo sostenible" muss darin vorkommen, also Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung, der Rest ist fast schon egal. - Dabei hört man dieses Wort bereits vor Schmerzen schreien, getreten, vergewaltigt und ausgelaugt muss dieses feine Stück Vokabel bereits völlig sinnentleert dringend in die Reha. - Es geht nicht darum, dieses Wort auf die Goldschale zu legen, und nur den ganz eigentlichen Sinn dieser Vokabel zuzulassen, ich mag es eh, wenn Sprache frei angewendet werden kann. Allerdings verwandelt sich dieses Wort oft genug zum plumpen Verkaufsargument, oder schlimmer noch, als Mogelpackung im modernen Ablasshandel. - Es ist dabei egal, um welches Thema es sich handelt, ich habe schon von nachhaltiger Geisteshaltung gelesen, musste mich über nachhaltige Bevölkerung aufklären lassen und über die nachhaltige Entwicklung der Subventionen von Zuckerrohr und Bananen. Wir haben bereits nachhaltige Hotels, wollen nachhaltig noch 7 derer mehr bauen, auch wenn wir längst ein desaströses Überangebot an Betten haben, und die geplanten Golfplätze strotzen sogar vor Nachhaltigkeit. Dann muss man davon lesen, dass die Müllabfuhr auf der Insel nicht mehr von den Gemeinden organisiert werden darf, weil das unnachhaltig sei. Das Wegschaffen von Müll kann weder nachhaltig sein noch unnachhaltig, vielleicht effizient oder weniger, oder haben die etwa Angst, dass wir nicht genau so viel Müll nachproduzieren wie die wegräumen können? - Keine Angst, das schaffen wir locker, wo doch eh der gesamte Inselmüll dann nachhaltig in einem Barranco landet. - Das alles müssen die Leute von der UNESCO übersehen haben, als sie uns nun den Titel "Destino Turístico Sostenible" verliehen haben, also nachhaltiges Reiseziel. - Dabei bin ich keineswegs dagegen, dass man diese wunderbare Insel mit Lorbeeren überzieht, das hat die Insel sicher verdient. Wenn man das mit den allermeisten anderen Destinationen vergleicht, allerdings ist das nicht das Verdienst unserer klugen und nachhaltigen Planung, sondern lediglich dem Umstand zuzuordnen, dass uns die meisten Investoren bis heute übersehen haben, oder wir uns durch unseren unglaublichen Charme, beratungs- und fortschrittsresistent zu sein, nicht längst in ein zweites Tenerife oder Lanzarote verwandelt haben. - Die Auszeichnung nachhaltiges Reiseziel für La Palma kann durchaus noch in Ordnung gehen, nur muss man doch auch die seit ein paar Jahren eingeschlagene Entwicklung betrachten, die ja komplett in die konträre Richtung läuft. - Da scheint die UNESCO in einer Art Paralellwelt zu schweben, und verknüpft mit diesem Titel keinerlei Auflage oder Forderungen, welche auch nur in eine zarte nachhaltige Entwicklungsrichtung gehen.

Jetzt erhalten genau die Planer, welche den kapitalen Bockmist mit dem touristischen Sondernutzungsplan für die Insel eingefahren haben diese Auszeichnung, wo komplett auf auswärtige Investitionen in touristischen Großinfrastrukturen gesetzt wird, und vorhandene Anlagen und Kapazitäten überhaupt nicht berücksichtigt werden. - Das steht im klaren Gegensatz zu Nachhaltigkeit, Bestehendes wird nicht berücksichtigt oder erneuert, sondern ab damit in die Tonne, und daneben einen weiteren Großklotz der touristischen Einheitspampe hingestellt, welcher mit der Landschaft, der Architektur und gesellschaftlichen Notwendigkeiten dieser Insel so viel zu tun hat, wie die FDP mit der sozialen Marktwirtschaft. - Es erhalten nun die Planer der Asphaltwerke in Wohngebieten diese Auszeichnung, und schmücken sich damit, als hätten sie diese Insel selbst erfunden. - Die Planer der absolut unnötigen vierspurigen Schnellstraße quer durchs Weltbiosphärenreservat werden von einer Organisation belohnt, welche sich eigentlich zur Aufgabe gemacht hat, Moral und nachhaltige Entwicklung in die brutale Welt der globalen Ansprüche zu bringen. - Das ist eine komplett verfehlte Politik seitens der UNSECO, solche Auszeichnungen, wie auch das mit dem Weltbiosphärenreservat und eben jetzt das nachhaltige Reiseziel, das muss mit klaren Aufgaben und Richtlinien versehen werden, nicht einfach wie ein Stück rohes Fleisch vor eine Meute hungriger Hunde geworfen. - Und als Krönung der Nachhaltigkeit fliegt unser Präsident des Gobierno de Canarias noch eigens mit einem Hubschrauber, der eigentlich für Notfälle aller Art auf den Inseln gedacht ist, noch für ein Stündchen nach La Palma, um bloß mit auf dem nachhaltigen Pressefoto zu sein, welches uns heute aus allen Regionalzeitungen in die zornigen Augen springt. - Die Insel kann rein gar nichts dafür, und leider sind Politiker auch recht nachhaltig, denn es sind nachwachsende Rohstoffe. - Immer wenn mal so ein Lümmel geht, und man hofft, jetzt wird alles besser, dann biegt sofort die nächste Pappnase um die Ecke und setzt uns den gleichen Mist auf einem neuen Teller immer und immer wieder vor. - Man muss der Krise ja durchaus dankbar sein, dass viele der megalomanischen Projekte hier auf der Insel noch nicht durchgesetzt sind, und es wohl auch niemals werden. - Schade nur, dass wir uns irgendwie nicht selbst aus diesem Kreislauf der befreien können, sondern eine Krise brauchen, um uns vor trojanischen Pferden unter dem Deckmantel vorgegaukelten Fortschritts zu bewahren. - Chapeau an La Palma, die Insel hat das verdient, allerdings Gelbe Karte an die UNESCO, diese Auszeichnung nicht mit strengen Auflagen zu verknüpfen und dem Wort Nachhaltigkeit damit mal wieder kräftig in die Silbe zu treten.



Freitag 05.11.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 12 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 31,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,9 Grad

Kurzgedöns
Bei über 30 Grad im November passiert nicht viel

Gott, was liebe ich ein Calimachen in dieser Jahreszeit. - Allerdings bleibt das nur noch bis morgen so, dann setzt sich ein großes und respektables Hochdruckgebiet wieder fast über den gesamten Nordatlantik und wird uns wieder mit Passat bestreichen. - Aber damit ist auch die Gefahr wieder gebannt, es könnte uns eines der Tiefdruckgebiete erreichen, welche westlich von uns noch vagabundierten. - Mit bis zu 1044 Hektopascal Kerndruck ist es kein Wunder, dass dieses Hoch alle Störungen da hin schickt wo sie hingehören, nämlich viel weiter in den Norden. Ist also in den kommenden Tagen nichts mit Regen auf der Westseite, aber im Osten kann der Passat wohl auch Niederschläge lassen. - So ein bisschen geht damit aber auch die Bauernregel mit dem Oktobermond dann flöten, denn damals, Anfang Oktober regnete es und da behauptet der Volksmund hier nämlich, "luna de octubre, siete lunas cubre", was nicht anderes bedeuten soll, dass dieses Wetter, welches im ersten Oktobermond herrscht, den ganzen Winter über vorkommen wird. - Übrigens sprechen wir dabei vom ersten Oktoberneumond, nicht Vollmond, wie man eigentlich glauben möchte. - Aber Wasser brauchen wir momentan auch noch nicht, der Regen im Oktober hat sehr gut vorgehalten, weil er eben nicht sintflutartig vom Himmel fiel, sondern fein dosiert gut von der Erde aufgenommen werden konnte. - Nächste Möglichkeit für Regen lässt sich erst sagen, wenn das große Hoch an Kraft verliert oder sich nach Osten verdrückt oder sonst was macht, so lange es dort steht, da kann uns nichts passieren.

In El Paso geht man jetzt auf Konfrontation mit einer der einflussreichsten Familien im Ort. - Es geht um das Anwesen der Familie Monterrey, denen auch das weiland einzige Hotel im Ort gehörte, angeschlossen an ein Theater, welches im italienischen Stil erbaut wurde. - Die Stadt hat oftmals versucht, das Gebäude des schon lange nicht mehr betriebenen Hotels samt Theater zu kaufen, aber eine riesig große Erbengemeinschaft verhinderte die Übernahme durch reichlich übertriebene Geldforderungen, da die Baustruktur des Hotels als sehr mangelhaft beschrieben werden muss. - Auch hat die Gemeinden nicht wirklich das Geld, dieses für die Stadt El Paso emblematische Gebäude zu erwerben und man fürchtet nun, dass ein privater Investor dieses Gebäude und Grundstück übernehmen könnte und somit der lang gehegte Traum von einer Wiederauferstehung des Geländes in Gemeindehand nicht geschehen wird. - Aber man hat halt kurze Hände als kleine Gemeinde, und verfällt nun auf einen Trick, der nun uns Sozis eingefallen ist. - Das Theater soll nun als öffentliches Kulturgut eingestuft werden, dann kann dieses nicht mehr veräußert werden, oder nur unter extrem schweren Auflagen und man könnte so den Verkauf des Anwesens an Dritte zumindest schwieriger machen. - Der Vorschlag der Sozialisten wurde im letzten Plenum auch von den drei regierenden Gruppen für gut befunden, auch wenn man damit sich den Zorn einer der großen Familien des Ortes zuziehen wird. - So freuten sich die Sozis natürlich, dass auch die anderen Parteien diese Idee gut finden, so steht man nicht alleine als Bösewicht vor den Honoratioren da. - Aber man will der Familie auch zeitlich entgegenkommen, damit diese ihre sicherlich vorhandenen Einwände vortragen können. - Der Antrag der Stadt geht nun weiter ans Cabildo Insular, und die müssen prüfen, ob alles korrekt ist und danach erst kann der Antrag ans Gobierno de Canarias gehen, die dann irgendwann darüber entscheiden, ob dass das "Teatro Monterrey" als "Bien de Interés Cultural" unter Schutz gestellt wird.

In Fuencaliente geht es dagegen wieder mal um die "Fuente Santa", die Quelle mit dem Thermalwasser, und wie wir diese natürliche Ressource nutzen wollen und werden. - Die Quelle liegt nun schon ein paar Jahre still und nutzlos herum, und das geht allen auf den Senkel, weil halt jedem klar ist, dass eine solche Heilquelle durchaus als hervorragende touristische Attraktion zu begreifen ist. - Aber es tut sich nichts, weil man sich noch nicht mal um die Zuständigkeiten einig geworden ist. - Zu viele Köche sind an dem Brei beteiligt, Gemeinde, Inselregierung, Gobierno de Canarias, Wasserrat und letztlich auch noch die Küstenbehörde, weil nämlich der Eingang zu dem Stollen noch auf dem von der Küstenbehörde kontrollierten Übergang vom Meer zur Landmasse liegt. - Der Zugang wiederum von der Straße bis zum Eingang untersteht der Kontrolle des Consejos Insular de Aguas und um nun alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen, soll ein Konsortium gegründet werden, in dem alle Beteiligten zu Worte kommen. - Das aber ist nicht so einfach auf die Beine zu stellen und nun prescht die Gemeinde Fuencaliente erneut vor, und will bereits mit möglichen Investoren verhandeln, die später dann den Betrieb eines Badehauses finanzieren könnten. - Allerdings sieht man dieses von der Inselregierung aus gar nicht gerne, denn solche eigensinnigen Aktionen wie von der Gemeinde können deutlich nach hinten losgehen. - Sollte wirklich ein Investor anbeißen, was gar nicht unwahrscheinlich ist, verspricht doch eine solche Einrichtung als einzige auf den Kanaren wohl schon Erfolg, dann könnte man den gleich wieder vergraulen wenn der plötzlich mitbekommt, dass er mit den falschen Leuten verhandelt hat, weil eben die Gemeinde über viele Dinge im Zusammenhang mit der Quelle überhaupt keine Befugnisse hat. - Vielmehr vermutet man dahinter auch ein böses Parteienspiel in dem kleinen Ort, denn der dortige Bürgermeister der Coalición Canaria hat keine Mehrheit mehr, und die um einen Rat stärkere Opposition treibt diese Bemühungen voran, um wohl die Wählergunst durch solch populistische Aktionen zu gewinnen. - Das wird noch lange dauern, bis man endlich einen guten Schlüssel gefunden hat diesen Inselreichtum auch wirtschaftlich zu nutzen, und vor allem, dass diese Renditen nicht in irgendwelchen Kanälen verschwinden, sondern tatsächlich der Insel und ihren Einwohnern einen Vorteil verschafft.





Freitag 05.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 10 % - Luftdruck 1017 hPa

Nie wieder
Más Nunca bekommt nun Post vom Anwalt

Das Feuer im August des vergangenen Jahres beschäftigt uns hier auf vielfältige Weise immer noch. - An den Straßen wird immer noch repariert, die Vegetation hat sich auch noch nicht komplett erholt und in der Landwirtschaft kommt auch kaum Freude auf, weil der Weinbau in diesem Jahr ebenso kriselt. - Noch dazu hat das Feuer, und die im Winter darauf folgenden Erdrutsche auch am Image der Südgemeinde gekratzt, es kommen schlichtweg weniger Besucher dorthin. - Natürlich auch, weil die Straße nach Fuencaliente aus dem Aridanetal immer noch stundenweise gesperrt ist, und manch ein Gast halt einfach keine Lust hat, da anderthalb Stunden zu warten, um dann erst weiter zu fahren. - Bis Fuencaliente sich wieder komplett von diesem Brand und den Erdrutschen erholt hat, das wird noch eine Weile dauern. - Auch ist noch das Verfahren gegen die drei Beschuldigten offen, welche verantwortlich für das Feuer sein sollen, die Veranstalter der Fiesta in Tigalate, von wo aus das Feuer nach dem Abschlussbericht der Guardia Civil durch Böllerschüsse ausgelöst wurde. - Und eine weitere Folgenfront gibt es noch, die jetzt vor Gericht geht, viele Spendengelder, an die 84.00 Euro sind in jenen Tagen an eine Organisation aus Gran Canaria geflossen, welche dieses Geld nun nicht mehr herausrücken will. - "Más Nunca" nennt sich diese vor Jahren gegründete Hilfsorganisation mit Sitz auf Gran Canaria, die nach den Waldbränden dort entstanden ist, als Sprachrohr und Plattform, welche den Geschädigten Unterstützung und Hilfe gegenüber den Behörden und Versicherungen gegeben hat. - Jetzt darf man getrost fragen, wie erhält eine Hilfsorganisation auf Gran Canaria so viel Geld aus La Palma, nachdem es hier auf der Insel gebrannt hat und in einer beispiellosen Spendenaktion richtig viel Geld eingegangen ist. - "Más Nunca", was nichts anderes heißt als "nie wieder" hat sich eben kurz nach dem Feuer in Fuencaliente auch hier auf der Insel angeboten, Hilfe zu leisten und da diese Organisation seinerzeit großes Presseecho erfahren hat, haben sich auch lokale Kräfte dieser Gruppe angeschlossen, im besten Glauben an die guten Vorsätze der Hilfsorganisation. - Es gab mehrere Spendenkonten, bei der Caja Canarias, die Inselregierung hatte eines eröffnet, die Gemeinde Fuencaliente selbst und eben jenes von "Más Nunca". - Darauf gingen insgesamt an die 84.000 Euro ein, vielleicht auch weil viele den "offiziellen" Spendenkonten der Inselregierung und der Gemeinde Fuencaliente irgendwie nicht vertraut haben.

Jetzt, im Nachhinein wissen wir es besser, denn die Gelder welche an "Más Nunca" geflossen sind, kamen nie bei den Geschädigten im Süden der Insel an. - Nicht einfach, weil das Gauner wären bei "Más Nunca", sondern weil in deren Statuten steht, dass alle Spenden nur dazu verwendet werden, Geschädigten im Kampf mit der Bürokratie zu helfen, nicht aber, dass Geld direkt an die Bevölkerung ausbezahlt wird. - Die lokalen Mitstreiter dieser Organisation wussten das zum großen Teil gar nicht, und manche die es wussten, die nahmen das nicht so richtig ernst, bis eben dann die Gelder verteilt werden sollten, die Führungsetage in Gran Canaria die Schecks aber nicht abzeichnen wollte, da es eben gegen die Statuten der Organisation verstoße. - Von da an, bis jetzt, gibt es ein unschönes Gezänke mit der Gruppe "Más Nunca", die sich auch gar nicht mehr auf Gespräche über diese Gelder einlassen und man inzwischen wohl den Verdacht schöpfen muss, die wollen das Geld irgendwie für sich behalten. - Anders kann man es inzwischen nicht mehr sehen, denn es gab großen Presserummel, auch auf Gran Canaria wegen dieser Gelder, und bis heute, also 15 Monate nach dem Feuer, ist noch kein Euro davon in Fuencaliente eingegangen. - Auch die Gemeinde Los Llanos zahlte auf dieses Konto ein, an die 28.000 Euro, die man in diversen Veranstaltungen gesammelt hat. - Mehrmals unternahm die Gemeinde den Versuch, wieder an das Geld zu gelangen um es endlich nach Fuencaliente zu bringen, aber immer brach wieder das Gespräch ab und inzwischen erreicht man dort in Gran Canaria niemanden mehr der Organisation "Más Nunca". - "Die gehen einfach nicht mehr ans Telefon wenn wir anrufen", so beschreibt das der Bürgermeister aus Los Llanos und hat nun Klage eingereicht gegen "Más Nunca", wegen Veruntreuung, und so landet diese Geschichte nun vor Gericht, die eigentlich mal ein schöne Beispiel sein sollte, wie man inselübergreifend helfen kann. - Más nunca, nie wieder denkt sich da mancher, und wird sich in Zukunft Spendenkonten noch besser aussuchen.



Donnerstag 04.11.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 15 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 28,6 Grad - niedrigste Temperatur 19,4 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 25,9 - Temp. Min 9,4 - Feuchte 30 - 91 % Niederschlag 0 mm

Sag mir wie du heißt…
… und ich sag dir wer du bist

Na ja, wenn das so einfach wäre. - In Deutschland hat sich ja das Namensrecht bereits vor vielen Jahren geändert, da darf nach einer Eheschließung der Nachname frei ausgewählt werden. - Seinen, ihren, beide, erst den des Mannes, dann den der Frau, nur nach Dreifachdoppelnamen ist glaube ich Schluss. - Also, wenn Frau Thielemann-Mettbrumsel Herrn Schulzhof-Senftröger ehelicht, dann weiß ich nicht wirklich weiter, wie das gehen soll. - Aber darüber muss ich mir ja auch keine Gedanken machen, aber man kann das mit den Nachnamen finden wie man will, daraus geht halt nun nicht mehr schlüssig hervor, ob nun Frau Thielemann-Mettbrumsel und Herrn Schulzhof-Senftröger verheiratet sind. - Bei mir (auch bei uns, ich meine damit meine Frau und mich) ist das noch so richtig konservativ, in meinem Haus trägt alles meinen Nachnamen, selbst die Katzen. - Nicht etwa, weil ich ein konservativer Heini in der Beziehung bin, das hat man einfach damals noch so gemacht im letzten Jahrhundert, als wir uns ganz plötzlich und überraschend im Standesamt trafen. - Ich finde es allerdings immer noch praktisch, wenn die Kinder den gleichen Nachnamen wie die Eltern haben, da weiß man doch gleich, was einen erwartet… (Obwohl das bei unseren Kindern nicht geklappt hat). Hier in Spanien hat man damit allerdings so seine liebe Not, denn hier haben Frau und Mann, also ich meine Ehefrau und Ehemann nur zufällig mal den gleichen Namen. - Und noch komplizierter, immer zwei Nachnahmen, nicht nur einen, wie das eben konservativen Kräften in Deutschland heute noch widerfahren kann. - Allerdings führte das bei meinen Töchtern in der Geburtsurkunde zu dem lustigen Faktor, dass die eine nun Siebold Siebold mit Nachnamen heißt, und die andere Siebold Brandt, weil der damals fleißige Beamte auch den Mädchennamen meiner Frau fand und den für den zweiten Nachnamen hielt. - Gut, immer noch besser als Mettbrumsel-Senftröger, aber im deutschen Konsulat gab es auch kein Problem, das in den deutschen Ausweisen wieder zu korrigieren. - Jetzt aber zum Kern der Geschichte, alles andere war nur Vorgeplänkel, denn nun gibt es auch im spanischen Namensrecht Änderungen. - Die gab es zwar zum Teil und eingeschränkt schon länger, nun will man aber wirklich daran gehen, das deutlich zu reformieren.

Bislang war das so, Frau Gómez Martín heiratet Herrn Hernández Camacho, (in Spanien werden die "Apellidos" nicht durch einen Bindestrich verbunden, denn es handelt sich dabei nicht um einen Doppelnamen, sondern um zwei Nachnamen.) - Doppelnamen gibt es in Spanien auch, aber das lassen wir jetzt mal beiseite, sonst wird das zu kompliziert und ich finde noch mehr Gründe abzuschweifen. - Die Kinder, die heißen nach dem alten Namensrecht nun automatisch Weißichnicht Hernández Gómez, also erster Nachname des Mannes und erster Nachname der Frau. - Die zweiten Nachnamen die verschwanden, und das tun sie auch in Zukunft immer noch. - Allerdings kann man dann zukünftig wählen, die Kinder dann nicht auch Gómez Hernández heißen, ganz so wie man will. - Aber immer gebildet aus den ersten Nachnamen, ohne halt die übliche Abfolge "Mann-Frau" zu beachten. - Witzbrumsel meinen dazu, das wäre eh besser, denn bei der Frau wüsste man ja sicher, dass das Kind von ihr ist. - Komisch, das sieht bei uns ganz anders aus, meine zweite Tochter, die soll mir charakterlich so ähnlich sein und hat so gar nichts von meiner ordentlichen und fleißigen Ehefrau, dass die immer meint, das Kind sei nur von mir und es müsse eine andere Mutter geben. - Ja bei uns wird viel geredet, über uns auch, aber damit haben wir uns längst arrangiert. - Zurück zu den Namen. - Die Kinder müssen aber weiterhin die gleichen Nachnamen haben, also muss man sich beim ersten Kind festlegen. - Es sei denn, man tauscht den Ehepartner aus, das kommt ja hier inzwischen genauso frequent vor wie überall in Mitteleuropa, und dann blickt eh keiner mehr durch, was aber nicht nur am spanischen Namensrecht liegt. - Weiter regelt das neue Gesetz nun den Fall, dass man sich nicht einigen kann, welcher denn dem gemeinsamen Kind den ersten Nachnamen gibt, und wer den zweiten, dann der geht ja verloren, sollten dann Enkel kommen. - Der Fall tritt vielleicht nicht wirklich häufig auf, kommt aber vor, und das hat man nun geregelt, dann wird einfach alphabetisch vorgegangen. - Allerdings wenden da wieder Kritiker ein, dann gehen Nachnamen mit späten Anfangsbuchstaben auf die Dauer verloren, aber andere erwidern darauf dann, es käme eh so selten vor, dass man sich darum keine Gedanken machen muss. - Was aber deutlich vom Tisch ist, dass der zweite Nachname der Eltern ans Kind weitergegeben werden kann. - Auch können die Eheleute selbst nichts an ihrem Namen ändern, der bleibt also so, wie er von den Eltern gegeben wurde. - Allerdings nennt man auch eine Ausnahme. - Sollte es in einer Ehe zu häuslicher Gewalt kommen, und es sind bereits Kinder vorhanden, dann kann nach der Scheidung der Nachname des Schänders (korrekterweise müsste man nun auch sagen, oder Schänderin) von den beiden Nachnamen der Kinder wieder entfernt werden. - Was für ein Aufwand, wo doch hier eh alle nur beim Vornamen gerufen werden, nur die Polizei und der Richter nennen einen bei den Nachnamen, das kommt also nicht gut, wenn man seine Bekannten hier anruft, und plötzlich nach Herr Pérez Guzman fragt. - Ich hatte auch schon lustige Namen, in der Registrierung der Krankenversicherung heiße ich Walter Matias Ludwin Siebold Desconocido. - Desconocido heißt unbekannt, weil man bei mir halt keinen zweiten Nachnamen gefunden hat, aber der dienstbeflissene Amtmann keine Stelle frei lassen wollte, und nun wissen wir auch, wie so mancher Blödsinn über die Jahrhunderte in der Namensgebung entstanden ist.



Donnerstag 04.11.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1016 hPa

Tazacorte 21
Was ist notwendig und was nicht

Die Achse Paris - Bratislava, das ist ein ähnlich lustiges Argument wie, der Fähr- und Frachthafen von Puerto de Tazacorte bräuchte eine bessere Verkehrsanbindung. - Mehr offensichtliche Gemeinsamkeiten haben das Projekt Stuttgart 21 und der dritte Ausbau des Hafens hier an der Westküste eigentlich nicht, aber dennoch begleitet eine große Frage solche Mammutprojekte, muss man wirklich alles bauen was technisch möglich ist und noch irgendwie finanzierbar ist, oder könnte man mit kleineren Projekten, smarteren Ideen nicht viel mehr erreichen und das vor allem auf die Notwendigkeiten der Anwohner ausgerichtet. - Wo Stuttgart 21 ja schon irgendwie zur Frage nach dem Funktionieren der Demokratie wird, läuft der dritte Umbau des Hafens von Tazacorte ohne einschneidende Proteste ab, man hat sich damit abgefunden, dass man wieder Millionen an Steuergeldern, auch aus Fonds der Europäischen Union, hier vor der Westküste in den Atlantik versenkt werden. - Es ist erfreulich, wenn wir einen großen Hafen haben, keine Frage, allerdings wird man aus Tazacorte niemals einen Fähr- oder Frachthafen basteln können, da einmal kein Bedarf herrscht und unser funktionierender Hafen in Santa Cruz es auch niemals zulassen würde, dass man Schiffsverkehr von dort weg, auf die Westseite verlegen würde. - Was Tazacorte sein wird, ein mondäner und viel zu großer Sporthafen in denen fast mit Alibifunktion auch noch 20, meist kleine Fischerboote, lustlos herumliegen. - Was die Anwohner gewinnen können dabei ist, eine größere Mole, für einen längeren Spaziergang, und mindestens ein nettes Cafe im Hafen, um ab und zu mal Blicke auf Boote werfen, die man sich sowieso niemals leisten kann. - Und als Kompott, als logisches Kompott natürlich, braucht solch ein Hafen auch eine gute Verkehrsanbindung an den Rest der Insel, dass man von einem Hafen von dem Schiffe abfahren schneller zu dem anderen Hafen kommt, wo keine Schiffe abfahren. - Die Umgehungsstraße von Tazacorte kommt nun, im Eilverfahren, und in der Tat, wer die Verbindungsstraße von "Villa de Tazacorte", also dem oberen Teil der Stadt zum Hafen kennt, der muss schon anerkennen, dass diese kurvige und enge Straße nicht unbedingt zu den hochtrabenden Plänen passt, welche man mit dem Hafen von Tazacorte verbindet. - Den Hafen braucht keiner, also lasst uns eine ordentliche Straße dorthin bauen, das ist weitsichtige, nachhaltige und progressive Planung…

Protest gegen diesen neuen Verkehrsweg, den gibt es, aber nicht organisiert und damit auch nicht spürbar, also keine Aufmärsche, auch keine politische Partei die daraus Nutzen schlagen wollte gegen solch ein Projekt zu sein, also kommt diese Straße. - Notwendig ist die nicht, es gibt keinerlei Stau zwischen Hafen und "Oberstadt", man muss halt bloß langsam um die Kurven fahren und sich dann durch ein paar enge Stellen auch durch den Ort hangeln. - Aber was bitte ist überhaupt notwendig und wer setzt diesen Maßstab fest? - Heißt notwendig nur, dass man Not abwenden will mit einer Maßnahme oder darf man das auch zur Aufstockung von Infrastrukturen rekrutieren, weil eine Straße zu schmal und zu wenig passend für progressive Zukunftsplanung erscheint. - Ich weiß es nicht, mir erscheint diese Geschichte nun mit der Umgehungsstraße Tazacortes halt einfach nur wieder Stück eines Planes, den zwar Palmeros geschmiedet haben, aber welche, die gar nicht mehr auf dieser Insel ihren Wirkungsmittelpunkt haben, und somit die feinen Sensoren die nötig wären, um den Pulsschlag dieser Gesellschaft hier aufzufangen, gar nicht mehr besitzen. - Die Werte einer kleinen Insel über, erst Infrastruktur mit aller Macht, und dann sehen wir weiter, zu definieren, das lässt dieser Gesellschaft einfach keine Möglichkeit angemessen mit zu wachsen und sich in der eigenen Geschwindigkeit den permanent neu zu verteilenden Aufgaben anzupassen. - Das Wohl einer Gemeinschaft wird nun einfach mal nicht über vorhandene Straßenkilometer, Hubraum des Fuhrparks oder verkaufte Tonnen an Zement definiert, sondern über die Dichte an Ärzten, Künstlern und Akademikern, deren Arbeit dem Volk zur Verfügung steht, dass man heute, ohne Sicherheitsgurt auf eine Autobahn schickt und einfach sagt, fahr doch schon mal los, wohin sagen wir dir später, sonst holst du den Fortschritt niemals ein. - Das bedeutet nur Fortschritt für den, welcher die Autobahn gebaut hat und das Auto, und für den, der die Tankstelle hat, der da aber lang rast auf der Autobahn, auf der Suche nach dem Fortschritt, und doch eigentlich nirgendwo hin wollte, der fährt dann irgendwann im Kreis, und darf alle 4 Jahre wieder einen Blankofortschrittsschein in sparsam abgedunkelten Wahlkabinen ausfüllen. - In Stuttgart genau so wie in Tazacorte und irgendwie muss man doch immer wieder feststellen, dass wir noch nicht gelernt haben, mit Demokratie umzugehen.




Fortschrittsaufnahme




Mittwoch 03.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 43 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 28,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,3 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 25,9 - Temp. Min 9,4 - Feuchte 43 - 91 % Niederschlag 0 mm

Puerto de Naos und kein Ende
Wie Träume Stück für Stück zerplatzen

Über unsere Mittwochstreffen für deutschsprachige Residenten hier auf der Insel, natürlich vorwiegend aus El Paso, berichte ich nie, weil eben die Themen meist privater Natur sind. - Heute darf ich das aber mal aussprechen was uns heute Gäste dieser Insel berichtet haben und wie der Zufall es will, gibt es heute auch gleich noch Neuigkeiten zu deren Anliegen. - Es geht um Puerto de Naos, und dass sich dieses kleine Stückchen touristisches Kleinod, um es mal sanft auszudrücken, leider immer weiter zum Nachteil entwickelt. - Der Gast hat Ahnung von La Palma, schließlich ist das sein 19. Aufenthalt auf der Insel, aber wenn wir nicht aufpassen, dann erlebt unsere Insel nicht seinen Jubiläumsurlaub. - Der war stinkig der Mann, auf unsere Untätigkeit, was den Strand des Ortes angeht und wollte einfach mal nachfragen, wo er denn mal Rabatz machen könne, damit man sich endlich wieder um den Strand dort kümmert. - Der Strand ist so weit OK, das muss ich auch noch erwähnen, aber eben durch die letzten Winterstürme doch sehr mitgenommen und man hat nur ambulante Reparaturen vorgenommen. - Ein Badebetrieb ist aber ohne Probleme möglich, aber der Strand war halt früher mal schöner. - Es geht um die nun spärlicher gewordenen Palmen, warum man denn keine neuen anpflanzt, die sanitären Einrichtungen sind ungepflegt und einfach nach dem Hurrikan Delta auch nur teilweise wieder hergestellt. - Die Tourismusrätin der Insel fiel ihm ein. - Da wolle er sich beschweren, und das ist sicher auch nicht die falsche Adresse, aber der Strand von Puerto den Naos, das ist ein kompliziertes Stück behördliche Zuständigkeitsbalance. - Die Küstenbehörde ist das anzusprechende Organ, und die Gemeinde Los Llanos so zu sagen der Pächter. - Die dürfen also aufräumen dort, den Sand von links nach rechts schieben und eventuelle Gefahren für die Besucher abwenden. - Palmen pflanzen, Infrastrukturen ersetzen und generell dort was ändern, das dürfen die nicht, das geht wieder nur die Küstenbehörde an. - Was das für ein Durcheinander gibt, das kann man sich vorstellen, und die Gemeinde erledigt dort bereits so einige Tätigkeiten welche eigentlich von der Küstenbehörde getan werden müssten, aber der Dienstweg halt so lang ist, dass dazwischen einfach der Alltag sein Gewicht einsetzt. - Die Tourismusrätin wäre sicherlich die richtige Adresse den Ärger loszuwerden, dafür ist sie schließlich auch da, allerdings wäre sie wohl auch nicht imstande da schnell Abhilfe zu schaffen, sondern könnte den Druck wohl wieder nur weitergeben an Los Llanos oder versuchen bei der Küstenbehörde etwas zu erreichen. - Die stellt sich aber in letzter Zeit stur mit Puerto Naos, denn nun lehnt man seitens der Gemeinde Los Llanos bereits den dritten Vorschlag ab, wie man denn die Promenade, den Strand und überhaupt damit die Zukunft des Badeortes neu profiliert.

Dass was getan werden muss, da sind sich alle einig, aber wie ist eben die Frage. - Dabei erfahren wir heute mehr zufällig, beim Studium der oft so grausig langweiligen Lokalpresse, dass man wohl den Plan eines halb versenkten Deiches vor der Küste Puerto de Naos verworfen hat, welcher als Wellenbrecher dienen sollte und somit das Baden dort auch im Winter immer ermöglicht hätte. - Man rechne nicht mehr damit, denn es gäbe zu viele Bedenken was die Nähe zur marinen Schutzzone angeht, die Bauarbeiten dort, das Aufschütten von Millionen Kubikmeter dort fremden Materials könnte diese Schutzzone beeinträchtigen. - Gut, wenn es Gutachten gibt, welche das so behaupten, dann wollen wir das gerne glauben und schreiben dieses Projekt ab, aber dadurch verändert sich doch auch komplett die Planung was nun dort in Puerto de Naos zu geschehen habe, denn ursprünglich war dieser Wellenbrecher ja das Kernstück des gesamten Verbesserungsprojektes für Puerto den Naos. - Eher in einem Nebensatz wurde das erwähnt, in einem Plenum des Gemeinderates von Los Llanos wäre der Satz aus dem Mund des Bürgermeisters gefallen und ich bekomme seit dem den Mund nicht mehr zu. - Denn wenn der Deich nicht kommt, wohl aus Umweltbedenken heraus, OK, dann muss man sich im Grunde jährlich neu damit beschäftigen, den Strand nach den Winterstürmen wieder neu zu bepflanzen, Sand wieder heranzukarren und die sanitären Infrastrukturen erneuern. - Das ist wahrscheinlich immer noch billiger, selbst über einen langen Zeitraum hin, als den Deich zu bauen, aber eigentlich ist der Verzicht auf den Bau des Wellenbrechers eine Schlagzeile, und kein in einem Nebensatz zu kolportierendes Kleinod. - So wird also nur die Promenade neu gezogen, dabei natürlich auch die Infrastrukturen erneuert und ob dann wieder Palmen gepflanzt werden, davon gehe ich aus, kann das aber nicht bestätigen. - Das kann keiner im Moment, denn nun muss ja nun schon wieder ein neues Projekt erstellen, nachdem die Gemeinde wieder etwas an den Vorschlägen der Küstenbehörde zu meckern hatte. - Mündlich hat man sich aber bereits geeinigt heißt es nun, man müsse das jetzt nur noch schriftlich festhalten und ganz ungeschoren kommt nun die Gemeinde auch nicht davon, denn die Küstenbehörde hat nun die Faxen dicke von so viel zerstreuten Projekten, dass eine Bedingung war, die Gemeinde müsse nun die Ausarbeitung des neuen Projektes bezahlen. - Und das bei unserer Finanzsituation, da kann man sich dann schon denken, dass es mit einer Gehaltserhöhung der Gemeindeangestellten auch im kommenden Jahr nichts wird. - Ob das nun reicht, unseren zu Recht aufgebrachten Stammgast noch mindestens einmal auf die Insel zu locken, das weiß ich nicht, aber es tut sich was. - Zwar sicher nicht in der Geschwindigkeit wie wir das gerne hätten, aber aufgehängt zwischen mehreren Korporationen und permanenten Geldsorgen, da lässt sich so auf die Schnelle meist nichts machen. - War schon interessant, der kommt da mit Elan und guten Vorschlägen an, und uns fällt halt gleich wieder diese ganze unsägliche Maschinerie der Kompetenzen ein, aber eben auch die Unlust der Horde der politisch Verantwortlichen der Coalición Canaria, welche Gelder für den Tourismus in extrem fragwürdige Projekte stecken, den Alltag hier auf der Insel aber geflissentlich übersehen. - Dann eines ist klar, auch wenn La Palma einen gewaltig guten Schnitt an Stammgästen aufzuweisen hat, so ganz von alleine bindet man diese Menschen auch nicht für immer an sich. - Ärmel hochkrempeln, und auch wenn wir als krüpplige Opposition in El Paso da eigentlich gar nichts machen können, so wird es unsere Aufgabe sein, die dafür zuständigen an anderer Stelle zu bewegen, doch auch mal mit den Augen der Gäste, die Dinge hier zu sehen.




Der Strand von Puerto de Naos im Sommer 2010, es sind also noch Palmen da...




Mittwoch 03.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 59 % - Luftdruck 1015 hPa

Der Schrecken geht durchs Tal
Im "Valle de Luna" stehen Häuser im Naturschutzgebiet

Eine schmucke Siedlung hat man da oberhalb der Hauptstadt hingestellt, Einfamilienhäuser, adrett und gepflegt anzusehen und sicher meist von Hauptstädtern bewohnt, die es doch vorzogen lieber außerhalb der Stadt zu wohnen. - Alles wunderbar, bis jetzt einige Anwohner feststellten, dass ihre Häuser im Einzugsbereiches des "Monumentos Natural del Risco de La Concepción" stehen, also auf eigentlich nicht bebaubarem Grund. - Schock, schwere Not, was ist hier passiert, haben doch alle Anwohner ihr Haus mit korrekten Papieren erworben und zu keiner Zeit war da irgendwie die Rede davon, dass zumindest die oberste Häuserreihe in einem Naturschutzgebiet liegen konnte. - Die heutigen Pläne weise das aber so aus, und in der Tat, als man im Jahr 1994 das Naturmonument "Risco de la Concepción" neuen Stauten anpasste, wurden die Pläne neu gezeichnet. - Allerdings beachteten wohl die Planer dabei nicht, dass bereits 4 Jahre zuvor ein spezieller Nutzungsplan die Bebauung des Geländes vorgesehen hat, abgesegnet von der Gemeinde und der Raumordnungskommission in Tenerife. - Also doch alles legal, der neue Plan hat nur das frühere Papier nicht berücksichtigt, aber da standen die Häuser ja auch noch nicht, die wurden erst später gebaut. - Ein menschlicher Irrtum heißt es nun, es könne auch an den alten Karten gelegen haben, welche man dazu benutzt hat um die Ausdehnung des Naturdokumentes einzuzeichnen, oder eben man wusste einfach nichts davon, dass dort bereits ein Bebauungsplan besteht. - So erklären das nun der Bürgermeister aus Breña Alta und der Chef der Vizerat für Bauwesen auf den Kanaren und erzählen den verstörten Anwohnern, dass sie nichts zu befürchten hätten. - Das hört sich doch schon mal gut an und allerhöchst wahrscheinlich wird auch nichts passieren, wenn da nicht irgendwoher jemand kommt, dem das nicht passt, und das Ganze durch Gerichte prüfen lässt.

Das erinnert uns ja dann sofort wieder an den "Fall Tarajales" in Puerto de Tazacorte, wo eben auch eine erboste Anwohnerin den Stein ins Rollen brachte, in dem sie vor Gericht zog, weil man ihr keine Baugenehmigung gegeben hatte, dem Investor für das Gebäude "Los Tarajales" aber wohl. - Man kann die Fälle nicht hundertprozentig vergleichen, einmal ist es die Küstenbehörde welche die Hand auf das Grundstück in Puerto de Tazacorte legt, und bei Montes de Luna eben das Umweltamt. - In beiden Fällen aber liegt ein Irrtum zu Grunde, irgendjemand hat in den Verfahren nicht auf bereits vorhandene andere Pläne zurückgegriffen, oder einfach Gerichtsurteile ignoriert. - Ob das nun rein irrtümlich geschehen ist, oder vorsätzlich, das versucht ja nun im Fall "Los Tarajales" das Gericht in Los Llanos zu klären. - Im "Valle de Luna" wird es wohl so weit gar nicht kommen, die Pläne sollen wieder geändert werden, nur räumt man ein, dass eben die Eigentümer der obersten Häuserreihe beim Verkauf ihres Eigentums das Gobierno de Canarias um Erlaubnis fragen müssen. - Die haben dann nämlich ein Vorkaufsrecht, so wie das in allen Fällen so ist, wenn nachträglich ein Gebiet unter Naturschutz gestellt wird. - Dieses Vorkaufsrecht wird allerdings so gut wie niemals angewandt, die Eigentümer müssen also keinen finanziellen Verlust fürchten. - Das sollten die sich alles schriftlich geben lassen, das lehrt uns die Geschichte, die allermeisten Politiker leiden auch hier unter plötzlich auftretenden Gedächtnisverlusten. - Und sowieso, man kann gar nicht vorsichtig genug sein beim Kauf einer Immobilie hier und sich auf jeden Fall von Fachleuten der Branche beraten lassen. - Und vielleicht auch ein paar Frage mehr stellen, oder die berühmte "zweite Meinung" einholen, denn Überraschungen können eine lustige Sache sein, aber wenn das Haus plötzlich in einem Naturschutzgebiet liegt, und man sich auf den Irrtum eines Verwaltungsangestellten berufen muss, dann ist das plötzlich gar nicht mehr lustig.





Dienstag 02.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 37 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 27,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 19,2 - Temp. Min 9,3 - Feuchte 70 - 92 % Niederschlag 0 mm

Avanti popolo!
Investieren trotz Krise

Jetzt zeigt uns ein italienischer Investor wie man mit der Krise umgeht. - Alle jammern, nicht nur im Tourismus, und keiner wagt es zu investieren, die berühmte öffentliche Hand hat auch nichts mehr auf der Kralle, woher sollen denn dann neue Akzente für den Tourismus entstehen. - Antizyklisch investieren, das ist sowieso eine interessante Geschichte, allerdings muss man dazu flüssig sein, und das scheint bei dem italienischen Betreiber von Freizeiteinrichtungen der Fall zu sein. - Ein großer Abenteuerspielplatz soll entstehen, wo man an Seilen sich von Baum zu Baum hangeln kann, so wie das in den letzten Jahren in Mitteleuropa auch erfolgreich eingeführt wurde. - Eben Abenteuer, Event, sportliche Aktivität aber eben auch ein wenig Adrenalin darf es sein, denn auf Seilen 12 Meter über dem Boden zu balancieren, das kitzelt schon in der Magengrube. - Dafür ist man aber festgeschnallt, und Fachpersonal beobachtet den Fall, um einzugreifen falls sich mal ein Held auf dem Seil übernimmt. - Aber für alle Kategorien der Mutigen ist etwas dabei, das geht los mit einer Ebene auf nur einem Meter Höhe, da würde ich dann auch noch mitmachen, dann weiter rauf, zwischen 2 und 6 Meter und eben auch noch was für "echte Kerle", mit einer Runde durch die Landschaft auf 12 Meter Höhe. - Natürlich muss man dafür Eintritt bezahlen, das ist ja der Sinn der Sache, aber so würde auf La Palma ein neues Freizeitangebot entstehen, welches sicherlich Besucher anlocken kann. - Ein neues Freizeitangebot? - Eben nicht, denn vor Jahren machte die Gemeinde Barlovento bereits einen solchen Park auf, am Campingplatz neben dem Speicherbecken "La Laguna de Barlovento", musste aber erst letztes Jahr diesen generöses Freizeitangebot wieder kleinlaut einpacken, es kamen so wenige Besucher, dass man sich schließlich den Unterhalt und das Personal nicht mehr leisten konnte. - Das lag aber nicht grundsätzlich an der Idee, solch ein Angebot hier auf La Palma zu platzieren, sondern da oben bei dem Speicherbecken in Barlovento ist man schon wirklich ab vom Schuss, da fährt man nicht eben so mal hin um seine Brut für eine halbe Stunde aufs Seil zu schicken und darüber hinaus sind die klimatologischen Bedingungen da eher alpin, bis kurz unter der Schneegrenze angesiedelt.

Das wäre nun bei dem italienischen Investor anders, der würde alles selber bezahlen, der bräuchte nur die Genehmigung der Behörden. - Stattfinden soll das in der Gemeinde Breña Alta und zwar in der bergigen Region "Hoyo del Rehielo", also schon deutlich näher an der "Zivilisation", als der gescheiterte Versuch dort oben im Nordosten der Insel. - Dort gibt es bereits ein geeignetes Gelände, dort hat man damals, "in der guten Zeit", schon ein kleines Naherholungsgebiet angelegt gehabt, welches aber am Zahn der Krise nicht mehr gepflegt und folglich auch nicht mehr besucht wurde. - Das wäre ideal, da stört man niemanden, ist in der freien Natur und kann dort Seilakrobatik üben, oder sich auch mal ein bisschen austesten, wie weit das denn mit der Höhenangst zu bewältigen ist. - Da man immer auch gesichert ist geht auch keiner verloren. - Die italienische Firma welche das aufstellen will nennt sich "acropark" und da steckt das ja auch schon im Namen drin, um was es eigentlich geht. - Wenn man dann noch ein paar Arbeitsplätze schaffen kann, dann sollte man doch nicht die übliche Leier erzählen von wegen, das Geld bleibt nicht auf der Insel, sondern die einfach mal machen lassen. - Ich könnte mir gut vorstellen, dass auch der eine oder andere Feriengast mal so einen Abenteuertag einlegen würde, im Urlaub macht man doch solche Sachen. - Die Preise sind auch nicht heftig, zwischen 8 und 15 Euro kostet eine Seiltour, je höher, umso teurer ist da die Devise. - Solche kleinen Attraktionen, die dürfen ruhig sein, dafür muss man auch den Wald nicht durchpflügen oder gar fällen, passt in die Schiene La Palma, wenn es denn so etwas überhaupt gibt. - Und wenn wir es nicht machen, dann machen es halt die Italiener…



Dienstag 02.11.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 55 % - Luftdruck 1017 hPa

Und immer wieder grüßt Franco
Protest von vielen Seiten

Man kennt das doch, ein gemeinsamer Feind macht einen noch lange nicht zum Freund. - Zäh und langwierig ist hier die Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit und eigentlich möchte man das komplette Thema in die Besenkammer der Geschichte schieben, weil man sich einfach keine Lorbeeren verdienen kann dabei. - Der spanische Versuch aus einer Diktatur in die Demokratie zu wechseln, ohne Blut zu vergießen, und ohne Tribunale, ist halt nicht einfach, weil es keine Zäsur gibt und kein klares Feindbild. - Franco hat halt keinen Krieg verloren und die Aufgabe konnte nur gelingen, wenn man die "Täter" unbehelligt lässt, und die "Opfer" in wirklich bewundernswerter Weise auf Rache verzichten. - Das hat funktioniert, das muss man neidlos und freudvoll anerkennen, Spanien steht heute als vorbildhafte Demokratie mitten im politisch so anspruchsvollen Europa da, und manch anderes Nachbarland könnte da eine ganze Menge draus lernen. - Aber es gelingt einfach noch nicht so rund, die endgültige Verabschiedung von Franco-Symbolen im Alltag zu installieren. - Man hat zwar inzwischen sogar ein Gesetz erlassen, das leicht dehnbare "Ley de Memoria Histórica" welches uns eigentlich verpflichtet, alle diese Symbole aus dem öffentlichen Umfeld zu eliminieren, es sei denn, diese gehören zum geschichtlichen Bild eines Gebäudes oder man beweisen kann, dass dieses Symbol bereits vor der Franco-Ära genutzt wurden. - Und da gibt es eben immer wieder Diskussionen, weil Franco Schilder und Wappen benutzt hat, welche auch bereits unter den "Reyes Católicos" in Gebrauch waren und diese so nicht komplett und ausschließlich Franco zugeordnet werden können. - Bei den Straßennamen ist das einfacher, da gibt es keine Diskussion um historisch oder nicht, die sind auch zum großen Teil bereits verschwunden und die übliche Umbenennung einer "Avenida Generalissimo Franco" in "Calle Real" hat wohl bereits jedes spanische Dorf hinter sich. - Meist greift man dabei schlicht und ergreifend wieder auf den alten Namen der Straße zurück und einzig die Geschäftsleute ärgern sich, weil man nun eben die Visitenkarten und die Drucksachen alle mit neuer Anschrift versehen muss.

In Los Llanos ist die Umbenennung der Straßen fast abgeschlossen, aber immer noch heften sich hartnäckig einige Generäle und Komplizen Francos mit ihrem Namen an Straßen und so richtig heftig fordert nicht mal die Opposition, dass man endlich im Straßenbild mit dieser Ehrung diese Namen weiter in aller Munde hält. - Jetzt kommt ein ganz verwirrend vorgebrachter Protest einer neu gegründeten politischen Truppe, welche sich "UP" (Unidad del Pueblo) nennt, und die wollen nun die umgehende Entfernung des Wappens am Rathaus von Los Llanos. - Auch dort prangt das Symbole aus der Franco-Zeit und mehr als einmal hat man bereits darüber diskutiert, ob es sich dabei nun um reinen Humbug aus der Diktatur handelt, oder ob dieses Wappen tiefere geschichtliche Hintergründe hat, als eben nur dir dunkle Franco-Ära. - Man diskutiert hier aber oft nicht alles fertig, auch weil das Ergebnis oft nicht pragmatisch einzustufen ist. - Nun kommt "UP" daher und sagt, das Wappen muss umgehend entfernt werden, weil es eben nicht nur auf Franco hinweist, sondern auch eben auf die "Reyes Católicos", unter deren Auftrag ja seinerzeit diese Insel erobert worden sind und man keinem Volk es zumuten könnte; "seine Niederlage zu feiern". - Jetzt verstehen wir erst, woher da der Wind weht, das sind Ultranationalisten, welche gegen die Symbole der Nationalisten wettern. - Wobei die halt wieder darauf herumreiten, dass die Kanarischen Inseln eine Nation seien und die spanischen Eroberer schlichtweg Besatzer sind und sich möglichst wieder schleichen sollen. - So dumpf argumentiert nicht mal die Coalición Canaria und so wird "UP" mit der Forderung nach der schnellen Entfernung dieses Wappens sich auch keine Freunde machen. - Im Gegenteil, solch dummdreister Protest wird ja eher gemäßigte Kräfte dazu bringen, welche eigentlich auch für die Entfernung dieses Wappens sind, nun eher ihren Eifer zu bremsen. - Witzig dabei ist immer wieder, dass auch die größten Nationalisten hier, also eigentlich Regionalisten, einfach mal ihren Stammbaum ein bisschen studieren sollten, denn dann kämen die schnell darauf, dass sie waschechte Söhne und Töchter der Eroberer sind, und keineswegs von den so oft genannten Ureinwohnern abstammen. - Aber das passt halt nicht ins Bild, Hitler war ja auch blond, groß und blauäugig und jeder sieht die Dinge so, wie er sie halt sehen will. - Manche sind so links, die kommen schon wieder rechts an, oder umgekehrt, aber das kommt ja dann aufs Gleiche raus, und das scheint die gefährlichste Kreisform überhaupt zu sein.




Das Rathaus von Los Llanos. - Direkt unter den Flaggen befindet sich das angesprochene Wappen.




Montag 01.11.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 15 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 27,0 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 19,9 - Temp. Min 9,3 - Feuchte 20 - 89 % Niederschlag 0 mm

Veranstaltungshinweis gleich im Doppelpack
Maler und Bläser

Heute Abend mache ich es mir mal ganz einfach und greife 2 Veranstaltungshinweise aus dem deutsch-residentialen Umfeld auf. - Keine Angst, keine Tupperpartys, kein Timesharing und auch kein Gruppenkuscheln auf der Ponyfarm mit Chakrenrubbeln und Lomi-Lomi-Massage, sondern handfestes Zeug. - Wie kommt man eigentlich immer gleich darauf, dass Deutsche hier alle Heiler und Schamanen sind, das soll doch eher auf La Gomera so sein, gilt La Palma doch eher als konservatives Pflaster. - Na ja, wenn ich mich so im Norden der Insel umgucke, oder sonntags auf der Plaza von Aridane City, dann möchte ich aber schon mal wissen, wie weniger konservativ aussieht. - Jeder "Jeck" findet hier sein Plätzchen, zumindest wenn er flüssig genug ist, und jeder hat auch seinen ganz eigenen Grund hier zu sein, und nicht dort, wo immer auch dort sein mag. - Die heutigen Veranstaltungshinweise haben also keinen transzendentalen Charakter, sondern sind aus der Welt der Kunst und des Kunsthandwerks, wobei ich ja immer wieder betonen will, dass jede Kunst gutes Handwerk braucht, sonst kann man gleich Malen nach Zahlen betreiben: Artefuego feiert sein 10 jähriges Bestehen in Los Llanos, wir gratulieren herzlich, und Bernd Diezmann hat noch ein paar Bilder für Sie hängen lassen, dazu müssen Sie aber bitte nach Santa Cruz fahren. - Der Rest spricht für sich selbst.

Runder Geburtstag bei den Glasbläsern von Artefuego in Los Llanos: Am Mittwoch, dem 3. November 2010, feiern die Handwerks-Künstler um Karin Kessler-Kaspar das zehnjährige Bestehen des auf den Kanarischen Inseln einzigartigen Glasstudios. Weltweit einmalig ist die von Artefuego erfundene Kunst, Lavagestein aus La Palma in Bleikristall einzuschmelzen. Jedes Stück von Dominic Kessler-Kaspar und Wladyslaw Gozdz ist ein Original: mundgeblasen, handgearbeitet und signiert.
Der "Vulkan im Glas" ist nur eine Attraktion der kleinen, aber feinen Glashütte in Argual, an der idyllischen Plaza Sotomayor. In bunten Farben und immer neuen Designs entstehen dort einzigartige Objekte, Teller, Schalen, Vasen, Lampen, Trink- und Ziergläser. Neueste Kreation: eine Serie von Gläsern und Krügen in der Farbgestaltung des flämischen Malers Vincent van Gogh. Zu den Anfängen: Vor zehn Jahren sind Karin Kessler-Kaspar, vormals Erste Geigerin in Sinfonieorchestern von Berlin und Basel, und Sohn Dominic mit einem bis unters Dach beladenen Auto und einem Container voller Zubehör für den Glasbrenn-Ofen im Hafen von La Palma angekommen. Zu der Zeit konnte die Kaspar-Familie schon auf eine lange Glas-Karriere zurückblicken. Bereits 1925 hatte Großvater Franz Kaspar sein Kristallglaswerk im böhmisch-schlesischen Sudetengebirge gegründet.
Nach der Vertreibung aus Schlesien siedelten sich die Kaspars in Baden-Württemberg an, wo sich Enkel Dominic im Familienbetrieb in Neckarzimmern und bei Studienaufenthalten in Schweden, Dänemark, Polen, den USA, Kanada und Deutschland zum Glasbläser ausbilden ließ. Daneben verfügt er über ein abgeschlossenes Musikstudium für Posaune. In seinen Kreationen verbindet sich heute musikalische Fantasie mit dem Handwerk des feurigen Glases.
Im Jahr 2003 stieß Wladyslaw (Wladek) Gozdz zum Artefuego-Team. Er kam mit eigenen Werkzeugen als Gast-Glasbläser nach La Palma - und blieb gleich da. Wegen seines Talents und seiner Liebe zum Glas hatte er in seiner Heimat Polen bereits mit 27 Jahren den Titel "Meister der Glasmacherkunst" erhalten und sich durch die Erfindung neuer Glastechniken weltweit einen Namen gemacht.
Heute schaffen Dominic und Wladek gemeinsam die mundgeblasenen Unikate aus Glas. Die Musikalität Dominics und die Kreativität von Wladek verwandeln Quarzsand und Farben in Glaskompositionen von eigenständigem, künstlerischem Wert.
Zum zehnjährigen Jubiläum der Werkstatt setzt Artefuego die von Karin Kessler-Kaspar ins Leben gerufene Tradition fort, Glaskunst und klassische Musik unter einem Dach zu vereinen. Deshalb beginnt der Festabend am Mittwoch, 3. November 2010, um 20 Uhr mit einem Konzert in der Casa Massieu von Argual (Eintritt frei). Ein Kammerorchester spielt unter der Leitung von Eduard Asimont Werke von Vivaldi, Gluck und Reger. Dann gibt es eine Uraufführung: Die "Musica para dos violines y live electronics" von Thomas Kessler.
Anschließend findet nebenan, vor der Glashütte, ein Glasbläser-Spektakel statt, mit Vorführungen von Dominic Kessler-Kaspar und Wladyslaw Gozdz.










Montag 01.11.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1019 hPa

Château Tazacorte
Grand Cru Classé Atlantique

Was es nicht alles gibt. - Château Tazacorte gibt es natürlich nicht, aber den Versuch, dort Wein zu reifen gibt es wohl. - Aber das Château liegt unter dem Meeresspiegel, so zwischen 5 und 20 Meter, und genau dort soll der Wein besser reifen. - Ja, so etwas kann man nachlesen hier auf La Palma, weil wir sonst keine anderen Sorgen haben. - Die Bodega "Tendal" unternimmt diesen wohl äußerst interessanten Versuch, und hat bereits viele Flaschen im Atlantik bei Tazacorte versenkt, und gibt sich der Hoffnung hin, dass die Weine dort anders, besser und auf jeden Fall schneller reifen, als in den Weinkellern oberhalb der Küste. - Ob das was bringt, das weiß man noch nicht so richtig, denn Erfahrungswerte kann man sich anderswo kaum besorgen. - Zwar gibt es auch in Deutschland einen Winzer, welcher seinen Wein zur Lagerung in einem See versenkt, allerdings kann das natürlich auch alles unter dem Motto, erwünschte Medienpräsenz stattfinden. - Die Bodega "Tendal" ist eine noch sehr junge Kelterei, hat sich aber bereits in den kurzen Jahren ihrer Existenz hervorragend auf dem Markt behauptet und viele schwärmen ausgiebig von den hervorragenden Weißen aus dem Norden der Insel. - Allerdings geht es hier wohl um Rotweine, und seit drei Jahren nun versenkt man Flaschen vor der Küste Tazacortes, in Zusammenarbeit und wohl auch Freundschaft mit der Tauschbasis "Club de Buceo Cueva Bonita". - Ob das nun eine Schnapsidee ist oder önologischer Ernst, ich weiß es nicht, auf jeden Fall ist die Idee alleine schon klasse, auch wenn sich das am Ende vielleicht als reine Spielerei herausstellt. - Atlantikgereiftes Cuvée, 2 Jahre Lagerung auf -20 Meter, mit haut goût vom Seeigel, da lässt sich doch für Marketingexperten sicher was draus machen. - Es gibt doch auch Madenkäse, Asphaltschinken, Molekularküche, den Wurm im Mezcal, Linie Aquavit, und alles lässt sich hervorragend verkaufen, weil man des Alltags oft überdrüssig ist, und sich einfach mal etwas Besonders gönnen will. - Wenn man es sich hartzen kann natürlich…

Was könnte denn nun den Alterungsprozess des Weines unter Wasser beschleunigen? - Sicher gelangt kein Sauerstoff mehr durch den Korken an den Wein, aber ob das von Vorteil ist? - Die Temperatur ist sehr gleichmäßig, allerdings ist der Atlantik vor unserer Küste eigentlich wärmer als die meisten Lagerkeller. - Licht, auch das möchte man doch bei der Lagerung von Wein ausschließen, und da muss man dann sicher tiefer als 5 Meter gehen und dann der Druck, welcher sich mit zunehmender Tiefe aufbaut. - Aber beeinflusst das den Wein überhaupt, und dringt nicht nach und nach Seewasser in die Flasche ein und gibt dem Ganzen einen salzigen Beigeschmack? - Auf jeden Fall probieren die das alles aus und sind ja immerhin bereits seit 3 Jahren am experimentieren und ich kann mir gut vorstellen wie das dann abläuft, wenn die von der Bodega wieder mal zusammen mit den Jungs von Tauchclub eine neue Sondierungsprobe öffnen müssen. - Man braucht ja dann auch das Gegenstück des Weines unter normalen Bedingungen gereift, und dazu dann die Pullen vom Meeresgrund, das ergibt sicher fröhliche Runden, und weil das Beste an einer Flasche Wein immer ganz unten ist, sind Weinproben meist so lustig. - Bislang nennt man noch keine Resultate, man ist halt noch in der Versuchsphase, allerdings ist heute schon klar, dass die Etiketten nicht sonderlich begeistert sind von der neuen Lagermethode. - Auch hat es wohl wenig Sinn, nun vor der Küste Tazacortes zu tauchen um sich ein paar Püllekens leckeren Wein für lau zu holen, die haben ihre Proben sehr gut versteckt heißt es, wäre ja noch schöner, wenn da Flaschendiebe kämen und so den ganzen wissenschaftlichen Experimentalbetrieb stören würden. - Auch heißt es noch, diese Weinlagermethode sei absolut umweltfreundlich, die Meeresflora und Fauna nähme überhaupt keinen Schaden, man packt da ja schließlich Flaschen rein und keine Tetra-Packs. - Kein 1. April in Sicht, auch der "Día de los inocentes", die spanische Version des 1. April ist noch weit weg, also könnte man durchaus davon ausgehen, dass die das bierernst mit ihrem Wein unter Wasser nehmen. - Tolle Geschichte, so was mag ich, und wer nun glaubt, ich hätte mir diese Geschichte ausgedacht, der kann sich HIER davon überzeugen, dass dem nicht so ist.



Familie Ellen & Simon Märkle

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