Erde vom Berg
All die Fincas auf El Hierro, vor allem im El Golfo,
könnten nicht funktionieren, ohne die "Erde"
vom Berg. Jede anständige Finca hat eine mindestens
50 Zentimeter dicke Erschicht auf der
Muttererde - per Lastwagen vom Berg gebracht.
Hunderttausende von Kubikmetern im Laufe
der Jahre. Denn die Erde im Golf enthält wenig
Mineralien, praktisch keinen Kalk und keinen
Lehm. Auch trocknet sie sehr schnell aus, weil sie
so luftdurchlässig ist. Die Kombination Muttererde,
Erde vom Berg und Dünger ist ideal, damit
alle Arten von Pflanzen bedeutend besser gedeihen,
der Wasserverbrauch ist um 40 % reduziert.
Die ersten Menschen, die Agrikultur im grösseren
Maßstab auf El Hierro betrieben, waren
eingewanderte Palmeros, sie brachten Samen,
junge Pflanzen, Gerätschaft und oft sogar einige
Lastwagen auf die Insel. Dann fuhren die ersten
Laster ins Tal, diese wurden zuerst noch mit der
Schaufel gefüllt, bis die erste Schubraupe kam.
Während vielen Monaten fuhren die Camions,
schwer beladen über die damals noch nicht asphaltierte
Bergstrasse in den El Golfo. Und dann,
mit der Zeit, luden die Besitzer der Lastwagen,
zuerst nur Palmeros, ihre Chauffeure, meistens
Herreños, zu einem Finca-Fest ein. Einmal im
Jahr, meist um den 13. Juli herum. Da wurde
dann geredet, gefeiert und vor allem gegessen
und getrunken. Die Erde, die an diesem Tage zu
Tale gebracht worden war, wurde teilweise verschenkt,
aber auch verkauft, um das Gelage zu
finanzieren.
Dieser Brauch hat sich bis heute erhalten. So
auch dieses Jahr: Am 17. Juli waren es 24 schwe schwere
und schwerste Camions, die am "Dia de los
camioneros" in den El Golfo fuhren, einer hinter
dem andern. Die Chauffeure winkten stolz den
Zuschauern zu, eine Hand ständig auf der Hupe
oder sogar auf einem getunten Signalhorn. Das
schmetterte und röhrte durchs Tal, von weitem
wie ein Schwarm Hornissen anzuhören. Und
dann, der Bürgermeister in seinem Autöli den Giganten
der Landstrasse voraus, durchs Dorf, daß
die Fensterscheiben zitterten.
Liebes-Schlösser jetzt auch auf El Hierro
Der Brauch, dass zwei Verliebte zusammen ein
Vorhängeschloss auf einer Brücke irgendwo
montieren und den Schlüssel in den Fluss werfen,
ist uralt. Neu belebt wurde er aber durch die
Erfolgsromane „Drei Meter über dem Himmel“
und „Ich stehe auf Dich“ von Federico Moccia,
die auch verfilmt wurden. An der Milvinischen
Brücke über dem Tiber in Rom hängen inzwischen
Zehntausende von Schlössern, viele mit
den eingravierten Namen der beiden Verliebten.
Der Brauch verbreitete sich inzwischen über ganz
Europa. Im ungarischen Pécs hängen sie zu Hunderten
an einem schmiedeisernen Zaun, seit 2008
findet man an der Hohenzollernbrücke in Köln
Dutzende davon.
Seit Anfang Jahr sind die Schlösser an den Gepäckwagen
am Flughafen Tenerife (Bild) zu sehen
und inzwischen sogar in El Hierro an einem
Gitter am Sportplatz in Valverde und am neuen
Geländer der kleinen Plaza in Tigaday. Sogar in
einer Telefonkabine hat der Reporter ein solches
Liebes-Schloss entdeckt. Wo die Schlüssel zu den
candados liegen, wissen vermutlich nur die zwei
Verliebten, in El Hierro gibt es ja keinen Fluss,
ausser vielleicht das Meer? Eventuell hat den
Schlüssel auch die eine Hälfte des Paares aufbehalten,
um im „Notfall“ das Schloss wieder entfernen
zu können.
Aus den Fincas im El Golfo
Auch die Natur kann sich irren – hie und da. Vor
allem bei zanahorias (Rüebli, Karotte) passieren
die lustigsten Sachen. Die Biologen wissen auch
heute noch nicht, warum genau.
Dieses Rüebli, ausgestellt in der Bar Sese (Cruz
Alta), scheint, so meinen Biologen, ein gutartiges
Krebsgeschwür zu haben, deshalb dieser ungewöhnliche
Wuchs. Eine andere Theorie besagt,
dass das Rüebli beim Wachsen in der Erde etwas
angetroffen hat, das das Rüebli nicht liebt, es
wollte, wachsend, ausweichen, um den Kontakt
mit diesem unerwünschten Stück Erde zu vermeiden.
Die Biologen glauben, dass so eine Karotte
gesünder zum Essen ist, weil sie beim Wachsen
sehr viel Kraft eingesetzt hat .Wenn’s wirklich
stimmt!
Auch bei den Ananas (piña tropical) gibt es viele
„Missgeburten“ (siehe Bild, auch in der Bar
Sese ausgestellt). Doch hier tippen die Biologen
auf was ganz anderes: „Zu viel Gift wurde auf
dieser finca verwendet“, meint der Spezialist für
Ananas-Anbau, der Portugiese Pablo Terxeires,
„eventuell handelt es sich auch um eine überzüchtete
Sorte, aber dann werden die Anbauer
schnell wieder davon wegkommen, wenn Sie zu
viel Ausschuss haben“. Ruedi
Damals …
Ab 1. April 1912 fuhr das erste Dampfschiff, „Gomera-
Hierro“, regelmässig von Gomera nach El
Hierro und umgekehrt. Vier Mal im Monat. Vorher
passierte der ganze Schiffsverkehr von und
nach El Hierro mit Segelschiffen. Bereits 1887
bestimmte ein königliches Dekret, dass ab sofort
der Inselverkehr mit Dampfschiffen stattzufinden
hätte. Doch, schon damals hat es gedauert,
bis dann 25 Jahre später wirklich das erste Motorschiff
in El Hierro anlegte, Waren und vor allem
Post brachte. Das Schiff war 51 Meter lang,
8 Meter breit und konnte 446 Tonnen zuladen.
Die „Gomera-Hierro“ war in Dundee (GB) konstruiert
und mit dem Tochterschiff „Leon y Castillo“
nach den Kanaren gebracht worden. Bis 1930
verrichtete das Schiff seinen Dienst, dann wurde
es abgelöst durch die in Jugoslavien hergestellte
„Vijvodina“, die dann aber sehr schnell auf den
Namen „Hierro“ umgetauft wurde.
In der Nacht vom 17. auf den 18. Juli 1936 nächtigte
der spätere Diktator Spaniens im Zimmer
No. 3 des Hotels Madrid in Las Palmas de Gran
Canaria. Der kleine „Señor Francisco Franco
Bahamonde“ war von der spanischen, republikanischen
Regierung auf diese kanarische Insel
zwangsversetzt worden, weil der Oberbefehlshaber
der Armee bekannt für seine antirepublikanische
Haltung und seine Sympathien für Hitler
war.
Am Morgen des 18. Juli beginnen die Truppen
in der spanischen Exklave Melilla an der nordafrikanischen
Küste den Aufstand gegen die Republik.
Franco fliegt vom Flughafen Gando in einem
gecharterten, englischen Privatflugzeug zur
Unterstützung nach Melilla und übernimmt das
Kommando. Damit begann das schwärzeste Kapitel
der spanischen Geschichte, der Bürgerkrieg,
der erst am 1. April 1939 zu Ende ging.
Über 300.000 Tote forderte der äusserst grausam
geführte Krieg. Nach Kriegsende, 1939 bis 1943
kam es unter „Caudillo – Führer von Gottes Gnaden“
wie er sich nennen liess, zu Massenhinrichtungen,
die weitere 200.000 Opfer, darunter viele
Frauen und Kinder, forderten. Noch hat Spanien
seine Franco-Vergangenheit nicht aufgearbeitet,
die PP (partido popular) wehrt sich seit Jahren erfolgreich
dagegen.
„Damals“ authentisch.
Durch einen glücklichen Zufall habe ich einen
86-jährigen, noch sehr rüstigen Mann
auf der Insel entdeckt. Er erzählt gerne aus
dem früheren Leben, möchte aber nicht fotografiert
werden, dabei hat er ein so interessantes
Gesicht. Auch seinen vollen Namen
will er nicht im MIRADOR sehen. Begründung:
„Ja, da werde ich nur angegriffen,
dass ich „Inselbelange“ (asuntos isleños)
ausplaudere. MIRADOR bringt in loser Folge
die interessantesten „Wahrnehmungen/
Beobachtungen“ (observaciones) dieses sehr
intelligenten Herreños. Nennen wir ihn in
unserem Blatt in Zukunft Jose.
Jose erzählt:
Ein Herreño
- zeigt sein Geld nicht. Meistens probiert er mit
Münzen zu bezahlen, die Noten hat er zu Hause
oder in der Hosentasche.
-sagt immer auf die Frage wie es geht: Gut, im
schlimmsten Falle escapamos, mas-o-menos.
Grund: Wenn Du sagst schlecht, wird der andere
kaum fragen, warum und Du weißt nie, ob er sich
freut.
-erträgt keine Kritik, auch wenn sie angebracht
ist. Er hat eher Hemmungen Dich zu fragen, wie
man (z.B. einen TV) repariert – es ist ein Eingständnis
seiner eigenen, aber eingebildten Unfähigkeit.
Ich möchte aber sagen, die Herreños sind
nicht dumm, ich kenne viele sehr intelligente
Frauen und Männer
- isst nicht, was er nicht kennt und hat jede möglichen
Ausreden: Ich habe gerade gegessen, ich
habe im Moment Magenprobleme, usw.
Früher wurde alles aufgehoben: Zeitungspapier,
Konservenbüchsen, Drahtstücke, leere Zementsäcke,
es gab praktisch keinen Abfall. Organische
Abfälle, auch Eierschalen, legte man unter
die Bäume zum verrotten.
Unsre WC ‚s waren Donnerbalken, meist nur vier
Mäuerchen, oft ohne Dach. Verwendet wurde
Zeitungspapier oder von Kalksäcken, Zementsäcken,
Blätter Grasbüschel.
Niemand hatte Geld, es gab sehr viel Austausch:
Eier gegen Brot, eine Karaffe Wein für Land, Feigen
gegen Kaninchen oder junge Ziegen, usw.
Alles wurde verwertet: Kuhfladen um Häuser
innen zu verputzen, die Blätter von den Moral,
Calcosas, Trauben undFeigen für die Tiere. Die
Bäume standen im Winter „nackt“ da.
Ich bin erst 1981 das erste Mal in einem Auto gesessen,
hatte immer eine Eselin gehabt.
Die Schweine bekamen viel mehr Grünfutter,
Früchte, Kaktusfeigen, Gras, Abfälle, usw. Und
– ich sage Dir, hombre: Das Fleisch war besser,
weniger fett. Geräuchert wurde nichts, Fleisch
legten wir in Salz, alles vom Fleisch wurde verwertet,
wir machten auch Würste, die Därme
wurden von Hand gestopft, in El Pinar hatte nur
eine Familie eine Fleisch-Hackmaschine, natürlich
von Hand betrieben.
Salat kannten wir nicht, hie und da kurz nach der
Regenzeit Gurken, Kürbisse, in den Hungerzeiten
haben wir sogar die Wurzeln von einem bestimmten
Farn getrocknet und gemahlen.
Oel konnten wir nicht bezahlen, Butter gab es
höchstens hie und da, durch Eintausch oder
selbstproduziert.
Schweinefett, selten Gänsefett, Ziegenfett, besonders
vom Macho brauchten wir zum Kochen,
gegen Gelenkschmerzen zum Einreiben, für gesprunge
Lippen oder rissige Hände.
Vögel haben wir mit Netzen gefangen, Pilze gekannt
und gesucht, Kräuter jede Menge und getrocknet.
Meine Mutter hatte immer etwa 20 Beutelchen
mit verschiedenen Trockenkräutern, sie
waren nicht angeschrieben, sie roch daran und
wusste, für was das Kraut heilend war.
Viele von uns hatten vor dem Haus einige Hanfpflanzen
(marihuana) die dann hie und da abends
geraucht wurden. Damals war dies alles legal.
Meinungsbildung auf El Hierro
„Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ (Sprichwort
von Walther von der Vogelweide)
Erstmals konnte in der Buchhaltung des Cabildo
entdeckt werden, wieviel „Subventionen“, besser
gesagt „Schweigegelder“ die einzelnen Medien
im Jahre erhalten. Es dürfte klar sein, warum
dann gerne über die Siege in Gemeinde und Cabildo
geschrieben wird und die Niederlagen der
regierenden Partei AHI gar nicht erwähnt werden,
weil sie offiziell gar nicht geben kann … Die
Digitalzeitung diarioelhierro des Starjournalisten
Sergio kommt auf 44.000 Euro Unterstützung
in weniger als zwei Jahren. Natürlich ist dieses
Geld regelmässig schön versteckt, deklariert als
„Anteil an Propaganda“ und Unterstützung, Mitarbeit
(in welcher Form auch immer), usw. Zusätzlich
wurden pendente „Rechnungen“ dieser
Firma bezahlt, rund 5000 weitere, schlecht versteckte
Subventions-Euro.
Das Heft „La Voz de El Hierro“ erscheint in recht
teurer Aufmachung etwa sechs Mal im Jahr und
kostet pro Nummer 2.40 Euro. Trotzdem bekommt
Starjournalist No. 2 und Radiomacher Leoncio
Morales zusätzlich vom Cabildo über 18.000 Euro
in 15 Monaten, immer gut cachiert als „zusätzliche
Propagandaleistungen“ usw.
Auf der andern Seite erhielt der Radiosender
„Onda Herreña“ der seit mehr als zehn Jahren
existiert und regelmässig sendet, ganze 157.35
Euro – in den zehn Jahren seines Bestehens.
.Zu sagen ist, dass dieser Sender nicht linientreu,
also sehr neutral berichtet und auch unangenehme
Dinge nicht auslässt. Die zumindest politisch
gesehen neutralste und informativste Digitalzeitung
elhierrodigital hat bis heute keinen Cent aus
Valverde bekommen – die Gründe dazu sind klar!
Eine weitere Kuriosität aus der Buchhaltung des
Cabildo: Den „Vater-Tag“ (1.Sonntag im Juni)
der in ganz Europa gefeiert wird, hat unser Inselfürst
Tomás Padrón mit 1407 Euro unterstützt,
den „Mutter-Tag“ (2.Sonntag im Mai) mit ziemlich
genau der Hälfte, nämlich 735 Euro! Macho-
Land!
Für das Jahr 2009 lassen sich in der Buchhaltung
keine Angaben mehr finden über Subventionen,
zu gut versteckt. So sagt es zumindest die Person,
die die Ausgaben für die Jahre 2007 und 2008
heimlich fotokopieren konnte – sämtliche Angaben
liegen MIRADOR inzwischen vor!
Fri' von Felsenfuss
Unterhaltend, fast berauschend, kann er sein, der Fabelmensch vom Golf. Besonders Touristen beeindruckt er mit seinen VerZählungen ungemein. Eigentlich heisst er Fritz, ist Schweizer, zu sehen ist er seit Jahren am Sonntagsmarkt. Doch die Einheimischen nennen ihn halt nur Fri', este del pie de risco, eben, der von Felsenfuss.
Seine Ausführungen sind immer interessant, der Fri' ist ja auch weit gereist und hat viel erlebt. Mal war er als Fassadenmonteur bei den Negern im schwarzen Afrika und hat dort seine Erfahrungen mit dem schwarzen Pack gemacht. Glaubhaft versichert er, dass er keine Ahnung hat, wie viele Negerli von ihm in ganz Afrika rumrennen würden. Schön doch für ihn! Mal war er in Libyen bei Gaddafi, dort gings eher unrühmlich aus. Nun, das war vor vielen Jahren. Nach einer längeren Zwischenstation auf Las Palmas schwemmte ihn der Atlantik an die Küste von El Hierro. Hier - kaum hatte er sein absolut erdbebensicheres Haus betoniert und ausgebaut - begann er sein Leben als so genanntes Fabeltier. Er bildete sich aus in Garten- und Feldarbeit, züchtete mal Kaninchen, mal Katzen und immer noch Gemüse, Früchte und Kräuter, mal auch schon eine Blume, aber die bringen ja kein Geld!
Fri' hat sich auch hystorisch gebildet, er hats nachgeholt, als einfacher Monteur hat er tüchtig dazugelernt. Heute besteht seine Aufklärungsarbeit darin, dass er allen Neuankömmlingen auf der Insel gute Ratschläge erteilt. Er weist z.B. darauf hin, dass die andern Schweizer, die hier auf der Insel leben, so genannte Ossis und Wixer sind, wenn sie nördlich und östlich von Zürich lebten. Und da kann er sich dann schon mal verzählen und hystorisch belegen, dass ja diese Ossis damals alle den Hitler wollten, den "Anschluss" suchten. Und mit diesem Pack - Fritz nennt sogar Namen, er ist informiert - möchte er nix zu tun haben, die sehnen ja immer noch Hitler herbei! Auch mit den Flüchtlingen aus Afrika, die die Kanaren seit Monaten überschwemmen, da könnte er schnell fertig werden, das würde sich dann schon bis nach Afrika rumsprechen, wenn man ihn nur machen lassen würde. So Sachen kann der Fri' erzählen, weil er sich ja durch die Hystorie durchgeackert hat. Auch im Bankensektor tummelt sich Fri' gerne und erfolgreich. So weiss er schnell, und gibt's auch weiter als wichtige Information, wie man einen Neuankömmling auf der Insel finanziell einzuschätzen hat. Weil er eben Einblick in alles hat, dank seinen Beziehungen zur herrenischen Bankenwelt.
Jetzt kommen wir aber zu seiner eigentlichen Forschungsarbeit im Wein-, Garten- und Felshangbau. Da ist sein Wissen grenzenlos:
Einem Zitronenbaum, der nicht blühen will, knallt man zur Sommerwende einen rostigen Nagel, mindestens 100 mm lang, in den Wurzelfuss.
BioMensch Fri', das glauben ihm - zumindest am Anfang - die meisten Zuhörer, schaut zur Natur. Schädlingen gegenüber, die seine Gleichgewichte stören, ist er erbarmungslos. Gegen Eidechsen, die ihm Jungpflanzen fressen, setzt er Lannate von DuPont ein. Ein Gift, das in Europa verboten ist. Er tröpfelt etwas davon auf eine Bananenscheibe. Sie sind sofort tot, wenn sie davon fressen! Oder mal war sein Patio mit toten Fliegen übersät - es waren Millionen. Der Tourist, bei ihm auf Fincabesuch, erkundigt sich:
Auch den Fliegen hat er blitzschnell den Garaus gemacht, erklärt er stolz, man muss nur wissen, was spritzen.
Fri' hat immer die grössten Kürbisse im Golf, auf dem Markt sieht man sie nie, vielleicht verkauft er sie ans Guiness-Buch. Seine Kohlrabi sind die Zartesten und beim Salat auseinanderblättern, kann mal schon ein Stücklein Blaukorn, finden. Einmal hat er an einem Tag 1000 Kilo Duraznos (einheimische Pfirsiche) geerntet. Der Tourist bemerkt, dass die meisten voller Würmer sind - fast üblich bei Duraznos - aber das spielt keine Rolle: Fri' macht ja Saft daraus, kann oder will aber nicht erklären, wem er den Saft später verkauft.
Thema Weinbau: Der Besserwessi verkauft auch seinen eigenen Wein. Trocken und biologisch. Er meint zum Touristen, dass man ihn schnell trinken müsse weil er ja keine Chemie enthalte. Fri' nimmt dazu die locker tänzelnde, Vertrauen erweckende Verkäuferhaltung ein. Echt überzeugend! Und: dass er, der Wein, etwas nach Weinbrand schmecken könne, weil er in einem Fass gereift sei, in dem er vorher Schnaps gelagert hat. "Ich, der Tourist, glaubte dies fast auf Anhieb. Als ich die Flasche öffnete, strömte mir gleich ein Geruch entgegen, als wäre das Fass noch zur Hälfte mit Schnaps gefüllt. Ich hatte als Liebhaber von Mersault und Volnay sogar schon den griechischen Rezina probiert, also scheute ich mich auch nicht vor dem Risco-Wein. Schon nach der halben Flasche hatte ich einen so heftigen Rausch, dass ich mich nur noch ins Bett fallen lassen konnte. Herrlich, dachte ich, schmeckt nicht, aber wirkt.
Am nächsten Morgen erwachte ich mit schrecklichen Kopfschmerzen. Auf dem Tisch stand noch ein halbes Glas des wein-ähnlichen Getränkes, der Inhalt hatte sich giftgrün gefärbt und auf dem Glasboden hatte sich eine, Motoröl-ähnliche Flüssigkeit abgesetzt. Schwein, dachte ich."
Nun, wir können die Geschichte nicht überprüfen, richtig ist, dass Fri' kaum Dauerkunden für seinen Wein hat, ausser jemand füllt sein Essigfass nach...
Neulich muss der Fabelfri' eine sehr schöne Geschichte erzählt haben. Scheinbar hat die ein Zuhörer in den falschen Hals gekriegt und dem Fri' am Sonntagsmarkt gleich zwei Reifen zerstochen. So bös und vor allem humorlos! Aber Fri' hat auch da Rat. Er weiss, wer es war. Ein Deutscher. Und gegen den hat er bereits Anzeige erstattet. Ich finde, man sollte den Fri' so lassen, wie er ist: Ein Fabeltier, schillernd und alles wissend, liebenswürdig, wenn er seinen Wein verkaufen will, sein Humor ist manchmal etwas rassistisch, böse habe ich nicht gesagt. Und die Insel braucht so einen wie die Lach- und Fabelfigur von Felsenfuss.
MIRADOR de El Hierro P.O.B. 4 38911 Frontera Isla El Hierro
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