Sonntag 30.11.03 18:00 El
Paso - Dos Palmas Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm
Bananenbrei
Ein neues Türchen für den
Bananenabsatz glaubt die Inselregierung gefunden zu haben. Eine
Fabrik die aus 4.000 Kilo Bananen täglich Brei macht, besser gesagt
Pulpe. Diese dient dann als Grundstoff für die Herstellung von Nachtischen
(nicht Nachttische, so was kann man aus Bananen nicht bauen, sonst
hätten wir das längst IKEA angeboten) und soll auch in den Kühlregalen
der Supermärkte neben den Joghurtzubereitungen Platz finden. Der
gesamte Verarbeitungsprozess soll auch hier vor Ort stattfinden,
das ist das wirklich Neue daran.
Noch pfiffiger waren die
Kollegen Zukunftsplaner mit der Finanzierung des Projektes. Zusammen
mit Madeira hat man einen Plan ausgedacht, wie man über den EU Topf
„Interreg“ als multinationales Projekt, 85% der gebrauchten Summe
als Zuschuss erhält. Immerhin sind Fabrikanlagen, eine auf Madeira
und eine hier auf La Palma, von jeweils tausend Quadratmeter Grundfläche
angedacht. Dazu die Technik und Maschinen, da kommt sicher eine
nette Summe zusammen. Ein Kostenvoranschlag ist allerdings noch
nicht auf dem Tisch, da man erst sicher gehen will, dass die EU
dafür auch das Geld hergibt. Freude schöner Götterfunken...
Sonntag 30.11.03 09:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm
Was haben wir da
zu suchen?
Es gibt seit gestern Abend
kein anderes Thema mehr, als die 7 toten Spanier im Irak. Die grausamen
Bilder von auf Leichen tanzenden Leuten laufen fast auf Schleife
in den Fernsehnachrichten. Bei all der Entrüstung über solche Gräuel
stellt jeder sofort die Frage nach dem, was die Spanier dort eigentlich
verloren haben. Nun wird sich zeigen, ob Jose Maria Aznar weiterhin
Herr über Leben und Tod spielen will, oder der Ministerpräsident
eines Volkes ist, welches den Krieg gegen den Irak nie wollte.
Fast unverschämt scheint
die Sonne über La Palma und schon ist man wieder geneigt, das Alles
weit weg zu schieben. Wir leben so weit ab vom Schuss, im wahrsten
Sinne des Wortes, aber dieses mal können wir uns nicht wegducken.
Mal sehen, was die Diskussionen die nächsten Tage bringen und ob
Demokratie in Spanien nur ein Gesellschaftsspiel ist.
Samstag 29.11.03 17:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm
Ein Wetter vom Feinsten
Der Nordostpassat hat an
Stärke verloren und damit zeigt sich das gesamte Aridanetal wieder
in herrlichem Sonnenschein. Die letzten Tage war der Nordost so
kräftig, dass er die Wolken bis weit in die Westseite reintrug.
Das sind dann auch die Tage, an denen die Vulkantour, zur Tortur
wird, weil man durch einen schneidenden Wind von nur ein paar Grad
über Null muss. Gut, auf der Vulkantour kann nichts passieren, aber
so richtig nass und kalt, das wäre nichts für mich. Eigentlich genügt
ein Blick nach Osten und man weiß, ob man den Weg angehen sollte.
Mein Wetterprophet Desiderio
Padilla meint, bis Mitte nächster Woche bleibt unser Wetter nun
so und dann hätten wir die Chance auf das nächste Tiefdruckgebiet,
welches bislang noch südlich Islands liegt. Es ist halt nie abzusehen,
wie viel von dem Tiefdruckgebiet uns erreicht, weil diese meist
nach Osten hin weiterziehen. Ob das Tief dann bis runter zum 28.
Breitengrad gelangt, das hängt wiederum davon ab, wie viel Hochdruck
aus dem Süden sich dem Tiefdruck entgegenstemmen kann. Nur im Winter
kann es überhaupt dazu kommen, das der Nordostpassat sich so weit
in den Süden abrängen lässt, dass ein Tiefdruckgebiet uns erreichen
kann.
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Samstag 29.11.03 08:30 El Paso - Dos Palmas Temperatur 15 Grad,
Niederschlag: 0 mm
Verkehrte Welt im
Inselparlament
Als Fortsetzung zum vorhergehenden
Artikel. Der Inselhaushalt 2004 ist seit gestern Abend beschlossene
Sache. Rein rechnerisch plant man Einnahmen von 88 Millionen Euro
und Ausgaben von 86,6 Millionen. Das ist nichts absonderliches,
aber wie es zu einer großen Mehrheit kam, wohl. Zur Erinnerung,
die regierende Partei Coalición Canaria hat im Inselparlament die
absolute Mehrheit, aber auch ein Bündnis mit den Konservativen,
der Partido Popular. Diese hatten noch gestern größeres Mitspracherecht
am Haushalt gefordert, sonst wollten sie dagegen stimmen.
Nach nur 45-minütiger Debatte
(da hätte Scharping mal gerade sein Manuskript zurechtgerückt) kam
es bereits zur Abstimmung und der Haushalt 2004 wurde mit großer
Mehrheit verabschiedet, allerdings mit den Stimmen der eigentlichen
Opposition, der PSOE. Die Konservativen haben tatsächlich gegen
den Haushalt gestimmt und stehen nun für die Einen wie begossene
Pudel da, für die Anderen wie Helden. Ein mutiger Schritt in die
Bedeutungslosigkeit könnte man auch sagen.
Die haben halt noch nicht
kapiert, wie Politik hier gemacht wird und schielen immer viel zu
sehr nach Madrid, wo deren großer Vorsitzender Jose Maria Aznar,
unangefochten regiert. Politik wird hier in vielen kleinen Schritten
gemacht, hier ein Cortado mit dem richtigen Mann am Kiosk und dort
ein „rein zufälliges“ Treffen bei der Einweihung einer neuen Toilette
im Altersheim. Geht es dann zurück ins Parlament, dann ist alles
längst gegessen. Kein Wunder, dass unser weiser Inselpräsident,
José Luis Perestelo immer so unverschämt nachhaltig grinst, der
hat es kapiert, der ist von hier! Saludos Amigos!
Freitag 28.11.03 18:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm
Zwergenaufstand im
Inselparlament
Es geht um den Inselhaushalt
für das Jahr 2004. (Siehe 19.11.03) Die in absoluter Mehrheit regierenden
Lokalnationalisten, die „CC“ (Coalición Canaria) hatte vergangene
Woche den Haushaltsplan eingebracht und nun geht es für die anderen
Parteien darum, daran kein gutes Haar zu lassen. Lustig ist nur,
wer sich jetzt darüber so aufregt. Die Konservativen „PP“ (Partido
Popular) sind nun die größten Kritiker, obwohl sie inselweit eine
Koalition mit der „CC“ haben. Die eigentlich Opposition „PSOE“ hat
vorher schon gesagt, sie werden nicht darüber meckern, weil es ja
nichts bringt, sich gegen eine absolute Mehrheit zu stellen.
Vielleicht ist es ja auch
nur kommunalpolitischer Alltag, dass man immer dagegen sein muss,
auf jeden Fall hört man da schon mehr als eine Nachtigall, wenn
der Koalitionspartner der größte Kritiker ist. Nun droht die „PP“
damit, in der Abstimmung gegen den Haushaltsplan zu stimmen, wenn
man „uns nicht die Hand reicht“. Das soll wohl nichts anderes heißen
als, fragt uns doch vorher, dann haben wir wenigstens das Gefühl
auch mitreden zu dürfen. Als Koalitionspartner einer Partei, welche
die absolute Mehrheit hat, kann man halt nur laut schreien, sonst
nimmt einen ja keiner war. Vielleicht lernen die Konservativen ja
auch mal daraus und wandeln sich vom ungeliebten Ballast zu einer
echten Opposition. Aber warum soll es uns anders gehen als den Bayern,
da glauben ja manche Parteien auch noch, dass Sie wirklich noch
neben der CSU existieren...
Freitag 28.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm
Neues Patrouillenboot
für die Guardia Civil
Die neue und schnittige Jacht
heißt „Rio Guadolope“ und wird den anderen drei Booten helfen, die
Küstengewässer der kanarischen Inseln besser zu überwachen. Die
„Rio Guadolope“ wird in Corralejo auf Fuerteventura stationiert
sein und hauptsächlich auf die Suche nach Booten mit illegalen Einwanderern
geschickt. Hier auf La Palma bekommen wir die Boote der Guardia
Civil nie zu sehen, dafür gibt es zu wenig Arbeit vor unseren Küsten.
Alle vier Boote sind in den
Küstengewässern Lanzarotes und Fuerteventuras unterwegs und sind
fast ausschließlich mit dem Strom der Immigranten aus Marokko beschäftigt.
Ziel ist es, die Boote
mit den Flüchtlingen noch auf See zu stellen, dann muss man die
Leute nicht später mühsam an Land wieder suchen. Diese Praxis hat
aber such seine Kritiker, nicht nur einmal sind Flüchtlinge beim
Auftauchen der Patrouillenboote aus den kleinen Fischerbooten gesprungen,
um schwimmend an Land zu gelangen. In anderen Fällen entstand so
viel Unruhe, dass die völlig überladenen Boote kenterten. Dabei
sind bereits viele Flüchtlinge ertrunken, weil die Guardia Civil
diese Leute nachts nicht wieder finden konnte. Für die Guardia Civil
ist das ein schwerer Job, sie müssen verhindern, dass die Flüchtlinge
unbemerkt an Land kommen, aber gleichzeitig diejenigen retten, die
sich vor ihnen verstecken wollen.
Donnerstag 27.11.03 17:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm
Schlechte Karten
für einen Strand vor der Hauptstadt
Vielleicht wäre es besser
gewesen, keine Untersuchung über den Zustand des Meeresbodens direkt
vor der Hauptstadt zu machen. In Planung ist ein Strand und dazu
wollte man es halt genau wissen. Nun wissen wir es und es geht uns
gar nicht besser. Es sieht nicht gut aus mit dem Meeresboden direkt
vor der Hauptstadt, aber das ist auch kein Wunder. Ein Hafen mit
vielen Schiffen täglich hinterlässt seine Spuren, das kann man einfach
nicht ändern. Ein hausgemachtes Problem kommt noch hinzu. Mit viel
Aufwand hat man dem Meer ein paar tausend Quadratmeter abgerungen
und einen Parkplatz erstellt. Alles was da so aus den Autos tropft,
schwämmt der nächste Regen ins Meer und trägt damit noch mehr zur
Verschmutzung bei.
Nun wollen Techniker Methoden
studieren, welche die Biozönose des Meeresbodens vor der Hauptstadt
wieder in Schwung bekommt. Da wird dann wieder viel Geld ausgegeben,
um uns nachher zu sagen, dass wir damit aufhören müssen, unser Wasser
zu verschmutzen. Vielleicht ist es einfach ein bisschen gewagt,
einen Strand neben einem frequentierten Hafen erstellen zu wollen.
So lange Schiffe und Autos keine Windeln tragen, wird es eine Illusion
bleiben einen sauberen Hafen zu haben. Außerdem hat die Hauptstadt
doch einen Strand, schön geschützt von der Hafenmauer, auf halbem
Weg nach Los Guinchos. Da ist das Wasser sicherlich nicht sauberer,
aber da hat noch keiner nach gefragt. Tazacorte hat da mal wieder
richtig Glück gehabt. Den neuen Hafen fährt nach wie vor weder ein
Frachtschiff, noch eine Fähre an, da ist es doch kein Wunder, dass
dort sauberes Wasser und quicklebendige Meeresfauna auf uns wartet.
Um das klarzustellen, die Universität Gran Canaria entnimmt den
Küsten La Palmas in monatlichen Abständen Wasser und Sedimentsproben.
Da gibt es nur beste Noten, eben bis auf den Streifen Küste direkt
vor der Hauptstadt.
Donnerstag 27.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm
Historisches „Walkabout“
in Los Llanos de Aridane
Die Stadtchronistin María
Victoria Hernández lädt morgen am Freitag zu einem historischen
Bummel durch die Stadt ein. Sie möchte „Gedächtnis der Stadt in
langsamen Schritten“, so der offizielle Titel, den eigenen Bewohnern
näher bringen. Natürlich sind Gäste auch willkommen, aber man sollte
halt der spanischen Sprache mächtig sein, um den Erzählungen folgen
zu können. Los geht es, ganz klar auf der Plaza de España, erst
in Richtung Osten und dann schlägt man einen großen Bogen zurück,
um an der Plaza Chica, fast am Ausgangspunkt, wieder anzukommen.
Insgesamt will man 10 Stationen
anlaufen, für jede dieser Stationen hat María Victoria Hernández
eine Geschichte und manchmal auch ein Gedicht zur Hand. Da geht
es um die Schutzpatronin des Ortes, „Virgen de los Remedios“, darum
wie die erste öffentliche Uhr im Jahr 1852 installiert wurde und
alle die großen Namen der Stadt tauchen auf, wie Matías Rodríguez,
Elías Santos Abreu und Francisco Hernández Taño. Es werden auch
historische Photos gezeigt und sicher wissen einige der Mitwandernden
auch eigene Geschichten, von Ihren Großeltern erzählt, zu berichten.
Wer morgen keine Zeit hat, der hat noch weitere Gelegenheit für
den nostalgischen Rundgang. Den letzten Freitag im Dezember und
im Januar gibt es Wiederholungen dieses historischen Ausflugs. Ein
Haken ist leider auch dabei, die Veranstaltung beginnt leider erst
um 22:00 Uhr und endet, wenn alle genug erzählt haben.
Bei uns in El Paso ginge
so was halt schneller, einmal hoch zur Kirche und dann ab in die
Kneipe zu Carlos, da hängen genug alte Photos rum und Geschichten
fallen uns auch immer ein. Das war jetzt wieder der lockere Satz
zum Schluss, aber ganz ohne Witz jetzt, das ist ein großartiges
Angebot der Stadt Los Llanos welches ich mit Sicherheit wahrnehmen
werde. Vielleicht kann man ja auch die Stadt dazu begeistern, so
eine Führung mal für die Gäste zu veranstalten. Das wäre doch eine
schöne Geschichte, bei uns ist die Kultur All-Inklusive und den
Wein muss man selber bezahlen.
Mittwoch 26.11.03 17:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm
Tabuthema nun auch
hier in der Öffentlichkeit
Anlässlich des Tages gegen
die häusliche Gewalt gibt es nun auch auf den kanarischen Inseln
eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Aktionen gegen eine der
feigsten Arten der Gewaltanwendung. Die Gesetze sind auch hier schon
längst da, oft trauen sich die Opfer aber nicht an die Öffentlichkeit
zu gehen, aus Angst vor weiteren Repressalien.
Gerade in unseren ländlichen Gebieten war häusliche Gewalt ein absolutes
Tabuthema und erst langsam befreit man sich aus diesem Schweigen.
Es gibt nun auf La Palma seit längerem ein Frauenhaus und auch in
den Gemeinden sind die Abgeordneten für Soziales dafür geschult,
den Opfern häuslicher Gewalt schnell zu helfen. Da sind aber noch
viel mehr Anstrengungen nötig, um die große Dunkelziffer zu erhellen
und so viel öffentlichen Druck auf die Peiniger auszuüben, dass
eine allgemeine Ächtung stattfindet. Damit wird man das Problem
nie ganz aus der Welt räumen können, aber vielleicht lassen sich
damit die Täter ausgrenzen und nicht die Opfer, so wie das bisher
leider oft geschehen ist.
Ein lustiger letzter Satz
scheint mir zu diesem Thema unpassend. Allerdings berichtet eine
Zeitung in der Schlagzeile: An der Demonstration gegen häusliche
Gewalt nahmen mehrere hundert Frauen teil und auch drei Männer.
So viel zur Gleichberechtigung.
Mittwoch 26.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm
2 neue Flugzeuge
für die „Islas Airways“
Eigentlich sollten die beiden
neuen ATR 72 bereits Ende dieses Jahres in die Flotte aufgenommen
werden, nun wird es doch Januar 2004, bis die beiden Maschinen aus
Toulouse nach La Palma kommen. Dann hat die „Islas Airways“ 4 Flugzeuge
dieses Typs und könnte damit bis zu 30% des interinsularen Luftverkehrs
bewältigen. Auch wenn die Gesellschaft rechtlich in La Orotava auf
Tenerife sitzt, fühlt sich La Palma doch als eigentlicher Heimathafen
der kleinen Flotte. Das erste Flugzeug der „Islas Airways“ trägt
ja den Namen unserer Insel und ist auch hier stationiert.
Die beiden neuen Maschinen
sollen das Streckennetz erweitern, so werden dann zukünftig auch
Flüge aus La Palma nach Fuerteventura und Lanzarote möglich sein.
Die weiteren Zukunftspläne der Gesellschaft stehen klar auf Expansion.
Es soll ein weiteres, kleineres Flugzeug noch zur Flotte kommen,
eine ATR 42, mit der man auch die beiden kleinen Kanaren, El Hierro
und La Gomera anfliegen will. Man überlegt den Kauf einer reinen
Frachtmaschine, um an dem stark steigenden Frachtaufkommen auch
teilhaben zu können.
„Islas Airways“ ist ein Familienbetrieb
und wurde von Francisco González gegründet, einem der vielen Auswanderer
der kanarischen Inseln, die in Venezuela ihr Glück suchten. Dort
besitzt Francisco González die Fluggesellschaft „Santa Bárbara Airlines“
hat also Ahnung von diesem Geschäft und auch den nötigen finanziellen
Rückhalt so ein Unternehmen zu starten. Die Geschichte der „Islas
Airways“ ist somit ein ganz hervorragendes Beispiel für die heutige
Situation auf den Kanaren. Viele Rückwanderer, oder deren Kinder
kommen nun auf die Inseln ihres Ursprunges zurück und investieren
hier ihr in Südamerika erworbenes Vermögen. Sehr zum Missfallen
der dortigen Regierungen und sehr zur Freude der kanarischen Inseln.
Dienstag 25.11.03 18:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm
Die Erkältungswelle
rollt an
Immer pünktlich mit dem ersten
Regen und den nächtlichen tiefen Temperaturen geht das große Geschnupfe
los und allerorten sieht man mit Schal bewehrte Leute, dick vermummt
die neuesten Hausmittel gegen die infame Grippe diskutieren. Es
handelt sich in den seltensten Fällen tatsächlich um eine richtige
Grippe, aber eine einfache Erkältung erregt ja noch kein Mitleid.
Warum wir alle schon bei, für Mitteleuropäer sommerlichen Temperaturen,
bis unters Beinkleid frieren, liegt auf der Hand. Wir sind es einfach
nicht gewohnt, uns dick anzuziehen, das sieht nicht schick aus und
ist den Kranken vorbehalten.
Manchmal ist das Wetter hier
auch heimtückisch, da kommt die Sonne raus, im Auto ist es unerträglich
heiß und so fahren wir mit offenen Fenstern direkt in die Seele
der Nasennebenhöhlen. Bei wechselnder Bewölkung kommt man oft nicht
hinterher sich umzuziehen, gerade brennt die Sonne noch und schon
weht der kalte Wind aus dem Norden wieder. Die Apotheken haben Hochsaison
und bunkern für diese Jahreszeit das allseits beliebte „Frenadol“.
Das gilt immer noch als Allheilmittel, obwohl es eigentlich nur
ein Schmerzmittel mit Vitamin C ist. Aber klar fühlt man sich mit
einer ordentlichen Portion Paracetamol gleich wieder besser und
wer das 20er Päckchen gekauft hat, kann so eine Woche lang die Erkältung
im Halbdelirium abreiten.
Es gehört auch zum guten
Ton, im Moment erkältet zu sein. Wer jetzt behauptet, es ginge ihm
gut, der macht sich verdächtig, so ein Weichei mit Heizung im Haus
zu sein. Also gibt man sich dem sozialen Druck hin und jammert im
Chor mit den anderen, von heimtückischen Viren geplagten Mitbewohnern.
Ganz verblüfft müssen wir immer wieder feststellen, dass unsere
Gäste keine Erkältung bekommen und im T-Shirt und kurzen Hosen auf
die Berge rennen und nur so vor Gesundheit strotzen. Gut, dass wir
eine besondere Rasse an Gästen haben, das wissen wir schon länger,
aber warum die so penetrant gesund sein müssen, das ist doch nicht
normal. Da kann ich doch nur an das ausgeprägte Sozialgefühl unserer
Gäste appellieren, wie können Sie sich so wohlfühlen, wenn die armen
Eingeborenen an schwerer, nachhaltiger endemischer Erkältung leiden?
Seien Sie gnädig, tun Sie wenigstens so als seien Sie auch erkältet,
das dient der Völkerverständigung...
Dienstag 25.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm
Wer soll das bezahlen
Es geht wieder mal um den
Badestrand in Puerto de Tazacorte. Dort hat man vor 2 Jahren einen
Wellenbrecher gebaut, der es erlaubt bei fast allen Windrichtungen
zumindest in einem kleinen, geschützten Bereich zu baden. Aber eben
nur bei fast allen Windrichtungen. Jeden Winter kommt es aber vor,
dass hohe und lange Wellen (Grundsee) aus dem Nordatlantik auf die
Westküste der Insel zulaufen und dabei den Sand aus dem Strand spülen
um ihn an anderer Stelle wieder aufzutürmen.
Das kostet jedes Mal viel
Zeit und vor allem auch Geld, den Sand mit schweren Maschinen wieder
dorthin zu bringen, wo man ihn haben will. Geld, welches die Gemeinde
nicht hat und auch nicht ausgeben will. Angestrebte Lösung wäre
die Verlängerung des gebauten Wellenbrechers um fast 50 Meter. Die
zuständigen Behörden, Umweltschutz und Küste sind aber nicht bereit
die 3,6 Millionen Euro auszugeben, die eine Verlängerung des Wellenbrechers
kosten würde. Nicht nur das, die Techniker behaupten sogar, dass
der Wellenbrecher selbst daran Schuld ist, dass immer wieder viele
tausend Tonnen Sand von einer Stelle des Strandes zu einer anderen
gespült wird. Nach den Technikern würde die Verlängerung des Wellenbrechers
keine Abhilfe schaffen, die Strömungsverhältnisse lassen sich damit
nicht ändern. Helfen würde nur ein völliges Abschirmen des Strandes
von beiden Seiten, leider ein unbezahlbares Unternehmen.
Unverständlich dabei ist,
warum Tazacorte nicht das seit nun über 20 Jahren im Bau befindliche
Meerwasserschwimmbecken fertig stellt und sich damit unabhängig
von den nicht zu beherrschenden Launen der Natur macht. Aber das
bleibt ein Geheimnis, welches nur die Leute aus Tazacorte verstehen.
Montag 24.11.03 17:30 El
Paso - Dos Palmas Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm
Auf El Hierro stürzt
das Dach einer Sporthalle ein
Nur durch Zufall gab es keine
Verletzten, da die Bauarbeiter gerade zuvor das im Bau befindliche
Sportstadion verlassen haben. Die Mehrzweckhalle in Frontera wird
die größte Sportanlage der Insel, oder besser, sollte es werden.
Die Dachkonstruktion von 56 x 86 Metern wurde unter größten Schwierigkeiten
auf die Insel gebracht und noch weiß man nicht, warum diese dann
in sich zusammenbrach.
Ein Gruppe von Technikern
ist nun damit beschäftigt, die Unfallursache zu bestimmen. Der Sachschaden
liegt bei mindestens 610.000,- Euro, da nicht nur die Dachkonstruktion
selbst kaputt ist, sondern auch die gesamte erste Bauphase neu erstellt
werden muss. Nun muss ermittelt werden, wer für den Schaden verantwortlich
gemacht werden kann, erst dann kann man an ein Weiterbauen denken.
Glücklich muss man aber sein, dass wieder mal die kanarischen Schutzengel
zur Stelle waren und das Dach erst einstürzen ließen, als die Bauarbeiter
bereits Feierabend hatten. Na ja, manchmal lohnt es sich halt schon,
ein katholischer Flecken Erde zu sein...
Montag 24.11.03 08:30 El
Paso - Dos Palmas Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 8 mm
Fünfhundert Musiker
in Garafia
Alljährlich findet ein Treffen
aller Musikkapellen der Insel statt und dieses Jahr fiel das Los
auf die Stadt, Santo Domingo de Garafia, meistens nur Garafia genannt.
Ausrichter dieser Treffen sind die Inselregierung und die lokale
Sparkasse „Caja Canarias“. Eigentlich sollten die musikalischen
Darbietungen unter freiem Himmel stattfinden, auf dem Stadtplatz,
aber der angekündigte Regen machte einen Umzug in die nahe Kirche
„Nuestra Señora de La Luz“ notwendig. Die Akustik in der Kirche
ist ja eigentlich eh viel besser als draußen, aber so konnten deutlich
weniger Zuschauer die Musikdarbietungen verfolgen.
>
Immer wenn mehr als drei Palmeros auf einen Haufen zusammen sind,
ist gleich ein Schutzpatron zur Stelle, so fand dieses 22. Musikertreffen
der Insel unter dem Schutz der heiligen Cecilie statt, welche zuständig
ist für das Wohlergehen aller Musiker. Da es heute Nacht, entgegen
meiner Prognose doch noch mal im Aridanetal geregnet hat, muss ich
wohl heute bei meinen Besuchen der Gäste den heiligen TUIdon um
Hilfe bitten. Der heilige TUIdon ist der Schutzpatron der Ferienhausvermieter
und zu dieser Jahreszeit meistens sehr beschäftigt. Er geht dann
von Finca zu Finca und verteilt kleine Heiligenbildchen mit der
Aufschrift: Morgen ist das Wetter wieder gut.
Sonntag 23.11.03 18:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm
Klare Tage und kalte
Nächte
Heute Nacht war mit einer
Temperatur von nur 11 Grad die Kälteste in diesem Herbst. Auf unserer
Höhe, etwa 450 Meter wird es nur ganz selten noch kälter. Ab 1.500
Metern Höhe gab es allerdings bereits den ersten Frost. Die Regel,
pro einhundert Höhenmeter ein Grad weniger stimmt fast immer, außer
wir haben Calima, da dreht sich alles um. Schnee ist noch keiner
gefallen auf dem Roque, dazu war der Wind nicht günstig. Das kann
aber in den nächsten Tagen anders werden.
Nun aber hat der Wind im
Lauf des Tages auf Nord gedreht und wird wohl noch weiter nach Nordost
auswandern. Für Niederschläge ist somit keine Chance mehr im Aridanetal.
Tagsüber konnten wir noch einige Schauer über dem Atlantik beobachten,
die uns aber nicht erreichen konnten. Im Norden regnet es nun noch,
wird aber spätestens Morgen auch wieder vorbei sein.
Die kalte und klare Luft
lässt uns zwar frösteln, hat aber auch einen sehr schönen Nebeneffekt.
Wenn man an einer wenig beleuchteten Stelle der Insel den Kopf nun
nachts in den Nacken legt und nach oben sieht, dann zeigen sich
die Sterne und Planeten klarer und deutlicher als je zuvor. Konzentriert
man sich eine Weile auf bestimmte Punkte des Himmels, dann meint
man vor lauter Sternen keinen schwarzen Hintergrund mehr zu erkennen.
In solchen Nächten wird einem schon klar, warum die Sterngucker
gerade bei uns ihre Observatorien aufgestellt haben. Wie viel mehr
Sterne muss man dann erst mit einem Teleskop beobachten können.
Sonntag 23.11.03 09:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm
Tazacorte setzt noch
mehr auf Fischzucht
In letzter Zeit ist der Bürgermeister
von Tazacorte Ángel Pablo Rodríguez häufig kritisiert worden, er
kümmere sich überhaupt nicht um die Belange der Fischer, sondern
habe nur die touristische Zukunft des Ortes im Sinn. Vielleicht
um diesen Eindruck nicht stehen zu lassen, fordert er nun eine Forschungsstation
für Fischzucht im Hafen von Tazacorte. Im Hafengelände selbst ist
genug Platz und so könnte man locker an die 5.000qm für eine solche
Installation freimachen.
Im Meer vor Tazacorte sind
bereits 3 Firmen erfolgreich mit Schwimmkäfigen mit der Aufzucht
von Speisefischen beschäftigt. Diese Firmen wiederum sind auch daran
interessiert, eine solche Station in Tazacorte zu haben. Da ist
von Forschung dann aber nicht mehr die Rede, sondern von der Nachzucht
von Jungfischen, die dann in die Schwimmkäfige ausgesetzt werden
können. Bislang kauft man die jungen Fische auf dem Festland und
setzt diese mit 4 Gramm Gewicht in die Käfige um dann später mit
einem Kilogramm wieder zu ernten. Der Bürgermeister ist nun wieder
mal auf der Suche nach Geld, um die Forschungs- oder Aufzuchtstation
finanzieren zu lassen. Tazacorte selbst ist chronisch Pleite und
so bleiben immer wieder die besten Ideen liegen. Das Meerwasserschwimmbecken,
der Sporthafen, das Kühlhaus, für all diese Projekte sucht man noch
Geldgeber. Aber sicherlich ist es kreativer die Zukunft zu planen,
anstatt gegenwärtige Projekte zum Abschluss zu bringen.
Samstag 22.11.03 19:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 2 mm
Leuchtwesten für
die Autofahrer
Ein neues Gesetz schreibt
für jedes Auto das Mitführen einer reflektierenden Leuchtweste vor,
um in Falle eines nächtlichen Vorfalles die Beteiligten besser sehen
zu können. Diesmal hat aber der Gesetzgeber weise beschlossen, dass
es eine Übergangszeit von 6 Monaten gibt, bevor man bestraft wird,
wenn man keine dieser Westen an Bord hat.
Man hat gelernt. Vor zwei
oder drei Jahren musste man plötzlich 2 Warndreiecke mit im Auto
führen und in ganz Spanien gab es plötzlich keine dieser Dreiecke
mehr zu kaufen. Auf La Palma gab es sogar Radiodurchsagen, welcher
Laden gerade wieder Warndreiecke hatte. Anfänglich war die Polizei
gnadenlos und bestrafte die Leute, trotz der Beteuerung und dem
Wissen, dass es auf ganz La Palma keine zu kaufen gab. Nun haben
wir 6 Monate Zeit, aber wie ich uns kenne, denken wir erst in 5
Monaten und 30 Tagen wieder daran. Ein kleiner Tipp für Importeure,
da lässt sich bald ein Geschäft machen.
Tagsüber hat es kaum noch
geregnet, ein paar dünne Schauer kamen aus dem Westen heran. Dafür
ist es kalt geblieben und zum ersten Mal in diesem Winter, haben
wir die 20 Grad tagsüber nicht erreicht. Morgen soll es noch mal
so weitergehen, danach wird es wieder wärmer.
Samstag 22.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 20 mm
Endlich ist der Regen
da
Eigentlich haben wir uns
schon nicht mehr getraut, darauf zu hoffen, dass nun endlich ein
ergiebiger Niederschlag unsere ausgetrocknete Landschaft wieder
ergrünen lässt. Gestern Nacht war es dann so weit. Drei Stunden
lang schöner Regen, ganz ohne Wind, so haben wir das gern. Das Ergebnis,
20mm Regen, damit kann der Boden was anfangen. Wenn wir heute noch
mal die gleiche Menge hinzubekommen, dann können wir zufrieden sein.
Jetzt können endlich die
ganzen Dickblattgewächse (fette Hennen) ihren Wasserspeicher neu
füllen und mit einer Blüte die Regenzeit begrüßen. Diese Hungerkünstler
sind eine Welt für sich und eine der wenigen wirklich endemischen
Pflanzenfamilien der kanarischen Inseln. Man schätzt, dass fast
85 Arten dieser skurrilen Gewächse nur auf den Kanaren vorkommen.
Leider gibt es noch keinen ausführlichen Pflanzenkatalog über diese
prähistorischen Gewächse, geschweige denn einen botanischen Garten,
wo man dieses Erbe der Kanaren gesammelt betrachten kann. Da haben
wir also noch was vor. Vielleicht könnte man ja einen Golfplatz
als zukünftigen Standort für einen botanischen Garten nehmen. Golf
will hier eh keiner spielen und wenn dann das Gelände wieder zur
Verfügung steht...
Freitag 21.11.03 16:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm
La Palma als Produkt
Da hat sich unser Abgeordneter
für Tourismus und Transport, Jaime Sicilia mal wieder richtig vorführen
lassen. Auf den Messen „World Travel Market“ in London und „Reisesommer“
in Frankfurt machte der ansonsten sehr vernünftige Mann keine gute
Figur. Bei den Engländern bekam er eine Abfuhr und lediglich die
Zusage, dass nächstes Jahr ein Flieger die grüne Insel ansteuert,
also bereits wieder einer weniger als dieses Jahr. Es wird halt
keine richtige Liebe zwischen den Engländern und La Palma.
Der Ausrutscher passierte
dann aber in Frankfurt. Ein neuer Interessent meldet sich, der sonst
ältere Herrschaften nach Madeira schippert und nun an La Palma interessiert
ist. Dieser meinte, La Palma sei ein interessantes Produkt, weil
es so sauber ist. Außerdem möchte er dieses Produkt besser kennen
lernen um Meinungen auszutauschen. So ganz habe ich das nicht verstanden,
von was der eigentlich spricht. Gibt es da eine neue Slipeinlage
mit dem Namen La Palma, die besonders sauber ist? Oder wusste der
Mann nicht, dass La Palma eine Insel ist mit 85.000 Menschen darauf
und kein Produkt, welches man drehen und wenden kann bis es einem
gefällt?
Wenn ein Reiseveranstalter
das sagt, dann ist das egal, die denken so. Aber der von uns gewählte
Vertreter dieser Insel kann uns doch nicht als Produkt stehen lassen
und diese Aussagen auch noch als Erfolgsmeldung mit nach Hause bringen.
Merkt der Mann denn nicht, auf was er sich da einlässt? Soll es
uns auch ergehen, wie dem Süden Tenerifes, oder der Dominikanischen
Republik? Erst wenn alle störenden Eigenschaften von dem Produkt
entfernt sind, dann können wir vielleicht mit dem erlauchten Besuch
grauhaariger Engländer rechnen. Sollen wir unsere Schluchten einebnen,
damit man die Leute im Rollstuhl rüberschieben kann, oder sind als
schlechte Eigenschaften eher die Palmeros gemeint, die nicht so
recht ins angepasste Europa passen, weil man sich dazu verbiegen
müsste? Bisher haben wir Gäste auf der Insel gehabt, die uns besuchen
kommen, weil sie die Insel so lieben wie sie ist. Das sind Gäste
die diesen Namen auch verdienen und auf diese Gäste sind wir stolz,
die anderen sollen sich ein konfektioniertes Produkt aussuchen.
Freitag 21.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm
Die Palmen müssen
zum Frisör
Unsere geliebte endemische
Palme „Phoenix Canariensis“ ist ein Überlebenskünstler und wächst
in den abgelegensten Winkeln der Insel, ohne dass sie irgendwelche
Pflege nötig hätte. Da stehen dann majestätische Exemplare mit dem
typischen Aussehen, die alten abgestorbenen Palmwedel hängen wie
ein langer Bart am Stamm herunter. Nur der Wind kümmert sich darum,
diese nicht mehr benötigten Wedel zu entfernen. Das zu den Palmen
in abgelegenen Winkeln.
Überall dort, wo die „Phoenix“
in Menschennähe steht und besonders dort, wo sie an Straßen eine
Allee bildet, muss der Mensch nachhelfen. Einmal passt das Bild
von „bärtigen“ Palmen nicht in die Vorstellung einer properen Insel,
das ist ein bisschen so wie Kleider machen Leute. Der andere Punkt
ist aber wichtiger. Die abgestorbenen Palmwedel können bei starkem
Wind wie Wurfgeschosse über die Straßen fliegen und ohne Probleme
eine Windschutzscheibe durchbohren. Außerdem sind die inneren Blätter
eines jeden Palmwedel der „Phoenix Canariensis“ zu extrem spitzen
Stacheln verwachsen. Wer so einen Wedel aus mehreren Metern Höhe
auf den Kopf bekommt, der überdenkt sein Verhältnis zu Palmen generell.
Nun müssen die Palmenfrisöre
der Insel wieder ausrücken und die Bärte der rauen Schönheit entfernen.
Das ist ein aufwendiger und völlig unbeliebter Job. Die älteren
Palmen sind locker 10 Meter hoch, da muss dann eine Hebebühne ran
und die Arbeiter stehen dort oben und versuchen sich mit der Kettensäge
gegen die spitzen Stacheln zu wehren. Zudem nisten gerne ganze Taubenfamilien
in dem dichten Blattwerk um sich vor Katzen und Falken zu schützen
und so sind die Arbeiter zusätzlich einem Staubwirbel aus Taubenkot
ausgeliefert. Aber was tut La Palma nicht alles für seine Palmen.
Donnerstag 20.11.03 17:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm
Immer schön der Reihe
nach
Jeden Donnerstag im Winter
das gleiche Bild am Flughafen. Innerhalb von 4 Stunden landen 6
Chartermaschinen aus Deutschland und eine aus der Schweiz. Dazu
fliegen in dem selben Zeitraum noch 8 interinsulare Flüge und bringen
unseren kleinen Flughafen ganz schön ins Schwitzen. Wo sonst träge
Gemütlichkeit herrscht ist dann so richtig was los und die Mitarbeiter
am Flughafen haben alle Hände voll zu tun, Passagiere abzufertigen.
Aber auch die Piloten haben
so ihre Probleme, wenn da nur eine Maschine Verspätung hat, oder
nicht rechtzeitig abgefertigt wird, dann muss der anfliegende Jet
Warteschleifen drehen, weil kein Platz mehr auf dem Vorfeld ist,
das Flugzeug abzustellen. Dabei ist der Flughafen La Palma keinesfalls
zu klein, nur eben genau am Donnerstag um den Mittag herum, wollen
alle gleichzeitig landen. Die Gäste tragen es immer mit viel Fassung
und wenn man dann erst mal gelandet ist und seine Koffer hat, dann
geht eh alles seinen herrlich beschaulichen Weg.
Donnerstag 20.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm
Wo bleibt der Regen
Die Frage stellt sich wieder
mal nur für die Westseite der Insel, der Osten wurde bereits reichlich
bedacht. Die Großwetterlage meint es noch nicht gut mit uns und
hält alle größeren Tiefdruckgebiete zu weit nördlich, als dass uns
ergiebige Niederschläge auf der Westseite erreichen könnten. Die
30mm Regen, die wir bislang im Aridanetal hatten sind lächerlich,
wenn wir auf unser Jahressoll von 650mm kommen wollen.
Nun gibt es wieder Hoffnung
für das Wochenende. Ein Tiefdruckgebiet, westlich von Island wandert
Richtung Süden und wenn Petrus dem Regenspender kein Bein stellt,
dann könnten wir endlich auch in den Genuss kommen, den unsere Gäste
uns eigentlich nicht gönnen wollen. Ich kann ja verstehen, dass
man nicht gerne im Regen über die Vulkane klettert, aber das ist
ja gerade das Schöne auf La Palma, irgendwo auf der Insel scheint
immer die Sonne und dann fährt man halt dorthin.
Mittwoch 19.11.03 13:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm
Her mit den kleinen
Engländerinnen
Heute habe ich die ersten
Engländer des Jahres im Supermarkt entdeckt. Jeden Winter gibt es
ja zwei Charter aus Manchester und London und die sorgen für einen
Farbklecks in dem sonst so gewohntem Urlauberbild. Während die Mitteleuropäer,
(Holländer, Schweizer und Deutsche) eher lange Hosen tragen und
bei der Kleidung nur durch die unvermeidlichen Wanderschuhe auffallen,
sind die Briten da ganz anderer, bunter Natur. Die Shorts waren
irgendwann mal auf Bermuda und auf dem, bedrohlich gespannten T-Shirt
steht in großen Lettern: Britanica!
Drei leichtbekleidete weißfleischige
Teenies wuseln um den sichtlich überforderten Vater herum und füllen
den Supermarkt in einer für alle Palmeros noch unverständlicheren
Sprache, als es die Deutsche bereits ist. Man merkt den kurzen,
aber deutlichen Blicken der Verkäuferinnen an, wie die Unsicherheit
in ihnen hochsteigt. Da haben wir doch alle auf der Schule Englisch
gelernt, aber das was wir da gelernt haben, hörte sich irgendwie
anders an. Dann tut man lieber wieder auf gar nichts verstehen,
das klappt bei den Deutschen auch und dann kommen da schon ein paar
Brocken Spanisch. Aber Engländer sind deutlich beharrlicher und
mit dem angeborenen Selbstvertrauen gesegnet, dass alle anderen
ihre Sprache sprechen. Gut, dass es auch eine Selbstbedienungstheke
mit Frühstückspeck gibt, dann muss der Leib nicht darben.
Engländer sind neu für uns
und wir können anfängliche Schwierigkeiten nicht verheimlichen.
Die jahrzehntelange Gewöhnung an die stillen deutschen Urlauberpärchen
erschreckt uns ein bisschen und zeigt uns, dass wir wieder viel
lernen müssen. Warum es kaum Tourismus aus England bei uns gibt,
dass hat wohl mit Tradition und anderen Erwartungen vom Aussehen
der kanarischen Inseln zu tun. Vielleicht ist es aber auch die pure
Angst. Ein Gast hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass wohl viele
männlichen Engländer um ihr leibliches Wohlergehen auf La Palma
fürchten. Am Strand von Tazacorte steht ein Schild auf dem in mehreren
Sprachen erklärt wird, was so alles verboten ist, unter anderem
das Ballspielen. Von den Engländern fordert man aber noch mehr,
da steht: no balls please!
Mittwoch 19.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm
Inselhaushalt 2004
vorgestellt
So einen Haushaltsplan möchte
der Eichel auch gerne mal erstellen. Auf 88,8 Millionen Euro steigt
der Haushalt 2004, bei errechneten 87,4 Millionen Ausgaben. Die
Differenz dient dazu, das Haushaltslöchlein vom Vorjahr zu decken.
An Einnahmen erwartet man 86,4 Millionen Euro, was etwas mutig ist,
denn dazu müssen diese um 9% ansteigen. Dennoch wird man wohl nicht
über die 5 Millionen erlaubten neuen Schulden hinausrücken müssen.
Hört sich alles ganz vernünftig an.
Der größte Batzen geht mit
31 Millionen in die Infrastruktur und das öffentliche Bauwesen.
Danach kommen die Löhne und Gehälter der Inselbediensteten mit 24,6
Millionen Euro. Einen großen Sprung nach vorne machen die Ausgaben
für Soziales, diese verdoppeln sich fast von 4,9 auf 9,3 Millionen
Euro. Für die Wasserversorgung der Insel stehen noch 3,5 Millionen
zur Verfügung und für touristische Entwicklung etwas mehr als eine
Million. Nun wird noch die, ohnehin machtlose Opposition dazu angehört
(na Eichel, bist du neidisch?) und dann kann am 28 November der
Haushaltsplan verabschiedet werden. Bei uns zu Hause geht das demokratischer
zu. Wenn am Monatsende Geld übrigbleibt, dann ist das mein Geld,
wenn nichts übrigbleibt, dann hat meine Frau mal wieder zu viel
ausgegeben.
Dienstag 18.11.03 18:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm
Polnische Schüler
auf La Palma
Schon mal geübt für die EU
haben die Schule von Las Nieves und eine Gruppe Schüler aus der
polnischen Stadt Rzeszöw. Eine Woche werden die Schüler die harten
Pennälerbänke La Palmas kennen lernen, wobei der Unterricht natürlich
dabei nicht im Vordergrund steht. Der Inselpräsident war da, die
Schüler willkommen zu heißen und bat die Gruppe polnischer Jugendlicher,
in ihrem Land Botschafter La Palmas zu sein. (Hat er fein gesagt)
Hintergrund dieses Besuches
ist das europäische Schüleraustauschprogramm „Leonardo“. Das ist
eine Supergeschichte, die noch viel mehr genutzt werden sollte.
Gerade für uns Insulaner ist das eine hervorragende Möglichkeit,
außerhalb touristischer Begegnungen, andere Völker zu beobachten
und diesen näher zu kommen. Das ist das doch, was Europa ausmachen
soll und wo anders kann man da anfangen als bei den jungen Menschen.
Wir haben noch eine schöne
Seite über La Palma entdeckt, HIER
.
Dienstag 18.11.03 07:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm
Die Nachricht hinter
der Nachricht
Leider schreiben die meisten
lokalen Berichterstatter einfach nur ab, was ihnen bestimmte Quellen
erzählen und die paar deutschsprachigen Blättchen kann man da leider
nicht ausnehmen. Da werden, ohne Nachzudenken, Zahlen und Prognosen
übernommen, die nicht einmal einer oberflächlichen Begutachtung
standhalten. Ein Beispiel von vor 2 Wochen. Die Inselregierung meldet
einen starken Anstieg des nationalen Tourismus, weil der internationale
einfach nicht so will, wie man selbst. Um positive Zahlen zu präsentieren,
behauptet man kurzerhand, in jedem Inselhopper zwischen Tenerife
und La Palma sitzen an die 24% Touristen. Das ist völlig aus der
Luft gegriffen, außerhalb der Sommersaison sitzt da so gut wie nie
ein Tourist drin. Leider übernehmen andere Zeitungen solche Berichte
ungeprüft, vielleicht noch schlimmer, ohne nachzudenken.
Heute gibt es wieder einen
statistischen Bericht über die Flugbewegungen auf La Palma. Die
ganz klar regierungstreue Zeitung „Diario de Avisos“ berichtet stolz
über eine Zunahme der Flugbewegungen im Oktober 2003 gegenüber dem
gleichen Monat in 2002 von 28%. Der einzige Hintergrund dieser enormen
Steigerung ist das Auftauchen einer zweiten Fluggesellschaft, der
„Islas Airways“ die seit Mai 2003 täglich 4 Flüge ab La Palma nach
Tenerife anbietet. Diese Nachricht wird einfach weggelassen, Hauptsache
Steigerung.
Was nun die Zahl der Chartermaschinen
angeht, die im Oktober dieses Jahres nach La Palma geflogen sind,
da muss man rechnen und zwischen den Zeilen lesen Um bloß nicht
den Eindruck zu erwecken, dass wieder einmal weniger internationale
Touristen auf diese Insel gekommen sind, hat man diese Nachricht
hübsch versteckt.
Lassen Sie uns das man
zusammensetzen. Wenn im Oktober 2003 28% mehr Flugbewegungen stattgefunden
haben und im gleichen Monat die Steigerung der nationalen Flüge
33,4% ausgemacht hat, dann heißt das doch, dass die internationalen
Flüge abgenommen haben. Das gleiche gilt für die Zahl der Passagiere.
Diese Zahl ist im Oktober 2003 um insgesamt 3,9% angewachsen, die
Steigerung bei den nationalen Verbindungen beträgt aber alleine
schon 4,9%.
Montag 17.11.03 18:00 El
Paso - Dos Palmas Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm
Die Portugiesen waren
es
Die letzten Ziegen der prähispanischen
Zeit sollen nun auch verschwunden sein. Das befürchtet Juan Capote,
Wissenschaftler vom kanarischen landwirtschaftlichen Institut. Diese
Ziegenrasse gab bereits den Ureinwohnern der Inseln, also Guanchen
und Benahoaritas Milch und Fleisch. Juan Capote spricht von einer
genetischen Perle die nun verschwunden ist. Das Gute nur, es ist
nicht uns selbst passiert, denn hier auf den Kanaren gibt es seit
Jahrhunderten nur noch Kreuzungen aus der prähispanischen Ziege
und Rassen vom Festland.
Nein, die Portugiesen haben
da Mist gebaut. Wie denn? ganz einfach. Auf drei kleinen unbewohnten
Inseln südlich Madeira, „Las Desertas“ genannt, war das letzte Rückzugsgebiet
dieser uralten Ziegenrasse. Nun haben Vogelschützer aus Portugal
beschlossen, die Ziegen auszurotten da diese die Population des
gelben Sturmschnabeltauchers bedrohen. Dieser Vogel ist sehr selten
und kommt nur auf den Azoren, Madeira und auf Lanzarote vor. Juan
Capote tobt nun und spricht von „Ökotalibanen“, die ohne Rücksicht
auf Verluste eine Tierrasse vom Erdball fegen, um nur ein paar Vögel
zu retten, die seit über 550 Jahren friedlich mit den Ziegen zusammengewohnt
haben.
Nun hofft man, dass die portugiesischen
Jäger nicht ganz so erfolgreich waren und nicht alle Ziegen gefunden
haben. Vielleicht sollte man dann aber auch so pfiffig sein, die
eigenen Ziegen bei sich selbst zu schützen und nicht 550 Jahre in
fremde Obhut zu geben und dann zu meckern, wenn ein bestimmter Vogel
dort eine stärkere Lobby hat, als die Ziege. Es ist schon interessant,
wie schützenswert plötzlich Tiere sein können, um die man sich ein
halbes Jahrhundert lang nicht gekümmert hat. Ich würde mich freuen,
auf La Palma wieder ein paar richtig endemische Ziegen zu haben,
warum nicht, bei uns ist endemisch gerade Schick und Nachhaltigkeit
zur Inselkultur erklärt. Wie man nun die endemischen Ziegen erkennt,
ganz einfach an dem unverschämt nachhaltigen Grinsen, weil man nun
wieder wichtig ist, wenn es noch welche gibt.
Montag 17.11.03 08:00 El
Paso - Dos Palmas Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm
Immigranten ganz
böser Art
Eine neue Katastrophe bahnt
sich in der kanarischen Landwirtschaft an, ein neuer Pilz ist auf
die Inseln eingeschleppt worden, Fusarium Subglutinans. Bislang
waren die Inseln frei von diesem Pflanzenschädling, nun aber müssen
wir uns auch dieser neuen Bedrohung stellen. Auf Gran Canaria mussten
1.800 Mangobäume zerstört werden, da es bislang keine effektive
Möglichkeit gibt, diesen Pilz zu bekämpfen. Man nimmt mit großer
Sicherheit an, dass auch dieser Pilz mit illegaler Einfuhr von Obst
und Gemüse aus Südamerika zu uns gekommen ist.
Es ist ein weiterer herber
Rückschlag für unsere Bemühungen mehr Ökologie in unsere Landwirtschaft
zu bringen. Es ist müßig zu fordern, keine Chemie mehr, wenn uns
jedes Jahr an die 30 verschiedenen neue Pflanzenschädlinge ins Nest
gesetzt werden. Die Landwirte und Forschungsanstalten kommen gar
nicht hinterher, Strategien gegen einen neuen Pflanzenschädling
zu entwickeln, dann ist bereits der nächste da. Bleibt nur, die
Kontrollen an den Häfen noch weiter zu verschärfen, aber es erscheint
nahezu unmöglich, jede Kartoffel und jeden Sack Zwiebeln der importiert
wird, auf neue Pflanzenschädlinge hin zu untersuchen.
Sonntag 16.11.03 17:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm
Zuwachs Nummer zwei
Nachdem wir heute Morgen
vom Zuwachs der Bevölkerung gesprochen haben, sind jetzt die Autos
dran. Von Januar bis September dieses Jahres wurden auf La Palma
2.089 neue Autos zugelassen, im gleichen Zeitraum des Jahres davor,
waren es lediglich 1.946 Fahrzeuge. Schnell gerechnet ergibt das
einen Zuwachs von etwas mehr als 7%. Damit setzt sich La Palma nicht
an die Spitze der kanarischen Inseln, sondern lediglich ins hintere
Mittelfeld. Tenerife und Gran Canaria haben zweistellige Zahlen
zu melden.
Ein ganz interessanter Punkt
ist dagegen, dass die Zahl der als Mietwagen zugelassenen Fahrzeuge
sogar gesunken ist und die Neuzulassungen fast gänzlich auf das
Konto von Privatleuten geht. Entgegen der Hurra-Statistiken der
Inselregierung weiß jeder, der im Tourismus arbeitet, dass wir in
dem Sektor schwere Jahre vor uns haben. Leere Restaurants, weniger
Mietwagen und verwaiste Ferienanlagen sprechen eine deutliche Sprache.
Sonntag 16.11.03 09:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm
Bevölkerungszahl
wächst weiter an
Die kanarischen Inseln
sind eine der wenigen europäischen Regionen mit einem Nettozuwachs
der Bevölkerung über 3% jährlich. Neben den kanarischen
Inseln sind das in Europa auch noch, die Balearen, Luxemburg, Flevoland
(nicht Legoland) in den Niederlanden und Uusimaa (noch nie gehört)
in Finnland. Im europäischen Durchschnitt gibt es ein Nettowachstum
von nur einem Prozent und in den 10 neuen Mitgliedsstaaten sogar
ein negatives Wachstum der Bevölkerung von –2,1%.
Auf den kanarischen Inseln
ist der Zuwachs der Bevölkerung nicht nur eine Sache der Immigration,
sondern auch selbstgemacht. Das heißt, hier werden mehr Menschen
geboren als von uns gehen. Das ist in den meisten anderen europäischen
Ländern nicht mehr so, da geht der Zuwachs voll und ganz auf
das Konto der Zuwanderer. Allerdings sind auch die kanarischen Inseln
nicht mehr weit davon entfernt, sich dem mitteleuropäischen
Usus anzupassen. In drei bis vier Jahren rechnet man damit, dass
dann auch hier reeller Wachstum nur noch mit Hilfe von Immigranten
zu bewerkstelligen ist. Vielleicht hatte ja der Stromausfall vor
zwei Wochen gar keine technischen Gründe, sondern strategische!
Man weiß ja sehr gut, dass ein Stromausfall im richtigen Moment
die Geburtenrate heftig ansteigen lässt.
Samstag 15.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm
Heiliger Bimbam
II
Zu meiner Nachricht von
gestern Morgen muss nun noch Eine dazu. Ich habe das für eine
rührige, nette Anekdote angesehen, über die man mal eben
so schreiben kann. Nun muss ich feststellen, dass selbst die Inselregierung
fest an dem Plan arbeitet, einen Ignacio Azavedo und weitere 39
unbekannte Jesuiten als Heilige für die Insel gewinnen zu wollen.
40 Heilige auf einen Streich, das hat noch keine Region dieser Welt
geschafft und ich hoffe sehr, dass nur dieser Rekordversuch der
eigentliche Hintergrund ist.
Beim Bürgermeister
von Tazacorte habe ich da so meine Zweifel, Ángel Pablo Rodríguez
möchte sogar einen Themenpark um die Höhlen an den Hängen
der Caldera errichten. Die Höhlen haben seinerzeit den Benahoaritas
als Wohnstätte gedient, bis diese von den Portugiesen und Spaniern
höflich aufgefordert wurden, woanders zu wohnen. Da seinerzeit
die „Neue Heimat“ noch aus Sklavenschiffen bestand,
musste auch niemand damit rechnen, dass der Wohnraum irgendwann
wieder eingefordert wird.
Der unglaubliche Spagat,
in einem Aufwasch die Benahoaritas, die Jesuiten und dann die Verfolgten
des Bürgerkrieges gleichzeitig zu ehren, ist nicht zu begreifen.
Das Ganze macht natürlich nur dann Sinn, wenn man 40 Heilige
hat. Die Geschichte der Sieger ist überall. Vielleicht sollte
man noch etwas progressiver werden und einen heiligen 40 Loch Golfplatz
bauen, auf dem Katholiken nur die Hälfte bezahlen müssen.
Bei jedem Birdie gibt es dann einen Ablass umsonst und weil es so
schön ist, geben wir 39 Löchern des Golfplatzes Namen
von Benahoaritas, weil wir die fehlende Jesuitennamen nicht wissen.
Mein Gott, kümmer dich mal um deine Leute!
Freitag 14.11.03 17:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm
30 Grad und Sonnenschein
Nein, ich will Sie nicht
ärgern, vielleicht ein bisschen, aber das würde ich nie
zugeben. Eine Strömung aus Südost beschert uns diesen
„Sommer im November“. Wir nennen das „Calima“.
Wer nicht weiß was Calima ist, der soll den Begriff man in
unsere interne Suchmaschine eingeben, wir haben es mehr als einmal
erklärt – y basta. Irgendwie passt das dieses Jahr zum
Wetter im Aridanetal, kaum Regen und nur ganz selten was für
warme Socken. Die letzten drei Tage hatten wir heftige Niederschläge
im Osten der Insel und wir sind wieder ganz leer ausgegangen.
Eine Bauernregel habe
ich für so was nicht zur Hand und meine alten Männer die
ich frage, kratzen sich verlegen am Hinterkopf und meinen, das ist
halt so. Unserer Erfahrung nach, also nicht nach dem Wissen alter
Männer, kommt nach Calima im Winter immer Regen. Sollte das
dieses mal auch wieder klappen, dann wäre es aber aller höchste
Eisenbahn für das Aridanetal. Sicher sagen mir dann die alten
Stadtmöbel (Bänke mitsamt den darauf sitzenden Rentnern
ab 70 Jahren) aus El Paso wieder, „Ich hab´s doch gleich
gesagt!“ Nichts da, die wissen genauso wenig wie wir, die
sieben verschiedenen Wetterberichte auswerten und einen Achten schreiben.
Aber die Alten dürfen das hier und nächstes Mal werde
ich sie auch wieder nach dem Wetter befragen. Das ist hier schon
ein guter Fleck um alt zu werden, ich werde mir aber noch eine ganze
Weile die Vorfreude darauf gönnen.
Freitag 14.11.03 09:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm
Heiliger Bimbam
Es wurde kein Huhn in
Tijarafe überfahren und das neue Hotel ist auch noch nicht
fertig, so kann man sich mal um die richtig wichtigen Dinge dieser
Insel kümmern. Am 15. Juli 1570 wurden Ignazio Azavedo und
seine 39 jesuitischen Begleiter auf Ihrem Weg das Kreuz nach Brasilien
zu tragen vor der Küste Tazacortes von französischen Piraten
getötet. (Gut, dass Ignazio Azavedo nicht 40 Kumpel bei sich
hatte, dann wäre der Vergleich mit Ali Baba noch näher,
denn was die Jesuiten in Südamerika wollten, das weiß
heute jeder.)
Im Jahre 1742 erklärte
nun Papst Benedikt XIV die 40 Reisenden zu Märtyrern. Dann
dauerte es noch mal bis 1862 bis Papst Pius IX, die vor der Küste
Tazacortes gefallenen Jesuiten, selig sprach. Auf die weitere kirchliche
Karriere warten die 40 bis heute, denn man verweigert ihnen nach
wie vor die Heiligsprechung, dem astralen Höhepunkt eines jeden
Jesuiten. Manchmal frage ich mich, warum können die nicht alle
ganz normal Kinder kriegen und arbeiten gehen, da gibt es täglich
hundert Momente von Märtyrertum und Höhepunkten. Aber
es geht ja um höhere Dinge und dazu bin ich halt noch nicht
tot genug.
Nun will man hier aber
nun endlich diese 40 wackeren Gotteskrieger nicht nur selig, sondern
auch heilig wissen. Die Antwort (per Email) des Chefpostulanten
Paolo Molinari (das kann doch nur ein Italiener sein) ist aber ernüchternd.
Erst müssen die Vierzig ein Wunder vollbringen, dann erst kann
die Heiligsprechungen stattfinden. Man denke da so an eine Wunderheilung,
für die es keine medizinische Erklärung gibt. Nun machen
es die Ärzte inzwischen der katholischen Kirche sehr schwer,
man kann ja inzwischen fast alles heilen. Dann muss Tazacorte wohl
noch weitere Jahrhunderte auf seinen Heiligen warten. Obwohl es
in Tazacorte einen großen Spielraum für Wunder gibt,
ich würde die Vierzig sofort heilig sprechen, wenn das Meerwasserschwimmbecken
plötzlich fertig wäre, oder wenn die erste Fähre
im Hafen von Tazacorte anlegt. Na ja, dann doch vielleicht lieber
auf eine Wunderheilung warten...
Donnerstag 13.11.03 17:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm
Viel Schwein gehabt
Der Inselschlachthof oberhalb
von El Paso gibt für die ersten 10 Monate dieses Jahres ein
Plus von 23,5% an, gegenüber dem gleichen Zeitraum des vergangenen
Jahres. Den Löwenanteil der Steigerung geht, im wahrsten Sinne
des Wortes auf das Schwein. Waren es im Jahr 2002 noch 3.870 Tiere,
so wurden in diesem Jahr bereits 5.215 auf den sehr einseitigen
Weg geschickt. Bei Rindern und Schafen waren die Steigerungen nicht
so gewaltig, legten aber dennoch um fast 8% zu.
Hintergrund dieser beachtlichen
Mehrarbeit ist das veränderte Verbraucherverhalten. Natürlich
sind die Fleischskandale der letzten Jahre auch an La Palma nicht
spurlos vorübergegangen und wem traut man dann eher, dem Importfleisch,
oder der guten, alten hiesigen Sau. Aber auch die Supermärkte
sind an dieser Entwicklung schuld. Um Personalkosten zu sparen stehen
hinter den Fleischtheken unausgebildete Leute, die einem das dort
ausgelegte Importfleisch nicht gerade näher bringen. Das hat
ein Wiederaufleben kleinerer Metzgereien ermöglicht, die ausschließlich
hiesiges Fleisch anbieten und eben auch in entsprechender Form.
Die Palmeros haben schnell gelernt und ohne Panikmache. Wenn das
billige Importschwein aus dem Supermarkt nicht schmeckt, dann essen
wir halt wieder unsere eigenen Schweine. Da weiß man wenigstens,
was man hat.
Donnerstag 13.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm
Gedränge
vor dem Operationssaal
Die Anzahl der Leute,
die auf einen chirurgischen Eingriff im Inselkrankenhaus warten,
hat sich innerhalb eines halben Jahres von etwa 900 auf nun 1.269
erhöht. Davon werden wohl 819 noch innerhalb der nächsten
6 Monate operiert und die anderen haben noch länger auf der
Warteliste zu sitzen. Die Managerin des Krankenhauses Ángela
Sosa sieht darin noch keine alarmierende Entwicklung, nach den Sommerferien
vergrößert sich die Zahl der Wartenden immer.
Ein weiterer Punkt der
zu diesem Anstieg der Wartenden geführt hat, ist die Tatsache,
dass die medizinischen Geräte für Augenoperationen noch
nicht einsatzbereit sind, man aber diese Fälle bereits auf
die Warteliste gesetzt hat. Bislang wurden diese Operationen auf
Tenerife durchgeführt. Ganz wichtig ist dabei zu erwähnen,
dass sich die Warteliste nicht auf dringende Operationen ausdehnt,
oder gar Notfälle. Diese werden sofort behandelt, oder mit
dem Helikopter nach Tenerife geflogen. Viele Ärzte sind der
Meinung, dass sich in den letzten Jahren eine Einstellung durchgesetzt
hat, alles zu operieren, was nur irgendwie geht. Der medizinische
Fortschritt lässt heute viel mehr Operationen zu, als noch
vor ein paar Jahren. Na gut, ich werde dann auch mal fragen, ob
ich nicht meine Schweißfüße Größe 47
gegen etwas Vernünftiges austauschen kann.
Mittwoch 12.11.03 17.30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm
Prähispanische
Fundstätten von „El Tendal“ werden hergerichtet
Im „Barranco del
Agua“ bei Los Sauces befindet sich eine der frühesten
Siedlungsstätten der Ureinwohner La Palmas. Man fand dort eine
Wohnhöhle mit einigen Gerätschaften, die man nach der
Umgebung, „El Tendal“ benannte. Nun macht die Inselregierung
an die 550.000,- Euro locker, für die Sanierung der Fundstätte
und das Errichten eines Besucherzentrums. Man will die verfallenen
Höhleneinrichtungen wieder herstellen, um dem Betrachter ein
einfacheres Bild vom Alltag unserer Ureinwohner zu geben.
Das Besucherzentrum soll
ein kleines Museum erhalten, wo man mehr über die „Benahoaritas“
erfahren kann. Parkplätze, ein kleiner Lehrpfad und sanitäre
Anlagen kommen auch noch dazu, dann ist die halbe Million Euro auch
schon wieder weg und ein weiterer netter Nachmittag für unsere
Gäste gesichert. Es ist übrigens kein rein spanisches
Phänomen, dass man einpaar hundert Jahre später wieder
an seine Geschichte heran will, die man zuerst gründlich weggeräumt
hat. Fein finde ich noch die Worte unseres weisen Inselpräsidenten,
dem es sicher nicht einfach gefallen ist, 550.000 Euro für
Kultur locker zu machen. (Die könnten später beim Golfplatz
fehlen). Bei der Präsentation des Projektes ließ er sich
zu den Worten hinreißen : Man will damit dem Besucher entgegenkommen,
der an der kulturellen und natürlichen Geschichte dieser Insel
interessiert ist. Potz Blitz, nun doch wieder Kultur und Natur und
kein Wort von „All Inclusive“.
>
Mittwoch 12.11.03 08.30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm
Die Hauptstadt
braucht Geld
Wie fast alle Städte
ist auch die Hauptstadt Santa Cruz de La Palma mit einem Defizit
aus dem alten Haushaltsjahr gegangen. 1,4 Millionen Euro war dieser
Fehlbetrag groß und rührt hauptsächlich daher, dass
man mit höheren Einnahmen gerechnet hatte. Durch den Verkauf
von Ladenlokalen erhoffte man sich an die 2 Millionen für den
Stadtsäckel, aber wer soll denn die Lokale kaufen, wenn es
bereits genügend gibt.
Nun muss anderswo mehr
Geld her und das geschieht auf dem üblichen europäischen
Weg, die Gebühren werden erhöht. Dokumente und Lizenzen
werden um 3% teurer, Müll und Wasser um 5%. Für Cafes
und Kioske wird es noch teurer, die sollen 10% mehr dafür bezahlen,
damit diese ihre Stühle und Tische weiterhin auf öffentlichem
Gelände aufstellen können. Geld sparen wiederum kann man
mit bargeldlosem Zahlungsverkehr. Wer seine kommunalen Gebühren
per Lastschrift von seinem Konto abbuchen lässt, der erhält
einen Bonus von 5%. Wer zu den fälligen Terminen die Schlangen
vor den öffentlichen Kassen kennt, der hat das zwar längst
gemacht, aber viele lassen sich mit den Zahlungen dermaßen
viel Zeit, dass ein Rabatt von 5% allemal drin ist, wenn das Geld
damit pünktlich auf den Konten der Stadt ist.
Dienstag 11.11.03 17:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm
Haushaltsgeld
Das kanarische statistische
Institut hat eine neue interessante These aufgestellt, welche die
Preisunterschiede auf den einzelnen Kanareninseln besser widerspiegeln
sollen als bislang. Der Vergleich ging über 2 Monate und 209
Produkte des täglichen Einkaufes wurden unter die Lupe genommen.
Aus dann ermittelten 17.700 Preisen kam ein wiederum gar nicht so
überraschendes Ergebnis heraus. Gran Canaria ist die billigste
Insel, gefolgt von Tenerife und La Palma. La Gomera wurde als teuerste
Insel entlarvt, gefolgt von El Hierro. Lanzarote und Fuerteventura
sind etwa Durchschnitt.
Was nun neu ist an der
Preiserhebung; Im Unterschied zu den sonst laufenden Umfragen hat
man eine viel größere Zahl von Läden besucht. Man
hat nur Produkte ausgesucht, die auf allen Inseln identisch waren,
also nicht nur 1 Kilo Mehl, sondern 1 Kilo Mehl von dem und dem
Hersteller. Dann hat man völlig darauf verzichtet Obst und
Gemüse mit in die Kalkulationen aufzunehmen, da auf diesem
Sektor die Preise extrem stark variieren. So kosten Bananen auf
Lanzarote z.B. das dreifache als auf La Palma, wir müssen wiederum
das doppelte für Tomaten bezahlen, als die Leute aus Tenerife.
Letzter Punkt, man hat darauf geachtet, dass bei den Produkten keine
Sonderpreise oder Rabatte mit in die Wertung eingeflossen sind.
Nun will man noch weitergehen
und diese Statistik noch verfeinern. Die präzisen Rechner des
statistischen Amtes haben nämlich auch erkannt, dass eine Familie
im Monat bestimmt 20 Liter Milch konsumiert, aber nur ein Päckchen
Salz und jedes dieser Liter Milch auch noch mehr kostet als das
eine Päckchen Salz. Ich frage mich aber nun, wie man den kanarischen
Durchschnittsverbraucher ermitteln will um dann wieder hochzurechnen.
Gut, das ist nicht meine Arbeit und ich glaube allen Statistiken
sofort. Sie kennen doch die Statistik die aussagt, dass die Scheidungsrate
bei katholischen Geistlichen ungleich niedriger ist als bei ihren
protestantischen Kollegen, oder?
Dienstag 11.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm
Mar de fondo
Grundsee nennt man das
auf deutsch und wenn diese aus Nord-West kommt, dann fürchtet
man diese auf La Palma besonders. Trotz Windstille landen dann Wellen
von bis zu 10 Metern an der Westküste der Insel und es ist
schon ein bisschen unheimlich, wenn diese Brecher dann an der Kaimauer
landen und diese erzittern lassen. Grundsee entsteht in tausenden
von Kilometern Entfernung und pflügt dann ungebremst durch
den Atlantik bis an unsere Küsten.
In Tazacorte heißt
das jedes Mal für die Restaurantbesitzer, Stühle und Tische
von der Promenade nehmen, sonst müssen diese später wieder
ausgebuddelt werden. Der neue Wellenbrecher vor dem Strand in Tazacorte
kann nur ein kleines Stückchen Bucht schützen. Der Rest
des Strandes ist dann hilflos den Naturgewalten ausgeliefert. In
der Nacht von Freitag zu Samstag wurde der Höhepunkt erreicht,
mit Wellen etwas über 6 Metern Höhe. Nun ist die Brandung
wieder am abklingen und den Sand den die Wellen auf die Promenade
gespült hat, hat man auch schon wieder an seinen Platz gebracht.
Außer Arbeit für Gemeinde und Anwohner ist aber nichts
passiert. Die Vorhersagen, wie hoch denn nun die Wellen tatsächlich
werden, wenn sie an Land brechen sind schwer. Wir erinnern uns noch
gut an den April dieses Jahres, da zerstörten Wellen von etwas
mehr als 9 Metern Höhe große Teile des Meerwasserschwimmbeckens
La Fajana.
Montag 10.11.03 13:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm
La Palma hat noch
keine Probleme mit seinen Küstengewässern
Das ist die Aussage des
Meeresbiologen Ricardo Haroun der sich anlässlich der Ausstellung
„Canarias por una costa viva“ gerade auf La Palma aufhält.
Im halbjährigen Abstand werden an 20 Stellen rund um die Insel
Wasserproben entnommen und auf Gran Canaria untersucht. Die Untersuchungen
sind sehr aufwendig und komplex. Es werden kontrolliert, die Temperatur,
der PH-Wert, Sauerstoffgehalt, Salzgehalt, gelöste Schwebstoffe,
Metalle und an die 20 weitere Posten, die ich als Nichtbiologe kaum
übersetzen kann.
Demnach hat La Palma noch
keine Probleme an seinen Küsten. Ricardo Haroun drückt
das so aus: „La Palma ist nicht nur an der Oberfläche
schön, sondern auch unter Wasser“. Das hört man
gerne. Gleichzeitig warnt er aber vor ungehemmter Ausbreitung des
Tourismus, der stärker als zuvor angenommen die Küstengewässer
belastet. Seine Erfahrungen mit Tenerife und Gran Canaria sind da
sehr nützlich und wenn wir pfiffig sind, dann lernen wir daraus.
Montag 10.11.03 08:30 El Paso - Dos Palmas Temperatur 14 Grad, Niederschlag:
0 mm
Kollegiale Grüße
aus Martinique
Martinique gehört,
wie auch Madeira und die Kanaren zu den europäischen Bananenproduzenten
und dort findet ein Kongress statt, wie es denn mit den europäischen
Bananen in Zukunft weitergehen kann. Positiv lässt sich raushören,
dass auch nach 2006 auf jeden Fall die EU ihre Bananenbauern nicht
im Stich lassen will. Das ist wichtig, denn im Jahr 2006 findet
eine Liberalisierung statt und dann dürfen Bananen aus Südamerika
auch auf dem spanischen Festland ohne Mengenbegrenzung eingeführt
werden.
Darauf muss man sich jetzt
vorbereiten um dieser neuen Aufgabe auch gerecht zu werden. Ohne
Subventionen wird es auch weiterhin nicht gehen, dazu sind die Preisunterschiede
viel zu groß. In Mittelamerika produziert man Bananen deutlich
billiger als auf den Kanaren. Das Lohnniveau liegt entscheidend
unter unserem, aber auch die Anbauflächen und Methoden machen
die Produktion der gelben Früchte dort unschlagbar billig.
Der längere Frachtweg fällt kaum ins Gewicht, daraus lässt
sich für die europäische Banane kein Vorteil erzielen.
Nun will man auf Qualität
und Ökologie setzen, das sind die Nischen die uns die Dollarbanane
überlässt. Ohne bereits einen Beschluss gefasst zu haben
tendieren die Meinungen der Fachleute dazu, die Subventionen ab
2006 an Bedingungen zu knüpfen die ökologisch produzierte
Bananen klar bevorteilen. Das ist eine riesige Chance, besonders
für La Palma. Bleibt nur zu hoffen, dass die Verbraucher dann
auch bereit sind dieses Produkt zu honorieren und für Qualität
auch etwas mehr Geld ausgeben. Geiz ist nicht geil, Geiz ist einfach
nur dumm!
Sonntag 09.11.03 09:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm
Kalte Nächte,
heiße Tage und warum es nette Straßenlaternen gibt
Heute Nacht waren es bei
uns lediglich 14 Grad. Das sind Temperaturen die uns erzittern lassen
und selbst der Wirt aus der „Abuela“ hatte ein Einsehen
mit uns und die hochtechnisierte Klimaanlage auf „heizen“
gestellt. Irgendwie muss man ja die Zeit bis zur Mondfinsternis
überbrücken und wo macht man das am Besten? Richtig, heißes
Kaninchen und kaltes Bier und jede Menge netter Leute um sich. Die
Webcam auf dem Roque de los Muchachos war wohl nicht erreichbar,
weil viel zu viele Leute dieses Angebot nutzen wollten. Bei uns
öffnete sich immer eine Fehlermeldung die eine Überlastung
anzeigte, try again later...
Gerade weil es heute Nacht
so kalt war, hatten wir so klare Luft, dass der Mond zum greifen
nahe schien. Zumindest hatten wir das Gefühl, nach 5 Stunden
in der Kneipe, dass man nur die Hand ausstrecken müsste, um
den Trabanten zu berühren. Natürlich haben wir auch Photos
gemacht, aber nach erster Sichtung sind nur die Photos von den netten
Leuten und dem Kaninchen was geworden und die Mondfinsternis erscheint
als kleiner, heller Punkt mit unendlich viel Schwarz herum. Oder
haben wir eine Straßenlaterne photographiert weil die näher
war und sogar in die Kamera gelächelt hat? Ich weiß es
nicht mehr so genau, was wir da photographiert haben, ich weiß
aber noch, dass ich mit vielen netten Leuten einen hervorragenden
Grund hatte, erst spät nach Hause zu gehen.
Samstag 08.11.03 16:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 1 mm
Risse in den Gebäuden
machen den Anwohnern Angst
Beim Bau der Tiefgarage
in Santa Cruz de La Palma wird schweres Gerät benutzt, anders
kann man den Basaltboden nicht aufbrechen. Anfänglich beklagten
die Anwohner nur den Krach und die Erschütterungen. Nun sind
an dem Hochhauskomplex „Tinabana“ an die 25 Risse aufgetaucht.
Die Bauaufsichtsbehörde untersucht nun die Risse und will feststellen,
welche neuerer Natur sind und ob sich diese weiter öffnen.
Die Baufirma Fuente Olén
S.L. beteuert weiterhin, dass alles hundertmal überprüft
wurde und dass man sich bei den Bauarbeiten ganz genau an die Sicherheitsvorschriften
hält. Zu den Rissen in dem Gebäude hat man sich nicht
direkt geäußert, sondern verweist auf die Absegnung der
Pläne durch die Ingenieurskammer. Bis zur Fertigstellung der
Tiefgarage werden noch 24 Monate vergehen, allerdings sind nur für
die ersten drei Monate die schweren Maschinen am Werk um den Aushub
zu tätigen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Ingenieure alles
richtig berechnet haben und die Anwohner wieder beruhigt schlafen
können.
Nicht vergessen, heute
Abend Mondfinsternis! Wenn Sie in der ersten Reihe sitzen wollen,
dann schauen Sie mal auf diese
Seite. Dort klicken Sie dann auf „Observatorio Roque de
los Muchachos“. Allerdings benötigen Sie einen Flash
Player! Ab 22.00 Uhr soll es losgehen und die totale Finsternis
beginnt um 01:06 Uhr und wird 25 Minuten dauern. Die genannten Zeiten
sind Ortszeit kanarische Inseln, in Deutschland also um 02:06 Uhr.
Samstag 08.11.03 09:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm
Eiertanz um die
Stromversorgung geht weiter
Große Beunruhigung
herrscht seit etwa drei Monaten bei den geistigern Vätern des
industriellen und touristischen Aufschwungs auf La Palma. Der vor
Jahren privatisierte Stromerzeuger UNELCO-ENDESA will nicht so wie
wir es wollen und setzt ganz klare ökonomische Gedanken vor
surreale Zukunftsträume. Die Aussage der UNELCO ist ganz simpel:
Schaut erst mal, was ihr von euren Plänen verwirklichen könnt,
dann sorgen wir für den notwendigen Strom.
Die gesamte Legislative
der Insel, Regierungsparteien wie Opposition sahen sich nun gezwungen
ein Papier aufzusetzen, in dem der Stromversorger aufgefordert wird,
die zukünftige Versorgung La Palmas mit elektrischer Energie
zu garantieren. Dieses Papier ist zwar unsinnig, denn die UNELCO
hat sich bei der Privatisierung eh dazu verpflichtet, aber irgendwas
muss man ja tun, dazu ist man doch Politiker. Am meisten stört
, dass mögliche Investoren abgehalten werden könnten auf
La Palma ihr Geld auszugeben, wenn das mit der Stromversorgung nicht
hinreichend geklärt ist. Da zeigt sich wieder mal die besondere
Situation einer Insel, wir können nicht einfach woanders unseren
Strom kaufen wenn uns der bisherige Lieferant nicht mehr passt.
Eine Insel ist was Feines, aber überall wo man lang läuft,
stößt man auf die gleichen Grenzen.
Freitag 07.11.03 17:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm
Bebo Valdés:
Auf La Palma fühle ich mich wie zu Hause
Bebo Valdés, der
legendäre kubanische Pianist tritt heute Abend zusammen mit
dem fast 50 Jahre jüngeren Sänger Diego „El Cigala“
im Convento San Francisco auf. Die beiden geben eine Kostprobe ihrer
letzten gemeinsamen CD mit dem Titel Lagrimas Negras - Schwarze
Tränen. Tränen wird es bei manchen geben, die das Konzert
noch besuchen wollen, aber keine Karten mehr bekommen, es ist längst
ausverkauft.
Bebo Vadés ist
nicht das erste Mal auf La Palma und hat bereits früher hier
seinen berühmten „Jazz Latino“ einem interessierten
Publikum präsentiert. Die Inselregierung selbst und eine regionale
Sparkasse sind die Promotoren des Besuches der beiden weltbekannten
Musiker. So gab es auch brav eine Pressekonferenz, wo sich der Inselpräsident
mit den Beiden fotografieren lassen durfte. Aus Bebo Valdés
Mund hörte man dann den Satz, auf La Palma fühle ich mich
wie zu Hause und wurde von Diego „El Cigala“ noch übertroffen,
der La Palma als die schönste Insel bezeichnet, die er gesehen
hat. So haben wir das gerne...
Freitag 07.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 4 mm
Wissenschaftler
sind zufrieden mit der marinen Schutzzone im Süden
Vor etwa 2 Jahren hat
man weite Teile der Küste bei Fuencaliente und das dazugehörende
Meeresgebiet zur Schutzzone erklärt. Es darf dort weder gefischt
werden, noch Abwässer ins Meer gelangen. Der Biologieprofessor
Ricardo Haroun von der Universität Las Palmas hat sich fast
überrascht geäußert, wie schnell das Ökosystem
positiv auf die Schutzmaßnahmen reagiert hat. Ricardo Haroun
besucht La Palma anlässlich der Ausstellung "Canarias,
por costa viva" (Kanaren für eine lebende Küste)
die im Casa Massieu in Santa Cruz bis zum 24. November stattfindet.
Ziel der Wanderausstellung ist es, die Bevölkerung für
den Umweltschutz zu sensibilisieren. Schön! Dazu, dass man
ein 1.250 Betten Hotel in die marine Schutzzone baut, darüber
wird wohl nicht gesprochen werden. Schade!
Überraschend hat
es gestern Nacht leicht geregnet. Eigentlich hatte man erst zum
Wochenende hin mit Niederschlag gerechnet. Die Kanaren befinden
sich am Rande eines Tiefdruckgebietes, welches nördlich von
Portugal liegt. Wie viel wir davon abbekommen werden ist noch nicht
raus. Sollte die augenblickliche Windrichtung Nord-West anhalten,
dann könnten wir bald mit ergiebigen Niederschlägen rechnen.
Bislang sind im Aridanetal ganze 30 mm Regen gefallen, das stimmt
den Landwirt noch nicht glücklich.
Donnerstag 06.11.03
19:00 El Paso - Dos Palmas Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm
La Gomera wieder
ohne Busverkehr
Die Angestellten des öffentlichen
Busverkehres haben nun erneut die Arbeit niedergelegt. Laut dem
Sprecher der Gewerkschaft welche die Busfahrer vertritt, hat die
Firma „Servicio Regular Gomera S.L.“ keine der Bedingungen
erfüllt, die seit dem letzten Streik vereinbart wurden. Zur
Erinnerung, im September hatten die Busfahrer auf La Gomera vom
17.9. – 26.9. bereits gestreikt und nach Zusagen der Betreiberfirma
diesen wieder ausgesetzt.
Natürlich ist streiken
in diesen Zeiten kein populäres Mittel mehr und man muss sich
das mal vorstellen, es gibt als einzigen öffentlichen Nahverkehr
auf La Gomera nur Busse. Diese stehen nun wieder in den Depots und
nichts bewegt sich mehr. Hintergrund der Unzufriedenheit der Busfahrer
war allerdings die fehlende Aussage der Regierungspartei, ob nun
die privatisierte Busgesellschaft Subventionen erhalten hat, oder
nicht. Leider hält sich die Inselregierung La Gomeras an das
CSU Prinzip: „Ausschwitzen“. So was läuft halt
nur in Bayern, aber nicht auf den Kanaren.
Donnerstag 06.11.03 08:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm
Zementverbrauch
als Wachstumsindikator
Das ist ein ganz simpler
aber sicherlich zutreffender Anzeiger, in welche Richtung das Wachstum
einer Region geht. Nun haben wir ja auf La Palma das Glück
ganz genau zu wissen, wie viel Zement wir gekauft haben. Alles wird
über den einen Hafen abgewickelt und da wird penibel genau
Buch geführt.
Zwar hat sich der Zementverbrauch
im Jahr 2003 gegenüber dem gleichen Zeitraum von 2002 leicht
erholt, aber im Vergleich zu 2001 hinkt der Verbrauch gewaltig hinterher.
Die Zahlen, immer von Januar bis September: 2001 = 68.000 Tonnen,
2002 = 56.000 Tonnen, 2003 = 59.000 Tonnen. Nun darf man aber nicht
gleich Hurra rufen, es geht wieder bergauf. In den Zahlen von 2003
sind die beiden großen Baustellen, das Hotel in Fuencaliente
und die größte Bogenbrücke Spaniens bei Los Sauces
dabei. So bleibt unter dem Strich ein für die Wachtumsfanatiker
trauriger weiterer Rückgang der Bautätigkeit. Für
die anderen wächst die Hoffnung, dass die grüne Insel
nun doch nicht zugebaut wird.
Mittwoch 05.11.03 16:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm
Europäische
Woche der Wissenschaft und Technik auf La Palma
Dieses Jahr wurde die
Astronomie als Thema gewählt, um dem 250 Jahrestages des ersten
spanischen Observatoriums bei Cádiz zu würdigen. Auf
La Palma leitet das IAC, das kanarische astrophysikalische Institut
diese Wissenschaftswoche. Aufgeteilt sind die Veranstaltungen für
die ersten beiden Tage auf Santa Cruz im ehemaligen Kloster San
Francisco und ab Donnerstag bis Freitag finden die Ausstellungen
im Casa Massieu in Los Llanos statt.
Höhepunkt ist allerdings
Samstag Nacht, da will man gemeinsam und mit Hilfe der „Agrupación
Astronómica de La Palma“ eine Mondfinsternis beobachten.
Clou der ganzen Geschichte ist eine Live-Übertragung der Mondfinsternis
via Internet. Unter http://www.iac.es
können Sie mit dabei sein, ohne nach La Palma kommen zu müssen.
Unter der gleichen Adresse erfahren Sie auch genau, wann und wo
welche Veranstaltungen stattfinden. Da wird immer gemeckert, das
IAC tut nichts für die Öffentlichkeit und sei ein verschwiegener
Geheimbund von eigenbrötlerischen Sterneguckern. Dieses Mal
sind wir live dabei und können nur hoffen, dass es in Zukunft
noch mehr Kontakt zwischen der wissenschaftlichen Arbeit die auf
der Insel gemacht wird und der Bevölkerung selbst gibt. Dann
erübrigt sich auch jegliche Polemik, was denn nun eigentlich
die ganzen Observatorien für uns auf La Palma bringen.
Mittwoch 05.11.03 08:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm
43 Flüchtlinge auf El Hierro gelandet
Es ist noch nicht ganz
klar, ob das eine neue Taktik der Schleuser darstellen soll, oder
ob El Hierro eher das zufällige Ziel der Flüchtlinge war.
El Hierro ist die kleinste der Kanaren und auch am weitesten weg
vom afrikanischen Festland, so ist es extrem selten, dass dort die
Schleuser ihre menschliche Fracht abladen. Man vermutet eher, dass
das Fischerboot wohl angesichts der starken Überwachung der
nördlichen Inseln keine Chance sah, dort ungeschoren die armen
Leute aus dem Boot zu bekommen und so nach El Hierro ausgewichen
ist. Dieses mal verwendete man kein „Wegwerfboot“ sondern
die 43 Flüchtlinge aus Sahara und Mauretanien wurde mit einem
Kutter vor dem Strand bei Tacorón ausgesetzt.
Die Chance auf einer kleinen
Insel wie El Hierro unbemerkt zu bleiben ist gleich Null. Es dauerte
so auch nur ein paar Stunden, bis die Guardia Civil alle 43 Flüchtlinge
eingesammelt hatte. Außerdem hat El Hierro weder einen internationalen
Flughafen, noch einen Hafen aus dem Schiffe direkt nach Europa verkehren.
Den Schleusern ist so etwas natürlich egal, Hauptsache sie
haben ihre 5.000 Dollar eingesteckt und werden nicht erwischt. Auf
La Palma sind bislang noch keine Flüchtlinge gelandet man wird
aber nach dem Vorfall von El Hierro die Radaranlagen nachts noch
besser im Auge behalten.
Dienstag 04.11.03 18:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm
Mit dem Flugzeug
zum Arzt
Das ist Realität
für bis zu 19.000 Palmeros jedes Jahr, die zu einer ärztlichen
Behandlung nach Tenerife fliegen müssen. Niemand kann vom Inselkrankenhaus
erwarten, alle Spezialisten für alle Krankheitsfälle im
Haus zu haben. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass für
85.000 Einwohner auch in Deutschland kein Krankenhaus mit allen
Abteilungen gebaut wird. Sicherlich wäre es praktischer, den
einen oder anderen Spezialisten mehr auf der Insel zu haben, aber
das ist Sache des „Servicio Canario de Salud“.
Die notwendigen Flüge
der Patienten werden vom Servicio Canario de Salud auch bezahlt,
allerdings sehr, sehr zögerlich. Der Patient bekommt davon
nichts mit, aber das Reisebüro welches den Flug bucht und auch
gleich bei der Fluggesellschaft bezahlen muss. Besonders schleppend
wird immer gegen Ende des Jahres bezahlt, weil dann der hiesige
Träger des Gesundheitssystems plötzlich feststellt, dass
der Haushaltsplan wieder mal nicht ausreicht, die Flüge zu
bezahlen. Für die kleinen Reisebüros kann das sogar gefährlich
werden. Wer drei und mehr Monate auf die Zahlungen warten muss,
der braucht einen langen Atem. Nach Auskunft der Reisebüros
La Palmas steht man in permanenter Vorleistung von um die 210.000
Euro. Die Reisebüros wollen nun nicht länger Kreditgeber
für die Gesundheitskasse sein und fordern von der Inselregierung
Druck auf die Krankenkasse auszuüben, mal einen vernünftigen
Haushaltsplan zu erstellen.
Dienstag 04.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm
Unbedeutende Nacharbeiten
Der neue Tunnel ist seit
dem 4. Mai dieses Jahres in Betrieb, aber erst jetzt sind die sieben
Fluchträume die im Brandfall Schutz geben sollen geöffnet
worden. Die vollisolierten Kammern waren zwar von Anfang an fertig,
aber das Belüftungssystem funktionierte noch nicht. Gut, dass
wir das erst jetzt erfahren, ich hätte mir doch glattweg Sorgen
gemacht und bin den Leuten echt dankbar, dass man mir meinen unerschütterlichen
Glauben an moderne Technik nicht wegen solcher Kleinigkeiten nimmt.
Aber was rege ich mich
auf, es ist alles gut gegangen und es geht immer alles gut auf dieser
Insel. Das führt uns manchmal in arge Versuchung, Technik mit
Gottvertrauen aufzufüllen, aber was soll uns schon passieren,
wir sind doch auf der „Isla Afortunada“ der glücklichen
Insel. Wer da mit erhobenem Zeigefinger rumrennt und Sicherheitsformeln
predigt, der soll mal gucken, wie weit er damit kommt. Was sollen
diese lächerlichen grün-gelben Kabel die bei mir aus der
Steckdose kommen, Erdung ist was für Weicheier und außerdem
funktioniert das auch so. Also weg mit der verwirrenden dritten
Strippe, dann fliegt die Sicherung nicht mehr so oft raus. Schutzengel
sind auch nicht blöde und viele von denen haben sich wohl La
Palma als Basislager ausgesucht, was soll dann der Quatsch mit Schutzräumen
im Tunnel?
Montag 03.11.03 17:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm
Bananen für
Deutschland
Die „ASPROCAN“
(Asociación de Productores y Exportadores de Plátano)
unternimmt einen neuen Versuch um auf dem mitteleuropäischen
Markt Fuß zu fassen. Diese Dachorganisation der Produzenten
und Exporteure der kanarischen Banane baut da zuerst auf den deutschen
Markt. Einmal ist vom Konsum her Deutschland die Bananenrepublik
Nummer eins und auch traut man den Deutschen am ehesten zu, den
Unterschied zwischen den strohigen Dollarbananen und der köstlichen
kleinen Gelben aus Makaronesien zu erkennen.
Was dann ein Kilo „Onkel
Canari“ in Deutschland kosten wird, das ist noch nicht raus.
Da soll die spanische Handelsvertretung in Deutschland noch Marktforschung
betreiben. Eigentlich bleibt wenig Zeit für die Auswertung
von Umfragen, denn bereits Januar will man mit dem Export beginnen.
Werbekampagnen sollen Verbraucher wie Importeure auf unsere kleinen
Früchtchen aufmerksam machen. Bislang haben mir fast alle Gäste
gesagt, sie würden sofort kanarische Bananen kaufen, erhalten
diese aber nicht in den gängigen Läden. Nun wird es bald
die Möglichkeit geben für Sie, die guten Vorsätze
auch umzusetzen.
Manchmal habe ich einen
Traum: Wir produzieren hier ordentliche Bananen mit einem kontrollierten
Minimum an Pflanzenschutz, exportieren diese frisch und schnell
nach Mitteleuropa. Dort gibt es viele fröhliche Gesichter,
weil es nun leckere Bananen gibt. Hier gibt es viele fröhliche
Bananenbauern, weil die Käufer in Mitteleuropa bereit sind,
für ein gutes Produkt mehr zu bezahlen, als für die Massenproduktion
aus Südamerika. Die Finanzminister sind dann auch fröhlich,
weil man nun die Bananen nicht mehr subventionieren muss. Und wenn
man schon träumt, dann richtig, die Amerikaner sind dann auch
fröhlich, weil nun die Europäer ihnen die Bananen nicht
mehr wegessen, sondern sie nun selber essen müssen.
Montag 03.11.03 08:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm
Israelische Entwicklungshelfer
auf La Palma
Die Wassergesellschaften
von Argual und Tazacorte werden mit Hilfe zweier Techniker aus Israel
die Arbeiten an den Bewässerungen für die Bananenplantagen
abschließen. Israel ist führend in Technologien von Pflanzenbewässerungsanlagen
und hat somit das Rennen gemacht vor Angeboten französischer
und italienischer Firmen. Ziel ist es, Wasser zu sparen und die
vollständige Automatisierung der Bewässerung in der Region
Argual und Tazacorte.
Seit zwei Jahren arbeitet
man an diesen ehrgeizigen Plänen und hat an die 18 Millionen
Euro in dieses Projekt gesteckt. Wenn alles richtig funktioniert,
dann brauchen die Landwirte sich überhaupt nicht mehr um die
Bewässerung kümmern. Das übernimmt dann der Kollege
Computer. Berechnungen geben Anlass zu Hoffnung mit diesem System
bis zu 25% Wasser sparen zu können. Darüber hinaus wird
bei ergiebigen Regenfällen das zulaufende Wasser des Bewässerungssystems
in das große Rückhaltebecken von Dos Palmas geleitet.
Früher lief dieses Wasser ungenutzt ins Meer. Bei so viel ausgefeilter
Technik kann man nun hoffen, dass man uns noch lange Zeit Bananen
anbauen lässt, sonst läuft mehr als Wasser in den Atlantik
und das wäre schade.
Sonntag 02.11.03 17:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm
Ab Morgen beginnt
der Winterflugplan
Nun müssen alle die
im Tourismus arbeiten wieder umdenken, denn der Winterflugplan macht
auch den Montag wieder zum Arbeitstag. Es gibt keine großen
Überraschungen im Flugplan außer vielleicht, dass die
LTU nun auch am Donnerstag einen Gabelflug nach La Palma einsetzt.
Neu hinzugekommen ist bei der LTU Köln, welches immer als Stiefkind
neben dem großen Flughafen Düsseldorf galt. Insgesamt
gibt es wöchentlich nun 58 mögliche Verbindungen aus Deutschland
nach La Palma in der Woche. Neben der LTU fliegen die Thomas Cook,
Air Berlin und Hapag Lloyd die Insel La Palma an.
Das heißt aber nicht,
dass uns 58 Flugzeuge aus Deutschland in der Woche anfliegen, die
Großzahl der Verbindungen sind Gabelflüge. Das heißt
nicht, dass man im Flugzeug lediglich eine Gabel zum Essen bekommt,
sondern mit einer Zwischenlandung noch in Deutschland rechnen muss.
Die tatsächliche Anzahl der Flieger aus Deutschland die im
Winter pro Woche zu uns kommen ist 19. Dazu kommen zwei aus Holland,
einer aus der Schweiz und vorerst einer aus Manchester und einer
aus Belgien. Der Hauptanreisetag ist Donnerstag, da kommen alleine
10 Charter aus Deutschland.
So ein Charterflugplan
ist auch nichts statisches, der ändert sich noch in der Saison.
Bei weniger Verkehrsaufkommen ist es ein beliebtes Spiel, zwei kanarische
Inseln mit einem Flug zu bedienen. Die Fluggäste sind dann
auch bedient, das verlängert einen Flug auf die Kanaren auf
bis zu 6 Stunden. Billigfluglinien gibt es nach La Palma noch nicht,
dazu sind wir als Ziel wohl zu uninteressant.
Das neue Kalenderblatt
für Oktober ist fertig und kann HIER
aufgemacht werden.
Sonntag 02.11.03 08:00
El Paso - Dos Palmas Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm
Noch ein Geburtstag
Das Kino in Los Llanos
hatte gestern sein erstes Jahr hinter sich und man kann jetzt schon
von einer Erfolgsgeschichte sprechen. 176.000 Besucher zählte
man seit dem 1. November 2002 in den drei Sälen. Wenn man bedenkt,
dass die ganze Insel „nur“ 85.000 Einwohner hat, dann
wird diese Zahl noch spektakulärer. Diese nicht erwartete Erfolgsgeschichte
basiert darauf, dass man die allerneuesten Filme hat, nicht erst
drei Wochen nach Madrid und der Eintrittspreis deutlich unter 4
Euro liegt.
120 Filme wurden im letzten
Jahr gezeigt, davon fast 70% amerikanischer Produktion. Das muss
nichts schlechtes sein, so lange die Filme drehen... Den Geburtstag
will man nachfeiern, am 27. November wird eine amerikanische Superproduktion
gezeigt, noch einen Tag vor dem „Rest“ Spaniens. Was
sagen uns diese Erfolgsgeschichten, Baltavida das Badezentrum auf
der Ostseite der Insel und das Kino in Los Llanos, es geht was auf
La Palma!
>Samstag 01.11.03 09:30
El Paso - Dos Palmas Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm
Golfplatz hat
ältere Rechte als das Naturschutzgebiet
Der Gemeinderat in Los
Llanos hat mit den Stimmen aller vertretenen Parteien, CC, PP und
INPA dem Golfplatz in der Region Tamanca zugestimmt. Lediglich die
Sozialisten haben mit einer lauten und demonstrativen Enthaltung
ihre unerschütterlich klare Haltung zum „Ich weiß
nicht“ ausgedrückt. Nun geht ein Antrag an das Ministerium
für Umweltschutz, Teile des eben als Naturschutzgebietes erklärten
Zone Tamanca, wieder für Aktivitäten frei zu geben.
Argumente sind auch da.
Bereits 1992 autorisierte das gleiche Ministerium das Projekt eines
Golfplatzes und Übernachtungsmöglichkeiten für bis
zu 2.000 Personen. Erst 1994 leitete man seitens des Umweltamtes
den Prozess ein dieses Gebiet zum Naturschutzgebiet zu erklären.
Völlig offen ist dabei, ob es sich tatsächlich um das
gleiche Gelände handelt, aber das Rathaus argumentiert simpel,
das Projekt des Golfplatzes war früher genehmigt. Nun muss
man mal ein bisschen zurückdenken, 1992 da war doch die Welt
noch in Ordnung, da war Fortschritt und Wachstum doch noch gottgegebenes
Menschenrecht. Na ja, seit dem die Atheisten an der Macht sind,
kann das ja nicht mehr funktionieren, die sind ja auch Schuld an
der Erfindung der Alterspyramide, und Arbeitslosigkeit sieht die
Bibel nachweislich auch nicht vor. Oh, jetzt habe ich mich im Land
vergriffen. Zurück nach La Palma.
Im Jahr 1992 dachte man
hier noch, dass es im Jahr 2000 bereits an die 25.000 wohlbesuchten
Gästebetten gibt und die Zahl der Urlauber sich mehr als verdoppelt
hat. Die Realität sieht anders aus, wir dümpeln bei 13.000
Betten rum und können nicht über Gedränge an der
Bettkante klagen. Vielleicht hat der Tourismus in den nun 11 Jahren
seit 1992 um 30% zugenommen, das entspricht genau der Erhöhung
an Charterverbindungen aus Mitteleuropa nach La Palma. Macht alles
nichts, Fortschritt kann man herbeireden, man muss nur laut genug
sein und mit der Brieftasche wedeln.
Schluss jetzt, sonst werde
ich noch griesgrämig wie ein deutscher Sozialdemokrat. Dabei
ist heute so ein schöner Tag. Meine große Tochter hat
heute Ihren neunten Geburtstag und hat sich einen Tagesausflug gewünscht.
Eigentlich hatte ich mich schon auf einen Tag mit 15 kreischenden
fast – Teenies auf der Terrasse eingestellt und ein paar Extra
Bier für die Nerven eingeplant. Aber nein, die will alleine
mit ihrer Schwester und den Eltern einen ganzen Tag auf der Insel
rumfahren und gucken. Vor so viel Weisheit komme ich nun ins Grübeln,
ob das mein eigen Fleisch und Blut ist. Auf jeden Fall ist so etwas
doch ein großer Beweis, wie wunderbar La Palma sein muss,
wenn so ein junger Mensch lieber über die Insel gurkt, anstatt
mit anderen „Chicas“ rumzugackern. Nicht böse sein,
wenn es heute Abend keine weiteren Nachrichten gibt, ich mach das
zwar gerne, aber meine Tochter ist mir wichtiger und hat um ein
förmliches Dinner mit den Eltern ersucht, gleich nach dem Ausflug.
Mann geht`s mir gut!!