Donnerstag 31.05.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 24,2 Grad - niedrigste Temperatur 15,5 Grad
Aufräumen
So schnell wie die Wahlplakate alle an den Laternen waren, ganz so schnell kommen die nicht wieder runter. - Da müssen viele zuerst Wunden lecken oder Siege feiern und andere darüber nachdenken, ob sie denn zu den Siegern oder zu den Verlierern gehören. - Das stellt sich aber manchmal erst in ein bis zwei Wochen heraus, ganz wie man verhandelt, paktiert, um Posten schachert oder fallengelassen wird. - Bis zum 16. Juni geht die "alte" Legislaturperiode noch, allerdings darf man bezweifeln, dass bis dahin die Politik ruht und man nur das nötigste Tagesgeschehen aufarbeitet. Die großen, offiziellen Plakatwände sind schon weg und bei den anderen ist es nun zum Teil schwierie geworden zu erkennen, von wem den eigentlich dieses oder jenes Plakat stammt, weil der Regen viele Konterfeis von der festen Pappe geschwemmt hat, so dass nun viele "Carteles" wie wir sagen, völlig kopflos dort hängen. Die Pappen werden aber wieder eingesammelt, um bei der nächsten Wahl dann wieder zur Verfügung zu stehen, oft dann anderen Häuptern als Stütze dienend, denn auch die Politiker sind nichts anderes als nachwachsende Rohstoffe für eine bestimmte Zeit. Manche machen was daraus, andere nicht, entscheidend dabei scheint der Humanfaktor zu sein, wie viel Mensch kann man bleiben, wenn man sich in die Politik begibt.
In den Gemeinden mit Koalitionszwang, also ohne absolute Mehrheiten treffen sich nun die Alpha-Männer und Frauen um die nächsten vier Jahre ordentlich über die Bühne zu bringen. - In der größeren Politik, also auf Ebene der Provinzregierung der Kanaren laufen eigentlich im Stundentakt neue Gerüchte ein. - Ich darf erinnern, auch wenn es erst ein paar Tage her ist, die PSOE hat stark dazu gewonnen und stellt nun 26 Abgeordnete, die CC verliert und kommt nun auf 19 und die PP unter José Manuel Soria verliert auch kräftig und kommt nun nur noch auf 15 Räte, die man ins Provinzparlament schickt. - Eigentlich war seit jeher eine Koalition zwischen CC und PP seitens der Oberen beider Parteien gewünscht, allerdings gab man aus Madrid grünes Licht, auch mit den anderen Parteien zu koalieren. - Dabei zählt eine Lehre eigentlich immer wieder, wer mit der CC koaliert, der verliert in den nächsten Wahlen. - Das mag aber auch daran liegen, dass die PP fast überall der Juniorpartner war und dem geht es meistens so und das nicht nur auf den Kanaren. - Damit wäre eigentlich einem Pakt zwischen der PSOE und PP Tür und Tor geöffnet und man spekulierte damit auch bereits, nun schwirren aber bereits wieder die Gerüchte wie die Motten umher, die CC macht doch wieder mit der PP und eigentlich sei das alles schon vorher abgesprochen, man wollte aber dem Wähler das Gefühl geben, doch etwas entscheiden zu können. - Wie nett und aufmerksam, aber jetzt sind die Wahlen vorbei und der Bürger hat nun wieder in die zweite Reihe zu treten. - Während die einen aufräumen, paktieren die anderen, mit wem, das darf noch nicht so ganz verraten werden, man könnte ja jemanden verraten dabei. - Paul ficht das nicht an, er räumt seinen stolzen Schmuck schon mal auf die Seite, damit da bloß nichts drankommt, die nächsten vier Jahre.
Donnerstag 31.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1018 hPa
Tradition und digitale Verbreitung
And the winner is: Cruz del Morro aus Breña Alta. - Länderpunkte gab es keine und auch keine 12 auf einmal, wie das bei manchen anderen Veranstaltungen so üblich ist, hier gewann nur, wer genügend Klicks auf sein Kreuz vereinen konnte. - Klicken kann man auch oft hintereinander, aber weil es nicht mal eine goldene Ananas oder einen Blechnapf zu gewinnen gab, sondern es nur um die Ehre der Künstler ging, wollen wir uns nicht mit den perfiden Möglichkeiten der klickenden Manipulation beschäftigen. - Besonders wenn es um so klerikal angehauchte Themen geht, wie um die geschmückten Kreuzstationen der einzelnen Gemeinden. Die Kreuzfeste im Mai sind große Tradition überall auf der Insel, aber besonders in den östlichen Gemeinden der Insel zum Teil sogar als größtes Fest des Jahres geworden. - Dabei schmücken, meist Nachbarschaften "ihr" Kreuz besonders schön und ausgiebig und auch wenn das so keiner richtig zugeben will, einen Wettbewerb, wer denn nun das schönste Kreuz hat, den gab es immer schon.
Meist vertragen sich neue Techniken und alte Traditionen nicht immer besonders gut, das liegt aber oft an den Standpunkten die man glaubt vertreten zu müssen, die einen wollen immer alles neu und modern, die anderen fürchten mit dem Neuen und der Moderne ihre Traditionen zu verlieren. - Wie immer stimmt nichts so ganz und auch die geschmückten Kreuze in den Breñas, Mazo, der Hauptstadt und Puntallana sind letztendlich für den Betrachter so herausgeputzt worden und "La Palma Digital" hat nun dafür gesorgt, dass man diese Kreuze plötzlich überall auf der Welt betrachten konnte und nicht nur hier auf La Palma. - Auch wenn ich mal bezweifle, dass man in New York und Tokio besonders viel Notiz von unsere Kreuzen genommen hat, man konnte sogar abstimmen darüber, welches Kreuz denn nun in den Augen der Betrachter dieses Jahr das Rennen gemacht hat. - In Breña Alta steht das "Cruz del Morro" (Das Kreuz des kleinen Hügels oder Felsens) und dieses Kreuz, mitsamt seinem Zierwerk drum herum, hat die meisten Klicks auf sich vereinen können und den digitalen Wettbewerb 2007 gewonnen. - Also, es geht doch, das beißt sich doch gar nicht, Tradition und die Verbreitung dieser über das Internet.
Mittwoch 30.05.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
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Höchsttemperatur heute 22,6 Grad - niedrigste Temperatur 14,6 Grad
Wer bezahlt den Strom für die Windräder ?
Geht es um Windkraftwerke auf La Palma fällt mir immer wieder eine Anekdote ein, die mir meine kleine Tochter vor mehreren Jahren bereits geschenkt hat. - Auf dem Weg zum Flughafen waren wir und dort sind zwei große Windräder, welche den Flughafen und mehr mit Strom versorgen. - Nur ein Rad drehte sich, das andere wurde wohl gewartet oder weiß der Wind was damit war. Natürlich fragte mich meine Tochter warum und ich konnte keine wirkliche Antwort geben, da nahm sie die Fährte auf und gab als mögliche Erklärung an, vielleicht hätten die vom Flughafen ihre Stromrechnung nicht komplett bezahlt und deshalb würde man nur ein Windrad noch antreiben. - Kinderköpfe, nicht Kindsköpfe, können barrierefrei denken, was für eine Wohltat im Ernst des Alltags. - Hier auf La Palma gibt es bislang drei Windkraftwerke, die zusammen nur gerade mal an die 4 MW Leitung erzeugen können. - Weitere sind geplant, aber bei Windkraft ist das eben nicht so einfach, kaum einer will die lauten und quirlenden Dinger in seiner Nähe haben und man muss sich die Plätze gut aussuchen, um niemanden zu stören. - Allerdings haben die Dinger einen sehr großen Vorteil gegenüber der Photovoltaik, die Räder drehen sich auch nachts, wenn die Sonnenzellen keinen Strom produzieren und Hand aufs Herz, bei uns weht der Wind deutlich mehr Stunden als die Sonne scheint.
Belästigung, sei es nun der Krach oder auch die Tatsache, dass sich da vor einem etwas unablässig dreht kann man mit moderner Technik minimieren. - Einmal sind Windräder der letzten Generation leistungsstärker und auch baut man inzwischen Flügel und Generatoren, die nicht solch Herz und Magen zerfleischende Geräusche von sich geben wie die ersten Typen dieser windigen Kraftwerke. - Davon sollen wir nun im Süden der Insel profitieren, der Windpark von Fuencaliente soll aufgemotzt werden, die Leistung soll von nunmehr 1,5 MW auf 2,4 MW gesteigert werden und anstatt der jetzt 5 bereits angerosteten Windmühlen sollen dann drei moderne Windkraftanlagen für die Mehrpower sorgen. - Ganz einfach, die Generatoren der alte Windräder hatten eine Maximalleistung von 300 kW und die neuen, ein jedes davon 800 kW. - Das kündigt jetzt der Betreiber der Anlage in Fuencaliente an, die Eólicas de Fuencaliente, S.A. - Gut so, aber das muss alles erst genehmigt werden, aber es scheint keine Probleme zu geben, schließlich stehen ja dort schon die alten Anlagen und man ersetzt diese nur. - In der Ecke gibt es eigentlich kaum etwas zu "stören", zwar liegt dort der kleine Strand "Playa de las Cabras" aber ansonsten ist im Hintergrund ein großer Steinbruch und so kann man dort nicht mehr viel kaputt machen. - Warum man dort nicht gleich noch mehr Windenergie erzeugt, das soll auch an der begrenzten Durchgangsleistung der dortigen Leitungen liegen. Immerhin gibt Eólicas de Fuencaliente, S.A. 2,5 Millionen Euro für die drei neuen Windkraftwerke aus, aber das haben die sich gut ausgerechnet, auch bei uns gibt es eine deutlich erhöhte Einspeisvergütung für alternativ produzierte Energie. - Mehr davon bitte und eben gerade in Zonen, in denen der Wind nun wirklich immer weht und niemand sonst sein Haupt bettet, kann man doch gar nicht genug von diesen Stromlieferanten aufstellen.
Mittwoch 30.05.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1016 hPa
Día de Canarias
Heute ist unser Feiertag. Nachdem bei uns Tage wie der zweite Weihnachtsfeiertag, der Ostermontag und eben auch der Pfingstmontag keine Feiertage sind, schalten wir ein bisschen auf Endemie und feiern heute uns selbst, die kanarische Autonomie und alles was im Entferntesten kanarisch sein könnte. - Immer am 30. Mai haben wir unseren Tag und alleine die Tatsache, dass wir extra einen Tag als Feiertag deklarieren zeigt ja schon, dass wir uns nicht ganz sicher sind, wie denn die Kanarität aussieht und was wir eigentlich sind. - Eigentlich könnte man die Frage ganz einfach beantworten, die Kanaren gehören zum nicht deklarierten Kontinent Atlantik, genau so wie die Azoren, Madeira und die Kapverden. Allerdings gibt es sogar eine geographische Bezeichnung dafür, die allerdings mindestens missverständlich, wenn nicht sogar auf eine falsche Fährte lockt, man nennt diese Vulkaninseln im Atlantik allesamt die Makaronesischen Inseln. - Das zur geographischen Lage und die Einwohner der Kanaren sind allesamt Immigranten, erst aus Nordafrika, dann aus Südeuropa und im letzten und auch diesem Jahrhundert aus aller Welt. Politisch gehören wir klar zu Spanien, kulturell auch, allerdings mit deutlichen Einflüssen aus Südamerika, die in den letzten Jahrzehnten lauter geworden sind. - Viel geringer als angenommen und gewünscht, sind die Überbleibsel der ersten Bewohner dieser Inseln, welches Berber aus dem heutigen Südlibyen waren. - Bis auf ganz wenige Ausnahmen lassen sich keine Stammbäume der hier lebenden Bevölkerung mehr in die prehispane Zeit verfolgen, dennoch nimmt der Folklorismus über die Guanchen und Benahoaritas zu, allerdings meist als Hilfestellung bei der Suche nach einer Identität, die nicht so deutlich iberisch - und damit meint man meist kolonial - sein soll.
Der Wunsch und vielleicht auch die Notwendigkeit einer eigenen Identität als Archipel, da draußen im Atlantik, ist nicht zu unterschätzen. Auf keinen Fall will man sich als lästiger, oder unter Umständen sogar teurer Wurmfortsatz Spaniens fühlen, das dient auch ohnehin niemandem, Kolonien haben noch nie andauernd beiden Seiten geholfen. - Wie man nun dieses Kunststück vollbringt, Eigenarten und meinetwegen auch Schrulligkeiten hervorzuheben ohne sich abzugrenzen, dabei sind wir Zeugen eines fortlaufenden Prozesses, der wohl aber nie fertige Gestalt annehmen wird. - Ab und zu tappt man dabei schon in die Separatismusfalle, die ist allerdings häufiger dort anzutreffen, wo es um Öffentlichkeitsarbeit geht. Meist brüsten sich politische Parteien mit einer virtuellen Kanarität, kitzeln dabei an der weichen Stelle vieler Menschen, der gemeinschaftlichen Identität, und verkaufen somit ihr Produkt unter einem Mantel, der ihnen gar nicht zusteht. - Dabei gehen die eigentlichen kanarischen Werte eine permanenten Migrations- und Immigrationsgesellschaft zwar nicht vor die Hunde, geraten aber deutlich ins Abseits. - Die Kanaren waren und sind, der berühmte und oft missbräuchlich gedeutete "Schmelztiegel" der Rassen und Kulturen, in der Ausgrenzung und Vorurteile eigentlich keinen Platz haben dürfen. - Niemand ist wirklich von hier, sondern alle sind irgendwann hier her gekommen und das nicht zu Fuß, sondern meist unter großem Aufwand und ebensolch großen Illusionen. Viele davon waren auch nur Wanderpokale, die dennoch ihre Abdruck hinterlassen haben und weiter gezogen sind, dahin, wo man anscheinend noch leichter sein Auskommen findet. - So etwas in Statuten oder Leitkulturen niederzuschreiben ist schlichtweg unmöglich und eigentlich widerspricht es ja sogar dem dauernden Kommen und Gehen und der permanenten Veränderung. - Auch eine große Chance für eine eigene Identität, eine die nicht statisch ist und unveränderlich, sondern so ehrlich, dass Veränderungen zu unserem täglichen Leben und Dasein gehören.
Dienstag 29.05.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 20,6 Grad - niedrigste Temperatur 15,2 Grad
Tödliche Liebe
Reißerisch genug, um mal wieder von der Politik abzulenken? - Über die Liebe und mögliche tragische Nachfolgeerscheinungen gibt es ja unendlich viele Geschichten. Die füllen ganze Zeitungen, Filme, Bücher, Anwaltspraxen und manchmal geschehen solche Dramen dann plötzlich mitten vor der Haustür. - War vielleicht ein bisschen global gegriffen mit der Haustür, denn ein wirklich tragisches und tödlich endendes Drama spielte sich am Sonntag im Zentrum Los Sauces ab. - Vielleicht wird so wenig darüber berichtet, weil es eben der Wahlsonntag war, vielleicht aber auch, weil wir schlimme Geschichten eigentlich gar nicht hören wollen, das verdirbt die Laune. - Ein 37 jähriger Mann hatte sich wohl heftig in eine deutlich jüngere Kellnerin einer Bar im Zentrum des Ortes Los Sauces verliebt und zunächst fand sein Werben und seine Liebe auch Rückmeldung. - Aber weil das mit der Liebe oft ein schnelles und schmales Feuer sein kann, verlor die jüngere Frau bald das Interesse an ihrem älteren Liebhaber und sagte sich wieder von ihrem Liebling los. - Es gibt auch Gerüchte, der 37 jährige Mann neige zur Gewalt und es könne gut sein, dass er auch gegenüber der jungen Kellnerin nicht friedlich war. - Aber, das sind Gerüchte und diese muss man deutlich als solche kennzeichnen.
Auf jeden Fall war ihre Liebe dahin, seine aber nicht und er konnte den Verlust einfach nicht überwinden. Gegenüber der Öffentlichkeit sogar, drohte er sich umzubringen, wenn seine Geliebte nicht zu ihm zurückkehre, doch irgendwie nahm man wohl seine Aussagen nicht richtig ernst und auch die junge Frau ließ sich nicht von solchen Drohungen beeindrucken. - Schließlich am Sonntagvormittag, mitten auf der Plaza und vor einem gut besuchten Wahllokal überschüttete sich der verschmähte Mann mit einem Kanister voll Benzin und zündete sich dann an. - Passanten glaubten zunächst, er mache Witze und begösse sich mit Wasser, bis man plötzlich die Flammen sah und ihn komplett brennend über den Platz torkeln sah. - Schließlich kamen die Passanten angerannt und erstickten mit Jacken und Decken die Flammen und bald auch kam der Hubschrauber, der den schwer verletzten Mann nach Tenerife ins Universitätsklinikum flog. Dort verstarb er allerdings auf Grund seiner schweren Verbrennungen, die wohl mehr als 90% seiner Haut bereits zerstört hatten. - Nicht genug mit Tod und Leiden, ein Bruder und der Vater des Verstorbenen drohten nun der jungen Frau, sie auch umzubringen, weil sie ja am Tod des Bruders und Sohnes verantwortlich sei. - Die junge Frau wurde kurz nachdem man vom Tod des tragischen Liebhabers erfuhr, noch auf der Arbeit von den erzürnten Familienangehörigen angegriffen, allerdings konnten Passanten die Situation so lange harmlos gestalten, bis die alarmierte Polizei eintraf. - Die junge Frau wird nun, von der Polizei beschützt in einem anderen Ort versteckt und die auf Rache sinnenden Männer stehen ebenfalls, aber aus anderer Sicht heraus unter Polizeiaufsicht. Übrig bleiben werden nur Fragezeichen und ein großes Loch, welches der 37 jährige hinterlassen wird. - Warum, wieso, weshalb - verschmähte Liebe alleine dafür verantwortlich zu machen, muss meist herhalten und warum ein Mann, der tagelange Selbstmorddrohungen ausspricht nicht irgendjemanden findet, der ihn Ernst nimmt und "auf die Seite", diese Frage darf auch gestellt werden.
Dienstag 29.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1018 hPa
Katerstimmung
Die Stimmzettel sind gezählt, man hat entweder gefeiert oder frustriert lamentiert, einen schweren Kopf haben aber alle Parteien und Beteiligten, obwohl sich so viel gar nicht geändert hat. - Sie mussten ja auch durch tagelange Politikberieselung und ich verspreche es, bald, schon bald sind wir wieder beim Tagesgeschehen und dem berühmten Huhn, welches in Tijarafe überfahren wurde. - Geht aber noch nicht so ganz, nicht nur wegen des fehlenden Huhns, die Wahlen sind zwar gelaufen, aber die Claims sind noch nicht abgesteckt und wer denn nun mit wem die nächsten vier Jahre Tisch und Plenum teilt. In vielen Gemeinden La Palmas ist das kein Thema, da gibt es so einige bequeme Mehrheiten, die durchaus bayrische Verhältnisse widerspiegeln und da greift eines der wichtigsten Gesetz der Demokratie, man hat das zu akzeptieren, was gewählt worden ist, auch wenn das einem selbst halt gar nicht in den Kram passt. - Andere Gemeinden werden Pakte suchen müssen und da könnte eine Aussage des nationalen Chefs der Partido Popular, Mariano Rajoy ganz interessant werden. Entgegen der Strategie von noch vor 4 Jahren, bietet er auch die Möglichkeit an, Minderheitenregierungen lokal zuzulassen, in dem sich die Abgeordneten der Partido Popular gegenüber der meist gewählten Liste der Stimme enthalten sollen. - Ob das tatsächlich anwendbar ist, bis in das kleinste Dorf des kanarischen Archipels, das muss man mal dahingestellt lassen, aber für die kanarischen Provinzregierung, in der die Sozialisten nun deutlich erste Kraft sind, könnte das durchaus entscheidenden Einfluss besitzen. - Vor 4 Jahren noch galt die Partido Popular als fester Koalitionspartner der Coalición Canaria auf den Kanaren und andere Pakte wurden von den Parteioberen nicht geduldet, das mussten auch die drei Ex-Mitglieder der Partido Popular in El Paso, Jesús, Pedro und Obdulia erfahren, die nach dem Pakt PP/PSOE in El Paso ihrem Rausschmiss aus der Partei nur noch durch den eigenen Austritt zuvorkommen konnten.
In El Paso kann die Bürgermeisterin nun deutlich ruhiger die Dinge angehen, als stärkste Partei, es fehlt nur ein Mandat zur Mehrheit von 7 Räten, könnte sie theoretisch mit allen drei im Rathaus vertretenen Gruppen die nächsten 4 Jahre angehen. - Zusätzlich schafft ja noch die Aussage Rajoys, wegen der möglichen Duldung der meist gewählten Liste für etwas Aufregung, denn so käme auch noch eine weitere Spielart in Frage, die Minderheitenregierung, welches aber ein Spiel immer nahe am politischen Selbstmord ist und dann dauernde Absprachen und Einflussnahmen Dritter zur Folge hat. - Es bieten sich an, der bisherige Koalitionspartner Pedro, der nun für die CCN angetreten ist und den großen Vorteil hat, bereits politisch 8 Jahre im Rathaus von El Paso tätig gewesen zu sein, allerdings haben die drei Räte im letzten Plenum der Legislaturperiode den Pakt aus wahlkampftechnischen Gründen platzen lassen und gegen einen Vorschlag der Bürgermeisterin gestimmt. - Madame was not wirklich amused, könnte man sagen und so kommt auch wieder der Kandidat der Partido Popular in Frage, der auch einen Sitz im Rathaus El Pasos gewonnen hat und so auch ausreichend Mitgift für eine Mehrheit mitbringt. - Wie sich Loli entscheidet, das ist alleine Sache der 6 gewählten Räte der Sozialisten in El Paso, darüber kann jeder nachdenken, aber entscheiden müssen die das, mit wem sie sich 4 Jahre an einen Tisch setzen wollen. - Eine gute und weise Hand wünsche ich…
Montag 28.05.07 - 21:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 20,5 Grad - niedrigste Temperatur 14,6 Grad
Personenwahl
Ganz klar geht der Sieg der PSOE in El Paso auf die Person und die Truppe welche hinter Loli steht, denn inselweit kann die PSOE nicht dem El Paso Trend folgen. - Eher im Gegenteil und ich muss noch mal betonen, dass in den folgenden Aufzählungen der einzelnen Gemeinden so manche Enttäuschung auf uns wartet. Insbesondere hat mich das laue Abschneiden der PSOE in der Hauptstadt und Los Llanos überrascht. - Dort hat die PSOE insgesamt weniger Stimmen erreicht, als in El Paso, obwohl Los Llanos dreimal so viel Einwohner hat wie wir. - Generell muss eines beklagt werden, die Inselregierung bleibt weiterhin in absoluter Mehrheit in den Händen der Coalición Canaria, das Ziel dieses zu verändern, das hat La Palma verfehlt. - Allerdings muss man abwarten, ob der große Zugewinn der PSOE in der Provinzregierung auch Einfluss auf eventuelle neue Koalitionen in den Inselparlamenten hat. - Das aber, und die möglichen und notwendigen Pakte sind nun die nächsten Tage in Gesprächen zu erörtern und wir werden dabei auf Augenhöhe sein, zumindest was El Paso angeht. Nachfolgend die Aufstellung der Gemeinderatswahlen der La Palmas:
El Paso | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 4 | 6 | + 2 | 1.149 | 1.564 | + 415 |
CC | 6 | 5 | - 1 | 1.645 | 1.503 | - 151 |
CCN | 0 | 1 | + 1 | 0 | 462 | + 462 |
PP | 3 | 1 | - 2 | 1.056 | 362 | - 694 |
INPA | 0 | 0 | 0 | 0 | 87 | + 87 |
Los Llanos | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 2 | 3 | + 1 | 1,072 | 1.429 | + 357 |
CC | 11 | 11 | 0 | 4.736 | 5.245 | + 509 |
CCN | 0 | 3 | + 3 | 0 | 1.303 | 0 |
PP | 7 | 3 | - 4 | 2.915 | 1.455 | - 1.460 |
INPA | 1 | 1 | 0 | 552 | 526 | - 26 |
Santa Cruz | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 6 | 6 | 0 | 3.183 | 2.754 | - 429 |
CC | 5 | 6 | + 1 | 2.751 | 3.044 | + 539 |
CCN | - | 0 | 0 | - | 431 | + 431 |
PP | 6 | 5 | - 1 | 3.616 | 2.498 | - 1.118 |
INPA | 0 | 0 | 0 | 297 | 300 | + 3 |
Breña Alta | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 8 | 7 | - 1 | 2.089 | 1.982 | - 107 |
CC | 3 | 4 | + 1 | 957 | 1.167 | + 210 |
CCN | - | - | - | - | - | - |
PP | 2 | 1 | - 1 | 565 | 500 | - 65 |
INPA | - | 1 | + 1 | - | 360 | + 360 |
Breña Baja | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 1 | 2 | + 1 | 347 | 496 | + 149 |
CC | 8 | 7 | - 1 | 1.507 | 1.490 | - 149 |
CCN | - | - | - | - | - | - |
PP | 2 | 2 | 0 | 352 | 434 | + 82 |
INPA | - | - | - | - | - | - |
San Andrés | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 5 | 5 | 0 | 1.112 | 1.127 | + 150 |
CC | 7 | 7 | 0 | 1.746 | 1.672 | - 74 |
CCN | - | - | - | - | 62 | + 62 |
PP | 1 | 1 | 0 | 375 | 230 | - 145 |
INPA | - | - | - | - | 137 | + 137 |
Mazo | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 4 | 4 | 0 | 920 | 966 | + 46 |
CC | 6 | 6 | 0 | 1.449 | 1.469 | + 20 |
CCN | - | - | - | - | - | - |
PP | 1 | 1 | 0 | 229 | 317 | + 88 |
INPA | - | - | - | - | - | - |
Tijarafe | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 2 | 3 | + 1 | 294 | 405 | + 111 |
CC | 6 | 6 | 0 | 770 | 821 | + 51 |
CCN | - | - | - | - | - | - |
PP | 3 | 2 | - 1 | 412 | 356 | - 56 |
INPA | - | - | - | - | - | - |
Tazacorte | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 4 | 4 | 0 | 939 | 775 | - 164 |
CC - UB | 8 | 7 | - 1 | 1.527 | 1.348 | - 179 |
CCN | - | 2 | + 2 | - | 364 | 0 |
PP | 1 | 0 | - 1 | 224 | 172 | - 52 |
INPA | - | - | - | - | - | - |
Fuencaliente | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | - | 1 | + 1 | - | 222 | + 222 |
CC | 3 | 4 | + 1 | 384 | 563 | + 179 |
UPF* | 5 | 3 | - 2 | 683 | 404 | - 279 |
PP | 1 | 1 | 0 | 210 | 115 | - 95 |
INPA | - | - | - | - | - | - |
Garafía | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 5 | 4 | - 1 | 514 | 359 | - 155 |
CC | 2 | 2 | 0 | 225 | 230 | + 5 |
UVG* | - | 3 | + 3 | - | 339 | + 339 |
PP | 4 | 0 | - 4 | 417 | 80 | - 337 |
CCN | - | 0 | 0 | - | 64 | + 64 |
Puntagorda | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 6 | 7 | + 1 | 553 | 642 | + 89 |
CC | 3 | 2 | - 1 | 318 | 240 | - 70 |
CCN | - | - | - | - | - | - |
PP | 0 | 0 | 0 | 43 | 86 | + 86 |
INPA | - | - | - | - | - | - |
Puntallana | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 3 | 4 | + 1 | 442 | 636 | + 194 |
CC | 6 | 5 | - 1 | 758 | 780 | + 22 |
CCN | - | - | - | - | - | - |
PP | 2 | 2 | 0 | 347 | 271 | - 76 |
INPA | - | - | - | - | - | - |
Barlovento | Räte 03 | Räte 07 | +/- | Stimmen 03 | Stimmen 07 | +/- |
PSOE | 2 | 2 | 0 | 317 | 286 | - 31 |
CC | 4 | 8 | + 4 | 540 | 1.052 | + 512 |
CCN | - | - | - | - | - | - |
PP | 1 | 0 | - 1 | 155 | 61 | - 94 |
INPA | 4 | 1 | - 4 | 529 | 216 | - 313 |
* UPF=Unión Progresista Fuencaliente
* UVG=Unión Vecinal de Garafía
Montag 28.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1019 hPa
6 - 5 - 1 - 1
Feierstimmung in El Paso und dem Provinzparlament, aber die Inselregierung La Palmas wird wohl weiterhin in absoluter Mehrheit an die Coalición Canaria gehen. - Die PSOE ist nun im Provinzparlament die deutlich meist gewählte Partei, kann aber auch nicht alleine regieren, sondern muss sich einen Koalitionspartner suchen. - Die PSOE hat nun 26 Sitze im Provinzparlament, ganze 9 mehr als noch vor 4 Jahren, die Coalición Canaria stellt 19 Abgeordnete und die Partido Popular nur 15. Damit könnte die PSOE unter Fernando Lopez Aguilar wieder im Provinzparlament regieren, die beiden rechten Parteien hätten aber auch wieder genug Stimmen um in einer Koalition die Sozialisten außen vor zu lassen. - Dabei muss man hervorheben, dass in der Provinz Gran Canaria die Gewinne der Sozialisten deutlich höher waren als bei uns in Tenerife. Komplett enttäuscht hat die neue Gruppierung CCN, die weder ins Provinzparlament, noch in die Inselregierungen einziehen wird. Auf La Palma enttäuschten die Sozialisten in Los Llanos und Tazacorte, dort ist es nicht gelungen eine entscheidende Alternative zur regierenden Coalición Canaria aufzustellen, in beiden Gemeinden bleiben die Bürgermeister unangefochten in ihren Positionen.
Dagegen geht El Paso an die PSOE und das muss man wohl einzig der neuen Truppe und der Bürgermeisterin zugestehen, es hat funktioniert mit leiseren aber deutlichen Worten die Mehrheit davon zu überzeugen, dass es möglich ist eine andere Politik zu betreiben als es bisher Usus war. - Allerdings mussten wir bis fast Mitternacht warten um die Sitzverteilung in El Paso bestätigt zu bekommen, das zweite Wahllokal im Zentrum musste immer wieder erneut ausgezählt werden, bis es eindeutig feststand, dass die PSOE in El Paso nun 6 Stadträte stellt, die Coalición Canaria 5, die Partido Popular 1 und die CCN auch 1. - Damit gewinnt Loli zwei Räte dazu, die Coalición Canaria verliert einen, die Partido Popular verliert zwei und die CCN, erstmals angetreten, gewinnt, ganz entgegen der eigenen Erwartungen, nur einen Sitz. Es ist das beste Ergebnis der PSOE in El Paso überhaupt, noch nie zuvor in der kurzen demokratischen Geschichte Spaniens haben die Sozialisten so viele Stimmen in El Paso erhalten. - Damit haben wir das erreicht was wir gehofft haben und nun ist es sehr wahrscheinlich, dass die Bürgermeisterin erneut als erste Frau des Ortes antritt und das auch noch gestärkt. Natürlich muss wieder koaliert werden, aber dieses Mal aus einer deutlich besseren Position heraus. Theoretisch können auch CC, PP und CCN noch zusammen die Gemeinde übernehmen, das ist aber nach dem, fast frenetisch geführtem Wahlkampf unter den drei rechten Gruppierungen, kaum vorstellbar. - Das System D´Hondt war nun den Sozialisten einmal gnädig, denn nur an die 61 Stimmen mehr als die Coalición Canaria haben wir erreicht, aber dennoch einen kompletten Stadtratposten mehr. - An die zwei Stunden dauerte es, bis die Situation, 6 - 5 - 1 - 1 klar war und immer wieder kamen neue Nachrichten von der Auszählung zu uns durch, die mal fröhlich und mal ärgerlich waren, aber ganz zum Schluss konnten wir doch noch richtig feiern. Sekt statt Selters und manchmal können Kopfschmerzen sogar einen angenehmen Hintergrund haben...
Sonntag 27.05.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 23,3 Grad - niedrigste Temperatur 15,3 Grad
Jetzt wird es ernst
Was für uns Unterstützer eher Neugier und Spannung ist, das wird für die Kandidaten mit wirklichen Chancen gewählt zu werden nun pure Realität. - In einer Stunde schließen die Wahllokale und dann wird es etwa noch mal anderthalb Stunden dauern, bis die ersten Ergebnisse der Wahltische per Handy zu den Parteizentralen übermittelt werden. - Dort trägt man dann die erreichten Stimmen in Formbögen ein und erfahrene Mitglieder errechnen dann nach dem kniffligen System der Belgiers D´Hondt die Anzahl der tatsächlich erreichten Mandate. - So gegen 22:00 Uhr gibt es dann etwa Sekt oder Selters und wenn jemand glaubt, wirklich echt und messbar der berühmte Sieger zu sein, dann lässt man es auch richtig per Böller krachen. - Allerdings ist der Ausgang dieser Wahl, mal nur bezogen auf El Paso, ziemlich unsicher. Es präsentieren sich 2 Parteien mehr als noch vor vier Jahren, wobei er INPA (Initiativa por La Palma) eher Minimalchancen zugeschrieben werden, der CCN (Centro Canario Nacionalista) aber wohl doch einiges zugetraut wird. Diese Partei räubert auf der rechten Seite von den konservativen Kräften der Coalición Canaria und der Partido Popular und hat eben die Frische und Unbelecktheit dabei auf ihrer Seite. Es gibt nicht wenige, welche die Nase gestrichen voll haben von den arrivierten bürgerlichen Parteien, weil eben der Korruptionssumpf und die Vetternwirtschaft dort zur Tagesordnung gehören. Wer da aber nicht den kompletten Sprung nach links machen will, weil es auch hier Leute gibt, die immer noch glauben, Sozialismus sei etwas Unanständiges, die neigen dann wohl eher dazu, die CCN zu bevorzugen. - Wer aber genauer hinguckt, der entdeckt in den Reihen der CCN ganz viele abtrünnige Kandidaten anderer Parteien, die das politische Spiel von der Pike auf gelernt haben und in dieser neuen Gruppierung eine neue politische Karriere anstreben. - Das muss nicht von Nachteil sein, ist aber in manchen Fällen schlicht weg her nicht glaubwürdig.
So kann niemand bislang einschätzen, was diese neue Partei reißen wird und wem sie, von den alteingesessenen Gruppen am meisten Stimmen wegnehmen kann. - Der Wahlkampfauftritt war aber grandios, gesponsert vom Vorsitzenden der Partei und kanarischem Firmenmogul Ignacio Gonzales. - Anders und mit permanenter Präsenz wäre es wohl auch nicht möglich gewesen, eine völlig neue Gruppierung derart bekannt zu machen, dass die beiden großen Parteien, Coalición Canaria und Partido Popular doch schon ziemlich am knabbern sind und den neuen konservativen Block fürchten. Die Sozialisten können da ruhiger sein, es ist nicht anzunehmen, dass viele linke Wähler zu der neuen Partei abwandern werden, zu unterschiedlich sind Grundstimmung und Vorhaben der einzelnen Gruppen. - Die Sozialisten fürchten immer wieder ihr komplett eigenes Problem, dass es nicht wirklich gelingt, ihre eigenen Ressourcen zur Wahl zu animieren und viele Sympathisanten aus welchen Gründen auch immer, einfach nicht zur Wahl gehen. - Bis zum Nachmittag zeichnete sich eine etwas niedrigere Wahlbeteiligung ab als noch im Jahr 2003, das kann aber auch noch daran liegen, dass viele Leute wegen des Formel 1 Rennens erst später zur Wahl gehen. - Würde der neue Volksheld Fernando Alonso auf einer Liste stehen, die würde sicher gewinnen. - Allerdings interessiert sich der sicher nicht für Lokalpolitik, da gibt es auch nicht so viel zu verdienen. - Die Ergebnisse gibt es morgen, ich werde mich später nachts nicht noch mal an die Kiste setzen. - Entweder weil ich zu viel Sekt getrunken habe, oder weil das Selters mir auf die Blase drückt. - Ich jedenfalls drücke mir selbst die Daumen…
Sonntag 27.05.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1019 hPa
Paul würde Whiskas wählen
Der große Herr und Meister unseres harmonischen Familienverbundes, bestehend aus drei Frauen und einem Mann, alle vier humaner Herkunft und einem Halbkater der wohl feline Körperformen hat, dem Wesen und der Erziehung nach doch eher menschliche Züge aufweist. - Allerdings hat sich Paul so weit wie möglich aus dem lokalen Wahlkampf herausgehalten, nachdem er erfahren musste, dass die CC (Coalición Canina) und die CCN (Centro Canino Neoliberal) wohl nach den Wahlen einen Anti-Felin Pakt schließen werden. - Wie weit dabei die, stockkonservative PP (Partido Pudel) noch eingreifen kann, das hängt natürlich vom Wahlergebnis ab. - Aber selbst von der linkeren Seite des politischen Spektrums kommt keine echte, weder rechte Hilfe für das feline Umfeld La Palmas, auch dort haben sich nur sehr hundefreundliche Parteien zur Wahl gemeldet. - Da ist zuerst die alteingesessene PSC (Partido Socialista Canina) zu nennen und dann noch die neue Wilde am linken Rand, die INPA, (Initiativa para Perros Asilvestrados). - Dass bei uns die Grünen komplett fehlen, liegt dann wohl eher daran, dass die letzten aufrechten Canine, die vegetarisch gelebt haben, den Gang bis zur Wahlurne eh nie schaffen.
Was nun lieber Kater, keine CF, keine CFN, kein PF, keine PSF und auch keine INFA wollten dich auf deinem harten Alltagsweg begleiten, unsere politische Umgebung scheint komplett auf den Hund gekommen zu sein. Aber das war schon immer so, Katzen sind Individualisten und können sich solch harten Regeln, wie es canine Parteistatuten nun mal vorsehen, einfach nicht unterordnen. Obwohl Paul auch Kadavergehorsam liebt, dies allerdings sehr einseitig betrachtet, in einem ungleichen Duett zwischen Katz und Maus. - Warum es einfach nicht gelingen will, eine ordentliche Katzenpartei auf die Pfoten zu stellen, das muss man als großes Manko unserer globalisierten und schnelllebigen Gesellschaft mal richtig an den Pranger, oder an den Fressnapf stellen. - Jedem versucht man es recht zu machen, sogar an die ausländischen Hunde hat man gedacht und Wahlwerbung auf Deutschcanin an die Immigrantenhunde gebellt und niemand denkt an die große Schar der Katzen, die eigentlich sogar in der Überzahl sind. - So wird das nichts mit echter Demokratie und alle Katzen dieser Insel üben sich in ostentativer Wahlabstinenz, man bleibt heute gemeinsam auf dem Sofa sitzen und tut so, als ginge der ganze Walzirkus nur Moby Dick etwas an. - Draußen tobt die kläffende Meute der Heilsverkünder und einige scheuen sogar nicht mal davor zurück, auf dem Hundefriedhof nach Ausweisen gerade verstorbener Fiffis zu suchen, um bloß keinen Regierungswechsel in Tazacanina zuzulassen. - Da kann man sich ja nur aufs Sofa zurückziehen und diesen Tag so unspektakulär wie möglich verleben. Paul würde eh Whiskas wählen, oder vielleicht die Sofa-Katzen-Partei, die PSOE. - Paul Schläft Ohnehin Elegant.
Samstag 26.05.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 20,1 Grad - niedrigste Temperatur 14,1 Grad
Verdächtige Stille
Als ich heute wach werde wird mir zuerst gar nicht bewusst, was mich geweckt hat. Irgendetwas ist anders. Verunsichert bleibe ich deshalb noch einige Zeit liegen und horche in den Vormittag. Und was ich höre ist Stille. Nicht wirklich totale Stille, aber zumindest keine ungewöhnlichen Geräusche. Hier kräht ein Hahn, da bellt ein Hund, auf der Straße rollt ein Auto vorbei - alles ganz normal.
Das ist es! Normal! Denn was sich hier in der vergangenen Woche abgespielt hat, das war wirklich nicht normal. Bereits am frühen Morgen (jedenfalls nach meiner Definition) musste man damit rechnen, von mindestens einem vorbeifahrenden Lautsprecherwagen aus den Federn geworfen zu werden. Damit meine ich nicht den Fischhändler, an den hat man sich ja langsam gewöhnt. Nein, sämtliche zur Wahl anstehenden Parteien hatten scheinbar den Ehrgeiz entwickelt, möglichst als erste des Tages ihre Wahlparolen durch unsere Straße zu schmettern, und das möglichst laut. Derart aus dem Schlaf gerissen vermag man dann nicht unbedingt, freundschaftliche Gefühle für die angepriesene Partei zu entwickeln. Was denen aber nicht geschadet haben dürfte, denn man versteht ohnehin nicht, für wen da gerade geworben wird.
Eine weitere Form, sich bei den Wählern nachhaltig in Erinnerung zu bringen, war der unaufgeforderte telefonische Weckdienst. Wenn man Pech hatte (so wie wir), klingelte schon morgens um 09:00 Uhr! das Telefon. Während man sich, zwar schlaftrunken aber durchaus freundlich, zu erkennen gab, wurde man bereits ohne jegliche Rücksichtnahme aufgefordert, sich noch vor dem Morgenkaffee das komplette Wahlprogramm anzuhören. Einwände gegen den Redeschwall wurden nicht zugelassen. Bis man endlich bemerkte, dass man es mit einer Bandansage zu tun hatte, war der Vormittag schon gelaufen. Und wehe dem, der in dieser Zeit tatsächlich einen Grund hatte, persönlich bei uns anzurufen.
So geschehen meinem Zollagenten. Der hatte nun tatsächlich eine gute Nachricht für mich, als er am Mittwoch kurz nach 09:00 Uhr anrief und fröhlich losplapperte. Ich hatte aber, schlaftrunken und in Erwartung eines neuerlichen politischen Redeschwalls, bereits wieder auf Durchzug geschaltet und begonnen, die automatische Ansage zu beschimpfen, bis mir endlich klar wurde, dass da ein Mensch am anderen Ende der Leitung war. Glücklicherweise hat er meine Beleidigungen aber nicht verstanden, weil ich auf Deutsch geschimpft habe.
So, und jetzt werden wir den schönen Tag genießen und einen kleinen Ausflug machen. Rein ins Auto, alle Fenster runter und entspannt und ohne hektischen Blick nach irgendwelchen Lautsprecherwagen mitten durch Los Llanos fahren. Ganz normal. Aber Vorsicht: Nach der Wahl ist vor der Wahl.
Samstag 26.05.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1014 hPa
Regen im Mai, das soll Glück bringen
Ein probates Mittel, sich Alltagsplagen oder kleine Unglücke gefügig zu machen, sind so genannte Sinnsprüche, die nicht das Haar in der Suppe sehen, sondern das bisschen Suppe, welches noch am Haar heftet. - Traditionell feiern alle Parteien zum Abschluss des Wahlkampfes eine Fiesta, bei der man den Beworbenen einen letzten Kick geben will, nun doch für diese oder jene Gruppierung zu stimmen. - Auf diesen Fiestas gibt es so reichlich zu Essen und zu Trinken, da lässt sich keiner lumpen und angeblich haben solche nächtlichen Feierlichkeiten schon Wahlen entschieden, aber davon bin ich persönlich nicht überzeugt. - Da trifft sich meist der harte, bis mittelharte Kern der Sympathisanten und bleibt bei seiner Farbe, man geht nur mal spionieren, was es denn bei den anderen gibt und besonders, wie viele Menschen sich dort aufhalten. - Bei den Sozialisten gab es Paella, von Tomás zubereitet und von dem Zubereitungsgeschick dieses pasensischen Urgesteins hängen locker schon mal hundert Stimmen ab, so behauptet man zumindest. Natürlich gab es nicht nur Paella, sondern auch noch die bekannte Palette mit der Kichererbsensuppe und Papas arrugadas, eben das, was wir glauben, es gehöre zu einer kompletten Fiesta. - Digestionsbeschleuniger sind die üblichen Varianten, viel Wein und Bier, aber es gab auch Mojito und Sangría, wobei mir aus erfahrener Kehle berichtet wurde, der Mojito sei absolute Spitze gewesen.
Für die Kandidaten und ihre Helfer ist diese Fiesta noch mal eine besondere Anstrengung, wird doch seit den Mittagsstunden der Festplatz geschmückt und aufgebaut und dann muss man noch bis in die späte Nacht hinein das Essen und Trinken verteilen und dann auch wieder aufräumen. - Klasse Fiesta war das, aber leider halt unterbrochen von einem wenig sozialistischen Regenguss, der doch viele Sympathisanten auf eine harte Gewissensprobe stellte, die da hieß: Gehe ich doch lieber zur Coalición Canaria oder zur Partido Popular feiern, weil die nicht unter freiem Himmel ihr Fest organisiert hatten, oder zeige ich meine Unterstützung auch nass und frierend und laufe so nicht zum "Feind" über, bloß weil es da trocken ist. - Zum Glück war der Schauer nicht von Wahl entscheidender Dauer und mit diesem kleinen Spruch, den man sich permanent anhören musste - Regen im Mai, das bringt Glück - übersteht man solche kleinen himmlischen Attacken. - Das mag ja schon sein, aber der Regen war doch auch für die anderen da, aber solch kleinkarierte Gedanken muss man sich deutlich abgewöhnen, sonst beraubt man ja diesen, nett und aufmunternd gemeinten Sprüchen jeglichen Sinn. - Jetzt geht es zum Aufräumen und bin mal wieder nur fast objektiv, möge die Bessere am Sonntag gewinnen. - Gut, ich erkläre es, nicht jeder kann es wissen. - Ich habe die Bessere geschrieben und nicht der Bessere und Loli ist die einzige Frau die in El Paso antritt, Bürgermeisterin zu werden.
Freitag 25.05.07 - 15:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 19,7 Grad - niedrigste Temperatur 13,5 Grad
Wieder eine Fährverbindung nach Cádiz, aber nur im Sommer
Was haben wir geheult, als man uns aus Mangel an Rentabilität die direkte wöchentliche Fährverbindung mit dem Festland weggenommen hat. - Das mit dem Heulen muss man nicht immer nur als Weinen übersetzen, aber groß war natürlich der Protest, als man uns seitens der "Acciona Trasmediterránea" die gute alte "Juan J. Sister" weggenommen hat. - Schnell suchte man nach einer Alternative und das sollte die "Superfast Galicia" sein, die als eigentlicher Frachter nun wöchentlich nach Valencia fahren sollte. - Allerdings hat das Schiff nur ein paar Kabinen und die Erfolgsmeldungen über diese neue Linie verschwanden sehr schnell. - Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Linie nach Valencia mit Passagierverkehr überhaupt existiert hat, jedenfalls habe ich keine Nachrichten darüber erhalten können. - Die "Superfast Galicia" scheint nun aber auch schon wieder Geschichte zu sein, was den Fährverkehr mit dem Festland angeht, nun präsentiert man uns ganz stolz eine Superfähre, die "Fortuny" und die soll La Palma wieder mit dem Festland und wieder mit Cádiz verbinden, so wie wir das gewohnt waren.
Natürlich gibt es einen Haken an der Sache, die Fährverbindung wird wohl nur die Sommermonate überstehen, da herrscht laut Reederei die größte Nachfrage. - Sommermonate sind hier von Mai bis September gemeint und die erste Abfahrt aus Santa Cruz de La Palma ist für den kommenden Sonntag vorgesehen, also bereits übermorgen. - Laut Reederei geht es direkt aus La Palma nach Cádiz und auf der Rückreise dann über Santa Cruz de Tenerife und danach zu uns, um dann wieder zurück aufs Festland zu fahren. - Witzig an der ganzen Geschichte mit dem Schiffsverkehr von und nach La Palma, das Ganze wird immer politisiert. - Fahren die Fähren reichlich, dann ist alles in Butter und die Inselregierung kann sich ihrer Tatkraft loben. - Fährt das Schiff, welches auch immer nicht, dann wird darüber möglichst wenig berichtet, denn das fällt ja wiederum auf unsere Stammesführer zurück. - Dabei ist die Entscheidung einer Aktiengesellschaft, wie es der riesige Mischkonzern Acciona nun mal ist, kein Wunschkonzert für lokales Politikergesäusel, sondern knallhart kalkulierte Firmenstrategie bis Notwendigkeit. - Leider ist es nicht ganz einfach nachzuvollziehen, ob und in welcher Höhe solche Verbindungen, sei es nun per Schiff oder Flugzeug nach La Palma gesponsert werden, denn es ist nicht ganz einfach zu verstehen, warum die Acciona ein Schiff wegen mangelnder Rentabilität abzieht um dann später ein noch größeres zu schicken. - Sei es wie es sei, es fährt wieder eine richtige Fähre im Sommer nach Cádiz und wir sollten uns mehr darüber freuen als gleich wieder nachgrübeln. - Ahoi Fortuna und immer eine Hand voll shareholder über dem value. - HIER geht es direkt zu den technischen Daten der Fähre, die wohl etwas verrutscht sind, denn 235 Knoten, das schafft dann doch keiner...
Freitag 25.05.07 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1013 hPa
Wahlkampfpossen und mehr
Ich freue mich auf den Sonntag, dann sind vielleicht alle um mich herum wieder ein bisschen ruhiger und abgeklärter. - Gut, für einige geht es um ihren Arbeitsplatz, wenn man mal den Posten eines Stadtrates als solchen bezeichnen will, für andere um eine Idee oder gar um ein Idol, da kommen dann schon Emotionen hoch, die man so, von eigentlich sehr vernünftigen Menschen gar nicht erwartet hätte. - Andererseits setzen viele damit auch wieder Kräfte frei, die man für diesen Straßenwahlkampf wirklich braucht, wenn man den denn nach all den Regeln der Traditionen durchführen will. - Persönlich mag ich die Form des hiesigen Wahlkampfes überhaupt nicht, da ist viel zu viel Lautstärke vorhanden und das bezieht sich nicht alleine auf die Lautsprecherwagen. - Das eigentliche Programm der Parteien und Listen, die sich da präsentieren gerät dabei völlig in den Hintergrund, wer lauter brüllt und häufiger präsent ist, der scheint das Rennen zu machen. Dass es in der Wirklichkeit ganz anders ist und die allermeisten Leute bereits ganz genau wissen wen sie wählen werden, verblasst im gegenseitigen Anstacheln um noch mehr Aktionen. - Unser Versuch, einen stillen und inhaltlich geprägten Wahlkampf hinzulegen muss man so als extrem avantgardistisch bezeichnen, was nicht alle verstanden haben oder verstehen wollten. - Das Tingeln von Tür zu Tür gehört trotzdem dazu und auch die Unart, sämtliche Briefkästen der Insel mit Wahlzetteln und Hochglanzportraits so voll zu stopfen, dass dem bemitleidenswerten beworbenen Bürger bei unbedachten Öffnen der Briefkästen der Wahlkampfmüll direkt ins Gesicht springen kann. - Ich hatte das ja bereits erwähnt, auch am Sonntag in den Wahllokalen liegen alle Listen noch mal aus und dennoch verteilt jede Partei noch mal Umschläge mit ihren vorgefertigten Wahlzetteln. - Auf den drei Tagen Fußmarsch nun, durch die flächenmäßig größte Gemeinde der Insel, muss ich aber auch wieder eingestehen, dass viele Leute hier auch darauf warten, von den Kandidaten besucht zu werden und eben diese Stimmzettel zu erhalten. - Man wäre also als Partei völlig unten durch, wenn man sich diesen Füße quälenden Märschen in brennender Sonne und auch mal Regen nicht stellen würde.
In diesem Eifer passieren auch immer wieder Fehler und kleine Possen, von denen wir auch nicht ausgenommen sind. Wir hatten viel zu viele Stimmzettel geliefert bekommen, aber viel zu wenig Umschläge und so mussten einige von uns in anderen Ortsgruppen um Umschläge betteln gehen und unsere politischen Wanderungen durch El Paso haben sich so immer weiter nach hinten geschoben. - Während andere den Weg, mit oft bezahlten Hilfskräften bereits das zweite Mal in Angriff genommen haben, waren wir immer noch bei unserem ersten und auch letzten Durchgang, wir hatten beschlossen keine fremden Leute anzuheuern, die für uns durch die Straßen ziehen. - So passierten uns aber auch nicht die Fehler die es bei anderen Parteien gab, so verteilte man für die CCN auch in Teilen El Pasos Wahlumschläge, die eigentlich nur in Los Llanos in die Urne kommen können. - Die Sozialisten in Santa Cruz und Los Llanos schossen ihren eigenen Bock mit einer automatischen Telefondurchsage, die man falsch programmiert hatte. So wurden unzählige Bürger in den beiden Orten auch noch nachts um 2 Uhr aus dem Bett geklingelt, um dann vielleicht verschreckt und verschlafen die Heil verkündende Stimme eines Kandidaten vom Band anhören zu müssen. - Nur gut, dass wir in El Paso darauf verzichtet haben, unsere Bürger auch per Telefon zu wecken… Nicht ganz als Posse mehr muss man einen Vorgang in Tazacorte werten, dort haben Mitarbeiter des Rathauses um den regierenden Bürgermeister Ausweise von Sozialhilfeempfängern einbehalten und man vermutet dahinter versuchten Wahlbetrug, der auch schon im Vorfeld für die Anträge auf Briefwahl vorgekommen sein soll. - Da allerdings ermittelt nun der Staatsanwalt und die Guardia Civil hielt das Rathaus für Stunden besetzt, um nach den Ausweisen zu suchen. - Dann wieder als Posse kann man nur die neueste Aussage des Kandidaten der Coalición Canaria in El Paso werten, der 2 Tage vor der Wahl plötzlich zum Autobahngegner wird. - Ich finde diesen Sinneswandel erfreulich, es kann jeder auf unsere Seite kommen, allerdings ist es schon lächerlich zu behaupten, er wäre von Anfang an dagegen gewesen, wo doch seine Partei diejenige ist, welche diese ganzen Pläne erst aufgestellt hat. - Aber man wird halt nervös, wenn einem die Argumente ausgehen und sicher hat man ihn in den letzten Tage so oft auf die "autovía" hin angesprochen, dass er nun beschlossen hat auch dagegen zu sein. - Immerhin konnten wir so doch noch jemanden von unserem Programm überzeugen…
Donnerstag 24.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 17 mm, Luftfeuchte 88 % Luftdruck 1011 hPa
Von der Raupe bis zur Krawatte
Die Geschichte der Seide auf La Palma ist fast so alt wie die der Besiedlung dieser Insel durch Europäer. - Über den Umweg Andalusien gelangten die Raupen und auch der dazu notwendige Maulbeerbaum auf die Kanaren und bald schon stellte sich heraus, dass La Palma die ideale Insel des Archipels ist, um Seide in bester Qualität zu produzieren. Was dann folgte war eine fast 400 Jahre lange Erfolgsgeschichte der Seidenproduktion auf La Palma, kaum ein bäuerlicher Haushalt, der um die mageren Einkünfte aufzubessern, nicht im Frühjahr Seidenraupen zog, um diese dann später von geschickten Spinnerinnen zu feinem Tuch verarbeiten zu lassen.- Die palmerische Seide ging vor allem wieder aufs Festland, aber eben auch durch die guten Handelsbeziehungen zu Antwerpen in die heutigen Benelux-Länder, wo es als sehr schick galt, sich mit Seide aus La Palma zu schmücken. - Aus dieser Richtung kam aber auch das Aus für unsere Seidenproduktion, die Einfuhren aus Asien machten unseren Beitrag zur seidenen Haut Couture hinfällig und bereits Ende des 19. Jahrhunderts räumten viele Bauern und Seidenspinnerinnen ihre Webstühle auf die Seite, weil man keinen Absatz mehr fand. - Auch damals schon waren die Exporte billiger als die eigene Seide, Verdrängungswettbewerb ist keine Erfindung der modernen Globalisierungskampagne.
Seide produzierte man danach eigentlich nur noch zum Eigenbedarf und für das Königshaus, aber deren Bedarf an Seidenkrawatten war doch ziemlich gering, nur ein paar Werkstätten konnten sich noch halten, aber als Haupterwerb gab die Seide keine Zukunft mehr her. - Was sich gehalten hat sind Stickereien und auch Teile der traditionellen Trachten sind noch aus Seide, fragt man aber mal ganz genau nach, dann wird auch dabei oft Importseide verwendet. - Eine kleine Parallele zu den Importen israelischer Kartoffeln zu uns, gelten wir doch als die Insel der Kanaren, neben Tenerife, welche die besten Kartoffeln hat und dennoch importieren wir tonnenweise diese Knollen, weil andere es einfach billiger machen. - Lassen wir die Knollen mal eingegraben, es gibt weiterhin Seide aus La Palma, aber nur noch als nostalgisches Ereignis und mit Hilfe und Mühe einiger engagierter Menschen und finanzieller Hilfe der staatlichen Organisationen. - In El Paso gibt es ein Seidenmuseum, in dem man von der Aufzucht der Raupen, bis hin zur fertigen Krawatte den gesamten Prozess beobachten kann und wie das überhaupt geht, dass man irgendwann, nach unendlich vielen Schritten, bearbeitete Raupenspucke um den Hals hängen hat. - Seit dem Jahr 2001 arbeiten einige Frauen El Pasos in diesem lebendigen Museum und leben vom Eintrittsgeld und dem Verkauf einiger Produkte aus Seide. Allerdings ist das Gebäude nur zur Hälfte fertig, der gesamte erste Stock steht eigentlich auch noch zur Verfügung, aber bislang scheiterte alles an den hohen Kosten die man aufbringen müsste, den zweiten Teil des Museums auch dem Publikum zu öffnen. - Nun kommt Geld und das direkt aus Madrid, nachdem die Inselregierung La Palmas nur einen jährlichen Beitrag von 6.000 Euro zum Unterhalt des Museums beiträgt. - 170.000 Euro kommen nun aus dem Kulturministerium in Madrid, direkt und ohne Umweg nach El Paso. - Das hat auch wieder mit Politik zu tun, El Paso wird von einer sozialistischen Bürgermeisterin verwaltet, aber in der Inselregierung sitzen die Konservativen und die gönnen El Paso keinen Schritt nach vorne. - Ganz oben aber, eben in Madrid, da sitzt wieder ein Parteifreund und der macht es dann möglich, dass uns hier unten geholfen wird. - Ich denke schon mal, dass man dafür mindestens eine Krawatte nach Madrid schicken sollte…
Mittwoch 23.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 12 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1010 hPa
Zwergschulen erhalten Bleiberecht
Seit Jahren wird über unsere "Unitarias" geredet und ob das nicht ein Auslaufmodell sei und den Anforderungen einer modernen schulischen Erziehung nicht mehr gerecht. - Dabei geht es aber weniger um die Einführung modernerer Lehrmethoden, sondern hinten herum ums Geld. Diese kleinen Schulen, die Stadtteile oder ländliche Regionen räumlich nah vertreten kosten der Bildungsbehörde des Provinzparlamentes eine ziemliche Stange Geld, die man lieber woanders einsetzen würde. - Keine Frage, misst man den finanziellen Aufwand einer Zwergschule mit vielleicht 12 Kindern an einer größeren Bildungseinheit, dann schneiden natürlich die kleinen Schulen ziemlich schlecht ab. - Man muss ja nicht nur ein komplettes Gebäude mit all der notwendigen Ausrüstung für ein paar Schüler unterhalten, sondern auch noch die Schar fliegender Lehrer, die neben der oder den festen Lehrkräften an diesen Schulen unterrichten. - Diese Lehrer, die meist Sport, Sprachen, Musik und Kunsterziehung unterrichten, müssen ja von Schule zu Schule fahren und kommen so nur auf wenige Stunden echten Unterricht am Tag.
Für die meisten Eltern sind aber diese kleinen Schulen, die 3 Vorschulklassen und die ersten vier Schuljahre abdecken, ein wahrer Luxus. - Da ist einmal die Nähe, meist kann man die Kinder zu Fuß in diese Einrichtung begleiten und dann eben auch noch das Wissen, die Kinder in einer funktionierenden kleinen Schule zu haben, in der die Förderung und Ausbildung ganz langsam und vorsichtig beginnt und jeden Moment auf individuelle Eigenheiten der Schüler regieren kann. - Für viele Regionen La Palmas sind diese Schulen auch der letzte Anker eine weitere Landflucht zu verhindern. Die Gemeinden im Norden dieser Insel haben oft Orte ohne ein konkretes Zentrum und dort halten diese kleinen Schulen noch ein paar junge Familien, die sonst auch noch dem Ruf der Stadt erliegen würden. - Nun hat die Bildungsbehörde eingelenkt und das weitere Bestehen dieser Einrichtungen als notwendig anerkannt. - Das heißt aber noch nicht, dass diese Schulen ein für allemal gesichert sind, aber in Zukunft will man jeden einzelnen Fall genau und individuell prüfen, ob man eine dieser kleinen Schulen wirklich schließen muss, weil nur noch ganz wenige Schüler diese Einrichtung besuchen. - Das alles ist zwar noch keine Garantieerklärung aber vielleicht bringt das erst mal wieder ein bisschen mehr Ruhe in viele kleine Schulen, die bislang jedes Jahr immer wieder nicht wussten, ob es diese Einrichtung im kommenden Jahr überhaupt noch gibt. - Alleine diese Unsicherheit bewegte schon viele Eltern dazu, ihre Kinder lieber gleich in die große Schule in den Ortszentren zu schicken, da zumindest gab es Kontinuität.
Dienstag 22.05.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 19,4 Grad - niedrigste Temperatur 15,1 Grad
Das habe ich aber fein gemacht…
Tingeln von Haus zu Haus um all die Wahlprogramme und Stimmzettel zu verteilen hat vor und Nachteile. - Ich war so tatsächlich in Gässchen und Umgebungen El Pasos, in denen ich mein Leben lang noch nicht war und andere sieht man als Fußgänger dann noch mal ganz anders, als wenn man vom Auto aus die Dinge betrachtet. - An die 3.500 Häuser und Wohnungen müssen besicht werden und wer von den Bewohnern ein Schwätzchen will, einen Wunsch an die Bürgermeisterin hat oder auch seinen globalen Unmut über die Politik und die damit beschäftigten Politiker loswerden will, auch der findet Gehör. - Der beiden häufigsten Wünsche scheinen anfänglich ziemlich konträr zu sein, die Autobahn und deren Ablehnung ist da das Hauptthema und auf der anderen Seite fordern viele Anwohner mehr Asphalt, nämlich in den vielen kleinen Sträßchen, die in der ländlichen Umgebung nun mal keine, oder eine bereits ramponierte Fahrbahndecke haben. - Ansonsten wird man freundlich und fast bemitleidend belächelt, nur wer so verrückt ist und sich in den Sumpf der Lokalpolitik einmischt, der läuft tatsächlich die flächenmäßig größte Gemeinde der Insel ab. - Aber, es macht Spaß, weil man das nicht alleine macht sondern in Grüppchen und sich so gegenseitig immer wieder anspornt, doch noch mehr zu machen. Donnerstag wollen wir fertig sein und dann sind die Füße platt und Muskelkater an der Tagesordnung.
Heute Nachmittag habe ich mir frei genommen, es gilt ja einen Familiengeburtstag zu feiern und da müssen die anderen Helfer und Kandidaten alleine die frohe Botschaft unters Volk bringen. - Ich hätte mir wohl keinen besseren Zeitraum aussuchen können, denn um 17:00 Uhr begann es ziemlich heftig zu regnen. Der Passat hat Schluckauf und es kommt immer wieder vor, dass der Wind so weit auf Nordwest dreht, dass die Regenwolken auch das Aridanetal erreichen. - Eigentlich habe ich ja ein schlechtes Gewissen, meine Fußmarschgenossen heute Nachmittag da alleine gelassen zu haben, aber ich ertrage schlechtes Gewissen noch besser als nasse Füße. - Es kann abends und nachts auch bei uns immer wieder zu Schauern kommen und wenn man die ganz frischen Nachrichten von den östlichen Inseln studiert, kann es durchaus reichliche Niederschläge geben. - Regen im Mai, eigentlich willkommen, aber nicht bei allen. Feuchtigkeit und Regen sind halt reinstes Gift für die gerade voll im Grün stehenden Weinreben, da geht dann der Mehltau wieder um und wohl dem, der reichlich Schwefel auf seinen Listán oder Bujariego gestäubt hat, um diesen perfiden Pilz zu bekämpfen. - Vielleicht hilft es aber auch wieder hintenrum die Überproduktion zu drosseln, noch eine Rekordernte mehr und wir haben bald keine Fässer mehr in denen man den noch zu trinkenden Wein aufbewahren können. - Morgen bin ich wieder den ganzen Tag auf der Straße und wehe es regnet…
Dienstag 22.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1017 hPa
Die Biosphäre hat ihre Tage
Heute feiert man weltweit den Biosphärentag und weil es überall auf der Welt eine Biosphäre gibt, die manchmal besser und manchmal weniger gut erhalten ist, müsste heute eigentlich überall Feiertag sein. - Das bekommen aber die wenigsten mit und wir können auch froh sein, dass die Biosphäre heute mal keine Auszeit nimmt. - Die Biosphäre, was ist das eigentlich? - Kurz gesagt, alles was da kreucht, fleucht wächst und gedeiht auf unserer immer enger werdenden Erdenkugel und nicht zuletzt sind auch wir, die Menschen sind Bestandteil dieser Biosphäre. - Gut, für uns in der Familie hat der 22. Mai immer auch noch einen anderen Feierbestandteil, da gibt es auch einen Geburtstag zu zelebrieren, aber hier wollen wir lieber über eine Einrichtung nachdenken, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Biosphäre zu schützen. - Dazu hat die UNESCO einige Teile dieser Welt zum Weltbiosphärenreservat ernannt, unter anderen auch die Insel La Palma. - Warum, das ist relativ einfach, es gibt hier derart viele endemische und sogar autochthone Pflanzen und auch Tiere, dass man diese Insel gerne wie ein Reservat pflegen und hüten will. - Nun gibt es überall auf der Welt solche besonderen Flecken und die Endemie beschränkt sich natürlich nicht auf La Palma, aber was man besonders seitens der UNESCO schätzt, ist eben dass es auf einen solch kleinen Raum derart viele Pflanzen, Tiere aber auch Lebensräume gibt. - Wir haben sowohl Wüste wie auch schneebedeckte Berggipfel, wir haben liebliche Täler, schroffe Felsen und so viele verschiedene Klimazonen, dass diese Insel alle paar Kilometer komplett anders aussieht.
Wir, im Reservat, nehmen das meist mit der Gelassenheit der Eingeborenen hin, mit einer Selbstverständlichkeit, die manchmal in Ignoranz oder einfach Unbekümmertheit gegenüber dieser Biosphäre gipfelt. - Ich schreibe ganz bewusst manchmal, weil es nicht nur viele Menschen gibt, sondern auch Institutionen, die sich allein damit beschäftigen, wie man denn diese Aufgabe und Chance, Weltbiosphärenreservat zu sein am besten löst und auch nutzt. - Denn eines darf man dabei nicht vergessen, den Status Weltbiosphärenreservat, den kann man wohl als Werbefaktor nutzen, sei es nun für Produkte La Palmas die man so aufgewertet verkaufen will, oder als Lockruf für Gäste, die man so auf die Insel locken will. - Da mutet es gar komisch an, dass es wirklich Kräfte auf dieser Insel gibt, welche den geistigen Spagat ganz locker beherrschen. - Da ist das Weltbiosphärenreservat als große Chance uns deutlich gegenüber anderen Regionen zu profilieren, auf der anderen Seite will man uns eine Autobahn, 5 Golfplätze, neue und große Hotels und an die 6 Sporthäfen als einzige Zukunftsoption verkaufen. - Zumindest hätten wir dann die einzige Weltbiosphärenreservatsautobahn der Welt und kämen schneller vom einen Ende der Biosphäre zum anderen, aber was das mit der Aufgabe und der Chance zu tun hat, welche uns die UNESCO vor ein paar Jahren geschenkt hat, das will sich mir so gar nicht offenbaren. - Es ist eigentlich ein bisschen peinlich, angesichts der Möglichkeiten und Zeichen die für diese Insel stehen, dass Teile der Planer und Lenker die vorbestimmten Möglichkeiten dieser Insel so gar nicht sehen wollen und mit Weltbiosphärenendlösungssubstanzen wie Beton und Asphalt überziehen wollen. - Viele Grüße aus dem Reservat.
In eigener Sache: Da wir nun die ganze Woche über im Straßenwahlkampf unterwegs sind, um in jeden Haushalt El Pasos unser geschriebenes Duftmärkchen und ein paar Stimmzettel zu hinterlassen, wird meine Zeit unendlich knapp. - El Paso ist so riesengroß, da läuft man sich die Schuhe ab. - Die nächsten Tage wird es wohl öfter keine Abendnachricht geben, ich bitte dieses zu verzeihen.
Montag 21.05.07 - 21:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 21,3 Grad - niedrigste Temperatur 15,4 Grad
Volksturm auf Tenerife
Ich will nicht immer über Politik schreiben und weil, außer viel Fiesta in La Laguna und El Paso wieder mal das berühmte Huhn in Tijarafe nicht überfahren wurde, darf man mal einen gedanklichen Ausflug bis nach Tenerife machen. - Da, auf der Mutter aller Inseln, da passieren jeden Tag Räubergeschichten und richtig "Yellow-Press", da müssen tapfrere Schreiberlein nicht nach Themen suchen, die kommen einem da richtig zugeflogen. - Da hat in Santa Ursula doch glatt jemand eine Panzerfaust aus dem Zweiten Weltkrieg stehen lassen und nicht nur das, sondern noch eine ganze Reihe weiterer Kriegswaffen aus der Zeit vor mehr als 60 Jahren. - Und weil es so passend ist, waren die vergesslichen Mieter in einem Haus in Santa Ursula auch noch Deutsche. - Ein älteres deutsches Pärchen hatte ein Haus gemietet und war irgendwann wieder verschwunden. Nun bezahlte keiner mehr die Miete, die Leute waren nicht auffindbar und der Vermieter erstattete dann Anzeige, um wieder an sein Eigentum zu kommen. - Das gelang schließlich, er ging in das Haus und staunte nicht schlecht, was er da in einem riesig großen Safe vorfand. - Ob der Safe verschlossen war oder nicht, das wird in dem Artikel der "El Día" nicht berichtet, aber eben, dass in dem Schrank eine Panzerfaust aus dem Zweiten Weltkrieg gelagert war. - So kommt man auch zu dem Ausdruck, Panzerschrank...
Neben dieser schaurig berühmten Waffe fand die Polizei dann noch mehrere Schusswaffen, von denen manche aber noch deutlich älter waren, zu Teil sogar noch Vorderlader mitsamt dem nötigen Schwarzpulver. - Alle Waffen und Munition scheinen funktionstüchtig gewesen zu sein, aber eben sehr alt und einiges auch schon verrostet. Man beruhigt die Einwohner des Ortes damit, dass die Waffen schon lange nicht mehr benutzt waren und dass man eher einen ziemlich kauzigen Waffensammler hinter diesem heißen Fund vermutet, als den letzten Volkssturm, der Tenerife endlich heim ins Reich holen will. - Gefährlich ist das Zeug allemal und so wird das gesamte Arsenal von der Polizei abgeholt und an geeigneter Stelle unschädlich gemacht. - Über die Identität des deutschen Pärchen kann man nichts nachlesen und auch nicht, ob man denn mal die Fährte des Volkssturms aufnimmt um mal vorsichtig aufzuklären, dass der Zweite Weltkrieg dann doch verloren gegangen ist und man heute nicht mehr mit Panzerfäusten im Schrank wohnt. - Aber solche Dinge gibt es, ich will eigentlich gar nicht wissen, was so mancher bei sich noch unter dem Sofa liegen hat. - Der eine hat noch einen Koffer in Berlin, ich habe noch einen Kasten Falterbräu in Regen und ein anderer hat noch eine Panzerfaust in Santa Ursula. - Spinner gibt es… (Ich meine nicht den, mit dem Bier im Bayrischen Wald)
Montag 21.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa
Pfarrer und Arzt für Los Cancajos
Wer von den beiden mehr tun kann für den kleinen Ort, der überwiegend aus touristischen Einrichtungen besteht, das wird sich zeigen. - Oft sagt man ja, wenn der eine versagt, dann kommt der andere und ganz böse Zungen behaupten ja sogar, es gäbe dort eine Disziplin übergreifende Zusammenarbeit. Zumindest eint beide Fraktionen eine Tatsache, Wunder sind eher selten und als Patient sollte man schon darauf achten, wo es zwickt, um dann den adäquaten Beistand zu suchen. - Das "Ambulatorio" oder "Consultorio", wie die kleinsten Einheiten unserer Gesundheitsversorgung heißen, richtet sich so auch mehr an Besucher der Insel und die vielen Badegäste im Sommer, denn so viel "echte" Einwohner hat Los Cancajos gar nicht, damit man den Bau einer solchen Einheit rechtfertigen könnte. Es geht also eher in Richtung Unfallstation und da sollte man dann schon darauf achten, dass gerade an den Wochenenden dieses Ambulatiro besetzt ist, wenn wirklich so viele Gäste den Strand bevölkern, dass es auch wirklich was zu tun gibt. - Ein normaler Betrieb, so mit einem Arzt, der fünf Tage in der Woche den Auswirkungen aller Zipperlein mit seinem Wissen entgegensteht, das kann ich mit dort nicht vorstellen. - Zu bedenken ist auch die flaue Zeit, wenn einfach keiner baden will und man in Los Cancajos ganz für sich ist, dann dürfte man auch im Ambulatorio Mikado mit den Spritzen spielen, weil einfach keiner da ist, der sich eine in den Allerwertesten rammen lassen will.
Kirchen kann man nie zu viele haben, auch wenn man sich ganz bestimmt keinen eigenen Pfarrer für Los Cancajos leisten kann, da muss dann der aus der Gemeinde Breña Baja Überstunden machen, um den paar Gläubigen den Segen und gute Ratschläge zu verpassen. - Das mit der Kirche in Los Cancajos ist auch noch nicht so weit mit der Planung wie die Erstellung einer Krankenstation, der Bischoff in Tenerife wird sich das schon überlegen, ob er in Los Cancajos eine Kirche bauen lässt, wenn kaum potentielles Publikum vorhanden ist. - Denn eines ist klar, die allerwenigsten Urlaubsgäste, die auf diese Insel kommen, verlangen eine flächendeckende Versorgung mit klerikalem Zuspruch, da ist das Angebot eines Arztes oder Sanitätspersonal schon deutliche attraktiver. - Auf jeden Fall passt die Forderung nach diesen öffentlichen Einrichtungen in Los Cancajos prima in den Wahlkampf, da darf sich doch jeder immer etwas wünschen und wer Kirche und Krankenstation gleichermaßen fordert, dem kann man keine Unausgewogenheit unterstellen. - Man sollte sich, nur so zum Zeitvertreib, ein paar dieser Punkte die im Wahlkampf so erzählt werden merken und dann in Abständen von einem Jahr erneut prüfen. - Ich mach das mal mit Kirche und Arzt in Los Cancajos und schau in einem Jahr mal wieder vorbei.
Sonntag 20.05.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 22,7 Grad - niedrigste Temperatur 17,2 Grad
Tragende Persönlichkeit
Man kann nicht pauschal behaupten, Paul sei faul. - Er bewegt sich durchaus gerne mal von A nach C, unterscheidet dabei aber grundsätzlich zwischen notwendigen Wegen, also denen zum Mittagessen an seiner Silberschale und zur zeitvertreiberischen Mausejagd, und eben den nicht unbedingt notwendigen, das ist wenn seine humane Verwandtschaft ihn zu irgendeinem anderen Platz rufen will, als er das gerade vor hat. - Dann lässt Paul sich tragen und er lässt sich gerne tragen, kann man doch so die Welt aus einem völlig entspannten Blickwinkel betrachten, ohne dieses kontrollierte und lästige hin und her werfen der Beine. - Wenn der faltige Humanoid müde und hungrig von seinen Tagesgeschäften kommt, dann geht Paul diesen natürlich begrüßen, das ist ein notwendiger Weg, weil der faltige Humanoid sich dann freut und dann mit Leckerlis um sich wirft. - Vom Auto allerdings, die Meter zurück in die Wohnstatt dieser multigenen Familie, lässt der Herr sich tragen, denn seine Aufgabe, das Abholen an sich ist ja bereits erfüllt. - Sicher hat er auch gemerkt, dass die Humanoiden gerne Katzen tragen und sich bisweilen sogar darüber streiten. - Daraus entstand bei ihm wohl der evolutionäre Lehrsatz, der Mensch der mich trägt, der füttert mich auch. - Umgekehrt geht das leider nicht, auch wenn Paul eine tragende Persönlichkeit dieser eingeschworenen Familie ist, er weigert sich hartnäckig, einen von uns bis zum Futternapf zu tragen. - Aber so erfüllt auch jeder seine Aufgabe und Pauls Aufgabe ist halt doch eher die Empfangende, er hat das mitbekommen, dass er damit Freude spenden kann, wenn andere etwas für ihn tun. -
Gut, Paul würde mir persönlich auch eine Freude machen, wenn er mir ein Bier brächte, ein kaltes, und dieses auch noch öffnet, aber so definiert er seine Rolle bei uns natürlich nicht. - Man muss da familienpsychologisch schon ein bisschen tiefer greifen, Paul beherrscht es, die nichtfelinen Angehörigen zur Selbsthilfe zu animieren, so als ob noch nicht Whiskas und Kitekat verloren wären, mit diesen unförmigen und völlig felllosen Wesen, die nicht mal fähig sind, ordentlich auf vier Pfoten zu laufen. - Diesen Behinderten zu einem Erfolgserlebnis zu verhelfen, in dem man den Herrn himself tragen kann und darf, baut dann doch unter und nebenschwellig das Selbstbewusstsein dieser komischen Hüftfüßer so weit auf, dass man sich seiner ureigensten Aufgabe wieder gegenwärtig wird, das zeitnahe Öffnen von Behältnissen mit parfümierten Tierkadavern. - Bald hat der Paul uns auch so weit und wir tragen ihn auch da noch hin, wo das Fressschälchen steht und dann auch noch dahin, wo man das Stoffwechselendprodukt wieder in die Natur entlässt. - Ja länger ich darüber nachdenke, warum wir das mit dem Paul, oder besser er mit uns macht, um so näher rücken meine Gedanken in eine ganz perfide Richtung. - Das mit dem Selbstbewusstsein dieser komischen Rasse Mensch, das ist vielleicht nur eine faule Ausrede unverbesserlicher Gutmenschen, die sogar aus Katzen noch Schmuseknuts machen wollen. In Wirklichkeit sieht das ganz anders aus, der Mephistokles will nur eins, uns Humanoide so richtig zum Affen machen und bald hat er uns soweit.
Sonntag 20.05.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1014 hPa
Wählen, wie geht das eigentlich?
Es gibt sicher einige, die zum ersten Mal hier auf La Palma wählen, bei den Kommunalwahlen am 27.Mai. - Die Bürger der Schengen-Zone haben hier auch Wahlrecht, allerdings können diese nur den Gemeinderat wählen, in der Gemeinde in der Sie wohnen. - Dazu gibt es das "Empadronamiento", was man als "Eingemeindung" übersetzen könnte, also der schriftliche Nachweis, dass man Bürger der entsprechenden Gemeinde ist. - Diese Einwohner erhalten in der Regel ein paar Monate vor den Wahlen eine Benachrichtigung, ob sie denn von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen wollen. - Wer bereits früher gewählt hat, der erhält diese Karte nicht mehr, sondern ist bereits im "Censo Electoral", dem Wählerverzeichnis und dem weht dann zwei bis drei Wochen vor der Wahl direkt die Wahlberechtigungskarte per Post ins Haus. - Den "Censo Electoral" kann man in den Gemeinden einsehen und obwohl die öffentliche Aushangsfrist bereits abgelaufen ist, gibt man noch Auskunft darüber, ob man in der Wählerliste auftaucht. - Wer keine Wahlkarte bekommen hat, aber früher schon gewählt hat, der sollte so bald wie möglich in sein Rathaus gehen, den "Censo Electoral" studieren, ob er darauf verzeichnet ist. - Wenn man in dieser Liste verzeichnet ist, dann kann man auf jeden Fall wählen, auch ohne Wahlkarte, in seinem Wahllokal. - Jetzt wird es noch komplizierter, ist man Einwohner einer Gemeinde, hat also das "Empadronamiento", steht aber nicht im "Censo Electoral" und will wählen, darüber gibt es leider unterschiedliche Aussagen. - Die eine heißt, ja man kann trotzdem wählen und zwar direkt im Rathaus, die andere heißt nein, wer nicht im "Censo" steht, der darf nicht wählen. - Ich habe viele Leute befragt in den letzen Tagen, auch Menschen die in der "Junta Electoral" sind, aber leider keine eindeutige Aussage erfahren. - Daher mein Vorschlag, wer unbedingt wählen will und das nicht mehr in den nächsten Tagen klären kann, der soll am Sonntag dem 27. Mai einfach mal in seinem Rathaus auf der Matte stehen.
Ich nehme aber mal an, das sind nicht so viele und die große Mehrheit der Wahlwilligen hat die Wahlkarte erhalten. - In der Karte steht, wo sich das Wahllokal befindet, meist Schulen in der Nachbarschaft und mit der Karte und dem Ausweis, kann Pass, Personalausweis oder Residencia sein, geht man dann in das Wahllokal. - Das hätten Sie auch selber gewusst kommt jetzt zurück und ich gebe Ihnen recht, wollte aber chronologisch vorgehen. - Nun gibt es einen großen Unterschied zu Deutschland, in Spanien kreuzt man nicht auf einem Stimmzettel seine Favoriten an, sonder greift zu vorher bereits fertigen Listen, die farbig gekennzeichnet sind. Die unterschiedlichen Farben bedeuten, Weiß = Gemeinderat, Grün = Inselvertretung (Cabildo) und Organe = Regionalparlament. - Die Ausländer greifen nur zu den weißen Umschlägen und stecken in diesen die Wahlliste (auch farbig gekennzeichnet) ihrer Wahl hinein und gehen damit zur Urne. - Ganz witzig ist, immer wenn man seinen Zettel, nach erneuter Prüfung in die Urne gesteckt hat, ruft der Wahlleiter laut den Namen aus: "Ha votado Mathias" zum Beispiel und dann kommt der nächste. - Man kann aber auch die Umschläge mit den Listen der Partei die man wählen möchte auch schon von zuhause mitbringen. In unendlichen Fußmärschen des Parteifußvolkes, oder per Post, flattern dieser Tage in jeden Haushalt bereits vorgefertigte Umschläge mit der Wahlliste (papeleta). Seien Sie also nicht überrascht, oder gar verärgert in El Paso, wenn ich in den nächsten Tagen an Ihre Tür klopfe, um Ihnen diese Umschläge, mitsamt dem Programm der PSC-PSOE überreichen werde. - Diese, fast unverschämte Papierverschwendung ist hier und in ganz Spanien Tradition und bekommt man einfach nicht mehr aus dem Wahlkampftagesgeschehen heraus. - Man bräuchte den ganzen Aufwand gar nicht betreiben, weil im Wahllokal die Listen auch ausliegen. Vielleicht war, bei der ersten demokratischen Wahl in Spanien, ein einflussreicher Papierhändler im Wahlausschuss, oder wie auch immer. - Sie als Wähler sollten aber schon darauf achten, dass sich die richtige Liste im Umschlag befindet und auch nur eine und nichts anderes, sonst wird die Stimme ungültig. Die Umschläge werden nur hinten eingesteckt, aber nicht verklebt. - Und wenn Sie dann alles richtig gemacht haben, dann heißt unsere Bürgermeisterin in El Paso weiterhin Loli (María Dolores Padilla Felipe) - und das ist gut so…
Samstag 19.05.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1011 hPa
Höchsttemperatur heute 21,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,2 Grad
Die Qual (vor) der Wahl
Nein, es geht mir jetzt mal nicht um die Frage, welcher Partei oder welchem Kandidaten man denn bei den anstehenden Wahlen seine Stimme geben sollte. Es geht vielmehr um die Begleiterscheinungen, die so eine Wahl im Vorfeld mit sich bringt. Die Rede ist von Wahlwerbung.
Relativ harmlos ist da die allgegenwärtige Plakatierung. Man kennt das ja. An jeder freien Wand und an jedem Baum kleben und stehen Pappschilder mit den Konterfeis der Bewerber um die politischen Ämter. Aber hier läuft das doch etwas anders ab. Da sitzt man nächtens noch ein wenig auf der Terrasse, genießt die ruhige, warme Nacht und betrachtet den Sternenhimmel, als plötzlich von der Straße her ein lautes Scheppern die Stille unterbricht. Was ist denn da los mitten in der Nacht? Mehrere Gestalten machen sich an der Straßenlaterne zu schaffen. Eine lange Leiter wird angelegt und ein Mutiger aus der Gruppe klettert mühsam hoch bis kurz unter die Laterne. Ein anderer reicht ihm ein Pappschild, das mittels Kabelbinder und unter hilfreichen Zurufen der umstehenden Kommissionsmitglieder mit einiger Mühe so hoch wie möglich befestigt wird. Danach wird die Leiter wieder eingezogen und Mensch und Material machen sich fröhlich plaudernd auf den Weg zum nächsten Laternenmast. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich die Papptafel dann als Werbeplakat für einen Wahlkandidaten. Scheinbar unter dem Motto "Hängt ihn höher" haben die Akteure das Plakat aber so hoch aufgehängt, dass man den Text vom Boden aus schon fast nicht mehr entziffern kann. Für einen vorbeikommenden Autofahrer wäre es ohnehin nur zu erkennen, wenn er den Kopf auf das Armaturenbrett legt und steil nach oben schielt (was sich während der Fahrt allerdings grundsätzlich nicht empfiehlt). Als Entschädigung dafür wird der Politikerkopf jetzt aber die ganze Nacht über optimal beleuchtet. Man muss halt Prioritäten setzen.
Keineswegs harmlos ist jedoch eine andere Art der Wahlwerbung, und wer in diesen Tagen mit dem Auto in der Stadt unterwegs ist, der sollte unbedingt über automatische Fensterheber verfügen. Warum, das will ich Ihnen hier erklären:
Wer kennt das nicht? Zähflüssiger Feierabendverkehr, Stopp an Go. Langsam rollt man auf der linken Spur dahin, weil man an der nächsten Ampel links abbiegen will. Ein leichter Windhauch treibt die am Tag aufgestaute Hitze durch sämtliche geöffneten Fenster aus dem Auto. Die Ampel zeigt rot, der Wagen steht. Plötzlich schiebt sich rechts ein mit Werbeplakaten völlig zugekleisterter Lieferwagen ins Blickfeld und bleibt direkt neben der eigenen Beifahrertür stehen. Erstaunt nimmt man die auf dem Dach befestigten und nach links und rechts weisenden Stadionlautsprecher wahr. Und ab jetzt zählt jede Sekunde!
Die rechten Fenster zu, aber schnell! Und da kommen die elektrischen Fensterheber ins Spiel. Wer nämlich keine hat, der wird es nicht schaffen. Keine Chance. Denn im nächsten Moment wird mit vollem Druck und einer ohrenbetäubenden Lautstärke minutenlang eine krächzende Werbeparole durchs Führerhaus röhren, dass einem schier die Trommelfelle platzen und sich die Sonnenbrille durchs offene linke Fenster verabschiedet. Und nur wenn man Glück hat, wird diese Kakophonie nicht auch noch von kreischenden Fanfaren eingeleitet, denn wenn man dann noch nicht die Finger in den Ohren hat, hilft nur der sofortige Gang zum Ohrenarzt.
Diesen quälenden, quäkenden Lautsprecherwagen sämtlicher Parteien begegnet man momentan zu fast jeder Tages- und Nachtzeit. Da ist es durchaus von Vorteil, dass es auf La Palma so gut wie keine Radfahrer gibt, denn die würden vermutlich vor Schreck vom Drahtesel fallen, wenn es hinter ihnen plötzlich losdröhnt. Und die Palmeros? Die scheint der Lärm nicht zu stören. Entweder, weil sie sich daran gewöhnt haben, oder weil sie eben keine elektrischen Fensterheber haben. Da muss man sich dann eigentlich auch nicht wundern, wenn viele - manchmal sogar sinnvolle - politische Aussagen bei der Bevölkerung auf taube Ohren stoßen.
Samstag 19.05.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1011 hPa
Wahrheit vor den Wahlen
Seit dem die ominöse Autobahn vor reichlich einem Jahr in El Paso ans Licht der Öffentlichkeit gelangte zwickt uns dieser völlig unsinnige neue Verkehrsweg ein ums andere mal. - Die Ablehnung der Autobahn, die bereits Finanzierung und Namen hat, ist seitens der Bürger einhellig. - Dennoch hält die Provinzregierung unter Leitung der Coalición Canaria an den Autobahnplänen fest, das machte gerade vor einer Woche der Rat für Infrastruktur im Provinzparlament Antonio Castro erneut klar. Allerdings bleibt man seitens der Coalición Canaria immer noch bei der Aussage, es handle sich nicht um ein konkretes Projekt, sondern nur um eine Trasse welche freigehalten werden solle, um irgendwann dort einen neuen Verkehrsweg zu erstellen. - Alleine die Tatsache, dass die Strecke vom Tunnel bis nach Los Barros, oberhalb von Los Llanos, aber schon Teil des Finanzierungsplans der Inselregierung bis ins Jahr 2013 ist und bereits den Namen A 80 erhalten hat, spricht eine völlig andere Sprache. - Nun ist aber die Provinzregierung unter der Coalicción Canaria nicht allmächtig und auch nicht ewig, so kann es durchaus sein, dass in Kürze die Würfel dort völlig neu gemischt werden, am 27. Mai werden nicht nur die Rathäuser und Inselparlamente neu gewählt, sondern eben die Provinzregierung auch.
Wie stehen aber nun die Parteien hier vor Ort zu der Autobahn, das wollen nun die beiden Nachbarschaftsvereine aus Los Barros/Los Pedregales und Paso de Abajo wissen. - Dafür schrieb man einen kleinen Brief an alle politischen Gruppen im Aridanetal, mit der ganz simplen Frage: Bitte erklären Sie ihre Position zur Autobahn noch vor den Wahlen am 27. Mai. - Ähnliches hatte die "Plataforma Ciudadana" bereits vor einem guten halben Jahr gemacht und lediglich von der Bürgermeisterin aus El Paso ein klares und schriftliches Nein zur Autobahn erhalten. Daran hat sich bis heute nichts geändert, von keiner weiteren Gruppe erhält man eine Aussage, die sich klar für oder gegen diesen Verkehrswege äußert. - Es gibt da noch eine Ausnahme, die bislang nicht aufgetaucht war, in El Paso tritt auch die kleine Gruppierung INPA-Nueva Canarias zu den Wahlen an, und gibt in ihrem Programm auch ein klares Nein zur Autobahn vor. - Allerdings ist die INPA wohl nicht in der Lage, genügend Einfluss im Insel- und Provinzparlament zu erreichen. - Bislang stottern alle anderen herum, wenn man eine konkrete Antwort auf die Autobahnpläne haben will, mal die Aussage, dass es sich lediglich um eine Landreserve handelt, von dem wir ja bereits wissen, dass es nicht so ist, oder man redet sich damit heraus, dass man dafür nicht zuständig sei und es Sache der Provinzregierung ist. - Das ist prinzipiell richtig, aber man darf, erstens seine eigene Meinung haben und zweitens, diese auch vertreten. - Wenn aber unsere Politiker hier im Aridanetal, außer der PSOE und der INPA in El Paso, keine Meinung haben und diese auch nicht vertreten wollen, sondern auf Befehle von oben warten was sie sagen, oder wo sie den Mund halten sollen, dann lässt man den Bürgern am 27. Mai wohl wirklich keine Wahl.
Freitag 18.05.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 19,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,6 Grad
Parkplatzjunkie
Wenn man über Metropolen spricht, dann meint man in jeder Region der Welt etwas anderes. So nehmen Sie mir es bitte nicht übel, wenn wir hier auf La Palma die knapp über 20.000 Einwohner zählende Stadt Los Llanos als eine Metropole bezeichnen. - Für das Aridanetal ist Los Llanos ganz bestimmt die Metropole und was bitte zählt auf einer kleinen Insel im Atlantik schon Shanghai oder New York. - Natürlich darf man uns belächeln, wir denken dann immer, die anderen seien freundliche Menschen, es kommt uns gar nicht in den Sinn, dass man uns nicht ernst nehmen könnte. - Auf jeden Fall hat Los Llanos mit seiner akuten Parkplatznot zumindest ein Problem gleich mit vielen anderen Metropolen, ich würde ja ab und zu sogar mal dahin fahren, aber ich weiß dann nie wohin mit meiner Karre und so geht es vielen anderen Menschen auch. - Mag ja sogar sein, dass uns dieses Abwehrverhalten vor dem endgültigen Verkehrschaos in Los Llanos schützt, gar nicht auszudenken, wenn wirklich alle die wollten, dorthin zum Einkaufen fahren. - Es geht aber nicht nur darum, Los Llanos ist auch eine der Gemeinde Europas, mit dem größten Fahrzeugaufkommen pro Einwohner. - Man wird den fließenden Verkehr wohl ganz gut mit den Umgehungsstraße in den Griff bekommen, aber das hilft noch nicht bei dem Problem, wo parken wir die ganzen Fortschrittsschleudern. - Böse Zungen behaupten ja, in Los Llanos geht die Tendenz zum Drittwagen um, weil man ja schließlich ein Auto braucht, um zwischen den anderen beiden hin und her zu fahren, die man strategisch günstig im Ort geparkt hat.
So verwundert es nicht, dass nun Parkplätze in Los Llanos als Wahlkampfthema noch vor einem angeblichen Immigrationsproblem liegen. - Was macht man, wenn man eine Wahl gewinnen will und noch nicht kapiert hat, dass sogar Wähler grundsätzlich denken können? - Richtig, man verspricht das Blaue vom Himmel, Freibier für alle, Hauptgewinn im Lotto, oder noch gewagter, Parkplätze in Los Llanos. - 2.000 dieser begehrten Abstellflächen will der jetzige Bürgermeister Juan Ramón Hernández die nächsten Jahre bauen lassen und übersieht dabei wahlkampftrunken, dass das erste in der Metropole entstehende Parkhaus bereits nahe an einer Katastrophe vorbeihinkt. Die Finanzierung bröckelt und die ausführende Firma hat große Probleme den Bau fertig zu stellen. Eigentlich sollte das Parkhaus bereits Fahrzeuge in seinem dunklen Bau aufnehmen, denn seit knapp zwei Jahren wird daran gebuddelt, aber noch steht da einfach mitten im Ort ein großes Loch, in das man auf der Parkplatzsuche gerne all die Autos reinschütten wollte, die einem da begegnen. - Thinking big ist wichtig und bloß nicht auf den Boden sehen, da droht der Alltag mit seinen kleinen Problemen, die man so ungern angeht. - Luft und Liebe und Projekte die aus Münchhausens Denkfabrik stammen könnten. - Dabei hätte ich sogar eine Idee, wie man die Parkplatznot mindern könnte und dabei sogar noch Geld verdient. - Allerdings ist die Idee so "konterkonjunktär", dass ich Ihnen das nur zuflüstern darf und Sie sagen das bitte nicht weiter, schließlich will ich ja in El Paso auch gewählt werden: Normale Steuern für ein Auto, doppelter Steuersatz für den Zweitwagen und dreifacher Satz für den Drittwagen und ich bin sicher, es gibt genügend Haushalte hier, bei denen man noch eine weitere Progression ansetzen könnte. - Aber darunter würden die positiven Wachstumsindikatoren leiden, die nach der Annahme des Bürgermeisters der Metropole Los Llanos ja folgende sind: Energieverbrauch, Zementverbrauch und Zunahme des mobilen Fahrzeugparks. - Wo bitte ist da die Mobilität?
Freitag 18.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1015 hPa
Alle gegen alle
Konsens sieht anders aus. - Tatort Los Cancajos, die Arbeiten am Strand und alle Beteiligten, Küstenbehörde, Rathaus und die Umweltschützer sind nun unzufrieden, was nun wo, wie und wann gemacht wird. - Rathaus und Küstenbehörde hatten ihren Teil bereits beschlossen, auf Wunsch der Gemeinde sollten die Felsen, die bei Ebbe aus dem Wasser ragen entfernt werden und zusätzlich 20.000 Kubikmeter Sand aus Tazacorte angefahren werden, um den Strand attraktiver zu machen. - Da geht nichts ohne die Küstenbehörde, die muss zustimmen, sonst darf dort kein Stein bewegt werden, hat aber für die Gemeinde den Vorteil, dass man dann eventuelle Arbeiten nicht selbst bezahlen muss. - Nun hat sich aber auf La Palma wohl etwas getan die letzten Jahre, eine bis noch vor kurzem ziemlich unbekannte und meist unbequeme Spezies für den legislativen Alltag hat sich ausgebreitet auf La Palma, die Umweltschützer. - Man kann versuchen, durch vehementes Ignorieren den Einfluss dieser garstigen Rasse klein zu halten, aber weil es große Unterstützung und Zustimmung seitens der Bevölkerung gibt, was den aufmerksameren Umgang mit unserer Umwelt angeht, gewinnen die Umweltschützer zunehmend an Aufmerksamkeit und Echo. Und das ist gut so, haben wir doch nicht viel mehr als unsere Insel, die man nur einmal kaputt machen kann. - Die Arbeiten am Strand von Los Cancajos kann man mindestens als unnötig bezeichnen, es liegt sicher nicht daran, dass dieses kleine Tourismuszentrum auch den Gezeiten der Marktwirtschaft ausgeliefert ist, und keinen befriedigenden Zulauf seitens bezahlender Gäste erfährt.
Nun waren die Arbeiten so abgesprochen, dass diese vor Beginn der Saison beendet sein sollten, aber die Küstenbehörde nahm zumindest Notiz von der Kritik der Umweltschützer und setzte die Arbeiten zunächst aus, um Treffen mit allen Parteien, sprich mit Rathaus und den Umweltwächtern abzuhalten. Diese Treffen fanden auch statt, das Rathaus, angeführt von auch Tourismusrat Jaime Sicilia glänzte durch Abwesenheit, und so war der erste Streit da, die Gemeinde wollte, dass die Arbeiten sofort beginnen, aber Behörde und Umweltschützer redeten noch miteinander. - Reden ist eines, Verstehen etwas anderes und nun kommt der nächste Ärger. Die Umweltschutzorganisation Centinela-Ecologistas en Acción, angeführt hier auf La Palma vom sehr gradlinigen und intelligenten Pablo Díaz, auf der einen Seite und die Küstenbehörde auf der anderen Seite kamen zu einem sehr unterschiedlichen Ergebnis ihrer Gespräche. - Centinela war der Meinung, aus den Gesprächen ging hervor, dass die Arbeiten überhaupt nicht angegangen werden und die Küstenbehörde weiß nichts mehr davon, sondern spricht nun von einer Reduzierung der Tätigkeiten , die man Aufgrund der Gespräche mit den Umweltschützern eingeräumt hat. - Wer Recht hat weiß ich nicht, aber Pablo Díaz neigt nicht dazu Mist zu erzählen oder gar zu lügen. - Aber es wird gearbeitet am Strand von Los Cancajos und keiner ist zufrieden. Selbst der Bürgermeister, der eigentlich der nachträgliche Gewinner dieser Posse ist, kann sich nicht mehr darüber freuen, dass nun zumindest Teile "seines" Strandes neu gemacht werden. Der kann es einfach nicht verknusen, dass die Küstenbehörde überhaupt mit den Umweltschützern geredet hat. - Aber daran werden sich viele kleine Prinzen der Insel gewöhnen müssen, dass man nicht nur über die Umwelt reden muss, sondern auch mir denen, die es ernst meinen mit dem Schutz unserer Insel.
Donnerstag 17.05.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 22,4 Grad - niedrigste Temperatur 15,7 Grad
Legal, illegal, alegal
Oft ist es keine Frage der Phantasie, neue Worte zu erfinden, sondern purer Pragmatismus Zustände treffend zu beschreiben. - Vielleicht ist es typisch deutsch, das Wort alegal nicht zu kennen, weil es wohl nur zwei Zustände geben kann die da folgern, was nicht legal ist, muss illegal sein. - Wie fein da manchmal die spanische Sprache ist und diese, fast täglichen Schwebezustände beschreiben kann. - Es geht um die touristische Vermietung außerhalb der urbanen Zonen, die es seit dem Jahr 1989 eigentlich gar nicht mehr gibt. Noch erklärender gesagt, man konnte sich nie einigen, wie man denn mit den vielen privaten Unterkünften auf dieser Insel umgehen soll und hat es bis heute versäumt, eine rechtliche Grundlage für den ländlichen Tourismus zu schaffen. Deshalb ist es nicht illegal, zu vermieten und auch nicht legal, es existiert einfach kein Gesetz welches das regelt und so steht man plötzlich in der alegalen Zone. - Eine komplette Legalisierung dieser Betten im ländlichen Bereich wird seit 1989 gefordert, es kann doch irgendwie nicht angehen, dass man hier auf La Palma vom ruralen, also ländlichen Tourismus spricht, aber in den Zonen, auf welche die Beschreibung passt, touristische Vermietung nicht vorkommen kann. - Natürlich kommt diese Art des Tourismus vor und wird seit jeher von den Obrigkeiten geduldet, schließlich bringt dieser, meist privat organisierte Urlaub das meiste Geld direkt unters Volk und nicht in die verschlungenen Pfade der Reiseveranstalter und Hotelbetriebe, die hier verdientes Geld wieder mit sich nehmen, oder erst gar nicht hier her kommen lassen. - So gibt es auch keine offizielle Statistik, welchen echten Anteil der "außerhotelerische" Tourismus für die palmerische Volkswirtschaft spendet. - Die Zahlen schwanken zwischen 3.500 und 4.500 Betten, welche inselweit ohne den Segen des Tourismusrats nach Gästen rufen, also etwa so viele, wie es auch im Hotelbereich gibt und wohl deutlich mehr Geld nach La Palma wirbeln als die Hotels selber.
Nun ist ja der umstrittene PTE, touristischer Sondernutzungsplan für La Palma, oder offiziell: "Plan territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística de la Isla de La Palma", vor ein paar Tagen ans Gesetzesnetz gegangen und nun gibt es die Möglichkeit der nachträglichen Legalisierung plötzlich wieder. - Über die anderen Teile dieses Tourismusplans habe ich hier schon zu viele Worte verloren, die neuen Hotels, die Golfplätze und Sporthäfen, darüber muss ich heute mal nicht schreiben. - Es geht auch eher um die Information für diejenigen, die in dieser bizarren Situation stecken, seit Jahren und unter Duldung einen gehörigen Teil zur palmerischen Volkswirtschaft beizutragen, aber immer mit der halben Seide der Alegalität leben müssen. Nach Information einer der Redakteurinnen des Plans, öffnet man nun eine Inventarliste, in die sich jeder der touristisch vermietet oder das will, eintragen kann und sollte, um dann, in einem späteren Verfahren die Legalisierung anzugehen. Dabei wurde extra betont, diese Betten erhalten Vorzugscharakter vor weiteren Genehmigungen an Hotelbetten oder neuen touristischen Angeboten. - Die Eintragungsfrist ist bereits offen und man kann seinen Antrag bis zum 11. Juli stellen, also ganz trödeln sollte man auch nicht unbedingt. - Dabei werden keine unmöglichen Forderungen gestellt, interessant ist nur diese: Man braucht einen glaubwürdigen Nachweis, dass das Haus oder die Anlage bereits seit dem 8. Juli 2004 in Betrieb ist. - Wie dann später das Genehmigungsverfahren genau läuft und wie lange so etwas dauert, das ist noch nicht abzusehen. Auf jeden Fall ist es dringend ratsam, sich in diese Liste eintragen zu lassen. Wer später in die touristische Vermietung reinrutschen will, der muss dann noch viel höhere Auflagen erfüllen und sich auch an das jährliche Kontingent halten, welches eben nur eine bestimmte Anzahl von mehr Betten zulässt. - Darüber hinaus gibt es noch äußerst komplexe Normen, das soll bedeuten, kaum verständliche und komplizierte, die es dort unmöglich machen, wo bereits andere Anlagen existieren. - Die überwiegend palmerischen Eigentümer dieser besagten Häuser werden die nachträgliche Legalisierung selbst übernehmen, aber ausländische Besitzer solcher Häuser werden sich da schwerer tun, gerade eben, wenn sie nicht mal vor Ort sind. - Bislang sind mir nur die "Asociación Casitas La Palma" und "Contacto" bekannt, welche den Dienst anbieten, entsprechende Häuser und Anlagen nachträglich von alegal nach legal zu begleiten. - Das ist sicher nicht umsonst, aber wer sich nicht selber drum kümmern will oder kann, der muss halt jemanden damit beauftragen. - Sollte es auch noch weitere Organisationen geben, welche diesen Service anbieten, bin ich für jeden Hinweis dankbar und werde den hier auch nennen. HIER geht es nun zur öffentlichen Bekanntmachung in deutscher Sprache.
Donnerstag 17.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1017 hPa
…Es ist keine Utopie mehr, keine Sache von 4 Hippies…
Ya no es una utopía, no es cosa de cuatro hippies, das sagt Javier López, Techniker der Bananenkooperative "Coplaca", anlässlich der Verleihung des "Bio-Siegels" für die beiden Fincas Volcán de San Juan bei La Laguna und Cooperativa Agricultores Guanches in Breña Baja. - Coplaca ist eine der rührigsten Kooperativen der Kanaren und hat im letzten Jahr bereits 1,5 Millionen Kilo Bio-Bananen unter dem Namen Coplaca Natur von und auf unseren Inseln vermarktet. - Dabei war der Anteil der palmerischen Produktion nicht entsprechend der Gesamtproduktion an Bananen, das soll nun anders werden. - Das allgemein gültige Bio-Zertifikat hier in Spanien ist das vom Consejo Regulador de Agricultura Ecológica (CRAE), und ist so etwas wie die Eintrittskarte in die bunte und wachsende Welt der ökologisch produzierten Lebensmittel.
Zurück zur Überschrift, das war wieder so ein typischer Satz aus unserem Alltag, in dem alles was grün angehaucht und wo eco davor steht von bestimmten Kreisen immer noch belächelt wird. Dass man mit ökologischen Produkten und alternativen Energien auch richtig Geld verdienen kann, dieses Gerücht schwappt so langsam bis in das konservative Mark unserer Wertehüter der Bodega-Amigo-Fraktion, denn bislang galt all dieses unnütze Biofutter als reines Spielzeug von eben 4 Hippies und 3 Erleuchteten. - Das ändert sich nun auch in diesen Kreisen und ich könnte fast wetten, dass man auch bei der Coalición Canaria Reden und Aufsätze nicht mehr nur um die Worte Nachhaltigkeit und Fortschritt herum baut, sondern auch schon das Wort Ökologie auftauchen darf. - Jetzt, wo man begriffen har, dass man auch mit Hippie-Obst Geld verdienen kann, wird die Sache langsam interessant. - Nicht etwa, weil die ökologisch orientierte Landwirtschaft bald eine Notwendigkeit sein wird, sondern weil es eine enorm große Chance für La Palma ist. - Kein schöner Gedanke für manchen Regionalprinzen, mit den Hippies und Erleuchteten gemeinsame Sache zu machen, aber keine Angst, auch ich habe mich im Laufe meines Lebens an den Geruch von Bioläden gewöhnt und kann den konservativen Kreisen nur zurufen, nur Mut, es tut nicht weh und macht auch gar nicht krank, wie ihr es immer erzählt habt. - Eine einfache Regel der Marktwirtschaft, mach aus "Bio" ein Business und schon funzt das.
Mittwoch 16.05.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 22,6 Grad - niedrigste Temperatur 15,8 Grad
Aufgerüstet
Polizisten kann man nie genug haben, besonders auf einer Insel, auf der die Rate der Verbrechen und Vergehen ständig sinkt. Dazu muss man erst mal unsere drei verschiedenen Polizeikräfte erklären, manch Besucher kommt da ein bisschen durcheinander, denn Polizei ist zwar nicht Polizei, aber Strafzettel können alle drei Korps verteilen. - Fangen wir an mit unserer Lokalpolizei, Policía Local, auch Municipales genannt. - Das sind die Ordnungskräfte welche von der Gemeinde angestellt und bezahlt werden und auch nur auf deren Gemeindegebiet tätig sind. Sie werden auch oft für Arbeiten herangezogen, die sonst ein Ordnungsamt wohl eher verrichtet, aber es sind vollwertige Sheriffs mit Pistole und Strafzettelheft. Dann gibt es noch die Policía Nacional, die regeln zuerst staatliche Angelegenheiten, sind auch für den Schutz der Grenzen zuständig und Besucher Spaniens bekommen diese, dunkelblau bekleideten Herren meist am Flughafen zu Gesicht. - Zahlenmäßig stellen die "Nacionales" die kleinste Polizeitruppe und man sieht diese eigentlich im Normalfall bei uns auch nur in der Hauptstadt.
Täglich aber, und für alle Autofahrer, welche die Verkehrsregeln sehr phantasievoll auslegen, zeigt die Guardia Civil Präsenz auf unseren Straßen und ist mit ihren grünen Uniformen die meist anzutreffende Polizeikraft. - Die kümmern sich um so ziemlich alles, wenn sie gewisse kleine Fälle nicht an die "Municipales" abschieben können und kommen am ehesten der deutschen Polizei gleich. - Die Guardia Civil unterhält mannigfaltige Sondereinheiten, die zu Wasser, zu Lande, in der Luft und eigentlich überall eingesetzt werden können und nicht nur Verbotenem nachstellen, sondern auch Rettungseinheiten in ihren Reihen haben. So sind zum Beispiel die Taucher der Guardia Civil immer die ersten die angefordert werden, wenn es darum geht, eine Rettungsaktion im Wasser durchzuführen. Der Guardia Civil hängt allerdings immer noch die Historie im Nacken, ganz langsam und klebrig verliert diese Polizeitruppe nur den Stallgeruch des Franco-Regimes. Zwar verzichtet man inzwischen auf das Tragen des berühmten Zweispitzes auf normalen Touren und trägt diesen nur noch zu besonderen Anlässen und setzt ganz auf moderne Ausbildung und immer mehr Bürgernähe. - Inzwischen hört man nur noch ganz selten den äußerst rauen alten Umgangston, aber ab und zu, bei ganz schneidigen Herren, bricht das von früher bekannte Anherrschen wieder durch. - Genau dieser Versuch der kompletten Verjüngung und langsamen Veränderung der Strukturen bei der Guardia Civil beschert uns nun 18 neue Zivilgardisten auf einen Schlag. Davon kommen je 9 nach Santa Cruz und Los Llanos, wobei nun der Posten in der größten Stadt im Aridanetal mit 47 Guardia Civiles seinen Höchststand aller Zeiten erreicht. So viele taten nicht mal in den Zeiten des Caudillo in Los Llanos Dienst, damals gab es aber auch noch ständige Posten in Tazacorte und in El Paso, die inzwischen von Los Llanos mitversorgt werden. Zur Ausbildung kommen die "Civiles" auf ein Jahr zu uns und wenn sie schön die bösen Buben jagen und nicht zu oft mit dem Strafzettel winken, dann sollen uns die neuen Ordnungshüter auch willkommen sein.
Mittwoch 16.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1020 hPa
Internationaler Tag des Internet
Dass es so etwas gibt, das wusste ich wirklich nicht. - Aber Thementage, nicht Tagesthemen, werden immer häufiger, bald ist jeder Tag des Jahres mit irgendeiner Hommage beschäftigt, dann spätestens wird der Alltag abgeschafft. - Man soll die Tage feiern wie sie fallen und ich wüsste gerne mal, einfach nur aus Neugier, wie man das denn schafft, einem Tag solch ein Motto einzubrennen. - Es gibt da halt noch viele Dinge, an die es zu erinnern gibt und um die sich keiner kümmert. - Die Feuerwehrleute haben ihren Tag, die Streitkräfte, die Lehrer, die Polizisten und sogar die Männer und die Frauen. - Gut, die Frauen haben das sogar öfter, aber haben Sie schon mal was vom Tag des Ferienhausvermittlers gehört, des Parkhauswächters oder gar des Milchmannes? - Der Tag des Milchmannes käme natürlich postum. - Was hat nun aber der internationale Tag des Internet mit La Palma zu tun?
Unser ambitiöses Projekt, "La Palma Digital", welches für sage und gebe mit 6 Millionen Euro diese Insel in eine digitale Insel verwandeln sollte und soll, bietet für diesen Tag ein echtes Schmankerl. - Es wird einen Tag (vielleicht besser Nacht) der Sternenbeobachtung geben, welche "La Palma Digital" zusammen mit dem Instituto Astrofísico de Canarias (IAC) ab 19:30 Uhr hiesiger Zeit anbietet. - Neben allerlei Informativem zu den Observatorien kann man in Echtzeit die Bilder des Teleskops IAC80 verfolgen, das wird dann um 20:15 Uhr sein und mit einem Sonnenuntergang beginnen. - Daneben soll es noch eine Expertenchat geben, ein Astrophysiker beantwortet Fragen zum Thema und wenn die Server das alle mitmachen, dann glänzt doch das Internet mal wieder mit einer wirklich guten und interessanten Geschichte.
Dienstag 15.05.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 50 % Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 23,7 Grad - niedrigste Temperatur 15,9 Grad
Plakatismus
Auf La Palma blüht es im Frühjahr besonders schön, das weiß jeder und nun schlagen auch die Laternenpfähle und Strommasten wieder aus. - Auch da hängen nun bunte Blüten herab, allerdings meist nicht so schön und bezaubernd, wie ein Sträuchlein oder Baum das könnte. - Es ist Wahlzeit, am 27. Mai ruft der letzte Rest der Demokratie den Bürger an die Urnen und weil alle Welt glaubt, die Leute seien dumm oder ignorant, hängt man bunte Bilder auf, mit Konterfeis der Hochgelobten und kurzen Sinnsprüchen, die im Kopf eingenagelt bis zum 27. Mai halten sollen. - Da es sich um Kommunalwahlen handelt, kennt man die meisten der Köpfe persönlich, oder aber vom Sehen, da muss man dann schon gelegentlich mal schmunzeln, welch sinnreicher Spruch man, parteigetrieben, dort dem armen Nachbarn unter die Schädeldecke legt. - Ich finde Wahlkampf grundsätzlich doof und wenn sich alle einig würden, dann könnte man dieses ganze erniedrigende Spiel sein lassen. - Aber das geht nicht und als demokratischer Grund wird genannt, sonst würden immer nur die großen arrivierten Parteien sich durchsetzen, was da klein, unschuldig und hoffnungsvoll nachdrängt, das wüsste ja dann keiner. - So ganz stimmt das nicht, wer sich wirklich für das Tagesgeschehen interessiert und bei dem Wort Politik nicht gleich nach der intellektuellen Fernbedienung greift, der hat schon mitbekommen, dass sich auf La Palma neue, oder halbneue Parteien bewerben.
Deutlich fällt es auf, dass auch gerade die beiden Parteien, CCN und INPA-NC die Insel regelrecht voll kleistern mit ihren plakativen Vorstellungen. - Die CCN hat damit angefangen und bereits, eigentlich lange vor dem Termin der Kampagne, überall auf der Insel Steckbriefe der Kandidaten aufgestellt. - Die CCN ist auf La Palma neu und tritt hier das erste Mal zur Wahl an, hat aber so viel finanzielle Unterstützung vom Industriellen und Parteichef Ignacio Gonzales aus Tenerife, dass es an Wahlkampfutensilien wie Plakaten, Lautsprecherwagen, Handzettel, Postbriefe und Freibier nicht mangelt. CCN heißt ausgeschrieben, Centro Canario Nacionalista, wobei ich hier auch wieder auf die Inkompatibilität deutschen und spanischen Verstehens hinweisen muss. - Das "Nacionalista" gilt in diesem Fall als Regionalismus, weil man sich gerne als "Nation der Kanaren" versteht. Dieser schlummernde Anachronismus hat aber in deutschen Denkstrukturen nur das Ziel Nazi, rechtes Gesockse oder im besten Fall noch Patriotismus. - Dem ist aber gar nicht so, gleich zwei Parteien (Coalición Canaria und eben CCN) buhlen mit dem Wort "nacionalista", soll aber ausdrücken, dass man sich besonders um seine eigene Region bemühen will. - Es gibt sogar La Palma Nationalisten -Nach deutschem Verständnis geht das gar nicht, weil die Kanaren eine Region und Provinz sind, aber keine Nation. Die Nation, das wäre Spanien und "unsere Nationalisten", die sind eher gegen das Mutterland und reden sogar zum Teil von Abspaltung. "Regionalnationalisten", das wäre noch die möglichste Übersetzung, oder einfach Provinzpartei, aber das hat auch schon wieder einen Beigeschmack, der aber durchaus stimmig ist.
Die CCN speist sich zum großen Teil aus politisch unbefriedigten Anhängern der Partido Popular, die als einzige den Namen "Nationalisten" eigentlich tragen könnte, es aber nicht tut. - Das Motto der CCN klingt zuerst einfach, "wir sind die Mitte", aber die ist bekanntlich ja gar nicht vorhanden, oder nur so hauchdünn, dass man sich nicht mal darauf setzen kann. - In Realität beginnt man in der Partei den Schritt schon mit rechts, wenn man konservative Grundstrukturen so bezeichnen kann. Hauptjagdgründe der CCN sind so die Coalición Canaria und die Partido Popular, dort hofft man Wähler abknapsen zu können. So sind die Sinnsprüche auch ähnlich, während die Coalición Canaria sagt: "Lo mejor de El Paso eres Tú" - das Beste El Pasos bist du (ich wusste das schon…) - macht die CCN es noch abstrakter, unter dem Konterfei des Kandidaten steht einfach nur die Formel "Tú = Yo" - du = ich, was auch als Persönlichkeitsstörung ausgelegt werden könnte. - Da geben sich die Anhänger der Parteien auch plakativ richtig Saures, fast überall dort, wo die CCN ihre Plakate hängen hat, brachte die CC ihre Plakate noch höher auf. - Wenn das so weiter geht, dann fällt uns noch mal ein engagierter Wahlkampfhelfer von der Leiter und als Demokrat muss man sagen, dass wäre doch schade. Die CCN wiederum greift eher die Partido Popular an und hängt ihre Werbung sogar direkt neben die Parteizentrale der PP. - Allerdings ist man hier nicht besonders experimentierfreudig und so kann man nicht genau sagen, ob der CCN oder der INPA, es hier überhaupt gelingen wird, mehr als einige Ausrufezeichen auf Gemeindeebene zu setzen. - Daher gilt für die kleinen und neuen Parteien, Trommeln und Plakatieren so lange der Kleister reicht. - Wie einfach haben es dagegen die eingesessenen Parteien, so verzichten wir auf den Großeinsatz von Plakatwänden und konzentrieren uns auf das Programm für die nächsten Jahre. Die deutsche Übersetzung der Kurzform habe ich HIER für Sie zum nachlesen eingestellt.
Dienstag 15.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1021 hPa
Stadtwasser, ein einmaliges Geschäft
Wasser war immer ein Geschäft auf La Palma, obwohl wir so viel davon haben. - Nun gibt es sogar am ungeliebten Stadtwasser reichlich zu verdienen, mehrere Firmen überbieten sich gegenseitig, um die öffentliche Wasserversorgung der Hauptstadt zu übernehmen. - Ich muss erst mal das ungeliebt erklären. - Außer in den wirklichen Stadtkernen, gab es bis vor vielleicht 10 Jahren keine öffentliche Wasserversorgung auf La Palma, man war auf die privaten Wassergesellschaften angewiesen, musste seine Aktien kaufen oder mieten und sich um seine Leitung zum Haus selber kümmern. Daran hatte sich jeder gewöhnt, allerdings ist das kein offizielles Trinkwasser und für viele blieb die Versorgung aus Kostengründen unerreichbar, weil man seine Leitungen alle selber bezahlen musste. Mit großem Aufwand verlegten alle Gemeinden der Insel in den letzten zehn Jahren nun Stadtwasser bis vor die Haustür der meisten Häuser, aber längst nicht alle nutzen diesen Dienst. - Zu teuer, gechlort, das hört man von der einen Seite und die Gemeinden selbst klagen darüber, dass der Betrieb und Unterhalt der öffentlichen Wasserversorgung defizitär sei. - Auch deshalb, weil viel ihr Wasser einfach nicht bezahlen und es der Gemeinde moralisch einfach unmöglich ist, diese säumigen Zahler von der Versorgung abzuschneiden. - Darüber hinaus gibt es in weiteres Problem, das ist die mangelhafte technische Ausrüstung der Gemeinden in der sanitären Überwachung der Wasserqualität, die doch Vorrassetzung für den Betrieb jeglicher Lebensmittel herstellenden Betriebes sind.
Natürlich war El Paso wieder die erste Gemeinde der Insel, welche die öffentliche Wasserversorgung in private Hände legte, für 25 Jahre an die Firma "Canaragua". - Damals noch belächelt und kritisiert von oppositionellen Kräften, versucht heute jede Gemeinde ihr Stadtwasserproblem an einen Privatversorger abzugeben, meist geht der Zuschlag an Canaragua, die ja bereits in 5 Gemeinden die Rechnungen verschickt. - Nun kommt aber noch der Hammer, es gibt richtig viel Geld dafür, die Wasserkonzession zu vergeben, obwohl diese doch angeblich defizitär gewesen sind. - Nun geht die Wasserschlacht in der Hauptstadt los und da treiben drei verschiedene Firmen die Preise hoch, sehr zur Freude des Kämmerers, der nun ungewohnte Summen auf dem Konto erwarten kann. - Die Angebote der drei Firmen bestehen aus einem Hauptteil an direkter Zahlung an das Rathaus und da Sprechen wir von 7,5 bis 10 Millionen Euro die geboten werden. Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Zusagen, wie viel denn die einzelnen Firmen in die Instandhaltung und Ausbau des öffentlichen Wassernetzes investieren will. - Zählt man diese Summen zusammen, dass ist zwar das direkte Geldangebot der bereits bekannte Firma Canaragua mit knappen 8 Millionen Euro zunächst das kleinste Angebot, dazu kämen aber noch weitere 7 Millionen Euro, die man in den kommenden Jahren investieren will. Dieses Angebot wird so wohl unschlagbar bleiben und trotz dieser, für unsere kleinen Städte große Summen, muss man noch gut Geld verdienen können mit unserem Wasser. - Aber das war immer so.
Montag 14.05.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute 24,1 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad
So lange der Passat noch weht…
…kann uns nichts passieren. - Nun weht er wieder, so wie wir das gerne haben, Sonnenschein im Tal, den Wolkenwasserfall über der Cumbre Nueva, das ist unser Wetter. Die Temperaturen sind wieder auf unser Normalmaß geschrumpft und der Wind bringt angenehm feuchte Atlantikluft zu uns heran. - Die letzten heißen Tage waren zwar keine bemerkenswerte Ausnahme, die man gleich wieder mit dem Klimawandel in Verbindung bringen muss, aber eben weil es für uns immer noch eine Ausnahme darstellt, trockene Luft und Temperaturen über 30 Grad, kommt man regelmäßig ins Grübeln. - Die Situation trifft öfter mal ein, entweder kommt dann trocken heiße Luft aus Nordost zu uns, weil das atlantische Hoch zu weit östlich steht und uns dann der Wind bereits angewärmte kontinentale Luft aus Afrika anweht, oder wir geraten komplett in das nordafrikanische Hoch, so dass dann bei uns der Wind aus Süd oder Südost weht. Das ist dann noch schlimmer und heißer und kann sogar die Wüstenheuschrecken zu uns bringen. - Beide Phänomene werden oft gleich erlebt, es ist eigentlich auch egal, unter welchem Namen man schwitzt, aber der echte "Africano" bringt dann auch Gefahr für die Landwirtschaft, weil heißer und trockener Wind, oft in fast Sturmstärke dann doch zu viel ist für unsere Vegetation. Die hat sich zwar an wasserlose Perioden gewöhnt, aber eben nicht an Hitze.
So hängt unser ganzes Sein und Werden an einem Wetterphänomen, welches uns kühlt und gleichzeitig Wasser spendet, am Passat. - Der wird angetrieben vom großen atlantischen Hoch, fast immer auch als Azorenhoch betitelt, weil es sich meist im Kern über dieser Inselgruppe einnistet. - Darum herum dreht sich dann alle bodennahe Luft im Uhrzeigersinn, weil Hochdruckgebiete auf der Nordhabkugel das so tun (Coriolis-Effekt) und bringt uns folgerichtig den Wind aus Nordost. - Nun kann man auch den Ausdruck Nordostpassat verstehen und weil dieser Wind sich immer wieder und nur über dem Atlantik dreht, reichert sich die Luft mit enorm viel Feuchtigkeit an, die dann, wenn Sie an unsere Bergkämme stößt, entweder bei uns abregnet, oder enorme Mengen an Feuchtigkeit an den Kiefernnadel kondensieren lässt. - Auch bei uns werden extreme Wetterphänomene häufiger, das muss man sich eingestehen, aber bei weitem nicht so deutlich wie es in kontinentalem Zonen geschieht. - Diese außergewöhnlichen Phänomene, deren häufigeres Auftreten ja immer wieder durch den Klimawandel erklärt werden, können auch bei uns nur dann auftreten, wenn der Passat nicht weht. - Dieses große nordatlantische Hoch sitzt wie eine Schutzhaube dort und leitet alles Unangenehme von uns weg. - Aber eben nur, so lange es sich ziemlich genau an die Spielregeln hält, die da heißen, wer sich schon Azorenhoch nennt, der muss auch dort seine Zentrale haben. - Da mag so mancher meckern, der Wind ist zu frisch, die Wolken wehen bis ins Tal hinein, im Osten regnet es zu häufig und die Sonne scheint zu selten. - All diese Kritik kann man sich einfach sparen, wenn man mal ein bisschen nachdenkt, warum wir überhaupt so eine grüne Insel im Atlantik sind, die eigentlich nicht den "San Miguel" verehren sollte, sondern "San Alisio". - Alisios werden die Passatwinde auf spanisch genannt.
Montag 14.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1022 hPa
Mittagessen mit brauner Soße
Recht beliebt in Zeiten des kommunalen Wahlkampfes sind Einladungen an Größen der nationalen Politik, damit man uns Landeiern mal richtig zeigt, wie weit denn der eigene Arm bis in die Zentren der Macht reicht. - Die Partido Popular nimmt es da nicht so genau mit den modernen, aufgeklärten Zeiten, da hat uns doch auf La Palma schon der Madrider Oppositionschef besucht, der einzige Knuddelbär seit Knut, mit dem keiner so richtig kuschen will, Mariano Rajoy. - Nun reicht man ganz nach hinten durch und zeigt mit der stolzen Präsenz eines Franco-Ministers, dass rechts von der Partido Popular kaum noch Platz ist. Manuel Fraga war während der Franco-Diktatur mit Ämtern im Kulturbereich, Erziehungsministerium und auswärtigem Amt beschäftigt und war nach dem Übergang Spaniens in die Demokratie jahrelang Tourismusminister. Einer der wenigen, die es komplett geschafft haben, den Übergang von der Diktatur in die Demokratie zu schaffen, ohne Ansehen, Posten und Macht zu verlieren. Höhepunkt seiner Karriere war so auch der Posten des Innenministers und stellvertretenden Ministerpräsidenten während der Amtszeit Adolfo Suárez, dem ersten frei gewählten Ministerpräsidenten Spaniens nach der Diktatur Francos. - Und dieser Manuel Fraga wurde nun zu einem Besuch nach La Palma gebeten, mit dem kompletten Programm, Mittagessen, Reden halten, Besuch auf dem Roque und Händeschütteln bis die Sehnen krachen.
In der Zeit als Innenminister gründete er die Alianza Popular, die als Bewahrer und Hüter der konservativen Werte galt, irgendwie konnte man ja nicht, so wie man es in Deutschland versuchte, alles was vorher war und galt, einfach in Luft auflösen. Aus der Alianza Popular entstand dann die Partido Popular, ohne dass man jemals den gestrigen, oder besser vorgestrigen Geist so ganz aus den Talaren klopfen konnte. - Nun gibt es ja die Diskussion, soll eine Volkspartei sich so weit nach rechts öffnen, damit sich daneben keine kleinen radikalen Gruppen bilden können schon ziemlich lange und auch in Deutschland versuchen ja Söder, Beckstein und Öttinger auf diese Frage hin, ihren rechten Flügel stark zu machen. - So ganz überraschend ist es nicht, dass es auch deutlich rechts der Mitte weiter Wählermasse gibt, hier wie dort, hüben wie drüben. - Inzwischen ist Manuel Fraga, nachdem er sich als Provinzkapitän seiner Heimat Galizien noch etwas entspannen durfte, nach der Niederlage Aznars gegen Zapatero nicht mehr im Dienst der rechten Politik und tritt so nur noch als, Relikt anderer Zeiten und in adäquaten Runden auf. - Ganz tief, oder vielleicht ganz rechts, scheint die Partido Popular hier auf La Palma buddeln zu müssen, um nicht für das jahrelange Steigbügelhalten zu Gunsten der Coalición Canaria bestraft zu werden. - Als dritte politische Kraft, nach Coalición Canaria und PSC/PSOE, nutzten die Konservativen die Notwendigkeit einer Koalition, um immer mit am Töpfchen beteiligt zu sein, wo es den leckeren Kuchen der Macht gibt. - Das und weitere Querelen, so auch weil man mit dem Vorsitzenden der kanarischen Partido Popular, José Mauel Soria schon wieder einen großen Zampano pflegt, hat reichlich Mitglieder der Partei in die neue Gruppierung CCN getrieben, die nun angibt, die perfekte Mitte zu vertreten. - Da ist allerdings die Linie so dünn gezogen, dass man nun auf die Regionalismusschiene eingeschwenkt ist und nun nicht nur um frustrierte Konservative wirbt, sondern auch noch um ebenso unzufriedene Regionalisten. - Fraga hat seinen Auftritt hier auf La Palma, von vielen Anhängern seiner Partei bejubelt, allerdings nicht von allen, beendet. So kann man nicht von Erneuerung und Fortschritt sprechen, das wissen die modernen Kräfte der konservativen Partido Popular auch, aber aus Machterhaltungstrieb stippt man halt auch immer mal wieder in die braune Soße. - Wenn das mal kein ordentliches Aufstoßen gibt, am 27. Mai.
Sonntag 13.05.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 25,2 Grad - niedrigste Temperatur 19,1 Grad
Feste feiern
Das gemeinsame und meist fröhliche zelebrieren eines bestimmten Ereignisses nennt man ein Fest. - Darin sind wir gut und aus unserer Sichtweise heraus sicherlich sogar Weltmeister. - Aber weil dieser Titel selbst verteilt wird und wohl auf viele Regionen dieser Welt passen würde, muss man darauf nicht weiter eingehen. - Die meisten unserer Fiestas sind religiös angeregt und um dem Volk auch ein bisschen Weltlichkeit neben der Devotion zu spendieren, hat man buntes Schmuckwerk um die Prozessionen oder den Gottesdienst gelegt, man kann dann sicher sein, dass mehr Schäfchen sich den Feierlichkeiten zuwenden. - Das treibt zum Teil nicht nur bunte, sondern sogar schrille Blüten, oft tritt der religiöse Teil einer Feier derart in den Hintergrund, dass man kaum noch erfährt, warum und wieso man überhaupt fröhlich feiernd über die Straßen läuft. - Aber es geht auch anders, es gibt sogar Fiestas, bei denen sich überhaupt kein klerikaler Zusammenhang finden lässt, auch wenn Domingo, unser Pfarrer mit dem Weihwasser nur so um sich spritzt. Manchmal lässt sich einfach kein Heiliger, keine Jungfrau und schon gar kein heiliger Geist irgendwo blicken. - Eine dieser Feiertage ist in El Paso "La Bajada de la Pepa", oder hier nur kurz "La Machanga" genannt.
Sind des Herren Wege oft unergründlich und oft auch unverständlich, meist kann man aber bei kirchlich motivierten Festen den Ursprung der Fiesta zumindest erklären oder wage deuten, so verschwindet bei der Erklärung der Pepa oder Machanga aber jegliche Spur irgendwo in Südamerika. - Dorthin hat sich schon vieles verloren und einiges ist auch wieder gekommen und dazu gehört es, in El Paso einmal im Jahr eine übergroße Puppe viele Kilometer in den Ort zu tragen und dabei dem Tanz zu frönen, der Musik zu lauschen und sich ordentlich einen hinter die heidnische Binde zu gießen. - Die Pepa ist ein Mannweib, vor der sich viele fürchten, sich aber auch hingezogen fühlen, eben wegen der ausgelassenen Fröhlichkeit, die weit über jegliche gesellschaftliche Grenzen hinaus geht - Ganz gewagt könnte man es ein Fest zu Ehren der Transvestiten, Huren und wenig konventionellen Menschen nennen, aber das wäre zu einfach. - Kein Wunder, dass die katholische Kirche die Pepa noch nicht annektiert hat, vielleicht auch einfach nur, dass es keine Beichtstühle gibt, in welche die Machanga reinpassen würde. (Nicht nur aus Gründen der leiblichen Größe) - Man muss also nicht vorher beten und nachher beichten, sondern kann tanzen und singen, den ganzen weiten Weg von "Cruz de Canales" bis hinunter in den Ort. Dort kommt man dann meist an, wenn es gerade dunkel geworden ist, oft schon gut geschmiert durch geistige Getränke und dann geht es gegenüber dem Rathaus so richtig zur Sache, mit Livemusik und Tanz bis zum Abwinken, welches meist erst in den Grauen des Morgens geschieht. - Ein fast unerklärliches Spektakel spielt sich da jedes Jahr im Mai in El Paso ab, von dem man eigentlich gar nicht mehr weiß, warum man es feiert. - Das macht aber nichts und ab und zu habe ich das Gefühl, dass es wunderbar ist, wenn man nicht für alles immer einen triftigen Grund haben muss. - Photos gibt es HIER, natürlich nur vom Umzug, die sich anschließende nächtliche Sause in El Paso ist bei Dunkelheit nicht auf Photos zu bannen.
Sonntag 13.05.07 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 28 % Luftdruck 1023 hPa
Die Israelis kommen wieder
Nein, nicht was Sie denken, es ist uns nicht gelungen, zahlungskräftige Gäste aus Israel nach La Palma zu locken. - Jedes Jahr, ich glaube es ist nun die dritte Saison, überschwemmen Kartoffeln aus Israel den kanarischen Markt und das zu einem Preis der den wackeren hiesigen Landmann verdutzt an seiner Hacke zweifeln lässt. - Wo genau die Kartoffeln angebaut wurden, das kann ich auch nicht sagen, aber es ist Israel als Herkunft angegeben und nun werden 20 Container dieser Knollen in den nächsten Tagen auf den Kanaren erwartet. Letztes Jahr waren die Kartoffeln nicht besonders gut, wir konnten das probieren, denn auch wir sind auf den Halbtrick reingefallen. Auf den Beuteln steht zunächst groß: "Papas", welches die kanarische Bezeichnung für Kartoffeln ist und so könnte der ungeschulte Einkäufer darauf schließen, dass diese Knollen von hier sind. Das Kleingedruckte verrät es schließlich, nichts mit endemisch, die donnernde Keule der Globalisierung hat bis in unsere Speisekammer getroffen und mich wieder mal aus meinen süßen lokalen Träumen gerissen. Mein frommer Wunsch begleitet alle Kartoffelbauern dieser Welt, war ich doch selber mal einer, wo immer sie diese Knollen auch aus der Erde graben mögen. Ich möchte aber Kartoffeln von hier, ganz egal ob die ein bisschen teurer sind, denn die Kartoffelbauern La Palmas sind mir ein ganz klein bisschen näher, als ihre globalen Kollegen.
Wie es möglich ist, dass diese, weit gereisten Kartoffeln um die 30% billiger sind als unsere eigenen, das darf man raten, schließlich ist ja Israel auch nicht gerade ein Billiglohnland und der Transport über Mittelmeer und dann noch ein Stück Atlantik, müsste ja eigentlich diese Ware noch mal deutlich verteuern. - Aber dennoch, die globalen Märkte machen das möglich und sägen so wieder ein weiteres Stückchen der lokalen Wirtschaft ab - Es ist immer wieder erstaunlich, wie hartnäckig manche Ignoranten die Möglichkeiten und Notwendigkeiten regionaler Produkte übersehen wollen, meist mit dem Hinweis, wenn "die" das besser und billiger machen, dann ist das schon in Ordnung. - Übersehen, oder besser überdacht wird dabei der perfide Zusammenhang zwischen dem Wunsch, in einem Hochlohnland mit hohem Lohn leben zu wollen, aber Waren aus Billiglohnländer zu Preisen zu fordern, die bei dem lokalen Lohniveau nicht möglich sind. - Das führt zwangsläufig zuerst zu einer Entwertung der lokalen Produkte und der Menschen, die diese produzieren. - Schuld hat eigentlich keiner, denn das ist alles erlaubt und wer partout nicht nachdenken will, dass er mit seiner Forderung nach immer billigeren Produkten und wenn man die um die ganze Welt karren muss, eigentlich am eigenen Ast säbelt, der sollte nur wissen, dass er nicht alleine auf dem Baum sitzt. - Aber Nachdenken ist nicht globalisierungskonform, den kritisches Beobachten und Nachfragen gefährdet das Geiz ist Geil Syndrom, welches ja als knallerische Werbekampagne, frech und töricht zugleich, zur Hymne der gelenkten Konsumenten geworden ist. - Da ich kein echter "Öko" bin, werde ich jetzt nicht vom ökologischen Fingerabdruck der israelischen Kartoffeln sprechen, das kommt als Kompott einfach noch dazu. - Da kippt uns das Klima vor der eigenen Haustür um und wir wissen woran das liegt und dennoch fordern wir billigere Kartoffeln, die über zwei Meere zu uns, und sicher nicht auf einem Segelschiff gebracht wurden. - Ja ja, da posaunt er wieder der unverbesserliche Lokalpatriot, aber eigentlich ist das nur purer Egoismus, ich will einfach nicht am eigenen Ast sägen.
Samstag 12.05.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 18 % Luftdruck 1026 hPa
Höchsttemperatur heute 29,5 Grad - niedrigste Temperatur 19,9 Grad
Der Klimawandel und die Rolling Stones
Boah, ist das heiß! Seit einigen Tagen scheint hier auf La Palma der Sommer ausgebrochen zu sein. Die noch vor wenigen Tagen von langjährigen Bewohnern des Eilands beklagten Frostbeulen wurden denn auch innerhalb einer Woche von Hitzepickeln abgelöst. Stellt sich letztlich nur die Frage, was einem persönlich lieber ist. Ich halte es da mit der alten Weisheit: "Lieber warmer Mief als kaltes Ozon".
Allerdings hält die Hitze für uns Neueinwohner doch so einige Nebenwirkungen bereit, an die man vorher noch gar nicht gedacht hatte. Da ist zuerst mal meine nachhaltige Unlust, mich bei derartigen Temperaturen mit Behördengängen zu belasten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, bei 30 Grad im Schatten vor irgendeinem Büro herumzulungern, während ich im eigenen Saft schmore. Und das auch noch bei einer zu erwartenden Erfolgsquote von ca. 50 Prozent. Deshalb habe ich die für diese Woche geplanten Besuche in der Inselhauptstadt einstweilen zurückgestellt und mir ein Behördenhitzefrei verordnet. Die dortigen Mitarbeiter werden es mir hoffentlich danken.
Auch im häuslichen Bereich haben sich einige Änderungen ergeben. Bea hat beschlossen, dass wir dringend einen Sonnenschirm für die Terrasse brauchen. Und diese Idee hatten gleichzeitig auch? Richtig, 1.000 andere Leute. Und so war es gar nicht so einfach, noch ein halbwegs vernünftiges Exemplar zu ergattern. Aber dank Bea`s Hartnäckigkeit ziert jetzt ein blau-weiß gestreifter Sonnenschutz unseren kleinen Garten.
Für eine weitere umwälzende Veränderung habe ich dann selbst gesorgt. Ich habe mich trotz brütender Hitze in die dunklen Katakomben unserer Abstellkammer vorgewagt, und nach einigem Suchen und Umgraben habe ich ihn gefunden: Den Ventilator. Den haben wir ja auch mitgebracht. Natürlich ist das nicht einfach irgendein Ventilator, sondern ein echter Männerturbomiefquirl mit drei Powerstufen, Oszillator und Timerfunktion. Der hat jetzt kurzerhand den Platz des Powerölradiators eingenommen. Herrlich! Da sitzt man dann stundenlang davor und lässt sich den Wind durch das (zugegebenermaßen spärliche) Haupthaar pusten wie einst Leonardo di Caprio am Bug der Titanic.
Aber irgendwann ist es dann doch Zeit, ins Bett zu gehen. Der Blick auf das Thermometer zeigt noch 29,20 Grad. Was liegt da näher, als vorher noch schnell eine kalte Dusche zu nehmen? Also, schwupps hinein ins Vergnügen. Das sich aber nicht so ganz einstellen will. Es kommt kein kaltes Wasser aus dem Hahn. Nur ziemlich warmes. Und das liegt nicht daran, dass man den falschen Hahn erwischt hat. Nein, das Wasser hat sich über Tag in den Rohren derart aufgeheizt, dass an eine Abkühlung nicht zu denken ist. Na ja, wenigstens wird man sauber. Die Abkühlung holt man sich dann eben vor dem Ventilator.
"Klack!" Licht aus, Ventilator aus. Und das Wasser läuft auch nicht mehr. Watt ist denn nun schon wieder? Jose, unser Vermieter, schleicht kurze Zeit später im Dunkeln ums Haus, dem Täter auf der Spur. Den hat er auch bald ausgemacht. Es war die Wasserpumpe. Die hat nämlich schlappgemacht, weil irgendwo die Wasserzufuhr unterbrochen ist. Und da schaltet die ab. Und zwar alles! Kein Wasser = kein Strom. So was hab ich auch noch nicht gehört. Aber wundern tut`s mich nicht. Nicht mehr. Und weil wir beschlossen hatten, aus jeder Situation möglichst das Beste zu machen, nutzen Bea und ich die Zeit, um uns bei tropischen Temperaturen und Kerzenschein darüber zu unterhalten, ob es uns beiden hier noch immer so gut gefällt wie am Anfang. Und noch bevor das Licht wieder angeht sind wir uns über die Antwort einig geworden: Ja, wenn nicht sogar noch besser.
Was das jetzt alles mit dem Klimawandel zu tun hat? Nichts, habe ich mir sagen lassen. So ist eben das Wetter auf La Palma. Und mit den Rolling Stones? Tja, da liegt der Hase im Pfeffer. Ich hab nämlich meine Stones-CD im Auto liegenlassen. Und im Auto habe ich nachmittags in der Sonne fast 60 Grad gemessen. Und das war nicht gut für die Rolling Stones. Die haben jetzt Aussetzer. Na ja, halb so schlimm, war ja ne selbstgebrannte CD. Immerhin keine schwarzgebrannte. Vorher jedenfalls.
Samstag 12.05.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 26 % Luftdruck 1023 hPa
Coalición Canaria will auf jeden Fall die Autobahn
Zumindest sagt das der Parteivorsitzende der Coalición Canaria La Palmas und Rat für Infrastruktur im Provinzparlament, Antonio Castro Cordobez. - Das antwortet er in einem Interview für die Zeitung "Diario de Avisos" und wird damit nicht allen seinen Parteianhängern und Kandidaten für die Kommunalwahlen eine echte Freude gemacht haben. - Eigentlich wollte man das Thema seitens der CC im Wahlkampf lieber ausklammern, aber natürlich fragen die Leute und Journalisten danach und Antonio Castro kann sich da nicht völlig herauswinden. - Erneut beklagt er sich darüber, dass die geplante Trasse keine "autopista" sei, wie von vielen behauptet, sondern eine "autovía" und unabdingbarer neuer Verkehrsweg, der La Palma auf lange Sicht vor dem Verkehrskollaps retten soll. (Der Unterschied zwischen einer autopista und einer autovía beschränkt sich lediglich auf die zugelassene Geschwindigkeit und ob es eine provinzübergreifende Straße ist oder nicht) - Dass es in Zukunft darum gehen muss, sich zu überlegen, wie wir weniger Autos auf die Straße bekommen und nicht mehr, das geht in diese strammen Köpfe nicht rein und kann so auch als Idee nicht wieder herauskommen. - Alternativen sind nicht seine Sache und über den kontinuierlichen Ausbau unserer vorhandenen Verkehrswege, anstatt eine völlig neue Trasse in die Landschaft zu schlagen, darüber verliert er kein Wort.
Wie man sich seine kleine Nische in der drohenden Globalisierung sucht und den neuen Herausforderungen gegenüber dem Klimawandel stellt und den Folgen die daraus erwachsen, bleibt absolut unerwähnt. - Es geht weiter mit wie immer, Beton und Asphalt versprechen Wachstum und damit Zukunft und wieder bleibt die tatsächliche Entwicklung der kommenden Jahre außen vor. - Die Landwirtschaft bleibt ohne Ziel und Richtung und das goldene Kalb, der konventionelle Tourismus, um nicht Massentourismus sagen zu müssen, gilt immer noch in diesen Köpfen als Retter für den Arbeitsmarkt und Wohlstand innerhalb de Bevölkerung. - Nicht die geringste Idee, dass die Zukunft uns völlig neue Aufgaben stellt, der konventionelle Tourismus sich ganz andere Ziele suchen wird, weil wir im Wettbewerb mit Billiglohnländern nur verlieren können und schon gar kein Gedanke dahingehend, was außer Subventionen und Tourismus überhaupt auf den Kanaren existiert. - Das Problem an der ganzen Geschichte ist, dass man um diese Partei mit den frühgeschichtlichen Ideen nicht herum kommt. Auch wenn die Umfragen den Sozialisten auf den Kanaren die meiste Anerkennung zubilligen, es bleibt ein Machttrio, welches aus der Coalición Canaria, der Partido Popular und eben der PSC/PSOE besteht. - Nur über eine Koalition sind die Kanaren zu regieren und da gilt es zu verhindern, dass die Coalición Canaria weiter die Zukunft dieser Inseln vernichten darf. - Auf La Palma selbst ist es ja sogar noch schlimmer, da gibt es sogar eine absolute Mehrheit für die CC in der Inselregierung - noch. - Es ist immer wieder erstaunlich, wie offensichtlich rückständig wir regiert werden und wie viele Menschen sich immer wieder finden, welche dieser Form der steinzeitlichen Politik nichts entgegen setzen wollen.
Freitag 11.05.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 25 % Luftdruck 1025 hPa
Höchsttemperatur heute 30,8 Grad - niedrigste Temperatur 23,0 Grad
Paulauflauf
Immer wenn die Chefin mal für ein paar Tage weg ist, weil Hamburg wohl bei Nieselregen und 13 Grad die Erfüllung sein muss, darf ich für den Rest der Familie kochen. - Da Männer fast nichts außer Spiegeleiern, Spaghetti und Nudelauflauf können, es sei denn, sie sind noch in der Werbungsphase, für wen auch immer, neigt sich unser Speiseplan der leichten Langeweile zu. - Den Kindern ist das ziemlich egal, was für Sättigungsbeilagen sie zum Ketchup bekommen, aber Paul fordert abwechslungsreichere Küche und beklagt sich vehement über die Unterversorgung mit Wachteleiern, Gänseleberparfait und Rucola an Weizengrasterrine. - Eigentlich ist Paul sonst kein Kostverächter und drei Spiegeleier bringen den jungen Herren noch lange nicht aus dem Tritt, aber jeden Tag Nudelauflauf, geschickt unterbrochen von eben diesen Spiegeleiern, das macht der härteste feline Verdauungstrakt auf die Dauer nicht mit und nun ist Schluss mit lustig, sagt der Paul. - Da wir uns innerfamiliär seit langem schon auf formlosen Gewaltverzicht geeinigt haben, sind Druckmittel gegenüber dem temporären Versorger ziemlich knapp. - Intellektuell geht Paul solche Interessenkonflikte mit mir auch nicht mehr an, seit dem er weiß, dass ich mal ein katholisches Internat für einen gewissen Zeitraum besucht habe, vermutet er hinter meinem salbungsvollen Humanismus immer suboptimle Bekehrungsversuche. - Trotz meines Beteuerns, ich würde nur noch Zeugen Jehovas zum Katholizismus rekonvertieren, ganz einfach, weil wieder Platz geschaffen werden muss im Himmelreich, traut mir da der Kater nicht mehr über den Weg. - Ganz unter uns, ich lasse den Kater einfach mal denken, ich sei ein strotzgläubiger Katholik, dann hört er nämlich vielleicht irgendwann auf, von seiner Felinistensekte zu reden, die auch nichts besseres bringt, als schwarze Messen mit minderjährigen Mäusen und zappelnden Eidechsenschwänzen. - Man könnte das auch klerikales Gleichgewicht der Kräfte nennen, du hörst auf mir was vom Katzengott zu erzählen, dafür lass ich den Papst stecken.
Irgendwie bin ich abgeschweift, wir wollten über unseren Nahrungsmittelkampf reden, dem Paul nun mit einem Liegestreik eine völlig überraschende Wende gegeben hat. - Das muss der Macker sich aus der Zeitung geholt haben, läuft doch bei uns gerade mal wieder eine inselweite Streikwelle. - Die Ambulanzen streiken seit Wochen, fahren aber trotzdem, weil sonst kein anderer den Nachschub ins Krankenhaus bringt, die Lehrer streiken meist am Freitag, damit die Kinder ein längeres Wochenende haben und die Mitarbeiter des autonomen kanarischen Fernsehens streiken, weil sie endlich ein besseres Programm haben wollen. - Der angekündigte Streik der Ferienhausvermittler wurde kurzfristig wieder abgesagt, nachdem sich doch noch ein Gast für La Palma interessiert hat, konnte wir uns nicht einigen, wer denn das Plakat hochhalten darf. - Paul streikt aber wirklich, so ganz, mit allem Einsatz, sogar dem seines Lebens. Ich bin da erst gar nicht darauf gekommen, aber die Frage, wie verhindert man den dritten Nudelauflauf innerhalb von zwei Tagen, hat Paul auf seine ganz eigene Art und Weise beantwortet. - Nur über meine Leiche, grinst er mich an und auch wenn ich kurz überlegt habe, wohl aus Wut über den Frust, welches Backprogramm denn einer streikenden Katze am ehesten knusprige Flügel verleihen würde, gibt es heute keinen Nudelauflauf. - Die Kinder nahmen kaum Notiz davon, dass die Masse unter ihrem Ketchup eine andere Konsistenz aufwies als man es von Nudelauflauf erwarten dürfte. - Nein, ich habe dem Kater nicht das Fell über die frechen Ohren gezogen und ihn gedünstet und dann an die Kinder verfüttert, das würde ich nie wagen. Soll doch Katze auch nicht nahrhafter sein als Spiegelei und Paul hat dann auch wieder eingelenkt als ich verkündete, heute gibt es weder Nudelauflauf noch Spiegeleier, sondern huevos fritos. - Morgen mache ich dann fried eggs und am Sonntag gibt es einen Klassiker aus der opulenten französischen Küche, ich hab da ein Rezept bei Bocuse gefunden, des śufs frites avec l'huile d'olives a la Matiasienne. - Man muss den Leuten nur Abwechslung bieten und nächste Woche kommt meine Frau zurück, die haut uns dann erst Mal ein ordentliches Ei in die Pfanne.
Freitag 11.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 12 % Luftdruck 1024 hPa
Wahlkampf
Bisher war alles Geplänkel, jetzt geht der Wahlkampf richtig los, ab heute läuft die offizielle Kampagne an. - Wer nicht besonders aufmerksam ist, der wird allerdings kaum einen Unterschied feststellen, seit Wochen bereits ist faktisch offener Wahlkampf auf der Straße, obwohl das eigentlich gegen die Statuten ist. - Hier tun sich besonders die kleineren Parteien hervor, die innerhalb des offiziellen Wahlkampfbemühens eigentlich kaum "offizielle Werbefläche" erhalten, da diese nach den Ergebnissen der letzten Wahlen verteilt werden. - Dabei gibt es eine, fast witzige Tradition, die Plakate werden in der Nacht zum ersten offiziellen Termin angebracht und der begann um Mitternacht. - Jeder will der erste sein, der seine Plakate hängen hat und so traf man gestern Nacht Heerscharen an Parteigängern, die mit Eimern voller Kleister, Eifer und Plakaten bewaffnet durch die Orte ziehen, um die Gesichter ihrer Kandidaten an den Bürger zu bringen. - Allerdings muss man auch zugeben, die wenigen offiziellen Plakatstellen tragen bei weitem nicht mehr die visuelle Hauptlast des Plakatkampfs, auch die junge spanische Demokratie hat es nicht geschafft, den Bürger so weit vor der Wildheit der Parteien zu schützen, dass man nicht jeden Moment von irgendwelchen solventen Damen und Herren von Laternenmasten und anderen Befestigungsmöglichkeiten herab animiert wird.
Die nächtliche Plakataktion hat sich über die Jahre zu einer kleinen Fiesta entwickelt, in der die Unterstützer und Helfer der Parteien, hier brachial "militantes" genannt, sich Plakate klebend durch die Ortsteile wühlen, um ihre Frontfrauen und Männer publikumswirksam zu präsentieren. Wie weit die Plakatierung überhaupt in der Lage ist, Wählerstimmen tatsächlich zu gewinnen, das kann man wohl nicht konkret ermitteln, aber es fällt schon auf, dass ausgefeilte Programme der Parteien und Listen nicht so häufig dargeboten werden wie kleine Handzettelchen, in denen das Heil kompakt und prophetisch beschrieben wird. - Nächster Schritt ist die phonetische Kompaktbeschallung des Aridanetals durch Lautsprecherwagen, die vornehmlich an Wochenenden durch die Straßen der Gemeinden mit Heilsbotschaften geschickt werden. - Kaum eine dieser Verkündungen ist wirklich zu verstehen, das kann an den altersschwachen Lautsprechern liegen die nun alle wieder zum Einsatz kommen, aber auch an der Dichte dieser quäkenden Fahrzeuge. - Da kommt es schon vor und oft auch gezielt, dass der tönenden Wagen der einen Partei, von einem Rudel der Mitbewerber verfolgt wird und heraus kommt eine nicht beschreibbare Kakophonie an Versprechungen und Versprechern, die eigentlich nur dazu dienen kann, das schnelle Ende dieses Wahlkampfes herbei zu sehnen. - Ganz schlimm ist das in der Innenstadt, wenn mehrere Fahrzeugführer sich darauf verständigt haben, gemeinsam einen Cortado zu trinken. Da werden dann die Lautsprecherwagen, natürlich ohne das Band abzustellen welches das Heil verkündet, allesamt vor der Cafetería abgestellt und dann heißt es für alle halbwegs auditive geprägte Menschen, dem Fluchtinstinkt folgen und möglichst schnell den Heimweg antreten. - Es kommen harte Wochen auf uns zu und eigentlich könnte man sich all diesen Aufwand sparen, wenn alle Parteien und Listen sich auf ein leises und arbeitsreiches Messen ihrer Kräfte besinnen würden. - Aber so weit sind wir wohl noch nicht und auch in der Politik und auch im kleinsten Kaff gilt weiterhin der Spruch, wer nicht wirbt, der stirbt. - Manchmal denke ich mir, kann das nicht schneller gehen…
Donnerstag 10.05.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 12 % Luftdruck 1025 hPa
Höchsttemperatur heute 31,7 Grad - niedrigste Temperatur 20,6 Grad
Tazacorte bekommt wieder ein Schiff spendiert
Man wird ja so argwöhnisch mit der Zeit…Aber Argwohn soll man sich ja abgewöhnen und gegen kritisches Nachdenken austauschen. - Die Reederei Armas will nun den Hafen von Tazacorte wieder anlaufen, wie bereits mehrfach im vergangenen Sommer, als die "Volcán de Tauce" uns die Möglichkeit für eine wunderbare Minikreuzfahrt von Tazacorte in de Hauptstadt, oder umgekehrt, ermöglicht hat. - Nun ist das Schwesterschiff angesagt, die "Volcán de Tejeyda". - Es ist eine Tradition, alle Schiffe der Reederei nach Vulkanen zu benennen, die allesamt mit einem "T" beginnen. - Unter anderem gibt es auch ein sehr modernes Fährschiff, die "Volcán de Taburiente", eben unserem Ursprungsvulkan zu Ehren.
Die neue Verbindung wird zunächst so aussehen, dass zuerst der Hafen unserer Hauptstadt angelaufen wird. Das soll Samstagnachmittag sein und um 17:00 Uhr geht es dann weiter nach Tazacorte, wo man dann gegen 19:00 einlaufen will. - Es gibt sie also wieder die Minikreuzfahrt, aber nur noch von Santa Cruz nach Tazacorte und nicht mehr umgekehrt. Aber so ganz im Vertrauen, La Palma sieht von Ost nach West nicht unbedingt anders aus als umgekehrt. - In Puerto de Tazacorte bleibt die "Volcán de Tajeda" dann bis zum folgenden Sonntagabend liegen und fährt dann weiter nach El Hierro. - Damit hätten wir das erste Mal eine direkte Schiffsverbindung von La Palma zu unserer kleinen Nachbarinsel, letztes Jahr ging das noch umgekehrt, da kam das Schiff aus El Hierro zu uns. - Da spielt man doch schon mal mit dem Gedanken auf einen kleinen Besuch dort auf der anderen Insel, die man so oft von uns aus friedlich dort im Süden liegen sieht. - Zurück kann man ja dann das Flugzeug nehmen, man soll doch allen Verkehrsunternehmen ihre Einkünfte lassen. - Warum sich bei mir wieder Argwohn, oder geläutert kritisches Nachdenken einstellt, das sei so erklärt. - Wir wissen ja, dass die Inselregierung Charterflieger zum Teil sponsert, dass man überhaupt noch zu uns fliegt. Das wissen wir von der Air-Nostrum und auch von der Ryanair, die sich es wohl bezahlen lassen will, und eben nicht nur von den Fluggästen, dass man uns überhaupt berücksichtigt. - Direktes Sponsoring ist natürlich nicht öffentlich duldsam, deshalb läuft das unter der Klausel eines Werbevertrages. Irgendwo klebt, für ein paar Stunden wohl nur, ein kleiner Aufkleber mit "la palma islabonita" und schon hat man einen gut dotierten Werbevertrag erfüllt, für den man mehrere zehntausend Euro ausgegeben hat. - Böse Zungen behaupten nun, ganz dicht unter der Wasseroberfläche hätte die "Volcán de Tejeda" auch einen kleinen Aufkleber, der gewaltig Werbung für uns machen soll. - Ich habe aber keine böse Zunge, sondern höre mir oft nur argwöhnische, oder kritisch nachgedachte Ideen an, die wohl auch meine sein könnten, aber nicht sein müssen. - Es liegt halt einfach, auch ganz ohne Argwohn und Kritik, sehr deutlich nah am Wahltermin, dass nun die Inselregierung wieder positiv auf eines ihrer Prestigeobjekte hinweisen kann, den sonst so ungeküssten Hafen von Tazacorte.
Donnerstag 10.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 11 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 20 % Luftdruck 1023 hPa
Hurra Hurra, der Sommer ist da
Unsere Leidensfähigkeit, was die klimatologischen Bedingungen angeht, ist sehr limitiert. - In gewissen Kreisen trug man letzte Woche noch Schiesser Feinripp lang und grau, nun jammert der gesamte Ort solidarisch wegen der angeblichen Hitze. - Da allerdings versagt mein Integrationsgen, ich mag alles über 30 Grad plus, die Leute um mich herum aber deutlich weniger. - Es kam auch ein bisschen plötzlich für die meisten, wir sind hier sonst keine großen Temperaturschwankungen gewohnt. - Je nach Sichtweise Schuld oder Ursache dieses breiten Sommerbeginns, ist wieder mal im Hochdrucksystem des Nordatlantiks zu suchen und zu finden. Dieses ist nun so ausgedehnt, dass wir jetzt mit Luft versorgt werden, die sich zuvor bereits auf dem afrikanischen Kontinent aufgewärmt hat. - Eine weitere Begleiterscheinung dabei ist die sehr geringe Luftfeuchte, auch in diesem Faktor sind wir sonst anderes gewöhnt.
Der Zusammenhang mit dem Schmuddelwetter in Mitteleuropa ist auch ganz klar zu verfolgen. Die Tiefdruckautobahn, die vom Golf von Mexiko bis nach Zentraleuropa reicht, wird nun auf wundersame und nachhaltige Weise vom großen nordatlantischen Hoch weiter angetrieben, in dichter und schneller Abfolge von West nach Ost. Wir bleiben weiter im südöstlichen Teil des Hochs geschützt und kochen da unser eigenes Süppchen. Das heißt noch 2 Tage trockene und sehr warme Luft und Sonne den ganzen Tag, dann werden wir wohl wieder aus der Umklammerung des Nachbarkontinents entlassen und erwarten den Passat. So wie wir ihn kennen und schätzen, wieder als frischen und feuchten Seewind. - Da draußen, gar nicht so weit weg im Norden, saust gerade wieder ein Tief gen Osten und es besteht eine klitzekleine, fast nur als theoretisch ausgewiesene Chance, dass uns einer seiner Ausläufer streifen könnte. Ich halte das für sehr unwahrscheinlich, aber wir haben auch schon Tiefdruckgebiete von höchstem Zickenfaktor erlebt, die sich so gar nicht in den meteorologischen Alltag einbinden lassen.
Mittwoch 09.05.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 12 % Luftdruck 1025 hPa
Höchsttemperatur heute 31,7 Grad - niedrigste Temperatur 20,4 Grad
Schiff heiratet Flugzeug
Seit dem Jahr 2003 fliegt die "Islas Airways" innerkanarische Routen und steht so als einzige Konkurrenz zum Marktführer "Binter Canarias" da, allerdings knabbert die kleinere Gesellschaft, die "Islas" nur von unten an der 30% Marke des Flugverkehrs. Der große Kuchen geht nach wie vor über den Tisch der Binter. - Angetreten als Familienunternehmen mit Kapital aus der venezolanischen "Santa Barbara Airlines", entwickelte sich die "Islas Airways" aber prächtig und wurde bereits 2005 von der SOAC (Sociedades Agrupadas de Canarias) als Hauptaktionär übernommen. Der Präsident dieser Firmengruppe, Miguel Concepción Cáceres, der übrigens Palmero ist, gibt nun bekannt, dass die Reederei Armas jetzt die Hälfte der Aktien der Islas Airways übernimmt und das man ab nun gemeinsame Sache machen will. - Die Reederei Armas hält dann an 50% der Islas Airways, die anderen 50% bleiben in den Händen der "SOAC" und schon spricht man erneut von Synergieeffekten, die beide Gesellschaften, sowohl die Reederei, als auch die Fluggesellschaften voranbringen werden.
Unter Synergieeffekten versteht ja der moderne shareholder meist eine "Straffung" der Belegschaft, aber das hört man aus den Jubelrufen des neuen Firmenkomplexes nicht heraus. - Die Islas soll weiter expandieren, sechs neue Flugzeuge sind für die nächsten Jahre bereits geordert und damit will man dann auch den rein innerkanarischen Markt verlassen und Ziele in Nordafrika, auf der spanischen Halbinseln und auch Madeira anfliegen. - Im Grunde so ein bisschen wie die Binter sich auch, und relativ erfolgreich nach Afrika gewagt hat. Man kann nun wöchentlich nach Marrakesch, El Aiún und auch Nouakchott fliegen und da wo die Binter hinfliegt, da kommt die Islas ein bisschen später noch hin. - Wie man nun praktisch beide, sehr unterschiedliche Verkehrsmittel unter einem Hut miteinander verbindet, dass ein echtes Plus für den Verbraucher entsteht, das sehe ich nicht richtig. Es ist es doch meistens so, dass man auf eine Insel entweder mit dem Schiff fährt, oder mit dem Flugzeug fliegt. - Ich denke mal, für die Passagiere wird sich nichts ändern, wer weiß denn heute noch so genau, wem die Fluggesellschaft oder die Reederei wirklich gehört mit der man da fährt oder fliegt. - Eine echte Innovation und Verbindung beider Beförderungsmethoden wäre dann aber nur noch der Flugzeugträger. - Damit könnte man einen weiteren Traum La Palmas Westseite synergisch bedienen, ein Flugzeugträger läuft in den Hafen von Tazacorte ein, dort besteigen die Passagiere ein Flugzeug und werden dann in die Hauptstadt Santa Cruz per Flugzeug gefahren. - Die Meldung, SOAC und Armas hätten auch noch Anteile an der 6. US Flotte erworben, konnten allerdings nicht bestätigt werden.
Mittwoch 09.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 29 % Luftdruck 1022 hPa
PTE light
Es ist so weit, der "Plan Territorial Especial de Ordenación Turística Insular de La Palma" kurz immer nur PTE genannt, hat grünes Licht von der Provinzregierung erhalten und kann nun wirksam werden. - Dieser touristische Sonderplan, der einem kompletten Inselplan in touristischer Materie vorgreift, gehört zu den meist diskutierten und kritisierten Plänen und konnte auch nur in einer völlig abgespeckten light-Version jetzt Anwendung finden. - Massive Proteste gegen die 5, dort im Plan vorgesehenen Golfplätze, die Sporthäfen und mehrere Hotels ließen die Verantwortlichen zu einem Trick greifen, von dem wir bis heute nicht wissen, ob so etwas rechtlich überhaupt möglich ist. - Die Sporthäfen, noch mehr Hotels und Golfplätze stehen in heftiger Kritik der überwiegenden Zahl der Bevölkerung und blasen diesen Sondernutzungsplan zu einem Einkaufszettel für gelangweilte Investoren auf, deren Geld inzwischen in Marbella einfach keinen Platz mehr findet. - Um aber überhaupt noch etwas von diesem Plan zu retten, hat man nun beschlossen, die Golfplätze, die Hotels und Sporthäfen zunächst auszuklammern. - Damit erleidet dieser Plan aber eine substantielle Änderung und müsste eigentlich erneut zur internen Abstimmung und auch zum erneuten öffentlichen Aushang mit Einspruchsfristen, die Anwälte der Planer meinen aber, das geht auch so. - Wir werden sehen…
Was nun vom Plan zunächst übrig bleibt, das wird am meisten die Eigentümer kleinster Ferienanlagen und einfach nur Ferienhäuser interessieren, reguliert doch nun ein Gesetz die touristische Vermietung bis hin zum kleinsten privaten Anbieter. - So will man eine Lücke schließen, die seit 1989 weit offen steht, man hatte damals versäumt, den privaten Vermietungssektor auf eine gesetzliche Grundlage zu stellen. - Was dabei heraus gekommen ist, eine unkontrollierte Anzahl von Ferienwohnungen und Kleinanlagen, die zwar das Hauptangebot des touristischen Angebotes der Insel darstellen, aber weder in Statistik, noch als Lobby auftreten. - Schätzungen schwanken zwischen 3.000 und 6.000 Gästebetten, die in keiner offiziellen Liste geführt werden, die tatsächliche Anzahl wird wohl, wie meistens, in der Mitte liegen. - Mit der Möglichkeit, nun einen gesetzlichen Rahmen für die private Vermietung zu schaffen, wird sich ein, ziemlich entgleister Sektor, nun neu ordnen müssen und für manchen werden die Auflagen zu groß oder zu teuer sein, um diese erfüllen zu wollen oder zu können. - Es ist nur zu hoffen, dass man jetzt großflächig und ohne langes Zögern die vielen Ferienhäuser in die touristischen Zahlenspiele mit einbezieht. - Erst dann kann man vielleicht auch den Wert und den Nutzen des Individualtourismus für diese Insel erkennen und auch offiziell bewerben. - Wenn es Gutes an diesem Plan gibt, dann ist es dieser Teil und wenn dann alle, bislang nicht offiziellen Betten mitgezählt werden können, dann wird man hier viele Dinge neu bewerten können.
Dienstag 08.05.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 49 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 27,6 Grad - niedrigste Temperatur 15,8 Grad
Der ewige Bananenkrieg und kein Ende in Sicht
Die Luft wird wieder mal dünner in Brüssel um unsere Sonderstellung. Das trifft gleich zwei Fronten. Zum einen will man nicht mehr so viel an Ausgleichszahlungen für die europäischen Bananen auf den Tisch legen und nun öffnet sich auch noch der europäische Markt für eine weitere Bananenfront. - Jetzt dürfen auch die "ACP" Länder, in denen die Produktionen aus Afrika, Karibik und den Ländern der Region im pazifischen Ozean zusammengefasst sind, ein großes Kontingent an Bananen ohne Strafzölle nach Europa bringen. - Bislang mussten auch die Bananen aus den Regionen, genau so wie die Bananen aus Mittelamerika einen Strafzoll von 176 Euro pro Tonnen bezahlen. Das soll für die gelben Früchte aus den "ACP" Ländern nun nicht mehr gelten und Spanien, Zypern und Frankreich, neben Griechenland und Portugal die einzigen Länder der EU in denen Bananen wachsen, hoffen nun die völlige Liberalisierung zumindest noch bis ins Jahr 2008 verschieben zu können. Das wäre nur ein kleiner Aufschub und noch droht ja die Klage Ecuadors gegen die Entscheidung der Welthandelsorganisation wegen eben dieser Strafzölle gegen mittelamerikanische Bananen und sollte dieser Einspruch erfolgreich sein, dann wird es noch viel enger um unsere, viel zu teuren Bananen. - Das liegt aber nur daran, dass wir nicht für einen Euro die Stunde arbeiten können. - Da kommen die, noch genehmigten 141 Millionen Euro an Hilfen für die kanarischen Bananen nur recht, aber diese Summe kann auch immer nur für 2 Jahre ausgehandelt werden und noch mehr Konkurrenz und gleichzeitiges Herunterfahren der Hilfen für diesen Sektor würde unsere Produktion absolut bedrohen. - Die Folgen für die Kanaren und besonders für La Palma wären fatal, denn keiner der anderen Inseln ist derart von der Bananenkultur abhängig, wie wir es sind.
Kritik sollte zuerst immer auch Selbstkritik sein. Wir sind sehr schlechte Vermarkter und haben es nie geschafft, unsere "Platanos" als differenziertes Produkt neben die billigen "Dollarbananen" zu stellen, sondern uns auf den, in festen Händen geglaubten spanischen Markt vertraut. - Da ist auch der Fehler zu betiteln, man hat hier die Hilfen nicht auf Hektar bezahlt, sondern auf Kilo produzierter Früchte, was zur Folge hatte, dass man mit neuen Spitzenzüchtungen den Ertrag pro Hektar gesteigert hat und nun die gleichen Sorten anbietet wie es die südamerikanischen und afrikanischen Kollegen auch tun. - Unsere kleineren, weniger windanfälligen Sorten um die Cavendish-Familie, werden fast nur noch für den heimischen Markt angebaut, ansonsten zählt in der globalisierten Welt gleichmacherischer Größenwahn, der in Handelsklassen und Krümmungsnormen dann seine fatale Nennung findet. - Da ist man aber schon wieder leicht zurückgerudert und verteilt nun die Hilfen nach einem höchst komplizierten Schlüssel, der wieder die kleineren Sorten bevorteilt. - Das greift natürlich erst wieder in ein paar Jahren und im Moment und den folgenden Jahren wird es wohl schon noch so aussehen, dass man dem Verbraucher eigentlich kein anderes Produkt bieten kann, außer dass die Bananen den Zusatz "europäisch" tragen. - Zusammen mit der Einführung der neuen Sorten, gab es auch Subventionen für den Bau der Gewächshäuser, denn die ertragreichen Superfrüchte brauchen diesen kompletten Schutz um überhaupt Früchte tragen zu können. - Diese fatale Entwicklung geht komplett auf das Konto der Coalición Canaria in der Provinzregierung, welche trotz diverser Warnungen ,alleine dafür verantwortlich zeichnet, diesen Weg beschritten zu haben, mit freundlich ignoranter Unterstützung der Partido Popular, die immer alles abgenickt hat. - Nun stehen wir da mit unseren hässlichen Gewächshäusern und Bananensorten, die nicht mehr als Alternativprodukt zur mittelamerikanischen Billigproduktion dienen können.
Nun kommt die Kritik an die andere Seite. Dazu muss man wissen, dass es seinerzeit Bedingung für einen spanischen EU-Beitritt war, den heimischen Bananen Ausgleichszahlungen zu gewähren, falls man das bislang herrschende Monopol der kanarischen Banane auf dem spanischen Festland aufheben will. Denn seinerzeit ging das gut ohne staatlichen Hilfen, Bananen aus sonst wo auf der Welt wurden mit horrenden Strafzöllen belegt und schon war unsere kleine Gelbe, ganz ohne staatliche Zuwendungen, in aller Munde. - Protektion ist aber nicht mehr aufrecht zu erhalten, obwohl dieses mal im Sinne der ehemaligen EWG, später EU stand. Die Vereinfachung des Innenhandels zum Schutz der heimischen Produktionen und da wo man, aus welchen Gründen auch immer, Produkte importiert, welche die eigene Landwirtschaft preislich gefährden, da werden Hilfen angeboten. - Nun ist es ja schon lange nicht mehr einfach, Strafzölle zu nehmen, da wacht die WHO (Welthandelsorganisation) heftig darüber und im internationalen Handel sieht das dann so aus: Wenn ihr Zölle auf unsere Bananen schlagt, dann nehmen wir mehr Zoll für eure Autos. - Abgeflachter und reduzierter Diskurs zwischen der Handelslobby der Vereinigten Staaten und Vertreter einer deutschen Handelsdelegation. - Dabei darf man auch nie aus den Augen lassen, auch die Produktion in den mittelamerikanischen Ländern ist indirekt subventioniert, da man ein Produkt nach kolonialem Stil in einem Niedriglohnland und schlimmsten Arbeitsbedingungen zu einer Handelsware fertigt, welches Hochlohnländer bedienen soll. - Immerhin lebt diese Insel zum ganz großen Teil bereits über einhundert Jahre von der Banane, also sensible Monokultur zwar, aber eben halt für Menschengedenken schon "seit immer" - Völlig richtig, dass wir über die Jahre hinweg neue Wege mit, oder mit weniger Bananen suchen müssen und leider immer blauäugig auf die EU vertraut haben. - Natürlich müssen wir einen großen Strukturwandel vollziehen, aber auch mit Hilfe der EU, die auch mit, ich sage ganz klar, auch mit und nicht allein schuldig, in diesen Schlamassel geführt hat. - Anstatt Milliarden in schon lange nicht mehr nötige Kohäsionsfonds zu stecken, von denen man hier dann Autobahnen bauen will, könnte man völlig neue Wege für die palmerische Landwirtschaft über die Jahre hin aufbauen, denn eines ist völlig klar, wir werden nie vom Tourismus leben können und auch nie ein Industriestandort werden. - So lange das nicht funktioniert, löchern Sie doch bitte ihren Obst und Gemüsehändler so lange nach kanarischen Bananen, bis der sich auch mal um diese Frucht bemüht. - Wenn man uns nur einen halben Euro pro Kilo Frucht mehr gibt, wohlgemerkt, nicht dem Händler, sondern dem Erzeuger, dann brauchen wir das anrüchige Wort Subvention nie mehr in Verbindung mit der Banane hören. - Bananen machen glücklich heißt es immer wieder, vielleicht aber mehr den Konsumenten, als den Produzenten.
Dienstag 08.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 53 % Luftdruck 1020 hPa
Der Norden rückt wieder näher
Ohne Proteste und Aufschrei ist jetzt der weitere Ausbau der Nordverbindung in Auftrag gegeben worden. Nachdem man zuvor die Straße ab Santa Cruz bereits bis Los Sauces begradigt hatte und mit Hilfe mehrerer Tunnel und der größten Einbogenbrücke Europas schneller gemacht hat, kommt nun der nächste Streckenabschnitt "unters Messer", eben von Los Sauces bis zum Cruz Castillo, welches sich bereits in der Gemeinde Garafía befindet. - Auch wenn die Straße sich im Allgemeinen auf die vorhandene Trasse legt, ohne enorme Erdbewegungen, Tunnel und Brücken, bekommt man auch keine geradere Linie in die Schluchten als bislang. - Fast 33 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung und dafür gibt es 23 Straßenkilometer komplett neu gemacht, mit zahlreichen Überholspuren, um schneller in den Norden zu gelangen. - Die Planung dieses Straßenbauabschnittes liegt schon viele Jahre zurück und kann als weiterer Teil der gesamten Erneuerung der Nordumfahrung angesehen werden. - Bauen wird diese Straße ein temporärer Firmenkomplex, in dem sich Lopesan, Horpa und Acciona sowohl die Arbeit, wie auch die zu Verfügung stehenden Mittel teilen werden. -
Man darf bei allen solchen Projekten nach der Notwendigkeit fragen, das ist immer erlaubt, da muss aber die Sichtweise derer gestattet sein, die auf dieser Straße nun täglich viel Zeit sparen, um an ihren Arbeitsplatz zu kommen, der meist nicht im hohen Norden der Insel versteckt ist. - Das Argument, mit besseren Straßen würde man den Norden La Palmas besser erschließen, dort würden sich dann mehr Firmen niederlassen und so Arbeitsplätze entstehen, stammt aus dem Reich der Fabeln und Geschichten der Straßenbaulobby. - Man kommt auf einer größeren und schnelleren Straße nicht nur besser und schneller nach Barlovento, sondern auch schneller weg und niemand kann mir erzählen, dass es einen Industriezweig gibt, der darauf gewartet hat, seine Produkte nun in Barlovento herzustellen, weil man mit der Straße dann 10 Minuten schneller am Hafen und am Flughafen ist. - Für Barlovento, eine der schönsten Gemeinden dieser Insel, zumindest was meine bescheidene Meinung angeht, kann es sogar fatal sein, denn die neue Trasse führt als Umgehungsstraße am Ort vorbei. - Umgehungsstraßen können sicherlich ein Segen sein für vom Verkehr geplagte Anwohner und Bezirke, aber wer man ein paar Stündchen in Barlovento zugebracht hat, der wird diesen störenden Verkehr vermissen, den gibt es dort einfach nicht, eine Umgehungsstraße wäre nicht notwendig. - Was man damit aber riskiert, nämlich auch noch von den letzten Durchfahrenden getrennt zu werden, das ist den Verantwortlichen wohl nicht ganz bewusst, obwohl sie das Beispiel Puntallana gar nicht so weit weg von sich betrachten können. - Das wird für uns in El Paso auch mal der Knackpunkt werden, es gibt unseren Ort, eben "El Paso - der Weg" nur deshalb, weil man an uns bislang nicht vorbei kann, wenn man zu den satten Bananenfeldern im Aridanetal und in die "Boomtown" Los Llanos will. - Da müssen wir sehr aufpassen und eine blitzgescheite Variante für eine Umgehungsstraße finden, die uns eben nicht komplett vom Verkehr abschneidet.
Montag 07.05.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 47 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 24,0 Grad - niedrigste Temperatur 15,2 Grad
Jetzt sind wir mal dran
Nachdem uns Mitteleuropa ja über Wochen unser Hoch geklaut, und den Strand bis nach Castrop Rauxel gezogen hat, kommen nun endlich wieder umgekehrte Verhältnisse zum Tragen. - Wobei ich immer eines wieder vorausschicken muss, es ist gar nicht so außergewöhnlich, wenn es in Mitteleuropa höhere Temperaturen gibt als auf La Palma, es muss nicht immer der Klimawandel sein. - La Palma liegt halt, und das wird sicher keiner bezweifeln, abgeschottet von9 kontinentalem Klima im Atlantik. Bei uns sind die Temperaturschwankungen nie so gewaltig wie über großen Landmassen, über denen der ausgleichende Effekt eines Ozeans nicht mehr gilt. - Wenn in Mitteleuropa ein Hoch im Frühling seine Runden dreht und bei uns der Passat seine frische und feuchte Luft ablädt, dann kommt es immer wieder vor, dass es in Deutschland höhere Tagestemperaturen gibt als bei uns. Dabei fällt aber auch auf, dass die Minimaltemperatur bei uns dann höher ist als auf dem Kontinent, aber das zählt dann auch nicht mehr. - Schon ungewöhnlich ist die Verweildauer dieses, sagen wir zumindest geborgten Hochs aber schon. So lange hält sich eine Wetterlage selten über großer Landmasse, aber es ist nun mal so gekommen und Häme und Spott mussten wir teilweise ertragen über unsere lausigen 20 Grad. - Ich bin ja nur froh, nicht auf den Balearen zu wohnen, die hatten ja noch mal 5 Grad weniger und dazu Regen. - Ganz ohne Häme, ich freue mich über den jetzigen Regen in Mitteleuropa, war es doch in vielen Landstrichen schon reichlich knapp mit dem Wasser und es drohten ernsthafte negative Folgen für die Landwirtschaft.
Jetzt laufen die Tiefs in Mitteleuropa wieder ihren bekannten Staffel-Marathon, fast ohne große Pausen ziehen diese von West nach Ost. Schuld, oder Unschuld, oder einfach weil es so ist, großen Anteil daran hat das, so gern Azorenhoch genannte Gebilde, welches sich oft über den kompletten Nordatlantik ausbreitet und so alle anrauschenden Tiefs aus Westen so weit nach Norden schleudert, das diese erst auf der Höhe Galiziens auf Land treffen und unsere Breiten gar nicht berühren. - Das bedeutet für uns die immer frische und manchmal forsche Brise des Atlantiks aus Nordost, auf Deutsch Passat genannt, hier meteorologisch "Alisios" und in der Umgangssprache verniedlichend als "Brisa" bezeichnet. - Ohne diesen Wind und deren feuchten Inhalte wäre unsere Insel nichts von dem, was sie heute ist. Fast unser komplettes Wasser beziehen wir aus diesem schier unendlichen Feuchtigkeitsspender, würden uns nur die winterlichen Tiefs aus Westen mit Wasser versorgen, dann hätte diese Insel die gleiche Oberfläche wie Fuerteventura und Lanzarote. - Und bei allem Respekt über die Andersartigkeit dieser Inseln, ich ganz persönlich möchte nicht dort wüstenähnlich wohnen. - Der Preis den wir für den fast ständigen Passat bezahlen sind die niedrigen Temperaturen, die so gar nicht an die nahe Sahara erinnern wollen. - Für mich einen Preis den ich gerne, wenn auch oft meckernd ertrage. - Jetzt ist das große Hoch ein bisschen nach Osten verrutscht und so trifft uns nicht ausschließlich Luft, welche nur über den Atlantik gewandert ist. - Jetzt kommt auch ein bisschen bereits vorgewärmte Luft zu uns, die bereits die Küstenzonen Afrikas vorher gestreift hat. - Der Wind bläst aber weiter aus Nordost, eben nur ein bisschen wärmer. - Oft schwirrt ja sehr verwirrend der Name "Calima" durch den Wetteräther, ein warmer Wind der uns und besonders unserer Landwirtschaft zu schaffen machen. - Da es kein ausdiskutierter Begriff ist, wie etwa Föhn oder Bauknecht, wird meines Erachtens der Begriff "Calima" viel zu häufig verwendet. - Richtig "Calima" nenne ich nur, wenn unser Wetter komplett vom nordafrikanischen Hoch diktiert wird und uns dann knochentrockene Luft aus Südost erreicht, die vom Sand und Staub der Sahara geschwängert ist. - Aber wie gesagt, da darf man doch sehr frei sein in der Benutzung dieses Wortes und von dieser Freiheit wird auch ordentlich Gebrauch gemacht.
Montag 07.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1020 hPa
Verwirrendes Strandgeflüster
Unser Strand soll schöner werden, das sagt sich allemal der Bürgermeister von Breña Baja und noch Rat für Tourismus dieser Insel, Jaime Sicilia. - Dafür sollten die großen Steinbrocken aus dem Weg geräumt, die man bei Ebbe erkennen kann und zusätzlich noch 20.000 Kubikmeter Sand aus Tazacorte angekarrt werden. - Da aber inzwischen Naturschützer auf dieser Insel nicht mehr allein für Hohn und Spott zuständig sind, sondern auch schon mal Gehör finden, schaffte man es wenigstens, dass diese Arbeiten aufgeschoben wurden. - In wie weit man sich bei der Küstenbehörde echtes Gehör verschaffen konnte, oder ob es sich nur um eine ostentative Arbeitspause handelt, das kann ich Ihnen nicht erzählen. - Die Küstenbehörde, einzig zuständig für die Küstenlinie und dafür für den Strand, hat nun noch keinen weiteren Kontakt zur Gemeinde aufgenommen, ob denn nun die Arbeiten am Strand bald beginnen. - Wohl aber weiß man von der zur Ausführung bestimmten Firma, dass es wohl diese Woche losgehen soll und damit fühlt sich die Gemeinde natürlich hart übergangen.
Seitens der Gemeinde will man natürlich diese Strandvergrößerung und die Steine aus dem Weg haben, aber man möchte halt auch mitbestimmen, wann und wie das zu geschehen hat. - Wichtigstes Ziel der Gemeinde ist es, dass alle Arbeiten bin Mitte Juni abgeschlossen sind, dann beginnt die offizielle Badesaison und die Charterflieger vom Festland spucken ihre ersten Gäste aus. - Bis dahin soll alles proper sein und nun sieht man diesen Zeitraum gefährdet, weil sich die Küstenbehörde von Umweltschützern hat beeindrucken lassen und das gilt in den politischen Kreisen in denen sich Jaime Sicilia sonst bewegt, als Schwäche und mangelndes Durchsetzungsvermögen. - Die Küstenbehörde habe keine Lizenz der Gemeinde erhalten, die Arbeiten durchzuführen und schließlich müssen die Baumaschinen durch das Gemeindegebiet fahren, und so könne man mit die Gemeinde nicht umgehen. - Dabei war es doch das Rathaus, welches die Arbeiten am Strand erst initiiert hat, nun aber ist man unpässlich und angefressen, weil es nicht so läuft wie man will. Ganz unabhängig davon, dass es völlig fragwürdig ist, ob man den Strand von Los Cancajos überhaupt mit derartigem Aufwand verschönern muss, keiner weiß so ganz genau, darf die Küstenbehörde das einfach so machen wann und wie sie will. - Wenn Behörden untereinander schweigen und keine weiß, was die andere macht, dann kommt meist großer Mist dabei heraus. - Vielleicht sollte man sich einfach darauf einigen gar nichts zu machen, am Strand liegt es sicherlich nicht, dass zu wenig Gäste nach Los Cancajos kommen, vielleicht liegt es eher daran, dass hier in breiten Teilen der Planungsköpfe der Fortschritt immer noch zwangsweise auf Raupenschleppern angefahren kommt.
Sonntag 06.05.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 22,5 Grad - niedrigste Temperatur 14,5 Grad
(Gran) Canaria
Klimawandel, Bürgerkriege, Hungersnöte, Subventionsmissbrauch, Korruption, Plattfüße und Privatfernsehen. - Es gibt genug Schreckliches in dieser Welt und gar nicht so weit entfernt von uns, da fällt der größten kanarischen Tageszeitung wieder mal nichts anderes ein, als dünnschaligen Lokalpatriotismus nicht als nostalgischen Witz zu betrachten, sondern zum Höhepunkt seiner Leitartikel zu machen. - Und das nicht erst vor kurzem und einmal, nein, "El Día" betrachtet sich als Rettungsorgan der gerechten Machtverteilung im Archipel und fordert mit aufdringlicher Ernsthaftigkeit den Namen der Insel Gran Canaria in Canaria umzubenennen, weil ihr das Gran nicht zustehe. - Gran kann nur eine sein, nämlich Tenerife, tatsächlich die größte der Kanareninseln und die mit den meisten Einwohnern, aber bereits dicht gefolgt von Gran Canaria. - Dieser, obwohl nur drittgrößten Insel, noch kleiner eben als Tenerife und Fuerteventura, wirft man Amtsanmaßung vor und Egoismus und des weiteren auch noch Separatismus, mich wundert eigentlich nur, dass man ihnen nicht auch noch Rheumatismus unterstellt. - Wäre "El Día" ein Werbeblättchen welches für Flohmärkte oder Enthaarungscremes berühmt ist, dann müsste man sich keine weiteren Sorgen machen und könnte den "Bayern Kurier" Faktor anwenden, aber "El Día" ist die Tageszeitung der Provinz Tenerife und politisch gesehen ein Organ der Coalición Canaria.
Das bringt uns schon ein kleines bisschen weiter zum Versuch der Erklärung, wie man denn überhaupt auf den Gedanken kommen könnte, den Namen einer Insel ändern zu wollen. - Die autonome Region Kanarische Inseln besteht aus zwei Provinzen, deren Hauptstädte Las Palmas de Gran Canaria und Santa Cruz de Tenerife sind. Dass es überhaupt zwei Provinzen sind und nicht eine, das kann man wohl den Machtbestrebungen Gran Canarias vorwerfen, die in der Zeit des Übergangs aus der Franco-Diktatur in die Demokratie (Transición) es geschafft haben, zusammen mit den östlichen Inseln Fuerteventura und Lanzarote eine eigene Provinz zu bilden und nicht unter den Schoß der Mutter aller Inseln, nämlich Tenerife kriechen zu müssen. Das wäre sicherlich auch nicht verkehrt, vieles wäre sogar einfacher, ohne immer wieder auf Provinzeigenheiten Rücksicht nehmen zu müssen, aber dann hätten sich die Canariones, wie die Einwohner Gran Canarias hier genannt werden, sicher unterrepräsentiert gefühlt. - Beide Provinzen zusammen bilden die Regierung der autonomen Region Kanarische Inseln, auch eine witzige Situation in Spanien, wir haben halt viel gelacht, damals, als es noch was zu verteilen gab… Nun bleibt es der ewige Kampf zwischen beiden Provinzen, wer denn im Regionalparlament das Sagen hat und auf den östlichen Inseln neigt man einfach nicht so dazu der Coalición Canaria alle Macht in die Hände zu legen. Dort hat eher die dunkelschwarz konservative Partido Popular einen unbegreiflichen Vorteil, der in der diktatorisch regierenden Person des Inselpräsidenten Gran Canarias und Aznar-Klon, José Manuel Soria, seinen funkelnden Granden findet. Den meint auch die Zeitung "El Día", wenn sie kampfeslustig die Position Gran Canarias attackiert, weil dieser eben, mit nicht immer feinen Methoden, viel Geld und Macht auch nach Gran Canaria gewirtschaftet hat. - Das sieht man halt nicht gerne in Tenerife, denn wenn jemand Anspruch auf die Kanarischen Inseln erheben darf, dann keine Partei aus Madrid, sondern nur eine Regionalpartei und das ist nun mal die Coalición Canaria. - Am liebsten hätte man das auch gleich noch im neuen Status verankert, außer der Coalición Canaria darf keiner an das Spielzeug Provinzregierung heran, aber das geht dann doch nicht, Rudimente einer demokratischen Verfassung verhindern solche öffentlichen Machtansprüche. Da hat eine Zeitung weniger Probleme, die kann so ziemlich schreiben was sie will und seit der erfolgeichen Berslusconisierung der meisten Medien auf unserem kleinen Erdenrund, spricht jedes Blättchen die Sprache ihrer Meister. . Gegenvorschlag, "El Día" nennt sich um in "La Noche", das "Gran" von Gran Canaria geht an El Hierro und La Palma darf endlich wieder so heißen wie es eigentlich immer hieß, nämlich San Miguel. - Das "La Palma" kommt ja nur von dem besitzanzeigenden Hinweis auf die Hauptstadt der Balearen, denn die ersten einflussreichen Besitzer dieser Insel waren Portugiesen und Mallorquiner. - Reißt endlich die kolonialen Fesseln ab, aus Tenerife wird Gran Tenerife de Coalición Canaria, El Gran Hierro spricht für sich und die Insel La Gomera de Olsen kennen Sie sicher auch. - Jedem was ihm gehört und ein weiteres Beispiel für gut gelenkte Demokratie kann ich Ihnen noch aus unserer Familie nennen. - Jeder durfte heute seinen Vorschlag unterbreiten, wo denn nun der Sonntagsausflug hingeht und ich habe dann entschieden, in die Berge. - Einen schönen Sonntag noch, Ihr Mathias Siebold-Putin del Gran Paolo.
Sonntag 06.05.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1019 hPa
Ein freier Sonntag
Man kann das gleichzeitig auch Saisonende nennen, oder die Temporada de la vaca flaca, oder die Temporada de Garbanzos. - Unser erster freier Sonntag, seit Anfang November und schon geht die Diskussion los, was wir denn mit dieser völlig ungewohnten Freizeit machen. - Der Alte will in die Berge, die Kinder ans Meer, der Kater eine fette Maus und die Mutter eigentlich einfach nur in Ruhe ein Buch lesen. - Das geht allerdings nicht, denn heute ist in Spanien Muttertag und vor lauter Umgarnung und aufdringlicher Freundlichkeit, kommt die so verehrte überhaupt nicht dazu, diesen freien Tag richtig zu genießen. - Macht nichts, vielleicht gelingt es ihr ja später noch den Alten und die Kinder für einen Ausflug zu begeistern und hat dann ein paar Stunden zu Hause in Ruhe, um mal nicht Mutter sein zu müssen am Muttertag. - Ich schulde Ihnen noch die Übersetzungen für "Temporada de vaca flaca und Garbanzos" Das ist ganz einfach, vaca flaca ist die dünne Kuh, weil jetzt nichts zu holen ist und Garbanzos sind die Kichererbsen, weil jetzt in der Suppe nur noch die Erbsen sichtbar sind und kein Fleisch mehr. - Das soll ausdrücken, es ist zwar schön, einen freien Tag in die Woche gemischt zu bekommen, bedeutet aber auf der anderen Seite auch, dass jetzt in der Nebensaison für alle Dienstleister im Tourismus die harte Zeit der vielen Freizeit anfängt.
Das ist zwar jedes Jahr so, ab Mai sind wir fast "unter uns", aber es gelingt uns trotzdem nicht die Insel einfach zuzumachen und zwei Monate Frühlingsschlaf zu halten. - Eigentlich kann sich das auch kaum jemand leisten, nur wenige Restaurants trauen sich so lange zu schließen, bis dann ab Ende Juni die ersten Festlandsspanier wieder ihre Kolonien besuchen kommen. - Es ist auch nicht wirklich so, dass jetzt nichts mehr zu tun ist, da hat man Monate so viel vor sich her geschoben, eben für das dunkle Loch was da Nebensaison heißt, dass dieses bereits wieder mit, mehr oder weniger sinnvoller Tätigkeit verplant ist. - Der einzige Unterschied zur Hauptsaison besteht dabei in dem, nicht unerheblichen Faktor, dass man jetzt einfach kein Geld verdient und trotzdem einen vollen Tag mit Terminen hat. - Kommt davon, wenn man sich in die Politik einmischt höre ich da im Hintergrund… - Recht haben Sie, ich habe es nicht anders verdient, oder besser gar nichts verdient. - Jetzt muss noch der zwangsläufige Tagesausflug mit der Brut geklärt werden, denn man kann doch am ersten freien Sonntag nach 6 Monaten nicht einfach in der Kiste liegen bleiben und nichts tun. - Doch, das könnte man wenn man wirklich wollte. - Aber so weit sind wir noch nicht.
Samstag 05.05.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 23,6 Grad - niedrigste Temperatur 14,3 Grad
Freitags nie
Es ist Freitag. Der Tag, nachdem ich meine TÜV-Plakette bekommen habe. Und weil ich keine Zeit verschwenden will fahre ich morgens wieder mal nach Sta Cruz, um Jose, meinem Zollagenten, die gute Nachricht und die vom TÜV beglaubigte Kopie meines Fahrzeugbriefes zu übergeben. Jetzt kann es dann wohl losgehen mit der Ummeldung, oder? Jose wirft einen Blick in die für mich angelegte und mittlerweile recht umfangreiche Sammlung von Dokumenten und Kopien und kommt zu dem Schluss, dass da noch ein Dokument fehlt. Für die Einfuhr des Fahrzeugs als Umzugsgut benötigen wir noch eine möglichst aktuelle Meldebescheinigung meiner zuständigen Meldebehörde. Und weil ich gerade nichts anderes zu tun habe, mache ich mich also wieder einmal auf den Weg zum Ayuntamiento nach Los Llanos.
Dort angekommen geht es wie gehabt. Treppe rauf, nach rechts zum Empfangstresen und hinten anstellen. Es dauert aber gar nicht lange bis ich an der Reihe bin und meinen Wunsch vortragen kann. Ich benötige also eine "Certificacion de Empadronamiento". Dazu muss ich nur meinen Reisepass vorlegen und schon wird für mich ein Antragsformular ausgestellt, das ich unterschreiben muss. Heute wird das aber nichts mehr. Ich soll am Montag wiederkommen, dann ist es fertig, aber zuvor schickt man mich mit der Durchschrift des Antrags zur Zahlstelle, wo ich noch einen Euro als Bearbeitungsgebühr hinterlassen muss. Stempel auf die Durchschrift - fertig für heute.
Am folgenden Montag stehe ich mit meiner Antragsdurchschrift wieder am Empfangstresen und deute an, dass ich meine Meldebescheinigung abholen möchte. Der zuständige Mitarbeiter wühlt sich durch einen Stapel Papiere, kann aber nichts finden. Er meint, da morgen ein Feiertag sei (1.Mai), sei das Büro heute nicht besetzt. Ich solle mal besser am Mittwoch wiederkommen. Schön, dass ich sonst nichts zu tun habe.
Am Mittwoch stehe ich wieder brav vor dem Tresen. Diesmal ist ein anderer Mitarbeiter da, aber auch der kann mir nicht weiterhelfen. Keine Meldebescheinigung weit und breit. Und auch in dem heute wieder besetzten Büro ist nichts zu finden. Ich entscheide mich kurzerhand, noch einen Euro zu opfern und einfach einen neuen Antrag zu stellen. Same procedure as letzten Freitag, ich bezahle meinen Euro und verabschiede mich bis morgen.
Donnerstag. Ich bin wieder da. Jetzt bin ich aber mal gespannt. Ich lege die Antragsdurchschrift von gestern auf den Tresen. Der Mitarbeiter (der vom Freitag) wühlt sich durch einen Papierstapel. Und ? Und ? Und jetzt zieht er ein Formular daraus hervor. Stutzt, wühlt, und zieht noch ein Formular heraus. Jetzt ist er scheinbar völlig verwirrt. Vor ihm liegen zwei Meldebescheinigungen. Beide mit meinem Namen. Das leuchtet ihm nicht ein. Um ihn nicht völlig zu verwirren, ziehe ich die Antragsdurchschrift vom Freitag, die ich vorsichtshalber nicht weggeworfen hatte, aus der Tasche. Davon wird es aber auch nicht besser. Er versteht nicht, was ich mit zwei Meldebescheinigungen will. Ich ja eigentlich auch nicht, aber wo sie nun schon mal da sind. Schaden kann es ja nicht. Um die Sache etwas zu beschleunigen murmle ich etwas von "Trafico" und "Hacienda" (das sind hier wohl so die gebräuchlichen Abkürzungen für die Zulassungsstelle und das Finanzamt), und endlich ergibt er sich in sein Schicksal. Mit einem gleichgültigen Schulterzucken und einem fast beleidigten Gesichtsausdruck überreicht er mir die Papiere, allerdings nicht ohne mich darauf hinzuweisen, dass ich nochmals zur Zahlstelle gehen muss, um noch eine Bearbeitungsgebühr zu entrichten. Nun gut, wenn es sein muss. Ich darf dafür noch eben 3,60€ zahlen (je Formular 1,80€), Stempel auf die Bescheinigungen, erledigt. Ich bin auch gar nicht böse, dass ich jetzt für zwei Bescheinigungen zahlen muss. Ich habe ja noch einige andere Behördengänge vor mir, und da kann man so eine "Certificacion" immer mal brauchen.
Wenn ich daraus jetzt etwas gelernt habe, dann das: Gehe nicht an einem Freitag auf eine Behörde, um einen Antrag einzureichen. Die Chance, dass der Antrag am Freitag noch bearbeitet wird, ist verhältnismäßig gering. Überflüssigerweise verhält dazu sich die Chance, dass der Antrag verloren geht, umgekehrt proportional (den Ausdruck hab ich mal in Mathe gelernt, aber nie gewusst, wofür ich den jemals brauchen sollte). In meinem Fall handelte es sich allerdings zusätzlich um doppeltes Pech, und das lag daran, dass der Montag arbeitstechnisch gesehen ebenfalls ein Freitag war, weil nämlich der Dienstag ein Sonntag war. Doppelfehler durch Doppelfreitag. Schönes Wochenende!
Samtag 05.05.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1019 hPa
Kleines Feuerteufelchen unterwegs?
Vorgestern, noch am frühen Nachmittag stieg Rauch auf aus dem Wald von Jedey, noch oberhalb der Felsformation "Los Campanarios". Notrufe gingen bei der Feuerwehr ein, das Feuer konnte sich aber nicht ausbreiten, es war dort noch zu feucht. - Gestern Nacht, gegen 23:00 Uhr gab es erneut einen Brand, dieses Mal auf der Höhe des "Llano de Jable" und die Feuerwehr hatte wohl zu tun, dieses Feuer zu ersticken. - Das kann nun alles ein dummer Zufall sein, aber beide Brandstellen lagen unterhalb der Forstpiste, die oberhalb vom genannten Llano de Jable bis nach Fuencaliente geht. - Man vermutet nun schon einen Pyromanen, der dort von der Piste aus seine Feuer in den Wald legt. - Das ist praktisch, da muss der Zündler nicht mal aus dem Auto aussteigen und kann sich auch ganz schnell vom Acker machen. - Einziges Glück dabei für uns ist, auch die Feuerwehr kann dort schnell hinfahren, um Schlimmeres zu verhüten. - Das sind alles nur Vermutungen, aber es soll ja solche Zeitgenossen geben, die es schön finden, wenn der Wald auf La Palma brennt. - Das letzte große Feuer welches uns in dieser Zone heimsuchte, das war im Jahr 1994 und brannte über eine Woche lang auf der Montaña Enrique und legte das gesamte Aridanetal unter eine rötliche Rauchglocke. Seit dem gab es immer nur kleine Feuerchen auf der Westseite der Cumbre Vieja, welche die Feuerwehr schnell im Griff hatte. - Wir können nur hoffen, dass es auch diesem vermeintlichen Feuerteufel nicht gelingt, die Feuerwehr zu überfordern. Auf jeden Fall ist man nun argwöhnisch aufmerksam geworden und das ist gut so.
Freitag 04.05.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 23,2 Grad - niedrigste Temperatur 14,8 Grad
Kreuzfeste
Überall auf La Palma gibt es an den Wegesrändern Kreuzstationen mit irgendwelchen Heiligen, Jungfrauen und Märtyrern, also mit dem ganzen Programm postmortaler Vorbilder, welche die katholische Kirche anzubieten hat. Jedes Jahr im Mai werden diese Kreuze zum Mittelpunkt von Prozessionen, welche je nach Gemeinde sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. In den "Breñas", Mazo und Santa Cruz gab es dafür sogar früher noch einen kompletten Feiertag am 3. Mai, der ist allerdings im Laufe der Zeit ziemlich aufgeweicht worden. - Der dritte Mai ist zusätzlich in der Hauptstadt auch noch ein weltlicher Feiertag, erinnert man sich doch an diesem Datum an die Gründung im Jahre 1493. - Nachbarschaften pflegen diese Kreuzstationen und einmal im Jahr gibt es Prozessionen an denen die Gemeinde samt Pfarrer die Kreuzstationen abläuft und segnet. Vorher müssen die Kreuze allerdings auf Vordermann gebracht werden. Das ist Sache der Nachbarschaft und in den vier Ostgemeinden noch mehr als das. Es ist sogar ein Wettbewerb, welche Region denn nun die schönsten und aufwendigsten Kreuzstationen hat. Da werden auch mal echte Juwelen verarbeitet und wehe eine Nachbarschaft legt nur ein paar Blumen in den Kasten. Für Langfinger ist aber nichts zu holen, die Nachbarschaften wachen argwöhnisch über ihre kleinen Altäre. Angepasst an die interaktive Neuzeit gibt es sogar einen online-Wettbewerb von La Palma Digital, wer denn am schönsten zu Kreuze kroch.
In den anderen Gemeinden wird nicht gar so viel Brimborium um die Kreuze gemacht, da genügt es meistens die einzelnen Kreuze zu segnen und um dieses für alle Nachbarn und Fernbarn deutlich zu machen, der Segen ist gekommen, lässt man mehrere Böller aufsteigen, die dann mit einem lauten Knall jeden erschrecken. - Hunde und andere Haustiere sind keine wirklichen Anhänger klerikalen Knallens, um bei Paul dieses Martyrium zu entgehen, haben wir ihn römisch- katholisch erzogen, dem kann also heilige Knallerei nichts anhaben. - In El Paso feiert man Ende des Monats extra noch eine Fiesta zu Ehren eines ganz bestimmten Kreuzes, dem "Cruz de Las Canales". - Unabhängig von der Segnung der anderen Kreuze feiern wir dann über drei Tage hinweg im oberen Ortsteil La Rosa, mit allem was dazu gehört, Viehmarkt, Musik, Tanz und Essen und Trinken bis zur Eigensegnung. - Ach ja, einen Gottesdienst unter freiem Himmel gibt es dann auch, aber wie bei so vielen unseren Fiestas, hat sich der eigentliche klerikale Hintergrund längst von weltlichen Versuchungen überdecken lassen. - Da muss man noch lange keine Gottlosigkeit dahinter vermuten, es handelt sich dabei meist um puren und angewandten Pragmatismus, warum soll man sich die kirchlichen Feste nicht bunt umgarnen und fröhliche Weltlichkeit in die manchmal starre Frömmigkeit mischen. - Das passt meist hervorragend und der Pfarrer sieht an solchen Tagen viele seiner Schäfchen endlich mal wieder, die sonst im Alltag nicht auf nüchterne Messen und Gottesdienste stehen. - Warum wir aber immer knallen müssen, wenn wir irgendetwas Kirchliches auf den Straßen zelebrieren, das hat mir unser Pfarrer auch verraten. - So rief man früher die Schar der Gläubigen zu sich und das ist, trotz Mobiltelefone und Fernsehen und Nachrichten so geblieben. - Ich denke ja eher, man hat das gemacht um sich auf den Prozessionen früher die wilden Hunde vom Leib zu halten, oder aber den immer drohenden Freigeist zu erschrecken. - Seltsame Methoden findet man überall in Kreisen der katholischen Kirche, aber auf eines kann man sich verlassen, da wo es wiederholt und ganz oft knallt, da wird besonders viel gefeiert.
Freitag 04.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa
Eisbeine zum Abendessen
Da freut man sich auf ein gemeinsames Abendessen bei Kiko in der Abuela, kann aber nicht gleich zu Beginn des Treffens kommen und schon ist es passiert. - Die muntere Truppe sitzt doch tatsächlich bei Temperaturen unter 20 Grad plus auf der Terrasse und nicht im schützenden Inneren der "Parilla", so wie ich mir das erträumt habe. - Da gibt es sogar eine Heizung, die einem das Verweilen in dem Restaurant auch in kalten Zeiten angenehm ermöglicht, aber nein, der Deutsche an sich sitzt draußen im Restaurant, wahrscheinlich bereits ab 10 Grad Celsius aufwärts. - Dabei könnte man doch meinen, nach dem extrem warmen Monat April in Mitteleuropa, dass die Zeiten des Essens mit Eisbeinen nun auch aus dem Habitus dieser Menschen gestrichen ist, aber dem ist nicht wirklich so. - Man könnte sich ja vorbereiten, entweder einen Heizlüfter mitnehmen, oder jetzt im Mai noch mal die Unaussprechlichen reaktivieren, diese grauen Feinripp-Teile, die sich so angenehm wärmend um die zitternden Eisbeine der kompletten Länge nach legen.
Aber wer kommt denn darauf, dass die Truppe bei solchen Temperaturen nicht heimlich ein Feuerchen unter dem Tisch anhat, um die Beine zu wärmen, sondern lustig der Kälte trotzend auch noch den blasphemischen Spruch aufsagen, wir freuen uns endlich der deutschen Hitze entkommen zu sein. - Das gibt einem dann wirklich den Rest, dann den Frost und dann den Schnupfen. - Ich hatte mir das mit dem Klimawandel anders vorgestellt, es aber dennoch nicht fertig gebracht, mir anstatt eines kalten Tropis einen wärmenden Tee zu bestellen, welcher sicherlich der bessere Begleiter im Kampf gegen den Erfrierungstod gewesen wäre. - Gut, mit Hilfe aller Jacken meiner Kinder und einer schnellen Abfolge mehrerer Getränke, die nur ein bisschen kälter waren als die Außentemperatur, konnte man sich dann in heiße Diskussionen flüchten. - Aber auch nur alles Illusion, Kälte lässt sich nicht so leicht ignorieren. - Als mein Tischnachbar dann auch noch anfing von Montage in Moskau zu berichten war das Eis endgültig gebrochen, da sitzt mal wohl bei minus 5 Grad auf der Terrasse und wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht. - Ab nach Hause, auf dem kurzen Weg von der Abulea bis hin zum schützenden Heizlüfter kann die Heizung im Auto kaum etwas ausrichten, aber dafür darf ich einen letzten Schlummertrunk noch in der Küche einnehmen, in Begleitung eines fast erfrorenen Katers und einem schwer arbeitenden Heizlüfter. - Alles schmeckt hervorragend bei Kiko, aber Eisbeine, die werde ich mir nicht mehr dort bestellen.
Donnerstag 03.05.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 20,1 Grad - niedrigste Temperatur 15,7 Grad
Ich muss Ihnen etwas gestehen
Objektivität war nie mein Ding, ich habe halt eine Meinung, manchmal auch mehrere…Die Kommunalwahlen stehen an am 27 Mai und auch europäische Bürger hier in Spanien haben Wahlrecht, in der Gemeinde in der sie wählen und wenn sie im Wählerverzeichnis aufgenommen worden sind. Dazu haben alle hier gemeldeten Ausländer die aus Ländern des Schengener Abkommens stammen, bereits vor mehreren Monaten eine Aufforderung erhalten, mit der Bitte dieses ausgefüllt zurück zu senden, wenn man sich im Wahlregister eintragen lassen will. Wer bereits vorher auch schon gewählt hat, der wurde nicht erneut angeschrieben. Wählen dürfen wir hier den Gemeinderat, Cabildo Insular und Provinzregierung sind nicht im kommunalen Wahlrecht mit enthalten. - Aber auch, und vielleicht gerade in den Gemeinden in denen man wohnt, ist es besonders wichtig, auch seinen Teil der demokratischen Mitarbeit abzuliefern, der da mindestens Wählen heißt. - Da ich schon ziemlich lange hier wohne und ziemlich viele Leute kenne, habe ich mich immer auch in die Lokalpolitik eingemischt, weil es einfach so derart viel einzumischen gibt. - Das kann man als aufgebrachter oder besorgter Bürger machen, man kann aber auch selbst einen Schritt nach vorne machen, und aktiv an der Veränderung in unserer Politik mitmachen.
Die kommenden Wahlen sind viel zu wichtig, um sich auf kritisieren und polemisieren zu beschränken, La Palma steht wahrlich am Scheideweg und unsere politische Landschaft glänzt nicht gerade durch progressive Ideen oder gar Einfallsreichtum, wie man denn diese Insel vor dem Betonfortschritt noch retten kann. - Aber es gibt immer Ausnahmen, da sind ein paar Grüppchen auf diese Insel, die das nicht nur sehen, sondern auch den Kopf für diese Ideen hinhalten wollen, weil sie überzeugt davon sind, dass man etwas tun muss. - Meist sind das ökologisch orientierte Organisationen, die auch schon eine ganze Menge erreicht haben auf dieser Insel und eine rege Diskussion angestoßen haben, wie denn ein wirklicher Ausweg für La Palma vor dem drohenden Ausverkauf aussehen könnte. - Die Politik scheint dabei außen vor, eingeengt von Koalitionszwängen und echter Mutlosigkeit, weil man den vermeintlichen Starrsinn der wählenden Bevölkerung fürchtet. - Wie das in den anderen Gemeinden genau ist kann ich nicht sagen, aber hier in El Paso haben wir eine Bürgermeisterin und eine Truppe hinter ihr, die es anders machen will und wird. - Viele junge Leute, die es auch satt haben regiert zu werden und hilflos zuzusehen, wie um uns herum diese Insel Stück für Stück an spekulative Investoren verscherbelt wird und keine Rücksicht dabei aufkeimt, was denn eigentlich nützlich dabei für die Bevölkerung und unsere Umwelt ist. - Dolores Padilla, von allen immer nur Loly oder Loli genannt, tritt erneut als Bürgermeisterkandidatin für El Paso an, mit einem ganz klaren Nein zur Autobahn und vielen neuen Projekten, die sich an die tatsächlichen Bedürfnisse der Bevölkerung richten. - Ich will hier an dieser Stelle Loli nicht vorgreifen, die Projekte werden bald vorgestellt, sondern Ihnen nur gestehen, dass mich Loli in allen Aussagen hat überzeugen können. Sowohl was die menschliche Qualifikation angeht und ihre persönliche Haltung zu ihrem Amt, wie auch die faktischen Arbeitsnachweise, die sie schon erbracht hat und die Aufgaben, welche sie noch angehen will. - Ich bin so überzeugt von ihrer Arbeit und derer, die in Arbeitskreisen hinter ihr stehen, dass ich mich auch als Kandidat für den Gemeinderat auf ihrer Liste habe aufstellen lassen. - Allerdings strebe ich keinen Gemeinderatsposten an und werde auch keinen annehmen, aber ich stelle mich damit auch in der Öffentlichkeit ganz hinter sie. - Meine Aufgabe steckt in den bereits gegründeten Arbeitskreisen, in denen die neuen Projekte so weit ausgearbeitet werden, um diese dann den interessierten Teilen der Bevölkerung zu präsentieren. - Von da an sollen diese Vorhaben weiter mit den Bürgern diskutiert und komplettiert werden, um dann über den Gemeinderat zur Ausübung zu kommen. - Ich wollte Ihnen das einfach nur gesagt haben, um nicht den Verdacht der Schleichwerbung aufkommen zu lassen. - Ich mache keine Schleichwerbung für Loli, sondern Werbung und das aus voller Überzeugung, wie gesagt, Objektivität liegt mir nicht, weil ich eine Meinung habe. - Um allen möglichen Missverständnissen vorzubeugen, ich stehe zwar auf der Liste der PSC/PSOE aus El Paso, bin aber als unabhängiger Kandidat angetreten und auch kein Mitglied der Partei. - Das war meine einzige Bedingung, die auch ohne weiteres angenommen wurde.
Donnerstag 03.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa
Gemeindesäckel füllen mit der Privatisierung der Wasserversorgung
Wasser und La Palma, eine ebenso erfreuliche, wie auch unverständliche Welt. - Keine andere Kanareninsel hat so viel Wasser wie unsere und dennoch ist es höchst kompliziert unser Wasserverteilungssystem zu begreifen. - Früher, also in diesem Zusammenhang noch vor etwa 10 Jahren, gab es kaum öffentliche Wasserversorgung außerhalb der Stadtkerne. - Wer keine Wasseraktien in Besitz oder gemietet hatte und keine Durchlaufsrechte besaß, der kam nicht an Wasser heran. - Dieses System ist komplett privatrechtlich organisiert, man kann Anteile einer Wassergesellschaft kaufen oder mieten, dann muss man sich noch die Durchgangsrechte in seinen zuständigen "Ramal" (Verteilerstation) sichern und dann erhält man eine gewisse Menge an Wasser pro Minute, die einem permanent zuläuft und was man damit macht, das ist eines jeden eigene Sache. - So erklären sich auch die vielen Wassertanks und Behälter auf unseren Dächern, man musste ja das Wasser sammeln können, sonst lief es einfach davon und war verloren. - Ein witziges, aber ebenso uneffektives System, welches sich nur noch am Leben hält, weil jeder der eine Wasseraktie besitzt, weiter an diesem prähistorischen Verteilungssystem festhalten will. - Sonst verliert er ja den Wert dieser Anteile.
Die Gemeinden aber bauten, mal zügig, mal weniger zügig dann auch in den Außenbezirken eine öffentliche Wasserversorgung aus, die genau so geregelt ist, wie man das aus anderen Regionen Europas kennt. Man dreht den Hahn auf, es fließt Wasser, dieses bewegt einen Zähler und alle zwei Monate kommt jemand von der Gemeinde vorbei und liest den Zählerstand ab. - Immer wenn alles so schön sein könnte treten aber erneute Probleme auf, die Sanierung der Wasserversorgung in den urbanen Bereichen und besonders die Anforderungen der europäischen Union, nur kontrolliertes und zertifiziertes Wasser in die Leitungen zu schicken, überfordert unsere Gemeinden an Personal und Machbarkeiten. - Nun ist man dazu übergegangen, die öffentliche Wasserversorgung an eine private Firma abzutreten, welche die Mittel und Möglichkeiten hat der Gesetzeslage zu genügen und die Gemeinden sind die Arbeit und den Ärger los. - Als Beispiel darf hier angeführt werden, dass keine Gemeinde in der Lage war, die dauernden Wasseruntersuchungen vorzunehmen die notwendig sind, um das Wasser als Trinkwasser bezeichnen zu dürfen. In der Käseherstellung sah man sich so plötzlich in die Illegalität abgeschoben, niemand war in der Lage das Zertifikat auszustellen, dass man Trinkwasser in der Herstellung benutzt hat. - Als erste Gemeinde der Insel hat El Paso seine Wasserversorgung in die Hände von "Canaragua S.L." gegeben, etwa vor zwei Jahren, damals noch begleitet von normaloppositionellen Buh und Schmährufen, nun aber geht Gemeinde für Gemeinde den gleichen Weg und bald könnte man dann von einer inselweiten Wasserversorgung sprechen, weil Canaragua dann das öffentliche Wasser aller 14 Gemeinden verwaltet und verteilt. - Dann kommt da noch ein echtes Zuckerlein dazu, Canaragua bezahlt richtig viel Geld an die Gemeinden für die langfristigen Konzessionsvergaben, da kann man die Kriegskassen ordentlich füllen. - So planen bereits mehrere Rathäuser großzügig den Kauf einiger Immobilien um diese dann für die Gemeinde nutzen zu können, was ohne den Geldsegen aus den Händen der Canaragua nicht möglich gewesen wäre. - Man kann nur daraus schließen, dass es doch ein Geschäft sein muss, uns mit Wasser zu versorgen. Aber das kennen wir ja hier auf La Palma zur Genüge, wir haben zwar enorm viel Wasser, aber dennoch war es immer schon ein gutes Geschäft.
Mittwoch 02.05.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 19,5 Grad - niedrigste Temperatur 15 Grad
Monstermaschine
44 Billionen Rechenoperationen in der Sekunde, ich glaube man sagt auch "Teraflops", damit ist man auf der Welt ziemlich weit vorne, was Rechnerleistung angeht. - Diese Monstermaschine, gebaut von IBM soll in ein paar Wochen hier auf La Palma ihren Dienst aufnehmen. - Untergebracht wird der, nicht mehr ganz "Laptop" in Breña Alta, im Astrophysikalischen Zentrum. Damit wissen wir auch schon, wem wir es zu verdanken haben, warum wir solche absolute Spitzentechnik hier nach La Palma bekommen. Es ist nur dem Instituto Astrofísico de Canarias (IAC) zu verdanken und weil wir der Einrichtung es ermöglicht haben, dass auf dem Roque de Los Muchachos deren Observatorien betrieben werden können. - Sicher zählt auch, dass wir ab dem nächsten Jahr das Teleskop mit dem größten optischen Primärspiegel der Welt bei uns eröffnen dürfen, das "Grantecan". - Allerdings wird dem IAC nur 20% der Rechenleistung dieses Computers zur Verfügung stehen, die restlichen 80% werden von dem Betreiber, dem "Centro de Supercomputación de Barcelona" (muss man nicht übersetzen), an weitere wissenschaftliche Einrichtungen aller möglichen Fakultäten vergeben.
Einen Raum von 40 Quadratmeter benötigt man für den Rechenkoloss, der bereits ab Juni hier seinen Dienst aufnehmen soll und als Kosten für den Computer werden 20 Millionen Euro angegeben. Wer das bezahlt, das konnte man nicht erfahren, aber auf jeden Fall muss die Insel oder die Provinzregierung kein Geld dafür auf den Tisch legen, das macht IBM mit dem Rechenzentrum in Barcelona irgendwie aus. - So gab es auch eine herbe Abfuhr an Eifersuchtsszenen, welche die Provinzregierung auf den Tisch knallte, man wollte auch an der Rechnerleistung beteiligt werden und nicht nur das IAC oder die anderen Fakultäten, welche allesamt nicht auf den Kanaren beheimatet sind. - Seitens der Betreiber kennt man da keinen Schmerz, jeder der für wissenschaftliche Zwecke Rechenleistung im Supercomputernetz benötigt, der solle einfach in Barcelona anfragen und käme dann, nach Prüfung der Notwendigkeit auf die normale Warteliste. - Die Provinzregierung ist da wohl ein bisschen sehr vorschnell gewesen mit ihren Wünschen, weil man ganz einfach die Frage stellen muss, was wollen die denn mit so viel künstlicher Intelligenz, wenn dort kaum humane vorhanden ist. - So sagen das die bösen Zungen, aber ganz im Ernst, für deren Verwaltungsaufgaben reichen inzwischen ein paar handelsübliche Rechner, dazu muss man keine Schnittstelle an einem 44 Teraflop-Rechner haben. - Allerdings, wenn die mal 10 Minuten an den Rechner könnten, vielleicht würde der denen ausrechnen, was andere mit lässigem Nachdenken erreicht haben, nicht in hundert Jahren braucht La Palma eine Autobahn.
In eigener Sache: Hier die ersten Bilder vom archäologischen Museum. - Ich war da ganz alleine drin und hatte fast Angst vor den Guanchenmumien. - Alles ganz neu, riecht noch nach Farbe und ist noch umsonst der Eintritt. - Also, zahlungsresistente Residenten, ab nach Los Llanos, das Schnäppchen abgreifen, ab Mitte Mai soll es Eintritt kosten. Klicken Sie auf den Guanchenschädel...
Mittwoch 02.05.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa
Erklärungsnotstand
Die Provinzregierung der Kanaren kommt in erneuten Erklärungsnotstand. Da ist einerseits unendlich viel Geld für Infrastrukturmaßnahmen vorhanden, die kein Mensch wirklich braucht, auf der anderen Seite werden im Gesundheitssektor plötzlich die Leistungen drastisch gekürzt. - Das aktuelle Vorhaben, in den Gesundheitszentren von Tazacorte und EL Paso keine Notfallversorgung nachts und an den Wochenenden durch Sanitäter und Krankenwagen mehr anzubieten und alle Patienten ins Gesundheitszentrum von Los Llanos zu schicken, ist angesichts der gefüllten Asphaltkassen nicht zu erklären. - Es geht darum, die Arbeitszeiten der Angestellten im Gesundheitswesen zu drücken, was nichts anderes bedeutet, man will weniger Geld ausgeben, denn man könnte ja einfach mehr Menschen dort einen Arbeitsplatz geben. - Das Gesundheitszentrum in Los Llanos ist bereits jetzt, besonders an den Wochenenden überlaufen und soll jetzt noch die Anwohner Tazacortes und El Pasos mit aufnehmen, ein herber Schritt gegen die Versprechungen vor mehr als vier Jahren, ein Notfallzentrum im Aridanetal zu errichten. - Das zuständige Gesundheitsamt dagegen erklärt, es handele sich lediglich um eine Verkürzung der Arbeitszeiten, die arbeitstariflich erforderlich seien.
Einschnitte und Kürzungen sind immer dann verständlich, wenn die Kassen leer sind und gewisse Dienste einfach nicht mehr zu bezahlen sind. - Die Kassen sind aber nicht leer, man hat aus den Kohäsionsfonds und den kanarischen Investitionsrücklagen, der "RIC" (Reserva para Inversiones en Canarias) Milliarden, nicht nur Millionen zur Verfügung, die aber lieber in den Straßenbau und fragwürdige Urbanisierungen gesteckt werden. - Zwar sind die europäischen Kohäsionsfonds für die Verbesserung der Verkehrswege gedacht, aber wir brauchen schon ganz lange keine neuen Straßen mehr, sondern mehr Krankenhäuser und mehr Personal im Gesundheitswesen. Die "RIC", ein kanarisches Steuersparmodell dient auch nur dazu gesparte Steuergelder in privates Vermögen zu verwandeln, in das Gesundheitswesen wird aus beiden Töpfen nicht investiert. - Vielleicht macht ja so die Autobahn Sinn, wenn es keine Notfallstation mehr in El Paso gibt, dann muss ich nachts erst hoch in den Ort fahren, dort die Auffahrt zur Autobahn nehmen, dann bis Los Llanos auf mehreren Spuren gleichzeitig fahren, um dann vor einem völlig überfüllten Gesundheitszentrum zu stehen oder zu liegen. - In diesem Zusammenhang darf ich vielleicht darauf hinweisen, dass unsere Bürgermeisterin hier in El Paso, Dolores Padilla bislang die einzige der Insel ist, welche das absolute Nein zur Autobahn mutig in ihr Programm aufnimmt. - Sie schreibt es da auch nicht nur hinein, sondern ist aktive Gegnerin dieses völlig absurden Verkehrsweges. - Das ist Wahlkampf meinen Sie? Ja aber natürlich, wenn es irgendwo in dieser schillernden politischen Welt einen vernünftigen Ausweg gibt, dann kann man diesen ruhig unterstützen.
Dienstag 01.05.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 21,0 Grad - niedrigste Temperatur 14,3 Grad
Was raus muss, muss raus
Spätestens seit dem ein degenerierter Prügelprinz an einen türkischen Pavillon pinkelte, weil einfach niemand eine durchlauchte Toilette zur Hand hatte, wissen wir, dass höchst normale menschliche Bedürfnisse nicht immer den Zuspruch anderer Zeitgenossen finden. - Bei uns pinkeln nicht nur die Prinzen, sondern auch die nächtlichen bourgeoisen Zecher wenn es ihnen der Körper befiehlt und weil meist kein türkischer Pavillon zur Verfügung steht, sind es halt Hauseingänge und Geschäftsflure. - Im spanischen gibt es für die Notdurft einen ähnlich anschaulichen Ausdruck, das sind die "necesidades", die Notwendigkeiten. - Aber natürlich, auch Notwendigkeiten müssen an dafür geschaffenen Orten verrichtet werden, wenn aber keine da sind, dann kann das in die Hose gehen, oder eben auf das Trottoir und selbst wenn es in die Hose geht, dann landet es eben Sekunden später auch auf dem Boden der Tatsachen. - Nicht, dass Sie jetzt meinen, auf La Palma würde in aller Öffentlichkeit und andauernd und ausdauernd gegen Gebäude uriniert, nein, das passiert nur nach ausgelassenen Festivitäten wie Karneval und Pferderennen, oder eben in der Innenstadt von Metropolen auf dieser Insel, welche sich eines regen Nachtlebens rühmen.
Auf Festivitäten versucht man diesen, ab einem nicht näher bestimmbaren Grad von Alkoholkonsum unkontrollierbar werdenden "Notwendigkeiten" durch Aufstellen von "Trapotos" (transportable Toiletten) irgendwie zu kanalisieren, aber bei einem gewissen Pegel ist jeder Zecher eigentlich nur noch froh, die formbare Verlängerung des Überdruckventils rechtzeitig noch aus der schützenden Hose zu bekommen. - Die Anwohner und Geschäftsleute des Innenbezirks der Hauptstadt verlangen nun, am Wochenende verstärkte Polizeipräsenz des Nachts, weil nicht mal eigene Pipi gut riecht und die von Fremden wegzumachen wirklich kein freudiger Anlass ist. Das rege Nachtleben am Wochenende in der Hauptstadt führt immer wieder dazu, dass viele Menschen mehr Flüssigkeit in sich hineinschütten, als eigentlich rein passt und auf dem Weg nach Hause, oder in das nächste Frohsinnsetablissement, dann einfach überlaufen. - Man muss diesen, meist wandelnden jugendlichen Flüssigkeitsdepots zugute halten, dass in unseren Innenstädten öffentliche Toiletten äußerst rare Straßenmöbel sind. - Dagegen soll nun eine Art Pinkelpolizei angehen, welche die potentiellen Pinkler verscheucht und zum heimischen Urinieren animiert. - So zumindest fordern es Anwohner und Geschäftsleute, die keine Lust mehr haben, am nächsten Morgen keine Eigenurintherapie durchzuführen, sondern Fremdurin per Feudel vom Trottoir scheuern sollen. - Klar wäre ich auch stinkig, wenn es bei mir vor der Tür stinkt, aber man muss sich mal die Situation vorstellen, wie die Polizei eingreifen soll, wenn so ein, vom Alkohol überschwemmter Diskolurch seinen Prinzen nicht mehr unter Kontrolle hat. - Vielleicht könnte man durch das Aufstellen von öffentlichen Toiletten in Innenstädten diesen Drang etwas kanalisieren, wie die Polizei allerdings gegen Notfallpinkler angehen soll, das leuchtet mir, beim Druck meiner Blase nicht ein. - Oder sollte man Inkontinenzwindeln in Diskotheken genau so anbieten wie Kondome, oder am besten gleich beides tragen, doppelt gewickelt hält ein bisschen länger. Auf jeden Fall sollte man durch große Hinweisschilder, mehrsprachig und in Farbe am Eingang der Diskotheken darauf hinweisen, dass Kondome und Inkontinenzwindeln nur beschränkt kompatibel sind. - Allerdings kann ich eines versprechen, wenn man bei der Auserkorenen sich erst die Windeln vom Leib schnallen muss, dann kann man das mit dem Kondom getrost knicken, das wird dann sicher nicht mehr notwendig sein.
Dienstag 01.05.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa
Back to the roots
Hat es doch noch geklappt vor den Kommunalwahlen, das archäologische Inselmuseum in Los Llanos öffnete gestern seine großen Türen zum ersten Mal. Also nicht nur Einweihung, sondern Eröffnung, mit Tagen der offenen Tür bis weit in den Mai hinein. - Das "Museo Arqueológico Benahoarita", kurz (MAB), denn ohne Abkürzungen geht es bei uns nicht, liegt ein bisschen versteckt in der größten Stadt der Insel. Manch eiliger Autofahrer hat es vielleicht sogar noch nicht entdeckt, weil ein großer Wohnblock den direkten Blick auf den Rundbau verhindert. - Das macht aber nichts, wer auf der Suche nach der Frühgeschichte dieser Insel ist, der wird auch die Aufgabe lösen, dieses Museum zu finden. - Die Anschrift lautet, Calle Adelfas, von El Paso kommend, noch an der Gofio-Mühle vorbei, hinter dem Gebäude mit dem Geschäft "Deco-Aridane" rechts hinein. - Dort, gegenüber dem Museum findet man auch das neue Hotel der Stadt, das "Trocadero", so genannt, weil dieser Stadtteil von Los Llanos auch so genannt wird. Die vom Hotel werden froh sein, dass nun das Museum endlich fertig ist, die Arbeiten auf dem Platz vor dem archäologischen Museum standen fast ein Jahr still und es sah da aus, als hätte man gerade dort die größten Fundstücke vermutet, so viel gebuddelt hat man.
Der Baubeginn war bereits im Jahr 2001, ganz schön lange Bauzeit also, aber das kommt wieder daher, weil man immer wieder auf neue Teilzuwendungen an Geld warten musste, welches zum Teil von der Inselregierung, aber auch vom der Provinzregierung in Happen kam. - Das Gebäude an sich ist bereits seit fast zwei Jahren fertig, aber ein Museum braucht auch noch eine Inneneinrichtung und eben auch einen aufgeräumten Vorplatz und dafür musste man erst neue Mittel auftreiben. Nun ist es geschafft, der Rundbau mit drei Etagen ist fertig und wir dürfen einen gesammelten Blick auf die Frühgeschichte dieser Insel nehmen. - Jorge Pais, unser Oberarchäologe hat viel gesammelt in den letzten Jahren und versucht so dem Leben und Treiben der Ureinwohner, die hier auf La Palma Benahoarits genannt werden, noch einige ihrer Geheimnisse zu lüften. - Was inzwischen unbestritten ist, die Benahoarits waren weder verirrte Wikinger noch Überbleibsel der Atlanter, sie kamen aus der wenig einladende Ecke des heutigen südlichen Libyens und waren Berberstämme. Entweder die Phoenizier, oder fast tausend Jahre später die Römer unter Claudius, brachten die Menschen auf die Inseln. - Ob man sie dort als Gefangene hin steckte, weil Berber eigentlich immer aufmüpfig waren und so gar nicht das tun wollten, was die wechselnden Herren so vorhatten, oder ob es sich um eine planmäßige Besiedlung der Kanaren handelte um "neuen Lebensraum in Westen" zu erobern, das flüstern uns die vielen Fundstücke auch nicht zu. - Interessant ist es aber immer wieder zu beobachten, wie stark in den letzten zwei Jahrzehnten die Neugier nach der prähispanischen Geschichte dieser Inseln geworden ist. - Eigentlich sind die heutigen Bewohner ja die Nachkommen der Eroberer, aber immer häufiger nimmt man nun die Geschichte zu Hilfe um sich eine eigene Identität zu verschaffen. - Wenn es denn sein muss…