La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Mai 2006


Mittwoch 31.05.2062 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,5 Grad, niedrigste Temperatur: 17,9 Grad

Schon wieder ein Gastkommentar, der schreibt ja gar nicht mehr selber könnte man meinen. Aber immerhin ist es ein Bericht meines Enkels aus ferner Zukunft, bleibt also in der Familie. Allerdings ist mir beim Durchlesen dieser Meldung aufgefallen, dass ich dringend mit meinen Töchtern reden muss über ihre zukünftige Erziehungsmethoden, irgend etwas ist denen da ziemlich entglitten.

Erneute Flüchtlingswelle rollt auf die Kanaren zu

Die Zahl der Besucher steigt ständig, seit dem die kanarischen Inseln allesamt mit einer unterseeischen Autobahn verbunden sind, kommen endlich mehr Flüchtlinge auf unsere Insel. Die, einst als visionär belächelten Pläne der Nationalregierung, von La Restinga bis Los Lobos auf der Autobahn durchgehend fahren zu können, haben ungeahnte Möglichkeiten geschaffen. Glanzpunkt der Verkehrsplanung war natürlich die Anbindung Lanzarotes direkt mit El Aiun auf dem afrikanischen Festland. Inzwischen ist es damit möglich, innerhalb von wenigen Stunden die mitteleuropäischen Flüchtlinge, die auf Flößen und Ruderbooten versuchen Afrika zu erreichen, dorthin zu bringen. Die weise Voraussicht unserer Nationalregierung, sich vom europäischen Staatenbund loszusagen, nach dem dieser von der Coca Loca Company übernommen wurde, zahlt sich nun hervorragend aus. Der Wirtschaftsboom der westafrikanischen Länder benötigt derart viele billige Arbeitskräfte, dass die übrig gebliebene Rumpfregierung des mitteleuropäischen Staatenbundes um eine völlige Entvölkerung des einst florierenden Europas fürchtet. Die geleaste nordamerikanische Marine, mit der man den Flüchtlingsstrom bremsen wollte, ist nach dem 14. Golfkrieg (powerd by Halliburton) nicht mehr einsatzfähig, lediglich der Flugzeugträger "King George W.B. IX" dümpelt noch nördlich der Kanaren umher, kann aber den Zuzug der Flüchtlinge auch nicht wirksam bremsen.

Für die Kanaren brach so der zweite Wirtschaftboom los, nachdem man früher noch mühsam die vielen Millionen chinesischer Touristen über die Inseln fahren musste, kann man vom Menschenhandel deutlich nachhaltiger wirtschaften. Die Änderung des Artikel eins des Grundgesetzes (powerd by Microsoft) in folgenden Text: "Auch Menschen sind nachwachsende Rohstoffe, deren Nutzen und Zweck nachhaltig zu steuern ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Länder wie Senegal oder Mali bezahlen Kopfgelder in Höhe von vielen tausend Euro für gesunde und schnell einsetzbare Arbeitskräfte aus Europa. Jeder Flüchtling der hier ankommt bedeutet so bares Geld für die Inselkassen, inzwischen ist man dazu übergegangen, den hier ankommenden Microchips in die Schulter zu implantieren, das erleichtert die späteren Abrechnungsmodalitäten mit der Agentur Slave Collect. Für La Palma sind dabei besondere Aufgaben entstanden. Die meisten Flüchtlinge werden direkt in den Hafen von El Paso gebracht, dem letzten Großprojekt der Europäischen Union, bevor diese an Vodafone verkauft wurde. Von El Paso aus werden nun die Flüchtlinge in Doppelstock Bussen bequem auf den, nachträglich sechsspurig ausgebauten Inselautobahnen zu den Zwischenlagern gebracht, die auf den ehemaligen Golfplätzen eingerichtet worden sind. Dort trifft die Versandkommission für humane Handelsware eine erste Vorauswahl, welche Arbeitskräfte für den sofortigen Versand nach Afrika bestimmt. Die kommen dann, nach Entlausung und dem Einsetzen der Microchips wieder in die Schnellbusse und werden über die M28 (La Palma - Tenerife - Lanzarote) dann weiter auf den afrikanischen Kontinent gebracht. Andere Flüchtlinge, die nicht zum sofortigen Arbeitsdienst fähig sind, bringt man in die reichlich vorhandenen Ex-Hotels. (Tourismus hat sich hier doch nicht rentiert, die Chinesen waren allesamt Selbstversorger und haben darüber hinaus auch unseren Mojo nicht vertragen) Dies dient auch dazu, den Preis zu stabilisieren, schickt man zu viele Flüchtlinge direkt nach Afrika, dann kann das Überangebot zu einem Preisverfall führen, das kennen einige Augen und Gedächtniszeugen noch aus den traurigen Zeiten der Banane und des Tourismus und der lächerlichen Protestepoche, als Horden von naiven Gutmenschen noch auf die Straße gingen, gegen die sie eigentlich was unternehmen wollten.

Intensive Verhandlungen mit der Organisation der afrikanischen Länder stecken auch bereits mögliche Zukunftsideen ab. Man wäre bereit, seitens der afrikanischen Industrienationen einen Aufpreis für Sklaven bestimmter Handelsklassen zu akzeptieren, oder für Leute mit besonderen Fähigkeiten. Intern diskutiert man hier nun, ob das Aufkleben des Weltbiosphärenreservatsetikettes gegen die Normativen der Nachhaltigkeit verstößt. Einige, ewig Gestrige faseln allerdings was von unmoralisch und der Sklavenhandel sei inhuman, das hatte man aber bereits 2041 auf einem Kongress der obersten Moralökonomen (powerd by Hyundai) widerlegt, wenn Menschen Menschen verkaufen, dann ist das sogar höchst human. - Es ist darüber hinaus zwingend erforderlich Geld für die Sklaven zu nehmen, man steigert damit ihren Wert und der Wert eines Menschen sollte uns doch allen was wert sein. Man bittet aber die Sklavenempfängerländer auf korrekten Ausdruck zu achten, auch Weiße seien Menschen und die Begriffe "Käsekuchen" oder "Bleichgesicht" könnten kontraproduktiv wirken und die Arbeitsmoral senken und das wäre in erheblichem Maße unmoralisch.



Mittwoch 31.05.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1016 hPa

Inauguritis

Solch hohe Feiertage wie der Día de las Canarias sind der Politiker liebste Tage, ihrem höchsten Tun zu frönen, dem Einweihen von öffentlichen Gebäuden. Tazacorte hat jetzt auch noch ein Mojo-Museum, gleich neben dem Bananen-Museum, schwer erhöhte Museumsdichte also. Allerdings ist bislang das Mojo-Museum nur offiziell eröffnet worden, Besucher können da noch nicht rein, eine nette Sitte von uns die Gebäude mehrfach zu eröffnen. Das war mit dem Bananen-Museum genau so und ich will nicht ungerecht sein, auch bei uns in El Paso stehen gewisse Gebäude herum, die offiziell zwar eröffnet sind, aber aus verschiedensten Gründen noch nicht in Funktion. - Macht nichts, Kleinlichkeit hat noch niemanden weiter gebracht.

So ein Mojo-Museum ist sicher ein touristischer Anziehungspunkt, gehört diese Soße doch zu unserer kulinarischen Kultur wie der süße Senf zu Bayern. Was Mojo ist, muss ich wohl nicht erklären, das Wort aber vielleicht. "Mojar" heißt Einweichen, Befeuchten und Nass machen, auch im übertragenen Sinn. Hat man mal so richtig daneben gegriffen, dann sagt man meist: "Metiste la pata" - du hast deinen Fuß rein gesteckt, aber auch "Te mojaste" - jetzt hast du dich aber nass gemacht. - Etwas über 200.000 Euro hat man seitens der Gemeinde Tazacorte für das Museum ausgegeben und nun fehlt noch ein bisschen, um das Museum auch zu betreiben. Dort wo die beiden Museen stehen, soll auch noch irgendwann ein thematisches Restaurant entstehen, in dem es lokale Spezialitäten geben soll, so die Gesamtplanung der Zone die man "El Charco" nennt. Wann das Mojo-Museum auch für das Publikum geöffnet wird, das weiß man noch nicht, wir haben in vielen Dingen keine Eile. Jetzt schulde ich Ihnen noch die Übersetzung der Überschrift. Inaugurar heißt einweihen und die Krankheitsform davon heißt...



Dienstag 30.05.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,8 Grad, niedrigste Temperatur: 17,5 Grad

Dieses Mal wieder ein Gastkommentar von Michael Wieseler (Teneriffa Nachrichten). In den letzten 24 Stunden sind wieder 796 schwarzafrikanische Flüchtlinge auf die Kanaren gekommen. 4 Boote landeten auf Tenerife, 3 auf La Gomera und eines auf El Hierro. Dazu passt der, fast freche Kommentar von Michael sehr gut, frech auch, dass ich den Artikel eher bei mir in der Seite habe, als er in seiner Zeitung... Er hat es mir aber erlaubt.

Riesen-Spektakel an der Mole

Verschiedenste Telefonate erreichten uns in den vergangenen Wochen. Kollegen der deutschen Medien erbaten unsere Hilfe vor Ort. Wie ist das mit den illegalen Einwanderern, hieß es. Wirklich so schlimm, wie die Agenturen berichten? Tatsächlich so massiv? Und was sagen denn die Touristen dazu?
"Die machen Photos davon", durften wir unbeschönigt antworten: "Die stehen in Scharen auf der Mole und schauen zu." -"Würden wir auch gern", meinten unsere Kollegen: "Wir brauchen Bild- und Text-Material". Der deutsch-französische Fernseh-Sender ARTE entsandte gar ein dreiköpfiges Team, das die Flüchtlings-Tragödie hochprofessionell dokumentieren sollte. Vier Tage hatte man dem Team an Zeit gegeben, um an verwertbare Bilder und Statements zu kommen. Und das Team sollte journalistisches "Glück" gehabt haben, denn es bedurfte nur geringer Geduld, um einige der mit Menschen voll gestopften cayucos - jener lang gezogenen schmalen Boote der afrikanischen Armutsflüchtlinge - anlanden zu sehen und filmen zu können. Bei gutem Wetter und ruhigem Meer kamen und kommen sie nahezu täglich.
Los Cristianos, der bislang wichtigste Hafen im Süden der Insel, bildet die Anlaufstelle: "Wenn Sie brauchbare Bilder wollen, dann müssen Sie dorthin! Und bringen Sie Tele-Objektive mit hoher Brennweite mit." So raten wir unseren Kollegen.
Und geben ihnen - zynisch, wie man ja in dieser Branche irgendwann wird - gleich einen weiteren Ratschlag: Denn wie verbringt man die Wartezeit, bis ein neues Immigranten-Spektakel beginnt? - In der Bucht von Los Cristianos gibt es gleich mehrere Restaurants und Bars, von denen aus sich das Geschehen im Hafen prima beobachten lässt. Dort kann man beim Cortado, Carajillo oder (zu fortgeschrittener Stunde) beim Bier, beim Wein oder beim Gin Tonic hocken, bis endlich wieder etwas geschieht. Und dass etwas geschieht, daß also wieder "welche" ankommen, das muss man gar nicht einmal höchselbst anfänglich zur Kenntnis nehmen: Plötzlich pflügt der Hubschrauber der Nationalpolizei durch den Luftraum über dem Hafenbereich; dann munkeln die Kellner in den Cafés von neuen Ankömmlingen; dann bildet sich rasch die Traube der Schaulustigen auf der Mole. Und man kann sagen: Jetzt geht's los, Kollegen!
Aber bitte: Man kann sich Zeit lassen und gemütlich austrinken. Sind es drei, vier oder sechs Boote, dann kann es Stunden dauern, bis der Hubschrauber und das Boot der Hafenpolizei die Lage im Griff und die Flüchtlinge im provisorischen Versorgungszelt haben. Genug Zeit für viele Aufnahmen, sofern eben die photographische Ausstattung stimmt.
Boot um Boot wird im Sichtschutz der Fred.-Olsen-Fähre in den Hafen gezogen. Das Schauspiel ist nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Und doch ist die Mole zur Tribüne geworden, von einer weisen Hafenbehörde in Presse- und Publikumsbereich unterteilt. Kamera-Teams sind angerückt, um die mit menschlichem Elend prall gefüllten Gefährte für die Abendnachrichten zu dokumentieren. So viele wieder! Touristen knipsen mit viel zu geringer Brennweite Erinnerungsphotos, auf denen die Bekannten und Freunde in der Heimat kaum etwas erkennen werden. Aber aus dem Fernsehen werden sie wissen: Das waren die Illegalen, die in Los Cristianos ankamen, enger zusammengepfercht als die Sardinen in ihrer Büchse. Ein Ambulanzwagen jagt mit heulender Sirene aus dem Hafenbereich hinaus. Mannschaftswagen der Polizei hasten wenig später unter Blaulicht hinein. Und so sieht es derzeit auf Teneriffa aus, lautet später reißerisch die Medien-Botschaft.
Ja, Teneriffa macht derzeit von sich reden - anders, als es gewollt war. Genauer gesagt: Die Flüchtlinge sorgen dafür, dass Teneriffa ins Gerede kommt. Das war natürlich nicht ihre Absicht; sie wollten nur nach Europa, ins vermeintliche Paradies. Und vermutlich ist die Not-Unterkunft mit Feldbett, medizinischer Not-Versorgung und warmen Not-Mahlzeiten genau das, was sie erhofft hatten - für sie etwas wie: Paradies.



Dienstag 30.05.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1018 hPa

Día de las Canarias

Seit 23 Jahren nun haben die kanarischen Inseln ihr eigenes Provinzparlament und über die Jahrzehnte haben die Kanaren einen Autonomiestatus erhalten, der uns eigentlich nur noch finanziell an das spanische Mutterland bindet. Wenn man den frommen Spruch der Europisten aufgreifen darf, das Europa der Regionen, dann müssten wir eigentlich ein Vorzeigemodell dafür sein. Das stimmt sogar, wir werden von einer Partei regiert die es sonst in Europa nicht mehr gibt, leben von exotischen Früchten (zumindest hier auf La Palma), gehören geographisch zu Afrika, meteorologisch zum Niemandsland "Atlantik", ausgespuckt hat uns der Vulkan und kulturell sind wir ein Konglomerat ganz vieler Nationen mit starker südamerikanischer Prägung. Die kanarischen Inseln sind der berühmte "Schmelztiegel", immer geprägt vom ständigen Kommen und Gehen. - Und dennoch bleiben viele Gemeinsamkeiten, meist sind es allerdings die Sorgen, die uns einen.

Die wirkliche Größe dieser Leute hier offenbart sich den Wenigsten, weil in unserer modernen und satten Welt Werte wie Hilfsbereitschaft, Toleranz und Barmherzigkeit nicht unbedingt täglich gefordert sind. Wer, außer den tausenden an Flüchtlingen kommt noch in Demut zu uns, damit man ihm helfen kann? - Die schwarzafrikanischen Sklaven müssen wieder gehen, zumindest pressewirksam so viele, dass man davon ablenken kann, wie diese billigen Arbeitskräfte ein ganz entscheidender Wirtschaftsfaktor in unserer brutalen Arbeitswelt sind. - In Demut kommt sonst keiner mehr zu uns, sondern meist mit Forderungen, Wünschen und klaren Vorstellungen, wie es hier denn auszusehen habe. - Noch schlimmer, mit Ratschlägen und Besserwisserei, als hätten diese Inseln vorher nie existiert. Unsere Größe liegt aber in den kleinen Dingen, für die global player nur noch ein fades Lächeln übrig haben, weil man damit weder Geld noch Ansehen oder gar Macht erlangen kann. Da ein Schulterklopfen, eine aufmunternde Geste oder gar ein starker Arm der einem hilft, wenn man nicht mehr weiter weiß. Das sind für mich die kanarischen Werte, die erschließen sich einem aber nur, wenn man zugeben kann Hilfe zu benötigen und das ist verdammt schwierig, wenn man zu weit oben steht. Hier unten spielt die Musik, unsere Musik, am Día de las Canarias, wie an jedem anderen Tag hier auch.


         



Montag 29.05.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,6 Grad, niedrigste Temperatur: 17,8 Grad

Die kritische Masse ist erreicht

Es handelt sich nur noch um wenige Tage, bis der häufig kritisierte PTE (Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística Isla de La Palma) von der Raumordnungsbehörde in Tenerife wohl abgenickt wird und dann in Kraft treten kann. Mehrere Organisationen versuchen das noch zu verhindern, unter anderen die "Asamblea Ecologista" und die Umweltorganisation "Ben Magec". Nicht klar ist, ob auch ein neues Gesetz der Europäischen Union den Plan noch mal gefährdet, welches eine Nachhaltigkeitsstudie für alle Pläne fordert, auch für "Spezialpläne", die außerhalb der regionalen Raumordnungspläne aufgelegt werden. Es werden verschiedene Zeitlimits genannt, in denen der Plan noch ohne diese Nachhaltigkeitsstudie durchgewunken werden kann, meist wird der 26. Juli als Stichtag genannt, was ich allerdings nicht sicher weiß. Man will nun seitens der Planbefürworter auf die "Tube" drücken um den Plan so schnell wie möglich durch alle Instanzen zu bekommen und es steht nur noch eine aus. Mit dem PTE könnten dann viele Hotelprojekte angegangen werden und die Investoren stehen nach Aussage der Politiker in den Startlöchern und wollen ihr Geld endlich über La Palma ausschütten. - Ob mal einer von den Investoren sich die Auslastungszahlen der bereits vorhandenen Hotels angesehen hat, das weiß ich nicht. Vielleicht braucht man das auch gar nicht und will einfach nur investieren um des Investierens Willen, ich gehe aber nicht so weit zu behaupten, dass es sich bei den Investitionen um Abschreibungsbemühungen handelt oder gar um Schwarzgeld, welches untergebracht werden muss. - So etwas würde ich nie behaupten, denn ich bin ein lieber Schreiberling.

Die Argumente der "vox populi", wer soll denn in den vielen Betten schlafen, wenn außer in den zwei Sommermonaten die bereits jetzt vorhandenen Hotels nur knapp über 50% Auslastung liegen, beantwortet man seitens der Planplaner immer so: Wir brauchen mindestens 3.000 - 4.000 Hotelbetten, sonst fliegen uns die Chartergesellschaften gar nicht erst an. Man spricht dabei von ""la masa crítica necesaria para cubrir la oferta de un número óptimo de vuelos charters" (Antonio Sosa in Canarias 7), die notwendige kritische Masse um eine optimale Anzahl an Charterflügen zu erreichen. - Das ist richtig, da stimme ich zu, es wird schwer werden, die Reiseveranstalter dafür zu begeistern, auch die ruralen Landhäuser und privaten Unterkünfte in ihr Angebot mit einzuschließen. - Daran könnte man aber ruhig mal arbeiten, da würden sogar Arbeitsplätze entstehen, wenn man hier Organisationen auf die Beine stellt, welche die Betreuung der Feriengäste in ländlichen Unterkünften für die Reiseveranstalter schafft. Es gibt aber auch andere Zahlen, die gegen diese kritische Masse sprechen, nehmen wir mal die aktuellen Zahlen aus dem April. Im Jahr 1999 kamen 12.687 internationale Feriengäste über den Flughafen zu uns und im gleichen Monat 2006 und das auch noch mit Osterferien, nur noch 10.959. - In diesem Zeitraum wurde aber die Hotelbettenanzahl bereits um mehr als 2.000 erhöht, da passt dann irgend etwas nicht. Die kritische Masse ist längst erreicht, unser größtes Hotel hat 1.800 Betten, nicht 1.250 wie immer behauptet wird. Es sind 350 Doppelzimmer und 275 "Suiten", die mit 4 Betten ausgestattet sind. Wer es nicht glaubt muss nur mal die Bauarbeiter fragen die es erstellt haben oder die Lieferanten und Ausstatter. Man kann auch hingehen und die einzelnen Module zählen und das mal 2 nehmen, dann kommt man auch auf die Zahl. Zu diesen Betten kommt das Hotel Sol in Puerto de Naos mit knapp 700 Betten ohne die zum Hotel gehörenden Apartments und das Hotel Taburiente in Los Cancajos mit 650 Betten. Dann noch das Hotel Romantica in Barlovento, das Parador in Breña und die Stadthotels in der Hauptstadt. Dazu kommen noch die neuen Aparthotels die auch in Los Cancajos entstanden sind und damit haben wir die kritische Masse, die man selbst vorgibt, schon längst überschritten. - Wir brauchen nicht mehr Hotels, sondern mehr Gäste. Wer die Rechnung ohne den Wirt macht, der kann sich irren. Wer die Rechnung aber ohne den Gast macht, der begeht einen großen Fehler.



Montag 29.05.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Besuchsreglungen für die "Cumbrecita"

Cumbrecita heißt "Gipfelchen" und weil dieser emblematische Aussichtspunkt in den Nationalpark Caldera de Taburiente an manchen Tagen derart überlaufen ist, will man nun die Zufahrtsmöglichkeiten limitieren. Es führt nur eine kleine und enge Straße dorthin, die gerade mal Gegenverkehr zulässt und die Möglichkeiten sein Auto dort oben abzustellen sind gering. Kommen dann noch ein oder zwei Busse mit Kreuzfahrern oder Hotelisten dazu, dann ist die Cumbrecita dicht und anstatt den gewaltigen Rundblick in den Krater zu genießen muss man sehen wie man sein Auto dort schleunigst verflüchtet. Man will aber den Zugang nicht permanent regulieren, die Gäste können weiterhin mit ihrem Auto dort hochfahren, aber nur noch wenn es Platz gibt und nicht bereits zu viele Autos und Busse dort stehen.

Dazu soll im Bereich des Ferienlagers "El Riachuelo", am noch flachen Teil der Zufahrt ein Parkplatz entstehen, auf dem die Autos und Busse die auf die Cumbrecita fahren wollen so lange warten müssen, bis oben wieder Platz ist. Eine Schranke wird dann die Zufahrt sperren die immer nur aufgezogen wird, wenn auf dem Aussichtspunkt selbst ein anderer Besucher seinen Parkplatz wieder aufgibt. In Zeiten mit wenig Besuchern, also zum Beispiel nachmittags, bleibt die Schranke dann permanent geöffnet und auch in den Monaten mit wenig Tourismus ist nicht damit zu rechnen, dass die Zufahrt limitiert werden muss. Letztes Jahr, besonders in den Sommermonaten herrschten zum Teil katastrophale Zustände auf der Zufahrt zur Cumbrecita. Bereits weit vor dem Erreichen der Aussichtsplattform stauten sich die Autos und Busse und es gab für Stunden keine Möglichkeit des Rangierens. Viele, einfach achtlos am Rand abgestellte Autos machten die Durchfahrt für die Busse unmöglich, es kam keiner mehr hoch und keiner mehr runter. Für diese "Cumbrecita Rushhour" will man zukünftig gewappnet sein und man denkt auch darüber nach, eine Buslinie vom Besucherzentrum an der Hauptstraße auf die Cumbrecita einzurichten. In einem Bus finden 60 Menschen Platz, ersetzt also im Regelfall 30 PKW, damit könnte man bereits viel Blech von der Cumbrecita fern halten. - Ob die teilweise Sperrung der Zufahrt zur Cumbrecita bereits diesen Sommer einsetzbar ist, das weiß man noch nicht, man holt im Moment die Angebote diverser Firmen ein, die den Stauraum bei "El Riachuelo" erstellen könnten.



Sonntag 28.05.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,2 Grad, niedrigste Temperatur: 16,2 Grad

Drei Tage Urlaub

Das Wetter passt herrlich zu unserer feiertäglichen Agonie, bis Mittwoch in der Früh tut sich hier nur etwas in Richtung Erholung und Faulsein, gemischt mit lokalen Festivitäten und im besonderen Fall von El Paso, der Fiesta "Cruz de las Canales". Am Dienstag feiern wir den "Día de las Canarias" und den Montag dazwischen den husten wir einfach ein, die berühmte Mai-Brücke. Der Passat macht für ein paar Tage auch Urlaub und das Wetter wird nun eher von dem gemächlichen nordafrikanischen Hoch bestimmt, allerdings ist die Luft noch lange nicht heiß, es ist eher windstill und der Atlantik sorgt dafür, dass wir weiter mit frischer Meeresluft gekühlt werden. Das gilt natürlich nur für den Schatten, wer sich der Sonne aussetzt, dem brennt es schon gewaltig auf den Pelz und es soll die nächsten Tage so weiter gehen. Mir wäre zwar Passat lieber, aber bei dem Wetter zu meckern wäre dann doch übertrieben. - Mehr ist mir heute nicht eingefallen, auch das Hirn macht mal Urlaub und an so einem faulen Sonntag habe ich erhebliche Entscheidungsschwierigkeiten, gehe ich einfach nur zu Carlos und döse weiter, oder stürze ich mich noch in die Fiesta... Ich bin heute so faul, dass ich nicht mal an die Autobahn denken will...

Es gibt aber doch was Neues in Sachen Autobahn. Das Europabüro der Grünen in Madrid will nachdenken wie man uns helfen kann, das entnehme ich einem Telefonat mit dem Büro des Abgeordneten der Grünen in Madrid, David Hammerstein. - Die Bürgerbewegung "plataforma ciudadana" bastelt an einer eigenen Webseite und in meinen Schmähseiten zur Autobahn gibt es auch noch ein Schreiben an und vom Bürgerbeauftragten der EU in Straßburg zu sehen. HIER.



Sonntag 28.05.06 - 10:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1018 hPa

Puchero Canario

Palmerische oder globaler, die kanarische Küche, ist eine aus Entbehrung und Armut entstandene Zauberei auch aus dem Nichts noch etwas zu machen. Heute, in den Tagen des Überflusses fällt es fast bereits schwer, den traditionellen Rezepten nicht ihre brillante Schlichtheit zu rauben, es ist von allem ganz einfach zu viel da. Das stimmt schon, dass Überfluss abwertet, wer jeden Tag Fleisch auf dem Teller hat, dem ist kein anerkennendes Ah oder Oh mehr zu entlocken. So gerät diese traditionelle Küche immer weiter ins Hintertreffen, die Rechnung sieht ganz einfach aus, ein Stück Fleisch, dazu Beiwerk, von manchen auch mit dem Unwort Sättigungsbeilagen belegt und schon hat man gegessen. Viele Rezepte der traditionellen Küche aber verlangen Stunden der Vorbereitung und Planung, sorgsame Auswahl der Zutaten, denn heute muss man sich durch den Berg der Dosen und Tiefkühlprodukte quälen um noch an etwas Frisches heranzukommen, um dann ein vortreffliches Armengericht daraus zu bereiten. Selten erlebt man als Gastwirt dafür die notwendige Anerkennung, die nicht nur als Schulterklopfen, sondern auch noch in finanzieller Form zu tätigen ist.

Die Krönung der kanarischen Küche ist für mich der Puchero Canario, nicht zu verwechseln mit der Potaje (Gemüsesuppe) oder anderen Eintopfgerichten. Den Puchero gibt es natürlich auch in vielen Variationen, die früher die Jahreszeiten bestimmten, heute einzig von Neigung und Vorlieben des Koches bestimmt. Eines haben alle Rezepte gemein, für den Puchero kommt alles auf den Tisch was Stall und Garten zu bieten haben. Es ist ein Gericht für besondere Gelegenheiten, kein Alltagsgericht, weil die Zubereitung derart aufwendig ist, dass kaum noch ein Restaurant sich daran traut. Alle Gemüse müssen einzeln gegart werden und das Fleisch auch. Puchero ist keine Gemüsesuppe mit Fleischeinlage wie uns das manche gastronomische Einrichtung vorgaukeln will, jedes Gemüse muss einzeln behandelt werden und kommt erst wieder auf dem Teller und später im Magen des Gastes wieder zusammen. Dazu gibt es als Bindeglied Gofio mit Brühe, grünen und roten Mojo, die einen essen es dazu, manche vorneweg. - Puchero Canario muss man vorbestellen und dabei dem Wirt in die Augen sehen, damit er kapiert, dass man weiß von was man spricht. Ich kenne nur zwei Köche hier, sicher gibt es mehr, aber Carlos aus der Tasca Barbanera und eben Kiko aus der Abuela, denen braucht man nicht mal in die Augen zu sehen wenn man Puchero bestellt, dann kommt das auch auf den Tisch. - Nur wenn sie Zeit haben und die haben sie nicht immer. Wir hatten das Glück, zum Abschluss des ersten EU Seminars hier in El Paso, über welches ich noch gesondert berichten werde, Kiko dazu zu überreden, uns einen Puchero Canario als krönenden Abschluss zu servieren. In der Sauren Gurken Zeit traue ich mich so etwas und es war einfach große Klasse, auch wenn wir alle bei so viel kernigem Essen mit den Schweißperlen auf der Stirn zu kämpfen hatten.


Puchero Canario in der Abuela, El Paso - La Palma

Puchero Canario in der Abuela, El Paso - La Palma

Puchero Canario in der Abuela, El Paso - La Palma

Los Pucheros de la Abuela, El Paso - La Palma


Samstag 27.05.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,4 Grad, niedrigste Temperatur: 16,4 Grad

Die Kirchen auf La Palma, lieb, wert und teuer

Alle zwei Jahre wird gepokert, zwischen der Inselregierung und unserer Diözese. (Diócesis Nivariense, mit Sitz in La Laguna auf Tenerife) Der Bischof, Monseñor Bernardo Álvarez ist hier stets willkommen, nicht nur weil La Palma seine Heimatinsel ist (wir sind Bischof), die Kirche und der Katholizismus auf La Palma formen großen Bestandteil unseres kulturellen, historischen aber auch sozialen Erbes. Bei den Gesprächen geht es aber weniger um die Kirche als Glaubensgemeinschaft, sondern eher um solch weltlichE Dinge wie die Erhaltung der baulichen Strukturen der Kirche. Weil Kirchen meist alt sind; neigen diese zum Bröckeln und wenn man da nicht Hand und Kelle anlegt, dann weiß man bald nicht mehr an welche Wand man die Kreuze hängen soll. - Da die katholische Kirche eigentlich so wie ein kapitalistisches System aufgezogen ist, die oben haben viel und dann wird es nach unten immer dünner, leiden die meisten Kirchengemeinden hier unter deutlichem Geldmangel. Das reicht vielleicht noch für einen Anstrich des Tempels mit Hilfe lokaler Firmen, aber für wirkliche Sanierungen müssen andere Quellen aufgetan werden.

Für die kommenden zwei Jahre haben sich nun Inselregierung und Diözese auf den Betrag von 1,3 Millionen Euro geeinigt, welcher aus dem Inselhaushalt für die Sanierung unserer Gotteshäuser und Häuschen zur Verfügung gestellt wird. Die Kirchengemeinden selbst sollen mit 20% der benötigten Summen mithelfen, wie das die Pfarrer im Einzelnen hinbekommen, das bleibt offen. Die Wege des Geldherren im Vatikan sind unergründlich, aber wir sind ja schließlich auch nur Bischof und nicht Papst. Im Einzelnen hat man folgende Kirchen auf dem Sanierungsplan, "San Blas" in Mazo, "San Juan Bautista" in Puntallana, "San Francisco" in Santa Cruz de La Palma, San Mauro in Puntagorda und die Kirche im Barranco de Las Angustias oberhalb von Puerto de Tazacorte. Neu in der ganzen Geschichte ist, die Diözese wird sich in Zukunft direkt um die Bauausführungen kümmern und nicht mehr die Inselregierung, vielleicht liegt es daran, dass die Kirche immer schon besser mit Geld umgehen konnte als die Politik. Allerdings hat unser Inselpräsident dem Bischof ein kleines Zugeständnis abringen könne, man will zukünftig zu ganz bestimmten Tageszeiten die Kirchen auch für Besucher öffnen. Bislang konnte man dort nur zufällig oder zu den Gottesdiensten hinein. Man denkt an geführte Touren und da fangen dann schon wieder die Problemchen an, wer koordiniert so etwas, kann man dafür Geld verlangen und wer überhaupt kümmert sich darum?



Samstag 27.05.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1020 hPa

Von 8 bis 80, Tajuya trampelt durch den Loroparque

Der nahe "Nationalfeiertag" Día de las Canarias macht vieles möglich. Theaterstücke, Tanzvorstellungen, Reitturniere, sinnvolle und sinnlose Besäufnisse und vor allem Schulausflüge sind unverzichtbares Begleitmaterial für den 30. Mai. - Das Wort Nationalfeiertag steht in Anführungszeichen, weil wir eigentlich keine Nation im wörtlichen Sinne sind, sondern eine Region der Nation Spanien. Dennoch muss ich zugeben, dass wir so ein eigenes Völkchen sind, da gehen uns die Worte aus, das richtig zu umschreiben, also lassen wir das mal durchgehen, dass die Kanaren sich als eigene Nation verstehen. - Wer nicht dringend an seinen Arbeitsplatz gekettet ist, der macht Ende Mai einen Ausflug und wer sich Kinder ans Bein oder an die Backe gebunden hat, der macht das natürlich im Rahmen eines Schulausfluges, solange man als, immer nörgelndes erwachsenes Begleitpersonal überhaupt noch geduldet ist. - Eines der beliebtesten Ausflugsziele für Schulen auf den Kanaren überhaupt ist der Loro-Parque bei Puerto de La Cruz auf Tenerife, ich glaube kein Kanarenbengel wird älter als 15, ohne diesen Showtierpark besucht zu haben.

Ende Mai bricht dann immer ein fröhlich bis bedrohliches Chaos über diese Einrichtung herein, hunderte von Schulklassen von La Restinga bis Arrecife haben die gleiche Idee, lasst uns doch mal in den Loroparque fahren. Wir waren auch sehr phantasievoll und haben uns den Loroparque als Ziel ausgesucht, immerhin gehen von der Zwergschule mit Ende dieses Jahres die meisten auf andere Schulen, da muss man doch noch zusammen etwas machen. - Übrigens waren weitere 4 Schulen aus La Palma mit uns an diesem Tag, da kann man dann doch von einer Nation sprechen, wenn alles so gleich gesteuert läuft. Der Rest fährt nächste Woche, die größeren sogar ein paar Tage mit Übernachtung, nach Tenerife mit einem Höhepunkt, Sie haben es erraten, Loroparque. Das Aufstehen im Morgengrauen war nicht so schlimm, der Ehrgeiz zu den ersten zu gehören die nach Tenerife fliegen fordert seinen Tribut. Wir waren so früh vor den Toren des großen Zoos, dass wir uns diesen strategischen Vorteil mit einem Picknick erst mal wieder wegradierten. Der Vormittag war grausam, ich weiß nicht wie viele Schulklassen da durch den Park strömten, aber es war unmöglich auf die Seite zu treten, musste man doch immer seine Schutzbefohlenen im Auge behalten und da wo viele hingehen, da gibt es sicher das beste zu sehen. Übrigens ging den ganzen Tag kein Kind verloren, aber bereits bei der Ankunft auf Tenerife eine Großmutter, der Flughafen dort ist halt nicht ganz so übersichtlich wie unserer, - noch. Ab Mittag wurde es ruhiger, viele Schulklassen hatten das Showprogramm durch und sind wieder weiter gezogen und dann ließen wir uns mit Führern, aufgeteilt in zwei kleinere Gruppen, noch mal durch den Park führen. Nun konnte man richtig was sehen und auch ein bisschen hinter die Kulissen blicken, die machen dort alles höchst professionell. - Kurz vor 21:00 Uhr waren wir wieder in El Paso, müde, kaputt, dusselig gequatscht aber höchst zufrieden. Alle mit dämlichen T-Shirts und Baseballkäppchen äußerlich runderneuert, der Loroparque hinterlässt Spuren, auch im Geldbeutel. - Ich glaube nächstes Jahr werden wir dennoch wieder so phantasievoll sein und erneut dort hin fahren, das steht glaube ich irgendwo in den Statuten der Kanarischen Nation. Ohne den Loroparque besucht zu haben erhält man hier keine Bürgerrechte, als Nachweis dienen diese T-Shirts oder Käppchen. Schön war es!


Los Magos de El Paso



Donnerstag 25.05.06 - 21:45 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 54 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,6 Grad, niedrigste Temperatur: 15,2 Grad

Sondermeldung...

Ich komme eben zurück aus dem "pleno extraordinario" im Rathaus von El Paso. Die regierende Koalition aus Sozialisten und den drei parteilosen Räten hat zur Abstimmung gebracht, die Landreserve für die drohende Autobahn aus dem lokalen Flächennutzungsplan zu entfernen. Die Abstimmung ging problemlos durch, man hat einen Sitz mehr im Rathaus als die Opposition, die Coalición Canaria. Die Debatte allerdings war reichlich polemisch und die Coalición Canaria überraschte mit einem ziemlich gekonnten Schachzug, sie forderten den gesamten Flächennutzungsplan in die Tonne zu treten und dann ein neues Papier aufzustellen. Das klingt gut, hat aber mehrere Haken. Einmal verzögert man so den notwendigen Plan ernorm, Jahre würde es dauern einen neuen zu entwickeln. Der andere Hasenfuß dabei ist, dann wären alle ausgearbeiteten "alegaciones" (Eingaben) erst mal hinfällig, weil es nichts mehr gibt, gegen was man Eingaben machen kann. In keinem Wort hat der Sprecher Coalición Canaria und auch Ex Bürgermeister Maximo Higenio Brito sich klar gegen die Autobahn ausgesprochen und immer wieder versteckt gefordert, einen Verkehrsweg für zukünftiges Wachstum offen zu halten. So gut die Idee populistisch wirkt, den gesamten lokalen Flächennutzungsplan in die Tonne zu treten und damit die Autobahn gleich mit, so einfach ist das nicht.

Man darf dabei nie vergessen, dass der Verkehrswegeplan für La Palma aus der Feder der Coalición Canaria stammt und diese Autobahn als Teilstück der "Eje Transinsular de Canarias vorgibt". - Niemand garantiert uns, dass ein neuer lokaler Flächennutzungsplan nicht erneut eine Landreserve enthält, weil die Gesetze das so vorsehen, dass überregionale Projekte in lokale Pläne eingearbeitet werden müssen. - Es ist reiner Wahlkampf und war, wenn auch höchst polemisch und plump vorgetragen, ein geschickter politischer Schachzug, das muss man anerkennen. Den verbalen Schlagabtausch lieferten sich Jesús Manuel Rodríguez und der bereits genannte Maximo Brito, beides Ex Bürgermeister und in der Materie "mala leche" - schlechte Laune zu verbreiten höchst begabt. Es bleibt zu befürchten, dass die rein populistischen Äußerungen der Coalición Canaria wieder mal bei den Bürgern verfangen und damit der, vom Bürgerprotest ausgesandten Forderung nach einem wirklichen demokratischen Wandel der Gesellschaft in Gefahr gerät. - Gewonnen hat heute Abend im Rathaus eine sehr abgeklärte und ruhige Bürgermeisterin, Dolores Padilla, immer nur Loli genannt, die sich nicht provozieren ließ und ohne Umschweife auch eigene Fehler eingestanden hat. - Es darf und kann kein Makel für einen Politiker sein wenn er seine Meinung nach dem Willen des Volkes ändert. Dafür sind die da, wir, also das Volk, sind auch nicht schlauer und vor Fehlern genau so wenig gefeit wie unsere Vertreter. - Nur eines muss uns immer klar sein, wir dürfen nicht nur Bürgerbeteiligung fordern, wir müssen diese auch aktiv betreiben. - Deshalb, nichts ist wirklich vom Tisch, vieles wird einfacher werden weil nun lokale Politiker auf der Seite des Protestes gegen die Autobahn sind, aber wir müssen weiter Druck machen und opponieren. - Neue Veröffentlichungen und Termine der "Plataforma Ciudadana" gibt es HIER.

Noch was, morgen gibt es hier nichts zu lesen, wir machen einen Schulausflug nach Tenerife und fliegen mit der ersten Maschine los und mit der letzten zurück. - Den ganzen Tag Loro Parque bis zum Abwinken. - Samstag geht es dann weiter wie gewohnt, es sei denn, ein Meteorit ändert unsere Pläne. Bis dann!



Donnerstag 25.05.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 42 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,6 Grad, niedrigste Temperatur: 15,2 Grad

Armageddon und nicht Aridane Klinik

Heute geht die Welt mal wieder fast unter. Wer es nicht glaubt, der kann sich bei www.savelivesinmayforum.com davon überzeugen. Ich habe das nur entdeckt, weil die da in dem Forum auf die La Palma Webcams hinweisen, man könnte dann live dabei sein. - Zu blöd nur, wenn die Webcams dann morgen auch noch laufen. - Ich halte das mit den Meteoriteneinschlägen ganz einfach, sollten die Astrophysiker auf dem Roque nicht mehr herunterkommen vom Berg und Unmengen an Lebensmittel horten, oder plötzlich allesamt verschwunden sein, dann sollten wir uns Gedanken machen. La Palma kommt dabei als Austragungsort für globale Katastrophen immer mehr in Mode. Jährlich wird das Abrutschen der Cumbre Vieja wieder in der Presse breit getreten, fast immer in der Jahreszeit die nun kommt und meist unter dem Beinamen "Saure Gurken Zeit" abgehandelt wird. - Ganz böse Zungen behaupten nun, der im Flächennutzungsplan El Pasos auftauchende Passus, welche Nutzungsmöglichkeiten man für den Hafen von El Paso hätte, sei gar nicht irrtümlich dort hinein geraten, sondern ein visionärer Gedanke der Redakteure. Bricht die Westflanke geschickt genug ab, dann hätte El Paso plötzlich doch noch einen Zugang zum Meer.

Jetzt schnell wieder raus aus der polemischen Ecke, es geht schließlich um Weltuntergänge und was man daraus machen könnte. Den zweifelhaften Ruf La Palmas immer mit Katastrophen verknüpft zu sein, Tsunamis, Vulkanausbrüche, Erdbeben und Autobahnen müsste man marktstrategisch gut nutzen. - Dabei nicht so plump sein wie ich, da ich mal geschrieben habe: Besuchen Sie La Palma, solange es noch steht. - Das war eher kontraproduktiv bis suboptimal und hat nur dafür gesorgt, dass die Immobilienpreise für 2 ganze Wochen mal nicht geklettert sind. - Strategisch nachhaltige Marktwertsteigerung unter Berücksichtigung aller möglicher Katastrophen und Endzeitszenarien auf La Palma, dafür würde ich am liebsten den Lars Gerhardts noch mal behelligen um uns noch eine Diplomarbeit zu basteln. - Frank Schätzing wurde ja nun auch auf uns angesetzt um La Palma ein angemessenes "Dokudrama" über unsere destruktiven Möglichkeiten zu verfassen und momentan wird hier auf La Palma der Streifen "Armageddon, die längste Nacht" gedreht. - France - 3, National Geographic und das ZDF haben die Produktionsfirma "Gruppe 5 Filmproduktion" beauftragt einen Meteoriteneinschlag zu dokumentieren und haben als Drehtorte La Palma und Tenerife ausgesucht. - Allerdings wird die Handlung nicht auf La Palma spielen, nicht in einem Wort werden wir auftauchen, (oder besser untertauchen). Man dreht auf La Palma, weil man hier die besten Möglichkeiten vorfindet um alle möglichen Gegenden der Erde nach einem Meteoriteneinschlag nachzustellen. Das kann man nun so und so auslegen. Das eine so wäre, La Palma hat eine tolle Zukunft vor sich, weil sich immer mehr Produktionsfirmen unserer landschaftlichen Möglichkeiten bedienen. Das andere so wäre, La Palma dient als Szenario nach einen Meteoriteneinschlag oder anderer Katastrophen, so abgewrackt und hässlich kommen wir bereits daher. - Dabei habe ich eigentlich immer die Hoffnung gehabt, man würde mal eine Soap "Die Aridane Klinik" mit einem Wussow-Klon drehen, das werde ich aber wohl nicht mehr erleben. - Weniger wegen der drohenden Weltuntergänge, sondern weil ich bereits an die Rente denke. (Rente, daraus könnte man auch mal ein Dokudrama drehen, das ist sicher, nicht die ist sicher)



Donnerstag 25.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1022 hPa

Königlicher Besuch in Breña Alta

So häufig kommt es auch nicht vor, dass uns Mitglieder des Königshauses besuchen. Das bedarf schon eines guten Grundes und den hatte Breña Alta wohl zu bieten, gewann man doch den "Premio Reina Sofia" für die Bemühungen der Gemeinde, die Behinderten besser in das Alltagsleben zu integrieren. Der Bürgermeister und die gesamte Rathausbesatzung waren angetreten um den Preis entgegen zu nehmen und man war riesig Stolz darauf, diese Auszeichnung erhalten zu haben. In Breña Alta hat man vor drei Jahren bereits eine gemeindeeigene Firma gegründet, deren Mitarbeiter allesamt irgend eine Behinderung haben und so für die Arbeitswelt aus diesem Grund bislang verschlossen blieb. "La Destiladera" heißt der Betrieb und stellt Liköre, Zigarren, Paprikapulver und weitere Artikel her, die im lokalen Bereich vermarktet werden.

Dafür alleine erhält man vielleicht noch keine so hoch bewertete Auszeichnung, Breña Alta hat aber auch noch eine Tagesstätte für Behinderte und das Altersheim ist auch, personell wie baulich dafür hergerichtet worden, für alle, also auch Behinderte zugänglich zu sein. Weitere Programme und Aktionen liegen aber noch in den geduldigen Schubladen des Rathauses und konnten bislang aus finanziellen Gründen noch nicht angegangen werden. Nun hofft man, auf Grund der öffentlichen Wirkung eines solchen Preises und hohen Besuches auf tatkräftige Mithilfe anderer Behörden und Organisationen, dann könnte man die weiteren angedachten Projekte auch noch durchführen. Hört sich alles nicht so dramatisch an, aber man muss wissen, dass Breña Alta gerade mal etwas über 7.000 Einwohner hat und damit nur die viertgrößte Gemeinde der Insel ist und dem entsprechend bescheidene Mittel zur Verfügung hat. - Das war auch der Grund warum die Auszeichnung an Breña Alta ging, die Königin hob besonders vor, dass man es als sehr erstaunlich ansieht, wie viel eine solch kleine Gemeinde auf die Beine stellen kann, um auch denen zu dienen, die eine Behinderung haben, welcher Art auch immer.



Mittwoch 24.05.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,8 Grad, niedrigste Temperatur: 15,4 Grad

Endemische Rindviecher

Nein, das ist kein Wortspiel jetzt, ich schreibe nicht über Politiker, sondern über richtige Rindviecher die, je nach Geschlecht ein Euter oder anderes zwischen den Hinterbeinen hängen haben. Nirgendwo auf der Welt, so zumindest sagt das Juan Capote, Tierarzt vom "Instituto Canario de Investigaciones Agrarias", gibt es gemessen an der Größe der Insel mehr endemische Nutztierarten als auf La Palma. - Das ist wieder mal so ein Rekord den man zwar nicht unbedingt braucht, aber wir freuen uns über alles was nicht gleichmacherisch ist und wir sind stolz auf die vielen Kleinode dieser Gesellschaft und dazu gehört nun mal, dass man die alten Tierrassen erhält. Mag sein mehr aus Nostalgie, aber auch anderswo beginnt man inzwischen sich um alte Rassen zu bemühen, genau so wie um den Erhalt alter Sorten in der Landwirtschaft. - Vielleicht muss man das Wort endemisch (endemismo) noch mal erklären, Wikipedia meint dazu: Als endemisch (griech. en "innerhalb" und demos "Volk") bezeichnet man etwas, das (nur) für seine Umgebung typisch ist.- Dabei reicht es aber aus, wenn eine Pflanze, ein Tier, wo immer es auch her sei, sich an die lokalen Bedingungen anpasst und sich dabei von der ursprünglichen Abstammung verändert. - Um es ganz kompliziert zu machen müssen wir auch noch das Wort autochthon (autóctono) erklären, welches hier sehr gerne verwendet wird, aber im Zusammenhang mit den Nutztieren eigentlich falsch ist, denn die sind allochthon, also erst später mit der Einflussnahme des Menschen hier her gebracht worden. Endemisch sind sie aber trotzdem, weil sie sich hier verändert haben. - Basta und zurück nach La Palma.

Juan Capote nennt auch reichlich Beispiele für den reichen endemischen Schatz auf der Insel. Da sind, allen voran die Rindviecher, die Schafe, die Ziegen, das Schwein und von all denen gibt es eine "Raza Palmera". Daneben gibt es natürlich auch andere Rassen und oft haben sich diese auch vermischt und daraus sind dann "Bastarde" entstanden. - Eigentlich ein schreckliches Wort, aber wenn man von der reinen Rasse spricht, dann gibt es im Deutschen fast nur schreckliche Worte. Juan Capote weiß aber noch weitere endemische Haustiere, die schwarze Honigbiene, den Schäferhund aus Garafía, den "Ratonero" (angeblich vom Irish Rat Terrier abstammend) sowie eine Tauben und eine Hühnerrasse. Um nun das Aussterben dieser Rassen zu verhindern oder durch Kreuzungen zu verwässern, hat man seit längerem Schutzprogramme laufen und sogar ein Zuchtzentrum eingerichtet wo darauf geachtet wird, dass sich die Tiere nur reinrassig vermehren. Den Tieren an sich sind die Rassen nämlich wirklich egal, die kümmern sich um wichtigere Dinge wie Fressen und Vermehrung. - Wie sich diese alten Rassen überhaupt so lange halten konnten, das erklärt Juan Capote an der "dreifachen Insellage". Die doppelte Insellage kennen wir ja schon und die dritte Dimension der Abgrenzung führt der Tierarzt auf die Orographie der Insel zurück. Gerade im Norden La Palmas ist die Landschaft so zerklüftet und mit unbegehbaren Barrancos durchzogen, dass die Tiere sich nicht weit bewegen konnten und so keine Kreuzung mit anderen Rassen stattgefunden hat. - So etwas hat man von uns Waldlern aus dem bayrisch Kongo (Bayrischer Wald) früher auch immer behauptet, nur bei uns nannte man so etwas Inzucht, bei den Tieren ist es die reine Rasse.


Raza Palmera



Mittwoch 24.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1023 hPa

Planspiele

Der Bürgerprotest funktioniert, auch wenn sich viele spektakulärere Aktionen wünschen, es passiert vieles im Hintergrund. Man darf dabei auch die Beteiligten nicht überfordern, schließlich ist hier niemand Protestprofi und das gemeinsame Aufbegehren gegen solche übergroßen Pläne ist eine völlig neue Geschichte für uns. - Morgen wird man im Rathaus darüber abstimmen, die Landreserve aus dem lokalen Flächennutzungsplan zu entfernen. Es gilt als sicher, dass man die notwendige Mehrheit dafür erlangt, nicht sicher ist allerdings, ob sich die Gemeinde einfach über solche übergeordneten Pläne hinwegsetzen kann. Was auch nicht sicher ist, ob sich die sechs in der Opposition befindlichen Mitglieder der Coalición Canaria auch gegen die Landreserve für eine mögliche Autobahn aussprechen werden, sie würden damit gegen die eigene Partei stimmen, immerhin stammt der ehrgeizige Verkehrswegeplan für La Palma aus deren Reihen. Morgen müssen die lokalen Parteigänger der Coalición Canaria nun zeigen wo sie stehen, mit ihren Bürger, oder mit ihrer Partei.

Was will man politisch damit erreichen? Man möchte den Plan Territorial de Carreteras, also den Verkehrswegeplan von der Gesamtplanung der Insel abhängig machen. Ich darf daran erinnern, dass der PIOLP "Plan Insular de Ordenación del Territorio de La Palma", der komplette Flächennutzungsplan für La Palma bislang nur als Entwurf besteht, man uns aber zwei "Planes Especiales" davor gesetzt hat, den "Plan Especial de Carreteras de Canarias" in dem die Autobahn auftaucht und den "Plan Territorial Especial de la Actividad Turística, kurz PTE genannt. Man darf auch bezweifeln, dass dieses mit rechten Dingen zugeht, Spezialpläne sind zwar ein erlaubtes Mittel, aber man diskutiert heftig darüber ob es rechtens ist, solche Spezialpläne durchsetzen zu wollen, wo doch der Generalplan kurz vor der Veröffentlichung steht. - Bleibt noch ein Plan, der PGO El Pasos, Plan General de Ordenación de El Paso, das lokale Papier welches auch sehr umstritten ist. Irgendwie erscheinen wir dabei recht planlos dazustehen und vielleicht hätte man seitens der Nomenklatura diese ganzen Pläne schon vor ein paar Jahren durchsetzen müssen, als wir noch blind waren und uns nur um unsere Ziegen, Bananen und Gäste gekümmert haben. Für mehrheitsgewohnte Politiker kommt das einem Supergau gleich, das Volk fordert Einsicht, Mitsprache und damit Demokratie und das genau ein Jahr vor den Wahlen.



Dienstag 23.05.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,1 Grad, niedrigste Temperatur: 15,5 Grad

Diamonds are a Pauls best friend

Leider verbietet sich für mich Eitelkeit aus Mangel an notwendiger Substanz. - Ganz anders da mein Kumpel Paul, der bewegt sich mit einer aufreizenden Eleganz durch sein Territorium, dass den Katzendamen aus der Umgebung vor Gier die Maus aus dem Mund fällt. - Allerdings nutzt das den Katzendamen wenig, Paul liebt seit seiner Elementarteilchenoperation nur noch platonisch. - Ob er damit die feline Damenschar ärgern will das lass ich mal dahingestellt, sein Posen und sein Catwalk gelten wohl eher uns, seinen humanoiden Angehörigen. Er "menschelt" halt doch gewaltig, kein Wunder, gelten doch bei uns die erzieherischen Grundgedanken des Humanismus. Bei uns gibt es keine "heiligen" oder "gerechten Kriege", das Töten von Artgenossen ist grundsätzlich verpönt und das was man tötet, sei es Eidechse, Maus oder rosarote Kotelettgrundsubstanz, das wird bitteschön auch aufgegessen. (So platt hat noch niemand den Humanismus erklärt, aber glauben Sie mir, wenn ich mit Paul darüber spreche, dann brauche ich einfache und lebensnahe Beispiele.) - Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich wieder abschweife, Sie wollen eine lustige Geschichte über den Internetkater Paul lesen und ich fange an über Humanismus zu parlieren. - ¡Schreiberling, bleib bei deinen Leisten! Sonst kommen irgendwann die Mullahs und die Bushs und klären dich heilig wie gerecht auf

- Paul lässt sich von so etwas auch nicht beeinträchtigen, wer eigentlich nur schläft, frisst, sich streckt und leckt, der muss einfach gut aussehen und ich habe da wohl vor hunderten von Jahren einen falschen Weg eingeschlagen. Ob Paul weiß, dass er eitel wie einst Mosi ist, das wird mir nie genau klar, aber seine Vorliebe für Damenoberbekleidung gibt mir dann doch zu denken. Dabei hätte er es doch gar nicht nötig sich zu schmücken, natürliche Schönheit braucht keine Tattoos, Nasenringe (heute Piercings genannt) oder schrödersche Kotelettenansatzfärberei, auch wenn man das im Privatfernsehen anders zu hören bekommt. Wo hat er das nur her, sich schmücken zu wollen mit dem Tand der menschlichen Eitelkeit, da kann er sich mich als Vorbild nicht ausgesucht haben. Eher habe ich da meine Brut im Verdacht den Kater zu verführen, da liegen so tendenzielle Jugendzeitschriften herum, die allen trendy hippen Nonkonformisten Nippesuniformen aufzwingen. - Nein, im Stringtanga habe ich Paul noch nicht erwischt, genau so wenig wie in meinen "Unausprechlichen" (Schiesser Feinripp lang und grau), das wäre dann auch ein Fall für eine Grundsatzdiskussion. - Jeder hat eine feminine Seite und das ist gut so, selbst Frauen sollen eine solche besitzen. Warum man dagegen so heftig mit Parfum, durchstochenen Körperteilen, gefärbten Haaren und Haut sowie Klunkern angeht, das hat sich mir nie erschlossen. - Du bist trotzdem mein Kumpel Paul und ich sage dir nicht wie du aussiehst mit glitzernden Perlen behängt, ich denk mir jetzt mal meinen Teil.


Perlenpaule



Dienstag 23.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1022 hPa

Kleine Freuden

Nachdem die politischen Fronten nun abgesteckt scheinen, das Gobierno de Canarias unter der Führung der Coalición Canaria besteht weiter auf die Trasse für die Autobahn durch das Aridanetal und die lokalen Kräfte, PSC/PSOE und die drei Räte der CCN sind dagegen, atmet man im Rathaus von El Paso etwas auf. Aus dem Schneider sind die Stadträte von El Paso damit aber auch noch nicht, der lokale Flächennutzungsplan stößt auch auf große Gegenwehr und es wird wohl so viele Einsprüche geben wie nie zuvor gegen solch einen Plan. Hauptanliegen seitens der Gemeinde ist nun, das Gobierno de Canarias dazu zu bringen, den Verkehrswegeplan La Palmas zurück zu nehmen und damit auch die Landreserve für eine mögliche Autobahn aus dem lokalen Flächennutzungsplan zu entfernen. So ganz einig ist man sich da aber seitens der Gemeinde auch nicht, die Sozialisten sind sogar bereit selbst gegen den eignen Flächennutzungsplan zu stimmen sollte man die geplante Trasse nicht zurücknehmen. Die drei Räte der CCN, um den EX Bürgermeister Jesús Manuel Rodríguez, wollen am Flächennutzungsplan festhalten und diesen, überarbeitet nach den Einsprüchen der Bürger, dann wieder zur Abstimmung bringen. - Nicht klar bislang ist die Haltung der 6 Mitglieder der Opposition in El Paso, hat man sich zunächst auch gegen die Autobahn ausgesprochen, könnte nun die Parteiräson deren Haltung wieder korrigieren.

In der Tat fällt es schwer abzuwägen, die Verknüpfung des lokalen Flächennutzungsplanes PGO (Plan General de Ordenación) mit der vom Gobierno de Canarias vorgegebenen Trasse der Autobahn durch das Aridanetal ist eines der Hauptprobleme. Selbst wenn es gelingt, den Verkehrswegeplan (Plan especiál de Carreteras de Canarias) anzuhalten oder gar zu eliminieren, muss der lokale Plan völlig überarbeitet werden. Nun scheiden sich die Geister, die einen raten dazu, den Plan völlig einzustampfen, die anderen sind vorsichtiger und warnen vor den ewig langen Zeiträumen die es benötigt, dann ein neues Papier aufzusetzen. "Lieber 99% des Planes ändern, als einen ganz neuen zu erstellen" so hörte ich Leute sprechen, die Ahnung von der Anfertigung solch komplexer Pläne haben. Immerhin hat das Eingeständnis Antonio Castros, die Autobahnpläne (offiziell spricht man nicht von einer Autobahn, sondern immer von einer Landreserve für einen zukünftigen Verkehrsweg) stammen aus der Hand seiner Behörde, der "Consejería de Infraestructuras, Transportes y Vivienda" im kanarischen Provinzparlament und nicht aus dem Rathaus von El Paso, den Druck etwas von den lokalen Politikern genommen. Insider munkeln, gestern hätte Jesús schon mal wieder kurz gelächelt, eigentlich ein Wunder nach den vielen Schlangenbissen die er einstecken musste.



Montag 22.05.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 21,8 Grad, niedrigste Temperatur: 16,1 Grad

Eigentlich könnten wir die Insel für 2 Monate schließen

Jammern alles Orten, tote Hose, nichts los, keine Kunden, das ewige Lied des Mai. - Es sind aber nicht nur die fehlenden Gäste, auch die innerpalmerische Volkswirtschaft leidet traditionell in den Wonnemonaten Mai und Juni. Rafa, die fröhliche pasensische Antwort auf Al Bundy, bekommt bald Hautausschlag von dem vielen Cortado den er den Tag über trinken muss, denn er ist nicht gern alleine in seinem Laden. Da nützt selbst die beschränkte Öffnungszeit nichts, irgendwie braucht im Moment keiner Schuhe oder ein modisches Handtäschchen. - Das Jammern ist aber branchenübergreifend, ich trau mich kaum noch lächelnd in die Fleischerei von Pedro, der hat schon den Endzeitblick drauf wenn man seinen Laden betritt und irgendwie vergeht mir dann der Appetit. Noch bevor er, auf alle Politiker dieser Welt schimpfend seinen Weltschmerz raus schreien kann, nehme ich mir schnell eine Flasche Wasser und sage in strengem Ton, ich habe keine Zeit heute mit dir zu klagen, sonst ist der beste Eckplatz zum Betteln an der Plaza bereits wieder von den Taxifahrern belegt...

In der Autovermietung haben wir uns neulich richtig erschrocken, wir waren gerade dabei die Vorlagen für die Mietverträge in Kniffelblöcke umzuändern, da kommt doch glatt ein hellhäutiger Mitteleuropäer in den Laden und fragt, kann man bei Ihnen ein Auto mieten? Im gleichzeitigen Spurt an den Tresen standen wir uns dann doch irgendwie im Weg, José trägt nun Bissspuren an der Wade und ich habe mir später die Kugelschreibermine aus dem Arm wieder entfernen lassen. Immerhin, ein ganzes Auto für einen Tag, ob´s denn ein bisschen mehr sein darf wollte ich noch fragen, erinnerte mich aber dann doch, dass ich nicht Pedro der Metzger bin und Koteletts anpreisen muss. Ja, Antonia leidet auch, aber bei der ist es nicht so debilisierend wie bei uns, Antonia ist Angestellte und teilt sich nun ihre Arbeit bestens ein, ein paar Turnschuhe räumt sie Vormittag ins Regal und das T-Shirt, welches noch keinen Preis trägt, will sie sich nachmittags vornehmen. - Wir gehen dann wieder Cortado nachladen in der Churreria in der es keine Churros gibt, von da aus hat man strategischen Überblick, ob sich Kundenströme auf die nahen Läden zubewegen. - Ein ganz beliebter Scherz unter Geschäftsleidenden in El Paso ist im Moment, seinem depressiven Gegenüber anzustoßen und ihm zuzurufen, Grigorio, da ist gerade jemand in deinen Laden gegangen! - Schon stürzt er Cortado hinunter und sich selbst hinaus und erst als er an der Kneipenpforte ankommt dröhnt schallendes Lachen aus den Tiefen des Kneipenraums und man hat mal wieder so richtig einen auf die Schippe genommen. Man sollte das nur drei bis viermal pro Kaufmann am Tag machen, entweder reagiert man sonst keiner mehr drauf, oder man erhält dann nachts um vier einen Anruf: Ich habe ein Auto bei Ihnen gemietet, stehe auf dem Roque de los Muchachos und nun springt das Auto nicht mehr an. - Es soll Leute geben, die sind dann nachts um vier da hoch gefahren, was zu späteren höchst interessanten Gesprächen geführt haben soll. Die Maiitis geht um, wird dann abgelöst von der Junitis und wir kennen das von jedem Jahr aufs Neue, aber irgendwie gibt es keinen geeigneten Impfstoff dagegen. - Nicht mal mehr im Rathaus ist man mehr zu Schabernack aufgelegt, das liegt aber weniger am Mai, die leiden alle unter Schlangenbissen und auf die Frage, wo man denn Liegeplätze für den Sporthafen von El Paso beantragen könnte verzichtet man im Moment auch besser. - Die könnten sonst nachts um vier anrufen...



Montag 22.05.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa

Internationaler Tag der Biodiversität

Auch so was gibt es. Genau so wie für alle weiteren schützenswerten Dinge und Geschöpfe solche Tage bestimmt werden, man denke nur an den Tag des Friedens, den Tag der Frau, den Tag des Politikers oder des Ferienhausvermieters. Das mit der Biodiversität kann man aber ruhig ernst nehmen, gibt es doch auf den Kanaren bislang 3.570 bekannte Endemiten, also Tier oder Pflanzenarten, die nur auf den Kanaren vorkommen. Diesen natürlichen Reichtum zu erhalten, darum will man sich auch im Konsortium des Weltbiosphärenreservates kümmern und dieser Tag soll dazu dienen, darauf aufmerksam zu machen.

Groß ist die Anzahl der Projekte die man aufgelegt hat um das heimische Kraut und den autochtonen Wurm zu erhalten, Kerngebiet dieser Schutzmaßnahmen ist natürlich der Nationalpark Caldera de Taburiente. Allerdings zerren an diesem Park auch immer wieder handfeste ökonomische Interessen, es ist zugleich unser touristischer Magnet Nummer eins und die Frage, wie nah kann man einen Menschen an die Natur lassen ohne diese zu gefährden, die ist Definitionssache, geprägt von den Interessen der einzelnen Gruppen. - Die weitere Hauptgefahr geht zwar nicht direkt von den Menschen aus, aber mittelbar, das Einbringen immer neuer Spezies, die zum Teil die bereits vorhandene Flora und Fauna verdrängen können. - Dass man sich überhaupt Gedanken über den Erhalt der Biodiversität macht, das ist noch eine recht frische Geschichte und nur Optimisten können behaupten, besser spät als nie. Neben der Biodiversität gibt es nämlich auch noch die gedankliche Diversität, wer erklärt was als schützenswert und was überhaupt ist ursprünglich auf unseren Inseln, auf denen eigentlich alles von irgendwo anders her stammt. - Das wird jetzt wieder viel zu komplex und wenn man so etwas konsequent zu Ende denkt, dann müssten wir alle unsere Koffer packen und die Inseln schleunigst verlassen. Da kann man nur auf biodiversen Pragmatismus pochen und uns selbst auch in die Biodiversität einreihen. - Also ist das auch irgendwie unser Tag.



Sonntag 21.05.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,2 Grad, niedrigste Temperatur: 15,6 Grad

Lokaler Brummschädel

Nicht nur in El Paso ist heute alles so merkwürdig ruhig, La Laguna hatte gestern auch seine Fiesta und noch bis in den frühen Morgen hörte man Musik. Ich habe reichlich Photos von der "Bajada de la Pepa" in El Paso mitgebracht und muss ganz ehrlich mal wieder anerkennen, dieses Volk versteht zu feiern und mir fehlen irgendwann die Durchhaltegene. Gut, nachts kann man eh nicht photographieren, aber ich muss zu meiner tiefen Schande gestehen, noch keines dieser Feste als letzter verlassen zu haben, ich werde irgendwann so müde, dass ich mich lieber trolle, als Spaßbremse zu sein. - Ich glaube das ist wirklich genetisch, meine Freunde behaupten es läge am Alter, schöne Freunde habe ich... Menschen, Menschen, Menschen waren gestern unterwegs von La Rosa in den Ortskern von El Paso, drei Musikgruppen begleiteten den Zug und das Rathaus servierte Essen und Trinken auf Rädern, Speckwürfel in Gofio gewälzt, (Chicharrones) Papas arrugadas und zum nachspülen und im ewigen Kampf gegen die Austrocknung, Wein bis zum Abwinken. - Was auch noch richtig klasse war, das Wetter begleitete den Umzug im besten Sonnenschein, keine Wolke am Himmel, kein Wind, aber die Trommeln machten so viel Krach, dass das Laub an den Bäumen erzitterte. Himmel El Paso, Tausend El Paso, das verstehen jetzt wieder nur die Landshuter, aber wer will schon alles immer wissen oder verstehen. Klicken Sie auf das Photo, dann gibt es mehr.


La Palma, El Paso 2006



Sonntag 21.05.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa

Wir haben uns alle geirrt

Zumindest 99% derer, die ihren Unmut über die Pläne mit der Autobahn äußern. Das ist die Essenz der Aussage des politischen Rates der Coalición Canaria, der gestern in der Hauptstadt getagt hat. Es gibt überhaupt keine Autobahn, es handelt sich lediglich um Landreserve, um irgendwann man einem drohenden Verkehrskollaps eine Alternative bieten zu können. Antonio Castro Cordobez, selbst Palmero aus Los Llanos und gleichzeitig Präsident der "Consejería de Infraestructuras, Transportes y Vivienda" im kanarischen Provinzparlament und damit erster Verantwortlicher für den Verkehrswegeplan aller kanarischen Inseln möchte so dem Protest gegen die Asphaltierung des Aridanetals die Luft nehmen. - Wir wissen nicht gegen was wir protestieren, denn der "Plan Territorial del Sistema Viario" ist noch in Bearbeitung und die Autobahn durch das Aridanetal keinesfalls beschlossene Sache, sondern lediglich eine Möglichkeit. Er spricht von Zeiträumen von 25 - 30 Jahren in der es notwendig sein kann eine alternative Trasse zur bestehenden LP2 (die jetzt vorhandene Ost-West Verbindung) zu schaffen. Immerhin muss man anerkennen, dass Antonio Castro sich nicht mehr versteckt und sich, wie seine lokalen Parteigänger aus wahltaktischen Gründen gegen die Autobahn erklärt. Er bietet einen Dialog an, das ist wunderbar, dazu muss man aber eine Basis für einen Dialog schaffen und den Verkehrswegeplan für La Palma ohne Vorbedingungen, also die Landreserve für Straßen, neu auf den Tisch bringen.

Man sollte aber niemanden für dumm halten, weder Politiker, noch die eignen Leute. Nimmt man ganz einfach den genannten Zeitraum von 25 - 30 Jahre, dann widerspricht sich Antonio Castro selbst, die Autobahntrasse taucht im Verkehrswegeplan für den Zeitraum von 2006 - 2017 auf, also von theoretisch heute, bis in 11 Jahren. Niemand hier ist sich im Unklaren, dass man irgendwann die Straßen verbessern muss und dass der Verkehr zunehmen wird. Eine Umgehungsstraße von El Paso scheint in der nächsten Dekade unausweichlich und eine Verlängerung der südlichen Ortsumgehung Los Llanos nur logisch und dann eine Brücke über den Barranco de las Angustias, um den Norden besser anzuschließen. Das alles ist aber auch machbar, wenn man die vorhandene Trasse ausbaut und somit einen bereits vorhandenen Straßenkorridor nutzt, an den sich alle Einwohner des Tales längst gewöhnt haben. - Immerhin wissen wir jetzt aus welcher politischen Ecke die Autobahnpläne kommen, gut, wir wussten das von Anfang an, aber immerhin hat der Protest eines bereits erreicht, dass Politiker sich plötzlich dazu gezwungen sehen, zu dem zu stehen, was sie sich ausgedacht haben. - Man wird ja so bescheiden mit der Zeit und freut sich als demokratische Basiseinheit (auch Plebs genannt) bereits darüber, wenn Politiker sich deutlich verständlich äußern.



Samstag 20.05.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,9 Grad, niedrigste Temperatur: 16,6 Grad

Das Pamphlet zum Wochenende, dieses Mal von Michael Wieseler (Teneriffa Nachrichten) und Mathias Siebold.

Die Galeeren, nur flüchtig vertäut

Das ruhige Meer macht es derzeit möglich: So viele Flüchtlinge wie in den vergangenen Wochen haben noch nie den weiten Weg auf die Kanaren gefunden. Inzwischen sind in den ersten knappen fünf Monaten des Jahres an die 6.000 Boatpeople zu uns gekommen - mehr als im gesamten vorangegangenen Jahr. Inzwischen starten die verzweifelten Menschen aus dem Senegal, nachdem erst Marokko und dann Mauretanien seine Grenzen versiegelt hat. Das geschah auf Drängen und mit Hilfe der EU; keiner weiß aber, wie viel Geld nach Marokko und Mauretanien geflossen ist, um dort die Aufbrüche zu verhindern. Inzwischen wird der gesamte "Flüchtlingsverkehr" aus Westafrika über die Kanaren abgewickelt; der früher schnellste Übergang durch die Meerenge von Gibraltar ist verschlossen; nur noch sporadisch gelingt es von dort - meist Marokkanern - auf den europäischen Kontinent zu gelangen.

Mit Marokko und Mauretanien gibt es inzwischen Re-Immigrationsverträge. Beide Länder haben zugestimmt, alle Flüchtlinge, die aus diesen Ländern zu uns kommen, auch wieder zurückzunehmen. Das war bislang nicht so. Man musste erst umständlich nachweisen, aus welchen Ländern die modernen Sklaven unserer Geiz-ist-Geil-Welt gekommen waren, und dann mit den Ursprungsländern verhandeln.

Was vielen Mitteleuropäern immer noch nicht klar ist: Die Schwarzafrikaner sind Arbeitskräfte, die unter nicht vorstellbaren Umständen in Mittel- und Südeuropa Frondienste verrichten - nicht gegen Lohn, sondern gegen ein paar Happen Essen und die Zusage der Schleppermafias, der Familie im Heimatland nichts anzutun. So werden in Europa landwirtschaftliche Massenprodukte so billig produziert, dass man als Erzeuger das Preisdiktat der harten Discounter locker erfüllen kann. Für die allermeisten Flüchtlinge ist es unmöglich, die Summe für eine sichere und unabhängige Überfahrt nach Europa zu bekommen. Man dingt sich den Schleusern an und begibt sich damit in die Sklavenfalle und die Kreise der Prostitution. Das Karussell dreht sich jetzt schneller, wie sich beobachten lässt. Man schickt die Flüchtlinge wieder in die Heimatländer zurück, und je mehr man wieder wegschickt, um so mehr neue Sklaven benötigt man wieder. Dazu dient nun der neue Startplatz Senegal; dort wartet man noch auf Geldgeschenke der Europäischen Union, um auch dessen Küsten zu verschließen.

Auch eine Art von Entwicklungshilfe, die man moralisch besser nicht hinterfragt. Und das gilt auch für die scheinheiligen Argumente, die angesichts der Massenwanderung in verschiedensten Sonntagsreden stets wieder vorgetragen werden: Man müsse den Menschen vor Ort, in ihren Ländern helfen, müsse deren Wirtschaften zum Leben erwecken. Im politischen Alltag klingt das ganz anders: An der Einwanderung seien die Herkunftsländer schuld, weil sie nicht imstande seien, ihre Volkswirtschaften auf die Reihe zu bringen. Aber wie sollen sie denn?

Der Westen, insbesondere Europa, mault und nörgelt über die Migrations-Belastung, wie man es neuerdings pseudo-wissenschaftlich ausdrückt. Angeblich tragen die Flüchtlinge dazu bei, unseren Wohlstand zu schmälern. Dabei - siehe oben - könnte gerade das Gegenteil der Fall sein, da wir uns auf ihre Kosten auch noch bereichern. Und: "Mit dem, was ein einziger Zuwanderer uns hier an Betreuung kostet, könnte man mindestens dreißig Menschen in dessen Heimatland ein würdiges Leben ermöglichen", rechnete einer unserer Nachbarn kürzlich einleuchtend vor. Legen wir doch, bitte sehr, noch das Zehnfache dazu - und machen wir in Afrika und anderen Not leidenden Gebieten etwas Vernünftiges. Nicht nur, dass wir es könnten. Nicht nur, dass es gerecht wäre. Wir könnten uns auch Probleme ersparen. Denn am Schluss wird es ja doch wieder einmal darauf hinauslaufen, dass man die störenden und angeblich kostspieligen Fremden verfemt und verfolgt. Die Zeichen sind bereits sichtbar; die Konflikte sind bereits angefacht und im Gange. Aber der Mensch ist weder edel noch hilfreich noch gut. Er suhlt sich in der "barbarischen Gier nach Profit" (BAP). Und dann liegen natürlich die Galeeren, nur "flüchtig vertäut", bereits im Hafen, um den "menschlichen Schrott" aufzuladen und ihn dorthin zu schaffen, wo er zeitweise brauchbar ist, bis man ihn abstößt.

Als Gemeinschaft von Menschen, die in immer globaleren Zusammenhängen das Denken in den Bahnen der Vernunft zu den Akten legen, können wir wahrhaftig stolz auf uns sein. Wir hätten irgendetwas gelernt? Und was denn, bitte? Ein Haufen Ameisen verhält sich sozialer als wir.

Wer noch nicht genug hat, der kann HIER noch über den gescheiterten Versuch nachlesen, einen Jungen aus Guinea zu adoptieren.



Samstag 20.05.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1017 hPa

Die Fahne hoch, die Pepa wieder runter

Eigentlich ist es eine Woche zu früh. Die richtige Fiesta zu Ehren "Cruz de las Canales" findet erst nächstes Wochenende statt, aber im Dehnen irgendwelcher Festivitäten waren wir immer schon Spezialisten. Gefeiert wird am Festplatz im Ortsteil La Rosa, dort wo eine Viehtränke steht zu der früher das Wasser in Kanälen hingeleitet wurde und nun wissen wir auch warum "Cruz de Las Canales" heißt. Richtig los geht es nächsten Freitag und wird dann durchgezogen bis zum Dienstag den 30. Mai, bei uns Feiertag, weil es gleichzeitig der "Dia de las Canarias" ist. Was ist aber heute schon los? Heute Abend, so ab 19:00 Uhr wird die Fahne gehisst und danach zieht ein spaßsüchtiges Völkchen wieder hinab in den Ort um dort laut, feucht und fröhlich zu feiern. - Dieser Umzug heißt "Bajada de la Pepa", wird aber von den meisten einfach nur "La Machanga" genannt. Dieses Wort wiederum stammt aus Kuba und bedeutet so viel wie Mannweib, ein immer wieder kehrendes Thema für reichlich Spaß, welches bei uns auch im Carneval eine große Rolle spielt. - Ich rate im Zeichen der Völkerverständigung aber dennoch ab hier eine Chauvi-Kasse aufstellen zu wollen, das könnte man falsch herum verstehen, wir lassen uns nicht so gerne von Frauen einladen...

Das wirklich Interessante dabei ist aber die Verknüpfung von südamerikanischen Bräuchen, die nun so gar nichts mit Kirchenfesten zu tun haben und unserem pragmatischen Katholizismus. Die Kreuzfeste sind rein christlich motiviert und nächste Woche gibt es auch eine Messe unter freiem Himmel, aber drum herum haben die Rückkehrer aus Südamerika eine heidnische Pufferzone gelegt, gewürzt mir ein bisschen Voodoo und den immer wieder faszinierenden Mysterien einer karibischen Welt. Diese Folgen der ewigen Migration und Emigration findet man bei uns eigentlich in allen Festen und muss uns eines immer wieder klar machen, die Kanaren sind kulturell ein buntes Konglomerat aus alter und neuer Welt. Dabei spielt es keine Rolle was zuerst war, denn über die Jahrhunderte hat sich das vermischt und die so offene Gesellschaft hier, hat diese Bräuche zu den ihren gemacht. - Heute weiß kaum noch jemand um den Ursprung vieler Bräuche, hinterfragen kann Spaß bremsend wirken und das ist an solchen Tagen ein wirkliches Sakrileg. Es ist nicht wichtig warum wir feiern, viel wichtiger ist, dass wir feiern.



Freitag 19.05.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,9 Grad, niedrigste Temperatur: 18,4 Grad

Wir brauchen dringend mehr Hotels

Ich versuche das jetzt mal positiv anzugehen. - Um mehr Gäste auf die Insel zu holen werden dringend neue touristische Infrastrukturen gefordert. Gibt es keine ausreichenden Hotelangebote, dann kommen auch keine Charterflieger, weil die Reiseveranstalter dann keine Kapazitäten einfordern und die Fluggesellschaften dann keine Notwendigkeit sehen einen Flieger nach La Palma zu schicken. Das ist soweit noch verständlich. Jetzt kommen aber Zahlen, die dem genau widersprechen. Wir haben die Bettenkapazitäten in den letzten drei Jahren im gehobenen Hotelsektor um mindestens 3.000 erweitert und trotzdem kommen immer weniger Gäste und die Auslastung ist im Parademonat April (mit Ostern) auf lächerliche 56% gesunken. Die gleiche Quelle, das kanarische statistische Institut, nennt für den gleichen Monat des Vorjahres noch eine Auslastung von 63% und April letztes Jahr war noch nicht mal ein Monat mit Ostern. Damit ist La Palma die einzige Insel des kanarischen Archipels mit sinkender Auslastung der Hotels. Die Gleichung ist ganz einfach, genau so viele oder gar weniger Gäste auf mehr Betten verteilt lässt die Auslastung sinken. Darüber hinaus geht auch weiter die durchschnittliche Auslastungsdauer zurück, inzwischen ist man bei 5,9 Tagen angelangt. Die Aussage, mit mehr touristischem Angebot bekommt man mehr Gäste auf die Insel ist damit widerlegt und ich bin froh, dass ich da auf offizielle Zahlen zurückgreifen kann.

Nun könnte man ja sagen, was geht uns das an wenn die Hotels über schlechte Auslastung klagen? Das ist gefährlich, weil nun an der Preisspirale gedreht werden muss um wieder konkurrenzfähig zu werden. Die Reiseveranstalter schnüren nun die Pakete enger und können nur noch Geld verdienen, wenn man dem Gast das komplette Arrangement verkauft, Flug, Hotel, Mietwagen und Ausflüge. Damit entstehen paradoxe Situationen, dass man für eine Woche pauschal mit Futter und fragwürdigen abendlichen Kulturveranstaltungen nur knapp mehr bezahlt, als für einen Flug alleine. Damit erreicht man aber wiederum, dass die Gäste ihr Urlaubsbudget konzentriert an den Veranstalter übergeben und den lokalen Dienstleistern damit die Kunden abspenstig macht. - Das gipfelt irgendwann in den All Inklusiv Angeboten, die in vielen Urlaubsregionen bereits für ein massenhaftes Sterben der kleinen lokalen Anbieter sorgen, die rund um den Tourismus ihren Broterwerb getätigt haben. - Hier auf La Palma bleiben wir aber bereits im Ansatz stecken, es hat nicht funktioniert durch ein breiteres und besseres Hotelangebot mehr Gäste auf die Insel zu locken. Das wird auch nicht funktionieren mit einem größeren Angebot an touristischer Infrastruktur wie den geplanten Golfplätzen und Sporthäfen. Das gibt es alles in der Welt bereits im Überfluss und im Ausverkauf, dazu braucht man uns nicht mehr und besonders nicht für die Preise, die wir brauchen um ein Hochlohnland bleiben zu können. - Noch schlimmer, diese Öffnung nach allen Seiten des touristischen Kuchens vergrault unsere bislang treuen Gäste. Wir setzen leichtfertig unser Glaubwürdigkeit eines alternativen touristischen Zieles aufs Spiel, wenn wir jeden Modeschrei anderer Regionen kopieren.

Bei aller berechtigten Kritik und Protest gegen die Autobahnpläne geht ein anderer Plan fast unter. Der "Plan Territorial Especial de la Actividad Turística", hier immer nur in der Kurzform PTE betitelt, ist einen Schritt weiter gekommen im Genehmigungsverfahren. Das Umweltamt hat den Plan nun in fast allen Teilen abgesegnet, nun kann er weiter zur Raumordnungsbehörde gehen und dann noch im Laufe dieses Jahres in Kraft treten. Die Allerwenigsten wissen, was mit diesem Plan auf sie zukommt, auch da haben wir geschlafen und nur ganz wenige haben auf Einsicht gepocht, oder gar Bürgerbeteiligung verlangt. - Es ist schade bis grotesk, wie es möglich sein kann, dass eine Handvoll Leute diese atemberaubend schöne Insel und deren unglaublich bewundernswerte Bevölkerung zum Spielball persönlicher Interessen machen können. - Das hat La Palma nicht verdient und nun müssen wir lernen, uns solche Typen vom Hals zu halten.

Das Faltblatt der "Asamblea Ecologista" zum PTE kann als PDF-Datei HIER auf Deutsch geladen werden.
El tríptico de la campaña sobre el PTE de la asamblea ecologista puedes bajarte aquí



Freitag 19.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1019 hPa

Rückwärts denken

Es gibt Probleme, die gibt es nur hier auf La Palma. Eigentlich sollte es klar sein, dass jedes Tun eine Reihe von Reaktionen hervorruft die nicht immer planerisch vorher zu erfassen sind. Die meisten Abläufe sind derart komplex, dass die rührende Geschichte vom Flügelschlag des Schmetterlings der einen Taifun auslöst schon fast real erscheinen lässt. - Es geht hier aber nicht um einen Taifun, sondern um den Wasserhaushalt der Insel, also um die Basis unseres Daseins. Ganz viele Millionen hat man investiert und Jahrzehnte lang geplant, die Wasserversorgung effizienter und sparsamer zu betreiben, dabei aber den Faktor Mensch nicht einbezogen. Trotz modernster Druckwasserleitungen und Verteilerstationen und einer Minimierung des Wasserverlustes haben wir weniger Wasserreserven als vor den ganzen Maßnahmen, ganz einfach, weil fast alle privaten Wasserspeicher inzwischen nicht mehr genutzt werden.

Die Landwirte brauchen keinen eigenen Tank mehr, man öffnet ganz einfach in seinem vorher bestimmten Zeitfenster die Wasserleitung und gießt damit seine Felder. - Wer will, der kann das sogar per Handy aus der Kneipe machen, da sollte man sich aber sicher sein dass man weiß was man tut. - Bei diesem wunderbaren Angebot, immer Wasser auf Knopfdruck zur Verfügung zu haben erlahmt der Einsatz, die privaten Wasserspeicher für den Ernstfall gefüllt zu haben deutlich. Einmal verdunstet viel Wasser aus den Tanks und man muss diese auch pflegen. Stehen die großen Betontanks erst mal ein paar Jahre trocken, dann kann man diese eh nicht mehr befüllen, der spröde gewordene Tank würde dem Druck des Wassers nicht mehr standhalten. Inzwischen rechnet man damit, dass 70% aller privaten Gießwassertanks nicht mehr in Betrieb sind weil die Landwirte sich auf die öffentliche Wasserversorgung verlassen. Damit fehlen nun Speicherkapazitäten welche mit einem Fünftel des Wasserbedarfs eines Jahres angegeben werden und gleichzeitig muss bestes Süßwasser aus der Caldera in den Atlantik gekippt werden, weil die öffentlichen Speicherbecken voll sind. - Nun laufen seitens der Wassermanager der Insel öffentliche Aufrufe, die privaten Großtanks wieder zu befüllen, um als eiserne Reserve zu dienen. Hand aufs Herz, mit solchen Folgen hätte niemand von uns gerechnet, wer kann schon um die Ecke denken oder gar rückwärts. Vielleicht sollte uns dieses Beispiel aber Mut machen noch mehr Fragen zu stellen, bevor man irgendwo eine epochale Maßnahme ergreift.



Donnerstag 18.05.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 52 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,4 Grad, niedrigste Temperatur: 18,4 Grad

La Palma - Operninsel

Nun nicht mal gleich größenwahnsinnig werden. So richtig von Tradition kann man auch noch nicht sprechen, aber immerhin, nach dem großen Erfolg mit "Tosca" letztes Jahr will man auch in diesem Sommer der Muse eine Chance geben. Das "Convento San Francisco" in unserer Hauptstadt Santa Cruz de La Palma gibt dazu den ansprechenden Rahmen und der palmerische Tenor, Jorge Perdigón die richtige Stimme. Er ist auch federführend in dem Projekt "El Festival de Verano Ópera en el Convento" und will Opern dort aufführen, die auch zu dem historischen Hintergrund des Convento San Francisco passen stammen. An Verdi denkt man dabei und an Camille Saint-Saens, was nicht heißen muss, dass die beiden Komponisten extra für uns ihre Opern geschrieben haben oder wir das Convento extra für die Opern gebaut haben, aber der räumliche Einklang mit der Musik und der Darstellung, da kommen wir dem Gesamtkunstwerk doch schon einen kleinen Schritt näher. - Ich weiß, dass Freunde Frank Zappas oder der Stones andere Vorstellungen von Gesamtkunstwerken haben, aber das ist ja das Schöne, das darf es alles nebeneinander geben.

Für den 25. 26. und 27. Juli plant man nun die Aufführung Camille Saint-Saens - Samson et Dalila, wobei Jorge Perdigón den Samson im französischen Original wiedergeben wird. Am 4. und 6. August gibt es dann Verdis Rigoletto mit Paolo Gavanelli als Bariton von Weltruf. Zusätzlich will man auch Konzerte zusammen mit palmerischen Musikschülern geben und dabei sogar durch die Inselprovinz tingeln, gut möglich, dass wir so einen kleinen operalen Appendix auch bis nach El Paso locken können. Diese Termine und die Zusammensetzungen stehen aber noch nicht fest.

In eigener Sache noch was: Der dritte La Palma Film von Erich Plönißen steht jetzt zum download bereit, pünktlich mit Einsetzen des Nordostpassats können Sie nun den Film "Im Kessel des Passatwindes" genießen. Dabei habe ich auf vielfachen Wunsch auch die beiden vorhergegangenen Filme wieder ins Netz gestellt und sie werden auch weiterhin zur Verfügung stehen und jeden Monat kommt dann ein weiterer Film dazu. Der neueste Film wird immer oben angeordnet, damit Sie sich leichter orientieren können. HIER geht es zum Passat...



Donnerstag 18.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1018 hPa

Dringend gesucht, Autobahnbefürworter

Es ist zum Kilometerfressen. Da gibt es große Pläne und einen abgesteckten Haushalt für ein monströses Teilstück der Inselautobahn, aber niemand will diese Straße. Woher die Pläne und konkret der Plan Especiál de Carreteras de Canarias kommt, das haben inzwischen eigentlich alle verstanden, es bekennt sich aber niemand mehr dazu. Die Urheber dieses Pläne sitzen im Gobierno de Canarias und das wird von der Coalición Canaria geführt, früher mal mit der Segnung der Partido Popular, jetzt in Alleinregie. Politiker neigen nicht gerade zu mutigen Schritten und wer zu nahe an der Schlange (Autobahn) steht, der wird sicher gebissen. Auf lokaler Ebene heißt das, rette sich wer kann und bloß nicht für die Autobahn eintreten, wir wollen ja schließlich nächstes Jahr wieder gewählt werden.

Die Plataforma Ciudadana, also die Bürgerbewegung gegen die Autobahn muss nun in Einzelgesprächen mit den politischen Gruppen erfahren, dass es keinen greifbaren Gegner gibt. Selbst die lokalen Vertreter der, im Gobierno de Canarias regierenden Coalición Canaria wollen ihren Kopf nicht für die Schlange hinhalten und erklären sich verbal gegen die Autobahn. - Offen hält man sich die Option einer Umgehungsstraße El Pasos, sicher eine Maßnahme, die man diskutieren könnte. - Das ist eine kleine Zusammenfassung der Pressemeldung Maikel Chacóns, in der der eigentlich interessante Teil zunächst nicht bemerkt wird. - Es geht ja neben der Autobahn auch noch um den lokalen Flächennutzungsplan des Ortes. Da erklären sich die Vertreter der Coalición Canaria nun plötzlich bereit diesen zu unterstützen, wenn alles nach ihren Vorstellungen verändert wird. Ich wusste gar nicht, dass so viele Katzen in einem Sack stecken können, die jetzt alle ans Tageslicht kommen. Damit wäre die Coalición Canaria auch in El Paso wieder am Drücker obwohl nur in der Opposition, denn die regierenden Sozialisten haben bereits Abstand zum Flächennutzungsplan genommen. Zu kompliziert? Eigentlich viel zu einfach, man hält uns schlicht und ergreifend weiter für dumm. Ein Wolf mit gefletschten Zähnen ist zumindest greifbar, einer der sich als Vegetarier tarnt aber nicht. ¡Ojo! - Das heißt eigentlich "Auge" und wird hier als Ausrufezeichen benutzt wenn man sagen will: Passt auf!



Mittwoch 17.05.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,6 Grad, niedrigste Temperatur: 17,1 Grad

Compicat

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber mich interessiert die gesamte Welt der Technik. Immer wenn meine Kinder ein Überraschungsei vertilgen, dann sitze ich fasziniert von der Schöpfergabe dieser grandiosen Ingenieure stundenlang am Tisch und versuche diese epochalen Werke zusammenzubasteln. Manchmal gelingt es mir sogar und dann schwillt mir die Brust vor Stolz, ein ganzer Kerl, der könnte sogar die Kernfusion voranbringen, mindestens aber einen Videorecorder programmieren. - Ich gebe es zu, ich habe Hilfe dabei. Geht es um Technik, dann ist Paul nicht weit, immer wenn ich einen Schraubenzieher oder einen Vorschlaghammer in die Hand nehme, dann kommt das Vieh hinterher getrottet, wohl wissend, jetzt passiert gleich wieder was Interessantes. Der hat richtig Ahnung von Technik, weiß er doch zum Beispiel genau wie man mit diesen halbfertigen Ü-Eier Dingern umgeht, die sich einfach nicht zusammenbauen lassen, man haut diese einfach mit der Pranke vom Tisch und behauptet dann, da fehlt doch ein Teil, das kann doch gar nicht gehen - Ingenieursehre gerettet.

Bei der Reparatur des Faxgerätes wäre ich ohne Paul überhaupt nicht weiter gekommen, wie der mir gekonnt gezeigt hat, dass da irgendein haarendes Tier Büschel von weißen und auch ein paar schwarzen Haaren irgendwie in die innerste Technik verbracht hat, ich wäre da nie dahinter gekommen. - Verstopfte Spülkästen repariert man am besten in dem man die Stofftiere da einfach herausnimmt, die irgendwie immer wieder da hinein gelangen, das hätte ich auch nicht bemerkt, hätte ich Paul nicht einmal dabei beobachtet, wie er so eine Stoffmaus da herausgeholt hat. - Reden Sie mir jetzt bitte nicht ein, Paul hätte die da reingepackt, das ist infam, beleidigend und überhaupt, Sie können das nicht beweisen. - Am liebsten bastle ich ja an unseren Computern herum, wenn mal gerade wieder alles funktioniert und wir, dank Nebensaison, Zeit für solchen Wahnsinn finden, dann werden die Kisten wieder mal optimiert und alles scheinbar unnötige aus den grauen Kästen geschmissen. Wussten Sie, dass so ein Computer eigentlich nur ein paar Komponenten braucht um zu laufen? - Ich lasse mir die dann einen Tag später wieder in der richtigen Reihenfolge von einem Techniker einbauen und ernte dabei immer wieder Lob: "Ohne solche Spezialisten wie Sie wären wir arbeitslos". Das gibt mir dann auch wieder das Gefühl gebraucht zu werden und ein sinnvolles Mitglied unserer Gesellschaft zu sein. Paul ist natürlich immer dabei, was glauben Sie wie lustig und lehrreich das für ihn ist, wenn sein Schwanz sich im CPU-Lüfter verfängt und er dann, mit mehr wissenschaftlichem Interesse als blanker Wut dieses sich drehende Stück endgültig zum Stillstand bringt. - Macht alles nichts, wir lernen das noch und gehen, wenn es im Tourismus weiter so bergab geht als Compicat and his human server auch bei anderen Computergeschädigten mal wieder richtig Stimmung in die Bude zu zaubern. - Übrigens läuft unser Drucker gerade mal wieder, Zeit dass Paul und ich uns das mal näher ansehen...

Ach noch was, seit guten 2 Stunden gehen die ADSL Leitungen auf La Palma nicht mehr, entweder ist wieder ein russisches U-Boot gegen das Unterwasserkabel gekachelt, oder Paul hat den Hauptknoten gefunden. - Warum ich das trotzdem hochladen konnte, reine Erfahrungssache, nebenher läuft immer noch ein Dampfmodem aus dem letzten Jahrtausend, solide alte funktionierende Technik und ich fass das Modem auch nie an...


Hewlett Paulard



Mittwoch 17.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1016 hPa

Jetzt kann es Sommer werden

Nicht mehr lange, dann herrscht wieder Ordnung auf dem Nordatlantik, das Azorenhoch nimmt langsam aber deutlich seinen Platz wieder ein. Heute, vielleicht morgen noch müssen wir uns mit Luftdrücken zufrieden geben, die so gar nicht unsere sind, aber es ist schon deutlich wärmer geworden und die ersten Brachwiesen zeigen schon ihr sommerlich braunes Kleid. Jetzt muss nur noch jemand auf den Knopf drücken und den Passat wieder in Gang setzen, dann fängt der Sommer richtig an. - Wenn Sie nichts dagegen haben mache ich das dann heute Abend mal zum Abendmahl. - Ohne den Passat fehlt mir was, das kann nicht richtig sein so mitten im Nordatlantik aber ohne Wind. So wäre Kolumbus nie in die neue Welt gekommen und schon gar nicht wieder zurück. Manchmal denke ich aber so bei mir, ob das nicht ein großer Fehler war, einfach so eine "Neue Welt" zu schaffen.

Von der Autobahnfront gibt es wenig Neues, alle scheinen in Findungsphasen zu sein. Die Politik versucht unauffällig möglichst wenig Fehler zu machen, die Presse schweigt, warum auch immer und die Plataforma Ciudadana (Bürgerbewegung) sucht den Kontakt zu den Politikern um diese zu klaren Aussagen zu bewegen, ohne sich dabei selber zu politisieren. Ich weiß nicht, ob es die Ruhe vor, während oder nach dem Sturm ist, vielleicht hilft ja der sicher wieder einsetzende Nordostpassat da auch wieder, neuen Schwung in den Protest zu bringen. - Ungeahnte Offenheit produziert jedoch ein Radiokanal, von mir bislang fälschlicherweise als lala-Sender abgetan, Radio Sol. (FM 88,0) Da gibt es täglich feiste Diskussionen in bestem umgangspalmerisch und keiner wird verschont. Die haben sich klar das Nein gegen die Autobahn auf den Kanal geschrieben und ich bin mir sicher, dass viele Politiker das Vormittagsprogramm dieses Sender zwar überhaupt nicht mögen, aber aus beruflichen Gründen hören müssen. Chapeau Radio Sol!



Dienstag 16.05.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,2 Grad, niedrigste Temperatur: 16,8 Grad

Schnell noch `ne Runde Nachhaltigkeit

Ich verstehe alle Fortschrittsgläubigen ganz tief im Innersten, natürlich braucht diese Insel Zukunft und die muss auch ökonomisch interessant sein, meine Kinder sind noch zu jung zum Auswandern und mich bringt man hier eh nicht mehr weg. Jeder Gedanke, wie man den nächsten zwei Generationen auf dieser Insel eine, auch finanziell attraktive Zukunft geben kann sind erlaubt, nur darf man nicht aus jedem Gedanken einen Plan schmieden, oder gar asphaltieren. Dabei muss man den Planern zugute halten, dass es nicht leicht ist in dieser, der Globalisierung dargereichten Welt, eine bessere Zukunft zu basteln, zumal beim Volk immer schnelle und populistische Maßnahmen besser ankommen, als langfristige Strategien. - Dabei ist unser möglicher Weg eigentlich strikt vorgezeichnet, wir sind der Spezialladen neben Aldi, der das bedienen kann was im Mainstream aus Kosten und Rentabilitätsgründen kein Echo mehr findet. Eher slowfood als fastfood, eine Nische in der sich abgekämpfte Mitteleuropäer erholen können und genau diesen, shareholdergeprägten Kampf nicht führen müssen. - Daneben lässt sich eine Landwirtschaft installieren, die progressiv in Mitteleuropa vermarktet auch dieses Nischenpublikum bedient, welches Käse noch in Leibform und nicht nur als Scheibletten kennt und die nach wirklicher Qualität fragen und nicht nach Handelsklassen oder dem Aussehen eines Produktes taxieren. Das alles gibt es und nicht nur ich bin davon überzeugt, das würde sogar funktionieren. Wir brauchen nicht viele Käufer oder Besucher, wir sind nicht mal 85.000 Menschen und wollen einfach nicht mehr werden.

Das Volk, hallo, das sind wir, ist längst gedanklich dort angekommen, allerdings sind unsere Planer und die Politiker mal wieder mindestens eine Generation zurück, damals war´s, als permanentes Wachstum noch eine Gott gegebene Geschichte war. Nur, das mit dem permanenten Wachstum ist halt nur ein Windei "pan para hoy y hambre para mañana" sagt man hier, Brot für heute und Hunger für morgen. - Wir haben nicht mehr als unsere Landschaft, beste landwirtschaftliche Bedingungen und eine Sozialstruktur in der Bevölkerung die vor Gesundheit und Toleranz nur so strotzt. Darüber hinaus hat man diese wunderschöne Insel zum Weltbiosphärenreservat erklärt, eigentlich eine Richtung weisende Steilvorlage für jeden Menschen, der nur ein paar grundlegende Dinge der Marktwirtschaft kapiert hat. - Jetzt, wo so viele Pläne plötzlich öffentlich werden oder öffentlich gemacht werden müssen formt sich heftiger Widerstand der Bevölkerung vor einer Blindkopie Tenerifes, die nur schädlich sein kann für uns. Die Autobahn ist in der Diskussion und ich habe immer noch keinen getroffen der die will, der PTE, Plan Teritorial Especiál de Turismo wird von der überwiegenden Mehrheit abgelehnt und auch am großen Inselplan, dem PIOLP (Plan Insular de Ordenación de La Palma) wird gerade heftig gebastelt. - Noch in dieser Legislaturperiode möchte man seitens der Inselregierung dieses Papier erledigt wissen und damit alle wilden Pläne für touristische Träumereien und Reichensiedlungen abgesegnet wissen. - Kann schwierig werden, wir sind gerade nicht gut zu sprechen auf irgendwelche Pläne und im Mai 2007 haben wir die Wahl, da müssen dann alle Politiker wieder bei Null anfangen. - Noch hinzu kommt nun eine neue Forderung der Europäischen Union, diese Territorialpläne müssen nun mit einer Nachhaltigkeitsstudie versehen werden. - Jetzt bin ich mal gespannt, auf die nachhaltigen Golfplätze, die nachhaltige Verdreifachung des touristischen Hotelangebotes, die nachhaltigen Sporthäfen (5 an der Zahl) und nicht zu vergessen, die nachhaltige Autobahn durchs Weltbiosphärenreservat. - Nachhaltigkeit, weder Unwort noch Schlagwort des Jahres, aber sicherlich das Wort, welches im letzten Jahrzehnt am meisten unter sinnlicher Vergewaltigung und Missbrauch gelitten hat. - Dagegen ist ja selbst der Tod "von dem Genitiv" kein so schlimmer Fall des kollektiven Dummgeschwätzes.



Dienstag 16.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1012 hPa

Die Sozialisten wittern Wahlbetrug

Mehr Wähler als Einwohner in einer Gemeinde, das hört sich zunächst ganz einfach mal paradox an, ist aber hier doch theoretisch möglich. Es gibt hier den Censo de Españoles Residentes Ausentes (CERA), man trägt sich in diese Liste der in Ausland wohnenden Spanier ein und behält damit sogar das Kommunale Wahlrecht. - Das geht natürlich nur für Bürger die nicht in ein anderes EU Land ziehen, dort gilt das kommunale Wahlrecht nur im tatsächlichen Wohnort. Allerdings zieht es die meisten Palmeros nach Südamerika und dort würden sie, sollten sie die Nationalität nicht wechseln, kein Wahlrecht erhalten. Daher hat man diese Möglichkeit geschaffen, den Menschen nicht nur das nationale Wahlrecht zu ermöglichen, sondern sogar kommunal zu wählen und zwar dort, wo sie angeblich zu letzt gewohnt haben. Da ist ein Schwachpunkt, es wird nicht überprüft, ob die Wähler tatsächlich in der Gemeinde gewohnt haben oder dort noch Eigentum oder Interessen haben.

Nun ist es müßig darüber zu diskutieren, ob man jemandem kommunales Wahlrecht einräumt, auch wenn er nicht in der Gemeinde wohnt, das Gesetz sieht diese Möglichkeit vor. Kribbelig wird es, wenn sich die Anzahl der Bürger, welche in die Listen des "CERA" eingetragen sind innerhalb von ein paar Jahren verdoppeln und nun bereits 15% der gesamten kommunalen Wählerstimmen auf sich vereinigen. Weiter ist auffällig, dass gerade in den Gemeinden, in denen nicht die Coalición Canaria am Drücker waren, sich die Zahl der "nicht ansässigen Wähler" stark erhöht hat. Die Sozialisten fordern nun eine Überprüfung der Listen des "CERA" und eine zukünftige Prüfung, ob der Wähler der sich in die Listen eintragen lässt, tatsächlich in der Gemeinde gewohnt hat. - Weiter will man darauf drängen, die Briefwahlen besser zu überwachen, schon bei zwei vorhergegangenen Kommunalwahlen hatte man immer wieder Unregelmäßigkeiten angeprangert, ohne diese beweisen zu können. - Hunderte von Briefwahlunterlagen gingen an die gleiche Adresse in Venezuela und wurden dort angeblich weiter verteilt an die entsprechenden Personen. Nichts genaues weiß man nicht und morgen kommt das Dementi der Coalición Canaria.



Montag 15.05.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,5 Grad, niedrigste Temperatur: 14,7 Grad

Seit einer Woche vermisst

Víctor Cap Rodríguez, ein 27 jähriger Mann aus La Laguna wird nun genau seit einer Woche vermisst. Letzten Montag verließ er das Haus und fuhr mit seinem blauen Kangoo weg, ohne zu sagen wohin. Als er abends nicht wieder auftauchte machte man sich bereits Sorgen, aber erst am nächsten Tag fing man an, nach ihm zu suchen. Zuerst hielt man an der Küste nach ihm Ausschau, seine Vorliebe zum Wellenreiten ließ vermuten, dass er dieser Beschäftigung nachgegangen sei. Allerdings fand man einen Tag später sein Auto in Los Brecitos, der nördliche Ausgangspunkt für die Caldera Rundtour. Das merkwürdige dabei war, das Auto war unverschlossen und das Handy lag auf dem Sitz, als wäre er gerade mal aus dem Auto gegangen um sich die Füße zu vertreten.

Mit zeitweise zwei Hubschraubern suchte man nun die ganzen Tage nach Víctor, bislang ohne Ergebnis. Was dem jungen Mann zugestoßen sein kann und wo er sich aufhält, dass ist ein völliges Rätsel. Jetzt am Wochenende machten sich mehrere hundert freiwillige Helfer auf die Suche nach ihm und kämmten fast die gesamte Caldera ab. Die Hubschrauber brachten Kletterer und Bergsteiger in völlig unzugängliche Gebiete um dort nach dem Vermissten zu suchen. Die Suche geht auch heute weiter, man hat nun auch Hunde hinzugezogen, aber Víctor will sich einfach nicht finden lassen. - Die Caldera ist riesengroß und hat viele Stellen die kaum erreichbar sind, irgendwann wird man aber auch den abgelegensten Winkel durchkämmt haben. Der fragwürdige Umstand, dass das Auto unverschlossen dort oben stand gibt reichlich Stoff für Vermutungen und die Familie und die Freunde Víctors durchleben nun bereits seit einer Woche einen Alptraum der Fragezeichen.



Montag 15.05.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1014 hPa

Alle Jahre wieder krabbelt es im Karton

Die Seidenraupensaison geht wieder los, wer will der kann sich im Seidenmuseum von El Paso Eier der Raupen holen um dann in einen der ältesten Erwerbszweige La Palmas einzutauchen. Fast ein bisschen spät kommen dieses Jahr die "semillas de gusanos" (Raupensamen), die dazu notwendigen Maulbeeren haben schon seit längerem getrieben, etwas anderes als die Blätter des "moral" essen die Seidenraupen nicht. - Sechs bis sieben Wochen dauert es, bis aus den geschlüpften Miniraupen ein Kinderfinger dicker Wurm geworden ist, der sich dann in seinen Kokon verpuppt und uns so die Seide schenkt. Lässt man den Falter aber leben, um neue Eier zu gewinnen, oder einfach weil man Tierliebe über Hunde und Katzen hinaus begreift, dann wird man ziemlich enttäuscht sein. Die Falter sind flugunfähig und leben nur noch ein paar Tage, einziges Ziel der Tiere ist dann die schnelle Fortpflanzung und das war es dann auch.

Auf La Palma ernährte die Seidenproduktion mal viele tausend Menschen und die vielen Maulbeerbäume die es heute noch gibt, wurden nur aus dem einzigen Grund auf die Insel gebracht, um als Nahrungsgrundlage für den "Bombyx mori" (so heißt der Wurm mit Vor und Zunamen) zu dienen. Mit der immer weiter voranschreitenden Verbesserung der internationalen Verkehrswege verdrängte die asiatische Seide schließlich die europäische, nicht dass der chinesische bombyx oder der vietnamesische besser Seide produzieren würden, aber dort macht man das einfach viel, viel billiger und so bleibt für uns wieder nur die Nostalgie. - In El Paso wird noch Seide produziert und zwar vom Ei bis zum fertigen Schal oder Krawatte. Wer will, der kann sich das im Seidenmuseum ansehen, dort erklären geduldige Frauen den kompletten Prozess an zum Teil Webstühlen die 500 Jahre alt sind. Wenn El Paso zu weit weg ist und Sie vielleicht nicht das Glück haben auf La Palma leben zu dürfen, dann können Sie HIER unsere eigene Seidenproduktion nachvollziehen.



Sonntag 14.05.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,2 Grad, niedrigste Temperatur: 12,5 Grad

Mehr Wähler als Einwohner

Vor ein paar Tagen ging es um die "Astralwähler" in Puntallana, dort hatten die Oppositionsparteien über 300 potemkinsche Wähler entdeckt und damit den regierenden Bürgermeister von der Coalición Canaria ziemlich in Bedrängnis gebracht. - Der setzte sich dann auch zur Wehr und warf der Opposition vor, den Gemeindehaushalt zu gefährden, denn immerhin gäbe es für jeden eingetragenen Bürger richtig Geld von der Provinzregierung. - Dazu muss kein Kommentar folgen, fast alle Gemeinden haben ein paar Leute in Reserve und wenn es um die Wahllisten geht, dann kommen ganz lustige Zahlen zum Vorschein. 5 Gemeinden der Insel haben mehr Wähler als Einwohner, bei 3 Gemeinden sind es genau so viele Wähler wie Einwohner und nur El Paso (stolzgeschwellte Brust), Santa Cruz de La Palma, Los Llanos de Aridane, Breña Alta, Breña Baja, und Tazacorte weisen ein glaubhaftes Verhältnis von Einwohnern zu Wählern auf. Aufgedeckt hat das wieder mal Maikel Chacón der für El Día schreibt, ausgewertet dazu hat man die letzte Volkszählung von 2003.

Hier nun die überraschenden Zahlen. In Barlovento leben 2.367 Menschen, aber in den Wählerlisten sind 2.917 Personen eingetragen. - In Garafía gibt es 1.998 Einwohner, aber 2.448 Wähler. - San Andrés y Sauces (5.102 Einwohner 5.626 Wähler) - Fuencaliente (1.857 Einwohner und 1.910 Wähler) - Mazo (4.762 Einwohner 4.776 Wähler). Ich darf daran erinnern, dass auch hier das Wahlrecht erst mit 18 Jahren beginnt, also die Anzahl der Wähler deutlich geringer sein müsste als die Zahl der Einwohner. Erklärbar wäre die Geschichte nur so, dass viele Leute zwar weggezogen sind, aber noch einen entsprechenden Koffer in der Heimatgemeinde haben und sie deshalb dort das Wahlrecht ausüben wollen. Dann dürften diese Leute aber in keiner anderen Stadt in irgendwelchen Wahllisten auftauchen, eine weitere Fleißaufgabe wartet nun auf Maikel Chacón. - Irgendwie gerät diese Insel gerade ziemlich aus den Fugen, nicht im privaten Bereich, da geht es uns dickfellig gut wie immer, aber das Vertrauen in unsere Parteien und Politikerlandschaft gerät deutlich in Schräglage. - Ab in den Sack und immer drauf, so einfach darf man sich das aber nicht machen, wir brauchen die doch noch, deren Arbeit will doch kein gerade denkender Mensch machen.

HIER noch ein interessantes Schreiben eines Mitgliedes der "Asamblea Ecologista", der deutlich heftiger als ich die großen Zusammenhänge mit unserer Autobahn darstellt, als ich das mit ein paar Nebensätzen sonst mache.



Sonntag 14.05.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1015 hPa

Wenn, falls, vielleicht, aber auf jeden Fall war ich es nicht!

Irgendwann muss jeder seinen Mund aufmachen und sich bekennen zur Autobahn, zumindest wenn er der politischen Welt dieser kleinen Insel angehört. Jetzt hat es auch José Luis Perestelo erwischt, erlauchter Inselpräsident und Präsident vieler anderer öffentlicher Organisationen und siehe da, wenn er geschwiegen hätte...Natürlich ist er nicht für die Autobahn, wer ist das überhaupt, aber er ist für den Fortschritt und zwei Spuren sind besser als drei und drei Spuren sind besser als vier. Das Vokabular ist eher herbergermäßig (den Sepp meine ich) und Perestelo lässt ganz klar wissen, wo die Schuldigen zu suchen sind. Im Rathaus von El Paso sitzen die seiner Meinung nach, als könnte eine Gemeinde Autobahnen bauen und Inselringpläne entwerfen. Allerdings kommt der "Plan especiál de Carreteras de Canarias" dann doch nicht aus dem Rathaus El Pasos, sondern aus den Händen der Partei der er angehört, der Coalición Canarias.

Es ist nur eine Landreserve und etwas was sich ändern lässt, das bleibt als immer wieder gesagte Aussage stehen und man muss die ökonomischen Bedürfnisse der Insel immer mit den ökologischen abwägen. - Bei allem gebührenden Respekt, wir wollen unser Land aber nicht mal als Reserve für höchstspekulative Projekte bereithalten, die aus La Palma ein Rückzugsgebiet für europäische finanzielle Halbwelt machen wollen. - Auf den Protest kommt er zu sprechen und irrt sich gewaltig, er meint, nur die direkt Betroffenen seien dagegen und dafür hat er sogar Verständnis. Das ist aber der Punkt an dem sich viele irren, niemand von uns will diese Straße und niemand von uns will weiter Politiker haben, die sich nicht eindeutig äußern wollen. - Entschuldigung, ich habe mich geirrt und wenn die, die mich gewählt haben die Dinge anders sehen als ich, dann habe ich mich deren Willen unterzuordnen. - So kann man Kommunalwahlen im Mai 2007 gewinnen und wer es langsam kapiert, dass das Volk mehr als lästiges Beiwerk zur Stützung der eigenen Karriere ist, über den sprechen wir im Juni 2007 auch noch. - Langsam wachsen nun überall die notwendigen Nachbarschaftsvereinigungen, die so wichtig sind, um den in den Gesetzen verankerten Bürgerrechten auch die entsprechenden Plattformen zu verschaffen. Tajuya hat jetzt auch eine "Asociación de Vecinos, von den knappen 800 Einwohnern kamen immerhin fast 200 um die Gründung dieser Vereinigung zu unterstützen, das kommt in unserem stockkonservativen Umfeld schon einer brüllenden Revolution gleich. - Wäre der Spruch nicht so furchtbar abgedroschen. - Wir sind das ....



Samstag 13.05.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,6 Grad, niedrigste Temperatur: 13,9 Grad

800 Flüchtlinge in einer Woche

Das ruhige Meer macht es möglich, so viele Flüchtlinge wie diese Woche haben noch nie den weiten Weg auf die Kanaren gefunden. Inzwischen sind in den ersten knappen 5 Monaten des Jahres 5.528 Boatpeople zu uns gekommen, mehr als das gesamte vorhergehende Jahr. Inzwischen starten die verzweifelten Menschen aus dem Senegal, nachdem erst Marokko und dann Mauretanien seine Grenzen versiegelt hat. Das geschah auf Drängen und mit Hilfe der EU, keiner weiß aber, wie viel Geld nach Marokko und Mauretanien geflossen sind, um diese Länder zu schließen. Inzwischen wird der gesamte "Flüchtlingsverkehr" aus Westafrika über die Kanaren abgewickelt, der früher schnellste Übergang durch die Meerenge von Gibraltar ist verschlossen, nur noch sporadisch gelingt es dort, meist Marokkanern, auf den europäischen Kontinent zu gelangen.

Mit Marokko und Mauretanien gibt es inzwischen Reimmigrationsverträge, diese beiden Länder haben zugestimmt, alle Flüchtlinge die aus diesen Ländern zu uns kommen auch wieder zurück zu nehmen. Das war bislang nicht so, man musste erst umständlich nachweisen, aus welchen Ländern die modernen Sklaven unserer Geiz ist Geil Welt kommen und dann mit den Ursprungsländern verhandeln. - Was vielen Mitteleuropäern immer noch nicht klar ist, die Schwarzafrikaner sind Arbeitskräfte, die unter nicht vorstellbaren Umständen in Mittel und Südeuropa Frondienste verrichten, nicht gegen Lohn, sondern gegen ein paar Happen Essen und die Zusage der Schleppermafias, der Familie im Heimatland nichts anzutun. So werden in Europa, meist landwirtschaftliche Massenprodukte so billig produziert, dass man als Erzeuger das Preisdiktat der harten Discounter noch erfüllen kann. - Für die allermeisten Flüchtlinge ist es unmöglich die Summe für eine sichere und unabhängige Überfahrt nach Europa zu bekommen, man dingt sich den Schleusern an und begibt sich damit in die Sklavenfalle und die Kreise der Prostitution. - Das Karussell dreht sich jetzt schneller, man schickt die Flüchtlinge wieder in die Heimatländer zurück und je mehr man wieder wegschickt, um so mehr neue Sklaven benötigt man wieder. Dazu dient nun der neue Startplatz Senegal, dort wartet man noch auf Geldgeschenke der Europäischen Union, um auch deren Küsten zu verschließen. - Auch eine Art von Entwicklungshilfe, die man moralisch besser nicht hinterfragt.



Samstag 13.05.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1016 hPa

Große Zeiten in El Paso

Große Zeiten sind meist aber auch gefährliche Zeiten, im Kampf gegen die Schlange weichen Feindbilder auf und Politiker sind plötzlich bereit gegen sich zu stimmen. Der Flächennutzungsplan El Pasos scheint so das erste prominente Opfer der von der Provinzregierung gewollten Autobahntrasse von Santa Cruz nach Garafía, zu sein. Das ist nun mal unser Schicksal, El Paso heißt der Schritt und auch der Weg und jeder der von West nach Ost oder umgekehrt will, der muss durch und hindurch oder knapp daran vorbei. Die 4 Räte der pasensischen Sozialisten sind nun so weit gegangen in der zweiten notwendigen Abstimmung gegen den PGO zu stimmen, den sie in erster Lesung noch unterstützt haben. Vox populi und ein, nicht zu unterschätzender Restvernunftsfaktor machen das wohl möglich, damit ist der PGO eigentlich schon vom Tisch. - Nicht jubeln bitte, die Autobahn ist damit noch nicht erledigt, eines hat sich in den ganzen Wochen der Aufregung nicht geändert, die Autobahn geht weit über Zuständigkeit oder Möglichkeit einer Gemeindeverwaltung hinaus, ob die Lokalpolitiker in EL Paso ja oder nein zur Autobahn sagen, das interessiert die Planungsstrategen in der Provinzregierung eher peripher wie peristalt.

Der PGO EL Pasos muss nun alle "alegaciones" (Eingaben, Beschwerden) aufnehmen, dann müssen die Redakteure diese bearbeiten und so weit sie den gesetzlichen Möglichkeiten entsprechen in den Plan einarbeiten. Alle alegaciones müssen beantwortet werden, dann gelangt der Plan erneut zur Abstimmung ins Plenum des Rathauses. 13 Stimmen sind dort versammelt, bislang war die regierende Koalition aus PSC/PSOE mit 4 Räten und den 3 Consejales no adscritos immer mit einer Stimme vor den 6 Mitgliedern der Coalición Canaria. Diese haben immer gegen alles gestimmt, gehören aber der Partei an, die auf Ebene der Provinzregierung die Autobahnpläne erträumt haben. - Bleiben die bei ihrer Ablehnung zum PGO, was zu erwarten ist, weil sie wieder gewählt werden wollen auf lokaler Ebene und die 4 Räte der Sozialisten erfüllen ihr Versprechen auch gegen den Plan zu stimmen, dann muss eine große Altpapiersammlung in El Paso stattfinden. - Was noch nicht raus ist, ob es nicht eine elegantere Lösung gäbe, zum Beispiel den PGO erst mal auf Eis zu setzen und von den übergeordneten Plänen abhängig zu machen, dem PIOLP und dem Plan Especiál de Carreteras de Canarias, das hauptverantwortliche Papier in Sachen Autobahn. - Eines dürfen wir dabei nie vergessen, die Provinzregierung lacht sich schäbbelig über uns, wie wir hier die Lokalpolitiker zerreißen, die eigentlich angetreten waren um den Größenwahn der Coalición Canaria zu stoppen. - Es sind nicht wenige von uns, die genau dort sogar eine Strategie erkennen wollen, El Paso, weil nicht von der Coalición Canaria beherrscht, muss die Schlange ans Tageslicht bringen und den Überbringern, nicht den Planern haut man dafür den Kopf ab. - Ich kenn da so eine Geschichte von einem ganz krassen Typen, der hieß Hiob...



Freitag 12.05.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,7 Grad, niedrigste Temperatur: 14,4 Grad

Es bleibt sogar noch Geld für ein Toilettenhäuschen in Tazacorte

Überall feilt man an Protesten, Juristen schieben Überstunden und Schreiberlinge freuen sich an den kostenlosen Runninggags rund um dieses polemische Stück Straße, welches zumindest die Bewohner El Pasos in ein Davor und ein Danach stürzen. In Ermangelung an natürlichen Feinden, wir haben den immer noch nicht gefunden der für die Autobahn ist, spalten sich die Lager ein bisschen, es entsteht die PGO und Autovía Nein Fraktion und daneben gibt es noch eine weitere Strömung, welche das Projekt der Schnellstraße vom Flächennutzungsplan abgekoppelt haben will, das Nein aber so zu sagen. Dazwischen versuchen verzweifelte Lokalpolitiker ihre Zukunft zu retten und bringen sich dabei nur weiter in den Schlamassel, der "Point of no return" ist nah und Vertrauen nicht unendlich. Die Presse berichtet nun täglich über die Schlange, mal blütenreich, mal polemisch und mal stilblütenreich, was mir immer am besten gefällt. Erst heute wieder in der Lokalpresse, frei übersetzt lautet die Überschrift: Die Grünen bringen die zukünftige Autobahn vor die europäische Kommission. - Das finde ich toll, Hauptsache die behalten die Autobahn dann auch, was ich allerdings bezweifle, denn die haben schon welche.

Da ich gestern Abend mal wieder mit einem Freund gedanklich urbi et orbi retten durfte, war natürlich auch die Autobahn ein Thema - neben dem Weltfrieden, Kondome für Päpstinnen, Yellowstone Vulkan und der Frage, ob man mit einem Krematorium eine Fernheizung betreiben kann. - Wir haben beschlossen, die Autobahn kommt nicht, das Geld, wohl 83 Millionen aber doch und wir machen da was Hübsches draus. Man könnte jedem Palmero 1.000 Euro in die Hand drücken und wir machen ein Woche lang Paaaadi bis alle Alkoholvorräte ausgetrunken sind und machen dann weiter wie bisher. - Wegen der drohenden Kopfschmerzen haben wir aber auch noch andere Alternativen erwogen. La Palma wird energiewirtschaftlich umgestellt. 40 Millionen für ein geothermisches Kraftwerk im Süden der Insel, damit decken wir die elektrische Grundlast und dazu kommen noch etliche Windparks und dezentrale Photovoltaikeinrichtungen, die uns unabhängig vom Ölpreis die Lichter brennen lassen. - Das hört sich aber alles viel zu vernünftig an um einen lustigen Abend zu schmücken, dann doch lieber einen Transrapid zwischen Los Gallegos und Los Franceses, von den Chinesen gebaut, dann bekommen wir zwei Waggons extra. Man könnte aber auch eine Skisprungschanze erbauen lassen mit angrenzender Rodelbahn was aber als eher konservative Investition erscheint, dann doch vielleicht eine Piste nur für "Nordic Walking" links herum. Daneben eine heftig betreute multikulturelle Begegnungsstätte mit Schwerpunkt für Feng Shui, Chop suey und Sitzaikido, mit Erweiterungsmöglichkeiten für schamanisch transzendentale rhythmische Sportgymnastik. Was das ist, das weiß ich auch nicht, aber sinnloser als die Autobahn ist es auch nicht, nur lange nicht so gefährlich und nachhaltig zerstörend. - Dieses Mal müssen wir aber aufpassen, dass neben all der schönen Ideen noch Geld für das Toilettenhäuschen am Strand von Tazacorte übrig bleibt. - Da haben wir letztes Mal gepennt, als man uns den Tunnel baute, den neuen Hafen und nun den Flughafen.



Freitag 12.05.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1015 hPa

Mehr Personal für das Krankenhaus und Polikliniken

Gute Nachrichten gibt es aus dem kanarischen Gesundheitssystem, dem SCS (Servicio Canario de la Salud). 24 neue Mitarbeiter werden im Krankenhaus ihren Dienst antreten, davon sind 6 Ärzte, 13 Krankenschwestern und Brüder und der Rest andere Spezialisten und technisches Personal. Man möchte damit die Wartezeiten auf ein Minimum bringen und weniger Patienten als sonst von einer Insel zur anderen fliegen müssen, weil hier kein Spezialist zur Verfügung steht. - Die Rechnung ist ganz einfach, kann ein Patient nicht auf La Palma behandelt werden, dann muss nicht nur der Arzt auf Tenerife bezahlt werden, sondern auch noch die Flüge hin und zurück. So macht es deutlich mehr Sinn, die Personaldecke auch hier anwachsen zu lassen um der steigenden Nachfrage nach der ärztlichen Kunst auch hier vor Ort genüge zu tun.

Auch für die "Centros de Salud" schickt man mehr Personal. 4 weitere Krankenschwestern werden für die häusliche Pflege eingestellt, El Paso erhält einen weiteren Arzt und eine Pflegerin, aber auch in Los Llanos, Tijarafe und Santa Cruz wird die Personaldecke verstärkt. Der Servicio Canario de la Salud reagiert damit endlich auf die vielen Beschwerden die es seitens der Patienten und anderer Organisationen gab, unser Gesundheitswesen an einen, für Mitteleuropa normalen Standart anzupassen. Kein Mensch kann von einer kleinen Insel mit gerade über 80.000 Einwohnern verlangen, in sämtlichen medizinischen Fakultäten vertreten zu sein, aber die Grundversorgung und vor allem die Notfallmedizin sind kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Ein guter Schritt in die richtige Richtung. - Nicht bestätigten Gerüchten zufolge soll der neue Arzt in El Paso ein Spezialist für Schlangenbisse sein und die Krankenschwester eine Zusatzausbildung zur Linderung von Asphaltneurosen bei Politikern haben. Sprechstunden finden gleich neben dem Centro de Salud statt, zwischen Hafen und dem Rathaus.



Donnerstag 11.05.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,1 Grad, niedrigste Temperatur: 14,3 Grad

Millionen aus Madrid zur Brandbekämpfung

Die Umweltministerin lässt sich nicht lumpen und schickt für die vier Sommermonate Mannschaften und Geräte für über 3 Millionen Euro auf die Kanaren. Der Großteil der Leistungen und Feuerwehrleute geht nach Tenerife und La Palma, ganz einfach weil dort und hier die meisten Brände vorgekommen sind. Auf Tenerife erwartet man unter anderen auch den dicken Brummer an Hubschrauber, die Kamov, welche auf einmal 4.500 Liter Wasser tragen kann und La Palma erhält drei Einsatzgruppen an Feuerwehrleuten, die im Schichtdienst rund um die Uhr einsetzbar sind. Das heißt aber nicht, dass der dicke Hubschrauber nur für Tenerife da ist und die speziell ausgebildeten Feuerwehrleute nur für La Palma, es sind lediglich die Basen für Fluggerät und Mannschaften, das Einsatzgebiet sind die gesamten kanarischen Inseln. Zusätzlich bezahlt Madrid noch zwei Frachtflugzeuge die dafür vorgesehen sind, um im Ernstfall Menschen und Material von einer Insel zur anderen bringen zu können.

Dazu kommen natürlich noch die vielen lokalen Kräfte die immer hier sind und für die Sommermonate auf weit mehr als 150 Brandbekämpfer aufgestockt werden. Das Geld dafür kommt von der Provinz und Inselregierung. Es hat eigentlich nie an Personal gemangelt, allerdings kann es im Brandfall nie schnell genug gehen die Kräfte an die richtigen Stellen zu bekommen. Nicht nur einmal ist aus einem, zuerst kleinem Feuer welches man schnell hätte unter Kontrolle bringen können ein großes und unkontrollierbares Feuer geworden, weil es zu lange gedauert hat die Feuerwehrleute an den Einsatzort zu bekommen. Da sollen nun die staatlichen Helfer einspringen die immer einsatzbereit per Helikopter zum Brandherd geflogen werden sollen. Alles schön und gut in der Theorie und besser als nichts, aber Fachleute von hier bezweifeln die Einsatzfähigkeit der "fremden" Feuerwehrleute ohne Ortskenntnis. Da muss man noch an der Koordination arbeiten um den neuen Vorteil der Schnelligkeit auch zu nutzen. Ist der Brand erst fortgeschritten, dann sind Faktoren wie Wetter und Geländebeschaffenheit primär und da nutzen dann auch die besten Feuerwehrleute nichts, genau so wenig wie der massenhafte Einsatz von Löschhubschraubern. Das zumindest ist die Lehre des großen Brandes des letzten Jahres. Wenn man vom Boden aus nicht an den Brandherd kommt und von oben nicht löschen kann weil die Hubschrauberbesatzungen einfach durch den dichten Rauch nichts sehen können, dann kann man nur noch die Ausbreitung verhindern, den Brand selbst, den kann man dann nicht mehr löschen. - Was allerdings noch ein Gerücht ist, im Hafen von El Paso soll ein Feuerwehrschiff vor Anker gehen...



Donnerstag 11.05.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1014 hPa

Potemkinsche Wähler

Mit großer Freude kann man mal einen Moment aus El Paso herausblicken und einer anderen Gemeinde den Preis verleihen, den MPC, für "Most Polemic County". Puntallana hat einen bedeutenden Wählerüberschuss, die beiden Oppositionsparteien haben an die 330 Gemeindebürger ausgemacht, die zwar auf den Wählerlisten stehen, aber nicht im Ort wohnen. Nun könnte man meinen, seid doch nicht so kleinlich, jede Gemeinde hat einen gewissen Vorrat an astralen Einwohnern, das ist allgemein bekannt und dient im Zweifelsfall dafür, der Gemeinde größere Wichtigkeit zukommen zu lassen. Jeder Bürger bedeutet bares Geld für eine Gemeinde und das kann man sich doch nicht entgehen lassen. In Puntallana hat man es aber wohl übertrieben und nicht nur die Gesamteinwohnerzahl geschönt, sondern auch den "Censo electoral", also die Anzahl der Bürger die in den Wahllisten der Stadt aufgeführt sind. Bei den letzten Kommunalwahlen gewann die Coalición Canaria die absolute Mehrheit mit einem Vorsprung von nur 30 Stimmen und plötzlich sind die 330 potemkinschen Wähler eine regierungsentscheidende Macht.

Die Opposition, also die Sozialisten der PSC/PSOE und die Bürgerlichen der Partido Popular haben sich im Ort auf die Suche gemacht nach den vielen unbekannten Wählern und haben ganz interessante Wohnstätten der Geisterwähler ausfindig gemacht. Da gibt es Adressen, mit der Hausnummer Null, in einem weiteren Fall waren 8 Menschen in einem kleinen Wellblechschuppen angemeldet, in einer Höhle bei La Galga sind 7 Wähler registriert und in einem einzigen Wohnhaus mitten im Ort gleich derer 20. Bei Umfragen in der Nachbarschaft konnten diese Personen nicht ausgemacht werden, die meisten sind völlig unbekannt, viele aber seit vielen Jahre weggezogen, auf andere Inseln oder gar aufs Festland. Da diese Personen aber auch auf keinem anderen "Censo electoral" auftauchen, nur in dem Puntallanas, konnte man nicht mit der Hilfe des Wahlbüros dagegen angehen, die Leute wohnen irgendwo, sind aber nie aus den Wählerlisten Puntallanas gestrichen worden - Natürlich kann kein Nachweis geführt werden, dass viele derer per Briefwahl nun die regierende Coalición Canaria gewählt haben, man weiß zwar wer gewählt hat, aber nicht wen die unbekannten Nachbarn auf den Stimmzetteln angekreuzt haben. Bis zu den nächsten Wahlen will man nun aufräumen und es würde mich nicht wundern, wenn im Mai 2007 dann viel weniger Puntallaneros/as irgendwie einen Stimmzettel in die Urnen bekommen. - Jetzt kommen wir wieder nach El Paso, wir suchen ja auch immer noch den oder die Eine/n, welche die Autobahn will, muss aber auch bereits weggezogen sein, hat nur vergessen die Straße mitzunehmen. Kein Problem, wir senden diese gerne nach.



Mittwoch 10.05.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,6 Grad, niedrigste Temperatur: 14,8 Grad

Weine aus La Palma wieder hoch gelobt

Die Auszeichnungen kommen gerade recht, haben wir doch letztes Jahr bereits mehr Wein produziert als wir trinken und verkaufen konnten und wenn der Bacchus so will, dann wird es 2006 eine erneute Rekordernte geben und die will auch verkauft werden. Auffällig dabei ist, dass immer die Weine aus dem Norden der Insel und da bevorzugt die weißen aus den Höhenlagen die Preise abräumen. Die vielen Bodegas in Las Manchas und auch die großen in Fuencaliente sind wieder mal leer ausgegangen, aber auch beim Wein lassen sich Moden feststellen und da hat der Norden mit seinen Weißweinen nun die Nase vorn.

Welche und wo hat es denn die Preise gegeben? Der meistprämierte Wein war der "Vega Norte blanco" 2005, der hat gleich dreimal abgeräumt, auf dem nationalen Weinkongress "Bacchus" in Madrid, dort erhielt er den zweiten Preis. Auf einem internationalen Weinwettbewerb in Brüssel gab es ebenso den zweiten Preis und auf La Gomera beim Wettbewerb "Alhóndiga 2006" noch mal einen dritten Preis. Dort auf La Gomera wurden zwei weitere palmerische Wein mit Lorbeeren bestückt, der halbtrockene "Viña Traviesa" 2005 mit einem weiteren zweiten Platz und bei den Spezialweinen gewann sogar der "Vitega" 2005, der in Tea-Fässern gelagert wird. - In einem ganz anderen Wettbewerb, Concurso Ramón, gewann Tropical muy frío vor Tropical bastante frío und Dorada al tiempo. - Dieser Wettbewerb wird täglich wiederholt mit Besetzung durch unterschiedlichste Kampftrinker, pardon, Kampfrichter.



Mittwoch 10.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1012 hPa

Die Schlange trübt den Blick

Die Diskussionen über die monumentale Autobahn durch das Aridanetal haben den lokalen Flächennutzungsplan in den Hintergrund treten lassen. Der allerdings wäre ein entscheidendes Papier für die zukünftige Entwicklung des Ortes, soll er doch Planungssicherheit geben und die Richtlinien aufzeigen, wo zukünftig gebaut und besiedelt werden darf und wo nicht. Jetzt laufen die Versuche, die Straße aus dem Flächennutzungsplan auszuklammern um wenigstens das lokale Papier zu retten, aber auch da treten große Defizite ans Tageslicht, der Plan selbst enthält viele Fehler die kaum erklärbar sind. - Kein Flächennutzungsplan ist ohne Fehler und dazu hängt man das Papier aus, damit die Bürger das korrigieren können. Dabei geht es meist nur darum, die bebaubare Fläche des Grundstücks der einzelnen Eigentümer größer zu machen und kaum jemand liest den gesamten Text. - Das ist dieses Mal anders, so genau hat man noch keinen PGO auf den Kanaren gefilzt. Nun kommt der Hammer, Das Architekturbüro welches den Plan verfasst hat, (Oficina de Arquitectura Tres,S.L. aus Tenerife) scheint diesen in großen Abschnitten kopiert zu haben. Das ist zunächst nicht verwerflich, besser kopiert als falsch geschrieben, aber irgendwie scheint danach niemand mehr den Plan gelesen zu haben, oder besonders visionär zu sein. Auf Seite 88 des Dokuments "Normativa El Paso" wird beschrieben, wie man denn mit dem Hafen umzugehen hat und das kommt nicht besonders gut für eine Gemeinde, die keinen Zugang zum Meer hat.

Mikel Chacón ist es wieder mal, der solche und weitere Unstimmigkeiten des lokalen Flächennutzungsplans aufdeckt und damit die lokale Verwaltung in echte Bedrängnis bringt. Da hat man wohl zu schnell einen Plan zaubern wollen und nicht darauf geachtet, dass das Architekturbüro exakt arbeitet. Es wird nun nicht mehr ausreichen, die Schlange aus dem Plan zu schmeißen um endlich lokal weiterarbeiten zu können, der Plan an sich ist auch nicht mehr haltbar. - Die Opposition frohlockt und macht sich lustig, allerdings haben die den Plan auch nicht gelesen, sonst wäre die schon längst damit an die Öffentlichkeit gegangen. Das KLEINGEDRUCKTE sollte doch besser gelesen werden und nun reicht wohl kein Flicken mehr, nun muss ganz von vorne angefangen werden. - Sag noch mal einer, dass in El Paso nichts los ist. - Immerhin hat der Hafen von El Paso eines mit dem von Tazacorte gemein, kein Schiff will ihn anlaufen.



Dienstag 09.05.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,5 Grad

Frage und Antwortspiel

Telefonverkäufer scheinen ein Übel zu sein welches es von Alaska bis zum Südpol geben muss, man hat mir alles schon versucht am Telefon zu verkaufen, nur ein Telefon war noch nicht dabei. - Es ist gar nicht so leicht, gleich von Anfang an immer heraus zu bekommen, was die freundlich geschulten Stimmen da von einem wollen, stimmt der Vordergrund der Aussage oder kommt zum Schluss ein Angebot über Angoraunterwäsche. Meist führe ich solche Gespräche sehr monoton, beim ersten Atemholen des Gegenüber stelle ich die Frage: Wollen Sie mir etwas verkaufen? Dann kommt meist ein Ausweichen in seitliche Beratungsgefilde und dann liegt der Hörer wieder da, wo er hingehört. Es gibt aber auch tatsächlich öffentliche Umfragen und Telefoninterviews in denen kein Geschäft als Abschluss dienen muss. So heute, Servicio Canario de Estadística.

Die sind privat, machen aber für das offizielle Instituto Canario de Estadística (ISTAC) Umfragen und da ich leidenschaftlicher Leser von Statistiken bin und auch immer Umfragen für das nationale Statistikinstitut (INE) ausfüllen muss, lass ich mir die Chance nicht entgehen, unsere lokale Statistikgestaltung mit zu beeinflussen. Ausgesucht wurden nach Aussage der Dame Gewerbetreibende aus El Paso und da habe die Handelskammer die Telefonnummern ohne Namen herausgegeben. - Frage: Geht es Ihnen finanziell besser, gleich gut, oder schlechter als vor einem Jahr? Antwort: Mir geht es besser, aber meinem Nachbarn geht es schlechter. - Frage: Glauben Sie, dass es in El Paso mehr Arbeitslose gibt als in den großen Städten Los Llanos oder Santa Cruz? Antwort: Nein, das weiß ich daher, weil ich Ihre Statistiken kenne. Frage: Glauben Sie, dass seitens der Inselregierung genügend gegen die Arbeitslosigkeit getan wird? Antwort: Nein. Frage: Glauben Sie, dass in El Paso genügend gegen die Arbeitslosigkeit getan wird? Antwort: Ja, wir schicken alle Arbeitslosen nach Los Llanos. Frage: In welchem Sektor liegen die größten Probleme auf dem Arbeitsmarkt? Antwort: Bei den Dienstleistungen, das weiß ich aus Ihrer Statistik. Frage: Glauben Sie, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren verbessern wird? Antwort: Nein, das Hauptproblem auf dem Dienstleistungssektor ist mit dem Tourismus verknüpft und der geht in den Keller. Frage: Glauben Sie, dass El Paso eher bessere Zukunftsaussichten hat als die großen Städte Santa Cruz und Los Llanos? Antwort: Das hängt davon ab, ob mit oder ohne Autobahn. Ohne Autobahn hat es größere Chancen, mit geringere, weil dann jeder nur noch an uns vorbei fährt. Frage: Glauben Sie, dass die Lebensqualität in El Paso besser, gleich gut oder schlechter ist als in den großen Städte? Antwort: Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Deutlich besser natürlich, wir haben Parkplätze! Frage: Kennen Sie den Plan der Inselregierung für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung La Palmas? Antwort: Was, die haben einen Plan? Wo kann ich den einsehen? Frage: Vielen Dank für Ihre Mitarbeit. Antwort: Habe ich jetzt eine Kaffeemaschine gewonnen? - Ich liebe Statistiken und manche Telefonistinnen hassen ihre Arbeit.

Noch ein wichtige Bitte. Die nun gegründete Bürgerbewegung gegen die Autobahn (Plataforma Ciudadana) sucht dringend eine zweisprachige Person, (spanisch - deutsch), welche bereit ist bei öffentlichen Auftritten sowie bei internen Besprechungen zu übersetzen. Voraussetzungen sind: Zeit, Engagement, völlige politische Unabhängigkeit und Zivilcourage. Als Entlohnung gibt es Lorbeeren und vielleicht keine Autobahn. - Ernst gemeinte Interessenten melden sich bitte zunächst bei mir 922 497216, ich gebe dann die Rufnummer Jans, des Repräsentanten der Bürgerplattform weiter. Vielen Dank, es ist wichtig! Fragen Sie mich bitte nicht, warum ich es nicht mache, ganz einfach weil ich einen der oben angegebenen Punkte nicht erfüllen kann.



Dienstag 09.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1014 hPa

La Palma und das ferne Europa

Geographisch liegen wir vor der Küste Afrikas, gehören aber klimatologisch einem fiktiven Kontinent "Atlantik" an und unser vulkanischer Ursprung eint uns mit den Kapverden, den Azoren und Madeira, zusammen die makaronesischen Inseln genannt. Die erste Besiedlung dieser Inseln schreibt man Berberstämmen aus dem heutigen südlichen Libyen zu, die entweder von den Phoeniziern oder den Römern auf die Kanaren gebracht wurden. Europäer, also Menschen aus Ländern die zu dem heutigen Europa gehören, besiedeln erst knapp über 500 Jahre La Palma, das aber dann eindrucksvoll und nachhaltig. Seit dem ist es ein ewiges Kommen und Gehen auf La Palma, aber La Palma blieb immer unter der spanischen Krone und damit irgendwann auch unter dem Dach des neuen Europa. Es gab Jahrhunderte, da diente La Palma als Brückenkopf für Europa nach der damals noch ungebrauchten und neuen Welt, dann vergaß man uns wieder in der Bedeutungslosigkeit einer wirklich peripheren Gegend.

Der Beitritt Spaniens zur Europäischen Union katapultierte uns natürlich auch mitten hinein in den fröhlichen Club der Gleichgesinnten vom Nordkap über La Restinga nach Kreta. Seid umschlungen Millionen und wirklich, Europa hat sehr viel getan für La Palma, ohne die kräftigen finanziellen Mittel wären wir heute nicht dort wo wir sind. In diesem wunderbar anmutenden Rausch der Subventionen, Fonds und europäischen Gleichsinn wäre aber manchmal auch eine kleine Denkpause gar nicht schlecht um Zeit zu lassen sich umzusehen, wo wir eigentlich herkommen und ob der eingeschlagene Weg wirklich unser Weg ist. - Natürlich, wer will zurück in die Zeit der massenhaften Auswanderung, als die Palmeros zu tausenden in die neue Welt mussten, weil wieder mal eine Monokultur versagt hat. Franco stoppte diesen Exodus mit harter Hand und viel Geld welches auf die Inseln floss, man musste nicht mehr verhungern, sondern war nur noch arm, es sei denn man gehörte der richtigen Kaste an. Franco ist Geschichte und nun ist Europa unser gnädiger Gönner. Ein ganz anderer Sponsor als der mordende Caudillo, die wunderbar bunte Welt der Marktwirtschaft mit allen Möglichkeiten steht uns plötzlich offen und alles was wir dafür tun müssen ist, lediglich exotisch genug zu bleiben um an Gelder zu gelangen, welche der große Bruder auf dem Kontinent für solche Außenseiter wie uns bereit hält. - Dass La Palma dabei nie, da bringt auch Nostalgie nichts, eine wirkliche Eigenständigkeit entwickeln konnte und kann, sollte da nicht mehr erschrecken, wir sind auf Gnade und Verderb dem System eines neuen Herren ausgeliefert. Freude schöner Götterfunken heißt es so wunderbar, bislang hat aber jeder Gönner, in welcher Epoche auch immer, einen Preis gefordert für seine Wohltaten und das bringt uns alle schon gewaltig ins Grübeln. Willkommen Europa, aber bitte bleibt uns vom Leib mit der Globalisierung, wenn das so einfach wäre. Gefragt hat uns niemand ob wir das wollen, genommen haben wir den Schierling aber schon, so verführerisch und gut aussehend kommt Europa daher, dass man eigentlich gar nicht nein sagen kann. Einen schönen Europatag noch.



Montag 08.05.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,6 Grad

Es geht ja doch

Haben wir uns geschämt die letzten Tage mit den Temperaturen, da haben uns doch glatt große Teile Deutschlands abgehängt und ich war schon geneigt wieder auf die Kelvin-Skala zurückzugreifen, dass es nicht so böse auffällt. - Was war passiert, eigentlich nichts besonderes, außer dass der Nordostpassat nicht kräftig genug war die Sperrschicht, welche die trockene Luft in der Höhe von der feuchten am Boden trennt, aufzulösen. Das wiederum bedeutet, dass die von der Insel abgegebene Feuchtigkeit nicht nach oben entweichen kann und so als inselendemische Wolkenschicht dafür sorgt, dass nur morgens und abends die Sonne so richtig scheint. Da bei Hochdrucklage uns noch dazu frische und kühle Luft vom Nordatlantik erreicht, steigen so die Temperaturen kaum über die 20 Grad Marke an. Kommt dann der Wind zurück sind die Wolken weg, der Passat löst die Sperrschicht auf und schon ist es wieder warm genug, um gegen deutsche Temperaturen im Mai anzustinken. - Nicht, dass ich es Ihnen nicht gönne, dort im fernen Mitteleuropa, aber ich gönne es uns auch...

Schuld ist natürlich wieder mal das, in dieser Jahreszeit noch reichlich zart besaitete Azorenhoch. -Es hat zwar geschafft, ein zugegebenermaßen schwaches Tief, so weit nach Norden zu schieben, dass wir ohne Regen bleiben, aber mit Kerndrücken von deutlich unter 1020 Hektopascal kann man mehr auf dem Nordatlantik auch nicht her machen. Dazu sorgt noch unsere Atlantiknähe (eigentlich stimmt das nicht, wir sind nicht nahe dem Atlantik, sondern mitten drin) für Temperaturausgleich in jeglicher Hinsicht. So krasse und schnelle Temperaturwechsel wie in Zonen mit kontinentalem Klima sind für uns undenkbar. - Ich mache es nicht gerne, aber darf ich Sie in Mitteleuropa an die nahen Eisheiligen erinnern? -. Servaz muss vorüber sein, willst du vor Nachtfrost sicher sein. - Bauernsprüche, ich weiß, dass ist nichts für unsere hoch gebildete Leserschar, aber einen hab´ ich noch: Lieber ´nen Nachtfrost an der Lahn als auf La Palma Autobahn. - Ich hör ja schon auf...



Montag 08.05.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1016 hPa

Wie im Kleinen, so auch im Großen

Der Plan Insular de Ordenación del Territorio de La Palma (PIOLP), die zukünftige Magna Charta für die ganze Insel, ist ein schwer verständliches Machwerk und in technischer Geheimsprache verfasst, so dass dem Bürger kaum eine Möglichkeit gegeben wird, diesen Plan und die konkreten Auswirkungen zu verstehen. Das ist das erste Resümee der "Plataforma ciudadana Salvar la Playa", einer der ersten Bürgervereinigungen der Insel und irgendwie in hervorgehobener Stellung, denn andere Bürger und Nachbarschaftskollektive haben diesen Plan nicht zur Einsicht erhalten. Um Missverständnissen vorzubeugen, dieser Plan ist noch nicht fertig und steht auch noch nicht zur Abstimmung, noch ist es ein Arbeitspapier in digitaler Form, ein so genannter "Borrador" = Entwurf. .

Seitens der Bürgerbewegung "Salvar la playa" fordert man nun, man möge diesen Plan öffentlich zugänglich machen und Versammlungen und Vorträge dazu anbieten, damit der Normalsterbliche auch seine konkreten Fragen dazu stellen kann. - Man sollte vielleicht nicht so weit gehen, den Architekten und Technikern die diese Pläne erstellen vorzuwerfen, absichtlich Unverständliches zu verbreiten, in einer Sprache und Komplexität, die nur ihrer Berufsgruppe verständlich sind. Nur wäre es sicher an der Zeit, das Ganze in verständlicher Form auch anzubieten und weitere Bürgerbewegungen in die Mitarbeit einzubinden. - "Salvar la Playa" hat dazu auch einen ganz modernen Vorschlag, man könnte den Plan samt 1.000 seitigem Kommentar auch im Internet veröffentlichen um einen möglichst breiten Zugang zu ermöglichen. - Warum haben die Planer so oft Angst ihre Pläne denen zu zeigen, um die es eigentlich geht. Vielleicht sind wir zu dumm dazu, die weise Zukunftsplanung in aller Glorie zu verstehen, mag sein, vielleicht stecken da aber auch Details drin, die wir nicht sehen sollen. Wer weiß das schon. - Ich habe auch nichts verstanden in dem Plan, viel zu unübersichtlich ist das Dargebotene und in so vielen Ebenen, dass man sich völlig verliert in den vielen Dokumenten. Was ich aber nicht finden konnte in dem Plan, ist die Schlange die durch El Paso geht, wussten da die einen von den anderen nichts, oder wussten die schon wieder mehr als wir, oder muss die da gar nicht drinstehen? - Irgendwie stehen wir am Anfang der Demokratisierung der Demokratie, schlimmer kann es nicht kommen für die Politiker, das Volk fragt plötzlich nach und will mitreden.



Sonntag 07.05.06 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,6 Grad, niedrigste Temperatur: 14,7 Grad

Neue Transportwege

Die Flüchtlinge kommen inzwischen direkt von Senegal auf die Kanaren, auch Mauretanien scheint jetzt ernst zu machen mit dem Abriegeln der Küste und irgendwann geht die Flüchtlingsrallye aus Südafrika los, um nach Europa zu gelangen. - Dabei kann ich den deutschen Innenministern nur beifügen, so schlimm ist der Einbürgerungstest überhaupt nicht, da sind 1.000 Kilometer Atlantik eine ganz andere Aufgabe. - Wer solche Nöte nicht hat, der macht sich diese, Ricardo García möchte auf Wasserskiern von Tenerife nach Puerto de Tazacorte fahren, ohne Pause und das in drei Stunden. Der 33 jährige Landwirt wurde in Tijarafe geboren und erlernte das Wasserskifahren in einem Bewässerungstank seines Vaters. Weil man aber nicht mit Booten auf diesen Tanks herumfährt, wurde eine lange Leine gespannt, an einem Avocadobaum umgelenkt und ein Jeep zog dann den Wasserskifahrer über den Tank. - Rechtzeitiges loslassen ist in solchen Fällen evident, scheint damals geklappt zu haben, sonst könnte er heute nicht mehr fahren und nun warten größere Ziele.

Ricardo hat schon mehrere Langstrecken auf Wasserskiern zurückgelegt, aber noch nie eine solch große Strecke und er selbst ist sich unsicher, ob er das schaffen kann, aber so sind die Helden von heute gestrickt, versucht wird es trotzdem. Ricardo weist darauf hin, dass er ohne Zuggeschirr fahren will, sondern die ganze Zeit den Bügel mit den blanken Armen halten will, ich hoffe er hat gut gefrühstückt, Gofio und Bananen sind da besonders geeignet, das gibt Muckis und hält von Tenerife bis nach La Palma. Die Aktion wird groß rauskommen, wird sie doch gesponsert von der kanarischen Provinzregierung, der Inselregierung La Palma und den Gemeinden an denen Ricardo im eleganten Triumphzug vorbeiziehen will. Unterstützt und gezogen wird er von den Leuten des Tauchclubs "Club de Buceo Cueva Bonita" und des "Club Náutico San Borondón". - Wenn er sich da mal nicht verfährt und gleich auf der mystischen Nachbarinsel landet. Stattfinden soll das alles in der zweiten Maihälfte wenn das Wetter mitspielt, Ricardo ist auf ganz ruhiges Wasser angewiesen und das gibt es selten in den Grenzschichten zwischen Golf und Kanarenstrom. - Einen weiteren langen Ausflug auf Wasserski hat Ricardo auch noch vor, er will die gesamte Mittelmeerküste von Gerona nach Cádiz per Wasserski bezwingen, dann allerdings mit vielen Zwischenstopps. Das muss auch sein, denn er will für die kanarischen Bananen dort Werbung machen und wird in jedem Anlegepunkt von unserer kleinen gelben Herrlichkeit Kostproben verteilen. - Es ist müßig darauf hinzuweisen, dass der Sponsor dieser Aktion die ASPROCAN ist, die Vereinigung der kanarischen Bananenproduzenten.



Sonntag 07.05.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1018 hPa

Das Imperium schlägt zurück

Nach den frechen Forderungen seitens unseres Ex-Bürgermeisters Jesús Manuel Rodriguez, den Verkehrswegeplan für La Palma völlig einzustampfen und neu zu machen, meldet man sich jetzt wieder aus der "Consejería de Infraestructura". Francisco González, Generaldirektor für Straßeninfrastruktur im kanarischen Parlament will keineswegs den Plan jetzt verwerfen, für den man harte vier Jahre gearbeitet hat und überhaupt, Ende 2003 hing dieser Plan in 7 Gemeinden und der Inselregierung aus, damals hat sich aber keiner dafür interessiert, oder gar dagegen protestiert. - Dann kommt wieder der ewige Psalm: Das ist keine Straße, niemand will El Paso etwas aufzwingen, was man dort nicht will, es handelt sich lediglich um eine Geländereserve für ein eventuelles Verkehrsprojekt, also keine Panik. - Was wenigstens unsere lokalen Vertreter inzwischen verstanden haben, wir wollen auch in 15 Jahren keine Autobahn und jetzt auch keine Landreserve hergeben. Es wird uns nicht noch mal passieren, dass man uns nachsagt, wir hätten nicht gegen den Plan protestiert, wie man es nun seitens der Provinzregierung macht und uns auf den Aushang des Jahres 2003 verweist. Die Politik tut sich schwer mit dem Volk, besonderes wenn wir anfangen deren Kreise zu stören und sagen, Hoppla, wir sind auch noch da.

Ein großes Problem für die Bürger ist immer die Geheimniskrämerei der Planstrategen, die sich nie auf die Finger sehen lassen wollen, den Gesamtplan für die Insel haben so auch nur ganz wenige Menschen überhaupt zu Augen bekommen und wir wissen oft nicht, gegen was wir eigentlich protestieren. Die neue Trasse durch das Aridanetal ist ja nur Teil eines Gesamtkomplexes an Straßenplanung für die Insel und nun leider verknüpft mit einem wichtigen lokalen Papier, dem Flächennutzungsplan für El Paso. - Die Straßen einfach raus nehmen aus dem Plan, so wie es zum Teil schon aus der Consejería anklang, würde ja auch wieder bedeuten, dass der Gesamtplan ins Stolpern kommt. - Allerdings hätte die Politik ja auch eine große Chance die Dinge mal mit dem Volk zu planen, nur dazu wäre es auch wichtig, die Fakten auf den Tisch zu legen und zum Beispiel mal zu erklären, wer denn da zukünftig auf der Autobahn überhaupt fahren soll. - Ist vielleicht etwas dran an den Gerüchten, aus La Palma eine Residenz für überreiche Schwarzgeldunterbringer vom Kontinent werden zu lassen , die dann auf einem supermodernen Flughafen ankommen und möglichst ohne viel Volkskontakt bis in ihre Marina nach Puerto de Tazacorte gelangen wollen, oder weiter in den Norden? - Aber das sind nur Gerüchte, mehr weiß ich davon nicht und die, die es wissen, die werden nicht mit uns darüber reden. El Paso steht da wohl einigermaßen im Weg und wer hier durch will, durch unser Land und an unserem Leben vorbei, der hat sich nach unseren Bedürfnissen zu richten.



Samstag 06.05.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 49 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,8 Grad, niedrigste Temperatur: 14,2 Grad

Flüchtlingsboot treibt bis nach Barbados

3.000 Kilometer zu weit, die Kanaren wohl einfach nicht gefunden und dann elendig auf dem Atlantik ertrunken. Fischer auf der anderen Seite des Atlantiks haben ein "Cayuco" entdeckt, mit 11 bereits stark verwesten Leichen an Bord, allesamt Schwarzafrikaner und wohl Senegalesen, weil man bei einem der Insassen ein Flugticket von Dakar nach Mauretanien gefunden hat. Wie viele Menschen ursprünglich an Bord waren weiß niemand und wann das schmale aber schnelle Fischerboot aus Mauretanien abgefahren ist, das ist auch unklar. Der Passat hat nicht nur dafür gesorgt, dass Columbus bis in die, damals noch neue Welt gelangte, Wind und Strömungen haben das Boot mit den verdursteten Menschen an Bord bis kurz vor Barbados gebracht. Wo die Menschen hin wollten, das war klar, sie hatten ein par Euro in den Taschen, eine für Barbados doch nicht gewöhnliche Währung. Nachdem Marokko seine Grenzen dicht gemacht hat und Mauretanien nun als Startplatz für die vielen Flüchtlinge aus den westafrikanischen Ländern dient, gehen grausame Zahlen um, wie viele Menschen denn bei dem Versuch umgekommen sein könnten, bis auf die Kanaren zu gelangen. Der Seeweg von Marokko nach Lanzarote und Fuerteventura ist nicht unbedingt eine nautische Herausforderung, von Mauretanien aus in kleinen Fischerbooten die Kanaren zu treffen, setzt da schon mehr seemännische Fähigkeiten voraus. Selten erfährt man, wenn ein solches Boot vermisst wird, nur wenn es den Insassen gelingt einen Notruf abzusetzen, dann kann man sich auf die Suche machen. Die Boote haben aber allesamt keine Funkausrüstung an Bord, sondern meist nur Handys (meist mit spanischen prepaid Karten, um später für die Schleuser wieder erreichbar zu sein) und da ist die Reichweite natürlich extrem begrenzt.



Samstag 06.05.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1019 hPa

Gefahr im Verzug

Der Mai ist ein ganz gefährlicher Monat. Einmal droht Muttertag, zusätzlich hat meine Frau im Wonnemonat Geburtstag und zu allem Überfluss feiern wir im Mai auch noch unseren Hochzeitstag. Nun heißt es natürlich sich aufmerksam durch den Monat bewegen, ich neige ja zu dieser männlichen Unart, solche Tage grundsätzlich zu vergessen. Ich merke ja nicht mal, wenn meine Frau beim Friseur war, habe aber da inzwischen erfolgreich einen kleinen Pakt mit dem Salon abgemacht, man ruft mich auf dem Handy an wenn meine Frau sich die Haare richten lässt, dann erfasst mich ein Fettnäpfchen weniger. Damit kann man solche Variablen ein bisschen glätten, bleiben die Großereignisse. Der Geburtstag meiner Frau ist noch der einfachste Termin, da hat sie PGS, was soviel wie Prägeburtstagssyndrom heißt. Alle Frauen ab irgendwann in den Dreißigern erfasst diese Gnade der schlechten Laune und wehe, man folgt der beschworenen Absprache sich gegenseitig nichts zu schenken. Innereheliche Absprachen sind fern des Código Civil oder des BGB, - lass uns doch vernünftig sein und uns nichts schenken - vergessen Sie es Frauen, besonders Ehefrauen haben ein gewaltiges verbales Anarchiepotenzial. - Was antworten Sie auf die Aussage Ihrer Frau: "Schau mal, ich habe schon wieder ein graues Haar entdeckt"? Einzig mögliche Antwort lautet: "Schatz, (bevorzugt wollen Ehefrauen aber mit ihrem eigenen Namen angesprochen werden) ich kann keines entdecken. Allerdings droht bei häufiger Wiederholung der Gang zum Optiker, so kam ich zu meiner Brille.

Muttertag, eine Halbvariable, hier bei uns immer der erste Sonntag im Mai, nicht wie in Mitteleuropa der zweite. Da helfen mir meine Kinder, so wie heute Früh beim ersten Kaffee, als ich wieder mal überhaupt nichts kapieren wollte, warum wir uns jetzt gemeinsam eine Unternehmung für morgen vornehmen sollen. Nach zehn Minuten Fußtreten unter dem Küchentisch komme ich allmählich auf die Idee mal alle Möglichkeiten durchzugehen was morgen denn für ein Großereignis ansteht, und zähle auf: Geburtstag, Pause um Tritte abzuwarten - nein, Hochzeitstag, Pause, nein, Muttertag - dann kommt noch vor dem Nein ein kräftiger Tritt ins Schienbein - und ich weiß Bescheid, morgen muss ich mindestens Blumen kaufen... Man muss mir aber nachsehen, ich bin im Moment ein bisschen zerstreut, habe eine mindestens dreiflüglige Bronchitis coronatis (Coronas, meine Zigarettenmarke) und leide an den Nebenwirkung einer plötzlich eintretenden Nebensaison. - Neulich hat man perfide meine Verwirrung sogar öffentlich ausgenutzt, wir unterschreiben ja täglich hier im Moment mehrere Manifeste gegen die Autobahn, "No al la autopista" und nun prangt auf einem Protestschreiben der kanarischen Pathologen auch meine Unterschrift. Da stand halt "No a la autopsia", Legastheniker unterschreiben einfach alles. - Macht nichts, die kommt eh nach mir... Am Allerschönsten ist aber, in einer in Ehre gereiften Ehe, das gemeinsame Vergessen von Großereignissen. Beim zweiten Kaffee heute Morgen, (ich hatte es doch gesagt, wir haben Nebensaison und trinken dann zwei Kaffee morgens) wollten wir dann noch die restlichen Maifeiertage eingrenzen und mussten beide eine ganze Weile überlegen, wann denn nun unser Hochzeitstag sei. - Das war schön zu beobachten, wie wir beide versucht haben so zu tun als dächten wir an was ganz anderes, um dann plötzlich mit unserem Wissen, übrigens gleichzeitig, zu prahlen, Hochzeitstag ist am 6. Mai. Das erklärt vielleicht, warum wir heute sogar einen dritten Kaffee getrunken haben.



Freitag 05.05.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,6 Grad, niedrigste Temperatur: 13,5 Grad

Jesús geht aufs Ganze

Pressekonferenz im Hotel Marítimo, heute um 11:00 Uhr. Jesús Manuel Rodríguez tritt in seiner Funktion als Generalsekretär der Partei CCN - Centro Canario auf und fordert von der Consejería de Infraestructuras, Transportes y Vivienda, welcher Antonio Castro Cordobez vorsteht, die Rücknahme des kompletten Verkehrswegeplanes für La Palma. Er geht damit über die Forderung der Bürgermeisterin noch hinaus, lediglich die Autobahn aus dem Flächennutzungsplan auszukoppeln, was übrigens Antonio Castro gestern in einem Fernsehinterview bereits als Möglichkeit angekündigt hat. Jesús will damit den schwarzen Peter wieder zurück an die Partei Coalición Canaria geben, schließlich haben die den "Plan especiál de carreteras de Canarias" aufgelegt und nicht er. Warum er aber den Plan mit in den Flächennutzungsplan El Pasos eingearbeitet hat, das erklärt er mit den Vorgaben der Provinzregierung, die es einem Gemeindeplan nicht erlauben, diese zu ignorieren. Er wendet sich damit auch gegen die plötzliche Ablehnung der Autobahn der lokalen Politiker der Coalición Canaria, die nachdem sie den festen Wind des Volkswillens gespürt haben, plötzlich nichts mehr davon wissen wollen, dass dieser Plan aus ihren eigenen Reihen stammt.

In der Tat ist es fragwürdig, wie die Gemeinden eine mögliche Autobahn in ihre Pläne einarbeiten sollen, wenn der gesamte Inselplan "PIOLP" (Plan Insular de Ordenación de la Palma) noch im Redaktionsstadium ist, fern aller Gutachten und fern jeglicher Bürgerbeteiligung vor sich hinbrütet. In diesem Plan müsste man ja dann Farbe bekennen und die gesamte Trasse Santa Cruz bis nach Garafía zu erkennen sein, plus viele weitere Fragwürdigkeiten wie die 5 Golfplätze, Yachthäfen und reichlich Zonen für ein Wachstum, welches schlicht und ergreifend nicht vorhanden ist. - Was könnte dann mit dem lokalen Flächennutzungsplan für El Paso geschehen, wenn es tatsächlich gelingt, die Straße auszuklammern? - Dann müsste man einen neuen Plan basteln und dieses Mal mit Bürgerbeteiligung nach der lokalen Agenda 21. Dazu müssen die Anwohner Nachbarschaftsvereinigungen (Asociaciones de Vecinos) gründen, welche dann die rechtliche Grundlage haben, die Politik dazu zu zwingen, ihre Belange zu erfüllen. Da taucht zum Beispiel die fragwürdige Geschichte auf mit der geplanten Urbanisierung der Wohngegend "Vista Valle". Abgesehen davon, dass dann unendlich hohe Erschließungskosten auf die Anwohner zukommen würden, es will keiner der Anwohner, dass diese Zone zu städtischer Landschaft wird, warum soll es dann gemacht werden? Die lokale Agenda 21 gibt den Bürgern dabei das Recht und nicht nur die Möglichkeit, so etwas zu verhindern.

Man darf nie zu früh jubeln, auf keinen Fall darf man jetzt auch hingehen und im Stillen murmeln, die Straße wird schon nicht kommen. Der Protest hat bereits viel erreicht, muss aber unbedingt fortgesetzt werden, bis die Bürger die Politiker so weit unter Druck gesetzt haben, dass man ohne uns nicht mehr plant. Da sind wir schon ein Stück weiter, aber noch lange nicht dort, wo wir hinmüssen. Die Politiker und die brauchen wir auch, wer von uns möchte denn schon so einen Job machen, müssen lernen, dass man über die Köpfe der Betroffenen hinweg nichts mehr machen kann, besonders nicht auf lokaler Ebene, denn da wohnen, leben und arbeiten wir alle. Ich bin ja für meinen fast unendlichen Optimismus bekannt, wenn wir alle so weiter protestieren und auf unsere Rechte pochen, dann bekommen wir die Schlange in den Griff und haben Politiker, die uns gerne dabei helfen. - So muss das alles ja auch mal gemeint gewesen sein, als Hironimus Demokraton die Demokratie erfunden hat...



Freitag 05.05.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1017 hPa

Bürgermeisterin überrascht mit deftigen Aussagen

Ob das nun der letzte politische Strohhalm ist an den sie sich klammert, oder ernst gemeinte Kritik an der Autobahn, das kann jeder vermuten wie er will. Aus meiner persönlichen Erfahrung allerdings hat Dolores Padilla, erste Bürgermeisterin El Pasos, immer einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck hinterlassen. In einem Interview mit Mikel Chakón sucht sie nach der goldenen Lösung, die Autobahn aus dem Flächennutzungsplan herauszunehmen, , braucht dafür allerdings die Genehmigung der übergeordneten Stellen. Das wäre natürlich für El Paso eine feine Geschichte, man käme dennoch zu seinem Flächennutzungsplan und müsste sich nicht mehr mit der Schlange beschäftigen. Loli (Dolores Padilla) schlägt dafür vor, Alternativen zu erarbeiten mit allen sozialen Gruppen, eingeschlossen der Bürgerbeteiligung. Das wäre dann echte Demokratie, auch wenn solche Prozesse enorm kompliziert ablaufen. Ihre Behauptung, nichts von den Plänen der Autobahn gewusst zu haben, die kann ich nicht überprüfen- Die Handelskammer in El Paso hat für den 17. Mai die Gewerbetreibenden des Ortes eingeladen um auch darüber zu sprechen, die Schlange ist jetzt bis in die letzten Winkel der Gemeinde gekrochen.

Sollte es nicht gelingen den PGO El Pasos von der Autobahn abzukoppeln, möchten die 4 Räte der Sozialisten dann auch gegen den, auch von ihnen in erster Lesung abgesegneten Flächennutzungsplan angehen. - Wegen der enorm großen Aufregung durch die Autobahn haben so viele Leute wie noch nie Eingaben zu dem Flächennutzungsplan gemacht, dass dieser selbst, sei nun mit oder ohne Schnellstraße, auch stark überarbeitet werden muss. - Loli wäre sogar bereit den PGO auf Eis zu legen und eine neue Planung des Papiers anzugehen, dieses Mal mit Bürgerbeteiligung. Den gefährlichen Wahltermin Mai 2007 nimmt sie dabei in Kauf, aber gegen diese Bürgerbewegung kann kein lokaler Amtsinhaber mehr agieren. Anwälte verdienen im Moment auf La Palma gutes Geld, kein öffentliches Vorhaben hat jemals so viel Bürgeraktivität hervorgerufen wie die Autobahn durch das Aridanetal. - Wir dürfen aber nicht vergessen, im Rathaus von El Paso regiert eine knappe Mehrheit und der Ex- Bürgermeister Jesús und seine Gefolgschaft, Obdulia und Pedro, haben sich zwar privat deutlich von der Autobahn distanziert, aber es fehlt die öffentliche Erklärung, auch aktiv gegen diese Pläne anzugehen. - Heute gibt Jesús eine Pressekonferenz und wird das wohl tun. Man kann einigermaßen gespannt sein, hat sich doch der Volkszorn über die Autobahn an ihm abgeladen. - Jeden Tag was Neues von der Schlange und je öfter, länger und deutlicher darüber berichtet wird, umso weniger möglich wird dieses unnötige Bauwerk. - Es ist aber noch nichts gewonnen, der Protest muss weiter gehen und auch inselweit betrieben werden, das ist kein Problem El Pasos, sondern eine Bedrohung für die gesamte Insel.



Donnerstag 04.05.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 17,6 Grad, niedrigste Temperatur: 12,0 Grad

Fleißige schwere Jungs

Wieder einmal ist die Beobachtungstaktik der Polizei aufgegangen, nach langen Observationen konnte man nun 6 Kokaindealer dingfest machen, allesamt Männer zwischen 30 und 42 Jahren. Die Guardia Civil aus Los Llanos und Santa Cruz war an der Aktion beteiligt und nun ist die Falle zugeschlagen. Man fand Kokain und fast 85.000 Euro, sowie die üblichen Arbeitsgeräte mit denen man die Drogen strecken kann und Präzisionswaagen um nicht zu großzügig zu sein. 4 der Männer kommen aus Kolumbien und 2 sind Spanier, ob diese aus La Palma sind, das wird nicht gesagt. In der Tat ist das Drogengeschäft fast ausschließlich in der Hand der Kolumbianer, kein Wunder, dass die Guardia Civil ein besonderes Auge auf Besucher dieses Landes hat. Das führt aber auch teilweise zu Vorverurteilungen, nicht jeder Kolumbianer hat was mit Drogen zu tun, das wäre genauso Blödsinn wie die Geschichte, dass jeder Pole englisch Einkaufen gehen soll. Auf La Palma gibt es, wie wohl überall auf der Welt auch Drogenprobleme, aber wir sind keine Durchgangsstation, hier wird nur der Endverbraucher beliefert. Da La Palma einen übersichtlichen Hafen hat, sonst kaum Küste wo man unbemerkt anlegen könnte und auch keine internationalen Flüge aus irgendwelchen Ländern aus denen Drogen kommen können, wird der interinsulare Verkehr besonders beobachtet. Die häufigste Methode das Rauschgift nach La Palma zu schaffen ist die Fährverbindung, deshalb finden dort oft Kontrollen statt, aber auch werden immer wieder Drogen in den Fliegern gefunden, die uns mit dem Rest des Archipels verbinden. Für die Polizei ein erfreulicher Fang, wohl wissend, dass dort sofort andere Verteiler einspringen, denen man dann auch wieder nachstellen muss. - Da klappt die Versorgung mit legalen Drogen viel reibungsloser, ich habe noch keinen Engpass an Tropical oder Coronas spüren müssen.


Guardia Civil im Hafen von Santa Cruz



Donnerstag 04.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1019 hPa

Rette sich wer kann

Kein Serum weit und breit gegen Schlangenbisse, die Autobahn durchs Aridanetal scheint ihre Enkel fressen zu wollen. (Die geplante Autobahn wird hier vielfach einfach nur serpiente, also Schlange genannt.) Die lokalen Politiker stecken in einer selbst gestrickten Falle, es entpuppt sich als Fehler, die Autobahn zusammen mit dem notwendigen Flächennutzungsplan an die Öffentlichkeit zu bringen. Auch wenn bereits vor drei Jahren im Rathaus einen Monat lang die beiden Varianten, vorgegeben vom Plan Territorial de Carreteras de Canarias, aushingen und sich niemand dafür interessierte, die jetzige Koalition im Rathaus wird auf eine harte Probe gestellt. Um den berechtigten Protesten der Bürger zu folgen, bleibt nun kein anderer Schritt übrig, als sich gegen den eigenen Flächennutzungsplan zu stellen, der Druck der Einwohner El Pasos ist viel zu groß geworden um diesen Protest einfach abzutun. Der Versuch, den Protest gegen die Autobahn vom lokalen Flächennutzungsplan abzukoppeln scheint unmöglich, schade eigentlich, dass nicht bereits vor drei Jahren sich diese Bewegung etablieren konnte, dann hätte man gemeinsam mit den Bürgern einen Flächennutzungsplan in Ruhe basteln können.

Unsere Bürgermeisterin, Dolores Padilla, von allen immer nur Loli genannt, hat nun Stellung bezogen. Dass sie gegen die Autobahn ist, das war nie eine Frage, aber wie weit kann ein Lokalpolitiker sich aus dem Fenster wagen ohne das Gleichgewicht zu verlieren, man braucht nicht mal eine Autobahn um zu spüren, dass Asphalt ziemlich hart ist. Jetzt machen die 4 Räte der PSOE, die gemeinsam mit den 3 "consejales no adscritos" im Rathaus eine denkbar knappe Mehrheit haben den ersten Schritt, sie werden selbst gegen den Flächennutzungsplan vorgehen, nicht nur als Privatpersonen, sondern als Fraktion des Rathauses. - Weiter gedacht heißt das eigentlich, der PGO ist bereits vom Tisch, denn sollte dieser Plan erneut im Rathaus zur Abstimmung kommen, dann müsste er ja auch von den 4 Räten der Sozialisten abgelehnt werden. Ich denke aber eher, dass es nicht zu einer zweiten Abstimmung über den Plan im Rathaus kommen wird, mit der Schlange will niemand mehr was zu tun haben. Was noch fehlt ist die klare Aussage der anderen 3 Räte rund um Jesus, den jetzt so oft gescholtenen Ex-Bürgermeister. Die Opposition der 6 gewählten Vertreter der Coalición Canaria genießen weiter den Status der Unfehlbaren, sie sind immer gegen alles und waren von Anfang an natürlich auch gegen den Flächennutzungsplan... Dass der Verkehrswegeplan eigentlich aus deren Hause kommt spielt dabei keine Rolle. Ebenso fraglich ist die Behauptung, man kannte den PGO El Pasos überhaupt nicht vor dem öffentlichen Aushang, weil man von den regierenden Räten eine falsche CD erhalten hätte. - Nur eine Spekulation, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass diese Regierungskoalition in El Paso in eine mächtige Falle getappt ist, denn eine Frage bleibt, warum erscheint nur im Flächennutzungsplan El Pasos bislang diese Trasse und die anderen Gemeinden können ganz in Ruhe ihre Arbeit machen. - Die Grube die man gegraben hat ist da, ich bin mal gespannt, wer zum Schluss da drin liegt.



Mittwoch 03.05.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,6 Grad, niedrigste Temperatur: 12,5 Grad

Adios Miguel

Miguel kommt nicht mehr nach Hause, ein Herzinfarkt hat ihn auf der Arbeitsstelle getroffen und man konnte ihm nicht mehr helfen. Miguel war jederzeit im innersten Kreis der Fröhlichkeit, eine der verlässlichsten Anlaufstellen wenn es darum geht, sich ein paar Scherze einzufangen oder einfach nur ein bisschen Spaß. Für mich ein Akku zum geraden und aufrechten Leben und verzeih unseren Egoismus, du fehlst uns ganz gewaltig. Allen voran deiner Frau und deinen Kindern, denen wir nun davon wiedergeben werden, was du für uns getan hast. Wenn ich jetzt an die gemeinsam geplante Reise nach Tenerife denke und als wir uns wie die Kinder darauf gefreut haben, auf den ganzen Blödsinn, den wir da treiben wollten, dann möchte ich da ohne dich gar nicht mehr hin. Ich weiß woher deine Falten kommen, da kenne ich mich aus und mit Hochachtung erkenne ich an, da gab es immer mehr Lach als Sorgenfalten und damit hast du uns ein ums andere Mal beschämt, uns Jammerlappen mit unseren Luxusproblemchen. Du warst einer derer, warum ich mich hier so zu Hause fühle - Danke! Jetzt treibst du deinen Schabernack woanders, so sollte es wohl sein und wir werden das Lachen neu lernen müssen. Adios Miguel, ich ziehe meinen Hut vor dir.







Noch zur Autobahntrasse. Ich habe mal ein paar Seiten extra für den Protest eingerichtet, in dem auch andere Stimmen als meine zum Tragen kommen sollen. Dort gibt es chronologisch die Presselinks zum Thema, ein paar Photos und meine Kommentare gesammelt. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Sie, als vielleicht Unbeteiligte, Ihre Meinung zu der Autobahn kundtun, ich werde die dann veröffentlichen. HIER geht es weiter.


Mittwoch 03.05.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa

Agenda 17 und 4

Der Protest gegen die Autobahn wird breiter und schwerer. So schwer, dass wir nun endlich wissen, die Statiker der Casa de la Cultura haben gute Arbeit geleistet. Einfach mal hochgerechnet von den vorhandenen Sitzplätzen plus die gefüllten Gänge, Bühne und die Empore drängten sich gestern Abend wohl an die 600 Menschen im Auditorium und dazu noch viele weitere, welche die Straße als Diskussionsplattform nutzten, einfach weil es unmöglich war in der Casa de la Cultura noch Platz zu finden. - Ein ganz klares Ausrufezeichen, solch einen Bürgerprotest hat es seit Ende der Franco Diktatur in El Paso nicht mehr gegeben und es ist an der Zeit, dass der Protest sich inselweit ausdehnt. Für die nächste Veranstaltung ist der Fußballplatz auserkoren worden, auch die Partie wird einseitig verlaufen, die Suche nach einem Befürworter des Verkehrswegeplans ist bislang erfolglos geblieben.

Informieren war angesagt und da sind nun auch die Grünen mit an Bord und auch Roberto, der Chef der "Ortigama", die Vereinigung aller Nachbarschaftsgruppierungen der Insel. Bürgerbeteiligung an solchen Projekten, sei es der lokale Flächennutzungsplan oder auch die große Schlange, welche bislang nur lokalpolitisch zugebissen hat, ist verbrieftes Recht, (lokale Agenda 21) man muss nur wissen wie es geht. Viele engagierte Bürger haben sich in Listen eintragen lassen und werden die nächsten Tage durch die Nachbarschaften ziehen und auch noch die weniger aktiven Protestler animieren, sich dem Protest anzuschließen. Konkret bleibt man weiter auf der Suche nach dem Feind, dabei sind die Lokalpolitiker nun aus der direkten Schusslinie, jedem ist inzwischen klar, dass ein solches Projekt nicht auf lokaler Ebene geplant worden sein kann. Ein "local hero" scheint auch nicht in Sicht, der es wagt, sich nun dieser breiten Bewegung anzuschließen, da haben viele den Absprung verpasst, dieser Protest ist auch zu neu für unsere, sehr konservative lokale politische Sichtweise. - Weitere Diskussionen bis tief in die Nacht schlossen sich an, die einzigen Nutznießer der Autobahn sind bislang die Kneipenwirte rund um die Protestveranstaltungen. - Da geht was in El Paso, man hat die Tür zur wirklichen Demokratie zumindest gefunden, jetzt muss man diese noch aufmachen, festklemmen und durchgehen. Das werden die nächsten Monate sein und warum wieder mal El Paso dazu herhalten muss an vorderster Front zu stehen, darf unbeantwortet bleiben, das kann Bürde und Ehre gleichermaßen bedeuten. - Der nahe Wahltermin, Mai 2007 ist zusätzlicher Treibstoff, ignorieren kann das, was die letzten Wochen in El Paso geschieht schon lange keiner mehr. Chapeau, Menschen aus El Paso!


Protesta vecinal contra la autovía, que amenaze el Valle de Aridane


Protesta vecinal contra la autovía, que amenaze el Valle de Aridane


Protesta vecinal contra la autovía, que amenaze el Valle de Aridane



Dienstag 02.05.06 - 14:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 17,8 Grad, niedrigste Temperatur: 14,4 Grad

El Paso heute Abend 20:00 Uhr

Nur Siechtum oder unerwarteter Reichtum kann Ausrede dafür sein, heute Abend nicht in El Paso zu erscheinen um der Ablehnung gegen die Aridaneautobahn Nachdruck zu verleihen. Grundsätzlich ist das eine Informationsveranstaltung in der Casa de la Cultura, um dem Interessierten den lokalen PGO und dessen Verstrickung mit der vorgegebenen Trasse eines neuen Teilstücks der Autobahn Santa Cruz - Garafía zu erklären. Warum die Aufregung nun in El Paso beginnt, das hat alleine damit zu tun, weil nun erstmalig öffentlich dieses Monstrum an Schnellstraße für alle sichtbar wird. Dennoch gibt es viele Ungereimtheiten, die auch ziemlich kompliziert sind, je weiter man sich mit der Materie beschäftigt. Seitens der zuständigen Consejería de Infraestructura heißt es immer wieder abwiegelnd, was wollt ihr eigentlich, ihr sollt lediglich eine Trasse als nicht bebaubar ausweisen, vielleicht kommt irgendwann mal eine Straße und ob die dann so aussieht wie vorgesehen, ist auch nicht sicher. Allerdings sagt man auch, das Geld sei da und nennt die Summe von 80 Millionen Euro, das widerspräche aber dem Zeitablauf der operativen Pläne der Fördermittel der EU. Die sind für die nächste Periode noch nicht vergeben, man könnte nur damit spekulieren, dass man diese auch erhält. Auch möglich, dass es sich um Gelder handelt, die noch im alten Haushalt verankert sind und dann müsste bis Ende dieses Jahres noch mit dem Bau, oder zumindest der Planung begonnen werden. Es waren aber noch nicht mal die Landvermesser da und bislang wurde kein Grundstückseigentümer von irgendeiner Behörde angeschrieben, er müsse sich einer Enteignung stellen. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass es sich um alte Gelder handelt, die unbedingt noch "weg" müssen. Wie weit man allerdings den Begriff "ejecutar", also ausführen dehnen kann, ist ungewiss, ob ein Planungsbeginn alleine schon reicht, die Ausführung noch für diese Legislaturperiode gelten zu lassen.

In dieses Informationswirrwarr wird man heute Abend versuchen etwas Klärung zu bringen, ich muss allerdings bezweifeln, dass man auf unserer Ebene, also Bürger und Gemeinde, da den umfassenden Durchblick gewinnen kann. Wichtig wäre auch eine klare Stellungnahme seitens des Gobierno de Canarias, welches nach alleiniger Entscheidung die EU Fördermittel verteilen kann. Im Moment scheint es nur einen fassbaren Gegner zu geben, den Flächennutzungsplan El Pasos. Der hat eigentlich nichts mit der Autobahn zu tun, sondern sollte unsere lokalen Parzellen so bestimmen, dass jeder mal klar weiß, hier geht was und hier geht nichts. - Der gesamte Nutzungsplan für die Insel, in der dann wirklich alles gezeigt wird was man noch auf unserer kleinen und grünen Insel anstellen will, der ist der Öffentlichkeit noch nicht zugängig, daran wird noch im Stillen gefeilt. - Das bisschen was ich sehen konnte, in einer Studie aus 2005, macht aber eines ganz klar, dass das, was sich irgendwann mal durch das Aridanetal schlängeln soll, lediglich ein Anfang ist. - Um so wichtiger wird es sein, Flagge zu zeigen auf allen Ebenen. Heute Abend ist Gelegenheit dazu, ich denke mal die Casa de la Cultura wird nicht genügend Platz haben um alle aufzunehmen und dann muss halt auch die Straße herhalten um Präsenz zu zeigen. Die Presse ist ganz gespannt auf den heutigen Abend, der nicht politischer Natur sein wird, wir aber müssen der Politik und das auf höherer Ebene zeigen, dass wir das nicht wollen und nächstes Jahr wählen dürfen. Da kann sich mancher profilieren, denn eine Autobahn durchs Aridanetal wird keiner von uns wählen. - Viele, auch ganz konservative Geschäftleute der alten Garde aus El Paso, bis hin zu Leuten die nun auf Tenerife wohnen kommen heute Abend um NO zu sagen. - Wir sehen uns...





Dienstag 02.05.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1011 hPa

Marrakesch Express

- Sag mir welche Lieder du kennst und ich sag dir wie alt du bist... Die Binter Canarias, unsere größte Regionalfluggesellschaft hat das Regionale schon länger satt und fliegt inzwischen nach Madeira, Rom, Paris, El Aiun und auch nach Marrakesch. Für die langen Routen, also Rom und Paris hat man einen Jet gechartert, die anderen Ziele werden alle mit den bewährten ATR 72 angeflogen. Das neue Trendziel ist dabei die "Rote Stadt", wie Marrakesch auch genannt wird, gab es bislang bereits zwei wöchentliche Verbindungen von den Kanaren in die marokkanische Stadt, so möchte man nun eine dritte Route installieren, so groß ist die Nachfrage für Verbindungen nach Marrakesch. Überhaupt tut sich was in der Annäherung Spanien/Kanaren und Marokko, die Eiszeit zwischen den Nachbarländern scheint vorbei.

Es ist aber nicht nur der touristische Reiz Marokkos der viele Besucher von hier anlockt, es ist viel mehr auch der Reiz für Investoren, die nun die knappe Flugstunde von den Kanaren aus dazu nutzen, sich neue Renditemöglichkeiten zu suchen. Für viele, meist touristische Unternehmen, sind die Kanaren längst abgegrast und man sucht nun alternative Ziele, welche auf dem immer stärker umkämpften Markt die Sucht nach billiger erfüllen können. Für ein großes Klientel ist es völlig egal, welches Land oder Kontinent denn da nun Sonne, Strand und Buffet anbietet, das Ziel ist 14 Tage deutlich unter 1.000 Euro und da hat Marokko einfach die Nase vorn. Kanarische Hoteliers bauen Bettenburgen in Marokko, warum soll es bei uns anders sein als in Mitteleuropa, wo man auch Produktionsstätten dorthin verlagert, wo die Menschen für weniger Geld arbeiten können. - Für La Palma kann das nur eines heißen, so weit weg wie möglich von allen Trends dieses Preisdiktates und klare Besinnung auf unsere Stärken, die in Nischen zu suchen und zu finden sind. - Schade nur, wenn eine Autobahn über diese Nischen hinwegpoltern würde.



Montag 01.05.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1011 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,6 Grad, niedrigste Temperatur: 13,1 Grad

Warum Hunde keine Katholiken sind

Immer Anfang Mai kommt es knüppeldick für Hunde auf der Insel. Der nette und intelligente Freund des Menschen mag zwar mutig, edel und treu sein, aber er gehört auch zu den eher schreckhaften Lebewesen, knallt es plötzlich irgendwo unvermittelt, dann klemmt er den ganzen Mut zwischen die Hinterbeine und sucht Schutz hinter Sofa, Schrank oder in der Flucht. Protestanten oder Atheisten soll es ähnlich ergehen, aber denen kann man wenigstens erzählen, warum es Anfang Mai bei uns öfter einfach mal kracht. Böller sind wohl eine chinesische Erfindung, aber im Zelebrieren unserer fröhlichen Gläubigkeit ein ganz wichtiges Begleitmaterial, ich glaube die Kirche hat hier schon mehr geschossen als alle Piraten und weitere Konquistadoren zusammen, mit dem positiven Unterschied, dass diese Böller nur Krach machen.

Im Mai zelebrieren wir die Kreuzfeste, je nach Gemeinde mehr oder weniger heftig und auch nie gleichzeitig, das sorgt dafür, dass man länger und in unregelmäßigen Abständen auditiver Zeuge unseres lauten Glaubens sein kann. In den Breñas und wohl auch in der Hauptstadt ist gar der dritte Mai ein Feiertag und wird von manchen sogar als höchstes Fest mit kirchlichem Hintergrund betitelt. Dort schmückt man die Kreuze mit besonderer Inbrunst bis hin zu Juweleneinlagen, natürlich des Nachts argwöhnisch von den Nachbarschaften bewacht. Vielleicht ist es Ihnen ja mal aufgefallen, dass jeder Ortsteil hier seinen eigenen Kreuzweg hat, bestehend aus 14 Stationen. Meist kleine und schlichte Ausbuchtungen in Mauern am Wegesrand, aber auch das Jahr über immer von einer anonymen Hand gepflegt. Einmal im Jahr, halt Anfang Mai, werden die Kreuze aber besonders geschmückt und später kommt der Pfarrer zur Segnung und klerikalen Endabnahme. Dabei werden dann die Böller gezündet, um jedem in der Umgebung klar zu machen, dieses Kreuz hat um ein weiteres Jahr seine Dienstfähigkeit unter Beweis gestellt. Und weil wir viele Ortsteile haben im ganzen Aridanetal und die Böller überall im Tal hörbar sind, werden wir alle Zeugen dieses Brauchtums, welches sich in keiner Weise nur auf La Palma beschränkt ist. - In den Breñas gibt es am Dienstag sogar so etwas wie ein Zwiegespräch der Böller, von den verschiedenen Kreuzwegen aus böllert man sich gegenseitig zu. Also, wenn es im Mai auf La Palma öfter mal kracht, dann sind nicht die Mauren im Anmarsch, man hat sich seitens der katholischen Kirche einfach noch nicht auf eine Verständigung mit Mobiltelefonen geeinigt, so ein Böller ist auch unmissverständlich und hat keine Netzprobleme. Man könnte Anfang Mai sogar von einer klerikalen flatrate (Amen-a) sprechen, aber das erklären Sie mal dem Häufchen Elend was da hinter dem Sofa kauert und nicht mal mehr mit dem Schwanz wedeln will.



Montag 01.05.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1013 hPa

Zäh fließender bis stockender Bummelverkehr in der Hauptstadt

Was passiert, wenn bis zu 3.500 meist britische Kreuzfahrgäste am Feiertag die Hauptstadt stürmen? Man sollte dann Santa Cruz weiträumig umfahren oder wenn man schon unbedingt heute einen Bummel in der Stadt machen will ganz vorsichtig über das Pflaster wandeln, Kreuzfahrer neigen dazu ganz plötzlich stehen zu bleiben, was zu einer sofortigen Kollision führen kann, dem bilateralen Aufgehunfall. Zwei Schiffe sind schon da, das kann man ja mit den Stach-Cams prima kontrollieren und einen dritten Kreuzfahrer erwarten wir noch im Laufe des Tages. Früh sind bereits die "Oceana" und die "Albatros" gekommen mit zusammen dreitausend Gästen, plus über 1.100 Besatzungsmitglieder, von denen aber sicher nicht alle von Bord dürfen. Später soll noch die "Silver Whisper" kommen, mit Amerikanern, dann ist das Treffen der Kreuzfahrer komplett.

Schade, dass Feiertag ist und nur wenige Geschäftsleute sich dieser Käuferschar entgegenstellen, so wird es wieder nur einen Café con leche und Softdrink Konjunkturschub geben und plötzliche Überfälle ganzer Busladungen von kurzbehosten Briten in ländlichen Gaststätten. Wenn die "guides" fit sind, dann haben die vorher mal telefoniert und herausgefunden, wo es denn Bars gibt, in denen man ohne den Wirt zum Infarkt zu treiben möglich ist, 80 Kaffees, Tees oder Limonaden zu ordern in einem Zeitraum, der noch an einen gemeinsamen Ausflug denken lässt. Ich habe das ein paar Mal mitbekommen, eine verstörte Bedienung zapft Kaffee am Fließband und eine resoluter Reiseführerin mit einer großen Trommel Kleenex bewaffnet, die selbst bei Inkontinenz noch Aufnahmevermögen verspricht, versucht ordnend und fast schon drohend einen Kollaps in der Wirtschaft zu verhindern. - In Wahrheit sind diese Erfrischungsstopps nichts anderes als eine kollektive Pinkelpause, die Busladungen an Besuchern sind meist eines höheren Altersdurchschnitts und da schafft man es nicht in einem Rutsch vom Hafen in den Norden, da wäre dann die Autobahn plötzlich hilfreich, man bekäme so die Leute wieder viel schneller auf die schwimmenden Altersheime zurück. Drei Monate später in Manchester: "Darling, do you remember the name of the Island with the ugly toilets? - Do you mean that one with the big mountains? Yes. Where we had to go by bus to the other side to see something I allready can´t remember. - Now I´ve got it, we came late to dinner, because they have no Autobahn, but don´t ask me for the name, it was somewhere down in Africa, wasn´t it?





Familie Ellen & Simon Märkle

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