La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Juni 2004


Mittwoch 30.06.04 16:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1017 hPa

Runterschalten Herr Kapitän

Der neue Fahrplan der Schnellfähre nach Tenerife schlägt hier auf La Palma im wahrsten Sinne der Wortes hohe Wellen. Gegenüber der Hafeneinfahrt liegt der eigentliche Badestrand der Hauptstadt „Bajamar“, was so viel wie Ebbe bedeutet. Darauf vertrauend und auf den schwachen Seegang, fanden sich viel Hauptstädter dort ein, um einen ruhigen und sonnigen Tag an ihrem Strand zu verbringen. Nun kam aber mittags die Schnellfähre aus Tenerife um die Ecke und überraschte die dort Badenden mit heftigen Wellen, die so ein fast 70 Stundenkilometer schneller Katamaran austeilt. Zwei Badende verletzten sich sogar leicht und viele Strandutensilien der Sonnenhungrigen nahmen die unnatürlichen Wellen mit ins Wasser.

Bislang hatte niemand daran gedacht dem Kapitän zu sagen, er solle ein bisschen vorsichtiger um die Ecke fahren. Bei der früheren Ankunftszeit um 21:30 befanden sich in Bajamar keine Badenden mehr und der Kapitän konnte sein schneidiges Anlegemanöver durchführen, ohne jemandem Wasser in die Kamera zu schütten. Das lässt sich natürlich regeln und auch die Badenden wissen in Zukunft: Stillgestanden die „Benchijigua Express“ kommt. Die Kritik an dem Fahrplanwechsel bleibt aber Thema Nummer eins in allen Sektoren und die Handelskammer denkt bereits laut darüber nach, ob man der Reederei Olsen Subventionen anbieten sollte, um den alten Fahrplan wieder zu aktivieren. Olsen würde es sicher recht sein, La Palma steht auf jeden Fall wie der begossene Pudel da, sei es auch nur vom Meerwasser, gespendet durch den schnellen Katamaran.



Mittwoch 30.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1017 hPa

„Islas Airways“ ohne Piloten

Was sich anfänglich wie ein dummer Zufall präsentierte, mehrere Piloten der 10 Flugkapitäne welche die Gesellschaft angestellt hat wurden gleichzeitig krank, entpuppt sich nun als versteckter Streik. Jetzt sind 8 der 10 Piloten krank gemeldet und die Fluggesellschaft hat nun den Verkauf von Tickets eingestellt und wird die bereits gebuchten Flüge an die „Binter Canarias“ weitergeben. Es ist noch kein offizieller Arbeitskampf, aber aus den Kreisen der Fluggesellschaft hört man, dass die Piloten schon länger mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden waren. Die Entlassung eines Kollegen letzte Woche hat die Piloten wohl dazu bewogen, den Arzt ihres Vertrauens aufzusuchen um so ihren Protest vom Krankenlager aus still zu formulieren.

Ob es bereits Verhandlungen der Geschäftsleitung mit den Piloten gibt, das weiß man nicht, offiziell sind sie alle krank. Seit März letzten Jahres flog der kanarische Ableger der venezolanischen „Santa Barbara Airlines“ als erster und einziger Konkurrent zu der marktbeherrschenden „Binter Canarias“ auf vielen interkanarischen Strecken. Bislang konnte „Islas Airways“ 10% des Marktes erkämpfen und man hatte viel vor in den nächsten Jahren und wollte der ungeliebten „Binter“ auf allen Routen das Leben schwer machen. Wie weit dieser „Streikdurchfall“ der Piloten diese Pläne durchkreuzen kann, hängt ganz davon ab wie schnell man eine vernünftige Lösung herbeiführen kann. Der Imageschaden ist jetzt schon gewaltig, eine Fluggesellschaft ohne Piloten macht irgendwie keine gute Figur.



Dienstag 29.06.04 19:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1016 hPa

Das neue Luxushotel im Süden ist eröffnet

Eigentlich hätten wir einen großen Bahnhof und Tamtam erwartet, es gab lediglich eine kleine Pressemeldung, dass heute tatsächlich die ersten Gäste anreisen. Keine Politprominenz, kein Presseauflauf, so völlig ohne Fanfaren eröffnet man sonst nicht mal einen Kiosk in Garafia. Ich habe mich rasch mit einem Freund aufgemacht, um noch ein bisschen zu spionieren bevor die ersten Gäste kommen. Erst wollte man uns nicht reinlassen, wir fanden dann einen Nebeneingang und konnten so einen großen Rundgang unbehelligt von den vielen wuselnden Mitarbeitern doch noch machen. Es ist groß, phantastisch und die Poolanlagen sind laut Aussage des Betreibers die größten der kanarischen Inseln. An einem Pool hat man sogar hellen Quarzsand angekarrt, um einen Strand zu imitieren. Einrichtung, Ausstattung, alles vom Feinsten, nur hat das Ganze mit La Palma überhaupt nichts zu tun. Dieses Hotel braucht keine Landschaft drum herum und kein Weltbiosphärenreservat. Es ist eine autarke Zelle des Luxus und könnte genauso gut in Barcelona stehen oder am Amazonas oder auch mitten in Düsseldorf.

Überall spürte man die Hektik und die Nervosität der Mitarbeiter. Ein schwarz gekleideter, sonnenbebrillter Oberdompteur gab harsche Anweisung in katalonischem Dialekt in ein Walkie-Talkie und gerade als er uns verscheuchen wollte, quakte sein Arbeitsgerät erneut und er musste wohl rasch woanders hin. In den Bars und Restaurants räumte man fleißig herum und wir ergatterten in einer der Poolbars auch schon einen Kaffee und eine Cola. Die freundliche und total nervöse Kellnerin fand vor lauter Aufregung den Flaschenöffner nicht und der herbeigerufene Kellner öffnete meine Cola dann mit seinem enormen Kochmesser. Sie entschuldigte sich tausend Mal, wir seien die ersten Gäste und es ist alles noch so furchtbar neu. Ein interessantes Gefühl war das schon für uns, die ersten Gäste in dem Hotel über welches ich seit Jahren äußerst kritisch berichte. Wir haben es nicht aufgeklärt, dass wir Spione waren. Die Arme hätte einen schlechten Einstand gehabt und das kann man keinem wünschen. 48 Gäste sind heute angekommen, allesamt Festlandspanier und die werden sich wohl verlaufen auf dem riesigen Areal. Der Zimmerpreis ist Euro 52,- pro Person, bereits mit Halbpension, nur Übernachtung ist gar nicht vorgesehen, das ist wohl klare und deutliche Geschäftspolitik, man will die Leute im Haus halten damit sie dort das Geld ausgeben. Vielleicht will man das erlauchte Publikum auch vor unseren rustikalen kleinen Kneipen schützen und den vielen Wäldern und Schluchten die wir auf La Palma haben, vor solch furchtbar unprofessionellen Restaurants welche die Speisekarte nicht in 5 Sprachen bereit halten. Vielleicht sollte man sich überlegen, die Leute in abgedunkelten Limousinen vom Flughafen ins Hotel zu fahren, man könnte so den Kulturschock mildern den jeden Gast überwältigen muss, sollte er mal aus dieser Kaserne des Luxus entweichen.


Dienstag 29.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77% Luftdruck 1019 hPa

Vulkanische Aktivität auf Tenerife nimmt wieder zu

Nach fast einem Monat relativer Ruhe hat es in den beiden vergangenen Tagen in der Region Icod de Los Vinos und Santiago de Teide 5 neue Erdstöße gegeben. Alle diese Erdbeben lagen zwischen 1,2 und 2,0 auf der so oft zitierten Richter-Skala und wurden von Anwohnern der Region nicht bemerkt. Joan Martí, Mitglied der staatlichen Organisation welche den Anstieg der vulkanischen Aktivität auf Tenerife überwacht, nennt diese erneuten Erdstöße völlig normal, die Magma bewegt sich weiter in den unterirdischen Kavernen des Teide.

Inzwischen wird die Region, wo sich seit März die Erdbeben häuften so minuziös und von so vielen Wissenschaftlern überwacht, dass die Meinungen über was denn da unter der Insel passiert, weit auseinander gehen. Sicher ist wohl, dass seit mehreren Monaten Magma in das riesige Höhlensystem unterhalb des Teide steigt. Dabei entstehen diese kleinen Beben vulkanischen Ursprungs, von denen nur ein einziges für die Bewohner des Ortes Icod de Los Vinos spürbar war. Zugleich steigt der Ausstoß von Gasen in der besagten Region an, ein weiteres deutliches Indiz dafür, dass sich die Magma unterhalb des Teide neue Räume sucht. Die Wissenschaftler halten die Gefahr, dass Magma an der Oberfläche austritt für möglich, betrachten es aber als sehr unwahrscheinlich. Wann das passieren könnte, darauf sagt jeder seriöse Wissenschaftler dass man es nicht vorhersagen kann, eher glaubt man, dass die Magmabewegungen unterhalb des Teide von selbst wieder nachlassen. Wen es interessiert, der kann HIER die aktuellen registrierten Erdstöße der Region verfolgen.



Montag 28.06.04 16:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1018 hPa

Bioproduzenten in der Findungsphase

Es ist ein bisschen der Kampf um die reine Lehre und ein bisschen ein Possenspiel aus den Tiefen der Wichtigtuerei. Die „Asocación Palmera de Agricultura Ecológica“, kurz Ecopalma genannt, beklagt sich über schlechte Behandlung seitens der Inselregierung. Man hätte sie schlicht vergessen an die Subventionsleitung anzuschließen und obwohl letztes Jahr insgesamt 14.000 Euro an Hilfe bewilligt worden seien, hätte man noch kein Geld erhalten. Folgerichtig hat man für dieses Jahr gleich mal 18.000 Euro beantragt, vielleicht hilft dieser niederbayerische Bauerntrick ja hier auf La Palma. Ecopalma sieht sich als einzig legale Vertretung der etwa 50 Produzenten, die nach den Richtlinien der landesweiten Kontrollorganisation des „Consejo Regulador de Agricultura Ecológica“, kurz CRAE arbeiten.

So hat man auch nicht an der Ausstellung für Bioprodukte in Tijarafe teilgenommen, die vor ein paar Tagen statt fand, weil die Gemeinde Tijarafe und die beteiligte Organisation „La Gallofa“ nicht auf die Vorschläge von Ecopalma eingegangen seien. Das heißt aber nicht, dass die Produzenten mit dem nationalen Biosiegel, um die es eigentlich geht, trotzdem teilgenommen haben, allerdings ohne Rückendeckung durch ihren selbsternannten Dachverband. Ecopalma hat nun weiter erklärt, dass sie auch das Siegel des Weltbiosphärenreservates nicht benutzen wollen, wobei sie natürlich nicht ihre eigenen Mitglieder dazu verpflichten können, es trotzdem zu beantragen. Falls Sie jetzt noch durchblicken, dann haben Sie sicher mal in Brüssel gearbeitet, da soll ähnlich effektiv gewirtschaftet werden. Vielleicht schützt uns aber dieser Hickhack wenigstens vor einer weiteren Steigerung des Weltbiosphärenreservatkäses, dem Weltbiosphärenreservatsbiokäse.



Montag 28.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1019 hPa

Zu wenig Piloten – Flüge gestrichen

Zu was eine dünne Personaldecke führen kann, mussten gestern die Passagiere von insgesamt 6 Flugverbindungen der „Islas Airways“ feststellen die von La Palma nach Tenerife oder umgekehrt fliegen wollten. Der dafür vorgesehene Kommandant war erkrankt und ein Ersatz war auf die Schnelle nicht zu finden. „Islas Airways“ ist eine relativ junge Fluggesellschaft und macht nun seit knapp zwei Jahren der bislang dominierenden „Binter“ Konkurrenz auf den innerkanarischen Routen. Da tat es besonders weh, dass man nun den Großteil der Leute die man nicht befördern konnte, beim großen ungeliebten Bruder unterbringen musste. Den Rest der wartenden Passagiere brachte man in Hotels unter oder man schickte sie wieder nach Hause.

Das geht ja gut los in die Feriensaison, in der traditionell sehr viel von Insel zu Insel geflogen wird, es sind ja bereits Schulferien und nun machen alle möglichen Sport und Kulturvereine ihre Besuche auf anderen Inseln. Heute soll allerdings wieder alles normal verlaufen und wenn der Pilot wieder fit ist, oder man einen Anderen gefunden hat, dann steht einem reibungslosen Ablauf des Flugverkehrs zwischen den Inseln nichts mehr im Weg. Man könnte ja auch die „Hollywood Variante“ versuchen, man lässt alle Passagiere einsteigen und fragt dann höflich per Durchsage, ob sich zufällig ein Pilot an Bord befindet. Na ja, so lange wir nicht schieben müssen...



Sonntag 27.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1018 hPa

Internationales Festival des digitalen Filmes

Zum dritten Mal ist nun La Palma der Austragungsort für das internationale Festival des digitalen Filmes, kurz "Festivalito" genannt. Dieses Mal schlagen die Teilnehmer ihr Lager in Puerto de Naos auf, nachdem sie die beiden Jahre davor in Los Cancajos auf der Ostseite der Insel ihr "Basislager" hatten. José Víctor Fuentes, Direktor des Festivals betont aber ausdrücklich, dass auch auf der Ostseite der Insel und in der Hauptstadt Veranstaltungen stattfinden, wohl wissend um die Rivalität der beiden Inselhälften. Aus über 200 eingesandten Filmen aus allen fünf Kontinenten wurden 6 Spielfilme ausgewählt und weitere 6 Dokumentarfilme die in den Wettbewerb kommen, der vom 10. - 15. Juli stattfindet.

Herzstück eines jeden "Festivalitos" ist jedoch die Aktion "La Palma Rueda" in der die eingeladenen Filmemacher und Schauspieler in der einen Woche auf La Palma verschiedene Kurzfilme drehen. Das hat jedes Jahr zu sehr interessanten Streifen geführt, ohne Drehbuch mit Leuten aus verschiedenen Ländern, die sich kaum oder nicht kennen, aus dem Stehgreif einen Film drehen. Das macht dieses Festival so ganz anders als die steifen Treffen der Filmindustrie. José Víctor Fuentes ist froh über die Möglichkeiten die La Palma für ihr Vorhaben bietet. Man will ohne roten Teppich und Glamour gute Filme präsentieren. Für jegliche Art von Luxus ist eh kein Geld da, 180.000 Euro stehen zur Verfügung, die Hälfte kommt von der Inselregierung. "Wir spielen im Europacup mit Strandlatschen" meint dazu lapidar José Víctor Fuentes, da ist er bei uns richtig.



Sonntag 27.06.04 09:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79% Luftdruck 1020 hPa

Reederei Olsen lässt La Palma im Stich

Der Fahrplanwechsel der Schnellfähre Benchijigua Express die La Palma in nur zwei Stunden mit Tenerife verbindet ist ein schwerer Schlag für unsere Insel. Ab Montag den 28.6. ist die neue Abfahrtszeit aus La Palma 12:30 anstatt 06.30 und in der Gegenrichtung ab Los Cristianos geht es bereits um 10:00 morgens nach La Palma. Zusätzlich zur Schnellfähre fährt auch noch die gute alte „Barlovento“ Montag, Mittwoch und Freitag ab Los Cristianos um 15:00 um dann um 19:30 wieder zurück nach Tenerife Süd zu fahren.

Dieser neue Fahrplan ist ein gewaltiger Schritt zurück für unsere Insel und macht es allen Gästen die aus Europa anreisen wollen nahezu unmöglich vom Süden Tenerifes aus La Palma am gleichen Tag noch zu erreichen. Da es nur Freitag und Sonntag einen Flug (20:15) nach La Palma aus Tenerife Süd gibt, fällt die Alternative unsere Insel über Tenerife zu erreichen nun fast völlig weg, oder man schafft es an den drei Tagen an denen die langsame Barlovento fährt, bereits um 14:00 am Hafen von Los Cristianos zu stehen. Die Inselregierung hat auch sofort heftigen Protest gegen die Entscheidung der Reederei Olsen eingelegt und versucht über den Rechtsweg eine Beibehaltung des Fahrplanes zu erzwingen. Ob so etwas überhaupt möglich ist muss bezweifelt werden, was kümmert die Reederei Olsen schimpfende Politiker und stehen gelassene Gäste, wenn es auf anderen Strecken mehr Geld zu verdienen gibt. Alleine nächste Woche hätten wir drei Ankünfte mit der Schnellfähre, das geht nun nicht mehr, die Leute müssen jetzt in Tenerife übernachten und können uns erst am nächsten Tag erreichen, oder müssen teuer zum Nordflughafen fahren und von dort nach La Palma fliegen.



Samstag 26.06.04 16:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77% Luftdruck 1018 hPa

Von der Raupe bis zur Seide

Jetzt haben wir unser erstes Ziel erreicht, nach 7 Wochen Aufzucht der Seidenraupen halten wir nun stolz unser erstes Büschel Rohseide in der Hand. Nach 7 Wochen mit gefräßigen Seidenraupen im Büro bin ich nun froh, endlich den ersten Abschnitt der Seidenproduktion hinter uns zu haben. Vom Ei bis zur Seide haben wir das durchgehalten und es war sehr spannend und interessant, diese hier traditionelle Geschichte selbst zu erleben. Den nächsten Abschnitt, von der Rohseide bis zur fertigen Krawatte gibt es dann als Sommer-Special in den nächsten Wochen. Das Seidenmuseum wird uns dabei unterstützen, dafür habe ich versprochen viel Werbung für sie zu machen. HIER noch mal der Link auf das Kalenderblatt vom April diesen Jahres mit dem Bericht über das Seidenmuseum von El Paso.

Früher war die Zucht von Seidenraupen auf La Palma in fast allen Familien ein Zubrot und zumindest alle älteren Leute begannen sofort von ihren Erlebnissen mit den Krabbeltieren zu berichten, als in ihnen erzählte, dass wir zuhause Seidenraupen ziehen. Fährt man heute offenen Auges mal durch El Paso und dort besonders durch das alten Stadtviertel La Rosa, dann entdeckt man so viele Maulbeerbäume als stille Zeigen dieser Tradition. Wie in fast allen Bereichen hat die Konkurrenz aus Billigländern die Produktion von Seide auf La Palma fast zum Erliegen gebracht. Halb aus Nostalgie, halb aus Interesse geht es nun wieder mit der Seide voran auf La Palma und noch gibt es genügend Leute, die das erforderliche Wissen und auch die Geräte mitbringen. Solbeida, das ist die Frau die in El Paso die Rohseide aus den Kokons gewinnt, hat 350 Jahre alte Webstühle bei sich stehen, die nach wie vor ihren Dienst verrichten. Zum Geldverdienen ist das alles nicht so interessant, unser Büschel Rohseide würde etwa 60 Euro bringen, die gleiche Menge aus Vietnam ist für 10 Euro zu haben. Macht nichts, gerade wenn man kein Geld damit verdienen muss, dann macht es noch mehr Spaß. Die ganze Geschichte vom Ei bis zur Rohseide können Sie mit vielen Photos HIER nachlesen.


Unser erstes Büschel eigene Seide auf La Palma




Samstag 26.06.04 09:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79% Luftdruck 1019 hPa

Seltene Spezies, Touristen auf La Palma

Monat für Monat erreichen uns neue negative Zahlen aus einem Sektor, der vor 10 Jahren mal als zukunftsträchtig für die kleine Insel galt. Für den Mai diesen Jahres meldet die Provinzregierung ein Minus von 28,6% an Besucherzahlen für La Palma gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres. Demnach kamen im vergangenen Mai 5.245 ausländische Gäste auf die Insel und wenn man da mal eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 10 Tagen ansetzt, dann sind gerade mal 1.750 Gäste gleichzeitig auf der Insel. Jetzt wird mir auch klar, warum die Inselregierung im touristischen Ordnungsplan gleich auf 25.500 Betten besteht. Logik im Sinne der Coalición Canaria, wer weniger Gäste hat, der braucht mehr Betten.

Kein Wunder, dass viele Restaurants im Moment zu haben und wenn einer Montagabend im Aridanetal Essen gehen will, der sollte Geduld mitbringen und eine Butterstulle. Die paar Gastronomiebetriebe die noch nicht Urlaub machen, haben dann Ruhetag. Sehnsüchtig warten nun die Wirte auf den nationalen Tourismus, der meist ab der 2. Juliwoche einsetzt. Ob uns allerdings die "godos" wieder so fleißig besuchen wie letzten Sommer, muss sich erst zeigen, bislang hat sich nur ein Charterflug pro Woche angekündigt, der aus Barcelona über Madrid zu uns fliegt. Wer also tatsächlich befürchtet hat, La Palma könnte zu einem Ziel für Massentourismus werden, der kann sich wieder beruhigt umdrehen und weiterschlafen auf seinem Liegestuhl an der Riviera.



Freitag 25.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81% Luftdruck 1017 hPa

Die Suche nach der "Heiligen Quelle" geht weiter

Im Jahr 1677 verschüttete die Lava des Vulkans San Antonio eine heiße Quelle an der Südwestspitze der Insel La Palma. Die in historischen Aufzeichnungen als "Fuente Santa", als Heilige Quelle betitelt wird, soll stark schwefelhaltig gewesen sein und damals galt ein Bad in diesem Wasser als Allheilmittel für viele Arten von Wehwehchen. Leider sind die Aufzeichnungen, wo denn nun genau die Quelle sprudelte, sehr ungenau und zwei vorangegangene Suchaktionen brachten nicht den gewünschten Erfolg. So eine Thermalquelle wäre für den Ort Fuencaliente natürlich ein Magnet und so schafft es der emsige Bürgermeister unserer südlichsten Gemeinde es immer wieder von der Provinzregierung Geld für eine weitere Suche zu erhaschen.

321.000 Euro sind nun bewilligt worden und dafür kann man schon ein ganze Menge Löcher in die Insel bohren. Der beauftragte Ingenieur Carlos Soler ist guter Dinge und fürchtet nur, dass die Öffnung der Quelle nun unter dem Meeresspiegel liegt da man in den früheren Bohrungen bereits heißes Wasser gefunden hat, allerdings immer mit Meerwasser durchsetzt. Das würde bedeuten, dass man viel weiter in den Fels vordringen müsste als gedacht, um an das Thermalwasser heranzukommen. Aber erst mal heißt es suchen und dann kann man ja den Bürgermeister wieder losschicken um neues Geld zu besorgen.



Freitag 25.06.04 10:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81% Luftdruck 1019 hPa

Spanisch - deutsche Demut im internationalen Fußball

Nach der Niederlage der spanischen Nationalmannschaft gegen Portugal redet hier eigentlich keiner mehr über die Europameisterschaft. Verloren, abgehakt, was geht es uns noch an? Deutschland hat sich ja bekannterweise auch rein solidarisch mit Spanien und Italien, weiterer Kritik entzogen so dass ich gestern glaubte, einen fußballfreien Abend bei Carlos genießen zu können. Um ein bisschen die verkehrte Welt bei uns zuhause zu verdeutlichen, da wollen 3 Frauen Fußball gucken und der einzige Kerl im Haus kann sich nicht durchsetzen und muss sich durch einen unfreiwilligen Kneipenbesuch dieser astralen häuslichen Gewalt entziehen. Ob es nun an Beckham, Figo oder mir liegt, bei Fußball gibt es keine Form der Verständigung zwischen meinen Töchtern und mir und so wie meine Frau den Namen Fiiigo ausspricht, muss man einfach im Männerhaus den Kontakt mit anderen Unverstandenen suchen.

Da gab es genügend weitere Flüchtlinge und kein Wort über Fußball, es hätte ein wunderschöner Abend werden können. Hätte, weil irgendwann ein Grüppchen Frauen in diese letzte Bastion maskuliner Selbstinszenierung eindrang und lauthals den armen Carlos darauf hinwies, dass doch Fußball im Fernsehen laufe und er gefälligst den Kanal wechseln sollte. Wenn eine Horde Frauen, mit in ehrwürdigem Henna-Rot gereifter Haartracht etwas "vorschlägt" dann haben wir längst gelernt nur schweigend zu protestieren. Ich bin nie dahinter gekommen, warum sich fast alle Frauen ab einem gewissen Alter die Haare rot färben. Sicherlich soll es irgendeine Botschaft sein, aber Männer verstehen keine Botschaften sondern nur deutlich formulierte Befehle. So gezwungener Weise mussten wir ja nun auch Fußball gucken und die beiden Mannschaften machten es uns verdammt schwer, aus Protest nicht in den Fernseher zu gucken.

Auch das kann Fußball sein und spanisch-deutsche Demut machte langsam der reinen Begeisterung für diese Sportart wieder Platz. Aus spanischer Sicht kann man nun wieder erhobenen Hauptes die Europameisterschaft weiter verfolgen, es ist ja nun keinen Schande mehr, gegen diese Portugiesen verloren zu haben. Und aus deutscher Sicht kann man ja nur froh sein, dass wir keine weitere Chance gehabt haben, uns weiter zu blamieren. Meine Position zuhause verbessert das Ganze zwar nicht, aber vielleicht steigt mein Ansehen bei meinen Töchtern wieder, wenn ich nun auch wieder Interesse am Fußball zeige. Allerdings nervt es mich immer etwas, dass mir keine meiner Frauen die Abseitsregeln erklärt, sondern immer nur über den Schmollmund Fiiigos spricht und das Spitzenunterhöschen von Beckham. Aber das ist wohl unser Schicksal, Frauen und Männer gucken das Gleiche, sehen aber was ganz Unterschiedliches.



Donnerstag 24.06.04 18:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81% Luftdruck 1021 hPa

Nur noch billig darf es sein und nichts Neues vom Scheich

Die negativen Folgen, von Massentourismus abhängig zu sein, bekommen jetzt die großen Kanareninseln heftig zu spüren. Die TUI fordert von den kanarischen Hotelbetreibern nun Sonderpreise, um den deutlichen Rückgang der Buchungen aufzuhalten. Als einziges Allheilmittel fällt der TUI dazu „All Inclusive“ ein und die Zeche sollen die Hoteliers zahlen. Die Betreiber der Hotels sind natürlich nicht sonderlich erfreut darüber und auch von Regierungsseite schimpft man heftig auf diese fragwürdige Politik, aber was sollen sie machen, die großen Reiseveranstalter bestimmen den Preis und wer nicht mitmacht, der kann sein Hotel gleich zulassen.

Dabei droht durch diese Preissenkungen eine Rolle rückwärts, die Hoteliers müssen woanders sparen und können die bekannte Qualität irgendwann nicht mehr bieten. Die „Geiz ist geil“ Lebensart gefährdet langfristig in allen Bereichen die Qualität, nicht nur im Tourismus. Man kann keinem Verbraucher vorwerfen, das gleiche Produkt dort zu kaufen wo es billiger ist, es wäre naiv von den Leuten zu erwarten ihren Einkauf mit sozialpolitischen Hintergedanken zu tätigen. Man kann aber andere Produkte anbieten, die nicht den Reiz des Krabbeltisches brauchen um verkauft zu werden und da gehen die großen Reiseveranstalter leider in die ganz falsche Richtung.

La Palma hat da bislang Glück gehabt, es gibt noch keine Abhängigkeit vom Massentourismus, weil wir diesen nie hatten. Jetzt Ende Juni startet das neue Hotel im Süden der Insel den zweiten Eröffnungsversuch und um ein Hotel mit 1.250 Betten voll zu machen muss man sich schon gewaltig strecken. Ich bin mal gespannt was die Manager sich einfallen lassen, allerdings haben sie keine große Auswahl, hat man sich doch kein Produkt hingestellt welches einzigartig wäre und damit unvergleichbar. Nein, man hat da in die unwirtlichste Ecke der Insel ein Hotel hingestellt, ohne irgendeinen Bezug zu dieser Insel. Dieses Hotel könnte in Cancun stehen, in Florida oder auch in der Fuldaschleife und wer sich dermaßen vergleichbar macht, der muss sich nicht wundern wenn er dann preislich sich billigeren Ländern anpassen muss. Es sei denn, es kommen nur noch die Scheichs. Apropos, der private Airbus des Scheichs von Katar ist heute wieder abgeflogen (siehe 22.6. und 21.6.), die Yacht liegt allerdings noch im Hafen und noch hat keiner rausbekommen ob nun der Scheich auf unserer Insel weilt, seine Komparsen, oder lediglich ein läppischer Minister. Allerdings wird man dafür kaum die Staatsyacht aus dem fernen Orient bemühen. Das ist alles ganz spannend und ich werde weiter verfolgen, ob den nun der Scheich bei uns sein Taschengeld ausgeben will.



Donnerstag 24.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1023 hPa

Mögliche Fahrplanänderung der Schnellfähre stößt auf Kritik

Die Reederei Fred. Olsen verbindet mit dem schnellen Katamaran "Benchijigua Express" täglich La Palma mit Los Cristianos im Süden Tenerifes. In nur 2 Stunden gelangt man so von einer Insel auf die Andere und wir haben uns hervorragend an diese Alternative zum Flugverkehr gewöhnt. Die Reederei Olsen will nun aber den Fahrplan ändern und anstatt um 06:30 ab La Palma zu fahren, die Abfahrt auf 10:00 verlegen. Hört sich erst mal gar nicht schlecht an, da kann man ohne mitten in der Nacht aufzustehen die Fähre nehmen. Denn die Reederei Olsen beklagt einen heftigen Rückgang bei den Passagierzahlen welche die Route La Palma - Los Cristianos wählen und vermutet das Problem bei der sehr frühen Abfahrtszeit.

Was dem Passagier gut gefällt, etwas später auf das Schiff zu müssen, ist allerdings schlecht für den Warentransport denn nun erreichen die Fuhrunternehmen Tenerife erst um 12:00 und das ist zu spät um effektiv arbeiten zu können. So würden Transporte von Waren die über den Hafen von Santa Cruz de Tenerife auf die andern Insel gehen erst am folgenden Tag verschifft werden können. Die Fuhrunternehmen der Insel haben nun gegen diesen Wechsel des Fahrplanes bei der Inselregierung vorgesprochen und nun versucht man die Reederei davon zu überzeugen, die Abfahrtszeiten nicht zu ändern.



Mittwoch 23.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80% Luftdruck 1023 hPa

Nachholbedarf beim ökologischen Landbau auf La Palma

Anlässlich einer Ausstellung über ökologische Produkte in Tijarafe hat man interessante Zahlen genannt, welche die Situation dieses Sektors aufzeigen. Auf gerade mal 50 Hektar wird auf La Palma gewerblich Bio-Landwirtschaft betrieben. Das sind 0,6% der landwirtschaftlichen Nutzfläche und damit weit unter dem europäischen Schnitt von 3,24%. Gewerblich schreibe ich deshalb, weil es natürlich noch viele ökologisch bewirtschaftete Hausgärten gibt, die nicht „offiziell“ als anerkannter Bio-Betrieb gelten, aber dennoch einen großen Teil des häuslichen Konsums abdecken. Auch auf La Palma findet ein langsames Umdenken statt und immer mehr gestandene Palmeros überdenken den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln intensiver.

Die landesweite Kontrollorganisation „CRAE“ (Consejo Regulador de Agricultura Ecológica) zählt auf La Palma gerade mal 56 Mitglieder und nur diese dürfen ihre Produkte mit dem begehrten „CRAE – Aufdruck“ anbieten. Da ist natürlich noch reichlich Luft für Wachstum, gerade wenn man weiß, dass La Palma ökologische Produkte von den anderen Inseln importiert, weil der Nachschub für die inzwischen reichlich vorhandenen Bioläden stockt. Es sind auch nicht alle Kulturen auf La Palma einfach ökologisch zu ziehen, bei unserer extrem hohen Luftfeuchtigkeit gibt es einen regelmäßigen Wettlauf zwischen dem Bio-Bauern und reichlich vorhandenem Mehltau. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Mehltau meistens gewinnt und irgendwie ist die Aussage: „Die Zucchinis sind zwar hin und wir können sie nicht essen, aber wenigstens waren sie „bio“, wenig Magen und Sinn füllend. Die Ausstellung geht noch bis zum 26. Juni und jeder Interessierte kann sich in Tijarafe gerne über die langsamen Fortschritte unserer ökologischen Landwirtschaft informieren.



Mittwoch 23.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1023 hPa

Golfplatz Nummer 5

Es erinnert stark an das Verhalten meiner Kinder, bekommt die Eine etwas, will die Andere natürlich das Gleiche haben. Im neuen ominösen touristischen Nutzungsplan für die Insel sind 4 Golfplätze vorgesehen und nun meldet sich das Rathaus von Santa Cruz und fühlt sich ungerecht behandelt. Während der Plan 4 Golfplätze vorsieht, unter anderem für Gemeinden wie Los Llanos und Fuencaliente, geht die Hauptstadt leer aus und das will man nicht mit sich machen lassen. Man streitet sich über Dinge die es nie geben wird und die so unnütz sind wie ein Kropf. Niemand ist im Moment bereit zu investieren und alles wartet ab, ob denn nun das Luxushotel in Fuencaliente irgendwann zufrieden stellend arbeitet.

5 Bürgermeister säbeln an einer Torte herum, die so klein ist wie ein 2 Cent Stück und denken dabei überhaupt nicht an diejenigen um die sie sich streiten. Die Gäste unserer Insel besuchen uns aus anderen Gründen und in dieser Nische können wir gesunden und nachhaltigen Tourismus betreiben. Der neue touristische Nutzungsplan arbeitet mit Zahlen die aus einer Zeit stammen, als es noch Wachstum in der Branche gab. An der Erstellung dieses Planes waren weder Gäste, noch Firmen die im Tourismus arbeiten beteiligt und den Mann/Frau von der Straße hat noch nie jemand gefragt, ob er vielleicht Golf spielen will. 5 Golfplätze auf La Palma, wie lächerlich will man sich eigentlich noch machen? Aber keine Angst liebe La Palma Freunde, das wird alles nicht geschehen, vielleicht gibt es irgendwann mal Einen auf der Insel, aber auch hier gelten die Gesetze der Marktwirtschaft, wenn es keinen Investor gibt, der den Golfplatz baut, dann wird es auch keinen geben.



Dienstag 22.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80% Luftdruck 1021 hPa

Der Scheich geht Angeln

Der Scheich ist reich

Hamad bin khalifa al Thani heißt der Scheich, dessen noble Yacht seit ein paar Tagen unsere Phantasie anregt (siehe gestern). Nun endlich hat zumindest die Zeitung Canarias 7 etwas über die Yacht, den Eigentümer und seinen Grund für den Besuch auf La Palma herausgefunden. Es ist gar nicht sicher, dass der Scheich, kein Sultan sondern ein Emir, uns überhaupt besuchen kommt. Auf jeden Fall wird heute ein privater Airbus der Familie des Scheichs erwartet, kann sein dass er dabei ist, kann aber auch sein, dass nicht. Es wird überhaupt versucht, wenig über den Grund seines Aufenthaltes preiszugeben, es soll ein rein privater Besuch sein und er möchte unerkannt bleiben. (Warum kommt er dann mit einer Yacht, die fast unseren Hafen füllt?) Zum Fischen soll es gehen vor unserer Küste und zwar hat man es auf Thun abgesehen.



Zum Thunfischfangen eignet sich eine 95 Meter lange Yacht so gut wie mein alter Pickup für die Formel 1, aber man muss ja nicht gleich überall das Gras wachsen hören. Na gut, ich habe zwei Beiboote auf der Yacht entdecken können, damit könnte man schon mit einer Angel bewaffnet „Alter Mann und das Meer“ spielen. Mir kommt ein, zugegebenermaßen weit hergeholter Gedanke, aber „der Scheich an sich“, verbindet immer das Nützliche mit dem Angenehmen. Mir ist da ein Artikel in die Hände gekommen, wonach die Betreiber des neuen Hotels in Fuencaliente noch Geldgeber suchen. Unter diesem LINK (herausgenommen da abgelaufen) kommen Sie auf einen Artikel auf spanisch, wo gemeldet wird, dass man noch Investoren sucht, die richtig viel Geld mitbringen „um dieses Projekt voranzutreiben“. Die Nachricht ist vom 11. Mai 2004 und ein paar Wochen später kommt der Scheich mit großem Gepäck. Wie gesagt, das ist reine Vermutung und vielleicht ist auf La Palma gerade mal wieder zu wenig los und meine Phantasie braucht wieder Platz zum Atmen.



Dienstag 22.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80% Luftdruck 1019 hPa

Heute letzter Schultag

Mit der guten Aussicht auf 12 Wochen Ferien, ist der heutige Gang zur Schule ein wirkliches Kinderspiel. Diese fast drei Monate ohne schulpädagogische Aufsicht sind immer auch der offizielle Sommerbeginn auf der Insel. Plötzlich sieht man sogar unter der Woche Palmeros/as an den Stränden und der bislang strenge Tagesablauf löst sich in sommerlichem Wohlgefallen auf. Eine Vielzahl an Freizeitangeboten der Gemeinden und Verbände unterstützt die Eltern in dieser so fließenden Zeit die hier den Kernsommer markiert. Kinder in die Berge, Kinder in die Museen, man kann sich gar nicht entscheiden, in welche Aktivitäten man die Kindern nun verstricken will. Es wird viel getan hier auf La Palma um den Eltern Spätschäden von 12 schulfreien Wochen zu ersparen.

Die wenigsten Palmeros verreisen in den Sommerferien, das hat finanzielle Gründe, aber auch die Gebundenheit an die kleine eigene Scholle mit Vieh und Gemüse macht uns nicht gerade unabhängig. Lange Wochenenden in Bodegas, minutiös geplante Grillausflüge an einen der reichlich vorhandenen Plätze im Wald, das sind die herausragenden Abwechslungen die man sich hier gönnt. Außerdem kommt immer irgendeine Verwandtschaft von anderen Inseln zu Besuch und so kommt man einfach nicht runter von der Insel. Da stehen ja auch noch diverse Arbeiten an, die man bis hier her verschoben hat, denn der Sommer ist ja die zeitlose Jahreszeit, die niemals zu enden scheint.



Montag 21.06.04 17:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1018 hPa

Der Scheich ist Zigarren kaufen

Als wir heute in die Hauptstadt fuhren, sahen wir bereits von weitem eine riesige Luxusyacht ganz alleine im Hafen liegen. Ich hatte wunderbar Zeit mal zu dem Schiff zu gehen und konnte aber außer vielen putzenden und kurzhaarigen Männern keine weitere Bewegung auf dieser Yacht feststellen. Nur eben, dass es die sauberste und größte Yacht war, die ich je gesehen habe. Keine Schramme, kein Farbklecks, wie ein Ding aus einer anderen Welt lag das Schiff da in unserem leicht angeschmuddelten Hafen. La Palma ist halt nicht Monte Carlo und so ein Schiff besucht uns eben nur selten. Manchmal bin ich halt ein Trottel und habe heute keine Kamera mit dabei, macht nichts unter diesem LINK können Sie selbst einen Blick auf diese Yacht werfen die auf den Namen „AL MIRQAB“ hört, nach dem Geburtsort des Eigentümers.

Nun fragt man sich natürlich, was machen die Scheichs aus Katar (oder heißen die Sultane?) auf unserer kleinen Insel. Da ich annehme, dass auf einer 95m langen und 30.000 PS starken Yacht auch Toiletten sind, wird es wohl weniger eine hoheitliche Pinkelpause gewesen sein. Sicher hat der Scheich gehört, dass wir so eine schöne Insel sind und er wollte sich das selber mal angucken. Oder war er vielleicht Zigarren kaufen? Puros aus La Palma gehören selbstverständlich in jeden Humidor aller Yachten von über 90 Meter Länge. Oder wollte er gar die Insel kaufen, oder ist er der geheimnisvolle Investor der 4 angedachten Golfplätze, so eben für jedes Kind Einen? Da ist wieder viel Platz für Geschichten und Gerüchte entstanden, der Scheich von Katar auf La Palma.... Dabei weiß ich ja nicht mal ob der gute Mann überhaupt auf seinem Kahn war.



Montag 21.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1018 hPa

Bananenbauern und Politiker feiern sich selbst

Seit nun mehr 11 Jahren gibt es ein regelmäßiges Treffen der Bananenbauern mit den Regionalpolitikern die mit der Landwirtschaft zu tun haben. Organisator ist die „ASPA“ Asociación palmera de Agricultores y Ganaderos, also der Verband der palmerischen Landwirte und Viehzüchter. Um überhaupt die Landwirte zu solch einem Treffen zu locken und auch um die oft angekratzte Atmosphäre zwischen diesen beiden Gruppen aufzulockern, veranstaltet man diese Treffen mit einem kulinarischen Hintergrund und gibt allen viel zu essen und zu trinken, dann sind sowohl Bauern wie auch Politiker friedlich.

So kamen mehr als 500 Landwirte zum diesjährigen Treffen und seit Jahren blickt diese bodenständige Branche wieder mal etwas positiver in die Zukunft. Mit neuen und strikteren Maßnahmen glaubt man nun endlich der alljährlichen Sommerkrise zu entkommen und zusätzlich sind die nun regelmäßigen Lieferungen nach Polen auch ein Grund zur vorsichtigen Freude. So wollte keiner so recht über die Probleme des Sektors reden, sondern einfach mal das bereits Erreichte feiern. Die kommenden Aufgaben kennt eh jeder und es wird sicher noch viele Gelegenheiten geben, sich gegenseitig Vorwürfe an den Kopf zu schmeißen, dann muss man das ja nicht gerade jetzt machen und sich so einen herrlichen Tag versauen. Pragmatische Landwirte und mitten unter ihnen zufriedene Politiker, das könnte auch ein Vorbild für Europa sein.



Sonntag 20.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1018 hPa

Harte Probe für aufrechte Katholiken

El Paso feiert gerade sein verspätetes Fronleichnamsfest unter dem Namen „Sagrado Corazón de Jesús“. Dabei schmücken die Bürger mit viel Aufwand die Straßen um die Kirche mit Bildern aus Sämereien, Blüten, Moosen, und Mustern aus feuchtem Salz. In Mode gekommen ist dabei auch der Einsatz von Nudeln als Dekoration, das sieht richtig gut aus, Puristen dieser lebendigen Folklore runzeln dabei aber die Stirn. Die Stadt hat sich wieder prächtig rausgeputzt, es ist schön anzusehen und man merkt die vielen tausend Stunden freiwilliger Handarbeit die in diesen Werken stecken.

Höhepunkt dieses natürlich katholisch begründeten Stadtfestes ist die Eucharistiefeier um 19:00 Uhr und danach die Prozession der Gemeinde hinter dem Abbild des heiligen Geistes. Es könnte so schön werden wie immer, wäre da nicht zeitgleich das Spiel der spanischen Nationalmannschaft um den Einzug in das Viertelfinale. Einfach zuhause bleiben geht natürlich nicht, dieses Fest ist sehr wichtig für die Gemeinschaft des Ortes und so mancher kann es sicht nicht erlauben, in der Kirche oder bei der Prozession nicht gesehen zu werden. Was macht ein guter Katholik wenn er in Bedrängnis ist, er betet und heute betet er darum, dass der Pfarrer ein Einsehen hat und nur kurz predigt. Um den Kirchgang wird man nicht herumkommen, aber vielleicht klappt es ja noch zur zweiten Halbzeit und der Weg der Prozession führt an mindestens 4 Kneipen vorbei, wo es große Flachbildschirme gibt.

Nun befürchten die Aufrechten, der Pfarrer könnte mit vielen Leuten die Prozession beginnen, aber auf dem Weg zum Ziel die Hälfte seiner Schäfchen an die Kneipen verlieren und nur mit einer gebeutelten Schar alter Frauen und Sportabstinenzler ankommen. Das wird sicherlich auch so sein, groß ist die Absorptionsfähigkeit bunter Kneipen mit willigen Fußballfans. Wenn man es geschickt plant, dann verschwindet man auf dem Weg irgendwann unauffällig in einem dieser weltlichen Etablissements und mischt sich nach dem Ende der, sicherlich für Spanien siegreichen Partie, wieder ebenso unauffällig unter die Schar der frommen Pilger. Um dem wankelmütigen Katholiken dieses ernste Dilemma, Heiliger Geist oder Nationalmannschaft zu ersparen gab es bereits wirklich brauchbare Vorschläge. Man könnte auf der Rückseite des Gestells mit dem Heiligen Geist durch den Ort trägt einen großen Monitor befestigen und das Spiel darauf zeigen, so könnte der Pfarrer sicher sein, keine Schäfchen zu verlieren. Aber so fortschrittlich ist die Kirche hier bei uns in El Paso noch nicht, sicherlich nur aus rein technischen Gründen hat man von dieser pragmatischen Idee wieder Abstand genommen. Mein Gott, ich hab dich trotzdem lieb, nimm es mir nicht übel, aber das Spiel ist nur heute und du bist morgen sicherlich auch noch da. Amen und nun schnell in die Kneipe.



Sonntag 20.06.04 09:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1021 hPa

Jetzt hat auch El Paso den nachhaltigen Tourismus entdeckt

Die flächenmäßig größte Gemeinde der Insel hat sich bislang wunderbar aus den träumerischen Ideen von mehreren Golfplätzen und großen Hotels herausgehalten. Mag sein, dass unser kleines Städtchen zu verträumt ist, mag aber auch sein, weil unser kleines Städtchen eine der wenigen Gemeinden der Insel ist in der die Regionalisten der Coalición Canaria nichts zu bestellen haben. Eine Vernunftehe von Bürgerlichen und Sozialisten im Rathaus hat uns bislang Stammtischparolen und andere Peinlichkeiten, wie sie in anderen Gemeinden an der Tagesordnung stehen, erspart.

Jesús Manuel Rodríguez, Bürgermeister von El Paso hat nun einen leckeren EU-Topf entdeckt im Rahmen des Programms „Interreg III“. In diesem EU Projekt gibt es Mittel (Geld), um die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in der Region Macaronesien zu fördern. Wer es noch nicht weiß, Macaronesien steht auf keiner Speisekarte, sondern so nennt man die nordostatlantischen Inselgruppen Madeira, Kanaren und Kapverden. In diesem EU- Programm wird Wert auf die Erhaltung des kulturellen und sozialen Erbes der Orte gelegt. Es heißt auch, dass man die touristische Entwicklung an den ökonomischen Interessen der Gemeindebevölkerung messen sollte und nicht an überregionalen Plänen. Das könnte man auch so verstehen, dass es besser ist die kleinen Leute der Gemeinde können mit ihren Möglichkeiten touristisch aktiv werden, als den Braten internationalen Touristikunternehmen anzubieten. Ich habe mich immer in El Paso wohl gefühlt und wenn Jesús Manuel Rodríguez das ernst meint und nicht nur durch irgendeinen Vorwand an die Förderungen heran will, dann hat es das kleine und oft so belächelte El Paso mal wieder allen gezeigt.



Samstag 19.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1020 hPa

Tazacorte stinkt die Kläranlage von Los Llanos

Die Kläranlage von Los Llanos läuft seit Jahren an der oberen Grenzen ihrer Kapazitäten und immer wieder kommt es vor, dass die Becken überlaufen und durch den Barranco de Tenisca bis nach Puerto de Tazacorte gelangen. Besonders in der Winterzeit, wenn es ausgiebige Niederschläge gibt, sammelt sich ein sehr menschliches Stück Los Llanos direkt neben dem Hafen von Tazacorte. Auf diesen wenig angenehmen Zustand weisen die Gemeinde von Tazacorte und die Anwohner der betroffenen Zone seit Jahren hin, es stinkt ihnen einfach fremden Dreck vor ihrer Haustür zu haben. Ein weiteres Auffangbecken der Kläranlage hat auch nur ganz kurz für Abhilfe gesorgt, Los Llanos wächst halt sehr schnell und die Kläranlage wächst aus unbegreiflichen Gründen einfach nicht mit. Wer hätte das gedacht?

Der streitbare Bürgermeister von Tazacorte hat nun eine Manifestation in Los Llanos angekündigt, sollte dieses wenig appetitliche Problem nicht umgehend gelöst werden. Der Bürgermeister von Los Llanos meint dazu nur, er würde sich dieser Manifestation gerne anschließen, sein Ort wäre genauso betroffen wie die Nachbargemeinde. Auch konnte er sich einen Seitenhieb auf seinen Kollegen nicht verkneifen und wies darauf hin, dass die Kläranlage von Tazacorte auch nicht richtig funktioniert. Jetzt wissen Sie was ich meinte in meiner Nachricht von heute Morgen, dass doch endlich der europäische Götterfunken bis in unserer Rathäuser vordringen möchte. Da will man viele tausend Hotelbetten an die Küste zaubern, holt sich ein archäologisches Museum in die Stadt, lässt sich einen Frachthafen hinstellen den keiner braucht, ist aber nicht gewillt aus dem sicherlich angestrengten Stadtsäckel eine ordentliche Kläranlage zu bauen.



Samstag 19.06.04 10:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1022 hPa

Europäische Verfassung, gute Aussichten für die Kanaren

Fast im Vorübergehen hat es nun doch geklappt mit der europäischen Verfassung. Der Regierungswechsel in Spanien hat viel dazu beigetragen da plötzlich Kompromisse möglich zu machen. Für die Kanaren sieht es gut aus, auch für die anderen europäischen Anhängsel die man als ultraperiphere Zone de EU bezeichnet. Azoren, Madeira, Martinique, Guadeloupe und eben die Kanaren werden wohl auch weiterhin einen Sonderstatus in der EU behalten. Es geht sogar noch weiter, dieser Sonderstatus war bislang immer als vorübergehend tituliert, nun spricht man davon, daraus ein Dauerrecht zu formulieren.

Was Aznar in 8 Jahren arroganter Blockade ertrotzen wollte, schafft der smarte Zapatero in wenigen Monaten und verschafft damit den kanarischen Inseln eine beruhigende Grundlage auf der wir nun weiterarbeiten können. Die Sonderechte für die ultraperiphere Zone bestehen hauptsächlich in Sonderrechten steuerlicher Natur. Waren des täglichen Bedarfes, aber auch Treibstoffe werden weit aus weniger besteuert, als in den EU Kernländern. Darüber hinaus gibt es auf den Kanaren keine Mehrwertsteuer die an Madrid abgeführt werden muss, sondern lediglich eine Regionalsteuer von 5%, die den beiden Provinzregierungen zu Gute kommt. Wer nun meint, wir leben in einem Steuerparadies, dem muss gesagt werden, dass diese geringeren fiskalen Lasten gerade eben mal die deutlich kleineren Einkommen ausgleichen. Im Durchschnitt verdient man auf den Kanaren 25% weniger als auf dem spanischen Festland und mit Einkommen aus den großen EU Staaten wie Deutschland oder Frankreich wollen wir uns lieber gar nicht vergleichen. Europa ist gestern einen großen Schritt weiter gekommen und die Kanaren profitieren deutlich von der neuen Welle der Vernunft. Jetzt müsste dieser frische Götterfunken auch noch die Inselregierung dieses herrlichen Fleckens Erde erreichen, dann fangen wir an zu singen...



Freitag 18.06.04 20:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1021 hPa

Historische Führungen durch Los Llanos werden wieder aufgenommen

Bereits im November und Dezember vergangenen Jahres gab es zwei dieser Führungen durch das historische Los Llanos. Die Stadtchronistin María Victoria Hernández organisiert und begleitet dabei Interessierte auf einem Stadtbummel und erzählt zu den einzelnen Stationen Geschichten aus der Geschichte. Der schöne Titel dieses historischen „Walkabouts“ lautet "Memoria de la ciudad, a paso lento", das Gedächtnis einer Stadt in langsamen Schritten. Die nun beginnenden Feierlichkeiten anlässlich der Stadtfiesta „La Patrona“ geben den Hintergrund für einen erneuten Start dieses hervorragenden Angebotes der Gemeinde Los Llanos. Leider geht es wie im November erst um 22:00 Uhr los und zwar auf dem Marktplatz. Die erste Führung findet heute statt, es gibt aber zwei weitere am 23. Juli und am 27. August.

In eigener Sache. In unserer Bildergalerie gibt es nun auch Photos der Unterwasserwelt La Palmas zu bestaunen. Ich selbst tauche nicht und deshalb haben mich diese Aufnahmen wirklich beeindruckt. Bislang wusste ich nur, wie schön La Palma oberhalb der Wasseroberfläche ist, aber auch darunter gibt es eine wunderbare Welt. HIER können Sie einen Ausflug nach La Palma unter Null machen, in Begleitung von Uta Goepel, die so nett war mir diese Bilder zu senden. – Noch mehr Photos, vor ein paar Tagen habe ich über die Brücke von Los Tilos berichtet, die inzwischen fast fertig ist. Ich hatte nur ein etwas älteres Photo, aber Dank unserer Leser gibt es nun auch ganz frische Photos der riesigen Brücke von Los Tilos. Diese können Sie HIER ansehen.



Freitag 18.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74% Luftdruck 1020 hPa

Mit „Binter“ nach Portugal



Die „Binter“ ist eine der beiden Fluggesellschaften welche die Inseln untereinander verbinden. Zusammen mit der sehr jungen „Islas Airways“ realisiert die „Binter“ an die 130 interinsuläre Flüge täglich. Andreas Blass, Chef der Fluggesellschaft hat nun eine Erweiterung des Angebotes angekündigt. Nach Portugal soll es gehen, genauer gesagt will man sowohl Porto als auch Lissabon anfliegen. Vorerst nur in den drei Sommermonaten. Juli August und September und auch nur mit einer gecharterten Boeing 737 die von Tenerife über Gran Canaria in die beiden portugiesischen Städte fliegen soll.

Es wäre das erste Mal, dass die „Binter Canarias“ eine internationale Verbindung realisiert und nach den Plänen ihres progressiven Direktors soll diese Route nach Portugal als Versuchballon dienen, ob man sich weiter in das internationale Geschäft einmischen soll. Es gibt Pläne für Flüge in das nahe Marokko, in den Senegal und nach Gambia. Ob diese Pläne Wirklichkeit werden, will man sich gut überlegen. Die Lage der Kanaren bietet sich natürlich hervorragend an, Luftverkehr mit den nordwestlichen Staaten Afrikas anzubieten. Man denkt dabei aber nicht primär an kanarische Touristen die den Senegal besuchen sollen, damit wäre sicherlich kein Geld zu verdienen. Vielmehr will die „Binter“ sich als Juniorpartner der großen Gesellschaften anbieten, welche dann die kanarischen Inseln als Transitstation für Länder Nordafrikas nutzen könnten.



Donnerstag 17.06.04 18:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1018 hPa

Auf halbem Weg nach Amerika

Für die Seefahrer früherer Zeiten waren die Kanaren tatsächlich die letzte Station auf ihrer gefährlichen Reise über den Atlantik und eine Art Drehscheibe für den Handelsverkehr mit der Neuen Welt. Die permanenten Beziehungen mit dem südamerikanischen Kontinent, besonders mit Cuba und Venezuela, hinterlassen auf allen Kanaren deutliche Spuren. Besonders bei der Sprache, dem „Canario“, zeigt sich die enge Verbindung mit Südamerika. Hinzu kommen noch ein paar Ausdrücke welche uns die Portugiesen hinterlassen haben, alles in allem führt das dazu, dass uns jeder Festlandsspanier sofort als „Canario“ erkennt wenn wir den Mund aufmachen.

Man darf aber auf keinen Fall soweit gehen, Kanarisch als Dialekt zu bezeichnen, das ist fast so schlimm wie Bananen aus Südamerika zu essen. Es ist einfach unsere Mundart, unsere Form zu sprechen. Im Unterschied zu Dialekten wie dem Bayrischen oder dem Plattdeutsch, ist unsere Form des Spanischen für jeden zu verstehen der diese wunderschöne Weltsprache, das Spanisch, beherrscht. Es gibt auch noch Unterschiede auf den einzelnen Inseln, deshalb sind die paar Kostproben die gleich folgen werden mal vorsichtshalber nur La Palma zugeordnet. Den Leuten aus El Hierro beispielsweise sagt man nach, ein blitzblankes „Castellano“ zu sprechen, wie „Hochspanisch“ bei uns genannt wird.

Wir sprechen nicht schnell, auch wenn das Ausländern so vorkommen mag, wir machen die meisten Wörter einfach etwas kürzer, in dem wir viele uns unnötig erscheinende Endungen weglassen. Besonders hassen wir das „S“, das wird regelmäßig am Ende weggelassen und mitten im Wort „eingeatmet“. So heißt Spanien bei uns nicht „España“, sondern „Ähpaña“ und wir sagen nicht „después“ für später, sondern „dehpué“. Aus „Buenos Dias“ wir „Bueno Dia“ und wer schon mal versucht hat beim Bäcker „dos panes“ also zwei Brote zu ordern, dem packt man schon mal zwölf Brötchen ein. Ganz einfach, bei uns heißt zwei „do“ und nicht „dos“ und zwölf heißt nicht „doce“ sondern „doz“. Das führt auch immer wieder zu Missverständnissen bei Terminen, war es nun zwölf, oder zwei?

Uns fehlt auch das affektiert anmutenden „th“ (ich meine damit das englische th von „the thing“) welches viele Festlandsspanier als Ersatz für C und Z am Beginn eines Wortes benutzen. Auf dem Festland sagt man „Tharagoza“ für die schöne Stadt und „Therveza“ für das kalte Getränk. Uns ist das alles eins, C und S und Z werden ganz einfach wie ein zischendes S gesprochen, warum so viel Aufstand für die paar Buchstaben. Grammatikalisch haben wir die zweite Person Plural abgeschafft und ersetzen diese durch die Höflichkeitsform. Anstatt Ihr seid, „vosotros sois“ sagen wir, Sie sind „Ustedes son“. Wer dennoch die zweite Person Plural benutzt, gilt als Snob oder macht sich als Festlandsspanier verdächtig. Ein ganz besonderes Wort gibt es noch, universell einsetzbar, kann positiv verwendet werden, negativ oder einfach nur als Ausruf des Erstaunens. Dieses berühmte Wort heißt „Coño“ und jedes Wörterbuch übersetzt das mit „weibliche Scham“. Dieses Wort ist hier aber in aller Munde und keiner schämt sich dafür, spricht das mehrmals täglich aus, das hat sich längst verselbstständigt und keiner denkt mehr über die eigentliche Herkunft nach. Es dient einfach nur dazu, einem Satz oder einem Wort besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Daraus hat sich ein noch kürzeres Wort abgeleitet, einfach nur „ño“ und heißt nichts anderes als „Donnerwetter ist das aber toll“. Die deutsche Sprache hat leider nur sehr geringen Einfluss auf das Palmerische genommen, einzig das Wort kaputt hat man übernommen, „capú“ sagen wir wenn das Wasser wieder mal nicht warm wird, oder das Auto nicht anspringen will. Uns Deutschen sollte das zu denken geben, warum zum Duden denn nur dieses eine endgültige Wort exportiert werden konnte.



Donnerstag 17.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1018 hPa

Marihuana im Nationalpark

Leicht zweckentfremdet hat ein Palmero mit grünem Daumen den Naturschutzgedanken unseres Nationalparks. Dort darf man kein Hälmchen knicken und so gedeiht da alles wunderbar, auch Cannabis wenn man will. Der 35-jährige pflegte in der Caldera drei kleine Felder mit der nun wirklich nicht endemischen Pflanze. Zwei der entdeckten Miniplantagen waren bereits abgeerntet, auf der Dritten standen noch an die 40 Pflänzchen die nun durch Gesetzeshand gerodet wurden.

Der Polizei vermutete bereits seit längerem, dass da in der Caldera was wächst, was dort nicht hingehört. Allerdings lagen die kleinen Cannabisfelder so gut versteckt und abseits der gut begehbaren Wege, dass man sehr lange brauchte, bis man die berühmt berüchtigten Pflänzchen auch tatsächlich fand. Sogar ein kleines, aber ausgeklügeltes Bewässerungssystem hatte der Hobbygärtner angelegt, in dem er aus nahen Quellen das Wasser zu seinen Pflanzen leitete. Warum die zahlreichen Wächter des Nationalparks die Plantagen nicht bereits früher entdeckt mag einem rätselhaft vorkommen, aber die Caldera ist so groß und es gibt so viele nur schwer zugängliche Stellen, dass man dort eine ganze Menge an Cannabis unentdeckt wachsen lassen kann. Vielleicht könnte man daraus sogar eine neue touristische Attraktion für bestimmte Bevölkerungskreise entwickeln, fröhliche Suchtrupps mit anschließendem gemeinsamen Vernichten der gefundenen Pflanzen mittels traditionellem Rauchwerkzeug. Interessierte Mitraucher können sich unter www.caldera-cannabis.om anmelden.



Mittwoch 16.06.04 18:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1017 hPa

Und es gibt sie doch! – Vernünftiger Politiker in Fuencaliente aufgetaucht

Es ist zwar nur eine ganz kleine und versteckte Meldung in einer hiesigen Zeitung, aber solch vernünftige Worte aus dem Munde eines Politikers zu hören, dass bedarf einer Schlagzeile. Luis Hernández, Sprecher der Bürgerlichen von Fuencaliente kritisiert die touristischen Pläne des Ortes in deutlicher Sprache. Dazu muss man wissen, seit unsere Inselregierung in absoluter Mehrheit von den Regionalisten der CC regiert wird, haben die Bürgerlichen von der PP ihren Maulkorb weggeschmissen, den sie sonst als Koalitionspartner immer trugen.

Luis Hernández erregt sich über die Pläne, zusätzlich zu dem bereits fertigen, aber noch nicht eröffneten Hotel noch einen Golfplatz mit weiteren 320 Betten in der Gemeinde zu errichten. Anstatt den Großinvestoren die touristischen Betten zu überlassen, sollte man lieber der einheimischen Bevölkerung die Möglichkeit geben in Kleinstbetrieben auch an der touristischen Entwicklung teilzuhaben. Das Geld, welches von den großen Hotels erwirtschaftet wird, kommt weder Fuencaliente, noch der Insel La Palma zu Gute, sondern wandert in die durstigen Schlünde der internationalen Reiseunternehmen. Bei Kleinbetrieben oder in Privatzimmern ist das anders, diese Gäste lassen ihr gesamtes Geld auf der Insel und sind somit viel interessanter als Pauschaltouristen. Sie werden jetzt sagen, dass ist doch logisch. Klar ist das logisch und ich sage das bereits seit Jahren, aber nun ist es das erste Mal, dass ein Politiker es wagt, den Mund gegen die haarsträubenden touristischen Pläne der Inselregierung aufzumachen. Vielleicht wird der gute Mann ja bereits morgen wieder zurückgepfiffen, aber ich habe mich gefreut, mal was Nettes über einen Politiker schreiben zu können.



Mittwoch 16.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1019 hPa stabil

Zapatero bekennt sich zu den kanarischen Inseln

Mit der Erweiterung auf 25 Mitgliedstaaten würden die kanarischen Inseln rein rechnerisch den Anspruch auf Sonderförderungen aus den EU Töpfen verlieren. Dort heißt es, Regionen in denen das Bruttoinlandsprodukt weniger als 75% des europäischen Mittels ausmachen, erhalten Sonderrechte in steuerlicher Hinsicht und lassen den Nationalregierungen freie Hand in weiterreichenden Hilfen für die Region. Mit den 10 neuen Mitgliedsländern sinkt das europäische Durchschnittseinkommen aber so weit, dass wir nun rechnerisch plötzlich zu den „Reichen“ dieser Union gehören.

José Luis Rodríguez Zapatero hat sich nun klar auf einer Kongresssitzung für ein Aufrechterhalten der Höchstförderung der Kanaren ausgesprochen. Zusammen mit Frankreich und Portugal, Länder die mit Madeira, Martinique und Guadeloupe ähnlich ultraperiphere Regionen haben, will er in Brüssel für uns kämpfen. Es steht für die Kanaren viel auf dem Spiel. Im Jahr 2006 ist eine Neuordnung im Subventionsdschungel der EU angesagt und viele Hilfen auf die wir angewiesen sind, könnten dem Rotstift zum Opfer fallen. La Palma wäre am heftigsten betroffen, keine andere Kanareninsel ist so abhängig von den EU Hilfen wie die kleine Bananeninsel. Noch sind es nur Worte, aber die Befürchtung der kanarischen Regionalisten, Zapatero würde sich nicht um die Interessen der Kanaren bemühen, sind nun vom Tisch. Die Chancen stehen nicht schlecht für die kanarischen Inseln, bei Verhandlungen um die europäische Verfassung, welche Spanien bislang blockiert hat, lassen sich sicherlich ein paar Kompromisse finden. Europa aufgepasst, wir sind wieder da!

In eigener Sache. Im Freudentaumel des berauschenden 1:1 der deutschen Nationalmannschaft gegen einen internationalen Qualifikanten, habe ich gestern Abend anstatt der frischen Nachrichten eine alte Sicherheitskopie hochgeladen. Tut mir leid und Danke an die vielen Hinweise auf meinen „Lapsus internetii“, nun sind wir wieder Aktuell.



Dienstag 15.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1019 hPa stabil

Wo kommt das Wasser plötzlich her?

Nicht schlecht gestaunt haben einige Anwohner des „Barranco Tenisca“ am Sonntag, als nach Wochen ohne einen Tropfen Regen, plötzlich Wasser die Schlucht hinunterstürzte. Einige Bauern die auf ihren Feldern arbeiteten vermuteten den Ursprung des Wassers ganz richtig, das oberhalb liegende Staubecken von „Cuatro Caminos“. Nun gehört dieses Staubecken zwar nicht zu den Größeren auf der Insel, aber dennoch fürchtete man eine Havarie und damit eine mögliche Überschwemmung einer großen Fläche. Schließlich hat man doch oft genug in Hollywood Filmen gesehen wie das endet und Superman ist nie zur Stelle wenn man ihn braucht.

Endlich konnte man zuständige Stellen erreichen die für das Staubecken verantwortlich sind und eine baldige Kontrolle des Wasserspeichers durchführen. Nichts war kaputt und alles in bester Ordnung. Man hatte lediglich vergessen den Zulauf richtig zu kalkulieren und nun liefen an die 2.000 „pipas“ Wasser zuviel in das Staubecken und auf der anderen Seite durch den Überfluss wieder heraus. Voll ist nun mal voll und mehr geht nicht rein. Das Prinzip kennen wir von der Badewanne, allerdings sind 2.000 „pipas“ fast eine Million Liter kostbaren Wassers. Einer der Mitarbeiter hat nun Erklärungsbedarf und muss sich fragen lassen, wie man sich derart verkalkulieren kann. Na ja, es was Sonntag, die Sonne schien und mir fallen da viele Möglichkeiten ein wie man seine Zeit sehr unkonzentriert verbringt. Schwamm drüber, wir machen alle mal Mist und auf die Gesamtmenge des uns zur Verfügung stehenden Wassers sind die 2.000 „pipas“ nicht so schlimm. Nur über sinnlos ins Meer gekipptes Süßwasser ärgert man sich hier auf La Palma immer besonders.



Dienstag 15.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74% Luftdruck 1019 hPa stabil

Riesenbrücke von Los Tilos ist bald fertig

Dieses ambitiöse Projekt soll der Abschluss der zweiten Phase des Ausbaus der Verbindung in den Nordosten der Insel sein. Die Gemeinden Barlovento und San Andres y Sauces rücken damit 5 Minuten näher an die Hauptstadt. Wer diesen Weg täglich machen muss der ist natürlich dankbar, viele Andere stellen die Frage ob es sinnvoll war 5,4 Millionen Euro dafür auszugeben. Vergleicht man allerdings den Preis der Brücke mit dem des neuen Cumbre-Tunnel, dann steht die Brücke als wahrer Preisbrecher da. 5 Millionen für 5 Minuten ist ein Schnäppchen gegen die 30 Millionen die der Tunnel gekostet hat, da geht es auch nur um 5 Minuten. Aber was soll die ganze Diskussion, die EU hat beschlossen dass wir unsere Infrastruktur verbessern müssen, da lassen wir uns nicht lumpen.

Die Brücke ist insgesamt 357 Meter lang. Zwischen den beiden Außenpfeilern sind es 250 Meter und diesen Abstand verbindet ein einziger Stahlbetonbogen. Glaubt man den Erbauern, dann ist es die größte Einbogenbrücke dieser Art Europas. Die Höhe von 150 Metern über dem Boden ist Schwindel erregend und steht man unten bei San Andres, dann wirkt dieses Bauwerk so enorm, dass man unwillkürlich anfängt zu schlucken. Sie kennen diese Werbung: „Hoffentlich ist es Beton!“ Vor etwa 2 Wochen haben die Bautrupps die von beiden Seiten aus gearbeitet haben sich in der Mitte getroffen und nach den ersten erfolgreichen Belastungsproben geht es jetzt auf die Zielgerade für die Brücke. Es fehlt noch der Fahrbelag und die Anschlussstellen. Eröffnet werden soll die Brücke gegen Ende des Sommers, wann immer der Sommer hier auf La Palma endet. Die anfänglichen Verzögerungen, man veränderte die Pläne mehrmals, ging es danach recht flott und mit einer Bauzeit von 32 Monaten stehen die Brückenbauer ganz gut da. Das nachfolgende Photo stammt von Michael Heck und ist an die vier Monate alt, zeigt aber die Dimensionen der Brücke hervorragend.


Brücke von Los Tilos im Nordosten der Insel La Palma



Montag 14.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1019 hPa stabil

Ergebnisse der Europawahl in den einzelnen Gemeinden

In Klammern die Zahl der erreichten Stimmen
Barlovento: PSOE (348) = 36.14 % / CC (344)= 35.72 % / PP (294)= 25.86 %

Breña Alta PSOE (850) = 37.23 % / PP (823) = 36.05 % / CC (553) = 24.22 %

Breña Baja PP (583) = 37.11 % / CC (531) = 33.8 % / PSOE (416) = 26.48 %

Fuencaliente PP (271) = 34.65 % PSOE (257) = 32.86 % CC (232) = 29.67 %

Garafía PSOE (288) = 48.16 % / PP (201) = 33.61 % / CC (77) = 12.88 %

Los Llanos de Aridane PP (2305) = 39.33 % / CC (1830) = 31.23 % / PSOE (1545) = 26.37 %

El Paso CC (768) = 34.78 % / PP (717) = 32.47 % / PSOE (653) = 29.57 %

Puntagorda PSOE (182) = 47.77 % / CC (90) = 23.62 % / PP (88) = 23.1 %

Puntallana CC (402) = 43.79 % / PSOE (346) = 37.69 % / PP (148) = 16.12 %

San Andrés y Sauces PSOE (846) = 39.31 % / CC (671) = 31.18 % / PP (589) = 27.37 %

Santa Cruz de La Palma PP (2486) = 42.47 % / PSOE (2113) = 36.1 % / CC (1065) = 18.2 %

Tazacorte PSOE (629) = 46.7 % / CC (353) = 26.21 % / PP (300) = 22.27 %

Tijarafe PSOE (321) = 33.97 % / PP (302) = 31.96 % / CC (290) = 30.69 %

Villa de Mazo PSOE (527) = 35.32 % / PP (504) = 33.78 % / CC (404) = 27.08 %


Montag 14.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1020 hPa stabil

Spanien wählt gegen den europäischen Trend

Mit einer Wahlbeteiligung von fast 47% hat man zwar ein historisches Tief erreicht, steht dabei aber noch über dem traurigen europäischen Durchschnitt. Daneben ist Spanien das einzige Land der Union, in welchem die regierende Partei zulegen konnte gegenüber den letzten Europawahlen. Von 35,3% der Stimmen für die PSOE im Jahr 1999 auf 43,3% stieg die Zustimmung für die Halblinken um Jose Luis Rodriguez Zapatero. Der bürgerliche Block der ehemalig regierenden Partei von Jose Maria Aznar musste sich mit 41,3% der Stimmen zufrieden geben, das sind aber immer noch 2 Prozentpunkte mehr als noch 1999.

Auf La Palma heißt der Gewinner auch PSOE und der klare Verlierer sind die Regionalisten der Coalición Canaria. Diese waren zusammen mit anderen kleinen Regionalparteien angetreten, werden aber keinen Sitz im Europaparlament einnehmen. Außer in El Paso und Puntallana hat in keiner Gemeinde der Insel die Coalición Canaria eine Mehrheit erreicht. Das kann man leicht als Ohrfeige für die Regionalisten betrachten, die La Palma seit letztem Jahr in absoluter Mehrheit im Inselparlament vertreten. Richtig überrascht hat dieses Ergebnis niemanden und so wird man diese emotionslosen Wahlen in Spanien auch bald abhaken.



Sonntag 13.06.04 16:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1019 hPa stabil

Lauer Wahlsonntag

Für den einsamen Beamten der Guardia Civil, der vor der Schule Dienst schob, in der wir wählen waren, wird es wohl der langweiligste Tag des Jahres werden. Wenn 7 Wahlhelfer in einem Raum sind und nur einer der wählt, dann kann man wohl nicht von reger Beteiligung sprechen bei dieser Europawahl. Dabei geht es für die regional stärkste Partei auf den Kanaren, die Coalición Canaria um alles oder nichts, verschieben sich da die Verhältnisse nur ein paar Punkte, dann bleibt die Coalición Canaria ohne Sitz im Europaparlament. Die Vorhersagen prognostizieren einen Zugewinn der PSOE von Ministerpräsident Zapatero, aber spannend bleibt in Spanien immer das Abschneiden der vielen starken regionalen Parteien.

Die Wahlbeteiligung lag zur Halbzeit um 14:00 bei lediglich 25% und damit um 10 Punkte unter dem Wert der letzten Europawahl im Jahr 1999. Das sind keine guten Werte für unserer gemeinsame europäische Regierung. Jedem ist klar, dass das wichtig ist, aber wer weiß schon darüber Bescheid, was in Brüssel oder Straßburg passiert. Wir hören immer nur wenn es mal wieder ein Skandälchen gibt, oder die Todesdrohung auf den Zigarettenpäckchen nun auf den Millimeter gleich groß ist in Österreich wie auch in Portugal. Warum also wählen gehen, das ist ganz einfach, wer nicht zur Wahl gehrt, der darf später nicht meckern sondern muss den Mund halten. Das will ich mir aber nicht nehmen lassen.

Eine aktuelle Meldung über den Absturz eines Kleinflugzeuges in Gran Canaria entdecke ich gerade. Auf einer Flugschau stürzte um 13:30 bei Ladera Alta und Los Giles, in Tamaraceite ein zweisitziges Flugzeug vom Typ Interavia I-3 ab. Bei einem Kunstflugmanöver verlor der deutsche Pilot die Kontrolle über das Flugzeug und streifte mit einem Flügel den Boden. Es selbst und sein spanischer Kopilot kamen bei dem Unfall ums Leben. Zuschauer kamen nicht zu Schaden, man hatte das Fluggebiet weiträumig abgesperrt, eine weise und kluge Entscheidung wie sich nun zeigt.



Sonntag 13.06.04 09:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74% Luftdruck 1021 hPa stabil

Handelskammer beklagt den spärlichen Umgang mit neuen Technologien

Was richtig Neues ist das Internet nun auch nicht mehr, aber für die meisten der auf La Palma ansässigen Firmen wohl doch. Die Handelskammer rechnet vor, dass lediglich 5% der Firmen La Palmas eine eigene URL haben und davon auch viele Webseiten nur einmal erstellt worden sind und dann nie wieder aktualisiert werden. Ähnlich sieht es bei der Nutzung von Email aus, auch das ist für die meisten der hiesigen Firmen eine große Unbekannte.

Nun kann man ja geteilter Meinung sein, ob wirklich jeder Fleischer und jeder Schuhladen seine eigene Webseite braucht und jede Webseite macht nur Sinn, wenn diese auch vom Publikum genutzt wird. Die Palmeros neigen nicht dazu ihr Kotelett online zu ordern oder den Wetterbericht im Internet zu verfolgen. Man geht zum Fleischer seines Vertrauens und guckt in den Himmel wenn man wissen will wie das Wetter wird. Man darf bei der Kritik an der geringen Nutzung des Internet auf La Palma nicht die Struktur unserer Gewerbetreibenden vergessen. Es gibt fast nur kleine Firmen die einen festen Kundenstamm haben und dort ist persönlicher Kontakt nun mal Trumpf. Das Internet ist für Firmen die Geld verdienen müssen nichts anderes als eine Werbeplattform, kostet Geld, macht unheimlich viel Arbeit und wenn die eventuellen Kunden dieses Medium nicht nutzen, dann kann man sich diesen ganzen Aufwand sparen. Es gibt wenig Branchen auf La Palma für die sich das Internet als Kontaktplattform anbietet und da wo es Sinn macht, wie z.B. in der Touristik, da tummeln sich bereits so viele Angebote, dass einem ganz googelig dabei wird. Ich habe irgendwo mal den Satz gelesen (sicher auf irgendeiner Webseite) „Wer nichts zu sagen hat, soll nicht im Internet damit beginnen“. Da ist was dran.



Samstag 12.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1020 hPa stabil

Zigaretten holen kann etwas länger dauern

Ich gebe ja zu, dass es auch im Laden Zigaretten gibt aber bei Carlos kann man eben ein kleines Bier dazu trinken und eben jemandem zuwinken. Soziale Kontakte sind wichtig erkläre ich meiner Frau als ich ihr sage, dass ich nicht im Laden Zigaretten hole, sondern bei Carlos in der Kneipe. Am späten Nachmittag ist noch nicht viel los, nur die Bauarbeitertruppe von immer sitzt da und läutet den Feierabend ein. Ein kühles Tropical, so heißt das momentan bevorzugte Bier hier, ist schnell geöffnet und ebenso schnell geleert. Währendessen quatscht man ein bisschen mit den Maurern über den Bananenskandal (10.06.) von Madrid, das ist so richtig was zum Empören und gibt der Volksseele Platz für Emotionen.

Einer bestellt die nächste Runde, für mich natürlich auch und mein Protest, meine Frau warte auf mich, wird mit einem mitleidsvollen Blick quittiert aber nicht ernst genommen. Es braucht nicht viel Gewalt um mich für ein zweites Bier begeistern zu können und angeregt Reden ist wie Aikido im Sitzen und das lasse ich mir gefallen. Ich will mich dann auch nicht lumpen lassen und bestelle die nächste Runde, Gerechtigkeit und artgerechtes Verhalten sind wichtig auf La Palma. Geht aber nicht, ich bin zuletzt gekommen und stehe nun auf der Warteliste zum Einladen ganz hinten, andere haben ältere Rechte den Tresennachbarn ein Getränk zu spendieren.

Das geht eine ganze Weile und bald muss ich da bleiben, weil nun die Geschäfte bereits geschlossen haben und ich nur noch bei Carlos an Zigaretten komme. Sieben Bauarbeiter sitzen an der Bar und ich bin der Achte, das heißt bis ich an der Reihe bin meine Schuld zu tilgen muss ich vorher 7 Bier trinken und darf dann das Achte und sieben weitere bezahlen. Mir wird ein bisschen schwummerig bei dem Gedanken, aber ich habe natürlich auch Ehre im Leib und stehe das locker und gerne durch. Irgendwann ist die Stimmung auf dem Höhepunkt und jeder darf nun vortragen, was er mit den Bananenpanschern von Madrid machen würde. John Wayne und Charles Bronson wären stolz auf uns gewesen und zwischen Daumenschrauben und amerikanischen Gefängnissen bin ich schließlich an der Reihe meine Einladung loszuwerden. Da gibt es Protest seitens der Bauarbeiter, ich sei ja nur einer und müsste nun für sieben einen Drink spendieren, das wäre ungerecht und ich solle das gut sein lassen. Ich weiß nicht wie viele Runden mehr es mich gekostet hat die sieben aufrechten Maurer davon zu überzeugen, dass jeder von uns letztendlich das Gleiche bezahlt, aber irgendwann durfte ich doch noch einladen. Technisch gesehen könnte gleich jeder für sich selber bezahlen, es kommt ja aufs Gleiche raus, ist aber langweilig, schlecht für die Konjunktur und völlig unsozial. Acht wartende Frauen dachten an diesem Abend anders darüber und es wird eine Weile dauern, bis ich wieder bei Carlos Zigaretten holen darf.



Samstag 12.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1020 hPa stabil

Inselpräsident zieht Bilanz nach einem Jahr Regierung in absoluter Mehrheit

Für José Luis Perestelo ist der Posten des Inselpräsidenten nichts Neues, allerdings ist nun ein Jahr vergangen seit dem die Coalición Canaria in absoluter Mehrheit dieser Insel vorsteht. Es gibt wenig Positives zu berichten und keiner hat eine Ahnung, wie man La Palma auf die nächsten Jahre vorbereiten kann. Sein Resümee über die eigene Leistung des vergangenen Jahres wirkt überaus holprig, die Verbesserung der Wasserversorgung der Insel fällt ihm gerade noch ein, er ist ja schließlich auch Präsident des Wasserrates der Insel.

Nach dem kohlschen Motto, „Ich weiß zwar nicht was ich tue, aber dazu gebe ich mein Ehrenwort“ beschwört er ein ökonomisches Potential der Insel welches höher sei, als auf allen andern kanarischen Inseln. Was er damit meint ist nicht nachvollziehbar aber rhetorisch geschickt angebracht, wie soll man eine Aussage kritisieren die nicht greifbar ist. Auf die hohe Zahl der Arbeitslosen geht er auch ein und gibt die Schuld weiter an die verfehlte Arbeitsmarktpolitik der Provinzregierung. Es sind viele neue Stellen geschaffen worden auf La Palma, diese Stellen seien aber mit Leuten „von draußen“ besetzt worden. Seit es keine Opposition mehr gibt die man für alles verantwortlich machen kann, müssen halt Leute „von draußen“ für alle Fehler herhalten, wobei da nicht nur Ausländer gemeint sind, sondern bereits auch Einwohner der anderen Kanaren oder vom spanischen Festland. José Luis Perestelo ruft uns nun zu Mut und Zuversicht auf und hofft auf Ideen und Aktivität seitens der Bevölkerung. Kein Problem Herr Perestelo, das würden wir alles gerne machen, wenn Sie uns nur in Ruhe arbeiten ließen.

Die Webcam steht jetzt nach viel Fummelei am richtigen Fleck und ich habe ein paar Seidenraupen gefunden, die sich wohl heute einspinnen werden.



Freitag 11.06.04 17:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1022 hPa stabil

Noch ein aktuelles Fest

Da meine Berichterstattungen immer recht westlastig sind, ich lebe halt auf der Westseite der Insel und habe dort meine Ohren, werde ich manchmal dem aktuellen Geschehen nicht ganz gerecht. In meiner Nachricht von heute Morgen schreibe ich über eine kommende Fiesta in Los Llanos und erwähne nur am Rand die „Corpus Christi“ (Fronleichnam) Feierlichkeiten in Mazo. Dieses Fest ist in vollem Gange und Dank einer Webcam kann man auch von weit her die viele Arbeit bestaunen, welche der gesamte Ort geleistet hat um diese Feier zu begehen. In mehreren Gemeinden auf La Palma werden anlässlich des „Corpus Christi“ Blütenteppiche, Ornamente und große Bögen aus Pflanzenteilen gefertigt. Als Vorlage dienen die Stationen im Leben Jesus Christus. Der ganze Ort beteiligt sich an dieser lebendigen Tradition und viele fleißige Hände schaffen wahre Kunstwerke aus Blüten und Sämereien. Dieses Jahr hat Mazo besonders viel Glück, es ist gutes Wetter und kein Wind, so bleiben uns die Kunstwerke noch ein paar Tage erhalten. Um wieder auf den Westen zurück zu kommen, in El Paso wird am 20. Juni Corpus Christi gefeiert, auch mit Blütenteppichen und davon gibt es dann auch Bilder.

Leider muss ich noch mal auf die Masche mit dem Telefonbetrug zurückkommen. – Man wird angerufen und unter meist plausiblen Vorwänden aufgefordert eine bestimmte Nummer zu wählen, die mit 803 – 806 oder 807 beginnt. Dort wird man dann über lange Zeit hin und her gereicht, erreicht trotzdem nichts, hat aber dann eine Telefonrechnung von bis zu 100 Euro. Nun hat es leider wieder jemandem erwischt und ich kann jedem nur raten, diese teuren Servicenummern nicht anzurufen. Auf der Webseite www.a-la-palma.de (Link entfernt da nicht mehr aktuell) gibt es weitere Informationen über diese Masche und auch Tipps wohin man sich wenden kann.

Jetzt noch was in eigener Sache. Unsere Seidenraupen haben begonnen sich einzuspinnen und nun hoffe ich mein Büro bald wieder ganz für mich zu haben... Morgen werden wir die Webcam wieder den ganzen Tag zu den Raupen stellen und ich versuche mal Ihnen Raupen zeigen zu können, die sich gerade in ihre Seide wickeln.



Freitag 11.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79% Luftdruck 1021 hPa stabil

Los Llanos bereitet sich auf seine größte Fiesta vor

Jede Gemeinde auf La Palma hat neben den inselweiten Festivitäten immer noch ganz lokale Höhepunkte, die den Alltag ein paar Tage ruhen lassen. Mazo feiert sein „Corpus Christi“, Tijarafe das Teufelsfest, Puntagorda die Mandelblüte und Los Llanos seine „Patrona“. Dieses Fest ist religiösen Ursprunges und gefeiert wird die Schutzpatronin der Gemeinde Los Llanos, die „Virgen de Los Remedios“. Unsere Affinität zu Jungfrauen (Virgen) bei jeder Art von kirchlichen Festen muss niemanden erschrecken, die Fiesta selbst ist sehr weltlich und wenn man „Virgen de Los Remedios“ ins Deutsche übersetzt, dann kommt dabei eine ganz pragmatische Version klerikaler Offenheit zum Vorschein. Die „Jungfrau der Möglichkeiten“ kann man frei übersetzen, die offizielle Version lautet allerdings „Jungfrau der immerwährenden Hilfe“.

Von morgen an bis zum 11. Juli findet eine große Anzahl von Rahmenprogrammen statt, die sportlicher und kultureller Natur sind. Höhepunkt ist aber immer die Wahl der Festkönigin am 19. Juni und am darauf folgenden Wochenende die „Feria Agrícola“. Diese „Landwirtschaftsausstellung“ ist inselweit berühmt und berüchtigt. Gegen Mittag gibt es ein traditionelles und gemeinschaftliches Essen, welches Nachbarschaften der einzelnen Ortsteile zubereiten und gratis an die Teilnehmer der Ausstellung verteilen. Früher war das gedacht, den weit angereisten Landmännern und Frauen eine Stärkung zu reichen, heute ist das eine bunte Schlacht um große Fleischtöpfe. Wer da zimperlich ist und nicht bei Drei bereits am Tresen steht, der hat verloren und muss sich an den zufriedenen Gesichtern der Sieger satt sehen. Ob nun Sieger oder Verlierer, das Gefährliche an dieser Landwirtschaftsausstellung ist, dass sie so früh beginnt und angesichts der reichlich fließenden klerikalen Schmiermittel (Rotwein) ein Höchstmaß an Leberleistung fordert, das Ganze bis zum Abend durchzustehen. Heftig, heftig, aber wunderschön und allen Abstinenzlern kann man an diesem Tag nur raten, Los Llanos weiträumig zu umfahren.



Donnerstag 10.06.04 17:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80% Luftdruck 1021 hPa stabil

Bananenfrevel in Madrid

Die Canarios und natürlich allen voran die Palmeros gelten als überaus gutmütige Zeitgenossen und es muss schon ans Eingemachte gehen, bis man uns aus der Reserve locken kann. Keinen Spaß verstehen wir, wenn es um unsere Bananen geht. Die haben mit den anderen Bananen die es sonst so auf der Welt gibt nichts gemeinsam, sie haben sogar einen andern Namen, platanos heißen unsere geliebten Gelben und nicht bananas. Darüber braucht man nicht zu diskutieren, es sind die besten der Welt und wenn Sie unbedingt Streit mit einem Palmero suchen dann erzählen Sie ihm, dass Sie Bananen aus Südamerika besser finden. So viel als Vorgeschichte, was ist nun in Madrid geschehen?

Auf dem Großmarkt „Mercamadrid“ haben findige Mitglieder einer kanarischen Exportgenossenschaft Arbeiter einer Reiferei dabei erwischt, wie diese Halunken fremde Bananen in Kisten mit der Aufschrift „Platanos de Canarias“ packten. Man konnte diesen Frevel sogar photografisch dokumentieren und handgreiflich dazwischen gehen um diesen infamen Betrug sofort zu beenden. Sie können mir glauben, dass das jetzt an die große Glocke gehängt wird und die Betreiber des Großmarktes böse Briefe bekommen werden. Die Regierung der kanarischen Inseln hat nun die Madrider Behörden aufgefordert gegen diesen Betrug zu ermitteln und Kontrollmechanismen in die Wege zu leiten um zukünftig solche Vorfälle zu unterbinden. Als Strafe für die bösen Obstvertauscher könnte man sich ja ausdenken, dass Sie mit einem „Chiquita-Plakat“ in den Händen über die Plaza von Los Llanos laufen müssen. Allerdings ist die Todesstrafe in Spanien ja auch schon lange abgeschafft, also lassen wir das lieber.



Donnerstag 10.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1022 hPa stabil

Kontrollbesuch deckt Peinlichkeiten auf

Eigentlich war Luis Soria, Rat für Industrie und Handel der Regierung der kanarischen Inseln, auf Besuch um im Streit zwischen dem Energieversorger und dem Hotel in Fuencaliente zu schlichten. Das gelang ihm allerdings nicht und die Empfehlung, beide Parteien sollten sich an einen Tisch setzen und darüber reden, ist so neu wie das Alte Testament. Wenn er aber schon mal auf der Insel ist, dann kann er auch noch ein bisschen sein Füllhorn ausleeren und so spendierte er La Palma 1,8 Millionen für die Verbesserung der Handelsstrukturen.

Nach so viel Zuckerbrot ließ es sich Luis Soria aber nicht nehmen, auf einen kuriosen Zustand hinzuweisen, der seit nun 2 Jahren in El Paso herrscht. Das ehemalige Fabrikgelände der Zigarettenfabrik war nach langer Diskussion in den Besitz der Regierung der kanarischen Inseln gegangen. Drei Firmen haben sich dort angesiedelt und großspurig eine industrielle Zukunft für La Palma angekündigt. Aber außer Kosten und heißer Luft wurde dort bislang nichts produziert und nun kommt auch noch heraus, dass keine der drei Firmen jemals Miete bezahlt hat. Besonders die Textilfirma „Sotexcan“, die fast drei Viertel des gesamten Komplexes belegt, verkündet regelmäßig Erfolge die irgendwann mal geschehen könnten. Diesen Rüffel kann La Palma aber ganz locker an die Regierung der kanarischen Inseln zurückgeben, dieses Gebäude gehört uns gar nicht und die Provinzregierung selbst hat uns diese Kuckuckseier an Firmen ins Haus gesetzt. „Business as usual“, keiner hat was gesehen, keiner hat Schuld, in der Grauhandelszone zwischen Politik und Marktwirtschaft muss es sich hervorragend leben lassen.



Mittwoch 09.06.04 17:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1021 hPa stabil

Blaue Flagge nur für Los Cancajos und Puerto de Naos

Gerade in Puerto de Naos war man sich unsicher, ob man die begehrte Blaue Flagge als europäischen Standart für saubere und gepflegte Strände wieder erhält. Nicht, dass das Wasser schmutzig gewesen sei, man war mit den Umbauarbeiten im Strandbereich einfach nicht rechtzeitig fertig geworden. Alles gut gegangen, Puerto de Naos hat nun im fünften Jahr hintereinander diese europäische Auszeichnung erhalten. Als weiterer prämierter Strand auf La Palma taucht, auch wie jedes Jahr aufs Neue, Los Cancajos auf der Ostseite der Insel auf.

Puerto de Tazacorte ging wieder leer aus und das ist schon ärgerlich, weil es einfach an fehlenden Toilettenhäuschen liegt. Da schwelgt der Bürgermeister in Plänen für über 1.000 Hotelbetten und 300 Sportboot-Liegeplätzen und der wirklich schöne und geschützte Strand hat kein Toilettenhäuschen. Natürlich gibt es mehrere gastronomische Betriebe direkt am Strand, die über Toiletten verfügen, aber warum sollen Restaurants als öffentliche Bedürfnisanstalten herhalten. Das ist den Gastwirten nicht zuzumuten und den Gästen der Restaurants auch nicht, wenn dauernd triefende Halbnackte eine nasse Spur durch den Gastraum ziehen.

Da klafft mal wieder die große Lücke zwischen globalem Größenwahn und dem langweiligen Alltag eines Dorfbürgermeisters. Ich kann mir vorstellen, dass es deutlich interessanter ist, mit möglichen Investoren große Zukunftspläne zu schmieden und mit Krawatte bewehrt auf einer internationalen Tourismusbörse zu stehen. Das kann er alles gerne machen, wenn er seine Hausaufgaben gemacht hat. Und dazu gehört nun mal, dass man die Gäste nicht nur ruft, sondern ihnen auch die Möglichkeit gibt auf die Toilette zu gehen. Warum (männliche) Engländer den Strand von Tazacorte genauso meiden wie Vegetarier eine Wurstfabrik erkennen Sie an dem nachfolgenden Photo.


Vorsicht liebe Engländer


Mittwoch 09.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79% Luftdruck 1022 hPa stabil

Neuer trauriger Rekord bei den Arbeitslosenzahlen auf La Palma

Auch wenn der Anstieg sich verlangsamt hat, meldeten sich für den Monat Mai doch 6.568 Personen arbeitslos. Mehr als die Hälfte aller Arbeitssuchenden kommt aus dem Dienstleistungssektor, dort werden alleine 3.831 neue Stellen benötigt. Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel, das sind die wunden Punkte auf dem palmerischen Arbeitsmarkt und die Flautenmonate Mai, Juni und zum Teil noch Juli zeigen krasse Auswirkungen. Die saftigen Worte unserer Repräsentanten, das neue Hotel in Fuencaliente könnte den Arbeitsmarkt auf La Palma völlig neu gestalten, erhalten eine klare Antwort der Statistik. Ich weiß nicht, wo die Hotelbetreiber die über 200 genannten Arbeitskräfte hergeholt haben, aus La Palma können diese wohl nicht sein.

Nun hört sich die Zahl von 6.568 Arbeitslose für eine Insel mit etwa 82.000 Bewohnern nicht so dramatisch an, wäre da nicht geringe Anzahl der aktiven Bevölkerung auf der Insel. Gerade mal um die 26.000 Menschen zählt man zu dieser Gruppe, das ergibt eine Arbeitslosenquote um die 24% und ist damit weit an der Spitze der Region kanarische Inseln und sicher auch im gesamten nationalen Vergleich. Allerdings ist die Arbeitslosenquote nicht alleine ein genauer Faktor für das Wohlergehen einer Region, sondern eher das Verhältnis von aktiver Bevölkerung und dem „Rest“ der Mitbürger. Da hat sich in den letzten 15 Jahren einiges getan auf La Palma, aber den von der EU empfohlenen Wert von einem Verhältnis von 50/50 werden wir wohl lange nicht erreichen.



Dientag 08.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 82% Luftdruck 1021 hPa stabil

Verkehrte Wetterwelt

Nach dem trockensten Winter vieler, vieler Jahre hält das Frühjahr einige Kapriolen für uns bereit. Heute ist mal wieder so ein Tag, an dem sich sämtliche Wetterfrösche geirrt haben. Ganz einfach, weil die kleine wilde Insel im Atlantik nicht so ohne weiteres zu verstehen ist. Wer einen Blick in die Webcam getan hat, der hat festgestellt dass wir mitten in der Wolke sitzen und die Nachbarn gerade mal ahnen können. Das kommt normalerweise vor, wenn uns von Westen ein Tiefdruckgebiet besucht und mit willkommenem Regen beglückt. Da ist aber kein Tief, sondern ein ziemlich stabiles Hoch und dennoch fällt Niederschlag auf der Westseite.

Was ist passiert? Im Normalfall, aber was ist schon normal auf La Palma, weht der Wind bei uns im Hochdruck aus Nordost und lässt seine mit Feuchtigkeit durchtränkte Luft an der Ostseite der Insel abregnen. Im Westen gehen wir dabei (fast) immer leer aus, die normale und bekannte Situation des Nordostpassat. Nun sind aber in großen Höhen Winde vorhanden die aus nordwestlicher Richtung kommen und drücken die extrem feuchte Luft auch auf die Westseite der Insel. Bei einer Luftfeuchte von über 80% leidet sogar Nebel an „Inkontinenz“ und so fallen feine Wassertropfen auf die Urlauber, die gerade aus einem sonnenverwöhnten Mitteleuropa den weiten Weg zu uns genommen haben. Macht nichts, wir Reiseleiter müssen dann extra viel reden, aber das können wir.. Wenn man dann auch noch das Glück hat viele Stammgäste begrüßen zu dürfen, die unsere kleine Insel der Überraschungen schon kennen, dann ist das alles halb so schlimm. Gerade als ich diese Zeilen zu Ende bringe klart es schon von neuem auf und La Palma hat wieder mal ein Ausrufezeichen hinterlassen. Ich bin nicht so wie ihr mich gerne hättet, ich bin so wie ich bin!



Dientag 08.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1022 hPa stabil

Neues Glasfaserkabel nach Tenerife

Die Telefonica hat damit begonnen ein neues und damit zweites Kabel für Datenübertragung zwischen La Palma und Tenerife zu verlegen. Bislang hing jedes Telefongespräch und damit auch unsere Internetverbindungen am gläsernen Faden des Unterseekabels TEGOPA, welches über La Gomera nach Tenerife ging. Irgendeine Störung der einzigen Verbindung legte somit unser gesamtes System lahm, aber auch ohne Störung hatte der häufige Benutzer des Internet auch immer das Gefühl, trotz Breitbandverbindungen nicht auf der Autobahn zu fahren, sondern auf dem Feldweg.

Die Lösung heißt TELAPA und ist ein 142 Kilometer langes Kabel, welches La Palma direkt mit Tenerife verbindet. Von der "Playa de Gaviota" auf La Palma nach "El Socorro" auf Tenerife wird dieses Glasfaserkabel nun hoffentlich dafür sorgen, dass wir keine Komplettausfälle mehr erleben und auch eine bisschen schneller "drin" sind. Ab Ende Juni soll TELAPA seine Arbeit aufnehmen und vielleicht bekommt ja dann das neue Hotel in Fuencaliente auch eine Telefonverbindung. Was nicht klar ist, ob damit auch die vielen Leute auf La Palma die bislang keinen Telefonanschluss erhalten haben nun wieder Chancen darauf haben. Da verfolgt die Telefonica immer noch eine sehr undurchsichtige Politik, wer denn hier auf La Palma zu dem großen Privileg gelangt, einen Festanschluss zu erhalten.



Montag 07.06.04 17:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1021 hPa stabil

Venus-Transit auf La Palma verfolgen

Morgen früh, ab 07:20 mitteleuropäischer Zeit kann man den „Transit“ der Venus vor der Sonne beobachten. Für etwa 6 Stunden kreuzt die Bahn der Venus von unserem Standpunkt aus gesehen die Sonne. Da die Venus in diesem Moment 43 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist, wird sich die Venus für uns nur als kleiner schwarzer Punkt im unteren Teil der Sonne abzeichnen. Von einem „Transit“ spricht man, wenn ein kleinerer Himmelskörper sich vor einen Größeren schiebt. Ist der kleinere Himmelskörper allerdings so nahe an der Erde, dass er den Größeren verdeckt, dann spricht man von einer „Finsternis“. So kann der Mond immer nur eine Sonnenfinsternis produzieren und keinen Transit.

So ein Jahrhundertereignis, der letzte Transit der Venus vor der Sonne fand vor über 100 Jahren statt und von Mitteleuropa aus wird dieses Phänomen auch erst wieder im Jahr 2117 zu beobachten sein. (Ich werde dann auch wieder darüber berichten) Für die Astrophysiker auf dem Roque de Los Muchachos ist das natürlich eine willkommene Sache und so gibt es seit Wochen Vorbereitungen um diesen Moment in allen möglichen Phasen zu beobachten. Die beiden Teleskope „DOT“ (Dutch Open Telescope) und das schwedische „SST“ (Swedish 1-m Solar Telescope) werden auch live im Internet Bilder des Transits zeigen. Es gibt zwar auch jede Menge mitteleuropäische Observatorien die einen ähnlichen Service anbieten, aber für Sie als La Palma Interessierte ist es doch geradezu eine Pflicht, von hier aus einen Blick auf dieses seltene Phänomen zu richten. Mit eigenen Augen kann man den Transit auch nur mit Spezialbrillen erkennen (Schauen Sie bloß nicht direkt in die Sonne!) und auch Ferngläser und größeres optisches Werkzeug muss mit Filtern versehen werden um etwas erkennen zu können. Da ist doch so ein kleiner Klick mit der Maustaste ein wunderbares Geschenk der Technik.



Montag 07.06.04 08:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0,5 mm, Luftfeuchte 78% Luftdruck 1021 hPa stabil

Bananen nach Polen

Nach dem ersten erfolgreichen Auftreten unserer kleinen Gelben in 15 Supermärkten der Carrefour-Kette werden weiterhin jede Woche 170.000 Kilo nach Polen exportiert. Diese Abnahmemenge ist bis September bestätigt und hilft den Bananenbauern gerade in der schwachen Sommerzeit weiter. Es sind zwar gerade mal 3% der Produktion, aber zumindest hat man damit mal einen Fuß im „neuen Europa“. Verdient wird an den nach Polen verschickten Bananen noch nichts, dazu ist der Transportweg zu teuer und auch die Polen würden unsere Bananen nicht essen, wenn diese im Supermarkt doppelt so teuer wären wie die Dollar-Bananen.

Die 10 wöchentlichen Container gehen zuerst nach Cadiz und von dort per LKW bis nach Polen. Alternativ denkt man noch über eine Verschickung über Hamburg nach, das wäre allerdings noch teurer und würde fast doppelt so lange dauern wie der Weg über die Straße. Für den Herbst hofft man auch Bananen nach Deutschland liefern zu können, Verträge hat man allerdings noch keine in der Tasche. Wahrscheinlicher sind da noch Lieferungen nach Ungarn und Tschechien, dort arbeitet der gleiche Großhändler der nun bereits unsere Bananen nach Polen verkauft. Zarte Anfänge und auch wenn bislang nur der Großhändler an unseren „platanos“ verdient, tut sich endlich eine Tür auf nach Europa.



Sonntag 06.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1020 hPa stabil

Emotionsloser Europawahlkampf

Nur noch eine Woche und überall in Europa sollten die Bürger zur Wahl gehen, um „Ihre“ Leute nach Brüssel und Straßburg zu schicken. Auch hier auf den Kanaren werden wir zu den Urnen gebeten, aber außer den politischen Parteien kann sich kaum einer so richtig dafür begeistern. In Spanien war gerade Wahl am 14. März hat man sich ein neues Parlament gegönnt und nun schon wieder wählen? So genau weiß das doch auch keiner, was die da in Brüssel machen und wenn Madrid für uns sehr, sehr weit weg ist, wo zum Teufel liegt dieses Straßburg?

Am lautesten melden sich die kanarischen Regionalisten der Coalición Canaria zu Wort, denn laut mehreren Prognosen kann es durchaus sein, dass diese Partei nicht mehr im europäischen Parlament vertreten sein wird. Nun brüstet man sich die einzige Gruppe zu sein die wirklich die kanarischen Interessen in Europa vertreten kann, denn die beiden landesweit vertretenen Parteien, Partido Popular und die PSOE, seien nur Handlanger Madrids und damit gegen die Belange des wunderbaren Archipels. Die beiden großen Parteien wettern dagegen und jeder verspricht uns eine glückliche Zukunft. Am liebsten würde ich sie alle wählen, so lieb haben die uns alle vor der Wahl. Jaime Mayor Oreja, Spitzenkandidat der Partido Popular sprach sogar auf einem Treffen in Tenerife davon, dass sich die „PP“ den Schädel spalten würde um die Interessen der kanarischen Inseln in Brüssel zu vertreten. So viel Einsatz erwarten wir gar nicht vom „größten Ohr“ (Mayor Oreja heißt auf deutsch - größtes Ohr) eigentlich wären wir damit schon zufrieden, wenn wir das bekämen was man uns versprochen hat. In den Kneipen gibt es vor dieser Wahl keine hitzigen Debatten, wie es sonst der Fall ist wenn wir den Bürgermeister wählen sondern nur großes Gähnen, wie immer wenn wir an Brüssel denken.



Sonntag 06.06.04 09:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72% Luftdruck 1020 hPa stabil

Bauernmarkt in Mazo erhält weitere Hilfen

Ursprünglich war es der einzige Markt seiner Art auf der Insel und lockte jeden Samstagnachmittag und Sonntagvormittag viele interessierte und kauflustige Leute in den beschaulichen Ort auf der Ostseite der Insel. Inzwischen gibt es jedoch eine Vielzahl von ähnlichen Märkten und da nach den Gesetzen der Marktwirtschaft ein Kunde immer nur an einem Ort gleichzeitig Geld ausgeben kann, läuft der Bauernmarkt in Mazo seit Jahren alten und glorreichen Zeiten hinterher. Besonders die Markthalle in Puntagorda setzt Mazo heftig zu und nun muss man was machen, um im Rennen zu bleiben.

Insgesamt will man an die 200.000 Euro locker machen und so den Markt wieder attraktiver für Kunden zu gestalten. Da steht vorne an, neue Etiketten für die Produkte, digitale Waagen für die Verkaufsstände, eine "Kinderaufbewahrungsstation" und der Clou, eine Lautsprecheranlage mit der man die Kunden während ihres Rundganges über Neuigkeiten informieren will. Ob nun digitale Waagen und Lautsprecherdurchsagen geeignet sind den Charakter eines Bauernmarktes zu potenzieren mag bezweifelt werden. Es fehlt eher an attraktiven Angeboten, aber die Händler welche buntes Treiben in den Markt gebracht haben, sind längst in andere Orte gezogen. In nächster Zeit entsteht sogar noch weitere Konkurrenz, da will El Paso auch seinen eigenen Bauernmarkt eröffnen.



Samstag 05.06.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76% Luftdruck 1020 hPa stabil

Weiter Hickhack um das neue Hotel in Fuencaliente

Auf der letzten Gemeinderatssitzung waren wieder die touristischen Pläne des Ortes im Vordergrund. Man will nun die Inselregierung und die Industrieabteilung der kanarischen Regierung bitten, im Streit mit dem einzigen Stromlieferanten der Insel einzugreifen. Das neue 1.250 Betten Hotel hat einen Energiebedarf von 1,3 Megawatt angemeldet, erhält allerdings von der UNELCO nur 900 Kilowatt. Der Energielieferant weigert sich, einen positiven Gerichtsbeschluss im Rücken, neue Leitungen nach Fuencaliente zu legen und will die zusätzlichen Kosten dafür dem Betreiber des Hotels auferlegen. Bei dem Streit geht ganz unter, warum die Luxusherberge eigentlich einen so hohen Energiebedarf hat. Das Hotel Sol in Puerto de Naos hat gerade mal an die 250 Betten weniger, verbraucht aber nur 300 Kilowatt elektrische Energie. Irgendwann hatten sich ja mal alle auf die Schultern geklopft und was von Energiesparen geredet, aber das waren Politiker und bevor man der Insel den Titel Weltbiosphärenreservat zugesprochen hatte.

Der Gemeinderat in Fuencaliente ist auch nicht einverstanden mit dem neuen touristischen Ordnungsplan, der in Arbeitsversionen seit ein paar Wochen durch die Gemeinden und Behörden flattert. In diesem Papier steht der gewünschte Golfplatz von Fuencaliente lediglich auf Platz vier, der nach oben offenen Traumskala. Man beharrt darauf, dass visionäre Vordenker der Gemeinde bereits seit langer Zeit von diesem Projekt sprechen und nun will man nicht einsehen, dass andere Regionen mit einem abgekupferten Gedanken vorne liegen. Dabei ist das gar nicht richtig, den Plan einen Golfplatz im Aridanetal zu errichten gibt es bereits seit fast 20 Jahren. Aber das ist alles nur neidisches Geplänkel, alle Gemeinden haben nun Angst, in dem zukunftsweisenden Plänen nicht ausreichend berücksichtigt zu werden. Vielleicht sollte man jeder Gemeinde auf La Palma einen Golfplatz schenken, dann wäre zumindest alles gerecht verteilt. Und wieder geht bei diesem ganzen unwürdigen Gerangel unter, wer soll den in all den Hotels wohnen und wo zum Handicap sollen denn die ganzen Golfspieler herkommen? Auch wenn die Marktwirtschaft nicht unbedingt meinen Traumzustand darstellt, sollte man doch beachten ein Produkt herzustellen, für welches auch ein Markt existiert. Na ja, ordentlich umgepflügt taugt so ein Golfplatz ja sicher auch um einen Kartoffelacker anzulegen, dann hätte das auch wieder was Nahrhaftes und Nachhaltiges.



Samstag 05.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72% Luftdruck 1019 hPa stabil

Drogenschmuggler mit mehr als einem Kilo Kokain erwischt

Insgesamt 5 Festnahmen konnte eine gemischte Gruppe von Polizisten der Guardia Civil und der Policia National in den letzten Tagen vermelden. Drei Kolumbianer und zwei Männer spanischer Nationalität sind nun in Polizeigewahrsam und warten auf ihren Prozess. Es ist bereits der zweite größere Schlag gegen Rauschgifthändler dieses Jahr auf La Palma. Erst im Februar flog ein Händlerring auf, auch eine Gruppe Kolumbianer die mit mehr als einem Kilogramm Kokain erwischt wurden.

Die letzten Festnahmen verdankt man den Drogenfahndern aus Tenerife, die bei einem Pärchen eine Platte mit 1,2 Kilo Kokain entdeckt hatten als sie auf die nächtliche Fähre nach La Palma warteten. Obwohl die Schmuggler die Kokainplatte mit reichlich Senf eingeschmiert hatten, schlug ein Hund der Drogenfahnder an. Senf scheint kein probates Mittel zu sein, eine Hundeschnauze zu täuschen. Die Befragung der Festgenommenen führte auf die Spur der vermeintlichen Abnehmer auf La Palma und man konnte drei weitere Personen in der Hauptstadt ermitteln. Bei Hausdurchsuchungen entdeckten die Beamten auch ein kleines Labor zum Strecken der Droge, Präzisionswaagen und bereits verpackte „Verkaufseinheiten“ sowie eine größere Summe Bargeld.

In eigener Sache. Heute stellen wir den ganzen Tag unsere Webcam in die Kiste zu den Seidenraupen. Anlässlich unserer kleinen Seidenraupenzucht „Kolchose Flotte Motte“ wollen wir Ihnen noch mal zeigen, was für fressgierige Monster bei uns wohnen. Es wird wohl die letzte Gelegenheit sein, die Raupen sind bereits so groß, dass sie sich bald verpuppen werden. Morgen gibt es dann wieder den bekannten Blick auf das Aridanetal.



Freitag 04.06.04 17:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74% Luftdruck 1019 hPa stabil

Scharfe Kritik an der Inselregierung

In ungewöhnlich scharfem Ton greift der Sprecher der Partido Popular Manuel Pérez Rocha, die in absoluter Mehrheit regierenden Kollegen der Coalición Canaria an. Seit nun fast einem Jahr regiert im Inselparlament die Coalición Canaria alleine und ist nicht mehr auf die Partido Popular als willfährigen Mehrheitsbringer angewiesen. Seit dem hat sich eine bislang undenkbare und stille Allianz von Partido Popular und den Sozialisten der PSOE ergeben, die nun als zahnlose Opposition die Restplätze des Inselparlamentes füllen. Allerdings ist das nur eine Koalition auf Zeit und diese wird sofort zerbrechen, wenn die Coalición Canaria wieder einen Partner braucht.

Die Kritik am Führungsstil der Inselregierung ist in weiten Teilen berechtigt, die wirtschaftliche Situation der Insel hat sich im letzten Jahr dramatisch verschlechtert. Mit Sicherheit kann man der Inselregierung nicht die alleinige Schuld geben und viele Probleme auf La Palma sind einfach Produkt einer jahrzehntelangen blinden Politik die sich nur an Arroganz und EU-Töpfe geklammert hat. Zumindest aber jetzt, angesichts der klaren und deutlichen Probleme, sollte eine Regierung in der Lage sein Pläne vorzulegen, wie man aus dieser Situation herauskommen kann.

Es gibt aber keine Pläne, weder für den Tourismus, noch für die Landwirtschaft. Beim Tourismus setzt man blind auf Vergrößerung des Angebotes, schmeißt alle Regeln der Marktwirtschaft über Bord und wenn es nicht funktioniert, dann waren andere Schuld. In der Landwirtschaft gibt es keinen Plan, wie man aus der erdrückenden Abhängigkeit der Bananenproduktion herausfinden kann, sponsert folkloristische Veranstaltungen von reinrassigen Ziegen und Kühen, aber schlägt keinem Bauern vor, wie er in 10 Jahren von seiner Hände Arbeit leben kann. Die Insel hat das UNESCO Siegel als Weltbiosphärenreservat erhalten und alles was unserer Inselregierung dazu einfällt, sind Golfplätze und Hotels die keiner braucht. Die unendlich liebenswerte Toleranz der Palmeros zeigt ihre schwache Seite, mit uns kann man alles machen



Freitag 04.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72% Luftdruck 1020 hPa stabil

Weniger Verkehrsunfälle auf La Palma

Der seit zwei Jahren laufende Plan zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf der Insel scheint Früchte zu tragen. In den ersten Monaten des Jahres gab es auf La Palma nur 12 Verkehrsunfälle mit Personenschäden (Verletzte) und damit 36% weniger als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Das ist sicherlich eine stolze Zahl und es lohnt da weiterzuarbeiten. Nach und nach werden so genannte „schwarze Punkte“, man meint damit Unfallschwerpunkte, auf unseren Straßen entschärft.

Diese positive Entwicklung auf La Palma ist deshalb auch so bemerkenswert, da sie völlig gegen den Trend auf dem „Rest“ des kanarischen Archipels läuft. Dort gab es in den ersten Monaten des Jahres fast 25% mehr Unfälle mit Personenschäden und nun denkt man darüber nach, ob der palmerische Plan nicht auch auf den anderen Insel Anwendung finden kann. Allerdings kann man den Autoverkehr auf La Palma nicht mit dem auf den beiden großen Insel Tenerife und Gran Canaria vergleichen. Bei uns gibt es keine Autobahn und an nur ganz wenigen Stellen der Insel ist es überhaupt möglich den 5. Gang einzulegen. Darüber hinaus ist die Verkehrsdichte bei weitem nicht so drückend wie auf den kapitalen Inseln und vielleicht haben wir es einfach nicht so eilig, irgendwo anders hinzukommen. Es ist jedenfalls angenehm zu wissen, dass La Palma manchmal auch die Nase vorne hat im ewigen Wettstreit mit den anderen Inseln.



Donnerstag 03.06.04 17:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72% Luftdruck 1020 hPa stabil

Vorbildliche Ausstellung über Umweltschutz in El Paso

Die Inselregierung hat in den Räumen der ehemaligen Zigarettenfabrik von El Paso eine große Ausstellung zum Thema Umweltschutz organisiert. Die Ausstellung geht noch bis zum 5.6. und ich kann einen Besuch dort nur empfehlen. Sollten Sie zufällig gerade nicht auf der Insel sein, was eigentlich unverständlich ist, müssen Ihnen die paar Photos reichen auf die ich unten noch hinweise.

In zwei Hallen werden an über 20 Ständen Themen behandelt die mit Natur und Umweltschutz im weitesten Sinne zu tun haben. Was der Betreiber des Flughafens dort wollte weiß ich nicht, aber immerhin konnte man ein Modell des neuen Flughafenterminals sehen, welches in den nächsten Jahren entsteht. Irgendwie ein bisschen groß geraten und man sollte sich noch mal Gedanken über Parkplätze machen. Insgesamt hinterlässt die Ausstellung jedoch eine sehr angenehme Erinnerung. Viele Mitarbeiter der verschiedenen Organisationen stehen sofort für Fragen bereit und glänzen mit echter palmerischer Freundlichkeit. Man kann sich über die Meeresfauna vor La Palma informieren lassen, die Wetterphänomene der Insel, endemische Flora wird erklärt und auch wie man einen Waldbrand löscht.

Dazu gibt es als Rahmenprogramme tägliche Vorträge über einschlägige Themen. Wir waren an einem Nachmittag dort und überrascht, wie wenig Besucher auf der Ausstellung waren. Allerdings soll es Vormittags wegen der vielen Schulklassen welche die Schau besuchen anders zugehen. Ganz angenehm empfanden wir, dass man ganz nah ran kam an die Sachen und nicht sofort von einem strengen Wärter zurückgepfiffen wurde, wenn das Kind auf den Feuerwehrwagen steigt. Beachtenswert auch das Engagement der Mitarbeiter der verschiedenen Organisationen. So erklärte eine hübsche und sehr redegewandte Ornithologin der „SEO“ (Sociedad Española de Ornitología) mit Engelsgeduld den Unterschied zwischen den beiden endemischen Taubenarten, paloma rabiche und paloma turqué, so dass auch wir es verstanden haben. Eine Überraschung gab es noch, als man uns erklärte, dass der Vogel den wir hier auf La Palma alle „Graja“ nennen, überhaupt keine Graja (Corvus frugilegus) ist, sondern die Alpenkrähe und eigentlich „Chova Piquirroja“ (Pyrrhocorax pyrrhocorax) heißt. Aber auf La Palma heißt ja Autobus auch Guagua, dann können wir den Vogel doch auch nennen wie wir wollen. Ein paar Photos gibt es HIER. (Auch von der Ornithologin....)



Donnerstag 03.06.04 07:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74% Luftdruck 1021 hPa stabil

„Schäferhund aus Garafía“ nun endlich anerkannte Rasse

Zunächst noch ein Hinweis. Die UNELCO, unser Stromproduzent führt heute umfangreiche Arbeiten am Netz durch. In großen Teilen des Aridanetals wird deshalb der Strom abgestellt und zwar von 08:00 – 09:30 und dann noch mal von 12:00 – 13:30 Uhr. Die Webcam wird in diesen Stunden verständlicherweise nicht online sein.

Die „La Real Sociedad Canina de España“, frei übersetzt heißt das königliche Hundegesellschaft, hat endlich eine aus La Palma stammende Hunderasse nun auch offiziell anerkannt. Es geht dabei um den „Pastor Garafiano“ der seinen Namen von der nordwestlichsten Gemeinde der Insel hat. Auf etwas mehr als 1.200 Exemplare schätzt man die Verbreitung dieses Rasse alleine auf La Palma. Der Schäferhund aus Garafía wurde, wie sein Namen bereits aussagt, dazu benutzt in den unzugänglichen Weidegründen der Region die Ziegenherden zu bewachen.

Die Fähigkeiten des Tieres sich in unsicherem Gelände zu bewegen sind bemerkenswert und eine der herausragenden Eigenschaften dieser Rasse. Der „Pastor Garafiano“ hat eine ähnliche Körperform wie der bekannte deutsche Schäferhund, ist aber größer und hat helles und glänzendes langhaariges Fell. Er ist ein äußerst friedfertiges Tier und verschafft sich alleine durch seine Größe Respekt. Als Modehund taugt dieses Tier nicht, er hat gerade in seiner Jugend so viel Bewegungsdrang, dass kaum ein Grundstück groß genug erscheint dem Schäfer genügend Auslauf zu erlauben. Wer sich einen „Pastor Garafiano“ in der Wohnung halten will sollte die Einrichtung dem Hund angleichen, sonst übernimmt der Hund das für Sie. Es ist halt ein echter Schäferhund der immer in Bewegung sein will und es nicht gut erträgt eingesperrt zu sein.


pastor garfiano, ein echter Hund aus La Palma



Mittwoch 02.06.04 08:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72% Luftdruck 1021 hPa stabil

Neues Konzept mit alter Knolle

Vor Jahrhunderten bereits brachten Rückwanderer aus Südamerika die Yam-Wurzel nach La Palma. Hier heißt die Pflanze „ñame“ (Dioscorea mexicana) und wächst zum Teil wild in den regenreichen Zonen des Nordostens der Insel. Aus den Yam-Wurzeln kann man süßlich schmeckende Beilagen machen, hier reicht man sie wie Süßkartoffeln zum Fisch. In anderen Ländern, besonders in der südamerikanischen Heimat, breitet man Süßspeisen aus der nahrhaften Knolle und in der Medizin sind die Yam-Wuzeln wegen vielerlei begehrter Inhaltstoffe bekannt.

Unterstützt von dem EU-Programm LEADER+ sollen nun im Barranco de Agua in der Gemeinde San Andres y Sauces großflächig Yam-Wurzeln kultiviert und weiterverarbeitet werden. Wie gesagt, die „ñames“ sind nicht neu für La Palma, aber bislang war der Anbau eher für den Eigenverbrauch bestimmt und an eine Weiterverarbeitung dachte bislang keiner. Die zukünftigen Betreiber denken auch daran, einen kleinen Themenpark zur „ñame“ anzulegen, wo der interessierte Besucher mehr über diese so exotische wirkende Pflanze erfahren kann. Kostproben soll es auch geben, also ein bisschen Landwirtschaft zum anfassen. Es ist nicht zu erwarten, dass nun mit der Weiterverarbeitung der Yam-Wurzeln auf La Palma große neue wirtschaftliche Perspektiven entstehen, aber es ist ein weiterer und begrüßenswerter Schritt in die Diversifikation unserer Landwirtschaft.



Dienstag 01.06.04 18:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71% Luftdruck 1020 hPa stabil

Kollektives Jammern befreit

„Vaca Flaca“ nennen die Palmeros diese Jahreszeit, das heißt nichts anderes als „dünne Kuh“ und soll diesen bemitleidenswerten Zustand beschreiben, wenn einfach nichts los ist. Immer wenn ich in El Paso auf unsere Gäste warte, mache ich die Runde durch die Geschäfte welche neben der Autovermietung liegen. Da kommt zuerst der venezolanische Metzger, der im Moment richtig viel Zeit hat für ein Schwätzchen. Richtig viel Zeit habe ich im Moment allerdings auch und so lässt sich hervorragend über die miesen Geschäfte der letzten Wochen klagen. Aus Mitleid kaufe ich dann wenigsten ein Päckchen Zigaretten und die Verabschiedung ist immer die gleiche: Schultern hochziehen und „Vaca Flaca“ sagen, es wird schon wieder werden.

Im nächsten Laden sitzt Antonia und versucht Sportkleidung an die Leute zu bringen. Meine fröhliche Begrüßung: „Wie viel Schuhe hast du heute schon verkauft?“, wird mit einem bitteren Blick entgegengenommen, aber man kennt sich gut und als ich ihr dann erzähle, dass ich heute auch nur eine Gästeankunft habe, sitzen wir wieder in einem Boot, zusammen mit der dünnen Kuh. Da Antonia eine bekannte Größe des Nachrichtenaustausches ist lohnt sich ein Besuch bei ihr immer, aber selbst der Klatsch hat seine Krisenzeiten und so trolle ich mich nach einer Viertelstunde mit dem bereits vertrauten Ritual. Schultern hoch und „Vaca Flaca“

Im Blumenladen gegenüber, wo es auch Sonntags Brot gibt, welken die paar netten Sträuße vor sich hin und Gloria steht auf der Eingangsstufe und versucht durch wippende Bewegungen Leute in den Laden zu wedeln. (Manchmal vermute ich dabei schon beginnenden Hospitalismus) Das gelingt natürlich nicht, weil keiner da ist, außer jammernden Geschäftsleuten. „Kommen keine Gäste mehr?“, ruft sie mir auffordernd entgegen und ich beherrsche meine Rolle inzwischen perfekt: Schultern hoch und...

Dann muss ich noch zu Rafaél in den Schuhladen, der kann am schönsten klagen. „Noch keine Schuhe heute verkauft?“ frage ich ihn und er lacht nur und fragt: „Wem denn, wenn du mir keine Gäste schickst“. Meine Taktik geht aber auf und er lädt mich zu einem Kaffee in der Bar gegenüber ein. Den Laden lässt er dann immer offen, in der Kasse ist eh kein Geld und wer soll schon kommen. In der Bar herrscht allerdings Hochbetrieb, da sitzt Antonia aus dem Sportladen, die Frau aus dem Versicherungsbüro, der venezolanische Metzger und nun eben auch noch Rafa und ich und als endlich Gloria aus dem Blumenladen, wo es Sonntags Brötchen gibt kommt, sind wir endlich komplett. Wenn draußen einer vorbeigeht muss der uns für völlig plemplem halten. Da stehen 6 Erwachsene Leute mit hochgezogenen Schultern, sprechen über dünne Kühe und halten sich stundenlang an einem Cortado fest. Aber glauben Sie mir, das hilft prächtig wenn man zusammen jammern kann, alleine bekäme man Magengeschwüre davon, hier kann schlimmstenfalls ein steifer Nacken dabei rauskommen. Sie wissen ja, Schultern hoch und....



Dienstag 01.06.04 09:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1021 hPa stabil

Dritte Auflage des „Festivalito“ auf La Palma

Hinter dem Namen „Festivalito“ versteckt sich das internationale Festival des digitalen Kinos, welches nun das dritte Mal auf La Palma stattfinden wird. Vom 24. Juli bis zum 31. des gleichen Monates werden über einhundert Filme gezeigt, alle mit Digitalkameras gedreht. Allerdings wird es keinen Preis geben für einen angeblich besten Film, da grenzt man sich sehr deutlich von der rein finanziellen Filmindustrie ab und ist damit schlau genug sich nicht mit Hollywood messen zu wollen. José Víctor Fuentes, Direktor des Festivals besteht darauf, dass der digitale Film ganz neue Möglichkeiten bietet Filme zu produzieren die viel näher am Publikum sind, als Streifen herkömmlicher Art. Das hat natürlich auch was damit zu tun, dass digitales Filmen sehr viel billiger ist als die Arbeit mit Zelluloid. Höhepunkt des „Festivalitos“ ist aber auch dieses Jahr wieder die aktive Mitarbeit aller an dem Festival beteiligter Personen. Da gibt es keinen roten Teppich, sondern alle müssen während der sieben Tage einen Film drehen und diesen der Kritik der anderen Filmemacher aussetzen. Da läuft jedes Jahr im Juli eine bunte Gesellschaft über die Insel und bringt uns ein bisschen kulturelles und internationales Ambiente.



Montag 31.05.04 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 Luftdruck 1021 hPa stabil

Rätselraten um vier „Blinde Passagiere“

Der Tiefkühlfrachter „Wisteria“ machte auf seinem Weg aus Senegal nach La Coruña Zwischenstation im Hafen von Gran Canaria. Der Frachter gehört einem koreanischen Reeder und die Besatzung besteht aus Chinesen. Im Hafen von Gran Canaria erzählten zwei Besatzungsmitglieder den Hafenbehörden, der Kapitän hätte befohlen 4 Blinde Passagiere die man kurz nach dem Auslaufen im Senegal entdeckt hatte in einem Dingi, passend für eine Person und ohne Trinkwasser, mitten im Atlantik auszusetzen. Dieses soll an die 1.200 Seemeilen südlich der kanarischen Insel geschehen sein.

Die herbeigerufene Polizei befragte die gesamte Besatzung und nur einige der 14 Matrosen bestätigten den Vorfall. Es bleibt auch die Vermutung, dass die chinesische Besatzung wegen früherer Gängeleien durch die koreanischen Offiziere an Bord habe rächen wollten. Eine Suche nach den angeblich vermissten 4 Senegalesen wurde nun eingeleitet, aber ein Dingi in 1.200 Seemeilen Entfernung von den Kanaren zu finden müsste reiner Zufall sein. Die Polizei nahm den Kapitän des Schiffes und die beiden Offiziere dennoch fest, um mehr Zeit für die Nachforschungen zu haben. Das Schiff bleibt so lange in Gran Canaria bis die Ermittlungen abgeschlossen sind. Sollte sich der Verdacht bestätigen und tatsächlich vier Blinde Passagiere dem sicheren Tod im Atlantik ausgesetzt worden sein, dann erwartet die drei koreanischen Offiziere eine Anklage wegen Mordes. Sollten die Senegalesen aber nicht gefunden werden und keiner der Koreaner ein Geständnis ablegen, dann wird die Frage nie geklärt, was da draußen im Atlantik tatsächlich geschehen ist.





Familie Ellen & Simon Märkle

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