Wetter:
Es bleibt weiterhin ein sehr trockener Winter, im Aridanetal brachte der April nur lächerliche
18mm Niederschlag. Ich betone immer wieder, dass die Niederschlagsmengen auf der Insel sehr
unterschiedlich verteilt sind und im Norden der Insel für den April bis 100mm gemessen wurden.
Wenn es im Norden regnet und im Westen und Süden der Insel nicht, dann ist auch gleich klar,
woher der Wind im April überwiegend wehte, aus Nordost.
Bis auf die ersten Tage präsentierte sich der April allerdings als kältester Monat des Jahres.
Fast zehn Tage lang kratze das Thermometer von unten an die 20 Grad Marke und eine hausgemachte
Wolkenschicht sorgte dafür, dass die Sonne sich nur ganz früh und ganz spät zeigte. Verbunden mit
einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit von bis zu 80% kriecht dann eine feuchte Kälte in die Häuser
und sorgt für einen Umsatzschub bei Heizlüftern.
Die kleine Grüne kann ganz schön störrisch sein, wenn man als Urlaubsabzeichen unbedingt
Hautverbrennungen, sprich Sonnenbrand mit nach Hause tragen will. Diese Insel kann nämlich ihre
eigenen Wolken produzieren und passt damit nicht so ganz in das übliche Klischee der kanarischen
Inseln. Nun schließen Sie bitte nicht daraus, dass wir das ganze Jahr unter einer dichten
Wolkenschicht liegen, nein dazu brauchen wir eine bestimmte Wettersituation. Bei sehr schwachem
Wind, einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit und einem Hochdruckgebiet welches Luft arktischen
Ursprunges mit sich bringt, nimmt die Lufttemperatur zur Höhe hin sehr schnell ab. Die null Grad
Grenze kann dann schon bei 1.700 Metern liegen und verhindert das Auflösen der
Kondensationsschicht welche durch die üppige Vegetation der Insel entsteht. Morgens erwärmt die
Sonne die noch wolkenlose Insel sehr schnell und setzt damit die rege Kondensation in Kraft.
Diese feuchte Luft kann aber nicht weit aufsteigen, das verhindert die kalte und bereits mit viel
Feuchtigkeit versehene obere Luftschicht, und sammelt sich in Form einer flachen Wolkendecke ab
etwa 1.100 Meter Höhe. Diese Wolkenschicht ist nicht sehr stark und bereits ab 1.300 Metern
scheint die Sonne wieder. Gegen Abend, wenn die Temperaturen und damit die Kondensation wieder
nachlässt löst sich diese Wolkenschicht langsam wieder auf und die Insel tut so, als hätte den
ganzen Tag die Sonne geschienen.
Ein weiteres Wetterphänomen trat diesen April zweimal auf und sorgte dafür, dass die Temperaturen
kaum steigen wollten. Schuld daran ist eine Wettersituation mit dem Namen Kaltlufttropfen, oder
auch Höhentief. Im spanischen nennt man das „gota fria“ (kalter Tropfen). Wie der Name Höhentief
bereits aussagt, liegt über dem Hochdruckgebiet welches die Kanaren vorwiegend beeinflusst eine
eingeschlossene Blase mit kalter Luft und tiefem Luftdruck. Die beiden Luftschichten vermischen
sich in der Zone wo das Tief auf das Hoch trifft und sorgen so für Instabilität in Höhen ab 4.000
Meter. Das führt dazu, dass keine genauen Wettervorhersagen möglich sind, weil man nicht sagen
kann, welche Auswirkungen diese Instabilität hat. Es ist durchaus möglich, dass der
Kaltlufttropfen einfach von einem starken Hoch weggedrückt wird und so überhaupt keinen Einfluss
auf das Wetter in den unteren Luftschichten hat. Meistens jedoch und auch jetzt, da das Hoch mit
1.019 hPa nicht sonderlich stark ist, sorgt so ein Kaltlufttropfen schon mal für überraschende
Niederschläge.
Da steckt natürlich auch wieder etwas Positives hinter allem. Diese Kaltlufttropfen sorgen für
reichlich Schnee auf den Gipfeln über 2.000 Meter Höhe. Dieser Schnee, bekanntermaßen nichts
anderes als gefrorenes Wasser ist ein Geschenk des Himmels. Anders als bei schauerartigen
Niederschlägen sickert das Tauwasser des Schnees langsam in das Erdreich ein und kann so gänzlich
von der Insel aufgenommen werden und strömt nicht ungenutzt durch Schluchten ins Meer. Man hat
nie ausgerechnet, wie groß die Rolle des Tauwassers im gesamten Wassersystem der Insel ist.
Allerdings berichten viele ältere Aufzeichnungen von hohen Wasserständen in den Brunnen und
Galerien der Insel immer nach Jahren mit reichlich Schnee auf den Gipfeln.
Tourismus:
Der April ist der letzte gute Monat vor der Frühsommerflaute. Allerdings waren selbst in den
Osterferien nicht mehr alle Quartiere ausgebucht. Unser Hauptproblem bleibt weiter die schlechte
Erreichbarkeit durch die Charterflüge. Da es am Wochenende keine Flugverbindungen mit dem
Hauptreiseland Deutschland gibt, lassen sich aus zwei Wochen Osterferien keine zwei Wochen Urlaub
auf La Palma zusammenbauen, es sei denn Eltern erfinden flugs noch eine ansteckende Krankheit für
die Kinder und verlegen so die Osterferien um ein paar Tage vor.
Für das erste Quartal des Jahres hat das Ministerium für Tourismus auf den gesamten Kanaren mit
Ausnahme Tenerifes ein saftiges Minus aufgelistet. Für Gran Canaria und Lanzarote wird der
Schwund an Touristen mit 9,1% angegeben und für La Palma steht auch immer noch ein Minus von
7,6%. Es sind dieses Mal nicht nur die Gäste aus Deutschland die seltener die kanarischen Inseln
besuchen kommen, sondern aus allen europäischen Ländern wird ein Rückgang bei den Buchungen
gemeldet.
Flora
Schwarze Maulbeere
Morus nigra. Hier heißt die Pflanze „moral“ und die Frucht mora
Die Familie der Maulbeergewächse hat nichts mit anderen Beeren zu tun, zur gleichen Familie
gehören auch die Ficusarten, so also auch die essbaren Feigen und der berühmte Gummibaum.
Den Maulbeerbaum gibt es auf La Palma und den anderen Kanaren seit dem die Spanier das Archipel
für sich in Anspruch genommen haben. Aber nach 500 Jahren kann man wohl nicht mehr von einem
„Neophyten“ sprechen. Er gehört hier genau so in das Landschaftsbild wie Palmen oder die ebenso
eingeschleppten Opuntien. Ursprünglich kommt die Maulbeere aus Asien und ist dort seit über 4.000
Jahren eine Kulturpflanze. Einmal wegen der wohlschmeckenden schwarzen Früchte, andererseits
stellen die Blätter die einzige Nahrung der Seidenraupen dar. Für die Zucht der Seidenraupen
werden allerdings in Asien die Blätter der „Weißen Maulbeere“ (Morus alba) bevorzugt. In Europa
wächst die weiße Maulbeere aber schlechter und so werden, oder wurden in Europa die Blätter der
schwarzen Maulbeere an die Seidenraupen verfüttert.
Das erste Vorkommen der Maulbeeren in Europa wird auf 600 Jahre vor Christus notiert, aber erst
600 Jahre nach Christus gelang es die ersten Seidenraupen verbotenerweise nach Europa zu
schmuggeln. Die Chinese wollten natürlich ihr Monopol für die Seidenherstellung erhalten.
Die Maulbeere ist frosthart und wächst auch in Deutschland, allerdings hinterlassen die
abfallenden reifen Früchte schwarze Flecken auf Wegen und Terrassen, so ist es vielleicht zu
erklären, warum die Maulbeere in Deutschland eher selten anzutreffen ist. Die Maulbeere wächst
unbeschnitten eher in Strauchform heran und wird dann selten höher als 4-5 Meter. Im Herbst wirft
die Maulbeere ihre Blätter ab und erst im März bis April bilden sich neue frische Triebe. Das ist
auch die Zeit zur Produktion der Seidenraupen, da diese nur die jungen und zarten Blätter
fressen.
Die Blüte ist grün und unscheinbar hinter den Blättern versteckt. Die Früchte allerdings sind
auffallend, erst rot um dann in Vollreife ganz schwarz zu werden. Sie sehen aus wie übergroße
längliche Brombeeren und schmecken auch so ähnlich. Die Frischfrucht lässt sich aber kaum
transportieren, sie verdirbt sehr schnell. Man kann hervorragende Marmeladen daraus kochen, Sirup
und allerlei andere Süßspeisen. Allerdings ist die Ernte der Maulbeeren eine riesige Sauerei, die
vollreifen Früchte sind sehr weich und zerplatzen unter dem Druck der Finger. Jeder Saftspritzer
auf der Kleidung hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Auf La Palma ist die Produktion von Seidenraupen fast zum Erliegen gekommen und hat damit auch
der Maulbeere den Status als Kulturpflanze entzogen. Die Maulbeerbäume auf La Palma wachsen so
fast gänzlich wild und werden nicht beschnitten. In den letzten Jahren gelang es dem Ort El Paso
jedoch die Produktion von Seide wieder anzukurbeln. Die Nostalgiewelle und die Liebe zur
Tradition haben es möglich gemacht. Nun wird auch dem Maulbeerbaum wieder mehr Bedeutung
geschenkt und er wieder nicht nur wegen seiner schwarzen Früchte geliebt.
Gesellschaft:
El Paso und die Seide
Nachdem die Spanier die Kanaren in Besitz genommen hatten brachten sie sehr schnell, sowohl die
Maulbeerbäume als auch die Seidenraupe auf die Kanaren. Auf allen Inseln wurde Siede produziert
und gesponnen, auf La Palma allerdings besonders viel. Hier gedeihen die Maulbeerbäume besser als
anderswo und im 18 Jahrhundert gab es auf La Palma 3.000 Produktionsstätten für Seide und man
produzierte mehr Seide als alle anderen Inseln zusammen.
In Santa Cruz entstand 1876 eine Fabrik, in der auch industriell mit Maschinen die Seide
verarbeitet wurde. Wenige Jahrzehnte später allerdings begann der Untergang der Seidenproduktion
auf den Kanaren. Billigere Seide aus Asien und Südamerika überschwemmte die Märkte und andere
moderne und einfacher herzustellende Stoffe ersetzten die Seide von den kanarischen Inseln.
Inzwischen wird nur noch auf La Palma Seide von der Raupe bis zur Krawatte hergestellt und das
auch nur noch in El Paso.