Sonntag 30.04.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,8 Grad, niedrigste Temperatur: 14,6 Grad
Ganz neuer Rhythmus
Morgen ist der erste Mai, nicht nur für die Arbeiterklasse ein wichtiges Datum, auch für uns in der Reisebranche beginnt mit der Sommersaison ein völlig neuer Arbeitsrhythmus. Bei uns wird alles bestimmt von den Tagen an welchen die Fluggesellschaften Maschinen zu uns schicken und da gibt es drastische Wechsel von Winter zu Sommersaison. In diesem Winterflugplan wurde La Palma zum allerersten Mal jeden Wochentag, auch Sonntag von Deutschland aus angeflogen, der Sommerflugplan konzentriert sich weitgehend auf den Dienstag als An und Abreisetag. Außer dem Dienstag kommen noch eine LTU am Mittwoch, zwei Condor am Donnerstag und als Novum, eine Air Berlin am Samstag. Insgesamt gibt es dann 15 mögliche Verbindungen aus Deutschland pro Woche, was aber nicht heißt, dass wir auch von 15 Chartermaschinen angeflogen werden. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen sind viele der Flüge Gabelflüge, fliegen also mindestens zwei Städte in Deutschland an, um dann mit genügend Passagieren nach La Palma fliegen zu können. Ich glaube, dass wir echt 9 Charter aus Deutschland wöchentlich für La Palma haben, aber wie gesagt, die Fluggesellschaften sind da flexibler geworden und es kann auch schon, je nach Bedarf eine oder zwei mehr sein.
Keine Sonntagsankunft mehr, sehr familienfreundlich für die, die in der Branche arbeiten und auch der Montag und Freitag sind dann die zwangsweise freien Tage. Darüber hinaus ist mit Beginn des Sommerflugplanes so viel weniger im Tourismus hier zu tun, da gilt es eine Stufe herunter zu schalten, für Gewohnheitswesen wie Menschen nicht immer ganz einfach. - Heute Abend sind noch mal Ankünfte und gerade wollte ich auch für morgen den Plan noch mal studieren, was denn noch alles vorzubereiten sei für die Montagsankünfte. Nichts, aber auch rein gar nichts, morgen kommt kein Flieger aus Deutschland mehr und so ganz habe ich es noch nicht verdaut, dass jetzt wieder die zähe Zeit beginnen soll. - Wenig zu tun, dass kann doch auch mal ganz schön sein, ein Argument welches bei Selbstständigen eher auf wenig Zustimmung stößt, aber so ist das nun mal in Gewerben mit Saisoncharakter. Dabei ist La Palma im Sommer eigentlich noch schöner als im Winter, aber das erzähle ich Ihnen auch wieder jedes Jahr aufs Neue.
Sonntag 30.04.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1012 hPa
Quo vadis Azorenhoch?
Seit Tagen bereits zeigt unser Wettermotor Fehlzündungen, viel zu weit westlich treibt sich das Azorenhoch auf dem Atlantik herum und lässt uns in einem Wetterniemandsland, ohne Wind, ohne klare Aussage. Mal erreicht uns wettermäßig Afrika mit seinem Einfluss, dann wieder sehr feuchte und warme Luftschichten die der Atlantik bereit hält. Eigentlich Hochdruck, aber ohne Eindruck könnte man sagen und draußen auf dem Atlantik, westlich von uns lauern Niederschläge, die uns nun auch erreichen können. Sicher ist gar nichts, kann auch gut sein, dass der große nordatlantische Hochdruckkern sich wieder auf seine Stammposition bemüht und dann wieder mit klarem Nordostwind uns alle Regenwolken vertreibt. Um es noch verwirrender zu machen, das Global Forecast System meldet ab und zu geringe Niederschläge in der Nacht vom ersten auf den zweiten Mai, die nationalen Meteorologen glauben eher an eine glorreiche Rückkehr des Azorenhochs noch bevor uns Regen aus irgendeiner westlichen Richtung einholen kann.
Da darf die Frage aufkommen, warum freut ihr euch nicht über Regen am Anfang des Sommers. Dazu gibt es viele Antworten, die erste könnte lauten, weil dann die Tausendfüßer wieder aus der Erde gekrochen kommen und unser Besen bereits Abnutzungserscheinungen zeigt. Wichtiger aber ist, so komisch sich das anhört, unsere Vegetation braucht jetzt keine Niederschläge mehr, im Gegenteil, es könnte sogar schaden. Ganz sicher beim Wein und Gemüse, da wartet dann der Mehltau auf seine Chance und würde die ganze Arbeit mit den Schwefel oder Kupferlösungen die dagegen schützen sollen zunichte machen. Für die Bananen bringt es auch nichts, da ist man längst im sommerlichen Bewässerungsstatus und bräuchte mindestens 25 Millimeter Niederschlag um eine Gießperiode ausfallen lassen zu können. Die Mandeln sind fast fertig und die Kiefern versorgen sich eh auf andere Weise mit Wasser, als durch Niederschlag in Form von Regen. Für die gesamte Vegetation auf der Westseite der Insel (Ausnahme natürlich Ziergärten), ist die Regenperiode bereits abgeschlossen und man hat sich bereits auf sechs wasserlose Monate eingestellt. So war das immer hier, schon lange bevor wir uns Gedanken darüber machen konnten.
Samstag 29.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 294 Grad Kelvin, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute: 295,6 Grad Kelvin, niedrigste Temperatur: 289,1 Grad Kelvin
Keiner will die Autobahn
Die Schlange hat nun das Gemeindegebiet von El Paso verlassen und ist weiter nach Los Llanos gekrochen, hätte die Schlange eine Autobahn gehabt, dann wäre sie sicher dort längst angekommen. In Los Llanos schlagen die Uhren aber etwas anders als in El Paso, dort spricht erst der Bürgermeister und gibt den Ton vor. Er will die Straße nicht, sie ist zu groß und warum man eigentlich südlich von Los Llanos eine Umgehungsstraße für viel Geld baut, um dann später nördlich auf der Autobahn an Los Llanos vorbei zu fahren. - Da steckt auch noch ein richtig guter Witz in der Trassenführung. Um der, dann unnötigen Umgehungsstraße wieder Existenzberechtigung zu verleihen, hat man extra einen Zubringer geplant, man will dem schnell reisenden Bürger die Möglichkeit geben, auf beiden Seiten Los Llanos zu umfahren. In der Umgehungsstraße, die vielleicht bereits Ende dieses Jahres fertig wird, liegt ja auch eine mögliche Alternative um den Norden schneller zu erreichen, zieht man die von Argual einfach weiter bis zum Barranco de las Angustias und schlägt von dort eine Brücke auf die andere Seite der Caldera, dann ist man kaum langsamer im Norden als auf der Autobahn. - Das Geld scheint ja da zu sein.
Interessant ist aber die Ablehnung der Autobahn durch den Bürgermeister von Los Llanos deshalb, weil er der Partei angehört, welche auch die Consejería de Infraestructura im Provinzparlament stellt und damit eigentlich verlängerter Arm dieser großen Pläne sein sollte. Juan Ramón Hernández ist aber ein alt gedienter politischer Fuchs und spürt ganz genau, dass man sich auf La Palma schnell ins Aus katapultieren kann, wenn man im momentanen Protestrausch sich für die Autobahn aussprechen würde, das traut sich keiner. Ich hoffe das bleibt auch so und vielleicht sagt ja Antonio Castro Cordobez auch bald, nein, eigentlich will ich diese Straße auch nicht, aber wir müssen doch das Geld ausgeben und wer diese Straße sich vor mehr als 13 Jahren mal ausgedacht hat, daran kann man sich im Ernstfall schnell nicht mehr erinnern. Antonio Castro ist Palmero und Rat für Infrastruktur und Verkehr im Provinzparlament und hüllt sich noch in vornehmes Schweigen und hofft wohl darauf, dass die großen Wellen die sich nun auftun auch wieder abklingen. Für den Bürgermeister von Los Llanos ist die Sache klar, die Schuld an der Autobahn hat El Paso, schließlich haben die (also wir) die Straße im Flächennutzungsplan und nicht Los Llanos. - Bislang kümmert sich in der Presse nur Mikel Chachón, der hat das aber wohl zu seinem Hauptthema gemacht und das ist gut so. Dieser Journalist ist ein Wühler der besonderen Güte und hält sich nicht so sehr an das sonstige Credo unserer Presselandschaft, bloß nichts aufrühren, sonst redet keiner mehr mit dir.
Noch in eigener Sache: Der neue Beitrag von Klaus Fuhrmann zur Astrophysik ist da und kann HIER aufgeschlagen werden. - Jetzt verstehen Sie auch die komischen Temperaturangaben von heute...
Samstag 29.04.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1012 hPa
Transportes Escolar Tanausú
Es gibt auch noch ein Leben neben der Autobahndiskussion. Da genau liegen unsere Stärken, aus dem was da ist - und das ist nicht immer viel - noch was draus zu machen. Noch haben wir die wunderbare Gnade der "escuelas unitarias rurales" (ländliche Zwerggrundschulen), in diesem Fall 2 Lehrer und 21 Kinder, die jeden Tag gemeinsam versuchen sich auf das zukünftige Leben vorzubereiten. 2 Lehrer und 21 Kinder, dafür eine ganze Schule zu betreiben mit all seinen Kosten welche nun mal entstehen. Sportplatz, Lehrer die noch von außen kommen um Englisch, Religion und Sportunterricht zu geben, das sieht nach purem Luxus aus und ist es wohl auch. 2 Vorschulklassen und dann Grundschule bis zur 4. Klasse bietet man dort an, in zwei Räumen und die Eltern sind auch mitten drin, jeder kennt jeden und das mittägliche Abholungsritual gehört zu den festen Sozialkonturen in denen wir uns, oder der, der es will, sich bewegen. Die Zukunft für diese Zwergschulen scheint gezählt, jedes Jahr aufs Neue nagt die "Consejería de Educación" mit grausamen Rentabilitätsrechnungen an der Existenzberechtigung dieser Einrichtungen, mal sehen, wie lange wir uns diesen Luxus noch leisten können.
Wenn jeder die Nöte des anderen kennt, ganz einfach weil Kinder, besonders die ganz Kleinen, miteinander verbinden, dann entsteht dabei ein virtueller sozialer Raum, der fester geknüpft zu sein scheint, als manch öffentliches soziales Netz, dessen Maschen viel zu breit sind für die, die es wirklich bräuchten. - Auch auf La Palma ist die Geburtenrate eher zukunftsunträchtig, Immigrantenkinder sorgen bislang dafür, dass diese kleinen Schulen gerade noch so viel "Primärmasse" haben, dass man den Rotstift Jahr für Jahr übertünchen kann. In diesen kleinsten Kreisen funktioniert die Integration völlig ohne Probleme, Berührungsängste gibt es nicht oder werden ganz einfach, im wahrsten Sinne des Wortes angefasst, es kann sich dabei aber auch keiner verstecken, Präsenz ist gefordert, Gemeinsamkeiten und Integration dulden keine Anonymitäten. Da kann man ruhig mal Danke sagen an Nieves und Carmen, die beiden Flohdompteurinnen der 21 köpfigen Rasselbande aus vielen Teilen der Welt. Leider fällt der Vergleich mit der langen Leine aus, es gibt keine Leine die uns da verbindet, das ist alles freiwillig. Sicher ist es keine Eliteschule im akademischen Sinn, wir wollen aber auch keine besseren Menschen aus unseren Kindern machen, sondern einfach nur Menschen, die keinen hinten runter fallen lassen, weil einer mal nicht mitkommt. Mir persönlich machen alle selbsternannten Eliten eh nur Angst. - Im Mai fahren wir alle zusammen nach Tenerife, selbst bezahlt und organisiert. Es kommen mehr Erwachsene mit als Kinder, obwohl es vielen in der Börse zwickt, aber wer will sich denn herausnehmen aus dieser, eigentlich unfreiwilligen Runde, die doch für so viele ein fester Bestandteil ihrer kleinen Welt geworden ist. - Jetzt säuselt er wieder der Siebold, träumt von seiner heilen Welt. Viele wollen und werden es nie begreifen, dass ich nur den Alltag schildere, man muss dazu auch nicht mal eine rosarote Brille aufsetzen, man muss sich einfach nicht über andere stellen, dann ist man mitten drin.
Freitag 28.04.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1011 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,3 Grad
AUTOVIA - NO - PGO - SI
Autobahn nein, Flächennutzungsplan ja. Wenn das so einfach wäre. Jesus, unser Ex-Bürgermeister schläft nicht mehr so gut seit ein paar Wochen, kein Wunder, die Schlange hat ihn gebissen. Für den, der es nicht weiß, die Schlange (serpiente) nennt man hier die auf dem Flächennutzungsplan auftauchende Autobahn, die den Osten der Insel über das Gemeindegebiet von El Paso mit dem Nordwesten La Palmas verbinden soll. - "Was soll ich machen, ich will diese Straße doch auch nicht, jeder gibt mir die Schuld und ich kann mich doch nicht gegen den Flächennutzungsplan stellen, den ich selber noch vor ein paar Wochen abgesegnet habe. - Wenn ich die von der Consejería in Tenerife darauf anspreche, dass wir diese Straße nicht haben wollen, dann heißt es immer wieder, das ist keine Straße, dass ist lediglich eine Reserve die Sie da in El Paso freizuhalten haben, sagen Sie das ihren Leuten dort." - In der Tat ist es so, eigentlich hat die Straße mit dem PGO von El Paso nichts zu tun, die Vorgabe, dort eine Trasse für eine eventuelle Schnellstraße freizuhalten, kommt von der Provinzregierung und kann von den Redakteuren des Planes nicht einfach ignoriert werden. - Eigentlich haben da die Planer des großen Verkehrswegeplanes für die gesamten Kanaren der Gemeinde ein dickes Ei in den Korb gesetzt, in anderen Gemeinden taucht die Trasse noch nicht auf und man kann sich um die lokalen Probleme kümmern, für die ein solcher Flächennutzungsplan eigentlich da ist. - Mag reine Spekulation sein, aber die Gemeinde El Paso ist bei der Provinzregierung nicht besonders beliebt, hat man doch mit einer ungewöhnlichen Koalition der Coalición Canaria das Spielzeug weggenommen und genau diese Gruppierung sitzt an der Spitze des kanarischen Parlamentes. - Dazu noch eine, eher traurige Anekdote. Ein sehr engagierter Gegner der Autobahn, aber nicht Kenner unserer kleinen lokalpolitischen Welt, fragte mich nach möglichen Rebellen oder kämpferischer Opposition die sich vielleicht rühren könnte und ich musste ihm leider sagen, das sind bereits unsere Rebellen die da im Rathaus sitzen, die anderen kannst du dabei völlig abschreiben.
Was bislang kaum jemandem aufgefallen ist, wir haben bereits mehrere Teilstücke einer Schnellstraße, meinetwegen Autobahn, auf La Palma. Durch den neuen Tunnel sind bereits 6 Kilometer auf der Ostseite zweispurig zu befahren, unterhalb Breña Altas gibt es auch ein neues Stück, die Umgehungsstraße von Santa Cruz wird ebenso vierspurig sein und aus der Hauptstadt raus nach Süden, sind es auch schon 3 Kilometer Autobahn. Diese ganzen Stücke formen bereits Teil des kühnen Sichelschlages im Verkehrswegeplan, eine komplette Autobahn von Santa Cruz, über Breña Alta, durch einen neuen zweiten Tunnel, dann durch das Aridanetal, auf einer Brücke über die Caldera und dann bis Garafía. Nur hat uns nie jemand diese Planung erläutert und bislang hat man die Teilstücke auch jeweils auf den bereits vorhandenen Trassen ausgebaut, also gab es bislang auch keinen Protest. Nun aber sieht man ein weiteres Teilstück dieses "anillo insular" (Inselring) und das geht auf einer völlig neuen Trasse mitten durch das Aridanetal, dem meistbewohnten Landstrich der Insel.
Die Planungen sind mehr als 10 Jahre alt und die Studien dazu noch älter und kommen wohl aus der Zeit, als Wachstum noch eine gottgegebene Nebenwirkung der Marktwirtschaft gewesen ist. Auf der intensiven Suche nach Argumenten für diese Straße, nicht weil ich sie verteidigen möchte, aber weil alles nicht nur eine Seite hat, bin ich nur auf einen einzigen Punkt gestoßen, der vielleicht erwähnenswert ist. Mit dieser Straße könnte man tatsächlich den Nordwesten der Insel viel schneller erreichen und damit wieder zurück aus dem tiefen wirtschaftlichen Schlaf holen, der nach der Landflucht dort in vielen Gebieten Einzug gehalten hat. - Ich bezweifele allerdings, dass unsere globalisierte Welt den Norden La Palmas als Produktionsstandort braucht, wir haben eigentlich nur eine einzige andere Möglichkeit wirtschaftlich zu überleben und das sind die Nischen, welche Massenproduktionen und auch Massenziele des Tourismus übrig lassen. Dazu braucht es aber keine Autobahn, schon gar nicht für ländlichen Tourismus, sondern die Arbeit vieler Leute und vieler Ideen. - Von dem Zeitraum in dem das Benzin auch hier so teuer wird, dass die Straßen von selber wieder leerer werden müssen wir hier noch gar nicht sprechen.
El Paso hat die A-Karte gezogen, aber jetzt kommt er wieder der Spruch: No hay mal que por bien no venga, es gibt nichts Schlechtes, was nicht für irgendetwas gut wäre. Der Protest hat angefangen in El Paso und es muss noch viel mehr werden, auch inselweit und kanarenweit und auch in Europa darf man sich ruhig mal empören, dass man das so sauer verdiente Geld hier so unvernünftig ausgeben möchte. Auch wenn El Paso es alleine wohl nicht in der Hand hat solch ein Projekt zu verhindern, ist man doch hier bereit nun lauter zu werden. Das könnte, man darf mich ruhig des naiven Optimismus bezichtigen, dazu führen, dass auch wir in Zukunft eine Protestkultur bekämen. Das fehlt uns nämlich noch in unserer Charaktersammlung, unsere so oft zitierte Toleranz hat nämlich auch den Nachteil, dass wir fast alles mit uns machen lassen.
Freitag 28.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1013 hPa
Großzügige Bürger
60.000 Quadratmeter Land mal eben der Gemeinde schenken, kommt nicht alle Tage vor. Diego Capote, ein sehr bekannter Geschäftsmann aus El Paso hat das aber wirklich getan und nun gehört die Vulkantube von Todoque, samt Umgebung, der Gemeinde von Los Llanos. Ganz so schwer war das nicht mit der Trennung von diesem Grundstück, der gesamte erstarrte Lavastrom des San Juan ist Landschaftsschutzgebiet und kann nicht bebaut werden und die Vulkanröhre selbst gilt als Ort wissenschaftlichen Interesses und Naturmonument. Was macht man also aus privater Sicht mit einem Grundstück auf dem man nichts machen kann, die Wissenschaft und die Öffentlichkeit aber großes Interesse daran haben, man gibt es ab und zu dieser Entscheidung kann man Diego wirklich nur gratulieren.
Die Zwitterstellung, einerseits Privatgrund und auf der anderen Seite Schutzgebiet ist nun zu Ende und Los Llanos kann daran gehen, die Vulkantube von Todoque als weitere touristische Attraktion zu nutzen. Obwohl seitens des Umweltamtes der Zugang zu der Vulkanröhre limitiert wurde, hat sich bislang niemand darum gekümmert, ein Papiertiger hat die Höhle bewacht und jeder konnte, wenn er denn die Röhre fand, diese besuchen. Am Einstieg ist die Höhle stark einsturzgefährdet und man muss genau wissen wo man hintritt, um sich keine Verletzungen an dem scharfkantigen Gestein zu holen, verändert man da nicht schnell etwas, dann bricht der gesamte Einstieg zusammen. Ein weiteres Problem, die Besucher der Höhle laufen oft unkontrolliert über das große Lavafeld rund um die Röhre und sind dabei ständig in Gefahr einzubrechen, mag die Tube von Todoque auch einer der größten dort sein, man bewegt sich dort auf sehr unsicherem Gelände, der gesamte Lavastrom des San Juan ist von unzählig vielen Höhlen durchzogen. Wie die Gemeinde einen sicheren Zugang zu der Vulkantube gestalten will und gleichzeitig den Schutz des Naturmonumentes garantieren will, das wird nun zusammen mit dem Umweltamt besprochen. - Ob es eine eigene Autobahnausfahrt zum Naturmonument geben wird ist noch nicht klar, vielleicht erhält die Vulkantube von Todoque auch eine eigene Haltestelle des Transrapids, der ab 2019 Las Manchas de Arriba mit Las Manchas de Abajo verbinden soll...
Donnerstag 27.04.06 - 15:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1014 hPa
Termine Informationsveranstaltung - PGO/Schnellstraße
Jan Fryzen, der bereits letzten Sonntag eine sehr interessante Informationsveranstaltung in der Tasca Catalina abgehalten hat, wird am Dienstagabend erneut viele Dinge zu diesem Thema erklären. Nun aber nicht mehr in der Tasca Catalina, sondern in der Casa de la Cultura von El Paso, ab 20:00 Uhr. - Es lohnt sich für jeden aus El Paso, nicht nur für die direkt von der Trasse betroffenen. Das Gespräch findet erneut auf spanisch statt, allerdings sind Übersetzer da, die für die nicht Spanisch sprechenden Teilnehmer den Kern der Aussagen zusammenfassen.
In der Tasca Catalina werden am Sonntag zwischen 17:00 und 19:00 Uhr diejenigen erwartet, die bereits letzten Sonntag informiert wurden und nun die Listen zurückbringen mit den Unterschriften derer, die sich an der Einspruchsaktion von Jan bereits beteiligt haben. Es findet zu dem Zeitpunkt aber keine Informationsveranstaltung statt, die Tasca Catalina ist dafür nicht ausgelegt, einfach nicht groß genug, da geht man zum Essen hin und nicht zum Protestieren.
Donnerstag 27.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1014 hPa
Loli sagt Nein zur Autobahn
Loli, das ist Maria Dolores Padilla, die neue Bürgermeisterin El Pasos, hat jetzt ein öffentliches Ausrufezeichen gesetzt. Sie möchte die Mehrheit und Wünsche der Bürger vertreten und die sind ganz klar gegen die monströse Schnellstraße, die sich wie eine Schlange durch das Aridanetal zieht. Alle Räte El Pasos sind gegen die Straße, aber bislang hat niemand öffentlich klare Stellung bezogen, einerseits aus den Gründen die ich gestern angeführt habe und natürlich gebührt es der Bürgermeisterin, damit als erste an die Öffentlichkeit zu gehen. - Damit ist die Straße beweiten noch nicht vom Tisch, aber ein großer Schritt ist getan, das Rathaus von El Paso hat sich nun hinter die Wünsche und Bedürfnisse seiner Bürger gestellt und damit wird es deutlich einfacher gegen die Straße anzugehen. Zwar nennt Loli das einen Kampf David gegen Goliath und meint damit die Gemeinde El Paso und auf der anderen Seite die Provinzregierung der Kanaren, aber wir erinnern uns ja auch, wie die Historie über den Ausgang dieser Begegnung berichtet. - Unklar ist noch, wie man sich nun aufstellt und welche aktiven Maßnahmen es gegen die Straße geben wird und auch das Thema Flächennutzungsplan muss noch gelöst werden. Für unsere neue Bürgermeisterin wird es also kein ruhiges Amtsjahr welches sie antreten kann, es bietet sich für sie aber auch eine riesige Chance, aus dem Schatten des eigentlichen Kandidaten Miguel Nazco herauszutreten, den sie wegen seiner Krankheit vertritt. Jetzt fehlt noch das öffentliche Bekenntnis des Ex Bürgermeisters, der immer noch gezögert hat um den PGO El Pasos nicht kippen zu müssen, denn Loli und ihre Sozialisten stellen nur vier der Räte im Rathaus, die anderen drei gehören dem Centro Canario an. Es bleibt nur zu hoffen, dass nun diese Koalition hält, sonst steht man gegen die 6 Stimmen der Opposition der Coalición Canaria nicht gut da. Diese Gruppierung wird die Straße aber eher unterstützen, da sie der Partei angehören, welche auch die Mehrheit im kanarischen Parlament hat und aus der Richtung kommt ja auch der Verkehrswegeplan. Allerdings hat sich noch niemand aus deren Reihen offen dazu geäußert, man genießt das schiefe Recht einer Opposition nichts zu tun. Gewonnen ist noch nichts, aber es kann leichter werden. Chapeau Loli!
Mittwoch 26.04.06 - 13:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1014 hPa
Heldenzeiten
Es geht, um was sonst, um die große Schlange die das Aridanetal durchpflügen soll, zum Wohl aller Palmeros und dazu, dass dann meine Kinder in 25 Jahren mich schneller im Altersheim oder auf dem Friedhof besuchen kommen können. - Das war´s dann auch schon wieder mit der Polemik, es geht darum, wie man diese Straße verhindern kann, um eine vernünftige Angleichung der Verkehrswege für die Zukunft zu schaffen. Eine völlig neue Trasse durch das Aridanetal zu ziehen und nicht die vorhandene auszubauen, ist schlichtweg Unsinn. Die Folgen für die Umwelt, den landschaftlichen Einfluss auf das Tal aber auch die Folgen die entstehen, wenn man aus einer ländlichen Umgebung, eine durch eine Autobahn geteilte Mark konstruiert, sind fatal. Ganz zu schweigen davon, wie sich eine solche Straße mit dem Anspruch auf ein Weltbiosphärenreservat verträgt. Die Straße darf nicht kommen, so lautet es fast einstimmig, aber warum tun sich trotzdem viele Leute und besonders unsere lokalen Räte so schwer, klar Stellung zu beziehen.
Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an. Die Straßenplanung ist viel älter als die jetzige Zusammensetzung der Gemeinde, wurde aber auch nicht von den Vorgängern geplant. Diese Überlandstraßen werden auf Insel und Provinzebene projektiert und ich erinnere mich noch sehr gut an ein Gespräch mit einem Nachbarn vor genau 13 Jahren. Bereits damals ging das Gespenst einer Straße durch das Aridanetal um, er wollte mich warnen, dort zu bauen wo heute meine Ferienhäuschen stehen. Deshalb erinnere ich mich auch so genau an das Datum. Seinerzeit taten wir das alles als "posteruptiv" ab, das ist doch Quatsch, für so was ist doch kein Geld da... Von den Straßenplänen müssen aber dennoch auch Politiker in El Paso gewusst haben, die Gemeinden haben Vertreter im Inselparlament und dort hätte man schon bewusst weghören müssen. Die jetzige Führung kommt aber auch ins Spiel, vor etwa drei Jahren legte man der Gemeinde drei mögliche Trassen der Schlange vor, man solle die am wenigsten Schädliche aussuchen. Die Frage war dabei nicht, Straße, ja oder nein, sondern nur, wo läuft diese durch euer Gebiet. Man hat dann entschieden, diese Variante die nun vorliegt und versucht, dabei den Weg der geringsten Widerstände zu suchen. Der Plan hing dann auch vorschriftsmäßig aus, nur hat sich niemand darum gekümmert, wer rennt schon täglich aufs Rathaus um nachzusehen, ob man einen Atommeiler in der Caldera plant. Da haben wir alle geschlafen und da, das muss ich ihm zum moralischen Vorwurf machen, unser Jesus (Ex-Bürgermeister und nun Stellvertreter) auch. Das wäre der bessere Zeitpunkt gewesen, die Sache an die große Glocke zu hängen. Rechtlich hat er wohl alles richtig gemacht, jetzt holt ihn das aber ein, denn zum jetzigen Zeitpunkt ist die Straße plötzlich mit dem lokalen Flächennutzungsplan gekoppelt und seine Zwickmühle perfekt.
Den Wunsch, die Ablehnung der Straße auf eine andere Ebene zu verlagern ist zwiespältig. Wartet man darauf, den kompletten Inselplan als Anlass zum Protest zu nehmen und den PGO von El Paso abzusegnen, macht man sich anfällig für das Argument, ihr wusstet doch alle Bescheid und habt dem zugestimmt. Andere Gemeinden hatten da mehr Glück, da steht als Vorgabe diese Straße noch nicht drin und man konnte sich ausschließlich um den notwendigen lokalen Kram kümmern. Nun wendet sich der, absolut gerechtfertigte Protest, gegen den Komplex Flächennutzungsplan in Verbindung mit der Straße und es scheint nicht zu gelingen, das voneinander zu trennen. Unsere Räte müssten, platt ausgedrückt, nun gegen sich selbst stimmen, weil es nun nicht nur mehr gegen die Straße geht, sondern gegen den eigenen Flächennutzungsplan. Dass die Suppe von anderen eingebrockt wurde, das spielt in solchen Fällen keine Rolle, die Sache liegt jetzt auf dem Tisch und muss angegangen werden. Leider funktioniert nun die Aussage, PGO ja - Straßen nein, nicht mehr, wenn es nicht gelingen sollte, irgendeinen Kunstgriff aus der politischen Zauberkiste zu ziehen. Deshalb tun sich auch viele Anwohner schwer mit ihrer Ablehnung, will man zum jetzigen Zeitpunkt etwas gegen die Straße unternehmen, dann richtet man sich gegen den eigenen Plan und viele Leute warten sehnlichst darauf, endlich mit ihrem Bauvorhaben auf legale Weise beginnen zu können. Haut man den PGO aber zum Teufel, dann kann es noch Jahre dauern, bis ein neuer Plan alle Hürden überwunden hat und klare Verhältnisse schafft, wo geht was, wo geht nichts. Da kommt so mancher ins Schleudern und ich hab wieder mal richtig Glück gehabt mir diese Gedanken nicht machen zu müssen, mich schützt die Gnade der Finanzierungslücke vor Bauwut. - Wer im Moment richtig Spaß hat in El Paso, das sind die Damen und Herren der Opposition, das sind die einzigen, die jetzt nichts falsch machen können. Harte Zeiten kommen auf unsere Räte zu, in harten Zeiten können Helden gebacken, aber auch verbrannt werden.
Mittwoch 26.04.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1014 hPa
Jeder darf mal ran
Unsere Hauptstadt bekommt den dritten Bürgermeister dieser Legislaturperiode, Juan Ramón Felipe von der Regionalpartei Coalición Canaria tritt zurück und macht den Weg frei für Anselmo Pestana von den Sozialisten, der am 4. Mai in seinem Amt bestätigt werden soll. Dieser Amtswechsel war abgesprochen, nachdem man den ersten Bürgermeister dieser Amtszeit, Carlos Cabrera von der Partido Popular unsanft mit einem Misstrauensvotum aus dem Sessel befördert hat. Ursprünglich sollte eine Koalition der Bürgerlichen (Partido Popular) und der Regionalisten für eine gemütliche vierte Amtszeit von Carlos Cabrera sorgen, er erreichte aber nicht das Kohlsche Ziel der sechzehn Jahre, sondern musste sich nun mit 14 Jahren Amtszeit zufrieden geben.
Gestolpert ist die Koalition von PP und CC aber nicht nur in der Hauptstadt, man wollte kanarenweit dieses Bündnis vorgeben, welches die vorangegangene Legislaturperiode schon butterweich funktioniert hatte. Viele kleine, meist lokale Gründe gab es auch für das Scheitern dieses Vorhabens, aber auch der Regierungswechsel in Madrid spielt einen entscheidenden Faktor in diesem Machtspiel. Gegen alle Prognosen übernahmen die Sozialisten die Staatsmacht und sind damit natürlich neuer Primus für die Regionalisten, wer kuschelt schon gerne mit Verlieren, wenn er auch mit den Siegern schmusen kann. Für die Hauptstadt ändert sich wenig, das politische Gedächtnis ist meist sehr kurz und wer geschickt agiert, der kann dann Triumphe einfahren, welche eigentlich der Arbeit des Vorgängers zu verdanken sind. - Drei Bürgermeister in einer Legislaturperiode ist nicht wirklich was Neues, aber dass jede der großen Parteien einen stellen konnten, schon. Möglich macht das unsere starke Regionalpartei Coalición Canaria, die überall mitmischt, da wo es nicht alleine geht, geht es aber auch nicht ohne sie. So braucht man sich seitens der Regionalisten auch nicht um eine politische Richtung kümmern, links oder rechts spielt da keine Rolle, eher oben und unten. Folgerichtig hat der Wahlslogan dieser Gruppierung auch nicht irgendeinen konservativen oder sozialen Kernpunkt, sondern lautet ganz einfach "lo nuestro". - Unseres heißt das und drückt ziemlich unverhohlen den Besitzanspruch auf die politische Landschaft der Kanaren aus. Ein sozialistischer Bürgermeister in der Hauptstadt, nur möglich durch die Gnade der Coalición Canaria.
Dienstag 25.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,5 Grad, niedrigste Temperatur: 15,2 Grad
Mit dem Schiff nach Madeira
Die Reederei "Armas" will uns mit einer neuen Route beglücken. Ab dem 1. Juli fährt wöchentlich die "Volcán de Timanfaya" von Gran Canaria und Tenerife nach Funchal. Von welchem der beiden Häfen Madeira direkt angesteuert wird, das steht nicht zu lesen, auf jeden Fall verlässt das Schiff abends gegen 19:00 Uhr die Kanaren und erreicht dann morgens Funchal. Damit eröffnet die Reederei eine gute Möglichkeit für Canarios die makaronesische Nachbarinsel kennen zu lernen und nicht auf das Flugzeug zurückgreifen zu müssen. Noch dazu kann man sein Auto mit auf die Fähre nehmen und nach einer Woche geht es dann Sonntags wieder zurück. Im Gegenzug ermöglicht das auch den Maderensen (keine Ahnung, ob man das so sagt), unsere Inseln zu besuchen, ob sie dann auch nach La Palma kommen, lass ich mal dahingestellt. Hier erleben wir wieder die "doppelte Insellage" die interessanten Flug und Schiffsverbindungen gibt es nur von den großen Inseln aus und wir müssen da erst mal hinhoppeln. Diese Route, Kanaren - Madeira will man bis zum 2. September aufrecht erhalten, danach ist Saisonende und man erwartet keine Anfrage mehr für spätere Termine.
Der Preis ist eine Kampfansage an die Fluggesellschaft "Binter", 50,- Euro soll die einfache Überfahrt lediglich kosten wenn man keine Kabine bucht und auf einem Reisesessel die Nacht verbringen will. Kabine kostet 90 Euro und für ein Auto veranschlagt man 110,- der gemeinschaftlichen Europawährung. Die "Volcán de Timanfaya" ist das größte und modernste Schiff der Reederei und kann 1.000 Passagiere befördern, aber auch noch dreihundert Autos oder, dem Platz entsprechend weniger Trailer für den Warenverkehr. Alle sechs Schiffe der Reederei sind sowohl für den Passagierverkehr, wie auch für die Aufnahme von Fahrzeugen und Fracht konzipiert, ein Konzept welches sich im innerinsularen Verkehr bewährt hat. - Für den Sommer kommt ein neues siebtes Schiff in die Flotte von Armas, es wird einen palmerischen Namen haben, die Volcán de Taburiente". Allerdings wird dieses Schiff La Palma nur im Ausnahmefall anlaufen, es soll im Regelbetrieb zwischen La Gomera und El Hierro fahren, auch wieder gemischt Fracht und Passagiere. Nach dem sich die ehemalige Staatsreederei "Trasmediterranea" aus dem innerkanarischen Fährverkehr zurückgezogen hat, teilen sich nun "Olsen" und "Armas" das Geschäft und jeder hat dazu sein eigenes Konzept konsequent weitergeführt. Olsen setzt auf Mehrrumpfboote, die mit bis zu 70 Sachen die Leute und Fracht schnell, aber ein bisschen teurer von einer Insel zur anderen schippern, Armas hat konventionelle Einrumpfschiffe, die langsamer, aber auch kostengünstiger zu betreiben sind.
Dienstag 25.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1016 hPa
Caldera Brücken bleiben in den Schubladen
Wenn zu guter letzt die Vernunft siegt, dann hat Öffentlichkeit und Demokratie funktioniert, die 19 Brücken in der Caldera werden nicht aufgestellt. Der ursprüngliche Vorschlag kam von der Nationalparkverwaltung und sollte die Begehbarkeit des großen Kraters erleichtern und für mehr Sicherheit sorgen. Dazu hatte man eine Firma beauftragt ein Projekt zu entwerfen und das Ergebnis waren diese Brücken und viele weitere Stege, nicht nur für Umweltschützer ein landschaftliches Desaster. Ein weiterer Faktor bestärkte viele in ihrer Ablehnung, wird die Caldera de Taburiente einfacher zu begehen, dann besuchen viel mehr Menschen diesen Nationalpark und erhöhen so die Belastung für die oberste Schutzzone unserer Insel.
Die Entscheidung traf das "Patronato de la Caldera", wie alle Quellen melden einstimmig, was ein bisschen verwundert, allerdings sollen viele Mitglieder dieses Gremiums nicht zur Sitzung erschienen sein. Zur Erhöhung der Sicherheit will man Fluchtwege aus der Caldera schaffen und ein Evakuierungslager bei Los Brecitos schaffen, in dem sich eingeschlossene Wanderer aufhalten können, sollten sie wegen starken Regens nicht mehr auf die andere Seite der Schlucht gelangen auf welcher sich einer der beiden Ausgänge befindet. Der einfachste und beste Schutz für Wanderer wäre allerdings, die Caldera bei schwierigen Wettersituationen gleich zu sperren, wenn niemand in der Caldera ist, dann kommt auch niemand in Gefahr. Dazu soll es zukünftig eine rote Fahne geben, nach Vorbild der Strände, wer dann aber entscheidet, wer die rote Flagge hisst, das sollte man noch mal gut beraten. - Macht doch eigentlich Mut diese Geschichte, könnte es doch der "Schlange" ähnlich gehen wie den Brücken der Caldera, man muss nicht alles bauen wofür Geld da ist. Restvernunftverwertung bei Politikern, gepaart mit öffentlichem Protest. - In die Lokalpresse (El Día) hat es die Ablehnung der Schnellstraße schon geschafft, immerhin ein Anfang.
Montag 24.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,4 Grad, niedrigste Temperatur: 13,1 Grad
Eine Schlange geht durchs Aridanetal
Eine ganz interessante Veranstaltung durfte ich gestern Abend besuchen, in der Tasca Catalina hatten Bürger dazu aufgerufen, sich gegen den Flächennutzungsplan zu wenden, um die drohende Schnellstraße zu verhindern, die nach dem Verkehrswegeplan Breña Alta mit Tijarafe verbinden soll. Gut informiert und weit ab von Stammtischparolen wurde den vielen Interessierten erklärt, übrigens mindestens die Hälfte Palmeros, wenn nicht mehr, was drohen kann und wie man es verhindern möchte. Eine Anwältin hat eine Eingabe vorbereitet, von allen Seiten juristisch abgeklopft, die den Bürgern die Möglichkeit gibt, gegen den Plan Einspruch zu erheben. Umsonst ist das nicht, wie auch, aber je mehr Menschen sich an dieser Aktion beteiligen, umso kleiner wird der Betrag, welcher der Einzelne berappen muss. Alle Achtung, gut gemacht, schnell reagiert und so manch Palmero zog seinen Hut vor so viel ausländischer Effizienz. Der Ex Bürgermeister von El Paso auch und gratulierte den Organisatoren, recht viel mehr ließ man ihn aber eigentlich nicht dazu sagen, da kam dann ein bisschen Stammtisch durch und leider wurde sein Vorschlag, weitere Veranstaltungen in der Art auch in der Casa de la Cultura zu betreiben, nicht aufgenommen. Es wird aber sicher weitere Veranstaltungen geben, der ganz große Zeitdruck ist weg, die Gemeinde wird die Aushangzeit und damit Einspruchsfrist um mindestens einen Monat verlängern, da hat die Schlange mächtig zugebissen, mit so viel Gegenwind hat man nicht gerechnet.
Was ist passiert? Im Flächennutzungsplan von El Paso taucht zum ersten Mal öffentlich diese Schnellstraße auf und in der Tat, ein mächtiges Stück Infrastruktur möchte man uns dort bescheren, aus der Hand des Gobierno de Canarias in kühnem Federstrich über das Land gezogen. Um Missverständnissen vorzubeugen, nicht die Gemeinde El Paso hat das gemacht, die hatten lediglich die Möglichkeit zwischen mehreren Trassen zu wählen, von denen aber keine eine wirkliche Alternative darstellt, die Schlange würde sich weiter durch das Tal wälzen, nur eben dann andere Anwohner und Nachbarn ärgern. Um ein weiteres Missverständnis anzugehen, der Flächennutzungsplan El Pasos kann die Straße auch nicht ignorieren, die Redakteure des Plans sind an Normativen gebunden und da ist es unmöglich, so eine Straße einfach unter die Palme zu kehren. (Eine Version, die ich nicht sicher verifizieren kann lautet, in den Flächennutzungsplänen Breña Altas und Los Llanos sei die Trasse nicht vorgegeben, wenn das stimmt, dann wäre das ein dicker Hund und hätte den schwarzen Peter an El Paso abgegeben, während die anderen Gemeinden ihren lokalen Plan sicher eingefahren haben.) Eigentlich ist der Protest gegen die Straße auf der falschen Ebene angelangt, er müsste sich gegen den Verkehrswegeplan richten und gegen den Gesamtflächennutzungsplan für die Insel, an dem immer noch mächtig gefeilt wird.
Nun ist die Schlange aber aus dem Sack und die Empörung groß und das ist gut so. Auch wenn es bislang nur eine Zukunftsplanung ist und für die angedachte Trasse den Weg frei halten soll, das Ding, inzwischen nur noch passend "serpiente" also Schlange genannt, muss entweder auf einer anderen Insel ausgedacht worden sein, oder für einen Zeitraum geplant, der fast schon geologisch anmutet. Ich kann, und habe lange überlegt, keine Notwendigkeit entdecken und weiß auch nicht, was wir da schnell und modern nach Tijarafe schicken sollen. Gegen den Flächenverbrauch und die ökologischen Nebenwirkungen, dem schrecklichen Landschaftspanorama danach und auch der räumlichen Abtrennung der Wohngebiete, die so eine Schnellstraße mit sich bringen, habe ich kein maßvolles Argument finden können, welches diese Einschnitte rechtfertigen könnte. Es war schwer, mit Menschen zu sprechen welche sich für die Straße erklären, ganz einfach mangels Masse. Einzig ein paar nachdenkliche Leute stellen die Frage nach der Henne und dem Ei und ob es nicht besser sei, heute die Zukunft zu planen und einen drohenden Verkehrsinfarkt nicht erst zu bekämpfen wenn er da ist. Das ist sicher richtig, nur bräuchte man dafür ein ständiges und progressives Wachstum, welches ich nicht entdecken kann. La Palma ist eine kleine Insel mit beschränkten Möglichkeiten und viel mehr als unsere Landschaft und das was wir daraus machen können haben wir nicht. Jetzt kommen wir langsam wieder zum Kern, ich weiß, Sie mögen lange Texte nicht, aber das Thema ist viel zu komplex, um kurz, oder schwarz-weiß abgehandelt zu werden.
Der Protest kann aber doch hilfreich sein, auch wenn er dadurch den lokalen Flächennutzungsplan gefährdet und in die Warteschleife schickt. Wir müssen dringend unsere Gesamtpläne überdenken und fragen, wo wollen wir hin und wie viel sind wir bereit dafür zu geben. Wenn es gelingt, diesen Protest jetzt breit zu machen, über die Gemeindegrenzen hinaus, Presse aktiviert wird und sich auch der Rest der Inselbewohner mal damit beschäftigt, dann kann es durchaus sein, dass man uns bis ins Gobierno de Canarias hört und die oft angesprochene Bürgerbeteiligung Anwendung findet. Nächsten Mai sind Wahlen, da werden Politiker immer dünnhäutig und vielleicht findet man ja jemanden, der sich mal überlegt, wie man so ein großzügiges Geschenk von 80 Millionen Euro auch sinnvoll einsetzen könnte. Man könnte, z.B. die vorhandene Trasse, die LP2 kontinuierlich ausbauen um so dem Fortschritt zu genügen, an die Straße hat sich doch bereits jeder gewöhnt und akzeptiert. - Dienstag beratschlagen die 7 Räte aus El Paso wie man darauf reagieren will und suchen dann das Gespräch mit der zuständigen Stelle der kanarischen Provinzregierung und werden sich danach sicher auch uns gegenüber, also den Bürgern, äußern. Ob man dann gemeinsam, also Lokalpolitik und Bürger sich gegen die Straße wenden, das wird sich zeigen. Ich warte mit meinem Protest so lange ab, bis sich die Gemeinde dazu erklärt hat, erst dann werde ich entscheiden, wie mein Beitrag gegen diesen unnötigen Verkehrsweg aussehen wird. Das ist nur meine Meinung und ich gebe keine Ratschläge. Unser Grundstück ist auch nicht betroffen, da soll die Straße nicht lang laufen, sie läuft mir aber mitten durchs Herz.
Montag 24.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa
Da fehlte doch schon was
Mehr als eine Woche lang kam kein Flüchtlingsboot mehr zu uns auf die Kanaren, den Grund dafür kann man aber nicht beim Wetter suchen, was diese abrupte Unterbrechung des sonst alltäglichen Stroms bedeutet, das kann man nur ahnen. Seit gestern herrscht wieder "Normalität" zwei Cayucos mit insgesamt 109 Menschen an Bord wurden aufgegriffen. Zuerst stellte man ein Flüchtlingsboot noch bevor es die Küste Tenerifes erreichen konnte mit 31 Menschen, ein zweites Boot mit 78 Flüchtlingen an Bord konnte ungehindert in Playa de Santiago auf La Gomera landen. Von dort wurden die meisten sofort mit dem Passagierschiff nach Tenerife weiter geschickt, ein paar wurden aber im Krankenhaus behandelt und später per Helikopter auf die große Nachbarinsel geflogen. - Die kleinen Inseln, wie La Gomera, El Hierro und auch La Palma haben keine Aufnahmestationen und können nur provisorisch die Flüchtlinge unterbringen.
Dennoch gehen die Spekulationen weiter. Inzwischen hat sich nach Mauretanien auch Marokko dazu bereit erklärt, Flüchtlinge wieder zurück zu nehmen, auch wenn sie aus Drittländern stammen und sich selbst um die Repatriierung zu kümmern. Ob dieser Sinneswandel Marokkos auf Vernunft gewachsen ist, darf man ruhig bezweifeln, wahrscheinlicher ist, dass Gelder nach Marokko fließen um diese Rücktransporte zu finanzieren. Auch eine Art des modernen outsourcings, es ist billiger für uns, die Flüchtlinge von Marokko und Mauretanien wieder in die Heimatländer bringen u zu lassen, als wenn wir das selber tun müssten. - Ganz vom Ozean verschwunden ist wohl das große Flüchtlingsschiff, welches bis zu 600 Leute an Bord gehabt haben soll und sich Anfang des Monats auf Kurs Kanaren vermutet wurde. Wildeste Geschichten rankten sich um dieses Geisterschiff, selbst pakistanische Flüchtlinge wurden zeitweise dorthin suggeriert, nun ist es still geworden um dieses Schiff. Man kann nur noch spekulieren, ob es dieses Schiff je gab, ob es gesunken ist, oder irgendwo in Westafrika an Land gegangen ist. Die Geheimdienste mehrerer Länder waren an der Geschichte beteiligt, die viel mehr nach politischer Ente riecht als nach wirklichem Geschehen, es gibt niemanden, der dieses Schiff selbst gesehen hat und das auch berichten darf. - Abhaken das Thema, der Alltag ruft mit reellen Problemen.
Sonntag 23.04.06 - 16:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,5 Grad
Katzenoptiker
Lange nichts mehr gehört von Paul. Hat vielleicht was mit der Selbstverständlichkeit zu tun, mit der dieser Halbkater sich in dem Familienverbund etabliert hat. Ich habe es aufgegeben weiter um die Vorherrschaft zu kämpfen, es ist schlichtweg sinnlos mit Argumenten an weibliche Intuition und feline Verhaltensmuster zu appellieren, ein erhobener Mittelzeh seitens des Katers und fast spöttisch klingende Liebeserklärungen meiner Kinder sind die Folge: "Papi, dich haben wir doch auch noch lieb". Der Kater hat in der Familie längst die Aufgaben verteilt, ich bin nur noch für die erste Mahlzeit verantwortlich, weil ich der Erste bin der morgens aufsteht, danach ist der Weg über meine Frau der der geringsten Widerstände um an weitere Tierkadaver in feinem Gelee zu gelangen. - Ein Beispiel, komme ich nach Hause, dann lässt der Kater sich nicht blicken, auch wenn lockende Tütengeräusche mein Kommen begleiten. Kommt allerdings meine Frau vom Einkauf, dann springt der Herr sofort herbei und kontrolliert die gesammelte Pracht. - Und Recht hat er, da liegen immer irgendwelche kleine Döschen Katzenglück tief in den Tüten, der Kerl weiß was Sache ist.
Die Kinder hat er als längst als Nichternährer klassifiziert, die sind für den Blödsinn und die Spielereien verantwortlich. Neidisch muss ich da zusehen, was die alles mit ihm anstellen können ohne zerkratzt zu werden. Der wird in Kisten gepackt und bleibt dort seelenruhig drin sitzen, liegt schnurrend unter Bettdecken und leckt Kinderfüße sauber, lässt sich in Hängematten schaukeln oder auf Luftmatratzen über den Tank fahren. Bei den Kindern klappt das, fordere ich mal ein Spielstündchen mit dem Herrn, dann wird gemeckert und sofort springt die gesammelte weibliche Schweizer Garde des Herrn auf und klagt mich der häuslichen Gewalt an. - Jeder hat seine Rolle in dem Spiel und Paul wacht deutlich darüber, dass jeder seinen Platz einnimmt. - Nur ab und zu zahlt mir das Leben an der Seite einer dominanten Katze auch ein bisschen Schmunzeleinheiten zurück, manchmal lässt er sich auch zum Trottel machen und für kurze Zeit kann ich mir diese, eigentlich mir zugewiesene Rolle, vom Leibe halten. - Ob es eigentlich auch Katzenoptiker gibt wollte unsere kleine Tochter mal wissen, denn Akupunktur, Fußreflexzonenmassage, Kneippkuren und Katzenflüsterer, das gibt es alles längst für die schnurrenden menschlichen Begleiter. Aber was macht man, wenn eine Katze kurzsichtig ist, wo doch die Sehkraft so wichtig ist für die handlichen Raubtiere. Ob es Optiker für Katzen gibt, das weiß ich immer noch nicht, allerdings gibt es Brillen für Katzen in sportlich modischem Look, geländetauglich, zeitlos und ohne störende Ränder. Übrigens sogar zum echten Nulltarif, wenn man phantasievolle Kinder hat und einen Kater, der alles mit sich machen lässt.
Sonntag 23.04.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1015 hPa
Caldera Brücken im Gegenwind
Immer mehr Einzelpersonen und Gruppierungen, nicht nur ökologisch angehauchter Richtung, wenden sich gegen den Plan, den Nationalpark Caldera de Taburiente mit 19 Brücken und Stegen für die Wanderer einfacher zugänglich zu machen. Das Hauptargument der Gegner der Brücken ist ganz einfach, ein Nationalpark ist oberstes Schutzgebiet und die Interessen der Besucher und damit derer, die an den Besuchern verdienen, haben sich dem unterzuordnen. Die Brücken würden nicht nur das Landschaftsbild der Caldera verändern, sondern noch viel mehr Besucher in den Krater locken, mit den bekannten negativen Folgen für Flora und Fauna des Schutzgebietes. Das von den Befürwortern der Brücken angegebene Argument, mit den Brücken entstehe mehr Sicherheit für die Besucher lassen die Gegner auch nicht gelten, im Gegenteil, gaukeln doch solche Brücken und ausgebaute Wege Sicherheit vor, die es in dem Krater einfach nicht gibt.
Mensch und Natur scheinen sich grundsätzlich nicht zu vertragen könnte man meinen und die Frage, wie viel Mensch erträgt die Caldera, ist noch nicht beantwortet. Natürlich müssen wir auch Geld verdienen und die Caldera de Taburiente ist unser touristisches Aushängeschild Nummer eins und nicht die fiktiven Golfplätze, Yachthäfen und Luxushotels, mit denen man uns eine mögliche Zukunft vorgaukelt. Allerdings darf das Ziel nicht sein, zu Lasten des Schutzgebietes dieses so weit verformen, dass zahlende Besucherströme in Badelatschen durch die Caldera geschleust werden, als Pflichtbesuchspunkt einer Inselrundreise in klimatisierten Ausflugsbussen. Manchmal kann man einfach alles so lassen wie es ist, bislang schützt sich die Caldera, wegen der Anforderungen die sie an die Wanderer stellt, noch selbst und hält so den Besucherstrom in ertragbaren Zahlen. Wer wirkliches Interesse am Nationalpark hat, der ist auch bereit, eine siebenstündige Wanderung auf sich zu nehmen und dem bietet sich ein einzigartiges Naturschauspiel, welches er sich erarbeiten musste und damit in der Wertschätzung des Besuchers noch steigt. Es ist kein wirkliches Ziel für einen aktiven Gast mit Interesse an unserer Natur, angestrengt dorthin zu wandern, wo Hinz, Cabrera und Kunz schon mit dem Bus waren und ihre Duftmarken in Form von ausgetrunkenen Dosen hinterlassen haben.
Samstag 22.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,6 Grad, niedrigste Temperatur: 14,0 Grad
Herbergen für Wanderer von Madrid abgesegnet
Was haben die in Madrid mit Herbergen auf unserer Insel zu tun? Ganz einfach, wenn wir deren Geld wollen, dann dürfen die mitreden. Von den knappen 3 Millionen Euro welche die Herbergen kosten sollen, kommt die Hälfte des Geldes aus Madrid, da ist Mitsprache erlaubt. Der Ministerrat hat nun das Geld für eine wirklich wunderbare Idee freigegeben, die für La Palma als Wanderinsel ein seit langem gewünschtes Projekt ermöglicht. Es wird 6 Herbergen geben, die es ermöglichen, die langen Wanderrouten der Insel zu erwandern, ohne immer wieder zu seinem Ursprungsquartier zurück zu müssen. Bislang gab es lediglich ein paar Schutzhütten, die aber nicht gepflegt oder gar bewirtschaftet wurden und bei denen man sich auch nicht wirklich sicher sein konnte, dass man diese geöffnet vorfindet. Innerhalb der nächsten vier Jahre will man mit dem Errichten dieses Herbergsnetzes beginnen, also noch preeruptiv und mir bleibt genügend Zeit zu überlegen, ob ich mich für die Stelle eines Herbergsvaters bewerbe. (Es wird aber keine in El Paso geben, damit hat sich die Überlegung eigentlich auch schon wieder erledigt.)
Puntallana erhält solch eine Herberge in der Altstadt, eine weitere kommt nach San Andres, für diese beiden Übernachtungseinrichtungen sind Neubauten vorgesehen, die anderen Herbergen werden in alten Straßenbauhäusern (Casas de camioneros) oder alten Schulen untergebracht. In Tigalate bei Mazo und El Charco bei Fuencaliente entstehen zwei weitere Unterkünfte, sowie in El Tablado und El Jesus bei Tijarafe. Die Herbergen sollen eine Kapazität für bis zu 40 Wanderer haben, in wie weit es dort Verpflegung geben wird, das ist noch nicht raus. Weiter muss noch die Frage geklärt werden, wer organisiert und betriebt diese Herbergen, Inselregierung oder Gemeinden oder sollen diese Unterkünfte in private Hände gelangen. Wir haben ja noch Zeit da die richtige Struktur zu finden, mehr schreibt die EFE, die spanische Nachrichtenagentur dazu auch noch nicht.
Samstag 22.04.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa
Days of thunder
Manche Veranstaltungen kündigen sich hier ganz von selbst an. Niemand kann auf La Palma die Kreuzfeste ignorieren, genau so wenig wie das Fußballderby Real gegen Barca, da tun es Böller kund, beim Fußball kurz und heftig, bei den Kreuzfesten nachhaltig und überraschend. Eine weitere Veranstaltung kündigt sich durch das Dröhnen getunter Motoren an, die nun 15. Auflage der Rallye den Weg hinauf zum Refugio El Pilar findet statt. Lokale Helden und Matadoren basteln ein Jahr an ihrem Gefährt herum, der Alonsismus (Massenphänomen, hervorgerufen durch das erfolgreiche Auftreten des Fernando Alonso) nährt diese fleißigen Schrauber und die machen aus einem pupnormalen Kleinwagen einen Ganzkörperspoiler nach dem Vorbild japanischer Mangacomics. Der erste Schritt zum Rennwagen ist aber bei allen Tunern dieser Welt der gleiche, weg mit dem Schalldämpfer und her mit einem Endrohr, welches in Verbindung mit dem nervösen Gasfuß eine brüllende Symphonie in Viertakt mit sechzehn Ventilen ergibt. Psychologen haben da ein Muster entwickelt, teilt man den Rohrdurchschnitt durch den Intelligenzquotienten, (oder war es umgekehrt?), dann lässt sich daraus der Testosteronwert der Fahrzeuglenker ermitteln. Wieder andere Kenner der Materie sprechen ja immer von einem Phallusersatz welches dieses enorme Auspuffrohr darstellen soll, das allerdings überschreitet meine sicher nicht begrenzte Phantasie. Sehen sie sich mal so ein Ding an, dann wissen Sie was ich meine. Am schönsten finde ich immer die Anfahrt der Boliden zum Platz des Rennereignisses. Die Autos sind so tief gelegt, dass sie für normale palmerische Straßen eigentlich nicht taugen, fährt man da nicht vorsichtig genug, dann ist das flotte Rohr gleich wieder ab und das Wochenende gelaufen. Es macht mir einen Heidenspaß, dann mit meinem höhergelegten Halbtraktor diese Schlangenlinien fahrenden Rennmaschinen zu überholen und mit einem tiefen Tritt aufs Gaspedal denen eine Dieselwolke zu hinterlassen, die so nur ein ungehobelter 2,5 Liter Toyotamotor erzeugen kann. - Männer eben.
- Kurz von der Wetterfront. Kein Grund zur Beunruhigung, das Azorenhoch arbeitet fast perfekt und hat uns die letzten Tage bereits ordentlich mit frischer und feuchter Atlantikluft versorgt. Fast perfekt, denn es lässt eine kleine Lücke östlich von uns, in der Tiefdruck bis auf unsere Breiten kommt. Wir geraten dabei an die Schnittstelle und der Wind dreht so weit nördlich, dass nur die breiten Schultern Puntagordas die Wolken vom Aridanetal abhalten können. Dreht der Wind auch nur ein paar Grad weiter auf Nordwest, dann kann es auch bei uns tröpfeln. Ist aber eher unwahrscheinlich, ich wollte es nur gesagt haben, die Gefahr besteht auch nur heute und vielleicht noch heute Nacht. Ansonsten verspricht uns das Global Forecast System Bauknecht bis in den Mai.
Freitag 21.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,6 Grad, niedrigste Temperatur: 14,4 Grad
Ein Palmero will ganz nach oben
Noch ein gutes Jahr bis wir hier alle unsere Politiker neu wählen, der Wahlkampf ist aber bereits schon eröffnet und das nicht nur auf der Parteienlandschaft gegeneinander, auch innerhalb der Parteien geht das Stuhlgerangel los. Der höchste politische Posten auf den kanarischen Inseln ist der des "Presidente del Gobierno de Canarias" und den hat seit Juni 2003 Adán Martín Menis inne, Angehöriger der kanarischen Regionalpartei Coalición Canaria. Nun kommt nicht nur von den anderen Parteien Gegenwind, auch in der eigenen Partei stellt sich ein wackerer Palmero gegen eine erneute Kandidatur des "Grande". Auch wenn er es nicht direkt sagt, Antonio Castro Cordobez, jetzt Rat für Verkehr und Infrastruktur, lauert wohl auf diesen Posten. Eigentlich hatte man in der Partei Schweigen über die "P-Frage" vereinbart, erst nach dem unendlich tiefen Sommerloch wollte man dieses Thema angehen.
Es wäre nicht gut, wenn das höchste kanarische Repräsentantenhaus immer nur von Politikern der großen Inseln angeführt wird, man könnte ein Zeichen setzen für die Solidarität mit den peripheren Inseln und einen Kandidat aus deren Reihen nehmen. Da bietet sich Antonio Castro Cordobez natürlich hervorragend an, er ist Palmero, mit allen politischen Wassern gewaschen und ehrgeizig bis über die Krawattennadel hinaus. Natürlich ist nicht sicher, vielleicht sogar unwahrscheinlich, dass die Coalición Canaria noch mal den Auftrag erhält, den Präsidenten zu stellen, es tut sich einiges in der Parteienlandschaft, da drängen mehrere, auch wieder regional operierende Gruppen hervor, die in dem Coalición Canaria eigenen Stammpublikum wildern. Auch wenn diese Gruppierungen, INPA-Nueva Canarias und Centro Canario nicht so stark werden um selbst Räte ins kanarische Parlament zu bekommen, es könnte doch für eine der landesweit antretenden Parteien, also Partido Popular, oder die Sozialisten der PSC/PSOE reichen. Mal ein Palmero als Präsident der Kanaren, ich weiß gar nicht ob ich mir das wünschen sollte. Wenn wir dann noch wichtiger sind, dann beschenkt man uns noch mehr mit fragwürdigen Prestigeobjekten, wie die nun in die Diskussion geratene Schnellstraße von Breña Alta nach Tijarafe.
Freitag 21.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa
Geheimnisvolle Kiefer
Die Kiefernwälder La Palmas haben die Insel so gestaltet wie sie ist, oder aber auch umgekehrt. Die Diskussion um Ursache und Wirkung, Ei und Henne ist alt, allerdings nicht so alt wie die Kiefern hier auf La Palma, die versehen schon länger ihren Dienst, ohne sich zu hinterfragen. Wissenschaftler der Universität La Laguna auf Tenerife stehen auch nach nun vier Jahren gezielter Forschung vor fast den gleichen Fragen wie zu Beginn ihrer Tätigkeit, die störrische Kiefer will einfach nicht mit allen Geheimnissen herausrücken. Besonders interessiert dabei die Forscher die Feuerresistenz des Baumes und vor allem, warum in manchen Zonen der Insel die Kiefern sich nach einem Feuer vier mal so schnell erholen als in anderen Regionen. Um es voraus zu nehmen, so genau weiß man es nicht, ist halt einfach so. Um eine kanarische Kiefer per Feuer in die ewigen Waldgründe zu schicken braucht es mehr als einen Waldbrand, ganz selten gelingt es dem Feuer die Versorgungsbahnen im Inneren des Kiefer zu zerstören. Oft brennen alle Äste und Zweige ab, es bleibt nur ein kerzengerader Stamm übrig und nach dem ersten Regen treibt dieser anscheinend tote Baum plötzlich zartes Grün aus seinem schwarzen Holz. Selbst beim Brand 1994 an der Montaña Enrique, als man vom ganzen Aridanetal aus die Bäume nahezu im Feuer explodieren sah, erholten sich alle Kiefern wieder, das hatte damals niemand geglaubt, so heftig und eine Woche lang wütete dort das Feuer.
Das schürt natürlich nun wieder die Diskussion um Brandbekämpfung und ob es überhaupt sinnvoll ist die immer wieder vorkommenden Brände mit großem Aufwand zu bekämpfen, einige Stimmen behaupten sogar, diese Brände seien notwendig um das Umfeld für die Kiefern zu "säubern". Die kanarische Kiefer hat sich wohl schlicht und ergreifend daran gewöhnt, mindestens einmal im Leben ein Feuer überstehen zu müssen und das ist gut so, gäbe es diesen Baum bei uns nicht, sähe die Insel ganz anders aus und auch der Wasserhaushalt wäre auf La Palma nicht so günstig für uns. Eine weitere positive Eigenschaft des Wappenbaumes El Pasos ist, (da ist er wieder der Lokalpatriot) die kanarische Kiefer ist mit ihren fast zwanzig Zentimeter langen Nadeln in der Lage den Passat zu kämmen und dem ständig anbrausenden Wolken das Wasser damit zu entlocken. Tropfen für Tropfen fällt dann auf den porösen Basaltboden und füllt das Innere der Insel mit dem lebenswichtigen Wasser. Keiner hat je errechnen können, wie viel von unserem Wasser auf diese Art und Weise gewonnen wird, die Kiefer bleibt hat doch immer noch ein bisschen geheimnisvoll und das auf fast 25.000 Hektar.
Donnerstag 20.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 55 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,6 Grad, niedrigste Temperatur: 13,9 Grad
Brutto - Netto
Statistiken sind immer mit Vorsicht zu genießen, vergleicht man zum Beispiel die Vermehrungsrate evangelischer und katholischer Geistlicher, dann erhält man auch einen Mittelwert, der den Vatikan in Alarmzustand versetzen könnte. Es sind aber nicht alle Vergleiche und Statistiken derart krumm, viele Zahlen die uns dargeboten werden sind höchst interessant und können dazu dienen Vorurteile zu bestätigen, aber auch Denkanstöße bieten. Das Kanarische Statistische Institut, www.istac.org ist eine wahre Fundgrube für Prozentverliebte und bietet unter anderen auch folgende Zahlen welche den Tourismus betreffen. Der durchschnittliche Gast, (wer immer das sein mag) gibt pro Tag für seinen Urlaub auf den Kanaren knapp 102,- Euro aus. Das hört sich erst Mal ganz gut an, davon bleibt aber der Löwenanteil im Ursprungsland, nämlich 62 Euro und der Rest wird vor Ort ausgegeben. Von den 40 Euro die hier bleiben, gehen 30% in Restaurants, 13% werden für Einkäufe ausgegeben die keine Lebensmittel betreffen, 12% wandern in den Supermarkt, 6% stecken in der Automiete und noch mal 5% werden für Exkursionen ausgegeben. Der aufmerksame Leser bemerkt sicherlich die fehlenden Prozente um auf die Einhundert zu kommen, die sind nicht weiter aufgeschlüsselt und werden als "andere Ausgaben" tituliert.
Große Unterschiede ergeben Ländervergleiche, die Russen und die Festlandsspanier sind die Gäste, welche sich den Urlaub auf den Kanaren am meisten kosten lassen, da steht ein Durchschnitt von 113 Euro pro Person und Tag, nur noch übertroffen von den Luxemburgern mit 117 Euro. Den unteren Teil der Tabelle teilen sich Tschechen und Niederländer, die kommen nicht mal auf 90 Euro. Die Deutschen sind bei der Bruttoausgabe mit 91 Euro unter dem Durchschnitt, führen aber die Nettotabelle im negativen Sinn an, von den 91 Euro bleiben nur 28 hier auf den Kanaren. Da sind wieder die Spanier, Russen und auch die Portugiesen Spitze, Gäste aus diesen Ländern lassen mehr als 50 Euro ihrer Gesamtausgaben auf den Kanaren. Völlige Ausreißer nach unten sind die all inclusive Angebote, immerhin 14% aller Pauschalreisen, die lassen weniger als 10 Euro pro Tag auf den Kanaren, wie soll es auch anders sein. - Es geht aber auch anders. Meine Gegenrechnung sieht nun so aus, gehe ich von den genannten 100 Euro pro Tag aus, rechne das mal 2 Wochen, ziehe davon 300 Euro für den Flug ab, dann bleiben pro Tag immer noch 78 Euro übrig, welche direkt in den regionalen Markt fließen können. Brutto kann so schön sein, Netto ist viel besser.
Donnerstag 20.04.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa
Strukturwandel
Ein großes Wort, oft gefordert, oft gefürchtet und eigentlich immer präsent. La Palma steht vor großen Zukunftsfragen und die sind, neben allem nostalgischen Gesäusel, immer handfester ökonomischer Natur. Die Säule unseres Daseins, die Bananenproduktion hat zwar noch nicht ihren Stellenwert verloren, aber immer mehr Plataneros sehen die Zukunft ihrer Kinder nicht mehr in einem kleinen gelben krummen Licht, langsam nimmt man zumindest gedanklichen Abschied von einem Wirtschaftszweig, der mehr als ein Jahrhundert den Weg dieser Insel bestimmt hat. Wir reden jetzt nicht von einem Vorgang der in ein paar Jahren vonstatten geht und der Schnitt findet auch nicht abrupt statt, er schleicht sich langsam ein und macht uns allen Angst. Ohne das Geld der Bananen sind wir alle einarmig, 6.000 Familien auf La Palma leben von dieser Einkommensquelle und finanzieren damit die vielen Geschäfte, Restaurants und alles Gewerbe welches sich da anbietet gegen Bezahlung einen Wasserhahn oder eine Tür zu reparieren.
Auf La Palma gibt es kaum Großgrundbesitzer, der überwiegende Teil der Anbaufläche an Bananen ist in der Hand kleiner Produzenten, die nur in Zusammenarbeit mit den Kooperativen ihr Produkt überhaupt vermarkten können. Dieses System birgt den Vorteil, dass der aus den Bananen erwirtschaftete Gewinn fast ausschließlich in der Region, also hier auf La Palma bleibt, hat allerdings den Nachteil, dass die Finanzdecke der einzelnen Produzenten nicht so groß ist, einen mehrjährigen Verdienstausfall zu verkraften, sollte man die Produktion von Bananen auf andere Erzeugnisse umstellen. No hay mal que por bien no venga, den Spruch müssten Sie eigentlich schon kennen, es gibt nichts Schlechtes, was nicht für irgend etwas gut wäre. Es wird nicht mehr investiert in eine Optimierung der Anlagen und das heißt auch, dass keine weiteren Gewächshäuser mehr gebaut werden. Die 40% Zuzahlung die es gab für das Erstellen dieser unschönen Wohnmöbel für europagerechte Bananen sind längst vorbei und warum soll ein Landwirt sich das Risiko antun, bei einem Quadratmeterpreis von an die 10,- Euro, dieses Geld in eine fragwürdige Zukunft zu stecken. Im Idealfall zieht man einen Strukturwandel geplant und in einem Zeitraum durch, der etwas länger als eine Generation Zeit lässt. Der Idealfall ist aber noch seltener als der Vokativ oder der Ablativ im Lateinischen und wir werden da wohl ganz alleine unseren Weg gehen müssen.
- Einen interessanten Versuch gibt es da aber auch, die Kooperative Copalca, die zur Eurobanan gehört, hinter der wiederum der Konzern Fyffes steht, bemüht sich darum, die Bananenbauern an der gesamten Handelskette zu beteiligen. Die Produzenten sind Aktionäre und am Erfolg, oder Misserfolg beteiligt, die Eurobanan betreibt die gesamte Palette an Infrastruktur, bis hin zu Lagern und Reifereien auf dem spanischen Festland. - Bananen machen glücklich heißt es doch immer, gilt aber wohl eher für den Konsumenten, als für den Produzenten.
Mittwoch 19.04.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,2 Grad, niedrigste Temperatur: 13,6 Grad
Brea, was ist das
Kneipenbesuche bilden, wer etwas anderes behauptet, der kennt Patt und Patterchon nicht, ich meine damit die palmerische Variante, Fran und Manuel Ángel. Neulich habe ich mal was gelesen über Baumpech und dass man dieses früher hier auch hergestellt hat, als Dichtmasse für Schiffe, Boote und überall dort, wo kein Wasser eindringen durfte. Mein Wissensdurst ist groß und wie schlägt man zwei Dürste mit einer Klappe, natürlich in der Kneipe, in der sich Freizeitanthropologen wie die beiden herumtreiben. Bevor ich meine Fragen loswerde müssen gewisse Rituale eingehalten werden, man kann hier nicht einfach mit der Frage ins Haus fallen, man sollte sich am besten ein verbales Lasso schnüren und dem Gegenüber in dem Glauben lassen, das Thema sei von ihm gekommen. Das klappt eigentlich immer und wird inzwischen auch von meinen Kindern erfolgreich bei mir angewandt, sonst kommen die ja nicht an die Klamotten und Handys.
Zurück in die Kneipe. Irgendwann sprudelt Manuel Ángel los, das Thema kommt jetzt von ihm und da er lückenlos auch noch auf das Gedankengut und die Erzählungen seines Urgroßvaters zurückgreifen kann, stehen einem plötzlich 150 Jahre Wissen offen. Brea oder Pez nennt man hier, das durch Feuer entstandene Pech aus Baumharz und in der Tat, es gab reichlich "Hornos de brea" hier auf La Palma, Baumpechöfen wäre die deutsche Bezeichnung dafür. Auf den anderen Kanareninseln, allen voran Gran Canaria gab es noch deutlich mehr, dort stellte man so viel Baumpech aus Kiefern her, dass es irgendwann verboten wurde weil man dem Abholzen der Wälder Einhalt gebieten musste. Auf La Palma war es wohl nicht so drastisch, ganz einfach, bei uns war das Verhältnis von Kiefern zu Schiffen ein umweltverträglicheres als auf Gran Canaria war. Erst neulich hätte man wieder einen Baumpechofen bei Mazo entdeckt, der noch älter war als der Urgroßvater von Manuel Ángel und man will diesen sogar wieder herrichten und zu musealen Zwecken auch befeuern.
Die Herstellung von Baumpech ist nicht ganz einfach, aber inzwischen haben sich eine Menge weiterer Spezialisten und Gedankenzeugen der Kulturgeschichte dieser Insel um Manuel Ángel gesammelt und springen hier und da mit ein paar Worten oder Tipps ein, wenn Patt sich gerade mal wieder in den Jahrhunderten verfangen hat. Patterchon ordert derweil Bier und sorgt so auf seine Weise für den weiteren Fluss der Gedanken. Die Baumpechöfen auf den Kanaren bestanden aus zwei Brennern in ein bis zwei Metern Abstand. Der Hauptofen, in dem das Kiefernholz verschwelt wurde lag oberhalb des anderen Ofens und war mit einer Rinne mit dem zweiten Ofen verbunden, der das bereits kondensierte Pech auffing, welches durch den Höhenunterschied von selbst in den Kessel des kleinen Ofens tropfte. Dort erhitzte man das Pech weiter, bis es so zähflüssig war, wie man es haben wollte. Ganz wilde Geschichten über andere Verwendungsmöglichkeiten von Baumpech kamen auch noch zum Vorschein, man soll damit auch Wunden heilen können, vielleicht besser gesagt verkleben. Manuel Ángel zeigt uns dann auch gleich eine kleine Narbe an seiner Nase, er war als kleiner Junge, weil er fast blind wie ein Maulwurf war, mit dem Gesicht in eine Gabel gestürzt. Sein Vater hat ihm dann die Wunde mit einem klebrigen schwarzen Saft aus einer geheimnisvollen Flasche bestrichen, welches Baumpech gewesen sein soll. Das kam allerdings aus Kuba, auf La Palma stellte man ja dieses Produkt bereits nicht mehr her und wieso sein Vater immer irgendwelche geheimen Fläschchen aus Kuba in seinen Taschen hatte, das wird eine andere Geschichte. - So viel Bier können Patt und Patterchon auf einmal nicht trinken und auch den besten Erzählern unserer kleinen Welt muss mal ein Päuschen gegönnt sein.
Mittwoch 19.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1017 hPa
Buchmesse
Jetzt sollten wir nicht an Leipzig oder Frankfurt denken, wir sind auf La Palma. Buchmesse heißt bei uns, nun in der 20. Ausführung, eine Woche lang erhöhte Literaturdichte. In Los Llanos und Santa Cruz finden interessante Lesungen statt, neue Bücher, meist natürlich mit endemischem Bezug werden vorgestellt und Buden laden zum Kaufen oder Tauschen aller Genres der gedruckten Worte ein. Die Schulen schließen sich auch diesen Aktionen an, kann man doch lesend wohl die Orthographie verbessern, was vor dem Fernseher eher schlecht möglich ist. Ein Höhepunkt wird heute Abend die Präsentation des Buches von Nacianceno Mata sein, einer der überlebenden Palmeros der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Er und Alfredo Mederos gehören zu den wenigen Zeugen dieser kaum bekannten Geschichte, wie denn Sozialisten und Kommunisten aus La Palma über den Umweg Frankreich in die Hände der Nazis gerieten. - Das Franco Regime tauschte hiesige Widerstandskämpfer gegen gefangene der eigenen Truppen die in Frankreich festgehalten wurden. Diese "Tauschobjekte" gerieten später oft in die Hände der Nazis und so kommt es, dass auch diese ferne Insel La Palma ihre Geschichte mit deutschen Konzentrationslagern hat. Sinn und Zweck dieser kleinen Buchmesse ist aber nicht das Aufwühlen der Geschichte, sondern die Leute wieder mehr zum Lesen anzuregen, so lautet das Motto dieser Buchtage in Umkehrung eines bekannten Spruches: Ein Bild sagt nicht mehr als tausend Worte.
Dienstag 18.04.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,0 Grad, niedrigste Temperatur: 13,7 Grad
Jesus ist nicht allmächtig
Wortspiele mit unserem Ex Bürgermeister Jesus sind erlaubt, er lächelt dann milde... Das Ganze hat aber einen realen Hintergrund, der nun ausgehängte Raumordnungsplan für das Gemeindegebiet von El Paso sorgt für Unruhe. Der Plan General de Ordenación Urbana, meist nur "PGO" abgekürzt kann jetzt von den Bürgern in der "Oficina técnica" eingesehen werden, gegenüber dem Rathauses in der Straße die zur Kirche führt. Zeit dazu hat man noch bis Anfang Mai um nachzusehen, ob denn die eigene Scholle auf dem Land aufgewertet wurde zu einer der Zonen, in denen man dann bauen kann. Man hat auch die Gelegenheit eine schriftliche Stellungnahme einzureichen, hier alegación genannt. Nach dem öffentlichen Aushang müssen die Stellungnahmen der Bürger beantwortet werden und soweit diese den Vorgaben (directrices) des Gobierno de Canarias vom 14 April 2003 entsprechen, in den Plan eingearbeitet werden. Dann kommt der abgeänderte Plan erneut im Plenum des Rathauses zur Abstimmung und geht dann nach Tenerife zur COTMAC (Comisión de Ordenación del Territorio y del Medio Ambiente de Canarias). Da entscheidet sich dann, ob man hier seine Hausaufgaben gemacht hat, oder ob man uns das Papier wieder vor die Füße wirft, weil wir Vorgaben vom Gobierno vielleicht nicht beachtet haben. Die Gesetze und Normativen kann man sich auf der Seite www.gobcan.es/cmayot/normativa/ordenacionterritorial.html als Worddatei oder Pdf herunterladen. - Ich empfehle einen großen Arbeitsspeicher...
Der PGO muss erstellt werden, das geht aus dem Gesetz 1/2000 vom 8. Mai des gleichen Jahres hervor, alle Gemeinden der Kanaren sind aufgefordert worden, einen solchen Raumordnungsplan zu erstellen. Wie das vor sich geht, regeln die "directrices" vom 14. April 2003, die lassen wenig Spielraum für selbstherrliche Großmannssucht. Hauptaufgabe dabei ist es für die Gemeinde, so wenig wie nur möglich zu limitieren, man würde sich sonst jeglichem Wachstum selbst berauben. Damit muss aber auch vorsichtig umgegangen werden, dazu entstehen Zonen, die dann erst zur Bebauung freigegeben werden, wenn andere Gebiete bereits komplett erschlossen sind. Man möchte seitens der obersten kanarischen Raumordnungsbehörde von den Gemeinden Pläne haben, die einen Zeitraum von deutlich mehr als einer Generation abdecken, angesichts der dauernd wechselnden Anforderungen und auch besonders der wirtschaftlichen Lage, eine fast unmögliche Aufgabe. Die Schlüssel dazu, wie man denn den demographischen Zuwachs und auch Wirtschaftsleistung hochrechnet, das wiederum steht in den "Spielregeln", den schon öfter angesprochenen directrices.
Gar keinen Einfluss mehr hat die Gemeinde wenn es darum geht, Pläne übergeordneter Institutionen zu übernehmen. Damit kommen wir zu der projektierten Überlandstraße, die von Breña Alta bis nach Tijarafe führen soll. Dieser neue Verkehrsweg ist Teil des "Plan Territorial Especial de la Carretera" vom Gobierno de Canarias. Dabei hat man mit kühnem Federstrich Breña Alta, also den Osten der Inseln mit Tijarafe, dem Nordwesten verbunden. Höhepunkt dieser Schnellstraße soll eine mächtige Brücke sein, über den Barranco de las Angustias von Los Barros nach Amagar, auf der Nordseite des Calderarandes. Finanziert werden soll das aus EU-Töpfen, für Teile der Trasse würde das Gobierno de Canarias auch Geld dafür nach La Palma schicken, vielleicht auch, weil der momentane Rat für Infrastruktur und Transport im kanarischen Parlament, Antonio Castro Cordobez, aus La Palma kommt... Was nun der Flächennutzungsplan El Pasos mit diesem, eher posteruptiven Prestigeobjekt, welches gar nicht sicher gebaut wird zu tun hat? Da, wo die mögliche Trasse durch das Gemeindegebiet El Pasos führt, darf der Grund nicht als bebaubar tituliert werden, um spätere Abfindungen für das Abtreten des Grundstückes an die Provinzregierung nicht zu teuer werden zu lassen. Ob diese Straße sinnvoll, notwenig, nützlich, schädlich oder einfach nur einen weiterer Sargnagel für das Weltbiosphärenreservat darstellt, darüber haben wir nun viel Zeit zu diskutieren. Der Raumordnungsplan El Pasos hat damit nichts zu tun und kann die Straße weder erlauben, noch verhindern, das kann nur ein politischer Wechsel an der Spitze des Gobierno de Canarias und so weit reicht der Arm unseres Jesus auch nun wieder nicht. - Das haben nur die Wähler in der Hand und plötzlich wird es wieder kompliziert.
Dienstag 18.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1016 hPa
Saisonende
Eine Woche noch, dann kommt die "vaca flaca" Das heißt dünne Kuh auf deutsch und soll einfach nur bedeuten, dass dann die fette Jahreszeit wieder zu Ende ist, die Brötchen kleiner werden, das Trinkgeld schrumpft und viele Leute an die Aufarbeitung all der Dinge gehen, die man seit Oktober in die Ecke geschoben hat, da, wo auch die lange Bank steht. Ende April ist das immer das gleiche und auch wenn man seit vielen Jahren diesen Rhythmus kennt, alle werden wieder gleichermaßen nervös. Die Autovermieter fangen an die ältern Wagen zu verkaufen, die Wirte basteln an den Speisekarten herum und man muss sich zwingen, diesen progressiven Fortschrittsgang der Hochsaison in passives Schlendern ausklingen zu lassen.
Kollektives Jammern befreit und dazu gibt es dann reichlich Gelegenheit, wahre Meister des Tiefstapelns treffen sich und dann wird so lange geklagt, dass kein Wirt sich mehr traut den Cortado zu berechnen, an dem man seit einer dreiviertel Stunde herumkaut. Das ist alles nicht wirklich neu, der Mai und Juni waren immer die Monate der gemeinschaftlichen Agonie und trotzdem hat keiner Zeit, die Projekte anzugehen, die man seit Monaten auf den leeren Raum verschoben hat, der sich da Nebensaison nennt. Neu ist nur eins, dass man sich diesmal zum "Jammern vorab" entschieden hat obwohl man noch mitten in der Arbeit steckt und ganz unvorsichtige konjunkturelle Leidensgenossen sogar von Urlaub faseln. Diesen Gedanken könnte ich auch mal aufgreifen, weiß aber nicht so richtig wie man das macht, denn in diesem Gewerbe stehe ich auf der falschen Seite des Tresens und eine Woche haben wir ja noch um solche Flausen zu vertreiben. - Jetzt muss ich Schluss machen, ich hab noch so viel zu tun...
Montag 17.04.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 21,4 Grad, niedrigste Temperatur: 14,2 Grad
Zweiter La Palma Film
Nach der überaus erfolgreichen Veröffentlichung des ersten Filmes aus der Kameraschmiede des Erich Plönißen, haben sich über 1.200 La Palma Fans und die, die es werden wollen den Streifen herunter geladen. Nun folgt der zweite Streich. - Dabei geht es um die letzte noch in Betrieb befindliche Saline der gesamten Provinz Santa Cruz de Tenerife, Sal Teneguía an der Südspitze unserer Insel. Es sah lange nicht gut aus für den kleinen Familienbetrieb, vom Salz leben zu können ist angesichts der tiefen Preise für dieses Grundnahrungsmittel keine einfache Geschichte. Lange blockierte man seitens der Behörden auch die Möglichkeit, neben dem reinen Salinenbetrieb auch weitere Unternehmungen rund um das Salz zu schaffen, um den Betrieb der Saline zu sichern. Das ist inzwischen ausgeräumt und nun sieht die südlichste europäische Saline wieder einer besseren Zukunft entgegen, die nicht nur salzig ist.
Der Film ist mit neun Minuten deutlich länger als der erste Streifen. Das Datenvolumen entsprechend groß, 39 MB und vielleicht sollten Internauten, die über ein Modem ins Netz gehen und noch nicht die Gnade der schnellen DSL Leitung haben lieber auf den Film verzichten. Selbst mit DSL dauert es bereits 6 - 10 Minuten, lohnt sich aber allemal, in dem Film wird die Salzgewinnung sehr eingehend beschrieben. HIER geht es zur Einleitung und dem download.
Montag 17.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1016 hPa
Zementfriedhöfe -
- so bezeichnet Pablo Díaz die neu projektierten Hotels auf dieser Insel. Pablo Díaz gehört der Umweltschutzorganisation "Ben Magec" an und kritisiert heftig die hochtrabenden Pläne des Plan Territorial Especial, hier immer nur "PTE" genannt, welcher weitere 10.000 Hotelbetten und unter anderem auch, 5 Golfplätze für die Insel vorsieht. Abgesehen davon, dass weitere Hotels, zumeist in Küstennähe das Landschaftsbild dieser Insel grundlegend ändern würden, es braucht auch niemand diese Hotels. Die Auslastungszahlen der bereits vorhandenen Anlagen sind, mit Ausnahme der Sommermonate 2005, unter der Rentabilitätsgrenze und die Gästezahlen sinken weiter. Noch mehr Hotelbetten würden die Konkurrenz weiter verstärken und die Preise auf einem Niveau einfrieren, welches unseren Lebenshaltungskosten nicht mehr entspricht. Gegen die in Billiglohnländern wachsenden Angebote des konventionellen Pauschaltourismus, der primär auf Sonne, Strand, Meer und organisierte Freizeitangebote setzt, haben wir keine Chance. Darüber hinaus warnt Pablo Díaz auch vor den langfristigen Folgen der immer weiter steigenden Erdölpreise, die den Pauschaltourismus per Flugzeug auf Dauer völlig verändern werden.
So weit zusammengefasst die Aussage der Umweltschützer, dem ist wenig hinzuzufügen. Von politischer Seite ist man stark ins Schwanken gekommen, die schwachen Zahlen lassen sich kaum noch schönreden. Es ist in der Tat fragwürdig, ob man bei der geringen Auslastung weitere Hotelanlagen projektieren muss, wir haben auf viele Jahre hin mehr als genügend Hotelbetten und woher der Aufschwung in diesem Sektor kommen soll, ist mehr als fragwürdig. "Ben Magec" hat nun eine Plakataktion gestartet die sich gegen den "PTE" richtet und mit provokanten Sprüchen Stimmung gegen dieses umstrittene Papier macht. Viele der Plakate waren schnell wieder verschwunden, auf einem war auch zu lesen: Pauschaltouristen terrorisieren Einwohner, auf deutsch. So weit ist es bislang nicht gekommen, aber der Protest gegen einen Ausverkauf der besten Insellagen an internationale Konzerne ist lauter und bunter geworden. - Man muss aber auch wissen, dass nie alles, was in solchen Plänen steht auch verwirklicht wird, zwischen der Vision und der Realität steht bei uns immer noch die Marktwirtschaft und es bleibt ein Rechenbeispiel für Investoren, ob es bei uns auf diese Art und Weise was zu verdienen gibt.
Sonntag 16.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,3 Grad, niedrigste Temperatur: 12,8 Grad
Bye bye bicho
Konsequenter Tierschutz hat maximal 4 Beine, möglichst kuscheliges Fell und wenn es schnurrt oder wiehert, dann ist der Mensch eins mit der Natur. Unser schwarzer portugiesischer Tausendfüßer, (schon am Namen merkt man, das wir nicht Schuld sind) hat es schwer die Herzen der Menschen zu erobern. Die Kommunikation beschränkt sich meist auf ein Knacken unter der Schuhsohle und dann ein Fluchen der Zweibeiner und ich gebe zu, den Tausendfüßer, der frech über meine Zahnbürste lief, habe ich standrechtlich sofort erschlagen. Dabei gibt es durchaus Gemeinsamkeiten zwischen den Diplopoden (das sind die) und den Duopoden (das sind wir), den meisten geht es nur um Fressen, Vermehrung und dem dazu nötigen Geschlechtsakt und möglichst großen Raumgewinn. Wer dabei wem in die Quere kommt sollte man mal Berufsphilosophen klären lassen, geht es rein nach Anzahl oder solchen Faktoren wie Vermehrungsgeschwindigkeit, dann sollten wir uns schleunigst vom Acker machen, wir sind dann die Randgruppe.
Da aber die meisten Menschen mit Hirn, Herz, manche auch mit Seele und Rückgrat ausgerüstet sind, können wir rein vom Intellekt zwischen Kraut und Unkraut, Nützling und Schädling unterscheiden. - Dass dabei die Betrachtungsweise einseitig von uns aus geht, spielt keine Rolle, religiöse Weltbilder gleichen da den rein wissenschaftlichen, mal sind wir die Krönung der Schöpfung, mal die der Evolution. Dass wir uns nicht falsch verstehen, mich stört das massenhafte Auftreten dieser Gleichschrittgänger auch und nie in meinem Leben habe ich öfter einen Besen in der Hand gehabt. Aber die Tausendfüßer haben einen Vorteil den Menschen gegenüber, die schwarzen Gesellen verschwinden wieder unter die Erde wenn es an der Oberfläche keine Feuchtigkeit mehr gibt und sind dann aus dem Auge und aus dem Sinn. Bleiben viele Fragen offen, auch die nach dem Wert dieser Schnurfüßer, scheint es doch keinen zu geben, zumindest ist das wirbellose Tier für uns nicht zu nutzen. - Nachfolgend noch einige Insiderinformationen, die streng geheim sind und ich Sie deshalb bitte, das ganz vertraulich zu behandeln.
Es liegen Pläne in den Schubladen der Inselregierung, den Tausendfüßer zu unserem Wappentier zu machen und ein völlig neues Marktsegment zu erschließen. Bei einigen chinesischen Bergstämmen gilt der getrocknete und dann gemahlene Tausendfüßer als Potenz steigerndes Pulver. Irgendein Drüsensekret soll den Hängoglobinwert beim Mann senken können, aber das ist auch nicht so wichtig, bei Drüsen kenne ich mich nicht so gut aus. Man könnte nun, blau eingefärbt und hübsch in Drageeform gestanzt, damit einen echten Boomsektor beliefern, man hört davon, dass krawattierte Herren von Pfizer und Merck bereits großzügig Claims hier abgesteckt haben sollen. Ob die Verarbeitung der Rohstoffe hier auf La Palma geschieht, das ist noch nicht raus, man verhandelt mit der nigerianischen Schleppermafia um billige Arbeitskräfte, ist aber auch im Gespräch mit der Arbeitsagentur. Man könnte temporäre "Greencards" verteilen, eingeteilt in Jäger, Sammler und Trocknerlizenzen, abzugeben ist aber der das magische Pulver auf alle Fälle beim Weltbiosphärenreservatsrohstoffmonopol, die goldene Zukunft dieser Insel will verwaltet werden. - Wäre ja noch schöner, wenn wir selber mal was in die Hand nehmen dürften, da fallen mir plötzlich Parallelen zum Tourismus ein. Bis es so weit ist, haben meine Kinder die ersten Tausendfüßer zu Turnierdiplopoden dressiert, einen Meter in weniger als dreißig Sekunden, ohne sich schmollend einzurollen. Es wird bereits von ersten illegalen Wettbüros berichtet und irgendwie trauere ich den Viechern bereits jetzt schon wieder nach, über was schreibe ich denn, wenn die wieder weg sind?
Sonntag 16.04.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1019 hPa
Die Finnen sollen es richten
Ab Winterflugplan, meist Ende Oktober soll wieder eine Chartermaschine aus Finnland kommen, je nach Tageszeit fliegt diese aus Hell, oder Dunkelsinki zu uns. Es ist nicht das erste Mal, dass Finnen zu uns kommen, ich glaube es war vor 12 Jahren als man uns eine halbe Wintersaison diese Menschen zu uns schickte, die noch blasser waren als die Deutschen und eine noch komischere Sprache sprechen. Ein neuer Versuch unseren, heftig kränkelnden touristischen Sektor zu beleben, allerdings sind wir wieder nur Zwischenstation. Die Fluggesellschaften sind vorsichtig genug geworden und die Maschine wird nicht nur La Palma anfliegen, sondern noch eine weitere kanarische Insel. Damit müssen wir uns wohl zufrieden geben, obwohl die Inselregierung diese Verbindung mit 10.000 Euro sponsert. So weit ist es also gekommen, wir bezahlen inzwischen dafür dass man zu uns fliegen kann, böse Zungen könnten nun daraus schließen, dass man unseren Hotelsektor inzwischen subventioniert.
Da zeigt sich wie schwierig es ist, La Palma an internationale Standards anzupassen. Der Aufwand für Pauschalpublikum interessant zu sein übersteigt bei weitem unsere Möglichkeiten und erhöht die Gefahr der Angleichung immer mehr. Das ist ein bekannter Spagat, wen wollen wir bewerben, Individualtouristen die La Palma als alternatives Ziel suchen um ohne massentouristischen Begleiterscheinungen auf den Kanaren Urlaub machen zu können, oder folgen wir den Strömungen und Forderungen einer kurzlebigen Tourismusmode, die schneller ihre Kleider wechselt als wir uns einen Schuh anziehen können. Damit vertreiben wir aber unser Stammpublikum, wir haben ja schließlich ziemlich treue Besucher, nur machen wir uns auf die Dauer unglaubwürdig, wenn wir an jedem Futterschälchen nagen wollen. - Iloista Pääsiäistä - das war finnisch und heißt wohl Frohe Ostern!
Samstag 15.04.06 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,5 Grad, niedrigste Temperatur: 12,6 Grad
"Don Bumm" und mehr Nostalgie als Glaube
Es ist müßig Ihnen Osterfeierlichkeiten und Liturgien zu erklären, Ostern wird überall gefeiert, aber halt manchmal ein bisschen anders als anderswo. Zwischen "Domingo de Ramos" (Palmsonntag) und dem Domingo de Pascua (Ostersonntag) hat der Pfarrer göttlichen Stress (höllisch zu sagen wäre hier falsch) eine Messe und Prozession jagt die andere, da braucht man mehr als nur gute Konstitution um das unbeschadet durchzustehen. Domingo freut sich auf Domingo witzelt man hier, Domingo heißt nicht nur Sonntag, sondern ist auch noch der passende Name unseres Pfarrers. Es sind ja nicht nur die Messen und Prozessionen abzuhalten, zwischendurch werden noch die Kranken besucht, Beichten abgenommen, Firmanten auf Tauglichkeit überprüft und Domingo muss auch noch zwischen zwei Kirchen hin und herfahren, Tajuya als Außenstelle und eben die Hauptkirche von El Paso, genannt Nuestra Señora de Bonanza. (Ist übrigens nicht nach der Fernsehserie benannt worden, "Bonanza" heißt figürlich Wohlbefinden, das Wort wird aber meist in der Seefahrt benutzt für "ruhige Wasser" aber auch Ruhe nach dem Sturm.)
Da meine katholischen Wurzeln im tiefsten Bayernland ausschlagen mussten sind mir klerikale Akte nicht fremd und ich kann meine Freunde hier immer wieder verwundern, mit dem Wissen um die Liturgie und warum wir das alles hier machen. - Gelten doch die Alemanes im Allgemeinen hier als wenig gläubig, bis auf wenige Ausnahmen finden die kirchlichen Unternehmungen hier ohne Anteilnahme der großen Schar an Ausländern teil die hier leben. - Das ist sehr schade, alle würden sich größere Beteiligung wünschen, wer sich mal ran traut an die Kirche hier, der wird schnell feststellen, dass diese Gemeinde ihren Glauben sehr offen lebt und keinesfalls dogmatisch ist. Ich habe in den Jahren in Bayern auch die dunkle Seite der katholischen Kirche kennen gelernt, hier ist diese bunt, jeder darf mitmachen und anfassen, das Gemeinschaftsgefühl ist viel wichtiger als Glaubensregeln und mit fast kindlichem Spaß gehen die vielen notwendigen Komparsen an die Aufgabe dieses Gemeindefest zu einem Gelingen zu führen.
Einer der Höhepunkte ist die abendliche Prozession mit dem gekreuzigten Jesus am Karfreitag. Alle 5 Wagen kommen da mit durchs Dorf, zwei Musikkapellen sorgen für die notwendige Stimmung und nur wenige haben das Recht, nicht auf der Prozession gesehen zu werden. Wer geschickt genug ist, der ist am Anfang mit dabei, tauscht dann Geistliches mit Geistigem und springt rechtzeitig aus der Kneipe, wenn der aufgebahrte Jesus wieder vor der Kirche steht. Denn nun kommt ein Spektakel, welches nur in wenigen katholischen Gemeinden so zelebriert wird. Der aufgebahrte Jesus wird nun, von mehr Bürden als Würdenträgern, in Zeitlupengleichschritt durch die ganze Kirche getragen. Begleitet von echtem, aber auch gespieltem Weinen und betäubungsmittelverdächtigem Starkeinsatz von Weihrauch bis auf den Altar getragen. Dort steht ein hohes Gestell mit einem stilisierten Sarg auf der Spitze, Pfarrer und Küster stehen auf beiden Seiten mit auf dem Podest. Nachdem der tote Jesus ganz bedächtig allen Gläubigen und Kirchenbesuchern gezeigt wurde, heben die vier Träger die Bahre so weit an, dass der Pfarrer und Küster die Jesusstatue greifen können. Nun wird Jesus in den Sarg gelegt, aber noch dreimal wieder hochgehoben, erst dann fällt die Klappe, also der Deckel zu. Nun kommt "Don Bumm" zum Einsatz, hinter dem Altar ist ein Junge versteckt mit einer enorm großen Trommel, die er genau dann zu schlagen hat, wenn der Sargdeckel mit Schwung geschlossen wird. Auch wenn jeder diese Überraschung eigentlich schon kennt, trotzdem zuckt die ganze Kirchengemeinde in dem Moment und die Kinder werden diesen Augenblick nicht vergessen und so wird dieses Ritual auch in vielen Jahren noch die Leute zum "Santo Entierro" locken. Die Bürdenträger und "Don Bumm" feiern sich dann anschließend, nicht gestolpert zu sein oder den Einsatz verpasst zu haben, während der Rest der Gemeinde dann noch eine "procesión silenciosa", also stille Prozession durch den Ort macht. Eine Auswahl an Bildern zu den Osterfeierlichkeiten gibt es HIER.
Samstag 15.04.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1010 hPa
Selber trinken
Der Weinanbau erlebt auf La Palma in den letzten Jahren eine wahre Renaissance. Rekordernte um Rekordernte wurde eingefahren und die Anbaufläche hat sich innerhalb von nur 5 Jahren um 20% erhöht. Man ist zwar von der Fläche noch nicht wieder da, wo man vor der grandiosen Erfindung des Billigweins im Tetrapack war, aber die produzierten Mengen sind höher als je zuvor. Viele Winzer sind, mit Hilfe von Subventionen der Inselregierung dazu übergegangen, den Wein nun auch wie in anderen Ländern auch, an Spalieren hoch zu ziehen, ist zwar mehr Aufwand, aber der Ertrag ist deutlich besser. Weinbau lohnt sich wieder auf La Palma, zumindest auf den anderen Kanareninseln haben sich manche unserer Tropfen durchsetzen können, auf dem mitteleuropäischen Markt dagegen sieht es noch sehr trocken aus. Nun trübt aber ein gewaltiger Wehmutstropfen die weinselige Winzerlaune, wir haben viel zu viel Wein produziert. Der Ansatz steigt zwar, hinkt aber gewaltig hinter den steigenden Produktionszahlen hinterher, manche Bodegas, wie Kellereien bei uns heißen, haben noch Weine aus 2002 und 2003 in ihren Beständen und nun drückt die Rekordernte von 2005 auch schon auf den Markt.
Dabei sind die Vorlieben der Verbraucher auch deutlich zu spüren, unser Weißwein aus dem Norden der Insel hat keine Absatzprobleme, bei dem Roten allerdings sieht es heftig aus und bereits im Herbst letzten Jahres ist manch Weinbauer auf seinen Rotweitrauben sitzen geblieben, weil die Kellereien einfach keine Trauben mehr angekauft haben. Seitens des "Consejo Regulador de Denominación de Origen Vinos de La Palma", dem "DO" der La Palma Weine macht man sich jetzt große Sorgen, die Winzer könnten in diesem Jahr eine erneute Rekordernte einfahren, Reblaus und Mehltau mögen das verhindern. Man fürchtet natürlich ein Zusammenbrechen der Preise, Wein aus La Palma war bislang kein Billigtrunk. Einmal sind bei den kleinen Anbauflächen die Erträge nie so hoch und wir müssen hier alles per Hand machen und können keine Erntemaschinen einsetzen, die viele Handarbeit muss auch bezahlt werden. Dazu kam noch, es gab eigentlich nie genug Wein auf La Palma der in Flaschen abgefüllt wurde und so konnte man in den Läden locker um die 5 Euro für diese Seltenheit verlangen. - Diese Zeiten scheinen vorbei, den effizienten Weinbau haben wir schnell gelernt, nun müssen wir noch die Marktwirtschaft begreifen, dann brauchen wir nicht mehr auf Missernten hoffen um den Absatz zu regulieren. - Weintrinken, natürlich den aus La Palma, ist zur ersten Bürgerpflicht geworden. Leider kann ich da nicht helfen und warte weiterhin auf eine Überproduktion der Brauereien auf Tenerife und Gran Canaria...
Freitag 14.04.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,2 Grad, niedrigste Temperatur: 12,1 Grad
Erst kommt die Archäologie und dann das Museum
Da war doch was, sollte nicht dieses Jahr das archäologische Museum in Los Llanos eröffnet werden? Ja, sollte, aber wer wird denn bei der Archäologie hudeln wollen, da läuft uns doch nichts weg. Eigentlich ist das Museum von der Baustruktur längst fertig, die Inneneinrichtung und das "drum herum" müssen aber noch finanziert werden und das tut angesichts der chronisch leeren Taschen der Inselregierung immer weh. Dieses Jahr werden noch mal knappe 700.000 Euro abgezwackt und dann hofft man, im Laufe des nächsten Jahres den stolzen Rundbau seiner Bestimmung übergeben zu können. Unser Oberarchäologe, Jorge Pais ist aber auch nicht ganz unschuldig an der Verspätung des Museums, wird doch immer wieder aus dem, für das Museum veranschlagten Topf, Geld entnommen. Durch den Waldbrand im Norden der Insel letztes Jahr hat man so viele neue archäologische Fundstätten entdeckt, dass Jorge Pais lieber das Geld dafür ausgibt diese Stellen zu sichern und seine Sammelwut zu befriedigen. Das Museum läuft uns ja nicht weg, die Fundstücke sind aber in Gefahr und deren Sicherung hat Vorrang.
Ganz interessant ist unser neues Interesse für unsere Vorfahren, oder besser die Leute die vor der Hispanisierung auf diesen Inseln gelebt haben. Marginal sind noch Gene der Ureinwohner bei den Menschen auf La Palma vorhanden, das dauernde Kommen und Gehen auf diesen Inseln hat den Berbereinfluss fast bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Bei den frankistischen Reinheitsfanatikern gar war alles, was nicht spanischer Herkunft war, unbeliebt, gezielt wurden archäologische Fundstätten verwüstet. Heute kommt die Gefahr eher von Hobbyarchäologen und von Bauherren, die bloß keinen Guanchenknochen auf ihrem Grundstück haben wollen, sonst droht der Besuch der Archäologen und man kann sich den Bau an die historische Backe kleben. Dennoch, alles was mit den Ureinwohnern La Palmas, also den so genannten Benahoaritas zu tun hat, steht wieder hoch im Kurs. Besonders bei den Anhängern einer kanarischen Leitkultur, (ein Lehenswort aus dem deutsch Deutschen) findet alles was vor den Spaniern, Portugiesen, Malloquinern und Venezianern hier war, größten Anklang.
Über das Wetter brauchen wir nicht mehr reden, Bauknecht wie man sieht und fühlt.
Freitag 14.04.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 87 % Luftdruck 1008 hPa
El Paso, wecken um 6:00 Uhr
Keine Gnade mit Langschläfern kennt man in El Paso am Karfreitag. Punkt 6:00 Uhr wecken die Trompeten und Trommeln die Stadt, die Morgenprozession zu den vierzehn Kreuzstationen legt noch im Stockdunklen los und mit Taschenlampen müssen die Vorleser ihren Text von den Papieren ablesen. Kalt, hungrig und eigentlich viel zu früh trotten wir hinter dem Wagen mit der Jesusstatue her und ich bewundere jedes Jahr aufs Neue die Disziplin, mit der sich die Menschen zu dieser, eigentlich unchristlichen Uhrzeit aus dem warmen Bett gepult haben. - Es waren weniger als die anderen Jahre, viele hatten sicherlich mit Regen gerechnet, aber irgendwer hat das hinbekommen, kaum noch Wolken am Horizont. Glaubt man den Diagrammen des Global Forecast Systems, dann war es das auch mit dem Regen. Unterwegs ein ergreifendes Schauspiel, der fast volle Mond über dem Atlantik schien heller zu sein als die gelblichen Straßenlaternen und die Trommler gerieten nicht nur einmal aus dem Takt, weil sich keiner diesen Anblick entgehen lassen wollte. Es waren eigentlich die gleichen wir immer da, und auch das lustige Ritual, beim 12 Kreuz verschwinden plötzlich ein paar männliche Pilger in eine Garage und tauchen erst wieder auf, wenn der Zug schon auf dem Rückweg ist. Ich weiß, was es da in der Garage gibt und auch warum die dann später so fröhlich den Rückweg wieder mit uns antreten. Ob die das den ganzen Tag durchhalten und auch auf der großen Abendprozession wieder dabei sind? Wir werden es erleben.
Donnerstag 13.04.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 9 mm, Luftfeuchte 93 % Luftdruck 1010 hPa
Höchsttemperatur heute: 16,9 Grad, niedrigste Temperatur: 15,4 Grad
Erneute Wetterkapriolen machen die grüne Insel wieder unnahbar
Der Gesichtsausdruck anreisender Gäste verändert sich proportional zur Regenmenge die just fällt, wenn sie den ersten Kontakt zu dieser Insel gewinnen. Späßchen sind dann angesagt, was unter den Umständen schwerer fällt als sonst und außerdem quietschen dazu die nassen Füße in den Schuhen so auffällig. Wir sind das gewohnt, Gäste welche die raue Schöne schon kennen auch, wer allerdings das erste Mal unsere Insel betritt, der guckt betreten. Manchmal frage ich mich allerdings doch, ob der gedankliche Zusammenhang von grüner Insel und ab und an Regen zu weit gefasst ist und überprüfe dann meine Assoziationsketten. (Das dauert manchmal Stunden, meist ist dann der Regen schon wieder vorbei und ich muss ganz von vorne anfangen.) - Gerade um die Mittagszeit öffnete der Himmel seine Pforten, die meisten Maschinen konnten landen, die Condor aus Stuttgart und München, so wie die LTU aus der bayrischen Hauptstadt mussten aber einen Umweg über Tenerife oder Fuerteventura nehmen, für 2 Stunden war unser Flughafen wegen des heftigen Regens dicht. Nun sind aber auch die Nachzügler gelandet und jeder schläft heute Abend in seinem Häuschen auf La Palma und muss nicht noch eine Nacht auf einer anderen Insel verbringen. Weitere Schauer können noch kommen, Entwarnung bietet sich ab morgen Mittag an, allerdings weht kein Wind oder gar Sturm, es ist einfach nur ein bisschen nass. - Mal sehen ob wir es wagen, morgen Früh die Karfreitagsprozession abzusagen, oder ob uns dann der Bannpfeil des Vatikans trifft. - Schick noch mehr Regen Herrgott,! Habe ich da etwa blasphemische Laute aus meinem engsten Familienumkreis vernehmen müssen? - Die Kinder sagen der Paul war es, dann ist ja alles gut, der Katzengott kennt wohl keine Prozessionen in aller Herrgottsfrüh.
Donnerstag 13.04.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 90 % Luftdruck 1012 hPa
Meteorologische Instabilitäten
Dieses Wort haut mir meine Frau sofort um die Ohren, meist mit Hilfe eines nass gewordenen Kleidungsstückes. Da aber die Vorraussagen immer präziser werden haben wir (wirklich wir?) gestern Abend noch rechtzeitig die Konfektion in Sicherheit gebracht. Auf dem Atlantik herrscht Chaos und nun komme ich wieder mit der Instabilität. Es gibt zwar so etwas wie ein Azorenhoch, aber dummerweise hat dieses Hoch ein schwaches Tief über uns eingesperrt, dem der Weg nach Norden und Osten versperrt ist. Weit westlich von uns wartet ein weiteres Tief darauf nach Osten zu gelangen und wenn sich nicht bald ein wirkliches Azorenhoch ausbildet, welches genug Kraft hat, dieses Tief weiter in den Norden zu schieben, dann erwischt uns das auch noch. Dafür sind die Würfel aber noch nicht gefallen, wir sitzen ja gerade in dem einen Tief, da müssen wir noch nicht über das nächste reden. Ich weiß nicht, ob die Amerikaner Schuld sind, Berlusconi oder sonst wer, seit dem Fall der Sowjetunion ist es ja schwer geworden allgemein gültige Schuldige zu finden. - Das war so praktisch, damals...
Wir dürfen aber eines nicht vergessen, fällt halt nach einem so trockenen und warmen März schwer, wir haben erst April und da ist es noch völlig normal und in jede Statistik passend, wenn es bei uns regnet. Der Regen jetzt ist aber überhaupt nicht beliebt und wenn die Niederschlagsmengen so gering bleiben, dann reichen diese auch nicht aus, auf den Bananenfeldern einen Bewässerungszyklus zu sparen. Bis morgen Abend wird das Wetter bei uns noch unberechenbar bleiben, der Wind dreht von Südwest auf Nordwest und vielleicht, wenn wir da draußen auf dem Atlantik noch ein paar Hektopascal gewinnen auch weiter auf Nordost, da wo der Wind herkommen soll. Der Wind bleibt weiter sehr schwach, also keine Gefahr für den Flughafen. Was aber gefährdet ist, die frühe Freitagsprozession. Aus volksgesundheitlichen Gründen verzichtet man bei Regen auf den Heiligenschein, richtig so, erst kommt die Gesundheit und dann der Katholizismus. Prozessionen gibt es dennoch andauernd, die Tausendfüßer sind wieder mitten unter uns und genießen dieses unangenehme Wetter.
Mittwoch 12.04.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,5 Grad, niedrigste Temperatur: 14,0 Grad
Vermehrte Prozessionsdichte
Neben jede Kirche gehört auch eine ordentliche Kneipe. Ausgewogenheit zwischen geistigen und geistlichen Genüssen ist extrem wichtig, wobei die Übergänge fließend sein können. Ostern herrscht Totalstress für die vielen Komparsen, die dem wichtigsten christlichen Fest des Jahres den gebührenden Rahmen verleihen wollen. Seit Tagen wird geschrubbt, gemalert, geprobt, Reden geschrieben und jeder muss dabei seinen kleinen Beitrag leisten, sonst kommt er nicht in den Himmel... Viele wollen da auch gar nicht hin, zumindest noch nicht und so bietet sich ein geradezu göttliches Refugium direkt neben der Kirche an, diese geforderte Ausgewogenheit zwischen himmlischen und weltlichen Dingen aufrecht zu erhalten. Ab und zu kommt Domingo, unser Pfarrer dann in die Kneipe und scheucht ein paar Würden oder Kerzenträger wieder aus der so notwendigen klerikalen Pause.- Dieses muss noch gemacht werden und jenes, Widerworte fallen dann kaum, sich vor der Arbeit drücken muss gut dosiert sein, am besten macht man das wie bei einem Staffellauf und schickt reihum die Leute abwechselnd zum Arbeitsdienst. Die anderen dürfen sich währenddessen über die misslungenen Versuche der Erwischten unsichtbar zu sein, lustig machen, wer sagt, dass kirchlich gemeindliche Arbeit keinen erhöhten Spaßfaktor besitzt, manche haben sogar einen "Heidenspaß" daran. Wer Gottesfurcht nicht mit Angst vor Gott verwechselt, dem brennt das Weihwasser auch nicht auf der Seele.
Die Leute aus El Paso sind inselweit bekannt für ihr Improvisationstalent. Böse Zungen, meist aus Los Llanos oder der Hauptstadt, sind sogar der Meinung wir improvisieren nur, das ficht hier aber niemanden an, auch bei uns ist Jesus noch nie zu spät wieder auferstanden. Da kann man sich in El Paso auch schnell mal gesellschaftlich rauskippen, mit zu viel Planung und Perfektionsstreben macht man sich eben mal dem Pharisäertum verdächtig und das ist fast so schlimm, wie südamerikanische Bananen auf La Palma zu essen. Eines der schönsten Beispiele unseres ungezwungen Umgangs mit der schweren Bürde des Glaubens sind die fahrbaren Untersätze für unsere Dorfheiligen und Jesus himself. Anderswo trägt man die schweren Statuen auf den Schultern, wir haben Schweißgeräte und viele alte Autos, denen man alles außer Lenkrad, Bremse und Fahrgestell abschneidet und dann ein endemisch pasensisches Heiligenchassis darauf baut. Nur schieben müssen wir die Wagen noch, Fran hätte zwar am liebsten auch noch Motoren eingebaut, aber dann hört man den Pfarrer nicht mehr und die Trommeln und Fanfaren, welche die Prozession für alle Bürger ankündigen.
Es finden sogar richtige Fahrstunden für diese klerikalen Gefährte statt, man sieht eigentlich nur ein kleines bisschen nach vorne weil samtene Decken die Technik verdecken und ist auf einen Prozessionsflüsterer angewiesen, der einem sagt, wann man wohin das Lenkrad zu drehen hat und wann man auf die Bremse treten muss, um dem Pfarrer nicht auf die Hacken zu fahren. Es ist eine Ehre, solch ein Gefährt steuern zu dürfen, Fahrer bei der "Formel Jesus" zu werden ist nur wenigen vorbehalten. Junge Hitzköpfe haben da keine Chance, die 5 Wagen haben eine genau festgelegte Reihenfolge, es herrscht Überholverbot und man denkt daran, einen Heiligenbeförderungsschein einzuführen, mit ähnlich strengen Auflagen wie man es sie auch bei Gefahrguttransporten kennt. Heute Abend ist erstes Zeittraining, mit Musike geht es ums Dorf, Freitag früh um sechs ist dann nur was für Hartgesottene und Sonntag findet das Finale statt. Und wer es nicht glaubt, der kann ja einfach kommen und zugucken, ob nun aus der Kneipe oder in der Kirche, da sind bei uns die Wege kurz.
Mittwoch 12.04.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1019 hPa
Dialog ist doch möglich
Vielleicht ist es das friedliche Säuseln in der österlichen Luft, welche bei uns immer besonders süß und schwer über die Lande zieht. Vielleicht ist es aber auch nur der überall bereits latent vorhandene vorgezogene Wahlkampf und zu guter letzt darf man auch einen Faktor bei Politikern nicht grundsätzlich ausschließen, die Vernunft. Juan Ramón Hernández, Bürgermeister der größten Stadt der Insel, Los Llanos und José Antonio Batista, Chef der staatlichen Behörden auf La Palma reden miteinander. Man möchte meinen ein alltäglicher Vorgang, aber die bisherigen Konfrontationen der beiden beliefen sich auf ein Pressefernduell, schön für die Reporter aber wenig hilfreich um die wirklich anstehenden Fragen zu klären. Hauptstreitpunkt zwischen den beiden Alpha Humanoiden war die Frage der inneren Sicherheit, die nach Meinung des Bürgermeisters von Los Llanos an jeder Ecke der Insel bedroht sei.
Für die Sicherheit sind aber die staatlichen Organe zuständig, also Guardia Civil und Policía Nacional, im besten Fall unterstützt von den Agenten der Lokalpolizei, die wiederum von der Gemeinde gestellt, gelenkt und bezahlt werden. Die Gemeinde beklagt sich über viel zu wenig Polizeipräsenz und José Batista kontert damit, ihr habt doch genügend Lokalpolizei um mit den paar Jugendlichen fertig zu werden, welche die wochenendliche Ruhe einiger Honoratioren der Stadt bedrohen. Der Gipfel war dann ein vom Bürgermeister bestellter Einsatz der "Unipol" aus Santa Cruz de Tenerife, eine Eingreiftruppe die eigentlich dafür ausgebildet ist, wirklich schwere Jungs zu stellen und nicht jugendliche Randalierer zu erschrecken, die von Alkohol beflügelt den strammen Max vor den Mädels machen wollen. Der Einsatz dieser Spezialkräfte war nicht mit den staatlichen Behörden, also Batista abgesprochen und ging auch nach Meinung fast aller Bürger nach hinten los. Da hat sich so manch Familienvater doch erschreckt, wenn man die gleichen Leute auf den halbgeratenen Sohn hetzt, die sonst Terroristen jagen sollen. - Nun scheint Vernunft eingekehrt zu sein und man will gemeinsam die täglichen Anforderungen bewältigen. Schade eigentlich, dass ein so normal scheinender Vorgang eine Nachricht wert ist.
Dienstag 11.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 21,6 Grad, niedrigste Temperatur: 12,1 Grad
Neue Kläranlagen für Los Llanos und die "Breñas" vielleicht noch dieses Jahr
Das Geld ist da, die Projekte schon lange und auch die Baufirma steht bereit, theoretisch kann es in Kürze losgehen mit den neuen klärenden Anlagen, die eigentlich längst überfällig sind. Das Umweltamt hat 6.8 Millionen Euro für beide Anlagen veranschlagt, wobei der Löwenanteil dabei nach Los Llanos geht, dort soll eine Anlage entstehen die täglich 3.000 Kubikmeter Abwasser bewältigen kann, die in den "Breñas" nimmt sich dagegen bescheidener aus und ist nur halb so groß. - Pläne, die Kläranlagen von Breña mit der aus Santa Cruz zusammenzulegen, konnten nicht realisiert werden, das hätte eine völlige Neuauflage aller bürokratischer Verfahren erforderlich gemacht und damit eine enorme Zeitverzögerung mit sich gebracht. Zeit ist aber knapp in Sachen Kläranlagen, im Hintergrund stehen blaue Briefe aus Brüssel und die schnelle Notwendigkeit, die alten, völlig überlasteten Anlagen zu ersetzen.
In Los Llanos wird die neue Kläranlage neben der bereits vorhandenen entstehen, in einem geschlossenen Gebäude. Ganz vornehm will man unsere eigenen Hinterlassenschaften nicht in aller Öffentlichkeit behandeln, jegliche Störung der Anwohner soll so ausgeschlossen werden. - Geht alles klar, dann wird noch dieses Jahr mit dem Bau der beiden Anlagen begonnen und zwei weitere dunkle Flecken auf unserem harten Weg nach Mitteleuropa werden aufgehellt. Am meisten freuen sich die Leute aus Puerto de Tazacorte wenn Los Llanos endlich eine Kläranlage erhält, die hält was sie verspricht und nicht bei jedem Regenfall gleich überläuft. Die Kläranlage von Los Llanos liegt im Barranco de Tenisca, der seine Mündung in den Atlantik neben dem Hafen von Tazacorte hat. Bei jedem stärkeren Regen floss dann das ungeklärte Überschusswasser bis zum Hafen von Tazacorte und fremde Abwässer stinken bekanntlich noch schlimmer als die eigenen.
Noch kurz zum Wetter, Mädels hängt die Wäsche raus, Zwischenbauknecht bis Donnerstag. Wenn alles besonders gut läuft, dann hat der Wind bis dahin auch schon auf Nordost gedreht und die Westseite bleibt verschont. Es ist aber gut möglich, dass auch wir am Donnerstag noch eine Husche abbekommen. Danach wird sich wohl das Tief in Wohlgefallen auflösen und der Passat ist wieder unserer.
Dienstag 11.04.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0,5 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1014 hPa
Unternehmerisches Risiko
Unseren täglichen Flug nach Madrid gibt uns heute, so lautet es gebetsmühlenartig seit vielen Jahren, die Iberia aber sieht dafür keine Nachfrage und fliegt nach eigenen Angaben sogar diese Linie defizitär. Bei über 70% Auslastung fragwürdig, aber das Unternehmen beklagt die niedrigen Tarife welche bei Pauschaltouristen gezahlt werden, die einen Teil der Flugpassagiere ausmachen. Momentan gibt es 5 direkte Verbindungen Madrid - La Palma - Madrid und unzählige andere Möglichkeiten über Gran Canaria oder Tenerife in die spanische Hauptstadt zu gelingen. Auf die Bitte der Inselregierung, doch einen tägliche Direktflug einzurichten antwortet die Iberia immer: Es gibt nicht genügend Nachfrage. Es ist auch nicht ganz genau zu erklären, warum denn unsere Inselregierung auf einen täglichen Flug beharrt, wo es doch offensichtlich nicht genügend Auslastung gibt. Alle Versuche seitens unserer Inselführer, die Linie nach Madrid zum öffentlich geschützten Verkehrsweg erklären zu lassen sind auch gescheitert, aus Madrid und Brüssel kam die Antwort, es sei uns zuzumuten auch ein Umsteigen hinzunehmen.
Nun kommt die Iberia selbst mit einem Vorschlag, der aus den tiefsten Kellern des Unternehmens zu kommen scheint, dort wo die Heerschar an Betriebswirten unter Dauereinsatz von Tiefkühlpizza und Kunstlicht am shareholder value bastelt, der später von krawattierten Senatorklasse Menschen in die Wirklichkeit getragen wird. Wir können unseren täglichen Flug haben, kein Problem, am Jahresende wird dann abgerechnet und wenn ein Defizit eingeflogen wurde, dann muss aus der öffentlichen Kasse diese Lücke geschlossen werden. Als Zuckerli, das haben Krawattenträger auch immer in der Tasche stecken, könnte man, falls ein Gewinn erwirtschaftet wird auch daran teilhaben. Das unternehmerische Risiko wäre damit auf die Steuerzahler abgeschoben und wir könnten uns als so wichtig betrachten, dass uns täglich eine direkte Verbindung mit dem Nabel der iberischen Welt verbindet. Was wir eigentlich davon haben, weiß ich nicht. Die Iberia könnte aber ganz entspannt nach La Palma fliegen, mit halbleeren Maschinen oder Flügen zu Dumpingpreisen. - Das könnte mir eigentlich egal sein, läge nicht gerade wieder die dreimonatige Steuererklärung drohend vor mir auf dem Schreibtisch, da steht nichts von Sonderabgaben für unrentable Flugverbindungen, noch nicht, aber auch kein Kästchen in dem man ankreuzen kann, nicht nach Madrid geflogen zu sein.
Montag 10.04.06 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,8 Grad, niedrigste Temperatur: 13,6 Grad
Willkommen in der surrealen Welt der Marktwirtschaft
No hay mal que por bien no venga, - es gibt nichts Schlechtes, was nicht für irgendetwas gut wäre. Eigentlich mag ich solche Sprüche für alle Lebenslagen überhaupt nicht, könnte man damit doch fast alles entschuldigen oder gar erklären, aber manchmal steckt in den Dingen eine fast perverse Komplexität und dann stimmt der Unsinnspruch wieder. - Ins Marktwirtschaftliche übersetzt heißt das nichts anderes als Angebot und Nachfrage regulieren den Preis. Jetzt kommen wir langsam zum Thema, es geht um unsere Wappenfrucht, das kleine gelbe Ding und seinen nahrhaften Inhaltsstoffen, mit denen die palmerische Wirtschaft gefüttert wird. Die schlechte Nachricht daran, das Jahr 2005 war das erste Jahr in dem unsere Bananenbauern keine Ausgleichszahlungen (von manchen auch verächtlich Subventionen genannt) erhalten werden. Die gute Nachricht, es war nicht nötig, weil der Erzeugerpreis hoch genug war, um nicht auf das komplizierte System dieser Hilfen zurückgreifen zu müssen. Die Bananenbauern haben so viel Geld für ihre Früchte erhalten, dass sie davon leben können, in der europäisch konventionellen Landwirtschaft schon fast der Ausnahmezustand.
Zu verdanken haben wir diesen wunderbaren Zustand den zwei Unwettern des letzten Jahres , welche dazu geführt haben, dass etwa 24% weniger Bananen von den Kanaren aufs Festland gekarrt werden konnten. Dort riss man uns, so wie früher, als es noch keine Konkurrenz aus Südamerika gab, die kleinen Gelben für knapp einen Euro das Kilo aus der Hand, weil einfach kein Überangebot herrschte. Auf der anderen Seite sorgte die Ausfallversicherung "Agroseguros", wenn auch zeitverzögert dafür, dass auch die Bauern, welche die Unwetterschäden zu verkraften hatten auch ihr Auskommen erhielten. Jetzt verstehen Sie auch, warum ich vorher mal die Worte surreal und pervers gebraucht habe, ich finde keine anderen Worte dafür, wenn die Plataneros hier um Unwetter bitten müssen, dass sie einen ordentlichen Betrag für ihre Früchte erhalten. Auf die Dauer macht das die Versicherung natürlich nicht mit und muss die Prämien erhöhen, also muss man andere Wege finden, den Marktpreis hoch genug zu halten, um den Leuten den Broterwerb damit zu ermöglichen. So betreten wir aber schon wieder den Weg der künstlichen Verknappung, den man aus der Marktwirtschaft nur zu gut kennt, für mich nicht minder pervers als gewünschte Unwetter oder Hungerlöhne in den mittelamerikanischen Ländern, damit man dort die Bananen billiger produzieren kann als hier in Europa. Im ersten Quartal dieses Jahres haben sich so die Zahlen auch wieder "normalisiert", die Kanaren haben 4% mehr Bananen aufs Festland geschickt als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahres und dort ist der Preis um 9% gesunken und kein rettendes Unwetter leuchtet am Horizont. No hay mal que por bien no venga, vielleicht ist der Klimawandel doch für was gut...
Montag 10.04.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1010 hPa
Die Täler der Ahnungslosen
La Palma Digital, ein ambitiöses Projekt, welches die Insel aus den süßen Träumen der Wählscheibentelefone in die digitale Welt dieses Jahrtausends katapultieren soll. Bald will man dazu in jeder Gemeinde der Insel öffentliche Datentankstellen anbieten, dort können dann die Bürger unentgeltlich mit dem world wide web kommunizieren, anstatt sich nur mit ihren Nachbarn über den Preis der Bananen und das Wetter zu unterhalten. Das ist aber nur ein Teil des Projektes La Palma Digital, insgesamt will man die Insel digital fit machen für die Aufgaben des 21. Jahrhunderts, eine große Aufgabe. 6 Millionen Euro stehen dafür bereit, verteilt auf vier Jahre und irgendwann sollte man vielleicht mal nachfragen, wo das Geld denn im Einzelnen gelandet ist.
Die tagtäglichen Schwierigkeiten für alle Palmeros schnelle Verbindungen ins Netz zu schaffen, kann dieses Projekt aber auch nicht lösen, große, ländliche Regionen der Insel werden von der Telefonica einfach nicht mit Festnetzanschlüssen versorgt, weil es sich nicht lohnt. In anderen Gegenden hat man zwar Telefon, muss aber mit Dampfmodems aus dem letzten Jahrtausend arbeiten, es steht kein ADSL fähiger Knoten in Reichweite. So hat unser Beitrag zu Digitalisierung La Palmas auch nur bescheidene Früchte getragen, bislang ist es nur gelungen 6 von 42 Ferienhäusern mit einer ADSL Flatrate auszurüsten, bei den anderen Häusern gibt es entweder keinen Telefonanschluss, oder das Haus liegt zu weit weg von den schnellen Datenknoten, die eine bequeme und kostengünstige Verbindung mit dem Rest der Welt herstellen können. Wenn große Projekte auf den Alltag stoßen, dann beginnt immer der schwere und mühsame Weg der wirklichen Machbarkeit. Vielleicht hätte man vor dem Traum, Internet für alle, erst Mal das Ziel setzen sollen, Telefon für alle, aber das klingt nicht visionär genug um damit öffentliche Geldbeutel erleichtern zu können.
Sonntag 09.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1010 hPa
Höchsttemperatur heute: 21,4 Grad, niedrigste Temperatur: 16,0 Grad
Schmücken mit fremdem Sand
Ob es nun wirklich Sand ist, der da in großen Mengen von Puerto de Tazacorte nach Puerto de Naos gekarrt wird, man sollte seit Anfang des Monats vorsichtig sein mit solchen Behauptungen... Riesige Sandhügel türmen sich auf dem, von zwei Unwettern zerzausten Strand und warten darauf, von den Raupenschleppern verteilt zu werden. Die Gäste des Hotels, welche auf der nördlichen Seite wohnen sind sicherlich momentan nicht sonderlich erfreut über das rege Gewusel der LKW und Baumaschinen, dort hat man eine Einfahrt geschaffen, um den Sand auf den Strand zu befördern. Bis Ostern wollte man fertig sein, allerdings sind die Hasen schon sehr nah, bis die Baumaschinen wirklich wieder fort sind, kann es also noch ein Tröpfchen später werden.
Man kann aber bereits ahnen, dass der Strand bald wieder in alter Blüte zu nutzen sein wird und auch das Promenadenrestaurant, welches kräftig von "Delta" gestaucht wurde hat nach einer umfangreichen Renovierung seinen Dienst wieder aufgenommen. Wurde auch Zeit, dass Puerto de Naos sich bald wieder als kompletter Strand anbieten kann, man hatte die letzten Monate reichlich Leute an Puerto de Tazacorte verloren und die Geschäftleute aus Naos klagen ganz furchtbar über die Umsatzrückgänge. Für die Sommersaison will man auf jeden Fall gerüstet sein, da erwartet Puerto de Naos traditionell viele Gäste von der spanischen Halbinsel und Besucher anderer Kanareninseln. - Allerdings ist die gesamte Sandtransfergeschichte auch nicht ohne kritische Stimmen abgegangen, man befürchtet, dass mit dem ersten größeren Sturm aus West die ganze kostbare Fracht wieder zurück in den Atlantik geht. - Was das Meer nimmt, soll der Mensch nicht wieder geben, oder so ähnlich kommt es aus kritischen Mündern, wir haben ja erlebt, dass inzwischen selbst Grundseen ohne Sturm bis an die Uferbefestigungen schlagen, da könnte das Sandschippen in Puerto de Naos bald zum Dauerbetrieb werden. Wirkliche Abhilfe würde ein der Küste vorgelagerter Wellenbrecher oder Damm bringen wie es in Los Cancajos der Fall ist. Die Pläne dafür sind in den Schubladen längst vorhanden, man sucht nur noch einen der es bezahlt. Hat jemand zufällig einen Scheich bei sich zuhause der sich langweilt und nicht weiß wohin mit seinem Geld?
Sonntag 09.04.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1011 hPa
Guardia Civil befürchtet Osterreisewelle der Flüchtlingsboote
Weniger aus Glaubensgründen, viel mehr weil seit Tagen der Atlantik sich von seiner ruhigsten Seite gibt, erwarten die Agenten der Guardia Civil noch mehr Flüchtlingsboote in den nächsten Stunden und Tage. Für die Besatzungen der Patrouillenboote hat man Urlaubssperre und Bereitschaft angeordnet, angesichts der bevorstehenden Osterfeierlichkeiten für viele "Civiles" die unschöne Kehrseite ihres sicheren Jobs. Gestern kamen erneut zwei "Pateras" mit 76 Flüchtlingen nach Fuerteventura, wie es scheint diesmal wieder aus Marokko und nicht wie in den letzten Monaten fast ausschließlich aus Mauretanien. Ob das auf einen erneuten Kurswechsel der Schleuser hindeutet oder ein Einzelfall war, die beiden Boote fuhren zusammen, weiß man noch nicht, bislang ging man davon aus, dass Marokko seine Grenzen wirklich dicht gemacht hat und so die "Ware Flüchtling" komplett über Länder südlich Marokkos abgewickelt wird.
Vom "Barco Negrero" welches nun seit gut einer Woche irgendwo südlich der Kanaren den Atlantik durchpflügen soll, werden die Informationen (oder soll man sagen Desinformationen) immer spärlicher. Die Version, dass sich pakistanische Terroristen auf dem Schiff befinden sollen, ist auch wieder von Bord gegangen und langsam fragt man sich, ob es denn dieses Schiff überhaupt gibt, welches angeblich von Marinen aus 5 Ländern daran gehindert wird, auf die Kanaren zu kommen. - Der britische Geheimdienst hatte im März die These aufgestellt, dass auf Flüchtlingsschiffen auch Terroristen reisen könnten, eine sehr hilfreiche Aufklärung und wohl überhaupt nicht im Zusammenhang stehend mit dem, seit 9 Tagen gesuchten Schiff. Dass ein größeres Schiff sich von Süden den Kanaren nähert, stammt wohl von der marokkanischen Grenzpolizei und irgendwer, vielleicht "man", hat nun eins und eins zusammengezählt und ist auf eine wundersame Geschichte gestoßen. Vor neun Tagen war der erste April, aber weder in Marokko, noch in Spanien schickt man da Leute in den gleichnamigen Monat. Vielleicht wollten die, immer gut gelaunten Marokkaner sich auch nur einen Spaß mit den ungeliebten Spaniern machen und denen das Wochenende versauen. Bei so viel Vermutungen wie man die letzte Woche über uns ausgeschüttet hat, die erste Version mit menschlichen Zügen. Flüchtlingshilfsorganisationen fordern nun, (allerdings nicht nur die) endlich Aufklärung über das, was da vor der Küste Westafrikas geschieht. Sind da nämlich wirklich ein paar hundert Menschen an Bord, was ja immer noch keiner definitiv zu wissen scheint, dann müsste man den Leuten irgendwann mal helfen, sonst droht eine Katastrophe.
Samstag 08.04.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,4 Grad, niedrigste Temperatur: 11,5 Grad
La Palma, der Katastrophenfilm
Unser Insel hat ja bekannter Weise einiges an Unterhaltungswert zu bieten, jetzt dienen wir wohl auch noch als explosiver Hintergrund für eine große deutsche Fernsehproduktion. Die deutsche Presseagentur lässt verlauten, dass das ZDF ein "Dokudrama" über eine gewaltige Naturkatastrophe auf La Palma drehen will. Hier der Text von dpa:
Cannes/dpa. Das ZDF hat eine Zusammenarbeit mit Buchautor Frank Schätzing ("Der Schwarm") vereinbart. Der in Köln lebende Schriftsteller werde für den Mainzer Sender das Buch zu dem Dokudrama "La Palma" schreiben, sagte der zuständige ZDF-Abteilungsleiter für Kultur und Wissenschaft, Peter Arens, am Mittwoch der dpa. Schätzing sei der ideale Partner für das ZDF, weil er über ein hohes Wissen verfüge und seine Sprache bildhaft und temporeich sei, sagte Arens.
In dem TV-Film, der eine Mischung aus fiktiver Handlung und Dokumentarelementen sein soll, geht es um einen Vulkanausbruch auf der zu den Kanaren gehörenden Ferieninsel La Palma, ein Stoff, der nicht völlig unrealistisch sei, da dort durchaus eine Eruption möglich sei. In dem Film werde die Insel auseinander brechen und eine riesige Flutwelle im Atlantik auf Amerika zurasen und dort die ganze Ostküste überspülen.
Produzenten des Films, den nach Möglichkeit auch internationale Partner mitfinanzieren sollen, sind die ZDF-Tochtergesellschaft Network Movie (sie ist für die fiktive Rahmenhandlung zuständig) und die Axel Engsfeld Film Produktion in Köln, die die Dokumentareinspieler dreht. Mit der Fertigstellung und der Ausstrahlung sei nicht vor 2008 zu rechnen.
Mit Frank Schätzing (pssst, nicht aufwecken) hat man sich da natürlich eine absolute Perle gesichert, der brilliante Autor ist bekannt für seine minuziösen Recherchen bevor er etwas schreibt. Mit La Palma hat er ja bereits Erfahrungen, in seinem Besteller "Der Schwarm" spielen wir ja auch bereits eine, aber lediglich sehr kleine Rolle. Nun sollen wir Hauptperson werden, eigentlich eine tolle Geschichte, wäre nicht da das Problem, dass wir ja wohl den "bad guy", also die Gefahr darstellen sollen. Das wird sicherlich vielen Leuten nicht schmecken, hat man doch Angst um die unendliche Diskussion um unsere instabile Westflanke der Cumbre Vieja. Ich sehe das Ganze mit Interesse und bin gespannt, was Frank Schätzing daraus machen wird. Wenn Massentourismus auf La Palma schon keine Chance hat, dann sollten wir es vielleicht mal mit Katastrophentourismus versuchen. - Keiner hat ja wirklich gemerkt, dass die Geschichte mit dem möglichen Abbrechen der Westflanke nur eine Drohgebärde Richtung Weißes Haus war. Sollte man von dort aus noch mal ein Land militärisch "befreien" wollen, dann klettern alle 80.000 Palmeros auf die Cumbre Vieja und stampfen gleichzeitig mit dem Fuß auf den Boden. Wir wissen ja, dass die eigentliche Gefahr für diese Insel von einem kleinen wirbellosen Tier ausgeht und können uns so gemütlich zurücksetzen und zugucken...
Samstag 08.04.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1014 hPa
Skandal, Betrug, Insubordination!
Da läuft was falsch auf dem Nordatlantik, da kümmert man sich mal drei Tagen nicht um das Wetter und schon tanzen einem Hochs und Tiefs auf der Nase herum. Da, wo eigentlich das Azorenhoch sein müsste, dreht nun ein schwaches Tief (Kerndruck 1002 hPa) seine Kreise und sollte eigentlich nördlich an uns vorbeiziehen. Nun baut sich aber nördlich des Tiefs ein Hochdruckgebiet auf, welches wohl irgendwann ein Azorenhoch werden soll, hat aber dabei das Tief wohl völlig übersehen und drückt dieses nun weiter in unsere Breiten. Im Regelfall, (wer regelt eigentlich den Fall?) befindet sich das so oft zitierte nordatlantische Hoch aber südlich der Tiefs auf ihrem ewigen Weg von West nach Ost und drückt diese nach Norden und damit weg von uns. Vor lauter Schreck, nicht mehr nach Norden ausweichen zu können, bekommt das Tief nun tiefe Depressionen, die sich meist durch Inkontinenz entladen, soll heißen, es wird Regen geben.
Es wird aber nicht schlimm, das Tief hat eher Weicheicharakter und auch der Wind gibt keinen Anlass zur Sorge. Leider haben wir immer noch kein Regenradar, so müssen wir raten, ob und wann uns einzelne Wolkenbänke erreichen. Das Tief ist bereits so geschwächt und zerfetzt, dass wir nur stundenweise die äußerlichen Anzeichen eines Tiefdruckgebietes spüren werden, sprich tiefe Wolken und Regen. Die erwarteten Niederschlagsmengen sind eher gering, aber auch ein paar Millimeter machen nass und vor allem die Wäsche. Das Tief wird uns wohl die ganze nächste Woche beschäftigen, aber immer wieder durchsetzt mit langen Atempausen, die durchaus in der Lage sein werden unvorsichtigen HausmannInnen Bauknecht vorzugaukeln. - Früher, das war als alles noch besser war... sagte man hier: La lluvia de Abril vale por mil, frei übersetzt, der Aprilregen ist besonders wertvoll. Auch das stimmt nicht mehr, der Wein hat bereits ausgetrieben und Feuchtigkeit würde jetzt, zusammen mit den milden Temperaturen dem Mehltau geradezu ideale Lebensbedingungen verschaffen. Und noch eins, die Tausendfüßer werden wieder aus dem Boden gelockt und dann können wir erneut branchenumgreifend jammern. Der Landwirt sieht seine Erträge schwinden und wir im Tourismus müssen dann Hundert Mal erklären, dass es im Weltbiosphärenreservat durchaus auch Tiere geben kann, die mehr als 4 Beine haben. - Und das alles nur, weil keiner dem Azorenhoch gesagt hat, dass es noch ein Tief übersehen hat.
Ja Helge, du hast recht. Mir ist sonst nichts weiter eingefallen, also schreibe ich wieder über das Wetter...
Freitag 07.04.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,5 Grad, niedrigste Temperatur: 12,2 Grad
El Paso schreibt Geschichte...
Wir haben eine Bürgermeisterin! María Dolores Padilla ist mit ihren 31 Jahren nicht nur die erste Bürgermeisterin der Stadt überhaupt, sie ist auch noch die erste sozialistische Bürgermeisterin der Insel. Die extrem bescheidene und zurückhaltende Frau war nie für diesen Posten vorgesehen, sondern immer eine Arbeiterin in der "zweiten Reihe", die nun auf einem der heißesten Stühle La Palmas sitzt. Als Bürgermeister und klare Nummer eins auf der Liste de PSC in El Paso war immer Miguel Nazco auserkoren, der absolute Sympathieträger und die charismatische Figur der Sozialisten El Pasos. Miguel verzichtet wegen einer schweren Krankheit auf seinen Listenplatz und gibt so den Weg frei für die "Frau aus dem Hintergrund". Niemand hatte je daran gedacht, dass María Dolores, genannt Loli jemals Bürgermeisterin werden könnte, sie selbst am wenigsten und das gibt sie auch offen zu. - Zur Erklärung noch, in El Paso gibt es seit Mai 2003 eine Koalition der vier Räte aus den Reihen der Sozialisten und der drei gewählten Leute aus dem konservativen Lager der Partido Popular. In der Opposition stehen 6 Parteigänger der Coalicón Canaria, denen man mit dieser, für Spanien undenkbaren Koalition das Spielzeug weggenommen hatte. Die drei Räte der Partido Popular, unter ihnen der bis vergangenen Montag regierende Bürgermeister Jesús Rodriguez, traten wegen ewiger Querelen mit der eigenen Partei Mitte letzten Jahres aus den Reihen der Konservativen aus und versehen nun ihre Ämter als "Concejales no adscritos". In der Koalitionsvereinbarung war immer vorgesehen, das Amt des Bürgermeisters während der Legislaturperiode von den, damals noch "Populares" an Miguel von der PSC zu übergeben.
Loli erklärt ganz bescheiden, dass sie in dem, nur etwas mehr als einem Jahr Amtszeit keine neuen großen Pläne wälzen kann, sondern den eingelegten Weg der rebellischen Koalition fortsetzen muss. Dazu gehört der PGO, Plan General de Ordenación Urbana, etwa Raumordnungsplan, ein entscheidendes Papier für die Zukunft El Pasos, der in den nächsten Wochen zum Aushang kommt. Der bislang regierende Bürgermeister Jesús bleibt als treibende Kraft vorhanden, er wird nun stellvertretender Gemeindechef, "Teniente Alcalde" und damit ohne Ressort und viel Zeit und Kraft Loli zur Seite zu stehen. Da steckt aber auch die Unsicherheit dieser Konstellation, Jesús und Loli sind so unterschiedliche Charaktere, dass nicht wenige Leute Ungemach wittern. Loli ist zurückhaltend und pragmatisch arbeitend und immer dialogbereit, Jesús ein draufgängerischer Kämpfer, der sich auf seine Intelligenz vertrauend mit jedem anlegt, der seinen Zielen im Weg steht. In den Reihen der PSC befürchtet man nun, Loli könnte von dem smarten Jesús überrollt werden und damit die Chancen der Sozialisten für die Kommunalwahlen im Mai 2007 schmälern. Ich fürchte das aber nicht, einmal ist Loli nicht zu unterschätzen, auch die Wähler wissen, dass arbeiten angesagt ist und nicht brillieren und Jesús schlau genug nicht die Falle zu tappen, diese fragile Koalition noch kurz vor der Ziellinie zu gefährden. Jesús, dem man hier mal danken kann für seine gute Arbeit als Bürgermeister der Stadt, muss selbst um das politische Überleben kämpfen. Nach dem Austritt aus der Partido Popular ist er zusammen mit der Nummer zwei, Pedro Martín ins Lager der kleinen Partei Centro Canario gewechselt. Diese Gruppierung ist bislang auf La Palma noch nicht in Erscheinung getreten und geht im Mai 2007 das erste Mal in Santa Cruz, Los Llanos und El Paso auf Wählerfang. Da auch hier die Menschen oft Parteien und nicht Personen wählen, ist es keinesfalls sicher, dass Jesús und Pedro im kommenden Jahr der Gemeinde noch zur Verfügung stehen. Weiter schreibe ich dazu nichts, ich würde sonst Wahlkampf betreiben... Nun ist erst Mal Loli dran und die wird ihre Frau schon stehen, immerhin gelten die Frauen aus El Paso als harte Brocken und das ist immer gut in der Politik.
Freitag 07.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1018 hPa
Was lange währt
August 2001 begann man in der Hauptstadt mit den Restaurierungsarbeiten an der Markthalle und gestern nun haben die Offiziellen die Halle als wieder eröffnet erklärt. Noch sind die Händler nicht wieder da, die seit fast 5 Jahren in einem Ausweichquartier bei "La Alameda" ihre Produkte anbieten. Bis Ende des Monats haben sie nun Zeit wieder umzuziehen, so lange noch bezahlt die Gemeinde die Miete für die provisorischen Marktstände. Bürgermeister, Inselpräsident und weitere Würdenträger entschuldigten sich bei der Eröffnungsrede unisono bei den nicht anwesenden Markthändlern für die lange Renovierungszeit, hatten aber einen Vorteil, als die Arbeiten begannen war noch ein anderer Bürgermeister und der jetzige kann Vollzug melden und alle Verzögerungen auf seinen Vorgänger schieben.
Die Unvollendete, die ewige Baustelle und viele weitere Namen hat man den Bemühungen gegeben, die Markthalle wieder in einen nutzbaren Raum zu versetzen. Kaum ein Projekt war mit mehr Polemik beschwert als diese Komplettsanierung eines Gebäudes aus dem Jahre 1514. Angetreten war man mit einem Kostenvoranschlag von knapp unter einer Million und einer Renovierungszeit von 18 Monaten. Man hatte sich aber ziemlich verspekuliert, mit Silikon und Gips alleine war nichts mehr zu retten, aus einer Renovierung wurde eine Komplettsanierung und aus 18 Monaten 56 viel zu lange Zeitabschnitte für die Markthändler. Hauptproblem waren die immer neuen Pläne die aufgelegt werden mussten und die dann angepasste Finanzierung. Die Arbeiten ruhten immer wieder Monate lang, erst musste das Geld beschafft werden, dann nahm man die Kelle wieder in die Hand. 2,5 Millionen sind nun verbaut, die Markthändler sauer wie Zitronen aus Tijarafe, aber jetzt ist alles wieder gut. In ein, zwei Monaten ist die ganze Geschichte vergessen und die Händler wieder mitten in ihrem Wirkungsraum. Santa Cruz ist wieder ein Stück attraktiver geworden und wenn man dort irgendwo parken könnte, würden wir gerne dort auch mal unsere Zwiebeln kaufen.
Donnerstag 06.04.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,1 Grad, niedrigste Temperatur: 12,8 Grad
Kurs Konjunktiv
Ob es nun ein "Fliegender Holländer" ist, oder als moderne Varianten mit Migrationscharakter, ein "Fliegender Senegalese" oder "Guiner", der da irgendwo südlich der Kanaren seine Kreise zieht, man weiß es nicht. Oder? Eher wahrscheinlich ist, man will nicht, dass wir es wissen. Die Berichte über das Schiff, welches bis zu 600 Flüchtlinge an Bord haben soll und bereits bis auf 140 Meilen an die Kanaren herangekommen sein soll, waren von Anfang an mit dem Makel Konjunktiv behaftet. Man lernt ja als Vielbeobachter auf die kleinen Lücken in Texten oder Aussagen zu achten und wenn man dann aus den Fragmenten kein Ganzes zusammenreimen kann, dann ist zumindest etwas faul an der Geschichte. Immer wenn "Kreise" zitiert werden, Dementis dementiert und Behörden von einem Informationsstatus Null innerhalb eines Vormittages auf eine komplette Geschichte kommen, gilt es besonders wachsam zu sein.
Mal ist das Schiff nicht zu finden, mal wird es aus einer großen Flotte von Patrouillenbooten der Kriegsmarinen aus sage und lese 5 Ländern begleitet und die Küste Westafrikas rauf und runter verfolgt. Sicher scheint nur eins, dieses Schiff will niemand haben, oder besser die Menschen die da drauf sind. Von 600 Flüchtlingen sprach man mal, und nun steht keiner seinen Mann und sagt, wer "man" denn war. Diese erste Variante ist vom Tisch, "man" wer immer das auch war, ist nach Diktat verreist oder unterhält sich bereits live mit den Flüchtlinge auf dem Schiff. Täglich sinkt die Zahl der Menschen auf dem Schiff, rechnerisch müsste man nur noch zwei Tage abwarten, dann ist niemand mehr auf dem Schiff außer Kapitän Ahab, oder verwechsele ich da jetzt was? Aber auch dafür gibt es Erklärungsversuche, man könnte Menschen auf Boote ausgesetzt haben, die dann in kleineren Gruppen auf die Kanaren kamen. In der Tat sind in den letzten Tagen mehrere "Cayucos" wieder hier gelandet, ein inzwischen fast schon alltäglicher Vorgang. Nun darf man fragen, wie denn unter den Augen von 5 Kriegsmarinen Boote ausgesetzt werden können, die dann auf die Kanaren fahren.
Jetzt wird aber noch eine Schippe draufgelegt, Al Qaida Terroristen aus Pakistan sollen an Bord sein und deshalb war das Ganze von Anfang an ein Staatsgeheimnis. Wie jetzt, die Achse des Bösen auf einem Flüchtlingsschiff? Wo ist die amerikanische Marine? Möglich ist alles, solange man den Konjunktiv verwendet, damit nähme die Geschichte auch einen völlig neuen Verlauf. Es sind also gar keine "armen" Flüchtlinge die man da tagelang über den Atlantik jagt um bloß nicht zu uns zu kommen, sondern man geht gegen das Böse vor. Indizien werden nachgereicht, das Schiff soll, entgegen den ersten Meldungen, sehr flott sein, keineswegs klapperig und gut versorgt, deshalb müsse man auch keine Angst haben, das Schiff könnte auseinander brechen. Flüchtlinge haben aber kein flottes Schiff, da müssen böse Mächte am Werk sein. Woher die nun wieder wissen, dass das Schiff gut versorgt ist bleibt ein Rätsel, vielleicht hat ihnen das ja der verschwundene "man" geflüstert, vom dem wir auch die Geschichte mit den 600 Flüchtlingen haben. Alles ist möglich, sogar das Deutschland Fußballweltmeister wird, vielleicht steht morgen schon in der Zeitung: Senegalesische Marine bringt Flüchtlingsboot auf, auf dem deutschen Hochseekutter Hartz V befanden sich 25 Langzeitarbeitslose, die den polnischen Kapitän und die philippinische Besatzung gezwungen haben sie nach Afrika zu bringen, man wolle sich dort als Tellerwäscher versuchen. Merkel hat in einer ersten Stellungnahme eine Repatriierung kategorisch ausgeschlossen, es sei denn, die Leute füllen den hessisch vaterländischen Fragebogen ohne Fehler aus. (Gerüchten nach, soll ein Philippine das geschafft haben) Man fordert aber die sofortige Rückgabe des Schiffes unter der Androhung, sonst noch mehr Arbeitslose zu schicken.
Donnerstag 06.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1018 hPa
Licht aus, sonst sehen wir nichts
Was dem nächtlichen Passanten ein Garant für sein sicheres Nachhausekommen, ist dem Astrophysiker oben auf dem Berg ein Ärgernis. Lichtverschmutzung heißt dabei der wenig bekannte Terminus, je heller die Umgebung, umso weniger können die Sternengucker sehen und deshalb hat man auf La Palma ein Himmelsgesetz erlassen, welches die Lichtverschmutzung eindämmen soll. - Es ist nicht der erste April, Lichtverschmutzung und Himmelsgesetz gibt es wirklich, das Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC) hat sogar ein Himmelsbüro welches darüber wachen soll, dass die "polución lumínica" minimal bleibt und das "ley de cielo" auch befolgt wird. Es sind sogar Strafen vorgesehen welche bis zu 30.000 Euro vorsehen für den der wiederholt nachts sich nicht an die Artikel des Himmelsgesetzes hält.
Allerdings ist noch nie eine solche Strafe verhängt worden, meist reicht es aus wenn man mit den Leuten redet, ist auch vernünftiger so. In den letzten anderthalb Jahren aber hat man seitens des IAC keine Messungen mehr vornehmen können, wie viele neue und störende Lichtquellen hinzugekommen sind. Das Fotometer, mit dem man die Lichtintensität misst war kaputt und viele Monate zur Reparatur in den USA. So hatte man zwar augenscheinlich viele neue Lichtquellen, die nicht den Vereinbarungen entsprechen gefunden, aber gegenüber den lokalen Autoritäten nicht den Beweis in der Hand, guckt mal, diese Lampen sind zu hell. Für den kommenden Monat hat man nun neue Kontrollen angekündigt und manche Gemeinde wird dann Briefe erhalten vom IAC, macht bitte nicht so viel Licht nachts, sonst sehen wir nichts.
Mittwoch 05.04.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 54 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,4 Grad, niedrigste Temperatur: 14,5 Grad
Wir sind alle kleine Sünderlein
Es ist in den nächsten Monaten mit erhöhter Pharisäerdichte zu rechnen, die Lokal und Regionalpolitiker haben sich selbst ein Bein gestellt und unvorsichtig wie manche nun mal sind, den Wahlkampf bereits eröffnet. Dabei haben wir noch ein gutes Jahr Zeit uns zu überlegen, wen wir denn dieses Mal abstrafen wollen, Gejammer über die gesamte politische Landschaft ist kein deutsches Exklusivprodukt, da haben wir uns progressiv angenähert. Überlegt man sich mal so die Hauptthemen, dann bleiben natürlich die wirtschaftliche Entwicklung der Insel und die daran gekoppelten Felder auf denen Bananen wachsen und unter Umständen Hotels entstehen sollen. Da neigen die meisten Parteien eher zu konservativen Lösungen, man glaubt sein Wahlvolk zu kennen und wir gelten allgemein nicht als sehr experimentierfreudig. Mit Immigration ist hier auf La Palma nicht sehr viel zu holen, hat man zwar schon versucht, als ein Flüchtlingsboot auch bei uns landete, hat aber nicht gezogen, es kam kein weiteres und der Palmero an sich ist von 48 hungrigen Schwarzafrikanern nicht sonderlich zu erschrecken.
Was immer in Mode ist als Wahlkampfthema sind die vielen Fehler, die so ein Lokalregent in seiner Amtszeit verübt, sei es nun um sich ein paar Bröckchen vom Kuchen zu nehmen, oder aber auch aus Unwissenheit irgendwelcher Sachlagen. Da unser Bürokratieberg nicht gerade schrumpft, liegen da vielen Bananenschalen auf der Straße oder sonst wo, ausrutschen ist da kein Problem. Nun scheint es das Lieblingsspiel der lokalen Oppositionen zu sein, nach solchen Fettnäpfchen zu suchen und da wird jeder fündig, der süße Honig jeglicher Opposition, ich hab ja nichts getan, also auch nichts falsch gemacht. Jüngstes Beispiel, Tazacorte. Dort hatte man seitens der regierenden Partei, einer Tiefbaufirma erlaubt, Kies und Schotter aus dem Barranco de las Angustias zu holen, aber nicht bedacht, dass solche Aktionen reglementiert werden und diverse staatliche Stellen ihr OK geben müssen. Man hatte immer Kies aus dem Barranco geholt, der stört da nämlich und nach großen Regenfällen sammeln sich große Mengen an der Mündung in den Atlantik. Was "früher" in Ordnung war, muss heute schon längst nicht mehr gelten. 2004 hatte sich die Opposition schon darüber aufgeregt und einen Skandal gewittert, kam aber nicht so richtig weiter damit, buddelt nun aber erneut im "Skandalkies". Man fordert Aufklärung, dunkle Mächte seien dort am Werk, allerdings hat man nun das Vokabular gesenkt und spricht nun von irregulären Vorgängen und nicht mehr von illegalen. - Täglich kommt nun so eine Meldung durch unsere Presselandschaft, getreu nach dem Motto, irgend etwas bleibt immer kleben. Eine sehr unschöne Begleiterscheinung unserer politischen Landschaften, anstatt bessere Vorschläge zu machen, zeigt man lieber auf, wie schlecht die anderen sind. Höchststrafe nach solchen pharisäherhaften Wahlkämpfen ist dann immer eine große Koalition, da muss man doch plötzlich dem Wähler das verkaufen, gegen was man vor ein paar Wochen noch gemeckert hat
Mittwoch 05.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1019 hPa
Lernen von Menorca
Ob kopieren besser ist als selber denken, ist dabei nicht die Frage, aber von Menorca lernen hieße ja schon mal nicht Tenerife oder Fuerteventura kopieren zu wollen. Unser Inselpräsident und sein Tourismusrat haben nun eine Informationsreise zur kleinen Schwester Mallorcas unternommen, um deren touristisches Rezept, welches allgemein gelobt wird besser kennen zu lernen. Es ist keine wirklich neue Idee, das Modell Menorca taucht immer mal wieder in den Diskussionen auf, wenn es darum geht für La Palma einen gangbaren Weg zu finden, das zarte Pflänzchen Tourismus ordentlich und, nun kommt es, nachhaltig zu nutzen. Dabei fällt ein Satz besonders auf, es sei positiv aufgefallen, dass auf Menorca die Bevölkerung in die touristischen Unternehmungen eingebunden ist, also mitverdienen darf am Kuchen. Damit wären wir doch schon mal einen großen Schritt weiter, Tourismus ist nicht das, was Großkonzerne hier hinstellen, sondern die Bevölkerung muss selber zum Zuge kommen, auch wenn viele Globalisten im Allgemeinen "Aborigines" nur als folkloristisches Spektakel dulden.
Unsere touristischen Lenker haben es nicht leicht, der Spagat zwischen Weltbiosphäre und Großinvestitionen spannt nicht nur ordentlich im Schritt. Das kann auch richtig Köpfe kosten, der Großkonzern darf nämlich im Mai 2007 nicht wählen gehen, wohl aber die vielen Leute, die hier an der touristischen Entwicklung Teil haben wollen, es aber aus schwer verständlichen Raumordnungsgeschichten oder unbegreiflichen bürokratischen Formeln nicht können. Dazu gerät nun auch die, schon beendete Wintersaison zum Debakel, wir erreichen inzwischen nicht mal mehr die Gästezahlen von 1999. Da darf man natürlich nicht der Politik alleine die Schuld geben, es spielen viele Faktoren eine entscheidende Rolle dabei, aber eigentlich wollte man doch mehr machen, mehr Qualität, mehr Grün und so weiter. Kein Konzept ist nicht aufgegangen könnte man sagen, alleine mehr Hotelbetten haben wir nun, um die sich immer weniger Gäste bemühen. Vielleicht hilft ja die geistige Anregung die man sich auf Menorca geholt hat dazu, auch den Mut zu einem eigenständigen Weg für La Palma zu finden.
Dienstag 04.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 55 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,6 Grad, niedrigste Temperatur: 15,6 Grad
Juan el Guindero
Der Bejenado, von palmerischen hardcore Patrioten allerdings Bejenao geschrieben und immer so gesprochen ist der Hausberg El Pasos. Mächtig aufragend und mit 1852 Metern stolzer Höhe bildet er auch gleichzeitig die südliche Begrenzung der Caldera de Taburiente. Schwierig ist der Anstieg auf den Berg, weil die Kiefern nicht sehr dicht stehen und die Sonne dann erbarmungslos auf einen hernieder brennt. Wirklich begehbar ist nur die Südseite des Berges, auf der Nordseite ist der Bejenao noch steiler und nur von wahren Alpinisten zu erklimmen. Der Bejenao hat viele Geschichten geschrieben, gerade wegen seiner Unerreichbarkeit. An diese Historien zu erinnern, darum kümmern sich meist sehr ortsverbundene Vereine und Anthropologen. Am besten bewahrt man diese, sicher nostalgisch angehauchten Schätze aber auf, wenn man den Geschehnissen und Figuren hinter den Geschichten aber Orte zuordnet, die dann auch Namen dazu bekommen. Berufsnostalgiker haben wir in El Paso im Überfluss und bevor irgend etwas vergessen wird, werden nun noch Namen verteilt, wäre doch schade um die Geschichten.
Man will nun zwei Geländeabschnitten auf der Nordseite, also der kaum erreichbaren Namen erteilen und damit verschiedenen Personen einen mächtigen Grabstein setzen. Ausgedacht hat sich das der Verein für "Salto de Pastor" (Hirtenstabspringen), die bringen es alleine schon auf 180 in der nach oben offenen Nostalgieskala. Erinnert werden soll an "Juan el Guindero", der einer der bekanntesten Ziegenhirten der Gemeinde war und von dem wahre Wunder berichtet werden, wie elegant und gekonnt er mit Hilfe seiner langen Hirtenlanze die steilsten Abgründe überwand. Der Vers dazu heißt: "en el monte el Guindero no tenía compañero", was frei übersetzt heißt, in den Bergen kann ihm keiner folgen. Irgendwann muss er aber übermütig oder alt geworden sein, einer seiner Sprünge war zu gewagt und er stürzte hunderte Meter in die Tiefe, vom Bejenao aus in die Caldera. Dieser Abhang soll nun den Namen "Risco del Guindero" tragen und das auch offiziell so in den Karten stehen.
Auch auf der Nordseite des "Schicksalsberg El Pasos" möchte man einer weiteren Gruppe von Personen huldigen und eine Stelle dort und vor allem aber einer Höhle den Namen "Los Alzados" geben. Erinnert werden soll an einer Gruppe von Flüchtlingen, die sich dorthin retten wollten um den Falangeschergen zu entgehen und sich meist tagsüber in einer Höhle versteckt hatten um nicht entdeckt zu werden. Tagsüber jagten sie und wurden auch von mutigen Gemeindemitgliedern versorgt. Irgendwann allerdings, man munkelt Verrat, fand man die Schar aufrechter Demokraten aber doch und man erzählt, dass nur einer mit dem Leben davon gekommen sei. Das Wort alzado hat viele Bedeutungen, wird aber auch für bankrott und verloren oder ausgespielt verwendet, nun macht der Name plötzlich Sinn. Wenn man sich mal so umguckt und besonders umhört auf La Palma und die Leute die es wissen müssen befragt, (fragen sie keinen unter sechzig) dann stehen hinter den meisten Bezeichnungen irgendwelche tragischen Ereignisse, selten aber ein fröhliches Treiben oder glückliche Umstände. Ist wohl so, die Tragik ist wohl einprägsamer als lustige Geschichten. Deshalb habe ich mir auch überlegt, den Weg von Ramón zu Carlos nicht in "Paseo de Matias" umbenennen zu lassen, das könnte ins Auge oder sonst wohin gehen.
Dienstag 04.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1019 hPa
Meteorologisches Niemandsland
Die Koalition zwischen dem atlantischen Hoch und dem über dem Maghreb ist aufgekündigt, wir gehören nun meteorologisch wieder zum fiktiven Kontinent "Atlantik". Die Luft ist wieder feucht, die Sicht wird klarer und die Temperaturen werden nicht mehr an der dreißig Grad Marke knabbern, die wir vor ein paar Tagen schon mal erreicht haben. Von stabilen Wetterverhältnissen sind wir aber noch weit entfernt, von Nordostpassat kann keine Rede sein. Westlich von uns bemüht sich ein Hoch an Kraft zu gewinnen um vielleicht mal ein Azorenhoch zu werden, kann aber gegen die beiden kräftigen Tiefs nördlich von uns nicht bestehen. Noch können wir uns wegducken, das Wetter bleibt zunächst freundlich aus touristischer Sicht. Zunächst ist ja eines der vielen Worte, die wohl mit einem Fragezeichen in sich geboren wurden und ist damit hier völlig zutreffend. Alles kommt darauf an, ob das Hoch noch an Kraft gewinnt um die, immer aus West anbrausenden Tiefs weiter gen Norden schieben kann. Gelingt das nicht, dann ist für Ende der Woche wieder Niederschlag möglich, vorher passiert nicht viel, noch befinden wir uns im meteorologischen Niemandsland.
Montag 03.04.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,2 Grad, niedrigste Temperatur: 18,6 Grad
Dringend Einwohner gesucht und verunfallte Bürgermeister
Ungemach droht den Lokalpolitikern aus Los Llanos, Garafía und vielleicht auch San Andrés y Sauces, man hat zu wenig Einwohner und müsste dann auf einige Stadträte verzichten. La Palma ist ja so eine komische Insel, die nicht am Bevölkerungszuwachs teilnimmt, ganz gegen den Trend der anderen Inseln. - Manche sagen auch, wir hören immer zu schnell mit dem Zählen auf, aber eigentlich sollte in den Zeiten der modernen Datenverarbeitung die Bevölkerungszahl auf einen Knopfdruck erscheinen. [(FORMAT C:) um Gottes Willen, tun Sie es nicht] Bei den letzten Gemeindewahlen, Mai 2003, hat man die Zahlen des "Padrón Municipal" aus dem Jahr 2003 genommen und da hatte Los Llanos noch über 20.000 offizielle Einwohner und Garafía über 2.000. Nimmt man nun die Zahlen von 2005, dann sind beide Gemeinden unter die jeweilige Stichzahl gerutscht, für den Fall von Los Llanos bräuchte man 20.001 Einwohner um weiterhin 21 Räte haben zu können, aber man kann momentan einfach nur 19.878 Leute finden. Das hätte zur Folge, dass nur noch Platz und Anrecht auf 17 Stadträte vorhanden wäre, vier Politiker müssten dann wieder auf freier Wildbahn ihren Lebensunterhalt verdienen und das ist für Ex Politiker hier gar nicht so einfach, wir bauen gerade keine Gaspipeline.
Garafía ist nun unter die 2.000 er Marke gerutscht, die würden 2 Listenplätze verlieren und in San Andrés y Sauces knabbert man mit 5.086 an einer weiteren magischen Grenze. Aber, es ist noch Zeit, der "Padrón Municipal" aus dem Jahr 2006 wird herangezogen und so haben die Gemeinden noch die Möglichkeit ihre demographische Bilanz aufzufrischen. Eigentlich kann ich nicht glauben, dass man in Los Llanos nicht doch noch 123 Einwohner irgendwo herumliegen hat, sprechen die selben Leute doch von weit über 22.000 Einwohner, welche die Aridanemetropole bevölkern sollen. Es scheint sich aber bei der Zahl dann doch um eine gefühlte Bevölkerungsdichte zu handeln, Statistik kann so grausam sein. Wenn ich Montag um 11:00 Uhr nach Los Llanos fahre, dann glaube ich immer in dieser Stadt wohnen 80.000 Menschen, so unterschiedlich können gefühlte Gefühle sein. - In El Paso haben wir solche Sorgen nicht, dafür eine weitere kleine Anekdote. Diese Woche haben wir drei verschiedene Bürgermeister und einer davon ist "verunfallt". Heute noch legt Jesús turnusgemäß sein Amt als Bürgermeister nieder, aber erst am Freitag soll Dolores, meist Loli genannt in ihr neues Amt eingeschworen werden. Nun kann es aber nicht 5 Tage ohne Amtsinhaber abgehen, bis zum Freitag ist dann Pedro der "Alcalde" das aber "accidental". So nennt man hier als Vertretung eingesetzte Amtsträger, accidente heißt aber eigentlich Unfall und so regt dieses Wort immer wieder zu neckischen Bemerkungen an nach dem Motto, guck mal, da läuft unser Unfall... Dabei heißt "accidental" in Wirklichkeit stellvertretend und nicht verunfallt. Aber was wäre das Leben ohne Wortspiele, Fettnäpfchen, Doppeldeutigkeiten und Erklärungen, die so weit an den Haaren herbeigezogen sind, dass selbst Rapunzel neidisch würde.
Montag 03.04.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 34 % Luftdruck 1020 hPa
Quergelesen
Das Sklavenschiff will nicht gefunden werden, alle überschlagen sich in breiten Ausführungen zum Thema, dabei sind wir einer Ente näher als einem Schiff. Die staatlichen Behörden wissen plötzlich von gar nichts mehr und die Presse fragt sich, von wem wissen wir das Ganze überhaupt. Aprilscherze sind in Spanien erst Ende des Jahres üblich, (día de los inocentes) und das Thema illegale Immigration scheint nicht gerade geeignet als plumper Witz die Tagespresse zu schmücken. Die Zeitung "El Día" meldet sogar, der Druck der Polizei hätte dafür gesorgt, dass das Schiff nun Kurs auf Mauretanien genommen hätte, nachdem es 140 Meilen südlich von El Hierro das letzte Mal gesichtet werden konnte. "La Opinión" beschränkt sich auf das Schulter hochziehen der Behörden, keiner weiß von nichts und man hat mal wieder in der morgigen Presse gelesen, was man gestern gesagt haben soll. Die berühmten "gut informierten Kreise" mutieren mal wieder zum Fragezeichen.
Ob es sich nun bei dem Schiff um eine wirkliche Ente handelt oder um einen "Fliegenden Senegalesen" wer weiß das schon. Wer viel quer liest, dem fällt es schwer gerade zu denken und heiße Themen - illegale Einwanderung, beflügeln die Phantasie und lassen schon mal 0 Grad Nordsüd steuern, das muss auch der Kurs des Sklavenschiffes sein, sonst hätte man es längst finden müssen. - Aufklärung wird kommen, oder man macht es wie "Canarias 7" und nimmt die Meldung einfach raus. - Was aber, wenn die Ente eine Ente ist und das Schiff heute bei uns in Tazacorte anlegt? Zumindest würde es das Passagieraufkommen des Hafens der letzten drei Jahre mehr als verdoppeln. Als bittere Wahrheit kommt die Meldung aus Mauretanien, dass ein "Cayuco" nur 50 Meilen vor der Küste des Landes von der mauretanischen Marine gefunden wurde, seit 17 Tagen war das Boot unterwegs und wohl immer im Kreis gefahren, von den ursprünglich 57 Menschen an Bord konnten nur noch 25 gerettet werden. Wäre doch immer erster April.
Sonntag 02.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 39 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 29,4 Grad, niedrigste Temperatur: 19,2 Grad
Auf der Suche nach einem Flüchtlingsschiff
Seit Monaten fürchtet man massive Flüchtlingswellen in großen Schiffen, welche aus dem Senegal oder Guinea auf die Kanaren kommen könnten. Dort haben Verbindungsleute und Geheimdienste mehrere alte Seelenverkäufer ausgemacht, die für ein letztes Mal auf Reise gehen sollen, vollgestopft mit Flüchtlingen Richtung kanarische Inseln. Es gab bereits mehrere Meldungen, ein solches Schiff, hier "Barco Negrero" (Sklavenschiff) genannt, sei unterwegs auf die Kanaren. Einmal hatte man ein solches auch entdeckt, konnte dann aber die Weiterfahrt auf den Kapverden unterbinden. Da war aber Glück für Spanien im Spiel, der Kahn war so kaputt, dass er freiwillig umkehrte. - Jetzt hat man wieder ein solches Schiff entdeckt, die Meldung darüber kam dieses Mal aus dem britischen Geheimdienst und die spanische Luftwaffe hat dieses Schiff das letzte Mal 140 Meilen südlich von El Hierro gesichtet. Die Patrouillenboot "Río Palma" der Guardia Civil ist jetzt auf dem Weg dorthin, man möchte das Schiff abfangen, bevor es kanarische Gewässer erreicht. Zudem wurden die Schiffe "Punta Salinas" und "El Esperanza del Mar" bereit gemacht, um bei Bedarf helfen zu können.
Keiner weiß so richtig, ob auf dem Schiff wirklich Flüchtlinge sind, ob die Informationen vom britischen Geheimdienst auch das Schiff meinen, welches die Flieger gesichtet haben und niemand kennt auch die Anzahl der möglichen Flüchtlinge auf dem Schiff. Nicht genannte Quellen sprechen von 500 bis 600 Menschen, die so auf einmal auf die Kanaren gebracht werden sollen, das wäre für den Organisator dann eine wirklich lohnende "Kreuzfahrt". Was macht man aber, wenn es dieses Schiff mit so vielen Flüchtlinge an Bord wirklich gibt und es auf hoher See noch stellen kann. Schickt man es dann zurück und riskiert eine humanitäre Katastrophe, wenn man solch ein Sklavenschiff am Landen hindert? Man erinnert sich sehr gut, was vor ein paar Jahren mit einem Schiff aus Albanien vor der Küste Italiens ablief, welches wochenlang hin und her geschoben wurde, da hat sich keiner mit Ruhm bekleckert und auf dem Schiff herrschten unmenschliche Zustände, die man dann den italienischen Behörden ankreidete, weil die nicht wussten, was sie machen sollten. - Man kann das Schiff aber eigentlich gar nicht zurückschicken, man weiß ja nicht mal wo es genau herkommt und die spanische Polizei, oder gar Marine kann diese Leute nicht in den Senegal oder nach Conakry (Guinea) begleiten. Stoppt man das Schiff auf hoher See, dann wird es sich nicht freiwillig wieder zurückbewegen und mit wachsendem Druck seitens der Öffentlichkeit wird man das Schiff letztendlich doch in einen Hafen bringen müssen um die Menschen darauf ordentlich zu versorgen. Das wären dann wohl Tenerife oder Gran Canaria, die Inseln mit den größten Mitteln helfen zu können, das würde aber auch deren Möglichkeiten an den Kollaps bringen, es befinden sich bereits über 2.000 Flüchtlinge auf den Kanaren und alle dafür vorgesehenen Lager sind bereits hoffnungslos überfordert. - Aus nicht genannt wollen werdenden Kreisen hofft man auf eine Falschmeldung des britischen Geheimdienstes oder aber darauf, dass es ein gutes Schiff mit viel Treibstoff und Wasser an Bord ist und es gleich bis nach Mitteleuropa durchfährt, denn da wollen sie alle hin, nicht zu uns auf die Kanaren.
Sonntag 02.04.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 42 % Luftdruck 1018 hPa
Wasser im Überfluss
Nur ein Viertel des vorhandenen Wassers wird auf La Palma tatsächlich genutzt, so geht das aus einer Studie des "Wasseramtes" der Insel hervor. Von den jährlich etwa 260 Kubikhektometern Wasser die als Niederschläge zur Verfügung stehen, geht der Löwenanteil in den Atlantik, man rechnet mit 105 Kubikhektometer Wasser, die so für die Insel verloren gehen. Ein anderer Teil nämlich 35 Kubikhektometer steht auch nicht zur Nutzung bereit, alles was an Wasser im Süden der Insel fällt kann nicht genutzt werden, in den Wasseradern dort reichert sich das Wasser zu stark mit Kohlendioxyd an, die Gase des Vulkans sind dort so reichlich vorhanden, dass sämtliches unterirdisch gespeichertes Wasser kontaminiert wird. Es bleiben noch 120 hm³ übrig, von denen nicht ganz 70 hm³ zum allergrößten Teil für die Landwirtschaft genutzt werden.
Auch wenn man mit aller Vorsicht solche Zahlen betrachten muss, es sind Durchschnittswerte und wohl einige Unsicherheitsfaktoren dabei, schildert dieser Bericht die Wassersituation für La Palma im allergrünsten Bereich. Es war immer unklar, ob wir der Insel zuviel Wasser entnehmen und dadurch langfristig unwiderrufbare Schäden im Wasserhaushalt entstehen.Diese Studie will das Gegenteil beweisen, wir entnehmen weniger Wasser als nachkommt. Natürlich kann man jede Studie anzweifeln und den Behörden den Vorwurf machen, alles wunderbar erscheinen zu lassen. Dagegen steht ein ziemlich handfester Beweis, das Wasser ist in den letzten Jahren immer billiger geworden und im Allgemeinen werden knappe Sachen teurer. Moderne Bewässerungsanlagen und eine gründliche Sanierung des Verteilungssystems haben den Wasserverbrauch in den letzten Jahren auch noch deutlich gesenkt, so dass man einige Quellen, aber auch den "Túnel de Trasvase", aus dem der Großteil des Wassers für das Aridanetal kommt, den Winter über versiegelt hat um das Wasser nicht in den Atlantik fließen zu lassen.
Samstag 01.04.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 46 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 30,2 Grad, niedrigste Temperatur: 19,8 Grad
Der Sheriff von Los Llanos
Die Ordnung liegt dem Bürgermeister der Aridanemetropole sehr am Herzen, hatte doch sein Rufen nach der polizeilichen Eingreiftruppe "Unipol" aus Tenerife für lang anhaltende Polemik gesorgt. Diese Polizeitruppe hatte Jugendliche erschreckt, welche sich all wochenendlich in der größten Stadt der Insel zu öffentlichen Gelagen treffen, sehr zum Unmut der ehrenwerten Gesellschaft, man fühlt sich von dem eigenen Nachwuchs bedroht. - Allerdings wurde so auch eine Diskussion angestoßen, ob das nicht ein Erziehungsdefizit sei und nicht unbedingt die Aufgabe einer Polizeitruppe. Nun geht der forsche Schritt zur gesunden Gemeinde weiter, Alkohol und Geschwindigkeitskontrollen sollen deutlich häufiger stattfinden als bisher, man plant eine Zusammenarbeit der Lokalpolizei mit der Guardia Civil um zu schnelle oder zu feuchte Fahrer aus dem Verkehr zu ziehen. Bei den Geschwindigkeitskontrollen habe ich aber eher den Verdacht, diese sollte man außerhalb der Ortschaft ansetzen, in Los Llanos herrscht Dauerstau, da ist zu schnelles Fahren eher eine nostalgische Illusion.
In diesem Zusammenhang kommt auch eine sehr interessante Zahl auf den Tisch, 16.000 Fahrzeuge sind in Los Llanos gemeldet und der Ort hat gerade mal knapp unter 22.000 Bewohner. Auch ohne einen direkten Vergleich zu haben, das erscheint mir eine extrem hohe Fahrzeugdichte, die Tendenz zum Drittwagen lässt sich aber schon lange beobachten. - Böse Zungen behaupten, die Leute aus Los Llanos wären eh permanent auf der Flucht und man hat nur deshalb so viele Autos, weil man mit dem Zweitwagen den abendlichen Parkplatz für den Erstwagen blockieren will, der Drittwagen dient dann dazu, zwischen Erst und Zweitwagen zu pendeln. - Den alltäglichen Dauerstau wird man mit der Umgehungsstraße, an der nun mächtig gebaut wird, wohl beheben können, das Parkplatzproblem allerdings nicht. Man darf aber auch dabei nicht vergessen, Los Llanos ist in den letzten 15 Jahren derart schnell gewachsen, dass alle Planungen für die Zukunft meist von dieser in kürzester Zeit überholt wurden.
Noch ein Wort zum Wetter, der erste Tag des Jahres mit einer Temperatur die an der dreißig Grad Marke schnuppert, dem nordafrikanischen Hoch sei Dank und die langen Unterbeinkleider können nun in die Schränke gerollt werden - Gut, dass es in El Paso so viele Parkplätze gibt und hervorragend gekühlte Kühlschränke. Da meine drei Frauen heute Abend den Schalk im Nacken haben, den mit dem Gott voran, werde ich wohl heute wieder aus dem Hause gewiesen. Die ertragen meine sinnreichen Kommentare über den künstlerischen Höchstwert deutscher Fernsehunterhaltung nicht. Das macht aber nichts, in El Paso gibt es reichlich Männeraufbewahrungsstätten, da gibt es genügend wohlfeile Gesprächspartner denen es ähnlich geht, auch spanische Fernsehunterhaltung treibt die Männer aus dem Haus.
Samstag 01.04.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 37 % Luftdruck 1018 hPa
La Palma in Gefahr
Es klingt aberwitzig, nicht das drohende Abrutschen der Westflanke de Cumbre Vieja würde den Supergau für diese kleine Insel bedeuten, das wäre gegen unseren wirklichen Feind nur eine geologische Episode und würde die Amerikaner heftigst erschrecken. Die wirkliche Gefahr für diese Insel kommt klein und unscheinbar daher, kaum sehbar oder greifbar und deshalb noch heimtückischer als brüllende Naturgewalten a la Tsunami oder Vulkanausbruch. Was hat diese Insel in ihren 2 Millionen Jahren nicht schon alles erlebt, von der gewaltigen Entstehungsgeschichte, die ja noch nicht abgeschlossen ist, über die erste Besiedlung aus Afrika und spätere Europäisierung durch die tapferen Mannen mit dem Kreuz und dem Schwert in der Hand. Selbst den späteren Einfall der germanischen Horden mit Besserwisserei und Kolonialisierungsplänen konnte die Insel noch aussitzen. Kein Wetter, kein Vulkan, keine Überbesiedlung oder Monokultur hat diese Insel je wirklich bedrohen können und nun müssen wir uns wohl einem Schädling beugen, der die Insel, in wahrsten Sinne des Wortes, von innen aushöhlt und auffrisst.
Eigentlich waren wir immer stolz auf unsere reiche endemische Flora und Fauna, mit diesen Folgen der Evolution wollte und konnte aber auch die Wissenschaft nicht rechnen. Ein kleines, völlig harmlos erscheinendes wirbelloses Tier bedroht unsere Insel jetzt existenziell, falls keine Möglichkeit gefunden wird, den Parasiten zu bekämpfen. Die Basaltlaus trat vor anderthalb Jahren das erste Mal auf und bringt seit dem die Wissenschaftler sämtlicher biologischer Fraktionen völlig aus dem Konzept, man kennt kein weiteres Lebewesen, außer Mikroben und Pilzen, die in der Lage zu sein scheinen, sich ausschließlich von steinigem Material zu ernähren. Die Basaltlaus gehört zur Familie der Nasenfüßler (Rhinogradentia), der genaue wissenschaftliche Name des Schädlings ist demzufolge Rhinogradentia petrophaga basaltii. Die Wissenschaft spricht in solchen Extremen von petrophylen Verhalten. Die Basaltlaus gibt es bislang nur auf La Palma und muss sich in den letzten Jahren extrem vermehrt haben, wurden anfänglich nur Verbissschäden am nördlichen Rand der Caldera de Taburiente gemeldet, hat sich der Schädling inzwischen über die gesamte Insel ausgebreitet.
Die Inselregierung hat inzwischen einen wissenschaftlichen Krisenstab eingerichtet, denn die Schäden welche die Basaltlaus anrichtet, sind nicht mehr zu übersehen. An der Mündung der Caldera de Taburiente in den Atlantik hat sich inzwischen derart viel Kot der Basaltlaus angestaut, dass man die Anhäufungen augenscheinlich für einen schwarzen Sandstrand halten könnte. Die Ausscheidungen des Schädlings sind in ihrer Beschaffenheit dem schwarzen Lavasand so ähnlich, dass man diesen Irrtum bislang nicht bemerkt hat. Nur Fachleute erkennen den Unterschied, die Körnung ist eher peristalt, nicht so grob strukturiert wie echter Sand und auch am Rieselverhalten kann man einen signifikanten Unterschied feststellen. Eine Sperrung der "Strände" hält man allerdings für nicht erforderlich, der Kot der Basaltlaus ist für Säugetiere und Menschen völlig unbedenklich, lediglich Risikogruppen, welche an Nieren oder Blasensteinen leiden, sollten vorsichtshalber den direkten Kontakt mit den Ausscheidungen der petrophylen Basaltlaus meiden.
Ein Team koreanischer Wissenschaftler will sich aber nun der kurativen Forschung widmen und den Nasenfüßler dafür verwenden, genau dieser Patientengruppe zu helfen, die an solchen Steinen in Nieren und Blase leiden. Kim Kim Hyundai, Sprecher der Ärztegruppe bezeichnet dieses progressive Verfahren als "come in and eat auf". Ein ähnliches Verfahren wird auch vor nachmittäglichen Sitcoms im Privatfernsehen angewandt, allerdings verwendet man hierzu erfolgreich einen weiteren Nasenfüßler, den Rhinogradentia cerebrum vakuumii.
Zurück zu unserem "kleinen Problem". Die Weltgesundheitsbehörde ist nun auch eingeschaltet worden, seit der pandemischen Ausbreitung der Hirnlaus (Rhinogradentia cerebrum) fürchtet man ein ähnliches Horrorszenario, falls es der Basaltlaus gelingen sollte La Palma zu verlassen und sich durch Mutation auch auf andere Gesteinstypen als Basalt einstellen könnte. Allerdings versichern uns bislang die Wissenschaftler, die Übertragungswege der Basaltlaus seien nicht so vielfältig wie die der Hirnlaus, die sich sogar übers Internet verbreiten kann. Die bislang ergriffenen Maßnahmen, Säurebad für alle Personen die La Palma verlassen und das Aufstellen von Basaltködern am Flughafengebäude gelten also bislang als ausreichend, um eine weitere Ausbreitung des Schädlings zu verhindern. - Für uns ist das wenig tröstlich, La Palma bröckelt vor sich hin und wird in absehbarer Zeit im Atlantik verschwunden sein, zermahlen von den rastlosen Kiefern eines kleinen und so harmlos wirkenden Tierchens.