Ja wo ist er denn hin?
Unserem Bankdirektor stand ein ganz großer Tag bevor, ein ganz außergewöhnlicher, die Hochzeit seiner Tochter.
Ich versorgte ihn mit Unmengen meiner schönsten Orchideen, wunderbaren weißen und zart hellrosafarbenen, es sollte einfach ein sensationelles Fest werden. Wurde es auch, aber doch ein bisschen komisch.
Er zeigte mir später einen Haufen Fotos, auch darin war man nicht kleinlich geblieben: Das Hochzeitsfahrzeug, rumdherum mit Orchideenblüten bestückt und aus Fensterschlitzen herausquellend, das war sicher einmalig; dann die Braut, wie ihr gratuliert und sie von allen geküsst wird, später in allen möglichen Stellungen, natürlich mit Haufen von kostbaren Orchideen bekleidet, beide Arme voll in hockender, sitzender, liegender Stellung, von vorne und hinten gesehen, dann aber auch liebevoll einen Baum umarmend und schmachtend ins Objektiv lächelnd, mal versteckt hinter Büschen kokett hervorlugend, mit Sekt in der Hand schon recht kess und mit Zunge rausgestreckt hübsch frech. Jedenfalls war es ein Packen von Fotos, die jetzt des Bankdirektors ganze Freude waren und sicher dann weitere Generationen an das gelungene Familienfest erinnern sollten.
Etwas kam mir aber doch ganz komisch vor: auf allen Fotos war immer nur die Braut zu sehen, der Bräutigam war nie mit dabei. War er ein Krüppel und nicht vorzeigbar? Konnte er weder gehen noch stehen und lag irgendwo herum? War er zusammengebrochen und jetzt in der Intensivstation? Oder war es eine Ferntrauung? Sie wissen ja, ich bin furchtbar neugierig, so etwas lässt mir einfach keine Ruhe, daher fragte ich den Bankdirektor, warum nur die Braut auf den Fotos erscheint und nie der Bräutigam. Er fand die Frage keineswegs abwegig, sondern antwortete ganz normal, und als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre: "Der war nicht da, der hatte etwas anderes vor".
'La Palma, Du Herzchen' kann ich da nur sagen.
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