PaulGutwetterkater |
Viele Dinge haben Paul und ich gemein. Beide glauben wir, unabhängig
voneinander die Chefs dieses Familienverbandes zu sein und damit sicher auch
der Mittelpunkt. Wir wollen in Ruhe gelassen werden wenn uns danach ist und
wir wollen Aufmerksamkeit, Bewunderung und auch, wenn nötig Mitleid. Für
beide von uns ist Regen eine lebensbedrohliche Situation, die nun sämtliches
Finger und Hirnspitzengefühl unserer weiblichen Lebensbegleiter fordert.
Regen oder vertikale Feuchtigkeit ist sowohl für Katzen, als auch für
Reiseleiter nicht wirklich seelisch erhellend. Man könnte sich ja nun
einfach ins Bett legen und das Kopfkissen andeprimieren, aber so simpel sind
weder Kater noch Männer gestrickt, Selbstmitleid ist theoretisch machbar,
der Spaßfaktor ist aber nicht mal tendenziell vorhanden.
So bleibt nur eins, miese Laune so lange verstreuen, bis eine der Frauen
bereit ist diese aufzunehmen und aus reinem Selbsterhaltungstrieb uns nun
bemitleidet. Weder schmallippig und dunkel dreinblickende Ehemänner, noch
jammernde Kater sind auf Dauer für Frauen erträglich. Jetzt kommt aber der
Hammer, Mitleid scheint nicht teilbar zu sein, entweder wird der Kater mit
diesem süßen Gift überschüttet oder der Mann. Selbst in diesen schweren
Zeiten geht die Rivalität also ungebremst weiter, wer mehr Mitleid erhascht,
der geht als Gewinner hervor und ich muss leider zugeben, meine Karten
stehen da verdammt schlecht. Paul ist einfach viel geschickter, der kann so
viel leidender blicken, der muss nicht mal den Mund aufmachen um seine
Portion Seelentrost einzufordern. Ich erhalte allenfalls noch Mitleid, weil
man meine Unfähigkeit Mitleid zu erheischen bedauert. - Das muss die
Vorstufe zum Trottel sein und Paul badet und sonnt sich in streichelnden
Frauenhänden.
"Jammer nicht so rum wegen des bisschen Regens, du bist doch nicht aus
Zucker" schallt es mir entgegen und noch im Weggehen höre ich das vertraute
Säuseln von Frau an Kater: "Nicht war mein Süßer, du magst keinen Regen,
Gott was musst du Armer leiden". - Mir war von Anfang an klar, dass Kater
nicht demokratiefähig sind, aber mir meine letzte seelische Hochburg, das
Mitleid meiner Frauen auch noch streitig zu machen, ist nicht fair. Ich
werde das heute Abend in meiner Selbsthilfegruppe für Reiseleiter bei Regen
noch mal ansprechen, die verstehen mich und Mitleid ist mir dort gewiss.