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Messebesuch des Rathauses von El Paso auf der internationalen Schweizer Tourismusmesse in Lugano

Zweiter Tag, Messestandaufbau und Regen bis zum Horizont

Als notorischer Frühaufsteher lockten mich trotz späten Einschlafens die Helligkeit vor dem Fenster und die Hotelgeräusche, die man nun, für mich beruhigend, vernehmen konnte. - Es regnete immer noch in Strömen und nur schwammig konnte ich aus dem Fenster den Garten des Hotels erkennen und dahinter einen schön gestalteten Saal, in dem geschäftige Kellner Kaffeetassen an den Tischen zurechtrückten. - So etwas weckt Lebensgeister, zumindest meine und da es bereits halb neun Uhr war, wagte ich es auch, Chamaida telefonisch wie abgesprochen zu wecken. - Es ist zwar ein bisschen affig, per Mobiltelefon internationale Gespräche zu führen, wenn man Luftlinie nur zwei Meter voneinander entfernt ist, aber Chamaida muss man mehrmals wecken und erst beim dritten Mal, also wenn mein Hunger schon unzähmbar geworden ist, wage ich es dann an die Tür zu klopfen. - Ich will Sie nicht mit Beschreibungen langweilen, welch verschlafene Gutturallaute ein sonst so graziler Körper von sich geben kann, es muss Ihnen genügen, dass ich fortan immer ein gutes Repertoire an Möglichkeiten besaß, Chamaida mit gewissen Geräuschen zu ärgern. - Das habe ich nicht oft getan, nur wenn es notwendig erschien, um Bewegung in unseren Trott zu bringen, wenn wir dann doch Termine einzuhalten hatten.

    Der Blick aus meinem Zimmer geht in den schönen Garten, den wir leider nie nutzen konnten, wegen des dauernden Regens und auf den lockenden Frühstücksraum.
Das Hotel war nur spärlich besetzt, kein Wunder, waren wir doch einen Tag früher angereist als die meisten anderen Messegäste, wir wollten doch unseren Stand ordentlich herausputzen und nicht noch am Abend vor der Eröffnung bis in die Nacht dort auf der Messe basteln. - Gab es auch keine große Auswahl an Wurst und Käse zum Frühstück, oder gar ein Ei, so wie das die deutsche Seele in mir doch gerne fordert, das Brot in diversen Sorten war hervorragend und wir luden den, viel zu kleinen Tisch in einem Wintergarten reichlich voll. - Da Lugano zwar in der Schweiz liegt, aber eigentlich vom Charakter her italienisch ist, war es nicht so ganz einfach, den richtigen Kaffee zu bestellen. - Wir bekamen aber immer etwas Heißes und Schwarzes vorgesetzt, was wir je nach Lust und Laune, später aber auch mit aufkommendem Kaffeewissen mit Milch und Zucker ergänzten und so zu einem labenden Entknitterungsgetränk am frühen Morgen gestalteten. - Auch wenn wir in einem Wintergarten saßen, man konnte wieder nur schemenhaft das dahinter stattfindende Treiben einer berühmten Stadt erahnen, gerade bis zum Bahnhof konnten wir sehen und die nach Mailand verschwindenden Züge. - Von dem versprochenen Bergpanorama und dem berühmten See, werden wir optisch erst zwei weitere Tage später Zeugen, so lange regnete es ununterbrochen und dichte Wolken oder Nebel verhinderten jegliche Weitsicht. - Macht nichts, wir sind ja auch nicht zum Kuren hier in Lugano, sondern wollen El Paso und La Palma auf der internationalen Messe präsentieren, da darf uns das Wetter nicht beeinflussen.


    Die solide Basis für einen erfolgreichen Tag, und auch wenn es nicht unbedingt eine riesige Auswahl gab, frisches und leckeres Brot, dazu Kaffee und Orangensaft machen jedes Frühstück zum ersten Highlight des Tages
Eigentlich sind es, laut ausgedrucktem Stadtplan vom Hotel zur Messe nur gute zwei Kilometer, aber angesichts des Regens und des vielen Gepäcks welches wir zur Messe schleppen mussten, wählten wir dann doch die Option Taxi und gelangten so im reichlich chaotischen Straßenverkehr Luganos auf weiten Umwegen zum Messegelände. - Umwege deshalb, weil der direkte Weg durch die Innenstadt führen würde, die größtenteils Fußgängerzone ist, was wir aber erst später feststellen konnten. - Einmal angelangt auf der Messe erwartete uns ein weiteres Chaos, aber deutlich unangenehmer für uns, da niemand sich in der Lage sah, uns beim "Einchecken" behilflich zu sein. - Das wiederum war nun Chamaidas Aufgabe, die sich mit nonchalanter Aufdringlichkeit hervorragend durchzusetzen weiß, anders wird man auch auf La Palma keine erfolgreiche Politikerin. - Ich hatte derweil unseren Stand längst gefunden, da ja der Deutsche an sich zur frühzeitigen Vorausschau neigt, denn ich hatte mir den Plan des Messegeländes bereits vorher im Internet angesehen und eingeprägt. - Dennoch wurden wir schließlich, nach wohl einer knappen Stunde, auf einem völlig anderen Weg zu unserem Stand geführt, mein Protest gegen den überflüssig langen Weg durch einen anderen Saal wurde mit hilflosem Achselzucken quittiert, das war mir dann auch egal, weil ich immer wieder darauf achten musste Chamaida nicht zu verlieren, die bereits die vielen anderen Stände musterte, die sich im Aufbau befanden. - Ich reklamierte dann am Stand sofort, dass uns noch eine Rückwand fehlte, zwei Tische, ein Pult und das Stromkabel viel zu kurz sei, aber die Dame die uns zum Stand begleitet hatte war dafür nicht zuständig, ich sollte mich später an einen Purser wenden, was immer das auch sein mag.

    Leichtes Chaos unterhielt uns beim "Einchecken" um den Messestand zu belegen, das viel gepriesene Schweizer Organisationstalent hatte hier wohl eher ihre "italienischen Momente" und ich lasse mir in Zukunft nicht mehr sagen, dass wir hier auf La Palma nicht organisieren können. - Das können Andere noch besser nicht...


    Wenn man nichts weiß, auch dafür gibt es eine internationale Gebärdensprache und ich warte gerne auf Handwerker, die eh nicht kommen.
Wir haben uns gleich und auch am kommenden Tag immer wieder nach den noch fehlenden Gegenständen erkundigt und irgendwann sogar patzig auf meine Art, aber nichts führte zum Erfolg. Schließlich "organisierte" ich die fehlenden Möbel von anderen Ständen die noch nicht besetzt waren und wie ich so mitbekam, war das ein üblicher Sport der Aussteller, weil jedem irgendetwas fehlte und sich so beim Nachbarn bediente, der vielleicht erst am Abend oder am nächsten Tag kam. - Das mit der fehlenden Rückwand war aber nicht ohne Werkzeug zu erledigen und in der Tat blieb so unser Stand die gesamte Messe über ohne dieses Teil, was wir durch ein großes Plakat zu retuschieren versuchten. - Ich will die Desorganisation der Messe hier auch nicht später noch mal erwähnen müssen, man muss auch nicht mal deutsch sein, um sich über die hundsmiserable Betreuung und Ausstattung da in Lugano zu beschweren, denn auch die anderen Aussteller in unserer Halle, allesamt Spanier, beklagten sich permanent über fehlende Ausstattung oder unbeantwortete Fragen. - Schwamm darüber, es soll auf anderen Messen nicht viel anders sein. - Aber auch wir waren nicht so ganz perfekt ausgerüstet, trotz guter Vorbereitung hatten wir keine Haken dabei um unsere schweren und großen Plakate zu befestigen die, weil langlebig auf Kunststoffbahnen gedruckt, sehr schwer sind und nicht mit Klebestreifen an den Seitenwänden halten wollten. Klammern oder gar bohren in die Wände war bei Höchststrafe verboten, aber wir sind ja aus La Palma und können improvisieren und haben die Plakate dennoch zum Halten gebracht.…

    First Contact mit unserem "nackigen" Messestand, da wartete tatsächlich noch reichlich Arbeit auf uns, um das ein bisschen schnuckelig zu gestalten und so einen Hauch La Palma und El Paso zu verbreiten. - Das Stück fehlende Rückwand kam leider nie, ganz gegen mein symetrisch angelegtes Wohlbefinden.


    Bloß nicht zu fest ziehen, das kann in die Hose gehen, aber so eine kleine Tauglichkeitsprobe muss schon sein, schließlich haben wir einen Ruf als Improvisationstalente zu beweisen.
Chamaida war nun aber mit Telefonieren beschäftigt, denn langsam wurde klar, dass unsere Sendung mit den 220 Kilo Prospekt und Dekorationsmaterial nicht kommen würde, oder erst am Freitag und Eröffnung der Messe war doch schon morgen. - So bereiteten wir alles vor was machbar war und gingen nun heftig in uns, wie wir denn an unsere Kram kamen, der nach Chamaidas Recherchen irgendwie vom Zoll in Mailand noch nicht abgefertigt war. - Schließlich entschlossen wir uns nach Malpensa zu fahren um die Sache selbst in die Hand zu nehmen und zu beschleunigen, eine klare Angelegenheit für Chamaida, die sicher auch italienische Zöllner "überreden" konnte. - Das bedeutete allerdings auch, dass sie dann mit den 12 Paketen irgendwie wieder nach Lugano reisen musste und so entschlossen wir uns, dass sie am kommenden Morgen mit dem Zug nach Mailand fuhr, dann zum Zoll und mit den Paketen im Taxi zurück nach Lugano und auf die Messe. Eine kleine Fügung, aber eben eine dieser wichtigen, die immer im entscheidenden Moment stattfinden, brachte uns in Bekanntschaft mit Maurizio, der in dem Augenblick noch nichts anderes war als ein namenloser Taxifahrer, der uns zurück zum Hotel fuhr. Da der ältere Herr aber gesprächig war, stellte sich sogleich heraus, dass er gut Deutsch konnte und so begann ich schließlich eine nette Konversation, die auch in der erfreulichen Aussage endete, dass der Taxifahrer aus Mailand-Linate uns nicht beschissen hatte, sondern der Preis sogar für einen nächtliche Fahrt völlig in Ordnung ging. - Da wir nun schon im Gespräch waren und ich ähnlich viel spreche wie schreibe, brachte ich noch das Thema des morgigen Ausflugs nach Malpensa auf den Tisch und schließlich einigten wir uns mit Maurizio, denn inzwischen hatte er einen Namen, er solle morgen Früh Chamaida vom Hotel abholen und mit ihr nach Malpensa fahren. - Er müsste ja sowieso leer zurückfahren, also kostet das auch nicht mehr als eine einfach Fahrt und für die Wartezeit würde er uns auch nur die Hälfte der offiziell mit 70 Franken bescheinigte Stunde Wartezeit berechnen. - Chamaida war heilfroh über dieses Angebot, wussten wir doch nicht mal wo das Frachtterminal oder der Zoll auf dem Flughafen Malpensa lag und Maurizio könnte da nur hilfreich sein.

    Bange Stunden für uns, ob denn die Fracht noch rechtzeitig kommt, man kann nicht wirklich von guter Stimmung sprechen und als klar wurde, dass Chamaida morgen wieder nach Mailand fahren musste, war erstmal alle Fröhlichkeit verflogen.


    Wir rückten die Dinge hin und her, aber ohne die fehlenden Tische und Pulte war der Stand einfach nicht fertig zu dekorieren.
Erleichtert machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant vom Hotel aus, waren aber nach 300 Metern bereits unter unserem viel zu kleinen Schirm so durchnässt, dass wir uns auf trockene Kleidung und einen Abend in der Hotelbar einigten, Hunger hatten wir sowieso nicht mehr, dazu waren wir bereits viel zu müde und nass. - Schließlich bekamen wir doch noch zu Nahrung, die ostdeutsche Gastarbeiterin hinter dem Hotelbartresen reichte uns eine Schale nach der anderen mit leckerem Knabbergebäck, die hatte offensichtlich Freude an uns ungleichem Pärchen, er ein alternder, zerknitterter Vielsprachler und sie eine junge, charmante Spanierin, die endlich erlöst von der Angst alleine nach Mailand fahren zu müssen, immer nur dreiste Späßchen trieb. - Offiziell traten Chamaida und ich sowieso immer als "La Belle et la Bête" auf, was bei den meisten Zuhörern aber erst für Spaß sorgte, wenn man diese aufforderte denn nun zu raten, wer denn die Schöne und wer denn das Biest sei. - Einige Biere und viele Schälchen Knabbergebäck später, übrigens die billigsten Biere die wir jemals in der Schweiz getrunken haben, weil Grit nachträglich den Abend noch zur "Happy-Hour" erklärt hatte, waren wir schließlich bettreif und suchten Erholung in unseren viel zu schmalen Liegen.

    Abendessen nur mit Knabbergebäck, kommt auf die Menge an und wenn man erstmal müde genug ist, dann braucht man eh nicht viel.

    Ich muss mich noch für die teilweise schlechte Qualität der Fotos entschuldigen, das war alles mit einer kleinen Taschenkamera fotografiert, aber ich denke um sich einen Eindruck zu verschaffen reicht es dennoch aus.


Zum nächsten Tag >>>>>>>




Familie Ellen & Simon Märkle

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