Wetter:
Ricardo ist immer noch
auf Tenerife, das geht alles viel langsamer mit seiner Erholung
als gehofft, also müssen Sie diesen Monat noch mal mit mir
vorlieb nehmen.
Der November brachte fast
durchgehend Nordostpassat, so viel Stabilität ist für
diese Jahreszeit ungewöhnlich. Nur zweimal, 7.-9. und dann
vom 20. bis 23. November ließen die Hochdrucklagen zu, dass
uns Ausläufer eines Tiefdruckgebietes streiften. Der gesamte
Niederschlag im November beschränkte sich auf drei Tage und
insgesamt 34,5mm. Diese Zahlen gelten natürlich nur für
das Aridanetal, der Osten und Norden der Insel haben sehr viel mehr
Regen abbekommen.
Die Temperaturen lagen
bei einem Minimumm von 11 Grad und nach oben hin gab es Ausreißer
bis 29 Grad. Durchschnittlich waren es morgens 15 und tagsüber
21 Grad. Das ist ganz normal für den November. Schnee ist noch
keiner gefallen auf dem Roque, da müssen wir wohl noch ein
bisschen warten. Insgesamt kann man den November unter „ganz
normal“ einstufen, mit zu wenig Regen auf der Westseite.
Tourismus:
Anfang November, pünktlich
mit dem Inkrafttreten des Winterflugplanes wird es immer wieder
voller auf La Palma. Die ersten zwei Novemberwochen konnten wir
so auch wieder „volles Haus“ vermelden, inzwischen durchaus
ein Zustand mit Seltenheitswert. Ab Mitte November bröckelt
es wieder ein bisschen, wir konnten jedoch noch einiges kurzfristig
vermitteln, weil es durch das gestiegene Flugangebot nun wieder
ein paar Last-Minute Plätze gab.
Wo die Hotels und die
privaten Vermieter ein bisschen klagen, nach dem Motto, wir hatten
es uns noch schlimmer vorgestellt, haben andere Sparten im Tourismus
heftigere Einbußen. Die Gastronomie ist schwer gebeutelt und
auch die Dienstleister, die sich um Wanderungen und Ausflugsfahrten
bemühen, klagen heftig. Es wird einfach weniger Geld ausgegeben.
Neu sind für uns
die Gäste aus England, auch wenn es nur zwei Charter wöchentlich
sind, sorgen diese doch für einen Farbklecks, weil sie so anders
sind, als die gewohnten Mitteleuropäer. Aber auch von dort
erwartet uns wenig Hoffnung auf Steigerung, für die kommende
Sommersaison werden uns die Engländer wohl wieder genauso im
Stich lassen wie die Schweizer.
Sorgen macht sich die
kanarische Regierung um die steigenden Zahlen beim All-Inclusive
Geschäft. In einem Brief an den Wirtschaftsminister in Madrid
bitte die kanarische Regierung um Hilfe, diese Form des Tourismus
nicht ausufern zu lassen. Man hofft auf eine öffentlich Diskussion
und damit auf etwas mehr Druck auf die paar großen Reiseveranstalter,
die All-Inclusive Produkte anbieten. Die Zunahme an diesen Paketen
treibt die Hotelbetreiber an den Rand der Existenz. So werden renovierungsbedürftige
Anlagen nicht mehr auf Vordermann gebracht, weil durch den Billigtourismus
keine Rücklagen für Sanierungen mehr geschaffen werden
können. Die Hotelbetreiber tragen natürlich ganz alleine
die Entscheidung, lasse ich mich darauf ein, oder nicht, allerdings
ist der Druck der Belegungen so groß, dass vielen Betreibern
keine Wahl offen steht.
Für La Palma ist
dieses Problem noch nicht präsent, wird aber spätestens
nach der Eröffnung des Luxushotels in Fuencaliente aufkommen.
Die beiden Hotels, die bisher die bisher am meisten gebucht waren,
Hotel Sol in Puerto de Naos und das Taburiente in Los Cancajos,
werden dann Probleme bekommen, da die Reiseveranstalter natürlich
lieber das neue Luxushotel belegen. Die Rechnung, wir haben ein
neues Hotel, deshalb kommen viel mehr Touristen zu uns ist so lebensfremd,
dass ich fast schon wieder Mitleid mit den Politikern habe, welche
diese Rechnung aufmachen.
Wir werden sehen wie das
ausgeht, seien Sie sich sicher, dass ich nicht nur einmal nachfragen
werde und Sie darüber auf dem Laufenden halte.
Flora:
Feuerbignonie, oder auch
Feuerranke
Pyrostegia venusta (auch
ignea) aus der Familie der Bignonien
Hier nennt man diese beeindruckende
Farbenorgie einfach „flor de fuego“ was nichts anders
heißt, als Feuerblume.
Aus Brasilien stammt diese
Rankpflanze aus der riesigen Familie der Bignonien, nicht Begonien!
Und weil fast alles was in Brasilien wächst, auch hier auf
den Kanaren prächtig gedeiht, findet man diese Pflanze überall
in den Gärten La Palmas. Wann die Feuerbignonie nach La Palma
kam, das weiß man nicht. Wie bei den meisten Neophyten der
Insel brachten sicherlich die rückkehrenden Amerikafahrer
sie vor ein paar hundert Jahren zu uns.
Die Feuerbignonie ist
eine stark rankende Pflanze, die jede nur erdenkliche Stütze
nutzt, ihre Triebe Richtung Sonne zu strecken. Vorwiegend nutzt
man die Pyrostegia venusta dazu, um Mauern zu begrünen, besser
gesagt, zu „beorangen“.
Der Wuchs hängt stark
davon ab, wie viel Wasser und Nährstoffe zur Verfügung
stehen. Im Topf nimmt sich die Feuerbignonie eher bescheiden aus,
in einem gut gewässerten Garten ist die Pyrostegia venusta
in der Lage Mauern von mehr als 50 Meter Länge und vielen Metern
Höhe völlig zu bedecken. Vorwiegend im Winter, einfach
deshalb weil es viel Wasser gibt, schenkt uns dann die Feuerbignonie
ihre überwältigende Farbenpracht. Es kam schon zu Auffahrunfällen,
weil Leute plötzlich angehalten haben, um so eine blühende
Wand zu photographieren.
Die Feuerbignonie bildet
nur selten Samen aus und vermehrt sich fast ausschließlich
durch Senktriebe. Nur direkt am Boden entsteht ein Stamm, der nur
langsam wächst, aus dem dann Hunderte von Ranken in alle Richtungen
wachsen, immer auf der Suche nach Halt und Licht. Diese Ranken werden
locker an die 20 Meter lang und sind sehr biegsam, so dass man diese
Pflanze in die gewünschte Richtung lenken kann. Dazu hat die
Pyrostegia venusta keine Stacheln und verdrängt in vielen Gärten,
die sonst so beliebte Bougainvillea.
Lässt man die Pflanze
gewähren, dann überwuchert sie alles an was sie sich festhalten
kann. Einige Triebe, die auf der Erde liegen bleiben, wurzeln schnell
an und sorgen dafür, dass diese Pflanze sich vermehrt. Eine
großgewachsene Feuerbignonie ist nur noch mit groben Mitteln
zu bescheiden. Die vielen rankenden Triebe verschlingen sich derart
ineinander, dass man nie genau weiß, wo der Trieb anfängt
und wo er aufhört. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, von Anfang
an die Zahl der Triebe zu beschränken, dann spart man sich
später die traurige Arbeit der Hau-Ruck Methode. In den USA
gilt die Pyrostegia venusta sogar als „gefährliche Invasionspflanze“,
aber die sehen vieles anders und solange ich nicht deren Genmais
essen muss, kann mir das auch egal sein.
Auf La Palma stellt die
Feuerbignonie keine Gefahr für die endemische Flora dar, weil
sie bei Wassermangel sofort das Wachstum einstellt und sich auch
nicht weiter vermehrt. In gedüngten und gut gegossenen Gärten
ist die Feuerbignonie allerdings schon sehr dominant. Ich habe mal
in einem riesigen Garten gearbeitet und einen Versuch angestellt,
wer stärker ist: Bougainvillea, Prunkwinde, oder Feuerbignonie.
Nach oben hin haben die Bougainvillea und die Prunkwinde gewonnen,
die Bignonie ist aber zu den Seiten ausgewichen und hat dort dann
alles überwuchert, bis mich ein freundlicher Nachbar aufforderte,
diesen Versuch doch bitte zu beenden, er möchte noch andere
Pflanzen in seinem Garten haben und nicht nur die zu ihm gewanderte
Pyrostegia venusta.
Da Bignonien nicht frosthart
sind, kann man sich in Deutschland nur an Kübelpflanzen, oder
in botanischen Gärten an dem unverschämten Orange erfreuen.
Ist vielleicht auch gut so, dass alles seinen Platz hat. Eine Feuerbignonie
an einem Klinkerbau sähe bestimmt so komisch aus, wie ein Porsche
auf La Palma.
Gesellschaft:
Fällt dieses Mal aus, Ricardo ist ja leider noch nicht
wieder da.
Gastronomie:
Pizzeria „Adagio“
in El Paso
Seit vielen, vielen Jahren
gibt es dieses italienisch angehauchte Restaurant bereits und schon
vor vielen, vielen Jahren haben wir uns dort die Pizza geholt, wenn
man einfach diesem Drang nach weicher, warmer Nahrung nachgibt,
die nach Oregano riechen muss.
Das Lokal liegt verkehrstechnisch
so günstig, dass man sich um die Qualität der Speisen
eigentlich keine Sorgen machen müsste, da hält immer jemand
an. Man sollte nun auch keine große Küche erwarten, die
Fleisch und Fischgerichte haben lediglich Alibifunktion, außer
Pizza und Pasta wird dort eh nichts bestellt. Wer in die Pizzeria
zum Steak-Essen geht, der ist eh selber schuld. Der Salat zur Pizza
stellt auch keine zu große Anforderung dar, so kann man die
gewünschten Vitamine ruhig noch mitnehmen.
Die Pizza ist allerdings
Klasse und kommt aus einem Steinofen, so wie es sein soll. Bei Preisen
zwischen 5,- und 9,- Euro wird man gut satt. Die Pizza wird im Gastraum
selbst zubereitet und Gott sei Dank verzichtet der Pizzabäcker
darauf, diese spektakulär an die Decke zu schleudern. Der Junge
macht das schon viel, viele Jahr und weiß, wie man gute Pizza
macht.
Es ist auch nichts wirklich
Ausgefallenes bei der Möglichkeit des Belages dabei. Pizza
Erotika vielleicht, aber was haben Spinat und Walnüsse damit
zu tun? Immer wieder Klasse, die Diavola, mit richtig scharfer italienischer
Salami.
Der Gastraum ist nicht
groß und nach zwei Seiten völlig verglast, so dass man
immer mitbekommt, wer nun gerade auf dem Parkplatz eintrudelt. Da
der Pizzaofen im Gastraum selbst steht, empfiehlt sich das Restaurant
auch mal an kalten Wintertagen. Der Service ist freundlich und schnell
und auch sprachlich in der Lage, eine nicht spanische Bestellung
entgegen zu nehmen. Wobei ich immer noch nicht rausbekommen habe,
wie man ein italienisches Gericht in gutem spanisch bestellen soll.
Der Rest ist einfach,
Vino heißt Wein, Cerveza heißt Bier. Fanta nennt man
hier auch so, nur bei Cola muss man aufpassen. Cola heißt
im spanischen Schweif, oder auch Klebstoff, so dass es sich schon
empfiehlt, Coca Cola zu bestellen.
Die Pizzeria „Adagio“
ist sicher nicht der Ort, die goldene Hochzeit zu feiern und auch
nicht, um typisch kanarische Spezialitäten zu sich zu nehmen.
Wer aber diesen neckischen Appetit auf ein ehrliches Stück
Pizza verspürt, ohne sich in das kleine Schwarze zwängen
zu müssen, der ist hier absolut richtig. Es steht draußen
dran, was drinnen ist: Pizza!
Pizzeria „Adagio“
Täglich 13:00 –
15:30 und 18:30 bis 23:30
Tel: 922 485231
El Paso, an der Hauptstraße
vom Ortskern Richtung Tunnel etwa 400 Meter rechter Hand. Parkplätze
sind vorhanden.