La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv September 2007


Sonntag 30.09.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 25,4 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad

Schwert oder Lanze, das ist nicht die Frage

Jetzt mag sich ja so mancher denken, wann lässt der uns endlich wieder mit seinem Heiligen in Ruhe. - Kommt noch, aber vorher muss ich Ihnen noch über ein typisch palmerisches Ereignis in Kenntnis setzen, welches man auch in die Kategorie "Palmerischer Königsweg" einordnen kann. - Nun kommt der Heilige wieder auf den Teller, in dem Moment aber auf den Brunnen. - Gestern war ja der Tag des Erzengel Michaels, viel beschäftigter und gleichsam streitbarer Himmelskämpfer in gleich drei Religionen. - Zumindest dabei sind sich Christentum, Islam und Judentum einig, ist doch ein Anfang. - Da diese Insel San Miguel de La Palma heißt ist der Erzengel damit auch für unseren Schutz verantwortlich und trägt sogar auf dieser Insel noch eine Doppelbelastung, auch die Gemeinde Tazacorte hat sich diesen "erzigen" Kerl zum Schutzpatron ausgesucht. - Nun streitet man schon seit längerem hier auf der Insel, ob denn der San Miguel mit einem Schwert bewaffnet sei, oder mit einer Lanze. Dabei ergreifen die Bagañetes meist die Schwertbefürworterfraktion, und der Rest der Insel schwört auf die Lanze. Warum das so ist, das liegt an den bisherigen Malereien und Statuen, die eben diesen himmlischen Söldner mal mit dieser und mal mit jener Waffe ausgestattet sahen.

Nun kommt Luis Morera, und nun hat er endgültig bewiesen, dass er "DER Inselkünstler" ist und gibt dem San Miguel einfach Lanze und Schwert. - Mit der Lanze in der Hand sticht er gerade auf den Antichrist ein, der zufälligerweise Ähnlichkeit mit einem reichlich bekannten Politiker hat und als Reserve trägt er noch ein Schwert. - Die Ähnlichkeit bezieht sich übrigens nicht auf den heute Morgen genannten Politiker, der ist nämlich eher klein und kräftig gebaut. - Nun sollte also die Insel- und Gemeindeseele gleichzeitig befriedigt worden sein, weder die Schwerttänzer noch die Lanzenträger können nun von einer Vernachlässigung sprechen, so lobe ich mir wirklich weise Entscheidungen und so können auch die "Palmerischen Königswege" aussehen. - Nein, wirklich weltbewegend ist das nicht, aber für uns war das schon wichtig, vielleicht auch, weil unsere Welt so vieles kleiner scheint, wenn überall um einen herum das weite Meer unseren Horizont begrenzt. - Und schon geht es wieder los, seit wann begrenzt ein Horizont, der unendlich weit weg scheint. - Die einen meinen, die Grenze beginnt am Meer, da wo es nass wird und wir mit dem Schwimmen anfangen müssen, die anderen schwärmen von der Unendlichkeit, nur weil man kein Ende erkennen kann. - Das ist dann die nächste Aufgabe für Luis Morera, da heißt die Frage dann, begrenzt ein Horizont, oder öffnet er das Tor zur Unendlichkeit. - Bei der Aufgabe werden wohl weder Schwert noch Lanze hilfreich sein, aber wenn ich jetzt so in die untergehende Sonne blinzle, wohl mindestens eine Sonnenbrille…


San Miguel Arcángel Tazacorte La Palma



Sonntag 30.09.07 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1020 hPa

Inselvater

Sie werden sich wundern über das Ende des Textes… Eigentlich wird man nicht richtig schlau aus unserem Inselpräsidenten, José Luis Perestelo. Seit 1995 steht er nun dem Cabildo Insular vor und hat auch noch in vielen weiteren Organisationen, seien diese nun regierungszugehörig oder auch öffentlich den Präsidentenposten, so dass viele von ihm sagen: Präsident von Allem. José Luis Perestelo kommt politisch aus dem Lager der "API" (Agrupación Palmera Independiente), die sich 1993 mit vielen anderen regionalen Gruppierungen zur Sammelgruppe "Coalición Canaria" zusammenschloss und seit dem die entscheidende politische Kraft auf den Kanaren darstellt. - Ideologisch ist da nicht wirklich was zu deuteln, es sei denn, man bezeichnet gnadenlosen Lokalpatriotismus auch als Ideologie, ansonsten kommen die älteren Mitglieder aus allen Färbungen der politischen Farbskala. - Es gibt dort genau so Kommunisten wie rechte Hansel, aber beim politischen Nachwuchs wird überhaupt keine Ideologie mehr nachgefragt, die Coalición Canaria schwebt frei von irgendwelchen Richtungsdrücken im politischen Raum und dient nur ihrer Idee und damit sich selbst. - In der Tat geht es seit Jahren nur noch um Machterhalt und der zeigt sich in den meisten politischen Gruppen so, bloß nichts ändern, weil Änderungen würden uns ja schaden. - Meist schleppt man die Konservativen der Partido Popular als willfährige Mehrheitsgeber mit sich rum und rückt so auch auf die Oppositionsseite gegen die Sozialisten. - Hauptproblem und Dilemma der Coalición war und ist, eigentlich von Anfang an, dass man immer nur verwaltet hat und nie gestaltet. - Basierend auf den Hilfen der Zentralregierung und der EU wird dort verteilt und unterstützt wo es opportun zu sein scheint und das opportun ist immer da wo man selber, oder seine Parteigenossen stehen oder bequeme Mehrheiten haben. - Krönung davon war der Wahlslogan 2003, als man mit dem Ausdruck "Lo Nuestro" - "Unseres" antrat und damit eigentlich alles gesagt hat.

José Luis Perestelo hat nie einen Hehl aus seiner Herkunft gemacht, das Schimpfen und die Schlammschlachten aber seinen Vasallen aus der zweiten, dritten und vierten Reihe überlassen. - Das unterscheidet ihn von vielen seiner Kollegen auf anderen Inseln, die ihre Hauptaufgabe im Zerstören von möglichen Konkurrenten sehen, auch wenn diese aus den eigenen Reihen kommen, und weniger in zielgerichteter Politik. - Der große Vorreiter und Gedankengeber ist Perestelo auch nicht, die Angst der Alteingesessenen vor Veränderungen ist auch hier zu groß, als dass man mehr als Kosmetik zulassen würde. - Aber immerhin, er lässt immer wieder durchblitzen, dass er es eigentlich weiß um was es geht und so sind manche seiner Reden und Interviews fast schon flehentliche Pamphlete, die zwischen den Zeilen gelesen sogar als Hilferufe interpretiert werden können. - Eigene Politik, also die seiner Begleiter hier auf der Insel und der im Provinzparlament kritisiert er genau so wenig wie andere Gefolgsleute seiner Partei, aber er schweigt dazu, anstatt in Lobeshymnen auszubrechen, wie es andere in dieser bunten Interessenvertretung eigener Angelegenheiten tun. - Da lässt sich dann einiges hineininterpretieren und aus längerem Beobachten glaubt man dann schon zu wissen, wie dieser Mann denkt, oder zumindest glaubt handeln zu müssen. - Aber wie gesagt, das glaubt man nur, man weiß es nicht wirklich.

Was man Perestelo wirklich glauben kann, er ist mit Leib und Seele Inselvater, liebt diese Insel und die Leute auf ihr mindestens so wie sich selbst. - Das können viele Parteigenossen nicht von sich behaupten, da ist die Reihenfolge eher sehr egoistisch aufgebaut. - Manchmal kann man sich richtig über unseren Inselpräsidenten ärgern, wenn er wieder mal eine große Chance zur Vernunft platzen lässt, so wie bei der opportunen Verabschiedung des touristischen Sondernutzungsplanes, wo ihm scheinbar nichts anderes übrig blieb, als deutlich schweigsam dieses ungeliebte Papier weiter in den Verantwortung der Provinzregierung zu schieben. - Heftig ärgern kann man sich dann auch, wenn solche Überlegungen aus seinem Mund kommen, man sollte die negativen Zahlen der touristischen Auslastung dieser Insel vielleicht lieber nicht veröffentlichen, das sei kontraproduktiv. - Positiv stimmt einen dann wieder die vorsichtige Art, wie er den notwendigen touristischen Aufschwung auf dieser Insel nach seiner Sichtweise interpretiert und Landschaftsschutz und gesellschaftliches Wohlergehen deutlich vor wildes Spekulantentum setzt. - Auch sammelt er klare Punkte, wenn er sich auf die Seite der Hüttenbesitzer in den vielen kleinen Siedlungen stellt, welche von der Küstenbehörde abgerissen werden sollen, das ist seine Aufgabe als Inselpräsident, auch wenn diese vielleicht zu spät kommt. - Da hat übrigens die gescheiterte sozialistische Gegenkandidatin Mercedes Coello ein typisches Eigentor geschossen, sie klagt Perestelo im Zusammenhang mit der Unterstützung der illegalen Siedlungen an, die Bewohner La Palmas gegen das Gesetz aufzuwiegeln, denn Gesetze seien dazu da, befolgt zu werden. - Schlimmer konnte Mercedes Coello nicht demonstrieren, warum man Perestelo mehr Vertrauen schenkt die Interessen dieser Insel zu vertreten, denn wir haben auch noch eine zweite Auffassung von Gesetzen und die heißt, Gesetze müssen den Menschen dienen und nicht umgekehrt. - Wir brauchen keine Inselpräsidenten, die uns sagen was wir nicht machen können, sondern solche, die mit uns zusammen versuchen das auf die Reihe zu bekommen. Vielleicht habe ich das alles auch nur geschrieben um mich zu entschuldigen, dass ich unseren Inselvater mag. - Aber das geht nicht nur mir so, der ich doch aus dem völlig konträren politischen Lager komme, wenn ich mich so umsehe, was denn da noch auf diesem Posten sitzen könnte, dann haben wir es so schlecht nicht erwischt. - Kein Chapeau, nur klammheimliche Bewunderung.



Samstag 29.09.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad

Friedensengel über La Palma

Überraschung jedes Jahr wieder, wüsste man es im Nachhinein nicht besser, dann könnte man glauben, ein Krieg sei ausgebrochen. - Was denn, welcher Krieg, kommen die Marokkaner endlich "ihre" vorgelagerten Inseln wieder holen? - Nein, heute ist doch San Miguel und da kommen martialische Düsenjäger aus Gando auf Gran Canaria und schreiben eine fliegerische Ehrenbekundung an unseren streitbaren Heiligen vor der Küste Tazacortes in die Luft. - Das habe ich jedes Jahr vergessen und jedes Jahr wieder aufs Neue werde ich lautstark an diese kämpferische Art, einen Heiligen zu Ehren, erinnert. Andere Heilige schmückt man mit Friedensengeln und weißen Tauben, vielleicht habe ich ja die moderne Form der Friedensengel noch nicht komplett verinnerlicht. - War da nicht mal was mit Friedenstruppen? - Da kommt dann vielleicht eine völlig neue Variante in das Gezerre um den Heiligen Michael, trägt er denn nun eine Lanze oder ein Schwert. - Man könnte ja auch eine San Miguel contemporáneo erschaffen, der stände dann mit einem Sturmgewehr auf einsamer Wacht, um seine Insel zu verteidigen, aber Heilige in die moderne Zeit zu transferieren und auch modern auszustatten, das war noch nie unser Ding und soll wohl auch nicht sein. - Eigentlich leben wir hier auf La Palma ja ziemlich unmilitärisch, wir haben lediglich eine kleine Ausbildungseinheit bei uns stationiert, die in einer viel zu großen Kaserne an der Küste in Breña Baja stationiert ist. - Kampfflugzeuge haben wir schon gar nicht, alles was bei uns sonst fliegt sind die Verkehrsmaschinen und eben die Löschhubschrauber, sollte mal irgendwo wieder ein Feuer ausgebrochen sein. - So stand ich auch auf meines Daches Zinnen und verfolgte natürlich das spektakuläre Auftreten der beiden F 18, die wohl im kriegerischen Slang "Hornets" heißen und konnte viele andere Menschen beobachten, die auch auf ihre Dächer stiegen, um das Schauspiel ebenfalls zu verfolgen. - Man sieht bei uns so was halt nur einmal im Jahr und da kann nicht mal ein Pazifist weggucken. - Eine meiner Töchter fragte mich dann noch, ob das die "Guten" sind, das konnte ich bejahen, wobei ich mir die, eigentlich notwendige Diskussion um die "Guten" dann erspart habe. - Meine andere Tochter war da eher pragmatisch, sie sagte nur: "Haben die kein Geld mehr, letztes Jahr waren es noch drei Flugzeuge?" - Auch sie hat Recht, das ist dann immer so praktisch, wenn alle Recht haben und sorgt für einen weiteren friedlichen Ablauf eines geschenkten Feiertages. - Immerhin, gleich nachdem die "Hornets" über uns wegzogen, kam auch der "Fighting Falcon" angeflogen, wie man auf dem unteren Photo unschwer erkennen kann. - Ob der nun zu den "Guten" gehört, das müsste man mal die Mäuse und Eidechsen fragen. - Es ist wirklich alles nur eine Frage des Standpunktes.


F 18 Hornets


F 16 Falcon



Samstag 29.09.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa

Unfalltage - Normtage

Es scheint Tage zu geben, da trifft man das Bremspedal einfach nicht. - Gestern muss so ein Tag gewesen sein, alleine auf einer Fahrt von El Paso nach Los Llanos zwei Unfälle und zwei weitere Stellen an denen Glassplitter und Kreidezeichnungen auf der Straße angezeigt haben, dass hier auch jemand verkehrstechnisch anderer Meinung war als ein anderer. - Passiert ist nichts, außer Blechschäden, aber man fragt sich dann schon, wie solche Häufungen entstehen. - Kein Regen, kein Fußballderby Real-Barca, keine Landung Außerirdischer und auch die Golfplätze sind noch nicht eröffnet, also nichts weiter, was uns eigentlich in Aufregung oder Spannung versetzen sollte. - Oder reicht bereits ein nahender Feiertag, dass alle etwas schneller unterwegs sind, um bloß keine Stunde davon zu verlieren? Eigentlich auch unwahrscheinlich aber dennoch weigert man sich ja irgendwie das als bloßen Zufall abzutun, so profan kann doch das Schicksal nicht mit uns umgehen. Überhaupt, was soll in dem Zusammenhang das Wort Schicksal? - Wissen wir doch, dass jeder Unfall vermeidbar ist, wirklich jeder und dennoch nehmen wir eine ganz bestimmte und wohl verteilte Anzahl von solchen Missgeschicken hin und bauen sogar Statistiken daraus.

So baut man sich Normalität, eine gewisse Zahl an Unfällen ist normal, das gehört einfach dazu und erst eine, von der Statistik abweichende Häufung dieser Geschehnisse bringt uns gedanklich wieder näher, dass es überhaupt Unfälle gibt. - Natürlich nur so lange wir nicht selbst betroffen sind, oder vielleicht sogar dann, denn statistisch baut ja jeder Autofahrer in seinem Leben zwei Unfälle. - Denkt man das mal weiter, über Autofahren und Verkehrsunfälle hinaus, dann scheinen Menschen in der Lage zu sein, gewisse Dinge, treten sie nur oft genug und in gewisser gewohnter Weise auf, als absolut normal einzustufen, auch wenn es sich dabei um komplette Katastrophen für die Betroffenen handelt. - Ja natürlich, jetzt kommt die Rührgeschichte mit dem Hunger und dem Krieg und den vielen Kindern, die jeden Tag verhungern. - Aber auch dafür gibt es Regeln, man streitet sich momentan darum, ob denn alle 5 oder alle 7 Sekunden auf dieser Welt ein Kind unter 10 Jahren verhungert. - Hat man dann die konkrete Zahl, dann ist es nicht mehr so schlimm, denn nun ist es ja normal, weil es nicht mehr von der gewohnten Norm abweicht. - Man darf bloß nicht zuviel darüber nachdenken, sonst sinkt die Konzentration beim Autofahren drastisch, das führt zu weiteren Unfällen. - Dann müssten wir die Statistiken wieder anpassen, sonst würde ja irgendwann mal jemand von uns merken, dass das alles nicht normal sein kann, nur weil man Katastrophen in Spalten und Tabellen zwängen kann. - Ich weiß nicht, ob ich heute noch mal ins Auto steige, ich hatte erst einen Unfall im meinem Leben und gerade heute will ich meine Norm noch nicht erfüllen.



Freitag 28.09.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 50 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 26,2 Grad - niedrigste Temperatur 18,8 Grad

Plötzliche Feiertage

Das passiert und immer wieder, plötzlich kommt, ganz unerwartet ein Feiertag um die Ecke geschlichen und wir bekommen wieder mal gar nichts davon mit. - Schande aber auch, soll unsereiner doch immer alles wissen. - Der morgige Feiertag ist allerdings neu, aber auch wieder alt. - Früher, als alles anderes war und nur manches besser, da gab es diesen Feiertag auch schon, dann nur noch in Tazacorte und nun wieder auf der ganzen Insel. - Morgen ist der offizielle Feiertag unseres Schutzpatrons, Erzengel Michael, San Miguel Arcángel. - Dazu wird auch in Tazacorte eine Statue eingeweiht, die genau auf der zentralen Plaza steht, natürlich den Erzengel zeigt und von unserem "Inselkünstler" Luis Morera stammt. - Eigentlich ist der Miguel noch hinter Zaunlatten verborgen, aber man konnte schon sehen, dass San Miguel eine Lanze trägt anstatt eines Schwertes. - Da gab und wird es noch reichlich Diskussionen geben, denn in Tazacorte behaupten viele, das sei nicht korrekt, der San Miguel hätte immer ein Schwert gehabt und keine Lanze. - Die Polemik im Vorfeld dazu gereichte fast schon wieder einer Kirchenposse a la Don Camillo und Peppone, wie denn nun unser Erzengel bewaffnet sei. - Ich finde es ja grundsätzlich komisch, wenn Heiligenfiguren Waffen tragen, aber unser Erzengel muss wohl eine streitbare Person sein, die ihre Gemeinde und ihre Insel kräftig und "robust", wie man heute sagt, verteidigt.

Schwert oder Lanze, das kann man auch so erklären, da der San Miguel ja Doppelschichten schiebt, als Schutzpatrons der Gemeinde Tazacorte aber auch als Patron der gesamten Insel, trägt er das Schwert wenn er für Tazacorte streitet und eben die Lanze wenn er für die Insel zuständig ist. - Böse Zungen behaupten ja, eigentlich sollte der San Miguel von Tazacorte eher eine Abrissbirne als Waffe tragen wenn er seinen Ort beschützen will, denn so viel wie dort unter fragwürdigen Gründen gebaut würde, das gibt es auf der ganzen Inseln nicht noch mal. - Morgen sind also fast alle Läden zu, nur die kleinen "Krauter", oder auch positiv "Tante Emma-Läden" werden wohl vormittags auf haben. - Die Ketten Spar und San Martín, obwohl es ja um den San Miguel geht und nicht um den San Martín, haben morgen in Los Llanos und El Paso geschlossen, dafür aber am Sonntagvormittag geöffnet. - Das nur zur Ernährungssituation auf unserer Insel, der gemütliche Samstagvormittageinkauf wurde von San Miguels Lanze durchbohrt. Da ich eh nicht gerne einkaufen gehe, ist das also ein komplett guter Samstag für mich, werde dafür wohl aber am Sonntag dienstverpflichtet, die enormen Lücken in diesem großen weißen und kalten Kasten in der Küche wieder zu stopfen. - Wir hier in El Paso sind ja mit dem Heiligen Michael nicht so wirklich vertraut, haben wir doch die berühmte "Virgen de El Pino", die sich rührend und bestens um unsere Gemeinde kümmert, die das Matriarchat inzwischen ja auch noch bis in die Politik verbreitet hat und wir inzwischen auch eine Bürgermeisterin haben. - Wir in unserer Familie haben auch eine "Virgen de El Pino", also eine Jungfrau der Kiefer, allerdings ist die nur ganz alleine für uns da, trägt weder Lanze noch Schwert, sondern jede Menge Schalk im Nacken und Blödsinn im Kopf.


Virgen de(en) El Pino



Freitag 28.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1015 hPa

Palmerischer Königsweg

Es gibt immer einen Ausweg. - Zumindest fast immer. Es geht wieder um die illegalen Siedlungen an unseren Küsten und nun konkret um den Süden der Insel, wo man mit den Häusern in Punta Larga, La Zamora und El Faro langen Prozess machen will. - Lang und nicht kurz deshalb, weil die Situation der Siedlungen sich seit Jahrzehnten nicht geändert hat und man die Frage, warum gerade jetzt, oder warum erst jetzt, nicht wirklich beantworten kann. - Nachdem die Häuser an der Playa de Los Guirres fast ohne Protest eingeebnet wurden, will man sich in den anderen Siedlungen nicht so ohne weiteres vertreiben lassen. - Auch wenn die Raupenschlepper der Küstenbehörde die Motoren schon warmlaufen lassen, es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein neuer Rettungsvorschlag auf der öffentlichen Bühne erscheint. - Nun, wahrscheinlich zu spät, stellt sich die komplette politische Mannschaft der Coalición Canaria aus dem Inselparlament auf die Seite der betroffenen Anwohner und fordert, man müsse die Siedlungen an unseren Küsten zum Gebiet öffentlichen Interesses erklären und so eine Situation schaffen, welche den Abriss verhindern kann. - Rührigster Treiber dieser Aktion ist Primitivo Jerónimo, Rat für Erziehung und Kultur auf La Palma und einer der wenigen, welcher seinen Posten auch noch nach den Wahlen im Mai dieses Jahres behalten hat. Zunächst versuchte er es mit kulturellem Interesse, musste aber wohl bald einsehen, dass Kultur zwar ein dehnbarer Begriff ist, sich aber wohl nicht bis zu Wellblechhütten verbiegen lässt.

Die Argumente mit denen die Inselregierung den Erhalt der Siedlungen fordert sind nicht neu, aber eben dieses Mal nicht nur von den Anwohnern und Sympathisanten vorgebracht, sondern von der obersten politischen Einrichtung dieser Insel. - Hauptargument für die Erhaltung der kleinen Orte ist wie immer, das Alter und der Ursprung dieser Ansammlungen von Häusern. Das waren, eigentlich ohne Ausnahme Stützpunkte für den Warentransport an der Küste entlang und Refugien für die Fischer. Was man also in Zeiten als noch niemand gefragt hat mal aufgebaut hat, das sollte Bestandsschutz genießen. Daneben gibt man als weiteres Argument an, die Küstenbehörde hätte gar keinen weiteren Plan für diese Stellen nach dem möglichen Abriss, sondern würde ganz einfach nur Exempel statuieren wollen, auf dass niemand mehr zukünftig auf die Idee käme, seine Finger noch mal nach dem öffentlichen Küstenstreifen zu strecken. - Das kann man einfach mal dahingestellt lassen, und auch muss man wissen, dass die Coalición Canaria mit der Regierung in Madrid auf Kriegsfuß steht, also keine Möglichkeit auslässt irgendetwas gegen Entscheidungen von dort zu unternehmen. - Das geschieht im Allgemeinen aus einer defensiven Position heraus als übliche Pressekritik, in diesem Fall aber geht man nun aktiv gegen die Küstenbehörde vor. - Ob das noch was nutzt, das kann niemand sagen, aber früher kannte man so etwas als "Palmerischen Königsweg". Vieles was in Madrid entschieden wurde, oder später in Brüssel, hat auf dem Weg durch die Instanzen bis herunter zu uns den Biss verloren und früher, als wir noch so unwichtig waren, dass keiner hier her geblickt hat, da haben wir mit den Gesetzen dann Gummitwist gespielt, so lange, bis die Gesetze für uns anwendbar und tauglich waren. - Ich weiß nicht, ob man seinen Hut davor ziehen soll, eigentlich sollte man Gesetze treu und ohne zu fragen akzeptieren, aber bei uns ist eben vieles anders und schon gar nicht so, wie fremde Köpfe sich das vorstellen. Doch, doch, auch ein Chapeau für Primitivo Jerónimo Pérez.



Donnerstag 27.09.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 26,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,7 Grad

Fliegen oder Schiffen?

Ja, ich weiß auch, ein Flugzeug fliegt zwar, aber ein Schiff schifft nicht sondern fährt… Es tut sich wieder mal was im Transportgeschäft, die Reederei Armas hat ihre angekündigte Offensive gestartet und wird ab kommendem Montag nun La Palma mit Tenerife sechsmal in der Woche verbinden. - Da wir ja so oft auf die "Mutter aller Inseln" müssen, warum auch immer, betrachtet man natürlich jede neue Verbindung mit großem Interesse. - Allerdings bietet die neue Verbindung von Armas nicht wirklich eine echte Alternative an, das Schiff fährt abends aus Los Cristianos und kommt nachts an. Aber genau zu dieser Uhrzeit gibt es auch die Schnellfähre der Konkurrenz Olsen, auch die kommt gegen 22:30 Uhr hier auf La Palma an. - Man kann nun zwischen einer schnelleren und damit auch etwas teureren Verbindung wählen und einer etwas langsameren aber dafür auch ein paar Euro billiger. - Warum man uns ein zweites Schiff, zu ganz ähnlichen Fahrzeiten schickt, das wissen nur die Betriebswirte der Reederei Armas. Bereits der große Olsen-Trimaran, die Benchijigua-Express ist nicht wirklich stark ausgebucht und bei den nun angebotenen Fahrzeiten wird man so nicht mehr Passagiere vom Flugzeug auf das Schiff bekommen. Schön wäre eine zweite Verbindung tagsüber gewesen, aber das war wohl fahrplanmäßig nicht drin, das Schiff muss tagsüber noch auf anderen Routen Geld verdienen.

Armas schickt uns ein wunderbar neues und großes Schiff, die "Volcán de Taburiente", 132 Meter lang und mit einer Passagierkapazität von über 1.500 Gästen. Das ist natürlich ein bisschen groß geraten für uns und wenn man die schnelle Fähre von Olsen mitrechnet, dann haben wir jede Nacht jetzt für 2.800 Menschen die Kapazität per Schiff aus Tenerife zu kommen. - Es reisen an normalen Tagen aber nur 150-200 Gäste per Schiff zu uns, da entsteht eine kleine Schieflage, die man nur dadurch erklären kann, dass das meiste Geld eh mit Trailern und LKW verdient wird, welche die Schiffe in ihrem dicken Bauch mitnehmen. Man könnte das aber auch als Versuch sehen, seitens Armas die Reederei Olsen aus dem Rennen nach La Palma zu drängen, denn klar ist, beide Schiffe brauchen wir einfach nicht. - Preislich liegt die Reederei Armas unter der Konkurrenz von Olsen. Für die einfach Fahrt, ohne jegliche Rabatte oder Sonderaktionen berechnet Armas 36,- Euro und Olsen 49,- Allerdings muss man dazu sagen, dass die Schnellfähre von Olsen für die Strecke von Tenerife nach La Palma nur knapp über 2 Stunden braucht, weil der Kahn bis zu 42 Knoten schnell fahren kann, das konventionelle Einrumpfschiff von Armas ist immerhin 4 Stunden unterwegs. Man kann es sich also aussuchen, ob man bereits um 18:30 Uhr in Los Cristianos an Bord der "Volcán de Taburiente" geht um dann um 22:30 Uhr in La Palma anzukommen, oder erst um 20:30 mit der "Benchijigua Express" in See sticht, um dann zur gleichen Zeit bei uns zu sein. 13,- Euro mehr, dafür spart man zwei Stunden, das muss jeder für sich selbst kalkulieren. - Eine wirkliche Alternative zu den bis zu 16 Flügen täglich, welche die "Binter" und die Islas Airways" von Tenerife anbieten ist es aber wirklich nicht, allein schon wegen der späten Ankunftszeit. - Das Flugticket kostet 57,- Euro, aber man ist in 30 Minuten da und eben sechzehnmal am Tag kann man sich aussuchen zu uns zu kommen. Wer natürlich sein Auto mitbringen will, der muss schon mit dem Schiff fahren, die kleinen ATR welche zu uns fliegen, haben nur Platz für ein Matchbox-Auto. - Nachlesen, anschauen und auch buchen kann man die Fähren unter bei Fred Olsen und Naviera Armas.


Volcán de Taburiente



Donnerstag 27.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1014 hPa

Drei Minuten vor zwölf

Unfruchtbar. So könnte man die Versammlung betiteln, in die gestern viele der Bewohner kamen, deren Strandhütten in Süden der Insel von den Abrissplänen der Küstenbehörde betroffen sind. Immerhin, die Architekten und der lokale Chef der Küstenbehörde stellten sich den Fragen der Anwohner und Betroffenen im Rathaussaal, es gibt sicherlich nettere Begegnungen, um einen Abend zu verbringen. - Warum denn ihre Häuser störten und warum die große Pool-Anlage des nahen Hotels nicht, welche wohl auch die "unantastbare" Küstenlinie berührt, das war gleich die erste Frage welche an die Architekten der Küstenbehörde gerichtet war. Harter Tobak, aber das war klar in dieser Versammlung, denn für die Bewohner der Siedlungen Puntalarga, La Zamora und El Faro geht es um ihren Besitz in einer der drei Örtchen, welche die Küstenbehörde nun abreißen will. - Sinn und Zweck dieses Abrisses bleibt weiter die Aufgabenstellung, einer Regeneration der Küstenlinie, so der administrative Ausdruck. - Dort ist öffentliches Gebiet, niemand kann dort Eigentum erwerben und niemand darf dort etwas bauen oder gar dauerhaft wohnen.

Allerdings ist der Ausdruck "Regeneration der Küstenlinie" ziemlich fragwürdig, denn nach dem Abriss der Häuser will man dort einen Küstenwanderweg anlegen, was natürlich auch nicht ohne heftigen Eingriff in die zu schützende Küste geht. - Die meisten Anwohner vermuten halt einfach, dass man die Küstenbehörde vorgeschickt hat die Häuser abzureißen, um für zukünftige touristische Infrastruktur den Weg frei zu haben. - Hier stören diese Siedlungen niemanden, aber man kann sich schon prima vorstellen, dass Investoren ihr Hotel oder ihre Appartements lieber an eine "unbefleckte" Stelle bauen und die Nachbarschaft von solchen Siedlungen eher scheuen. - Das ist nur eine Vermutung, aber die liegt ziemlich nah, man findet einfach keine andere Begründung, warum die Küstenbehörde jetzt mit den Siedlungen aufräumen will und nicht vor 50 Jahren als diese entstanden sind. - Darauf hin antworten die Angestellten der Küstenbehörde, dass man vorher nichts von diesen Siedlungen wusste. Das mag fragwürdig sein, aber weil die Leute nicht von hier sind kann man ihnen das nicht als kompletten Vorwurf hinstellen, interessanter wäre eigentlich zu wissen, wer sie denn darauf aufmerksam gemacht hat, dass hier auf La Palma "Handlungsbedarf" herrscht. - Warum denn dann aber von vielen Bewohnern Steuern erhoben wurden, Strom geliefert wurde und sogar Hausnummern verteilt, das konnten die Techniker der Küstenbehörde locker beantworten. Wenn dort jemand, (die Gemeinden) Steuern kassiert haben und sogar Anbaugenehmigungen erteilt haben, dann ist und war das illegal. - Es wird eng für die Siedlungen im Süden der Insel, das sagen auch die Herren von der Küstenbehörde, jetzt kann man nichts mehr machen, der bürokratische Ablauf ist so weit vorgedrungen, dass es kein Halt mehr gibt. - Mindestens ehrlich, nicht wie die wohl vorgetäuschte Hilfe der betroffenen Gemeinden und des Inselparlaments, die auch wissen, dass außer zivilen Ungehorsams und lauten Protesten den Abriss der Häuser wohl niemand mehr aufhalten kann.



Mittwoch 26.09.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 26,4 Grad - niedrigste Temperatur 15,5 Grad

Weltbiosphärenreservatsstrickliesel

Die Ernennung des gesamten Territoriums der Insel San Miguel de La Palma zum Weltbiosphärenreservat ist Anerkennung, Aufgabe und Möglichkeit zugleich. - Was man alles daraus machen könnte, kaum auszudenken. - Wollen wir heute mal nicht über Anerkennung und Aufgabe reden, sondern über die Möglichkeiten. - Das Konsortium, welches mal wacher und mal weniger wach schützend seine Hände über das Reservat legt, verteilt ja, gegen einen kleinen Obolus, ein Siegel an Produkte, welche im Weltbiosphärenreservat hergestellt wurden. Allerdings muss man dazu einige Auflagen erfüllen, die Artikel müssen nicht nur von hier sein, sondern auch noch nach traditionellen Methoden gefertigt sein. Da gab und gibt es aber immer wieder Rangeleien, was denn nun traditionell sei und was nicht, mit der bereits bekannten pittoresken Geschichte ob denn auch Ziegenkäse mit Milch einer Rasse, die irgendwann mal aus Fuerteventura stammte, das begehrte Käsesiegel tragen darf. - Die Geschichte ist übrigens noch nicht ausgestanden, noch scharmützeln Rasseziegenverfechter mit Landwirten der Multikulti-Ziegen. - Man könnte stundenlange Possen darüber schreiben…

Nun fordert ein weiterer Sektor das Weltbiosphärenreservatssiegel ein, die Kunsthandwerker. - Das macht eigentlich Sinn, gibt es doch reichlich Leute hier die stricken, häkeln, klöppeln, flechten und spinnen (Seide, nicht Politik) und deren Tätigkeit doch eigentlich genau in das Schema eines gelebten Reservates passt. (Manchmal passt aber die Arbeit einiger unserer Politiker auch eher in das Schema Reservat…) - Die Lord Weltbiosphärensiegelbewahrer sind auch grundsätzlich nicht abgeneigt diesem Sektor das Siegel zu verleihen, man müsse aber eben prüfen gehen, ob man da auch wirklich mit traditioneller Nadel und Webstuhl zugange sei und das brauche seine Zeit. - Jetzt weiß ich nicht genau, wie man sich das vorstellen soll. - Kommt da dann ein Siegelbewahrer ins Haus und sieht der Mutter beim Häkeln zu und dass da bloß kein heißer Faden benutzt wird? - So sicher nicht, aber man will wohl verhindern, dass besonders "fleißige" Handwerker sich mit Tüchern oder Körbchen aus China oder Vorderindien eindecken, um das Ganze dann als handwerklich hergestelltes Produkt an die Frau bringen. - Der Verkauf solcher kunsthandwerklichen Pretiosen gestaltet sich immer schwieriger, dabei spielt der Faktor Preis natürlich auch eine Rolle, denn die meisten dieser Produkte werden nicht mehr im Alltag verwendet, sondern nur noch als Schmuckwerk genutzt. Da kommt auch noch dazu, dass es heute kaum noch üblich ist ein geklöppeltes Spitzendeckchen aus dem Urlaub als Dankeschön an den treuen Katzenfütterer oder Blumengießer zuhause mitzubringen. - So wage ich durchaus zu bezweifeln, ob denn das Weltbiosphärenreservatssiegel diese angeschlagene Zunft wieder zu alter Blüte verhilft. - Wenn das wirklich so interessant wäre, dann hätten das die "Fälscher der Mitte" längst in ihr Standardprogramm aufgenommen, denn nur wer wertvoll ist, der wird gefälscht.

UMSONST, UMSONST! - Noch ein Hinweis in fast eigener Sache. - Morgen gibt es, aus Anlass des Welttourismustages, im Tourismusbüro El Pasos alles gratis. - Wein, Mojo, Käse, Süßigkeiten, natürlich alles hier von der Insel. - Die Öffnungszeiten sind: 09:30 - 13:30 und 16:00 - 19:00 Uhr. - Da das eigentlich für Gäste der Insel gedacht ist, wird allen Residenten angeraten, möglichst kurze Hosen und Spazierstöcke zu tragen, wegen der Glaubwürdigkeit. - Wer noch nicht weiß, wo die Tourismusinformation ist, gleich unter der Palmenplaza in der Ortsmitte.


Tourimusinformationszentrum El Paso



Mittwoch 26.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1015 hPa

Noch mehr Ärger in Tazacorte

Was ist nur los in Tazacorte. - Keine andere Gemeinde auf der Insel hat mehr Skandälchen und polemische Auseinandersetzungen auf der Tagesordnung als dieser kleine Ort, der doch eigentlich alle positiven Möglichkeiten für kommende Aufgaben besitzt. - Landwirtschaft zum Anfassen, einen Hafen zum Träumen und einen der meist besuchten Strände auf der Insel. - Trotzdem läuft nichts rund in Tazacorte und man wäre fast geneigt zu behaupten, auf dieser Gemeinde läge ein Fluch, aber dem ist nicht so. - Wir wollen das mal als glücklos stehen lassen, was man seitens der Politik in dieser Gemeinde so alles anstellt, um irgendwie auf die Beine zu kommen. - Das ist eigentlich die positive Umschreibung, denn glaubt man der Opposition, dann hat das nichts mit fehlendem Glück zu tun, dass man immer wieder in die leere Schublade greift, sondern sei Methode. - Das sind natürlich heftige Vorwürfe und so etwas kann man einfach und meist auch erfolgreich in die Luft brüllen, die Presse greift das gerne auf, weil es sonst so wenig zu schreiben gibt und auch wenn es unbewiesen bleiben sollte, es bleibt halt immer etwas kleben.

Nun geht es aber vor Gericht, die 2 Räte der neu ins Stadtparlament gewählten CCN wollen der regierenden Gruppierung Union Bagañete an den Kragen und haben eine Anzeige losgelassen. - Nicht nur gegen den Bürgermeister, seinen Stellvertreter und den Rat der für das Bauwesen in der Stadt tätig ist, sondern auch noch gegen den Architekten und einen Techniker im Rathaus, welche den städtischen Bebauungsplan nicht nur ge- sondern auch unterzeichnet haben. Auch auf der Liste der Verdächtigen stehen noch die beiden Finanziers des geplanten Gebäudes, so dass man ein kompaktes Päckchen von 7 Angeklagten vorweisen kann. - Es geht um ein Grundstück in "El Pozo", welches noch vor der Veröffentlichung des Planes als Grünfläche ausgewiesen, nach der Phase des öffentlichen Aushangs aber plötzlich sogar vierstöckig bebaubar war. - Sollte das zutreffen, dass man nach dem Aushang des Planes diesen noch mal retuschiert hat, dann darf man das mindestens einen korpulenten, wenn nicht sogar dicken Hund nennen. - Vielleicht ist es gut, dass so was nun vor Gericht geht, dann könnten Klarheiten entstehen und man wüsste woran man ist. Bislang lagen solche Vermutungen und Verdächtigungen im tiefen Treiben der subjektiven Entscheidungen und jeder konnte daraus schließen was er wollte. - Damit tut man aber anderen Menschen vielleicht Unrecht an, aber eben nur vielleicht. Nun kann man nur Hoffen, dass dem Gericht es gelingt uns zu sagen, wer denn nun vielleicht Mist, oder ein vierstöckiges Haus völlig zu Recht gebaut hat. - Für Tazacorte wäre es wünschenswert, aus diesem dichten Nebel der Vorwürfe, Vermutungen und subjektiven Wahrheitsvorstellungen heraus zu kommen, mit solchen Unklarheiten vertreibt man sonst auch noch die letzten aufrechten Investoren.


Rathaus in Tazacorte



Dienstag 25.09.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 25,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,7 Grad

Plaudereien am kapitalistischen Kamin

Es ist ja nichts Neues wenn wir "Erleuchteten" davor warnen, auf La Palma die Fehler zu wiederholen, welche andere kanarische Ferienregionen momentan saftig auskosten müssen. - Das mit den "Erleuchteten" stammt übrigens nicht aus unserem Mund, sondern vielmehr aus dem des Antonio Sosa, denn als "Iluminados" bezeichnet er Kritiker der präsentierten Tourismuspläne auf La Palma. - Vielleicht steht es uns nicht zu mit "Verdunkelten" zu reden, aber es ist schon auffällig, wie wenig Licht in die Reihen derer fällt, die immer noch aus La Palma eine Kopie Tenerifes machen wollen. - Das hört man ja in der Dunkelheit auch nicht gerne und behauptet schlicht und ergreifend, Nein, so ist es nicht, aber die Zahlen sprechen etwas anderes. - Auf Tenerife gibt es etwa 180.000 Hotelbetten und 850.000 Einwohner, nach den Wünschen der Zukunftsplaner erhält La Palma 25.500 Betten, hat aber nur 85.000 Einwohner. So kommen aktuell auf Tenerife auf jedes vorhandene Gästebett 4,7 "Aborigines", auf La Palma wären es dann in Zukunft 3,3 Palmeros pro Gästebett. - Nicht, das es schon so wäre, aber wir sagen ja auch, man will aus La Palma eine Kopie Tenerifes machen, wir sagen ja nicht, es wäre bereits so. Aber es war immer schwer aus einer bestimmten Ecke heraus zu kritisieren, und wir stecken zugegebenermaßen natürlich in einer Ecke. - Wir selbst bezeichnen uns als warnende (La Palma) Patrioten, aus der dunklen Ecke heraus betitelt man uns als wachstumsgefährdende Elemente.

So kommt es natürlich lecker zupass, wenn man mal einen Wirtschaftboss zitieren kann, der sich nun wirklich nicht grünen-umweltschützerischen-antiglobalisierungs Agitation gleichschalten lässt, sondern der weiß worum es geht, ums Geld verdienen. - Die "Confederación provincial de Empresarios de Santa Cruz de Tenerife" (CEOE-Tenerife) - (etwa Unternehmerverband Tenerife) hat in einem Schwelbrief (Vorstufe des Brandbriefes) die touristische Zukunftsplanung der Provinzregierung hart kritisiert. - Laut der "CEOE" können zukünftige Wachstumserwartungen nicht mehr auf dem bisherigen Modellgespann Tourismus-Bauwirtschaft entstehen, dieses Modell sei seit mehreren Jahren bereits abgelaufen. Schuld daran ist das wachsende Umweltbewusstsein der Menschen und die Veränderungen in den Anforderungen der Touristen. - Gut, das sagen wir schon seit Jahren und da hakt ja unsere Kritik ein, warum müssen wir diesen Blödsinn denn mitmachen, vernünftige Leute lernen auch aus der Erfahrung anderer. - Weiter geht es: Man hätte nun seitens der Regierung in den fetten Jahren nicht die Mittel zurückgelegt, um den notwendigen und langfristigen Wandel jetzt unterstützen zu können. - Der letzte Satz heißt im Klartext, die Geschäftsleute hätten das zwar kommen sehen, aber den Wandel wollen sie von der Politik finanziert haben. - Das müssten wir mal probieren. - Wo wir schon bei Geschäftsleuten sind, da habe ich noch ein nicht nachlesbares Zitat zu liefern, welches aus dem Mund eines ziemlich erfolgreichen Krawattenträgers stammt. In dem Gespräch ging es um den immer wieder geforderten "Qualitätstourismus" - Das ist alles Quatsch mit dem Qualitätstourismus, die einzige Qualität die Tourismus haben kann, wäre dass man pro Gast so viel wie möglich an Nettoverdient für die Region herauswirtschaftet und dabei so wenig wie möglich eigene Ressourcen verbraucht. - Mir hat das Vokabular dieser Leute nie richtig gefallen, aber ich weiß, die wissen wie man Geld verdient und darum geht es, bei allem gebührenden Respekt, im Tourismus auch.



Dienstag 25.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1015 hPa

Standortsicherung

So ganz genau weiß man noch nicht was man mal damit machen will, aber lieber erst mal kaufen, bevor es ein anderer macht. - In ungewohnter Harmonie verlief gestern eine außerordentliche Sitzung im Rathaus El Pasos, es ging um den Ankauf des seit Jahren nicht mehr in Betrieb befindlichen Gebäudekomplexes in der Innenstadt, das Theater/Hotel Monterrey. - Um nicht mit dem Theater ins Haus zu fallen, der Ankauf wurde gestern noch nicht beschlossen, es ging lediglich darum zu entscheiden, ob man denn die Immobilie ernsthaft erwerben will und den dafür notwendigen technischen Ablauf nun in Gang setzen kann. - Dazu gehört auch das Erstellen technischer Gutachten aus denen hervorgehen soll, wie teuer das Ganze werden kann und ob die Gemeinde das überhaupt schultern kann. - Man hofft allerdings, dass man auf den Kosten nicht alleine sitzen bleibt, das Theater an sich, gebaut 1922, riecht gerade zu danach, Hilfen aus diversen Kultur- und Denkmalpflegefonds zu erhalten. - Da man im Rathaus von El Paso beste Kontakte bis nach Madrid unterhält, sieht man der Finanzierung optimistisch entgegen.

Einigkeit herrschte im Plenum, lediglich der eine Abgeordnete der CCN enthielt sich der Stimme, allerdings aus persönlichen Gründen, da seine Frau mit der Eigentümerfamilie verwandt ist. - Alle anderen stimmten dafür, diesen Prozess jetzt ins Laufen zu bringen. - Es besteht also Einigkeit darin, dass dieses Grundstück in die Hände der Gemeinde gelangen soll, um zu verhindern, dass Investoren das Gebäude oder eben nur die gute Lage das Grundstücks ausnutzen wollen, um dort einen Supermarkt oder was auch immer hinzustellen. - Angebote gab es genug in den letzten Jahren, aber der Verkauf ist nicht so ganz einfach, weil man mit 6 verschiedenen Erben verhandeln muss, die haben sich aber verständigt, der Gemeinde einen Vorzug zu geben bei den Verhandlungen zum den Erwerb. - Das Theater/Hotel Monterrey in El Paso war bis vor 15-20 Jahren noch Mittelpunkt des Ortes, das Hotel das einzige am Platz mit berühmter Küche und auf der großen Terrasse fanden alle Wochenenden irgendwelche Veranstaltungen und Fiestas statt, die Gäste aus dem gesamten Aridanetal anzogen. - Ich selber habe 1978 dort meine ersten Nächte auf La Palma verbracht, bevor wir dann in das Haus gezogen sind, in dem wir heute noch wohnen. - Das Theater/Hotel Monterrey gehört zu El Paso wie die Seide und die Mandelbäume und auch wenn es zukünftig eine andere Verwendung erhalten wird, die Räte der Stadt sehen das ebenso und wollen mit dem Kauf des Gebäudes und Geländes etwas für den Ort bewahren. - Jetzt müssen wir nur noch sehen, wie wir das Geld dafür bekommen und was wir dann damit machen. - Gedanken, was darin dann alles veranstaltet werden soll, die gibt es genug. Das geht von Kulturzentrum über Altenwohnheim zur Hotelfachschule, aber auch ein Jugendzentrum könnte man dort unterbringen oder einfach ein bisschen von allem. - Erst mal kaufen, dann sehen wir weiter, Standortsicherung betrieben durch die öffentliche Hand.


Dornröschenschloss Monterrey



Montag 24.09.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,0 Grad - niedrigste Temperatur 20,1 Grad

"Blau sein" kennt man nun auch auf La Palma

Bislang war ja die deutsche Sprache mit dem Ausdruck "Blau sein" für betrunken sein ziemlich alleine. - Hier hielt man das immer für einen Witz, wie man diesen Zustand mit einer Farbe bezeichnen kann und die Engländer sind ja bekanntermaßen traurig wenn sie "blue" sind. - (Wobei ich seinerzeit, auf meiner Leidenstour durch Fuerteventura den Eindruck gewonnen habe, die sind alle "blue" wenn sie nicht "Blau" sind. - Nun sorgt ausgerechnet der Rat für Qualitätsweine auf La Palma (Consejo Regulador de Vinos de La Palma) dafür, dass blau in Zukunft auch unsere Fahne für die "Fahne" wird. Man hat nun zusammenfaltbare Alkoholmesser erst gekauft und dann auf den Festen unserer Insel verteilt, um die Leute davon abzuhalten, blau noch ins Auto zu steigen. - In kleinen Päckchen, so wie andere Kondome verteilen, sind die wundersamen Röhrchen versteckt, in welche der geneigte Zecher blasen muss. - Verfärbt sich dann ein Sichtfensterchen gelb, dann ist noch alles OK, wird es aber blau, dann ist aus die Sau. - Witzige Idee, dass ausgerechnet die heftigsten Weinverkäufer auf solche Ideen kommen, könnte man doch meinen, damit bremse man den Umsatz des Traubensaftes noch weiter. - Hatte man sich doch genau seitens dieser Organisation indirekt darüber beschwert, dass die vielen Alkoholkontrollen den notwendigen Weinumsatz gefährden.

Die Päckchen tragen auch das hübsche Symbol der Weinumsatzsteigerungsanstalt und man muss nun mal abwarten, wie die Reaktion der nun betroffenen "Blauen" ist. - Entweder klappt man nun die Flasche zu und wartet bis man wieder "Gelb" ist, oder man gibt sich so richtig die Kante, weil es eh schon zu spät ist. - Natürlich fährt man dann nicht mehr mit dem Auto, das versteht sich doch von selbst. - Einen ähnlichen Versuch gab es schon mal seinerzeit zur großen Prozession der "Virgen de Las Nieves", da gab es an beiden Seiten des Ortsausgang der Stadt Stände, an denen man umsonst seinen Alkoholgehalt in der Atemluft messen lassen konnte, aber mit den bekannten und auch von der Polizei genutzten Geräten. - Denn eines muss man unbedingt noch dazusagen, die nun verteilten Blasetüten tragen keine Gewährleistung, dass der Apparat der Polizei das genau so misst. - Da muss man vorsichtig sein und kann das vielleicht nur als groben Anhaltspunkt betrachten und sollte auf jeden Fall schon bei "Gelb" aufhören. - Mit dem Fahren, nicht mit dem Trinken!



Montag 24.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 86 % Luftdruck 1016 hPa

Erneuerbare Energien zunächst ausgebremst

Ganz klar bietet sich La Palma wunderbar an, den Ölscheichs den Finger zu zeigen und die Sonne und den Wind als Energiequellen Nummer Eins zu nutzen. - Gerade wieder endet ein Kursus über erneuerbare Energien, welche der Professor für angewandte Physik der Universität La Laguna, Ricardo Guerrero Lemus hier auf La Palma gegeben hat. - Fast bitter beklagt der Professor die bislang geringe Nutzung dieser alternativen Energiequellen und man muss ihm einfach Recht geben. - Allerdings stehen der Ausbreitung der Nutzung der Wind- und Sonnenenergie mindestens zwei ganz handfeste Probleme ins Haus. - Der Stromlieferant, die UNELCO-ENDESA macht sowohl den kleinen, wie auch großen Stromproduzenten Schwierigkeiten bei der Abnahme des alternativ produzierten Stroms.- Zwar ist die UNELCO verpflichtet, diese Einspeisung zuzulassen und auch zu vergüten, aber die Leitungen bis zum nächsten Transformator, die muss man selber legen. - Bei kleinen Hausanlagen (Photovoltaik) kann so etwas schon die komplette Kalkulation über den Haufen werfen, je nachdem wie weit der nächste Transformator entfernt ist. - Bei größeren Anlagen, die von Investoren aufgestellt werden um selbst am saftigen Geschäft des "Bio-Strom" teilzuhaben, fällt die Investition neuer Leitungen zum nächsten Einspeisepunkt der UNELCO vielleicht nicht so ins Gewicht. Bei den großen Anlagen gibt es aber das Problem, dass es kaum Flächen gibt auf La Palma, auf die man diese, reichlich Platz schluckenden Kraftwerke hinstellen könnte.

Zumal gibt es eben viele Naturschutzgebiete und die Inselregierung erarbeitet momentan auch noch eine Karte, wo denn zukünftig auf dieser Insel Strom aus Wind oder Sonnenenergie gewonnen werden darf. - Es gibt einige Investoren, die gerne bereit wären hier auf La Palma alternative Stromquellen zu erstellen und zwar in nicht unerheblichem Maße, diese werden aber durch Platzmangel und mögliche Restriktionen erschwert. - Man kann halt einfach nicht nach La Palma kommen und ein Sonnen- oder Windkraftwerk bauen, man muss da ganz genau fragen, wo denn so etwas hin darf und wer da vielleicht etwas mitverdienen will - Das darf auch nicht unerwähnt bleiben, Strom aus Wind oder Sonnenenergie zu produzieren ist eine enorm rentables Geschäft, hat man irgendwann alle Hürden genommen, dann bekommt man den vierfachen Betrag vergütet für den Strom den man einspeist. - Die meisten Investoren machen das deshalb auch nicht aus reinen Umweltschutzgründen, sondern es ist ein Geschäft. - Und bei Geschäften gibt es bestimmte Dinge zu beachten, die meist nicht aus dem Reich der frohen Kunde über alternative Energien stammen, sondern aus dem knallharten Regelwerk des internationalen Geldverdienens. - Wer sich mal ausführlich beraten lassen will, der kann das auch hier in El Paso tun. - "InComergy" heißt die Firma welche auch kleine Hauskraftwerke erstellt und Sie finden den Laden neben dem Centro de Salud. - Jesús spricht auch englisch und französisch und kennt sich aus.



Sonntag 23.09.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 20,1 Grad

Äußeres Erscheinungsbild

Los Llanos hat sich gut herausgeputzt. - Konzentriert man sich mal auf die Innenstadt, dann muss man neidlos anerkennen, dass die da richtig viel getan haben die letzten 10 - 15 Jahre. - Häuserfassaden renoviert in der Altstadt, neue Plaza, die Straßen darum allesamt neu gestaltet, zum Teil als Fußgängerzone und wer als Geschäftsmann(In) die zum Teil jahrelange Bauzeit überlebt hat, der kann nun von dem neuen Schick in der Aridanemetropole profitieren. - In der Tat haben die Umbauarbeiten oberhalb der Plaza vielen Geschäften das Garaus gemacht, man konnte einfach nicht mehr hinfahren, oder die Läden verschwanden zwischen Baugerüsten und hinter Gruben, wohl dem der finanziell so solvent war, diese magere Zeit abzureiten. - Nun sollte das kein Thema mehr sein, ein Besuch und Einkaufsbummel in der Innenstadt von Los Llanos kann wahre Freude heraufbeschwören, es ist einfach schön dort und es haben sich jede Menge an Läden dort eingenistet. - Allerdings bleibt immer der Hemmschuh mit den Parkplätzen, da zeigt uns Los Llanos nach wie vor die extrem kalte Schulter.

Nun will man in Los Llanos noch einen Schritt weitergehen, auch das gesamte Mobiliar der Cafes und Restaurants, welche auf den Straßen ihr Labsal anbieten, sollen uniformiert werden. - Das ist keine neue Los Llanos-Idee, das gibt es bereits in vielen Orten, Santa Cruz hat das bereits vor mehreren Jahren mal durchgezogen. - Sinn der ganzen Geschichte ist es natürlich dem geneigten Einkaufsbummelanten nicht das Durcheinander von tausend und zwei verschiedenen Stühlen und Tischen zuzumuten, uniforme Gestaltung gilt halt im Sinne der meisten Betrachter immer noch als ordentlich und sauber. - So etwa äußert sich auch der oberste Stadtherr dazu, man habe nun Millionen in das Stadtbild investiert, da könne man auch von denen erwarten, die daran sicherlich profitieren, dass sie auch ihren Teil dazu beitragen, das Stadtbild noch harmonischer zu gestalten. - Im Bayrischen gibt es einen Ausdruck dafür, das sieht dann aus "wia gschleggt" und so will das der gute Bürger und auch deren Meister dann haben. - Natürlich gibt es Übergangsfristen, niemand soll sofort seine komplette Bestuhlung zum "Punto Limpio" bringen müssen, oder an Restaurationen in El Paso verkaufen müssen, aber in einer nicht ganz fernen Zukunft möchte man dann schon "Einheitsbestuhlung" in den Straßen Los Llanos erkennen. - Die vielen Reklamestühle sind es natürlich welche den Hütern der reinen Stuhllehre nicht nur ein Dorn im Auge sind, und für viele Cafebetreiber wird das einen ordentlich Griff in die Kasse bedeuten. - Gelten soll diese Regelung nicht nur für den Innenbereich der Stadt, sonder für das gesamte Gemeindegebiet, also auch noch für Puerto de Naos. - So lange man keine uniforme Kleidung verlangt geht das ja alles noch, den uniformen Gesichtsausdruck der meisten Plaza-Gänger in Los Llanos gibt es ja schon, gelangweilt arrogant bis wohlwollend geschäftlich gibt man sich dort. - Wem das auf die Dauer zu anstrengend oder gesichtslähmend erscheint, der darf dann nach El Paso ausweichen, da kann jeder gucken wie er will und auf bunten Stühlen sitzen.



Sonntag 23.09.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1018 hPa

And the winner is:

Carlos und die Tasca Barbanera. - Und wo ist die? - Natürlich in El Paso. - Gesunder Lokalpatriotismus muss erlaubt sein und ich freue mich halte einfach für meinen Freund Carlos. - Die "Ruta de El Gallo" zelebriert man hier regelmäßig im Aridanetal, das ist eine gastronomische Veranstaltung, in welcher die meisten Restaurationen der Gegend eine Tapa und ein Getränk zu kleinem Geld anbieten. Das läuft fast sechs Wochen lang im Sommer und auch die Gäste können da was gewinnen, wenn sie in mindestens 10 verschiedenen Lokalen eine Tapa zu sich genommen haben und das auch auf einem extra dafür gestalteten "Pass" ordentlich eingetragen haben. - An die dreißig Lokale aus Tazacorte, Los Llanos und El Paso haben mitgemacht und die Abstimmung hat nun ergeben, der Ziegenkäse mit kleiner grüner Paprika, serviert von Carlos in der Tasca Barbanera, war die beliebteste Kleinigkeit. - Auch der zweite Preis geht nach El Paso, die Bar "Dos Pinos" räumte diesen ab, dann folgen zwei Etablissements aus Los Llanos, die Bar "La Carrilla" und eine Art Sonderpreis ging noch an die Tasca "El Patio".

Witzig dabei ist, gerade Carlos gehört eher zu den Kritikern dieser Veranstaltung und er war kurz davor, dieses Jahr nicht mitzumachen, weil gerade wenn sein Restaurant eben bereits voll ist, immer die meisten Tapaschnäppchenjäger auch noch auftauchten und für ganz wenig Geld die Tische belegen. - Die Kritik wird jetzt wohl verstummen, auch weil wir inzwischen alle wieder kleinere Brötchen backen, die Sommerhausse mit den vielen Festlandsspaniern ist längst abgehakt, im Moment ist jeder willkommen, auch wenn er "nur" eine Tapa und ein Bier konsumiert. Ob er nun, außer dem momentanen Ruhm auch langfristig davon zehren kann, bester Tapa-Koch des Aridanetals zu sein, das darf man bezweifeln. So lustig wie solche Werbeveranstaltungen sind und so viele Tapa-Jünger dieses Mal auch mitgemacht haben wollen, eine langfristige Wirkung hat solch ein Wettbewerb meistens nicht. - Kritisiert wird aber auch von anderer Seite, man würde mit solchen Aktionen zu offenen Alkoholismus aufrufen und dazu verführen, angetrunken Auto zu fahren, denn zu jeder Tapa muss auch ein Glas Wein oder ein Bier konsumiert werden, sonst gilt der Besuch in dem Restaurant nicht. - Das muss man aber auch verstehen, sind doch bei den Sponsoren dieser Aktion die Brauerei CCC (Dorada und Tropical) mit an Bord, genau so wie die Kelterei Llanovid, die für solche Tropfen verantwortlich zeigt wie den "Teneguía". - Dieser Vorwurf kommt aber wieder nur aus der Asketen-Fraktion, die uns einfach keinen Schluck gönnen… - Auf jeden Fall gibt es aber für jeden etwas, auch T-Shirts, Hüte und sonsterlei Unverzichtbares wird unter die Leute gebracht, Werbung ist halt so.


Ruta del Gallo 2007



Samstag 22.09.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 27,4 Grad - niedrigste Temperatur 19,6 Grad
Der Wetteransager aus Puntallana ist bis Weihnachten "verurlaubt"

Zwischen den Wahlen

Die vergangenen Kommunalwahlen im Mai dieses Jahres sind ja nun bereits "Geschichte", aber dennoch sorgt der Ausgang dieser Wahlen immer noch für Gesprächsstoff und Bewegung in der politischen Landschaft der Inseln. - Besonders bei den Verlierern. - Da muss man aber erst mal das Wort Verlierer weit dehnen, denn im Fall der erstmals und neu angetretenen CCN (Centro Canaria Nacionalista) wird erst ein Verlierer daraus, wenn man die Vorgaben und Hoffnungen dieser Partei vor den Wahlen heranzieht. - Anders sieht es bei der, nur auf La Palma existierenden INPA, die muss sich an den vorhergehenden Wahlergebnissen orientieren und da braucht man keine Dehnung mehr, um ganz klar den Verlierer zu geben. - Eigentlich eine höchst interessante Partei, die sich aus unzufriedenen Sozialisten um den Ex-Bürgermeister aus Barlovento und charismatischen Kämpfer Argelio Hernández gebildet hat. Eine kleine, ganz auf La Palma bezogenen stachelige Partei links von der ominösen Mitte, allerdings konnte man nie über den "Stachelstatus" herauskommen und musste durch laute Opposition von sich reden machen und bekam keinen Auftrag irgendwo mitzubestimmen. - In den letzten Gemeindewahlen war man dann, mit Hilfe der "Linksregionalisten" der Nueva Canarias angetreten welche auch das komplette Wahlkampfbudget finanzierten. - In nie vorher gewohnter Präsenz, sei es nun durch progressive Plakatierung oder Radiowerbung, mehrseitige Hochglanzbroschüren und Telefonaktionen wollte man raus aus dem Stiefmütterchendasein, das ging allerdings nach hinten los und immer weniger Bürger trauten der INPA Einfluss auf die hiesige Politik zu. - Jetzt scheint Schluss zu sein für die INPA und ich bitte das Wort "scheint" nicht zu vergessen, denn das würde dem Chef der Partei Argelio Hernández obliegen, dieses zu verkünden.

Nach den Wählern laufen aber nun auch die Kandidaten weg, was noch übrig geblieben ist aus den zerzausten Reihen der Listen aus Los Llanos und El Paso möchte sich jetzt komplett der Nueva Canarias anschließen. - Diese Partei, die großen Einfluss und Wähleranteile und Einfluss auf den östlichen Kanaren besitzt, war hier auf La Palma direkt noch nicht tätig und gehört in den großen Block der "nationalistischen" Parteien, allerdings links orientiert, im Gegensatz zu dem mächtigen Block der Coalición Canaria, der ganz klar rechts von der, einfach nicht auffindbaren Mitte ist. - Ich muss das Wort "nationalistisch" hier in Anführungszeichen setzen, man redet hier von der Nation der Kanaren und nach hiesigem Sprachgebrauch bedeutet das nichts anderes als lokal orientiert, im Deutschen aber gerät man mit dem Ausdruck, "nationale Sozialisten" in Himmlers Küche. - Ob da was bei rumkommt und die Nueva Canarias sich hier auf La Palma etablieren kann, das wagen nicht mal intensive Kenner der lokalen Politik vorauszusagen. - Anders sieht es bei der CCN aus, den selbst erklärten Verlieren, die in manchen Gemeinden aber sogar Achtungserfolge erreicht haben, aber in keiner Weise das, was man von sich selbst erwartet hat. Der Chef und Sponsor der CCN, der tinerfeñosche (Kunstwort aus der Reihe Alemañol) Großoligarch Ignacio Gonzalez hört zwar nicht auf zu betonen, wie "mittig" man denn sei und eigentlich Gewinner der Wahlen, allerdings verhandelt er bereits ganz ungeniert mit dem großen Kandidatenschwamm Coalición Canaria über eine Fusion. - Steht als Fazit, wie auch in anderen europäischen Ländern, bleiben auch hier meistens die kleinen und neuen Gruppierungen an anfänglichen Achtungs- und wohl auch Protesterfolgen auf der Strecke. - Ob das gut oder nicht gut ist, das weiß ich natürlich auch nicht.



Samstag 22.09.07 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa

Wasserschlacht in der Hauptstadt

Inzwischen gehen alle Gemeinden der Insel dazu über, die öffentliche Wasserversorgung an eine private Firma zu übertragen. - Das spült gewaltig Geld in die Rathäuser und darüber hinaus sind die privaten Firmen noch per Vertrag dazu verpflichtet, Millionen in die Verbesserung des öffentlichen Wassernetzes zu stecken. - Dafür dürfen die Firmen 25 Jahre lang allen Bewohnern der Gemeinde das Wasser liefern und kassieren auch die Gebühren. - Noch einen weiteren Faktor nennt man bei der Bevorzugung der Wasserversorgung durch Spezialfirmen anstatt durch die öffentliche Hand. - Es geht dabei um die notwendigen ständigen Kontrollen für Trinkwasser und die korrekte Einhaltung der Chlorung. Die Gemeinden haben weder das Geld, noch das entsprechend geschulte Personal dafür, tägliche Laborkontrollen zu unternehmen, die aber unabdingbar sind, wenn es um ein heikles Lebensmittel geht, das Trinkwasser. Auch waren die Gemeinden nicht in der Lage Zertifikate auszustellen, welche dem Leitungswasser Trinkwasserqualität bescheinigte, ein Papier was aber notwendig ist, um Lebensmittel verarbeitende Betriebe laut Hygieneverordnung ordentlich betreiben zu können. - Da waren besonders die vielen kleinen Ziegenkäseproduzenten betroffen, denen man drohte ihre Betriebe zu schließen, wenn sie diese Bescheinigung nicht hätten. - Die Gründe, warum man also die Wasserversorgung in die Hände solcher Firmen gibt, sind zahlreich, die Gemeinden geben ein ungeliebtes Stückchen Arbeit ab und bekommen auch noch Geld dafür.

In den meisten Gemeinden La Palmas hat die Firma "Canaragua S.L." nun die öffentliche Wasserversorgung in der Hand, so auch bei uns in El Paso. Seit gut zwei Jahren nun bezahle ich die Wasserrechnung nicht mehr an die Gemeinde, sondern bekomme eine Rechnung von dieser Firma und ich konnte bislang den berühmten Haken an dem Geschäft noch nicht entdecken, auch die Preise sind stabil geblieben. - Interessant für solche Firmen sind natürlich die Städte mit mehr Einwohnern, also viele Konsumenten auf kleinstem Raum und nicht so verstreut wie in El Paso, wo die Leitungen oft ´zig Kilometer betragen, nur um ein paar Häuser zu versorgen. - So bewerben sich gleich drei Firmen um den Zuschlag in Santa Cruz, die bereits genannte "Canaragua", die "Valoriza Agua" und die "Aqualia" darum, für die nächsten 25 Jahre die Wasserversorgung der Hauptstadt zu betreiben. Einmalzahlungen zwischen 7,5 und 10 Millionen Euro werden da geboten und weitere Investitionssummen von bis zu 7 Millionen Euro, um über die Jahre hin das Wasserleitungsnetz zu erneuern. - Ungewohnte Freude kommt da bei den Stadtkämmerern auf, so viel Geld soll da in die immer klammen Kassen gespült werden. - Allerdings verläuft die Auftragsvergabe nicht harmonisch. - Die Spezialisten, welche die Angebote studieren sollten haben wohl das der "Canaragua" als schlechtestes gekürt, die Politik im Rathaus hat sich allerdings genau für diese Firma entschieden. - Nun klagen die beiden anderen Wasseranbieter dagegen und sprechen gar von Manipulation und nun wird das Ausschreibungsverfahren erneut aufgerollt, aber schon mit reichlich Polemik in der Diskussion und "mala leche" wie man hier so schön sagt. - Manche sprechen aber auch davon, dass sei ein geschickter Schachzug der Gemeinde gewesen, so brächte man die Firmen dazu, ihre Gebote noch mal zu erhöhen. - Mal abwarten was draus wird und wie viel Geld Santa Cruz dann letztendlich erhält. - Wenn man uns es denn sagen will…



Freitag 21.09.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 24,5 Grad - niedrigste Temperatur 19,0 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 20 Grad

Gerüchte - Gerüchte

Meist kommen in der Gerüchteküche nicht so leckere Gerichte dabei heraus, wie die Pimientos de Padrón, über die ich heute Morgen schreiben durfte. - Allerdings weiß man aber auch, dass Gerüchte eine der liebsten Speisen des Volkes sind, ganze Genres in der Presse nagen an diesem Leckerli. - Ich mag Gerüchte überhaupt nicht, man verbrennt sich schon mal die Finger dran, wenn man nicht wirklich in jedem zweiten Wort erwähnt, dass es sich wirklich nur um aufgeschnapptes Gerede handelt und mit der Wahrheit, was immer das sein mag, nicht unbedingt verwandt ist. - Also, vom Hörensagen hab ich jemand sagen hören, es gehe so manchem Hotel auf dieser Insel nicht so gut, wie das die Konzernleitung gerne hätte. - Das ist zumindest plausibel, die Auslastungszahlen lassen eigentlich keinen Spaßfaktor bei den Investoren aufkommen, die offiziellen Zahlen melden seit Jahren einen Rückgang in der Auslastungsquote bei den Hotels. Hier die Zahlen für La Palma laut der ISTAC (Instituto Canario de Estatistica) : 2003 = 71% / 2004 = 64% / 2005 = 62% / 2006 = 59% und bis Juni 2007 aufgelaufen steht der traurige Wert von 46% zu Buche. - Der wird sich noch etwas erhöhen, weil der stärkste Hotelmonat des Jahres, der August noch nicht darin enthalten ist. - Vielleicht schafft man es bis Jahresende noch über die 50% Marke.

Die Zahlen sind kein Gerücht und irgendwie schreibe ich immer noch um den heißen Brei herum, als traute ich mich gar nicht zu schreiben, was ich denn gehört habe. - Also, man hat gesagt und inzwischen auch schon gelesen, es gehe das Gerücht um, 2 Hotels hier auf La Palma suchten einen Käufer, weil eben die Auslastung nicht hinhaut und mit Billigtourismus bei einer nur 50%igen Auslastung nichts zu holen ist. - Welche Hotels das sind, das sage ich aus Vorsichtsgründen nicht, ich habe da einschlägige Erfahrungen, zumal ich noch mal erwähnen will, dass es sich wirklich nur um ein Gerücht handelt. - Allerdings könnte ich die Mutterkonzerne verstehen, reine Abschreibungsobjekte braucht wohl keiner mehr, die Margen im Hotelgewerbe sind ziemlich knapp geworden, da werden auch anderswo nicht mehr so große Überschüsse erwirtschaftet, dass man sich auf La Palma defizitäre Anlagen wünscht. - Sollte an den Gerüchten etwas dran sein, dann wird es um zukünftige Investoren auf dieser Insel noch knapper werden, der neue touristische Nutzungsplan sieht zwar den Bau weiterer 11 Hotels vor, aber man muss sich doch wirklich dann fragen, wer soll diese bauen und wohl noch wichtiger, wer will darin wohnen. - Es ist einfach nicht zu erwarten, dass mit einem erweiterten und größeren Angebot an Hotelbetten die Nachfrage plötzlich ansteigen sollte. - Eher das Gegenteil ist zu erwarten, mehr Hotels und gleiche Gästezahlen ergibt weniger Auslastung und damit verbunden noch mehr Konkurrenzkampf und weiter sinkende Preise. - Wie war das mit der Ananasfarm in Alaska? Erlauben kann man so etwas ruhig, aber wer steckt schon sein Geld in solch ein Unternehmen.



Freitag 21.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1018 hPa

Pimientos de Cabrón

Überraschend scharf können die kleinen Paprikas sein und eigentlich bestellt man diese als Pimientos de Padrón. Geliefert wird dann in den Restaurants, welche diese Spezialität anbieten, ein Teller mit kleinen grünen Paprikaschoten, die mit ein ganz klein bisschen Olivenöl in der Pfanne geröstet worden sind und dann kurz vor dem Servieren noch einen Überzug aus grobem Meersalz erhalten. - Meist sind diese Schoten mild und man kann ohne Tötungsabsicht der Geschmacksnerven in diese Köstlichkeit beißen, aber manche sind eben auch scharf und brennen wie Höllenfeuer durch den gesamten Rachenraum. - Allein vom Ansehen sind wir noch nicht dahinter gekommen zu unterscheiden, welche der Paprikaschoten uns den restlichen Abend und die kommenden Hauptspeise noch genießen lässt und welche uns diesen Abend sediert. - Es muss an den Sorten und an der Jahreszeit liegen, je früher im Jahr ist die Chance den Abend ohne vokale Verbrennungen zu erleben größer, als jetzt im beginnenden Herbst. - Die Größe der Schoten hat nichts damit zu tun, das haben wir in etlichen Selbstversuchen herausbekommen, aber auch der Lieferant und damit die Herkunft und wohl auch Sorte der kleinen Schoten bestimmt das Geschehen. Wir hatten Teller ohne eine einzige scharfe Schote und andere Teller mit fast nur scharfen Exemplaren und dann musste Kiko, der Wirt zugeben, dass diese aus einer anderen Lieferung stammen.

Es gibt eine kleine Wette bei dieser Vorspeise, wer die erste scharfe Schote erwischt, der bezahlt den weiteren Abend. - Meist wird das aber nicht so richtig ernst genommen, es ist eher ein Spiel, man will eben herausbekommen, wer und wie lange man den Rachenschmerz erträgt, ohne feuchte Augen zu bekommen und sich so als resistent gegenüber der Schärfe solch kleiner Früchtchen zu erweisen. - Auf jeden Fall ist das eine höchst kommunikative Art ein Abendessen zu beginnen, nur ganz wenige trauen es sich, der überraschenden Verlockung zu widerstehen. - Die Pimientos de Padrón stammen eigentlich nicht von den Kanaren, sondern sind eine galizische Spezialität aus der Stadt Padrón. - Glaubt man den Leuten von dort, dann sind die echten Pimientos de Padrón nicht scharf, sondern die Nachzüchtung dieser Sorte, wobei die Frage, warum nur manche scharf sind auch nicht beantwortet ist. - Macht auch nichts, Pizza soll irgendwann ja auch mal aus Italien gekommen sein… Nun kommen wir zur Auflösung der Überschrift. Bei uns, aber nur bei uns in El Paso heißen diese Paprika dann, weil wohl nicht stilecht aus Galizien, sondern aus kanarischen Gärten und eben höllisch scharf, Pimientos de Cabrón. - Ein Cabrón ist eigentlich ein Ziegenbock, aber auch garstige Männer werden so betitelt und zwar nicht als Kosewort, sondern als handfeste Beschimpfung. - Man sollte sich also gut überlegen, wem man ein solches Wort entgegenschleudert. Die Heftigkeit des Ausdrucks ist etwa gleich zu setzen im Deutschen, mit der vulgären Bezeichnung der Öffnung, welche der Ringmuskel am Enddarm aller Säugetiere umschließt.


Pimientos de Cabrón



Nachtrag, von einem der es wissen muss: Eine wirkliche Pimiento de Cabrón muss wohl die Sorte "Bhut jolokia" sein. Mitgerbracht und aufgeklärt darüber hat uns semillas.de - Schneiden am besten nur mit Handschuhen, Schneidebrett und Messer nach dem Bearbeiten am besten Sandstrahlen... SHU ist übrigens die Scoville-Skala, eine Methode um Schärfe bei Paprika anzugeben.


Un cabrón de verdad



Donnerstag 20.09.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 27,8 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 18 Grad

Wenn das Sir Freddie noch erleben könnte

Im Auge des Globalisierungsstrudels muss wohl Ruhe herrschen, die sehen immer ganz zufrieden aus die Ackermanns und die Hunolds. - Von der Ackermannschen Unprekariatstheorie wollen wir heute mal nicht sprechen, die Sonne scheint und eigentlich habe ich noch ganz viele gute Dinge heute zu erledigen… Aber der Hunold macht wieder von sich reden und wir müssen hier auf La Palma mal abwarten, wie uns das wohl kommende Monopol für Ferienreisen aus Deutschland nach La Palma schmecken wird. - Dem Ex-LTU Vertriebsdirektor, der dann zur Air Berlin wechselte, ist ja dieser, wohl auch persönliche Triumph gelungen, seinen Ex-Arbeitgeber in sein neues Unternehmen einzugliedern. Dazu kam die Deutsche BA und nun nagt man auch noch an der Condor und es sieht wohl so aus, als dass dieses Viergestirn unter dem Himmel der Ferienflieger kaum noch Konkurrenz fürchten muss. - Für La Palma bedeutet das, einzig die Hapag Lloyd Express gehört dann noch nicht zum Air Berlin Clan, gemessen an den angebotenen Verbindungen könnte man aber dann schon von einem Monopol für La Palma sprechen. - Abgenickt ist die Übernahme wohl noch nicht, die Lufthansa kann als Großaktionär dazu noch Nein sagen. Auch das Kartellamt, aber da wir wissen, dass Kartell besser funktioniert als das Kartellamt, sollten wir wohl davon ausgehen, dass man uns bald nur noch mit Gutdünken der Air Berlin erreichen kann. - Man kann natürlich auch über Madrid ausweichen und Linie fliegen, die oft gar nicht mal teurer ist als ein Flug "von der Stange".

Nun birgt ja ein Monopol immer Gefahren. - Man kann weniger Verbindungen befürchten, so gut wie überhaupt keine Direktflüge mehr, weil es wirtschaftlich einfach Sinn macht, mit einem Flugzeug nicht nur ein Ziel anzufliegen, wenn man es nicht voll bekommt. Dazu droht immer noch ein Preisanstieg, weil es eben keine Konkurrenz mehr gibt, die einem versucht mit günstigeren Preisen die Gäste abspenstig zu machen. - Allerdings sind ja solche Zusammenschlüsse die logische Konsequenz aus dem immer härter werdenden Preiskampf. Wir kennen ja alle die möglichen Preisspannen für Flüge aus Deutschland nach La Palma, da gab es immer mal wieder 19 und auch 29 Euro Schnäppchen, dafür mussten andere dann 650 Euro auf den Tisch legen, um zu uns zu kommen. Gelingt es die Flugzeuge insgesamt optimal auszulasten und lässt man diesen Blödsinn mit den Schnäppchenflügen, dann könnte man irgendwann wieder auf ein gesundes Preisniveau gelangen, dass es dem Carrier ermöglicht "gesund" zu fliegen, und der Gast einen erklärbaren und nachzuvollziehenden Preis bezahlen muss. - Da setze ich mich auch gerne dem Vorwurf des Wunschdenkens aus, Alarm für La Palma ist aber wegen des drohenden Monopols nicht angesagt, es können sich dadurch sogar noch mehr Möglichkeiten für uns ergeben, weil wir ja nur einen "Fliegenschiss" von den großen Kanaren entfernt liegen, die deutlich mehr Verbindungen haben. - Da will uns gerade der Siebold die Globalisierung fein reden? - Ganz im Gegenteil, aber wir müssen lernen damit umzugehen, weil pampig den Fuß auf den Boden stampfen nicht mal mehr meine Kinder für ein geeignetes Mittel halten um gegen die elterliche Befehlsgewalt anzugehen. - Im Grunde verhindert dieser Zusammenschluss wohl auch nur die Gefahr, einer Übernahme der Air Berlin oder der Condor durch die Ryan-Air und da weiß man dann wirklich nicht mehr, welches Monopol man sich lieber wünscht. - Wer erinnert sich dabei noch an Freddie Laker, der erste der damit anfing, das Fliegen als billiges Massengut anzupreisen.

Schuld daran sind wir ja alle auch wieder ein bisschen selbst, weil wir ja gefällige Spielbälle im globalen System geworden sind. Schnäppchen, All Inklusive, Neuseeländische Äpfel im Alten Land, weil man uns andauernd vorgaukelt, das alles ist in Ordnung und wer mehr bezahlt für ein Produkt als den Wunschpreis bei Ebay, der ist schon ein Verlierer. - Monopole schaffen wir selber mit, einfach durch Unterlassung und ohne langfristiges Denken. - Dagegen etwas zu machen ist ziemlich anstrengend, meist auch teuer und gar nicht cool. - Aber auch, wenn wir hier über das Fliegen an sich reden, dennoch kann man immer mal wieder der Globalisierung die Nase zeigen, wenn auch nur eine ganz kleine. - Lokale Produkte bevorzugen, Slow-food aus der kleinen Gaststätte anstatt Fast-food vom Burger-Himmel und sich immer mal wieder fragen, was bist du dir eigentlich wert, wenn du selbst das Produkt herstellen würdest, was du gerade versuchst billiger zu bekommen. - Leider gibt es noch keine "La Palma Air", mit endemischen Piloten und Bio-Treibstoff aus Bananenabfällen, aber je mehr uns die Globalisierung in eine scheinbare Ecke treibt, um so mehr Menschen rotten sich zusammen und suchen wieder nach diesen kleinen Nischen, die dem Allerweltsbrei wieder Formen, Farben und Konturen verleihen. - Es lohnt sich allemal, wir können uns von der Globalisierung nicht davonstehlen, aber wunderbar dieses menschliche und qualitative Vakuum ausfüllen, in welches "die Großen" ihre dicken Fingern einfach nicht rein bekommen. - In diesem Sinne, klein ist fein!





Donnerstag 20.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa

Basaltischer Wegelagerer

Ein vorwitziger Felsbrocken stört bereits seit Wochen die Zufahrt nach Los Brecitos, dem Ausgangspunkt für den berühmten Rundwanderweg durch die Caldera de Taburiente. - Die Shuttle-Taxis fahren trotzdem vom Flussbett aus nach oben, die Gäste müssen allerdings dann die letzten gut 500 Meter zu Fuß zurücklegen, für den Autoverkehr ist der Rest der Strecke gesperrt. - Gute 5 Meter hoch ist der störende Basaltbrocken und durch Erosionseinflüsse bröckelt der Felsen an allen Ecken und Enden und man fürchtet, größere Teile könnten herabstürzen und eben so auf die darunter liegende Straße fallen. - Gut, die Straße ist kaum befahren und es müsste schon ein enormer Zufall sein, dass sich ausgerechnet in dem Moment ein Taxi samt Insassen an der Stelle befindet. Aber alleine die möglichen Schäden an der Straße machen ein Eingreifen notwendig, es ist beschlossen, der vorwitzige Fels muss mindestens auf seine herausragendsten Merkmale verzichten.

Zuerst sprach man von Sprengen, Dynamit und Hopp sollte das gehen, aber damit gefährdet man die Straße auch und Trümmerteile könnten bis weit hinunter in die Caldera gelangen. - Auch geht der Gedanke, am Nationalparkrand mit Sprengstoff zu arbeiten, in keiner Weise mit den Erwartungen an den Naturschutz einher, so hat man sich nun, nach Wochen, für eine zartere Methode entschieden. - Man will dem Brocken mit hydraulischen Hämmern zu Leibe rücken, das dauert zwar länger, aber man kann mit gutem Gewissen arbeiten und gefährdet dabei die Straße nicht. - Man muss allerdings zuerst eine Rampe bauen, damit die Maschine mit dem enormen Presslufthammer an den Brocken auch von oben herankommt und das kostet noch mal mindestens eine Woche Zeit. - Die Straße soll während des gesamten Arbeitsvorganges für die Wanderer geöffnet bleiben, so zumindest lässt man verlauten. - Die Arbeiten stehen unter der Regie der Inselregierung, da die Zufahrt nach Los Brecitos eine Straße unter dem Einfluss dieser Behörde ist. Die Nationalparkverwaltung sagt aber letztendlich wie die Arbeiten ausgeführt werden sollen, macht wohl auch Sinn, die haben sicherlich die kompetenteren Leute in ihren Reihen, wenn es darum geht, einem vorwitzigen Basaltbrocken die Zähne zu ziehen. - Wann der Zubringer wieder komplett nach Los Brecitos frei sein wird, das traut sich momentan noch keiner zu sagen.



Mittwoch 19.09.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 18,0 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 20 Grad

Offizielle Irrtümer

Irren ist menschlich, aber manche Menschen dürfen sich eben nicht irren. - So im Alltag fällt einem da ein, dass Piloten sich besser wohl nicht irren und auch Ärzte, wenn diese sich gerade über einen geöffneten Körper beugen. - Es gibt natürlich noch viel mehr Beispiele, aber das muss hier nicht her. Unangenehm wird es immer dann, wenn man sich, um eine Entscheidung treffen zu können, auf die Informationen anderer verlassen muss, man aber selbst den Tatsachenverhalt nicht nachprüfen kann. - Etwa parallel kommen hier nun zwei Fälle auf den Tisch, in dem sich Gemeindearchitekten geirrt haben und die Politik das ausbaden soll. - Keine Angst es geht dabei nicht um El Paso, also müssen Sie keine deutliche Parteinahme meinerseits befürchten. Fall Eins spielt in Puerto de Tazacorte und dabei geht es um ein ziemlich großes Apartmenthaus in allererster Reihe, das inzwischen fast fertig gestellt ist, nun aber die Abrissbirne drohen kann. - Der Fall ist ziemlich verzwickt und versucht man sich durch die vielen Gerichtsentscheide, Weisungen und Gegenklagen einer Anwohnerin zu lesen, dann wir man schnell ganz kleinlaut und muss zugeben, da blickt so richtig keiner mehr durch, aber man hätte wohl besser die Finger davon gelassen. - Von Lokalpolitikern darf man nun gar nicht erwarten alle Vorschriften und Auflagen zu kennen, dafür sind die Architekten und Techniker da, die ja solche Pläne auch absegnen müssen und die Politiker geben dazu eigentlich nur ihren "guten Blick". - Das heißt hier so "Vista Buena", gemeint ist damit für gut heißen, befürworten.

Nicht ganz so undurchsichtig scheint ein zweiter Fall in Santa Cruz zu sein, genauer gesagt in La Encarnación. - Auch dort lässt man einen Wohnblock bauen, der nach genauer Durchsicht nicht hätte gebaut werden dürfen und auch dort muss man zugeben, da gab es wohl einen heftigen Irrtum. - Ich gehe in beiden Fällen davon aus, dass es sich tatsächlich um Irrtümer oder Falschinterpretationen handelt, dahinter Methode zu vermuten, das geht viel zu weit. - Auch in Santa Cruz haben Architekten und Techniker ihr OK gegeben, die Politiker ja dazu gesagt und wer nun den Kopf dafür hinhalten soll sind die Politiker. - Mir erscheint das ziemlich ungerechtfertigt, da man von einem schlecht bezahlten Volksvertreter nicht verlangen kann, das Wissen eines Architekten, eines Rechtsanwaltes und eines Stadtplaners zu besitzen, dazu hat man doch extra einen Stab an Technikern angestellt. - Es geht dann aber immer um die politische Verantwortung, wobei man eines auch noch beachten muss, die Techniker und Architekten der Gemeinde werden nicht von den gerade amtierenden Politiker ausgesucht, sondern arbeiten fest angestellt für jeden vermeintlichen Herren den man da alle 4 Jahre neu einsetzt. - Auch wenn meine politische Sympathie weder dem Bürgermeister von Tazacorte noch dem von Santa Cruz gilt, geirrt haben sich die Architekten, nicht die gewählten Amtsträger. - Aber so ist das nun mal, Angestellte dürfen sich irren, Politiker nicht. Gut, um die meisten ist es nicht schade könnte man denken und Ihnen auch den Vorwurf machen, sich darin geirrt zu haben, an das Wort der Techniker und Architekten zu glauben. - Schöne Bescherung. - Die Dummen werden in den meisten Fällen aber die ausführende Baufirma sein und die Leute, die ihr Geld in den Bau des Hauses gesteckt haben. - Mal sehen was aus den beiden Gebäuden wird und wer die Zeche bezahlen muss.



Mittwoch 19.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1016 hPa

Kein Kredit für Kneipenwirte

Friseure, Taxifahrer und Kneipenwirte sind die besten Analytiker. - Ein Friseur erübrigt sich bei mir seit geraumer Zeit, das bisschen was da noch wächst, das rupfe ich mir selber vom Kopf. - Noch fährt mein Auto, also unterhalte ich mich mit Taxifahrern nur auf dem Bürgersteig, mein Kontakt zu Gesellschaftsanalytikern ist also in erster Linie auf Kneipenwirte ausgelegt. - Wenn die dann auch noch Zeit haben zu reden, eben nicht nur eingeübte Grußformeln aus dem Höflichkeitsrepertoire, dann ist Alarmstimmung. - Die Festlandspanier haben turnusgemäß die Insel wieder verlassen, die internationalen Gäste tröpfeln in dieser Jahreszeit nur spärlich und an der einheimische Bevölkerung nagt noch der teure Schock des erneuten Schulbeginns, mit seinen horrenden Kosten für das Familienbudget. - Da ist kaum noch Luft drin und das bekommen Friseure, Taxifahrer und Kneipenwirte zu allererst zu spüren. - Einer der großen praktischen Volkswirtschaftler unserer kleinen Stadt ist der Fernsehkoch Carlos, der in diesen Tag wie ein nervöses Wiesel in seinem Lokal Unruhe stiftet, weil einfach viel zu wenig zu tun ist.

"Wir haben jahrelang, vielleicht sogar schon ein Jahrzehnt zu lange über unsere Verhältnisse gelebt und nun bekommen wir die Rechnung serviert". - Damit meint Carlo den flotten Schwung den Spaniens Volkswirtschaft genommen hat und sich in diesem modernen Sog ganz viele Leute übernommen haben. - Neues Auto, auf Pump, Eigentumswohnung mit einem Hypothekenkredit, den man in jeder Bank auch heute noch nachgeschmissen bekommt und schon ist fast am Monatsanfang schon wieder Schluss mit dem Geld. - In der Tat, man wundert sich oft über den, inzwischen durchaus modernen Fahrzeugpark auf der Insel und natürlich auch darüber, dass es überhaupt so viele Autos gibt. - Zwar stehen die Autos mehr rum als sie fahren, aber gekauft ist gekauft und muss auch bezahlt werden. - Eigentumswohnungen werden und wurden in solchen Mengen gebaut, dass man Städte wie Los Llanos oder Breña Alta seit Jahren schon an der Kulisse mit den Baukränen erkennt und auch diese Wohnungen werden gekauft. Meist sind es junge Paare, die verständlich die alte Bauernkate der Eltern verlassen wollen, so näher an der Arbeit sind und eben damit auch ostentativ die alten Zeiten hinter sich lassen wollen. Auch der Hypothekenkredit will abbezahlt werden und so ist man vielleicht stolzer Besitzer eines schicken Autos und einer Eigentumswohnung, aber zum Beißen bleibt kaum noch was übrig. - Gut, dass da meistens noch die "Alten" da sind, die in der Bauernkate geblieben sind und ihre Sprösslinge etwas sponsern können, aber Luft für weiter Unternehmungen, oder eben dem Kneipenbesuch, ist da einfach nicht mehr drin. - Man muss nicht so pessimistisch wie Carlos sein, dessen Bedienungen vor Langeweile beinah schon den Edelstahl der Schränke durchgescheuert haben, so demonstrativ wird da geputzt, aber ganz viele Menschen hier leben tatsächlich auf dem schmalen Grat zwischen Wohlstand und Schuldenfalle und wer spürt das zuerst? - Richtig, Friseure, Taxifahrer und Kneipenwirte.



Dienstag 18.09.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 23,0 Grad - niedrigste Temperatur 18,5 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 19 Grad

Wetterfühlige Männer

Eigentlich ist gutes Wetter, nur eben der Passat bläst nicht und so bleiben die selbst produzierten Wolken im Aridanetal stehen. Eine Sperrschicht verhindert den Abfluss der aufsteigenden Feuchtigkeit der Insel in die oberen Luftschichten und so bildet sich ab etwa 900 Meter bis an die 1.200 Meter Höhe eine ziemlich kompakte Wolkenschicht, die sonst der Passat "verbläst". Darüber ist alles frei, wer erst mal diese Höhe erklommen hat, der blinzelt der Sonne direkt in ihr beißendes Antlitz. - Die Nachricht hört´ ich wohl, allein mir fehlt die Laune. - Die gute Laune natürlich und wem geht es an solch düstreren Tagen noch so? - Ja, der Paul der kann das auch nicht ab und unsere Frauen dann irgendwann auch nicht mehr, denn wer erträgt schon 2 dunkelgelaunte Männer auf engstem Raum. - Geh doch nach Afrika und nimm deinen launischen Bettvorleger gleich mit, das ist ja kaum auszuhalten mit euch meteorologischen Weicheiern. - Anfänglich säuseln die jungen Frauen wenigstens dem Kater noch irgendetwas Nettes ins Ohr, nach dem Motto: Ach du kleiner Puschipusch, warum setzt du den genau so ein verknittertes Gesicht auf wie der drittgrößte Faltenwurf Europas. - Mit dem größten Faltenwurf sind natürlich die Alpen gemeint, den zweitgrößten konnte ich nicht eruieren, aber der drittgrößte, damit meint meine freche Brut mich und beziehen sich damit auf meine, von Erfahrung über das Gesicht geringelte überschüssige Kopfhaut.

Warum nun immer nur die Männer unter solchem Wetter leiden, das habe ich noch nicht herausgefunden. - Frauen, die bekommen wenigstens Migräne oder einen Hexenschuss, uns tut aber nichts äußerlich weh, wir tragen bei solch dunklem Wetter unseren Schmerz ganz tief in uns. - Rückzug ist da angesagt, so weit nur irgendwie möglich, denn stechend akute Wetterfühligkeit gilt bei uns in der Familie als Weicheiergewäsch und hypochondrisch. Um sich nun den dauernden Spitzen der fröhlich und perfide gut gelaunten Damen auszusetzen, sind irgendwelche Nischen aufzusuchen, in denen man keinen dauernden Publikumsverkehr hat. Aber man muss ja irgendwann auch an den Fressnapf, oder den Wasserkocher für den Kaffee und da werden wir dann wieder gestellt und setzen uns komplett dem Hohn und Spott der nicht wetterfühligen Restfamilie aus. - Natürlich ist das mindestens psychosomatisch, ich stehe aber auch noch dazu, wenn man das somatisch auch noch wegstreicht und Paul stimmt mir da voll zu. - Auch wir Männer haben ein Recht auf schlechte Laune und eigentlich ist es doch für unsere Frauen nur erfreulich, wenn sie nicht der Grund für unsere Dunkelheit sind. - Aber warum diese gefühlslosen weiblichen "Immerfröhlichs" nicht wenigstens ein klein wenig mitleiden können, deshalb veranstalten wir doch den ganzen Zauber eigentlich. - Paul und ich geben uns so gegenseitig die notwendige und einfühlsame Aufmerksamkeit und bedauern uns wechselseitig gegenläufig. - Das ist dann immer der Moment, in dem meine drei, oft so fröhlich gottlos lebenden Frauen das Beten anfangen: "Schick Sonne Herrgott, oder nimm die grauen Zausel zu dir". So schlecht gelaunte Männer können nur eine Strafe Gottes sein.


Ich bin nicht da!



Dienstag 18.09.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa

Visionäre Weltreisen

Auf Gran Canaria macht man sich Gedanken über die Zukunft des kanarischen Tourismus. - Gut, dass man sich Gedanken macht, kommt vielleicht ein bisschen spät, aber der Optimist in mir will kein zu spät zulassen. - Die tiefen Analysen stammen vom "Patronato de Turismo", jede unserer Inseln hat eine solche Einrichtung, die man am besten mit einem Fremdenverkehrsverband vergleichen kann. - Allerdings beschränken sich die Aktivitäten der "Patronatos" auf Werben und Nachdenken, beides sicherlich wichtige und zukunftsweisende Aufgaben. - Jetzt, Jahre nach dem breiten Auftreten solcher höchst kultureller wie anspruchsvoller Veranstaltungen wie das "All-inklusiv", hat man doch am Horizont natürliche Fressfeinde ausgemacht, die einem zukünftig die letzten Engländer vom Kopf fressen könnten. - Die Briten stellen nämlich das Hauptkontingent der Urlauber bei uns auf den Kanaren und nachdem die ewige Treue dieser Landsleute dieses Jahr ins Schwanken zu geraten scheint, ist heftiges Nachdenken angesagt. - Dafür wird man schließlich in einem "Patronato" bezahlt. - Für La Palma gilt das mit den Engländern natürlich nicht, bislang konnte man keine dauerhaften Flugverbindungen mit Großbritannien etablieren, aber diesen Winter versuchen wir es noch mal.

Zurück nach Gran Canaria, dort späht man konjunkturell angefressen in Richtung Kapverden und warnt davor, dass man in England diese Inseln bereits als "Neue Kanaren" bewirbt. - Ethnographisch, kulturell und geographisch natürlich kompletter Humbug. Einzige Gemeinsamkeiten sind die Lage vor der westafrikanischen Küste und der vulkanische Ursprung. - Das interessiert den geneigten Sonne und Strand Urlauber aber meist überhaupt nicht, sondern eher, was und wie viel er für sein sauer verdientes Geld bekommt. Und da wird es langsam knapp bei uns, aus einfach zu erkennenden Gründen sind bei uns die Margen bereits ausgequetscht und alles was wir hier noch machen um preislich mit Billiglohnländern konkurrieren zu können geht klar auf die Qualität und die Arbeitsplätze für die hiesige Bevölkerung. - Aber nicht nur die Kapverden werden sich an unseren Gästen laben, auch Marokko hat man nun nicht nur als Nachbar ausgemacht, sondern auch als Konkurrent. - Manch einer meint vielleicht, das wäre doch klasse, dann müssen die Marokkaner nicht mehr zu uns fliehen um billig in der Gastronomie und auf dem Bau zu arbeiten, dann können die doch gleich dort bleiben wo sie herkommen. - Das lässt man besser einfach so mal stehen, denn das Problem dabei ist, die nehmen die Gäste gleich mit und eine Region, die so auf Fremdenverkehr ausgelegt ist wie die Kanaren, die kann sich solch eine Emigration nicht erlauben. - Allerdings kommt auch Erleuchtung aus dem "Patronato", man hat bereits eine neue Zielgruppe im Auge, die Chinesen. - Lachen Sie jetzt bitte nicht, das meinen die ernst. - Dabei meint man weniger den Chinesen von der Straße, wer immer das auch sein mag, sondern die Gewinnler aus dem neuen Plankapitalismus und finanzstarke Firmen, welche dann bitte ihre Europa und Afrika-Geschäfte über die Kanaren abwickeln sollen. - Gut, dass ich nicht fürs Denken bezahlt werde. - Auf La Palma ist das alles wieder anders, mittelfristig fangen wir jetzt erst an so wie Gran Canaria zu werden und es mit den Engländern zu versuchen. - Langfristig hat man dann bei uns wohl vor, sich um Gäste aus Nordkorea, Libyen und den Tonga-Inseln zu bemühen. - Man muss nur weit genug nach vorne denken können, dann wird das auch was mit den Visionen.



Montag 17.09.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 23,7 Grad - niedrigste Temperatur 17,5 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 30 Grad, niedrigste 20 Grad

Paul hat eine neue Freundin

- Gut, so neu ist die nun auch wieder nicht, Paul und Margarita kennen sich, seit dem Paul auf die Welt gekommen ist und ein glückliches Unglück Margarita zu unserem Nachbarhund gemacht hat. - Margarita, die rasende kleine schwarze Palmagassenmischung kam von irgendwo her gelaufen und wollte wohl irgendwo hin, kam aber dabei einem Auto in die Quere und so fanden wir sie, vor Schmerzen jaulend und schwer getroffen von einem Auto unter einem Müllcontainer an der Straße liegend. - Meine Frau fand sie, zusammen mit einer anderen Mutter auf dem Weg zurück von der Schule und die beiden könnten die kleine Hündin dort natürlich nicht liegenlassen und so brachten wir sie zum Tierarzt, genau zu dem mit den blauen Augen. (Scheint der bekannteste Tierarzt der Kanaren zu sein, jedenfalls kennen alle Frauen ihn…) So schlimm waren die Verletzungen auch nicht, zusammengeflickt und mit allem aufgepeppelt was die Tiermedizin so hergibt brachten wir die kleine Dame zu Antonio, unserem Nachbarn, der eigentlich immer einen Hund hatte. Der war auch gerade wieder auf der Suche, denn zu uns konnten wir doch die schwarze Derwischin nicht bringen, wir hatten doch eine kleine Katze.

Margarita und Paul gediehen vortrefflich, die eine bei Antonio, der andere bei uns. Inzwischen hatte Margarita auch einmal Junge bekommen, die waren alle schnell verteilt und nachdem brachten Antonios Söhne die Hundedame zur Sterilisation, nach dem Motto, einmal reicht. - Allerdings war Margarita nach ein paar Wochen Freiheit an die Kette gekommen, ein anderer Nachbar hatte sich beschwert, dass Margarita eine ganz andere Vorstellung von dem Aussehen eines Vorgartens hat, als er selbst. - Unsere Kinder führten die Hündin dann immer mal wieder aus, Antonio kann das seit Jahren nicht mehr, denn er hat seit einem Unfall nur noch ein Bein und ist bereits so alt, dass auch sein letztes Bein ihn kaum noch tragen will. - Seit ein paar Wochen nun ist Margarita wieder frei und darf rumlaufen so lange und viel sie will, entweder gräbt sie nicht mehr, oder der Nachbar hat seine Seele irgendwo wieder gefunden und lässt die Dinge nun einfach geschehen. - Margarita ist jetzt mehr bei uns als bei Antonio, denn unsere Kinder spielen mit der Dame einfach mehr, als unser Nachbar das noch kann und hin und wieder fällt sogar ein Stückchen Braten oder ähnliches direkt vor ihre Schnauze, so als stünde ihr Name darauf.

Hund und Katze, Sie wissen ja, das muss nicht unbedingt eine Freundschaft fürs Leben sein, machte sich doch die kleine Margarita immer schon einen rechten Spaß daraus, die streunenden Katzen der Umgebung mal ordentlich zu scheuchen. - Bei uns ist vor der Eingangstür für Margarita Halt, denn dahinter wohnt der Paul und der fauchte ganz gewaltig wenn die Hündin in die Nähe seines Refugiums kam und machte seinen Schweif so dick, dass wir unseren Kater kaum wieder erkannt haben. - Ob die Neugier siegte, oder der gesunde Hund- und Katzenverstand, keine Ahnung, irgendwann entdeckten wir die beiden friedlich vor unserer Haustür auf uns wartend, die eine freudig mit dem Schwanz wedelnd, der andere um die Beine schnurrend. - Anfänglich traute ich dem Frieden noch nicht und beugte mich immer wieder um die Ecke, wenn die beiden vor der Tür spielten, um im Ernstfall meinem doch so sensiblen Katerkumpel zu helfen, aber der kann prima dafür sorgen der kleinen Hündin Bescheid zu fauchen, wenn das Spiel zu heftig für ihn wird. - Jetzt gibt es Wettrennen der beiden um unsere Gunst, wenn wir abends nach Hause kommen. Mal gewinnt der Kater, weil er sich durch das Gebüsch anschleicht, mal ist die Hündin schneller, weil sie wie ein gedopter Athlet die hundert Meter von Antonios Haus zu uns sprintet um uns zu begrüßen. - Paul ist natürlich im Vorteil, er kann bestimmen, ob der Spielen will, denn dreht er sich wieder um und geht zurück auf unsere Terrasse, dann darf Margarita ihm nicht folgen. Geht er dann Spielen und Raufen mit ihr, dann schleckt man sich gegenseitig erst Mal die Beine ab und dann lässt Paul die Dame Männchen machen. - Zuletzt sind die beiden sogar noch Verbündete geworden, gegen den großen schwarzen Streunekater, der hier die Gegend aufmischt, unbedarfte Katzenfrauen schwanger und unbewachte Futtertöpfe leer macht. - Selten gesehen, eine Hündin und ein Kater jagen zusammen eine andere Katze vom Hof und trotten nach kurzer Verfolgung dann gemeinsam und friedlich wieder zurück vor unsere Haustür. - Mir dem großen Schwarzen hat Paul sich schon oft gekloppt und wohl immer eins auf die Nase bekommen, damit ist jetzt Schluss. Paul hat jetzt Begleitschutz und Margarita gratis Fußpflege.


Margarita und Paul



Montag 17.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa

Gut Ding wollte Weile haben

Irgendwann ist die Geduld am Ende. Das musste nun Luis Morera erfahren, unser bekanntester "Inselkünstler", der sich sowohl in der Musik (Taburiente), wie auch Malerei und Bildhauerei um La Palma sehr verdient gemacht hat. - Der streitbare Künstler, der nicht das erste Mal für die Gemeinde Los Llanos einen Platz oder Park künstlerisch gestalten sollte, ist nun von der Stadt von seinen beratenden Aufgaben entbunden worden, oder weniger freundlich beschrieben, er wurde rausgeschmissen. - Knackpunkt war die ewige Verzögerung bei der Gestaltung des Parks "Antonio Gómez Felipe", der an der Straße nach Puerto de Naos liegt, nur an die 300 Meter nach der Abzweigung auf der rechten Seite. - Seit nunmehr 8 Jahren wird an diesem Park gearbeitet, aber eben in einem Tempo, welches die Geduld der Gemeinde aber auch die der Anwohner wohl letztlich zu sehr strapazierte. - Der frühere Bürgermeister, der sechzehn Jahre lang Los Llanos regierte war da noch geduldiger, seit Mai weht aber ein anderer Wind in der größten Stadt der Insel und man macht nun auch den Künstlern "Beine".

In der Tat fragt man sich schon, wie man über 8 Jahre hinweg so einen Park planen und bauen kann, zumal davor da auch schon ein Parkgelände war, mit reichlich altem Baumbestand. - Die Verzögerung ist aber auf keinem Fall Luis Morera alleine zuzuschreiben, zu viele Leute wollten eigene Vorstellungen mit einbringen und ein Künstler mag es wohl überhaupt nicht, wenn sich andauernd andere einmischen und sagen wollen wo es lang geht. Außerdem wurde auch nicht immer daran gewerkelt, ganz oft waren kein Geld oder keine Arbeiter vorhanden, welche die Vorgabe Luis Moreras umsetzen konnten. - Trotzdem bleibt es unbegreiflich, wie lange man bereits im Vorfeld Geduld gezeigt hat und den Arbeiten nicht deutlich mehr Schwung verlieh. - Viel fehlt nicht mehr, dann ist der Park fertig und den kleinen Rest bekommen wir auch alleine hin, so etwa der neue Bürgermeister, der viel ungeduldiger scheint als sein Vorgänger, der nun im Provinzparlament für die Infrastruktur der Kanaren zuständig ist. - Ein kleiner botanischer Garten wird dieser Park übrigens, mit einem Altar, der daran erinnern soll, wie wichtig es ist, unsere heimische Flora und Fauna zu schützen. - So der gute Gedanke Luis Moreras, ein Gedanke, dem wohl nicht schnell genug Taten folgten. - Sicher wird sich Luis Morera in den kommenden Tagen auch öffentlich über seinen "Rausschmiss" äußern, auf den Mund gefallen ist der nicht und es wird interessant werden, seine Version zu hören.



Sonntag 16.09.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 29 Grad, niedrigste 20 Grad

Bananen - ohne Ende

Neue Zahlen gibt's an der Bananenfront. - Wie bereits berichtet, freuen wir uns dieses Jahr über den reibungslosen Absatz unserer kleinen Wappenfrucht und machen so unserem heimlichen Namen, San Miguel del Platano alle Ehre. - Nicht nur das, jetzt haben Statistiker auch noch ausgerechnet, dass La Palma im laufenden Jahr seit langer Zeit mal wieder in der Produktion vor der Tenerifes liegt. Zwar nur ganz knapp und ich weiß auch, dass wir allesamt Rechenkünstler sind, aber stolz macht uns das sowieso und liefert den Beweis, dass die palmerischen Bauern die dicksten Bananen haben. - In der Tat, auf Tenerife baut man auf 4.200 Hektar Bananen an Kanaren und auf La Palma beträgt diese Anbaufläche gerade ganz knapp an die 3.000 Hektar und dennoch war es möglich, hier mehr Bananen zu produzieren als auf Tenerife. - Da frohlockt das palmerische Bauernherz und stolz lässt man sich die Zahlen auf den Augen zergehen: Von Januar bis August hat man aus Tenerife 91,2 Millionen Kilo Bananen verschickt, aus La Palma aber 94,5 Millionen Kilo.

Bislang lief das ganz Jahr gut, aber die Mengen Tenerifes konnte man erst im Juli angreifen und im August dann sogar überholen. - Nun muss man das natürlich erklären und da kommen die Zahlen aus dem Juli und August gelegen. Letztes Jahr noch und auch in dem davor, musste man hier auf La Palma gewaltige Mengen Bananen vom Markt nehmen, weil der Absatz auf die Halbinsel stockte und der Preis für die gelbe Frucht am einbrechen war. - Da wir aber die größte Überproduktion an Bananen haben, trafen diese Maßnahmen fast nur La Palma und hier verfütterte man an die 20% der Produktion an Ziegen, Schafe und Schweine. - Dieses Jahr aber, wohl durch bessere Vermarktung auf dem Festland, werden wir alle Bananen los und konnten so im Juli und August genau diese 20% mehr wieder verkaufen. - Das kann allerdings nächstes Jahr schon wieder ganz anders aussehen, da braucht nur eine große Handelskette auf dem Festland ihre Verkaufspolitik wieder zugunsten der mittelamerikanischen Früchte drehen und schon "müssen" die Ziegen auf La Palma wieder Bananen fressen. - Zugegeben, wir produzieren hier mehr Bananen als auf Tenerife, weil es bei uns mehr Anbaufläche in Gewächshäusern gibt und weil wir zum großen Teil auch die jüngeren Kulturen haben. Die Banane trägt im Laufe ihres Lebens nicht immer die gleiche Menge, mit zunehmendem Alter nimmt die Leistungsfähigkeit ab. - Was diese Pflanze übrigens sehr menschlich macht. - Hier auf La Palma sind die Kooperativen sehr rührig, die Landwirte immer wieder mit neuen Jungpflanzen zu beglücken und wenn man uns dann mal so richtig produzieren lässt und auch verkaufen, dann zeigen wir allen anderen Bananenanbauregionen mal so richtig wo der gelbe Hammer hängt. - Stolz? - Logisch!



Sonntag 16.09.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1017 hPa

San Miguel de La Palma

Zurück zu den Wurzeln, dieser Ausspruch wäre zu platt, aber vielleicht sollte man sich doch mal überlegen, wer wir eigentlich sind. - In Tazacorte finden gerade die Fiestas de San Miguel statt, San Miguel Arcángel wie es korrekt heißt, Schutzpatron des Ortes, aber eben auch der gesamten Insel, was vielen wohl schon aus dem Gedächtnis geraten ist. - In Tazacorte beklagt man nun, dass gestern zur Ehrenbekundung gegenüber dem Erzengel gerade mal Vertreter aus 8 der 14 palmerischen Gemeinden gekommen sind. Auch das normale Publikum erschien nicht mehr so zahlreich wie "früher", wobei der Zeitraum, wann das "früher" war, nicht konkret abgesteckt war. - Was aber sicher zu bemerken ist, der Heilige Michael verliert zusehends seine verbindende Aufgabe für die gesamte Insel und verkommt zu einem lokalen Schutzpatron, wo er doch eigentlich für die gesamte Insel zuständig ist. - Noch bis in die 60er Jahre hinein, war der "Día de San Miguel Arcángel" inselweiter Feiertag und die offiziellen Akte dazu wurden in der Hauptstadt zelebriert. - Die Verlegung diese Feiern nach Tazacorte schürte natürlich weiter die Lokalisierung des Inselpatrons.

Nun denken Sie sich mit Recht, was will der uns mit seinem Heiligen Michael am Sonntag nerven. - Da steckt eben mehr dahinter, als nur beleidigte Stadträte aus Tazacorte, weil wir in vielen Dingen längst vergessen haben, wie diese Insel eigentlich heißt. - San Miguel heißt diese Insel und das "de La Palma" ist lediglich eine Besitz ergreifende Erklärung der damaligen Protegés und Tutoren der Insel, die aus Palma de Mallorca kamen. Nur daher stammt das "La Palma" und hat eigentlich überhaupt nichts mit uns zu tun. - So wie wir uns heute mit Worten betiteln, die nur unsere damalige Abhängigkeit widerspiegeln, so mutlos zieht sich der Faden La Palmas auf der Suche nach eigener Identität durch die vergangenen Jahrzehnte. Natürlich kann man als kleine, und wegen des Transportes von Tenerife abhängige Insel nicht einfach tun uns lassen was man will, aber durch ständiges Kopieren aller positiver wie negativer Aktionen der "Mutter aller Inseln", degradieren wir uns letztendlich zum willfährigen Appendix. - Damit meine ich auch die gestrige Entscheidung, La Palma nun touristisch anderen Regionen anzugleichen. - Mehr Hotels, Sporthäfen und Golfplätze, eben ein phantasieloses Abbild der anderen Inseln, die selbst schon an unter diesem touristischen Auslaufmodell leiden. - San Miguel ist ein wehrhafter Erzengel, er trägt ein Schwert, manchmal auch eine Lanze, um das zu verteidigen, was unter seinem Schutz steht. - Sehr gut könnte das ein gemeinsames Symbol sein, wirklich Mut zu fassen und eigene Wege zu gehen, die unserer Insel angemessener sind als das Tragen fremder Kleidung, sei diese auch noch so verlockend und glänzend. - La Palma ist das Plagiat, dafür steht schon der Name. San Miguel heißt diese Insel und eben weil das ein wehrhafter Patron ist sollten wir ihn alle bitten: San Miguel, rette uns vor "dem Bösen". - Amen und schöne Grüße aus San Miguel.



Samstag 15.09.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 23,2 Grad - niedrigste Temperatur 17,1 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 29 Grad, niedrigste 20 Grad

Kein Wunder an Loch 4

Das mit Spannung erwartete Plenum der Inselregierung verlief eigentlich genau so, wie man es erwartet hatte. - Die großen touristischen Infrastrukturen wie die Golfplätze, die Hotels und die Sporthäfen haben nun die Segnung unserer höchsten Korporation erhalten und können nun die Abnickleiter weiter hoch geschickt werden, an die Provinzregierung der Kanaren. - Ich darf erinnern, diese oben genannten Punkte waren vor gut einem halben Jahr aus dem eigentlichen PTE ausgeklammert worden, um erneut nach einer Aushangzeit von der Inselregierung abgesegnet zu werden. - Alle Einsprüche seitens der Umweltschützer und der Warner vor einem Ausverkauf dieser wunderschönen Insel an spekulative Tourismusprojekte werden nicht sonderlich überrascht sein. Selbst Frohnaturen mit einer hochgradigen optimistischen Pathologie hatten nur ganz im Geheimen gehofft, über die Monate sei die Vernunft ins Inselparlament eingeschwebt. - Es gab ja auch Hinweise aus diversen hochkarätigen Mündern, nicht zuletzt aus dem unseres verehrten Inselpräsidenten, dass er und seine Insel auch ganz gut ohne Golfplätze leben könnten. - Durch dieses Interview, auf welches ich mit jetzt beziehe, schwang sogar so ein kleiner schelmischer Unterton mit, als wüsste er ganz genau, dass diese Insel keine 5x18 Löcher braucht, sondern kontinuierliches Weiterarbeiten und Verbessern unserer einzigen wirklichen Ressource, unsere Landschaft. Da wir in der Inselregierung eine absolute Mehrheit der Coalición Canaria haben, sind die Abstimmungsgewohnheiten der Oppositionsparteien eigentlich nicht mal erwähnenswert, das Nein der Sozialisten und die außerordentlich mutige Enthaltung der Partido Popular werden die Geschichtsbücher sicherlich nicht bereichern.

Hurra brüllt nun aber nach dem Absegnen der Golfplätze auch die Investoren- und Fortschrittsflüstererschar, das Papier muss ja noch die Prüfung auf Tenerife bestehen und es gab keine Erhöhung der Bettenzahlen in den Hotels, welche den Golfplätzen den finanziellen Erfolg sichern sollen. - Da hängt für all die Golfplatzprojekte das Green noch schief, so wie die Bettenanzahl im PTE verankert ist, passen wohl die Investoren und dann kommt immer wieder einer meiner Lieblingsausdrücke: Man kann auch Ananasfarmen in Alaska genehmigen, nur machen wird es keiner. - Gut, wenn der Klimawandel so weiter geht… - Das gleiche wird für die geplanten Hotels gelten, niemand wird investieren, wenn es keine Aussicht auf Rendite gibt und sieht man sich die sinkenden Auslastungszahlen der letzen Jahre an, dann ist für viele Investoren wohl sogar ihr Schwarzgeld zu schade um in weitere Hotelprojekte auf der Insel zu investieren. - Die meisten Umweltschutzorganisationen sehen da aber noch schärfer als ich und geben der Geschichte mit den Golfplätzen folgenden Hintergrund. - Es geht gar nicht um die körperliche Ertüchtigung Hartz 4 ungefährdeter Zeitgenossen, sondern lediglich um die Umklassifizierung des Geländes, auf dem man vorgibt, diesen wunderbaren Breitensport endlich allen zugänglich zu machen. - Es ginge eben nur darum, diese Gelände billig zu erstehen und dann später, wenn kein Investor wirklich bereit ist 40 Millionen Euro in noblen Gesten in 18 Löcher zu verbuddeln, dieses Gelände dann zu ganz anderen Preisen wieder zu verhökern, dann eben als erschlossenes Bauland. - Ganz schlimm, was die bösen Umweltschützer da wieder von sich geben, das kann doch gar nicht sein. Wir wissen doch alle ganz genau, dass die Politik, Hand in Hand mit moralisch und ethisch bis zur Krawatte einwandfreien Investoren, denen der Humanismus aus jeder Bügelfalte spiest, immer nur das Beste für uns im Sinn haben. - Optimismus kann wirklich pathologische Züge erreichen, oder war das Ganze nun sarkastisch gemeint? - Aber wie sagte ein anderer Philosoph mal so treffend: "Sarkasmus ist die Poesie des Verzweifelten."

Noch in eigener Sache. Bei uns hat heute die Telefonleitung einen kompletten Aussetzer bis Nachmittag gehabt, so dass es heute nur eine Meldung gibt. Wir bitten dies, der Telefonica zu entschuldigen…


Erste Übungen



Freitag 14.09.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 23,5 Grad - niedrigste Temperatur 17,7 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 20 Grad

Biotechnologie und Steuersparmodell

Auf der Suche nach neuen Einkommensquellen darf man nicht phantasielos sein. - Nicht nur der touristische Schock, nachdem dieses Jahr nicht nur auf La Palma die Gästezahlen rückläufig sind, sondern auch auf den anderen Kanaren, machen den Versuch neue Gewerbe und Firmen auf den Kanaren anzusiedeln wichtig. - Über vieles hat man bereits gesprochen, fast ebenso vieles wieder verworfen, oder einfach nicht die kompetenten und solventen Partner dafür gefunden. Dabei stößt man halt auf den Kanaren und auf den kleinen, hier "periphere Inseln" genannt, immer auf das gleiche Problem, wir sind weit ab vom Schuss und die komplizierte und teuren Transportwege schließen Massengüter und irgendwelche verderblichen Waren sofort aus. - Da bleibt dann nicht mehr so viel übrig, unsere Produkte sollten nicht vom Transport abhängig sein, oder wenn schon, dann darf der Anteil der Transportkosten nur in einem erklärbaren Rahmen zu dem hergestellten Produkt stehen. - Da fällt einem natürlich dann der gesamte IT-Sektor ein, da gibt es keine Transportkosten, man ist aber eben auf Spezialisten angewiesen, die bekanntermaßen in anderen Erdteilen das bereits deutlich billiger anbieten. So ist der Traum vom Silicon-Aridane-Tal wohl nicht wirklich realitätsnah. - Anknüpfen könnte man allerdings auf die Hochtechnologie, die wir im Zusammenhang mit den Observatorien auf dem Roque de Los Muchachos haben und da wir ja wissen, dass dort oben noch einiges geschehen soll, bleibt da ein gewisser technologischer "Resttraum" vorhanden.

Nächster Vorschlag, frisch serviert vom Consejo Superior de Investigaciones Científicas "CSIC" (Oberster Rat für wissenschaftliche Studien), Biotechnologie wäre was für die Kanaren im Allgemeinen und La Palma und die anderen beiden kleinen Inseln im Besonderen. Auch da fallen die Transportkosten eigentlich nicht ins Gewicht und besonders auf der Schiene der pflanzlichen Wirkstoffe für pharmazeutische Produkte könnte man sich den hiesigen Standort lohnend vorstellen. - Dazu käme noch das kanarenendemische Steuersparmodell "ZEC" und schon kann man von einer wunderbaren neuen Zukunftsidee sprechen. - Hört sich alles ganz gut an und da sollte man sich auch weiter fragen, auf jeden Fall wird es dazu einen Kongress hier auf den Kanaren geben, genauer gesagt auf Tenerife, Anfang Oktober. "PLANT GEM" heißt das Treffen der Spezialisten, die sich aber nicht nur um den positiven Fall kümmern, der da eben lautet Pflanzenwirkstoffe für die Medizin, sondern auch die Genom-Projekte, welche dann wieder in das schwierige Kapitel der genmanipulierten Pflanzenzüchtung hineinreicht. - Da muss man dann auch wieder aufpassen, wie weit man sich aus dem Fenster lehnt und nicht unter allen Umständen jeden Strohhalm greift, es könnte ein manipulierter sein. - Vielleicht ist das aber auch wieder ein passendes Beispiel dafür, wie schwierig und komplex sich die Suche nach neuen Möglichkeiten gestaltet, auf den Inseln neue Alternativen zu suchen, um die Problembereiche Landwirtschaft und Tourismus als einzige Haupteinnahmequellen zu entlasten.



Freitag 14.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa

Golf oder nicht Golf, das scheint hier die Frage

Heute, der 14. September ist ein wichtiger Tag, denn in der Inselregierung entscheidet man über den Umgang mit den vielen Beschwerden gegen die zukünftigen touristischen Pläne der Insel. - Sporthäfen, noch mehr Hotels an den Küsten und eben die 5 Golfplätze, die meist als Fanal einer gefährlichen Entwicklung herhalten müssen, die La Palma in eine austauschbare Tourismusregion verwandeln soll. - Alleine gegen die Golfplätze haben mehr als 3.000 Personen ihr Votum abgegeben, dabei sind sowohl Gäste der Insel, wie auch Einwohner, die allesamt die gravierenden Eingriffe in unsere Umwelt fürchten. - Die Frage sollte sich aber nicht alleine auf die möglichen Golfplätze beschränken, sondern die komplette Palette der zukünftigen Aktivitäten beinhalten. Leider hat diese Diskussion nie wirklich öffentlich stattgefunden, da der angesprochene Plan, der berühmt unbekannte "PTE" Plan Territorial Especial de la Actividad Turística, ein für Normalmenschen unlesbares Machwerk ist, dessen Größe und Umfang vielleicht sogar dazu geschaffen sind, nicht gelesen und noch weniger verstanden zu werden. - So bleiben die Stichpunkte sehr vage: Mehr Hotels, mehr Sporthäfen und eben die polarisierenden Grünflächen, auf denen eine Randgruppensportart angeboten werden sollen.

Von den Befürwortern des Plans kommt eigentlich unisono der Hinweis, La Palma müsse endlich touristisch wach geküsst werden und ohne die viele neue touristische Infrastruktur würde sich der geneigte Tourist, aber auch die Reiseveranstalter von uns abwenden. - In der Tat sinken die Zahlen im internationalen Tourismus seit 5 Jahren kontinuierlich, La Palma scheint an Publikum zu verlieren und uninteressant zu werden. - Dagegen nun aber mit einer simplen Kopie auf andere Ferienregionen zu antworten, die längst in der Rabatt- und Schnäppchenfalle gefangen sind, scheint doch mehr als fragwürdig zu sein und selbst bei kleinem Licht beobachtet sogar äußerst gefährlich. - Eine Erklärung steht immer wieder als Argument der Befürworter: Gibt es auf La Palma nicht genügend Hotelplätze und ansprechende touristische Infrastruktur, dann werden zukünftig die Reiseveranstalter nicht mehr zu uns fliegen. - Die Realität hat aber ein anderes Bild aufgezeigt, trotz der um an die 3.000 gestiegenen Zahl der Hotelbetten in den letzten Jahren, hat es einen Rückgang der Flugverbindungen gegeben, so einfach kann also die Gleichung nicht sein an der da gegrübelt wird: Mehr Angebot = mehr Gäste. Dazu kommt noch ein wichtiger Faktor, die Nettorendite eines Pauschalurlaubers, also das Geld, welches auf Grund des Urlaubs eines Gastes wirklich in der Region bleibt, ist im Vergleich mit einem Individualurlauber nahezu lächerlich gering. - Das größere Angebot auf dem Hotelsektor hat im Gegenteil bereits dazu geführt, dass inzwischen wohl an die 5 Anlagen auch All-Inklusiv Angebote offerieren, über deren negative Wirkung auf den Nutzen für die Region und die lokalen Anbieter wohl wirklich nicht mehr diskutiert werden muss. - Die Werte und Möglichkeiten dieser Insel im touristischen Sektor sind eindeutig vorgegeben, wir haben nur unsere beeindruckende Landschaft und eine immer noch bewundernswerte gesellschaftliche Struktur, die nur als komplette Alternative zum konventionellen Tourismus bestehen und überleben kann. - Auch da gibt es Marktlücken und Nischen, die auszufüllen sind und man könnte auf dieser Linie ein komplett neues Angebot für katalogmüde Gäste schaffen, denen touristisches Allerlei zuwider ist. - Der "PTE" lässt aber diese Idee nicht mehr zu, denn um wirkliche "Qualitätstouristen" auf diese Insel zu locken bedarf es auch echter Glaubwürdigkeit und die kann nicht wirklich mehr unverdorbene Natur bewerben, wenn sich an unseren Küsten die Sporthäfen und Hotels stapeln, die dann als Schnäppchenware vertickt werden müssen, weil sie niemand braucht. - Ginge es alleine um Golfplätze, dann wäre mir nicht so unwohl. - Darüber kann man prächtige Witze machen, aber betrachtet man den Gesamtkomplex, dann kann ich da keinen Witz mehr entdecken.



Donnerstag 13.09.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 18,8 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 29 Grad, niedrigste 21 Grad

Als Verdächtige scheiden aus: Vegetarier und unrasierte Frauen

El Paso CSI ermittelt! Die kleine Welt, die berühmte "Mondo piccolo" hat wieder eine Geschichte mehr, eine Kriminalgeschichte. - Als Täter kommen nicht in Frage: Vegetarier, Raucher, Menschen aus dem Starktrinkermilieu und Allergiker gegen Münzen aller Art sowie unrasierte Frauen. - Jeder andere ist ab sofort verdächtig, einen Schinken bei Pedro geklaut zu haben und noch dazu das Wechselgeld aus der Kasse, welches aber nur aus ein paar Münzen bestand. Und da ist auch noch der Verlust eines Päckchens Einwegrasierer zu beklagen, welches den Kreis der Verdächtigen erneut einschränkt. - Ja, unser geschäftiger Alltag ist brüsk unterbrochen worden, mitten in unserer friedlichen Kleinstadt El Paso müssen wir einen dreisten Einbruchsdiebstahl melden und so die Kriminalstatistik heftig korrigieren. - In der Nacht von gestern auf heute sind ein, oder mehrere höchst kriminelle Individuen in die Fleischerei "La Octava Isla" eingebrochen, das ist die Metzgerei von Pedro, der die besten Kartoffeln und die leckeren Brathähnchen hat, sonst aber eher politischer Philosoph als leidenschaftlicher Fleischer ist. - Zumindest habe ich mit ihm mehr über faules Fleisch in der Politik gesprochen, als über Schlachthöfe, Filets und Eingeweide. - Rechtschaffende Handwerker in unserer friedlichen Stadt werden zu Opfer der karnivoren Kriminalität und man muss schon befürchten, dass man ausländische Fleischmafiastrukturen in der perfiden Vorgehensweise nicht gänzlich ausschließen kann.

Allerdings geht man inzwischen nicht mehr von einem terroristischen Hintergrund aus. Eigentlich wollte man mit dieser Aussage warten, ob doch noch ein Bekennerschreiben der al- Qaida eingeht, aber verschiedene örtliche freiwillige Völkerkundler und Religionsexperten haben nun gemeinsam ermittelt, dass der Diebstahl eines Schweineschinkens nicht direkt die Handschrift extremfundamentaler Muslime trägt. Nun sind also alle nicht Schweinefleischesser trefflich aus dem Schneider und man kann daran gehen, weitere Bevölkerungsgruppen auszuschließen. - Da wären die Raucher zu nennen, weil man sicher davon ausgehen kann, dass Nikotinsüchtige auch an den Zigaretten vergriffen hätten, die direkt neben der Kasse stehen. - Aber nicht eine Schachtel fehlt, genau so wenig wie der viele Schnaps, der sich im Laden stapelt, also möchte man auch die Personen ausschließen, die sich mal eine Flasche "Black Lable" gönnen. Es wäre doch zu leicht gewesen, die eine oder andere Flasche dann auch einzustecken. - Dann noch das Kleingeld, wer eine Metallallergie hat, der scheidet auch aus. Die lokalen Spezialisten konnten aber nur eine bekannte Person mir einer Metallallergie ausmachen, die zumal noch Raucher ist, damit doppelt aus dem Kreis der Verdächtigen rutscht. - Ganz hinweisstark präsentiert sich aber auch unrechtmäßige Inbesitznahme des Päckchens Einwegrasierer, doppelklingig, griffecht und formschön.

Jetzt könnte man alle Weichduscher und Trockenrasierer auch noch aus dem Rennen nehmen und auch alle Frauen, aber da wenden die Völkerkundler wieder ein, es gäbe auch Frauen die sich rasieren, zumindest die Beine. Zumindest mindestens, weitere Vermutungen über Rasierergebrauch bei Frauen endeten in genau diese Worten und unergründlichen Schulterzucken und Kopfdrehungen der anwesenden Experten. - Zu einem Phantombild hat es noch nicht gereicht, auch wenn Pedro, der Metzger meinte, man könnte eines von dem Schinken anfertigen, weil er will doch nur seinen Schinken wieder haben. - Schweinefleischessende Männer, die weder trinken noch rauchen, sich aber nass rasieren und keine Metallallergie haben, oder eben Frauen, die zumindest rasierte Beine haben und auch die oben genannten Eigenschaften besitzen. - Die Experten wollten nun kommenden Sonntag Einsatzgruppen bilden und sich am Strand nach rasierten Beinen umsehen, genau so wie in der Kirche gucken, da gäbe es noch Asketen und besonders bei alten Frauen müssen man die Beine kontrollieren, man wisse doch, die äßen gerne Schinken. Schnell waren die freiwilligen Einsatztruppen effizient aufgeteilt, 27 übernehme die schwere Tätigkeit am Strand und ich hätte doch sicher nichts dagegen, mich am Sonntag in der Kirche umzusehen. - Sollten Sie zufällig rasierte Beine haben, weder rauchen noch trinken und am Sonntag an den Strand gehen, verzichten Sie mal auf der obligatorische Schinkenbrötchen, das könnte zu Missverständnissen führen. - El Paso CSI ermittelt weiter…



Donnerstag 13.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1015 hPa

Konkurrenz Marke Eigenbau

Das große Geld sucht sich immer neue Wege. Ist hier nichts mehr zu holen, dann gibt es anderswo schon genügend Möglichkeiten Wachstum neu zu erfinden. - Ist eine Region erst so richtig touristisch erschlossen und hat ihre, zum Teil jahrzehntelange Schuldigkeit getan, dann ist meist kaum noch Spielraum vorhanden irgendwelche Margen auszuhandeln, welche dem großen Kapital so richtig munden. Das meiste Geld ist bereits verdient, der Lack zwar nicht ab, auch nicht mehr neu. Patina schleicht sich in den Hochglanz und um diese Schicht der Jahre wieder wegzuspülen bräuchte man enorm große Mittel, die aber keine schnelle Amortisation mehr versprechen. Dann kommen auch noch solche Spaßbremsen wie Umweltschützer, wiegeln die sonst so geduldige Staatsmacht auf und machen das heitere Investieren unsicher. - Das verspricht keinen schnellen Profit mehr, da gehen wir über den kleinen Teich und zeigen von der Sahara aus, was man mit richtig viel Geld aus dem Wüstensand stampfen kann. Die Kanaren sind out, Auslaufmodell, gemolkene Kuh und wer sein Geld zwar hier verdient hat, der solle es rasch einstecken und lieber in den Wüstensand Marokkos investieren, da laufen auch keine solchen ignoranten Wachstumsbremsen wie Umweltschützer herum.

Gerade die größte spanische Immobilienfirma, Martinsa-Fadesa, will diesen Albtraum nun angehen und in Westmarokko, frech und genau gegenüber den Kanaren ein neues Touristenparadies basteln. 30.000 Luxusbetten sollen dort entstehen, natürlich auch zwei 18 Golfplätze mit allem drum und dran und das Ganze selbstverständliche zum einem Preis, für den man hier auf den Kanaren wohl nur noch einen Minigolfplatz bekommt. - Man muss nur das Lohngefälle beachten zwischen Marokko und den Kanaren und kann sich dann leicht ausrechnen, wo der Urlaub später billiger sein wird und welche Touristikkasernen den großen Reiseveranstaltern dann bessere Konditionen anbieten können. - Da ist dann plötzlich wieder Luft drin, da geht immer noch was, vielleicht auch wieder nur für 20 Jahre, aber das ist ja egal, bis dahin hat man das Geld längst wieder verdient und kann dann anderswo erneut Regionen verändern. - Für La Palma, sowie es jetzt noch ist, eigentlich keine wirkliche Gefahr. Für die großen Kanareninseln wohl, gerade für die Zonen, welche sich dem Sonne- und Strandtourismus verschrieben haben. Da wird es dann nicht mehr reichen, nur noch billigere Arbeitskräfte zu importieren, um irgendwie noch schnäppchengerecht ein Urlaubspaket schnüren zu können. - Das wissen wir alles bereits seit langer Zeit, jetzt hat Martinsa-Fadesa in Marokko unterschrieben und wenn dort alles glatt geht, dann stehen die 30.000 Betten vor unserer Haustür ab dem Jahr 2011 zur Verfügung. - Nichts daran ist fremd, oder soll moralisch geprüft werden, solcher Naivität setze ich mich nicht mehr aus. - Nur eine Frage möchte ich in dem Zusammenhang stellen. Warum wollen wir dann gerade hier auf La Palma uns unbedingt auf den letzten Metern noch solche Kleider anziehen, um dann in den großen Lostopf der Schnäppchenjäger geschüttet zu werden. - Das sind Kleider, die uns nicht passen, auch nicht stehen und wenn man alle Regionen gleich anzieht und gleich aussehen lässt, dann wird niemand uns wählen, weil wir vielleicht mal etwas Besonderes waren oder sogar Weltbiosphärenreservatsgolfplätze haben. - Eigentlich sind die Lehren ziemlich einfach, aber die Verlockung, dass in den Fußspuren der großen Investoren sich vielleicht doch ein kleiner Tümpel mit Manna füllt, die ist wohl doch zu groß. - Dabei warnen selbst die alten Märchen bereits vor dem lockenden Trank aus den Fußstapfen anderer.



Mittwoch 12.09.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 26,2 Grad - niedrigste Temperatur 18,4 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 20 Grad

Sonderfall El Remo

Manche würden vielleicht sogar sagen "Sündenfall" El Remo. - Auch diese Siedlung gehört zum Teil zu den vom Abriss bedrohten Örtchen, zu nah hat man ans Wasser gebaut und die Küstenbehörde reklamiert nun diesen Grund, um ihn, wie es so schön heißt, zu regenerieren. - Was auch immer das sein mag, denn es geht wohl nicht darum diese Zone in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, so wie man das Wort Regeneration vielleicht verstehen will, sondern es soll dort ein Küstenwanderweg entstehen, der dann mal bis nach Fuencaliente reichen soll. - El Remo hat seit jeher immer schon die Meinungen gespalten, die einen finden es potthässlich und gammelig, die anderen schwören auf den wenig hochglanzkonformen Charme dieses Ortes, der mich immer so ein bisschen an ein Piratennest erinnert oder an die Geschichten von Hemingway. - Dort könnte der alte Mann ins Meer gegangen sein und wenn man in einem der drei Lokale direkt am Wasser sitzt und der untergehenden Sonne nachweint, dann ist das schon was um für ein paar Stunden dem globalen Elfenbeinturm zu entrinnen. Sicherlich kann man anderswo besser essen und sicher sind anderswo auch die hygienischen Standards eher neuzeitlich, aber da unten in El Remo kommt es auf die Stimmung an und die sollte sich niemand vermiesen lassen.

Das nur zur Beschreibung El Remos. - Auch will die Küstenbehörde nun "Ihre" Meter zurück haben und hat bereits reichlich Abrissverfügungen verteilt. Allerdings haben in El Remo selbst auch viele Menschen, man spricht von zweihundert, ihren ersten und einzigen Wohnsitz und denen kann man nicht einfach so das Bett unter dem Hintern abreißen. - Die Proteste gegen den Abriss laufen schon lange, es gibt dort eine Bürgervereinigung und die hat auch einen Anwalt beschäftigt, um die Häuser zu bewahren. Auch kann El Remo teilweise auf die Unterstützung des Rathauses in Los Llanos zählen, denn zu der Stadt gehört der urige Ort. - Es sollen ja eh nur Teile El Remos abgerissen werden, die ersten 20 Meter ab Wasserlinie laut der Küstenbehörde, das würde wohl an die 50 Häuser betreffen. Die Gemeinde hat schon seit einiger Zeit einen Gegenvorschlag unterbreitet, der bis auf ganze 16 Häuser alle anderen von dem Abriss verschonen würde. Dafür müsste man im schmalen "Hinterland" El Remos reichlich Land in urbane Zonen verwandeln und würde dann die betroffenen Anwohner umsiedeln und den von der Küstenbehörde beanspruchten Streifen auf lediglich 6 Meter reduzieren. - Bei dem Wort "urbanisieren" fällt mir aber immer wieder ein Umstand ein, den wohl bislang keiner der Anwohner des Ortes diskutiert hat. Wird ein ländlicher Wohnbereich in "urbane Zone" verwandelt, dann müssen alle Anrainer kräftig in die Geldbörse greifen. - Wegenetz, Beleuchtung, Kanalisation und geforderte Grünzonen werden dann auf die Anwohner nach Quadratmetern umgelegt und da kommt man dann schon auf Summen zwischen 80 - 120 Euro, die solch eine Aktion den Häuslebesitzer pro Quadratmeter kosten kann. - Nun kommt auch die Provinzregierung und stellt sich hinter den Vorschlag der Gemeinde Los Llanos, was sicherlich bei der Suche nach einem machbaren Ausweg für El Remo nützlich sein kann. - Aber noch weiter oben, eben halt über den "Provinzgesetzen" steht eben Madrid mit der Küstenbehörde und die haben sich noch nicht auf den hier vorgeschlagenen Sonderfall für El Remo geäußert. - Nach Diktat geschwiegen, vielleicht besser nach Abrissverfügung geschwiegen, das machen die immer so in Madrid, wenn wir mal wieder eine Extrawurst gebraten haben wollen. - Mit viel Mojo…



Mittwoch 12.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1016 hPa

Darf´s ein bisschen mehr sein?

Die Bananenbauern sind auffällig ruhig seit ein paar Monaten. - Da der gemeine und auch der besondere Bananenpflanzer eigentlich nicht zu stillen Depressionen neigt, sondern gut bereit ist, seine Probleme laut über das Land zu singen, könnte man aus dieser Stille schließen, es gibt nichts zu meckern dieses Jahr. Wie zur Bestätigung dieser Vermutung, die übrigens nicht nur für palmerische Bauern gilt, nur stille Bauern sind zufriedene Bauern, lässt der Chef "Asociación de Productores de Plátanos de Canarias" (Asprocan), Enrique Álvarez Sanfiel, auch pünktlich Zahlen folgen, welche diese Vermutung unterstützen. - Die Asprocan ist die Vereinigung der Kanarischen Bananenproduzenten. - Seit nun mehr 2 Jahren erwartet man die erste "normal" verlaufende Saison, in der die Kanaren wohl wieder an ihre üblichen 420 Millionen Kilo verkaufte Bananen reichen werden. Das würde bedeuten, dass man besonders hier auf La Palma fast alle geernteten Bananen der gehobenen Qualitätsstufen wieder verschicken kann und nicht wie in den vergangenen beiden Jahren bis zu 25% der Ernte zurückhalten muss, um die Preise nicht kollabieren zu lassen. - Unter der Reglementierung hat besonders La Palma gelitten, da wir eigentlich immer mehr produziert haben, als im Geflecht der Kanarischen Inseln für uns zugedacht war.

La Palma trägt alleine gute 30% der Gesamtproduktion bei, es gab sogar Jahre mit an die 40%, sehr zum Leidwesen der Pflanzer auf Tenerife, die sich bereits in ihrer Marktführerstellung bedroht sahen. Dabei stehen La Palma eigentlich nur knapp über 20% der Gesamtproduktion zu, rechnet man das auf die Gesamtanbaufläche der Kanaren um. So werden in schlechten Jahren besonders die palmerischen Bananenbauern von der Kontingentierung betroffen und in guten Jahren, so wie es 2007 werden soll, kann man dann aber fast die gesamte Überproduktion auch loswerden. - Die Kanarischen Bananen werden allesamt nur gemeinsam vermarktet, man will damit eine Konkurrenzsituation der einzelnen Inseln untereinander verhindern und den Transport erleichtern. - Man kann also nur an bestimmten Codes an den Kisten erkennen, von welcher Insel man Bananen erhalten hat, die "La Palma Banane" an sich ist so auf dem Markt gar nicht vorhanden. Gelbe Zufriedenheit an der Bananenfront heißt aber auch, dass der Druck zum Umdenken wieder geringer wird. - Noch verlässt man sich auf die Ausgleichzahlungen die man von der Europäischen Union erhält, die alleine an die 45 Millionen Euro nach La Palma im Jahr spülen. - Sind die Realpreise für Bananen aber trotzdem tief und zudem muss man noch Teile der Ernte zurückhalten, dann retten den Pflanzer auch nicht mehr die Ausgleichszahlungen. Verdient wird erst, wenn die Preise einigermaßen in Ordnung sind und auch der Ansatz stimmt. - Mittelfristig, wohl leider nicht mehr langfristig, werden aber wohl die Ausgleichszahlungen immer geringer werden, dann wird man auf dem Weltmarkt fast ohne Schutz dastehen und für diesen Zeitpunkt sehe ich uns noch nicht gewappnet. - So lange es keine finanzielle Alternative auf La Palma gibt für die Bananen, die immer noch den größten Einzelposten unseres Inseleinkommens stellen, kann man gar nicht um die Bananen herum denken. Da aber weder der Tourismus, oder irgendwelche Industrie in der Lage sein werden diese Last zu tragen, wird die Bananen noch lange das sein was sie immer war für La Palma, Fluch und Segen gleichzeitig. - Nun müsste man dafür sorgen, dass die segensreichen Eigenschaften überwiegen und wir noch ganz lange die gelbe Freude erfahren können. Allerdings nagen an dieser Vorstellung die Globalisierung und eben jede Menge Umweltbedenken, welche diese, bei uns so intensiv gezogene Monokultur mit sich bringt. - Schlaue und mutige Köpfe sind gefragt, die einen positiven Ausweg aus der sich anbahnenden Misere aufzeigen. - Allerdings glaube ich eher, dass sich schlaue Köpfe meist in der Deckung halten, weil Mut oft nicht belohnt wird.



Dienstag 11.09.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 24,2 Grad - niedrigste Temperatur 18,8 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 21 Grad

Carlo - San Borondón
Landgang - Nach Mitternacht


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Nach Mitternacht

Eine beklemmende Angst jagte in mir hoch, und ich raste den Flur entlang und stürzte die Treppe hinunter. Der Niederländer stand immer noch da und aß, und die Menschen liefen hin und her, aber sie wirkten plötzlich grau und schattenhaft. Ich rannte aus dem Einkaufzentrum hinaus. Die Landschaft zog an mir vorbei und über alles senkte sich ein grauer Nebel. "Um Gottes Willen, bloß weg hier ich muss, mein Boot erreichen, bevor dieser verdammte Nebel mich einholt"! Die Panik fegte mit mir die Straße hinab, der Wald war ergraut und verlor seine Konturen, ich fand die Stelle, wo der Weg zum Hafen die Strasse verließ und lief und lief - und da lag mein Kajak im aufwallenden Nebel. In letzter Sekunde hatte ich ihn gefunden und sprang aus dem flachen Wasser hinein.

"Wir haben ihn, hier ist er, alle hierher!" Ich hörte Stimmen aus dem Nebel, dann dröhnte etwas durch meinen Kopf und ich spürte nur noch, wie ich im Wasser versank.

Das Erwachen aus tiefer Bewusstlosigkeit ist wie ein Auftauchen aus großer Tiefe. Ich schoss nach oben, dem Licht zu. Dann erst schlug ich die Augen auf und betrachtete die weiße Decke im Licht der Kabinenlampe. "... da hast du ja noch einmal Glück gehabt, John" ging mir ein Gedanke quer, aber dann merkte ich, dass ich die Worte gehört hatte, und als ich den Kopf drehte, sah mich unser Doktor an. Ich lag in meiner Koje auf dem Begleitschiff."

"So, Leute, jetzt setzt euch wieder an den Tisch, es gibt eine Nachtsuppe für die erschöpften San Borondóner - oder wie soll ich euch nennen!?" Gru zog kurzerhand den Drehsessel mit John herum und komplimentierte ihn wieder an die festlich geschmückte Nachttafel. Was der Herbst im Lista-Land an Beeren und Blättern und Pflanzen zu bieten hatte, erlebte in der Mitte des Tisches seine farbenfrohe Krönung. Wir hatten es nicht gemerkt, aber die Uhr stand auf halb eins, und draußen heulte der Sturm. "Jetzt bewundert ihr erst einmal mein San Borondón und das ist ganz real. Sieh mal, John, da sitzt ein Troll und hier guckt der Nisse raus, er übt schon für Weihnachten!" Gru setzte die große Schüssel mit dampfender, scharfer Suppe an ihre Ecke und ließ sich die Teller anreichen. Bald bepusteten und schlürften wir die Vulkan-Suppe und löschten den Brand mit Bier. Nach einigen Rundskaals auf Gru und ihre Künste versanken wir wieder im Atlantik westlich der Insel La Palma.

"Ich habe die Wahrheit nie herausgefunden", begann John wieder, den Faden zu spinnen.
"Wir gingen in einem Hafen an der Westseite von La Palma an Land, und ich kam sofort unter ärztliche Aufsicht. Drei Tage später war ich zu Hause auf den Bermudas und völlig krank. Das war kein Kinderspiel, und ich habe mehr als ein Jahr gebraucht, um wieder seelisch auf die Beine zu kommen. Ich habe dann mein Leben total umgekrempelt und mich als Offschorer beworben, weil ich in dieser Welt nicht auf dumme Gedanken verfallen würde, und das ist auch so gekommen. Heute bin ich wieder ganz stabil." Er blickte etwas forschend und doch vergnügt in die Runde: "Skaal, skaal auf San Borondón!" - "Skaal", antworteten wir alle!

"Ich habe die Ereignisse von damals immer wieder durchgesprochen und mir erzählen lassen, wie die anderen mich fanden und aus dem Wasser zogen." John machte eine Pause. "Die Nebelwand baute sich schlagartig auf, und zwar in meinem Rücken. Das Wasser schäumte hoch. Ich habe das alles nicht mehr wahrgenommen. Meine beiden Gefährten sahen mich hinter der Nebelwand verschwinden, und der eine wollte mir folgen, schrie aber im letzten Moment auf: "Gas, Gas, hier kommt Gas hoch, weg hier, das perlt alles"! Er brachte es fertig, aus der Nebelwand zurückzusetzen und den Kajak zu wenden. In der Zwischenzeit war das Hauptfeld in der Nähe angekommen. Alle haben diesen Nebelberg auf dem Wasser gesehen. Mein Mitsegler hing über seinem Kajak und hustete. "Da kann keiner überleben", keuchte er den anderen zu. "Los, holt Hilfe, die sollen Tauchmasken und Flaschen mitbringen!" Dann brach er zusammen. Das Beiboot war Minuten später mit zwei Tauchern da. Wie sich später ergab, hatte der Skipper rechtzeitig die sich anbahnende Katastrophe erkannt und aus einer göttlichen Eingebung, wie er immer wieder betonte, sofort gehandelt. Die Fahrt des Beiboots in den Nebel muss ein Höllenritt gewesen sein. Einige Male waren sie vor dem Kentern oder Sinken, die Lenzpumpe lief ständig, das Wasser tanzte und schäumte. In diesem Chaos liefen sie zufällig auf meinen Kajak, zufällig, weil die Sicht gleich Null gewesen sein muss. Trotz des tanzenden Bootes, trotz der schweren Flaschen konnten sie mich in das Beiboot zerren und dem Nebel irgendwo entrinnen. Einige hundert Meter entfernt trieb die Kajakflotte. Mein Retter riss sich die Maske vom Gesicht und winkte: "Wir haben ihn" schrie er, "alle hier her!" Dann fiel er in sich zusammen und krachte in das Boot.

Ich habe von all' dem erst viel später erfahren. Alle, die mit dem Nebel in Berührung kamen, waren für lange Zeit krank, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch." John machte eine Pause und blickte für Sekunden vor sich hin. "Ja, so war das wohl damals!"

"Wisst ihr was" nahm Gru das Gespräch wieder auf, "ich glaube, dass John den Aufenthalt auf San Borondón wirklich erlebt hat, und zwar gibt es für mich einen Beweis. Du kannst dich doch noch gut an Spencer erinnern, Chris, wie er in seinem Dingi stand!? Wie sah er aus, was hatte er an? Genau die gleiche Kleidung, wie John sie an den beiden Männern gesehen hat - weites weißes Hemd und hautenge Kniebundhosen!" - "Ja, schon! Aber Spencer war wirklich, und Johns Leute - na ja, das waren Wahnvorstellungen." Chris ließ den Satz immer leiser werdend ausklingen, als merke er, wie er den Faden verlor. "Was sagst du - du als Wissenschaftler musst eine Antwort haben!" Chris bohrte mir die Frage regelrecht in die Stirn. "Als Wissenschaftler habe ich keine Antwort, das muss alles reproduzierbar sein, das wisst ihr doch und mit Vermutungen gebe ich mich hier nicht ab, aber als Erzähler von Geschichten halte ich John's Erzählung für sehr wirklich. Ich vermute, dass er, wie Spencer immer wieder betonte, aus der Gaseruption in eine andere Zeit gerettet wurde, in der er sich in der Projektion einer anderen Realität aufhielt. Erst als die Rettung nahte, wurde er aus dieser Scheinwelt entlassen. Wie anders hätte er überleben können?! Er war viel zu lange in der Gaswolke!"
Wir tranken still unseren Nachtkaffee in der warmen Ofenecke. Der Sturm war abgeflaut.

Ende



Landgang



Dienstag 11.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1017 hPa

Meine Frau ist eine Hexe

Gut, gäbe es die Inquisition noch, dann hätte man mich sicher zuerst verbrannt, denn meine Frau ist das, was man eine gute Hexe nennt. - Das sollte man jetzt nicht mit Bibi Blocksberg vergleichen, obwohl meine Frau eine ganze Reihe an flotten Besen besitzt, aber ich habe sie noch nie bei einem Ausritt erwischt. - Meine Frau kann Dinge voraussehen und damit auch voraussagen, wenn sie denn überhaupt was sagen will. - Das geht von alltäglichen Dingen los und endet bei der Wettervorhersage. - Im Alltag geht das so, ich drehe mich um und will sie etwas fragen und noch bevor ich überhaupt weiß, was ich sie fragen will kommt als Antwort: "Dein Schlüsselbund liegt auf dem Küchentisch". An solche Phänomene gewöhnt man sich mit der Zeit, hat das doch auch sehr bequeme Folgen für die Mitbewohner. - "Geh du mal ans Telefon, das ist sicher xyz, der will doch was von dir" und ohne nach dem Namen fragen zu müssen kann ich gleich loslegen, da irrt meine Frau nie. - Das mit dem Schlüsselbund, den Socken, der Jacke und der Geldbörse, das könnte man ja noch als photographisches Gedächtnis abwettern, aber auch noch zu wissen wer da am Telefon ist, das geht dann doch ein bisschen zu weit.

Am schlimmsten aber trifft mich die gestrige Begebenheit, das macht mich ganz und gar fertig, denn nun kann meine Frau auch noch das Wetter vorhersagen. - Dafür bin sonst ich zuständig und wühle mich dann durch Tabellen und Diagramme und zitiere Wahrscheinlichkeiten und Hektopascal, auch dann noch, wenn schon längst keiner mehr zuhören will. - Gestern Nachmittag bezog sich der Himmel eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, das kommt öfter mal vor, wenn der Passatwind so völlig einschlafen will. - Sagt plötzlich meine Frau zu mir, "ich denke, das regnet heute noch" und fragt natürlich sofort nach, was ich davon halte. - Nein, natürlich nicht, das ist nur der schlaffe Passat, der nicht in der Lage ist, unsere selbst produzierten Wolkenbänke aufzulösen. Um Beweise anzuführen schlage ich sofort einschlägige Webseiten auf, GFS, INM und was es da sonst noch an Meteorologenfutter gibt. - Kein Regen weit und breit, Regen ist eine Abfolge aus vielen verschiedenen meteorologischen Zusammenhängen und kann nicht einfach so vom Himmel fallen, weil eine Frau beim Kaffee sitzt und sagt, ich denke es regnet heute noch, das riecht so. - Um diese These zu bekräftigen drucke ich ihr noch ein Diagramm aus und hebe nun an um ihr gönnerisch und höchst professionell zu erklären, warum es gar nicht regnen kann. Wir müssen aber dann doch wieder unter die Pergola rutschen, weil der beginnende Niederschlag das strahlende Blau vom Wetterdiagramm zu spülen droht und mir damit die Argumente vom Blatt fließen. - Spätestens dann ist es Zeit für meine Frau zu grinsen und wenn ich ganz klug bin, dann fasele ich jetzt nichts von Wetterbetriebsunfall und eigentlich ist das gar kein Regen sondern nur beginnende Inkontinenz der vor- und nachherrschenden Luftmassenunter- und Obergrenzen, sondern räume devot die Sitzkissen unter die Pergola und koche meiner Hexe lieber noch einen Kaffee. - 2 Millimeter, ist ja eigentlich gar nichts, in ganz feinen Tröpfchen, als wäre es Feuchtigkeitscreme. Das kann man doch eigentlich nicht als Regen betiteln, sondern eher nur als Niederschlag. - Genau, den einer Hexe gegenüber den Wetterdiagrammen und Besserwissern…



Montag 10.09.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 24,2 Grad - niedrigste Temperatur 19,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 29 Grad, niedrigste 20 Grad

Carlo - San Borondón
Landgang - Zur späten Stunde


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Zu später Stunde

Ich wandte mich dem Hügel zu. Als ich mich umsah, war er verschwunden.
Das flache Tal bot einen bilderbuchhaften Anblick. Der Ort war geradezu anmutig zwischen den Hügeln eingebettet, und ich genoss den Abstieg zu den ersten Häusern, die alle gleichartig gebaut aber jedes für sich der jeweiligen landschaftlichen Situation angepasst waren. Die Bauten zeigten sich in einheitlicher hellbrauner Lehmfarbe und erinnerten mich stark an meine Heimat in New Mexico. In dieser üppig grünen Umgebung kontrastierten die Häuser angenehm beruhigend. Unversehens führte mich mein Weg in eine Einkaufstraße. Zunächst sah ich zu beiden Seiten der breiten Fußgängerstraße nur einzelne Läden. In der Mitte der Strasse lagen Beete mit blühenden Büschen und einzelnen großen Bäumen, aus deren Schatten ich dem Treiben der Menschen zusah und dabei langsam das Ende der Straße in einem überdachten Einkaufszentrum fand, in das ich einfach hineinspazierte. Hier lagen die kleinen Läden dicht an dicht, und mir fiel auf, dass alle zur Straße hin in voller Breite offen waren und ein überwältigendes Angebot an Waren zeigten. Die Auslagen waren von ausgesprochen guter Qualität in aufwändiger Dekoration. Allein das Betrachten der kunstvollen Auslagen wurde hier zum Erlebnis. In der lichten Passage standen auch in der Mitte zwischen den Ladenzeilen Tische mit Waren, zwischen denen kindhafte Verkäuferinnen Tabletts auf der flachen Hand balancierten, von denen sie vielerlei Leckerei anboten. Deutlich erinnere ich mich an ein kleines Mädchen, das mit einer Art flachen Pastete mit durchsichtiger Geleehaut sich vor mir drehte. Die Pastete sollte wohl einen auf dem Wasser ruhenden Vogel darstellen, dessen Kopf ein Apfel war, in dem als Schnabel eine Mandel steckte. Schnell war sie wieder zwischen den Menschen verschwunden. Ich trieb mit der Menschenmenge dahin, und langsam erwachte in mir ein Befremden. Ich konnte nicht feststellen, dass überhaupt jemand etwas kaufte. Ich sah plötzlich die vielen Menschen als geordnete Vorführung eines Kaufpalastes, nicht der Handel war hier der Zweck, sondern das Erlebnis. Ich begann damit, eine Dame mit den Augen zu verfolgen. Sie war außerordentlich reich gekleidet und entnahm den Auslagen einzelne Stücke, mit denen sie weiterging, um sie an anderer Stelle abzulegen und wiederum neue Stücke aufzunehmen und weiterzutragen. Nach einiger Zeit kehrte sie zum Ausgangspunkt meiner Beobachtungen zurück - und begann wieder nach Ablage der mitgebrachten Stücke mit den gleichen Handlungen.

Als ich den Mann sah, gewahrte ich die geringe Größe dieser Menschen. Vielleicht maßen sie nur höchstens anderthalb Meter. Der Mann überragte sie alle. In seiner Nähe wurde mir klar, dass er wie ich ein Tourist war, und er stand da und aß! Er schob sich von einem Teller, den er in Mundhöhe hielt, die Bissen zwischen die Lippen und kaute eindrucksvoll. "Wo kommst du denn her", wollte ich wissen? - "Aus den Niederlanden!" - "Und was machst du hier?" - "Na, das siehst du doch, ich bin Tourist und ich esse." Irgendwie behagte mir der Mann nicht, sein Verhalten war nahezu teilnahmslos, und weil mir nichts anderes einfiel, fragte ich ihn nach der Anmeldung. " Ach die, die ist da oben, in einem der Büros!" Er wies mit dem Kopf zu einer Treppe und wandte sich ab. Ein unwiderstehlicher Gedanke schoss mir durch den Kopf: "Du musst dich hier registrieren lassen, du musst wissen, was hier passiert, sonst bist du verloren...!" Ich eilte die Treppe nach oben in einen halbdunklen Flur. Hier lagen Geschäftsräume, das war deutlich zu erkennen. Hinter Glasscheiben erkannte ich noble, hölzerne Einrichtungen, aber kein Schild wies auf etwas hin, wo sollte ich nur die Anmeldung finden?! Alle Räume waren verschlossen und menschenleer. "Ach ja, es ist Mittagszeit", fiel mir ein! Am Ende des Flurs fand ich eine Tür, die auf einen Balkon führte, den ich durch die Fensterfront erkennen konnte. Als ich sie öffnete, war ich an der Grenze zum Nichts. Ich wusste, es ist das Nichts! Ich wusste, dass ich Teil einer Projektion war, aber wo war ich, wo war mein Bewusstsein?! Ich war voll bei Sinnen und zweifelte keinen Augenblick daran, dass die Ereignisse nicht in meinem Kopf, sondern außerhalb entstanden, ich sah sie, ich hörte sie.....



Landgang



Montag 10.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1016 hPa

Gewagter Zwergenaufstand

Wen jemand wie ein Zwerg aussieht, dann kann es daran liegen, dass er wirklich klein ist, aber auch daran, dass sein Gegenüber so riesig groß erscheint. - Das muss wohl im Fall der Auseinandersetzung um die illegalen Siedlungen an unsere Küsten der Fall sein. - Da ist die Küstenbehörde, welche auf ihr Recht pocht, den Küstenstreifen völlig frei zu halten von Bauten und privaten Unternehmungen, auf der anderen Seite sind die Menschen, welche in zum Teil über 100 Jahre alten Siedlungen eben genau an diesem Küstensteifen wohnen, oder lediglich ihre Sommertage verbringen und dort nicht wirklich wenig gebaut haben. - Das Gesetz sieht eigentlich klar und unmissverständlich den Abriss aller dieser Häuser und Hütten vor, welche den öffentlichen Küstenstreifen berühren. Dort ist kein Privatbesitz möglich, der direkte Küstenstreifen ist Allgemeingut und wird von der "Dirección de Costas" verwaltet, die dem Umweltministerium untersteht. - Nun könnte man meinen, das ist alles klar, die Häuser und Hütten müssen weg und warum wird überhaupt so viel darüber diskutiert. - Als Generalprobe hat man dann die Sommerhäuschen und Hütten an der Playa Nueva abgerissen, das ging ohne großen Widerstand, weil keine Lobby hinter den dortigen Hütten ihre schützende Hand ausbreiten wollte.

Die anderen Siedlungen aber rühren schon mehr an, vor allem gibt es ein ziemliches Presseecho was die Aktionen der Küstenbehörde angeht. - El Remo und La Bombilla sind in der Diskussion, aber von dort gibt es anwaltliche Gegenwehr, es wohnen dort halt einfach viel mehr Menschen und es wird nicht so einfach sein mit diesen Siedlungen zu verfahren, wie mit der Playa Nueva, die aber eigentlich Playa de Los Guirres heißt. - Nun scheint sich die Küstenbehörde zunächst in den Süden zu bewegen, um dort La Zamora, Punta Larga und die Häuschen um die Leuchttürme an der Südspitze dem "Küstenboden" gleich zu machen. - Dort allerdings will man nun einen Kunstgriff anwenden, der eigentlich ziemlich weit hergeholt erscheint. - Man möchte die Siedlungen als "Bien de Interés Cultural" einstufen lassen, was nichts anderes bedeutet, als "Öffentliches Kulturgut". - Anfänglich mochte man diese Bemühungen noch als Versuch der Inselregierung ansehen, irgendeinen Versuchsballon zu starten, um die Aufmerksamkeit von der eigenen Machtlosigkeit in diesem Gebiet zu übertünchen, aber inzwischen arbeiten die Bewohner dieser Siedlungen allen Ernstes an diesem Unterfangen. - Eine Nachbarschaftsvereinigung hat sich mit Technikern der Universität La Laguna und Historikern zusammengesetzt und wird nun eine Dokumentation erstellen, welche eben genau das beweisen soll, dass diese Siedlungen wohl dazu taugen, das Unantastbarkeitssiegel des "Öffentlichen Kulturgutes" zu tragen. - Spannend wird das allemal und ob solch ein "Zwergenaufstand" gegen eine staatliche Behörde von Erfolg gekrönt ist, das macht neugierig. - Anzumerken bleibt vielleicht noch, dass auffällig seitens der Küstenbehörde immer wieder von der Regeneration der Küstenlinie gesprochen wird, wenn es um den Abriss der Siedlungen geht. - Allerdings plant man selbst einen Küstenwanderweg und macht sich so verdächtig, die notwendigen Vorarbeiten für eine spätere touristische Besiedlung der zu schützenden Küste zu ermöglichen. - Diesem Verdacht widerspricht allerdings der Fakt, dass man seitens der Küstenbehörde nun einen fast 5 Kilometer langen Küstenstreifen zwischen Puerto de Tazacorte bis knapp vor die Playa Nueva als komplett unbebaubar bewertet hat, nachdem man dort den eigenen Einfluss von einem bisherigen 20 Meter ins Landesinnere reichenden Abschnitt auf nunmehr 100 Meter erweitert hat. - Es wird immer undurchsichtiger und wer denn hier die Guten sind und wer die Bösen, das ist fast Tagesform.



Sonntag 09.09.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 25,1 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 27 Grad, niedrigste 20 Grad

Carlo - San Borondón
Landgang - Am Kamin


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Am Kamin

Der Mann hatte sich auf eine Bank gelegt und blickte mir etwas ungehalten - so schien es mir - entgegen: " Ich bin jetzt gerade zurück gekommen, und ich laufe garantiert nicht wieder los, nur weil du jetzt hier bist!" - "Nein, nein, das ist überhaupt nicht nötig, ich bin ganz zufällig hier, ich bin mit dem Boot gekommen, es liegt da unten im Hafen!" Ich wunderte mich nicht über den Wortwechsel, wir sprachen die gleiche Sprache. "Von woher kommst Du?" Ich zeigte nach Norden. Er sah mich lange und abwägend an. "Du tust mir leid, aber wenn du nun schon einmal hier bist, dann nimm diese Kamera und mach dir ein paar Erinnerungsbilder, du kannst gehen!" Er hielt mir ein kleines Gerät entgegen. Das Gespräch war beendet. Einen Augenblick lang stand ich unschlüssig mit dem kleinen Gerät in der Hand, dann zwang mich ein Gedanke den Weg hinab in den Park, und immer wieder fragte ich mich, warum ich nicht die Aussicht genossen hatte.
Der Weg schlängelte sich durch die Hügellandschaft eines gepflegten botanischen Gartens. Ich stand lange vor einem schlanken hoch aufragenden Baum, der über und über mit glockenartigen, weißgelblichen Blüten bedeckt war. Die kleine Kamera erwies sich als ein rätselhaftes Gebilde, und der Versuch, sie zu aktivieren endete kläglich. Ich zog an einer Lasche und entlud damit den Speicherfaden. Die feine Aufreihung kleinster Perlen veränderte im Sonnenlicht sofort ihre Struktur, und mir war bewusst, dass ich dieses Spiel verloren hatte. So war ich nicht verwundert, nach der nächsten Biegung des Weges auf den Ranger zu treffen. Er stand unter einem riesigen, breit ausladenden Baum, und aus einem Gefühlsgemisch von Unsicherheit und Ärger rief ich ihm zu, ob er denn wisse unter welchem Baum er stehe. " Ja", kam die Antwort, und ich beeilte mich, ihn zu ergänzen, "das ist ein Nussbaum!" Meine Bemühungen, mich als kompetent darzustellen, hatten etwas Lächerliches an sich. Da stand ein selbstsicherer Mann vor mir in einer Landschaft, deren Anblick mir immer unfassbarer erschien. Ich fand mich hier nicht zurecht und verlegen kam ich in seine Nähe. "Wir haben hier alle Arten von Nussbäumen - alle", betonte er! Selbstverständlich gab es hier alle Arten von Bäumen - meine Gedanken machten ein Sprung - er konnte sie beliebig entstehen lassen! Diese Vorstellung war mir angenehm, überhaupt nicht beunruhigend, vielleicht weil ich mich als Teil dieser Wirklichkeit empfand, die wie ein Geschenk auf mich zukam. Ich ließ den Ranger zurück und erreichte wieder die Straße. Seitdem ich auf den Bermudas lebte, waren mir absonderliche Geschichten geläufig und ich kramte aus meinem Gedächtnis Erzählungen hervor, die von einer seltsamen Insel namens San Borondón berichteten.

Kurzerhand wählte ich, der Straße nach Süden zu folgen. Sie zog sich in einiger Entfernung einen Hügel hinauf, und von dort hoffte ich, mir einen Überblick zu verschaffen. In einiger Entfernung bemerkte ich einen Menschen, der mir entgegenkam - in dieser Einsamkeit ein Ereignis! Wieder fiel mir auf, dass die Straße völlig unbelebt war, ich bemerkte auch in den Bäumen und Büschen kein anderes Leben, kein Vogel sang, keine Eidechse huschte, keine Ameise krabbelte über diesen sauberen Weg. Es war ein Mann, vermutete ich, auch er trug wie mir schien das übliche weiße Hemd in engen Hosen. Er war hochgewachsen und lachte mich unter einem Blondschopf aus leuchtend blauen Augen an. " Was machst du hier, das ist ja eine seltene Begebenheit, hier jemanden zu treffen?! " -
Völlig unvermittelt, ohne auf seine freundliche Frage einzugehen, platzte ich meine Gedanken mit einem "Ist das hier San Borondón?" hinaus und drehte mich einmal um mich selbst. Dann blickte ich ihn an. Eigentlich erwartete ich keine Antwort, sondern vielleicht eine überraschende Gegenfrage, aber nein, er lachte, und ich sehe sein etwas pfiffiges Gesicht noch immer deutlich vor mir: " San Borondón, wie kommst du denn auf die Idee, das ist doch eine Insel, warte mal!" Er kramte in einer Tasche und zog ein Papierpäckchen hervor. Sorgsam entfaltete er die Seiten, und meine Neugier wuchs zusehends. Eine Landkarte erschien zwischen seinen Händen. Geschickt faltete er die Oberfläche zu einem Ausschnitt, auf dem ich eine zerklüftete Küstenregion mit vielen vorgelagerten Inseln erkennen konnte. Buchten und Fjorde griffen in das Landesinnere. Diese Karte zeigte ein sehr scharfes Relief aus der Vogelperspektive in verhältnismäßig dunklen Tönen. Ich war verwundert, welche Fülle von Details zu erkennen war, es schien so als wachse der Blickpunkt einem entgegen. "So" sagte er und setze den Finger auf die Karte in der Nähe der Küste, "hier sind wir!" Langsam suchend glitt sein Finger an der Küstenlinie nach Norden, und dann hielt er inne: "Und das hier ist San Borondón!" Er hielt mir die Karte hin, und ich erkannte über seinem Finger eine nahezu kreisrunde Insel zur Hälfte eingebettet in die Küste, von der sie durch einen schmalen Sund getrennt war. "Das ist San Borondón", wiederholte er nachdrücklich. Das Bild grub sich in mein Gedächtnis. Ich vermochte mir die Größe der Insel im Vergleich zu der mutmaßlichen Entfernung von unserem Standort vorzustellen, sie war wohl recht groß.

Ich war mit meinen Gedanken nach Innen gewandert und bemerkte erst nach einer Weile, dass er die Karte zusammengefaltet hatte und im Begriff war, sie wieder in seiner Tasche zu stecken. Sein Gesicht war mir immer noch freundlich zugewandt, doch ich merkte, dass er weitergehen wollte. "Gibt es hier einen Ort in der Nähe?" Meine Frage erschien mir unangebracht, aber was sollte ich fragen, alles war wie selbstverständlich. "Ja, hinter dem Hügel, von dort komme ich gerade, geh nur..," vernahm ich ihn, als er bereits einige Schritte entfernt war.




Landgang



Sonntag 09.09.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

Gesunder Menschenverstand

Was für ein Wort und eine Aufgabe! - "Sentido Común" heißt das hier und wird genau so oft wie in der deutschen Sprache von allem und jedem benutzt, um Sinnvolles für die Allgemeinheit vorzugaukeln. - Eigentlich müssten solche Worte vor Schmerzen schreien, wollen Worte doch verstanden und benutzt werden, aber nicht missbraucht. Es gibt viele dieser Worte und eigentlich müsste es eine internationale Agentur für den Schutz von Worten geben und der Missbrauch unter Strafe gestellt werden. - Nachhaltigkeit, von öffentlichem Interesse, Gemeinwohl und eben auch "Gesunder Menschenverstand" gehören sicherlich in die Kategorie der am häufigsten missbrauchten Worte. - Die Liste ist natürlich noch viel länger und manchmal bleiben nette Worte auch mal stehen und werden von der Zeit überrollt, so wie es dem hehren Ausdruck "Soziale Marktwirtschaft" gegangen ist. - Die reicht inzwischen von Millionenabfindungen für erbärmlich dreiste, aber gescheiterte Manager, bis hin zu Hartz 4. - Dabei verfügt dieses Wort nicht mal über ein harmloses Dehnungs-h. - Im vollendeten Sinnschluss an diese epochale Lüge entstehen dann noch weitere Worte, vielleicht um dem ganzen "Gesunden Menschenverstand" zu verleihen und so wirft man den scheinbar Fragenden noch Worte zu wie "Prekariat", welche nicht einmal der Duden kennt. - Der kennt nur prekär und erklärt das aus dem französischen mit misslich, schwierig, bedenklich. - Dabei taucht dann wieder die Frage auf, sind nun die satten Managergehälter, misslich, schwierig und bedenklich, oder der entlassene Arbeiter, der sich mit ein paar hundert Euro in der sozialen Marktwirtschaft durchschlängeln muss. - Es ist fast so wie in der BMW-Werbung, man darf niemandem trauen, nicht mal den Worten.

Weil das aber kein Wort zum Sonntag werden soll und bislang auch noch keinen La Palma-Bezug hat, nun zum eigentlichen Thema. - Der Bürgermeister von Breña Alta, selbsternannter Sozialist, fordert nun von der Inselregierung eben diesen gesunden Menschenverstand. - Es geht dabei um den geplanten Golfplatz in La Pavona, den eigentlich schon keiner mehr will, man sich aber wohl in den Versprechen an den Investor wohl zu weit aus dem Handicap gewagt hat. - Um einen Golfplatz rentabel zu betreiben muss man wohl genügend touristische Infrastruktur um die Löcher platzieren, sonst macht die ganze Investition keinen Sinn, denn der Sinn entsteht ja erst daraus, dass derjenige, der Geld für einen Golfplatz ausgibt, mehr davon wieder zurückbekommen will. - Allerdings will der Plan nur 300 Betten für ein Hotel dort zulassen und der Promoter rechnet uns vor, man bräuchte mindestens 900 Betten, sonst locht der Sinn einer solchen Investition nicht ein. - Der Antrag auf Erhöhung der Bettenanzahl, schon vor längerem seitens der Gemeinde Breña befürwortet, stieß in der Inselregierung nicht auf Wohlwollen und die Kommission, welche sich mit dem Antrag beschäftig, hat schon mal signalisiert, keine weiteren Betten dort zu genehmigen. - Nun kommt Blas Bravo, so heißt der "angewackerte" Sozialist aus Breña Alta und appelliert an eben diesen gesunden Menschenverstand und fordert die Inselregierung auf, diesen zu benutzen und doch noch 900 Betten zuzulassen. Es fehlt nur noch, dass man die 900 Betten dann auch noch als öffentliches Interesse deklariert, den ganzen Golfplatz sowieso und jeder der es wagt, Bedenken anzuwenden, angesichts der Tatsache, dass diese Insel ein Weltbiosphärenreservat ist und keine touristische Spekulationswiese, der gilt als misslich, schwierig und bedenklich. Und was haben wir gelernt vorhin? - Richtig, das sind dann die "Prekären" oder Neudoof das "Prekariat" - Wenn gesunde Menschen verstehen, wird daraus noch kein gesunder Menschenverstand, aber doch noch ein nachdenkliches Wort zum Sonntag und eine Ohrfeige für "Querleser"….



Samstag 08.09.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 26,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,7 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 19 Grad

Carlo - San Borondón
Landgang - Nach dem Essen


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Nach dem Essen

John war mit uns in eine andere Welt eingetaucht:
"Land - Land", rief ich zu den anderen, und obwohl klar war, das alle die beiden Berge über dem Horizont sehen konnten, erfreute mich der Anblick und die Hoffnung, bald wieder Boden unter den Füssen zu haben derart, dass ich immer wieder ein "Land - Land" über die Wellen rief, wenn ich den einen oder anderen Kajak sichtete.

Ich hatte mich auf den Bermudas einer Gruppe von Extrem-Sportlern angeschlossen mit dem Vorhaben, den Atlantik in Kajaks zu überqueren. Nun waren das keine gewöhnlichen Kajaks - wir nannten sie einfach Hochseekajaks: Sie trugen auf beiden Seiten Ausleger, die wir dicht an den Rumpf ziehen aber auch weit ausstellen konnten, und mit diesen Mini-Trimaranen unter einer Art Surfersegel fegten wir mit beachtlicher Fahrt dahin. Auf den Azoren ergaben sich einige Ruhetage, die wir dringend brauchten. Unser nächstes Ziel - Madeira - hatten wir infolge schlechten Wetters verfehlt und mussten mehrere Tage an Bord unseres Begleitschiffes verbringen. Schließlich lagen unsere 12 Kajaks etwa 100 SM westlich der Kanaren und liefen mit einem frischen Nordwind auf die Insel La Palma zu. Das Feld verteilte sich über einige SM. In meiner Nähe sah ich die Segel unseres Führungstrios immer wieder über die Kämme huschen. Die beiden anderen Boote lagen nur zwischen 100 und 200 m an Steuerbord querab, vielleicht etwas zurück. Irgendwann kamen mir Zweifel. Das Land war wohlmöglich nicht La Palma? Unser Begleitschiff konnte ich etwa 2 sm achteraus in der Nähe des Hauptfeldes ausmachen. Die müssten auch längst die Kennung haben, also weiter! Ich werde nie vergessen, wie die beiden riesigen Kegel in Nordost hervortraten. Sie erinnerten mich an Pico, eine Insel der Azoren. Der eine Kegel lag nördlicher und dahinter am Fuß etwas verdeckt ragte der andere Berg auf. Ich kann nicht sagen, welcher der beiden höher war, aber ich denke, dass beide zwischen zwei- und dreitausend Meter hoch ragten, ebenmäßige Kegel, um die sich auf halber Höhe eine flache Wolkenbank schloss. Nach Stunden zeichnete sich im Norden ein flacher Küstenstreifen ab, der sich bis zum Horizont hinzog. Aber überwältigend waren die unzähligen Hügel und Berge vor mir, die über der Küste sich sanft staffelten und nach Süden hin verliefen. Dieser Höhenzug mochte vielleicht einige hundert Meter erreichen, die zurückliegenden Berge waren wahrscheinlich nicht höher als tausend Meter. Diese Landschaft war sichtlich alt, keine schroffen Felsen und Kanten, selbst zur Küste hin, die jetzt deutlich zur erkennen war, zogen ebenmäßige Hänge. Hier konnte ich zwischen abgeschliffen felsigen Streifen weite Strände erkennen. Buchten und Kanäle unterbrachen die Küste.
Als ich um einen felsigen Vorberg in eine Bucht steuerte, glaubte ich meine beiden Begleiter unmittelbar hinter mir. Ich wähnte sie in eben einer solchen andächtigen Begeisterung wie mich selbst und mochte mich nicht nach ihnen umschauen. In der Bucht bekleidete üppiger Pflanzenwuchs die Hänge. Es war ein Grün über Grün, und nach den Wochen auf offener See empfand ich die Wärme und Stille wie eine unwirkliche Wohltat. Mein Kajak trieb mit einem kaum wahrnehmbaren Lüftchen über das glatte Wasser. Die leichte Dünnung schob sich zwischen die flachen Felsen, die sich zu einer engen Fahrrinne zusammenfanden, an deren Ende ich eine kleine Hafenanlage mit Booten in leuchtenden Farben bemerkte. Hier war kein Wind. Ich zog die Ausleger heran und paddelte zu einer breiten Slipstelle. Hier barg ich den Kajak hoch und breitete das Segel aus.
Etwas beunruhigt wartete ich auf die beiden anderen Boote, aber nun, vielleicht waren sie in eine Nachbar- Bucht eingelaufen. Ich war allein in einer überwältigend heilenden Natur.
Mit der unbestimmten Erwartung, etwas Außergewöhnliches entdecken zu können, rannte ich von der Slipanlage auf die andere Seite des kleinen Hafens und fand einen Weg zwischen den Hängen und Felsen. Ich folgte den Windungen und kam nach einigen Minuten bedächtigen Gehens an eine Straße, die offensichtlich an der Küste entlanglief. Mit leichtem Gefälle kam sie von einem Hügel im Süden und zog sich nach Norden weithin bis zur Küste hinab. Es war weit und breit niemand zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Seite führte an einer kultivierten Böschung ein Weg hinauf. Er war mit einem Geländer aus naturbelassenem Holz zur abfallenden Seite abgegrenzt und zog sich um einen Hügel herum. Ich lief hinüber und den Weg hinauf, der mich bald von der Rückseite auf die Anhöhe führte. Zwischen den Bäumen konnte ich etwas Weißes erkennen, das sich alsbald zu einem hölzernen Pavillon gestaltete. Von hier oben führten einige Wege in eine hügelige Parklandschaft. Das Grün der Bäume und Büsche über einer üppigen Bodenvegetation war wie der Hintergrund für eine kaum zu beschreibende Fülle von Blüten und Früchten. Ich wandte mich wieder dem Pavillon zu. Über weiß gestrichenen, geschnitzten Säulen und Geländern ruhte ein vielseitiges schwarzes Dach. Vermutlich würde der Ausblick von dort über die Küste atemberaubend sein. Ich stieg den jetzt steil nach oben führenden Weg langsam hinauf und hörte unerwartet Schritte hinter mir, und dann eilte ein junger Mann mit dunklem Lockenkopf grußlos an mir vorbei. Ich verweilte ein Moment und fand sein Verhalten etwas befremdend. Er trug ein weißes blusenartiges Hemd, darüber eine offene schwarze Weste. Seine Beinkleider lagen eng an und waren unter den Knien zugebunden. Die kräftigen, nackten Beine steckten in Sandalen. "Ein Ranger", dachte ich und wunderte mich, wie ich auf diesen Einfall kam.



Landgang



Samstag 08.09.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1019 hPa

Stau der schrottigen Art

Autos sind gut, so lange sie fahren, aber braucht man die Kiste mal nicht mehr, dann wird sie zum Klotz - und das nicht nur am Bein. - Da wir hier auf La Palma keinen Hochofen haben, in dem man die Altmetalle zu neuen Blechen verarbeiten kann, müssen wir unsere Überbleibsel kompakt und gepresst aufs Festland schicken. - Vielleicht kommt daher der Ausdruck "Kompaktwagen". Bis dahin werden die Autos auf dafür vorgesehenen Schrottplätzen deponiert und dann kommt irgendwann die große Presse, macht aus den früheren Fortschrittsbeschleunigern diese kleinen Päckchen und dann ab aufs Schiff, wohl nach Gijon. - Da es aber nicht so wirklich gut abzuschätzen ist, wie und wann die Eigentümer der Altfahrzeuge ihre ehemaligen Lieblinge auf den letzten Weg schicken kann es schon mal vorkommen, dass die Lagerkapazitäten einfach nicht mehr ausreichen und man auf den Sammelstellen des Plakat "Belegt" ausrollen muss. - Da vor Wochen eine große Autowerkstatt ihren Lagerplatz an Altfahrzeugen räumen musste, geht nun auf dem Lagerplatz gar nichts mehr und man muss erst auf das nächste Schiff warten, damit die alten Autos verschickt werden können.

Dieser Abfallautorückstau zieht nun seine Kreise bis nach Los Llanos, die alljährlich aus lobenswerten Gründen eine Verschrottungsaktion durchführt, um eben diese lästigen Verkehrskadaver aus dem Stadtbild zu entfernen. Das weiß hier jeder und so häufen sich in letzter Zeit die ewigen Parker in der großen Stadt auf der Westseite, weil keiner mehr sein Auto einfach so entsorgt bekommt. Los Llanos wird sich schon um die alte Kiste kümmern, das haben die immer gemacht und ich bin endlich den Schrotthaufen los. - So dachte wohl manch einer der Besitzer, der nun geschätzten 350 Altautos, welche sich wohl inzwischen in und um Los Llanos angesammelt haben. Der Gemeinde bleibt nun nichts anderes übrig, als eine private Firma mit dem Einsammeln und Verschrotten der Autos zu beauftragen, anders scheint man diesem Problem nicht mehr Herr zu werden. - Wann allerdings dann die "Päckchen" dieser Autos aufs Festland geschickt werden, das ist auch noch nicht raus. - Aber immerhin, Los Llanos geht das an, bezahlt diese Aktion aus dem Stadtsäckel und gibt damit den heimlichen Altautoentsorgern indirekt recht. - Aber was will man machen, das sich nun mal Probleme einer kleinen Insel, auf der man eben nicht einfach mal um die Ecke fahren kann und dort seinen Schrott los wird. Man muss alles sammeln, ob nun Glas, Altpapier und eben auch die alten Autos, um sie dann irgendwann von der Insel bringen zu können. - Die große und mit versprochenem Fortschritt versehene Müll Sammel- und Verwertungsanlage bei Mazo ist noch nicht fertig und so bleibt der Abfall unserer schnellen Gesellschaft weiterhin ein lokales Problem, welches man seitens der Gemeinden noch nicht einfach weiterschieben kann. - Zumindest nicht so lange, bis der schwimmende Schrotthändler kommt und den eigentlich begehrten Rohstoff Altmetall mit auf seine letzte Reise nimmt.



Freitag 07.09.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 26,2 Grad - niedrigste Temperatur 17,3 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 18 Grad

Carlo - San Borondón
Landgang - Bei der Nachspeise


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Prolog

Am Wochenende habe ich auf Lista den Amerikaner getroffen, und wie die meisten Ausländer arbeitet er im Offshore. Er machte einen durchaus nüchternen Eindruck - die Leute auf den Plattformen können sowieso nicht anders als nüchtern sein - und dann kam er zur Sache. Erst muss ich sagen, wir waren bei Gru und Chris eingeladen. Es gab Renrücken mit eingemachten Beeren aller Art und Pilzen, dazu einige Flaschen Rotwein aus Südafrika und anschließend Pfannkuchen mit Eis und roter Soße. Dazu noch ein paar Ports. Es ist nicht so einfach, diese Schichtdienstler zusammenzubringen, aber abgesehen vom Essen und einem Kuhsturm draußen hinter den dicken Mauern (alter Hof aus Granitmauern) waren wir irgendwo westlich von La Palma. Der Amerikaner hat den seltenen Namen John, und was er nun von sich gab, war so detailliert beschrieben - ich hatte bisher nur die Eindrücke von Gru kennengelernt - dass ich mittlerweile weiß, wie ein Einkaufzentrum auf San Borondon aussieht - kein Unsinn, nein, ich bin überzeugt, es muss traumhaft schön sein. Da sitzt ein hemdsärmeliger Ölbohrer und erzählt Dinge, die er vielleicht in London gesehen haben könnte, aber es war nicht in London, es war 100sm westlich von La Palma.

Bei der Nachspeise

"Mein Name ist John Gilbert Holtkoetter, und ich bin seit 38 Jahren Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika. Aufgewachsen bin ich in einem Tal unweit Santa Fe in New Mexico. Meine Mutter ist eine selbständige Geschäftsfrau, sie will sich immer noch als Projekt-Managerin einen Namen machen und bringt damit meinen Vater auf die Pappel, der schon längst nur noch seine Hühner zählt und rumschimpft, weil ein Coyote oder ein Racoon, oder auch der Hund von Dayton, der eigentlich zu den Stinktieren zählt, also - der Hund. - was wollte ich noch sagen, ja, dort leben sie heute noch, und auf dem Rio Grande hatte ich mein erstes Kanu, das eigentlich Holguin, einem Hispanic, gehörte, und daher kommt meine Liebe zu allem, was mit Wasser zu tun hat." John zog mit ausgestreckter Hand einen Bogen über den Tisch, erwischte eine Kerze, die zischend in der roten Soße ihr Licht aushauchte. Wir hatten ein vorzügliches Abendessen genossen, und John war in der unübertreffbaren Stimmung, die Offshorer beim Landgang entwickeln können. "War das so schon mal brauchbar für den Anfang - skaal, Gru! Du bist nicht nur die beste Seglerin, du bist auch unser bester Doktor und eine Superfrau, aber du bist vor allen Dingen die beste Köchin!" - "Das war brauchbar, John, aber du solltest doch von San Borondón erzählen, und nicht deine Kindheitserinnerungen auspacken." Gru zog ihm die Serviette aus der Hand. "Setzt Euch da in die Ecke, ich mache hier eben klar Schiff!"

Chris hatte als Hausherr für Gemütlichkeit gesorgt und den Eisenofen angefeuert. Draußen versuchte sich der erste Herbststurm über dem weiten Lista-Land.

Gru und Chris hatten John und mich zu einem San Borondón-Abend eingeladen. Und das kam so: Auf der Krankenstation der SO27 Plattform hatte Gru eine lädierte Hand behandelt. Die Quetschung ließ Schlimmes vermuten, aber nun konnte sie den Bohrmeister beruhigen. Eine Woche Landgang, und dann würde er wieder arbeiten können. Sie blickte aus dem Kabinenfenster. Ein klarer Tag zeichnete ein kontrastreiches Wolkenband auf den Horizont. "Wie San Borondon", murmelte sie vor sich hin und drehte den Wasserhahn zu. Sie trocknete ihre Hände und wandte sich dem Patienten zu. "Du kannst gehen, John, pack deine Sachen, um drei gehst du ab!" Sie begegnete dem schrägen Blick des Bohrmeisters, und ihr Gesicht formte sich zu einer Frage: "Ist noch was?" - "Nein, nein - schon gut und danke für den Verband, aber hast du nicht gerade San Borondon gesagt!?" - ".habe ich was gesagt", wiederholte Gru. Sie hatte wohl verstanden, aber was in aller Welt wusste ein kantiger Bohrmeister über San Borondón. Sie nahm erst jetzt die Augen wahr, die ihre Antwort einforderten. "Ich soll was gesagt haben?" Sie versuchte, ihn in eine Verunsicherung zu leiten, aber sie wusste auch, dass Menschen dieses Schlages unempfindlich reagieren. "Du hast San Borondón gesagt, und ich habe San Borondón verstanden!" John zog sich ein Lächeln über die Lippen und hob die verbundene Hand in Kopfhöhe, als ob er dann besser hören könnte. "Ist es nicht so!?" Für Gru gab es keine Zeit, ihre Gedanken zu ordnen. Die Bilder sprudelten aus der Erinnerung hervor, sie standen in ihren Augen als sie den Mund leicht zur Antwort öffnete und doch wieder schloss. Sie schluckte: "Es ist so, aber was weißt du über San Borondón?" Die Antwort schien aus weiter Ferne zu kommen, sie glitt an ihr vorbei und hinterließ einen andauernden Nachhall: "Ich war dort, ich kenne die Insel!" Nur noch die dröhnende Stille der Bohrinsel füllte den Raum

Um drei nahm der Hubschrauber John mit an Land.

Gru erreichte mich zwischen zwei Sitzungen im Institut für Geo-Wissenschaften in Oslo. Ich hatte lange nichts mehr von ihr gehört und war umso mehr überrascht, als sie mich zum Wochenende in ihr neues Zuhause auf Lista einlud: "Ich habe einen weiteren San Borondón Fall für dich, du wirst es nicht glauben, aber ich habe jemanden getroffen, der auf der Insel war - ja, das klingt alles so plausibel, was John erzählt, du musst ihn einfach kennenlernen!"

Selbstverständlich sagte ich zu. Chris hatte mich in Stavanger abgeholt, und nun vertieften wir uns schon seit Stunden in John's Erzählungen und in Skizzen, mit denen er alles illustrierte.



San Borondón



Freitag 07.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1019 hPa

Ein Tierheim für alle Gemeinden

Bislang besaß dieses Projekt nicht gerade Priorität und es ist sehr erstaunlich, wie lange es gedauert hat, dass die Inselregierung nun die Errichtung eines Tierheims in den Vordergrund rückt. - Keine Frage, dass das überfällig ist, man hoffte halt immer noch, dass man diese Aufgabe an die Gemeinden irgendwie loswerden kann, aber die bezahlen allesamt eine Pauschale an die oberste Inselkorporation und damit ist es eigentlich klar, wer für den Bau und den Unterhalt eines Tierheimes verantwortlich ist. - So ganz einfach ist das aber auch wieder nicht, eine Gemeinde wird es treffen und dort muss dann erst mal der entsprechende Grund von der Gemeinde an die Insel überschrieben werden und dann kann man an den Bau der Anlage gehen. - In Barlovento sollte zunächst das "Inseltierheim" entstehen, das scheiterte jedoch am Protest einiger Nachbarn der geplanten Anlage, die bemerkenswerter Weise nicht aus La Palma kommen, sondern Ausländer sind, die meist in sehr großen Worten auf die missliche Lage entlaufener oder ausgesetzter Hunde hinweisen. Das ist aber nicht nur in Barlovento so, das Tierheim wird von allen verlangt, aber niemand will es vor der eigenen Nase und den eigenen Ohren haben, weil Hunde nun einfach mal Bellen und nicht so riechen, wie man das gerne hätte. - Wohl besonders, wenn es nicht der eigene Bello ist.

El Paso wäre auch zur Kooperation bereit gewesen, man schlug das Gelände der seit nunmehr 2 Jahren stillgelegten Müllverbrennungsanlage vor, man hat sich aber wohl eher für ein Gelände in Tijarafe entschieden. - Wann nun das erste Tierheim seine Pforten für die vierbeinigen Überbleibsel menschlicher Ignoranz öffnet, das will natürlich keiner sagen und sollte es wohl vernünftigerweise auch nicht tun. Da bleibt noch einiges an Papierkram zu erledigen und dann muss das Geld aus dem Inselhaushalt beschafft werden, die übliche Ausschreibungskampagne laufen und wenn dann auch noch klar wird, wer die Kosten des dann laufenden Unterhaltes übernimmt, oder sich daran beteiligt, dann wird es irgendwann so weit sein. - Ein bisschen mehr Druck entsteht auch noch durch eine breit angelegte Unterschriftensammelaktion, die derzeit im Aridanetal läuft, mit der man genau das fordert, was in Tijarafe mal kommen soll, ein ordentliches Tierheim auf der Insel unter der Verwaltung der Inselregierung. - Zeit wird es allemal, bislang liefen eigentlich alle Bemühungen um die Aufnahme von "übrig gebliebenen" Hunden in privaten Zirkeln ab, die sich mehr oder weniger selbst finanziert und auf freiwilliger Basis um die gröbsten Fälle kümmern.



Donnerstag 06.09.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 25,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,5 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 18 Grad

Carlo - San Borondón
Kein Seglergarn: Die Bruden av Mandal - Das Ende


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Mitte Dezember. Der erste Sturm des aufziehenden Winters war vorbei. Gru hatte ihren Einsatz auf den Bohrinseln beendet und freute sich auf drei Wochen Urlaub. Sie wollte mit Chris für ein paar Tage in die Berge zum Langlauf. Im August hatten sie geheiratet. Südlich von Stavanger auf einer flachen Halbinsel im Listaland nannten sie seit kurzem ein Haus ihr Eigen, und Gru war voll damit beschäftigt, die ersten notwendigen Vorkehrungen nach dem Einzug zu treffen. Die Dinge waren einfach noch nicht an ihren Platz. Das Festnetztelefon klingelte. "Eigenartig," dachte sie, wer konnte wohl die absolut brandneue Nummer haben?'" - "Es ist Gru, hej!" - Sie vernahm ein Geräusch, ein Rauschen, eine ferne Stimme, die immer wieder‚ Gru, Gru" sagte. Plötzlich überkam es sie: "Spencer? - Spencer - bist du das?" Sie hörte das auf- und abschwellende Rauschen, stand da jemand am Strand, war da eine Brandung? " Hallo, Spencer, sag doch was!" - "Ist da Gru, die Gru von der Bruden?" Die Stimme klang zerbrechlich, fast weinerlich. " Ja, hier ist Gru - Spencer, wo bist du?" - "Gru, kannst du zu mir kommen, ich muss die Welt verlassen." - Spencer, hör mal zu, sag mir, wo du bist - in Amerika?" - "Nein, nicht mehr, ich bin wieder hier, ich musste wieder zurück, wohin sollte ich auch gehen." - "Was ist wieder hier - bist du etwa auf El Hierro?" - "Ja, das ist El Hierro, kannst du zu mir kommen, ich weiß jetzt, dass ich wieder gehen muss, aber ich will dir noch vieles sagen!" - "Ja, wo bist du auf El Hierro, wie heißt der Ort?" - " Ja das ist der Ort, wo ich das Boot wiedergefunden habe." - " Du bist in La Restinga?" - " Ja, das ist wohl der Hafen." - "Spencer, pass mal auf, ich habe deine Telefonnummer hier auf dem Display, wir beenden jetzt das Gespräch, und ich rufe dich wieder an.... Spencer hörst du mich?!" Sie hörte das Rauschen, sie hörte, wie etwas gegen das Mikro schlug, dann war die Leitung tot.
Gru holte tief Luft, an alles hatte sie denken können, nur nicht, dass dieser Spencer wieder auftauchte. Unvermittelt sah sie sich von der Situation gefangen und griff zum Hörer - "El número marcado no existe".... - Sie wählte immer wieder, und immer wieder kam die Ansage. Schließlich gab sie auf. Sie blickte über das weite und graue Lista-Land zum Meer und ihre Gedanken liefen hinaus weiter und weiter, dann biss sie sich auf die Lippe und ging zum Rechner, um einen Flug zu suchen. Chris würde bald Schichtende haben.

Sie fanden Spencer im Hafen von La Restinga. Er saß in seinem Dingi und hantierte mit einem großen Außenborder. Etwas zu groß und zu neu für ein altes Boot, fand Chris, aber wenn schon verrückt, dann auch ganz. Gru hatte sich eingepackt und eine große Sonnenbrille in die Haare geschoben, Chris wie immer in Jeans und offenem Hemd. Er brauchte bei seinem "Pelz" keine Sonnencreme, nur im Gesicht wurde er etwas rot, aber das jahrelange Leben auf den Plattformen hatte die Haut wetterfest gemacht. So standen die beiden auf der Mole als Spencer zufällig seinen Kopf hob und herübersah. Sekunden gingen bis zur Gewissheit, dann sprang er hoch auf die Ruderbank und breitete die Arme aus: "Meine Freunde, ihr seid da, ich bin glücklich euch zu sehen!" Die Herzlichkeit in seinem Gemütsausbruch berührte Gru zutiefst, sie breitete die Arme aus, als Spencer auf sie zulief, und eine plötzliche unerwartete Freude über das Wiedersehen band die drei Menschen zusammen. Spencer trug einen kurzen Bart, und auch seine Mähne von damals hatte sich zu einem gefälligen Haarschopf verwandelt. Aber wie seinerzeit trug er wieder ein weites, weißes Hemd und Bermuda-Shorts. Seine sehnig gebräunten Füße steckten in Sandalen. Er sieht eigentlich gut aus, dachte Gru.

"Ja, es geht mir jetzt gut, die Gewissheit, dass ich wieder auf die Insel gehen kann, hat mich aus tiefer Verzweiflung in die Höhe getragen, es war eine furchtbare Zeit!" Spencer durchlebte nochmals die vergangenen Monate mit der ihm eigenen Intensität. Sie hatten sich in einem Kiosk in den Schatten gesetzt, und seit Stunden tauchten Gru und Chris in die seltsame Welt eines Freundes ein, den sie mehr und mehr als ganz außergewöhnlich empfanden. Spencers Geschichte war ebenso phantastisch wie seine Ausstrahlung Er war schon wenige Tage nach seinem Abschied von der Bruden nach Amerika geflogen, und die Ankunft in einer militärischen Anlage mitten in einer glutheißen Wüste hatte ihn zutiefst erschreckt und gekränkt. Die vermuteten Freunde waren nicht mehr für ihn da, und es folgten wochenlange Befragungen und Diskussionen über sein Wissen, das er nicht vermitteln konnte: "Sie verstanden mich nicht, und je weniger sie mir folgen konnten, desto unangenehmer wurden sie! Ich habe immer wieder versucht, sie ein neues Denken zu lehren, aber ihr Geist ist so unrein! Nach zwei Monaten brachten sie das Gestell mit der Kugel in einen Bunker tief unter der Erde, und ich musste ihnen zeigen, wie ich die Kugel mit meinen Gedanken bewege. Ich musste dann mehrmals mit einem Flugzeug verreisen und von anderen, weit entfernten Orten die Kugel bewegen. Sie wollten mich zu Experimenten zwingen, die keine guten Absichten haben konnten. Sie wollten, dass ich ihnen sage, wie sie Raumschiffe bewegen können, aber Raumschiffe sind nicht sinnvoll, das habe ich immer wieder versucht zu erklären. Erst ein neues Denken eröffnet die Erkenntnis, und das konnten sie nicht begreifen. Eines Tages - sie hatten die Kugel aus dem Gestell genommen - und konnten sie nicht wieder zurücklegen, da habe ich etwas gemacht, was ich eigentlich nicht gewollt habe oder sagen wir es so, ich hatte nicht gewusst, ob ich es kann, ich habe die Kugel wieder in das Gestell gelegt und sie in die richtige Position gebracht. Und in diesem Moment hatte sich meine Zeitkonstante verschoben, sie konnten mich nicht sehen!" Spencer erregte sich so sehr, dass er aufsprang und tief durchatmete: "Aber ihr, ihr versteht mich!" "Ja", sagte Gru ganz einfach und nahm seine Hand. Sie zog ihn wieder auf den Stuhl. "Chris und ich sind deine Freunde, wir wollen nichts von Dir, wir sind nur ganz und gar für dich da, wenn du uns brauchst!"

Spencer grub wieder in seinen Erinnerungen. Eines Morgens sei ein Mann zu ihm gekommen, der ihn aufforderte seine psychischen Spiele, wie er es nannte, zu unterlassen. Man werde ihn schon zur Vernunft bringen. Es begann wieder eine Zeit der Befragungen und endlosen Experimente. Er habe Einrichtungen gesehen, in denen schwere Materie lagerte, aber niemand wollte ihm sagen, wie sie entstanden sei und wozu sie dort aufbewahrt wurde. Spencer erkannte, dass er ein Schlüssel sein sollte, um Menschen einen Zugang zu vorteilhaftem Wissen zu öffnen, das ihr Denkvermögen weit überforderte, sie wollten ihn missbrauchen. Als er diesen Gedanken äußerte und um die Herausgabe des Gestells mit der Kugel bat, verwandelte sich das Verhalten seiner Gesprächspartner in gleichgültige Freundlichkeit. Vor etwa einem Monat habe man ihn mit etwas Geld verabschiedet. Ein Psychiater gab ihm den Rat, nie über seine Erlebnisse zu reden, er sei ein kranker Mann mit starken Psychosen, ja, man könne ihn auch einsperren. Ein Gestell mit einer kleinen Kugel, nein, das hat es nie gegeben, und deshalb könne er es auch nicht zurückbekommen. Alsbald saß er in einem Flugzeug auf dem Weg nach Europa - ein Verrückter!

"Ihr kennt die Wahrheit!" Spencer lehnte sich erschöpft in seinem Plastikstuhl zurück, der Sand knirschte, und er blickte vor sich hin. "Ich habe eine Bitte an Euch! Fahrt morgen Abend zum Leuchtturm und bleibt dort, bis es dunkel wird. Dann werde ich mit Gru Kontakt haben, weil sie von mir dieses Muster bekommt. Ich habe es aufgezeichnet. Es ist nicht sehr komplex, aber" - er wandte sich an Gru - "du musst es bis morgen denken können, du darfst es nicht auf dem Papier sehen, du musst es in deinem Geist sehen und jedes Detail durchlaufen, so schnell es dir gelingt. Wenn du gleich morgen in der Frühe damit beginnst, wirst du es abends können." Gru blickte auf das Stück Papier, das Spencer ihr entgegenhielt. Sie nahm es und zeigte es Chris. Eine Fülle kleiner Zeichen, die sich chaotisch in Linien und Kreisen verbanden und wieder auseinanderbrachen. "Das ist wie ein Hologramm!" Chris hatte den Gedanken wie eine Eingebung in seinem Kopf. "Wenn du es erkennst, siehst du etwas Ganzes! - Wir machen das Spencer, ich glaube, dass Gru es schafft!"

Die Nacht war kurz. Sie saßen auf der Dachterrasse des kleinen Hotels in der Morgensonne. "Ich denke, du machst hier eine Erfahrung, die ihresgleichen sucht", bemerkte Chris, "ach, übrigens", er wandte er sich an den Jungen, der mit dem Frühstück kam, "habt ihr ein Fernglas?" Chris legte die Hände um die Augen und drehte den Kopf in aller Richtungen. Er ging zu Gru um den Tisch und streichelte ihre Schläfen. "Ich glaube, wir werden heute wieder ein Abenteuer bestehen!" Der Junge reichte ihm das Fernglas, und Chris lies seinen Blick über den Hafen schweifen: "Ja, das Dingi ist weg. Ich habe es geahnt!"

"Der Engländer, ja, der ist etwas verrückt, aber sonst ganz OK. Er fährt immer mit seinem alten Boot an der Westküste entlang, aber abends ist er dann wieder hier!" Nein, das sei kein Problem! Gru betrachtete ihr Hologramm, wie sie jetzt beide sagten und hörte die Worte, die Chris mit dem Fischer wechselte, wie aus weiter Ferne. Sie wusste, dass Spencer nicht wiederkommen würde.

Am Abend saßen sie auf den Steinen vor dem Leuchtturm. Im Westen baute sich eine Schlechtwetterfront auf, es würde wohl Regen geben. Gru fröstelte, sie dachte fest an ein Muster, aber es wollte ihr nicht gelingen, die vielen Zeichen zu einem Ganzen zu vereinigen, So saßen die beiden lange schweigend zusammen, als Gru zusammenfuhr. "Das ist eine Eselsbrücke, es löst sich auf, das ist nur eine Übung, warte Chris. Er ist auf der Insel, sieh', da ist sie!"

Epilog

Wenige Tage später zerfiel eine kleine schwarze Kugel zu schwerer Materie und absorbierte sich selbst in einen Ort. Ein Schwall überschüssiger Teilchen zerstrahlte den Bunker. Der Ort durchschlug unendlich schnell die Erde und raste tonnenschwer aus dem indischen Ozean in das All. Er destabilisierte die gesamte Region.



San Borondón



Donnerstag 06.09.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa

Drum herum um den heißen Brei

Niemand kann was für die schlechte Arbeit seiner Vorgänger. - Das gilt nicht nur für die neue Tourismusrätin der Insel Beatrix Paéz, sondern sogar noch für deren Vorgänger, den jetzt nur noch Bürgermeister von Breña Baja, Jaime Sicilia. - Beide sind keine "Aktivtäter" der touristischen Misere auf der Insel, sondern der klare Fall von Krisenverwalter ohne Mut, denen nichts anderes einfällt, als an abgedroschenen Wachstumshoffnungen kleben geblieben zu sein. - Beatrix Páez muss nun zum ersten Mal die wieder miesen Zahlen im angelaufenen Jahr kommentieren, das macht sicher keinen Spaß, erneut 10% Verluste eingefahren zu haben, aber wer hat gesagt, dass der Posten einen Sonnenstuhl als Thron hat. - Letztendlich kommt Beatrix Páez auf die selbe Lösungsformel wie bereits zwei andere Räte vor ihr, wir müssen weitere touristische Infrastrukturen schaffen, um mehr Menschen auf die Insel zu locken. - Gemeint ist damit der touristische Sondernutzungsplan kurz: PTE, welcher unter anderem den Bau von an die 10 weiteren Hotels, bis zu 6 neuen Sporthäfen und auch bis zu 5 Golfplätzen zulassen will. - Dieser Plan ist aber noch nicht in allen Punkten durch die Instanzen gekrochen, die Umweltschützer kämpfen vehement gegen diese Aufrüstung der landschaftsverbrauchenden Art und auch 4 Gemeinden haben bereits, allerdings aus unterschiedlichen Gründen, ihre Ablehnung angemeldet.

Leider bietet der Plan keine wirklichen Alternativen, um der Insel und den neuen Konkurrenzsituationen im touristischen Sektor auch nur irgendeinen Fakt entgegen zu halten. Golfplätze, noch mehr Hotels und die Sporthäfen reduzieren diese Insel zu einer weiteren Kopie ehemals erfolgreicher Regionen, von denen es aber einfach schon viel zu viele auf dieser Welt gibt. Auf diesem Angebotssektor tummeln sich aber inzwischen derart viele Regionen, die das einfach, zum Teil besser, aber bestimmt billiger können und niemandem darf man vorwerfen, ein billigeres Ziel zu buchen, wenn er doch dort das gleiche Angebot bekommt. - Dieser Weg ist leider, aus der Sicht eines vom Tourismus Abhängigen, wie wir es nun mal sind, noch lange nicht am Ende angekommen. - Da der Transport der Gäste zu uns immer teurer wird, aber anderer Regionen mit niedrigeren Preisen auf den Markt treten, wird der Anteil, welchen die Region am Urlaubsbudget tatsächlich hat, immer geringer, weil die Hoteliers und die lokalen Anbieter rund um das touristische Paket den Gürtel deutlich enger schnallen müssen um konkurrenzfähig zu bleiben. - Mehr Gäste müssen durchgeschleust werden, um die gleichen Gewinne zu erreichen wie vorher, das geht auf die Dauer nicht gut. In einem Hochlohnland, wie wir es nun mal sind, bleibt da meist nur der Griff in die Dritte-Welt-Kiste und man holt sich Arbeitnehmer, welche die Arbeit dann für weniger Geld erledigen und schon wird auch aus den versprochenen Arbeitsplätzen nichts mehr.

Es ist einfach fatal, sich angesichts dieser offenkundigen Lage in genau diese Richtung planerisch zu bewegen. - Das Argument, welches immer noch von einigen Konjunktursektierern genannt wird, wir bräuchten mehr Hotels, damit die Fluggesellschaften überhaupt zu uns fliegen, ist alleine schon von der nun verstrichenen Zeit widerlegt worden. Seit dem Jahr 2001 nehmen die Gästezahlen jedes Jahr kontinuierlich ab, die Anzahl der Hotel und Aparthotelbetten ist aber im gleichen Zeitraum um etwa 3.000 gestiegen. - Es kommen aber nicht mehr Flieger deswegen und die werden auch nicht einfach nur deshalb kommen, weil wir nun bald einen Flughafen haben, der größer als der Nordflughafen Tenerifes sein wird. - Wir müssen uns auf unsere Tugenden besinnen und diese glaubhaft und strikt bewerben und dann auch einhalten. Dabei geht es bei uns eher um Bewahren, nicht um Verändern, denn unsere Trümpfe in der Tourismuskarte sind eben die Landschaft und die noch nicht vom Massentourismus verbogene gesellschaftliche Struktur. - Warum man einen Plan auflegt, der genau in die entgegengesetzte Richtung führt, das ist nicht nur mir völlig unklar. - La Palma wird nie vom Tourismus als Haupteinnahmequelle leben können, vielleicht muss man erst mal diesen Traum weit von sich schieben um dann konkret über die verbleibenden Möglichkeiten nachzudenken, die es denn gibt, dass Besucher ihr Geld auf dieser Insel lassen. - Im Tourismus geht es eigentlich um nichts anderes und die Gäste machen das, wenn wir ihnen einen Grund geben, uns zu besuchen. - Immerhin ist die neue Tourismusrätin ein bisschen ehrlicher als ihre Vorgänger, inzwischen zählt man kaum noch Geschäftsreisende und die vielen Familienbesucher von den anderen Inseln in den großen Topf dessen, was man bezahlende Gäste nennt. - Niemand braucht La Palma als teure Kopie anderer Ferienregionen, wir können aber wunderbar der Kontrapunkt zum Massentourismus der Rabattheuschrecken sein und einer kleinen Anzahl wirklich an uns interessierten Gästen eine intakte und wunderbare Region anbieten, die nicht aus Fast-Food, Fast-Fun und Fast-Live besteht, sondern auf der es sich lohnt, langsamen Schritts vom Alltag Pause zu machen. - Herzlich Willkommen an alle Schlenderer und Flaneure, hier sind Sie Mensch, hier dürfen Sie sein.



Mittwoch 05.09.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 25,0 Grad - niedrigste Temperatur 19,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 21 Grad

Carlo - San Borondón
Kein Seglergarn: Die Bruden av Mandal - 7. Kapitel


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Der Morgen zog sonnig herauf. Chris war als Frühaufsteher schon lange auf den Beinen als Gru ihren Kopf im Niedergang zeigte. Er hatte wie auch immer frisches Brot beschafft und war bester Stimmung. Bjarne würde wohl am Nachmittag eintreffen und dann konnte es endlich losgehen. "Hier, sieh mal was ich uns besorgt habe!" Er hielt Gru die Tüte vor die Nase. Sie blinzelte in das helle Licht des Morgens. Sie hatte schlecht geschlafen und wollte die Erleichterung über den Ausgang des Abenteuers nicht mit Chris teilen. Sie bekam Gewissensbisse und stellte sich Spencer in Situationen vor, mit denen er nicht fertig werden konnte. Was hatte er doch immer wieder betont - er habe sie gekannt, bevor die Bruden ihn aus dem Atlantik fischte! "Ruf du bei der Guardia Civil an und frag sie, wo Spencer jetzt ist - ich mache das Frühstück!" - "Ich werde den Teufel tun, wir können froh sein, dass wir ihn so problemlos abliefern konnten." - "Du wirst ihn anrufen, wir haben eine Verantwortung für ihn übernommen, jedenfalls habe ich das, und ich muss ihn noch einmal sprechen bevor wir ablegen!" Sie verzog sich. Chris baute den Tisch unter dem Sonnensegel auf und nahm das Telefon. Die Verständigung war schwierig, er wurde an eine Stelle auf Tenerife verwiesen, die ihn nicht verstehen wollte. Der Name Alvarez war unbekannt. Chris versuchte, den Kommandanten des Schnellbootes zu bekommen, aber ein Boot der Guardia Civil gab es nicht und schon gar keines in der Gegend um El Hierro.

Sie aßen schweigend. Nur ab und zu warf Gru ein, dass es ein Fehler gewesen war, Spencer anzumelden. Sie hätten ihn einfach mitnehmen sollen. Chris versuchte, die Stille, in die sich Gru zurückzog, mit dem Vorschlag zu überwinden, den Tag für einen Inselausflug zu nutzen. Er nahm sie in die Arme: "Komm, wir gehen in den Ort, wir können einen Wagen mieten und holen Bjarne von der Fähre ab." Sie schüttelte den Kopf: "Weißt du, wir haben ihn verraten, egal woher er kam, er gehörte nicht in diese Welt, und wir haben ihn ausgeliefert, wir haben ihn der gnadenlosen Maschine Mensch übergeben."

Bjarne entstieg laut johlend dem Taxi und hüpfte demonstrativ auf der Mole hin und her: "Hey ihr da drüben, bewegt euch mal! Hier ist euer guter Bjarne mit fünf Liter besten Weines!" Der hünenhafte dänische Blondschopf goss seine gute Stimmung über den ganzen Hafen aus: "Soy Bjarne, el Víkingo de Dinamarca con vino de La Palma, hoho!" Er schwenkte den prall gefüllten Plastik-Kanister, als sei er eine Flasche über dem Kopf hin und her: "Venga, venga, vaso, vaso, hoho!" Er winkte mit breit ausladenden Bewegungen alle heran, die in der Nähe waren. Gläser tauchten von irgendwo auf und füllten sich. Im Nu war alle Traurigkeit verflogen. Chris brachte das vorbereitete Abendessen und noch mehr zur Mole, und auch Gru konnte sich der plötzlichen Freude nicht entziehen. Einige Mopeds knatterten vom Ort her und zurück, das Wort Fiesta machte die Runde. Leute vom Ort kamen, Kinder und Hunde liefen herbei, und in der Dämmerung gab Bjarne sein Bestes als Cantante von La Restinga. Noch bis spät in die Nacht saß Chris mit einigen Leuten von der Insel im Gespräch über den Besuch des Schnellboots. Alle hatten das sonderbar alte Dingi in Augenschein genommen, und es kamen Geschichten hoch von seltsamen Begebenheiten auf der Insel im Westen. Und ein Mann wie Spencer - nun ja, er habe etwas ungewöhnlich ausgesehen, aber denkbar sei das schon, dass er auf der Insel war. Schließlich sei er nicht der erste gewesen, so wie Pedro - da drüben liegt sein Boot - er kam mit einer ganzen Ladung Obst und Grünzeug von da draußen - ja sicher, von der Insel! Und dann gab es noch, aber die sind schon gestorben - "du weißt doch der Mann aus Sabinosa mit seinem Bruder" - die waren wochenlang verschollen und kamen eines Tages als sei nichts gewesen hier in den Hafen - von Westen her, ja, wo sollen die denn wohl gewesen sein!?

Und so spann sich eine Geschichte an die andere.

In aller Frühe des folgenden Tages legte die Bruden ab. Gegen neun Uhr kam über Radio ein Anruf. Gru nahm das Gespräch an. Es war Spencer. Es gehe ihm gut und er habe gestern mit einigen Wissenschaftlern über seine Theorien der Gravitation und der Unteilbarkeit des Bewusstseins gesprochen. Er werde nach Amerika reisen, wo es Freunde gäbe, die bereits mit schwerer Materie Erfahrungen hätten. Er bedankte sich wieder und wieder für die große Hilfe und sie werde so bald wie möglich von ihm hören. Gru fühlte sich erleichtert, aber sie empfand auch eine plötzliche Leere.

Die Bruden kam in den Nordost. Am Nachmittag war nur noch Weite.



Weite



Mittwoch 05.09.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa

Zitterwoche

Die fast drei Monate anhaltende Agonie hat nun ein brüskes Ende. - Zwar haben nicht alle Familien schulpflichtige Kinder, aber das Ende dieser fünften Jahreszeit, den großen Ferien, das betrifft auch alle anderen Bürger hier. - Diesen Donnerstag, also im Klartext morgen Früh, gehen die Kleineren, bis hinauf zur 6. Klasse bereits wieder in die Schule, die älteren Jahrgänge haben noch eine weitere Woche Schonzeit. - Was sich auf jeden Fall bereits diese Tage geändert hat, ist der wieder angelaufene Motor des Alltags, dem wir uns in den letzten 12 Wochen so klammheimlich immer mal wieder entziehen konnten. - Einfach ein bisschen länger schlafen, nicht immer zu festgelegten Uhrzeiten Mittagessen und keine Staus am frühen Morgen, wenn Heerscharen unausgeschlafener Eltern ihre Sprösslinge per Auto zur Schule bringen. Es mag abwegig klingen, aber alleine die Bündelung zu bestimmten Uhrzeiten der Zubringer in die Schulen, veranstaltet bei uns mehr Verkehrsstaus als der so genannte Berufsverkehr. - Gut, das löst sich innerhalb einer viertel Stunde alles wieder auf, aber ich habe dieses Ritual ganz und gar nicht vermisst, gehört doch "Stauen" auch überhaupt nicht zu unseren Lieblingstätigkeiten.

Der Schlendrian, ich meine den im guten Sinne, den von Schlendern und Muße, der ist bereits seit Anfang dieser Woche von den Straßen verschwunden, weil jeder weiß, jetzt beginnt wieder das normale Leben und auch wer mit der Schule aus nicht kinderhaltigen gründen nichts zu tun hat, der kann nichts mehr auf die lange Bank schieben und sich auf dieser undefinierten Zeitraum "nach den Ferien" berufen. - Das ist ein beliebtes Spiel, selbst wenn man gar nicht in Urlaub gegangen ist, gerne schiebt man alles auf den Zeitraum nach den Ferien und dieser Zeitraum ist jetzt da. - Auf den Straßen bereits wieder lähmende Stimmung, dicke Tüten mit Schulbüchern und neuen Klamotten für die Größeren reißen wieder klaffende Wunden in den eh schon strapazierten Sommerhaushalt und in jedem Gesicht steht die pure Verzweiflung geschrieben, Schluss mit lustig, der Alltag zieht sein großes Netz über uns zusammen und lässt und nicht mehr raus. - Da der Mensch ja auch in der Lage ist sich selbst zu betrügen, kommt meist noch ein weiterer Faktor hinzu, der diese Tage noch schwerer macht als sie ohnehin schon sind. - In der Gewissheit vor den großen Sommerferien, nun drei Monate besonders viel Zeit zu haben, lagert man ja das eine oder andere Vorhaben in diesen Zeitraum ab. - Das mache ich dann im Sommer, da haben auch die Kinder Zeit und können mir helfen und dann machen wir das in aller Ruhe. - Davon bleibt ja auch das meiste liegen und sammelt sich nun, zusammen mit den bereits auf einen Zeitraum nach den Ferien programmierten Altlasten aus dem Frühling und ergibt dieses unangenehme Mittelgebirge namens Alltag. - Natürlich sind wir daran selber Schuld, aber das ist doch Ehrensache. - Wir lassen uns doch nicht von anderen diktieren, wann wir schlechte Laune haben sollen und wann die Sonne bis zu den Zehennägeln hinunter scheint. - Aber immer hübsch zusammen, gemeinsam leidet man am besten und kann sich des gegenseitigen Verständnisses sicher sein und das ist so was wie eine kollektive Volksversicherung. Wer diese Woche pfeifend und feixend auf der Straße angetroffen wird, der macht sich schuldig der Missachtung eines gemeinsamen Kulturgutes, der kollektiven Jammerei in Palma-moll. - Da capo al fine…



Dienstag 04.09.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 23,5 Grad - niedrigste Temperatur 20,4 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 27 Grad, niedrigste 20 Grad

Carlo - San Borondón
Kein Seglergarn: Die Bruden av Mandal - 6. Kapitel


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Chris ließ sich Zeit. Er hatte in der frühen Morgensonne die Lage gepeilt und kurzerhand ein Bad genommen. Zwei Uniformierte schlenderten die Mole entlang und hielten in Höhe der Bruden inne. Sie riefen etwas von Mandale und Papel, was Chris dazu veranlasste unter Deck zu gehen. Er machte sich klar für einen Landgang und das dauerte. In der Hundekoje an Steuerbord schlief ein offensichtlich völlig erschöpfter Spencer. Gru hatte sich wieder in ihrer Eignerkoje eingeklemmt, damit sie nicht in dem stetigen Schwell hin und her rollte. Ein Blick aus dem Deckshaus zeigte das Bild zweier Beamter der Guardia Civil in stoischer Ruhe. - Ein neuer Tag in La Restinga.

Chris hatte das Dingi in der Nacht unter dem Spriet festgebunden und verholte es jetzt zum Fallreep. Auf der Pier verfolgten reglose Mienen sein Tun. Chris kannte die Zeremonie zur Genüge, nur keine Hektik, das würde die Staatsmacht beunruhigen. Er hangelte sich mit dem schweren Dingi an der Heckleine zur Pier, warf einen Tampen über den Poller und enterte nach oben. Man begegnete sich. Schiffspapiere, Fragen, Pässe, Telefonate - so etwas braucht seine Zeit. "Wo ist der dritte Pass - sie haben doch den Mann geborgen, wo ist der?" - "Ja, sicher, er schläft, er ist völlig entkräftet und braucht einen Arzt, er ist Engländer!" Chris sammelte sein Spanisch zusammen "Ich glaube nicht, dass er einen Pass hat." - "Gut - lassen Sie in schlafen!

"Sie werden von uns hören!" Der Beamte versuchte die Andeutung eines Grusßes und wandte sich ab. "Vorläufig können sie nicht auslaufen!" - Chris stand wie vom Donner gerührt in der Morgensonne: "Schicken sie mir lieber einen Kran, um das Ding da von Bord zu holen, und dann bekommen sie den Engländer und ich laufe aus, damit das klar ist!" - Die beiden Guardia Civil hielten kurz inne, drehten sich zu einander und blickten zurück: "Was hier klar ist, bestimmen wir!" Chris verfolgte den Wagen noch als er bereits die Straße nach oben erreicht hatte. Als "Offshore-Mann" war er nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, aber das hier - das kratzte an seinen Nerven.

Gru hatte die Gelegenheit des unfreiwilligen Hafentags für einen Ausflug nach La Restinga genutzt. Sie konnte die ständigen Nörgeleien damit abschalten, und außerdem ging ihr Spencer mit seinen tausend Fragen auf den Geist. Nun saß sie wieder vor dem Niedergang und packte ihre Plastiktüten mit dem Versprechen aus, ein richtig gutes Essen auf den Tisch zu bringen, weil an ein Auslaufen wohl heute sowieso nicht mehr zu denken sei. Chris hatte sich in sein Schicksal ergeben und ein Sonnensegel über die Plicht gezogen. Er hatte mit Bjarne auf La Palma telefoniert, der bei Freunden untergekommen war. Sein Fuß war doch nicht gebrochen, und er könne schon wieder humpeln. Und rudergehen könne er auf jeden Fall. Chris hatte schließlich zugestimmt, dass Bjarne am nächsten Tag mit der Fähre nach El Hierro kommen und sich nach La Restinga durchschlagen werde.

Sie bemerkten das Schnellboot der Guardia Civil erst als deren Propeller ihr rauschendes Knattern an den Rumpf der Bruden schmetterten. Dann war Ruhe. Das Boot hatte an der Mole festgemacht. Gru sah sich das Anlegemanöver durch ein Fenster des Deckshauses an, Chris war aufgesprungen und achtete besorgt auf seine Heckleine und das Dingi, Spencer hatte sich auf der Heckbank zusammengekauert und wirkte verängstigt. Eine eigentümliche Stille legte sich über den kleinen Hafen, fast schien es, als ob sogar die Dünung flacher geworden sei. Gespannte Erwartung.

An Deck des Schnellbootes kam Bewegung auf. Zwei Herren in Zivil unterhielten sich am Seegeländer des Hecks und blickten dabei wiederholt zur Bruden. Obwohl die Entfernung nur zwei Längen betrug, nahm Chris den Kieker und sah sich die Gesichter näher an. Seine provozierende Art löste eine heranwinkende Handbewegung aus, die wohl einen Dialog vorbereiten sollte. Einer der beiden Herren rief in perfektem Englisch, ob man sich zu einem Gespräch mit der Crew der Bruden auf der Mole treffen könne.

Ja, es habe ein Vermessungsschiff namens Breton Bridget gegeben, das um 1700 mit Mann und Maus verloren ging. In der Musterrolle sei der Name Spencer Godfrey Guelderland aufgetaucht, er habe als Kartograph an Bord gearbeitet. Der eine der beiden Herren hatte sich als Mitarbeiter eines angeblichen Spanischen Ozeanografischen Instituts ausgegeben. Er sprach fließend Englisch und nannte sich Giuseppe Alvarez, der andere Herr wirkte eher unbeteiligt und hatte sich auch nicht vorgestellt. Seine Zurückhaltung wirkte nicht unfreundlich, er lächelte ab und zu und bemühte immer wieder sein Fotohandy. Nein, seine Art brachte etwas Bedrückendes mit sich, sie war wie eine baldige unangenehme Antwort. Chris hatte am Nachmittag einem Besuch auf der Bruden zugestimmt, weil er sich davon eine Beschleunigung der Übergabe an die Spanischen Behörden versprach. Bei Gru entwickelte sich hingegen der Eindruck drohenden Unheils. Sie wies Spencer mehrfach an, seinen Mund zu halten. Er habe schon viel zu viel preisgegeben.

"Und das ist ein Gerät von der Insel?" Sie standen um das Gestell mit der kleinen glänzenden Kugel. Herr Alvarez wandte sich zu seinem Begleiter: "Sehen sie das!?" - "Ja, das ist eindeutig!" Herr Alvarez neigte sich zu Spencer und sprach sehr leise: "Welches Gewicht messen Sie dem Gestell zu?" - Gru wusste schon bei der Frage, dass Spencer sich gleich ihr zuwenden werde, sie sah seine Hilflosigkeit und aufkommende Angst: "Es ist schwer, aber nicht so schwer, schließlich haben wir es aus dem Dingi gehoben!" Ihre Antwort würde das Unvermeidliche nur hinauszögern, sie wusste es, aber sie versuchte dennoch, den nicht vorhandenen Ausweg zu finden. Herr Alvarez war geduldig, er wies Gru zurück und ging mit Spencer geschickt beiseite. Er nahm seine Hand und hielt sie lange fest. Spencers hilflose Blicke liefen über in ein ungläubiges Zuhören, Satzfetzen wie‚ der Wissenschaft dienen und "Fortschritt der Menschheit" flatterten über das Deck und "nicht zuletzt werden Sie mit ihrer zukünftigen wissenschaftlichen Arbeit ein sorgloses Leben führen können, Herr Guelderland!" Mit dem Arm um Spencers Schulter hatte Herr Alvarez sich wieder den anderen zugewandt. Gru wusste, es würde ein schwerer Abschied werden.

Noch vor Abend hatte der Bordkran des Schnellboots das Gestell in die Last gehievt. Spencer ging unmittelbar danach von Bord und folgte Herrn Alvarez. Gru hatte Spencer in die Arme geschlossen und beteuert, sie werde sich hier auf dieser Insel wieder mit ihm treffen. Das Dingi nahm die örtliche Guarda Civil in Obhut.

In der Abenddämmerung legte das Boot der Guardia Civil ab.



Photo: Ministerio de Medio Ambiente



Dienstag 04.09.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1017 hPa

Tunneln für den Umweltschutz

Es geht ja nicht nur um die ominöse Autobahn, wenn man über den Straßenbau auf La Palma spricht. - Aber im Gegensatz zu dem völlig unsinnigen Verkehrsprojekt, welches vierspurig auf einer völlig neuen Trasse die Gegend um die Breñas im Osten und das Aridanetal im Westen durchpflügen soll, wird der Ausbau der Nordverbindung von den meisten Anwohnern befürwortet. - In der Tat ist die Straße ab San Andres in Richtung Garafía eher ein touristisches Hochlicht, für wunderbare Bummelfahrten geeignet, durch nie enden wollende Schluchten und Wälder, als für Pendler oder Berufskraftfahrer, die diese Straße als Verbindung zu ihrem Arbeitsplatz oder Auftraggeber nutzen müssen. - Die Frage, ob es sich lohnt, dort im hohen und wenig besiedelten Norden eine neue Straße zu bauen, darf aber eben auch nicht an den Notwendigkeiten der dortigen Anwohner vorbei gehen. Es ist mit Sicherheit nicht der Infrastrukturunterschied ganz alleine, warum der Norden der Insel derart unter Landflucht leidet, aber es spielt schon auch eine Rolle, wie einfach und schnell man erreichbar ist. - Natürlich wird man es auch mit neuen Straßen nicht erreichen, den Norden wieder mit junge Menschen zu bevölkern, dazu sind die beiden Arbeitsplatzmagnete, der Großraum Breña und das Aridanetal längst viel zu weit entwickelt und haben locker die Möglichkeit als Zentrum der Inselwirtschaft auch die abgelegenen Orte mit zu versorgen.

Die Strecke von Santa Cruz bis nach Los Sauces ist ja bereits begradigt und ausgebaut worden, nun geht es an das nächste Stück bis nach Garafía. 23 Kilometer der Straße will man nun auch ausbauen, und das heißt verbreitern, mit neuer Teerdecke versehen und vor allem viele Kurven aussparen. Da steckt aber der Umweltteufel im Detail, ginge es alleine um verbreitern der aktuellen Trasse, dann bräuchte man darüber eigentlich gar nicht reden, aber in vielen Stellen geht es einfach, technisch die Straße einfach breiter zu machen. In vielen Bereichen muss man einfach eine neue Trasse schlagen und dabei entsteht enormer neuer Landverbrauch der so gering wie möglich gehalten werden sollte. - Nun kommt vom Rathaus in Barlovento, die Gemeinde welche den größten Abschnitt der zu erneuernden Straße beherbergt ein Vorschlag, der ganz interessant klingt. - Mit einem Tunnel könnte man die Straße um an die 5 Kilometer verkürzen und so zwei Toyotas mit einer Klatsche schlagen. Die Fahrzeit verkürzt sich weiter und man könnte sich den Land raubenden Ausbau vieler Straßenkilometer sparen. - Von Topaciegos direkt in den Barrano de Gallegos soll der Tunnel gehen, fast 2 Kilometer lang sein und eben so die wunderbare Verminderung der Straßenarbeiten ermöglichen. - Warum nicht, hört sich doch gar nicht so schlecht an, allerdings sind die Pläne dafür noch nicht einmal in der Phase der technischen Prüfung ob das überhaupt möglich ist. - So ist es erst mal nur ein Vorschlag, den man aber seitens der eifrigen Straßenbauer auf jeden Fall bedenken sollte. Jeder Kilometer Straße gespart, kann uns eigentlich nur gut tun. - Teurer wird der Tunnel aber als die Straße, das versteht sich irgendwie, aber unsere Insel sollte sich das wert sein.



Montag 03.09.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 26,8 Grad - niedrigste Temperatur 20,4 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 27 Grad, niedrigste 21 Grad

Carlo - San Borondón
Kein Seglergarn: Die Bruden av Mandal - 5. Kapitel


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

"Wie heißt das Land hier" fragte Spencer unvermittelt und wandte den Kopf leicht nach Backbord? Er saß, seine Knie zum Kinn hochgezogen, mit dem Rücken gegen das Deckshaus gelehnt. Sein langer Bart verbarg die Beine. Wahrscheinlich hatte er die Arme um die Knie geschlungen. Gru versuchte, die fahle, schemenhafte Gestalt zu erkennen, wenn der Schein des Leuchtfeuers vorüberhuschte. Sie erkannte kurz Augen, die an ihr hingen, und hatte wieder das Gefühl einer Verbindung, oder war es eher eine Verpflichtung, die sie auf sich genommen hatte? - "El Hierro - wir sind hier in Südwesten der Insel - ja es ist eine Insel. Hier gibt es nur Inseln!" - Sie hatte den Piloten mit dem Kurs nach La Restinga versorgt und es sich auf der Heckbank mit einigen Kissen bequem gemacht. Ab und zu reckte sie sich hoch und blickte in die Dunkelheit. An Backbord zog sich die Küste mit ihren vereinzelten Lichtern in die Bucht zurück und ueberließ die Nacht der Sternenpracht. Im Schein der Hecklaterne schnitt das Dingi leicht durch das Kielwasser der Bruden. Zwischen den beiden Menschen spannte sich die Erwartung.
"Ich komme auch von einer Insel." Spencer ließ seine Beine los und richtete sich auf. Er fasste nach oben und griff in die Bändsel des Großbaums. "Du musst heute Morgen die Insel gesehen haben, bevor ihr mich aufgesammelt habt. Sie lag weiter westlich!" Für die Dauer eines Atemzugs hatte Gru ein Gefühl als ob ihr Herz stehen blieb. Unwillkürlich blickte sie zurück und heftete ihre Gedanken über das Dingi hinaus an die dunkle Weite. Sie griff sich in die Haare und schüttelte den Kopf als das Bild eines bergigen Eilands aus ihrer Erinnerung auftauchte. Ihre Empfindungen sprangen zwischen Ablehnung und Zuneigung hin und her bis sie schließlich ausbrach: "Du sagst, du kommst von der Insel - da draußen!?" Spencer hatte es zu der Backskiste an Steuerbord gezogen, er setzte sich und Gru sah seine Augen in den huschenden Reflexen des Kielwassers. "Ich werde Dir meine Geschichte erzählen, weil Du der einzige Mensch bist, der mir glauben kann, und weil ich denke, dass du auch verstehen wirst, was ich dir sage. Ich kenne dich nicht, aber ich habe dich gekannt, bevor ich zu dir kam." Gru griff zum Mikro in der Steuersäule. "Hier nimm das, wir zeichnen deine Geschichte auf, sonst vergesse ich sie und außerdem, mir glaubt sowieso keiner. Der Recorder vom Logbuch startet sofort, wenn du sprichst!" Eine Weile hielt sie ihm das Mikrofon hin bis Spencer endlich ihre Hand nahm und es aus ihren Fingern löste: "Ich weiß nicht, was das ist, aber ich vertraue dir." - Das ist ein Mikrofon, in das sprechen wir über unsere Beobachtungen und über alles, was passiert. Du hast doch gesehen, wie Chris… ach nein, du hast geschlafen, also wir speichern die Sprache und die Geräusche in einem elektronischen Logbuch, dann können wir später alles hören und auszugsweise aufschreiben. Deine Stimme wird aufgezeichnet - also,was soll ich dir noch sagen!? - Du musst das fest in der Hand halten, oder besser, häng es dir um den Hals!"
Gru konnte nicht ahnen, dass ihr Weltbild bald auf dem Kopf stehen sollte.

Als spräche er zu sich selbst, versuchte Spencer den Anfang zu finden. Er sprach sehr leise, und Gru unterbrach ihn mehrmals bis er seinen Weg gefunden hatte. Er machte immer wieder Pausen und suchte nach Worten, um zu beschreiben, was nahezu unbeschreiblich sein mochte. Gru warf wiederholt Begriffe ein, von denen sie meinte, dass sie den Sinn seiner Darlegungen treffen würden. So entstand ein Text aus dem Logbuch der Bruden, der über die unmittelbare Begegnung mit Spencer hinauswirkt.

"Es war im Jahr 1703" begann Spencer nachdenklich, "als ich als Geograf auf einem Erkundungsschiff, dessen Name ich vergessen habe und der auch nicht am Dingi zu finden ist, eine Reise zu den atlantischen Inseln unternahm. Ich sollte wohl im Auftrag der Nationalen Geographischen Gesellschaft, ja, es muss so gewesen sein, die atlantischen Inseln für neue Karten vermessen. Ich meine, mich zu erinnern, dass ich zuerst eine Inselgruppe weiter im Norden besuchte. Entschuldige bitte, Gru, aber das ist alles sehr schwierig für mich. Du musst wissen, dass ich keine Identität mit mir empfinde. Ich habe fast keine Erinnerung, und meine Erzählung kommt aus dem Wissen, das ich mir angeeignet habe, und ich weiß auch nicht, ob dieses Wissen richtig ist. Ich weiß nicht, wer ich bin. Ich weiß nur, dass ich bin. - Das Jahr 1703 habe ich in Aufzeichnungen gefunden, die nur ich angefertigt haben kann. Alles, was mich zu meiner Vergangenheit hätte führen können, musste ich zurücklassen, bevor ich zu Euch kam. Nun, ich kam mit dem Schiff zu diesen äußeren Inseln und ich wollte mit einem Eiland beginnen, dass wir als das letzte der Inseln im Westen entdeckt hatten. Wir waren weit nach Westen gesegelt und hatten keine anderen Inseln mehr gesehen. Als wir uns während der Rückreise der Insel näherten, brach ein Unwetter los. Weit vor der Küste gerieten wir in ein Labyrinth aus Felsen und das Schiff zerschellte. Es war schrecklich und unheimlich, weil niemand die Felsen vorher gesehen hatte, sie tauchten wie von Geisterhand plötzlich um uns herum auf. Nichts war mehr da als tobende See, und ich weiß nicht wie es mir gelang, in das Dingi zu klettern. Das Unwetter war genau so plötzlich vorbei wie es gekommen war. Tagelang trieb ich umher, und immer sah ich im Südwesten eine lang gestreckte Insel, die von Tag zu Tag näher kam. Endlich erreichte ich hinter einem Riff aus Felsen einen Strand. Nur eine ganz enge Stelle, die ich zufällig entdeckte, führte durch das Riff. Ich hatte mehr gefühlt als gesehen, wie das Riff sich hinter mir wieder schloss. Dann erwachte ich in einer anderen Welt.

Wenn es ein Raum war, dann war es ein schöner Raum. Ich war in Helligkeit gebadet. Ich sage bewusst nicht Licht, weil es keine Lichtquelle gab. Ich war in einer grenzenlosen Helligkeit, die mich bis in mein Inneres umgab. Manchmal kam etwas auf mich zu und dann schlief ich lange, und irgendwann verlor ich das Denken als das was ich war. Ich hatte keine Identität mit mir selbst, keinen Anfang und kein Ende, ich war nur noch. Es gibt keine Zeit, keine Dauer für meinen Zustand. Es waren vielleicht Millionen Jahre, vielleicht aber auch nur Sekunden, in denen ich mich so befand. Aber dann änderte sich mein Befinden. Ich nahm etwas anderes als Helligkeit wahr, etwas berührte mich und ich konnte mich auf etwas anderes beziehen. Ich war nicht allein! Heute muss ich sagen, dass ich nie Angst hatte. Heute habe ich Angst, und ich muss meine ganze Kraft aufbieten, dass ich mich so verhalte, wie du und Chris es von mir erwarten. Ich habe das gelernt! Aber damals - nein, ich war in einer großen Ruhe, ich war leer, ich hatte kein Wissen."

Spencer war sehr erregt. Er streckte seine Arme zu Gru aus und sie hielt ihm ihre Hände entgegen. Viele Male ergriff er eine Hand und ließ sie schnell wieder fahren. Es entspann sich ein sonderbarer Dialog der beiden Körper. Spencer zog Gru in eine Welt, die sein Inneres mit aller Macht zusammenhielt. Er erzählte ihr von Wesen, denen er begegnete und über ein grenzenloses Wissen. Er erschloss sich dieses Wissen mit dem Entwickeln von Mustern, so wie die Wesen ihn, sein Bewusstsein gebildet hatten.

Gru fühlte immer mehr, wie eine tiefe Ruhe über sie kam. Er hypnotisiert mich, dachte sie einmal, aber sie war sich ihrer voll bewusst. Das war kein Wahnsinniger! Das war eine andere Realität! "Sag mir doch, wer sind sie, diese Wesen!" - "Ich weiß es nicht mehr, vielleicht habe ich es gewusst. Sie sind vielleicht überhaupt nicht so existent, wie ich sie gesehen habe, oder ich habe sie mir erdacht. Ich weiß es nicht! Aber sie sind überall, und sie beherrschen Raum und Zeit. Sie bewegen sich nicht und können trotzdem gleichzeitig an vielen Orten sein." "Und wie beherrschen sie Raum und Zeit?" Gru merkte, dass sie auf einer Spur in diesem Gedankengewirr war. "Siehst du, alles existiert aus Schwere und Nichtschwere, alles ist zwischen unendlich schwer und unendlich leicht, das wandelt sich ständig um, und mit der Schwere kann ich das Leichte und mit dem Leichten das Schwere steuern." - "Warum ist deine kleine Kugel so schwer?" Gru sah sich auf dem Weg zu einer Erkenntnis.
"Ja, die Kugel, sie ist ein Geschenk, das einzige, das sie mir mitgegeben haben, abgesehen von meinem Dingi. Die Kugel enthält schwere Materie. Ich nenne es so, obwohl es keine Materie ist. Es ist vielmehr ein Ort unendlicher Gravitation, der in der Kugel kreist. Es gibt unendlich viele Orte kreisender Gravitation, ja, sie bilden Materie, Atome, Sonnen und Galaxien. In der Kugel ist die Gravitation gefangen und um das zu ermöglichen, muss die Kugel sehr dicht sein. Deshalb ist sie so schwer. Sie ist hier so schwer, in einer anderen Welt ist sie anders schwer." Gru schluckte. Sie hatte zwar ein Hochschulstudium als Ärztin abgeschlossen und arbeitete in der Versorgung der Mannschaften auf Bohrinseln und Förderplattformen in der Nordsee. Aber das hier ging an ihrem Vorstellungsvermögen vorbei: "Wo kommt die Kugel her, was ist das für ein Material?" - "Das kann ich dir nicht erklären, aber ich meine mich zu erinnern, dass es Orte gibt, zwischen den Galaxien, oder in anderen Welten, wo Kugeln dieser Art entstehen. Sie haben eine große Masse, und sie werden benutzt, um kleinere Kugeln zu schaffen, mit denen Raum und Zeit beherrscht werden. "Kannst du das?" Gru zog mit der Frage am Faden, der aus dem Labyrinth führen sollte. "Ich habe es noch nie versucht, aber ich denke, dass ich es kann." Spencer kroch unruhig in sich zusammen und fügte hinzu: "aber ich werde es nicht versuchen! Ich habe die Muster des Denkens, mein Denken wird dazu führen, dass sich die Kugel dreht, wenn ich nicht mehr denke, zerbricht sie." Er sprach nicht weiter. Für die Dauer eines Augenblicks war er versucht, sich in sich zurückzuziehen, dann berührte ihn eine Hand. "Erzähl, Spencer, da gibt es doch noch viel mehr, was du mir sagen willst! Warum bist du nicht bei Ihnen geblieben?"

Die Frage kam für Spencer zu gezielt. Er war auf einen Dialog dieser Art nicht eingestellt und musste sich wieder in eine Phase der Beruhigung begeben. Gru wartete. Sie sah ab und zu nach vorn in die Nacht, aber nicht wirklich beteiligt, sie empfand sich immer mehr in den Bann dieses eigenartigen Menschen gezogen, der alles andere zu sein schien als von dieser Welt.

"Sie gehen von hier fort" begann Spencer wieder. "Sie sind seit Anbeginn auf dieser Insel und nun gehen sie fort, weil es keinen Kontakt zu dieser Welt geben kann. Ich verstehe das! Als die ersten Menschen die Insel fanden, waren sie wegen der Schönheit der Landschaft so begeistert, dass sie bleiben wollten. Nur wenige haben die Insel wieder verlassen können. Ich weiß nicht, ob überhaupt jemand wieder in diese Welt zurückkehren konnte, weil die Zeitkonstante sich immer wieder ändert. Und es kann dann nur den Zufall geben oder wie es in meinem Fall war: Sie haben es so gewollt!" - "Was ist das - die Zeitkonstante", warf Gru ein? - "Oh ja, die Zeit?! Früher war die Insel in der Zeit in der wir jetzt sind, aber es ist eigentlich nicht die Zeit, es ist der Raum. Sie haben die Insel aus dem Raum genommen" - "Und wie machen sie das?" - Spencer dachte nach, wie er Gru etwas erklären sollte, zu dem ihm Worte fehlten:" Ich werde es dir so sagen, aber so ist es nicht. Ich habe dir von der Schwere erzählt. Sie wird über die Insel gelegt und verbiegt den Raum in einen Kreis. Wenn der Kreis wieder geöffnet wird, ist die Insel in der Vergangenheit, weil sie Zeit verloren hat, nur eine Winzigkeit reicht, um die Welt zu verlieren. Ja, du kannst die Insel nicht sehen, weil sie immer etwas später, also nach deiner Zeit existiert, aber sie ist dort in der Nacht, nur etwas später." Spencer lehnte sich zurück an die Seereling und starrte Gru an. Er merkte, wie er die Verbindung zu einem Wissen verlor, dass noch vor Kurzem ihm zu eigen war. "Ich kann nicht weiter, Gru, ich muss jetzt ruhen und meine Muster suchen." Spencer kroch zum Deckshaus und sank an der Wand zusammen.

Um halb drei machte die Bruden an der rot-grünen Tonne im Hafen von La Restinga fest.



Seglergarn?



Montag 03.09.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1017 hPa

Am selben Meer

Präpositionen werden in den meisten Sprachen nicht immer gleich benutzt. So sagt man hier, "sobre el mismo mar", was eigentlich auf dem selben Meer heißt, aber in der deutschen Sprache nur so benutzt werden könnte, wenn wir uns alle auf einem Schiff befänden. - Sind wir aber auf dem Land, sei es auch nur eine Insel, dann heißt es auf Deutsch am Meer und nicht mehr auf dem Meer. - Diese versessene Genauigkeit der deutschen Sprache macht es nicht immer leicht für andere diese Sprache zu lernen. - So sagt man hier, "vivo en La Palma", was auf Deutsch wieder nicht geht, denn man müsste sich ja im Inneren der Inseln befinden, wenn man "in La Palma" leben würde. Auf La Palma muss es auf Deutsch heißen, denn wir sind ja drauf und nicht drin und auch nicht darüber. "Sobre el mismo mar" soll aber auch eher ein bisschen lyrisch bedeuten, dass wir eigentlich alle im (nicht auf) dem gleichen Boot sitzen, und der Titel hält so auch noch für ein schönes Weihnachtslied her, das so etwas wie die heimliche Kanarische Hymne ist. Benito Cabrera hat dieses Lied (vorsicht, Musik!) geschrieben und er beschreibt damit die 7 Kanarischen Inseln, die alle so unterschiedlich sind, aber eben dennoch eins, weil eben "am selben Meer."

Wer auch noch am selben Meer wohnt, das sind die Verwandten und Bekannten in der "Neuen Welt", welche aus der Sicht der hiesigen Bewohner nicht Nordamerika, sondern Mittel- und Südamerika ist. - Gerade Venezuela ist mit den Kanaren und besonders La Palma fest verbunden, es gibt eigentlich fast niemanden hier, der nicht irgendwelche verwandtschaftlichen Bändel mit dem lateinamerikanischen Staat hat. - Früher, als alles anders war und eben nur manches besser, da ging der Emigrantenstrom noch von Ost nach West, soll heißen von La Palma nach Venezuela, weil man hier, außer der vielen Arbeit auf dem Feld, sonst nicht wirklich was holen konnte. - Müde und desillusioniert von dem kargen Auskommen hier wanderten Generationen an Menschen aus La Palma nach Venezuela aus, welches heute auch so den Beinamen "la octava Isla" trägt, die achte Insel. - Inzwischen schlägt das Pendel zurück, jahrzehntelange Misswirtschaft mit den Schätzen dieses reichen Landes am selben Meer endeten in einer ziemlich demokratischen Revolution und jetzt regiert erneut ein Despot das Land, aber diesmal von unten und treibt so viele Menschen, die einiges an Besitz angehäuft haben wieder aus dem Land. - Seit Jahren nun kommen viele zurück aus Venezuela, alte Bauern, Frauen und Männer die dort vielleicht 15 Jahre gut verdient haben, aber auch junge Menschen, die nur der Abstammung nach aus La Palma sind und nun hier ihr Glück versuchen, im Land ihrer Mütter und Urväter. - Diese Mischung ist nicht ohne und manch ein, vielleicht auch geistig ein wenig "Hiergebliebener" fühlt sich leicht bedroht von der Vielzahl der Menschen, die so anders sprechen, eine deutliche andere Kultur haben, sich aber mit aller Selbstverständlichkeit hier bewegen. - Manchmal muss man dann ein bisschen nachhelfen mit der Erinnerung, und dass es sich dabei ja nicht um Einwanderer, sondern um Rückwanderer handelt, die da über das selbe Meer kommen. - Afrika liegt zwar auch am selben Meer, aber das ist eine andere, viel, viel längere Geschichte.



Sonntag 02.09.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 27,3 Grad - niedrigste Temperatur 19,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 27 Grad, niedrigste 20 Grad

Carlo - San Borondón
Kein Seglergarn: Die Bruden av Mandal - 4. Kapitel


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Gegen Mittag setzten sie Segel. Eigentlich hatte Chris den Kurs nördlich um El Hierro abgesteckt, um Spencer in Puerto de la Estaca mit seiner mysteriösen "Fracht" abzusetzen. Aber das Dingi bremste sehr und nahm immer wieder Wasser über. Spencer war nicht zu bewegen, auf sein Boot zu verzichten. Er musste mehrfach zum Lenzen des Dingis über Bord gehen, und jedes Mal bekam Chris die Wut bis Gru vorschlug, nach La Restinga im Süden der Insel zu laufen. Chris fiel ab, und die Bruden rollte mit halbem Wind gemächlicher dahin. Etwas später setzte Chris einen Kreuzballon, aber mehr als 6 Knoten konnte er dem Schiff nicht abringen. Gru hatte sich in die Koje gepackt und schlief bald tief. Spencer lag luvseitig im Schatten des Deckshauses auf einem Segelsack und achtete auf sein Dingi, weil Chris ihm unmissverständlich klar gemacht hatte, dass er die Leine kappen werde, wenn es unter Wasser schneiden würde. Eigentlich sollte er diesen Heiligen vor der Küste von El Hierro in sein Dingi verfrachten und gleich weitersegeln, dachte Chris, aber dieses Gerät an Deck - er hatte versucht, es anzuheben - es stand da wie angeschraubt. Wahrscheinlich hatte der Kerl diesen Plan ausgeklügelt, um sich der Bruden zu bemächtigen. Seine Gefühle glitten von Angst und Unsicherheit in Ärger und Neugier über. Er ließ Spencer nicht aus den Augen. "Wo kommst Du eigentlich her, Du wolltest mir etwas sagen", versuchte Chris ein Gespräch .Er griff währenddessen zu einer Klampe und lockerte die Schot. "Das Ganze hier ist doch ziemlich durchgedreht! Erst haben wir Halluzinationen, dann rammen wir ein U-Boot und du kommst uns als Anhalter in die Quere - aus dem Nirgendwo, erklär mir das bitte 'mal!" Seine Stimme hatte einen aufgeregten Unterton bekommen, der Spencer nicht verborgen blieb. "Ich kann Dir keine richtige Antwort geben, ich denke andauernd über meine Situation nach und wie ich sie mir und euch erklären kann, ich weiß noch nicht einmal, ob ich wirklich ich bin, ich denke anders als du. Warte bitte noch. Ich werde jetzt ruhen und pass bitte auf mein Boot auf, ich darf es nicht verlieren!" Gerade wollte Chris Luft holen, da bemerkte er, wie sich das Gesicht Spencers um die Augen zusammenzog, es war als wendete sich alles nach Innen. Er starrte diesen anderen Ausdruck an und lachte nervös: "Der Mann ist einfach weggetreten, nicht mehr hier - pass auf mein Boot auf - das wird ja immer gespenstischer hier!" - Er ging zum Vorschiff und zurück. In Luv zeichnete El Hierro jetzt ein deutliches Bild, die flachen Küstenstreifen des Westens würden bald über dem Horizont auftauchen, wenn der Wind hielt. Chris hatte sich die Karte vorgenommen. "Unter Land werden wir kaum Wind haben - das wird Nacht bevor wir Restinga erreichen - das Beste wird sein, den Faro de Orchilla zu passieren und dann die Nacht in der Bucht zu verbringen."

Am Abend lag die Punta Orchilla querab an Backbord voraus. Chris sah das Feuer des berühmten Leuchtturms aufblinken und hatte das Gefühl, wieder in der Wirklichkeit anzukommen. Er nutzte die Zeit vor der Wachübergabe an Gru zum Einklarieren und versuchte der Küstenwache klarzumachen, dass er wahrscheinlich einen treibenden Container gerammt habe, und dass wohlmöglich noch mehr von Dingern in der Region herumspukten. Er habe außerdem einen Mann in einem Dingi aufgesammelt, den er in La Restinga an Land bringen werde. "Bist du von allen guten Geistern verlassen, Chris?! Wie kannst du etwas über Spencer erzählen!" Gru stand hinter ihm und biss sich auf die Lippe. "Wir bekommen richtig Ärger und erstmal dieser Spencer, wie kannst du ihm das antun!" - Gru war sichtlich aufgeregt. Sie hatte tief geschlafen, und als sie aufwachte, eine tiefe Verbindung zu Spencer empfunden. Sie drängte sich an Chris vorbei und stieg an Deck. Die Sonne stand über dem Horizont. "Hey, Spencer! Hast Du hier geschlafen!" Sie sah in Augen, aus denen unbekannt starke Empfindungen auf sie zukamen, die sie an etwas erinnerten. "Chris!" Sie wandte sich von Spencer ab. "Versuch den Stützpunkt auf Hierro zu erreichen. Bei dem ruhigen Wetter können wir den Hafen anlaufen, oder was meinst du!? Ich übernehme jetzt, dann kannst du dich ein paar Stunden aufs Ohr legen!" Chris sah an dern aufragenden Hängen entlang, die im letzten Schein der Sonne nach Südwesten in die Bucht verliefen. Die Bruden trieb mit dem letzten bisschen Luft in Richtung Leuchtturm. "Ich mach' mir doch nicht die Maschine kaputt!" brummte er. "Wieso!?" - "Na. schlepp du mal so ein schweres Dingi über 20 Meilen, dann hast du auch einen Lagerschaden." - "Wir können ja langsam mit drei Knoten laufen, dann sind wir gegen zwei Uhr da. Morgen früh müssen wir so oder so motoren." Chris griff zum Telefon und bekam den Stützpunkt seines Yachtverbandes. Es sei kein Problem bei dem ruhigen Wetter in den Hafen zu kommen. Der Mann am anderen Ende riet aber wegen des Schwells an der rot-grünen Tonne festzumachen und eine Heckleine auszubringen. Diesel könne er morgen auch einnehmen. Chris schloss sich der Meinung von Gru an. "So, wir holen jetzt die Lappen runter, und dann gehe ich bis später in die Koje, pass gut auf unseren Gast auf!"

Gru ließ die Maschine an und zog langsam mit der Bruden an der dunklen Punta Orchilla entlang in die Nacht. An Backbord blinkte das Feuer.




Seglergarn?



Sonntag 02.09.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1017 hPa

Da beißt sich der Schwanz in den Hund

Kein Geld - kein Parkplatz, kein Parkplatz - kein Geld. - Alle Bagger stehen still, wenn die Bank nicht mehr so will. - Schlecht gereimt ist immer noch besser als gut bankrott, denkt man sich wohl seitens der Firma "Fuente Olén", welche sowohl die Tiefgarage der Hauptstadt, wie auch die in Los Llanos baut. - Gar nichts geht mehr, obwohl man in Santa Cruz eigentlich gerne die ersten 400 Parkplätze der Öffentlichkeit übergeben würde, dann käme wieder Geld in die Firmenkasse und man könnte daran gehen, die verbleibenden 400 Stellplätze auch noch fertig zu machen. - Ob dann auch wieder Geld da ist, das Parkhaus in Los Llanos weiter zu bauen, das kann man nur ahnen. - Das Problem ist ein bisschen komplex, könnte man sich vorsichtig ausdrücken. Das Rathaus weigert sich die ersten unterirdischen Parkplätze freizugeben, weil noch Nacharbeiten erforderlich sind, aber die Firma hat kein Geld mehr diese "kleinen Details" zu erledigen. Dass die Firma bereits bankrott sei, weil seit geraumer Zeit niemand mehr an der Baustelle zu sehen sei, dem widerspricht der Firmenchef vehement, die Arbeiter seien in Urlaub heißt es viel versprechend aus dem Mund des Geschäftsführers. - Das Geld hätte man ja, wenn man die Stellflächen freigeben würde und so nimmt diese Köpenickiade weiter ihren unschönen Verlauf.

Die Anwohner der Bauzone und die Geschäftsleute der betroffenen Region sind nämlich alles andere als "amused" angesichts dieses schlechten Theaters und grollen nun lauthals gegen Rathaus und die ausführende Baufirma. - 2 Bettler hätten das Geschäft eines Reichen machen wollen und man meint mit den zwei Bettlern die Gemeinde und die Firma, denn beide verfügten weder über ausreichende Mittel, noch über das Fachwissen, solch ein großes Bauvorhaben durchzuführen. - In der Tat, außer den erneut geschassten Sozialisten im Rathaus der Hauptstadt traut sich kein Rat öffentlich Stellung zu nehmen, wie es denn weitergehen könne, um endlich in der Innenstadt wieder zur Tagesordnung übergehen zu können. - Ganz zu schweigen von den vielen versprochenen Parkplätzen, die seit geraumer Zeit eigentlich längst in Betrieb sein sollten, lamentieren die Geschäftsleute der Umgebung mit schauderhaften Zahlen, wie weit denn die Umsätze eingebrochen seien, weil wegen der Bauarbeiten kaum noch Kunden zu ihnen vordringen können. - Ausweg? Wäre eigentlich einfach, die Bank gibt noch mal eine Spritze, dann kann die Firma weiterbauen, die ersten Parkplätze werden übergeben, die Firma erhält wieder Mittel und kann die restlichen Parkplätze weiter bauen. - Man sollte dann auch Los Llanos nicht vergessen, da liegt auch noch eine Baugrube rum, allerdings stört die nicht so wie die in Santa Cruz. - Warum aber die Banken kein Geld mehr geben, das sollte uns wirklich nachdenklich stimmen und vielleicht muss man sich bei solch großen Bauvorhaben die ausführenden Firmen besser aussuchen.



Samstag 01.09.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 27,2 Grad - niedrigste Temperatur 19,0 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 21 Grad

Carlo - San Borondón
Kein Seglergarn: Die Bruden av Mandal - 3. Kapitel


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Der Wind war leicht aus Nordost aufgefrischt. Chris holte die Segel ein und setzte die Fock back. Die Bruden trieb auf der Stelle. Nur langsam kam das Dingi näher. "Der liegt so tief im Wasser als ob er kurz vorm Absaufen ist", erzählte Gru, die den Anstrengungen des Ruderers im Kieker folgte, "lass uns 'mal eben die Maschine anwerfen, dann wissen wir, was los ist! - Das scheint ein Mann zu sein, aber er ist sehr schmal in den Schultern. - Er hat lange blonde oder weiße Haare. Jetzt dreht er sich um, ich glaube er kann nicht mehr - komm, wirf den Jockel an!"

"Hola", meinte Chris von sich geben zu müssen. Er hatte etwa zwei Längen entfernt östlich vom Dingi in Luv beigedreht. Er deutete mit der Hand einen Gruß an und versuchte sich mit einigen spanischen Brocken. Noch während er seine Worte rief, überkam ihn die Sinnlosigkeit seines Fragens. Gru stand wie angewachsen am Heckkorb und verinnerlichte den Anblick eines hochgewachsenen Mannes mit langem schmalen Gesicht, dass in seiner Blässe nur wenig von den weißen Haaren abstach. Unter intensiv blickenden großen Augen verlief ein langer weißer Bart in das einrahmende Haupthaar, das sich um ein weit geschnittenes blusenartiges Hemd legte. So weiß wie das Hemd war die enganliegende knielange Hose. Der Mann hatte sich an den Bug des altertümlich anmutenden Gefährts begeben und hielt einen Tampen hoch. Er wirkte sichtlich erschöpft.

"De donde eres" versuchte sich Chris wieder? Der Mann winkte mit seinem Seilende und zeigte auf das Heck der Bruden - eine eindeutige Geste. Es lag Chris auf der Zunge, ihm die Position zu nennen und eine gute Reise zu wünschen, aber Gru sprang in seine schwankende Gedankenwelt. Sie hatte sich aus ihrer Verblüfftheit gelöst. Wenn das alles heute Morgen jenseits einer normalen Vorstellungskraft lag, dann war das hier zwar eigenartig aber begreifbar. Sie hatte einen Festmachervorlauf aus der Back geholt und über das Dingi geworfen. "We'll pick you up" ließ sie dem Tampen folgen. Der Mann bewegte sich vorsichtig in die Mitte des Dingis und knotete das Ende an seine Bugleine. Gru holte die Leine ein und legte sie auf eine Klampe. Die beiden Boote dümpelten keine Länge mehr nebeneinander. Chris war auf das Deckshaus gestiegen und konnte einen Blick in das Dingi werfen. Auf Baumstämmen und starkem Astwerk lagerte in der Mitte des Bootes ein kleines, metallenes Gestell, das seine Aufmerksamkeit fesselte. "Wir müssen versuchen, ihn an Bord zu holen, aber ich fürchte, er muss in's Wasser, so kriegen wir ihn nicht rüber. Er soll sich eine Schwimmweste abholen. Wirf ihm eine Leine zu!" Chris gestikulierte, um dem Mann klarzumachen, was er vorhatte. Offensichtlich fand er Verständnis für sein Vorhaben, aber der Mann winkte ab und zeigte auf das Metallgestell. Der Wind hatte aufgebrist. Ein Untergang des Dingis war bei dem geringen Freibord nur noch eine Frage der Zeit.

Gru hatte in Lee das Fallreep angebracht, und was jetzt passierte verschlug ihnen fast die Sprache. Der Mann war über Bord gesprungen, hatte mit einigen Zügen das Reep erreicht und stand vor ihnen. Chris griff nach seinem Messer. "My name is Spencer", vernahmen sie die Vorstellung der seltsamen Erscheinung. Der Mann dankte ihnen, und er werde ihnen alles später erklären. Wichtig sei die Bergung des kleinen Gestells. "Es ist sehr, sehr schwer, und wir müssen uns beeilen! Es wiegt einige hundert Pfund" fügte er lächelnd hinzu. Wir werden es an Deck festzurren und brauchen eine feste Unterlage, die das Gewicht verteilen kann! Stellt bitte jetzt keine Fragen und helft mir bei der Bergung!" Gru fand als erste die Sprache wieder: "OK, das ist Chris und ich bin Gru, und du siehst zu, dass du dir eine Rettungsleine schnappst und wieder von Bord kommst, während wir das hier machen. Chris, los. Hol den Spibaum. Wir packen die Dalbenfender mitschiffs hin und vertäuen das Ding da!" Sie zerrte die massiven Bohlen aus der Halterung und verspannte sie auf Deck. Chris hatte den Spibaum nach achtern gezogen und am Hauptmast eingepiekt. Dann löste er das Ersatzfall, ein fünf Millimeter Stahlseil, das über einen Block vor dem Mast lief und klinkte es in die Nock vom Spibaum ein, durch die er einen dicken Festmacher gezogen hatte. Er zog das Seil auf der Ersatzwinsch an, der Spibaum ging außenbords und knallte gegen die Unterwant, wo Chris ihn mit einem Bändsel einfing und zwischen Want und Seereling festband. Spencer hatte bald die beiden Enden des Festmachers erwischt und das eine Ende im Gestell verknotet. Am anderen Ende holte er das Dingi behutsam unter die auf und ab schwingende Nock des Spibaums. Keine vier Meter von der Bordwand der Bruden entfernt pendelte die Nock immer mehr über dem Gestell auf und ab bis sie es fast berührte. In einem nahen Moment zog Spencer den Laufknoten zu und warf sich in das Boot.

Von der plötzlichen Schlagseite wurde Gru völlig überrascht. Die Bruden krängte über und nahm Wasser an Deck. Gru rutschte in die Seereling und sah wie mit der nächsten Welle unter dem Schlag des Gestells die Heckbank des Dingis zerbarst. Dann kam das Dingi frei und schwamm wie erlöst an der Schleppleine davon. Spencer war wieder auf dem Weg zur Bruden und kroch Sekunden später an Deck. Chris hatte die Maschine angeworfen und die Hydraulik der Winsch aktiviert. Er hievte Zentimeter um Zentimeter den Spibaum hoch. Was mochte das Ding nur wiegen?! Gru war wieder mittschiffs und peilte über das Seegeländer. "Halt, es ist hoch genug, ich hole es jetzt"! - "Lass die Finger davon, das haut uns das ganze Schiff auseinander" brüllte Chris los. Er vibrierte am ganzen Körper. Er versuchte vergeblich mit dem Piekhaken die ausgelaufene Nokschot einzufangen, die er als Achterholer angebracht hatte. Mit einem Satz war Spencer wieder im Wasser und fischte die Schot und sich an der Rettungsleine hoch. Chris zog sie um eine Schotwinsch und wies Spencer an, zu Gru zu kriechen, um ihr beim Einholen der Vorderschot zu helfen. Nach einer Minute des Bangens richtete sich die Bruden wieder auf.

Nach dieser Erfahrung verlaschten sie das Gestell auf den Dalbenfendern nach allen Seiten. Der Wind hatte auf 4 Windstärken zugenommen und quer laufende Seen aufgebaut. Gru überkam ein unerklärliches Gefühl der Zufriedenheit. Sie hatte für Spencer einige trockene Sachen herausgesucht. Jetzt stand er lachend vor Ihnen, während die Bruden Kurs auf El Hierro nahm.




Seglergarn?



Samstag 01.09.07 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1015 hPa

Das Nein alleine reicht nicht um eine Trauminsel zu bewahren

So still schweigt man seitens der Provinzregierung über die Autobahn. - Ob das was Gutes bedeutet, das kann man sehen wie man will, aber gerade verkündet José Manuel Soria, bekennender Aznar-Klon (oder Clown?) und neuer Finanzrat der obersten Kanarischen Regierung, dass im neuen Haushalt 960 Millionen Euro für Infrastrukturmaßnahmen vorgesehen sind, verteilt auf die Jahre 2007-2011. - Der Wahnsinn hat also Zahlen, Namen und ein Gesicht, laut Soria soll es dann 42% mehr Straßen auf den Kanaren geben, vergleicht man das mit dem Jahr 2001. - Da wir aber eigentlich überhaupt nicht mehr Straßen benötigen, sondern mehr Ärzte und Lehrer, muss man es erneut heftig bedauern, dass die beiden konservativen Parteien, die Coalición Canaria und der Partido Popular einen Pakt der Verlierer geschnürt haben und nun weiter regieren, obwohl beide Gruppierungen bei den letzten Kommunalwahlen heftig abgewatscht wurden. - Einzelheiten, welche Infrastrukturmaßnahmen nun vom Haushalt abgedeckt sind sagt man uns noch nicht, oder will man uns noch nicht sagen. - Über die polemische Autobahn, welche sich über La Palma ziehen soll, von Santa Cruz über die Cumbre zum nicht genutzten Hafen von Puerto de Tazacorte, hört man seit den Wahlen keinen einzigen Ton mehr aus dem Mund eines Mitgliedes dieser Betonfraktion.

So prallt natürlich jeglicher Protest ab, wie an einem Geist und langsam fangen die Autobahngegner an sich gegenseitig die Moral abzukaufen, weil man den gemeinsamen Gegner verloren hat. - Scheint ein Problem bei jedem "Nur Protest" zu sein und da tut es besonders gut, wenn plötzlich Lokalpolitiker versuchen, nicht nur ihr Wahlversprechen einzulösen, sondern Alternativen anzubieten, welche die Autobahn unnötig machen können. - Im Rathaus von El Paso haben sich ja die Sozialisten mit ihrer Alpha-Frau Dolores Padilla an der Spitze durchsetzen können und ganz vorne auf der Fahne dieser jungen Truppe steht das Nein zur Autobahn. - Nun hat man mit sanftem Strich eine Umgehungsstraße für El Paso aufgezeichnet, die einem Ziel absolute Priorität gibt, kein einziges Haus soll für den Bau der Straße abgerissen werden. Weiter wird die Trasse auch nicht vierspurig, sondern hat nur zwei Fahrspuren und die Gesamtbreite, also Fahrbahnen, Seitenstreifen und Sicherheitszone rechts und links neben der Straße, wird die 30 Meter nicht überschreiten. Die Autobahn, oder korrekt "autovía", hätte eine Gesamtbreite von 90 Metern gehabt und ihr wären zahlreiche Häuser zum Opfer gefallen. - Die Alternative zweigt, von Los Llanos kommend noch vor dem Fußballplatz nach Südost ab, quert etwa auf der Höhe der Calle Gamez die Straße nach Tacande und schwenkt dann zurück nach Nordost um am Kreisverkehr oberhalb der Shell-Tankstelle wieder auf die bisherige Trasse, die LP3 zu gelangen.

Dabei geht man davon aus, dass an vielen Stellen von Los Llanos bis zum Tunnel genügend Möglichkeiten bestehen, zukünftig und nach wirklicher Notwendigkeit, einen dritten Fahrstreifen zu erstellen, der das Überholen von langsamen LKW gefahrlos ermöglicht. - Nur die Ortsdurchfahrt El Pasos ist nicht erweiterbar und kann zukünftig zu Engpässen führen, dem will man mit einer Umgehungsstraße Rechnung tragen. - Ein paar Überholspuren mehr und eben die Umgehungsstraße El Pasos, sollen den Forderungen einer Autobahn durch das Weltbiosphärenreservat auch noch das letzte Argument nehmen. - So ist die Zielsetzung, aber man muss auch bei diesem alternativen Verkehrsweg klar sagen, auch wenn kein Haus dafür abgerissen werden muss, für einige Anwohner wird eine Straße näher ans Haus rücken. - Deshalb gibt es noch die Überlegungen, Teile der Umgehungsstraße als Tunnel zu führen, um den Eingriff einer neuen Straße auf die Umgebung so gering wie möglich zu halten. - Aber bitte noch nicht euphorisch werden, jetzt geht es erst darum diese Alternative von der technischen Seite nach der Machbarkeit zu prüfen und dann erst der Provinzregierung als Alternative vorzuschlagen. - Im neuen Flächennutzungsplan der Stadt, an dem man gerade eingehend arbeitet, wird aber schon diese Variante auftauchen und nicht mehr die beißende und fette Autobahnschlange durch das komplette Aridanetal. - Gefeiert werden darf noch lange nicht, zumal ja auch noch die Ablehnung dieser Pläne durch die Provinzregierung nahe liegt, denn was die Sozialisten in El Paso planen, das bedeutet für alle konservativen Kräfte ein echtes rotes Tuch.

Immerhin arbeiten nun auch Teile der Politik an vernünftigen Lösungen, um dafür zu sorgen, dass aus der Traum-Insel La Palma keine Trauma-Insel wird. - Das mit der Trauminsel stammt übrigens nicht von mir, sondern vom NDR. - Da kann man gleich noch einen TV-Tipp anschließen: Heute Nacht, ab 0:30 Uhr sendet der Norddeutsche Kanal die "Nacht der Trauminseln". Beiträge über Banyan Tree (Malediven), St. Helena, Ao Phang Nga (Thailand), die Kangaroo-Island gibt es dort genau so zu sehen, wie eine 45-minütige Sendung über La Palma. - Das ist doch wieder was für das Selbstbewusstsein und Anregung, noch mehr dafür zu tun, dass La Palma auch in dieser anmutigen Aufzählung von Trauminseln bleibt. - An El Paso soll es nicht liegen…




Familie Ellen & Simon Märkle

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