Dienstag 28.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 62 % - Luftdruck 1020 hPa
El Paso auf der Schweizer Tourismusmesse
"IViaggiatori" heißt diese Messe rund um das Thema touristische Angebote und der italienische Name verrät uns, dass diese Veranstaltung in der italienischen Schweiz stattfindet, im Tessin, genauer gesagt im schönen Lugano. - So kommen die meisten Ausstellers auch aus Italien, aber die Besucher reisen aus der gesamten Schweiz an und da wollen wir uns auch präsentieren. - Wir haben uns gezielt eine der "kleineren" Messen ausgesucht, einmal da die Kosten selbst für eine solch bescheidene Gemeinde wie El Paso zu stemmen sind und da wir grundsätzlich den Kontakt zum möglichen Gast suchen und nicht auf einer Messe wie der "Fitur" oder der "ITB" in einem Gemeinschaftstand mit den großen Kanareninseln untergehen wollen. - So haben wir unseren eigenen Stand von immerhin 15 Quadratmetern und werden sowohl für La Palma, aber natürlich auch für unsere Stadt El Paso direkt werben können. - So haben wir uns gut vorbereitet, im direkten Gespräch mit den interessierten Besuchern, die Möglichkeiten und Vorzüge unseres Ortes und der Insel aufzuzeigen und die damit verbundene Chance, auf einen individuell und alternativ gestalteten Urlaub, für nicht ignorante Reisende.
So werden wir unseren Schwerpunkt auch auf die landschaftlichen Vorzüge und besonders die kulturellen wie gesellschaftlichen Besonderheiten dieser Insel legen, auch ganz gezielt um uns abzugrenzen vom breiten "Kanarensog" nach Sonne, Strand und "All-Inklusive". - Archäologisches Museum gegen Ballermann, Wanderungen statt "Jeep-Safaris", Mojo und frischen Ziegenkäse anstatt Paella. - Wir schleppen handgefertigte Zigarren mit uns, süßes Mandelgebäck und Mojo aus El Paso, frischen Ziegenkäse aus Las Manches, schweren Malvasía-Wein der Bodega Tamanca, denn die liegt in El Paso, Seide aus dem Museum, Salz aus dem Süden der Insel und noch viele andere Kleinigkeiten, die wir dort dem Publikum näher bringen wollen. - Dann noch über 200 Kilo Prospektmaterial und wir zeigen permanent Filme und Fotoserien auf einer Leinwand, um dem interessierten Besucher die Vielschichtigkeit unseres landschaftlichen Angebotes zeigen zu können. - Wie wir das da allen hinbekommen wollen, das alleine ist schon eine Geschichte für sich, denn die frischen Sachen müssen wir alle selber schleppen, lediglich die Prospekte konnten wir per Fracht auf den Weg bringen. - Wir reisen also heute Mittag wie die Zigeuner bepackt erst nach Madrid, dann weiter nach Mailand und sind, wenn die Verbindungen pünktlich sind, gegen Mitternacht in Lugano. - Morgen wird dann aufgebaut, und am Donnerstag ist der erste Messetag, der noch den Reiseveranstaltern und der Presse vorbehalten ist. - Die weiteren vier Tage ist für das gesamte Publikum geöffnet und da werden wir unsere ganz Kraft reinlegen um so viele Menschen wie möglich davon zu überzeugen, dass ein Urlaub auf La Palma eine ganz besondere Angelegenheit ist und nichts von der Stange. - Am kommenden Sonntagabend ist dann gleich der Abbau und wir fliegen am Montag den 3.11. wieder zurück, etwas umständlich über Mailand, Madrid und Gran Canaria und sind dann mit der letzten Maschine kurz vor 21:00 Uhr wieder auf La Palma. - Leider reisen wir nur zu zweit, die Stadträtin für Tourismus Chamaida Armas und ich, El Paso muss auch vorsichtig mit den Kosten sein, so dass wir uns dort keinen freien Tag gönnen können. Wenn wir am Mittwoch allerdings fleißig sind und den Aufbau schnell schaffen, dann bleibt uns vielleicht noch ein bisschen Zeit mal was von dem viel gepriesenen Lugano zu sehen, ansonsten sind wir auf die Messe fixiert und haben den großen Ehrgeiz etwas für unsere Gemeinde und Insel zu erreichen. - Da die Wetteraussichten für diese Ecke der Schweiz miserabel sind, Regen jeden Tag, hoffen wir auch auf reges Besucherinteresse auf der Messe, die Urlauber dort in der Region haben ja die Tage sonst kaum was zu tun. - Sie können sich sicher sein, dass ich ganz viele Fotos und einen detaillierten Reisebericht nach meiner Rückkehr verfassen werde. - Bis dann.
Montag 27.10.08 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 29 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 35 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 29,3 Grad - niedrigste Temperatur 17,4 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 24,5 - Temp. min. 9,1 - Feuchte 30 - 82 % - Niederschlag 0 mm
Einweihen ist nicht Eröffnen
Was können wir manchmal naiv sein. - Da gibt es eine groß angekündigte Einweihung des Hallenbades in Tazacorte, knapp vor den Kommunalwahlen im Mai letzten Jahres, und jetzt erst können die ersten Gäste in diesem Schwimmbad auch plantschen gehen. - Das ist nicht das erste Mal, dass wir peinlich genau zwischen Einweihung und Eröffnung unterscheiden, sollte dringender politischer Handlungsbedarf bestehen und der besteht vor Wahlen allemal, dann weihen wir hier Werke, Gebäude, Museen und Fabriken ein, die irgend wann mal gebaut werden sollen. - Mal anders herum, stünde alles das schon, was wir schon eingeweiht haben, sei es auch nur astral, dann wäre der Platz bereits rar geworden auf dieser Insel. - Aber wollen wir nicht kleinlich sein, was nützt es denn dem Ansehen des Bürgermeister jetzt, wenn bis zu den nächsten Wahlen noch zweieinhalb Jahre ins Land gehen? - Seinerzeit hieß es, da nicht nur ich bemerkt habe, dass das Bad zwar eingeweiht ist, aber noch kein Weihwasser im Pool, es handle sich nur noch um Kleinigkeiten, schon bald könne man sich wunderbar in dem Schwimmbad erholen.
Nach wie vor kann ich La Palma wunderbar als große Entschleunigungsmaschine empfehlen, wer das durchsteht, so mit mitteleuropäischen Erziehungswurzeln, der hat ein wunderbares und entspanntes Leben vor sich. - Allerdings ist mir aufgefallen, dass die meisten nicht aus ihrer Haut können, oder sollten sie das versuchen, dabei manchmal richtig aus der Haut fahren…. - Schön ist das Bad geworden, eine 25 Meter Bahn, ein kleiner Pool für Kids und solche die es bleiben wollen, ein Whirlpool, Sauna, Wasserfall, Massagedüsen, Solarium und türkischem Bad. - Da hat man sich also nicht lumpen lassen in Tazacorte und nun versteht man vielleicht auch, warum man insgesamt dazu mehr als 2 Legislaturperioden verschlissen hat und insgesamt 1,5 Millionen Euro in das Schwimmbad und den dafür notwendigen Umbau der Sporthalle gesteckt hat. - Dafür ist der Eintritt mit 3 Euro ja sogar billig, den man auch noch durch Mehrfachkarten oder andere Bonus-Angebote verbilligen kann. - Das Bad befindet sich übrigens im "Polideportivo" dem großen Rundbau auf der linken Seite, kurz bevor man ins Stadtzentrum kommt, natürlich aus Richtung Los Llanos gesehen. - Kommt man aus der anderen Richtung, dann kann das Bad auch durchaus auf der rechten Seite liegen… Betreiber des Bades wird die Gemeinde Tazacorte selbst sein, was mutig erscheint, anhand der Erfahrungen mit Badeeinrichtungen, die man sonst wo auf der Welt in kleinen Orten gesammelt hat, oder aber auch hier auf La Palma, wo das größere Bad "Baltavida" in Breña Alta sich zu einem, für den Stadtsäckel, unangenehmen Zusatzgeschäft gemausert hat. - Dort führt zwar eine Gesellschaft die Geschäfte, hat aber von der Gemeinde die Zusage erhalten, die Defizite erstattet zu bekommen. - Feine Geschichte, so verhandelt man gerne… Bleibt also nur zu hoffen, dass man da in Tazacorte eine glücklichere Hand mit dem Betrieb des Bades hat, denn ausgerechnet jetzt, wo die Gemeinden so viel weniger Geld von der Provinzregierung erhalten als früher, wäre es doch schade, wenn man ein eingeweihtes und eröffnetes Bad gleich wieder mit dem Kinde ausschüttet.
Montag 27.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 70 % - Luftdruck 1021 hPa
Der Bartel hat den Most Zuhause
Bis auf ganz außergewöhnliche Lage im Nordwesten der Insel, ist die Weinlese dieses Jahr "durch". - Traditionell werden die letzten Trauben erst Anfang November geerntet, in Lagen weit über1.000 Meter Höhe hat es durchaus schon mal "Eiswein" gegeben, allerdings ohne dass man hier daraus eine Spezialität keltern würde. - Man ist zufrieden, auch wenn es bei weitem keine Rekordernte ist, denn wir haben nach wie vor hier auf der Insel einen Rotweinsee abzutrinken, besonders aus den Jahrgängen 2005 und 2006 und können uns deshalb eigentlich keine weitere Rekordernte leisten. So gibt man sich pragmatisch mit der mittleren Menge von 1,3 Millionen Kilo zufrieden und erfreut sich eher an der hohen Qualität der Trauben anstatt mit untrinkbaren 2 Millionen Kilo, wie es noch im Jahr 2005 war. - Dabei war das Jahr ja komplett ohne Unwetter, keine Stürme, keine Hitzewellen, nur die üblichen Zipperlein mit den Schädlingen konnten in diesem Jahr die Freude der Winzer trüben. - Allerdings reicht es ja nicht, den Wein nur zu produzieren, wenn man die Marktwirtschaft auch nur ein kleines bisschen verinnerlicht hat, dann stellt sich das Wohlempfinden auch erst ein, wenn man das Produkt verkauft hat.
Genau da hapert es bei uns leider gewaltig. - Nicht nur, dass unsere Weine kaum auf den anderen Inseln angeboten werden, es gelingt einfach überhaupt nicht, die palmerischen Tropfen auf spanische Festland oder gar nach Mitteleuropa zu exportieren, wir müssen unseren ganzen Wein, mit freundlicher Unterstützung der Inselgäste, selber trinken. - Das hat nichts mit der Qualität unserer Weine zu tun, eher mit Moden, Trends und unserer nur spärliche vorhandenen Fähigkeit des Marketing. - Immerhin hat sich ein bisschen was an dem äußeren Erscheinungsbild der Flaschen und Etiketten getan, in welchen wir unsere Wein nun anbieten. Brüllte einen vor fünf Jahren noch jedes zweite "Lable" unserer Weine mit einem heißen: "Kauf mich bloß nicht!" an, weil einfach so grottenschlecht designt, so lassen sich inzwischen die Bodegas von Grafikern beraten und stellen so auch manch optisch ansprechende Flasche ins Regal. - Dabei wissen wir längst, jede zweite Flasche Wein wird nur nach dem Aussehen gekauft und nach dem Namen, was dann darin steckt, scheint dann erstmal nebensächlich. - Dennoch bleibt, weniger bei den modisch im Trend liegenden Weißweinen aus dem Norden der Insel, immer noch ein bedeutender Weinsee in den meisten Keltereien liegen, gegen den man einfach kein passendes Rezept finden will. - Es wird weniger Wein getrunken auf La Palma, das schreibt man den vielen Alkoholkontrollen zu und so zögern viele Bodegas auf La Palma auch mit dem Ankauf roter Trauben und bieten den Weinbauern selbst nur sehr wenig Geld für ihre Reben. - Das führt auch wieder dazu, dass so mancher kleinere Weinbauer seine Trauben erst gar nicht in den Handel bringt, sondern wieder selbst keltert und diesen Wein dann unter Freunden, Bekannten und dem nahen Umfeld verteilt, die dann wiederum als Kunden für Flaschenweine ausfallen. - So bleibt das prinzipielle Problem, wir produzieren mehr Wein als wir trinken können oder wollen und sollten uns deshalb mal heftige Gedanken machen, wie wir denn unsere Weine auch anderswo erfolgreich anbieten könnten.
Sonntag 26.10.08 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 45 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 26,5 Grad - niedrigste Temperatur 16,5 Grad
Sparen, aber wie?
Das mit dem enger geschnallten Gürtel ist ja nur ein Bild, Geld sparen kann man damit nicht und da wir nun doch in Zeiten leben, da mit Bildern alleine noch nichts bewegt wird, geht nun eine große öffentliche Diskussion los, wo man denn Geld einsparen könnte. - Die Situation sieht eigentlich so aus, dass die Inselregierungen und die Gemeinden im kommenden Jahr mit an die 25% weniger Geld auskommen müssen. - Das ist ein Hammer, versuchen Sie doch mal mit so viel weniger Geld den gleichen Service wie bislang aufrechterhalten zu wollen. - Das geht wohl nicht, da sind sich alle einig, nicht aber in den Methoden und wo denn nun gespart werden soll. - Weitere Kredite aufnehmen, das geht nicht, denn bis auf ganz kleine Ausnahmen sind alle Gemeinden längst bei ihrem oberen Kreditrahmen angelangt und Geld drucken, das möchte vielleicht so mancher Bürgermeister plötzlich lernen, aber ein wirklich hilfreicher Vorschlag ist das auch nicht. - Personal, das ist immer ein ganz großer Posten, allerdings trifft man da wieder auf die Gewerkschaften, die immer noch große Macht und Einfluss hier in Spanien besitzen und jedem Bürgermeister der Personal entlassen will, heftiges Medienfeuer entgegensetzen. - Keine Neueinstellungen, das ist eh schon klar, ich glaube keine Gemeinde hier auf La Palma hat in den letzten Monaten Personal eingestellt.
Ein ziemlich großer Posten in unseren lokalen Haushalten sind immer auch die Fiestas, galt doch bislang bei uns ein gelungenes Fest immer auch als Leistungsschau für die momentane Stadtverwaltung und da hat man sich halt nicht lumpen lassen. - Bei den Fiestas zu sparen, da gibt es wohl auch Volkskonsens, allerdings schon wieder nicht, bei den Programmpunkten, die man denn kürzen, ganz einsparen oder nur beschneiden will. - Da hat Los Llanos vor ein paar Wochen beschlossen alleine durch die Straffung der Wahl zur Karnevalskönigin 120.000 Euro zu sparen, da jammern jetzt schon wieder Traditionalisten dieser Galavorstellung nach und klagen den Bürgermeister der Karnevalsschändung an. - In El Paso steht nächstes Jahr ja wieder die große Romería an und man denkt jetzt bereits darüber nach, welche Spektakel man denn ausfallen lassen kann, ohne das Fest im Ganzen zu beschädigen, da laufen nun Miesepeter durch den Ort und proklamieren die Schandtat der Bürgermeisterin, die Romería ganz ausfallen zu lassen. - Das ist natürlich nicht so, aber wir neigen ja allesamt zum selektiven Zuhören und auch Weiterflüstern, so wie man das hervorragend von dem höchst demokratischen Spiel "Stille Post" kennt. - Dabei hofft man ja in den meisten palmerischen Gemeinden noch auf das Wunder, die Flächennutzungspläne endlich abgesegnet zu bekommen, dann könnten endlich viele bereits geplante Bauvorhaben realisiert werden, bei denen die Gemeinden dann saftige Gebührenrechnungen stellen können. - Allerdings wissen wir ja aus Erfahrung, dass die meisten dieser Pläne keine wirklich kurzfristige Besserung versprechen und so werden wir das kommende Jahr sicher noch Knausern müssen. - Die Gehälter der Politiker kürzen, das ist so ziemlich der häufigste Vorschlag den man in den einschlägigen Blogs und Kommentarzeilen der Zeitungen lesen kann, aber ich darf da wenig Hoffnung schüren, dass das so kommen wird. - Sicher wird es keine Gemeinde wagen, die Bezüge der Räte im kommenden Jahr zu erhöhen, oder aber man schenkt uns damit dann neue Presselieblinge und wir haben endlich mal wieder richtige Skandalnudeln hier auf der Insel. - Mal sehen, ob uns irgendjemand den Gefallen macht, ansonsten werden wir weiterhin von der wunderbaren Phantasie geleitet werden, wie denn die berühmte öffentlichen Hand sparen kann, ohne jemandem weh zu tun. - Geht nicht? - Stimmt leider.
Sonntag 26.10.08 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 72 % - Luftdruck 1021 hPa
Kulturbanausen
Die heutige Sonntagspresse überschlägt sich mit Berichten über die Wiedereröffnung des Teatro Circo de Marte, gestern wurde wohl jeder der einen Stift halten kann in die Hauptstadt gesandt, um dann einen Bericht über dieses, für uns historisch betitelte Ereignis zu berichten. - Es ist auch interessant, wie unterschiedlich der Faktor Zeit gesehen oder gefühlt wird, bei manchen war das Theater 21 Jahre geschlossen, bei anderen 24 Jahre und dann gibt es noch eine Hardcore-Fraktion, die behauptet seit 28 Jahren hätte es in dem Haus keine Vorstellung mehr gegeben. - Da mischen wir uns nicht ein, das wissen andere besser, oder eben auch nicht, wobei es völlig egal ist, wer denn von den Berufshistorikern nun Recht hat. - Vielleicht einigt man sich auf "annähernd ein Vierteljahrhundert" und hat damit ein stimmiges Passepartout. - Den Coup landeten gestern allerdings demonstrierende Lokalpolizisten aus vielen Gemeinden La Palmas, die eine Solidaritätskundgebung für die Stadtpolizei der Hauptstadt abhielten. - Denn auch Santa Cruz muss sparen und dort hat man, entgegen der Wahlversprechungen, den Polizeikörper nicht weiter aufgestockt, sondern sogar abgebaut, was nun zu deutlichen personellen Engpässen geführt hat.
Just als nun die ganze illustre Prominentenschar ins Theater geführt wurde, positionierten sich dort unübersehbar die Protestanten und für viele Kameraleute und Fotografen war es bereits ein kunsthandwerklicher Akt, ein Foto oder einen Filmausschnitt zu erhaschen, auf dem die störende Meute der demonstrierenden Polizei nicht erscheint. - Eine etwas kuriose Situation, auch für die Dienst habenden Polizeikollegen der Hauptstadt, die sollten nun die für sie demonstrierenden Polizisten so weit in Schach halten, dass der Einmarsch der Promigladiatoren in das Theater nicht zum Spießrutenlauf geriet. - Es gab keine Probleme, dazu sind die Polizisten zu diszipliniert, allerdings kam kein Premierengast ins Theater, ohne diesen faden Beigeschmack des banalen Alltags sehen zu müssen. - Es passt eben nicht recht, wenn man in Krisenzeiten, die auch noch von "oben" verordnet werden, mit drastischen Kürzungen beim Personal im öffentlichen Dienst prunkvolle Feierstunden zu zelebrieren. - Die Premierenaufführung wurde dann noch in höchsten Tönen gelobt, das macht man auch nicht anders und so hat die Hauptstadt ein kulturelles "Großod" wieder in ihrer Mitte eröffnet, aber dennoch zu wenig Polizisten und jeder für sich muss nun entscheiden, was wichtiger ist. - Wobei ich mal anzweifeln will, ob die Hauptstadt die geforderten Stadtpolizisten eingestellt hätte, wenn das Theater nicht restauriert worden wäre.
Samstag 25.10.08 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 59 % - Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 26,5 Grad - niedrigste Temperatur 16,5 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 24,7 - Temp. min. 7,5 - Feuchte 38 - 91 % - Niederschlag 0 mm
Noch `ne Wiedereröffnung
In der Hauptstadt stapeln sich jetzt die Wiedereröffnungen. - Erst das Teatro Circo de Marte und wenn man dem Stadtrat für Kultur der Hauptstadt, Jesús Nuño glauben darf, dann wird auch bald die "Santa María" wieder für das Publikum zu besuchen sein. - Das Schiff befindet sich am nördlichen Ende der Hauptstadt und schließt die schöne Plaza de la Alameda ab, unter deren Bäumen man gerne verweilt, wenn man sich durch die engen Gassen der Hauptstadt an den vielen Engländern von den Kreuzfahrtschiffen vorbeigeschlichen hat. - Das Schiff heißt übrigens gar nicht Santa María, sondern eigentlich "Estrella de los Mares", aber meistens wird es "Barco de la Virgen", also schlichtweg "Schiff der Jungfrau (María)" genannt. - Allerdings soll es eine Nachempfindung der Caravelle des Cristobal Colón sein, welche auf den Namen Santa María getauft wurde und vor mehr als 500 Jahren eine bis heute folgenschwere Entdeckung gemacht hat. - Dass das Schiff eigentlich "Estrella de los Mares" heißt wissen wir aus dem Gedicht des Poeten Antonio Rodríguez López, der 1875 den "Dialog zwischen dem Schiff und der Burg" für die Feierlichkeiten zu Ehren der Virgen den las Nieves verfasst hat. - Damals stand da aber noch kein Schiff, das wurde erst 1940 gebaut, unter kräftiger Mithilfe des Lions Club und seit dem wird das Schiff auch bei allen möglichen Festivitäten als gern gesehener Mittelpunkt benutzt.
Das Schiff steht aber nicht einfach nur so da, sondern beherbergt im Inneren auch noch das Schifffahrtsmuseum der Insel, Museo Naval genannt. - Das ist eine sehr interessante Ausstellung für alle die Fernweh und Salzwassergeruch lieben, und für eine Hafenstadt und eben auch für eine Insel von größter Bedeutung ist. - Seit dem Jahr 2001 ist aber das Schiff und das Museum für den Publikumsverkehr gesperrt, kleine Reparaturarbeiten hieß es anfänglich, aber das kennen wir ja schon, das kann ein Tröpfen länger dauern. - Eigentlich sollte alles zum großen Bajada-Jahr 2005 fertig sein, aber wer nimmt das schon so genau mit den Jahren, wohl nur Drängler und Herzinfarktkandidaten. - Ende November gibt man uns jetzt zu hören, dann kann sowohl das Schiff, wie auch das Museum wieder besucht werden. - Den ersten Monat will man auch keinen Eintritt verlangen, das wird wohl dann der Dezember sein, ab Januar soll es dann aber Geld kosten, unsere marine Vorgeschichte im Bauche eines Schiffes begutachten zu können. - Die müssen ja nicht gleich zuschlagen wie die Gemeinde San Andrés, die ja jetzt kräftigen Eintritt für freies Land berappt, man kann solch ein Eintrittsgeld ja auch so gestalten, dass der Besucher diesen Unkostenbeitrag gerne gibt, um die Dinge so zu erhalten wie er sie vorgefunden hat. - Das sollte jetzt keine weitere Stichelei gegen die Gemeinde San Andés y Sauces sein, die müssen selber wissen, ob sie sich unbedingt aus dem Besuchsprogramm der Gäste dieser Insel ausschließen wollen. - Auf das Schiff, da freue ich mich schon richtig, ich komme zwar aus dem tiefsten Niederbayern, dennoch liebe ich alte Seefahrergeschichten und ein Marinemuseum ist für mich fast so lockend wie ein frisches Falterbräu.
Samstag 25.10.08 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 73 % - Luftdruck 1024 hPa
Kulturschock
Stellen Sie sich vor, das Teatro Circo de Marte öffnet nach 28 Jahren erneut seine Pforten und keiner geht hin! - Keiner ist wohl nicht ganz richtig, aber heute erscheint ein mahnender Artikel in den lokalen Zeitungen, dass nur etwa die Hälfte der angebotenen Karten für die beiden Konzerte heute Nachmittag und morgen Vormittag verkauft worden sind. - Das mag ein bisschen verwundern, immerhin ist es ein, für uns historisches Ereignis, das emblematische Theater wieder seiner ursprünglichen Bedeutung zuzuführen und Luis Cobiella, nicht gerade ein Komponist aus der zweiten Reihe, hat dafür extra ein Werk komponiert. - Also, es gibt noch Karten zu kaufen, wie man sagt in dem Gebäude genau gegenüber dem Circo de Marte, sowohl für die heutige Nachtvorstellung, wie auch für die Aufführung morgen Vormittag. - Warum so wenig Interesse an diesem kulturellen Ereignis herrscht, das kann ich aber vielleicht erklären, anhand der Gespräche, die ich gestern Abend in einem bekannten "Hotspot" des palmerischen Volksinteresses führen konnte.
Ich meine damit natürlich eine Kneipe, in der sich die Geschäftsleute und Anwohner der Innenstadt El Pasos auf ihr Feierabendbier treffen, bei Carlos selbstverständlich. - Da gaben die angesprochenen Themen keinen Raum für irgendwelche dusseligen Kulturveranstaltungen, die als protziger Luxus in einen harten Alltag mit deutlichen Zukunftssorgen platzen. - Das war jetzt hart angeschnitten, aber so kam das auch rüber, immer wenn ich das Thema Circo de Marte ansprechen wollte, was ich nur zweimal wagte, dann wurde ich sofort mit konkreten Alltagsproblemen attackiert und was ich denn mit diesem luxuriösen Kulturquatsch denn eigentlich wolle. - Eine Arbeitslosenquote weit über der 20% Marke, siechende Raumordnungspläne welche keine Planungssicherheit für die gesamte Baubranche übrig lassen, Gemeindebankrott in Fuencaliente und die Androhung in Barlovento 20 Gemeindeangestellte zu entlassen, um genau eine solche Situation wie in Fuencaliente zu vermeiden, das waren die Gesprächsthemen und keinem von denen kroch die Muse den Ellbogen hoch und machte Laune in ein Konzert zu gehen. - Die Weltfinanzkrise kommt da nur noch wie eine tröstende Begleitmusik daher, tröstend, weil es anderen auch nicht unbedingt besser geht, wir aber brauchten diese Krise erst gar nicht, die allermeisten unserer Probleme sind hausgemacht. - Das wissen wir auch und deshalb ist uns einfach im Moment nicht nach Feiern oder gar einer Kulturveranstaltung, in der sich die politische Garde erster Natur gegenseitig auf die Schultern klopft, Eigenlobeshymnen anklingen lässt und dann auch noch von der wichtigen Rolle der Kultur in der Gesellschaft spricht und das jetzt alles gut wird, bloß weil man nach 28 Jahren ein Theater mit Steuergeldern endlich wieder zum Funktionieren gebracht hat. - Vielleicht gibt es eine Zeit, wo es uns so gut geht und die Stimmung so gut ist, dass wir uns experimentale Musik in noblen Hallen anhören wollen, aber diese Zeit ist im Moment einfach nicht da, die Stimmung ist auf einem spürbaren Tiefpunkt und wir wollen das auskosten, wie süßes Selbstmitleid. - In der Tat, wie schön das auch ist, in der Hauptstadt nun wieder einen Kulturtempel zu haben, die Leute fragen jetzt aber gerade nicht nach glitzernder Kultur, sondern nach handfesten Plänen und Perspektiven, wie es denn morgen weiter gehen soll.
Freitag 24.10.08 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 26,6 Grad - niedrigste Temperatur 16,4 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 22,6 - Temp. min. 7,5 - Feuchte 40 - 76 % - Niederschlag 0 mm
Wohlstand und Reichtum für die Gemeinde?
So etwa hatte man vor etwas zehn Jahren in Fuencaliente das neue und große Hotel angepriesen, als die Gerichte im ersten Anlauf die Fertigstellung des Hotels blockierten. - Es ging dann doch irgendwie weiter und nun ist das Hotel seit 4 Jahren offen und die Gemeinde Fuencaliente pleite. - Natürlich hat das Hotel die Pleite nicht erzeugt, das wäre falsch, aber es hat auch einfach nichts für den Ort gebracht, weder die vielen versprochenen Arbeitsplätze, noch einen Aufschwung im lokalen Gewerbe, noch Stützung der lokalen Landwirtschaft im Umfeld. - Das Hotel, mit mehr Gästebetten als der Ort Einwohner hat, war nicht in der Lage, dem Ort auch nur einen einzigen Vorteil zu verschaffen, wie es scheint im Gegenteil, Fuencaliente ist die erste Gemeinde La Palmas, die kurz vor dem technischen Konkurs steht. Wo nun die vielen Arbeitsplätze sind, die vielen Gewerbeeinahmen und vor allem die Gewerbesteuer, das weiß man irgendwie einfach nicht, es geht alles an der Gemeinde selbst vorbei. - Leider kann der alte Bürgermeister diesem Bankrott seiner Gemeinde nicht mehr aktiv beistehen, war er es doch, der das Hotel für den Ort Fuencaliente als Zukunftsgarant sah und das auch so verkaufte. - Die neue Gemeindeverwaltung hat die vielen Schulden und die ausweglose Situation einfach nur noch eine Weile weiter herausschieben können, man darf also mit dem jetzigen Bürgermeister nicht zu heftig ins Gericht gehen. - Sie müssen auch nicht meinen, der sei von meiner Partei und deswegen möchte ich diesen schonen, aber das ist nicht so. - Gregorio Alonso Méndez gehört der Coalición Canaria an, kann aber nichts mehr machen gegen die seit vielen Jahren angelaufenen Schulden, die sein Vorgänger Pedro Nolasco im Vertrauen auf den kommenden Reichtum durch das Hotel aufgenommen hat. - Das kann auch die Folge sein, wenn ein Bürgermeister 28 Jahre im Amt ist und dazwischen keine Denkpause erhält.
Man kann das nur als großes Ausrufezeichen für die anderen Gemeinden begreifen, die auch glauben, mit großen touristischen Infrastrukturen Reichtum und Wohlstand für die Bevölkerung erwirtschaften zu können. - Das geht nach hinten los, die Hotels oder Golfplatzbetreiber lassen die Gemeinden oder andere überhaupt nicht mal an ihren Einnahmen schnuppern, das geht auch gar nicht, sind doch die Margen in diesen Bereichen bereits derart ausgelutscht, dass solche Anlagen die Gäste am liebsten überhaupt nicht mehr aus dem Hotel lassen, um bloß kein Abendessen oder Eis am Stiel als Umsatz zu verlieren. - In Fuencaliente kommt halt auch noch der Umstand hinzu, dass die dortigen Gäste zu Fuß überhaupt keine Gastronomie oder Läden erreichen können, um so durch eine Umsatzsteigerung das lokale Gewerbe stützen könnten. - In Fuencaliente versucht man nun noch den technischen Konkurs abzuwenden, in dem man mit der Gewerkschaft einen radikalen Abbau der Gemeindemitarbeiter zu vereinbaren sucht. - 20 Arbeiter sollen gehen, man munkelt was von Vorruhestand, dann wäre die Gemeinde weiter zahlungsfähig, man reagiert also auch nicht anders als irgendeine in Schieflage geratene Firma, welche immer zuerst versucht durch weniger Personal ihren Hals zu retten. - Wie das allerdings gehen soll, wenn man fast die Hälfte der Gemeindeangestellten entlässt, das weiß man auch noch nicht. - Die Verhandlungen mit der Gewerkschaft gehen noch über die nächsten Tage, dann erst wird man sehen, ob Fuencaliente dem Konkurs entkommt. - Sollte das nicht der Fall sein, was durchaus passieren kann, denn unsere Gewerkschaften sind meist nicht sonderlich pragmatisch eingestellt, dann müsste man wirklichen Konkurs anmelden und die Gemeindeverwaltung auflösen, alle Angestellten entlassen und sehen, ob es überhaupt noch eine Konkursmasse gibt, welche dann an Gläubiger und ehemalige Angestellte zu verteilen ist. - Ein Konkursverwalter würde dann die Leitung der Gemeinde übernehmen und die jetzige Situation abwickeln. Das würde aber auch wieder den Weg frei geben, für ein dann entschuldetes Fuencaliente. Allerdings müsste man dann die Gemeinde nicht neu gründen, unter anderem Namen, so wie man das in der freien Wirtschaft doch des Öfteren erlebt, es gibt da Fonds vom staatlichen Finanzamt, die für solche Fälle bereit stehen. - Wie das genaue Prozedere dann abläuft, das weiß ich nicht, konnte mir bisher hier auch noch niemand erklären, es kommt dann doch nicht so häufig vor, dass eine Gemeinde technischen Konkurs anmelden muss.
Freitag 24.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 66 % - Luftdruck 1021 hPa
Der Marszirkus
Morgen, am 25. Oktober ist es endlich so weit, nach 21 Jahren öffnet das Theater "Circo de Marte" in Santa Cruz seine Pforten erneut dem kulturbegierigen Publikum der Hauptstadt, aber auch der gesamten Insel. - Warum dieses Kernstück der palmerischen Kulturinfrastruktur so lange geschlossen blieb, das ist ein ziemlich lange Geschichte, umrahmt von politischem Gezänk, ständigen Finanzierungslücken und wohl auch einem Schuss fast bewundernswerten Planungsunwillens. - Aber das ist nun alles Schnee, oder hier besser, Theater von gestern, jeder heftet sich nun die Lorbeeren auf seine Parteifahnen, die Restaurierung dieses Theaterhauses ermöglicht zu haben. - Jetzt fiebert alles auf den morgigen Samstag hin, an dem mit zwei großen Konzerten das Theater wiedereröffnet wird, wobei die erste Vorstellung nur geladenen Publikum vorbehalten bleibt, ganz nach dem Motto, wer 21 Jahre braucht um ein Theater zu restaurieren, der hat sich dann auch die besten Plätze verdient, schließlich ist er ja selber Schuld, dass er so lange warten musste. - Das Konzert wird am Sonntag dann erneut wiederholt, Karten kann man bei der Caja Canarias auch online bestellen, zumindest ist das so angekündigt, oder im Vorverkauf gegenüber dem Theaters. - Dennoch wird als Premierenstück nicht Schuld und Sühne aufgeführt, das spielt man im Moment eh nur in Banken und nicht in Konzertsälen, sondern ein eigens dafür geschaffenes Werk des bekannten palmerischen Komponisten Luis Cobiella.
San Borondón heißt dieses Stück für Orchester und Chor und Luis Cobiella hat darin die Verse des ebenfalls aus La Palma stammenden Autors Luis Ortega Abraham vertont. - Gesungen wird das Werk vom "Coro Polifónico de la Universidad de La Laguna" aus Tenerife, da hat man uns wohl nicht zugetraut, solch ein Konzert komplett aus eigenen Kräften auf die Beine zu stellen. - Da es sich um eine Premiere handelt, kann man noch keine Kritiken abgeben, lediglich die Musiker kennen das Stück bislang und da sind Worte gefallen wie: "Die bedeutendste Musik der Kanarischen Inseln seit langer Zeit". - Das lassen wir so stehen, hört sich gut an und ist multiinterpretationsfähig, auf jeden Fall heißt das Werk: "San Borondón, Poema sinfónico desde una isa" - Das wird sicher wunderschön und ich lese in Gedanken bereits die Kritiken in der Montagszeitung, meist geschrieben von Menschen die genau so wenig wie ich von klassischer Musik verstehen, wie bombastisch und historisch das doch alles war. - Auf jeden Fall hat nun die Insel wieder ihren kulturellen Mittelpunkt in der Hauptstadt gefunden und mit dem "Teatro Circo de Marte" auch die entsprechende Heimstatt dazu. - Den Namen des Theaters darf ich noch aufklären, es hat übrigens sehr lange gedauert, bis ich überhaupt jemanden gefunden habe, der mir das mit dem Mars und dem Zirkus erklären konnte. - Also früher, so bis 1914 war das eine offene Arena in der meist Hahnenkämpfe und schaustellerische Darbietungen gezeigt wurden. Weil das Ganze einem Zirkus sehr ähnlich war, aber durch die Hahnenkämpfe eben martialisch angehaucht, gab man dem Rund den Namen Marszirkus, nach dem römischen Kriegsgott Mars, der auch oft durch einen Hund dargestellt wurde. - Erst danach machte man ein Theater daraus, baute eine Bühne ein und setzte ein Dach darüber. Die Form ist aber immer noch kreisrund und der deftige Namen geblieben, nur eben jetzt als "Teatro Circo de Marte".
Donnerstag 23.10.08 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 24,1 Grad - niedrigste Temperatur 15,5 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 21,7 - Temp. min. 6,5 - Feuchte 46 - 87 % - Niederschlag 0 mm
Unfallklinik auf der Westseite droht der Rotstift
Im Aridanetal, also in den drei Gemeinden auf der Westseite, eben Los Llanos, Tazacorte und El Paso, leben genau so viele Menschen wie in Santa Cruz und den beiden Breñas auf der Ostseite, aber wir hier haben kein Krankenhaus und nicht mal eine ausreichend funktionierende Unfallstation. - Das mit dem eigenen Krankenhaus auf der Westseite, das kann man wirklich diskutieren, ob das sinnvoll oder bezahlbar ist, eine funktionierende Unfallstation aber, wo echte Erstversorgung möglich ist, ohne die Patienten immer wieder danach ins Krankenhaus überstellen zu müssen, das gesteht uns sogar der provinzielle Gesundheitsdienst zu. - Bislang übernimmt diese Aufgabe das Gesundheitszentrum in Los Llanos, welches aber sowohl personell, wie auch von dem Platzangebot inzwischen nicht mehr wirklich dazu tauglich ist. - Ziel war es, nun eine Unfallklinik, auch mit ein paar Betten, für alle drei Gemeinden zu erstellen, in der Notfälle behandelt werden und das in geeigneten Räumen und mit Ärzten, welche eben genau für diese Tätigkeit ausgebildet wurden. - An der Umgehungsstraße von Los Llanos sollte diese Unfallklinik liegen, so wäre sie wunderbar und ohne Staus oder zeitaufwendige Umfahrungen für jeden im Aridanetal zu erreichen und seitens der Stadt Los Llanos hat man dem kanarischen Gesundheitsdienst auch bereits das entsprechende Gelände angeboten.
Jetzt rudert man aber seitens des "Servicio Canario de Salud" zurück und will doch lieber die Notfallstation im Gesundheitszentrum von Los Llanos ausbauen, anstatt eine wirkliche Notfallklinik zu bauen. - Der Grund ist einfach, es muss gespart werden, zumindest sagt man uns das, obwohl wir sehr gut wissen, dass Gelder im Provinzparlament vorhanden sind, die man aber für, meist völlig unnötige Infrastrukurmaßnahmen ausgeben will, anstatt grundsätzliche Bedürfnisse der Bevölkerung stillen zu wollen. - Nun haben sich die drei Bürgermeister der betroffenen Orte zusammengerauft, was nicht so ganz einfach ist, und fordern vehement diese neue Unfallklinik und nicht eine kleine Erweiterung des Gesundheitszentrums in Los Llanos. - Das wäre auch nur eine Placebo-Geschichte, man würde weiterhin Ärzte und Krankenschwestern aus dem normalen Poliklinikdienst herausziehen, um die Notfälle zu versorgen um dann im Anschluss die Patienten mit dem Krankenwagen doch noch ins Inselkrankenhaus auf die andere Seite der Insel zu schicken. - Aus dieser, jetzt so angewandten Praxis käme man nur heraus, wenn man eine komplett neue Unfallstation errichtet, die eben mit eigenem Personal versehen werden muss, die ausschließlich dafür da sind, die Notfälle zu behandeln. - Man muss sich so mal vorstellen wie das im Moment abläuft. - Knackst sich jemand einen Arm an, oder man hat das Gefühl, da könnte was gebrochen sein, dann fährt man ins Gesundheitszentrum von Los Llanos. - Dort steht ein Röntgenapparat und wenn die Schwester, welche den bedienen kann gerade Zeit hat, dann bekommt man auch seine Aufnahme gemacht. - Dann aber muss man zurück zum normal behandelnden Arzt, der wertet die Aufnahmen dann aus. - Wer nun in El Paso wohnt, oder in Tazacorte, der muss dann wieder zurück in seinen Ort und darauf hoffen, dass bis dahin sein Hausarzt im Gesundheitszentrum noch nicht Feierabend gemacht hat. - So fährt jeder der wirklich was hat, gleich ins Inselkrankenhaus und meldet sich dort bei der Notaufnahme. - Die ist nun wieder durch diese vielen kleineren Blessuren besonders tagsüber arg überlaufen, so dass man dort schon mal eine Weile warten muss, es sei denn, irgendwo tropft Blut heraus oder man fällt denen gleich auf die Trage. - Das muss alles nicht sein und eine Unfallklinik hier auf der Westseite ist eine solch grundlegende Forderung der Bürger, da darf man nicht mit weiteren Versuchen Personal einzusparen irgendwelche Zwischenlösungen basteln, die heute bereits nicht ordentlich funktionieren.
Donnerstag 23.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 68 % - Luftdruck 1019 hPa
Weltliche Lösungen für die Heilige Quelle
Nun haben wir sie endlich wieder gefunden, die 1677 vom Vulkan San Antonio verschüttete Thermalquelle und jetzt wissen wir nicht so richtig, was wir damit anfangen sollen. - In der Tat ist es still geworden nach den Jubelberichten über den Fund der warmen Quelle, die man nach so langen Jahren der intensiven und kostenreichen Suche endlich wieder gefunden hatte. - Es war oft ein ungleicher Kampf gegen die Lavaströme und noch mehr gegen immer wieder auftretende Finanzierungslöcher bei den Bohrungen, denn mehr als einmal glaubte man bereits die Quelle nicht mehr zu finden und musste erneut die öffentlichen Instanzen anflehen, um weitere Mittel für die Suche zu erhalten. - Letztendlich hat es sich gelohnt da hartnäckig geblieben zu sein, auch wenn man feststellen muss, dass durch die Gezeiten des sehr nahen Atlantiks, sich immer wieder Meerwasser mit dem warmen Thermalwasser aus dem Berg mischt und man so noch technische Tricks anwenden muss, um ständig reines Quellwasser zur Verfügung zu haben.
Ursprünglich war es das Rathaus von Fuencaliente, welche die Suche nach der Quelle vorantrieb, aber um die Mittel für die Bohrungen aufbringen zu können, mussten auch Insel- und die Provinzregierung der Kanaren mit Geldern an der Suche beteiligt werden. - Nachdem man die Quelle im Oktober 2005 wieder gefunden hatte und fast 800.000 Euro in die Suche nach dem heilenden Rinnsal gesteckt hatte, wurde aber der Gemeinde Fuencaliente schnell klar, dass man sich heftig übernehmen würde, mit dem weiteren Ausbau und auch dem Betrieb einer gewerblichen Anlage, welche die Quelle als natürlich Ressource der Insel ausnutzen soll. - So übergab man die Verantwortung an die Inselregierung, wobei dieser Vorgang alleine schon mehr als ein Jahr dauerte und nun ruht die Heilige Quelle erneut von lästigen Besuchern abgeschirmt und wartet auf eine sinnvolle Nutzung. - Gut, eigentlich braucht man keine Eile zu haben, aber es juckt einem doch in den Fingern wenn man weiß, da liegt eine warme Thermalquelle, keine 200 Meter im Berg versteckt an der Playa de Echentive und wartet nur darauf wachgeküsst zu werden, um eine weitere touristische Attraktion der Insel dem geneigten Gast anbieten zu können. - Das passt auch besser zu La Palma, als die lästigen Golfplätze und mit sehr viel geringerem Eingriff in unser Landschaftsbild könnte man doch einen wirklichen touristischen Magnet daraus klöppeln. - Carlos Soler, verantwortlicher Ingenieur bei der Suche nach der Quelle hat reichlich geforscht und in einem Buch zusammengefasst, welchen Ruf und Ruhm denn die Heilige Quelle in ihrer früheren aktiven Zeit besaß. - Da kamen die Gäste von weit aus Europa angereist, um sich in den warmen Wassern der Quelle badend zu heilen. - Das Wasser hilft übrigens gegen so ziemlich alles, Warzen, Hämorrhoiden, Schweißfüße, Stimmbruch, sowie Inkontinenz und Inkompetenz. - Man muss nur daran glauben und richtig eingesetzt, da wirkt die Heilige Quelle sogar gegen Bankenkrisen, Rezessionen und schlechte Fernsehsendungen. - Da lässt sich doch sicher ein Geschäft draus machen und so warten wir weiterhin, allerdings noch nicht so ungeduldig wie auf das Meerwasserschwimmbecken in Puerto de Tazacorte, dass die Heilige Quelle der Inselregierung auch die richtige Eingabe schenkt, wie man denn diese wunderbare Ressource für die Insel gewinnbringend nutzen könnte. - Nachhaltig nutzen habe ich noch vergessen, so viel Zeit muss sein…
Mittwoch 22.10.08 - 20:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 66 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad
Ananasfarmen in Alaska, oder die grausame Vernunft der Marktwirtschaft
Die Planer unseres äußerst umstrittenen touristischen Sondernutzungsplanes, kurz "PTE" genannt, reiben sich verzweifelt den Zeichenstift, denn die Investoren wollen nicht so recht loslegen mit dem Wirtschaftswunder auf La Palma. - Keines der bislang vom "PTE" abgesegneten Hotels oder die Golfplätze sind bislang im Bau, oder treffen gerade abschließende Vorbereitungen um endlich den angekündigten Startschuss für eine herrliche touristische Zukunft auf La Palma einzuläuten. - Es wäre ein bisschen platt und auch sehr modebewusst, diese Zurückhaltung der Investoren mit dem derzeitigen Lieblingsthema aller Halbwissenden im Wirtschaftssektor zu erklären, der berühmten, aber dennoch ungreifbaren Weltfinanzkrise. - Mag sein, dass die jüngste Entwicklung auf dem Markt des fremden Kapitals die Situation nicht einfacher macht, aber eigentlich brauchen wir keine pandemische Pleitenkrise, um die Sinnlosigkeit weiterer touristischer Großinvestitionen auf La Palma zu erkennen. - Der Markt hier ist einfach schon gesättigt, die Auslastungszahlen der Hotels bleiben weit unter den Erwartungen und konkrete Aussichten, La Palma wäre ein lohnendes Ziel für sonnenhungrige Pauschaltouristen, will sich einfach nicht flächendeckend breit machen. - In der Tat muss man sich einfach mal überlegen, wo denn die Reise hingeht im Pauschaltourismus und da muss man ganz klar sagen, die Billiglohnländer haben da sicher die Nase vorn. - Kein Wunder, dass bereits kanarische Hoteliers in Marokko und auf den Kapverden investieren, denn hier scheint die Wiese bereits abgegrast und es sind einfach keine interessanten Margen mehr möglich in einem derart umkämpften Sektor, wenn die Preise für Nahrungsmittel, Energie und Arbeitskraft auf mitteleuropäischem Niveau gedeckt sein wollen.
Das heißt ja nicht, dass kein Interesse an La Palma besteht, aber doch nicht als billige Konkurrenz zu den anderen Kanareninseln. - So gelobt man ja auch etwas fadenscheinig seitens der Planer und ihrer politischen Epigonen, der "PTE" sei extra für La Palma entworfen und hebe den besonderen Charakter und die Eingeständigkeit der Insel klar hervor. - Das trifft leider nicht zu, Hotels mit Wellness- und Sportangeboten, oder Yachthäfen und Golfclubs sind kein La Palma spezifisches Produkt, sondern inzwischen Massenware mit klarer Tendenz zum touristischen Auslaufmodell abgewirtschaftet. - In dieser Branche wird auch nicht mehr wirklich angenehm Geld verdient, zu groß ist die Konkurrenz aus Billigländern und damit die Gefahr, das eingesetzte Kapital nicht mehr shareholderamüsant zu vermehren. - Was bislang der Konkurrenzdruck durch die paar neuen Hotels hier auf La Palma geschaffen haben erleben wir ja, die älteren Anlagen müssen inzwischen auf All-inklusiv setzen, um überhaupt noch von den Reiseveranstaltern gebucht zu werden, mit den allgemein bekannten und drastischen Folgen für die Qualität des angebotenen Produktes und die negativen Begleiterscheinungen für die lokale Wirtschaft. - Die Investoren haben einfach mal angefangen nachzurechnen und halten sich wohl nun einfach aus reinem marktwirtschaftlichem Kalkül zurück. - Was die Planung nicht vorsichtig und langfristig für das fragile touristische Angebot auf dieser Insel erreicht hat, das besorgen nun die Gesetze der Marktwirtschaft. - Ich hätte mir das anders herum gewünscht, aber nun ist es halt so gekommen. - Das heißt nicht, dass nun auf La Palma alles gerettet ist, die Zeiten werden auch wieder anders und es finden sich Investoren die nicht so genau nachrechnen wie andere, oder verfügen eben über Geld, was unbedingt ausgegeben werden muss. - Ananasfarmen auf Alaska, von denen weiß ich nun nicht, ob es dafür einen Plan gibt und das überhaupt erlaubt ist, allerdings könnte man da noch eher Renditen erwarten als bei touristischen Großprojekten auf La Palma.
Mittwoch 22.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 72 % - Luftdruck 1019 hPa
Jeder bleibt auf seinem Platz
Unser, bislang einziger Energieversorger, die UNELCO, welcher der Endesa gehört, produziert mit Dieselgeneratoren unseren Strom vor den Toren der Hauptstadt. - Das qualmt und dieselt geschäftig vor sich hin, elektrische Energie gibt es eben nicht zum Nulltarif, weder für die Börse der Bürger, noch für die Umwelt, die unseren Hunger nach Strom erdulden muss. - So müssen wir die Notwendigkeit dieses Stromproduzenten anerkennen, die Vorhaben jeglichen Bedarfs an elektrischer Energie auf La Palma durch alternative Quellen zu decken, ist zwar heroisch und lobenswert, allerdings darf man deutlich bezweifeln, dass uns solch ein Geniestreich in den kommenden 15 Jahren gelingen wird. - Einer der vielen Pläne die wir so zeichnen, ist der inselweite Raumordnungsplan "PIOLP" (Plan Insular de Ordenación de la Isla de La Palma). Das soll eigentlich der "Masterplan" für die Insel sein, allerdings hat man da den Hund von hinten gefüttert und stellt alle mögliche lokalen und Sondernutzungspläne vorne an, so dass man fürchten muss, dieser Plan wird kein Zukunftspapier, sondern allemal ein Fleckenteppich, der alle anderen Planungen in sich aufnehmen muss, anstatt Vorbild für die lokalen Planungen zu geben.
Aber man arbeitet heftig an dem "PIOLP" und hat nun auch eine vernünftige Entscheidung getroffen, welche weitere Ausbaupläne für unser Dieselkraftwerk stoppt. - Vorgesehen war eine Vergrößerung der Anlage bei "Los Guinchos", so heißt die Gegend wo das Kraftwerk steht, immer der Regel folgend, dass weiteres Wachstum und Fortschritt auch mehr Energiebedarf bedeutet. - Ausgeguckt hatte man sich dabei das freie Gelände auf der anderen Straßenseite, welches ein paar private Parzellen, mit dem herrschaftlichen Haus "Casa Massieu Van Dalle y Vélez de Ontanilla" beheimatet und auch das legendäre Hotel "Florida", das vor dem Bürgerkrieg die erste Hoteladresse der Hauptstadt war. - Dieses Gelände gehört, obwohl ganz nahe an Santa Cruz, zur Gemeinde Breña Alta und die wollen sich diese Parzellen natürlich nicht durch eine Erweiterung des Kraftwerks wegnehmen lassen, besonders weil man in den letzten Jahren Ehrgeiz entwickelt hat, dort auch gewerblich einiges zu unternehmen, gestützt auf den kleinen, aber netten Strand den man dort vorfindet, die "Playa de Bajamar". - Aber nicht alleine die Einwände der Gemeinde Breña Alta haben nun die Ausweitung des Kraftwerks gestoppt, man ist sich sogar auf politischer Ebene einig, dass man keine Notwendigkeit für den Ausbau des Kraftwerkes sieht, immerhin hat man doch beschlossen vermehrt auf alternative Energien zu setzen, da widerspräche man sich doch heftig mit einer Vergrößerung der konventionellen Anlage. - Nun muss man aber auch dafür sorgen, dass das klappt mit der Erhöhung des Anteils an alternativer Energie in unserem bislang so einseitigen Versorgungsmix. - Aber immerhin, man darf das ruhig auch als Weichenstellung betrachten, immer halt ganz langsam, in unserem Tempo und Strom kommt grundsätzlich aus der Steckdose, es kommt nur darauf an, wie der denn da rein gekommen ist.
Dienstag 21.10.08 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 70 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 22,5 Grad - niedrigste Temperatur 16,4 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 21,3 - Temp. min. 7,4 - Feuchte 49 - 89 % - Niederschlag 0 mm
Moderne Zeiten
Alles wird immer besser, moderner und auch noch billiger und wer´s glaubt wird sowieso selig. - Wir wissen ja, selig sind zum einen die Gläubigen, aber eben auch die Dummen, oder weniger despektierlich ausgedrückt, die einfach strukturierten. - Da ich grundsätzlich alles glaube, zumindest so lange bis ich es verstanden habe, weiß ich auch, dass die Müllabfuhr von morgen auf La Palma besser, moderner und billiger sein wird. - Wieder so ein profanes Thema, aber dass Müllabfuhr wichtig ist, das begreift man meistens erst, wenn niemand mehr den Müll abholt. - So ergeht es den Bewohnern des kleinen Weiler La Fajana bei El Tablado in der Gemeinde Garafía nun seit Monaten, obwohl man immer brav seine Müllabfuhrkosten bezahlt hat. - Beschwerden bei der Gemeinde bleiben zwar nicht ungehört, wohl aber ungelöst, denn Garafía gehört zu den ersten Gemeinden La Palmas in denen der Müll nicht mehr lokal entsorgt wird, sondern von der inseleigenen Müllabfuhr. - Die haben aber nur große LKW und die kommen da einfach nicht hin, so dass man nun irgendeine andere Lösung finden muss. - Früher, da setzte die Gemeinde in der Ecke einfach einen kleinen Pick-Up ein, aber die inseleigene Müllabfuhr hat keine kleinen Pick-ups, sondern nur Monstermaschinen.
Sicher wird sich für den Weiler eine Lösung finden, nachdem sich die Anwohner nun an die Presse gewandt haben und sogar das Lokalfernsehen bis in diese, wenig bekannte Ecke La Palmas vorgedrungen ist. - Nur zum Verständnis, La Fajana bei El Tablado ist nicht zu verwechseln mit den Meerwasserschwimmbecken La Fajana bei Barlovento. - Allen droht uns in baldiger Zukunft die Umstellung von lokaler Müllabfuhr auf das inseleigene Entsorgungssystem und da kann es wohl auch in anderen Gemeinden noch zu solchen Problemzonen kommen. - Besonders bei uns in El Paso muss man große Einschränkungen fürchten, genießen wir doch bislang noch den absoluten Luxus, dass dreimal pro Woche bei uns der Müll abgeholt wird und die LKW klein genug sind, um fast alle Haushalte zu erreichen. - Wir müssen also nicht, wie es in vielen anderen Gemeinden üblich ist unseren Müll zu Containern schleppen, welche an den größeren Straßen liegen, sondern bei uns genügt es, an den entsprechenden Abenden den Müll vor die Haustür zu stellen. - Dreimal die Woche, das wird sicherlich nicht mehr so sein und auch werden sich eben alle Anwohner umstellen müssen, die an kleinen winkligen Straßen wohnen, die werden wohl in Zukunft dann auch nicht mehr mit einem Hausbesuch bedient. - Aussuchen können sich das die Gemeinden nicht, im zukünftigen Entsorgungsplan der Insel ist vorgesehen, dass es dann nur noch die inseleigene Müllabfuhr gibt, und keine mehr, welche die Gemeinden unterhalten. - Sinn macht das Ganze erst, wenn auch die Müllverwertungsanlage in Mazo ihren Betrieb aufgenommen hat, da soll dann nämlich der gesamte Inselmüll erstmal abgeladen werden, Wertstoffe und kompostierbarere Abfall aussortiert werden und nur der Restmüll kommt dann auf die Kippe im Barranco Seco. - Es dauert nicht mehr lange, dann werden wir also erfahren, wie uns die moderne Müllabfuhr bedient und eigentlich bin ich mir jetzt schon sicher, dass ich mir den alten Service wieder wünschen werde. Billiger soll das auch noch sein, zumindest hat uns das jemand vorgerechnet, aber das geht uns nichts an, die Entsorgungskosten für die einzelnen Haushalte werden dennoch nicht gesenkt. - Obwohl ich ehrlich zugestehen muss, 80,- Euro für die Müllabfuhr ein ganzes Jahr, dreimal die Woche Hausabholung, das ist fast schon unverschämt billig.
Dienstag 21.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 67 % - Luftdruck 1019 hPa
Morgendliche Stolperpfade
Früh, so früh, dass man eigentlich eher noch von sehr spät sprechen kann, also um 05:30 findet mein kurzer Schlaf immer ein jähes Ende durch das wenig süße Wehklagen des Weckers. - Der klagt weh, weil er genau weiß, dass er kurz nach seinem unsäglichen Quieken gegen die Wand fliegt und so entsteht jeden Morgen eine unangenehmen "lose-lose" Situation. - Was für meinen Wecker und mich grausam erscheint, ist aber auch das gleichzeitige Signal für mehrere Katzen, dass nun eine der komischen Gestalten, die nicht auf vier Beinen laufen können, endlich bereit ist, das Frühstück heraus zu rücken. - Kaum öffne ich die Tür und atme die frische Luft des frühen Morgens, da streifen kitzelnde Katzenhaare meine weißen Beine und fordern klagend Magenfüllung. - Das ist aber bei uns nicht so einfach. - Ich muss erstmal den ganzen Weg hoch zur Küche laufen, im Dunkeln, noch blind von der kurzen Nacht und nun vorsichtig versuchend, nicht andauernd auf eine dieser dämlichen Katzen zu treten, die nie lernen wollen, dass Menschenbeine keine Augen haben und wir mehr wiegen als sie selbst. - Dann geht das Dilemma aber weiter, ich muss nun sehen, ob Paul denn schon irgendwo wartet, denn der bekommt natürlich zuerst sein Futter, alleine aus psychologischen Gründen müssen wir da Prioritäten setzen.
Paul ist da, möchte aber nicht an der prekären Straßenkatzenmeute vorbeilaufen, sondern will getragen werden. - Das glauben Sie nun wieder nicht, aber ich kann Ihnen, trotz der frühen Stunde versichern, dass dieses Bild der Wirklichkeit entspricht. - Vor mir betteln zwei junge Katzen und reiben ihre kurzen Haare an meinen zerknitterten Jeans und keine vier Meter weiter zetert der Paul lautstark, rührt sich aber nicht. - Das bedeutet nun, dass ich den Paul abholen muss, auf den Arm nehmen und in die schützende Küche tragen, wo er sicher vor der Straßenkatzenmeute seine parfümierten Tierkadaver aus dem handgeklöppelten Silberschälchen schlürfen darf. - Erst jetzt ist Zeit sich um die anderen Katzen zu bemühen, denn die werden draußen gefüttert, es sei denn, die Uhr nähert sich bereits der 06:00 Anzeige. - Dann wird die andere Katzenfütterung unerbrochen und ich muss schnell einen Kaffee kochen, damit meine Frau auch irgendwie aus dem Bett kommt. - Ohne Kaffee ans Bett steht meine Frau sonst erst gegen 10:00 Uhr auf, was an einem stinknormalen Alltag eine mittlere bis große Familienkatastrophe bedeuten würde. - Frau hat den Kaffee, darf sich noch mal umdrehen, bis ich von der Katzenaußenfütterung zurück bin. - Auch das ist nicht ganz einfach, muss man doch dabei bleiben, denn die kleine Kätzin ist so langsam beim Essen, dass ihr schnellerer Bruder ihr immer wieder alles wegfrisst. - Da muss man dann also auch noch für Gerechtigkeit sorgen, so lange bis der Paul in der Küche nach Ablösung ruft, der will dann wieder raus getragen werden, an dem proletarischen Kleinkatzenpack vorbei, um sich dann irgendwo hin in die Nachbarschaft zu trollen und den Lärrie zu spielen. - Jetzt sind alle Katzen und die Frau versorgt, dann müssen die Kinder geweckt werden, ein letzter, äußerst unangenehmer Akt öffentlichen Funktionierens. - Nachdem ich dann alle Beschimpfungen über mich habe ergehen lassen, wegen der Uhrzeit und ob es denn wirklich notwendig sei, heute in die Schule zu gehen und warum ich nicht dafür gesorgt hätte, dass das Frühstück bereits fertig sei, setze ich mich an diese komische Kiste und versuche, irgend etwas Interessantes über die Insel bereits morgens auf den Monitor zu zaubern. - Heute ist mir nichts eingefallen, die Lokalzeitungen geben nichts her und draußen lauern kleine Katzen, große Frauen und pubertierende Töchter. - Es wird das Beste sein, ich schleiche mich noch mal ins Bett, das ist aber bereits belegt, da liegt der felin-depressive Kater und rückt kein Stück zur Seite.
Montag 20.10.08 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 52 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,5 Grad - niedrigste Temperatur 17,4 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 23,5 - Temp. min. 8,8 - Feuchte 31 - 89 % - Niederschlag 0 mm
Nachtigall ich riech dir trapsen
Man kann ja manchmal schon von Verfolgungswahn reden, wenn man hinter jedem Bauvorhaben bereits einen Skandal riecht, oder das Gras wachsen hört, wenn plötzlich gemeinnützige Wassertanks aus Steuergeldern errichtet werden, bloß weil sich zufällig in just der Gegend ein Golfplatz in Planung befindet. - Ich bin da ja immer froh, wenn andere auch solch einen abstrusen Geruchssinn haben und nicht immer alle Polemik von mir kommen muss. - Es geht um die nächste touristische Idee aus Schilda, das ist da wo die Schildbürger herkommen sollen, nämlich ein Luxushotel in der aufstrebenden Kulturmetropole Puntallana. - Und was für ein Hotel das werden soll, fünf Sterne sowieso, und weil laut "PTE", also dem touristischen Sondernutzungsplan für La Palma, alle zukünftigen Hotels einen thematischen Bezug zu einer La Palma typischen Nutzungsidee haben müssen, soll das ein Hotel werden, welches sich der Kunst, der Landschaft und der Ökologie widmet. - So etwas hören die Ökos natürlich am allerliebsten, wenn sich saftige Investoren mit solchen Vokabeln brüsten und changieren die Ohren natürlich sofort zu riesigen Salatblättern, die eben dann auch das Gras wachsen hören und die Nachtigallen riechen können. Wobei man ja wirklich schwer daran vorbei riechen kann, dass da irgendetwas, oder sagen wir gleich viel etwas faulig riecht, vielleicht kommt das Wort Nachtigall ja auch von Galle…
Fangen wir damit an, dass es eigentlich gar kein Hotel werden soll, wie unsereins sich das vorstellt, sondern eine Parkanlage, bestehend aus siebzig Einzelhäusern. - Gemeinsam wird dann aber gegessen und in der großen Halle des mondänen Volkes sich kulturell am ländlichen Geist der Nordgemeinde erfreuend, in sinnlich ökologischer Runde zahlungskräftig erholt. - Das ist natürlich Quatsch, kein wacher Mensch kann sich in Puntallana ein solches Luxushotel vorstellen, zumal die Jungs da oben ein reichlich interessantes Wetterphänomen haben, nämlich den Nordostpassat und den direkt ins Gesicht. - Die Umweltschützer und in dem konkreten Fall nun die Bewegung "Centinela-Ecologistas en Acción", vermuten so hinter den Plänen, auch nur eine versteckte Aktion, um 70 luxuriöse Eigenheime bauen zu können und diese dann an betuchte Mittel- bis Osteuropäer weiter zu verkaufen. - Solch ein Bauvorhaben bekämen die aber nicht genehmigt, so muss als Tarnung die touristische Idee herhalten. - Das wäre übrigens nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht.- Auf Tenerife, genauer gesagt in der Gemeinde "El Rosario", gab es ein sehr ähnlich klingendes Vorhaben, was aber noch von den Gerichten gestoppt werden konnte. - Die Ökos meinen auch noch deutliche Beweise dafür zu haben, alle 70 geplanten "Chalets" seien von vorne herein mit Küchen geplant, so dass der Hotelcharakter eh schon nicht gegeben sein. Darüber hinaus sei das mit dem Thema Ökologie auch nur fadenscheinig, nirgendwo im Projekt sei beschrieben, dass man mit alternativen Energien arbeiten wolle, oder gar, was mit den Abwässern geschieht. - Dann muss man noch anmerken, dass das Genehmigungsverfahren auf ganz lustigem Wege entstanden ist, nämlich durch administratives Schweigen. - Die Gemeinde hat die Sitzung zur Genehmigung des Bauantrages immer wieder verschoben und auch bei der Raumordnungsbehörde auf Tenerife (Cotmac), kurz vor dem geplanten Termin wieder aus der Tagesordnung entfernen lassen, so dass der Bauantrag sich einfach von selbst genehmigte, weil der Promotor keinen abschlägigen Bescheid erhalten hat. - So etwas nennt man hier "Silencio administrativo" und wird inzwischen in manchen schwierigen Fällen von Fachleuten der ganz bestimmten Art eingesetzt. - Wenn man dann noch weiß, dass die Promotoren der Schwager und die Anwälte des Bürgermeisters von Santa Cruz de Tenerife sind, dann spätestens wird aus der Nachtigall ein Stinktier und man darf den Ökos zu ihrem ausgeprägten Geruchssinn nur gratulieren. - Die Bewegung "Centinela-Ecologistas en Acción" hat nun in einem offenen Brief an die Inselverwaltung appelliert da einzuschreiten, ansonsten werde man die Gerichte anrufen, um diese Vorgänge zu stoppen. - Was das noch mit dem Bürgermeister von Santa Cruz de Tenerife auf sich hat, das kann man in unserer kleinen Reihe über das Immobilienrecht in Spanien nachlesen, der Fall Las Teresitas hat damit zu tun, wie weit das nun den Bürgermeister betrifft, das lege ich in Ihre geschätzte Phantasie und in Ihr Vermögen, die Nachtigall zu riechen.
Montag 20.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 70 % - Luftdruck 1016 hPa
In Deutschland ist alles billiger und besser sowieso
Wenn Residenten reisen, dann gibt es was zu Schleppen. - Früher, als alles anders war und nur manches besser, da konnte man ja den Fluggesellschaften noch alle möglichen Gepäckstücke unterjubeln und die nette Dame am Check-In-Schalter mit einer ausführlichen Erklärung beeindrucken, dass es unbedingt notwendig sei eine nagelneue Toilettenschüssel mit in den Flieger nach La Palma zu nehmen, denn dort gibt es keine unverzichtbaren "Flachspüler", sondern nur die südländischen "Tiefspüler", welche keinen ordentlichen visuellen Check des peristaltischen Endproduktes zulassen. - Gut, ja, vor zehn Jahren vielleicht war das Angebot an technischen Geräten und diverser Ausrüstungsgegenstände noch nicht so umfassend wie heute, das Mitnahmeverhalten der Mitteleuropäer an landestypischer Technik hat sich aber auch heute nicht maßgeblich verändert. - Pech nur, wenn nun der schicke Flachspüler eine kaputte Brille hat und man einfach kein passendes Sitzmobiliar hier auf La Palma für das gute Importstück findet. - Sie haben richtig geraten, dass in den nächsten Wochen ein Bekannter oder Familie mit einem Toilettensitz nach La Palma reist, man muss sich also nicht immer gleich wundern, was da vom Gepäckband gezupft wird, es hat meist eine simple, aber logistisch aufwendige Erklärung. - Ich kannte mal jemanden, der hat einen Laubsauger aus Deutschland mitgebracht und wurde nun am Schalter gefragt, warum der denn mit solch einem Arbeitsgerät in Urlaub flöge und der Reisende gab nun an, dass er grundsätzlich immer eine Laubsauger bei sich hätte, man wisse ja nie, wann man so ein Gerät mal brauchen könnte.
Ganze Generationen an mitteleuropäischen Telefonapparaten haben wir schon "umgesteckt", denn die Verdrahtung muss im Kabel geändert werden, wenn man den teutonischen Fernmeldeapparat ins spanische Netz einklingeln lassen will. Dabei gibt es hier auch Telefone zu kaufen, aber vielleicht haben viele Deutsche doch Angst, der Apparat verstünde dann nur spanisch? - Werkzeuge sind auch so ein absoluter Mitbringschlager, alles was bei Rudis Resterampe nicht mal mehr die Polen kaufen, das wird nach La Palma geschleppt und wenn es dann kaputt geht, dann flucht der Heimwerker auf die miserable Versorgungslage an Ersatzteilen für Billigwerkzeug, obwohl man hier auch wunderbare chinesische Pendelhubstichsägen zum Wegschmeißen kaufen kann. - Überhaupt, es ist ja eigentlich eine Frechheit sämtlicher palmerischer Autowerkstätten, nicht sämtliche Originalersatzteile für alle "Exoten" auf Lager zu haben, welche so über die Jahre vom Kontinent auf diese Insel gefahren wurden. - Besorgt man dann die Krümmerdichtung für einen 72er Strich Achter 230/6 auf irrsinnigen Umwegen und baut die ein, dann kommt sicher der Spruch des Wageninhabers wenn er Auto und Rechnung abholt: Das Ersatzteil hätte ich aber schneller und viel billiger in Deutschland besorgen können. - Da stellt sich dann die Frage, warum hast du es nicht getan? - Aber warum soll man sich darüber aufregen, wir können hier eh nur die gängigsten 30 Automodelle reparieren, wer ein ausgefalleneres Stück fahren will, der muss halt leiden und bezahlen. - Es ist eben ganz einfach, hier ist der Landrover von Santana ein überaus gängiges Modell für den es alle Ersatzteile gibt, oder wir biegen diese zurecht, man sollte halt nicht auf die Idee kommen einen Santana nach Deutschland zu exportieren und damit dann in die BMW-Werkstatt gehen, nur weil da vorne Landrover dran steht und die mal was mit BMW hatten. - Ganz beliebt bei unseren 5 inseleigenen Spezialisten, die sich darauf verstehen elektrische Haushaltsgeräte zu reparieren, ist auch der Umstand, wenn sie von einer verzweifelten mitteleuropäischen Hausfrau zu Hilfe gerufen werden und vor einer Küchenmaschine oder einem Waschvollautomaten stehen, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen haben. - Aber die gibt es doch bei Tchibo, die hat doch heutzutage jeder - ist dann der erstaunte Ausruf der genervten Hausmannin und der blamierte Techniker muss sich nun mit der Erkenntnis trollen, dass er wohl zukünftige Generationen an Haushaltsmaschinentechnikern vor der bösen Routine warnen muss, irgendwelche Geräte mit einem Stecker von einem Kaffeeröster zu kaufen.
Na gut, bis Tchibo nach La Palma kommt um uns den Kaffee zu verwässern, fließt noch viel Wasser den Barranco de las Angustias herunter, aber vielleicht gibt es ja bis dahin in den Läden auch gar keinen Kaffee mehr, denn den kauft man in Deutschland sowieso viel billiger an den Tankstellen habe ich mir sagen lassen. - Das ist eh alles nur aus der Luft gegriffen und so lange keiner einen vollautomatischen Mojo-Quirl mit Sensor-Logic Taste und Eco-Pikant-Funktion von Aldi mitbringt, wird die Luft auch nicht zu dünn.
Sonntag 19.10.08 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 17,6 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 23,5 - Temp. min. 9,4 - Feuchte 31 - 89 % - Niederschlag 0 mm
Selbst ist die Insel
Krisenzeiten sind gute Zeiten für die Phantasie und schaffen oft erst den notwendigen Raum für Innovationen. - Dabei lassen wir die derzeitige Finanzkrise in progressiver Weise mal außer Acht, wir wollen uns doch nicht in die Reihe der Smalltalker einreihen, die selbst den Schnupfen und miese Laune der Ehefrau der Finanzkrise zuschreiben. - Auch wenn die Rohölpreise nun wieder vom Galopp zum Schritt übergegangen sind, bleiben für fast alle Sektoren deutlich gestiegene Transportkosten und besonders der Nahrungsmittelsektor scheint die Ölpreisdelle vom Frühling und Sommer dieses Jahres einfach nicht mehr los zu werden. - Das gilt übrigens auch für Tierfutter, besonders die Grundstoffe Getreide und Soja sind derart im Preis gestiegen, dass nun manche Landwirte hier auf La Palma eine wichtige Anschaffung vornehmen, die eines Taschenrechners. - Es lohnt sich nämlich wieder das Tierfutter selbst zu produzieren, oder zumindest einen großen Teil dessen was die Ziegen, Schweine und Kühe La Palmas sich so in den Pansen schlagen, soweit vorhanden. - Nachdem sich in den letzten Jahren die Bequemlichkeit des Sack-Aufreißens eingeschlichen hat, steht man nun vor der teuren Tatsache, dass man auf einer extrem landwirtschaftlichen orientierten Inseln, etwas über 60% des Tierfutters importiert.
Da merkt doch selber ein Lahmer mit einer Augenklappe, dass das kein gesundes Verhältnis darstellt, so macht man sich abhängig von den globalen Märkten und kann den Preis seines Produktes nicht mehr selber steuern, sondern muss sich von den Bemühungen der Global Player seine Rentabilität diktieren lassen. - Man muss nun nicht mal so weit gehen, dass gewisse Trends der Großindustrie einen teuflischen Plan hätten, nachdem man die Futtermittel so lange verteuert, bis man endlich sogar in produktive Agrarländer globale Einheitspampe aus der Nahrungsmittelindustrie liefern kann. - Es reichen bereits simpelste Grundrechenarten um festzustellen, dass es sich längst wieder lohnt, den Großteil des benötigten Tierfutters wieder selbst zu produzieren. - Vorausgesetzt man hat das entsprechende Land dazu, das Wasser und die Zeit. - Das sortiert natürlich eine ganze Reihe von reinen Viehzüchtern aus, oder aber auch die große Gruppe der Nebenerwerbslandwirte, die einfach keine Zeit haben, in die Berge zu fahren um Tagasaste zu schneiden oder das Feld mit Luzerne zu bestellen. - In diese Bresche könnten nun wiederum Betriebe treten, welche sich hier auf La Palma darum bemühen, Viehfutter zu produzieren und die den Vorteil der kurzen Wege in einen Wettbewerbsvorteil wandeln. - Das hat nun auch die Inselregierung erkannt und fördert nun Pilotprojekte auf inseleigenen Betrieben, meist im Norden der Insel. - Dort will man den Landwirten wieder beibringen, wie man sein Viehfutter doch selbst produziert und darüber hinaus auch mal versucht, für weitere Betriebe das Futter auch noch bereit zu stellen. - Den lokalen Markt wieder unabhängiger zu machen von den sich so einseitig bewegenden Strömungen des globalen Treibens, das klingt nun fast schon wieder ein bisschen doofnaivgrün. - Aber es lohnt sich und was sich manchmal wie bräsige Nostalgie anhört, kann allerfeinste Avantgarde sein und da wir unser Öl nicht selber basteln können, füttern wir unsere Tiere halt wieder aus der eigenen Erde und bauen die Kartoffeln selber an, bevor man uns diese wieder aus Israel schicken will. - Die Verwendung von Bananenabfällen als Tierfutter wurde da auch schon angesprochen und von der Inselregierung als zu teuer abgeschmettert. - Bevor ich nun behaupte, das sei völliger Blödsinn, vielleicht meinen die ja, die Entgiftung der Bananenabfälle (so weit das überhaupt geht) sei so teuer, dass man lieber gleich anderes Tierfutter verwenden kann. - Dann würde das wieder Sinn machen mit dem "zu teuer", denn leider ist der Großteil der Abfälle aus der Bananenproduktion durch Pflanzenschutzmitteln belastet. - Aber auch dieses hausgemachte Problem könnte man progressiv angehen und damit sogar noch die erzeugte Frucht aufwerten. - Mangel macht erfinderisch und wenn die Global Player da nicht richtig aufpassen, dann nehmen wir unser Schicksal wieder selber in die Hand.
Sonntag 19.10.08 - 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 68 % - Luftdruck 1018 hPa
Cave Canem auf den Hundeinseln
Die meist verbreitete These, woher denn die Kanarischen Inseln ihren Namen haben geht auf das lateinische Wort "canis" zurück, welches Hund bedeutet. - Man erzählt, dass die Römer zu Zeiten des Claudius uns diesen Namen beschert hätten, da sie wohl viele Hunde auf den Inseln gesehen hätten. - Allerdings könnten es auch Seehunde gewesen sein, "Canis marinus", die wohl zu dieser Zeit auch unsere Küsten wohl in Abundanz bevölkert haben. - Man weiß es eben nicht mit Sicherheit, zumal man auch noch fragen müsste, wenn es denn Hunde gewesen sind, dann muss man fragen, woher die Hunde denn gekommen sind, was wiederum bedeuten würde, dass vor den Römern schon andere Völker hier waren welche die Hunde ausgesetzt haben, denn eines ist klar, der Vulkan speit keine Tiere aus. - Zu viele Hunde sind es jetzt, manchen einfach nur wegen nächtlicher Kläfferei, aber die Viehzüchter beklagen immer mehr Fressattacken gegen ihre Schafe und Ziegen und das ist ein anderes Kaliber, als wenn der Hausfiffi seine Nachbarschaft mit spitzem Bellen in den Schlaf wiegen will. - An die eintausend Tiere seien in den letzten fünf Jahren von verwilderten Hunden gerissen worden, dabei zählen die Landwirte Schweine, Schafe, Ziegen und Kaninchen auf, was dann doch einen erheblichen Schaden für die Viehzüchter darstellt. - In der Presse tauchen immer mal wieder Berichte über solche Attacken auf, meist in der Nordregion um Garafía, neuerdings aber auch in Mazo und Fuencaliente.
Es handelt sich bei den streunenden, oder besser verwilderten Hunden fast ausnahmslos um Tiere der hier für die Jagd üblichen Rasse der "Podencos", dünne, aber flinke und extrem ausdauernde Jagdhunde, welche den Besitzern wohl mal davongelaufen sind. - Oder eben auch ausgesetzt, weil der Halter das Tier vielleicht nicht mehr wollte, da es nicht zu den anderen Hunden in seiner Meute passte, oder aus einem anderen Grund. - Die meisten anderen ausgesetzten Hunde überstehen das Leben in "freier Wildbahn" sowieso nur ganz kurz, oder suchen, da sie ja an die Menschen gewöhnt sind, sofort wieder Siedlungen auf. - Die Podencos aber können wohl auf sich alleine gestellt überleben und bilden dann Rudel, welche eben auch den Mut und die Möglichkeit dann aufbringen, Schafe und Ziegen zu reißen. - Selten gelingt es den Tieren aber eigenen Nachwuchs groß zu ziehen, die von verwilderten Hunden geworfenen Welpen verhungern meist bereits in den ersten Wochen oder werden aber von anderen Alttieren gefressen. - So ist es schon der Mensch, der dafür sorgt, dass wohl immer genügend verwilderte Hunde herumlaufen und es andauernd wieder zu Attacken auf Nutztiere der Landwirte kommt. - Was man denn nun dagegen tun könnte fragt man sich nun nicht nur auf Seiten der Viehzüchter, sondern auch die Gemeinden sind gefragt, reicht doch dieser Umstand wohl in ihre Kompetenzen herein. - Abgesehen davon, dass man natürlich den Nachschub der Population an verwilderten Hunden unterbinden müsste, in dem man überhaupt keine Tiere mehr aussetzt, bleibt als Lösung eigentlich nur die Tötung der Hunde. - Das ist aber nicht so einfach, die lassen sich nur selten sehen und beherrschen das Spiel der Jagd vortrefflich, schließlich hat der Mensch ihnen das über die Jahrhunderte beigebracht. - Man könnte Fallen aufstellen und was macht man dann mit den Tieren? - Sicherlich sind diese gefangenen Hunde nicht vermittelbar, wer nimmt schon solche Tiere auf, also bleibt wieder nur die Endlösung übrig. - So rühren die Gemeinden dieses Thema auch nur ungern an, einmal kostet es Zeit und Geld diese Hunde zu fangen und danach müsste man auch noch den Henker darstellen, ein nicht wirklich lockendes Tätigkeitsfeld. - So bleibt nur zu vermuten, dass wir dieses Problem mit den verwilderten Jagdhunden noch eine Weile mitverfolgen dürfen, auf jeden Fall so lange, wie schlechte Jäger Hunde im Wald verlieren, oder noch schlechtere Jäger ihre Hunde gar aussetzen. - Allen Wanderern auf La Palma darf ich aber versichern, dass es noch nie zu Übergriffen dieser verwilderten Hunde auf Menschen gekommen ist. - Die fürchten die Menschen aus gutem Grund und lauern höchstens auf die Hinterlassenschaften einer deftigen Brotzeit.
Samstag 18.10.08 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 57 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 26,6 Grad - niedrigste Temperatur 16,8 Grad
Auf die harte Tour
Im Streit zwischen den Stadtpolizisten aus Los Llanos und der Stadtverwaltung unter dem gestrengen Bürgermeister Juan Ramón Marín gibt es keine Entwarnung. - Im Gegenteil, nun hat die Untersuchungskommission, welcher der Bürgermeister vorsteht, gegen sieben Stadtpolizisten ein Disziplinarverfahren eingeleitet, welches mit der Entlassung der "Municipales" enden kann. - Es geht dabei grundsätzlich um das Ersuchen der Polizisten, einen Ausgleich für die vielen Sonntags-, Nacht- und Feiertagsstunden zu erhalten, so wie das in vielen anderen Gemeinden der Insel und dem kanarischen Archipel Usus ist. - Allerdings lässt da der Bürgermeister nicht mit sich reden, obwohl er vor geraumer Zeit eine Anfrage der Opposition zu dem Fall mit einem Schriftsatz quittiert hatte, in dem den Polizisten dieser Ausgleich zwar zugesprochen wird, in Realität aber nicht gegeben wird. - Anfänglich konnte man das Ganze noch als harmlose Gehaltsverhandlungen ansehen, aber die Polizisten fühlten sich eben durch das Auftauchen dieses Papiers dann doch auf den Arm genommen und hielten sich einen Sonntagvormittag lang vor dem Rathaus auf, anstatt den sonst üblichen Streifendienst zu verrichten.
Was wie eine Aufforderung nach Dialog aussah, wurde vom Bürgermeister als handfeste Drohung wahrgenommen und sofort reagierte dieser mit rohen Ankündigungen seinerseits, solch eine Meuterei, oder einen wilden Streik werde er sich nicht gefallen lassen. - So wollten die Polizisten eigentlich ihre Aktion nicht verstanden haben und streikten nun erneut, dieses Mal mit Ankündigung und dem Hinzuziehen der Gewerkschaft, so dass man sich dem Vorwurf des wilden Streiks, oder gar der Befehlsverweigerung nicht noch mal aussetzen wollte. - Die Forderung der Polizisten reduzierte sich in diesem Streik auf eine Verhandlungszusage und man war nun eher wegen der drohenden Disziplinarverfahren beunruhigt und weniger wegen der Ausgleichszahlung für die Feiertagsarbeit. - Der Bürgermeister bleibt aber hart, die Disziplinarverfahren sind eingeleitet worden und die Vorwürfe lauten: Insubordination wegen Verweigerung der Befehle direkter Vorgesetzter und Teilnahme an Streiks, welche zur Folge hatten, dass die gegeben Aufgabe der Stadtpolizei während des Aufstandes nicht gewährleistet war. - Die Polizisten haben nun 14 Tage Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern und Einsprüche einzulegen. - Darüber hinaus muss man fragen, warum diese Verfahren nur gegen sieben der Polizisten eingeleitet wurden und nicht gegen alle Polizisten, die sich ja öffentlich für einen Ausstand ausgesprochen hatten. - Allerdings waren wohl nur gerade diese sieben Polizisten an dem besagten Tag im Dienst und so hatten die anderen Kollegen keine Chance "insubordinant" zu sein. - Diese Disziplinarverfahren werden bislang intern in einer Untersuchungskommission des Rathauses behandelt, können aber wohl zur Entlassung der Polizisten führen. - Die können dann wiederum vor dem Arbeitsgericht dagegen klagen und so können wir davon ausgehen, dass die nächsten Jahre eitel Sonnensturm in den Beziehungen zwischen Stadtpolizei und dem Bürgermeister der größten Stadt der Insel herrschen wird. - So was braucht man aber nicht und wahre Größe zeigt ein Stadtfürst eigentlich mit einem deutlich abgeklärteren Umgang mit seinen "Untergebenen".
Samstag 18.10.08 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 71 % - Luftdruck 1019 hPa
Zwei kamen durch
Gestern am Mittag wurde nun die zweite Fotovoltaik-Anlage auf La Palma offiziell eröffnet, mit den üblichen Ansprachen der stolzen Erbauer und der notwendigen politischen Präsenz, als amtliche Sättigungsbeilage. - El Paso hat nun auch seine "planta fotovoltaica", genauer gesagt südwestlich der Montaña Rajada bei San Nicolas. - Die andere Anlage steht am Hang oberhalb El Remos und es sind die beiden einzigen Energieparks welche noch in den Genuss der höheren Einspeisevergütung hier auf La Palma gekommen sind, da diese vor dem 28. September bereits Energie ins Netz gespeist haben. - So darf man leider auch feststellen, diese beiden Anlagen werden für längere Zeit wohl die einzigen ihrer Art auf La Palma bleiben, nach der drastischen Senkung der Einspeisevergütung sind allen anderen Projekten die Investoren davongelaufen und auch die Banken halten sich mit der Finanzierung solcher Energieparks nun zurück. - Das nicht nur wegen der Weltfinanzkrise, aber eben auch deswegen wird es schwieriger von den Banken die entsprechenden Kredite für solche Anlagen zu erhaschen. - Glaubt man Bekannten des Betreibers, dann ist die nun auch offiziell eröffnete Fotovoltaik-Anlage sogar zu 100% von einer Bank finanziert worden und der Betreiber stellt lediglich das Land zur Verfügung und sorgt für den reibungslosen Betrieb, und wenn alles gut geht, dann gehört die Anlage nach acht bis zehn Jahren ihm alleine und er kann dann den gesamten Betrag der Einspeisevergütung in seine eigene Tasche stecken.
Eine nette Altersversorgung könnte man sagen. - Ja, so etwas gab es mal…
Da hatte so mancher hier auf La Palma auch schon weiter reichende Ideen, was man mit der Produktion von elektrischer Energie alles anstellen könnte und uns wurden bereits Projekte zugetragen, welche von blühenden Fotovoltaik-Landschaften sprechen, welche an die 10 MW Leistung bringen könnten. - Daneben geben sich die beiden nun am Netz befindlichen Anlage noch bescheiden aus, die in Las Manchas wird mit einer Spitzenleistung von 1 MWp angegeben, die andere in El Remo mit 691 kWp. - Das kleine "p" hinter dem Megawatt oder den Kilowatt soll "peak" bedeuten, und bringt damit zum Ausdruck die mögliche Spitzenleistung der Anlage bei idealen Bedingungen. Man darf also solche Zahlen nicht einfach mal Stunden hochrechnen, multipliziert das mit den an die 40 Cent Einspeisevergütung und schon hat man ein neues Finanzwunder entdeckt, welches sogar noch die Gewinnmöglichkeiten der phantasievollen Hedgefonds deutlich überschreitet. - Wie viele kWh, also Kilowattstunden nun wirklich eingespeist werden können, das wird erst der eigentliche Betrieb zeigen, das ist nämlich wetterabhängig und nachts, das wissen wir doch inzwischen, sind alle Fotovoltaikzellen sowieso blind wie das Huhn mit dem gelegentlichen Korn. - Dennoch, einen guten Teil zur alternativen Energieversorgung La Palmas können Fotovoltaikanlagen bestimmt liefern, aber man darf nicht immer meinen, das sei die Komplettlösung. Deshalb sind die so pressewirksamen Vergleiche, welche die Betreiberfirmen immer gerne aufstellen, in denen man angibt, wie viele Haushalte nun aus solch einer Anlage versorgt werden können immer reichlich gewagt und leiden unter der so genannten "Nachtamnesie".
Freitag 17.10.08 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 66 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 25,7 Grad - niedrigste Temperatur 18,3 Grad
Parallelgesellschaften
Das, wovor uns der Beckstein immer schon gewarnt hat, das ist längst Realität. - Mitten unter uns leben viele Mitbürger, welche nicht den Namen unseres Inselpräsidenten kennen und diesen lobpreisen, die Nationalhymne nicht mitsummen können und das Kürzel SS noch nicht mit Seguridad Social übersetzen. - Ist doch eigentlich Klasse, dass die Spanische Nationalhymne keinen Text hat, wenn man so etwas in einem Einbürgerungstest gefragt würde, na dann wird's aber eng mit der Migration. - Hier auf La Palma gibt es deutsche Wurst, deutsches Brot, beides Grundvoraussetzung für ordentliche Integration und die strategische Bildung erster teutonischer Keimzellen. Aber auch deutsche Schreiner, Klempner, Ärzte und viele bunte Geister, die einem alles was man sonst noch zu brauchen glaubt, in perfektem Alemán kredenzen. - Allein in Los Llanos gibt es drei deutschsprachige Anwälte, mindestens, es könnte ja sein, dass der Nachbarshund des Nachts immer spanisch bellt und das stört außerordentlich. - Es soll auch Mitbürger auf dieser Insel geben, die ohne ein einziges Wort Spanisch hier ihr Auskommen fristen und das problemlos, alles was dem Migrantenherz und Sinn so deucht, das bekommt man hier auch ohne lästigen Sprachunterricht. - Es gibt Restaurationen auf La Palma, da sollte man als "Endemit" lieber eine ausländische Begleitperson mitbringen, einfach nur um nicht aufzufallen und Straßenzüge im Aridanetal, wo einem das Augenpaar des Blockwartes noch lange folgt, wenn man keinen Pseudogeländewagen mit Sylt-Aufkleber fährt und somit zweifelsfrei als Zugereister identifiziert werden kann. - Richtig gut geführte Einrichtungsläden, oder Baumärkte, haben längst speziell auf Migranten abgerichtetes Verkaufspersonal, vielleicht selbst sogar selbst mit Einwanderungshintergrund, denn es gelingt dem Indigenen nicht immer die Sorgen und Nöte der Zeitgäste dieser Insel komplett zu verstehen. - Besonders nicht, wenn man sich sprachlich nicht begegnen kann und der gute graue Dübel auf Spanisch einfach nicht Dübolo heißen will. - (Sollten Lüsterklemmen fehlen, dann erniedrigen Sie sich bitte nicht so weit und ordern Lüsteroklemmero, das geht nun wirklich nicht, aber "fichas de empalme" hält jede noch so residentenresistente Ferretería bereit, die sich noch keinen doppelzüngigen Fachberater für Migrationsheimwerkerkunst leisten kann.) -
Aber das sind alles Ausnahmen, im Großen und Ganzen befruchtet man sich kulturell und manchmal sogar physisch in den parallelen Gesellschaften wunderbar und mitunter, auf Volksfesten oder Demonstrationen gegen Apartheidpolitik bricht sogar so ein bisschen was wie multikulturelle Hochstimmung durch. - "Es ist halt nicht so wie bei uns Zuhause, aber feiern kann er der Palmero" hört man dann schon mal anerkennend und auch die Drohung, beim nächsten Festle mal einen "richtigen Kartoffelsalat" mitzubringenden, "halt wegen der Völkerverständigung". Ab und zu, also ganz selten bis eigentlich jedes Mal wieder zu viel, fällt aber auch der ganz bösen Satz der bilateralen Absolutionstheorie: "Woher sollen es die denn auch gelernt haben, das war halt hier immer so" und schwuppdiwupp, da stellt man dann die gesellschaftlichen Fettnäpfchen wieder ganz parallel vor die eignen Füße. - Spätestens aber seitdem es in den Privatsendern nicht nur diese unsäglich dummen Auswanderungsshows gibt, in denen sich willfähriges und meist nutzloses Prekariat von einem Land ins andere verschicken lässt, sondern auch bereits die ersten "Rückwanderungsshows", setzt sich in den meisten gesellschaftlichen Migrationsschichten die genau so erbärmlich wie unerbärmliche, aber leider omnipräsente Weisheit durch: Woanders ist es anders. - Aber was wäre der Mensch an sich ohne Vor- Zwischen- oder Nachurteile und solange es Deutsche auf dieser Welt gibt, die ihren dichterisch und denkerischen Missionsauftrag noch ernst nehmen, so lange darf man auch auf La Palma hoffen endlich wach geküsst zu werden. - Manchmal frage ich mich, einfach mal so aus der Luft gegriffen, wie wir hier früher überhaupt klar gekommen sind, so ganz ohne die wackere Schar deutscher Entwicklungshelfer auf dieser Insel.
Freitag 17.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 57 % - Luftdruck 1022 hPa
Neue Flugverbindung mit Gran Canaria
Eigentlich war es immer ungerecht, da gibt es, je nach Wochentag zwischen 16 und 20 Verbindungen per Flugzeug nach Tenerife, aber nur drei Flüge nach Gran Canaria. - Nun aber legt die kleinere der beiden Fluggesellschaften, die sich um den Passagierverkehr innerhalb des kanarischen Archipels bemühen, mit neuen Verbindungen nach. - Bislang allerdings nur dreimal in der Woche, am Freitag, Sonntag und Montag gibt es dann zwei Flüge mit "Islas Airways" von La Palma nach Gran Canaria und zurück. - Auf lange Sicht will man diese Flüge auch täglich durchführen, dazu wartet man aber noch auf die Eingliederung neuer Flugzeuge in die langsam, aber stetig wachsende Flotte der Gesellschaft. - Erst kürzlich hatte man drei ganz neue Maschinen des Typs ATR-72-500 angeschafft um damit die älteren Flugzeuge der gleichen Baureihe zu ersetzen und Anfang nächsten Jahres sollen noch mal drei weitere Maschinen hinzukommen.
So wird das Ungleichgewicht der Flugverbindungen nach Tenerife und Gran Canaria etwas geringer und eröffnet auch dem anreisenden Gast aus Mitteleuropa neue Möglichkeiten. - Da die Ferienfliegerei nach La Palma über die bekannten Charterkanäle immer teuerer und komplizierter wird, weichen viele Gäste bereits auf Linienverbindungen aus, die dann entweder über Madrid, Tenerife oder Gran Canaria zu uns nach La Palma führen. - Da Tenerife für den mitteleuropäischen Gast als Transitinsel das Problem mit sich bringt, meist den Flughafen wechseln zu müssen, ist Gran Canaria oft die einfachere Lösung. - Allerdings waren da eben bislang die Verbindungen so knapp, dass dort zu große Wartezeiten entstehen konnten, was sich nun, zumindest vorerst an den drei Wochentagen, verbessert. - Warum es überhaupt so viele Verbindungen nach Tenerife gibt und so wenige nach Gran Canaria ist auch einfach zu erklären. - Santa Cruz de Tenerife ist unsere Provinzhauptstadt und somit in vielen Bereichen zuständig für La Palma. - Seien es nun offizielle Gründe die uns von der Insel weglocken, oder aber die vielen Überweisungen an Spezialisten aus der medizinischen Fraktion, alle Wege für uns führen zunächst nach Tenerife, der "Mutter alles Inseln" aus unserem Blickwinkel. - Ähnliches, aber eben Gran Canaria betreffend, geschieht mit Fuerteventura und Lanzarote, dort ist man ganz auf die große und runde Insel konzentriert und für die scheint nun wieder Tenerife so weit weg zu sein. - Da gibt es schon präzise Hackordnungen für die kleinen Inseln, und überhaupt, was soll ich denn auf Gran Canaria…
Donnerstag 16.10.08 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 57 % - Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 26,2 Grad - niedrigste Temperatur 18,4 Grad
Dreiecksgeschichten
Länger nichts mehr von unserem Zoo gehört. - Das liegt vielleicht daran, dass so manche Dinge noch nicht ausgetragen sind und man sich nun auf dem Weg der schleichenden Gewöhnung befindet. - Paul ist immer noch stinkig auf die neuen Terrassenbewohner und führt Eifersuchtsdramen auf, die für eine komplette Staffel Katzen-Soaps reichlich Stoff geben würden. - Gott sei Dank ist er nicht der brutale Typ, der dann plötzlich die Wohnzimmerecken als Streiktoilette benutzt, oder die teuren Sammelteller, die wir nicht besitzen, von der Anrichte räumt. - Paul äußert seine brennende Eifersucht durch psychischem Druck und lässt uns gnadenlos ein ums andere Mal in die Schuldfalle plumpsen. - "Wie konntet ihr euch nur mit den Schmuddelkindern einlassen", oder "Wenn ihr mich nicht mehr braucht, dann sagt das doch einfach" lässt uns Paul unverhohlen durch seine Blicke wissen und trollt sich ostentativ mit steif erhobenem Schweif davon, wenn die kleinen Bälger in seinen Blickwinkel treten. - Einmal, da dachten wir, nun kommt der große Durchbruch. - Paul saß alleine und damit in Pascha-Stellung auf der Terrasse und bekam zunächst überhaupt nicht mit, dass sich die kleine Kätzin von der Seite her näherte. - Für einen ebenso galanten, wie nicht nach Flucht aussehendem Abgang war es nun zu spät, er musste sich wohl oder übel von der kleinen Frau beschnuppern lassen. - Er tat so, als merke er es gar nicht, nur als sie dann anfing mit seinem Schweif zu spielen, da drehte Paul sich rum und verpasste der verdutzen Teenagerin eine hoheitliche Ohrfeige. - Die war auch durchaus beeindruckt und Paul konnte sich nun, stolz und erhaben wie die Klitschkos, wieder in den Garten des Nachbarn verdrücken ohne sein Gesicht verloren zu haben.
Es ist also nicht wirklich besser geworden, wobei die kleinen Katzen sich inzwischen dauerhaft auf der Terrasse installiert haben und sich nicht mehr in den Garten verweisen lassen. - Oft tragen wir Paul dann an den Kätzchen vorbei in die Küche, schließen die Tür hinter uns, legen den arroganten Kater auf die Couch und reden dann stundenlang auf die beleidigte Leberwurst ein. - Es liegen auch permanent Fettnäpfchen herum, neulich hat Paul mich dabei erwischt, wie ich die kleinen Katzen fotografiert habe. - Wenn hier einer abgelichtet wird, dann hat das natürlich der Paul zu sein, schließlich sind wir seine Gefährten, das hier sein Haus und wenn Eindringlinge kommen, dann haben wir eigentlich die Aufgabe, ihm das verlauste Gesockse vom Leib zu halten. - Daraus wird aber nichts, die Frauen haben beschlossen die kleinen Katzen bleiben bei uns, besonders das viel zu klein geratene Humpelstilzchen, eigentlich Lucky genannt, steht unter dem gluckenhaften Schutz meiner weiblichen Restfamilie. - Allerdings muss auch ich einsehen, dass man die beiden Geschwister nicht trennen kann, nach wie vor schlafen die beiden eng verschlungen, so dass man nur noch an der unterschiedlichen Fellfärbung erkennen kann, welches Körperteil denn nun zu welcher Katze gehört. - Humpelstilzchen hat ja nur drei Pfoten und auch wenn die Wunde inzwischen gut verheilt ist, kann die Dame nur in Ausnahmesituationen ihr viertes Bein für einen kleinen Spurt benutzen. - Sonst humpelt das kleine Wesen, wie eine Maus piepsend über die Terrasse, wenn sie ihren großen Bruder nicht bei sich sieht und erregt so die geballte Ladung an Mitleid der drei Frauen. - Es ist erstaunlich, wie sich das im Wachstum bemerkbar macht, Luck, ihr Bruder, ist viel schneller gewachsen und sieht bald aus wie eine richtige Katze. - Kein Wunder, gibt es was zu fressen, dann ist Humpelstilzchen so langsam, dass Luck bereits dreiviertel der leckeren Tierkadaver verschlungen hat, bis die Dame endlich angehumpelt kommt. - Nun versuchen wir es natürlich mit zwei parallelen Töpfen, aber das schräge Mädchen frisst so langsam, dass uns oft die Geduld dabei ausgeht und wir uns ängstlich umsehen, ob Paul uns nicht bei unserer Freveltat beobachtet und uns dann zu nächtlicher Stunde, meist um 03:35 Uhr, zur Rede stellt. - Natürlich springen wir auch nachts auf, wenn irgendwelche komischen Geräusche von der Terrasse unseren schmalen Schlaf unterbrechen, es könnte ja sein, dass den Kätzchen was passiert ist. - Meist ist es dann allerdings der Paul, der nur mal ausprobieren will, wie oft man Menschen nachts wecken kann, bevor diese psychischen Schaden nehmen. - Da wir ja an diesem Feldversuch teilnehmen, gelingt es uns vielleicht auch weiterhin darüber zu berichten. - Sollten sich allerdings diese Kolumnen irgendwann komisch lesen, oder vielleicht sogar vernünftig, also kurz, knapp und präzise, dann hat Paul es geschafft.
Donnerstag 16.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 69 % - Luftdruck 1021 hPa
Habemus Parking
Weißer Rauch steigt auf vom Rathaus in Los Llanos. - Das bereits seit Wochen fertige Parkhaus in der Innenstadt, welches auch schon geöffnet war, hat nun endlich den Segen der Gemeindeverwaltung erhalten und darf jetzt erneut seine Pforten öffnen. - Nicht etwa, dass es Sicherheitsmängel gegeben hätte, oder Papiere seien nicht in Ordnung gewesen, es lag schlicht und ergreifend daran, dass die Gebührenordnung noch nicht vom Plenum der Gemeinde abgesegnet war, deshalb musste das Parkhaus wieder schließen und darauf warten, dass man die bereits bekannte Preise auch offiziell genehmigt. - Das ist nun geschehen, Wochen nachdem das Parkhaus fertig ist und eigentlich hatte man für die Gebührenordnung mehrere Jahre Zeit gehabt, sich mit dieser zu beschäftigen, denn dieses Parkhaus hat eine sehr lange Geschichte. - So klingt es auch ein bisschen anmaßend, wenn der Bürgermeister die Stadtverwaltung und deren Techniker so schreiend lobt, welche gute Arbeit sie denn geleistet hätten, um dieses Parkhaus fertig zu stellen. - Die einzigen, die gute Arbeit geleistet haben, das ist die Firma "Dos Tumbos" und deren Angestellten, die das Parkhaus in absoluter Rekordzeit fertig gestellt haben, sogar noch schneller als eine Stadtverwaltung Preislisten unterschreiben kann.
Vier Jahre lang baute zunächst eine komplett überforderte Firma an dem Projekt, die allerdings in diesen Jahren nichts weiter zustande brachte, als ein großes Loch neben dem Friedhof zu buddeln und einen Bagger dort hinein zu stellen. - In großer und ewiger Weisheit des Rathauses von Los Llanos, hat man sich genau die Baufirma ausgesucht, welche bereits mit dem Parkhausbau in Santa Cruz nicht zurecht kam, da man sich personell und finanziell total übernommen hatte. - Es dauerte vier Jahre, bis man dann endlich einen Weg gefunden hatte, der ewigen Baustelle neuen Schwung zu verleihen, schließlich übernahm die Firma Dos Tumbos sowohl die Aufgabe des Baus, wie auch die damit verknüpfte Betreiberkonzession über die kommenden 50 Jahre. - Als man dann, in nicht mal einem Jahr Bauzeit fertig war, erdreistete sich der Bauunternehmer das Parkhaus einfach zu öffnen, was dann wiederum gute zwei Wochen dauerte, bis man im Rathaus beschloss, so einfach kann man ein solches Parkhaus nicht eröffnen, die Gebührenordnung muss noch abgesegnet werden. - Darauf hin musste der Betreiber die Tiefgarage wieder schließen, ohne weißen Rauch aus dem Rathaus geht in Los Llanos nichts. - Nun sind die Preise aber offiziell, es sind im Übrigen die gleichen, welche die Firma auch bereits vorher schon angekündigt hatte und nun fehlt nur noch, dass der Betreiber jetzt auch noch empathische Eigenempfindlichkeiten zeigt und jetzt keine Lust mehr hat, das Parkhaus gleich wieder zu eröffnen. - Ach ja, da war doch noch was, die Preise: Die erste Stunde kostet 90 Cent, die Zweite deren 80 und ab der dritten Stunde reduziert sich der Preis auf 70 Cent. - Eine Flachrate (auf spanisch rato flacho sicherlich nicht, aber flatrate versteht hier kein Mensch) gibt es auch, für 100 Euro monatlich kann man sein Fahrzeug die ganzen dreißig Tage dort im Parkhaus stehen lassen. Darüber hinaus gibt es noch abgestufte Tarife für Werktage zu bestimmten Feierabendzeiten, aber der touristische Besucher oder der gestresste Resident, der eben nur mal was in Los Llanos zu erledigen hat, die sind eben mit 90 Cent in der Stunde dabei.
Mittwoch 15.10.08 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 59 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 26,8 Grad - niedrigste Temperatur 18,0 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 28,2 - Temp. min. 11,9 - Feuchte 30 - 57 % - Niederschlag 0 mm
Die gute und die schlechte Nachricht aus der Landwirtschaft
So suchen wir doch immer händeringend nach neuen Möglichkeiten aus unserem landwirtschaftlichen Potential mehr zu machen, müssen aber auch für jede gute Meldung auch wieder anderswo einen Rückschritt hinnehmen. - Es ist halt nicht einfach für ein Hochlohnland, sich im globalen Markt erneut zu etablieren, nachdem man frühere Verbindungen und Handelstrukturen über den Haufen geschmissen hat, weil alle Bemühungen komplett im Exportschlager Bananen fokussiert wurden. - Da aber droht ja auch Ungemach, die mittelamerikanischen Länder nagen mit Hilfe der Welthandelsorganisation an unseren Privilegien und bedrohen damit bereits mittelfristig die Haupteinnahmequelle der Insel. - Jetzt hat man ja auch noch einsehen müssen, dass der Tourismus nicht in der Lage sein wird, den eventuellen Ausfall unseres Einkommens aus den Bananen zu egalisieren, so sucht man nun fast verzweifelt nach neuen Wegen in der Landwirtschaft. - Wunderbar angelassen hat sich da der Kauf einer Anlage zum Waschen, Zerkleinern und Verpacken von Salaten, die dann in haushaltsüblichen 250 Gramm Beutel als Convenience-Produkt in den Handel kommen. Das gibt an die 20 Gemüsebauern Auskommen, lässt sich doch mit dem bereits servierfertig bereiteten Salat deutlich mehr Stücknutzen aus einem "Salatkopp" erwirtschaften als durch den einfachen Verkauf der Rohware. - Nun hat man einen Clou landen können und darf 1.200 Kilo, das sind 4.800 Beutel der Salatmischung, jede Woche für eine Handelskette auf Tenerife liefern. - Das ist ein voller Erfolg, lastet auf jeden Fall die teuren Maschinen aus und gibt gute Hoffnung, auch noch weitere Abnehmer auf den Nachbarinseln zu finden, wenn man sich erst mal gut auf dem Markt positioniert hat. - Darüber hinaus pflegt man endlich wieder Handelsbande mit der großen Nachbarinsel, da könnte man ja vielleicht auch noch das eine oder andere Produkt auf der selben Schiene mit vermarkten. - Der Kauf der Anlage zur Zubereitung dieser Salatmischungen war übrigens eine Idee und Tat der Inselregierung, die man nun nach diesem Erfolg irgendwie in eine von den Landwirten geführte Kooperative übergehen lassen will. - Da darf man nur hoffen, dass diese wunderbare, wenn auch bislang kleine Erfolgsgeschichte dann nicht gleich wieder von Streitigkeiten oder Planungschaos überschattet wird, wenn persönliche Interessen der einzelnen Kooperativmitglieder ausbrechen. - Leider haben wir das bereits bei manchen ähnlichen Versuchen beobachten müssen.
Die schlechte Nachricht ist die weitere Verbreitung eines Kartoffelschädlings der vor gar nicht so langer Zeit auf dieser Insel gar nicht vorkam. - Es handelt die dabei um die "Motte aus Guatemala" Tecia solanivora (Povolny), die man hier und in den Ländern Mittelamerikas, wo dieser fiese Kartoffeldieb eigentlich beheimatet ist, "Polilla guatemalteca" nennt. - Die Motte selbst schadet nicht, wie bei den meisten Faltern, aber eben die Larven dieser Tiere, die sich mit Vorliebe durch Kartoffeln bohren und von der stärkehaltigen Knolle leben. - Das verursacht bei vollem Befall fast kompletten Ernteausfall und wie es nun scheint, hat sich dieser Schädling in den Nordgemeinden Puntallana, San Andrés y Sauces und Barlovento wirklich heimisch gemeldet. - Anfänglich war man noch guter Hoffnung, den Schädling schnell wieder von der Insel verscheuchen zu können, nun aber tritt er mit letaler Regelmäßigkeit in den dortigen Kartoffeläckern auf. - Nun ist wiederum die Inselregierung gefragt, den dortigen Landwirten mit "Anti-Motten-Kursen" auf den gemeinsamen Kampf gegen den Schädling einzuschwören, denn man hat immerhin erkannt, dass es recht sinnlos ist vereinzelte Aktionen, wohlmöglich noch mit derber chemischer Keule anzuwenden, wenn der Nachbaracker weiterhin als Brutstätte für die Motte dient. - Auf jeden Fall versucht man auch zu verhindern, dass die Plage sich auf den Rest der Insel ausbreiten kann und wir bald nur noch Importkartoffeln auf den Teller bekommen.
Mittwoch 15.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 77 % - Luftdruck 1019 hPa
In der Wachstumsfalle
Wer träumt nicht, auf der Insel der Glückseligen zu sein. - Weit weg von Allem, Globalisierung, das geht uns nichts an und wir können unseren süßen Traum so lange weiterleben wie wir wollen. - Nun sind Träume grundsätzlich nichts Verwerfliches, allerdings neigen diese dazu, einem den Blick zu trüben für den Alltag und den Herausforderungen, die es auch auf einer kleinen Insel gibt, obwohl die doch augenscheinlich so ganz in ihrer eigenen Welt gefangen ist. - Leider stimmt das nicht ganz, wir sind alles andere als unabhängig und hängen, vielleicht sogar noch heftiger als andere Regionen, von den Launen und Fallen des globalen Marktes ab. - Grundregel Nummer eins in unserem "Spiel" mit der großen weiten Welt, wir müssen versuchen Schritt zu halten und dazu ist unbedingtes Wachstum nötig. - Ohne weiter zu hinterfragen, was es denn mit diesem ominösen Wachstum überhaupt auf sich hat, gilt es alles diesem goldenen Kalb unterzuordnen, sonst werden wir abgehängt und nehmen nicht an der Aufschwungsrallye teil. - Dazu gibt es lustige Ausdrücke wie "PIB" (Producto Interior Bruto), sowie interessante Tabellen und Skalen, an denen man ablesen kann, wo wir denn eigentlich stehen im Vergleich mit den Größen der Marktwirtschaft. - Dass der PIB alleine nicht glücklich macht, und auch Zuwächse beim Zementverbrauch und immer höhere Zulassungszahlen bei den Kraftfahrzeugen schon gar nicht, das spielt bei der pandemischen Ausbreitung der Krankheit Fortschrittszwang keine Rolle. - Allerdings kann man uns "Inseleier", abgeleitet von "Landeier", mit Fortschritt und Wachstum immer wieder begeistern, dann bauen geschickte Redenschreiber noch ein paar mal die Modevokabel "nachhaltig" ein, und schon qualmt der Schlot ganz von alleine und eben "nachhaltig".
Man wagt es ja kaum mal zu hinterfragen, wohin wir denn noch wachsen wollen und an welches Ufer uns denn der permanente Fortschritt mal spülen wird, auch 35 Jahre nachdem uns der Club of Rome mit seinem Werk "Grenzen des Wachstums" eigentlich bereits ausreichend gewarnt hat. - Warum wir dennoch - und nun ganz konkret zu La Palma - aber genau so den Verlockungen der globalisierten Welt erliegen, das ist nur aus einem verhängnisvollen Komplex aus Mutlosigkeit und Unwissenheit der Zukunftsplaner zu erklären. - Da verlagert sich der konventionelle Tourismus längst in Länder mit deutlich geringerem Lohnniveau, so müssen wir unbedingt noch auf dieses sinkende Schiff aufsteigen und erst mal die Fehler begehen, welche uns andere Regionen bereits vorgelebt haben. - Als Entschuldigung dazu dienen wiederum Tabellen und Zahlen, welche Wachstum in gewissen Segmenten und Zielgruppen vorgaukeln, ohne dabei eine Rentabilitätsrechnung, und bitte Netto, nicht Brutto, für uns, die betroffene Bevölkerung darzulegen. - Angeblich gibt es 80 Millionen Golfer in der westlichen Welt und diese geben als Touristen 400 Euro pro Tag aus. - Solche Zahlen knallt man uns um die Ohren und auch wenn die Zahlen alarmierend falsch sind, fragt niemand danach, wer denn diese angeblichen 400 Euro bekommt. - Es sollte uns redlich wenig interessieren, wenn hier auf La Palma internationale Investoren "ihr" Kapital sicher anlegen können und damit augenscheinlich Wachstum generieren, das einzige was uns dabei zu interessieren hat, ist was erhalten wir dafür, dass wir unser Land, unsere Ressourcen und unsere Gesellschaftsphilosophie hergeben. - Ob es nun die Golfplätze seien, von denen man gleich fünf vorschlägt und nicht nur einen, der vielleicht sogar funktionieren könnte, oder ob es die Hotels sind, mit denen man uns noch beglücken will, obwohl die bereits vorhandenen mit einer miserablen Auslastung zu kämpfen haben. Es fehlt an jeglicher Einsicht, wer und was diese kleine Insel eigentlich ist und wo unsere Zukunft stecken könnte.
Der Wachstumswahn hat noch weitere bunte Blüten in unseren Alltag gezaubert, man plant eine Autobahn von Santa Cruz nach Puerto de Tazacorte und keiner fragt nach, was wir denn eigentlich alle so schnell in Puerto de Tazacorte wollen. - Wir haben nicht mal was zu transportieren, außer den Bananen und denen ist es egal, wie schnell sie in den Hafen kommen, liegen sie dort eh noch Tage in Kühlcontainern herum, bevor sie auf ein Schiff kommen. - Wäre es nicht traurig und peinlich genug, dann könnte man die Geschichte mit der Autobahn als lehrreiche Parabel in Schulbücher aufnehmen, für das was man destruktives Wachstum nennen kann. - Die Autobahn bringt uns schneller von Santa Cruz nach Puerto de Tazacorte, unserem neuen "Welthafen", aus dem man mit dem Schiff, wenn es nicht gerade Winter ist und gar keines fährt, lediglich da wieder hinkommt, woher man gerade so schnell per Autobahn gekommen ist, nach Santa Cruz. - Wachstum hat sich längst verselbständigt, braucht auch keinen Sinn oder Nutzen mehr oder gar mehr Produktivität, alleine es genügt, wenn das eingesetzte Kapital sich vermehrt. - Und wenn das mal ausgeht, dann pumpen die Banken den Staat an und vermehren für sich dieses Kapital erneut. - Dass es sich hierbei aber nur um Umschichtungen handelt, weil sich weder die Geldmenge noch der Bedarf oder die Produktion beliebig verändern lassen, das gerät dabei komplett aus dem Blickwinkel. - So wächst Los Llanos anscheinend ins Unermessliche, entvölkert dabei aber den Norden der Insel und saugt auch gierig die ganzen Immigranten auf, welche La Palma für einen kurzen Abschnitt ihres Lebens gewählt haben. - Wie den Teufel fürchtet man hier neue Volkszählungen, denn dann könnte man hinter den Wachstumsschwindel kommen und das wäre eine grausame Entdeckung, dass wir wohl - und nicht übel - mit unseren kleinen Brötchen weitermachen müssen. - Eigentlich wäre das gar nicht schlimm, kämen wir dann doch auch planerisch wieder zurück zu Daten und Vorhaben mit einem Fundament, welches wir auch aus eigener Kraft stemmen können. - Allerdings müsste man dann auf viele stolze Vokabeln verzichten und Demut erneut lernen, unverzichtbares Werkzeug im Umgang mit solch brisanten Themen, wie Zukunftsplanung einer Region. - Es gibt übrigens wohl bereits auf dieser Insel Einsicht und die Erkenntnis, dass Wachstum etwas Gefährliches sein kann und allergrößter Vorsicht bedarf, besonders wenn dieser nicht unseren Notwendigkeiten und Möglichkeiten entspricht. - Leider versprechen Demut und Vernunft nicht unbedingt die größten möglichen Gewinne, deshalb wird es noch ein bisschen dauern, bis man diese Insel auch wieder in den Zukunftsvisionen erkennen kann.
Dienstag 14.10.08 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 57 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 27,2 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 28,2 - Temp. min. 13,3 - Feuchte 31 - 57 % - Niederschlag 0 mm
Der Rotstift hat den Karneval entdeckt
Jetzt geht´s ans Eingemachte. - Sparen überall, das haben wir nun schon gehört und die Gemeinden müssen kräftig nach den Kosten schielen, um die weiteren Kürzungen ihrer Budgets verkraften zu können. - Bislang galt dabei meist ein ungeschriebenes Gesetz, spart an allem was ihr findet, aber nicht an den Fiestas, denn die Spiele fürs Volk sind meist noch wirksamer als das Brot. - In der Tat, wenn ein Bürgermeister eine der großen Dorffiestas vergeigte, oder eben kleiner dengeln wollte, weil ihm die Kosten zu groß erschienen, dann durfte er schon mal Volkes Zorn spüren, gerade dann, wenn man sich nahe eines Wahltermins befand. - Man muss auch dazusagen, für manche Feste und die darin versteckten Veranstaltungen geben wir enorme Summen aus, die man besser dem feiernden Volk gar nicht mitteilt. - Seien es nun die Feuerwerke, die Konzerte oder die großen Gala-Veranstaltungen, mit Moderatoren und Musikgruppen aus Funk und Fernsehen, wirklich wichtig war das alles nicht, aber eben pompös und publikumswirksam. - Nun fängt ausgerechnet der von mir so oft kritisierte Bürgermeister von Los Llanos an, Vernunft übers Volk und den Karneval zu verteilen, ein bisschen verwundert hat mich das dann doch, aber wenn es einem guten Zweck dient, dann täusche ich mich gerne.
Der Karneval findet natürlich trotzdem statt und für die allermeisten auch wie gehabt, es fehlen nur zwei Veranstaltungen, die nun in kleinerem Rahmen auf die Strasse verlegt werden. - Es geht dabei um die großen Galaabende auf der Plaza de España, in denen die Karnevalsköniginnen gewählt werden. - Zwei deshalb, weil es eine "normale" gibt, also im ausgewachsenen Alter, und eine zweite, in der die "Kinderkönigin" gewählt wurde. - Karnevalsköniginnen wird es auch weiterhin geben, aber die Wahl findet nun zum Auftakt des großen Umzugs statt und eben auf der Straße, ohne teuren Conférencier und ohne Tanzorchester bis in die Puppen. - Keinen Gefallen daran werden die Kandidatinnen selbst haben, denn für die jungen und jüngeren Mädels war das schon ein Höhepunkt in ihrer Karriere, bevor sie weggeheiratet - oder an den Supermarktkassen für spätere Aufgaben geparkt werden. - Wer natürlich auch noch verliert, das sind die Ausrüster dieser Feierlichkeiten, sei es nun der Bühnenaufsteller oder die Firma für die Beschallung der Vorstellung und das Orchester, sowie der Moderator haben nun auch wieder einen Termin frei.- Gut die werden in der Karnevalszeit schon andere Aufgaben finden, aber man darf eben nie vergessen, wo der Eine einspart, verdient der Andere kein Geld. - Mal sehen, ob diese mutige Entscheidung nun anderen Gemeinden auch als Vorbild dient und wir uns in den kommenden Jahren an viele Fiestas gewöhnen werden, wo nicht mehr der Pomp regiert, sondern das schiere Volksfest als Attraktion bleibt. - 120.000 Euro spart die Gemeinde Los Llanos, einfach damit, diese beiden Veranstaltungen abzuspecken. - Wenn Sparen so einfach ist, dann sollte uns das doch einen fröhlichen Karneval wert sein. Chapeau Juan Ramón Rodríguez Marín, ist ja selten genug…
Dienstag 14.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 83 % - Luftdruck 1018 hPa
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Stiefkinder Stadtpolizei
Gürtel enger schnallen, es kommen harte Jahre auf uns zu, wir müssen jetzt alle solidarisch sein. - Nur ein Auszug der nun immer wieder proklamierten Sprüche seitens der politischen Gilde, die uns auf Zeiten der flauen Kassen einstimmen will. - Gerade die Gemeinden, als letztes Glied in der staatlichen Verteilungskette an Zuwendungen und Steuern, sehen sich kaum noch im Stande, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Nachdem man bereits im Jahr 2008 in den Kommunen Haushalte geknüpft hat, die allesamt in der Summe unter denen des Vorjahres lagen, steht für 2009 ein weiterer Einschnitt an, die Provinzregierung fordert von den Gemeinden Einsparungen von an die weiteren 20%. - Wie man das schultern soll, weiß noch niemand, man kann aber sicher davon ausgehen, dass zunächst, so wie man es aus der Wirtschaft gelernt hat, am Personal gespart werden wird. - Genau das sehen auch die Stadtpolizisten auf sich zukommen und fangen lieber jetzt schon mal an, auf ihre unkommode Situation hinzuweisen.
Eigentlich wollte man ja sogar mehr Geld, beziehungsweise wie im Fall der "Municipales" in Los Llanos, einen Ausgleich für die viele Sonn- und Feiertagsarbeit, aber trifft da auf einen Bürgermeister, der das nicht so sieht. - Die Folge davon sind ständige Konflikte zwischen Gemeindeverwaltung und der Stadtpolizei, kein wirklich angenehmer Zustand und sicherlich nicht der positiven Entwicklung einer Gemeinde zuträglich. - Nun macht sich auch die lokale Polizeitruppe aus Santa Cruz öffentlich und geht auf die Straße und wendet sich mit einem Hilferuf an die Presse. - Dort führt man nun an, dass aus den Wahlversprechungen, in denen man noch eine Aufstockung des Personals der Stadtpolizei gesprochen hatte, nun eine Verkleinerung des Polizeikörpers geworden ist. - Anstatt mehr Polizisten, sind es nun deren vier weniger und man fragt dabei den Bürgermeister, wohin denn das Geld aus dem Haushalt für die vier Planstellen gewandert ist. - Ich kann es mir vorstellen, wohin das ursprünglich für die vier Posten vorgesehene Geld hingegangen ist, das hat man in ständig neu auftauchenden Haushaltslöcher versenkt, die wie Geld saugende schwarze Löcher durch alle Gemeindeflure wabern. - Keine gute Lösung, wenn man die Gemeinden in Baustellen verwandelt, weil die Provinzregierung jahrelang die kommende Entwicklung verschlafen hat und Gelder in Milliardenhöhe für unnötige Infrastrukturmaßnahmen ausgegeben hat, anstatt auf die erste Schnittstelle zwischen Bürger und Staat zu setzen, die nun mal die Gemeinde ist. - Solidarität mit dem der auch nichts hat, kein Problem, das ist Ehrensache. - Aber so lange die Provinzregierung an kontraproduktiven wie pharaonischen Bauvorhaben festhält, wie eine Autobahn durchs Weltbiosphärenreservat, den Gemeinden aber kein Geld mehr lässt, um ihre Angestellten zu bezahlen, muss man da eine deftige Schräglage feststellen und nichts anderes machen die Stadtpolizisten aus Los Llanos und Santa Cruz.
Montag 13.10.08 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 64 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 26,5 Grad - niedrigste Temperatur 16,9 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 27,5 - Temp. min. 12,1 - Feuchte 36 - 79 % - Niederschlag 0 mm
Überlastung der Sozialdienste
So eine Überlastung kann man ja auch einmal anders herum betrachten. - Denn in unserem speziellen Fall hier auf La Palma, können gar nicht so viele soziale Helfer in die Hilfsdienste integriert werden, wie sich fast freiwillig melden. - Nun darf man leider nicht davon ausgehen, dass in La Palma jetzt eine breite Welle an Fürsorglichkeit und sozialem Verantwortungsbewusstseins ausgebrochen ist, und sich jeder zweite für soziale Dienste anmeldet, ich habe ja auch vorsichtig geschrieben "fast" freiwillig. - Wo der Sozialdienst geleistet wird, das dürfen sich die vielen Bewerber noch aussuchen, aber dass sie ihn verrichten müssen nicht, denn es handelt sich bei der Helferschwemme um Verkehrssünder und Verurteilte kleiner Straucheleien, die ohne Haftstrafe gesühnt werden sollen. - Wobei die Verkehrssünder in der absoluten Überzahl sind, nachdem man das Gesetz soweit geändert hat, dass zusätzlich zu Geldstrafen und temporärem Führerscheinentzug auch noch Sozialdienst angewandt wird. - Das allerdings nur, wer das erste Mal mit einem größeren Verkehrsvergehen erwischt wird, wer ein zweites Mal mit Alkohol am Steuer erwischt wird, der wandert auf jeden Fall in den Knast.
So warten derzeit an die 500 Personen darauf, dass man ihnen die Organisation oder den Hilfsdienst zuweist, wo die denn ihre Sozialstunden ableisten können. - Meist sind das zwischen 80 und 200 Stunden welche die Richter aus dem Strafenkatalog zaubern und zuständig für die Verteilung der Strafarbeiten ist die Sozialstation am Inselgefängnis. - Die sind aber nun derart überlaufen und kommen nicht nach, die vielen Aspiranten für die Sozialstunden an die betreffenden Stellen zu vermitteln, so dass inzwischen Wartezeiten entstanden sind, die sicher nicht mit dem erzieherischen Sinn und Zweck einer solchen Strafe gut vereinbar sind. - Momentan sind 90 Verkehrssünder dabei ihren Sozialdienst zu leisten, mehr bringt man einfach nicht auf einmal unter und die Verkehrsrichter schicken noch mehr Delinquenten hinten nach, als man vorne vermitteln kann. - Viele Sozialdienste sind nämlich gar nicht so wild darauf diese "freiwilligen" Helfer in großen Scharen bei sich zu haben, müssen die doch erst angelernt werden und sind meist nicht wirklich mit Herz und Seele dabei. - Das hat man natürlich nicht bedacht, dass man gleich so viele Kandidaten für gemeinnützige Arbeiten im ersten Jahr zusammenschaufelt, dass nun ein wahrer Helferstau entstanden ist. - Eigentlich ist die Idee ja gut, anstatt einer hohen Geldstrafe, oder einer Gefängnisstrafe auf Bewährung den Verkehrssündern solche Sozialstunden aufzubrummen, aber entweder haben wir zu viele Sünderlein, oder zu wenig Sozialdienste. - Ich habe auch schon nachgefragt, man kann diese Helfer nicht exportieren und auch nicht zum Unkrautzupfen für den eigenen Garten verwenden, damit müssen die Hilfsorganisationen schon selber klar kommen.
Montag 13.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 76 % - Luftdruck 1018 hPa
Für Arbeitslose die zur Arbeit fahren ist der Bus umsonst
Schreiberlinge haben ja meist mehr Blumen im Text als im Garten und viele davon sind Stilblüten. - Allerdings ist diese, etwas verunglückte Aussage leichter aufzudröseln, als etwa die so genannte "Finanzkrise". - Auf La Palma, wie auch auf den anderen Kanareninseln und auch dem spanischen Festland ist die Zahl der Arbeitslosen in den letzten Monaten enorm angestiegen. - Schuld daran ist, ausnahmsweise mal nicht diese interessante "Finanzkrise", sondern das hausgemachte Problem, den Aufschwung des letzten Jahrzehnts, alleine auf der Wertschöpfung eines Sektors gesetzt zu haben, dem Bau- und Immobilienbereich. - Auch wir haben aber irgendwann zu viele Wohnungen und es gelingt uns gar nicht, so viele alte Häuser abzureißen, wie der Markt vorne wieder neu errichtet hat. - Nun ist das, leider nicht wirklich sorgsam errichtete Gerüst zusammengebrochen und ganz Spanien fehlt im Wirtschaftskreislauf das Geld einer ehemals blühenden Branche. - Hier auf La Palma ist das nicht anders, schlägt aber im Vergleich mit den anderen Inseln noch etwas weniger drastisch durch. - Dennoch haben auch wir im September eine neue Rekordmarke an Menschen ohne Arbeit zu vermelden, 7.418 heißt diese Brandziffer und wir dürfen daran erinnern, dass im September letzten Jahres die Zahl noch bei 6.007 lag.
Hier auf der Insel bleibt einem nicht wirklich so viel tun, um einen ausgelutschten Sektor wieder zu beleben, man kann lediglich Anreize schaffen, in andere Arbeitsbereiche überzusiedeln, oder eben dem Arbeitssuchenden bei seinen Bemühungen Arbeit zu finden helfen. - Dazu will man bald, allerdings erst ab Januar 2009 für alle Arbeitslosen, die Busfahrkarten umsonst rausrücken, aber nicht nur das, sondern auch den Transport derjenigen bezahlen, die erst kürzlich eine neue Arbeit gefunden haben. - Damit löst sich auch die widersprüchliche Überschrift auf und man könnte sich mal mit der Frage beschäftigen, wie lange man denn ein "Ex-Arbeitsloser" ist, wenn man wieder in Lohn und damit Brot steht. Allerdings überlegt man nun krampfhaft, wie man denn einen Überblick über diese Fördermaßnahme behalten soll, denn wenn nun ein "Ex-Arbeitsloser" wieder Arbeit hat, dann kann der sich doch eigentlich das Ticket selber kaufen. - Man will aber eben auch noch einen weiteren Effekt unterstützen, die Arbeitssuchenden sollen flexibler werden auf der Insel und ruhig bei der Suche nach Arbeit mal Gemeindegrenzen überwinden lernen. - Ob es nun in anderen Gemeinden mehr Arbeit gibt, das kann man ruhig dahingestellt lassen, denn ganz viele Arbeitnehmer sind bereits Berufspendler und es gibt nicht wenige hier auf La Palma, die jeden Tag aus dem Norden der Insel bis nach Los Llanos fahren, oder gar bis in die Hauptstadt. - Das allerdings meist nicht mit dem Bus, sondern jeder für sich alleine im Geländewagen, man gönnt sich ja sonst kaum was. - So darf man ein bisschen an dem Gesamtnutzen der Aktion zweifeln, denn es werden nicht zu viele Menschen sein, die alleine aus der Tatsache, dass man ihnen die Busfahrt bezahlt, einen neuen Arbeitsplatz finden. - Auf der anderen Seite ist es ein Versuch, überhaupt etwas Sinnvolles zu tun, was man hier vor Ort im Kleinen gegen die ständig steigende Arbeitslosigkeit unternehmen kann. - Ein wiederum ganz revolutionärer Gedanke wäre ja nun, für alle den Arbeitsweg im Bus gratis anzubieten, dann könnte man vielleicht auch ein paar Autos von der Straße locken. - Aber bitte nicht immer gleich alles auf einmal, wenn nicht nur die Arbeitslosen umsonst im Bus zur Arbeit fahren, sondern auch noch die Arbeitenden, dann kann es ja hübsch drängelig werden im Bus.
Sonntag 12.10.08 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 69 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 16,8 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 24,8 - Temp. min. 9,1 - Feuchte 44 - 92 % - Niederschlag 0 mm
San Miguel de Napoleon
Der Konjunktiv bietet nicht nur feine Ausflüchte für halbmutige Träumereien, man kann ja auch ab und zu mal den geschichtlichen Fall von, was wäre wenn durchspielen. - Sie kennen das ja, was wäre wenn Trotzki statt Stalin das weitere Geschick der Sowjetunion bestimmt hätte, oder die USA ein demokratischer Staat wären und auch vielleicht, wo wir heute stünden, wenn die Römer nicht im Teutoburger Wald vermöbelt worden wären. - Darüber haben sich schon viele Gedanken gemacht und ich habe heute in einem Interview mit dem Historiker Sandro Pellegrini gelesen, dass La Palma in den Zeiten des Luis XV fast mal französisch geworden wäre. - (Dabei muss man mal der Zeitung "Diario de Avisos" loben, die immer wieder interessante Interviews über geschichtliche Themen zu La Palma bringt.) In der Tat hat man das am Hofe wohl vorgetragen, man brauchte unbedingt eine Flottenbasis im Atlantik, um seine Handelswege zu den französischen Besitztümern nach Mittelamerika zu stärken. - Zumal der "ewige Feind" England seine Basis auf Madeira hatte, sollte der Stützpunkt auf den Kanaren auch militärischen Nutzen bringen. - Man kann auch nachlesen, dass es damals wohl üblich war, Kolonialland auszutauschen, um die entsprechenden Interessen besser vertreten zu können. - Spanien und Frankreich hatten ja einen gemeinsamen Gegner, immer die Engländer und so gab es beste Beziehungen und man versuchte sich gegenseitig zu helfen. - Gerettet hat La Palma vor dem französischen Zugriff letztendlich die Niederlage der französischen und spanischen Flotten und der Untergang des Napoleonschen Reiches. - Danach kam dieses Thema nie wieder ins Gespräch.
Man weiß das heute alles aus den Aufzeichnungen der diplomatischen Vertretungen und daraus kann man die Verhandlungen über die Abtretung einer Kanareninsel an Frankreich wohl verfolgen. - Sandro Pellegrini hat nun in einem Buch mit dem Titel "El sueño francés de la isla de La Palma" - "Der französiche Traum von der Insel La Palma" - diese diplomatisfchen Papiere zusammengesetzt, betont aber auch gleich wieder, dass es sich nur um Fragmente handelt, es gäbe noch sehr viel mehr zu recherchieren und leider seien auch viele Aufzeichnungen verloren gegangen. - Auf jeden Fall fragt man sich ja, warum die Franzosen an La Palma als Versorgungs- und Flottenstützpunkt interessiert waren und nicht an Tenerife oder Gran Canaria, die doch so viel mehr Infrastruktur hatten. - Dabei muss man anmerken, dass der Hafen La Palmas gar nicht so viel kleiner war als die der größeren Inseln und man seitens der Franzosen wohl Rebellionen unter den "Eingeborenen" fürchtete und man so lieber eine weniger bewohnte Insel bevorzugte. - Aus den Aufzeichnungen des damaligen französischen Abgesandten auf den Kanaren, Cuneo d´Ornano kann man wunderbar nachlesen, wie er La Palma als mögliches Paradies für die französischen Interessen anpreist. - Nur geringe Bevölkerung, an die 18.000 Menschen, von durchweg friedlichem, arbeitsamem und bäuerlichem Charakter, die ungefährlich für die Besatzer seien. - Darüber hinaus gäbe es beste landwirtschaftliche Produktion, was besonders wichtig für die Versorgung der Schiffe sei und nun kommt der Clou: Kiefernwälder wo man hinsieht, mit hartem Kernholz für den Schiffsbau. - Diese Wälder könnte man abholzen und Schiffe für den König bauen, denn wer gegen England segelt, der hat nie genug Schiffe. - Im Austausch gegen La Palma sollte übrigens die spanische Krone eine der Antilleninseln erhalten, welche damals im Besitz der Franzosen war. - Da kann man ja nur von Glück sprechen, dass die Franzosen diese Insel nicht in ihre Hände bekommen haben und wir weiter den ruhigen Lauf der Unwichtigkeit genießen durften. - Die "Eingeborenen" hier auf der Insel waren im Übrigen gar nicht begeistert von den weit reichenden Plänen Napoleons. - Der Zwergentanz, heute eine der bekanntesten kulturellen Darstellungen hier auf La Palma, nur alle fünf Jahre aufgeführt, bei den Feierlichkeiten zu Ehren der "Virgen de las Nieves" hat nämlich überhaupt nichts mit diesem kirchlichen Fest zu tun, sondern war ursprünglich als derbe Verballhornung des "Zwergenkaisers" Napoleon gedacht. - So viel zu den arbeitsamen, friedlichen und bäuerlichen "Eingeborenen", die hatten es damals schon faustdick hinter den Ohren.
Sonntag 12.10.08 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 71 % - Luftdruck 1020 hPa
Gastronomische Revolution für La Palma gefordert
Raus aus der gastronomischen Steinzeit, so heißt der Schlachtruf einer neuen Vereinigung, in der Köche La Palmas versuchen werden, die Insel aus ihrer "Carne al la plancha" Agonie zu befreien. - Wobei mir bei solchen Befreiungsaktionen immer gleich wieder die Frage einfällt, will ich denn überhaupt befreit werden? - Interessant ist es ja eigentlich, dass gerade die Köche der Insel, oder zumindest einige unter ihnen, ihren eigenen Berufsstand so kritisieren und radikale Änderungen fordern. - Dazu muss man aber erstmal Bestandsaufnahme machen und kommt sehr schnell zu dem Ergebnis, dass die allermeisten gut funktionierenden Restaurants genau das kochen und anbieten, was denn die Gäste so fordern. - Da gibt es zunächst die Ausflugsrestaurants an der Küste, die je näher an der Wasserlinie besser funktionieren und so durch den ständigen Erfolg überhaupt nicht dazu gezwungen werden, irgend etwas an ihrer Auswahl oder Qualität zu verändern. - Etwas Ähnliches gilt für die paar großen und bekannten Ausflugslokale im Landesinneren, was sollen die denn an ihrer Speisekarte ändern, wenn 95% der Gäste sowieso immer "carne al la brasa" (Grillfleisch) bestellen. - Gut, da könnte man an den Zutaten feilen, meist sind dort Salate oder Kartoffeln, seien diese nun frittiert oder gerunzelt, nur störendes Beiwerk zu einer fleischlichen Orgie. - Aber, auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, wir wissen was wir dort tun und fordern, ich käme nicht auf die Idee ins Bodegón Tamanca zu gehen und Seezungenröllchen an einer Symphonie von Rapunzel- und Pastinakenquiche mit semipoelierten Rucolatranchen auf einer halbgeeisten Moosbeermousse zu bestellen. - Wer dort hin geht, der weiß was auf ihn zukommt und will auch genau das haben. - Wer es anders will, der muss woanders hingehen.
So darf man die Kritik seitens der Köche auch auf keinen Fall verallgemeinern, in vielen Bereichen unseres gastronomischen Angebotes folgt der Wirt, vielleicht manchmal eher schlecht als recht, aber dennoch einfach nur der Forderung seiner Gäste. - In vielen anderen Restaurants aber, die eben nicht die Lage oder den Bekanntheitsgrad der von "In-Schuppen" oder Ausflugsrestaurants haben, die könnten natürlich versuchen, mit schicken und schnieken Angeboten die kulinarische Landschaft La Palmas bunter zu machen. Da muss man der Köchevereinigung recht geben, allerdings darf ich auch an mehrere gescheiterte Versuche erinnern, hier auf La Palma gehobene Küche einzuführen, die kläglich am bourgoisen Geschmacksnerv und knauserigem Zahlungsverhalten unserer fleischbetonten Durchschnittsklientel gescheitert sind. - Die sind doch viel zu teuer heißt es dann sofort, die Portionen sind zu klein, davon wird man doch gar nicht satt, das sind dann Parolen, welche den Wirt entweder depressiv nach Tenerife treiben, oder er den Holzkohlegrill wieder aus dem Schuppen zieht. - Darüber hinaus muss man ja auch eingestehen, dass es durchaus Restaurants gibt, welche phantasievolle und gewagte Kombinationen anbieten, die aus unserem bäuerlichen Speiseangebot herausragen. Dass es nicht mehr dieser Restaurants gibt, das ist eine Angelegenheit von Angebot und Nachfrage, vielleicht sollte die Köchevereinigung ihre Kritik eher an die Gäste richten und nicht so sehr an die Gastronomen, die sicher lieber schick kochen würden, wenn ihnen das aber niemand abkauft, dann ist das vergebliche und teure Liebesmüh. - Ich darf da noch an die "Ruta del Gallo" erinnern, wo viele Etablissements, auch viele von denen man es nicht erwartet hätte, mit ganz putzigen und phantasievollen Speisen aufgewartet haben, die mehr als ein "AH" und "OH" geerntet haben. - In den Zeiten der Wahrheit aber, wenn es diese Häppchen nicht mehr als Sonderangebot fast geschenkt gibt, sondern der Wirt einen kalkulierten Preis dafür verlangen muss, da verschwinden diese Pretiosen der gastronomischen Klasse wieder im grauen Sumpf zwischen Schinkenplatte und Ensaladilla. - Eine gastronomische Revolution, sicher doch, aber ob das Volk dafür bereit ist und das überhaupt will, das darf ich einfach mal als aufmerksamer Beobachter sehr in Zweifel stellen. - Und wir wissen ja, was mit Revolutionen geschehen ist, bei denen das Volk nicht mitgenommen wurde. - So bleibt immer wieder mein Spruch: Man kann zwar die Rechnung schlecht ohne den Wirt machen, aber auf keinen Fall ohne den Gast.
Samstag 11.10.08 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 57 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 23,7 Grad - niedrigste Temperatur 15,7 Grad
Ups, I did it again - Peinliche Plagiate in den Flächennutzungsplänen
Gut kopiert ist besser als schlecht geschrieben. - Was für Schularbeiten und manche Aufsätze sicher gilt, oder auch für viele Reden fachlich überforderter Politiker, sollte bei rechtsverbindlichen Grundsatzpapieren dann doch nicht die Regel sein. - Man kann es ja irgendwie verstehen, dass sich die beauftragten Architekturbüros die Arbeit leichter machen wollen und den ganzen Begleittext, der Verordnungen und notwendige Weisungen enthält, am liebsten nicht für jeden Gemeindeplan neu schreiben, sondern diesen einfach kopieren und dann beim nächsten Auftrag erneut verwenden. - Das meiste, was da in den vielen tausend Seiten "Memoria", " Ordenación Pormenorizada" "Ordenación Estructural " und genereller "Información" steht, liest eh nie ein Mensch, interessant in den Flächennutzungsplänen ist sowieso nur der spannende Teil, was und wo und wie etwas gebaut werden darf. - Alles andere ist spröde Theorie, aber eben vom Gesetzgeber vorgeschrieben, soll es doch für eventuelle Streitfälle oder Unsicherheiten in der Auslegung des Planes herangezogen werden. - Man darf sicher annehmen, dass die allermeisten Begleittexte zu den Flächennutzungsplänen einfach kopiert worden sind und meist fällt das überhaupt niemandem auf, da es sich ja eigentlich immer wieder um die gleichen Bestimmungen handelt. - Allerdings kassieren die Architekturbüros immer wieder den gesamten Plan, obwohl der theoretische Teil davon eine Kopie ist, aber das geht uns hier nun nichts an.
Peinlich ist es aber, wenn man in den Plan einer Gemeinde ohne Zugang zum Meer Vorschriften für den Bau eine Meerwasserentsalzungsanlage stehen hat und wie groß denn maximal der Yachthafen sein darf. - Ein bisschen peinlich war es auch für die Stadtarchitekten in El Paso, dass man diesen Lapsus erst so spät entdeckt hatte, aber wie gesagt, wer liest schon diesen ganzen Gesetzeskram, wenn es doch an der Front darum geht, die Wünsche, Nöte und Forderungen der Bürger an diesen Plan irgendwie zu berücksichtigen oder abzulehnen. - Damals gab es allerlei Polemik, als man entdeckte, dass das Architekturbüro einfach den Plan von La Orotava auf Tenerife kopiert hatte und den auf El Paso eben nur halbwegs angepasst hat. - Der Plan wurde aber dennoch nicht nur deswegen wieder zurück an das Architekturbüro geschickt, auch die eigenmächtige Herausnahme der Autobahntrasse aus dem Plan, machte eine Neuredaktion des Papiers notwendig. - Darüber hinaus entdeckte man noch weitere Fehler, so dass eigentlich ein komplett neuer Plan für El Paso aus dem Architekturbüro zurückkam. - Was das alleine für zeitliche Verzögerungen mit sich brachte ist hier hinlänglich bekannt, eigentlich sollte der Plan bereits vor drei Jahren abgesegnet worden sein. - Es kann uns auch nur leidlich trösten, dass noch keine einzige der 14 Gemeinden auf La Palma ihren Plan rechtskräftig laufen hat, die Verzögerungen in der Planung machen sich unangenehm in der wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinden bemerkbar. - Was nun keiner so richtig glauben wollte ist eingetreten, der neue Flächennutzungsplan von El Paso entpuppt sich nun erneut als Kopie, dieses Mal nicht von La Orotava, sondern von der netten Gemeinde Santa Úrsula, auch auf Tenerife. - Kein Wunder, sitzt doch das beauftragte Architekturbüro "Oficina de Arquitectura Tres" kurz "OA3" selbst auf Tenerife und ich könnte wetten, dass dieses Büro auch die Pläne für La Orotava und Santa Úrsula verfasst hat. - Zwar gibt es in der jetzigen Version keinen Yachthafen mehr in El Paso, aber man beschäftigt sich dennoch mit der Gesetzeslage an den Küstenzonen. - Wie gesagt, in der einzigen Gemeinde der Insel ohne Zugang zum Meer. - Am liebsten würde nun die Gemeindeverwaltung und das technische Büro dem Architekturbüro den Plan um die kopierten Ohren hauen und eine andere Firma beauftragen, aber das würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen, so dass man zähneknirschend den Plan erneut zur Korrektur an das Architekturbüro zurückgesandt hat. Wie viel weitere Verzögerung das noch mit sich bringen wird, ist noch nicht klar, man kann dann aber nur hoffen, dass man sich beim nächsten Kopieren dann doch mal eine Gemeinde aussucht, die keinen Zugang zum Meer hat. - Peinlich ist das allemal und ausbaden muss es wieder die Gemeinde und die vielen Menschen, die endlich auf den neuen Flächennutzungsplan warten, um ihr Bau- oder Gewerbevorhaben endlich mit legalem Hintergrund beginnen zu können.
Samstag 11.10.08 - 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 63 % - Luftdruck 1015 hPa
Kieferorthopäden
Es gibt schöne Palmenhaine auf La Palma, Drachenbäume, Lorbeerwälder, Bananen mit oder ohne Kunststoffheim, aber der wirkliche "Flaggenbaum" der Insel ist und bleibt die Kiefer. - Die Kanarische Kiefer natürlich, mit ihrem besonderen Aussehen und den Fähigkeiten, die Insel mit Wasser zu versorgen, in dem sie mit ihren langen Nadeln den Passat "kämmt" klaglos Trockenzeiten und Stürme zu überstehen, und sogar dem Feuer zu trotzen. - Ein wahrer Tausendsassa also, von dem man immer noch nicht so ganz weiß, ob der Baum denn das Aussehen der Insel geprägt hat, oder die Bedingungen hier auf der Insel aus einer "furznormalen" Mittelmeerkiefer diese ganz besondere Pflanze geformt haben. - Es wird wohl ein Gemisch aus beiden evolutionären Schritten sein, die Kiefer hätte sich nicht so entwickelt, ohne die hier herrschenden meteorologischen und orographischen Bedingungen, aber auch die Inseln selber sähen heute völlig anders aus, hätten die Kiefernwälder nicht die hohen Zonen der Inseln belegt und für so viel Wasser gesorgt. - Ohne Zweifel die wichtigste Pflanze bei uns auf der Inseln. Bei uns in El Paso steht davon ein ganz besonderes Exemplar, die, oder hier "der" Pino de la Virgen genannt. - Dieser Baum ist einer der sechs "Großen" auf den Kanarischen Inseln, wobei man Kiefern meint, die allesamt bereits durch ihre Größe und das Alter als "Monumente" bezeichnet werden. - Diese Bäume haben natürlich alle Namen, es handelt sich dabei um den "Pino Gordo" und den "Pino de las dos Pernadas" , beide in Vilaflor auf Tenerife, den "Pino de Pilancones" bei San Bartolomé de Tirajana, den "Pino de Casandra" bei Tejeda und den "Pino de Galdar", die letzten drei, allesamt auf der Insel Gran Canaria.
Das Alter dieser Bäume hat man bislang mehr geschätzt als gewusst, erst im Jahre 2006 veröffentlichten M. Génova (Madrid) und C. Santana (Gran Canaria) eine Arbeit mit dem Titel "Crecimiento y longevidad en al pino canario", in welcher sie anhand interessanter Untersuchungen das Alter der monumentalen Bäume näher bestimmen. - Die gesamte Arbeit können Sie HIER als PDF-Datei einsehen. - Dabei kommt heraus, dass unser "Pino de la Virgen" nicht der größte und dickste der "Großen 6" ist, aber wohl der älteste Baum, mit 824 Jahren. - Das ist nun wirklich ein Hammer und steigert auch unsere Bewunderung, jedes Mal, wenn wir uns dieser Kiefer nähern. - Das muss man mal bedenken, da waren die Kanaren noch nicht mal von Europäern besiedelt, Amerika noch nicht entdeckt, der Baum aber schon mehrere hundert Jahre alt. - Allerdings geht es unserem "Pino de la Virgen" nicht so richtig gut, zeigt er doch in den letzten Jahren tote Äste in der Krone. - Nicht viele, nicht so, dass man nun ernsthaft um den Baum fürchtet, aber doch nachsieht, was denn der Kiefer in den letzten Jahren so auf den Stamm drückt. - Und in der Tat, dieselben Biologen haben sich unseren "Pino" mal ganz genau angesehen und dabei eben auch unseren Fehler festgestellt. - Im Zuge von Bauarbeiten rund um die Wallfahrtskapelle hat man den Platz um die kleine Kirche um etwas mehr als vier Meter angehoben und damit den unteren Teil der Kiefer so weit mit Erde bedeckt. Darum hat man den gesamten Platz mit Platten belegt und den Weg rund herum um die Kirche asphaltiert, so dass nun die Kiefer zu wenig Wasser bekommt, denn rundherum haben wir alles sauber und ordentlich versiegelt. - Noch dazu mögen es Kiefern nicht, wenn der Stamm mit Erde bedeckt wird, nur selten gelingt es den Bäumen, dann aus dem nun eingegrabenen Teil des Stammes auch Wurzeln zu treiben. - Nun muss man das gesamte Gelände um die Kiefer neu belegen, man denkt dabei an Verbundsteine, welche zwar eine leicht begehbare Oberfläche schaffen, aber das Wasser in das Erdreich eindringen lassen. Auch die Straße wird so verändert werden, damit die Kiefer dann wieder genug Wasser erhält. Daneben will man aber auch den unteren Teil des Stammes wieder freilegen, so weit bis man an das beginnenden Wurzelwerk stößt, um so etwa dem Zustand vor den Baumaßnahmen zu erreichen. - Allerdings wissen wir nicht so recht, wo das Geld dafür herkommen soll, der älteste Baum der Kanarischen Inseln sollte es aber doch wert sein, dass man da Hand anlegt. - Wie in den meisten Fällen ein gutes Beispiel dafür, wie schnell und unüberlegt wir oft mit unseren natürlichen Ressourcen umgehen und später dann die Suppe wieder teuer auslöffeln müssen. - Man könnte ja nun daraus lernen, aber das ist wohl nicht die hervorragendste Eigenschaft des Menschen.
Freitag 10.10.08 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 49 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 24,8 Grad - niedrigste Temperatur 18,3 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 23,8 - Temp. min. 10,0 - Feuchte 24 - 86 % - Niederschlag 0 mm
Costas hat den Nordwesten der Insel entdeckt
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier niemand seine Kinder Costa oder Costas nennen wird, gehört ja wohl auch eher nach Cordalishausen, da wo der gemeine Grieche sich tummelt. - Es ist unsere schluderige Angewohnheit allem und jedem besondere, meist aber verniedlichende Namen zu verleihen. - So heißt der kalte Wind, der oft in Sturmstärke durch das Aridanetal pfeift auch einfach nur "Brisa", ein Vollrausch heißt "un par de copas" und die Dirección General de Costas nennen wir halt einfach "Costas. - Die Problematik mit den Küstensiedlungen ist ja nicht neu und auch gar nicht auf La Palma beschränkt, man will nun seitens der Küstenbehörden ein Gesetz aus dem Jahre 1988 durchsetzen, welches die Unverletzbarkeit eines 100 Meter breiten Küstenstreifens bestimmt, der nicht bebaut werden darf und an dem es auch nicht möglich ist, Privatbesitz zu erwerben. - Das ist ein gutes Gesetz, schützt es doch die Küste vor urbanistischem Wildwuchs und wir sind alle sehr dafür, dass dieses Gesetz eingehalten wird. - Nun aber gibt es an unseren Küsten sehr viele kleine Siedlungen, die zum Teil schon Jahrhunderte dort an der Küste stehen, noch zu einer Zeit als es diese Gesetze gar nicht gab und sich sowieso niemand um die Einhaltung irgendwelcher Reglementierungen gekümmert hat. - Da möchte man eigentlich annehmen, es gäbe so eine Art Bestandsschutz, also alles was vorher schon stand kann bleiben und alles was neu ist, oder eben nach 1988 errichtet wurde muss weg.
Costas sieht das aber gar nicht so, sondern bleibt bei der Auffassung alles muss weg und hat ja zum Teil auch schon mit den Abrissen begonnen. - Allerdings wehren sich die Anwohner natürlich mehr oder weniger, das liegt ganz an dem Zusammenhalt der Nachbarschaften, oder ob es sich bei den Siedlungen um reine temporäre Sommerunterkünfte handelt, oder wie im Fall von El Remo und La Bombilla auch um erste und einzige Wohnsitze ganzer Familien. - Da laufen nun mehrere Gerichtsverfahren und bislang beschränkte sich die Tätigkeit der Küstenbehörde auch auf die Südwestküste La Palmas. - Wer nun an den anderen Stränden gedacht hatte, Costas hätte uns vergessen, dem muss man nun leider sagen, jetzt gilt das Interesse der Küstenbehörde auch dem Nordwesten der Insel, mit solch bekannten Ausflugszielen wie die Piratenbucht, die "Playa de la Veta", "El Prois de Candelaria" und der "Playa de Jurado", so wie einiger weiterer Siedlungen, die zum Teil nur aus durch Wände verschlossene Höhlen bestehen. - An die dreihundert Häuser, Hütten oder Höhlen hat man seitens der Küstenbehörde alleine im Gemeindegebiet von Tijarafe, Puntagorda und Garafía ausgemacht und versucht nun, die Eigentümer dieser Gebäude ausfindig zu machen. Dazu schlagen Mitarbeiter Bekanntmachungen an die Türen oder Mauern der betreffenden Immobilien an, mit der Hoffnung die Eigentümer möchten sich bei der Küstenbehörde melden, um dann die frohe Kundschaft der Abrissverfügung entgegennehmen zu können. - Irgendwie deucht mir, dass sich da keiner meldet, das gibt nur Ärger und obendrein will sich ja Costas den Abriss bezahlen lassen und der ist bei derart exponierten Lagen keine billige Angelegenheit. - Anders als bei den Siedlungen an der Südwestküste wird dort niemand klagen, er hätte keinen weiteren Wohnsitz, denn die meisten Hütten sind wirklich nur Wochenendbehausungen und manche gar nur von See zu erreichen. - Auf die Art und Weise wird man einem Abriss also nicht entgehen können, einzige, aber schwache Hoffnung legt man noch in eine Petition der Gemeinde Tijarafe, welche die Küstenbehörde darin auffordert, die Hüttensiedlungen als "Gut öffentlichen Interesses" - (Bien de Interés General) anzuerkennen. - Solche Ausnahmereglungen gibt es, sie werden aber meist nur bei historischen Gebäuden oder Einrichtungen, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind, anerkannt. - So darf ich einfach mal fürchten, dass Costas sich einen griechischen Ziegenkäse um die Petition aus Tijarafe scheren wird, die immerhin von mehr als 5.600 Bürgern unterschrieben worden ist. - Wie auch bei den Siedlungen an der Südwestküste, muss man ganz groß daran zweifeln, wo denn der Sinn und Hintergrund steckt, das alles abzureißen. - Nur um dem Gesetz genüge zu tun, das reicht uns nicht. - Bei den Stränden La Bombilla, El Remo, La Zamora und El Faro wissen wir ja, dass es Interesse gibt, diese Zonen touristisch zu erschließen und man sich deshalb der Siedlungen entledigen will, aber bei den Felswohnungen im Nordwesten der Insel darf ich doch sehr bezweifeln, ob sich irgendein pekuniärer Hintergedanke mit dem Abriss verknüpfen lässt.
Freitag 10.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 62 % - Luftdruck 1015 hPa
Die Heuschrecken gehen als erste von Bord
Auch der naivste Tagträumer unter uns muss ja irgendwann eingestehen, dass Umweltschutz irgendwie was mit Geld zu tun hat und die Menschheit wohl nicht ganz ohne finanziellen Anreiz die eigene Atemluft retten wird. - Jeder für sich würde das schon tun, aber nur, wenn es nicht zu viel kostet und der Strom weiterhin andauernd und nachhaltig aus der Steckdose kommt. - Eigene Hausstromanlagen scheinen da schon wieder zu kompliziert, obwohl es durchaus möglich ist, seine eigene elektrische Energie durch ein Mix aus Sparen, Wind und Sonnenergie zu gewinnen. - Aber das bleiben leider Ausnahmen und so haben die Gesetzgeben Anreize geschaffen, damit auch größere Investoren in den Markt der erneuerbaren Energien einsteigen. - Die Investoren sehen das natürlich rein von der geschäftlichen Seite, denen ist eigentlich Wurst, ob sie ihr Geld mit sauberer Energie oder mit Atomkraft vermehren, es muss hinten einfach mehr rauskommen als man vorne rein gesteckt hat, und da gibt es schon genaue Vorstellungen, ab wann sich es überhaupt lohnt, zu investieren. - Ein staatliches Gesetz, noch ganz frisch, hat nun in Spanien für große Aufregung unter den Herstellern und Investoren in Sachen Energiegewinnung aus nicht fossilen Rohstoffen gesorgt, man hat die Einspeisevergütung drastisch gesenkt, von an die 40 Cent für eine Kilowattstunde elektrischer Energie, auf immer noch stolze 29 Cent. - Grund dafür war der einmalige Wildwuchs und Investitionsschwall, der Spanien mit Anlagen der "sauberen Art" überschwemmt hat, kein Wunder, waren und sind diese Kraftwerke doch für die Betreiber und Investoren bislang reine Geldvermehrungsmaschinen. - Zusätzlich ärgerte man sich darüber, dass vornehmlich ausländische Investoren die, deutlich über dem europäischen Schnitt liegenden Einspeisevergütungen abgeschöpft haben und die Steuermittel so ins Ausland abgeflossen sind.
Die Branche selbst spricht natürlich von einer Katastrophe und wirft dem spanischen Staat vor, so jegliches Vertrauen der Investoren zu zerstören, die sich damit beschäftigt haben, in diesem Land die Fotovoltaik großflächig zu installieren. - Das ist sicherlich so, allerdings scheint man nur die Notbremse gezogen zu haben, schließlich handelt es sich bei den ausgezahlten Geldern ja um spanische Steuergelder, die somit zum Großteil ins Ausland abgewandert sind. - Es lässt sich aber auch weiterhin mit der gesenkten Einspeisevergütung Geld verdienen, allerdings nicht mehr so viel, so schnell und so reizvoll einfach wie bisher. - Das hat auch direkte Folgen für La Palma, die großspurig angekündigte Anlagen bei Tijarafe und Tazacorte, die um die 12 Megawatt an Leistung bringen sollten, ist nun erstmal auf die Bank gesetzt worden, nachdem der Investor abgesprungen ist. - Wir erinnern uns, es handelte sich dabei, so zumindest konnte man das man nachlesen, um die österreichische "Meinl International Power", Finanzgenies mit Schwerpunkt auf staatliche geförderte Energiekonzepte. - Denen reichen nun die Verdienstmöglichkeiten auf La Palma nicht mehr und so muss dieses ambitiöse Projekt zunächst verschoben werden. - Der Betreiber der Anlage ist sich aber sicher, dennoch andere Investoren zu finden, allerdings ist der jetzige Zeitpunkt nur suboptimal gewählt, da viele Banken gerade jetzt bei Karl Marx nachgelesen haben, dass man das Geld um Kredite zu geben, eigentlich auch besitzen muss. - So schließt sich ja dann der Kreis doch wieder irgendwie, ob der Steuerzahler nun sein Geld in zu hohe Einspeisevergütungen steckt, oder in Bankbürgschaften für den hohlen Kapitalmarkt, zahlen muss er allemal. - Und das ohne gefragt zu werden, oder daraus jemals einen eigenen Ertrag erwirtschaften zu können. - Da darf man dann doch noch mal die alte Idee aufbringen von Volksaktien, da können sich die Bürger mit kleinem Geld an großen Projekten beteiligen, die Gemeinden stellen die Flächen zur Verfügung und wir finanzieren unsere Fotovoltaikanlagen selbst und das Geld dafür kommt von der Inseln und bleibt dann auch wieder hier. - Ich weiß, das ist viel zu naiv gedacht, das ist ja fast schon kriminell antikapitalistisch und klingt nach Kolchose Rote Rübe, aber jetzt, wo die Broker wieder reihenweise von Brücken und Wolkenkratzern springen, darf man doch mal über alternative Möglichkeiten nachdenken…
Donnerstag 09.10.08 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 37 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 28,5 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 25,8 - Temp. min. 10,9 - Feuchte 23 - 68 % - Niederschlag 0 mm
Wasser ist nicht gleich Wasser
Als wäre das Thema Wasserversorgung auf La Palma nicht bereits kompliziert genug, unterbreitet man uns nun einen visionären Plan, wie man das aus den Bergen gewonnene Wasser auch noch umweltverträglicher gewinnen könnte, um viele alte Quellen wieder sprudeln zu lassen. - Hört sich gut an, wird aber kompliziert und teuer und deshalb wird der Vorschlag auch erstmal gerne, aber sicher nachhaltig langbankverdächtig von der Inselregierung aufgenommen. - Hinter den gewaltigen Plänen, die Wasserversorgung der Westseite der Insel neu zu regeln steckt Carlos Soler, Ingenieur für Wasserwirtschaft, der sich auch einen großen Namen hier auf der Insel erworben hat, weil er die "Fuente Santa", also die verschüttete Quelle im Süden der Insel wiederentdeckte und darüber ein sehr umfassendes Werk verfasst hat. - Der Mann hat also wirklich Ahnung was er tut, beruhigend für La Palma, dass wir wenigstens auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft nicht von Pi mal Daumen gesteuert werden. - Grundsätzlich geht es darum, an die 20 Kubikhektometer Wasser, welches hauptsächlich im Aridanetal verwendet wird, aus anderen Quellen zu beziehen als bisher. - 20 Kubikhektometer sind 20 Milliarden Liter Wasser, da kann man eine Menge Kohlköpfe damit gießen, oder mehrere Golfplätze so lange fluten, bis man Wassergolf spielen kann. - Nur darf man aber bei solchen Zahlen nicht erschrecken, insgesamt verbraucht die Insel im Jahr an die 70 Kubikhektometer, wir befinden uns so also nicht mehr im "Peanutstadium" aber noch deutlich unter den Milliardensummen, welche der deutsche Steuerzahler in Euro für verarmte Kreditinstitute hinlegen muss. - Wie locker sich das sagt, eine Milliarde, oder 50 Milliarden, was macht das schon…
Bleiben wir beim Wasser und auf La Palma, sonst werde ich wieder unflätig. - Carlos Soler meint, es sei überhaupt nicht problematisch, lediglich teuer, diese 20 Milliarden Liter nicht mehr aus den obere Galerien der Caldera zu gewinnen, sondern die Ausschöpfung aus dem "Tunel de Trasvase" zu erhöhen und gleichzeitig eine Galerie bei Tijarafe so weit auszudehnen, dass man dieser auch noch bis zu 9 Kubikhektometer Wasser entnehmen kann, die restlichen 11 kämen dann zusätzlich aus dem bereits angesprochenen "Tunel de Trasvase". - Was man damit erreichen will, das ist mal einfach erklärt, weniger Wasser aus der Ostwand der Caldera zu entnehmen, um viele natürliche Quellen, die früher aus dem dortigen Wasser gespeist wurden, wieder anfangen Wasser zu führen. - Denen hatte man nämlich in den letzten hundert Jahren immer zu viel Lebenssaft abgezweigt, so dass viele Feuchtgebiete in den hohen Lagen ausgetrocknet sind und manch Wanderer gar nicht versteht, warum es dort Toponyme gibt, die zwar auf Quellen hinweisen, oder auf Tümpel und gar auf kleine Bächlein, dort aber kein Tropfen Wasser fließt. - Nun könnte man ja meinen, macht doch einfach, so aufwendig kann diese Umstellung doch nicht sein und wenn es der Umwelt zu Gute kommt und dem immer wieder aufkeimenden nostalgischen Gedanken, alles möglichst so zu haben wie es früher war, dann wird man die Geldmittel dafür schon auftreiben. - Allerdings würde das auch bedeuten, ein über Jahrhunderte gewachsenes Verteilersystem des Wassers zu verändern, denn gerade in der Ostflanke der Caldera sitzen die meisten Galerien aus denen die großen Wassergesellschaften der Insel ihren Wasservorrat beziehen und diesen nach Anteilen an ihre Aktionäre verteilen. - Die meisten Häuser hier auf der Insel sind an dieses Wassersystem angeschlossen und erhalten so eben einen bestimmten Anteil am Gesamtwasser der Aktiengesellschaft, halt so viel, wie sie Anteile dieser Firma besitzen. Das ist nämlich eigentlich keine bestimmte Menge die da fließt, sondern kann nach Jahreszeit schwanken und es gibt lediglich einen Erfahrungswert, wie viel denn solch eine Aktie liefern kann. - Schließt man nun diese Galerien, dann müsste man den Kunden der Aktiengesellschaften ja aus dem Tunnel oder aus Tijarafe das Wasser liefern und wie verteilt man dieses dann und wer kassiert und kontrolliert das Ganze. - Es könnte dabei sogar so weit gehen, dass man damit das Ende dieser ganz eigenartigen Wasserversorgung auf La Palma in Frage stellt und da so viele Menschen hier Wasseraktien haben und so viele andere an diesem System mitverdienen, dass ich da große Widerstände erwarte, sich an dem bekannten System schaffen zu machen. - Wir werden das weiter im Auge behalten, Wasser ist hier auf La Palms zwar eigentlich im Überfluss vorhanden, aber wenn man zu viel davon aus dem Berg pumpt, dann macht man es dadurch zu billig und daran haben natürlich alle, die an dem jetzigen System verdienen, kein Interesse.
Einen hab ich noch: Ein Mann kommt in ein schickes Restaurant und wird noch in der Lobby von einem Roboter begrüßt. Dieser erklärt dem hungrigen Gast, es sei so viel los, dass es wohl eine Wartezeit gäbe und er, der Roboter, ihm aber gerne die Wartezeit mit Konversation an der Bar erleichtern würde. - Interessiert willig der Gast ein, nimmt am Tresen Platz und fängt an mit dem Roboter zu plauschen. - Dieser fragt ihn allerdings zuerst nach dem Intelligenzquotienten und als der Mann antwortet, er habe ganze 165 dieser schlauen Quotienten, fängt der Roboter an, sich mit dem Gast über Weltkulturen zu unterhalten, den Ursprung des Universums und wie lächerlich doch die Heisenbergsche Unschärfentheorie sei. - Die Zeit vergeht wie im Fluge, der Gast erhält endlich seinen Sitzplatz im Restaurant und alles ist schön.
Eine Woche später will der Gast wieder Essen gehen, ins gleiche Restaurant, und möchte sich wieder gerne mit dem Roboter unterhalten, ihn aber dieses Mal testen. - So betritt der wieder das Restaurant, der Roboter empfängt ihn und geleitet ihn an die Bar. - Auf die Frage des Roboters nach dem Intelligenzquotienten antwortet der Gast aber dieses Mal 85, nur mal um zu sehen was dann passiert und schon beginnt der Roboter eine lustige Konversation über Fußball, die letzte Telenovela und ob die Brüste von Christina Aguilera nun echt seien oder nicht. -
Nach einer weiteren Woche will der Mann seine Studien fortsetzen, geht wieder ins Restaurant, lässt sich vom Roboter empfangen und gibt dieses Mal einen IQ mit 45 an, einfach mal um zu sehen was dann passiert. - Der Roboter klopft dem Gast darauf hin jovial auf die Schulter, grinst ihn an und stammelt: "Na, wählen wir dieses Jahr wieder Coalición Canaria?"
Ich muss wohl nicht hinzufügen, dass dieser Witz aus den Kreisen meiner Parteigenossen stammt…
Donnerstag 09.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 68 % - Luftdruck 1018 hPa
Der Honig der Zwietracht
Honig aus La Palma ist eine feine Angelegenheit und bis noch vor zwei Jahren ein großer Hoffnungsträger im landwirtschaftlichen Angebot der Insel. - Steigende Produktionszahlen und größere Nachfrage nach diesem Naturprodukt ließen auch die Inselregierung tätig werden, man erbaute den Imkern der Insel eine Immobilie, in welcher die Bienenzüchter sowohl Honig schleudern könnten, wie auch abfüllen und auch ein Labor für Studien und Verbesserung der Qualität des Produktes war dort geplant. - Den Betrieb des "Casa de la Miel", also des "Honighauses" übernahm der Zusammenschluss vieler Imker im Norden der Insel, die sich "Apicultores El Corcho" nennen. - Allerdings gibt es wohl deutliche Spannungen innerhalb dieser Gemeinschaft, in welcher zwei rivalisierende Fronten jegliche positive Tätigkeit unmöglich machen und so die Einrichtung des "Casa de la Miel" seit der Eröffnung nun ungenutzt herumsteht. - Der Streit hat wohl persönliche Hintergründe, innerhalb der Organisation ist man sich nicht "Grün" und ein Großteil der Imker lehnt den jetzigen Präsidenten der Vereinigung ab. - Auch gerichtlich konnte man keine Lösung des Konfliktes erzielen, die meisten Beteiligten erschienen einfach nicht zu den gesetzten Terminen und so bleibt eine, aus öffentlichen Mitteln, also Steuergeldern erbaute Einrichtung, weiter ohne jeglichen Nutzen.
Die Gemeinde Tijarafe, auf deren Gebiet sich die Einrichtung des "Honighauses" befindet, hat nun die Nase gestrichen voll, vielleicht sogar voll Honig, und will dem Spuk nun ein Ende bereiten. Die "Casa de la Miel" soll nun wieder in die öffentliche Hand übergehen und so beantragte man die Übergabe des Gebäudes, mitsamt den darin befindlichen Maschinen und dem Mobiliar, um dann erneut zu entscheiden, wer oder welche Organisation dann den Betrieb der Einrichtung übernimmt. - Allerdings gibt es noch einen Vertrag mit der Imkergemeinschaft Apicultores El Corcho, der aber nach Ansicht der Gemeindeverwaltung in Tijarafe ungültig sei, da die Imkerorganisation niemals tätig geworden ist und die Einrichtung seit Jahren nun geschlossen ist und völlig verwaist. Dennoch will man zwei Wochen abwarten, ob es denn Einsprüche gegen die Rückübernahme des Gebäudes seitens der Gemeinde kommt und wenn dieser Zeitraum dann endlich erreicht ist, dann will man das Gebäude öffnen und sich danach gut überlegen, wer denn zukünftig diese Einrichtung betreibt. - Es ist nicht zu erwarten, dass es Widerspruch gegen die Entscheidung der Gemeinde gibt, zu lange schon hat man auf eine friedliche und für alle sinnvolle Regelung gewartet. - So kann man nur hoffen, dass die zukünftigen Betreiber, die natürlich auch wieder aus dem Umfeld der Imker kommen werden, friedlichere Zeitgenossen sind und aus einer öffentlichen Einrichtung, die dem Sektor helfen soll, nicht weiter einen Austragungsort für persönliche Reibereien machen. - Knusper, knusper knäuschen, wer streitet in meinem Häuschen, fragt sich nun der Bürgermeister von Tijarafe und nimmt den Streithanseln das Honighaus einfach wieder weg. - Gut gemacht.
Mittwoch 08.10.08 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 60 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 28,4 Grad - niedrigste Temperatur 16,9 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 28,8 - Temp. min. 14,5 - Feuchte 25 - 66 % - Niederschlag 0 mm
Weltbiosphärenreservatsmülldeponie
Das habe ich doch immer gesagt, auf La Palma gibt es Dinge, die gibt es nur hier. Die gesamte Insel ist ja von der UNESCO zum Weltbiosphärenreservat erkoren worden Auszeichnung aber auch Aufgabe gleichzeitig, wobei wir leider dazu neigen, nur das Lob der UNESCO zu sehen, nicht aber die Aufgabe die sich damit verknüpft, uns um die Erhaltung dieses Biosphärenreservates aufrichtig zu bemühen. - Denn eigentlich ist die UNESCO in dieser Hinsicht ein Papiertiger, ganz ohne Krallen, ansonsten glaube ich schon, dass beherztere Organisationen aufschreien würden, wenn man vier Golfplätze, mehrer Yachthäfen und eine Autobahn im Weltbiosphärenreservat plant. - Aber wir dürfen nicht zu viel verlangen, immerhin haben wir ein Konsortium des Weltbiosphärenreservats, welches sich in seinen Grenzen bemüht, irgendwie den Sinn solch einer Reserve auszufüllen. - Das ist nicht immer leicht, denn dieses Konsortium ist finanziell von der lokalen Politik in der Inselregierung abhängig und wird auch personell so besetzt. - So kann man nicht wirklich von Unabhängigkeit sprechen, das muss jedem klar sein. - Die UNESCO selbst wirft nicht mal ein Auge auf uns, das wäre nur der Fall wenn wir ein Weltkulturerbe sind und auch noch so im Rampenlicht stehen würden, wie zum Beispiel die Elbauen bei Dresden.
Aber immerhin, auch wenn wir uns mehr erhofft haben, das Konsortium der Weltbiosphäre ist nicht absolut untätig und hat nun 29 Zonen der Insel in einem Katalog aufgeführt, die man unter ganz besonderen Schutz stellen will. - Dabei kann es sich sowohl um Habitate bestimmter seltener Tiere oder Pflanzen handeln, aber einfach auch besondere Landschaften oder Höhlen. - Wie man diese nun herausgestellten Gebiete besonders schützt und vielleicht sogar unzugänglich machen soll, das ist noch nicht beschlossene Sache. - Auffallend dabei ist, dass der Barranco Seco nördlich der Hauptstadt auch als besonders schützenswerte Landschaft benannt wurde, aber den Müll der gesamten Insel fressen muss. - Es ist die einzige übergebliebene Deponie für Fest- und Hausmüll, nachdem man, Stück für Stück alle lokalen Deponien und die beiden Verbrennungsöfen geschlossen hat. - So mutet das wie ein Stück aus unserer Sammlung an Schildbürgerstreichen an, aber man muss dazu wieder sagen, dass nur der untere Teil des "Barranco Seco" als Deponie genutzt wird und nicht der obere Teil, in dem sich einer der größten Trockenwälder (daher auch "trockene Schlucht", seco = trocken) der Insel befindet und dort will das Reservatskonsortium auch die Schutzzone bestimmen. - Es gelingt also nur ein ganz kleines bisschen daraus eine polemische Glosse zu spinnen, aber dafür sind ja immer noch die Golfplätze da und die exorbitanten Tourismuspläne unserer Inselregierung, die sich mit diesen Vorhaben ganz einfach auf der Insel getäuscht haben. - Weiter Schutzzonen sollen werden: Lomo Gordo in Fuencaliente; Juan Adalid in Garafía, sowie die Barrancos del Río, Dorador und la Madera, in Santa Cruz; Garome, zwischen Puntagorda und Tijarafe; Briestas, in Garafía; La Herradura, zwischen Barlovento und Tijarafe, die "caleta de la Ballena", en Breña Baja. - Weiter geht es mit Fernando Porto, in Garafía; die Abbruchkanten von Tenagua der Palmenhain von Martín Luis in Puntallana; "los Aguales", in San Andrés y Sauces; die Höhlen von Miranda, in Breña Alta, sowie "las Cáscaras" in Puntagorda; und des "Hoyo de Las Norias", in Los Llanos.
Die Liste wird komplettiert mit dem Palmenhain del Socorro in Breña Baja; und "el Dorador" in der Hauptstadt; der Felsen "El Guincho", in San Andrés y Sauces; "Furna del Pilón", in Puntallana; Finca Amado, in Breña Baja, und "Almacigal de Argual", in Los Llanos. - Die Liste ist noch nicht ganz fertig, es kommen auch noch in die Wertung der extrem schützenswerten Landschaften: Die Steilküsten von Puntagorda und Tijarafe, "Roque de Guerra" (der Kriegsfelsen), in Mazo; "Puntas Salvajes" und "Gaviota" in Barlovento; und endlich unser Plätzchen in El Paso, die Höhle "Honda del Bejenado". - Ich gebe es ganz ehrlich zu, knapp die Hälfte aller Toponyme habe ich noch nie gehört, aber ich muss doch auch nicht alles wissen. - Oder?
Mittwoch 08.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 79 % - Luftdruck 1021 hPa
La Palma und seine Parkhäuser, Geschichten aus Absurdistan
Eigentlich ist Parken auf La Palma ein sehr einfaches Geschäft. - Dort, wo man hin will, stellt man sein Fahrzeug ab und gut ist. - Allerdings nur, wenn man sich nicht in Los Llanos oder Santa Cruz befindet, dort wird man sein mobiles Stück Alltagstechnik nur unter größten Problemen los, denn dort sind Parkplätze Mangelware. - Solchem Mangel kann man mit der neuzeitlichen Erfindung von Parkhäusern entgegenwirken, so dachte man bislang in den beiden Städten La Palmas, hat aber damit nur mäßigen Erfolg. - Im Prinzip sind beide Parkhäuser fertig, aber im Prinzip funktioniert auch soziale Marktwirtschaft, oder gar die Demokratie, in der Praxis, die auch oft Alltag genannt wird, hat aber keiner der Erbauer und Betreiber Freude an seinen großen Garagen. - In Santa Cruz stellt sich nun heraus, dass die Leute die Tiefgarage einfach nicht wirklich attraktiv finden und obwohl erst ein Drittel der Stellfläche im Parkhaus geöffnet ist, dieses überhaupt nicht kostendeckend arbeiten kann. - Darüber hinaus will die Stadt nun auch noch in der unmittelbaren Umgebung mehr Gratis-Stellflächen für PKW schaffen, so dass man den finanziellen Erfolg des Parkhauses wohl schnell und nachhaltig überprüfen muss.
In Los Llanos hatte das Parkhaus bereits seit vier Wochen geöffnet, musste aber jetzt wieder geschlossen werden, weil der Betreiber laut Rathaus noch nicht über alle notwendigen Papiere verfügt. - Der sieht das aber anders und weist darauf hin, dass er bereits vor Monaten alle Unterlagen zur Eröffnung eingereicht habe und sich einfach niemand darum kümmert, dem Parkhaus endlich auch den krawattösen Segen der Bürokratie zu verleihen. - Dabei geht es um so entscheidende Dinge, ob denn das Rathaus die Gebührenordnung des Betreibers für angemessen hält oder nicht, als wäre die Gemeindeverwaltung in der Lage, die Preiskalkulation und damit den wirtschaftlichen Hintergrund einer privaten Firma zu bestimmen. - So muss man nun in Los Llanos auf den 15 Oktober warten, dann erst tritt das Plenum im Rathaus erneut zusammen und kann darüber abstimmen, ob denn die Preisgestaltung im Parkhaus auch den Vorstellungen der Gemeindeveraltung entspricht. - Weiß man noch um die jahrelange Verzögerung beider Projekte, die meist aus Finanzproblemen der ursprünglich beauftragten Firma entstanden, dann erscheinen die, nun von den Gemeindeverwaltungen gestellten Stolpersteine als unverständliche Schikane. - Oder ist man im Rathaus von Los Llanos einfach sauer, weil man das Parkhaus ohne offizielle Einweihung durch den Bürgermeister und den entsprechenden Presseempfang samt Schnittchen und Sekt für das Publikum geöffnet hat? - Möglich ist alles und vieles und wir können nur hoffen, dass das Rathaus in Los Llanos am 15. Oktober in ihrer Sitzung auch einsieht, dass eine Firma, die mehrere Millionen Euro in ein Parkhaus investiert, auch Geld verdienen muss.
Übringes, zur Nachricht über die Rieseneidechse von gestern Abend gibt es noch einen Nachtrag, es lohnt sich also noch mal nach unten zu scrollen.
Dienstag 07.10.08 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 61 % - Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 16,8 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 28,6 - Temp. min. 12,1 - Feuchte 35 - 84 % - Niederschlag 0 mm
Eidechsenforscher unter sich und außer sich
In Barcelona finden derzeit der "The IUCN (International Union for Conservation of Nature) Welt-Kongress" statt, auf dem sich wohl an die 8.000 Teilnehmer treffen, um an einer Welt zu arbeiten, in der Biodiversität und Nachhaltigkeit Vorrang haben. - So zumindest steht das als eigene Aussage der "IUCN" da und ich wüsste nicht, warum ich daran Zweifel haben soll. - Da auf dem Kongress laufen alle möglichen Biologen rum und ein kleines (großes) Tier hier auf La Palma sorgte dort nun für Furore. - Man spricht über die La Palma Rieseneidechse, von der man glaubte, sie sei bereits vor mehreren hundert Jahren ausgerottet worden. - Allerdings behaupten immer wieder Jäger und Schäfer, aber auch einfache Spaziergänger, dort im Norden der Insel auf vereinzelte Exemplare von enorm großen Eidechsen gestoßen zu sein. - Das wird dann meist abends in der Bar erzählt, zwischen Jäger- und Schäferlatein, so dass man diese Beobachtungen nicht wirklich für wahr gehalten hat, bis eben ein gewisser Luis Enrique Mínguez, der für das anerkannte del "Instituto de Investigación en Recursos Cinegéticos" (IREC) arbeitet, auf einem Ausflug in den Norden der Insel eine besonders große Eidechse aufgefallen ist. - Da diese nicht sofort flüchtete, konnte er mehrere Fotos der Echse machen, denn ihm war schon bewusst, dass er da nicht irgendein besonders großes Exemplar unserer überall hier vorkommenden Eidechsenarten gefunden hatte, sondern etwas ihm unbekanntes.
Nun nahm er Kontakt auf mit José Antonio Mateo, das ist der Leiter des Aufzuchtprogrammes für die Rieseneidechsen auf La Gomera und der brachte nun die These in Umlauf, es könnte sich bei dem fotografierten Tier um die ausgestorben geglaubte palmerische Rieseneidechse handeln, welche die wissenschaftliche Bezeichnung Gallotia auaritae trägt. - Anhand der Fotos konnte der Biologe klar zusagen, dass es sich nicht um eine bekannte Eidechsenart handle und nach einer Reise nach La Palma, wo man das Terrain in Augenschein genommen hatte, wo die Fotos entstanden waren, errechnete man auch die Größe des Tieres und legte diese auf 30 bis 31 Zentimeter fest. - Das wäre, oder ist eine Sensation, selten hat sich eine bereits verdrängte Tierart nach so langer Zeit wieder beobachten lassen. - Nun aber regt sich Ablehnung gegen die Wiederentdeckung der palmerischen Rieseneidechse, eben auf dem Kongress in Barcelona verkünden gleich mehrere Stimmen, dass man alleine anhand eines Fotos noch nicht beweisen könne, dass es sich tatsächlich um die verloren geglaubte Rieseneidechse, die Gallotia auaritae handelt. - Nur, wenn man ein lebendes Exemplar fangen würde, dann erst dürfte man diese Aussagen treffen. - Das ist aber bisher nicht geschehen und so darf man nur anders herum fragen, was denn dann das für ein Tier ist, welches auf den Fotos von Luis Enrique Mínguez zu sehen ist. - Zweifelsohne eine Rieseneidechse, und die ist auf La Palma fotografiert worden. - Es sei denn, man unterstellt dem Fotografen und dem Eidechsenexperten von La Gomera, sie hätten uns eine Echse aufgebunden. - Wir werden also auf weitere Sichtungen hoffen, nicht nur durch versprengte Jäger und Sammler, dass wir irgendwann dann die Bestätigung erhalten, doch noch eine Rieseneidechse hier auf La Palma zu haben. - Selbst einen Blick auf das unbekannte Tier mit fragwürdigem Stammbaum können Sie HIER werfen.
Nachtrag, hier noch die Zuschrift eines Lesers:
Wir saßen mit Freunden bei einem Essen draußen vor deren Haus am Camino el Linar. Ich hatte den direkten Blick auf eine Natursteinmauer. Dort bewegte sich eine viel größere Eidechse als wir sie üblicherweise zu Gesicht bekamen. Die Länge schätzte ich auf 30, eher 50 cm (mit Schwanz), den Durchmesser des Körpers auf 4 bis 5 cm. Nun trinke ich kaum Wein und habe das Tier ganz klar gesehen. Leider als einziger. Entsprechend wurde ich ausgelacht....
Kurze Zeit später renovierte jener Bekannte eine Stützmauer seines Hauses, damals ebenfalls Natursteinmauer. Im Nachhinein erklärte er mir, dass auch er größere Eidechsen als üblich gesehen hätte. Auch eine andere Bekannte, die 3 Häuser weiter unten an der gleichen Strasse wohnt, erzählte mir mal, dass sie größere Echsen als üblich gesehen hätte. Ich diskutierte aber nach dem Gelächter bei jenem Fest nie mehr über die Größe von Eidechsen auf La Palma.
Das Ganze ist ca. 10 bis 12 Jahre her. Der Bekannte wohnt meines Wissens nach immer noch dort. Es ist das Haus direkt unterhalb des neuen Wasserreservoirs, von unten kommend rechts vor der Abzweigung nach Las Ledas.
Dienstag 07.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 73 % - Luftdruck 1023 hPa
Der Dom von Mazo
Hier in Spanien nennt man ja ewig dauernde Bauwerke eher "Escorial", aber da wir doch zu 99,3% deutschsprachige Leser haben, wähle ich eher mal den Vergleich mit dem Kölner Dom, der eigentlich immer noch nicht wirklich fertig ist. - Bei einem kirchlichen Bauwerk solcher Dimensionen ist das auch nicht verwunderlich, außerdem gewinnt so manch christliches Bauwerk sicherlich sogar mit einem deutlichen Bezug zur Ewigkeit noch. - Dagegen sind wir doch eigentlich völlig anspruchslos, wir hätten nur gerne irgendwann mal die Müllverwertungsanlage in Mazo in Betrieb gesehen. - Acht Jahre sind es nun, dass man dort bei "Los Morenos" angefangen hat das Zentrum eines neuen Müllkonzeptes für La Palma zu errichten und eigentlich sollte der Komplex bereits vor vier Jahren seinen Dienst aufnehmen. - Was dann folgte waren immer weitere Termine, die sich nun irgendwann in deutlichem Pragmatismus verlieren, inzwischen werden keine neuen Daten mehr genannt, wann es denn wirklich losgehen könnte um dort den Müll der gesamten Insel zu trennen und die Wertstoffe für eine Weiterverwendung auszusortieren und zwischenzulagern. - Jetzt gibt man sich mit Prozentzahlen zufrieden und da heißt es, 70% der Anlage sind fertig und somit kann man damit rechnen, dass Ende des Jahres die Müllverwertungsanlage in Betrieb geht.
So früh kann es gar nicht sein, dass 70% von acht Jahren drei Monate sind, aber es geht dabei doch auch gar nicht um Wort- und Prozentklaubereien, vielleicht sollten wir uns einfach eines Tages positiv überraschen lassen, wenn es dann plötzlich heißt: Das Ding ist fertig. - Lamentieren bringt nämlich eh nichts und niemand mehr blickt da komplett durch, was denn nun im Einzelnen die ewigen Verzögerungen bei der Erstellung dieser Anlage hervorgerufen hat. - Anfänglich gab es große Probleme mit den Anwohnern und einigen Umweltschützern, was gleich nach Baubeginn alle Arbeiten wieder stoppen ließ, dann aber folgten kaum erklärbare "Langsamfahrstellen" bei der Verwirklichung dieses Projektes, die man wohl besser nicht versucht im Nachhinein aufzudröseln, das macht nur schlechte Laune und senkt den Börsenkurs. - Dabei muss ich aber auch noch das Lob loswerden, der für die Erstellung des Komplexes zuständige Rat für Umwelt und Raumordnung der Provinzregierung Domingo Berriel hat für die Verzögerung nicht die Weltfinanzkrise als Ursache genannt, auf seinem letzten Besuch hier auf La Palma und das will ja in den heutigen Tagen schon was heißen. - Auch stellt er in Aussicht, sollte die beauftrage Firma nicht termingerecht fertig werden, müsse diese pro Tag eine Konventionalstrafe von 1.330 Euro bezahlen, oder aber man wechselt dann den Vertragspartner. - Bitte nicht die letztere Varianten, denn dann müsste das Projekt ja neu ausgeschrieben werden und das sollten wir uns wirklich nicht wünschen. - Allerdings muss man auch noch hinzufügen, selbst wenn die Anlage in Betrieb geht, dürfen wir uns von der Betrieb keine Wunderdinge erwarten, die trennt den Müll nur sauber und hält die Wertstoffe für spätere Wiederverwertung bereit, den Restmüll werden wir weiterhin in die Deponie im Barranco del Agua bringen müssen. - Wie wir die Wertstoffe kostendeckend von der Insel bringen und dem Recycling-Prozess zuführen, das ist noch eine andere Baustelle.
Montag 06.10.08 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 61 % - Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 17,4 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 24,6 - Temp. min. 8,5 - Feuchte 44 - 89 % - Niederschlag 0 mm
Wohin mit dem Guanchenkopf ?
Wieder geht es um Los Llanos, es scheint, in El Paso passiert in letzter Zeit zu wenig, so dass die große Aridanemetropole immer wieder in den Blickpunkt gerät. - Macht nichts, auch Los Llanos ist eine schöne Stadt, über die es sich zu berichten lohnt. - Überhaupt hat sich dieser Ort in den letzten Jahren auch fein rausgeputzt, rund um die Plaza laden schmuck restaurierte Gassen und Fußgängerzonen zum Bummeln ein und Einkaufen konnte man in der größten Stadt der Insel immer schon gut. - Einer der Dekorationshöhepunkte Los Llanos war und ist das Straßenmuseum, hier eben "Museo en la Calle" genannt. - Hoch und mittelbegabte Künstler haben dafür riesige Gemälde und Skulpturen angefertigt, die an so manch hohem Gebäude die tristen Fassaden zu Kunstwerken gestalten. - Seit acht Jahren ist man wohl nun dabei diese "Straßenkunst" in Los Llanos aufzustellen und ab und an kommt ein neues Gemälde hinzu. - In dem Projekt "Straßenmuseum" hat man auch eine mächtige Skulptur aufgestellt, an der Ecke Avenida Dr. Fleming und Avenida Enrique Mederos, welche einen überdimensionalen Kopf eines Guanchen darstellt oder darstellen soll, eben je nach Sinn und Gefallen des Betrachters.
Der Guanche, der in die Sonne sieht, so hat Fernando Bellver seine Skulptur genannt, allerdings sieht dieser Guanche in der Kritik der Bevölkerung der Stadt keine Sonne. - Anfänglich protestierten sogar einige Bürger aufgebracht gegen diese Statue, aber irgendwann haben sich alle daran gewöhnt und außerdem verdecken die großen Lorbeerbäume die Statue derart füllig, dass man den Guanchenkopf kaum noch erkennt. - Nun aber soll das Ding wieder weg, warum jetzt gerade, das weiß ich auch nicht, aber das hat man eigentlich von Anfang an so beschlossen gehabt, dass der jetzige Standort nicht für die Ewigkeit bestimmt sei. - Nun aber weiß man nicht wohin, mit dem überproportionalen Kopf, denn der ursprünglich dafür vorgesehene Dauerstandort am westlichen Ende Avenida Enrique Mederos, wo der Guanche dann geschichtskonform in den Barranco de las Angustias blicken würde, den hat man nun auch wieder verworfen. - Als Erklärung für die Ablehnung des neuen Standortes heißt es lediglich, der Platz scheint nicht angemessen, was auch immer man darunter verstehen will. - Nun sucht man eben einen neuen Standort, aber irgendwie will keine Nachbarschaft oder Stadtteil den Guanchen haben, so dass der nun erst mal wieder an seinem alten Standort bleibt. - Dabei ist die Skulptur alles andere als unansehnlich, nur eben ein bisschen abstrakt eben und vielleicht doch eher dem Menschen sehr nahe stehenden Tieren ähnlich, das harmoniert bei vielen Betrachtern halt nicht mit der Vorstellung, wie ein Abbild unserer Ureinwohner auszusehen hat. - Da sind wir wieder bei der ewigen Frage, ob die Kunst erst im Auge des Betrachters entsteht, oder bereits in den Händen des Künstlers. - Vielleicht sitzt der gute Guanche die ganze Chose auch einfach aus und wenn noch ein paar Jahre ins Land gehen, dann bin ich mir eigentlich sicher, dass dann die Leute protestieren würden wenn man die Skulptur wieder entfernt. - Wenn wir uns erstmal an was gewöhnt haben, sei es auch anfänglich hart kritisiert worden, dann wollen wir nie wieder davon lassen. - So ist das hier nun mal, sei es auf dem Land, oder in der Metropole Los Llanos. - Ich entschuldige mich hier schon mal, dass ich kein Foto von dem Guanchenkopf zeigen kann, ich habe einfach keins. - Vielleicht kann ja ein Leser aushelfen, das wäre schön.
Montag 06.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 69 % - Luftdruck 1019 hPa
Die erste "Grippewelle" überrollt die Insel
Wir unterscheiden nicht richtig zwischen Grippe und Erkältung, warum auch, "gripe" ist halt einfacher zu verstehen, als das viel zu lange "resfriado". - Und überhaupt, eine simples Wort kann unsere Leiden nicht richtig erklären, wenn die Temperaturen nachts auf menschenverachtende Grade von unter die 20 auf dem Thermometer rutschen. - Daran muss es wohl auch liegen, dass wir immer kollektiv allesamt erkältet sind, oder irgendjemand gibt den Startschuss, den winterlichen Gesellschaftsrhythmus einzuläuten. - Ohne Jacke geht nun niemand mehr fort und Kleinkinder werden plötzlich in eine gesamte Jahreskollektion an rezent erworbene Kleidung gewickelt, damit der Keim bloß nicht bis an den Sprössling herantreten kann. - Obwohl die Sonne nun richtig sticht um die Mittagszeit, ganz einfach weil die Luft so klar ist, wer jetzt lediglich mit T-Shirt oder gar mit kurzen Hosen auf der Straße angetroffen wird, der macht sich der Wehrkraftzersetzung schuldig und der Einschleppung pandemischer Erkältungsseuchen.
Da ich meist sieben Mal niesen muss, bevor der Druck auf der Nase nachlässt, falle ich auch nicht sonderlich aus dem Rahmen, sondern kann wunderbar und lautstark meine gelungene Integration beweisen, nur Außenseiter sind jetzt nicht erkältet und besitzen die Frechheit einer demonstrativen Gesundheit. - Das kann mit rechten Dingen nicht zugehen, mit linken auch nicht, sinken die Temperaturen nachts länger als ein paar Tage unter 20 Grad, dann hat man erkältet zu sein, anders geht das doch gar nicht. - So bezahlen wir, eigentlich regelmäßig jeden Herbst, für einen Sommer ohne jegliche Extreme und komplette Gewöhnung des Körpers an Temperaturen zwischen 22 und 27 Grad. - Alles was darüber, oder darunter hinausgeht, ist für uns nur schwer zu verkraften und beutelt unsere verweichlichten Körper dann umso heftiger. - Es gibt sicher auch andere Erklärungsversuche, das geht von kollektiver Hypochondrie bis zum widerlichen Vorwurf der Massensimulation von meldepflichtigen Erkältungskrankheiten, oder auch dem schlichten Versuch, schlechte Laune wegen des drohenden Winters hinter dicken Augen und Nase zu verschleiern. - Vielleicht ist es aber doch ein Virus, so ein heimtückischer, irgendwo her aus den Tropen eingeschleppt und wir können wirklich nichts dafür, sondern müssen wieder mal ganz unschuldig leiden. - Das ist eigentlich unsere Lieblingsrolle, das passt ganz gut in unser schicksalsgläubiges Gemüt und mit einer Prise des katholischen Leidensdrangs, der uns schon über so viele Fragen hinweg gehoben hat. - Ich habe ja nicht gesagt geholfen, sondern gehoben! - Sonst ist nichts weiter passiert…
Sonntag 05.10.08 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 58 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 23,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad
Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 17,3 - Temp. min. 8,9 - Feuchte 32 - 88 % - Niederschlag 0 mm
Konfliktbewältigung
Nicht jeder ist ein geborener Diplomat oder Mediator. - Wenn man das erstmal kapiert hat und trotz eines schwellenden Kamms der geordnete Rückzug glückt, dann hat man was fürs Leben gelernt. - Eigentlich würde man ja erwarten, dass gewisse Persönlichkeiten, die öffentliche Positionen bekleiden, Diplomatie oder die Kunst eines Mediators wohl beherrschen sollten und meine damit einen Bürgermeister und eine Polizeitruppe. - Irgendwie komme ich heute nicht von Los Llanos los, schon wieder spielt der Bürgermeister eine Hauptrolle, zusammen mit der stadteigenen Lokalpolizei, hier Muncipales genannt. - Die Stadtpolizei dort liegt nämlich im Streit mit der Stadtverwaltung, und allem voran mit dem Bürgermeister, der wohl keinen Stadtrat gefunden hat welcher ihn in dieser Auseinandersetzung vertritt, oder er hat sich gesagt, Streit ist Chefsache. - Das ist natürlich ein großer Fehler, so was passiert ja nicht mal mehr Angela Merkel, die schickt für so was kleine und austauschbare politische Büchsenspanner ins Rennen, das tut dann dem eigenen Nimbus nicht so weh. - Es geht, oder besser gesagt es ging mal um Urlaubstage, welche die Stadtpolizei von der Gemeinde fordert, als Ausgleich für die vielen Feiertage an denen die Polizisten arbeiten müssen. - In vielen anderen Gemeinden ist das so geregelt, dass die städtischen Arbeitnehmer eben dafür mehr Urlaub bekommen, in Los Llanos aber scheint das nicht so geregelt zu sein.
Die Polizei aber forderte diese Ausgleichstage immer wieder und irgendwie kommt nun die Opposition ins Spiel, die sich irgendwann einmischte und den Bürgermeister aufforderte, mal schriftlich die Arbeitsbedingungen und Urlaubsreglung der Stadtpolizei vorzulegen. - Darin aber stand wohl, dass die Polizisten 40 Tage Urlaub bekämen, in Wirklichkeit sind es aber nur deren 30. - Ob es sich bei der Aussage in dem Schriftstück um ein Versehen handelte, oder eine gezielte Falschinformation, das müssen wir dahingestellt lassen, man streitet sich schon genug. - Auf jeden Fall blieb dieses Schreiben nicht alleine bei der Opposition, sondern gelangte auch in die Hände der Polizisten, die nun natürlich stinksauer wurden und ihrem Unmut mit 2 Bummelstreikvormittagen Luft machen. - Da streikten die aber nicht richtig, also mit Ankündigung und gewerkschaftlicher Unterstützung, sondern blieben einfach ein paar Stunden untätig vor dem Rathaus stehen. - Das nahm der Bürgermeister nun wiederum als persönlichen Affront und leitete darauf hin Untersuchungen ein, die in Disziplinarverfahren gegen die streikenden Polizisten enden sollen. - Dagegen wollten die Municipales nun wieder streiken, dieses Mal aber mit gewerkschaftlicher Unterstützung und dieser uniformierte Ausstand soll am 12. Oktober stattfinden, einen Vormittag lang. - Wenn man mal auf den Kalender guckt, dann erkennt man schnell, dass der 12. Oktober ein Sonntag ist und Sonntagvormittag passiert in Los Llanos rein gar nichts, da parken nicht mal die Cucarachas falsch, noch rotten sich subversive Elemente außerhalb der Kirche zusammen. - Es ist also ein "Streik-light", ein Wink mit dem Scheunentor und der Bürgermeister sollte das vielleicht auch anerkennen und mal versuchen, mit seinen Polizisten zu reden, da findet man dann schon eine Lösung. - Alles andere kann nur jedem schaden und gerade heute Vormittag habe ich eine wunderbare Definition von Dummheit gelesen, was generell nicht ganz einfach ist. - Die Worte stammen von Carlo María Cipolla, einem italienischem Schriftsteller, der auch etwas von Wirtschaft verstand, wobei wir nun nicht die Schankwirtschaft alleine meinen, wie das bei mir immer wieder vermutet wird. - "Dummheit ist der Vorgang, jemand anderem Schaden zuzufügen, ohne eigenen Nutzen daraus zu ziehen." - Frei übersetzt und auf neuhochdeutsch nennt man das eine "lose-lose" Situation und so was braucht niemand.
Sonntag 05.10.08 - 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1020 hPa
Ich bau mir ein Atomkraftwerk
Die heutige Glosse kann man am Besten mit einer kleinen Geschichte aus Kindermund beginnen. - Wir fuhren mal wieder zum Flughafen und da stehen doch die beiden großen Windräder zur Stromproduktion. - Eines der beiden Räder drehte sich aber nicht, wurde wohl gewartet oder war kaputt, so dass meine kleine Tochter mich fragte, warum sich das Ding nicht dreht. - Ich wollte umfassend und komplex erklären, was alles sein könnte, bis meine große (allerdings damals auch noch kleine) Tochter antwortete: Die haben den Strom nicht bezahlt, deshalb dreht sich die Windmühle nicht mehr. - Natürlich ist das so nicht richtig, aber in seinem sarkastischen Grundgedanken ein feines Beispiel für nicht überdachte Energiepolitik auf der Insel. - Das Industriegebiet von Los Llanos, Juan Ramons Lampenladen, hat noch keinen Stromanschluss. - Zumindest hat es nicht genügend große Leitungen um die geforderte Leistung dorthin zu transportieren, wobei ich aber nicht weiß, ob die fehlende Energie wirklich mal für produktive Stätten genutzt werden soll, oder nur um die grotesk vielen Straßenlaternen endlich zu beleuchten. - Die bisherige Überlandleitung, welche die Westseite vom Kraftwerk bei Los Guinchos versorgt, ist aber zu klein dafür und nun möchte man eine neue Leitung ziehen, vom Kraftwerk über die Cumbre Nueva, direkt zum Industriegebiet von Los Llanos. - Dagegen gibt es größeren Einwand aller betroffenen Gemeinden, zumal diese Leitung auf dreizehn Kilometer Länge durch den Naturpark "Cumbre Vieja" laufen würde. - Aus El Paso verlangte man so, dass die Leitung unterirdisch verlegt wird, der Stromversorger stemmt sich wegen der höhere Kosten entgegen, lenkt aber teilweise ein und nun will die andere Gemeinde, durch deren Gebiet die Leitung auch noch verlegt werden soll, dass auch deren Teilstück eingegraben wird. - Die andere Gemeinde ist Breña Alta und da hat man wohl Angst, dass diese Strippen genau über den Abschlag von vierten Loch des geplanten Golfplatz laufen könnten.
Aber immerhin, man verhandelt und so lange man verhandelt, kann Juan Ramón in seiner Lampenausstellung die Lichter nicht anzünden. - Dabei gäbe es mehrer Alternativen. - Es läuft ja bereits eine Leitung von Ost nach West, warum verstärkt man diese nicht, oder wählt einen anderen Weg für eine neue und stärkere Leitung, die dann eben nicht durch den Naturpark führt. - Und nun die aufmüpfige Frage, warum versorgt man das Industriegebiet von Los Llanos nicht aus den im Westen gelegenen Fotovoltaik-Parks, von dem zumindest einer schon Energie erzeugt und auch liefert. - Dann bräuchte man überhaupt keine neue Leitung mehr über den Berg wuchten und alles wäre in Ordnung und Juan Ramón, welches übrigens der Name des Bürgermeisters von Los Llanos ist, könnte sich sogar damit rühmen, seine Glitzershow am "Callejon de la Gata" funkelte des Nachts rein mit alternativer Energie. - Die meisten von Ihnen haben den Trick jetzt bereits durchschaut, nachts sind alle Fotovoltaikanlagen grau und kein Saft fließt mehr aus diesen Dingern, man muss dann wieder auf konservativ produzierte Energie umschalten. - Dazu kommt noch ein weiterer Faktor. Die Betreiber der Anlagen müssen ja ihre erzeugte Energie an den einzigen Stromlieferanten hier auf La Palma verkaufen, der UNELCO-Endesa, sonst bekommen sie die hohe Einspeisevergütung nicht, denn für läppische 10 Cent das Kilowatt, so viel wie hier der konservative Strom aus der Steckdose kostet, wollen die ja nicht direkt an Endabnehmer liefern. - So entsteht eine lustige, fast aber absurde Geschichte, dass man hier auf der Westseite Strom aus Sonnenenergie produziert, diesen aber in den Osten schicken muss, für großes Geld übrigens, um diesen danach wieder in den Westen zu verteilen. - Es reicht also nicht, irgendwo hin enorme Fotovoltaik-Anlagen zu stellen und Geld zu verdienen, also Schönwetterproduzenten, die auch noch dreimal so viel Geld für ihren Strom erhalten, wie die Verteiler dem Endverbraucher berechnen. - Die Differenz bezahlt übrigens, genau wie die faulen Kredite der turbokapitalistischen Heuschreckenbanker der Steuerzahler, also Sie und ich und Gott sei Dank noch ein paar Leute mehr. - Man muss sich durchaus mal Gedanken darüber machen, wie man denn den komplexen Vorgang von einer Gesamtversorgung, und vor allem auch rund um die Uhr auf einer Insel gewährleisten kann, die ja ganz andere Voraussetzungen für eine Versorgung mit sich bringt als eine Flächenregion, die im Verbund mit vielen Produzenten und Lieferanten von elektrischer Energie steht.
Dabei tauchen noch mehr Fragen auf. - Warum setzt man bei uns auf La Palma nicht noch mehr auf Windenergie, denn bei uns bläst der Wind öfter als die Sonne scheint. - Nicht, weil bei uns die Sonne so selten scheint, der Wind aber die Angewohnheit hat, auch nachts zu arbeiten. - Darüber hinaus verfügt diese Insel mit der südöstlichen Küstenregion, angefangen bei der Playa de las Cabras bis nördlich hinauf nach Montes de Luna über eine praktisch nicht bewohnte Gegend, in der man reichlich Windkraftanlagen installieren könnte, ohne damit Anwohner zu stören. - Da wohnt nämlich keiner, weil da dauernd so viel Wind weht. - Ist Strom aus Fotovoltaik so viel rentabler für den Investor, oder stehen wir uns da bürokratisch wieder so weit im Weg, dass niemand entscheiden kann oder darf, wo solche Spargel denn aufgestellt werden dürfen? - Sicher macht man nichts kaputt, wenn man ein paar Fotovoltaik-Anlagen hier auf der Insel laufen hat, aber in einem Gesamtkomplex der autonomen Versorgung auf La Palma mit elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen, können die nur ein Zubrot sein um, nicht aber die geforderte Grundlast befriedigen. - So nehmen sich die Erfolgsmeldungen in unseren Befriedungsblättern der Lokalpresse auch immer richtig drollig aus, da wird dann zum Beispiel behauptet, so eine Anlage kann den Bedarf an elektrischer Energie von, zum Beispiel 300 Familien decken. - Man darf dann aber nicht weiter fragen, ob die nachts Kochen wollen oder vielleicht sogar Lesen und vor allem darf man nicht fragen, ob die bereit wären, für Schönwetterstrom tagsüber und Dunkelheit nachts, auch noch bereit wären, das Dreifache für diese Energie zu bezahlen. - So müssen wir wieder mal einsehen, dass die Rettung des Weltklimas doch wohl was mit deutlich höheren Energiekosten zu tun hat, als das im naiven Buch des guten Gewissens steht. - Umweltschutz bleibt also doch ein Luxusgeschäft, für die einen wird es ein Geschäft und für die anderen wird Energie irgendwann zum Luxus werden. - Vielleicht sollten wir doch mal einen Plan machen hier auf der Insel, einen der nicht kopiert ist, sondern für uns passend geschneidert wird. - Das wäre doch gleich eine Aufgabe für den neuen "Rat der Weisen", den man uns angekündigt hat. - Aber da wir ja wissen, dass dieser mit Politikern, Künstlern, Geschäftsleuten und Gewerkschaftlern besetzt sein wird und nicht von Leuten die Ahnung haben. So fange ich morgen gleich damit an, mir ein kleines Hausatomkraftwerk zu basteln. - Aus alten Batterien, spagyrischem Wasser, schamanischen Heilslehren, abgelegten Parteiprogrammen und Aloe, die von der netten Vera. - Da spalte ich dann die Atome von der Vera, mische das spagyrische Wasser darunter, reichere das mit den geriebenen Parteiprogrammen an, singe dazu linksdrehend "Haare-Haare, habe keine Haare-Haare mehr" und fülle das dann in die aufgebohrten Batterien und verschließe das dann mit der Aloe. - Mein Beitrag zum hoch gelobten Energiegesamtplan dieser Insel, so schlecht sieht das doch im Vergleich mit den bisherigen Vorschlägen gar nicht aus.
Samstag 04.10.08 - 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 26,1 Grad - niedrigste Temperatur 18,4 Grad
Puntagorda 1.260 Meter, Temp. max. 24,9 - Temp. min. 8,4 - Feuchte 32 - 90 % - Niederschlag 0 mm
Keine Entspannung im häuslichen Zoo
Die stille Unterwanderung des friedlichen Familienverbandes geht weiter. - Die kleinen Katzenfindelkinder sind nun nicht mehr außerhalb der Terrasse zu halten und haben sich die Terrasse erkämpft und geben diesen errungenen Geländegewinn auch nicht wieder her. - Höchste Schutzmaßnahmen gelten nun für die Zimmer, auch innerer Verteidigungsgürtel genannt oder Pauls Limes genannt. - Diese katzenfreie Zone wollen wir unbedingt halten, wobei Sie ja sicher mitbekommen haben, dass Paul bei uns nicht als Katze zählt, sondern als Paul. - Durchhalteparolen machen nun die Runde und oft können nur im letzten Moment die Aggressoren vor dem Eindringen in Küche, Bad und andere Tabu-Zonen des Hauses gehindert werden. - "Cat-attack" heißt dann der Schlachtruf und sofort reagiert dann die "Quick-recation-force", meist zusammengesetzt aus Kindern und Volkssturm, um eingedrungene Filtrationskatzen wieder aus der letzten Bastion der freien Welt zu vertreiben. - Paul beteiligt sich meist nicht dabei, sondern macht nun ganz auf Pazifist, so will ich gewisse dekadente Fluchmanöver des Katers mal harmlos bezeichnen. - Ich könnte auch sagen, der ist eine feige Sau, aber Paul ist nun mal kein Schwein, aber dennoch nicht wirklich einer der mutigsten seiner Zunft, zumindest weigert er sich von seinem Erstzugewandertenrecht Gebrauch zu machen und den beiden aufdringlichen Neubürgern unseres Wohngebietes demonstrativ mal eine aufs Maul zu geben. - Gut, vielleicht verlangen wir da auch ein bisschen viel, zumal Paul eher ein Schöngeist ist als eine krude Kampfmaschine, aber vielleicht sollte er seine Krallen doch mal nicht nur zur Maniküre benutzen. - Gestern, da wäre es fast soweit gewesen, der freche der beiden Katzenzöglinge, Luck, der näherte sich Paul derart forsch, dass Paul zumindest die Pfote erhob, dann aber abdrehte und sich von der jugendlichen Frechheit vertreiben ließ.
Teilweise ist es wirklich peinlich, den Kerl auf den Arm nehmen zu müssen und ihn an den Wegelagerern vorbei zu seinem Futternapf zu tragen, denn freiwillig kreuzt er den Weg der beiden kleinen Katzen nicht. - Die setzen nun auf konsequente Belagerung und lungern andauernd vor der Küche oder den der inneren Kampfzone vorgelagerten Gartenmöbel herum. - Paul verkriecht sich dann im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer und wartet darauf getragen zu werden. - Passiert das nicht, dann trollt er sich aus der Gefahrenzone, irgendwo hin in Nachbars Garten, wo er ungestört von der Katzenbrut sein kann. - Das geht nun schon eine gequirlte Weile so, absolut keine Annäherung und Paul hat außer einem Fauchen und eben dieser einen angedeuteten Machterhebung, angedeutet durch das Emporheben seiner Pfote, noch nichts getan, um seine privilegierte Stellung auch körperlich zu demonstrieren. - An ein friedliches Zusammenlegen kann man im Moment nicht glauben, dazu ist der Paul wohl auch viel zu eigensinnig und eben eine echte Persönlichkeit, welche keinen andern Paul neben sich duldet. - Die Kinder haben natürlich auch ihren Spaß mit den Findelkindern, die eben noch alles mit sich machen lasse, so wie sie es früher auch mit dem Paul noch getan haben, als das Leben noch ohne Probleme und feline Eifersuchtsdramen hier seinen friedlichen Weg nahm. - Es gibt interne Diskussionen nun, ob man denn weitere Wochen warten soll, und Paul sich vielleicht doch noch auf irgendeine friedliche Koexistenz einzulassen bereit ist, oder wir müssen versuchen, die beiden Kätzchen irgendwo unterzubringen, wo es toleranter Katzen gibt als unseren Paul. - Noch aber halten wir durch und ich möchte den kleinen Katzen nun beibringen, immer wenn sie den Paul sehen, eine komplette Demutshaltung anzunehmen und dem Herrn bereits von weitem zu würdigen. Das scheitert allerdings bereits daran, dass Katzen keine Demutshaltung kennen und meine lächerlichen Versuche so etwas zu trainieren, natürlich nur aus männlicher Einfalt geboren sein können. - Auf Dauer müssen wir uns allerdings etwas einfallen lassen, wir können doch den Paul nicht immer herumtragen, wenn er mal ein schützendes Zimmer verlassen möchte, oder ist es gerade das, was er eigentlich mit seinem Zickenalarm vorhat? - Man weiß ja nie, der ist ja schließlich der Paul.
Samstag 04.10.08 - 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa
Der Club der Dichter und Denker
Unsere Demokratie, welche ja durch Parteien vertreten ihre "Besten" an die Front schickt, leidet ja seit jeher unter dem lästigen Phänomen, dass die "Besten" sich diesen politischen Quatsch und Twist sicher nicht antun werden, sondern ihren Weg in der Wirtschaft suchen oder in Kunst oder gar gesellschaftlichem Rückzug. - Was sich da also als Volksvertreter zur Wahl stellt, ist im besten Fall Dritte Wahl, so kommt es dann auch meistens und kein Wunder, dass gute Berater und Ideengeber oft mehr verdienen als der die Worte dann wiederholende Politiker. - Aber wir wollten das so, oder wir erinnern uns schon gar nicht mehr daran, dass uns mal jemand danach gefragt hätte, wie unsere Demokratie denn aussehen soll. - Nun ist der erste Schritt zur Demut und damit vielleicht zur Besserung, dass man anerkennt, nicht alles zu wissen und Spezialisten an Materie lässt, welche den eigenen Wissenshorizont übersteigt. - Dabei sollte man aber auch dringend beachten, dass es nicht nur um Detaillösungen gehen darf, sondern wohl auch um langfristige Überlegungen und dazu ist dann wiederum mehr notwendig als Detailwissen, dazu sollte man den Überblick haben. - Dann könnte man zum Beispiel wohl darauf kommen, dass La Palma nicht unbedingt in Massentourismus investieren sollte, wo diese Form des kasernierten Nichtstuns doch zukünftig in Billiglohnländer abwandern wird. - War nur ein Beispiel, aber mir fallen noch viele mehr ein, aber das wird dann hier zu lang.
Und siehe da, aus der Inselregierung kommt nun der Beschluss, hier auf der Insel einen "Rat der Weisen" einzurichten, welcher sich eben mit der langfristigen Richtung und Orientierung dieser Insel beschäftigt. - Nicht als Legislative, sondern als beratendes Organ, so weit geht dann das Zugeständnis an die eigene Unfähigkeit auch wieder nicht. - Dennoch, eine sehr gute Idee, solche eine Einrichtung kann sicher mit genügend Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit Einfluss auf die langfristigen Entscheidungen nehmen, das macht Hoffnung. - Nun aber muss man dazu auch noch wissen, wie sich denn dieser Rat der Weisen zusammensetzen soll und da gibt es bereits wieder Enttäuschung. - Denn in dem Rat der Weisen werden auch wieder Politiker jeder im Inselparlament anwesenden Parteien sitzen, die drei letzten Inselpräsidenten, also "Ex-Politiker" sowie Vertreter der Wirtschaft. - Dazu kommen ausgewählte Künstler, die Gewerkschaften werden auch Vertreter entsenden und immerhin, dürfen auch zwei Nachbarschaftsvereine ihre Köpfe dort im "hohen Rat" zeigen. - Also leider allesamt keine Weisen, keine Wissenschaftler, keine Akademiker, keine Biologen, Ökologen und Ökonomen, sondern Politiker, Künstler und Gewerkschaftler. - Wo da die Weisheit stecken soll, das ist mir nun doch wieder unverständlich, und bei einer derart großen Besetzung des "Rats der Weisen" wagt man dann doch eher wieder an einen erlauchten, nach Interessen sortierten Club der großen Worte und kleinen Werte zu glauben. - Zwei bis dreimal pro Jahr soll sich der Debattierclub zusammenfinden und dabei die Insel retten, vor den Zwangsentscheidungen des auf Legislaturperioden gedrosselten Horizontes der Berufspolitiker. - Ich bin gespannt, auf die ersten weisen Worte unsere Weisen!
Freitag 03.10.08 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 27,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,7 Grad
Die Margarita von Rita
Das Schönste an der Politik ist die Polemik. - Eigentlich ist sonst nichts schön an diesem wirren Geschäft von Interessen, Finten, taktischem Geplänkel und strategischer Volksverdummung. - Wenn man dann aber mal so richtig reinhauen darf, weil man einen Kontrahenten beim Strullern gegen den Wind erwischt hat, dann kommen so die kleinen Freuden des grau-dumpfen politischen Alltags doch hoch. - Meist ist es ja die Opposition, welche dann mächtig draufhaut, denn die haben ja schließlich keine andere Aufgabe als das was gemacht wird, zu kritisieren. - In diesem Fall, der nun hier durch die Presse läuft, oder sagen wir durch die Presseorgane, welche nicht von der kanarischen Provinzregierung gesteuert werden, hat auch wirklich das Zeug zum kleinen Skandal, man gönnt sich ja sonst nichts in der Opposition. - Die Kanarischen Inseln haben ein neues touristisches Werbelogo, mit einer stilisierten Blume, die vielleicht auch als Margerite durchgehen könnte und den umfassend belehrenden Sinnspruch "Islas Canarias". - Das hatten wir bisher auch, allerdings nur mit dem Wort "Canarias" und das I-Tüpfelchen war eine stilisierte Strelizie. - Das fand ich auch schön, damit kann man werben, auch wenn die Strelizie eigentlich gar nicht heimisch auf den Kanarischen Inseln ist, wie man öfter mal kritisiert hatte, allerdings werden derart viele von diesen "Papageienblumen" wie man sie auch nennt, hier angebaut, dass es sich um eines der häufigsten Mitbringsel, besonders aus Tenerife handelt.
Aber alles was den Geruch nach Altem oder Normalen hat, das reicht uns natürlich nicht und so muss auch für die Tourismuswerbung ein neues Logo her, obwohl die Blume da auch sicher nicht von den Kanaren stammt, sondern in der Phantasie eines Designers entstanden ist. - Die politische Opposition nimmt nun die Einführung dieses neuen Logotyps zum Anlass beißender Kritik, denn man lässt sich die Verbreitung des neuen Werbeschriftzugs für die Kanarischen Inseln wohl an die 12 Millionen Euro kosten. - Wie man diese Zahl errechnet hat, das steht nicht dabei, aber so zumindest kommt es aus den Kreisen der PSOE der Kanaren, die zwar die meist gewählte Partei hier auf den Inseln ist, aber durch ein "Bündnis der Verlierer" (Coalición Canaria und Partido Popular) , wie man unsere jetzige Regierung auch nennt, auf die Oppositionsbank geschoben wurde. - Da darf man dann schon in angeblichen Krisenzeiten unsere Provinzregierung fragen wie man das erklären will, für eine neue Blume 12 Millionen Euro auszugeben und überall sonst an drastischen Einsparungen im Haushalt herumdoktert und wir mehr als eine Baustelle im Gesundheits- und Bildungsbereich haben, wo man uns immer wieder erzählt, es sei kein Geld da. - "La Margarita de Rita" sei die teuerste Blume der Welt spottet man nun aus den Kreisen der Sozialisten, denn die Rätin für Tourismus auf den Kanaren heißt Rita Martín und hat sich in blumigsten Worten für das neue Logo eingesetzt und uns auch erzählt, warum das so wichtig ist und warum nun deutlich mehr Touristen zu uns kommen, als noch mit der alten Blume. Das ist natürlich ausgemachter Blödsinn, man kann auch mit dem alten Logo wunderbar Werbung machen, man muss das dann aber auch machen. - Die jetzige Regierung hat sich keine Freude mit dieser neuen Blume gemacht, solche Geldverschwendung und gleichzeitige Sparaufforderungen an die Bevölkerung, die bringt die Polemik dann ganz schnell. - Und die ist im Unterschied zur Margarita von Rita sogar völlig umsonst.
Freitag 03.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1017 hPa
Gerichtstermin ohne Angeklagten
Recht zu sprechen ist sicher nicht immer einfach und wenn man den Angeklagten auch noch auf die falsche Insel bringt zum Gerichtstermin, dann sind selbst dem eifrigsten Richter Grenzen gesetzt. - Wir haben eine, nur in Teilen lustige Anekdote zu berichten, von Irrtümern und Missverständnissen, die dafür gesorgt haben, dass der Prozess gegen den Bootsführer des "Cayucos", welches vor gut einem Jahr mit 161 Flüchtlingen an Bord in Puerto de Tazacorte angelegt hat, immer noch nicht begonnen hat. - Weiterhin kommen, fast täglich Flüchtlingsboote aus Afrika auf die Kanaren, welche unsere Inseln als Sprungbrett nach Europa nutzen. - Kann man dabei den, oder die Bootsführer identifizieren, dann werden diese aussortiert und wegen Menschenhandels angeklagt. - So auch in dem Fall des Flüchtlingsbootes welches in Puerto de Tazacorte landete, allerdings sitzt der angeklagte Bootsführer auf Tenerife im Gefängnis, die Verhandlung sollte aber auf La Palma stattfinden. - Dabei ging nun irgendetwas schief, Richter, Anwälte, Zeugen, Polizei und Presse warteten hier auf La Palma auf den Angeklagten zum vorgesehenen Termin, der kam aber nicht, sondern wurde von den Justizbeamten auf Tenerife zum Gericht in deren Hauptstadt gebracht, wo man wiederum natürlich keinen Richter fand, welcher diese Angelegenheit behandeln soll. - Ein peinlicher Vorfall, in dem nun natürlich ermittelt wird, wer und wo denn da geschlampt hat, aber bislang konnte man lediglich die gegenseitigen Beschuldigungen von Gericht und Justizvollzugsanstalt vernehmen, es war natürlich wieder mal keiner.
Das wäre, eine fast lustige Anekdote, wenn es das erste Mal gewesen wäre, dass dem Bootsführer nicht der Prozess gemacht werden konnte, weil die dazu notwendigen Beteiligten an unterschiedlichen Orten warteten. - Bereits beim ersten Gerichtstermin, wie wir nun erfahren, fand der Richter seinen Angeklagten auch nicht, denn der erste Termin sollte auf Tenerife stattfinden, davon wussten aber der Richter und die Zeugen nichts und warteten hier auf La Palma auf den Angeklagten. - Es ist so ein bisschen wie bei den Königskindern, die einander nicht finden konnten, aber so etwas steht in Märchenbüchern und nicht auf der Tagesordnung von Strafprozessen, die ja für die Angeklagten durchaus weit reichende Folgen haben können. - Nun muss man sich überlegen, wie man denn zukünftig dann doch mal zusammentreffen kann, dabei könnte das moderne Mittel der fernmündlichen Kommunikation, Telefon genannt, eine durchaus tragende Rolle spielen, oder aber man liest die Ladungen einfach mal durch, die man da erhält, wenn es um so etwas gewichtiges geht, wie ein Strafprozess wegen Menschenhandels nun mal ist. - Ich darf Ihnen aber versichern, dass das kein normaler Zustand an unseren Gerichten ist, meist findet der Richter seinen Angeklagten, aber dieser Fall war von Anfang an etwas völlig Außergewöhnliches, beginnend damit, dass hier auf La Palma die Anlandung eines Flüchtlingsbootes einen extrem seltenen Fall darstellt. - Dennoch bleibt ein ziemlich fader Nachgeschmack, es zeugt nicht gerade von hoher Kompetenz, wenn der Angeklagte zwar bereits in den Händen der Justiz ist, aber zweimal wegen eines Missverständnisses in der Ortswahl nicht dem Richter vorgeführt werden kann. - Beim dritten Mal sollte es klappen, mal sehen, ob wir dann auch davon erfahren.
Donnerstag 02.10.08 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 27,3 Grad - niedrigste Temperatur 19,7 Grad
Schnittstellen
Es tut sich wieder mal was in der Modernisierung unserer medizinischen Versorgung hier auf der Insel. - Seit Einzug der modernen Datenverarbeitung hat jeder Arzt, aber auch jede Krankenschwester in unseren Gesundheitszentren einen Computer-Terminal, von dem aus man alle Daten und auch die Krankengeschichte der Patienten abfragen kann. - Inzwischen funktioniert das auch leidlich gut, nachdem anfängliche Schwierigkeiten die Ärzte damit fast zur berühmten Weißglut gebracht hatten. - Nicht nur der ungewohnte Umgang mit einem komplexen Programm machte den Ärzten zu schaffen, auch langsame Leitungen zum zentralen Rechner auf Gran Canaria hinterließen viele blanke Nerven sowohl beim Pflegepersonal, wie auch bei den Patienten, so brauchte eine simple Anforderung eines neuen Medikamentenrezeptes zum Teil irrsinnig lange Wartezeiten, so dass die Gesundheitszentren einfach auf Grund dieser Schwierigkeiten überfüllt waren. - Das hat sich nun alles eingespielt, die Ärzte sind jetzt allesamt flinke Tastaturspezialisten und die Leitungen nach Gran Canaria sind auch stabiler und schneller geworden, so dass man nun langsam den Vorteil der vom Computer verwalteten Patientenblätter zu schätzen gelernt hat. - Kein Arzt mehr legt da inzwischen per Hand geschriebene Akten an, was da nicht im Rechner steht, das ist also nicht existent und ich möchte nicht wirklich an eine chronische Amnesie des Zentralrechners denken, wenn der mal die Daten allesamt verschluckt.
Was aber bislang noch nicht kompatibel war, das sind die unterschiedlichen Datenkreise von Krankenhaus und Gesundheitszentren, da mussten die Klinikärzte dann per Hand Berichte schreiben oder ausdrucken, diese dann dem Patienten mitgeben oder per Post an den zuständigen "Hausarzt" richten, welcher im Gesundheitszentrum die weitere Pflege des Kranken nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus übernimmt. - Dabei entstehen nicht nur unnütze Wartezeiten, den Klinikärzten raubt diese Schreiberei besser zu nutzende Zeit. - Jetzt sollen auch die Gesundheitszentren vollen Zugriff auf das bislang interne Netz der Krankenhäuser erhalten und damit erhofft man sich erneute Einsparung von doppelter Arbeit und natürlich einen schnellen Nutzen für den Patienten, wenn der Arzt in Echtzeit sich die gesamten Ergebnisse der Krankenhausbehandlung sofort ansehen kann. - Eigentlich wollte man diese Schnittstelle schon vor längerer Zeit öffnen, aber die ungewollt vielen Probleme in den Polikliniken nach Einführung der Datenverarbeitung ließen weise Kräfte diese Erweiterung erst Mal verschieben. - Nun geht man den Versuch an, zunächst mal nur auf La Palma, denn wir sind öfter die Versuchskaninchen für solche Probeläufe. Das kann man nun negativ oder positiv auslegen, entweder traut man uns hier mehr zu als denen auf den anderen Inseln, oder die zentrale Verwaltung meint, wenn die auf La Palma das schaffen, dann kapiert man das auf den restlichen Inseln auch. - Ich bin für erstere Version und unser Pioniergeist war ja immer schon vorbildlich. - Ich nehme mir auch mutig vor, bei meinen nächsten Besuch beim Hausarzt den mal zu fragen, ob er denn nun an die Daten aus der Zeit meines Krankenhausaufenthaltes herankommt. - Ich brauche da nicht mal die Antwort abzuwarten, Raul, so heißt mein Arzt, der hasst diese Technik noch immer und kann so böse gucken, dass sich bestimmt keiner zu fragen traut.
Donnerstag 02.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 2 mm Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1017 hPa
Noch ein Perpetuum mobile
Wir kennen das ja alle aus der Werbung, glaubte man den brüllenden und nach Vertrauen suchenden Aussagen der verzweifelten Anbieter, dann sind Ölkonzerne die größten Naturschützer, Autos fahren herum mit CO² fressenden Motoren und Kreditinstitute sind die besten Freunde der Menschheit, insbesondere der Hartz IV Empfänger. - Halbwegs intelligente Zeitgenossen haben da immer einen schellen Finger an der Fernbedienung, aber die Regierungs- und Börsentreuen Desinformationskanäle der privaten Art, die senden die Werbung alle gleichzeitig, so dass man sich bis zur ARD oder Arte durchklicken muss, um keinen visuellen Spam mehr betrachten zu müssen. - Mir fällt dabei immer ein, wenn der Kram, den die verkaufen müssen, wirklich so gut wäre wie sie behaupten, dann müssten sie eigentlich gar nicht dafür werben. - Aber was hat das alles mit La Palma zu tun darf man wirklich fragen. - Grundsätzlich gar nichts, aber ich vergleiche dann doch manchmal den Wert einiger Versprechungen der medialen Art mit den lustigen Berichten, die wir hier in der Lokalpresse zu lesen bekommen.
Trotz der Herabsetzung der Einspeisevergütungen für die Lieferung von alternativ erzeugter Energie, ist die Produktion von Strom aus Photovoltaik immer noch ein beliebtes Thema hier auf der Insel. - Um diese Wunderbüchse ranken sich aber bereits derart viele pandorische Geschichten, dass man fast gezwungen wird, da Parallelen zu finden. - Nun schlägt man vor, die Dächer der Gewächshäuser als Stellfläche für die Photovoltaikpaneele zu nutzen, das wäre dann schöner anzuschauen und man hätte gleich ein, allerdings für mich nicht nachzuvollziehendes Problem erledigt, das des fehlenden Platzes für Photovoltaikanlagen auf der Insel. - Schöner als Gewächshäuser sind die Paneellandschaften mit den spiegelnden Schwarzflächen auch nicht, vielleicht durch die Brille des guten Umweltgewissens, aber da trage ich ein altmodisches Kassengestell mit Fensterglas. - Dann darf man auch mal fragen, wie man das denn halten will mit der besonderen Situation der Bananen, das sind nämlich Pflanzen und die brauchen zur Photosynthese jede Menge Licht und da würde es sich nicht wirklich gut machen, wenn man die Gewächshäuser von oben her verdunkelt. - Photovoltaikpaneele und Pflanzen sind nämlich grundsätzlich Nahrungskonkurrenten, beide brauchen die Sonne um zu funktionieren und die können nur auf ganz wenig Prozent Sonneneinstrahlung verzichten, sonst rentieren sich weder die Solaranlagen, noch die Pflanzung der Bananen in den Zelten. - So weit ist man auch schon gedrungen und will deshalb nur einen Teil der Gewächshäuser mit den Energie spendenden Paneelen abdecken und da darf ich dann auch wieder fragen, welchen Teil denn und lohnt es sich denn überhaupt noch, wenn man vielleicht 10% der Fläche eines Gewächshauses mit Photovoltaik abdeckt, aber die gesamte begleitende Technik dafür bereithalten muss. - Natürlich gibt es genügend Fläche hier auf La Palma um einen großen Teil der benötigten Energie aus Sonnenkraft zu gewinnen, es ist nur eine Frage, wer an den Anlagen mitverdienen darf und wo diese genehmigt werden. - Da liegt das Teufelchen nicht im Detail, sondern im Geschäft. - Ansonsten ist das schon lustig, abgedunkelte Bananenplantagen, um das Antlitz des Betrachters zu erfreuen. - So wirklich weit weg vom Privatfernsehen ist das nicht und ich warte nur darauf, dass Galileo dem Perpetuum mobile der gleichzeitigen Produktion von Pflanzen und elektrischer Energie durch Photovoltaik eine Sondersendung widmet.
Mittwoch 01.10.08 - 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 52 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 26,0 Grad - niedrigste Temperatur 18,0 Grad
Puntagorda 1.260 Meter, Temp. max. 23,4 - Temp. min. 10,1 - Feuchte 41 - 84 % - Niederschlag 0 mm
La Palma bei Karstadt
Werbung ist ein schwieriges Thema, auch wenn einem das die Profis der Branche anders vermitteln wollen. - Selten genug gelingt es, den echten Wirkungsgrad der Werbemaßnahmen festzustellen, was nutzem einem viele Klicks auf der Webseite, wenn dennoch keiner das ausgelobte Produkt kaufen will, nur mal als Beispiel genannt. - Werbung für diese Insel wurde bislang auch sehr fragwürdig gemacht, meist beschränkt auf anteilige Stände, zusammen mit den anderen Kanareninseln auf den einschlägigen Tourismusbörsen. - Das ist, meines Erachtens nach rausgeschmissenes Geld, so gefiel die Idee, zusammengebastelt vom "Patronato de Turismo", dem "CIT" (Centro de Actividaes Turisticos Tedote) und ein paar Hotelanlagen, sich dem potentiellen Gast direkt im touristischen Spenderland zu präsentieren, natürlich perfekt. - In den Karstadt Kaufhäusern acht deutscher Städte trat man auf, denn die unterhalten natürlich auch Reisebüros, in denen man die Reise gleich buchen kann und so gab es so etwas, was man heute gerne als Synergieeffekt bezeichnet. - Eine Musikergruppe war da, und eben flotte Damen und Herren von dem angesprochenen Tourismusverband, die nun kräftig die Werbetrommel für diese Insel rühren sollten. - Ich hatte ja darum gebeten, man möchte uns bitte Fotos und Berichte zu den Auftritten senden und das hat man auch kräftig getan, so dass ich da ein paar Punkte zusammenfassen möchte.
Im Allgemeinen kam mehr Kritik als Lob, allerdings kam diese Kritik von La Palma Kennern, die eben schon ihre eigenen Erfahrungen mit der Insel gemacht haben und so bereits ein Bild und auch subjektive Vorstellungen und Erwartungen mitbrachten. - Aber wer Kritik nicht liest oder einstecken kann, der hat morgen bereits verloren, auch wenn es nicht schön ist, kritisiert zu werden. - Ich zitiere hier auszugsweise mal ein paar Aussagen:
... Da ich zeitlich ziemlich eng dran war und den Event nur kurz im
Durchlauf in Augenschein nehmen konnte, plante ich für den 26.09. einen
weiteren Besuch, dann aber mit entsprechenden Zeitfenster. Also fand ich
mich am Freitag zusammen mit meiner Ehefrau - einer waschechten
Palmerita - kurz nach 18:00 Uhr wieder bei Karstadt in Wandsbek ein um
der Isla Bonita unsere Reverenz zu erweisen und eventuell ein paar Tapas
und Glas Wein einzuweisen (gegen Entgelt natürlich) und sich an ein
paar Takten Volksmusik zu erfreuen. Aber wo am Vortag noch etwas Aktion
abgelaufen war herrschte nun gähnende Leere ...
Fazit: Die Werbetrommel wurde wohl gänzlich vergessen, die Location
innerhalb des Kaufhauses hätte auch wesentlich besser, d.h.
publikumsnäher und die Ausstattung auch etwas reichlicher sein können.
Über die musikalische Qualität der Protagonisten kann ich wg Abwesenheit
derselben am Freitag keine Aussage machen, möchte und kann ihnen aber
eine hohe Kompetenz nicht absprechen.
Diese Kritik geht natürlich auch bisschen in Richtung Karstadt und der mangelnden Werbung für das "Event" und dazu muss man ganz aufmerksam sagen, daran muss gearbeitet werden, denn dieser Auftritt war ja nicht billig und die Reisegruppe hat sich allergrößte Mühe gegeben, da sollte man dann auch für Publikum sorgen und den Auftritt pressemäßig vorbereiten. - Aber dazu möchte ich auch gleich wieder erwähnen, es ist das erste Mal, dass wir solch eine Aktion unternehmen, da kann man nicht alles perfekt machen. - Eine weitere Kritik, auch wieder nur in Auszügen:
...Und von einer der beiden jungen Frauen, bekam ich dann eine 'gefüllte Mapa' (im doppelten Sinne des Wortes): Neben den beiden vom Patronato de Turismo herausgegebenen (informativen) Heften "Azul profundo" und "Vertical X-treme" gab es noch eine weiter Mapa sowie je einen Prospekt von "Caledonia Las Olas" + "Caledonia La Caleta" (da weiß man doch wo's langgeht) sowie Infoblatt + Antrag (2x) zur Mitgliedschaft in der Deutsch-Kanarischen Gesellschaft "Canarias en Berlin" e.V. (auch da weiß man, wo's lang geht, bzw. wer dahinter steht).
Zumindest hatte ich gehofft, dass es einen Hinweis oder besser ein Prospekt/Faltblatt u.a. über die Land- und Ferienhäuser des Turismo Rural und/oder Vergleichbares gibt. Nicht etwa von einzelnen Anbietern, sondern z.B. von dem Verband "Turismo Rural Isla Bonita" (oder anderer, die ich nicht kenne). Die Frage danach stieß bei den Damen irgendwie auf leichtes Erstaunen. Diese Möglichkeit des Individualtourismus ist für mein Erachten ein großes Plus der Insel.
Auch hätte ich mir Informationen über inseltypische Gerichte/Getränke/Handwerken/Mitbringsel etc. gewünscht. Da gibt es doch genug Vorzeigenswertes!
In der Tat hätte man sich wohl gewünscht, dass auch der Individualtourismus beworben wird. - Dass "Turismo Rural" nicht erwähnt wurde ist mir auch fragwürdig, die anderen Anbieter des Individualtourismus hier auf La Palma sind aber weder organisiert, noch habe zu der Werbeaktion beigetragen, so muss man halt wohl die Werbefläche den Sponsoren überlassen. - Man müsste es halt hinbekommen, dass auch die Anbieter von ländlichen und nur individuell zu buchenden Häuser zusammenschließen, aber das ist eine andere Geschichte und ich fürchte einfach mal, dass die Anbieter da noch "individueller" sind (mal ganz vorsichtig gesagt und nehme mich ausdrücklich nicht aus) als die Individualreisenden und wir da nicht auf einen grünen Zweig kommen. - Was die Mitbringsel und Handwerkssachen angeht, da muss ich dem Kritiker Recht geben, Zigarren, Mojo, Süßigkeiten, wir haben hier wirklich viel vorzuzeigen, aber ich muss mich da auch wiederholen, das ist auch eine Organisationsfrage und es fehlt uns einfach noch die Erfahrung, solch eine Ausstellung effektiver zu betreiben.
Es gab auch noch mehr Kritik, aber die will ich nicht alle bringen, sonst heißt es wieder, der Siebold hatte wieder seine dunkle Brille an und sieht alles negativ. - Dass das nicht so ist, das weiß auch jeder, der diese Kolumne mehr als einmal verfolgt hat, aber ich möchte die Möglichkeit durch Kritik zu lernen, auf keinen Fall verstreichen lassen. - Aber es gab natürlich auch Lob, so fand die Musik allgemein sehr guten Anklang und auch die Freundlichkeit des mitgereisten Personals wurde sehr oft erwähnt. - Andere machten aus dem Werbeauftritt La Palmas sogar so etwas wie eine kleine Fiesta, dazu hier ein Ausschnitt:
… Dank Ihres Tipps kommen wir gerade aus Hannover zurück. Wir haben uns die Präsentation angesehen, es gab die gute, typische Musik die viele Besucher anlockte, Karten und Poster aller Art in reichlicher Auswahl und Menge. Dazu Gebäck und die kleinen zahnbrechenden Pyramiden. Es waren sicherlich Besucher aus den La Palma-Foren dabei. Wir kamen mit einigen Leuten ins Gespräch, die oft auf der Insel sind und wir waren erst vom Stand wegzubringen, als die Gruppe Mittagspause machte.
Es scheint so, dass in Hannover eh die beste Stimmung herrschte, von da bekam ich die meisten fröhlichen Nachrichten. - Grundsätzlich muss man aber wohl die gesamte Aktion als Erfolg bewerten, ohne die Kritik außen vor zu lassen, denn es war, wie gesagt, der erste derartige Auftritt und bei allem gebührenden Respekt vor den vielen La Palma-Kennern, welche eben die kritischeren Besucher waren, dieser "Event" war dazu gedacht, neue potentielle Gäste auf La Palma aufmerksam zu machen. - Man sollte solche Aktionen durchaus wiederholen, nun da man etwas Erfahrung gesammelt hat, kann man sicher auch effektiver werben und vernachlässigte Sparten und Informationen einholen. - Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen Einsendern der Informationen, wir hätten sonst keinen Überblick erhalten und werden von den Veranstaltern der Reise sicher keine kritischen Berichte zu hören bekommen. - Ich werde aber in den kommenden Tagen mit der aus El Paso mitgereisten Dame sprechen und versuchen ein paar ihrer Eindrücke zu schildern, da es doch sicher spannend und interessant war, das ominöse Deutschland zu besuchen. - Ich verbinde damit die Hoffnung, dass alle Mitglieder der Reisegruppe, die übrigens ein anstrengendes Programm absolviert haben, auch ein bisschen Spaß und positive Eindrücke aus Deutschland mitgebracht haben. - HIER geht es zu den Fotos.
Mittwoch 01.10.08 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1018 hPa
Bodeguismo
Jetzt ist es wieder so weit, die Weinernte ist, je nach Lage noch voll im Gange oder bereits abgeschlossen. - Ein gutes Jahr für den Wein allerorts, so jammert man, denn wir erwarten eine neue Rekordernte, welche den "Weinsee", den wir hier auf La Palma vor uns herschieben, noch vergrößern wird. So fragt sich so mancher Winzer, ob denn seine Trauben überhaupt einen Abnehmer finden und einer der großen Keltereibetriebe (auch stilvoll Bodegas genannt) seine Ernte aufkaufen will. -Sollte das nicht der Fall sein, oder der angebotene Preis für die Trauben uninteressant, dann keltert man selber im Haus, für die Freunde und die Familie, wobei die Reihenfolge, erst die Freunde, dann die Familie sicherlich nicht unwillkürlich ist. - Die kleine heimische und private Bodega, eins der letzten Rückzugsgebiete uns stolzer Männer, wo doch sonst überall in unserer freien Wildbahn längst der Geist der Gleichberechtigung zugeschlagen hat. - Jeder der was auf sich hält hat eine Bodega, oder aber einen Freund, an dessen Weinkeller man zumindest irgendwie beteiligt ist. - Eine Bodega kann vieles sein, meist allerdings kein weinlastiges Ausflugslokal, so wie viele Mitteleuropäer das vielleicht deuten. - Auch eine Garage kann dazu taugen, dazu muss das Auto raus, das gelagerte Kinderspielzeug und auch die Frau. - Dann Fässer rein, ein paar Sitzgelegenheiten, die bitte rustikal genug sind um nicht irgendwelchen Wohnzimmercharakter zu treffen und fertig ist der Männerbunker.
Oft aber sind es heilige Hallen, in den Berg getrieben oder wenigstens hat man so getan und Wände und Decken kunstvoll mit kleinen Lavasteinen besetzt, wegen des Klimas für den Wein. - So zumindest die Erklärung, aber wo in anderen Ländern dieser Erde am Wochenende in Jogginganzügen die Autos tiefer gelegt werden, zimmern, hämmern und klopfen wir uns die Bodega fein, denn damit schindet man hier bei seinen Kumpels am meisten Eindruck. Das mit den Autos, das ist was für die 18 - 21 jährigen, also absoluter Kinderkram und außerdem legen wir unsere Autos nicht tiefer, sondern höher. - Denn stilecht vor jeder Bodega muss natürlich ein Allrad-Pickup stehen, ohne diese Fahrzeuge bekommt man für eine Bodega wohl nicht mal eine Baugenehmigung. - Kommt dann der erste Wein, das kann locker schon vor dem Martinstag sein, dann gehen die gegenseitigen Bodegabesuche los und viele Frauen und Kinder sehen die Familienväter an den Wochenenden gar nicht mehr, oder nur noch ziemlich zerknittert, aber meist gut gelaunt. - Man sitzt nämlich nicht alleine in diesen tiefen Hallen des Männerglücks, sondern besucht sich natürlich gegenseitig, um einerseits die Kunstfertigkeit des Bodegaerbauers zu loben und andererseits den ersten, meist ziemlich garstigen Wein zu kosten. - Den Wein des anderen zu loben, das kommt den meisten aber dann doch nicht in den Sinn, nur der eigene schmeckt gut und nur so kann man sicher gehen, dass der Gegenbesuch in der eigenen Bodega schnell geschehen wird. - Aber auch jetzt schon geht das mit den Bodega-Wochenenden los, natürlich gemeinsam mit Freunden wird der Weinkeller für die kommende Ernte vorbereitet und dazu müssen auch die Fässer gereinigt werden. Um Fässer reinigen zu können, müssen diese aber erst geleert werden, das verstehen sogar der Mitteleuropäer und damit sind wir locker noch bis zum Martinstag vollauf beschäftigt. Sprechen Sie bitte langsam mit uns in den nächsten Wochen und versuchen Sie scharfe Zischlaute zu vermeiden, das täte uns weh. Es ist Herbst auf La Palma und da geht die ominöse Bodegagrippe um, die komischerweise nur Männer befällt. Das aber heftig, hart und nachhaltig, sowie im Abgang etwas katerig.