La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



Startseite | zurück | News | Ferienhäuser | Newsarchiv | Kontakt

Nachrichtenarchiv Oktober 2007


Mittwoch 31.10.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 22,3 Grad - niedrigste Temperatur 17,4 Grad

Hallo Wien

Für uns Katholiken ist heute wirklich nichts dabei. - Da steht zur Auswahl der Weltspartag, der Reformationstag, oder eben dieser neumodische Faschingsabklatsch Halloween. - Bei allem gebührenden Respekt, vielleicht interessiert der Weltspartag ja fanatische Nostalgikern der Sparkassenbewegung, Sie wissen schon: Wenn´s um Geld geht Sparkasse! - Kann nicht wirklich sein, dass sich jemand dafür interessiert, oder sollte der "Geiz ist Geil" Fraktion heute die Geilheit endgültig aus dem angeschobenen Bregen springen? - Ich könnte so einiges aufzählen was wohl als geil durchgehen könnte, meine Kinder gehen mit diesem Wort sogar noch inflationärer um, aber Geiz ist sicherlich nicht dabei. - Aber mal sehen, vielleicht gebe ich der Bedienung heute Abend weniger Trinkgeld als sonst und leiste so meinen Beitrag zum Weltspartag… Warum man solche Tage erfindet, es will sich mir nicht erschließen, da kommen die beiden anderen Tagesnamensgeber schon eher als relevant in Betracht. - Klar beißt sich der Reformationstag mit der rein katholischen Seele die in mir schlummert oder gar im Koma liegt und sicher gibt es aufrechte Zunftbrüder oder Schwestern, die beides, Reformation und Halloween als heidnischen Quatsch abtun. - Fällt allerdings schwer, irgendwelche Parallelen zu finden, oder könnte man Luther seinerzeit falsch verstanden haben, der wollte eigentlich nur den Pfarrer aus der Kirche trommeln und Brot und Spiele fordern und zwar für alle. - Dabei hat er aus Versehen auf das Gemeindeblättchen geklopft und umstehende Exorzisten haben nun gemeint, er hätte da Thesen und Pamphlete an die Tür genagelt. - Sie wissen ja, vieles in der Weltgeschichte beruht auf dummen, oder gar lustigen Missverständnissen, erinnern Sie sich noch an den bis heute folgenreichen Irrtum Christopher Kolumbus? - So heißen bis heute die einzig echten Amerikaner ja Indianer und ganz viele Menschen wünschen sich, meist klammheimlich, Kolumbus wäre einfach weitergesegelt und hätte doch noch Indien erreicht. - Nun kommt der Siebold wieder, mit seinem naiven Antiamerikanismus, heute am Weltspartag, das ist doch fast schon blasphemisch. - Allerdings darf ich Sie beruhigen, ich bin zwar gerne mal aus harmonieträchtigen Gründen naiv und gegen echte Amerikaner habe ich schon lange nichts, nur was unsere europäischen Brüderemigranten dort seit nunmehr 500 Jahren veranstalten, das kommt mir zumindest reformationsverdächtig vor.

Bleibt noch die dritte Variante den heutigen Tag gebührend zu feiern, Halloween. - Als nordamerikanisches Fest gepriesen, wie alles aber dort, außer den echten Amerikanern europäischen Ursprungs, entwickelt sich dieses Fest ja zu einem prächtigen Reimport. - Es gibt sogar wohl einen kirchlichen Zusammenhang, man feierte früher den Abend vor Allerheiligen, aber das hat mit dem Halloween wie man es inzwischen feiert oder treibt, überhaupt nicht mehr zu tun. - Halloween ist ein Heidenspaß für Kinder und Kindliche, man darf sich gruselig verkleiden und arglose Zeitgenossen derbe erschrecken. - Diese können sich dann durch Süßigkeiten von Strafe freikaufen und plötzlich fallen mir noch mehr Parallelen zu meiner katholischen Kirche ein, denn im Erschrecken von harmlosen Bürgern und möglichen Freikäufen haben wir sicherlich die größere und längere Erfahrung. - Das machte damals aber sicher nicht so viel Spaß, zumindest den Opfern der Inquisition nicht, aber man soll ja nicht immer nachtreten und als Katholik lernt man das Verzeihen ja, auch sich selbst. - Halloween ist hier bei den Kids inzwischen richtig angesagt und die paar Kürbisbauern die es auf La Palma noch gibt, die wundern sich wohl gewaltig, warum man vor Allerheiligen plötzlich so große Umsätze macht. - So musste auch ich einem Kürbis ein möglichst gruseliges Gesicht verpassen, wobei ich gleich erklären will, das Innere ergab eine wunderbare Kürbissuppe, bei uns kommt nichts weg. Eine meiner Töchter ist heute auf einer Halloween-Party und die andere, die sieht öfter mal so aus, immer wenn sie alle ihre Schminkutensilien gleichzeitig auf ihrem Gesicht ausprobieren muss. - Wir gehen also mit der Zeit, oder vielleicht nimmt die Zeit uns einfach mit. Das ist eigentlich egal, Hauptsache wir kommen immer noch hinterher, aber das ist ja auch eines der vielen schönen Dinge auf La Palma, so schnell fällt hier keiner hinten runter, wir warten meistens bis es der Letzte auch noch begriffen hat. - Selbst ich kann dem hiesigen Tempo folgen, auch wenn ich das erste Mal, als ich den Begriff Halloween gehört habe dachte, das sei ein netter englischer Gruß an die schöne österreichische Hauptstadt.


Halloween auf La Palma

Halloween auf La Palma



Mittwoch 31.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa

Geduld, Geduld, predigt der Bürgermeister

Wer diese Kolumne nicht zum ersten Mal aufschlägt, der hat ja sicherlich schon mitbekommen, dass Geduld eine unserer ersten Bürgerpflichten ist. - Da ist eigentlich nichts dagegen einzuwenden, ist Geduld doch ein sehr wertvoller Charakterzug, allerdings neigen manche Menschen dazu, die Geduld der anderen als Freibrief für Untätigkeit, bis hin zu Inkompetenz auszunutzen. - Die unendliche Geschichte mit unseren beiden Tiefgaragen scheint ja nun Endlichkeit gefunden zu haben, nachdem die bisherige ausführende Firma ihren Kontrakt in Los Llanos an einen anderen Promotor verkauf hat. Damit sollte nun genügend "Flüssigkeit" vorhanden sein, die andere Baustelle in Santa Cruz zu einem guten Ende zu führen, aber bislang ist offensichtlich noch nichts passiert. - Offensichtlich heißt ja nicht, dass gar nichts geschieht, eben nur an dem, was offen sichtlich ist, da rührt sich noch kein Zementmischer. - Noch nicht einmal ein Monat ist vergangen nachdem sich die beiden Firmen geeinigt hatten und schon zetert "vox populi" wieder rum und fordert endlich sichtbare Erfolge der Verhandlungen. Die wollen einfach sehen, dass sich wieder was auf den Baustellen tut, zu lange hat man schon mit frommen Sprüchen und einer Dauerbaustelle gelebt.

Nun mahnt und beschwichtigt der Bürgermeister von Santa Cruz gleichzeitig. Die Firmen stecken noch mitten im "Papeleo" (muss ich wohl nicht übersetzen) und das dauert halt alles bis man die notariellen Schritte unternommen hat und die Sümmchen von einem auf das andere Konto geschoben hat. Immerhin spricht man von drei Millionen Euro, welche die neue Firma, "Dos Tumbos S.L." an die gescheiterte "Fuente Olen" zahlen soll, damit man eine reichlich unfertige Baustelle übernehmen kann. - Allerdings erhält dafür "Dos Tumbos" auch die Konzession auf 50 Jahre, das Parkhaus betreiben zu können und wer die Parkplatzsituation in Los Llanos kennt, der weiß, dass Garagen nicht billiger sind als bester Wohnraum. - Mit dem Geld aus dem Verkauf der Konzession sollte nun das Parkhaus in der Hauptstadt weitergebaut werden, dort behält "Fuente Olen" die Konzession und dann ist alles wunderbar. - Kommt ja wohl noch, so beschwichtigt nun der Bürgermeister der Hauptstadt. Aber auch ihm ist nicht ganz wohl in seiner Haut, nicht nur weil die Anwohner und Geschäftsleute der Großbaustelle inzwischen die Nase gestrichen voll haben von den Verzögerungen. - So langsam mischt auch die Angst ein bisschen mit, die Firma könnte erneut Zicken machen und sich vielleicht auf den erhaltenen drei Millionen Euro ausruhen. - Das sind aber nur unbegründete Gerüchte, denn mit einer Konzession über 50 Jahre Tiefgarage in Santa Cruz lässt sich deutlich mehr Geld verdienen als drei, momentan sehr flüssige Millionen darstellen können. Also noch ein bisschen mehr Geduld und verzeihen und vergessen können wir ja sowieso aus unserem christlichen Hintergrund heraus, der übrigens zu den weiteren Bürgerpflichten gehört. - Wer nicht geduldig ist auf La Palma, verzeihen und vergessen kann, der hat ein schweres Leben. - Allerdings darf der geneigte Drängler nie vergessen, dass ja auch er mal derjenige sein kann, der mal Geduld fordern muss und dann auf Vergebung und Verzeihung hofft. - Man sieht sich mindestens immer zweimal im Leben, sagt man doch immer so schön, auf La Palma sieht man sich eigentlich täglich.



Dienstag 30.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,2 Grad

Computer sind was Feines

Technik ist was Feines, natürlich immer vorausgesetzt, es gibt keinen Stromausfall, Blitzeinschlag, oder ein U-Boot kachelt vor lauter Langeweile gegen ein unterseeisches Glasfaserkabel. - Sie meinen das gibt es nicht? - Ich eigentlich auch, aber wir haben da schon Entschuldigungen und Ausflüchte gehört, bei denen die Geschichte mit dem U-Boot noch zu den zahmeren Ausreden gehört. - Unsere Gesundheitszentren sind allesamt per Netzwerk miteinander verbunden und rein theoretisch kann jeder Arzt in Los Sauces mich genau so behandeln wie meine Hausärztin in El Paso, denn eigentlich braucht er nun meinen Namen eingeben und schon weiß er, wie viele Zigaretten ich am Tag rauche und wie oft mir meine Ärztin davon schon abgeraten hat. Die Vorteile liegen klar auf der Hand, es müssen keine Dossiers mehr geführt werden und Aktenschränke durchwühlt, man tippt ein bisschen auf die Tastatur und schon erscheint die komplette Krankengeschichte des Patienten auf dem Monitor. La Palma ist in diesem Sinne ein Pilotprojekt, seit 2003 werden sämtliche Patientendaten nur noch digital erfasst und die Sterblichkeitsrate hat sich seit dem nicht merklich erhöht. - Dennoch wollen die Ärzte nicht von einem erfolgreichen Versuch reden und fordern nun kräftige Nachbesserungen im System, weil es zu viele Fehler und zu lange Wartezeiten gibt und ihnen so die Zeit davon rennt, während sie auf Antwort und Daten aus dem Netz warten.

Ich habe das mal vorsichtig interpretiert, manche Ärzte sind ziemlich sauer sogar und behaupten, sie müssten mehr Zeit für den störrischen Computer aufwenden als für den Patienten und das könne nicht Sinn der Sache sein. - Meine Hausärztin ist auch ziemlich technikresistent, manchmal suche ich dann mit ihr zusammen meine Untersuchungsergebnisse im Netz und wenn dann mal wieder gar nichts geht, dann beschließen wir, sie könnte mich ja auch mal direkt untersuchen, was meinem Zustand bislang nichts geschadet hat. - Ich merke mir dann vorsichtshalber mal, zu welchem Schluss sie gekommen ist und erzähle ihr das dann beim nächsten Termin, so tricksen wir gemeinsam die Technik bestens aus und freuen uns sogar noch diebisch darüber. - Das kann aber nicht des Pudels Knochen sein, sondern man hat uns da eben nicht nur ein halbfertiges Programm verkauft, welches wohl nicht ganz rund läuft, sondern es gibt auch noch zwei weitere Punkte, die dringend verbessert werden müssen, sollte dieses elektronische System tatsächlich Arbeitserleichterung bringen. - Es gibt nur einen Zentralrechner und der steht auf Gran Canaria und der muss auch noch andere Aufgaben erledigen und nicht nur die Blutwerte der La Palma-Bevölkerung auf Anforderung wieder hergeben und da kann es schon zu Überlastungen kommen, das hat man nun zugegeben. Noch ein Punkt sind die zum Teil flatternden ADSL-Leitungen hier auf der Insel, da bricht die Leistung schon mal deutlich ab. Das alles zusammen macht einen eigentlich guten Versuch zum Ärgernis und alle Versprechungen seitens der Gesundheitsbehörde diesen Zustand zu ändern, haben bislang nicht gefruchtet. Gut, die Schuld trifft den Servicio Canario de Salud nicht alleine, für schnelle Leitungen ist die Telefonica zuständig, aber einen eigenen Server und bitte einen schnellen, das hätte man uns schon gönnen können. Die gibt es heute sogar schon für wenig Geld und die Daten von etwa 30.000 Patienten zu verwalten sollte auch keine wirkliche Aufgabe für eine Softwarepaket sein. - Wenn man aus dem großen Feldversuch La Palma ein positives Fazit ziehen will, dann sollte man flugs nachrüsten, die Geduld der Ärzte ist aufgebraucht und die der Patienten schon lange. - Gute Idee, schlecht gemacht, das ist leider nicht das erste Mal, dass man dem Servicio Canario de Salud so etwas bescheinigen muss. - Ich finde es trotzdem immer wieder lustig, wie meine Ärztin und ich den Computer bescheißen. - Sind meine Daten gerade mal wieder im digitalen Nebel verschwunden, dann suchen wir uns einen Patienten mit ähnlichen "Kriegsverletzungen" heraus und auf dessen Namen druckt sie mir dann mein Rezept aus. - Typisch La Palma, mit Bauernschläue und Menschlichkeit werden die Tücken des Alltags genommen. Das ist gut so, aber dann darf man doch eigentlich fragen, warum hat man uns diese technische Tücke denn überhaupt beschert? - Was das Ganze gekostet hat und wie viele neue Ärzte man dafür hätte einstellen können, das will ich gar nicht erst wissen.



Dienstag 30.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1019 hPa

Ein Kompromiss lässt den Steinbruch weiter arbeiten

Marmor, Stein und Eisen bricht… Der Konflikt um den größten Steinbruch der Insel geht weiter, El Paso hat sich nun bereit erklärt man lässt die dort arbeitende Firma weiter den Kies und Sand für fast alle Bauarbeiten im Aridanetal brechen, dafür muss der Betreiber aber innerhalb von 10 Jahren das gesamte Umfeld wieder in den Ausgangszustand versetzt haben. - Wer die beiden enormen Löcher kennt, welche man durch die Entnahme des Rohmateriales seit nunmehr 30 Jahren verursacht hat, der kann kaum glauben, dass man das wieder zuschütten kann und besonders, wo man das Material dazu besorgen soll. - Den Steinbruch hat man in El Paso schon seit geraumer Zeit auf dem "Kieker", liegt dieser doch direkt in der Vorparkzone und nagt mit seinen gefräßigen Maschinen derbe Scharten in die Landschaft. Nachdem dann einseitig aus Tenerife seitens der COTMAC eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung um weitere 15 Jahre kam war Schluss mit lustig im Rathaus und nun nimmt man die Sache selbst in die Hand. Eigentlich wollte man den Steinbruch gleich schließen, aber das würde zwei große Probleme mit sich bringen und deshalb gibt es eine verkürzte Chance, allerdings mit großen Auflagen gespickt.

Schlösse man den Steinbruch jetzt sofort, dann mangelte es enorm an Baumaterial, die anderen Steinbrüche wären nicht so schnell in der Lage das dann entstehende Defizit zu füllen. - Das zweite Punkt lautet ganz einfach, schließt man den Steinbruch sofort, dann wird sich niemand von den bisherigen Betreibern dazu bereit erklären, den über die 30 Jahre entstandenen Schaden am Umfeld wieder halbwegs zu beheben. - Eigentlich sollten alle mit dem Kompromiss zufrieden sein aber seitens des Rathauses hat man bereits angekündigt, dem Betreiber sehr auf die Finger und Bagger zu sehen, ob sich denn etwas tut in Sachen Renaturierung. Sollte dem nicht so sein, dann will man sich eine sofortige Schließung vorbehalten, allerdings muss ich einräumen, dass diese Drohung den Betreiber nicht sonderlich schockt. Dem bleibt dann auch immer noch die Möglichkeit einfach hinzuwerfen, die Angestellten und die aufgewühlte Landschaft bleiben dann auf der Strecke und man kann die Betreiber dann nur mit dem Firmenvermögen haftbar machen, was aber nichts wert ist. Alle Maschinen sind dort stationär und nicht einfach woanders hin zu versetzen und wenn man dort keine Steine mehr brechen darf, dann ist der Maschinenpark dort schlichtweg wertlos. - Man sollte also behutsam den weiteren Weg verfolgen um überhaupt etwas zu erreichen, die Gemeinde sitzt zwar letztendlich am längeren Hebel, aber wenn dieser abbricht, weil keiner mehr auf der anderen Seite dagegenhält, dann hat man zwar Recht, aber dennoch nichts erreicht. - Es war immer schon bereits ziemlich schwer einer nackten Frau oder einem nackten Mann in die Tasche zu greifen, aber es ist schlichtweg unmöglich das zu tun, wenn niemand mehr da ist. - Logik am Dienstagmorgen, da geht noch nicht mehr…



Montag 29.10.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 26,8 Grad - niedrigste Temperatur 17,0 Grad

Polizei aus Tenerife beendet den zivilen Ungehorsam

Die ersten Häuser sind gefallen in Puntalarga und El Faro, von La Zamora wird leider nichts berichtet. Die Küstenbehörde hat heute mit dem Abriss der Hütten der drei Siedlungen begonnen, die wohl so sehr die Obrigkeit stören, dass man sie unbedingt weghaben will. - Am Freitag war man noch ganz zuversichtlich seitens der Eigentümer und Sympathisanten der Strandsiedlungen die Arbeiter der Küstenbehörde am Abriss hindern zu können. Aber alle Strategie und aufgestellte Wachen über das gesamte Wochenende, konnten auch nicht verhindern, dass heute Morgen um 07:30 die "Staatsgewalt" ihr Recht mit Polizeikräften durchgesetzt hat. - Mindestens 34 Polizisten hat man aus Tenerife eingeflogen, um die Anwohner davon abzuhalten, die Arbeiter am Abriss der Häuser zu hindern. - Es gibt unterschiedliche Aussagen um die Zahl der Polizisten und deren Zugehörigkeit, mal heißt es, es handle sich um Guardia Civil, mal spricht man von der "UNIPOL", was aber sehr unlogisch wäre. Diese Polizeieinheit heißt ausgeschrieben "Unidad de Intervención de Policía Local" und gehört eigentlich zur Stadtpolizei von Santa Cruz de Tenerife und wäre so nicht zuständig für einen Konflikt staatlicher Kräfte mit den Bewohnern der Siedlungen. - Aber so ganz genau weiß man das nie, schließlich wäre das nicht das erste Mal, dass man diese Truppe hier auf La Palma einsetzt um dem Palmero an sich zu zeigen was Disziplin ist. - Das wird sich die nächsten Tage sicher herausstellen, welche Polizei nun mit großer Präsenz die Anwohner der Siedlungen zur "Raison" gebracht hat. Man brauchte aber auf jeden Fall polizeiliche Hilfe von außen, unsere eigenen Kräfte waren nicht in der Lage und wollten auch nicht gegen die Bewohner der Siedlungen vorgehen.

Ein großer Bagger erledigte die leichte Aufgabe mit dem Abriss der Hütten, es handelt sich nicht um Bunkeranlagen aus Stahlbeton, meist genügt ein sanfter Schupps mit der großen Schippe und schon sind jahrzehntelange Sommerträume für immer ausgeträumt am Strand im Süden der Insel. - Abgerissen werden zunächst nur die Häuschen der an die 40 Eigentümer, welche freiwillig dem Abriss zugestimmt hatten, die einen, weil sie die über 2.200,- Euro Strafe sparen wollten welche nun den Verweigerern droht, die anderen weil sie einfach die Nase voll und die Nerven zerbeutelt hatten, vom langwierigen Kampf um den Erhalt der Siedlungen. - An die 160 Häuschen gibt es aber und die restlichen 120 wird man erst abreißen können, wenn ein Richter die abschließenden Verfügungen dazu erteilt. Das kann noch mal dauern und dann wird es erneut zu Widerstand kommen und noch zu heftigerem, denn von denen, die dem Abriss bereits freiwillig zugestimmt hatten, von denen war natürlich keiner da um sein Eigentum zu verteidigen. - Das führte auch zu Diskussionen zwischen den kampfbereiten Besitzern der Häuser, warum sollen sie jetzt bereits kämpfen, wenn die Küstenbehörde ja doch nur die Hütten abreißen kann, welche freiwillig von den Eigentümern aufgegeben wurden. Zum Teil fühlt man sich von denen, die Angst bekommen haben ja auch hintergangen, denn es schwächt die Solidarität schon gewaltig, wenn nicht alle zusammenhalten und gegen den Abriss kämpfen. - Es wird also weiterhin die Präsenz fremder Polizei benötigt werden wenn die richterlichen Verfügungen da sind, dann geht es wieder rund, so zumindest hat das ein Eigentümer der Hütten angekündigt. - Von den Politikern, die noch vor kurzem ihre Hilfe für die Siedlungen zugesagt hatten war wieder niemand zu sehen. Keiner hätte von denen verlangt, in vorderster Reihe zu stehen und zivilen Ungehorsam zu üben, aber wenn man den Mund schon so voll nimmt, dann sollte man sich zumindest sehen lassen.



Montag 29.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1019 hPa

Der Stoff aus dem die Träume sind

Unendlich groß sind die Energiereserven welche uns die Sonne spendet. - Genau so unendlich groß muten die Diskussionen an, wie man denn nun die berühmten "sauberen Energiequellen" nutzt und wie viel wir uns es kosten lassen können jetzt bereits auf Energie aus Sonnenkraft und Wind zu setzen. - Fragt man die Klimaforscher, dann gibt es da keine Überlegung sondern dringlichsten Handlungsbedarf, fragt man die Ökonomen, dann hört sich der Rat schon etwas moderater an und man warnt vor den hohen Kosten, welche alternative Energien noch mit sich bringen. - Gut, wahrscheinlich wird Atomstrom unschlagbar günstig bleiben, leider aber mit dem Manko behaftet, alles andere als nachhaltig zu sein, wenn es noch tausende von Jahren braucht, die Überbleibsel unserer jetzigen Produktion zu beseitigen. Gut, auf den Kanaren war Atomstrom nie ernsthaft im Gespräch und wohl hat die Zeit inzwischen diese Diskussion unnötig gemacht. - Hier wird man also auf einen Mix aus Sonne und Wind setzen, sauberer kann man seinen Strom eigentlich nicht produzieren und gerne ist man bereit in all der Euphorie den Haken an dieser blümeranten Energiequelle zu vergessen, es scheint halt nicht immer die Sonne, auch bei uns ist es mal Nacht und auch der Wind weht nicht immer, obwohl der Passat unser Bruder ist.

Man muss also Energie nicht nur produzieren, sondern auch permanent bereithalten und da zeigt sich die Verwundbarkeit des Wind und Sonne-Mix. Nachts und bei Flaute geht nichts und sollten Dunkelheit und Windstille zusammenkommen, dann kann man sich ja klimabewusst auf die dunkle Terrasse setzen und mit Stolz von sich geben: Kinder was sind wir umweltbewusst, gebt mir mal ein warmes Bier aus dem Kühlschrank, wir können eh erst wieder arbeiten gehen wenn der Wind weht und die Sonne wieder scheint. - Man muss also Energie speichern und nun wird es ziemlich aufwendig. - Für La Palma denkt man an ein ziemlich profanes Speichermedium, Wasser. Das sieht so aus, man pumpt in guten Zeiten, also bei Sturm und Sonne, aus überschüssig gewonnener Energie Wasser in hoch liegenden Auffangbecken und lässt dieses Wasser dann nachts und bei Flaute wieder herab, um damit Turbinen anzutreiben. - Gute Idee, das heißt aber, dass man einen viel größeren Produktionspark aus Photovoltaik und Windenergie braucht als der eigentliche Verbrauch der Insel fordert, anders bekommt man ja das Wasser nicht auf den Berg. - Da meldet sich nun das "Instituto Tecnológico de Canarias (ITC)" und bringt einen weiteren Vorschlag, man solle nicht Wasser als Energiespeichermedium nehmen, sondern gleich Wasserstoff. - Ähnliches Prinzip wie bei dem Wasser- Windmix, während opulenter Zeiten der Stromproduktion aus Sonne und Wind verwendet man einen bestimmten Anteil der Energie dafür Wasserstoff zu produzieren, der dann wiederum als Energiespender ins Kraftwerk fließt, wenn aus Sonne und Wind nichts zu drehen ist. - Weiterer Vorteil des Wasserstoffs wäre es auch, man könnte damit auch Motoren betreiben, die unseren Autos, Schiffen und vielleicht sogar Flugzeugen den nötigen Vortrieb verschaffen, damit wir vor lauter Klimaschutz nicht wieder anderthalb Jahrhunderte nach hinten rutschen. - Es tut sich also was, zumindest an der Front der Theorien. Und wenn man mit Nachdenken und Diskutieren Strom erzeugen könnte, dann würden die Kanaren ganz hell leuchten.



Sonntag 28.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 17,4 Grad

Aufklären ohne Anklagen

Schwierige Themen brauchen mindestens einen Sonntag, oder viel Zeit zum Nachdenken. - Kann auch sein, dass es Niemanden interessiert, aber der späte Umgang der demokratischen Gesellschaft hier in Spanien mit den Geschehnissen während der Franco-Diktatur wirft immer wieder Fragen von außen auf. - Von außen deshalb, weil manch andere Gesellschaft eine scheinbare geschichtliche Aufklärung bereits hinter sich hat und nun, aus "sicherer Entfernung" und mit gutem Gewissen dieses auch von Spanien einfordert. - Gemeint ist damit natürlich das Nachkriegsdeutschland, wobei niemand wohl wirklich betiteln kann, wie lange es ein "Nachkriegsdeutschland" noch geben wird. - Es ist weder meine Aufgabe noch meine Möglichkeit die deutsche Aufklärung zu überprüfen, ich kann nur versuchen gewisse Parallelen zu suchen, aber auch die gravierenden Unterschiede aufzuzeigen. - Es gibt den "Deutschen Weg", aus seiner Geschichte zu lernen, der aber aus einer komplett anderen Notwendigkeit heraus gefordert wurde. - Die Parallelen sind eigentlich ziemlich knapp, außer dass man den Diktaturen Francos und Hitlers ähnliche Gesinnungen bescheinigen kann und die fatale Hilfe der Legion Condor während des spanischen Bürgerkrieges, welche von Historikern sehr unterschiedlich bewertet wird, ob diese denn nun kriegsentscheidend war, oder nicht. - Außer einer gefärbten Neutralität im Zweiten Weltkrieg gibt es dann nach dem spanischen Bürgerkrieg keine Parallelen mehr zum Hitler-Regime.

Franco mit Hitler gleichzustellen und von Spanien damit eine ebenso strikte Abkehr eines Teiles seiner Geschichte zu fordern ist einfach grundsätzlich falsch und würde diese gewachsene Demokratie völlig überfordern. Ein sehr entscheidender Faktor ist die Tatsache, dass Spanien einen Bürgerkrieg geführt hat und keinen Krieg gegen andere Nationen, und in einem Bürgerkrieg gibt es weder Gewinner noch Verlierer, sondern nur einen großen Haufen Leid. - Deutschland hat aber einen, oder sollte man sagen, "den Krieg" verloren und war zu einer völligen Abkehr alles Vorhergegangenen gezwungen und erhielt so auch zwangsweise eine demokratische Struktur. Spanien befreite sich nach vielen Jahren aus dem Zwangsmantel des Franco-Regimes auf friedliche Weise und leitete seine Demokratisierung völlig alleine und aus eigener Kraft ein. - Es gibt nicht viele Beispiele, welche auch einen friedlichen Weg aus einer Diktatur in die Demokratie aufzeigen, zumindest nicht viele erfolgreiche, und dazu gehört (leider) auch der Verzicht auf Rache und Anklage. - Es wäre unmöglich gewesen in der "Transición" (so nennt man in Spanien die Zeit zwischen Diktatur und Demokratie) die regierungstragenden Bevölkerungsschichten auf die Anklagebank zu schicken. Das hätte sofort einen neuen Bürgerkrieg ausgelöst oder die demokratische Bewegung bald erstickt. - Die spanische Demokratisierung baut auf dem Verzicht der Rache auf, eine Nation kann sich nicht erneuern, wenn man die Menschen in Opfer und Täter aufteilt.

Man kann das Ganze auch ein riesengroßes Experiment nennen, sowohl die Opfer, wie auch die "Täter" werden in den neuen Prozess integriert und sollen nun gemeinsam einen neuen Weg finden. - Es hat funktioniert muss man dazu sagen, Spanien ist heute demokratisch so sehr gefestigt, dass es einen Vergleich mit den anderen mitteleuropäischen Ländern nicht zu scheuen braucht, vielleicht sind wir hier sogar noch liberaler als in den älteren Vorzeigedemokratien Europas. - Möglich ist das nur durch den Verzicht der Opfer auf die Nennung der Täter und deren Verurteilung und damit bringen diese Menschen eigentlich ein zweites Opfer. - So kann man die Größe und Würde dieser Menschen, die eben auf Rache und vielleicht sogar ihr "Recht" verzichten nicht gewaltig genug würdigen. - Allerdings bedeutet das auch wieder, dass die Täter ohne Bestrafung davongekommen sind. - Man kann aber auch ganz einfach sagen, eine Bestrafung, Anklage oder Nennung würde nichts nützen, oder noch viel schlimmer, würde sogar den Verzicht einer gesamten Opfergeneration zunichte machen, würde man heute damit anfangen die alten Gräben wieder aufzureißen. - Inzwischen hat man Wege gefunden, immer noch sehr kleine und vorsichtige, die Erinnerung an die dunkle Zeit Spaniens nicht vergessen zu machen. Es gibt, auch hier auf La Palma, zahlreiche Organisationen und Vereinigungen die sich darum bemühen, das Andenken an die Franco-Zeit aus der Sicht der Opfer zu bewahren. - Auf La Palma zeigt sich da die "Asociación para la Recuperación de la Memoria Histórica de La Palma" sehr rührig und wirksam, nicht zuletzt weil man mit der Bergung der Gebeine der Bürgerkriegsopfer hier auf der Insel begonnen hat. Zudem stehen die anerkannten Historiker, José López Mederos und Alfredo Mederos im inneren Zirkel dieser Vereinigung und bringen das notwendige Fachwissen ein, um jedem Vorwurf zu bestehen, ein Nostalgieverein zu sein. - Zudem wird auch ein Gesetz bald Anwendung finden, welches nicht nur die Umbenennung aller Plätze, Straßen und Gebäude zur Pflicht macht, die heute noch Namen des Franco-Regimes tragen. Aber auch da wird niemand von Rache und Anklagen sprechen, sondern nur von den Opfern und der Notwendigkeit, dass man nicht vergessen darf was passiert ist. - Eben nicht um "Recht" zu verlangen, sondern dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passieren kann.



Sonntag 28.10.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1021 hPa

Nicht einem Meter mehr

Unser neuer Präsident der kanarischen Provinzregierung, Paulino Rivero, Coalición Canaria, war immer schon bekannt für seinen robusten Ausdrucksstil. - Nicht einen Quadratmeter mehr der Kanarischen Inseln will er in Zukunft für touristische Zwecke noch hergeben. - Klingt verlockend, da überholt er mit einem Satz alle Ökos und Mahner auf der grünen Seite und wer es nicht glaubt, der kann sich auf der Titelseite des "Zentralorgans" der Coalición Canaria, der Tageszeitung "El Día", überzeugen lassen. - Das würde ja bedeuten, wenn wir uns mal ganz naiv stellen, dass alle Vorhaben, welche der touristische Sondernutzungsplan für La Palma, genannt PTE, sofort hinfällig wären. - Keine weiteren Hotelbauten, keine Golfplätze, keine Sporthäfen, sondern eine Renovierung und verbesserte Nutzung der bereits vorhandenen touristischen Infrastruktur. - Nun darf man aber kurz hinterfragen, wo und in welchem Umfeld unser verschätzter Regierungspräsident das gesagt hat und eines haben Sie bereits richtig geraten, er hat das nicht auf einem Treffen der Hotelvereinigung oder der Bauwirtschaft gesagt. - Dieser epochale Satz, keinen Quadratmeter mehr für den Tourismus, fiel auf dem ersten "Forum für nachhaltige Entwicklung" dieser Legislaturperiode in dem sich Honoratioren einiger Institutionen, Gewerkschaften, Universitäten und auch Umweltschützer treffen, um die Politik der Provinzregierung in nachhaltigen Licht erscheinen zu lassen. Mir fielen dazu spontan Sätze wie: "Niemand hat vor eine Mauer zu bauen", oder "Die Rente ist sicher" ein, erneuter Beweis dafür, dass ich unter nachhaltiger Skepsis leide, wenn Epochales ausgesprochen wird.

Die wünschenswerte Einrichtung des "Foro de Desarrollo Sostenible" gibt es seit Anfang dieses Jahrtausends, hat aber bislang in keiner Weise den weiteren wütenden Weg der spekulativen Union - Tourismus/Bauwirtschaft - auch nur einen Quadratmeter weit stoppen können. - In diesem Zusammenhang gibt es ja ein Moratorium, welches eigentlich verhindern sollte, dass sich der touristische Sektor an einem völligen Bettenüberangebot selbst zu Grunde richtet, aber ein Moratorium ist kein Gesetz und die Möglichkeiten an einem Moratorium vorbei dennoch zu machen was man will, sind unendlich. - Vielleicht gibt es aber ja doch zumindest eine Sensibilisierung, denn in den letzten Monaten jammert man gewaltig im touristischen Sektor, es gibt einfach ein sehr großes Überangebot und die Margen in diesem Bereich kollabieren zusehends. In der Tat wäre es fast die einzige Möglichkeit aus der jetzigen Situation herauszukommen, ein kompletter Stopp um ein weiteres Bettenaufrüsten zu verhindern. Wer immer neue Anlagen baut, die natürlich besser, größer und schöner sind als die bereits vorhandenen, der muss sich nicht wundern, dass alle älteren Bauten und Komplexe schwer mit der Auslastung kämpfen müssen und so eine leichte Beute der doppelzüngigen "all-inclusiv" Versuchung werden. - Für eine Region aber ist die Kasernierung der Gäste innerhalb der Hotelkomplexe ein schwerer Schlag, wer seinen Vollrausch umsonst am Hotelpool haben kann, der wird sich nicht die Mühe machen das Hinterland zu erkunden und dort für etwas bezahlen, was er bereits im Ursprungsland in die Hände der Reiseveranstalter abgedrückt hat. - Ja, das sind harte Worte, es sind aber auch harte Zeiten. - Für La Palma noch gar nicht so sehr, da fängt der debile Geist des "all-inclusive" erst langsam an die ersten Opfer zu rekrutieren. - Noch könnte man hier ein langfristiges Desaster wie es sich auf den anderen Inseln abzeichnet verhindern, der erste Schritt dazu wäre keine weiteren Überkapazitäten zu schaffen. Da bin ich ganz einer Meinung mit Paulino Rivero, der aber muss viele Meinungen haben, je nachdem mit wem er gerade spricht. - Kein Meter mehr für den Tourismus, wir werden es uns erlauben unseren Regierungspräsidenten an seine Wort zu erinnern.



Samstag 27.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 24,8 Grad - niedrigste Temperatur 17,7 Grad

Heute wieder eine Geschichte von Enrique Naumann, aktuell zu den Postplänen, die Briefe von El Paso nach El Paso über Tenerife laufen zu lassen. (Siehe 26.10.)

Lieber Mathias,
Mit dem Vorhaben, die Post von El Paso nach El Paso über Teneriffa laufen zu lassen, war ich bekannt. Nicht hingegen, dass dieses Vorhaben bereits Wirklichkeit geworden ist, aber nach einer Woche wegen Realitätsfremdheit wieder zurückgenommen worden ist. Mit Deiner Mitteilung wälzt Du mir einen Stein vom Herzen. Ich will in naher Zukunft einen Brief in das Postfach El Paso 127 befördern. Der Einfachheit halber dachte ich mir das so, dass ich den Brief im Postamt El Paso aufgebe, ganz amtlich mit Briefmarke und so. Früher, noch mit dem früheren Dienststellenleiter Álvaro wäre das leicht gewesen: Er hätte den Brief vor meinen Augen abgestempelt und ihn sofort in das gewünschte Postfach gelegt. Ohne Marke war allerdings auch bei ihm nicht zu wollen, trotz aller Engelszungen, die ich heraushängte. Nun, mit dem neuen, obgleich inzwischen auch mir bekannten Personal, kamen mir schon Zweifel auf, ob mein Vorhaben wie zu Álvaros Zeiten gelungen wäre, ja, und mit der angedrohten Umleitung über Teneriffa.
Gut bekannt ist mir inzwischen der TÄGLICH ausfahrende Postbote mit dem gelben Roller. Ich überlege manchmal, ob er noch mehr raucht als ich. Der fährt auch bei uns vorbei, bringt uns aber nichts, weil wir auch ein Postfach haben und deshalb von der existierenden Briefkastenpflicht befreit sind und er selbst die Postfächer täglich bestückt. Den frage ich, wenn ich ihn in der Nähe erwische, ob er wieder etwas für uns im Postfach hinterlassen hat; dazu bedarf es gar keiner Worte mehr. Wenn ich im Auto an ihm vorbeikomme, mache ich eine fragende Hand durchs Autofenster, und er antwortet auch mit der Hand. Das kann sehr nützlich sein für mich, denn mit meinen immer noch anhaltenden Laufbeschwerden bin ich für jedes Mal dankbar, das er mir negativ signalisiert; dann brauche ich schon nicht bei der Post parken. Schließlich sind da diese gelben, in letzter Weisheit mir nicht vollkommen erschlossenen Linien auf der Straße, die im Prinzip wohl das Parken für jedermann verbieten.
Auf eben jenen gelben Linien parkte ich mal und machte Besorgungen bei eben der Post und nebenan im Elektroladen. In der Eile, wegen der gelben Linien, hatte ich den Geldbeutel irgendwie nicht richtig in die Hosentasche geschoben und ihn verloren, jedenfalls bemerkte ich das zu Hause angekommen. Schnell wieder runter, in den Elektroladen: nichts. Also dachte ich, weiter zu den Municipales; vielleicht hat ihn jemand gefunden und dort abgegeben. Bei der Post warst du doch auch, erinnerte ich mich aber dann und ging rein um mal nachzufragen. Die Chica vorn wusste von nichts, fragte dann aber irgendwo nach hinten nach. Bingo, kam es fröhlich aus dem Hinterraum, und er hätte den Geldbeutel nach Dienstschluss auf seinem Heimweg bei mir vorbeigebracht oder mir ins Postfach gelegt. What a service, isn´t it?
Mit dem Postfach hat es eine eigene Bewandtnis: Ganz früher hatten wir ein Postfach, genau genommen eineinhalb. Das halbe gaben wir dann ab. Und noch früher hatten wir eins in Santa Cruz. Und als wir der Umstände halber das Bagañete-Postfach abmeldeten, fragte uns der dortige Poststellenleiter, ob wir wieder zurück nach Deutschland gingen. Nein, versicherten wir ihm, wir zögen nur um nach El Paso, also nicht ganz so weit. Ah, meinte dann der Poststellenleiter, da mache ein Onkel von ihm Dienst, den sollten wir gleich nach einem Postfach in El Paso fragen. Das war ein sehr wohl gemeinter Rat, stellten wir im Nachhinein fest, denn wir waren damals über die Postzustellung auf dem "platten Land" noch kaum orientiert.
In der Tat hatte man in El Paso noch ein Postfach frei, mit Betonung auf eins. Es sei gerade frei geworden, und wir waren nun die ersten, die nach der Freigabe eins wollten, und deshalb bekämen wir es. Allerdings war es gerade nicht betriebsbereit, denn das Schloss fehlte, warum auch immer. In einer Woche könnte der Defekt behoben sein, ob wir damit einverstanden waren. Sicher, waren wir. Noch einmal im Nachhinein betrachtet, hatten wir in unserer damaligen Unerfahrenheit ein geradezu unverdientes Glück. Spätestens als die Postfachgebühren vor ein paar Jahren um hunderte von Prozenten angehoben wurden, wurde uns das klar unter deutlicher Mithilfe von Miguel; der ist der immer fröhliche Postbote mit den wenigen Haaren mit dem Bereich Innenstadt - zu Fuß. Er sagte auf unsere Beschwerde über die gewaltige postalische Inflation, wir könnten das Postfach aufgeben, wann immer wir wollten, denn der Andrang sei, wie es im Fernsehen früher manchmal zu sehen war: La plaza estaba asííí. Und überhaupt zahlten wir ja nur die Hälfte, die andere Hälfte zahle ja die deutsche Verwandtschaft in Tajuya. Damit hatte er vollkommen Recht; die Verwandtschaft in Tajuya wohnt im Zustellbereich Los Llanos, aber abseits von Briefträgerrouten. Weder wöchentlich wie bei Euch noch etwa alle zehn Tage wie ein paar zig Meter oberhalb von uns kommt je ein Briefträger hin, und deshalb kommen in unser Postfach die Sendungen an verschiedene Adressaten.
Bei Urlaubsvertretungen oder in Krankheitsfällen kann es vorkommen, dass unsere sonst sehr gut funktionierende Zustellung ins Rutschen gerät. Es irrte mal eine Aushilfsbriefträgerin um unser Haus herum und suchte nach dem nicht vorhandenen Briefkasten. Sie war mit dem mir vom Geräusch her wohlbekannten Roller gekommen, hatte den Motor abgestellt und fuhr dann gar nicht mehr weg. Ich ging dann mal raus zum Nachschauen, und da stand die Aushilfsbotin ratlos mit einem Brief. Meine angeborene Hilfsbereitschaft schaltete sich automatisch ein. An wen denn der Brief sei, fragte ich sie. Das wollte sie erst nicht sagen. Aber die Hausnummer stimme, sagte sie tapfer: Nr. 19, und das sei doch hier, und der Name des Adressaten sehe ausländisch aus. Nun, da konnte ich ihr leicht behilflich sein und darüber aufklären, dass dieses Haus ein Postfach habe und dass der Brief ganz richtig gelaufen sei, nur ein wenig umständlicher als gewöhnlich.
Dazu weiter erklärend noch: Behörden, Banken, Strom, Telefon und dergleichen weigern sich standhaft, das Postfach in unsere Adresse aufzunehmen. Aber bei der Post in El Paso weiß man Bescheid, es kommt immer Alles an. Selbst die Stromrechnung kommt an, obwohl sie auf den Namen des Vorvorbesitzers des Hauses läuft. Da schwant uns allerdings Böses, denn unseren Zähler aus vorsintflutlichen Zeiten - mit nur vier digits - dürfte es gar nicht mehr geben. Diverse Anrufe von der Endesa lassen in uns eine Befürchtung aufkeimen: Man fragt uns nach eben jenem Vorvorbesitzer, wann man ihm mal sprechen könne (nein!), wo er denn jetzt wohne oder sich sonst wie aufhalte (keine Ahnung). Und warum man uns das fragt, können wir uns ungern denken. Der Mann wäre, lebte er noch, irgendwo zwischen 120 und 150 Jahre alt. Wir wissen wenig über ihn: Er habe sich hinter dem Haus im Schuppen erhängt, und ob uns das nichts ausmache. Ja, und wie er hieß, wissen wir natürlich auch, weil ja die Stromrechnung auf seinen Namen geht.
Der Uraltzähler ist der Endesa bestimmt wohlbekannt, aber wir sind nie irgendwie verbindlich aufgefordert worden, das Manko neueren Vertragsbestimmungen anzupassen. Wir waren es immer zufrieden so, denn das elektrische Fossil an der Wand beschert uns eine niedrige Grundgebühr, und dass wir, den Anforderungen der Neuzeit entsprechend, dem Zähler mehr abverlangen, als er eigentlich herausrücken dürfte, und das tut er in der Regel ohne Widerrede, konnten wir bislang - zumindest scheinbar erfolgreich - vertuschen. Vielleicht hat man uns bis dato einfach in Ruhe gelassen. Und nun, so denke ich mir, könnte mit dem Verkauf der Endesa ein kühlerer, weniger kundenfreundlicher Wind durch die Rechnungsabteilung der Gesellschaft ziehen. Nicht gewohnte, Cents fuchsende Kalkulationen könnten unserem Dornröschenzähler den Garaus machen. Sei´s drum. Niemand entkommt eben seinem gerechten Schicksal (schön platt gesagt, oder?).
Ciao, bis mal wieder.




Samstag 27.10.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1018 hPa

Ziviler Ungehorsam

Noch stehen die Hütten in Puntalarga und El Faro, obwohl für gestern der Beginn der Abrissarbeiten angekündigt war. Ob nun die Anwohner mit ihrer starken Präsenz den Abriss verhindert haben, oder die Angestellten der Küstenbehörde "erst mal gucken" wollten, das kann man nicht sagen. Auf jeden Fall hatten die Bewohner Puntalargas und El Faros die Zufahrtswege mit ihren Autos versperrt, so dass kein Raupenschlepper vorfahren konnte und die Techniker der Küstenbehörde zu Fuß in die Siedlungen gehen mussten. Die Polizei beschränkte sich auch nur darauf Schaulustige zu verscheuchen und immer ein bisschen darauf zu achten, dass es nicht zu körperlichen Auseinadersetzungen zwischen den aufgebrachten Anwohnern und den Mitarbeitern der Küstenbehörde kommt. - Geschimpft wurde mächtig und wieder haben wir einen neuen Spruch gelernt, denn eines ist sicher, "Sinnsprüche" scheint es für jede Gelegenheit zu geben. "Con los pobres son valientes y con los ricos unos cobardes!" - Mit den Armen sind die Mutigen und mit den Reichen die Feiglinge - solche und andere Beschimpfungen musste das "Abrissvorkommando" schon über sich ergehen lassen. Es kam wohl zu angespannten Situationen, nicht aber zu wirklichen körperlichen Auseinandersetzungen.

Schade, aber fast vorhersehbar war das Fehlen der Politiker, welche sich noch im Vorfeld deutlich auf die Seite der Anwohner der Siedlungen gestellt hatten. Weder der Bürgermeister von Fuencaliente, noch die so stimmgewaltigen Räte der Inselregierung ließen sich blicken, so dass man das Bemühen um den Erhalt der Hütten von politischer Seite wohl als blanken Populismus abtun muss. - An die 40 Hüttenbesitzer (von an die 115) hatten sich von der Androhung der Küstenbehörde einschüchtern lassen und dem Abriss ihrer Häuschen zugestimmt. Die Arbeiter der Küstenbehörde beschränkten sich gestern nun darauf diese Häuser zu kennzeichnen und nachzusehen, ob diese tatsächlich geräumt sind. Ob man gestern nicht abreißen konnte oder nicht wollte, das muss man weiter dahingestellt lassen. Da die meisten Hütten dicht aneinander stehen wird es kaum möglich sein genau die Hütten abzureißen für welche bereits eine Genehmigung vorliegt, sicher würde man andere Häuschen dabei beschädigen und sogar Bewohner dieser Gebäude gefährden. Es ist also anzunehmen, dass die Küstenbehörde erst die richterlichen Abrissverfügungen für alle Häuser abwartet, um dann den Raupenschlepper "flächendeckend" einzusetzen. - Allerdings haben die Anwohner schon versprochen, dass die Straßenblockade weitergeht und man es auch mit körperlichem Einsatz verhindern wird, dass die Hütten abgerissen werden. Dann wird es auch zum Einsatz der Guardia Civil kommen müssen, die dann die unschöne Aufgabe haben werden, die Bewohner aus den Siedlungen zu entfernen. - So etwas hatten wir hier seit den Zeiten des Bürgerkrieges nicht mehr. - Jetzt am Wochenende erwartet man keine weitere Aktionen der Küstenbehörde, auch die sollten Wochenende haben. - Montag ist dann wieder "Showtime" im Süden der Insel, mit komplett ungewissem Ausgang.


Puntalarga, als alles noch in Ordnung war




Freitag 26.10.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 22,7 Grad - niedrigste Temperatur 18,1 Grad

Brieftauben wären schneller

Es ist nicht unbedingt so, dass die spanischen Post den offiziellen Weltrekord in Schnelligkeit inne hätte. Allerdings muss man auch ein bisschen was Erklärendes und Entschuldigendes dazu beitragen. Hier auf La Palma sind, mit einigen Ausnahmen die meisten Gemeinden flächenmäßig sehr groß und dennoch teilt die Post Planstellen rein nach der Einwohnerzahl zu. Es ist aber ein großer Unterschied, ob ein Postbote in der Innenstadt von Haus zu Haus gehen kann, oder ob er im ländlichen Umfeld weit laufen muss, oder immer das Auto bemühen, um von einem Haus zum anderen zu kommen. Meist regelt man das dann so, dass nicht überall täglich Post ausgetragen wird, weil das einfach nicht zu schaffen wäre. Die Briefträger sammeln so die Post für die einzelnen Ortsteile und dann kann es schon vorkommen, dass man nur einmal in der Woche bedient wird. Damit kann man leben, nur nicht, wenn der Stammbriefträger in Urlaub geht und eine Aushilfe geschickt wird, die noch nicht einmal die Himmelsrichtungen korrekt deutet. Kennt man nun sein Postamt, dann sagt man da Bescheid, dass die Post besser überhaupt nicht ausgetragen werden soll, sondern man holt sie sich für den Zeitraum des Briefträgerurlaubs ab. - Schlimm ist immer das erste halbe Jahr, wenn mal ein ganz neuer Briefträger kommt, weil der alte lahmt oder in Rente geht, da sollte man dann wirklich Geduld zeigen. - Auf jeden Fall ist es dienlich mit dem Briefträger bekannt zu sein, gut bekannt wäre besser, dann klappt das auch erfreulich und irgendwie sehen echte Briefträger ja sogar von außen, ob ein Brief wirklich wichtig ist, dann kommen sie schon mal öfter vorbei.

Aber nicht alleine die enorme Personalknappheit sorgt für eine gekonnte Entschleunigung im Postverkehr, manchmal denken die sich so einen richtigen Mist aus, der nur in der gewinnorientierten Kleinhirnrinde eines pubertierenden Betriebswirtes entstanden sein kann. - Briefe, die von La Palma aus an einen Adressaten wieder hier auf der Insel gehen, auch die welche in den Orten verschickt werden, sollten nun zuerst nach Tenerife gesandt werden, dort im Briefverteilerzentrum erkannt, gescannt und dann wieder zurück nach La Palma geschickt werden. - Man kennt so was Ähnliches ja von einem norwegischen Aquavit, der muss auch erst um den Äquator geschickt werden, damit man glaubt, ihn trinken zu können. - Nun sind aber Briefe kein Schnaps der besser wird, so lange man ihn über die Weltmeere schickt, sondern das Ziel sollte sein, dass der Adressat seinen Brief so schnell wie möglich erhält. Auf dem Umweg über Tenerife würde etwas mehr als ein weiterer Tag vergehen, nur um, vielleicht eine weitere Stelle einsparen zu können. - Der Vorschlag mit der Rundreise der Briefe über die Nachbarinsel war gerade mal eine Woche bekannt, da nimmt man diesen auch gleich wieder zurück, irgendjemand hat dann doch wohl begriffen, dass eine Insel etwas anderes ist als flaches Land und es bei uns nicht ausreicht einen LKW durch die Nacht zu schicken, sondern ein Flugzeug oder ein Schiff bemühen muss. - Nun wird also alles besser, weil man den Verschlechterungsvorschlag bereits vor dem Einsetzen der Verschlechterung wieder abgeschafft hat. - Nun müsste nur noch unser geliebter Postbote, Roberto, wieder aus dem Urlaub zurückkommen, dann wird alles wieder gut und Herr Amazon kann uns auch weiterhin täglich ein Paket schicken…



Freitag 26.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1018 hPa

Showdown in Fuencaliente

Heute ist Stichtag, heute soll der Abriss der Siedlungen im Süden der Insel beginnen, welche zu nahe an der Küste liegen. - Es geht um Puntalarga, La Zamora und El Faro, welche nach der Gesetzesdeutung der Küstenbehörde illegal erbaute Orte sind. - Darüber bestehen allerdings deutliche Zweifel, weil die meisten der Häuser und Hütten bereits dort standen, noch bevor ein Gesetz die Hoheit über den direkten Landstreifen zum Meer regelte. - Einige der Nachbarn dort haben bereits aufgegeben und man rechnet damit, dass zuerst diese Hütten abgerissen werden. Ob man tatsächlich damit heute, am Freitag beginnt oder erst am kommenden Montag, das weiß man einfach nicht, das wird man sehen. Angekündigt war das für heute und auch als Stichtag und letzte Warnung für die Anwohner die weiter Widerstand leisten wollen und den Mut noch nicht verloren haben etwas gegen den Abriss zu unternehmen. Viel hat man bereits unternommen und auch seitens der lokalen Politik hat man sich in letzter Zeit auf die Seite der Bewohner der drei Siedlungen geschlagen. Nun wird sich aber zeigen müssen, ob das billige Lippenbekenntnisse waren, oder ob sich auch die Politiker in den aktiven Kampf gegen den Abriss der Hütten einsetzen. - Die Versuche die kleinen Orte auf dem Weg über die Deklaration als "Öffentliches Kulturgut" zu retten was von Anfang an wohl eher Placebo-Hilfe.

Interessanter klingt da schon der Weg, welcher die Gültigkeit des Gesetzes an sich angeht. Die größte Zahl der dortigen Hütten aber auch Häuser entstand deutlich vor 1988, dem Jahr in welchem das "Küstengesetz" ergangen ist und man muss nun die Frage stellen, ob sich daraus nicht die Pflicht der Besitzstandswahrung ergibt. Das allerdings ist wieder ein langwieriger Rechtsweg, welchen die Küstenbehörde wohl lieber vermeiden will, also drückt man nun aufs Tempo um gegebenenfalls bereits Tatsachen vorliegen zu haben. - In einer langen Presseerklärung legt nun die Bürgerbewegung "Salvar las Casetas" noch mal alle Argumente für einen Erhalt der Siedlungen auf den Tisch. Es ist im Grunde eine Zusammenfassung aller bisher bereits gebrachter Argumente welche für den Erhalt der Häuser dienen und abschließend stellt man die Frage, wem eigentlich der Abriss dieser Häuschen dienen soll. - Das erscheint mir auch die interessanteste Frage, denn eigentlich widerspricht sich die Küstenbehörde bei der Sinnerklärung selbst. - Man spricht von der "Regeneration der Küstenlinie" plant aber selbst den Bau eines 11 Kilometer langen Küstenweges, welcher dem "Regenerationsgedanken" natürlich komplett widerspricht. - Es bleibt zu vermuten, dass es sich letztendlich um die Erstellung von touristischer Infrastruktur handelt und nicht um Natur- und Landschaftsschutzgedanken. - Allerdings darf man auch nicht verschweigen, dass es auch reichlich Anhänger der "harten Linie" gibt, die da klipp und klar sagen, die Siedlungen entsprechen nicht den gesetzlichen Vorschriften, also weg damit. Sätze wie: "Ich darf ja auch nicht einfach ein Haus in die Landschaft bauen" und "Die wollen doch bloß eine Abfindung herauswirtschaften oder woanders eine Ersatzunterkunft billig haben" hört man auch vermehrt, allerdings natürlich nur von Leuten, die dort keine Hütte haben. - Der Großteil der hiesigen Bevölkerung allerdings ist gegen den Abriss, auch wenn nicht besonders militant. Alleine die Tatsache, dass es sich um eine Maßnahme, gelenkt aus dem fernen Madrid handelt, macht die Mehrheit der Bevölkerung skeptisch und man darf wirklich die Frage stellen, warum und für wen ist das eigentlich wichtig, dass diese Siedlungen verschwinden.



Donnerstag 25.10.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 26,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,7 Grad

Bei uns ist der Luxus ausgebrochen

Gut, wer auf La Palma leben darf, der hat eigentlich schon fast das Maximum an Luxus erreicht, aber seit einer Woche haben wir dem noch ein fast dekadentes Detail hinzugefügt. - Wir würzen unser Frühstücksei, selbstverständlich Bio aus der "Finca Tierra" nur noch mit Fleur de sel wie der Franzose, und auch bereits der kulinarisch gebildete Mitteleuropäer sagt. - Wir sagen hier Flor de Sal, meinen aber genau das Gleiche. - Wer uns kennt, der weiß aber, dass wir nie und nimmer Salz aus der Bretagne oder der Provence importieren und genießen würden, wir haben hier ja schließlich auch eine Saline und die produziert nun seit einem Jahr auf Flor de Sal. - Andrés hat lange experimentiert, denn man muss ganz klar sagen, bislang hat man auf den Kanaren und da wird vornehmlich auf Lanzarote Meersalz gewonnen, noch kein Flor de Sal hergestellt, sondern nur das handfest und bekannte "normale" Meersalz. - Aber warum soll das hier nicht gehen und mit der notwendigen Geduld und wachsender Erfahrung, kann man nun auch Flor de Sal aus La Palma kaufen, wenn es denn gerade mal was gibt. - In der Saline selbst hat man noch am meisten Glück davon was zu erhaschen, umso erstaunter waren wir, als wir das teure und salzige Glück sogar im San Martín entdeckt haben. Allerdings waren die paar Gläser gleich wieder ausverkauft, nun wurde nachgeliefert und wer sich beeilt, der kann davon vielleicht noch was ergattern. Ich warne ausdrücklich davor dieses Salz in den Kochtopf zu werfen und damit die Spaghetti zu salzen, es sollte lediglich zum Rohverzehr angewandt werden. Eben auf dem Frühstücksei können sich die positiven Geschmackseigenschaften wohl entfalten, oder noch besser: Eine Scheibe wirklich reife Tomate, dann Flor de Sal drauf und ein paar Tropfen Olivenöl. - So wird aus einer simple Tomate ein "Pommes paradis" oder wie die Österreicher so wundervoll zu Tomate sagen: Paradeiser.

Was machte denn nun das Flor de Sal so selten und damit auch so teuer? - Im Gegensatz zu dem herkömmlichen Meersalz, welches in den Verdunstungsbecken einfach überbleibt weil es sich am Boden absetzt, "wächst" das Flor de Sal an der Wasseroberfläche bei einer bestimmten Salzkonzentration. Da setzt sich ein ganz dünner Film an der Oberfläche ab, den man bei bestimmten meteorologischen Verhältnissen sogar abschöpfen kann. Das wichtigste dabei ist der Wind, oder besser gesagt fast kein Wind. Gerade so viel, dass der feine Film an der Oberfläche trocknet, aber auf keinen Fall mehr, sonst weht der Wind den Salzfilm zusammen, der klumpt und sinkt dann auf den Boden. Dann muss natürlich noch die Sonne scheinen und ein Salzwirt da sein, welcher den exakten Zeitpunkt auswählt, wann denn nun das Flor de Sal von der Wasseroberfläche abgezogen werden kann. - Das ist auch wieder eine halbe Wissenschaft, denn es darf auch beim Abnehmen nicht verklumpen, sonst erhält man wieder nur normales grobes Meersalz. Hat man nun endlich den feinen Film mit einer Art Rechen abgezogen, dann muss das flugs trocknen. Dabei darf man es auf keinen Fall zu stark bewegen, sonst kleben die feinen Kristalle auch wieder zusammen und aus Flor de Sal wird Klump de Sal und Andrés Flüche hallen dann weit über Fuencaliente hinaus. - Hauchdünne Plättchen aus Salz erhält man, wenn alles richtig gemacht wurde und daraus erklärt sich wohl auch der salzige Preis von knappen 5 Euro für ein 200g Glas. - Billig wenn man das wohl mit ähnlichen Produkten aus französischen Provenienzen vergleicht, da hätte sich Andrés wohl ruhig trauen dürfen ein paar Euro mehr zu verlangen, wer so einen Knall hat und auf so etwas Wert legt, also wir, die würden auch locker 8 Euro hinlegen. - Andrés kann kein Deutsch, deshalb darf ich das schreiben und so hat man wohl auch zukünftig das Glück diesen Hauch von Salz so günstig erstehen zu können. - Wenn es denn welches gibt.


Flor de Sal aus der Saline bei Fuencaliente auf La Palma



Donnerstag 25.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa

Gut Müll will Weile haben

Eigentlich sollte die Müllverwertungsanlage bei Mazo längst in Betrieb sein. Zumindest traut man sich jetzt erneut einen Zeitpunkt, oder besser Zeitraum zu nennen, wann denn nun der ambitiöse Plan umgesetzt werden kann, den kompletten Müll unserer Insel bei Mazo zu "verwalten". - Anfang 2008 soll es soweit sein und wir können uns dieses Datum ja mal merken, nur so, aus reinem Interesse. Die neue Anlage bei Mazo soll unseren Müll eben nicht einfach nur aufnehmen, sondern dort soll der Hausmüll nach Wertstoffen getrennt werden, dann gesammelt und später per Schiff von der Insel gebracht werden. Biomüll will man kompostieren und glaubt man den Aussagen der Planer, dann wird das eine der modernsten Anlagen Spaniens werden. - Allerdings lässt man uns auch wissen, dass der Barranco Seco, in dem wir momentan allen Inselmüll deponieren, der nicht recycelt werden kann, deshalb nicht geschlossen wird, sondern weiterhin Restmüll aufnehmen soll, bis seine Kapazität erschöpft ist. - Da kann man nun wieder geteilter Meinung sein, dachten wir doch alle, mit der großen Verwertungsanlage in Mazo wäre endgültig Schluss mit der Zwischenlösung Barranco Seco. Andererseits sagt man sich wohl, da liegt bereits so viel Müll, dann kann man auch diese Deponie nutzen, bis sie wirklich voll ist, das macht dann auch nichts mehr aus.

Keine wirklich glückliche Wahl, aber auch die beste Müllverwertungsanlage wird es nicht schaffen, keine Reste anfallen zu lassen. Auch wenn man alle Wertstoffe und Biomüll aussortiert, es bleibt immer noch der berühmte Restmüll übrig, der ja schließlich auch irgendwo hin muss. - Viel hat sich in den letzten Jahren getan und man muss ja ehrlich zugeben, vor etwas mehr als 15 Jahren gab es eigentlich noch gar keine funktionierende Müllabfuhr hier auf La Palma, sondern nur dezentrale Müllkippen, auf die man, soweit man ein Fahrzeug hatte, seinen Müll bringen konnte. Das andere wurde in Tonnen Zuhause verbrannt, meist sonntags und ich erinnere mich noch gut und ungern an die vielen sonntäglichen Rauchfahnen, die überall auf der Insel von der häuslichen Müllentsorgung zeugten. Da hat sich vieles und schnell geändert, aber gleichzeitig haben wir die Menge des anfallenden Mülls durch unseren wirtschaftlichen Aufschwung ja auch vervielfacht. - Das wunderbare System, einfach in den Sack schmeißen und woanders kümmert man sich dann schon um die Hinterlassenschaften, verführt ja auch zu hemmungslosen Müll- und Verpackungsorgien. - Auf einer Insel bringt ja auch die Entsorgung der gebrauchten Güter andere Probleme mit sich. Weder Glas, noch Pappe oder andere Wertstoffe können hier recycelt werden, gerade man Kompost kann man hier auf der Insel lassen, alles andere muss teuer aufs Festland gebracht werden und dort erst kann aus alt, neu entstehen. Da genau müsste man auch noch den Hebel ansetzen und noch deutlich mehr auf Müllvermeidung hinarbeiten, denn um den Dreck, den wir uns erst gar nicht auf die Insel holen, den müssen wir später auch nicht wieder fortschaffen. - Müll und was daraus wird, eine unendliche Geschichte und sieht man dann noch die inselspezifischen Probleme dabei, dann wage ich wohl zu bezweifeln, dass mit der neuen Anlage bei Mazo das Thema Müll auf La Palma für ausdiskutiert betrachtet werden kann.



Mittwoch 24.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 30,4 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad

¡ No soy un Arruí, no disparen!

Wanderer sollten sich diesen Satz merken und bei Ausflügen in der Caldera öfter mal laut vor sich hersagen. "Ich bin kein Mähnenschaf, schießen Sie nicht" heißt das übersetzt. - In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts hatte man Mähnenschafe im Nationalpark "Caldera de Taburiente" ausgesetzt, weil einige Herrschaften endlich mal etwas Größeres jagen wollten als Kaninchen. Zu seiner Zeit dachte man noch nicht an Biodiversität und dass man möglichst keine Tiere in Umfelder bringt, die eigentlich nicht dort hingehören. Das Mähnenschaf, hier Arruí oder Muflón de Atlas gehört eigentlich nach Nordafrika wurde aber nicht nur zu uns als Jagdbeute exportiert, sondern auch auf das spanische Festland. So kam das mächtige Schaf, was eigentlich eher wie eine Ziege aussieht nach La Palma und seitdem ist dieses Tier hier bei uns und fühlt sich schafswohl. - Inzwischen wissen wir ja über die Zusammenhänge vom Einführen fremder Tier- und Pflanzenarten in neue Lebensräume und dass das Pfui ist. - Also hat man, ich glaube es war auch noch im letzten Jahrhundert beschlossen, das Mähnenschaf wieder von hier zu vertreiben und zwar auf die waidmännische Art, man will alle Tiere erschießen. - Ich denke seit gut zehn Jahren ist man bemüht dem Mähnenschaf hier den Garaus zu machen, man hat es aber nie richtig geschafft, weil das Schaf nicht ganz so dumm ist wie der gemeine Jäger vermutet und einige Wächter des Nationalparks meinen sogar, die Population hätte sich noch vergrößert. - Man kann das nicht richtig kontrollieren, das Mähnenschaf ist extrem scheu und vorsichtig, keine Wunder bei der permanenten Bejagung. Wanderer sehen nur ganz selten mal so ein Tier, eher noch die knödelige Losung der Arruis, welche der von Ziegen sehr ähnlich sieht.

Über das Glück der Jagd wurde ich nie aufgeklärt, ich kann mir auch nicht vorstellen was beim Töten Spaß machen kann. Wofür man Metzger teuer bezahlt, damit sie uns die Drecksarbeit abnehmen, das Töten und aus einem Schwein ein lebensabstraktes Kotelett zaubern, dafür bezahlen andere Leute noch Geld, manchmal fehlen sogar mir die Worte und das will was heißen. - Man könnte die Mähnenschafe auch einfangen schlägt nun ein Gutmensch-Sozialist aus Tijarafe vor, und dann die Tiere wieder dahin bringen wo sie eigentlich herkommen, ins Atlasgebirge nach Markokko. Gut gebrüllt, denn dort scheint das Schaf schon ziemlich selten geworden zu sein, zumindest argumentiert der wackere Sozi auf diese Art und Weise. - Und noch einen Skandal wittert Ricardo Caceres, so heißt der stimmgewaltige Sprecher der PSOE in Tijarafe, die Jagd bedeutet nicht nur eine Gefahr für das Schaf (wie spitzfindig) sondern auch noch für die vielen Wanderer, welche sich in der Caldera aufhalten. - Es wird doch tatsächlich gejagt, während andere den Nationalpark genießen wollen und man fürchtet nun, dass es zu Jagdunfällen kommen könnte. Ich glaube zwar eher, die Gefahr geht von einem abstürzenden Arruí aus, welches in großer Höhe von einem geschickten Jäger erlegt wurde und dann in die Tiefe des Barranco fällt. Ansonsten sollte man doch meinen, dass die Waidmänner schon in der Lage sind, Menschen von Mähnenschafen zu unterscheiden. - Aber vielleicht kann es ja nicht schaden sich den Satz aus der Überschrift zu merken, sollte plötzlich ein bewaffneter Biodiversitätsschützer vor Ihnen stehen. - Und denken Sie daran, das NO wirklich deutlich auszusprechen, sonst redet sich hinterher der Jäger raus, Sie hätten aber doch gesagt, Sie seien ein Mähnenschaf…



Mittwoch 24.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 42 % Luftdruck 1015 hPa

Vorsicht mit und an dem Meer

Viele lassen sich leicht davon nerven, wenn man immer wieder vor den Tücken des Atlantiks warnt. "Ich bin ein guter Schwimmer, ich kenne mich aus", so tun die meisten die berechtigten Warnungen ab. - Auch der 26 jährige junge Mann aus La Laguna, der seit Sonntag vermisst wird kannte sich gut aus und war ein hervorragender Schwimmer, dennoch fehlt von ihm seit Sonntag jede Spur. Er war, wie so oft schon in El Remo baden gegangen und danach nie wieder gesehen. - Seine Sachen lagen aber noch am Strand und sein Auto steht noch in El Remo, man geht also nicht davon aus, dass er sich anderswo hin verdrückt hat, sondern ein weiteres Opfer unserer gefährlichen Küsten geworden ist. - Wir stehen nun vor der gefährlicheren Zeit, dem Winter. - Da ist grundsätzlich viel weniger los als im Sommer und auch die als öffentlich gekennzeichneten Strände haben kein Rettungspersonal mehr vor Ort, so sollte die Grundregel Nummer eins sein, niemals alleine baden gehen. Der Hauptfeind der Schwimmer sind die küstennahen Strömungen, die einen dorthin bringen, wo man eigentlich gar nicht hinwollte und fängt man nun an, heftig gegen die Strömungen anzuschwimmen, dann kann jedem die Puste ausgehen, das geht meist viel schneller als man wahrhaben will. - Ist dann niemand in der Nähe, kann auch keiner helfen oder Hilfe holen, so einfach ist das.

Was jetzt noch dazukommt ist die immer heftiger werdende Brandung. Gerade in den nächsten Tagen baut sich wieder ein stabiles Hochdrucksystem über dem Atlantik auf und dieses produziert schwere Grundseen, die dann als mächtige Brecher bei uns landen. Diese Wellen sich oft sehr trügerisch, eine Zeitlang scheint alles ruhig oder zumindest beherrschbar und dann kommen plötzlich mehrere große Brecher und spucken die mutigen Schwimmer robust wieder an Land. Wer Glück hat, der landet dabei auf Sand, schluckt eine Menge Wasser und erhält so seine notwendige Warnung vor den Tücken des Meeres. Wer Pech hat, der wird an die Felsen geschleudert oder so lange von den Brechern unter Wasser gedrückt, bis man sich nicht mehr wehren kann. - Man sollte also, bevor man sich ins Meer wagt, die Wellen eine ganze Zeitlang beobachten und dann Vernunft vor Mut und Vergnügen stellen, der Atlantik ist kein humorvoller Badesee, sondern für Badende ein blitzgefährliches Element. - Auch noch sei, besonders bei starker Grundsee gewarnt, zu dicht ans Meer zu gehen. Eben diese großen Wellen haben schon ganze Familien ins Meer gezogen, die zu dicht ans Wasser gegangen sind, weil es doch immer lockt. Man kann da auch am Strand mal auf die Wassermale achten, welche die letzte Welle hinterlassen hat. So weit kommt das Meer mindestens wieder zurück und besser man lässt noch einen ehrfurchtsvollen Sicherheitsabstand. - Das gilt auch für Wanderungen an der Felsenküste, wer dort von einem Brecher überrascht und ins Meer gezogen wird, der hat kaum Chancen dort wieder heraus zu kommen. - Das Meer hat auch bei gebührendem Abstand noch seine Reize und vielleicht muss sich so mancher Urlauber auch einfach damit abfinden, man kann bei uns einfach nicht garantieren, dass man im Winter sicher im Meer baden kann. - Natürlich gibt es auch in dieser Jahreszeit ganz ruhige Phasen, aber die sind halt seltener als im Sommer und lieber einmal zu viel gewarnt, als hinterher zu viel über die Unfälle berichtet. - Passen Sie auf sich auf, es lohnt sich. - Meistens.



Dienstag 23.10.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 30 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 44 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 31,4 Grad - niedrigste Temperatur 20,6 Grad

Wenn ich ein Vöglein wär´…

Glauben Sie nicht alles, was Ihnen Katzenforscher erzählen. - Katzen träumen genau so wie andere Lebewesen und auch gelingt es ihnen, sich zu hinterfragen. - Woher ich das weiß wollen Sie natürlich wissen, ganz einfach, das hat mir Paul erzählt, eben auf seine Art und wie das zwischen Männern üblich ist, kurz, knackig und ohne lange Umschweife. - Paul ist generell mit den Gesamtumständen zufrieden. Die Heerschar aus drei Humanoiden- und einem Hundesklaven genügt ihm schon zur Grundversorgung, aber was wäre ein echter Kerl ohne Träume und Visionen. Er ist schon ein bisschen so wie der verwöhnte Milliardär, der plötzlich ein großes Loch in seinem Leben verspürt und dem es vielleicht dann auch mal Spaß machen würde Dinge zu tun, die er noch nie in seinem Leben getan hat, wie zum Beispiel einen Antrag auf ALG II auszufüllen. - Ich will damit nur sagen, man kennt das doch, eigentlich ganz zufrieden, die Mädels hören auf einen, aber dennoch bleibt da eine kleine Sucht, oder vielleicht besser eine kleine Sehnsucht nach einem weiteren Horizont. - Bitte verallgemeinern Sie jetzt nicht, ich spreche ausdrücklich von meinem Kater und nicht von mir, denn mir reicht der Horizont allemal den ich hier habe, ich will gar nicht weiter sehen als nach Amerika. - Mir würde es sogar reichen, von einem Ende El Pasos zum anderen zu blicken, aber deshalb bin ich noch lange nicht ohne Horizont und auch nicht ohne Weitblick, für Männer ist es doch schon ein gewaltiger Schritt, überhaupt aus gewissen Körperteilen hinausdenken zu können. - Nicht, dass Paul leiden würde, dazu ist er viel zu sehr mit allen vier Pfoten auf dem Boden der Tatsachen, aber er weiß, dass da noch was ist, aufgehängt zwischen Traum und Trauma.

Oft, wenn Paul und ich gemeinsam in der Abendsonne sitzen und den schweren Gedanken männlicher Reife und Vollkommenheit nachhängen, dann beobachten wir uns gegenseitig. - Er ist ziemlich daran interessiert, wie geschickt Humanoiden mit den Fingern in der Nase popeln können, das will ihm bei allen sonstigen körperlichen Vorzügen einfach nicht gelingen. - Kauend kann ich ihn dann beobachten, denn wir tun das immer abwechselnd. - Jeder weiß genau, nun ist er dran beobachtet zu werden und weil sonst kein Schwein guckt, halten wir dann mal eine Viertelstunde durch und fühlen uns sogar geehrt davon, vom anderen beobachtet und analysiert zu werden. - Paul träumt vom Fliegen, das ist mir nach längerem Beobachten nun klar geworden. - So aufmerksam wie der den Vögeln nachblickt, das kann ein tief verwurzelter Traum sein, ein lediglich hingehauchtes Interesse hinterlässt keine solch deutlichen Spuren im Gesicht eines Mannes. - Allerdings weiß ich nicht so ganz, ob es das Schweben und die immense Freiheit sind, welche Paul zu diesem ver-rücktem Gesichtsausdruck hinreißen, oder ob es einen ziemlich profanen Hintergrund für seinen Flugwunsch gibt. - Da wir ein Haushalt sind, Paul natürlich inbegriffen, der den Sichtweisen des Humanismus deutlich loyal gegenübersteht, denke ich mal es ist das Fliegen an sich, welches Paul in Traum- und Wehmut versetzt. - So dachte ich, einem Freund und Kumpel nie Böses unterstellend, bis meine Frauen mich wieder aus meinen süßen und von Harmonie nur so sabbernden Amigoträumen rissen. - "Der will den Tauben hinterher, der fetten Brut da am Himmel, weil die erwischt er sonst nicht, sondern nur Mäuse und Eidechsen." - Auch du mein Sohn Paulus? - Habe ich dich nicht gelehrt alles zu achten was da kreucht, fleucht und auch "fliecht"? - Klar habe ich das, aber was will ich denn erzählen und von Humanismus schwafeln, nur weil ich die Sau nicht selbst erlegt habe deren Kotelett mir da gar trefflich mundet? - Weiterträumen, er vom Fliegen, ich vom artgerechten Popeln, so lange wir träumen tun wir doch keinem was. Pssst liebe Vögelein, weckt den Paul nicht auf, sonst fliegt er los und das war´s dann für euch.


Wenn ich ein Vöglein wär´



Dienstag 23.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 41 % Luftdruck 1015 hPa

Nachlese zu "unseren" Flüchtlingen

Auch wenn uns, vor nunmehr zwei Wochen, ein Flüchtlingsschiff mit 161 Schwarzafrikanern an Bord erreicht hat, sind wir immer noch mit Abstand die Insel welche am wenigsten "Boatpeople" auffangen musste. - Die Erklärung bringt ein Blick auf die Karte oder den Globus, kommen Flüchtlinge, dann geschieht dies aus dem Osten oder Süden und da liegen noch andere Inseln vor uns, warum also den Umweg nach La Palma machen. - Andere Flüchtlinge kommen wohl aus dem Westen zu uns, aber die machen das dann per Flugzeug und das ist viel weniger spektakulär als das Erscheinen eines Bootes voller Schwarzafrikaner an unseren Küsten. - Bis auf 2 Menschen sind inzwischen alle anderen wieder weg aus La Palma, die Erwachsenen auf Fuerteventura und die Jugendlichen auf Tenerife. Auf der Insel verblieben zwei der 161 Insassen, weil man in ihnen die Bootsführer vermutet, die das Cayuco vor den Hafen von Puerto de Tazacorte gebracht haben. Eine dritte verdächtige Person wird inzwischen nicht mehr festgehalten, es bestätigte sich nicht, dass auch der Mann als "Besatzung" an Bord war und nicht als Passagier.

Was aber inzwischen bekannt geworden ist, keiner der Flüchtlinge war auch in dem Boot, welches Ende Dezember 2005 auf La Palma in Mazo gelandet war. - Zunächst hieß es, eine in 2005 als Pflichtverteidigerin hinzu gerufene Anwältin hätte drei der Bootsinsassen wieder erkannt, sie seien damals schon als Besatzung des Bootes verdächtig gewesen. - Diese Nachricht entpuppt sich nun im Nachhinein als Ente, entweder hat die Anwältin das nie gesagt, oder sie hat sich da einfach vertan. Man hat nun anhand der Fingerabdrücke feststellen können, dass lediglich 5 der 161 Bootsinsassen jemals vorher in Spanien waren. Die Schwarzafrikaner, die man als Bootsführer verdächtigt sind aber nicht darunter, man wird sich also etwas anderes einfallen lassen müssen wenn man sie weiter als Schleuser behandeln will und nicht wie normale Flüchtlinge. - Da von allen hier und auf dem Festland ankommenden "Boatpeople" die Fingerabdrücke in einer Datenbank gespeichert sind, fällt der Abgleich ziemlich einfach und kann auch schnell getätigt werden. - Was aber nun aus der weiteren Vermutung geworden ist, das Boot sein nicht direkt aus Afrika gekommen, sondern von einem größeren Schiff direkt vor unserer Küste ausgesetzt worden, da sind wir kein Stückchen weiter gekommen. - Offiziell heißt es, das Boot sei den ganzen Weg aus Guinea Conakry aus eigener Kraft gefahren, wobei die landläufige Meinung etwas komplett anderes glaubt, nämlich dass "unser" Cayuco von einem großen Schiff ein paar Meilen vor der Küste ausgesetzt wurde. - Ob wir es jemals konkret erfahren, das wage ich zu bezweifeln. - Schon bei dem Flüchtlingsboot welches im Dezember 2005 bei Mazo landete war dieser Veracht aufgekommen, aber niemals wurde das offiziell aufgeklärt, oder man hat es uns einfach nicht gesagt. - So wird auch für uns hier verborgen bleiben, welches Schicksal nun die einzelnen Flüchtlinge erwartet. Wer von Ihnen identifiziert werden kann und dann in sein Heimatland schickt wird und wer von denen aufs Festland gebracht wird um sich dann dort als moderner Sklave zu verdingen.



Montag 22.10.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 30 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 41 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 31,5 Grad - niedrigste Temperatur 17,6 Grad

Kommt der Regen, kommt die Schei…

Den Sommer über kümmert uns dieses Problem nicht, aber wehe der Regen fällt, dann sind sich die Gemeinden Los Llanos und Tazacorte so nah, wie viele Jahre schon. - Das alte Problem taucht beim ersten Regen wieder auf, die unterdimensionierte Kläranlage der Stadt Los Llanos kann dann nicht mehr komplett an sich halten und ergibt Teile des mit Regen verdünnten Wassers über den Barranco de Tenisca ab. Dieser endet gleich am Hafen von Puerto de Tazacorte und dort sammelt sich dann, an der kleinen Brücke, stinkiges Wasser mit verdünnten, aber eben noch wahrnehmbaren Resten menschlicher Herkunft. - Der Kampf um die "aguas negras" aus Los Llanos ist so alt wie die Kläranlage selbst und alle Versuche ein Überlaufen der Anlage bei Regen zu verhindern sind bisher gescheitert. - In Puerto de Tazacorte kann man sich dann nicht anders helfen als mit dem Raupenschlepper einen Abfluss ins Meer zu schieben. Dieser hält aber nur ein paar Tage, dann hat der Atlantik dort wieder so viel Sand angespült, dass der Abfluss wieder dicht ist. - Das soll ja auch keine Gesamtlösung sein, sondern eben nur ein Notfallklistier für die berühmten Tage nach dem Regen. Was haben diese einseitigen Gastgeschenke schon für Polemik mit sich gebracht, erzürnte Anwohner Puerto de Tazacortes wollten die Brühe schon wieder hoch fahren nach Los Llanos, um sie da vor das Rathaus zu kippen, aber man besann sich dann doch eines Besseren und belässt es bei heftigen Beschimpfungen angesichts der Untätigkeit der Stadt Los Llanos. - So ganz untätig waren die aber gar nicht, sondern haben zunächst versucht mit einem aufgeschütteten Sandbecken rund um die Kläranlage den Mist dort zu halten wo er herkommt, das hilft aber nur bei ganz zartem Regen, ansonsten ist dieses Becken auch gleich voll.

Rettung ist wohl in Sicht, denn Los Llanos bekommt eine nagelneue Kläranlage die dann endlich groß genug ist für die Rückstände einer dauernd wachsenden Stadt, aber bis dahin wird man sich wohl weiter über angeschwemmte "Knödel" aus der Oberstadt ärgern können. - Die neue Kläranlage wird in einem geschlossenen Bau die Klärbecken betreiben, das ist einmal nett für die Anwohner der letzten Stätte des Konsums und gleichzeitig soll eben dieser Regenschirmeffekt dazu dienen den Regen abzuleiten, eben ohne dunkle Fracht mit auf die Reise nach Tazacorte zu nehmen. - Die Frage nach dem wann darf gestellt werden, vielleicht bei Regen die meistgestellte Frage in Tazacorte und die Antwort dazu lautet, vielleicht noch diesen Winter. Man darf also hoffen und vielleicht dann zukünftig sogar in Puerto de Tazacorte sich mal über Regen freuen. - Apropos Regen. - Heute und morgen, auch noch ein am Mittwoch kommt noch mal trockene und warme Luft aus Osten zu uns. Ab Donnerstag ist dann mit unruhigerem Wetter zu rechnen und vielleicht kommt dann am Wochenende die nächste Husche. - Das ist aber noch nicht ganz klar, aber in Puerto de Tazacorte verfolgt man aus rein olfaktorischem Interesse bereits wieder dieses komische Tiefdruckgebiet, welches uns am Wochenende beglücken könnte.



Montag 22.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1016 hPa

Bettelkinder

Wer kennt sie nicht, die Kinder, welche einem ein vorgefertigtes Kärtchen an den Tisch der Cafetería legen, mit dem Hinweis sie seien taub, stumm oder einfach nur arm, um dann nach ein paar Minuten wieder vorbeizukommen und das Kärtchen und eben vielleicht ein bisschen Geld einzustreichen. - Bislang kannten wir hier auf La Palma das nur vom Hörensagen und vielleicht aus eigenen Reisen in die große weite Welt, die für uns noch vor dem Horizont beginnt. - Seit einiger Zeit aber, vielleicht drei oder vier Wochen lang, konnte man diese Kinder auch in unserer Hauptstadt beobachten, wie sie eben von Tisch zu Tisch zogen, in den zentralen Cafes und Restaurants der Stadt. - Irgendwelche ausländischen armen Kinder, die anscheinend taubstumm waren und anfänglich kümmerte man sich nicht so große darum, bis man herausbekam, dass die Kinder wohl hören und sprechen können und zwar immer dann, wenn sie das erbettelte Geld bei erwachsenen Frauen abgegeben haben, die offensichtlich der selben Nationalität angehören. Da waren dann einige doch schon sauer und klopften mal bei der Stadtpolizei an, die nunmehr eines, oder mehrere Augen auf diese Kinder warfen.

Langsam stellte sich heraus, dass die Kinder zu einer Gruppe rumänischer Frauen gehören, die für eine mildtätige Organisation Spenden sammelten, die sich um taubstumme Menschen kümmern soll. - Diese Organisation gibt es aber wohl gar nicht, sondern das gesamte Geld landete auf dem Konto einer der Frauen, die wohlmöglich die Chefin dieses Trupps war, mit dem einzigen Ziel, Geld für sich zu erlangen. - Gegen die bettelnden Kinder kann man nichts machen, wohl aber gegen die insgesamt 6 erwachsenen aber noch jungen Frauen, die zum Teil in anderen Regionen Spaniens schon wegen ähnlicher Delikte aufgefallen sind. - Die Frauen sind nun allesamt der Staatsanwaltschaft in Tenerife vorgeführt worden und die Kinder sollen in ein Heim auf der großen Nachbarinsel kommen, sollte man nicht die Eltern der Kleinen finden. - Hier auf La Palma tat man sich noch reichlich schwer mit diesem Phänomen, welches auf den größeren Inseln und auf dem Festland fast schon zum Tagesgeschehen gehört. - Auch wenn man manchen Erwachsenen Straftaten nachweisen kann, sind sie meist sehr schnell wieder auf freiem Fuß und ziehen dann in eine andere Region, um dort auf ihre Art und Weise sich den Lebensunterhalt zu verdienen. - Man vermutet ja, dass es hinter diesen kleinen Gruppen, die fast immer nur aus Frauen bestehen, eine oder mehrere Organisationen gibt, welche das alles organisieren, aber meist kommt da die Polizei mit den Ermittlungen kein Stück weiter und so müssen wir nur darauf warten, bis der nächste Trupp staubstummer Kinder nach La Palma geschickt wird, um Geld für ihre erwachsenen Begleiter zu sammeln. - Allerdings sind wir lernfähig und glauben in Zukunft nicht mehr alles was auf kleinen Zettelchen steht und dann brauchen wir vielleicht nicht mehr einen ganzen Monat um zu begreifen, dass man uns da ziemlich veralbert hat.



Sonntag 21.10.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 25,4 Grad - niedrigste Temperatur 17,1 Grad

Jauchzet - Frohlocket

Na gut, olle Johann Sebastian hatte eigentlich diese Worte einem kirchlichen Thema zugedacht, aber manchmal hilft einem längeres Glauben an etwas Gutes. (Meistens allerdings nur Arbeiten…) - Wir sind einen gewaltigen Schritt weiter weg von der Autobahn, die Arbeitskommission in Tenerife will die von El Paso vorgeschlagene alternative Umgehungsstraße doch tatsächlich annehmen, immer vorausgesetzt deren technischen Machbarkeit. - Das würde bedeuten, dass die Autobahnpläne vom Tisch sind, zumindest was den Teil auf der Westseite betrifft, über das Stück welches Breña Alta durchqueren soll hat man wohl noch nicht weiter gesprochen. - Unsere mutige Bürgermeisterin war am Freitag in Tenerife vorsprechen und konnte die komplette Kommission davon überzeugen, dass eine Umgehungsstraße El Pasos die geplante Autobahn völlig unnötig macht. - Gut, unnötig war sie auch vorher schon, aber man könnte so eben verhindern, dass man einen völlig neuen Verkehrsweg ins Aridanetal pflanzt, ohne die bisherige Trasse zu respektieren. Die Folgen welche ein solches Mammutprojekt für das Aridanetal hätten wären kaum auszurechnen, enormer Landverbrauch, abgeschnittenen Landschaften und viele abgerissene Häuser. - Wir müssen an dieser Stelle nicht über den Unfug dieser Autobahn diskutieren, das ist oft genug geschehen, es geht nun eher darum die Umgehungsstraße so gut wie möglich anzubieten und so zu bauen, dass der Einfluss auf Anwohner und die Umwelt in einem verträglichen Maß steht.

Vom Fußballplatz aus soll es losgehen, zuerst der vorgesehenen Autobahntrasse folgend in dem man in Höhe der Calle Gamez die Straßen nach Tacande kreuzt. - Hier will man seitens der Gemeinde einen Tunnel errichten, um die Straße zu unterqueren, die Anwohner nicht zu belästigen und auch um die Steigung des Geländes auszugleichen. Dann reicht die Trasse von Süden her an das Industriegebiet heran, zieht sich hinter der Siedlung am Naturschutzgebiet "Marta" vorbei und kommt entweder am Kreisverkehr wieder zurück auf die LP3, oder ein paar hundert Meter höher am Schlachthof. - Das ist noch nicht klar und auch ein zweiter Tunnelabschnitt wird noch überlegt. - Die Straße soll zweispurig werden, eine Spur in jede Richtung, man muss aber wohl für einen dritte Spur bergauf noch weitere 4 Meter Platz lassen. Insgesamt kommt man auf einen Platzbedarf von unter dreißig Metern, bereits mit den Sicherheitsräumen rechts und links der Straße. An die 3 Kilometer lang soll die Umgehungsstraße werden und man plant diese als untergeordnete Straße, so dass die Verantwortung dieser Straße in Gemeindehand liegt. - Das muss aber auch noch endgültig besprochen werden. - Auf jeden Fall scheint man seitens der Provinzregierung und der zuständigen Infrastrukturkommission nun erstmals geneigt, auf die hochtrabenden Autobahnpläne auch wirklich verzichten zu wollen.

Ich schwanke noch ein bisschen die Aussage zu treffen, die Autobahn ist damit vom Tisch, aber näher waren wir einer kompletten Ablehnung dieser Wahnsinnspläne nie. - Auf jeden Fall war der, in El Paso entstandene Protest sehr hilfreich und hat ja auch eine inselweite Diskussion über Umweltbedenken und Zukunftsplanung ausgelöst. - Vielleicht war das alles ja auch nur ein "Privatvergnügen" unseres ehemaligen Rates für Infrastruktur in der Provinzregierung Antonio Castro und nun wo der weg ist, weggelobt auf den Posten des Parlamentspräsidenten, da traut man sich so ein Projekt verhandeln zu lassen. - Vielleicht ist auch einfach nicht mehr genug Geld da, die gesamte Autobahn überhaupt bauen zu wollen und so nimmt man gerne die deutliche billigere Variante einer Umgehungsstraße auf. - Vielleicht spielt im Hintergrund auch der neue Infrastrukturrat eine Rolle, der Ex-Bürgermeister von Los Llanos, der auch noch nie ein begeisterter Autobahnbefürworter war. - Alles das ist weder auszuschließen noch müssen das Gründe sein, aber es hat sich einiges bewegt, nachdem die Proteste gegen diesen Verkehrsweg begonnen haben. Auf jeden Fall ist eines sicher, die harte Haltung unserer Bürgermeisterin und der gesamten Gemeinde El Paso gegen die Autobahn, haben ihre Wirkung auch nicht verfehlt. - Dazu ein gutes Alternativprogramm, welches eben diese Umgehungsstraße sein kann und schon kann man auch, von scheinbar "ganz unten" etwas bewegen. - Und auch wenn es noch keine einhundert Prozent Sicherheit gibt, dass dieser Wahnsinn Autobahn durch das Weltbiosphärenreservat wirklich gestoppt wird, ich habe mich heute sehr gefreut über die gute Arbeit unserer Bürgerbewegungen und diesmal eben Hand in Hand mit der lokalen Politik. - Auch so kann das aussehen und praktiziert werden und vielleicht geht so was ja auch mal woanders als immer nur in El Paso…


No al la autovía



Sonntag 21.10.07 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa

Wie UNELCO und UNESCO den Regenwald retten

Es gab ja mal eine Zeit, da konnte man Bier trinkend den Regenwald retten, eine Brauerei gab, ich weiß nicht mehr wie viel Cent pro verkauften Kasten. - Eigentlich müssten Teile des Regenwaldes nun meinen Namen tragen, aber das ist nicht so wichtig. - Viel wichtiger ist, dass man weiterhin sich aktiv um den Schutz des Regenwaldes bemüht, wobei es dabei nicht nur um den Wald geht, sondern auch um den Regen, aber die wenigsten Aktivisten zeigen sich bereit den Regen retten zu wollen. - Eine Maßnahme, vielleicht die wichtigste Aktion überhaupt, wäre ja am Holzbedarf zu sparen. - Gute Vorschläge kamen auch bereits seitens der Inselregierung La Palmas, so möchte man zukünftig Holzköpfe verbieten, von der logischen Selbstauflösung des Parlamentes war aber dann keine Rede mehr, da sei man auf dem Holzweg, den man ebenso sperren will. - Um klar zu machen, dass es den Oberen ernst ist mit dem Minderverbrauch von Holz, will man zukünftig völlig auf Papier verzichten, Pläne, Dekrete, Verordnungen stören eh nur wenn man sie auf Papier festhalten will, es gelte vielmehr das gesunde Gesetz der Stunde, effektiver und besonders unauffälliger kann man eigentlich gar nicht regieren.

Im privaten Bereich kann man übrigens auch eine Menge Holz einsparen. Meine Kinder machen die Hausaufgaben nur noch mündlich und bei der Auszahlung des Haushaltsgeldes schreibe ich meiner Frau bunte Ziffern auf die Hand. - Mit einem Kugelschreiber wohlgemerkt, Bleistifte mit Holzummantelung sind bei uns verpönt. - Auch in der Nachbarschaft ist man nun bereit dem Klagen des Regenwaldes nachzugeben, Antonio verzichtet zukünftig auf sein Holzbein und Flüchtlingsboote aus Afrika will man zukünftig nur noch unbemerkt an Land lassen, wenn die Bootsführer einen standardisierten Nachweis erbringen können, dass ihr Boot nicht aus Tropenholz geschnitzt ist. - Eine absolute Führungsposition will aber natürlich auch die UNESCO weiterhin einnehmen und hat dazu auf La Palma, dem erklärten Weltbiosphärenreservat, mehrere Feldversuche angekündigt. - Einen davon zusammen mit der Gemeinde San Andrés y Sauces, dort will man von den 20,- Euro Eintrittsgeld für die Quellen von Marcos und Corderos zukünftig 0,0041 Cent auf ein Holzsonderkonto überweisen und nach Abzug der Verwaltungskosten den Rest zur Rettung des Regenwaldes in Südamerika verwenden. - Da man ja einen eigenen Regenwald vor der Tür habe müsse man schon Prioritäten setzen. - Weitere Aktionen der UNESCO auf La Palma sehen vor, dass keine Holzwanderstöcke mehr verwendet werden sollen, man will ersatzweise Kunststoff oder Metall verwenden, oder empfehlen, die Wanderstöcke aus Holz nur noch halb so lang zu machen wie vorher. - Dabei will man nicht etwa die Wanderer zu einer devoten Haltung gegenüber Mutter Erde zwingen, man habe in einer langwöchigen Studie längst bewiesen, dass nicht alles aus Holz bis zum Boden reichen muss, um dennoch genügend Halt zu haben. - Die UNELCO, unser Stromversorger hat damit zusammen mit der UNESCO die Strommasten um die Hälfte gekürzt, nicht von der Anzahl her, wie das physikgeplagte Kleingeister nun vermuten wollen, sondern man hört einfach bei der halben Länge der Strommasten mit dem Holz auf und verlässt sich ganz und gar auf die wunderbare Tragkraft der Kabel. - Es geht, wie man auf dem Photo unschwer erkennen kann, und nun will man den Rest des Pfostens auch noch vorsichtig entfernen, ob es dann auch noch hält. - Allerdings war es bislang noch nicht möglich, der Arbeitstrupp welcher das erledigen sollte, musste ja vorher auch die Holzleiter um die Hälfte kürzen, aber leider schnitt man das falsche Ende ab und nun kommt man nicht mehr an den Pfosten heran. - Nächste Woche soll ein Trupp ausländischer Spezialisten eingeflogen werden, weil die wissen ja alles besser, man möchte dann versuchen, die Leiter umzudrehen. Man darf nur die Bodenhaftung nicht verlieren…


Photo von Peter Merle



Samstag 20.10.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 26,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,7 Grad

Heute wieder eine Geschichte von Enrique Naumann

Mit den Jährchen passieren manchmal komische Sachen . . .

In Santa Cruz de La Palma lebt ein 89-jähriger Mann, der für sein Alter noch ausgesprochen rüstig ist. Er hatte vor geraumer Zeit geheiratet und aus der Ehe gingen insgesamt 14 Kinder hervor. Sechs davon sind bereits verstorben; die übrigen Kinder widmen sich in wöchentlicher Abwechslung der Pflege ihres Vaters, denn Sauberhaltung der Wohnung, die Wäsche und Essenszubereitung sind die Stärken nicht dieses älteren Herrn, zumal seit er seit zwei Jahren verwitwet ist. Er ist seitdem, wie seine Kinder etwas verschämt eingestehen, auf Brautsuche - im Auge hat er wohlgefällige Frauen so ungefähr ab 40 Jahren aufwärts.
Dieser Mann also, von dem hier um der Diskretion wegen kein Name und kein Abbild bekannt gegeben werden soll, war Berufsfischer sein ganzes Arbeitsleben lang mit einem eigenen kleinen Boot. Wie das ganz früher so war, verkaufte er einen Fang nicht, sondern tauschte ihn gegen andere lebenswichtige Sachen ein wie Kartoffeln, Getreide, Mehl oder Gofio, Zucker und Käse oder auch mal für Textilien und sonst wie etwas zum Anziehen, was man eben so brauchte. Später verkaufte er seine Fische am Hafen an Wiederverkäufer oder andere Interessenten.
Sein Fischerleben wurde nur einmal unterbrochen, weil er im Bürgerkrieg mitmachen musste. Nach nicht langer Zeit bekam er einen Heimatschuss durch eine Hand und kehrte zurück nach La Palma. Er fischte weiterhin, ging mit 65 Jahren in den Ruhestand und genoss ab da sein Rentnerdasein. Normal für jemanden in seinem Alter ist, dass immer mehr Zähne abhanden kommen und durch künstliche ersetzt werden müssen, soll das jugendliche strahlende Lächeln erhalten und das Kauen besser oder überhaupt ermöglicht werden. So ging es unserem namenlosen älteren Herrn auch, und inzwischen hat er sogar ein Vollgebiss. Das drückte ihn kürzlich empfindlich am Gaumen, so dass ein Zahnarztbesuch anstand. Eine Druckstelle wurde korrigiert, und fröhlich und schmerzfrei ging es wieder in den Alltag.
Der besteht vielfach, unter Anderem, aus einem Besuch auf dem Markt, um Gemüse und sonstige Lebensmittel einzukaufen, andere Leute zu treffen und auch mal etwas zu sich zu nehmen. Dazu nimmt er einen ähnlich betagten Freund aus der Nachbarschaft mit. In Gesellschaft geht eben Alles besser. Nach einem der letzten Marktbesuche merkte er erschreckt, dass sein Gebiss nicht mehr da war. Er glaubte, er habe es verschluckt. Er teilte das in Panik seinem Freund mit und rief dann übers Handy (sic! - mit 89) einen seiner Söhne an: Er habe sein Gebiss verschluckt. Der wollte das natürlich nicht glauben; er, sein Papá, wäre in diesem Fall schon erstickt. Und vom Verschlucken könne keine Rede sein. Doch, er habe sein Gebiss verschluckt, entgegnete der nunmehr Gebisslose, und sein Freund sei auch der Ansicht.
Nun, der angerufene Sohn kennt seine Sippe gut und wusste schnell, wie solch ein scheinbar unlösbarer Fall aufzuklären wäre. Was er, der Vater, denn vor dem Bemerken des Gebissverlusts getan habe.
Auf dem Markt sei man gewesen.
Etwas gegessen?
Ja.
Was?
Chicharones (jene ausgelassenen Speckgrieben in Gofio gewälzt).
Und da hast du das Gebiss noch gehabt und damit gekaut?
Ja.
Und nichts Außergewöhnliches bemerkt?
Doch, die Chicharones waren sehr hart, und da habe ich sie ausgespuckt.
Wohin ???
In einen Papierkorb.
Papá, schrie der Sohn ins Handy, sofort zurück zum Markt ! ! !
Der Papá hatte Glück: Der Papierkorb war gottlob noch nicht geleert worden.




Samstag 20.10.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1018 hPa

Frech wie Loli

Über allen Raumordnungsplänen der Provinz Santa Cruz de Tenerife steht die "COTMAC", die Comisión de Ordenación del Territorio y del Medio Ambiente de Canarias. Das ist etwa die oberste Raumordnungsbehörde und kein Fleckchen Land unserer Provinz entgeht, oder sollte dieser Behörde entgehen. Die "COTMAC" entscheidet letztendlich über alle lokalen Pläne, wer die Zustimmung dieser Kommission nicht hat, der kann seinen schön und lieblich gezeichneten Plan gleich wieder in Altpapier verwandeln. So ist es nicht verwunderlich, dass eigentlich alle Komponenten die mit der Erstellung von lokalen oder inselweiten Plänen zu tun haben vor dieser Kommission nicht vielleicht schrecklich zittern, aber mindestens stramm stehen, kann doch ein roter Federstrich dieser Behörde die Arbeit von mehreren Jahren Plänezeichnen zunichte machen. - Keine Angst oder getriebenen Respekt vor der "COTMAC" bewies nun wieder mal unsere eiserne Bürgermeisterin, Dolores Padilla, oder hier einfach immer nur Loli genannt. - Es geht um den größten Steinbruch der Insel, welcher sich auf dem Weg zur "Cumbrecita" befindet und dort im Lauf seiner nunmehr dreißigjährigen Aktivität enorme Löcher in die Landschaft gebohrt hat. Zusätzlich befindet sich dieser Steinbruch in der geschützten "Vorparkzone", also dem Gebiet welches direkt an den Nationalpark angrenzt.

Der Steinbruch ist seit längerem sehr umstritten und es bestehen auch die Auflagen, dass die Betreiber die von ihnen genutzten Zonen auch nach der Entnahme von Material wieder in den Ursprungszustand versetzen sollen. In dieser Richtung ist allerdings noch nichts geschehen, wer das große Loch unweit der Wallfahrtskirche "Virgen de El Pino" kennt, der kann sich auch gut vorstellen, dass es keine leichte Aufgabe sein wird, dieses Stück Land wieder so aussehen zu lassen wie früher. - Die "COTMAC" hat nun ihrerseits und auf Antrag der Betreiber der Anlage einer Lizenzverlängerung des Betriebes um weitere 15 Jahre zugestimmt, das Rathaus El Paso wurde dabei nicht befragt. - So nicht, sagt nun unsere Bürgermeisterin, die sich gerade auf einem informellen Treffen auf Tenerife bei der Raumordnungsbehörde befand, und spricht der "COTMAC" die Befugnis ab, über den Steinbruch entscheiden zu können. - Das alleine läge in der Kompetenz der Insel La Palma, weil es aber keinen gültigen Inselplan gibt, geht das in die Entscheidungsgewalt der lokalen Flächennutzungspläne über und so hat El Paso zu entscheiden, was mit dem Steinbruch geschieht. - In El Paso möchte man erreichen, dass die Betreiber des Steinbruchs tatsächlich den Ursprungszustand wieder herstellen und zwar noch während des Betriebes der Anlage. - Falls das nicht geschieht, wird die Gemeinde den Steinbruch auch vorher schließen. - Damit stellt sich unsere Bürgermeisterin frech gegen eine angeblich übermenschliche Kommission, die jedem lokalen Planer bislang die Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat. - "Esta mujer tiene mas cojones que uno" (Diese Frau hat mehr "in der Hose" als unsereiner) sagte jüngst ein Freund von mir als er über die Bürgermeisterin sprach. - Aus dem Mund eines Mannes ist das ein großes Lob, misst man doch umgangssprachlich hier die Fülle des Mutes anhand der Größe der Testikel, je mehr oder größer, um so mutiger gilt die betroffene Person. Da Frauen aber grundsätzlich nicht über Hoden verfügen, gewinnt dieser Satz noch mehr Kraft und bedeutet aus testosteroner Machosicht so ziemlich das höchste Lob für eine Frau. - Gut, kaufen kann sie sich davon nichts und ob sie den Kampf gegen die "COTMAC" aufnehmen kann oder gar gewinnen, das wird sich zeigen, aber mutig und frech ist diese Frau allemal und so etwas kommt hier an.



Freitag 19.10.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,0 Grad - niedrigste Temperatur 17,2 Grad

Keine Bootsflüchtlinge mehr auf La Palma

Die große Mehrzahl der am 16.10. in Puerto de Tazacorte gelandeten Flüchtlinge ist nun auf Fuerteventura eingetroffen. Sondermaschinen brachten sie dorthin, denn es gibt keine direkte Flugverbindung nach Fuerteventura und man wollte umständliches Umsteigen auf anderen Inseln vermeiden. Unter den Flüchtlingen waren auch 18 Jugendliche, welche nach Tenerife gebracht wurden, dort gibt es ein spezielles Lager für Minderjährige. - Dazu muss man erklären, man weiß es bei vielen nicht genau, wer unter 18 ist und deshalb eine besondere Behandlung nach dem Gesetz erfahren kann. - Die Flüchtlinge sagen ja in den wenigsten Fällen wer sie sind, woher sie kommen und niemand hat einen Ausweis dabei, man muss also ermitteln und durch Befragungen möglichst viel herausbekommen. Das Ziel der Flüchtlinge ist ja, ihre Identität und ihre Herkunft nicht herauszugeben, denn das schützt sie ja vor einer Abschiebung in ihr Heimatland. Jugendliche sortiert man zuerst schlicht dem Augenschein nach aus. Bei manchen erkennt man das sicher, wer halt erst knapp über 10 Jahre alt ist, das sieht man, aber wenn es sich um Jugendliche so zwischen 15 und 25 Jahren handelt, dann reicht das Aussehen natürlich nicht um sicher zu sagen, wie alt die Flüchtlinge sind. - Die werden dann in einem Gesundheitszentrum geröntgt und danach bestimmt anhand des Knochenbildes ein zugelassener Arzt das Alter. - Da gibt es sicherlich auch Fehlerquoten, aber diese Methode soll wohl üblich sein und entspricht auch den gesetzlichen Vorschriften. - Zunächst hatte man an die 38 Flüchtlinge aussortiert, danach blieben nach der Durchleuchtung noch 18 übrig, die man als "Jugendliche" eingestuft hat. - Drei der 161 am Dienstag bei uns gelandeten Bootsinsassen sind noch bei uns, dabei handelt es sich um die möglichen Bootsführer und damit Verdächtige den Menschenhandel betrieben oder unterstützt zu haben. - Die anfänglichen Gerüchte, bei den Dreien handele es sich um die gleichen Männer die bereits 2005 ein kleines Boot bei Mazo nach La Palma geführt hatten konnten weder bestätigt noch verneint werden.

Warum es weder Bestätigung noch Dementi gibt liegt an dem Umstand, dass die nationalen Behörden ziemlich ärgerlich auf die Behauptung reagieren, das Boot sei nicht direkt aus Afrika gekommen, sondern von einem größeren Schiff abgesetzt worden und zwar direkt vor unserer Haustür. Das würde nämlich bedeuten, dass man den staatlichen Sicherheitskräften den Vorwurf machen könnte, sie hätten unsere Küsten nicht "im Griff" und würden nicht mitbekommen, was da draußen auf dem Meer vor sich geht. - Noch dazu würde das ja den ganzen Aufwand lächerlich aussehen lassen, welche die europäische Grenzpolizei "Frontex" vor der afrikanischen Küste mit Flugzeugen, Hubschraubern und Schiffen betreibt. - Die müssten dann ja nicht nur nach den kleinen Booten Ausschau halten, sondern praktisch jedes Schiff kontrollieren, welches einen der Häfen der westafrikanischen Länder verlässt, was dann einfach unmöglich ist. - Man widerspricht so der Theorie öffentlich, das Boot sei mit einem Schiff vor unsere Küste gekommen, sondern behauptet es sei den ganzen Weg alleine gefahren mit all den 161 Menschen an Bord. - Jeder der das "Cayuco" gesehen hat und den guten Gesundheitszustand der Flüchtlinge, ist aber anderer Meinung und es gibt sogar das Zugeständnis einiger Flüchtlinge die aussagen, man wäre die meiste Zeit auf einem größeren Schiff gefahren. - Sei es wie es sei, für die "Boatpeople" ist das Abenteuer La Palma beendet und nun beginnt der traurige Flüchtlingsalltag in den Auffanglagern. - Kann man dann nach 50 Tagen die Herkunft der Menschen nicht beweisen um sie abschieben zu können, dann müssen sie nach dem Gesetz freigelassen werden. - Die meisten wenden sich dann an vorher genannte Kontaktleute welche ihnen Arbeit vermitteln, meist auf dem Bau oder in der Landwirtschaft oder Gastronomie, wo sie dann als komplett rechtlose Arbeiter Frondienste verrichten können. - Früher nannte man so etwas Sklaverei, nur dass dies freiwillig geschieht und daher bekommt dieser Zustand einen noch bittereren Beigeschmack in unserer ach so geordneten und zivilisierten ersten Welt. - Das funktioniert nur, weil es auch hier skrupellose Arbeitgeber gibt, die sich einen Mist darum scheren, wer die Arbeit denn verrichtet, Hauptsache billig. Eine Teilschuld geht auch an ignorante Verbraucher in der ersten Welt denen man vorgaukeln kann, man müsse alle Artikel und Dienstleistungen immer nur nach einem Parameter prüfen, dem Preis. - Manche Dinge und auch Dienstleistungen, ich denke da an All inklusive Angebote, sind aber nur zu solchen Preisen zu verwirklichen, wenn irgendjemand ganz billig arbeitet.



Freitag 19.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa

Ziegenhirten ohne Weidefläche

Glaubt man den Ziegenhirten unserer Insel, dann müssen wir unseren Käse bald aus Fuerteventura importieren. - Gut, ganz so schlimm wird es nicht kommen, aber man beklagt sich seitens der Halter mit Ziegenherden die auf Wanderschaft gehen, dass immer weniger Platz zur Verfügung steht, wo man denn seine Tiere erlaubt zum Weiden schicken kann. - Hört sich komisch an, wo es doch auf La Palma viel weniger Ziegen gibt als noch vor vielleicht 50 Jahren und heute sicher nicht mal mehr die Hälfte unseres Bestandes an Ziegen überhaupt auf "Trebe" geschickt wird. - Der größere Anteil der auf La Palma gehaltenen Zigen bleibt seit längerem bereits im Stall oder eben "Zuhause" und die Landwirte bringen ihnen das Futter, anstatt mit den Ziegen durch die Landschaft zu ziehen. - Das könnte sich allerdings wieder ändern, nachdem die Preise für Futtermittel stark angestiegen sind und sich so mancher Landwirt überlegt, ob es sich nicht doch wieder lohnen würde mit den Ziegen auf Wanderschaft zu gehen. - Die Vorteile der Haltung im Stall oder auf der eigenen Weide sind klar, man hat die Ziegen nah bei sich, muss nicht permanent bei den Tieren sein und kann auf die hauseigenen Installationen setzen um zu Melken. - Der Nachteil präsentiert sich auch ganz einfach, man muss den Tieren das Futter bringen, während sich die weidenden Tiere um die Nahrung selbst kümmern.

Wie kann es denn nun sein, dass plötzlich nicht mehr genug Weidefläche auf La Palma vorhanden sein soll. - Das ist sicher nicht so, aber in vielen Regionen der Insel gibt es kaum noch zusammenhängendes öffentliches Weideland, welches in bequemer Nähe zu Haus und Hof des Ziegenhirten liegt. - Einmal sind immer mehr Flächen als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden und immer mehr Privatleute siedeln in Zonen, in denen vormals scheinbar unbegrenztes Weideland den Ziegenhirten Platz bot, ihre Tiere weiden zu lassen. Unser Rat für Landwirtschaft in der Inselregierung, César Martín will sich nun dem Problem annehmen und verspricht den Ziegenhirten wieder mehr Platz zum Weiden zu verschaffen. - Wie das gehen soll nennt er auch, er möchte die Gemeinden auffordern ungenutzte Flächen zu nennen, auf denen Ziegen weiden könnten und auch Privatleute ansprechen, die in den höheren Zonen der Insel große Grundstücke besitzen. Diese sollten ihr Land auch für die Ziegen öffnen und man müsste sich dabei eben überlegen, wie man den Besitzern dafür eine Art Entschädigung, oder einen Mietzins dafür gibt. - Probleme für die Schäfer der Insel, die man so nie geglaubt hätte und manch ein Kenner der Materie sieht das auch nicht so dramatisch sondern vermutet eher Bequemlichkeit der Ziegenhirten könnte das Problem mit verschärft haben. Es gäbe reichlich Flächen wo die Ziegen ungestört und ohne jemanden zu belasten weiden könnten, aber diese Flecken sind halt weitab und nur mühsam zu erreichen und der heutige Schäfer ist halt auch nicht mehr das, was er früher wohl mal war. - Gut, dass wir nicht entscheiden müssen welche Version zutreffend ist. - Wir haben ja die wunderbare Gnade, einfach ein paar Euro auf den Tresen legen zu können und dafür den fertigen Käse zu bekommen.





Donnerstag 18.10.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,2 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad

Jetzt spinnen sie alle

Gut, alle ist immer hoch gegriffen… Es geht ums Wetter, vielleicht besser um die Wettervorhersage und die Abneigung unserer Provinzregierung gegen alles, was irgendwie mit der Zentralregierung zu tun hat. - Dabei trifft diese Abneigung nicht nur rein politische Angelegenheiten, auch Institutionen und Organisationen welche mit "Instituto Nacional.." beginnen. - Paulino Rivero, Chef der nach den Kommunalwahlen zusammen gebastelten Koalition der Verlierer aus Partido Popular und Coalición Canaria und damit Präsident der kanarischen Provinzregierung, hat nun die Wetterfrösche vom Instituto Nacional de Meteorología vor der Presse ziemlich lächerlich gemacht. - Es geht um den Wetteralarm von 11.10. dieses Jahres, als man schwere Niederschläge für die Provinz Tenerife vorausgesagt hatte. - Es regnete tatsächlich am 11. und 12. Oktober, aber eben lokal sehr unterschiedlich, wie das immer bei uns der Fall ist.- Paulino Rivero machte sich nun fast lustig darüber, wie man einen Alarm herausgeben könne, wenn es doch nur "ein paar Tropfen" regnet. - Damit haut er in eine seit Monaten offene Kerbe, das nationale Wetteramt ist immer wieder ins Gerede gekommen, seit dem man ein Unwetter auf den Balearen nicht vorausgesehen hat. - Dann erinnerte unser Regierungspräsident auch wieder an den Hurrikan "Delta", welcher in der Tat von unseren nationalen Meteorologen fast einen Tag zu spät prognostiziert wurde, wo doch das "Global Forecast System" diesen Sturm fast auf die Stunde richtig vorhergesehen hatte.

Man ist also angestochen bei den Wetterfröschen ob solch polemischer Kritik, versteht doch eigentlich nur der was von den Problemen der Wettervorhersage, der diese auch treffen muss. - Es ist in der Tat enorm schwierig, hier bei uns auf den Kanaren Regenmengen und Windgeschwindigkeiten treffend zu prognostizieren, weil man immer den unwägbaren Faktor unserer Orographie mit einkalkulieren sollte. Da alle Wetter uns ungebremst und tief vom Atlantik her erwischen, spielt nicht alleine das Wetter an sich die Hauptrolle, sondern unsere abrupt aufsteigenden Berge ändern locker Windrichtung und Geschwindigkeiten im "Bergumdrehen". In Bodennähe bilden sich dann unberechenbare Windkanäle, welche bereits durch die geringsten Änderungen der Windrichtung völlig andere Gebiete betreffen, als noch vor wenigen Minuten. - Darüber hinaus haben wir hier auf den Kanaren kein Niederschlagsradar, welches eigentlich ein unabdingbares Werkzeug ist, wenn man Regenmengen auch lokal voraussagen will. - Das nur zur Ehrenrettung unserer Meteorologen, die mir komischerweise näher stehen als unsere Patchwork-Regierung. - Nun aber dreht man auch auf Seiten der Meteorologen ein bisschen durch und behauptet, wohl um sich zu rehabilitieren, auf La Palma hätte es so stark geregnet, dass ein neuer Niederschlagsrekord innerhalb von 24 Stunden gefallen sei, nämlich 75 Liter pro Quadratmeter. - Bei allem gebührenden Respekt und meiner Hochachtung vor den Meteorologen, ich war dabei und weder hat es zwischen dem 11. und 12. Oktober auf La Palma 75 Liter pro Quadratmeter geregnet, noch wäre das ein Rekord bei uns innerhalb von 24 Stunden. - Gut, wer austeilt der muss auch einstecken können, aber die Jungs von Wetteramt sollten sich nicht auf solche Spielchen einlassen, sondern vielleicht ihre Regenmesser hier auf La Palma noch mal ein bisschen neu justieren. - Die haben ihre Job schon richtig gemacht, was man von unserer Provinzregierung noch nicht behaupten kann.



Donnerstag 18.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1017 hPa

Angst vor der eigenen Courage

20,- Euro Eintritt um die Quellen von Marcos und Corderos zu besuchen, das ist ein Hammer. - Das Rathaus von Los Sauces hat das beschlossen und eigentlich war man gewillt, damit ab Oktober zu beginnen. - Dem ist aber nicht so, man scheint nach den massiven Protesten von allen Seiten erneut in eine Reflektionsphase eingetreten zu sein, bislang wird noch nichts kassiert. Nun gibt es eine erneute Pressemeldung, in der nicht wirklich etwas Endgültiges steht, sondern man will noch mal erklären, was man damit eigentlich vorhat. - Es geht ja nicht nur um die direkte Quellenwanderung, sondern auch andere Punkte im "Plan de Gestión y Optimización de Uso para el Canal y Los Tiles". - Weitere Wanderwege sollen dann auch Eintritt kosten, aber nicht gleich fette 20,- Euro, da staffelt es sich von 2,- bis 17 Euro, je nachdem welche Attraktion man im Lorbeerwald von Los Tilos besuchen will. - Grundsätzlich dient dieses Geld dazu den Erhalt der einmaligen Landschaft zu sichern und weitere Informationsmöglichkeiten für den interessierten Besucher zu schaffen. Außerdem seien die teuren Wanderungen geführt, es liefe also ein Begleiter mit, der einem erklärt, warum man denn eigentlich dort ist. Noch dazu erhält man ein Regencape, Taschenlampe und eine Versicherung, wenn man auf die Nase oder das Knie fällt, wird man dann kostenlos ins Krankenhaus gebracht.

Geführte Wanderungen konnte man dorthin auch schon buchen, das ist also nichts Neues, die Frage dabei bleibt, ist es dann ein Muss sich führen zu lassen oder kann man auch weiterhin auf eigene Faust, Fuß und Gefahr die atemberaubend schöne Landschaft dort erkunden. - Darüber will man sich nicht so richtig auslassen, es gibt dazu keine bindende Aussage und auch nicht, ab wann man denn nun gedenkt, für das Betrachten von Allgemeingut Geld zu verlangen. - Etwas pampig im Text der Presseerklärung geht es weiter, da piekst man die Presse, welche dem Ort und den Gewerbetreibenden der Zone Schaden zugefügt hätten, weil man darüber berichtet hat, dass es zukünftig Eintritt kosten soll. - Nur, bei allem gebührenden Respekt, die Presse hat sich das nicht ausgedacht, dass eines der größten Naturspektakel unserer Insel Eintritt kosten soll, sondern das Rathaus von San Andrés y Sauces. - Wie das nun ausgehen wird, das wird sich die nächsten Wochen, vielleicht Monate zeigen. - Noch kostet der Quellenbesuch also nichts, man traut sich einfach noch nicht diese Maßnahmen wirklich durchzusetzen. - Selbst die Tourenveranstalter hatten ja angekündigt, zukünftig dann Marcos und Corderos aus dem Programm zu streichen, 20,- Euro ist einfach wirklich happig. - Vielleicht besinnt man sich ja auf einen kleineren Betrag, den jeder Wanderer auch nachvollziehen kann und damit auch seinen Teil zum Erhalt der Lorbeerwälder von Los Tilos beiträgt. - 2 bis 3 Euro, das wäre doch machbar und erklärbar und wer wirklich eine geführte Tour zu den Quellen haben will, der sollte diese buchen können, wer aber die Welt selbstständig entdecken will, der sollte das gerade auf dieser Insel noch tun können. - Das ist schließlich für viele Menschen einer der Gründe, warum man uns besucht, weil man bislang eben vor der Ordnungs- und Kassierwut anderer touristischer Ziele verschont geblieben war.



Mittwoch 17.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 52 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,6 Grad - niedrigste Temperatur 16,5 Grad

Sturmlauf gegen die Wartelisten

Jeder weiß, etwas hängt schief in unserem Gesundheitssystem auf La Palma. - Damit ist nicht die Notfallmedizin gemeint, die funktioniert hervorragend und auch nicht die alltägliche Präsenz der Ärzte in den Gesundheitszentren der einzelnen Gemeinden. Wenn ich aber mal kein Notfall bin und mir mein Hausarzt nicht weiterhelfen kann, weil ich einen Spezialisten brauche, dann beginnt man das Wort Patient im wahrsten Sinne des Wortes zu erfahren. (Das Wort stammt aus dem Lateinischen und heißt eigentlich der Leidende, aber auch der Duldende und im spanischen heißt die Geduld auch paciencia) - Warteliste heißt es dann und wer Pech hat, der kommt vielleicht in einem halben Jahr in den Genuss einen Termin bei einem Spezialisten zu bekommen, manchmal dauert es auch bis zu einem Jahr. - Insgesamt stehen etwas mehr als 3.000 Patienten auf der Warteliste um einen Spezialistenbesuch terminiert zu bekommen. - Das ist so viel wie noch nie und dabei versprach uns jede Insel- und Provinzregierung, die wir Patienten gewählt haben, genau an dieser ewig langen Warteliste zu arbeiten. - Leider bewegt sich das genau ins Gegenteil und anstatt weniger lang warten zu müssen, wird diese Liste immer länger. - An was es liegt, das ist ganz einfach, wir werden nicht immer kränker, sondern es fehlt an allen Ecken und Enden an Personal, besonders an Fachärzten.

Das ist aber nichts Neues und dennoch scheinen wir es nicht zu schaffen, mehr Ärzte zu uns auf die Insel zu locken. - So zumindest verkauft uns das der "Servicio Canario de Salud", welcher komplett der Provinzregierung untersteht und somit der Schwarze Peter mal nicht nach Madrid weiter geschoben werden kann. - Aber auch da muss man klipp und klar sagen, es gibt genügend Ärzte, die man gewinnen könnte auf La Palma zu arbeiten, man muss ihnen nur einfach genug bezahlen, dann kommen die schon. - Klinikärzte verdienen hier sehr wenig Geld, fast alle bessern das mit privaten Sprechstunden an den Nachmittagen auf und so glaubt der "Servicio Canario de Salud" auch nichts an den Gehältern für die Ärzte ändern zu müssen. - Allerdings sind wir hier auf La Palma ein derart begrenztes Gebiet, dass es sich für viele Ärzte gar nicht lohnt, noch nebenher eine Praxis zu betreiben. - Das weiß auch wiederum jeder und dennoch will man keine "Buschzulage" für Ärzte rausrücken die nach La Palma kommen sollen, so wie das öfter schon von diversen Organisationen gefordert wurde. Nun greift unser neuer Gesundheitsrat der Inselregierung zu einem neuen Konzept, er möchte Teile dieser Warteliste abarbeiten in dem man die Aufträge an private Ärzte und Pfleger vergibt. - Zunächst soll das mit den 800 Patienten geschehen die Reha-Maßnahmen warten, dazu soll es öffentliche Ausschreibungen geben und geprüfte und zugelasse Pfleger und Therapeuten können sich da bewerben. - Scheint zunächst sinnvoll, dem Patienten kann es eigentlich egal sein, vielleicht bekommt er sogar eine Reha-Stelle die näher bei ihm ist als das Inselkrankenhaus. - Allerdings kommen jetzt die Gewerkschaften aus dem Mustopf und befürchten eine langsame Unterwanderung des öffentlichen Gesundheitssystems. Da aber nicht nur Lokführergewerkschaften zur Maßlosigkeit neigen, liegt wohl eine gesunde Möglichkeit immer ein bisschen in der Mitte. - Wir brauchen endlich die Buschzulage für Spezialisten und gleichzeitig kann es gut machbar sein, die Wartelisten der Patienten durch den Einsatz von privaten Ärzten und Pflegern zu kürzen. - Allerdings sind wir Patienten auch weiterhin sehr geduldig und kommen nun nach der dritten Legislaturperiode und dem dritten gebrochenen Wahlversprechen mit den Wartelisten Schluss zu machen noch immer noch nicht darauf, es vielleicht mal andere probieren zu lassen. - Irgendwie ist alles ein bisschen politisch und damit gleich wieder mit tausend und zwei Fragezeichen behaftet. - Dazu darf ich Ihnen noch einen gezeichneten Witz präsentieren. - In der Caldera wurde letzte Woche ein mumifizierter menschlicher Arm gefunden, von wem der stammt, weiß man noch nicht. - Allerdings meint der Karikaturist, der stamme sicher von einem Patienten der Warteliste auf La Palma… Die Karikatur stammt von "Almagrote" aus "La-Opinión".





Mittwoch 17.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1017 hPa

Willkommen auf La Palma

Das ist so ziemlich das Einzige, was die gestern angekommenen Flüchtlinge noch nicht gehört haben. - Wirklich Neues gibt es nicht zu berichten. - Die Flüchtlinge haben die Nacht in der Sporthalle Tazacortes verbracht, nachdem aus der Kaserne auf der Ostseite Matratzen und Decken angeliefert wurden. Die Sporthalle ist groß genug und hat auch ausreichend hygienische Einrichtungen, so dass man darauf verzichtet hat, ein anderes Quartier zu suchen. Möglich ist sogar, dass die Menschen noch eine weitere Nacht auf La Palma verbringen werden. Die Befragungen und die erkennungsdienstlichen Maßnahmen sind noch nicht abgeschlossen. Sobald das erfolgt ist, sollen die 161 Flüchtligen nach Fuerteventura gebracht werden und auch dafür muss man erst die Flugzeuge organisieren. Das wird dann spätestens morgen der Fall sein, bis dahin sind die Leute aus Gambia, Guinea Conakry, Nigeria und Sierra Leone unsere Gäste, so zumindest hat das der Bürgermeister von Tazacorte ausgedrückt und trifft damit schon gut den Nerv der Palmeros. - Es ist natürlich Tagesgespräch und manch einer überlegt, wie man denn helfen könnte und ob man denn die Leute nicht einfach hier lassen könnte, für die "paar Schwarzen" finden wir schon Unterkunft und eine Arbeit. - Das ist natürlich nicht möglich und sicher kommt die freundliche Aufnahme hier auch aus der Tatsache, dass La Palma ganz selten das Ziel eines Flüchtlingsbootes ist und so unser Mitgefühl durch tägliche Routine noch nicht abgestumpft ist. - Auch erinnert mancher, sogar Leute, von denen man es eigentlich gar nicht erwartet, an Auswanderergeschichten, die ähnlich klingen und auch von abenteuerlichen Bootsfahrten erzählen um aus der Misere zu flüchten. - Damals waren es aber Palmeros, die vor dem Hunger nach Amerika flohen.

Immer weiter verdichtet sich der Verdacht, dass das Boot nicht aus eigener Kraft den Weg aus Guinea oder dem Senegal gemacht hat. - Ein Übersetzer, ein Nigerianer der hier seit langem wohnt berichtet, ein Mann aus dem Boot hätte ihm das bestätigt, dass man fast 10 Tage auf einem großen Schiff verbracht hätte und erst die letzte Nacht in das kleine Boot verfrachtet worden war. - Kleines Ausrufezeichen am Rande, er erwähnte auch, dass es auch dem Schiff immer Suppe mit Schweinefleisch gegeben hätte, wobei daraus die hiesige Presse fromm schließt, dass es sich bei den Flüchtlingen um Christen handeln muss. - Ob das wichtig ist oder nicht, das kann man ruhig dahingestellt lassen, vielleicht dient es etwas bei der Suche, woher denn nun die Flüchtligen gekommen sind. - Kann man das nicht eindeutig feststellen, dann wird es keine Chance geben die Menschen zurück in ihre Heimatländer zu schicken. - Um da noch weitere Aussagen treffen zu können, wurden gestern noch Taucher eingesetzt, die dort, wo der Fischer das Flüchtlingsboot entdeckt hat, nach möglichen Navigationsgeräten am Meeresboden suchen sollen. Es sei übliche Praxis, dass die Schleuser ihre GPS-Geräte sofort ins Meer werfen, sobald die Boote entdeckt werden, man könnte sonst anhand der gespeicherten Daten feststellen, wo die Reise begonnen hat. - Es darf allerdings bezweifelt werden, dass man fündig wird. - Noch zu bemerken sei, dass offiziell die Version nicht bestätigt ist, dass die Flüchtlinge auf einem größeren Schiff bis vor die Küste La Palmas gebracht wurden. Das gilt bislang nur als Theorie, vielleicht will man sich einfach nicht wirklich eingestehen, dass die Schlepper ihre Methoden erneut der Situation angepasst haben und es neue "Sklavenschiffe" gibt, die aus Afrika nach Europa unterwegs sind.



Dienstag 16.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 24,7 Grad - niedrigste Temperatur 17,2 Grad

Rätselraten um die Flüchtlinge

Es ist halt nicht leicht festzustellen woher die Leute wirklich sind, wenn sie es nicht sagen wollen und von den Schleppern dazu angehalten werden, falsche Aussagen zu machen. - Seit neun Tagen sollen die Flüchtlinge auf hoher See sein und geben an, in Guinea Conakry gestartet zu sein. - Das erscheint sehr unglaubwürdig, keiner der Flüchtlinge sah aus, als hätte er eine neuntägige Seereise hinter sich, in einem offenen Boot und zusammengepfercht auf schaukelndem und engstem Raum. - Was interessant ist, die Pflichtanwältin, die im Jahr 2005 bereits die 48 Flüchtlinge betreut hatte, die an einem Strand in Mazo gelandet waren, glaubt drei der Insassen den Bootes wieder erkannt zu haben. - Einer davon soll der Schiffslenker im Jahr 2005 gewesen sein, und auch heute vermutet man, dass der junge Mann wieder am Steuer saß. Er und zwei weitere, von denen man auch vermutet, dass sie mit der Schleuseraktion zu tun zu haben, sind nun im Gewahrsam der Guardia Civil. - Sollte man ihnen nachweisen können, dass sie das Boot gelenkt haben, oder an der Organisation der Reise beteiligt gewesen sind, dann erwartet sie eine Anklage wegen Menschenhandels. - Nun wundert man sich natürlich, wie man denn nach anderthalb Jahren die Gesichter wieder erkennt, aber die Anwältin besteht darauf und man wird das auch klären können, es liegen ja Photos und Fingerabdrücke auch von der Anlandung in 2005 vor.

Wo die Flüchtlinge die Nacht verbringen, das war bis jetzt noch nicht klar. Man weiß aber so viel, dass die Befragung, photographische Registrierung und das Abnehmen der Fingerabdrücke viel länger dauert als erhofft. - Da darf man nicht meckern, wir sind hier nicht erprobt in der Aufnahme von so vielen Flüchtlingen, so ist auch extra Personal der Policía Nacional aus Tenerife eingeflogen worden, um den hiesigen Kräften zu helfen. - Niemand mehr glaubt, dass die Leute wirklich direkt mit dem Boot aus Guinea oder dem Senegal gekommen sind, das macht einfach keinen Sinn. Allein geographisch liegen mindestens zwei Inseln noch vor uns, La Palma ist am weitesten entfernt und wer wirklich bereits neun Tage auf See ist, der nimmt den nächsten Hafen der sich bietet. - Man glaubt nun fest daran, dass irgendein Schiff die Flüchtlinge mitsamt ihrem Boot westlich von uns abgesetzt hat und man nur noch das letzte Stück aus eigener Kraft gefahren ist. - Noch ein kleiner Zusatz, der zum Denken anstößt. - In der Presse liest man inzwischen, das Flüchtlingsboot sei von einem Boot der Seerettung und der Polizei vor dem Hafen von Tazacorte aufgebracht worden. - Dem widerspricht ein Fischer ziemlich heftig der behauptet, er habe das Boot entdeckt und zwar um 04:30 Uhr, als er aus dem Hafen fahren wollte. Er sei fast mit dem Cayuco zusammengestoßen und er habe die Polizei und die Rettungskräfte alarmiert, sonst sei noch niemand im Hafen gewesen. - Da diese Version heute Morgen auch die erste Aussage war und der Fischer das auch noch ganz früh im Radio verkündete, dann könnte man das auch glauben. Wäre also der Fischer nicht so früh unterwegs gewesen, dann hätten die Flüchtlinge auch unbemerkt in Puerto de Tazacorte anlegen können. - Das wird sicher noch für Diskussionsstoff sorgen. - Allerdings kann der Hafen von Tazacorte nun endlich einen neuen Passagierrekord aufweisen, noch nie vorher sind dort 161 Reisende von Bord eines Schiffes gegangen…



Dienstag 16.10.07 - 12:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1018 hPa

Das Flüchtlingsboot

Inzwischen hat man die 161 Menschen des Flüchtlingsbootes nach Tazacorte gebracht, in die neue Sporthalle, dort ist reichlich Platz für die nun kommenden bürokratischen Abläufe. - Bis auf einen einzigen Fall, ein junger Mann musste mit Atembeschwerden vorsorglich ins Krankenhaus gefahren werden, sind alle Immigranten wohlauf. - Das große Aufgebot an Krankenwagen war also nicht notwendig, warum, darauf kommen wir später noch mal zu sprechen. - Nach der ersten Versorgung, Wasser, Obst und Brote, wurden einige von Ihnen neu eingekleidet und bekamen vom Roten Kreuz auch noch Handtücher und eine Decke, für den weiteren Ablauf. - In der Sporthalle geht nun die Policía Nacional an die Feststellung der Personalien, was meist nicht möglich ist, weil niemand einen Ausweis bei sich führt und auch von den Schleppern die Anweisung hat, keine Aussagen vor der Polizei zu machen. - Es werden Fingerabdrücke genommen und jeder erhält eine "NIE-Nummer", (Numero de Identificacíon de Extranjeros). Auf diesem Papier steht dann auch der Name des Flüchtlings, von dem man aber nicht weiß, ob dieser überhaupt der richtige Name ist, aber irgendwie muss man die Leute ja identifizieren können. - Danach werden die Flüchtlinge in ein Aufnahmezentrum gebracht, diese gibt es auf Tenerife, Gran Canaria und Fuerteventura, aber hier bei uns auf La Palma nicht. - Wann die Flüchtlinge von der Insel gebracht werden, das weiß man noch nicht, das hängt von dem zeitlichen Ablauf ab und wie schnell der Vorgang der Befragungen vor sich geht. Es ist eigentlich nicht damit zu rechnen, dass die Flüchtlinge heute noch die Insel verlassen werden. Damit stellt sich dann die Frage nach der kommenden Übernachtung. - Weiter in einem Auffanglager auf den anderen Inseln wird dann innerhalb von 50 Tagen die Abschiebung in das Heimatland angeordnet. Kann man aber das Heimatland nicht zuordnen und auch nicht, woher die Flüchtlinge tatsächlich gekommen sind, dann müssen die Menschen auf freien Fuß gesetzt werden. Die meisten davon auf dem spanischen Festland, die Verteilung aller Flüchtlinge auf die einzelnen spanischen Provinzen geschieht nach einem gängigen Schlüssel. - Darauf warten dann die Kontaktleute der Schlepper und vermitteln die Flüchtlinge weiter an Arbeitgeber, welche die Menschen dann zu Fronlöhnen in der Landwirtschaft oder Gastronomie einsetzen.

Nun kommen die Ungereimtheiten ins Spiel, welche in diesem Fall zu offensichtlich sind, um diese übersehen zu können. - Die Flüchtlinge behaupten, aus dem Senegal gekommen zu sein, was eine Seereise mit kleinen Booten von mehreren Tagen bedeuten würde. Allerdings glaubt niemand, dass dieses Cayuco in der Lage gewesen wäre, zusätzlich zu den 161 Menschen an Bord noch Verpflegung, Wasser und Treibstoff für die etwa 2.000 Kilometer Seereise mitnehmen zu können. Darüber hinaus verfügt das Cayuco nur über einen ziemlich kleinen Motor, mit dem sich niemand wirklich auf eine solche Reise machen würden. Weiterer Faktor, warum man heftig an der Version zweifelt, dass dieses Schiff aus dem Senegal kommt, die Flüchtlinge waren, eben bis auf eine Ausnahme, alle in bester Verfassung und hatten keineswegs das Aussehen, wie man es nach tagelanger Hochseereise in absoluter Enge und in einem offenen Boot vermuten würden. Man hat dazu Vergleichsmöglichkeiten, Boote, welche tatsächlich den Weg aus dem Senegal aus eigener Kraft geschafft haben, tragen immer Menschen mit sich, welche dem Verdursten nahe sind und oft genug bereits Tote Flüchtlinge an Bord haben. - Die Vermutung liegt nun nahe, dass diese Flüchtlinge auf einem anderen, größeren Schiff in die Nähe La Palma gebracht wurden, dort auf das Cayuco verfrachtet, um dann schnell, einfach und sicher nach La Palma zugelangen. - Das ändert natürlich nichts daran, dass es Flüchtlinge sind und wohl aus dem Senegal, aber es deutet darauf hin, dass die Schlepper wieder andere Methoden anwenden, um weiter ihr Geschäft mit den Flüchtlingen betreiben zu können. - Es gibt also, wahrscheinlich westlich der Kanaren ein größeres Schiff, wohl ein Handelsschiff oder ein großer Hochseetrawler, welches die Flüchtlinge an den "Frontex-Schiffen" der EU vorbeigeschleust hat und nun auf der Höhe der Kanaren die Menschen auf den Cayucos entlässt, um nicht entdeckt zu werden. - Das muss nicht dringend ein Schiff aus dem Senegal selbst sein, man vermutet immer wieder, dass sich Besatzungen von größeren Schiffen in Westafrika dazu überreden lassen, Flüchtlinge an Bord zu nehmen und diese dann in der Nähe der Kanaren auf ein mitgebrachtes Boot aussetzen. - Nimmt man mal die durchschnittlichen 3.000 Euro welche das Schleusen auf die Kanaren im Moment wohl kostet, dann sind das für die 160 Flüchtlinge, 480.000 Euro. Da ist reichlich Schmiergeld übrig die Besatzung eines Hochseetrawlers zu überreden, eben mal zusätzliche "Fracht" zu laden und so das Gehalt etwas aufzubessern. - Für die Flüchtlinge selbst ist solch eine Überfahrt natürlich viel besser und auch gar nicht mehr so gefährlich, also sollte man sich aus humanitären Gründen eigentlich wünschen, dass die Schlepper nun diese Methode vorziehen, das könnte die Todesrate auf dem blutigen Weg von der westafrikanischen Küste zu uns deutlich senken. - Im Laufe des Tages werden wir sicher noch erfahren, wohin die Flüchtlinge gebracht werden. - Natürlich Tagesgespräch hier, was denn sonst.


Cayuco landet auf La Palma, 16.10.2007


Cayuco landet auf La Palma, 16.10.2007


Cayuco landet auf La Palma, 16.10.2007




Dienstag 16.10.07 - 08:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1015 hPa

Sondermeldung!

Vor etwa zwei Stunden ist ein "Cayuco" (langes westafrikanisches Fischerboot) in Puerto de Tazacorte mit 161 Flüchtlingen gelandet. - Es kommt wahrscheinlich aus dem Senegal und man wird nun daran arbeiten, die Flüchtlinge so schnell wie möglich nach Tenerife zu bekommen, weil wir selbst hier keine Auffanglager für Flüchtligen haben. - Es ist das erste Mal seit gut einem Jahr, dass ein Flüchtlingsboot auf La Palma landet. Wir liegen eigentlich abseits der Routen für die Flüchtlingsboote. - Alle Rettungskräfte und Polizei sind nach Tazacorte beodert worden, um die 161 Flüchtlinge so schnell wie möglich zu betreuen.



Montag 15.10.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 25,2 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad

Ringelpiez mit Kinderkrippe

"Exposaldo" ist das neue Zauberwort für die lokalen Einzelhändler und bedeutet eigentlich nichts anderes als einen Ausverkauf, dem eine virtuelle Ausstellung mit anhängig ist. - Ausgestellt werden natürlich nur die Waren der Händler, aber irgendwie muss man das Wort "Expo" ja bedienen. - Immer mehr dieser Resterampen werden nun veranstaltet, sei es lokal in den einzelnen Orten, oder wie gerade wieder geschehen, inselweit. - Diese Verkaufsausstellungen scheinen der Renner zu sein, alleine in drei Tagen "Exposaldo" in Santa Cruz kamen 35.000 Menschen auf der Suche nach Schnäppchen. Allerdings hatte man sich in der Hauptstadt auch alle Mühe gegeben es den Interessierten angenehm zu machen, es gab ein üppiges Rahmenprogramm mit Cafetería und Live-Musik und was ganz wichtig erscheint, ein Mini-Club, in dem man die Bälger abgeben konnte um dann ungestört von Eis- und Kartoffelchipwünschen bummeln zu gehen. - Die Aufbewahrungsstätte für Männer war ja auch gegeben, in der Cafetería konnte man müde oder vom Einkaufsstress geplagte Mannsbilder abgeben.

Wer nun vermutet, dort in der "Exposaldo" gäbe es Weltneuheiten oder Geschenke wie auf der Grünen Woche vor 35 Jahren, der hat sich etwas verrechnet. - Dieser Ausverkauf soll den Einzelhändlern genau das bieten was der Name sagt, ihre überschüssige und Saisonware loswerden zu können um wieder so "flüssig" zu werden, dass man neue Waren ordern kann. Natürlich bieten da manche Händler Schnäppchen an, oder 3 Socken für den Preis von 2 (zwei linke und ein rechter), aber es handelt sich bei der Ware um das ganz normale Angebot, welches es auch sonst in den Läden gibt, die sich dort anboten. 59 Einzelhändler aus ganz La Palma zogen dort in das 1.800 Quadratmeter große Zelt, und das ist wohl auch eine der Erfolgsideen, nie konnte man sonst so viele Anbieter auf einmal besuchen, für die Käufer war das wie ein Riesenkaufhaus, welche man sonst nur aus Tenerife oder vom Festland kennt. - Darf man den Pressemeldungen glauben, dann waren die Anbieter genau so zufrieden wie die Besucher. Eine Händlerin aus El Paso bestätigte mir das und meinte nur noch: "Da konnte ich Ladenhüter loswerden, die bei mir schon seit Jahren im Laden hingen" - Es ist also doch was dran, dass solche Veranstaltungen den Kaufwillen steigern können und das ist ja auch der Sinn eines solchen Unternehmens. - Schon denkt man daran, dieses Muster nun zweimal im Jahr durchzuführen, allerdings mahnen da auch bereits wieder die ersten und fürchten einen Gewöhnungseffekt. - Bemerkenswert war auch noch eine Aussage, man hatte nur Einzelhändler aus La Palma zugelassen und niemanden von außen. - Auf den großen Inseln gibt es solche großen Verkaufsausstellungen schon seit langem und auch extra spezialisierte Firmen, die nichts anderes machen als auf solchen Resterampen tätig zu sein. - Da es aber darum ging, dem Einzelhandel La Palmas zu helfen, ließ man keinen dieser Händler mit ins Zelt. - Auch eine Art Protektion und warum bitte nicht?



Montag 15.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1015 hPa

Na, wo laufen sie denn?

Jeden Winter erneut stellt man sich die Frage, was wird aus den Tausendfüßern in dieser Saison. - Kommen sie nach dem ersten Regen und wie viele sind es denn dieses Jahr. - Die kleinen possierlichen Tiere sind übrigens keine palmerische Erfindung, vielleicht vor 20 Jahren hat irgendjemand diese Tiere eingeschleppt und seit dem ziehen sie über die Insel. - Früher, als alles anders war und nur manches besser, da gab es den Tausendfüßer erst nur im Norden La Palmas, inzwischen hat er seinen Siegeszug auf die gesamte Insel ausgebreitet, lediglich Flecken, an denen es so gar keine Erde gibt, bleiben von seinem Besuch verschont. Man sieht die Tiere nur nach Regen, was für die Westseite bedeutet, nur im Winter, den Rest der Zeit verstecken sich die Tierchen im Erdreich und scheinen eben, wie die Regenwürmer nur darauf zu warten, dass endlich die Feuchtigkeit sie auch an die Oberfläche lockt. - Wohl zur Nahrungsaufnahme kommen die Schnurfüßer aus der Erde gekrochen, was allerdings nicht immer schlüssig aufgeht, denn eigentlich machen diese Tiere nur eins, laufen. - Gut, mit an die 250 Beinchen ist so ein Tier halt auch für die Bewegung bestens ausgerüstet, aber wo die immer alle hinlaufen und was die da wollen, das hat mir noch keiner sagen können.

Da die menschliche Vorliebe für Tiere ab dem fünften Bein komischerweise aufhört, fühlen sich manche Zweibeiner vom kompakten Auftreten dieser Tiere gestört, obwohl es sich bei den Tausendfüßern um absolut harmlose Tiere handelt, die niemandem etwas zuleide tun. - Das Problem mag vielleicht daran liegen, dass die Tierchen auf ihrer Flucht vor der kommenden Sonne auch in die Häuser flüchten. Der hat zwar viele Beine so ein Tausendfüßer, aber ein solch kleines Hirn, dass ihm der Unterschied zwischen schützendem Erdreich und der Heimstatt der Zweibeiner einfach nicht beizubringen ist. - Der Besen ist das beste Verteidigungsinstrument gegen den Hausfriedensbruch auf 250 Beinen, die Tierchen machen einem das Fegen auch leicht, denn bei der geringsten Berührung ringeln sich die Tausendfüßer ein und lassen sich so bequem auf die Terrasse fegen. - Jedes Jahr aufs Neue ist es spannend, wie viele Diplopoden (so sagt der Wissenschaftler dazu) sich denn sehen lassen, denn auch das bleibt weiterhin ein Geheimnis. Wie bei den Maikäfern scheint es Jahre zu geben, in denen es wahre Massenauftritte gibt und in anderen Jahren sind es eher weniger Tiere, die sich beim ersten Regen blicken lassen. - Dieses Jahr scheint es nicht sonderlich viele zu geben, auf keinen Fall so viele wie im Winter 2003/2004, als man die Tiere zu tausenden von den Wänden fegen musste. - Seit dem waren die Tausendfüßer zwar nie mehr komplett verschwunden, aber auch nicht mehr in solcher extremen Menge aufgetreten. - Vielleicht hat es was mit dem Sommer zu tun und bei den 4 Tagen über die 40 Grad ist die Erde so weit ausgetrocknet, dass ein großer Teil der Population nicht überlebt hat, denn eines ist mir aufgefallen, die Exemplare welche unterwegs sind, das sind erwachsene Tiere mit einer Länge von 3 bis 4 Zentimetern, Jungtiere habe ich noch keine entdeckt.


Schreibtischtäter



Wer es wissenschaftlich haben will, der kann ein PDF-Dokument von Rainer Ehrnsberger aufrufen. Er spricht über eine Plage in Deutschland und meist über den Diplopoda Ommatoiulus sabulosus, wir haben haben hier den Ommatoiulus moreletii, seinen etwas kleineren Bruder, der auch Portugiesischer Tausendfüßer genannt wird. - Vielen Dank für den Tipp Herr Schuster!



Sonntag 14.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 25,9 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad

Autonome Träumereien

Seit Monaten bereits stänkert die große kanarische Tageszeitung "El Día" heftig gegen den immer noch anhaltenden Kolonialismus, den wir angeblich täglich aus Madrid erleben. - Pünktlich jeden Sonntag erscheint ein weiteres Pamphlet, welches von der Nation der Kanaren, vom Land Kanarische Inseln und der "puren Rasse der kanarischen Urbevölkerung" der Guanchen spricht. - Angesichts der kompletten Ausrottung der Ureinwohner und das alles was danach auf die Kanaren kam, eine ziemlich "Global-Mixture" ist, stellt sich eigentlich die Frage nach den "Ureinwohnern" gar nicht. Denn selbst die Guanchen stammen nicht ursprünglich von den Kanaren, sondern aus Nordafrika und wurden wohl als Sklaven oder als Vertriebene, entweder von den Phöniziern oder den Römern auf die Inseln gebracht. - Man weiß also eigentlich gar nicht so sehr von wem und von was man da spricht, klar ist jedoch, dass die heutige Bevölkerung zum größten Teil spanischen Ursprunges ist, mit portugiesischen und balearischen Einflüssen und seit Anfang letzten Jahrhunderts auch südamerikanischen. - Welche Rasse hier von Madrid angeblich kolonialisiert wird, das zeichnet sich beim besten Willen nicht ab, denn auch wenn es unschön klingt, die heutigen Bewohner sind eher die Söhne und Töchter der Bezwinger der Guanchen, als Nachkommen der Ureinwohner.

Um was es den Leitartikelschreibern der "El Día" geht, das kann man sich wohl zusammenreimen, sie fordern für die Kanaren eine noch größere Autonomie, als die es bisher bereits gibt. - Das Gezischel von "raza pura" dient aber nur dem Zweck eigene Wurzeln vorzutäuschen und zielt dabei auf den Nostalgiefaktor der Leser, manche mögen halt solche Sprüche. - Noch mehr Autonomie, das grenzt bei uns aber bereits an Souveränität, in allen Belangen, weil die spanischen Provinzen bereits einen Unabhängigkeitsfaktor von der Zentralregierung in Madrid haben, welchen es in anderen europäischen Ländern gar nicht gibt. - So nostalgisch und bunt es auch wäre, ein eigenes Land Kanarische Inseln, wir wären überhaupt nicht alleine lebensfähig. - Eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Katastrophe würde das ergeben, wir haben keine unabhängige Wirtschaft und auch keine Kultur, die nicht auf iberischen oder südamerikanischen Wurzeln basiert. - Völlige Unabhängigkeit, was würde das noch bedeuten? - Kein Geld mehr aus Madrid und der EU, keine staatlichen Sicherheitskräfte mehr. Kein Militär, um uns dann gegen die sicherlich drohenden Einverleibungsgelüste Marokkos zu verteidigen, kein Platz mehr nirgendwo, wohin wir die ganzen Flüchtlinge schicken können, die immer bei uns landen. - Das sind nur ein paar Beispiele, es gäbe fast unendlich mehr zu nennen, welche halt den Unabhängigkeitspropheten gar nicht schmecken, weil es einfach zu schön und bunt ist von der Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität zu sprechen. - Klar brauchen die Kanaren, als besondere Zone innerhalb des spanischen Staates besondere Handhabung, aber die haben wir bereits. Sonderhandelszone, Milliardenzuschüsse wegen der Ultraperipherie, Steuergeschenke in ebenfalls Milliardenhöhe aus der "RIC" - Reserva para Inversiones en Canarias und einen deutlich geringeren Verbrauchs- und Mehrwertsteuersatz als auf dem Festland.

Eigentlich braucht man überhaupt nicht über eine komplette Souveränität für die Kanaren sprechen, es ist ein ziemlich schlechter Scherz auf Kosten vieler Bürger, welche gerne markige Sprüche gegenüber der Zentralregierung in Madrid hören. - Interessant wird es nur deshalb, nicht weil "El Día" darüber schreibt, sondern weil es eine absolute Zerreißprobe für den Regierungspakt auf den Kanaren darstellt. Die Regionalpartei Coalición Canaria balzt mit diesen Ideen, besonders der illustre Bürgermeister von Santa Cruz de Tenerife, Miguel Zerolo, auf der anderen Seite steht aber deren Partner, die Partido Popular, die sich ganz staatsloyal gibt und sich eigentlich sogar gerne als Retter der spanischen Nation gibt, gegen die Freidenkerei des liberalen Regierungschef Zapatero. - Bislang ist das alles heiße Luft, nicht mal heißer Rauch. Dringt dieser tumbe Regionalismus aber weiter in die Politik vor, dann könnte es zu ernsten Reaktionen kommen, welche dem Ansehen der Kanarischen Inseln sogar schaden könnten. - Oder sollte man, als nicht gerade Freund der jetzigen Regierungskoalition der Kanaren vielleicht sogar hoffen, dass es da ordentlich Zoff gibt? - Lieber nicht, meist bringt das nichts für unsere Inseln, und um die geht es doch eigentlich.



Sonntag 14.10.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1013 hPa

14 Freunde sollt ihr sein

Das Spiel heißt nicht Fußball, so viel weiß ich auch noch vom Sport. - Es geht um das Spiel was La Palma heißt und diese Insel besteht aus 14 einzelnen Gemeinden, ein Luxus, den sich sonst kaum eine Region leistet. - Man muss das nur mal durchrechnen, wir sind hier auf der Insel an die 85.000 Einwohner und leisten uns 14 Gemeinden mit all dem Verwaltungskram und den Aufgaben, die eben Gemeindesache sind. - Das stößt immer mal wieder auf Kritik seitens einiger sehr vernünftiger und rechnerisch sehr begabter Menschen, aber geht man dann mal ins Detail, dann scheint eine Straffung der Verwaltung auf unserer Insel unmöglich. - Man könnte sich 4 - 5 Gemeinden vorstellen, klar nach den Himmelsrichtungen ausgesucht, Ost, West, Süd und Nord und vielleicht noch eine, welche den gesamten Innenbereich der Insel abdeckt, mit seinen Bergen und den unzähligen Naturschutzgebieten. - Vernunft hin und her, aber das würde ja bedeuten, dass man zum Beispiel Gemeinden wie Tazacorte, Los Llanos und El Paso zusammenfassen würde, genau so wie die beiden "Breñas", Mazo und Santa Cruz. - Wetten, dass Sie nicht einen Bürger dieser Gemeinden finden, der einem solchen Zusammenschluss uneingeschränkt zustimmen würde? - Nein, da darf man nicht mal im Traum daran denken und wenn man mal einen wirklich schlechten Abend erleben will, dann sollte man sich zu Carlos an den Tresen stellen und lauthals verkünden, dass El Paso doch eigentlich zu Los Llanos gehört. - Man sollte sich vorher die Fluchtwege genau merken und für den Rest des Aufenthaltes auf dieser Insel auch Möglichkeiten suchen, El Paso weitläufig zu umfahren.

Manchmal muten diese Lokalpossen eigentlich ganz lustig an, besonders wenn es um Gemeindegrenzen geht und dort die Möglichkeit des administrativen Missverständnisses jede Menge Polemik bereithält. - Unsere Grenzen verlaufen nämlich nicht immer logisch und sind in einigen Fällen auch nie dauerhaft niedergeschrieben worden, sondern immer noch Zankapfel der einzelnen Gemeinden. - Bestes Beispiel, der Ausgang des Barrancos de las Angustias zum Meer, also da, wo die Caldera de Taburiente sich nach Westen hin öffnet. - Dort stoßen drei Gemeinden aneinander, Tijarafe, Tazacorte und Los Llanos. - Bis heute ist nicht genau geklärt, wie denn nun wirklich die Grenzen dort verlaufen. - In Tijarafe ist man der Meinung, alles was nördlich des Flusslaufes des Barrancos liegt gehört zu ihrer Gemeinde, das würde auch den größten Teil der Siedlungen in Puerto de Tazacorte einschließen. Los Llanos hat eine andere Idee, der gesamte südliche Abhang des Time gehört noch zu ihrer Gemeinde und erst der Grat der Caldera begrenzt das eigene Gemeindegebiet. - Tazacorte sieht sich zu beiden Seiten den Barranco aufwärts bis hinter die Wallfahrtskirche "Las Angustias". - Es kam sogar schon so weit, dass von der Gemeinde Tijarafe aufgestellte Schilder, "Bienvenidos a Tijarafe" von der Gemeinde Los Llanos wieder abgebaut wurden, weil sie eben da aufgestellt waren, wo man noch eigenes Territorium vermutet. Nun gibt es den nächsten Streit, im Flächennutzungsplan von Los Llanos tauch die Siedlung Amagar genau so auf, wie in dem Tijarafes. - Amagar ist der kleine Flecken, auf dem man durchfährt wenn man die nördliche Wand des Time auf halber Höhe in Richtung Tijarafe fährt, die meisten erinnern sich an den enormen Geranienteppich welcher dort linker Hand wächst. - Nun muss man mal abwarten, ob das den entscheidenden Technikern der Raumordnungsbehörde in Tenerife auffällt, dass gleich zwei Gemeinden auf La Palma eine Siedlung "ordnen". - Ach übrigens, in El Paso hätten wir nichts dagegen, Los Llanos endlich einzugemeinden, der Zugang zum Meer fehlt uns doch schon gewaltig und den Leuten aus Los Llanos könnte man doch auch endlich ein bisschen vernünftige Politik gönnen. - Das war ein Scherz, liebe Llanenses!!



Samstag 13.10.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1011 hPa
Höchsttemperatur heute 25,7 Grad - niedrigste Temperatur 16,0 Grad

Heute wieder eine Geschichte von Enrique Naumann

Die Nachbarin mit dem Schirm

Gleich um die Ecke bei uns gibt es einen Tante-Emma-Laden. Der war sozusagen schon immer da, niemand weiß mehr, wie es war, als es ihm noch nicht gab. Ursprünglich war er in dem Gebäude untergebracht, in dem heute die Pension La Tienda ist. Später wurde der Laden in einen Neubau zwei Häuser weiter oberhalb verlegt, und weil das unter der langjährigen Ägide der Betreiberin Concepción geschah, heißt das Lokal unter den Anrainern hartnäckig "Donde Concha". Sie, die Concha also, betreibt das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst, aber als sie es noch tat, war der Laden gut besucht, zumal man dort unsäglich viel erfahren konnte, denn Funk und später das Fernsehen konnten die wirklich interessanten, also die wirklich, wirklich interessanten Nachrichten mangels Kenntnis gar nicht senden. Wenn man sich über etwas Lokales nicht ganz im Klaren war, es aber unbedingt erfahren wollte, war ein Weg zu "Donde Concha" in der Regel aufschlussreich, und das ist immer noch so. Gewisse Abstriche bezüglich des Wahrheitsgehalts der Informationen sind üblich und werden begierig aufgenommen.
In dem Laden treffe ich beim Einkaufen vielfach alte Bekannte, in der Regel Frauen; von den meisten weiß ich allerdings nicht einmal die Namen und wo sie wohnen. Eine jener Frauen, von der ich wenigstens den Vornamen weiß, Alter? - späteres Mittelalter oder so - kenne ich nun schon recht lange, jedenfalls hat sie mir das neulich gesagt: Ich hätte ihr mal vor etwa 20 Jahren ihre Hausschlüssel ins Haus gebracht, die sie auf der Straße verloren hatte. Ich hätte sie gefunden und ihr überreicht, weil sie mit Namen und Adresse gekennzeichnet waren. Das war mir nicht mehr erinnerlich, aber wenn sie, die Nachbarin, das so geschildert hat, wird es wohl stimmen. Ein von mir sehr favorisiertes Gesprächsthema bei Unterhaltungen mit jener Nachbarin ist ihr Regenschirm. Das klingt banal, aber es handelt sich nicht um einen irgendeinen, sondern einen schon lange defekten Schirm mit einem ganz besonderen Erinnerungswert: Sie ging einmal die Tenerra-Cuesta hoch in Richtung "Donde Concha" zum Einkaufen und zwar zeitgleich mit einem anrückenden Gewitter. Der vorsichtshalber mitgeführte Schirm war nicht aufgespannt, denn noch regnete es nicht. Kurz vor Erreichen des Ladens fing es dann doch an zu regnen; sie spannte ihren Schirm auf und ging trockenen Hauptes weiter. Jedoch nicht lange.
Ein Blitz spaltete die Wolken und fuhr unweit von ihr in den Boden. Den Blitzschein nahm sie wahr sowie ein feines Zischen. Gleich darauf kam der mächtige Donnerschlag und warf sie fast um. Als sie sich von dem Schrecken einigermaßen erholt hatte, stellte sie fest, dass sie nass wurde, und das war nicht verwunderlich: Die Induktion des Blitzes hatte das Nylon des Regenschirms schmelzen lassen; daher das Zischen. Wie eine gebadete Maus kam die Nachbarin schließlich im Laden an. Ich erfuhr von der Unbill, die sich nicht genau verifizierbaren Informationen zufolge vor etwa 30 Jahren abgespielt hat, durch Zufall - natürlich im Tante-Emma-Laden. Und ich erfuhr, dass jener Blitz nicht nur den Schirm der Nachbarin unbrauchbar gemacht, sondern unter Anderem auch in unserem Haus Schäden angerichtet hatte. Ob ich mir schon mal Gedanken gemacht hätte, warum in unserer Küche eine Reihe von Wandkacheln anders aussah als die ursprünglichen und ansonsten mehrheitlich angebrachten Kacheln, wurde ich im Laden gefragt.
Also . . . diese Unregelmäßigkeit hatte ich schon bemerkt, sie aber nicht als nachdenkenswert abgetan, aber mir wurde die Ursache erklärt: Demnach hatte jener Blitz in ein Wasserleitungsrohr geschlagen, und das führt mit einem seiner Enden auch in unser Haus. In dem Rohr suchte dann der Blitz ungestüm nach einem Ausweg, und bei dem Versuch warf er in unserer Küche die oben erwähnten Kacheln von der Wand, sodass sie durch neue ersetzt wurden; die wichen im Aussehen von den übrigen ab. Ich betrachtete von da an die anders aussehenden Kacheln mit großer Ehrfurcht und denke noch heute immer daran, wenn ein Gewitter aufzieht, obwohl der Kachelabwurf vor unserer Zeit in dem Haus erfolgt ist.
Bei anfälligen Renovierungsarbeiten kam auch die Küche dran, und da wollte ich das "Vorher" noch fotografieren; aber wie das eben manchmal so ist, es war gerade kein Film in der Kamera. Heute sagt man anders: Die Batterie ist leer, aber der Effekt ist derselbe.
Der lädierte Schirm befand sich immer noch im Besitz der Nachbarin, jedenfalls behauptete sie das, wenn im Laden die Rede darauf kam. In irgendeiner Schrankecke müsste er sein, meinte sie auf Nachfrage, wo genau, wüsste sie nicht. Ich fasste mir dann mal ein Herz und bat sie mutig sozusagen um die Hand ihres Schirms, besser gesagt des noch verbliebenen Gerippes. Sie sagte mir zu, und nun befinde ich mich im Besitz der für mich kostbaren Reliquie. Ich habe sie mit Leuchtfarbe angemalt und an der Außenseite der Schlafzimmertür befestigt. Vor dem Schlafengehen werde ich dadurch eindrücklich an eine sehr empfehlenswerte Vorsichtsmaßnahme erinnert: Telefonstecker ziehen! Wer schon Modems oder/oder Faxgeräte durch Induktionsblitze verloren hat, weiß wovon ich schreibe. Die Geschichte hat allerdings einen Wahrheitsfehler: Der letzte Absatz stimmt nur teilweise: Ich habe den Schirm nicht, obwohl er mir versprochen war. Ich wurde offenbar zu aufdringlich mit meinem ständigen Gequengel nach dem Schirm. Die Nachbarin scheint nun zu denken, wenn ein Ausländer so hinter dem Schirmgerippe her ist, stellt das wohl einen erheblichen Wert dar und sollte lieber nicht fort gegeben werden. Die letzte Auskunft über den Schirm lautete: Ist wohl bei einem Umzug verloren gegangen.




Samstag 13.10.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad, Niederschlag 1 mm, Luftfeuchte 86 % Luftdruck 1010 hPa

Stühle rücken und Freundschaften fürs Leben

Unsere Nabelschnur nach Madrid und den staatlichen Organen nennt sich "Administración General del Estado". Diese Behörde ist für alles zuständig, was eben nicht der bereits sehr umfassenden Autonomie der Kanarischen Inseln untersteht. Da sei zu nennen die Guardia Civil, die Policia Nacional, die Verkehrsbehörde und der Teil des Finanzamtes, der sich um die staatlichen Einnahmen kümmert. Darüber hinaus gibt es noch Vertretungen aller Ministerien, die aber hier meist nur informativen Charakter besitzen, da vieles unter die Regie der autonomen Provinz fällt und andere Ressorts in Tenerife für uns behandelt werden. Im Alltag ist für uns die Administración General del Estado als Sicherheitsbehörde präsent und interessant und dort gibt es auch die größten Berührungs- und Streitpunkte. - Der bisherige Generaldirektor der Behörde, José Antonio Batista Medina, wurde nun abgelöst und nach Tenerife versetzt, weil er dort den in Ungnade gefallenen Vizechef Carlos González ersetzen soll. Das ist eine ziemlich Karriere für den in Breña Baja geborenen Palmero, er muss seine Arbeit hier also ziemlich gut gemacht haben, wenn man ihn für einen solchen Job aussucht.

Neu auf seinen Posten rückt nun Alejandro Brito, der bislang sozialistischer Stadtrat in Los Llanos war und kann damit gleich eine Gewohnheit seines Vorgängers weiterführen, den permanenten Streit zwischen dem Bürgermeister eben aus Los Llanos und der staatlichen Vertretung hier auf La Palma. - Bislang kabbelten sich eben, auf staatlicher Seite José Antonio Batista, mit dem Ex-Bürgermeister Juan Ramón Hernandez, der auch eine Karriere bis nach Tenerife gemacht hat und nun neuer Infrastrukturrat der Provinzregierung ist. - Nun ist der Boden bereitet für Alejandro Brito und den neuen Bürgermeister aus Los Llanos Juan Ramón Marín. - Als bester Rahmen für die feierliche Übernahme des Amtes wählte man den gestrigen Nationalfeiertag und Alejandro Brito ließ auch bereits in seine Antrittsrede die alte Fehde wieder aufleben und ging das Rathaus der größten Stadt der Insel gleich direkt und für eine solchen Rahmen ungewöhnlich scharf an. Er kritisierte die Aussage des dortigen Bürgermeisters, dass man die Kriminalstatistik sehr gut mit dem Anstieg der Immigration erklären könnte und dass man nun seitens des Rathauses mehr Konsequenzen seitens der staatlichen Behörden fordere. - Das konterte Alejandro Brito, dass es ein großer Fehler sei, Immigration mit Kriminalität in Verbindung zu bringen, schließlich seien doch alle Palmeros irgendwie Immigranten. - Außerdem stiege zwar die Immigration, die Verbrechensraten sänken aber, so dürfte man auf keinen Fall einen solchen Zusammenhang herstellen. - Ich glaube wir können uns auf viele neue und interessante Duelle freuen, an altem Platz, aber mit neuen Protagonisten.



Freitag 12.10.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag 23 mm, Luftfeuchte 85 % Luftdruck 1007 hPa
Höchsttemperatur heute 22,5 Grad - niedrigste Temperatur 18,5 Grad

Die Pfunde des Fortschritts

Gesunde Ernährung ist auf den Kanaren leider nicht der Alltag. - Mangel und täglicher Überlebenskampf war das Brot der Generation der heutigen Großeltern und was macht man, wenn man endlich nicht mehr hungern muss? - Logisch, essen und so viel man will und alles was es gibt. - Mit dem Verschwinden der Armut kommen sofort auch die negativen Begleiterscheinungen einer Gesellschaft die ständig alles zur Verfügung hat. - Die Generation der heutigen Mütter und Väter wurde geradezu in die Jugend hineingemästet, das Pendel schwingt unbarmherzig zurück, gerade die Ärmsten der Landbevölkerung hatten die dicksten Kinder, man hat ja Ernährung nie gelernt, sondern war ausgezogen keinen Hunger mehr zu haben. - Statistisch gesehen gehören die Bewohner der Kanarischen Inseln zu den übergewichtigsten der Welt, je nach Quelle sind nur noch Briten und Amerikaner beleibter, aber es ist auch nicht so wichtig hier Rekorde zu sammeln, sondern Ursache und Lösung dieses Phänomens zu finden. - Essgewohnheiten zu ändern ist ein schwieriges Unterfangen, zumal in vielen Bevölkerungsschichten der soziale Druck sich richtig zu ernähren nicht vorhanden ist und aus dem Hinterhalt die Oma oder der Opa immer wieder mit Süßigkeiten "nachfüttern". - Während früher viele Kalorien oft wegen der schweren Arbeit notwendig waren, sind für jeden Schreibtischtäter normale Portionen hier bereits zu viel, aber es gehört eben immer noch zum guten Ton, den Tisch immer voll zu machen, es soll bloß nicht das Gefühl entstehen, es könnte an irgendetwas fehlen. - Inzwischen gibt es große Gesundheitskampagnen gegen falsche Ernährung. Seit Jahren bereits prasselt es auf die erwachsene Bevölkerung herein, wie denn eine Ernährungspyramide aussieht und wie wichtig es denn sei, sich auch sportlich zu betätigen. - In den Gesundheitszentren kommt eigentlich niemand mehr an anklagenden Plakaten vorbei und auch die Ärzte haben den Auftrag vehement auf richtige Ernährung hinzuweisen.

Allerdings hat sich da eine Generation fast aufgegeben, ich meine da etwa die meines Alters, die jetzt Kinder im schulischen Alltag hat. - Die Gewohnheiten aufzugeben sind äußerst unbequem und hier, zumindest zwischen den Erwachsenen muss keiner Spießrutenlaufen weil er zu dick ist. - Die meisten anderen sind es ja auch und die Dünnen werden sich mit Kritik zurückhalten, das sieht man hier nicht gerne wenn man andere auf ihre Fehler aufmerksam macht. - Ganz anders wiederum die nachfolgende Generation, auch oft noch zu dick aufgewachsen, die lassen nun das Pendel erneut umschlagen und auch wieder zu heftig. - Inzwischen gehören Magersucht und Bulimie zu den täglichen Begleiterscheinungen der Teenager, da entsteht inzwischen dieser soziale Druck und die jungen Leute gehen nicht so nachlässig miteinander um, sondern lassen ihre Gegenüber wohl und direkt wissen, was sie über ihre Leibesfülle denken. Wenn ich nun meine Kinder morgens in die Schule bringe, oder diese mittags abhole, dann hat sich das Bild welches sich mir bietet in den letzten Jahren deutlich verändert. - Da ziehen dünne Grazien an einem vorbei, dass man sofort Angst bekommt, die könnten auseinanderbrechen und kaum mehr ein Kind, welches nur den Anflug von Pummeligkeit besitzt. - Sieht man diese Generation, der heutigen Teens, dann möchte man die Statistiken sofort anzweifeln und eher das Gegenteil behaupten. - Aber leider ist vieles dieser neuen Schlankheit eben nicht auf vernünftiger Ernährung gediehen, sondern aus Hungern und Schlankheitspillen, welche unter den Mädchen da schon täglich diskutiert werden. Auch gibt es eben viele Fälle von Magersucht und Bulimie, anders scheinen diese Kinder nicht den neuen Trend der extremen Schlankheit zu genügen. - Gesundheits- und Jugendamt legen nun eine Kampagne nach der anderen auf, um diesem Pendelausschlag wieder begegnen zu können. Leider scheint dieser Kampf ziemlich aussichtslos, weil in den wenigsten Familien die Kenntnisse zur richtigen Ernährung vorhanden sind. - Es wird mindestens noch mal eine Generation dauern, bis der Ausschlag des Pendels nicht mehr so stark ist um immer gleich wieder Extreme zu produzieren. - Zu dick, zu dünn und noch dazu ist es ja auch eine Frage des Geschmacks und des Zeitgeistes, wie dick jemand sein darf, oder wie dünn jemand sein muss.



Freitag 12.10.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag:22 mm, Luftfeuchte 90 % Luftdruck 1007 hPa

Wunderbarer Regen

Der erste Regen der Saison ist immer willkommen. - Heute Nacht konnten wir 22 Millimeter messen, die wunderbar verteilt und nicht zu heftig fielen, so dass der Boden dieses Geschenk gierig aufsaugen konnte. - Ohne Wind, ohne Sturm und gar nicht kalt, so lassen wir uns das gefallen, so kann es weiter gehen. - Heute noch im Lauf des Tages wird es weitere Niederschläge geben, ob es wieder so üppig wird, das kann keiner voraussagen, das ist zum Teil auch Glückssache, so lokal begrenzt sind die Regenfälle. - Interessant zu beobachten war der Voralarm den das nationale Wetteramt für die Provinz Tenerife herausgegeben hat. - Eigentlich völlig überflüssig, aber wohl Folge des Unwetters welches sich vor etwa 10 Tagen auf der Baleareninsel Mallorca ereignet hat und man dem Wetteramt böse Vorwürfe gemacht hat, nicht gewarnt zu haben. Nun verfährt man verständlicherweise nach dem System, lieber viel zu häufig warnen, als wieder eins auf den Deckel zu bekommen. - Auf die Dauer kein gutes Verfahren, wird es wirklich mal bedrohlich, dann nimmt die Warnungen keiner mehr ernst. - Wind gibt es momentan in Bodennähe gar keinen, man kann nur an der Form der hoch aufragenden Regenwolken erkennen wo lang es geht, meist Nordwest, aber es gab auch schon mal eine Drehung bis auf Südwest. - Draußen auf dem Atlantik, über den Azoren, wo denn eigentlich sonst, formiert sich aber schon wieder das nächste Hoch und wird wohl bis morgen auch hier wieder spürbar sein. Dann dreht der Wind auf Nordost zurück und lediglich im Nordosten der Insel kann es dann noch zu Niederschlägen kommen. - Vorsichtig ausgedrückt, ab morgen Mittag ist wieder Bauknecht. - Was der Regen uns noch beschert ist ein wunderbar ruhiger Feiertag. Mit gutem Gewissen kann man alle Aktivitätsschübe gleich im Wasser ertränken, nicht mal einen drohenden Familienausflug muss man erst umständlich wegdiskutieren, es ist überall nass, also bleibt man am besten zuhause.



Donnerstag 11.10.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag:1 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1010 hPa
Höchsttemperatur heute 21,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,2 Grad

Nachdenken kann suboptimal sein und Feiertagswarnung!

Der versprochene Niederschlag ist reichlich enttäuschend bis jetzt, wenn das der Auftakt zur Regensaison sein soll, dann müssen wir aber noch mal kräftig üben. Der morgige Feiertag überrascht wieder alle ausländischen Mitbürger oder Besucher, klar, woher sollen die den wissen, dass morgen der spanische Nationalfeiertag ist, der 12. Oktober. An diesem Tag soll Christopher Columbus, hier Cristóbal Colón, eine folgenschwere Entdeckung gemacht haben. - Manch einer wünscht sich ja, er hätte wirklich lieber eine Abkürzung nach Indien gefunden, anstatt Amerika. - Nun macht die Entdeckung Amerikas alleine noch keinen suboptimalen Feiertag daraus, das hätte jedem passieren können, aber was dann darauf hin dort geschah, das schreibt die Geschichte in vielen, leider meist blutigen Zeilen. - Denkt man mal ganz nachkriegsdeutsch, dann würde man sich wohl lieber einen anderen Nationalfeiertag aussuchen als einen, dem eine der grausamsten und blutigsten Historien überhaupt anhaftet. - - Man kann ja nun sagen, das ist doch alles lange her und nun ist Schluss mit Sünderhaltung und Aufklärung, es will doch eh keiner mehr wissen, was in den Jahrhunderten in der Kolonialisierung dort geschah. -

Schwierig wird es auch mit einen anderen Namen für dieses Fest, der allerdings heute nicht mehr benutzt wird, man sagte auch mal "Día de la Raza" zu diesem Tag und meinte damit die überlegene Rasse der "Hispanen", welche dem gesamten südamerikanischen Kontinent mehr als seinen Stempel aufgedrückt hat. - Ein kleiner Abklatsch davon ist übrig geblieben, das ist der Ausdruck "Día de la Hispanidad", da klingt der Stolz schon noch mit über die "Spanisierung" Südamerikas, mal lässt den Quatsch mit der Rasse aber nun außen vor. - Noch eine Namen hat dieser Tag, "Día del Pilar" und meint damit die Schutzheilige aller spanischer Länder, die "Virgen de el Pilar". - Mit "aller spanischer Länder" meint man natürlich auch die ehemaligen Kolonien, die sich aus pragmatischen oder rein kirchlichen Gründen nicht von der Schutzpatronin der ehemaligen Regierungsmacht distanziert haben. - Die "Virgen de El Pilar" ist auch noch Schutzpatronin der Guardia Civil und deshalb nennt man diesen Tag, je nach Blickwinkel aus dem man guckt, "Día de la Guardia Civil". - Bei uns hat alles und jeder seinen Feiertag, und mancher dieser Tage muss auch gleich für mehrere Institutionen herhalten. Das ist Platz sparend und vernünftig und wer sich geschichtlich und kulturell überhaupt nicht für so etwas interessiert, der wird einfach morgen feststellen, dass die Läden zu sind. - Drei Tage am Stück ausschlafen können, weil die Brut nicht in die Schule muss, "Día del dulce sueño", garantiert frei von Geschichte und Ideologie.



Donnerstag 11.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1012 hPa

Weiter Ärger mit dem Stadtwasser

Eigentlich wie erwartet, der Streit um die Wasserversorgung der Hauptstadt geht in die nächste Runde. - Alle politischen Gruppen in der Hauptstadt sind sich über eines einig, man will die öffentliche Wasserversorgung der Stadt privatisieren. - Das schafft einem nicht nur eine Menge Ärger vom Hals, sondern spült auch noch jede Menge Geld in den ewig klammen Stadtsäckel, schöner kann es eigentlich gar nicht sein. - Nun bewerben sich aber mehrere Firmen um den Deal der auf 25 Jahre angesetzt ist, mit echten Millionenbeträgen, so lukrativ scheint das Geschäft mit dem Wasser zu sein. - Da darf ich noch mal einflechten, bislang war die öffentliche Wasserversorgung eigentlich immer ein Minusgeschäft für die Gemeinden, wie man daraus ein blühendes Geschäft machen will, das muss sich auch erst über die Jahre finden. - Auf jeden Fall haben die privaten Firmen einen Trumpf auf ihrer Seite, den vielen nicht wirklich zahlungswilligen Kunden, denen dreht man einfach das Wasser ab, ein Druckmittel welches die Gemeinden sich bislang nicht wirklich trauten anzuwenden. Es ist kaum glaubhaft, wie viele säumige Wasserzahler es gab und gibt, vielleicht auch aus dem Grund, dass bei uns die Versorgung mit Stadtwasser erst seit vielleicht 10 Jahren funktioniert.

Zurück zu den Streithähnen. Um die Wasserversorgung bemühen sich Canaragua, die Firma die bereits 6 Gemeinden auf der Insel betreut, sowie Aqualia und Valoriza. - Zunächst brachte die Auswertung der Angebote aller drei Firmen ein ziemlich klares Ergebnis zugunsten der Firma Aqualia, das Rennen machte aber, nach Wochen polemischer Diskussion im Stadtrat der Hauptstadt aber auch in der Öffentlichkeit, Canaragua. - Man darf dabei nicht vergessen, es geht dabei, nimmt man die Abschlagszahlung und die Beträge für spätere Investitionen um Summen die zwischen 14 und 16 Millionen Euro ausmachen. Damit könnte die Hauptstadt eigentlich fast ihre kompletten Schulden abbauen, wobei man sich eigentlich gar nicht sicher sein darf, ob das überhaupt im Interesse der Stadtverwaltung liegt. - Das kann man auch dahingestellt lassen, auf jeden Fall hat Aqualia nun gegen die Entscheidung Einspruch eingelegt und sollte dieser nicht berücksichtigt werden, dann will man vor Gericht gehen, genau so, wie das in El Paso der Fall war. - Allerdings hat man in El Paso davon gar nichts mitbekommen, warum das so ist, versucht man gerade zu klären. Für die Hauptstadt bedeutet das, zunächst kann man die Wasserversorgung nicht privatisieren, man muss erst die Entscheidung des Gerichtes abwarten. Das Gericht wird wohl, wann auch immer eine erneute Ausschreibung fordern, dann vergibt man den Auftrag vielleicht an Aqualia, und kann dann darauf warten, dass Canaragua dagegen klagt. - Bislang haben an der Vergabe des Wasserrechte in der Hauptstadt nur die Anwälte verdient und mir scheint, das wird auch noch eine Weile so weitergehen, bis der erste Tropfen "privates Wasser" in der Hauptstadt fließt.



Mittwoch 10.10.07 - 20:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 26,0 Grad - niedrigste Temperatur 18,0 Grad

Costas kommt am 26. Oktober

Für die Hütten in El Faro, Puntalarga und La Zamora gibt es nun einen Abrisstermin, den 26. Oktober, also bereits in guten zwei Wochen. - Allen Eigentümern hätte man die Briefe per Einschreiben zugestellt und seitens der Zweigstelle der Küstenbehörde auf Tenerife , Demarcación de Costas de Tenerife, gibt es kein zurück mehr, die Hütten sollen dann fallen. - Alle Bewohner hätten bis zum 26. Oktober die Siedlung zu verlassen, man wolle dann mit dem Abriss beginnen, welchen das öffentliche Unternehmen "Tragsa" durchführen soll. - Damit scheint jeder Kampf gegen den Abriss vergebens gewesen zu sein, zumindest wenn man den Standpunkt der Küstenbehörde hört, welche dem Umweltamt in Madrid untersteht und hier immer nur verharmlosend "Costas" genannt wird. - Die Anwohner und viele Freunde der, laut dem Gesetz von 1988 illegalen Siedlungen sehen das naturgemäß ganz anders und wollen sich auf keinen Fall geschlagen geben.

Von dort hört man, besonders von dem Anwalt der sie vertritt, dass noch keineswegs alle rechtlichen Schritte ausgeschöpft wurden und man sicher davon ausgehen soll, dass am 26. Oktober noch keine Hütte fällt. - Morgen gibt es eine erneute Anhörung der Bürgervereinigung (Salvar las Casetas), welche sich gegen den drohenden Abriss stemmt mit dem Bürgermeister Fuencalientes, der sich inzwischen, wie sogar die Inselregierung, ganz hinter die Bewohner der illegalen Siedlungen stellt. - Was man noch machen könnte, wäre unter Umständen auch die Siedlungen mit als später urbanisierbare Zonen in den lokalen Flachennutzungsplan einbringen, der andere Versuch beruht darauf, die Häuschen von El Faro, Puntalarga und La Zamora zu Zonen des öffentlichen Interesses zu erklären. - Es gibt noch eine Überlegung, die aber profunderes Studium und dafür mehr Zeit brauchte, also vielleicht im Moment nicht mehr angebracht ist. - Das Gesetz stammt aus dem Jahr 1988, die Siedlungen sind aber bereits vorher entstanden und nun hatten schon zwei Regierungen Spaniens, unter Felipe Gonzales und José María Aznar fast 30 Jahre Zeit sich um den illegalen Status dieser Siedlungen zu kümmern. Unter Umständen könnte es eine Möglichkeit geben von Bestandschutz zu sprechen, ein ähnlicher Fall auf Tenerife ist vor dem Verwaltungsgericht anhänglich, aber noch nicht entschieden. - Wohlmöglich könnte man darauf drängen, zumindest dieses Urteil abzuwarten, aber sicherlich will man das seitens der Küstenbehörde nicht, da könnte ja was dabei herauskommen, was dem Amt nicht schmeckt.

Meine Frage bei dieser ganzen Geschichte ist immer wieder die gleiche. Warum kommt die Küstenbehörde jetzt, besser gesagt vor etwa 4 Jahren fing das Ganze an und wer hat denn Costas gerufen und darauf aufmerksam gemacht, dass hier auf La Palma einige Hütten am Meer die Brandung der Gesetze stören. - Mein Verdacht, und nichts als ein Verdacht ist es, den ich überhaupt nicht beweisen kann, aber ich habe die Vertreter der Gemeinden aus Los Llanos, Fuencaliente und Tazacorte im Verdacht, da ihren Teil beigetragen zu haben. - Denen geht es nämlich überhaupt nicht um die "Regeneration der Küstenlinie", sondern darum, dass Investoren an deren Küste ihre Hotels hinstellen und diese Investoren wiederum haben gefordert, dass man diese Siedlungen wegschafft, der Aborigine an sich stört meist in der Welt der hochglänzenden Prospekte und lukrativen Investitionen. - Die Küstenbehörde könnte nur den Pontius Pilatus mimen, die muss dagegen angehen, weil es gegen das Gesetz ist. - Allerdings glaube ich nicht, dass man sich seitens der Behörde ausgerechnet für La Palma so stark interessiert hätte, wenn da nicht von gewisser Seite nachgeholfen würde. - Es gibt so viel zu tun an den kompletten spanischen Küsten, da müsste eigentlich für diese kleine und unbedeutende Insel gar keine Zeit sein und außerdem, die paar Hütten stören hier auf La Palma niemanden, außer vielleicht diejenigen, die genau an diesen Stellen investieren wollen. Wie gesagt, nur ein Verdacht und weit von jeglicher Beweisführung entfernt.



Mittwoch 10.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1017 hPa

Schlechtwäschewarnung

Bislang stürmten alle Winterdrohungen in Form von Niederschlägen an uns vorbei, weg gesogen nach Norden. - Nun aber sieht es wohl so aus, als könnten wir morgen den ersten Regen der Saison erwarten und man muss auch klar sagen, es ist an der Zeit. - Allerdings wird uns nicht wie eigentlich üblich ein bisschen südlich gelagerter Ausläufer eines der großen Tiefs erwischen, die regelmäßig den Atlantik von West nach Ost überqueren, sondern wir basteln unser eigenes Tief, oder besser ein "Tiefchen". - Nach der kurzen Rückkehr des Passats als Beweis für die Existenz des Azorenhochs lässt nun der Hochdruckeinfluss spürbar nach. Ein großes, in der Unfachsprache gerne als "fettes Tief" bezeichnet, drückt die Reste des atlantischen Hochs nun kraftvoll vor sich her nach Mitteleuropa. - In dem entstehenden Freiraum bildet sich ein kleines Tief über den Kanaren, bis ins afrikanische Festland hineinreichend. - Zwar bildet sich auf dem Atlantik bereits das nächste Hoch, welches aber zunächst noch nicht stark genug ist, unser kleines "endemisches" Tief einfach wegzublasen. - Alle Wetterkarten deuten darauf hin, dass morgen der erste Regentag dieser Saison sein wird. - Dreht dann der Wind erwartungsgemäß auf Nordwest, eben anders herum als bei einem Hoch, so regnet es auch bei uns im Aridanetal.

Aber wir können uns freuen. - Die Regenmenge wird nicht groß sein und nicht als Sturzregen herunterkommen, sondern langsam und eher friedlich, was sehr wichtig für uns ist, besonders bei den ersten Niederschlägen des Winterhalbjahres. - Kommt der erste Regen heftig, so wie wir noch letzte Woche befürchtet hatten, dann kann die Erde kaum das Nass aufnehmen und anstatt Segen durch Wasser zu bringen, bedeutet das dann starke Erosion. - Kommt der Niederschlag aber langsam und das Wasser lässt der Erdkrume Zeit aufgenommen zu werden, dann sind diese Niederschläge ein absoluter Segen. - 50 Millimeter Niederschlag als heftiger Regen in wenigen Stunden verursacht mehr Schaden als Nutzen, wobei 15 Millimeter verteilt auf einen Tag wohl als Idealmenge angesehen werden können. - Leicht ist das alles nicht, Regen alleine gefällt auch wieder keinem, es muss auch noch der richtige Regen sein und auf ganz bestimme Art und Weise fallen. - Ja, so sind wir hier, anspruchsvoll sogar gegenüber dem Wetter.



Dienstag 09.10.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 47 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 29,1 Grad - niedrigste Temperatur 19,4 Grad

Friede Freude Hundekuchen

Wir sind bei Pauls Ahnenforschung ein Stück weitergekommen. - Da wir keine Felinspezialisten sind dauerte es ein bisschen, bis wir Pauls Herkunft zweifelsfrei eruieren konnten. - Paul ist nach allerneuester These ein "Thai-Kater". - Ich kannte bislang nur "Tai Chi", also dieses Pazifistenkarate und kann mir lebhaft vorstellen, wie sich ein Thai fühlen muss, der einen ausgewachsenen Kater hat. - Die Kinder haben das herausgefunden, anhand von Bildern welche sie im Internet gefunden haben. - Wo für die Kinder ein Abgleich mit Photos genügte, da interessierte mich natürlich noch eher das, was noch zu den Katzen geschrieben wird und nachdem ich etwas über das Charakterbild dieser Rasse gelesen habe war auch ich überzeugt, Paul ist ein "Thai-Kater". Da stand nämlich: Egoistisch, unsozial, herrisch, launisch und duldet eher Hunde als andere Katzen in seiner Nähe. - Ich hätte komplett zugestimmt wenn da asozial stände und nicht nur unsozial. - Oder wie würden Sie das nennen, stiehlt aus dem aufwendig geschmierten Schinken-Käse-Schulbrot für die Kinder morgens nur den Schinken heraus und lässt den Rest unverdächtig liegen, so dass die Brut mich mittags anzürnt, doch mal wieder Schinken auf die Stulle zu packen und nicht nur Käse. - Uns außerdem fanden sie es unverschämt, (fast asozial) von mir, dass ich auch noch die Hälfte der Butter vom Brot gelutscht hätte. - Mir fallen auf solche kompakten Anklagen nicht immer gleich rettende Worte ein, zumal man mir ja inzwischen familiär vorwirft, immer alle Schuld dem Kater zu gebe. - Gut, ich gebe es zu, es war dreist von mir zu behaupten, Paul hätte die Pralinenschachtel geöffnet, die mit der hellen Schokolade rausgefuttert und anschließend die Packung wieder verschlossen in den Schrank gelegt. - Das mit dem Brot, das müssen Sie mir aber glauben, wenigstens Sie bitte, ich habe da keinen Schinken wieder herausgezogen, nachdem ich diese kunstvollen Stullen bereitet habe.

Ich bin aber nicht Pauls einziges Opfer, vielleicht hat er auch mitbekommen, dass meine Frau mir das mit dem Schinkenbrot inzwischen glaubt. - Allerdings hat meine Frau dann doch ein bisschen paulsozial reagiert und fand den Tatbestand des Schinkendiebstahls nicht weiter wichtig, sondern lobte die Geschicklichkeit des dreisten Räubers. - Paul erweitert nun seinen Opferbereich aus und macht da seiner Thai-Abstammung wieder alle Ehre. - Margarita, die Nachbarshündin ist sein nächstes Opfer, auch mit der macht er inzwischen was er will und das dumme Hündchen macht mit. - Es gäben sich Parallelen auf, zwischen Margarita und mir meinten meine Frauen nun paulgesonnen, nicht, dass ich ähnlich geschickt über Mauern und Büsche springen könnte wie der kleine schwarze Hund. - Nein, die Ähnlichkeit bezöge sich ausschließlich auf unser trotteliges Epigonentum gegenüber dem soziopathischen Thai-Kater. - Früher, als alles noch anders war und nur manches besser, da sprach man noch halbwegs von Gleichberechtigung Kater-Mann, nun tröste ich mich ab und zu stillschweigend neben der kleinen Hündin sitzend, welche der Alphapaul auch gerade wieder geärgert hat. - Andere Katzen verscheuchen, das darf sie, besonders wenn sie größer sind und diesen Straßenkatzenkillerinstinkt aufweisen, aber mehr auch nicht. - Da wird geschmust und gespielt so lange es dem Herrn gefällt und sobald er den Liebkosungen der Hündin überdrüssig ist, da kommt ein dezentes, aber deutliches Fauchen und eine Kalle lugt kurz aus der Vorderpfote hervor. - Alarmsignal für die kleine Hundedame, die das auch schon längst kapiert hat und sich dann nicht mal mehr knurren traut und nun die tote Maus spielt, um nicht weiter den ergomanischen Anwandlungen des Mephistokles zu erliegen. - Kann ja sein, dass das auch "Tai-Chi" ist, dann muss Paul mir diesen Kunstgriff auch mal zeigen, um zukünftig ein bisschen robuster gegenüber dem breiten Matriarchat bei uns zuhause auftreten zu können. - Aber Paul verrät mir nichts über den erfolgreichen Umgang mit Frauen, ich bleib dann mal bei - Bitte, Danke, wie nett von dir! - Ist vielleicht auch gut so, schont die Chauvikasse ungemein und eines Tages sind Softies auch wieder in, genau so wie meine alten Cordhosen und die Pullunder. - Ja genau die, mit großen Karos auf der Brust, mit denen laufe ich dann rum und Paul führt mich an der Leine.


Ungleiche Liebe



Dienstag 09.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1018 hPa

Vorsicht ist die Mutter der Migrationskiste

Ganz vorsichtig und ohne Namen zu nennen, so übt man Kritik, wenn man sich selbst dabei seiner Haut nicht ganz sicher ist. - Alle Kanaren haben in den letzten Jahren einen mächtigen Zuzug Süd- und Mittelamerikanischer Einwanderer erlebt. - Warum, das ist ganz einfach, es kriselt in manchen dieser Länder immer schon und mit Venezuela, Bolivien und Argentinien sind drei weitere Staaten dazu gekommen, die aus akuten, mal politischen mal wirtschaftlichen Gründen, viele Leute aus dem Land treiben. - Die Kanaren waren vor gar nicht all zu langer Zeit selbst in der Situation die eigenen Menschen wegschicken zu müssen, fast per Konvoi fuhr man Mitte des letzten Jahrhunderts in die Neue Welt, um dort ein einfacheres Auskommen zu haben als in den kargen Zeiten der Kanaren mit Ziegen, Eseln und Trampelpfaden. - Nun kommen also ganz viele Menschen einfach nur zurück, oder deren Kinder. Daraus entspinnen sich dauerhafte gesellschaftliche Fäden und immer mehr Immigranten aus diesen Ländern kommen zu uns, einfach weil es bereits so viele Kontakte gibt, auch wenn es inzwischen längst nicht mehr nur den familiären Rahmen betrifft. - Allerdings mischen sich in die Wogen der Begeisterung über die vielen Rückkehrer schon seit längerem warnende Stimmen, die mal aus gut gemeinter Vorsicht und mal aus schlichter Fremdenangst die vielen Süd- und Mittelamerikaner gar nicht mehr so gerne sehen.

Wer familiäre Wurzeln hier hat, der hat auch kein Problem seine Papiere hier in Ordnung zu halten, dazu änderte man sogar Gesetze, um es Familienangehörigen aus Amerika möglich zu machen, "wieder" in Spanien Fuß zu fassen. - Man muss auch ehrlich dazusagen, ganz viele der (Re)Immigranten aus Venezuela zum Beispiel waren hier absolut willkommen, brachten sie doch richtig viel Geld mit auf der "Flucht" vor Hugo Chavez, der mit seinen eigenwilligen Stil eher die "Reichen" aus dem Land treibt. - Nun kommen aber seit Jahren auch viele, meist junge Menschen, die keine familiären Bindungen mehr zu hier haben, aber eben auf Grund der vielen Kontakte die man unterhält, hier gelandet sind um ein besseres Auskommen zu finden als in ihren geschundenen Heimatstaaten. - Die können ihr "Papiere" eher schlecht als recht in Ordnung halten, die letzte Amnestie ist nun auch schon zwei Jahre her und ob es eine erneute Massenlegalisierung in Spanien geben wird, das ist nach den europaweiten Protesten über diese Praxis fragwürdig geworden. - Diese Menschen leben hier in großer Zahl zwischen uns und werden meist als billige Arbeitskräfte in der Gastronomie oder auf dem Bau beschäftig. - Manch einer oder eine bekommt Papiere und Arbeit in den Griff und lässt sich hier dauerhaft nieder, die meisten aber bleiben lieber in einer bereits vorhandenen Parallelwelt verborgen. - Die meisten davon gehen auch wieder fort von La Palma, weil auf den anderen Inseln oder auf dem Festland bessere Arbeit lockt, aber wir haben hier sicherlich auf La Palma permanent an die 2.000 Immigranten wohnen, die sich außerhalb des rechtlichen Rahmens bewegen. - Das weiß jeder und bislang hat man, auch aus wissender Scham um die große eigene Auswanderungswelle dazu geschwiegen, aber nun findet man erste Anzeichen, dass die Zeiten sich "ändern" könnten und man gegen die Ausländer ohne Papiere hier vorgehen will. - Noch werden keine Namen genannt, noch heißt es lediglich "nichteuropäische Einwanderer", die man zukünftig besser kontrollieren möchte und bislang will man das auch nicht selber machen, sondern fordert dazu die staatlichen Sicherheitskräfte auf. - So heute in der Zeitung gelesen, der Bürgermeister von Los Llanos Juan Ramón Marín. - Ganz sicher findet das breite Zustimmung unter den Menschen hier auf La Palma, aber bemerkenswert ist die Vorsicht im Ausdruck, wir haben hier derart viele Kontakte und Beziehungen in weiten Bevölkerungskreisen die uns an Amerika binden, dass wirklich leise Töne angesagt sind.



Montag 08.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 46 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 29,5 Grad - niedrigste Temperatur 18,6 Grad

Costas schreibt weiter Briefe

Inzwischen hat die Küstenbehörde, hier immer nur "Costas" genannt auch den Norden der Insel entdeckt und festgestellt, dass auch dort an der Küste einige Hütten stehen, die dem Gesetz nach wohl dort nicht sein sollten. - Seit nunmehr 3 Jahren geht es um den Abbruch der vielen kleinen Siedlungen hier auf La Palma, die zu nah ans Wasser gebaut haben, besser gesagt auf den Küstenstreifen, der öffentliches Land ist, kein Privatbesitz werden kann und damit auch nicht bebaut werden darf. - Bekannt und oft betitelt sind die Siedlungen hier im Westen und Südwesten der Insel, vornehmlich La Bombilla, Teile El Remos, Puntalarga, La Zamora und El Faro. - Meist sind die Hütten nur Sommerresidenzen für den Strandbesuch, aber mit der Zeit haben sich sogar Familien dort komplett angesiedelt und auch Strom und Wasser bezogen, aus Gemeindehand. - Umso schwieriger ist nun zu verstehen, dass was bereits zum Teil vor 50 Jahren für uns hier in Ordnung war, vor dem staatlichen Küstengesetz plötzlich illegal ist. - Alle Bewohner dieser Häuschen haben seit längerem ihre "Blauen Briefe" erhalten, allerdings wehrt man sich inzwischen mehr oder weniger heftig gegen den Abriss. - Mehr oder weniger heftig deshalb, weil manche Siedlungen eine stärkere Lobby besitzen als andere. - So sind zum Beispiel die Hütten an der Playa de Los Guirres, oft auch Playa Nueva genannt, fast ohne Kommentar und Gegenwehr abgerissen worden, für die Häuschen im Süden kämpfen inzwischen Anwälte, man gründete Nachbarschaftsvereine gegen den Abriss und die Presse schreibt eigentlich täglich darüber.

Im Norden der Insel hat man nun eben auch Strandhäuschen entdeckt, Puerto Trigo, Puerto Paja und Martín Luis in der Gemeinde Puntallana, sowie La Fajana de Franceses in der Gemeinde Garafía. - Auch dort sind nun die Abrissverfügungen eingegangen und man gibt den Anwohnern einen Monat Zeit ihre Sachen zu packen, die Häuser abzureißen und den Strand wieder so herzustellen, wie er vorher war. - Natürlich steht auch den Bewohnern der Rechtsweg offen, innerhalb eines Monats können sie Widerspruch einlegen, der dann meist nach einem halben Jahr zurückgewiesen wird. - Ob dort auch Menschen permanent leben, oder es sich nur um Sommerhütten handelt, das weiß ich nicht, wir werden es aber erfahren, die Presse nimmt das inzwischen fast als Lieblingsthema. - Und eben nicht nur die Presse, die Strandhütten haben sich inzwischen zum echten Politikum erhoben und weil die Küstenbehörde eine staatliche Organisation ist und den jetzt regierenden Sozialisten zugerechnet wird, schlägt sich nun die hiesige Inselregierung auf die Seite der Häuslebesitzer. - Das wird von den Sozis auf La Palma natürlich als Propaganda abgetan, aber man punktet hier natürlich mit solchen rebellischen Methoden sich öffentlich gegen die Staatsgewalt zu stellen. - Manchem Anhänger der PSOE ist auch gar nicht wohl dabei im Moment, eigentlich sollte er dem Gesetz genügen und das sagt natürlich klar und deutlich, die Hütten müssen weg, aber andererseits, wen stören denn die Häuschen da am Strand, die gehören doch auch zum Bild und Alltag unserer Insel und überhaupt, was weiß denn schon jemand in Madrid, was hier abgeht. - Es ist wirklich fast witzig zu beobachten, wie nun der Streit um die Hütten, oder besser die Presseberichterstattung nunmehr öfter über den daraus entstandenen Parteienstreit berichtet, als über die Hütten selbst und den momentanen Stand der Maßnahmen gegen den Abriss. - Da tun sich die Sozis schwer, aus Parteiräson sollen sie für den Abriss sein, wissen aber nur zu gut, dass man hier das als Kampf Asterix - Rom ansieht, und dabei die Sympathien sicherlich nicht Rom gelten.



Montag 08.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1017 hPa

Kampf um das Wasser

Die Privatisierung der städtischen Wasserversorgung auf La Palma wird zur Gerichtsshow. - Noch bevor man in der Hauptstadt Santa Cruz polemische Wochen hinter sich bringen musste, wer denn nun den Zuschlag für die öffentliche Wasserversorgung bekommt, war in EL Paso längst ein gerichtliches Verfahren deswegen anhängig. - Im Jahr 2005 übergab man in El Paso die städtische Wasserversorgung an "Canaragua S.L.", nach einer öffentlichen Ausschreibung erschien diese Firma als potentester Partner für die Stadt. - Nicht mit von der Partie, aus welchen Gründen auch immer, war damals der Versorger "Aqualia", der sich nun per Gerichtsbeschluss den Weg zu einer erneuten Ausschreibung der öffentlichen Wasserversorgung in El Paso erstritten hat. - Ähnliches hat man seitens "Aqualia" in anderen Orten der Insel auch vor, wo immer die "Canaragua" das Rennen um die Versorgung gemacht hat, zuletzt auch in der Hauptstadt. - Fragwürdig ist die Geschichte, dass in El Paso bislang niemand von diesem Urteil wusste, obwohl es seit dem Mai dieses Jahres bereits veröffentlicht wurde. Weder "Canaragua" noch das Rathaus wurden darüber informiert, dass die Vergabe der Wasserversorgung an diese Firma von einem Gericht auf Tenerife als ungültig erklärt wurde.

Nun wird also der komplette Ausschreibungsprozess um das Stadtwasser in El Paso neu aufgerollt und wenn man mal ein bisschen nachdenkt, dann kommt das der Stadt sogar sehr gelegen. - Im Gegensatz zu den anderen Gemeinden der Insel hat man in El Paso die Konzession nur für 5 Jahre vergeben und nicht für 20 oder gar 25 Jahre, so wie das in der Hauptstadt der Fall ist. - Auch hat man in El Paso darauf verzichtet eine Abschlagssumme für die Übernahme zu kassieren, sondern machte als Auflage die Sanierung des Leitungsnetzes. Schreibt man nun erneut die Versorgung aus, dann kann man erwarten, dass die beiden nun konkurrierenden Anbieter bessere Angebote abgeben und so dem Stadtsäckel sogar noch eine nette Summe ins Haus stehen könnte. - Die Frage ist natürlich, ob sich für den Verbraucher damit etwas ändern könnte und da muss man klar sagen: Vielleicht. - Die bisherige Abmachung mit Canaragua schloss eine Preiserhöhung aus, das wird sich in den neuen Verhandlungen wohl nicht mehr durchsetzen lassen, besonders wenn es dann um längere Zeiträume geht, als nur um 5 Jahre. - Wieder ein neues spannendes Kapitel und wie das nun in El Paso läuft, das dürfte interessant sein für alle weiteren Gemeinden der Insel, denn überall wo das Stadtwasser privatisiert wurde, kam Canaragua zum Zug und kein anderer.



Sonntag 07.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 85 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 18,4 Grad

Ätschibätschi

Man muss ja nicht immer alles kaufen, nur weil etwas da ist. - Seit Monaten, ab wann genau, das weiß ich allerdings nicht mehr, kostet der Besuch der Quellen von Marcos und Corderos richtig viel Geld und auch die anderen Ziele im Lorbeerwald von Los Tilos sind nicht mehr ohne Eintrittsgeld zu besuchen. - Das hat das Rathaus von San Andrés y Sauces so bestimmt und damit eine unangenehme Situation geschaffen, die so manchen an modernes Raubrittertum erinnern lässt. - Jeder würde verstehen, wenn man einen kleinen Obolus abtritt, damit die Anlagen und Wege in Ordnung gehalten werden können und wenn man das gut erklärt, dann wird kein Wanderer und Besucher was dagegen haben, ein bis zwei, vielleicht sogar drei Euro hinzulegen, um das Besuchte auch mit seiner Hilfe zu schützen. - Was aber in Los Tilos geschieht, das geht ein gewaltiges Stück darüber hinaus und stellt sogar eine Gefahr für das Gesamtkonzept La Palma dar, weil wir uns ja aktiven Wanderern und Individualreisenden anbieten, die alles andere wollen als Herdentrieb zu entwickeln um abgesteckte Parcours zu durchlaufen. - Der Besuch der Quellen von Marcos y Corderos schlägt nun für den nichtresidenten Besucher mit 20 Euro zubuche, wohnt man auf La Palma, dann kostet das die Hälfte, aber selbst die Hälfte ist noch viel zu viel. - Gut, man bekommt eine geführte Wanderung, aber man muss sich führen lassen und hat nicht mehr die Option zu sagen, ich mache das alleine. - Nimmt man mal eine vierköpfige Familie, dann sind das 80 Euro alleine für die Quellen und dann muss man sich noch überlegen, ob man sich per Taxi aus Los Sauces hochfahren lässt zur Casa del Monte, und das auch noch bezahlt.

Außer reichlich Kritik von allen Seiten kommen nun auch die ersten negativen Reaktionen. Die Veranstalter von Wandertouren haben nun den Lorbeerwald von Los Tilos aus ihrem Programm genommen und bieten nun ähnliche Landschaften in Puntallana an, Cubo de la Galga. - Da darf man noch ohne teuren Eintritt zu bezahlen die schönen Ecken unserer Landschaft genießen. - Ätschibätschi San Andrés y Sauces kann man da nur sagen und die Veranstalter solcher Touren weisen mit recht darauf hin, dass zur Zeit wohl wirklich nicht der Moment gekommen ist, hier auf La Palma saftig die Preise zu erhöhen, wir kämpfen ja schon um jeden Gast einzeln, damit er diese Insel überhaupt noch besucht. - Da muss anders herangegangen werden, der egoistische Auftritt der Gemeinde San Andrés y Sauces, mit Eintrittsgeldern von bis zu 20 Euro für das Weltbiosphärenreservat, macht diese Insel nicht gerade attraktiver. Es könnte im Gegenteil ein Startschuss auch für andere Gemeinden sein, aus ihren landschaftlichen Höhepunkten auch Geld herausschlagen zu wollen und dann haben wir bald Lanzarote-Zustände, wo man auch für alles bezahlen muss, wo Cesar Manrique mal gestanden hat. - Allerdings kosten nicht mal auf Lanzarote die Eintrittsgelder 20,- Euro für ein öffentliches Naturschauspiel, das gibt es wohl inzwischen auf den Kanaren nur auf La Palma. - Die Inselregierung wäre da nun wieder gefragt, weil sicherlich die Gemeinde San Andrés y Sauces für den Erhalt ihrer Anlagen dort ein erhöhtes Finanzaufkommen hat, aber kein Gast dieser Insel besucht 14 Gemeinden auf La Palma, sondern sieht uns zu recht als komplette Einheit. - Man sollte sich das genau überlegen, ob man hier eine Art Kurtaxe ohne die Kur einführt, und dafür extra bezahlen lässt, womit man eigentlich vordergründig wirbt, eben mit unserer Landschaft und Natur. - Vielleicht 5 Euro für jeden Gast der Insel, die kann er überall und einmalig an den herausragenden Punkten erwerben, dafür erhält er ein Faltblatt in dem steht, wohin sein Geld geht und danach hat er seinen Urlaub lang freien Eintritt in alle Ecken dieser Insel. - Was auch nur ein Gedanke, aber sicher ein besserer, als wenn man jede einzelne Gemeinde hier Eintrittsgelder kassieren lässt, für eigentlich öffentliches Land.


Zu den Quellen von Marcos und Corderos



Sonntag 07.10.07 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1018 hPa

Perpetuum Palmobile

Wortspiele sind mein Hobby, ich gebe es zu… Seit Jahren reden wir über alternative Energien, so wie alle, denn jedem scheint es klar geworden zu sein, so können und sollten wir nicht weitermachen. - Dabei ging es noch vor einem Jahrzehnt eher um die Kosten und dem Stinkefinger, dem man den Scheichs gerne zeigen wollte, heute ist Umweltschutz "In", selbst George Bush, Angela Merkel und die Automobilindustrie retten ja inzwischen gemeinsam die Welt. - Ich gebe es zu, mir war das mit dem Kasten Bier und dem Urwald sympathischer, aber die Welt retten ist ja auch schließlich was. - Dabei spielt es auch keine Rolle, dass unser kleiner Beitrag Kohlendioxyd einzusparen in Sekunden des Wachstums in der berühmten Dritten Welt wieder geschluckt wird, es geht auch um unser Gewissen und um Geld. - Bei alternativen Energien geht es um richtig viel Geld, die auf 25 Jahre zugesagten Einspeisegebühren von "sauberer Energie" ins normale Stromnetz haben einen Boom in der Weltrettungsbranche ausgelöst, den selbst die Hedge-Fonds noch nicht kaputtmachen konnten, aber das kommt auch noch. - Wer kein Geld damit verdient, der ist auf sein gutes Gewissen fixiert, kauft Energiesparlampen, dreht die Heizung runter und tauscht roten Strom erst gegen gelben (zuerst wegen der Kosten) und dann grünen Strom, um die Welt zu retten. Dass dieser alternativ hergestellte Strom noch viel zu teuer ist, das spielt vorerst mal eine große Rolle.

Auf La Palma bieten sich natürlich auch jede Menge an alternativen Energiemöglichkeiten dar, zunächst Sonnen- Windenergie. - Leider lässt sich ja wohl die Idee mit dem geothermischen Kraftwerk nicht verwirklichen, die Insel ist unter Null fast überall mit Meerwasser durchsetzt, das verbietet notwendige Bohrungen um an die heißen Stellen zu gelangen, das Salz würde alle Löcher wieder zusetzen. - Bleibt noch, neben so experimentellen Geschichten wie Gezeiten- oder Strömungskraftwerken eine ganz einfache und konventionelle Idee, die Wasserkraft. - La Palma besitzt bereits ein Wasserkraftwerk, am "Salto de Mulatos", welches nach aufwendigen Überholungsarbeiten mal 5 MWh an Energie produzieren soll. - Nun kommt noch ein Projekt hinzu, wie man denn 15 MWh aus Wasserkraft gewinnen will. Man rechnet uns vor, das seien auf einen Schlag 35% des Inselbedarfs an elektrischer Energie und gibt diese mit einem Verbrauch von 40 MWh an. - Wollen wir man nun nicht kleinlich rechnen und monieren, dass auf dieser Insel zu Spitzenzeiten bis an die 70 MWh gefordert sind, dann hört sich das mit den 35% schon ganz gut an. - Nun muss man aber mal gucken, wie die das denn machen wollen und da setzt man sich zunächst am besten wieder hin. - Man will diesen Strom nämlich durch ein Verfahren gewinnen, welches sich, laienhaft übersetzt, als Pumpwasserkraftwerk herausstellt. - Man pumpt, mit elektrischer Energie wohlgemerkt, Wasser von einem Niveau auf ein deutlich höheres und lässt es dann später wieder runtersausen, wobei es dann eine Turbine antreibt. - Gut, dass Sie sitzen, Sie haben recht, das macht keinen Sinn. - Der Sinn entsteht erst dabei, dass man zum Pumpen die Stunden nutzt, in denen der Verbrauch an elektrischer Energie niedrig ist, um dann später, wenn der Konsum wieder Spitzenwerte erreicht, das Wasser wieder herunter fließen zu lassen. - Mit alternativer Energie hat das eigentlich gar nichts zu tun, sondern nur mit Verlagerung der Produktion.

Spinnt man die Geschichte man ein bisschen spitz weiter, dann könnte aber aus einem potemkinschen Perpetuum Mobile, ein Pecuniam Mobile werden. - Die Idee zu diesem Kraftwerk hat unser Stromversorger selbst, die Unelco-Endesa, will aber auch andere da mitverdienen lassen. - Man muss sich das so vorstellen: Mit Strom der in Zeiten produziert werden kann, in denen das Kraftwerk bei der Hauptstadt kaum ausgelastet wird, pumpt man Wasser von der La Laguna de Barlovento 300 Meter weiter hoch in ein weiteres Speicherbecken. - Dann steigt der Stromverbrauch wieder, und man lässt nun das Wasser wieder herab, das treibt eine Turbine an und diesen Strom verkauft man dann sich selbst, allerdings als alternativ gewonnene Energie und erhält dafür dann den dreifachen Einspeisepreis. Der Stromerzeuger erhält natürlich die Differenz vom Staat, so ist das ausgemacht. - So polemisch kann man vielleicht nur am Sonntagvormittag denken, hat vielleicht damit zu tun, dass eigentlich meine Steuerabrechung erledigt werden muss, mir aber die Einspeiselust dazu fehlt. - So wie das Kraftwerk jetzt angedacht ist, macht das natürlich keinen Sinn, man muss ja die ganze Energie, das Wasser hoch zu pumpen, erst woanders produzieren und das wäre in unserem Fall mit Dieselkraftstoff. - Was man aber bedenken könnte wäre, das Wasser mit Energie aus Wind- oder Sonnenkraft hoch zu pumpen, dann macht das plötzlich wohl einen Sinn. Dazu müsste man natürlich erst mal die überschüssigen 15 MWh an Leistung haben, eben aus Wind- oder Photovoltaikkraft, dann könnte man das hoch gepumpte Wasser wie eine riesig große Batterie nutzen, die dann den Strom liefern kann, wenn kein Wind die Räder dreht und keine Sonne scheint um aus den Kollektoren Strom zu quetschen. - Ein Pumpwasserkraftwerk, in dem Wasser per elektrischer Energie bewegt wird, die aus dem konventionellen Dieselkraftwerk gewonnen wird dient nur der besseren Auslastung des Kraftwerks, mit der Rettung der Welt hat das nichts zu tun.



Samstag 06.10.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 26,0 Grad - niedrigste Temperatur 16,2 Grad

Ein neu gewonnener Kolumnist. - In unregelmäßigen Abständen und zu allen möglichen Themen unterhält uns nun hier nun auch Enrique Naumann, der den meisten Inselbewohnern bereits aus seiner früheren Tätigkeit bei "Correo de Valle" - heute "D-Ocasión" - bekannt ist.

Ein kurzlebiger Hausgenosse

Die Geckos kennt man hier von der eigenen Wahrnehmung her, weil sie sich immer mal wieder in Häuser verirren, und vom Fernsehen. Es sind außergewöhnlich nützliche Tiere, indem sie zur Reduzierung lästig hoher Insektenpopulationen beitragen, und das bisschen Dreck, den sie in Ausübung ihres Lebensunterhalts hinterlassen, kann man einfach mit einem Besen von Wänden und Decken kehren.
Wir kannten diese Tierchen bereits aus nächster Nähe, als wir auf die Insel kamen, aus unserer Zeit in den Tropen. Die Fensteröffnungen waren mit Insektengittern von der Außenwelt abgeschirmt, aber durch nie aufgefundene Löcher kamen trotzdem Insekten ins Haus sowie wechselnde Scharen von Geckos und weißen Laubfröschen, jedoch hielten letztere sich weitgehend im Badezimmer auf, eng an die kühlen, weil schwitzenden Wasserrohre geschmiegt.
Diese Geckos also, so lernt man in der Schule und im Fernsehen, gehen vornehmlich auf die Insekten los - mit Betonung auf vornehmlich, wie ich mal erfahren musste. Denn dass sie auch anderes Geziefer nicht verschmähen, konnte ich einmal beobachten und sogar hören. Ein hohes, von Angst ums Leben zeugendes Quietschen kam von dem Fliegengitter am Wohnzimmerfenster. Das saß einer der weißen Frösche und ganz dicht daran ein kapitaler Gecko. Der bewegte sich manchmal, und dann schrie der Frosch. Genaueres Hinschauen ergab dann, dass der Frosch mit einem Hinterbein im Maul des Geckos hing. Ich war sehr erstaunt - dass ein Frosch auch schreien kann, hatte ich bis dahin nicht gewusst. Die allgemein bekannte Lautgebung der Frösche ist ja schließlich Quaken. Dann schüttelte der Gecko mal besonders heftig, und der Frosch verlor das festgehaltene Bein. Dreibeinig machte er sich hurtig davon ebenso wie der Gecko, der mit der Beute im Maul blitzschnell verschwand.
Nun, die Geckos, die auf La Palma in den Häusern manchmal Ärger bei besonders ordnungsliebenden Bewohnern auslösen, haben keine Laubfrösche auf ihrer Speisekarte, denn diese Spezies Lurche gibt es nicht auf der Insel, ausser sie sind eingeschleppt. Und überhaupt kommen die Salamandras, wie die Geckos hier genannt werden, viel seltener vor als vordem. Deshalb hielt ich ein Jungtier unter ständiger Beobachtung, der während der Hitzetage ins scheinbar kühlere Haus geflüchtet war. Wenn er sch blicken ließ, scheuchte ich ihn mit Zischlauten und Hüsteln in irgendein Versteck, und da war er auch ganz folgsam; ich wollte nicht, daß ihn unsere Katze mal erwischt. Meine Befürchtung erwies sich dann als grundlos, denn die Katze verschläft den Tag irgendwo im Garten; wenn es kühler wird des Abends, kommt sie ins Haus. Da sitzt sie dann dösig herum und überlegt, ob sie vor dem Nachtschlaf noch etwas fressen will. Den Gecko, wenn sie ihn denn überhaupt mal bemerkt, hält sie wohl für eine Kakerlake, etwas was Katzen nicht mögen. Viel zu fressen fand der kleine Neuzugang nicht im Haus, denn auch die Insekten sind weniger geworden, und die paar Fliegen, die noch anstehen, erledige ich mit der Fliegenpatsche. Der Gecko wuchs denn auch nur wenig. Allerdings weiß ich nicht, welche Wachstumsraten diesen Tieren eigentümlich sind. Ich sah ihn nur noch selten, denn er hatte Angst vor mir und flitzte weg, wenn ich nur vorsichtshalber hüstelte. Ich machte mir schon Gedanken, wie man ihn wohl füttern könnte. In Deutschland wäre so etwas einfach gewesen: Man geht in eine Zoohandlung und kauft ein paar Mehlwürmer. An dieser Stelle muß ich allerdings gestehen, dass ich möglicherweise wegen einer bereits Jahrzehnte andauernden Entwöhnungszeit nicht auf dem Laufenden bin. Ob sich in Deutschland Zoogeschäfte noch mit der Andienung von Mehlwürmern abgeben . . . ? Dann sah ich den kleinen Gast ein ein paar Tage gar nicht mehr, und jetzt weiß ich auch den Grund dafür: Ich hatte ihn in der Schlafzimmertür eingeklemmt und dabei offenbar nicht einmal wenigstens gehüstelt, und das überlebte das Tierchen nicht. Traurig - ohne jemals richtig gelebt zu haben, sicherlich mit recht leerem Magen und noch ohne Namen und Schulbesuch. Wie lange er mumifiziert dort schon geklebt hatte, ließ sich im Nachhinein nicht mehr ausmachen, denn die Türfalze im Haus unterziehen wir keiner täglichen Kontrolle.
Schade, ich hätte ihn gern noch eine Weile im Haus gehabt, um zu sehen, wie er wächst und blüht und gedeiht, so scheinbar ganz ohne Futter. Wie ein Gummibärchen fühlt er sich nun an, und deshalb ist mir auch nachträglich noch ein passender Namen für den Kleinen eingefallen. Nun will ich wenigstens sein Angedenken wahren und ihn irgendwie aufheben und immer an ihn erinnert werden. Bis ich diesbezüglich gedanklich etwas Zweckdienliches geoutet habe, liegt er gut sichtbar an einem von mir reservierten Ort, und keine es gutmeinende ordnende Hand von sonstjemand darf an ihn heran. Vielleicht könnte ich ihn in Klarsichtfolie an eine Ecke des Fernsehers hängen oder an den Computerbildschirm, so als sehr persönliches Hintergrundbild. Oder ich könnte ihn ähnlich wie einen Schmetterling in ein Kästchen stechen mit einer Glasabdeckung und das Ganze an die Wand hängen. Überlegenswert wäre auch, ihn in Kunstharz einzugießen und wie ein Mobile an die Zimmerdecke hängen. Ich weiß noch nicht. Für - nur ernstgemeinte - weiterführende Vorschläge bin ich dankbar.





Samstag 06.10.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1018 hPa

Sinnsuche

Alles braucht seinen Sinn und eine Erklärung, so weit ist es mit uns schon gekommen. - Auch Erkältungen wollen zumindest erklärt sein, ist es doch nicht normal, dass bereits die gefühlte Hälfte aller Pasenes mit schweren Grippesyndromen ostentativ leidet. - Eine einfache Erkältung gibt es bei uns eh nicht, Husten, Schnupfen, Heiserkeit werden bei uns komplett als "gripe" abgetan, obwohl es den Ausdruck "resfriado" tatsächlich gibt. Da aber eine Erkältung kein Mitleid erregt und schon gar nicht dafür geeignet ist Arbeitsausfall zu erklären oder wenigstens ein gebremstes Tempo, dehnt man alles bis zur perfekten Grippe aus. - Natürlich bin ich auch schwer erkältet, mindestens ein grippaler Infekt, nehme diesen Zustand aber wohl bilateral hin und erkläre im Spanischen ich hätte Grippe und den Deutschen, ich wäre schwer erkältet. - Wahrscheinlich bin ich einfach nur ein Weichei und habe vorgestern Abend bei Kiko zu lange gesessen und noch keine langen Unterhosen getragen, aber das würde ich nie zugeben, denn dann wäre ich ja selber schuld und somit frei von jeglichem Opfergefühl welches der einzige positive Effekt bei einer Grippe, einem grippalen Infekt aber auch einer Erkältung ist.

Wie gut wir es hier haben, das merkt man immer in den schweren Stunden des Lebens. - Kein Volk dieser Welt ist solidarischer was Leiden angeht und manchmal denke ich mir, diese Solidarität ist der einzige Grund, warum wir hier immer alle zusammen Grippe haben - Verzeihung, erkältet sind. Wir würden es einfach nicht ertragen, andere schwer leiden zu sehen während wir selbst uns bester Gesundheit erfreuen, das gehört sich nicht. Selbst die Ärzte und Apotheker machen da mit, verschreiben probate Solidaritätsmedizin und sind spätestens am vierten Tag auch krank, perfekter kann eine endemisch-pandemische Grippewelle nicht funktionieren. - Gut, es scheint Stellen auf der Insel zu geben die enorme temporäre Selbstheilungskräfte besitzen, so verschwindet der Schnupfen in den meisten Bodegas nach dem zweiten Glas Wein und ich friere nach dem zweiten Bier bei Kiko auch nicht mehr und mein Husten lässt sich durch wiederholtes Inhalieren von Winston zumindest anders erklären, als durch schwere Grippenerkältung. Nur wirken diese Gesundbrunnen wirklich räumlich und zeitlich begrenzt, am nächsten Morgen reißt einem der Wecker diese Therapie wieder aus den Gliedern und vor einem steht die Frau, die gesunde Frau natürlich, und setzt diesen ziemlich wissenden und beißenden Blick zugleich auf, der aus jeder Erkältung sofort eine ausgewachsene Grippe macht. - Nicht, dass meine Frau nicht auch mitleidig mit mir sein würde und zumindest meine Leiden mit anhört, aber dieses Mona-Lisa-Lächeln dabei erhöht sofort wieder den Juckreiz in der Nase. - Nur der Kater und meine Kinder haben echtes Mitleid mit mir, der Kater sowieso und meinen Kindern habe ich eine außerplanmäßige Taschengelderhöhung in Aussicht gestellt, die proportional mit den Solidaritätsbekundungen ansteigt. - Die sind da ja genau so trickreich wie meine Frau. - Während meine Frau, wenn ich sie alle 4 Minuten auffordere, mal meinen heißen Kopf anzufassen, die Hände immer gerade von der heißen Kaffeetasse nimmt, was natürlich zufolge hat, dass meine Stirn die Hände eher kühlt, haben die Kinder immer irgendwo die Hände noch kurz vorher an einer kalten Getränkedose. - "Mensch Papa, du bist ja krank, das zischt ja richtig wenn man deine Stirn berührt, die Mama merkt das nicht, die ist ja viel zu unsensibel…" - Das wird ein teures Wochenende und selten haben sich Kinder das Taschengeld so leicht verdient. - So hat auch eine Erkältungsgrippe dann doch wieder einen Sinn und wir können alle zufrieden sein.



Freitag 05.10.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 55 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 25,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,5 Grad

Zwei Parkhäuser mit einer Klappe geschlagen

Manchmal sind meine Überschriften komisch, aber lesen Sie ruhig weiter, dann werden Sie schon wissen was gemeint ist. - Wir haben da doch zwei im Bau befindliche Parkhäuser rumliegen, eines in der Hauptstadt und eines in Los Llanos. - Das in Santa Cruz ist an die 85% fertig, es fehlen nur noch "Details", "detallitos" wie man hier sagt, aber in Los Llanos war man gerade mal mit dem Ausheben fertig und dem Anbringen der untersten Betonverstrebungen. - Die ausführende Firma, "Fuente Olén" war aber inzwischen derart trocken, also ohne flüssige Mittel, dass man beide Baustellen einfach liegen lassen musste, praktisch war man pleite. Seit Monaten nun sucht man einen Weg die Arbeiten zu retten, das hätte durch weitere Geldspritzen an die bislang ausführende Firma gehen können, eine Übernahme der "Fuente Olén" oder eine Beteiligung an der Firma, oder aber man einigt sich im grünen Bereich und übergibt die Arbeiten an eine andere Firma. - Das ist nun geschehen und auch der Auftraggeber, das Rathaus von Los Llanos ist mit dem Deal einverstanden, das Parkhaus kann nun fertig gebaut werden. - Mit diesem "Königsweg" hat man eine erneute Ausschreibung der Arbeiten vermieden, welche sicherlich Monate gekostet hätte, so kann die neue Firma eigentlich morgen bereits beginnen. - Allerdings hat das Rathaus von Los Llanos nun schärfere Auflagen erteilt, einmal muss eine Sicherheit von knappen 100.000 Euro hinterlegt werden und die neue Firma muss auch eine Haftpflichtversicherung abschließen, die in dem Fall zahlen muss, sollte der Bau nicht im vorgegebenen Rahmen fertig werden. Man gibt nun der neuen Firma 18 Monate Zeit, keinen Tag mehr, so zumindest vernimmt man es aus dem Rathaus.

Neue ausführende Firma wird "Dos Tumbos S.L." sein, ein nicht unbekanntes Haus hier auf La Palma, die auch mal ganz klein angefangen haben, sich aber im Laufe der Zeit immer weiter vergrößert haben. - "Tumbo" heißt übrigens taumeln und wir hoffen natürlich nicht, dass man mit der Übernahme des Baus des Parkhauses nicht den Namen zum Prinzip machen wird. - Es geht nämlich um viel Geld und eine nicht zu unterschätzende Bautätigkeit, so eine Tiefgarage kann man nicht mit Augenmaß und Maurerkelle alleine bauen, dazu braucht man die notwendige Technik und Wissen und Erfahrung im Umgang mit solchen Baustellen. Man spricht davon, dass "Dos Tumbos" an die drei Millionen Euro dafür bezahlt hat, das Parkhaus zu bauen, allerdings ist diese Zahl nicht bestätigt worden. Nun wird man fragen, wieso bezahlen die noch dafür, dazu muss man aber wissen, dass der Vertrag mit dem Rathaus von Los Llanos nicht nur über den Bau des Parkhauses geht, sondern auch die Vermarktung der Einrichtung für die nächsten 50 Jahre. - Die Stellplätze im kommenden Parkhaus können verkauft oder auch vermietet werden, daraus soll dann die ausführende Firma ihren Gewinn machen. - Gut, bislang ist man hier eigentlich noch nicht gewohnt für Parkplätze Geld zu bezahlen, aber wer die Situation in Los Llanos kennt, der kann sich schon vorstellen, dass man zukünftig damit Geld verdienen kann. - Zur Überschrift, mit dem erhaltenen Geld ist nun die Firma "Fuente Olén" wieder flüssig und kann die "Details" welche in Santa Cruz noch fehlen sicherlich schultern und dann werden zwei Parkhäuser auf La Palma fertig gebaut werden, die beide kurz vor dem Aus waren. Nun wird auch die Überschrift klar. - Eine elegante Lösung.


Die Grube des Anstoßes in Los Llanos



Freitag 05.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Und immer zicken die Investoren

Die Idee ist, da wo öffentliches Geld fehlt, sollen private Investoren einspringen und so vieles möglich machen, was für die berühmte öffentliche Hand nicht machbar ist. - So soll auch das berühmte und seit nun mindestens 15 Jahren angedachte Besucherzentrum auf dem Roque de Los Muchachos entstehen. - Nur, es meldet sich kein Interessent, der dieses ambitiöse Projekt durchführen will, also den Bau und den späteren Betrieb der Anlage. So hatte man sich das nicht vorgestellt, sondern eher erwartet, dass die Investoren Schlange stehen um Geld auf dem Roque zu investieren und das Privileg nutzen können, dort oben private Aktivitäten ausüben zu können. - Geld kennt aber solche Privilegien nicht, wer mehr als 7 Millionen Euro investieren soll, der möchte gute Aussichten haben, dieses Geld in bequemer Zeit zurück zu bekommen und dann noch mehr daraus machen. - Es scheint wirklich so zu sein, dass niemand in dieses Besucherzentrum investieren will, obwohl man seitens des Astrophysikalischen Institutes die Bewerbungsfrist schon längst über den eigentlichen August-Termin hinaus verlängert hat.

So muss der Traum, das Besucherzentrum Ende nächsten Jahres bereits eröffnen zu können mindestens begraben werden, dabei darf aber auch angemerkt werden, dass es eh sehr optimistisch gedacht war, Ende 2008 den Themenpark dort oben bereits in Betrieb zu sehen. - Einen zaghaften Interessenten hat man aber doch in Aussicht, aber der macht keinen Hehl daraus, dass ihm das Projekt auf dem Roque alleine nicht lukrativ erscheint und er das gerne mit einem Hotel in Garafía verknüpfen will. - So hat der auch kein Angebot abgegeben, sondern möchte gerne in kleinen Gesprächsrunden, also in Bodega-Mitins, seine Vorschläge unterbreiten. - Was eine Bodega ist, das wissen Sie, ein "Mitin" ist die spanglische Version des "Meetings" und ein "Bodega-Mitin" ist die effektivste Möglichkeit Absprachen im halb öffentlichen Raum zu treffen. - Man kann über das vorgestellte Projekt des Besucherzentrums ruhig geteilter Meinung sein, aber publikumsnäher sollte man die Anlagen auf dem Roque de Los Muchachos schon gestalten. - Vielleicht gelingt ja auch eine kleinere Version, in der die Observatorien mehr im Vordergrund stehen und weniger der "Freizeitpark für Sternengucker" aber wer weiß, dass alleine die Verhandlungen über die jetzt geplante Version an die 15 Jahre dauerten, der wird ungern in eine neue Verhandlungsrunde mit dem "IAC" Instituto Astrofísico de Canarias gehen. - Eigentlich wollen "die da oben" nur ihre Ruhe haben und ungestört von laienhafter Wissbegier ihre Theorien beweisen oder verwerfen, aber so ein bisschen Teil haben an dem was die da treiben, das sollte der Insel und seinen Besuchern auch nicht komplett vorenthalten werden. - Na ja, ein Hotel in Garafía als Preis für das Besucherzentrum, man kann es ja mal versuchen denkt sich der Investor und die Inselregierung und das IAC fragen sich immer noch in welcher Hand denn der Spatz sitzt, denn die Taube dort oben auf dem Kirchturm, die kann man klar erkennen.



Donnerstag 04.10.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 24,8 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad

Problem erkannt, Problem geba…

Wenn das so einfach wäre… Immerhin, der neue Rat für Infrastruktur und Verkehr im Provinzparlament, heiß geliebter Ex-Bürgermeister aus Los Llanos, Juan Ramón Hernández, hat am Schlagbaum der Erkenntnis geschnuppert. - 85% des Personenverkehrsaufkommens auf den Inseln werden mit dem privaten PKW durchgeführt und das erscheint Juan Ramón als zu viel. - Recht hat er, das könnte man auch als totales Versagen des Angebote im öffentlichen Nahverkehr betiteln, denn bislang fährt hier nur Bus, wer kein Auto hat oder dessen Liebling in der Werkstatt ist, ein gesunder Autofahrer käme hier nie auf die Idee, sich zusammen mit anderen Menschen in ein größeres Auto zu zwängen, um dann den Rest des Heimweges wohl auch noch unzumutbare 3 Minuten zu Fuß zu gehen. - Ich schließe mich in diese Kritik unbedingt ein, das letzte Mal als ich Bus gefahren bin, das war als mein Auto für längere Zeit in der Klinik lag und ich noch keinen Toyota hatte, sondern ein Automobil aus deutscher Produktion. - Das war vor ungefähr ich weiß nicht mehr wie lange, auf jeden Fall bezahlte man noch in Pesetas und ich hatte noch Haare. - Warum wir alles mit dem privaten PKW erledigen, das hat den ganz einfachen Grund der Bequemlichkeit an sich und weil es kein wirklich ansprechendes Parallelangebot im öffentlichen Nahverkehr gibt. - Da sind nicht nur die Planer Schuld, sondern auch wir selber, den wirtschaftlichen Aufschwung in den letzten 20 Jahren haben wir sehr genossen und sind faul geworden.

Nach so viel Selbstkritik muss nun aber auch bemerkt werden, man lädt uns geradezu ein, private Mobilität bis zum Viertwagen hin auszukosten. Spritpreise, die will ich gar nicht nennen, sonst klicken alle Deutschen jetzt traurig weg, billigste KFZ-Steuern und auch die Versicherungsprämien sind hier deutlich billiger als im Vergleich mit Mitteleuropa. - Man findet also kaum ein Argument, warum man nicht mit dem PKW fahren sollte und nimmt den Zustand, dass Los Llanos die wohl autoreichste Gemeinde Europas ist, als Beweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit hin. - Allerdings ersticken wir bald in unserem Luxus, weniger was den fließenden Verkehr angeht, sondern zunehmend wird das eigene Auto zur Last, weil wir einfach nicht mehr wissen, wo wir unsere Statussymbole parken sollen. - Gut, das ist auf dem Land noch kein Problem, aber Autofahrer, kommst du nach Los Llanos, sage nicht, du hättest mich dort liegen sehen, sondern Kreise drehen… Wo dazu der Ausweg liegt, das ist ganz klar, KFZ-Steuer rauf, Benzinpreise rauf und schmackige Busverbindungen schaffen. - Und natürlich müsste man dem Busfahren das Armenimage weg brennen, sonst bekommt man Allradfahrer nicht in die Guaguas und da sehe ich fast schon ein Generationsproblem vor uns. - Immerhin, Juan Ramón hat erkannt, dass unser Manko wohl nicht dabei liegt, dass wir zu wenige Straßen haben, sondern dass wir zu viel Auto fahren. - Übrigens ist er nicht ganz von alleine drauf gekommen, es handelte sich um einen Tagesordnungspunkt den die Sozialisten eingebracht haben, aber Juan Ramón hat Kenntnis davon genommen und will nun Busspuren bauen. - Ohne Rücksicht auf Verluste und nun weiß ich auch was als nächstes kommt, um den Weltbiosphärenaberwitz des Jahrtausends, die Autobahn durch La Palma zu erklären, das ist gar keine Autobahn, das sind Busspuren! - Jetzt mal ohne Polemik, über die geplante Autobahn hat er weiterhin kein Wort verloren. - El Paso wird in Kürze das alternative Projekt der Umgehungsstraße vorstellen, welches die "Autovía" ersetzen soll und dann muss man sich ja mal wieder dazu äußern.



Donnerstag 04.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1016 hPa

Na wo bleibt der Winter?

Vor zwei Wochen schon präsentierte sich der Horizont das erste Mal winterlich in dieser Saison. - Klar abgeschnitten, die Sonnenuntergänge mit dem Skalpell geschnitten, das gibt es bei uns nur im Winter, oder in der Jahreszeit die wie so nennen. - Aber das was darauf folgen kann und im Winter auch soll, saftige Tiefdruckgebiete aus dem Westen, das ging die letzten beiden Wochen immer noch knapp an uns vorbei. - Jetzt rauscht das dritte Tief heran und wieder möchte man sagen, dieses Mal erwischt es uns, es kann uns doch gar nicht mehr verfehlen. Kann es aber doch, folgt man den beiden vorangegangenen Erscheinungen, dann wird das Tief geradezu magisch nach Norden gezogen, noch bevor es unsere Inselgruppe erreichen kann. - Dem Azorenhoch "verdanken" wir das in diesem Fall nicht, welches sonst dafür sorgt, dass die Tiefs weit nach Norden getrieben werden, das Azorenhoch ist nämlich nicht auf seinem Posten. Um uns herum herrscht zwar noch Hochdruck, aber ohne Kern und Kraft, es fehlt der Dirigent.

Will man sich nicht auf BäuerInnenregeln verlassen, oder das Zwicken der Kriegsverletzung, aus welchem Krieg auch immer, dann studiert man die wunderbaren Angebote von Wetterkarten, welche uns dieses bereitwillige Medium Internet zur Verfügung stellt. - Vor allem ist dort das Global Forecast System (GFS) zu nennen, welches sogar den Mut besitzt bis zu zehn Tag im Voraus das Wettergeschehen zu erklären. - Daneben bietet auch das Nationale Wetteramt, das Intituto Nacional de Meteorología beste Wetterkarten, die allerdings, ganz pragmatisch, lediglich 48 Stunden in die Zukunft blicken lassen, alles andere läuft dort unter dem wenig klaren Namen "Trend". - Ich habe festgestellt, dass beide Systeme ihre Stärken und Schwächen haben. Ich erinnere mich da an den Hurrikan Delta, den tippte das GFS bereits 8 Tage im Voraus fast auf die Stunde genau wann er uns erreichen will. - Da versagte das Nationale Wetteramt deftig, die lagen fast 20 Stunden hinter dem tatsächlichen Geschehen und als die größte Warnstufe ausgerufen wurde, war Delta bereits an der afrikanischen Küste zerschellt. Erinnern wir uns aber an die 4 Tage im Juli dieses Jahres, als wir 40 Grad und mehr erreicht haben, das wusste dagegen nur das Nationale Wetteramt. - So muss man abwägen und noch mehr Karten gucken, wenn man es denn genau wissen will, gerade in solch einer Situation, wenn das Azorenhoch mitsamt seiner Stabilität ausbüchst. - Kommt das Tief oder nicht, das GFS sagt Nein, das INM sagt vielleicht aber… Wenn es kommt, auch wenn es sich dann nur um einen Ausläufer handelt, dann sollten wir flugs unsere Regenrinnen putzen. An der folgenden Vorhersage über mögliche Regenmengen vom INM kann man einen schwarzen Punkt mitten im Regengebiet westlich von uns erkennen. Das bedeutet, Niederschlagsmengen von 100 - 300 Liter pro Quadratmeter sind möglich, so etwas bezeichnet das Alte Testament übrigens als Sintflut. - Aber halt, wir wissen ja auch nicht, ob dieser Ausläufer nicht auch wieder heftig nach Norden gesaugt wird und dann seine nasse Fracht über dem spanischen Festland loslässt, so wie es Ende letzter Woche war. - Endlich ist das Wetter wieder spannend und dann kann man sagen, der Winter kommt doch. - Wann, das schreibe ich in der nächsten Wetternachsage.


geliehen vom Instituto Nacional de Meteorología



Mittwoch 03.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad

Manolos auf La Palma

Einer der bekanntesten Söhne der Insel ist zweifelsohne Manolo Blahnik. - Wenn Sie ihn nicht kennen, dann sind Sie wahrscheinlich männlicher Turnschuhträger und haben mit Mode und schrillen Klamotten nichts am Hut. - Seien Sie nicht traurig, wohnte ich nicht auf La Palma, dann wüsste ich es wohl auch nicht wer das ist. - Manolo Blahnik ist Schuhdesigner und Hersteller und baut so ziemlich die schrillsten High-Heels, die man Frauen unter die Füße binden kann. - Sündhaft hoch und eigentlich untragbar, meint man zumindest wenn man aus der "Halbschuhfraktion" kommt und eine Frau hat, die Wanderschuhe im Schrank stehen hat und keine "High Heels". - Aber diese Schuhe, vielleicht auch noch weil sie so sündhaft teuer sind, haben sich in der (ab)gehobenen Gesellschaft als letzter Schrei durchgesetzt. Man zitiert Carrie Bradshaw aus "Sex and the city" als Sie überfallen wird wie folgt: Sie können meinen Ring haben und meine Uhr, aber nehmen Sie mir nicht meine "Manolos". - "Manolos" nennt man inzwischen diese Schuhe, längst ein Sinnbild für totale Extravaganz und hoch bezahlte Abgrenzung von allem was man generell als Straßenschuhe bezeichnet. - Um die 500 Dollar kostet so ein Paar Schühchen und ich möchte mal jemanden sehen, der damit auf La Palma auch nur hundert Meter weit kommt.

Darum geht es auch nicht, der Erfolg Manolo Blahniks ist bewundernswert, auch wenn es wohl auf La Palma vielleicht niemanden gibt, der solche Schuhe hat. - Bislang hat sich Blahnik, von einigen Besuchen abgesehen, nur in seiner Kindheit auf La Palma aufgehalten, Paris und London waren eher "seine" Pflaster und man darf wohl ruhig behaupten, wäre er auf La Palma geblieben, dann wäre seine Karriere sicherlich anders verlaufen. - Nun aber kommt Manolo Blahnik nach La Palma zurück. - Nicht gleich für immer und auch nicht, um hier weiter Schuhe zu entwerfen oder gar ein Blahnik-Museum zu eröffnen, er möchte hier auf La Palma einen Teil seiner Freizeit verbringen, ganz persönlich und fern ab seiner Schuhwelt. - Gerüchte darüber schwirren seit mindesten zwei Jahren durch die Landschaft und einmal war sogar im Gespräch, Manolo Blahnik sei daran interessiert, ein altes Stadthaus in El Paso renovieren zu lassen. - Das bleibt ein Gerücht, allerdings lässt er nun die "Hacienda Bajamar" restaurieren, welche manche unter Ihnen vielleicht noch als Hotel Florida kennen, oder vielleicht davon gehört haben. - Wer schon mal auf La Palma war, der hat es schon gesehen, aber eigentlich wohl nur das Dach davon, denn mehr kann man wegen einer hohen Mauer davor nicht erkennen. - Wenn Sie aus dem Tunnel kommen aus der Hauotstadt in Richtung Süden, dann fährt man an einem riesig großen Gelände vorbei, in welchem man zwar ein paar Gebäude erkennen kann, aber nicht so genau, um was es sich da handelt. Wo die Mauer den Blick nicht versperrt, da sorgen hohe Bäume und Palmen dafür, dass man dahinter immer irgendein Märchenschloss vermutet, welches einen hundertjährigen Schlaf hinter sich hat. - Ganz so lange hat es nicht gedauert, nun will Manolo Blahnik dort alles wieder restaurieren und zwar genau so, wie es im Ursprungszustand war. - Dort hat er seine Kindheit verbracht und vielleicht schließt sich ja so ein Kreis. - Für La Palma wäre das Klasse, schwappt doch vielleicht ein bisschen Ruhm bis zu uns herüber und macht so ein bisschen Werbung für uns.



Mittwoch 03.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa

Wenn man nicht alles selber macht

Für den Erfolg einer landwirtschaftlichen Produktion genügt es nicht, die Früchte, Knollen und Tuberkel einfach anzubauen, man muss diese auch an die Frau bringen, oder an den Mann. - Das kann man in Direktvermarktung machen, das ist aufwendig, gibt aber die höheren Preise her, das Gros der Waren braucht aber leistungsfähige Verteiler, welche die Waren inselweit und auch kanarenweit anbieten. - Aus diesem Grund hat man vor Jahren die der Provinzregierung zugehörige "Mercocanarias" auf die Insel geholt, eine Organisation die sich seit langer Zeit bereits auf den anderen Inseln erfolgreich darum bemüht, den Warenfluss der Agrarproduktion zu erleichtern. - "Mercocanarias" kauft auf, selektiert, reinigt und verpackt die Früchte und verkauft diese weiter an Groß- und Einzelhändler und sorgt so dafür, dass der Landmann seine Produkte auch verkaufen kann. - Das läuft so weit so schlecht, die Landwirte beklagen sich über schlechte Preise und nun auch noch die Inselregierung darüber, dass "Mercocanarias" keinen Cent auf La Palma investiert und nicht mal die Miete bezahlen muss für das Lagerhaus und die vorhandene Technik dort, welches ihnen von der Inselregierung neben dem Krankenhaus zur Verfügung gestellt wurde. Dazu kommt noch der Rausschmiss des Chefs der hiesigen Vertretung, Facundo Cabrera durch die Leitung von "Mercocanarias" und nun hat man seitens der Inselregierung die Nase voll von dem Verein.

So schnell wie möglich möchte man nun die Anlagen wieder selbst übernehmen und ein "Mercopalma" konstituieren, was man nicht selber macht, das kann nicht gut sein, so der Unterton. - Dabei vergisst man aber gerne, dass man das vorher schon mit geringem Erfolg selber gemacht hat und unter Umständen damit auch die Kontakte und Wissen des erfahrenen Verteilers "Mercocanarias" verliert. - Immerhin wächst seit wenigen Jahren die landwirtschaftliche Produktion auf der Insel wieder etwas, ein Erfolg den man vielleicht auch "Mercocanarias" mit zuschreiben kann. - Anders gesehen könnte man natürlich direkter und effizienter arbeiten, wenn man sich nicht an Regeln und Absprachen halten muss, die auf den anderen Inseln getroffen werden, sondern nur auf den hiesigen Markt hört. - Dennoch bleibt bei mir die Skepsis im Vordergrund, wir alleine sind ein zu kleiner Markt und stehen den Anforderungen der längst globalisierten Warenströme ziemlich hilflos gegenüber. Da wäre es nur von Vorteil einen Partner zu haben, der selber schon reichlich Ware "dreht" und auf dem Markt nicht völlig untergeht. - Bestes Beispiel sind ja die Bananen, die werden auch alle zusammen vermarktet, weil jede Insel alleine für sich zu klein wäre um sich zu behaupten. - Ich hoffe nur, das geht gut mit der "Mercopalma", La Palmas Bauern haben es allemal verdient, dass man ihre hart erarbeiteten Früchte auch ansprechend vermarktet.



Dienstag 02.10.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 52 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 27,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,4 Grad

Zum Weinen mit dem Wein

Ob es ausreichend Weib und Gesang gibt, das weiß ich nicht genau, aber Wein, auf jeden Fall der des Jahrgangs 2007, der wird nicht ausreichen die Nachfrage zu decken. - Nachdem man bei Beginn der Weinlese, etwa vor einem Monat nur etwa schätzen konnte, wie viel weniger wir dieses Jahr in Fässer abfüllen können, liegen jetzt die ersten konkreten Vergleichszahlen vor. - Es ist fast so schlimm wie man befürchtet hatte, neigt ja der Winzer, genau so wie der Landmann an sich, nehmen wir den Seemann auch noch mit, gerne zu Übertreibungen. - In der Tat, bis heute, konnte man seitens des "Consejo Regulador de la Denominación de Origen del Vino de La Palma" (La Palma DO) lediglich die Menge von 320.000 Kilo geernteter Trauben vermelden, letztes Jahr waren es im gleichen Zeitraum bereits 1,45 Millionen Kilo. - Das hört sich erst mal furchtbar an und bis zum Ende der Weinlese wird man so maximal auf eine halbe Million Kilo kommen. - Was man dabei aber beachten muss, wir hatten vier Rekordernten hintereinander und messen natürlich nun die Menge an der maximal produzierten aus dem Jahr 2006, in dem man fast an die 2 Millionen Kilo heranreichte. Allerdings gab es noch zwei schlechtere Jahre, seitdem man überhaupt die Menge glaubhaft erfasst, das waren 1995 mit nur 344.000 Kilo und 1998 mit 494.000 Kilo.

Der Grund für den wenigen Wein dieses Jahres der liegt nicht ausschließlich an den 4 Hitzetagen Ende Juli, die haben einem eh schon kränkelnden Jahrgang dann den Rest gegeben. Im Frühjahr bereits zeichnete sich ein schlechtes Jahr ab, denn es war zu frisch und zu feucht, der Wein blühte schlecht und dazu kam dann auch noch der Mehltau, welcher halt immer zusammen mit viel Feuchtigkeit besonders lästig ist. - Das Ergebnis ist so oder so nicht besonders schön und glaubt man den Winzern aus dem Süden der Insel, dann ist die Ernte bei den Sorten "Malvasía" und "Bujariegeo" nicht nur schlecht, sondern komplett verloren. - Inzwischen hat die Inselregierung auch Hilfen angeboten, wie groß die sein werden und in welcher Form, das ist noch nicht raus, aber bislang konnte man sich hier in der Landwirtschaft immer darauf verlassen, dass einem in schlechten Jahre geholfen wird. - Allerdings darf man einen ganz wichtigen Aspekt nicht aus den Augen verlieren. - Diese "Missernte" war eigentlich auch notwendig, so böse sich das jetzt anhören will, aber nie zuvor hatten die Bodegas mehr Wein in den Kellern liegen als jetzt, weil die Jahrgänge 2004/2005 und 2006 noch lange nicht ausgetrunken sind. - Es wird also keinen Mangel an Wein auf La Palma geben, vielleicht kommt diese Zäsur gerade recht, denn es wird langsam Zeit, die Lagerbestände zu räumen und Platz für die nächste Rekordernte zu machen. Nun findet man meist in den Regalen der Läden, Weine aus dem Jahr 2005 und das ist auch gut so, stuft doch der La Palma DO gerade die Weine dieses Jahres als "excelente" ein. - Also, austrinken die Jahrgänge 04/05 und 06 und dann gehen wir gleich über in 08. - Und wer wirklich unbedingt 07er Wein trinken will, der muss halt ein Tröpfen mehr dafür hinlegen. - Und bitte vergleichen Sie uns nicht mit dem Bordeaux, das ist eine andere Welt, bei uns ist immer schon der junge Wein beliebter gewesen als die älteren Jahrgänge.


Süße Trauben aus La Palma



Dienstag 02.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1017 hPa

Einen Nachschlag bitte

Unser neues Flughafenterminal soll ja noch größer werden als das des Nordflughafens in Tenerife, mag ja sein da haben sich die Planer in der Insel geirrt, auf jeden Fall wird seit gut 2 Jahren daran gebaut und es ist auch schon viel geschafft. - Nun aber ruhen die Arbeiten fast, von den sonst etwas über 200 Arbeitern sind im Moment nur noch an die 30 tätig und da tut sich eben bei solch einem Mammutbau nicht viel. - Der Grund ist ein ganz einfacher und bekannter, glaubt man einem Bericht aus "El Día" es geht um mehr Geld, oder wie es so schön heißt, einer Neuanpassung des Kostenvoranschlages. - Eigentlich fragt man sich dann, warum Kostenvoranschläge überhaupt gemacht werden und Ausschreibungen, in denen der öffentliche Bauherr sogar dem Gesetz nach gezwungen wird, den günstigsten Anbieter zu nehmen, wenn dann nach einem Drittel der Bauausführung eh der ursprüngliche Preis neu verhandelt wird. Bislang spricht man von 90 Millionen Euro für die das neue Terminal, dazu kommen dann noch mal an die 15 Millionen für neue Rollbahnen und Abstellfläche für die Flugzeuge. - Gut, wir sind hier ja der Meinung, allein mit mehr Stellfläche für Flugzeuge hätte man den Flughafen auch für die nächsten 15 Jahr flott machen können, das Gebäude an sich war groß genug um eine reibungslose Abfertigung zu garantieren, lediglich an bestimmten Tagen war nicht genug Platz vorhanden um die Flugzeuge ordentlich zu parken, wenn wieder mal alle auf einmal kommen wollten.

Nun muss man aber nicht gleich wieder Steine werfen auf unsere so oft größenwahnsinnige Provinzregierung, die Flughäfen sind Sache der Zentralregierung, der staatlichen Flughafenbetreibergesellschaft "AENA". - Die plant, berechnet Verkehrsaufkommen, vergibt Aufträge und bezahlt das alles auch, da sitzt also reichlich Geld und das will ausgegeben werden. - Ausführende Firma ist eine, extra für den Bau des Flughafens gegründete zeitliche Union aus den beiden Firmen Lopesan und Dragados, die sich "UTE" nennt. - Auch das ist üblich, anstatt das beide Firmen ein Angebot einreichen, schließt man sich lieber auf Zeit zusammen, so ruiniert man sich nicht gegenseitig mit immer billigeren Angeboten und kann solche großen Bauaufträge überhaupt besser schultern. - Nun will UTE mehr Geld und wird es wohl auch bekommen, wie gesagt, das wird alles unter "normal" eingestuft, so macht man das halt bei Aufträgen in solchen Größen, wo man sehr gut weiß, da kann kein anderer kommen und einfach den Auftrag zu Ende führen. - Wann es nun wieder im gewohnten, wirklich schnellen Rhythmus weitergeht, das konnte man keinem der Beteiligten rauskitzeln, so etwas wird natürlich hinter verschlossenen Türen besprochen und auf anderen Ebenen als hier vor Ort. - Wie viel uns (also dem spanischen Steuerzahler) der neue Flughafen La Palma wirklich kostet, das werden wir irgendwann erfahren. - Ob dann ein einziger Gast mehr auf unsere Insel fliegt, weil wir so einen großen und tollen Flughafen haben, das werden wir nie erfahren.



Montag 01.10.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 25,3 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad

Inselumrundung in 3 Stunden und 15 Minuten

Und wieso ist das erwähnenswert? - Ganz einfach, weil das zu Wasser geschehen ist und eben auf Wasserskiern. - Dazu bleibt noch zu erwähnen, dass der Sportler kein "Geschirr" getragen hat, das ihn fest mit dem ziehenden Boot verbunden hat, er musste die ganz Zeit festhalten und da liegt wohl auch ein großer Teil der Schwierigkeit. 72 Seemeilen sind es von Puerto de Tazacorte und wieder zurück, aber eben einmal um die Insel. - Zuerst in Richtung Norden, kurz nach 09:00 Uhr und gleich nach dem Auslaufen glaubte man, das Ganze sei schon wieder vorbei, weil Ricardo, so heißt der Wassersportler gleich wieder in den Hafen zurück kam. - Allerdings war nur etwas am ziehenden Schlauchboot kaputt, so dass er gleich wieder, nun hinter einem Ersatzboot endlich loslegen konnte. Richtung Garafía auf der Höhe von "El Mudo" gibt es immer viele Wellen, wegen der aus Nordost kommenden Grundsee, aber die überstand er gut, auch wenn man dadurch die Fahrt sehr verlangsamen musste. - Je weiter es in im Norden dann Richtung Osten ging, umso ruhiger wurde das Meer, die komplette Ostseite bot sich dann wunderbar, fast ohne Wellen. - Dadurch konnte man zügig und schneller fahren, so dass man weit unter den angepeilten knappen vier Stunden blieb.

Mehrere Boote begleiteten den aus Tijarafe stammenden Wasserskifahrer und unterwegs wurde auch Verpflegung gereicht. Das muss knifflig gewesen sein, denn dazu muss man mit einem anderen Schlauchboot ganz nah an den Sportler heranfahren und ihm die Getränke und die stärkende Nahrung reichen. - Wasser, isotonische Getränke, Trockenfeigen und Bananen waren seine Nahrung, ganz normal für einen Palmero also, ohne Bananen geht nichts. - Allerdings gab es schon einen Schockmoment, einer der Begleiter in einem anderen Boot fiel ins Wasser, als er sich zu sehr bemühte, Ricardo anzufeuern, aber der frenetische Fan konnte wieder aufgelesen werden und Ricardo musste seine Fahrt nicht unterbrechen. - Unterwegs wurden von einem anderen Trupp an Begleitern von Land aus immer wieder Böller abgeschossen, auch diese sollten Ricardo Mut machen und anfeuern. - Schließlich kam man um 12:43 Uhr wieder in Puerto de Tazacorte an und weil es sich nicht nur um eine Traumerfüllung handelte, sondern um einen offiziellen Rekordversuch, musste Ricardo dann auch sofort zur Dopingkontrolle. - Das mit dem "sofort" muss eine gute Idee gewesen sein, es wird von einer anschließenden wilden Party in Puerto de Tazacorte berichtet, die deutlich länger dauerte, als La Palma per Wasserski zu umrunden. - Chapeau Ricardo García Castro, den man nun den "Teufel von Tijarafe" nennt.



Montag 01.10.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1019 hPa

So viel Historie und keiner will sie sehen

Museen haben es schwer auf La Palma, scheint sich doch kaum ein Mensch dafür zu interessieren, was wir ihm da vorhalten. - Vielleicht ist der Ausdruck Museum auch nicht wirklich treffend in vielen Beispielen, oft sind es nur kleine Ausstellungen, die in ländlicher Umgebung den geneigten Besucher anlocken sollen. - Da stehen so einige Einrichtung auf La Palma herum, die man mit, teilweise viel Geld, restauriert und eingerichtet hat und dann muss man erleben, dass diese Minimuseen eigentlich nur Kosten einfahren und das Interesse ziemlich gering ist. - So geschehen auch um die "Casa Luján" in Puntallana, die vor gut 15 Jahren in ein ethnographisches Museum verwandelt wurde, aber aus Kostengründen die letzten 5 oder gar 6 Jahre geschlossen war. - Die neue Rathausbesetzung will nun das kleine Museum wieder eröffnen, erneut Geld investieren und hofft dann, auf mehr Interesse, als dem Museum seinerzeit teilhaftig wurde.

Nun ist Puntallana nicht unbedingt Ziel enormer Touristenströme und das hiesige Publikum scheint noch nicht geneigt zu sein sich ansehen zu wollen, wie die Oma und der Opa gelebt haben, dazu ist das einfach noch zu nah. - Als zündende Idee hat man nun vor, im unteren Stockwerk des Gebäudes auch typische landwirtschaftliche Produkte der Region anzubieten, was da Wein, Mojo und vielerlei Süßigkeiten wären. Ob man so den erhofften Aufschwung des kleinen "Haushaltsmuseums" erreicht, das müssen wir abwarten. - Kostendeckend oder gar gewinnorientiert darf man so etwas vielleicht eh nicht angehen, der Aufwand solche alten Gebäude zu erhalten ist enorm und man braucht ja auch noch das Personal, welches sich tagsüber dort hinsetzt und den breiten Besucherstrom überwacht… Bekannter müssten diese kleinen Horte der Historie sein, aber da zögert jeder Verfasser eines Reisebuches oder anderer Kommunikationsmöglichkeiten, zu oft hat man erlebt, dass solche Einrichtung schnell nach der Eröffnung wieder geschlossen hatten, oder die Öffnungszeiten sehr an den Biorhythmus einer freundlichen Nachbarin gekoppelt waren, die freiwillig das Gebäude aufschließt, sollte sich mal jemand nach dem Museum erkundigen. - Neuer Anlauf in Puntallana, so um den Jahreswechsel will man so weit sein, Öffnungszeiten werden dann veröffentlicht…





Familie Ellen & Simon Märkle

Kontaktinformationen