La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv März 2006


Freitag 31.03.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 55 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 26,6 Grad, niedrigste Temperatur: 16,3 Grad

Und es gibt ihn doch -

- Biowein aus La Palma. Mit der Nase muss man drauf gestoßen werden, wie immer kümmert sich die einzige Zeitung La Palmas, "La Voz de La Palma" um diese Kleinode. (Eine Kleinöde ist etwas anderes, auch wenn viele das über uns sagen...) Tagalguén heißt stimmig der rote Tropfen, der nun endlich auch Ökologie in die Önologie auf La Palma bringt, es geht doch. Die Geschichte zu diesem Wein ist wieder mal richtig typisch für La Palma, auch hier haben Aus und Rückwanderung wieder die Finger im Spiel. In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wanderten die Großeltern Isabel Gonzáles nach Venezuela aus und verließen damit ihre Finca "La Gloria" unterhalb von Santo Domingo de Garafía. Die Enkelin nun, mit ihrem Lebensgefährten Juan Jesús Perez hat das Land 2001 wieder bearbeitet und zur Biofinca gemacht. Listán negro und tintilla pflanzten die beiden dort und man musste bis ins Jahr 2004 warten um die erste bescheidene Ausbeute von 660 Flaschen zu erhalten.

Das Jahr 2005 brachte bereits 1.800 Flaschen des roten Biorebensaftes und die beiden wollen sich auch noch weiter vergrößern. Man hat einen weiteren Weinberg gekauft, auf 1.500 Meter oberhalb von Puntagorda, hat dieses Fleckchen "La Nube" genannt (die Wolke) und will dort Weißweinreben setzen um auch diese Regallücke zu schließen, sicher interessant, die Weißweine aus dem Norden der Insel sind weit über die Inselgrenzen hinaus bekannt. Bislang muss man den Wein jedoch in Los Llanos keltern, die beiden haben noch keine eigene Kelterei, soll aber auch alles noch kommen. In der Finca "La Gloria" möchte man auch eine Bodega bauen und Gäste dort bewirten, alles unter Einsatz alternativer Materialien und Energiegewinnung. Unsere Bio-Szene ist ein ganz zartes Pflänzchen und es sind kleine Schritte die da gemacht werden, jetzt kommen auch noch kleine Schlückchen hinzu und irgendwann, hoffentlich präeruptiv, wird die grüne Insel immer grüner. Zu kaufen gibt es diesen Tropfen im Mercadillo von Mazo, in Los Llanos in der "Botica Verde", in "Biocomunidad" und bei "El Tomatito" in der Markthalle. Ossis können Tagalguén in Santa Cruz kaufen, bei "Chayota" und im Büro der "Turismus Rural Isla Bonita. - Wie er schmeckt, dass müssen Sie selber feststellen ich bin besser im Verkosten von Biobier. Wir haben für die Flasche 7,30.- Euro bezahlt, den Beitrag unsere ökologische Önologie nach vorne zu bringen, leiste ich gerne.


Biowein aus La Palma, Tagalguén



Freitag 31.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 45 % Luftdruck 1017 hPa

Gofio für Afrika

Irgendwann kommt alles wieder zurück. Die Ureinwohner der Inseln kamen aus Afrika, soweit ist man sich einig, ob nun mit den Phöniziern oder erst tausend Jahre später mit den Römern, das lassen wir mal die Spezialisten diskutieren. Das Hauptnahrungsmittel dieser Leute war, neben Früchten und Ziegenmilch und Fleisch das Gofio. Getreide, meist Weizen, wurde gemahlen und dann, nicht nur aus Gründen der Haltbarkeit geröstet. Trocken aufbewahrt hält sich dieses Mehl sehr lange und kann immer und überall verzehrt werden, ohne weitere Notwendigkeit der Zubereitung. Kraft und Kalorienspender, jederzeit einsetzbar und wenn es darum geht satt zu werden, das ideale Nahrungsmittel. Gofio hat sich bis in unsere Zeit gerettet, obwohl wir nicht mehr die Notwendigkeit haben uns den Bauch mit geröstetem Mehl zu füllen um satt zu werden, dieses Lebensmittel erfährt, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Renaissance, dort wo es hergekommen ist.

Nach Afrika, genauer gesagt nach Senegal gehen jetzt wieder 500 Tonnen dieses oft belächelten Pulvers und wird dort als lebensrettendes Hilfsgut verteilt. Es sind wieder die gleichen Eigenschaften wie bei uns vor mindestens zweitausend Jahren, welche diesen Stoff ideal erscheinen lassen den blanken Hunger zu bekämpfen. Billig, lager und transportfähig, reich an Proteinen und Kalorien. Heute ist es nicht mehr Weizen sondern Mais, der als Grundlage für das Gofio dient, das nach Afrika geht, Mais ist einfach billiger zu bekommen, für den lokalen Markt gibt es weiterhin auch Gofio aus Weizen aber auch gemischt mit anderen Getreidesorten. Für die Gofiomühle in Los Llanos bedeutet das wieder gern gesehene Überstunden, es ist die fünfte Lieferung nach Afrika die man dort zusammenstellt, seit 1998 produziert man in unregelmäßigen Abständen Gofio für den Senegal.



Donnerstag 30.03.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,0 Grad

Das Monument der Bescheidenheit

La Palma döst gerade wieder mal so unwichtig in der Nachmittagssonne, da machen wir mal einen kleinen Ausflug nach Gran Canaria, die machen immer wieder von sich reden. - Allen voran der große Vorsitzende der Partido Popular und Inselpräsident José Manuel Soria. Eigentlich hat der, äußerlich wie innerliche Klon José María Aznars andere Sorgen, es kommen ihm ständig Politiker abhanden. Bei der Ausschreibung um Windkraftanlagen auf Gran Canaria gab es, vorsichtig ausgedrückt Klüngelei und nun werden fast täglich Politiker dem Richter vorgeführt und die Reihen lichten sich. Ob da bei der Geschichte mal ganz bis hinten "durchgeleuchtet" wird ist noch nicht ganz raus, aber die Ermittler haben in ein Wespennest gestochen und viele Leute aus dem Dunstkreis der Partei sind sehr nervös geworden. José Manuel Soria ficht das nicht weiter an, der hat schon andere Skandale abgeritten, ganz in der Manier eines Grande intocable. (unberührbar)

Mit Hochmut ist das aber immer so eine Sache, zumindest in Deutschland gibt es dafür ein nettes Sprichwort. Nun kommt der nächste sorianische Klopper, eine Fahne soll die "Fuente Luminosa" schmücken, eine Flagge der Insel Gran Canaria und in einer Größe, die einem Grande gebührt. Der Fahnenmast soll 50 Meter hoch in den Himmel ragen und daran eine 300 Quadratmeter große Fahne den Ruhm und die Größe der Insel und seines Herren beweisen. Natürlich kam gleich Kontra von der Opposition, denn Mast und Fahne zusammen schlagen mit 350.000 Euro zu Buche, davon könnte man auch ganz andere Dinge bezahlen meinten die frustrierten Damen und Herren auf den billigen Bänken im Plenum. Die Insel hätte andere Probleme für die man kein Geld auftreiben kann und warum man denn eine Fahne bräuchte, deren Quadratmeterpreis den einer Wohnung in Las Palmas überschreitet. Den Chef ficht das nicht an, der denkt monumental und verteidigt seine Idee auch so, das sei ein Monument für Gran Canaria und so was bekommt man nicht umsonst. - Monumente für Bescheidenheit müssen andere aufstellen, diese sind aber meistens ganz klein, kaum sehbar und immer umsonst.



Donnerstag 30.03.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 47 % Luftdruck 1018 hPa

Die "Supernenas"

Es gehört noch nicht sehr lange zum Straßenbild auf La Palma und für manchen Menschen aus einer noch früheren Generation gereicht es immer noch zum Kopfschütteln, immer mehr Frauen übernehmen die Lenkräder der Busse auf La Palma. Immerhin sind jetzt bereits 9 von 90 Fahrern des öffentlichen Nahverkehrs auf La Palma Frauen, im Vergleich mit anderen Regionen Europas vielleicht wenig, aber für unsere, doch eher patriarchalische Welt schon ein gutes Stück Fortschritt. Bus fahren auf La Palma ist ein Knochenjob, trotz Servolenkung und Retrader, bei unseren kurvigen Straßen sollte man gut wissen, welche Dimensionen das Fahrzeug besitzt das man lenkt und wer dann noch 70 Passagiere in seiner Verantwortung hat, der sollte doch ein(e) Profi sein. (Eine Professionelle, dieses Wort ist leider bereits belegt, auch die deutsche Sprache ist nicht frei von Vorurteilen).

Die allermeisten Palmeros haben sich längst daran gewöhnt, von einer Frau sicher an den Abgründen vorbei gefahren zu werden, aber das kostete doch auch Gewöhnungszeit. Als die erste der Frauen einen Bus im Liniendienst steuerte, gab es reichlich Kommentare, übrigens nicht nur von männlicher Seite, auch viele Frauen misstrauten ihren GeschlechtsgenossInnen und manch ein Fahrgast wartete sogar den nächsten Bus ab in der Hoffnung, dann von einem Kerl ins Tal gefahren zu werden, so wie sich das gehört. Heute kommen noch ab und zu ein paar Sprüche, die prallen aber sämtlich von den "Supernenas" ab, wer einen Bus rund um La Palma steuern kann, der ist nicht so leicht aus der Reserve zu locken. Wir haben das selber oft erleben können, bei den vielen Ausflügen mit den Musikgruppen aus El Paso. Da versucht Manuel Ángel inzwischen immer Frauen für die Sonderfahrten zu ergattern, die sind einfach viel ruhiger und geduldiger wenn es darum geht, 40 Kinder und deren erwachsenes Begleitpersonal sicher von A nach B und wieder nach A zu kutschieren. Nie gab es Probleme mit einer Fahrerin, wenn die aufgedrehten Kinder dann den gesamten Heimweg Gassenhauer laut vor sind hingrölten, wohl aber mit Fahrern, die dann entnervt Ruhe angeordnet haben, sonst fahren sie nicht weiter. In einem Fall hat das sogar mal zu einem Eklat geführt, ein Fahrer wollte tatsächlich sogar Sprechverbot erteilen, das ließen wir dann nicht mit uns machen und sind alle ausgestiegen. Die Busfirma hat dann Ersatz geschickt, jemanden mit genug Nerven, um uns wieder nach El Paso zu bringen, sie haben richtig weitergedacht, man schickte uns eine Busfahrerin und alle waren zufrieden.



Mittwoch 29.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,3 Grad, niedrigste Temperatur: 13,4 Grad

Den Sternen ein Stück näher

Das größte optische Spiegelteleskop der Welt, (nicht unserer kleinen heilen Welt hier, sondern wirklich der ganzen Welt) ist wieder einen entscheidenden Schritt zur Fertigstellung weiter gekommen. Das "Grantecan" (Gran Telescopio Canarias) hat endlich seinen Sekundarspiegel erhalten und wir sind, fast live dabei. Der segmentierte enorme Primärspiegel ist schon auf dem höchsten Berg unserer Insel, ebenso wie der Tertiärspiegel, beide übrigens deutscher Bauart. Den Primärspiegel hat Schott hergestellt, den Tertiärspiegel Zeiss. - Hoffentlich gibt es da keine bilateralen Missverständnisse, so ein Ami, zwischen zwei Deutschen... Auf der Webseite des Observatoriums kann man nicht nur die Ankunft des in den USA aus Beryllium gefertigten Spiegels beobachten, sondern auch auf einem kleinen Video, wie die Techniker das stolze Teil liebevoll auspacken und erst mal sauber machen. Als Kompott gibt es dazu die Erklärungen auch in Englisch, ich muss also die gesamte Geschichte nicht mal ins Deutsche übersetzen, Sie können sich so direkt einen Eindruck des Geschehens machen. Was dabei noch angenehmer auffällt, die Wissenschaftler lassen uns Laien auch nicht nur mit geballten Fachausdrücken staunen, sondern erzählen da wirklich eine nachzuvollziehende Geschichte über die Entstehung und Arbeiten am größten optischen Spiegelteleskop der Welt. Das sind wieder mal die Momente, in denen man dem Medium Internet überaus dankbar sein muss, jeder hat direkten Zugriff auf diese Informationen und muss sich nicht umständlich Fachliteratur besorgen um "dabei" zu sein, wie so ein, zumindest für uns, epochales Bauwerk entsteht. Natürlich braucht es dazu auch die passenden Menschen, die sich die Arbeit machen das ins Netz zu stellen, zu übersetzen und dabei auch noch zu überlegen, wie schreib ich´s denn, dass auch Leute mich verstehen, die wenig Ahnung, aber Interesse an dem haben was wir hier tun. - Chapeau ihr Wissenschaftler und Techniker des Grantecan, danke, dass ihr euch von uns auf die Finger schauen lasst.

Wenn wir schon bei den Sternen sind, kann ich auch noch mal Eigenwerbung für die astrophysikalische Abteilung hier in der Webseite machen. Klaus Fuhrmann schreibt monatlich einen neuen Beitrag aus seinem Beruf für uns, er ist Astrophysiker und lässt uns an seinem Wissen teilhaben. Für den April gibt es den zweiten Teil über den Planeten, den wir Sonne nennen. HIER.



Mittwoch 29.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1018 hPa

Verwilderte Hunde reißen erneut Ziegen und Schafe

Bei Hoya Grande in der Gemeinde Garafía haben verwilderte Hunde mehrere Schafe gerissen, seit 2004 erzählt ein Hirte, habe er alleine 60 Tiere durch Hundeattacken in der Gegend verloren. Es ist immer mal wieder vorgekommen, dass Hunde Ziegen oder Schafe reißen, aber das waren meist Einzelfälle, in Garafía scheint es nun ein Dauerproblem ohne wirkliche Lösung zu werden. Das gleiche Problem hatte man früher auch in El Paso, dort lockte die Müllverbrennungsanlage bei Mendo ganze Hundescharen an, die dann gemeinsam auf die Jagd nach Ziegen in der Umgebung gingen. Seit dem nun die Anlage geschlossen ist und keine Abfälle mehr dort zu holen sind, hat sich die Lage für die Ziegenhirten entspannt, die Hunde haben sich verstreut oder sind verhungert.

Die wilden Hunde bei Garafía sind schwerer zu beherrschen, noch ärgerlicher ist es wenn man weiß, dass es sich dabei meist um ausgebüchste oder ausgesetzte Jagdhunde handelt, die ihr "Handwerk" sehr gut verstehen. Von der Gemeinde aus hat man nun die Hundehalter angewiesen sich besser um ihre Begleiter zu kümmern und Strafgelder angedroht, die aber eher symbolischen Charakter haben, man müsste beweisen können, dass einer der verwilderten Hunde früher mal dem oder dem gehörte. Nun spricht man davon, die Hunde einzufangen, aber wohin dann mit den ungeliebten Tieren, niemand will einen verwilderten Jagdhund haben, letztendlich müsste man die Tiere dann einschläfern. Die Hunde gleich bejagen ist auch kritisch, man fürchtet um das schlechte Image wenn man die wilden Hunde dort erschießt, inzwischen ist die Öffentlichkeit auch hier aufmerksam geworden und Tierschutz nimmt einen viel größeren gesellschaftlichen Platz ein als noch vor ein paar Jahren. Der Schafhirte fragt nun natürlich mit Recht, wo bleibt denn der Tierschutz für meine Schafe, aber das ist bei Nutztieren, die irgendwann sowieso geschlachtet werden kein dauerhaftes Argument. Ich bin sehr gespannt, wie man das Problem in den Griff bekommen will, oder ob sich vorher ein Schäfer der "Angelegenheit" selbst annimmt und vollendete Tatsachen schafft und dadurch wohlmöglich mit dem Gesetz in Konflikt kommt.



Dienstag 28.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,1 Grad, niedrigste Temperatur: 13,8 Grad

Nation, Region, wen juckt das schon

Jetzt geht sie los, die große politische Debatte, wie denn der neue Autonomiestatus der Kanaren aussehen könnte. Wir gehen ja mit Begrifflichkeiten eher phantasievoll und offen um, für die meisten von uns ist es kein Problem von der Nation der Kanarischen Inseln zu sprechen, innerhalb des spanischen Staates. Dabei kommt uns die eigentliche Herkunft des Wortes "natio", das ist lateinisch und bedeutet Geburt oder Herkunft, sogar entgegen. Meist wird allerdings der Begriff mit einem Anspruch auf staatliche Souveränität verknüpft, das beißt sich dann wieder mit unserem häufigen Gebrauch des Ausdrucks der Kanarischen Nation. Kein kanarischer Politiker wäre aber so vermessen, obwohl man denen vieles zutrauen kann, wirklich einen souveränen Staat für die Kanaren zu fordern, man muss nur genau hinsehen, wo ein großer Teil unseres Geldes herkommt und wie abhängig wir auf der finanziellen Seite von der Zentralregierung sind. Es gibt hier einige Unabhängigkeitsbewegungen, das sind meist aber fröhliche Sport und Trachtenvereine, die sich nicht um Politik kümmern sondern denen der Stammtisch Wirkungskreis genug ist.

Bei den katalonischen Autonomieforderungen ist das ein anderes Kaliber, da begehrt eine der reichsten und fortschrittlichen Regionen Spaniens auf, die können Forderungen stellen, die wir besser nicht erheben, wir gehören eher zum Armenhaus Spaniens und wer am Tropf hängt sollte keine übermäßigen Wünsche äußern. Katalonien hat auch politisch viel mehr Macht in Madrid, dort stützen die regionalen Parteien Kataloniens die Regierung Zapatero. Wir haben mit unseren paar Abgeordneten in Madrid eher Exotencharakter, genießen aber bislang unter allen demokratisch gewählten Regierungen in Madrid immer eine bevorzugte Behandlung, weil wir halt ein bisschen anders sind, so weit weg und die Kanaren hat auf dem spanischen Festland irgendwie jeder lieb. - Man hält uns zwar für dumm und hinterwäldlerisch, aber wir sind da wie die Bayern und haben längst gelernt, das zu unserem Vorteil zu nutzen.

Wie viel Autonomie denn eigentlich noch machbar ist frage ich mich manchmal. Eigentlich machen wir hier doch eh alle was wir wollen und bis ein Gesetz den langen Weg aus Madrid, über das hohe Haus der autonomen Region Kanarische Inseln, über die beiden Provinzregierungen dann in die Inselparlamente und dann weiter in die Kommunen rauscht, haben bereits so viele regionale, oder meinetwegen kanarisch nationale Finger daran gerieben, dass nur noch ein hauchdünner Streifen Sinn und Zweck dem Gesetz anhaftet. - Mit dem Geld anderer so viel wie möglich selber machen zu können, das wird das politische Ziel des neuen Autonomiestatus sein, mit ein bisschen nationalem Popanz fürs Volk als wahltechnischer Beigeschmack. So wird es aussehen und ganz oft wird von kanarischer Identität gesprochen werden, die Nation wird beschworen, das Anders sein aufgezeigt und wie toll wir doch alle auf dem gleichen Ozean sind, der uns verbindet. Uns Deutschen, mit welcher Wahlheimat auch immer, wird natürlich immer ganz schwammig zumute bei dem Begriff Nation, aber das ist ein rein deutsches Problem mit verständlichem Hintergrund. Unsere Regionalisten nennen sich ohne Probleme und Berührungsängste Nationalisten und wenn es nur darum geht, so viel Geld wie möglich von der Zentralregierung zu bekommen, ohne dass wir dafür Rechenschaft ablegen müssen, dann möchte ich mich nicht an Begriffsdiskussionen festhalten. - Vor kanarischem Nationalismus muss niemand Angst haben, die in Madrid aber ihre Geldbeutel festhalten.



Dienstag 28.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa

Aufräumen Jungs und Mädels

Mit Jungs und Mädels sind hier die Bürgermeister der 14 palmerischen Gemeinden gemeint und wer das da fordert ist Rafael Castellano, Chef der obersten kanarischen Baubehörde welche dem Umweltamt untersteht. Eine Art Frühlingsputz sollen die Gemeinden hinlegen wobei besonders die so oft angesprochene Küstenlinie Erwähnung findet, das fand unser Bürgermeister Jesús sicher sehr beruhigend, an der Küste El Pasos gibt es nichts zu verbessern. (Jetzt haben wieder nur ganz wenige aufgepasst, El Paso hat gar keinen Zugang zum Meer.) Er hat trotzdem weiter gelauscht, auch wir haben unsere Schmuddelecken, die nicht so ganz ins Bild eines, noch pubertären Weltbiosphärenreservates passen. Als Leckerli bietet Castellano die Finanzierung der Arbeiten, die Bürgermeister sind nun aufgefordert "ihre" Problemzonen zu benennen und der Umweltbehörde einen Lösungsvorschlag zu unterbreiten. Die bezahlen dann Personal und Material, so ähnlich versuchen wir das seit Jahren bei uns zuhause mit dem Problemfall Kinderzimmer.

Ich bin mal gespannt, wie selbstkritisch die Bürgermeister ihre Schmuddelecken auffinden, wäre es doch eine gute Möglichkeit da ein par Dinge anzugehen, die man aus Kostengründen immer wieder auf die lange Bank geschoben hat. Castellano hat auch bereits ein paar Stellen benannt, wo er denn ansetzen würde. Die Umgebung des Flughafens kommt da auch in der Aufzählung mit vor, ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob der Chef der Baubehörde weiß, dass da gebaut wird und das noch ein paar Jahre lang und ob es nicht besser wäre die Bauarbeiten erst mal abzuschließen und dann kommen wir mit Besen und Wischmopp. Das ist aber nur eine Kleinigkeit, unsere Bürgermeister werden schon wissen wo zu putzen ist, das ist meist ganz nah, vor der eigenen Tür sozusagen.



Montag 27.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,1 Grad, niedrigste Temperatur: 15,2 Grad

Erste Flüchtlinge nach Mauretanien zurückgeflogen

50 Flüchtlinge aus Mali und dem Senegal wurden gestern mit einem Flugzeug aus Fuerteventura nach Nuadibú geflogen und dort den Behören übergeben. Weitere 120 sollen die nächsten Tage bis Wochen folgen, man schickt im Moment nur so viele Menschen zurück, für welche Platz in den Aufnahmelagern im Norden Mauretaniens ist. Ein Ärzteteam, Sanitäter und zivile Polizeiagenten der Einwanderungsbehörden begleiteten den Flug. Das spanische Militär hatte vor Tagen bereits Zelte und Ausrüstung nach Mauretanien geschafft um den Hilfsorganisationen zur Seite zu stehen, die dortigen Behörden sind mit der Versorgung der vielen Flüchtlinge die noch nach Europa wollen bereits völlig überfordert, da will man seitens der spanischen Behörden Mauretanien nicht mit den Flüchtlingen alleine lassen, die nun zurückgeschickt werden sollen. Wie schnell es nun den mauretanischen Behörden gelingt, die Menschen weiter in den Senegal und Mali zu bringen, dass werden die nächsten Wochen zeigen. Ob die beiden Länder kooperieren ist nicht ganz sicher, ob dann Mauretanien ein Daueraufenthaltsland für die Flüchtlinge werden könnte wird nun befürchtet. Das Szenario könnte so aussehen, die meisten Länder weigern sich die Menschen in ihrer Heimat wieder aufzunehmen und die Flüchtlinge versuchen nun erneut auf die Kanaren zu kommen, mit allen Risiken welche eine solche weite Seereise in kleinen offenen Booten mit sich bringt. Von dort geht es dann wieder, etwas bequemer, als "Luftfracht" zurück nach Mauretanien.

Spanien hat nun in Europa um Hilfe für Mauretanien gebeten, man hat 2 Millionen zugesagt, angesichts der vielen Menschen und Aufgaben eine eher bescheidene Summe sich die Leute so bequem vom Hals zu halten. Gelangen diese erst mal nach Mitteleuropa, dann wird es sehr viel teurer und aufwendiger die Leute zu repatriieren. Irgendwann sagt dann auch Mauretanien Stopp, wir können niemanden mehr aufnehmen, die wollen schließlich zu euch und nicht zu uns. Spanische Behörden arbeiten eng mit den mauretanischen zusammen, das ist das einzige und positive Novum in dem nicht enden wollenden Flüchtlingsdrama, das war, als der Weg über Marokko noch offen war ganz anders und man kennt das Schicksal der vielen tausend Schwarzafrikaner nicht, die nun aus Marokko vertrieben wurden oder dort noch im Untergrund leben. - In letzter Zeit sind immer wieder Zahlen aufgetaucht, die vom spanischen Geheimdienst stammen und von bis zu 1.500 ertrunkenen Flüchtlingen sprechen, die auf dem Weg von Mauretanien auf die Kanaren umgekommen sein könnten. Man hatte in "einschlägigen Kreisen" Leute befragt, wie viele "Cayucos" (schmale und schnelle Fischerboote wie sie in Mauretanien üblich sind) denn wohl in Richtung Kanaren abgefahren sind und wie viele denn angekommen sind, das weiß man ja. Bei aller Vorsicht bei den Quellen, das ist natürlich eine heftige Zahl die uns da präsentiert wird, aber eben ohne breite Wirkung auf die Öffentlichkeit, die verschwinden ganz unspektakulär und leise, ist ja auch weit genug weg von Europa um nicht als persönliche Bedrohung wahrgenommen zu werden.



Montag 27.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1018 hPa

Kartoffel oder Delikatesse

In fast allen Darreichungsformen findet man auf La Palma die Kartoffel, bildet sie doch das Grundnahrungsmittel Nummer eins, kaum ein palmerisches Gericht kommt ohne Kartoffeln aus. Jeder der einen kleinen Garten hat und noch eine Guataca (Allzweckhacke für steinige Böden) halten kann, der hat im Winter seine "Papas" auf dem Feld und nur Städter müssen den Supermarkt bemühen, um sich die Kartoffeln für die Mahlzeiten zu besorgen. La Palma ist aber längst vom Kartoffelexporteur zum Importeur geworden, für die meisten Bauern lohnt sich der Anbau nicht mehr über den Eigenbedarf hinaus, billige Importe stellen die schwere Arbeit in Frage, wer mit krummem Rücken und Hacke gegen moderne Kartoffelvollernter antreten will, der hat schlechte Karten.

Gegen den Rückzug der Kartoffelproduktion auf La Palma geht jetzt die Inselregierung gemeinsam mit der makaronesischen Genbank an und will alte Sorten der Insel wieder populär machen. Da gibt es Nischen, welche die Kartoffel nicht mehr als immer verfügbare billige Sättigungsbeilage verstehen, sondern als exklusives Gemüse mit lokalem Charme und zum Teil exotischem Aussehen und Namen. 16 alte Sorten hat die makaronesische Genbank retten können vor dem großen Radiergummi der globalen Gleichschaltung und lädt die Landwirte nun ein, diese alten Sorten wieder auf den Äckern der Insel zu pflanzen. - Der Norden La Palmas ist traditionell das beste Pflaster für den, nicht immer runden Tuberkel und so hofft man seitens des Landwirtschaftsrates auf eine Wiederbelebung der eher strukturschwachen Gebiete in dem man diese raren Produkte zieht. Ob man damit Erfolg hat, das ist eine andere Frage, jeder Bauer kann auf seinem Acker anbauen was er will und wird sich immer am Verkaufserfolg orientieren müssen. Die Angebotskette muss stehen, Läden und Gastronomie diese nostalgischen Schätze auch anbieten, sonst kann der wackere Landmann seine lustig anzusehenden Knollen gleich selber essen. Wir werden die nächsten Wochen mal verstärkt Ausschau halten nach Kartoffeln der historischen Art und daraus keine Pommes Frites machen, das wäre ein glatter epochaler Stilbruch.



Sonntag 26.03.06 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,7 Grad

Santa Cruz de La Palma möchte Weltkulturerbe werden

Mit Titeln haben wir es ja und die Unesco kümmert sich ja auch darum in vorbildlicher Weise unsere Landschaften in Reservate, Biosphären und Erbe zu verwandeln. Das ist gut so und wenn es eine Stadt auf La Palma verdient hat diesen Titel zu tragen, dann sicherlich unsere Hauptstadt. Santa Cruz de La Palma atmet diese Geschichte, war der Hafen unserer zweitgrößten Stadt doch mal der Dreh und Angelpunkt zwischen Europa und der neuen Welt, als an dieser noch nicht der Lack ab war. Immerhin war Santa Cruz im 16. Jahrhundert der drittgrößte Hafen des spanischen Imperiums und Umschlagszentrum der flämischen Handelshäuser. Auch wenn unsere Hauptstadt heute im Überseehandel praktisch keine Bedeutung mehr hat, das Kulturerbe ist ja da und dieses zu bewahren und zu pflegen wäre ja im Sinn des "Patrimonio de la Humanidad", wie man das Weltkulturerbe auch spanisch deklariert.

Der Antrag ist gestellt und nun war Unesco Besuchstag, Luís Ramallo, Chef der spanischen Sektion hat sich mit den lokalen Würdenträgern getroffen um das weitere Prozedere zu besprechen. Die Verhandlungen "van por buen camino", sind als auf gutem Weg. Diese Bezeichnung nutzt man immer gerne, wenn man noch nicht weiß, ob oder wann man das Ziel erreicht, liegt ja letztendlich auch nicht in unseren Händen ob Santa Cruz diese Auszeichnung erhält. - So eine Auszeichnung, sei es nun das Weltbiosphärenreservat oder ein Weltkulturerbe müssen aber auch als Aufgabe verstanden werden, sie dürfen nicht nur dazu genutzt werden als Werbemaßnahme zu dienen, damit beschädigt man nachhaltig dieses System der Deklarationen schützenswerter Landschaften oder historischer Gebiete. Mit dem Weltbiosphärenreservat konnten wir bereits ein bisschen Erfahrung sammeln. Wir tun uns bislang schwer, ein konsequenter Weg ist schmerzhaft und würde viel Umdenken an vielen Stellen fordern und da geht es nur ganz langsam voran. Das Konsortium des Weltbiosphärenreservates, allen voran Antonio San Blas, arbeiten aber daran den wirklichen Wert solcher Auszeichnungen alltagstauglich zu machen. Das ist aber ein ganz weiter Weg der da beschritten werden muss und wirklich auch in der Bevölkerung ankommen muss. Auf lange Frist bin ich da optimistisch, sei es das "Reservat" oder das Kulturerbe der Hauptstadt Santa Cruz. Auch wenn es keine Siebenmeilenstiefel sind, die uns dort hin tragen, man sollte uns auch mal an den kleinen Fortschritten messen und nicht immer nur an der vielen Arbeit, die ohne Frage noch getan werden muss taxieren. Nosotros vamos por buen camino, auch wenn das Vielen nicht schnell genug geht.

Hier noch ein paar Photos von Puerto de Tazcorte heute. Auch ohne Sturm und Unwetter kommen bei Grundsee aus Nordwest und gleichzeitiger Flut die Wellen wieder bis auf die Promenade gespült und erschrecken die badewilligen Urlauber. Vielen Dank für die aktuellen Photos Andreas.


Puerto de Tazacorte, La Palma



Puerto de Tazacorte, La Palma



Puerto de Tazacorte, La Palma


Sonntag 26.03.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 54 % Luftdruck 1019 hPa

Wenn El Hierro ganz nah scheint -

- dann regnet es in ein paar Tagen. So sagt man hier, oder vielleicht besser, sagte man hier, denn längst sind die alten Männer, die früher für das Wetter zuständig waren still geworden. Da hat es, internetbedingt einen Generationenwechsel gegeben, inzwischen sind die Jüngeren deutlich besser informiert und überhaupt, viele alte, aus Erfahrung erworbene Regeln scheinen nicht mehr zu stimmen, wir sind mitten im Klimawandel und werden uns an viele neue Situationen gewöhnen müssen. - Die (Bauern)regel, wenn man El Hierro von La Palma aus sieht, dann regnet es bald, die war aber auch, als noch alles "so wie früher war" eher vom Zufall bestimmt. Um El Hierro zu sehen braucht man kühle und trockene Luft, die haben wir meist im Winter, zumindest in den höheren Luftschichten. Im Winter haben wir aber auch, wenn alles so wäre wie früher, alle 10 bis 14 Tage den Durchzug eines Tiefs aus irgend einer westlichen Richtung, die Möglichkeit, dass nun ein Zusammenhang mit der Sichtung El Hierros und Regen hergestellt wird ist als sehr wahrscheinlich. Trotzdem gilt es immer noch, wenn man El Hierro sehen kann, dann regnet es danach, nur wann ist die Frage und damit haben wir diese Geschichte endgültig auf den Misthaufen der Bauernregeln geworfen.

Das gute Wetter geht weiter, Bauknecht ist kein Ausdruck mehr dafür, Miele hat bereits einen Namensrechtsschutz beantragt und das Global Forecast System will zukünftig Wetterphänomene nach Herstellern von Haushaltskleingeräten benennen. Zwei Tiefs, (Solac und Braun) ziehen friedlich für uns nördlich ihre normale Marschroute von West nach Ost und beglücken den europäischen Kontinent mit milden Temperaturen, aber auch Regen. Uns schützt eine Allianz aus Phillips und AEG, ein zartes Atlantikhoch macht gemeinsame Sache mit dem kontinentalen Hoch über Nordafrika. Kein Bauknecht, also Nordostpassat, aber auch brauchbares Wetter wenn man keine Kartoffeln im Acker hat und dringend Regen braucht. Der Wind wird die nächsten Tage auffrischen und sogar auf Nordost drehen, aber nur kurz, die fetten Tiefs im Norden verhindern eine echte Aufstellung eines Azorenhochs. Wir ducken uns weiter angenehm südlich davon und sind, zumindest was das Wetter angeht, nun Afrika näher als Europa.


El Hierro am Morgen, bringt Regen, oder auch nicht.



Samstag 25.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 53 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,4 Grad, niedrigste Temperatur: 13,5 Grad

Der Zauberer von Oz

"El Mago de Oz" heißt das Theaterstück auf spanisch, eigentlich ein amerikanisches Märchen und nicht so sonderlich bekannt in Europa, eher noch durch Verfilmungen. Wir wollen uns hier nicht um den Inhalt des Stückes an sich kümmern, den kann man wunderbar bei Wikipedia nachlesen. Interessant dabei, dass man das Werk durchaus auch als gesellschaftskritisch deuten kann, wo es doch oberflächlich als Fantasy Märchen herkommt. - Natürlich gibt es einen La Palma Bezug, gestern Abend wurde im Stadion "Camilo León" das Stück von mehr als einhundert Kindern aus dem Aridanetal aufgeführt. Jedes Jahr tun sich das die Lehrer, Schüler und Eltern der Schulen der Jahrgangsstufen bis zur vierten Klasse an, hier "Unitarias" genannt, man übt ein Theaterstück gemeinsam ein um es dann einem großen Kreis an Zuschauern vorzuführen. Leider reicht es immer nicht für weitere Auftritte, die Premiere ist jeweils auch die letzte Show.

Ein farbenprächtiges Spektakel erster Güte hat man uns da serviert wenn man beachtet, dass die Kinder zwischen 4 und 9 Jahren alt sind, also weit weg von jeglichem Professionalismus. Das macht aber auch gerade den Reiz mit aus, da ist nichts gekünstelt oder auf Show getrimmt, die Kinder spielen sich selbst und Regieanweisungen sind eher als Empfehlung zu verstehen. Das macht aber nichts, verleiht dem Ganzen noch mehr Leben und Authentizität. Wenn man weiß, wie viel Arbeit und Organisation dahinter stecken, muss man den Hut vor den Lehrern ganz tief ziehen. Aus 25 Schulen die Kinder zusammenbringen, Texte beibringen die Choreographie und immer wieder aufmuntern wenn das alles nicht so klappt, wie man sich das gerne vorstellt. Auch die Eltern müssen erwähnt werden, die in tagelanger Fronarbeit die Kostüme schneidern und immer wieder Taxidienste für die Kleinen zu allen möglichen Proben durchführen und manchmal lange, sehr lange darauf warten müssen, Töchter und Söhne wieder in eigene Obhut zu bekommen. - Alle wissen, was für Arbeit und Zeitaufwand auf sie zukommt und dennoch machen sie es immer wieder, keiner zwingt sie dazu, das steht nicht im Lehrplan und man opfert Tage an Freizeit, aber der Applaus und das Wissen, mehr gemacht zu haben als gefordert, sind spezieller Ehrenlohn.

Die Aufführung war grandios, das Stadion, in dem sonst Ringkämpfe und andere Veranstaltungen stattfinden war rappelvoll und natürlich war das Stück ein Heimspiel, die meisten Zuschauer waren Eltern und Verwandte und unterstützen ihre Darsteller nach Leibes und Phonkräften. Schon traditionell kommen alle Darsteller nach dem Stück noch mal zusammen auf die Bühne und singen ein paar Lieder. Das ist inzwischen eigentlich der Höhepunkt, denn da dürfen die Lehrer jetzt auch mitmachen und die singen dann ihre Aufregung und Angespanntheit hinaus, die sind nervöser als die Darsteller selbst, hat man doch den Ehrgeiz alles perfekt abzuliefern. Wir haben natürlich Photos mitgebracht, schließlich war unsere Kleine auch dabei, mal sehen ob jemand rausbekommt, wen unsere Rosa darstellt. Die Qualität der Bilder muss ich entschuldigen, aber die Lichtverhältnisse im "Camilo León" lassen kaum mehr zu.


El Mago de Oz



Samstag 25.03.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1015 hPa

Los Llanos versus Tazacorte

Den Sand nehmen sie uns, aber das Abwasser dürfen wir haben. - Solche Stimmen gibt es in der Bevölkerung des Fischerortes Tazacorte, nachdem man angefangen hat 20.000 Kubikmeter Sand von dort nach Puerto de Naos zu bringen. Naos gehört zur Gemeinde Los Llanos, dem großen und damit oft ungeliebten Bruder. Dazu kommt noch, die Kläranlage der Aridanemetropole scheint semipermeabel zu sein (ich wollte das Wort einfach mal anwenden...). Regnet es, dann laufen die Klärbecken über und Teile der ungeliebten Fracht landen im Barranco Tenisca und damit auch irgendwann neben dem Hafen von Tazacorte. Dieses Problem existiert seit Jahren, bislang ohne wirkliche Lösung, die neue Kläranlage der größten Stadt der Insel befindet sich noch im Projektstadium. Übergangslösungen, wie ein Speicherbecken, das bei Regen das Wasser auffangen soll, haben sich als zu wenig effizient erwiesen. Bei geringem Regen funktioniert das, öffnet der Himmel aber kräftig seine Pforten, dann kommen die "aguas negras" (schwarze Wasser), wie wir hier sagen, aber bis Puerto de Tazacorte gelaufen.

Jetzt die Geschichte mit dem Sand, da kommt die Volkseele schon ins Grübeln, ob das denn alles richtig ist, was man denn da mit einem macht. Puerto de Tazacorte und Puerto de Naos stehen zwar nicht direkt im Konkurrenzkampf, aber es sind die einzigen beiden größeren Strände auf der Westseite und ein Strand ist immer auch ein Wirtschaftsfaktor. So wird an den Tresen das ausgesprochen, was sich natürlich die Politik nicht traut, die Leute aus Tazacorte wollen nicht Auffangbecken für Abwasser und Ersatzteillager für, vom Ozean verschluckte Strände sein. Irgendwo zwischen dem lieblichen Säuseln der beiden Bürgermeister und der vox populi liegt vielleicht wieder mal die Wahrheit, wenn es eine solche überhaupt gibt. Puerto de Tazacorte hat im südlichen Bereich, also direkt neben dem Hafen zuviel Sand, da fallen auch 20.000 Kubikmeter weniger nicht auf und überhaupt ist es die nationale Küstenbehörde welche diesen sandigen Transfer angeordnet hat und nicht die Gemeinde Los Llanos. - Ganz böse Zungen sagen nun, sollen sie doch den Sand genau da nehmen, wo der Barranco Tenisca in den Atlantik fließt, dann transferiert man nicht nur den Sand nach Puerto de Naos, sondern auch die ungeliebte Zugabe der unterdimensionierten Kläranlage von Los Llanos. Das wäre dann ein echter Kreislauf...



Freitag 24.03.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,4 Grad, niedrigste Temperatur: 12,3 Grad

Diebe auf Samtpfoten

Keinen Moment aus den Augen lassen kann man dieses verwöhnte Katzenvieh. Paul plündert Kühlschränke, macht versteckte Schokoladenvorräte der Kinder ausfindig und fragt nicht mal vorher, wenn er von der gedeckten Kaffeetafel sich an der Sahne bedient. Natürlich können wir ihm selten ein solches Vergehen gegen das Familieneigentum nachweisen, es hätte ja auch jemand anders sein können und ohne hieb und stichfesten Beweis wird bei uns kein Familientribunal geführt. - Einzig meine Biervorräte hat er bislang unangetastet gelassen, er scheint zu wissen wo bei mir der Spaß aufhört und der Familienvorstand anfängt. Es ist schwer, da klare Verhältnisse durchzusetzen, drei geschickte weibliche Anwälte biegen die Sache immer in Richtung nicht zurechnungsfähig, mangelnde Fakten oder pochen auf das seit kurzem novellierte Familiengrundgesetz in dem da der Artikel eins steht, Pauls Würde ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller familiären Gewalt

Ich würde auch mal gern mit Würde dem Herren in seinen erweiterten Hintern treten, wenn er mal wieder völlig unschuldig den Beutel mit den Croissants zerfetzt hat. Geht aber nicht, das wäre häusliche Gewalt und außerdem, wer sagt denn, dass der Beutel nicht völlig unglücklich und rein zufällig aus dem verschlossenen Schrank gefallen ist und genau auf Pauls Krallen und der wollte den Beutel nur wieder loswerden und zurück in den Schrank stellen. Sie sehen, da ist argumentativ nichts zu erreichen, die Unschuldsvermutung gilt hier im Besonderen und nur ich kann sehen, dass Paul beim Abschlecken der Pfote den Mittelzeh immer ausgestreckt hält und deutlich in meine Richtung zeigt. - Das bildest du dir ein, er hat dich doch ganz lieb, guck mal, er kuschelt schon wieder in deinem einzigen guten Hemd, was ich dir zu Weihnachten geschenkt habe. - Ich könnte schwören, meine Frau hat das Hemd extra passend zu Pauls Teint ausgesucht, mir steht es aber auch nicht schlecht, trotz der vielen Katzenhaare darauf, juckt zwar ein bisschen, aber wen juckt das, wenn mich was juckt.

- Eigentlich wollte ich mich nie in die Rolle eines Chefanklägers drängen lassen, aber die ungesühnten Flurschäden nehmen zu und ich fürchte um die innere Ordnung und Sicherheit dieses festen Familienverbundes, bestehend aus drei Frauen, einem Schutzbefohlenen und einem, zunehmend ins Abseits geratenen Haushaltsvorstand, von mir immer ich genannt. Mag es Kommissar Zufall gewesen sein, ich nenne es bereits göttliche Fügung, der Herr hat sich verkalkuliert und nach seiner letzten vandalischen Fressattacke gegen Lebensmittel die dem humanoiden Teil der Familie vorbehalten sind, deutliche Spuren hinterlassen welche eine lückenlose Indizienkette ergeben. - Er hat die Nase nicht voll genug bekommen beim Klauen und sein verbrecherisches Antlitz mit einem Sahnehäubchen versehen als er den Kopf in das Sahneschälchen gesteckt hat. So aber nicht, jetzt bist du fällig, du Delinquent. Schon zähle ich die Paragraphen alle auf gegen die er verstoßen hat und lese Paul seine Rechte vor, da kommt meine Frauenschar angesprungen, entreißt mir den Schwerverbrecher und man überlädt mich mit vorwurfsvollen Worten. Wie kannst du nur den armen Kater mit dem Gesicht in das Sahneschälchen stoßen, der darf so was doch gar nicht essen und jetzt hat der Arme sich erschreckt und braucht sofort eine Notbehandlung mit Sheeba.

Ich bin gerade dabei meine Verteidigungsstrategie zu entwerfen, das Familientribunal wirft mir schwere Folterungen eines Angehörigen vor, man glaubte bei Paul so etwas wie ein Niesen gehört zu haben, als er die Nase noch voll der guten Sahne hatte. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mit nicht verhandlungsfähig durchkomme (schwerstes Kindheitstrauma, als Sohn eines Sozis im bayrischen Wald aufgewachsen), deshalb habe ich mir auch noch die Option "Abu Ghraib" offen gelassen und ich komme mit ein paar lächerlichen Jahren davon und einer unehrenhaften Entlassung aus dem Familiendienst. Allerdings droht wirkliches Ungemach, die Familienstaatsanwältin hat nämlich die Höchststrafe gefordert, zusammen mit den Kindern alle Folgen von Deutschland sucht den Superstar ansehen, in Schleife und ohne Oropax, dazu Popcorn essen und warme Cola trinken. - Ich bitte um Gnade!


Sahnedieb



Freitag 24.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1016 hPa

Heilige Quelle mit atheistischer Beiladung

Vor 328 Jahren verschüttete die Lava des San Antonio eine warme Thermalquelle welche als "Fuente Santa", also heilige Quelle weit über die Inselgrenzen hinaus bekannt war. Man berichtet, das Wasser der Quelle leistete hervorragende Dienste bei jeglichem Zipperlein, die Fuente Santa war schon fast ein Mythos, aber einer den man nicht ruhen lassen wollte. Im Oktober letzten Jahres war es dann so weit, man hatte den Berg unweit von Punta Larga tief genug angebohrt und tatsächlich warmes Wasser gefunden. Man ist sich sicher die heilige Quelle wieder gefunden zu haben, chemische Analysen sollen das bestätigen, leider zeigt man uns diese nicht, sondern verkündet ein historisches Ereignis und eine brillante Chance für La Palma, seine touristischen Attraktionen um eine weitere aufzustocken. Das ist sicher so, eine Thermalquelle ist etwas Neues auf den Kanaren und könnte gut genutzt tatsächlich unseren touristischen Stellenwert erhöhen.

Langsam erfährt man aber, warum die Wasseranalysen nicht öffentlich zur Schau gestellt werden, die Quelle hat einen gravierenden Schönheitsfehler, das warme Süßwasser mit den kurativen Eigenschaften kommt nicht alleine geflossen, sondern hat sich mit Meerwasser vermischt. Das hatte man auch von Anfang an befürchtet, La Palma ist hohl wie ein Tilsiter Käse (der Vergleich mit einem Schweizer Käse ist nicht angebracht, der hat zu große Löcher) und das Meerwasser dringt bei Flut weit ins Innere der Insel vor. Das ist aber nicht das Aus für die Nutzung der heiligen Quelle, man will nun die Wasser spalten. Da liegt schon fast wieder ein biblischer Vergleich nah, den müssen wir aber nicht benutzen, uns hier kommt ein einfacher Umstand zu gute, das kalte Meerwasser ist schwerer als das warme Süßwasser. Man will nun eine Technik entwickeln, bei der man, den Gewichtsunterschied ausnutzend die beiden Wasserschichten trennt, das Meerwasser dahin schickt wo es herkommt und das mineralische Süßwasser der Verwendung als Thermalbad zuführt. - Es ist halt nicht so einfach mit der Heiligkeit, da gibt es immer störende Nebengeräusche, manchmal hilft da einfach weghören, manchmal muss man ein bisschen Technik anwenden. Wie war das noch mal, der Zweck heiligt die Quelle?



Donnerstag 23.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,5 Grad, niedrigste Temperatur: 11,4 Grad

Leckerli für die Gemeinden

Jedes Jahr schüttet die Provinzregierung der Kanaren das Füllhorn über die chronisch klammen Gemeindesäckel aus, der "Fondo Canario de Financiación Municipal" (Kanarischer Fond für Gemeindefinanzierung) ist oft der letzte Rettungsanker für die Rathäuser, Geld gibt sich fast überall leichter aus als es nachwächst. Die Verteilung geschieht nach einem komplizierten Schlüssel, der die Größe der Gemeinde berücksichtigt und auch die Einwohneranzahl. Ein Grund warum in vielen Rathäusern etliche Karteileichen schlummern, jeder Bürger bedeutet bares Geld für die Städte. Dabei sind besonders die Ausländer interessant, viele davon verschwinden wieder in die Heimatländer ohne sich korrekt abzumelden, da hat so manche Stadt "stille internationale Reserven" in den Aktenschränken. Weil es aber alle machen, egalisiert sich das auch wieder, auf gut deutsch, wer nicht besch... ist angeschmiert.

Etwas mehr als 12 Millionen fließen in die Gemeinden La Palmas von den 160 Millionen welche für die gesamten Kanaren zur Verfügung stehen, das sind immerhin 7,5% der Summe, obwohl wir gerade etwas mehr als 4% der Bevölkerungszahl der Kanaren stellen. So zeigt man sich auch zufrieden hier in den Gemeinden, La Palma ist traditionell gut weggekommen beim verteilen der Leckerli. Die einwohnerstärkste Gemeinde der Insel, Los Llanos erhält 1,55 Millionen und El Paso, mit nicht mal halb so vielen Einwohnern aber deutlich größerem Gemeindegebiet, immerhin noch knapp über eine Million. Das Geld soll zu 50% Haushaltslöcher stopfen und der Rest wäre zur freien Verfügung gedacht, allerdings ist mir keine Gemeinde der Insel bekannt, welche sich den Luxus der freien Verfügung leisten könnte, das Geld ist meist schon längst eingeplant und ausgegeben.

Noch eine Anekdote zu meiner Nachricht von heute morgen. Inzwischen habe ich mein Auto wieder, der neue Gurt ist drin, aber in ein paar Tagen muss mein Auto erneut in die Werkstatt und das kann noch länger dauern. Der Chef der Werkstatt wollte mir einen Gefallen tun und ist mit meinem Auto zur ITV gefahren um den Gurt absegnen zu lassen und hat dabei mit der vollen rechten Seite einen Poller gerammt. Sieht lustig aus jetzt mein Auto und sobald die nun bestellte Tür da ist, verschwindet mein Wagen in der Werkstatt. Das wird teuer, Tür, Sonderlackierung, Werbeaufschrift, Seitenschweller... Der Chef der Werkstatt konnte sich den ganzen Tag nicht mehr beruhigen, wie gerade ihm, dem Oberautofreak so ein dummer Unfall passieren konnte. Die Werkstatt ist natürlich versichert, ihm war das aber so was von unangenehm als er mir mein Auto auch von der rechten Seite zeigte, dass ich ihm fast versprechen musste es niemandem zu erzählen, dass er der Fahrkünstler war. Also bitte, nicht weitersagen...



Donnerstag 23.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1015 hPa

Am Auto sollt ihr uns erkennen

Eine kleine Autofahrt von Los Llanos nach El Paso, da ist es schwierig beide Hände am Lenkrad zu behalten. Im lokalen Nahverkehr kennt man jeden zweiten Autofahrer der sich im Aridanetal auf den Straßen bewegt und es ist üblich und obligatorisch sich per Handzeichen zu grüßen. Dabei erkennt man natürlich immer zuerst das Auto und dann erst den Fahrer, eigentlich grüßen wir andere Autos. Der Vorschlag meiner kleinen Tochter, anstatt der Antenne eine Winkehand aus Pappe anzubringen, die der Fahrtwind von selbst bewegt sollte überdacht werden, einfach nur aus Gründen der Verkehrssicherheit. Es ist manchmal ganz schön schwierig, fast schon artistisch, gleichzeitig das Radioprogramm anzupassen, das Handy zu bedienen, die Zigarette auszudrücken und dann auch noch jeden den man kennt zu grüßen.

Das alles wird einem aber bloß bewusst, fährt man mal ein paar Tage lang nicht seinen eigenen Wagen, weil der in der Werkstatt steht. - Der TÜV (ITV) hat festgestellt, dass mein Sicherheitsgurt an mehreren Stellen aufgeribbelt ist, nach siebzehn Lebensjahren des Fahrzeuges nicht unbedingt verwundernswert. Mein Einwand, den benutze ich eh nicht fand keinen Anklang und auf La Palma gibt es keine Reserve an Sicherheitsgurten für ein siebzehn Jahre altes Auto. Also muss das Toyota Lager in Tenerife bemüht werden, das kann dann ein paar Tage dauern, aber man hat wohl so einen Gurt gefunden und er ist auf dem Weg zu uns. In der Zwischenzeit muss ich nun einen Leihwagen fahren und erhöhe so das Unfallrisiko um einen weiteren Zerstreungspunkt. Ich winke natürlich jedem den ich kenne weiterhin, mein Grußpartner allerdings muss nun erst per Augenschein feststellen wer denn nun da gewunken hat. Denn am Auto kann er mich nicht erkennen und Menschen die Mietwagen fahren, grüßen im Allgemeinen nicht, weil sie kaum jemanden auf dieser Insel grußobligatorisch kennen. Im allerletzten Moment erkennt man mich dann noch und versucht durch größere Gestikulationen das späte Erkennen zu entschuldigen. Ist doch klar, wie sollen die mich erkennen, wenn ich nicht in meinem bananengelben Auto sitze. Manchmal glaube ich, da grüßen sich täglich auf unseren Straßen Menschen, die sich außerhalb ihres mobilen Lebensraumes noch nie begegnet sind, einer hat mal die Hand gehoben, vielleicht sogar irrtümlich weil man das Auto mit dem des Schwagers verwechselt hat, ab nun aber ist man grußpflichtig. Zu ganz bestimmten Uhrzeiten, also wenn ich meine Kinder in die Schule bringe, dann nehme ich die linke Hand gar nicht mehr runter, es sind ja immer die gleichen Leute um die gleiche Uhrzeit unterwegs und morgens bin ich nicht schnell genug um Spontanentscheidungen alle 5 Sekunden treffen zu können, kenn ich den oder nicht. - Sollte Ihnen also irgendwann mal ein, fast haarloser, hagerer Typ aus einem gelben Pickup zuwinken den Sie nicht kennen, (egal ob Auto oder Fahrer) dann fahren Sie in einem Auto welches ich kenne und Sie sind dadurch bereits an die Grußpflicht gebunden. - Alltag auf La Palma, ich grüße Sie...



Mittwoch 22.03.06 - 16:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,1 Grad, niedrigste Temperatur: 11,9 Grad

Cautela y prudencia

Wie eine Bombe hat eine Meldung der ETA heute Mittag eingeschlagen und das Wichtige daran ist, die Meldung hat ein Erdbeben ausgelöst und nicht eine Bombe der ETA. Gegen Mittag wurde ein Video verbreitet, in dem drei vermummte Gestalten unter dem Banner der ETA ein Kommuniqué verlasen, welches das Ende des Terrors sein könnte. Nach 817 Opfern in den 45 Jahren der terroristischen Vereinigung kündigt die ETA das erste Mal einen permanenten Waffenstillstand an. Es gab früher auch schon ähnliche Ankündigungen, aber diese waren immer gespickt mit Warnungen und Bedingungen, die heutige Meldung ist eher als einseitiger und freiwilliger Schritt der ETA zu deuten. Neu war auch, eine Frau verlas den Text auf spanisch, nicht auf baskisch und die Stimme war nicht verzerrt, was sonst üblich war um Stimmanalysen zu verhindern.

Mit Vorsicht und Besonnenheit, (cautela y prudencia) hat man seitens der Politik die Ankündigung der ETA aufgenommen, das sind die häufigsten Worte des Tages, kein Würdenträger will sich durch voreilige Freude angreifbar machen. Es fällt schwer der ETA zu glauben, aber man ist geneigt es zu tun, vielleicht auch weil man jede Chance nutzen will diesen Terror, der Spanien nun seit 40 Jahren heimsucht, endlich zu überwinden. - Ein langer und beschwerlicher Weg in den Frieden wird es werden, man kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und die Opfer vergessen, der wohl vorhandene Friedenswunsch der ETA sühnt nicht die Verbrechen. Die ETA kam die letzten Jahre immer schwerer unter Druck, einmal seitens der Polizeikräfte, die immer häufigere Erfolge gegen die Terroristen melden konnte, aber auch seitens der baskischen Bevölkerung. Dort hat man sehr an Rückhalt verloren und viele Basken, so lokalpatriotisch sie auch seien, wollen mit Kampf und Terror nicht ihre Ziele erreichen. Überhaupt ist in der jetzigen spanischen Demokratie eine derart große Autonomie des Baskenlandes bereits vorhanden, dass die früheren Argumente der ETA einfach nicht mehr zu halten sind.

Ob nun Vernunft, oder aber eine ideologische Kapitulation, die ETA bewegt den Kampf abzusagen, müssen spätere Analysen erbringen, der Waffenstillstand ist ja auch erst ausgesprochen, aber noch nicht erfüllt. Auf jeden Fall ist das ein großer Triumph des José Luis Rodríguez Zapatero, der hart in die Kritik geraten war, als er Verhandlungen mit der ETA als Möglichkeit für den Frieden nicht ausschließen wollte. Sollte das nun der Beginn eines wirklichen Friedens sein, dann gibt die Geschichte Zapatero recht, der zu seinem Amtsantritt die Legislaturperiode des Friedens verkündete. - Es gibt kein anderes Tagesthema heute, eine Sondersendung jagt die nächste, Spanien in Hoffnung auf ein Ende des ETA- Terrors lässt keine anderen Nachrichten zu. - Im Rathaus von San Sebastian hat man bereits mit Sekt angestoßen, möge das ein gutes Zeichen sein. Nachfolgend der Text der ETA-Ansprache:

MENSAJE DE EUSKADI TA ASKATASUNA AL PUEBLO VASCO

Nachricht der EUSKADI TA ASKATASUNA (ETA) an das baskische Volk

Euskadi Ta Askatasuna ha decidido declarar un alto el fuego permanente a partir del 24 de marzo de 2006.

EUSKADI TA ASKATASUNA (Freiheit und Baskenland) hat entschieden, einen permanenten Waffenstillstand ab dem 24 März 2006 zu verkünden.

El objetivo de esta decisión es impulsar un proceso democrático en Euskal Herria para construir un nuevo marco en el que sean reconocidos los derechos que como Pueblo nos corresponden y asegurando de cara al futuro la posibilidad de desarrollo de todas las opciones políticas.

Der Hintergrund dieser Entscheidung ist, einen demokratischen Prozess in Eskal Herria (Baskenland) anzuschieben um einen neuen Rahmen zu schaffen in welchem die Rechte, die uns als Volk zustehen anerkannt werden und mit Sicht in die Zukunft die Entwicklung aller politischer Optionen zu garantieren.

Al final de ese proceso los ciudadanos vascos deben tener la palabra y la decisión sobre su futuro.

Am Ende dieses Prozesses müssen die baskischen Bürger das Wort haben und die Entscheidung über ihre Zukunft treffen.

Los Estados español y francés deben reconocer los resultados de dicho proceso democrático, sin ningún tipo de limitaciones. La decisión que los ciudadanos vascos adoptemos sobre nuestro futuro deberá ser respetada.

Die spanischen und französischen Staaten müssen die Ergebnisse dieses demokratischen Prozesses ohne Einschränkungen anerkennen. Die Entscheidung, welches das baskische Volk über seine Zukunft trifft, muss respektiert werden.

Hacemos un llamamiento a todos los agentes para que actúen con responsabilidad y sean consecuentes ante el paso dado por ETA.

Wir rufen alle Agenten (hier sind wohl die Ordnungskräfte gemeint) auf, mit Verantwortung zu handeln und sich der Schritte bewusst zu sein, welche die ETA gemacht hat.

ETA hace un llamamiento a las autoridades de España y Francia para que respondan de manera positiva a esta nueva situación, dejando a un lado la represión.

ETA ruft die spanischen und französischen Autoritäten auf, sie sollen positiv auf diese neue Situation antworten und die Unterdrückung beiseite lassen.

Finalmente, hacemos un llamamiento a los ciudadanos y ciudadanas vascas para que se impliquen en este proceso y luchen por los derechos que como Pueblo nos corresponden.

Endlich rufen wir alle Bürger und Bürgerinnen des Baskenlandes auf, sich an dem Prozess zu beteiligen und für die Rechte zu ringen, die uns als Volk zustehen.

ETA muestra su deseo y voluntad de que el proceso abierto llegue hasta el final, y así conseguir una verdadera situación democrática para Euskal Herria, superando el conflicto de largos años y construyendo una paz basada en la justicia.

ETA drückt seine Absicht und den Willen aus, dass dieser offene Prozess zu Ende geführt und so wirklich eine demokratische Situation in Euskal Herria (Baskenland) erreicht wird, um den jahrelangen Konflikt zu überwinden und einen Frieden herzustellen der auf Gerechtigkeit basiert.

Nos reafirmamos en el compromiso de seguir dando pasos en el futuro acordes a esa voluntad.

Wir wiederholen unser Versprechen, weitere Schritte in Übereinstimmung mit unserer Absicht in Zukunft zu unternehmen,.

La superación del conflicto, aquí y ahora, es posible. Ese es el deseo y la voluntad de ETA.

Die Überwindung dieses Konfliktes ist hier und jetzt möglich. Das ist der Wunsch und der Wille der ETA.



Mittwoch 22.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 11 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Mineralwasser aus der Leitung

Unser Wasser ist nicht nur ein großer Teil des natürlichen Reichtums der Insel welches Landwirtschaft im großen Stil überhaupt erst möglich macht, es kommt auch, gefiltert und angereichert mit Mineralien aus den Bergen um unseren immensen Durst zu löschen. Bislang gibt es nur zwei Abfüller auf La Palma, die dieses Wasser in Flaschen und Kanister füllen und dann in den Handel bringen, "Aguas de Aridane" auf der Westseite und "Aguas de La Palma" die ihr Wasser aus der Quelle "Barbuzano" gewinnt, im "Barranco de Los Gomeros" unweit der Hautstadt Santa Cruz. 25 Millionen Liter füllen die beiden Firmen jedes Jahr ab, der Großteil davon geht nach Tenerife und Gran Canaria, wo Wasser aus La Palma immer beliebter wird.

"Aguas de La Palma" will jetzt noch einen draufsetzen und hat die Zulassung beantragt, als natürliches Mineralwasser verkauft zu werden und nicht mehr als simples "zubereitetes Trinkwasser". Damit erhofft man sich eine deutliche Absatzsteigerung und träumt davon irgendwann auch noch den lockenden europäischen Festlandsmarkt beliefern zu können. Wenn alle bürokratischen Hürden überwunden sind, dann könnte man noch dieses Jahr das erste Mineralwasser in den Handel bringen, es wäre dann das gleiche Wasser wie auch vorher schon, aber eben mit einem Adelstitel versehen. Ein bisschen Produktdesign wäre auch noch nett, bislang kommt die Flasche und das Etikett noch eher schlicht und palmerisch auf den Markt, da haben andere Abfüller auf diesem umkämpften Markt bislang die Nase weit vorn. Natürlich kann man sagen, es geht um den Inhalt und nicht um die Verpackung, aber schick verkauft sich halt deutlich besser. Einen weiteren Adelstitel will die Firma "Aguas de La Palma" übrigens nicht haben, man weist dem Weltbiosphärenreservatkonsortium die kalte Schulter, aus Kostengründen will man auf das Siegel als Weltbiosphärenreservatsprodukt verzichten. - Eigentlich eine Pleite für das Konsortium wenn Firmen, die ein urpalmerisches Produkt und das ist unser Wasser nun mal, aus finanziellen Gründe nicht an dieser Kampagne beteiligen. Unser Quellwasser ist übrigens überall auf der Insel in Mineralwasserqualität so lange es aus den Galerien der hohen Zonen kommt, denken Sie das nächste Mal daran, wenn Sie die Klospülung betätigen.


Aguas de La Palma



Dienstag 21.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,6 Grad, niedrigste Temperatur: 11,5 Grad

Betten, Zelte und eine Schule für Mauretanien

Als Soforthilfe hat das spanische Militär drei Frachtmaschinen nach Mauretanien geschickt, an Bord befanden sich Zelte, Betten, Stromerzeuger und auch Gerätschaft, um eine kleine Schule zu betreiben. Die nicht enden wollende Flüchtlingswelle auf die Kanaren hat die Regierung dazu bewogen jetzt aktiv in Mauretanien zu helfen, schließlich will man ja die Flüchtlinge dahin zurück schicken, kann und darf sich aber nicht dem Vorwurf aussetzen, die Menschen dort sich selbst zu überlassen. Ich erinnere daran, die Flüchtlinge sind meist aus anderen Ländern nach Mauretanien gekommen um von dort aus den Sprung nach Europa zu schaffen nachdem Marokko nur noch ganz schwer als Brückenkopf zu nutzen ist. Mauretanien ist völlig überfordert mit den vielen tausend Flüchtlingen die sich nun, zum großen Teil versteckt, in ihrem Land aufhalten und sich der Schleusermafia anvertrauen müssen um auf die Kanaren zu gelangen.

Diese Aktion ist sicher lobenswert, jede Hilfe ist gut und richtig, man darf Mauretanien nicht alleine lassen mit den Flüchtlingen, schließlich wollen die zu uns und nicht dort bleiben. Im Gegensatz zu Marokko lässt sich dieses Land zumindest auch helfen, es wäre undenkbar gewesen, spanische Militärmaschinen und Personal dorthin zu schicken. Noch lässt man nicht genau verlauten, wie lange denn diese Aktionen laufen können. Manch einer vermutet sogar, dass man dauerhaft dort tätig sein will und damit ein europäisches Projekt durch die Hintertür installieren will, ein Auffanglager für afrikanische Flüchtlinge, aber eben nicht in Europa, sondern in Afrika selbst. Das wurde zeitweise heftig diskutiert aber man konnte sich nicht dazu durchringen, zumal auch der dafür vorgesehene Partner, nämlich Marokko, so ganz eigene Vorstellungen davon hatte. Die Argumente für oder gegen solche Lager sind mannigfaltig. Das Grundproblem, dass Menschen überhaupt flüchten müssen regelt so ein Lager auch nicht, aber man könnte die Leute dort zumindest halbwegs human unterbringen, bis sie endlich wieder in ihre Heimatländer können, oder sich einen Platz auf einem Flüchtlingsboot ergattert haben und es dennoch versuchen auf die Kanaren zu kommen. Die Hauptkritik an solchen Lagern lautet, man schaffe sich seitens der Europäer eine Rechtfertigung, alle Asylbewerber gleich wieder fort zu schicken weil es ja dafür Lager gibt und so die Asylgesetze aushebelt. - Erst helfen, dann diskutieren, das machen jetzt die Militärs und danach kann die Politik kommen und nachdenken, wie man sinnvoll diesen allerärmsten Menschen helfen kann, die niemand haben will.



Dienstag 21.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Brückendemokratie

Das Projekt, im Nationalpark Caldera de Taburiente 19 Brücken zu installieren um den enormen Krater besser und leichter für Besucher erreichbar zu gestalten hat zu einer breiten Diskussion geführt. Dabei ist das wirklich Neue, dass überhaupt die Bevölkerung in den Entscheidungsprozess eingebunden wird, mit allen Auswirkungen, welche eine derartige Basisdemokratie nun mal so mit sich bringt. Dabei hätte uns die Nationalparkverwaltung gar nicht fragen müssen und nach der jetzigen öffentlichen Debatte um die "Brückenfrage" muss man bald vermuten, dass man zukünftig weniger demokratisch solche Entscheidungen treffen wird. Wer es jedem recht machen will, der kommt meist keinen Schritt weiter, jetzt ist die Verunsicherung groß und es wird spannend, ob es tatsächlich einen Brückenschlag in der Caldera geben wird.

Die gefühlte öffentliche Meinung scheint sich klar gegen die Bauwerke in der Caldera zu wenden, zu heftig ist der Eingriff in den Nationalpark, einer Einrichtung die primär den Schutz der Biodiversität als Aufgabe hat und nicht die touristische Nutzung. Da prallen nun die Interessen aufeinander und nun trauen sich auch die Befürworter der Brücken zu Wort. Da sind natürlich die Vertreter des touristischen Sektors, man könnte dann die Caldera einem deutlich breiteren Publikum öffnen, bislang gibt es eine Art "natürlicher Auslese", das ist kein gemütlicher Spaziergang zwischen zwei Gläschen Wein, sondern eine echte Aufgabe die gewisse Anforderungen an den Wandersmann stellt. Genau da liegt auch die Gefahr, macht man den Nationalpark zum Weicheierwanderweg, dann kommen deutlich mehr Besucher in die Caldera und belasten diesen empfindlichen Schutzraum mehr als er wahrscheinlich vertragen könnte. Weitere Fürsprecher der Brücken sind die lokalen Rettungskräfte, Lokalpolizei und die AEA (Ayuda en Emergencias Anaga), welche Aufgaben vergleichbar mit der Bergwacht übernimmt. Für diese Gruppe wäre es natürlich eine Erleichterung, die Caldera einfacher und schneller erreichen zu können, zu oft mussten diese Helfer unter schwierigsten Bedingungen Menschen aus der Caldera holen. Aber auch da greift wieder das Gegenargument, gehen viel mehr und besonders weniger gut vorbereitete Wanderer in den Nationalpark, um so mehr Unfälle wird es auch geben und damit mehr Arbeit für die Retter. - Es wird spannend, neunzehn mögliche Brücken im Nationalpark lassen uns Demokratie üben und zeigen jedem Mitstreiter ganz deutlich, eine Meinung gibt es nicht.



Montag 20.03.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,3 Grad, niedrigste Temperatur: 12,8 Grad

La Palma Filme

Für uns Neuland, Filme über La Palma auf der Webseite anzubieten. Erich Plönißen war x-mal auf der Insel und hat sich, wie die meisten von uns, ziemlich in die kleine Grüne verguckt. Sein Hobby ist das Filmemachen und so hat er in den letzten Jahren 21, meist kleine Filme über die Insel gedreht. Wir haben uns kennen gelernt, er hat mir von seinen Filmen erzählt und ich war begeistert von seiner Art unsere Insel zu sehen und darzustellen. Klar, dass man dann irgendwie auf die Idee kommt, diese Filme auch über das Netz an andere La Palma Begeisterte weiter zu geben. Erich verfolgt keinen finanziellen Hintergrund mit seiner Filmerei, die gibt es nirgends zu kaufen, er möchte nur, dass dieses La Palma Publikum seine Freude über die Insel teilt. Hauptproblem dabei ist die Datenmenge, man muss einen sauberen Kompromiss finden, der dem Film noch gerecht wird, die Ladenzeiten aber irgendwie verträglich erscheinen lässt. - Es hat keinen Sinn, einen Streifen so weit zu komprimieren, dass man nur noch Pixel erkennt, dann kann man es auch sein lassen. Für Modem oder ISDN Verbindungen wird es natürlich hart, ein knapp vier Minuten Film hat bereits 15,6 MB, aber eine weitere Komprimierung hätte das Ergebnis verfälscht. Auch wer mit DSL bestückt ist, dem empfehle ich den Film auf die Festplatte zu laden, dann kann man ihn öfter ansehen, ohne wieder neu laden zu müssen. - Jeden Monat wird es einen Film geben. Zur Einleitung und zum download geht es HIER.



Montag 20.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1011 hPa

Frühlingsanfang

Frühlingsanfang auf den Inseln des ewigen Frühlings? Das muss man nicht so eng sehen, der Frühling mag für andere Regionen größere Bedeutung haben, bei uns gibt es eigentlich gar keinen Frühling. Wir merken nur, dass die Sonne sich jeden Tag zwei Minuten früher sehen lässt und auch später wieder verschwindet, ansonsten spielen andere Faktoren eine deutlich größere Rolle. Wir werden hier bestimmt von der Großwetterlage auf dem Nordatlantik und der entscheidenden Frage, haben wir Passat oder nicht. Winter bedeutet bei uns, dass uns Tiefs aus dem Westen erwischen können, weil sich kein stabiler Hochdruck auf dem Atlantik aufgebaut hat, so wie das den gesamten Sommer über die Regel ist. Der Frühling müsste also die Übergangszeit sein, aber das lässt sich nicht so einfach fest machen, selbst im Winter haben wir oft wochenlang Sommerwetter, so lange bis das Azorenhoch und damit der Passat mal wieder anderes zu tun hat.

Wir haben eigentlich gar keine Jahreszeiten, wenn man denn überhaupt solche Kategorien verwenden will, denn ein Frühling in Sankt Petersburg sieht sicher anders aus als der in Bari. Da kommt ein anderer Begriff eher zum tragen, wir werden auch die Inseln der vier Jahreszeiten genannt, weil immer fast jedes Wetter möglich ist. Nimmt man die maximalen Temperaturunterschiede von Sommer zum Winter und vergleicht diese mit Mitteleuropa, dann kommen wir auf maximal 25 Grad die es rauf und in Extremen runtergehen kann, da sieht es im kontinentalen Klima Mitteleuropas ganz anders aus, da sind Unterschiede von bis zu 60 Grad möglich. Solche Werte lässt der immer regulierende Atlantik bei uns gar nicht zu, zwischen einen lauen Winter und einen wohltemperierten Sommer passt eigentlich gar kein Frühling. Trotzdem, heute um 17:26 Uhr fängt der Frühling an und uns ist jeder willkommen.



Sonntag 19.03.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1009 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,3 Grad, niedrigste Temperatur: 12,0 Grad

Wenn es Nacht wird in El Paso...

... dann geschieht nach Meinung der Nachbarn aus Los Llanos nichts in unserer kleinen Stadt. Tote Hose, hochgeklappte Bürgersteige, die Bauern gehen um 21:00 Uhr ins Bett damit sie morgens um sieben wieder in der Kirche sein können. Keine Diskothek, kein Pils-Pub, kein Kino, keine randalierenden Jugendlichen die Metropole verkünden und so weiter. Da ist es wieder, das Sammelsurium aus Halbwahrheiten und Ganzfalschheiten. - Sicher, am Wochenende lockt die Aridanemetropole (Los Llanos) hunderte an Jugendlichen zur öffentlichen Fleischbeschau mit kollektiven Balzritualen, das müssen wir zugeben, da hat Los Llanos die Nase und den Nabel weit vorn. Das macht in El Paso nicht so richtig Spaß, einmal ist es bei uns zu kalt um den Bauchnabel mainstreamkonform zu präsentieren und bei uns in El Paso laufen auch immer so viele Eltern und kompromittierende Nachbarn herum, hier kennt halt jeder jeden, das sorgt für ein gerüttelt Maß an gesellschaftlicher Geburtenkontrolle. Kein Wunder, dass die Kids nach Los Llanos "machen" um die Sau raus zu lassen, wir Bauern aus El Paso haben zu viele davon in den Ställen und wissen was passiert, wenn man diese raus lässt. - Der Tag wird kommen, da ziehen auch meine Mädels nach Sodom und Los Llomorra, Wehmut schon mal vorab...

Dabei ist in El Paso richtig was los, oft nicht so laut wie in Los Llanos und ich werde Ihnen jetzt nicht mit dem berühmten Kneipenwanderweg von Ramón zu Carlos kommen, das ist doch ein alter und bekannter Hut. El Paso ist auch die Stadt der Trommeln, neben einem, sehr guten Stadtorchester, der Banda Municipal, gibt es noch zwei Trommlergruppen, die eine eher gleichschrittmäßig mit Uniformen und Signalhörnern, die andere das genaue Gegenteil. Bossa Nova heißt diese wilde Truppe und sagt damit schon aus um was es geht, um die südamerikanische Seele, die in vielen Palmeros schlummert, bei den einen in den Hüften, bei den anderen in den Knien, bei manchen auch im Geldbeutel, so sagt man, aber das ist eine andere Geschichte. Diese Batucada, wie man hier solche Trommler nennt, rammt selbst erzsteifen Mitteleuropäern den Rhythmus in die Beine, ich hab da schon Rheinländer das Schunkeln aufgeben sehen, da bekommt man weiche Hüften und manch Schmerbauch wird zum willkommenen Resonanzkörper. So wieder mal gestern Abend. Alte Autos wurden vorgeführt, die Touristikinformation erneut eingeweiht, diesmal ohne Bürgermeister aber mit Freibier und Häppchen der Klasse Rettungsanker und eben der Batucada. Wenn die kommen, dann haben alle anderen Pause, die lustige Tombola der Handelskammer, bei der man vom der örtliche Apotheke eine Schachtel Aspirin gewinnen konnte, wurde einfach weggetrommelt. Verantwortlich als Obertrommler ist Fran, im bürgerlichen Leben Bauarbeiter, zusätzlich auch noch Chef der anderen, uniformierten Trommlergruppe nimmt dann die ganze Stadt in Beschlag, keine Häuserzeile El Pasos entgeht der Batucada. Fran weckt sogar Schlafende auf, das ist keine Frage des Hörens, die haben so dicke Trommeln und so viel Spaß daran, das geht durch und durch, an einem ganz normalen Abend in El Paso. - Sieht man von dem Freibier ab, das muss man sonst bezahlen. HIER ein paar Bilder der Batucada, die man immer nur im Dunkeln antrifft...


Fran, der Obertrommler



Sonntag 19.03.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1010 hPa

Flüchtlinge als Handelsware und politische Schachfiguren

Nach dem in der letzten Woche an die eintausend Flüchtlinge auf dem Seeweg von Mauretanien auf die Kanaren gekommen sind, herrscht von El Hierro bis Brüssel Alarmstufe dunkelrot. Man erinnert sich noch sehr gut an die Massenfluchten über Ceuta und Melilla und die daraus hilflos wirkenden Versuche, dieses Einfallstor zu stopfen. Das ist zwar gelungen, aber keiner weiß so genau, was mit den vielen tausend Flüchtlingen die sich noch in Marokko aufhalten geschehen ist, Marokko hat diesen Weg dicht gemacht und nun muss Mauretanien als Ventil herhalten. Die Flüchtlinge kommen in stark motorisierten Booten zu uns, anders wäre der weite Seeweg auch nicht zu schaffen und haben sogar GPS Geräte dabei, um dahin zu kommen wo sie hinwollen. Spätestens jetzt muss jedem klar werden, dass die armen Menschen die da in den Booten sitzen nichts anderes als Handelsware sind, verteilt von den großen Schleuserbanden deren Sitz man in Nigeria und anderen westafrikanischen Ländern vermutet. Aus eigener Kraft wäre es keinem der Flüchtlinge möglich solch eine Reise zu organisieren, man dingt sich bei Zwischenhändlern an, die "veranstalten" die Reise und später, wenn alles klar gegangen ist, müssen die Flüchtlinge ihre Reisekosten abarbeiten. Dafür gibt es Abnehmer in allen europäischen Staaten, meist gehen die Männer in der Landwirtschaft oder auf dem Bau arbeiten, illegal natürlich.

In Spanien ist diese Art von Sklaventum weit verbreitet, man versuchte mit einer Amnestiewelle diese Leute aus der Schwarzarbeit zu locken und in den legalen Wirtschaftskreislauf einzubinden. Das gelang aber nur bei "freien" Flüchtlingen, zumeist Südamerikanern, das namenlose Heer der schwarzafrikanischen Sklaven konnte so nicht erreicht werden. Die Flüchtlinge, welche von den Schleusern nach Europa gebracht werden sind nicht frei und wer sich an die Behörden wendet, der riskiert Strafmaßnahmen seitens der Schleuser gegenüber Familienangehörigen im Heimatland. Polizei und Hilfsorganisationen kommen überhaupt nicht an die Hintermänner ran, weil die Opfer aus Angst überhaupt nicht reden. Nun schwenkt man in Spanien um und will, so viele Flüchtlinge wie nur möglich wieder in die Heimatländer zurückbringen, anders glaubt man sich den Taktiken der Schleuser nicht mehr erwehren zu können. Das offene Tor nach Europa, Spanien, will man demonstrativ für die Schleuser nun schließen, es lohnt sich nicht mehr das zu versuchen, wir schicken jetzt alle wieder zurück. Das ging bislang nicht, man konnte nur die zurückschicken, welche man genau identifizieren konnte und in die Länder mit denen man Abkommen über eine Repatriierung hatte. Das ist mit Leuten, die keine Ausweise haben und nicht wieder dahin wollen wo sie herkommen fast unmöglich. Nun kommt ein Umstand den hiesigen Behörden zu Hilfe, mit Mauretanien gibt es ein Abkommen, dass man Flüchtlinge die von dort kommen, auch wieder zurückschicken kann. Und zwar nicht nur der eigenen Nationalität, sondern auch aus dritten Ländern. Ob Mauretanien dieser Verpflichtung auch nachkommt, das wird sich erst noch zeigen, bislang hat man lediglich der Rückführung von 170 genau identifizierten Flüchtlingen zugestimmt.

Wenn Spanien bereits mit den Flüchtlinge überfordert ist, dann gilt das für ein viel ärmeres Land wie Mauretanien noch in viel bedrohlicherem Ausmaß. Dort stauen sich bereits die Flüchtlinge welche nach Europa wollen und nun soll man auch noch und unter der Aufsicht internationaler Hilfsorganisationen die Flüchtlinge wieder aufnehmen, die man gerade losgeworden ist. Man verlagert das Problem nur wieder nach hinten, Mauretanien wird nicht in der Lage sein alle Flüchtlinge ordentlich zu versorgen um sie dann weiter in die Ursprungsländer zu bringen. Allerdings verhandelt die EU mit Mauretanien und Gelder sind und werden fließen, um den Flüchtlingen den gefährlichen Weg nach Europa zu ersparen. - Das ist die offizielle Version, die inoffizielle heißt natürlich, wir geben euch Geld, damit ihr das Problem für uns löst. Auch wieder hilflos, aber das Grundproblem, dass Menschen überhaupt flüchten müssen, scheint unlösbar. Das hat auch was mit uns zu tun, nimmt man den frommen Spruch von der Angleichung der Lebensverhältnisse global, dann müssten alle von uns auf sehr viel verzichten in Zukunft. Also, Freiwillige vor!



Samstag 18.03.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1008 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,8 Grad, niedrigste Temperatur: 13,4 Grad

Die Schlacht um El Remo geht in die nächste Runde

Wieder hat Costas, (Dirección General de Costas) welche dem Umweltamt untersteht die nächsten Abrissverfügungen an 50 Hauseigentümer von El Remo verschickt. Dagegen werden die Bewohner erneut Einspruch einlegen, man lässt sich seit längerem bereits von einem Anwalt beraten. Das Spiel geht also in die nächste Runde, kaum ein Anwohner, der noch keinen blauen Brief hat, es sei denn, er wohnt weiter als 20 Meter von der Küstenlinie entfernt. Der Großteil der Siedlung liegt aber innerhalb der von Costas bestimmten "Todeszone", dort darf kein Haus stehen, dort gibt es keinen Privatbesitz, dort wird alles als illegal gebrandmarkt. Das Umweltamt spricht von einer Regeneration des Küstenstreifens, hat aber einen Küstenwanderweg im Sinn, der von touristischen Investoren gewünscht und gefordert wird. Gegen einen Küstenwanderweg hat kaum jemand was einzuwenden, allerdings sollte man da nicht nur Umweltschutzgedanken einfließen lassen, sondern auch die Tücken des Atlantik. Es könnte gut sein, dass man dort mit einem Wanderweg Sicherheit vorgaukelt, die es in den 20 Metern Küstenlinie überhaupt nicht gibt. Wenn, dann kann man ein Stückchen weiter im Hinterland so einen Weg anlegen und wer sich bis an die raue Küste wagen will, der soll das mal schön auf eigene Gefahr hin tun.

Die Siedlung El Remo, mag sie auch noch so polarisieren und ich muss zugeben, ich bin nicht unbedingt ein Anhänger des Ortes, stört eigentlich niemanden, außer vielleicht die Investoren in dem Bereich und die Technokraten aus dem Umweltamt. Der Ort gehört zu La Palma, ist älter als die Architekten der regenerierten Küstenlinie und wurde Jahrzehnte lang nicht nur geduldet, sondern von der Gemeinde gar mit Strom und Wasser versorgt. Selbst Telefon liegt dort, davon können in anderen urbanisierten Zonen auf La Palma die Leute nur träumen. Die Schlacht um El Remo ist noch nicht geschlagen, so lange man alle Einspruchsfristen einhält, kann Costas großer Raupenschlepper noch nicht anrücken. Die Gemeinde wartet auch immer noch auf eine Antwort der Küstenbehörde, man hat einen vermittelnden Vorschlag gemacht, nur 6 Meter der direkten Küstenlinie zu räumen und die dortigen Bewohner in den hinteren Teil umzusiedeln. Man würde El Remo dann als urbane Siedlung legalisieren, fast alle Leute könnten dort bleiben wo sie sind und die Behörde könnte trotzdem Recht behalten und die "Regeneration" betreiben. Ich habe bei dem ganzen und beinah unendlichen Geschehen immer noch einen Hintergedanken. Man glaubt, einem erlauchten Hotelpublikum wohl den Anblick des fröhlich rebellischen Küstenortes nicht zumuten zu können. - Echte Aborigines passen nicht in die Hochglanzwelt eines uniformierten Tourismus. War nur ein Gedanke, weit weg von jeglicher Behauptung oder gar einer Beweisführung.

Das Wetter hat den ganzen Tag gehalten, kein Schauer hat uns mehr gestreift. Der Wind kommt weiter aus Nordwesten und nur die Feigheit vor eventuell enttäuschten HausmannInnen hält mich davor ab, den Bauknecht auszurufen. Ich traue keinem Wind der nicht aus Nordosten kommt, kanarische meteorologische Grundregel Nummer eins. Zum Wetter passt auch die Frage, warum die Gäste, welche mit der Condor aus Frankfurt gestern anreisen sollten immer noch nicht da sind. Gestern, keine Frage, da konnte kein Flieger bei uns landen, heute war das kein Problem mehr. Die Gäste müssen aber heute Nacht mit der Fähre kommen, man sagt es gäbe keine andere Möglichkeit. Das bedeutet für die Leute, vor Mitternacht ist keiner in seinem Quartier und man hat einen weiteren Urlaubstag verloren, diesmal nicht wegen des Wetters auf La Palma, sondern aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Die Leute sind verständlicherweise angefressen und haben noch eine ruppige Seefahrt vor sich. Man hätte seitens der Condor sicher eine elegantere Lösung finden können. Einmal kann man andere Maschinen chartern und zum anderen habe ich 7 Condor Maschinen gezählt, die heute von Deutschland aus nach Tenerife Süd geflogen sind und wieder zurück. Dort sind auch die gestrandeten La Palma Urlauber und man hätte die doch eben mal mit einer eigenen Maschinen den kurzen Weg nach La Palma bringen können. Ich bin weit davon entfernt, der Condor Ratschläge erteilen zu wollen, aber eine andere Fluggesellschaft hat vor ein paar Wochen deutlich flexibler auf die gleiche Situation reagiert und den Gästen mehrere andere Optionen angeboten und die Gäste sicher und angenehm gleich am nächsten Tag nach La Palma gebracht.



Samstag 18.03.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1007 hPa

Incomunicado

La Palma gibt sich wieder mal garstig, incomunicado heißt auch unerreichbar und das passiert im Winter alle paar Wochen mal wieder. Unser Landschaftsrelief macht, aus einer eigentlich gar nicht so starken Brise Fallwinde auf der Ostseite, die den Flughafen den ganzen gestrigen Tag inoperativ machten. - Lediglich die ersten vier Maschinen konnten landen und wieder starten, danach war "dicht". 38 Flugbewegungen wurden den Tag über gestrichen, darunter die Iberia aus Madrid, zwei niederländische Charter aus Amsterdam und die Condor aus Frankfurt. Die Passagiere aus der zuletzt genannten Verbindung hatten einen heftigen Tag hinter sich. Eigentlich sollte die Maschine gegen 16:00 Uhr hier landen und auf dem Rückflug über Fuerteventura nach Frankfurt fliegen. Man wusste um die Situation auf La Palma und landete so gleich auf Fuerteventura. Die Gäste, die sowieso nach Fuerte gebucht hatten konnten gleich dort bleiben, wer nach La Palma wollte musste erst mal ausharren. Später flog man die Gäste weiter zum Südflughafen nach Tenerife und wollte die Passagiere dann auf die Nachtfähre nach La Palma schicken.

Daraus wurde aber nichts, man konnte die Fähre nicht mehr pünktlich erreichen und so musste man die Leute schließlich in Hotels unterbringen. Jetzt sagt man den Passagieren heute Nacht geht es dann mit der Fähre nach La Palma, eine andere, bezahlbare Lösung sei nicht zu machen. Die Passagiere sind natürlich jetzt sauer, wer nicht seefest ist, der wird die zweieinhalb Stunden Atlantik bei rauer See nicht gerade als Kreuzfahrt genießen. Ob noch eine andere Option offen steht ist nicht klar, im Moment arbeitet der Flughafen La Palma wieder normal und man könnte die Gäste im Laufe des Tages mit den interinsularen Flügen der Binter und Islas Airways zu uns schicken. - Das Wetter gestaltet sich aber weit komplizierter als zunächst angenommen, das zerzauste Tief reicht inzwischen von England bis runter zu den Kanaren und immer wieder streifen uns versprengt Wolkenbänke, die durchaus auch wieder mit Böen aus Nordwest begleitet werden können. Wir bräuchten schnell ein kräftigeres Hoch, als jenes, welches sich da weiter im Westen auf dem Atlantik gebildet hat, um wieder Ordnung auf dem Nordatlantik herzustellen. Das Wetter auf La Palma ist extrem kompliziert, oder aber ganz einfach. Es gibt Nordostpassat oder schlechtes Wetter, so könnte man das auch sagen. Kein Wetter außer Passat taugt für diese Insel, der an die 300 Tage im Jahr auch brav seine Aufgaben erfüllt, aber es bleiben halt noch gute 60 Tage mehr.



Freitag 17.03.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1005 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,6 Grad, niedrigste Temperatur: 14,4 Grad

Die Rückkehr der schwarzbraunen Gesellen

Alte Bekannte sind wieder auf Vormarsch, Bekannte die man eigentlich gar nicht so gerne sieht, marschieren im Gleichschritt über die Terrassen und Straßen und wenn die schwarzbraunen Gesellen dann auch noch die Wände hoch marschieren, dann weiß man, das ist La Palma und nicht Halberstadt. Mit Nazis ist es eh zum Wände hoch laufen aber wir haben welche, die können das. Der portugiesische Tausendfüßer ist wieder da und bei uns nennt man das Tier mal halb liebevoll "bicho negro" was eigentlich nur schwarzer Wurm bedeutet, man nennt diese possierlichen Gleichschrittkrabbler aber auch "Falangistas" und das aus drei Gründen. Sie sind schwarz, treten immer in Massen auf und keiner braucht sie. Jetzt haben wir auch den Zusammenhang hergestellt und Sie können beruhigt weiterlesen.

Wann die Tausendfüßer uns mit ihrem massenhaften Besuch beehren, das hängt auf jeden Fall mit dem Wetter zusammen, sie kommen nur wenn es nass ist. Es ist im Winter aber öfter nass und trotzdem kommen sie nicht immer und da hängt schon wieder die Spekulationstraube, man weiß es halt einfach nicht, warum der diplopoda julidae ommatoiulus moreletii, so heißt er mit Vor und Nachnamen, mal in Massen auftritt und mal nicht. Ich erinnere mich gut an den Winter 2003, da hatten wir immer wieder Regen im Wochenabstand und der Schnurfüßer wollte gar nicht mehr zurück in seinen eigentlichen Lebensraum, das Erdreich. Hört es auf zu regnen und die Sonne scheint, dann sind die Tausendfüßer schnell wieder verschwunden, schwarzbraune Gesellen sind halt doch eher lichtscheues Gesindel. Im Gegensatz zu ihren humanoiden Namensvettern sind die Tausendfüßer aber absolut harmlos, die verbieten niemandem zu singen, die sind einfach nur da, suchen Feuchtigkeit und Dunkelheit und betreten dabei auch mal unbefugt menschliches Terrain.

Wir dürfen das kleine Tier nicht intellektuell überfordern, es ist für den Tausendfüßer nicht möglich zwischen schützendem Erdreich und einer Wohnbehausung von Menschen zu unterscheiden und dann passiert es, Mensch trifft auf Natur. Unser Tierliebe gerät immer schnell ins Wanken wenn da etwas krabbelt was mehr als 4 Beine hat und der Tausendfüßer hat, je nach Alter bis über 200 schnelle Beinchen, die ihn anscheinend ziellos über die Welt laufen lassen. Manche versuchen sich mit chemischer Kriegsführung dem tumben Eindringling entgegen zu stellen, das kann ich angesichts der Kollateralschäden nicht empfehlen, aber es gibt eine moderne Allzweckwaffe welche sogar die Iraner noch importieren dürfen, den gemeinen Hausbesen. Mit Schwung hinaus aus dem Haus heißt es dann und nun wendet der Tausendfüßer seine einzige Verteidigungsstrategie an, die er besitzt, er schmollt. Das bringt er damit zum Ausdruck, dass er sich zusammenrollt und damit sogar noch besser besenfähig wird, die Nazis kommen einem nicht so entgegen, da müsste man wohl eher den Besenstiel verwenden.



Schmollender Vierbeiner oder bicho blanco
Schmollender Zweihundertbeiner oder bicho negro



Freitag 17.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 5 mm, Luftfeuchte 95 % Luftdruck 1005 hPa

Seminar über erneuerbare Energiequellen

La Palma ist so grün, da braucht man keine Grünen. In der Inselpolitik auf La Palma konnten die Grünen nie Fuß fassen, andere Themen dominieren den politischen Alltag und außerdem sind alle hier auf La Palma vertretenen Parteien natürlich die obersten Umweltschützer, zumindest auf dem Papier. Jetzt melden sich die Grünen aber wieder und organisieren ein Seminar mit internationalen Experten zum Thema erneuerbare Energiequellen. Am 3.- 4. und 5. April gibt es die erste Vortragsreihe im Kulturhaus von El Paso mit den grünen Europaabgeordneten David Hammerstein und Rebeca Harms und als Experten kommen Jens Hansen und Andrés Sánchez Santandreu. Ende des Monats April wird ein weiteres Seminar veranstaltet und im Oktober erneut.

La Palma, als kleine Insel ohne Möglichkeiten sich aus einer anderen Region elektrische Energie zu besorgen, könnte sehr wohl zum Modell werden und je internationaler das Interesse an einem energieautarken La Palma wird, umso näher rücken da tatsächliche Projekte und Maßnahmen. Die Inselregierung versteckt sich dabei nicht, die haben auch verstanden, dass man mit Umweltpolitik nicht nur punkten kann, sondern es eine Notwendigkeit wird, vom bisherigen Versorgungssystem abzuweichen. Photovoltaik, Wind und Wasserkraft sowie ein geothermisches Kraftwerk stehen als Alternativen bislang zur Debatte und alles deutet in die Richtung, dass man auf eine Diversifizierung dieser Energiequellen setzt. Das scheint auch die vernünftigste Lösung, der Wind weht nicht immer, die Sonne scheint auch nicht jeden Tag, da muss es Möglichkeiten geben dann auf andere Ressourcen zurückzugreifen. La Palma kann das sicher schaffen, natürlich mit Hilfe von außen und mit der notwendigen Planung und Strategie.



Donnerstag 16.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 8 mm, Luftfeuchte HI % Luftdruck 1008 hPa
Höchsttemperatur heute: 17,2 Grad, niedrigste Temperatur: 13,6 Grad

Zukünftiges touristisches Informationszentrum in El Paso

Gerade noch vor dem Regen gab es eine kleine Ansprache unseres Bürgermeisters Jesús, die Presse war geladen worden und man konnte stolz die neueste Errungenschaft der Gemeinde begutachten. In der Tat ein ansprechendes Gebäude steht da gleich unterhalb des kleinen Gemeindeparks, mitten im Ort und für alle gut zu erreichen. Das Gebäude hat zur anderen Straße auch noch ein Untergeschoss, dort wird in den nächsten Monaten eine Markthalle entstehen in welcher Produkte der Bauern El Pasos verkauft werden sollen. Man strebt einen richtigen Wochenmarkt an, nicht einen Wochenendmarkt so wie es den in Puntagorda und Mazo gibt, sondern eher eine echte Konkurrenz zu Los Llanos. Da merkt man schon ein bisschen wo der Wind herweht, von Minderwertigkeitsgefühl als kleine Schwesterstadt ist nichts zu merken. Ich bin mit wenigen Politikern einer Meinung, aber Jesús hat immer, betont, dass El Paso die Stadt und Region mit den größten Zukunftsressourcen ist und da muss ich ihm voll zustimmen.

So soll auch die touristische Information kein Zettelverteilungsstand werden, sondern echter Treffpunkt für alle Gäste der Insel und denen soll etwas geboten werden. Das Konzept steht noch nicht einhundert Prozent, Eckpunkte sind aber klar. Die Kunsthandwerker El Pasos werden dort einen gemeinsamen Verkaufsstand haben, wahrscheinlich will man das Angebot auch auf kulinarische Spezialitäten ausdehnen, die im weitesten Sinne als Souvenir zu betrachten sind, wie Wein, Salz, Mojo und Konsorten. Der Informationsteil soll Ausflüge organisieren, kulturell und auch landwirtschaftlich oder handwerklich orientiert, also die interessierten Gästen bei der Hand nehmen und ihnen unsere Historie und unser Heute zeigen. Vorträge will man veranstalten, Filme zeigen und auch Interpretationen der vielen Landschaften der Gemeinde. Das alles wird nun die nächste Zeit erarbeitet und wenn das Konzept auch finanziell durchkalkuliert ist, dann hat El Paso eine Touristikinformation wie sie sonst keiner hat. Das Gebäude ist übrigens ziemlich international, Architektin war eine Deutsche, ausführende Firma eine palmerische, Dekorateur ein Holländer und die EU hat über die Interreg III Fonds Geld dazu gegeben. Ist doch passend, schließlich soll das doch auch ein internationales Zentrum werden. Hier ein paar Bilder, leider war das Wetter schon sehr grau.

Eben noch eine Meldung aus dem Radio. Bei Garafía, genauer "Puerto de La Manga" ist heute Mittag ein 69 jähriger Mann von den rauen Wellen ins Meer gerissen worden und ertrunken. - Bei starkem Wellengang kann man es nicht oft genug sagen, weg vom Meer, das kommt auch aufs Land und holt sich die Menschen die zu unvorsichtig sind.


touristisches Informationszentrum in El Paso



Donnerstag 16.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1013 hPa

Eintrittsgeld für La Palma?

Die Öko-Steuer für La Palma Besucher kommt wieder mal aus der Gruft der abgelegten Ideen, ganz vorsichtig und leise denkt man seitens des Weltbiosphärenrates über diese Möglichkeit nach. Um Sie nicht gleich zu erschrecken, nichts davon ist beschlossen, man denkt im Allgemeinen darüber nach, wie man die Kosten der Erhaltung unserer Biosphäre besser verteilen könnte. Bei solchen Gedankenspielen muss man ganz vorsichtig sein, die Rechnung ohne den Wirt ist leicht gemacht, doch haben Sie schon mal versucht eine Rechnung ohne den Gast zu machen? Jeder der Geld ausgibt, will wissen warum, wofür und das mit Recht und dann wählen können, ist es mir das wert oder lass ich lieber die Finger davon. Eine generelle Öko-Steuer für La Palma Besucher, das wird sich eh nicht durchsetzen lassen, das würde uns auch unglaubwürdig machen, denn nicht alles und überall auf La Palma strahlt die Weltbiosphäre in grünstem Licht. Was man aber diskutieren kann, das wäre einen kleinen Obolus für ganz bestimmte Zonen und Ecken der Insel zu verlangen, dort wo es nachvollziehbar ist, dass man mit großem Aufwand diese Landschaft erhalten muss und das gegebene Geld zur Pflege dient. Einen Nebeneffekt hätte diese "Brückenzoll-Taktik", manche landschaftlichen Schutzräume La Palmas könnte man so vor einem Ansturm eigentlich uninteressierter Besucher schützen. Die, ein oder zwei Euro wären dann als Ausrufezeichen gar nicht so verkehrt, man müsste den Leuten aber auch sagen warum, sonst liefern wir uns sofort dem Vorwurf der Abzocke aus.

Schlechtwäschewarnung. Heute am Abend oder auch erst in der Nacht können uns vereinzelte Niederschläge aus Südwest erreichen. Das Gros des Tiefs zieht zwar weit nördlich an den Kanaren vorbei, aber auch die berühmten Ausläufer können nass machen und schlechte Laune unter den HausmannInnen verbreiten. Man erwartet wenig Regen und moderaten Wind, der wohl keine Sturmstärke mehr erreichen kann. Mit ein bisschen gutem Willen ist der Samstag bereits wieder urlaubsgerecht.



Mittwoch 15.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72% Luftdruck 1013hPa
Höchsttemperatur heute: 21,5 Grad, niedrigste Temperatur: 12,8 Grad

Kartoffelplauderei

Die Kartoffeln gehören als "täglich Brot" seit jeher auf den Speiseplan der Palmeros. Als Fritten, Salzkartoffeln, oder auch unsere bekannte Spezialität, "Papas arrugadas". Weniger bis gar nicht bekannt ist das Kartoffelpüree und Bratkartoffeln. Da gibt es allerdings eine verwandte Version, "Papas a la Panadera" - Bäckerinnenkartoffeln. Das sind kleine geschälte ganze Kartoffen in der Pfanne bereitet mit Schinken und Zwiebeln, diese macht aber kaum ein Restaurant, zu aufwendig, da muss man sich schon irgendwo einladen lassen. - Jeder der ein Stückchen Scholle vor dem Haus hatte, pflanzte seine Kartoffeln selbst, und die wohlhabenderen Städter ließen sich die Kartoffeln meist aus dem Norden der Insel bringen, das ist der ältere Inselteil mit größerem Humusanteil in der oft kargen Erde und auch mit mehr Niederschlag. Ein guter Winter war, wenn man zweimal Kartoffeln anbauen konnte, dazu musste die Regenzeit früh beginnen, spätestens Anfang Oktober sollte der erste Regen gefallen sein. Dann konnte man Anfang Januar ernten und noch eine zweite Aussaat beginnen. Mit den zwei Ernten hatte man meist ein Auskommen über den Sommer und eine Sorgenfalte weniger.

Anfang des vorigen Jahrhunderts hatte man beste Kontakte nach Irland. Die Firma Fyffes, der wir im großen Teil den Bananenanbau auf La Palma verdanken, holte nicht nur die kleinen Gelben von der Insel, sondern brachte auch weißfleischige Saatkartoffeln nach La Palma, welche den Kartoffelanbau bei uns revolutionierten. Sorten wie "King Edward" bringen hohe Erträge, so wie der Landmann das will, und sorgen eigentlich bis heute dafür, dass man hier eher weißfleischige Kartoffeln bevorzugt, das ist einfach Gewöhnungssache. Eine kleine Anekdote unserer hervorragenden Englischkenntnisse darf ich hier noch einfließen lassen. Die Iren, die waren nicht nur pfiffig, sondern manchmal auch ein bisschen frech mit uns. So schickte man Saatkartoffeln, die eigentlich schon gar nicht mehr verwendet werden sollten, nach La Palma. Der Aufdruck auf den Säcken: "Out of date" wurde bei uns als neue Sorte deklariert, autodate sagte man hier zu dieser sehr speziellen Speisekartoffel aus Irland. Mit der Einführung dieser Sorten, verschwanden die vorher heimischen Sorten fast gänzlich. Meist waren das schrullig und lustig aussehende Knollen, die mal rot oder gar violett gefärbt waren und sich aus Kreuzungen ergeben haben, die man über die Jahrhunderte von überall her auf die Kanaren und nach La Palma geschleppt hatte. Es haben sich aber ein paar Sorten noch bewahrt und da die Zahl der Berufsnostalgiker wieder am Wachsen ist, gibt es heute bereits wieder Saatzuchten, die sich diesen genetischen Kuriositäten widmen. Da komme ich immer wieder auf den gleichen Punkt. Da, wo alles nur nach billiger Masse ruft, daneben entstehen immer die kleinen Nischen, die richtig ausgefüllt im kleinen Rahmen wunderbares Auskommen bieten. - Wer mehr über die alten Kartoffelsorten La Palmas wissen will, der kann morgen Abend im Casino von Los Llanos viel darüber erfahren. Der Rat für Landwirtschaft unserer Inselregierung organisiert um 20:00 Uhr eine "Charla" mit dem Titel: 'Las Papas Tradicionales de La Palma'. Da kann man sehen, anfassen, fragen und auch verkosten hat man mir versprochen. - Das Wort "Charla" benutzt man hier für meist zwangslose Treffen und Vorträge, heißt aber eigentlich Plauderei und wenn landwirtschaftliche Nostalgiker die Köpfe zusammenstecken und über fast verlorene Traditionen reden, dann stimmt das mit der Plauderei ganz vortrefflich.



Mittwoch 15.03.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1014 hPa

Besucherzahlen steigen rekordverdächtig

Nur ist halt nicht jeder Besucher willkommen. Während man sich auf der ITB bemühte den Touristenstrom auf die Kanaren aufrecht zu erhalten, liefert eine andere Kategorie von Besuchern Steigerungsraten hin, die jeden Statistiker erschauern lassen. Fast im Stundentakt kamen gestern Flüchtlingsboote auf Tenerife und Gran Canaria an, zwischen 331 und 365 Schwarzafrikaner landeten auf den Kanaren alleine an einem Tag. - Man kommt bereits mit dem Zählen nicht mehr so richtig hinterher, waren es nun neun "Pateras" oder gar zehn? Die neue Schleusertaktik, von Mauretanien aus mit schnelleren Booten den viel weiteren Weg auf die Kanaren zu suchen, als bislang aus dem näheren Marokko oder über die Meerenge von Gibraltar, scheint zunächst aufzugehen. Es sind nun in den ersten drei Monaten mehr als 3.000 Flüchtlinge, meist aus Gambia, Senegal, Guinea, Mali und weiteren zentralafrikanischen Ländern auf die Kanaren gelangt, das ergibt Steigerungen von an die 400% gegenüber dem Vorjahr.

Marokko hat unter dem internationalem Druck seine Grenzen fast völlig dicht gemacht und nun muss ein anderes Land als Ventil herhalten, Mauretanien. Die behördliche Zusammenarbeit mit diesem Land ist eigentlich gut, besser zumindest als die Beziehungen die Spanien und Marokko miteinander pflegten, aber auch Mauretanien ist ein armes Land mit einer kaum kontrollierbaren langen Küste und leidet nun unter dem gleichen Phänomen, wie Marokko bereits vorher jahrelang. Man schätzt, dass sich inzwischen eine halbe Million Menschen in Mauretanien angesammelt haben, die auf eine Möglichkeit warten, nach Europa zu gelangen. In wilden Lagern und unter kaum noch vorstellbaren Bedingungen campieren dort die Flüchtlinge und verkaufen Seele, Kinder, Mütter und das eigene Leben um einen Platz auf einem der Boote nach Europa zu erhaschen. Zwischen Mauretanien und Europa liegen auf dem Seeweg die Kanaren und langsam wird es auch hier eng, die Menschen ordentlich zu betreuen und unterzubringen. Die Aufnahmelager sind längst überfüllt, man bringt die Flüchtlinge nun in Kasernen unter und versucht so viele wie möglich schnell auf das spanische Festland zu bringen, um hier den Druck nicht zu groß werden zu lassen. Stimmen die erschreckenden Zahlen welche aus Mauretanien gemeldet werden, dann haben wir in den nächsten Monaten mit einer richtigen Einwanderungswelle zu tun, welche unsere Möglichkeiten als Flüchtlingstransitstation nach Europa völlig überfordert. Canarias 7 bietet wie immer zu solchen Meldungen eine Photoserie an, HIER kommt man zu den, inzwischen alltäglichen Bildern aus Gran Canaria und Tenerife.



Dienstag 14.03.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,8 Grad

Druck von unten

Einen prächtigen Schreck hat sich heute unser Bürgermeister Jesús abgeholt als er an seinen Arbeitsplatz, das Rathaus von El Paso fuhr. Hunderte Schüler hatten sich dort ohne Anmeldung auf den Treppen des Rathauses versammelt, mit Trillerpfeifen und Transparenten und forderten nicht etwa schulfrei, sondern Abitur. Vielleicht dachte er im ersten Moment, jetzt kommt die Palastrevolte, die Schergen der Coalición Canaria schmeißen mich aus dem Rathaus, aber die Schüler wollten das gleiche wie er, dass man in El Paso Abitur machen kann. Hier nennt man das "Bachilerato" und damit in der Hand können unsere Kinder dann auf andere Inseln oder das Festland zum Studieren. Seit zwei Jahren hat El Paso endlich ein "Instituto", wie man weiterführende Schulen hier nennt und plötzlich heißt es von der "Consejería de Educación" (Schulamt): Liebe Leute, fein, dass ihr unsere neueste, modernste und besten ausgestattete Schule besucht habt, aber hier könnt ihr kein Abitur machen, wir haben uns das anders überlegt, ihr müsst nach Los Llanos gehen. - Natürlich werden finanzielle Gründe angegeben, man müsste mehr Lehrer und technisches Personal einstellen und Geld ist überall knapp, wenn man es sich nicht selber druckt.

Diese Schule wurde genau für den Grund gebaut, damit die Kinder aus dem Aridanetal hier Abitur machen können, die Einrichtungen sind auf dem neuesten Stand, mit Labor und Informatikräumen ausgestattet und einem Sportpark, der zu den modernsten auf den Kanaren zählt. Die Schule ist aber nur zu einem Drittel besetzt und selbst im Schulamt sitzen wohl Betriebswirte und zücken den Rotstift. Noch unverständlicher wird die Entscheidung des Schulamtes wenn man weiß, dass andere Institute der Insel überfüllt und völlig veraltet sind, das modernste und teuerste Gebäude aber soll ungenutzt bleiben und nur ein paar Schulklassen bis zur zehnten Klasse führen, die Pflichtschulzeit. Dann hätte man sich das komplett sparen können und die Kinder, wie bislang auch, gleich nach Los Llanos schicken können. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass viele Leute, die das Abitur in Los Llanos anstreben, viel mehr Lust hätten auf ein modernes Institut zu gehen, welches auch noch verkehrstechnisch sehr gut gelegen ist. Damit hätte man die Überbelegung in Los Llanos erledigt und könnte den Kindern aus El Paso den Luxus geben, in einer Schule von der siebten Klasse bis zum Abitur verbleiben zu können.

Die Schüler haben mir ihrem spontanen Protest immerhin erreicht, dass mehrere Fernsehsender den Tumult am Rathaus aufnahmen und damit nun der Protest über die Gemeindegrenzen von El Paso hinaus getragen wird. Dem Bürgermeister war das sogar recht, gerade er hat auf politischer Bühne sich sehr für das Abitur in El Paso eingesetzt. Vielleicht wäre es besser gewesen, man hätte vorher miteinander gesprochen, aber vielleicht war es auch genau so richtig, wir "Ausgewachsenen", um mal nicht Erwachsene zu sagen, neigen ja oft in solchen Fällen zu fataler Vernunft und tun eher gar nichts. Das nennt sich als chronischer Spätschaden dann Pragmatismus. Bunt ging es zu, die Polizisten waren völlig überfordert, waren es doch schließlich die eigenen Kinder, die da plötzlich Zivilcourage zeigten und ihr Recht auf Protest ausübten. Schließlich fand man sich wieder an der Schule ein, der Unterricht ging dann weiter, die Schüler haben aber ein echtes Ausrufezeichen gesetzt, man spricht darüber und genau das wollten sie erreichen. - Aus gut informierten "Kreisen", - das sind die, die man zwar zitieren darf, aber nicht beim Namen nennen, - vernimmt man Positives, es könnte doch noch klappen, mit dem Abitur in El Paso, schließlich ist bereits "kalter Wahlkampf". Eine andere Vermutung steht auch noch im Raum, es könnte sich wieder mal um eine Strafsache gegen El Paso handeln. Hier in El Paso regiert eine Koalition non grata seitens der Inselregierung und unseren Lokalpolitikern hat man in den letzten drei Jahren mehr als Knüppel zwischen die Beine geschmissen aus Richtung der Führungsriegen im Insel und auch Provinzparlament. - Eine bessere Zukunftsinvestition als gute Schulen kann es nicht geben, damit kann man sogar Wahlkampf machen und ich sehe es schon in großen Lettern auf Plakaten stehen: "Wir, die Coalición Canaria haben dafür gesorgt, dass man in El Paso Abitur machen kann". Reiner Selbsterhaltungstrieb, sonst würde man den anderen die Möglichkeit geben, das zu tun. Politik kann so lustig sein, aber nur so lange Druck von unten funktioniert.


Instituto von El Paso



Dienstag 14.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1015 hPa

1.000 LKW für Puerto de Naos

Noch vor Ostern soll der Strand von Puerto de Naos wieder so kuschelig gemacht werden, wie er vor dem kurzen, aber heftigen Besuch des tropischen Wirbelsturms Delta war. Die mächtigen Wellen hatten Unmengen von Sand zurück in den Atlantik gespült und das Wasser bis an die Uferpromenade gelangen lassen. Die Kokospalmen wurden freigespült, das Häuschen der Strandwache weggerissen, die Toiletten überschwemmt, ein Restaurant unterspült und reichlich Blumenkübel auf der Promenade zertrümmert. Eine der umfangreichsten Maßnahmen um die Schäden alle wieder zu reparieren ist der Transport von 20.000 Kubikmeter Sand, die am Strand von Tazacorte geholt werden und nach Puerto de Naos geschafft werden. Dazu sind mindestens 1.000 LKW-Fahrten notwendig, von den ganz großen Brummern und Radlader verteilen dann die sandige Spende aus Tazacorte auf dem Strand von Puerto de Naos. Puerto de Tazacorte hat immer zu viel Sand und so ist man ganz froh, dem Nachbarort helfen zu können. Die Küstenbehörde organisiert und bezahlt das Ganze, die Gemeinden (Puerto de Naos = Los Llanos, Puerto de Tazacorte = Tazacorte) dürfen außer Kippen und Müllaufsammeln an den Stränden eh nichts machen, die gesamte Küstenlinie der Insel untersteht der nationalen Küstenbehörde in Madrid. Das ist gut für die Gemeinden was die Kostenfrage angeht, mehr als eine halbe Million Euro sind angesetzt, aber das macht die lokalen Behörden auch ohnmächtig und immer muss erst ein Ministerbeschluss aus Madrid her, um notwendige Maßnahmen an den Stränden zu unternehmen. Für die jetzigen Urlaubsgäste bedeutet das zunächst erhöhte LKW-Dichte auf der Verbindungsstraße von Tazacorte nach Puerto de Naos und schwere Maschinen am Strand.



Montag 13.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,5 Grad, niedrigste Temperatur: 14,4 Grad

Europäischer Ziegenpeter

Unser Verhältnis zur EU ist zweigeteilt. Natürlich wissen wir um das viele Geld, welches uns aus Infrastrukturfonds zur Verfügung gestellt wurde und manches Projekt in Sachen Umweltschutz wäre sicher nicht auf den Weg gebracht worden ohne zarte Hinweise seitens Brüssel, aber dabei bleibt es ja nicht. Brüssel will dafür natürlich Gegenliebe und die bedeutet auch eine Gleichschaltung aller Ziegen und Kühe von Spitzbergen bis nach El Hierro und weiter bin in die Karpaten. Es ist schwer, einem Bauern hier, der sein Leben lang zwanzig Ziegen hatte, seine zwanzig Käse die Woche produziert hat und an Nachbarn und Restaurants verkauft hat nun auf die europäischen Gesetze zur Hygiene und Tierhaltung einzustimmen. Um nicht falsch verstanden zu werden, wer mit Milch arbeitet, der muss äußerste Vorsicht walten lassen und jeder Schritt die Hygiene zu verbessern ist nur richtig. Allerdings stellt das unsere landwirtschaftliche Grundstruktur ganz heftig auf die Probe, die allermeisten Betriebe sind Kleinsterzeuger und kommen mit den paar Ziegen, Schweinen, Schafen und Hühnern gerade mal so über die Runden. Da zu investieren und dann auch noch Summen welche weit über die 10.000 Euro Marke reichen, wird in den wenigsten Fällen funktionieren.

Es bieten sich zwei Auswege, von denen der erste noch nicht greift, weil die öffentliche Milchverarbeitungsanlage oberhalb von El Paso noch nicht ganz fertig ist. Das kommt aber noch präeruptiv und dann können die Kleinbauern dort ihre Milch abliefern, die haben ein Labor mit dem man kontrollieren kann und dann sind alle auf der sicheren Seite. Die andere Maßnahme und die wird bereits angewandt, die Bauern können sich von Technikern beraten lassen, was denn an Änderungen auf sie zukommt und man gibt Tipps und Ratschläge wie dieses und jenes vielleicht vereinfachen könnte. Dazu bietet die Inselregierung auch Finanzierungshilfen, allerdings sind das Kredite und keine Geschenke. Umsonst ist nur die Beratung, aber das kann bereits hilfreich sein, es gehen immer so viele Gerüchte um, wie das alles nun zu geschehen hat und kaum einer weiß wirklich was gefordert wird. Unsere Liebe zur Gleichschaltungsmanie der Technokraten ist nicht wirklich vorhanden und manch ein Ziegenkäse wird wohl in Zukunft nicht mehr produziert, oder unter heftigem Gefluche auf die Schreibtischtäter in Brüssel. Die bekommen aber ihre Strafe, so guten Ziegenkäse wie mein Nachbar macht, ganz ohne auf Brüssel zu hören, bekommen die nie zu futtern.



Montag 13.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1017 hPa

Nervöse Politiker

Im Mai 2007 finden die nächsten Kommunalwahlen statt, dann geht es darum, wer unsere Vertreter in den Gemeinden und im Inselparlament sind. Mit allem gebührenden Respekt gegenüber Madrid, für uns ist es entscheidender, wer im Rathaus das Sagen hat und im Cabildo Insular, dort werden die Pläne entworfen und Möglichkeiten formuliert, die Provinz und Zentralregierung kann dazu dann nur noch Ja oder Nein sagen. In unserer politischen Landschaft hat sich einiges getan und damit wächst auch der Druck auf die, im Inselparlament mit absoluter Mehrheit regierende Coalición Canaria. Die nun 6, als Opposition antretenden Parteien malen so heute bereits ein schauriges Bild über die geleistete Arbeit der nur regional antretenden Partei, in der Tat, es gibt wenig Stolzes zu berichten, die Insel bleibt weiter ohne die große Zukunftsperspektive, für welche sich ein Ärmel hochkrempeln wieder lohnen würde. Die Coalición Canaria hat sich, zumindest hier auf La Palma, aller möglichen Koalitionspartner beraubt, eine absolute Mehrheit macht halt ein bisschen übermütig, wenn nicht sogar arrogant.

Seit Wochen finden nun bereits als Wahlkampf titulierte Geplänkel statt, 14 Monate vor den Wahlen haben alle unsere Repräsentanten bereits die Urnen im Visier, ob da noch jemand Lust zum Tagesgeschäft hat, ich möchte es bezweifeln. Allerdings ist jetzt auch die Zeit, in welcher die, um unsere Gunst buhlenden Volksvertreter am anfälligsten für neue Vorschläge sind, man erinnert sich plötzlich, dass wir diejenigen sind, die Kreuze machen auf großen Stimmzetteln. Soweit ist das alles nichts ungewöhnliches, wohl aber 14 Monate vor der eigentlichen Wahl, ob da alle diesen Marathon durchhalten, wir werden es erleben. 14 Monate freundlich sein, wer steht das schon durch. Früher reichte es aus, drei, vier Monate vor der Wahl ein paar Straßen zu asphaltieren und diese dann als Gönner zu beschreiten, so einfach ist das nicht mehr auf La Palma, inzwischen wollen wir Wahlvolk sogar noch wissen wo die Straße hinführt und warum man gerade diese geteert hat. Irgendwie ist das Wahlvolk ein undankbares Pack geworden und das ist gut so.



Sonntag 12.03.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,2 Grad, niedrigste Temperatur: 13,9 Grad

Penner Paul

Da hat sich ein Bauknecht gerade mal zum Miele erhoben, da liegt er bereits schlafend den ganzen Tag im Schatten und tut so, als wäre er ein Schneekater aus der Arktis. Seine Durchlaucht Höchstsensibelchen mag es nicht kalt, nicht warm, nicht nass, mit trocken kommt er aber klar, sonst hätte er wohl eine dauerhafte Lebenskrise. Damit unterscheidet sich Paul nicht im Geringsten von den meisten Palmeros, die Wetter auch nur als Störfaktor betrachten und lediglich niederbayrische Viehhändler können ähnlich ungehemmt jammern. ¡Qué calor! Kam es mir schon wieder zu Ohren, dabei haben wir noch nicht mal dreißig Grad und vorige Woche klang das noch ganz anders, nämlich ¡Qué frío hace! Wie muss Wetter denn aussehen, dass weder Paul, noch meine wettergeplagte Umgebung mal nicht jammern.

Ich habe jetzt Photos ausgedruckt, vom Schnee in Deutschland und gebe sie jedem, der einen Fächer gegen die Hitze braucht in die Hand und siehe da, es hilft. Paul hat Schwierigkeiten den Fächer richtig zu halten, aber die drei Frauen wechseln sich ständig ab und so kommt Don Paolo doch noch zu seiner kühlenden Brise. "Siehst du nicht, wie er unter der Hitze leidet unser kleiner Paulemuckel?" - Faul ist das Vieh, gefräßig und selbstsüchtig schießt es mir durch den Kopf, will diesen aber behalten und säusele so einfach nur Unverständliches vor mich hin, die Sprache eben, die nur Paul und ich verstehen. (Paul ist diese Fähigkeit angeboren, ich musste sie in jahrelanger Schwerstarbeit in der Kneipe erlernen.) Allerdings juckt den felinen Arrogantling meine Kritik überhaupt nicht, warum denn auch, die Frauen kümmern sich um ihn und wenn der andere Kerl im Haus überhaupt noch was zu melden hat, dann soll er sich was Besseres einfallen lassen. Irgendwo ist aber bei mir auch noch ein marginaler Bodensatz von Selbstachtung vorhanden, nicht im Traum würde ich mich so weit erniedrigen lassen, das Schnurren zu lernen. Ich wittere da einen Plan, die (also Paul- Boss und sein weibliches Gefolge) wollen mich ganz unten haben, erst mal meinen Willen und Charakter brechen, (es gibt allerdings Leute, die könnten schwören, das mit dem Charakter wäre längst geschehen) und wenn ich dann windel- und winselweich vor ihnen huldige, dann bekomme ich ein eigenes Blechschälchen neben den handgetriebenen Futtertrog aus Feinsilber des "Herren" gestellt. - Da ich ja grundsätzlich sogar für das Wetter verantwortlich gemacht werde, aber in jeder Richtung, habe ich aber nun einen Plan. Im Sommer, nach Drachenflugtag, das ist wenn die drei Frauen wieder in ihren höchstverdienten Urlaub fahren, dann bestelle ich drei Wochen Calima am Stück und schalte den erst wieder ab, wenn Paul sein Näpfchen mit mir tauscht.


Paul



Sonntag 12.03.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1020 hPa

Zu hoch gepokert

Noch bleibt uns dieses phantastische Wetter erhalten, es ist purer Sommer, jetzt im März. Früh morgens sammeln sich, die eigentlich für den Sommer so charakteristischen Kondensationswolken über dem Meer, die sobald die Sonne auf der Westseite kommt aufsteigen und sich dann in Wohlgefallen auflösen. Wer zu spät kommt, der kann auf der Webcam von Stach, noch mal auf 09:02 Uhr zurückgehen, da kann man dieses Phänomen sehr gut erkennen. (Es ist dann bei uns erst 08:02, aber der Server liegt in Deutschland und so entsteht da immer der Zeitunterschied.) Diese Wolken verkünden einen weiteren warmen bis heißen Tag. Im "wirklichen" Sommer fürchtet man diese Wolkendecke über dem Atlantik, wer draußen arbeiten muss, der hat dann einen schweren Tag vor sich.

Allerdings ist auch dieser Monumentalbauknecht nun mit einem Ende versehen worden, das Azorenhoch hat sich aufs Land gewagt und damit sein eigenes Ende vorbestimmt. Langsam, ganz langsam verliert nun unser Wettermotor an Kraft und damit seine prinzipielle Funktion, alle von Westen anrückenden Tiefs so weit nach Norden zu katapultieren, dass wir davon nichts abbekommen. Über der iberischen Halbinsel liegt nun der Kern des Azorenhochs und alleine aus diesem Namen ergibt sich bereits, dass da was falsch gelaufen ist. Über Land schwächt sich jedes Hoch ab und kann dann seine Aufgabe als Wetterdirigent für den gesamten Nordatlantik nicht mehr ausüben. Für uns bedeutet das erst mal nicht viel, noch weitere wunderbare Tage werden folgen, allerdings können uns so die nächsten Ausläufer eines fetten Tiefs erwischen, welches sich bereits wieder auf den Weg nach Osten gemacht hat. Alles bewegt sich sehr langsam im Moment auf dem Atlantik, vor Donnerstag wird wohl nicht viel passieren. Warum auch ein Bauknecht ein Ende haben kann, das liegt wohl an dem Hochmut eines Hochs, auch noch den europäischen Kontinent mit seiner Anwesenheit beglücken zu wollen. Jeder dahin, wo er hin gehört und das Azorenhoch gehört wohin? - Richtig.



Samstag 11.03.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,5 Grad, niedrigste Temperatur: 14,6 Grad

Man ist sich einig, es muss etwas geschehen

In seltener Eintracht hat die Inselregierung beschlossen, dass fossile Brennstoffe auf die Dauer nicht vorhanden sind. Diese weise Erkenntnis hat auch sofort Handlungen nach sich gezogen, man ist sich einig, den Bedarf an elektrischer Energie zukünftig aus erneuerbaren Quellen zu decken. Wer jetzt einen Strategieplan erwartet, der überfordert uns, aber immerhin, man hat mal darüber gesprochen und wird nun einen Plan in Auftrag geben. Es gibt mehrere Organisationen, die an diesem Thema beteiligt sind, da ist allen voran das ITER (Instituto Tecnológico y de Energías Renovables), welches sich auch um die vulkanologische Tätigkeit der Kanaren kümmert. Dann gibt es noch das ITC (Instituto Tecnológico de Canarias), welches bereits im Jahr 2001 unter dem Namen "Agencia de Energía de las Islas Occidentales" einen Plan in Richtung erneuerbare Energie entworfen hat. Immerhin gibt es auf La Palma bereits vier Windparks, und das einzige Wasserkraftwerk der Kanaren am "Salto de los Mulatos", welches gerade mit neuer Technik auf eine Leistung von 5 Megawatt getrimmt werden soll.

Man kann immer schwer außerhalb der Polemik bleiben, wenn unsere Inseloberen sich sogar an solch wunderbaren Chancen dann gegenseitig Unfähigkeit vorwerfen, solche Dinge brauchen unendlich viel Zeit und man muss den jetzigen Stromversorger die UNELCO/ENDESA mit ins Boot holen. Wo wir gerade über Chancen sprechen. Ich habe öfter mal Gruppen von Studenten zu Gesprächen da, meist Geographen, welche die Dinge ja von vielen Seiten beleuchten. Mit diesen Menschen kann man mal ganz fern von lokaler Politik in die Zukunft blicken. Was wäre wenn: La Palma sich zur Aufgabe macht, innerhalb der nächsten 20 Jahre zur Bio-Insel zu mutieren. Dazu gehört auch das Thema Energie, aber natürlich auch die Landwirtschaft und alle weiteren gesellschaftlichen Projekte, wie Industrie, Tourismus. Man könnte das sogar vor aller Öffentlichkeit machen, Länder der Erde, seht auf diese Insel, die machen ernst und wir dürfen zugucken. Das wäre auch ein touristisches Spektakel höchster Güte, La Palma mal nicht als Produkt, sondern als lebendiger Workshop. - Vielleicht können wir ja Airbus davon überzeugen, ein Flugzeug, angetrieben mit Bio-Diesel zu entwickeln, dann kann man auch standesgemäß zu uns kommen...Das wäre doch mal was ganz Eigenes, Neues und wenn das Wort Nachhaltigkeit irgendwo Bedeutung hat, dann hätte es in dem Zusammenhang eine Heimstatt gefunden. Leider denken Politiker nicht so frei wie junge Menschen, denen die Zukunft eine Aufgabe ist, denn die haben ja noch eine.



Samstag 11.03.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1023 hPa

Gesellschaft auf dem Prüfstand

Heute in der Nacht brannte in Tunte (kein Schreibfehler) bei San Bartolomé de Tirajana ein Gebäude ab, in welches 81 jugendliche Immigranten gebracht werden sollten. Diese waren bislang in einem dafür vorgesehenen Zentrum in Tafira untergebracht, welches aber nur eine Kapazität von 20 Plätzen hat. Bei den Jugendlichen handelt es sich ausschließlich um Immigranten, die ohne Begleitung von Familie oder Erwachsenen auf die Inseln gekommen sind. Die Brandursache ist noch nicht geklärt, aber jeder geht davon aus, dass es sich um Brandstiftung handelt. Irgend jemand wollte die Kinder und Jugendlichen dort nicht haben, es gab reichlich Proteste im Vorfeld dieser Umsiedlung und jetzt das Feuer, so geht keiner mehr davon aus, dass es sich im einen Unfall handelt. Niemand ist verletzt worden, die Jugendlichen waren noch nicht dort.

Der Aufschrei ist jetzt groß, sieht man doch seinen Ruf als offene Gesellschaft gefährdet und auch unser oberster Provinzherr der Kanarischen Inseln, Adán Martín, nimmt sofort das Wort Fremdenfeindlichkeit in den Mund und spart nicht an heftigen Worten gegen aufkeimenden Rassismus. Allerdings stellt er sich und wir uns wohl alle dabei selbst ein Bein, er spricht davon, dass die Kanaren jedes Jahr Millionen an Touristen beherbergen und hervorragend behandelt werden, da dürfen wir doch ein paar andere, weil ihre Hautfarbe anders ist, nicht schlechter behandeln. Es geht nicht um die Hautfarbe, es geht darum, ob diese Menschen uns nützlich sind oder nicht. Als billige Arbeitssklaven und Prostituierte für wenig Geld holt man diese Menschen nach Europa und nur wer Nutzen bringt, der darf, wenn auch im gesellschaftlichen Abseits, bleiben. Können, oder dürfen diese Menschen uns nicht dienlich sein, dann wollen wir sie nicht und sie sollen dahin gehen, wo sie her gekommen sind. Brennende Asylantenunterkünfte kennt man ja bereits und bislang haben wir schlicht und einfach nur Glück gehabt, dass auf den Kanaren die, überall auf der Welt vorhandene Fremdenfeindlichkeit, bislang nicht in brutale Gewalt umgeschlagen ist. Sicher sind es nur ganz wenige, die wirklich dazu bereit sind, Feuer zu legen und aktiv gegen Ausländer vorzugehen, aber es gibt genügend Stimmen, die zwar keine Rechfertigung für diese Taten suchen, aber Erklärungen.

Es wird spannend, wie wir mit dieser Erkenntnis, nicht besser zu sein als andere Gesellschaften, umgehen werden. Den ausgestreckten Finger Richtung Deutschland und Frankreich müssen wir nun schleunigst einholen, auch hier stecken Brandstifter unter uns, die eine ganze Gesellschaft auf die Probe stellen. - Es sind zu viele gekommen auf einmal, man hätte die Leute verteilen müssen auf alle Inseln, man hätte die Jugendlichen sofort weiter aufs Festland schicken sollen, man hätte, hätte, hätte. Alles das, wird die nächsten Wochen diskutiert werden und Lösungsvorschläge von allen Seiten gereicht und es bleibt abzuwarten, ob wir ehrlich mit uns sein wollen. Natürlich sind die Kanaren, als Einfallstor nach Europa, mit diesen Flüchtlingsmassen überfordert, aber jeder kennt doch die Fakten und weiß, dass es nicht weniger werden und wir dafür sorgen müssen, davon nicht mehr überfordert zu sein. Es wird fast zu Farce, mit Schiffen auf den Atlantik zu fahren um Menschen zu retten, die später keiner haben will, oder nur als billige Sklaven. Einer, oder wenige haben da in Gran Canaria richtig Mist gebaut, aber es geht uns alle an.



Freitag 10.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,8 Grad, niedrigste Temperatur: 13,6 Grad

Schwieriger Plan bleibt schwierig

Seit Jahren eiern wir an dem touristischen Nutzungsplan für La Palma herum und kaum ein Papier ist härter diskutiert, als dieser ominöse Plan. Es geht um den viel zitierten PTE, "Plan Territorial de Ordenación Turística de La Palma", welcher unsere Zukunft als Touristikziel markieren soll. Grundsätzlich geht es darum, die Bettenzahl auf ein Maximum zu beschränken und abzustecken, was und wo auf dieser Insel denn zukünftig für diesen Wirtschaftszweig gemacht werden kann. Es wird viel über den Plan diskutiert, den aber eigentlich so richtig keiner kennt, denn der ursprünglichen Fassung wurden über einhundert Eingaben zugefügt und ohne erneute Auslage zur COTMAC "Comisión de Ordenación del Territorio y del Medio Ambiente de Canarias" nach Tenerife geschickt, um dort abgesegnet zu werden. - Möglicherweise liegt hier bereits ein Formfehler vor, aber das müssen andere diskutieren.

Aus dem bisschen was man weiß, gehen einige Widersprüche hervor, besonders wenn man die öffentlichen Äußerungen unseres Tourismusrat Jaime Sicilia aufnimmt. Der hatte gerade vor ein paar Tagen einen Richtungswechsel hin zum "grünen Tourismus" beschworen und das beißt sich ja nun plötzlich mit den 5 Golfplätzen, den Marinas und den vielen Hotels, welche der PTE vorsieht. Kann natürlich auch sein, dass Jaime uns mal wieder Rauch verkauft hat, das sagen wir hier, wenn man jemanden was Hohles andrehen will, "vender humo". Ich nehme mal die Zahlen auf, welche die "asamblea ecologista" auf ihrer Webseite und auch in der einzigen palmerisch endemischen Zeitung, La Voz de La Palma nennt. Bislang gibt es auf La Palma wohl insgesamt 15.000 Betten, sowohl im Hotelbereich, wie auch Landhäuser und Apartments. Nimmt man nun die im PTE genannten Betten hinzu, dann kommt man auf knapp 30.000 Betten, also weit über dem gesteckten Ziel hinaus.

Man muss aber noch weiter gehen, die im PTE genannten neuen Betten sind ausschließlich im Hotelsektor vergeben, das würde bedeuten, der ländliche Tourismus könnte gar nicht mehr wachsen, weil man dann Pepe oder José sagen würde, deine beiden Betten sprengen den Rahmen des Erlaubten, du als Palmero darfst nicht mehr an Gäste vermieten. So etwas wäre natürlich der absolute Supergau eines ländlich markierten Tourismus, hielte man die eigene Bevölkerung davon ab, am Tourismus teilzuhaben und damit die lokalen Märkte zu beleben. - Was das noch mit Weltbiosphärenreservat, Nachhaltigkeit "Go green" sanfter Tourismus oder gar Rücksichtnahme auf die kulturellen und sozialen Bedürfnisse der Bevölkerung zu tun hat, ist bei bestem Willen nicht zu erkennen. Félix Rodríguez de la Cruz, Redakteur des PTE, will nun die wieder aufschlagenden Wogen beruhigen und kündigt wohl einen Schutz der lokalen Investoren an. Man will nicht das gesamte Wachstum dem "konventionellen" Tourismus überlassen, sondern lokalen Investoren im ländlichen Bereich auch Möglichkeiten geben. - Das wird auch dringend nötig sein, sonst kann man den neu entworfenen Slogan für die Insel, La Palma Isla Bonita, experimenta la pureza, (La Palma, die schöne Insel, erlebe die Reinheit) überall an die neuen, leeren Hotels nageln und anschließend nachhaltig in den Atlantik spülen.



Freitag 10.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1022 hPa

Karneval ist erst zu Ende, wenn wir es sagen

Am Aschermittwoch ist alles vorbei, mag sein anderswo, aber nicht bei uns. Wenn es ums Feiern geht sind wir sehr pragmatisch und verlängern den Karneval nach Gutdünken und lokaler physischer Konstitution. Das wirkliche Ende des Karnevals wird bei uns mit der Beerdigung der Sardine begangen und das in jeder Gemeinde zu einem anderen Zeitpunkt. Kommen Wetterkapriolen dazwischen, dann geht das auch mal andersrum, dann begräbt man erst die Sardine und holt dann den verschobenen großen Umzug nach, so geschehen in Los Llanos in diesem Jahr. Den traditionellen, nun aber wirklich letzten karnevalistischen Akt, den behält sich immer die Gemeinde San Andrés y Sauces vor, da wird erst diesen Samstag die Sardine wirklich begraben und schließt damit die Karnevalsaison für die ganze Insel ab. - Die Sardine gilt als Sinnbild der Wolllust und Ausschweifung und nun haben wir ja der Fastenzeit schon fast zwei Wochen abgenommen, da muss jetzt ein Schlussstrich her. Wer nun glaubt, das sei ein trauriger und besinnlicher Festakt, der kann sich am Samstag in San Andrés y Sauces eines Besseren belehren lassen, Beerdigungen können so fröhlich sein.

Nach den zwei Tagen Minicalima hat der Passat wieder mächtig brausend das Kommando übernommen. In nur zwei Stunden blies er sämtlichen Staub und Dunst vor der Insel und lässt uns nun wieder einen strahlend blauen Himmel genießen. Die Fallwinde im Aridanetal sind heftig und werden den ganzen Tag noch anhalten, ab morgen lässt der Wind dann nach. Das Azorenhoch nähert sich nun der iberischen Halbinsel und so wird der Wind bei uns eher aus östlichen Richtungen wehen, vielleicht sogar mit einem Einschlag aus Süd. Später ist es sogar möglich, dass es eine Liaison mit dem Hoch über dem Maghreb geben wird, aus diesen Verbindungen kann dann auch ein "echter Calima" entstehen, aber das wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen. Auf jeden Fall bleibt das Wetter gut bis sehr gut und die Temperaturen weiter in angenehmen Regionen. Kein Tief in Sicht, welches uns erwischen könnte.



Donnerstag 09.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,2 Grad, niedrigste Temperatur: 15,2 Grad

Madrid-Flieger, die unendliche Geschichte

Jedes Jahr aufs Neue, man unternimmt einen weiteren Anlauf die Anzahl der Flugverbindungen von und nach Madrid zu erhöhen. Verhandlungen mit den Fluggesellschaften sind meist zwecklos, die sehen die Zahlen und Auslastung und danach richtet man sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Die Zahl der Verbindungen schwankt, das geht von drei Fliegern wöchentlich über täglich und in den drei Sommermonaten gibt es zusätzlich noch Charterverbindungen aus der spanischen Hauptstadt. Die direkte Verbindung mit Madrid stellt für La Palma so etwas wie eine direkte Nabelschnur zum Mutterland dar. Es ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, täglich und direkt nach Madrid fliegen zu können, da steckt auch wieder viel Minderwertigkeitskomplex einer kleinen Insel drin, die so gar nicht als Appendix der "Mutter alles Inseln", Tenerife gesehen werden will. Wir beklagen dabei immer die "doppelte Insellage", weil fast alles was an Ware zu uns kommt, erst Zwischenstation auf einer anderen Insel macht.

Seit Jahren versucht man nun, einen täglichen Flug von und nach Madrid als öffentlichen und damit obligatorischen Verkehrsweg zu erlangen, aber nachdem die alte Regierung der Konservativen das bereits abgelehnt hatte, haben nun die neuen Herren in Madrid auch Nein dazu gesagt. In dem Fall ist der Herr eine Dame und heißt Magdalena Alvarez Arza, Ministerin des Entwicklungsministeriums. Sie sieht diesen Wunsch als nicht gerechtfertigt an, immerhin gäbe es momentan 5 wöchentliche Flüge und dazu bestehe die Möglichkeit ohne Probleme und nur gegen einen geringen Aufpreis, täglich mehrmals über Tenerife und Gran Canaria überall hin aufs Festland zu fliegen. Darüber hinaus müsste das von Brüssel abgesegnet werden, dort würden die Normativen zu öffentlichen und obligatorischen Verkehrsstrecken erlassen. So soll das kein generelles Aus für unser Anliegen sein, wir dürfen nächstes Jahr noch mal anfragen. - Ich könnte wetten, das tun wir.



Donnerstag 09.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 36 % Luftdruck 1024 hPa

Eldorada

Die Fischzucht vor der Küste Tazacortes ist ein Hoffnungsträger unserer so bananenlastigen Wirtschaft, drei Firmen ziehen in 20 Schwimmkäfigen Doraden groß und vermarkten diese erfolgreich über einen Exporteur in Tenerife. Weitere Einheiten dieser riesigen schwimmenden Unterwasserkäfige sind geplant, die Fischereikooperative selbst will auch noch in das Geschäft einsteigen. Bei schwerer See entkommen jedes Mal tausende dieser Fische, die Käfige werden überspült und geben den Fischen so die Möglichkeit zu entfliehen. Am Tag darauf stehen dann dankbare Angler rund um Puerto de Tazacorte und ziehen fleißig die an Fütterung gewöhnten Tiere aus dem Wasser. Auch wenn bei den Palmeros selbst die Dorade gar nicht so sehr geschätzt ist als Speisefisch, was umsonst ist wird auf keinen Fall liegen gelassen und die Restaurants nehmen gerne diese billige Alternative zu dem deutlich teureren Angebot, welches es sonst gibt.

Es ist aber nicht jedem wohl dabei, dass hier vor La Palmas Küsten plötzlich ein Fisch in Massen auftaucht, der eigentlich gar nicht hier her gehört. Die Zahlen, wie viele der Doraden denn da entkommen werden ganz nach Interesse unterschiedlich genannt. Fischer sprechen davon, dass man in wenigen Tagen mehr als eine Tonne Doraden aus dem Meer geholt hat, die Betreiber der Anlagen nennen diese Zahl als viel zu hoch. Ganz interessant dabei ist, man hat nun auch vor Puntallana Doraden gefangen, also auf der anderen Inselseite, wie die da hin gekommen sind, weiß man nicht, man vermutet sogar, die kämen aus ähnlichen Anlagen im Süden Tenerifes. Was die, hier fremden Doraden anrichten können an der lokalen Meeresflora und Fauna, darüber ist man sich auch nicht einig. Da die angelieferten Jungfische alle des gleichen Geschlechtes sein sollen, schließt man eine Vermehrung aus und sieht keine Gefahr, zumindest seitens der Betreiber und deren Biologen. Die entkommenen Fische seien auch gar nicht mehr in der Lage sich selbst zu ernähren, weil sie an Fütterung gewöhnt sind. Die Doraden, welche nicht in den Netzen und an den Angeln der Fischer landen, würden in wenigen Tagen verenden. Dem widersprechen andere Biologen, die Doraden würden sich wohl auch weiter natürlich ernähren und stellen so eine Konkurrenz zu den heimischen Fischarten auf. Echte Studien, die eine der Thesen wirklich erhärten gibt es noch nicht. Vielleicht sollte man einfach mal darüber nachdenken, ob es baulich möglich wäre die Käfige so zu verändern, dass keine Doraden mehr entkommen können. So lange wird es weitergehen, nach jedem Sturm ist Tazacorte ein echtes Eldorada für Angler und Fischer.



Mittwoch 08.03.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 42 % Luftdruck 1024 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,6 Grad

Die Deutschen müssen die Kanaren retten

Für die Internationale Tourismusmesse in Berlin, die ITB, haben sich die kanarischen Vertreter viel vorgenommen, man will mehr Deutsche auf die Kanaren locken, weil der britische Tourismus schwächelt. Die Zahlen, welche nicht für La Palma repräsentativ sind, denn hier ist eh alles anders, zeigen einen deutlich Rückgang der Buchungen bei den Briten an, knapp 250.000 weniger Angelsachsen haben im Jahr 2005 die Kanaren besucht, als noch im Vorjahr. Anders die Deutschen, da zählte man sogar 47.000 mehr Besucher für den Vergleichszeitraum und diese positive Tendenz will man weiter ausbauen. Dennoch bleiben die Briten die absolute Nummer eins, 3,6 Millionen Tommies waren 2005 auf den Kanaren, aber nur 2,5 Millionen Deutsche. Allerdings hat sich so etwas wie eine kleine und natürlich nur momentane Durststrecke in der germanischen Wirtschaft auch bin zu den Mächtigen unserer Tourismusbehörde herumgesprochen. Da ist man aber optimistisch, man meldet hier bereits das Ende der Rezension in Deutschland: El mercado alemán comienza a dar tímidos signos de recuperación, tras la recesión económica que ha retraído el consumo en estos últimos años. (Canarias 7) - Der deutsche Reisemarkt zeigt vorsichtige Zeichen der Erholung, nach der ökonomischen Rezession der letzten Jahre. Wir wissen es also schon, nur in Deutschland hat es noch keiner gemerkelt, dass es den "Germanos", wie man uns hier auch nennt, wieder besser geht. Ein zweiter Störfaktor in der Hoffnung auf mehr deutsche Gäste ist ausgemacht, die Fußballweltmeisterschaft, man fürchtet um 15 - 20% weniger deutscher Urlaubsreisender zur Zeit des großen Wettbewerbes. Nach den zuletzt gezeigten Leistungen begrenzt man aber den möglichen Ausfallzeitraum nur auf die Dauer der Vorrunde...

Eine Frage taucht dabei immer wieder auf, wie kann es möglich sein, dass der britische Tourismus so absolut an La Palma vorbei geht, keine einzige Chartermaschine aus Großbritannien fliegt uns an. Mit viel Aufwand und Werbung hat man mal eine Wintersaison lang zwei Charter aus England zu uns geschickt, man wollte monatlich 6.000 Briten zu uns fliegen, nicht mal 2.000 hat man dafür begeistern können, das hat sich dann wohl nicht gelohnt. Der offensichtlichste Grund scheinen die fehlenden, oder wenn vorhanden, schwarzen Strände zu sein, auf den britischen Inseln scheint der Begriff Kanaren noch unabdingbar mit Sonne, Strand und Party verbunden zu sein und das eben in einem Ausmaß, welches wir nicht bieten können. Eigentlich ist das aber alles nur ein linguistisches Missverständnis, weil wir schlechter englisch sprechen als deutsch. Dabei gibt es eigentlich gar keinen Grund Zwangskastrationen zu fürchten, das haben wir doch gar nicht so gemeint. Wie steht es so schön am Strand von Tazacorte zu lesen: No Camping, No Music, No Balls.


La Palma Tazacorte



Mittwoch 08.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 47 % Luftdruck 1022 hPa

La Palma, so wie früher

Alte Autos fahren auf der Calle Real in Santa Cruz obwohl diese doch schon lange Fußgängerzone ist und viele Menschen tragen komische Kleidung, so wie man sie in den sechziger Jahren getragen hat. Karneval ist vorbei, der erste April ist noch nicht da und der erste Gedanke könnte sein, die Coalición Canaria hat es endlich geschafft, jeglichen Fortschritt von dieser Insel zu verbannen und wir sind endlich wieder "früher" angekommen. Nichts davon ist geschehen, ein Film wird auf La Palma gedreht und dazu musste die Innenstadt von Santa Cruz in die Ära der Zeit um 1960 zurückversetzt werden. An die einhundert Statisten wurden mit Kleidung aus dieser Zeit ausstaffiert (mein Kleiderschrank konnte viel dazu beitragen), Frisuren mussten neu gestaltet werden und immer dazwischen die Leute vom Film, die versuchten ein bisschen Ordnung in dieses amateurhafte Treiben zu bekommen. Man hatte die Straße wohl auch nicht ausreichend abgesperrt, immer wieder gelang es Touristen plötzlich aus einer Seitenstraße in die Szene zu platzen und das geht dann halt nicht, 1960 gab es noch keine mitteleuropäischen Gäste und schon gar nicht mit Jack Wolfskin Hemden und diesen unentbehrlichen Skistöcken, die gerne auch in den Städten zum Nordic Sightseeing benutzt werden. "La Caja" heißt der Film und soll eine schwarze Komödie werden, die Drehorte sind Madrid, Fuerteventura und La Palma. Regisseur ist der Canario Juan Carlos Falcón, der den Auftrag von der Produktionsfirma Aite Ariane Films SA aus Madrid bekommen hat. - Wann wir den Film zu sehen bekommen ist noch nicht raus.

Der Passat macht Pause, zumindest der Wind aus Nordost. Jetzt schleicht sich ein kleiner Calima zu uns heran, südlicher Wind treibt diesige und trockene Luft aus Afrika zu uns heran und für ein, zwei Tage ist es nun mit der herrlichen Weitsicht vorbei, dafür bleiben die Temperaturen aber angenehm.



Dienstag 07.03.06 - 20:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1024 hPa

El Esperanza del Mar

Man hat wieder Signale empfangen von einer "Patera" (Flüchtlingsboot) und das Schiff der spanischen Küstenwache "El Esperanza del Mar" ist auf der Suche vor der Küste Mauretaniens. Keiner weiß, ob es das "dritte Boot" ist, welches seit vorgestern bereits gesucht wird, oder ein neuer Versuch, bei diesem Seegang den Weg von Afrika auf die Kanaren und damit Europa zu suchen. Die "Esperanza del Mar" ist das größte und schnellste Schiff, welches nur dafür gebaut wurde, Menschen aus Seenot zu retten. Es gibt noch viele weitere Schiffe und Boote, die fast nur noch damit beschäftigt sind, Schwarzafrikaner vor dem Ertrinken zu retten, die von internationalen Mafias angeheuert sind, in Europa moderne Sklaven zu sein, dass alles schön billig weiter gehen kann. Da draußen im Atlantik suchen fast 40 Besatzungsmitglieder des Schiffes die Kollateralschäden unseres Reichtums zu glätten. Die ziehen magere Menschen aus dem Meer, die nichts anders wollten, als ein Stückchen von dem, was von uns als gottgegebene Normalität gefordert wird, Auskommen und Einkommen. Es tut jetzt nicht gut, aber die Besatzungsmitglieder der "Esperanza del Mar" ziehen Menschen aus dem Meer, die überübermorgen auf Plantagen in Spanien, Portugal, Frankreich und Italien dafür arbeiten, dass unser Dummgesäusel von "Geiz ist Geil" weiter funktioniert. - Ich bin bei den Leuten auf dem Schiff, die fragen nicht nach Wetter und Gefahr, soll der Name "Die Hoffnung des Meeres" denen Glück bringen, die da Menschenleben retten. - Was weiter mit diesen Menschen geschieht, das liegt irgendwann sogar in unserem Denken. Soweit es so etwas noch gibt. - Wir schwimmen nicht da draußen im Atlantik, aber wir haben damit zu tun. - Noche noche sagt man hier, wenn es Zeit ist ins Bett zu gehen, das sagt denen auf der "Esperanza del Mar" keiner.



Dienstag 07.03.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,0 Grad

Makaronesischer Biathlon

Ich mag Träumer und Visionäre, geben sie mir doch das Gefühl, nicht ganz alleine auf dieser Welt zu stehen. Was wären wir, ohne die wunderbaren Alltagsüberraschungen der Frei, Schräg und Querdenker, die unserer Phantasie ein ums andere Mal neue Nahrung schenken. Man muss aber nicht glauben, das seien nur schrullige Typen, die uns mit Ideen locken, welche man am liebsten selber gehabt hätte, nein, auch Institutionen von nationalem Ausmaß sind nicht frei jeder Phantasie. Es gibt tatsächlich einen europäischen Fernwanderweg, der von Lissabon aus über die Azoren, Madeira, die Kanaren bis in die Sahara geht. Unser Regionalparlament will nun La Gomera, El Hierro und natürlich die Mutter aller Wanderinseln, La Palma, mit in dieses Netz einbinden. Auf der kleinen Grünen mit den vielen gelben Flecken (platanos) ist der Weg von Fuencaliente nach Tazacorte als Teilstück auserkoren, die Ausschilderung soll, wie auch bei den anderen Wanderwegen die Federación Canaria de Montañismo übernehmen.

Mag sein, dass ich zu einfältig bin, mir wird einfach nicht klar, wie man nun dem Wanderer den Weg von El Hierro nach La Palma am besten beschildern soll. - Weiter nach Afrika ist es einfacher, man schwimmt einfach in Gegenrichtung der vielen Flüchtlingsboote. In älteren Wanderhandbüchern stand ja früher öfter mal: "Dann bis zur gelb gestrichenen Garage und am kaputten Ford links hoch, bis man an der Hütte mit dem Einbeinigen ankommt, der gerade Kartoffeln schält." Allerdings schwimmt es sich schwer mit solchen Handbüchern unterm Arm und nur der größte Visionär aller Zeiten konnte über das Wasser schreiten und dabei auch noch falsch erstanden werden. Man wird sich also per Schiff von El Hierro nach La Palma begeben müssen um in Fuencaliente (hat keinen Hafern) oder Puerto de Tazacorte (hat einen Hafen aber keiner fährt hin), auf den weiteren Weg in Richtung Afrika begeben zu können. - Ja, ich weiß, das ist alles nur symbolisch und soll die Verbundenheit des makaronesischen Archipels mit Europa und Afrika hervorheben. (Wie praktisch, dass sich keiner erinnert, wie innig wir mit Südamerika verbunden sind.) Wenn Sie also in nächster Zeit einen Wanderer mit einem Schwimmring um den Leib auf La Palma antreffen, berichten Sie ihm bitte von dieser Symbolik und dass er ruhig mit dem Flugzeug kommen kann, weil kein Schiff nach El Hierro oder gar nach Afrika fährt. Das mit der Symbolik nimmt überhaupt zu in den staatlichen Administrationen, wir hier erhalten alle paar Monate einen neuen symbolischen Zukunftsplan und aus, mittelschwer gut informierten Kreisen rund um die Hauptstadt des bevölkerungsreichsten Landes Europas, nimmt man gerade ein neues Projekt in Gewahrsam, die symbolische Rente. - Vielleicht sollten wir die vielen Flüchtlingsboote die bei uns landen besser alle aufheben, kann ja sein, dass wir alle mal "rübermachen" müssen, wenn uns der Fortschritt ausgegangen ist.



Dienstag 07.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 55 % Luftdruck 1020 hPa

Ich weiß nicht, was Ihr Friseur empfiehlt...

...ich empfehle Kurzhaarfrisuren zum gefühlten Frühlingsbeginn. Der Passat rauscht über die Insel, dass es eine wahre Freude ist. Temperaturen von fast 25 Grad und (fast) kein Ende in Sicht, das Azorenhoch leistet saubere Arbeit auf dem Nordatlantik und schickt alle Tiefs weit in den Norden. Die nächsten Tage wird es sogar noch wärmer werden, das Hoch bezieht Teile des afrikanischen Kontinents mit in seinen Wirkungsbereich ein und so kann trockenere und vorgewärmte Luft zu uns gelangen. Nimmt man das Ganze wäschewettertechnisch, dann könnte man von einem "Megamiele" sprechen, die flatternde Wäsche auf den Leinen trocknet schneller als die Waschmaschine Nachschub liefern kann, allerdings sollte man die guten Stücke fest an der Leine verzurren, der feste Atem des Passats duldet da keine Schwachstellen.

Nicht alle mögen diesen Wind, mag sein, dass Drei Wetter Taft in Rom und London gute Dienste leistet, für unseren Passat ist aber auch Taft nicht taff genug. Kunstvoll hergerichtete Frisuren werden plötzlich unter Kopftüchern versteckt und man glaubt im Straßenbild eine schleichende Muselmanisierung zu erkennen, aber nur bei den weiblichen Bewohnern des Aridanetals, die Männer tragen die Haare eh so kurz, dass sich kein Wind an der Haarpracht zu schaffen machen kann. Das ist eine schöne Zeit für mich, kann ich doch endlich wieder mal behaupten, mein Kurzhaarschnitt sei kein physiognomisches Zugeständnis, sondern nur dem Wind angepasst. Carmelo mag den Passat gar nicht, hat er doch den windigsten Arbeitsplatz überhaupt auf La Palma, die Tankstelle in El Paso. Dort scheint sich der Passat wie in einem Kanal die Hauptstraße lang zu wälzen und viele Leute meinten schon, Carmelo hätte unterschiedlich lange Beine, weil er immer so schief geht. Das stimmt natürlich nicht, er versucht lediglich Haltung zu bewahren und stemmt sich gegen den Wind. Gefährlich wird es immer in den Pausen, da stimmt dann die Körperstatik nicht mehr, aber dafür hat man ja Zapfsäulen erfunden, man kann sich prima daran festhalten.



Montag 06.03.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 55 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,4 Grad, niedrigste Temperatur: 12,2 Grad

45 tote Flüchtlinge an einem Tag

Zwei Dramen, fast zur gleichen Zeit und noch nahe der mauretanischen Küste spielten sich gestern am Vormittag ab. Zwei Flüchtlingsboote waren wegen der starken See arg in Bedrängnis geraten. Aus einem der Boote wurde an die spanische Küstenwache ein Hilferuf per Mobiltelefon abgegeben, der auf Gran Canaria auch gehört wurde. Allerdings gab der Bootsführer die Position der Boote falsch an, er dachte sie seien schon viel weiter gekommen und seitens der spanischen Patrouillen konnte man die kleinen Schiffe nicht finden. Die spanischen Küstenschutzboote brachen abends die Suche ab und befürchteten, die beiden Boote seien gesunken und mit ihnen fast 80 Menschen. Da, wo man suchte konnte man aber niemanden finden, die Flüchtlingsboote waren nur wenige Meilen weit von der mauretanischen Küste entfernt. Warum sich der Bootsführer so sehr irrte, weiß man nicht, es gibt auch noch die Vermutung, es könnte noch ein drittes Boot gegeben haben. Inzwischen hatten die mauretanischen Kollegen aber die Boote entdeckt und wollten die Flüchtlinge aus den bereits leckgeschlagenen Fischerboote holen. Dabei kam es zur Katastrophe, ein Schiff des mauretanischen Küstenschutzes rammte durch den schweren Seegang eines der Boote welches darauf hin sofort sank. Aus diesem Schiff konnten 20 Menschen gerettet werden, andere 23 konnte man nicht mehr an Bord nehmen.

Warum das zweite Boot auch kenterte ist noch nicht ganz klar, man meint, es könnte zu einer Panik gekommen sein, als man sah, dass das erste Boot sank. Aus dem zweiten Boot ertranken 22 Menschen, während 24 noch lebend aus dem Atlantik gezogen werden konnten. Ob es noch ein drittes Boot gab, welches bereits näher an die Kanaren gelangt war wird wohl nicht zu klären sein, die Flüchtlinge melden sich bei den Behörden in Mauretanien nicht ab. Es ist wiederholt bei Rettungsaktionen zu Unfällen gekommen, auch die spanischen Kollegen haben es nicht immer geschafft, alle Flüchtlinge auf hoher See auf die sichere Reling der Rettungskreuzer zu bekommen. Oft entsteht große Unruhe bei den Flüchtlingen wenn sie entdeckt werden und können damit das Boot zum Kentern bringen. Kaum einer der Flüchtlinge kann schwimmen und meist sind sie von der tagelangen Seefahrt bereits sehr geschwächt und halten kaum über Wasser aus, wenn sie einmal in den Atlantik gefallen sind. Man ist seit längerem jetzt dazu übergegangen, entdeckte Boote welche sich den Kanaren nähern nur noch dann auf offener See zu übernehmen, wenn die Befürchtung besteht, das Boot könnte die Küste nicht mehr erreichen. Sonst lässt man das Boot landen und nimmt die Flüchtlinge dann in Gewahrsam. Die Flüchtlinge stammten zum größten Teil aus Guinea Bissau, Mali und Gambia. Die Angaben über die Opfer und Geretteten stammen vom mauretanischen Roten Halbmond im Hafen von Nuadibú,, dorthin hatte man die Überlebenden gebracht.



Montag 06.03.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1023 hPa

Handys raus aus den Schulen

Die Direktoren der weiterführenden Schulen auf La Palma, hier IES (Instituto de Educación Secundaria) genannt, wollen Handys und MP3 Player aus den Schulen verbannen. Das könnte jede Schule für sich selbst festlegen, aber man will es inselweit durchsetzen um möglichst viel Rückhalt zu haben, deshalb werden die Schulräte noch um Entscheidung gebeten. Telefonieren während des Unterrichtes war natürlich immer schon verboten, aber die Schüler haben flotte Finger um sich SMS Nachrichten zu schicken, unter dem Pult findet oft mehr Kommunikation statt als mit dem Lehrer, was sicherlich nicht unbedingt Sinn einer Schule ist. Oft werden die Handys und zunehmend MP3 Player auch als Aufnahmegeräte genutzt, die Mitschnitte des Unterrichtes dienen später mal als Pausenbelustigung Verwendung. Es gab aber auch schon Fälle in welchen Schüler diese Mitschnitte später als moderne MP3 Spickzettel genutzt haben.

Das soll nun alles anders werden, anstatt immer wieder zu ermahnen und endlich doch machtlos gegen die Nutzung der modernen Kommunikationstechnik zu sein, soll nun der große Schlussstrich her. Es bestehe für die Schüler keine Notwendigkeit Handys bei sich zu tragen, jede Schule hat auch ein öffentliches Telefon und wenn Eltern ihre Kinder erreichen wollen, dann können sie über das Sekretariat der Schule jederzeit machen. Werden Schüler dennoch mit einem Handy erwischt, dann will man es ihnen abnehmen und das Gerät kann dann später von den Eltern im Sekretariat abgeholt werden. Die meisten Elternvertretungen unterstützen dieses Vorhaben, schließlich ist es ja meist ihr Geld, welches da versimst wird, fordern aber im Gegenzug auch, dass die Lehrer mit besonderem Beispiel voran gehen und auch kein Mobiltelefon in der Schule bei sich zu tragen. Mal sehen, ob das klappt...



Sonntag 05.03.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,2 Grad, niedrigste Temperatur: 11,8 Grad

Wieder Wetteralarm auf den westlichen Kanaren

Wie kann das sein, Hochdruck weit und breit welches den Namen der Azoren und des Passats zu recht trägt und dennoch "alerta"? Es geht dieses Mal nicht um Regen und Sturm, sondern um den Atlantik, der bei nun stärker aufkommenden Passat immer ungemütlicher wird. Für morgen, also Montag erwartet man die größten Wellen und warnt seit geraumer Zeit eher häufiger, der Wetterdienst wurde zu oft kritisiert nicht gewarnt zu haben. Ich weiß nicht, ob es allerdings sinnvoll ist dagegen jetzt mit sehr vielen Warnungen entgegen zu stehen, das kann auch einen Abnutzungseffekt nach sich ziehen. Aber immerhin, der Wetterdienst kann so seine Verantwortung von sich schieben und niemand kann ihm nachsagen, nicht gewarnt zu haben.

Dabei sollte man mit dem Atlantik immer vorsichtig umgehen, es gibt nur wenige Zeiträume im Jahr, in denen dieser mächtige Ozean ohne Gefahren zur "Verfügung" steht. Es sollte eigentlich müßig sein darauf hinzuweisen, dass man bei roter Fahne nicht baden gehen soll. Aber auch der Strand kann gefährlich sein, die großen Wellen kommen unregelmäßig an und gaukeln schon mal eine Weile Flaute vor, um dann erneut zuzuschlagen. Also immer erst mal eine Weile beobachten, bevor man sein Tuch ausbreitet und dass andere da auch schon liegen muss kein Zeichen für Sicherheit sein. Ganz gefährlich sind kleine Buchten, weil es da neben den Brechern auch noch gewaltige Strömungen gibt, die es den Schwimmern nicht erlauben in die gewünschte Richtung zu gelangen. Aber auch Hafenmolen und Felsen am Wasser sind kein Garant für Sicherheit, Abstand halten ist oberstes Gebot bei deftiger Brandung, es sind schon viele Menschen von, nur anscheinend sicheren Plätzen in den Atlantik gespült worden. Auch wenn es faszinierend ist, dieses Naturschauspiel zu beobachten und gar mit der Kamera festzuhalten, man will doch die Bilder später auch noch zeigen können...



Sonntag 05.03.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1024 hPa

Flüchtlingswelle nimmt stark zu

An die 2.000 meist schwarzafrikanische Flüchtlinge sind in den ersten beiden Monaten auf die Kanaren gekommen, das ist ein gewaltiger Anstieg gegenüber den Zahlen des letzten Jahres. Es vergeht kaum ein Tag, an dem keine Landung einer "Patera" wie man die schlanken und kaum seetüchtigen Fischerboote nennt, die früher fast alle aus Marokko, jetzt aber meist aus Mauretanien zu uns kommen. Ob das härtere Einschreiten der marokkanischen Grenztruppen für diese Änderung verantwortlich ist oder die Schleuser sich eine neue Taktik ausgedacht haben, das muss unbeantwortet bleiben, letzteres scheint aber eher zuzutreffen. Mit Menschenhandel wird so viel Geld verdient, da werden weltweite Fäden gezogen und die lebende Fracht umdirigiert, wenn es logistische Engpässe oder neue Schwierigkeiten gibt. So stellt man den starken Anstieg der Flüchtlinge auf den Kanaren ganz offen in Zusammenhang mit den spektakulären Zwischenfällen in Ceuta und Melilla, wo hunderte die Grenzzäume gestürmt hatten und es im Verlauf der Aktion sogar mehrere Tote gab.

Die Marokkaner verhindern inzwischen das Vordringen von Flüchtlingen auf die beiden spanischen Exklaven auf dem afrikanischen Kontinent, seit dem die Weltpresse für einen humanitären Aufschrei gesorgt hatte und man Marokko große Versäumnisse vorwarf. Das massenhafte Anstürmen auf Ceuta und Melilla hatte auch Spanien zu einer Änderung seiner Politik gegenüber den Flüchtlingen gezwungen, hunderte wurden sofort zurück nach Marokko geschickt. Es sollte ein Ausrufezeichen sein, auch auf dem Rücken der Flüchtlinge, aber die Schleusermafia hat reagiert und schickt nun den nicht versiegenden Strom der billigen Arbeitskräfte für Europa wieder bootsweise über die Kanaren. Dafür interessiert sich die Weltpresse nicht so sehr, das scheint Alltag zu sein. - Ein großes Fragezeichen steht noch über der neuen Schleusertaktik, es kommen kaum noch Flüchtlinge auf Lanzarote und Fuerteventura an, obwohl diese Inseln dem afrikanischen Kontinent viel näher sind. Jetzt sind Gran Canaria und Tenerife die Favoriten, aber auch auf La Gomera, El Hierro und La Palma sind Boote gelandet. Die Fahrt zu diesen Inseln dauert viel länger und ist auch dadurch gefährlicher, bringt aber keinen Vorteil für die Flüchtlinge, sie werden genau so behandelt wie die, welche auf den von uns "islas orientales" genannten Inseln landen. - Gestern ertrank erstmals ein Flüchtling in diesem Jahr, das Boot mit dem man an Land ging wurde wieder abgetrieben, einer verlor dabei die Nerven und sprang ins Wasser und konnte nur noch tot geborgen werden. Wie viele es nie schaffen, den oft rauen Atlantik zu überwinden und einfach verschwinden und unbeobachtet ertrinken, das weiß keiner oder will uns keiner sagen.



Samstag 04.03.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1024 hPa
Höchsttemperatur heute: 19 Grad, niedrigste Temperatur: 10,4 Grad

Mit dem Bus rund um die Insel

Transportes Insular La Palma hat zusammen mit der Inselregierung eine neue Buslinie entworfen, die besonders für die wenig erschlossenen ländlichen Gebiete im Norden interessant ist. Man will mit insgesamt 8 Bussen, 4 im Uhrzeigersinn und die anderen 4 dagegen, einen Dienst rund um die Insel anbieten. Feste Startorte sind Los Llanos, Santo Domingo (Garafía), Santa Cruz und Fuencaliente. Man wird also ab dem ersten April von jedem Ort der an der Ringstraße der Insel liegt, der LP1 zu jedem anderen Ort ohne Umsteigen fahren können. Von Tijarafe nach Mazo zum Beispiel oder von Barlovento nach Los Llanos geht dann, ohne den Bus wechseln zu müssen. Was dann auch möglich ist, mit dem Bus einmal um die Insel, allerdings beträgt die Fahrzeit mehrere Stunden. Die genauen Fahrpläne liegen noch nicht vor, werden aber bald in der Webseite der Busfirma veröffentlicht.

Den Brand am "punto limpio" von heute morgen hat man eine halbe Stunde später bereits gelöscht. Es ist außer einer spektakulären Rauchsäule und endlich wieder einem Gesprächsthema außerhalb des Karnevals also nichts passiert.

Wer, so wie ich den Fernsehbeitrag über die Bananen von Michal Strempel versäumt hat, der braucht nicht andere um ein Video anzugehen, der Bericht innerhalb des Europamagazins wird noch 6 x wiederholt:

5.3. ARD 04:15, EinsExtra 14:30 und 17:30 Uhr

7.3. 3sat 11:10, EinsExtra 16:30 Uhr

8.3. EinsExtra 00:20 Uhr



Samstag 04.03.06 - 10:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1024 hPa

Punto qualmo

Nach "beso alemán" sind bilaterale Wortspiele wieder in. Seit einer Stunde steht eine schwarze Rauchsäule über dem "punto limpio" am Callejon de la Gata. Dort wird der Müll gesammelt um später abtransportiert zu werden. Aus irgend einem Grund sind dort abgestellte Autowracks in Brand geraten und nun brennen die Reifen der Fahrzeuge. - Die Feuerwehr ist längst da und tut ihr bestes, die Polizei wird Arbeit bekommen um herauszufinden, wer da nun gekokelt hat, von selbst fangen auch hier Autowracks nicht an zu brennen.


Punto Limpio 4.3.06

Punto Limpio 4.3.06

Punto Limpio 4.3.06

Punto Limpio 4.3.06



Samstag 04.03.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1024 hPa

Puerto de Naos ist jetzt in Madrid angekommen

Am 28. November letzten Jahres schlug der tropische Wirbelsturm Delta bei uns zu. Jetzt, gute 3 Monte später kommt die Zusage aus Madrid, dass die Küstenbehörde das Geld zur Verfügung stellt, den Strand und die zerstörte Infrastruktur wieder instand zu setzen. Größte und teuerste Maßnahme dabei wird sein den vom Atlantik verschlungenen Sand wieder zu ersetzen. Delta hatte den Strand von Puerto de Naos "tiefer gelegt" und damit auch die Kokospalmen am hinteren Teil bis auf die Wurzeln freigelegt. 20.000 Kubikmeter Sand will man nun aus Puerto de Tazacorte ankarren, dort gibt es zuviel Sand am südlichen Teil des Strandes. Die Transporteure der Insel reiben sich seit Wochen schon die Hände, denn es war klar, dass dieser Sandtransfer stattfinden wird, aber die Finanzierung musste noch abgesegnet werden.

Darüber hinaus werden die Duschen und Toilettenhäuschen wieder hergerichtet und die vom Sturm beschädigten Blumenkästen ersetzt. Insgesamt wurden vom Ministerrat in Madrid 555.000 Euro genehmigt, das entspricht genau der von der Küstenbehörde beantragten Summe. Man darf nun bloß nicht hingehen und behaupten, das hätte alles viel zu lange gedauert, bis Puerto de Naos in Madrid überhaupt erwähnt wird, können schon mal Monate vergehen, auch wenn der Antrag als "emergencia" also als Notfallmaßnahme betitelt wurde. Bis in den Sommer wird Puerto de Naos also wieder in altem Glanz (muss vor meiner Zeit gewesen sein) erstrahlen, die Badesaison scheint gerettet. - Aus gewissen Kreisen, (müssen nicht rund sein) verlautet nun, man hat extra so lange in Madrid gewartet um weitere Stürme abzuwarten. Hätte man den Sand schon vorher angekarrt, dann wäre er nach dem Nordweststurm Ende Februar bereits wieder weg gewesen. - So habe ich das früher meiner Mutter auch immer erklärt, warum es unsinnig ist mein Zimmer aufzuräumen, es sieht 12 Stunden später doch wieder genau so aus.



Freitag 03.03.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute: 17,1 Grad, niedrigste Temperatur: 9,7 Grad

Über 19 Brücken musst du gehen

Ich weiß nicht, oder Peter Maffay schon mal auf La Palma war, bei dem waren es ja auch nur sieben Brücken, wenn mein bröckelndes Gedächtnis mich hier nicht im Stich lässt. Die Caldera de Taburiente, unser oberstes Heiligtum und Aushängeschild Nummer eins soll einfacher zugänglich gemacht werden und dazu will man den Hauptwanderweg mit diversen Brücken und Stegen versehen, so dass auch Flachländer in Sandalen dort ohne Knöchelbruch laufen können. Allerdings liegt nur ein Projekt vor, es ist noch nicht entschieden, ob man tatsächlich aus einem urigen Nationalpark, der obersten Artenschutz garantieren soll und Unberührtheit, dem Wanderpublikum soweit entgegen kommen soll, dass auch jeder trockenen Fußes wieder zu seinem Auto gelangt. Natürlich gibt es den Wunsch, mehr aus der Hauptattraktion der Insel zu machen, schließlich stellt sie den, vielleicht größten touristischen Schatz unseres Eilands dar.

Gerade damit sollte aber extrem vorsichtig umgegangen werden, es ist ein Nationalpark und Blickfenster in unsere Natur ohne menschliche Eingriffe. Die Frage, wie viel Mensch verträgt die Caldera ist sicherlich nicht akkurat an einer Anzahl fest zu machen, aber mit jeder Vereinfachung des Zugangs, erhöht sich automatisch die Anzahl der Besucher, damit die Belastung für diesen Schutzraum, seien die Wanderer auch noch so vorsichtig. Ich erinnere mich ungern an manche Gedankenspiele, wie man es per Busladungen schaffen könnte mehr Besucher in die Caldera zu schleusen, das ging hin bis zu einem wirklich peinlichen Vorschlag von einem Sessellift. Die Versuchung ist groß, die Caldera zunächst als touristische Attraktion zu verstehen und dann erst als Nationalpark, Naturschützer hatten genau das befürchtet, als die Verwaltung der Nationalparks aus den fernen Händen Madrids in die Provinzregierungen übergeben wurde. Bislang hat sich der Besucherstrom in der Caldera von selbst reguliert, es ist halt nichts für Weicheier so eine krabbelige 7 Stunden Wanderung und wer das erwandern wollte, der hat es sich vorher überlegt. Aber immerhin, man will uns die Möglichkeit geben mit zu entscheiden, ob man die Caldera mit drahtigen Hängebrücken schmücken will, die so ein bisschen nach "River Kwai" aussehen. Im Besucherzentrum oberhalb von El Paso kann man abstimmen, was sicherlich nicht schwer fällt, wenn man sich vorher an den Fotomontagen eine kräftige Portion optische Umweltverschmutzung angesehen hat. Beschimpfen Sie mich bitte nicht als Ökoterroristen, so konsequent bin ich meist nicht. Aber ich habe ganz oft lernen müssen, dass viele Dinge besser sind, wenn sie einfach so bleiben wie sie sind, weil die Folgen die entstehen können durch solch einen Eingriff viel zu komplex sind, um diese wirklich abschätzen zu können.

Noch ein wichtiger TV-Tipp: Morgen 4.3. ARD Europamagazin 16:00 Uhr. Michael Strempel war hier auf La Palma und hat sich Gedanken über unser kleines gelbes Sorgenkind gemacht, die Banane. Mal nicht aus dem bürokratischen Blickwinkel der Euro-Technokraten, sondern aus der Sicht derer, die es angeht, den kleinen Bananenbauern. Lobenswert, dass mal nicht über Zipperlein und Sehnsüchte ausgewanderter Deutscher berichtet wird, sondern über Dinge und Probleme, welche uns und die Insel wirklich angehen.



Freitag 03.03.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 10 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1023 hPa

La Palma bekommt ein Leitmotiv

Alles wird anders, neu und natürlich besser. Unser Rat für Tourismus, Jaime Sicilia will völlig neue Wege für die Vermarktung dieser Insel begehen und will dazu einen acht Punkte Plan erarbeiten, der La Palma aus dem touristischen Dornröschenschlaf erwecken soll. Maßgeblich beteiligt an dem Plan wird die Gruppe "Leo & Partners" sein, eine Firma die sowohl Unternehmensberatungen durchführt, wie auch Projektmanagement. Der Plan hat als Kernaussage die Differenzierung La Palmas von anderen touristischen Destinationen, basierend auf dem natürlichen Reichtum dieser Insel, der Natur. Ein Slogan ist auch schon parat: "La Palma Isla Bonita, experimenta la pureza" - La Palma, die schöne Insel, erlebe die Reinheit. Ob das allerdings der tatsächliche Werbespruch für diese Insel wird, das steht noch nicht in nachhaltigem Weltbiosphärenreservatsstahlbeton gemeißelt, es ist ein erster Vorschlag und soll die neue Richtung aufzeigen.

"un turista que busca espacios desconcentrados, más aireados, donde se puedan practicar actividades al aire libre y donde la naturaleza sea el Leitmotiv". Den Satz muss ich Ihnen so fast komplett mitgeben, man will: Einen Gast, der wenig überlaufene Umgebungen sucht, mehr Freiraum wo er seine Aktivitäten unter offenem Himmel ausüben kann und das Leitmotiv die Natur ist. - Damit heiße ich ein neues Wort in der spanischen Sprache willkommen, das Leitmotiv, Verzeihung, el Leitmotiv. Jaime Sicilia spricht von Nischen die La Palma belegen muss, weil wir kein klassisches Ziel des "Sonne und Strandtourismus" sein können, aber ein Ziel für Natur und Reinheit. Mir wird fast schwindelig bei so viel Richtungswechsel, widersprechen doch diese Aussagen ganz klar den bisherigen Plänen von Golfplätzen, Marinas und noch mehr Hotels. Auf jeden Fall ist es eine verbale Rolle, entweder vorwärts, oder auch rückwärts, denn wir waren schon mal unvergleichbar, bis man versucht hat andere touristische Modelle zu kopieren und uns damit auf den internationalen Präsentierteller zu legen, auf dem nach Piktogrammen, Sternen und natürlich Sonderpreisen Urlaubsziele ausgesucht werden. Chapeau Jaime! Ob es nun Mut, oder Verzweiflung war angesichts der sinkenden Gästezahlen und ich kann nur hoffen, dass dieses Mal mehr dabei rauskommt, als nur neu gestaltete Faltblättchen.

Ein Veranstaltungshinweis sei noch gestattet. Ab morgen stellt die Arte & Galeria Wichmann Werke von Christian Peschke aus. Eröffnung der Ausstellung ist 19:00 Uhr in der Calle Calvario 23. (Verlängerung der Calle Real, von der Plaza nach oben) Die Ausstellung bleibt bis zum 28.5. dieses Jahres offen. HIER die Kurzbiographie von Christian Peschke.


Sentimientos Humanos von Christian Peschke



Donnerstag 02.03.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute: 17,8 Grad, niedrigste Temperatur: 11,2 Grad

Der diesjährige Al Bundy - Preis geht an Rafaél

Für alle die nicht wissen wer Al Bundy ist, HIER der Link. Rafaél, eigentlich immer nur Rafa genannt hat einen Schuhladen in El Paso, der ab und zu sogar geöffnet hat. Viele Menschen haben sich schon gefragt, wie es denn überhaupt machbar sei, so einen Laden Gewinn bringend zu betreiben, wenn er eigentlich fast immer geschlossen ist. - So ganz stimmt das nicht, es gibt auch noch einen Zwischenzustand, dann ist die Tür des Ladens offen und Rafa einen Kaffee trinken. Die Kunden gehen dann auch einen Kaffee trinken und wenn sich genügend Schuhgläubige eingefunden haben, dann geht Rafa mit den Kunden in den Laden und verkauft ein paar Schuhe. Häufig aber wickeln andere für ihn sein Geschäft ab, es ist nicht ungewöhnlich, dass Läden in der näheren Umgebung als Aufbewahrungsstation für Umtauschware oder Lieferungen herhalten. Rafa ist sehr beliebt hier und selbst die Konkurrenz von gegenüber, (Antonia mit ihren Markenklamotten) ist immer bereit Aufträge und Nachrichten für Rafa entgegenzunehmen.

Ladenöffnungszeiten sind unnötige Spielregeln für neurotische Pedanten, aber keiner in El Paso muss deshalb barfuß laufen. Einmal gibt es noch mehr Schuhläden und es besteht, bei häufigem oder besser ständigem Aufenthalt in Rafas Bannmeile die Chance, Schuhe bei ihm zu kaufen. Bei mir ist das einfach, ich stehe meist gegenüber und warte auf Gäste, da gelingt es mir schon, bei ihm meine Fußkleider zu erstehen. Wenn es gar nicht anders geht, dann sage ich Antonia, sie soll Rafa fragen ob er Schuhe für mich hat. Er kennt meine Problemfüße und besorgt mir ab und zu, wenn er von Messen zurückkommt diese, für hiesige Verhältnisse fast schon orthopädisch anmutenden Größe von 47. Die Treter liegen dann irgendwann bei Antonia und ich gehe in die Bar um meine Schuhschulden zu begleichen.

Gästen von uns muss es aber gelungen sein, bei Rafa Schuhe zu kaufen, weder Antonia noch die Bar waren in das Geschäft involviert. (Die Bar, genannt "La Churreria" ist übrigens ein anderes Kapitel, Churros sind in heißem Fett gebackene Kringel, allerdings gibt es seit Jahren diese Spezialität dort nicht mehr. Wenn man sich also in der "Churreria" verabredet muss man immer noch dazu sagen, dass man die "Churreria" meint, in der es keine Churros gibt) - Zurück zu Rafa, den Schuhen und den Gästen, die ganz ohne informiert zu sein, das System Rafa längst begriffen hatten. Sie kaufen bei ihm Schuhe und der Gute packte einen Rechten der Größe 38 ein und einen Linken der Größe 39. Das kann ja mal passieren, dann geht man irgendwann mal wieder zu Rafa und tauscht davon den nicht passenden um. Nur waren zwischen dem Schuhkauf und der Abreise der Gäste nur zwei Tage, ein knapper Zeitraum um Rafas Laden geöffnet anzufinden.

Die Schuhe standen irgendwann in der Autovermietung mit der ich arbeite, mit der Bitte diese bei Rafa umzutauschen in gleiche Größen und sie dann nach Deutschland zu schicken, man hätte Rafa nicht mehr angetroffen. Geld für das Porto lag dabei, also kein Problem. Ich bin damit dann gleich zu Antonia gegangen, falls Rafa auftaucht möchte sie ihn bitten die Schuhe umzutauschen. Falls dann auch noch der Postbote auftaucht, möge sie ihm doch die Schuhe gleich mitgeben - die umgetauschten bitte - Anschrift und Geld für das Porto sind in der Tüte. - Übrigens, wenn Sie mal ein Auto mieten wollen, dann können Sie ruhig in den Schuhladen von Rafa gehen, der gibt dann in der Bar Bescheid, die sagen es Antonia und die gibt es an mich weiter. Den Schlüssel hinterlege ich dann bei Rafa, das Auto steht gegenüber bei Antonia und bezahlen können Sie in der Churreria wo es keine Churros gibt. Oft involvieren wir noch mehr Leute in unseren lokalen Wirtschaftskreislauf, da ist noch Pedro der Metzger, Britta von der Versicherung, Carmen vom Blumenladen und Carmelo von der Tankstelle. Wenn Sie bei Rafa Schuhe kaufen oder umtauschen wollen, Sie können jeden von den genannten ansprechen, aber das wird zu kompliziert für Außenstehende, so was geht nur in El Paso.



Donnerstag 02.03.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1021 hPa

Was wäre wenn?

Ein ganz normales Sturmtief aus Nordwest hat uns wieder Angst gemacht, haben wir doch zu nah am Wasser gebaut und an den Rändern der Barrancos? Moderne Technik hat uns mutig gemacht aber auch unvorsichtig, das was Techniker planen ist machbar und wird gemacht und schon setzen wir uns über Respektsgrenzen die wir vor den Naturgewalten einhalten sollen hinweg. Es ist nicht nur der Atlantik, der jedes Mal näher zu kommen scheint, die echte Gefahr lauert im Inneren der Insel, unsere Schluchten sind Erosionsrinnen und da wo so viel Wasser mal floss, dass diese gewaltigen Barrancos entstehen konnten, da kann auch wieder Wasser fließen. Sowohl beim Durchzug des Tropensturms Delta, wie auch jetzt bei dem Sturmtief aus Nordwest haben wir einfach riesiges Glück gehabt, dass die Niederschlagsmengen eigentlich eher gering ausgefallen sind.

Es gibt viele Risikozonen auf der Insel, eine davon ist der "Barranco Tenisca" der sich von den Südhängen des Bejenado bei El Paso bis nach Puerto de Tazacorte erstreckt. Seit Jahrzehnten ist diese Schlucht im oberen Verlauf trocken, die Hauptlast der Niederschläge fiel einfach woanders, es ist aber eher wahrscheinlich, dass sich bei den immer häufiger auftretenden extremen Wettersituationen diese Schlucht irgendwann auch wieder mit Wasser füllen wird. Da haben wir aber inzwischen einiges hinein und rangebaut an diesen trügerisch trockenen Wasserlauf. Durch Los Llanos hindurch ist ein Kanal entstanden über den viele Brücken gehen, die im Ernstfall von Geröll und Baumstämmen schnell blockiert würden und das Wasser dort in tiefer liegende Gegenden leiten würde. Bei La Rosa und Argual stehen Lagerhallen einiger Firmen gefährlich nah am vorgesehenen Wasserlauf und dann noch die berüchtigte Kläranlage der Aridanemetropole, die schon bei wesentlich geringeren Regenfällen Probleme hat "an sich zu halten" um das mal locker auszudrücken. Weiter unten in Puerto de Tazacorte selbst haben die jahrzehntelangen Umbauten dafür gesorgt, dass die Schlucht keinen natürlichen Ablauf mehr ins Meer hat, der Atlantik schaufelt tonnenweise Sand in die ursprüngliche Mündung und man muss mit Raupenschleppern vor jedem angekündigten Tief erst wieder eine Schneise in den Strand schlagen um das Wasser aus dem Barranco in den Atlantik zu entlassen. Ist der Atlantik mit seinem Sand aber schneller als der Raupenschlepper, dann staut sich das Wasser zurück und überschwemmt die dahinter liegenden Häuser. - Ich will kein Horrorszenarium malen, aber es gibt viele Leute hier, die sich zumindest nachdenklich, wenn nicht besorgt am Nacken kratzen, (das tun wir immer, wenn wir Ungemach wittern) wie unbesorgt wir uns an den Schnittstellen zu den Naturgewalten bewegen. Das Meer ist gefährlich und auch die Schluchten, trotz Stahlbeton und Ingenieurskunst sollten wir einen Schritt zurück machen und unser ausgesprochenes Glück nicht ein ums andere Mal auf die Probe stellen.

Ach, noch was, Bauknecht, fast schon Miele.



Mittwoch 01.03.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,8 Grad, niedrigste Temperatur: 12,4 Grad

Zuhören und aufschreiben

Das Schlimmste was man mit der Vergangenheit machen kann, wäre diese zu glorifizieren oder gar zu mystifizieren. Das geschieht aber immer, wenn man nur aus Überlieferungen hört, denen dann eigenes Wunschdenken zugeführt wird und am Schluss kommt dann der fatale Satz dabei heraus, früher war alles besser. Das war es mitnichten, auch wenn nicht alles besser geworden ist, es war einfach anders und man sollte genau wissen wie es früher war, noch bevor man so etwas Gefährliches anstellt wie Vergleiche. Wer schreibt die Geschichtsbücher, was kommt darin überhaupt vor und wer möchte, dass genau das in den Büchern steht, die morgen darüber berichten werden, wie wir heute gelebt haben. In mühsamer Kleinarbeit graben heute Anthropologen in Schriftstücken und Aufzeichnungen aus früheren Epochen um wenigstens ein kleines Bild zu rekonstruieren, welches aber meist nur aus Fragmenten besteht und irgend welchen Zahlen und wer zu welcher Zeit gerade am Drücker war. Aufzeichnungen über das ganz oder fast stinknormale Leben finden sich so gut wie überhaupt nicht und da beginnt dann die Geschichte löchrig zu werden und wird mit heutigen Meinungen und Schlussfolgerungen gefüllt.

Dabei haben wir doch ein großes Heer an Zeitzeugen, die authentisch die Dinge des Alltags von früher schildern können, man muss denen nur zuhören und das Ganze aufschreiben. Der Wissensschatz der alten Leute ist derart groß, dass es oft traurig ist, wie fahrlässig mit diesem Wissen umgegangen wird. Gegen dieses Vergessen, oder besser Beeinflussen des "Früher" durch unsere eigenen späteren Erfahrungen gehen nun zwei Anthropologinnen in Breña Alta an, die kommen zu den alten Leuten ins Haus, hören zu und schreiben auf. Wenn die beiden nicht ihre eigenen Gedanken und Interpretationen da mit einfließen lassen, dann kann daraus mal wirklich authentische Geschichtsschreibung entstehen. Viele alte Menschen müssen dazu erzählen und aus den gesammelten Berichten kann dann ein Bild entstehen, welches vielleicht dazu dienen könnte, uns Anhaltspunkte zu geben, ob wir wirklich weiter gekommen sind und die Richtung stimmt. - Na gut, das wäre Lernen aus der Geschichte und vielleicht wieder gleich ein bisschen viel verlangt für unsere fortschrittgläubige Gesellschaft. Aber, wir sind nicht nur das Volk, wir sind auch noch die Geschichte von Morgen.



Mittwoch 01.03.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 5 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1008 hPa

El Paso bekommt eine Bürgermeisterin

In El Paso ist immer alles möglich, wir bleiben unserem Ruf als unkontrollierbare Anarchistengemeinde treu und werden zukünftig von Loli (Dolores Padilla) als Bürgermeisterin in eine sozialistische Zukunft geführt. Es war beschlossene Sache, dass die Legislatur zwischen den beiden Koalitionsgruppen PSC und damals noch PP geteilt wird, diese eigentlich natürlichen politischen Feinde hatte sich auf eine Partnerschaft geeinigt um die Herrschaft der allgegenwärtigen Coalicón Canaria zu brechen. Inzwischen sind die drei Räte aus der PP ausgetreten und gehören der CCN an, die Koalition geht aber weiter und wie abgesprochen wandert das Amt des Bürgermeisters nun in die Hände der Sozialisten der PSC. Loli sollte gar nicht Bürgermeisterin werden, aber der eigentliche Kandidat und Sympathieträger der Sozialisten in El Paso, Miguel (Víctor Manuel Nazco Hernández) ist schwer erkrankt und kann das Amt des Bürgermeisters leider nicht antreten.

Wann der Amtswechsel offiziell stattfindet ist noch nicht besprochen, man wollte die Entscheidung Miguels abwarten, ob er sich in der Lage fühlt das Amt anzutreten oder lieber auf Rücksicht auf seine Gesundheit darauf verzichtet. Es ist nicht einfach in El Paso Bürgermeister zu sein, Jesús Manuel Rodríguez, der noch amtierende Stadtchef kann mehrere Lieder davon singen. El Paso steht auf der roten Liste der Inselregierung, nachdem es die einzige Gemeinde der Insel ist, in welcher es die Coalición Canaria es nicht geschafft hat irgendwie und sei es nur mit Koalitionen, mit am Ruder zu sein. Im Inselparlament genießt die Coalición Canaria die absolute Mehrheit und denen dreht sich Magen und Geldbeutel zu, wenn auch nur der Name El Paso fällt. Als Abschiedsgeschenk brachte nun Jesús noch den PGO (Plan General de Ordenación Urbana) zur Abstimmung und setzte diesen mit sieben gegen die sechs Stimmen der Coalición Canaria durch. Der PGO ist der Raumordnungsplan und damit ein wichtiges und zukunftsweisendes Papier für die Gemeinde El Paso. Nun wird der Plan öffentlich ausgelegt und danach zur Unterschrift der COTMAC (Comisión de Ordenación del Territorio y del Medio Ambiente de Canarias) vorgelegt. Das ist eigentlich nur noch Formsache, aber man sollte immer ganz vorsichtig sein mit diesen Aussagen, es kann immer noch sein, dass dieser Plan aus politisch motivierten Hintergründen von der Provinzregierung torpediert wird.

Zum Wetter. Der Wind hat nun völlig auf Nord gedreht und ist fast eingeschlafen. Der Flughafen kann wieder ganz normal seinen Dienst tun und alle Urlauber und Inselreisenden können nun heute zu uns kommen oder auch La Palma wieder verlassen. Noch dürfen wir nicht Bauknecht rufen, es kann immer noch mal eine Husche kommen, aber das wird meist nur den Norden der Insel betreffen. Die Regenwahrscheinlichkeit nimmt aber stündlich ab und der März wird sich mit wunderbarem Wetter einführen.





Familie Ellen & Simon Märkle

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