La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Juli 2010


Samstag 31.07.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 29,2 Grad - niedrigste Temperatur 23,0 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 41,3 - Temp. Min 26,0 - Feuchte 5 - 37 % Niederschlag 0 mm

Feuriger Jahrestag
Unschöne Erinnerungen an den 31.7.2009

Besonders im Süden der Insel denkt man ungern an diesen Tag zurück. - Im Anschluss an ein kirchliches Fest in Tigalate, einem Ortsteil von Mazo, sollen unfachmännisch abgefeuerte Böllerschüsse einen der schlimmsten Waldbrände der Neuzeit auf La Palma ausgelöst haben. - Sollen deshalb, weil es wohl eine offizielle Version des Herganges gibt, viele Menschen aber immer noch an der Version zweifeln und andere Gründe auch für möglich halten. - Aber es gibt eben eine juristisch verwertbare Brandursache, und auch Beschuldigte, von denen wir aber nichts mehr gehört haben. - Nicht so ganz klar ist, wie es möglich sein konnte, dass ein zunächst kleines Feuer, noch unterhalb der Baumgrenze, in ein paar Stunden zum enorm großen Flächenbrand werden konnte, welche den Ortsteil "Los Canarios" in Fuencaliente geradezu mit einer Flammenwand überrollte. - Es gab aber weder Tote noch Verletzte, aber Sachschäden in Millionenhöhe, welche allerdings von den Spätfolgen des Waldbrandes, nämlich der Erosion durch starke Regenfälle noch weit übertroffen wurden. - Nicht die Ursache für das Feuer, aber für die schnelle und starke Ausbreitung hat man die Erklärung auch zur Hand. - Einmal schlicht und ergreifend, weil es schon Nacht war als das Feuer ausgebrochen ist, und so keine Hilfe von Löschhubschraubern kommen konnte, was immer noch die beste Methode ist schnell um punktgenau zu löschen, und dann eben die meteorologischen Bedingungen, welche seinerzeit herrschten. - Wir hatten bereits 10 Tage enormer Hitze hinter und, mit Temperaturen meist an die 40 Grad, die Luftfeuchtigkeit war auch unter der Nachweisgrenze und zu dem wehte ein starker und heißer Wind. - Bei solch einer Wetterlage schreckt sofort jeder Feuerwehrmann hoch, und natürlich war es eine blinde Aktion, damals diese Böller abzuschießen, das hätte niemals passieren dürfen. - Es ist aber passiert, und erst nach Tagen konnte ein enorm großes Aufgebot an Feuerwehren, mit Hilfe von Hubschraubern und Löschflugzeugen das Feuer irgendwann unter Kontrolle bringen. - Die Nacht vom 31. 7. auf den ersten August, das war dann auch die Schreckensnacht, als ganz viele Einwohner dort im Süden der Insel von Nachbarn oder seltsamen Geräuschen geweckt wurden, und plötzlich oberhalb von ihnen diese Flammenwand entdeckt haben. - In dieser Nacht noch flohen Hunderte von Menschen runter ans Meer, andere blieben aber bei ihren Häusern, und retteten diese sogar mit Erfolg. - Unterhalb der Baumgrenze dort bei Fuencaliente breitete sich das Feuer nicht mehr massiv aus, aber ständiger Funkenflug aus dem Wald oberhalb fachte immer wieder Weinberge oder trockenes Unkraut an, und eben auch so manch unbewachtes Holzfenster oder Tür. - Dieses Feuer war von der Ausdehnung und von der Dauer nicht der größte Waldbrand den man auf La Palma in der Neuzeit zu verzeichnen hatte, aber dieses Feuer war eben nahe an den Menschen dran und bedrohte am zweiten Tag des Feuers sogar das Aridanetal, mit seinen immerhin an die 35.000 Einwohner.

So bleibt dieses Feuer wohl in einer anderen Erinnerungsschublade stecken, als die sonst "üblichen" Flächenbrände im hohen Norden der Insel, die meist weit ab von Siedlungen und Zivilisation stattfinden. - Dieses Jahr ist noch alles gut gegangen, obwohl wir bereits 4 Hitzeperioden hatte, die allerdings nicht so heftig abliefen, und vor allem nicht mit so viel Wind, wie das Ende Juli im vergangenen Jahr der Fall war. - Auch heute ist es wieder heiß, zumindest in den hohen Lagen der Insel und die Waldbrandgefahr ist weiterhin sehr hoch, aber bislang haben sich alle wohl diszipliniert genug gezeigt, um kein Spiel mit dem Feuer zu wagen. - Die Folgen des Jahrestagfeuers sind bis heute nicht geglättet, viele damals verbrannte Schuppen und Häuschen sind noch nicht wieder hergestellt, was aber auch daran liegt, dass es oft gar nicht lohnt, unbewohnte alte Häuser wieder herzurichten, wenn das Haus danach wieder leer steht.- Die größten Folgen aber sind auch noch auf den Straßen von und nach Fuencaliente sichtbar, die vielen Erdrutsche nach starken Niederschlägen rund um Weihnachten haben mehr Schaden angerichtet als das Feuer selbst. - Und leider muss man für diesen Winter auch wieder damit rechnen, dass bei Starkregen erneut Murenabgänge stattfinden können. - Die Kanarischen Kiefern haben sich zwar zum großen Teil schon wieder gut erholt, noch aber fehlt das Unterholz, dessen Wurzelwerk bei Regen die Erde da hält wo sie sein soll, und nicht vom Wasser einfach wegspülen lässt. - Das waren denkwürdige Tage, genau vor einem Jahr, zwischen Angst im Süden und Nervosität auf der Ost- und Westseite, weil keiner am Anfang die Sicherheit spürte, dass man das in den Griff bekommen kann. - Man könnte ja nun die Hoffnung anschließen, dass wir daraus gelernt haben, aber Böller werden weiterhin abgeschossen, aber wohl nicht mehr im Wald und bei solchem Wetter. - Allerdings wissen wir auch ganz genau, es ist keine Frage, ob es wieder brennt, sondern eben nur wann.





Samstag 31.07.2010 11:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 43 % - Luftdruck 1015 hPa

Das Wachstum frisst seine Kinder
Bald 30% Arbeitslosigkeit auf den Kanaren

Es sind die Kollateralschäden des Danaergeschenkes aus der Ära José María Aznar, welcher Spanien seinerzeit die Goldene Nadel des ungehinderten Wachstums versprochen und auch überreicht hat. - Das Schneeballsystem aus Bauboom und steigenden Zahlen im Tourismus hat wohl 8 Jahre funktioniert, und vielleicht noch 2 oder 3 weitere Jahre konnte man so tun, als sei nichts passiert, eben genau so lange, bis die Preise auf dem Immobiliensektor nicht weiter steigen konnten, weil das Angebot die Nachfrage einfach drastisch überstiegen hat. - Im weiteren Verlauf entzogen dann auch noch die Banken dem gesamten System das Schmiermittel, und heute steht Spanien vor den Trümmern eines fast einzigartigen Wachstumskollapses in Europa. - Auf der Strecke bleiben aber nicht die Erbauer dieses absehbar schmelzenden Schneeballsystems, sondern eben das Millionenheer an schlecht ausgebildeten Arbeitnehmern, die man nun eben nicht mehr benötigt, und die vielen jungen Menschen, denen man seinerzeit Hypothekenkredite fast aufgedrängt hatte, damit irgendjemand das Wachstumskarussell noch weiter antreiben kann. - Die heutige Regierung Zapateros kann dem allen eigentlich nur noch zusehen und darauf hoffen, dass die ständigen Ressourcen dieses Landes ausreichen und die doch bemerkenswerte Disziplin der Bewohner ruhig und besonnen dieses tiefe Tal durchschreiten lassen. - Maßnahmen gegen das Wegbrechen einer der absoluten Säulen einer Volkswirtschaft, die gibt es nicht, man kann in wenigen Jahren keinen kompletten Strukturwandel durchführen. - Was in Spanien geschehen ist, das dürfte man in Deutschland so darstellen, dass plötzlich die gesamte Automobilbranche verloren geht, mitsamt allen Zulieferern und eben den dazugehörigen Arbeitsplätzen. - Solch ein Horrorszenario will sich niemand vorstellen, aber wir haben ja das Beispiel der Spanischen Krankheit ganz deutlich vor uns, verhungert am eigenen Wachstum und Aufschwung.

Die Kanaren mitten drin, allem voran die beiden Inseln Lanzarote und Fuerteventura, die noch vor 10 Jahren als absolutes Vorbild für nachhaltige und zukünftige Wirtschaftsmodelle standen. - Allerdings nicht bei allen, denn wo der Weg dort hinwies, das konnte man auch deutlich an den brutalen Bauvorhaben des diabolischen Komplexes aus Immobilienbranche und Massentourismus beobachten. - Warner gab es genügend, aber wer warnt, der bekommt wohl nur ein kleines Stück vom Kuchen ab, und willfährig stellten sich alle an, das Goldene Kalb des manipulierten Aufschwungs zu genießen. - Jetzt muss man mit viel Geld und auch beflissentlichem Beugen von Gesetzen dieses System halbwegs am Laufen halten, weil sonst auch noch der fragile Binnenmarkt bedrohlich zu sinken droht, denn die erste Auswirkung des Abtauens der vielen Schneebälle, eben die Massenarbeitslosigkeit, bringt alle anderen Branchen ebenso ins Trudeln. - Griechische Verhältnisse sind aber nicht zu erwarten, die Kontrollmechanismen funktionieren noch und Spanien steht auf einer deutlich breiteren Basis, und hat so mehr finanziellen Spielraum, längere Depressionsphasen zu überstehen. - Allerdings wird man die Spanische Krankheit auch nicht alleine durch Aussitzen kurieren, ein Strukturwandel muss her, der notfalls eben auch durch solch eine drastische Zäsur, wie wir sie heute haben, eingeleitet wird. - Da darf man Zapatero nun auch kritisieren, alle seine eingeleiteten Maßnahmen erscheinen wohl korrekt zu sein, kommen aber deutlich zu spät, um das unbequeme Phänomen der Massenarbeitslosigkeit und daraus entstehender Rekordverschuldung der öffentlichen Hand noch zu glätten. - Für die Kanaren stellt sich das Problem noch drastischer dar, alleine durch die Insellagen sind alternative volkswirtschaftliche Nischen noch spärlicher im Angebot. - Bei uns geht Ausweichen oder Umgruppieren nicht, die Ressourcen sind zu einseitig verteilt und das viel zu schnelle Wachstum der vergangenen Jahre fordert immer weitere frische Mittel. - Abwanderung, das wird in den kommenden Jahren auch unsere Gesellschaftsstrukturen beeinflussen, und damit auch leider einen weiteren Rückschlag für den Binnenmarkt ergeben. - Augen zu und durch, das ist die einzige Antwort unserer Regierung der autonomen Region Kanarische Inseln, von Strukturwandel keine Rede, sondern lediglich von Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft und im Tourismus, um leider bereits verfehlte und abgelaufene Wirtschaftsmodelle weiter zu stützen. - La Palma kommt in dieser "Teufelsspirale" sogar noch am besten aller Inseln klar, haben wir doch durch unsere Dickfelligkeit und konservatives Wegschieben aller greller Versprechungen am Brachialaufschwung der letzen 15 Jahre nur als Grenzbesucher teilgenommen, und werden nun auch vor den tiefsten Abstürzen etwas milder nur bestraft. - War La Palma noch vor 10 Jahren die Insel mit der höchsten Arbeitslosigkeit aller Kanareninseln, so sind wir heute fast der Klassenprimus. - Nicht, weil bei uns die Arbeitslosigkeit nicht auch beängstigend angestiegen wäre, sondern ganz einfach deshalb, weil es den Anderen noch viel schlechter geht als uns. - So veröffentlicht man nun die Zahlen des täglichen Horrors und das sieht so aus: Lanzarote (35,7 %), Fuerteventura (35 %), Gran Canaria (31,4 %), El Hierro (28,3 %), Tenerife (26,4 %), La Palma (25,5 %) und La Gomera (25,3 %). - In den Klammern da steht die Quote der als Arbeit suchenden Menschen auf den Inseln, und nur La Gomera verhindert knapp einen bitteren Triumph unseres ausgesprochenen Misstrauens gegenüber moderner Marktwirtschaft. - "Escapando" sagen wir inzwischen, wenn uns jemand fragt, wie es uns geht. - "Auf der Flucht" ist eine mögliche Übersetzung, besser aber wäre, "wir schlagen uns schon irgendwie durch", und genau da liegt das Vermögen dieser Menschen hier, denen Krisen zwar den Geldbeutel leer lutschen können, nicht aber wirklich Graue Haare wachsen lassen.



Freitag 30.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 35 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 28,8 Grad - niedrigste Temperatur 20,9 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 40,3 - Temp. Min 24,8 - Feuchte 5 - 33 % Niederschlag 0 mm

England calling
Hat mein Kind schon angerufen?

Sicherlich ist Ihnen das auch schon mal aufgefallen, dass Kinder, und seien sie aus einer wirklich monogamen Ehe, dann doch mal mein und mal dein Kind sein können? - Bei uns zumindest geht das, dein Kind hat nicht aufgeräumt, der Lehrer deines Kindes hat angerufen und hat was von mehr Disziplin geschwafelt und so weiter. - Allerdings hat mein Kind eine Neun in Mathe geschrieben und mein Kind hat die Küche aufgeräumt und mein Kind hat die Hauswand gestrichen. - Ab und zu sind es auch unsere Kinder, meist wenn beide weg sind, und die Alten müde und abgewirtschaftet auf dem Sofa auf der Terrasse der jungen Blut hinterher blicken, wie sie alles das noch erleben wollen, wofür wir schon längst zu müde sind. - Dann sind es unsere Kinder, und mal mit Stolz und mal mit geschenkter Altersmilde glorifiziert man eben immer gerade diejenigen, die nicht da sind. - Das gehört zum Mensch sein dazu, oder eben zum Eltern sein, und unsere daheim gebliebene Tochter macht sich schon lustig über uns, wie eifrig wir am späten Nachmittag immer sofort ans Telefon springen, wenn dieses klingelt.- Könnte es doch meine Tochter sein, die gerade in England ist, denn in dem Fall ist dieses Kind auf jeden Fall meins, und auch "meins" meiner Frau. - Auch solche Zustände funktionieren, wenn die einem nicht den ganzen Tag auf den Wecker gehen kann, mit irgendwelchen Klamottenproblemen oder Taxifahrtwünschen, sondern alleine in die weite Welt gereist ist, ins Land wo man Porridge isst und Milch in süßen Tee kippt. - Bislang ruft sie jeden Tag an, aber nur, damit wir zurückrufen können. - Klar, die zahlt ja schließlich ihre halbe Telefonrechnung selbst, und ich habe ihr noch nicht gesagt, dass sie mit dem spanischen Handy im Ausland auch einen Teil der Kosten trägt, denn sonst würden die Gespräche meist sehr kurz sein. - Das sage ich der Tochter meiner Frau, denn das ist sie immer, wenn ich die Telefonabrechnung erhalte, erst wenn sie wieder hier ist. - Also unsere Tochter lässt es bei uns klingeln, gibt uns einen "toque" wie das hier heißt, dann wissen wir, jetzt dürfen wir zurückrufen, im Moment wäre es gerade recht, niemand sonst beobachtet sie und könnte mitbekommen, dass sie mit ihren Eltern telefoniert, denn das ist eigentlich nicht schicklich für eine junge Dame.

Wir rufen immer sofort zurück, da kann man sich auf die Mutter meiner Tochter und den Vater des Kindes meiner Frau absolut verlassen, wir Trottel rufen sofort zurück. - Es ist alles in Ordnung, inzwischen hat sie sich eingewöhnt dort in einem Vorort von Torquay, kann sogar inzwischen alleine den Bus benutzen und hat auch schon so lebenswichtige Dinge wie McDonalds und Klamottenläden entdeckt. - Gasteltern, in dem Fall wohl Gastmutter, da hat sie richtig Glück gehabt, das muss eine ganz nette sein und als sie den Zapfenstreich von eigentlich 23:00 Uhr gleich noch um eine Stunde verlängert hat, seit dem wissen wir, da kann eine Freundschaft daraus werden. - Unsere Tochter wohnt dort mit einem anderen Mädchen aus der Slowakei zusammen, was uns Eltern nun wieder freut, kein spanisches oder deutsches Mädchen, denn so ist sie gezwungen sich auf English zu unterhalten, und das war ja auch der Sinn vons Janze. - Aus unserer Sicht natürlich, denn die Jugendlichen, welche da an dem Kurs teilnehmen, die sehen die Gewichtung natürlich ein bisschen anders, und das Rahmenprogramm, um den so ausdrücklich angekündigten "Intensivunterricht", das kann sich wirklich sehen lassen. - Eigene Disko-Abende, gleich drei in der Woche, Poolparty, Landausflüge, Beachparty, und dann noch das "Water-fun-paket", das wir noch mitgebucht haben, weil irgendjemand das auf dem Formular angekreuzt hatte. - Das war deine Tochter, sage ich dann zu meiner Frau und aus was dieses Sonderpaket bedeutet, das weiß ich nun überhaupt noch nicht, muss aber irgendetwas mit Wassersport zu tun haben. - Torquay und Umgebung müssen auch wirklich wunderschön sein, also das passt dort alles und wenn das Mädel dann auch Englisch spricht, also so wie Engländer das aussprechen, und nicht so wie Palmeros, dann soll mir das auch alles Recht gewesen sein. - Allerdings habe ich fast die Vermutung, die muss nach den drei Wochen England dann erst mal zwei Wochen auf Schlafurlaub, denn heute Abend ist schon wieder etwas los und am Wochenende sowieso. - Aber sie kann doch auch dort einfach mal früh ins Bett gehen, sage ich so zu meiner Frau, bei der Überlegung, ob das nicht alles ein bisschen viel ist, weil sie ja morgens auch wieder früh aufstehen muss. - Von was träumst du denn meint dazu meine Frau, die wird dort nicht eine Party auslassen, nicht ein Kino, nicht eine Bootsfahrt, oder was die sonst noch alles machen, und genau so soll es sein.



Freitag 30.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 43 % - Luftdruck 1014 hPa

Playa de la Zamora gesperrt
Costas oder Rathaus, wer muss das bezahlen

Im Süden der Insel gibt es nur wenige Strände, deswegen stört die Schließung der "Playa de la Zamora" schon deutlich die touristische Szene in Fuencaliente. - Die Gäste des größten Hotels der Insel müssen jetzt an die weiter südlich gelegene "Playa de Echentive" ausweichen, oder sie begnügen sich mit der großen Poolanlage im Hotel selbst. - Der Strand ist von der Gemeinde gesperrt worden, und das mit gutem Grund, es droht Steinschlag. - Es sind auch schon ein paar Brocken heruntergekommen, allerdings ohne das dadurch Badende gefährdet wurden, aber das kann eben auch mal ins Auge oder auf den Fuß gehen. - Die Schließung des Strandes seitens der Gemeinde ist also korrekt, manche sagen auch, eigentlich viel zu spät, es sei nur Glück gewesen, dass noch nichts passiert ist, aber immerhin, man hat nun reagiert. - Jetzt bleibt aber die Frage offen, wer ist nun zuständig für die notwendigen Arbeiten an den Felsen, um zukünftig die Steinschlaggefahr zu verringern oder gar auszuschalten. - Die Gemeinde sieht da ganz klar die Küstenbehörde im Zugzwang, denn die seien ja für den Erhalt der Küstenlinie verantwortlich. - Die staatliche Behörde wiederum schiebt den Schuh nach Fuencaliente zurück und behauptet nun, die Gemeinde sei für die Sicherheit am Strand zuständig. - Na ja, für die Sicherheit vielleicht, aber doch nicht für notwendige Baumaßnahmen, welche für die Sicherheit notwendig sind. - Abgesehen davon, dass die Gemeinde Fuencaliente gerade mal das Geld aufbringen konnte rotes Absperrband zu kaufen, welches die Zugänge zur "Playa de la Zamora" nun verschließt, darf die Gemeinde auch überhaupt keine Arbeiten dort am Strand und der Küste vornehmen, da das absolutes Hoheitsrecht der Küstenbehörde ist.

Da macht es sich "Costas" deutlich zu einfach, ist das doch genau auch wieder einer der Brennpunkte, wo man noch vor etwas mehr als einem Jahr Hütten und einen Kiosk hat abreißen lassen, eben genau weil diese Einrichtungen ja in der hoheitlichen Zone gestanden haben. - Dort nun die Verantwortung wieder zurück an die Gemeinde zu geben, das ist geradezu grotesk, und wird sicherlich auch nicht haltbar sein. - Aber das dauert nun alles wieder und gleich erinnern wir uns an "Charco Azul" im Nordosten der Insel, das schmucke Meerwasserschwimmbad, welches auch wegen Steinschlages geschlossen werden musste. - Dort erkennt immerhin "Costas" seine Zuständigkeit an, allerdings gehen nun bereits fast anderthalb Jahre ins Land, ohne dass dort Hand angelegt wurde. - Irgendwelche Gutachten seien noch nicht erstellt, die ausführende Firma hätte sich geweigert die Arbeiten ohne neues Sicherheitskonzept zu arbeiten und was man uns da noch alles erzählt hat. - Dieser "Dienstweg" droht nun auch im Süden der Insel Anwendung zu finden, und bei der wenig befriedigenden Lage in welcher sich der touristische Sektor der Insel befindet, kommen dann auch noch solche Amtsschimmel daher geritten, und lassen Jahre ins Land traben, bevor die wenigen touristischen Ressourcen wieder hergestellt werden. - Allerdings muss man auch anerkennen, dass unsere Insel sowieso eine ziemlich bröckelige Angelegenheit ist. Überall dort, wo Steilküste das Landschaftsbild prägt, kommt es immer wieder zu Steinschlag. - Unser frischer Basalt ist zwar hart und scharfkantig, doch kein massiver Fels, und da absolute Sicherheit herzustellen, das wird eh eine schwierige Angelegenheit werden. - Man kann für den Süden der Insel nur hoffen, dass "Costas" dort schneller und effektiver reagiert, als das in "Charco Azul" der Fall ist, und den Gästen aus dem großen Hotel im Süden muss man halt alternative Bademöglichkeiten nennen, die es durchaus auch gibt.





Donnerstag 29.07.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 31 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 28,2 Grad - niedrigste Temperatur 18,6 Grad

Da tun sich Abgründe auf
Korruptionsvermutungen bei der Polizei

Vorneweg muss man gleich wieder hinzufügen, es gibt keine Verurteilten, sondern es wird lediglich ermittelt, und ob es jemals zu einer Anklage oder Aburteilung kommt, das ist nicht klar, denn die Vorwürfe gegen 2 hohe Beamte der Guardia Civil können sich auch als interner Mobbingversuch herausstellen. - Allerdings ist auffällig, dass die Guardia Civil selbst die Vorwürfe gegen die beiden Beamten in einer ausführlichen Pressemeldung bestätigt, und damit eine gewollte Öffentlichkeit darstellt, welche man so bislang nicht vermutet hat. - Das ist ein kluger Zug, denn immer wenn man Gerüchte unbeaufsichtigt im Volk herumschwimmen lässt, dann entsteht meist mehr Schaden, als tatsächlich angerichtet. - Die Anzeige kommt auch von der Guardia Civil selbst, und zwar von einem Beamten, welcher der "Seprona" (Servicio de Protección de la Naturaleza de la Guardia Civil) untersteht, jener Abteilung der Guardia Civil, die sich um Umweltdelikte kümmert, und damit auch um urbanistische Bausünden. - Und genau dort erzählt der Beamte, sei es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten gekommen. - In mehreren Fällen wurde ihm von hoher Stelle "geraten", diese oder jene Inspektion nicht durchzuführen, oder diesen und jenen Fall doch mal sehr "flexibel" zu handhaben. - Dabei merkt man an, dass bei der Guardia Civil eine "Empfehlung" von einem Vorgesetzten einem Befehl gleich kommt, was irgendwie auch verständlich klingt. - Die gleichen Vorgesetzten, welche nun die Empfehlungen ausgesprochen haben, die seien öfter Gast eines bekannten Bauunternehmers der Insel gewesen, auf dessen Yacht, in dessen Bodega, und einer der beiden Beschuldigten hätte sogar ein Haus von dem Bauunternehmer gekauft, und zwar zu einem Preis, der 40.000 Euro unter dem Marktwert gelegen hätte. - Nun vermutet der anzeigende Guardia Civil, dass die beiden hohen Beamten im Gegenzug dafür gewisse urbanistische Schmurucheleien des Bauunternehmers gedeckt hätten, eben Inspektionen verhindert, und auch interne Ermittlungsakten gegen den Unternehmer wohl an diesen weitergereicht. - Darüber hinaus wird auch noch von Drohungen gegen den Beamten der "Seprona" berichtet, die hin bis zur körperlichen Gewaltanwendung gehen.

Das sind heftige Anschuldigungen, die auch ernst genommen werden, und das ist gut so, dass das nun vor Publikum ausgetragen wird, denn nur so kann man mit der notwendigen Transparenz rechnen. - Ganz klar geht aber auch aus der Pressemeldung hervor, dass es keinesfalls irgendwelche klaren Beweise gibt, sondern man noch ganz auf der Aussage des einen Beamten ermittelt, so dass die beschuldigten Agenten weiterhin ganz normal ihren Dienst tun können. - Das ist nach der Unschuldsvermutung auch in Ordnung so, sollten sich Beweise finden lassen, welche etwaige Vorteilsnahme ergeben, dann wird man auch sofort handeln, und die entsprechenden Beamten entfernen. - Die Anwältin des anzeigenden Beamten der Seprona hat allerdings ein bisschen Angst, dass nun etwaige Beweise noch vernichtet werden können, aber für die Dame ist die Sache schon ziemlich klar, dass die Justiz in dem Fall handeln kann und wird. - Solche Vermutungen über einseitige Kontrollen und "flexible" Handhabung von Gesetzen, die gab es früher auch schon, und wird es wohl auch immer geben, allerdings scheint inzwischen die innere Kontrolle bei den staatlichen Organen immer besser zu funktionieren, die natürlich begriffen haben, dass man sich schwer selbst schadet, wenn man solche Verhältnisse einreißen lässt. - Man wird das mit Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit beobachten, zumal der beschuldigte Bauunternehmer hier auf der Insel eine ziemlich bekannte Person ist. - Darüber hinaus wird auch gegen einen Bauleiter einer Gemeinde ermittelt, sowie gegen weitere drei Privatpersonen, die irgendwie in den Fall verstrickt sind. - Namen, die sind Schall und Rauch, und so lange das alles auf Ermittlungsebene läuft, tut man wohl auch gut daran, die Namen nicht zu veröffentlichen.



Donnerstag 29.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 59 % - Luftdruck 1015 hPa

Ja wo fliegen sie denn ?
Beunruhigung auf dem touristischen Sektor

Der Winterflugplan für die kommende Saison war so früh da wie noch nie zuvor. - Das ist die positive Nachricht, allerdings muss man feststellen, dass da einige Verbindungen fehlen. Drei Destinationen der Condor fehlen am Freitag, und die Air Berlin hat auch noch nicht alle sonst bedienten Flughäfen angeboten. - Ob das nun noch kommt, oder bereits der endgültige Winterflugplan für La Palma ist, das wissen wir nicht, auf jeden Fall beunruhigt diese Unsicherheit den Sektor doch erheblich. - Das sind schlimme Nachrichten für den Tourismus auf La Palma, ist doch im Sommer bereits der nationale Tourismus deutlich eingebrochen, so droht nun auch in der Sparte des internationalen Segments ein derber Einschnitt. - Der Hotelierverband "Ashotel" beklagt, dass bis zu 50% der Flugverbindungen mit Deutschland fehlen, und fordert nun die Politik auf, schnellstens mit der Condor und der Air Berlin die Verhandlungen wieder aufzunehmen. - Wieder aufnehmen? - In der Tat gibt es Meldungen, wonach die Rätin für Tourismus auf den Kanaren vor Monaten bereits mit den Fluggesellschaften gesprochen hat, und da wohl vor einem positiven Abschluss stand. - Aber das sind lediglich Pressemeldungen, deren Wahrheitsgehalt wohl nicht so einfach überprüfbar sind. - Wenn man von Verhandlungen der touristischen Autoritäten der Kanaren mit den Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern spricht, dann geht es doch wohl um Subventionen, welche die öffentliche Hand den Anbietern gewähren will, damit man einen weiteren Anreiz hat eine bestimmtes Reiseziel anzufliegen. Darüber spricht man aber in der Öffentlichkeit natürlich nicht gerne, so etwas behandelt man am besten im kleinen und effektiven Kreis. - Und genau da setzt nun die Kritik der "Ashotel" an, die zusammen mit der lokalen Inselregierung immer wieder die Aktivitäten der Tourismusrätin des Gobierno de Canarias kritisiert, sich lediglich immer um die anderen Kanareninseln zu kümmern, allen voran Lanzarote und Fuerteventura. - Ob diese Kritik gerechtfertigt ist, das vermag ich nicht zu bestimmen, allerdings fällt wohl auf, dass diese beiden Inseln mehr Flugverbindungen aufweisen können als noch im vergangenen Jahr, La Palma aber weniger.

Die Frage hierzu lautet nun, woran liegt das? - Ist es wirklich nur mangelndes Verhandlungsgeschick, oder sind die Gastgeschenke nicht ausreichen ausgefallen. - Oder aber hat La Palma nach dem letzten "Katastrophenwinter" wirklich seine Unschuld verloren, genau so wie die Betriebswirte der Fluggesellschaften die Geduld mit unserer störrischen Insel. - 16 Tage lang in diesem Winter konnte La Palma nicht angeflogen werden, was größte Schwierigkeiten und ungeheure Unkosten für die Fluggesellschaften nach sich zog, und daraus kann man locker und verständlich ableiten, dass unsere Insel keinen wirklichen Lockstoff mehr für die hart rechnenden Carrier besitzt. - La Palma stellt für Air Berlin und Condor wohl ein wirtschaftliches Risiko dar, und wenn die schon zu uns fliegen, dann muss sich das auch lohnen und halbvolle Flieger, das geht einfach nicht mehr, dazu sind die Margen zu dünn. - Dabei stellt der letzte Winter eine absolute Ausnahme dar, aber der bleibt halt in Erinnerung. - Es kommt immer mal vor, dass ein, oder auch zwei Tage die Wetterbdingungen nicht wirklich gut für unseren Flughafen sind, aber in der Häufigkeit, wie das im vergangenen Winter geschehen ist, das wird sich hoffentlich nicht wiederholen. - So bleibt für uns im Moment nur noch das Thema Hoffnung, und eben die Lehre, dass wir uns schnell von touristischem Wachstum verabschieden sollten und ganz deutlich in die Verbesserung unseres lokalen Angebotes investieren müssen, um noch attraktiver zu werden. - Denn für den interessierten Gast wird es eben immer schwieriger und auch teurer zu uns zu gelangen, und wer dann zu den Auserwählten und Glücklichen gehört, der es dennoch geschafft hat nach La Palma zukommen, der muss hier auch wirklich belohnt werden. - Eine lustige Form der Exklusivität haben wir uns da erarbeitet, und wer weiß, für was es gut ist, oder für wen.



Mittwoch 28.07.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 24,9 Grad - niedrigste Temperatur 19,3 Grad

Stierkrampf
Jetzt auch Katalonien ohne Stierkämpfe

Die Entscheidung dort war knapper als gedacht, aber immerhin konnte man doch noch eine gesunde Mehrheit im Parlament davon überzeugen, dass Stierkämpfe keine Notwendigkeit sind. - Aber wohl eben Tradition, und das zählt dann schon dicke in den meisten autonomen Regionen und man darf nicht vergessen, dass man in den anderen Regionen und Provinzen wohl schon darüber diskutiert, die Politik es aber nicht wirklich wagt, an diese "Heilige Kuh", die in diesem Fall ein Stier ist, heranzugehen. - In Katalonien tickt man aber eh ein bisschen anders, und vielleicht auch nur um die Unterschiede zu Kastilien und damit Madrid aufzuzeigen, hat das Verbot der Stierkämpfe eine Mehrheit gefordert. - Beachten dabei muss man, dass alle Regionalparteien für das Verbot gestimmt haben, die bürgerliche Partido Popular dagegen, und die Sozialisten ließen ihre Abgeordneten frei abstimmen, und man hat ausgerechnet, dass sich diese knapp für ein Verbot entschieden haben. - Das ist dann auch ein bisschen Fingerzeig für das Vorhaben die Stierkämpfe in ganz Spanien zu verbieten, das würde momentan wohl noch keine parlamentarische Mehrheit finden. - In Katalonien gibt es eh nur noch eine aktive Arena in welcher Stierkämpfe stattfinden, in Barcelona. - Man hätte also auch auf kleiner Ebene da ansetzen können, aber man wollte halt ein generelles Verbot, um sich ganz klar gegen diese Humanunterhaltung aufzustellen, bei dem Tiere vorsätzlich verletzt und gequält werden. - Hier auf den Kanaren gab es auch mal Stierkämpfe, auf Tenerife, aber das letzte Mal wohl im Jahr 1983, als Tradition fand das hier einfach kein Interesse, so war das endgültige Verbot für Stierkämpfe im Jahr 1991 auch eher als symbolisch zu betrachten. - Immerhin kann man sich so die Ehrennadel anheften, die erste autonome Provinz Spaniens gewesen zu sein, in der Stierkämpfe verboten wurden. - Im gleichen Gesetz verbot man auch noch die Hundekämpfe, bis dahin ein weit verbreitetes "Vergnügen", allerdings hört man immer mal wieder von solchen "Peleas de Perros", die nun halt im Verborgenen abgehalten werden. - Erst vor ein paar Monaten flog ein Organisationsring von Veranstaltern von Hundekämpfen auf Tenerife auf, und die Spur reichte damals auch bis nach La Palma, wo man mehrere Hundebesitzer stellte, die auch ihre Hunde für die Kämpfe auf Tenerife trainierten. - Das gab saftige Strafen, aber die Behörden wissen auch, dass viele der illegalen Tätigkeiten in Sachen Tierquälerei wohl nicht ans Tageslicht kommen, oder gar vor dem Gericht landen.

Nun sollten sich aber weder die Abgeordneten des katalanischen Parlamentes die für das Verbot gestimmt haben, gleich als Gutmenschen und Tierschützer der ersten Reihe fühlen, genau so wenig wie eben alle Canarios, bloß weil uns hier Stierkämpfe langweilen und das gleich zum Gesetz gemacht haben. - Eigentlich sagt nämlich dieses Gesetz aus, dass kein Tier zum menschlichen Vergnügen verletzt oder gequält werden darf, und davon sind wir ja nun alle, oder fast alle, noch ziemlich weit entfernt. - Wenn ich nur an Lebendviehtransporte quer durch Europa denke, weil dann irgendwo das Schnitzel ein paar Cent billiger auf dem Tisch des Verbrauchers landen kann, dann muss ich uns schon deutliche Ignoranz vorwerfen, wenn wir dem Stierkampfverbot applaudieren. - Diese Transporte sind für die Tiere sicherlich qualvoller als der meist kurze Auftritt in der Arena, und tödlich endet der eine wie der andere Ausflug sowieso. - Es ist also auch wieder nur Symbolik, auch wenn es in die richtige Richtung geht, der Umgang des Menschen mit anderen Lebewesen auf dieser Erde ist immer noch von fürchterlicher Gewalt gezeichnet, zum Teil nur aus Tradition, manchmal auch aus Notwendigkeit, eben wegen der Nahrungsbeschaffung, meist aber aus purer Ignoranz. - So ist es immer noch unvermittelbar, wie man seitens unseres Gewissens eine klare Trennung basteln will, zwischen "erlaubten" Tötens aufgrund lukullischer Gaumenfreuden, und frevelhaftem Fehlverhalten wenn es sich um "niedliche" oder "süße" Kreaturen handelt wie Hunde, Katzen, Meerschweinchen oder Delfine. - Bitte kommen Sie jetzt nicht auf den Trichter und behaupten, ich hätte zum Konsum von Delfinen oder Katzen aufgerufen. Ich finde es schlichtweg nur beeindruckend, wie unser Gewissen diese Trennung schmerzfrei zwischen Kuscheltier, Nutzvieh und zertretungswürdigem Ungeziefer hinbekommt. - Uns Menschen ist aber eben doch viel zuzutrauen, vielleicht haben wir uns ja deshalb so erfolgreich auf dieser Erde breit gemacht. - Man gab dem Menschen Hirn, und der nutzt dieses auch noch hemmungslos aus. - Man stelle sich nur mal vor, man würde Kakerlaken mit der gleichen Fähigkeit ausrüsten, das gäbe dann einen interessanten Showdown. - Krönung dieser ganzen Angelegenheit, die man am besten nur im ganz kleinen Kreis mal zu Ende denken versucht, oder vielleicht besser gar nicht, ist ja immer noch eine Bezeichnung, die mich jedes Mal zutiefst wieder aus meinen naiven Träumen auf dem Elfenbeinturm rüttelt. - Sollten Sie dennoch mal mit "Dritten" über das unendlich gefährliche Thema Tierschutz parlieren wollen, geben ich Ihnen noch einen kleinen Tipp. - Besonders anregend zum Gespräch sind da leckere Tapas wie Kabsbries, Gänsestopfleber, Störrogen und weil es so gut passt, als Begleitwein noch eine Flasche Erlauer Stierblut, dann ist man gleich "in medias res". - (Um Ihnen die Wortspielsuche auch noch zu erleichtern, "res" heißt auf spanisch "Rind") - Zurück zur Formulierng des Monats. - Da haben Großmeister der Verarschungsrhetorik doch tatsächlich das Wort "humanes Töten" für Schlachtvieh mal entwickelt. - Es gibt wenige blasphemischere Äußerungen, vielleicht noch der berühmte Kollateralschaden, oder das vom Prekariat, aber "humanes Töten", das ist schon ganz starker Tobak.



Mittwoch 28.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 50 % - Luftdruck 1016 hPa

Alles meins
Los Llanos streckt seine Finger nach allen Seiten

Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da war sowieso alles Los Llanos hier im Aridanetal. - Dann allerdings, durch königlichen Erlass, entstand zunächst die Gemeinde El Paso, im Jahr 1812, und viel später, und ohne königliche Weihe, die Gemeinde Tazacorte, im Jahr 1925. - Die große Segregation, so ging das hier in die Analen ein, und heute erscheint das alles wieder fragwürdig. - Auf der einen Seite, weil eben die mageren Stadtsäckel solchen Luxus wie Kleingemeinden nicht gerade favorisieren, auf der anderen Seite aber auch, weil Los Llanos irgendwie andere Papiere besitzt als die angrenzenden Gemeinden. - Da gibt es handfeste Streitereien, und nicht nur mit Tazacorte und El Paso, sondern auch noch mit Tijarafe, also mit allen angrenzenden Gemeinden. - Bemerkenswert dabei ist, dass nur Los Llanos Probleme mit den anderen Gemeinden hat, diese aber nicht mit Los Llanos, denn die Gemeindegrenzen stehen eigentlich fest, aber eben nicht nach Meinung der Stadtherren der bevölkerungsreichsten Stadt der Insel. - Der Konflikt schwelt schon lange, aber man hat das nie richtig ernst genommen, jeder wusste hier doch, in welcher Gemeinde er wohnt und wo er seine Grundsteuer zu entrichten hat. - Jetzt aber stehen die neuen lokalen Flächennutzungspläne der Gemeinde an, und da nun hakt man seitens Los Llanos ein, und fordert von allen angrenzenden Städten Land zurück. - Die Unstimmigkeiten mit El Paso beziehen sich auf Grenzlinien am "Paso de Abajo" und im Ortsteil Los Barros, und mit Tazacorte möchte man gerne im Bereich Todoque noch mal reden, der Hammer aber ist, dass Los Llanos von Tijarafe gleich eine ganze Siedlung nebst Umland zurückhaben will, nämlich Amagar.- Das ist die Siedlung, am Nordhang des Barranco de las Angustias, die man durchqueren muss, wenn man in den Norden der Insel will. - Für alle ist das klar, dass die Gemeindegrenze dort direkt das Flussbett ist, was im Norden liegt ist Tijarafe, und was im Süden liegt ist Los Llanos. - Aber es gibt wohl Papiere im Fundus der Gemeinde, welche eine andere Reglung aufzeigen, nur hat man jetzt seit fast 2 Jahrhunderten mit dieser Grenze gelebt und im Fall Tazacortes ein knappes Jahrhundert.

Gefragt ist nun ein wirklich offizielles Papier, und da gibt es in der Tat nicht wirklich was zu zeigen. - Für den Inselplan "PILOP" und den Sondernutzungsplan "PTE" hat man das Kartenmaterial von "Grafcan" benutzt, eine Firma abhängig vom Gobierno de Canarias und zuständig für alles Kartenrohmaterial, welches hier auf den Kanaren benutzt wird. - Die Gemeinde Los Llanos zweifelt aber die gelieferten Karten an und wird in ihrem eigenen lokalen Flächennutzungsplan so ihre eigene Version von den Gemeindegrenzen präsentieren. - Das führt dazu, dass in manchen Regionen dann zwei Planungsebenen existieren, was für den Inhaber gewisser Grundstücke dann wohl zu wirren Zuständen führen kann. - Nun müsste man mal überlegen, welche Instanz sich denn mit diesem kleinen, aber dennoch gewichtigen Problem befassen könnte, und da fällt einem nur die "COTMAC" ein, die Raumordnungskommission in Tenerife, welche auch die Erstellung sämtlicher lokalen und regionalen Pläne überwacht. - Allerdings hätte es denen doch schon auffallen müssen, dass dort auf La Palma sich manche Gemeinden gleich doppelt um gewisse Gemarkungen kümmern, aber von deren Seiten hat man darüber noch keine Einwände gehört. - So wollen alle anderen Beteiligten, eben die betroffenen Gemeinden, die Inselregierung und die angesprochene "COTMAC" dazu am liebsten überhaupt keine Stellung nehmen, weil man unendlichen Ärger hinter dieser ganzen Geschichte vermutet und unendlich viel Arbeit, eventuell komplett neue Pläne zu zeichnen. - Nur Los Llanos lässt nicht locker, und wir können gespannt sein, was aus der Forderung nach "neuen Lebensräumen" der Gemeinde mal werden wird.



Dienstag 27.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 36 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 24,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,1 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 36,7 - Temp. Min 16,9 - Feuchte 20 - 50 % Niederschlag 0 mm

Ruta del Gallo
Der Hahn kräht zum fünften Mal im Aridanetal

Ich fange mal mit der Erklärung an, warum das "Ruta del Gallo", also der Weg des Hahns heißt. - Spöttisch nennen die Hauptstädter aus Santa Cruz die Leute aus dem Aridanetal Hähne, oder genauer gesagt, "Gallos". - Das soll auf die ländliche Herkunft der Menschen hier hindeuten, da früher eben das Aridanetal die Kornkammer, oder besser gesagt die Kartoffel-Zuckerrohr und Gemüsekammer der Insel war. - Drüben in der Hauptstadt fand das kulturelle Leben statt und eben auch alles was mit Verwaltung zu tun hatte, und hier bei uns war plattes Land. - Im Gegenzug nannten die Leute aus dem Aridanetal die Hauptstädter "Portugueses", also Portugiesen, was in den Augen der Menschen hier auch nicht gerade ein Lob sein soll.- Der ganze Quatsch hat sich natürlich aufgelöst, aber die Bezeichnungen sind in manchen Momenten eben noch da und werden dann eben auch zur Namensgebung von lokalen Veranstaltungen eingesetzt. - So heißt eben die gastronomischen Tapa-Tour durch das Aridanetal, welches dieses Jahr vom 1. - 31. August nun bereits zum fünften Mal stattfindet "Ruta del Gallo" und da wir doch alle immer wissen wollen, warum dies und jenes so heißt, können Sie nun mitreden. - Dieser lukullische Jakobsweg der geistigen Getränke und kleinen Leckereien gilt allgemein als Erfolgsmodell, wurde deshalb von anderen Regionen der Insel auch bereits kopiert und findet inzwischen auch auf anderen Inseln Gefallen.- Gastronomische Betriebe aus den drei Gemeinden, Tazacorte, Los Llanos und El Paso nehmen daran teil, aber eben nicht alle, da muss man aufmerksam sein. - Angeboten wird, eine Tapa und ein Glas Wein oder Bier zum eigentlich schon symbolischen Preis von 2 Euro. - Und nicht irgendeine Tapa, sondern jedes Lokal hält extra für diese Aktion zwei besonders herausragende Speisen bereits, die nur für die "Ruta del Gallo" kreiert werden. - Da gibt es zum Teil wirklich sehr interessante bis mutige Sachen, und natürlich geben sich die meisten Etablissements auch alle Mühe dabei gut auszusehen, muss man doch das Ganze als gastronomische Leistungsschau betrachten, und weniger als gewinnorientierte Werbeveranstaltung.

Die Gäste und Bewohner des Aridanetals nehmen diese "Ruta" so auch sehr gerne und zahlreich an, kein Wunder, kleines Geld und leckere Speisen, und manche Künstler des lukullischen Müßiggangs organisieren sogar Gruppenfuttern mit Freunden und Kleinbus, wo man dann beschwingt mit seinen Bekannten von Lokal zu Lokal zieht, und sich an der gastronomischen Phantasie der Wirte und dem schnellen Zucken des Zapfhahns gütlich tun kann. - Aber da sind auch oft schnell die Kapazitäten einiger Restaurants aufgebraucht, wenn so eine Horde fröhlicher Zecher unvermittelt in das Lokal tritt und "Ruta" verlangt, dann kann das schon mal zu deutlichen Engpässen in der Küche oder dem Service führen, denn es kann ja gut sein, dass gerade auch andere Gäste im Lokal für teures Geld ein Abendessen verspeisen wollen. - So gibt es auf der einen Seite Zustimmung bei den Gästen über die Aktion, aber nicht bei allen Wirten. - Immer weniger Etablissements nehmen an der "Ruta del Gallo" teil, waren es bei den ersten Auflagen noch über 40 Kneipen und Beisel, so hat man dieses Jahr mit 21 teilnehmenden Partnern den Tiefpunkt der Beteiligung erreicht. - Die Argumente der ablehnenden Wirte sind eigentlich alle gleich, es ist stundenweise extrem hinderlich, zweigleisig das Geschäft zu betreiben, denn die "Ruta-Gäste" wollen schnell ihre Tapa und das Getränk haben und dann wieder weiterziehen, wobei andere Gäste im Lokal eher auf Ruhe und gute Stimmung aus sind. - Zumal sich, besonders Wirte von Gaststätten welche ausgesprochen ein Restaurant sind, und keine Bar, ungern von "Billiggallos" die Tische besetzen lassen, und so die normal zahlenden Gäste keinen Platz mehr finden. - So nehmen überwiegend auch eben Cafeterías oder Kneipen und Tascas teil, und kaum noch wirkliche Restaurants. - Dazu kommt eben noch der Kostenfaktor, die Deputate, welche von als Sponsoren auftretenden Firmen der Getränkebranche an die Gastronomie verteilt werden, die reichen bei weitem nicht aus um die Kosten zu decken, welche dabei anstehen, wenn man ein Getränk und eine Tapa für 2 Euro anbieten muss. - Als Werbung für das Etablissement soll man das Ganze natürlich verstehen, und das kann für Neueinsteiger der Branche auch sehr hilfreich sein. - Die bereits bekannten Größen der Gastronomie aber hier im Aridanetal verzichten gerne auf diesen Werbefaktor, der lustige Unterhaltung zu Spottpreisen für den Gast bringt, aber eben auch deutlichen erhöhten Aufwand für den Wirt. - Aber 21 Lokale hier im Aridanetal, das reicht immer noch aus um fröhliche Touren zu machen und so können wir uns sicher sein, dass auch die fünfte Auflage dieser Schlemmertour wieder gerne von den Gästen angenommen wird.



Dienstag 27.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1015 hPa

Biss zur letzten Sekunde
Ideologien zu und durch

Unsere politische Führung im Gobierno de Canarias kommt in letzter Zeit kaum noch zum Regieren. - Das ist gut so, möchte nun so mancher anmerken, dann können die keinen weiteren Mist machen, allerdings stehen so viele notwendige Dinge auf der Tagesordnung, dass man sich doch ein bisschen mehr Einsatz wünschen würde. - Grund für die wenigen parlamentarischen Aktivitäten ist nicht nur der immer lähmende Sommer, sondern auch der offen ausgetragene Konflikt zwischen den Partnern der Regierungskoalition, bestehend das Partido Popular, und Coalición Canaria. - Letztere Gruppierung, die ja immer noch das glückliche Vermögen besitzt, befreit von jeglicher Ideologie pragmatische Klientelpolitik zu betreiben, bereitet sich langsam darauf vor, in Zukunft einen anderen Regierungspartner "glücklich" zu machen. - Denen ist längst klar, dass die augenblickliche Zusammensetzung bei der Bevölkerung jeden Rückhalt verloren hat, und es dringend angezeigt ist, einen groben Wechsel der Verhältnisse einzuleiten. - Zwar fordern die Bürger eigentlich einen Wechsel des Systems, welches bislang sehr offensiv aus Gefälligkeitsentscheidungen und eben klarer Klientelpolitik bestand, aber die Amigos der "Coalición" sind mit allen Wassern und Abwassern gewaschen, und werden sich in den kommenden Monaten als Alternative zum eigenen Ich anbieten. - Das geht ohne Skrupel und Zweifel, der beste Freund des Schafes ist ein Wolf, der verspricht, das Schaf vor den eigenen Artgenossen zu schützen. - Aber bevor nun die Tierschützer mich anklagen, ich würde noble Lebewesen verunglimpfen, weil ich sie mit Politikern vergleiche, verlassen wir lieber wieder das bunte Feld der Metaphern. Seit nunmehr Monaten können wir beobachten, wie es bei der Coalición Canaria einen Zielwechsel bei den verbalen Attacken gegen politische Kollegen anderer Fraktionen gegeben hat. - Der eigene Regierungspartner, die Partido Popular, sieht sich plötzlich ungeahnten Angriffen aus den "eigenen Reihen" ausgesetzt, die letzte Woche sogar in der Aussage gipfelten, wenn es ihnen nicht mehr passt, dann sollen sie doch die Koalition verlassen.

Das war dann doch ein bisschen hart für noch 10 Monate Legislaturperiode, und so rudert nun Paulino Rivero wieder zurück. - Bis zur letzten Sekunde werde man den Pakt mit der Partido Popular aufrechterhalten, denn diese Koalition funktioniere "razonablemente bien". "Razonable" bedeutet zunächst vernünftig, kann aber durchaus auch als zumutbar übersetzt werden, auf keinen Fall bezeichnet man eine funktionierende Geschichte, die allen Freude bereitet, als "razonablemente bien". - Eine Ehe die "razonablemente bien" läuft, ist praktisch bereits geschieden, und eine Bank, oder eine Firma, die "razonablemente bien" arbeitet, ist nicht mehr kreditwürdig. - Allerdings tritt er damit Gerüchten entgegen, die Coalición Canaria würde aus eigenem Antrieb heraus diese längst nicht mehr gewollte Verbindung trennen, das ist jetzt vom Tisch, zumindest vielleicht eine Riverosche Halbwertzeit lang. - Die schlimmsten Schläge gegen den jetzigen Partner der PP teilen ausgerechnet die beiden Kongressabgeordneten der Coalición Canaria aus, welche in Madrid sitzen, unterstützen die beiden doch mit perfidem Gleichmut die Unternehmungen Zapateros, anstatt sich dort auf die Seite der oppositionellen Partido Popular zu schlagen. - Die PP hier auf den Inseln beschimpft so auch die beiden Canarion in Madrid sie würden für einen Teller Linsensuppe die Inseln verkaufen, allerdings kontert das Paulino Rivero mit der listigen Aussage, in dem Teller Linsensuppe seien viele leckere Dinge für die Kanaren enthalten gewesen. - Es ist also nicht nur Linsensuppe serviert, sondern jede Menge Polemikpolenta, für den Biss zur letzten Sekunde. - Und eigentlich macht mir ja solch ein politischer Masochistenkongress klammheimlichen bis außerordentlichen Spaß, aber leider bleiben die ganze Arbeit, die Vernunft und auch noch vieles Andere dabei auf der Strecke. - Und noch eines macht mir Sorgen. - Wenn die Coalición Canaria zukünftig nicht mehr mit der Partido Popular koalieren will, dann kommen ja nur noch wir Sozialisten als Partner in Frage. - Ob das wirklich eine Alternative ist, wenn Wölfe und Füchse gemeinsam Schafe hüten sollen, da bin ich mir nicht so ganz sicher. - Das wäre dann auch wieder eine Verbindung der Klasse "razonablemente bien", aber mehr sollten wir von Politik wohl eh nicht erwarten dürfen.



Montag 26.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 35 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 25,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,5 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 36,7 - Temp. Min 18,7 - Feuchte 5 - 5 % Niederschlag 0 mm

Südstraße bleibt weiter Mittelpunkt der Polemik
Nach 7 Monaten immer noch Großbaustelle

Geht man nach der reinen Möglichkeit, dann kann es in zweieinhalb Monaten bereits wieder regnen, und bis dahin kann man einfach nicht glauben, dass diese Straßenbaumaßnahmen bereits abgeschlossen sind. - Wir erinnern uns, am 1. Weihnachtsfeiertag waren bedeutende Teilstücke der LP1 zwischen Tajuya und Fuencaliente durch Erdrutsche schwer angegriffen. - Auch die Zufahrten aus Los Canarios in die Ortsteile Las Indias und Las Caletas waren zeitweise nicht mehr passierbar, so dass Fuencaliente nur noch von der Ostseite aus zu erreichen war, und wer nach Las Caletas wollte, der musste zunächst über Las Indias ganz runter ans Meer, und dann von unten wieder auf der anderen Straße hoch. - Ausgelöst hatten diese Murenabgänge und Erdrutsche schwere Regenfälle, und da beim letzten Feuer im August viel Vegetation verbrannt war, konnten Wurzelballen und dichter Bewuchs diese starke Wassererosion nicht stoppen. - Zuerst Feuer, dann Wasser, zusammen mit unserer rauen Orographie ein miserables Trio der Naturkräfte, und guckt man sich diese Insel mal mit ihren tiefen Schluchten und Einschnitten an, dann kann man schon ahnen, dass Erosion bei der Formung dieser Insel nach dem Vulkan gleich die Zweite Geige gespielt hat, und weiter spielt. - Unsere Anfälligkeit für solche Naturgewalten ist uns also schon bewusst, oder sollte uns zumindest bewusst sein, die andere Geschichte aber ist, wie wir damit planerisch umgehen. - Nachdem nun die Straße in den Süden offiziell für mehrere Monate gesperrt war, überlegte man in der Insel- wie auch in der Provinzregierung, wie man denn möglichst schnell, aber auch gut die Schäden an der Straße wieder regeln könnte. - Dabei kommt ein Punkt ganz interessant zum Tragen, dass nämlich die gesamte Trasse der LP1 zwischen den Breñas, über Fuencaliente bis hin nach Tajuya komplett neu gemacht werden soll. - So nach dem Vorbild des Ausbaus der Inselringstraße von Santa Cruz aus in den Norden. - Also verbreitern, Tunnels und Brücken anlegen um die vielen Kurven zu glätten, und daraus eben einen leistungsfähigen und modernen Verkehrsweg zu machen. - Es wäre ja nun unverständlich bis sehr teuer, zuerst die alte Trasse zu flicken, um dann ein bis drei Jahre später eh die ganze Straße neu zu machen.

Allerdings konnte man die notwendigen Mittel nicht so schnell klar machen, und auch Vorgänge wie Landenteignungen müssten ja in Rekordzeit durchgebracht werden, genau so wie die notwendige Ausschreibung der Arbeiten. - Auch auf den öffentlichen Druck hin, dass man endlich diese Straße wieder nutzen wollte, verabschiedete man sich dann von der Idee, gleich die "große Lösung" vorzuziehen, und begnügte sich mit einer halbherzigen Notreparatur der Trasse. - Die gerät allerdings zeitlich und auch was die finanziellen Mittel anbelangt völlig aus den Fugen, mit ein bisschen Reparatur hier und schnellem Aufschütten dort ist es nicht getan, die Bauarbeiten kommen nur ganz mühsam und schleppend voran, wenn sie nicht gar wieder still liegen, weil ein planerisches oder finanzielles Problem aufgetaucht ist. - So gilt immer noch eine stundenweise Teilsperrung der Strecke tagsüber, weil die Bauarbeiten sonst gar nicht voran gehen, und man hat wohl bei der ersten Einschätzung der Schäden nicht überblickte, wie langfristig und aufwendig die Arbeiten an der Strecke sein würden. - Bis zum Winter wird das niemals fertig, so zumindest der Eindruck eines jeden Passanten, und die planende Politik lässt uns ziemlich uninformiert darüber, wie lange man denn noch auf freie Fahrt nach Fuencaliente warten muss. - Klar kann man sich, zumindest als Inselgast, mit der temporären Sperrung arrangieren, aber unser Anspruch an gute Verkehrswege leidet schon deutlich an der schwammigen Konzeption für die Reparatur der Südstraße. - Noch ist die Vegetation dort im Süden nicht so weit wieder hergestellt, dass Pflanzen die Flanken der Straße bei heftigen Niederschlägen schützen könnten, und so blicken alle mit Angst und Vorsicht auf den nächsten Winter, was der denn an Regenfällen bringen wird. - Das sieht da ziemlich nach System Hoffnung aus, und da wir brave und gläubige Bürger sind, wird uns der Regen diesen Winter schon verschonen…











Montag 26.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1015 hPa

Noch kein Licht im Lampenladen
Schwer vermittelbares Industriegebiet

Der "Callejón de la Gata" steht für hausgemachte Fehlplanung, und die mögliche Ansiedlung von 2 Asphaltwerken ist eigentlich nur die schiefe Krone einer verfehlten Raumordnungspolitik. - Weit genug weg von der eigenen Haustür, das ist vielleicht die einzige Erklärung, warum man denn gerade dort das neue Industriegelände der Stadt Los Llanos angesiedelt hat. - Oder weil es dort kaum landwirtschaftliche Nutzfläche gibt, oder weil dort einfach schon eine Steinmühle, ein Zementwerk und ein halbwilder Schrottplatz waren? - Oder haben etwa gewisse einflussreiche Familien großes Interesse daran, dort ihre eigentlich wenig attraktiven Grundstücke als Gewerbegebiet zu vergolden? - Auf was man alles kommt, wenn man sich so umhört, und Namen gibt es im Telefonbuch, aber nicht hier… Fakt ist nämlich eins, dieses Industriegebiet von Los Llanos klebt direkt an dem Gemeindegebiet von El Paso, und dort gibt es mehrere Siedlungszonen, die auf jeden Fall die Nachteile eines Industriegebietes zu spüren bekommen. - Ganz abgesehen davon, ob es sich nun um giftige und gefährliche Anlagen von der Kontaminationsklasse eines Asphaltwerkes handelt, oder eben auch nur, weil dort plötzlich erhöhter LKW-Verkehr stattfindet und Lärm und Licht den sonst ländlichen Raum verändern. - Viel zu spät hat man sich über die Auswirkungen eines Industriegebiets am Rande von Wohnsiedlungen gemacht, erst als die Asphaltwerke Realität werden sollten, wachten Teile der Bevölkerung auf, und kämpfen nun gegen eine Planung, die bereits seit vielen Jahren Realität geworden ist. - Dabei taucht eine Frage immer wieder auf, woher denn überhaupt die Notwendigkeit rührt, dort ein Industriegebiet zu erstellen, wo es doch anderswo auf der Insel große Räume gibt, Industrie anzusiedeln, zum Teil sogar schon mit vorhandener Infrastruktur. - Natürlich ist es verständlich, dass jede Gemeinde scharf darauf ist, Industrie anzusieden, rechnet man doch dann mit Gewerbesteuereinnahmen und Arbeitsplätzen für lokale Anwohner.

Allerdings dürfen wir hier auf La Palma ruhig bezweifeln, dass die Notwendigkeit besteht, noch mehr Raum für Industrie bereit zu stellen, denn produzierendes Gewerbe wird sich auf dieser Insel nicht mal mit den bereits angebotenen Steuersparmodellen der "ZEC-Klasse" anlocken lassen. - Es handelt sich also meist um kleine Betriebe, welche durch ihre Klassifizierung als "Industrie" darauf angewiesen sind, sich in bestimmte Regionen der Insel anzusiedeln. - Das können Autowerkstätten genau so sein wie Bäckereien, oder Lagerschuppen und Logistikunternehmen. - Klassische Industrie ist kaum dabei, und die Erwartungshaltung, mehr an Produktionsstätten ansiedeln zu wollen, als der kleine palmerische Binnenmarkt fordert, ist schlichtweg eine Illusion. - So richtig reißen sich die Unternehmen auch gar nicht um einen Standort dort am Callejón de la Gata. - Für viele Unternehmen ist die direkte Nähe zu einer Müllsammelstelle und zu einem Schrottplatz, und eben eventuell zu einem oder zwei Asphaltwerken einfach nicht interessant, und darüber hinaus hat die Zone immer noch nicht ausreichend elektrische Energie zur Verfügung. - Nun schiebt man die Ansiedlung von Unternehmen im dortigen Industriegebiet auch noch mit öffentlichen Mitteln an. - Vom Gobierno de Canarias kommen jetzt 1,2 Millionen Euro, um dort 4 Industriehallen zu bauen, die dann an kleinere Unternehmen weitervermietet werden sollen. - Grundsätzlich kann man nichts dagegen sagen, wenn öffentliche Gelder dazu verwendet werden, die Ansiedlung von Gewerbe zu erleichtern, aber ich darf daran erinnern, dass mitten in El Paso, mit Stromversorgung und deutlich besserer Verkehrsanbindung das Gebäude der ehemaligen Tabakfabrik immer noch darauf wartet, von der Inselregierung endlich für die Ansiedlung von Industrieunternehmen freigegeben wird. - Was gab es da schon für Kämpfe und Polemik, aber bislang ist es einfach nicht gelungen, dieses Gebäude wieder seinem ursprünglichen Nutzen zuzuführen, obwohl das mit einfachsten Mitteln möglich wäre und viele Bewerber diesen Standort gerne nutzen würden. - Ob es nun nur an der "Kleinstaaterei" mit unseren viel zu vielen Gemeinden liegt, oder gar an übergeordneten Interessen, dass auf der einen Seite neue Industriegebiete teuer erschlossen werden müssen, und anderswo, in vielleicht 4 Kilometer Entfernung, bereits vorhandene Infrastrukturen dem Verfall preisgegeben werden, das weiß ich letztendlich nicht. - Vermutungen habe ich dabei schon, aber das ist erlaubt und die darf jeder haben. - Mit dem Industriegebiet von Los Llanos ist das ein bisschen so, wie der alte Glaube, dass alleine Angebot Nachfrage schaffen könnte. - Lustig sind immer noch die vielen Straßenlaternen dort, die von ganz großem Denken zeugen, dem "thinking big" also. - Das Problem dabei ist aber ganz einfach, wir sind nicht "big" und selbst wenn wir wollten, könnten wir es nicht werden. - Abgesehen davon, dass wir gar nicht groß werden wollen, sondern lieber unsere kleinen Brötchen in Bescheidenheit und langsam wachsenden Fortschritt genießen wollen.




wir wollen hoch hinaus...




Sonntag 25.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20,6 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 26,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,6 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 37,6 - Temp. Min 20,3 - Feuchte 20 - 22 % Niederschlag 0 mm

Prinzessinnenflugtag
Allgemeine Abreisestimmung auf La Palma

Das ist eigentlich fies. - Bei den Einen schreibt er Drachenflugtag, bei den Anderen faselt der was von Prinzessinnen. - Nun sind sie weg, die beiden Mädels, und beide Mütter konnten nur knapp ein Tränchen vermeiden, aber man weiß ja, wenn der Blick glasig wird, dass man dann nicht genauer hingucken darf. - Die sonst übliche schnarchige sonntägliche Stimmung am Flughafen wurde auch etwas davon unterbrochen, dass viele "Bajada-Gäste" heute abgereist sind. - Es gab sogar Sondermaschinen der beiden Regionalfluglinien "Binter Canarias" und "Islasairways", welche nach Gran Canaria und Tenerife die Besucher wieder von der großen Fiesta zurück flogen. - Sonst ist sonntags eigentlich überhaupt nichts am Flughafen los, ab und zu mal eine spärlich besetzte ATR 72, kein Charter, die meisten Läden und Kaffees geschlossen, so wie früher auf der Tanke am Sonntag bei uns auf dem Dorf. - Wir hatten natürlich nur Augen für unsere Mädels, die dann doch plötzlich froh waren, dass sie nicht alleine auf dieses Abenteuer gehen mussten. - Nun nicht wegen England, sondern eben die schlechte Verbindung mit Flughafenwechsel, Nachtflug und dann noch mal stundenlangem Aufenthalt in Madrid. - Genug zu Essen habe die Mädels sowieso dabei, mit dem sie die Zeit totschlagen können, da ich ja Broteschmierer der professionellen Natur bin, und auch Claudias Mutter nicht mit Proviant geizt, haben die noch die ersten Tage in England sogar genügend heimatliche Vorräte. - Dabei habe ich in England, ganz gegen vielerlei Behauptungen immer sehr gut gegessen. - Cod and Chips, und dann in den Hafenorten diese unverschämt günstigen Meeresfrüchte auf improvisierten Verkaufsständen, die man dann mit Worcestersoße gangbar gemacht hat. - Und dann die Teehäuser, mit den bereits auf dem Tisch befindlichen Gebäckstückchen, wo wir immer versucht haben, vom unbesetzten Nachbartisch noch zu naschen, das lässt sich doch aushalten. - Na ja, mit den Meeresfrüchten kann man unsere beiden Prinzessinnen jagen, und mit Cod and Chips vielleicht auch, dann muss eben die Burgerbraterei herhalten, oder das Lunchpaket, was die von den Gastfamilien bekommen. - Verhungern werden die sicherlich nicht, auch nicht in England, da mache ich mir keine Sorgen.

Die Bajada kommt jetzt auch so langsam an ein Abklingen, obwohl die Fiesta offiziell noch bis zum 5. August dauert, das ist der Tag, an dem man die Marienstatue dann morgens wieder auf den Berg trägt, wo sie dann weitere 5 Jahre auf einen erneuten Einsatz warten muss. - Gestern tanzten ja die Zwerge noch mal, und danach ist irgendwie die Luft raus, auch wenn der religiöse Teil der ganzen Show noch eine Woche weitergeht. - Dabei fällt mir immer wieder eine Idee ein, und zwar könnte man den Zwergentanz, der ja nun wirklich ein absoluter Magnet für diese Insel ist, doch ohne weiteres jedes Jahr aufführen. - Der wird zwar immer zur Bajada aufgeführt, hat aber eigentlich mit dem religiösen Fest überhaupt nicht zu tun. - Man müsste also nicht mal Blasphemie betreiben, sondern könnte dieses Spektakel öfter aufführen, und so auch in den Jahren zwischen der Niederkunft der Jungfrau für schöne Besucherströme auf der Insel sorgen.- Dazu könnte man ja auch mal daran gehen, diese Tanzdarbietung vielleicht noch als Weltkulturerbe anzupreisen, und schon hätte man einen fetten Lockstoff der gehobenen Traditionsklasse. - Ich verstehe eh nicht, warum ein Guiri auf solch eine Idee kommen muss, sind wir doch sonst nicht so bescheiden bei der Auswahl unserer touristischen Ressourcen. - Was spricht denn dagegen, wenn die Zwerge öfter kommen als die Jungfrau? - Lassen wir es nun bei dem anzüglichen Wortspiel gut sein, mir fällt heute sonst nur noch mehr seichter Mist ein, und morgen ist wieder Alltag, dazu lassen wir jetzt den Sonntag ganz langsam auslaufen.


Und ich habe es doch gesagt, richtig Ausmecker bekommt man, wenn man seine Prinzessin nach England schickt, anstatt sie von Bären anknabbern zu lassen... Ju feind it aut hia .









Sonntag 25.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1016 hPa

"EST" statt "E-ELT" ?
Tenerife vs. La Palma

Die Flasche Champagner liegt ja noch im Schrank, es gab ja keinen Grund diese zu öffnen, nachdem unsere Insel das Rennen als Kandidat für den Standort des Riesenteleskops "E-ELT" an Chile verloren hat. - Die meisten erinnern sich noch daran, die "ESO" (European Southern Observatory) plant ein Teleskop mit einem Primärspiegel von 42 Metern Durchmesser, und La Palma galt doch tatsächlich als einer der besten Standorte für dieses Wunderwerk der Astrophysik, aber schließlich entschied man sich doch dafür, dieses Monster am "Cerro Armazones" im chilenischen Norden zu bauen. - Das hat uns weh getan hier, wir sind sogar richtig knatschig, haben wir uns doch durch diese mögliche Milliardeninvestition einen enormen Schub für die gesamte Insel erhofft. - Jetzt müssen wir wieder selber schieben und müßig ist es, dieser verloren gegangenen Chance nachzuweinen. - Aber wir sind halt Müßiggänger. - Vielleicht noch einen Satz hinterher, für die allermeisten Mitarbeiter der "ESO" stand es niemals in Frage, dass dieses Teleskop in Chile errichtet werden soll, es waren eher unsere Hoffnungen und Bemühungen, welche uns in die Standortdiskussion einbrachten. - Dabei waren dann aber nicht die Qualität als astrophysikalischer Standort ausschlaggebend, sondern schlichtweg die indiskutable Tatsache, dass die "ESO" alle ihre Einrichtungen in Chile hat, und nicht daran denkt, einen weiteren Standort zu schaffen. - Also jetzt wirklich Schwamm drüber und vielleicht kann uns ja die Sonne ein wenig trösten. - Die Sonne deshalb, weil nämlich ein mächtiges Sonnenteleskop geplant ist, eben das "EST" und da stehen zumindest die Kanaren als Standort bereits fest. - Aber noch nicht die Insel, und so bewerben sich Tenerife, mit ihrem Standort "Izaña", und La Palma, mit dem "Roque de Los Muchachos" um dieses Observatorium.

"European Solar Telescope" nennt sich ausgeschrieben dieses Instrument, und wird von der "EAST" (European Association for Solar Telescopes) vorangetrieben. - Ein 4-Meter Sonnenteleskop will man aufstellen, und als Kosten stehen da an die 150 Millionen Euro veranschlagt, die von den Mitgliedsländern der "EAST" und der Europäischen Union aufgebracht werden sollen. - Astrophysikalische Institute aus 15 europäischen Ländern sind dort vertreten, für Spanien das "IAC", also das Instituto Astrofísico de Canarias und für Deutschland das Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg. - Das "IAC" hat seinen Verwaltungssitz auf Tenerife, La Palma ist eigentlich nur eine Zweigstelle, aber unsere Insel hat deutlich mehr und leistungsfähigere Observatorien zu bieten, als dort auf Tenerife beheimatet sind. - So dürfen wir uns schon Hoffnung machen, diese Einrichtung auch noch auf den höchsten Berg der Insel zu schaffen, um so La Palma weiter als ersten europäischen Standort für Himmelsbeobachtung weiter auszubauen. - Eine Gruppe von 5 Wissenschaftlern der "EAST" ist nun gerade dabei, den besseren Standort zu ermitteln, federführend ist dabei wiederum das "IAC", denn schließlich wird der kommende Standort auf jeden Fall in den Einflussbereich des kanarischen Institutes fallen. - Wie die Chancen nun für die einzelnen Bewerber stehen, darüber lässt man nichts verlauten, ist vielleicht auch besser so, sonst begänne die Polemik wieder noch vor der eigentlichen Entscheidung, so wie das monatelang eben bei der Bewerbung für das "E-ELT" so nervig war. - Wann die Entscheidung fällt, das wissen wir auch noch nicht, aber lange kann es wohl nicht mehr dauern. Anfang Oktober treffen sich die Wissenschaftler der "EAST" zu ihrem zweiten Generalkongress in der Slowakei, und man nimmt an, dass man dort dann den Standort offiziell bekannt gibt. - Es kann aber auch gut sein, dass man hier vorher schon die Spätzchen von den Dächern pfeifen hört, und vielleicht können wir ja dann die Flasche Pommery endlich köpfen.



Samstag 24.07.2010 20:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 37 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 22,5 Grad - niedrigste Temperatur 16,5 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 36,7 - Temp. Min 15,2 - Feuchte 20 - 68 % Niederschlag 0 mm

Wenn Eine eine Reise macht
3 Wochen nach Engeland

Da haben wir aber auch gleich wieder Ausmecker bekommen, warum denn das Kind nach England fährt zum Sprachunterricht, und nicht nach Kanada? - Na ja, weil es einfach ein bisschen näher und auch ein bisschen billiger ist, und weil die da in England vielleicht englisch sprechen? - Hauptsächlich fiel die Entscheidung England aber auch, weil ihre Freundin Claudia auch zum Sprachunterricht nach England fährt, und da die beiden Damen sowieso alles zusammen unternehmen, ja, auch aufs Klo gehen, wollten die beiden Mädels unbedingt zusammen auf Reise gehen. - Für Claudia kam Kanada gar nicht in Frage, wir konnten uns wenigstens noch mit dem Anbieter der Sprachreise durchsetzen und haben EF gewählt, denn mit denen war ich schon kurz nach dem 2. Weltkrieg auch in England. - Nur gefühlt, es war schon etwas später, aber Sie wissen doch, die Jahre treiben, bei Männern zumindest, das Zeitgefühl ins Uferlose. - Mit dem Englisch lernen ist das hier so eine Sache, Grammatik alles kein Problem und auch der Wortschatz ist reich bestückt, aber was die hier an Aussprache so beigebracht bekommen, ist nett bezeichnet Spanglish. - Ich möchte es mal so umschreiben, wer selbst eine Weltsprache als Umgangston besitzt, wie eben hier in Spanien, der assimiliert fremde Sprachen in die eigene Phonetik und was dabei rauskommt, ist für Fremde, also in dem Fall Engländer, meist komplett unverständlich. - Krasser gesagt, hier in Spanien lernt man Englisch, damit sich später mal 2 Spanier in einer Fremdsprache unterhalten können, wenn sie das denn wollten. - Aber das soll kein Gemecker sein, man ist halt hier auch noch sehr traditionell, und bevorzugt selbst bei Fremdsprachen keine Lehrer die ihre Muttersprache verkünden könnten, sondern eben Eigengewächse. - Den meisten ist das wohl auch bewusst, aber was kann man schon machen, sollen die Anderen doch gefälligst Spanisch lernen.- Das sieht man übrigens in anderen Ländern mit Weltsprachen ähnlich, auch wie Bayern sind ja der Meinung, der Rest der Welt könnte sich eigentlich mal Mühe geben. - Wer hier also seinen Kindern dann doch eine Fremdsprache mitgeben will, der schickt seine Brut ins Ausland, was interessant, aufregend, gut und teuer ist. - Ich will jetzt aber nicht über das Geld meckern, erzähle ich doch landauf landab immer die Geschichte, dass ich doch nur für meine Kinder arbeite, also dann leg auch die Scheine ohne zu meckern auf den Tisch.

Morgen geht es also los. - Die Eltern sind furchtbar aufgeregt, die Tochter weniger, und wir nerven unser Kind mit Vor-, Rat- und Querschlägen, schließlich ist es doch die erste Auslandsreise ohne elterliche oder schulische Begleitung. - Und das Kind ist doch so sensibel… - Ich liebe England sehr, wir waren auch früher mit der Familie schon öfter dort, und wenn ich dann von England erzähle, und wo ich überall schon war, dann sucht sich mein Kind genau eine Ecke dieser Insel aus, wo ich noch nicht war.- Torquay, da soll es sogar Palmen geben und wunderbare Strände und wenn Gevattern auch noch nicht dort war, dann muss es doch gut sein. - Durch solche Gimmicks wie Google Earth und Streetview wissen wir inzwischen sogar, dass die Gastfamilie einen Garten hat, einen Wintergarten auch, und was für einen Wagen die fahren, da kann doch nichts mehr schief gehen. - Leider liegt ja England und London eben auch ziemlich abgelegen, so dass es keine einfachen Verbindungen von La Palma aus dorthin gibt, die Anreise wird alleine schon zum Abenteuer. - Morgen Abend nach Tenerife Nord, dort holt dann ein Familienangehöriger Claudias die beiden Mädels ab, nimmt sie mit nach Hause und gibt denen erstmal was zu Abendessen. - Dann bringt er sie zum Südflughafen, wo dann die Maschine nach Madrid um 02:45 startet um dann um 06:25 (Ortszeit) in der spanischen Hauptstadt zu landen. - Weiter geht es aber erst um 14:05 nach London, wo man schließlich um 15:20 (auch wieder Ortszeit) ankommt. - Witzig dabei ist, dass die Mädels immer nach Nordosten fliegen, dennoch eine andere Zeitzone queren, um dann wieder auf England die gleiche Zeit zu haben wie wir auf den Kanaren.- Danach bleiben die noch 2 Tage in London, und dann erst geht es weiter nach Torquay und zum Unterricht. - Der Rückflug ist ähnlich aufregend, auch hier wird wieder das Eingreifen der Verwandten auf Tenerife notwendig, weil man so spät auf der großen Nachbarinsel landet, dass es erst am kommenden Tag zurück nach La Palma geht. - Aber das ist doch Abenteuer, nicht nur teuer, und wirklich mal aus dem Einflussgebiet der "Alten" und der Schule herauszukommen, das hat mir zumindest im ähnlichen Alter sehr gut getan. - Heute mussten wir noch wild einkaufen, Gastgeschenke, Mojo, Salz und Bildband La Palma, also das Übliche, und so viele andere Dinge, die meine Tochter zwar schon hat, aber eben nicht in einer Reiseausführung. - Haarglätter, einen neuen Rucksack, eine neue Umhängetasche, neue Schuhe, und ein paar andere Kleidungsstücke, denn man kann ja mit den normalen Klamotten nicht verreisen, wie sieht das denn aus. - Laptop bleibt zu Hause, Handy kommt mit, und alle Papiere dreimal kopieren und Mädchen, pass bloß auf den Geld auf und benimm dich gut, sonst schicken die dich wieder nach Hause. - Diese Warnung ist eigentlich komplett unnötig, es fährt ja meine wohl erzogene Tochter, aber Eltern, so liberal und aufgeklärt die auch sein mögen, wenn die eigene Brut ihre erste Alleinreise unternimmt, dann wackeln da die Hormone bis zum Mutterkuchen. - Es gibt tatsächlich eine Inventarliste, was alles noch mit muss, allerdings wird diese Liste stündlich geändert, erweitert, verworfen oder gar neu verfasst. - Das wird schon alles gut gehen, und die soll so richtig Spaß da drüben haben und vielleicht, wenn wir Glück haben, weiß die danach auch noch, wie man diese Sprache eigentlich anwendet und spricht. - Über eines bin ich mir sicher, die Telefonkosten in den nächsten drei Wochen werden explodieren, und ich freue mich, dass auch Vodafone sich sehr darüber freut, dass meine Brut nach England fährt.



Samstag 24.07.10 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 10169 hPa

Pflegeeltern gesucht
24 Jugendliche auf La Palma brauchen ein neues Zuhause

Das hört sich gar nicht viel an, 24 junge Menschen, die muss man doch locker in Pflegefamilien unterbringen können. - Aber so einfach ist das gar nicht, bislang gibt es nur eine einzige Familie auf La Palma, welche als legaler Tutor für Jugendliche diese auch aufnehmen darf. - Häufig kommt es ja nicht vor, dass man Eltern, oder was von einem Familienverbund aus welchen Gründen auch immer übrig bleibt, ihre Kinder unter die Aufsicht der Behörden stellen will, oder meist muss, es kommt aber vor, und diese Kinder und Jugendlichen werden bislang in Heimen oder betreuten Wohnungen untergebracht. - Das will man nun ändern, oder bereits seit anderthalb Jahren, aber man kommt nicht so richtig voran, weil man einfach nicht genügend Familien ausfindig machen kann, welche geeignet wären als Pflegeltern diese Kinder oder Jugendlichen aufzunehmen. - Acht Familien haben sich wohl zumindest interessiert gezeigt, aber nur eine einzige hat bisher die offizielle Genehmigung erhalten, sich als Tutoren für einen oder mehrere Jugendliche anzubieten. - Daran will man nun erneut arbeiten und wendet sich jetzt an die Öffentlichkeit, um noch deutlich mehr Interessenten für diese Aufgabe zu gewinnen, denn langfristig möchte man alle Kinder und Jugendliche hier auf der Insel zu Pflegeeltern geben können, welche eben darauf angewiesen sind. - Das Rote Kreuz La Palma bringt sich hier auch ein, und will bei der Auswahl und der Betreuung der Pflegefamilien behilflich sein, denn auch die neuen Familien, welche dann eben einen Zögling aufnehmen, benötigen ja Hilfe und Beratung in allen möglichen Situationen. - Auf jeden Fall ist man sich einig, dass Heime nicht die beste Lösung für diese Kinder und Jugendlichen sind, sondern Pflegefamilien diese Aufgabe besser und menschlicher durchführen können. - Allerdings wusste bislang niemand so recht, dass man händeringend nach Pflegefamilien sucht, so kann man auch nur die geringe Anzahl an interessierten Familien erklären. - Aus der Presseerklärung geht leider nicht hervor, was nun die Auswahlkriterien sind, um sich als Pflegefamilie überhaupt zu bewerben, auf jeden Fall können sich Interessenten sowohl im Cabildo Insular in der Abteilung "Sociales" erkundigen, oder auch einfach in der Gemeinde das Gespräch mit den für Soziales zuständigen Stadtrat suchen, welcher dann die notwenigen Kontakte herstellt. - Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass man Familien mit Migrationshintergrund als Pflegefamilien im Auge hat. - Aber wer weiß das schon so genau, wer echtes Interesse an solch einer Aufgabe hat, der sollte halt einfach mal nachfragen.



Freitag 23.07.10 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 45 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 24,5 Grad - niedrigste Temperatur 19,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 33,1 - Temp. Min 14,1 - Feuchte 36 - 73 % Niederschlag 0 mm

Wahlkrampf
Na dann geh doch

Nicht nur die so bemitleidenswerte Angela hat bei der Suche nach einem willfährigen Koalitionspartner so richtig daneben gegriffen. - Auch unsere Coalición Canaria ist längst nicht so glücklich über die Partnerwahl, hat man sich doch mit den Bürgerlichen der Partido Popular einen ziemlichen "Knochen" an die Brust geholt. - Es hätte auch eine andere Möglichkeit gegeben, nämlich mit den Sozialisten, aber dann wäre man nur noch Juniorpartner gewesen, weil die Sozis nämlich die stärkste Gruppierung im Länderparlament, also dem Gobierno de Canarias stellen. - So wählte man die Koalition der Verlierer, denn beide Parteien, CC und PP, wurden von den Wählern deutlich bei den letzten Wahlen bereits abgestraft. - Die hatten vorher nämlich schon zusammen schmuruchelt, und nicht nur die Kanaren so ziemlich an das wirtschaftliche Ende des spanischen Länderfrohsinns politisiert, sondern auch ein mächtiges "Amigo-Imperium" aufgebaut, welches deutlich nach Korruption und Vorteilsnahme, wie Gabe riecht. - Die Koalition, CC/PP, trug man als Vorgabe auch in die Inselregierungen und in die Gemeinden des kanarischen Archipels, wobei allerdings die meisten dieser Verbindungen weniger wert waren als eine Vernunftshochzeit. - Gerade in den Gemeinden und den Inselregierungen wurde diese Vorgabe zur großen Last, mit dem Ergebnis, dass in vielen Gemeinden die Koalition bereits zerbrach und im palmerischen Inselparlament die Partido Popular bereits freiwillig ausgeschieden ist. - Die kanarische Wirtschaft sinkt jetzt noch schneller und dramatischer als die gesamtspanische Symphonie in Zwölftonharmonie, und die Bevölkerung hier auf den Inseln hat unseren pseudopolitischen Schlingerkurs aus Klientelvorsorge absolut satt. - Zwar traut man den Sozialisten auch keine Wunder zu, wo sowieso der große Zapatero in Madrid ja auch nur den Krisen hinterher hechelt, aber auf kanarischer Ebene kann man sich sicher sein, dass im Mai 2011 weder die PP, noch die CC wieder an Sympathie gewinnen können, und schon gar nicht, wenn man diese stümperhafte Ressourcenverteilung in die eigenen Taschen und die der angeschlossenen Steigbügelhalter weiter so betreibt. - Man muss nicht mal das Gras wachsen hören, sondern einfach nur ein bisschen aufmerksam sein, dann weiß man, dass beide Parteien sich noch vor den nächsten Kommunal- und Provinzwahlen trennen müssen, denn zusammen wird man erneut verlieren.

Aber niemand will eben auch als Abtrünniger dastehen, und noch weniger will man seine so mühsam erschlichenen Posten aufgeben, und das macht eben das Gobierno de Canarias noch anfälliger für falsche Entscheidungen, als dieses ohnehin schon der Fall war. - Ganz auffällig dabei ist, dass für die selbst ernannten "Nationalisten" der Coalición Canaria der zukünftige Koalitionspartner wohl schon fest zu stehen scheint, nämlich die Sozialisten. - Dabei hat uns allerdings noch keiner gefragt, ob wir denn überhaupt von den "Nationalisten" dermaßen geliebt werden wollen. - Aber Sie kennen doch den Vergleich zwischen Hure und Politik, wobei ich mich eindeutig dagegen verwehren will, dass man den Berufsstand der Prostituierten dermaßen erniedrigen will. - Ganz deutliches Zeichen für die Hinwendung zu den Sozialisten finden wir in Madrid. - Dort unterstützen die einzigen beiden Abgeordneten der CC im Kongress, Ana Oramas und unser Ex-Presi José Luis Perestelo, auffällig häufig und ostentativ inzwischen alle Entscheidungen welche Zapatero für richtig hält. - Das muss man sich vorstellen, auf Länderebene kleben CC und PP zusammen und kennen als einzige Opposition hier auf den Kanaren die PSOE, in Madrid aber gibt die CC die Stimmen an die PSOE und verhindert damit sogar ein Misstrauensvotum. - Das muss natürlich krachen, keine Frage, und so wettert der große Vorsitzende der PP auf den Kanaren, José Manuel Soria, auch gewaltig auf die beiden Kongressmitglieder der CC in Madrid, und sinniert laut vor sich hin, sie würden die Interessen der Kanaren für einen Teller Linsensuppe verkaufen. - In Deutschland sind die Bezeichnungen dafür ähnlich bildhaft, Gurkentruppe und Wildschweine waren das doch, wo man sich innig liebt, da fallen halt Kosenamen. - Weitere Sticheleien kommen daher wir das Tägliche Brot, und Fernando Bañolas, Chef der CC auf Gran Canaria, fordert nun sogar die PP auf, doch die gemeinsame Regierungskoalition hier auf den Kanaren zu verlassen. - Eine Woche davor hatte man schon gefordert, man möchte doch einen Misstrauensantrag in Madrid gegen Zapatero stellen, wenn man schon so unzufrieden sei, mit dem derben Hinweis, dass die beiden eigenen Kongressabgeordneten diesen nicht unterstützen würden. - Deutlicher kann man eigentlich seinen kommenden Liebesentzug gar nicht zeigen, man hofft aber einfach darauf, dass der Partner den ganzen Kram hinschmeißt, und man nicht selber zum Fiesling werden muss. - Es werden noch Wetten angenommen, was hält länger. - Die Koalition zwischen PP und CC hier auf den Kanaren, oder der lustige Versuch Angela Merkels, den Deutschen Wildschwein mit Gurkensalat anzudrehen…



Freitag 23.07.10 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1016 hPa

Der spezielle Zwergentanz
Aufführung für Seniorenheim und Behinderte

Morgen tanzen die Zwerge ja erneut in der Hauptstadt. - Am Abend erneut 6 Aufführungen, deren Plätze bereits wieder alle ausverkauft sind. - Danach soll es wieder auf die Straße gehen, aber das wird frühestens um 03:00 nachts sein, auch wenn früher angekündigt, weil man sicherlich wieder mit Verspätungen rechnen sollte. - Wer also die Zwerge sehen will, der hat morgen Abend noch die letzte Chance für 5 Jahre, denn so lange haben die lustigen Hutträger dann wieder Pause. - Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit die Zwerge tanzen zu sehen, sogar umsonst und in einem kleinen intimen Rahmen. - Allerdings müsste man dafür alt und gebrechlich sein, und im Pflegeheim "Hospital de los Dolores" residieren, denn dort gibt es bei jeder Bajada bereits traditionell eine Aufführung extra für die pflegebedürftigen Senioren. - Auch eingeladen sind Insassen der Pflegeheime "Nina Jaubert" aus Breña Alta und dem in Triana, Los Llanos. - Das sind dann nicht nur pflegebedürftige Senioren, sondern auch schwerbehinderte Menschen, welche in diesen Zentren gepflegt werden. - Gute Idee diese extra Vorstellung, auch wenn sie nicht alle Senioren oder pflegebedürftige Personen der Insel erreicht, aber irgendwann ist auch der logistische Aufwand einfach nicht mehr zu bewerkstelligen und so muss man einfach Grenzen setzen. - Das gibt auch alle 5 Jahre immer wieder ein bisschen Polemik, da sich natürlich nicht berücksichtigte Heime und Stationen benachteiligt fühlen. - Allerdings bietet die Tradition eigentlich, dass nur für die Insassen des "Hospital de los Dolores" getanzt wird, und da hat man sich bereits weit geöffnet und bietet zusätzlich weitere Plätze an.

Sicher aber Ärger wird es dieses Jahr geben, denn die Verantwortlichen für diese Aufführung und die Inszenierung des Zwergentanzes überhaupt haben lauthals angekündigt, dass man keine weiteren Zuschauer in das "Hospital de los Dolores" einlassen werde. - Das klingt doch zunächst ganz normal, es wird für die Senioren und Pflegebedürftigen getanzt, da haben andere doch eh nichts dabei verloren. - Aber das lief in der speziellen Aufführung vor 5 und 10 Jahren leider ganz anders ab, denn Freunde, Familienangehörige, sowohl von den Patienten wie auch vom Pflegepersonal, haben sich zu Hunderten ins Heim eingeschlichen oder wurden eingeschleust, um diese ganz "nahe" und spezielle Aufführung genießen zu können. - Aber nicht nur die, sondern eben auch noch Honoratioren aus den bekannten Filzkreisen der Politik und des Gewerbes, verstanden diese Aufführung des Zwergentanzes immer als gute Gelegenheit und mit persönlicher Loge noch auszukosten. - Damit soll dieses Jahr Schluss sein, keine Freunde, keine Familienangehörigen, lediglich die Insassen des Pflegeheims, die eingeladenen Behinderten aus den bereits genannten Einrichtungen und eben das dazugehörige Personal. - Ein paar Pressevertreter, die sich auch anmelden müssen und das war es. - Na ja, eigentlich so, wie es sein sollte. - Für die entsprechende Ordnung soll ein privater Wachschutz sorgen, und mal so ganz unter uns, das ist dann bereits die nächste Unsicherheitsquelle, denn ob man es glaubt oder nicht, auch Wachleute haben Freunde und Familienangehörige. - Gut ist, dass dennoch ein paar Pressevertreter anwesend sind, und so werden wir dann sicherlich auch erfahren, ob diese neue strikte Handhabung der Regeln denn funktioniert hat. - Sicherlich lässt sich kein Politiker dort mehr sehen, denn das wäre dann doch zu peinlich. Aber wer weiß…



Donnerstag 22.07.10 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 52 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,4 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 29,9 - Temp. Min 16,4 - Feuchte 24 - 64 % Niederschlag 0 mm

Was die Bajada noch überlebt
Festivalito ruft nach Beachtung

Alle Jahre wieder zelebriert man hier auf La Palma das "Festivalito". - So bezeichnet man ein durchaus internationales Filmfestival, allerdings ohne Ava Gardner und Lino Ventura. - Meine Frau sagt mir eben, die Beiden wären schon tot, na ja, die Zeit rast halt manchmal an einem vorbei. - Allerdings findet dieses Filmfestival in der Tat ohne bekannte Größen des konservativen Films statt, denn es handelt sich hierbei um ein Treffen der digitalen Filmer. - Jetzt denkt sich mancher wieder, oh Gott, diese verwackelten Szenen die so nach "Super 8" riechen, aber ich darf Ihnen versichern, dem ist nicht so. - Arbeiten aus den letzten Jahren zeigen ein wirklich breites und durchaus interessantes Spektrum an Themen der Filmer, und ein bisschen was hat das dann auch immer mit unserer Insel zu tun. - Viele, meist junge Menschen sind dann hier bei uns, und manchmal trifft man dann in den Bergen oder sonst wo auf kleine Trupps die interessante Dinge machen, und durchaus schon in der Lage sind jemanden zu erschrecken, zumindest diejenigen, welche nicht wissen, dass hier auf der Insel im Moment digitale Filmer aus allen Sparten unterwegs sind. - Allen Sparten habe ich geschrieben, stimmt natürlich nicht, Spanner nach nackter Haut werden nicht auf ihre Kosten kommen, solche Drehs sind in der Umgebung des Festivalitos verpönt. - Es geht wohl um Kunst im filmerischen Sinn und viele Regisseure bringen Arbeiten mit, aber viele drehen hier auf der Insel auch ein Thema zu Ende oder fabrizieren innerhalb von 10 Tagen einfach ein neues Werk. Auch drehen immer alle daran teilnehmenden Regisseure einen gemeinsamen Film während ihres Aufenthaltes hier, das nennt sich dann "La Palma Rueda" und heraus kommt meist eine interessante bis aufregende Kollage junger Künstler, die sich mit La Palma, aber meist eben mit sich selbst beschäftigen. - Das ist mindestens interessant, oft sogar höchst amüsant, und manchmal sogar wirklich erstaunlich ergreifend.

Jedes Jahr hat dieses Festival eine andere Hochburg hier auf La Palma, und ich weiß nicht ob es richtig war, sich dieses Jahr die Hauptstadt Santa Cruz auszusuchen. - Denn, man steht natürlich damit in Konkurrenz zur Bajada de la Virgen, was dazu führen kann, dass man von dem Festivalito gar nicht so richtig was mitbekommt. - In der Tat ist man jetzt bereits Opfer der Presseberichterstattung und hat es gerade einmal in ein lokales Blatt geschafft, um von seinen Aktivitäten berichten zu können. - Hauptquartier in Santa Cruz wird das "Teatro Chico" sein, allerdings findet die Eröffnung des Festivals im "Teatro Circo de Marte" statt und einige Aufführungen wird es auch im "Club Nautico" geben. - Man hat sich also nette Lokalitäten ausgesucht und seitens der Inselregierung kollaboriert man mit den Machern des Festivalitos auch brav, schließlich ist es eine der wenigen spektakulären internationalen Veranstaltungen hier auf unserer Insel. - Am Freitag den 26. Juli geht das offizielle Programm los, und wird bis zum 31. Juli dauern. - Allerdings sind viele Filmer bereits auf der Insel um eben schon was für das Festival vorzubereiten. - Man kann nur hoffen, dass diese wunderbare Geschichte des "Kleinen Kinos", wie man sich selbst bezeichnet, nicht komplett von den Festivitäten zu Ehren unserer Bajada überlagert wird. - Bei uns hat wenig Platz neben der Bajada de la Virgen de Las Nieves, die werden gute Film machen müssen und auch ein bisschen Lärm, damit man das Festivalito dieses Jahre auch entsprechend wahrnehmen kann. - Das Programm zum Festivalito 2010 gibt es HIER



Donnerstag 22.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 49 % - Luftdruck 1015 hPa

Nationalpark vergrößern?
Interessanter Vorschlag, von Leuten, die es wissen müssten

Genau da klemmt es ja immer wieder in unseren lustigen Versuchen der Demokratie. - Leute, die wissen um was es geht, also ausgebildete Fachkräfte, Professoren, Profis auf jeglichem Gebiet, die werden nur dann gefragt, wenn parteipolitische Interessen es anzeigen und man sich der eingleisigen und meist gefällig gekürzten Aussage sicher sein kann. - Rechtlich ist es in unseren Demokratien ja korrekt, wenn Idioten, von saftigen Hintermännern angetrieben, Mehrheitsbeschlüsse fassen, auch wenn das beschlossene Ergebnis völliger Blödsinn ist. - Das gilt in Deutschland nicht anders als in Spanien, Demokratie beinhaltet eben diese Gefahr, dass auch komplette Hirnis das Geschick ganzer Nationen leiten dürfen. - Nein, ich rede jetzt nicht wieder über die FDP, so naheliegend hieße ja berechenbar zu sein, und diesem Vorwurf will ich mich jetzt nicht aussetzen. - Auf den Kanaren haben wir ja auch die Situation, dass ein Verein engagierter Gewerbetreibender ihre Gefälligkeitspolitiker an die Front schickt, und von denen erwartet, dass der Weg für Investitionen frei gemacht wird und öffentliches Engagement an die richtigen Stellen fließt. - Das nennt sich dann freie Marktwirtschaft, und so lange alles mit den Gesetzen, also mit den Regeln, den genau diese Leute selbst aufgestellt haben, konform geht, so lange lassen sich Frevel wie der neue Artenschutzkatalog hier auf den Kanaren, gegen die Proteste aller "die es wissen müssen" durchsetzen. - So muss man die Arbeitsebenen betrachten, woher ein Vorschlag kommt, alleine der Sinn eines Vorhabens macht noch lange nicht die Durchführung aus. Erst wenn die Interessencliquen hinter den Marktmarionetten der Politik Grünes Licht erhalten, weil man sich eben doch ein pekuniäres Beschäftigungsfeld erhofft, dann kann manchmal aus guten Ideen sogar politischer Wille werden. - Wir sehen das plastisch am Hafen von Grandadilla. - Kein Mensch braucht dieses Megaprojekt, aber gewissen Gruppen erhoffen sich daraus Profit schöpfen zu können und auf dem Weg dorthin müssen so die diensteifrigen Handlanger des Kapitals dann schon mal Artenschutzkataloge kastrieren, so dass freie Bahn für freies Geld herrscht. - Keine Angst, ich komme jetzt zum Thema, aber so ein bisschen klammheimliche Freiheit sei mir doch auch gegönnt.

Der Chef des Nationalparks Teide auf Tenerife, Manuel Durbán, und der Botanikprofessor Pedro Luis Pérez de Paz, auch von der großen Nachbarinsel, sehen eine Notwendigkeit, unseren Nationalpark deutlich zu vergrößern. Die beiden "Wissenden" aus Tenerife sind hier auf La Palma, um die Aktivitäten rund um die Kurse der Sommeruniversität zu eröffnen, die alle Jahre hier auf La Palma stattfindet. - Dabei handelt es sich um Vortragsreihen und Kurse, welche hiesigen Interessenten auch Einblicke in die Biologie und Botanik ermöglichen sollen. - So fordern die beiden, den Nationalpark deutlich größer zu machen und auf die hohen Waldregionen des Nordens der Insel auszuweiten, da diese genau so schützenswert seien, wie der Kraterkessel selbst. - Nicht nur das, sondern die hohen Waldzonen des Nordens wiesen sogar noch reichere Biodiversität auf, als die in sich bereits abgegrenzte "Caldera", und stellen eigentlich das wertvollere biologische Erbe der Insel dar. - Es gibt auch noch einen praktischen Hintergrund, denn eigentlich ist unser Nationalpark zu klein. - Nach den Richtlinien für Schutzräume dieser Bezeichnung bräuchte man eigentlich ein Gebiet von mindestens 5.000 Hektar und das würde man eben auch nur mit einer Vergrößerung erreichen. - Wichtiger aber als diese bürokratische Finesse wären eben die Möglichkeiten die daraus entstünden, wenn man große Flächen des Nordens auch noch unter den Schutz der Nationalparkverwaltung stellen könnte. - Mehr Geld um Mittel gegen Waldbrände aufzubringen, bessere Kontrollmöglichkeiten gegenüber Beweidung und Jagd, und letztendlich würde das auch einen langfristig positiven Einfluss auf die Tourismuswirtschaft erreichen. - Das hört sich alles gut an, aber wir befinden uns eben nicht auf der Ebene der Entscheider, sondern auf der Ebene der Leute, die es wissen müssten. - Eine wirkliche Vergrößerung des Nationalparks wird es aber nur geben, wenn es Interessen gibt, dieses auch politisch anzugehen, und dazu muss man auch weltliche Interessen basteln. - Es kann ja auch noch im Gegenteil die Ausweitung des Nationalparks bedeuten, dass gewisse Interessengruppen damit ihre Spekulationsgrundstücke gefährdet sehen könnten, die dann plötzlich Nationalpark, und damit wertlos für Privatvorhaben werden. - Allerdings gibt es in den Höhenlagen des Nordens, und da sprechen wir eben von Gebieten, die sich frühestens ab 1.500 Metern erheben kaum noch private Interessen, sondern eben einfach nur noch unberührter Wald, weil niemand dort in den exponierten Lagen wirtschaften kann. - Gut, es ist nun einmal gesagt, die Idee den Nationalpark deutlich zu vergrößern ist da, nun müssen nur noch die zuhören die es angeht, und ihr eigenes Interesse dazu entwickeln. - Und wenn wir da Glück haben, dann ist es in 20 Jahren so weit, bis dahin hat man in den gewissen Kreisen Methoden gefunden, auch noch an der Erweiterung des Nationalparks finanzielle Vorteile zu koppeln, und dann kann was daraus werden.




Die Wälder La Palmas, mehr als nur Nationalpark




Mittwoch 21.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 36 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 25,1 Grad - niedrigste Temperatur 19,2 Grad

Emma fährt Überstunden
Ordnung ist ein subjektiver Begriff

Immerhin führt Paul sich nicht mehr auf wie ein begossener Pudel, nachdem meine Frau aus ihrem Urlaub wieder zu Hause ist. - Der scheint das nun kapiert zu haben, dass es Menschen gibt, die periodisch weg sind, aber sicherlich wiederkommen. - Bislang war das Tier immer mindestens tagelang noch sauer auf meine Frau, wenn diese aus dem Urlaub kam, und mied diese wo er nur konnte. - Das war seine Form der Bestrafung, für Untreue, oder wie er das sonst bezeichnen will. - Aber inzwischen kommt das Tier ja auch in die Jahre, und entweder gibt es bei kastrierten Katern auch so etwas wie Altersmilde, oder er hat es einfach kapiert, dass Menschen einen Urlaubsanspruch haben. - Vielleicht war er auch einfach nur froh, dass es endlich wieder saubere Futternäpfchen gibt, ein Zustand der in den letzten Wochen nicht immer gegeben war. - Das räume ich ein, und so einiges andere auch, aber grundsätzlich hat meine Frau den Haushalt von uns Schlusis wieder übernommen und dabei keinen Schock erhalten. - Kleinigkeiten, Details, wie auch immer man unsere minimalen Verfehlungen am haushaltlichen Gesamtkonzept beschreiben will, wir sind nicht mal verwarnt worden, nur ermuntert, das alles beim nächsten Mal noch ein bisschen besser zu machen. - Sie kennen das sicher, wenn die uns zu heftig kritisiert, dann war es das mit Urlaub und wegfahren, oder wir geben uns zukünftig gleich gar keine Mühe, und versuchen es gar nicht mehr mit später Retusche. - Unsererseits sind wir ja auch nicht ganz blöd in solchen Fällen, ein bisschen Praxis besitzen wir ja bereits in kontrollierter wie ostentativer Dysfunktion. - Auf keinen Fall darf irgendwann passieren, dass meine Frau aus ihrem Urlaub zurück kommt und alles ist perfekt. - So etwas ginge gar nicht, die würde sofort Betrug und Einmischung fremder Mächte fürchten und die böse Frage stellen, wer hat euch dabei geholfen.

In sofern ist das alles ganz gut gegangen, schlecht genug um deutlich zu machen, ohne meine Frau geht es nicht, aber immer noch gut genug, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, Desinteresse zu zeigen, oder gar chauvinistische Oberflächlichkeit. - Nicht, dass Sie jetzt auf den Trichter kommen, das wäre ein taktisches Spiel meinerseits, das Ergebnis Ehefrau maximal auszubeuten. - Das wäre eine plumpe Unterstellung, ich habe schließlich getan was ich konnte, unter Aufwendung aller nur erdenklichen Fähigkeiten, und wer zum Teufel kann denn wissen, dass meine große Tochter genau so unfähig ist, einen Haushalt zu führen, wie ich. - Jetzt ist es raus, alles Erziehungssache, und so schreiten die Generationen voran, ohne evolutionären Erfolg. - So ein paar Dinge hat meine Frau noch gar nicht entdeckt, die leeren Bierkisten hinter den Bougainvilleen, die Raviolidosen im Schuppen und die verfärbten Handtücher, die noch unter einer trefflichen Schicht Altwäsche als kleine Überraschung warten. - Man muss ja auch nicht immer gleich alles auf den Tisch legen, es gilt eben nur zu verhindern, dass aus Details etwas Großes gebacken werden kann und wenn jemand schon die Augen zudrücken soll, mehrfach, dann sollte man das so arrangieren, dass der Drücker seinen Augen zwischendurch immer mal wieder Erholung spenden kann. - Alles im Grünen Bereich, Emma, die Waschmaschine, ist in ihrem Element, auf der Terrasse stapelt sich immer weniger mitgebrachtes Urlaubsglück und in ein paar Tagen lullt mich sanfter Alltag wieder ein. - Wenn dann auch noch die Bajada zu Ende geht, die Jungfrau wieder in ihrer Kirche ist, und die Politik wieder anfängt ordentlich zu streiten, dann gibt es auch wieder täglich neue und interessante Dinge zu berichten…




Paul ist jetzt immer abreisebereit




Mittwoch 21.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 49 % - Luftdruck 1017 hPa

Die "Weiße Nacht"
Schnöder Konsum hier mit lyrischer Bezeichnung

Ich kenne "nights in white satin" oder das "Weiße Haus", aber damit hat das alles nicht zu tun, was an diesem Donnerstag in Los Llanos los sein wird. - "La noche blanca" ist so vielleicht auch nur zu erklären, dass man auch eine sehr kurze Nacht, eine "Weiße Nacht" nennt. - Also durchgefeiert, und daher stammt die Bezeichnung wohl auch, obwohl offiziell diese Erklärung gar nicht abgegeben wurde. - Für Los Llanos hat man diesen Begriff gewählt, weil man diesen Donnerstag als verkaufsoffene Nacht ausgesucht hat, die Läden sollen bis Mitternacht geöffnet bleiben und so die sommerlichen Schwärmer nicht nur in den Bars und Restaurants um ein paar Euro erleichtern will, sondern eben auch noch in den Geschäften. - Der recht rührige Verband der Einzelhändler der Stadt hat sich diese lustige Geschichte ausgedacht, man reagiert damit aber auch kurzfristig auf die Situation, dass viele Besucher auf der Insel sind, welche die Bajada besuchen und dabei auch mal das "Hinterland" erkunden wollen, und eben auch darauf, dass viele Geschäfte in der Hauptstadt wegen der Feiereien nachmittags schon gar nicht mehr öffnen. - Ob es gelingt, an diese Kunden zu gelangen, das ist fraglich, denn die allermeisten Besucher von außerhalb, welche die Bajada besuchen, die bleiben eh komplett auf der Ostseite. - So ist selbst die Gastronomie und die Hotelerie auf der Westseite kaum von dem "Bajada-Wirbel" betroffen, dass zu dieser Zeit auf La Palma kein Bett und kein freier Tisch zu bekommen sei ist einfach dämlicher Humbug. - Das mag für Santa Cruz gelten und vielleicht auch noch für Los Cancajos, aber die sonstigen Hotelkomplexe bieten sogar für diese Zeit noch ihre unverschämt billigen Angebote, so dass von einem vollen Haus zu der Zeit keine Rede sein kann. - Auch wenn die Bajada de la Virgen de Las Nieves ein Fest ist welches die ganze Insel in Aufregung versetzt, geschäftlich profitieren davon nur die Hotels, Restaurants und Läden im erreichbaren Umkreis der Hauptstadt.

So meldet wohl der Verband der Hoteliers hervorragende Auslastung der Hotels für die 4 großen Tage auf der Bajada, also von letztem Donnerstag bis zum Sonntag, eine Auslastung von "rund um 100 Prozent". - Klasse, wobei ich 104% Auslastung auch sehr interessant finden würde, ist ja auch noch rund um 100%. - So käme man für den gesamten Juli auf eine Auslastung von an die 65%, und dann sind wir gleich wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, so eine Bajada macht zwar viel Spaß, aber noch lange keinen touristischen Sommer. - Denn hier klagt man sehr, über das breite Ausbleiben von nationalen Gästen, viele Reiseveranstalter von der Iberischen Halbinsel haben ihre Angebote für La Palma deutlich zurückgeschraubt, oft auch zu Gunsten anderer Kanareninseln. - Dass bei uns trotzdem noch ein kleines Plus übrig geblieben ist, muss man wohl dem internationalen Tourismus zuschreiben, welcher sich nach 2 Jahren des Rückganges nun wieder positiv bewegt. - Trotz vieler Werbeveranstaltungen auf den anderen Kanaren und in den Zentren auf dem Festland, dieses Jahre fehlen auf La Palma viele Scharen der "Godos", welche sonst im Juli und August das Bild der Besucher oft so eindringlich bereichern. - Es sind schon welche da, keine Frage, kurze, meist helle Hosen, diese unsäglichen Käppis, und dann eben diese lauten Stimmen in einer Sprache, die wohl auch die unsere sein soll, aber so gar nichts mit dem abgerundeten und eingeschliffenen "Canario" zu tun hat. - Die Gastronomen sagen es ganz klar, viel weniger noch als die vergangenen Jahre und es wird eine gewaltige Aufgabe sein, da für die kommenden Jahre wieder an mehr Kontingente für La Palma heranzukommen. - In Los Llanos hält man dagegen mit verkaufsoffenen Nächten, und auch wenn man sicher sein kann, dass das die Nöte des Einzelhandels nicht signifikant lindert, auf jeden Fall muss man etwas tun und versuchen, nur Jammern alleine, das geht aufs Gemüt und damit macht man nichts besser.




Los Llanos, Calle Real




Dienstag 20.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 29 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 29,6 Grad - niedrigste Temperatur 20,4 Grad

Ein Bild statt Worte




Der Adler, äh der Drachen ist gelandet.




Dienstag 20.07.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 26 % - Luftdruck 1018 hPa

Drachenrückflugtag
Die Maschine ist bereits gestartet

Allerdings bleibt uns noch bis späten Nachmittag Zeit, die Bude wieder auf Vordermann zu bringen, denn meine Frau muss noch mal in Nürnberg umsteigen. - Die Zeit brauchen wir auch. - Es gibt gewissen Nachholbedarf in dem, was man landläufig Haushalt nennt, denn der macht sich ja bekanntlich von alleine. - Alleine war ich aber nicht, sondern meine große Tochter hat gut dazu beigetragen, das Chaos zu verdoppeln. - Das ist kein Vorwurf, sondern einfach nur eine Feststellung, wir haben uns immer aufeinander verlassen, und jeder hat nach seinen Möglichkeiten funktioniert. - Die Chemie stimmte, die Harmonie sowieso, aber die Koordination war schlichtweg das Problem. - Von hervorragender Chemie wird keine Küche sauber und kein Haus so, dass man die beste aller Frauen und Mütter wieder ohne schlechtes Gewissen zurück in dieses Heim führen könnte. - Gut, meine Frau hängt das Ziel auch besonders hoch, dennoch habe ich noch mehr Angst vor den perfiden Sticheleien meiner kleinen Tochter, die sehr wohl in der Lage ist, den salzigen Finger der Durchtriebenheit genau auf die kleinen versteckten Wunden zu legen. - Meine Frau ist in solchen Momenten, wenn sie die verfärbte Wäsche sieht, die verbrannten Töpfe, und abgemagerten Katzen immer sehr verständnisvoll, zumindest bekommen wir unsere Verfehlungen nicht gleich aufs Abendbrot geschmiert. - Das kommt dann alles in den nächsten Wochen in verhängnisvollen Nebensätzen wieder raus, wenn einem so völlig unerwartet dann dieses oder jenes serviert wird. - Das ist aber normal, nur ärgert mich dabei, dass meine große Tochter nun am Wochenende nach England verschwindet und somit wieder komplett aus dem Aufarbeitungsfokus meiner Frau verschwindet. - Ich besitze aber eine lästige Eigenschaft, ich bin immer da. - Immer bereit für meine tagtäglichen Unzulänglichkeiten bestraft zu werden, und wenn man um die Ecke denkt, dann könnte man das ja sogar meiner Frau ankreiden, die uns nie zur Selbstständigkeit erzogen hat.

Das ist so ziemlich der niederträchtigste Satz, den man anbringen kann, eigenes Fehlverhalten zu delegieren, aber was lernt man nicht alles als Vater… Nein, es gibt kein Problem hier, wir haben genügend Zeit, unsere kleinen Schusseligkeiten hier wieder gerade zu biegen, ein Kärcher, grobes Abbruchwerkzeug, ein Sondermülltransporter des Cabildo, und dann müssen wir halt dringend noch ein Satz neue Handtücher kaufen, welche, die nicht nach 70er Jahre kommunenrosa aussehen. - Die Handhabung der Waschmaschine ist meiner Tochter grundsätzlich nicht fremd, das hat sie mir schon mal voraus, aber die gelungene Zuordnung der Wäschestücke, da ist noch Platz für Weiterbildung. - Die Arbeiten am Haus, die sind eigentlich ganz gut vorangegangen, nur haben wir uns brutal mit der zur Verfügung stehenden Zeit verkalkuliert, und außerdem noch abhängig gemacht von einem Maurertrupp, der bereits vor 14 Tagen hier antanzen sollte, um mehrere kleine Arbeiten durchzuführen. - Das kommt halt davon, wenn man im Sommer, und noch dazu in Zeiten der Bajada Handwerker bestellt, aber das geht ja nur bedingt auf unserer Kappe. - Allerdings haben wir das Ziel verfehlt, dass alle Arbeiten hier erledigt sind, noch bevor der Damenstab wieder auftaucht. - Wir werden also noch ein paar Wochen weiter in Staub und zwischen Farbeimern leben, mein Willkommensgeschenk an meine Frau, die nach einem anstrengenden Urlaub im heißen Deutschland eigentlich wohlige Ruhe hier auf La Palma verdient hätte. - Als wir gestern Abend noch miteinander telefoniert haben, da sagte ich ihr, wie sehr wir uns auf sie freuen. - Irgendwie dachte ich zuerst, die Verbindung sei abgebrochen, denn es entstand eine merkwürdige Stille, die erwartete Antwort meiner Frau kam nicht, nur aus der Ferne hörte ich so ein Stöhnen, das ich bereits aus anderen Situationen kenne und nicht unbedingt als Genusslaut einzustufen ist. - Meine Frau, die weiß, was sie an uns hat, die muss uns das gar nicht den ganzen Tag immer erzählen, wie lieb sie uns hat und wie gerne sie uns nach einem Urlaub wiedersieht, um endlich wieder am positiven Gelingen dieses Heimes mitzuarbeiten. - Gott erhalte die Arbeitskraft meiner Frau, die Unbekümmertheit meiner Brut, und meine Naivität. - Das sind die Zutaten, für einen glücklichen Familiencocktail, zumindest so lange, wie ich diese Kolumne schreibe…

Heute Abend gibt es keine weiteren Nachrichten, ich habe meiner Frau hier rund ums Haus eine ganze Menge zu erklären…

Die große erwartete Hitze ist also bei uns hier unten gar nicht angekommen, und auch für die hohen Zonen der Insel wird ab heute Abend bereits Abkühlung erwartet.



Montag 19.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 20 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 29,1 Grad - niedrigste Temperatur 23,0 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 44,4 - Temp. Min 26,3 - Feuchte 5 - 5 % Niederschlag 0 mm

Ratten, so groß wie Katzen,
und Eidechsen, so groß wie Krokodile

Kein Hausmannslatein, sondern in habe endlich mal wieder etwas gefunden, was interessant ist, und nichts mit der Bajada de la Virgen de Las Nieves zu tun hat. - Ist wirklich nicht einfach in diesen Tagen, die Presse bringt über La Palma überhaupt nichts anderes mehr, es ist also schwer geworden, da irgendwie zu unterhalten. - Die Paläontologin Esther Martín lässt uns in einem Interview nun wissen, dass die Kanarischen Inseln wohl schon viel früher besiedelt wurden, als man das bislang angenommen hat. - Nicht von Menschen, da stehen immer noch die beiden Termine, entweder mit den Phöniziern, oder später mit den Römern. - Was aber die Flora und Fauna dieser Insel angeht, das ist noch immer ein ziemliches Rätsel, denn wir sind doch ziemlich weit weg vom Kontinent und auch viel zu jung, um mal Teil des afrikanischen Kontinents gewesen zu sein. Unsere Inseln sind vulkanischen Ursprungs und müssen somit komplett neu von Leben erobert werden, und all dieses Leben muss irgendwie von außen kommen. Amphibien, Meerestiere und Vögel oder Tiere mit Flugeigenschaften, das kann man noch erklären, aber Landbewohner, die brauchen halt irgendwie eine Möglichkeit über den Atlantik zu kommen, und selbst an der schmalsten Stelle zwischen Lanzarote und dem afrikanischen Festland, sind es immerhin noch 100 Kilometer. - Dass sich komplett eigenes Leben auf den Inseln entwickelt haben kann, das schließt man aus, immerhin sind selbst unsere "ältesten Inseln", Lanzarote und Fuerteventura nur an die 20 Millionen Jahre alt, und da bekommt man, bei allem gebührenden Respekt, keine komplette Evolution hin, vom Einzeller bis hin zu den Säugetieren. - Was aber gut möglich ist, dass hier angeschwemmte Tiere und Pflanzen sich zu komplett eigenen Rassen und Spezien entwickeln, da eben die Evolution auch Veränderung und Anpassung kennt, und nicht eben nur Neuschaffung. - Wie nun diese Tiere zu uns gekommen sind, das weiß man nicht, aber man findet immer mehr Zeugen von altertümlichen Tieren hier auf den Inseln, und eben viele davon völlig unbekannt und natürlich schon lange wieder ausgestorben.

So spricht eben auch Frau Martín, man hätte Versteinerungen von Tieren gefunden, die rattenähnlich waren, aber eben so groß wie Katzen, mindestens. Und auch von Eidechsen, welche länger als 1,5 Meter waren und Reste und Eier von Landschildkröten, so groß und einzigartig, wie man das eben auch von den Galapagosinseln kennt. - Dort haben sich solche Tiere ja zum Teil erhalten, warum die nun hier auf den Inseln allesamt ausgestorben sind, das ist auch noch ein Rätsel, und dabei klammert man sich an die vulkanischen Aktivitäten auf den Kanaren, die wohl Grund dafür gewesen sein können, dass sich, anders als auf den Galapagosinseln, diese autochthone Fauna nicht erhalten hat. - Bei der Flora sieht es ja etwas anders aus, da gibt es wohl Dickblattgewächse, denen man Millionen von Jahren andichtet und rare andere Pflanzchen, die es eben nur hier gibt und die so auch eine gewaltige Evolution hinter sich haben müssen. - Denn auch auf diesem Gebiet muss man ja sagen, die Urformen aller Lebewesen, die müssen von außen gekommen sein, ein wirkliches Originalprodukt kann es auf den Kanaren wegen seines jugendlichen Alters, sieht man das mal in geologischen Zeiträumen, gar nicht geben. - Umschreiben muss man deswegen die Besiedlungsgeschichte der Kanaren nicht, nur eben ein bisschen weiter forschen und denken, denn hier war also schon vor den uns bekannten Lebewesen so einiges los auf den Inseln. - Allerdings nicht auf La Palma, und auch nicht auf El Hierro. Diese beiden Inseln sind eh die Säuglinge des Archipels und kommen gerade mal auf schlappe 2 bis 2,5 Millionen Jahre. - Das ist gerade mal abgenabelt, und alles, was bei uns wächst und gedeiht, das ist sicherlich von den anderen Inseln gekommen, auch wenn es sich dann auf unserer Insel erneut angepasst und verändert hat. - Aber unserer Jugend verdanken wir auch unsere Schönheit, und das viele Wasser, denn La Palma wächst ja immer noch, zumindest im Norden, und wir müssen hoch hinaus, wenn wir auch weiterhin das feuchte Labsal des Passats auflecken wollen. - Das ist ja das Problem der "alten Inseln" Lanzarote und Fuerteventura, die sind von den Naturgewalten bereits wieder so geschliffen, dass die Passatwolken einfach über die Inseln hinweg ziehen, und so ihre feuchte Fracht gar nicht annehmen können. - Zumindest wissen wir jetzt auch, wie La Palma mal in 18 Millionen Jahren aussehen wird, platt wie eine Flunder. - Allerdings ist es etwas früh, jetzt bereits mit Tourismusstrategien für den Strandtourismus auf La Palma beginnen zu wollen, so langfristig planen, das bringt nichts.

Das Wetter verschont uns in den unteren Zonen weiterhin vor der großen Hitze. Der Wind rührt sich nicht und mischt so auch die heiße Luft der oberen Schichten mit unserem atlantischen Klima nicht. - Noch ist die Gefahr nicht gebannt, die Waldbrandgefahr sowieso nicht, denn da wo oben ist, da ist bei uns auch der Wald. - Man muss sich das mal auf der Klimaanlage zergehen lassen. 29,1 Grad auf 540 Meter und 43,4 Grad auf 1.260 Meter. - So viel zu Faustregeln der Temperaturen…




Bei rattenähnlichen Tieren, die so groß wie Katzen werden, da fält mir immer wieder der Paul im Säuglingstadium ein...




Montag 19.07.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 22 % - Luftdruck 1019 hPa

Das hört nicht auf mit den Fiestas
Der Juli ist ein harter Monat

Und sowieso, wenn die Bajada de la Virgen de Las Nieves stattfindet. - Das kann man nur alle 5 Jahre durchhalten, schließlich wollen ja auch noch die "normalen" Sommerfiestas der einzelnen Gemeinden abgehalten werden, und wer da in echter Feierlaune ist, der muss sich sputen, das alles mitzumachen. - Schwerpunkt ist natürlich Santa Cruz mit der jetzt in der Stadt befindlichen Marienstatue. - Die kam ja am Samstag bereits bis zum Ortsrand, und wurde dann gestern in einem triumphalen Umzug von "La Encarnación" bis zu ihrer traditionellen Unterkunft in der Kirche "Matriz de El Salvador" gebracht. - Vorbei am "Barco de la Virgen", also an dem Nachbau der Santa María, wo dann angehalten wird, und es immer den traditionellen Dialog zwischen dem Schiff und der Festung gibt. - Böllerschüsse erlösen dann die wartende Prozession, und dann geht es weiter durch die Stadt, gefolgt von tausenden an Pilgern. - Mit den Zahlenspielen, wie viele denn da nun teilgenommen haben, das ist inzwischen müßig. - Nachdem man sich bereits bei der Prozession beim Herabbringen des Throns mit Rekordzahlen geradezu überworfen hat, wird es nun schwierig, neue Rekorde zu vermelden. Irgendwann setzt man sich halt auch der Unglaubwürdigkeit aus, und in den engen Gassen der Hauptstadt passen eh nicht so viele Menschen rein, wie man das gerne vermelden möchte. - Das ist aber Nebensache, so wie alles andere im Moment auch, diese Insel steht außerhalb der Fiestas im Moment still.

Die Woche über gibt es nun jeden Tag Konzerte in der Hauptstadt. Den Höhepunkt dieser musikalischen Leckerbissen bildet sicherlich das Ballett Schwanensee, welches das Moskauer Ballett unter der Leitung von Timur Fayziev am Donnerstagabend, dem 22 Juli, gibt. - Ob und wie man da noch an Karten kommt, das weiß ich leider nicht, es ist aber zu befürchten, dass diese Vorstellung längst ausverkauft ist. Und dann man Samstag, den 24. Juli, geben die Zwerge erneut 5 Vorstellungen und tanzen danach auch wieder für das "Volk" auf der Straße. - Wobei es nur noch wenige Karten gibt, lediglich für die letzte Vorstellung, die um 23:30 Uhr beginnen sollen, meldet der Ticketverkauf über das Internet noch eine nennenswerte Anzahl von freien Plätzen. - Wer das Spektakel also doch noch sehen will, der sollte sich sputen, seine Karten zu besorgen. - Unter der Woche wird dann auch die Marienstatue in der Kirche bleiben, aber am Sonntag gibt es dann zwei erneute Prozessionen durch die Stadt. - Es ist als Fiesta jeden Tag und wer arbeiten muss, der ist jetzt ein armer Tropf, aber das ist er ja eigentlich immer…



Sonntag 18.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 31 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 31,5 Grad - niedrigste Temperatur 23,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 41,5 - Temp. Min 21,1 - Feuchte 5 - 5 % Niederschlag 0 mm

Das Sonntagsrezept
Kanada hat gut lachen

Bunter Reis mit Joghurtsoße, dazu braucht man ja Kochtöpfe und Schälchen, die man hinterher wieder saubermachen muss, und Einkaufen muss man dazu auch noch. - So was kommt bei uns nicht in die Küche, was mehr als eine Pfanne benötigt, das ist nicht tauglich. - Wir gehen halt ab und zu essen und haben so unsere Lieblingsgerichte für hier zu Hause entwickelt. - Ravioli aus der Büchse gibt es nicht mehr, sind ausverkauft, und andere Fertigprodukte schmecken uns nicht, wir sind da eigen. - Pizza ist ein logistisches Problem, da muss man entweder in die Pizzeria fahren, oder früh genug solche Teigscheiben im Supermarkt besorgen, und das fällt uns aus taktischen Gründen irgendwie schwer. - Gott sei Dank ruft man uns einmal in der Woche aus dem Bioladen an und erinnert uns, dass wir da eine Dauerbestellung auf Eier und Milch haben. - Das ist gut so, denn sonst merke ich erst in dem Moment, wo ich ins leere Eierfach greife, dass nichts mehr da ist, und Eier haben sich zum neuen Renner hier bei uns entwickelt. - Natürlich nur die guten Bio-Eier von der "Granja Tierra Fuente", was anderes an Eiern kommt uns nicht mehr ins Haus, auch da sind wir eigen geworden. - Aber Eier alleine essen wir dann auch nicht immer und dauernd, ich habe da ein praktisches, wohlschmeckendes und eigentlich schon klassisches Rezept entwickelt, śufs a la solitude. - Im Supermarkt gibt es so witzige Päckchen bereits klein geschnittenen Frühstücksspeck, Bacon also, da muss man dann nicht mal mehr im dem Messer ran und auch noch ein Brettchen bemühen. - Diesen Speck gibt man also in die Pfanne, sonst nichts, lässt den ein bisschen glasig werden und gibt dann einfach zwei oder drei Spiegeleier drauf und fertig ist die Laube. - Nicht mal rühren muss man und wenn ein Feiertag ist, oder ein Sonntag, dann toasten wir uns noch eine Scheibe Brot, legen das unter das Ei und genießen so die allerbeste Mahlzeit des südlichen Torreón. Torreón, so heißt unsere Straße… Ja, manchmal gönnen wir uns richtig was, wir kleine Feinschmecker wir. - Das Abspülen ist dann ein wahres Fest und beide von uns reißen sich darum danach die Küche wieder in Ordnung zu bringen. So sieht eine echte Vater-Tochter-Glückseligekeit aus, und so lange das meiner Tochter schmeckt, ist doch alles in Ordnung.

Allerdings hat man für heute Abend bereits angekündigt, dann doch wieder gesund mediterran speisen zu wollen, also wird es Pizza geben, das kann sogar noch Küchen schonender sein, kauft man diese italienischen Glücksfladen gleich vorgeschnitten in der Pizzeria, und wir haben ja hier in El Paso inzwischen eine sehr Gute. - Das wird also wieder ein sehr praktischer Abend werden, kein Abwasch mehr der droht, da freut man sich dann gleich noch viel mehr auf den Fernsehabend. - Kommt nur wieder nichts, klagt meine Tochter, also holen wir da auch Konserven heraus und werden uns irgendeine Lost-Staffel erneut ansehen, auch wenn wir das schon mehrmals gemacht haben. - Das ist ja das Praktische bei der Sendung, auch beim vierten Male ansehen kapieren wir noch nicht alles, und werden immer wieder überrascht. - Sie müssen also keine Angst haben, dass wir uns hier geistig gegenseitig überfordern, psychisch wie physisch leichte Kost, da kann doch nichts passieren. - In zwei Tagen, da wird das wieder anderes werden, so mit echtem Frühstück, Mittagessen aus mehreren dampfenden Töpfen, und dieser so selten benutzte weiße große Schrank in der Küche, bei dem das Licht immer angeht, wenn man die Tür aufmacht, der wird dann auch wieder mehr als nur drei Produkte enthalten. Wir müssen dann aber aufpassen, und nicht gleich am ersten Abend zu viel und besonders zu fremde Dinge zu uns nehmen, da unser gesamter Stoffwechselapparat ja auf Eier-Speck-Pizza-Diät eingestellt ist, und das auch nur in kleinen Dosen. - Besonders wichtig wird es werden, bei den hohen Gaben an vitaminreichen Nahrungsmitteln, welche meine Frau immer verarbeitet, ich weiß nicht, ob unsere Körper das überhaupt noch mitmachen. - Aus Gemeinheit habe ich ja auch wieder ein paar Kilo abgenommen und werde so meine Frau vom Flughafen auch wieder als lebendiger Vorwurf abholen, nach dem Motto, sieh nur, was du mir angetan hast. - Das hält dann ein paar Tage vor, und dann legt sich meine Frau so richtig ins Zeug und belastet ihre Küche bis an die Grenzen. - Zwei Tage noch, dann herrscht hier wieder Ordnung und das Sonntagsrezept besteht dann auch wieder aus mehr als 2 Zutaten.

Beim Wetter zeichnet sich wieder eine Zweiklassengesellschaft ab. - Der Wind ist am Vormittag hier eingeschlafen und so hat es die große Hitze nicht geschafft, bis in die unteren Zonen zu gelangen. - Noch nicht, wir erwarten noch mehr Wind, und dann kann aus unseren 30 Grad schnell auch 40 Grad werden, aber bislang schwitzen nur die "Bergbauern" so richtig.




Glückliche Eier, rosiger Speck, die Zutaten zu einem herrlichen Sonntagsrezept




Sonntag 18.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1017 hPa

Der Wind, der pfeift uns eins
Déjà-vu

Ein Gutes hat das Ganze, wir haben heute eine Ausrede, nicht mit dem Streichen des Hauses weiter zu machen. - Und so wie das aussieht, wird unsere Ausrede locker auch noch bis Dienstag halten, bis meine Frau und meine kleine Tochter wieder nach Hause kommen. - Das Wetter ist genau so wie vor einer Woche, das große atlantische Hoch, meist Azorenhoch genannt, ist so weit nach Osten verrutscht, dass uns der Wind nicht mehr als feuchtkalte atlantische Strömung erreicht, sondern als vorgewärmte Brühe von der iberischen Halbinsel und dem afrikanischen Kontinent. - Calima ist etwas anderes, dazu bräuchten wir Südwind, oder wenigsten Südwest, so bleibt die Windrichtung Nordost, aber was sonst als kalter Fallwind über die Cumbre Nueva das Aridanetal kühlt, ist jetzt der heiße Hauch Afrikas. - Dabei sind wir hier in den unteren Lagen zunächst noch im Vorteil, hier wirkt die kühlende Nähe zum Atlantik noch, aber das wird sich im Laufe des Tages ändern, wenn der Wind so scharf bleibt. - Die Luftfeuchte ist bereits dahin und gestern Abend konnte man das Vorspiel zur Hitze sehr gut beobachten. - Wir saßen auf der Terrasse der Tasca Catalina und spürten mal den frischen Hauch des Atlantiks, wenn die abendliche anlandige Strömung sich durchsetzte, bis dann wieder ein warmer Hauch aus Ost die Windrichtung und die Stimmung komplett änderte. - Das geht dann so in Minutentakt, bis eben irgendwann der Fallwind so stark wird, dass von der anlandigen Strömung kein Rest mehr spürbar ist. - Gebackene Käsewürfel, Schweinefilet in Senfsoße und Lachs auf Coucous, dazu ein windiger Dialog zwischen Atlantik und Afrika, eine wunderbare Bühne und drei Vorhänge. - Aber das war nur das leckere Vorspiel, jetzt kommen ein paar unangenehme Tage und es wird hart werden, die Getränke und den Kopf kühl zu halten.




Isobarenkarte von heute, welche das Azorenhoch viel zu weit östlich zeigt.




Die Vorhersage für kommenden Mittwoch, da ist alles wieder so, wie sich das gehört. - Die Graphiken stellt immer die "AEMET", die Agencia Estatal de Meteorología zur Verfügung. - Wer selber gucken will, der findet weitere Graphiken HIER

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Samstag 17.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 28 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 27,2 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 38,5 - Temp. Min 18,4 - Feuchte 13 - 20 % Niederschlag 0 mm

Die Jungfrau kommt heute in die Stadt…
… fast

Unser Feste und klerikalen Eigenheiten sind meist an äußerst komplizierte Traditionen und Abläufe gebunden. - Wenig ist da so, wie man es erwarten will, und einen gesamtpäpstlichen Plan für regionale Devotion gibt es natürlich auch nicht. - Oft blickt da auch keiner mehr dahinter, warum man das eigentlich seit Jahrhunderten so macht, aber das geht ja dem Gesamtprojekt Katholische Kirche auch nicht anders. - Wobei mich ja immer noch das Ziel interessiert, geht es darum, in den Himmel zu kommen, oder auf Erden, und möglichst zu Lebzeiten, ein erträglicher Artgenosse zu werden. - Diese Frage sollte bitte nicht Theologen gestellt werden sondern, die vermischen meist Ursache und Wirkung, vielleicht wäre das eher was für Philosophen, aber dann dauert eine Antwort ja wieder so lange und ist meist so verfasst, dass eh keiner versteht, was nun gemeint ist. - Der Glaube steht dabei über allem, und das ist ja Teil des wunderbaren wie oft auch wundersamen Spiels, Glaube bedeutet ja auch, nicht wissen zu müssen und beweisen schon gar nicht. - Raus jetzt wieder aus der philosophischen Schleife und ab nach Santa Cruz, wo heute endlich nach Wochen des anstrengenden Feierns die Hauptperson erwartet wird, die Virgen de las Nieves, Schutzpatronin der Stadt Santa Cruz und überhaupt der ganzen Insel, zumindest inoffiziell. - Das mit der ganzen Insel ist inoffiziell, denn es gibt ja immer noch den Heiligen Michel, den San Miguel Arcángel, den Namensgeber der Insel und offiziellen Schutzpatron. - Und sagen Sie mir jetzt bitte nicht, Sie wüssten nicht, wie diese Insel richtig heißt, und suchen immer noch die Palme beim San Miguel. - Sollte das so sein, dann gehen Sie bitte zurück auf Los und fangen im Jahr 2002 wieder an, meine Nachrichten zu lesen. - Diese Insel heißt eigentlich San Miguel, und als Besitz ergreifenden Zusatz hat man ihr damals noch die Bezeichnung de La Palma hinzugefügt, weil die Herren Neueigentümer zum großen Teil aus Palma de Mallorca stammten. - Warum nun der Namen nicht mehr gebraucht wird, das Etikett der Kolonialisierung aber wohl, das muss man pragmatischen bis lächerlichen Abläufen der späten Geschichtsentwicklung dieser Insel zuschreiben. - Schlimm ist das alles nicht, das ist etwa so, wie die Weißwurst auch ein Zufallsprodukt aus fehlenden Schafsdärmen gewesen sein soll, und eigentlich Bratwürste hätten werden sollen. - Allerdings hat La Palma nicht die gleiche Karriere hinter sich wie die Weißwurst, wäre ja auch schade, wenn wir schon vormittags gegessen sein müssten.

Abschweifen ist mein Lieblingssport, und jetzt komme ich auch endlich wieder von der Weißwurst zur Jungfrau. - Da lauert eigentlich schon wieder das nächste Fettnäpfchen, aber das umschiffe ich jetzt mal mehr oder weniger elegant, und gehe wieder zurück nach Santa Cruz. - Für viele ist die Feier eigentlich schon gegessen, denn die Zwerge haben bereits getanzt, aber die Virgen kommt erst heute. - Allerdings wird die Dame unter größter Beteiligung an Pilgern aus der Wallfahrtskirche Las Nieves heute nur bis zur Kirche "La Encarnación" getragen, die sich noch auf dem Nordufer des Barrancos befindet, welcher die Stadt zumindest gefühlt nach Norden hin abschließt. - Dort bleibt die Dame eine Nacht, und wird erst morgen dann weiter in die Stadt getragen, von Kirche zu Kirche, um dann schließlich in ihren eigentlichen Bestimmungsort, die Kirche "Matriz de El Salvador", zu gelangen. - Dort befindet sich auch der Thron der Patrona, der bereits vor Wochen in den Ort getragen wurde, in 42 Einzelteilen, und den man hoffentlich schon zusammengebastelt hat. - Heute Abend noch reist auch wieder echte Prominenz aus Kirche und Politik an, um die Virgen in "La Encarnación" zu empfangen, man erwartet gleich mehrere Bischöfe und hohe Politiker aus den Reihen des Gobierno de Canarias und natürlich auch die bekannten lokalen Größen. - Die Messe selbst wird vom Bischof der Diözese La Laguna (Tenerife) gelesen, vom allseits beliebten und meist freundlichen Don Bernardo, der geborener Palmero aus Mazo ist. - Die Diözese Tenerife heißt übrigens im Kirchenjargon "Diócesis Nivariense", aber das bringt jetzt nichts, mich zu fragen, warum. - Das bringt genau so wenig wie die allermeisten Palmeros das zu fragen, oder warum die Jungfrau in Etappen anreist und ihr Gepäck, also den Thron, bereits Wochen vorher schickt, und auf den Plakaten der Niederkunft der Jungfrau immer nur Zwerge auftauchen. - Fragen Sie das hier niemanden, und schon gar nicht jetzt, die Allerwenigsten wissen das und dann haben Sie eine etwaige Ahnung davon, warum Glauben, und besonders fester und unverrückbarer Glaube, nicht dem Dogma des Wissens unterliegt. - Und das ist gut so. - Für Zweifler und Bohrer, zu denen ich mich wohl auch zählen muss, nicht ganz schlüssig. Deshalb ist ja auch meine Antwort auf die Frage, ob ich eigentlich ein gläubiger Mensch sei: Ich wünschte so sehr, ich könnte glauben, am Besten gleich alles, aber so einfach sind die Dinge wohl auch nicht gestrickt. - Zumindest glaube ich an die Liebe meiner Familie, an das Gute im Menschen, in vielen Menschen, na ja, in manchen Menschen, und auch daran, dass der Liebe Gott, nicht der zornige Gott aus dem Alten Testament, ein ziemlich umgänglicher Kerl sein muss, und lieber mit fröhlichen Sündern plaudert, als mit griesgrämigen Asketen. - Bei fröhlichen Sündern ist nämlich noch nicht alles verloren...





Samstag 17.07.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 50 % - Luftdruck 1017 hPa

Und immer noch zwickt der Barsch, den Fischern in...
… die Geldbörse

Gestern bereits vollzogen die Fischer aus Tazacorte ihre Prozession der Virgen del Carmen, vom neuen Hafen zum alten Hafen, und Devotion ist eine feine Sache, zumindest kann man noch an etwas glauben. - Nur als Randnotiz muss man wohl noch erwähnen, dass diese Prozession über das Wasser jedes Jahr in Tazacorte erneut für administrativen Stunk sorgt, denn die begleitenden Boote dürfen aus Sicherheitsgründen keine Passagiere mitnehmen, fehlt den Fischerbooten und anderen Fahrzeugen doch das Recht zur Personenbeförderung. - Das wird aber fleißig ignoriert, auch wenn wirklich Strafen drohen, wo sich Traditionen und Arbeitsschutz kreuzen, da kommt es zumindest zu administrativen Unfällen. - Aber das beunruhigt die Fischer weniger als der Barsch der Polemik, der Wolfsbarsch besser gesagt. - Im Januar bei schwerer See waren aus den Fischzuchten vor der Küste wohl an die 150.000 Exemplare des Dicentrarchus labrax ausgebüchst, ein Raubfisch, der hier vor den Küsten eigentlich nichts zu suchen hat, und der sich nun in den Gewässern rund um Tazacorte als wahrer Allesfresser aufspielt. - "Lubinas" nennt man die Tiere hier, und dieses Wort ist bei den Fischern inzwischen zum Reizwort geworden, da dieses massenhafte Auftreten der Raubfische nach deren Meinung ihnen die Lebensgrundlage entzieht. Allerdings ist nichts wirklich in dieser nun seit Monaten heftig diskutierten Geschichte so völlig klar und rund, außer eben, dass diese riesige Zahl an Fischen tatsächlich entkommen ist. - Welch großen Einfluss diese Massenflucht nun auf die heimische Meeresfauna vor unserer Küste tatsächlich hat, das weiß man nicht, denn die Fischereibehörde hat wohl einen Studie angekündigt, aber bislang wohl ohne Ergebnis und keiner weiß auch so recht, wo und was die da eigentlich studieren sollen. - Die Betreiberfirma der Schwimmkäfige beschwichtigt mit den Aussagen, dass diese Fische allesamt eines Geschlechtes seien und sich so nicht weitervermehren können, es also nur eine temporäre Gefahr für die heimische Fauna darstelle. - Allerdings hat die Firma auch am Anfang mal gesagt, die entkommenen Fische würden allesamt bald verenden, da die hier keine geeignete Nahrungsgrundlagen fänden. - Das ist wohl inzwischen von den Tatsachen widerlegt, aber konkret über das, was dort vor der Küste Tazacortes vorgeht, darüber berichten nur die Fischer.

Und das natürlich in einer Sprache, welche ihre Interessen berücksichtigt, und wenn man mit diesem Vorsatz an die Informationen herangeht, dann meint man ein bisschen davon zu verstehen, was da passiert. - Die Fänge der üblichen Beute unserer Fischer, hauptsächlich Makrelen und Sardinen, mit denen man den lokalen Markt hier bedient hat, die sind deutlich zurückgegangen. - Ob das nun ausschließlich im Zusammenhang mit dem Auftreten der Lubinen steht, das kann man nicht beweisen, wohl aber vermuten, und es liegt nahe. - An eine ausgewachsene Makrele traut sich so ein Wolfsbarsch sicher nicht heran, aber den Nachwuchs, den kann er wohl stellen und da vermutet man nun das Problem. - Wie weit aber nun die bereits früher vorhandene Überfischung auch an der schlechten Lage der Fischer Schuld ist, und sowieso die Billigimporte an Frischfisch aus Afrika, die dafür sorgen, dass es sich für viele Fischer einfach nicht mehr lohnt, überhaupt mit dem Boot hinauszufahren, das muss man sich vorsichtig zusammenstricken. - Auch will man dem Braten nicht so richtig trauen, dass diese Wolfsbarsche alle eines Geschlechtes sein und sich nicht weiter vermehren können, denn kaum einer kann sich vorstellen, ob es denn gelingt, bei winzigen Jungfischen, die zur Weiterlieferung an Fischfarmen gezogen werden, nur gleichgeschlechtliche Tiere zu verschicken. - Aber wer bitte ist da Spezialist? Die Fischer, die Politik, die sich um Beschwichtigung bemüht, sicherlich nicht, aber von denen, die es wissen müssten, hört man nichts, und vermutet daher böse Dinge hinter diesem Schweigen. - Immerhin konnte man sich nun in so weit einigen, dass die lokalen Fischer jetzt massiv auf Wolfsbarschpirsch gehen. - Mit Netzen will man diese Tiere einfangen, insgesamt an die 80 Tonnen glaubt man in den kommenden Wochen aus dem Meer fischen zu können. - Die werden dann an die Betreiberfirma geliefert, und die zahlt dann pro Kilo den Fischern 50 Cent. - Die jetzt bereits gefangenen Exemplare wiegen meist an die 500 Gramm, sind also zu klein, um diese an den verwöhnten Verbraucher abgeben zu können, aber man findet auch schon Tiere die zwischen 700 Gramm und einem Kilo wiegen, das könnte dann schon für den lokalen Markt interessant sein. - Was nun die Betreiberfirma mit den Fischen dann macht, das ist deren Angelegenheit. - Allerdings darf man schon in den kommenden Wochen damit rechnen, dass der heimische Markt mit recht günstigem Fisch beliefert wird. - Wie schade, dass keine Fischstäbchen oder Schlemmerfilets aus den Käfigen ausgebüchst sind, dieses Problem hätten wir längst peristaltisch erledigt.



Freitag 16.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 31 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 24,6 Grad - niedrigste Temperatur 19,0 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 36,5 - Temp. Min 18,4 - Feuchte 20 - 36 % Niederschlag 0 mm

Zwergenopfer
Jugendliche im Dauerstress

In meinem Alter ist man ja nicht mehr verlegen um Ausreden, wenn man abends, oder besser nachts nicht weggehen will. - Meine Tochter natürlich nicht, die muss sogar ausgehen, dem Recht und dem Drang des jugendlichen Erlebens freien Lauf geben. - Daran hat die auch schon eine Woche gebastelt und auch vorgearbeitet, das ist alles abgesprochen und vielleicht sehe ich meine Tochter morgen gegen Mittag wieder. - Weg ist sie seit gestern Nachmittag, zusammen mit ihrer engen Freundin. - Ich durfte sie noch dahin fahren, dann hat man sich gemeinsam schick gemacht, um zu den Zwergen in die Hauptstadt zu fahren. - Man wollte aber nicht in eine der offiziellen 6 Vorstellungen gehen, sondern die "Enanos" danach noch auf der Straße tanzen sehen. - Das machen die traditionell so, nach der letzten Vorstellung, die eigentlich um 01:00 beginnen soll, geht es raus auf die Straße, noch auf ein Tänzchen für das übrig gebliebene Volk, welches keine Chance hatte eine Karte für die offiziellen Programme zu ergattern. - Daraus wurde aber nicht, die Verspätungen der Vorstellungen wurden irgendwann so groß, dass man anderthalb Stunden hintendran war, und die Zwerge erst gegen 03:30 auf die Straße kamen. - Beide Mädels waren aber auch 02:00 programmiert und schliefen wohl immer wieder ein, an eine Hauswand gelehnt oder sonst wo. - Aber nicht nur die Beiden, sondern vielen anderen erging es ebenso, irgendwann fordert der Schlaf auch bei jungen Menschen sein Recht. - Um 03:00 nahmen die Mädels schließlich den Bus, verpassten also die Zwerge um eine halbe Stunde, aber die waren einfach zu müde. - Dafür musste ich ihr nun versprechen, dass sie zu den Vorstellungen am 24. Juli erneut hingehen darf. - Wenn ein Vater seine Minderjährige Tochter erst nach 24 Stunden nur am Telefon wieder spricht, dann schlägt der ihr nichts ab, also geht sie dann wieder hin und wir können nur hoffen, dass es dann keine Verspätungen mehr gibt.

Ins Bett kamen die beiden Mädels dann also so um 04:30 und dann war auch nicht richtig ausschlafen angesagt, denn heute Nachmittag war und ist noch die "Fiesta del Agua", also das Wasserfest in Puerto den Naos. - Das ist was für junge Leute, mit Tanzmusik und eben Wasserspritzen bis zur vollständigen Durchnässung des Publikums, ein durchaus krudes wie wildes Geschehen, also ganz zur Freude der Jugendlichen. - Eigentlich soll das um 20:00 Uhr beendet sein, aber bis man sich dann von den Freunden verabschieden kann und will, den Bus erwischt und dann noch mal in Los Llanos umsteigt um nach El Paso zu gelangen, wird es auch sicher wieder Mitternacht werden, bevor ich meine Tochter zu sehen bekommen. - Dann mit ihrer Freunden, die nun hier übernachtet und so kann es gut sein, dass ich erst morgen am Mittag die beiden Damen dann zu sehen bekomme. - Die "Fiesta del Agua" ist aber auch wieder nur Rahmenveranstaltung einer anderen Jungfrau und Schutzpatronin, der Virgen del Carmen. - Man pendelt also von Jungfrau zu Jungfrau, und als Vater einer losgelassenen Teenagerin möchte ich ab jetzt keine Wortspiele mehr bringen, sondern lieber mich auf die Bezeichnung Schutzpatronin, oder wie man hier einfach sagt, Patrona stützen. - Diese Dame, also die Carmen, das ist wieder mal eine Multifunktionsheilige, die gleich für ganze Länder, viele Städte, aber auch ganze Beschäftigungsbereiche die Aufgaben der Berufsgenossenschaft übernimmt. - So sind das hier in Spanien die Fischer, die Handels- sowie Kriegsmarine. - Der 16. Juli, also heute ist deren großer Tag, aber die wirkliche Prozession findet erst am kommenden Sonntag, also dem 18. Juli statt. - Sie haben doch inzwischen bereits unseren sehr weltlichen Pragmatismus kennengelernt, man nimmt die Dinge hier um klerikale Pflichterfüllung sehr ernst, aber eben nicht sehr pünktlich. - Wie man vom Berufsbild fast schon ahnen kann, die Virgen del Carmen wird per Boot erwartet und fährt ab 18:00 Uhr auch die Strände von El Remo und Charco Verde besuchen, um dann wieder gegen 20:00 Uhr (die Ankunftszeiten sind virtuelle Vorschläge) in Puerto Naos zu sein. - Das ist übrigens sehenswert, das Boot der Patronin wird von anderen Booten aber auch Schwimmern begleitet, da kann sich so manch Kadett beweisen. - Für mich gibt es aber heute noch einen Schutzpatron, nämlich den San Karl, der hat mir heute Mittag, ich war natürlich wieder unterwegs, noch eine große Schale frisch zubereitetes indonesisches Huhn mit Risibisi vor die Tür gestellt. So pfiffig verpackt und mit einem Hohlblockstein gesichert, dass kein Hund und keine Katze da rankam. - Die Hälfte habe ich dann gleich mittags eingeschoben, ein Hochgenuss, der Kerl der Karl, den kann kochen, und die andere Hälfte steht im Kühlschrank und wartet auf den nächtlichen Verzehr durch meine Tochter. - Das kommt unserer Konfektionsgröße ganz gut zu Hilfe, haben wir uns doch in den letzten 14 Tagen meist nur von unserer bekannten mediterranen Diät ernährt. Sie wissen schon, Pizza und Ravioli aus der Dose, und das auch nur, wenn wir mal Zeit gehabt haben. - Ein guter Tag war das, auch Paul ist wieder zurück, der war seit gestern Abend verschwunden und wenn dann meine Tochter heute Nacht auch noch mit ihrer Freundin anrückt, und bitte nur mit der, dann werde ich auch noch wunderbar schlafen. - Ich traue mich noch gar nicht an den kommenden Dienstag zu denken, dann ist das Haus endlich wieder voll, und es gibt jeden Tag wieder eine warme Mahlzeit, auch ohne großzügige Spenden aus der Nachbarschaft. - Das Leben ist so wunderbar…

Sehr schöne Fotos noch vom Zwergentanz gibt es bei "elapuron.com" zu sehen.




Die Virgen del Carmen in El Remo




Freitag 16.07.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 52 % - Luftdruck 1019 hPa

Beuteltiere
Unendlicher Kampf gegen die Plastiktüten

Wann die Knistertüten hier zum ersten Mal aufgetaucht sind, das weiß ich nicht mehr. - Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da hingen draußen vor den Häusern noch Stoffbeutel, in welche der Brotfahrer morgens die Brote warf, und manch Landmann wurde von seiner Frau abends mit der Schubkarre zum Dorfladen geschickt, um dort den Wocheneinkauf abzuholen. - Irgendwann tauchte dann aber die Plastiktüte auf, zuerst gefeiert als absolute Revolution und die Moderne brach über die Insel herein, und kein Utensil des Alltags ist uns treuer als die allgegenwärtigen Knistertüten. - Gut, das kann auch praktisch sein, einmal einkaufen gehen, schon hat man gratis Mülltüten auch in Haus, aber das ist ja noch nicht alles. - Wer heute bei uns im Supermarkt Obst oder Gemüse erwirbt, der hat dann zusätzlich noch mit Kunststofftütchen zu kämpfen, sei es auch nur ein Apfel, nur eine Zwiebel oder eine Knolle Knoblauch, immer muss eine Schicht Plastik drum herum, anders geht das nicht. - Einmal Hygiene, obwohl das lächerlich ist, aber die Vorschriften zu befolgen sind. - Dann ist es aber auch wichtig, dass das Preisetikett irgendwo hin muss, weil ja sonst die Kassiererin kein erfolgreiches Piep als Rückmeldung des Kaufvorganges erhält. - Ebenso ist es bei loser Wurst oder Käse. - Zunächst das gewachste Papier, dann wieder eine Kunststofftüte darum und erst so geht es dann aus dem Laden. Uns fällt das eigentlich gar nicht mehr auf, wer " mit der Tüte" groß wird, für den ist das selbstverständlich und wird das ganze System auch gar nicht mehr hinterfragen. - Warum auch, kostet ja nichts, wir haben eine Müllabfuhr und diese fatale Kombination, gratis und aus dem Auge aus dem Sinn, die macht uns hier extrem anfällig für einen reichlich barbarischen Frevel an unserer Umwelt.

Dabei geht das anders, und das ist auch gar nicht schwer anzuwenden, die allermeisten Tüten kann man sich schlichtweg sparen, die sind so überflüssig wie die FDP. - Dagegen stehen aber halt einige komplett überkandidelte Hygienevorschriften und schlichtweg unsere Gewohnheiten, und da stecken dann auch schon unsere Probleme. - Vorschriften zu ändern ist vielleicht sogar noch einfacher als Gewohnheiten aufzugeben, dennoch will man es nun angehen. - Anstatt eine sehr erfolgreiche Kampagne in die Welt zu setzen, wie man das anderswo auch gemacht hat, und für die Kunststofftüten an der Kasse einfach zu kassieren, setzt man hier auf Aufklärung. - Sehr generös und "aufgeklärt", allerdings steckt da zu viel Gutmenscherei in diesem Versuch die Gesellschaft über Vernunft und Einsehen zum aktiven Umweltschutz zu führen. - Hinweisschilder in den Supermärkten sind bereits aufgetaucht, mehr oder weniger schicke Einkaufstaschen mit albanischem Dekor stehen an den Kassen zum Verkauf, und auch gibt es jetzt mobile Informationsstände des Umweltministeriums, welche in den kommenden 2 Jahren durch alle spanischen Städte ziehen sollen, und im Einzelgespräch den Verbraucher auf die Riesenschweinerei hinzuweisen, die man da mit der vermeintlichen Einfachheit der überall vorhandenen Kunststofftüten anrichtet. - Alle Achtung, hier geht man aber sehr erwachsen und respektvoll mit den Bürgern um, allerdings fürchte ich einfach mal, dass das Ergebnis nicht unbedingt den ganzen Aufwand lohnt. - Ich würde in der Tat das Modell Geld für Tüten vorziehen, das ist viel effektiver, wir wissen ja, wie, und besonders wo, das Volk am schnellsten und nachhaltigsten lernt. - Dabei gibt es ja schon "Beuteltiere" hier auf der Insel, einige unbeirrbare Leute, oft Ausländer mitteleuropäischer Herkunft gehen ja bereits bewaffnet mit den berühmten Beuteln in den Laden und trumpfen dann an der Kasse meist mit einem umweltverträglichen Grinsen auf. - Oft aber haben die auch schon Probleme bekommen, weil man es in vielen Läden nicht mag, wenn man bereits mit Tüten den Laden betritt, aber auch da muss man noch dazulernen. - Die allermeisten aber trauen sich noch gar nicht mit Beuteln in den Laden, und selbst meine sehr resolute und verantwortungsbewusste Frau, die geht dabei Kompromisse ein. - Die hat immer mindestens einen "Beutel" in der Handtasche, oft mehr, und beim Fleischer, im Bioladen und beim Bäcker wird der dann ausgefahren, im Supermarkt aber werden die dargereichten Plastiktüten genommen. - Ganz einfach, weil wir nicht auffallen wollen und nicht genügend Zivilcourage haben, gegen dieses Gewohnheitsrecht der Umweltverschmutzung aufzumucken. - Das geht aber nicht nur uns so, selbst Palmeros haben mir schon geschildert, wenn es um dieses Thema ging, dass es ihnen zu blöd ist komisch angeblickt zu werden, wenn man seine Tüten gleicht mit in den Laden bringt.



Donnerstag 15.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 46 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 24,8 Grad - niedrigste Temperatur 20,1 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 36,5 - Temp. Min 18,4 - Feuchte 20 - 48 % Niederschlag 0 mm

Kurznachrichten

Spanische Jungendliche und Kinder sind zu dick. - Zwar geht die Zahl der an Fettleibigkeit leidenden Teenager zurück, und hat auch nicht solche Ausmaße angenommen, wie man das aus den Vereinigten Staaten von Amerika kennt, aber man sieht Handlungsbedarf. - Aufklärung auf alle Fälle, und die muss bei den Eltern geschehen, die ja schließlich für die Ernährungsgewohnheiten der Kinder verantwortlich sind. - Da gibt es hier aber viel Nachholungsbedarf, oft kann man schon bei den Kleinsten mit ansehen, wie ein Beutel Kartoffelchips oder ein Chupachups als Gefügigkeitsinstrument eingesetzt wird, oder der kleine Wonneproppen so lange jammert, bis er endlich seinen Kalorien bekommt. - Eigentlich ist es ja ein Wunder, dass hier nicht noch mehr Jugendlich dick sind, denn auch die Kantinen in den Schulen gleichen eigentlich Bäckereien und Süßigkeitsläden. - Und das soll nun geändert werden. Man redet doch in der Tat darüber, ungesunde Kost und vor allem Süßigkeiten aus den Schulkantinen zu entfernen. - Hier gibt es Schulspeisung nur in den privaten Schulen, die meisten anderen Zentren haben eine Cafetería oder einen kleinen Laden, die von privaten Konzessionären betrieben werden. - Da erwartet man dann auch die größten Widerstände, schließlich müssen die einen Pachtzins bezahlen, und wenn die keine Süßigkeiten mehr verkaufen dürfen, dann bricht ein gewaltiger Teil des Umsatzes weg. - Äpfel und Birnen sollen die dann anbieten, aber man darf ruhig zweifeln, dass unsere Kids darauf abfahren, und sich dann lieber von woanders her die notwendigen Kalorien holen. - Ein Pausenbrot, so richtig mit Liebe und Cervelat geschmiert, das wäre doch was, eine Banane dazu, das Ganze im Brustbeutel zur Schule tragen. - Kein einziges Kind würde es wagen, mit so etwas zur Schule zu gehen. - Ein paar Mal haben wir versucht, Pausenbrote oder andere Leckereien der etwas gesünderen Art mitzugeben, keine Chance, das ist absolutes "no go" hier unter den Kids.

Noch mal Schule. - Gute Nachrichten scheint es von der Bildungsfront auf den Kanaren zu geben. - Die Zahl der Schulabbrecher nimmt weiterhin ab, immer mehr Jungendliche kommen so zu einem ordentlichen Schulabschluss. - Der wird hier nach der 10. Klasse vergeben, das nennt sich dann "ESO" und ist etwa so viel wert, die die Mittlere Reife. - Aber auch auf Nebenkanälen kann man sich einen Schulabschluss erwerben, nämlich über "Módulos", was berufsorientierte Kurse sind, die auch ein Praktikum in einem Betrieb beinhalten. - So kommen immer mehr Jugendlich zwar an einen Schein, der ihnen bestätigt, dass sie eine gewisse Allgemeinbildung aufweisen können, aber deswegen hat noch keiner eine Arbeit sicher, so einfach ist das eben nicht. - So wächst auch die Zahl der Schüler, die sich weiterbilden wollen, also zunächst das Abitur, und dann auch noch ein Studium. - Trotz sinkender Geburtenraten melden sich immer mehr Schüler auf den Universitäten an. - Was nun die Zahl der Schulabbrecher angeht, es sind immerhin noch 34,5% aller Schüler, was einen sehr hohen Prozentsatz darstellt, auch im nationalen Vergleich liegen die Kanaren da immer noch unrühmlich vorne. - Aber es geht eben aufwärts, jedes Jahr sinkt diese Zahl kontinuierlich, schließlich war man vor 15 Jahren noch bei einer Abbrecherquote von 47 %. - Manche Kritiker sind aber nun der Meinung, das muss nicht unbedingt bedeuten, dass unser Bildungssystem nun besser geworden sei. - Es gäbe nur mehr Druck von den Eltern und vom sozialen Umfeld auf die Schüler, und so manch einem ist es auch vielleicht selber klar geworden, dass heute einer ohne Schulausbildung kaum Karriere machen kann, vielleicht noch in der Politik, aber das ist hier inzwischen auch kaum noch ein Berufswunsch.

Die nächste Hitzewelle rückt an. - Am Wochenende, wohl ab spätem Samstag oder auch erst Sonntag, brät uns die Sahara wieder einen auf den Pelz. - Gleiche Wetterbedingungen wie noch vor einer Woche. - Der Wind bleibt auf Nordost, aber das Azorenhoch wird wieder so weit nach Osten auswandern, dass die uns erreichenden Luftschichten bereits vom afrikanischen Kontinent vorgewärmt sind, und das kräftig. - Aber zunächst nur wieder in den oberen Luftschichten, unten bleibt es zunächst noch angenehmer, bis dann Wind aufkommt und die Hitze auch in die unteren Regionen treibt. Bis kommenden Mittwoch soll das dann gehen, und danach wieder so unauffällig verschwinden, wie es gekommen ist. - Passt doch ganz gut für meine Frau, die kommt am Dienstag wieder aus Deutschland und muss sich dann nicht gleich so fürchterlich umgewöhnen, und über die Kälte hier klagen…



Donnerstag 15.07.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 47 % - Luftdruck 1018 hPa

Die lange Nacht der Zwerge
Der große Tag?

Heute Abend tanzen die Zwerge in der Hauptstadt, und für viele ist das somit auch der große Tag der Festivitäten rund um die Bajada de la Virgen de Las Nieves. - Aber die Jungfrau ist doch noch gar nicht in der Stadt möchte man nun einwenden, die kommt doch erst am Samstag, wie kann man da so etwas wie einen Höhepunkt bereits erreichen und das bekannteste Schauspiel der Insel aufführen? - Man kann natürlich, irgendwann ist alles Symbolik wie Geschäft, und auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, die Blutgrätsche zwischen klerikalem Ursprung einer Devotion und den weltlichen Begleiterscheinungen gelingt uns immer wieder hervorragend. - Schließlich sind wir auch die Insel, auf der man zwar die Schutzheilige der Gemeinde Tijarafe feiert, Nuestra Señora de Candelaria, das Fest dazu aber Fiesta del Diablo heißt, also Teufelsfest, und fast alle Zuschauer nur kommen einen feuerspeienden Teufel zu sehen, und die Schutzpatronin des Ortes links liegen zu lassen. - Gottes Werk und der Menschen Beitrag könnte man übertragen sagen, eigentlich so, wie Weihnachten, wo auch kaum noch jemand einen schlecht datierten Geburtstag eines Gutmenschen feiert, sondern nur noch die wirtschaftlich interessanten Begleitumstände. - Es ist also doch nichts rein Palmerisches, aber mit Weihnachten sollten wir hier die ganze Geschichte nun auch nicht so einfach erklären. - Vielleicht sind die Pfaffen ja sogar selber daran beteiligt gewesen, und lockten mit Brot und Spielen die Pilgerschar an, weil der religiöse Akt alleine immer weniger Zuspruch unter der Bevölkerung fand. - Allerdings fehlen dazu die Beweise, denn auch heute noch gibt es neben dem offiziellen Programm der Bajada de la Virgen de Las Nieves mitsamt allen Rahmenprogrammen immer noch einen rein religiöse Agenda, welche deutlich schmaler ausfällt, und komplett andere Akzente setzt als die Show drum herum.

So haben eigentlich die Zwerge in Santa Cruz auch nichts mit der Niederkunft der Schutzheiligen er Hauptstadt zu tun, sondern waren ursprünglich ein satirisches Tanzvergnügen, in dem man sich über die hegemonialen Bestrebungen der Franzosen lustig gemacht hat, also eine Art Partisanentanz. - Das hat man aber so gut gemacht, dass man gerne an diesem Schauspiel festgehalten hat, und irgendwann beschloss man dann, dass diese Darbietung Teil des größten kirchlichen Festes der Insel werden sollte. - Mit anderen Rahmenveranstaltungen lief das ähnlich, aber die meisten Akte, die neben der reinen Devotion der Jungfrau noch aufgeführt werden, die sind speziell dazu gefertigt worden, dieses rauschende Fest von vielen Wochen noch breiter zu machen. - Mich wundert immer wieder, wie wenig Kritik seitens der Traditionalisten und besonders der Kirche kommt, dass man aus einem religiös motivierten Akt ein deftiges Volksfest bastelt, aber man weiß wohl sehr gut um die positive Wirkung eines gewaltigen Rahmenprogramms und kennt keine Grenzen im zweckgebundenen Pragmatismus. - Heute Abend tanzen also die Zwerge in der Hauptstadt, von der lokalen Presse auch als der bekannteste Programmpunkt der Bajada betitelt, dabei ist die eigentliche Protagonistin noch nicht mal anwesend. - Das tut aber keinem weh, sicher aber den Zwergendarstellern ihre Beine heute Nacht. - Fünf offizielle Vorstellungen werden hintereinander gebracht, die letzte um 01:00 Uhr, und danach gehen die Zwerge auch noch auf die Straße tanzen, so lange bis sie einfach nicht mehr können. Großartig und keiner macht und so was nach, wie denn auch, und nur dusselige und faltige Querköpfe mit Migrationshintergrund können auf die fatale Idee kommen, hinter solch rauschenden Festen den Sinn oder Unsinn zu suchen…





Mittwoch 14.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 36 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 25,5 Grad - niedrigste Temperatur 20,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 36,4 - Temp. Min 19,3 - Feuchte 20 - 37 % Niederschlag 0 mm

Touristische Zahlenspiele
Leichte Erholung für den Juni

Die letzten 2 Jahre nannte man uns seitens der Politik gar keine Zahlen mehr aus der Branche, weil es einfach zu deprimierend war. - Fleißige Journalisten werteten dann die Statistiken der Flughäfen aus und kamen auf Rückgänge bei den internationalen Buchungen von 5 - 30 Prozent im letzten Jahr. - 2008 fielen die Rückgänge weniger dramatisch aus, waren aber auch schon spürbar. - La Palma lag da im unteren Bereich der Rückgänge, so an die 8% werden es wohl gewesen sein. - Ganz klare Zahlen bekommt man eh nicht, da auch die Statistiken aus den Flughäfen nur aussagen, wie viele Menschen angekommen sind, nicht aber, ob das nun Häuslebesitzer, Pendler (zum Beispiel die Astrophysiker der Observatorien) oder eben Urlaubsgäste handelt. - Manchmal kommen Maschinen an, da steigen gefühlt mehr Deutschresidenten aus dem Flugzeug als normale Feriengäste, irgendwie gibt es solch Tage, an denen die sich alle verabredet haben müssen. - Ich will damit nur ausdrücken, dass man keine wirklich 100-prozentig genauen Zahlen bekommt, aber ob es eine Bewegung nach oben oder unten gibt, das kann man schon ermitteln. - Für La Palma alleine ist der Rückgang der internationalen Gästezahlen bereits in der Wintersaison gestoppt, und seit dem scheint sich der Markt ein ganz klein bisschen zu erholen. - Keine Sprünge und kein Aufschrei, aber so gibt jetzt auch die Rätin für Tourismus auf den Kanaren bekannt, dass im Juni auf La Palma 3,7% mehr ausländische Gäste angekommen sind. - Das wird wohl so stimmen, auch nach unseren eigenen Beobachtungen, allerdings sind wir damit noch nicht wieder bei den Zahlen von 2007. - Wollen wir auch nicht gleich übermütig werden, langsam wieder wachsen oder zu alten Leistungen finden ist ja doch nachhaltiger, als große Sprünge, welche dann auch wieder zu großen Abstürzen führen können. - Wir berappeln uns, es könnte dennoch besser sein, aber wir haben ein sehr treues Publikum, welches uns doch immer wieder besuchen kommt, auch wenn es bei den wenigen Flugverbindungen schon schwierig ist, da ein Schnäppchen abzuschießen. - Wobei das aber manchmal schon aberwitzige Situationen ergibt. Da jammern Interessenten, dass man 350 oder 400 Euro für einen Flug auf die Kanaren hinblättern muss, obwohl man diesen Preis bereits vor etwa 15 Jahren hinlegen musste. - Die vielen Sonderangebote die überall erscheinen, und eben manchmal auch für La Palma, verbiegen da ein bisschen den Vorstellungsrahmen, und wer eben mal gelesen hat, dass man für 150 Euro hin und zurück fliegen kann, dem kommen dann 300 Euro natürlich teuer vor. - Aber das ist so in den Zeiten der Mischkalkulation, wer vorne Sonderangebote macht, der muss das hinten irgendwie wieder reinholen, sonst gefährdet man eben den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.

Aber das ist nicht das Thema heute, sondern der wieder gesundende Markt hier auf den Kanaren, was die Zahl der Gäste aus dem Ausland betrifft. - La Palma hat ja auch nicht derart große Abstürze erleben, wie das vornehmlich Lanzarote und Fuerteventura getroffen hat, die bis zu 30% Rückgänge bei den Gästezahlen verbuchen mussten und man dort ganz lange Gesichter im Tourismus machte. - Das konnte man teilweise schon als Katastrophe bewerten, da man ja auch auf diesen Inseln fast ausschließlich auf Tourismus setzt, und das Gesamtgefüge der Inseln deutlich leidet, wenn es solch große Rückgänge gibt. - Aber auch da meldet man zum Teil enorme Zuwächse bei den Gästezahlen, die fast schon ein bisschen unglaubwürdig erscheinen, aber wir erinnern uns ja, dass im Frühjahr die für Tourismus zuständige Rätin ja noch verkündet hatte, man wäre mit vielen Reiseveranstaltern übereingekommen, dass diese ihre Kontingente für diese Inseln kräftig aufstocken. - Das "Übereinkommen" besteht natürlich aus Zahlungen an die Reiseveranstalter und Fluggesellschaften, aus Freundschaft, oder gar Zieltreue machen die natürlich nichts. - Aber das weiß man ja auch schon eine Weile, dass viele Flugstrecken bereits subventioniert werden, manchmal von touristischen Interessenvertretungen, meist aber von der öffentlichen Hand. - Das scheint funktioniert zu haben, denn für Fuerteventura gibt man uns die Zahl von einem Zuwachs von 30% an. - Lanzarote und Gran Canaria folgen mit 17%, Tenerife mit 8% und La Palma mit seinen bescheidenen 3,7%. - Na, wenn das keine Zahlen sind, die an goldene Zeitalter erinnern? - Gerne posaunt man diese Erfolgsmeldung heraus, auch wenn der Großteil dieser Zuwächse nicht natürlich ist, sondern gekauft. - Für La Palma gilt das nicht, deswegen nimmt sich unser Wachstum auch eher bescheiden aus. - Allerdings gefällt mir das bessern, nicht nur, weil es sportlich ungedopt gewachsen ist, sonder eben auch aus der Erfahrung heraus, dass langsames und nicht aufgeblähtes Wachstum auf die Dauer besser für die Branche ist.



Mittwoch 14.07.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1017 hPa

Das Leben hat wieder einen Sinn
Die Oma ist wieder da

Mit Oma meinen wir natürlich die "Abuela", und dabei handelt es sich nicht einfach um eine handelsübliche Oma, die man in fast jeder Familie für ein bisschen Zuneigung und Aufmerksamkeit erwerben kann, sondern um das Restaurant "La Abuela" in Tajuya bei El Paso. - Fluchtpunkt, Wohnzimmer, Faulheitsrefugium, oder einfach nur Restaurant, so haben wir diese Institution die letzten Jahre benutzt und genossen, und dann kam der Schock. - Genau um den Jahreswechsel verkündeten die beiden Pächter Kiko und Jaqueline zunächst die endgültige Schließung ihres Restaurants, sie suchen sich eine andere Immobilie, denn mit den vorhandenen Baumängeln und der wenig reizvollen Substanz wollen sie nicht mehr weitermachen. - Allerdings reagierte der Vermieter der Immobilie auch recht schnell, der wollte die beiden Wirtsleute nicht als Mieter ziehen lassen, denn der wusste sehr gut um die Fähigkeit der beiden Palmeros, aus einer ehemaligen Werkstatt für Kühlgeräte ein florierendes Restaurant zu machen. - So arrangierte man sich, der Vermieter versprach solide Umbauarbeiten, und Kiko und Jaqueline versprachen nach gründlicher Renovierung das Restaurant weiter zu führen. - Im März, vielleicht April wolle man dann wieder öffnen, man müsse dem Eigentümer auch genügend Zeit lassen die Arbeiten ohne Druck und großen Aufwand durchzuführen. - Drei, vier Monate ohne die Abuela, das klang nicht gut für uns, aber in der Tat gab es einen deutlichen Unterschied zwischen dargebotener Qualität der Speisen und Freundlichkeit des Services, zu dem Zustand des Gebäudes, dessen Innenräume wenig anheimelnd und dunkel, kein wirkliches Gesamtkonzept durchscheinen ließen. - Uns war das immer egal, wir wohnen ja auch um die Ecke und kennen die beiden Wirtsleute schon ewig, aber andere Gäste legen sicherlich mehr Wert auf das Ambiente als wir. - Aus den 3 - 4 Monaten Renovierung wurden schließlich 6 Monate und 13 Tage, der langsame und bedächtige Schritt, wenn sich ein Vermieter keine Helfer oder ausführende Firma leisten will, sondern alles in Eigenarbeit erledigt. - Da gab es Monate, da geschah überhaupt nichts, sehr beunruhigend für uns, aber wer Schnelligkeit sucht und auf die peinliche Einhaltung von Terminen pocht, der sollte sich ohnehin andere Regionen dieser lustigen Welt aussuchen, um dort seine Hektik zu verwalten.

Gestern war es nun so weit, und dann auch noch am Dienstag den 13 Juli. - Kein gutes Omen möchte man sagen, hier ist der Dienstag der Freitag, also der Unglückstag, und dann noch am 13. - Aber das spielt keine Rolle, und ich habe mich immer schon gefragt, warum Aberglaube und Glaube so nahe beieinander liegen, bin mir aber eigentlich sicher, dass das Eine ohne das Andere kaum existieren kann. - Abgeschweift, es geht um die Reinkarnation der Abuela, da sollte man nicht philosophieren, sondern von gegrilltem Fleisch, eiskaltem Bier und scharfem Mojo sprechen und eben endlich einem Innenausbau des Restaurants, welches nun deutlich frischer und fröhlicher daherkommt. - Ich hätte ja auch noch andere Möbel gekauft, aber ich würde mich ja auch nicht hinter den Tresen stellen. - Das Ergebnis ist dennoch mehr als befriedigend, neue Holzdecken, zwei störende Innenwände sind gefallen und fein dekoriert und einfach frisch lädt dieses Restaurant nun hungrige Gäste ein, und kann damit endlich auch vom Aussehen her mit der Konkurrenz mithalten. - Die Qualität der dargebotenen Speisen war ohnehin nie in Frage, wer gerne Fleisch isst, der muss zu Kiko gehen, der wie kein anderer hier sorgsam und gekonnt mit dieser delikaten wie anspruchsvollen Rohware umgehen kann. - Kein Chichi, keine Jakobsmuscheln an Schnittlauchkeimlingssorbet oder Fasanenklöten an Bärlauchblamage, sondern handfeste und wunderbare Küche, wo das ehrliche Stück Fleisch noch neben den Sättigungsbeilagen liegt und nicht an, also da, wo alles hingehört. - Eine kleine Karte, angereichert mit einer Tagesauswahl, die eine Tafel verkündet, und die Richtung der Küche geht eindeutig zu traditioneller kanarischen Küche. Kiko traut sich auch wohl deftige Speisen anzubieten, Ziegengulasch, Kutteln, Linsen- und Kichererbseneintopf, eben so, wie eine Abuela früher ihre Schutz- und Labsalbefohlenen versorgt und umworben hat. - Nicht mehr, und auf keinen Fall weniger, für uns fast schon eine Kulturkonstante, weil nicht alles darf sich immer bewegen oder muss sich verändern. - So gut wie immer, ist viel besser, als so gut wie nie. - Aber das muss ich Ihnen doch nicht erzählen. - Montagabend und Dienstag haben die ihren Ruhtag, ansonsten warten die Wirte Kiko und Jaqueline an der Hauptstraße von El Paso nach Los Llanos auf Sie, etwa anderthalb Kilometer unterhalb El Pasos. - Ein großes, wie hübsch-hässliches Hinweisschild der Coca Cola Stiftung zeigt Ihnen den Weg, und jetzt gerade im Sommer, lädt die große Terrasse ein, einen aufregenden Tag in einen unaufregenden Abend zu verwandeln.



Dienstag 13.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 21 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 30,0 Grad - niedrigste Temperatur 26,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 42,4 - Temp. Min 29,1 - Feuchte 9 - 14 % Niederschlag 0 mm

Und macht euch die Natur Untertan
Nicht lange fackeln mit Naturschutz, wozu sind wir denn an der Macht

Die wissen wie der Hase läuft, so lange der zumindest noch laufen kann. - Öfters bereits durfte ich hier von der unverblümten Frechheit berichten, mit welcher das Gobierno de Canarias störende Naturschutzgesetze einfach so weit umschreibt, damit weiter gebaut werden kann. - Gut, in Krisenzeiten argumentiert ja jeder mit Arbeitsplätzen, und man müssen die wirtschaftlichen Grundlagen schaffen, damit neue Impulse entstehen, aber im konkreten Fall des umstrittenen Hafens von Granadilla ist ja nicht mal das der Fall. - Wir sind also auf Tenerife, hier auf La Palma passiert im Moment sowieso nur "Bajada", aber genau die heutige Meldung, dass die Arbeiten am neuen Hafen von Granadilla nun wieder aufgenommen werden sollen, platzen laut in das heilige Treiben. - Dort auf Tenerife will man zwischen den beiden Häfen Santa Cruz und Los Cristianos noch einen dritten Hafen bauen und argumentiert eben damit, dass dann noch mehr Schiffsbetrieb auf der Insel zu bearbeiten sei, was auch mehr Arbeitsplätze schaffen würde und dementsprechend mehr Wohlstand für die Bevölkerung. - Diesen Blödsinn, dass ein weiterer Hafen noch mehr Schiffe bringen würde, so wie die lustigen Brachiallügen, mehr Hotels würden mehr Gäste bringen und auch ein größeres Flughafengebäude mehr Flugzeuge, die glaubt ja inzwischen auch keiner mehr, nachdem das Gegenteil auch bereits oft genug bewiesen wurde. - Es geht schlichtweg darum, den Sektor der Bauwirtschaft zu füttern, und mit öffentlichen Geldern so neue Impulse zu setzen. - Dagegen ist grundsätzlich nichts einzubringen, allerdings sollten diese Projekte dann auch irgendeinen Sinn haben, und nicht nur die Weiterführung einer Betonpolitik, welche Spanien und die Kanaren ja genau in die jetzt vorhandene Krise gebracht haben. - Und europäische Gelder gibt es auch noch dazu, man kann also eigentlich von einem sehr durchsichtigen Versuch sprechen, unseren Bausektor zu subventionieren. - Weiter vermuten viele, ich nicht, ich sage nur was andere vermuten, dass eben hinter dem Projekt des Hafens von Granadilla auch noch wirtschaftliche Interessen gewisser Seilschaften stecken, nach dem großen Amigo-Prinzip, "es wird nicht zu deinem Nachteil sein", genau aus solchen öffentlichen Finanzierungstöpfen große Summen abzweigen und danach Posten und Pöstchen verschieben, damit auch alle was davon abbekommen, die brav zur richtigen Zeit genickt haben. - Aber wie gesagt, das vermuten andere, die aber auch mehr Ahnung von den Details rund um den Hafen von Granadilla besitzen, ich bin hier viel zu weit weg, um Genaueres darüber zu wissen.

Was perfide erscheint ist eben der politische Weg, wie man die Bedenken und auch die Gesetze rund um den Umweltschutz dabei völlig ausgehebelt hat. Die Bauarbeiten wurden im Februar 2009 vom Verwaltungsgericht gestoppt, nachdem Umweltschützer, aber auch auf Betreiben der europäischen Grünen in Straßburg gegen den Bau des Hafens geklagt wurde. - Dort vor der Küste wo der Hafen hin soll, da befinden sich große Braunalgenwiesen, die bereits hier so oft genannten "Sebadales". - Nach dem Schutzkatalog der bedrohten Arten hier auf den Kanaren sind diese Braunalgen aber Wasserpflanzen, die unter dem besonderen Schutz des Gesetzes stehen, und so sah das Gericht keine andere Möglichkeit, die Baumaßnahmen dort zu stoppen. - Das Gobierno de Canarias ließ darauf hin ganz einfach den Artenschutzkatalog der Kanaren noch mal überarbeiten, und man entfernte den Schutzfaktor für die Braunalgenwiesen ganz einfach aus dem Katalog, und schon ist die Chose gegessen. - So einfach geht das, wenn man praktische Mehrheiten hat, und sich um die Proteste der fast kompletten Fachwelt der spanischen Biologen einen feuchten Mist schert und selbst Regierungsbehörden in Madrid bereits angekündigt haben, gegen diese Einseitige Neufassung des kanarischen Artenschutzkataloges angehen werden. - Etwa die Hälfte aller bislang schützenswerten Arten hat man aus dem Katalog entweder komplett entfernt, oder die Schutzstufe herabgesetzt, und nicht etwa, dass freie Biologen diesen Katalog neu geschrieben hätten, sondern interne Techniker, deren Schaden das schon nicht sein wird. - Wie nun die Umweltschützer, die europäischen Grünen, die EU überhaupt und die Zentralregierung in Madrid diese einseitige Kriegserklärung der kanarischen Regierung gegen den Artenschutz kontern werden, das müssen wir abwarten, die hatten alle noch nicht mal Zeit um Luft zu holen, da die Erklärung über den Weiterbau des Hafens von Granadilla auch erst ein paar Stunden alt ist.



Dienstag 13.07.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1019 hPa

Die Große Woche
Jetzt wird es ernst in Santa Cruz

Und Paul sei Dank spielt das Wetter mit, die Hitzewelle lässt schneller als gehofft nach, und morgen bereits sollen wieder normale Temperaturen bei uns gute Laune verbreiten. - "La Semana Grande" nennen die Hauptstädter diese eine Woche, in welcher sich die wirklichen Höhepunkte der Bajada de la Virgen de Las Nieves sammeln. - Alles was vorher war, scheint nun zum Geplänkel degradiert zu werden, das Rahmenprogramm schwillt an mit Konzerten jeden Tag, Akrobaten, dem berühmten "Minué de los Aires" um dann schließlich am Donnerstag die Zwerge tanzen zu lassen. - Auch wenn es nur Rahmenprogramm ist, dieser Zwergentanz hat sich in den vergangenen Ausführungen dieses Festes zum eigentlichen Höhepunkt erklärt und bietet auch den Hintergrund, warum inzwischen viele Menschen sagen, "Los Enanos", wenn sie eigentlich die Niederkunft der Schutzpatronin der Stadt Santa Cruz meinen. - Es ist auch der Tag an dem wir die meisten Besucher von anderen Insel und dem Festland erwarten, mit den Zwergen schießt man vom Bekanntheitsgrad den großen Vogel hier ab und vermarktet das Ganze auch entsprechend. - Dabei ist es auch egal, dass ursprünglich dieser Zwergentanz gar nichts mit dem religiösen Akt der Bajada de la Virgen zu tun hat, weltliche Spektakel zur kurzweiligen Unterstützung religiöser Feste sind bei uns ein probates Mittel große Pilgerscharen anzulocken. - Das ist pragmatisch, entstaubt ein bisschen den klerikalen Unterton und unsere bereits sprichwörtliche Fähigkeit in kürzester Zeit aus Zufällen Traditionen zu schmieden, die lässt so manchen Moraltheologen verzweifeln, das Volk aber liebt nun mal Brot und Spiele. - Besonders Spiele, das Brot ist ja eigentlich schon gegebenes Grundrecht, auch wenn sich heute in dem unangenehmen Dunstkreis von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise schon auch Sorgen breitmachen. - Am Samstag ist es dann endlich so weit, die Jungfrau kommt in den Ort und wird unter größter Anteilnahme von treuen Pilgern aus dem "Real Santuario Insular" über mehrere Stationen in die Stadt getragen. - Wir erinnern uns, zuvor wurde ja bereits der Thron der Schutzpatronin in den Ort gebracht und man wähnte dabei 50.000 oder 70.000 oder gar 100.000 Begleiter, was soll das dann am Samstag erst ergeben. - Am Sonntag dann wird die Schutzpatronin in mehreren Prozessionen durch die Stadt getragen, alle Kirchen werden besucht, und der Dame überall gehuldigt. - Auch am Sonntag findet dann noch das berührende Freilufttheater "Diálogo entre el Castillo y la Nave" statt, welches mal so unter uns, einer meiner Favoriten unter den vielen wirklich interessanten wie teils bemerkenswerten Aufführungen dieser Insel ist.

Es gibt wohl wenig Regionen auf der Welt in der Schiffe sprechen, noch weniger in der Festungen auch sprechen und wenn es dann noch einen gereimten Dialog zwischen der Festung und dem ankommenden Schiff gibt, dann ist man auf La Palma. "El Diálogo entre el Castillo y la Nave" ist ein weiterer Höhepunkt unserer nicht enden wollenden Festivitäten zu Ehren der heiligen Jungfrau vom Schnee, welche uns mal vor einer Dürreperiode gerettet hat. Seit 1875 ist dieses Gespräch zwischen Schiff und Festung dauernder Bestandteil der Feierlichkeiten und lockt Zehntausende bereits in den Vormittagsstunden in die Hauptstadt. Auf dem zweiten Teil der Prozession in die Hauptstadt, von La Encarnación bis zum endgültigen Standort der Kirche El Salvador, kommt die Jungfrau auch am Schiff vorbei, welches am nördlichen Ende der Plaza La Alameda steht. Das Schiff ist an diesem Tag mit Besatzung versehen und hat stolze Segel gesetzt, als wolle es sich aus seinem Betonsockel losreißen können. Die Festung unterbricht die Prozession mit einem plötzlichen Warnruf:

Velera Nave, que la mar surcando
a este fuerte te vienes acercando.
No prosigas tu rápido camino
sin decirme tu nombre y tu destino.

"Segelschiff, welches das Meer durchpflügt und sich dieser Festung nähert, setz deinen Weg nicht fort, ohne mir deinen Namen und deinen Kurs zu nennen."
- Das könnte jetzt ins Auge gehen, denn von der Festung aus sind dicke Kanonen auf das Schiff gerichtet.

Das Schiff antwortet aber schließlich:

Castillo altivo detener no quiera
mi rumbo hacia el Oriente tu voz fiera;
A ella, mi marcha sin parar respondo,
que altos misterios en mi viaje escondo,
y que a mi bordo una Doncella Pura
conuzco de simpática hermosura.

"Hohe Festung, ich will aber meinen Weg aus dem Orient nicht wegen deiner wütenden Stimme aufgeben. Ich antworte dir aber, ohne meine Fahrt zu stoppen. Ich sage dir, dass ich an Bord hohe Geheimnisse verstecke und eine reine Jungfrau von lieblicher Sympathie."
- Endlich kann das Schiff die Festung überreden nicht zu schießen, die geheimnisvolle "Fracht" ist schließlich die Maria und vieles mehr aus dem Morgenland. Wir müssen jetzt die Geschichte nicht umschreiben, weil Maria plötzlich im Atlantik gesichtet wurde, aber wenn Schiffe mit Burgen reden und die Jahrtausende plötzlich parallel ablaufen, dann kann man ein bisschen der Magie dieser Insel spüren.


Montag 12.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 34 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 34,2 Grad - niedrigste Temperatur 26,9 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 44,0 - Temp. Min 29,3 - Feuchte 20 - 20 % Niederschlag 0 mm

Wetterscheide Fußballplatz
Das Glück liegt unter 600 Meter

Die Hitze in den oberen Zonen der Insel ist kaum noch erträglich. - Temperaturen weit über 40 Grad herrschen dort, und aus einem Bericht der Inselregierung geht auch hervor, dass es bei solchen Wetterlagen eine 80 prozentige Wahrscheinlichkeit gibt, dass ein Waldbrand ausbricht. - Das hören wir nicht so gerne, aber diese Studie geht eben von den Erfahrungen der letzten Jahre aus, und immer sind Brände während oder am Ende dieser Hitzeperioden ausgebrochen. - Nun gibt es diese Wetterlagen Gott sei Dank (hier in Spanien sagt man übrigens nicht mehr "gracias a Dios" sondern gracias a Paul") selten, und erwischen uns im Schnitt zweimal im Sommer. - Und in der Tat, fast jedes Mal bricht dabei ein Feuer aus, was aber nicht unbedingt gleich zu einer Katastrophe führen muss. - Wenn man Glück hat, den Brandherd schnell ausmachen kann und eben tagsüber auch sofort mit Helikoptern löschen kann und die betroffene Zone auch noch vom Boden her erreichbar ist, dann kann man die Feuer noch vor der Ausbreitung erwischen. - Brennt es an unerreichbaren Stellen, und dann auch noch nachts, wenn die Hubschrauber nicht fliegen können, dann wird es arg, denn meist reichen ein paar Stunden, um aus einem anfänglich kleinen Brandherd, einen großen Flächenbrand zu machen. - Das übernehmen dann der Wind und die Eigendynamik, welche solche Feuer steuern, und dann muss man mit allen zur Verfügung stehenden Mittel gegen die Flammen angehen. - Meist kann man solche Feuer aber dann erst nach einem Wetterwechsel kontrollieren, lediglich Schadensbegrenzung kann man versuchen um eine Ausbreitung auf bewohnte Gebiete zu verhinder. - Das gelang letztes Jahr im August nicht, da erreichte die Flammenwand noch in der Nacht den Ort Fuencaliente, mit den uns allen noch sehr präsenten Folgen. - Die Hauptgefahr sieht aber die Inselregierung, welche direkt über die "CECOPIN" (Centro de Coordinación Operativa Insular) alle Tätigkeiten in Brandvorsorge wie Bekämpfung steuert, doch weiterhin in den Wälder im Norden der Insel. - Auch wenn das verheerende Feuer des letzten Jahres den Süden der Insel erwischt hat, so brennt es meist dort im Norden der Insel, da eben in den hohen und dichten Wäldern dort die Brandbekämpfung auch so problematisch ist, weil man meist vom Boden aus nicht an das Feuer herankommt. - 80% Wahrscheinlichkeit dass es brennt, das gefällt mir gar nicht, und wir müssen also von Glück sprechen, wenn es nicht brennt.

Bis Mittwoch dauert diese Wetterlage noch an und auch ohne Feuer nagt dieses Wetter deutlich am Gemüt und der Physis der Menschen. - Aber nicht alle leiden sehr hart, denn die meisten Siedlungen auf der Insel liegen unter 600 Meter Höhe und gelangen so, falls kein Wind geht, immer noch in den kühlenden Einfluss des Atlantiks. - Heute Nacht war wieder Wind, allerdings nicht so lange wie den Tag davor, und jetzt tagsüber, weht hier im Aridanetal gar kein Hauch, so dass wir mit unserer Lage von 540 Metern Höhe gerade noch das Zipfelchen vom Paradies erwischt haben. - Wie nahe da machbare Temperaturen von um die 35 Grad und der dann beginnende Wahnsinn von über 40 Grad liegen, das kann man gut an einer kurzen Fahrt von uns in den Ortskern von El Paso feststellen. - Wir haben natürlich immer das Fenster offen, und wer solchen einen Pickup fährt, der lümmelt dann selbstverständlich auch mit dem Ellbogen auf aus der Tür heraus in seinem Fahrzeug. - Streicht zuerst noch fast frischer Fahrtwind am Arm vorbei, so ändert sich das, wenn man die Höhe des Fußballplatzes erreicht. - Dann zieht man seinen Ellbogen gleich wieder ins Auto, denn plötzlich wird der Fahrtwind heiß und unangenehm. - Die "Wetterscheide Fußballplatz" erleben wir im Winter auch manchmal, wenn der Passat seine feuchte Fracht mit herrischer Gewalt weit ins Aridanetal trägt, dann ist bei uns noch alles trocken, am Fußballplatz aber fegen die feinen Tröpfchen aus den wilden Passatwolken heraus, die bei uns so verniedlichend "Chirizo" genannt werden. - Winter wie Sommer, bei uns in El Paso liegt das Glück und die Hitze immer sehr nahe beieinander. - Aber das ist ja im anderen Leben wohl auch nicht anders.



Montag 12.07.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1022 hPa

¡Campeones, Campeones!
Es musste doch sein

Ich hasse Klimaanlagen und bin heute trotz dieser Temperaturen verschnupft. - Im ersten Moment ist das ja schön, wenn einen kalte Luft ins Gesicht bläst, aber nach 2 Stunden wird es dann doch irgendwie ziemlich komisch. - Spanien ist Weltmeister, sicherlich hoch verdient, allerdings hat man es sich dann doch noch mal schwer gemacht, weil man an seiner eigenen Abschlussschwäche immer wieder verzweifelt ist. - Es hat dennoch gereicht, auch weil ein besonders gut aufgelegter Casillas immer noch ein Bein oder eine Hand übrig hatte. - Iñiesta also, ein paar Minuten vor dem Elfmeterschießen erlöst Spanien von dem Fluch, nicht gewinnen zu können, obwohl gerade der gestern eigentlich nicht seinen besten Tag hatte. - Allerdings stritten sich gleich nach dem ausgelassenen Feiern die ersten Fans hier wieder, ob denn nun da die Leute von Barca den Titel geholt hätten, oder letztendlich die Spieler von Madrid die entscheidenden Spielzüge geleistet haben. - Da sind die Weltmeister und fechten weiter den alten wie blödsinnigen Streit über zwei der unsympathischten Clubs der Welt aus, das muss man erst mal verstehen, oder besser nicht. - Dennoch sind nun alle zufrieden bis fürchterlich verkatert, was sicherlich aber auch mit den unverschämt hohen Temperaturen zu tun hat. Gerade weht aber ein zarter und frischer Wind so ein bisschen durch die Landschaft und lässt uns mit der Hoffnung stehen, dass es heute nicht noch mal heißer wird als gestern. - Die Wetterkarte zeigt aber etwas anderes und ein paar Flaschen Wasser sollte man jetzt gleich in den Kühlschrank stellen, nachher nutzt das nichts mehr. ¡Campeones, Campeones! und mal sehen, ob das nun auch der Seele dieses so gerupften Landes einen klaren Stups verleiht, endlich wieder Zuversicht und Mut gegen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten einzusetzen.





Sonntag 11.07.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 37 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 38,5 Grad - niedrigste Temperatur 28,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 44,3 - Temp. Min 25,6 - Feuchte 20 - 20 % Niederschlag 0 mm

Abnutzungserscheinungen
Gefühlte Halbzeit im Drachenfluggeschäft

Am 20. Juli kommt die Restfamilie wieder zurück, und ich weiß nicht, wer sich mehr darauf freut. - Die hiergebliebene Tochter, die drei Katzen, die Waschmaschine oder ich. - Sicher ist nur eines, meine Frau, die könnte noch 3 Wochen in Urlaub bleiben, ihrer Meinung nach. - Ganz sicher, aber gewisse pekuniäre Umstände lassen das genau so wenig zu, wie das verträumte und fast lebensunfähige Pack, welches hier auf Alltag macht. - Erst wenn die letzte Büchse Ravioli gegessen ist, das letzte Hemd aus dem Schrank genommen wurde und die letzten Topfpflanzen vertrocknet, dann erst werden sie begreifen, dass man Blech nicht essen kann, eine Waschmaschine alleine noch keine saubere Wäsche zaubert, und Blumen Wasser brauchen. - Bei den Indianern hätte man uns längst notgeschlachtet, wir wären ja zu blöde, um auf unseren Skalp alleine aufzupassen. - Vielleicht hätten wir aber bei den Indianern auch Karriere gemacht, als wortgewaltige Intellektuelle, undurchsichtige Schamanen, oder auch als einfache Kopie eines Marterpfahles. Ich kenne mich da nicht so aus, ich war beim Spielen früher immer ein Cowboy und habe mich deshalb mit anderen Werten beschäftigt. - Aber nun wieder zum Ernst der Lage. - Wir haben einen Arbeitsplan, wann was gemacht werden muss, aber dieser Plan hat so seine Fehler, denn meist, wenn hehre Aufgaben rufen, sind wir gerade nicht da, müde, oder es ist Fußball. Oder sonntags, oder beides, oder auch alles zusammen. Heute wollten wir dem Haus eine Zwischenreinigung angedeihen lassen, aber wie soll das gehen. - Die Brut bis 3 Uhr nachts aus dem Haus, der Wind pfeift uns um die Ohren und zwischen meinem sonntäglichen Mittagsschlaf und dem Frühstück meiner Tochter passt gerade noch ein Blick auf den Arbeitsplan, und wer schneller von uns beiden ist, der schlägt den gleich wieder zu und es herrscht sämiger Familienfrieden. - Ja, ich komme prima mit meiner Tochter zurecht, die kann nicht klagen über mich, vielleicht ist die Diät ein bisschen langweilig, die ich da so auf den Tisch zaubere, aber sie hat auch nicht zugenommen, die Tage bislang. - Aber bitte glauben Sie mir, es ist nicht so, dass wir nicht wollten, oder keinen guten Willen zeigen, aber irgendwie kommt immer was dazwischen. Stockfinstere Nacht, wenn wir gerade streichen wollen, Mittagsschlaf wenn wir schon überlegt haben, wie das eigentlich geht, mit dem komischen Feudel, oder aber es gibt eine fatale Umleitung auf der Straße, die mich direkt in eine Kneipe schleust, anstatt in den Supermarkt.

Wir sind praktisch nur Opfer einer temporären Dysfunktion, nie haben wir ausreichend Zeit, oder die Zeit die wir haben, ist irgendwie gerade nicht dort, wo sie eigentlich sein sollte. Das bewundere ich immer so an meiner Frau, die wäscht sich bevor sie sich anzieht und putzt sich auch die Zähne eben zum richtigen Zeitpunkt, nämlich vor dem verlassen des Hauses. - Klingt alles so furchtbar einfach und ich habe wohl auch gehört, dass andere Menschen da ähnlich geschickt sein sollen, aber meiner hiergebliebenen Tochter und mir fehlen dazu einfach die Gene. - So lange meine Frau da ist, stellt das alles kein Problem dar. - Mach dies, tu das, iss jetzt, kauen nicht vergessen und dann ab aufs Klo. - Klare Anweisungen, damit kann ich umgehen und dann klappt das auch mit dem Einkaufen, dem Klo und dem Arbeiten. - Eigentlich dachten wir ja, wenn meine Tochter hier bei mir bleibt, dann würden wir uns ergänzen, die macht halt das, was ich nicht kann oder nicht gerne tu, und ich erledige das, was sie nicht kann, oder nicht so ihr Ding ist. - Allerdings mussten wir feststellen, dass unsere Dysfunktionen, seien sie nun temporär oder auch einfach nur physisch/psychisch, sich derart überlappen, dass eine reziproke Proportionalität der Unfähigkeit entsteht. - Meine Frau würde das verständlicher ausdrücken, etwa so: Ihr seid beide stinkfaul! - Das ist aber nicht mein Stil, solche Ausdrucksweisen, und deshalb verweise ich wieder auf eine offiziell und anerkannt selbst diagnostizierte angeborene Aufräum- und Putzschwäche, die so genannte Phlegmasthenie. - Wir sind nicht faul, wir sind krank, und mit kranken Menschen muss man liebevoll und auch mit Verständnis umgehen, und wenn man dann hinter uns her räumt, dann kann das auch nicht verkehrt sein. - Eine gute Woche noch, dann muss hier alles wieder blitzen, so lange haben wir noch Zeit, unsere Schmurucheleien wieder ins Lot zu bekommen.

Heute ist eh alles entschuldigt, wir haben uns jetzt bei den Temperaturen endlich Deutschland angenähert und mit 38,5 Grad dann doch den heißesten Tag des Jahres verzeichnen können. - Der Wind hat sich am späten Vormittag gelegt, kann aber jederzeit wiederkommen. - Bis Mittwoch soll das noch so weiter gehen und die 40 Grad Marke wurde ja auf 1.260 Meter schon geknackt, und ich könnte mir gut vorstellen, dass das morgen auch bei uns de Fall sein wird. - Und jetzt, Daumen drücken für die "Furia Roja" wer Deutschland schlägt, der kann nur Weltmeister werden, Paul hat es doch auch gesagt und sogar die Königin ist nach Südafrika geflogen. - Die spanische Königin meine ich natürlich…



Sonntag 11.07.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 31 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1015 hPa

Wanderkunst
Guanchenkopf in Los Llanos bekommt neuen Standort

Es ist halt auch ein bisschen groß geraten der Schädel. - Im Rahmen der sehr guten Idee, in der größten Stadt der Insel, das Straßenmuseum noch zu erweitern, kam auch diese Skulptur in die Stadt. - Ein gewaltiger Kopf aus Eisen, so etwa 5 Meter hoch und fast ebenso breit, der einen Ureinwohner der Kanaren darstellen soll, der auch noch ausgerechnet in die Sonne blickt. "Cabeza guanche que mira al sol" ist so auch der Titel im Original, und der Künstler gab dem grimmig blickenden Herren aber solch abstrakte Züge ins Gesicht, dass viele Betrachter sich nicht wirklich daran erfreuen wollen. - Als man die Skulptur vor ein paar Jahren am jetzigen Standort aufstellte, gab es auch gewaltigen Protest. - Kunst ist halt auch keine objektiv darstellbare Leistungsshow, sondern hat eben immer die Leute angeregt, sich darüber Gedanken zu machen und auch darüber zu diskutieren. - Manchem gefiel der Guanche aber auch, dennoch versprach man damals schon, dass der Kopf dort wieder verschwinden sollte, sobald man einen anderen Standort dafür gefunden habe. - Inzwischen hat sich allerdings so ziemlich jeder daran gewöhnt, die Diskussionen über Kunst oder Hässlich sind längst verstummt, und eigentlich hätte man den Kopf nun da stehen lassen können wo er ist, nämlich am östlichen Ende der Avenida Enrique Mederos. - Jetzt hat man sich aber endlich entschieden wo der neue Standort des düster dreinblickenden Guanchen sein wird, nämlich am neu geschaffenen Mini-Kreisverkehr am Busbahnhof. - Das ist gar nicht so weit weg vom derzeitigen Standort, der Guanche muss also gar nicht weit umziehen, dennoch rechnet man nur für die paar hundert Meter zum neuen Standort mit Kosten von an die 18.000 Euro. - Und das in den Zeiten der Krise, da höre ich schon wieder die vielen Stimmen die da singen werden, das Geld hätte man auch für etwas anderes ausgeben können. - So schlimm ist das aber gar nicht, allerdings kommt nun am neuen Standort der Guanchenkopf ganz anders zur Geltung. - Da steht er nämlich vollkommen frei und gut sichtbar von allen Seiten, am jetzigen Standort verschwindet der Kopf fast unter den Ästen der mächtigen Lorbeerbäume. - So argumentiert man auch seitens der Stadtverwaltung, erst am neuen Standort könne man die gewagte Skulptur so richtig gut betrachten. - Ich fürchte mal, da haben die etwas missverstanden, die meisten wollen ja dieses Gesicht gar nicht sehen, wir sind bei Kunst halt etwas hausbacken und lieben das Abstrakte nicht so sehr. - Aber auch daran werden wir uns gewöhnen, damit bekommt nun der Kreisverkehr dort wenigstens den Sinn als Skulpturträger, denn verkehrstechnisch ist dieser Kreisel absolut unnötig, bis gar störend. - Ist der Guanchenkopf dann umgezogen, dann kommt an die bisherige Stelle ein Brunnen mit Wasserspielen der endemischen Art. - Der "Graja" wird dort gehuldigt werden, unserem Wappenvogel ohne Wappen, die auch Wasser speien darf und das neue Kunstwerk wird auch nicht so groß werden und soll somit besser unter die Lorbeerbäume passen. - Schade ist nur, dass man an diesen Brunnen gar nicht herantreten kann um die "Grajas" aus der Nähe zu bewundern, denn drum herum fahren die Autos und die Vögel sitzen so in der Falle. - Aber ich bin mir sicher, dieses Kunstwerk wird noch eher angenommen werden als der abstrakte Guanchenschädel, welcher seinerzeit die Gemüter so erregt hat, und es wohl auch wieder tun wird. - Man kann es halt niemals allen Recht machen, das wissen wir ja.

Das Wetter ist über Nacht dann doch auch in den unteren Regionen unangenehm geworden, da plötzlich heftiger Wind einsetzte und die heiße Luft nun auch nach unten verfrachtet. - Richtig heiß ist es noch nicht, jetzt haben wir rund 30 Grad. - Es ist über Nacht also wärmer geworden und leider steckt diese hohe Temperatur im Wind, so dass man sich davor nicht in einem Schattenplätzchen schützen kann. - Die Landwirtschaft leidet sehr unter dem warmen Wind, und die Waldbrandgefahr ist jetzt extrem hoch, so dass man nur alle immer wieder eindringlich warnen kann, jetzt nicht irgendeinen Blödsinn mit Feuer zu machen. - Es ist verboten, bei diesem Wetter offenes Feuer zu machen, das gilt auch für den Gartengrill. - Natürlich darf man in seinem Garten jetzt auch kein Unkraut verbrennen, versteht sich eigentlich von selbst, aber wir sind ja schon so einiges von uns gewohnt, dass man es einfach immer wiederholen muss.





Samstag 10.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 35 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 28,5 Grad - niedrigste Temperatur 10,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 42,6 - Temp. Min 23,3 - Feuchte 20 - 27 % Niederschlag 0 mm

Zum Endspiel endlich öffentlich Gucking
Riesenleinwand in Santa Cruz überträgt Endspiel

Auch wenn es die Bezeichnung "Public viewing" bereits in den hochehrwürdigen Duden geschafft hat, gefällt sie mir nicht, allerdings habe ich keine wirklich griffige deutsche Variante dafür gefunden. - Gemeinschaftlich fernsehen, öffentliche Übertragung, Großraumsaufgelage mit sportlichem Hintergrund, das alles kommt einfach nicht flüssig über die Tastatur, und noch weniger über die Lippen. - In Deutschland, oder wie es neudeutsch heißt in "Schland", sind diese Großveranstaltungen ja der absolute Sommerhit. Viel Haut, viel Farbe und viel Gehupse, dazu noch ein sportliches Großereignis auf einer gigantischen Leinwand, und schon ist das Spektakel fertig. - Fanmeile, Bratwurst und Getränkebuden, und schon ist auch für einen wirtschaftlich interessanten Nebenzweck noch gesorgt. - Man könnte das ja auch mal machen und einen ganzen Tag eine Bundestagsdebatte dort auf der Leinwand übertragen, das wäre dann doch sicherlich der absolute Hammer, wenn ab dem frühen Nachmittag die Zuschauer reihenweise in depressiven Konvulsionen am Ausgang um sofortigen Auslass bitten. - Denen geht es dann so wie mir, wenn meine Mädels früher diese Model-Castings gesehen haben, und ich ohne mentale Vorbereitung ins Fernsehzimmer getreten bin. - Jetzt zum Endspiel der Fußballweltmeisterschaft kommt dieses Gemeinschaftserlebnis auch nach La Palma, genauer gesagt, nach Santa Cruz. - Wäre die Jungfrau bereits in die Stadt getragen worden, dann könnte man der das Spiel auch zeigen, aber die kommt ja erst am 17. in den Ort und kann so nicht für Spanien mitfiebern. - Der Eintritt ist kostenlos, so heißt es, und Einlass ist ab 18:00 Uhr, für Holländer erst nach dem Spiel, und Alkohol darf dort nicht konsumiert werden, auch kein kühles Helles.

Dennoch rechnet man damit, dass diese Veranstaltung sehr gut besucht sein wird, wobei in den letzten Tagen, nachdem klar war, dass Spanien so weit kommen wird wie noch nie in einer Weltmeisterschaft, so ziemlich jede Kneipe auf der Insel inzwischen einen Großbildschirm aufgehängt hat. - Wer das bevorzugt, der kann dann dabei auch sein Bierchen trinken, aber morgen Abend Fußball gucken, das ist eh Bürgerpflicht hier. - Allerdings betont man auch noch mal, dass wegen der nun aufkommenden Hitze es absolut verboten ist Böller abzuschießen, so wie man das eigentlich hier nach jedem Tor üblicherweise so macht. - Wir erinnern uns, solche Böller gelten als Brandursache für das katastrophale Feuer im August des vergangenen Jahres. - Aber wir werden ja sehen, ob die Zuschauer im Falle eines Sieges sich an dieses Verbot halten, denn so langsam schwappt die Freude über die Mannschaft in Rot bei manchen auch schon in Euphorie über. - Die Hitze hält sich aber hier in den unteren Zonen noch zurück, wir haben lediglich 28 Grad heute erreicht, aber oben in den Bergen kletterte das Thermometer schon an die 40 Grad heran. - Also so warm, wie in Deutschland, aber wer hier näher am Meer wohnt, der hat heute immer noch frische Luftzüge gespürt, was dann äußerst angenehm ist. - Dann steht ja noch das Spiel um Platz 3 heute auf dem Programm, allerdings so ein bisschen mit begrenztem Schaum, denn große Begeisterung will wohl nicht mehr aufkommen, dabei wäre es sehr wichtig, dass diese wunderbare Mannschaft sich mit einem schönen Sieg aus dem Turnier verabschiedet. - Kraken-Paule ist hier übrigens auch ein Gesprächsthema und da Paul ja wohl immer Recht hat, wird das heute wohl gut ausgehen, und morgen dann auch. - Wir sind da zuversichtlich…



Samstag 10.07.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 41 % - Luftdruck 1014 hPa

Wir sind Bajada
Vielleicht auch noch Weltmeister, und Kunsthandwerker

Wobei man wirklich feststellen muss, dass die Bajada de la Virgen de las Nieves noch größeren Einfluss auf den Alltag hier hat, als die durchaus vorhandene Möglichkeit, dass Spanien am Sonntag zum ersten Mal in seiner Geschichte Fußballweltmeister werden kann. - So ein Spiel dauert eben wenn es hoch kommt 2 Stunden, mit allem drum und dran, die Bajada allerdings Wochen und auf die Jungfrau vom Schnee ist auch noch mehr Verlass, als auf überbezahlte Fußballer. - Aber dennoch hat es der Fußball auch geschafft, das Programm der Bajada zu beeinflussen. Die "Blumenschlacht", ein kleiner Umzug mit Karren und Konfetti wurde nun von Sonntagabend auf Dienstagabend verschoben, weil gleichzeitig das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft gezeigt wird. - Auch noch von der großen Anziehungskraft der Bajada in Santa Cruz profitieren wollen die Kunsthandwerker der Insel, und organisieren nun die jährliche Kunsthandwerksaustellung ab heute im Hafen der Hauptstadt, was durchaus verständlich ist, aber erneut zu einem Verkehrschaos führen kann, und wohl auch wird. - Kunsthandwerk wird hier auf der Insel Groß geschrieben, auch wenn die Sparte noch ein bisschen unter mangelndem Absatz neigt, alleine von Touristen kann man nicht so wirklich leben, und darüber hinaus machen eben die vielen "Fliegenden Händler" mit dem Tand der globalisierten Welt, den endemischen Kunsthandwerkern auch noch das Publikum abspenstig. - Buntes und manchmal sogar brüllenden Plastikwerk aus Vietnam oder sonst wo her bestimmt ja sonst den Trödelmarkt in der Hauptstadt, und schwer fällt es gegen schicke Sonnenbrillen und wild bedruckte T-Shirts mit hausbackenen Stickereien oder geklöppelten Brillenetuischonern anzugehen. - Da ist die Präsenz dieses Kunsthandwerkes meist sehr olympisch, also vom Charakter her, vielleicht überschätzt man auch ganz einfach das global ethnologische Interesse von Kreuzfahrern und Pauschaltouristen ein wenig bis rasant.

Der Mercadillo in Mazo ist noch so eine Adresse, wo es mehr lokales Kunsthandwerk gibt als globale Versuchungen, und eben die ganz große Chance für die vielen Hersteller und Familien, welche sich eben dieser alten Praktiken bedienen, sind die großen Ausstellungen des Kunsthandwerkes. - Auf La Palma gibt es jedes Jahr eine große Veranstaltung, jedes Jahr in einer anderen Gemeinde, und alle paar Jahre findet auch noch auf der Insel die kanarische Kunsthandwerksausstellung statt, welche dann Spitzenklöpplerinnen und Zinkblechbieger auch von den anderen Inseln nach La Palma lockt. - Diese Ausstellungen sind meist sehr gut besucht, aber oft fehlt es eben an echten Käufern, denn das hiesige Publikum ist sicher interessiert und auch fachkundig, aber wenn die Oma selber klöppelt und jeder Teenager hier zu jedem Geburtstag ein neues Taschetuch mit bunten Blumenmustern bekommt, dann ist irgendwann der Sättigungsgrad an endemischem Kunsthandwerk auch erreicht. - So hofft man eben, in diesem Jahr auf reichlich Publikum, welches nicht von der Insel ist und somit auch noch Platz im Schrank oder auf dem Fernseher hat, um hier ein Andenkendeckchen und dort ein Toilettenpapierschoner anheimelnd zu dekorieren, weil ja jeder Besucher außer einem schweren Kopf sicherlich noch mehr Souvenirs aus La Palma mit nach Hause nehmen will. - Dabei muss man auch wirklich mal die grausamen Folgen bedenken welche diese modernen Flachbildschirme auf ganze Berufszweige haben. Auf solche visuellen Flundern kann man doch gar kein Deckchen mehr legen oder ein Porzellanfigürchen, daran hat wieder mal keiner gedacht. - Auch meine Katzen hassen "Flatscreen" kann man sich doch darauf im Winter gar nicht mal den Pelz anwärmen wie auf einem so dicken Röhrengerät. - Ich kann diese Ausstellung wirklich nur empfehlen, es ist äußerst interessant, was sich da alles auf dem Kunsthandwerksmarkt der Insel tut. - Auch wenn nicht wirklich jedes Teil meinem doch sehr ländlichen Geschmack entspricht, was die da in gekonnter und stundenlanger Kleinstarbeit an Kunststücken basteln, das verlangt schon großen Respekt ab. Leben können die Allerwenigsten davon, der Markt ist eben einfach nicht da, sondern mehr schon fast historisches Interesse. Über 160 Aussteller erwarten Besucher, direkt am Hafen, woanders war kein Platz mehr in der Stadt der Bajada. - Als Parkplatztipp kann man übrigens sehr gut den kleinen Ferienort Los Cancajos angeben. - Man parkt dort seinen Wagen und lässt sich dann mit dem Bus in die Hauptstadt fahren, und wenn es dann reicht, auch wieder mit dem Guagua zurück zum eigenen Wagen. - Das kostet nicht viel und lässt einen stressfrei die Stadt im Belagerungszustand besuchen.



Freitag 09.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 37 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 27,5 Grad - niedrigste Temperatur 19,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 38,4 - Temp. Min 21,1 - Feuchte 20 - 27 % Niederschlag 0 mm

Wir sind ja so bescheiden
und freuen uns über eine neue Kläranlage

Und was noch schöner ist, bezahlen müssen wir die auch nicht. - Das übernimmt die Provinzregierung, das haben wir aber wieder fein hinbekommen, und ist auch notwendig, denn sonst würde das den Einwohnern von Puerto de Tazacorte gewaltig weiter stinken. - Kläranlagen gibt es bei uns schon eine ganze Weile, zumindest in den urbanen Gebieten, auf dem "platten Land", welches hier sehr gebogen ist, da nutzt man weiterhin die positiven porösen Eigenschaften unserer vulkanischen Herkunft, und entledigt sich seiner Stoffwechselendprodukte durch Sickergruben, die eigentlich jedes Haus hier hat. - Wenn die einigermaßen gut gebaut sind, dann halten die mehrere Generationen, und voll werden die auch nur, wenn man so einen Mist macht, und Papier und andere Fremdstoffe rein wirft, ansonsten schlucken diese "pozo negros" geduldig alles, was man ihnen da anbietet. - Es entsteht dabei auch kein Umweltproblem, wir sprechen da nicht von Industrieabwässern, sondern genau von dem, was der Landwirt in Deutschland auch auf seinen Acker fährt, nur eben von Hinterlassenschaften einer anderen Rasse. - In den Städten, aber eben auch dichteren Siedlungen sieht das aber schon anders aus, und dafür haben wir dann eben diese Kläranlagen, welche aber leider nicht mit dem Bevölkerungswachstum der neunziger und der "nuller" Jahre mitgewachsen sind. - Frechheit eigentlich von den Kläranlagen, von jedem Politiker erwartet man hervorragende Weitsicht, und so eine teure Kläranlage will sich einfach nicht dem steigenden Verbrauch anpassen. - So haben Los Llanos und Tazacorte wohl schon lange Kläranlagen, aber eben mit viel zu geringer Leistung, und so kam es im Winter immer wieder dazu, dass nach schweren Regenfällen die Auffangbecken der Kläranlage von Los Llanos überliefen, und die fragwürdige Brühe mit höchst humanem Hintergrund dann über den Barranco Tenisca direkt nach Puerto de Tazacorte gelang. - Das ist nun allerdings erledigt, Los Llanos hat bereits seine neue Kläranlage, und was für eine schicke, die ist nämlich nun in einer Halle versteckt, und was man nicht sieht, das riecht man auch nicht…

Aber die Leute aus Puerto de Tazacorte mussten früher nicht nur fremde Geschäfte, ob groß oder klein ertragen, auch die eigene Kläranlage welche direkt im Barranco de las Angustias betrieben wird, die ist viel zu klein geworden und verlieh der näheren Umgebung damit besonders im Sommer einen typischen olfaktorischen Charakter. - Schräg gegenüber meinte einer sogar ein Restaurant eröffnen zu müssen, ging nicht lange gut, neben einer nicht perfekt funktionierenden Kläranlage sollte man keine feinen Süppchen kochen. - Jahrelang stritt man sich um eine Sanierung oder Erweiterung der Kläranlage, mit dem Hintergrund, keiner wollte das bezahlen. - Die Gemeinde nicht, die Inselregierung nicht, und überhaupt, das ist eigentlich Kompetenz der Provinzregierung. - Die allerdings war jahrelang der Meinung, man bezahle nur den Neubau einer Anlage, nicht aber die Erweiterung und nun endlich hat man ein Einsehen mit den armen Menschen dort, und rückt mit der Pasta rüber, um die Kläranlage von Puerto de Tazacorte deutlich zu erweitern. - Womit also wieder mal bewiesen wurde, dass Geld zwar stinken kann, aber auch dazu verwendet wird, genau dieses abzustellen. - 840.000 Euro gibt es für das anti-stink-Programm in Puerto de Tazacorte und man wird hoch zufrieden sein dort in dem kleinen Badeörtchen, dass man nun wieder Wegweiser braucht, um den Ort zu finden und sich nicht einfach nur der Nase nach orientieren kann.





Freitag 09.07.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 65 % - Luftdruck 1015 hPa

Asphaltsplitter
Gegendarstellung der Presse über Anwaltkosten

Die Bürgerbewegung gegen die Asphaltwerke im Industriegebiet von Los Llanos hat bislang hervorragende Arbeit geleistet. - Das Werk steht still, auf zwei Ebenen wird juristisch gegen eine zukünftige Betriebsgenehmigung gearbeitet, und man unternimmt alles was nur in der Macht dieser Gruppierung steht, damit diese kontaminierenden Industrieanlagen dort nicht in Betrieb gehen können. - Ich darf erinnern, das Gesetz sieht vor, dass solche Anlagen, die als giftig und gefährlich eingestuft werden, nicht im Umkreis von weniger als 2.000 Meter zu Wohnsiedlungen betrieben werden dürfen. - Innerhalb dieser 2.000 Meter allerdings leben an die 7.000 Menschen, verteilt auf die Gemeinden Los Llanos und El Paso, dem reinen Sinn des Gesetztes nach dürften diese Anlagen dort also niemals betrieben werden. - Allerdings hat die Provinzregierung wohl eine Genehmigung erteilt, und in dem Gutachten ganz einfach ein paar Worte ausgetauscht, in dem man aus Wohnsiedlungen städtische Gebiete machte, (núcleos urbanos anstatt núcleos poblados) und schon erschien die ganze Geschichte machbar. - Schließlich ist es ja auch ein Industriegebiet, dazu sind diese Gebiete doch ausgewiesen wird auch proklamiert, allerdings unterliegen auch diese industriellen Zonen den gesetzlichen Auflagen, wenn Wohngebiete und Siedlungen in deren unmittelbarer Umgebung liegen. - So hat auch die damalige Bürgermeisterin aus El Paso, bereits im Mai 2008 in einem Brief an die Gemeinde Los Llanos darauf hingewiesen, dass man dort in dem Industriegebiet keine giftigen und gefährlichen Industrien errichten darf, weil angrenzend an dieses Industriegebiet sich viele Wohngebiete befinden. - Aber alles das ignorierte man und als sich schließlich die Bürgerbewegung "Plataforma contra las Plantas de Asfalto en el Valle de Aridane" bildete, fing die zukünftige Betreiberfirma an, sofort an das Werk zu errichten, man hatte es nun plötzlich eilig und wollte vollendete Tatsachen schaffen, noch bevor der langsam wogende juristische Prozess ins Laufen kommt. - Zwei Tage lief die Anlage, wohl den ersten Tag um Funktionsproben zu machen, und den zweiten Tag wurde bereits echt produziert und damit ein Parkstreifen in Los Llanos geteert. - Allerdings stoppte man dann die Produktion wieder, weil die Polizei auf Rufen der Bürgerbewegung eingeschritten war, und der Betreiber keine Lizenz vorweisen konnte, weder für den Probebetrieb, noch für die normal laufende Produktion. - Der Betreiber erklärte, er hätte eine mündliche Erlaubnis vom Bürgermeister von Los Llanos erhalten, und das war wohl auch so. - Aber so geht das nun gar nicht, und inzwischen wurden auch schon die Beteiligten vor dem Gericht in Los Llanos angehört und man kann davon ausgehen, dass sowohl der Bürgermeister, wie auch der Betreiber einiges an Ärger zu erwarten haben.

Das ist der eine juristische Weg, den hatte die Bürgerbewegung eigentlich gar nicht auf dem Programm, bemüht man doch einen bekannten Anwalt auf Tenerife, um die Genehmigung der Asphaltwerke beim Verwaltungsgericht anzugehen. - Dieser Anwalt heißt Felipe Campos und hat sich in der Vergangenheit durch manch spektakulären Fall in Tenerife einen Namen verschafft, besonders im Kampf mit und gegen die Behörden scheint der Mann so einiges auf dem Kasten zu haben. - Man ist auch hoch zufrieden, die Sache läuft, allerdings dauern solche Geschichten halt einfach lange, aber im Moment hat man ja keinen Druck mehr, die Anlage läuft ja nicht, also kann man den zweiten juristischen Weg in aller Ruhe angehen. - Gestern erschien dann aber eine Pressemeldung in der Zeitung El Día, (Artikel von gestern) nachdem die Bürgerbewegung fast 25.000 Euro alleine an den Anwalt Felipe Campos bezahlt habe, und da wir ja wissen, dass diese Zeitung sehr der Coalición Canaria zugewandt ist, könnte man hinter dieser Falschmeldung wohl auch einen Versuch vermuten, einen Spalt zwischen die Mitglieder der Bürgerbewegung und dem Vorstand und den Anwalt zu treiben. - Der Anwalt und die "Plataforma" sind nun äußerst stinkig auf die Zeitung "El Día", denn der Jurist hat bei weitem nicht 25.000 Euro erhalten, sondern etwa ein Drittel dieser Summe. - Insgesamt hat man aber diesen Betrag wohl bereits im Kampf gegen dieses Asphaltwerke aufgebracht, aber der Großteil ging in zwei Gutachten und eben die Organisation der Kundgebungen, der Versammlungen, Plakate und weiterer Aktionen, die eben dazu nötig sind, wenn man ein solches Unterfangen erfolgreich aufziehen will. - Aber bereits heute erschien auch wieder in El Dia die Gegendarstellung, (Artikel von heute) nachdem sowohl der Anwalt selbst, wie auch der Vorstand der Bürgerbewegung ihren Unmut über den Artikel verkündet haben, und der gleiche Redakteur verfasste nun eine Richtigstellung der Vorgänge. - Der Anwalt ist zwar teuer, aber so teuer nun auch wieder nicht, und so einfach einen Spalt zwischen die Mitglieder der Bürgerbewegung und den Anwalt zu treiben, das sollte dann auch nicht gelingen. - Dennoch, die Plataforma benötigt auch weiterhin Spenden und Hilfe von der Bevölkerung, denn noch ist nichts definitiv ausgestanden, es ist immer noch möglich, dass der Betreiber eine Lizenz erhält. - Daher ruft die Bürgerbewegung auch weiterhin zu Spenden auf, und das sollte uns allen wohl sehr am Herzen und auch am Geldbeutel liegen, dass hier mitten im Aridanetal keine giftigen und gefährlichen Industrieanlagen entstehen. -

Das Spendenkonto lautet:
Asociación Plataforma en Contra de la Instalación de Plantas de Asfalto en el Valle de Aridane.
IBAN ES 43 2065 0718 1714 0097 0190
BIC/SWIFT CECA ESMM 065
Bank: Caja Canaria

Wer hier auf der Insel einzahlen will der braucht bei der Caja Canaria lediglich die Kontonummer: 2065 0718 1714 0097 0190



Donnerstag 08.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 25,3 Grad - niedrigste Temperatur 19,0 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 36,8 - Temp. Min 19,3 - Feuchte 20 - 50 % Niederschlag 0 mm

Kurzgeschichten
Die "Bajada" schluckt alle weiteren interessanten Geschichten

Sommerloch könnte man auch sagen, bei uns eben eher Bajadaloch. - Aber kurze Geschichten können auch knackig sein, wir wissen doch, oder hoffen zumindest, dass es nicht auf die Länge ankommt. - Der Ärger in Los Llanos mit der Stadtpolizei geht weiter. - Bürgermeister und der zuständige Stadtrat für Sicherheit haben von Anfang an keinen guten Draht zu ihrem eigenen Polizeikörper gehabt. - Wilde Bummelstreiks, die zu Entlassungen führten, die dann vom Gericht wieder zurückgenommen werden mussten, schlechte Bezahlung, die Agenten müssen sich ihre Pistolen selber kaufen und immer wieder Hickhack um die eine oder andere Sache. - Nun haben aber haben ein paar Stadtpolizisten, sicher nicht alle, doch einen makaberen Streich mit dem Stadtrat gespielt, und sich über seine Behinderung lustig gemacht. - Der Rat nämlich muss im Rollstuhl sitzen, da er eine körperliche Behinderung hat. - Als er morgens zur Arbeit kam und den Aufzug in den ersten Stock benutzen wollte, da er dort sein Büro hat, fand er im Aufzug eine Photomontage vor, die einen Affen auf einem elektrischen Rollstuhl zeigt, aber mit dem Kopf eines Menschen, dem der Stadtrat äußerst ähnlich sieht. - Der war darüber gar nicht "amused" und hat nun bei der Polizei Anzeige wegen Beleidigung gestellt, aber genau bei der Polizei, die offensichtlich diesen schlechten Scherz verursacht hat. - Allerdings war das sicherlich das Werk einiger weniger Polizisten und nicht der ganzen Truppe, aber dennoch bleibt es wohl zweifelhaft, ob die Photokünstler erwischt werden. - Dabei beklagt er sich auch noch über andere diskriminierenden Vorfälle, so werde ständig sein Auto von Dienstfahrzeugen so zugeparkt, dass er mit seinem Rollstuhl nicht zu seinem Fahrzeug kommt, da ein Rollstuhlfahrer ja deutlich mehr Raum braucht neben der Tür, um einzusteigen. - Das Klima ist da ordentlich verrutscht zwischen der lokalen Politik und der lokalen Polizei, und beide Gruppen sorgen auch kräftig dafür, das dass so bleibt.

Noch mal Polizei. - In Garafía hat die dortige Stadtpolizei, mit Hilfe der Kollegen aus Tijarafe, weil eben Garafía nur einen Sheriff hat, jetzt einen Deutschen festgenommen, der auf seinem Grundstück größere Mengen an Canabis angebaut hat. - Das alleine wäre noch gar nicht so aufregend, in so manchem Garten stehen hier lustige Pflanzen herum, und manchmal wird das auch gerne mal "übersehen", wenn es sich dabei um kleine Mengen handelt. - Allerdings fand man bei den Deutschen auch eine Pistole, und da hört dann für die Polizei der Spaß auf, und die Probleme fangen an. - Die Pressemeldung ist nur sehr knapp gehalten, so im Polizeijargon, was der mit der Pistole wollte, und wie der die auf die Insel geschleust hat, das wird alles nicht berichtet und auch nicht, was denn nun der Richter mit dem Mann macht.

Astrophysiker auch gegen das Asphaltwerk in Los Llanos. - In einem Brief mit an die 40 Namen und Unterschriften haben sich Wissenschaftler und Techniker des Instituto Astrofísico de Canarias auf dem Roque de Los Muchachos an die Öffentlichkeit gewandt, und die Autoritäten der Insel aufgefordert, dieses Asphaltwerk nicht in Betrieb gehen zu lassen. - Man fürchtet um eine Beeinträchtigung der Luftqualität und bemerkt dabei auch, dass es ja ein "Himmelsgesetz" für La Palma gibt, und in diesem Gesetz steht, dass man sich verpflichtet, für die klare Luft auf dieser Insel zu sorgen. - Und eben ein Asphaltwerk erzeugt bei der Produktion wohl erhebliche Mengen an Gasen, Rauch, Ruß und Feinstäuben, und können so die Luftqualität auch negativ beeinflussen. - Auch betonen die Wissenschaftler, dass man wohl weiß, dass sich hier auf La Palma die unteren Luftschichten selten mit den oberen vermischen, sondern der auf dem Boden produzierte Dreck auch unten bleibt, aber eben nicht immer und bei Westwetterlagen diese Sperrschichten wohl aufgehoben werden, so dass dann wohl auch der Schmutz in die oberen Luftschichten gelangt. - Darüber hinaus fürchtet man auf dem Observatorium auch, dass dieses Werk auch nachts produzieren könnte und damit große Lichtverschmutzung erzeugen könnte. - Das dürfte man übrigens von "Juan Ramons Lampenladen" generell behaupten, das Industriegebiet ist dort mit enorm vielen Straßenlaternen versehen, die allerdings noch nicht angeschlossen sind, da noch zu wenig Strom vorhanden ist. - So muss das Asphaltwerk übrigens seinen benötigten Strom auch aus einem Generator selbst produzieren, was eine nicht unerhebliche weiter Kontamination bedeutet, parallel zu den Emissionen, die bereits durch die Herstellung von Asphaltmischungen entstehen.




Das war bei einem Feuer im Jahr 2007 an genau der Stelle, wo heute das Asphaltwerk steht. - Man kann sehr gut erkennen, dass der Rauch nur bis zu eine gewissen Höhe austeigt, und nicht weiter. - Dort befindet sich die Sperrschicht, die bei Passatlage immer entsteht. - Bei Westwind allerdings nicht.




Donnerstag 08.07.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 68 % - Luftdruck 1013 hPa

Sommer ohne Märchen
Jetzt wird es heiß

Reden wir über das Wetter. - Es hat sich in den letzten Tagen bereits angedeutet, die kommenden Tage werden heiß. - Auch wenn es keine dramatische Änderung der Großwetterlage geben wird, das Azorenhoch rückt weiter nach Osten, und bringt uns so den Wind aus Afrika heran, eben dann trockenen und heißen Wind, der über der Sahara jede Menge Wärme gewonnen hat und jegliche Feuchtigkeit verlor. - Zunächst nur in den oberen Luftschichten, man konnte das ja in den vergangenen Tagen bereits bei den Temperaturen sehen, die man uns aus 1.260 Meter aus Puntagorda sendet, und das wird langsam, aber eben beständig, ab morgen auch in die unteren Regionen schwappen. - Man kann das auch an der milchigen Sicht in unserer Höhe sehen, die sich gestern bereits gezeigt hat, die Sperrschicht, die sonst auf etwa 1.000 bis 1.200 Meter die trockene und heiße Luft von der feuchten atlantischen Atmosphäre trennt sinkt weiter, und schließt die feuchten Reste unserer sonst so glückseligen Frische immer weiter ein. - Der Nebel, welcher die Hitze ankündigt, kann man dazu auch sagen, und Wind mit dazu, der aber auch wieder aus Nordost wehen wird, weil sich ja grundsätzlich nichts am Wetter ändert, lediglich die Herkunft des Windes kontinentalen Ursprung haben wird, und nicht mehr alleine vom Atlantik gekühlt werden wird. Das Global Forecaset System sagt uns eine moderate Hitzewelle bis kommenden Mittwoch voraus, mit Temperaturen deutlich über 30 Grad, aber keine Rekordhitze mit Spitzen bis an die 40 Grad, so wie wir das im vergangenen Juli noch gehabt haben. - Aber dennoch, wir steuern erneut auf ein 30 - 30 - 30 Szenario hin, mit Temperaturen über 30 Grad, Windgeschwindigkeiten von über 30 Stundenkilometern und einer Luftfeuchte von unter 30%. - Das ist eine Faustregel, welche aus dem Bereich der Feuerwehren kommt und besagt, schlimmer und gefährlicher kann Wetter gar nicht sein, die kleinste Unaufmerksamkeit mit offenem Feuer führt dann oft zu brutalen und weit reichenden Bränden, weil das Wetter die Ausbreitung eines Feuers extrem begünstigt. Und das brauchen wir hier nicht mehr, also achtet bitte jeder darauf, dass wir dem Feuer keine Chance geben. - Keine Koteletts auf dem Grill und schon gar kein Lagerfeuer in den Bergen, oder Unkraut verbrennen, das ist nicht einfach nur verboten, sondern gemein gefährlich, wenn unser Wetter aus Afrika kommt, und nicht wie sonst üblich vom Atlantik bestimmt wird.



Mittwoch 07.07.2010 21:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 46 % - Luftdruck 1012 hPa

Enhorabuena Rosa, Enhorabuena España
Spanische Fahnen bleiben an der Ostsee

Die bessere Mannschaft hat verdient gewonnen, mehr bleibt uns wohl dazu nicht mehr zu sagen. - Ein Wiederholung des Spiels in der Europameisterschaft, und nun hat Spanien erneut seine Ausnahmeklasse bewiesen. - Ich war stinkesauer, keine Frage, aber man darf wohl der deutschen Mannschaft auch keine zu großen Vorwürfe machen, die Spanier haben uns beherrscht und zu wenig Chancen zugelassen. - Dennoch, wir gehen erhobenen Hauptes aus dieser Weltmeisterschaft in dem klaren Wissen, dass dieser jungen deutschen Mannschaft die Zukunft gehört. - Na ja, aber wir leben ja in der Gegenwart, und irgendwie habe ich gar keine Lust morgen Abend meine Kumpels zu sehen und die Überschriften morgen in den Zeitungen zu lesen. - Schwamm drüber, gegen diese spanische Mannschaft gibt es kein Mittel, und wenn der Bessere gewinnt, dann sollten wir uns kurz ärgern, laut Schei… schreien, (peristalitsches Endprodukt), aber nicht lange klagen. - Ein sauberes Spiel obendrein, von beiden, Läbbe geht weida, und vielleicht ist das ja für Spanien auch jetzt der notwendige Schub aus der mentalen Krise. - Am Sonntag, da sind wir alle Spanier, denn wenn es gegen die Niederlande geht (Holland zu sagen läge nah, ist aber nicht korrekt) dann sind wir doch alle ein bisschen Pedro, Luis oder Dolores… Stellen Sie sich doch nur mal vor, Holland, jetzt ist es rausgerutscht, wird Weltmeister! - Das darf doch nicht passieren!!



Mittwoch 07.07.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 40 % - Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 25,4 Grad - niedrigste Temperatur 19,0 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 36,4 - Temp. Min 19,3 - Feuchte 20 - 50 % Niederschlag 0 mm

Familienduell
Spanische Fahnen an der Ostsee

Spätestens nach dem Sieg der deutschen Mannschaft gegen England konnte man sich ja bereits auf das Aufeinandertreffen von Spanien und den dem dreifachen Weltmeister Deutschland einstimmen. - So ganz behagt mir das nicht, wäre mir das doch im Finale lieber, aber das geht ja leider nicht, einer von beiden muss nach dem Spiel heute Abend danach um die blecherne Banane spielen, also um den dritten Platz. - Es behagt mir aber auch nicht, dass wir gegen Spanien spielen, weil ich eben so lange hier lebe, und dennoch immer noch im Sport für deutsche Mannschaften bin, das steckt halt in den Genen oder die Muttermilch wirkt so lange nach. - Aber meine Familie ist durchaus nicht gesamtdeutsch, wir haben ja eine geborene Spanierin unter uns, und die lässt uns das auch immer wieder mal spüren. - Meine große Tochter, die ist auch für Deutschland, meine Frau eigentlich für Italien (nicht lachen jetzt) und meine kleine Tochter ist besessen von den Mannen um Villa und Piqué. - Und erst Navas, der mit den blauen Augen, aber der kommt so selten zum Einsatz, und Torres, der seinerzeit in der Europameisterschaft das Siegtor für Spanien geschossen hat, die hängen sogar als Posterfiguren im Zimmer meiner Brut. - Allerdings ist es ja fast ein bisschen verkehrte Welt, die große Tochter, also die mit dem Teutonencharakter, die sitzt hier in Spanien, und die andere, mit der iberischen Drüse, die schwitzt in Deutschland und ist dabei mit ihrer Spanienfahne und rot - gelb - rot angemalten Backen ein bisschen deplatziert dort. - Dann fragen die Leute auch immer so komisch nach, die können das ja von außen nicht sehen, warum ein, vom physiologischen Aspekt klar als Deutscher erkennbarer Teenager für die spanische Mannschaft brüllt. - Das hat schon komische Szenen gegeben hat man uns berichtet, aber da kennt die gar nichts, ein wahrer Anhänger zeigt seine Überzeugung überall.

Meine große Tochter und ich sind da weniger mutig, ich habe meinen Kumpels deswegen auch schon gesagt, dieses Spiel sehen wir uns zu Hause an, und erst das Endspiel wieder zusammen mit spanischem Publikum. - Nicht, dass man hier Angst haben muss als Deutscher wegen Fußball verprügelt zu werden, aber wir können auch unangenehm laut werden, wenn irgendjemand unseren Mesut oder den Schweini von hinten angeht. - (Lila und ich brüllen dann immer "raus die Sau" und das kommt in einer spanischen Kneipe nicht gut) - Bei Deutschland gegen Argentinien gab es noch ein begeistertes Miteinander, da waren alle hier auf der Seite der deutschen Mannschaft, denen gefiel es einfach, wie man die Koksfresse Maradonna geglättet hat und den in Barcelona spielenden Superstar Messi gar nicht zum Zuge kommen ließ. - Böller hat an abgeschossen bei jedem deutschen Tor, und das kommt extrem selten vor, dass Spanier bei einem Tor der deutschen Mannschaft in solchen Jubel ausbrechen. - Gut, das wird heute Abend anders werden, und natürlich hoffe ich, dass die Böller denn stecken bleiben können und wir dann ein Finale Niederlande gegen Deutschland betrachten können. - Aber so weit sind wir noch nicht, und ich habe als Anhänger der deutschen Mannschaft schon so meine Befürchtungen hinsichtlich der spanischen Mannschaft, die so viel besser spielen kann, als man das bislang gezeigt hat. - Die haben ja auch in diesem Turnier noch gar nicht gegen eine "große" Mannschaft gespielt, und sich auch noch gar nicht richtig Mühe gegeben, aber das wird heute Abend sicherlich anders. - Die "Furia Roja" freut sich so auch auf die deutsche Mannschaft als Gegner, hat man doch noch positiv das letzte Aufeinadertreffen im Gedächtnis, und das endete wohlbekannt mit dem Europameistertitel für Spanien. - Aber auch damals hat sich der Orakel-Pulpo Paul geirrt, und das hoffen wir nun wieder, dass der bekannteste Tintenfisch der Welt sich einfach mit der spanischen Mannschaft nicht auskennt und nun wieder daneben liegt. - Unser Paul ist da absolut unparteiisch, der freut sich aber wieder auf die frische Pizza, die ich zum Spiel dann hole, der weiß dann ganz genau, wenn wir vor dem Fernseher Pizza schlabbern und Fußball dabei sehen, dann lassen wir den mediterranen Fladen so oft unbeaufsichtigt liegen, dass Paul heute Abend sicherlich ein Gewinner sein wird, ganz egal, wie das Spiel ausgeht. - Möge der Bessere gewinnen, quatsch, möge Deutschland gewinnen, so, jetzt ist es raus.




So sieht es heute an der Ostsee aus




Und das war vor 2 Jahren ein Versuch zur Güte




Mittwoch 07.07.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 63 % - Luftdruck 1013 hPa

13:1 für Tijarafe
Erster PGOU der Insel abgesegnet

Tijarafe for President, oder so ähnlich könnte das auch lauten. - Die erste Gemeinde der Insel welche nun einen kompletten und durch alle Instanzen abgesegneten Flächennutzungsplan aufweisen kann, ist seit gestern Tijarafe. Alle 13 anderen Gemeinden warten noch auf dieses wichtige Papier. - Plan General de Ordenación Urbana ist das Zauberwort und alle Gemeinden der Insel sind gerade dabei, ihr lokales Planungspapier durch die Ämter zu wälzen. - Entscheidend für die Absegnung dieser weit reichenden Pläne ist die endgültige Unterschrift der provinziellen Raumordnungsbehörde auf Tenerife, die so oft gescholtene und in Frage gestellte Kommission der "COTMAC" (Comisión de Ordenación del Territorio y Medio Ambiente de Canarias) - Gescholten und in Frage gestellt deshalb, weil diese Behörde sehr politisch unterwandert ist, wo sie doch eine Schiedsstelle, bestehend aus Technikern und Juristen sein sollte, die genau wissen, was die genaue Gesetzeslage vorgibt und wie das auf lokale Pläne anzuwenden ist. - So steht die "COTMAC" wohl in der Kritik auch Klientelpolitik zu dulden, und mehr als einmal äußerst fragwürdige Entscheidungen getroffen zu haben. Dabei ist die Arbeit dieser Kommission so ziemlich das Schwierigste was man sich auf urbanistischer Planungsebene so vorstellen kann, und die Techniker dort sind auch überhaupt nicht zu beneiden, weil auf der gesamten Planungsebene auf den Kanaren ein großer Irrtum begangen wurde. - Man hat das Pferd von den Füßen her versucht zu satteln und zieht bereits "unten" zu, obwohl "oben" noch gar nicht richtig sitzt. - Die lokalen Flächennutzungspläne sind die ersten Planungspapiere welche verabschiedet werden sollen, Papiere, die zum Teil seit über 10 Jahren in Gemeindeschubladen schmoren, ohne dass die übergeordneten Inselpläne und manche Sondernutzungspapiere rechtlich bereits abgesichert sind. - So liegt der "PIOLP" (Plan Insular der Ordenación de La Palma) noch bei der "COTMAC" herum und sucht Antworten auf die vielen tausenden von Eingaben gegen dieses Papier, und der "PTE" (Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística Isla de La Palma) wird gerichtlich von Umweltorganisationen angegangen. - Aber dennoch müssen die lokalen Pläne sich genau mit diesen beiden, und weiteren Spezialplänen und "Directrices" auseinandersetzen, obwohl diese Richtlinien noch überhaupt nicht juristisch abgesichert sind. - Es kann also gut sein, dass vielleicht der "PTE" vor Gericht scheitert und grundsätzlich überarbeitet werden muss, und damit später die gesamten lokalen Pläne auch. - Ebenso ist der "PIOLP" noch nicht in trockenen Tüchern, zum Beispiel wegen der dort wieder aufgetauchten Weltbiosphärenreservatsautobahn, aber die "PGOUs" der Städte du Gemeinden müssen sich danach richten.

Planungssicherheit ist dabei ja immer das Stichwort, warum man diese lokalen Flächennutzungspläne so herbeisehnt, und ganz klar ist es für die zukünftige Stadtplanung und Entwicklung der Gemeinden extrem wichtig zu wissen, was man machen und bauen kann und was nicht. - Allerdings sind diese lokalen Papiere eben nur so lange gut, bis die übergeordneten Sonderpläne und das Gesamtpapier der Insel stehen, sonst kann man nachher diese ganzen lokalen Pläne wieder umarbeiten, oder gleich in die Tonne treten. - So ist es zum Beispiel für Breña Alta und El Paso eigentlich gleichgültig, was man an der Stelle der Autobahntrasse einzeichnet, weil der später zu verabschiedende Inselplan sowieso übergeordnete Wirkung hat. - So wird man wohl die lokalen Pläne ohne die Autobahntrasse verabschieden, um weitere Proteste der Bevölkerung zu vermeiden, später aber wohl nach Finanzlage und Klientelentscheidung doch die Genehmigung über den Inselplan geben, oder wenn das auch nicht geht, über den "Plan General der Carreteras", der dann Sache des Gobierno de Canarias ist, also noch weiter "oben" angesiedelt. - Das alles heißt aber nicht, dass man Tijarafe nicht gratulieren sollte, und wer jetzt nach dem Flächennutzungsplan der Gemeinde sein Bauvorhaben abgesegnet bekommt, der muss auch nicht fürchten, dass dieses später angezweifelt wird. - Es kann aber gut sein, dass der Plan, so wie er gestern abgesegnet wurde, in zwei Jahren bereits reine Makulatur ist, die Halbwertzeit solcher Papiere, die ohne Rechtssicherheit nach "oben" verfasst werden, bieten eben nur kurzzeitige Entspannung, sind aber keine wirkungsvollen Strategiepläne für eine weit reichende Zukunftsplanung der Gemeinden.



Dienstag 06.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 23,0 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 34,4 - Temp. Min 18,9 - Feuchte 20 - 44 % Niederschlag 0 mm

Mediterrane Diät
Gesund abnehmen

Meine Tochter und ich, wir halten uns tapfer hier so ohne Haushaltsvorstand, und sind sogar noch fleißig dazu. - Fast die komplette Pergola gestrichen heute, und wäre uns nicht der Lack ausgegangen, dann hätten wir uns noch den Orden Held des Pinsels abgeholt. - Aber mal ganz im Ernst, ich bin erstaunt darüber, wie reibungslos das Zusammenleben mit dem Teeni so ist, meine Frau wird sich wohl sogar ein bisschen ärgern darüber. - Ich schmiere die Brote, so lange noch Wurst und Brot im Haus ist, sie wäscht die Wäsche, in der Tat, zumindest ihre, und beim Abwaschen teilen wir uns die Geschichte, mal wäscht sie nicht ab, und mal lasse ich das alles stehen. - Heute Abend könnte es knapp werden, es ist nur noch ein Messer da, aber ich haben bereits den Plan gefasst Pizza zu holen und die lasse ich vorschneiden, dann müssen wir das letzte Messer auch nicht antasten. - Drei Tassen sind noch da und zwei Gläser, aber man kann Bier und Eistee ja auch direkt aus der Flasche trinken, wir komme da schon zurecht. - Allerdings müssen wir heute noch einkaufen gehen und das wird schwierig, denn auch meine Tochter kennt sich im Supermarkt nicht wirklich aus. - Sie weiß wo die Tiefkühlpizza steht und ich wo das Bier, aber es geht eben auch darum so grundlegende Dinge wie Brot und was drauf zu besorgen, und das haben wir noch nicht wirklich klären können, wie das geht. - Aber wir unternehmen später mal den Versuch, mal sehen, was wir da so nach Hause schleppen. - Für die ganze Woche haben wir uns Arbeitseinsätze vorgenommen, erst am Samstag will Madamchen wieder auf die "Meile" gehen und das darf sie dann auch, schließlich hat sie sich das verdient, wenn sie hier dem Alten dabei hilft das Haus und die Apartments wieder ansehnlich zu machen, dann muss so ein junger Mensch auch mal feiern gehen dürfen.

Das Aufstehen bereitet ihr einige Probleme, auch in den Ferien um acht Uhr, das ist eigentlich nicht artgerecht, aber ich drängle da auch nicht, bin ja auch nicht so früh fertig mit meinen Sachen, dass man da schon loslegen könnte mit Streichen und Malern um diese Uhrzeit. - Das gehen wir gemächlich an, und wenn wir um halb 12 die Farbdose dann endlich offen haben, dann sind wir ganz fix mit einem schnellen Strich übers Holz, da kennen wir nix. - Die Katzen sind auch noch gut versorgt, obwohl denen schon ein bisschen Angst geworden ist, denn die wissen ganz genau, dass sonst meine Frau die knisternden Tüten mit den Döschen Katzenglück anbringt, und von der haben die ja nun tagelang schon nichts mehr gesehen oder gehört, und dieser sonst so beruhigende Stapel an Büchsen und Döschen ist erheblich geschrumpft. So werden wir uns nachher noch versuchen zu erinnern, wo es solches Katzenfutter zu kaufen gibt. - In Deutschland macht man das ja inzwischen an der Tankstelle habe ich mir sagen lassen, aber das hilft uns für hier nicht weiter, aber Amazon will ja zukünftig auch ins Lebensmittelgeschäft einsteigen, da kann man sich ja dann vielleicht online die leckeren Tierkadaver schicken lassen. - Sonst gibt es halt Leberwurst, die gibt es nämlich auch beim Bäcker, die finde ich immer, und Brot gibt es in El Paso im Blumenladen und wer in den Schuhladen von Rafa will, der sollte gegenüber im Sportgeschäft fragen, wann Rafa denn mal wieder den Laden aufsperrt. - So verwirrend ist das eben in El Paso, Sie müssen also gar nicht so abfällig die hohe Stirn runzeln, wenn wir hier ein bisschen durch den Wind oder durch den Supermarkt sind, und nicht immer gleich wissen, woher die beste aller Ehefrauen den ganzen wunderbaren Zauberkram hier immer heranschleppt. - Mehr wollen wir doch gar nicht, Pizza, Birra und Ravioli, beste mediterrane Küche, das kann doch nur gesund sein, man liest es doch immer wieder…




Mediterrane Küche. - Ravioli al nonno Freddo mit Bruschetta rusticale - molto rusticale




Dienstag 06.07.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 56 % - Luftdruck 1016 hPa

Gallos y Portugueses
Hähne und Portugiesen

Marias Werk und La Palmas Beitrag könnte man auch sagen. - Die Bajada de la Virgen löst Emotionen aus, meist positive, aber eben nicht nur das. - Die online-Zeitung elapuron.com bietet ja neben frischen Nachrichten aus La Palma auch die Möglichkeit für Leser, ihre Kommentare zu hinterlassen. - Auch ein kleiner Debattierclub hat sich dort entwickelt, der frei nach dem Motto eines Forums auch kräftig austeilt. - Der Administrator, oder die "Chefin vons Janze" haben da auch alle Hände voll zu tun, die üblichen anonymen Wirrköpfe unter Kontrolle zu halten, was meist, aber nicht immer gelingt. - So ist das Internet eben, nicht nur Information verbirgt sich hinter diesem weltgrößten Medium, sondern eben auch jede Menge Diffamierung und wirrer Mist, der eben in der dunklen Seite der Anonymität gebacken wird. - Es ist eigentlich überall in diesen Foren und Chartrooms das Gleiche, stünden sich die "Gesprächspartner" Auge in Auge gegenüber, dann würde der Dialog, wenn es denn überhaupt zu solch einem kommt, komplett anders verlaufen. Schwierig ist es da für Leser überhaupt sich zurecht zu finden, schlummert doch hier ein bisschen Wahrheit, dort ein Haufen Frust, und wie man aus diesem Konglomerat aus Halbweisheiten wie Halbdummheiten eine Meinung findet, das bleibt dem Betrachter selbst überlassen. Vielleicht hilft einem der Grundsatz noch ein bisschen, wer keinen Namen hat, der hat auch keine Meinung und schon gar nicht Recht, aber damit würde man ja den Großteil solcher Plattformen ins Nichts pulverisieren. - Wäre wohl auch kein Verlust fürs Leben, aber das stets vorhandene Gen der Neugier würde darunter doch gewaltig leiden. Elapuron.com geht dagegen mit Zensur zu Werke, ob immer mit Recht, das kann ich nicht beurteilen, weil man ja diese zensierten Artikel nicht zu lesen bekommt, aber anders hält man wohl einen gewollten Austauschvorgang zwischen Menschen auch nicht am Laufen. - Dennoch entspinnen sich dort manchmal interessante Fäden, die wohl fast "Volkes Stimme" ein bisschen mal an die Oberfläche rücken. So auch jetzt wieder, in einem eigentlich absolut unnötigen, aber dennoch hart diskutierten Faden, der sich eigentlich um die Bajada de la Virgen dreht, aber jetzt schon zum reinen Ost/West Undialog verkommen ist.

La Palma ist, nicht nur geographisch mindestens zweigeteilt. - Lassen wir es bei den zwei Teilen, sonst wird es zu kompliziert und nennen das mal Ostseite gegen Westseite. - Politische Hintergründe gibt es da Gott, oder den Parteien sei Dank nicht, und wenn man ganz ehrlich ist, auch keine anderen, aber dennoch gibt es grobkörnigen Lokalpatriotismus, der sich ganz schnell an den kleinsten Dingen entzünden kann. - Die Westseitler, vornehmlich das Aridanetal, und mit ihm die "Metropole" Los Llanos, betrachten sich selbstverständlich als den Mittelpunkt der Insel. - Haben das Geschäft, die Kultur und sogar die Moderne für sich gepachtet und agieren und sprechen aus einem Selbstbewusstsein heraus, welches unerklärbar ist, aber eben einfach vorhanden. - Die Ostseitler hingegen warten mit Tradition auf, dem Wissen der Machtstellung um die Hauptstadt Santa Cruz, und einer daraus grob entwickelten Tendenz, die Westseite der Insel als rückständig anzusehen. - Das ist eigentlich alles geschenkt, aber diese lokalen Streitigkeiten schwelen wohl schon über Jahrhunderte munter und manchmal bunt umher, und sind einfach nicht wegzubekommen. - So entzünden sich jetzt einfach an der Bajada de la Virgen de las Nieves schon wieder die Gemüter. - Ob denn wirklich so viele Menschen dort waren, ob denn alles gut organisiert war oder nicht, und ob nicht die die Romería in Los Llanos die schönere sei, und überhaupt, die Frechheit der Hauptstädter, ihre Schutzpatronin als "erste Dame" der Insel zu proklamieren, wo doch die Insel einen offiziellen Schutzpatron hat, nämlich den San Miguel Arcángel, und der sei von der Westseite.

Der fromme Atheist fällt hier natürlich schon wieder vom Gespräch ab, aber Palmeros können sehr gut republikanische Monarchisten sein, und da wir ja wissen, dass in einem Kreis rechts und links, oben und unten nicht wirklich Fixpunkte hergeben, muss man diese Diskussion wohl endgültig auf die emotionale Ebene schieben. - Und da sind wir groß, übergroß zum Teil, so groß, dass es uns manchmal schon nicht mehr gelingt, den Hut auf den eigenen Kopf zu setzen, weil der zu weit oben getragen wird. Argumentativ bleibt da meist nicht viel übrig. - Die Bajada de la Virgen de las Nieves ist zweifelsohne die größte Fiesta dieser Insel, aber sie bedient sich eben auch eines Rahmenprogramms, welches längst die Bekanntheit der Heiligen Dame überschreitet, nämlich dem Zwergentanz. - So ist das Symbol der Bajada bereits auch offiziell eine Graphik eines Zwerges, und nicht mehr ein Abbild der Marienfigur. - Aus der Geschichte heraus hat aber der Zwergentanz eigentlich gar nichts mit der Niederkunft der Schutzpatronin der Hauptstadt zu tun, sondern war ein zynisches Cabaret gegen die Kolonialisierungspläne der Franzosen mit La Palma. Das wirft man den Hauptstädtern nun auch vor, und dass man da drüben auf der Ostseite den Zug der Zeit verschlafen hätte und nur noch Bedeutung aus der Tatsache schöpfen würde, eben einfach Hauptstadt und damit Sitz fast aller Behörden zu sein. - Gallos, also Hähne nennen die Bewohner der Hauptstadt die Menschen von der Westseite, und spielen damit auf die früher rein ländliche Bedeutung des Aridanetals an. - Gemeint sind damit Eigenschaften wie ungebildet, rückständig und eben ländlich. - Portugueses, also Portugiesen nennen im Gegenzug die Westseitler die Leute aus Santa Cruz, und dichten dieser Bezeichnung Arroganz, Überheblichkeit und Oberflächlichkeit an. - Nichts von alledem ist wahr, aber man ist eben doch geneigt, innerhalb seiner keinen Welten Nähe zu suchen, und da liegt eben nichts näher als die nächste Umgebung. - Man muss das auch ein bisschen verstehen. - Früher, als alles anders war und nur manches besser, da war es ein anstrengender und auch gefährlicher Tagesmarsch von Santa Cruz ins Aridanetal, und wer so weit reist, der hat auch Zeit sich alle möglichen Unterschiede einzuprägen, die man sich denn mit Blasen an den Füßen und unter dem drückenden Gewicht der zu verkaufenden Waren auf dem Rücken so vorstellen möchte. Jetzt fährt man in 25 Minuten von einer Stadt in die andere und muss feststellen, in beiden Städten findet man keine Parkplätze. So einfach sehe ich das, und die Romería aus El Paso ist sowieso die schönste von allen…



Montag 05.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 30 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 15,9 Grad

Sozial, bis das Geld ausgeht
Nicht nur bauen, sondern auch betreiben

Ein neues Beispiel für die Nichtfinanzierbarkeit der kleinen Gemeindestrukturen welche wir hier haben steht uns jetzt in Tijarafe bevor. - Dabei haben die, in der immer schon als seriös bekannten und meist auch gut geführten Gemeinde eigentlich gar nicht verkehrt gemacht, sondern werden jetzt einfach nur von der Krise und ihren weit reichenden Begleiterscheinung eingeholt. - 2.700 Einwohner zählt die Gemeinde auf der Nordwestseite der Insel und ist auch, wenn vielleicht auch nicht so drastisch wie die anderen Nordgemeinden, von der Landflucht bedroht. Um dem entgegenzuwirken, setzt man seitens der Gemeinde und auch der Inselregierung immer wieder auf Programme, welche die dezentralen Strukturen hier auf der Insel stützen sollen. - So baute man in Tijarafe, mit Geld aus der Gemeinde und immer wieder Zuschüssen seitens der Inselregierung, ein Mehrzweckgebäude, welches für ein Altersheim und eine Kindertagesstätte dienen soll. - Zehn Jahre dauerte es, bis nun das Gebäude eigentlich bezugsfertig ist, und lediglich noch die Möblierung fehlt. - 4 Millionen Euro hat das im Lauf der Zeit gekostet, knapp zugewiesenes Geld, welches man in eine Einrichtung gesteckt hat, die eben dafür sorgen soll, dass die Nutznießer dieses Angebotes nicht aus der Gemeinde wegziehen müssen. - Seien es nun die alten Menschen, oder eben die Kinder und deren Eltern, die sich im Arbeitsleben eben nur behaupten können, wenn die Unterbringung der Kinder garantiert ist. Das ist eine lobenswerte Geschichte grundsätzlich, kostet aber eben richtig Geld, dieser Luxus in kleinen, oder sagen wir ruhig Kleinstgemeinden, solche sozialen Einrichtungen anzubieten. - Was jetzt allerdings droht, das ist das Aus auf der langen Zielgeraden, denn die Gemeinde und die Inselregierung haben kein Geld mehr, die Anlage zu möblieren und noch weniger, danach auch den Betrieb zu unterhalten.

Schlecht geplant oder gerechnet könnte man auch dazu sagen, aber wer hätte eben vor 10 Jahren schon mit einer solch saftigen Krise gerechnet, welche die Gemeinden und auch die kanarischen Inselregierungen mit derart wenigen Mitteln dastehen lässt, dass man sich keine Kindertagesstätte und kein Altersheim mehr leisten kann. - Auf der anderen Seite muss man natürlich auch wieder betonen, dass es im reichen Mitteleuropa wohl ganz wenige Gemeinden gibt, die bei einer solch geringen Einwohnerzahl solche sozialen Einrichtungen anbieten. - Eine Eigenfinanzierung durch den Betrieb ist wohl nicht denkbar, man rechnet vor, dass 26 Kinder in der Tagesstätte betreut werden können. - Dafür sind drei Betreuer notwendig und eine Person, welche das Gebäude in Schuss hält, plus die Betriebskosten. Das sind alleine rundum 60.000 Euro Personalkosten, und wenn man das auf die Maximalzahl der betreuten Kinder umrechnet, dann entstehen daraus Kosten pro Kind, die niemand jemals aufbringen will oder kann. - Im Altersheim sieht es ähnlich aus, auch wenn man da einen höheren Satz pro Betreuten ansetzen darf, es sind aber auch die Betreuungskosten und der Personaleinsatz höher als bei der Kindertagesstätte. - Zuschüssen sind nun die gefragten Geschichten, aber die Provinzregierung sieht da keinen Spielraum, und die Zentralregierung in Madrid hat damit eigentlich nichts zu tun. - Private Betreiber können rechnen, das wird also auch nichts, so dass man in Tijarafe nun kräftig betteln gehen muss durch die Instanzen, um diesen sozialen Traum von der Unabhängigkeit einer solch kleinen Gemeinde auch umsetzen zu können. - Und das in Zeiten des Rotstiftes und gerade nun, wo man seitens Zentralregierung bereits die kleinen Gemeinden als massive Kostenfaktoren im Visier hat. - Aber wie macht man es besser? - Eine derartige Einrichtung für alle drei Gemeinden im Nordwesten, die dann finanziell besser zu rechnen ist? - Das treibt dann aber auch wieder Bewohner in die bereits vorhandenen Zentren auf der Insel, wo es diese Angebote bereits gibt. - Edel sei die Gemeinde, hilfreich und gut, aber bitte auch noch reich…



Montag 05.07.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 47 % - Luftdruck 1017 hPa

50.000 - 70.000 - 100.000 ?
Und das war erst das Vorspiel

Meine Tochter schläft noch, und das ist verständlich, wenn man erst gegen halb fünf morgens nach Hause kommt. - Aber das war abgesprochen, das gibt kein Ausmecker und schließlich hat sie ja gestern den ganzen Tag, na ja halben Tag, oder besser halben Vormittag, mit mir Fenster und Türen gestrichen. - Der erste große Akt der Bajada de la Virgen de Las Nieves liegt hinter uns, und meine Tochter kann uns also ihre eigenen Eindrücke noch nicht berichten. - Aber schon überschlagen sich die Tageszeitungen mit Berichten von neuer Rekordbeteiligung und sprechen mal von 50.000, mal von 72.000 und andere geben sogar die Wahnsinnszahl von 120.000 Pilgern an, welche an dieser ersten Romería teilgenommen haben sollen. - Also 120.000, das ist einfach unmöglich, die Insel hat nur gute 84.000 Einwohner, und 36.000 Menschen als Besucher zu uns zu bringen, das ist einfach nicht machbar, so viele Flüge und Fähren gibt es einfach gar nicht. - Auch waren ja nicht alle Einwohner der Insel auf dem Fest, auch wenn man auf der Westseite ab dem Nachmittag schon gemerkt hat, dass deutlich weniger los ist als sonst. - Auf jeden Fall waren es viele Menschen, sehr viele, aber auch die Zahl von 72.000, welche eine offizielle Angabe der Policía Local sein soll, verwundert auch noch ein bisschen. - Beim Karneval spricht man von 30.000 - 40.000 Menschen und die Straßen sind so gerammelt voll, dass niemand mehr umfallen kann. Was übrigens sehr hilfreich sein kann bei manchen Kameraden, welche bereits voll der Glückseeligkeit und des Cuba Libre sind. - Gestern hätten es also dann doppelt so viele Menschen sein müssen, was mich dann doch ein bisschen skeptisch macht bei diesen Zahlenspielen. - Aber eines ist sicher, die Bajada de la Virgen de Las Nieves hat nichts, aber auch gar nichts an Attraktivität bei der Bevölkerung eingebüßt über die Generationen, eher im Gegenteil.

So sollte man auch bedenken, das war gestern mit dem Transport des Thrones der Jungfrau aus Las Nieves in die Stadt zunächst nichts weiter als der Auftakt, wie viele Menschen erwartet man dann für den wirklich großen Tag, wenn die Jungfrau selbst in den Ort getragen wird? - Da möchte man den Zeitungen hier immer warnend zurufen, steckt doch die Rekorde noch mal weg, sonst kann man später, wenn es wirklich ernst wird, dem Zahlenspiel keinen mehr draufsetzen. - Bei aller Aufgeklärtheit und aller Moderne, welche diese Insel in den letzten 20 Jahren teilweise mehr überrollt als wach geküsst hat, wundert eine diese Marienverehrung auch bei der jungen Bevölkerung schon ein bisschen. - Aber nur ein bisschen eben, denn Traditionen glaubt man ja immer der älteren und meist auch konservativeren Generationen anzudichten. Aber das kann man hier sehr schnell feststellen, dass facebook, liberale Scheidungs- und Abtreibungsgesetze, moderne politische Einstellungen und eine immer weltoffenere Meinung diesen fest verankerten Kern der Marienverehrung nicht wegwischen können. - Ein bisschen mag auch der Gemeinsinn dazu beitragen, ein weiterer Antrieb ist die grundsätzliche Freude am Feiern, und schick machen darf man sich auch, natürlich in den traditionellen Kostümen, der eigentlich so ländlichen Bevölkerung hier. - Jeder will dabei sein, das kommt auch noch dazu, man könnte ja etwas versäumen, dieser so immer jugendliche Drang spielt auch eine Rolle, und macht diese Feste, die ja eigentlich komplett religiös unterfangen sind hier dermaßen erfolgreich, auch bei den Jugendlichen. - Kommt Madonna, Lady Gaga oder sonst wer, dann bekommt man schon 15.000 Jugendliche hier auf die Straßen, kommt aber die Jungfrau vom Schnee, dann sind das locker doppelt so viele. - Es ist und bleibt eben eine bemerkenswerte Insel für bemerkenswerte Menschen.



Sonntag 04.07.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 21,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 20,3 - Temp. Min 12,1 - Feuchte 57 - 84 % Niederschlag 0 mm

Noch mal heilig
Jetzt aber wieder die Quelle

Bad Fuencaliente, oder vielleicht gar Bad La Palma. - So könnte man sich auch zukünftig anbieten, haben wir doch, glaubt man den Aussagen einiger Geschichtsschreiber, eine wirkliche Heilquelle in den Ressourcen dieser Insel. - Die wurde zwar 1677 vom den Lavaströmen des San Antonio verschüttet, aber vor nunmehr 5 Jahren nach vielen und langwierigen Versuchen wiederentdeckt. - 300 Meter tief musste man einen Stollen in die Lava buddeln, um endlich an das begehrte Wasser heranzugelangen, aber man hat es geschafft. - Was übrigens manche dennoch anzweifeln, so hat Carlos Caracedo, bekannter kanarischer Geologe, in seinem letzten Buch gar behauptet, das wäre gar nicht die "Heilige Quelle", sondern irgendeine Warmwasserader, die in der Region häufiger vorkommen. - Dem widerspricht man hier deftig und schickt immer wieder eine andere Koryphäe ins Gefecht, nämlich auch einen Carlos, aber eben Carlos Soler, Wasseringenieur, der sogar über die "Fuenta Santa", deren Geschichte und auch deren Wiederentdeckung ein ganzes Buch geschrieben hat. - Man sollte also schon davon ausgehen, dass es sich um genau diese Quelle handelt, die schon in alten Büchern als Quell der Gesundheit blumenreich beschrieben wurde. - Da sind wir dann auch schon wieder beim Glauben, denn bislang hat man uns immer nur erzählt, und Geschichtsbücher vorgelegt, wenn es um die Heilwirkung des heiligen Wässerchens geht, aber keine chemischen Analysen oder medizinische Gutachten darüber, und wenn man diese Quelle irgendwann mal als touristische Ressource vermarkten will, und nicht einfach nur eingesperrt in einem Stollen vor sich hinmäandern lässt, dann wäre ein aussagekräftiges Gutachten gar nicht so schlecht. - So weit sind wir aber noch gar nicht, denn bislang hat sich in den 5 Jahren, seit dem man die "Fuente Santa" wiederentdeckt hat, nicht allzu viel getan, um diese touristische Attraktion auszubeuten. - Was für ein schreckliches Wort, das hört sich gleich nach Kinderarbeit an, aber es trifft den Nagel doch eigentlich auf den Kopf, diese Quelle sollte doch für unseren Nutzen dienen, und dazu muss man daraus eine Badeanstalt machen oder ein Kursanatorium oder weiß der Heilige Badenius was sonst.

Aber nicht nur gut Ding, sondern auch heilig Ding will Weile haben, und besonders, wenn zu viele Leute da ihre fast schon gierigen Finger im Spiel haben. - Vor Monaten konnten wir zwar schon berichten, dass nun ein Konsortium gegründet sei, welches sich um die Nutzung der Heiligen Quelle kümmert, aber das war verfrüht, handelte es sich damals lediglich um die Ankündigung, so vorgehen zu wollen. - Jetzt erst nimmt man diesen Versuch wieder auf, und verteilt zumindest schon mal die Zuständigkeiten. - 45% das Rathaus von Fuencaliente, 28% das Cabildo Insular und 27% die Provinzregierung. - 100% ergibt das schon, aber alle drei Institutionen sind klamm wie eine trockene Quelle, und der größte "Teilhaber", eben das Rathaus von Fuencaliente ist eigentlich komplett pleite und kann außer dem Personal gerade noch das Telefon und die Beleuchtung im Rathaus bezahlen. - Cabildo hat zwar mehr Spielraum noch, aber in den kommenden Jahren wird es auch da gewaltige Einschnitte in die Mittel geben. - Gobierno de Canarias, das wäre noch ein etwas solventerer Partner, aber die bauen lieber Autobahnen und haben auch schon signalisiert, dass man die Geschichte mit dem Bad La Palma am besten mit eigenen Mitteln angeht. - Da stehen sie nun, die Pleitemanager des öffentlichen Haushalts, und können mit ihren viel zu dünnen Beinen kaum selber stehen, wollen aber eine herausragende öffentliche Ressource so lange besprechen, bis vielleicht der nächste Vulkanausbruch die Quelle erneut verschüttet. - Aber Selbsterkenntnis schimmert zumindest durch, das noch zu gründende Konsortium dürfe wohl einen Ideenwettbewerb starten, und dann doch Hilfe bei privaten Investoren suchen. - Also, habe ich es doch gewusst, der Scheich ist wieder mal gesucht, oder der berühmte Mann, von dessen Typ jeden Tag einer über den Marienplatz läuft. - Sie wissen schon wen ich meine, denn diese "fremden Investoren", die haben es hier nicht leicht etwas gut Funktionierendes aufzuziehen. - Einmal gibt es enorme Bauauflagen in der Zone, und dann muss man es auch schaffen, die richtigen Leute mit im Boot zu haben, um die Genehmigungen alle zu erlangen. - Und das könnte dann bereits die Wirtschaftlichkeit stark gefährden, denn Cabildo, Gobierno und Gemeinde wollen natürlich auch noch mitverdienen am "Bad La Palma". - Man sollte also auf der Hut sein, wenn man sich mit unseren Konsortien anlegt, es wäre nicht das erste Mal, dass man mit übertriebenen Auflagen und Forderungen fremde Investoren wieder von der Insel jagt. - Aber noch wahrscheinlicher ist es eben auch, dass sich ein erlauchter Kreis palmerischer Geschäftsleute findet, die praktischerweise bereits dem inneren Zirkel der der Coalición Canaria angehören, in dem Fall gehen sogar Golfplätze in Naturschutzgebieten und Aspahltwerke im Siedlungsraum. - Auch erfahren wir, dass man die Heilige Quelle in diesem Jahr noch für Besucher öffnen will. - Dafür sind 300.000 Euro vorgesehen, Geld wiederum, welches vom Consejo Insular de Aguas kommen soll, also vom Wasseramt. - Die scheinen ja noch nichts von Krise gehört zu haben, und was soll das mit so viel Geld, der Stollen kann ohne weiteres von Besuchern betreten werden, jedenfalls unter Aufsicht. - Das konnte man vor 5 Jahren bereits, und jetzt soll das auf einmal 300.000 Euro kosten? - Heiliger Bimbam fällt einem dazu nur ein.




Besucher bei der Eröffnung der Fuente Santa, die dann gleich wieder dicht gemacht wurde.




Sonntag 04.07.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 62 % - Luftdruck 1015 hPa

Ohne Inbusschlüssel geht nichts
Heilige Möbel in Einzelteilen

Was hat unsere hochheilige Bajada de la Virgen de las Nieves mit Ikea zu tun? - Parallelen gibt es eigentlich nur, wenn man sich die Bauweise des Thrones ansieht, auf welchem die Schutzpatronin später durch die Stadt getragen wird. - Der muss nämlich noch zusammengebaut werden und wird heute in 42 Einzelteilen in die Stadt getragen. - Das ist die "Bajada del Trono" und für viele der wirkliche Auftakt zu dem großen Fest, deren Rahmenprogramme aber bereits vor einer Woche begonnen haben. Die Jungfrau selbst kommt dann erst am 17. Juli in die Stadt und wird am kommenden Tag dann auf dem Thron durch den Ort getragen, so dass man schon noch ein paar Tage hat, dieses wertvolle Stück an Sitzmöbel zusammenzubasteln. Bereits heute aber erwartet man an die 50.000 Menschen in Santa Cruz, auch wenn von der Jungfrau weit und breit noch nichts zu sehen ist, das Möbelrücken alleine lockt schon eine riesige Pilgerschar. - Wir müssen bei den genannten Zahlen immer ein bisschen rücksichtsvoll sein, keiner zählt die Besucher wirklich, und es kann wohl sein, dass da ein bisschen Bajadalatein der Arithmetik positiven Vorschub leistet. - Aber das ist auch egal, es sind auf jeden Fall enorme Menschenmassen die sich da alle 5 Jahre begeistern lassen und warum nun der Thron bereits 2 Wochen vor der Jungfrau in den Ort getragen wird, das konnte mir auch noch niemand schlüssig erklären. - Das ist halt so, und das alleine muss reichen, befinden wir uns doch bei Erklärungsversuchen in der Zwischenwelt von religiösem und traditionellem Brauchtum und das erklärt sich am besten von selbst. - Und bloß nicht hinterfragen, das grenzt bereits an Blasphemie, Glauben heißt eben auch, nicht wissen zu müssen.

Gegen 16:00 Uhr bereits beginnt der Abtransport der Möbel aus der Kirche von Las Nieves, und gegen 18:00 Uhr dann will man auf der Plaza de la Alameda angekommen sein, um dann anschließend den Thron in die Kirche von El Salvador zu bringen. - Das führt übrigens bereits heute zu extremen Verkehrsbehinderungen, man sollte also bereits ab den frühen Nachmittagsstunden die Region von Las Nieves und die Straße davon nach Santa Cruz meiden. - Überhaupt besucht man die Bajada am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, unser Busunternehmen hat dazu Sonderfahrpläne eingerichtet, welche auch die stressfreie Rückkehr der Pilger noch spät nachts, oder besser gesagt früh morgens garantiert. - Nach dem Unterstellen des heiligen Sitzmöbels gehen nämlich die Leute noch nicht nach Hause, zunächst wird noch auf den Straßen gefeiert und dann gibt es ab 22:00 Uhr die erste große Ballnacht der Bajada, mit Livemusik am "Recinto Popular". - Das ist auch der Treffpunkt für alle Partypilger der nächsten Wochen und befindet sich mit einer gewaltigen Bühne dort, wo sonst der große Parkplatz direkt man Meer ist. - Drum herum tummeln sich dann die vielen Kioske, wo es Speis und Trank für die ausgezehrten Pilger und Tänzer gibt, meine letzte Erinnerung an einen solchen Abend war, dass ich irgendwann gefrustet den Heimweg angetreten habe, weil es einfach unmöglich war, sich ohne körperlichen Höchsteinsatz dort an den Kiosken etwas zu Essen und zu Trinken zu holen. - Man darf halt nicht zimperlich sein auf unseren viel besuchen Fiestas, wer Berührungsängste hat oder eher klaustrophobisch veranlagt ist, der meidet bitte die Hauptstadt an den kommenden Wochenenden und zieht sich am besten auf die Westseite der Insel zurück, dort dünnt sich die Bevölkerung dann stark aus, weil alles auf die Ostseite strebt. - Nicht bestätigt allerdings sind Beobachtungen, wonach sich die Insel an solchen Tagen ein paar Zentimeter nach Osten neigen soll. - Das mag zwar manchem so vorkommen, liegt aber dann sicher daran, dass man sich doch irgendwie an den Kiosken durchgesetzt hat und sich den spirituellen Erfahrungen von geistigen Getränken hingegeben hat. - Bei uns haben geistliche Feste immer was mit geistigen Getränken zu tun, und fragen Sie jetzt nicht wieder warum. Wir wissen es auch nicht, haben aber längst aufgehört darüber nachzudenken.

Die Busfahpläne für die Feiertage gibt es HIER


Samstag 03.07.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 37 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 24,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,7 Grad

4:0
Und es geht weiter

Ich denken mir gerade schon die Sprüche aus die ich klopfen werde in der Kneipe heute Abend, wenn ich als "Guiri" mit stolz erhobener Brust da reinmarschiere. - 4:0, das glaubt doch keiner, und dennoch waren meine Tochter und ich so nervös, dass wir die Büchse Ravioli wieder nicht aufbekommen haben. - Mal sehen, wann wir die endlich schlachten, wäre doch schade, wenn die meine Frau in die Hände bekommen würde. - Apropos meine Frau, die ist gerade in Berlin und sicherlich auch auf der Fanmeile, allerdings mit der anderen Tochter, die ja die "Spanierin" in der Familie ist, und so gar nicht wirklich für die deutsche Mannschaft ist. - Das wird dann möglicherweise ein unangenehmes Spiel im Halbfinale, wenn die Spanier sich, wie man es annehmen sollte, heute Abend auch noch qualifizieren. - Vielleicht gut für den Familienfrieden, denn wir hatten die Geschichte vor 2 Jahren ja bereits bei der Europameisterschaft, und da ging es hoch her zwischen meinen beiden Mädels. Warum die eine so deutsch ist und die andere so spanisch, das kann ich nicht wirklich erklären, aber wir wissen ja, das soziale Umfeld prägt oft mehr als die Familie. - Schönes Spiel, wieder mit Helden und Geniestreichen, und auch mit der gehörigen Portion Glück, die man sich aber wirklich erarbeitet hat. - Schwachstellen gibt es kaum, vielleicht ist Khedira immer noch nicht sicher genug und Poldi macht zuviel alleine, aber was Klose, nicht nur beim Toreschießen, sondern auch im Spiel nach hinten gezeigt hat, das war absolute Sonderklasse. - Und natürlich der Herr Schweinsteiger, Weltklasse und immer noch hungrig auf mehr. - Auch finde ich endlich Gefallen und Sicherheit bei unserem Torhüter, der heute wohl bewiesen hat, dass er da hingehört, war ich doch immer noch ein bisschen zittrig in den anderen Partien und wünschte mir einen Lehmann oder Kahn ins Tor. - Das ist nun auch vorbei, der Manuel hat eine hervorragende Leistung gebracht, wie eben fast alle anderen auch, und die Geschichte wiederholt sich erneut, die Mannschaft ist der Star. Dann noch das Tor von Arne, der so eine miese Saison hinter sich hatte, und jetzt und auch in den anderen Spiele so große Klasse bewiesen hat und endlich auch sein erstes Tor, ich glaube nach über 70 Spielen in der Nationalmannschaft geschossen hat. - Aber seien wir gerecht, die Argentinier wurden von dem schnellen 1:0 derart überrascht, dass denen ja zunächst gar nichts mehr gelang. Auch müssen wir betonen, dass die heute gute und faire Verlierer waren, was man ja nicht immer so gesehen hat. - Maradona ist hier auch nicht sonderlich beliebt, der schillert viel zu sehr um hier anzukommen, und nicht wenige gönnen diesem Vogel die vorzeitige Heimreise sehr. - Auf jeden Fall wächst nun wieder der Respekt hier vor der deutschen Mannschaft, Canarias 7 schreibt, Deutschland erniedrigt Argentinien, und die müssen das wohl ähnlich empfunden haben. - Heute ist Fußballtag hier, da gibt es keine weiteren Nachrichten aus La Palma.



Samstag 03.07.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 56 % - Luftdruck 1017 hPa

Bisne
"Marina" in Santa Cruz eröffnet

Jetzt läuft die Bajada de la Virgen, und alles was man ein bisschen publikumswirksam in der Hauptstadt anbringen will, das muss man jetzt machen, später hört sonst wieder keiner mehr zu. - Den Sporthafen in der Hauptstadt gibt es schon eine ganze Weile, allerdings ist dieser kaum genutzt, da einmal die Infrastruktur für diese Anlage noch sehr mangelhaft war, und auf der anderen Seite die Skipper berichten, dass man dort nur sehr unbequem liegen kann, da viel zu viel Bewegung im Wasser ist. - Ich muss mich da auf die Aussagen einiger Kapitäne verlassen, ich selbst habe das nicht ausprobiert, aber der Hafen von Tazacorte ist deutlich besser ausgelastet, als der Sporthafen von Santa Cruz. - Jetzt hat man die "Marina" für den Sporthafen eröffnet, ein blitzmodernes Gebäude im Waschbetonstil, welches auf 2.200 Quadratmeter Grundfläche alle kommerziellen Angebote liefern soll, welche solch einen Sporthafen meist auch noch begleiten. - Es geht also um Geschäftsräume, und auch wenn das Gebäude selbst noch gar nicht bezugsfertig ist, feiern jetzt bereits die Honoratioren und Politiker der Stadt dieses neue Gebäude als Meilenstein der Architektonik und überhaupt, mit diesem Angebot wird der Sporthafen von Santa Cruz einer der besten und schönsten Liegeplätze der Kanarischen Inseln. - Ein bisschen sind die natürlich alle im Taumel der Bajada, und auch weil man eben an die 20 Jahre gebraucht hat, für den Sporthafen eine Firma zu finden, welche endlich auch die rückwärtige Infrastruktur einer solchen Einrichtung erstellen wollte. - Puerto Calero und der Real Nuevo Club Náutico de Santa Cruz de La Palma sind so die Betreiber, wobei Puerto Calero wohl der Investor ist, ein Familienbetrieb, welcher bereits auf Lanzarote aus Sporthäfen lukrative Unternehmen gemacht hat.

So schenkt man uns unter dem Markenzeichen "Marina" dort in der Hauptstadt so eigentlich auch einfach nur ein neues Einkaufszentrum, denn 19 Geschäfte sollen sich dort in dem Gebäude installieren, und die allermeisten davon haben mit Sporthäfen so viel zu tun, wie Krombacher mit dem Regenwald. - Macht auch nichts, "Bisne" ist der kanarisierte Ausdruck für "Business" und nur darum geht es eben. - Wenn das funktioniert, dann soll uns das nur recht und teuer sein, es ist aber halt aber immer ein bisschen fragwürdig, wenn private Unternehmen sich auf öffentlichen Geländen tummeln, wie es ein Hafen nun mal ist, und das hinterlässt viele Fragen, die man wohl besser einfach nicht stellt. - So ist meine Kritik an dieser Angelegenheit auch nicht wirklich groß, wenn man wirklich glaubt, die Geschäftswelt der Hauptstadt mit weiteren Läden der Schickeria-Klasse beglücken zu müssen, dann soll man das tun. - Es wird sich zeigen, ob daraus neue Arbeitsplätze entstehen und die Stadt mit diesem neuen Gewerbeangebot wieder attraktiver wird. - Der Standort ist natürlich gar nicht schlecht, gleich gegenüber sind die Parkplätze des Hafens, und wer sich dann einen langen Stadtbummel in der Hauptstadt ersparen will, der geht ganz einfach in das neue Einkaufszentrum im Hafen. - Was das Ganze dann noch mit dem Sporthafen zu tun hat, das muss man doch nicht wirklich fragen, die paar Insulaner welche ihr Boot dort liegen haben, die brauchen keine Marina, und die paar Segler welche uns über Santa Cruz besuchen kommen, die finden alles was sie benötigen ein paar Meter weiter in der Stadt selbst. - Ähnliches hat man ja auch noch in Puerto de Tazacorte vor, auch da sollen Infrastruktureinrichtungen den Hafen aufwerten, aber da darf ich gleich warnen, ein Einkaufszentrum dort, das wäre dann sicherlich keine gute Investition. Aber wir werden das ja alles noch miterleben, wie weit und treffsicher unser Instinkt für "Bisne" ist, und ganz klammheimlich wird mir da ein bisschen kalt ums Börschen, denn bislang sind alle Großprojekte auf dieser Insel an unserer gandenlosen Respektlosigkeit gegenüber dem Big Business gescheitert.




Kein Gedränge im Sporthafen von Santa Cruz




Freitag 02.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 40 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 23,9 Grad - niedrigste Temperatur 17,4 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 32,0 - Temp. Min 14,4 - Feuchte 21 - 60 % Niederschlag 0 mm

Neue Wege am Flughafen
Und man kann schon das "Gesicht" erkennen

Auch wenn der Anlass nicht wo wirklich glücklich war, der uns heute auf den Flughafen trieb, wir konnten doch wieder etwas Neues erfahren. - Leider ist nun der Fußweg aus dem alten, und noch in Betrieb befindlichen Terminal, noch etwas länger geworden. - Gaben die Hinweisschilder früher an, es seien 9 Gehminuten, dann stimmt dieses Aussage immerhin jetzt, denn früher brauchte man lediglich 5 Minuten vom Ausgang der Kofferausgabe zum Parkhaus. - Jetzt wird man nicht mehr auf der Rückseite des neuen Terminals zum Parkhaus geleitet, sondern vorne daran vorbei, was wenigstens zur Folge hat, dass man einen Spaziergang am Meer machen kann. - Es sind wirklich einige Meter mehr, aber man kann den neuen Weg auch nicht verfehlen, man geht einfach den Hinweisschildern nach, oder eben den anderen Passagieren mit ihren Kofferwägelchen. - Auch sind die meisten Teile des neuen Terminals inzwischen verglast, so dass man das "Gesicht" unseres neuen Flughafens bereits erkennen kann. - Es gibt Schlimmeres, sicher, dennoch fällt halt jedem gleich ins Auge, dass dieses Gebäude mehrere Nummern zu groß geraten ist für unsere Verhältnisse. - Der Flughafen ist größer als der Nordflughafen Tenerifes, die schleusen aber ein Vielfaches an Passagieren da durch, und es ist schon zu befürchten, dass man sich an einem normalen Arbeitstag, wenn keine Charter ankommen, sondern nur die üblichen Inselhopper ihre paar Gäste ausstülpen, man sich in diesem riesigen Terminal ziemlich verloren vorkommt. - Man muss schon immer wieder fragen, wem ist das eigentlich eingefallen, und wo bitte liegt die Notwendigkeit dieses enormen Ausbaus der Flughafengebäude. - Da möchte man doch sagen, liebe Leute, wir haben doch Krise, mit einer enormen Staatsverschuldung, und da baut man solche Megalomanien ins Feld, ohne dass es dafür eine Notwendigkeit gäbe. - Aber da muss man auch ein bisschen die Planer in Schutz nehmen. - Das neue Terminal wurde etwa vor 15 Jahren geplant, nicht jetzt unbedingt bereits in seiner architektonischen Form, aber es wurde eben damals der Bedarf errechnet, den La Palma hat, wenn die Wachstumszahlen im Passagieraufkommen so weiter gehen. - So legte man fest, dass La Palma in den Jahren 2015 bis 2020 ein Passagieraufkommen von 2 - 3 Millionen Fluggästen hat, und daraus entstand dann diese Wahnsinnskiste. - Etwas über 1 Million Passagiere muss unser Fughafen im Jahr bewältigen, mit Tendenz nach unten in den beiden letzten Jahren, was man wohl der Krise zuordnen muss. - Aber die Wachstumskurven, die man damals errechnet hat, die haben sich auch generell nicht erfüllt und ich zweifle es stark an, dass La Palma irgendwann überhaupt an die 2 Millionen Passagiere anfertigen muss. - Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass der Ferienflugverkehr auf La Palma nur etwa ein Viertel der Fluggastzahlen ausmacht, die Hauptlast sind die Flugverbindungen zwischen La Palma nach Tenerife und Gran Canaria.

Es wird natürlich auch mal wieder eine Nachkrisenzeit geben, aber La Palma besitzt einfach nicht wirklich Potential für solch viele Passagiere. - Die allermeisten Menschen fliegen hier nicht zum Vergnügen von Insel zu Insel, sondern weil sie etwas zu erledigen haben, und es ist kaum zu erwarten, dass daraus mehr Bedarf zu stricken ist. - Lassen wir ruhig die Krise wieder bewältigt haben und dann steigen vielleicht auch die Flugreisen auf die anderen Inseln wieder etwas an, aber notwendig war das neue Terminal sicherlich nicht. - Was aber aufgefallen ist, das Vorfeld war zu klein, da sich ja der Charterflugverkehr auf wenige Tage in der Woche bündelt, kommt es öfter mal vor, dass 2 oder gar 3 der großen Airbusse dann schon sehr schlecht dort auf dem kleinen Vorfeld gehandelt werden können. - Das wird ja dann zukünftig so sein, dass genau dort, wo das jetzige Terminal steht, dann auch die Vorfelderweiterung sein wird. - Einen Zeitplan, wann denn das alte Gebäude abgerissen wird, den hat man noch nicht publiziert, aber so ganz lange kann das auch nicht mehr dauern. - Insgesamt heißt es, die Arbeiten gehen fristgerecht voran, und das ist auch so unser genereller Eindruck. - Etwas über 120 Millionen Euro wird dann der gesamte Flughafenausbau kosten, Geld welches aus Madrid kommt, da die Flughäfen hier dem staatlichen Betreiber "AENA" (Aeropuertos Españoles y Navegación Aérea) unterworfen sind, welche wiederum zum Ministerio de Fomento gehört, also zum Entwicklungsministerium.

Auf jeden Fall haben wie es auch dieses Mal wieder rechtzeitig geschafft unsere Urlauber auf den Weg zu schicken. - Und gleich ein Traditionsbruch am ersten Tag, wir werden heute Abend keine Ravioli aus der Dose schlürfen, sondern Essen gehen. - Darauf habe ich mich mit meiner großen Tochter verabredet, ich glaube die steht nicht so auf Dosenfraß. - Aber morgen ist sie dann dran, zwischen den beiden Fußballspielen kommt dann der Dosenöffner zum Einsatz.




Feliner Protest gegen den Drachenflugtag




Bitte außen herum jetzt




Die Flughafenfassade Richtung Süden




und das Gleiche nochmal in Richtung Norden




Und immer schön sauber bleiben...





Freitag 02.07.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1016 hPa

Der Groschen ist gefallen
Bauernmarkt rückt ins Zentrum

Wie schön ist es doch, positive Nachrichten überbringen zu können. - Auch ist es leider selten geworden, da wir momentan doch reichlich tief in einer Selbstfindungsphase stecken, mit unendlich großem Potential an Selbstmitleid und einer bereits quälenden Schicksalsgläubigkeit. - Aber das schieben wir heute Morgen mal auf die Seite und loben den wunderbaren Groschenfall des Bürgermeisters von Los Llanos, der sich nun endlich von dem großen Wert und der großen Anziehungskraft überzeugen ließ, welche der sonntägliche Bauernmarkt auf die Einwohner und Besucher des Aridanetals hat. - Dabei wollte man vor Jahren diesen Markt überhaupt nicht, und wies den Händlern und Erzeugern den Platz unter den Eukalyptusbäumen des Parks Conrado Hernández zu, gleich an der östlichen Einfallstraße in die Stadt Los Llanos. - Aber was gut ist, das setzt sich halt durch, und über die Jahre hin entwickelte sich dieser Markt zu einem blühenden Geschäft. - Immer mehr Kunden wechselten sogar ihr Einkaufsverhalten zugunsten dieser sonntäglichen Möglichkeit gutes, frisches und auch billiges Obst und Gemüse zu erwerben. - Allerdings artete die Geschichte auch wieder ein bisschen aus, zuletzt waren gar an die 45 Händler dort am Sonntag, und boten eben nicht nur mehr Obst und Gemüse aus der Region an, sondern kauften am Freitag im Großhandel Kartoffeln und Salat, und vertickten diese Waren dann als palmerische Produkte an willige Kunden. - Das gefiel dann irgendwann den normale Lebensmittelhändlern nicht mehr, weil das eben alegale Konkurrenz ist, und zugleich durfte man natürlich auf vermuten, dass man dieses Geschäft ohne jegliche Lizenz betrieb und auch steuerlich wohl eher vorsichtig auftrat. - Man sah sich das allerdings eine ganze Weile sogar an, eigentlich will hier ja keiner der mit dem ausgesteckten Zeigefinger sein, aber dann schritt man doch seitens der Gemeinde ein und regulierte nun diesen Markt mit rigorosen Bestimmungen. - Das tat zunächst vielen Händlern weh, weil man eben wohl aussortierte, wer ist wirklich Landwirt und wer hat seinen Sitz oder seine Felder in Los Llanos. - Da blieben nicht so viele übrig, die Hälfte der Marktstände ist verschwunden, und der übrig gebliebene Rest darf sich nun wohl mit ordentlichen Papieren und dem Etikett schmücken, dass wirklich nur noch Erzeuger dort ihre eigenen Produkte anbieten.

Als Standort gilt weiterhin der Park, allerdings rückte man jetzt die verbleibenden Stände in die Mehrzweckhalle dort, was hygienisch und wettertechnisch sicherlich ein Vorteil darstellt, aber im Gegenzug auch wieder ein bisschen weniger Charme verbreitet. - Aus reinem Zufall, weil man die Halle brauchte, verlegte man vor 2 Wochen dann den sonntäglichen Markt in das Stück Fußgängerzone der Calle Real, also ins Zentrum der Stadt und sorgte damit auch mal für ein bisschen sonntägliches Leben in Los Llanos. Zusätzlich öffneten einige Läden dort in der Umgebung, und fragt man die Händler und auch die Besucher, so stimmen alle überein, das war eine gelungene Vorstellung und so ein Markt, der gehört ins Stadtzentrum und nicht irgendwo an den Stadtrand. - Die Woche darauf gab es gar keinen Markt, die Festivitäten rund um das Stadtfest der Schutzpatronin verboten das, aber nun am Sonntag findet der Markt erneut statt, und zwar wieder im Zentrum. - Dieses Mal aber auf der noch zentraleren Calle Doctor Fleming, auf dem breiten Mittelstreifen unter den mächtigen Lorbeerbäumen. - Das ist meines Erachtens der beste Platz für solch einen Markt, zentraler kann man das nicht mehr organisieren und wenn auch wieder die Geschäftsinhaber der Umgebung mitmachen, dann haucht man der Stadt damit auch am Sonntag mal Leben ein, ohne gleich in die Hektik oder den Stress des Alltages einzudringen. - Ob das nun eine Dauerlösung sein wird, das ist noch nicht klar, man will das erstmal abwarten und beobachten, wie diese Reglung ankommt. - Solch ein Markt gehört in jeden größeren Ort der Insel und vielleicht wird es ja auch in El Paso mal endlich was, und wenn man dort ganz pfiffig ist, dann nutzt man dazu nicht die dunkle und schlecht erreichbare Markthalle, sondern den Platz vor dem Touristikbüro und auf dem angrenzenden Dreschplatz. - Und vielleicht fällt der Groschen dort ja sogar mal nach oben, und man kommt auf die Idee, solch einen Markt auch mal an einem Freitag oder Sonnabend zu versuchen, dann stiehlt man sich auch gegenseitig nicht die Händler und Kunden.



Donnerstag 01.07.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 40 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 29,8 - Temp. Min 15,7 - Feuchte 26 - 52 % Niederschlag 0 mm

Kauntdaun
Auf gepackten Koffern

Seit Tagen stehen bereits zwei große Koffer auf unserer Terrasse und künden ostentativ bis aggressiv von dem alljährlich am allermeisten gefürchteten Termin: - Sie wissen schon: Drachenflugtag. - Morgen ist es also so weit, die ersten Kleidungsstücke sind auch bereits in die Koffer geschichtet und meine Frau ist seit Tagen nur noch im Internet unterwegs, bucht Hotels, Züge, Theaterveranstaltungen und meine Versuche die Kreditkarte zu schreddern sind gescheitert, weil die so pfiffig ist und immer eine Placebokarte auf dem Schreibtisch liegen lässt, die ich ruhig in die Finger bekommen darf. - Die echte, die gibt sie nicht mehr aus der Hand, und beim Abfragen der Mail lese ich nur noch "Buchungsbestätigung" oder "es ist uns ein Vergnügen mit Ihnen Geschäfte gemacht zu haben" und dann eben dieser grausame Satz: "Wir erlauben uns Ihr Konto mit dem Betrag X zu belasten". - Natürlich hat sich meine Frau den Urlaub mehr als verdient, das erkenne ich doch auch an, aber man kann doch auch mal einen Nachmittag nach Los Llanos fahren, dort schön spazieren gehen und dann ein Eis essen, eine Sonnenbrille kaufen und gut ist. - Da mache ich doch auch nicht anders, lasse das Eis und die Sonnenbrille sogar noch weg, sondern investiere das gesparte Geld lieber in Dorada-Aktien. - Aber so unterschiedlich sind halt die Menschen, meine Frau fliegt jedes Jahr einmal nach Deutschland, in dieses ferne Land des zukünftigen Fußballweltmeisters und verbringt dort ihren Urlaub. - Und immer an die Ostsee, die bekommt bald die Baltische Medaille in Messing oder Bernstein, das wäre dann wenigstens mit Lokalbezug. - Dann werden noch mehrere Großstädte abgeklappert, Kultur tanken, als bekäme sie die mit mir hier in El Paso nicht bereits genug, Einkaufen, Klamotten natürlich, und dann noch die gastronomische Szene der Bundesrepublik auf Neuigkeiten und Innovationen durchsuchen. - Ich weiß auch immer ziemlich genau wo sie gerade ist, kann ich doch die Abbuchungen über die Kreditkarte bestens im Internet verfolgen, manchmal steht da sogar noch Konfektionsgröße beziehungsweise Menüfolge auf den Abrechnungen, ich bin also im Bilde. - Fanmeile in Berlin ist sogar angesagt, zum Fußball, und sonst meckert die hier schon was von Platzangst, wenn alle drei Katzen, Mann und Kinder in der Küche stehen und ihr von vorne, unten und hinten über die Schulter gucken, ob denn nicht bald was Leckeres aus den vielen Kochtöpfen purzelt. - Vielleicht entdecke ich sie ja dann sogar im Fernsehen, die zeigen ja mal immer wieder die Menschenmassen dort auf den Veranstaltungen des öffentlich Gucking, und wehe, wenn die dann so einen Deutschlandhut trägt, oder auf einer schwarz rot goldenen Vuvuzuela den Radetzkymarsch bläst. - Sonst schämt die sich doch alleine schon, wenn sie zusammen mit mir über die Straße gehen muss und ich nicht korrekt rasiert bin, aber kaum lässt man die Damen mal los…

Ich will nicht ungerecht sein, die würde mich ja sogar mitnehmen in den Urlaub, aber die Katzen und die Firma alleine lassen, da bin ich wieder der Hemmschuh und bleibe lieber hier angewurzelt und tue so, als sei ich unverzichtbar. - Meine Frau ist aber schlau genug, mir nichts anderes zu erzählen, und ich bin mir sogar sicher, dass die ohne den alten Meckerzausel mit der scharfkantigen Oberlippe viel besser beschwingte Tage in Deutschland verbringt. - Dieses Mal wird es ja auch ein Drachflugtag light, denn nur 2 Damen fliegen nach Deutschland, die ältere Frucht unserer ewigen Liebe bleibt hier bei mir, denn meine Frau hat Angst, ich würde in den drei Wochen verhungern, die Firma in den Ruin treiben und was das allerschlimmste wäre, die Waschmaschine bedienen. - Ja, unsere Waschmaschine, das ist so etwas wie die Basis unserer Familie, der Mittelpunkt aus dem die Ordnung herrührt, und da ich in vergangenen Jahren diese Mitte bereits öfter mal dilettantisch behandelt habe, bleibt unsere reifere Töchter hier bei mir. - Größere Tochter kann ich ja nicht sagen, weil die Jüngere körperlich gesehen länger ist als die Ältere, aber die Jüngere kommt so nach mir, jetzt nicht körperlich, die hat eine Oberlippe und sieht auch ganz lecker aus, aber so vom Chaospotential haben sich meine Gene auf dieses Kind komplett übertragen, und teilweise sogar noch multipliziert. - Das wagt also meine Frau nicht, dazu ist sie eine viel zu erfahrene Familientaktikerin, eine vernünftige Person muss immer bei meiner jüngeren Tochter bleiben, und die andere Betreuungseinheit kümmert sich dann um mich. - Das wird fein, es könnte also in den drei Wochen durchaus mal frische Wäsche geben und theoretisch besteht ja dann auch die Möglichkeit mal auf eine warme Mahlzeit, wenn es endlich jemandem im Haushalt gibt der weiß, wie man dieses Spülmaschine bedient. - Aber das muss ich noch abwarten, denn meine ältere Tochter die hat schon gesagt, Papa, wir gehen dann viel Essen, Pizza und so, und danach kannst du mich dann ins Kino fahren oder auf die Bajada, und ich schaue dann morgen Abend wieder vorbei, ob du auch die Katzen gefüttert hast. - Allerdings hat sie dabei gelächelt, aber ich konnte es nicht so genau deuten, ob da nur was Lustiges in dem Lächeln war oder gar etwas Verschlagenes. - Auf jeden Fall hat sie mir zugesagt, morgen Abend mit mir die traditionellen Ravioli aus der Büchse zu essen und am Samstag mit mir das Fußballspiel zu sehen, das sind doch wirklich bereits selbstlose Großtaten, die man nicht unbedingt von einer Dreiviertelwüchsigen gegenüber ihrem brägenklötrigen Vater erwarten muss. - Auf jeden Fall besteht Hoffnung, wie fast immer, und Sie können sicher sein, dass ich Sie auch weiterhin über sämtliche vegetativen Vorfälle während der Drachenflugtage unterrichten werde. - Aber nehmen Sie bitte nicht alles so ernst wie ein Bundespräsident.



Donnerstag 01.07.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 56 % - Luftdruck 1017 hPa

Hackordnung hergestellt
Prätorianergarde untersteht der Stadtpolizei

Leicht werden es die Agenten der Policía Autonómica Canaria nicht haben, auf ihrem ersten öffentlichen Einsatz. - Mit reichlich Polemik hat man die Gründung dieses vierten Polizeikörpers hier auf den Kanaren beobachtet und aus dieser Polemik entstand auch reichlich Spott und Vorverurteilung gegenüber dieser Polizeitruppe, deren Aufgabengebiet noch gar nicht wirklich fest umschrieben ist. - Grundsätzlich muss man eben primär fragen, warum überhaupt glaubt man denn eine vierte Polizei haben zu müssen, ist es doch schon schwierig und manchmal verwirrend genug, mit den bereits vorhandenen drei Polizeikörpern eine gut kombinierte Arbeit durchzuführen. - In der Tat scheint es sehr zweifelhaft, warum man denn überhaupt dieses Wagnis angegangen ist, wäre es doch sicher sinnvoller gewesen, wenn man schon die Notwendigkeit zu erkennen glaubt, das Sicherheitswesen zu verbessern, in die vorhandene Polizei zu investieren. - Das sieht eigentlich jeder so, mit Ausnahme einiger Granden der Coalición Canaria, welche sich mit stillschweigender Hilfe ihrer Steigbügelhalter der Partido Popular an der Spitze des Gobierno de Canarias halten. Man zieht immer wieder Vergleiche zu anderen spanischen Autonomen Regionen, in denen es auch eine regionale Polizei gibt, aber nur, weil es das woanders auch gibt, stellt das ja noch keine Rechtfertigung dar, es auch auf den Kanaren machen zu müssen. - Zumal in den anderen Comunidades diese regionalen Polizeikörper mit Absprache des Innenministeriums in Madrid die Aufgaben der Policía Nacional übernehmen, eine solche Zusammenarbeit mit den staatlichen Sicherheitskräften hier auf den Inseln aber komplett fehlt. Da hat Madrid auch keinerlei Zweifel gelassen, wenn die Kanarischen Inseln unbedingt auch ihre eigene endemische Polizei haben wollen, dann müssen die das selber bezahlen und eine Zusammenarbeit mit den staatlichen Organen wird es auch nicht geben.

Das bedeutet nun für die Policía Autonómica, dass diese Truppe keine hoheitlichen Aufgaben übernehmen darf, diese Polizei ist juristisch nicht mehr als ein Wachschutz und hat alleine gar nicht die Möglichkeit polizeiliche Aufgaben zu übernehmen. - Derart kupiert wundert es nicht, wenn man dieser Truppe nicht wirklich Respekt gegenüber bringt, obwohl das natürlich unfair den einzelnen Beamten gegenüber ist, die sicherlich mit Elan und professionellem Glauben an ihre Arbeit gehen. - So hat man dieser Polizei auch schon die buntesten Namen angeheftet, letztendlich halten sich aber beständig die Spitznamen "Guachancha" ein Wortspiel aus "Ertzainza" und den "Guanchen" oder eben Paulinos Prätorianer, denn schließlich hat sich ja der Präsident des Gobierno de Canarias, Paulino Rivero, so stark für die Schaffung dieser Polizei eingesetzt. - Spitznamen bereits vor dem ersten Einsatz, das bedeutet nicht wirklich besonderes Vertrauen, und gerade wir hier auf La Palma sollen jetzt auch noch erster Einsatzort für diese Polizei ohne Betätigungsfeld sein. - Das war dann auch die große Frage, nachdem man angekündigt hatte, dass 40 Polizisten der Policía Autonómica auf unserem großen Fest der Bajada in Santa Cruz Dienst tun sollen. - Was machen die denn da, wenn die eigentlich gar nichts machen dürfen, weil ihnen eben der hoheitliche Auftrag fehlt. - Aber das ist nun geklärt, nach alter Wildwest-Methode. - Die werden einfach zu Hilfssheriffs ernannt, und reihen sich ein in die Belegschaft der Stadtpolizei von Santa Cruz und werden so die Personaldecke der "Municipales" aufstocken. - Das hat man weise bis smart geregelt, so müssen die Prätorianer nicht ohne fremde Hilfe durch die Hauptstadt laufen, und mit echten Polizisten an ihrer Seite, bekommen die dann vielleicht auch wirklich was zu tun.





Familie Ellen & Simon Märkle

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