La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Januar 2006


Dienstag 31.01.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 16,4 Grad, niedrigste Temperatur: 12,4 Grad


Mein Gott, ich hab den Frieden vergessen

30. Januar, Todestag Gandhis und da wird bei uns immer der Tag des Friedens gefeiert (Día de la paz). Die Schulkinder machen Aufführungen und ziehen durch die Straßen und lassen uns wissen, was sie über Themen wie Krieg und Gewalt denken. Größte Empörung meiner Kinder, dass ich nicht auch da war, ich gebe es zu, ich habe angesichts der vielen verschiedenen Friedenstage auf dieser Welt dieses Datum vergessen. - Vielleicht liegt es ja auch ein bisschen daran, dass das mit dem Frieden nicht so ganz hinhaut, wenn jeder sich seinen eigenen Friedenstag bastelt, von dem die anderen noch nie gehört haben. Mich machen solche Tage eh immer nervös, mir ist ein ganz normaler Dienstag oder Donnerstag lieber, einmal im Jahr an etwas denken, das reicht offenbar nicht aus. Ob nun der Umkehrschluss auch funktionieren würde, den Tag des Krieges einmal im Jahr zu begehen, ich melde da gleich mal Zweifel an. Vielleicht liegt es ja auch an der Vogelgrippe, dass die Friedenstaube momentan nicht hoch im Kurs steht.

Warum brauchen wir eigentlich diese Tage, stände Leberwurst auf Liste der aussterbenden Wurstsorten, sicherlich würden wir dann einen Tag der Leberwurst zelebrieren. Manchmal sind diese Tage sogar richtig paradox, am Tag der Arbeit ist frei, am Tag des Lehrers auch, am Tag der Polizisten kann man überall auf La Palma zu schnell fahren und parken wo man will, am Tag der Streitkräfte, den gibt es wirklich in Spanien, kann man sich kräftig streiten. Was macht man, wenn es am Tag der Feuerwehrleute brennt, Pech gehabt, man kann sich dann rächen, am Tag der abgebrannten Häuser. Dabei ist das alles wichtig, na ja, mit den Streitkräften, darüber sollten wir mal nachdenken, ob das nicht eigentlich kontraproduktiv zu den vielen Friedenstagen ist. - Ja, ich weiß, wir sind die Guten und schießen nur zurück. - Macht nichts, das ist alles in Ordnung, unsere Kinder haben uns kräftig gezeigt wo der Frieden hängt und am Tag darauf soll man erklären, warum da überall gerechte militärische Maßnahmen ablaufen, die unbedingt notwendig sind um Schurken in ihre Grenzen zu weisen. Der Tag nach dem Tag des Friedens ist bei mir immer der Tag der Erklärungsnot, morgen ist dann der Tag des Vergessens und dann hab ich auch wieder gute Laune.



Dienstag 31.01.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1019 hPa

Wenn es Nacht wird in Los Llanos

Mehr Polizei soll her, an den Wochenenden kommt es laut der Gewerkschaft der Angestellten im öffentlichen Dienst, zu denen die Stadtpolizisten gehören, immer wieder zu Rangeleien zwischen Jugendlichen und es ist kaum Polizei da, um diese zu verhindern. Los Llanos hat in den letzten zehn Jahren einen wirklichen Boom hinter sich und zieht nicht nur Handel und Gewebe der gesamten Westseite an sich, sondern ist auch zum wochenendlichen Treffpunkt vergnügungssüchtiger Jugendlicher geworden. Mehrere Diskotheken sorgen für geistige Erbauung und gewisse alkoholische Getränke oder Pillen machen aus Halbstarken dann ganz Starke. Leider kommt es auch immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen hiesigen Jugendlichen und den Kindern der südamerikanischen Reemigranten, da liegt viel Zündstoff in der Luft. Am Wochenende, angeheizt vom Alkohol und in der Stärke der Gruppe, sind dann Tatsachen angesagt und kein Gesäusel von Toleranz und Integration.

Mitten drin ein paar verlorene Polizisten, die es kaum wagen einzugreifen, es ist eh nicht zu klären, wer denn nun der "Böse" war, da kann man meist nur mehr verkehrt machen und als Polizist ist man dann immer der Dumme. Man könnte sich die Jungs auch einfach austoben lassen, aber das wäre ja eine Kapitulation und die öffentliche Meinung würde das nicht hinnehmen. Mehr Polizisten werden nun gefordert, um an den Wochenenden allein durch Präsenz für Ordnung zu sorgen. Die Gemeinde tut sich schwer diesem Wunsch nachzukommen, die Lokalpolizei muss selbst bezahlt werden und man redet mögliche Konflikte klein und spricht von vereinzelten Fällen, in denen es zu Rangeleien gekommen ist. Natürlich finden dort keine nächtlichen Straßenschlachten statt, aber auch Los Llanos muss sich daran gewöhnen, dass eine Metropole und sei sie auch noch so klein im Vergleich mit anderen, nicht nur die positiven Seiten des Booms mitnehmen kann.



Montag 30.01.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 16,9 Grad, niedrigste Temperatur: 10,7 Grad


Keine Palmen nach La Palma

Ein roter Käfer ist daran Schuld, der sich zur Lebensaufgabe gemacht hat Palmen von innen her aufzufressen. Rhynchophorus ferrugineus, auf deutsch wohl roter Palmrüssler und hier nennt man den Parasiten picudo rojo. (Photos) Der lateinische Name macht am meisten her, wenn einer schon so heißt, der kann nichts Gutes im Schilde oder im Rüssel führen. Per Ministererlass kommt jetzt ein Importverbot für die gesamten Kanarischen Inseln, es dürfen keine Palmen mehr importiert werden, aus keiner Ecke der Welt und auch nicht vom Festland. Ausnahme, Palmen mit einer Stammstärke von maximal 5 Zentimeter Durchmesser an der Stammbasis. Auf Gran Canaria, und Fuerteventura wurden jetzt von diesem Schädling befallene Palmen entdeckt, nachdem man zunächst geleugnet hatte, das der rote Rüssler inzwischen auch auf den Kanaren ist.

Es ist recht schwer auszumachen ob eine Palme befallen ist, fangen die inneren Blätter an zu vertrocknen, ist es meist schon zu spät um die Palme zu retten. Dann hilft nur noch anschneiden und verbrennen, damit der Käfer nicht zu den nächsten Palmen übersiedeln kann. Anfänglich ist man ziemlich hilflos mit den befallenen Palmen umgegangen, man hat diese klein geschnitten und auf offenen LKW durch die gesamte Stadt gefahren, den Käfer wird es gefreut haben, Huckepack woanders hin transportiert zu werden. Inzwischen weiß man um die Gefährlichkeit dieses Käfers und geht nun deutlich professioneller damit um. Der Palmrüssler wurde auf La Palma bislang noch nicht gemeldet, was aber nicht heißen muss, dass er noch nicht auf unserer Insel ist. Vielleicht funktioniert ja dieses Mal eine solche Aktion und man kann die Ausbreitung tatsächlich verhindern. - Immer wenn ein neuer Schädling zu uns auf die Inseln kommt, geht das ganze Fordern nach mehr Kontrollen wieder los, es ist aber einfach unmöglich, sämtliche Fracht detailliert zu kontrollieren. Noch schlechter steht es bei den vielen Besuchern, die irgend etwas Nettes mitbringen wollen und als blinden Passagier gleich noch die Plage dazu. Das geschieht ja meist nicht wissentlich, mehr Aufklärung wäre ein Mittel, dass die Menschen begreifen wie gefährlich es sein kann, Pflanzen, Nahrungsmittel oder Tiere sorglos von einem Kontinent oder einer Insel zur anderen zu bringen. - Ein Importverbot für Räucherspeck, Bier und lange Unterhosen ist entgegen anders lautender Meldungen nicht in Arbeit, ich kann also mein Auswanderungsgesuch wieder zurück nehmen.

Von Insel zu Insel. Aus Helgoland erhalte ich eine ganz interessante Erklärung zu den "Serrin Islands". Lesen Sie bitte selbst:

Hallo!
Möglicherweise ist den Vulkanologen eine Vogelart zum Opfer gefallen. Irgendwer hat vielleicht mal gefragt." La Palma, wo gehört das denn hin?" und hat zur Antwort bekommen:" Canary Islands". Dann war die Kaffeemaschine leer und der/diejenige hat erst mal einen Kaffe gekocht, dann war schon Mittagspause und nach dem Mittagessen fiel demjenigen die Canary islands nicht mehr ein. Dunkel erinnerte sich der Verursacher an "canary", was im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch auch für die Vogelart Kanarienvögel steht. Nun gibt es den Kanarengirlitz, der auf Lateinisch serinus canaria und im anglo-amerikanischen Sprachraum "canary" genannt wird. Das hat der Verursacher der Sägemehlinsel vielleicht mit dem "gewöhnlichen" Girlitz, der dem Kanarengirlitz sehr ähnlicht sieht, verwechselt. Der gewöhnliche Girlitz (serinus serinus) wird im anglo-amerikanischen Ländern "Serrin" genannt.
Grüße von Helgoland




Montag 30.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 11, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1019 hPa

Himmelbiosphärenreservat

Ein Himmel wie kein anderer sagt man, allerbestens geeignet für die Beobachtung der Sterne und Planeten und geschützt durch ein "Himmelsgesetz". Das "Ley del cielo" soll verhindern, dass zu viel Licht auf der Insel die nächtliche Beobachtung des Universums stört, so dürfen nur bestimmte Straßenlaternen bei uns Dienst tun und auch der private Bereich ist angehalten, mit mäßigem Einsatz von elektrischem Licht den Sternen keine Konkurrenz zu machen. Allerdings wird seitens des astrophysikalischen Institutes fast nur öffentlichen Einrichtungen mal auf den Schalter geklopft, es kommt niemand ins Haus und schaltet einem die Terrassenbeleuchtung aus. Diese Maßnahmen gegen die "Lichtverschmutzung" waren auch mit Voraussetzung, dass man das astrophysikalische Institut überhaupt nach La Palma locken konnte.

Jetzt will man noch ein Stück weiter gehen und sich den klaren Himmel dieser Insel von der UNESCO auch bestätigen lassen, man will den Himmel über uns mit in das Weltbiosphärenreservat integrieren. Das gab es bislang noch nicht auf dieser Welt und so begeht man Neuland, oder besser Neuhimmel. Seitens des Konsortiums des Biosphärenreservates zeigt man sich so auch mit gebremster Freude, der Vorschlag kam wohl bei der UNESCO gut an, man weiß aber nicht genau, ob so was überhaupt machbar ist. Da genau läge aber der feine Trick. Wenn La Palma das einzige Himmelbiosphärenreservat der Welt ist, dann kann man damit kräftig Werbung machen um weitere astrophysikalische Einrichtungen auf die Insel zu locken. Mal sehen, ob wir uns mit unserem Himmelsgesetz bei der UNESCO so beliebt machen können, dass die irgendwann ein Einsehen haben und einen neuen Titel extra für uns erfinden.

Eine traurige Verlustmeldung muss ich noch durchgeben. Nach Atlantis und San Borondón sind nun auch die "Serrin Islands" verschwunden. Da stirbt ein Mythos, noch bevor es jemand mitbekommen hat. Die "Serrin Islands" sind ein einfacher Schreib oder Diktierfehler, Michael Nathan hat es aufgeklärt, das "Southwest Volcano Research Centre" entschuldigt sich bei uns. - Eigentlich schade, wir waren gerade dabei einen Bebauungsplan für die Serineninseln zu entwerfen, Golfplätze, große Marinas, Casinos, alles was man so braucht um bekannt zu werden. Nun gut, dann müssen wir es doch hier machen.



Sonntag 29.01.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur: Feinripp, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute: 14,8 Grad, niedrigste Temperatur: 11,2 Grad


Inselhickhack

Nicht genug, dass wir eigentlich die "Islas Serrín" sind (Danke für die vielen Zuschriften, aber eine echte Erklärung war noch nicht dabei), jetzt geht es auch noch um den Namen Gran Canaria. Die Zeitung "El Día", auflagenstärkste Tageszeitung der Kanaren hat nun seit ein paar Wochen eine Kampagne begonnen, die einen uralten Machtkampf zwischen den beiden kapitalen Inseln, Tenerife und Gran Canaria wieder aufflammen lässt. Der Hintergrund ist eigentlich politisch motiviert, aber die Erklärung dazu würde den Rahmen einer kleinen Kolumne sprengen und ich würde anfangen Wahlkampf zu betreiben und das will ich Ihnen ersparen. - Auch bei uns, nicht nur in Katalonien, bastelt man an einem neuen "Estatuto", welches unsere Rolle innerhalb der spanischen Nation neu beschreiben soll. Da gibt es gewisse Tendenzen, seitens der nationalen Parteien, Las Palmas de Gran Canaria mehr Gewicht zu verleihen als Santa Cruz de Tenerife. Nicht wirklich öffentlich, aber zwischen den Zeilen war bei einigen Politikern aus Gran Canaria zu hören, man sollte wohl besser nur eine Hauptstadt haben und dann natürlich Las Palmas.

Das wird so sicher nie kommen, könnte man also unter politischem Konjunktiv abhaken, "El Día" tritt jetzt aber gewaltig nach und möchte den Namen Gran Canaria in Canaria umgeändert wissen, schließlich sei Tenerife die größte Insel und die bevölkerungsreichste, dann kann sich doch nicht die nur drittgrößte Insel mit dem Attribut "Gran" schmücken. Das "Gran" hat Canaria doch nur erhalten, weil die Konquistadoren seinerzeit Tenerife noch nicht erobert hatten und so Canaria als die größte Insel betitelten. Das wird natürlich auch nicht kommen, Gran Canaria wird immer so weiter heißen, ist auch im Sprachgebrauch so verhaftet, niemand, außer einigen Redakteuren der "El Día" nennt diese Insel nur Canaria. Allerdings führt man an, dass die Leute dort Canariones genannt werden und nicht Grancanariones, das Argument könnte aber nach hinten losgehen, die Leute auf Tenerife werden Chicharreros genannt, die Insel müsste dann also Chicharro heißen. - Das mögen kluge und sanfte Geister bitte verhindern. Mir wird langsam schwindelig bei so viel Namensverwirrung, wir können aber gleich noch eine dranhängen. Unsere Insel heißt nämlich eigentlich San Miguel und nicht La Palma. Weil aber die ersten Herren in der spanischen Zeit auf dieser Insel aus Palma de Mallorca kamen, setzte man noch ein Besitz unterstreichendes Palma dahinter, San Miguel de La Palma heißt das dann ausgeschrieben. - Wenn ich jetzt mal wieder in bekannt konsequenter Weise weiterdenke, dann sind wir die Holzmichelinsel. Warum, ganz einfach. Wo wir jetzt doch die Sägemehlinseln sind, (serrín bedeutet auf spanisch Sägemehl) könnte man doch auch sagen, San Miguel de Serrín, also der heilige Michel vom Sägewerk. - Genau so ernst nehme ich die Diskussion um Canaria mit oder ohne Gran und viele Politiker und Journalisten, die sich diesem Thema wirklich annehmen, machen sich gründlich zum Zeitungsmichel.



Sonntag 29.01.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1021 hPa

Fahrplanmäßige Nichtverbindung

Der Hafen von Tazacorte lebt weiter von virtuellen Schiffsverbindungen. In Werbeplakaten spricht man von direkter Fähranbindung an den Rest der Welt, gut möglich, aber entweder finden wir den Rest der Welt nicht, oder der Rest findet Tazacorte nicht. Es gab Wochen der Hoffnung, die Reederei Armas schickte uns einen schnellen RoRo - Frachter, der auch Passagiere und Autos beförderte. Daraus entstand eine wunderschöne Minikreuzfahrt um den Süden der Insel, die "Volcan de Tauce" fuhr jeden Samstagmittag von Santa Cruz de La Palma nach Tazacorte, blieb dort die Nacht über und fuhr dann am Sonntag wieder zurück in unsere Hauptstadt um dann weiter nach Tenerife zu schippern. Mit großem Bahnhof wurde diese Verbindung letzten Sommer eingerichtet, die Reederei Armas erhielt die virtuelle Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Tazacorte und kaum einer merkte, dass bald darauf das Schiff schon nicht mehr fuhr.

Zuerst musste die Volcan de Tauce ein anderes Schiff auf einer anderen Route ersetzen, dann gab es Ende des Jahres diese Verbindung kurz wieder und nun bleibt das Schiff im Hafen von Santa Cruz liegen und will sich so gar nicht an den Fahrplan halten. Das Lustige daran, wenn es da was Lustiges überhaupt gibt, als letzten Sommer diese Verbindung einige Wochen funktionierte, war diese noch nicht im Fahrplan der Reederei zu lesen. Jetzt, wo das Schiff diese Route, aus welchen Gründen auch immer nicht mehr bedient, kann man diese Verbindung deutlich und mit graphischen Häppchen unterlegt im Fahrplan nachlesen. Man kann sogar online buchen, ein virtuelles Ticket für eine virtuelle Reise, was es nicht alles gibt. Die tägliche Verbindung mit der Reederei "Global dreams" von Tazacorte nach San Borondón und den "Serrin Islands" bleibt übrigens bestehen, man muss nur heftig daran glauben.



Samstag 28.01.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 21,2 Grad, niedrigste Temperatur: 12,2 Grad


Sägemehlinseln

Ich hab da mal ´ne Frage. Wo bitte in aller Welt sind die Sägemehlinseln, angeblich soll ich auf einer dieser, mir bislang völlig unbekannten Inseln leben. La Palma 28.57N 17.83W SERRIN IS., so steht es in der Webseite des "Southwest Volcano Research Centre". Das ist ein sehr anerkanntes Institut der Vulkanologie, welches ein immer aktuelles Tagebuch der aktiven Vulkane dieser Welt führt. "Serrin Islands" soll das wohl heißen, ich kenne keine, lasse mich da aber gerne eines besseren belehren. "Serrín" heißt im Spanischen Sägemehl, ich habe keine andere Entsprechung gefunden, weder auf englisch, noch auf spanisch. Sollte Serin gemeint sein, eine Aminosäure, dann wird da auch noch kein Schuh draus, geschweige denn eine Insel. Vielleicht ist das schlicht ein Irrtum, vielleicht aber auch geologische Unwissenheit von mir zu glauben, auf den kanarischen Inseln zu leben, Canary Islands, Canarias. Sollten Sie das aufklären können, dann lassen Sie mich bitte nicht dumm in die nächste Woche starten.

Apropos nächste Woche, wir starten gerade einen wunderbaren Bauknecht. Heute Nacht hat der Wind bereits auf Nordost gedreht und das Barometer einen Sprung von 1010 Hektopascal auf die beruhigenden Marke von 1020 hPa gemacht. Der anfänglich noch heftige Wind hat sich auch verkrochen und uns stehen ein paar herrliche Tage bevor. Frühestens Ende der kommenden Woche kann es wieder zu Instabilitäten kommen, aber das ist auch noch nicht sicher. Wunderbares Wetter, los auf in die Berge, die Mandelbäume bewundern und Kiefernzapfen sammeln für den Kamin. Nachts wird es bei Passat kälter als bei Westwind, dagegen gibt es Kuscheldecken und die Vorfreude auf einen wunderbaren neuen Tag.



Samstag 28.01.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1016 hPa

Fertig, ja, aber

Los Cancajos ist eines der beiden touristischen Zentren der Insel, nahe der Hauptstadt gelegen und hat sicherlich den bequemsten Strand der Insel. Wellenbrecher sorgen dafür, dass fast immer gebadet werden kann, ein angedeuteter Spielplatz beschäftigt die Kleinen fast so nachhaltig wie die nahe Eisbude und der Strand ist sehr sauber und wird ständig gepflegt. Leider ist das schon fast die gesamte Attraktion dieses Ortes, der genau so wie sein Gegenpart auf der anderen Seite, Puerto de Naos, nur aus ganz bestimmten Blickwinkeln für Postkarten geeignet ist. Ich will nicht unbedingt sagen, die beiden Orte seien hässlich, immerhin hat man reichlich Farbe auf den Stahlbeton gegeben. Auch wenn Jaime Sicilia, Bürgermeister der Gemeinde Breña Baja das nie zugeben würde, ich bin mir sicher, er weiß es und versucht mit "flankierenden Maßnahmen" diesen Ort attraktiver zu machen. - In Puerto de Naos scheint das anders zu sein, da hat man lediglich die Möglichkeiten verbessert, schnell am Ort vorbeizufahren zu können.

In Los Cancajos wurde jetzt sehr aufwendig der Küstenweg restauriert, der gleich neben dem großen Hotel beginnt, immer nah an der felsigen Küste, vorbei an der der alten Saline und weiter in Richtung Süden zeigt. Fast ein Kilometer ist dieser Weg lang, mit vielen netten Plätzen an denen man die starke Brandung des Atlantik gerne beobachtet, in die Gärten der leeren Apartmentanlagen blicken kann, für einen Verdauungsspaziergang oder den schlenderischen Ausklang eines Tages, sicherlich eine nette Sache. Noch hat die neue Attraktion des Ortes allerdings eine Haken, er ist zwar fertig, aber noch nicht eröffnet, Die Küstenbehörde, hier immer nur "Costas" genannt (ausgeschrieben nicht Cordalis, sondern Dirección General de Costas) hat immerhin dafür fast 3 Millionen Euro an den Atlantik gebaut und ist mit den Arbeiten schon im Dezember fertig geworden. Es ist aber noch keine Übergabe erfolgt und so kann, nach Meinung der örtlichen Behörden, dieser Weg noch nicht fürs Publikum geöffnet werden. Das ist aber nur eine Frage der Zeit meint der Bürgermeister, irgendwann übergibt sich Costas schon...



Freitag 27.01.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 55 % Luftdruck 1011 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,5 Grad, niedrigste Temperatur: 13,7 Grad


Lebenskrise

Was bin ich, das kann nicht nur ein heiteres Ratespiel mit bunten Schweinderln sein, mitunter bringt einen diese Frage, an sich selbst gerichtet, ganz schön aus dem Gleichgewicht. Paul ist am Boden zerstört, kämpft gegen eine tiefe Lebenskrise an und meine Frau hat Schuld. - Meine Frau meint zwar ich sei dafür verantwortlich, aber ich schreibe diese Texte, also bleibt das so stehen. - Zum Zeitvertreib sieht sich Paul öfter mal Bilderbücher an, lesen mag er nicht so sehr, wir haben aber auch einen enorm großen Fundus an großen Büchern mit vielen Photos und wenig Schrift. Nur haben wir nie darauf geachtet, ihm die Bücher ein bisschen vorher zu sortieren, es war ein fataler Fehler ihm das Tierlexikon zur Verfügung zu stellen. Ja natürlich, da kommen Lebensformen drin vor, die doch sein Abbild sein könnten und da er ja nicht saublöd ist (geht bei einer Katze auch gar nicht), zweifelt er doch nun sehr an seinem göttlichen Status innerhalb des Familienverbundes aus vier Humanoiden und einem höheren Wesen. Dass er kein Mensch ist, das weiß er seit geraumer Weile, Menschen sind Sklaven ihrer Umwelt und ihrer Bedürfnisse, die lassen sich so weit erniedrigen, für ihren Futterschaleninhalt arbeiten zu gehen.

Wir sind uns nun nicht so ganz sicher, wo er das Buch wieder zugeschlagen hat, ob bei gewöhnlicher Hauskatze oder schon bei Gepard. Dann wäre ja vielleicht noch was zu retten, nur deine gepunkteten Kollegen, das sind Tiere, die sind gerade auf Montage in Afrika, als freiwilliges felines Jahr. Sollte er aber wirklich bis zur Hauskatze gestoßen sein, auch noch zur gewöhnlichen, dann müssen härtere Klopper ran. Dann werde ich mit ihm noch mal die Ideen der Kreatonisten durchgehen, da müssen wir uns nicht um solch Komplexes wie Vererbung und Entwicklung kümmern, der liebe Gott hat jeden so gebaut wie er meint und dich lieben Paul auch und schon bist du wieder was ganz besonderes. (Wissen Sie übrigens, warum George Bush auch Kreatonist sein muss, das ist ganz einfach, nimmt man ihn als Beispiel, dann ist klar, dass das mit der Evolution nur ein Irrtum sein kann.) Wir waren aber bei Paul, der leidet schon genug, da müssen wir nicht noch von George Bush reden.

Paul hat sich vorsichtshalber erst mal selbst in ein künstliches Koma versetzt, vielleicht will er beim Wiedererwachen dann einfach auf schlechten Traum machen, das kann klappen, ich hab ihm aber vorsichtshalber mal gleich noch einen Nehberg neben seinen Ruhethron gepackt. - Das hilft mir immer ganz gut, wenn ich zum Beispiel aus der Hauptstadt oder Puerto de Naos zurückkomme, dann hole ich mir bei ihm immer Tipps, wie man in der Wildnis doch überleben kann. Also, die nächsten Stunden sind entscheidend, ein Heerschar von Spezialisten haben wir angefordert, der Pfarrer ist gekommen, ein Psychotherapeut, ein Vertreter der Liga für felinen Größenwahnsinn und ein Reporter von lokalen Rundfunk. Den haben wir allerdings wieder weggeschickt, Reporter verplappern sich dauernd und das kann kontraproduktiv, mindestens aber suboptimal sein. Das wäre es noch, erfährt der aus dem Radio, dass er eine Katze sein soll, wo er doch der Paul ist. Ein bisschen Angst habe ich jetzt schon vor den fälligen Gesprächen mit ihm und wenn es ab morgen keine Nachrichten mehr gibt, dann hat das Vieh wohl bis Löwe weiter geblättert und uns alle aufgefressen.


Koma-Katze





Freitag 27.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 13 mm, Luftfeuchte 97 % Luftdruck 1010 hPa

Wiedergeburt des nationalen Wetterstolzes

Und sie haben doch recht, die Wetterfrösche des nationalen Meteorologischen Institutes haben ihre Leiter nicht verloren, sie können es noch und sind in den drei Tagesprognosen wieder deutlich genauer, als die globalen Kollegen vom GFS (Global Forecast System). Was hat es Schelte geregnet auf unsere Meteorologen, begonnen mit Delta und dann aus lauter Verunsicherung so viele Wetteralarme losgelassen, dass man eigentlich im permanenten Ausnahmezustand lebte. Die Hartnäckigkeit, dieses eigentlich harmlosen Tiefs, welches uns wohl noch bis Morgen begleitet, war genau vorausgesagt, aber eben nur vom nationalen Wetteramt und da hatten oder haben ja viele von uns inzwischen grobe Zweifel.

So kam der große Regen nach Ansage auf Tenerife und Gran Canaria und auch der spärliche Niederschlag auf den kleineren Inseln war so prognostiziert, nur wollte es keiner mehr hören. Jetzt hat auch La Palma noch eine Watsche abbekommen, ich habe wirklich nicht mehr daran geglaubt, der Wind aus Nordwesten hat die vorletzten Ausläufer dieses Tiefs bis zu uns geführt. Keine großen Mengen an Regen, aber genau die Husche, welche nun wohl auch die letzten blühfaulen Mandelbäume dazu bringen wird, endlich ihren Trieben nachzugeben. Für Übermorgen erwarten wir, übrigens beide Voraussagesysteme fast identisch, die Rückkehr zum Nordostpassat und eine glorreiche Woche. Alles ist bereitet für das Mandelblütenfest in Puntagorda, man kann aber auch einfach hier bleiben und in den Garten gucken, da blüht es jetzt an allen Ecken und suggeriert einen Zeitsprung bereits in den Mai. - Nicht so schnell, wir sind noch mitten im Winter und haben den großen Fragezeichenmonat noch vor uns, den Februar. Wer weiß wie das Wetter im Februar wird? Wer Ahnung hat vom Wetter auf den Kanaren, der sagt jetzt besser nichts dazu.



Donnerstag 26.01.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1015 hPa Höchsttemperatur heute: 17,4 Grad, niedrigste Temperatur: 12,3 Grad


Sprücheklopfer bei der Arbeit erwischt

Man kann sich seinen Urlaub auch mit Arbeit versauen, allerdings nur, wenn einem seine Arbeit keinen Spaß macht. - Ich weiß auch nicht woher es kommt, aber für viele Leute ist La Palma ein kreativer Nährboden. Man munkelt ja was in esoterroristischen Kreisen von Magnetismus, manche spüren den Vulkan unter sich brodeln, gucken permanent auf San Borondón oder laufen linksgedreht so lange um die Aloe Vera, bis die Eingebung per Rettungswagen kommt. Oft sind da aber auch Geistesbeschleuniger mit am Werk, was glauben Sie, was uns alles bei unserem Lieblingssport "Nordic Sitzing" in der Kneipe einfällt, da haben wir alles im Griff, die Amerikaner werden friedlich und die Globalisierung frisst sich selber und nicht uns. - "Wir schaffen hier zwei- bis dreimal so viel in kürzerer Zeit als zu Hause. La Palma regt die Kreativität an" Das ist ein Zitat von Peter Hohl, seineszeichens Obersprücheklopfer, oder wie nennt man jemanden, der bereits bei wikipedia einen eigenen Eintrag hat.

Ein Bestseller entsteht da gerade wieder auf La Palma, da werden Sprüche im Akkord geklopft und heraus kommt sein 5. Buch mit dem Titel: "Erfolg ist leicht....." Sein Erfolg ist leicht zu erklären, das macht Spaß seine Sprüche zu lesen, auch wenn es mir im Traum nicht einfallen würde zu zitieren, denn: Ich zitiere nicht, ich denke selbst. Er hat es wirklich leicht, weil die richtigen Leute um sich herum. Da ist einmal seine Frau als "Scriptgirl" und der Deutsch-Argentinier Joaquín Busch, der Illustrationen ganz locker aus dem Ärmel über die Hand in den Bleistift schüttelt. Ich habe sie erwischt beim Arbeiten und durfte denen sogar über die Schulter gucken und als allererster die Zeichnungen sogar photographieren, obwohl einige davon noch nicht mal fertig sind. So was nennt man La Palma Aktuell, ich hab die Illustrationen schneller im Netz als Peter Hohl die Sprüche dazu klopft, übrigens mit seiner Genehmigung, wäre ja noch schöner. HIER geht es zu den Zeichnungen und wer die Sprüche von Peter Hohl lesen will, (jetzt bitte kein Wortspiel daraus machen) der klickt www.wochensprueche.de


Sprücheklopfer bei der Arbeit...



Donnerstag 26.01.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1017 hPa

Das Ende des billigen Öls

Ein wirklich globales Thema und daran kann sich La Palma nicht vorbeimogeln, im Gegenteil, wir müssen unseren Strom hier selbst produzieren und können nicht eben mal von anderen Inseln oder gar vom Festland ein paar Kilowatt zukaufen. Alternative Energiequellen sind gefragt, allerdings setzen wir neue Techniken nur sehr langsam ein, noch produziert man mit Diesel billiger Strom als mit Windkraftwerken und Photovoltaik. Über ein geothermisches Kraftwerk wird auch wieder nachgedacht, für La Palma sicher eine saubere Lösung, es fehlt aber nach wie vor der große Druck, um ordentlich Geld in diese Alternativen zu stecken. Dafür sind die jetzt gebräuchlichen fossilen Brennstoffe einfach immer noch zu billig, ein Umstand, der sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten deutlich ändern wird. Das bisschen, was ich von globaler Marktwirtschaft verstehe sagt mir eindeutig, ein immer knapper werdender Rohstoff wird niemals billiger.

Was das für Auswirkungen auf uns alle haben wird, das können wir nur ansatzweise ahnen. La Palma ist ja überhaupt nicht autark und selbst wenn wir unseren Strom hier irgendwann mal aus dem Vulkan oder aus der Sonne zapfen, hängen wir doch auch am Tropf einer funktionierenden Warenwirtschaft. Wie kann das alles in Zukunft aussehen, wird dann Flugtourismus wieder nur ganz Wenigen vorbehalten sein, die sich die letzten Ölreserven noch leisten können. Wie wickelt man immer teurer werdende Transporte ab, die globale Weltwirtschaft fordert immer schnellere Möglichkeiten Dinge von A nach C zu transportieren. Kann diese ganze mobile Gesellschaft überhaupt weiter funktionieren, oder müssen wir wieder regionaler denken und handeln, dabei entwickeln sich ja auch wieder neue Chancen. Gut, dass ich diese Fragen nur stellen muss und nicht beantworten. Sicher ist, dass selbst wir noch große Umbrüche miterleben werden oder unsere Kinder mit dieser Hypothek belastet in die Welt schicken. Spannend wird es allemal und wer mal richtige Spezialisten zu diesem Thema hören will, dem bietet sich diesen Freitagabend in der Hauptstadt Santa Cruz die Möglichkeit dazu. In der Zweigstelle der Caja Canarias in der Avenida del Puente ab 19:00 Uhr findet zuerst eine Konferenz zu diesem Themenkomplex statt und anschließend, um 20:15 ein "runder Tisch", mit mehreren Leuten, die Ahnung davon haben. Organisiert wird das Ganze unter anderem von der "Asociación para el Estudio de los Recursos Energéticos" (AEREN), etwa Gemeinschaft zum Studium der Energiequellen. Die Diskussionsrunden laufen unter dem Thema "El fin del petróleo barato" - das Ende des billigen Öls, dazu angestoßen hat die Gewerkschaft "Comisiones Obreras (CCOO)" und die Stiftung "Pedro Garcia Cabrera". Ursprünglich sollten diese Treffen nur auf Tenerife und Gran Canaria stattfinden, Fernando Bullón, unser Kachelmann, hat dafür gesorgt, dass auch auf La Palma diese erlauchte Runde diskutiert.



Mittwoch 25.01.06 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1018 hPa Höchsttemperatur heute: 17,2 Grad, niedrigste Temperatur: 12,6 Grad


El Paso auf der FITUR

Jetzt sind wir größenwahnsinnig geworden könnte man meinen. Eine kleine Stadt, nicht mal 8.000 Einwohner, keinen Strand, kein Hotel, gerade mal ländliche Pensionen und ein paar Ferienhäuser, stellt sich neben die flotten Jungs aus Maspalomas und Playa del Inglés. Was wollen die da könnte man fragen, ganz einfach, wir wollen auf uns aufmerksam machen und vielleicht kommt ja einer der vielen Messebesucher wirklich auf den Trichter, dass Tourismus viele Gesichter haben kann, eben auch die einer kleinen Stadt mit jeder Menge Charme und Traditionen und einfach Landschaft pur. Mandelblüte statt Sangria, Seidenmuseum statt Schinkenstraße und Prozessionen statt Flamenco. Eine der vielen sympathischen Eigenschaften dieses so gar nicht touristisch greifbaren Ortes ist die Ehrlichkeit, mit der man an die Leute ran geht. Da fordert keiner einen Golfplatz oder Luxushotels, wir machen nicht auf global, sondern zeigen die kleinen Schätze die wir haben und bieten an, diese mit geneigten Menschen zu teilen.

Pedro, Stadtrat für Tourismus und María Dolores, Rätin für Kultur sind mutig nach Madrid gefahren und haben reichlich Prospekte und andere Kleinigkeiten mitgenommen, um nicht mit leeren Händen dazustehen. Stadtpläne sollen verteilt werden, touristische Führer durch und um El Paso, Aufkleber mit unserem Stadtlogo und auf einer Leinwand werden 300 Photos aus El Paso als Diashow gezeigt. Der Clou, man verteilt auch Kokons von Seidenraupen, damit können Marbella und Palma de Mallorca nicht dienen. "Descubre El Paso, Vive su naturaleza y sus tradicciones" - Entdecke El Paso. Erlebe seine Natur und Traditionen, so lautet das Motto der Werbekampagne und ich kann nur hoffen, dass María und Pedro bei jedem potentiellen Interessenten auch immer brav dazu sagen, dass wir keinen Strand haben, kein Hotel und manchmal garstiges Wetter und nicht auf den Balearen sind. - Geldverschwendung ruft die Opposition, lasst sie rufen, von nichts kommt nichts, auch nicht in El Paso. Genießt die paar Tage in Madrid und zeigt den Madrilenen mal, wie Leute aus El Paso abends feiern können.


El Paso, was sonst



Mittwoch 25.01.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1015 hPa

Mülltourismus a la Brüssel

Einen weiten Weg hat die Müllabfuhr aus dem Aridanetal plötzlich, die letzte Müllverbrennungsanlage der Insel ist geschlossen worden. Anstatt die Abfälle nach Mendo, zwischen El Paso und Fuencaliente gelegen, bringen zu können, müssen die Kutscher nun den Unrat bis hinter Santa Cruz fahren um ihn dort im "Barranco Seco" zu deponieren. Die Inselregierung hat die Schließung der Anlage veranlasst, die Betreiberfirma hätte nicht gut gearbeitet. Die Wagen der Müllabfuhr hätten zum Teil Stunden warten müssen um ihre wenig delikate Fracht abliefern zu können, um die Anlage entstand so eine fast wilde Müllkippe, weil der Verbrennungsofen einfach nicht in der Lage war, die immer größeren Mengen an Müll zu verbrennen. Ein neues Kapitel der bislang unvollendeten Müllstory La Palmas beginnt damit, wir wissen überhaupt nicht mehr, wohin mit unserem Müll.

Ein Paradebeispiel für wunderbare EU-Frohsinnsgesetzte und der weite Abstand zu dem, was in der Realität machbar ist. Unsere zentrale Müllverwertungsanlage bei Mazo ist noch nicht fertig, die EU schließt aber vorher schon zwei unserer bislang drei Verbrennungsöfen und lässt uns mit dem Müll alleine. Die beiden Verbrennungsanlagen in Mazo und Barlovento waren nicht nachrüstbar um den Vorgaben der Emissionsbestimmungen der EU zu genügen, lediglich Mendo, noch dazu im Naturschutzgebiet, durfte nach einer Aufrüstung mit Filteranlagen weiter verbrennen. Eine paradoxe Situation. Umweltschützer und permanent strengere Forderungen der EU verzögerten den Bau der Müllverwertungsanlage über Jahre hinaus, ohne dass es mit guten Vorsätzen und Bestimmungen möglich gewesen wäre, in der Zwischenzeit keinen Müll mehr zu produzieren. Der Müll ist aber da und muss irgendwo hin, der einzig verbleibende Ofen in Mendo konnte das nicht schaffen und nun zieht man eine, sicherlich hilflos erscheinende Notbremse. Der "Barranco Seco" auf halbem Weg von Santa Cruz nach Puntallana wird also für die nächsten Jahre unseren gesamten Müll aufnehmen müssen, sicherlich auch kein geeigneter Ort, aber den Barranco scheint die EU noch nicht entdeckt zu haben.



Dienstag 24.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1013 hPa Höchsttemperatur heute: 21,0 Grad, niedrigste Temperatur: 13,0 Grad


Wetterkapriolen, aber nicht hier

Erneut verkehrte Wetterwelt auf den Kanaren, das Tief und seine Regenfracht meidet die eigentlich regenreichste Insel des Archipels und tobt sich auf Gran Canaria und den östlichen Inseln aus. Bereits heute Vormittag gingen schwere Regenfälle im Süden Gran Canarias nieder, die zu Überschwemmungen, Erdrutschen und manch voll gelaufenem Lokal führten. Zwischenzeitlich lösten die Rettungskräfte dort die höchste Alarmstufe aus, diese konnte inzwischen aber zurückgenommen werden. Jetzt gilt weiter der Voralarm, für alle Kanareninseln. Auf Tenerife gab es auch Probleme, besonders die beiden Lebensadern der Insel, die Nord und Südautobahn, waren ebenso wegen Überspülungen und Erdrutschen zum Teil gesperrt.

Auf La Palma hat es heute lediglich südlich von Las Manchas einen kleinen Schauer gegeben, ansonsten findet draußen auf dem Atlantik ein wunderbares Wolkenspiel statt. Selbst der Flugverkehr nach La Palma war nicht behindert, der Wind kam nicht so stark wie befürchtet, die anderen Inseln haben es mal wieder abbekommen. Das war beim letzten Tief genau so, allerdings ist das nur eine kleine Revanche für den vergangenen Winter, als uns jedes, aber auch jedes Tief erwischte. Ganz vorbei ist der Alarm aber auch hier noch nicht. Zwar befinden sich momentan nur sehr lockere Wolkenformationen in unserer Nähe, es kann aber weiter zu Niederschlägen kommen. Für morgen erwarten wir einen "Zwischenbauknecht", Donnerstag besteht noch mal die Möglichkeit, dass uns der letzte Zipfel des wählerischen Tiefs doch noch erwischt, Freitag soll dann der Nordostpassat wieder das Kommando übernehmen, da freu ich mich schon drauf. Gut, dass man seine Leute überall hat... Es war mir nicht möglich, heute nach Gran Canaria zu fliegen, ich musste sonnenbaden, aber HIER kommt man zu reichlich Photos, wie der Regen dort zugeschlagen hat.



Dienstag 24.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1014 hPa

Kurznachrichten

Der Bischof braucht ein neues Zuhause. Das historische Gebäude der "Condes de Valle de Salazar" in La Laguna ist gestern einem Feuer zum Opfer gefallen, man vermutet ein Kurzschluss an einem Heizgerät hätte das Feuer ausgelöst. Das Gebäude wurde als Bischofssitz der Diözese Tenerife genutzt und zählte architektonisch zu den Juwelen der ehemaligen Hauptstadt Tenerifes. Die Feuerwehr brauchte 5 Stunden um den Brand zu kontrollieren, selbst ein Löschhubschrauber konnte die Flammen nicht schneller ersticken. Es gab keine Verletzten.

Keine Verzögerung für die Umgehungsstraße von Los Llanos. Trotz vieler Baustopps soll die "circunvalación de Los Llanos" rechtzeitig Ende dieses Jahres für den Verkehr freigegeben werden. So zumindest meldet das der Bauleiter Gabriel Martín, man will die zeitlichen Vorgaben der Behörden erfüllen. Guter Vorsatz und mutig, mutig!

Steuergeschenke für Firmengründungen sollen stärker beworben werden. Die "Zona Especial Canaria" kurz ZEC genannt wird jetzt mit Hilfe der Inselregierung mehr Werbung machen, um neue Firmen nach La Palma zu locken. Man spricht von 8 Firmen, in denen 74 Menschen Arbeit gefunden haben und bereits 17,4 Millionen Euro investiert haben, die bereits auf La Palma mit den steuerlichen Vorteilen der ZEC-Zone neu angesiedelt wurden. Die Namen der Firmen und was die machen, nennt man uns nicht. Warum nur?

Das Wetter bleibt unbeständig. Bis einschließlich Freitag kann es immer wieder zu Niederschlägen kommen. Westwind, mal eher südlich, mal eher nördlich sorgt dafür, dass wir offen stehen für alle Wolkenformationen die sich da westlich von den Kanaren tummeln. Viel Niederschlag wird es nicht geben, aber der Wind macht Sorgen, es könnte Beeinträchtigungen für den Flugverkehr von und nach La Palma geben.



Montag 23.01.06 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa Höchsttemperatur heute: 22,0 Grad, niedrigste Temperatur: 15,2 Grad


Vielfältige Mandelblüte

Was ist nicht alles über die Mandelblüte geschrieben worden, Völkerwanderungen werden organisiert um diese auf Mallorca zu bewundern, wer auf La Palma ist hat das ganz einfach, der muss einfach nur die Augen aufmachen und sieht diese wirkliche Pracht. Jetzt hat die Mandelblüte hier fast ihren Höhepunkt erreicht, es ist phantastisch, wie aus tot geglaubtem und blattlosem dürren Gehölz plötzlich bunte Blütenpracht die Blicke auf sich zieht. Aufmerksamen Beobachtern fallen dazu immer wieder zwei Fragen ein. Zunächst mal, warum blühen in den oberen Zonen der Insel die Mandeln früher, als in den gemäßigten Höhen, wo es doch eigentlich wärmer ist. Fast alle Steinobstarten (Mandeln sind botanisch gesehen keine Nüsse, sondern eher mit dem Pfirsich und der Pflaume verwandt - Prunus) brauchen eine Winterbrache und wollen und müssen ihr altes Laub loswerden, sonst können sie im Frühling nicht kräftig, oder nur sehr verzögert nur blühen. In den hohen Zonen ist es kein Problem, Dank der Kälte und dem steifen Wind die letztjährige Altlast an Blättern loszuwerden. Der Baum steht dann kahl da und wartet auf Wasser und die wieder länger werdenden Tage. Bäume, welche ihre Blätter zu spät oder gar nicht richtig losgeworden sind werden "blühfaul", tragen nur wenige Blüten oder sehr viel später.

Die zweite Frage ist die nach der Blütenfarbe. (Die Antwort könnte lauten, warum haben manche Menschen längere Nase als andere.) Da gibt es Blüten, die sind fast rein weiß, bis hin zu pink und violett. Warum haben die Mandelbäume nicht alle die gleiche Blütenfarbe, sondern schenken uns ein wildes Durcheinander an Farbnuancen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Kein Baum scheint wie der andere zu blühen, wüsste man es nicht besser, ginge man davon aus, dass es andere Pflanzen sein müssen. Das ist eine Sortenfrage, oder besser, eine "nicht Sortenfrage". Unsere Mandelbäume sind fast alle nicht sortenrein, sondern haben sich munter über die Jahrhunderte gegenseitig bestäubt und so alle Spiellaunen der Naturfarben hervorgebracht. Man kann das auch als verwildert bezeichnen, oder als Bastarde, was widerliches Wort für solche schönen Bäume. In Baumschulen und Obstplantagen werden veredelte Sorten, oft Hybriden angeboten, welche der Bauer dann auf seine Felder pflanzt. Die blühen dann alle in der gleichen Farbe und die Früchte haben Form und Farbe und Geschmack gemein. Man kennt das am besten von den Äpfeln, Birnen, Pfirsichen, da achtet man darauf, nur sortenreine Bäume zu haben, bei unseren Mandeln ist das nicht so, die dürfen sich kreuzen mit wem sie wollen. Mit den Mandeln könnte man das genau so machen, auf den großen Feldern in Kalifornien und Südspanien, wo man die Mandel wie ein Industrieprodukt sortenrein zieht, ist das auch so. Wie langweilig. Unsere Mandelbäume sind also wie wir Menschen, nicht sortenrein. Allerdings blühen die Mandeln meist deutlich schöner...


Mandelblüte auf La Palma

La Palma Mandelblüte



Montag 23.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 44 % Luftdruck 1017 hPa

Wackelwetter

Bauernregeln, das war gestern sagt man und hat beste Wettervorhersagen in der Tasche. Das Problem dabei ist, dass man sich entscheiden muss wem man denn mehr Wetterkompetenz zuschreibt, den lokalen Wetterdiensten oder dem "big brother forecast system". (Ginge es um die Bäuerinnenregel, dann wäre eine Vorhersage sicher einfacher.) Bleiben wir beim Bauern, dort sagt eine Regel, im Winter kommt nach Calima Regen. Calima haben wir, wenn auch nur eine zarte Version und tatsächlich, draußen auf dem Atlantik wabern fette Regenwolken westlich von uns herum und suchen den Weg zu uns. Der Wind weht ganz lau aus Süd, soll aber heute noch weiter auf West drehen und dann könnte der Bauer tatsächlich wieder mal Recht gehabt haben. In wie weit der Südwind noch die Möglichkeit hat das, wiederum kleine Tief noch Norden zu schieben, dass weiß der Bauer nicht, die nationalen Kachelmänner sagen es regnet heute Abend noch, die internationalen Wetterfrösche sehen lediglich die nordöstlichen Inseln vom Regen betroffen. Das wiederum macht mich betroffen, ich mag kein solches Wackelwetter, bei dem man nie weiß, was auf einen zukommt.

Kein Nordostpassat in Sicht, alles unter 1020 Hektopascal macht mich nervös, weil ich dann nicht weiß, ob ich anraten soll die Wäsche rauszuhängen. Regen nach Calima, oder noch im Calima, was auch vorkommen kann, ist nämlich nicht nur nass, sondern oft auch farbig. Ist die Luft noch nicht wieder völlig klar, wäscht der Regen die staubige und sandige Fracht des Calima sauber und platziert diese vortrefflich auf weißer Wäsche. Das ist dann der bauknechtsche Supergau, die Wäsche wird nicht nur erneut nass, sondern muss komplett wieder in die Waschmaschine. Ein gutes hat aber südlicher und westlicher Wind dennoch, die Temperaturen bleiben ganz weit entfernt von mitteleuropäischen Werten und das ist im Winter doch richtig was wert. Trotzdem will ich den Passat zurück, da weiß ich was ich hab.



Sonntag 22.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1017 hPa Höchsttemperatur heute: 22,2 Grad, niedrigste Temperatur: 10,8 Grad


Bio ist einfach anders

Einkaufen ist Geduldssache, besonders wenn man versucht seine Familienangehörigen gleichermaßen ökologisch wie abwechslungsreich versorgen will, das sollte doch auf einer landwirtschaftlich geprägten Insel kein Thema sein. Mir persönlich ist das nicht so wichtig mit dem Bio, ein gerütteltes Maß an Zusatzstoffen der berühmten E-Klasse sind meinem Körper vertraut, ich hätte eher Bedenken diese ersatzlos und plötzlich von meinem Anti-Diätplan zu streichen. Da ich aber Einkaufen als direkte Beleidigung ansehe ist der Haushaltsplan vorgegeben. Meine Frau kauft ein und die Kinder und ich, wir kümmern uns darum, wieder Vakanzen in die gefüllten Schränke zu schlagen. Dieser Kreislauf brummt vortrefflich und so lange meine Frau keine Tomaten aus Holland, Kartoffeln aus Übersee und Salz aus Kolumbien (gesehen in einer Kneipe in El Paso) anschleppt, ist sie Herrin (eigentlich ist das Wort ein Anachronismus) über unseren Speise und Ernährungsplan.

Ich habe meine Frau nie gefragt, ob sie eigentlich gerne einkaufen geht, so blöd bin ich auch nicht, ihr eine Steilvorlage für inständiges Klagen zu geben. Ihr wird das ständige Suchen nach biologisch angebauten Produkten ein ums andere Mal zum Verhängnis. Da sind wir in El Paso gleich mit zwei wohlgeführten Bio-Läden bestückt und dennoch, wochenlange Vorbestellungen sind nötig, wenn man Eier, Radieschen oder gar einen Sellerie der ungiftigen Art haben will. Da hilft auch nicht das geschickte hin und her springen von einem Laden zum anderen, wenn der eine keine Bio-Eier hat, dann geht es dem anderen ebenso. Bitten, betteln, drohen, das alles nützt nur vorübergehend, wenn man dann wieder in den Laden kommt, dann verstecken die Verkäufer die von anderer Seite vorbestellten Eier einfach. - Das ist aber nicht das Problem der Läden, die würden jeden Kunden gerne bedienen und sind inzwischen den Beschwörungsritualen vieler frustrierter Kunden bereits überdrüssig. Bei uns klappt das, trotz vieler Versprechungen und Vereine einfach nicht, eine ordentlich funktionierende Handelskette für Biofrischwaren auf die Beine zu stellen. Die paar Landwirte mit der gesunden Rübe verkaufen oft bereits direkt an Kunden von Haus zu Haus und in die Läden kommt so fast nur noch sporadisch etwas, fast böse ausgedrückt, das was übrig bleibt. Nun muss man bestimmte Obst und Gemüse bereits von den anderen Insel ordern, das kommt eigentlich einem Offenbarungseid unserer Biolandwirtschaft gleich. Manchmal habe ich das Gefühl, unsere Biobauern haben Angst vor dem wirtschaftlichen Erfolg, so als wäre Ökonomie der größte Feind der Ökologie. - Irgend wann passiert es, da findet man das Auto der BioeierlieferantInnen aufgebrochen vor, das ganze Geld ist noch da, aber die Eier sind weg. Das nennt man Bio-Mundraub und wird mit sechs Wochen Raupen zupfen auf ökologischen Salatfeldern bestraft, auf Gran Canaria, wir haben ja zu wenig davon.



Sonntag 22.01.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1018 hPa

Varroa-Milbe kaum zu stoppen

Inzwischen sind es Bienenvölker von 30 Imkern im Aridanetal, welche von dem Bienenparasiten Nummer eins, der Varroa-Milbe befallen sind. Ende letzten Jahres tauchten diese Schädlinge das erste Mal auf La Palma auf und beendeten damit den paradiesischen Zustand für Bienen und Imker auf dieser Insel. Man vermutet, dass die "Varroa destructor" mit gebrauchten Wabenrahmen aus Tenerife zu uns gebracht wurde, dort gibt es die Milbe schon seit ein paar Jahren. Es ist zwar verboten, dieses Imkermaterial von Insel zu Insel zu transportieren wenn es bereits gebraucht ist, aber Kontrollen finden eigentlich nicht statt und die Ignoranz eines oder mehreren Imkern stürzt die gesamte Zunft nun in eine tiefe Krise.

Experten glauben nicht daran, dass die Milbe noch zu stoppen ist und spätestens im Frühjahr, wenn Schwarmzeit ist, wird sich die Varroa über die gesamte Insel verbreiten. Noch sind nur Völker im Aridanetal befallen, die Behandlung der Bienenvölker hat auch begonnen, aber man fürchtet, dass längst auch wilde Bienen, die natürlich keiner Kontrolle und Behandlung unterliegen, von dem Parasiten befallen sind. Die Imkervereinigung "Asociación de Apicultores Benahoritas" untersucht nun Bienenvölker auf der gesamten Insel, gibt Hinweise zur Behandlung betroffener Völker und verteilt auch die Gegenmittel. Apistán als chemische Keule und Timol, ein Gel auf Ölbasis mit Pflanzenextrakten und Ameisensäure, stehen als ökologische Mittel zur Verfügung, die Imker müssen aber erst den Umgang mit diesen Produkten erlernen, bislang war es ja nicht nötig. Für die Imkerei La Palmas ist der Einfall der Varroa-Milbe ein herber Einschnitt in ihre bislang wunderbare Welt ohne Bienenkrankheiten und stetig steigenden Produktionszahlen. Natürlich wird es weiter Honig aus La Palma geben, aber es wird deutlich aufwendiger und es wird weniger Honig geben.



Samstag 21.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 45 % Luftdruck 1017 hPa Höchsttemperatur heute: 21,2 Grad, niedrigste Temperatur: 12,3 Grad


Paul und die schwarze Witwe

Paul hat ja bekannterweise ein künstlich herbeigeführtes reproduktives Handicap, unser Egoismus hat dazu geführt, dass es keine kleinen Paulchens geben wird. Eine Maßnahme, die unter dem Gesichtspunkt des Elends der vielen streunenden Katzen die es hier gibt sicher richtig ist, dennoch bleibt bei mir persönlich neben einem latent auftretenden Ziehen in der Leistengegend auch noch ein bohrendes Schuldgefühl, ihm diese kleine Freude und Lebenssinn geraubt zu haben. Gut, er weiß nichts davon und hinterfragt auch nicht die, nun so sinnlosen und leeren Beutelchen zwischen seinen Hinterbeinen. Paul denkt ja auch es ist normal, ständig von irgendeinem großen zweibeinigen Katzenbruder über die Terrasse getragen zu werden und Nahrung, die wächst in Dosen verpackt im Kühlschrank heran, was übrigens teilweise sogar meinem Weltbild entspricht, da Einkaufen nicht zu meinem natürlichen Lebensablauf zählt. - Ich fühle mich grundsätzlich nicht wohl in diesen großen Hallen, wo mehr zu Essen herumsteht, als ich vertilgen kann. In Getränkehandlungen fühle ich mich allerdings etwas sicherer.

Es geht aber um Paul und nicht um meinen Stoffwechsel. Mephisto weiß nicht was er könnte, wenn er es könnte. Sie wissen schon, das... Diese, eigentlich sonst häufig bei Humanoiden ebenso auftretende Verwirrung, allerdings selten im reproduktiven Zyklus, sondern in der Kommunikation der beiden Gehirnhälften, führt bei Außenstehenden oft zu Missverständnissen und zu der grundsätzlichen Aussage: "Ich weiß nicht, was du von mir willst". - Paul trifft sich hin und wieder mit einer erfahren aussehenden schwarzen Katzendame, von uns inzwischen "Schwarze Witwe" getauft. Er hat diese uns sogar schon mal vorstellen wollen, aber Sie wissen ja wie das ist, das erste Auftreten der möglichen Schwiegertöchter gerät meist zu einem Fiasko. Nun, an uns soll es grundsätzlich nicht liegen, was ist schöner als eine platonische Beziehung zwischen einem kastrierten Jungkater und einer betagten Katzendame? Das ist das Problem, wenn Menschen anfangen zu denken und auf intellektueller Basis natürlich Abläufe steuern wollen, als hätte der Geist eine Chance gegen Hormone, Drüsen und das verflixte limbische System.

Die schwarze Witwe macht ganz eindeutig klar, was sie von unserem Paul will, selbst wir begreifen das, nur der arme hormonlose Kater tritt verlegen von einem Bein auf das andere und fragt das quäkende schwarze Ding ein ums andere Mal: "Ich weiß nicht, was du von mir willst?" Lass uns doch einfach Freunde sein scheint Paul vorzuschlagen, dass sieht "Veuve Cliquot Noir" ganz anders und gibt sich nicht zufrieden mit gemeinsamer Mäusejagd und partnerschaftlicher Fellpflege. Sie zieht dann immer beleidigt ab und hinterlässt einen völlig verstörten Kater, der einfach nicht weiß, was er falsch gemacht hat. - Gut, das geht mir manchmal auch so, ganz ohne Kastration, meine Frau klärt mich aber frühestens 72 Stunden später darüber auf, was ich falsch gemacht habe. - Viel, viel Aufbauarbeit steht uns dann immer ins Haus mit Paul, er ist doch so sensibel wenn er nicht gerade den Mephisto spielt. Allerdings müssen wir nun doch langsam was gegen das Daumenlutschen unternehmen, das gibt schlimme Kiefergeschichten und wenn ihn seine Katzenkollegen so sehen könnten, dann wäre er bei denen eh unten durch. Wer ist glücklicher, der wissende Eunuch, oder der, der nicht weiß was ihm fehlt?


Paul und die Lutschtherapie



Samstag 21.01.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Das Krematorium hat seine Feuertaufe bestanden

Letzten Donnerstag hat die erste Feuerbestattung La Palmas stattgefunden, in aller Stille, wie auch soll man mit Pauken und Trompeten die Einweihung eines Krematoriums feiern, ohne sich über die Grenzen der Pietät hinaus zu lehnen. So spielt es auch keine Rolle, wer denn nun der Premierengast war, der sich endgültig von der Tauglichkeit des Krematoriums überzeugen konnte. Über dieser Anlage steht trotzdem Polemik, nicht wegen der für uns ungewöhnlichen Methode des "Adios", sondern weil man wohl mangels Masse keinen rentablen Betrieb der Einäscherungsanstalt auf die Beine stellen kann. Es gibt wohl schlicht und ergreifend zu wenig Nachfrage, auch ein Krematorium unterliegt letztendlich den Gesetzen der Marktwirtschaft, die vielen Urnengräber die man dort in Las Manchas gebaut hat, lassen auf sehr langfristige Planung schließen.

Das Krematorium wurde auf Initiative und vom Geld der Gemeinde Los Llanos gebaut, ist aber für die gesamte Insel da. Man wollte diesen Dienst auch hier auf La Palma anbieten, bislang musste jeder nach Tenerife ausweichen, der seine verstorbenen Verwandten in eher kompakter Form bei sich haben wollte. Das war natürlich mit sehr hohen Kosten verbunden und ein enormer logistischer Aufwand, für die Hinterbliebenen ein zusätzlicher Stressfaktor, der in solchen Momenten nicht gerade hilfreich ist. Die Gemeinde Los Llanos wollte das Krematorium eigentlich verpachten, aber keiner will es haben, da steckt kein Gewinn dahinter. Um einen solchen Verbrennungsofen kostendeckend oder gar mit Rendite zu betreiben, dazu müssten wir unsere Gewohnheiten der ewigen Ruhestätten gründlich ändern. Die Gemeinde wird also vorerst auf den Kosten sitzen bleiben bis man eine Reglung gefunden hat. Das kann man auch Dienst am Kunden nennen oder Subvention, warum eigentlich nicht. Da aber das Krematorium für die ganze Insel gedacht ist und nicht nur für die Bürger von Los Llanos ist es nur eine Frage der Zeit, bis spitzfindige Rechenkünstler diese inselweite Sterbehilfe im Haushalt der Gemeinde kritisieren werden. - Wir haben Probleme...


Krematorium bei Las Manchas
Schön ist es nicht, aber endgültig.



Freitag 20.01.06 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1016 hPa Höchsttemperatur heute: 18,5 Grad, niedrigste Temperatur: 12,2 Grad


Wasser wegschmeißen, das tut in der Seele weh

Man wird es kaum glauben, wir wissen nicht mehr wohin mit unserem Wasser und leiten dieses des Nachts ins Meer. Wer nun glaubt, das wird nur nachts gemacht, dass es keiner sieht, Wasserfrevel war hier mal ein Ächtungsgrund, der irrt. Tagsüber wird mit dem vielen Wasser aus der Caldera gegossen, nachts aber ruhen die fleißigen Bauern wohlverdient in ihren Betten oder erhöhen den Wirtschaftskreislauf in einschlägigen Restaurants. Das Problem an diesem Wasserreichtum ist, wir haben keine Speicherkapazitäten mehr frei, wenn man es so will, wir können unser Wasser nicht mehr halten. Dabei hat es gar nicht so viel geregnet im Westen, aber in der Caldera selbst kam es zu deutlich mehr Niederschlägen als im Hauptanbaugebiet für Bananen, dem Aridanetal.

Es gibt noch einen anderen Grund, warum wir, trotz eines nicht sonderlich regenreichen Winters so viel Wasser übrig haben, dass wir damit jetzt versuchen, den Atlantik in einen Süßwassersee zu verwandeln. Im Sommer hat man das Wasser aus dem größten Speicherbecken der Insel, "La Laguna de Barlovento" ablassen müssen und auf die anderen Speicherbecken verteilt, so dass diese nach dem Sommer nicht richtig leer waren und bereits mit dem ersten Oktoberregen wieder randvoll sind. Denkt man an andere Jahre, oder andere Kanareninseln, dann ist das fast grotesk, dass wir dieses kostbare Nass ungenutzt in den Atlantik leiten, der nun wirklich keine nachhaltige Verwendung dafür hat. Viele Bananenbauern macht das nachdenklich, unser größtes Speicherbecken ist wegen Reparaturarbeiten nicht zu befüllen und ganz viele private Wassertanks werden seit langem nicht mehr genutzt und können so auch nicht als strategische Reserve dienen. Man traut sich einfach nicht diese Becken die seit Jahren bereits leer stehen wieder zu befüllen, man hat das vor Jahren mal in Argual gemacht und prompt ist das Speicherbecken geplatzt, nahe an Wohnhäusern kann so was richtig gefährlich werden. - Wenn Sie Zeit haben, lesen Sie mal die Nachrichten aus dem Dezember 2003, da war alles ganz anders, da haben wir um Wasser und Regen gebettlet und nun schmeißen wir es weg.



Freitag 20.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1018 hPa

Die FITUR soll neue Gäste nach La Palma locken

Die "Feria Internacional de Turismo" in Madrid, inzwischen eine der größten Tourismusmessen der Welt, wird auch wieder die Ehre haben, eine Delegation aus La Palma begrüßen zu dürfen. Kontakte pflegen und neue schließen, so sieht das unser oberster Tourismusbeauftragter, der Inselrat für Tourismus und Transport, Jaime Sicilia. Ich möchte nicht grundsätzlich die Präsenz auf solchen Messen in Frage stellen nur frage ich mich, was wir dort eigentlich bewerben. Ein bisschen Hotel, ein bisschen Grün, wir bieten uns jedem an, der nur halbwegs unschlüssig ist, wohin die Reise denn nun gehen soll. Der Druck auf den Tourismusrat wegen der miserablen Auslastung wächst ständig, es müssen schnell gute Zahlen her, sonst gerät selbst ein nicht vorhandenes Zukunftskonzept aus allen Fugen. Wir können nicht annähernd die bereits vorhandenen Hotelanlagen füllen und anstatt Irrtümer einzugestehen, gehen wir den nicht vorhandenen Weg mit fragwürdigem Stolz weiter.

Dieser unerträgliche Spagat, einerseits Weltbiosphärenreservat mit unendlichen "Bodenschätzen" der visuellen Art und dem Bau von Hotelkomplexen die keinen Bezug zu dieser Landschaft haben, macht das Argumentieren schwer. Für die verwöhnungsbedürftigen Hoteltouristen fehlt uns der Strand, das permanent gute Wetter, reichlich Unterhaltungsinfrastruktur und vor allem das Weiß-wie (Know-how), wie man mit dieser Art der freiwilligen und bezahlten Kasernierung, von meist denkenden Menschen, Geld verdient. Auf dieser Sparte stehen wir im internationalen Wettbewerb und da haben wir keine Chance unser "Produkt" marktgerecht anzubieten. Das führt lediglich zu einem Preiskampf unter dem letztlich die ganze Insel leidet und trotzdem die anderen immer billiger sein werden. Das Hauptproblem in dieser Form des Tourismus ist ja die reine Definition über den Preis, da stehen Piktogramme für Qualität und Angebot und sind Entscheidungsfaktoren für den Zuschlag des Kunden. Da wird die Region zur Nebensache, besteht nur noch als notwendige Basis für eigentlich autarke Vergnügungstempel. - Es ist eine ziemliche Zwickmühle in welcher unsere Tourismusrepräsentanten stehen. Da sind sie eigentlich angetreten etwas über die grüne Perle der Kanaren zu berichten, über Schluchten, Berge, Täler die einzigartig auf dieser Welt sind, müssen aber Fragen nach Jacuzzi, Abendbuffet, Showeinlagen und Animateurdichte pro hundert Gästeeinheiten beantworten. - Auch wenn es nicht offiziell ausgesprochen wird, wie weit sind wir gesunken, die Vogelgrippe in der Türkei als Chance für unseren Tourismus zu begreifen? Das haben wir gar nicht nötig, aus Malessen anderer Regionen unseren Vorteil ziehen zu wollen, wir haben was wir haben und das ist reichlich, man muss nur die Leute finden die das auch schätzen und die sind wohl nicht auf der "FITUR".



Donnerstag 19.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1018 hPa Höchsttemperatur heute: 18,1 Grad, niedrigste Temperatur: 13,2 Grad


Müllverwertungsanlage rückt näher

Der zweite Bauabschnitt kann in Kürze beginnen, das bedeutet, dass dann bereits die Gebäude errichtet werden, in denen der Inselmüll getrennt und je nachdem gelagert oder kompostiert werden soll. Die erste Bauphase bestand aus dem Vorbereiten des Geländes, planieren, schieben und Lagerflächen wasserundurchlässig machen, so dass keine Schadstoffe in das Erdreich sickern können. Wir kommen also unserem Ziel, den Inselmüll nach europäischen Vorgaben zu behandeln, ein deutliches Stück näher. Allerdings liegen wir im Zeitplan weit hinten, eigentlich hätte die Anlage bei Mazo bereits heute unseren Müll aufnehmen sollen. Das liegt aber nicht unbedingt an unserer, nicht gerade flotten Art mit öffentlichen Bauten umzugehen, vielmehr waren jahrelange Querelen mit der Gemeinde Mazo und den Anwohnern vorangegangen, man war seitens der Einwohner dieses Ortes nicht sonderlich davon begeistert, mehr als den eigenen Müll bei sich zu wissen. Mehrmals mussten die Techniker neue Studien anfertigen, die Gerichte wurden eingeschaltet, irgendwann hatte man dann alle Auflagen in die Pläne mit eingearbeitet und es konnte angefangen werden.

Der zweite Bauabschnitt ist mit knapp 10 Millionen Euro ein leckerer Happen, so viel kosten die ganzen Gebäude, Hallen, Tanks und Büros. Der dritte Abschnitt wird dann die technische Ausstattung der Anlage sein, und dann kann es eigentlich los gehen. Wann das sein wird, da mag sich keiner so richtig festlegen, allerdings haben wir einen guten Faktor auf unserer Seite, die Finanzierung ist dank der Feder-Fonds gesichert. Auf die Müllverwertungsanlage, hier "centro medioambiental" betitelt, setzt man große Hoffnungen, der Betrieb ist nach dem Motto konstruiert, es gibt eigentlich keinen Müll, sondern nur richtig zu behandelnde Wertstoffe. In einer dezentralen Müllwirtschaft wie das bei uns auf La Palma bisher läuft, bleibt jeder Versuch des Recycling in den Sammel- und Transportproblemen stecken. Lediglich die Trennung von Papier und Glas läuft jetzt schon unter inselweiter Regie, später sollen wir wieder alles bequem in einen Sack schmeißen, die Anlage sortiert das dann aus. Als man den Betrieb plante, vor grauer Vorzeit, konnte man mit Stolz behaupten, auf La Palma entsteht die modernste Müllverwertungsanlage Europas. Das hat sich nun nach all den Jahren überholt und Spötter meinen bereits, wenn das Ding erst mal in Betrieb geht, dann ist die Anlage bereits wieder veraltet. Das stimmt nicht so ganz, man versichert uns, dass die einzubauende Technik auf dem neuesten Stand sein wird und ich bin gerne ein gutgläubiger Mensch.



Donnerstag 19.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1020 hPa

Verteidigungsminister auf La Palma

Das erste Mal in der Geschichte La Palmas hat ein Verteidigungsminister die Insel besucht. Obwohl hier gerade einmal 227 Soldaten Dienst tun zog José Bono diesen kleinen Stützpunkt vor, vielleicht auch weil gerade vor ein paar Tagen die Kaserne "El Fuerte" nahe Santa Cruz ihren ersten Wiedergeburtstag hatte. Bono ließ sich die gesamte Kaserne zeigen und war, wie kann es auch anders sein, völlig begeistert von der Moral und Disziplin seiner Truppe. Das sagt man so als zweithöchster Dienstherr immer, oder haben Sie einen Verteidigungsminister in Zivil schon mal was andres sagen hören. In einer langen Ansprache ging er auf die Zukunftschancen der jungen Rekruten ein, die für viele der Soldaten auch ein Grund sind in das professionelle spanische Heer einzutreten. Jeder der aus der Armee mit einer abgeschlossenen Laufbahn austritt, hat einen Platz bei der Guardia Civil oder der Policía Nacional sicher und muss dort nicht ganz von unten anfangen.

Anschließend an meinen kleinen Artikel von gestern Abend zeigt sich auch ganz deutlich, dass José Bono auf Schmusekurs mit den Militärs ist, er sucht die Nähe seiner Truppen und will unbedingt beweisen, dass die polternden Aussagen des Generals Mena Aguado ein Einzelfall sind. Die jungen Soldaten waren begeistert von dem Besuch des Verteidigungsministers, vielleicht gab es zu Ehren dieses Auftrittes mal richtig was leckeres zu Essen. Politisch schloss Bono seine Rede ab und konnte es aus pragmatischen Gründen nicht lassen, einen Seitenhieb auf die umfassenden Autonomiebestrebungen Kataloniens zu machen. Das brachte ihm sehr viel Beifall ein, obwohl er der Regierung angehört, welcher man vorwirft, die Katalanen bevorzugt zu behandeln: "No ha nacido el español que valga más que otro, cualquiera que sea su profesión, su religión, su partido político o su lugar de nacimiento. Quien quiere distinguirse, separarse o diferenciarse para tener más que el resto, normalmente no son los mejores españoles". - "Es ist noch nicht der Spanier geboren, der mehr Wert ist als andere, welches auch immer seine Arbeit sei, seine Religion, seine politische Partei oder sein Geburtsort. Die sich hervorheben wollen, trennen oder unterscheiden, um mehr zu haben als der Rest, das sind normalerweise nicht die besten Spanier."- Dieser Satz gibt auch sicher wieder politischen Ärger, aber den kann man im Moment sowieso nicht vermeiden, wenn es um das Reizthema katalanische Autonomie geht.



Mittwoch 18.01.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1021 hPa Höchsttemperatur heute: 22,1 Grad, niedrigste Temperatur: 12,7 Grad


Neue Feindbilder

Spanien hat eine der föderalsten Regierungsformen, mehr Autonomie als die Provinzen hier haben, ich weiß nicht ob es noch ein anderes Land in Europa gibt, welches den Regionen mehr Freiheiten lässt, als die Zentralregierung in Madrid. Aus dem sanften Übergang von der Franco-Diktatur in eine demokratische Gesellschaft schwang der Freiheitspendel gewaltig in die andere Richtung, unersättlich groß schien die Sucht nach Selbstbestimmung zu sein. Wir haben sogar drei Provinzen welche eine eigene Amtssprache haben, Galizien, das Baskenland und Katalonien. Um die letzt genannte Provinz geht es nun, die wollen eine neue eigene Verfassung und durch ein Grundsatzpapier mit Madrid ihren Status innerhalb Spaniens festschreiben. "Estatut" heißt das Reizwort für alle Spanier in den letzten Wochen und hat die Nation innerlich aufgebracht wie lange nicht.

Die Katalanen fordern als eigene Nation aufzutreten und Rechte, welche sie fast gänzlich aus der Nation Spanien herausschneiden würde. Katalonien ist eine der reichsten und am schnellsten wachsenden Region des Landes, man will diesen Reichtum nun nicht mehr in Solidargemeinschaft mit den ärmeren Regionen teilen. - Ihr seid Spanien, wir sind Katalonien, so könnte man das in einfacher Form vielleicht erklären, was die wollen. In dem Papier finden sich viele Forderungen, die gegen die spanische Verfassung verstoßen würden, noch wird das Papier diskutiert, schlägt aber bereits politisch und gesellschaftlich ordentlich Porzellan kaputt. Zapatero gerät mächtig in die Schusslinie, der "Rest" Spaniens wirft ihm vor, den Katalanen alles durchgehen zu lassen und schlimmer noch, den Zusammenhalt Spaniens aufs Spiel zu setzen. Die Opposition, also die Mitte-Rechts Partei Partido Popular nutzt das um mächtig Stimmung gegen Zapatero zu machen und verlässt dabei oftmals die Mitte und rutscht in manchen Aussagen in dunkle rechte Zonen, die man in Spanien längst nicht mehr sehen wollte. Zuletzt musste der oberste Heeresgeneral seinen Hut nehmen und bekam obendrein noch Hausarrest verpasst, ein in der Demokratie Spaniens noch nicht vorgekommener Fall. General Mena Aguado hatte noch kurz vor seinem bereits fest stehenden Ruhestand sogar mit dem Einsatz der Streitkräfte gedroht, falls die spanische Verfassung durch die Autonomiebestrebungen Kataloniens verletzt werden könnte. Verteidigungsminister Bono zögerte nicht einen Moment, den polternden General aus dem Verkehr zu ziehen, schließlich ist der König der oberste Befehlshaber und das Parlament bestimmt, ob die Verfassung verletzt wird und nicht die Armee.

Niemand hier unterstützt solche Brachialmethoden eines wild gewordenen 4 Sterne Clowns, aber auf die Katalanen braucht man im Moment die Leute hier auch nicht anzusprechen. Angeheizt durch bunte Presse und durch säuselndes Halbwissen der privaten Fernsehsender macht sich richtiger Unmut über die Katalanen breit. "Was wollen die eigentlich, die glauben wohl sie seien besser als wir und sollen sie doch gehen, wenn ihnen Spanien nicht mehr gut genug ist" Die Katalanen galten immer als sehr selbstbewusst, um nicht das nun häufig gebrauchte Adjektiv arrogant benutzen zu müssen, plötzlich zieht jeder eine Geschichte aus dem Gedächtnis, in welcher er schon mal negativen Kontakt zu einem Katalanen hatte. Die ersten fangen auch an Produkte aus Katalonien zu boykottieren und viele wollen ihren bereits geplanten Barcelona-Besuch nun doch noch mal überdenken. In der Tat ist es völlig unverständlich, oder nur aus egoistischen Gründen zu erklären, warum die Katalanen sich derart weit von Spanien abwenden wollen und ein mächtiger Schlag ins Gesicht derer, die an diesen jungen und bislang funktionierenden spanischen Föderalismus glauben. Unsere Gegenreaktion ist aber auch überzogen, einmal ist das Papier überhaupt noch nicht reif zur Unterschrift und ob da am Ende der Verhandlungen wirklich Dinge auftauchen, die gegen die gemeinsame Verfassung verstoßen, dass muss man noch abwarten. Besonders beliebt haben sich die Katalanen hier und auf dem spanischen Festland wirklich nicht gemacht und unser Zapatero hat seine erste wirklich erhebliche Krise zu meistern. Wenn es ihm nicht gelingt, die Katalanen auf einen sanfteren Kurs zu bekommen, dann verliert er die Unterstützung der Bevölkerung und kann gleich in Katalonien weiter machen. Das wäre schade für Spanien, das würde uns wieder in die Hände der Konservativen treiben, die Provinzregierung Kataloniens benimmt sich wie ein verwöhntes Kind welches immer mehr fordert, weil es bereits viel hat.



Mittwoch 18.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0,5 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1023 hPa

Eine halbe Million für den Strand von Puerto de Naos

Delta hat Spuren hinterlassen auf La Palma. Am schlimmsten betroffen waren die nordöstlichen Zonen der Insel, in Puntallana und Los Sauces wurde der Großteil der Bananen und Zitrusplantagen vernichtet. Der Westen der Insel ist deutlich besser dabei weggekommen, in der Landwirtschaft entstanden dort keine Schäden, allerdings hat das brausende Meer den Strand von Puerto de Naos "tiefergelegt". Das Bademeisterhäuschen ist weg und ein Promenadenrestaurant wurde unterspült, viele Blumenkübel haben einen vom Atlantik erzwungenen Standortwechsel hinter sich. Einige Kokospalmen am Strand hat es auch erwischt und große Steinbrocken sind vom Meer auf den Strand geworfen worden. Die Gemeinde Los Llanos hat bereits begonnen diese wieder weg zu räumen und versucht die verbleibenden Palmen nahe der Promenade zu schützen, denen hat der Atlantik buchstäblich den Boden unter den Füßen weggerissen.

Allerdings kann die Gemeinde eigentlich dort überhaupt nichts machen, die gesamte Küstenlinie untersteht der Küstenbehörde und die muss entscheiden, was vor Ort zu tun ist. Außer Kosmetik ist bislang nichts geschehen, jetzt soll eine halbe Million Euro kommen um die notwendigen Reparaturen durchführen zu können. Selbst im Eilverfahren dauern solche Entscheidungen Wochen und ich bin gespannt, wann das Geld wirklich ankommt. Sand soll angekarrt werden, um den Bereich des Strandes welcher an die Promenade grenzt wieder höher liegt und so auch die Palmen wieder Boden unter den Füßen haben. Welche weiteren Maßnahmen und ob es diese im Eilverfahren geben wird, war nicht zu erfahren. - Dabei kommt jetzt wieder ein Projekt ins Gespräch, welches schon mal die kurze Ehre hatte Tagesgespräch zu sein. Ein Deich soll den Strand von Puerto de Naos vor dem Atlantik schützen, dieser soll nicht bis an die Wasseroberfläche reichen sondern nur bis einige Meter unter der Wasseroberfläche die gewaltigen Wellen des Atlantik brechen. Dieses Projekt schwirrt aber momentan zwischen den Behörden hin und her, geht also den normalen Weg der unendlichen Bürokratie. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass dieser Deich gebaut wird, neben den enormen Kosten stehen auch Umweltgedanken gegen dieses Projekt, es müssten Millionen von Kubikmeter Fremdmaterial in den Atlantik gekippt werden. Wir haben noch ein paar Jahre Zeit, die Entwicklung dieses Vorhabens beobachten zu können, der Schutzdeich von Puerto de Naos, eher ein posteruptives Ereignis.



Dienstag 17.01.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0,5 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1023 hPa Höchsttemperatur heute: 22,5 Grad, niedrigste Temperatur: 12,4 Grad


Und wir rauchen doch

Nun sind es noch keine drei Wochen, dass wir das neue Anti-Tabakgesetz auf dem Tisch haben und schon gibt es erste Erfahrungswerte. Sprechen wir mal nur über die Gastronomie, da gibt es ja Möglichkeiten für die Wirte zu wählen. Restaurants mit einem nutzbaren Gastraum von über 100 Quadratmeter können entweder völlig rauchfrei sein, oder aber 30% der Fläche zur Raucherzone machen. Dabei muss separate Belüftung gewährleistet sein und kein Nichtraucher soll, wenn er das Lokal betritt oder auf die Toilette geht, die Raucherzone durchqueren müssen. Das bringt manche Restaurants hier ganz schön ins Schwitzen, im Eingangsbereich ist oft die Bar, an der gewöhnlich viel geraucht wird. In meinem Lieblingslokal, der Abuela, da wurde der kleinere Saal zum Raucherraum und wenn ich da hingehe, dann rufe ich jetzt immer vorher an, weil dieser Raum schnell belegt ist, anders als der Nichtraucherraum, der meist mit gähnender Leere nach Gästen ruft. Kleinere Lokale sind entweder Nichtraucher oder Raucher und da haben fast alle die Raucheroption gewählt, der Anteil an Rauchern bei den "Tresenstehern" ist deutlich höher als bei reinem Speisepublikum.

Kleine Lokale, welche zunächst auf eine Nichtraucheroption gesetzt haben, wurden heftig boykottiert und nicht nur ein Wirt hat sich rein rechnerisch davon überzeugen lassen, doch lieber wieder qualmende Tresensteher zuzulassen. Wenn es bei Nichtrauchern nicht mehr in der Kasse klingelt, dann ist der Umsatz näher als der hehre Vorsatz. - Ich gebe ja zu, dass ich auch zu den Boykotteuren gehöre, aber was soll ich machen, soll ich als Raucher nicht rauchend in einem leeren Lokal sitzen und meine Freunde dort alle nicht mehr treffen, weil die jetzt alle woanders sind? -So geschehen mit einem anderen Stammlokal von mir, der Tasca Barbanera, das Lokal von Carlos dem Fernsehkoch. Der hat sehr selbstbewusst uns Raucher verbannt und wir haben sehr konsumbewusst dann sein Lokal nicht mehr besucht. 16 Tage hat er ohne uns durchgehalten, jetzt darf man wieder rauchen. Ich gehe heute Abend da noch hin und nehme mir eine mittelgroße Zigarre mit. Nun müssen die Nichtraucher aber nicht traurig sein, in ein paar Wochen wird die Tasca Barbanera vergrößert, ein nebenan liegendes Büro wird zu einem zweiten Gastraum umgebaut und da ist dann Nichtraucherzone. Es geht doch, wir haben alle Platz nebeneinander.



Dienstag 17.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1023 hPa

Beamte und Funktionäre

Der größte Arbeitgeber La Palmas ist die Inselregierung selbst, dort arbeiten neben den 750 fest angestellten Beamten und Funktionären noch weitere 950 Personen mit Zeitarbeitsverträgen. Insgesamt sind im öffentlichen Dienst der Insel 7.500 Menschen beschäftigt, verteilt auf die verschiedenen Korporationen, ob nun Gemeinden oder nationale wie provinzielle Verwaltungen und Behörden. Damit belegt der öffentliche Dienst 25% der Arbeitsplätze dieser Insel, insgesamt sind knapp 30.000 Menschen auf La Palma in Lohn und Brot und Butter. Bei so vielen Funktionären ist es kein Wunder, dass hier alles so gut funktioniert. - Ob das jetzt ein Wortspiel, ein Witz oder gar Verzweiflung war, das überlasse ich Ihnen.

Auffällig ist, dass im kanarischen Durchschnitt knapp unter 20% der arbeitenden Bevölkerung im öffentlichen Dienst beschäftigt ist, bei uns aber 25%. Das kann man aber auch wieder erklären. Auf den bevölkerungsreichen Inseln wie Gran Canaria und Tenerife braucht man einfach weniger Beamte und Arbeiter im öffentlichen Dienst gemessen an der Gesamtzahl der Bevölkerung als auf den kleinen Inseln, die für weniger Menschen auch den gesamten öffentlichen Bereich abdecken müssen. Die Gewerkschaft kritisiert nun nicht die große Zahl der im öffentlichen Dienst beschäftigten Leute, sondern das Verhältnis von Angestellten mit festem Arbeitsvertrag und der Heerschar der Arbeiter die nur ein befristetes Papier in der Hand hält. Während in der privaten Wirtschaft der Insel mehr unbefristete Arbeitsverträge als limitierte Anstellungen die Regel sind, ist es im öffentlichen Dienst umgekehrt und das sei keine Vorbildfunktion. Die berühmte öffentliche Hand lebt aber auch von dieser in den Mund und will auf keinen Fall mehr feste Arbeitsverträge schließen, die Peronalkosten sind in allen Haushalten, ob nun Gemeinden oder Inselregierung, der absolute Posten Nummer eins.



Montag 16.01.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1024 hPa Höchsttemperatur heute: 18,7 Grad, niedrigste Temperatur: 11,9 Grad


Passat ist ungerecht

Was hat er jetzt wieder, Wetter kann doch nicht ungerecht sein? In Wirklichkeit nicht, aber wir empfinden das oft so, besonders die Bewohner des Nordostens der Insel, die bekommen dann ganz häufig Regen während bei uns im Westen die Sonne scheint. Das Azorenhoch beschert uns im Moment Nordostpassat in Reinkultur und weht heute so weit aus nördlicher Richtung, dass nicht mal die oft dabei entstehenden Fallwinde das Aridanetal erreichen. Morgen soll sich das ändern, da dreht der Wind wohl mehr auf Ost und dann pfeift es bei uns auch wieder. Heute konnte man wunderbar beobachten, wie das gewaltige Massiv der Caldera den Nordostpassat teilt und die Wolken und den Wind nordwestlich und östlich an der Insel vorbei leitet. Das Meer ist aufgewühlt bis zu einer Linie, die den genauen Weg des Windes aufzeigt.

Das mit dem vielen Regen auf der Ostseite ist aber auch der Glücksfall für die Insel, die steil aufragende Küste kommt viel zu plötzlich für die Passatwolken um hoch zu steigen und über die Insel zu ziehen, ohne die kostbare Fracht abzulegen. Das dürfen wir bei allen touristischen Hintergedanken, die ich von Berufswegen nun mal habe, nicht vergessen. Dieser Wind und der Regen hat La Palma zu dem gemacht was es ist, eine grüne Insel unweit der Sahara. Dass die Regenfälle so ungleich verteilt sind, das liegt an den hohen Bergen die eine echte Sperre für die Passatwolken darstellen. In der Region um Barlovento fallen 4 - 6 mal so viele Niederschläge wie bei uns im Aridanetal. Aufmerksame Besucher erkennen auch den gewaltigen Unterschied in der Vegetation, wo Farne, Flechten und Moose die Bäume und den Boden bevölkern, da muss ordentlich Wasser sein. - Das ist überhaupt eine der Sensationen dieser Insel, man kann die Wetter (das Wetter geht auf La Palma nicht, wir haben viele Wetter) an der Vegetation ablesen. Ein paar Kilometer weiter sieht alles schon wieder ganz anders aus auf unserem Kompaktkontinent, gerade im Winter haben wir fast sämtliche Klimazonen der Welt aufzuweisen und das auf einer Insel, die gerade mal 45 Kilometer lang und 28 Kilometer breit ist. Die Höhe macht´s und der Passat, also wer uns so will wie wir sind, der muss auch mal einstecken können, von Regen kommt grün und schön. Eben "La Isla Bonita" oder auch die "Isla Verde", so nennt man uns auf den anderen Kanareninseln, die müssen es ja wissen. - Mein Gott ist der wieder verliebt in sein Inselchen heute, oder liegt es daran, dass ich auf der Westseite wohnen darf?



Montag 16.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1025 hPa

Ungeliebte Immigranten

Alles was auf La Palma kreucht und fleucht ist irgendwann über die Luft oder das Meer zu uns gekommen. Eigentlich sind alle Lebewesen auf dieser Insel Immigranten, der Vulkan spuckt zwar Lava, Schwefel und Methan, aber keine Pflanzen, Tiere oder gar Menschen aus. Viele Pflanzen haben sich im Laufe der Zeit an unsere Klimaverhältnisse angepasst und sich damit verändert, auch bei Tieren war das so, diese Arten sind nun einzig hier und dann spricht man von endemisch. Wann eine "Endemisierung" eintritt, das bestimmt der Mensch ganz alleine. Genau dieser Mensch hat aber in den letzten 500 Jahren derart viele Tiere und Pflanzen auf die Kanaren und nach La Palma gebracht, dass neue Arten die endemischen bedrohen. Wer zur Bedrohung wird, das ist wieder eine subjektive Entscheidung der Menschen.

Bei aller Löblichkeit der Bemühungen aller älteren Arten, seien es Pflanzen oder Tiere, muss aber immer wieder betont werden, die sind einfach nur länger da, aber auch nicht von hier. Wer würde es wagen, auf La Palma die Banane als Fremdling zu bezeichnen, was sie sicher ist, aber eben von großem wirtschaftlichen Nutzen und dann wird aus einem ungeliebten Immigranten ein willkommenes Mitglied der Gesellschaft. Andere Pflanzen, scheinbar ohne Nutzen für Mensch und Tier, werden teuer und giftig wieder von unserer Insel gesprüht, die so oft zitierte Biodiversität soll von außen geschützt werden, ein genauso unmögliches wie fast rührseliges Stück menschlicher Halbvernunft. Jetzt soll es dem Katzenschwanz, nicht Pauls, sondern dem "rabo de gato" wieder an den Kragen gehen, dieses wunderschön blühende Gras kam vor etwa 20 - 40 Jahren auf die Insel, so genau weiß man das nicht und gilt als Invasor. Man hatte vor Jahren bereits damit begonnen diesen ungeliebten Immigranten aus Gärten und natürlich dem Nationalpark zu entfernen, so ganz ist das aber nicht möglich, Immigranten sind oft hartnäckige Zeitgenossen. Auf deutsch heißt das Gras eigentlich Lampenputzergras, wer es genau wissen will, Pennisetum setaceum.



Sonntag 15.01.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1025 hPa Höchsttemperatur heute: 20,5 Grad, niedrigste Temperatur: 11,5 Grad


Neue Webcam !

Es ist vollbracht. Mit freundlicher Unterstützung der Druckerei Stach haben wir jetzt auch eine neue Webcam, die deutlich bessere Ansichten bietet. Ein weiterer Clou dabei ist, die Camera kann 360 Grad gedreht werden und zeigt so immer andere Seiten unserer schönen Insel. Das Standbild ist auch deutlich größer, 1280 x 960 Pixel bietet wirkliche Details. Der Livestream ist kleiner geworden (320 x 240), sonst wäre die Qualität zu schlecht. Das gleiche Bild wird in Kürze auch auf der Webseite von www.stach.de erscheinen, zwar kleiner, dafür aber mit dem beliebten Zeitraffer. Hingefummelt hat die Camera Dirk, dem ich dafür sehr dankbar bin, der hat das drauf. - Viel Spaß mit den neuen Ansichten der Insel!



Sonntag 15.01.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1027 hPa

Wer Parkplätze haben will muss leiden

Die Hauptstadt hat es bereits hinter sich, Los Llanos steckt mitten drin. Tiefgaragen sind der neueste Schrei auf La Palma, man glaubt mit dieser Methode den Verkehrskollaps der beiden La Palma Metropolen noch vermeiden zu können. Da in Los Llanos ganz deutlich die Tendenz zum Drittwagen pro Haushalt umgeht, Spötter sagen sogar, selbst die Katzen haben in Los Llanos ein Auto, ist nicht nur der angeblich fließende Verkehr ein Problem. Was nutzt einem der EVO II, wenn man zu Fuß länger zu seinem geparkten Schmuckstück braucht, als später die Fahrt zum Bäcker dauert. Die Umgehungsstraße soll Abhilfe schaffen für den fließenden Verkehr und das Parkhaus den Anwohnern die Möglichkeit geben, nicht in El Paso parken zu müssen um in Los Llanos wohnen zu können.

Es wird also mächtig gegraben im Los Llanos und da wo gebaut und gebuddelt wird, da gibt es immer auch Störungen und Unannehmlichkeiten für die Anwohner. Beim Bau der Tiefgarage wird schweres Gerät für die Bohrungen eingesetzt, die Häuser in unmittelbarer Umgebung quittieren das mit Rissen in den Fassaden und manch Anwohner fühlt sich nun nicht mehr so sicher in seinem Haus. Eine Schule ist da, der Friedhof auch, also sowohl Vergangenheit, als auch Zukunft. Los Llanos wird von permanenten Erdstößen erschüttert, der Fortschritt kommt nicht auf leisen Pfoten. Immer wo besorgte Anwohner Sicherheit einklagen, kommen die Heerscharen von "Beruhigern". Baufirma, Techniker, Statiker und natürlich die Politiker werden nicht müde zu behaupten, es bestehe keine Gefahr. (Ich erinnere mich immer gerne an die Aufregung um unsere bedrohliche Cumbre Vieja. Ein Fernsehteam kam aus Deutschland angereist und ließ sich von dem fundierten geologischen Fachwissen einer kubanischen Kellnerin in El Remo beruhigen.) Das bisschen Rütteln und Schütteln macht den Häusern gar nichts aus und die Risse in den Fassaden waren bestimmt schon vorher da und man will nur die Renovierung der Fassade nun von anderen bezahlt wissen. Jetzt kommt die immer fiese Opposition und fordert ein Überwachungsteam an Spezialisten, die unabhängig sind und nicht von der ausführenden Baufirma gestellt werden. Das könnte interessant werden, wird aber wohl im politischen Konjunktiv stecken bleiben, wer soll die denn bezahlen? Die Baufirma sicher nicht, die hat ihre eigenen Spezialisten, die Gemeinde auch nicht, die sagen ja selber, das ist alles in Ordnung. Die besorgten Anwohner wohl auch nicht, bleibt nur noch die Opposition und da haben wir den Salat, das wäre ja was ganz neues, wenn politische Oppositionen mal für das einstehen sollten was sie so erzählen.



Samstag 14.01.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1025 hPa Höchsttemperatur heute: 21,4 Grad, niedrigste Temperatur: 12,5 Grad


Man hat beschlossen, es soll besser werden

In der Inselregierung wurde mal wieder heftig regiert und es gab sogar einen Tagsordnungspunkt bei dem sich alle sonst so unleidigen Räte einig waren. - Selbst unser El Paso Rebell Jesús hat für den Vorschlag gestimmt, was Stirnrunzeln bei unserer Presse erzeugt hat, als müsste er grundsätzlich immer anderer Meinung sein, auch wenn die anderen mal was Vernünftiges beschließen wollen. - Was soll denn nun besser werden? Die medizinische Notfallversorgung auf der Westseite beklagt gewisse, wenn nicht weitere Missstände. Nur das Gesundheitszentrum in Los Llanos kann im begrenzten Rahmen Notfallmedizin bieten, bei komplizierten Fällen oder hohem Andrang muss man die Patienten ins Inselkrankenhaus auf der Ostseite bringen. Dazu muss man den Hubschrauber bemühen, oder den Krankenwagen. Der neue Tunnel macht den Weg zwar einfacher, aber Schwerverletzte zu transportieren ist immer eine heikle Geschichte.

Man hat nun beschlossen, die kanarischen Gesundheitsbehörde aufzufordern, für die Bewohner des Aridanetals und auch des Nordwestens der Insel eine neue Notfallklinik zu bauen. Theoretisch könnte man sich auch mit mehr Personal zufrieden geben, die Einrichtungen sind eigentlich vorhanden, aber wennschon - dennschon und Bescheidenheit hat bei solchen Wünschen keinen Platz. Die Überlegung ist ganz einfach und simpel, fordern wir nur mehr Personal, dann schicken die vielleicht einen Arzt oder Sanitäter mehr. Bekommen wir eine neue Unfallstation, dann muss diese ja auch von Personal besetzt sein, ein rundum Sorglospaket will man haben. Interessant bei diesem Inselratsbeschluss ist eigentlich nur, dass mal keiner dagegen gestimmt hat, nicht mal aus Versehen oder weil er sauer ist auf seine Mitregenten. Leider wage ich zu vermuten, dass dieser Bitte nur ein Kopfschütteln aus dem Gesundheitsministerium folgen wird, man rechnet uns dauernd vor, dass wir eigentlich genug medizinisches Personal pro Kopf zur Verfügung haben. Bei den oft langen Wartezeiten oder dem starken Andrang an den Wochenenden muss ich dann aber fragen, welcher Maßstab da herangezogen wird. Ich sehe auch ein, dass ein bezahlbares Gesundheitssystem nicht immer Bequemlichkeit mit sich bringen kann, aber zumindest flotte Erstversorgung sollte kein Luxus sein, sondern Standard. - Ein seltener Zustand, alle Politiker sind sich einig und ich stimme auch zu! Tiefe Harmonie legt sich über die Insel, das juckt aber die Gesundheitsbehörde sicher auch nicht, aber Harmonie soll gegen Unfälle helfen und dann bräuchten wir die Notfallstation vielleicht gar nicht mehr.



Samstag 14.01.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1025 hPa

El Remo wieder auf der Tagesordnung

20 Meter wie es die Küstenbehörde fordert, oder nur 6 Meter wie es ein Alternativprojekt der Gemeinde Los Llanos anbietet. Es geht darum, wie breit der Streifen der Küstenlinie sein muss, welcher öffentliches Land ist, der Küstenbehörde untersteht und nicht bebaut werden darf und auch kein privates Eigentum sein kann. Für die staatliche Küstenbehörde ist die Sache klar, 183 Häuser müssen abgerissen werden, die Briefe sind teilweise bereits zugestellt. Hintergrund laut Küstenbehörde, man will eine Regeneration der Küstenlinie erreichen, Hintergrund laut öffentlicher Meinung, man will einen Wanderweg von El Remo bis Tazacorte bauen, um den in Hinterzimmern abgesprochenen Zusagen an mögliche Hotelinvestoren zu genügen. Rechtlich scheint die Sache klar, der Staat hat immer recht, aber ob Recht auch immer Sinn und Nutzen hat und vor allem, ob es den Menschen dient, diese Fragen müssen gestellt werden dürfen.

Der Alternativvorschlag der Gemeinde Los Llanos, dazu gehört El Remo, will einen 6 Meter breiten Küstenstreifen anerkennen was zur Folge hätte, dass lediglich 15 Häuser abgerissen werden müssen und nicht 183 Gebäude, wie es der Plan der Küstenbehörde vorsieht. In wie weit es der Gemeinde überhaupt möglich ist in staatliche Territorialverwaltung einzugreifen, das ist nicht klar. Ob das funktioniert, ein Bauernopfer von 15 Häusern zum Tausch gegen 183, mir scheint es nur ein verzweifelter Versuch der Gemeinde Los Llanos ihren Wählern und dortigen Kunden und Steuerzahlern Bemühen vorzugaukeln. - Wer hat denn die Küstenbehörden überhaupt gerufen, warum kommen die jetzt plötzlich und wollen uns auf die Finger klopfen, nach dem wir 50 Jahre unbehelligt dort unsere Füße ins Wasser gehalten haben. Das wird noch jahrelang so weitergehen, Einsprüche, Fristen, Verfahren, juristische lange Bank und die ist ganz lang bei uns, ob da präeruptiv (irgendwann vor dem Vulkanausbruch) eine Entscheidung fällt, ich bin mir da nicht so sicher. Es kann auch sein, dass die Entscheidung ganz woanders gefällt wird, nämlich im südlichen Abschnitt des Atlantiks der Nordhalbkugel. "Delta" war nur ein tropischer Sturm und hat uns nicht mal voll erwischt, sondern nur gestreift. Da mussten die küstennahen Häuser von El Remo bereits alle evakuiert werden. Bleibt dieser Teil des atlantischen Ozeans weiter so warm, dann müssen wir mit noch mehr Stürmen und vielleicht sogar einem ausgewachsenen Hurrikan rechnen, dann sind selbst 20 Meter Küstenlinie eine Farce, ob da nun Häuser stehen oder ein Wanderweg für flaniersüchtiges Publikum. Gegen Raupenschlepper aus Madrid kann man Einspruch erheben, gegen den Atlantik aber nicht.



Freitag 13.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1022 hPa Höchsttemperatur heute: 20,8 Grad, niedrigste Temperatur: 11,3 Grad


Geprüfter Idiot

Beschäftigt man sich mal eingehender mit ein paar Floskeln, die wir so tagein tagaus verwenden, dann bleiben oft mehr Fragen als Antworten. Meine Frage: Was ist man, wenn man den Idiotentest besteht? Wie komme ich auf so was. Ganz einfach, hier muss man alle zehn Jahre einen Check machen, um den Führerschein für weitere 10 Jahre führen zu dürfen. Dieser Test ist wohl bei weitem nicht so ausführlich und streng wie es der MPU in Deutschland ist und bei uns muss jeder hin, nicht nur Fahrer die aufgefallen sind. Zuerst erhält man einen Faltbrief vom Innenministerium mit dem Hinweis, dass man innerhalb von drei Monaten diesen Gesundheitscheck machen muss und mit Ausweiskopie und Kostenquittung dann beim "Trafico" abgeben soll, dann erhält man einen neuen Führerschein. Man kann das Ganze sogar per Post erledigen, ich will aber endlich mal wieder in die Hauptstadt fahren, Parkplatzsuche und Schlange stehen sind meine geheimen Hobbys.

Der "Idiotentest" heißt hier übrigens "Psicotécnico" und wird von speziellen privaten Praxen durchgeführt, die eine Lizenz dazu haben. - Nein, es gibt kein solches Institut in El Paso, also ist Los Llanos dran. Telefonisch einen Termin zu machen war nicht möglich, das Anmeldeprozedere sei zu aufwendig, ich solle einfach vorbeikommen. Zweimal in der Woche sind die entsprechenden Ärzte da, welche die Tests durchführen, ab 18:00 Uhr. Mein Mut sank in sich zusammen als ich die steile Treppe zur Praxis erklomm, der Gang stand bereits voller Prüflinge, die allesamt den dringlichen Wunsch hatten, geprüfte Idioten zu werden wie ich. Hin zur Anmeldung und tatsächlich, da sind reichlich Papiere auszufüllen, Lichtbilder mit meinem kahlen Haupt werden auf Laufzettel geklebt und gegen eine Gebühr durfte ich mich in die Schlange einreihen. Das kann was werden, der Abend ist gelaufen dachte ich mir, auf dem Laufzettel standen viele Kästchen mit Prüfungen, wenn wir die alle machen müssen, dann sind wir Mitternacht raus. Ich war die Nummer 23 und wollte gerade per Handy meine späteren Termine absagen, da ging es auch schon los.

In Zehnergruppen wurde aufgerufen um in den hinteren Gängen nicht zu viel Gedränge entstehen zu lassen und dann ging alles ganz schnell. Bereits nach zehn Minuten wurde auch unsere Gruppe aufgerufen, erste Station Sehtest. Das war doch meine Bammelstation und habe bis zuletzt überlegt, doch gleich meine Brille aufzusetzen, hatte aber dafür gar keine Zeit mehr, schon musste ich von der Wand gegenüber ein paar Buchstaben ablesen und schon hatte ich meinen Stempel für die erste Runde. Ich kann sehen dachte ich noch und war froh, beim Rausgehen nicht gegen den Türpfosten geknallt zu sein. Weitere Station, man muss ein Computerspiel spielen und dabei zwei fiktive Autos mit linker und rechter Hand auf zwei verschiedenen Straßen gleichzeitig lenken. Gut, in freier Wildbahn gibt es das nicht, aber man prüft damit wohl, ob das da oben über der Nase noch einigermaßen funktioniert. Kein Problem, wer viele Computerspiele absolviert hat, der macht so was mit verbundenen Augen. Letzte Station Körpercheck. Blutdruck, leicht erhöht vom Schreck mit dem Sehtest, Lunge abhören, Raucher, sonstige Krankheiten, keine hab ich gesagt, stimmt auch, ich gehe seit ganz vielen Jahren nicht mehr zum Arzt, ich hab also zumindest nicht wissentlich gelogen. Ich darf also weitere zehn Jahre Autofahren. Das Ganze dauerte keine Stunde, was anfänglich wie ein riesiges Chaos anmutete, war perfekt organisiert, die machen das nicht das erste Mal und waren sogar noch richtig freundlich dabei. Ein Sonderlob geht nach Los Llanos. - Ihnen kann ich es ja sagen, ich hab bei dem Idiotentest geschummelt, ich bin nämlich gar kein Idiot und hab ihn trotzdem bestanden.



Freitag 13.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1020 hPa

Kaserne feiert Geburtstag

Eigentlich ist es eine Wiedergeburt, die Kaserne "El Fuerte" nahe der Hauptstadt Santa Cruz stand bis genau vor einem Jahr noch leer und anscheinend ohne militärischen Nutzen rum. Vor einigen Jahren hatte die Militärverwaltung die Kaserne geschlossen, die Wehrpflicht war abgeschafft worden und plötzlich gibt es überall in Spanien Kasernen die keiner braucht. Nach dem Leerstand und vielen Überlegungen, was man denn mit den vielen Gebäuden, Sportplatz, Schwimmbad und das alles an erster Reihe direkt am Meer machen könnte, sind nun seit einem Jahr wieder Soldaten auf La Palma. Die Kaserne ist aber nur Außenstelle der Ausbildungsstätte von "Hoya Fría" auf Tenerife und der Verdacht drängt sich auf, man hätte die Rekruten nur deshalb nach La Palma geschickt, um der Kaserne wieder Leben einzuhauchen. Viel zu laut hatten die Inseloberen bereits darüber diskutiert, wie man sich denn das immobiliare Sahnestückchen einverleiben könnte.

Brav lobt der "Coronel" Alfredo Crespo de las Casas die wunderbare Zusammenarbeit mit den palmerischen Behörden und die gute Aufnahme, welche die Bewohner dieser Insel seinen Soldaten hat zukommen lassen. Uns ist jeder willkommen der sein Geld hier ausgibt, so könnte man das auch weniger salbungsreich ausdrücken, die Rekruten gehen schon mal abends weg, die Kantine kauft ihr Essen hier auf der Insel, es bleibt also mehr Geld bei uns als bei kasernierten Touristen. Im Gegensatz dazu müssen aber die Soldaten kein Geld für ihren Aufenthalt bezahlen, irgendwie auch ungerecht, aber wie gesagt, alles freiwillig. Selbst die Soldaten werden vorher gefragt, ob sie denn zu uns kommen wollen. Wir müssen die neue Rolle einer modernen Armee auch erst begreifen. Die Frage, vor wem sie uns denn verteidigen wollen - die Russen kommen nicht, die Marokkaner können nicht und die Deutschen sind schon da - muss nicht gestellt werden. In erster Linie sind unsere uniformierten Mitbürger ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor und wenn die ihren ersten Geburtstag feiern, dann sollten wir uns die Hände reiben.



Donnerstag 12.01.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 8 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1018 hPa Höchsttemperatur heute: 17,1 Grad, niedrigste Temperatur: 11,8 Grad


Raubüberfall

Nur mal kurz raus aus der Küche und den Kühlschrank sträflicherweise wohl nicht richtig zugemacht. Kommt vor, man ist in Gedanken, überlegt sich vielleicht wie man das erklären kann, dass es schon wieder regnet... Plötzlich poltert es, irgend was fliegt in der Küche auf den Boden und ich gehe natürlich nachsehen, könnte ja mein Nachbar sein, dem seine Biervorräte zur Neige gegangen sind. War nicht so, es war der feline Bruder von Bin Laden, von uns inzwischen Bin Fressen genannt, auch bekannt unter den weltlichen Namen Mephisto oder landläufig Paul. Der sitzt mit seinem dicken Hintern mitten im Kühlschrank und schmeißt alles raus, was ihm nicht nahrhaft genug erscheint. Vor dem Schreck noch kommt der Spaß, schnell den Photoapparat holen, wenn der sich von hinten sehen könnte, Whiskas light wäre angesagt.

Eine Packung Käse hat er mit seinen Krallen bereits geöffnet, die Beute war aber mager, Magerkäse eben. Eine Katze läuft durch unseren Kühlschrank, das habe ich persönlich noch nicht gesehen und meine Frauen waren auch ganz angetan davon, zur Belohnung hat er gleich wieder sein Schälchen voll bekommen und ich einen mittelprächtigen Anpfiff, wie ich denn so herzlos sein kann, das arme Tier im Kühlschrank einzuschließen. - Deshalb Mephisto, das bekommt er immer hin, er macht den Müll und ich bekomme den Anpfiff. - Mein Einwand, der ist doch so dick, da geht der Kühlschrank doch gar nicht mehr zu wird nicht mehr entgegengenommen und dass der Kater von selber da rein gesprungen ist, das müssen Sie mir wenigstens glauben. - Ich werde mich rächen, seit ein paar Tagen liegt da im Kühlschrank eine lockende Seite Räucherlachs aus Schweden ( übrigens vielen Dank alter Schwede), eigentlich dacht ich, dem Kater gebe ich mal ein bisschen zu probieren. Daraus wird wohl nichts, wer anderen in den Kühlschrank springt und so blöd ist und den Lachs nicht findet, der hat den auch nicht verdient.


Paul Bin Fressen



Donnerstag 12.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 44 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1018 hPa

Regen, so wie früher

Am meisten regnet es, wenn kein Mensch mehr damit rechnet. Punkt 18:30 ging es gestern Abend los und innerhalb einer Stunde fielen, zumindest hier in El Paso, fast 30 Millimeter Niederschlag. Später regnete es bis 23:00 Uhr weiter, aber nicht mehr so intensiv. Jetzt ist es vorbei, das Tief verabschiedete sich mit einer privaten Wolke für das Aridanetal, völlige Windstille verhinderte, dass sich die Wolke weiterbewegt. Viele Dank liebes Tief, wir hatten das Wasser nötig und endlich habe ich meinen ersten Schnupfen in diesem Winter, irgend was fehlte mir da schon richtig. So richtig zufrieden sind wir aber trotzdem nicht, diese heftigen Regenfälle machen zwar alles nass, sind aber eigentlich wenig dienlich, da sie zu mehr Erosion führen und der Boden die plötzlichen Wassermassen überhaupt nicht aufnehmen kann. In der Ferne grollte ein paar Mal der Donner, passiert ist aber nichts.

Am gemütlichsten ist es bei solchem Schweinewetter bei Ramón, da bleiben dann alle länger, weil keiner sich vor die Tür traut. Wir haben zwar alle Regenschirme, aber angesichts der seltenen Nutzung liegen die irgendwo rum und nie ist einer zur Hand. Jetzt schlägt die Stunde der alten Männer, die nun anfangen von den vielen Wetterkapriolen zu erzählen, welche seit Kaisers Zeiten diesen so bizarren Ort El Paso heimgesucht haben. Jeder erinnert sich an viel heftigere Regenfälle - Eso no es nada (das ist doch gar nichts) - so fängt jede Geschichte an. Ich finde das herrlich, diese Insel müsste eigentlich seit einem Jahrhundert völlig unter Wasser stehen, summiert man die gesammelten Regenfälle, die gestern Abend bei Ramón verbal gefallen sind. Ein trauriger Pedant, wer da mit Niederschlagstabellen entgegen steht, auch Regenmengen sind subjektiv und nasser als nass gibt es doch. Zumindest gibt es eine Steigerung beim Gestikulieren, nicht der Lauteste gewinnt, sondern derjenige, der es am besten theatralisch vorführen kann, wie nass er war. - Regenschirme, das ist was für Weicheier oder Leute aus Los Llanos. Heute trage ich meinen Schnupfen voller Stolz durch den kleinen und so liebenswert skurrilen Ort El Paso, wer jetzt nicht erkältet ist, der macht sich verdächtig.



Mittwoch 11.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 8 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1018 hPa Höchsttemperatur heute: 15,8 Grad, niedrigste Temperatur: 13,8 Grad


Vom Fischer zum Fischwirt

Es gibt einen ganz interessanten Hoffnungsträger für die palmerische Wirtschaft, die Fischzucht in großen Schwimmkäfigen vor unseren Küsten. Acuibag, Acuipalma und Acuihope heißen die drei Firmen, welche mit palmerischem Kapital in insgesamt 20 Käfigen Doraden auf ein Verkaufsgewicht von einem Kilo mästen. Vor nun mehr dreieinhalb Jahren ist man in dieses Geschäft eingestiegen, anfänglich mit einer bescheidenen "Ernte" von 125 Tonnen Fisch, dieses Jahr will man bereits 1.600 Tonnen produzieren, damit steigt La Palma als Großer mit ins Geschäft der Fischzüchter auf den Kanaren ein, insgesamt werden 5.000 Tonnen Speisefisch auf den Kanaren in Schwimmkäfigen gezogen. Den Vertrieb übernimmt die Firma Dylcan, die auf Tenerife sitzend extra dafür vor Jahren gegründet wurde. Die Fische gehen zum Großteil auf das spanische Festland, aber auch in die Vereinigten Staaten von Amerika, Canada und weil der Rubel rollen muss, auch nach Russland.

Auf La Palma will man diesen Sektor weiter vorantreiben und arbeitet nun an einem Plan, die Bruderschaft der Fischer Tazacortes auch als Fischzüchter ins Spiel zu bringen. Die Fischerei läuft in Tazacorte auf extremer Sparflamme, billiger Fischimport hat den Markt überschwemmt und es lohnt sich kaum noch die Leinen loszumachen. Die Gemeinde von Tazacorte will nun den Fischern helfen, ihre eigene Fischzucht ins Wasser zu stellen. Angesichts der leeren Stadtkassen wird man also von einer mittelfristigen Planung ausgehen müssen, aber die Fischer sind natürlich mit ihrer Kenntnis des Meeres und ihren bereits vorhandenen Schiffen prädestiniert solche Aufgaben zu übernehmen. Insgesamt träumt man davon, vor der Küste Tazacortes und Tijarafes mal 8.000 Tonnen Speisefisch zu produzieren. Ob für so viel auch ein Markt vorhanden ist, davon wird nicht gesprochen, unser altes Leiden, wir haben immer zu viel oder zu wenig, droht eigentlich jedem Unternehmen hier. Aber es kann ja auch gut gehen, Fisch ist als Nahrungsmittel weiter im Kommen und wer sagt eigentlich, dass wir nicht selber auch diese Fische verarbeiten können um dann als praktische Schlemmerfilets auf mitteleuropäischen Tellern zu landen. - Einen weiteren Nebeneffekt haben diese Fischfarmen zur Freude der Angel übrigens auch. Bei rauer See werden immer wieder tausende der teuer angefütterten Fische über die Käfige ins Meer gespült und sind dankbare Opfer der vielen Angler, eimerweise werden die Fische dann aus dem Wasser geholt. Manch palmerische Hausfrau ist über so viel Petri-Glück schon lange nicht mehr erfreut, immer wieder Doraden - auch Delikatessen werden irgendwann langweilig. Ein Thema wurde bislang selten angesprochen, was ist mit der Umweltbelastung durch die Konzentration der abertausenden von Fischen auf einem vergleichbar kleinen Raum. Einige Biologen geben Entwarnung, das Meer vor unserer Küste ist so tief, dass sie keine Bedenken haben. Vielleicht werden aber andere Biologen gar nicht befragt, in Tenerife ist zum gleichen Thema bereits eine große und heftige Diskussion im Gange.

Zum Wetter nur so viel: Auch ein Bauknecht kann mal kaputt gehen. Der unberechenbare Südostwind will einfach nicht verschwinden und treibt immer wieder Schauer auch auf die Westseite. 8 Millimeter den ganzen Tag über sind zwar nicht viel, machen aber trotzdem nass. Morgen, ja morgen - hab ich gestern auch schon gesagt... Mit einer Tageshöchsttemperatur von nur knapp 16 Grad, war das auch der kälteste Tag des bisherigen Winters.



Mittwoch 11.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1020 hPa

Piolp

Kein exotischer Singvogel ist das, sondern das Papier welches unsere Zukunft in geregelten Bahnen halten soll. Der "Plan Insular de Ordenación del Territorio de La Palma" mal ganz einfach als Flächennutzungsplan der Insel übersetzt, gewinnt an Konturen. Erste Brocken wirft man uns zu und das hört sich gar nicht so verkehrt an, aber eher ein bisschen verklärt. Tourismus spielt in diesem Plan eine große Rolle, aber es wird ganz klar gesagt, dass diese Sparte nicht die einzige Zukunftsoption sein kann und darf. Von landschaftlicher und kultureller Integration wird da gesprochen, angesichts der bereits vorhandenen Großhotels, weiterer geplanter und der so heftig geforderten Golfplätze aber eigentlich schon wieder überholt.

Landwirtschaft wird als weiter fundamentaler Sektor für La Palma gesehen und man regt an, Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden können, nicht für andere Sparten freizugeben. Viel Vernünftiges steht da zu lesen, das hat der Piolp mit der Bibel und dem Grundgesetz gemein. Aber was machen wir mit der vielen landwirtschaftlichen Nutzfläche, wenn uns keiner das teure Zeug abkauft, weil unsere Handarbeit im internationalen Vergleich viel zu teuer ist? So ein Plan darf nicht als Retter und Zukunft gesehen werden, sondern nur als Regulativ in Zweifelsfällen. Ich wünschte mir viel mehr einen Plan, der mehr bietet als nur eine Sitzordnung und Positionsbestimmung. Die täglichen und tatsächlichen Probleme werden von solchen Plänen nicht angegangen, es sind zum Teil Pläne um der Planer Willen. Landwirtschaft wird nur funktionieren, wenn man die Produkte auch rentabel an den Mann oder die Frau bekommt, ein Hotel oder der Tourismus wird nur ein Standbein werden, wenn auch genügend Gäste kommen und Geld auf der Insel lassen. Davon, wie das geht, steht nichts im Piolp. Muss ja auch nicht, es ist schließlich nur ein Plan, den Weg gehen müssen wir immer noch selber.



Dienstag 10.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1017 hPa Höchsttemperatur heute: 22,1 Grad, niedrigste Temperatur: 12,2 Grad


Kunst am Bushäuschen

Wer aufmerksam über die Insel geht, dem wird als Mitteleuropäer sicher auffallen, wie wenig Graffiti es an Gebäuden gibt. Hie und da mal hin gehauchte Liebesschwüre mit der Halbwertzeit eines Softeises, aber überhaupt nicht zu vergleichen mit der omnipräsenten "Kunst am Bau" in den Städten Europas. Damit ist jetzt Schluss, unsere Insel soll bunter werden und die ersten zehn Bushäuschen in Breña Baja haben bereits ihr Graffiti erhalten. Natürlich behördlich abgesichert, sogar vom Rathaus gesponsert und anstatt der schnittigen "Tags" verwendet der endeme Fassadenmaler folkloristische Motive. Die "Asociación Amigos Pintores de Las Breñas", eine Gruppierung von Freunden der Malerei (Hobbymaler hört sich so stümperhaft an) hat gemeinsam mit dem Kunstgelehrten Antonio Pérez Ortega diese Aktion ins Leben gerufen. Vorerst bleiben die bunten Bushäuschen der Gemeinde Breña Baja vorbehalten, man könnte sich aber durchaus vorstellen, das inselweit zu machen. Bei der Motivwahl hat man auf den lokalen Bezug Wert gelegt und zeigt Alltag und Tradition der Gemeinde. Wenn man das aber für jede Gemeinde der Insel so machen wollte, dann müsste man schon ein bisschen aufpassen, nicht, dass sich dann auf einem Bushäuschen von El Paso ein Heizlüfter als Motiv findet und in Los Llanos ein Parkplatz suchendes Auto... Wer mal ein Blick auf die bemalten Bushäuschen werfen will, kann HIER den Artikel lesen und ein paar Photos angucken.

Wetter. Der heutige Tag war fast eine Kopie des gestrigen, Regen tourismusfreundlich nur nachts, die Sonne ließ sich aber nur ab Mittag sehen. Der Wind hat jetzt komplett auf Südost gedreht und wir erwarten bereits morgen Ostwind und dann Nordost, wenn der Passat sich zurückmeldet. Ich will aber noch nicht ganz Bauknecht verkünden, so lange noch Süd mit in der Windrichtung vorhanden ist, bleibt eine gewisse Regengefahr auch für die Westseite. Ich sage es immer wieder, ich traue keinem Wind, der nicht aus Nordost weht. - Ich muss noch mal den Begriff "Bauknecht" erwähnen, wir haben einige neue Leser dazubekommen. Bauknecht heißt in dieser Lesergemeinschaft gutes Wetter zum Wäschetrocknen, also kein Regen, die Hausmannin bekommt nach Tagen endlich die Wäsche trocken, denn Bauknecht weiß...



Dienstag 10.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 10 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1015 hPa

Wie laut jammert der Geschäftsmann

Die konsumstärksten Wochen liegen hinter uns und noch bevor man echte Zahlen hat, will die Branche bereits einen positiven Trend erkennen, das heißt für den gewöhnlichen Geschäftsinhaber erst mal nichts anderes als leiser zu jammern wie noch vor einem Jahr. So schlecht kann es also nicht gelaufen sein mit dem Weihnachtsgeschäft. Da taucht immer wieder ein Anachronismus auf, die Leute jammern alle sie haben kein Geld, die Geschäftsinhaber sagen aber, es war besser als letztes Jahr. Das könnte nun heißen, die Leute geben das Geld, welches sie nicht haben, großzügiger aus. Ob es sich dabei jetzt um gefühlte Armut, oder um gefühlte Umsatzsteigerung handelt, das lassen wir mal dahingestellt. Unentschieden lautet der Wettkampf zwischen Konsument und Handel, im Jammern sind sie beide gleich gut und allen geht es besser als sie gerne zugeben.

Tomás Barreto, Chef der Mittelstandsvereinigung gibt uns auch gleich Erklärungen dazu, wie es denn möglich ist, dass die Leute (gefühlt) weniger Geld haben als früher, aber mehr ausgeben. Der Handel auf La Palma ist für die Verbraucher attraktiver geworden, die Städte haben Aktionen unternommen um die Käufer an sich zu binden und so verhindert, dass viele Leute ihr Geld, wie früher üblich, zu den weihnachtlichen Einkäufen nach Tenerife geschleppt haben. In der Tat gab es früher Kolonnen an Palmeros, die mit versammelter Familie und gesatteltem Toyota mit dem Schiff nach Tenerife fuhren, um dort viel billiger bei Ikea, Toysrus und Alcampo ihr mühsam verdientes Geld ausgegeben haben. Vielleicht sind da wirklich ein paar Dinge billiger als hier auf La Palma, aber wer da mal haarscharf nachrechnet, was diese Konsumkarawanen an Kollateralausgaben zu verzeichnen hatten, dann lohnte sich diese Kapitalflucht nach Tenerife nicht wirklich. Bleib im Land und konsumiere täglich, Konsumpatriotismus als erste Bürgerpflicht und wieder einmal ist bewiesen worden, dass eine ganze Branche, von angeblich nicht vorhandenem Geld, prima leben kann.


La Palma

Manchmal lohnt sich früh aufstehen. Der Südostwind zaubert seltene Wolkenformationen in die aufgehende Sonne



Montag 09.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1013 hPa Höchsttemperatur heute: 19,8 Grad, niedrigste Temperatur: 10,0 Grad


Verbraucherfreundliches Tief

So lassen wir uns ein Tief gefallen, nachts regnet es und tagsüber scheint die Sonne. Tatsächlich, den ganzen Tag auf der Westseite Sonnenschein, lässt eigentlich auf einen wunderbaren Bauknecht schließen, aber La Palma hat einfach wieder nur mal ganz lokales Glück gehabt. Bis auf ein paar Schauer in der Nacht, haben die dickeren Wolkenzellen einen Bogen um uns gemacht und auf den anderen Inseln deutlich mehr Wasser hinterlassen. Auf den hohen Bergen der Insel liegt Schnee, unser Roque hat diesen Winter zum ersten Mal eine weiße Haube auf. Nach dem ersten Schneefall wird die Straße auf den Berg meist gesperrt, man will und muss erst mal den Schnee räumen und erinnert sich sehr gut an manche Tage, an denen das totale Chaos auf dem Roque herrschte. Angelockt vom Schnee, es war ein Sonntag, fuhren Kolonnen auf den Berg und oben gab es kein Weiterkommen, die Wagen rutschen von der Straße und blieben stecken. Bis Polizei, Abschleppwagen und Räumdienst das Kuddelmuddel wieder im Griff hatten, war der Tag fast schon wieder vorbei. Natürlich ärgert es einen, wenn man nicht hochkommt, das ist spektakulär dort im Schnee und vielleicht wäre es auch gar nicht so schlimm, aber man ist vorsichtiger bei uns geworden und macht bei solchen Verhältnissen die Straße dann einfach zu. Ließe man die Straße offen und oben passiert ein Unfall, dann hieße es gleich wieder, warum habt ihr die Straße nicht gesperrt.

Zurück zum Tief, auch wenn sich der Tag als wunderschön erwiesen hat, das Tief ist noch nicht durch und ich glaube kaum, dass sich La Palma noch mal an allen Wolkenbänken vorbeidrücken kann. Der Wind wird auffrischen und über Süd auf Südost drehen, um dann Mittwoch langsam durch erneut aufkommenden Passat bis auf Nordost zu gehen. Guckt man noch ein bisschen weiter, was natürlich dann wieder sehr wage wird in der Vorhersage, dann steht uns ab Mittwoch ein Bilderbuch-Bauknecht ins Haus. Dafür nehmen wir doch gerne noch mal einen Schmuddeltag mit Regen in Kauf, vielleicht ist das Tief ja erneut so gnädig mit uns, den meisten Regen schon heute Nacht zu schicken um morgen die Touristen nicht zu ärgern.



Montag 09.01.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 10 Grad, Niederschlag: 11 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1012 hPa

Harte Zeiten für Garafía

José Castro, dritter Bürgermeister dieser Legislaturperiode in der nordwestlichsten Gemeinde der Insel, erklärt seinen Ort erst mal für zahlungsunfähig und schraubt damit Erwartungshaltungen an seine Amtszeit auf ein Minimum. Ohne Moos ist auch dort oben im Norden nichts los, es ist erstaunlich wie sich immer wieder Leute finden lassen, die solch einen Job antreten. Der, nach einer Misstrauensabstimmung aus dem Amt geworfene bisherige Bürgermeister Vicente Peñate, behauptet es seien noch 600.000 Euro im berühmten Säckel der Stadt, José Castro kann diese aber nicht finden und so groß ist das Rathaus von Garafía auch wieder nicht, dass man dort ohne weiteres eine solche Summe verstecken kann. Das Geld ist wohl da, aber bereits an Projekte, Maßnahmen und Personal versprochen. Für neue Aufgaben bleiben also nur die Hemdsärmel und gute Worte.

Eine ganz fragwürdige Geschichte ist noch die Anstellung von acht Gemeindeangestellten, kurz vor der Entlassung des alten Bürgermeisters. Davor wurden öfter Mitarbeiter entlassen, wegen der brisanten Finanzknappheit der Gemeinde und nun setzt der scheidende Bürgermeister dem Neuen noch schnell acht Leute ins unbezahlte Nest. Um die Situation der Gemeinde noch plastischer auszudrücken, man wollte den Reifen an einem gemeindeeigenen LKW wechseln, die Reifenfirma gab das Gummi aber nur auf Barzahlung raus und erst nach Tagen war man in der Lage, die dafür notwendigen 250 Euro im Gemeindesaal zusammenzukehren. Der politische Hickhack ist Hintergrund dieser Lokalposse, die beiden großen Parteien, Partido Popular und PSOE/PSC tragen auf dem Rücken der Bürger ihre Streitigkeiten aus und setzen fast nach Gusto die Bürgermeister ein und wieder ab. Vicente Peñate, der Abgesetzte, war von der Partido Popular, der Neue ist von der Alternativa por Garafía und steht als einziger seiner Gruppierung da, allerdings unter der Fuchtel der sechs Stadträte der Sozialisten, das sind die zukünftigen Gewinner. Die haben den alten Bürgermeister gestürzt und lassen nun eine Marionette die Pleite aussitzen, um sich dann als unschuldig an der Misere im Jahr 2007 als Retter bei den Gemeindewahlen präsentieren zu können. Pueblos pequeños, infiernos grandes sagt man hier. Kleine Orte, große Höllen.



Sonntag 08.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1015 hPa Höchsttemperatur heute: 18,5 Grad, niedrigste Temperatur: 13,2 Grad


Zurück in den Alltag

Morgen geht die Schule wieder los und damit geht der große Feiertagskomplex, Weihnachten, Neujahr und "Reyes" zu Ende. In diesen 14 Tagen passiert außerhalb der Familien und Gesellschaftsseite wenig, vieles wird auf einen unbestimmten Zeitraum nach den Feiertagen verschoben und so kommt für viele von uns hier der Alltag mit einem ganzen Schwung Arbeit und Terminen bis zum Vulkanausbruch. Die Zeit der Ausreden ist vorbei, ab morgen müssen wir wieder funktionieren und weil die Kinder wieder in die Schule müssen ist es auch mit dem Leisetreterfrühstück vorbei, dann heißt es wieder noch vor dem Sonnenaufgang die Prinzessinnen aus den warmen Betten schmeißen und so tun, als hätte man um diese Uhrzeit bereits alles im Griff. Für Paul ist es gut, wenn es wieder in geregelten Bahnen verläuft, dann bekommt er seine erste Morgenmahlzeit, die er im Moment heftig klagend viel zu spät erhält, endlich wieder zu seiner gewohnten Stunde. Gut, dass wenigstens einer aus der Familie davon was hat, dass der Alltag dann wieder vor dem Tag beginnt.

Der ganze Tag heute war schon entsprechend grau und kalt, am Nachmittag nur 15 Grad, erst jetzt kommt wieder die Sonne durch und gaukelt uns Frohsinn vor, ganz weit draußen auf dem Meer meint man aber schon das erwartete Tief zu sehen und das Barometer hat einen Sprung von 5 Hektopascal nach unten hinter sich. Die drohenden Windfahnen auf dem Wetterdiagrammen haben sich aber auf ein normales Maß reduziert, scheint wir bekommen einfach nur Regenwetter und nicht Unwetter. Wenn man ehrlich ist, hier im Westen könnten wir längst ein bisschen Regen gebrauchen, die Ostseite hat davon in den Tagen des starken Passats schon genug gehabt. Gut ist auch bei diesen Tiefs aus allen möglichen westlichen Richtungen, die Luft ist dann wärmer als an klaren Nordostpassattagen. Für Montag und Dienstag ist Schlechtwäschewarnung, ab Mittwoch soll der Passat dann wieder wehen, Alltag eben.



Sonntag 08.01.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1020 hPa

Wasser, so billig wie noch nie

8,4 Cent für eine Pipa Wasser und das im vergangenen Sommer, markiert einen historischen Tiefstand der Preise für so genanntes Bananenwasser. Eine Pipa sind 480 Liter, doch Bananen sind durstig und so ist der Wasserpreis im Sommer ein entscheidender Faktor für die Rentabilität der Bananenkulturen. Man hat an die 22% weniger Bananen verschifft, aber die Erzeugerpreise waren um 12% höher als letztes Jahr und zusammen mit dem billigen Wasser rettet das die Bilanz unseres wichtigsten Wirtschaftsektors. Warum wird Wasser immer billiger, wo doch sonst herum alles teurer wird? Das hat mehrere Gründe, manche davon sind zufällig, andere sind nun Früchte einer jahrzehntelangen Planung.

Zufällig muss man die Wettersituation nennen, angefangen vom feuchten Winter 2004/2005 und dem darauf folgenden milden Sommer mit nur einer kurzen Hitzeperiode. Dazu muss man wissen, haben wir im Sommer mehrere Calima hintereinander mit ganz trockener und heißer Luft, dann vervielfacht sich der Wasserverbrauch. Ich muss nur an den Sommer 2004 erinnern, sehr heiß und nach einem trockenen Winter, da standen wir kurz vor einer Dürre. Dieser Sommer war gnädig und die ersten Regenfälle im Oktober füllten die Speicherbecken und Zisternen sofort. Daneben trägt moderne Technik dazu bei, dass immer weniger Wasser für die Pflanzungen benötigt wird. Einmal hat man das alte und lecke Rohrsystem inzwischen fast gänzlich saniert und so Transportverluste minimiert. Es gibt keine echten Zahlen dazu, aber einige Kenner der "Wasserszene" sprechen davon, dass man früher mehr als die Hälfte des Wassers auf dem Weg in die Plantagen verloren hat. Aber auch die Bewässerungsmethoden haben sich verändert, früher setzte man eine komplette Finca unter Wasser, immer wenn man mit einer Wasserlieferung an der Reihe war. Heute macht man das mit Sprüh oder Tröpfchenbewässerung und gibt dem Boden und damit der Pflanze gerade so viel Wasser wie sie tatsächlich benötigt.



Samstag 07.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1021 hPa Höchsttemperatur heute: 17,8 Grad, niedrigste Temperatur: 12,2 Grad


Erste Maßnahmen gegen die Varroa-Milbe

Apistán heißt das probate Mittel gegen den Bienenparasiten Varroa destructor, der vor ein paar Wochen das erste Mal auch auf La Palma entdeckt wurde. Ein Imkerverband aus Tenerife hat nun auf einer Versammlung mit hiesigen Imkern die Behandlungsweise besprochen, vor etwa 2 Jahren tauchte dort die Milbe auf und die haben inzwischen Erfahrung im Umgang mit der Varroa-Milbe. Apistán wird als Streifen in den Bienenstock gehängt, die Bienen laufen darüber und der Wirkstoff haftet nun an den Bienen und tötet die Milben. Die Behandlung dauert zwischen 6 und 8 Wochen und sollte öfter wiederholt werden. Eigentlich raten die Techniker dazu, befallene Völker zu vernichten, man bot an, dafür neue gesunde Völker zu beschaffen, das bekommen aber unsere Imker nicht über´s Herz. Ob das kontraproduktiv ist, wird sich zeigen. Das Landwirtschaftsministerium denkt darüber nach, ein Gesetz zu erlassen welches es vorschreibt, Völker die mit Varroa-Milben verseucht sind zu töten. Allerdings läuft man dabei Gefahr, dass Imker den Befall dann verheimlichen und so kein Alarm in der Umgebung ausgelöst werden kann.

Bislang sind lediglich im Aridanetal ein paar infizierte Bienenvölker aufgetaucht und nun will man versuchen, das Problem regional zu halten. Insgesamt wurden inselweit über 300 Völker untersucht und natürlich sind jetzt auch die Imker überall auf der Insel nervös und sehen öfter nach den Bienen als üblich. Ob es gelingen wird, die Verbreitung der Milbe zu stoppen, da gehen die Meinungen auseinander, man hat halt auch einfach zu wenig Erfahrung damit weil man bislang noch nie vor diesem Problem stand. Die Pessimisten gehen davon aus, dass wilde Bienen die Milbe bald über die ganze Insel verbreiten werden. Das wäre auch für einen Großteil der Flora dieser Insel bedenklich, wenn sich die Zahl der wilden Bienen drastisch reduziert, dann haben viele Pflanzen Probleme mit der Bestäubung. Andere Imker sehen das gelassener, man könne wohl die Varroa-Milbe auch wieder ausrotten auf La Palma, man müsste nur konsequent vorgehen. - Konsequente Vorgehensweise, eine unserer leichtesten Übungen... Auf jeden Fall hat der Honig La Palmas zumindest vorübergehend seine Unschuldigkeit verloren. Bislang war der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln nicht nötig, unsere schwarze Biene ist sehr widerstandsfähig gegen viele Bienenkrankheiten und die Varroa-Milbe gab es bislang noch nicht in unserem Bienenparadies.



Samstag 07.01.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1023 hPa

Notwendige Restaurierung der Unendlichkeit

César Manrique, eigentlich DER Inselkünstler Lanzarotes, hat auch auf La Palma ein Monument aufgestellt, die wenigsten wissen allerdings um die Existenz dieser Skulptur. Sie liegt auch nicht unbedingt zentral auf einem der belebten Plätze La Palmas, sondern auf 2.300 Meter Höhe, unterhalb des Pico de La Cruz. Aufgestellt hat César Manrique diese Skulptur anlässlich der feierlichen Eröffnung des astrophysikalischen Institutes auf dem Roque de los Muchachos. Die Inselregierung meinte nun, das Monument gehöre zu dieser Einrichtung, die Astrophysiker wiederum sind der Auffassung, die Skulptur gehöre der Inselregierung und haben damit auch recht. Allerdings ist das Kunstwerk nicht im Inventarkatalog der Inselhäuptlinge verzeichnet, so steht das "Monumento al infinito", also das Monument an die Unendlichkeit seit dem ohne Pflege einfach so rum und zeigt mit seinem 12 Meter hohen Eisenfinger (es ist nicht klar, ob Zeige- oder Mittelfinger) in Richtung Unendlichkeit.

Da oben herrschen natürlich extreme klimatologische Bedingungen und sowohl das Eisen, als auch die Zementbasis haben sehr unter der kleinen Unendlichkeit von nunmehr 20 Jahren gelitten. Zusätzlich haben wohl frustrierte Jäger, vielleicht weil sie kein Kaninchen oder Mähnenschaf fanden, auf das Monument geballert und so ihre ganz eigene Hochachtung gegenüber der Symbolik der Unendlichkeit gezeigt. An der Spitze gibt es nun fünf Einschusslöcher, die Wasser ins innere der Konstruktion laufen lassen, es wäre fatal, wenn die Unendlichkeit von innen her der Korrosion preisgegeben würde. Die Inselregierung hat sich nun entschlossen die Skulptur wieder instand zu setzen, Löcher verschließen, Betonsockel auf Vordermann bringen und das Eisen abschleifen und mit mehreren Schichten Rostschutzmittel auf eine weitere Etappe in Richtung Unendlichkeit vorzubereiten. Ich habe mir das Ding öfter schon von der Nähe betrachtet, es liegt auf meinem Lieblingswanderweg, (Roque -Reventón) und die Symbolik mit dem steil nach oben zeigenden Finger in den Himmel wird mir schon klar. Allerdings muss ich zugeben, das Ding könnte genau so gut auf der Allee der Kosmonauten stehen, die vielen zur Sonne, zur Freiheit Denkmäler seinerzeit, sahen ganz ähnlich aus.





Freitag 06.01.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 52 % Luftdruck 1022 hPa Höchsttemperatur heute: 21,0 Grad, niedrigste Temperatur: 12,5 Grad


Königswetter

Am Tag der Könige, Día de los Reyes Magos kann man einfach nicht Kaiserwetter dazu sagen, passt eh nicht so ganz in unsere Breiten. Den ganzen Tag Sonnenschein und klare Luft, beste Weitsicht, allerdings wird es dafür heute Abend knackig kalt werden. Eigentlich war der Tag gar nicht so richtig geeignet für Reyes, da hat man fast ein schlechtes Gewissen nicht raus zu gehen, sondern die Geschenke auszuprobieren. Wer natürlich von seinen Eltern so genannte outdoortoys bekommen hat wie Fahrrad oder Sonnenbrille, der kann das prima verbinden. Eigentlich ist der Tag aber was um zu Hause zu bleiben und mit der Familie zu sein, Verwandte kurz zu besuchen um dort auch noch Geschenke abzugeben. Der Nachteil einer Geschenkübergabe an Reyes ist aber auch zu beachten, am Montag geht die Schule wieder los, die Kinder haben also nur ein paar Tage Zeit, richtig eingehend mit ihren Geschenken zu verbringen. Lieblingshandlung der Palmeros an diesem Tag, ordentlich spät und reichlich essen, dann faul und dösig den Kleinen beim Spielen zugucken, die Könige einen guten Mann sein lassen.

Das Königswetter ist allerdings nicht von Dauer, jetzt kommt der Dämpfer in der schönen heilen Welt, für Sonntagabend hat sich Ungemach angekündigt in Form von einem kompakten Tief, welches aber wohl nicht viel Regen bringen wird. Erst erwartet man fast Sturm aus Nordwest, dann zwei Tage wechselnde Winde mit immer wieder auftretenden Schauern. Wenn alles läuft wie gewollt, oder besser prognostiziert, dann kann für Mittwoch bereits wieder Bauknecht verkündet werden. Auch erwarten wir in diesen Tagen den ersten Schnee auf dem Roque und vielleicht auch auf den Höhen der Cumbre Vieja. Die Pulswärmer für den Kater liegen bereit, die Unaussprechlichen ebenso. Sie wissen schon, Schiesser Feinripp lang und grau, wahlweise mit und ohne Eingriff.



Freitag 06.01.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1023 hPa

Artgerechte Haltung von Vätern

Nein, es geht diesmal nicht um Paul, dem ist es eh Wurst, wer unter ihm glaubt Chef zu sein. Es geht um meine eigene Brut, die ist inzwischen so flügge geworden, dass ich nicht mehr ordnend und erklärend in ihr Weltbild eingreifen muss. Solche Dinge kommen zwar schleichend, bewusst werden sie einem aber meist komprimiert in einem Moment der Muße. Da schenkt man den Kindern technische Geräte und die kommen nicht mehr an und fragen wie es geht, sondern benutzen diese einfach. - Wenn ich ein neues Handy kaufe, ich zerlege im Durchschnitt eines pro Jahr, dann dauert es mindestens eine halbe Stunde, bis die geplagte Verkäuferin mir die grundlegenden Funktionen erklärt hat. Meine Tochter packt das Ding aus, gibt Küsschen an den König... und hat in 10 Minuten bereits allen anderen Handyteenies eine SMS mit ihrer neuen Telefonnummer versandt. Das Grausame an dieser Geschichte ist, Kinder werden älter, Erwachsene werden alt.

Keine Angst, ich hab keine Krise, ich habe einen Spiegel. Gestern Abend war das auch so, kein technisch erklärbarer Umstand, aber beim Umzug der Könige hing kein Kind mehr zerrend an meiner Seite. Die waren mittendrin und einzig das Versprechen abschließende Pizzaaufnahme, brachte mir meine Prinzessinnen irgendwann wieder in meine Gesellschaft. Das kann ich gleich zu einem kleinen Restauranttipp nutzen, die wieder auferstandene "Churreria", auch Restaurant Yanes genannt, hat neue Pächter, die ihre Sache bislang ganz gut machen. Ein fröhliches Durcheinander von einer Katalanin, einem Kubaner, einer halb Palmera halb Venezolanerin und einem Palmero, bieten solch endemisches wie frische Pizza und Hamburger an. Pizza muss auch mal sein, ist ja bekanntlich Familien zusammenführend, schmeckt auch ordentlich, das Wichtigste aber daran ist, die Leute sind nett und wirklich bemüht. - Ich gebe es zu, es gibt noch einen Vorteil, man darf rauchen in diesem Lokal und damit ist es prädestiniert als Aufbewahrungsort für nur noch teilweise benötigte Väter. Fehlt nur noch, dass dieses Restaurant in Zukunft Garderobe heißt, wenn die Mädels abends die Stadt stürmen, dann wird der Vater eben artgerecht zur späteren Abholung abgegeben.



Donnerstag 05.01.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1020 hPa Höchsttemperatur heute: 20,6 Grad, niedrigste Temperatur: 13,4 Grad


Wer hat Angst vorm weißen Mann

Unsere Lokalpolitiker haben das und meinen dabei die über 60.000 möglichen Wähler aus dem europäischen Ausland, die hier auf den Kanaren ihre Stimme für die Gemeinden abgeben dürfen. Allerdings ist die Wahlbeteiligung bei den Ausländern bislang immer sehr dürftig ausgefallen, ganz viele interessieren sich nicht für die hiesige und damit auch ihre Politik. Die beiden großen Volksparteien, Partido Popular und die PSOE/PSC, also der kanarische Ableger der in Madrid regierenden Sozialisten, wollen für die Kommunalwahlen im Mai 2007 aber auch gezielt diese Gruppe bewerben. Die dritte Partei, die Coalición Canaria verzichtet auf solche Avancen, die wissen ganz genau, das es für selbsternannte Nationalisten kaum möglich sein wird, Stimmen von Internationalen zu erhalten.

Partido Popular und PSC geben sich jetzt gegenseitig die Schuld, wie kann es auch anders sein, damit angefangen zu haben, die Ausländer für ihre Partei gewinnen zu wollen. Am liebsten hätte man den schlafenden Riesen, die ausländischen Wähler, doch einfach schlafen gelassen, jetzt muss man auf noch mehr Wählervolk Rücksicht nehmen und sogar noch Papiere und Flugblätter in fremden Sprachen drucken. Ich glaube allerdings, dass man mit diesen Aktionen kaum einen Residenten aus seiner Finca herausbekommt und an die Wahlurne schleifen kann, die Distanz zwischen unserer politischen Klasse und den meisten Ausländern ist zu groß. Viele wollen mit der Politik sowieso nichts mehr zu tun haben, oder sagen ganz ehrlich, ich kenne keinen von den Hanseln, die ich da wählen soll. Allerdings gilt auch hier, nur wer wählt, der darf dann nachher auch meckern. Raúl, vorletzter Bürgermeister unserer Gemeinde hat mal zu mir gesagt, wenn alle Deutschen aus der Gemeinde El Paso wählen gingen und sich einig wären, dann könnten die ihre eigene starke Partei ins Rathaus bringen. Es war ganz einfach Raúl zu beruhigen, die Deutschen in El Paso werden sich nie einig werden, ihr müsst euren Mist wohl weiter ganz alleine machen. Dabei haben wir ja in El Paso sogar einen prominenten deutschen Politiker, Dr. h.c. Herbert Schmalstieg, Oberbürgermeister von Hannover hat auch ein Haus bei uns. Vielleicht hat der ja mal später in seinem Ruhestand noch Lust, ein bisschen wirkliche Lokalpolitik zu machen.



Donnerstag 05.01.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1021 hPa

Heute ist Weihnachten

Zumindest für die Kinder findet heute die Geschenkübergabe statt, spät nachts, nachdem man auf den Straßen der Gemeinden die "Cabalgata de los Reyes" verfolgt hat. In vielen romanischen Ländern gibt es erst an "Reyes" die Geschenke, nach der Überlieferung, dass die drei Könige an diesem Tag dem Säugling Jesus ihre Aufwartung gemacht haben und Geschenke mitbrachten. Nun gibt es Computerkonsolen und ferngesteuerte Rennwagen anstatt Myrthe und Weihrauch, bleibt dahingestellt, ob sich dieser Herr Jesus heutzutage nicht auch vielleicht eher dafür interessiert hätte. Macht nichts, jeder Vergleich mit früher führt uns nicht weiter, aber die Magie, welche dieser Tag den Kindern geschenkt wird ist das allemal wert und das darf man denen und uns nicht nehmen.

Heute Abend ist in allen Gemeinden der Insel ein Einzug der Könige angesagt, oft mit Kamelen, aber für alle Gemeinden der Insel sind nicht genügend dieser Tiere vorhanden. Vor ein paar Jahren teilten sich drei Gemeinden die drei Könige und die Kamele, was zu unendlichen Verspätungen und Ermüdungserscheinungen bei den Beteiligten führte. Torkelnde Kamele, vor Müdigkeit und wankende Könige, von stärkenden Rotweingaben hingerafft, sind keine positive Begleiterscheinung eines Festes, auf welches die Kinder ein Jahr lang hindenken. Die Eltern müssen aber auch ganz heftig aufpassen, während ein Familientutor mit den Zöglingen den Einzug der Könige beobachtet, ist der zweite Elternteil damit beschäftigt, die Geschenke in der guten Stube zu platzieren. Batterien für die vielen piependen und blinkenden Geschenke sollten frühzeitig besorgt werden, heute Nacht und morgen Früh haben nur die Tankstellen offen und da treffen sich dann alle schlecht koordinierten Geschenkeeinkäufer wieder und diskutieren untereinander, welche Batteriengröße denn nun der "Shrek", der Ferrari in 1:50 (hier natürlich der Renault), oder die pinkelnde Sprechpuppe denn benötigt, um die notwendigen Bewegungen auszuüben. Ich weiß auch, dass anthroposophisches Holzspielzeug keine Batterien benötigt, aber damit können meine Kinder nächsten Montag in der Schule nicht angeben und das will ich meinen Kindern nicht antun. Dienstag ist der ganze Kram eh kaputt, Mittwoch versuchen bemühte Väter das noch mal zu reparieren und Donnerstag schmeißen pragmatische Mütter das auf den Müll. Und trotzdem macht es einen Heidenspaß, an diesem christlichen Fest, das Glühen in den Kinderaugen zumindest für Momente zu befriedigen.



Mittwoch 04.01.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1019 hPa Höchsttemperatur heute: 17,5 Grad, niedrigste Temperatur: 14,2 Grad


Neue Taktiken der Schleusermafias

Nach dem vor einer Woche plötzlich mehrere Flüchtlingsboote auf La Gomera, Tenerife und La Palma fast zeitgleich gelandet sind, ist man seitens der Behörden etwas ratlos, ob es sich dabei um einen Taktikwechsel der Schleuser handelt. Man vermutet, aber wirklich nur vermutet, dass irgendein größeres Schiff die Flüchtlinge an Bord aus Afrika nahe zu den westlichen Inseln gebracht hat, die sonst nicht von Flüchtlingsbooten erreicht werden. Die Afrika weiter abgelegenen Inseln werden natürlich schwächer überwacht, die sonst üblichen kleinen Holzboote mit denen die Flüchtlinge aus Marokko starten, sind für eine solche Reise nicht geschaffen. Der Umstand, dass die Flüchtlinge aus dieser Welle alle wohlauf waren, nicht gezeichnet von Hunger, Durst und 5 Tagen sehr unchristlicher Seefahrt, ist ein weiteres Indiz dafür, dass man die Menschen nahe an die Insel brachte, um sie dann in Booten loszuschicken. Immerhin hat das den Vorteil für die Flüchtlinge, sich nicht so weit in Gefahr zu begeben. Die staatlichen Behörden lehnen diese neue Form des Menschenhandels als reine Spekulation ab, vielleicht auch nur, um keine Panik zu schüren und nicht auf Nachlässigkeiten der Überwachung unserer Gewässer angesprochen zu werden. Dafür sind sie nämlich zuständig.

Nun aber kommt eine weitere Meldung, welche doch auf eine Taktikänderung hinweist. Auf den Kapverden hat man die "Florence" festsetzen können, die mit 237 Flüchtlingen an Bord Richtung kanarische Inseln unterwegs war. Die "Florence" ist den spanischen Behörden bereits bekannt und gehört als Transportwerkzeug zu einem Schlepper, der unter dem Namen "Richard" an der afrikanischen Ostküste seine Dienste anbietet um "Ausreisewillige" auf die Kanaren zu bringen. Mittelsmänner spanischer Behörden suchen im Senegal, Guinea, Elfenbeinküste und Mali nach dem Mann und hatten bereits im Juli des Jahres mitbekommen, dass die "Florence" bereits den Senegal mit unbekanntem Ziel verlassen hat. Das Schiff wurde dann mehrmals noch gesichtet, meist in anderen ostafrikanischen Häfen. Irgendwann kam die Florence auch auf die Kapverden und trotz moderner Datenübermittlung tun sich Behörden in ihrem internationalen Datenaustausch immer noch schwer. Am 27. Dezember legte die "Florence" aus Sal auf den Kapverden Richtung Kanaren ab, musste aber wegen technischer Probleme umkehren. Inzwischen hatten die dortigen Behörden die spanischen Informationen erhalten, oder vielleicht besser die richtigen Leute, so gelang es das Schiff festzusetzen und die Besatzung auch. Was mit den 237 Flüchtlingen geschieht weiß man noch nicht und auch nicht, ob der ominöse Richard mit an Bord war. Die spanischen Behörden wurden erst heute von dem Vorfall unterrichtet.



Mittwoch 04.01.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1020 hPa

Oben hui, unten auch

Es ist immer schwer, einen allgemein gültigen Maßstab für Umstände auszurufen. Für Joghurtbecher abwaschende Extremökos liegt hier auf La Palma seitens des Umweltschutzes noch vieles im Argen. Nimmt man aber einen Vergleichszeitraum von vor 15 Jahren, dann muss man anerkennen, dass sich sehr vieles zum Positiven verändert hat. Eine funktionierende Müllabfuhr, schnell erreichbare Glascontainer und Wertstoffhöfe auf denen man fast alles entsorgen kann, unentgeltlich. Allerdings ist die Zentrale Müllverwertungsanlage bei Mazo noch nicht im Dienst, dort soll zukünftig unser gesamter Inselmüll getrennt, kompostiert und wenn nicht hier wieder verwertbar, zum Verschiffen fertig gemacht werden. Riesige Investitionen sind dazu nötig, Umweltschutz ist immer auch eine Frage des Geldes.

Der Tauchclub Almirante Díaz Pimienta in der Hauptstadt Santa Cruz hat sich nun einem internationalen Projekt angeschlossen, um für Sachen des Umweltschutzes auch unter Wasser zu gehen. "Projekt Aware" heißt diese Stiftung und kümmert sich weltweit um Meeresforschung, Umweltprojekte und vor allem auch Aufklärung. Der Tauchclub organisiert mit Hilfe anderer Clubs auch jährliche Mülltauchtouren, anstatt Fische zu gucken sucht man nach Schrott und Überbleibsel welches von der Welt da oben ins Reich Neptuns geschmissen wurde. Da wir abseits großer Schifffahrtsrouten liegen, geht die Hauptbedrohung unserer Küsten und des Meeres von Land aus. Vieles landet weiterhin im Meer, oft fahrlässig, weil man anderen Dingen den Vortritt gegeben hat als die Kläranlagen auf Vordermann zu bringen, aber auch Pestizidrückstände aus der Landwirtschaft fließen bei starken Regenfällen ins Meer. Das mit den Kläranlagen ist eher ein ästhetisches Problem und unangenehm an manchen Tagen für die Nachbarn, mit den Pestizidrückständen sieht es da schon anders aus. Das alles will der Tauchclub mit Hilfe der Stiftung nun im Auge behalten und so die Bevölkerung weiter zu sensibilisieren. Nur so kann dann auch der notwendige Druck auf die Entscheidungsträger entstehen, Umweltschutz in die vorderste Linie der Politik zu bringen. Dann dürfen die auch mal wieder das Wort Nachhaltigkeit benutzen.



Dienstag 03.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1022 hPa Höchsttemperatur heute: 21,4 Grad, niedrigste Temperatur: 13,4 Grad


Kurznachrichten

Ein angetrunkener 39 jähriger aus Tazacorte mag keinen Fußball. Zwei Jugendlichen, die vor seinem Haus dieser Ballsportart frönten wollte er das Spiel verbieten. Die ließen sich davon aber nicht einschüchtern. Nun kam der Fußballhasser mit mehreren Küchenmessern bewaffnet aus dem Haus und wollte auf die Jungs los. Die konnten aber Reißaus nehmen und sich in eine nahe Bar flüchten. Dort verständigte man die Polizei und der Mann sitzt jetzt und kann sich seine messerscharfen Argumente gegen Fußball noch mal gründlich überlegen.

Noch eine Räubergeschichte. In Los Llanos konnte die Guardia Civil einen Scheckkartenbetrüger dingfest machen. Der 47 jährige hatte insgesamt fast 9.000 Euro innerhalb weniger Tage per gestohlener Karte aus verschiedenen Automaten Geld gezogen. Der Geschädigte wurde durch die vielen, nicht von ihm getätigten Abbuchungen erst sehr spät darauf aufmerksam was vorgeht, er hatte den Diebstahl der Karte gar nicht bemerkt. Da inzwischen auch hier einige Geldautomaten mit Überwachungskameras ausgestattet sind, war es dann ein leichtes Spiel für die Polizei den Übeltäter zu schnappen. Man kennt sich hier halt.

Eine Berggeschichte. Ein 31 jähriger deutscher Wanderer musste aus der Caldera ausgeflogen werden. Am Weg nach Los Brecitos bekam der junge Mann Probleme, die mit "crisis convulsiva" angegeben werden, was krampfartige Krise übersetzt heißt. Was das ist, weiß ich nicht, jedenfalls wurde er per Hubschrauber nach Los Llanos geflogen und dann weiter ins Inselkrankenhaus gebracht. - Gute Besserung! Immer wenn bei uns der gelbe Hubschrauber der "GIE" - Grupo de Intervención en Emergencias fliegt, dann ist irgendwas passiert.

Eine Katzengeschichte. Paul ist ein Held, er hat erfolgreich seine erste Ratte zur Strecke gebracht. Ich werde Ihnen nun nicht die Größe des Tieres als stolzer Katervater als übergroß vergaukeln, auch wenn es eher ein kleines Exemplar war, welches Paul todesmutig erlegt hat, er ist halt doch ein ganzer Kerl, zumindest wenn man nicht von hinten guckt...


Gut gebrüllt Paul



Dienstag 03.01.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1021 hPa

Viel Rauch

Drei Tage ist jetzt das neue Tabakreglement alt, hat aber La Palma noch nicht in eine rauchfreie Zone verwandelt. Die beiden größten Einschnitte für Raucher sind das Verbot am Arbeitsplatz zu rauchen und das mögliche Verbot in der Gastronomie. Während es am Arbeitsplatz keine Ausnahme gibt, da müssen alle vor die Tür, liegt die Geschichte in der Gastronomie etwas komplizierter. Jeder Gastronom kann entscheiden, ob sein Lokal ganz rauchfrei sein soll oder er bestimmte Zonen den Rauchern weiter zur Verfügung stellen will. Das muss dann aber baulich und belüftungstechnisch so weit abgegrenzt sein, dass die Raucher sich von den Nichtrauchern nicht belästigt fühlen können... Dafür ist eine Übergangsfrist von 8 Monaten vorgesehen, mal will so den Wirten Zeit geben ihre Erfahrungen zu sammeln, Strafen werden vorher auch nicht ausgesprochen.

Anders sieht es bei Lokalen aus, deren Gastraum keine 100 Quadratmeter groß ist, also meist Bars und Tascas und damit den überwiegenden Teil der palmerischen Gastronomie darstellt. In El Paso gibt es nur ganz wenige Lokale mit einem Gastraum von über 100 Quadratmetern, die Wirte der kleineren Kneipen stehen vor der Frage Rauch, oder nicht. Auch wenn noch Zeit ist, sich zu entscheiden ob man das Rauchen in seinem Lokal ganz verbieten will, neigt die Großzahl der Wirte eher dazu, das Rauchen zuzulassen, man fürchtet gutes Stammpublikum an das Lokal gegenüber, wo fröhlich gepafft werden darf, zu verlieren. Ein bisschen wird auch abgewartet was die Kollegen machen und das Publikum sagt. Für manches Lokal wird es aber auch ein Vorteil sein, ganz auf Raucher zu verzichten, wer sicher sein will ohne Tabak sein Mahl einzunehmen, der bevorzugt dann solche Lokale. Das wird sich finden in den nächsten Monaten und auch eine ganz paradoxe Situation: In einer für Raucher zugelassenen Bar, was macht da der Wirt wenn er eine rauchen will. Der muss vor die Tür, denn es ist ja sein Arbeitsplatz und an dem darf er nicht rauchen, seine Gäste dürfen aber weiter qualmen.





Montag 02.01.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1021 hPa Höchsttemperatur heute: 21,5 Grad, niedrigste Temperatur: 13,8 Grad


Klassikkonzert am 7. Januar in der Casa de la Cultura von El Paso

Den Text hat uns Jürgen Bitter zur Verfügung gestellt mit der Bitte, auch auf das Konzert in unserer Seite hinzuweisen. Dem kommen wir gerne nach. - Tickets gibt es im Vorverkauf bei "Amynet" in Los Llanos und Santa Cruz, angesichts der nicht so großen Zahl an Plätzen wäre es wohl ratsam, sich die Karten schon vorher zu besorgen. Konzertbeginn ist 20:00 Uhr, die Eintrittskarten kosten 10 Euro. Die "Amigos de la Música" bieten erstmals auch ein Empfangs und Pausenbuffet an, ein Gastronom kümmert sich darum. Die Casa de la Cultura in El Paso ist hundert Meter nach dem Rathaus auf der linken Straßenseite.

La Palma erfreute sich im Sommer dieses Jahres, anlässlich der Bajada eines interessanten und abwechslungsreichen Kulturprogramms, das natürlich die Hauptstadt Santa Cruz in den Blickpunkt rückte.
Aber nun, da die Tage immer kürzer werden, dürfen sich die Freunde der klassischen Musik auch auf der Westseite La Palmas wieder auf ein hochkarätiges Angebot freuen.

Zu danken ist dies vor allem der Vereinigung der Amigos de la Musica, die in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Künstler einer besonderen Güteklasse nach La Palma lockte. Der Verein wurde im Jahre 1990 gegründet und hat es in eineinhalb Jahrzehnten verstanden, nicht weniger als 170 Konzerte zu veranstalten. Wobei anzumerken ist, dass alle in der Directiva Mitwirkenden ehrenamtlich tätige Mitglieder sind.

Dass das kleine La Palma eine bemerkenswerte Konzert- und Theatertradition aufzuweisen hat, ist auch daraus abzulesen, dass Santa Cruz zwei Theater besitzt und fast jede Gemeinde über eine Casa de la Cultura verfügt.
Konzerte hat die Vereinigung der Amigos de la Musica auf der Ost- und auf der Westseite organisiert. Es wird auch fortan das Anliegen der Amigos sein, international renommierte Musiker und Sänger zu Konzertveranstaltungen nach La Palma zu holen.

Alle Freunde der klassischen Musik sollten sich deshalb bereits heute den 7. Januar 2006 notieren. An diesem Abend erlebt die Casa de la Cultura in El Paso ein ungewöhnliches Ereignis. Die erfolgreiche Violinistin Nora Chastain und der renommierte Pianist Friedemann Rieger, beide Professoren an den Musikhochschulen in Berlin, Zürich/Wintherthur und Stuttgart, geben ihren internationalen Meisterschülern auf La Palma die Möglichkeit, vor einem größeren Publikum aufzutreten. Nora Chastain und Friedemann Rieger haben mit ihrem Haus in Puntagorda ein Standbein auf La Palma und daher besondere Beziehungen zu unserer Insel. Die 25 Absolventen ihrer Meisterklassen und 4 begabte junge Musiker von La Palma, werden die Veranstaltung in der Casa de la Cultura in El Paso zu einem besonderen Ereignis machen.

Die Amigos de la Musica möchten einladen zu einer Nacht der schönen Klänge - zu einem ausgedehnten Streifzug durch die klassische Musik. Heute dargeboten von den Meistern von morgen, von denen manche wohl zu Recht von einer großen internationalen Karriere träumen. La Palma soll für sie eine wichtige Station sein.




Montag 02.01.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1021 hPa

Wasserkraftwerk

Kein Witz, La Palma hat das einzige Wasserkraftwerk der kanarischen Inseln, am "Salto del Mulato" produziert ein fast prähistorisches Kraftwerk fast ein Megawatt an elektrischer Energie. Seit Jahren liegen in diversen Schubladen bereits Pläne, aus dieser Energiequelle mehr Strom zu beziehen, moderne Technik und eine Erweiterung der Fallhöhe des Wassers auf fast einen Kilometer, soll die Leistung auf 6.5 Megawatt erhöhen. Damit würde man 10% des auf der Insel benötigten Strom produzieren, ohne Diesel und damit einem Weltbiosphärenreservat schon ein ganzes Stück näher. Ein neues Speicherbecken muss her und über 3 Kilometer Rohrleitung neu verlegt werden und natürlich eine moderne Turbine sowie Generator. Da kommt nun der Pferdefuß, das Ganze kostet etwas mehr als 6 Millionen Euro, finanziert vom Energielieferanten Unelco/Endesa, unterstützt von der Inselregierung und der Gemeinde San Andres y Sauces, die das Gelände zur Verfügung stellen.

Der große Sprung ist das noch nicht, um auf Dauer vom Diesel und damit Öl wegzukommen, aber ein Schritt in diese Richtung. Weiter wird als Option auf Windkraft gesetzt und auf Photovoltaik, Energiequellen die nicht zuverlässig und dauernd elektrischen Strom erzeugen, da der Wind selbst bei uns manchmal nicht weht und die Sonne oft durch Wolkenbänke daran gehindert wird, ihre fast unendliche Kraft bis auf die Kollektoren zu richten. Unser Problem ist, wir können auf keinerlei Reserven zurückgreifen, wenn unser Kraftwerk am Ende ist, oder das Öl, dann geht das Licht aus, es gibt keine Stromleitung aus dem 1.500 Kilometer entfernten Mutterland. Wir müssen also unsere Energie selbst produzieren und können so nicht nur auf Wackelkandidaten wie Wind oder Photovoltaik setzen, die Grundversorgung muss durch andere Quellen gesichert werden. Ein guter Ausweg könnte da die geothermische Energienutzung sein, wir sitzen auf einem Vulkan und anstatt Angst vor ihm zu haben, könnten wir ihn ja zu unserem Freund und Stromlieferanten machen. Andere Länder haben das längst bewiesen, dass das geht, wir brauchen halt einfach ein bisschen länger und bei uns ist das Diesel noch so billig, dass es nicht wirklich an der Börse kratzt.



Sonntag 01.01.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1022 hPa Höchsttemperatur heute: 18,5 Grad, niedrigste Temperatur: 14,3 Grad


Solidarische Agonie

Ob es am wolkenbedeckten Himmel gelegen hat, oder nur auf den vielen Wein und Cava gestern Abend können wir dahingestellt lassen. So richtig Leben war heute nicht auf La Palma, erst jetzt fahren ein paar Autos auf der Hauptstraße auf und ab, so ruhig und bewegungslos habe ich die Insel selten erlebt. Mit unerschütterlicher Gelassenheit habe ich auch die Aktivitätsschübe meiner Kinder an mir abtropfen lassen, kein Ausflug nirgendwo hin, heute nicht. (Auch dreifache Verneinungen bleiben ein Nein) Das Wetter half mir dabei, dem Wind ist es heute nicht gelungen die Passatwolken aus dem Aridanetal zu verpusten und so blieb es den ganzen Tag, für unsere Verhältnisse empfindlich kalt. Erst jetzt zeigt sich die Sonne wieder ein bisschen, zu spät um noch an den Temperaturen ordentlich zu feilen. Die nächsten Tage werden wohl so weitergehen, zwar kein Regen außer in den hohen Lagen, dort wo der Passat seine Wolken hat, aber wenn die Sonne nicht so richtig durchkommt, dann sehen wir uns tagsüber die 20 Grad Marke von unten an, das bedeutet Feinripp-Alarm.

Der Atlantik hält sogar zu dieser Jahreszeit eine faustdicke Überraschung bereit, der letzte Tropensturm/Hurrikan des Jahres Epsilon, der vor zwei Wochen sich dann doch endgültig in den Weiten des immer kälter werdenden Atlantik ergeben hat, war gar nicht der letzte dieses Jahres. Zeta dümpelt nun, fast auf unserer Höhe südwestlich von uns und ist somit nicht nur der wirklich letzte Tropensturm des Jahres, sondern auch der erste in 2006. Für uns stellt Zeta wohl keine Gefahr da, ist viel zu weit weg und zieht im Augenblick auch in westliche Richtung und nicht in unsere. Das National Hurricane Center verfolgt aber auch diesen Sturm mit Akribie und Überraschung, allerdings geben die dortigen "Forecaster" dem Sturm nur noch ein paar Tage, "dissipated" nennen die das dann, er hat sich ausgetobt und darf dann gehen. Allerdings bleibt ein ungutes Gefühl, wie wir ja nun wissen, können solche vagabundierenden Hurrikane durchaus in der Lage sein die Kanaren zu erreichen und das auch noch in einer Jahreszeit, in der es eigentlich gar keine Tropenstürme mehr geben sollte.

Das Kalenderblatt für den Dezember 2005 ist fertig und kann HIER aufgeschlagen werden.



Sonntag 01.01.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1023 hPa

Alle noch gesund und dabei?

So ruhig ist es ganz selten morgens, kein Auto fährt, alle schlafen noch oder kochen sich gerade den ersten Kaffee des Jahres, solch eine Ruhe kann nur Gutes verheißen. Mein Jahr fing auch gut an, erste E-Mail eine Nachricht, dass man uns 300 Euro für die Kinderreise nach Berlin zukommen ließ, so kann es weiter gehen. Nächtliches Feuerwerk über Los Llanos, dabei frage ich mich immer, will man damit das alte Jahr vertreiben, oder das Neue Willkommen heißen, aber hatte ich mir nicht vorgenommen, mich in diesem Jahr nicht mehr so oft zu hinterfragen? Ich weiß es schon nicht mehr, das war alles letztes Jahr. Wenn das mal gelänge, Dinge und Gedanken hinter sich zu lassen, zu Menschen plötzlich nett zu sein, die man gestern noch als Oberforstinspektor beschimpft hat, dann kämen wir ein großes Stück weiter. Vom Sylvesterspektakel in Los Llanos kann ich nicht berichten, wir saßen und lagen (Paul) vorm Kamin und haben Schokoladenfondue und Boquerones in uns reingeschaufelt, als gäbe es im neuen Jahr nichts mehr zu Essen. Schön war es und ist es und ich bin unendlich froh, meine Zeit nicht in einem Holzboot auf dem Atlantik verbringen zu müssen, um dahin zu kommen wo ich bin. Weiter geht´s.


Prost Paul



Familie Ellen & Simon Märkle

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