La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Dezember 2010


Freitag 31.12.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 28 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 11,8 Grad

Auf zum letzten Akkord in diesem Jahr
Es kann ja nur besser werden

Für unsere Mädchen ist Jahresende noch mal richtig stressig. - Das Kleine Schwarze muss gekauft werden, die Verabredungen getroffen, der Frisörtermin vereinbart und dann muss vor allem heute auch noch vorgeschlafen werden, denn diese Nacht, die geht für die eigentlich erst im nächsten Jahr los. - Das ist so Tradition, die allermeisten hier auf den Inseln, die Feiern in den Sylvester noch zuhause hinein, und dann, nachdem man mit der Familie auf das Neue Jahr angestoßen hat, danach geht es auf die Piste. - Meist nach Los Llanos, oder eben nach Santa Cruz, wobei dieses Jahr auch mal wieder ein Ball mit Live-Musik in El Paso stattfindet, aber das ist unseren Töchtern natürlich zu nah. - Die eine geht nach Los Llanos, die andere nach Santa Cruz, und wir haben uns locker im kommenden Jahr zu Kaffee und Kuchen verabredet, die jungen Leute feiern halt nachhaltig bis langwierig. - Wichtig ist für uns halt immer zu wissen, mit welcher Gruppe die weggehen, und wir das Nachhausekommen geplant ist, dann sind die Alten relativ beruhigt. - Handy aufgeladen, Reserveschein für vorzeitige Taxifahrten noch eingesteckt, und dann geht es raus auf die Piste. - Das Wetter macht auch mit, obwohl es sicher kalt wird heute Nacht, aber man geht eben nicht mit Angora-Unterwäsche heute, oder besser morgen früh auf die Straße, sondern im ganz feinen Zwirn begrüßt man das Neue Jahr. - Anzug mindestens, wenn es geht Smoking für den Herren, und die Damen eben im feinsten Abendkleid, welches der Schrank oder die von der Krise gebeutelte Geldbörse noch hergegeben haben. - In Jeans und dickem Pullover kann man da auch auftauchen, da schickt einen keiner wieder weg, man gilt aber dann als Spaßbremse oder Fremdling, also folgen die allermeisten diesen Verkleidungsritualen und die Frisöre machten gestern und heute die besten Umsätze des Jahres. So hat alles seine Ordnung, und wegen der Kleiderordnung darf ich immer zuhause bleiben, ich wüsste eh nicht, was ich nachts um drei auf der Plaza von Los Llanos sollte, wohlmöglich noch mit einem Sektglas in der Hand.

Eine ganz andere wichtige Tradition, spanienweit vollzogen, das ist die Geschichte mit den 12 Trauben, die man zu Mitternacht an Sylvester essen muss. Die zwölf Glücktrauben, zu jedem Glockenschlag der Kirche eine, oder in Ermangelung einer Kirche, vor dem Fernseher, um Mitternacht, so wird das gemacht, und meist noch zuhause im Kreis der Familie. - Interessant bei diesem Ritual ist auch, ähnlich der Verarschung mit dem Santa Claus, dass es sich dabei nicht um irgendein bäuerliches oder gar kirchliches Brauchtum handelt, sondern um eine Werbeaktion der Weinbauern aus Alicante. - Die hatten, 1909 wohl solch eine Rekordernte, dass man die Trauben nicht allesamt verkaufen konnte, und so verteilte man diese als "Glückstrauben" zum Jahreswechsel. - Das verselbstständigte sich dann aber im Laufe der Zeit, und heute gibt es Weinbauern in Spanien welche ihre gesamte Ernte an spätreifen Aledo-Trauben nur für diese eine Nacht kultivieren. - Zu jedem Glockenschlag eine, sonst verlässt einen das Glück, so schwer und gesellschaftstragend können ehemalige Werbeaktionen sein, eben wie die Geschichte vom Santa Claus. - Ganz pragmatische Zeitgenossen schütten sich übrigens die zwölf Trauben gleich kompakt als gegorene Flüssigkeit in den Rachen, allerdings ist es schon deutlich kommunikativer und einfach lustiger, zusammen mit ganz vielen anderen Menschen im Takt der Zeit Trauben zu "zuzln". - Inzwischen gibt es die Glückstrauben übrigens schon abgezählt als Konserve zu kaufen, aber man muss ja nicht immer alles mitmachen, was die Lebensmittelindustrie einem vorschlägt. - Vielleicht sollten wir hier auf La Palma aber mal auf die Idee kommen, anstatt die Weinbauern von Alicante zu unterstützen, an unsere eigenen Bananenbauern denken. - Allerdings stelle ich mir das schon ein bisschen kompliziert vor, 12 Bananen, und dann noch im Takt der Kirchturmglocken zu verputzen, aber was macht man nicht alles für seine Insel…




Die Glückskatze Lucky und wir auch, wünschen Ihnen allen ein gesundes Neues Jahr




Freitag 31.12.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 64 % - Luftdruck 1015 hPa

Rauchen, nur noch im Knast, in der Psychiatrie, oder im Altersheim
Spanien schafft die Raucher ab

Eigentlich konnte man bislang mit dem sehr pragmatischen Gesetz über den Konsum von Tabak hier ganz gut leben. - Kleine Kneipen konnten wählen, ob man rauchfrei sein wollte, oder nicht, und in den größeren Restaurants trennte man Raucher und Nichtraucher strikt voneinander, so dass es dort nicht zu Berührungen kam, und sich die Raucher von militanten Nichtrauchern belästigt fühlten… - Das war zu einfach, zu lässig und zu schön, und so setzt man nun den Hammer an, und verbietet das Rauchen grundsätzlich in allen öffentlichen Gebäuden, und eben damit auch in allen Restaurants und Kneipen. - Ohne Ausnahmen, selbst der Schaffung von "privaten Clubs" sind Grenzen gesetzt, weil man die zwar betreiben darf, aber keine Getränke oder Mahlzeiten anbieten kann und erst Recht keine gewinnorientierte Tätigkeit dort betreiben darf. - Dieses Gesetz tritt am 2. Januar in Kraft, also bereits am Sonntag, so hatten wir gestern Abend bereits unser "letztes Abendmahl" mit reichlich mehr als 12 rauchenden Apostel. - Der Erlöser kam allerdings nicht, nur mal so für das Archiv. - Was wir dann ab dem Sonntag machen, das muss jeder für sich selbst entscheiden, die meisten wollen einfach nicht mehr weggehen, manche sogar komplett auf Boykott setzen, und durch den massenhafte Bankrott von Kneipen den Gesetzgeber dazu zwingen, wieder Ausnahmereglungen zu finden. - Das glaube ich allerdings nicht, wir Raucher haben nur noch in den Finanzministerien eine Lobby und die gehen schlicht und ergreifend nach dem Credo vor: Die Steuersumme aus dem Verzehr von Tabak muss immer die gleiche bleiben, wenn noch mehr Menschen das Rauchen aufgeben, dann müssen die verbleibenden Raucher eben noch mehr Steuern bezahlen, um die geforderte Gesamtsumme wieder aufzubringen. - Diesen Kampf werden wir Raucher nicht gewinnen, und auch wenn wirklich viele, besonders die kleinen Kneipen hier schließen werden, wie eine Sonderreglung aussehen könnte, das stellt sich einfach mit dem neuen Gesetz nicht wirklich dar. - Interessant dabei sind aber drei Ausnahmen, im Straffvollzugsanstalten, in psychotherapeutischen Einrichtungen sowie in Altersheimen, da können wohl noch Raucherzimmer eingerichtet werden, aber ob es sich nun lohnt, extra deswegen in eine dieser Einrichtungen zu wechseln, das möchte ich mal dahingestellt lassen.

Eine wahre Delikatesse an Definitionen kann man erspähen, wenn man den Begriff "al aire libre" - "draußen" mal genauer betrachtet. - Auf Terrassen unter einer Pergola ist nicht "draußen", da darf also nicht geraucht werden, ebenso wenig auf Terrassen, welche von zwei Wänden umgeben sind, also Hauswand plus zum Beispiel ein Windschutz. - Da lauern aber zum Teil kleine Nischen die besetzt werden können, mit viel Phantasie, allerdings beschränkt sich das dann halt auf die Sommermonate und wenn es nicht regnet, und ob nun ein Sonnenschirm bereits die "aire libre" aufhebt, darüber habe ich auch nichts gefunden. - Es wird also wirklich eng für uns Quarzer und vielleicht gibt es ja noch eine Revolution von anderer Seite, denn als ich angekündigt habe, dass ich dann immer zuhause bleiben werde, da meinte meine Frau nur erschrocken, "nein, das halten wir nicht aus". - Ich bin immer noch ein bisschen verwirrt über diesen Ausspruch, aber das wird nicht nur meiner Frau so gehen, und vielleicht gelingt es uns ja noch über die kommenden Monate so manch eine abendliche Männeraufbewahrungsanstalt schlichtweg zu einer psychotherapeutischen Einrichtung zu deklarieren, mit der bekannten Ausnahme. - In Hotels, Pensionen und Apartments ist das Rauchen dann zukünftig auch untersagt, allerdings können Hotels eine gewisse Anzahl an Raucherzimmern zur Verfügung stellen, die dann aber nur noch an Raucher vermietet werden dürfen. - Es wird also wirklich eng, und für viele gastronomischen Einrichtungen wird man sehen müssen, ob die auf das rauchende Publikum langfristig verzichten können. - Was dann wieder im Kommen sein wird, das sind die Treffen in den privaten Bodegas oder bei Freunden, so wie man das auch schon früher gemacht hat, als wirtschaftliche Gründe einen einfach nicht erlaubten, sich mit seinen Kumpels in Kneipen zu treffen. - Nein, Mitleid erwarten wird nicht, und wir wussten ja, dass das so kommen wird, und häuslich sein ist ja auch nicht das Schlimmste, und da rauche ich schon seit Jahren nicht mehr in den Zimmern, sondern nur noch auf der Terrasse. - Aber mir werden die sinnlichen Abende mit Sitzaikido am Tresen und endlosen Gelaber mit Freunden schon fehlen, und um über diesen Verlust hinweg zu kommen, muss ich mir jetzt erst mal eine Zigarette gönnen. - Wer das Gesetz 42/2010 nachlesen will, der kann sich das HIER als PDF herunterladen.



Donnerstag 30.12.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 19,6 Grad - niedrigste Temperatur 12,2 Grad

Vor die Wahl kommen noch die Wählerlisten
Frist nur noch bis zum 15. Januar

Wählen gehen ist Bürgerpflicht, auch wenn man eigentlich gar nicht mehr weiß, was man denn mit seiner Stimme überhaupt noch erreicht, oder verändern kann. - Noch schlimmer, wenn man als Migrant im Ausland lebt, und daher von der Politik noch weniger mitbekommt. - Aber wer nicht wählt, der darf auch nicht meckern, und dass hier nicht alles gerade läuft, das hat sicher jeder inzwischen mitbekommen. - Kommunales Wahlrecht haben alle hier lebenden EU-Bürger, zusätzlich Menschen aus Ländern wie Norwegen, Chile, Kolumbien, Ecuador, Paraguay, Peru und Neuseeland. - Ob hier auf La Palma Neuseeländer leben, das weiß ich nicht, aber jede Menge EU-Bürger, welche wohl in den Gemeinden mit ihren Stimmen etwas bewegen können. - Aber dazu muss man wählen gehen, noch besser sogar sich lokalpolitisch engagieren, was übrigens von den meisten hier sogar mit Respekt belohnt wird. - Aber bleiben wir vorerst beim Wählen. - Die nächsten Kommunalwahlen finden im Mai 2011 statt, wir sind also schon mitten in der Vorwahlkampagne, und die Wählerlisten werden nun gerade erstellt. - Der "Censo Electoral" ist das, und da müssen bis spätestens alle Gemeinden ihre Wahlberechtigten an die zentrale Wahlstelle weitergereicht haben. - Denn merke, die EU-Bürger haben zwar das Wahlrecht, allerdings nur, wenn sie auch im "Censo Electoral" der Gemeinde auftauchen. - In den letzten Jahren werden die meisten neu hinzugezogenen Ausländer zwar bereits bei der Einschreibung in die Gemeinde gefragt, ob sie ihr Wahlrecht ausüben wollen, aber nicht immer funktioniert das dann als automatische Weitergabe an das Wählerregister. - Warum das oft nicht funktioniert, das weiß ich nicht, auf jeden Fall aber muss man sich eben dann erkundigen, ob man im "Censo Electoral" der Gemeinde eingetragen ist, und das eventuell eben noch bis zum 15. Januar nachholen. - Dazu muss man eingetragener Bürger der Gemeinde sein, also das "Empadronamiento" besitzen, und möglichst mit dem Pass im Rathaus auftauchen. - Dort wird dann nachgesehen, ob man im Wahlregister steht, und wenn nicht, dann können Sie das ohne weitere Formalitäten nachholen. - Wer bereits hier einmal gewählt hat, der muss das alles nicht machen, der erhält dann gleich ein paar Wochen vor der Wahl seine Wahlscheine, und muss die dann am Wahltag mitbringen. - Wer noch nicht gewählt hat, der sollte sich eben unbedingt darum bemühen, mit in den "Censo Electoral" zu kommen, das geht auf den Gemeinden schnell und einfach.

Dann gibt es auch noch die Fälle, welche schon mal vom "Censo Electoral" ein kleines weißes Faltbriefchen bekommen haben, in dem sie gefragt werden, ob sie denn ihr Wahlrecht hier in Spanien auch wahrnehmen wollen. - Wer darauf nicht reagiert hat, der erhält keine weitere Post und kann auch nicht wählen gehen, muss also auch wieder auf der Gemeinde auftauchen. - Oder er hat die Faltbriefe noch, dann kann er sich auch über die Internetseite des nationalen statistischen Institutes wieder aktivieren lassen. - Dazu braucht man seine NIE-Nummer, und die "CTT" (Clave de Tramitación Telemática), welche in den kleinen Faltbriefen neuerer Art genannt wird. - HIER geht es dann zu der Webseite, wo man nach der Eingabe der geforderten Daten seine neu erlangte Wahlfreude verkünden kann. - Der Weg über die Rathäuser ist aber auch möglich, vielleicht sogar der bessere, und diese kleinen Briefe, die haben die allermeisten gar nicht mehr, oder erst gar nicht erhalten. - Das Ganze muss auch noch unbedingt vor dem 15. Januar 2011 erledigt sein, dann eben schließt das Wählerregister für ausländische Mitbürger und dann kann man erst bei den nächsten Kommunalwahlen im Mai 2015 teilnehmen. - Wir sollten uns aber vorher schon einbringen, denn manchmal ist es erstaunlich, wie viele mitteleuropäische Ausländer hier wohnen, sich gegen die Autobahn und die Asphaltwerke zur Wehr setzen, aber politisch ihr Stimmengewicht überhaupt nicht geltend machen. - Die ausländische Wahlbeteiligung ist hier immer noch erschreckend gering, so ist dieses Kollektiv den Politikern auch nicht so wichtig, und das muss auf jeden Fall geändert werden. - Bei den Kommunalwahlen dürfen wir Ausländer auch nur in den Gemeinden wählen, also die Zusammensetzung der Stadt- und Gemeinderäte. Die Einheimischen wählen zusätzlich auch noch die Inselregierung und das Gobierno de Canarias. - Ich muss aber immer wieder betonen, wie wichtig die Zusammensetzung der Räte der einzelnen Gemeinden sind, schließlich legen die letzte Hand an Flächennutzungspläne und Raumordnung, und können ganz entscheidend zum weiteren Gelingen, oder eben Misslingen, der Zukunft einer Gemeinde beitragen. - Also machen Sie bitte auf jeden Fall von ihrem Wahlrecht gebrauch, das ist nicht nur ihr gutes Recht, sondern beweist auch ihr Engagement hier und hat auch viel mit dem Schleuderbegriff "Integration" zu tun, denn wer hier wählen geht, der bekundet damit auch, dass ihm hier die ganze Chose nicht völlig am Hintern vorbeischrammt. - Wen Sie wählen sollen, auch das könnte ich Ihnen schon sagen, man kann es bei mir ja auch oft genug lesen, aber so plump möchte ja nicht mal ich sein. - Jetzt sehen Sie erst mal zu, dass Sie in den "Censo Electoral" kommen, dann haben wir noch ein paar Monate Zeit, für die politische Bildung…



Donnerstag 30.12.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 67 % - Luftdruck 1011 hPa

Wenn der Chefarzt von Hoffnung spricht
Die gute Nachricht finden zum Jahresende

Nein, es macht keinen Spaß im Moment Politiker zu sein, in ganz Spanien nicht, und auf den Kanaren sowieso. - OK, man verdient nicht schlecht als Politiker, aber der Arbeitsplatz ist nicht besonders sicher, es sei denn, man gehört den oberen Dreihundert an, die jederzeit aus dem Plenarsessel in die so genannte freie Wirtschaft wechseln können, um irgendwo einen Aufsichtsratsposten dann zukünftig still und starr zu belegen. - Für die unteren Chargen aber wird es eng, sehr eng sogar, und die allermeisten müssen dann wieder in die raue Welt der Realität zurückfinden, über die sie bislang erhaben waren. - Aber mein Mitgefühl dabei hält sich in Grenzen, da die Grube doch selbst gegraben ist und es wird schon spannend sein, ob nun im Mai kommenden Jahres die Wähler auf kommunaler Ebene weiter auf Hoffnung setzen, also auf den Endsieg der Lethargie, oder andere Kräfte damit beauftragen, vielleicht besser vorschieben, endlich aktiv daran zu arbeiten, dass diese aussichtslose Schlammschlacht der Interessen endlich wieder von absehbaren und begreifbaren Zielen ersetzt wird. - Wahrscheinlich aber liegt es auch an unserer Definition von Demokratie, welche über die Parteien gesteuerte kurzfristige Projekte über langfristige Notwendigkeiten stellt, und so den kognitiven Horizont immer wieder auf die verflixten vier Jahre Legislaturperiode begrenzen. - Auch unsere eigene Faulheit, also die der Bürgerbeteiligungsunwilligen trägt maßgeblich dazu bei, dass wir inzwischen Politik, und die paar Realweltflüchtlinge, welche sich in dieser Ursuppe der bürgerlichen Ordnung schlängeln, nur mehr nach der Frisur, der Medienberichterstattung, oder nach dem geringeren Übel auswählen, wenn wir das überhaupt noch tun. - Da zwingt der Gesetzgeber die öffentlichen Korporationen dazu, Bürgerbeteiligung nicht nur zuzulassen, sondern zur Pflicht zu machen, und wer nicht kommt, das ist der Bürger. - Gut, in Deutschland ist das jetzt anders, da gibt es sogar den inzwischen amtlich anerkannten Wutbürger, allerdings lässt sich der sehr schnell und intellektuell nachhaltig abgeisseln, mit dem Ergebnis, dass Stuttgart 21 nun noch teurer wird, aber ein paar Bäume stehen bleiben dürfen. - Da fragt man sich schon, wer da gefehlt hat, die Wut, oder der Bürger, aber immerhin, war doch schön, dass wir mal darüber geredet haben. - Aber das soll nicht das Thema sein hier, auch ein Mappus findet seinen "San Martín" wie wir hier sagen würden, aber der muss sich keine Sorgen machen, mit seinem drolligen Gesicht findet der sicherlich eine wohlfeile Anstellung bei der Deutschen Bahn und kann dann im winterlich eingeschneiten Fernzug Paris-Bratislava den zukünftig immer mitzuführenden Samowar anheizen. - Schade nur, dass inzwischen die FDP als Spaßpartei und Alternative zu sich selbst nicht mehr zu Verfügung steht, oder setzen die auch schon auf das Prinzip Hoffnung?

Und da sind wir auch schon wieder zurück auf den Kanarischen Inseln, denn unser Oberhirte Paulino Rivero, der setzt voll und ganz auf dieses Prinzip, denn alles andere ist inzwischen auch schon ausgesessen oder schlichtweg nicht mehr vorhanden. - Das Jahr 2011 erklärt somit der Präsident der autonomen Region Kanarische Inseln zum Jahr der Hoffnung, und irgendwie erinnert mich das an diese unsäglichen Arztsendungen, die ich ab und zu aus Familienräson mit meinen Frauen gucken muss, wenn der offenkittlige Oberarzt den Angehörigen erklärt, dass man jetzt nur noch hoffen kann. - Hier auf La Palma hat diesen politischen Offenbarungseid unsere Inselpräsidentin ja bereits im September abgegeben, als sie auf der Fiesta de San Miguel in der Kirche öffentlich und gut hörbar den Erzengel Michael und seine klerikale Verwandtschaft um Talent und Phantasie angefleht hatte, weil wir das mit unserer Horde an Planern und Visionären wohl nicht hinbekommen. - Beten und hoffen, so weit sind wir gekommen, und unsere politische Führung verkauft uns das als gangbare Methode, die Zukunft für uns und unsere Kinder zu gestalten. - Dabei sind wir eigentlich nur in die ewige Falle des Goldenen Kalbs getreten, die immer wieder in großen Lettern die Vokabeln Wachstum und Fortschritt durcheinanderwirbelt und uns so versucht vorzumachen, das eine sei ohne das andere nicht machbar. - Das ist eigentlich Hütchenspielerei, und einige haben das auch bereits vor vielen Jahren schon mitbekommen, aber die sitzen heute in leeren Fässern oder Elfenbeintürmen und wenn wir Glück haben, dann finden wir vielleicht auch noch irgendwo ein Plätzchen zum Ausruhen, dort am Rande des großen Freizeitparks. - Die Krise als Chance, das hört man oft genug, nur ist das viel zu kryptisch und wer heute arbeitslos ist und nicht weiß, wie er morgen seine Familie ernähren kann und so den Weg zur Caritas einschlagen muss, der hält nicht viel von kryptischen Metaphern oder grundlegenden Strukturwandeln, der braucht eine schnelle Änderung seiner aktuellen Umstände. - Und so bleibt einfach nicht die Zeit, aus diesem ganze Ungemach zu lernen, und für den nächsten "Aufschwung" sich mal mehr und angemessen Zeit zu lassen, denn wir wählen sie uns schon schön, unsere grinsenden Hoffnungsträger der politischen Kaste. Man muss dabei einfach nur aufpassen, dass einem bei dem Prinzip Brot und Spiele nicht irgendwann das Brot ausgeht.



Mittwoch 29.12.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 1 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1008 hPa
Höchsttemperatur heute 19,1 Grad - niedrigste Temperatur 13,9 Grad

EPILOG

Nein, nein, die Geschichte ist noch nicht zu Ende.
Anfang Januar fanden sich alle auf dem Flughafen von La Palma ein, und wenn ich alle sage, dann waren es alle.
Chris hatte viel telefoniert. Es war nicht einfach, aus vier Passagieren neun zu machen. Sie hatten für Maria La Chucha und die Kleinen eine Transportbox besorgt, aber alle Bemühungen, die Hunde mit in die Kabine nehmen zu dürfen, scheiterten. Gru drückte Maria in die Box und die Kleinen in eine Tragetasche. Maria kläffte wie wild und sorgte für Stirnrunzeln und sogenannte wohlgemeinte Ratschläge. Jedoch einer sollte sich als richtig guter Hinweis erweisen: "Gehen Sie doch noch einmal zum Büro der Fluggesellschaft und verlangen sie, den Kapitän zu sprechen, sowie der Flieger gelandet ist!"

Es kam zu dem Gespräch, und wie der Kapitän einer niederländischen Maschine mit Gru einen Plan schmiedete, soll ein Geheimnis bleiben.

Sie bekamen ihre Plätze in der ersten Reihe direkt vor der Wand. Gru saß am Gang. Chris konnte aus dem Fenster erkennen, wann der Gepäckwagen mit der Hundebox an der vorderen Ladeluke ankam. Die Tür zum Cockpit stand offen, und Gru heftete ihren Blick an den Arm des Piloten.

Jetzt, der Arm mit dem Daumen nach oben ging hoch!

Sie sprang aus dem Sitz, raus aus der Tür, die Gangway hinunter und unter dem Flugzeug durch zum Gepäckwagen. Sie griff in die Hundebox und zerrte die Tasche mit Maria und den Welpen raus. Wildes Gerufe! Gru rannte wieder unter dem Rumpf zurück und die Gangway hoch, ein Mann folgte ihr noch halbwegs, dann schloß sich die Tür hinter ihr. Lachen und Klatschen erfüllte die vorderen Reihen als Gru die Tasche mit den Hunden vor die Sitze schob. Maria La Chucha stupste sofort ihre Kinder zurecht und rollte sich ein. Es war als hätte sie es viele Male geprobt.

Chris verfolgte das Gestikulieren des Bodenpersonals, Telefone wurden bemüht, dann plötzlich kam der dumpfe Laut der zuschlagenden Luke, die Gepäckwagen rollten davon. Wenig später liefen die Motoren an.






Mittwoch 29.12.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad - Niederschlag 3 mm - Luftfeuchte 75 % - Luftdruck 1008 hPa

Altlasten kommen vor Gericht
Los Llanos klagt Spendengelder für den Brand in Fuencaliente ein

An das große Feuer im August 2009 erinnert sich hier jeder auf der Insel. Nicht nur wegen der spektakulären Bilder und den bis heute noch sichtbaren Spätfolgen, sondern auch wegen der großen Solidaritätswelle, welche Spendenaktionen mit deutlichen finanziellen Erfolgen eingebracht hat. - Aber nicht nur Freude bereiteten diese Spenden, sondern bis heute auch noch ein dumpfes Gefühl neben der Solidaritätsdrüse, denn viel Geld, manche sprechen von bis zu 80.000 Euro, sind an die Organisation "Más Nunca" geflossen. Diese Gelder sind nie bei den Geschädigten in Fuencaliente angekommen. - Das sorgt bis heute noch für reichlich Polemik, aber der Fall ist nicht so furchtbar einfach zu lösen, da diese Organisation ja niemals versprochen hat, zumindest nicht schriftlich, die eingenommenen Gelder auch direkt an die betroffenen Menschen in Fuencaliente und Mazo auszubezahlen. Vielmehr hat diese Organisation sich zur Aufgabe gemacht, Brandopfer im bürokratischen Dschungel gegenüber Versicherungen aber auch öffentlichen Korporationen zu vertreten, also mit juristischem Rat und Tat, nicht aber direkt mit finanziellen Mitteln. - Auf der anderen Seite steht aber die Tatsache, dass alle Spender, genau das wollten, nämlich eine direkte finanzielle Unterstützung für die Opfer leisten, und nicht einen juristischen Beratungsapparat, welcher nur indirekte Hilfe leistet. - Da lag und liegt also ein großes Missverständnis vor, und nun wird man auch gerichtlich klären müssen, ob man denn aus diesem Missverständnis heraus einen Betrug oder wenigstens eine Veruntreuung basteln kann, welche diese Organisation dann dazu zwingt, die eingegangenen Spenden wieder herauszugeben, und an die Geschädigten in Fuencaliente und Mazo verteilt werden können. - Auf jeden Fall hat nun die Gemeinde Los Llanos gegen 5 Mitglieder der Organisation "Más Nunca" Anzeige wegen Veruntreuung erstattet, anders könne man nicht an das Geld herankommen, man hätte alles versucht. - In der Tat läuft diese Geschichte schon eine ganze Weile, und was man aus der Presse erfahren konnte, gab es mehrere Versuche der Kontaktaufnahme mit der Direktion der Organisation "Más Nunca", welche ihren Sitz auf Gran Canaria hat. - Anzeige erstattet hat man nun gegen 4 Mitglieder der Organisation, welche hier auf La Palma leben und ein Mitglied auf Gran Canaria, dessen Namen man zumindest hat, und ein Postfach in der dortigen Hauptstadt. - Allerdings ist es unbegreiflich, dass man keine weiteren Kontakte herstellen konnte, die Organisation betreibt eine Webseite und in deren Nachrichten kommt der Streit um diese Spendengelder auch vor, und es müsste doch auch im Sinne "Más Nuncas" sein, aus diesem Fall keinen juristischen Streit entstehen zu lassen.

Die große Frage aber ist, was hat "Más Nunca" mit den Geldern gemacht, oder was haben die vor, damit zu machen, denn juristische Beratungshilfe ist hier auf La Palma für die Geschädigten nicht von Nöten, die sind mit den ihnen zustehenden Hilfen längst durch, und wer eine Versicherung hatte, der hat seinen Fall auch bereits abgeschlossen. - Was man weiß ist, dass das Geld nur zu einem kleinen Teil bereits ausgegeben ist, da die Caja Canarias das Konto nach den Forderungen der vielen Spender hier auf La Palma einfach mal blockiert hat. - Das dürfen die aber eigentlich gar nicht, und da kann es auch noch Ärger geben, so dass wohl gar keine andere Wahl besteht, um endlich Klarheit in die Angelegenheit zu bringen, den ganze Ablauf durch ein Gericht noch mal klären zu lassen. - "Más Nunca" hat oder hatte sicherlich hehre Ziele, und wurde von Bürgern auf Gran Canaria nach einem großen Brand dort gegründet, als viele Geschädigte ihre Ansprüche gegenüber den öffentlichen Korporationen und Versicherungen nicht durchsetzen konnten. - Nach dem großen Feuer hier, stellte man sich solidarisch auch auf La Palma vor, und weil man hier grundsätzlich den behördlichen Hilfszusagen nicht traut, was zum Teil verständlich ist, gingen sehr viele Geldspenden ohne groß weiter zu fragen an diese Organisation. - Nun spielen dabei wohl die damals angeworbenen lokalen Mitglieder der Organisation eine entscheidende Rolle, wussten die eigentlich, für welche Zwecke diese Gelder dienen sollten, und haben die das verständlich und klar auch gegenüber den Spendern mitgeteilt. - Ich erinnere mich noch sehr gut an die wirbeligen Tage, da trat diese Organisation von der Presse gefeiert als Helfer und fast Retter auf, und niemand fragte nach, was die denn eigentlich vorhaben. - Die Gemeinde Los Llanos hat dann auf das Konto der Organisation 23.000 Euro überwiesen, wohl mit dem klaren Hinweis, dass dieses Geld den Geschädigten im Süden der Insel zufließen sollte. - Damit will man nun seitens der Gemeinde beweisen, dass "Más Nunca" diese Gelder veruntreut hat, denn bei den Brandopfern im Süden kam das Geld niemals an. - Auch andere Spender wollen gegen "Más Nunca" in ähnlichem Sinne vorgehen, allerdings sind die Mehrzahl kleine Privatspender, welche wohl nicht den Gang vor Gericht wagen werden. - Der Ausgang der ganzen Geschichte ist völlig offen, aber auf jeden Fall können wir hoffen, dass endlich mal komplette Transparenz in die Spendensumme kommt, und auch die Tätigkeiten der Organisation "Más Nunca", die ja irgendwie den Umgang mit den Spendengeldern erklären muss. - So ein bisschen müssen sich viele Spender auch einfach an die eigene Nase fassen, warum sie nicht auf die offiziellen Spendenkonten eingezahlt haben, besonders die Gemeinde Los Llanos, sondern an einen Verein, der nicht mal hier auf der Insel eingetragen ist. - Gut, das haben wir nun kapiert, und ich bin wirklich froh, dass ich in meiner Kolumne das Konto der Inselregierung empfohlen habe. Aber jetzt sind wir alle schlauer und es wird uns "más nunca", also niemals mehr passieren.



Dienstag 28.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 4 mm - Luftfeuchte 64 % - Luftdruck 1006 hPa
Höchsttemperatur heute 18,7 Grad - niedrigste Temperatur 13,0 Grad

Weihnachten

"Nun gib doch mal die Küchenrolle her, und - hol doch endlich die Schale mit Wasser, nicht aus der Leitung, nimm das abgekochte - ach, da kommt noch eins!" Gru kniete vor dem Pappkarton, den Chris beim Laden bekam, für ein Weihnachtskind, wie er sagte. Sie hatten für La Chucha in dem Geräteraum neben der Terrasse ein Zuhause gebaut und nun hockten sie alle um den Karton, den Bodil kurzerhand auf die Terrasse zog. Bodil war wie ihre Mutter sehr besonnen, schon ein bisschen erwachsen, und heute Abend ganz besonders: " Wie viele Kinder kann La Chucha bekommen - nun sag doch Mama, du weißt das doch! Jetzt sind es drei, wie viele kommen noch!?"

La Chucha hatte mit Lecken aufgehört und den Hals wieder lang gemacht. Chris zog sich einen Stuhl heran. Eigil fühlte sich ein wenig verlassen. Er lehnte sich an seinen Vater.

"Faß sie nicht an, laß die Finger weg, Bodil!" Gru reckte sich und wackelte sich nach oben, sie hatte zu lange in der Hocke gesessen. "So, es ist wieder so weit, da kommt Nummer vier!" - "Sag, Mama, wie viele kommen noch?" - "Bodil , wir werden sehen, also, Weihnachten habe ich mir anders vorgestellt, aber in dieser Gegend ist niemand vor Überraschungen sicher! Nun mach doch mal einer die Kerzen an - Eigil!"

Eigil holte die Windlichter auf die Terrasse und stellte den Tisch voll. Kein Lüftchen regte sich. Sie saßen und lachten: "Da seht ihr's, so kriegen wir Kinder!" Gru nahm Bodil in die Arme und wiegte sie, dann streckte sie den Arm aus und streichelte Chris und Eigil übers Haar. " So, und nun bringen wir das Essen raus, los, ihr beiden Männer, helft mir mal!"

La Chucha hatte vier Welpen bekommen. Ihr Karton war richtig zum Leben erwacht, und sie sorgte sich um ihre Kleinen. Alles war sauber, nachdem Gru ihr geholfen hatte. Da lagen nun vier kleine, dunkle Wollknäule mit einem leicht schwarzen Schimmer um die Nasen.
"Ich glaube, La Chucha ist sehr glücklich!" Bodil legte ihre Hand auf die ihrer Mutter. "Ich finde nur den Namen blöd. Ich habe es mir überlegt wir nennen sie Maria!"
"Du kannst doch einen Hund nicht Maria nennen, das ist doch völlig daneben, das ist doch eine Heilige!" Eigil nahm einen Schluck Tomatensaft. Chris lachte laut auf, als wenn eine verrückte Idee seine Gedanken gekreuzt hätte: "Du kannst sie Marry nennen oder noch besser Merry, ja Merry Christmas!" - "Das ist aber geschmacklos, Chris, Du musst Bodil ernst nehmen!" Gru legte ihm noch ein Stück Ente auf den Teller.

"Ich nenne, La Chucha Maria, weil es ein schöner Name ist und weil Maria auch kein Zuhause hatte. Wir können ihr ja zwei Namen geben, ja, sie heißt von nun an Maria la Chucha, das ist schön!" Bodil lehnte sich zurück und biss sich auf die Unterlippe: "Frohe Weihnachten, meine kleine Maria la Chucha Mama"!





Dienstag 28.12.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 70 % - Luftdruck 1009 hPa

Mineralwasser anstatt Lockenwicklern und
Santa Cruz heute weiträumig umfahren

Auf Tenerife hat man eine interessante Quelle sprudelnden Wassers entdeckt, welches die gleiche chemische Zusammensetzung hat, wie das berühmte "Firgas" auf Gran Canaria. - Allerdings liegt der Vorteil bei der Quelle welche nun auf Tenerife gefunden wurde darin, dass aus dieser Quelle das Wasser gleich mit Kohlensäure versetzt aus dem Brunnen fließt, auf Gran Canaria hingegen muss man diese Kohlensäure erst noch aufwendig hinzugeben. - Eine baldigen Vermarktung dieses Wasser steht nun kaum noch etwas im Wege, und wie es sein könne, dass dieses Wasser, welches bei Güímar auf Tenerife gefunden worden ist, die gleiche Zusammensetzung und Eigenschaften hätte wie das Wasser aus dem Ort Firgas auf Gran Canaria, dazu liefert der bekannte Vulkanologe Dr. Nemesio Carracedo auch gleich eine These, welche auf einem unterseeischen Tunnel zwischen beiden Inseln beruht, Folge der vielen Vulkanausbrüche hier auf den Kanaren. - Der Vulkan steuere auch gleich noch die Kohlensäure bei, deshalb sei das gar nicht verwunderlich, dass das Wasser welches man im "Pozo Hondo" auf Tenerife gefunden hätte, gleich mit Gas versetzt wäre. - Man müsse sich nicht wundern, wenn es bald nun im Verkauf ein Mineralwasser gäbe, welches "Aguafirgas de Tenerife" heißen würde, mit einem hübschen blauen Etikett, welches dann noch den Zusatz tragen würde, "Agua mineral con gas del Teide". - Ob das Ganze nicht widersinnlich sei, denn Firgas sei ja eine Stadt auf Gran Canaria und so könne man ja nicht den Namen dieser Stadt dazu verwenden, Wasser einer anderen Insel zu verkaufen. - Aber dafür liefert man auf Tenerife auch wieder eine interessante These, "Firgas" oder "Aguafirgas" sei ein Kanarismus und werde inzwischen für jegliches Mineralwasser mit Kohlensäure verwendet, man könnte das etwa mit Dresdner Christstollen aus München vergleichen. - Weiteres Beispiel für solche Kanarismen werden auch geboten, so nennt man hier jedes Allradfahrzeug "yis", abgeleitet von der amerikanischen Automarke Jeep, aber jeder weiß was gemeint ist, wenn man einen "Yis de Toyota" fährt, genau so wie man hier auf den Kanaren ohne weiters überall Schweinebeefsteak in den Lokalen bekäme, nämlich "bistek de cerdo. - Weiter eingebunden um die noch zu klärenden Fragen um die interessante Quelle klären könnte ist ein Astrophysiker der autochthonen ethnoastronomischen Abteilung des IAC, welcher mögliche Zusammenhänge zwischen der Quelle und den nahen Pyramiden von Güímar klären solle. - Größtes Hindernis aber vor einer Vermarktung könnte ein anderen Problem werden, denn die eigentliche Entdeckerin der Quelle, eine Schäferin namens Doña Efigenia berichtet, dass ihre Ziegen immer von dem Wasser getrunken hätten und danach wäre ihr Fell ganz lockig geworden und man nun natürlich noch abklären müsste, ob sich dieses Phänomen auch bei Menschen wiederholt.

Die ganze Meldung ist natürlich gequirlte Phantasie, denn heute am 28. Dezember feiert man in Spanien den "Día de los Santos Inocentes" und der wird hier genau so zelebriert, wie der Erste April in den Mitteleuropäischen Ländern. - Jede Zeitung die was auf sich hält, oder einfach solche Traditionen liebt, die wird heute einen solchen "Scherzartikel" in seine Ausgabe einbauen, und je dicker man aufträgt, umso schneller wird man das entlarven. - Der "Diario de Avisos" bringt eigentlich immer die dicksten Klopper, und von denen stammt diese Geschichte auch, und vielleicht sollte man auch noch dazu wissen, dass die Konkurrenz zwischen den beiden kapitalinen Inseln Tenerife und Gran Canaria immer wieder Anlass zu ganz verqueren Auseinandersetzungen gereicht. - Damit spielt man eben, endlich das berühmte Firgas auch auf Tenerife, und einen kleinen Seitenhieb auf die beiden Vulkanologen Nemesio Pérez und Carlos Carracedo, die sich gegenseitig immer öffentlich widersprechen, und eben hier in dem Artikel zum Supervulkanologen Dr. Nemesio Carracedo zusammengefasst werden. - Eine schöne Tradition, und heute muss man aufpassen, was man liest oder hört, und wo man in Deutschland dann April - April ruft, um den Scherz aufzuklären, so heißt das dann hier folgerichtig: inocente - inocente.

Kein "inocente-Scherz" ist der Massenauflauf der Kreuzfahrtschiffe heute im Hafen unserer Hauptstadt. - Gleich 2 Aidas, nämlich die "Aidablu" und die "Aidabella" liegen heute zusammen in unserem Hafen, den ganzen Tag lang, und zusätzlich auch noch die englische "Artemis", so dass sich heute an die 7.000 Kreuzfahrer über die Stadt und die Insel ergießen werden, und zusätzlich auch noch 3.000 Besatzungsmitglieder der Schiffe auf La Palma sind. - Die beiden Aidas und die "Artemis", die würden alle drei zusammen gar nicht an die eine Mole passen, so dass die "Aidabella" auf der eigentlich für Frachtschiffe vorgesehene gegenüber liegende Mole ausweichen muss. - So ganz häufig ist das auch nicht für die Aida-Schiffe, dass man gleichzeitig einen Hafen anläuft, und besonders wo die beiden Schiffe "blu" und "bella" ja fast gleich sind. - Wer nun heute einen dringenden Termin in der Hauptstadt hat, oder dachte, er könne locker man ein bisschen in der Fußgängerzone lustwandeln, der sollte sich einen anderen Tag dafür aussuchen, denn heute wird es drückend eng werden in Santa Cruz. - Wer allerdings diese Atmosphäre mal erleben will, oder einfach die Schiffe photographieren, der sollte heute wohl in die Hauptstadt fahren, allen anderen sei dringend davon abgeraten.




Aidablu, Aidabella und die Artemis im Hafen von Santa Cruz de La Palma am 28.12.2010




Montag 27.12.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 66 % - Luftdruck 1011 hPa
Höchsttemperatur heute 18,7 Grad - niedrigste Temperatur 13,4 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 20,1 - Temp. Min 8,3 - Feuchte 42 - 93 % Niederschlag 0 mm

Unzetrennlich

"Sie können das Tier behalten!" Die Frau verdrehte die Augen zu Bodil und La Chucha, sah die beiden aber nicht. Ihre Worte kamen Bodil wie das Zischen einer Schlage vor, die Frau war ihr unheimlich. Bodil spürte wie auch La Chuchas Herz pochte. Sie hatte ihre beiden Arme um den Hals des Hundes geschlungen: "Ich werde dich nicht mehr loslassen, du bleibst jetzt bei mir, für immer!" Bodil bewegte eigentlich nur die Lippen, denn wozu sollte sie etwas sagen, was schon gehört war. Die Sonne stand tief im Westen, alles war in einen roten Schein gehüllt.

Gru hatte vergeblich versucht, Bodil von ihrem Vorhaben abzubringen, ein neues Kind in die Familie aufzunehmen, zumal es ein Hundekind war. Aber wenn Kinder kommen, gibt es keine anderen Argumente als nur gute! Und der Tag war vergangen.
"Bring den Hund aber nicht ins Haus, wir kommen um vor Flöhen. Du wirst gleich baden - ach, was soll ich noch sagen, Chris, erledige das mit der Frau, ich will jetzt wirklich nicht mehr darüber reden!" Und Gru hatte noch einen ganz anderen Grund, an Hundekinder zu denken, aber das sagte sie nicht.

Chris nahm der Frau die Plastiktüte mit Apfelsinen ab und gab ihr die vereinbarten 3 Euro: "Was wollen Sie nun für den Hund haben?" Eigentlich hatte er nicht vor, ihr etwas zu geben, und er fragte auch mehr, um den Besuch der Frau zu beenden. Sie hatte eine aufdringliche Art. Es überraschte ihn nicht sonderlich, als die Frau zwanzig Euro forderte. Er gab ihr zehn und bedeutete ihr, dass sie nach Weihnachten noch mal mit Apfelsinen wiederkommen könne.

"Was heißt eigentlich La Chucha, ich finde, das ist ein ganz komischer Name, ich kann das auch gar nicht so aussprechen, wie die Frau das sagt!? Bodil hatte sich aus der Hocke erhoben. "Sie sagt den Namen so wenig nett, finde ich!" Als Bodil einen Schritt nach vorn machte, folgte ihr La Chucha sofort. Die Frau wandte sich ab: "Ich gehe jetzt!" Bodil und la Chucha sahen ihr nach. Sie ging mit hoch aufgerichtetem Kopf, eine lange, braune, Strickjacke!

La Chucha hatte tagsüber mit den beiden Kindern verbracht. Sie verstand sehr schnell die Zusammenhänge und folgte den Wünschen der Kinder. Sie nahm sie mit auf ihre Schleichwege, immer bis zur nächsten Biegung um dann den Kopf zu wenden und mit den Augen zu sagen: "Nun kommt doch mit!" Und wenn die Kinder dann bei ihr waren, streckte sie sich auf die Vorderbeine, sprang hin und her, drehte sich zuweilen um sich selbst, und wieder lief sie ein Stück vor. Dann sah sie zurück bis die Kinder bei ihr waren, und das Spiel begann von neuem. So kamen sie bis zu dem großen Wasserverteiler und krochen durch das Loch im Zaun. Auf der anderen Seite des Weges lag Bosco, aber als er die Kinder gewahrte, bemühte er sich nicht weiter, aufzustehen. "Diese fremden kleinen Menschen sind unberechenbar, ärgerlich, aber ich muß sie laufen lassen!" Er sackte wieder in sich zusammen und verfolgte mit gleichgültiger Miene, wie La Chucha eine Marke setzte. Sie fixierte ihn kurz aus den Augenwinkeln und lachte, dann tobte sie mit den Kindern den Calejón hinab und bog in den Weg zum Haus der fremden Menschen ein. Bosco schlurfte über den Weg und markierte nach, mehr konnte er ja nicht machen.

Gru hatte der Familie einen Ruhetag verordnet, aber Chris mußte im Laden oben an der Straße einkaufen: "Und vergiß nicht die Dosen für den kleinen Hund," rief Bodil ihm nach. Für La Chucha wurde das Essen unter der Pergola zu einem Höhepunkt ihres kleinen Alltags. Wenn sie früher alles weg gebissen hatte, was in die Nähe ihres Futters kam, so war das hier anders, fast so, als wolle sie Bodil einladen, mit ihr zu teilen Und immer wieder streichelte Bodil ihr den Kopf: "Ja, das gefällt dir so, weißt du was, du bleibst einfach bei uns", und dann blinzelte sie zu Gru, "ich werde das schon mit meiner Mama regeln!" Und Gru ahnte, daß die Entscheidung schon gefallen war, als Bodil sich auf die Unterlippe biß.

Chris hatte auch der wandelnden Strickjacke auf dem Weg nach oben nachgeblickt und in seinem Wörterbuch geblättert. Dann hielt er inne: "Tja, La Chucha, das ist nicht unbedingt ein schöner Name, aber das stört bei uns zu Hause wohl auch niemanden!" Er stockte: "Bei uns zu Hause - ach ja, wir müssen den Hund ja auch mitnehmen - La Chucha auf Lista, gut, wenn Bodil das so will!"

Sie saßen alle unter der Pergola und sannen dem schwindenden Rot des Tages nach. La Chucha hatte sich neben Bodils Füßen eingerollt. Es war für sie nicht leicht gewesen, diese Entscheidung zu treffen, aber alles würde gut werden. Sie seufzte tief und sagte Bodil, daß sie glücklich sei. Bodil ließ die Hand hinab und streichelte ihren Rücken.






Und hier noch ein interessanter Hinweis unseres "Kulturbeauftragten" Ödi Jonitz. - Es geht um die Rettung des Openfestivals auf La Palma, und Inhaber eines Kontos bei der "Caja Canarias" können dabei helfen, auch ohne zu spenden:

Liebe Freunde,

viele von euch wissen, dass ich nicht nur meine Familie, meine Arbeit und das Tauchen liebe. Musik ist meine grosse Leidenschaft, ganz vorne weg die Oper. Es lag daher für mich nahe, mich im Verein der palmerischen Opernfreunde zu engagieren. Seit 2005 organisiert ACAPO jedes Jahr im Sommer ein kleines, aber ausgesprochen feines Opernfestival im Hof des alten Franziskanerklosters von Santa Cruz de La Palma. Wer noch nie dort war, der hat dringenden Nachholbedarf, es lohnt sich.

Auch wenn wir auf die Tatsache stolz sind, dass wir schon bisher auf eine Eigenfinanzierungsquote von stets über 50 % verweisen konnten, so stellt uns die aktuelle "crisis" vor das Problem, dass die sogenannte öffentliche Hand nun weitere Kürzungen vornimmt. Die Kultur steht bei diesen Kürzungen leider meist an erster Stelle. Auf unserer Suche nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten stiessen wir auf das Projekt der Caja Canarias "Tu eliges, tu decides". Dieses Projekt ermöglicht es den Kunden der Bank, selbst zu entscheiden, wohin Teile des Bankgewinnes fliessen. Wohlgemerkt: Es handelt sich nicht um die Rendite eurer Konten, sondern um den Gewinn, den die Bank mit euren Einlagen erzielt. Teile dieses Gewinnes fliessen schon bisher in die sogenannte „Obra Social“, neu ist nur, dass nun ihr es seid, die bestimmen können, in welche Projekte diese Gelder gehen. Es geht ganz einfach: Ihr wählt das oder die Projekte, die ihr unterstützen wollt per homebanking aus http://www.cajacanarias.es/default2.shtml --> Tú eliges, tú decides --> Eliga ahora --> Busca por libre: 31032), oder füllt das beigefügte Formular der Caja Canarias aus. Für unser Projekt gebt ihr unter proyecto „VII Festival Ópera en el Convento“ ein, unter entidad „Asociación Amigos Palmeros de la Ópera“, und fügt den código 31032 dazu. Ihr könnt das Formular in jeder Zweigstelle selbst abgeben oder uns damit beauftragen. Bitte beachtet, dass mehrere Formulare identisch ausgefüllt werden müssen, wenn euer Konto mehr als einen Inhaber hat.

Am 31. Dezember ist Stichtag, es bleibt also nicht mehr viel Zeit. Wir würden uns natürlich auch freuen, wenn ihr für unser Projekt im Freundes- und Bekanntenkreis werben könntet.

Ich hoffe von ganzem Herzen auf eure Unterstützung, damit das einzige Open Air Festival dieser Art auf den Kanarischen Inseln am Leben bleiben kann.

Mit den besten Wünschen für das kommende Jahr

Ödi Jonitz

ASOCIACION CULTURAL AMIGOS PALMEROS DE LA OPERA (ACAPO)
Apartado de Correos 395
38700 Santa Cruz de La Palma
Teléfono: 626 029 705
www.operaenelconvento.es






Montag 27.12.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 70 % - Luftdruck 1012 hPa

Altersheim mit Selbstversorgung
Landwirtschaft im Ponyhof

Man muss sich das aber nun nicht so vorstellen, dass die Menschen im Altersheim ihre Kartoffeln selber anbauen müssen. - Vielleicht kommt das aber auch noch, bei dem wenigen Geld, welches die öffentlichen Korporationen noch zur Verfügung haben… Die Inselregierung lässt nicht locker, was die Rettung unserer heimischen Landwirtschaft angeht, und bedient sich dabei auch interessanter wie fragwürdiger Methoden. - So will man nun, alle von der Inselregierung betriebenen Einrichtungen wie Altersheime und die Pflegeheime ausschließlich mit Produkten aus heimischer Produktion beliefern. - Das dient weniger dazu die Kosten zu senken, denn auf dem globalen Markt kauft man die Kartoffeln billiger als beim Landwirt um die Ecke, sondern eben viel mehr der heimischen Landwirtschaft wieder mehr Bedeutung zu verleihen. - Es gibt ja bereits mehrere Linien auf denen man hiesigen Bauern zu festgelegten und garantierten Preisen ihre Ware abnimmt, und diese dann über die inseleigene Firma "Sodepal" weiterverkauft. - Da schafft man auch reichlich Ware auf die anderen Inseln, und in der Tat, hier wird wieder mehr Gemüsebau betrieben und plötzlich kommt man wieder an Karottenfeldern vorbei, oder sieht fleißige Landmänner Salat pflücken. - In einem kleinen und beschützten Umfeld funktioniert das also bereits wieder, und das will man seitens der Inselregierung natürlich weiter ausbauen. Im Vordergrund steht dabei der Versuch, die Landwirtschaft wieder als berufliche Alternative hier auf La Palma zu installieren, was ein sehr lobenswertes Vorhaben darstellt, nachdem man begriffen hat, dass der Bausektor niemals mehr das große Heer schlecht ausgebildeter Arbeiter beschäftigen wird, und der Tourismus weiter seine ganz kleinen Kreise zieht. - Da kommt die Landwirtschaft als rettende Idee natürlich wunderbar daher, und schließlich haben wir hervorragende Voraussetzungen dafür, unser Klima, unser Wasser, und viele Menschen, welche auch mit der Materie Erde umgehen können. - Daraus möchte man nun eine Erfolgsgeschichte backen, La Palma als neue Speisekammer der Kanaren tönt man bereits, und vergisst ein bisschen dabei, dass wir diesen Zustand bereits mal hatten, und übersieht wohl auch die Probleme, welche in der real existierenden Welt für Landwirtschaft in Hochlohnländern einfach mal existieren. - Man kann mit den Preisen einfach nicht mithalten, darüber hinaus sind ja auch unsere Anbauflächen so klein und so arbeitsintensiv zu bewirtschaften, dass wir gegen das globale Angebot niemals eine Chance haben werden. - Bislang funktionieren diese gesteuerten Anfänge ja auch nur deshalb, weil eben die Landwirte eine Absatzgarantie erhalten, und Erzeugerpreise, die weit ab von Weltmarktpreisen liegen. - So baut man nun einen subventionierten Wertschöpfungskreislauf auf, der schon ein bisschen was von Ponyhof hat, denn die Bauern erfahren dabei kein eigenes Risiko, und das Endprodukt wird auf jeden Fall verkauft, entweder wie das bei den Fertigsalaten ist, weit unter den Gestehungskosten, oder man verteilt eben die Ware "im eigenen Haus", so wie man das nun mit den Heimen machen will. - Dennoch sollte man auf dieser Linie weiterarbeiten, aber hier nicht stehen bleiben, denn das Ziel muss ja sein, einen florierenden Markt dann Stück für Stück auch wieder aus dem Ponyhof in die Realität zu schicken. - Dazu müsste man dann aber auch eine starke Marke gründen, und pfiffige Geschäftsleute, welche sich um gezieltes Marketing bemühen, denn unsere alte Schallplatte die springt ja immer an der gleichen Stelle, produzieren können wir alles, aber verkaufen können wir nichts.

Eigentlich wollt ich ja dieses Jahr nichts mehr über das Wetter schreiben, aber leider kann ich mir diesen Luxus nicht ganz leisten. - Das Hoch, dieses kleine, aber so mutige Hoch, welches uns das vierte Tief in einem Monat dann fast noch komplett vom Leib gehalten hat, dem geht nun auf der Zielgeraden doch wieder die Hektopascalpuste aus. - Das Tief ist zwar bereits bequem weit im Norden der Insel angekommen, schickt uns aber doch noch einen garstigen Ausläufer heran, der ein Niederschlagsband von einer Länge von mehreren tausend Kilometern über den Atlantik zieht. - Da hilft kein Ducken mehr oder abtauchen, morgen, und vielleicht auch noch übermorgen wird es wieder nass hier auf den Inseln, und auch der Wind wird wieder aus Südwest seine unattraktive Rolle einnehmen. - Aber das Ganze dauert eben nicht so lange, als wenn wir durch das gesamte Tiefdruckgebiet müssten, aber nass werden wir allemal. - Für den Jahreswechsel sieht es dann wieder gut aus und wir verabschieden uns dann von dem regenreichsten Jahr seit viele, vielen Jahren, seit wie vielen Jahren, darüber diskutieren die Meteorologen noch, und das auch, weil eben hier auf der Insel die Niederschlagsmengen so unterschiedlich verteilt sind.



Sonntag 26.12.2010 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 78 % - Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 20,4 Grad - niedrigste Temperatur 13,9 Grad

Erwachen

Wenn der Morgen über den Berg hochzieht, wenn die Wasserweite noch dunkelt, wenn die letzten Tautropfen ihre Halme gefunden haben und ein erster Vogel singt, dann können sich auch gute Wünsche erfüllen.

La Chucha erwachte aus tiefem Schlaf, nicht so ruckartig wie sonst, wenn jedes kleine Geräusch sie aufschrecken ließ, nein, mit ihren Träumen dämmerte sie in den frühen Morgen. Sie legte den Kopf über die andere Pfote und begann damit, sich zu erinnern: Die Hütte war es, dort wohnen die fremden Menschen. Sie dachte an das kleine Mädchen, und vielleicht hatten die Menschen etwas Essbares vor der Tür vergessen. Sie gewann wieder den Geruch des kleinen Mädchens, und einige schöne Bilder zogen an ihr vorbei. Ein Hahn krähte. Horhito mischte sich viel zu früh ein. La Chucha schnaufte kräftig aus, schob einen Hinterlauf von sich und begann sich zu recken. Dann sprang sie hoch und schüttelte den Staub und die Nacht von sich. Frühe Geräusche des Morgens knisterten, es war Zeit, auf die Suche zu gehen.

Am großen Wasserverteiler war eine Tropfstelle, sie holte sich etwas Wasser und verschwand im Weinfeld.

Eigil folgte dem Lichtschein in der Gardine. Ein Moped zerschnitt die Stille des Morgens, und dann war da ein Geräusch! Auf den Kieseln unter dem Fenster bewegte sich etwas. Eigil hielt die Luft an und horchte. Etwas schnüffelte am Fenster, leicht bewegte sich die Gardine. Er lag ganz still und lauschte. Vielleicht war das ein wildes Tier, ein Marder - da, da war es wieder, aber jetzt weiter weg - das Klicken der Kiesel. Vorsichtig zog er sich aus dem Bett und schlich zum Fenster. Er zog die Gardine etwas ab und konnte auf der Terrasse unter der Pergola einen Schatten sehen, jetzt kam er hervor - ein Hund! "Ach, na ja, nur ein kleiner Hund," flüsterte er zu sich, aber vielleicht war das ja Bodils Hund?! Er schlich zu Bodils Bett: "Bodil, wach auf, ich glaube, dein Hund ist da!" Die kleine Schwester rekelte sich und drehte den Kopf unter die Decke. "Du, Bodil, da ist Dein Hund, wohl der von gestern!"

Mit einem Schlag war Bodil wach. Wie immer machte sie ganz große Augen, wenn sie aus tiefem Schlaf nach oben kam. Sie rieb sich die Nase. "Was ist los, Eigil, warum weckst du mich denn jetzt, es ist doch noch ganz dunkel?"- " Da ist dein kleiner Hund, auf der Terrasse - psst!"

Ohne lange zu zögern, ging Bodil zur Tür. Sie lief durch das Wohnzimmer und öffnete die Tür zur Terrasse.
La Chucha machte einen Satz zur Seite und sprang den Weg hoch. Dann verharrte sie und sah zurück. Die Blicke eines kleinen Mädchens und eines kleinen Hundes verbanden sich. Über dem Berg schimmerte der Morgen.






Sonntag 26.12.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 72 % - Luftdruck 1015 hPa

Trödelmarkt mit Schiffsanbindung
2,5 Großsegler bilden noch keinen Halbkreis

Der Begriff "Großsegler" ist genau so wenig geschützt wie das Wort "Calima", wir müssen uns also nicht mit Wortklauberei aufhalten, ob die drei dort im Hafen von Santa Cruz auf uns wartenden Schiffe wirklich "Großsegler" waren. - Ist auch nicht so wichtig, unser Dank gilt um so mehr den Eignern und der Besatzungen der Schiffe "Lord Nelson", die wohl an jedem Treffen hier auf La Palma mitgemacht hat, "Roald Amundsen", und der "Bessie Ellen", die wir noch nie hier auf La Palma gesehen haben. - Drei Schiffe, eines davon sehr klein, das ist der traurige Negativrekord unseres traditionellen "Großseglertreffens", und man wird wohl nicht umhinkommen, sich für den weihnachtlichen Flohmarkt im Hafen von Santa Cruz langsam einen anderen Namen, oder besser ein anderes Zugpferd zu suchen. - Oder einfach beim Flohmarkt an sich bleiben, denn der war, nimmt man die Zahl der Marktstände und Besucher, ein voller Erfolg. - Ich habe keine Zahlen, aber es kam mir so vor, als wären noch nie zuvor so viele Händler dort erschienen, und auch die zahllosen Besucher machten diese Veranstaltung dann wohl wieder zu dem Ereignis am ersten Weihnachtsfeiertag. - Prächtiges Wetter begleitete dann diesen Rummel auch, und selten ist so viel im Hafen von Santa Cruz de La Palma los, wie gestern. - Sogar im Hafengebäude hatte man Verkaufsstände untergebracht, eine lustige Band spielte stimmige Lieder, und immer mehr Besucher trafen noch ein, als wir gegen Mittag längst wieder den Heimweg antraten. - Die angebotenen Waren können es eigentlich nicht sein, welche solche Menschenmassen in die Hauptstadt locken, es war der übliche Tand, den man auf Flohmärkten so angeboten bekommt. Mal Kunsthandwerk, mal Handwerk, aber meist nur Werk, und eben vieles, aus solchen für ihr traditionell hochwertiges Handwerk bekannten Provenienzen wie China, Taiwan und Korea. - Zuckerwatte und Mojitos, Luftballons und alte Schuhe, Modeschmuck und Plastikgewehre, seit Stefan Raab dort, oder Pepe Benavente hier, die nationalen kulturellen Ansprüche bündeln, reicht so etwas eben aus, um Massen anzulocken. - Nein, ich gehe auch nicht lieber auf Dichterlesungen, oder sehe mir stundelang westlaotischen Ausdruckstanz an, mit Untertiteln, aber bemerkenswert ist das schon, wie einfach man solche Veranstaltungen zu echten Rennern für ein Massenpublikum machen kann.

Da sollten die Politiker und die Halbprofis der Protestbranche schon mal genau hinsehen, wie man die Massen anlocken kann, aber vielleicht liegt es ja einfach auch nur an dem Datum und dem Wunsch der Leute, an einem sonst so stickigen Weihnachtstag einen kleinen, und kalkulierbaren Ausflug machen zu können. - Eigentlich schade, dass gerade gestern kein Kreuzfahrtschiff im Hafen lag, man konnte sich so schon an manchen Stellen nur mit robustem Körperkontakt den Weg durch die Massen ermöglichen, unter dieses Publikum dann noch die üblichen Rollatoren und weißfleischigen Engländer gemischt, das würde dann enden wie die Völkerschlacht von Leipzig. - Nach hinten, da wo sonst die Aidas und "… of the seas" liegen, da war dann wieder Platz, und man konnte sich ein bisschen erholen von den vielen Ellebogen und listig hatten wir vor, den Rückweg dann über den oberen Weg der Hafenmole anzutreten, aber wir hatten die Rechnung nicht mit der Hafenobrigkeit gemacht, denn am südlichen Ende der Mole versperrte eine mächtige Kette die Tür zum luftigen Abgang über den Massen. - Also wieder zurück, und als Belohnung hatten wir uns dann vorgenommen, noch in der "Marina" in einem Cafe oder Restaurant eine kleine Stärkung einzunehmen, aber das einzig geöffnete Restaurant dort war bereits hoffnungslos überfüllt, so dass uns der schnelle Rückzug nach El Paso auch von anderer Seite sehr nahe gelegt wurde. - Die Marina de La Palma, ein interessantes Gebäude dort, und der gelungene Versuch, unter dem Vorwand für den Yachthafen dienlich zu sein, auf öffentlichem Gelände ein Einkaufszentrum zu installieren. - Ein paar Läden sind noch frei, entweder sind die Mieten schicksalssüchtig, oder die Installation dort lohnt sich dann doch nur zu bestimmten Stunden in der Woche, und wäre kein Hinweisschild, dass dort bald ein Sparmarkt eröffnet, dann fände man da schon so etwas wie einen mondänen Hauch, mitten in unserer kleinkarierten Hauptstadt, die an manchen Ecken noch viel bäuerlicher ist, als so mancher Flecken hier auf dem Land. - Ein gelungener Weihnachtsausflug war das, ganz einfach, weil wir das so wollten, und ob da nun 15 Segelschiffe im Hafen liegen oder zweieinhalb, wir waren uns selber genug um das zu genießen.

















Samstag 25.12.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 62 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 20,1 Grad - niedrigste Temperatur 12,4 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 21,5 - Temp. Min 10,6 - Feuchte 29 - 74 % Niederschlag 0 mm

Bodil

"Warum bin ich ein Mensch und nicht ein Hund?!" Bodil schob das Glas mit Pfirsichsaft zurück, für Gru ein Zeichen kommender Fragen, die weitaus schwieriger zu beantworten sein dürften. Sie legte ihre Hand auf Bodils Arm. "Weißt du, Bodil, die Natur ist so undurchschaubar, sie macht das einfach so - und außerdem sind wir alle von der langen Reise viel zu müde. Ich kann dir das wirklich nicht beantworten! Ah, da kommt ja unser Essen!"

Schon während des Fluges waren in Chris die Erinnerungen an Tazacorte erwacht. Eigentlich kannte er La Palma nur aus der Hafensicht früherer Jahre, als er gelegentlich hier für ein paar Tage mit der einen oder anderen Segelyacht festmachte. Jetzt Tazacorte von Land her zu besuchen, wuchs sich zu einem eindringlich fremdartigen Gefühl zurecht, und so festigte sich der Entschluß: Gleich am ersten Abend zeige ich den Kindern den Hafen!

Wie hatte sich doch alles verändert. Chris ertappte sich wiederholt in Erzählungen aus früheren Zeiten und begeisterte sich an Altbekanntem. Lange standen sie auf der alten Mole. Hier saß er vor vielen Jahren mit Gru als er sie überredete, allein mit ihm den Stagsegelschoner Bruden av Mandal nach Südamerika zu segeln.

"Ein Hund weiß nicht, dass er ein Hund ist, er funktioniert einfach, ein Mensch bedenkt, was er tut!" Für Eigil war damit die Sache klar. Chris räusperte sich, nahm einen Schluck und trank den Kommentar hinunter.

"Seht euch doch die Katze an, die denkt, daß sie hier was abkriegt, die funktioniert doch nicht! Alles was lebt muß auch denken!" Bodil hatte wie Gru die Angewohnheit, sich auf die Unterlippe zu beißen, wenn sie die Dinge in die Hand nehmen oder etwas klarstellen wollte.

"Das ist doch Quatsch, Bodil! Wenn Dein Tintenfisch hätte denken können, wäre er nicht in deinem Magen gelandet."

"Ich glaube doch, daß ich Recht habe. Du denkst wie du, und ich denke wie ich, und Mama wie sie und Papa denkt auch. Und ein Hund denkt wie ein Hund und ein Tintenfisch auch, aber anders. Ich könnte gut ein Hund sein, und was würde ich dann denken - daß ich was zu essen bekomme, daß ich lieb gehabt werde, daß ich ein Zuhause habe, und ich will euch was sagen - der kleine Hund heute, den ihr ja nicht gesehen habt, der denkt genau das, und weil ich das weiß, könnte ich auch ein Hund sein, da ist doch gar kein Unterschied!" Bodil blickte Gru in die Augen. "Nichtwahr, Mama, so ist das doch!?"

Gru versuchte kurz, durch die Wand ihrer Müdigkeit in die sprudelnde Bodil-Welt zu gelangen, gab es aber auf. "Es ist viel zu spät, ich muß dir sagen, daß ich nur noch zu Bett gehen will. Laß uns Morgen darüber sprechen. Chris, wir müssen jetzt zahlen!"






Samstag 25.12.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 70 % - Luftdruck 1015 hPa

Gestern Kinder hat´s was gegeben
Papa gibt mir Geld, damit ich dir was kaufen kann

Was erwartet man von tiefgefrorenen Gänsekeulen aus Ungarn. - Genau das, was Sie denken, aber es war nicht schlimm, und meine große Tochter hat das erste Mal in ihrem Leben Gänsefleisch gegessen und gemeint, aha, interessant. - Nein, schlecht war das nicht, nur halt ein bisschen robust die Textur. - Katzen essen Gänsefleisch übrigens auch sehr gerne, aber nur ein klein wenig, die riechen das mit dem Cholesterin wohl schon von weitem. - Die gefüllten Nudeln waren der Renner, allerdings sind beim Kochen der Riesenmuscheln die Hälfte aller Nudeln gleich kaputt gegangen, aber dennoch waren genügend übrig, viel zu viele sogar. - Bratapfel, gefüllt mit Preiselbeeren, dieses Stück treudeutscher gastronomischer Nostalgie kam bei unseren Kindern dann am besten an, und so können wir doch noch das Weihnachtsmenü als geglückt verkünden. - Schön, dass wir heute wieder das Essen dürfen was uns schmeckt, Linsensuppe, Käsebrot oder Kartoffeln mit Mojo, und man dafür nicht mehr stundenlang in der Küche stehen muss. - Dennoch, wir wollen das nicht missen, haben uns aber bereits darauf hin verständigt, dass die Gänsekeulen nächstes Jahr nicht unbedingt wieder sein müssen, aber wieder irgendein anderes verrücktes Menü wird auch dann wieder zubereitet. - Der alljährige Vorschlag meiner großen Tochter, doch endlich mal Pizza als Weihnachtsmenü zu servieren, wurde wieder 3:1 abgelehnt, wir dürfen uns also wieder etwas Neues überlegen. - Bescherung ist was Feines, bei uns gab es früher immer so ein kleines Bimmelglöckchen welches dreimal angeschlagen wurde, bevor man die heiligen Hallen des umdekorierten Wohnzimmers betreten durfte. - Nein, solch feinlithurgischen Kunstgriffe kennen wir in unserem bäuerlichen Umfeld nicht, erst wird gegessen, dann werden die Kinder zum Abspülen in die Küche geschickt, und der virtuelle Weihnachtsmann und die Weihnachtsfrau haben nun die Gelegenheit, die Geschenke zumindest noch irgendwie konspirativ im Wohnzimmer aufzubauen. - Da unsere Kinder eine eher naturwissenschaftliche Erziehung genossen haben, weniger spirituell oder gar grobgläubig, sparen wir uns seit vielen Jahren diesen Blödsinn mit dem Christkind, oder diesem trotteligen Santa Claus, welcher durch den Kamin rutscht. - Früher, als alles anders, und nur manches besser war, da konnten wir ja noch Puppen und Legosteine schenken, also Dinge, mit denen auch die weltlichen Vertreter der Christkindes sich auskannten, heute werde ich in Läden geschickt um elektronische Geräte zu kaufen, von denen ich weder die genaue Bezeichnung kenne, noch was man mit diesen Dingern überhaupt macht. - Wenn ich Glück habe, dann gibt es diese Teile hier auf der Westseite, sonst muss ich nach Santa Cruz, oder wir müssen das Ding gar über den einschlägigen Versandhandel bestellen. - Das allerdings ist kreuzgefährlich, denn einmal kann die Post Monate dauern, und wenn man Pech hat, dann rutscht das Paket auch noch in die Zollkontrolle und man muss umständlich per Rechnung nachweisen, um was es da eigentlich geht, und eventuell Steuern nachentrichten. - So geschehen diese Jahr mit unserem schokoladigen Baumbehang, der nun auf dem Postzollamt auf Tenerife herumhängt, und nicht an unserem Weihnachtsbaum, aber zur Not können wir auch gut auf Symbolik verzichten, sprach ich doch bereits davon, wir sind eine naturwissenschaftlich geprägte Familiengemeinschaft. - Die Geschenke haben wir alle rechtzeitig heranbekommen, so schwer war das auch gar nicht, unsere Kinder haben sich bei ihren Wünschen längst auf die kognitiven Fähigkeiten ihrer Eltern beschränkt. - Kleidung, einen Haushaltsmixer für die Vegetarierin unter uns, reichlich Krimskrams, CD-Spieler mit USB Anschluss, einen riesigen Panda-Bären fürs Gemüt, und es ist das erste Weihnachtsfest, an dem bei uns keine Bücher verschenkt wurden, auch wenn meine Frau, die Buchhändlerin sich dabei sehr zurückhalten musste. Sie hat sich nur selbst mit einem kleinen Buchpaket beschenkt. - Insgesamt muss ich aber sagen, dass unsere Kinder sogar den neuen Trend zur Bescheidenheit folgen. - Ein Eifon und ein Eipot tatsch sollten es unbedingt sein, also einen zum anfassen, und bitte, wenn meine Kinder mit solchen Dingen glücklich zu machen sind, dann soll das an uns nicht liegen.




Eifon und Eipot, stehts zur Hand, in jedem Haushalt




Freitag 24.12.2010 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 59 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 19,5 Grad - niedrigste Temperatur 11,4 Grad

La Chucha

" Sonderbar sind diese Menschen", La Chucha schnürte den Pfad unter den Tuneras entlang und kam auf das Weinfeld, wo sie kurz inne hielt und die Luft prüfte. "Die kleinen Menschen sind eigentlich besser, sie haben nicht diesen strengen Geruch an sich. Kleine Menschen sind blumiger." Sie sann vor sich hin und nahm den Stein an der Ecke wahr, wo Boco Negro letztlich vorbeikam. "Gut!" Sie legte eine Marke ab, beroch noch einmal die Umgebung und zog an der Mauer entlang zu dem Loch im Zaun am Calejón. "Boco Negro, ach ja, schon ein toller Kerl, aber etwas zu aufdringlich! Jedenfalls hielt er ihr diesen Bosco und den blöden Horhito vom Hals!" La Chucha hatte sehr mit sich selbst zu tun, es war mal wieder soweit, und die Erinnerung an das letzte Mal saß noch fest in ihrem Gemüt. Da drüben lag Bosco und lauerte, er war ein Stinker, einer von diesen Fremdlingen, die Wasser schön fanden und sogar bei Regen unterwegs waren. Er wälzte sich in jedem Dreck. Einmal hatte er sich an einer platt gefahrenen Ratte eingeschmiert und sie von der Seite angefallen. Tage brauchte sie, um sich zu reinigen. Immer wieder war sie in das Sandloch gegangen. Da lag er! Sie prüfte die Luft, er war unruhig aber noch ließ er sich nichts anmerken, vielleicht sollte sie lieber einen anderen Weg nehmen. Schwarze Machos waren ihr ein Graus.

Sie riskierte einen Blick. Wenn sie es schaffen würde, hinter den großen Wasserverteiler zu kommen, wäre da das Loch in der Mauer zum nächsten Weinfeld. Sie wartete eine ganze Weile bis Bosco sich umdrehte. Er war mal eben damit beschäftigt, nach Fliegen zu schnappen, und sie schaffte es. Nun konnte sie ihn nicht mehr sehen, aber oben am Weg bemerkte sie Boco Negro! Und genau so hatte dieser sie bemerkt und trabte ihr entgegen. Nur schnell weg durch das Loch und dann an der Mauer entlang nach oben! Sie ahnte, dass Boco Negro ihren Schlupfweg nicht verraten würde. Bosco gewahrte den fremden Streuner.
Etwas zu wissen, ist gut, mehr zu wissen, ist besser: Boco Negro hob den Kopf in den Nacken. Mit dem Gefühl der Überlegenheit wandte er sich Bosco zu, aber hielt den Blick mit gespielter Gleichgültigkeit leicht zur Seite. Er hatte ein starkes Empfinden für sich selbst, nicht aus körperlicher Überlegenheit, nein, da konnte er nicht gegen Bosco gewinnen. Wenn er aber eine Idee hatte, wenn er vorausahnend eine Entwicklung spürte, liefen seine Handlungen wie von selbst ab. Und so vernahm er, wie Bosco jede seiner Bewegungen fixierte und seine Muskeln anspannte. Mit dem richtigen Abstand bog Boco Negro schlagartig ab zum Wasserverteiler und setzte eine Marke. Wenig später lief er den Weg zurück. Boco Negro hatte das unbändige Gefühl eines Gewinners. Er verfiel in langsame Schritte und verharrte mit zurückgewandtem Kopf. Bosco bewegte sich zum Wasserverteiler und suchte die Marke, er war unschlüssig, weil ihm das Geschehen nicht deutlich wurde, aber dann markierte auch er. Mit Gehabe sicherte er die Umgebung. Er vermied den Blickkontakt mit Boco Negro und ging betont langsam wieder zu seinem Platz. " Ha," dachte Boco Negro," viel Fleisch bedeutet nicht viel Verstand!"

La Chucha überquerte den Calejón, lief die Piste entlang und sprang unter die Apfelsinenbüsche. Sie fand die Blechschüssel am Küchenausgang leer. Manchmal ließen die Katzen etwas übrig, aber vielleicht bekamen sie auch nichts mehr. Die Frau in dem Haus war krank, ihre Seele leuchtete nicht mehr. La Chucha sah sie oft in graue Trauer gehüllt. Zuweilen lief sie den Weg hinab zu einer anderen Frau, sie ging auch zu dem Haus mit den fremden Menschen. Wenn sie das vorhatte, schlich sie sich in die Felsenhöhle und füllte eine Flasche mit dieser scheußlichen Flüssigkeit, oder sie pflückte Apfelsinen. Zuweilen hatte La Chucha sie verfolgt, aber eines Tages warf die Frau einen Stein, das hatte wehgetan! La Chucha ließ den Kopf hängen und stand steifbeinig und in sich gekehrt vor der Küchentür. Es dunkelte. Sie rollte sich vor der Tür ein und döste vor sich hin.

Spät kam die Frau angeschlichen. Gerade noch schaffte La Chucha einen Sprung zu Seite und versuchte, freundlich auf die Frau einzuwirken, aber die Tür knallte zu. La Chucha wartete angespannt auf schlimme Ereignisse.

Licht war jetzt in der Küche. Die Geräusche deuteten aber nicht auf Essen hin, und dann plötzlich begann das Gebrüll des Mannes. Er hatte schon am Nachmittag vor der Höhle gesessen und die scheußliche Flüssigkeit getrunken. La Chucha kannte seine schlechten Gerüche und seine üble Art nur zu gut, aber was sollte sie für einen solchen Menschen tun. Viele Male versuchte sie, ihm freundlich zu begegnen, er mochte sie nicht, und er mochte auch die Frau nicht.
Die Küchentür brach krachend auf. La Chucha sprang mit einem Satz in die Dunkelheit. Die Frau stürzte rückwärts heraus, sie schrie und schrie gegen das Gebrüll des Mannes an und fiel schließlich in das Kohlbeet, wo sie wimmernd liegen blieb. "Ich muß helfen" dachte La Chucha und näherte sich ihr mit weit vorgestrecktem Kopf. Sie hatte ein großes Gefühl des Erbarmens in sich und nahm das Entsetzen auf, das dem menschlichen Körper entströmte. Ganz langsam fand ihre Nase eine Hand, die sich zitternd krümmte, und sie leckte vorsichtig die traurige Angst weg. "Hau ab, du Viech, dich kann ich jetzt gar nicht gebrauchen," fauchte die Frau und schlug ihr die Hand gegen die Nase. Dann wimmerte sie wieder.
Es gibt Wesen, die keine Demut haben. La Chucha zog sich mit hängendem Kopf zurück und sah den grauen Schatten zu, wie sie um die Frau wallten. Noch einmal versuchte sie, ein gutes Gefühl hervorzubringen. Als die Frau sich ächzend aus dem Kohl wälzte, schwand ihr gutes Denken dahin. Sie wandte den Kopf zurück und folgte ihm mit ihrem Körper, sehr langsam nahm sie sich fort in die Dunkelheit, und wenig später fiel sie auf die Mauer am Ende des Apfelsinenhains. Sie legte Ihr Kinn über eine Pfote und empfing die Nacht.






Freitag 24.12.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 68 % - Luftdruck 1014 hPa

Morgen wieder Großseglertreffen in der Hauptstadt
Weihnachtsausflug wieder perfekt

Bevor wir uns in den wirklich finalen Rummel stürzen, noch ein paar Hinweise. - Zunächst ist es höchst erfreulich, dass morgen am 25. Dezember wieder das traditionelle Großseglertreffen in Santa Cruz de La Palma stattfindet, nachdem es letztes Jahr leider ausfallen musste. - Am Vormittag bereits erwartet man die meisten Schiffe, wobei ich leider nicht benennen kann, welche Schiffe denn erwartet werden. - Macht nichts, dann lassen wir uns eben überraschen, und Flohmarkt gibt es auch, und Livemusik, direkt im Hafen. - Wir erinnern uns an Großseglertreffen hier, wo an die 14 dieser Windjammer in unseren Hafen kamen um dort den ersten und hier einzigen Weihnachtsfeiertag zu verbringen. - Und bei uns natürlich nautische Gefühle und schauriges Fernweh auslösten. - Im Laufe der Jahre wurden das leider immer weniger Schiffe, dafür mehr Rahmenprogramm, und irgendwann artete das Ganze zu einem Flohmarkt mit Schiffsbesuch aus. - Ich hoffe nun, dass es den Veranstaltern wieder gelungen ist, dem eine neue Gewichtung zuzuordnen, denn Flohmarkt alleine und Livemusik, das lockt uns dann noch nicht in die Hauptstadt. - Auf jeden Fall ist das Wetter gut, und bei den letzten Treffen kamen unheimlich viele Besucher, die eben an diesem Weihnachtstag mit leichter körperlicher Bewegung, also Mole rauf und runter, Fotoapparat zücken und Zuckerwatte kaufen, genau den richtigen Auslauf für solch einen Tag fanden. - Was man bei einem Besuch des Hafens morgen auch noch machen kann, ist das neue Geschäftszentrum "Marina La Palma" beguachten, welches am Kopfende des Sporthafens entstanden ist. - Da wächst eine kleine, man möchte fast sagen autarke Welt an Geschäften heran, welche so ein bisschen auf Große, Weite Welt macht, und uns den Mief der kleinen Insel für einen Moment nicht um die Ohren wehen lässt. - Ob man das nun schön findet, weil nicht wirklich authentisch, das bleibt jedem selbst überlassen. - Auf jeden Fall lohnt sich der Besuch morgen in der Hauptstadt, Segelschiffe, Flohmarkt, Musik, Weihnachtsbeine vertreten, und neue Geschäftsmodelle studieren, das ist doch schon mal was.

Auch muss man immer wieder betonen, keiner verhungert hier auf La Palma, denn am 26. Dezember haben fast alle Läden wieder offen. - Auch wenn es ein Sonntag ist, aber mit Weihnachten ist doch bei uns der Rummel noch nicht vorbei, es gilt doch noch die Geschenken für den Tag der Heiligen Drei Könige zu erwerben, also schließt man den kommenden Sonntag noch voll mit ins Einkaufsprogramm ein. - Allerdings haben nicht alle Läden wir gewohnt bis 20:00 oder 21:00 Uhr offen, man sollte vielleicht dann schon um die Mittagszeit losziehen.

Apropos Einkaufen, da habe ich ja eine richtige Spezialistin und aktuelle Beraterin in der Familie, welche uns immer wieder über die neuesten Trends und Läden auf der Insel informiert. - So fand gestern Abend in Los Llanos die "Noche Blanca" statt, da hatten viele Läden bis Mitternacht auf, und Los Llanos war auch richtig voll noch zu der Uhrzeit. - Anfang des Monats hatte ja die Hauptstadt dieses Verkaufsexperiment bereits zufrieden stellend durchgezogen, aber in Los Llanos nun gestern Nacht war noch mehr los als in der Hauptstadt. - Das wird also angenommen von den Kunden, dazu Livemusik auf den Straßen, alle Kneipen und Cafes offen, und wenn das Wetter dann mitspielt, dann klingelt auch die Kasse und das muss man ja in dieser Zeit fast bereits als Bürgerpflicht unterstellen, zumindest für den, der noch klingeln lassen kann. - Ich wette, solche langen Nächte des Konsums werden wir zukünftig noch öfter erleben, und Gewerkschaften lassen sich gegen solche Anlässe schon lange nicht mehr mobilisieren. In Zeiten der Krise, besonders wenn die länger anhält als nur ein dreiviertel Jahr, dann sind selbst unter sozialistischen Regierungen Dinge möglich, welche vor Jahren noch nicht einmal diskutierbar gewesen wären. - Ob das damit gemeint ist, wenn die Leute sagen, die Krise ist auch für etwas gut? - Nein, sicher nicht, aber den wahren Grund, warum man der Krise generell eigentlich dankbar sein muss, den will ja keiner hören, auch weil ein privilegierter Teil der Bevölkerung sich ja krisenunabhängig gemacht hat, und manche davon sogar mit dieser Krise mehr verdienen als vorher. - Krise haben wir, weil wir über ein Jahrzehnt auf Pump, und völlig über unsere Verhältnisse gelebt haben, zumindest hier in Spanien. - Nur bezahlen die Zeche halt wieder nur die nicht privilegierten Menschen, und auch eine sozialistische Regierung ist längst nicht mehr in der Lage, dieses Missverhältnis noch zu kontrollieren.

Jetzt muss dringend noch ein positiver Abschluss der heutigen Kolumne kommen, und den finden wir in der Nachricht, dass die Inselregierung nun den Haushalt für 2011 verabschiedet hat, und zwar einen Sparhaushalt (was sonst), der 13% weniger Ausgaben als noch in 2010 vorsieht. - Das letzte Mittel aller Haushalte lautet eben, einfach die Investitionen wegschneiden, dann muss man nicht am Personal sparen und nicht bei den sozialen Diensten. - Das kann man einmal machen, besonders vor den nahen Wahlen, aber wenn die Gemeinden schon nächstes Jahr ohne "Arme" dastehen, und nun die Inselregierung auch noch, dann wird 2011 wirklich das Jahr der finanziellen Demut. - So ein ganz falscher Weg ist das auch gar nicht.

Und ganz in "kanadischer Tradition" geben ich Ihnen noch ein kanarisches Weihnachtsliedchen mit auf den Weg, welches sich bereits zur heimlichen kanarischen Nationalhymne aufgeschwunden. - Wir verdanken dieses wunderschöne Lied Benito Cabrera. - Die Version, die Sie HIER hören, ist allerdings von Kindern der Inseln gesungen und erhält somit auch etwas von den Charme, nicht immer perfekt sein zu müssen. - Eine andere Version mit Fabiola Socas und dem Palmero Luis Morera können Sie HIER hören.

Einen hab ich noch: Wussten Sie, wie die Angst vor langen Worten heißt: Hippopotomonstrosesquippedaliophobie, ja eben drum.




Donnerstag 23.12.2010 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 53 % - Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 19,0 Grad - niedrigste Temperatur 11,6 Grad

Las Manchas im Sonnenschein

"Und wo ist jetzt Euer San Borondón", rief Eigil den Eltern zu? Er hatte die Lavawand erklommen, die sich unweit der Hütte entlang zog. Sein Herz klopfte vor Anstrengung und wilder Abenteuerlust. Bodil versuchte, ihm in das scharfkantige Gestein zu folgen. "Ich kann dich nicht sehen, Eigil, was machst du denn da oben - au!?" Ein kleiner Stein hatte sich gelöst und war ihr auf den Fuß gefallen. Sie ergab sich den Schwankungen ihrer Gefühle zwischen Weinen oder Ertragen und wartete sekundenlang auf ein entscheidendes Ereignis. Sie sah das Gesicht, sie spürte ein Vergehen, sie gewahrte den Blick aus achtsamen, dunklen Augen. "Hier ist ein Hund, Eigil, hier ist ein Hund!"

Weither kamen die Stimmen durch das wassergeladene Grün zu ihr.

"Eigil, pass auf da oben!" Gru langte nach der letzten Tasche, verharrte und sah in die Weite. Sie ließ den Griff wieder fahren und richtete sich auf. Die Worte klangen mit heller Kinderstimme in ihrem Inneren - San Borondón: "Da draußen, ganz weit, das kannst du kaum sehen!" Und ihr Arm hob sich wie von selbst und beschrieb einen Bogen. "Ist das dieser Buckel da?" Eigil war auf einen Lavaklotz geklettert und hielt sich mit einer Hand an der Spitze fest. Sein freier Arm tastete in den Raum über dem unendlichen Wasser. "Nein, das ist doch El Hierro, das ist auch nur eine Insel wie La Palma, nein, San Borondón liegt dort!" Gru verweilte mit ihrem Blick am Horizont, einige Wolken lagen dort, wo sich kurz ihre Gedanken verfestigten, dann wich alles wieder von ihr: "Ach, Eigil, laß mal das Suchen, du siehst es, wenn es da ist, San Borondón hast du im Herzen - wo ist eigentlich Bodil? - Chris, hol doch mal bitte noch den Koffer aus dem Wagen, ich will hier endlich fertig werden!"
"Guten Tag, kleiner Hund," flüsterte Bodil und hockte sich hin, "die Menschen haben gar nicht gesehen, daß du hier bist - komm doch mal her!" Sie reckte ihren Arm aus und bewegte die Hand auf und ab, sie sah wie die dunklen Augen jeder Bewegung folgten und wie die Nase in ihre Richtung schnupperte. "Komm doch mal her, du musst keine Angst haben, ich bin ganz lieb, so wie du!" Bodil ließ ihre Hand kreisen. "Du siehst wie ein kleines Schaf aus, was bist du nur für ein Zotteltier, komm, komm, ich tu dir ja nichts!" Bodil hielt sich ganz ruhig, sie stützte ihren Ellenbogen auf das eine Knie, legte das Kinn in die eine Hand und verfolgte, wie der Hund den Kopf zur Seite wandte und auf sie zukam. Nur eine Handbreit lag zwischen ihren Knien und der Schnauze, beide Wesen verharrten in dieser Zeit des Kennenlernens.

"Wo ist der Hund?" Eigil war mit einem Satz aus den Felsen gesprungen und laut mit beiden Füßen gleichzeitig aufgekommen. "He, Bodil, was erzählst du da von einem Hund?" Er wand sich zwischen den Gewächsen zu Seiten des Trampelpfades auf sie zu und fand seine kleine Schwester zusammengekauert wie sie mit dem Finger einem Fußabdruck nachspürte. " Er war gerade noch hier, und er ist sehr lieb!" Ein wenig dachte Bodil an den Schmerz, der eigentlich noch in ihrem Fuß sein sollte, und ein wenig wollte sie weinen, aber es war mehr aus einer großen, heimlichen Freude, die sie umgab.






Donnerstag 23.12.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 69 % - Luftdruck 1011 hPa

Weihnachten nur ein Zwischenstopp bis "Reyes"
Geschenke gibt es erst im Januar

Was für eine wunderbare Nacht war das, endlich wieder die kalte, aber eben viel trockenere Luft aus Nordosten, man konnte wieder unseren so brillanten Sternenhimmel sehen, und für die Kälte der Nacht, wird uns die Sonne tagsüber nun auch wieder den Vorteil unseres Standortes beweisen. - Gut, ein paar Tage dauert es noch, bis überall auf der Insel diese Schlechtwetterfahnen auch wieder von den Dächern verschwunden sind, denn im Moment muss La Palma von oben wie ein Flickenteppich aussehen, überall hängen die Dächer voller Wäsche, die nun im frischen Nordost trocknen wird. - Und in den Waschküchen liegt noch einiges bereits, bis Ken und seine Freunde da durchmarschiert sind, haben wir wohl Weihnachten bereits hinter uns gelassen. - Macht aber auch nichts, denn das Weihnachtsfest hat hier nicht die Bedeutung wie es in Mitteleuropa hat, hier ist Weihnachten eher nur beschaulich und ganz familiär, da holt man dann Luft für den Konsum- und Stressendspurt, denn das "Kinderweihnachten" mit Geschenken und großen, erstaunten Augen, das findet ja hier in Spanien erst am 6. Januar statt, dem Tag der Heiligen Drei Könige. - Dazwischen fällt ja auch noch die meist heiß eingetanzte Sylvester/Neujahrsnacht, und so ist Weihnachten, mit bei uns nur einem Feiertag, dem 25. Dezember, nur die Ouvertüre für die anstrengende Dreifaltigkeit von Weihnachten, Sylvester und den Drei Königen. - Der 24. Dezember, Noche Buena genannt, das ist vormittags auch eigentlich noch komplett normaler Arbeitstag, erst gegen Nachmittag zieht man sich dann nachhause zurück, und verbringt den Abend dann mit der Familie und einem netten Essen. - In die Kirche, ja, aber man wundert sich, so groß ist der Andrang gar nicht, das wird immer übertrieben mit unserer Frömmigkeit, und auch wenn hier jeder sagt, oder fast jeder, dass er gläubig sei, so bekommt das die Institution Kirche nicht immer quantitativ zu sehen. - Am 25. Dezember wird dann die Familie besucht, die nicht im gleichen Haus oder Ort wohnen, also Schwiegereltern und fernere Verwandte, für manche damit auch ein wenig geliebter Programmpunkt dieses Festes der Liebe und der Freude. - Es gibt kein traditionelles Weihnachtsrezept, wohl aber macht jeder Haushalt ein besonderes Menü, und fast immer kommen dann auch Meeresfrüchte auf den Tisch, oft auch ein Braten, was sonst eher selten ist hier, und reichlich Süßspeisen. - Davor, daneben und danach werden die unvermeidlichen "Turrones" gegessen oder geknabbert, wobei dieser Begriff inzwischen sehr dehnbar geworden ist, denn was die Süßwarenindustrie inzwischen alles als "Turrón" auf den Markt wirft, das zeugt von gutem Marketing, gemischt mit reichlich Phantasie der Produktdesigner. - Hier auf den Inseln kennt man auch noch die "Polvorones" und die "Rapaduras", erste sind, für mitteleuropäische Geschmäcker eher zu kurz gebackene Teigklumpen, die "Rapaduras" hingegen überzeugen selbst Zahnärzte davon, dass es härtere Materialien gibt als Zirkon. - Was auch noch wichtig ist an Weihnachten, das sind die Liköre. - Oft hausgemacht, der "Mistela", Basis Tresterschnaps und dann mit Zucker und Fruchtsäften oder Aromen gangbar gemacht. - Meist dominiert als Frucht die Orange, abgerundet mit Kräutern, aber man kann da eigentlich hinein geben was man will, oder wie es eben die Familientradition fordert. - Solch einen angebotenen "Mistela" darf man auch wirklich nur als Autofahrer ablehnen, und oft lohnt es sich auch diesen Likör zu testen, findet man doch immer wieder Geschmackvarianten, welche einen aus dem Rätseln und Staunen nicht wieder entlassen.

Kulinarisch kommt man also gut über die Runden hier an Weihnachten, allerdings kennt man Lebkuchen oder gar Stollen nicht, aber diese Leckereien, für die Mitbewohner mit deutsch-residentialen Migrationshintergrund und den Brezeldieben, die gibt es in den Supermärkten und einschlägigen Teutonenfooddepots wohl zu kaufen. - Ähnlichkeiten zwischen teutonischen Traditionsleckereien zu Weihnachten und hiesigen Zuckerbomben findet man vielleicht noch beim "Mazapan", was ich wohl nicht übersetzen muss. - Was natürlich an der kanarischen Weihnacht auch anders ist, eigentlich kennt man hier den Weihnachtsbaum gar nicht. - Hier bildet eine Krippennachbildung ein "Belén" den Mittelpunkt, und da wird durchaus auf familiärer wie aber auch auf öffentlicher Basis hart daran gearbeitet. - Den ganze Stolz einer Familie oder einer Gemeinde kann diese Landschaft schon mal darstellen, und man präsentiert diese Miniatur dann auch gerne Bekannten, Freuden und Besuchern. - Weihnachtsbäume gibt es inzwischen auch, nicht nur in den Reihen der mitteleuropäischen Immigranten, aber richtig hat sich dieses Traditionsstück nicht durchgesetzt, wird halt von manchen als chic und modern angesehen, oder als weltoffen, kommt aber auch über den Umweg des Missverständnisses mit dem "Santa Claus" zu uns. - Da entsteht dann, natürlich angetrieben durch die Fülle dieser debilen Rentier und Santa Claus-Filme, ein weiteres Bild von Weihnachten, welches eigentlich so gar nicht kompatibel zu dem traditionellen Weihnachten von hier ist, aber es ist manchmal sogar bewundernswert, wie pragmatisch diese Dinge nebeneinander hier ihren Platz finden. - Gut, ich habe gesagt pragmatisch, man könnte auch geschmacklos sagen, weil eben hier 2 Traditionen und eine dümmliche Werbekampagne (Santa Claus) vermischt werden, aber es geht dabei doch nicht um die reine Lehre irgendwelcher Weihnachtskulturen, sondern um das Fest der Träume und Illusionen der Kinder. - Nein, alles ist dabei auch nicht erlaubt, einen "Santa Claus" in einem "Belén", das geht natürlich gar nicht, und macht uns dann auch zum abendländlichen Taliban, sollte das Playstation gebildete Kind solch eine Figur neben den Ochsen oder den Esel setzen wollen. - Aber wir sind auch nicht die Gralshüter von irgendwelchen Traditionen oder dem guten Geschmack, und so baumeln auch hier von manchen Balkonen diese kreuzdämlichen "Santa Claus" Figuren herab, seit dem die China-Billigläden auch diese Insel mit solchem Bregenkrebs überlaufen. - Angela Merkel meinte ja neulich mal, multikulti sei gescheitert, das kann schon sein, da wo sie hintritt, hier sind wir immer noch kräftig dabei, und wer weiß, was dabei herauskommt, denn wir basteln doch heute schon an dem, was morgen Tradition sein wird. - Wer dabei solche Veränderungen als "abschaffen" deklariert, der hat einfach nicht kapiert, dass diese Welt ständigem Wandel unterliegt, und wer immer an gleichen Werten und Bildern festhält, der muss dann aber schnelle Beine haben, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Mindestens in diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen ein gesundes, friedvolles und einfach wunderschönes Weihnachtsfest. - Ohne Hektik, ohne Stress, sondern ganz, ganz langsam, Weihnachten läuft uns doch nicht weg, und auch nicht das, was wir eigentlich im tieferen Sinn mit diesem Fest verbinden. - Hoffnung, und die Chance auf positive Veränderungen.




Als nationale Antwort auf die omnispräsenten "Santa Cläuse", die an Balkonen hängen, gibt es inzwischen auch die endemische Version mit den Heiligen Drei Königen. - So etwas nenne ich trefflich retourniert!




Mittwoch 22.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 35 % - Luftdruck 1009 hPa
Höchsttemperatur heute 21,5 Grad - niedrigste Temperatur 14,8 Grad

Bauknecht, 6 Millionen gehen nach Los Sauces, und Carlo hat eine Weihnachtsgeschichte für uns
Überall auf der Insel wird gefeiert

Die einen feiern in Los Sauces, weil der zweite Preis der Weihnachtslotterei insgesamt auch 6 Millionen Euro in Los Sauces gelassen hat, und die anderen, weil endlich diese makabere Strähne von 3 Tiefdruckgebieten hintereinander nun vorbei ist, und wir wieder wunderbares Wetter haben. - Ein Student aus Los Sauces hat in Lérida 60 Lose der Weihnachtslotterie erworben, und diese in seiner Heimatgemeinde bereits im September weiterverkauft. - Eigentlich war es eine so genannte "hässliche Nummer", die 00147, aber nun hat genau diese Nummer dafür gesorgt, dass auch La Palma etwas von der Weihnachtslotterie abbekommen hat. - Für jedes einzelne Los gab es nun 100.000 Euro, und fast die gesamte Belegschaft einer Bananenpackerei hatte diese Lose auch gekauft, so dass dort heute bei der Arbeit reichlich gute Stimmung herrschte. - Mein Glückwunsch geht nach Los Sauces, die sollen was draus machen. - Aber auch der Rest der Palmeros auf der Insel freut sich, denn endlich ist das schlechte Wetter vorbei und wir können unsere alten Knochen und Häuser wieder austrocknen lassen. - Das wird ein feines Weihnachtsfest, und nur noch für den 29. Dezember lugt noch eine kleine meteorologische Instabilität aus den Diagrammen heraus, ansonsten mausert sich unser zunächst als "Zwischenhoch" betrachtete Hochdruckgebiet immer mehr zu einer ordentlichen Spaßbremse für Tiefs auf unseren Höhen. - Und noch mehr Freude kommt auf, denn endlich hören wir wieder was von unserem Carlo, ja genau, der Carlo, und er beglückt uns für die kommenden Tage mit einer kleinen Weihnachtsgeschichte, in 8 Akten, welche uns also in den kommenden Tagen bis Ende des Jahres die Abende versüßen wird. - Heute geht es los:



Maria la Chucha - oder der Weihnachtshund

Prolog

Den liebenswerten Gefährten des Menschen auf La Palma sei diese fast wahre Geschichte gewidmet. Aber auch allen kleinen Leuten mit einem singenden Vogel in der Brust und auch allen großen Leuten, die sich den Gesang des Vogels bewahrt haben, soll diese etwas andere Weihnachtsgeschichte ein Geschenk sein.


Lista im Regen

"Hast du etwa gedacht, die Vergangenheit kann dich nicht einholen!? Gru hauchte ihre Worte gegen die Fensterscheibe, sie sammelten sich in einer Verschleierung der regentriefenden, schwarzen Weite über Lista. Ein fahler Lichtschein huschte durch die Wolken. Sie sann der Erscheinung nach und ohne Gedanken wusste sie, wie der Wagen aus der Mulde den Hang hochfuhr. Gleich würde sie die Lichter sehen. Sie kommen!

Gru beeilte sich zur Tür, ihre Hand strich an der Wand entlang zum Schalter: " .es ist immer schön, wenn die Lampen unten am Weg den Heimweg erhellen", so fühlte sie ihre Regung. Sie öffnete die Innentür, und für einen Augenblick blendete sie das Licht der Scheinwerfer, dann kam der Wagen in die Kurve. Der Schein zog sich an der Hecke entlang zum Unterstand. Sie waren da!

Der warme Lampenschimmer im Vorhaus umrahmte die Geborgenheit. Die Kinder waren aus dem Wagen gesprungen und eilten über den Hof zur Tür, Chris hantierte noch im Wagen und packte die Tüten zusammen. Gru griff die Klinke und rief den Kindern zu "schnell herein, schnell herein", dann schloss sie die beiden in die Arme und rieb sie mit ihrer Schürze trocken. "Was für ein Wetter," Chris polterte in den Vorraum und schob sich mit den Tüten vorbei in das Brauhaus, wo er alles auf den Boden gleiten ließ. Dann lief er zurück, entledigte sich der dicken Schafsjacke und schloss Gru mit den Kindern in die Arme. "Was für ein Wetter", wiederholte er sich, "ich konnte manchmal kaum etwas sehen, so hat es gegossen!"

Eigil und Bodil tobten davon.

"Hast du die Hütte bestellt", meinte Chris beiläufig als er die Tüten auspackte? "Wir müssen langsam mal wissen, wo wir unsere Skiferien zubringen werden", murmelte er mehr zu sich selbst als spüre er die sonderbare Stimmung. Gru hatte sich an den Türrahmen gelehnt und die Arme verschränkt. Als Chris die Milchtüten aufreihte, räusperte sie sich in einer Art, die Chris aufmerken ließ. Er blickte zu ihr und sah, wie sie sich auf die Unterlippe biss, ein untrügliches Zeichen ihrer Entschiedenheit. Da stand sie mit ihrem zottigem Blondschopf und einem kaum wahrnehmbaren, fast schelmischen Lächeln um die Augen. Chris hielt die beiden letzten Milchtüten fest und sah in ihrem leichten Augenzwinkern, wie sie ihre Worte warten ließ. " Nun", er zog die Milchtüten wieder vom Tisch und ließ die Arme hängen?

"Ich habe gebucht, ja...", sie verbarg ihre tiefgehende erregende Freude als sie auf ihn zuging! Sie streckte die Hände aus, schob die Milchtüten-Arme zur Seite und schloss die Hände in seinem Rücken... " wir fliegen am 18. Dezember"... Chris verlor für einen Moment jedes Empfinden, nur nicht für den duftenden Haarschopf unter seinem Kinn... "nach La Palma!"






Mittwoch 22.12.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad - Niederschlag 4 mm - Luftfeuchte 72 % - Luftdruck 1004 hPa

Kinderstimmen für die Illusion
Die Weihnachtslotterie läuft

Der guten, alten Peseta trauern wir immer noch ein bisschen nach. - Gut, die war nicht so stabil wie der Euro, aber wer weiß, wie das weitergeht, auf jeden Fall aber gab es früher mehr Millionäre in Spanien, und mit der Umstellung waren diese vielen Millionäre plötzlich zu ganz normalen Bürgern geworden. - Aber es gibt noch einen Grund, eine Stilfrage so zu sagen, das hat etwas mit Harmonie zu tun und gutem Geschmack, denn das Wort "Pesetas" lässt sich viel besser singen als "Euros" . - Zumal es im Spanischen keine Umlaute gibt, und so unsere Gemeinschaftswährung eben E-uro genannt wird, fast Ä-uro ausgesprochen, und gesungen klingt das nun wirklich nicht sonderlich elegant. - Aber wer wird denn mitten in der Krise auch noch den Euro besingen fragt man sich unweigerlich, aber hier in Spanien ist das immer am 22. Dezember so, denn heute ist der Tag an dem die Weihnachtslotterie ausgespielt wird. - Vormittag muss man besser sagen, denn die Veranstaltung findet früh statt, bis Mittag ist alles erledigt, so dass die ersten Gewinner bereits am frühen Nachmittag Sekt trinkend vor den Kameras der Fernsehstationen ihr Glück in die Welt schreien können. - Dazu werden in riesigen Lostrommeln insgesamt 85.000 Holzkugeln durchgerührt und vor einem Millionenpublikum im Fernsehen und natürlich an den Radios zuerst die Losnummern gezogen, und dann Gewinne dazu, die von 100 Euro bis 300.000 Euro reichen. - Aber diese Losnummern und die dazugehörigen Gewinne werden eben nicht einfach nur verbal verkündet, sondern in einem genau festgeschriebenen Singsang verkündet, welcher heute Vormittag überall in Spanien zu hören ist. - Kinder und Jugendliche machen das, immer von einer Schule, und die sind brav wie Internatskinder angezogen und üben auch eine ganze Weile für diesen Auftritt, sind diese Kinder doch das beliebteste Fernsehmotiv, nach der spanischen Fußballnationalmannschaft. - Und ein paar von diesen Kindern erlangen dann auch noch Tage danach einen deutlichen Presseruhm, auf jeden Fall diejenigen, welche eben den Hauptgewinn "gesungen" haben.

Die 36 Jungen und Mädchen aus der Klosterschule "San Ildefonso" sind seit 1771 die Glücksbringer der Nation. Sie sind, es welche die Prämien und Losnummern der Weihnachtslotterie tatsächlich singen und nicht einfach nur sprechen. Es ist zwar eher ein Sprechgesang und enthält keine Liebesschwüre oder sozialkritischen Texte, so etwas will heute auch keiner hören, die richtigen Zahlen und den Hauptgewinn, den "Gordo". So nennen wir den Hauptgewinn der mit 300.000 Euro dotiert ist, ist eigentlich gar nicht so viel Geld und ob man sich damit bereits zur Ruhe setzen kann, das sollte man sich gut überlegen. - Das ist aber genau der Trick an der Geschichte, man soll nicht so viel Geld gewinnen können, dass man locker von den Zinsen leben kann, dann ist das Geld ja weg von der Straße und es wird nicht ausgegeben. - Warum aber dann so viel Aufhebens um eine Lotterie in der man "nur" 300.000 Euro gewinnen kann? - Nun kommt das System mit den Zehntellosen und den Serien ins Spiel. Den Hauptgewinn gibt es 1.800 Mal und ist damit sehr breit gestreut, es gewinnen also sehr viele Leute ziemlich viel Geld. Es werden 180 Serien verkauft mit 85.000 verschiedenen fünfstelligen Nummern. Grundsätzlich besteht ein Los aus 10 Einzellosen, eben "Décimas" und das pro Serie und das muss man dann eben mal 10 nehmen und schon kommt man auf die Summe von 1.800 "Gordos" a 300.000 Euro. Somit hat der Hauptgewinn die enorme Summe von 540 Millionen Euro, allerdings halt gut verteilt. - Gegen Mittag weiß man spätestens ob man selbst Glück gehabt hat, oder ein weiteres Jahr auf den Dicken warten muss. - Wie das ganze Spektakel abläuft, und auch den Gesang der Kinder aus San Ildefonso, das können Sie HIER aus dem Jahr 2008 ansehen. - Und ob Ihr Los in diesem Jahr gewonnen hat, das steht dann HIER geschrieben.



Dienstag 21.12.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 6 mm - Luftfeuchte 90 % - Luftdruck 1004 hPa
Höchsttemperatur heute 17,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,5 Grad

I declare Weihnachten as open
Wenn nichts mehr dazwischen kommt

Weihnachtsmenü geplant, Tochter backt noch Plätzchen, hat aber leider einem Foto von der Küche und ihrem Konterfei mit Mehl bestaubt nicht zugestimmt, und nach Aussagen meiner Frau, fehlen nur noch kleine Details, damit das Fest der Liebe und des Konsums endlich auch ordentlich beginnen kann. - Allein mir fehlt komplett die weihnachtliche Stimmung, noch keine Weihnachtslieder wurden hier gespielt, kein Glühwein getrunken und auch die Katzen haben noch keine Maus mit Santa Claus Kostüm verspeist. - Richtig, den Baum haben wir noch nicht geschmückt, aber das machen wir ja traditionell immer am Nachmittag des letzten Schultags vor den Weihnachtsferien, das kommt also morgen dann noch dran. - Vielleicht hilft das ein bisschen, wenn ich unsere in die Jahre gekommene koreanische Südmanntanne wieder zusammenstecken darf, und wir jedes Jahr aufs neue feststellen, dass diese künstlichen Bäume aus Draht und grünen Plastikfransen sogar nach 15 Jahren noch gut aussehen können. - Das liegt auch sicher an der Pflege, schließlich muss die Tanne nur einmal für ein paar Wochen aus ihrem Sommerschlaf gerüttelt werden, danach kommt sie wieder in schwarze Mülltüten verpackt in unseren Container, welcher so ziemlich alles schluckt, was wir nicht täglich um uns haben müssen. - Nein, damit meine ich nicht die Schwiegermutter, da droht keine Gefahr mehr an Weihnachten, beide sind zwar noch aktiv am Leben beteiligt, aber nicht mehr so mobil, dass die uns besuchen kommen könnten. - Das ist ja überhaupt der Trick, wenn man sich von möglichem Besuch 3.500 Kilometer weit versteckt, dann hat man zu solchem Fest nur den Kern der eigenen Familie um sich, was wiederum dem friedlichen Ablauf dieses doch oft polarisierenden Festes größere Chancen gibt. - Wir streiten uns Weihnachten eh nicht, ich nehme dann immer ein paar Tage lang die Frauenversteherhaltung an, lasse alles mit mir geschehen, gucke mit meinen Töchtern sogar Arztserien ohne zynische Kommentare von mir zu geben. - Das hat sich bewährt, so devot ein paar Tage lebt es sich praktisch, zwar nicht unbedingt mit eigenem Willen und eigener Meinung, aber für irgendetwas muss Weihnachten doch gut sein. - Es sind auch die einzigen Tage im Jahr, an denen ich Wein trinke, und meine Frau meint ja immer noch, meine temporäre Willensdebilität käme ausschließlich davon, dass ich Wein eigentlich gar nicht vertrage, und so immer leicht angeheitert mit einer rosaroten Brille durch das Fest wate.

Die Kinder hingegen nutzen diesen Umstand immer gerne aus, und laden mich dann schon mal auf ein Gläschen Vega Norte extra ein, und besprechen dann die kommenden Tage mit mir. Das heißt, sie legen fest, wann ich wo jemanden hinfahren soll, wieder abholen, und welche Kleidungsstücke man zu diesem oder jenen Festakt dazu auch noch kaufen muss. - Meist täusche ich dann vorgerücktes Delirium vor und tu so, als verstünde ich schon nicht mehr, aber diesen Trick haben die Damen vor Jahren bereits erkannt und nutzen so die Situation dann doch schlaudreist aus. - Vielleicht wird ja aus denen noch was, Anwalt, Banker oder Politiker, die Ansätze sind auf jeden Fall vorhanden. - Ich weiß ja nicht, wie lange meinen drei Frauen das noch gefällt, ein debil grinsender, aber eben samtweicher Familienvater zwei Tage lang auf dem Sofa, aber ich persönlich habe eben Weihnachten nicht erfunden, versuche nur pragmatisch diese Tage ohne größeren Schaden zu überstehen. - Den Katzen gefällt das allemal, denn auch die haben dann Weihnachten, und ich die Hosentaschen voller Käseleckerlis, damit sich braves Schoßsitzen auch wirklich bezahlt macht, ich muss halt bloß immer aufpassen, dass ich nicht zwischendurch selber davon nasche, weil Käse ja so gut zum Wein passt. - Schwierig ist bei uns immer die Menüfolge, denn es ist nicht leicht für solch individuelle Geschmackscharaktere zu kochen. - Die eine isst kein Fleisch, die andere eigentlich nur Pizza, und unser Anspruch ist trotz der vielen Jahre noch höher, als Pizza vegetariana zum Fest. - Meine Frau isst alles wenn sie nicht kochen muss, und so hat sich das seit Jahren nun eingependelt, dass ich in der Küche stehe und das Festmahl bereite. - Das ist dann auch der gefährlichste Punkt zu Weihnachten, denn ich koche meist wie Biolek, dabei meine ich aber nicht, was seine Kochkunst angeht, sondern ich kopiere dann genau die vielen Kochweinproben und so wird das Festessen dann meist eine lustige Angelegenheit. - Im Delikatessenladen haben wir aus Italien riesige Muschelnudeln gefunden. - Die werden wir füllen, einige fischig, mit Gambas und was mir gerade noch in die Hände fällt, andere wiederum mit Spinat und Ricotta und dann noch eine dritte Variante, mit einer Creme aus getrockneten Tomaten, schwarzen Oliven und mit kleinen Stückchen frischen Ziegenkäse. - Die werden dann allesamt in Kokotten mit Butterflöckchen noch mal heiß gemacht, und für die Karnivoren unter uns, gibt es als Sättigungsbeilagen noch ein paar Gänsekeulen, die wir neulich in El Paso entdeckt haben. - Den La Palma Bezug bei unserem Festmahl stellt dann der Wein wieder her, Vega Norte begleitet wunderbar kulinarisches Strickwerk aus allen nur erdenklichen Provenienzen. - Da kann doch nichts schief gehen, den Kampf gegen Würstchen mit Kartoffelsalat nehmen wir allemal auf, und wenn ich durch die lange Garzeit der Gänsekeulen nicht schon zu viel vom Vega Norte genippt habe, dann erlebe ich vielleicht sogar noch schemenhaft die anschließende Bescherung.

Zum Wetter nur noch so viel, morgen ist der ganze Mist vorbei, Ken läuft schon seit dem späten Nachmittag und wir werden wieder höllisch aufpassen müssen an Weihnachten, dass uns der Schokoladenbaumbehang nicht in der Sonne schmilzt. - Kaum ist es absehbar, dass dieses Wetter nun doch noch endet, da wird er schon wieder frech…



Dienstag 21.12.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 9 mm - Luftfeuchte 99 % - Luftdruck 1005 hPa

Da redet sich einer um Kopf und Kragen…
…aber es passiert, gar nichts

Unser vorweihnachtliches Skandälchen in der Hauptstadt wird allmählich zur absoluten Lachnummer. - Ich muss erinnern: Der Rat der Gemeinde Santa Cruz, der jetzt oppositionellen Partido Popular, Juan José Cabrera, sorgte in einem Plenum im Oktober für reichlich Wirbel, weil der den Kollegen der Caolición Canaria, Antonio Acosta der Vorteilgabe bezichtigte. - Dieser hätte Bauaufträge einer Firma zugeschustert, für welche der Vater, die Schwester und die Tante arbeiten würden. - Dieser Vorwurf wird wohl nicht zu beweisen sein, da auch die Räte der anderen Parteien der Vergabe an diese Firma zugestimmt haben, aber es bleibt dabei zumindest ein fader Nachgeschmack stehen und weiterhin die Anschuldigung, Antonio Acosta hätte von Anfang an gelogen. - So sieht das auch wirklich aus, denn immer wieder bestreitet er, dass sein Vater für diese Firma arbeiten würde, ebenso seine Schwester oder seine Tante. - Dabei hat längst der Chef der Firma auf La Palma in aller Öffentlichkeit zugegeben, dass der Vater des Stadtrates für diese Firma arbeitet, und Juan José Cabrera ist auch im Besitz von Papieren, die beweisen, dass auch die Schwester für diese Firma zumindest gearbeitet hat. - Allerdings sind diese Papiere nicht verwertbar, es handelt sich dabei um Kopien von Lohnabrechnungen, welche Juan José Cabrera wohl zugespielt worden sind, aber da es keine juristische Untersuchung ist, sondern eine politische Kommission, welche den Sachverhalt untersucht, dürfen diese Papiere nicht verwendet werden, ohne dass Juan José Cabrera gegen das Datenschutzgesetz verstößt. - Macht nichts, es weiß eh jeder, und die Justiz wird sich für diesen Fall auch nicht interessieren, da es nur noch darum geht, ob ein Politiker gelogen hat oder nicht, und wenn solche Lügen strafbar wären, dann hätten die Gerichte keine Zeit mehr sich um andere Dinge zu kümmern. - Jetzt läuft also die Untersuchungskommission, die eigentlich gar nichts mehr zu untersuchen hat, aber man muss ja den Anschein waren vor dem Wahlvolk, man täte alles so, wie anständige Bürger in Anzug und Krawatte das auch machen. - In dieser Untersuchung hat nun gestern Antonio Acosta ausgesagt, und was für ein Wunder, der bleibt bei seiner Version, dass er nicht gewusst hätte, dass sein eigener Vater für diese Firma arbeitet. - Bei seiner Schwester und der Tante das Gleiche, obwohl alle anderen genau wissen, dass es nicht so ist.

In der Aussage vor der Kommission bekräftigte Antonio Acosta, dass er wohl gewusst hätte, dass sein Vater mit dem Chef der Firma Essen gehen würde, nicht aber, dass er für ihn arbeiten würde. - Nun könnte man ja auch den Trichter kommen, der Stadtrat hätte ein angespanntes Verhältnis mit seinem Vater und dem Rest der Familie, und er wüsste tatsächlich nicht, was die so treiben um ihren Broterwerb zu sichern, aber zumindest nach den öffentlichen Erklärungen in der Presse, seitens des Chefs der Firma, in welcher der bekräftigte, dass der Vater des Stadtrates für seine Firma arbeite, müsste dem guten Antonio Acosta doch wohl einiges klar geworden sein. - Nichts ist ihm klar geworden, die Coalición Canaria zeigt ein ums andere Mal ihr dunkles Gesicht, und auch wenn der ursprüngliche Vorwurf der Vorteilgabe gar nicht mehr der Punkt ist, da wird gelogen, und diese Lüge einfach weiterhin in der Öffentlichkeit aufrecht erhalten, weil es ja keine juristischen Konsequenzen haben wird. - Da wird dann natürlich auch die Frage nach einer politischen Konsequenz laut, kann man denn einen solchen unbelehrbaren Mann in den eigenen Reihen dulden, und die Antwort wird sicherlich lauten: Ja. - Vielleicht steckt hinter dem Ganzen bereits eine perfide Taktik seitens der Coalición Canaria, in der geschrieben steht, dass man bei den kommenden Wahlen im Mai 2011 eh nicht mehr wieder gewählt werden will, denn der Karren steckt so tief im Schlamm, dass es anstrengend werden wird, diesen wieder flott zu bekommen. - Vor dieser enormen Verantwortung scheint ja die eigentliche Opposition, die PSOE, auch schon zu flüchten, anstatt echter und offener Empörung zieht man sich einfach aus dem Untersuchungsausschuss zurück. - Zwar wohl mit der Aussage, so könne man nicht arbeiten und das sei alles nutzlos, aber ohne jegliche Alternative anzubieten. - Das ist dann wieder die Stunde der Partido Popular, und auch wenn die bis vor kurzem sogar noch Partner der Coalición Canaria waren, und vieles von dem, was heute hier auf der Insel brach liegt mit zu verantworten haben, in deren Reihen finden sich immer dienstbare Geister, welche im "normalen Leben" nicht mal Hilfsdienste leisten könnten, die dann im Schlamm der Lokalpolitik ihre Amphibientauglichkeit beweisen. - Und nicht immer nur mit dem Finger auf La Palma zeigen, denken Sie nur an die FDP und an den guten Berg, der aus Krieg noch eine Talkshow macht, das läuft überall gleich ab, Brot und Spiele, und wir machen munter mit.

Das Wetter hat uns gestern Abend noch mit plötzlicher Windstille überrascht, und am Flughagen konnten dann noch in rascher Folge Flüge ankommen und wieder starten. - Auch jetzt ist es noch windstill, aber eigentlich hatte man widrige Winde aus Südwest erwartet. - Uns soll das Recht sein, ein paar Schauer noch, und wenn kein Wind mehr kommt, dann soll uns das bisschen Regen auch nicht mehr stören.



Montag 20.12.2010 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 6 mm - Luftfeuchte 99 % - Luftdruck 1004 hPa
Höchsttemperatur heute 18,6 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad

Jetzt basteln wir uns ein Hoch
Es gibt Licht, am Ende des Wettertunnels

Eine kanarenweite Sammelaktion brachte genügend Hektopascal ein, um uns ein kleines Hoch zu basteln, welches uns zumindest das nächste vom Westen her anrauschende Tief vom Leib zu halten. - In der Tat, nun kann man es erkennen, das Höchlein, welchem die Prognosen wirklich zutrauen, ein reichlich stattliches Tief so weit in den Norden zu verfrachten, dass es über Irland und der Biskaya auf den europäischen Kontinent weiter nach Osten ziehen kann, und uns dabei mal nicht nass macht. - Allerdings ist dieses Hoch nicht wirklich groß oder macht einen stabilen Eindruck, mit 1020 hPa Kerndruck traut man dem Hoch solche Leistung eigentlich gar nicht zu. - Außerdem liegt es eigentlich viel zu weit im Süden, und wird dann auch weiter auf die Iberische Halbinsel wandern. - Ein Azorenhoch wird das also nicht, aber wenn wir zumindest das nächste Tief auslassen können, dann ist uns allen schon viel geholfen. - Heute flog wieder keine einzige Maschine bis jetzt, der Wind kommt weiter unbeirrbar aus Westen, mal mit einem Schlag Nord, meist aber eben Südwest, so dass am Flughafen diese schwierigen Scherwinden auftreten.- Für morgen wird weiter südwestlicher Wind erwartet, es kann also auch dann wieder zu Problemen am Flughafen kommen und langsam wird es ein bisschen eng um die Geduld vieler Passagiere, die dort nicht wegen Schnee, hier nicht wegen Wind reisen können, und die Bahn und die lokalen Reedereien machen wieder mal herrliche Geschäfte. - Heute spürte man schon ein bisschen den baldigen Wechsel, allerdings prasseln immer noch Schauer auf uns herab, wenn auch schon nicht mehr in der Quantität wie noch gestern oder vorgestern. - Für morgen aber könnte man es dann schon mal wagen die Waschmaschine anzuschmeißen, und wenn die Wäsche morgen noch nicht wieder trocken wird, dann Mittwoch sicherlich. Drei Tiefs hintereinander, das taugt nicht für uns hier, aber wenigstens werden wir die Weihnachtstage mit gutem Wetter versorgt, und das macht dann schon wieder guten Mut.

Nun kann man aber auch mal lobende Worte finden, im Süden der Insel sind trotz reichlicher Niederschläge keine weiteren Schäden an der Infrastruktur entstanden, nachdem man ja letztes Jahr mit solch verheerenden Erdrutschen und Murenabgängen zu tun hatte. - Die Arbeiten dort an den Straßen und die neuen Befestigungen haben also gehalten, und auch ist die Vegetation nach dem Brand vom August 2009 bereits wieder so weit herangewachsen, dass sich die Erosion in Grenzen hielt. - "Gewonnen" dürfen wir dennoch noch nicht brüllen, wer weiß welche Überraschungen dieser Winter für uns noch auf Lager hat. - Aber dieses Jahr wird da nichts mehr passieren, das ist doch schon mal eine Aussage. - Wichtig ist das auf jeden Fall für den Ort Fuencaliente, der nun seit fast genau einem Jahr unter den Folgen der Erdrutsche leidet, und die Hauptverkehrsstraße ist ja immer noch stundenweise gesperrt, weil man ja noch die Schäden des letzten Winters aufarbeiten muss. - Der Regen fiel auch in diesem Jahr etwas glücklicher, zwar gab es durchaus mal heftige Schauer, aber solche Niederschlagsmengen, wie genau an den Weihnachtstagen 2009 sind dieses Jahr nicht in solch kurzem Zeitraum gefallen. - Dafür hatten wir aber länger davon, und summiert auch mehr Regen als im vergangenen Dezember, aber eben besser verteilt. - Zwei Tage sind jetzt noch Schule, auch da lässt man langsam abtropfen, dann begibt man sich hier in die Weihnachtsferien, und wenn das wirklich so hinhaut, mit unserem kleinen Höchlein, welches in der Lage sein soll, ein ausgewachsenes atlantisches Tief so weit in den Norden zu schicken, dass wir nichts mehr davon abbekommen, dann bringen wir ein dreifaches Hoch auf dieses Hoch aus.




Hier kann man unser kleines Hoch fast zaghaft von Süden an die "Sache" gehen sehen...




... und so rechnen uns die Meteorologen des staatlichen Wetterdienses "AEMET" dann die Situation für den 25.12. schön. - Möge es so kommen!




Montag 20.12.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 12 mm - Luftfeuchte 99 % - Luftdruck 1003 hPa

Little Brother ist watching you
Müllstreit in Los Cancajos

Weil wir sonst nichts zu tun haben… Los Cancajos ist das touristische Aushängeschild der Ostseite, kämpft aber ein bisschen mit seinem architektonischen Gesamtbild und besonders dem "neuen" Hotel im Süden der Insel, welches Los Cancajos durch seine Konkurrenz sehr zu schaffen macht. - Gut, das geht allen gleich hier, zu viele Betten, zu wenige Gäste, da werden dann die Gewerbetreibenden des touristischen Sektors schon mal dünnhäutig. - So nun auch in Los Cancajos. - Die Vereinigung der touristischen Unternehmer des Ortes haben sich nun schriftlich an die "normalen" Bewohner und die Geschäftsleute gewandt, man möchte doch das Bild des Ortes auch nach außen hin wahren und besonders die Müllentsorgung doch bitte den städtischen Regeln entsprechend vornehmen. - Bis dahin ganz unbedenklich solch ein Brief, aber nun kommt es etwas heftiger, denn man schreibt auch seitens der Hoteliervereinigung, man werde jeglichen Verstoß gegen die örtlichen Regeln bei der Entsorgung von Müll zur Anzeige in der Gemeinde bringen, und deswegen will die Vereinigung sehr aufmerksam sein, wer, wie und wo der Müll deponiert wird. - So viel Engagement für ein sauberes Los Cancajos wiederum gefällt nun den Anwohnern nicht, die fühlen sich nun von den Hoteliers gegängelt, verdächtigt und auch beobachtet und wenden sich nun empört an die Presse, um diese kruden Bespitzelungsmethoden der Geschäftsleute an die Öffentlichkeit zu bringen. - "Welche private Initiative denn das Recht hätte, über die Einhaltung öffentlicher Normen zu wachen, wo es doch ausschließlich in der Kompetenz der Gemeinde und der Polizei läge, diese Normen auch einzufordern". - So einfach ist das natürlich nicht, jeder Bürger hat das Recht, diese Regeln einzufordern und sich an die Exekutive deswegen zu wenden, fragt sich nur, ob man das wie ein Blockwart machen muss, oder gar mit Nachbarschaftspatrouillen, auch hier ist natürlich Fingerspitzengefühl angebracht. - Weiter heißt es in dem Pressetext, "ob man denn nun zukünftig auch darüber wachen würde, dass nur ästhetisch wohl anzusehende Personen sich am Strand tummeln", was natürlich scherzhaft gemeint ist, allerdings zeige ich mich diesem Wunsch gegenüber sehr verständnisvoll, und auch würde ich überlegen, ob man das Tragen von kurzen Hosen nicht generell verbieten sollte, zumindest bei Temperaturen von unter 20 Grad. - Gut, jetzt sind wir auf dem Niveau angekommen, wo dieser zynische Kleinkrieg in Los Cancajos sich befindet, und beide Seiten täten sehr gut daran, die ganze Geschichte gleich wieder mal zu vergessen. - Die Geschäftsleute sollten sich überlegen, ob das wirklich sinnvoll ist, solch eine Drohung wie einen Generalverdacht über alle Anwohner stülpen, und den empörten Bürgern von Los Cancajos könnte man auch wieder zurufen, wer sich nichts vorzuwerfen hat bei der Müllentsorgung, der muss sich doch diesen Schuh auch gar nicht anziehen, oder? - Nein, mehr ist wirklich nicht passiert, vielleicht ist noch ein Huhn überfahren worden in Garafía, an der Geschichte arbeitet man noch, ansonsten haben wir weiterhin gruseliges Wetter, aber am Montagmorgen kann ich darüber wirklich noch nicht schreiben…



Sonntag 19.12.2010 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 11 mm - Luftfeuchte 99 % - Luftdruck 1004 hPa
Höchsttemperatur heute 17,4 Grad - niedrigste Temperatur 12,6 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 12,3 - Temp. Min 7,1 - Feuchte 78 - 97 % Niederschlag 8 mm

Kein Schnaps und keine Zahnbürsten mehr in Heathrow
Ich gründe die Plataforma für das Azorenhoch

Unser Gejammer hier über den vielen Regen verklingt ja reichlich profan, wenn man sich mal die Schreckensmeldungen aus dem "Rest" Europas anhört. - Kein Schnaps und keine Zahnbürsten mehr in Heathrow, diese Pressemeldung ist ja noch ein lockerer Umgang mit einem Umstand, welcher dann doch wohl die Debilität unserer modernen mobilen Welt ansieht, die ziemlich schnell und nachhaltig sehr immobil werden kann. - Seien es nun die Wolken eines isländischen Vulkans, beleidigte Fluglostenleberwürste in Spanien, oder eben solche Wetterphänomene, dann wird Reisen plötzlich zum Abenteuer, und das im 21. Jahrhundert. - Schnell fragt man sich, sind das schon die Folgen des Klimawandels, oder ist das Ganze einfach nur ein Zufall, dass dieses, für den gesamten europäischen Kontinent so wichtige Hochdruckgebiet auf dem Nordatlantik, einfach nicht auf seiner üblichen Position liegt. - Gut, das kommt immer mal vor, sonst könnten uns niemals Tiefs vom Westen her erreichen, aber jetzt ist es schon einen ganzen Monat verschwunden, und allmählich sollten wir uns Sorgen machen, ob das Hoch nicht einfach Altersschwäche hat, oder debile Azorenflucht. - Ist dieses Hoch nicht auf der Stelle, dann kommen die ganzen Tiefs so weit südlich an, dass sie uns erwischen und dann an der westafrikanischen Küsten noch Nordosten ziehen, gleichzeitig aber Mitteleuropa erfriert, weil eben diese wärmenden Tiefs dort nicht ankommen. - Oder liegt es am Kachelmann, dass der nicht mehr anschieben kann, sondern sich um sehr private Tiefs kümmern muss. - Wir werden das so schnell nicht klären, aber ich werde nun nicht weiter untätig zusehen, wie ein Tief nach dem anderen versucht, aus den Kanaren Irland zu machen. - Nicht, dass ich die Iren nicht schätzen würde, allerdings möchte ich denen nicht weiter ihr Wetter wegnehmen, und wenn ich das richtig verstanden haben, dann wollen die ihr eigentliches Wetter auch zurück. - 406 Millimeter Niederschlag habe ich hier im trockensten Teil der Insel bislang gemessen, (von Oktober bis jetzt) und in den kommenden zwei bis drei Tagen kommt auch noch etwas dazu. - Dabei ist die Wintersaison bei uns noch nicht mal halb vorbei, und solche Werte sind für das Aridanetal fast schon ein sonstiger Jahresdurchschnitt. - Freuen wir uns mit dem Landwirt sagt man da oft ein bisschen beruhigend bis verlegen, aber verfaulte Kartoffeln und Gemüse auf dem Feld sind auch nicht dazu geeignet, diesem Sektor bessere Laune zu verschaffen.

Ich weiß nicht ob das war bringt, mit ein paar Plakaten jetzt Richtung Azoren zu schippern und das verloren gegangene Hochdruckgebiet wieder lautstark zu fordern. - Ich denke wir lassen das lieber, da holen wir uns nur einen Schnupfen, und zuständig ist auch wieder keiner dafür, da sind wir wahrscheinlich noch eher erfolgreich mit den Asphaltwerken. - Auf juristischem Weg könnte man vielleicht was machen, da könnte sich so manch nach Aufmerksamkeit heischender Anwalt noch echte Aufmerksamkeit verdienen, wenn einer daherkommt und das Azorenhoch wegen Arbeitsverweigerung anklagt. - Ist natürlich Quatsch, wir müssen da wohl durch und sollten nur, und vor allem schnell nach vorne blicken. - Da helfen dann immer die lustigen Diagramme vom Global Forecast System, und die entdecken tatsächlich Hochdruck ab dem kommenden Dienstag, welcher sich dann über Weihnachten gar bis 1022 Hektopascal hier über den Kanaren aufschwingen soll. - Das macht ja richtig Freude, denn das würde dafür sprechen, dass dort auf dem Atlantik sich dann wieder etwas Stabiles aufbaut, aber so ganz kann ich den Berechnungen nicht folgen, zumindest nicht, wenn ich mir die Entwicklung ansehe, welche unsere nationalen Kollegen für die folgenden Tage auf der Pfanne haben. - Ich traue ja den "Amerikanern" bei den langfristigen Prognosen eigentlich mehr zu als den Kollegen von der "AEMET", allerdings haben die meist die Nase vorn, wenn es um die drei Tage Vorhersage geht. - Beim "GFS", also bei den "Amerikanern" ist die ganze Chose morgen eigentlich schon vorbei, allerdings bleibt der Wind noch länger, und die nationalen Meteorologen, die rechnen uns noch drei Tage Regenwetter vor. - Das läuft also auf eine Glaubensfrage hinaus, und so ist das wohl auch beim Wetter, und ändern können wir es eh nicht, sondern nur ertragen. - Steigt der Hahn auf den Mist, dann ändert sich das Wetter, oder es bleibt wie es ist. - Und Gott schütze meine langen Unterhosen und die gute Laune meiner Frau…





Sonntag 19.12.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 55 % - Luftdruck 1006 hPa

Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an
Endlich geht mal was zu rechten Zeit kaputt

Man kennt das doch. - Der Computer stürzt immer gerade dann ab, wenn man Steuerabrechnung machen muss, das Auto geht kaputt, wenn man einen wichtigen Termin hat und der Regenschirm, wenn es regnet. - "Gerade jetzt", heißt es dann und fragt sich, warum Murphys Gesetz denn immer so gnadenlos zuschlagen muss. - Jetzt kommt die wunderbare Ausnahme, welche wohl die Regel bestätigen soll, und endlich können wir auch was Positives an dem vielen Regen im Dezember finden. - Seit Wochen schon wundern wir uns, warum das Speicherbecken "Dos Pinos" nicht mehr wirklich voll wird, wo doch bereits nach den ersten Regenfällen dieser Wasserspeicher komplett gefüllt war. - Nun wissen wir es, das Ding hat ein Leck, und man muss nun immer wieder extra Wasser ablassen, um das Leck nicht durch den Wasserdruck noch größer werden zu lassen. - Ein Leck im Wasserspeicher, das hört man gar nicht gerne, erinnern wir uns doch mit Schrecken an die ewig lang dauernde Reparatur der "La Laguna de Barlovento"; dem größten Wasserreservoir aller Kanarischen Inseln, welche mehr als ein Jahr dauerte, und man ständig Angst haben musste, das vorhandene Wasser aus den anderen Speicherbecken reiche nicht aus, um die Plantagen dort im Nordosten zu wässern. - Das hat man irgendwie alles noch hinbekommen, aber es war eine monatelange Quälerei, denn man fand einfach keine passende Lösung, wie man die Erdabsenkungen direkt an der Wasserentnahme am Boden wieder auffüllen könnte. - Aus einem kleinen Leck wurde damals fast ein Staatsakt, aber dieses Mal soll das kein Problem sein, denn der Riss in der Folie soll seitlich sein und gar nicht weit unten im Speicher, so dass man für eine notwendige Reparatur gut an die Stelle herankommt. - Die Ursache ist auch wieder die gleiche, das Erdreich hat sich dort abgesetzt und konnte dann eben an dieser Stelle die aufgebrachte Folie nicht mehr genügend abstützen, so dass der Wasserdruck dafür sorgte, dass die Folie zerrissen ist. - Maximal ein paar Wochen kann diese Reparatur dauern, so beschwichtigt man uns, und richtig nervös ist jetzt auch keiner, weil eben dieser Dezember so viel Wasser bislang gebracht hat, dass die Bananenpflanzer die kommenden Wochen auch nicht gießen müssen. - Das Speicherbecken von "Dos Pinos" ist das zweitgrößte Wasserreservoir auf La Palma, und hat ein Fassungsvermögen von 833.000 "pipas". - Nun wollen Sie wissen, wie viel Wasser eine "pipa" hat, das sind genau 480 Liter, zumindest hier auf La Palma. Somit hat das Speicherbecken eine Kapazität von knapp 400 Millionen Litern. - Das Maß "pipa" kommt aus dem Englischen, und diese haben das auf La Palma auch eingeführt und es hat sich bis heute bewahrt. - In vielen Regionen der Welt, wird Wasser in (pipes = pipas) gemessen. Die tatsächliche Menge in Litern ist aber sehr unterschiedlich, so ist z. B. in Argentinien eine "pipa" gar 1.800 Liter. - Das größte Speicherbecken hier auf der Insel, die "La Laguna de Barlovento", die hat gar ein Fassungsvermögen von 6.500.000 "pipas", war aber noch niemals ganz voll, und wenn man Leuten aus der Ecke Glauben schenken will, dass traut man sich auch gar nicht dieses Becken komplett zu füllen, weil es wohl Bedenken gibt, dass der Untergrund solchem Druck dann nicht standhalten würde. - Aber wie gesagt, das ist nur eine Vermutung.



Samstag 18.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 3 mm - Luftfeuchte 72 % - Luftdruck 1003 hPa
Höchsttemperatur heute 19,2 Grad - niedrigste Temperatur 15,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 13,1 - Temp. Min 9,1 - Feuchte 85 - 99 % Niederschlag 24 mm

Presis Unvollendete
Funktionsregeln für ein nicht funktionierendes Abfallsystem

Ich habe mal in meinem eigenen Archiv geblättert, und bin auch fündig geworden. - Im Januar 2006 konnte ich da bei mir lesen (das hört sich irgendwie debil an), dass damals die Müllverwertungsanlage von Mazo bereits in Betrieb sein sollte, aber wegen bürokratischer Probleme eben noch nicht so weit war. - Das hat sich bis heute nicht geändert, obwohl eigentlich diese Anlage fertig sein sollte, aber irgendwie nicht in Betrieb genommen werden konnte. - Detailsachen seien das, heißt es aus den seit Jahren beschwichtigenden Kreisen aus dem Cabildo Insular, und nicht alles darf man den Planern dort in der Inselregierung vorwerfen, die hatten zwischendrin auch mal Pech. - Eine Pleite mit einer dort beschäftigten Firma, und nun steht auch noch ein Schadensersatzprozess an, weil die letzte Firma die dort gearbeitet hat, nicht rechtzeitig fertig geworden ist. - Was aber nun wirklich Sache ist mit der Anlage dort, welche ja der Grundbaustein unseres gesamten Müllkonzeptes sein soll, das erfahren wir nicht. - Und das erfahren auch die Mitglieder der Oppositionsparteien im Cabildo Insular nicht, drum müssen die genau so blöde Fragen stellen, wie wir auch, nämlich warum diese höchst teure und komplexe Anlage noch nicht funktioniert und wir deshalb den gesamten Inselmüll weiterhin in den "Barranco Seco" werden müssen. - Gut, da ist ein echte Deponie entstanden im Lauf der Jahre, mit Drainagen und Entlüftungen und auch wird immer Erdreich über die Schichten geschoben, eine wilde Müllkippe ist das also nicht. - Die wird auch weiter betrieben werden, nach der Eröffnung des Komplexes in Mazo, aber eben nur noch mit wirklich nicht weiter zu recycelnden Stoffen, dem so genannten Restmüll, und eben nicht mehr mit allem, was sonst in den Mülltonnen landet.

Nun beschließt also die Inselregierung das Regelwerk für die Anlage, ohne genau zu wissen, ob die denn auch überhaupt den Wünschen entsprechend arbeitet und die gedachte Aufgabe erfüllen kann, die da lautet, den gesamten Inselmüll nach Wertstoffen zu trennen und weiter zu behandeln. - Das bezweifeln inzwischen nicht nur Umweltschützer, sondern eben auch die in der Opposition befindlichen Parteien, die mit mehr als Argwohn inzwischen aufweisen, denn eigentlich hätte die Anlage längst in Betrieb gehen sollen, aber irgend etwas klemmt da noch, und man will nicht raus mit der Sprache, um was es eigentlich geht. - Man kommt aber auch so gar nicht an "gut informierte Kreise" in Sachen Mazo ran, jeder weiß ein bisschen, jeder hat ein bisschen Phantasie, und alles was man sich halbwegs deckend zusammenreimen kann, ist dass diese Anlage wohl schon von der Grundkonstruktion viel zu klein zu sein scheint, um der großen Aufgabe mit dem gesamten Inselmüll gewachsen zu sein. - Dann geht die Geschichte um, man hätte dort auch gleich noch einen Verbrennungsofen installiert, weil man bereits wüsste, dass man so viel Müll überhaupt nicht korrekt trennen und verwerten könnte, dabei haben wir uns doch dieses neue Müllkonzept überhaupt erst ausgedacht, nachdem die Europäische Union per Blauen Briefen unsere bislang vorhandenen Müllverbrennungsanlangen hat schließen lassen. - Ich kann nur hoffen, dass wir uns alle täuschen, und die Coalición Canaria, welche halt diese Insel politisch in absoluter Mehrheit regiert, diese Anlage noch als Phoenix aus dem Müll kurz vor den Wahlen dann mit Sekt, Schnittchen und Kompost eröffnen will. - Allein der Glaube fehlt mir noch dazu, irgendwie traut man dem Verein doch gar nicht mehr über den Weg, was uns wohl auch nicht übel zu nehmen ist, alleine schon wenn man die Geschichten um die Asphaltwerke mal ganz langsam auf dem präfrontalen Cortex zergehen lässt. - Die Müllverwertungsanlage ist nicht die einzige Unvollendete, welche der nach Madrid geflohene Präsident des Cabildo Insular, José Luis Perestelo hinterlassen hat, aber in letzter Zeit wird er ja auch wieder häufiger auf der Insel gesehen. - Man munkelt, der hat das Stadtleben in Madrid gestrichen voll, und möchte sich wieder politisch auf der Insel betätigen. - Da hätten wir doch glatt auch einen Job für ihn, der im Entferntesten auch irgendetwas mit Politik, aber eigentlich mehr mit Mülltrennung zu tun hat…



Samstag 18.12.2010 11:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 15 mm - Luftfeuchte 87 % - Luftdruck 1001 hPa

Üben gegen die Autobahn
Der Protest gegen die Asphaltwerke wird erwachsen

Auch wenn es gestern Abend auf der Versammlung der Plataforma gegen die Asphaltwerke im Aridanetal nicht wirklich brutale Neuigkeiten gab, kein "Asphaltleaks", so war es doch die interessanteste Veranstaltung welche die Plataforma in diesem Jahr angeboten hat. - Dabei stechen zwei Dinge besonders hervor, die kleinen Details, die nun zusammengetragen wurden, wie hilf- und volklos der Prozess um die Genehmigungen für diese schädliche Industrie seitens der Politik abgelaufen ist, und auf der anderen Seite die Reife und Abgeklärtheit, mit welcher inzwischen eine eigentliche "Laientruppe" an Bürgern es versteht, sich gegen diese augenscheinliche Willkür und finanziellen Interessen einiger Weniger zu wehren. - Gleich mal im Voraus ein elegantes Chapeau an die Macher dort in der Plataforma, das ist nicht mehr David gegen Goliath, sondern da ist man mindestens auf Augenhöhe, die einen haben den Einfluss und das Geld auf ihrer Seite, und die anderen, also die Plataforma, die Bürger und das Gesetz. - Auf die Dauer werden sicherlich die gesetzlichen Argumente und die Bürger siegen, allerdings ist der Weg bis dahin noch steinig und mit listigen Fallen gespickt, da die Gegenseite längst "Kampflinie" fährt, wenn man sich mal diesen Ausdruck aus den Autorennen ausleihen darf, und dabei auch nicht vor Intrigen und platten Lügen zurückschreckt. - Man muss sogar sagen, von Anbeginn an sind die Planung und die Genehmigungsverfahren um diese Asphaltwerke auf Lügen, Gefälligkeiten und der arroganten Gewissheit aufgebaut, dass sich von diesen "dummen Bauern" hier im Aridanetal sowieso keiner findet, der robust gegen dieses schäbige Treiben einiger Honoratioren vorgeht. - Und da haben die sich eben verrechnet und, nun kommt gleich das zweite Chapeau in einer Kolumne, auch von der vielen Geldspendern muss ich meinen Hut ziehen, denn der juristisch einwandfreie Kampf gegen diesen ökologischen Wahnsinn im Aridanetal wäre nie möglich gewesen, wenn die Spendenbereitschaft nicht derart groß gewesen wäre. - Die Zahlen: Bislang konnte man 32.759 Euro an Spenden einnehmen, hat allerdings davon auch schon wieder 29.047 Euro ausgegeben, so dass zwar noch ein Saldo von 3.712 Euro momentan bleibt, aber schon in den kommenden Monaten Ausgaben von etwa 7.000 Euro anstehen. - Weiter spenden ist also dringend erforderlich. - Der Löwenanteil der ausgegebenen Gelder ging an den Anwalt Felipe Campos, welcher die Plataforma in Tenerife vor dem "Juzgado de lo Contencioso-administrativo" vertritt, und die beiden Ingenieure, welche Gutachten in ihren Disziplinen Straßenbau und Biologie über die Asphaltwerke im Sinne der Plataforma angefertigt haben. - Die weiteren Ausgaben gingen für die Organisation der Manifestationen, Werbung und andere Kosten drauf, welcher der Betrieb einer solchen Bewegung nun einfach mal kostet. - Wer Wert darauf legt, der kann sich die gesamten Unterlagen über Einnahmen und Ausgaben auch vom Vorsitzenden der Plataforma, Berto Perdomo Guerra zeigen lassen, aber ich kenne all diese Personen seit Jahren persönlich und würde eine Nachfrage darum schon fast als Beleidigung auffassen.

Am Anfang aller Planungen war bereits der Grundstein für die Illegalität dieser Anlagen gelegt, weil man eben das Dekret 2414/1961 vom 30. November mal ignoriert, oder einfach für seine Belange umgeschrieben hat. - Dort heißt es klar und unmissverständlich, eine Industrieanlage, welche störend, giftig, schädigend auf Umwelt und Bevölkerung sein kann, muss einen Mindestabstand von 2.000 Meter zum nächsten "núcleo poblado" haben. - "Núcleo poblado" heißt Siedlung, oder genauer definiert besiedelte Zone, und wird im Allgemeinen angewandt, wenn es sich um eine Zone handelt, in welcher mehr als 50 Menschen wohnen. - In der betroffenen Zone befindet sich allerdings die nächste Siedlung in nur etwa 80 Meter Entfernung, "El Paraiso" und so gewinnt dieser Name in Verbindung mit den Asphaltwerken eine völlig neue Bedeutung. - Insgesamt wohnen aber an die 7.000 Menschen in dem vom Gesetz bestimmten Mindestabstand von 2.000 Meter, es gibt also nicht den geringsten Zweifel daran, dass dort keine kontaminierende Industrie erstellt werden kann. - In dem Gutachten allerdings steht nichts von "núcleo poblado" sondern von "núcleo urbano", was wiederum städtisches Gebiet heißt, und somit die 2.000 Meter wieder machbar erscheinen lässt, aber das Gesetz lautet eben einfach anderes, und daran wird nun gearbeitet. - Nun kommen einige interessante Details auch an die Öffentlichkeit. - In einer Hauruck-Aktion vom jetzigen Bürgermeister Los Llanos´, Juan Ramón Marín, tingelte der durch die auch betroffenen Schulen, und versuchte den besorgten Lehrern und Eltern klar zu machen, dass die Plataforma übertreibt, und dass es keine Gefahr und keine Belastung für die Umwelt gäbe. - Dabei erklärt er auch, dass dieses Dekret, 2414/1961 auf den Kanarischen Inseln gar keine Anwendung findet, also die ganze Sache überhaupt keinen juristischen Wert besäße. - Allerdings kennt der gute Mann seine eigenen Regeln nicht, denn in den Bedingungen für die Ansiedlung jeglicher Industrie in dem betroffenen Industriegebiet von Los Llanos steht klipp und klar der Passus, dass jeder Betrieb sich an das Gesetz 2414/1961 zu halten hat. - Ob man nun dem Bürgermeister das als Lüge aufgeben will, oder es einfach bei Unwissenheit lassen will, das darf ruhig beim Betrachter liegen bleiben. - Ein weiteres Beispiel für die perfide Taktik der interessierten Kreise um die Asphaltwerke zeigt sich auch in dem Umgang mit den Vertretern der Plataforma. - Um eine Kopie der Baugenehmigung für die ominösen Hallen, welche der zweite Aspirant für ein Asphaltwerk dort im Industriegebiet gerade erstellen lässt von der Gemeinde zu erhalten, musste der Vorsitzende sechsmal auf der Gemeinde vorstellig werden und schriftlich sein Anliegen vortragen, um schließlich nach fünf Monaten dieses Papier zu erhalten. - In der Hälfte der Zeit allerdings gelingt es dem Betreiber einer der Anlagen eine Genehmigung vom Wasserrat der Insel zu erhalten, dort mit Schweröl und Diesel hantieren zu dürfen. - Darüber hinaus genehmigt man auch noch eine Schadstoffdeponie und muss sich nun schon fragen, welche Schadstoffe man dort lagern will. - Allerdings ist diese Genehmigung daran gekoppelt, dass zunächst die Kläranlage für das gesamte Industriegebiet einsatzbereit sein muss, und von dieser Anlage ist noch nichts in Sicht.

Einen weiteren, kuriosen, wie auch erschreckenden Ansatz findet man auch, wenn man die Auswertung der Schadstoffemissionen des ersten Probebetriebes betrachtet. - Dabei fällt auf, dass die gemessenen Emissionen weit unter den Werten liegen, welche vergleichbare, und sogar besser geschützten Anlagen anderswo emittieren, und so der Verdacht zumindest nahe liegt, dass bei den Messungen nicht korrekt vorgegangen wurde. - Auf diesen Punkt wird er Biologe noch in seinem Gutachten eingehen, allerdings konnte der gestern nicht zu der Versammlung kommen, denn die Flüge aus Tenerife waren wegen des schlechten Wetter gestrichen worden. - Nun zu der Frage, wie es denn in den beiden Gerichtsverfahren gegen den Betreiber der Anlage steht. - Zum einen, in Los Llanos ist das Verfahren anhängig wegen des illegalen Probebetriebes, und dort wird sich der Betreiber auch verantworten müssen, aber es ist maximal mit einer Geldstrafe zu rechnen. - Die Verantwortlichen der Plataforma sehen keinen tieferen, oder für die Sache nutzbaren Hintergrund des Verfahrens in Los Llanos. - Interessanter ist da schon die Geschichte vor dem "Juzgado de lo Contencioso-administrativo" (etwa Verwaltungsgereicht), für welche Felipe Campos zuständig ist. Mit Recht fragen sich da viele Betrachter, warum es da nicht weitergeht, und das liegt ganz einfach daran, weil die Gemeinde Los Llanos die von dem Gericht angeforderten Unterlagen bislang noch nicht eingereicht hat. - Entweder weil man das nicht tun will, oder weil man gar nicht im Besitz dieser Papiere ist, oder aber man weiß, dass diese Genehmigungsverfahren sowieso keiner Überprüfung standhalten würden. - Allerdings hat nun das Gericht eine letzte Frist der Gemeinde Los Llanos gesetzt, diese Papiere endlich beizubringen, und diese Frist endet jetzt im Dezember. - Allerdings muss man dann auch wieder abwarten, bis die entsprechenden Sachbearbeiter den Fall nun an den Richter weitergehen, eben dann mit dem Hinweis, dass die Gegenseite nun alle Fristen für das Einreichen von den geforderten Unterlagen hat verstreichen lassen. - Die Plataforma hat vor Monaten bereits die von ihnen angeforderten Gutachten eingereicht, und in den kommenden Wochen ist dann damit zu rechnen, dass dieses Verfahren auch eröffnet wird. - Bis dahin müssen wir also die Füße stillhalten, aber weiter die Augen und Ohren aufstellen, wo denn überall weitere Fallen oder Fettnäpfchen aufgestellt werden, um den Interessen rund um die Asphaltwerke zu dienen. - Ich könnte noch mehr Details erzählen, welche man gestern dem reichlich erschienenen Publikum zukommen ließ, allerdings wird das hier sonst zu lang. - Man kann ja noch kein Resümee von der ganzen Geschichte ziehen, wir sind ja noch mitten drin, allerdings stehen die Chance für den Protest gegen die Asphaltwerke gar nicht so schlecht. - Und das liegt einzig und alleine daran, dass sich hier ein großes Kollektiv gebildet hat, welches auf legalem Weg, und eben auch mit Zeit und Geld im Rücken gegen die behördliche Willkür, gestrickt aus Seilschaften der Coalición Canaria, zielstrebig angeht. - Manchmal habe ich so ein bisschen das Gefühl, bei dem Kampf gegen die Asphaltwerke erwirbt sich die wach gewordene Protestkultur auf La Palma die Sporen, um dann gegen die Autobahn durchs Weltbiosphärenreservat gleich mit Erfahrung und auch erworbenem Respekt vorgehen zu können. - Aber das ist dann eine andere Geschichte, die vielleicht wegen der drückenden Finanzprobleme gar nicht mehr so schnell auf uns zukommt.




Die Vorsitzenden der "Plataforma contra las Plantas de Asfalto" bei der gestrigen Versammlung




Freitag 17.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 9 mm - Luftfeuchte 92 % - Luftdruck 998 hPa
Höchsttemperatur heute 18,7 Grad - niedrigste Temperatur 15,1 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 10,9 - Temp. Min 8,8 - Feuchte 99 - 99 % Niederschlag 43 mm

Für 18 Euro von Tenerife nach La Palma
Unbezahlbare Ideen gegen unbezahlbare Flugpreise

Langsam werden die Politiker wieder läufig, denn in 5 Monaten ist Wahl. - Da kommen dann immer Phantasien zustande, welche im normalen Ablauf eines Jahres an der 5% Vernunfthürde scheitern. - Dabei ist die Idee nicht schlecht, und hat auch einen für La Palma sehr praktischen Hintergrund, denn man hat nun auch auf der Ebene des Gobierno de Canarias festgestellt, dass es mit dem Tourismus auf La Palma einfach nicht läuft. - Den Grund dafür hat man auch blitzgescheit gleich gefunden und analysiert, es gibt zu wenige und dadurch auch meist zu teure Flugverbindungen, was den Gast halt wohl davon abhalten könnte, nach La Palma zu fliegen. - Ich bin zwar nicht der Meinung, dass das der einzige Grund ist, warum unsere Insel in den letzten Jahren immer weniger Besucher lockt, aber die wenigen Verbindungen stellen wohl ein großes Problem dar. - Trotz vieler Verhandlungen hat man es nicht geschafft, sich mit den Fluggesellschaften zu arrangieren, die wollen einfach keine weiteren Verbindungen nach La Palma einrichten, das ist denen einfach ein zu großes Risiko. - Auch hat man wohl nicht genügend Geld im ohnehin schon trockenen Beutel gehabt, um solche Carrier wie Ryanair oder Easyjet zu locken, oder die haben das einfach mal durchgerechnet und sind zum Schluss gekommen, dass La Palma sich nicht rechnet. - Wir werden also mit den vorhandenen Kapazitäten klarkommen müssen, oder eben die Verbindungen über die anderen Kanareninseln ausbauen müssen. - Da hat man ja bereits mit der Islas Airways einen Anfang gemacht, die hat nun in der Woche 3 Verbindungen zwischen Tenerife Süd und La Palma auf dem Flugplan, damit können Gäste bequem über Tenerife zu uns reisen, die brauchen nun den Flughafen auf der großen Schwesterinsel nicht mehr zu wechseln. - Allerdings kostet dann der Hin- und Rückflug von Tenerife Süd nach und von La Palma dann noch mal 144 Euro zusätzlich, was den Reisepreis dann auch wieder verteuert. - Kommt man nun sehr günstig nach Tenerife geflogen, dann kann man diesen Aufpreis schlucken, ansonsten wird es darauf hinauslaufen, dass man für den gleichen Preis dann auch direkt nach La Palma fliegen kann. - Nun schlägt der Rat für Wirtschaft des Gobierno de Canarias vor, die Preise für Flüge zwischen den Inseln auf 18 Euro zu senken, um damit eben Inseln wie La Palma, La Gomera und El Hierro zu helfen, ihren Tourismus wieder auf die Beine zu bekommen. - Na ja, das hört sich gut an, aber wie will man denn das machen? - Soll das dann nur für Gäste gelten, oder sollen dann wirklich alle Flüge für jeden Nutzer zwischen den Inseln nur noch 18 Euro kosten? - Diese 18 Euro wäre noch einmal eine Halbierung der jetzigen Kosten eines Fluges von La Palma nach Tenerife, selbst wenn man bereits den 50% Residentenrabatt berücksichtigt. Und bezahlen soll dann diesen Brachialrabatt wieder die Zentralregierung in Madrid und das Gobierno de Canarias. - Diese Kosten allerdings könnte keine der beiden Korporationen schultern, das sind nämlich dreistellige Millionenbeträge welche da zusätzlich zum bereits gewährten Rabatt noch fällig wären, und die Lage der spanischen und kanarischen Verschuldung dürfte inzwischen auch anderswo bereits bekannt sein. - So schön dieser Gedanke ist, und sicher hilfreich wäre für La Palma, ich kann mir nicht vorstellen, dass wir momentan solche Geschenke noch erwarten dürfen. - Es klingt deswegen, und der kanarische Rat für Wirtschaft sollte das wissen, nach einfachem Wahlkampf, denn ich kann mich gut erinnern, dass die Coalición Canaria vor vier Jahren vor der Wahl solche Rabatte schon einmal gefordert hat.

Bleiben wir bei den Flügen nach La Palma, aber dieses Mal mit meteorologischem Hintergrund. - Heute ging auf unserem Flughafen gar nichts, strammer Südwestwind machte es den Piloten unmöglich auf unserer Piste zu landen. - Bei dieser Wetterlage und starkem Wind, entstehen dort am Flughafen die gefürchteten Scherwinde, die uns schon so manchen Tag im Winter einen Strich durch die touristischen Träume gemacht haben. - Die Gäste der erwarteten Maschinen sind nun auf andere Inseln umgeleitet worden, und werden dann heute Abend mit der Fähre nach La Palma gebracht, oder mit einem Ersatzflug am kommenden Tag. - Die Gäste, welche heute von La Palma aus in die Heimat fliegen wollten, die werden in einem Hotel untergebracht, und dann morgen mit dem Flugzeug in die Heimat geflogen. - Das ist alles gut organisiert, weil es eben nicht das erste Mal ist, dass so etwas vorkommt, aber das bedeutet auch, dass damit deutliche Zusatzkosten auf die Fluggesellschaft zukommen, die nicht in der Kalkulation enthalten sind. - Das lockt natürlich die Carrier auch nicht noch weitere Flieger nach La Palma zu schicken und die Betriebswirte sagen sich halt, wenn wir schon auf diese zickige Insel fliegen, dann muss die Maschine voll sein und die Tickets müssen auch was gekostet haben, sonst können wir im Winter dieses Risiko nicht mehr auf uns nehmen. - Gut, so oft kommt das auch nicht vor, dass La Palma nicht anzufliegen ist, aber die Fluggesellschaften haben in dem heftigen Preiskampf in welchem die selber stecken auch keine Margen mehr frei, welche solche Abenteuer eben mal abdecken könnten. - Aber das wird natürlich alles besser, wenn unser neues 228 Millionen Euro Terminal endlich fertig ist. - Das ist so groß, das hält den ganzen Wind ab, und wird alles besser… Das Tief bleibt uns weiter erhalten, allerdings erwartet man noch für heute Nacht eine deutliche Verbesserung was die Windgeschwindigkeiten angeht, so dass durchaus Hoffnung besteht, morgen wieder den Flugbetrieb aufnehmen zu können.



Freitag 17.12.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad - Niederschlag 3 mm - Luftfeuchte 84 % - Luftdruck 999 hPa

Als die Bananen laufen lernten
Nicht mehr Passagier sein, sondern Kapitän

Heute Abend finden hier im Aridanetal zwei sehr wichtige Treffen statt. - Einmal informiert die "Plataforma contra es Asfalto" über die Tätigkeiten der letzten Monate und wie es steht um die Asphaltwerke in den Wohngebieten in El Paso, 20:00 Uhr in der Casa de la Cultura. - Da muss man hingehen, zumindest um sich selbst zu beruhigen, dass trotz der vermeintlichen Stille sich doch was bewegt. - Eine andere Veranstaltung findet in Tazacorte statt, fängt ein bisschen früher an, im "Pabellón Multiusos" und dreht sich um die ewig gleiche Geschichte hier auf La Palma, um die Bananen. - Beide Veranstaltungen sind wohl kompatibel, um die geplanten Asphaltwerke herum gibt es eh keine Bananen, also wird die eine Veranstaltung auch der anderen keine Besucher wegnehmen. - Und dennoch haben beide Veranstaltungen etwas miteinander zu tun, handelt es sich doch um die Versuche sozialer Gruppierungen, aus dem Passiv in das Aktiv zu steigen. - Die Rolle der Gegner der Asphaltwerke muss ich eigentlich nicht weiter erklären, da stehen Bürger auf und fordern von der Legislative nichts anderes, als dass die gegebenen Gesetze eingehalten werden. - Dabei muss man halt auch mal vom passiven Bürger zum Aktivisten werden und der Obrigkeit kräftig auf die Fingern hauen, wenn es denen gerade wieder mal in den Kram passt, Gesetze großzügig nach eigenen Interessen zu biegen. - Die "Obrigkeit" im Kampf um das Überleben des Sektors des Bananenanbaus ist da ein bisschen komplizierter aufgebaut. - Da ist einmal der Weltmarkt, welcher Preise diktiert, und darüber hinaus die auch regional mächtigen Produktions- und Verkaufsorganisationen, allen voran die "Asprocan". - Gegen den Weltmarkt kann man nur eines machen, Nischenprodukte in besserer Qualität produzieren, um damit die Erzeugerpreise auf für ein Hochlohnland akzeptabel zu gestalten. - Und dann kommt die andere Seite jeglicher Wertschöpfungskette, man muss nicht nur ordentlich produzieren, sondern das Produkt dann auch gut platzieren und verkaufen. - Und da hängt bei uns der Bananensegen schief, nein schlimmer, der ist so krumm wie die Banane selbst. - Was nützen alle die aufgelegten Programme und Zuschüsse an jeder Ecke, wenn am Schluss dieses Produkt, die kanarische Banane, in vielen Ländern überhaupt nicht zum Verkauf angeboten wird, und wer das Glück hat doch "Plátanos de Canarias" zu finden, der wundert sich über die schäbige Präsentation und den laienhaften Umgang mit der Vermarktung dieses Premiumproduktes.

In der Tat beschränken sich die vielen Organisationen rund um die Produktion und die angebliche Vermarktung der Bananen auf ein einziges Thema, nämlich die Erhaltung der Zuschüsse, Subventionen und Hilfen, ohne die der Sektor bereits verschwunden wäre. - Dabei vergisst man aber komplett den Versuch, aus dieser schmutzig-süßen Umklammerung der finanziellen Abhängigkeit staatlicher Organisationen herauszukommen, und anstatt neue Märkte und neue Ziele zu fokussieren, erfindet man neue Möglichkeiten der Subvention. - Als Kompott arbeiten diese Produktions- und Vermarktungsgesellschaften auch noch gegeneinander, und so hat sich längst eine Parallelgesellschaft gegründet, auf der einen Seite sind die Bananenbauern, und auf der anderen Seite die Organisationen, die irgendwann mal dazu gegründet wurden, den Pflanzern zu dienen, sich aber längst nur noch damit beschäftigen, die eigene Existenz zu erklären. - Dass dabei keine wirkliche Arbeit rüberkommt, und es keine Ergebnisse gibt, welche dem Sektor auch nur einen Schritt weiterhelfen würden, das versteht sich eigentlich von selbst. - Nun aber rufen Landwirte dazu auf, sich aus diesen Abhängigkeiten zu befreien, und sich selbst um die Zukunft ihrer Zunft zu bemühen, weil das Delegieren dieser Aufgaben leider im Sumpf der satten Posten stecken geblieben ist. - Bemerkenswert dabei ist, dass kein Mitglied der Direktion der so mächtigen "Asprocan" auf dieser Versammlung erscheinen wollte, und die Bananenbauern erst mit einer Unterschriftenaktion diese Organisation zwangen, auch einen Abgeordneten zu senden. - Der wird sich einiges anhören müssen heute Abend, und auch wenn diese eine Veranstaltung sicher noch keine Rettung für den Sektor ist, muss man doch anerkennen, dass viele der Bananenbauern inzwischen begriffen haben, dass ihr Schicksal in ihren eigenen Händen liegt, und man solch wichtige Entscheidungen weder in die Hände von Organisationen noch der Politik legen darf, sondern selbst das Steuer übernehmen muss. - Hauptsache aber man gründet jetzt nicht noch eine Organisation der Nichtorganisierten und gibt dabei seine Meinung, seinen Namen und seine Stimme wieder beim Pförtner ab, denn so einfach funktioniert eine lebendige Demokratie nicht, man muss schon selber auch aktiv werden.

Und jetzt kommt noch ein Veranstaltungshinweis, man hat ja außer Weihnachten sonst nichts zu tun... - Aber die tritt nicht in Konkurrenz zu den notwenigen Protesten gegen lobbyistische Politik, sondern es ist eine stimmige Kulturveranstaltung mit Lesungen und Live Musik, man kann sich ja nach getaner Empörung auch mal wieder der Muse widmen. - Dazu geht man am Samstagabend um 19:00 nach Tazacorte, in die Casa Massieu. - Hier nun die Einzelheiten über diese Veranstaltung, so wie das der Organisator vorgesehen hat:

Am Samstag möchten wir auf deutsch und auf spanisch den Roman "La Heredad" / "Die Schritte kommen näher" von Sabas Martín vorstellen, er ist der Nachfolgeroman von "Nacaria" - insgesamt ist es eine Trilogie, mehr dazu im nächsten Jahr ...

Hier die genauen Daten:

18.12.2010 - 19:00 h - Casa Massieu - Villa de Tazacorte Lesungen & Live Musik Mit Sabas Martín, Antonio Abdo, Claudia Gehrke, Uka Rösch, Sigrun Casper u.a.
Die Veranstaltung ist zweisprachig, spanisch und deutsch.

Sabas Martín "Die Schritte kommen näher" Eine spannende Geschichte um ein verlassenes Haus auf einer kanarischen Insel und um düstere Familiengeheimnisse. Der Nachfolgeroman von "Nacaria"!

"Kanarisches Lesebuch" Historische Bilder, aktuelle Fotos, Zeichnungen, Gemälde, Erzählungen, Essays, Lyrik entwerfen eine verborgene Vision der Insel.

www.la-palma.de/canarias

Zusätzlich ist dort die Ausstellung von Pedro Fausto, Pegé, Anton Dvorak, Ana Brígida u.a. zu sehen.




Donnerstag 16.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 19 mm - Luftfeuchte 88 % - Luftdruck 1001 hPa
Höchsttemperatur heute 18,4 Grad - niedrigste Temperatur 14,7 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 11,7 - Temp. Min 9,2 - Feuchte 83 - 99 % Niederschlag 45 mm

Haushalt 2011 für Los Llanos
Nein, mein Wasser zahl´ ich nicht

Lobenswert, Los Llanos ist die erste Stadt der Insel, welche bereits den Haushalt für 2011 bereits geschnürt auf dem Tisch liegen hat, um ihn gleich nächste Woche verabschieden zu können. - Vielleicht liegt das auch daran, dass es fast genau der gleiche Haushalt ist, wie noch im vergangenen Jahr, nur dass noch weniger Geld für Investitionen übrig bleibt, und noch mehr für Löhne und Gehälter ausgegeben wird. - 15,5 Millionen Euro, ganze 0,3% weniger als im vergangenen Jahr, also faktisch gleich, und wie es in den anderen Gemeinden der Insel auch ähnlich üblich ist, geht der Großteil des Geldes eben für den Unterhalt des Personals drauf. - Vor Kommunalwahlen wird keiner entlassen und auch die vielen Zeitarbeitsverträge, die laufen weiter, bis eben nach den Wahlen. - Was dann dabei herauskommt sieht so aus, von den 15,5 Millionen Euro sind alleine 12,5 Millionen für Gehälter notwendig, es bleiben also 3 Millionen übrig, wovon 1,2 Millionen für Investitionen vorgesehen sind, der Rest wird auf die einzelnen Ressorts verteilt und soll auch dazu verwendet werden Lieferanten zu bezahlen. - Das ist natürlich knapp bemessen alles, und wird hinten und vorne nicht reichen, aber neu verschulden geht nicht und wenn man nur eben ein bisschen die Ausgaben auch an die Einnahmen koppeln will, dann bleibt einfach nicht mehr Luft. - So meint auch der Bürgermeister der Gemeinde, das wird ein schwieriges Jahr für Los Llanos, und ich darf anfügen, das werden schwierige Jahre, denn so grundlegend wird sich auch 2012 und 2013 noch nicht ändern, da einfach die großen Einnahmeposten für Baulizenzen weg gebrochen sind, und weder das Gobierno de Canarias noch die Zentralregierung in Madrid zu erkennen gegeben hat, dass man in den kommenden Jahren wieder mit mehr Geld für die Gemeinden rechnen kann. - Man muss also auch mal ein bisschen Eigeninitiative ergreifen und als Gemeinde sehen, wie man neue Einnahmequellen schaffen kann. - Vielleicht orientiert man sich dabei auch mal an Deutschland, dort werden ja in den Städten gerne Falschparker und andere Verkehrssünder dazu verknackt den Haushaltssäckel zu sanieren. - Ich will mich jetzt hier nicht unbeliebt machen, aber nahe liegend ist das doch schon.

Es war also kein großer Wurf dieser Haushalt 2011, einfach mangels Möglichkeiten, da hat man auf der einen Seite aufgeschrieben was man unbedingt braucht, nämlich Löhne und Gehälter, den einzelnen Ressorts die gleichen Partien zugewiesen wie im vergangenen Jahr, und der Rest, das sind dann Investitionen. - Leider erfahren wir dabei ja nie, wie hoch die wirklichen Außenstände der Gemeinden sind. Da kann die Opposition anfragen wie sie will, die Daten über Zahlungsverpflichtungen der Gemeinde gegenüber Lieferanten darf nicht an die Öffentlichkeit, wegen des Datenschutzes. - Die Opposition darf sich die Listen ansehen, aber nicht mal Notizen machen, und eine Gesamtzahl gibt es auch nicht, so weiß halt außer denen am Drücker niemand, mit wie vielen Millionen da eigentlich noch hin und her schmuruchelt wird. - Da hat man aber bereits nun von einigen Lieferanten gehört, dass die die Gemeinde nur noch gegen sofortige Bezahlung beliefern, weil sich eben schon Außenstände angesammelt haben, welche bereits bedrohliche Ausmaße angenommen haben. - Für viele Lieferanten ist das natürlich ein unschönes Spiel, einerseits möchte man als Kunde das Rathaus nicht verlieren, aber wenn man dann Jahre auf sein Geld warten muss, dann macht arbeiten irgendwann weder Spaß noch Sinn. - In Garafía kennt man das mit der Vorkasse, wenn das Rathaus etwas bestellt schon jahrelang, und ich könnte wetten, das dass in den kommenden Jahren in jeder Gemeinde der Insel Schule machen wird. - Großes Fragezeichen in Los Llanos bleibt aber auch weiterhin die inzwischen auf wohl knapp 3 Millionen angestiegenen Schulden für das Trink- und Brauchwasser welches die Gemeinde vom "Consejo Insular de Aguas" erhält und erst letztes Jahr überhaupt an die Öffentlichkeit gekommen ist, dass Los Llanos schon seit Jahren sein Wasser nicht mehr bezahlt hat. - Auch der kommende Haushalt sieht eine solche Zahlung nicht vor, wie denn auch, und es bleibt weiterhin ein Rätsel, warum sich die Gemeinde Los Llanos es einfach leisten kann, das Wasser nicht zu bezahlen. - Mehr als Kopfschütteln und mit den Schultern zucken bleibt einem da auch nicht, und hoffentlich kommt nicht irgendwann die große Rechnung mit einem Zinspaket, welches dann der Gemeinde den Rest gibt. - Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dieser Hammer kommt erst, wenn die Coalición Canaria in Los Llanos nicht mehr am Drücker ist, und der nächste Bürgermeister wäre dann gleich Vorstand einer bankrotten Gemeinde. - Passt irgendwie zu dem, was ich gestern über die Situation zur palmerischen Lokalpolitik geschrieben habe, bald wird der Job als Bürgermeister nicht mehr zum Würde-Amt, sondern zum Bürde-Amt.

Kanadisch oder kanarisch, alles eine Mauke. - Da schreibe ich über die maroden Gemeindefinanzen, und was macht die Gabi zeitgleich in British Columbia? - Richtig. - Bei uns allerdings heißt "CCC" nicht "Coalition of Concerned Citizens" sondern "Compañia de Cervecera de Canarias" und das ist eine deutlich freundlichere Geschichte. - Zum Wohl, oder sonstwo hin.



Donnerstag 16.12.2010 08:40 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 1 mm - Luftfeuchte 74 % - Luftdruck 1005 hPa

Die Säulen des Wachstums,
Parkplätze

Nach der Tendenz zum bescheidenen Drittwagen hat man inzwischen auch hier auf der Insel begriffen, dass man Kunden eigentlich nur anlocken kann, wenn man auch Parkplätze zur Verfügung stellt. - Das wird besonders in der Vorweihnachtszeit immer wieder klar, wenn zumindest an den Wochenenden und den beiden heißen Tage vor dem 6. Januar die Straßen unserer Städte apokalyptisch verstopft sind. - Wer es schafft, an solchen Tagen Außenstehender zu sein, also nicht selbst mit dem Auto im Stau zu stehen, und sich das Treiben mal in Ruhe anzusehen, der kann Komödien beobachten, Dramen, Tragödien und sollte es ganz heftig kommen, dann sogar Tränen und Verzweiflung. - Gut, es ist besser geworden, sowohl Santa Cruz wie auch Los Llanos haben inzwischen jeweils ein Parkhaus, aber an den wirklich "heißen" Tagen der Konsumpflicht, da bricht nach wie vor das gesamte System zusammen. - Da kann auch die Krise noch keine Abhilfe schaffen und wer seine Nerven schonen will, der muss azyklisch einkaufen gehen, oder sich eben an die Angebote im Speckgürtel der großen Gemeinden wenden. - Interessant wird es in der Hauptstadt werden, wenn der große Parkplatz am Meer als Stellfläche wegfällt, weil dort ja dann der Strand gebaut wird. - Das kann lustig werden, für Außenstehende wohl gemeint, für die vielen Pendler, welche täglich in die Hauptstadt fahren um dort ihrer Arbeit nachzukommen ist das weniger lustig. - Ja, theoretisch haben wir auch ein Nahverkehrssystem, das funktioniert sogar ganz pünktlich, aber uns bekommt man eben nur in Notfällen aus dem Auto gezerrt, da sind wir ohne Zweifel sehr amerikanisch. - Man könnte sich ja auch an das Glück annähern, also das Auto ein bisschen vom Zentrum entfernt abstellen, und dann der Rest des Weges zu den Konsumtempeln in aristokratischer Gehhaltung auf sich nehmen, aber das widerspricht unserer Einstellung, ich habe ein Auto, also fahre ich. - Los Llanos versucht das nun mit einem kleinen Zug auf Rädern, ein Traktor vorgespannt, zwei Anhänger mit Sitzbänken, ein bisschen geschmückt, und dieser Zug fährt nun die Stadt rauf und runter, und jeder der will, der kann dort mitfahren und sich danach wieder zu seinem Auto bringen lassen. - Allerdings traut sich kein gestandener Caballero, um nicht Macho sagen zu müssen, diesen Zug zu besteigen. Da kommt man sich derart lächerlich vor, wie auf einem Kindergeburtstag, und in Bewegung zu sein, ohne die schützenden Wände und die Pferdestärken des eigenen 5 Meter Trucks zu kontrollieren, das ist nichts für uns.

Parkplätze im Überfluss gibt es allerdings bei uns am Flughafen. - Das neue Terminal beschert uns nun knapp über 2.000 Stellflächen, nachdem morgen auch die Tiefgarage unter dem neuen Flughafengebäude in Betrieb geht. - Das wird nun so mancher lächerlich finden, denn im Parkhaus, ist ja noch eine komplette Etage nicht in Betrieb, weil man so viele Stellflächen einfach nicht benötigt, und die einzige bislang in Nutzung befindliche Parketage ist meist nicht annähernd zur Hälfte belegt. - Jetzt kommen noch mal 1.100 Stellflächen hinzu, und wir müssen uns langsam fragen, wo wir die ganzen Autos herbekommen wollen, die dort irgendwann mal parken sollen. - Allerdings ist die Hälfte dieser Parkplätze in der neuen Tiefgarage bereits an die Autovermietungen vergeben, zumindest diejenigen, welche auch ein teures Büro am Flughafen gemietet habe, die müssen also zukünftig ihre Mietwagen nicht mehr draußen stehen lassen, sondern bekommen allesamt ein Dach über den Kopf. - Vor so viel Fürsorge staatlicher Seite um die Mietwagen ist man schon überrascht, und wundert sich nicht wirklich mehr über die Verschuldung Spaniens, denn genau dieses Flughafenprojekt, stammt ja aus der Zeit des unkontrollierten Wachstums. - Da muss man vorsichtig sein, und nicht die falschen kritisieren, der Umbau unseres Flughafens wurde projektiert und beschlossen, als Wachstum noch von Gott gegebenes Menschenrecht erschien. - Die neuerliche Entwicklung, auch wenn sie von wirklichen Kennern bereits seit Jahren genau prognostiziert wurde, die steht halt nun im krassen Gegensatz zu den Überbleibseln der spanischen Hemdsärmligkeit, die auch in Benidorm und Marbella nun so peinlich sichtbare Altersflecken bekommt. - Dafür kann man nicht einmal die Coalición Canaria verantwortlich machen, das ist alles noch die Planung und Herrlichkeit der Aznar-Regierung, und künftige Generationen an Palmeros werden dieser Weitsicht danken, weil wir dann der einzige Flugplatz auf der Welt sind, welcher mehr Autostellplätze hat, als Passagiere ankommen. - Aber die Coalición Canaria steht diesem Aznarschen Oligarchendenken auch nicht nach, die wollen ja jetzt für Tenerife den Transrapid (Santa Cruz - Los Cristianos) und suchen dafür eben mal 1,2 Milliarden Euro. - Vorerst 1,2 Milliarden, wir wissen ja, dass so was im Zeichen des Wachstums nach oben immer offen ist, also sollten wir uns über die lächerlichen 225 Millionen Euro, welche unser neues Flughafenterminal gekostet hat, nicht so wichtig nehmen. - Hauptsache wir haben Parkplätze…




Flughafen La Palma, das sichtbare Denkmal der Megalomanie




Mittwoch 15.12.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 2 mm - Luftfeuchte 76 % - Luftdruck 1009 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 17,6 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 19,0 - Temp. Min 10,8 - Feuchte 23 - 94 % Niederschlag 6 mm

Ab in die Pilze
Auf die Kanaren zum Pilzesuchen

Jemand der bislang nur die östlichen Inseln kennt, oder im Sommer mal Tenerife oder Gran Canaria besucht hat, der wird uns das nicht glauben, dass es hier auf den Kanaren eine wunderbare wie auch wundersame Welt der Pilze gibt. - Wer aber hier auf La Palma schon mal war und unsere Wälder durchstreift hat, der kann zumindest ahnen, dass manche Mykologen La Palma sogar als ein "Pilz-Eldorado" bezeichnen. - So nennt die Pilzspezialistin der Insel Rose Marie Dähncke, die seit 1979 hier auf der Insel weilt, und dabei schon über 1.000 Arten katalogisiert hat, welche sie allesamt auf La Palma gefunden hat. - Und täglich werden es mehr, viele neu entdeckte Arten tragen so auch ihren Namen, keine Frage, warum man dann immer Frau Dähncke kontaktiert, wenn es um Themen rund um die Welt der Mykologie der Insel geht. - Nun besuchen Pilzkenner des Verein für Pilzkunde München e. V. und dem Baskenland unsere Insel, und werden sich in Studientagen eben auch mit Mykologen der Insel treffen, um gemeinsam mehr und Neues über die ausgedehnte Welt der Pilze der Kanaren, und halt im Besonderen La Palmas erfahren. - Für die Fachwelt ist also der palmerische Pilzreichtum keine wirklich überraschende Geschichte, wie man aber diese natürliche Ressource auch an ein breiteres Publikum vermittelt, das ist dann eher die Frage. - Es gibt immer mal wieder Treffen für Interessierte zu dieser Materie, die meist von der Sociedad Micológica de La Palma organisiert werden, deren Ehrenvorsitzende auch wieder die bereits erwähnte Rosa Marie Dähncke ist. - Damit erreicht mal allerdings meist nur, oder ausschließlich die Bevölkerung der Insel und hier lebende Ausländer, die natürlich speziell auch wieder davon profitieren, dass man über die Pilze hier auf der Insel auch so reichliches Material in deutscher Sprache vorfindet.

Ob und wie man das nun auch als touristische Ressource bewerben könnte, das müsste man sich mal überlegen, denn die Welt der Pilze ist ein überaus interessantes wie komplexes Gebiet der Biologie, welches ein immer größeres interessiertes Publikum anzieht. - In den Wintermonaten müsste man eben regelmäßig solche Themenwanderungen anbieten, denen sich dann eben auch Urlauber anschließen können und wollen, und wenn dabei eben auch noch fachkundig der Pilzkosmos hier auf der Insel erklärt wird. - Ich könnte mir wohl vorstellen, dass es da wohl genügend Interessenten gäbe, nur muss das eben jemand aufgreifen und organisieren, und möglichst auch noch Ahnung von den Pilzen haben. - Dann könnte man auch in der Gastronomie die Pilze der Insel verstärkt anbieten, immerhin gibt es auf La Palma 80 verschiedene Arten, welche einen kulinarischen Wert besitzen, bislang findet man aber lediglich in einigen Lokalen den bekannten Pfifferling, ein Allerweltspilz hier auf La Palma, den aber witzigerweise die Einheimischen gar nicht so besonders lieben. - Den essen dann die Besucher, aber andere Pilze bekommt man in der Gastronomie selten angeboten. - Die Palmeros selber bevorzugen ihre "Nacidas" (Rhizopogon luteolus), der auf deutsch wohl "gelbbräunlicher Wurzeltrüffel" heißt. - Aber ganz jung muss er sein, noch ganz weiß innen, sonst schmeckt der nicht, und die man ganz rudimentär dann auf einen Holzstock spießt, dann über ein offenes Feuer hält, ein bisschen Salz drauf gibt und dann verspeist. - Es gibt natürlich noch weitere Zubereitungsmethoden, aber mich erinnert das immer so ein bisschen an gebratene Marshmallows, wobei geschichtlich der gebratene Pilz natürlich die älteren Rechte genießt als der gemeine Marshmallow. - Wer also nun im Winter hier auf der Insel ist, der kann auch alleine losziehen "in die Pilze", Frau Dähncke verrät uns ja anhand einer Karte in ihrer Webseite auch wo es welche Pilze gibt, aber die allererste Regel lautet ja da auch immer, Finger weg von Pilzen die man nicht sicher kennt, und gesammelt wird ausschließlich so viel, wie man doch tatsächlich selbst vertilgen kann.




Nacidas auf Lavagrus




Mittwoch 15.12.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1011 hPa

Der Wilde Westen liegt in Tazcorte
50.000 Euro mal so eben an Zinsen rausgeschmissen

Es gibt ein paar lustige Gemeinden hier auf der Insel, die immer mal wieder mit außergewöhnlichen Kapriolen von sich reden machen. - Meist durch Lokalpolitiker aus pisafernen Schichten, die nicht immer genau wissen, was sie da eigentlich tun. - Das kann lustig sein, wie in dem Fall Garafía, die haben nur einen Stadtpolizisten, aber zwei Dienstmotorräder für ihn erhalten, oder wie in dem Fall El Paso, wo man viele Parkbuchten vor einer Weile blau gekennzeichnet hat, als Kurzparkzone, allerdings noch keine städtische Verordnung dafür erstellt hat. - In Tazacorte allerdings sind solche Streiche meist nicht lustig. - Erinnern wir uns an die immer noch nicht beendete Auseinandersetzung mit dem Investor Inversiones Cock, dem man zunächst den halben Hafen versprochen hatte, das dann aber alles wieder zurückgenommen hat, oder die unendliche Geschichte mit dem Gebäude Las Tarajales, wo man eine Bezugsgenehmigung erteilt hat, obwohl der oberste spanische Gerichtshof das Gelände als nicht bebaubar eingestuft hat. - Nun kommt eine weiter Episode des frenetischen politischen Treibens dort in Tazacorte ans Licht, welche die Bürger mal eben die lustige Summe von etwas mehr als 50.000 Euro nur an Zinsen kostet. - In den Jahren 2002 und 2004 hat man Asphaltierungsarbeiten an die Firma Lopesan in Auftrag gegeben, und die haben diese auch ausgeführt. - Allerdings hat man diese Arbeiten bis heute nicht bezahlt, und auf mehrere Anfragen seitens der Firma, doch nun endlich mal diese Rechnungen auszugleichen, bekam man immer nur ausweichende Antworten bis hin zu der Aussage, dass man heute nicht mehr einverstanden mit der Ausführung der Arbeiten in den Jahren 2002 und 2004 sei. - Das wurde Lopesan dann irgendwann zu doof, und so trieb man nun diese Rechnungen über den Gerichtsweg ein und siehe da, die Gemeinde Tazacorte ist nun zur Zahlung von etwas mehr als 98.000 Euro an Lopesan verurteilt worden, plus Zinsen seit dem Jahr 2002, respektive 2004. - Gehen wir mal von einem Zinssatz von 10% aus, als Säumniszuschlag durchaus üblich, dann sind wir locker bei über 50.000 Euro für den dummdreisten Versuch, diese Rechnungen einfach auszusitzen.

Da wächst und wächst der Schuldenberg der Gemeinde, und damit sind wir gleich bei einer weiteren Überlegung, welche immer mehr Gestalt annimmt. - Ab dem kommenden Jahr dürfen die Gemeinden keine neuen Kredite mehr aufnehmen, und dann muss man sehen, wie man die laufenden Verpflichtungen überhaupt noch schultern kann. - Daneben sollen ja auch die Gemeinden noch ihren meist künstlich aufgeblähten Mitarbeiterstab bezahlen, Dinge instand halten und wenn alles positiv läuft, auch noch investieren. - Doch womit? - Da kommt auf die zukünftigen lokalen Korporationen eine unangenehme Dienstphase zu, und im Mai sind Wahlen. - Da fragen sich nun bereits so einige, die heute in aussichtsreichen Oppositionen sitzen, ob sie denn überhaupt die Verantwortung ab Mai für die dann bankrotten Gemeinden übernehmen wollen, und versuchen, für vier Jahre dann Konkursverwalter zu spielen, ohne die geringste Möglichkeit, mit neuen Mitteln auch irgendwelche Akzente zu setzen. - Da fällt oftmals, natürlich nicht in der Öffentlichkeit der durchaus verständliche Satz, "sollen die doch selbst mit ihren Schulden untergehen und den eigenen Mist noch mal vier Jahre weiterstricken, ich habe keine Lust dazu." - Das ist ein nicht ganz ungefährliches Szenario, denn gerade die paar aufrechten und engagierten Lokalpolitiker die wir durchaus auf der Inseln haben, und das nicht nur in den Reihen der PSOE, die lassen sich von solchen Aussichten, vier Jahre lang nichts als Schuldenverwalter spielen zu müssen, natürlich nicht in die Politik locken oder in ihr halten. - So geraten andere an die Ruder, die oftmals gar keine "weltliche" Alternative zur Politik haben, weil sie "auf der Straße" untauglich sind, und andere das dann wohlmöglich nur aus Geltungssucht machen. - Nachdem ja die Wähler bei uns nach 20 Jahren Coalición Canaria sich schon von der Politik mit meist Grausen abgewendet haben, droht nun eine zweite Verweigerungswelle, nämlich die der engagierten lokalen Kräfte, welche sich nicht in der undankbaren Aufgabe aufreiben wollen, nur irgendwie in den kommenden vier Jahren so deftig verschuldeten Gemeinden wieder zu sanieren. - Wohlmöglich um danach wieder eine intakte Gemeinde der Coalición Canaria erneut in die Hände zu geben, damit der ganze Mist von vorne anfängt. - Nur ein kleines Beispiel. - Nachdem in El Paso die Sozialisten die Schulden der Stadt auf den niedrigsten Stand aller palmerischen Gemeinden gedrückt haben, übernimmt eine zynisch zustande gekommene Allianz der drei Oppositionsparteien per Misstrauensantrag die Ämter. - Innerhalb von nur einem Jahr verdreifachen nun die Herren und Damen der CC, PP und CCN die Schulden bis Ende 2009. - Für das Jahr 2010 gibt es noch keine Zahlen, aber es sickert so allmählich durch, dass man inzwischen aus an die 600.000 Euro Schulden, welche El Paso hatte vor dem Misstrauensantrag, nun bereits bei 2,2 Millionen Euro angekommen ist. - Die Zahl ist nicht verbürgt, darüber gibt man keine Auskunft, verbürgt sind lediglich die etwas mehr als 1,6 Millionen Euro zum 31.12.2009 - Wer will denn nun bitte im Mai diese Gemeinde noch übernehmen, ohne sich damit die dann kommenden vier Jahre zum Getrieben der Schulden und der Erwartungen der Bürger zu machen?



Dienstag 14.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1008 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 12,5 Grad

Krisenstimmung selbst bei der Weihnachtslotterie
Deutlich weniger Lose verkauft in diesem Jahr

Dabei könnte man ja genau das Gegenteil erwarten, viele Menschen laufen finanziell auf dem Zahnfleisch herum, (verzeihen Sie mir das Bild…) und da käme doch ein satter Lotteriegewinn genau richtig, die pekuniäre Parodontitis ordentlich zu sanieren. - Allerdings kostet so ein Los auf der Straße gekauft auch 23 Euro, das ist nicht gerade billig, besonders wenn man eben von diesem Geld noch ein paar familiäre Abendessen finanzieren muss. - Die Leute kaufen dennoch weiterhin ihren "Décimo", aber eben nicht mehr so viele wie noch in den vergangenen Jahren. - Ohne Los der Weihnachtslotterie läuft hier eh keiner rum, aber früher, als alles anders was und nur manches besser, da hatten viele gleich 5 oder gar 10 dieser Glückscheine in ihren Händen und gingen so auch nervlich gestärkt in die letzte Woche vor der Ziehung des "Gordo de Navidad", wie der Hauptgewinn genannt wird. - So melden eben alle Losverkaufsstellen auf unserer Insel sinkende Umsätze was die Verkaufszahlen der Lose angeht, aber die Hoffnung und die Illusion bleiben, aber eben nicht mehr so weit gestreut. - Träumen kann man ja auch mit einem Los in der Hand, und erinnern wir uns zurück, im Jahr 2001 ist tatsächlich der Hauptgewinn zum großen Teil auf die Insel gekommen, besser gesagt nach Santa Cruz. - Also warum nicht wieder, auch ich habe solche Lose, genauer gesagt zwei an der Zahl, und versinke ab und zu in Gedanken, was ich denn alles mit 300.000 Euro machen würde. - Da fallen mir immer viele Sachen ein, auch ein paar gute Dinge, aber für den Weltfrieden reicht das ja nicht aus, und die Fluglotsen hier in Spanien die fragen sich sowieso, wie denn ein ganzes Land Kopf stehen kann über eine Lotterie, in dem der Hauptgewinn so hoch ist, wie ein Jahresgehalt dieser Spezialisten. - Das war jetzt fast wieder ketzerisch, aber solche Witze und Sarkasmen machen hier immer noch die Runde, die Fluglotsen bleiben immer noch vor den Bankern und Politikern das unbeliebteste Kollektiv. - Nun noch mal zur Weihnachtslotterie: Immer am 22. Dezember hat jeder in Spanien sein Radio an, oder den Fernseher laufen, denn am 22. Dezember ist man wie alle Jahre in Spanien, ganz einer singenden Kinderschar hörig. - 36 Jungen und Mädchen aus der Klosterschule "San Ildefonso" sind seit 1771 die Glücksbringer der Nation. - Sie sind es, welche die Prämien und Losnummern der Weihnachtslotterie tatsächlich singen, und nicht einfach nur sprechen. Es ist zwar eher ein Sprechgesang und enthält keine Liebesschwüre oder sozialkritischen Texte, so etwas will heute auch keiner hören, sondern die richtigen Zahlen und den Hauptgewinn, den "Gordo". So nennen wir den Hauptgewinn, der mit 300.000 Euro dotiert ist, ist eigentlich gar nicht so viel Geld, und ob man sich damit bereits zur Ruhe setzen kann, das sollte man sich gut überlegen. - Das ist aber genau der Trick an der Geschichte, man soll nicht so viel Geld gewinnen können, dass man locker von den Zinsen leben kann, dann ist das Geld ja weg von der Straße, und es wird nicht ausgegeben. - Warum aber dann so viel Aufhebens um eine Lotterie in der man "nur" 300.000 Euro gewinnen kann? - Nun kommt das System mit den Zehntellosen und den Serien ins Spiel. Den Hauptgewinn gibt es 1.800 Mal und ist damit sehr breit gestreut, es gewinnen also sehr viele Leute ziemlich viel Geld. Es werden 180 Serien verkauft mit 85.000 verschiedenen fünfstelligen Nummern. Grundsätzlich besteht ein Los aus 10 Einzellosen, eben "Décimas" und das pro Serie, und das muss man dann eben mal 10 nehmen, und schon kommt man auf die Summe von 1.800 "Gordos" a 300.000 Euro. Somit hat der Hauptgewinn die enorme Summe von 540 Millionen Euro, allerdings halt gut verteilt. - Gegen Mittag weiß man spätestens, ob man selbst Glück gehabt hat, oder ein weiteres Jahr auf den Dicken (el Gordo) warten muss.

Wenn der Siebold über das Wetter schreibt, dann kann das eigentlich nichts Gutes bedeuten. - Und in der Tat, angekündigt hatten wir es ja bereits, muss der Bauknecht wieder mal auf die Seite treten. - Morgen, aber wohl erst gegen Abend kommt ein weiteres Tiefdruckgebiet zu uns heran. - Das "Azorenhoch" scheint weiterhin von neoliberalen Kreisen entführt zu sein, vielleicht auch vom Taliban wenn Ihnen das besser gefällt, aber jeder hat halt so sein Feindbild. - Und wenn dieses nordatlantische Hoch nicht auf seinem Platz ist, dann kommen alle Tiefdruckgebiete die von Westen nach Europa ziehen auf unserer Höhe an. - Dagegen ist es dann in Mitteleuropa sehr kalt, wir haben halt alle was davon, dass dieses Hoch nicht auf seinem Platz ist. - Das Tief rausch in 2 Phasen an, zunächst morgen Abend und Freitag mit geringen Niederschlägen und auch noch keinem heftigen Wind. - Freitagabend aber kommen dann stärkere Niederschläge und am Samstag erwarten wir dann auch unangenehmen Sturm aus Südwest, mit an die 40 Konten Geschwindigkeit. - Das kann dann schon wieder zu deutlichen Problemen am Flughafen führen, wir erinnern uns die Fallwinde auf der Leeseite der Insel erreichen in unberechenbaren Böen locker schon mal die doppelte Geschwindigkeit. - Geht alles klar, dann ist der Regen am Sonntag schon wieder auf dem Rückzug und auch der Wind lässt schnell wieder nach. - Das heißt aber noch nicht, dass wir dann bereits komplett aus dem Wirkungsbereich des Tiefdruckgebietes entlassen sind, es kann dann auch an den folgenden Tagen zu weiteren Niederschlägen kommen, aber meist nur noch lokale Schauer. - Für die Folgetage allerdings, und auch über das Weihnachtsfest und bis zum Jahreswechsel hin, sieht es dann deutlich besser aus. - Könnte also das letzte Tief sein in diesem Jahr, tragen wir es mit Fassung.





Dienstag 14.12.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 12 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 60 % - Luftdruck 1009 hPa

Na wo lotsen sie denn
Privatisierung der Flugkontrolle auch in La Palma

Das wird nun so ein bisschen wie die Frage nach dem temporären Erscheinen des Eies oder der Henne. - Soll die Flugkontrolle auf mindestens 13 spanischen Flughäfen nun privatisiert werden, weil die Lotsen zu teuer und zu rebellisch sind, oder lamentieren die Lotsen weil solche Privatisierungen anstehen? - Wir werden da heute keine Aufklärung in die Frage bringen, aber nach Hühnerfrikassee und Rührei sieht das inzwischen aus und man muss sehr genau hingucken, wer wann was sagt und dann später lieber wieder missverstanden worden ist. - Die Idee, die Flugkontrolle zu privatisieren, die schwebt länger schon über den Korridoren des staatlichen Flughafenbetreibers "AENA" (Aeropuertos Españoles y Navegación Aérea), weil das einfach einen enormen Kostenfaktor darstellt. - das hat man halt über die Jahre, oder besser Jahrzehnte so verschleppt, und irgendwann haben sich die Fluglotsen eine privilegierte Position erarbeitet, die jetzt das Überleben einer staatlichen Flugkontrolle gefährdet. - Die Fluglotsen wollen ihre erreichte Position nicht aufgeben, auch das ist verständlich, der Flughafenbetreiber aber muss die Kosten drücken und versucht das natürlich auch zuerst dort, wo man in der Marktwirtschaft meist spart, nämlich am Personal. - Da fallen natürlich die teuren Fluglotsen heftig ins Gewicht und irgendwo da und bei der Überstundenreglung muss es also Unstimmigkeiten zwischen den Lotsen und der "AENA" geben, die unüberbrückbar scheinen. - Die "AENA" setzte dann zunächst alle Hoffnung auf das automatische System "AFIS" (Aerodrom Flight Information Service), mit dessen Hilfe man gleich auf viele Fluglotsen auf den kleineren Flughäfen verzichten kann, allerdings waren nicht nur die Lotsen dagegen, sondern auch der Großteil der Piloten, und sowieso die Bürger und Benutzer der Flughäfen, weil man solchen Systemen halt grundsätzlich nicht traut. - Auf El Hierro gab es sogar deftigen Protest der Bürger und der Politik, so dass man dort dann von diesem System endgültig Abschied nahm. - Nun kommt heraus, dass La Palma einer der 13 Regionalflughäfen ist, auf welchen die Flugkontrolle privatisiert werden soll, darüber hinaus sind das Lanzarote, Fuerteventura, Sevilla, Valencia, Alicante, Ibiza, Jerez, Vigo, La Coruña, Melilla, Sabadell und Cuatro Vientos in Madrid. - Zumindest kann man das so nachlesen, und wie beteuert wird, hat man das nicht jetzt erst nach dem Ausstand der Lotsen sich erdacht, sondern bereits früher. - Der Trick ist natürlich alt, eine private Betreiberfirma kann sich die Lotsen aussuchen und eigene Gehaltsvorstellungen präsentieren, und somit den Dienst billiger anbieten und dabei als Firma auch noch Geld verdienen.

Ob die Fluglotsen nun dagegen erneut angehen wollen, das steht nun wirklich in den Sternen, denn der riesige Aufstand der nach deren wildem Streik gemacht wurde, der ist ja noch nicht zu Ende. - Gegen 440 Fluglotsen ermittelt die Staatsanwaltschaft, 34 davon auf den Kanarischen Inseln, und was dabei herauskommt, das wagt niemand vorauszusehen. - Allerdings weigern sich alle bislang befragten Lotsen bei der Befragung, Aussagen zu tätigen und juristische Vertreter deren Gewerkschaft sagen, die "normale" Staatsanwaltschaft sei gar nicht dafür zuständig, sondern die Militärgerichte müsste sich damit befassen, weil ja die Flugkontrolle in Spanien seit dem wilden Streik an das Militär übertragen worden ist. - Das kann also noch dauern, bis man sich einig ist, wer denn nun den Knüppel aus dem Sack holt, und die Politik hat auch inzwischen Schwierigkeiten zu erklären, wie es denn nun konkret weitergehen soll. - Das Alarmzustand wird wohl noch mal verlängert werden, nachdem der automatisch nach 14 Tagen endet, und das wäre am kommenden Samstag. - Allerdings hat man bereits verkündet, dass man nicht zögern wird, diesen Zustand so oft zu verlängern, wie es denn notwenig sein könnte, den ungestörten Flugverkehr zu gewährleisten. - Man schätzt wohl, dass man die Feiertage bis nach dem 6. Januar noch so weitermacht, um auf keinen Fall irgendeine Aktion noch in dieser Zeit zu riskieren. - Die Piloten hatten übrigens noch vor dem Ausstand der Fluglotsen auch mit einem Streik gedroht, für die Weihnachtstage, haben aber diese Drohung gleich zurückgenommen, nachdem die gesehen und gespürt haben, welcher kalte Hauch und welche Wut dem Kollektiv der Fluglotsen plötzlich ins Gesicht geweht war. - Dann steht immer noch eine weitere Privatisierungswelle ins Haus, am liebsten möchte man die beiden spanischen Großflughäfen Madrid Barajas und Barcelona Prats zu 49% in Hand von Investoren geben, also nicht nur die Flugkontrolle, sondern den gesamten Betrieb, und spricht dabei von bis zu 8 Milliarden Euro, die man so auf staatlicher Seite für den weiteren Abbau der Verschuldung einnehmen könnte. - So ein bisschen hat man das Gefühl, die wollen auf einmal sehr viel und sehr schnell in Madrid durchsetzen, die Stimmung ist gerade mal wieder pro Zapatero, Dank der Fluglotsen, und da könnte man das eine oder andere noch schnell mit auf den Weg bringen.



Montag 13.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 52 % - Luftdruck 1008 hPa
Höchsttemperatur heute 20,8 Grad - niedrigste Temperatur 11,3 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 15,7 - Temp. Min 5,5 - Feuchte 68 - 83 % Niederschlag 15 mm

Informationsabend um die Asphaltwerke
Freitag den 17.12. Casa de la Cultura, El Paso, 20:00 Uhr

Gut, dass man sich wieder dort trifft, da ist es warm und Platz genug haben auch alle. - Ich erinnere mich noch an ein Treffen der "Plataforma" gegen die Asphaltwerke in der Ringerhalle von Las Manchas. - Da haben wir gefroren, und die Akustik ist dort auch so schlecht, dass es sehr schwierig war die Vorträge der einzelnen Referenten zu hören. - Das ist im Auditorium von El Paso ganz anderes, da sitzt man in bequemen Polstersesseln und kann ohne Schwierigkeiten den Rednern lauschen. - Viele sind auch schon wieder ganz gespannt, ob es denn was Neues gibt, denn viel ist nicht passiert die letzten Monate. - Das zehrt ein bisschen an den Nerven der betroffenen Menschen, würde man doch gerne mal wieder einen Fortschritt vernehmen. - Aber so einfach machen es einem weder die Justiz auf Tenerife, noch der Betreiber des Asphaltwerkes, noch die Gemeinde Los Llanos, die inzwischen sehr viel vorsichtiger geworden ist, nachdem die mitbekommen haben, dass die Leute von der Plataforma ihnen genau auf die Finger gucken. - Eigentlich hofft man ja seitens der Plataforma sogar, dass die nun tätig werden und irgendwelche Genehmigungen erteilen, so wie das auch mal angekündigt war, dann könnte man dagegen gleich wieder einschreiten und dem Gericht in Los Llanos weitere Akten in dem Fall übergeben. - Hinter den Kulissen allerdings wird schon gearbeitet, der Betreiber versucht weiterhin Genehmigungen von diversen Stellen aufzubringen, die man unbedingt braucht, aber wie weit das im einzelnen auch bereits gelungen ist, das weiß man nicht so ganz genau. - Vielleicht will man uns auch einschläfern mit der scheinbaren Ruhe die uns nun dort umgibt, in der Hoffnung, dass so auch die Solidarität unter den Gegnern der Asphaltwerke am Callejon de la Gata ermüdet. - Dabei geht es dann auch wieder um das liebe Thema Geld, denn je weniger Unterstützer es gibt, um so schwieriger wird es sein, die notwendigen Summen für Anwälte und Gutachter aufzubringen, und wir dürfen nun wirklich nicht so weit gehen, dem Kopf der Plataforma nicht nur die ganze Arbeit zu überlassen, sondern auch noch vor das Problem der Finanzierung zu stellen. - Das hat ja bislang eigentlich ganz gut geklappt, auch weil eben viele wissen was das bedeutet, ein Asphaltwerk in der näheren Umgebung, sei es wegen des dann fallenden Wertes einer Immobilie, möglichem Ausbleiben von Feriengästen, oder schlichtweg der wichtigste Grund, weil man um seine Gesundheit und die der Lieben fürchtet.

Neulich habe ich zu dem Thema mal die wirklich gerechtfertigte Frage aufgeschnappt, wie es denn sein kann, dass die Bürger Arbeit und Geld erbringen müssen, um zu ihrem Recht zu kommen, obwohl doch die Gesetzeslage völlig klar ist, im Umkreis von 2.000 Metern zu Wohnsiedlungen darf keine derartige Industrie errichtet werden. - Wirklich interessant diese Frage, macht auch ein bisschen wütend, denn inzwischen sind an die 30.000 Euro in diese Geschichte gegangen, und hunderte, wenn nicht gar tausende Arbeitsstunden der Mitglieder der Plataforma. - In der Tat klafft dort eine ziemlich große Lücke, und Institutionen wie Ombudsleute, Petitionsausschüsse, oder eben hier, der Diputado del Común, die sind nicht wirklich unabhängige Kreise, sondern werden eben von der Politik bestellt und auch bezahlt, da kann man nicht wirklich objektive Hilfe erwarten. - Auch wissen wir ja um das Interesse der politischen Kreise innerhalb der Coalición Canaria um dieses Industriegebiet, schließlich geht es um viel Geld, welches man für die Parzellen dort verlangen kann, und ich vermute einfach mal ins Grüngelbe hinein, es geht darum, alte Versprechungen gegenüber Lobbyisten zu erfüllen. - Sonst ist das alles gar nicht mehr erklärbar, wie einfältig man seitens der Gemeinde Los Llanos versucht, dieses kolossale Ei immer wieder zu verteidigen, welches der Ex-Bürgermeister zusammen mit dem Vorsitzenden der Coalición Canaria von La Palma, Antonio Castro mal gelegt haben. - Es geht ja gar nicht darum, dass die Leute und Unterstützer der Plataforma gegen Fortschritt sind oder gegen ein Asphaltwerk, sondern einfach nur dagegen, dass man eine solche Einrichtung ein paar Meter neben Wohnhäuser stellt. - Das mit den paar Metern stimmt tatsächlich, ein Wohnhaus einer ziemlich vielköpfigen Familie steht gleich hinter dem Grundstückszaun des Asphaltwerkes. - Es gibt genügend Möglichkeiten auf der Insel solch ein Asphaltwerk zu erstellen, ohne damit Anwohner oder Naturschutzgebiete zu gefährden. Aber die wollen das unbedingt nahe bei Los Llanos haben, (die Autobahn ruft immer noch aus dem Krisenuntergrund) und Geschäfte unter Männern, bei einem Glas Selbstgekelterten in der Bodega ersponnen, solche Versprechen müssen unbedingt eingehalten werden, koste es auch die Gesundheit und das Vertrauen der Mitbürger. - Wir sehen uns am Freitag, und auch wird für eine Übersetzung ins Deutsche wieder gesorgt sein, und Spenden dürfen Sie auch, das kann also ein rundherum gelungener Abend werden. - Wer nicht kommen kann, der wir einen Tag später bei mir eine Zusammenfassung lesen können, und spenden kann man auch, nämlich auf dieses Konto:

Asociación Platafroma En Contra La Instalacion De Plantas de Asfalto En El Valle Aridane, N.I.F. G 38995007 ("Plataforma contra el Asfalto" reicht auch auf dem Einzahlungsbeleg)

CODIGO CUENTA: CAJA CANARIA
2065 0718 17 1400970190

Wenn Sie von Deutschland aus überweisen wollen:

IBAN: ES43 2065 0718 1714 0097 0190

BIC / SWIFT: CECA ESMM 065



Montag 13.12.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 11 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 75 % - Luftdruck 1009 hPa

Sommerbilanz aus der Sicht der Feuerwehr
28 Brände aber ohne größeren Schaden

Die Bilanz kommt ein bisschen spät, längst sind wir aus der "gefährlichen" Jahreszeit heraus und sollten uns eher damit beschäftigen gut gegen die Regenfälle gewappnet zu sein. - Macht aber nichts, man kann trotzdem stolz sein auf das Geschaffte in diesem Sommer, denn trotz dreier Hitzeperioden konnten alle entstandenen Feuer durch schnelles Eingreifen gleich wieder kontrolliert werden, und das hört sich doch gut an. - Hier ist man immer noch reichlich markiert durch das große Feuer im August des vergangenen Jahres, welches halt mal nicht in den unbewohnten Zonen des hohen Nordens wütete, sondern vor unserer Haustür, oder genauer beschrieben vor den Haustüren der Nachbarn aus Mazo und Fuencaliente. - Vielleicht war man auch dadurch besonders aufmerksam und engagiert, weil einfach allen klar war, dass so etwas nicht wieder passieren darf. - "Nur" 28 Entstehungsbrände mussten so in diesem Sommer gelöscht werden, auch das ist eine geringe Zahl, wenn man das mit Vorkommnissen aus den vorangegangenen Jahren vergleicht, was auch bedeuten kann, dass die Bevölkerung und unsere Besucher vorsichtiger geworden sind. - Das betont auch Julio Cabrera, Inselrat für Umwelt, in seiner Pressekonferenz, er ist der Verantwortliche für die Koordination der Brandbekämpfung, und kann diesen Sommer so auch ein paar Lorbeeren für sich zurückgewinnen, nachdem man ihn im vergangenen Jahr heftig angegangen war wegen des großen Feuers in Fuencaliente. - Allerdings hat man in diesem Jahr nicht viel anders gemacht als in den Vorjahren, vielleicht hat man einfach auch Glück gehabt, dass man all die kleinen Feuer noch in der Entstehung gleich bekämpfen konnte. - Man stand halt einfach richtig mit seinen mobilen Trupps, welche in der Brandsaison über die gesamte Insel verteilt darauf warten, das dass passiert, was halt nicht passieren soll. - Wenn es dieses Jahr so erfolgreich funktioniert hat mit der schnellen Brandbekämpfung, dann fängt man natürlich unweigerlich wieder an zu fragen, was denn dann letztes Jahr schief gegangen ist. - Darüber zu spekulieren ist aber nicht mehr die Sache unbeteiligter "Spezialisten", es wurden mehrere Untersuchungsverfahren durchgeführt, und kein Feuer der letzten Jahre ist so ausschweifend diskutiert und analysiert worden wie der Brand im August 2009, und immer noch nicht hat man den entscheidenden Fehler gefunden welcher dazu führte, dass ein zunächst lokales Ereignis sich so schnell in ein katastrophales Feuer verwandeln konnte. - Sicher, die eigentliche Brandursache hat man festgestellt, Feuerwerkskörper waren das, geworfen im Umfeld einer Fiesta in Tigalate, was aber danach geschah, und wie das Feuer sich dann so rasch und unkontrolliert weiter ausbreiten konnte, das ist noch nicht wirklich begreifbar geworden. - Darum umso mehr, hervorragende Arbeit geleistet in diesem Jahr, das macht einem Mut und Zuversicht, dass es die kommenden Jahre so ruhig weitergehen kann.



Sonntag 12.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 1 mm - Luftfeuchte 61 % - Luftdruck 1009 hPa
Höchsttemperatur heute 20,9 Grad - niedrigste Temperatur 11,6 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 17,3 - Temp. Min 6,3 - Feuchte 62 - 99 % Niederschlag 0 mm

Erfolgreiche "Sternennacht" in Santa Cruz
Erfolgreich meint, wenn die Kasse klingelt

In Santa Cruz hat man das Spektakel "noche de estrellas" genannt, in manchen anderen Städte nennt man es "noche blanca", also weiße Nacht, und das kommt daher, weil es Gebiete auf der Erde gibt, in denen es im Sommer nicht wirklich dunkel wird, und die das dann auch eine "Weiße Nacht" nennen. - Das gibt es bei uns natürlich nicht, aber da gestern Abend die Geschäfte in Santa Cruz, aber nicht alle, mindestens bis Mitternacht offen hatten, bringt man solche Aktionen in den Bedeutungskreis der "Weißen Nächte". - Dahinter steckt natürlich nur eine Werbeaktion um die Umsätze der Einzelhändler anzukurbeln, und wenn es gefällt, also den Gewerbetreibenden und den Kunden, dann ist das doch OK. - Käme doch auch keiner, vielleicht außer mir, Santa Claus zu verbieten, bloß weil das eine Figur aus der amerikanischen Werbung ist, "what sells ist good" und irgendwie muss doch das Geld unter die Leute kommen. - Welches Geld fragt man sich da, ist hier nicht seit ein paar Jahren schon Krise? - Das wohl, aber da auf La Palma nicht nur Arbeitslose rumlaufen, sondern sehr viele in öffentlichen Diensten stehen, ist immer noch was da, was man aus der Tasche ziehen könnte. - Die Kneipen und Restaurants haben wohl noch mehr davon gehabt als die Einzelhändler, so berichtet man, und meine große Tochter, die auch dort war, die kam mit ihren Freunden gar nicht dazu richtig Essen zu gehen, da man ihr in einem Restaurant gesagt hatte, Wartezeit sei etwa eine Stunde, und in einem anderen eine halbe Stunde. - Das erlebt man selten hier, ist doch die Gastronomie auch reichlich geschüttelt durch die schmaler gewordenen Börsen, und wenn dann mal alles voll ist, dann ist nicht mehr genügend Personal da, um den Andrang zu bewältigen. - Die Abverkäufe sollen auch freundlich gewesen sein, das berichten zumindest andere Beobachter, so dass sich diese Aktion wohl gerechnet hat. - Dazu beigetragen hat natürlich auch die Stadt Santa Cruz, welche Musikgruppen diverser Couleur eingeladen und natürlich auch bezahlt hat, um den Leuten auch auf der Straße richtig was zu bieten. - So etwas nimmt man hier dann immer gerne an, besonders an den Wochenenden darf es ruhig ein bisschen später werden mit dem Straßenleben, und nur einige Anwohner die vielleicht am nächsten Tag dennoch früh aufstehen musste, die waren von dem Spektakel genervt. - Allerdings konzentrierte sich die gesamte Aktion eigentlich ausschließlich auf die Calle O´Daly, also die Fußgängerzone, aber bis nach hinten zur Plaza La Alameda. - Die restlichen Einkaufszonen, eben auch mit den für Teenies interessanten Geschäften, die machten bereits um 20:30 Uhr zu, so war das für meine Tochter plus Anhang zwar ein netter Abend, aber einkaufstechnisch nicht so prickelnd. - Das ist dann wieder gut für die väterliche Geldbörse, und so haben auch wir einen positiven Aspekt mitgenommen. - Mit dem Wetter hatten die dort auch Glück, diese versprengten Schauer fielen nur noch auf der Westseite, aber heute ist er hier auch angekommen, der große, aber leider nicht lange Bauknecht, denn für Freitag ist bereits wieder das nächste Ungemach in Form eines Tiefdruckgebietes angekündigt. - Es fehlt halt immer noch die konstante Ordnung auf dem Nordatlantik, so lange das eigentlich dominante Azorenhoch nicht auf seinem Platz ist, so lange kommen alle von Westen anrauschenden Tiefs auch ohne jeglichen Gegendruck bis auf unsere Breiten herab. - Also, schnell mit der Wäsche und den Dachreparaturen… Übrigens kann das was Santa Cruz kann Los Llanos auch, deren "Noche Blanca" wird am 23. Dezember abgehalten, auch dort werden dann im Innenstadtbereich die Geschäfte bis 24:00 Uhr geöffnet haben.




Einfach nur so...




Sonntag 12.12.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad - Niederschlag 1,5 mm - Luftfeuchte 78 % - Luftdruck 1011 hPa

Die "Krise" schluckt das Tierheim?
Partido Popular klagt schlechten Umgang mit den Inselfinanzen an

Eigentlich hatten wir ja gehofft, fast bereits erwartet, dass eines der möglichen Wahlkampfgeschenke an die Bevölkerung der Insel auch das so notwendige Tierheim sein könnte. - Der Ex-Inselpräsident José Luis Perestelo hatte sich ja dafür auch stark gemacht und erstmals den Schritt über die Schwelle unternommen, solch ein Tierheim oder einfach nur Auffangstation unter der Regie des Cabildo Insular zu betreiben. - Die neue Präsidentin allerdings hat sich zu dem Thema noch kein einziges Mal geäußert, so dass man wohl damit rechnen muss, dass sie dieses Projekt nicht favorisiert. - Erklärend dazu muss man sagen, dass es eigentlich auch nicht die Kompetenz und die Aufgabe der Inselregierung ist, solch ein Tierheim zu betreiben, sondern nach dem Gesetz sind die Gemeinden für diese Aufgabe zuständig. - Das aber ist auf La Palma eigentlich gar nicht möglich, denn wir haben 14 Gemeinden hier, die zum Teil nicht mal 2.000 Einwohner aufweisen und es wäre auch schlichtweg unsinnig zu verlangen, dass jede einzelne Gemeinde solch eine Auffangstation betreibt. - Ein Heim auf der Ostseite, eins auf der Westseite wäre ideal, man würde sich aber auch schon mit einem einzigen zufrieden geben, die Frage bleibt aber eben weiter offen, wer betreibt, und vor allem, wer finanziert das? - Perestelo hatte sich nun bereits so weit aus dem Fenster gelegt, dass die Inselverwaltung den Betrieb des Tierheimes übernehmen würde, allerdings mit Finanzierung von den Gemeinden und auf das entsprechende Gelände müsste von einer oder mehreren Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. - In Tijarafe gab es wohl bereits Verhandlungen über das Gelände, auch El Paso mit der früheren Bürgermeisterin bot ein Gelände an, aber seit dem José Luis Perestelo nicht mehr Inselpräsident ist sondern nach Madrid gegangen ist, wurde über dieses Thema nicht mehr ernsthaft diskutiert. - Augenblicklich betreiben mehrere Privatpersonen kleinen Auffangstationen, finanzieren sich durch Spenden, teilweise auch mit kleineren Zuwendungen der Gemeinden, besitzen aber keine offiziellen Charakter, so dass es auch immer wieder zu Problemen mit Nachbarn gibt oder eben das Geld ausgeht.

Was neu ist für uns, es hat wohl tatsächlich im Haushalt der Inselregierung schon einen Posten gegeben für ein Tierheim auf der Insel, zumindest wenn man den Aussagen von Carlos Cabrera folgt, alt gedienter politischer Recke der Partido Popular auf La Palma, und fester Kritiker der Regierung der Coalición Canaria. - Der behauptet nun, eben dieser Posten sei nun aufgezehrt, und in dem Ressort für allgemeine Kosten übergegangen, weil die Inselregierung zu wenig Geld hätte, ihre laufenden Kosten zu begleichen. - Rechnungen noch aus den Jahren 2008 bis 2010 seien offen, an Lieferanten, Dienstleister und nun bemühe man sich diesen Zahlungen zu stellen und Projekte wie eben das Tierheim müssen weiter warten. - Dabei könnte man mit diesem Thema wirklich Wahlkampf betreiben, es gab mal eine erfolgreiche Unterschriftenaktion der Tierschützer von "Anda La Palma", in welcher wohl über 16.000 Bewohner der Insel gefordert haben, dass eine solche Einrichtung von der Inselregierung erstellt werden müssen. - Die Partido Popular hat aber nun nicht angekündigt, wenn sie an die Macht kommen sollten, dass dieses Tierheimprojekt von ihnen sofort umgesetzt würde, sie hat lediglich kritisiert, dass eben dieser Posten des Inselhaushaltes nicht mehr zur Verfügung steht. - Es ist ein derber Rückschlag im Bemühen, dieses heikle Thema hier auf der Insel endlich in befriedigende Bahnen zu lenken, und eben auch der Druck der nahen Kommunalwahlen hat nicht ausgereicht, das Projekt Tierheim auf La Palma endlich Wirklichkeit werden zu lassen.

Eine unfallreiche Woche hat La Palma hinter sich gebracht, und es ist nicht auszuschließen, dass alle drei tödlichen Unfälle auch etwas mit dem Wetter zu tun hatten. - Zunächst der Wanderer, welcher im Barranco de Madera gefunden wurde, dann ein älterer Herr aus Puerto de Tazacorte, welcher ertrunken aus dem Atlantik gefischt werden musste, und nun ist auch noch ein Gleitschrimflieger abgestürzt, und auch ums Leben gekommen. - Zunächst vermutete man, der Pilot sei mit seinem Schirm in den Atlantik vor Puerto de Naos gestürzt und mal leitete eine groß angelegte Suchaktion ein. - Boote, Taucher und aus der Luft auch Hubschrauber suchten eifrig nach dem vermissten Piloten. - Gefunden wurde der Unglückliche aber auf dem "Llano de Jable" unterhalb dem "Refugio el Pilar", nachdem dieser wohl vom Startplatz Los Campanarios aus aufgebrochen war.



Samstag 11.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 4 mm - Luftfeuchte 84 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 19,8 Grad - niedrigste Temperatur 13,9 Grad

Autochthone Grippeepidemie
El Paso ist verschnupft

Eine Erkältung, das gibt es bei uns nicht. - Tropft die Nase, hüstelt der Tropf, dann heißt das bei uns gleich, "tengo gripe", und das bitte in einem äußert weinerlichen Ton gesprochen, die Hälfte aller Zuneigungen, von welchen wir uns sonst tagtäglich ernähren, ist eh Mitleid, und bitte jetzt erst recht. - Zu lange nasse Füße gehabt, zu viele gestählte und kurzbehoste Wandertouristen gesehen, welche jedem Wind und jedem Wetter trotzen und sich über die lauwarme Brühe, welche wir Regen nennen, immer nur lustig machen. - Da gibt es Faustregeln dafür, dauert ein Tief länger als drei Tage, dann ruft man den Notstand hier aus, den grippalen Notstand, und alle Apotheker werden dann aufgefordert, eine vielfache der normalem Menge an "Frenadol" zu ordern, unserem Haus und Hofmedikament, so wie in anderen Regionen das Aspirin solche beruhigenden Wirkungen zeigt. - "Frenadol" ist eine lustige Mischung aus Paracetamol, Dextromethorphan und Chlorphenamin, da ist für jeden was dabei und wer dran glaubt, den macht es auch gesund. - Oder zumindest arbeitsfähig, und das ist ja auch eine entscheidende Frage, wir haben ja bereits so viele Feiertage, da können wir ja nicht auch noch wegen Krankheit ausfallen. - Es ist ein Trauerbild jetzt durch El Paso zu laufen. - Dick vermummte Gestalten, winkende Schals, lange Mäntel, von denen man nie gedacht hätte, dass man so etwas auf einer Kanarischen Insel verkaufen könnte, aber die lokalen Kleiderschränke sind immer für eine oder mehrere Überraschungen gut. - Und die Taschentücher nicht vergessen, dicht vor Nase und Mund gepresst bitte, so läuft es sich am besten, und die werden nur gelüftet wenn wir wieder mal klagen müssen und unserem Gegenüber zeigen, dass es uns noch viel schlimmer erwischt hat als andere Leute.

Im Gesundheitszentrum versucht man den Ansturm der geplagten Bevölkerung nur noch anfangs zu kanalisieren, inzwischen liegen Blanko-Rezeptformulare aus und jeder schwerkranke Bürger kann sich unbürokratisch selbst helfen. Die vier Ärzte, die an normalen Tagen in El Paso Dienst tun, haben schwere Grippe und sind kaum noch ansprechbar. Im einschlägigen Elektrohandel spielen sich dramatische Szenen ab. Mehrere hundert Bürger bewerfen sich mit prall gefüllten Tempotaschentüchern, und versuchen so an die beiden letzten auf der Insel noch frei verkäuflichen Luftentfeuchter zu kommen. - Rufe nach dem Bürgermeister und der Nationalgarde werden laut, einen Bürgermeister haben wir, das mit der Nationalgarde war wohl eine Verwechslung, aber das kann im Fieberkoma schon mal passieren. Der Bürgermeister kommt und spaltet die Massen, kann vor Grippe kaum noch sprechen, es gelingt ihm aber doch noch den Notstand auszurufen, bevor er von einem Fieberanfall geschwächt in die nahe Cafeteria flüchten muss. - Medikamente und ein Glas Rum zusammen sind zwar politisch auch hier nicht korrekt, verleihen aber Flügel. Vollends aus den Fugen gerät die Situation, als aus dem Bus, der aus der Hauptstadt kommt ein Touristenpärchen tritt, mit kurzen Hosen und Sandalen bekleidet, ohne irgendwelche Anzeichen von Erfrierungen an den entblößten Extremitäten. Diese teuflische Missachtung unseres kulturellen und historischen Erbes kann nicht hingenommen werden und der schnell einberufene Rat zur Wahrung des kollektiven Leidens hat die sofortige Ausweisung der beiden Exhibitionisten gefordert. Die Einwände einiger besonnener Bürger, bei denen das Paracetamol schon wirkt, die Gäste kämen aus einem Land in dem sich im Winter der Aggregatszustand von Wasser ändert und die bei 19 Grad immer Striptease machen, verhallen ungehört. Wir haben Grippe, leiden unendlich, was interessieren uns da die Riten und Bräuche unzivilisierter Nordmenschen, die Frostschutzmittel in ihren Venen haben müssen. Langsam setzt sich die dumpfe Glocke des "Frenadol" über den Volkszorn und die beiden bemitleidenswerten Gäste dürfen, nachdem sie sich ordentlich bekleidet haben, und auf meinen Ratschlag hin angefangen haben, zu hüsteln, doch noch ihren Weg fortsetzen. Wir neigen ja nicht prinzipiell zur Gewalt, aber bei Temperaturen tagsüber unter 20 Grad, ist die Hemmschwelle doch schon sehr viel geringer. Eine weitere Tatsache ist mir noch aufgefallen, Männer trifft diese inselweite Krankheit deutlich heftiger als Frauen. Als wir endlich wieder zuhause sind stelle ich fest, dass ich noch gar keine Erkältung habe, und aus reiner Solidarität fange ich an zu husten und eine Klagehaltung einzunehmen. - Allerdings ist meine Frau schneller, hält mir umgehend eine Zwiebel und ein Glas Honig vor die Nase und droht damit das alte Haus- oder Foltermittel zu bereiten, Zwiebelsaft mit Honig. - Umgehend werde ich wieder gesund, ohne "Frenadol" und ohne das erwartete Mitleid, und einfach mal so ein Beutelchen "Frenadol" zu trinken, aus reiner Prophylaxe, auch das gestattet sie mir nicht. - So was kommt uns nicht ins Haus sagt meine Frau, und ich kann es gar nicht haben, dass meine Frau immer Recht hat. - Muss ich immer wieder betonen, dass Sie nicht alles ernst nehmen sollen, was Sie hier lesen?

Und dann geht noch ein fröhliches Happy Birthday Jörg, schnurstracks nach British Columbia



Samstag 11.12.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad - Niederschlag 1 mm - Luftfeuchte 84 % - Luftdruck 1013 hPa

Bauknecht und Spongebob Schwammkopf kommen nicht
Das Tief hat was(ser) vergessen

Gestern sang Ken bereits seine Siegesballaden über das garstige Tief, was nun seit fast einer Woche die Kanarischen Inseln heimgesucht hat. - Sonnenschein, kein Tropfen Regen mehr gestern, und das Tief ist längst gen Nordosten verschwunden, die Iberische Halbinsel beglücken. - Allerdings hat das Tief was vergessen, nämlich noch reichlich Regenwolken, die sich hier nun weiter über den westlichen Inseln tummeln. - Wind ist so gut wie keiner vorhanden, so treibt diese Wolken auch niemand weg, und ganz langsam wabern nun diese feuchten Aussätzigen über uns hinweg. - Dumm gelaufen sagt Ken, der jetzt wieder einen Ruhetag bekommt, denn die Wäsche ist noch nicht wirklich trocken geworden gestern. - Bauknecht interruptus muss man das wohl nennen, Heizung anstatt kurze Hosen, das wird unser Wochenende. - Die Vorhersagen versuchen nun einen Neustart des Bauknechts für Sonntagnachmittag, allerdings werden an Wochenenden auch keine Reklamationen wegen des Wetters entgegengenommen. - Da hat man viele Veranstaltungen letztes Wochenende abgesagt, und auf diesen Samstag verlegt, weil eben alles eitel Sonnenschein sein sollte heute, und nun diese meteorologische Frivolität. - Aber ich sage es ja immer wieder, trau keinem Tief, wenn es aus Südosten kommt, das sind halt ganz perfide Brüder. - Und wenn die gehen, dann nehmen die auch nicht allen Mist wirklich komplett mit, sondern hinterlassen uns auch noch feuchte Wäsche.

Bauknecht kommt also später, und Spongebob kommt gar nicht. - Hat aber ausnahmsweise mal nichts miteinander zu tun. - Sie kennen Spongebob Schwammkopf vielleicht, wenn Sie Kinder im jugendlichen Alter haben sicher, ansonsten muss die Erklärung reichen, dass dieser gelber Zeitgenosse eine äußerst populäre Zeichentrickfigur darstellt, welche hier auf den Inseln bei den Kindern im Moment angesagt ist. - Auf keiner Geburtstagsfeier fehlt der kleine Schwamm mit dem sanft-debilen Gemüt, die Geschenke- und Schreibwarenläden sind voll mit "Bob Esponja", wie er hier heißt, und wer kleinen Kindern, oder solchen die es bleiben wollen einen Gefallen tun will, der veranstaltet irgendetwas mit Spongebob im Mittelpunkt. - So dachte sich das auch unser Vorzeige-Basketball-Club UB La Palma, welcher jedes Jahr zu Weihnachten extra ein Kinderfest organisiert. - Dieses Jahr lud man dazu eine Schauspieltruppe aus Tenerife ein, welche ein Spektakel aufführen, in welchem die Hauptfigur Spongebob ist, wie kann es anders sein. - Allerdings wird Spongebob nicht kommen, denn einen Tag bevor das Theater mit dem Schwamm losgehen sollte, erhielt man in der Clubleitung der UB La Palma die Aufforderung vom Inhaber der geschützten Marke "Bob Esponja" das Verbot für diese Veranstaltung, ansonsten müsste man mit juristischen Maßnahmen rechnen. - OK, das ist nun mal so in der Geschäftswelt mit Produkten, welche gerade in Mode sind, aber komisch kommt das den Veranstaltern schon vor, warum nun ausgerechnet hier auf La Palma dieses Verbot durchgezogen wird. - Die angeheuerte Truppe tingelt mit der Vorstellung schon eine ganze Weile durch Tenerife, ohne dass es jemals zu einem solchen Verbot gekommen wäre, und nun ausgerechnet auf La Palma platzt das Bömbchen. - Eigentlich keine große Geschichte, wäre da nicht eine Person darin verwickelt, welche nun konspirative Machenschaften hinter dieser Androhung sieht. - Der für die Veranstaltung zuständige Stadtrat ist just auch der, welcher seit ein paar Wochen im Blickpunkt einer Untersuchung ist, weil man ihm Vorteilgabe gegenüber einem gewissen Bauunternehmer vorwirft. - Aus diesen Untersuchungen wird nichts dabei rüberkommen, das ist eigentlich auch schon klar, aber er wittert nun Verrat, denn für diese Aufführung hier auf La Palma wurde nur im ganz kleinen Rahmen geworben und er fragt sich nun schon, wie denn der Markeninhaber in Madrid überhaupt Wind von der Sache bekommen hat. - Nun wirft er seinen politischen Gegnern vor, diese Veranstaltung an den Markeninhaber verraten zu haben, bloß um ihm zu schaden, und die Leidtragenden dabei sind nur die Kinder. - Hat natürlich keiner daran gedacht, dass solch eine Veranstaltung als Markenrechtsverletzung gelten kann, aber wie der Stadtrat gleich drauf kommen kann, dass ihm diese "perfide Attacke" gelten kann, da muss man noch mal in sich gehen. - Ansonsten ist das wie bei Wikileaks, Schuld haben nicht die, welche den Mist verursachen, sondern diejenigen, welche den Mist ans Licht bringen.



Freitag 10.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 59 % - Luftdruck 1011 hPa
Höchsttemperatur heute 20,8 Grad - niedrigste Temperatur 13,6 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 12,4- Temp. Min7,6 - Feuchte 73 - 99 % Niederschlag 15 mm

Wasser lassen
All das schöne Wasser fließt ungenutzt in den Atlantik

Immer wenn der Barranco de las Angustias wieder so richtig wie ein echter Fluss zuerst zu Tal, und dann in den Atlantik donnert, dann kann man sie da stehen sehen auf der Brücke, und grübeln. - Nur wenige hier können sich dieser Frage entziehen, warum man denn dieses kostbare Nass so einfach ziehen lässt, ist doch Wasser die Grundlage unserer grünen Insel, und verzaubert unsere Insel auf der Höhe der Sahara mit einen tropischen Garten. - Ein weiterer Gedanke schließt sich dem auch noch an, was da im salzigen Schlund des Atlantik verschwindet, ist nicht nur Wasser, sondern auch tonnenweise Erdreich aus der Caldera da Taburiente, und da wir geologisch eine sehr junge Insel sind, ist Erde bei uns auch ein wertvolles Gut. - Also würde man beim Auffangen dieses Wassers nicht nur für die Landwirtschaft mehr als reichlich Wasser "produzieren", sondern gleichzeitig auch noch die Erosion schwächen, und das dort gesammelte Erdreich wieder nutzen können. - Noch gar nicht nachgefragt haben wir auch, wie sich denn eigentlich diese vielen Sedimente auf die küstennahe Meeresflora und Fauna auswirken, ich rate einfach mal nur, nicht gerade positiv. - So kommt die Frage natürlich immer wieder auf, warum sperren wir den Barranco de las Angustias nicht mit einem Damm ab, sammeln dort das winterliche Regenwasser, und gießen im Sommer damit die Bananen, oder gar noch sinnvollere landwirtschaftliche Produkte, die noch nicht am Subventionstropf hängen. - Die Antwort ist gar nicht einfach, warum wir das nicht machen, aber die Bedenken kann man mal zusammenfassen.

Zunächst wäre da der brenzlige Gedanke, unser Inselheiligtum, den Nationalpark Caldera de Taburiente anzuknabbern, das alleine reicht schon bei mehr als der Hälfte aller Bewohner dieser Insel aus, dieses Thema gleich wieder fallen zu lassen. - Allerdings müsste man den Nationalpark selbst gar nicht berühren, eine Talsperre wenige hundert Meter hinter dem Ort Puerto de Tazacorte würde schon ausreichen, der dann entstehende See würde gar nicht bis in den Nationalpark reichen, denn dieser fängt erst sehr viel weiter östlich an, als die meisten glauben. - Mann könnte ja sagen, man nutzt das Gelände bis zum heutigen Parkplatz, dort wo auch die Straße nach Los Brecitos den Barranco kreuzt, dann ist man noch nicht mal im Nationalpark, hat aber genügend Stauraum für das Wasser geschaffen. - Allerdings bleibt es natürlich ein gewaltiger Eingriff in den Barranco de las Angustias. - Gegen dieses Sperrwerk und den Stausee sprechen natürlich auch die enormen Kosten, welche dieser Bau verschlingen würde, alleine das Sperrwerk reicht nicht aus, man müsste den Stausee auch noch nach unten abdichten, da unser poröser Basalt nicht wirklich "das Wasser halten kann". - Da kommt man dann sofort wieder zur Frage der Rentabilität, will man so viel Geld ausgeben, um eine Frucht noch billiger mit Wasser versorgen zu können, die ohnehin auf Subventionen angewiesen ist. - Macht man da mal eine vorbehaltlose Analyse, ob das denn der Inselvolkswirtschaft zuträglich ist, dann vermute ich mal ein negativen Ausgang für solch ein Sperrwerk. - Allerdings wissen wir ja auch, dass solche exakt objektiv analysierten Dinge oft nicht zählen, oder berücksichtigt werden. Eigentlich will man es gar nicht glauben, aber sehr viele öffentliche Bauten, Projekte und Aufgaben werden eher auf emotioneller Ebene entschieden und weil vielleicht momentan sich eine bestimmte Lobby dafür einsetzt, als rein nach Notwendigkeit und Effizienz. - Das ist übrigens nicht nur hier auf La Palma so, dass wir besonders emotionell wären, denken Sie nur an Stuttgart 21, wo es längst nicht mehr um Argumente geht, oder ob Fortschritt wirklich auf Wachstum angewiesen ist, und sich nicht von diesem Dogma eigentlich mal befreien müsste. - Weiteres Argument gegen den Stausee, wir haben genügend Wasser auf dieser Insel zur Verfügung, wir brauchen dieses zusätzliche Wasser aus der Caldera gar nicht. - Seit dem man hier auf La Palma auf den "Túnel de Trasvase" zurückgreifen kann, ist es nie mehr zu einer bedrohlichen Wasserknappheit gekommen, höchstens zu einem Engpass, was Einschränkungen zur Folge hatte, aber noch nie hat man deswegen aufhören müssen die Bananen zu gießen oder gar das Trinkwasser zu rationieren. - Und wir verbrauch heute, trotz gleich bleibender Anbaufläche, viel weniger Wasser als noch vor 10 Jahren, weil neue Leitungen gelegt wurden und die Bewässerungssysteme modernisiert wurden. - Der "Tunnel" war eigentlich dazu gebaut worden, etwas oberhalb von Los Llanos auf die Ostseite zu gelangen, um dann Wasser von der feuchteren Ostseite in das ewig durstige Aridanetal zu leiten, wo sich eben die größten Bananepflanzungen befinden. - Man stieß aber auf solch enorme Wassermengen dabei, dass man nun darauf verzichten konnte, Wasser von der Ostseite herüber zu leiten. - Man musste den "Tunnel", der sich eigentlich nur noch "Stollen" nennen dürfte, sogar verschließen, und die Menge des austretenden Wasser regulieren, da man sonst zu viel Wasser hätte. - Und da sind wir auch schon bei einem weiteren entscheidenden Punkt, warum wir denn das Sperrwerk im Barranco de las Angustias nicht bekommen werden. - Dann wäre zu viel Wasser da, und dann könnte man mit Wasser nicht mehr so gut verdienen, wie man das heute noch kann. - So einfach ist das…




Immer wenn der Barranco de las Angustias Wasser in den Atlantik schickt, dann färbt er einen Teil des Meeres ein




Freitag 10.12.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad - Niederschlag 13 mm - Luftfeuchte 81 % - Luftdruck 1009 hPa

Brandbrief an die falsche Adresse
Alles Banane

Eigentlich sollen Bananen ja glücklich machen, aber wohl eher den Konsumenten, als den Produzenten. - Im Jammertal der Subventionen, oder korrekt gesagt "Hilfen", schmuruchelt dieser Primärsektor auf der Insel vor sich hin und wartet eigentlich nur noch auf die letzte Ölung. - Kein Plan B, und wenn man es genau betrachtet, auch kein Plan A, wir produzieren Früchte, welche der Markt nicht braucht und verbrauchen unsere Ressourcen im Kampf um die Subventionen, anstatt uns um eine Marketingstrategie zu bemühen, welche "Plátanos de Canarias" auf dem europäischen Markt als Nischenprodukt platziert. - Eigentlich ist bereits alles gesagt über unsere Wappenfrucht. Fluch und Segen dieser Insel gleichzeitig, und wenn nicht so verdammt viele Menschen von den Bananen auf La Palma leben würden, dann müsste man das Kapitel Bananen, nach über einhundert Jahren Erfolgsgeschichte, nun endgültig schließen. - Aber das geht so nicht, nicht ohne Strukturwandel und eben ohne die vielen Menschen in andere Branchen anzusiedeln. - Hätten wir darüber nicht bereits vor 20 Jahren gesprochen, dann könnte man uns zugute halten, dass wir vor einer neuen Situation stünden, und uns erst orientieren müssen, aber wir sind ja bereits Alte Hasen im Umgang mit Subventionen und Mengenregulierung um den Erzeugerpreis zu stabilisieren. - Das können wir uns leisten, wir kippen mehr als ein Drittel der gesamten Produktion einfach weg, kassieren aber dennoch dafür Hilfen, um dann die restliche Menge an Früchten noch zu einem eben akzeptablen Preis auf den Markt bringen zu können. - Europäische Agrarpolitik erster Güte, und eigentlich sollte das ein Aufreger sein, allerdings sind die Hilfen welche unsere Landwirte erhalten, im europäischen Subventionsmonopoly von den Summen her lächerlich. Schwer wiegt hier auch noch der verwalterische Wasserkopf der vielen Organisationen, welche sich angeblich um eine Verkaufsstrategie bemühen, sich aber meist nur zum Selbstzweck erhalten, und sich inzwischen zu reinen Gesangsvereinen der Subventionshymne verwickelt haben. - Von Entwicklung kann man da gar nicht mehr sprechen, es geht gar nicht mehr um neue Märkte oder Strategien, sondern nur noch um das Bemühen den Status Quo der Subventionen aufrecht zu erhalten.

Das kann zur Folge haben, dass sich die Landwirte auch gar nicht mehr um Qualität bemühen, sondern einfach nur noch auf die Menge konzentrieren, denn am Verkauf der Bananen verdienen die sowieso nichts mehr, sondern nur noch an den Hilfen, und dann ist die Qualität egal. - Das ist noch nicht der Fall, das ist noch eine hypothetische Annahme, aber ein nun von elapuron.com in Auszügen veröffentlichter Brief des Vorsitzenden der "APEB" (Asociación de Productores Europeos de Bananas) an unsere Inselpräsidentin, in dem er sich darüber beklagt, dass in unseren Supermärkten hier das Angebot an Bananen mehr als prekär ist. - Nicht nur er vermutet, dass die Läden hier Bananen der allerletzten Qualität in den Verkauf bringen, oder gar billig bis umsonst Früchte anbieten, welche eigentlich sonst auf der Müllkippe gelandet wären. In der Tat ist es äußerst schwierig, auf der Bananeninsel La Palma gute Bananen zu kaufen. - Das macht auch eigentlich keiner, Bananen kaufen, denn jeder hat zumindest einen Nachbarn der Bananen hat, oder man hat selbst welche, da käme doch kaum jemand auf die Idee, diesem Produkt eine lokale Wertschöpfungskette zuzutrauen. - Aber man erkennt an diesem Umstand auch das wachsende Desinteresse an Qualität, denn nicht mehr das Produkt an sich ist wichtig, sondern nur noch die erzeugten Mengen und die daraus resultierenden Subventionen. - Das ist nicht der Anfang vom Ende, sondern nur eine zwischenzeitliche Beobachtung, und anstatt diese Mahnung an den eigenen Sektor zu richten, schickt der Präsident der "APEB" diesen Brandbrief an die Inselpräsidentin. - So etwas nennt man einen deutlichen Fingerzeig, denn bei allem Misstrauen welches man unserer politischen Führung entgegenbringen kann, dafür können die nun wirklich nichts, und es ist auch nicht die Aufgabe der lokalen Politik das Warenangebot der Supermärkte zu kontrollieren. - Vielleicht hat er das ja absichtlich an die Inselpräsidentin geschrieben und vielleicht ist das ja absichtlich dann auch in die Hände der Presse gekommen, aber so viel Taktik traue ich diesen Leuten nicht zu, denn ansonsten hätte man diese Kraft ja auch schon mal in einen Marketingstrategie umsetzen können. - Selber Mist bauen, und dann Klagebriefe an die Politik schreiben, kein probates Mittel um einen höchst verunsicherten Sektor wieder Mut für neue Ideen zu geben. - Alles Banane auf La Palma, und wie süß das zarte Gift der Subventionen langfristig wirkt, das kann man hier an einer breiten Studie hautnah beobachten.



Donnerstag 09.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 4 mm - Luftfeuchte 80 % - Luftdruck 1005 hPa
Höchsttemperatur heute 17,7 Grad - niedrigste Temperatur 14,7 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 14,7 - Temp. Min 9,1 - Feuchte 72 - 97 % Niederschlag 51 mm

Kurznachriten
Panorama

Potzblitz! 8 Jahre Knast fordert der Generalstaatsanwalt Cándido Conde-Pumpido für die Rädelsführer des wilden Fluglotsenstreiks. - Meuterei, ein Aufstand sei das gewesen, (sedición) und dafür sähe das Gesetz einen Strafrahmen von 3 bis 8 Jahren Freiheitsentzug vor. - Gehen wir einfach mal davon aus, dass die Justiz in Spanien unabhängig von politischem Einfluss ist, so wie das sein sollte, dann ist das ein echter Hammer, mit welchem auf diesen Ausstand reagiert wird. - Ich fürchte mich ein bisschen vor diesen großen Pendelausschlägen für welche Spanien immer mal wieder gut, oder besser schlecht ist, aber man lässt sich also nicht nur politisch vom Volkszorn beeindrucken, sondern auch bei der Justiz. - Gut, was der Staatsanwalt fordert ist eine Sache, was der Richter dann mal verkündet eine andere Geschichte, aber gleich Freiheitsstrafen zu fordern, und nicht zum Beispiel Gehaltsabzüge oder Suspendierungen, das scheint mir schon überzogen. - Zumal man sich mit dieser heftigen Reaktion den Verhandlungsspielraum recht eng setzt. - Die ersten Fluglotsen sind heute bereits vernommen worden, allerdings machten die allesamt von ihrem Schweigerecht Gebrauch und deren Anwälte meinten drüber hinaus, die ordentlichen Gerichte seien auch gar nicht dafür zuständig, sondern die Militärgerichte, da man ja die Flugsicherheit inzwischen der Luftwaffe übergeben hätte. - Ebenso wenig geschickt, die Sache ist immer noch viel zu heiß und emotional, als dass man mit Vernunft und notwendigem Pragmatismus an die Geschichte rangehen könnte.

Ein Deutscher Tourist ist tot im Barranco de Madera gefunden worden. - Aus der Presserklärung der Guardia Civil geht die Todesursache nicht hervor, allerdings scheint er nach dem Fundort von der Wallfahrtskirche Las Nieves durch den Barranco auf dem Weg nach Santa Cruz gewesen zu sein. - Man weiß also nicht, ob er stürzte oder krankheitsbedingt verstarb, das alles wird erst die Obduktion ergeben. - Der Gast wohnte im Hotel Taburiente in Los Cancajos und wurde dort am 5. Dezember das letzte Mal gesehen. - Am 7. Dezember meldete man sein Verschwinden und fand schließlich den angemieteten Wagen bei der Wallfahrtskirche von Las Nieves, und den leblosen Körper später in der Nähe. - An der Suche nach dem 69 jährigen Mann nahmen mehrere Hilfsorganisationen Teil, eine Hundestaffel und auch ein Helikopter. - Mehr geht aus der knappen Pressemeldung nicht hervor.

"Un astuto felino en la jungla", so sehen die Amerikaner unseren Ministerpräsidenten Zapatero. - Das zumindest steht in den Papieren, welcher dieser nette Informationsdienst "Wikileaks" veröffentlicht hat. - Immerhin ist das nicht ganz so vernichtend wie die Aussagen über einige deutsche Politiker, aber auch nicht ganz fein. - Übersetzt heißt das, "Eine listige Raubkatze im Dschungel", allerdings gibt das Wort "astuto" noch mehr her. - Fragen wir ein professionelles Wörterbuch, und da finden wir für dieses Adjektiv folgende Bedeutungen: "schlau, einfallsreich, verschlagen, listig, pfiffig, gerissen, hinterlistig, arglistig, abgebrüht, durchtrieben, ausgekocht, gewieft, heimtückisch". - Also da ist von Helmut Schmidt gleichen Tugenden genau so was dabei wie von Franz Josef Strauß, jeder kann sich seine eigene Meinung bilden, allerdings gehe ich mal davon aus, dass die nicht einfach nur "schlau" gemeint haben. - Wir erinnern uns ja daran, dass Zapatero die Truppen aus dem Irak einfach wieder abgezogen hat, als er an die Macht kam, das schmeckte seinerzeit den Amerikanern verständlicherweise gar nicht. - Wer oder was allerdings der Dschungel sein soll, das wissen wir auch nicht so ganz, das internationale Parkett vielleicht, oder meint man damit einfach das Volk, also uns. - Dabei sieht man hier Zapatero ganz anders, nicht wie eine verschlagene Raubkatze, sondern er hat auch den Beinamen eines felinen Beutetiers, man nennt ihn hier auch "Bambi Zapatero". - Da gefällt mir eine listige Raubkatze im Dschungel schon besser, und die Fluglotsen können mit dem Bambi auch nichts anfangen.

Das Wetter spielt weiter eine Rolle bei uns. - Hier im Tal gab es sehr wenig Regen heute, und immer wieder kam die Sonne durch, allerdings pfiff der Wind heute wieder unangenehmer als gestern. - Folge des Windes war, dass die Queen Elisabeth heute den Hafen von Santa Cruz nicht anlaufen konnte, trotz mehrerer Versuche gelang es dem Kreuzfahrtschiff nicht, sicher festmachen zu können. - Das ist dann schon der zweite Windausfall, nachdem beim ersten Tief bereits eine Aida den Hafen fluchtartig verlassen musste, und sogar 138 Passagiere so auf La Palma ließ. - Diese großen Kreuzfahrtschiffe sind natürlich auch sehr windanfällig, und so ganz "ohne" ist unser Hafen eben auch nicht. - Als Alternative Tazacorte, das wäre lächerlich, da ist es ohnehin noch schlechter bei dem Wetter einzulaufen, und solch ein Schiff wie die Queen Elizabeth würde diesen Hafen absolut überfordern. - Aber man arbeitet ja daran, den Hafen noch mal größer zu machen, und sollte dann wirklich mal ein Schiff dort einlaufen, dann wüssten wir aber so gar nicht wohin man die über 2.000 Engländer schicken könnte. - Puntagorda meldet 51 Millimeter Niederschlag in 24 Stunden, wir im Tal hier dagegen 9, da kann man mal wieder sehen, wie lokal begrenzt solche Wetterphänomene sein können.




Hafen von Puerto de Tazacorte vorgestern. - Im Vordergrund die alte Hafenmole, dahinter kann man bereits die Neue erkennen. - Foto von Walter Stumreich




Donnerstag 09.12.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad - Niederschlag 5 mm - Luftfeuchte 80 % - Luftdruck 1004 hPa

Wir wollen Mercadona!
Interessante Liebeserklärung in Facebook

Vor einer ganzen Weile schon bestätigte sich das Gerücht, dass Lidl auf dieser Insel einen Supermarkt eröffnen will. - In der Gemeinde Breña Alta, auf der Grünen Wiese, direkt an der Hauptstraße gelegen, besser kann man solch einen Markt gar nicht installieren. - Die Diskussion um Lidl, seine Arbeitsweise und der Umgang mit Angestellten und Lieferanten, die wird hier in keiner Weise so geführt wie in Deutschland, man weiß wohl auch einfach zu wenig über das Funktionieren solcher harten Diskontgeschäfte. - Insgesamt begrüßt man hier aber das Auftreten eines solchen Ladens des Typs "descuento duro", fühlt man sich doch vom momentanen Angebot etwas benachteiligt. - Wenn wir von Benachteiligung sprechen, dann meinen wir vor allem die Preisgestaltung, da eben die bislang hier auf der Insel operierenden Läden nicht wirkliche "Discounter" sind und man wohl etwas teurer hier einkauft, als zum Beispiel auf Tenerife. - Wobei der regelmäßig erhobene "Warenkorb", also der Vergleich der Verbraucherpreise, das nur marginal bestätigt. - Handel ist Wandel sagt man aber immer wieder, und in der Tat, Bewegung auf dem Sektor gab es auf La Palma schon lange nicht mehr und mir erscheint unser Warenangebot im Lebensmittelsektor nun nicht unbedingt teuer, wohl aber angestaubt und wenig innovativ. - Aber in dem Sektor regieren halt die kleinen Preise, weniger die Breite und die Tiefe des Angebotes, und ich bin mir sicher, dass dieser Lidl auf der Ostseite sehr gut zu tun haben wird. - Nun sind die Menschen hier aber nicht unbedingt von Lidl überzeugt, viele sicherlich auch, weil sie diese Kette gar nicht kennen, aber es bietet sich ein rein spanischer "Discounter" auch auf dem Markt an, welchen so ziemlich alle Palmeros von Besuchen auf Tenerife oder Gran Canaria kennen, und der sich "Mercadona" nennt. - Ein bisschen schicker tritt der auf, als seine internationale Billigkonkurrenz, und wer nun preislich tiefer angesiedelt ist, das vermag ich nun sicherlich nicht zu sagen, aber immerhin hat diese Kette wohl an die 1.300 Supermärkte in Spanien und ist damit schon einer der Großen der Branche. - Wie das da mit Arbeitsbedingungen aussieht oder dem Diktat gegenüber den Produzenten, das weiß ich auch nicht, hier in Spanien wird nicht so sehr und gerne an der Oberfläche vieler Dinge gekratzt, und investigativer Journalismus beschränkt sich auf Fußballeraffären und adligen Tratsch.

Lustig bis bemerkenswert ist aber nun die Begeisterung der Menschen hier für diesen Mercadona, so dass es inzwischen einen Facebook-Auftritt gibt, in welchem bislang mehr als 770 Unterstützereintragungen eingegangen sind, welche allesamt die Installation eines Supermarktes der Kette fordern. - Das geht nicht gegen Lidl, aber näher ist den Leuten hier dann doch eine rein spanische Kette, und am allerliebsten hätten sie beide hier, weil man sich dann auch noch Konkurrenz erhofft. - Es ist sicher selten, dass eine Supermarktkette in "sozialen Netzwerken" Unterstützer findet, und dann gleich so massiv, bessere Werbung kann es gar nicht geben und alleine deswegen sollten die Herren und Damen mal aus deren Vorstand den Horizont auch bis nach La Palma richten. - Ob sich das rechnen kann, zwei "Discounter" hier auf der Insel, das weiß ich nicht, aber dafür haben die ja Betriebswirte, das muss ich nicht machen. - Uns soll es recht sein, auch wenn meine Skepsis sich gegen Billigketten deswegen nicht legt, bloß weil das ein spanischer Konzern ist, der Einzelhandel hier auf der Insel, wird auch alleine schon mit dem Auftreten von Lidl einiges ändern müssen. - Wenn man einen harten Preiskampf nicht mitgehen kann oder will, dann muss man den Kunden halt andere Vorteile bieten als den knackigen Preis. - Das kann Nähe sein, oder besonders gute Auswahl, freundliches Personal und was es immer noch für lockende Attribute gibt, Kunden in den Laden zu locken. - Einen großen Fehler aber haben die Stadtplaner in Breña Alta leider schon gemacht, der neue Lidl wird auf der Grünen Wiese entstehen und so weiter dafür sorgen, dass die Innenstadt von San Pedro weiter leidet. - Solche Läden gehören in die Städte, das kann sogar den konventionellen Handel dann noch beflügeln, weil man so die Käufer ja ins Zentrum lockt. - Mal sehen, ob Mercadona sich von der stetig wachsenden Fangemeinde hier auf La Palma beeindrucken lässt, ich glaube ja nicht mal Lady Gaga oder Fernando Torres haben hier auf La Palma so viele Fans, wie dieser Supermarkt.

Das Wetter bleibt kabbelig, auch wenn es heute Nacht hier im Tal kaum noch geregnet hat. - Allerdings meldet die Wetterstation auf der "Alm" in Puntagorda eben Gewitter, Hagel und Wassermassen, wie sie bislang noch nicht gefallen sind. - Wir sind gespannt auf die Werte heute Abend. - Es sind aber wohl bereits Rückzugsgefechte welche das Tiefdruckgebiet da mit uns führt, aber dennoch kann es auch hier im Tal immer noch zu Regenschauern kommen, die Wäschelage bleibt also weiterhin angespannt.



Mittwoch 08.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 15 Grad - Niederschlag 3 mm - Luftfeuchte 79 % - Luftdruck 1002 hPa
Höchsttemperatur heute 19,2 Grad - niedrigste Temperatur 14,9 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 14,7 - Temp. Min 9,1 - Feuchte 72 - 97 % Niederschlag 31 mm

Das Ende des Zeitalters des Silikons
Dabei lieben wir das Zeug doch so

Im Winter wiederholen sich hier immer wieder die gleichen Bilder. - Nachdem jeder aufrechte Palmero den Sommer über die bereits bekannten permeablen Probleme seines Daches geflickt hat, überkommt ihn jetzt die Erkenntnis, dass diese Welt nicht alleine mit Silikon zusammenhält. - Jetzt heißt es wieder hinauf aufs Dach, weil es halt woanders rein geregnet hat, und mit festem Glauben und vielen Flüchen auf den Lippen kommt die Silikonspritze wieder zum Einsatz, obwohl man sich eigentlich doch bereits geschworen hatte, das beim nächsten Mal gründlich zu machen. - Aber Schwüre sind bei uns, Gott sei Dank, ein sehr pragmatisches Gut, besonders wenn es um dieses kollektive Thema der Wasserdichtigkeit bei Wohnhäusern und anderen Gebäuden geht. - Bei uns regnet es nicht sehr oft, wenn dann aber meist horizontal, weil die Tiefs aus dem Westen meist von deftigen Winden begleitet werden. - Das führt dazu, dass unter den Türen das Wasser eindringt, an den Fenstern, und sich der Regen eben auch mal ganz komische Wege auf mit Ziegel gedeckten Dächern sucht, und man einfach nicht weiß, wo denn nun die undichte Stelle ist. - Das führt dann auch dazu, dass man hier nach Regenfällen oftmals fremd gestikulierende Figuren auf den Dächern entdecken kann, in der einen Hand die Silikonspritze, und mit der anderen Hand wird sich lang anhaltend am Kopf gekratzt, weil man einfach nichts entdecken kann, was nach einer Einflugschneise für horizontalen Niederschlag aussieht. - Meist steigt man dann wieder runter vom Dach, hinterlässt hier und da prophylaktische Kleckser Silikon, nur um dann beim nächsten Regen festzustellen, dass es diese Stelle wohl doch nicht war. - Auf dem Parkdeck des Supermarktes San Martín in El Paso hat man nun das Ende des Silikons verkündet, und hat den gesamten oberen Parkplatz mit einer geheimnisvollen grünen Farbe angestrichen. - Das dauerte gefühlt zwei Monate, und als man endlich fertig war und der erste Regen fiel, musste man feststellen, dass dieser Belag derart rutschig war, was natürlich so nicht bleiben konnte. - Nun brachte man Sand, oder meinetwegen Spezialgranulat auf, und strich da noch mal drüber, jetzt sieht der Parkplatz aus wie grünes Sandpapier. - Allerdings scheint das bislang zu halten, die sonst üblichen Eimer und Kübel im Verkaufsraum sind verschwunden, nun lecken nur noch die Tiefkühltruhen, aber das ist auch schon fast eine Tradition. - Wie lange nun dieses grüne Wunder anhält, das weiß ich nicht, denn an vielen Stellen löst sich der geheimnisvolle Belag schon wieder, nicht überall, aber dort eben wo die Reifen der Autos den Belag am meisten beanspruchen. - Aber immerhin, es gibt Wege aus dem Silikonzeitalter heraus. - Am Krankenhaus ist man noch nicht so weit, dort regnet es alle Jahre im Winter auch wieder rein. Nicht in die Schlaf- oder Behandlungsräume, aber über den beiden Eingängen hat man große Zonen mit Plexiglas überspannt, um eben Licht hereinzulassen. - Und genau da tropft es bei Regen reichlich herein, und selbst nach drei Sanierungsversuchen in den 10 Jahren, in denen unser Inselkrankenhaus nun steht, ist es den Silikontrupps noch nicht gelungen, da irgendwie erfolgreich zu sein. - Irgendwann wehrt man sich auch nicht mehr dagegen, stellt Eimer auf, wischt einfach immer wieder drüber und wünscht sich das Ende des Silikonzeitalters herbei. - Wenn das klappt, mit der grünen Farbe auf dem Dach des San Martin in El Paso, dann könnte ich mir aber vorstellen, dass unsere Dächer in ein paar Jahren fast alle grün sind. - Nicht die Ziegeldächer, die sind ein anderes Thema, aber eben die Flachdächer, und das muss dann lustig aussehen bei Google-Earth, wenn man vor lauter Häusern den Wald nicht mehr sieht.

Das Wetter bescherte uns heute Vormittag so was wie einen kleinen Bauknecht, ein Bauknechtlein so zu sagen, und meine Frau hat es doch tatsächlich geschafft, ein paar Socken und Topflappen trocken zu bekommen. - La Palma stand wirklich zwischen zwei großen Wolkenfeldern, und während es auf Tenerife und Gran Canaria regnete, machten wir hier für ein paar Stunden auf Sommer. - Das ist jetzt auch wieder vorbei, dunkle Wolken drängen jetzt wieder vom Westen auf die Insel zu, und wir haben das Haus auch erneut sturmfest gemacht. - Das bedeutet, alle Katzen ins Zimmer, Handtücher und Silikonspritze bereit legen, und dann kann es losgehen…




Wenn man genau hinsieht, dann kann man als roten Punkt unser Inselchen erkennen. - Nördlich und südlich davon Wolkenfelder, und wir machen (machten) auf Sommer...




Mittwoch 08.12.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 4 mm - Luftfeuchte 76 % - Luftdruck 1003 hPa

Pisa-Schock
Nur die Fluglotsen freuen sich darüber

Beim ersten Mal tut´s noch weh… Jetzt haben wir es schwarz auf weiß, dass es ein Fehler war hier auf den Kanaren an der Pisa-Studie teilzunehmen. - So sieht man das politisch und wiegelt auch gleich wieder ab, läse man die Studie profunder, dann ist das gar nicht mehr so schlimm. - Wenn überhaupt etwas falsch gemacht worden ist, dann liegt das an den Lehrern und den Schülern selbst, dabei fehlt dann nur noch der Schwenk zum Umkehrschluss der dann heißen würden, nur solch ungebildetes Volk, kann ausgerechnet uns wählen. - Nur gut, dass alleine die schulische Ausbildung noch nicht den Charakter und die Lebensstrategie eines Menschen bestimmt, aber eben müssen wir unsere Kinder für den internationalen Vergleich und Wettbewerb fit machen. Die kleine, lokal sicher noch heile Welt kanarischer Endemitenträume reicht eben gerade für das aus, was wir haben, aber der globale Zug wird Aufgaben an uns richten, für die wir dann nicht gewappnet sind. - Die Tragweite des Ergebnisses der Pisa-Studie begreift unsere politische Kaste noch nicht, denn das Ergebnis ist nicht schlecht oder bedenkenswert, es ist schlichtweg katastrophal, und wird uns mittel- und langfristig deutlich mehr Schaden zufügen, als der wilde Ausstand der Fluglotsen erreicht hat. - Allerdings greift noch nicht mal die Opposition diesen Umstand auf, aber vielleicht ist das auch alles noch zu frisch, denn eigentlich bleibt bei diesem Ergebnis für die Kanaren an die verantwortliche Consejería de Educación nur ein einziger Schritt, der Rücktritt der gesamten Führungsebene in Sachen Schulausbildung. - Der wirklich verwerfliche Teil ist ja der große Abstand zu den Ergebnissen der anderen spanischen autonomen Regionen, welche sich gar nicht mehr weit vom europäischen Durchschnitt befinden, und seit der letzten Evaluation auch wieder Fortschritte gezeigt haben. - Gut, hier können wir nicht sehen, ob wir uns verbessert haben, es ist schließlich das erste Mal, dass wir uns einem solchen internationalen Vergleich stellen, und ich könnte fast wetten, dass sich die Coalición Canaria solch einer Prüfung nicht mehr stellen will. - Hängt auch davon ab, wie wir nun versuchen dieses Thema zu bearbeiten, und die Presse wird dem Gobierno de Canarias nicht den Gefallen tun, daraus eine Randnotiz zu basteln. - Im Gegenteil, auf den meisten Zeitungen ist das sogar der Aufmacher heute und hat das Gequengel mit den Fluglotsen weiter nach unten geschoben. - Die sind froh über die Pisa-Studie, es sind wahrscheinlich aber die einzigen, die damit einverstanden sind.

Wer nun die Schuld trägt für dieses Ergebnis, das lässt sich nicht in einer Person oder in einem Umstand bestimmen. - Jeder trägt da seinen Teil bei, auch die Eltern, von denen viele noch nicht begriffen haben, wie chancenlos ihre eigenen Kinder in diesen Tagen ohne gute Ausbildung sind, da Automatisierung und Kostendruck auf die Wirtschaft die meisten Arbeitsplätze, die ohne Ausbildung durchzuführen sind, knapp und unattraktiv gemacht haben. - Schulschwänzen, schlechte Noten und der Abgang von der Schule nach den Pflichtjahren wird in vielen Fälle einfach so hingenommen, "dann geht der Bub halt auf dem Bau arbeiten oder in den Bananen" und man übersieht dabei, dass auf dem Bau nichts mehr geht und in den Bananen bald auch nicht mehr. - Die Lehrer tragen auch ihren Teil der Schuld, denn die allermeisten wissen ja, dass mit den vorgegebenen Lernzielen lediglich solche Ergebnisse erreicht werden können. - Da muss auch mehr Druck seitens der Lehrerschaft gegenüber ihrem Arbeitgeber, der Consejeriá de Educación kommen, aber das ist leichter gesagt als getan, denn unliebsame oder aufmüpfige Lehrer werden schnell aus dem Dienst entfernt, so lange sie keine Beamten sind. - Die Schüler haben auch keinen Freifahrtschein dabei, irgendwann müssen auch die begreifen, dass Wii kein Schulabschluss ist und keine mathematische Formel, und wer nicht im Supermarkt landen will oder in den Hotels die Blätter aus dem Pool fischen, der muss sich halt die Nachmittage über auch mal über die Bücher beugen. - Und dann eben die Verantwortlichen dieses edukativen Freizeitparks, die Consejería de Educación, welche in keiner Weise den Stellenwert hier auf den Kanaren ausfüllt, welcher notwendig wäre, um die Jugendlichen auf eine immer stärker globalisierte Welt vorzubereiten. - Und bei der Auswahl der Lehrer, da wird Parteizugehörigkeit oder Freundschaftsdienst wichtiger bewertet als Fähigkeiten, da kann langfristig nichts dabei herauskommen. - Allerdings ist das auch der Fingerzeig unseres gesamten Gobierno de Canarias, Straßen statt Schulen, Häfen statt Universitäten, und manchmal könnte einen sogar das Gefühl beschleichen, das kommt denen ganz gelegen, so ein Volk, was nicht zu viel weiß. - Denn sonst…


Lesefähigkeit, Durchschnitt OECD-Länder 493 - Spanien: 481 - Kanaren: 448
Mathematik, Durchschnitt OECD-Länder 488 - Spanien: 483 - Kanaren: 435
Naturwissenschaften, Durchschnitt OECD-Länder 501 - Spanien: 488 - Kanaren: 452



Dienstag 07.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 39 mm - Luftfeuchte 84 % - Luftdruck 1002 hPa
Höchsttemperatur heute 19,4 Grad - niedrigste Temperatur 16,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 13,2 - Temp. Min 10,5 - Feuchte 97 - 99 % Niederschlag 57 mm

Von Chile lernen heißt Siegen lernen
Besser gut kopiert als schlecht gemacht

Chile war mal nicht so gut angesehen hier bei uns, hat es uns doch schließlich das E-ELT vor der Nase weggeschnappt, das Supermonsterteleskop der "ESO". - Na ja, wer weiß, für was es gut war, man soll ja nicht verflossenen Gelegenheiten nachweinen, aber manchmal könnte ich schon noch etwas schluchzen wenn ich dran denke, was man noch aus La Palma hätte machen können mit diesem absoluten Höhepunkt der Astrophysik für die vielleicht kommenden 40 Jahre. - Der Groll ist weg, vielleicht schwirrt noch in manchem Hintergrund der Gedanke herum, die "ESO" bekäme von den Mitgliedsstaaten eh das Geld nicht dafür, und dann guckt Chile in eine noch längere Röhre als wir das bereits tun. - Allerdings hat Chile bereits etwas, was wir noch nicht wirklich haben, nämlich Sternentourismus, oder besser umschrieben vielleicht, die Betrachtung des Universums als touristische Attraktion. - Daher schickt man nun eine "Delegation" an ausgesuchten Leuten nach Chile, die sollen sich angucken was die da machen, und nur in einem Nebensatz will ich anmerken, dass man so etwas auch auf dem Papier machen kann, oder es durchaus reichen würde, eine Person dort hinzuschicken, denn wir müssen doch sparen. - Allerdings muss man auch investieren wenn man ernten will, und auch wenn wir viele Astrophysiker hier auf der Insel haben und viele Menschen die was von Tourismus verstehen, sollte man ab und zu wohl über den Tellerrand oder eigenen Horizont hinausblicken. - Also lassen wir die kleinlich Diskussion um Reisekosten, obwohl es mich schon interessieren würde, wer da alles reist, und auch was es kostet. - (Noch eine Aufgabe für Palmaleaks) - Was die da auf jeden Fall schon mal machen, das sind Teleskope, welche der Besucher nicht nur bewundernd ansehen darf, sondern auch mal durchgucken, und da wird die ganze Geschichte interessant und beginnt, etwas von der Erwartung eines Gastes, der in eine Region reist, in der man ihm "turismo de estrellas" anbietet, auch gerecht zu werden. - Natürlich sind die Observatorien dort oben auf dem hohen Berg eine interessante Geschichte, und das "IAC" macht die sommerlichen Führungen auch inzwischen reichlich und sehr professionell, aber da gilt halt wohl das Gesetz, gucken ja, von weitem, anfassen nein, denn das sind ja keine Instrumente, welche für die Laienbeobachtung gebastelt wurden. - Man muss ja auch gar nicht auf den Berg da oben fahren, man könnte durchaus auch auf den mittleren Höhen der Insel solch ein Besucherteleskop aufstellen, das wäre nach der Heiligen Quelle in Fuencaliente, wenn die sich nicht aus Gram über die weitere Nichtbeachtung wieder selbst verschüttet, eine weitere hervorragende Ausnutzung unserer natürlichen Ressourcen. Auf jeden Fall muss diese Geschichte verfolgen, und vielleicht sollte man auch mal jemanden nach Baden-Baden schicken oder nach Bad Nauheim, um ein bisschen davon zu lernen, was man denn für Schätze mit solchen Thermalquellen hat. - Nur eine Bitte habe ich noch, wer immer fährt und begutachtet, nicht wieder solchen Mist daraus machen wie mal nach einem "Betriebsausflug" nach Hawaii herausgekommen ist. - Damals kam man zurück, noch leicht angetrunken vom "big business" und fing an, diese unendlich dusselige Geschichte von den fünf Golfplätzen mit Luxushotels für La Palma zu planen. - Noch solch einen Reinfall sollten wir uns nicht mehr leisten. - Weder an Politikern noch an Ideen.

Pisa ist jetzt auf dem Tisch, und ich sage nur: Volle Deckung! - Nur noch nur Ceuta und Melilla sind schlechter als wir, und irgendwie hatten das alle, außer der Schulbehörde selbst, auch vermutet, erwartet und befürchtet. - Die Zahlen sind dramatisch, und positionieren uns im europäischen Vergleich auf eine der vorletzten Bänke. - Die Schulbehörde schießt auch sogleich dagegen und spricht von "nicht vergleichbaren Resultaten" und dass man solche lapidaren Tests auch nicht als Maßstab oder gar als Mahnung betrachten solle. - Erneute Ohrfeige also der Coalición Canaria, die uns nun auch in der Bildung dahin schickt, wohin sie uns bereits wirtschaftlich und in Sachen Umweltschutz katapultiert hat, ans Ende Europas. - Die Zahlen im Einzelnen:
Lesefähigkeit, Deutschland: 497 - Spanien: 481 - Kanaren: 448
Mathematik, Deutschland :513 - Spanien: 483 - Kanaren: 435
Naturwissenschaften, Deutschland: 520 - Spanien: 488 - Kanaren: 452

Eigentlich will man dazu gar keine weiteren Kommentare abgeben oder einfach nur hoffen, dass die Quelle (El Día) sich da vertan hat.

Zum Wetter noch, alle Flüge von und La Palma konnten heute stattfinden, es gab keine Behinderungen mehr am Flughafen durch den Wind. - Für morgen erwarten wir noch mal das gleiche Wetterszenario wie heute, Regenschauer, vielleicht Wind, aber nicht mehr viel, und am Donnerstag dürfen wir dann auf eine weitere Besserung hoffen und am Freitag wahrscheinlich sogar wieder die Wäsche raushängen. - Zähflüssige Bauknechtankündigung aber erst für Samstag, vorher hängt die Wäsche auf eigene Verantwortung…







Der Barranco de las Angustias, heute Morgen. - Fotos von Mike Schwalbe




Dienstag 07.12.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 39 mm - Luftfeuchte 99 % - Luftdruck 1001 hPa

Bildung aus dem Container
Gut, dass hier keiner nach Pisa fragt

Im Jahr 2007, da tönte die damalige und heute immer noch Rätin für Erziehung und Schulwesen im Gobierno de Canarias: "Es gibt Dinge, da brauchen wir uns nichts von außen sagen lassen" - so seinerzeit die lapidare Erklärung für den Verzicht auf den internationalen Vergleich. - Inzwischen sind wir auch dabei, allerdings spricht hier überhaupt kein Mensch davon, von einer "Pisa-Hysterie" gar wie das in Deutschland der Fall ist, sind wir noch weiter entfernt, als Bayern München von der Meisterschaft. - So richtig wissen wir also nicht wo wir stehen, und da auch in Spanien die Bildung "Ländersache" ist, hier halt der autonomen Regionen, müsste man diese Studie mal wirklich unter die Lupe nehmen. - Es hat sich viel getan in den letzten 15 Jahren, das muss man anerkennen, allerdings bleiben die Bemühungen, guten Anschluss an mitteleuropäischen Standard zu halten, in den letzten Jahren schlichtweg einfach stehen. - Mag sein, dass uns einfach das Geld ausgegangen ist, um weiter noch mehr in die Ausbildung unserer Zukunft zu setzen, oder die Gewichtung hat sich da verschoben, in den letzten Jahren spüren wir deutlich, dass in Sachen Bildung immer mehr geschlampt wird. - Wer Glück hat, der landet auf einem noch neuen Schulzentrum, welches auch so ein bisschen Aushängeschild der Schulbehörde ist, und wenn die Direktion dann auch noch einen guten Draht in die Verwaltung hat, dann kann das durchaus laufen. - Als Beispiel kann man da ruhig das neueste Oberstufenzentrum der Insel betrachten, das IES El Paso, welches als modernstes Zentrum der Insel auf Anhieb die besten Schüler der Universitätsprüfung aufweisen konnte. - Nein, alles perfekt ist dort auch nicht, aber wenn wir das halt mit anderen Bildungseinrichtungen vergleichen die es hier auf der Insel sonst noch gibt, dann hat man wieder einfach mal Glück gehabt, in El Paso zu wohnen. - Immer mehr in die Mittelpunkt rückt nun das älteste aller "Gymnasien" der Insel, das Instituto Alonso Pérez Díaz, welches in der Hauptstadt 500 Schülern Mathematik und ein paar andere Tricks zur Lebensvorbereitung mit auf den Weg geben soll. - Das Gebäude ist baufällig, das muss saniert werden, das hat man vor nunmehr 2 Jahren verkündet. - Der Schulbetrieb zog darauf hin in Container um, welche für eine gewisse Übergangszeit als Klassenräume dienen sollten, aber diese Lösung scheint nun zum chronischen Zustand zu verkommen. - Immer noch nicht haben die Sanierungsarbeiten am eigentlichen Schulgebäude begonnen, obwohl angeblich Geld, Projekt, und alle weiteren bürokratischen Hürden dafür längst genommen sind. - Woran es liegt, dass noch nicht gewerkelt wird, das weiß man nicht so ganz genau, auf jeden Fall bedeutet das für den Schulbetrieb des Instituto Alonso Pérez Díaz, dass man sich mindestens noch mal 2 Jahre auf weiteres Containerlernen einstellen muss, wohlmöglich aber sogar noch länger.

Wer den Schwarzen Peter dabei hat, das ist auch noch nicht ganz geklärt, auf jeden Fall müssen die Schüler und die Lehrer diesen ungeliebten Herren tragen, denn unter solchen Umständen ist ein ordentlicher und effektiver Schulbetrieb nur sehr schwer möglich. - Um ein bisschen die Wogen zu glätten, hat man der Schule auch noch die Goldmedaille der Insel La Palma verliehen, um damit die wortstarke Direktorin María Concepción Castro ruhig zu loben. - Das ist aber nicht geglückt, noch am Tag der Verleihung geriet die Dankesrede der Schulleiterin zu einer handfesten Abrechnung mit der Schulbehörde, und man schoss sich mit dieser ostentativen Belobigung ein fürchterliches Eigentor. - Die Direktorin bleibt auch weiterhin unbequem, schreibt Briefe an die Consejería de Educación, gibt Presseinterviews und hat inzwischen auch dafür gesorgt, dass andere Schulen der Insel auch plötzlich lautstark bessere Behandlung seitens der Schulbehörde fordern. - Jetzt versucht man sich dieser unbequemen Dame zu entledigen, und hat auch bereits ein Untersuchungsverfahren gegen sie eingeleitet, welches als Endergebnis die Entlassung als Direktorin haben könnte. - Sie soll eine Lehrerversammlung während der Unterrichtsstunden angeordnet haben, in welcher dann ein Schmähbrief an die Schulbehörde entstanden ist, und laut Reglement, darf es solche Versammlungen nicht während der normalen Unterrichtszeit geben. - Das ist natürlich ein fadenscheiniger Grund, allerdings zeigt das auch, dass María Concepción Castro mindestens einen Maulwurf in den eigenen Reihen hat, denn sonst wäre ja die Consejería niemals darauf gekommen. - Inzwischen fordert die Direktorin den Rücktritt der gesamten Leitung der Schulbehörde, und wird darin von der Lehrergewerkschaft "STEC" unterstützt, sowie von vielen anderen Kollegen und Schülerschaften auf La Palma. - Ein paar Monate vor den Wahlen passt ein solcher Aufstand von unten natürlich nicht ins Konzept, und wenn man die Direktorin schon nicht abschieben kann, dann müsste man mindestens die Presse besser im Griff haben, aber das gelingt jedes Mal weniger, auch Dank der neuen Medien wie Internet, die sich nicht oder noch nicht von Lobbyisten abhängig gemacht haben.



Montag 06.12.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 12 mm - Luftfeuchte 99 % - Luftdruck 1001 hPa
Höchsttemperatur heute 19,2 Grad - niedrigste Temperatur 17,4 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 13,8 - Temp. Min 12,0 - Feuchte 99 - 99 % Niederschlag 55 mm

Long Johns Wetter
Bitte tragen Sie keine kurzen Hosen in meiner Gegenwart

Muss ich Sie daran erinnern, dass hier in Spanien noch Notstandsgesetze gelten? - Da kann man flugs mal vor einem Militärgericht landen, wenn einer bei Temperaturen von unter 20 Grad plus mit kurzen Hosen herumrennt. - Mit Integrationsmuffeln gehen wir nicht gerade zimperlich um, bei dem Scheißwetter hat man zu frieren, und das auch öffentlich deutlich zu demonstrieren, am Besten mit Unaussprechlichen, gefütterten Anoraks und einem Gesichtsausdruck, wie dieser Wiefelspütz beim Frühjahrsputz. - Das Tragen von kurzen Hosen bei solchen Wetter kann die innere Ordnung in diesem Lande gefährden, oder zumindest mein seelisches Gleichgewicht gefährden, und das wollen wir doch nicht, sonst kommen hier nur noch solche halb depressiven, halb debilen Geschichten in dieser Kolumne. - Am Flughafen ging wieder mehr als erwartet, selbst die Engländer konnten landen, allerdings haben die danach gleich wieder das Cockpit der Maschine gestürmt und die Besatzung bedroht, die haben nämlich geglaubt, der Pilot hätte sie nach Irland geflogen. - Man konnte dieses Missverständnis aber noch auflösen, und nach dem siebten pint lauwarmen Lager aus der 24 Stunden dauernden Happy Hour, springen diese Nordfranzosen nun bei 17 Grad in den Hotelpool und bekommen das erste Mal in ihrem Leben keinen Sonnenbrand. - Nein, ich mag die Engländer, und Rassist bin ich schon lange nicht, aber wer mir heute mit kurzen Hosen begegnet…

Immerhin sind die ersten Hilfslieferungen eingetroffen, Schiesser Long Johns, denn so nennt der Engländer diese so praktischen Überlebenshilfen für diese harten Tage, und der Name gefällt mir fast noch besser als die Unaussprechlichen. - Zumal nun die reine Farbenlehre in meinen Tausendsassa Fuhrpark kommt, zu den grauen Feinrippschloggies habe ich nun auch noch solche in Brillantweiß, fragt sich nur, wie lange diese Pracht anhält. - Ich meine natürlich, bei dem Regenwetter da färben die Jeans durch, nicht was Sie jetzt schon wieder denken. - Den Verfassungstag haben wir nun auch fast hinter uns gebracht, einen traditionellen Ausflug gab es auch, aber zu viele Gestalten in kurzen Hosen unterwegs und Sandalen, da setzt bei mir dann eben dieser rasche Stalltrieb wieder ein. - Das bisschen Sandstrand an der Playa Nueva ist schon wieder weg, ein paar Tage grobe Wellen, und die Pracht ist vorbei, aber das passiert jeden Winter. - Insgesamt sind aber die Wellen noch nicht so schlimm wie letzten Winter, obwohl man gestern Abend in La Bombilla schon ein bisschen Sorgen hatte, und lieber schon mal die Autos auf die Anhöhe fuhr. - Man konnte aber mit Radladern noch genügend Wackersteine ans Ufer karren, so dass nichts Schlimmeres passiert ist. - Dabei fällt mir dann auch immer wieder ein, Costas müsste sich gar nicht so bemühen, diese Siedlungen an unseren Küsten abreißen zu wollen, noch ein bisschen heftiger das Tief, und der "Blanke Juan" nimmt die Häuser eh alle mit. - Ganz kostenlos, ohne Gerichtsverfahren, allerdings wird bei dem Feuchtspülverfahren nicht wirklich auf Rohstofftrennung geachtet, und wir hatten uns doch vorgenommen, in Zukunft Sinn und Unsinn getrennt auf dem Schuttabladeplatz der Moral zu lagern.

Wo wir gerade über Sinn und Unsinn reden, jedes Jahr zum Verfassungstag melden sich immer wieder unsere endemischen Lokalpatrioten zu Wort, und jedes Jahr erneut fordern die hohen Herren der Coalición Canaria ein echte Unabhängigkeit. - Von wem eigentlich unabhängig, von den Subventionen der Europäischen Union? - Oder von den Milliardenzahlungen die jedes Jahr aus Madrid auf die Kanaren fließen, weil ja irgendwer unseren endemischem Freizeitpark auch finanzieren muss? - Das allerdings wäre ja dann auch mit ideologischen Fragen verbunden, also geht man auf solche Details erst gar nicht ein, sondern träumt weiter von der Nation der Kanarischen Inseln, die dann irgendwo zwischen Albanien, Kapverden und Nordkorea von der Wirtschaftsleistung stehen würden, denn außer Bananen, welche mehr kosten als sie bringen, und Tourismus produzieren wir ja nichts. - Wir könnten natürlich auf "off-shore" machen, und jeder bringt sein Schwarzgeld hier her, und wir passen drauf auf. - Ich hätte auch noch eine Ecke in meinem Container frei, gut gestapelt könnte man dort einiges an Kanarendollar unterbringen und ich verspreche hoch und heiliglich, da auch nicht ranzugehen. - Nur ein paar Auslagen wären zu entrichten, wie viel, das sage ich Ihnen, wenn ich weiß, wie viel ich brauche. - (Lex Nonnenmacher genannt) Ich denke mal, als Banker wären wir gar nicht so schlecht, schon so mancher ist hier auf die Kanaren mit einem Vermögen gekommen, und als Freund wieder gegangen. - Aber diese Geschichten, die darf ich hier leider nicht schreiben, vielleicht später mal, wenn wir unabhängig sind…




falsch




richtig




Montag 06.12.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 19 mm - Luftfeuchte 99 % - Luftdruck 1003 hPa

Der "Presi" stellt die Vertrauensfrage
José Luis Perestelo spricht wieder zu seinem Volk

Von Zeit zu Zeit seh´ ich den Alten gern. Niemand verkörpert die durchaus auch vorhandene positive Ausstrahlung der Coalición Canaria besser, als unser Ex-Präsident des Cabildo Insular de La Palma, José Juis Perestelo. - Noch heute wird er "Presi" genannt, obwohl er es gar nicht mehr ist, und von Zeit zu Zeit eben, bricht es noch mal aus ihm heraus und peilt mit ein paar einfachen Worten und Fragen direkt den Puls der Menschen an. - Die meisten haben es ihm übel genommen, dass er trotz satter Wiederwahl zum Inselpräsidenten lieber nach Madrid gegangen ist, um dort einen der beiden Kongressstühle zu besetzen, welche die Coalición Canaria bei den letzten Wahlen ergattern konnte. - Dort in Madrid, da scheint er sich aber nicht so wirklich wohl zu fühlen, auch wenn das Gehalt stimmt, die Ruhe im Kongress auch, weil die Coalición Canaria dort nicht wirklich was zu sagen hat, treibt es ihn immer wieder auf seine Insel, und man munkelt sogar, dass dieses väterliche Schlachtross sich wieder auf die Niederungen der Lokalpolitik auf La Palma einlassen will. - Na ja, eigentlich habe ich ihn immer für sehr intelligent gehalten, aber der weiß besser was für ihn gut ist und auf mich würde er sowieso nicht hören. - Aber den Nerv der Zeit und der Leute trifft er immer noch. - Vielleicht kam er auch einfach nicht wieder aus La Palma weg, weil das Wetter wieder mal zickt, auf jeden Fall hatte er Zeit, sich mal wieder vor die Presse zu begeben und dabei heraus kam eine ziemlich interessante Fragestunde an die Opposition in Form der Partido Popular, welche den in letzter Zeit sehr glücklos agierenden Zapatero mit Umfragewerten und Wirtschaftszahlen vor sich her treibt. - Er stellt ganz einfach die Vertrauensfrage, und erwartet von dem lokalen bürgerlichen Grande, José Manuel Soria und Mariano Rajoy, Herausforderer von Zapatero in der Moncloa, dass die ihre Versprechungen gegenüber dem Volk vor einem Notar wiederholen, alles feinsäuberlich niedergeschrieben wird, und wenn sie dann das nicht umsetzen, was sie versprochen haben, dann zusammen mit den Fluglotsen geteert, gefedert und gefeuert werden. - Das mit den Fluglotsen hat er nicht gesagt, das ist mir da so reingerutscht. - Hintergrund ist natürlich die neue offene Feindschaft zwischen Partido Popular und der Coalición Canaria, nachdem die Coalición Canaria den Sparkurs Zapateros breit unterstützt, und darüber die Partido Popular natürlich nicht sonderlich amused ist. - Es ging ja sogar so weit, dass die beiden Stimmen der Coalición Canaria in der Moncloa Zapatero einen Misstrauensantrag einbringen könnten, aber das hat sich die Partido Popular wohl mit den ständigen Attacken auf die Coalición Canaria selbst verbaselt. - Kein Politiker wird sich seine Wahlversprechen beurkunden lassen, besonders nicht die Wechselbälger der Partido Popular, aber immerhin, so einfach kann ein Landwirt aus Los Sauces mit Bauernschläue und einer geballten Faust in der Tasche die Partido Popular aus der Ruhe bringen. - Nein, Perestelos Präsidentschaft hier auf La Palma war keine glückliche, das kann man wirklich nicht behaupten, zu tief waren und sind wir bereits im ausweglosen Sumpf der Coalición Unfähigkeit Canaria gefangen, als dass ein kleines Licht dort Richtungen ändern könnte, aber ein bisschen gute Laune verbreitet der "Presi" von Zeit zu Zeit mal wieder.

Nun wieder zum Wetter. - Der Flughafen steckt unsere "atmosphärische Störung" deutlich besser weg als befürchtet, heute morgen sind alle vier geplanten Landungen problemlos abgelaufen und wir hoffen einfach mal, dass das auch so weitergeht. - Den Atlantik hört man inzwischen bis hier oben nach El Paso grummeln, natürlich auch wegen des Feiertages, denn es sind kaum Autos unterwegs, welche störende Geräusche zwischen den Atlantik und El Paso packen könnten. - Feiertag, aber nicht was Sie meinen, der 6. Dezember ist hier zwar auch Nikolaus, aber wir feiern die spanische Verfassung, es ist der "Día de la Constitución" und man begeht dieses Tag inzwischen zum 32. Mal, in angemessener Demut und ohne Großen Bahnhof. - Der steht dieses Jahr eh nicht an, hat man doch durch die Ausrufung des Notstandes sogar Teile der Verfassung kurzfristig aufgehoben, also ist Vorsicht angesagt, zu leicht plumpst man in seliger Demokratietorkelei in eines der vielen, zum Teil selbst aufgestellten Fettnäpfchen. - Lassen wir diesen Feiertag also einfach so wie den Regen an uns vorbeiplätschern, wer zu viel von der Verfassung spricht, der stellt die ja damit sogar ein bisschen wieder in Frage. - Beim Wetter ist das anders, Scheißwetter hört nicht auf, auch wenn man ganz viel darüber spricht, und über die weiteren Aussichten der kommenden Tage rede ich genau so gerne wie über den FC Bayern und seine Titelchancen. - Der Regen ist jetzt auch hier im Aridanetal deutlich kräftiger geworden, aber der Wind macht sich nur noch in Böen bemerkbar. - Wie gut, dass meine Kinder heute Nacht Gummistiefel aufgestellt haben für die Gaben des Nikolaus, nur schlecht, dass die so dicht sind, dass das ganze Wasser, welches von oben reingeregnet ist, nicht unten wieder herauslaufen konnte. - Wir haben dennoch gute Laune, es kommt eben auch am Verfassungstag immer auf die Verfassung an…




Blick von La Bombilla nach Puerto Naos




Sonntag 05.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 1 mm - Luftfeuchte 99 % - Luftdruck 1003 hPa
Höchsttemperatur heute 19,2 Grad - niedrigste Temperatur 13,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 14,9 - Temp. Min 13,3 - Feuchte 98 - 99 % Niederschlag 24 mm

Erster verkaufsoffener Sonntag fällt in den Wind
Ins Wasser kann man ja nicht sagen…

Lassen wir die Lotsengeschichte jetzt mal beiseite, ansonsten ist das bestimmende Thema hier auf der Insel weiterhin das schlechte Wetter. - Kaum Regen, zumindest hier im Aridanetal nicht, dennoch bleibt es überall nass und klamm, denn die heranbrausenden Wolken hinterlassen auch ohne Niederschlag überall große Feuchte. - Einen freut das, Ken, der braucht bei solchem Wetter nicht zu arbeiten und spätestens in drei Tagen, sollte es denn so weitergehen, da überlegt meine Frau wieder, ob wir für Ken nicht eine Barbie kaufen sollten, also einen Trockner, damit die Familie endlich komplett ist. - Macht die sowieso nicht, einmal wissen wir gar nicht wo wir diese Maschine aufstellen sollten, und darüber hinaus ist meine Frau der "Wäscheleinentyp". - Bitte, jetzt nicht wieder Drohmails von der emanzipierten Hausfrauenseite, die Chauvikasse bei uns zuhause quillt eh bereits über, und ich meine damit nur, dass meine Frau Wäsche die aus dem Trockner kommt nicht ausstehen kann. - Na ja, wenn das Wetter aber nun 5 Tage so weitergeht… - Ich will Ihnen keine Angst machen, aber es könnte gut sein, dass wir Ende der Woche eine Barbie bei uns haben. - Trotz des Windes konnten mehr als die Hälfte aller Flieger heute bei uns landen, das hatte man nicht erwartet. - Entweder hatten die einfach Glück und immer den richtigen Moment ausgesucht, oder die Piloten wollten nun zeigen was sie drauf haben. - Auch die beiden Charter aus Brüssel sind gelandet, was uns dann wieder Hoffnung macht, im Lauf der Woche keine Probleme mehr zu haben, denn der Wind nimmt weiterhin ab, wenn auch nur langsam.

Schlecht ist dieses Wetter auch für den Einzelhandel. - Hatte man doch so sehr auf den ersten verkaufsoffenen Sonntag gesetzt, allerdings wollten die allermeisten Kunden bei dem Wetter lieber erst gar nicht auf die Straße gehen. - Manch ein Verkäufer musste sich so die Beine in den Bauch stehen, mehr Wille als Umsatz, aber das Wetter ist nun mal auch ein Faktor im Einzelhandel. - Im Supermarkt in El Paso war mehr los, aber das hängt eben auch mit dem morgigen Feiertag zusammen, wer noch nicht alle Brötchen und Pizzas im Hause hatte, der musste halt heute noch mal los. - Allerdings gibt es auch morgen wieder eine Menge Läden, welche zumindest vormittags geöffnet haben. Hier im Aridanetal sind das sicher Pedro und Carmen in La Laguna, in der kleinen Straße, welche von der Cruz Chica herabführt, direkt neben der Ampel, und in El Paso Alejandro, mit seiner famosen Fleischerei "Taburiente", welche aber nicht nur Fleisch im Angebot hat, sondern so ziemlich alles, was man essen kann. - Der ist gegenüber dem hässlichen neuen Kiosk. - Wenn Sie nicht wissen wo der ist, dann fragen Sie die Leute aus El Paso einfach nach dem "bunker", und schon wird man Bescheid wissen. - Allerdings fragen Sie am besten eh gleich nach Alejandro oder der Carnicería, denn die kennt jeder. - Übrigens, noch bevor der neue Kiosk überhaupt eröffnet werden konnte, ist nun der mit Holz so teuer verlegte Vorplatz bereits aufgequollen. Das war zu erwarten gewesen, man kann hier nicht einfach Wohnzimmerpaneele nach draußen verlegen, aber in unserem Rathaus sitzen ausschließlich Spezialisten, die wissen immer was sie tun… In Santa Cruz musste man die verkaufsoffene Nacht, die man für den Samstagabend bis Mitternacht geplant hatte, nun auf kommende Woche verschieben. - Das macht sicher Sinn, bei dem Wind und der Feuchtigkeit wären sicher nicht sehr viele Menschen gekommen, so plant man die ganze Gaudi nun für den kommenden 11. Dezember. - Für uns hier gab es gestern Abend auch noch eine neue Erfahrung, Samstagabend, und die Mädels sind zu Hause. - Das gab es lange nicht mehr, aber der Wind und der Regen vertreibt sogar den Teenies die Lust auf Ausgehen. - Und die Katzen, die lungern auch den ganzen Tag bei uns rum, immer auf der Suche nach einem geschützten Fleckchen, und ist das Sofa gerade von gammelnden Jugendlichen belegt, dann muss auch schon mal ein anderes Nest herhalten.





Sonntag 05.12.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 4 mm - Luftfeuchte 99 % - Luftdruck 1003 hPa

Hochtief und Lotsenbashing
Tröpfchenweise kommen Flugzeuge nach La Palma

Das liegt jetzt allerdings wenig an dem Ausstand der Fluglotsen gestern, sondern vielmehr am garstigen Südwestwind, welcher beharrlich gegen die Insel anbraust. - Gestern kamen wohl noch 2 Maschinen aus Tenerife zu uns, heute ist bislang nur eine Binter aus Gran Canaria gelandet, andere sind noch als verspätet ausgewiesen. Regen ist wenig gefallen, wie gesagt, das Tief streift uns nur, so dass der Wind Protagonist ist, und nicht die Niederschläge. - Tiefe Wolken jagen vom Meer heran, aus unserer Höhe sieht man das Meer nur noch ganz selten, aber die Luftfeuchte macht einen auch ohne Regen nass, so wie man das halt von den atlantischen Tiefs kennt, wenn diese auf unsere Höhen heruntergerutscht sind. - Draußen auf dem Nordatlantik fehlt die große Wettermaschine Azorenhoch, welche sonst den Tiefdruckverkehr auf dem Atlantik steuert, und solche Tiefs eigentlich immer viel weiter in den Norden verfrachtet, so dass diese dann über die Biskaya nach Europa geschleust werden. - Aber da ist etwas schief gegangen, dort wo die normale Einflugschneise für diese Tiefs ist, da liegt ein Hochdruckgebiet, und das bewirkt nun eine ziemlich perfide Geschichte, nun kann unser Tief nämlich nicht nach Norden ziehen, sondern dreht sich weiterhin auf unseren Höhen. - Auf den afrikanischen Kontinent kann es auch nicht, dort bewacht ein fast immer stabiles Hoch die Wüste, damit auch ja kein Wasser dort fällt. - So werden wir nun ein paar Tage die Freude haben, am Rande dieses eingesperrten Tiefs zu leben, immer mal wieder mit Niederschlägen und eben dem böigen Wind weiterhin aus Südwest. - Langsam, sehr langsam wandert das große Hoch nun nach Osten, und erst dann kann unser Tief hinterher schlüpfen und wenn wir dann Glück haben, dann nimmt ein bereits angedeutetes Hochdruckgebiet noch weit im Westen wieder die Steuerknüppel über der Inselgruppe der Azoren ein. - Für die kommenden Tage aber steht das noch nicht an, da haben wir noch mit unserem Tief zu tun.

Neueste Breitensportarten in Spanien sind nun nicht mehr Fußball oder Witze über Zapatero, sondern jetzt ist Lotsenbashing angesagt. - Bis hinauf zu sonst eher gemäßigten Zeitgenossen der politischen Führung kloppt man nun ungeniert auf das neue Hasskollektiv ein, und seit dem überall nachzulesen steht, welch enorme Löhne und Überstundenzuschläge diese Berufsgruppe in Spanien erhält, muss man tatsächlich fürchten, dass es zu Übergriffen kommen könnte. - Da ist jetzt dringend wieder Mäßigung angesagt, auf beiden Seiten, denn Massenentlassungen oder drastische Gehaltskürzungen, so wie das nun überall gefordert wird, können auch nicht die Lösung sein. - Fluglotsen müssen mehr verdienen als Maurer oder Verkäufer, darüber muss man doch eigentlich kein Wort verlieren, nur sind die Abstände unerklärbar geworden, und dieser Ausstand kam zum absolut falschen Zeitpunkt. - Die Regierung hat nun auch Konsequenzen angekündigt, die Lotsen welche die Arbeit verweigert haben, werden zur Rechenschaft gezogen, nur wie das aussehen soll, das weiß man bislang noch nicht. - Vielleicht ist es auch weise, nun nicht mitten in der größten Empörung, und angestachelt von Volkes Zorn über die unzufriedenen Großverdiener zu richten, sondern wirklich ein paar Tage Normalität verstreichen lassen, um dann mit kluger Hand aber Bestimmtheit mit den Fluglotsen zu verhandeln. - Die harte Hand, mit welcher nun Zapatero und Rubalcaba gegen den Ausstand der Fluglosten vorgegangen sind, die ist gut angekommen bei der Bevölkerung, und das ärgert natürlich wieder den Oppositionsführer der Partido Popular, die sich nun in der Defensive sehen, weil noch unter deren Regierung den Fluglotsen solch große Zugeständnisse gegeben wurden. - Auch hält sich hartnäckig ein Gerücht, es soll noch vor dem Ausstand zu einem Treffen zwischen Fluglotsen und Angehörigen der Partido Popular gekommen sein, allerdings wird das natürlich scharf dementiert, dennoch glauben manche Kommentatoren, dass die Partido Popular irgendwie hinter dem wilden Streik steht. - Das wäre natürlich fatal, und alle wissen, dass die PP nicht wirklich zimperlich ist mit ihren Methoden, aber klug wäre das auf keinen Fall gewesen und ich glaube das auch nicht. - Sonst wäre Mariano Rajoy auch nicht auf Lanzarote gestrandet, aber andere wieder behaupten, das sei doch das perfekte Alibi. - Gehen wir weg von Gerüchten und Vermutungen, der Schaden für Spanien durch diesen wilden Streik ist enorm groß, die Tourismusbranche und natürlich auch die Reisenden selbst reagieren sehr sensibel auf solche Vorkommnisse, und hat man es doch in den letzten 15 Jahren eigentlich wunderbar geschafft, Spanien aus dem Streiksumpf herauszuholen, so gerät man nun wieder in den internationalen Fokus. - Auch mit ein Grund, warum die Regierung Zapatero so heftig reagiert hat, und ich frage mich aber auch, warum eigentlich Zapatero nicht auf dem iberoamerikanischen Gipfel am Sonntag in Buenos Aires war, zusammen mit dem König, sondern lieber in Madrid geblieben ist. - Hat der etwas gewusst, oder zumindest geahnt? - Wollte ihm die Opposition doch eine Falle stellen, auf die er nicht reingefallen ist? - Denn das wäre natürlich schlecht gewesen für Zapi, der schwingt Reden in Buenos Aires, während in Spanien der Luftraum gesperrt werden muss. - Wir werden es nicht erfahren, da bin ich mir sicher, obwohl so ein bisschen iberoleak schon äußerst interessant wäre.




Ob da ein gestandener Wetterloste einen Ausweg für unser garstiges Tief finden kann? - Graphik, wie fast immer, vom besten Wetterdienst unter Spaniens Himmel, der "AEMET".




Samstag 04.12.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 1 mm - Luftfeuchte 91 % - Luftdruck 1002 hPa
Höchsttemperatur heute 21,0 Grad - niedrigste Temperatur 15,1 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 18,6 - Temp. Min 8,2 - Feuchte 47 - 98 % Niederschlag 6 mm

Ist´s der Wind, oder ist´s der Lotse?
Fluglotsen arbeiten wieder, aber in La Palma geht weiterhin nichts

Mit einem freundlichen Gruß vom Militär sind dann die Fluglotsen doch wieder an die Arbeit gegangen und die ersten Flüge sind auch bereits unterwegs. - Allerdings wird es wohl noch mindestens einen ganzen Tag dauern, bis auf den spanischen Flughäfen wieder Normalität herrscht. - Hier auf La Palma hat gegen 15:00 Uhr aber wieder der starke und böige Südwestwind eingesetzt, so dass wir nun gar keine Fluglotsen mehr brauchen, um nicht zu fliegen… Im Moment wissen wir einfach nicht, warum die Maschinen nicht fliegen, ist´s der Wind, oder ist´s der Lotse, eigentlich kann es einem egal sein. - Über die ganze Aufregung mit dem wilden Streik haben wir nämlich den anderen "Alarmzustand" vernachlässigt, die westlichen Kanaren befinden sich nämlich bereits jetzt wieder in "orangem Alarm" wegen heftiger Windböen. - "Roter Alarm", so wie letztes Wochenende wird dem aber wohl nicht folgen, es werden nur wenige Niederschläge erwartet, und auch der Wind soll nicht gar so heftig werden. - Dafür aber sollen wir so ein bisschen länger in den Genuss dieses Ausläufers eines ziemlich großen atlantischen Tiefs kommen, je nach Rechenmodell und Quelle, könnten wir eine komplette Woche mit bunt gemischtem Wetter vor uns haben. - Immer mal wieder Regen, zunächst starker Wind, der aber am Montag abflauen soll, aber weiterhin aus Südwest kommt. - Wer aufgepasst hat die vergangenen Wochen der weiß, dass Südwestwind für unseren Flughafen nicht wirklich ein günstiger Wind ist, und die abrupte Orographie La Palmas, aus für andere Regionen unbedeutenden Windgeschwindigkeiten, gerne mal deftige Fallwinde produzieren lässt. - So dürfte es heute und morgen eher unwahrscheinlich sein, dass Flugzeuge auf unserem Flughafen landen können, ab Montag müssen wir dann die weitere Entwicklung abwarten.

Jetzt noch mal zum Ausstand und der bereits länger anhaltenden Querelen mit den Fluglotsen. - Hier in Spanien sind alle Flughäfen in staatlicher Hand, und auch die Fluglotsen arbeiten ausschließlich für das Ministerio de Fomento. - Das Kollektiv der Fluglotsen in Spanien hat es über die Jahre hin geschafft, die best bezahlten ihrer Branche in ganz Europa zu werden, und Spanien kann sich das einfach nicht mehr leisten. - Ein Flugloste in Spanien verdient ohne Überstunden doppelt so viel wie seine Kollegen in Deutschland, hier kommt er auf etwa 370.000 Euro im Jahr. - Dazu machen die viele Überstunden und erhalten für jede Überstunde 1.500 Euro. - Viele Fluglotsen in Spanien verdienen im Jahr 700.000 - 900.000 Euro, das sind Zahlen, die man nicht gerne an die Öffentlichkeit gibt, weder seitens der Fluglotsen, noch seitens der Regierung, welche sich gegenüber den vielen Millionen Spaniern, welche deutlich unter dem europäischen Durchschnitt verdienen, sonst rechtfertigen müssten. - Spaniens Regierung hat deswegen angekündigt, auf allen Regionalflughäfen welche unter 50 Flugbewegungen am Tag haben, auf das automatisches Start- und Landesystem "AFIS" (Aerodrome Flight Information Service) einzusetzen, damit könnte man auf 12 der 48 spanischen Flughäfen die Fluglotsen ganz einsparen. - Allerdings protestierte die Bevölkerung von El Hierro heftig gegen die Einführung des "AFIS", und mit Erfolg, dort sollte zuerst dieses System eingesetzt werden, aber man nahm diese Aktion wegen der Proteste wieder zurück. - Außerdem will man eine andere Überstundenreglung erzielen, und steckt deswegen in einem Dauerkonflikt mit den Fluglotsen. - Später kamen noch die Privatisierungspläne der Regierung auf den Tisch, welche zunächst die beiden größten spanischen Flughäfen in Madrid und Barcelona an private Betreiber übergeben will. - Damit wären dann auch die Lotsen nicht mehr Regierungsangestellte und müssten sich auf dem Arbeitsmarkt auch deutlich billiger arbeitender Konkurrenz stellen. - Dass man dagegen vorgehen will, das ist sogar verständlich, jeder verteidigt doch seine einmal erreichten Pfründe, aber mit diesem Ausstand sind die Lotsen einen deutlichen Schritt zu weit gegangen. - Niemand bezweifelt, dass der Beruf des Fluglotsen eine der anspruchsvollsten und schwierigsten Tätigkeit ist, welche unsere moderne Zeit zu bieten hat.- Dafür sollen die auch gut, sehr gut sogar entlohnt werden, allerdings hat alles seine Grenzen, und diese haben die spanischen Fluglotsen längst überschritten. - Das bekommen sie nun wütend auch von der Bevölkerung entgegengebrüllt, die sich gerade beachtenswert solidarisch auf den notwendigen Sparkurs der Regierung gewöhnt hat. - Ein Maurer hier, der verdient im Monat mit viel Glück die Summe, welcher ein Fluglotse für eine Überstunde erhält, bei dieser Schräglage müssen die Lotsen sich nicht wundern, wenn ihnen nun wenig Verständnis bis blanker Hass entgegenschlägt. - Eine "streikende" Fluglotsin hat in einem Interview erklärt, es tue ihr Leid, dass Passagiere nun nicht befördert werden können, aber das Problem seien nicht die Fluglotsen, sondern die Sklavenarbeit, die sie verrichten müssten. - Ich möchte Ihnen viele der auf diesen Artikel abgegebenen Kommentare nicht übersetzen, der deutsche Wortschatz der Schimpfworte würde das auch gar nicht bewältigen können. - Da müssen die Lotsen nun aufpassen, mit solchem Zynismus nicht völlig unter die Räder zu kommen. - Auch die Politik macht sich bereits Volkes Zorn zum Diener, so hat unser, selten um Diplomatie suchender Präsident der autonomen Region Kanarische Insel, Paulino Rivero nun öffentlich gefordert, man solle doch gleich alle 2.400 spanischen Fluglotsen entlassen, und dafür die vom Militär einstellen, die würden nur 20.000 Euro im Jahr verdienen und auch noch doppelt so lange arbeiten. - Das ist natürlich Quatsch, es haben sich gar nicht alle Lotsen an diesem wilden Streik beteiligt, aber so schnell geht das eben mit vox popoli im Rücken, da fangen die Politiker an plötzlich solchen Unsinn zu verzapfen. - Das werden aufregende Wochen nun sein, es stehen dringende Verhandlungen mit den Fluglotsen an, und die müssen wohl nach dieser verunglückten Aktion wohl eher um ihren Status kämpfen als weitere Verbesserungen fordern zu können. - Vielleicht sollte man denen einen Schlichter an die Seite geben, aber bitte nicht Heiner Geißler, dann wird alles nur noch viel teurer. - La Palma bietet da wieder mal Vorbildrolle an, wir brauchen keine Fluglotsen, hier reicht das Wetter, um nicht Fliegen zu können…



Samstag 04.12.2010 12:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 68 % - Luftdruck 1004 hPa

Jetzt kommt die harte Hand
Regierung ruft Notstand aus

Jetzt geht es rund. - Der Ministerrat hat eben durch den Vizepräsidenten verkünden lassen, dass man jetzt den "estado de alarma" verkündet hat, was man mit Ausnahmezustand oder Notstand übersetzen kann. - Es ist das erste Mal, dass Spanien in seiner demokratischen Zeit zu diesem drastischen Mittel greift, welches auch dem Militär und der Polizei besondere Rollen zuschreibt. - Den Ausnahmezustand kann nach dem Artikel 162 der Verfassung nicht nur bei Naturkatastrophen oder kriegsähnlichen Zuständen ausgerufen werden, sondern eben auch ausdrücklich, wenn die öffentliche Ordnung gefährdet ist. - Darauf beruft man sich jetzt und hat auch gleich verkündet, dass der "estado de alarma" nur in dem sensiblen Bereich des Transportwesens angewandt werden soll. - Es muss also kein Bürger fürchten, nun um seine Grundrechte gebracht zu werden, das Leben geht völlig normal weiter, es geht ausschließlich darum, sich aus dem Würgegriff der Fluglotsen befreien zu können und nun eben mit drastischen Maßnahmen drohen zu können. - Ein bisschen kommt das auch aus der akuten Schwäche der Regierung Zapatero, vox popoli fordert von den Sozialisten jetzt mit harter Hand den wilden Streik der Fluglotsen zu beenden, und so reagiert man äußerst gereizt auf diesen Affront, eines ohnehin bereits mehr als privilegierten Kollektivs. - Die Fluglotsen können nun zur Arbeit gezwungen, und falls sie sich weigern, sofort festgenommen werden und da ohnehin bereits die Luftwaffe seit gestern Nacht die Kontrolle über den spanischen Luftraum und die Flugsicherung übernommen hat, wird das wohl auch geschehen. - Die Folgen sind noch nicht abzusehen, da sich nun natürlich die Regierung auf eine sehr harte Gangart festgelegt hat, die man nun auch durchziehen muss. - Allerdings kommt aus der Bevölkerung ungewohnt viel Beifall für diese rigorose Maßnahme, man ist es einfach satt hier, sich von bestimmten Minderheiten bestimmen zu lassen. - Die Fluglotsen haben auch nicht wirklich gut bedacht, wie angestochen unsere Regierung bereits ist, und den wilden Streik am ersten Tag, der von vielen so lange erwarteten "Weihnachtsbrücke" zu beginnen, hat ihnen auch noch jegliches Verständnis seitens der Bevölkerung geraubt.

Für den Flugreisenden bringt das kurzfristig erstmal nichts, denn bis die gesamte Flugsicherung wieder hergestellt ist, dauert das noch Stunden, vielleicht sogar Tage. - Einige Fluggesellschaften, wie zum Beispiel die Iberia, Air Europa, Spanair und Ryanair haben bereits alle Flüge für heute gestrichen, und es ist anzunehmen, dass andere Gesellschaften diesem Beispiel folgen werden. - Der Flughafenbetreiber "AENA" spricht inzwischen auch nicht mehr von einer Wiedereröffnung des Luftraums um 13:00 Uhr, und "Eurocontrol" spricht davon, dass vor 19:00 Uhr heute über Spanien keine Flugzeuge fliegen können. - Auf den Kanaren gab es mal wieder eine Sonderstellung, hier sind alle Fluglotsen der Tagschicht zum Dienst erschienen und wollten auch den Flugbetrieb innerhalb der Kanarischen Inseln aufnehmen, allerdings brach dieser Versuch unter dem massiven Druck der Kollegen von der Halbinsel wieder zusammen. - Auch hier fliegen im Moment nur Vögel, und ob nun die drastische Maßnahme mit dem Ausnahmezustand vielleicht wenigstens auf den Kanaren heute noch Flugbetrieb möglich macht, das wagt niemand zu vorherzusagen. - Die Zahl der vom wilden Streik der spanischen Fluglotsen betroffenen Passagiere werden alleine in Spanien nun auf 450.000 Fluggäste geschätzt, allerdings bereitet dieser Streik natürlich auch auf anderen internationalen Flughäfen Probleme, da die Maschinen nach Spanien nicht starten können. - Der Oppositionsführer Mariano Rajoy sitzt auf Lanzarote fest, kann also nicht nach Madrid kommen, wurde aber nach Aussagen des Vizepräsidenten Rubalcaba ständig über die Situation informiert. - Es gilt auch bereits als kleiner Fingerzeig, warum nun die Nummer Zwei in der Regierung Zapatero die Ergebnisse des Ministerrates verkündet, und nicht der Regierungschef selbst, munkeln doch viele Beobachter bereits, dass für die nächsten Wahlen im Jahr 2012 Rubalcaba als Nachfolger Zapateros aufgebaut werden soll. - Und das mit einem Ausnahmezustand zu beginnen, das ist natürlich ein Paukenschlag, und auch wird es interessant werden, wie die Reaktionen der europäischen Nachbarn auf diesen drastischen Schritt hin sind. - Für La Palma bringt das gar nicht, nicht mal Gäste, denn die können weiterhin nicht zu uns kommen, und wenn dann auch noch das schlechte Wetter die miese Laune der Fluglotsen ablöst, dann spielen wir hier unseren touristischen Blues weiter.



Samstag 04.12.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 71 % - Luftdruck 1006 hPa

Incomunicado auch ohne schlechtes Wetter, bis 12:00 Uhr geht gar nichts
Fluglotsen stürzen Spanien ins Chaos

Das gibt böses Blut, und die Regierung hat auch bereits angekündigt, gegen alle Fluglotsen, welche nicht zu ihrem Dienst erschienen sind, juristische Schritte einzuleiten, die laut Vizepräsident Rubalcaba auch mit Gefängnisstrafen enden können. - Ich glaube nicht, dass es so weit kommen wird, aber was die Fluglotsen da gestern und auch heute abziehen, das ist ein schwerer Schlag gegen die Regierung und gegen das gesamte Land, welches sich gerade so angestrengt bemüht, aus der Schuldenfalle zu gelangen und wieder vom Spekulationsschafott herabzusteigen. - Seit gestern Abend nun ist die Flugkontrolle in die Hände des Verteidigungsministeriums übergegangen, aber die haben auch nicht genügend eigene Lotsen, um den Flugbetrieb ohne Störungen aufrecht zu erhalten. - Die genaue Anzahl der Fluglotsen, welche nicht zur Arbeit erschienen sind, sondern sich krank gemeldet haben, ist von außen nicht zu beziffern, allerdings meldet man, dass auf den Kanaren alle für die Nachtschicht eingeteilten Lotsen wohl erschienen sind. - Dennoch wird nicht geflogen, laut Webseite des staatlichen Flughafenbetreibers "AENA" dauert die Sperrung noch bis 13:00 Uhr, andere Quellen aber berufen sich auf die Aussage einiger Fluggesellschaften, dass ab 11:00 Uhr wieder geflogen werden soll. - Die Meldungen überschlagen sich nun, eine neue Uhrzeit wird genannt, 12:00 Uhr. - Die "AENA" fordert die Passagiere auf, nicht zu den Flughäfen zu kommen, sondern sich bei den betreffenden Fluggesellschaften zu informieren, wann und wie das nun weitergeht. - Das ist allerdings auch nur ein frommer Wunsch, die Telefone sind andauernd besetzt, und über die Webseiten der Fluggesellschaften erfährt man auch wenig bis gar nichts. - Die Flüge aus Deutschland nach Spanien sind nun alle als verspätet angekündigt, man hat zum Beispiel für den Air Berlin-Flug nach La Palma heute als Abflugzeit 11:45 Uhr angegeben. - Ob man bis dahin den gordischen Lotsenknoten bereits wieder entwirrt hat ist allerdings fraglich. - Auf jeden Fall bemüht man sich jetzt seitens des Militärs, den Beginn der Aufnahme der Flüge zu planen, nur haben die ein großes Problem, die wissen nicht, wie viele von den zum Dienst erschienen Lotsen auch wirklich die Arbeit aufnehmen werden. - Canarias 7 berichtet im Twitter-Stil ununterbrochen über die momentane Situation, auf der Webseite der "AENA" kann man bislang nur erfahren, dass der spanische Luftraum noch bis 13:00 Uhr gesperrt bleibt, die einzelnen Flüge werden nun als annulliert angegeben.

Die Stimmung unter den von dem wilden Streik betroffenen Passagieren ist enttäuscht bis zornig, weil man einfach nicht verstehen kann und will, wie eine absolut privilegierte Minderheit von etwas mehr als 200 Personen ein ganzes Land lahm legen kann, und das auch ohne jeglichen Gemeinsinn einfach macht. - Die überwiegende Meinung der Kommentare in den Zeitungen und Webseiten ist der Ruf nach der harten Hand, und dem ist die Madrider Regierung nun auch gefolgt. - Auch wenn viele Drohungen nun in der Enttäuschung über diese Arbeitsverweigerung sicher später nicht so schroff weiter verfolgt werden, die Namen aller Fluglotsen, welche die Arbeit in der Nachtschicht verweigert haben sind bereits von der Polizei an die Justiz übergeben worden. - Das Gleiche wird mit denen geschehen, welche heute nicht zur Tagschicht erscheinen, oder sich aber weigern, die Arbeit aufzunehmen. - Wie das alles weitergeht, das weiß noch niemand, und besonders die Aufarbeitung dieses Ausstandes wird noch Wochen dauern und die Forderungen, die Flugkontrolle zu privatisieren, oder längerfristig in die Hände der Militärs zu geben, erhalten so wieder weitere Nahrung. - Das kann langfristig auch gar nicht im Interesse des Fluglotsenskollektivs sein, welche sich mit dieser Brachialaktion möglicherweise selbst ins Knie geschossen haben.



Freitag 03.12.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 59% - Luftdruck 1010 hPa
Höchsttemperatur heute 20,0 Grad - niedrigste Temperatur 13,9 Grad

Schreck am Flughafen in der Mittagszeit
"Absturz" war eine Übung

Gestern Mittag herrschte deutliche Aufregung rund um die Breñas und die Hauptstadt Santa Cruz, weil es plötzlich einen großen und schwarzen Rauchpilz am Flughafen gab. - Danach überall Sirenen und Ambulanzen mit "Blaulicht", welches bei uns Gelb ist, und nicht wenige waren der Meinung, am Flughafen sei es zu einem Unfall, oder zu einem Absturz gekommen. - Wir hier auf der Westseite haben natürlich überhaupt nichts mitbekommen, und die Presse diente auch nicht als Informationsquelle, denn da stand nichts geschrieben von irgendwelchen Problemen. - Der Absturz hat sich nun als groß angelegte Übung herausgestellt, in der man die Tauglichkeit unserer Flughafenfeuerwehren auf die Probe stellen wollte und auch die weiterreichenden Alarmketten von Ambulanzen und Hilfsorganen, welche im Falle eines Luftunfalls auf La Palma benötigt werden. - Als Szenario hatte man sich ausgedacht, dass ein zweimotoriges Flugzeug beim Start ein Triebwerk verliert, und dann von der Startbahn aus abkommt und in Flammen aufgeht. - Dazu entzündete man an der Nordseite der Startbahn ein recht großes Feuer, angetrieben von echtem Treibstoff, und ließ dann die Feuerwehr ihren Job verrichten. - Das war also das Feuer und der schwarze Rauch den man gesehen hatte und die vielen Sirenen und Einsatzfahrzeuge von überall her erklären sich nun durch die Übung auch. - Schön, wenn der Schreck so einfach zu erklären ist, und gut, wenn man solche Szenarien immer mal wieder übt, damit im echten Fall, den wir uns natürlich niemals wünschen, dort auch erfahrene Leute helfen können.

Wir müssen auch wieder über das Wetter reden, das zweite Tief innerhalb einer Woche hat uns nun fast erreicht, und wird morgen im Laufe des Tages auch seine Wirkung auf den Kanaren hinterlassen. - Dieses zweite Tief ist sogar noch größer als das letzter Woche, allerdings wird uns dieses Tief nur streifen, der Kern und damit der meiste Niederschlag zieht deutlich weiter im Norden an den Kanaren vorbei. - Das bedeutet für uns, weniger Regen als beim vorhergehenden Tief, aber wieder Wind aus Südwest, welcher auch durchaus wieder so unangenehm werden kann, dass am Flughafen Scherwinden aufkommen können. - Insgesamt wird der Wind aber nicht so heftig erwartet wie noch letzte Woche, aber bei den Böen und Fallwinden die auf der Leeseite der Insel entstehen, kann man nie so sicher sein. - Die beiden kritischen Tage werden der Sonntag und der Montag sein, aber auch danach lässt uns das Tief noch nicht aus seinen Krallen, es kann sogar die ganze nächste Woche zu Niederschlägen kommen und die Windrichtung bleibt das bei uns so ungeliebte Südwestszenario.

Aber Ärger droht auch noch von anderer Seite, als Eilmeldung erfahren wir nun, dass die Fluglotsen ihre Arbeit in manchen Regionen Spaniens plötzlich niedergelegt haben, und Flughäfen wie Madrid, Ibiza, Palma de Mallorca und in Galizien nun hätten schließen müssen. - Es wird gemeldet, dass sich sehr viele Lotsen plötzlich krank gemeldet hätten, und so ein korrekter Flugbetrieb nicht mehr aufrecht zu erhalten sei. - Es gibt seit längerem bereits einen Konflikt der Fluglotsen mit dem zuständigen Entwicklungsministerium (Ministerio de Fomento), dabei geht es um die Arbeitsbedingungen, Weiterbildungen, mögliche Privatisierungen von Flughäfen und natürlich auch um Geld. - Heute beginnt in Spanien eine große Reisewelle, die "Puente de Constitución". - Am 6. Dezember feiert man die spanische Verfassung, (seit nunmehr 32 Jahren) und am 8. Dezember ist "Día de Inmaculada Concepción", auf gut katholisch, Mariä Empfängnis. - Den 7. Dezember schenken wir uns einfach, und vor dem kommenden Donnerstag den 9. Dezember geht hier gar nichts mehr. - Kein Wunder, dass alle Welt verreisen will, und dann solch ein Streik, das macht die Lotsen hier auch nicht beliebter. - Wir können noch nicht sehr viel sagen, wie das weitergeht, die Regierung in Madrid ist bereits zu einer Krisensitzung zusammengetreten, aber Ergebnisse gibt es noch keine. - Der staatliche Flughafenbetreiber teilt in einem Kommuniqué in scharfen Worten mit, dass die Fluglotsen mit einem nicht angekündigten Streik sich strafbar machen, aber das muss man wohl unter Geklapper abbuchen. - Hier auf La Palma sind die Flüge bis 17:30 noch gelandet, für weitere Ankünfte werden nun Verspätungen angekündigt.




Die staatlichen Meteorologen zeigen hier die Niederschlagszellen des Tiefdruckgebiets




Freitag 03.12.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 68 % - Luftdruck 1011 hPa

Heute beginnt die Weihnachtszeit
Wo ist er, der "Cagón"

Auf Schnee, Glühwein und Weihnachtsmarkt als Empathiebeschleuniger müssen wir ja sowieso verzichten. - Hier braucht es eben andere Indikatoren dafür, dass jetzt endgültig die Weihnachtszeit begonnen hat. - Eigentlich könnte man das ja sogar schon im Juli behaupten, denn da fängt man an die Lose für die Weihnachtslotterie zu verkaufen, aber so weit wollen wir dann doch nicht gehen. - Vielleicht Anfang November, wenn die ersten Turrones in den Läden auftauchen, und seit ein paar Jahren auch schon Lebkuchen und Stollen, als Integrationshilfe für Menschen mit Migrationshintergrund, aber bei uns lässt das alleine den Funken auch noch nicht überspringen, zumal wir Stollen und Turrones allesamt nicht wirklich mögen. - Für uns beginnt die Weihnachtszeit heute, denn an diesem Tag wird die Krippe von Los Llanos eröffnet, und das ist nun wirklich das endgültige Zeichen, dass dieser warme Seelenwindhauch des Weihnachtsfestes auch unsere fragilen Körper durchzieht. - Vor lauter Schmalz backe ich nun gleich Kringel, denn eigentlich geht uns Weihnachten schon lange nichts mehr an, hätten wir keine Kinder und kein Erinnerungsvermögen. - Gut, mit dem Heranwachsen der Brut verliert Weihnachten dann schon etwas von seinem Glanz, Santa Claus, Christkind oder die Drei Könige, welche Figur auch immer man nun Protagonisten machen will, verblassen halt angesichts der Kenntnisse der Physik und Geschichte, und auch des gesunden Menschenverstandes. - Was aber bleibt, selbst hartnäckigen Atheisten, das ist die Gewissheit, dass diese Jahreszeit etwas Besonderes ist, und sei es auch nur der Kinder wegen oder aus Respekt gegenüber anderen, die sich richtig freuen an diesem so breit getretenen Fest. - Das "Belén" in Los Llanos hat eigentlich gar keine so lange Tradition, zumindest nicht in der Form in des es heute präsentiert wird, aber dennoch ist der Platz unter der Casa de la Cultura in Los Llanos jetzt für einen guten Monat Mittelpunkt der weihnachtlichen Gefühle aller Menschen im Aridanetal. - Was dort viele freiwillige Helfer an Miniaturen basteln, über viele Wochen hinweg, und dann zu Landschaften verarbeiten, begeistert immer wieder aufs Neue alle Generationen hier, und in der Tat, da gibt es Details zu entdecken, die in kleinem Maßstab große Freude bereiten. - Unser Inselgesamtkünstler, Luis Morera, hat mit dieser ausgefeilten Krippengeschichte vor 20 Jahren begonnen, ist aber seit ein paar Jahren schon nicht mehr mit von der Partie, nachdem die Beziehung Morera/Gemeinde Los Llanos irgendwie verblasst ist.

Der Begeisterung für die Krippe tut das keinen Abbruch, und auch die Landschaften welche dort entstehen sind weiterhin äußerst ansprechend, fast immer stellt man Regionen dieser Insel dar und hebt den landwirtschaftlichen Charakter La Palmas hervor. - Natürlich findet sich in der Krippe auch immer eine Darstellung der eigentlichen Figuren einer solchen Aufstellung, also die Geburtsstätte Jesus Christus, allerdings muss man hier eine nur ganz wenig blasphemische Bemerkung hinzufügen. - Protagonisten sind zwar die bekannten Figuren rund um die Krippe, also Ochsen, Esel, Maria, Joseph und der kleine Knirps, der mal Jesus werden soll, und irgendwo reiten auch immer drei vermummte Gestalten aus dem Morgenland, noch ganz ohne Migrationsstempel und Talibanverdacht, aber die meist gesuchte Figur ist jemand ganz anders, und so etwas traut man uns hitzgläubigen Katholiken gar nicht zu, irgendwo versteckt sich nämlich der "Cagón", und den wollen alle sehen. - Höflich umschrieben ist der "Cagón" ein Mensch, welcher seinen peristaltischen Verpflichtungen nachkommt, und das macht man eben im rustikalen Umfeld irgendwo halb verdeckt hinter einem Busch, denn von der Feldarbeit extra zum Knödeln nach Hause zu laufen, das wäre nicht effektiv. - Da sitzt also jemand mit heruntergelassenen Hosen mitten in einer Krippendarstellung, so viel Humor hätte ich uns selbst gar nicht zugetraut, aber dieser Brauch kommt wohl gar nicht von hier, sondern irgendwo aus Katalonien. - Was das nun genau auf sich hat mit dem "Cagón" und woher diese Tradition stammt, das weiß ich nicht, konnte mir auch noch keiner erzählen, aber der schräge Typ ist einfach da, und gehört zum "Belén" von Los Llanos wie der Uli Hoeneß zu Bayern München. - Das führt immer wieder zu nett anzusehenden Szenen, die Familie kommt weihnachtsstimmungsschwanger zu der Krippe, Vatern will die Szene mit Ochs, Esel und Maria zeigen, aber die Kinder springen nur ganz aufgeregt herum und wetteifern, wer ihn denn nun zuerst entdeckt, den "Cagón". - Heute Abend um 20:30 zieht man also dieses Jahr den Vorhang auf, und dann steht die Krippe dort bis zum 7. Januar des kommenden Januar, jeder hat also Zeit und Gelegenheit sich diese wunderbare Miniatur anzusehen. - Wer es nicht weiß, gegenüber der Post in Los Llanos, da geht die Post ab.





Donnerstag 02.12.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 57 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 19,4 Grad - niedrigste Temperatur 13,5 Grad

Schmuruchilosis
Die Quelle heiligt die Mittel

Warum nur schrillen bei mir die Alarmglocken gleich wieder, wenn man hören muss, dass die Gemeinde Fuencaliente nun die Verwaltung oder die Vergabe eines Projektes zur Nutzung der Heiligen Quelle an sich reißen will? - Die Antwort darauf liefert uns Maikel Chacón, der einzige Journalist auf La Palma, welcher annähernd investigativ arbeitet, wenn er gerade Lust dazu hat. - Man sagt ihm halt nach, dass er mit der Coalición Canaria sympathisieren würde, was an sich noch kein Verbrechen darstellt, aber natürlich den investigativen Journalismus dann halt doch zu einem einseitigen Schwert machen kann. - Um so besser und zänkischer tritt er dann eben auf, wenn mal nicht die Coalición Canaria an Schmuruchilosis leidet, sondern sich die anderen Parteien auf glattem Boden bewegen. - Also, die Gemeinde Fuencaliente ist stocksauer auf das Cabildo Insular, welches eigentlich die Oberhand über die Verwaltung der Heiligen Quelle hat, weil sich einfach nichts tut. - Das kennt man aber eigentlich schon, dass wir nicht nur in historischen Zeiträumen denken, sondern auch so handeln. - Nun drängt die Gemeinde auf ihr Recht und behauptet, das geht sowieso niemand anderen etwas an, und will bereits mit möglichen Investoren verhandeln. - Sagte ich: Gemeinde Fuencaliente? - Dazu muss man noch mal ein bisschen ausholen, denn Fuencaliente ist nicht nur pleite, sondern auch noch politisch äußerst interessant gestrickt. - Die habe einen Bürgermeister der Coalicíón Canaria, welcher allerdings inzwischen in Minderheit regiert, nachdem die einzige Rätin der Partido Popular, Jovita Torres, den Pakt mit dem Bürgermeister bereits seit langem aufgekündigt hat. - Seit dem gibt es in der südlichsten Gemeinde La Palma parallele Politwelten, da ist auf der einen Seite der Bürgermeister, und auf der anderen die Rat der Sozialisten, Manuel Hernández, die bereits genannte Jovita Torres der PP und Andrés Torres der Lokalpartei UPF (Unión Progresista de Fuencaliente) welche bei den letzten Wahlen 3 Mandate erzielt hat. - Jovita und Andrés Torres sind übrigens nicht verwandt. - Damit besitzt diese "Opposition" im Plenum fünf Stimmen, der regierende Bürgermeister der CC aber nur deren vier, damit kann man sich vorstellen, wo die Macht in dem kleinen Ort wirklich verteilt ist. - Dem Bürgermeister der CC sind halt die Hände gebunden, er muss sich an die nicht neu entdeckte Langsamkeit des Cabildo Insular halten, weil eben dort seine Glaubensbrüder regieren, und so kommt die ganze progressive Initiative um die Heilige Quelle nun auch von der Parallelmacht in der Gemeinde, nämlich von den Dreisten Drei der Opposition, welche diesen Namen schon lange nicht mehr verdient.

So gründete man in der Gemeinde ein Konsortium welches sich um die Zukunft der Heiligen Quelle kümmern soll, und das mit den Mehrheitsstimmen der "Opposition". - In der Kommission sitzen zwar auch 2 Mitglieder der Coalición Canaria, aber die nehmen aus Protest erst gar nicht an Sitzungen dieses Konsortiums Teil. - Übrig bleiben also die "Dreisten Drei", und die sollen nun auch bereits Verhandlungen, oder zumindest Treffen mit interessierten Investoren gehabt haben. - Zumindest mit einem, einem wirklich alten Bekannten, dem Ex-Bürgermeister der Südgemeinde Pedro Nolasco, der während seiner Amtszeit auch unter beobachtungswürdigen Umständen das größte Hotel der Insel nach Fuencaliente gelockt hat. - Pedro Nolasco ist aber auch Gründer der Partei "UPF" und Vorsitzender der Investitionsgruppe "Fuencaliente Visión de Futuro", welche mit dem Kapital einiger besser bestückter Menschen aus Fuencaliente, aber auch anderen Gemeinden, an diversen Projekten beteiligt ist. - Bislang an zwei Photovoltaikparks, aber man hat Größeres vor in der Südgemeinde, und nachdem ein wirklich visionäres Projekt mit Photovoltaikanlagen und Garnelenproduktion nichts geworden ist, scheint man sich nun für die Heilige Quelle zu interessieren. - Denn es gab, zumindest nach Spürnase Maikel Chacón, auch bereits ein Treffen der Kommission für die Heilige Quelle mit Pedro Nolasco, an dem allerdings das Mitglied der Sozialisten nicht teilgenommen haben soll. - Was dort besprochen wurde, das weiß keiner, und auch könnte es ja ein nettes Kaffeekränzchen gewesen sein, in dem man Kochrezepten austauschte und Ikebana-Gestecke zauberte. - Jetzt kommt aber das Interessante, Andrés Torres hat auch Aktien der "Fuencaliente Visión de Futuro" und ist laut Maikel Chacón sogar im Führungsstab der Firma, was immer noch kein Rechtsbruch, aber zumindest ein ethisches Problem darstellt, weil man so natürlich nicht nur Partei, sondern auch noch Richter in einer Person ist. - Darüber hinaus gehört der Familie des Sozialistischen Rates ein großer Teil des Geländes, worauf ein zukünftiges Badehaus mal gebaut werden könnte, und auch er hat einige Aktien der lokalen Investitionsfirma, allerdings hat er wohl nicht an dem Treffen mit Pedro Nolasco teilgenommen, aber er hatte Kenntnis davon. - Bleibt noch die dritte im Bunden, Jovita Torres, die hat wohl keine Aktien, unterstützt allerdings die Bemühungen von Andrés Torres und meint darüber hinaus in einem Interview, sie könne nichts atypisches feststellen an den Verhandlungen mit Investoren, wenn es um die Zukunft der Gemeinde geht. - Bravo, es ist also typisch für Fuencaliente, dass Politiker mit eindeutigem privatem Interessenhintergrund sich um die Vergabe von Großaufträgen und weit reichenden Projekten bemühen. - Der Bürgermeister kocht, denn den hat man dabei natürlich komplett übergangen und lässt nun über die Presse verkünden, dass er nun schriftlich die "Dreisten Drei" aufgefordert hat, ihn über den Stand der Verhandlungen mit Investoren in Kenntnis zu setzen. - Es gab aber keine Verhandlungen heißt es nun, sondern lediglich lockere Treffen, und darüber müssten sie niemandem Rechtfertigung geben. - Na ja, das sieht zumindest der Wähler anders, denn der hat wohl ein Recht zu wissen, was da gespielt wird, aber richtig sauer sind halt die von der Coalición Canaria, denn jetzt wird mal ohne die schmuruchelt, und das können die gar nicht leiden.



Donnerstag 02.12.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 14 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 67 % - Luftdruck 1012 hPa

Tombolahausen
Weihnachtsgeschäft ist gut für die lokalen Druckereien

Keine Krise rettet uns davor, die Einzelhändler machen wieder Jagd auf Weihnachtskunden, irgendwie muss das Jahr ja noch eine Chance bekommen, die bislang negative Bilanz etwas zu korrigieren. - Seit vielen Jahren nun ist es Mode und Traktat hier auf der Insel geworden, dass jede Gemeinde, oder vielleicht fast jede, dazu eine Tombola organisiert, natürlich auf Anregung der lokalen Einzelhandelsverbände. - Für jeden Kauf, meist abhängig von einer Mindestsumme, erhält der Kunde ein Los, welches dann in einer Ziehung nach Weihnachten teilnimmt, und den Gewinnern Geldbeträge oder Gutscheine für eine Reise oder einen Einkauf beschert. - Nach Weihnachten, aber eben noch vor dem Heiligen Drei König-Tag, welcher hier bei uns der Tag der Geschenke und des Familienzusammenkommens ist. - Natürlich in der Hoffnung, dass dieses Geld gleich wieder gerecht unter den Einzelhändlern der Gemeinde ausgegeben wird. - Eine wahre Flut von Losschnipseln trägt man nun in der Vorweihnachtszeit in seiner Geldbörse mit sich herum, und bei vielen beult sich die Börse dann schon verdächtig aus, aber eben nicht wegen der vielen Geldscheine die dort auf fröhliches Ausgaben warten, sondern eben wegen der vielen Losabschnitte. - Man muss dann höllisch gut aufpassen, in welcher Stadt nun wann und wo dann die Gewinnzahlen gezogen werden, denn der Palmero an sich ist nicht wirklich statisch, sondern wechselt im Lauf einer Woche schon mal den Ort. - Wer dann also zehn Lose aus Santa Cruz hat, vier aus Breña Alta, drei aus Breña Baja, eines aus Mazo, vierzehn aus Los Llanos und sechs aus El Paso, der ist die Tage vor dem sechsten Januar schon gut beschäftigt, sich in der Presse zu informieren, ob denn nun genau sein Los irgendwo auf der Insel gewonnen hat. - Auch das kennt man schon, und lässt bei den Ziehungen, die natürlich immer vom Chef des lokalen Einzelhandelsverbandes und einem Stadtrat begleitet werden, dann auch gleich Ersatzgewinnnummern. - Wenn sich also auf die ersten Gewinnzahlen keiner meldet, so gibt es eine zweite und auch eine dritte Chance, bis man endlich jemanden gefunden hat, der nun den Preis in Empfang nehmen kann. - Es herrscht also nicht so wirklich die große Begeisterung über diese lokalen Tombolas, und in der Tat, kommt das alles ein bisschen angestaubt daher und ist sicher nicht mehr dazu geeignet, den Käufer in eine bestimmte Stadt zu locken. - Auch wird keiner auf seine Reise nach Tenerife verzichten, die nächste Woche meist anliegt, denn da gibt es gleich mehrere Feiertage, die berühmte Dezemberbrücke, bloß weil ihn hier auf La Palma diese lokalen Tombolas erwarten.

Auch verlosen viele Einzelhändler ganz ohne Absprache mit dem Verband selbst noch Preise, meist diese unverzichtbaren Geschenkkörbe, die meist von einem Jamón Serrano gekrönt sich. - Auch Kneipen machen das oft, allerdings muss man da die Lose kaufen, meist zwei Euro teuer, und unter einhundert Nummern kann man wählen. - Dazu legt der Wirt eine Zahlenkladde aus, der Interessierte belegt nun eine oder mehrere Zahlen von 00 bis 99, entrichtet den dafür fälligen Betrag, und dann trägt der Wirt den Namen und die Telefonnummer des Teilnehmers in die entsprechenden Zahlenkästchen der Kladde ein. - Die Ziehung geschieht dann auch immer meist gleich nach Weihnachten, und als Gewinnzahlen zählen eigentlich immer die beiden Endziffern der Blindenlotterie "ONCE" eines bestimmten Tages. - Für den Wirt ein kalkulierbares Geschäft, er muss halt nur darauf achten, dass der Warenwert in dem Korb nicht nahe an die 200 Euro kommt, und er auch jede Zahl in seiner Kladde wirklich verkauft hat. - Aber wie gesagt, kleine Aufmunterungen, aber nicht wirklich dazu geeignet Käuferverhalten manipulieren zu können, da muss man schon andere Geschütze auffahren. - Vielleicht kann das ja die nun kommende "Weiße Nacht" in Santa Cruz sein, am Samstag den 4. Dezember, an dem die Kunden und Besucher bis nach Mitternacht einkaufen können, begleitet von Musik und anderen Attraktionen auf den Straßen der Hauptstadt. - Bummeln bis die Füße weh tun oder die Börse platt ist, meine große Tochter hat sich schon angemeldet dazu, die möchte das mit Freunden komplett ausnutzen, wir haben uns bloß noch nicht über die dazu notwendigen finanziellen Ressourcen geeinigt. - Da kommen dann wieder die altbekannten Weisheiten, "Papa, gib mir Geld, damit ich dir was zu Weihnachten kaufen kann", oder klüger, sie fragt "Mama" nach Geld um "Papa" was zu kaufen und umgekehrt. - Mist nur, dass meine Frau und ich uns absprechen, wer denn aus dem Haushaltshaushalt Zuwendungen vergibt, aber manchmal genießen wir es einfach nur still und ehelich, wenn mal wieder eines unserer Kinder glaubt, uns so richtig über den Löffel barbiert zu haben. - "Wie viel hat du ihr denn noch gegeben?" fragt mich meine Frau dann mit einem schelmischen Grinsen, und zunächst fühle ich mich dann ertappt, aber meine Frau hat die zusätzlich, klammheimlichen väterlichen Zugaben bereits in den Haushalt einkalkuliert.





Mittwoch 01.12.2010 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 47 % - Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 23,7 Grad - niedrigste Temperatur 12,6 Grad

Skandälchen auf die Seite, jetzt kommt ein Skandal
Ex-Chefin des palmerischen Gesundheitswesens unter Betrugsverdacht

Sie wäre immer noch "Directora del Área de Salud de La Palma", wenn die Partido Popular nicht den Pakt mit der Coalición Canaria hingeschmissen hätte. - Gemeint ist María de Haro, eine eigentlich sehr beliebte und geschätzte Frau, welche sich zumindest vor der Presse immer sehr für die Belange der Patienten eingesetzt hat. - Nun aber steht María de Haro plötzlich in einem völlig anderen Licht da, nämlich als Beschuldigte in einem ziemlich heiklen Fall, welcher noch sehr große Kreise ziehen könnte und wieder einmal die unendlichen Möglichkeiten des Betrugs und der Korruption in der Politik und dem politiknahen Umfeld aufzeigt. - Zentrum des ganzen Geschichte ist Cádiz, und eine dort wohl nur als Scheinfirma installierte Gewerkschaft, welche sich "SITCA" (Sindicato Independiente de Trabajadores de Cádiz = unabhängige Gewerkschaft für die Arbeiter Cádiz´) nennt. - Die Guardia Civil ermittelt gegen diese Gewerkschaft wohl bereits seit Monaten, und hat jetzt auch bereits 8 Verhaftungen vorgenommen. - Die meisten wurden allerdings wieder vorläufig auf freien Fuß gesetzt, nachdem die Vernehmungen abgeschlossen sind. - Lediglich der Chef der Gewerkschaft soll weiterhin hinter Schloss und Riegel bleiben. - Die "SITCA" war wohl nur dem Briefkopf nach eine Gewerkschaft, soll sich aber im Tagesgeschäft darum bemüht haben, Ausbildungstitel gegen Entgelt zu erstellen. - Je nach Papier kostete solch ein Diplom dann 60 bis 150 Euro, und die Antragsteller mussten an keinen Weiterbildungsmaßnahmen teilhaben, sondern nur Name und Anschrift abgeben und eben ein Lichtbild, danach wurde ihnen das Diplom übergeben oder eben verschickt. - Mit diesen Diplomen bewarben sich dann die "Kunden" der Gewerkschaft bei Firmen oder der öffentlichen Hand, und konnten so Kenntnisse über Tätigkeiten nachweisen, welche sie wirklich niemals erlangt hatten. - Das geht von Papieren über die Teilnahme an Sprachkursen, über den Schein der Bearbeitung von Lebensmitteln, welchen übrigens jeder haben muss, der in der Gastronomie arbeitet oder in Lebensmittelgeschäften, bis hin zu Diplomen im Gesundheitsbereich, über die Teilnahme an dieser oder jeden Fortbildungsmaßnahme. - Die "Gewerkschaft" diente also nur als Tarnung, und man unterhielt einen mehr oder weniger lockeren Ring von Personen, welche in der Position sind oder waren, um solche Diplome unterschreiben zu können. - Die Guardia Civil gibt an, auf dem Konto der "Gewerkschaft" fast 1,5 Millionen Euro beschlagnahmt zu haben, Einnahmen aus den Jahren 2007 bis 2009, und man muss dazu natürlich noch die Barschaft zählen, welche bereits wieder an die "Experten" ausgeschüttet wurden. - Dieser Betrugsring ist also ein einem horrenden Ausmaß gewachsen und man wird tausende von Gutachten und Diplomen nun in mühsamer Kleinarbeit betrachten müssen, ob dieses Diplom rechtens erworben wurde, oder einfach nur erkauft.

Jetzt tritt eben auch der Name María de Haro auf, als ehemalige Direktorin der "Essscan" (Escuela de Servicios Sanitarios y Sociales de Canarias = Schule für Sozial- und Gesundheitsdienste der Kanaren). - Die "Essscan" arbeitet als anerkannte Schule für Ausbildung in den Bereichen und es werden jährlich viele hundert Schüler dort ausgebildet, welche dann später im öffentlichen Gesundheitssystem oder auch der Privatmedizin eingesetzt werden. - Diese Schule steht mit im Focus der Ermittler der Guardia Civil, und mit ihr eben die beiden Ex-Direktorinnen Inmaculada Acosta aus Tenerífe und eben María de Haro aus La Palma. - Eben zu der Zeit ihrer Tätigkeiten sollen diese Gefälligkeitsdiplome ausgestellt worden sein, und die Guardia Civil meint eben Beweise zu haben, dass die "Essscan" in den Betrugsfall eingebunden ist. - So werden nun auch die beiden ehemaligen Direktorinnen als Beschuldigte aufgeführt, wobei das ja noch nicht heißen muss, ob man tatsächlich an diesem betrügerischen Geschäft beteiligt war. - Sicher, es sind eben immer die Direktoren eines Schulzentrums, welche die Diplome unterschreiben, allerdings kann es auch möglich sein, dass die eben gar nicht wussten, ob die zu unterschreibenden Diplome und ehrlich erlernt wurden, oder lediglich gegen Zahlung von Geldern ausgestellt wurden. - Diese Fragen sollen nun natürlich in den Vernehmungen geklärt werden, und dann wird sich ja herausstellen, ob die beiden jungen Damen, welche beide brillante Karrierenleitern in der Partido Popular der Kanaren bestiegen haben nur benutzt wurden, oder eben selber Kasse gemacht haben. - Da kommt nun natürlich auch der Verdacht auf, die erst kürzlich vorgenommene Trennung zwischen Coalición Canaria und der Partido Popular könnte was mit den Beschuldigungen zu tun haben, denn deswegen mussten ja beide Damen der PP ihren Platz räumen, zugunsten von Kollegen aus den Reihen der Coalición Canaria. - Möglicherweise hat erst dieser Wechsel an der Spitze der "Essscan" die Ermittlungen angeregt, oder aber es handelt sich sogar um eine Finte der CC gegenüber der kanarischen Partido Popular, in dem man nun solche Anschuldigungen erfindet. - Das ist alles nicht sehr wahrscheinlich, allerdings darf man solche Dinge momentan auch noch nicht aus den Augen verlieren, denn María de Haro und Inmaculada Acosta gelten bislang lediglich als Beschuldigte, und sind weder verhaftet noch angeklagt. - Selbst nach einer Anklage muss man auch immer noch von der Unschuldsvermutung ausgehen, also mal bitte ganz langsam. - Auf jeden Fall ist klar, dass da viel zu untersuchen sein wird, und der jetzige Rat für Gesundheit in der Regierung der Kanarischen Inseln hat auch bereits angekündigt, dass man alle vielen tausend Diplome und Ausbildungen der "Essscan" nun untersuchen werden muss. - Man muss nicht munkeln um zu behaupten, wir haben einen wahrhaftigen neuen Skandal, und der wird uns kräftig beschäftigen die kommenden Wochen und Monate, schließlich stehen wir auch nur ein paar Monate vor den nächsten Wahlen. - Gut für den trotteligen Stadtrat in Santa Cruz, welcher so lange gelogen hatte über die Familienverhältnisse einer vom Rathaus begünstigten Baufirma, um den wird sich nun kein Journalist mehr bemühen, seinen Namen wird man sogar bald vergessen haben, denn jetzt dreht sich alles um einen neuen Betrugsfall in dem wieder mal die kanarische Partido Popular auffällig hervorsticht.



Mittwoch 01.12.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 13 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 72 % - Luftdruck 1011 hPa

Kurzweil
Kleine Geschichten aus der kleinen Welt

Unser "Skandälchen" in der Inselhauptstadt, wo es um mögliche Vorteilgabe gegenüber einem Bauunternehmen gab, ist nun fast schon intern erledigt. - Einen Untersuchungsausschuss hat man gegründet, und obwohl der eigentliche Ankläger, der Rat der Partido Popular, welcher alles ins Rollen gebracht hatte, keine Beweise aus der Hand geben will, kam der Untersuchungsausschuss dennoch bereits zu einem Ergebnis. - Das geht ja schnell, mehr Ausschuss als Untersuchung, denn zu untersuchen gab es ja nichts. - So ist das Fazit nun, alles ist mit rechten Dingen zugegangen, die Aufträge an die in den Blickpunkt geratene Firma sind nach einer korrekten Ausschreibung vergeben worden, also alles in Gofio. - Butter wird hier nicht so viel gegessen, aber auf Gofio flutscht auch alles, auf jeden Fall, wenn man es ein bisschen anfeuchtet. - Da darf man sich nun wirklich fragen, ob nun der "Ankläger" einfach nur ein bisschen seine Person in den Vordergrund spielen wollte und eben mal auf den Tisch gehauen hat, oder ob da wirklich was komisch gelaufen ist, aber eben mehr als nur die regierende Partei davon etwas weiß. - Wir sind auf reine Vermutungen angewiesen, diese Kommissionen, in welchen solche Dinge besprochen werden, um sie dann später in den offenen Plenen zu verabschieden, die laufen hinter gut verschlossenen Türen ab. - Interessant dabei ist besonders, dass man nun an die Presse tritt, seitens der Kommission, und extra Wert darauf legt, dass alle Vorgänge bei der Auftragsvergabe betont transparent abgelaufen seien. - Transparent für wen? - Auf jeden Fall trägt das alles wieder mal hervorragend zur eh schon bedrohlich weit verbreiteten Politikmüdigkeit der Bürger bei, denn die glauben inzwischen niemandem mehr, der sich in dieses Dickicht aus taktischen Überlegungen und amgiohaften Besprechungen begibt. - Kann natürlich gut ausgehen, wenn immer weniger Bürger zur Wahl gehen, und so die bezahlten und kontrollierbaren Claqueure und Büchsenspanner mehr Gewicht einbringen können, dann ist die Demokratie vorhersehbarer und besser zu manipulieren. - Wem das besonders gut gefällt, das muss ich nicht extra erwähnen.

In Charco Azul wird endlich Hand angelegt. - Was für eine Freude, das zu erfahren. - Eine alte Bekannte, fast schon nach dem Motto: "Von Zeit zu Zeit hör ich die Verflossene gern" kommt Mercedes Coello nun wieder an die Oberfläche, und verkündet stolz, dass nun die Bauarbeiten an den Meerwasserschwimmbecken von Charco Verde begonnen hätten. - Das letzte Mal hatten wir von "Merche" im Juli gehört, damals verkündete sie, dass nun die Bauarbeiten bald beginnen würden. - Zeit- und volksnah könnten erfolgreiche Konzepte wohl aussehen, und da liegt wohl wirklich auch das Dilemma der palmerischen Sozialisten, Intelligenz und Bildung alleine reicht eben nicht aus, das ist schön und lobenswert, in unserer von Globalität und anderen Heuschreckenplagen heimgesuchten Marktwirtschaft aber wenig erfolgreich. - Ein Sammelsurium netter Menschen, immer für plurale Diskussionen bereit, schreitet man mit einem Bleistift und einem Spiegel als Selbstwerthemmer bewaffnet in die Höhlen der regionalen Politik, und wundert sich dann, dass andere mit platten Phrasen und dumpfen Hymnen trotzdem abräumen. - Macht nichts, nach der Revolution sprechen wir uns wieder. - Warum das nun zwei Jahre gedauert hat, dass man endlich daran geht, dieses für den Nordosten der Insel emblematischen Meerwasserschwimmbecken wieder herrichtet, nachdem Steinschlag dort die Anstalt verwüstet hat, das kann man nur in einer langen Geschichte erklären. - Immerhin hat die freie Marktwirtschaft schon darauf reagiert. - Ein pfiffiger Restaurantbesitzer hat ein Etablissement nun an der Abbruchkante installiert und es frech "Rompecabos" genannt, was so viel heißt, wie der Kap- oder Küstenbrecher. - Zusammenfassend kann man die lange Wartezeit in Stichworten so erklären: Mehrere Korporationen, Krise, Haushalt schon abgeschlossen, erste Firma weigert sich ohne Sicherheitskonzept die Felsen wegzuräumen, Shopping in Madrid, noch ´ne Krise, schlechtes Wetter, Haushalt schon wieder abgeschlossen, Erinnerungsvermögen tritt wieder ein, nur noch ein paar Monate zu den Wahlen, Baubeginn. - Eventuelle Parallelen zu anderen Bauvorhaben auf der Insel sind durchaus möglich und ich warne schon mal vor, irgendwann einen 2900 Zeiler zu bringen, in dem die Kommata durch Text ersetzt werden. - Aber erst nach den Wahlen…

Die auf El Hierro bezeichnen ihre Insel oft selbst ein bisschen selbstironisch, sie wohnten am "Culo del Mundo" - Am A… der Welt heißt das übersetzt, und wenn man sich so die Aufarbeitung des Unwetters ansieht, dann kann das wirklich stimmen. - Glaubt man der regionalen Presse, dann sitzen immer noch an die 200 Herreños auf Tenerife fest, weil selbst gestern am Dienstag immer noch keine Flieger nach El Hierro geflogen sind. - Man geht da hart mit der Binter Canarias ins Gericht, die einzige Fluggesellschaft welche El Hierro anfliegt, man hätte zunächst alle anderen "Rennstrecken" zwischen den Kanareninseln bedient, und die 200 Passagiere die nach El Hierro wollten einfach stehen lassen. - Da ist dann auch noch das Gerücht, dass die Binter vom Südflughafen Tenerifes aus eine Maschine leer nach El Hierro geschickt hätte, um dort Passagiere abzuholen, und es versäumt hat, wenigstens diesen Flug mit Passagieren zu füllen, die im Nordflughafen nunmehr seit Sonntag ausharren. - Man muss allerdings auch noch dazusagen, dass der Nordflughafen Tenerifes selbst am gestrigen Dienstag noch üble Probleme mit dem Nebel hatte. - Nicht mehr mit Wind und Regen, aber der Nordflughafen auf Tenerife liegt so hoch, dass dieser oftmals plötzlich in Wolken liegt und nicht mehr angeflogen werden kann. - Der ist übrigens öfter gesperrt als unser Flughafen hier auf La Palma, aber darüber redet kaum jemand. - Ich kann nur hoffen, dass die Binter Canarias nun auf das breite Presseecho reagiert, und diese Leute wieder so schnell wie möglich auf ihre Insel fliegt. - Am besten macht man das vor dem nächsten Tief, man hat also noch 3 ganze Tage Zeit…







Familie Ellen & Simon Märkle

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