La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv August 2007


Freitag 31.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 27,6 Grad - niedrigste Temperatur 19,4 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 21 Grad

Carlo - San Borondón
Kein Seglergarn: Die Bruden av Mandal - 2. Kapitel


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Ihre Stimmen erinnerten entfernt an das Zwitschern von Vögeln. Ein leises, sich überlagerndes Gepipse entfloss dieser zarten Gesichtsöffnung, die Äonen früher in ihrer Entwicklung ein Mund gewesen sein mochte. Wohl eine Fülle meinen Ohren verborgener Frequenzen umfasste ihr Stimmumfang, der einem großen Orchester gleich Wissen vermittelte - demjenigen, der die Gabe zu hören und zu verstehen hatte. Ich hatte lange versucht, ihren Umgang miteinander zu begreifen, aber schon das Wenige, was ich zwischen diesen Wesen wahrnehmen konnte, entzog sich nach Momenten der Erkenntnis meinem Vorstellungsvermögen. Unfassbar große Wissensinhalte flossen komplexen Empfindungen gleich hin und her. Ich versuchte mir davon ein Bild zu machen, indem ich mir vorstellte, jede Regung meines Ichs in meinem Körper bewusst wahrzunehmen und zu steuern, aber auch dieses Mittel zum Verständnis war von der Wirklichkeit weit entfernt Und sie hatten Humor. Ich glaube, dass sie Witze erzählten, denn zuweilen piepste nur einer von Ihnen, um plötzlich ein aufgeregtes Echo der Zuhörer in sich aufzunehmen. Dann wiegten sie ihre großen Köpfe und schlossen die großen Augen. Sie ruhten - oder auch nicht. Ich empfand immer eine starke Bindung zu Ihnen, ein wenig schmerzlich war diese Zugehörigkeit, eine Hinwendung aus einem So-sein-zu-wollen und einem Nicht-so-sein-zu-können. Und ich lebte nun einmal in ihrer Welt.

An den Anfang kann ich mich nicht entsinnen, vielleicht gab es keinen Anfang. Ich weiß nur, dass ich früher immer schlafen musste, und wenn ich aufwachte war dieses wunderbare Wesen bei mir und sang. Der Gesang war nicht im Raum, er war mehr in mir, und ich wusste, dass die Melodien von dem Wesen kamen. Auch hatte ich ein großes Wissen über die Welt, aber ich hatte keine Sprache so wie sie. Ich dachte mit Symbolen und in Bildern, die in mir waren, und andauernd entwickelte ich neue Zusammenhänge, mit denen ich versuchte, mich zu erklären und zu erkennen. Alles erfuhr ich von diesem Wesen, auch das Sehen in eine andere Welt, in der wir nicht sein konnten, und zu der ich eine unerklärbare Sehnsucht empfand. Meine Welt war geordnet, aber die andere Welt war in ständiger Veränderung und dennoch geordnet, die Bilder waren immer wieder anders und auch wieder gleich, und die Zeit musste eine andere sein. Alles geschah rasend schnell. Oder gar nicht.

In dieser Zeit kam das Wesen wieder zu mir und ließ mich ein langes, sehr hohes Pfeifen hören, das sich in Geräusche veränderte die nicht gleichmäßig, sondern wie zerhackt tönten. Sie waren mir vertraut. Ich erkannte die Symbole. Es war eine Sprache, die ich verstehen und sprechen sollte, und wenn ich Symbole dachte, hörte ich die Worte der Sprache, und nach einer Dauer sprach ich die Worte zu den Symbolen und bald waren es Worte ohne Symbole, die ich zu Wissen der anderen Art entfaltete.

Mein Wesen war wieder bei mir, und ich hörte im Raum die Sprache, die ich verstand, aus dem Wesen. "Du weißt jetzt, dass Du nicht so bist wie ich. Du bist ein Mensch, der ein ganz anderes Leben ist. Eines ist uns gemeinsam: Du weißt, dass ich dich liebe, und ich weiß, dass du mich liebst. Wir werden einander bald nicht mehr erleben können, weil ich weiß, dass du wieder dorthin gehen musst, von wo Du gekommen bist. Ich kann in deiner Welt nicht sein, und es gibt Menschen so wie du einer bist in dieser Welt, die den Ort, an dem du aus deiner Welt zu mir gekommen bist, entdeckt haben." Ich versuchte zu verstehen und fühlte mich plötzlich sehr einsam: "Wie soll das sein, bitte erklär mir alles!" Mein Wesen faltete die Augen zusammen und ruhte. Ich hatte mich auch in Ruhe begeben. Dann vernahm ich wieder die Worte im Raum aus meinem Wesen: "Ich bin hier und auch wieder nicht hier, wo du bist. Wisse, dass du mich wahrnimmst, weil ich von einem anderen Ort und aus einer anderen Zeit das belebe, was ich für Dich bin. Ich bin hier so, weil ich diese Welt erfahren will, und ich habe mich zu dieser Insel gemacht, die dieser Welt entspricht. Du bist zu mir gekommen, weil ich dich gerettet habe vor dem Untergang mit einem Schiff, und ich habe dich erfahren. Aber jetzt werde ich die Insel aus der Zeit nehmen, in der du bist. Seit du hier bist, ist eine andere Zeit vergangen als in der Welt aus der du gekommen bist. Du kannst in die Vergangenheit gehen aber auch in der Gegenwart bleiben." Mein Wesen faltete die Augen ein und auch ich ruhte auch, dann waren wir in der Gemeinsamkeit einer tiefen Verbundenheit für den Abschied in die Gegenwart. "Wie ist das, was du bist, sage mir, wie du dich erkennst", versuchte ich das Gespräch weiterzuführen, weil ich Angst vor dem Ende bekam.

"Ich habe dir vieles erklärt und du weißt alles über die Welt, in der du leben wirst, aber etwas weißt du nicht! Ich habe ein Geschenk für dich. Alles wirst du vergessen, aber mein Geschenk wird einmalig sein und du wirst damit deinen Verstand reinigen und das Universum in Deinen Händen halten Ich habe in den Welten zwei Gedanken. Sie sind sehr leicht und sehr schwer. Mit den schweren Gedanken kann ich die leichten gestalten. Alle Gedanken sind in Kreisen. Die Kreise können ganz klein und sehr groß sein. Ist der Kreis klein hat er keine Zeit, ist er groß, hat er eine Zeit. Viele Kreise bilden eine Spirale mit vielen Zeiten. Mit einem schweren Gedanken kann ich in einem leichten Kreis die Zeit in einem Raum zu einem kleinen und schweren Kreis umbiegen. Dieser Raum ist zwar noch in dem leichten Kreis, aber zeitlich versetzt. Es reicht eine minimale Änderung der Zeit, um einen Raum durch einen anderen zu ersetzen. Deswegen wirst Du alles, was dich hier umgibt, nicht mehr wahrnehmen, wenn ich damit in eine andere Zeit gehen werde. Hier ist mein Geschenk. Es ist ein winziger Teil des schweren Kreises, mit dem ich dich in deine Zeit bringen werde. Ich habe ihn in dieser kleinen Kugel neu gebildet. Wenn du in deine Welt kommst, wirst du die Kugel nicht bewegen können, weil sie zu schwer ist. Ich habe sie in eine Trage gelegt, auf der sie in deinem Boot liegen kann. Richte die Kugel immer wieder neu aus, sonst wird sie zerbrechen." Mein Wesen wies auf das Gestell, in dessen Mitte eine kleine schwarz glänzende Kugel lag. Ich nahm die Kugel aus dem Gestell, betrachtete sie auf meiner Handfläche. Ich legte sie zurück in die Fassung des Gestells, wobei ich in eine tiefe Ruhe überging.

Als meine Wesen die Augen auffaltete sah ich mich selbst in ihnen. Es nahm Abschied von mir, und ich ging durch ein Bild hinaus auf die Insel. Ich erkannte die Schönheit der Welt und sah am Horizont ein Schiff, dem ich begegnen würde. Meine Erinnerung bahnte sich ihren Weg in das Vergessen. Unten am Strand lag mein Boot, mit dem ich mich vor mehr als dreihundert Jahren auf die Insel gerettet hatte.




Unbekannte Wesen



Freitag 31.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1015 hPa

El Paso macht auf Metropole

In El Paso leben nur schrullige Bauern, die meist schon um 21:00 Uhr im Bett sind und besser mit Ziegen und Hühnern kommunizieren als mit den Bewohnern anderer Gemeinden dieser Insel. - So etwa sieht uns der Durchschnittsllanense, also Bewohner der größten Stadt der Insel, Los Llanos. - Vielleicht wäre es korrekter zu sagen, so sah er uns noch vor gar nicht langer Zeit, aber tatsächlich haben viele Einwohner der Aridanemetropole meist nur ein Lächeln für ihre bergige Nachbargemeinde El Paso übrig. - Inzwischen ist El Paso längst aus dem bäuerlichen Schlaf erwacht, aber Vor- und in diesem Falle sogar Nachurteile haften klebrig bis zäh. - Kulturell macht El Paso schon länger den Vorreiter, es gibt deutlich mehr Konzerte bei uns als in Los Llanos, aber was das Nachtleben anbelangt, da müssen wir klar passen und der großen Stadt im Westen, oder da unten von uns aus gesehen den Vortritt lassen. - Zwar haben wir inzwischen ein paar Restaurationen welche durchaus bereits den Status besitzen, "auch für Llanenses besuchenswert", aber sollte nicht gerade Fiesta sein oder Januar auf einen August fallen, dann gehen bei uns die Türen nachts drei Stunden früher zu als in Los Llanos. - Aber auch an dieser Front gibt es Neuigkeiten, El Paso hat seit gestern Abend eine Diskothek, oder besser gesagt Disco-Pub, wie man bei uns auch solche Tanklokale nennt, die auch noch Personen über 16 Jahren anlocken sollen.

"El Gurugu" heißt der neue Stern am palmerischen Disco-Himmel, falls es so etwas überhaupt gibt und natürlich wollte ich am Eröffnungstag dabei sein, schließlich sind es doch Freunde von mir, die sich da auf ein neues gastronomisches Abenteuer in El Paso einlassen. - Heute ist Feiertag in unserer Stadt, deshalb hat man sich den gestrigen Abend ausgesucht, um bloß nicht mir zu wenig Publikum den Dienstbeginn zu verschnarchen. - Da ich ein Pasense älterer Herkunft bin, kostet es mich einige Überwindung noch zu später Stunde unterwegs zu sein, auch Bauern die lange schon keine Bauern mehr sind werden früh müde. - Das war aber kein Problem, es gab auch noch ein Konzert in der Casa de la Cultura und gerade noch eine freien Platz in der Tasca von Carlos und so kann man dann im wunderbaren Gedränge die Zeit abwarten, bis die lauten Hallen der Diskothek endlich öffneten. - Auch bei Carlos war es bereits derart voll, dass eigentlich keine Diskothek mehr nötig war um das kollektive Redeverbot zu beachten, welches diese Tanzlokale immer auferlegen, weil mit der Fülle der vielen Menschen der Lärmpegel so weit anstieg, dass es nur noch zwei Kommunikationsmöglichkeiten gibt, schreien oder schweigen. - Als unser kleiner Trupp dann endlich so weit war, auch die paar Meter bis zur Diskothek zu erledigen, war diese bereits so voll, dass eine Annäherung an den Tresen und damit die Einnahme weiterer stärkender Getränke nicht mehr möglich war. - Harter Körpereinsatz ist angesichts meiner eher schlanken Natur nicht indiziert, und bis ich mich zwischen wippenden und sich schlängelnden Körpern bis zur Bar durchgetaucht habe, vergeht sogar mir der angeborene Durst. - Es war ein Abend für Klaustrophoben und alle die es werden wollen und wenn es um Körperdichte und Lautstärke geht, dann waren gestern Abend wir die Metropole und nicht Los Llanos.



Donnerstag 30.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 28,5 Grad - niedrigste Temperatur 19,6 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 21 Grad

Carlo - San Borondón
Kein Seglergarn: Die Bruden av Mandal - 1. Kapitel


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Die Bruden av Mandal hatte noch am späten Abend abgelegt. Der 50 Fuß Stagsegelschoner war vor wenigen Tagen in den Hafen von Tazacorte auf der Kanaren-Insel La Palma eingelaufen. Chris wollte seiner Crew ein paar Tage Ruhe verschreiben, nachdem die letzten Wochen auf See etwas turbulent waren. Es war die fünfte Reise des erfahrenen Skippers, die ihn zum Proviantieren auf die Äußere der Kanaren führte. Chris war Schotte, arbeitete und lebte aber schon seit 10 Jahren als Offshore-Igenieur in Norwegen. Nach 18 Monaten Einsatz auf Bohr-Inseln war seine Auszeit an der Reihe, die er regelmäßig mit der Überführung großer Segelyachten verbrachte. Mit an Bord war seine Freundin Gru, die als Einhand-Seglerin im Nordatlantik erfolgreich war. Dann gab es noch Bjarne, einen Dänen. Er hatte sich unglücklicherweise beim Landgang verletzt, und Chris hatte kurzerhand entschieden, die Reise ohne ihn fortzusetzen.

Gegen zwei Uhr war Chris in die Koje gegangen und hatte Gru die Wache übergeben. Die Bruden lief mit Vollzeug vor einer leichten Westbrise und sollte gegen Morgen von La Palma freikommen, um den frühen Nordost zu erreichen. Gegen vier rissen die Wolken auf, und der Wind drehte auf Nordwest. Gru gab etwas Leine auf die Segel. Sie verglich den Kompasskurs mit einem aufkommenden Stern und ergab sich dem Rauschen des schweren Stahlschiffes auf der langen Norddünung.
Irgendwann dämmerte der Morgen.

"Land!" murmelte sie vor sich hin. Eigentlich war es mehr ein Reflex. Sie blickte sich um. La Palma lag noch vor dem aufkommenden Tag. An Backbord voraus kam El Hierro hoch. Mit der nächsten Welle hing ihr Blick wieder an dem Schatten im Westen steuerbord voraus. "Das muss eine Wolke sein", dachte sie als die Bruden wieder im Tal versank. Sie konzentrierte sich für einen Moment auf den Kompass. Auf der nächsten Welle starrte sie wieder auf das langgestreckte Bergmassiv im Westen. Als erfahrene Seglerin wusste sie, dass nichts so sehr trügen konnte wie eine vorgefasste Meinung und die Einbildung, dass auf See die Dinge so sein würden wie an Land. Sie machte eine Kreuzpeilung, koppelte sich mit dem südgehenden Strom unter Land auf gesegelte Meilen und setzte die Position auf die Karte. Dann verglich sie mit dem Navigator - die Position stimmte - und hier gab es kein Land! Gru misstraute jeder Elektronik - wie alle erfahrenen Segler - sie segelte mit allen Sinnen, und wieder hing ihr Blick an der dunklen Wand im Westen.

"Chris, komm rauf", rief sie und zog an der Wachleine, mit der beide verbunden waren, "das musst du dir ansehen!" Im Morgengrauen nahm die Wand Konturen an. Gru kaute auf ihrer Lippe, ihre Augen bohrten sich in einen fernen Küstenstreifen. "Chris, komm rauf, Land in Sicht - verdammt noch mal, komm rauf, du alter Schlafsack!" Sie schrie aus vollem Hals. " Nur nicht hysterisch werden", dachte sie, als Chris im Niedergang auftauchte. "Da liegt eine Insel", meinte sie wie beiläufig und zeigte mit dem Kinn in die Richtung. Chris kannte seine Freundin, die Art hatte sie manchmal an sich, wenn sie entschieden hatte und die Dinge in die Hand nehmen wollte. Wenig später stand er an Deck und suchte mit dem Kieker den Horizont ab. "Wo soll da Land sein, Gru?!" er räusperte sich, wandte sich nach Backbord und spuckte über die Seereling, dann suchte er weiter: "Da ist nichts!" Er blickte sie ratlos an. In Gru dämmerte eine Art Verzweiflung hoch. Sie riss die Augen weit auf, sie sog das Bild der Insel in sich auf, die tief aus dem Süden bis querab aus dem Ozean erschienen war. Sie erkannte Schluchten, Täler, steile Abbruchkanten an der Küste und über allem ein langgestrecktes Bergmassiv, in dessen Mitte zwei riesige Kegel in die Wolken zu ragen schienen. Dahinter verlor sich das Land nach Norden. Chris hangelte sich zum Vorschiff und klemmte sich ein. Mehr zufällig ließ er den Kieker über die Wellen vor dem Bug gleiten und erstarrte. Keine zwei Meilen voraus brandeten die Wellen durch zerklüftete Felsformationen, Zacken und Buckel reckten sich hoch, eine Landschaft von Felsentürmen ragte so weit das Auge reichte nach Süden. "Hart backbord, über Stag" brüllte er und kroch unter den umschlagenden Segeln nach achtern. "Da ist kein Land, da ist die Hölle!" - Gru war geistesgegenwärtig über Stag gegangen. Das große Schiff legte sich auf die Seite und bohrte sich in die jetzt quer kommenden Wellen, wenig später krachte die Bruden auf einen Unterwasserfelsen.

Gru war mit voller Wucht gegen das Rad geflogen und dann in die Plicht gestürzt. Ein Brecher donnerte über sie hinweg. Sie schnappte nach Luft. "Chris", gurgelte sie mehr als dass sie rief, dann brach eine große Müdigkeit über sie herein und sie ließ sich fallen. Der Schlag hatte Chris weiter vorn auf dem Schiff stärker getroffen. Er war seitlich auf eine Rettungsinsel geschlagen, und sah mit merkwürdig zeitlosem Empfinden zu, wie sie aus ihrer Halterung sprang, über Bord ging und sich aufblies. Der Brecher kam, und er piekte sich ein. Er empfand eine große Ruhe und merkte, dass diese Ruhe um ihn war. Plötzlich brach sein Bewusstsein durch. Er hatte sich am Großstag eingepiekt und lag auf dem Rücken über dem Skyligth. Jede Bewegung schmerzte.

Gru jammerte still vor sich hin als Chris sie aus der Plicht zog und gegen das Deckshaus setzte. "Bist du ok - hey; Gru sag was?!" - "Ja, ok, was war den bloß gerade los hier. Ich bin irgendwie nicht ganz da. Au, verdammt noch mal, mein Kopf!" Chris nahm ihre Hand und knetete sie: "Ist da noch alles dran bei Dir?" Seine Augen wanderten über die Relingbespannung auf eine gemächlich wandernde Dünung. Die Sonne kam gerade über dem Süden La Palmas hoch, kein Lüftchen regte sich. Die Bruden dümpelte mit schwankenden Schoten in einer Totenflaute.

"Ich glaube, wir sind krank" flüsterte Gru, "zieh mir mal die Jacke aus, ich kann das nicht. Chris sprang mit einem Satz hoch, stöhnte auf, seine Hüfte schmerzte. Er riss die Instrumentenklappe weg und warf das Lot an. Kein Echo, nicht‚ mal ein Fischschwarm. "Wir sind nicht krank, wir haben eines von diesen Scheiß U-Booten gerammt, wahrscheinlich ist der Kompass dekompensiert! Ich sag immer wieder, nur Stahlschiffe können so 'was überleben." Chris hatte mit U-Booten seine Erfahrungen gemacht. Eines nachts im Skagerak fing das Lot an zu warnen, auf 15 Meter Tiefe zog ganz langsam ein nicht enden wollendes Echo durch, und die Kompassrose drehte sich ein Mal um 360 Grad. Am folgenden Morgen stellte er eine Deviation von 12 Grad fest.
Er zog Gru die Weste über den Kopf und half ihr aus der Jacke. "Du wirst sehen, wir haben gleich das Rätsel gelöst, wir laufen jetzt mit Maschine auf 180 Grad, dann sehen wir, was los ist!" Der Motor sprang sofort an. Chris stellte den Navigator auf den Kurs ein und verglich die Kompassweisung, Nach wenigen Minuten stoppte er die Maschine. Der Kompass zeigte einen Kurs von 180 Grad.

Gru zog sich an einer Winsch hoch. Der Anblick des stillen Atlantiks an diesem Aprilmorgen wirkte auf sie völlig unwirklich. Sie dachte einen Moment an ihr Zuhause, sie sah sich wie von Außen auf einem Schiff in der Weite. Dann kam sie zu sich: "Hast du unten nachgesehen, wo ist eigentlich die Rettungsinsel?"
Chris kroch in den Niedergang. Es stank nach Petroleum. Die Lampe war aus der kardanischen Aufhängung gesprungen und auf den Salontisch geknallt. Überall lagen Glassplitter. Alles lose Gut war durch die Gegend geflogen. Er schnappte sich ein paar Bananen und eine Tafel Schokolade. "Hier, iss was!" Gru kroch in sich zusammen. "Nein nicht schon wieder," dachte sie mit dem Blick auf Chris, der ihr eine Banane reichte, "siehst Du das auch da drüben? - Siehst du das?!" Beide wandten gleichzeitig die Blicke nach Westen. Keine dreihundert Meter entfernt trieb ein Dingi über einen Wellenkamm - und ein Mensch stand in dem Dingi und winkte.

"Verdammt, was macht der hier!" entfuhr es Chris. Sie warteten auf die nächste Welle. Gru überlief ein Schauer, und da war es wieder - ein Dingi mit einem Menschen. "Du hast es auch gesehen oder bin ich jetzt total durchgedreht?" Chris griff nach Gru. "Du hast es gesehen, ja?" Sie nickte, und wieder starrten beide in die Weite - und da war es und verschwand wieder im nächsten Wellental. "Hey, hey!" brüllte Chris, sie lauschten. Das Dingi tauchte wieder auf, und sie sahen, wie jemand auf sie zu ruderte.




Unbekannte Inseln



Donnerstag 30.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1014 hPa

Warnung vor den Immigranten

Nicht nur Menschen können Immigranten sein, auch im Tier und Pflanzenreich gibt es solche Abläufe, da nennt man das dann aber Neophyten oder Invasoren. - Das kann zu erheblichen Störungen der regionalen Flora und Fauna führen, bis hin zu echten Bedrohung für manch Tier und Pflanze, die nun ihren angestammten Platz einem besser vorbereiteten Neuling räumen muss. - Die ganze Welt ist voll der Beispiele für solche Vorfälle und natürlich gibt es so etwas auch hier und nicht zu wenig. - Guckt man sich mal aufmerksam um, dann wird man schnell feststellen, dass in den vom Menschen kultivierten Zonen die ganz große Mehrheit der Pflanzen keine autochthonen Gewächse mehr sind, also Pflanzen die ursprünglich von hier waren. - In den oberen Regionen ist das noch anders, dort hat es sich nicht rentiert neue Kulturen als Nutzpflanzen zu etablieren, deshalb sind unsere Berge noch sehr ursprünglich erhalten. - Bei den Tieren ist das übrigens nicht anders, Katzen, Hunde, Ratten und Mäuse sind das ewige Begleitbild der menschlichen Kolonialisierung der Welt, nur extreme Klimabedingungen verhindern inzwischen das Ausbreiten aller Arten und Rassen in jedem Fleckchen dieser Erde. - Was hat das nun wieder mit La Palma zu tun und was will er uns wieder sagen?

Hier auf, vielleicht besser vor La Palma gibt es zwei marine Schutzzonen, eine im Norden der Insel und die andere reicht südlich El Remos bis nach Fuencaliente. Dort ist merkantil angelegtes Fischen verboten und man will so den heimischen Fischarten die Möglichkeit zur Regeneration geben. Das ist gut und wunderbar, aber eigentlich eine kleine Alltagslüge in sich. Eigentlich ist diese Schutzzone errichtet worden, um später wieder genügend Bestände zu haben damit man dann dort wieder erfolgreich Fischen kann. - Ob das Sinn macht oder nicht, das kann man, muss man aber nicht diskutieren. - Auf jeden Fall sieht man seit geraumer Zeit die Schutzzonen durch die aufkommenden Fischfarmen bedroht, die ein neues Standbein für den Not leidenden Fischereisektor auf La Palma bieten. - Immer wieder kommt es vor, dass viele Fische aus diesen schwimmenden Käfigen entweichen und so die Küsten unserer Insel geradezu überschwemmen und eben mit Fischen, die sonst hier kaum vorkommen. Daraus könnte sich ein gewaltiges Problem für die Arten ergeben, die hier heimisch sind, auch in der Tierwelt ist es so, nicht nur in der Marktwirtschaft, dass der besser ausgerüstete überlebt und den schwächeren verdrängt. - Nun hat man zwar eine Obergrenze gesetzt für die Fischfarmen an der Westküste der Insel, aber die Zulassung einer neuen Spezies für die Zucht erhitzt nun wieder die Gemüter der Verfechter der marinen Schutzzone. - Nun soll auch noch der Adlerfisch (Argyrosomus regius) hier gemästet werden dürfen, ein nicht ganz friedlicher Zeitgenosse aus den Reihen der barschartigen Fische. Dieser Fisch kommt hier nur ganz selten vor, gar nicht kann man nicht sagen, aber er könnte, ganz einfach weil er mit seinen bis zu zwei Metern Länge ein erfolgreicher Jäger ist, enormen Schaden in der Schutzzone anrichten, wenn er denn auch in Massen ausbüchsen würde. Da liegt eines der großen Probleme der Fischzucht in Schwimmkäfigen, bei schwerer See werden die Käfige oft überspült und tausende der gefangenen Fische geraten so oft in Freiheit. - Bei allem gebührenden Respekt vor den Bewahrern der heimischen Flora und Fauna, bei der Komplexität der Ereignisse und der bereits überall auf der Welt vorhandenen Mischung der Arten und Rassen, erscheint dieses Bemühen einfach reichlich spät und naiv. - Man muss die Geschichte der Artenvielfalt nicht auf den Sündenfall reduzieren mit dem Apfel und der Schlange, aber gerade aus der Sicht einer Insel, die sowohl bei der Flora und Fauna, wie auch bei seinen Menschen, eine absolute Immigrationsinsel ist, erinnert der versuchte Schutz des Ursprünglichen als blühende Phantasie. Man müsste immer mal wieder fragen, ab wann gibt denn etwas Zugewandertes als genehm und wer setzt da die Grenzen. - Denn eines ist ganz sicher, nimmt man es auch nur ein bisschen ernst damit, dann müsste man ganz viele Invasoren von dieser Insel vertreiben: Die Kakteen, die Mandeln, den Wein, die Tomaten, die Bananen, die Hunde, die Katzen und die Menschen. - Wollen wir weiterreden?



Mittwoch 29.08.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 27,6 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 21 Grad

Carlo - San Borondón
Die Fregatte


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Die Fregatte Cordoba lag auf Position südwestlich von La Palma und nordwestlich von El Hierro. Das Manöver umfasste den gesamten Archipel mit den Schwerpunkten Unterwasserortung und Unterwasserkommunikation. Die nächste Einheit nahm vor La Gomera Fahrt auf. Der Kurs lag an bei 310 Grad.

Zum Versorger gehörte ein Hubschrauber, mit dem ich auf die Fregatte übersetzen sollte, sobald Sichtkontakt bestand. Die Cordoba hatte über einige nicht erklärbare Unregelmäßigkeiten an einem kürzlich installierten neuartigen Sonar berichtet. Meine Abteilung zeichnete für Entwicklung, Einbau und Versuchsreihen. Alles war zufriedenstellend verlaufen, und jetzt kamen aus dem Manöver diese Meldungen. Nicht dass ich unsicher war, nein, derartige Fehler, wenn es den Fehler waren, ließen sich beheben. Ich war eher verärgert. Die etwas komplizierten Systeme erfordern eben Sachverstand. Im Training ist alles gut und später kommen die Fragen.

An Steuerbord zog die Südspitze La Palmas nach Nordosten, an Backbord voraus verweilte El Hierro auf neuem Kurs. Eine gemächliche Dünung zog an diesem milden Herbsttag nach Süden. Bei guter Sicht musste die Cordoba bald auftauchen. Ich ging zum wiederholten Mal die Unterlagen durch und versuchte die Berichte mit den Eigenschaften des Sonars in Einklang zu bringen. Irgendwann kam ich zu der Frage: "Was in aller Welt haben die angepeilt?"
Es lag nicht am System, konnte nicht, da musste es ein Echo oder besser gesagt ein Nicht-Echo der besonderen Art geben!

Es klopfte. "Wir sind in zwanzig Minuten soweit!" hörte ich meinen Adjutanten durch die Gedanken dringen. "Ihre Geräte sind bereits an Bord des Hubschraubers. Ich werde Ihnen auf dem Weg erklären, wie wir vorgehen werden. Ziehen Sie sich jetzt bitte an. Ich hole Sie in 5 Minuten ab!"

Federico war Pilot aus Leidenschaft. Er stammte von den Kanaren und kannte den Archipel wie seine Westentasche. "Was ist das dahinten auf dem Horizont?"
Sein Blick wanderte an meinem ausgestreckten Arm entlang. "Wohl eine Wolke," sinnierte er und zog in eine Linkskurve. "Was macht denn da eine Wolke," entfaltete sich bei mir ein Gedanke, "geh wieder zurück, ich will das Ding noch einmal sehen." Federico kippte uns nach rechts. "Sieht eher aus wie Nebel," kommentierte er mein Schweigen. Die Nachfrage von der Cordoba ließ nicht auf sich warten. "Der Chef will sich eine Wolke ansehen - eine Wolke, ja, liegt auf 320 Grad," entschuldigte er mich, während ich ihm Zeichen gab höher zu gehen. "Was sagt Dein Radar?" - "Nichts!" - "Das ist keine Wolke, Federico, das ist der Rest einer Explosion, möglicherweise einer nuklearen Unterwasserdetonation!" Die Wolke lag wie eine gigantische, umgestülpte Glasschale auf dem Meer; wo sie das Wasser berührte, wölbte sich ihre glatte Oberfläche nach außen und wuchs immer weiter in die Weite, wie eine transparent wirkende Haut, die doch alles verbarg, was unter ihr liegen mochte. Fast hatte ich den Eindruck hinaufziehenden Wassers, die Wellen schienen sich an dieser Haut nach oben über die Wölbung in das Innere zu bewegen . Vor dem wandernden Rand wirkte das Wasser weiß wie in einer tosenden Bewegung. War da eine Brandung?! "Unbekanntes Phänomen auf 320 Grad, wir drehen ab zur Cordoba," hörte ich Federico meine Zeichen übersetzen.

Der Versorger lag 2 sm südwestlich. "Es wir nicht lange dauern" hatte ich vor dem Abseilen erklärt. "Die Geräte bleiben an Bord, ich bin sicher, dass ich sie nicht benötige, und du holst mich hier in genau einer halben Stunde wieder ab und bleibst im Alarmstatus." Überraschend schnell war die Bestätigung vom Versorger gekommen.

Der Kommandant mochte mich nicht. Schon beim Eintritt in den Leitstand musterte er mich abweisend. Knappe Begrüßung: Ich sollte mich besser um meine technischen Mängel als um unbekannte Phänomene kümmern, er sei im Manöver und nicht auf Expedition. Seine Anmerkung glitt in mir ab in den Sumpf unguter Empfindungen. Ich gab viel auf Irrationalität und hielt sogenannte Einfälle für evolutionsgegebene Segnungen des neuzeitlichen Menschen. Sie halfen manchmal mehr als technische Handbücher, und für diese gab es hier keine Verwendung und vor allen Dingen keine Zeit. Während der Tester lief, kalibrierte ich den Sender. Dieses Sonar arbeitete im Infraschallbereich, es war hoch effizient und - nicht unbedenklich anzuwenden. Ich reaktivierte die letzte Einstellung auf 320 Grad, 15 sm, 20 Grad fallend. Die Peilung lieferte das unscharfe Bild eines linsenförmigen Gebildes, aus dem Spuren nach oben zogen. "Da sehen Sie es!" vernahm ich eine Stimme aus dem Dunkel des Leitstands. "Was?" dachte ich laut, während ich versuchte, Ortungsdaten zu deuten. "Wir haben dort eine Einheit C147." - "und?" - " Der Kontakt ist abgebrochen. Luftaufklärung ist angefordert." - "Wo lag die Einheit, bevor der Kontakt abbrach?" - "Auf 340 Grad, 20 SM, 10 Grad."

Das System arbeitete einwandfrei. Ich versuchte, die verwirrenden Echos zu deuten und zog die Entfernung zurück. Auf 45 Grad erreichte ich den Meeresboden, aber mit einer Fülle glitzernder Echos. Bei 50 Grad kam eine unscharfe, pulsierende Fläche zum Vorschein, die ich auf einen Abstand von 3,2 SM einordnen konnte. Dann brach die Erkenntnis durch meinen Kopf. Da war kein Meeresboden, da war kein Wasser, da war Unendlichkeit. "Alarm, Kurs 20, volle Kraft," brach es aus mir heraus, "da unten bricht die Erde auf, weg ,weg hier!" Ich vernahm noch die Stimme des Kommandanten im Lautsprecher des Leitstandes, die etwas von Verwirrung und Gefechtsstatus enthielt, während ich zum Gang lief und nochmals in den Raum schrie, dass allerhöchste Gefahr für das Schiff und seine Besatzung bestand. Als sich die Luke öffnete, dröhnte mir der Hubschrauber entgegen.

Federico positionierte wie vorgesehen über dem Heck, die Sirene heulte über das Schiff, und ich piekte mich ein. Sekunden später hing ich über dem Wasser auf dem Weg nach oben.

Aufregung und Anstrengung verschlugen mir fast die Sprache als die Besatzung mich zu fassen bekam. Ich wankte zu Federico und stülpte den Helm über. Es knackte: "Da sind Sie ja wieder....." Die ruhige Stimme des Mannes stabilisierte mich: "Federico, gib alles was du hast auf Kurs 20 und an alle: Nichts wie weg hier, höchste Gefahr!" Dann sackte ich in den Sessel. Der Versorger blies eine schwarze Wolke in den Himmel.

Durch das Bodenfenster sah ich die Fregatte - sie hatte keine Fahrt aufgenommen - dann war sie verschwunden.

"Nun, hat ihr Ausflug etwas gebracht?" empfing mich der Kommandant des Versorgers mit einem etwas verkrampften Lächeln. Ich verstand nicht, vielleicht wirkte ich irritiert, also redete er weiter, und ich hatte das Gefühl, dass er sich große Mühe gab leutselig zu wirken. "Um diese Jahreszeit haben wir hier manchmal eigenartige Wolken, aber die lösen sich wieder auf, wie alle Wolken, wie Sie sehen, dahinten, wo sie gerade waren, ist auch eine Wolke!" Ich sah ihm wohl fassungslos in die Augen und er wandte den Blick ab. Er starrte aus dem Fenster auf 340 Grad, wo sich ein Gebilde aufwölbte, das ich schon einmal gesehen hatte. "Aber die Fregatte, haben Sie irgendeine Meldung?!" - "Welche Fregatte?" - "Nun, die Cordoba, wo ich gerade war, mein Einsatz!" - Er blickte mich wieder an: "Ich kenne keine Fregatte mit dem Namen Cordoba, und hier draußen sind nur wir, sie wollten doch hier Ihre meteorologischen Studien treiben, was reden sie denn da von einer Fregatte!?" Er sah mich unverwandt an. "Es gibt und gab niemals eine Fregatte namens Cordoba!"

Der Versorger lief mit voller Kraft, die Insel La Palma nahm Konturen an, im Südwesten floss ein sonderbarer Nebel über das Meer.







Mittwoch 29.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1014 hPa

Auch heute ist in Spanien wieder Agfa-Color Wetter

Diese Werbung im Radio, vor vielleicht dreißig Jahren, werde ich nie vergessen. Das kam in irgendeinem, damals schon deutschsprachigen Kanal aus Tenerife, egal ob es heiß war, regnete, oder Schnee die hohen Berge der Inseln krönte. - Ich weiß nicht, warum dieser absolut omnipotente Spruch verloren ging, schon lange vor der digitalen Ära, vielleicht fanden ja den Slogan auch nur die von Agfa-Color und ich gut. - Der August ist fast vorbei und kein einziges Mal habe ich über das Wetter geschrieben in diesem Monat. - Das heißt, dass wir einen Monat lang gutes Wetter hatten, oder das, was wir dafür halten. In der Tat war der Monat sehr angenehm und hielt auch keine heiße Überraschung mehr für uns bereit, so wie uns die letzten Tage des Julis noch mal ernsthaft einheizten. - Dieser August lag in den Temperaturen auch wieder ein bisschen unter dem 30 Jahres Mittel, so werden wir wohl aufs Jahr hin damit den Ausrutscher des Julis nach oben wieder korrigieren können. - Was können Statistiken doch so alles anrichten.

Den ganzen Monat über herrschte das Azorenhoch mit seinen feuchten Winden über unser Wettergeschehen. Der Passat ist ja unser Wind, das habe ich häufig genug erklärt und auch wenn er mal nicht frech und majestätisch bläst, bestimmt er doch immer bei Hochdruck unser Wettergeschehen positiv, so lange das Azorenhoch im östlichen Bereich nicht Südwesteuropa oder Nordafrika berührt. - Das war im August nicht der Fall und wir können von der üblichen Kontinuität sprechen, die unseren Sommer in größtem Maße charakterisiert. - Da bleiben die heißen Tage des Juli eine krasse Ausnahme, obwohl diese Ausnahme schon ein Ausrufezeichen setzte, mit 4 Tagen hintereinander Temperaturen von über 40 Grad. - Die Schäden in der Landwirtschaft werden unterschiedlich genannt und interpretiert, für den einen ist es eine Katastrophe, für den anderen eine willkommene Zäsur, die noch vollen Weinkeller aus den vergangenen Jahren endlich leer zu bekommen. - Weiterer positiver Nebeneffekt eines Passatsommers, die Waldbrandgefahr ist sehr gering und wir mussten keine weiteren Brände fürchten, die dieses Jahr besonders die beiden großen Inseln zerzausten, als Ende letzten Monats der Passat seinen kühlenden Dienst versagte. - Allerdings sollte man selbst auf Tenerife und Gran Canaria nicht zu laut klagen, die Bilder und Nachrichten aus Griechenland lassen unsere Feuer dann wieder als kleine Laune der Natur dastehen. - So ein Vergleich nutzt natürlich demjenigen, der sein Haus auf Tenerife verloren hat auch nicht, aber hier gab es weder Tote noch Verletzte, also alles halb so wild. - Diesen August konnte man ziemlich sichere Wetterprognosen abgeben, wie immer bei Passat. - Meine Kinder können es schon nicht mehr hören, wenn sie auf die Frage: "Papa, wie wird das Wetter morgen?" immer nur eine Antwort erhalten, "So wie es heute war!"



Dienstag 28.08.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 25,3 Grad - niedrigste Temperatur 15,8 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 21 Grad

Carlo - San Borondón
Der Fischberg, dritter Tag


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Während der Nacht hatten wir das letzte Wasser getrunken. "Du musst wach bleiben!" Gregorio hatte meinen Kopf gepackt und schüttelte mich durch. "Wenn du nicht wach bleibst, hörst du auf zu atmen! Du machst das nicht noch einmal, verstehst du das! Du hast die Pflicht, auf mich zu achten, wir dürfen nicht aufgeben! Wir überleben das hier zusammen oder keiner von uns überlebt. Reiß dich jetzt zusammen!" Die Worte drangen nur schwer in mein Bewusstsein. Ich entsinne mich, dass Gregorio redete, hustete und redete während er auf mich einschlug, und dann sackte er erschöpft zur Seite. Ich war wohl ziemlich weit weg gewesen, und er hatte gemerkt, dass ich nicht mehr atmen wollte. Und jetzt, in diesem Augenblick des Erwachens überfiel mich auch eine Panik und nun trommelte ich hustend auf ihn ein: "Gregorio, was redest du nur, ich bin's, Antonio, du darfst mich jetzt nicht verlassen, Gregorio!" - "Hast Du noch Wasser!?" Flüsterte er. Gregorio fragte mich nach Wasser, wo sollte ich Wasser herbekommen. "Wir haben kein Wasser mehr!"

An das Deckshaus gelehnt lauschten wir in das Lärmen der Nacht. Unter uns rauschte der Schwall durch die Felsengänge, das rhythmische Auf und Ab des Wassers hatte eine beruhigende Wirkung, wir kannten es so von der Brandung an der Küste unserer Insel und wo das Meer ist, ist auch das Leben und die Freiheit. Wir sprachen solche Gedanken aus und hielten uns gegenseitig wach. "Siehst Du auch die Lichter, etwas flackert dahinten!" Gregorio schob sich ächzend an der Steuerhauswand hoch. "Da ist ein Lichtschein, vielleicht ist da ein Schiff, wir bekommen Gesellschaft, Antonio!" - "Sieh ja keine Gespenster, da ist nichts!" - oder doch? Ein frischer Luftzug kam über das Vorschiff, es briste auf, und der Mond brach durch. Plötzlich war alles klar und hell, einige hundert Meter weiter fanden unsere Augen wirbelnd aufsteigende Nebel hochgezogen von flackernden Gasen. Schneller und schneller quollen die Gaswolken. Der Mondenschein reflektierte am Fuß der wirbelnden Säule einen sich drehenden, schäumenden Ringwall. Der Wind nahm zu, heftiger kamen die Böen über unsere Felsbarriere, und wir atmeten tief durch. Die frische Luft lies uns alles vergessen, das Leben ging weiter! Im Osten zog der Morgen auf.

Die erste Welle traf uns völlig unerwartet. Eine gewaltige Gaseruption schleuderte eine Gesteinsfontäne in die Höhe, dann lief die Woge auf uns zu. In der Ferne hob die Gesteinsfläche an, dann sackte sie ab, das Biegen, Bersten und Krachen näherte sich, die Felsen stiegen hoch und brachen ein, alles schien in Bewegung zu sein. Vor unseren Augen hob sich ganz langsam eine riesige Felsnadel in die Höhe und rutsche wieder in die Tiefe, als wenn eine mächtige Faust zugepackt hätte. Die Welle zog mit einem ohrenbetäubenden Krachen und Bersten unter uns durch und nahm den Felsen an Backbord mit in die Tiefe. Ein Abgrund tat sich auf, und unten gurgelte das Wasser. Gregorio fand erst nach langer Zeit die Fassung wieder. Wir hatten an Steuerbord in die Seereling gegriffen und hingen wohl stundenlang in verkrampfter Haltung aus Angst, eine Bewegung könnte das Boot zum Kippen bringen. Erst langsam nahmen wir den freien Blick über die Backbordseite wahr, und dort lag La Palma als Schatten in der Morgensonne. Im Westen jagte jetzt mit einem andauernden fauchenden Dröhnen die Gassäule in die Höhe und riss kleine Steine und wohl auch Wasser mit sich. "Wenn das noch mal passiert, sind wir verloren!" Gregorio sprach den Satz mehrmals wie ein Gebet, ganz ruhig und langsam. Seine Augen hatten sich an das seltsame wirbelnde Gebilde geheftet.

Ein Zittern durchlief das Schiff. "Das Wasser steigt, sieh mal, das Wasser steigt," schrie ich mitten durch seine monotonen Worte. "Gregorio, das Wasser steigt!" Er drehte sich langsam zu mir. Beherrscht ruhig kamen seine Worte: "Ich binde uns jetzt fest!" - "Wieso willst du uns festbinden, dass ist doch verrückt, nun sieh doch mal das Wasser steigt, wir können doch schwimmen, uns an irgendetwas festhalten..." - "Halts Maul! Hier steigt kein Wasser, der Berg sackt unter uns weg, willst du da schwimmen, was, wie.." Seine Stimme hatte etwas Scharfes: "Ich binde uns jetzt fest, und wenn dieses Schiff untergeht, dann gehen wir mit unter, und wenn es schwimmt, dann überleben wir - vielleicht". Er griff sich einen Tampen und schnitt ein Ende ab. "Hier, bind Dich fest und zwar an der Winsch, die hält, alles andere fliegt vielleicht weg, aber die Winsch hält, los mach schon!" Er hatte sich auch ein Ende abgeschnitten und drehte sich die Leine quer über die Brust und unter den Armen durch über die Schultern zurück "Mach das auch so, und beeil dich, ich denke wir liegen bald im Bach!"

Das Donnern der Gaseruptionen schnitt ihm die Worte ab. Der Lärm war in ein infernalisches Tosen übergegangen, und dann explodierte vielleicht dreihundert Meter von uns entfernt das Feld, wie wir es genannt hatten. Eine Wassersäule schoss in die Höhe und riss Schlamm und Gestein mit sich, dann sackte sie um eine Gassäule zusammen. Wieder wurden Wasser und Schlamm zu einem Wall hochgerissen, aus dem sich Schwall auf Schwall über die Ebene ergoss. An mehreren Stellen konnten wir jetzt Eruptionen ausmachen, die den Wasser und Schlammfluss durchbrachen. Die ganze Fläche war in Bewegung. Eine neue Eruption warf einen riesigen Wasserberg in die Höhe. Er zerplatzte und die Wassermassen ergossen sich über das Feld. Wir konnten nicht erkennen, wie sich unter dem Wasser eine Steinwelle aufbaute. Sie schlug so plötzlich zu, dass wir hochgeschleudert wurden. Ich krachte auf das Deck, Wasser begrub mich, und ich kann heute noch das Gefühl des Sterbens haben.

Antonio hielt inne und streckte seinen rechten Arm über den Tisch. Es war bereits dunkel. Draußen auf dem Ozean leuchteten die Lampen einiger Fischerboote. Stille lag über dem Land, ein Hund bellte. "Ihr solltet morgen weiter reden, es ist schon spät. Antonio regt das nur auf, er ist immer ganz krank, wenn er die Geschichte erzählt hat! Dann schläft er nicht!" Hortensia räumte den Tisch ab, Francisco gähnte anhaltend.

"Nein, das Ende der Geschichte kommt ja bald, ich will das heute noch erzählen," hob Antonio wieder an. Wir merkten sehr wohl, wie sichtlich mitgenommen der alte Mann war, aber die Erzählung hatte auch ihn gepackt.

"Der Schlag hatte Gregorio auch in die Höhe geworfen, aber er landete zufällig auf den Beinen und stürzte nach vorn. Er griff in die Winsch und krallte sich fest, während das Boot wie durch ein Wunder in tiefes Wasser fiel. Neben dem Boot glitt der Felsen in die Tiefe. In diesem Augenblick war das Wasser sehr ruhig, abwartend ruhig. Sekunden später rissen die Strömungen in meterhohen Wellen das Boot mit. Wieder wölbte sich ein Wasserberg aus der tosenden Oberfläche des Ozeans, dann verschwand er in der strudelnden und schäumenden Wasserwüste. Gregorio lachte schrill auf, er schrie seine Wut, seine Verwünschungen und Flüche über ein dreckiges Meer, dann brach er zusammen, hustete und wimmerte. Innerhalb weniger Minuten lief eine gleichmäßige Dünung wieder über die Tiefen.

Ich hatte mir den Arm gebrochen. Fast teilnahmslos betrachtete ich meine abgewinkelte Hand. "Hier, sieh mal, mein Arm, da stimmt wohl etwas nicht. Gregorio, sieh doch mal mein Arm ist gebrochen." Ich grinste Gregorio an und schob ihm mit der linken Hand den hängenden Arm entgegen. Schmerzen spürte ich nicht. Der Anblick schien sein Gemüt zu bewegen. Er stemmte sich ächzend auf die Knie und kroch zum Steuerhaus. Unter Deck schwappte Wasser, alles schwamm, das Schiff lag ziemlich tief. "Ich weiß nicht, ob wir ein Leck haben, vielleicht ist das auch alles durch die Luken rein gelaufen, auch scheißegal, noch schwimmen wir!" Ich hörte ihn wieder kramen und fluchen: "Verdammter Arm, wir müssen pumpen, was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist"! Gregorio humpelte zur Backskiste. Er hantierte mit einigen Belegnägeln, die er um meinen Arm bündelte und zusammenschnürte. "So, das muss reichen!" Gregorio, dieser derbe große Mann, streichelte meinen Kopf: "Da siehst du es, Antonio, du lebst. Das war alles nur ein böser Traum!"

Ich glaube, wir saßen stundenlang im Schatten des Steuerhauses. Wir warteten auf eine Art Rettung, jemand musste kommen und uns abschleppen. Unsere Gedanken waren völlig unrealistisch. Der Durst und der ständige Husten wurden zur Qual. Und allmählich kamen die Schmerzen.

Am Nachmittag drang das Brummen eines Flugzeuges in unsere Sinne. Es drehte einige Kurven, und wir versuchten zu johlen und zu winken. Wir hangelten uns auf dem Achterdeck hoch. Da kam das Flugzeug dicht an uns vorbei und jemand hob die Hand hinter der Scheibe rauf und runter. Die Erlösung gab uns Auftrieb. Gregorio versuchte, ein Netz zu bergen. Das Wasser hatte jetzt den Maschinenraum geflutet. Das Dingi war verschwunden!

Zwei Stunden später lag das Schnellboot der Marine querab. Befehle, Leute hantierten, mit uns geschah etwas - geborgen! Erst später wurde uns bewusst, dass wir völlig krank waren und auf uns selbst gestellt keine Überlebenschance hatten. Nach allem, was wir erlebten, nach allen diesen glücklichen Fügungen in völliger Aussichtslosigkeit, empfand ich unsere Rettung als einen selbstverständlichen Ausgang.

Antonio drehte sein Glas und schwieg vor sich hin. Auch wir teilten mit ihm die Ruhe.

"Ach ja, das Glas! Ich griff es als sie mich von Bord trugen. Es kullerte an der Seereling und meine Hand glitt daran vorbei, da griff ich zu. Und seht mal her" ... er hielt zwischen den Fingern einen kleinen Stein... "der Stein war in dem Glas."

Epilog

Die Erscheinung, nennen wir sie einfach so, wurde von vielen Menschen gesehen. Auf La Palma waren die Umrisse einer flachen Insel im Südwesten zu erkennen. Sie tauchte wie aus einem Nebel auf und verschwand nach wenigen Minuten nach und nach. Auf El Hierro war die Erscheinung durchaus spektakulär. Auf Höhe des Leuchtturms in nordwestlicher Richtung war für Stunden ein Nebelfeld zu beobachten, das in ständiger Bewegung zu sein schien. Fischer aus La Restinga waren nur einige Seemeilen entfernt und berichteten von dunklen Umrissen, die von Zeit zu Zeit aus den Nebelschwaden auftauchten und Felsen sein konnten. In Folge dieser Ereignisse wurde an dieser Stelle wiederholt eine Tiefe zwischen 250 und 350 Metern gemessen. Die Schwankungen sind beachtlich, und die Tiefe völlig ungewöhnlich! Nach den San Juan-Eruptionen im Jahr 1949 verschwand der Fischberg. Er ist vermutlich zusammengebrochen.






Dienstag 28.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1014 hPa

Vermuten und friemeln

Es kann eine Last sein, immer die Nachricht hinter der Nachricht zu suchen und manchmal wird daraus fast so etwas wie ein kleiner Verfolgungswahn. - Das gibt es in der großen weiten Welt, genau so wie hier im Kleinen. Das geschieht meist so: Pressenotizen oder gar Konferenz und ein paar Journalisten mit Arbeitsplatzgarantie notieren dienstbeflissen die gesprochenen Worte und transportieren diese weiter. - Das kann im Fernsehen sein oder auch in der Zeitung und erst eine Nachbearbeitung der eigentlichen Nachricht wird dann interessant. - Das kann als Kommentar geschehen, als Kolumne, oder auch die gedruckte Antwort eines Pflichtoppositionellen sein, Ziel ist es immer, das in der ursprünglichen Nachricht nicht gesagte zu finden. - Das kann man positiv als aufklärend bezeichnen, gerät meist und eigentlich verständlich aber immer in die Richtung von Vermutungen, oder weil man sich Zusammenhänge friemeln will. - Das geht oft furchtbar in die Hose oder aufs Papier, aber fast ebenso oft trifft man damit auch die Zielscheibe. - Vielleicht einfach auch nur deshalb, weil die Streuung so groß sein kann wie die einer Schrotflinte und die Zielscheibe den Fähigkeiten des Schützen angemessen ist.

Ein Beispiel: Kleine Nachricht heute in der Tagespresse, eigentlich komplett zum Überlesen bestimmt, es sei denn, der Leser hat die entsprechenden Rezeptoren aufgelegt. - In der Gemeinde Breña Alta wird ein neuer Wasserspeicher gebaut und die Inselregierung gibt dafür 102.000 Euro aus. - Langweiliger können Nachrichten nicht sein, wir geben jedes Jahr Millionen für die Infrastruktur unserer Wasserversorgung aus. - Breña Alta, noch dazu La Pavona - War da nicht was? - Natürlich, da soll doch einer der segensreichen Golfplätze hin. Schon schnappt die große Schublade auf und die Gedanken bauen in Windeseile den Skandal, Inselregierung sponsert Privatinvestition mit dem Bau eines Wasserspeichers, damit das Green green bleibt und nicht brown wird. - Wie kommt man auf so eine Idee? - War da nicht etwa ähnliches in Fuencaliente, da sollen sogar Millionen für einen Wasserspeicher ausgegeben werden und auch da soll ein Golfplatz hin? - Natürlich und auch da hieß es, es sei zur Verbesserung der Wasserversorgung der Landwirtschaft. - In Fuencaliente wissen wir, dass es Probleme mit der Wasserversorgung gibt, weil alles Wasser von weit her angeliefert werden muss und bislang nur die unteren Regionen gut versorgt sind. - Oben aber gibt es eh nur Weinbau und der braucht kein Wasser. - Ähnlich verhält es sich in La Pavona. - Dort gibt es kaum Landwirtschaft außer Weinbau und ein großer Teil der dortigen Landschaft ist bereits an den Golfplatz-Promoter verkauft, was sollen also diese Investitionen? - Klare Aussage der Inselregierung, man will bessere Verhältnisse schaffen, um zukünftige landwirtschaftliche Unternehmungen sichern. Spätestens ab hier ist jedes Wort dagegen nur noch Spekulation und Vermutung und eigentlich wäre jetzt Carlo dafür zuständig, aber der sucht sich interessantere Themen raus… Manchmal frage ich mich, ob ich bereits so geboren bin und mich nie mit einer oberflächlichen Nachricht zufrieden geben kann. - Wahrscheinlicher ist es aber, dass es sich um einen Lernprozess aus Versuchen und Irrtümern handelt. - Jede Politik und Verfahrensweise baut sich ihre eigenen Kritiker zusammen, das ist fast wie in einer lang anhaltenden Ehe. - Und wenn man dann noch das Glück hat, in einer funktionierenden Demokratie zu leben, in der sowohl Politiker, wie auch die Kritiker so ziemlich jeden Blödsinn schreiben dürfen, dann ist doch wohl alles im greenen Bereich.



Montag 27.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 18 Grad

Carlo - San Borondón
Der Fischberg, zweiter Tag


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Francisco gesellte sich wieder zu uns, und auf dem Tisch stand eine Schüssel mit Chicharrones und Gofio. Hortensia hatte sich nochmals engagiert, und es kam mir etwas peinlich vor, weil ich überhaupt kein Geschenk mitbrachte und den Reden von Julio vertraute, dass es nicht nötig sei, noch in die Stadt zu fahren. "Nimm hier, ganz frisch gebraten!" Francisco schob mir die Schüssel zu und ich langte hinein. "Da siehst Du es, ich habe es Dir gesagt, er weiß mehr als mancher andere hier auf der Insel über die Geheimnisse der Tiefe und nicht nur das, er ist ein echter Augenzeuge!" - "Ja ja, ich merke das schon" nickte ich und bat um Nachsicht.
Denn vor einigen Tagen waren wir in den Bergen gewesen. Wir ruhten nach anstrengendem Aufstieg auf der Höhe und blickten nach Westen. "Da draußen muss San Borondón liegen!" Ich wollte der Erhabenheit unseres Blickfeldes Ausdruck verleihen und mir fiel nichts Anderes ein. "Nein, San Borondon liegt dort!" Francisco zeigte nach Südwesten "etwa da wo der große Schatten auf dem Wasser liegt!" Ich lachte. "Nein, dort liegt San Borondón, ich weiß das ganz genau", und wies in die andere Richtung! Eine Gruppe Wanderer kam vorbei. Wir schwiegen eine Weile bis Julio zum Aufbruch rief. Francisco reckte sich hoch und meinte trocken und bestimmt: "Mein Vater war dort, er muss ja schließlich wissen, wo er war, gehen wir!" - Und nun saßen wir hier seit Stunden und lauschten unglaublichen Erzählungen, mit denen Antonio uns auf die Folter spannte.

Antonio drehte wieder sein Glas und uns war das ein Zeichen, dass er jetzt weiter erzählen wollte, um die Geschichte zu Ende zu bringen, wie er die Unterbrechung mehrfach murmelnd missbilligte. "In den folgenden Wochen war ich einige Male mit Gregorio draußen gewesen", setzte er unvermittelt seine Erzählung fort. "Ich konnte ihm bereits gut helfen und bekam etwas Geld. Gregorio hatte ungute Gefühle und vermied es, das Gespräch auf die Nacht da draußen zu bringen". Antonio wandte seinen Kopf zur Weite des Ozeans, die untergehende Sonne erhellte sein Gesicht. "Gregorio verschwieg mir einiges, glaube ich, heute sagen zu dürfen, er wusste schon damals mehr, vielleicht war das auch ein Grund, dass er später die Fischerei an den Nagel gehängt hat und von hier weggegangen ist. - Nun wie dem auch sei, wir hatten wieder Kurs auf den Berg der Fische genommen. Den Namen hatte ich der Untiefe gegeben. Gregorio hatte nichts gesagt, er gab mir einfach das Ruder und ging schlafen. Als wir gegen Mitternacht ankamen, warf er wieder das Lot über Bord, und dieses Mal zog auch er unwillkürlich mehrmals an der Leine. Bei dreißig Metern erreichten wir den Grund. Gregorio schien unruhig und wir setzten einige hundert Meter zurück. Bei 45 Metern hatten wir wieder Grundberührung. Die See war ruhig, sternenklarer Himmel, es war Vollmond, doch die Ruhe schien ein Unheil anzukündigen, ich kann es nicht beschreiben. Ich starrte auf den Horizont, und da waren sie wieder - Boote. Gregorio hatte sie auch gesehen. Seine Worte schienen in der Luft hängen zu bleiben, so langsam vernahm ich eines nach dem anderen: "Das sind keine Boote, das sind Felsen!" Schlagartig drehte ich mich um, und dort waren sie auch, tauchten auf und tauchten ab. Aus der Tiefe kam ein dunkles Grollen wie von einem fernen Gewitter nur dumpf und drohend, nicht von dieser Welt. Wir hatten kaum wahrgenommen, wie plötzlich ein starker Strom das Boot erfasste und tanzend mit uns davonlief, alles begann zu rauschen, und dann öffnete sich das Meer vor uns mit einem Bersten und Krachen, ein riesiger Felsen wuchs hoch und zerbarst. Die Brocken stürzten herab und jagten meterhohe Wellen auf uns zu. "Festhalten," schrie Gregorio, dann überrollten uns die Wellen! Das Boot kam hoch und warf uns hin und her. Gregorio hatte sich aufgerafft und das Ruder ergriffen, der Motor dröhnte und Gregorio versuchte in dem Strom zu wenden. Es gelang ihm, und wir steuerten direkt auf eine Felswand zu, die sich vor uns zerteilte und mit einem Schwall stürzten wir in die Kluft und krachten auf den Felsen. Um uns jagten die Wellen die Wände hinauf und sackten ab in die Tiefe. Ein entsetzlicher Gestank lag über allem, er fraß sich in die Lunge und wir husteten beide und japsten nach Luft. Das Boot lag fest, ab und zu ging ein Ruck durch den Rumpf und wir hörten das Brausen des Meeres unter uns. Wir krallten uns im Bootshaus fest als könnten wir den wohl unvermeidlichen Sturz in die Tiefe aufhalten. Ich kann nicht sagen wie lange wir so lagen, wahrscheinlich waren wir auch eine Weile nicht ganz bei Sinnen, aber als ich einmal die Augen öffnete, war es hell. Ich sah Gregorio völlig verbogen unter dem Steuerstand. Ich wagte nicht, mich zu bewegen, die Angst lähmte alles und mein Bewusstsein schwand wieder dahin. Dann hörte ich ein Dröhnen und Stimmen brüllten durch meinen Kopf. Ich versuchte die Augen zu öffnen und langsam kam das Licht wieder zu mir und ich sah Gregorio. Er fiel zurück und stöhnte auf: "Ich dachte schon, ich bekomme dich nicht mehr wach!" Wir starrten einander an und husteten. Die Luft war wohl besser, es stank nicht mehr so wie in der Nacht zuvor, aber an allem haftete ein widerlicher, fauler Geruch.

Gregorio rutschte ganz langsam hinab zur der offen stehenden Tür des Steuerhauses. Das Boot lag etwas auf der Seite und ich konnte durch das Fenster einen gezackten Felsen erkennen. "Bleib so liegen!" Gregorio hatte die Türöffnung erreicht und streckte vorsichtig sein Bein hinaus. "Bleib ja erstmal so liegen, ich habe keine Ahnung ob der Kahn stabil liegt oder gleich mit uns abstürzt!" Ein leichter Windzug frischte die Luft im Steuerhaus auf, ich lag wie gefesselt und sah zu, wie Gregorio aus der Türöffnung glitt bis nur noch seine Hände die Schwelle umfassten. Erst löste er die eine Hand, dann waren beide Hände verschwunden. Ich atmete tief durch, eine fahle Sonne kam für einen Augenblick hoch und flutete den Raum, ich bekam einen unbändigen Durst: "Gregorio, was ist da draußen los?!" - "Komm raus, soweit ich das hier erkennen kann, haben wir einen idealen Liegeplatz" er brachte ein zittriges Lachen hervor. Mein eines Bein schmerzte, aber sonst war ich offenbar heil über die Runde gekommen. Ich ließ mich zur Tür hinaus gleiten und rutschte dann über Deck zum Seegeländer. Meine Füße fanden in dem glitschigen Schlamm schwer Halt, und als ich mich schließlich hoch hangelte, griff eine Hand in meinen Kragen und zog mich auf die Beine. Ich atmete schwer und lehnte mich an Gregorio, dem es aber auch nicht besser ging. "Hast Du irgendwo das Wasserfass gesehen" brachte ich stoßweise hervor, eigentlich, ohne eine Antwort zu erwarten. Allmählich gewahrten wir unsere nächste Umgebung. Das Boot lag zwischen Felswänden auf einem riesigen Brocken, leicht nach Steuerbord an die eine Felswand gekippt. Über uns ragte der Felsen wohl 10 Meter hoch, unter uns schien Wasser zu sein, denn wir hörten das Gurgeln eines Schwalls zwischen den Steinen. Allmählich drang die Sonne durch den Dunst, und wir ahnten um uns eine steinerne Höllenlandschaft. "Hast Du was von Wasser gesagt?" Gregorio löste den Griff von meinem Kragen und hangelte sich zu einer Backskiste hinter dem Steuerhaus. "Hier ist Wasser, komm her!" Wir tranken beide abwechselnd aus der Korbflasche. Das Wasser war aus einer anderen Welt. Es erinnerte uns an uns selbst, es brachte uns erst auf den Gedanken, in welch unfassbarer Situation wir uns befanden. Und dann brach dieses Bewusstsein durch. Gregorio nahm mir die Flasche aus der Hand: "Wir müssen sparen, wer weiß was noch alles kommt!" Er kroch wieder in das Steuerhaus: "Es ist halb zehn!" Ich hörte ihn kramen, ein Schlüssel polterte aus der Türöffnung. "Wieso steht die Maschine!?" - "Du hast sie gestoppt!" - "Quatsch!" - Die Luke zum Maschinenraum fiel gegen die Rückwand des Steuerhauses, und ich fühlte was Gregorios Hände berührten. "Das sieht hier alles gut aus, die Batterien haben Strom!"

Die Sonne brach durch, wallende Nebel bewegten sich wie eine Dünung über eine urweltliche Felsenlandschaft, die ein Gigant über das Wasser verstreut hatte. Vom Vorschiff aus konnten wir auf ein Feld zerborstener Felsen blicken, aber wir wagten nicht, das Schiff zu verlassen, alles schien sich in zu bewegen, ganz langsam, kaum dem Auge wahrnehmbar stiegen die Felsen auf und sanken ab. Das Felsenfeld war in ständiger Bewegung, es schwamm. Ich packte Gregorios Arm: "Sieh mal dahinten, da ist Land, da liegt ein Berg!" Wir versuchten, die immer wieder aufwallenden Nebel zu durchdringen, dann war das Land ganz deutlich zu sehen. "Das ist El Hierro, dann muss La Palma etwa dort zu sehen sein." Gregorio kletterte auf die Seereling und versuchte über die Felswand an Backbord die Berge la Palmas zu sehen. Eine Nebelwand zog hoch und wir husteten wieder. Es war ein ätzender schwerer Nebel, und als er sich endlich verzog, waren wir fast wieder so krank wie am Morgen. Dann sahen wir La Palma! "Die werden uns vermissen!" Gregorio atmete tief, die Nebelwand war über uns hinweg gezogen. "Sie werden uns suchen, werden sie wohl...!?" - "Wo sollen sie uns denn suchen, etwa hier, die wissen doch nicht wo wir sind!" - "Na, hör mal, das sehen sie doch, die sehen doch, was hier los ist. Wir müssen einfach aufpassen und wenn wir Boote sehen, dann geben wir ein Signal - Rauch zum Beispiel! - "Noch mehr Rauch?"

Wir saßen an Deck und husteten. Wenn sich die Schwaden für kurze Zeit verzogen, versuchten wir so viel wie möglich zu atmen und verfielen dann wieder in Hustenanfälle. Das Wasser ging zur Neige. Wir hatten wahnsinnige Kopfschmerzen und krochen in uns zusammen. Mit dem Abend überfiel uns eine hoffnungslose Ungewissheit. Der rote Schein über dem Trümmerfeld war wie erlöschendes Leben.






Montag 27.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1015 hPa

Potaje Canario

Ein leckeres Mahl, alles was der heimische Garten hergibt und je nach Konjunktur, ein bisschen Speck oder gar schieres Fleisch als Eintopf gegart. - Allerdings ergibt sich bei solch einem Eintopf, den man politisch auch als Koalition betiteln kann immer ein Nachteil, alles verliert seinen typischen Eigengeschmack und es wird einem wohl nicht mehr gelingen, die einzelnen Zutaten später wieder akkurat zu trennen. - Sie merken ja schon, dass ich hier nicht Kochrezepte austauschen will, es geht wieder mal über das was man Politik nennen kann, im Besonderen hier über die unangenehme Art, sein Fähnchen unbedacht in den Wind zu hängen. - Die Partei CCN, ausgeschrieben Centro Canario Nacionalista, sich selbst aber immer nur als Centro Canario betitelnd und noch in den autonomen Wahlen im Mai dieses Jahres darauf bedacht jegliche Ähnlichkeit zur dominierenden CC - Coalición Canaria zu vermeiden, entdeckt nun das Adjektiv nacionalista wieder neu. - Der stolze Oligarch Ignacio Gonzales aus Tenerife, Inhaber mehrerer Firmen, verstreut über alle Kanareninseln war angetreten, eine Alternative der Mitte anzubieten, die aber auch er nicht finden konnte. - Als Protestpartei mit Heimweh endet nun die proklamierte Selbstständigkeit. Für die Nationalwahlen im März 2008 überlegt man, zusammen mit der Coalición Canaria und anderen rein regional auftretenden Parteien eine Liste zu bilden.

Ich will ja nun nicht prahlen, das habe ich doch immer gesagt, aber da wo Ignacio Gonzales die Partei haben wollte, da ist einfach kein Platz. - Man räuberte sowohl im rechten Lager der Partido Popular, wie auch bei den regionalen Parteien, die sich, für Deutsche sehr unverständlich "Nationalisten" nennen. - Die Erklärung ist einfach. - Sieht man die Kanaren als Nation, dann handelt es sich bei dem Ausdruck lediglich um den Hinweis, man sei sehr lokalpatriotisch. Sieht man als Nation Spanien an, dann müsste es hier Regionalisten heißen oder gar Provinzialisten, da nutzt man lieber dieses in der deutschen Sprache so verständlicherweise belegte Wort, Nationalisten. - So geht für alle Anhänger und Abgeordneten der versprochenen Mitte, eben der CCN, ein kurz geträumter Traum zu Ende. Kommt es hart auf hart, dann ist mit der Eigenständigkeit kein Staat zu machen, nicht mal eine Region oder gar Provinz und man muss sich dem dominanten Grundgeschmack der Coalición Canaria unterordnen. - Nein, das müsste man natürlich nicht, man könnte auch das bleiben was man versprochen hat, eine klare Alternative zu dem bisherigen politischen System auf den Kanaren, aber dann würde man noch weiter ins Abseits geraten und der Parteichef, der angetreten war seinen politischen Einfluss zu erhöhen, hätte trotz seiner eingesetzten Millionen nichts erreicht. - Nur gemeinsam könne man so stark sein, bei den Nationalwahlen im kommenden Jahr wieder eine parlamentarische Gruppe nach Madrid zu entsenden. Genau diese hatte man nach den Kommunalwahlen verloren, nachdem die Gruppierung der NC - Nueva Canarias die Zusammenarbeit mit der Coalición Canaria aufgekündigt hat. - Die NC, natürlich auch Nationalisten, aber links der viel gesuchten Mitte, versucht sich nun abseits der Coalición Canaria wieder Eigengeschmack zu verleihen. Die so entstandene Lücke füllt nun willfährig die CCN, auf das der Brei niemals zu Ende gehe. - Umrühren nicht vergessen.



Sonntag 26.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 25,7 Grad - niedrigste Temperatur 17,4 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 19 Grad

Carlo - San Borondón
Der Fischberg, erster Tag


Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

"Gern rede ich nicht über die Ereignisse von damals." Antonio lehnte sich zurück. Sein Blick verband sich mit der Weite im Süden und nahm den Raum bis weit über El Hierro in sich auf. Mag sein, dass er Bilder sah, schnell wechselten Licht und Schatten und glitten mit seinen Sinnen in die Vergangenheit. Er war sichtlich alt geworden. Die Mühsal des palmerischen Landlebens hatte sein schmales Gesicht mit Furchen geprägt. Seine rechte Hand schob das Weinglas in kleinen Kreisen über den seit Generationen abgeschliffenen Tisch. Die kreisenden Bewegungen seiner Hand begleiteten seine Gedankenbilder und brachten sie nach außen. Langsam schob er seine linke Hand über die Tischkante, langsam dem kreisenden Glas entgegen, und dann erfasste er es mit beiden Händen und hielt inne. Wir merkten es, er war angekommen.

"Gregorio, er war ja Dein Onkel", er hielt inne, als ob er sich noch einmal vergewissern wollte, dass ich tatsächlich derjenige war, den Julio nach endlosen Vorgesprächen über mich und meine Neugier mitgebracht hatte. Auch Francisco hatte seinem Vater erklärt, dass ich ganz normal sei, einer von uns, wie er meinte, und trotzdem hatte Antonio mich misstrauisch gemustert und den Erklärungen gelauscht. Nein, Fragen werden nicht gestellt, vielleicht die eine oder andere nach dem Namen meines Großvaters oder der Anzahl Kinder von Gregorio und Almodena. Aber sonst - auch der Wein wird nicht gefragt, ob und wie er reifen will. Alles zu seiner Zeit.

Seit einigen Jahren bewirtschaftete Francisco die Bodega seines Vaters. Julio und ich hatten die Weine durchprobiert und waren an einem "Rojo" hängen geblieben, die anderen waren uns zu trocken und der Malvasier zu schwer. Hortensia hatte uns mit Käse und Avocados versorgt, nicht zu vergessen sind ihre Tortillas aus Maismehl, schließlich hatte sie jahrelang in Mexiko bei einem Bäcker geschuftet bis Antonio sie als Beute mitnahm, wie er mehrmals zu sagen pflegte. Dann kicherte sie verschämt und zog ihm die schlaffe Wange noch weiter nach unten. Aber die beiden waren einander wohl auch bis zum heutigen Tag in Liebe verbunden geblieben, ja, sie lebten ihr Leben!

Antonio räusperte sich. "Gregorio hat die Stelle entdeckt! Nie hat jemand davon berichtet, weder hier oder auf El Hierro, und alles, was ich weiß, kommt von ihm, und natürlich habe ich meine eigene Erfahrung damals gemacht." Er drehte das Weinglas um 90 Grad, nicht zufällig! Ich hatte schon längst entdeckt, dass dieses Glas ein Geheimnis barg und war nicht überrascht, als er sich einen Augenblick lang hinab beugte, um über den Rand etwas in der Weite anzupeilen. Dann drehte er das Glas ein wenig weiter. "Setz dich da auf die Bank", meinte er und legte seinen rechten, etwas gekrümmten Arm auf den Tisch, sein ausgestreckter Zeigefinger wies den Platz an. " Und nun blicke durch das Glas!"
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Ich erkannte die verblichenen Einteilungen einer Kompassrose und sah über das Glas hinweg auf das Meer, irgendwohin etwas außerhalb von El Hierro. Den Augenblick musste ich so lange wie möglich einfangen, wohl wissend, dass er sich nicht wiederholen werde. Ich blickte bis sich alles in Unschärfe verlor. " Dort liegt San Borondon", vernahm ich seine nachdrückliche Stimme!

Julio ließ es sich nicht nehmen, mich aus der Flut sprudelnder Gedanken wieder an die Oberfläche zu holen, zumal er nun auch einen Blick über die Kante des Glases in die andere Welt werfen wollte, aber bald abließ, weil er nichts sah, als ein verschwommenes Bild vor graublauer Weite. Wir setzten uns wieder.
"Dieses Glas hier, was hat es damit für eine Bewandtnis", meinte ich, das Gespräch endlich in Gang bringen zu müssen und ärgerte mich sofort über meine geschraubte Ausdrucksweise, die Antonio sehr wohl bemerkte. Er zog sein Glas wieder an sich und vermittelte mir den Eindruck, schweigend warten zu müssen. Die abendliche, vielstimmige Gelassenheit legte sich über Las Manchas, und Francisco schenkte nach.

"Dieses Glas gehörte einmal Gregorio. Er hat es wiederum von einem Mann aus England bekommen, der über viele Jahre hier wohnte und mit Gregorio Fischen ging. Er hatte auch das Boot einfach Gregorio überlassen, als er fortging. Es war ein gutes Boot mit einem starken Motor."

"Hat Gregorio Dir das Glas geschenkt?" Schon wieder ertappte ich mich mit einer unreifen Frage und schämte mich, aber dieses Mal sagte ich sofort zu Antonio, was ich fühlte, und er murmelte etwas vor sich hin, was ich nicht ganz begreifen konnte. Aber Julio half wieder mal aus und erklärte mir, dass ich ja so lange im Ausland gewesen sei und nicht mehr so genau wissen könne, wie man sich benimmt. Antonio nickte mehrfach. Ich war aufgenommen!

"In Eurem Alter solltet ihr nicht mehr so viel Wein trinken!" Antonio nahm den Faden wieder auf, und ich fühlte, wie ein großes Erlebnis aus seiner Jugend zu Erinnerung heranwuchs. "Wir hatten uns wieder und wieder gewundert, wie es Gregorio gelingen konnte, derart viel Fisch zu fangen, dass er sein Boot immer randvoll hatte, wenn er nach einer Nacht da draußen anlandete. Was uns wiederholt zum Grübeln brachte, waren nicht so sehr die Mengen, sondern er fing Fische, die wir hier nicht kannten oder nur sehr selten auf den Haken bekamen. Aber schmackhaft waren sie, und der Fischmann aus La Palma kaufte wohl ziemlich alles auf. Eines Tages als er mal wieder in Las Manchas Fisch verteilte, fragte ich ihn, wo er fischt. Gregorio war ein feiner Kerl, den konnte ich fragen, und er lachte dann auch und schlug mir auf die Schulter: "Komm doch einfach mal mit, Antonio, du bist alt genug und solltest etwas Brauchbares lernen!" Er trank seinen Wein aus und musterte mich. "Ja, komm mit mir auf die ewigen Fischgründe", scherzte er, aber dann wurde er ernst und ich höre die Worte noch heute: "Du musst ein Geheimnis für dich behalten, das kannst Du doch, oder?" - "Ja ja, sicher doch, wenn Du meinst!"

Es war ein großes Gefühl, Gregorio helfen zu dürfen. Er besaß viele Grundangeln, lange Schnüre mit Haken, die ich den ganzen lieben langen Tag lang beködern musste. Ich schnitt Makrelen in Stücke und setzte sie auf die Haken, und die Schnüre legte ich auf besondere Art in alte abgesägte Weinfässer. Von Zeit zu Zeit blickte jemand von den anderen Fischern vorbei und schüttelte den Kopf. Wir hatten auch Netze, die ich reparieren musste. Wir fischten Sardinen und andere Schwarmfische.

Als ich zum ersten Mal mit Gregorio auslief, war es fast schon dunkel. "Jetzt wirst Du eingeweiht", übertönte er das Wummern des großen Zweizylinders. "Wir gehen jetzt erst auf Kurs Südost, später löschen wir die Lampen und gehen auf Kurs Südwest. Versuch jetzt zu schlafen, die Nacht wird lang!" An Schlaf konnte ich überhaupt nicht denken, die Aufregung saß mir im Hals und das Schiff vibrierte und stampfte. Ich lag in den Netzen und sah den tanzenden Sternen zu. Plötzlich änderte sich alles, der Himmel drehte sich und das Boot lief ruhiger, der flackernde Schein der Positionslampen war verschwunden. "Sind wir jetzt auf Südwest" rief ich dem großen Schatten zu, der wohl Gregorio sein musste. "Ja, komm her, du kannst mal steuern, musst du auch noch lernen!" Gregorio erklärte mir den Kompass, das Log und die Uhr. "Wir laufen jetzt mit acht Knoten immer auf diesem Kurs, und in drei Stunden weckst du mich!" Er schlief gleich ein, und ich war allein mit der ganz großen Welt.
- "Welcher Kurs war das denn..." meinte ich, fragen zu dürfen, aber Antonio winkte ärgerlich ab, das gehöre doch nun wirklich nicht zur Sache und außerdem habe er das vergessen, weil es ganz unwichtig war, und später sei er genau so wie Gregorio nach Gefühl gefahren, ja, bis zu dem Tag, an dem sich alles ändern sollte. "Julio meint, dass Du noch vor dem Ausbruch des San Juan mit Gregorio fischen warst", versuchte ich vorsichtig, mich an genauere Angaben heranzutasten. - "Das war in den Jahren 1945 und 1946, aber ich habe später auch noch mit Gregorio gefischt - aber warum willst du das so genau wissen, es weiß doch sowieso keiner etwas ganz genau!" Antonio lehnte sich zurück an die Wand. Er schmunzelte. Zum ersten Mal sah ich ihn gelöst.

"In dieser ersten Nacht wuchs ich vor Stolz über mich hinaus und gegen Mitternacht weckte ich Gregorio. Er kam auch gleich auf die Beine und sah zum Himmel. Er hatte die Fahrt aus dem Boot genommen und ließ ein Lot auslaufen, Faden um Faden verschwand in der Tiefe, dann erschlaffte die Leine. Im schwachen Schein der Lampe las Gregorio die letzte Markierung ab. "Das sind 120 Meter, wir sind da! Hier, hol das Lot ein!" Er drückte mir die Leine in die Hand, "aber ordentlich in die Kiste!" Ich probierte noch einmal, das Lot auslaufen zu lassen, aber die Leine war schlaff. 120 Meter, hier draußen, das ist doch unmöglich, ich konnte es nicht fassen. "Los, hol die Leine ein!" Gregorio wurde ungehalten. "Wir haben keine Zeit, an die Arbeit!"

Gregorio warf den ersten Anker, die Trosse spulte ab und dann zog die erste Angelleine nach bis der zweite Anker fiel und die Boje über Bord ging. Und schon lief die zweite Angelleine aus dem Fass. Gregorio änderte nach jeder gesetzten Angel den Kurs um etwa 10 Grad, so dass die Leinen zum Schluss einen Halbkreis bildeten. Alles passierte im fahlen Licht der Steuerhauslaterne mehr mit dem Gefühl in den Händen als mit den Augen. Gegen ein Uhr waren alle Angeln gesetzt.

"Wir gehen jetzt auf 270 Grad, das kannst Du machen, los, mach schon! Du läufst mit halber Kraft fünf Minuten, sieh auf die Uhr, dann loten wir wieder!" Ich kroch in den Steuerstand und die Worte Gregorios bewegten meine Hände. Er hantierte mit den Netzen auf dem Achterdeck. "Halt an", rief er unerwartet! - "Aber es sind noch keine fünf Minuten vergangen." - "Egal, halt an, volle Kraft zurück! - Halt" - Ich merkte, wie er wieder die Lotleine über Bord warf. "Neunzig Meter, komm her, hol ein!" Noch heute habe ich die Maschine im Ohr, sie lief im Leerlauf und das im Takt mit meinem Herzschlag. Ich hatte Angst! Irgendetwas Riesiges kroch da unten herum und kam langsam nach oben, ein Monster, vielleicht stimmten die Geschichten doch, die sich die Leute über das Meer hier erzählten, von Booten, die einfach verschwanden...

Während ich mit langsamer Fahrt einen leichten Bogen abfuhr, ließ Gregorio das Netz für große Schwarmfische auslaufen. Es hängt mehrere 100 Meter lang an Schwimmern. Er hatte diese Konstruktion von dem Engländer übernommen und war offensichtlich sehr erfolgreich damit. "So, jetzt leg das Ruder auf 10 Grad nach Steuerbord und fahr langsam weiter", hörte ich ihn von achtern rufen, wo er eine Winsch betätigte, die eine Trosse am unteren Ende der Netze langsam durchgleiten ließ und damit das Netz immer mehr zusammenzog. Nach einer guten Viertelstunde hatten wir das ganze Netz ein Mal umrundet und Gregorio zog jetzt eine obere Trosse unter den Schwimmern durch. Das Springen und Platschen der Fische nahm zu - Makrelen! Eine Stunde lang schöpften wir die Makrelen ab und in den Bauch des Bootes. Ich weiß noch so gut wie ich alles vergaß und schöpfte, ich glaube, wir hatten an die fünfhundert Kilo!

Antonio machte eine Pause als ob ihn die Erzählung erschöpft hätte. Seine beiden Hände schlossen sich wieder um das Glas und er sah mich plötzlich direkt an: "Fünfhundert Kilo, kannst Du Dir überhaupt vorstellen, welche Menge das ist!?" - "Aber ja doch, im August fangen wir auch Makrelen mit Schleppleinen, da müssen wir einfach irgendwann aufhören, wenn es zu viele sind. Aber fünfhundert Kilo - das ist schon was!" Er blickte wieder in die Weite und drehte sein Glas. Wir warteten, Francisco schenkte nach.

"Ich kann mich nicht erinnern, wie Gregorio in der stockdunklen Nacht die Bojen der Grundangeln fand, und ich kann nicht vergessen, wie er auch hier die Trossen über die Winsch zog und ich fast zwei Stunden lang im Schein einer schwachen Lampe die großen Fische von den Haken nehmen musste, sogar viele große Muränen waren zu meiner Verwunderung dabei, aber vielleicht waren es andere Fische, die nur so aussahen. Es war wichtig, die Fische abzunehmen, weil die Haken sehr gefährlich waren. Es ist kaum zu glauben, wie Gregorio das allein immer geschafft hat. In dieser meiner ersten Nacht hatten wir das Boot voll geladen. Zur frühen Morgenstunde, ich spritzte gerade alles ab, erstarb der Motor und das Licht ging aus. Nur das Schwappen der Dünung unter dem Heck und das Schlagen einiger Blöcke und Tampen störte die rauschende Stille. Ich stand mit dem Schlauch in der Hand und sah Gregorio in gespannter Haltung aus dem Steuerhaus kommen. "Da sind verdammt noch mal Boote!" Seine Stimme klang rauh. "Was wollen die hier?! - Sieh mal da drüben die Schatten auf den Wellen, das sind doch Boote, sieh doch mal - was siehst du denn!?" Ich folgte den schemenhaften Bewegungen seines Armes - und dann sah ich sie auch - schwarze Schatten, die auftauchten und verschwanden. - Boote, sicher das waren Boote: "Gregorio, ich glaube das auch, das sind Boote - einige!" - "Nichts wie weg von hier," er hatte den Motor wieder angeworfen, er war noch heiß und kam schnell auf Touren, das schwere Schiff brach sich den Weg durch die Wellen nach Nordost.



Irgendwo da draußen



Sonntag 26.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa

Über Par

Der politische Rückhalt für die Golfplätze auf La Palma bröckelt. - Das hat zwei handfeste Hintergründe. Einmal gibt es großen Protest gegen die Golfplätze, gar nicht wenige vermuten heftige Umweltschäden durch den Bau dieser Anlagen und sehen auch die Gefahr für La Palma, sich mit den Golfplätzen einer Modebewegung anzudienen, die längst keinen Wachstum mehr verspricht, sondern sich andauernd neuer Konkurrenz beugen muss. - Auf der anderen Seite stehen die berechtigten Bedenken der Investoren, ihre Anlagen könnten sich nicht amortisieren und schließlich baut man diese überdimensionalen Fußballplätze nicht um die Landschaft zu verschönern, sondern um Geld zu verdienen. - Bislang genossen die, immerhin 5 möglichen Golfplätze ziemlich auffälligen politischen Schutz. Die fast alles regierende Coalición Canaria schien derart begeistert von der Idee der Golf-Insel La Palma, dass man bereits an ein Massenphänomen dachte, welches auf schwerwiegende Handicaps deuten könnte. - Das ist vorbei, selbst unser alt gedienter Inselpräsident, José Luis Perestelo rückte inzwischen von der Idee ab, die Golfplätze seien eine absolute Notwendigkeit für diese Insel.

Jetzt kommt noch eine herbe Enttäuschung für den Golf-Promoter in Breña Alta aus dem politischen Lager hinzu. - Dort will man einen Golfplatz bauen, aber der Investor möchte unbedingt die vorgesehene Bettenzahl kräftig erhöhen, sonst sei der Betrieb nicht lukrativ zu führen. Bislang waren für das Golfhotel nur knapp über dreihundert Betten vorgesehen, man möchte aber an die 500 haben. - Vor Monaten bereits verfasste man deshalb eine Eingabe an die Inselregierung, das Bettenpotential für das Golfhotel dort zu erhöhen. - Die Kommission in der Inselregierung, welche sich nun mit dem Antrag befasst, hat diesen abgelehnt und will den möglichen Betreiber auf seinen 300 Betten sitzen lassen. - Das könnte das Aus für den Golfplatz bedeuten, denn in einer Machbarkeitsstudie, welche der Investor in Auftrag gegeben hat, kann mit dieser Bettenanzahl kein Ergebnis unter Par herauskommen. Man spricht bei dieser Konstellation sogar über mögliche Verluste welche sich in 15 Jahren auf 16 Millionen Euro belaufen könnten. - Nun wissen wir ja, dass Gutachten eigentlich immer nur die Wunschvorstellung des Auftraggebers widerspiegeln sollen und man darf auf diese ganze Zahlenakrobatik mit Millionen und Astralgästen, die man den Scheichs in Dubai klauen will, eigentlich überhaupt nichts geben. - Für den Promoter bedeutet die Ablehnung seitens der Kommission nun erst mal einen satten Doppel-Boogie, aber noch nicht das komplette Aus. - Die Kommissionen sind zwar nach dem politischen Abbild in den einzelnen Korporationen besetzt, die eigentliche Entscheidung wird aber dann in den Plenen gefällt, so dass man die jetzige Ablehnung noch nicht als Urteilsspruch werten darf, sondern nur als gelbe Karte. - Eines ist allerdings nun klar geworden, es gibt keinen blinden und gehorsamen Rückhalt der Inselregierung mehr für die Golfplätze und das wäre ein erster Schritt, um eine echte und reelle Beurteilung dieser Anlagen auf La Palma zu gewährleisten. - Und wenn wir von Beurteilung reden, dann muss eines klar sein, die Frage muss lauten: Was bringen diese Golfplätze für diese Insel und nicht: Wie können wir es hinbasteln, dass die Investoren möglichst schnelle Gewinne einfahren.

Nach so viel Polemik und subversiver Agitation nun wieder ein fröhlicher Hinweis: Ab heute Abend kommen die nächsten Carlo-Geschichten. - Der San Juan hat Ruhe und das ist auch für die nächste Zeit gut so. - Carlo wird uns mitnehmen nach San Borondón, der mystischen und geheimnisvollen Insel da draußen unter unserem Horizont. - Wir wissen ja, dass ganz viele Menschen immer auf dem Weg sind nach San Borondón. - Manche kommen dort an, manche bleiben sogar da, aber wer wieder zurückkommt, der wird nicht über seine Erlebnisse von dort berichten. - Vielleicht hängt das ja auch mit der Tatsache zusammen, dass man von La Palma aus San Borondón nur ganz selten sehen kann. - Allerdings kann man von San Borondón aus unsere schöne und grüne Insel immer bestens sehen - 17 neue Geschichten, in augengerechten Happen warten auf uns. - Heute ist ein guter Tag.



Samstag 25.08.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 26,8 Grad - niedrigste Temperatur 16,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 18 Grad

Nachwachsende Rohstoffe

Die Guardia Civil hier auf La Palma ist fit. - Alle zwei Monate etwa nimmt man hier einen kompletten Rauschgiftverteilerring hoch. - Jetzt war es wieder so weit, man hört lange nichts von dieser Front und plötzlich zupft die Polizei gleich 7 Personen aus dem Tagesgeschehen. - Das machen die hier immer so, beobachten die kleinen Händler, bis man immer weiter nach oben gelangt in der Verteilerstruktur und dann kommt der freundliche Hausbesuch von den akkurat grün gekleideten Männern und Frauen. - Die Parallelen zu vorhergegangenen Verhaftungen sind ganz deutlich, mit dem einzigen Unterschied, dass dieses Mal wohl alles spanische Bürger waren und nicht wie sonst so häufig Drogenfachverkäufer aus Südamerika. - 46 Kilo Haschisch, kleine Mengen Kokain, reichlich Euro sowie Präzisionswaagen und weiteres Material welches man dazu benötigt, einen gediegenen Drogenhandel zur vollkommenen Zufriedenheit der Kundschaft zu betreiben, sind nun von einem aufstrebenden Jungunternehmen in Staatsbesitz übergegangen. Die Festnahmen fanden in allen vier größeren Orten der Insel statt, Santa Cruz, Los Llanos, El Paso und Breña Alta, die Festgenommenen waren allesamt männlich und 23 bis 41 Jahren alt.

Nun kann sich die Polizei kurz und knapp auf die Schultern klopfen, aber eben nur einen Moment, es wird wohl nie möglich sein, den Drogenmarkt völlig auszutrocknen. - Wo Nachfrage herrscht, da gibt es auch immer ein Angebot und Nachwuchsprobleme scheint es im Drogenhandel nicht zu geben, das schnelle Geld lockt da wohl immer und so muss man wohl auch die Drogenhändler als nachwachsende Rohstoffe betiteln. La Palma ist wohl auch auf dem Gebiet des Drogenkonsums keine wirklich freie Insel, allerdings haben wir wohl ein Problem weniger als die großen Kanareninseln, wir sind keine Durchgangsstation, sondern hier regiert der torkelnde Endverbraucher. - Die Kanaren haben sich immer mehr zum großen internationalen Einfallstor für Drogen aus vorwiegend südamerikanischen Ländern entwickelt und von hier aus wird dann weiter verteilt aufs Festland und bis nach Mitteleuropa. - Da La Palma keinen internationalen Zollhafen hat, können bei uns nur Schiffe und Boote anlegen, die zuvor bereits in einem anderen "Schengen-Hafen" abgefertigt wurden. Ebenso haben wir keine Direktflüge aus Südamerika, so bleibt es La Palma wenigstens erspart, auch noch die Drogen und die dazugehörigen Kriminellen für andere Regionen und Länder beherbergen zu müssen. -


Immer auf dem Posten



Samstag 25.08.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1015 hPa

Ethnologische Studien an der Tapa-Front

Für 2 Euro gibt's ein Bier und eine Tapa, den ganzen Monat lang und sogar noch bis zum 3. September. - Das nennt sich "Ruta de El Gallo" hier im Aridanetal, an der etwas mehr als 30 Restaurants und Bars teilnehmen und wer ein bisschen zurückblättert, der bekommt noch mehr Informationen dazu. - Nun hat man mal ein bisschen nachgeforscht, wer denn nun die fleißigsten Tapa-Jäger sind und hat seitens der Veranstalter auch zwei ethnologische Gruppen auftun können. - Es sind besonders Touristen vom spanischen Festland und residentiale Teutonen, welche mit dieser Werbeaktion durch die Kneipen ziehen und ihre Geldbeutel dabei nicht übermäßig belasten wollen. - Ich frage jetzt mal nicht nach, wie dieses Ergebnis der Untersuchung zustande gekommen ist, man hat wohl die Wirte einiger Lokale befragt. - Bemerkenswert ist das allerdings schon, sind doch die Deutschresidenten hier gegenüber der so genannten einheimischen Bevölkerung deutlich in der Minderzahl, aber wenn es um Schnäppchen geht, dann ist dem Deutschen an sich kein Weg zu weit.

Meine Beobachtungen stützen das mit den Gästen vom spanischen Festland wohl, die vermehrte Billig-Tapaaufnahme meiner Volksgenossen ist mir ganz ehrlich nicht aufgefallen, das mag aber auch daran liegen, dass ich mich meist nicht in Etablissements aufhalte, die bevorzugt von Mitteleuropäern besucht werden. - Aber man muss bemerken, dass dieses Jahr mehr Menschen die "Ruta de El Gallo" mitmachen als noch letztes Jahr. - Gegen den Trend der Festlandsspanier und ausländischer Residenten konnten wir aber gestern Abend noch einen Trupp Profi-Tapateure beobachten. 12 Mann und Frau hoch hatten sich diese Einheimischen einen Minibus gechartert, der sie einen Tag lang an so ziemlich alle Restaurants des Aridanetals bringen sollte, die eben an dieser Aktion teilnehmen. - Es war halt schon Abend und die Barbanera war wohl die dreizehnte Station auf ihrer kulinarischen Erkundungsfahrt. - Leicht angeschlagen, aber noch lange nicht besiegt zeigte sich die wackere Truppe, auch das vierzehnte Bier muss rein und eine Tapa dazu. - Ich müsste leider passen bei so vielen Tapas, ja vielleicht sogar bei so vielen Bieren, aber die Idee sich einen Bus zu mieten und das zusammen mit Freunden zu machen ist natürlich grandios. - Schlappe 160 Euro kostet der klimatisierte Bus mit 18 Plätzen am Tag und so kann man ohne Gefahr für Fremdleben und eigenen Führerschein den Gallo (Hahn) mal so richtig raushängen lassen. - Leider hatte ich keinen Photoapparat dabei um ein Bild der fröhlich verzerrten Truppe beizusteuern. - Welch Schande über mein Haupt. - Sie müssen mir einfach glauben, Frohsinn in Reinkultur und sicherlich muss niemand von denen heute arbeiten. - Schließlich war die Barbanera erst Station 14 von mehr als 30… Man kann übrigens die beste Tapa auch im Internet bewerten, unter www.larutadelgallo.es kann jeder abstimmen, was einem wo am besten gemundet hat. - Das kann man auch tun, obwohl man noch nie auf La Palma war, aber wer macht denn so was…


La Ruta de El Gallo



Freitag 24.08.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 24,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 20 Grad

Hintergrundbrummen um den Nationalpark

Nein, die Caldera hat keinen Tinnitus und dennoch rauschen schon wieder Gerüchte durch das Land. - Allerdings nicht nur Gerüchte, sondern auch ein paar Vorschläge, aus erfahrenem Mund, die man zumindest mal anhören und überlegen sollte. - Nach dem Unfalltod eines Briten in der Caldera vor genau drei Wochen muss wieder überlegt werden, wie man denn die Wanderungen in unserem Nationalpark sicherer machen kann. - Fragt man die erfahrenen Leute der Bergvereine "Jurria Tenerra" oder "Junonia", dann bekommt man ziemlich einmütig zu hören, niemand sollte ohne Führer in die Caldera gehen und die Anzahl der bisherigen Wanderwege begrenzt werden, weil einige einfach nur für Messner und Co geeignet erscheinen. - Ziemlich drastisch, aber nach jedem Bergunfall wieder nah an die Wahrheit gerückt, fast alle Unfälle geschehen, weil Wanderer vom Weg abgekommen sind oder sich schlichtweg übernehmen. Auch wenn meist nur Verletzungen die Folge sind und selten ein Todesfall zu beklagen ist, es ist immer ein enorm großer Aufwand jemanden aus dem großen Kessel zu bergen. - Muss der Hubschrauber kommen, weil der Verletzte sonst über Kilometer getragen werden müsste, dann geht das auch reichlich ins Geld, was übrigens der Gerettete bezahlen muss, wenn es seine Krankenversicherung nicht bezahlt.

Wie kann man sich aber so etwas vorstellen, nur noch geführte Wanderungen. - Einmal bliebe wohl der kurze Abstecher vom Parkplatz einfach das Flussbett hinauf ohne Einschränkung, der Weg bis zum Farbenwasserfall ist nicht so schwierig, den kann noch jeder machen. Ab dort würde man gerne für alle "Fußgänger" Halt machen, denn alleine schon das Überwinden der Farbenwasserfalls ist nicht ohne, da sind schon manche ganz schnell wieder heruntergekommen, weil sie an den kleinen nassen Stufen abgerutscht sind. - Die große Calderatour, von Los Brecitos zurück zum Parkplatz sollte dann in begleiteten Gruppen geschehen, wobei ein Caldera-erfahrener Mann oder Frau die Wanderer begleitet und auf dem rechten Weg hält und so Notfälle verhindert. - Sollte es dann doch noch passieren, dass jemand umknickt oder stürzt, dann wäre sofort jemand zur Stelle, der Erste Hilfe leisten könnte und dann die entsprechenden Rettungsmaßnahmen einleiten könnte. - Das geht natürlich nicht ganz umsonst, die Wanderer müssten dann schon mit, vielleicht 5 Euro pro Kopf rechnen. - In dem Preis wäre dann allerdings auch eine Rettungsversicherung inbegriffen, so stellt man sich das vor. - Die Führer müssten nachweisen, dass Sie alle Requisiten beibringen um solche Touren zu begleiten, also mindestens sehr gute Kenntnis der Caldera, Kursus in erster Hilfe und ständige Verbindung mit dem Nationalparkpersonal wegen möglicher Wetterphänomene oder eben wegen irgendeines Unfalles. - So zumindest stellt man sich das aus Sicht derer vor, welche die Caldera besser kennen als fast alle anderen hier und zumindest muss man darüber reden, ob solche Maßnahmen tragbar und sinnvoll wären. - Seitens der Gemeinde El Paso und der Nationalparkverwaltung ist man diesen Vorschlägen gar nicht abgewandt, lässt sich doch so der Schutz des Parks, aber auch deren Besucher am besten gewährleisten. - Nicht beeindruckt von solchen, zugegeben ziemlich einschränkenden Bestimmungen zeigt sich der dritte im Bunde derer, die im Nationalpark was zu sagen haben und das wäre die Inselregierung. - Die fürchtet natürlich um die touristische Attraktivität, wenn man den Zugang so regelt und damit vielleicht den einen oder anderen Freigeist abschreckt und so wird man noch lange und viel darüber reden, wie man denn das Wandern in der Caldera sicherer macht. - Vielleicht wird man sich ja einig, noch bevor man den nächsten Todesfall beklagen muss, weil jemand die markierten Wege verlassen hat.


Farbenwasserfall in der Caldera de Taburiente



Freitag 24.08.07 - 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1013 hPa

Kein Geld für La Palma

Falsche Projekte, schlecht gepokert oder einfach nur Pech gehabt. - Im jährlichen Subventionslotto des Kanarischen Arbeitsamtes geht La Palma dieses Jahr leer aus. - Wunderbare Sachen konnte man mit Hilfe des "Servicio Canario de Empleo" auf die Beine stellen, wenn diverse Projekte, welche entweder die einzelnen Gemeinden, oder auch die Inselregierung auflegten, mit reichlich Geld unterstützt wurden. Das ergab dann die schönen "Talleres de Empleo" in denen arbeitslose Menschen für einen abgegrenzten Zeitraum Anstellung fanden, dabei eine Ausbildung genossen und zugleich für die Gemeinden öffentliche Aufgaben erfüllten. Viele Gebäude wurden so restauriert oder gar neu gebaut und manche Gemeinde kam mit diesen Mitteln überhaupt erst in die Lage manches Unterfangen anzugehen. - Natürlich handelt es sch dabei um Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die nicht nur hier in der Diskussion stehen, aber für viele Menschen waren diese "Talleres" der Start in das Berufsleben, weil überwiegend Jugendliche ohne vorherige Ausbildung in den Genuss dieser Maßnahmen kamen.

Bislang bedeckte man La Palma immer fürsorglich mit Geldern, nun geht die Insel komplett leer aus, kein einziges der vorgestellten Projekte wird dieses Jahr noch vom Arbeitsamt gefördert. Der große Gewinner ist dagegen Gran Canaria, dort alleine werden 21 "Talleres" (heißt eigentlich Werkstatt) gefördert. Auch nach Tenerife geht Geld, dahin allerdings nur Mittel um 13 Projekte zu fördern und wenigsten ein bisschen Anschub für ein paar Aufgaben gehen nach Lanzarote und La Gomera. - Warum, wieso, weshalb, das erklärt das Arbeitsamt einfach unter dem Motto, man hätte alle Anträge geprüft und nach Wichtigkeit aussortiert und so kommen dann diese Entscheidungen. - Das bedeutet Trübsal für 12 der 14 palmerischen Gemeinden, die ziemlich sicher mit Förderungen gerechnet haben, weil eben bislang unsere Insel doch wohl bevorzugt behandelt wurde. - Schluss mit lustig seitens des Arbeitsamtes, jetzt müssen die Gemeinden hier selber sehen wie sie an Mittel kommen, um die den Wählern versprochenen Aufgaben zu stemmen. - Auch auf Tenerife ist man verstimmt über die offensichtliche Bevorzugung Gran Canarias, aber das ist immer so, die Konkurrenz und der Neid zwischen den beiden großen Inseln ist allgegenwärtig.



Donnerstag 23.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 25,9 Grad - niedrigste Temperatur 19,8 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 20 Grad

Jetzt kommt Costas mit dem Hammer

Costas ist in diesem Moment kein schniefäugiger griechischer Bänkelsänger, sondern die Kurzform für Dirección General de Costas, die staatliche Küstenbehörde, welche Teil des Umweltministeriums ist (Ministerio de Medio Ambiente). - Über "Costas" haben wir hier schon viel gesprochen, geht es doch meist um unsere Küstenlinie und die mögliche Bebauung. - Das absolut verständliche Gesetz, dass es in direkter Küstennähe keine Bebauung geben soll sorgt ja immer wieder für reichlich Polemik und Interessenkonflikte. - Nun aber packt Costas den Holzhammer aus und verändert die Breite des geschützten Küstenstreifens von bislang 20 Meter auf satte 100 Meter ab mittlerer Wasserlinie. - Diese Änderung gilt für ein 4,5 Kilometer langes Küstenstück ab dem Barranco de Las Angustias bis zur Playa de Los Perdidos, nicht mal mehr 500 Meter von der Playa de Los Guirres (Playa Nueva) entfernt. - Da juchzt der Naturschützer und es flieht der Investor, denn das würde bedeuten, dass an der gesamten Küste bis hin zur Playa de Los Guirres sämtliche Bebauungspläne hinfällig werden. Die Küste dort gibt es von der Breite einfach nicht her, dass man hinter den 100 Metern noch ein Gebäude hinstellt wenn es dicker sein sollte als eine Briefmarke.

Für viele der dortigen Grundstücksbesitzer kommt das einer Enteignung gleich, denn ein Grundstück auf dem man nicht bauen darf, auch nicht um- oder anbauen, ist für den Immobilienmarkt verloren. - Einige Spekulanten sollen dort auch kräftig gekauft haben, um am zukünftigen Boom der Küstenzone Tazacortes mit einem guten Schnitt Teil zu haben, das ist dann was für die Abteilung "klammheimliche Freude". - Aber auch für das bereits im Bau befindliche Apartmenthaus "Los Tarajales" kann dieser Ministererlass sehr gefährlich werden, der Bau dieses Luxusapartmenthauses ist eh urbanistisch umstritten und könnte nun völlig aus aller Legalität herausrutschen. - Es handelt sich dabei um den mehrstöckigen Bau, der an der schmalen Stelle zwischen dem Hafen und dem Barranco de Las Angustias hochgezogen wird. - Man kann nur vermuten, was Costas mit dieser drastischen Maßnahme will, man muss das wohl als Schlag gegen eine mögliche Verbauung der Küste im Bereich Tazacortes vermuten. Ab dem Barranco de Las Angustias bis an die Felsen von El Time bleibt der 20 Meter-Streifen gültig, aber dort gibt es in direkter Wassernähe nur noch das Gelände des epochal unvollendeten Meerwasserschwimmbeckens und der schmale Streifen auf dem sich das durchaus passable Restaurant "Playamont" befindet. - Die Gemeinde hat sich noch nicht dazu geäußert, kein Wunder, die Bombe platzte erst heute, allerdings könnte man auch vermuten, dass diese Nachricht schon vorher durchgesickert ist. - Ziemlich plötzlich zog sich vor etwa einem Monat der auffälligste Investor in Sachen Tazacorte komplett zurück, die "Inversiones Cock S.L.", vielleicht wussten die schon von Costas Keulenhieb in Sachen Küstenlinie. - Unklar bleibt, neben so manchen anderen Fakt auch, ob die Ausdehnung der Küstenschutzlinie bei Tazacorte ein Einzelfall bleibt, oder ob das für andere Ecken der Insel auch droht.



Donnerstag 23.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1013 hPa

Öffentliche Diskussion

An der Playa de los Guirres, oder von vielen auch Playa Nueva genannt, gab es keine öffentliche Diskussion um den Abriss der dortigen Gebäude. - Da ist jetzt alles platt und eilig hat man sich bemüht, den Strand dort schöner zu machen als zuvor, gerade so als wolle man schnell über den kompletten Abriss aller Hütten dort hinweghelfen. - Weitere Siedlungen stehen nun auf der Liste, die Abrissverfügungen sind längst verschickt, aber mit La Bombilla, Teilen El Remos, La Zamora, Punta Larga und den Häusern um die Leuchttürme von Fuencaliente wird es nicht so einfach mit dem Abriss werden. - Im Unterschied zu den Hütten an der Playa de los Guirres haben die anderen Siedlugen Lobbyisten und einen ziemlich großen Rückhalt in der Bevölkerung. - Heimlich still und leise geht da gar nichts mehr, es bemühen sich Anwälte, Lokalpolitiker und nach dem großen Presseecho schaltet sich nun auch noch die Inselregierung ein und stellt sich gegen den Abriss der Siedlungen im Süden La Palmas. - Damit sind die Hütten noch nicht gerettet, aber der Beweis geführt, wie wichtig und notwendig ein großes Presse- und Bevölkerungsecho ist, um eine öffentliche Diskussion über ein bestimmtes Thema herbei zu führen.

Vor lauter Diskutieren darf man aber auch nicht die Realitäten vergessen, die Siedlungen befinden sich auf hoheitlichem Gebiet welches der Küstenbehörde untersteht und nach dem Gesetz müssen die schlicht und einfach weg. - Primitivo Geronimo, alt gedienter Kulturrat im Inselparlament hofft nun auf einen Kunstgriff, welcher die Siedlungen retten könnte, gibt sich aber nicht sehr siegessicher. - Man müsste die Häuser und Hütten dort zum Gebiet öffentlichen kulturellen Interesses machen, "Bien de Interés Cultural", dann könnte man, trotz der eigentlichen Illegalität, diese Siedlungen retten. - Primitivo Geronimo ist nicht so primitiv, wie das vielleicht sein Name vorgaukelt, es wird schwer werden, der Küstenbehörde das so zu verkaufen, aber rechtlich scheint es keinen anderen Weg zu geben. - Der Vorstoß der Inselregierung bringt aber auch sofort neue Stimmen zum Thema, wie es sich in einer öffentlichen Diskussion eben gehört. - "Ich will dann aber auch eine Hütte am Strand" hört man schon mal, und "Die Playa de los Guirres ist jetzt aber schöner als vorher". - Gut, wer Diskussionen anstößt muss natürlich auch mit anderen Argumente rechnen als eben nur den Rettungsgedanken um die Hütten. - Dabei verliert man aber den eigentlichen Punkt schnell aus den Augen und streitet sich, anstatt die wirkliche Gefahr, die hinter dem Abriss der Hütten steckt, gemeinsam anzugehen. - Diese Siedlungen stören den heftigen Ausbau einer touristischen Infrastruktur an unseren Küsten und alles Gerede um eine Rekonstruktion der Küstenlinie ist nur vorgeschobene Augenwischerei. Investoren und kurzsichtige Wachstumsjünger wollen La Palmas Küsten für den Massentourismus konfektionieren und dabei stören die wilden und illegalen Siedlungen einfach.



Mittwoch 22.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71% Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,0 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 24 Grad, niedrigste 20 Grad

Wenn der Teufel interessanter ist als die Jungfrau

Werbetechnisch ist das auch ganz klar, mit dem Teufel kann man mehr hermachen als mit einer Jungfrau, selbst hier bei uns auf San Miguel. - Kleines Stutzen, San Miguel? - Soll aber eben nur beweisen, dass vieles im Leben eigentlich gar nicht das zu sein scheint um was es wirklich geht. - Diese Insel heißt gar nicht La Palma, sondern San Miguel und führt nur als nähere Erklärung den Beinamen de La Palma. - Dann gibt es noch ein sehr berühmtes und ausschweifendes Fest auf dieser Insel, welches irrtümlich oft das Teufelsfest genannt wird. - Ätsch, das ist nicht das Teufelsfest, sondern man feiert die Schutzpatronin des Ortes Tijarafe, die Virgen de Candelaria. - :Wo eine Jungfrau ist, da vermutet der streng Gläubige natürlich immer auch den Teufel um die Ecke und in Tijarafe hat man das so weit vertieft, dass nun der Teufelstanz zum absoluten Höhepunkt der jährlichen Fiesta geraten ist. - Man hat das sogar so weit getrieben, dass der "Danza del Diablo" inzwischen als geschütztes Kulturgut angesehen wird, eine Ehre, die so mancher Jungfrau nie zuteil geworden ist. - Ohne Witz, der Teufelstanz in Tijarafe ist zum "Bien de Interés Cultural" erklärt worden, das bedeutet, dass dieser Auftritt des Teufels, so wie er in Tijarafe geschieht, eigentlich von niemand anderem kopiert werden darf. - Das ist, um es vorsichtig auszudrücken, auch nicht unbedingt empfehlenswert. - Der Teufel, in der Tijarafe-Ausführung trägt jede Menge Feuerwerkskörper in seiner Rüstung versteckt und die werden im wilden Tanz durch die Menge dann entzündet. Das führt zu reichlich Frohsinn und wenig klerikaler Einkehr, meist aber auch noch zu sehr handfesten und weltlichen Verbrennungen der Teufelsjünger und des Teufels selbst auch.

Zuallerletzt besiegt die Virgen de Candelaria den Teufel natürlich und er geht vor ihren Augen zu Grunde, aber der eigentliche Sieger ist in dieser Nacht, oder besser in den frühen Morgenstunden der Teufel mit all seinen Verlockungen. - In der Nacht vom 7. zum 8. September findet dieser teuflische Tanz statt und wer sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen will, der sollte ein paar Grundregeln beachten. - Auf keinen Fall teure Kleidung anziehen, Sie werden in dieser Nacht niemanden finden, der Ihre Anzeige entgegennimmt, der böse Teufel hätte ihr sündhaft teures Kostüm angekokelt. - Die Polizei der kompletten westlichen Inselseite ist in der Nacht unterwegs, die betrunkenen Autofahrer vor den paar Stocknüchternen zu schützen. Es ist immer wieder vorgekommen, dass ein paar nicht alkoholisierte Fahrer völlig falsch und unerwartet reagiert haben, auf die in kompletter Harmonie dahin ziehenden Karawanen am frühen Morgen nach dem Teufelsfest. - Wer nicht mitfeuert und trotzdem am 8. September in der Früh den Nordwesten der Insel besuchen will, der sollte Tijarafe sehr großzügig umfahren, am besten gleich über San Borondón. - Noch ein Tipp, es hat wenig Sinn, bereits am Abend dort hin zu fahren und zu hoffen, man könnte ein bisschen von dem wilden Fest einfangen und dann am nächsten Morgen wieder fit für eine 20 Kilometerwanderung sein. Der Teufel kommt nicht vor 2 Uhr morgens aus seiner Garage getanzt und ich glaube mich sehr gut daran zu erinnern, dass dieses Fest und der Tanz und die Verbrennungen bis in den frühen Morgen nicht ohne reichlichen Zuspruch an gewisse geistige Getränke zu überstehen sind. - Sie wissen ja, wer mit dem Teufel tanzen will…. -


Danza del Diablo en Tijarafe



Mittwoch 22.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1012 hPa

Tunnel anstatt oder für die Autoahn

Gierig warten wir ja auf alle neuen Nachrichten seitens der Provinzregierung, was denn nun aus den Autobahnplänen wird. - Ganz still ist es geworden, fast so still, dass man hoffen könnte, die suchen ganz tief nach einer anständigen Lösung um sauber aus diesem Wahnwitz Autobahn durchs Weltbiosphärenreservat wieder heraus zu kommen. - Inzwischen haben wir ja einen neuen Rat für Infrastruktur im Provinzparlament, den als Bürgermeister von Los Llanos so erfolgreichen Juan Ramón Hernández, der in seinem lokalen Flächennutzungsplan die böse Schlange durch das Aridanetal nicht berücksichtigt hat. - Einfach so die Autobahn nun öffentlich und laut zu versenken, das kann man alleine schon auf Rücksicht zu dem nach oben hinausbeförderten Vorgänger nicht, dem ebenso Palmero Antonio Castro, auch Asphalt-Toni genannt. - Für den war dieser Autobahnbau ja so etwas wie sein Lieblingsstück, nun aber ist der Parlamentspräsident, nicht Regierungspräsident, also eher ein Posten auf den man Leute hieft, damit sie nicht mehr viel Unheil anrichten können. - Es gibt ja bei der Coalición Canaria das Problem des fehlenden Lebensraums im Osten. Diese Partei existiert auf dem spanischen Festland nicht und hat weder in Madrid noch Brüssel Bedeutung, man kann also niemanden dort hinloben um ihn los zu werden, die Leute müssen hier vor Ort nach der politischen Halbwertszeitregel entsorgt werden.

Vom neuen Infrastrukturrat bekommen wir noch keine Knochen "wg" Autobahn, aber Francisco González, Generaldirektor für Infrastruktur auf den Kanaren meldet sich nun mit einem neuen Vorschlag für La Palma zu Wort. - Auf die Autobahn geht er mit keinem Wort ein, ist also immer noch nicht wieder besprechbar, aber einen neuen Cumbre-Tunnel könnte er sich für La Palma vorstellen. - Gut gebrüllt Francisco, dagegen kann eigentlich niemand etwas haben und überlegt man mal ein bisschen weiter, dann macht das sogar am meisten Sinn, wenn man den schon unbedingt eine funktionierende Infrastruktur verbessern will. - Parallel zum jetzigen neuen Tunnel sollte eine zweispurige Röhre dann auch den Verkehr von Ost nach West aufnehmen, der ja bislang immer noch über den alten Tunnel läuft, der sicherlich nicht mehr den gewachsenen Sicherheitsansprüchen genügt. - Fahrzeitverkürzung von Ost nach West wohl deutlich bei 10 Minuten, eine große Erleichterung vor allem für Pendler und Berufskraftfahrer, welche die Inselseite öfter am Tag wechseln müssen. - Stutzig macht mich allerdings die Aussage, es sei noch kein Geld da für den ganz neuen Tunnel, denn selbst ein Teil der Kosten für die Autobahn würde den Tunnel möglich machen. - So muss man das auch ganz vorsichtig sehen, der Tunnel ist nicht nur als Alternativprojekt zur Autobahn zu werten, sondern kann durchaus auch als Ergänzung dazu gesehen werden. - Richtig viel weiter sind wir also nun auch nicht, was denn nun mit den Autobahnplänen so geschieht, aber vielleicht sind das ja vorbereitenden Maßnahmen zur Vernunft, die da nun aus Regierungskreisen zu hören sind. - Das ist meine, natürlich immer von Optimismus geprägte Version.



Dienstag 21.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 26,0 Grad - niedrigste Temperatur 19,3 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 26 Grad, niedrigste 20 Grad

Das crayzed total - bunte Fortsetzung von gestern Abend

Ja, ja so blau-blau-blau blüht der Enzian… Am Anfang dachte ich, ich bekomme einen blauen Star. - K0115 ist flächig aufgebracht und irgendwie sieht ja jede Farbe auf diesen kleinen schmucken Täfelchen anders aus als dann auf freier Wildbahn, oder besser Wildwand. - In zwei Stunden waren wir locker fertig, ganz einfach weil alle mitgeholfen haben, unseren blass-weißen "porche" nun in einem blauen Laubengang zu verwandeln. - Heftig, was meine Frau da ausgesucht hat, aber Mut zur Farbe muss sein und als wir dann die Gartenmöbel wieder dazugerückt hatten, dann war auch schon alles wieder halb so blau. - Gut, mir ist immer noch ein bisschen schwindelig, die Netzhaut muss sich wohl erst umstellen auf diese Farbattacke, aber die Kinder und die Frau haben den gesamten Platz gleich in Beschlag genommen und planen jetzt weiter. - Kein Wunder, dass der grüne Polstersessel, den wir auf unserer Terrasse haben nun nicht mehr zu seiner neuen blauen Welt passt. Und auch der Rest der Gartenmöbel sieht nun ziemlich angestoßen aus, gegenüber dem strahlend blauen Umfeld. - Daraus folgt der besorgte Haushaltsmittelstand (Haushaltsvorstand ist einfach nicht mehr zutreffend), es wird Nachfolgeinvestitionen geben müssen, um das Außenmobiliar nun an die neue Umgebung anzupassen. - Ich hatte das irgendwie geahnt, aber es mir noch nicht wirklich verinnerlicht und wenn ich gewisse Gesprächsfetzen rekonstruiere, dann meine ich doch tatsächlich irgendwas von IKEA gehört zu haben und wie toll das doch sein wird mit dem Papa und dem Pickup und in der Nacht mit der Fähre und Mc Donald´s auf Tenerife und da gäbe es so viele Blaus, wie gestern bei Berto auf der Farbskala.

Nichts im Leben bleibt ohne Folgen. - Für mich kommt so eine Weltreise wie nach Tenerife gar nicht in die Tüte. - Das Spiel kenne ich bereits, ich muss die ganze Zeit beim Pickup bleiben, damit man uns die vielen Schätze nicht gleich wieder vom Auto lädt und bekomme lediglich die Reste ans Auto gebracht, wenn den Kindern nach dem Abgreifen der Spielfiguren im Kindermenü der Klops im Brot wieder nicht schmeckt. - Nicht mit mir, lieber streiche ich noch das ganze Haus in blauer Farbe, obwohl wir dann wohl mit unseren Nachbarn Ärger bekämen, weil dann müssten die auch neue Gartenmöbel kaufen, so energisch ist das Blau nach Wahl meiner Frau. - Den Kindern hat es einen riesigen Spaß bereitet, die Terrassenwände komplett zu verwandeln und dabei konnte man wieder mal wunderbar die unterschiedlichen Charaktere unserer Brut deklarieren- Während meine große Tochter wohl eher den Detail- und Ordnungssinn meiner Frau besitzt, ist die kleine zumindest vom Wesen her eher mir zugewandt. - Das bedeutet schnelles und flächiges Arbeiten, immer den farblichen Kollateralschaden der Fremdbeblauung duldend in Kauf zu nehmen. - Das zeigt aber wieder auch unsere gemeinsame Stärke, meine Frau und große Tochter würden nie ein komplettes Haus anstreichen können, weil sie einfach nicht schnell genug arbeiten. Dafür sind meine kleine Tochter und ich aber da, überziehen das komplette Umfeld schnell und schonungslos mit Farbe und die anderen kratzen dann den Rest wieder heraus. - Klasse hat die Natur das alles eingefädelt und ich habe endlich wieder neue Vokabeln gelernt. - Das crayzed total meinten meine Kinder, als man so den ersten Anflug der kommenden Blauphase der Wände ahnen konnte. - Die Schreibweise des Wortes kann wohl noch eingedeutscht werden und ursprünglich soll das mal vom englischen Adjektiv crazy stammen. - Paul ist allerdings nicht mit der Farbwahl einverstanden, er kam an, sah und ging. - Vielleicht hat er sein Zuhause noch nicht wieder erkannt und sucht nun immer noch nach einer weißen Terrasse in "nostalgic white an Patina und Geckoschiss"





Dienstag 21.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1012 hPa

Direktvermarktung

Ein Hoffnungsträger allemal und wohl die einzige Möglichkeit, lokale Produkte attraktiv an die Frau/Mann zu bringen. - Über die normale Verteilerkette, also Landwirt - Großhandel - Einzelhandel - Verbraucher reichern sich die lokalen Produkte ziemlich mit Kostenfaktoren an, so dass dann in der Auslage dem geneigten Endverbraucher ein ziemliches Zerrbild vorgeführt wird, kleine hiesige Orangen sind teurer als die prallen Kollegen aus den Gärten Valencias, Israels oder Südafrikas. - Genau dieses Beispiel, die Orangen offenbaren noch einen weiteren Hemmschuh für den Verkauf lokaler Produkte, es gibt jetzt einfach keine Orangen aus La Palma, der lokale Markt gibt halt einfach nicht mehr her, als die Saison es will. - Gut, daran kann man noch ein bisschen feilen und durch ein breiteres Sortenangebot das Sommerloch bei den Orangen kleiner machen, aber grundsätzlich ist dieser Nachteil beim Angebot rein lokaler Produkte ein starker Minuspunkt. - Mit Recht, aber eher mit dem Recht der Gewohnheit oder Bequemlichkeit will kein Verbraucher auf den Konsum von Orangen im Sommer verzichten, warum auch, die globale Handelskette macht das möglich und auch noch zu Preisen, die oft nicht nachzuvollziehen sind. - Sich rein mit lokalen Produkten zu ernähren ist also ein ziemlich karges Unterfangen, wenn man von der Vielfalt der Produkte ausgeht. - Vielleicht ist auch das ein Grund, warum die Verteilung und der Verkauf an den Endverbraucher mit unseren Gaben immer noch ein Wochenenddasein fristet uns leider keine Alltäglichkeit darstellt.

Der Bauernmarkt in Mazo, der Mercadillo in Puntagorda, der übrigens diesen August seinen 5. Geburtstag feiert, und ein-zwei weitere sonntägliche Kleinmärkte, auf denen es zum gewünschten Kontakt Landwirt-Endverbraucher kommt, sind so ziemlich alles was wir da zu bieten haben. - Natürlich gibt es auch in den Supermärkten zuweilen lokale Erdbeeren und Orangen, aber die sind dann durch den Zwischenhandel eben preislich kaum noch konkurrenzfähig, oder der Landwirt erhält für seine Produkte dort nur einen lächerlichen Gegenwert, weil ihm seine globalen Kollegen mit Maschinen und billigen Arbeitskräften mächtig auf den Preispuls gehen. - Allerdings funktionieren diese Märkte, der Mercadillo in Puntagorda wohl noch am besten ganz ordentlich, aber auch da bleibt eben, weil reiner Wochenendmarkt, die Versorgung der Bevölkerung mit lokalen Produkten eine Ausnahmesituation. - El Paso, die Mutigen, die planen ja nun einen Marktplatz für lokale Produkte, der jeden Tag auf hat und wenn alles glatt läuft, dann können wir diesen verwegenen Antiglobalisierungshort bereits nächstes Jahr eröffnen. - Die Gefahren sind auch klar, schafft man nur neue Konkurrenz für die Wochenendmärkte und entzieht denen einen Teil ihrer Kunden, dann kann man das Unterfangen nicht als gelungen bezeichnen. -Wichtiger wäre es, mehr Kunden zu erreichen, die Wert auf lokale, also nahe Produkte Wert legen und damit mehr Landwirten wieder einen finanziellen Hintergrund geben, wieder zur Hacke zu greifen. - Nur so kann man den, reichlich gestörten Kreislauf zwischen Landwirt und Verbraucher wieder einigermaßen herstellen und nicht jede Menge an gewillten Kunden in den Supermarkt treiben, weil einfach unter der Woche niemand unsere Wurzelchen aus der heimischen Scholle anbietet. - Ob das gelingt, da habe ich nur eine reichlich subjektive Meinung. Sicher wird es gelingen, vielleicht dauert es ein bisschen länger als erhofft, aber es wäre ein Witz und ein ziemlich schlechter Witz obendrein, wenn diese grüne Insel nicht bald wieder in der Lage wäre, die Grundversorgung an landwirtschaftlichen Produkten wieder ohne globale Hilfe hinbekommen würde.



Montag 20.08.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1014hPa
Höchsttemperatur heute 26,2 Grad - niedrigste Temperatur 18,7 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 20 Grad

Scheiß Demokratie

Natürlich bin ich absoluter Demokrat, ich habe gelernt auch dann Regierungen zu akzeptieren, wenn diese durch eine Mehrheitsentscheidung von Deppen zustande gekommen ist. - Akzeptieren heißt ja nicht respektieren… Das gehört sich so, das ist bereits demokratische Tradition in Europa und daher schon fast so was wie schützenswertes Kulturgut. - Das meine ich aber eigentlich gar nicht, sondern die wirklich wichtigen Dinge im Leben, also Partner, Kinder, eben Familie. - Es ist einfach eine Tatsache, dass die Ehefrau, von mir aus auch Ehemann und die Kinder das Leben deutlich heftiger beeinflussen, als der Regierungspräsident, Kanzler, Rat oder Vorstand irgendeiner nationalen oder regionalen Regierung es tun können. - Bei mir ist sogar der Kater wichtiger als eine Fraktion oder ein Untersuchungsausschuss und wenn Sie ganz ehrlich sind und Ihr Partner nicht zufällig Politiker, dann geht es Ihnen sicherlich auch so. - Seit dem die Demokratie im häuslichen Umfeld Einzug gehalten hat wird es aber auch dort immer schwerer Entscheidungen konkret, einfach und effizient zu fällen. - Früher, als alles anders und nur manches besser war, da gab es einen Haushaltsvorstand, der könnte im Idealfall ich gewesen sein und er muss alle dringenden und notwendigen Entscheidungen abwägen, mit sich selbst diskutieren und dann auch felsenfest treffen. - Zu so etwas bin ich grundsätzlich in der Lage, meine Eigendiskussionen sind geprägt von Fachwissen, klarer Linie und unbedingtem Pragmatismus und erhöhter Konsensfähigkeit meiner einer. - "Right or wrong - my Country" sagt der Engländer, "mir nach, ich zeige euch wo die Sonne ist", sage ich. - Gut, das war jetzt nicht unbedingt der "Ist-Zustand" in unserer Familie, ich wollte doch einfach nur mal aufzeigen, wie einfach, schnell und effizient man auch zu Werke gehen könnte.

Bei uns aber herrscht Demokratie und selbst ich, als potentieller Haushaltsvorstand habe nur eine Meinung und nur eine Stimme, nicht mal der Kater hat davon zwei, obwohl der noch viel mehr Meinungen zu wichtigen Themen hat als meine Frauen. - Es ist ja schon vermessen, das Besitz ergreifende Wort "meine Frauen" überhaupt zu verwenden, aber es hat sich gerade kein anderer gemeldet der sie haben will, außer dem Kater, aber das ist mein Kumpel und mit dem teile ich eh alles. - Langsam müsste ich nun erzählen um was es geht, sonst springen die ganzen "Querleser" wieder ab, denn bislang gibt es hier im Text noch keine Fakten an denen man sich schnell durch die Geschichte hangeln könnte… Also, vor Jahren haben wir, im komplett familiären Konsens besprochen, den Terrassenwänden unter der großen Pergola einen progressiven Farbanstrich zu gönnen, nachdem wir bislang immer noch ein stockkonservatives Farbspiel an unseren Außenwänden haben, nämlich "Nostalgic White with Patina and Gekkoschiss". - Vor Jahren wollte ich den Farbton mal nachkaufen und bin zum hiesigen Farbenguru gegangen, Berto, dem Chef von "Díaz Magdalena" in El Paso. - Ich habe den guten Mann fast zur Verzweiflung gebracht, "New Age Panic-Stracciatella" war noch das Ähnlichste, wirkte aber gegen die Ursprungsfarbe dann doch noch zu hipp, hipp, hurra. - Meine Versuche, jeglicher Diskussion über eine mögliche Farbe für unseren "porche", wie man das hier nennt zu umgehen, waren gescheitert, seit Monaten prasseln nun täglich neue Farbvorschläge auf mich ein, wie man denn unsere bedachte Terrasse in kommoden, aber ansprechenden Farben beleben könnte.

Blau, oder gar blaublau, das ist seit jeher die Kompromissfarbe bei uns in der Familie, da brennt nichts an, das geht immer und lässt sich hervorragend mit herumliegenden Kinderspielzeug und vollen Wäscheständern kombinieren. - Ich wollte dann schon los gehen und zu Berto sagen, ich brauche einen Eimer blaue Farbe, bis mich die bunteste aller Ehefrauen dann doch tatsächlich in ein wochenlanges Gespräch über "welches" Blau verfing. Kater und Kinder machten auch noch mit, es gibt wohl mehr "Blaus" als Haare auf meinem Kopf und die Diskussion musste aber beendet werden, noch bevor ich überhaupt kein Haupthaar mehr haben. - Früher, als alles anders und nur manches besser war, da gab es nur Weiß, Rot, Schwarz und eben Blau, ein Blau und keine undefinierbare Farbenwelt in tausend und zwei Nuancen. - Zeitschriften vom Kaliber "Casa y Campo" liefern Vorschläge einer blauen Welt, die mich als harmoniesüchtigen Menschen völlig überfordern, so blau war ich noch nie in meinem Leben. - Heute war es soweit, ich pochte nicht mehr auf vorherige Einigung und meinem Rettungsvorschlag "Windows-Absturzblau", denn an die Farbe habe ich mich gewöhnt, wir traten den Weg zu Berto an um sicherlich sämtliche Farbtabellen durchzusehen, welche dort in unüberschaubaren Massen auf dem Tresen liegen. - Alleine die Vorstellung, meine drei Frauen stehen da in der Männer-Ferreteria und diskutieren lauthals über Nuancen und Samt und Ton in Ton und matt und glänzend und impulsiv bis fordernd, machten mich vollends stumm und devot. - Rettungslandjäger in die Tasche gesteckt, wenn es länger dauern sollte und ab zu Berto und meine Überraschung war riesengroß, als unser Familienblau-Experte nicht mal 4 Sekunden zögerte und auf einen blauen Farbklecks deutete und schnell hervorbrachte: "15 Liter, Außenfarbe, matt K0115." - Vor lauter Glück über diese schnelle Lösung und den männergerechten Farbnamen vergaß ich den Landjäger in meiner Hosentasche und nun hat meine vorletzte Jeans dort, wo die Taschen sitzen, einen kleine Nuance vom stiltreuen K0117, sanft übergehend in ein süffisantes K0119 mit einem gekonnten peristalten Abgang ins K0012. - Goethes Farbenlehre in K-Farben, das lasse ich mir eingehen…



Montag 20.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1015 hPa

Werben in der guten Zeit?

Es gibt doch so wunderbare Sinnsprüche, wer nicht wirbt, der stirbt. - Ein anderer Spruch bezieht sich auf den richtigen Zeitpunkt der Werbung und meint, in guten Zeiten muss man werben, so dass die schlechten gar nicht kommen. - Ich meine dazu immer nur, Mist, wenn man überhaupt werben muss. - Auch bei den Werbestrategien scheint es keine allumfassende Wahrheit zu geben, aber einen Trend und der behauptet, an der Werbung gewinnt meistens nicht die beworbene Firma, sondern diejenigen, welche die Werbung machen, also die Plakate drucken, die Radiospots produzieren und in diesem konkreten Fall, Schürzen und Hemden für die "II Ruta de El Gallo" herstellen. - Die gastronomische Tapa-Route durch das Aridanetal wird von der Handelskammer, der Inselregierung, einiger Gemeinden und der größten Kelterei sowie der Brauerei CCC gesponsert, man möchte auf unsere gastronomischen Fähigkeiten hinweisen und nutzt dazu die Fingerfertigkeit vieler Restaurantbetreiber, die dem Gast eine Tapa und ein Getränk zusammen für den fast schon symbolischen Preis von 2 Euro kredenzen. - Das ist eine gute Idee, so lockte man die Leute in die Restaurants und auch wenn bei solchen Preisen wirklich keine Rendite haften bleiben kann, wir haben uns gezeigt und so besucht man uns vielleicht in Zukunft auch noch mal wegen unserer kulinarischen Leistungen.

So hat man sich da seitens der "Macher" dieses Projektes überlegt, sicher in komplett positivem Sinne für die Gastronomen des Aridanetals. - Nun trifft der Zeitpunkt der Werbeaktion aber genau unsere gastronomische Hochsaison, die Restaurants sind zumindest abends auch ohne Sonderangebote voll. - Dabei handelt es sich nicht nur um die Besucher vom Festland oder den anderen Kanareninseln, auch die Palmeros sind an langen Sommerabenden schon mal bereit den heimischen Herd und Kühlschrank stehen zu lassen und sich in die lockende Welt der Gastronomie verführen zu lassen. - Da passiert es schon mal, oder zu bestimmtem Uhrzeiten sogar häufiger, dass Gäste, die zu einem normalen Mahl zu normalen Preisen speisen wollen, einfach keinen Platz bekommen, weil alle Tische und der Tresen mit "Gallos" belegt sind. - Sicher ist das nur in den Stoßzeiten so, aber die Gastronomen sind eben auf diese Stoßzeiten angewiesen und müssen dort ihr Geld verdienen, von drei Cortados am Nachmittag lässt es sich nicht leben. - In El Paso ist noch dazu Fiesta die kommenden zwei Wochen, da sind die Lokale eh alle voll und mancher Gast wählt nun lieber die kleine Tapa und das kleine Bier zum Minipreis, anstatt den normalen Teller und die Flasche Wein, an welcher der Wirt die Berechtigung seines Daseins auch noch spüren könnte, mit dem Lokal seinen Lebensunterhalt zu verdienen. - Es wird keinen umbringen diese Werbeaktion, aber leider steht der Selbstzweck der Werbung auch hier wieder vor dem wünschenswerten Ergebnis, dauerhaft mehr Umsatz und auch Rendite in den Lokalen. - Oder habe ich da etwas falsch verstanden, was Werbung eigentlich bezwecken soll? - Ganz pfiffig einer der Wirte, die auch diese Aktion mitgemacht haben, der macht einfach Urlaub in der Zeit und erst dann wieder auf, wenn die "Gallos" wieder komplett bezahlen müssen.



Sonntag 19.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 25,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,4 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 20 Grad

Polizeiinflation

Manchmal blickt man nicht so richtig durch, welcher unserer drei Polizeikörper denn nun für was verantwortlich ist. - Da gibt es natürlich auch Überschneidungen, Schnittstellen, aber eben auch einen dreifachen Verwaltungsapparat mit den bekannten Folgen, hohe Kosten und wenig Effizienz wenn es darum geht, Informationen zwischen den Polizeikräften auszutauschen. - Wir haben die staatliche Policía Nacional, vielleicht mit dem deutschen Bundesgrenzschutz zu vergleichen und die Guardia Civil, die der Schutzpolizei wohl ähnlich sieht, aber auch den kompletten Kriminalkomplex abdeckt und dort mit der Policía Nacional zusammenarbeitet. Die Guardia Civil unterhält auch noch jede Menge Spezialdienste, welche sich zum Beispiel um Umweltdelikte kümmert (Seprona) und ist auch in der Luft und auf dem Wasser tätig. - Dann gibt es noch die Policía Local, die werden von den Gemeinden finanziert und sind eigentlich ein bewaffnetes Ordnungsamt, aber mit weiter reichenden Befugnissen so lange sie in der eigenen Gemeinde tätig sind. - Sheriffs könnte man auch dazu sagen, aber ohne den schlechten Unterton, denn alle Jungs der blauen Polizei kennt man in kleinern Orten persönlich und auf La Palma gibt es nur kleinere Orte. - Weil wir auch noch lächerlich niedrige Kriminalitätsraten haben, vergleicht man das mit Mitteleuropa, so kann man eigentlich mit Fug und Recht behaupten, es gibt genügend Sicherheitskräfte hier und wir haben eher zu wenig Ärzte und Krankenschwestern als Polizisten.

Es ist gut, ausreichend Polizisten zu haben, das gibt nicht nur mir ein gutes Gefühl und sorgt so vielleicht auch weiterhin, dass unsere Statistik in Sachen Verbrechen so niedrig bleibt wie gewohnt. - In diese, für mitteleuropäischen Verhältnisse traumhaften Zustände platzt immer wieder eine skurrile Forderung unserer Provinzregierung, die wollen eine eigene Kanarische Polizei. - Nein, nicht als Ersatz für die drei bereits vorhandenen Polizeiorganisationen, sondern eine vierte Polizeitruppe, "Policía Canaria" genannt. - Bei allem Verständnis für notwendige regionale Einrichtungen, die es auf den Kanaren geben soll, weil wir ein vom Festland entferntes Archipel sind und so manche Eigenheiten haben, eine vierte Polizeitruppe ist aber nun wirklich weder notwendig, noch irgendwie erklärbar und würde die Wirren um die Zuständigkeit unserer bereits vorhandenen drei Polizeien noch erhöhen. Dazu noch mal eine komplette Verwaltung, Autos, Uniformen, Informationsapparat und was man alles noch so braucht, um eine Sicherheitstruppe auf die Beine zu stellen, damit uns diese vor den knappen bösen Buben und Mädchen beschützt. - Es geht dabei ausschließlich um regionale Egoismen, man will ganz einfach sein eigenes Polizeispielzeug und sich somit weiter vom Nationalstaat Spanien abgrenzen. - 1.700 Mann soll die Truppe irgendwann man zählen, aber in Madrid ist man nicht besonders begeistert von der Idee, uns auch noch eine eigene Polizei zu bezahlen, wo man uns doch bereits 2 Polizeiorganisationen sponsert. Die Idee mit der autonomen Polizei stammt so auch aus der Feder der selbsternannten Nationalisten der Coalición Canaria, mit willfähriger Unterstützung deren Koalitionspartner der Partido Popular. - Die Partido Popular scheint den Volksgenossen der Coalición Canaria versprochen zu haben, wenn erst die rechten Kräfte wieder in Madrid regieren, dann gibt es auch Geld für eine eigene Polizeitruppe und dazu müssten im März nächsten Jahres die Sozialisten in Madrid vom Thron gestürzt werden. - Ich bin für jede Art von regionaler Brauchtumspflege, dem bevorzugten Konsum regionaler Produkte und selbstverständlich müssen wir unsere eigenen Interessen in Madrid gegenüber einer Zentralregierung wahren. - Aber eine eigene Polizei, neben drei bereits gut funktionierenden Organisationen, das hat nichts mehr mit gesundem Lokalpatriotismus zu tun, sondern ist eine ungeheuer freche Art und Weise unsere Steuergelder für regionale Egoismen zu verschwenden. - Ich stelle mir das immer so vor: Man klaut mir meinen Einkaufskorb und nun muss ich den Diebstahl lokaler Produkte bei der Policía Canaria anzeigen, die suchen dann mit endemischen Fiffies den Mojo und das Dorada, die Chorizo vom Festland holt mir dann die Guardia Civil wieder und meine Rollmöpse, frisch importiert, um die kümmert sich dann die Policía Nacional. - Und wenn der Dieb ein Ausländer ist, also vom Festland oder noch weiter her, dann rufen wir die Nato oder erfinden schnell noch eine weitere Phantasiepolizei. - Auf die Uniformen bin ich gespannt…



Sonntag 19.08.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1016 hPa

Gutes Presseecho für weißen Protest

Aufrechte die demonstrieren, die gibt es schon länger hier. - Ein gebührendes Presseecho und damit eine Vervielfachung der geäußerten Meinung, das ist erst seit kurzem so und deshalb besonders hervorzuheben. Der sehr spät angekündigte Protestmarsch gegen den Abriss der südlichen Hüttensiedlungen El Faro, La Zamora und Punta Larga fand eben nicht nur gute Beteiligung, sondern auch sofortige Berichterstattung in den beiden meinungsbildenden Blättern hier auf La Palma, "Diario de Avisos" und "El Dia". - Einmal ist es eine Leistung, in so kurzer Zeit 350 Demonstranten auf die Beine zu bringen, noch dazu Samstagmittag und in einer Gemeinde, die selbst gerade mal 1.900 Einwohner zählt. Nur nutzt solch lokaler Protest wenig, wenn die Presse lieber über andere Themen berichtet, so verpuffen solche Aktionen schnell mal im eigenen Umkreis und werden langsam totgeschwiegen. - Das scheint vorbei, vielleicht kann man bereits vom Entstehen einer Protestkultur hier auf La Palma sprechen, eine notwendige Errungenschaft jeder Gesellschaftsform, leider auch notwendig in der Demokratie. Bei allen rechtlichen Tatsachen, welche wohl belegen, dass diese Siedlungen auf öffentlichem Grund entstanden sind und dort so nah an der Küste eigentlich nicht stehen dürften, niemand von uns hier stört sich an diesen oft pittoresken Dörfern, fast schon im Gegenteil, irgendwie gehören diese Siedlungen mit dem Anflug von Anarchie bereits fest zu unserem Bild der Insel.

Die Frage, warum denn nun diese Siedlungen weg sollen, beinhaltet weiteren Zündstoff, denn es geht ganz augenscheinlich nicht um die vorgeschobene "Regeneration der Küstenlinie" sondern darum, Platz zu schaffen für touristische Infrastruktur. - Der Beweis in sich ist ja, dass die Küstenbehörde einen 11 Kilometer langen Küstenwanderweg von El Remo nach Fuencaliente plant, mit Aussichtsplattformen, neuen Stränden und mehr Zugängen zum Meer. - Dieser Widerspruch steht eindeutig zu der Aussage einer Regeneration und der Bau des größten Hotels der Insel in unmittelbarer Nachbarschaft, stellt weitere Fragen auf, ob es denn um Gesetze und Recht geht, oder um Investitionen und touristischer Konditionierung unserer Küstenlinie. - Obwohl es die staatliche Küstenbehörde ist, welche den Abriss der Siedlungen beschlossen hat, unsere lokalen Politiker, ob nun aus Fuencaliente, Los Llanos oder Tazacorte können sich nicht hinter der Staatsmacht verstecken. Es ist zu offensichtlich, wie wenig man gegen den Abriss der Hütten macht, man scheint eher froh darüber zu sein und alle Hilfe die man den Leuten aus den Buden anbietet beziehen sich auf die Bereitstellung anderer Gebiete, um dort dann regelkonforme Saisonhäuschen hinzustellen. Man kann nur vermuten, dass die Küstenbehörde erst auf Ersuchen der lokalen Kräfte hier auf La Palma ihr Recht durchsetzen will. Niemals vorher hat man sich um diese illegalen Häuschen gekümmert, aber nun wo Investoren eine bilderbuchtaugliche Küstenlinie fordern, sonst investieren sie in Marokko, steht plötzlich Onkel Staat vor der Tür und sagt, du musst weg hier. - Natürlich gibt es keine Beweise für den Zusammenhang, aber es gibt Beobachtungen, Zusammenhänge, Auffälligkeiten, Hinweise und Menschenverstand, der das alles zu einem Bild zusammenfügt. - Ein großer Schritt weiter ist damit getan, dass nun die Presse den Protest schnell, fast ungefiltert und deutlich weiter trägt. - Soll ich noch mal darauf hinweisen, wie das mit dem Protestieren begann und wo? - Weiß doch jeder, in El Paso und es ging und geht dort um die Autobahn und wie schwer war es dort anfänglich, den Widerstand gegen solchen Blödsinn auch öffentlich zu machen.


Punta Larga im Süden La Palmas



Samstag 18.08.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 27,0 Grad - niedrigste Temperatur 18,4 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 26 Grad, niedrigste 20 Grad

Auto abmelden II: "Geht ganz automatisch"

...hat er gesagt, der Chef von der Zulassungsstelle, und hat damit die Benachrichtigung meiner Versicherung gemeint. Ich hatte daraufhin beschlossen, erstmal eine Woche zu warten. Nach Ablauf der Frist habe ich dann geguckt, ob sich etwas getan hat. Es hätte ja schon ein Brief von der Versicherung da sein können. Oder aber eine Rückzahlung auf mein Konto. Und? Pustekuchen, nichts zu finden. Also mußte ich wieder aktiv werden. Ich habe dann der Versicherung mein Problem nochmal per Email geschildert und angefragt, wie wir den Fall denn lösen könnten. Ein paar Tage später erhielt ich folgende Antwort: "Ganz einfach, Sie müssen uns lediglich die Abmeldebescheinigung zusenden, dann geht das alles ganz automatisch."

Ja Herrschaftszeiten!!! So langsam bekam ich den Eindruck, daß mein Verständnis von "automatisch" nicht mit dem von Ämtern und Versicherungen korrespondiert. Oder die nicht miteinander? Nur die Ruhe bewahren. Bevor ich also meinen Bruder nochmals zur Meldestelle schickte, startete ich noch einen Versuch. Wieder per Email. Ich teilte meiner Sachbearbeiterin mit, daß die Meldebehörde keine derartigen Bescheinigungen mehr ausstellen würde, weil das ja jetzt angeblich alles ganz "automatisch" geht. Außerdem sei es für mich aufgrund der Entfernung ziemlich schwierig, mal eben vor Ort so eine Bescheinigung zu beschaffen (Meinen Bruder habe ich dabei allerdings nicht erwähnt). Abschließend bat ich sie dann, vielleicht eine andere Lösungsmöglichkeit zu finden.

Tja, und die hat sie dann auch gefunden. Wenige Tage später schickte sie mir eine Email. Alles erledigt. Sie hatte einfach bei der Meldebehörde angerufen und sich die Abmeldung des Autos telefonisch bestätigen lassen. Und das hat scheinbar genügt. Kein Formular, kein Internet, einfach per Telefon. Sie teilte mir mit, daß die Versicherung somit erloschen und daß die fällige Rückzahlung bereits angewiesen sei. Puuuuuh, endlich geschafft!

Und dann kam die Überraschung. Die Rückzahlung der Versicherungsprämie berechnete sich nicht nach dem Kündigungstermin, sondern nach dem Abmeldetermin bei der Zulassungsstelle. Soweit ja ganz logisch, eigentlich. Denn der Abmeldetermin bei der Zulassungsstelle war nicht etwa der, an dem ich hier meine Zulassung und das Nummernschild bekommen habe. Nein, das wäre ja auch zu einfach. Vielmehr wurde als Abmeldezeitpunkt der Termin genommen, an dem ich hier meine TÜV-Plakette erhalten habe. Und der lag nochmal vier Wochen zurück. Und eben nach diesem Termin berechneten sich auch beide Rückzahlungen, die der KFZ-Steuer und die der Versicherung. Geht es also nach dem Kalender, dann bin ich hier zwischenzeitlich vier Wochen ohne Zulassung und Versicherung gefahren. Bin ich aber nicht. Verwirrend? Ja schon, aber immerhin einen Monat Steuern und Versicherung gespart. Da laß ich mich schon mal gerne verwirren.

Für Nachahmer ergibt sich daraus also folgender Rat: Nach der Ankunft auf La Palma so schnell wie möglich einen Termin beim Ingenieur holen, um die "Ficha Reducida" zu erhalten. Danach umgehend einen TÜV-Termin besorgen, denn die vom TÜV gestempelte Kopie des Fahrzeugbriefs enthält auch das Datum, das anschließend der Abmeldung in Deutschland zu Grunde liegt. Danach kann man sich dann wieder Zeit lassen.



Samstag 18.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa

Erntefest mit Weinquelle und weißem Protest

Heute ist einer der Höhepunkte des Erntefestes in Fuencaliente. - Wenn man dort im Süden von Ernte spricht, dann meint man natürlich Wein, so viel anderes wächst dort auf den Lavafeldern nicht, lediglich in der Küstenzone zieht man die unvermeidlichen Bananen, allerdings hat man dafür die Erde weit aus dem Norden ankarren müssen. - Als neue Attraktion gibt es nun auf dem Kirchplatz einen Brunnen, der anstatt kostbaren Wassers nun billigen Wein sprudeln lässt. - Das war schon wieder böse, aber nur eine kleine Anspielung auf die Probleme mit dem Trinkwasser in der südlichsten Gemeinde und den Weinüberschüssen nach drei Rekordernten hintereinander. - An so etwas soll man an Festtagen nicht denken, sondern feiern und die gnädige Spende von 3.000 Litern Wein aus den Händen der Bodega Llanovid begrüßen. - In dem Brunnen vor dem Tore, oder besser vor der Kirche schwimmt nun tatsächlich Wein anstatt Wasser, aber ein großes Hinweisschild gibt zu Bedenken, dass dieser Wein nicht zum Humankonsum geeignet sei. - Das soll man nun bitte nicht zweideutig sehen, man kann den Wein der Kellerei, aus der so bekannte Tropfen wie der Teneguía kommen sicher trinken, aber eben nicht mehr wenn er unter freiem Himmel in einem Brunnen zirkuliert, wo sonst die Tauben sitzen und ihren Durst stillen. - Die Idee ist witzig spritzig, das gab es bislang noch nicht auf der Insel und man sollte mal abwarten, wie lange es dauert, bis der Brunnen von heimlichen Zechern aus dem Starktrinkermilieu ausgetrunken ist.

Man ruft aber nicht nur zum fröhlichen Zechen und Feiern heute in Fuencaliente, sondern auch zum Protest gegen die Abrisspläne der Siedlungen Punta Larga, La Zamora und El Faro. Diese sind bei der Küstenbehörde in Ungnade gefallen, nachdem sich über 50 Jahre nie jemand darum gekümmert hat, dass diese Budensiedlungen eigentlich auf öffentlichem Gelände stehen und nicht dort sein sollten. - Wir haben ja bereits an der Playa de los Guirres erfahren, dass die Küstenbehörde nun nicht mehr auf dem Spaßtrip ist und uns nur erschrecken will, diese Siedlung ist nun bereits platt und wartet nun auf Runderneuerung durch selbstlose Investoren, die nur das Allgemeinwohl im Blick und Sinn haben. - Allerdings wird sich gegen den Abriss der anderen Siedlungen mehr Widerstand ergeben und den will man heute Mittag mitten die Fiesta hineintragen. Ab 12:00 Uhr und bitte mit einem weißen Hemd bekleidet soll der Protestmarsch vom nordöstlichen Ende Fuencalientes zum Rathaus gehen und man bittet Trillerpfeife oder Kochtopfdeckel mitzubringen um sich Gehör zu verschaffen. - Vielleicht trifft man sich ja auch am Schluss an dem Weinbrunnen und stärkt sich dort für zukünftige Aufgaben. - Es lohnt so ein Ausflug in den Süden der Insel doppelt, erst kann man ordentlich protestieren, so wie man das seit gut einem Jahr bei uns macht und dann besucht man die zweite Heilige Quelle des Ortes, eben diesen wunderbaren Brunnen, der Wein anstatt Wasser sprudelt. - Die echten Wunder finden dann anschließend im Verborgenen statt, die Rückverwandlung von Wein in Wasser, die beherrschen wir allesamt und oft in Reih und/mit Glied nebeneinander.



Freitag 17.08.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 27,1 Grad - niedrigste Temperatur 20,1 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 23 Grad, niedrigste 21 Grad 9 mm Niederschlag

Rassismus in der Speisefolge

Schokolade und Schweinefleisch sind schlecht für Katzen. - Ob es dazu wohl empirisches Forschungsmaterial gibt, das wage ich dann doch zu bezweifeln. - Paul sieht das sowieso anders und boykottiert seit Monaten bereits die klassische Darreichungsform handelsüblichen Katzenfutters, Abfälle anderer Säugetiere in brillante Dosen gepresst. - Nicht, dass diese Pampe giftig wäre oder nicht schmecken würde, aber es ist doch ein krasser Fall von Rassismus, Katzen nur ganz bestimmte Nahrungsmittel zugänglich machen zu wollen. - Gut, das Zeug riecht grausam, fast so schlimm wie alte Fritten, oder die Soße von den tausend Köstlichkeiten aus der angeblich chinesischen Küche, die uns vietnamesische Einwanderer kochen, unter einem kroatischen Geschäftsführer und von spritziger, nordafrikanischer Kellnerhand serviert. - Warum nun soll Paul genau so schlecht essen wie beim Schummelchinesen, wo sich doch die gesamte Palette der kulinarischen Vielfalt genau vor seiner Nase ein Stelldichein gibt. - Paul liebt fette Chorizo, auch die palmerische Streichvariante dieser nationalen Wurstspezialität und verschmäht auch keinesfalls Serrano-Schinken oder die knappen Fleischreste an den mühsam abgekauten Kotelettknochen. - Schweinefleisch soll angeblich auch schlecht für Menschen sein, das zumindest versichert mir mein Freund Mohammed und der müsste es eigentlich wissen, stammt er doch aus einer Glaubensgemeinschaft, die sogar weltweit für ein Verzicht des Schweinefleischkonsums friedfertig wirbt. - Witzigerweise gibt es da noch eine Glaubensgemeinschaft, die das mit dem köstlichen Schinken ebenso verbissen sieht, aber genau die beiden Gruppen können sich gegenseitig irgendwie gar nicht riechen und nun könnte man ja den sanften Faden mal aufgreifen und es vielleicht auf einen konstanten Vitamin SCH-Mangel bei diesen Glaubens- oder Volksgruppen reduzieren. - Darüber hat noch niemand ernsthaft nachgedacht und ich kann nur den einen Tipp geben, mich macht ein leckerer und gekonnt zubereiteter Schweinebraten immer zahm wie ein Ferkel. Davon bekommt man höchstens Pickel und die sieht man bei Paul wegen seines schweinematt glänzenden Fells überhaupt nicht. - Bei mir hingegen sind Pickel hilfreich, meine zahlreichen altersbedingten Erosionsfurchen im Fazialbereich etwas zu glätten. - Andere brauchen Botox, ich empfehle Schweinemett, aber bitte innerlich anwenden, sonst sieht man so aus wie Roland Koch und das kann doch wirklich niemand wollen.

Da droht Gicht und Schlimmeres, wenn euer Schnurzi die Sau zu fressen bekommt! Mahnen die Bücher - und Schokolade verdirbt bei Katzen den Charakter und von reiner Kuhmilch bekommt die Mieze Blähungen und furzt euch die Stube voll. - Bei allem gebührenden Respekt, es ist ja möglich, dass es irgendwo bei Familie Vollgesund auch furzende Katzen gibt, kein Wunder, wenn das Raubtier Tofubällchen und Weizengraskeimlinge fressen muss. - Paul furzt nicht, das muss hier mal mit aller Deutlichkeit erwähnt werden und vielleicht ist das ja alles nur eine Verschwörung hinter welcher der Mossad und die Taliban stecken und alle Welt schreckt unisono davor zurück, seiner Katze ein geschmacksvolles Leben zu gönnen. - Auch bei der Schokolade, hätte der Katzengott gewollt, dass Miezen keine Schoggi fressen sollen, dann hätte er es ihnen abgewöhnt, diese so heftig zu begehren. - Auch taucht kein Schweinefleisch und Schokoladenverbot in den zehn Katzengeboten auf, das kann doch nicht von ungefähr kommen. - Sie kennen die zehn Katzengebote nicht? - Ganz einfach: "Ich bin der Chef von allem und jedem den man hier sieht" - Das zehnmal wiederholen und schon sind die Gebote runtergeleiert. - Auch das glauben Sie nicht, fragen Sie mal ihre Katze und wenn diese ab und zu mal eine Hallore (leckere Pralinen aus Halle an der Saale) oder einen Landjäger (Grundnahrungsmittel niederbayrischer Viehhändler) bekommt, dann ist sie vielleicht auch so weit gebildet, Ihnen das zu bestätigen. - Nichts als Vorurteile und endlich reagiert auch die Nahrungsmittelindustrie und bringt erste Produkte auf den Markt, die geeignet sind, mit all diesem rassistischem Ernährungsquatsch aufzuräumen. - Gut, es ist erst ein Anfang und die Ladung Landjäger für Tel Aviv ist genau beim Drogenspürhund durchgefallen wie die Leberwurstsendungen nach Kabul. - Aber wir geben nicht auf, es sind bereits versteckte Schweinefleischkreuzritter im nahen und nicht ganz so nahen Osten unterwegs und versuchen nun die Drogenspürhunde langsam mit gezielten Gaben an Wiener Würstchen zu bestechen. - Für Paul ist es eine wunderbare Bestätigung, dass ihm nun ein bekannter Hersteller von Süßwaren sogar eine eigene Pralinenkreation widmet. - Wir haben das lobend zur Kenntnis genommen und werden weitere Geschenksendungen nicht ablehnen. - Nachricht angekommen in Dresden und Halle?


Spitzenqualität für Maitre Paul



Freitag 17.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1016 hPa

Diplomaten sind diplomatisch

Hier auf La Palma haben wir einen deutschen Honorarkonsul, will man einen echten Konsul haben, dann müssen, zumindest die Deutschten bis nach Gran Canaria reisen. - Dann gibt es aber auch noch einen Botschafter, der hält die Fäden zusammen und ist nun das erste Mal in seiner Amtszeit nach La Palma gereist. - Nun müssen alle nichtdeutschen Leser nicht gleich wegklicken, es geht hier nicht um Staatsbürgerkunde, sondern darum, wie man das Wort diplomatisch wohl mal wieder in Reinkultur präsentieren kann. - Übliche Inseltour, der Konsul aus Gran Canaria begleitet den Botschafter durch unsere Berge und Täler und irgendwann kommt natürlich ein Pressetermin, in dem der Botschafter gefragt wird, wie ihm denn unsere Inselchen gefällt und auch, was ihm denn zum Thema Tourismus für La Palma einfällt. - Ich weiß nicht, warum das gefragt wurde, aber die Antwort steht immerhin dort geschrieben und die ist mindestens interessant. - Ich darf noch mal darauf hinweisen, dass der gute Diplomat unsere Inseln noch nie vorher besucht hat und nicht unbedingt die komplette Situation unserer Volkswirtschaft kennt.

Also, auf die Situation unseres Tourismussektors angesprochen antwortet der Botschafter wie folgt: "La Palma ist eine grüne Insel mit vielen Bergen und Wanderwegen. Es ist nicht die typische Sol y Playa (Sonne und Strand) Insel, mit dem andere Inseln schon werben. Es ist offensichtlich, dass es wert ist La Palma wegen seiner Landschaft und seiner Ruhe zu besuchen. Es ist richtig, man erzählte mir von vom Bau von Golfplätzen und einem anderen Tourismus und das ist eine Entscheidung welche die Politiker treffen müssen, die sicherlich abwägen werden, ob es das Beste ist oder nicht." - Ich habe mich komplett an den Wortlaut gehalten, der in "El Día" abgedruckt war und kann dazu nur sagen, mehr Kritik von einem Diplomaten kann man eigentlich gar nicht erwarten oder gar verlangen. - Schade nur, dass wieder keiner zuhört und wohl die Gölfchenfrage nur auf dem Tisch der möglichen Rentabilität für Investoren getroffen wird und nicht auf der Suche nach einem La Palma eigenen Weg in der trüben Suppe des Massentourismus. - Wenn man dann noch weiß, dass es gewisse Zusammenhänge gibt zwischen untergeordnetem Konsultspersonal aus Tenerife und dem möglichen Golfplatz im Süden der Insel, dann ist die Bemerkung über die Golfplätze auf La Palma aus dem Munde des Herrn Botschafters ja fast schon spektakulär. - Ich übertreibe wieder meinen Sie? - Da wette ich einen Golfball dagegen…



Donnerstag 16.08.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 27,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,5 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 27 Grad, niedrigste 20 Grad

Kommt die Jungfrau nichts in´s Dorf…

… dann kommt das Dorf eben zur Jungfrau. - Zunächst muss ich das mit dem "Dorf" richtig stellen, El Paso ist eine der drei Städte die es auf La Palma gibt, mit Brief und Siegel, aber dann hört sich der Spruch blöd an. - Die Schutzheilige unseres Ortes ist die berühmte "Virgen de El Pino", was zu Deutsch erst mal nichts anderes heißt, als die Jungfrau der Kiefer. - Man muss das alles mit der Jungfrau nicht so eng sehen, dieser Status ist nicht der entscheidende, sondern die Rolle welche die Patronin unserer Stadt im gesellschaftlichen Leben spielt. - Man möchte eigentlich meinen, das sei alles rein kirchlich, ist es aber nicht, auch wenn natürlich die Kirche Basis mit ihrer Marienverehrung dazu gibt. - Eigentlich stehen alle diese Jungfrauen und Schutzpatroninnen als Bild der Maria, der Mutter Jesus dar, als lokale Größen benennt man dann diese Patroninnen dann nach regionalen Stätten oder besonderen Begebenheiten, die immer etwas mit Erscheinungen und einer Prise Wunder zu tun haben. - Allerdings reicht die Verehrung einer Patronin oft weit über rein klerikale Marienverehrung hinaus und selbst klopfsichere Agnostiker können wohl der lokalen Patronin ihre Huld bekunden, die komplette Kirchenmaschinerie im Hintergrund aber auslassen. - Man mag es gar nicht so recht glauben, wie weit und offen da die Grenzen sind zwischen heftiger Devotion und modernem Traditionsverständnis. - Das geht hier wunderbar und alles davon ist erlaubt.

Weniger gern gehört ist eine Geschichte allerdings, dass die Statue, welche wir als "Virgen de El Pino" hier in El Paso verehren, wohl eigentlich wohl nach El Hierro sollte um dort die "Virgen de Los Reyes" darzustellen und umgekehrt. - Man sagt den portugiesischen Seeleuten nach, denn da kommen die Statuen her, beim Löschen der Ladung irgendwie nicht komplett konzentriert gewesen zu sein. - Das geistert immer wieder mal durch die fromme Gemeinde, ist aber nicht weiter von Belang und wir hier in El Paso behaupten natürlich, dass diese Statue die Schönere sein. - Das sieht man auf El Hierro andersherum und auch das ist korrekt. - Unsere Schutzpatronin muss nur alle drei Jahre arbeiten, dann wird sie feierlich in den Ort getragen und zu diesem Anlass feiern wir in El Paso das zweitgrößte Inselfest überhaupt. - Nur die Feierlichkeiten zum jungfräulichen Besuch der "Virgen de Las Nieves" in der Hauptstadt gelten als noch berühmter und noch zahlreicher besucht. - Dieses Fest findet allerdings nur alle 5 Jahre statt, unsere Jungfrau kommt uns immerhin alle 3 Jahre besuchen. - Für beide Angelegenheiten gilt aber, zwischen den 3 respektive 5 Jahren gibt es auch wunderbare Festivitäten, allerdings nicht so üppig und ausschweifend wie in den Jahren der "Niederkunft" der Jungfrauen. - Bevor ich mich jetzt wieder in halbblasphemischen Wortspielen verliere darf ich noch das diesjährige Programm der "Fiesta de El Pino 2007" in deutscher Sprache vorstellen, es gibt wieder jede Menge interessanter Aktivitäten in den nächsten Wochen. - Jeder kann sich seine Programmpunkte herauspicken und ich kann mich immer nur wiederholen, Weihwasser tut nicht weh und nicht alle Feste, die nahe an der Kirche gebaut sind müssen langweilig sein. - Das ist bei uns ganz genau anders herum, erst mit dem Segen der lokalen PatronInnen, HeiligenInnen und sonstigem klerikalen Schmuckwerk lassen wir es so richtig krachen. HIER geht es zum Programm.


Fiestas de El Pino, El Paso 2007



Donnerstag 16.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1016 hPa

Patchwork-Insel

Mit dem Planen haben wir es nicht so. - Das müssen wir uns ruhig eingestehen, denn zuallererst fehlt uns ja immer noch der Masterplan für die komplette Insel, der grundsätzlich regeln sollte, wo, was, warum und wie entstehen soll und kann. - Man kann sich gut vorstellen, dass solch ein planerisches Gesamtkunstwerk keine leichte Aufgabe ist, viele Institutionen und Organisationen müssen zu den Plänen gefragt werden und ohne Bürgerbeteiligung geht so etwas auch nicht mehr, die mögliche Autobahn für La Palma hat zu viel Lärm gemacht, als dass man heute noch Pläne im Dunkeln durchsetzen könnte, die über lokales Geschehen hinausreichen. - Der Gesamtplan steht also nicht, obwohl es bereits Arbeitpapiere dafür gibt, aber anstatt nun kräftig am Gesamtplan zu arbeiten, der die Notwendigkeiten und Möglichkeiten aller Gemeinden berücksichtig, bringt man nun partielle Pläne an die Öffentlichkeit und bastelt sich so eine Patchworkinsel, die eigentlich etwas anderes verdient hätte. - Vielleicht muss man ja sogar zugeben, dass man einen kompletten Inselplan, der von sämtlichen Institutionen und Gemeinden und auch den Bürgergemeinschaften abgesegnet wird, gar nicht hin bekommt oder traut sich das zumindest nicht wirklich zu, weil man die Egoismen der einzelnen Gemeinden kennt und auch weiß, wie groß inzwischen durch die lokale Agenda 21 der Einfluss der Bürgervertretungen geworden ist.

So haben wir mehrere Sonderpläne am Laufen, einen Verkehrswegesonderplan, den touristischen Sondernutzungsplan und jede Menge lokaler Anliegen, die sich um kleine Ausschnitte an der Insellandschaft bemühen. - Das alles mal wieder zusammen zu friemeln erscheint mir persönlich eigentlich unmöglich und so bleibt die große Frage offen: Wer bestimmt eigentlich was überhaupt möglich ist. - Muss der Generalplan sich den vorhergegangenen Sonderplänen unterordnen oder kann es sein, dass vieles was in den Sonderplänen erlaubt ist, im Generalplan plötzlich wieder unmöglich ist. - Leider ist es schier unmöglich auch die Gesetzeslage darüber klar zu bestimmen, muss der Generalplan vor Sonderplänen und lokalen Nutzungsplänen stehen oder nicht? - Darüber streiten sich Architekten und Anwälte und bringen Versionen, die jeweils das Interesse derer widerspiegelt, in dessen Auftrag und Geldbeutel die Gutachten erstellt werden. - Dabei sprechen wir ja noch nicht einmal davon, ob dieser oder jener Sonderplan Sinn macht und vernünftig erscheint, sondern lediglich darüber, ob es überhaupt richtig ist, Sonderpläne aufzulegen, weil es keinen Generalplan gibt. - Den Gemeinden ist es teilweise sogar recht, dass es diese großen Lücken in der Planung gibt, kann man doch ohne Masterplan viel freier mit seinen eigenen Ressourcen umgehen. - Natürlich wäre es wünschenswert, die Eigenheiten der einzelnen Gemeinden zu bewahren, da finden sich einfach zu viele lokale Traditionen und Gebräuche, die auf jeden Fall bewahrt werden müssen, aber dennoch sind wir alle im gleichen Boot, oder hier auf der gleichen Insel. - Patchwork-Insel eben, nicht wirklich zukunftsträchtig und steuerbar so ein Gebilde, aber bunt und unergründlich und vielleicht verhindert das ja sogar den kompletten Ausverkauf an eine Idee.



Mittwoch 15.08.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 26,8 Grad - niedrigste Temperatur 17,7 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 19 Grad

Wenn die eigene Brut zur Last wird

Keine Angst, das wird keine Geschichte über meine Töchter oder gar Paul, die können mir nicht zur Last werden, nicht mal mit Gipsarm. - Anders sieht es da in Los Llanos aus, dort gibt es immer wieder Zoff um Jugendliche, die an den Wochenenden ihre Ansicht von Freiheit manchen zu lautstark und wild verkünden. Meist natürlich in Verbindung mit Alkohol, der Stoff der sowieso immer alle noch lauter und noch stärker macht. - Gut, das macht bei Jungendlichen nicht Halt, aber irgendwie empört es einen doch immer heftiger, wenn es die eigene Brut ist, die da über die Stränge schlägt. - Das "Botellón" nennt man eine gelebte Freiheit vieler Jugendlicher und das bedeutet nichts anderes, als dass man auf den Straßen herumlungert, Party macht und sich dabei Bier und andere, nicht gerade sedierende Stoffe in den Körper schüttet oder schlürft. - Also so ein bisschen wie am Ballermann, nur eben billiger, weil im Supermarkt gekauft und eben, es sind keine Fremden über die man die Nase rümpfen könnte und das dem wenig entwickelten Kulturkreis der Herkunft der lauten Zecher zurechnen kann, sondern es geht um das Ergebnis der eigenen Erziehung. - Los Llanos hat da auch den Preis des schnellen Wachstums und den Metropolencharakter zu bezahlen, am Wochenende sammelt sich fast alles was vergnügungswillig und jung ist in dieser Stadt und macht mindestens einen drauf, wenn nicht gleich mehrere.

Bei uns ist es verboten, Alkohol auf der Straße zu konsumieren, es sei denn in einem Straßencafe oder eben auf einem Fest, welches dann zugleich als Ausnahmegenehmigung gilt. - So an ganz normalen Wochenenden muss man aber seiner Alkohollaune in Lokalen frönen und das ist vielen Jugendlichen einmal zu teuer und mit den alten abgestandenen Bananenbauern am Tresen hängen und über eine unsichere Zukunft zu debattieren, so etwas tut sich doch kein junger Mensch freiwillig an. - Also trifft man sich am Parkplatz am Kino, hat den Kofferraum mit Laune steigernden Mittelchen aus dem Supermarkt voll und dreht dann die Anlage so richtig auf und zeigt so der biederen Welt der Eltern mal den Weg in das, was man auch periodenweise als Freiheit bezeichnen könnte. - Das passiert und mit zunehmender Erleuchtung durch die geistigen Getränke wird man dann immer noch lauter und benimmt sich so gar nicht mehr, wie es die eigenen Eltern denn gerne so hätten. - Was dann kommt ist die Polizei, verlangt Ruhe und soll sich darum kümmern, dass die eigene Brut sich nicht danebenbenimmt. - Letztes Jahr holte man sogar mal für eine Woche eine Sondereinheit der Polizei aus Tenerife, um den Ruhestörern mal einen gewaltigen Schreck einzujagen, aber der Schuss ging ziemlich nach hinten los, weil die Spezialpolizisten einfach keinen Handlungsbedarf sahen, so friedlich, fröhlich-feiernde Jugendliche, die bei uns schon nah am sozialen Ausschluss kratzen, kannte man wohl in Tenerife schon lange nicht mehr. - Das muss alles nicht unbedingt eine La Palma Geschichte sein, wir haben auch vor 35 Jahren niederbayrische Kleinstädter erschreckt und deren plumpe Reaktion heraufbeschworen. - Nein, es ist nicht fein, morgens durch zerbrochene Flaschen und Abfall laufen zu müssen, den unsere Kinder hinterlassen haben. Dagegen immer wieder nach der anonymen Polizei zu rufen und mit Recht und Ordnung Parolen eigenen Erziehungsfehler entgehen zu wollen ist mit Sicherheit der falscheste Weg. - Großer Artikel heute in der Zeitung, dass auch dem neuen Bürgermeister aus Los Llanos nichts anderes einfällt die Polizei gegen diesen "Abschaum" zu mobilisieren. - Man will sogar im Rathaus einen eigenen Posten dafür einrichten, die Polizeiaktionen gegen die feiernden Jugendlichen zu koordinieren um den Gerechten weiterhin zum sorgenfreien Schlaf zu verhelfen. Das gibt es überall auf der Welt und ist sicher nicht La Palma spezifisch, aber ich habe eben immer schon ein bisschen mehr von uns erwartet als von anderen und darum ärgert es mich so sehr, dass wir auch manchmal einfach nicht dazulernen wollen.



Mittwoch 15.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1018 hPa

Southern Bummeling in Puerto de Tazacorte

Nicht, dass nun der Eindruck entsteht, ich sei gegen Sport. - Keineswegs, selbst treibe ich aktiv Sitz-Aikido bei Carlos am Tresen und sehe sehr gerne im Fernsehen Übertragungen von Radrennen und Biathlon, das gibt mir immer das Gefühl, dass es viele junge Menschen gibt, die noch mehr Tabletten nehmen müssen als ich. - Wandern, ja, sicher, das ist mein Ding, vorausgesetzt, ich darf auch mal anhalten, gucken, photographieren und ein Pläuschchen halten. Das mag manchen Zeitgenossen nerven, dass ich immer so langsam bin und jedes Blümchen und jeden Felsen fast per Handschlag begrüße. - Das widerspricht natürlich dem Geist des Walken, besonders des Nordic Walkings, aber mir hat der Boden persönlich nichts getan, dass ich ihn dauernd mit Stöcken pieksen muss und so schnell wie möglich an den schönsten Stellen der Insel vorbeisause. - Dazu nehme ich das Auto, aber sicher ist das nicht so gesund wie Rosi Mittermeiers und Christian Neureuthers "am Stock gehen". - Ich will mich nicht darüber mokieren, jeder muss selber wissen, ob er ein ästhetisches Abbild von Bewegung sein will, aber das soll total gesund sein und es muss sich nur um ein Missverständnis handeln, dass ich Wandern anders definiere. - Ich meine dabei nicht all die Leute, die einen Stock dabei haben um die Knie zu schonen oder dem Vordermann mal einen freundlichen Klaps zu verleihen, sondern diese D-Züge auf zwei Beinen und zwei Prothesen, die gesteuert vom Pulsmeter am Handgelenk Kilometer fressen.

Jedem das seine und das ist ja das Schöne, man kann fast alles auf La Palma machen. - Wer diesen wunderbaren Punkt beherrscht, nach vollbrachter Hochleistung wieder auf unsere Geschwindigkeit zu verlangsamen, der findet nun in Puerto de Tazacorte eine neue Flaniermöglichkeit, wo man die konträren Bewegungsabläufe zum Nordic Walking wieder einstudieren kann, das Schlendern, das Flanieren und Bummeln, oder wenn unbedingt ein Anglizismus her muss, weil es sonst nichts taugt, das Southern Bummeling. - Tazacorte hat nun den hinteren Teil an der alten Hafenmole komplett in eine Fußgängerzone verwandelt und bremst den Autoverkehr bereits in Höhe des "Mesón del Mar" aus und schickt die Autos wieder nach oben, zur erneuten Warteschleife auf eine freien Parkplatz. - Car walking - Man kann aber auch wunderbar vom Parkplatz zurück in den Ort bereits das Schlendern wieder lernen und dann in die neu gewonnene Menschenzone eintauchen. - Manchmal ist es so einfach, ein bisschen weniger Straße und ein bisschen mehr Platz für die Menschen. - Macht Spaß dort, man kann ein bisschen die Strandpromenade hoch und wieder runter laufen, guckt, wird angeguckt und taucht dann in den kleinen Häuserzeilen unter und setzt sich irgendwo hin, um den anderen Flaneuren bei der kommunikativen Bewegung zuzusehen. - Da hält man es gut aus und es ist so einfach, an unserer touristische Infrastruktur zu basteln, da braucht man keine Golfplätze und mondäne Sporthäfen, das was wir haben kontinuierlich ausbauen und verbessern und schon sind wir wieder attraktiv für ein stetig wachsendes Publikum, welches uns als Pause in ihrer Lebenshatz begreift. - Chapeau Puerto de Tazacorte, den unnötigen Ausbau des Hafens lasse ich heute mal weg, happy weglassing nennt der Hirnsportler das.


Neue Fußgängerzone in Puerto de Tazacorte



Dienstag 14.08.07 - 20:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,5 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 20 Grad

Und still schweigt der Vulkan

Von Carlo können wir noch einige Geschichten erwarten, aber um neues Ausgangsmaterial für neue Geschichten um einen Vulkanausbruch zu sammeln sind wir hier wohl auf der falschen Insel. - Auch wenn die Cumbre Vieja zu den aktivsten Vulkansystemen dieser Welt zählt, im Berg ist alles ruhig und bis zur nächsten Eruption müssen wir noch ganz schön lange warten. - Die Wissenschaft ist inzwischen ein ganzes Stück weiter voran gekommen in der Vorhersage für eventuelle Vulkanausbrüche, zwar hat sich an den grundsätzlichen Indikatoren nichts geändert, aber die Messmethoden sind verfeinert worden und die Überwachungsstationen haben sich vervielfacht. - Vulkanausbrüche kündigen sich im Allgemeinen an und zwar, bei unserem Typ Vulkan, Jahre zuvor. - Wenn die Lava aus der Tiefe aufsteigt, füllt sie zuerst die unterirdischen Kavernen unter den Inseln und dabei entstehen Erdstöße, die zwar meist von den Menschen nicht spürbar sind, weil unter dem Maß 3 auf der berühmten Richter-Skala, aber eben für alle Seismographen ohne Probleme zu registrieren. In einem Netz aus vielen Messpunkten kann man dann sogar ziemlich genau die Lage des Epizentrums ermitteln und auch die Tiefe, in welcher sich die flüssige Lava Platz geschaffen hat und dabei Erdstöße ausgelöst hat. - Durch ein kontinuierliches Ansteigen dieser Vorfälle kann sich massives Aufsteigen flüssiger Lava im Untergrund der Inseln andeuten. - Nächster Faktor der Überwachung und Vorankündigung ist die vermehrte Ausscheidung von Gasen über die Oberfläche, wobei zumeist das CO² gemessen wird. - Andere Gase, wie Methan und Schwefel dienen dann noch um die Schlussfolgerungen ergänzen zu können, wie es denn um den Atem des Vulkans steht und was der Schlingel denn vorhaben könnte. - Letzte und eindeutigste Messmethode ist die Oberflächenverformung, die hier immer Geodäsie heißt. - Mit den heutigen Methoden welche die Satelliten bieten, kann man bereits Erdverformungen von wenigen Zentimetern messen und dann noch eindeutiger Vorhersagen, wie es denn um eventuelles Gefahrenpotential durch einen Vulkan steht.

Ob es dann wirklich zu einem Lavaaustritt über die Oberfläche kommt, und besonders wann und wo, das ist dann wirklich Sache der letzten Tage vor einer Eruption, aber der Weg bis dahin, der zeichnet sich bei unserem Typ Vulkan bereits Jahre vorher ab. - Vor ziemlich genau zwei Jahren konnte man das wunderbar an einer "vulkanologischen Krise" auf unserer Nachbarinsel Tenerife mitverfolgen und auch prächtig daraus lernen. - Nicht nur die Wissenschaftler um ihre Methoden noch zu verfeinern, sondern auch die Behörden, wie man denn mit einer solchen Bedrohung umgeht und auch die Presse, die sich dann notgedrungen auch ein bisschen besser informieren musste, um nicht nur kompletten Blödsinn zu schreiben. - Dort im Nordosten Tenerifes war es bereits als sehr wahrscheinlich angekündigt, dass es zum Austritt von Lava kommen würde. - Über hundert Beben pro Monat, Gasemissionen die über einem Vielfachen des normalen Maßes lagen und Geologen, die sich gegenseitig Theorien und Thesen an den Kopf und sonst wohin warfen. - Die Lava zog sich aber wieder zurück, der Platz im Inneren der Insel hat wohl ausgereicht um die aufsteigende Lava zu beherbergen und nun gehen sowohl die seismische Aktivität wie auch die Gasemissionen wieder kontinuierlich zurück. - Vergleicht man mal die Werte von Tenerife und La Palma, dann ist bei uns komplette Stille angesagt, selbst El Hierro ist noch aktiver aber man kann auch nachlesen, dass auch unsere seismische Aktivität zur gleichen Zeit wie die Krise in Tenerife zugenommen hat. - Man kann sogar von drastisch reden, im Jahr 2005 gab es dreimal so viele Erdstöße wie im Jahr 2004. - Drückt man das aber in Zahlen aus, dann erkennt man vielleicht am besten unsere momentane Ruhesituation, 2005 gab es 3 Erdstöße und 2004 einen. - Wir haben inzwischen auch die wunderbare Möglichkeit das alles wochenweise im Internet zu verfolgen. - Die ITER (Instituto Tecnológico y de Energías Renovables) stellt uns Wochenberichte zur Verfügung, auf denen man ganz gut die Aktivitäten und auch die Veränderungen feststellen kann. Unter dem Namen "Guayota" bringt man das an die Leute und wer sich ein bisschen mit unserer Geschichte auskennt, der weiß, dass die Ureinwohner so den bösen Vulkanteufel nannten, der im Teide-Massiv eingesperrt war. - Die folgenden Messtafeln der seismischen Ereignisse sind allesamt von der ITER und aus dem Mai 2007. - Wer sich durch die einzelnen Schautafeln hangeln will, der kommt HIER weiter.


Erdbeben La Palma

La Palma


Erdbeben El Hierro

El Hierro


Erdbeben Tenerife

Tenerife




Dienstag 14.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1018 hPa

Abwickeln

Dieses Wort war ja noch vor ein paar Jahren in aller deutscher Munde, aber auch hier auf La Palma findet so etwas statt, dafür braucht man nicht unbedingt eine Wiedervereinigung. - In Fuencaliente, der südlichsten Gemeinde der Insel wollte vor guten 10 Jahren mal eine norwegische Firma eine Fischzucht errichten und im Rathaus der kleinen Stadt war man seinerzeit Feuer und Flamme für diese Idee. Dachte man doch an Wohlstand und Arbeitsplätze für den Ort und bemühte sich nach allen Kräften der ausländischen Firma zu helfen. Die Gemeinde ging unter dem, seit diesem Jahr Ex-Bürgermeister Pedro Nolasco sogar so weit, selbst in die Pläne mit einzusteigen, schließlich vermutete man sogar die Zahlung von hohen Subventionen aus Töpfen der EU und der Provinzregierung. - Das Gelände wurde auch von der Gemeinde bereitgestellt, aber man kam an die gewünschten über 3,5 Millionen erhofften Subventionen nicht heran, so viel wollte dann doch keine Institution bezahlen. - Der norwegische Investor brachte sein Geld dann in anderen Ländern unter, aber die Gemeinde hielt noch jahrelang an den Plänen fest, übernahm die Anteile der Norweger und hoffte immer noch auf die Zahlung von Subventionen.

Es hätte diese auch gegeben, zumindest die Provinzregierung wollte weitere Fischfarmen auf La Palma unterstützen, aber das angebotene Geld war den möglichen Betreibern zu wenig, man wollte wohl ganz geschickt verfahren und sich die komplette Anlage aus Steuergeldern bezahlen lassen und dann später, ohne eigene Finanzmittel den Ertrag abschöpfen. - Das mag theoretisch sogar möglich sein, man hört immer wieder von solchen Fällen, aber aus der wundersamen Geldvermehrung wurde in Fuencaliente dann doch nichts. - Vielleicht hätte man sich lieber an die katholische Kirche wenden sollen, die haben Erfahrung in der Fischvermehrung, eine Fischfarm, völlig mit Subventionsgeld wäre dann wohl doch zuviel des unguten Geschmacks. - Die Fischzüchter in Tazacorte mussten ja auch schließlich eigenes Kapital riskieren, so ein ganz kleines Stückchen Gerechtigkeit darf man doch immer noch erwarten. - Die Firma, welche in Fuencaliente immer noch auf Subventionen wartete bleib weiter am Leben, aber ohne irgendwelche Tätigkeit und das Rathaus musste die Kosten dieser stillen Firma tragen. - Nach den Kommunalwahlen nun ist das anders, der alter Bürgermeister ist nicht mehr da und das neue Konsortium hat nun die Subventionsgeldwartefirma aufgelöst und es auch bürokratisch geschafft, die 30.000 Quadratmeter Land, die man seinerzeit der ominösen Firma übertragen hatte, wieder als Gemeindegrund deklarieren zu lassen. - Rückblickend die zehn Jahre betrachtet, war das Ganze wohl ein Satz mit X und erspart der Gemeinde Fuencaliente einen ähnlichen Subventionsskandal wie seinerzeit der Inselregierung mit der Textilfirma Sodexcan, die man in der ehemaligen Tabakfabrik in El Paso untergebracht hatte.



Montag 13.08.07 - 20:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 26,5 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 19 Grad

Notlandung

Inline-Skates sind zum Rollen da und nicht zum Fliegen. - Das weiß meine kleine Tochter nun auch und dass hat ihr der Arzt im Krankenhaus gesagt, als er den Bruch eines Handwurzelknochens und eine Stauchung der Elle prognostizierte. - So kann man seine Nachmittage auch verbringen und weil fast zeitgleich meine große Tochter noch einen Termin beim Zahnarzt hatte sind wir vom heutigen Tag bedient. - Die kleine Dame nimmt es mit Fassung, dass nun die nächsten Wochen Gipsarm angesagt ist, aber was sie am meisten ärgert, dass sie sich in den Ferien so etwas antun muss, und nicht in der Schulzeit, wo so ein Gips an der rechten Hand doch recht nützlich sein kann. - Es ist spät, ich muss jetzt noch eine Beruhigungspizza für die Damen machen und mich um seelisches wie körperliches Wohl meiner Brut kümmern.



Montag 13.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

Nicht locker lassen

Die Autobahnpläne sind in den Katakomben des politischen Schweigens verschwunden, nichts Genaues weiß man nicht. - Nun wartet man ab, wie sich der neue Infrastrukturrat der Provinzregierung dazu stellt, handelt es sich doch dabei um den Ex-Bürgermeister aus Los Llanos und in dessen lokalen Flächennutzungsplan taucht die ominöse Schnellstraße ja bekanntlich nicht auf. - Das lässt zumindest hoffen, dass dieser dumme Spuk - Autobahn auf La Palma - so oft an der Vernunft vorbei getragen wurde, dass es jedem Regenten eigentlich peinlich sein müsste, damit wieder aus dem Planungsmustopf zu kriechen. - Da wir aber wissen, dass Politik nicht zwingend etwas mit Menschenverstand oder gar Vernunft zu tun haben muss, kann man noch keine klaren Aussagen treffen. - Der Protest gegen die Autobahn tendiert aber derzeit gegen Null, ganz einfach deswegen, weil die Diskussion darüber völlig vom Tisch genommen wurde. - Ganz anders geht es da um ein weiteres, äußerst umstrittenes Papier, den touristischen Sondernutzungsplan der Insel, eigentlich immer nur PTE genannt und den schreiben wir hier nun mal aus: Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística de la isla de La Palma. - Dieser Plan ist so umstritten wie lang und eigentlich auch nicht recht verständlich und um die Verwirrung komplett zu machen, hat man bislang auch nur Teile dieses Planes abgesegnet.

Über den Sinn und Unsinn von weiteren Hotels, mehrere Sporthäfen und bis zu 5 Golfplätzen braucht man eigentlich auch nicht zu diskutieren, die Zahlen und Zukunftsprognosen geben kein Publikum für solche Investitionen her und darüber hinaus würden solch massive touristische Infrastrukturen unsere eigentliche touristische Attraktivität stark gefährden, unsere Landschaft. - Die rührigsten Wächter gegen all diese Monsterpläne, welche die Kragenweite Tenerifes tragen aber nicht unsere, ist die Asamblea Ecologista, die sich neben vielen anderen Umweltschutzorganisationen durch besonderen Biss und vor allem Ausdauer hervortut und eines auf jeden Fall geschafft hat, die Presse ignoriert diese Gruppe nicht mehr. - Man muss diesen Leuten also mindestens zuhören und darauf reagieren, ein nicht immer tagtägliches Schauspiel in unserem Machtapparat. - Nun geht die Asamblea Ecologista noch einen Schritt weiter und begnügt sich nicht damit, die zweifelhaften touristischen Pläne nur noch verbal anzugreifen, sondern geht jetzt auch mit Einsprüchen dagegen vor. - Bei der Erstellung und im Genehmigungsverfahren des Planes hat man derart viele Formfehler begangen, dass dieser Plan und sein Werdegang durch die Behörden keiner juristischen Überprüfung standhalten würden. - Damit tritt eine neue Qualität in dem Kampf gegen die La Palma Verunstaltungspläne auf, ignorieren wird man diese Vorwürfe von den Planbefürwortern und Vollstreckern nicht mehr können. - Chapeau Asamblea Ecologista!



Sonntag 12.08.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,0 Grad - niedrigste Temperatur 18,0 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 18 Grad

Olle Heulsuse, der Heilige Lorenzo

Irgendwie schaffen wir es immer einen Heiligen in Dinge zu verstricken, die nicht rein weltlicher Herkunft sind. Was für die Astrophysiker banale Abfallprodukte eines Kometen sind, löst bei uns Ungebildeten wohligen Schauer aus, bis hin zu reinster Verzückung. - Heute Nacht soll es wieder besonders heftig gesungen werden, das Lied des Heiligen Lorenzo, was da etwa so geht: "Da! - da! - da! - schon wieder eine - wo? - wo? - wo? - na - da! - da! - da!" (Kann sowohl als Lorenzo-Blues, wie auch als Tuttle-shuffle intoniert werden) Sternschnuppen, hier auch Sternenregen (lluvia de estrellas) genannt, lassen sich auf La Palma bestens beobachten und in diesen Tagen weint San Lorenzo besonders heftig. Der Komet Swift-Tuttle hat seine Überbleibsel im Weltall liegen lassen und die Erde saust nun als gigantischer Staubfänger durch dieses galaktische Müllfeld. Beim Eintritt in die Atmosphäre unseres Planeten verglühen die kosmischen Abfallprodukte und bilden sich am Nachthimmel dann als diese verzückenden Sternschnuppen aus. Jedes Jahr findet das Schauspiel statt, immer Mitte August kann man die Perseiden beobachten, so nennen die Wissenschaftler die Hinterlassenschaften des Kometen Swift-Tuttle.

- Bei uns kann man die Perseiden nun besonders gut beobachten, der Mond stört kaum die dunkle Nacht und wer es sich besonders schaurig gestalten will, der fährt auf irgendeinen exponierten Aussichtspunkt, wo auch keine Straßenlaternen mehr den kosmischen Blick trüben. - Das mit dem Wünschen ist hier genau so, kurz die Augen zu, den Partner oder Freund an die Hand genommen und kräftig dran glauben. - Man könnte ja nun meinen, nimmt man auch noch die geistliche Hilfe eines Heiligen hinzu, dann muss das ja was werden mit den Wünschen, was mich aber dabei immer kräftig stört, dass man seine Wünschen ja keinem mitteilen darf. - Das ist ziemlich unkommunikativ und kann bei noch jungem Partnerglück auch mal zu Zaudern führen, wenn man dann auf die konspirative Frage, "hast du dir das Gleiche gewünscht wie ich", nicht spontan mit einem umfassenden Ja antwortet. - Da muss man ganz schön aufpassen und deshalb heißen hier so viele Kinder Lorenzo. - Um nun nicht alle meine Wünsche zu gefährden, greife ich mal auf einen Trick zurück, den mir meine kleine Tochter verraten hat, man dreht einfach alles um und behauptet das Gegenteil. - Also, ich wünsche mir eine Autobahn auf La Palma, die alle Golfplätze voll und ganz miteinander verbindet. - Ich wünsche mir, dass Katzenfutter unendlich teuer wird. - Ich wünsche mir, dass sich in unserem politischen System niemals etwas ändern wird. - Ich wünsche mir, dass diese Insel eine Kopie des Südens Tenerifes wird. - Ich wünsche mir, dass meine Frau mich gar nicht mehr lieb hat und mich meine Kinder später Mal, wenn ich auf Rente bin, dann aus dem Haus jagen. - Ich wünsche mir, dass die Tasca Barbanera heute Abend zu hat. - Das mit dem Weltfrieden, das der nie komme, das hebe ich mir für ein anderes Mal auf, da wird man immer so brachial enttäuscht. - Alles klar?



Sonntag 12.08.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1019 hPa

Unglück im Unglück

Es ist nicht das erste Mal, dass es beim Aufbringen von Flüchtlingsbooten zu Unfällen kommt und mancher Rettungsversuch die eigentliche Lage noch verschlimmern kann. - Ein Bericht der Seerettung der Kanaren weist nun auf mehrere Fehler der Schiffsbesetzungen der "Luz del Mar" und "Conde de Gondomar" hin, die am 19. Juli dieses Jahres ein Cayuco aus dem Senegal kommend aufbrachten. - Bei der Aktion ertranken 88 Menschen und nur 48 konnten gerettet werden. - Das absolut überladene Langboot aus dem Senegal war ohne Treibstoff an die 90 Meilen südlich Tenerifes liegen geblieben. Die Besatzung der "Luz de Mar", die zuerst bei dem Cayuco angelangt war musste nun überlegen, ob man die 136 Personen als "Rettung" gleich an Bord nehmen soll, oder lieber abwarten, bis ein größeres Schiff das westafrikanische Langboot an die Leine nehmen kann, um es dann in einen Hafen der Kanarischen Inseln zu schleppen. - Das Übernehmen von Menschen in der Nacht und bei beachtlichem Seegang hat oft schon zu Panik bei den Flüchtlingen auf den schmalen Booten geführt, so dass diese gekentert sind und aus dem Versuch zu helfen, eine Katastrophe entstanden ist. - So ist man dazu übergegangen, die Boote, so lange es geht, aus eigener Kraft in die Häfen zu geleiten, oder diese anzuschleppen. - So weit die Entscheidung der Besatzung der "Luz de Mar", man forderte den nahe liegenden Schlepper "Conde de Gondomar" an, dass dieser das Cayuco an den Haken nehmen soll um es dann nach Tenerife oder Gran Canaria zu schleppen. Nun gibt es zwei Versionen, in der einen rammt der Schlepper das Flüchtlingsboot beim Versuch es an den Haken zu nehmen, in der zweiten Version bringt die große Welle der Schiffsschraube das Boot zum Kentern. - Warum es da zwei Versionen gibt wird durch die schlechte Sicht in mondloser Nacht und die hohen Wellen erklärt, die es nicht erlauben, eine eindeutige Erklärung abzugeben. - Selbst die Seeleute auf dem Schlepper sind nicht in der Lage ganz genau zu erklären, was in dem Moment passiert ist, als das Flüchtlingsboot kenterte, oder auseinander brach.

In der Folge der Havarie konnten nur noch 48 Menschen gerettet werden. Obwohl zwei Schiffe ganz nahe am Unglücksort waren, ertranken 88 Flüchtlinge. Die stockdunkle Nacht, der Wellengang, der zwischen 2 und 4 Metern Höhe betragen haben soll und der Umstand, dass kaum einer der Flüchtlinge schwimmen konnte haben wohl dazu geführt, dass man nicht mehr Leben retten konnte. - Der Bericht der Seerettung weist nun auf mehrere Fehler hin, die man beim Ablauf der Rettungs- oder Bergungsaktion begangen haben soll. - Man weist darauf hin, dass man die Lage des Flüchtlingsbootes wohl falsch eingeschätzt habe, es war wohl keine "Rettung" notwendig, sondern man hätte den kommenden Morgen abwarten sollen um dann mit Tageslicht dem Boot Treibstoff übergeben zu können, so dass das Flüchtlingsboot aus eigener Kraft in einen Hafen einfahren kann. - Das ist der übliche Ablauf für Cayucos, die noch gut schwimmfähig sind, aus den bereits genannten Gründen scheut man es auf hoher See die Flüchtlinge an Bord eines anderen Schiffes zu nehmen. - Nur bei direkter Gefahr für Leib und Leben der Flüchtlinge soll versucht werden diese aus dem Boot zu evakuieren. - Oft werden die Schiffe aber auch von Schleppern an den Haken genommen um dann in einen Hafen geschleppt zu werden und dazu hat man sich in diesem Fall entschieden, allerdings nicht den nächsten Morgen abgewartet, um solch ein heikles Manöver, wenn ein großes Schiff ein kleines überladenes Boot bei hohem Wellengang an den Haken nehmen will, erst bei Tageslicht durchzuführen. - Beachtenswerte Selbstkritik, die da die Seeretter an sich üben, es ist halt vieles nicht glatt gelaufen in der Unglücksnacht. - Es ist extrem schwer die Situation in der sich das Flüchtlingsboot befindet richtig einzuschätzen. Muss man sofort die Menschen retten oder hält das Boot noch so lange dass man abwarten kann, was passiert wenn man die Menschen vom Boot holt, reagieren diese panisch, oder lassen sie sich diszipliniert vom Boot holen. - All diese Faktoren sind nicht immer ganz leicht richtig einzuschätzen und in dieser Nacht hat man wohl nicht die richtige Wahl getroffen, ohne damit behaupten zu wollen, bei Tageslicht wären alle Manöver ohne Havarie geglückt und alle 136 Menschen noch am Leben. - Es ist falsch, den Rettern Vorwürfe zu machen, sie haben wohl bei dem Versuch andere zu retten eine Entscheidung getroffen, die sich später, bei Tageslicht und festem Boden unter den Füßen und ohne den Stress, 136 Menschen in Seenot gegenüber zu stehen, leicht kritisieren lässt. Oft gibt es das berühmte Glück im Unglück, das hat in dieser dunklen Nacht wohl einfach gefehlt.



Samstag 11.08.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 24,5 Grad - niedrigste Temperatur 17,4 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 29 Grad, niedrigste 20 Grad

Petri heil !

Eins muß man Bea lassen: Wenn sie sich etwas vorgenommen hat, dann ist ihr sportlicher Ehrgeiz durch (fast) nichts zu bremsen. Weder durch abbrechende Steilufer noch durch defekte Angelruten. Auch nicht durch jede Menge verlorener Haken und Posen und eine Unzahl von verschwendeten Ködern. Genausowenig durch jede Menge verlorene Zeit und schon gar nicht durch meine dummen Bemerkungen. Sie wissen, wovon ich rede? Richtig. Vom Angeln. Das erste offizielle Dokument, das wir hier auf La Palma erhalten haben, war ja Bea`s Angelschein. Und den hat sie im vergangenen halben Jahr reichlich beansprucht. Nicht, daß sie ihn jemals hätte vorzeigen müssen, aber sie konnte eben mit Erlaubnis Angeln. Nur verhilft einem die Erlaubnis zum Angeln nicht zwangsläufig auch zum Erfolg beim Angeln. Und so verging dieses halbe Jahr denn auch ohne nennenswerten Fischzug.

Aber Bea hat sich in der Zwischenzeit bei den einheimischen Anglern nicht nur ein paar Tricks abgeguckt, sie hat sich auch über Erfolg versprechende Angelstellen informiert. Und so kamen wir dann vor ein paar Tagen in den Hafen von Tazacorte. Schon am Hafeneingang informiert ein Schild darüber, daß hier das Angeln verboten ist. Wahrscheinlich deshalb war an diesem Tag an der Mole auch kein freies Plätzchen zu ergattern. Überall saßen Einheimische und badeten ihre Angelhaken. Bea erwischte nur mit Mühe einen Platz ganz am Ende der Pier neben ein paar Jugendlichen, die ihr ihren eigenen Fang gleich mal verkaufen wollten. Aber das wäre denn doch zu einfach gewesen. Nur ein selbst gefangener Fisch ist ein guter Fisch. Und während ich, bewaffnet mit Sonnenschutz und Buch, oben auf der Mauer in der Sonne lag, machte sie sich unten wieder auf die Jagd. Aber auch an dem Tag wollte es nicht so recht klappen. Und das, obwohl wir plötzlich direkt vor uns Fischschwärme ausmachen konnten und die Palmeros nebenan doch den einen oder anderen Fang machten. Und so wie es aussah, hatten einige von ihnen nicht mal Köder benutzt, sondern den blanken Haken ins Wasser gehalten. Als dann Bea`s Köder alle waren, hat sie sich noch ein paar Minuten angesehen, was die Petrijünger (einige waren allerdings auch älter) da so trieben und hat sie ausgefragt, um dann zu beschließen, es am nächsten Tag noch einmal zu versuchen.

Das hat sie auch gemacht, diesmal allerdings ohne mich. Ehrlich, ich hatte wirklich keine Zeit! Und so kann man sich meine Überraschung vorstellen, als sie schon nach knapp zwei Stunden wieder nach Hause kam und mir einen Eimer voller Heringe präsentierte. Und was für Heringe, riesige Brocken. Sie erzählte mir, daß sie die Tips der Einheimischen befolgt hatte und daß die Fische angebissen hätten, als gäbe es kein Morgen. Nun ja, für diese Fische traf das ja auch zu. Die angewandten Tricks will ich hier gar nicht verraten, allerdings mußte ich anläßlich eines "kleinen Hungers zwischendurch" feststellen, daß uns sämtliche Brötchenreserven abhanden gekommen waren. Dafür hatten wir jetzt jede Menge Fisch. Ich bin zwar nicht so der Fischfan, aber ein klein wenig stolz war ich schon auf Bea`s Erfolg. Und ich muß ja jetzt auch keine Angst mehr haben, irgendwann auf die Rolle des Ernährers reduziert zu werden (ouh, der war nicht gut).

Was macht man nun mit so nem Haufen Fisch? Ganz einfach, meinte Bea, da werden Bratheringe und Rollmöpse draus gemacht. Und man stelle sich mein Erstaunen vor, ruck-zuck war ein Teil der Biester gebraten und eingelegt und die anderen kamen filetiert und eingerollt ins Glas. Rollmöpse eben. Naja, jedenfalls fast. Wegen der Größe der hiesigen Heringe kann man die nicht mehr unbedingt als Gabelhappen bezeichnen, den man in einem Stück in den Mund schiebt. Deswegen nenne ich die Dinger auch nicht Rollmops sonder Big-Mops. Und in einigen Tagen sind sie durchgezogen und können probiert werden.

Ach übrigens, Bea war anschließend noch nicht wieder zum Angeln. So erfreulich der Fang auch war, es fehlte ihr dann doch der sportliche Aspekt. Da fischt sie doch lieber Auge in Auge, Mann gegen Mann oder besser: Frau gegen Fisch. Petri Dank



Heringe, Heringe, so fett wie der Göhringe



Samstag 11.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

Zufahrt zur Cumbrecita stundenweise gesperrt

Neben dem "Haupteingang" in die Caldera de Taburiente, über Los Llanos - Los Barros kann man auch noch über den Aussichtspunkt La Cumbrecita in den Nationalpark gelangen. - Entgegen der Einfahrt über Los Llanos, ist die Cumbrecita ein hoch gelegener Aussichtspunkt und man kann sich dort prima einen Panoramablick einfangen, ohne gleich geübter Wanderer sein zu müssen. - Man fährt mit dem Auto an die 7 Kilometer vom Besucherzentrum des Nationalparks hoch, stellt sein Auto auf dem dort vorhandenen Parkplatz ab und genießt die eindrucksvolle Kulisse. - Selbst wenn man dann nicht einen der Wanderwege betritt, hat man den Nationalpark ganz von nahem genossen und kann, zumindest optisch, dieses "Muss" eines La Palma Besuches abhaken. - Man kann aber auch von dort aus in die Caldera wandern, allerdings möchte ich diese Wege nicht empfehlen, es geht sehr steil zu und unbedingte Schwindelfreiheit ist erforderlich. - Eigentlich sollte man sogar komplett abraten, aber man kann sich seitens der Parkbehörde nicht so richtig einigen, aus einem reinen Hinweis, dass der Weg nicht empfehlenswert sei, ein energisches Verbot zu machen. - Daneben gibt es aber auch noch einen kleinen ungefährlichen Rundweg, der von der Aussichtsplattform zuerst über ein Stück Forstweg nach Westen geht, um dann zu einem weiteren Aussichtspunkt zu gelangen, der sich Lomo de las Chozas nennt. - Den Weg kann man entweder so zurückgehen, oder kurz nach links absteigen und so ein bisschen in den Hang des Kraters eintauchen, ohne körperlich wirklich gefordert zu werden. Beide Optionen dauern unter eine Stunde Gehzeit und sind auch für "Weicheier" bestens geeignet.

Nun hat man seit geraumer Zeit bereits den Parkplatz erweitert, um dem gewachsenen Besucherstrom dort besser Herr zu werden, aber das reicht auch nicht mehr aus. - Dazu muss man allerdings wissen, dass es vielleicht nur an die 40 richtige Stellplätze für PKW gibt und wenn dann der klimatisierte Bus vom Hotel oder den Kreuzfahrtschiffen sich dort den schmalen Weg hochplagt, dann geht da oben in der Stoßzeit gar nichts mehr. - Wild abgestellte PKW machen es den Bussen unmöglich dort zu rangieren, es ist schlicht weg so wenig Platz dort oben, dass man nun zu einem wenig attraktiven, aber notwendigen Hilfsmittel greifen muss und die Zufahrt stundenweise sperrt. - Ich frage mich zwar immer noch, warum man die Busse dort hinauffahren lässt, aber das ist sicher wieder eine zu subjektive Kritik. - Da man sich "inselglobal", (Nationalparkverwaltung, Cabildo Insular und Gemeinde El Paso) noch nicht einigen konnte, wie man denn den Besucherstrom auf die Cumbrecita am besten regelt, bleibt im Moment nur diese drastische Option. - Es wird aber nur stundenweise gesperrt, meist um die Mittagszeit, wenn alle Urlauber ausgeschlafen und sich nach einem späten Frühstück endlich aufgemacht haben, die Reize unserer Landschaft per Auto zu erkunden. - Kommen dann noch zur gleichen Zeit die Busse dazu, dann muss man das Fallbeil Schranke werfen. - Wer also flexibel ist, der kann mal ein bisschen früher aufstehen, oder den Besuch auf der Cumbrecita auf die frühen Abendstunden verschieben. - Sollte diese Reglung noch nicht drastisch genug sein, dann droht man auch noch damit den Individualverkehr auf die Cumbrecita komplett zu verbieten und will dann Shuttlebusse oder Großraumtaxis vom Besucherzentrum aus auf den Aussichtspunkt schicken.



Freitag 10.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,2 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 24 Grad, niedrigste 20 Grad

Paul 2.0

Da ich mich ja absolut sträube, irgendwelche neumodernen Gimmicks und Features in meine altbackene Webseite einzubauen, hat Paul nun die Sache in die Pfote genommen und sich ins "second life" eingenudelt. - Es hat eine Weile gedauert, bis er den Umgang mit der Maus auch rein werkzeugmäßig begreift, aber was mache ich nicht alles für meinen Felinkumpel, damit es ihm an nichts mangelt und er ein erfülltes Leben sein Eigen nennen kann. - 12 Mäuse mussten wir wegen Biss- und Kratzwunden begraben, unser Computerladen in El Paso gibt uns aber inzwischen Rabatt, die denken allerdings immer noch, ich würde aus reiner Verzweiflung in die Dinger beißen, weil mir mal wieder irgendein Script aus den Tasten läuft.- Ist vielleicht auch besser so, ich mag es nicht, wenn man über meinen Kumpel lacht, ich selbst bin längst zum Abschuss der Peinlichkeiten freigegeben, aber das ist das nette hier, Trotteln hilft man immer gerne. - Paul nimmt als Vorlage für sein "second life" natürlich auch erst mal die Sims. - Das praktische daran ist ja, dass man sich so recht adrett und kuschelig zusammenbauen kann, eben genau so, wie man im "first life" wohl eben nicht ist. Warum seine Wahl auf eine menschliche Figur fiel und nicht auf eine Katze, die es da auch gibt, das erklärt der junge Halbmann mit seiner kulturellen Erziehung hier bei uns und schon blüht bei mir wieder der süße Traum, ich könnte doch jemandem humanistische Werte vermittelt haben, wo das doch meine Kinder mit Inbrunst verneinen.

Paul ist im virtuellen Leben ein beliebter und gejagter Junggeselle, der sein Geld damit verdient, Katzenfutter im großen Stil über internationale Märkte zu schleusen. - Das läuft ganz gut, er scheint den richtigen Riecher zu haben, was denn an parfümierten Tierkadavern gerade in der Katzenscheinwelt en vogue ist. - Da gibt es dann so Kreationen wie Kaninchenhaschee an Springbock-Gelee und eine neue Convenience-Verpackung, die sich auf Pfotendruck von ganz alleine öffnet und in die Futterschale springt. - Das habe ich ihm dann vorgehalten, er kann als vermeintlicher Mensch zwar prächtig mit Katzenfutter sein Geld verdienen, aber es gehört sich doch nicht, auch nicht in der virtuellen Welt, dieses dann auch noch zu verzehren, wenn er sich schon als Mensch ausgibt. - Er will seine Wurzeln aber nicht verleugnen und hat sich da auch noch einen Gimmick ausgedacht, in seiner "second world" essen alle berühmten und wichtigen Persönlichkeiten Katzenfutter, nachdem man die Stiftung Katzentest festgestellt hat, dass diese Portiönchen nahrhafter und hygienischer sind, als Prekariatsdosenwurst vom Discounter. - Das ist ja das Schöne, dass alles möglich ist in der schrillen Welt der Einsen und Nullen und wenn einem was nicht passt, dann drückt man auf escape und bastelt sich eine neue Persönlichkeit. - Man sollte halt nicht die Erdung dabei verlieren und immer vor Augen haben, welche denn nun die Welt aus Fleisch und Blut ist und welche die aus Pixel und Bits. - Das aber ist nicht das prinzipielle Problem meines Katers, dem fällt es leicht das zu unterscheiden, er läuft nach einer zweistündigen Session gleich wieder auf vier Pfoten weiter und tut so, als wäre nichts gewesen und zerfetzt die nächste Maus. - Andere scheinen damit ja mehr Probleme zu haben, anders kann man das nicht erklären, wie manche Menschen durch unsere Welt laufen und so viel Schwachsinn erzählen du auch tun, dass man immer verzweifelt sofort die escape-Taste sucht. - Manchmal tröste ich mich damit, dass vieles was ich den ganzen Tag sehen, hören und erleben muss, wohl eigentlich im Leben 2.0 stattfindet und wir damit nichts zu tun haben. - Aufgepasst, das kann zu deutlichen Nebenwirkungen führen, die als Spätfolgen Naivität, Gutgläubigkeit oder sogar Anteilnahme zur Folge haben können. - Paul hat da keine Schwierigkeiten, noch diskutiert er nicht mit Mäusen und Eidechsen, die in seinen Krallen hängen, dem macht keiner was vor.

Jetzt wissen wir auch, warum der Hubschrauber heute Nachmittag wieder geflogen ist. - Wie ich gerade erfahre, hat man gegen 14:30 zwischen Hoyo de Los Juncos und dem Campingplatz in der Caldera den Leichnam des 57 jährigen Briten gefunden, der seit letzten Freitag im Nationalpark vermisst wurde. - Mehr Details gibt es nicht und muss es vielleicht auch gar nicht geben, das geht nur die Rettungskräfte und die Familie des Toten etwas an. - Man kann immer nur wieder darauf hinweisen, nie alleine in die Berge zu gehen und auf keinen Fall die Wanderwege verlassen.


Paul 2.0



Freitag 10.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa

Der Hahn kräht wieder

"La Ruta de Gallo" nennt sich eine nette Aktion, die nun bereits in der zweiten Auflage Publikum vermehrt von der Straße holen soll und in die Kneipen des Aridanetals locken. - An die 25 Restaurants und Kneipen haben sich auch dieses Jahr wieder der Aktion angeschlossen und haben für hungrige und durstige Passanten für wenig Geld eine Tapa und ein Glas Wein oder Bier bereit. Dazu gibt es noch einen "Gallo-Pass", in dem man sich seine Kneipenbesuche abstempeln lassen kann und wenn man eine Mindestzahl an Etablissements in jedem Ort des Aridanetals besucht hat, dann nimmt man an einer Verlosung teil, deren Hauptgewinn eine Entziehungskur im großen Hotel im Süden ist. - Das mit der Entziehungskur war natürlich Quatsch, Gaststättenverbände und Handelskammer würden so etwas doch nicht sponsern… Ziel der Aktion ist natürlich erhöhter Konsum in den Restaurants und Werbung für eine kulinarische Bewegung, die sich "Tapear" nennt, in der man in fröhlicher Runde von Kneipe zu Kneipe zieht und immer eine Kleinigkeit zu sich nimmt und das mit einem Schluck Wein oder Bier herunterspült. So sind die Kosponsoren auch leicht zu identifizieren, "CCC" ist die berühmte Brauerei auf Tenerife die solch auserlesene Spezialitäten wie Dorada und Tropical herstellt und dazu kommt noch die Vereinigung der DO-Weine La Palmas, welche den beteiligten Restaurants auch reichlich Lockstoff zu Verfügung stellten. - Das "Gallo-Menü" kostet 2 Euro und besteht aus einem Glas Wein oder Bier und eben einer Spezialität des Hauses, aber eben in mundgerechter Form, wie man es von einer echten Tapa eben erwartet.

Die teilnehmenden Restaurants können auch gewinnen, neben vielleicht erhöhter Besucherzahl gibt es am Ende der Aktion eine Abstimmung der Gäste, welche Tapa denn nun die beste gewesen sei und die drei Besten werden noch extra belohnt und erwähnt. - Was eine Tapa ist, das muss man heute niemandem mehr erklären, aber warum das "Ruta de Gallo" heißt vielleicht. - Der Gallo ist natürlich der Hahn und früher, manchmal auch noch heute, nannte man die Bewohner des Aridanetals "Gallos", zumindest die Hauptstädter aus Santa Cruz auf der anderen Seite machten das so und bezogen sich damit fein lächelnd auf die bäuerliche Struktur der Westseitenbewohner. - Anders herum betitelte man die Hauptstädter als "Portugeses", was eigentlich kein Schimpfwort sein darf, aber damit wollte man deutlich hervorheben, dass es in Santa Cruz dermaßen viel portugiesischen Einfluss gab und man eigentlich gar kein richtiger Spanier sein. - Das alles ist aber nur harmloser Lokalkolorit, erklärt aber die Herkunft der "Ruta de Gallo". - Die Pässe erhält man in jedem teilnehmenden Lokal, es gibt diese sogar in englisch und deutsch und die ganze Aktion läuft noch bis zur ersten Septemberwoche. - Miesepeter behaupten nun wieder bereits, diese Aktion fördere den Alkoholkonsum und fordere die Leute auf, betrunken von einer Stadt zur anderen zu fahren, weil man ja, um zu gewinnen, in jeder Stadt mehrere Etablissements besucht haben muss. - Das muss man nicht so verbissen sehen, aber der "Gallo-Pass" wird auch von der Polizei nicht als Blankodokument angesehen, mit dem man leicht angefüllt Auto fahren darf. - Also immer schön zu Fuß den Hahn machen, man muss ja nicht alle Orte an einem Tag gleichzeitig besuchen. - Das ist auch viel bekömmlicher und dann hält der Führerschein länger.



Donnerstag 09.08.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 54 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 25,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 20 Grad

Geheiligt sei die Quelle

Acht lange Jahre hatte man die Heilige Quelle vergeblich gesucht, bis man im Jahr 2005 endlich auf warmes Wasser in der Gegend stieß, in der man die vom Vulkanausbruch im Jahr 1677 verschüttete "Fuente Santa" vermutete. - Nach an die 200 Meter im Berg und über 700.000 Euro aus der öffentlichen Hand, bezahlt von der Inselregierung, stand man nun vor einer Wasserpfütze, die an die 52 Grad warm ist und den Analysen nach eine Thermalquelle mit besten gesundheitsfördernden Inhaltstoffen sein soll. - Mein Konjunktiv kommt daher, dass in den nun fast zwei Jahren noch keine Analyse des Wassers veröffentlicht wurde, aus der man die heilende Wirkung des Wassers auch wissenschaftlich herauslesen kann. - Auch heute, an einem der Tage der offenen Tür wurde uns zwar die gesundheitsfördernde Tugend der Quelle zugesagt, aber was in dem Wasser und in welcher Zusammensetzung da wirklich drin ist, das kann man leider nicht nachlesen. - Das muss aber nicht böse Absicht sein, denn man glaubt die heilige Quelle zwar gefunden zu haben, aber etwa an der Stelle, in der sie früher dann ins Meer floss und nicht so weit vom Meer entfernt, dass nun im Wechsel mit Ebbe und Flut das Quellwasser immer wieder mit einströmendem Meerwasser vermischt wird. - Diese Mischung ist natürlich und befriedigend und lässt die Analysen wohl nicht so sonderlich gut aussehen und man möchte doch die neue touristische Vorzeigeattraktion nicht als warmen Meerestümpel verkaufen. - Nun sinnt man darüber nach, wie man denn die Wasser trennen kann, um nur das Quellwasser auffangen zu können und hat da auch schon mehrere Methoden in Aussicht, die aber allesamt noch weitere Investitionen fordern würden.

Nun will man erst mal überlegen, wer und wie denn die Quelle am besten und erfolgreichsten genutzt werden kann und sich dann an die Arbeit machen, das nicht vom Meerwasser verunreinigte Quellewasser getrennt zu fördern. Immerhin sollen 2-3 Liter pro Sekunde vom thermalen Glückswasser sprudeln, eine reichliche Menge um ein Bad und weitere Attraktionen zu versorgen. - Dazu muss man natürlich in der heutigen Zeit konkrete wissenschaftliche Aussagen zum Wasser treffen könnte, vor dem Vulkanausbruch des San Antonio, dessen Lavaflüsse die Quelle 1677 verschütteten, war das noch einfacher, da galt der Heilungsglaube einmal konspirativ hingehaucht gleich gegen sämtliche Übel auf einmal. - Gut, so was gibt es heute auch noch, aber da bewegen wir uns doch gleich wieder in den Verdacht der Scharlatanerie und Kurpfuscherei und auf so etwas sollte man kein Zukunftsprojekt stützen. - Ab heute bis zum Samstag noch kann man die Quelle besuchen gehen, im Rahmen der Weinerntefeiern Fuencalientes hat man Tage der offenen Tür geschaffen und bietet Führungen in den 200 Meter langen Stollen an. - Täglich von 10:00 bis 13:00 Uhr und für uns hat es sich gelohnt früh zu kommen, weil immer nur 2 Gruppen mit 10 Personen gleichzeitig in den Stollen dürfen.

Noch draußen bekommt man einen kleinen Vortrag, der sowohl die Geschichte der Quelle selbst, wie auch die vielen Jahre der Suche und Graberei im Felsen beschreibt. - Es ist nicht einfach und schon gar nicht ungefährlich im frischen Basalt zu bohren, denn auch Basalt, der erst 340 Jahre alt ist, der gilt noch als "frisch". - Entweder stößt man auf kompakte Felsen, die man mit Sprengungen erledigen muss, oder man kann keinen Meter weit bohren, ohne dass einem sofort kleine Gesteinsbrocken die ganze Röhre wieder zuschütten. Man musste sich so Stück um Stück in den Berg kämpfen und jeden gewonnenen Meter sofort mit einem stabilen Metallkäfig auskleiden um das Nachrutschen des Gesteins zu verhindern. - Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Atmosphäre im Stollen bald so viel CO² enthält, dass man immer wieder die Arbeiten abbrechen musste, um die Tunnelbohrer nicht zu gefährden. Zwischendurch wurde sogar mit Atemgeräten gearbeitet, aber das hält man nur ein paar Stunden aus, zumal auch die Temperaturen sich dort nie unter die 30 Grad Marke senken. - Nun bläst ein langer Schlauch Frischluft in den Stollen, aber dennoch war die klamme und stickige Luft unangenehm einzuatmen. - Daher sind die Führungen auch extrem schnell und die, geologisch sehr versierten Führer tragen Gasschnüffelgeräte mit sich, um bei zu hohem Kohlendioxydgehalt Warnung zu geben. - Uns war nicht so sonderlich wohl im ersten Moment, schließlich gelte ich seit meiner Herzgeschichte nicht mehr als Marathonman, aber als ich auch eine, an die 80 jährige Dame in der gleichen Warteschlange sah, siegte mein Entdeckergeist locker über jegliche Bedenken. - Wir haben ja alle noch die Katastrophe in Tenerife vor Augen und Ohren, als 6 Wanderer in einer mit CO² gefluteten Höhle diesen Februar ums Leben kamen. - Wir alle sind wieder gut herausgekommen, vielleicht sollte man Klaustrophobikern die Tour nicht empfehlen, alle anderen die sich für die inneren Werte unserer Vulkane und deren Ausdünstungen interessieren, die sollten bis Samstag noch die heilige Quelle besuchen. - Von Fuencaliente über Las Indias zum Meer, am heiligen Hotel vorbei bis zur Playa Echentive. Dort steht auch noch ein Bauschild mit etwas von "Fuente Santa" drauf und dann, über einen nett angelegten Treppenweg zum Strand. - Wer will, der kann auch gleich noch das Badezeug mitnehmen und anschließend die warmen Gase im erfrischenden Atlantik abspülen. - HIER gibt es noch mehr Photos von der Fuente Santa.


fuente_santa_la_palma_fuencaliente



Donnerstag 09.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa

Hurra, keine Rekordernte dieses Jahr

OK, die ist schon reichlich polemisch diese Überschrift, aber unserer Überproduktion an Wein hat die Natur dieses Jahr gleich mehrere Riegel vorgeschoben. - Die Weinernte hat begonnen, traditionell immer zuerst in Mazo und den tiefen Zonen Fuencalientes und schon wird klar, der Jahrgang 2007 wird kein Rekordjahr. - Grob gefasst spricht man Verlusten von bis zu 60%, aber gegenüber dem Vorjahr, welches aber eben eines dieser Jahre war, in denen man so viel Wein produziert hat wie noch nie zuvor. Zumindest bei unseren Rotweinen, die an die 80% der Produktion ausmachen liegen noch Teile der Ernten 2004 und 2005 in vielen Kellern und man wusste nicht so recht, wie man diese an den geneigten Kunden bringen konnte. - Dazu meldet man ja auch noch fast gleichzeitig einen drastischen Rückgang bei den Verkaufszahlen, so dass man eigentlich froh sein kann darüber, dass der Druck der produzierten Menge nun nicht noch größer wird. - Eigentlich - denn es ist nicht zu erwarten, dass der Verkaufspreis für die Trauben dieses Jahr in dem Maße ansteigen wird, der nötig wäre, um die Mindermenge wieder auszugleichen. Die großen Bodegas sitzen eben noch auf reichlich Reserve und haben da sicher ganz klare Grenzen, wie viel ihnen die Trauben aus dem Jahr 2007 wert sind.

Dabei liegt die Schuld nicht ausschließlich bei der Hitzewelle der letzten Woche, es gab schon davor Faktoren, welche das Jahr 2007 nicht wirklich rekordverdächtig aussehen ließen. - Der April, Mai und Juni waren zu kalt und zu feucht, so dass man sehr mit Mehltau zu kämpfen hatte und mehrere späte Regenfälle ließen auch keine ordentliche Bekämpfung des Mehltaus zu. Selbst der Juni war noch von den Temperaturen unter dem normalen Mittel und dann eben die vier Tage brachiale Hitze Ende Juli, gaben vielen Trauben den Rest, weil diese noch nicht ausreichend entwickelt waren um dieser Hitze begegnen zu können. An vielen Stöcken sind nur vereinzelte Trauben tauglich und es wird daher auch sehr viel mehr Handarbeit bedeuten, die "guten" von den "schlechten" zu trennen um dennoch ordentlichen Wein keltern zu können. Die Verluste scheinen gerecht über die Insel verteilt zu sein, allerdings wird in den hohen Zonen und besonders im Norden der Insel erst in 6 Wochen mit der Ernte begonnen und bis dahin kann man sich nicht wirklich auf konkrete Zahlen festlegen, wie viel geringer die Ausbeute dieses Jahr sein wird. - Bei all der Überproduktion und Preisverfall der letzten Jahre, die Weiß- und Roseweine aus dem Norden gewinnen immer mehr Liebhaber und sind trotz der früheren Rekordernten zum Teil absolut ausverkauft. Da wird es dann wohl einen Preisanstieg für den dann raren Jahrgang 2007 geben, wobei bei den Rotweinen durch die jahrelange Überproduktion nicht wirklich von Verknappung gesprochen werden kann. - Wie man es dreht, ob Rekordernte oder ein mageres Jahr, so richtig zufrieden sind die Landwirte nie, aber das ist wohl wie im richtigen Leben, es könnte immer alles besser sein.



Mittwoch 08.08.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 54 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 27,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,1 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 19 Grad

Calderageschichten

Die Caldera soll im Moment gesperrt sein, wegen Sprengarbeiten in der Nähe von Los Brecitos. - Das wäre sehr schade für die Urlauber, wenn es denn wirklich die komplette Caldera beträfe und deren Zufahrten. - So ist das aber nicht, es sind lediglich die letzten 700 Zufahrt nach Los Brecitos gesperrt, eben aus diesem Grund, weil man dort einen störenden Felsbrocken wegschaffen will, der dort wohl sehr stört. - Bitte nicht gleich wütend werden, wie sprengen nicht im Nationalpark, die Zufahrt liegt noch in der Vorparkzone und nicht im eigentlichen Schutzgebiet. - Man kann also trotzdem in die Caldera zum Wandern gehen, dem steht nichts im Wege. - Man fährt einfach mit dem eigenen Auto über Los Barros und Lomo de Los Caballos bis zum Parkplatz auf den Grund der Schlucht und läuft dann das Flussbett einfach hoch. - Die andere Möglichkeit, sich per Taxi nach Los Brecitos fahren zu lassen geht auch weiterhin, man muss nur die letzten paar hundert Meter zu Fuß laufen, um dann den berühmten Rundwanderweg zurück durch das Flussbett wieder anzutreten. Die Gehzeit verlängert sich dabei etwas, aber das sollte im Sommer nicht das Problem sein, es ist lange genug hell. - Wann die Strecke vom Flussbett nach Los Brecitos wieder komplett offen ist, das konnte man uns nicht endgültig versprechen, die Arbeiten führt die Inselregierung aus und nicht die Gemeinde El Paso, so sind die Angaben nicht so genau, wie man das gerne hätte. - Aber selbst der Weg vom Flussbett in die Caldera hinein ist absolut empfehlenswert, auch wenn es sich dabei nicht um einen Rundweg handelt, sondern der geneigte Wanderer den gleichen Weg auch wieder zurück muss. Ich kann Ihnen aber versprechen, das sieht auf dem Rückweg zum Parkplatz alles schon wieder ganz anders aus, uns hat der Weg nie gelangweilt und der Vorteil ist dabei, man kann selbst bestimmen, wie lange man unterwegs sein will. Das ist besonders mit Kindern, oder vielleicht für Leute die nicht Messner oder Nehberg Qualitäten besitzen auch von Vorteil.

Das bringt uns gleich zu der zweiten Geschichte. - Seit letztem Freitag wird ein 57 jähriger Engländer in der Caldera vermisst und bislang fehlt jede Spur von ihm. Per Hubschrauber und Hundertschaften der Rettungskräfte sucht man seit Samstag nach ihm, aber bislang fehlt jede Spur von dem Wanderer. Warum, wieso, weshalb, noch keine Ahnung und unter Umständen erfährt man auch nie, was mit den Menschen geschehen ist, die in der Caldera verloren gegangen sind. - Es ist nicht unbedingt so, dass es sich dabei immer um einen schrecklichen Unfall handeln muss, früher verschwand so mancher in der Caldera der sich einfach absetzen wollte, wohl wissend, dass man in der Caldera, auch wenn es sich um einen begrenzten Raum handelt, niemanden findet, wenn er nicht gefunden werden will. - Das soll überhaupt nicht heißen, dass der Engländer auch nicht gefunden werden will, mitnichten, aber es sind eben schon so viele Menschen dort nie wieder aufgetaucht, dass man auch das nie ausschließen kann. Wir müssen nur gute 2 Jahre zurückdenken, da verschwand Victor Rodríguez in der Caldera, man fand sogar noch persönliche Dinge von ihm, aber er selbst wurde nie wieder gesehen. - Daher die kleine Bitte am Rande, bleiben Sie auf den markierten Wegen und gehen Sie nicht alleine in den großen Krater, es sei denn, Sie wollen nicht wieder gefunden werden…



Mittwoch 08.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1016 hPa

Der leere Monat

Palmeros verreisen nicht wirklich oft. - Dennoch ist der Monat August ein ziemlich leerer Monat, immer genau die Personen, die man eigentlich antreffen will, sind gerade jetzt in Urlaub. - Meist sind sie gar nicht weg, haben nur den Bleistift gegen einen Zementmischer getauscht, um endlich die Einfahrt zum Haus der Oma zu erleichtern, oder haben im günstigsten Fall sogar ihr Handy ausgestellt. - Ob man das nun Urlaub nennen will, das darf jeder selbst titulieren, denn wir sind mit der Definition von ein paar Tagen "nichts tun" auch nicht besonders weit geraten. - Es irritiert natürlich, wenn man gerade die Person abends in der Kneipe trifft, von der man den ganzen Tag über gehört hat, sie sei in Urlaub gefahren und könne jetzt unmöglich gestört werden. Aber Irritationen sind mindestens menschlich und warum soll das eigentlich nicht gehen, seinen angestammten Wirkungskreis nicht zu verlassen und trotzdem in Urlaub zu sein. - Das geht, zumindest hier, auch wenn es im Laufe der globalisierten Jahre immer schwerer geworden ist. Nötig dazu sind eben der komplette Respekt vor dem Urlaubenden, nicht mal fragend ansehen und wenn es unvermeidlich ist, sofort über das Wetter reden oder die nun vergangenen Waldbrände auf den großen Karaneninseln. - Ich muss es zugeben, ich tu mich da immer noch schwer, aber im August sollte man sich wirklich angewöhnen die Leute, bevor man sie anspricht, lieber erst zu fragen, ob sie nicht vielleicht in Urlaub sind.

Das betrifft übrigens auf keinen Fall nur Mitbürger im öffentlichen Dienst, auch Angestellte, Künstler, Arbeitslose und Rentner können sich im inkognito-Urlaub befinden, Vorsicht bei unerwarteter Annäherung. - Mein naiver Vorschlag, allen verurlaubten Anwesenden eine grüne Schleife ans Revers zu heften kann nicht fruchten, denn es gibt ja so viele unterschiedliche Spielarten des gelebten, aber nicht ostentativen Erholens. - Der eine macht nur halbtags nichts, wobei der tätige Halbtag übrigens auch in die Nachtstunden fallen kann, der andere ist vielleicht sogar weiter denkfähig und merkt sich das von außen vorgetragene Anliegen für die berühmte Zeit nach dem Urlaub. - Bitte nicht rückfragen, ob man sich das tatsächlich gemerkt hat. - "Ich spanne einfach mal nur ein paar Tage aus, dann geht es wieder weiter, aber dann brauchst du mir die Papiere auch noch nicht bringen, weil dann ist Hulahup nicht da und danach fährt Haluhap ein paar Tage nach Garafía zu seiner Tante. Vor Mitte September brauchst du nicht wieder zu kommen, es passiert eh nichts, mach doch bis dahin am besten Urlaub!" - Kein Problem, Respekt vor der Erholungsbedürftigkeit schwer arbeitender Menschen ist mir angeboren, ich gehe ja ab und zu Mitternacht auch schon nicht mehr ans Telefon. - Ist der September dann da, staut sich der große verschobene Berg an Arbeit und Vorschlägen fast über die lange Bank hinaus und bereitet dem bittstellenden Frager erneut ein schlechtes Gewissen nun sein, natürlich völlig unwichtiges Anliegen zu schildern. - Da muss man durch und hart werden, sonst gerät man bald wieder in die ähnlich geartete Weihnachtsfalle, die im schlimmsten Fall von Mitte Dezember bis Mitte Januar dauern kann. - Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an, das ist überall so, nur eines macht mich sauer, wenn ich mir dann im September anhören muss: "Warum hast du mir das nicht bereits im August gesagt, da hatte ich doch Urlaub und ganz viel Zeit dafür?"



Dienstag 07.08.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 43 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 29,0 Grad - niedrigste Temperatur 19,2 Grad
Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 25 Grad, niedrigste 20 Grad 1 mm Niederschlag

Tourismus und Prostitution

La Palma hat auch eine touristische Zukunft ohne Golfplätze vor sich. - Dieser Satz stammt nicht von einem der "Erleuchteten", wie man uns Mahner und Kritiker eines bereits abgelaufenen Tourismusmodells nennt, sondern von unserem Inselpräsidenten, dessen Namen man hier ehrenhalber mal komplett ausschreiben darf: José Luis Perestelo Rodríguez. - Auch wenn er als wohlwollender Unterstützer des zweifelhaften touristischen Sonderplanes gilt, der hier immer nur "PTE" genannt wird, eines darf man diesem erfahrenen Berufspolitiker nicht vorwerfen, er sei nicht in der Lage, die Veränderungen der Zeit zu spüren. - Allerdings muss man nicht immer alles auf die Golfwaage legen, was unsere Politiker so erzählen, aber als häufiger und aufmerksamer Leser weiß man sein Gegenüber ja mit der Zeit "zu lesen" und muss auf Nuancen achten. - Dazu kommt ja noch, dass man gerade den Leuten, die permanent in der Öffentlichkeit stehen auch die Zeit lassen muss, die Kurve so langsam zu nehmen, dass der Fahrer sich nicht selbst aus dem Rennen katapultiert. - Perestelo ist ein geschickter Fahrer, immer schon gewesen und wenn er nun auch noch langsam in eine wirklich neue Richtung dreht, da wo wirklich touristische Zukunft für diese Insel stecken könnte, dann biete ich mich zum Reifenwechsel an. (Vorne links, von Regenreifen auf Slicks)

Bitte nicht gleich jubeln, es ist noch ein ganz zartes Pflänzchen welches man da aus dem Interview herauslesen kann, welches Omar García für Ideapress mit ihm geführt hat. - Die Kernsätze sind einfach. - La Palma kann auch ohne Golfplätze leben und diese würden die wirtschaftliche Zukunft nicht unbedingt verbessern. - La Palma hat bereits zahlreiche Qualitäten, welche den Besucher anlocken können, da wäre natürlich die Landschaft zuerst zu nennen und zahlreiche Attraktionen, die zwar nicht unbedingt weltrekordverdächtig und Reklame für konventionellen Massentourismus sind, aber eben genau zu uns passen. - Immerhin hat er auch entdeckt, dass die Gäste welche uns bereits seit langer Zeit besuchen bereits dieser ominösen Gruppe angehören, die man dem "Qualitätstourismus" zuordnen darf. Das muss ich kurz erklären, bislang laufen alle aufgesetzten Kosmetikänderungen auf La Palma unter dem Motto ab, nur so könne man Qualitätstourismus erreichen, wobei das Wort Qualität wohl unter der häufigen Verwechslung mit Quantität leiden muss. (Sporthäfen, 4 Sterne Hotels, Golfplätze) - Prima und auch bereits eine kleine Ohrfeige an so manche Fortschrittsritter, die uns immer noch einreden wollen, erst müssen wir uns komplett verändern, bevor wir uns dem "Qualitätstourismus" darbieten können. - Genau das Gegenteil ist der Fall, wir müssen noch mehr darauf achten nicht unsere Eigenständigkeit zu verlieren, in dem wir uns vergleichbar machen. Nur so können wir wirklich Gäste auf diese Insel locken, die echtes Interesse an uns zeigen und nicht einfach nur unsere Ressourcen verbrauchen um ein bisschen Sonne zu tanken und in die virtuelle Welt des vorgekauten Produktes Tourismusregion einzutauchen. - Für eine Region ist Tourismus nichts anderes als Prostitution. - Dabei wäre es doch bloß wünschenswert, für die Prostituierte oder die Region, genau das zu zeigen was man am besten hat und kann und das nicht von einem verlangt wird sich so weit zu verändern um konkurrenzfähig zu werden um auch das noch bieten zu können, was andere viel besser und billiger können als wir. - Dazu kommt noch, dass es weder für die Prostituierte, noch für die Region von echtem Nutzen ist, wenn andere an den eigenen Leistungen mitverdienen. - Das war übrigens kein, zugegeben plumper Vergleich von Perestelo, sondern entstammt meinem Lästermaul, aber sonst bekommt man solch eine reißerische Überschrift nicht hin und manchmal macht das halt einfach Spaß… - Allerdings freue ich mich ganz ohne Lästerei, dass man ganz oben nun auch ein bisschen von der Erleuchtung mitbekommen hat. - Wenn´s der Wahrheitsfindung dient, HIER der Artikel aus "La Opinión".



Dienstag 07.08.07 - 08:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa

Polizisten und Terroristen

Glaubt man der Vereinigung der Markenweine La Palmas, dann sind diese beiden Berufs, oder Berufungsgruppen schuld am drastischen Einbruch der Verkaufszahlen. - Man meldet für das erste Halbjahr 2007 einen Rückgang von 40% gegenüber dem Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres und muss dabei wirklich schlucken, stimmt das so, dann grenzt das an eine wirtschaftliche Katastrophe. - Zurück zur Überschrift, was sollen nun Polizisten und Terroristen damit zu tun haben? - Man erklärt das so: Im Flugreiseverkehr ist es ja inzwischen verboten mehr als einen Schluck Flüssigkeiten mit in die Maschinen zu nehmen und so fällt der gesamte Weinexport als Mitbringsel und Erinnerungstropfen auf diese Art und Weise komplett aus. - Früher, als alles anders was und nur manches besser, da nahmen sich wirklich viele Besucher der Insel noch Wein mit nach Hause und das natürlich bevorzugt im Handgepäck, traut man doch den Kofferweitwurfspezialisten der Flughafengesellschaften nicht immer und unbedingt. - Man kann zwar auch Transportbehälter erwerben, die einen Bruch der Flaschen nahezu völlig ausschließen, aber das ist alles viel zu umständlich. - Dazu kommt noch, dass die Fluggesellschaften inzwischen immer häufiger auf Übergepäck allergisch reagieren und saftig pro Kilo mehr im Koffer abkassieren. - Die Polizisten, der zweite genannte Grund, die machen einfach nur ihre Arbeit und fischen so manchen fröhlichen Zecher aus dem Straßenverkehr und seitdem es den Führerschein auf Punkte auch hier gibt, tränken die Verkehrsteilnehmer deutlich weniger Wein als noch zuvor.

Mag alles sein, besonders einleuchtend ist die Geschichte mit den nun fehlenden Spontankäufen am Flughafen, aber meine, natürlich subjektive Beobachtungen, können nicht unbedingt ein größeres Maß halten in den Kneipen und Bars unserer Insel bestätigen. - Mir erscheinen so die 40% Umsatzeinbruch nicht alleine auf den geringeren Verkauf am Flughafen und den Kontrollen im Straßenverkehr erklärbar zu sein, da müssen andere Faktoren noch mitspielen. - Es kann auch durchaus sein, dass man weniger DO-Wein an die Hotels verkauft, seit dem der all-inklusive Geist auch diese Insel gestreift hat und unsere Weine zum Kübeltrinken einfach viel zu teuer sind. - Auch möchte ich nicht ausschließen, dass es einen Trend hier auf der Insel gibt hin zum Bier, denn aus dieser Geistesgetränkefraktion meldet man keine Umsatzeinbrüche, sondern ein kleines Plus, wenn auch eher nur ein Plüschen. - Oft erscheint es mir aber auch so, dass man seitens unseres DO ein bisschen den Trend verschlafen hat, Weintrinken hat inzwischen nicht unbedingt mehr etwas mit Patriotismus zu tun und auf vielen Tischen unserer Leute hier sieht man schicke und moderne Flaschen mit Herkunft meist von der iberischen Halbinseln. - Die sind meist nicht teurer, liefern aber das bisschen an Mode und Show, was man auch hier inzwischen gerne mal als Pluspunkt auf der Abendtafel schätzt. - Dagegen sind unsere Abfüller sehr konservativ und setzen mehr auf prunkige Medaillen als auf ein modernes Erscheinungsbild. - Da hätte man gut von den Italienern lernen können, die verkauften vor mehr als 15 Jahren schon alten Wein in neuen Schläuchen. - Es läuft nicht gut für unsere Weine im Moment, aber man kann nicht alles auf die Polizisten und Terroristen schieben, ein bisschen Selbstkritik und Mut, neue Wege zu gehen, sollte auch nicht ausgeschlossen werden.



Montag 06.08.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 45 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 29,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad
Temp. Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 26 Grad, niedrigste 21 Grad

La Palma, ein Blättermeer

Schöner wäre natürlich, wenn man sagen könnte ein Blütenmeer. - Aber wir müssen mal ein bisschen Hitze-Nachlese betreiben, denn erst jetzt erkennt man viele Schäden, welche der weit über 40 Grad heiße Wind bei uns angestellt hat. - Der Passat bläst heute wieder seinen Rückkehrermarsch und zerrt heftig an den angeschlagenen Bäumen, um die Pflanzen von ihrem vertrockneten oder beschädigten Laub zu befreien. - Vieles kommt aber dadurch auch erst richtig zum Vorschein, die Avocados sind arg mitgenommen und wer als Landwirt einzig auf diese Kultur setzt, der wird dieses Jahr nicht viel Freude haben. - Zitrus und Bananen reiten so etwas auf der schmalen Backe ab, immer natürlich vorausgesetzt, dass genügend Wasser zur Verfügung steht. Die vielen Mandelbäume mussten sich nicht heftig wehren, die Mandeln sind fast fertig uns so kann man sich locker schnell von der Hälfte seiner Blätter trennen um weniger Verdunstungsfläche dem Wind auszusetzen. Das sind alles Pflanzen die es gelernt haben mit der Hitze umzugehen und um Kakteen oder die vielen Euphorbien braucht man sich auch keine Sorge zu machen, die halten dann eben Sommerschlaf ab jetzt und rühren sich erst wieder, wenn der erste Regen gefallen ist. - Anders sieht es da bei vielen Pflanzen aus, die man aus ihrem angestammten Vegetationsraum hier her verschleppt hat und nun von nordischen Sträuchern erwartet, dass sie einem afrikanischen Angriff standhalten können.

Der Gärtnerseele tut das weh, aber wer halt unbedingt Kamelien, Haselnüsse, Acerolakirschen und Sapoten haben will, der muss halt dann bei solcher Hitze mitleiden, oder gesteht sich ein, den Pflanzen nicht wirklich einen Gefallen getan zu haben. - So heftig wie diese vier Tage letzter Woche war es aber wirklich schon lange nicht mehr, ich kann mich nur dunkel erinnern, ähnliche Hitzeschäden bei vielen Pflanzen gesehen zu haben. Die sind nicht etwa vertrocknet, sondern verbrannt und zerfallen bei Berührung sofort in Staub. - Selbst die Feigenbäume fangen nun an die Blätter erst gelb zu färben um sie dann vom Passat entfernen zu lassen, aber auch da gilt, wie bei den Mandeln, die Früchte selber sind bald fertig und man kann nun auf das Laub verzichten und entgeht so einer kompletten Austrocknung. Meist ist es allerdings so, dass Unkraut auch bei der Hitze nicht vergeht, lediglich die Prunkwinde, die sonst alles überwuchert und verdrängt, ist nun wieder heftig zurückgestutzt worden. - Noch eine wunderbare Wandlung hat es gegeben, unser sonst, rein weißer Frangipani zeigt plötzlich an den Rändern eine rosa Verfärbung, als handle es sich nicht um die weiße Spielart Plumeria alba, sondern man könnte fast auf den viel selteneren Plumeria rubra kommen. - Ist aber sicher nur ein Hitzeschaden, dennoch von ganz reizvoller Spielart. - Der Passat wird uns noch ein bis zwei Tage seine windige Lektion um die Ohren blasen, denn das macht er immer, wenn er mal weg war oder nicht an der richtigen Stelle, es ist seine Art zu sagen, macht euch keine Sorgen, ich bin wieder da. - Danach wird es wieder zu Starkeinsätzen von Laubsaugern kommen im Aridanetal und viele Maschinen singen dann wieder das Lied der Ordnung, denn im Moment ist La Palma ein einziges Blättermeer.


leidende Camelie auf La Palma


Plumeria alba auf La Palma mit Hitzschlag



Montag 06.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1017 hPa

Da muss man Sonntag fahren, wenn alle fahren

Welche Ruhe und Entspannung kann man bei uns sonntags in den Städten erleben, die wochentags so geschäftig ihr modernes und schnelles Äußeres präsentieren. - Kein Wunder, im Sommer und am Sonntag sind alle am Strand und man nimmt nicht nur Oma, Picknicktasche und Transistorradio mit, sondern auch noch ein durchaus städtisches Problem, die fehlenden Parkplätze. - Am schlimmsten scheint es in Puerto de Tazacorte zu sein, des Westseitenpalmeros liebster Strand, dort geht, verkehrstechnisch gesehen ab Sonntagmittag eigentlich gar nichts mehr. Die wenigen Parkplätze sind sofort belegt und dann muss ja der komplette Verkehr eine kleine Straße bis fast zum Strand lang um dann wieder in einer Spitzkehre zurückgeschickt zu werden. - Dort, in der Nähe des Strandes wird dann die Familie aus dem Wagen entlassen und so staut es sich ein ums andere Mal, bis irgendwann kompletter Stillstand eintritt. - Solch Widrigkeiten sind noch nicht in der Lage und einen Strandsonntag zu vermiesen und außerdem sind wir Weltmeister im Erfinden von Parkplätzen, wo eigentlich gar keine sind. - Die paar Lokalpolizisten sind längst machtlos und versuchen eher kleinlaut das Chaos nicht noch größer werden zu lassen, als ordnend in den Verkehr eingreifen zu wollen. - Wenn wir zum Strand fahren und weit weg parken sollen, dann sind wir ohne weiteres bereit, zivilen Ungehorsam anzuwenden - fragen sie mal die Stadtpolizisten…

Dabei hat Puerto de Tazacorte einen Parkplatz für die Badegäste, allerdings ist dieser den Barranco de las Angustias einen Kilometer weit hoch und das ist eigentlich außerhalb des Fußgängerradius an einem Sonntag im Sommer. - Nun will man Abhilfe schaffen, so wie jedes Jahr im Sommer und denkt daran, das nie in Betrieb genommene Meerwasserschwimmbecken direkt am Strand in ein Parkhaus umzuwandeln. - Diesen Plan gibt es schon länger und auch der wohl gerade entschwundene Brachialinvestor, der Puerto de Tazacorte in ein Luxusseebad aus Glas und Asphalt verwandeln wollte, hatte diese Stelle bereits als Parkplatz auserkoren. - Das geht ja nun nicht mehr, dass man andere für seine Vorstellungen bezahlen lassen kann und sieht sich nun gezwungen, selbst an dieses Projekt zu gehen. - Das kann aber viele Sommer noch dauern, auf diesem Gelände hat die Küstenbehörde die Finger drauf und ob die da ein Parkhaus haben wollen, wo man doch anderswo großzügig jedes Gebäude am Strand einebnet, das muss sich erst noch herausstellen. - Private Investoren für einen Parkplatz zu finden, der 2 Monate im Jahr effiziente Auslastung verspricht, das dürfte auch problematisch werden, selbst Schwarzgeld will profitabel untergebracht werden. - Dann muss man noch mit dem störrischen Atlantik sprechen, der bislang jeden Winter das unvollendete Meerwasserschwimmbecken mindestens einmal durchspült, sollten dort viele Autos untergebracht sein, dann könnte das mindestens suboptimal sein. - Aber nein, im Winter wäre das Parkhaus eh leer, wir fahren nur im Sommer zum Strand und auch (fast) nur sonntags, weil da alle anderen auch fahren. -



Sonntag 05.08.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 27,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,9 Grad
Temp. Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 26 Grad, niedrigste 21 Grad

San Juan, 58 Jahre später

La Grieta - Der Riss

"Ich bin mir nicht ganz sicher", hörten wir die Stimme von Francisco aus den Nebelschwaden. Ich zog mir noch einen Pullover über. Irgendwo unterhalb hörten wir ein Knacken, dann tauchte Francisco wieder auf. "Wartet ihr mal lieber hier bis es aufklart", und schon war er wieder verschwunden. Francisco war Jäger und eine Bergziege. Er war der Älteste von Antonios Jungs und kannte die Berge wie seine Taschen.

Julio und ich hatten uns für La Palma verabredet. Wir wollten mal wieder so richtig alten Zeiten nachhängen, und dazu gehörten auch einige Ausflüge in die Berge. An diesem Morgen trafen wir uns an der Bar in San Nicolas, und wenig später sammelte Francisco uns mit seinem Landrover auf. ‚Kein Wetter für die Berge', stellten wir übereinstimmend fest. Der Wind zog bergan und oben hingen Wolken. Julio war wie immer für das Leibliche zuständig und hatte eine vielversprechende Plastiktüte verstaut, nicht zu vergessen, den unentbehrlichen Palo mit Eisenspitze, ein Universalinstrument von ein Meter fünfzig Länge. Mir oblag der "wissenschaftliche" Teil und als Expeditionsleiter die Verantwortung, auch für das Wetter, was ich häufiger zu hören bekam. Francisco - Julio nannte ihn nur Chico - gehörte mit seinen 35 Jahren zu den glücklichen Palmeros, für die La Palma der Mittelpunkt des Universums ist. Zum Leben braucht man nur die Natur, na ja, Geld auch, aber das ist nicht so wichtig. "Der Junge weiß genau so gut Bescheid da oben wie ich", meinte Antonio, dessen Beine von den Jahren gekennzeichnet waren. Nein, die Tour könne er nicht mehr mit uns machen, das war einmal!

Von der Strasse nach El Paso geht der Kuhkopfweg ab. Er ist bis auf wenige Stellen gut ausgebaut. Man hat sogar für die Feuerwehr einige Stellen betoniert, aber dennoch stellt dies keine Empfehlung für den Mietwagen dar. Eigentlich ist es keine Abkürzung des Weges in die Berge, eher eine nostalgische Begleiterscheinung unseres Ausflugs, denn nachher finden wir uns auf der Straße über den Berg wieder und biegen dann kurz vor dem Refugio rechts ab auf die Piste ohne Ausgang, der wir bis zum Ende folgen. Rechter Hand liegt Montana del Gallo, gut erkennbar an dem bewaldeten Gipfel und auf der linken Seite die Hänge des Birigoyo-Massivs. Es regnet etwas, und wir wundern uns über zwei Wanderer, die offensichtlich vom Refugio angetrabt kommen. Na ja, nicht jeder hat seinen Landrover. Weiter oben geht der Weg um das Montana nach Osten, und hier endet die Rumpeltour.

Es ist saukalt, und da ich für das Wetter verantwortlich bin, stelle ich fest, dass es nicht mehr regnet und baldige Besserung in Aussicht ist. Julio besinnt sich und verzichtet auf die Mitnahme des "Leiblichen Wohls", währenddessen ich die "wissenschaftliche" Ausrüstung selbst schleppen muss und dazu noch eine Tüte mit Mandeln, Rosinen und Feigen, die Ingrid mir am Morgen noch zugesteckt hatte. "So was braucht ihr da oben, also"!
Einige hundert Meter begleiten wir den ausgetretenen Weg zu den Vulkanen, dann biegt Francisco rechts ab. Das Gelände ist recht eben und leicht abfallend. Es gibt hier kaum einen Hinweis, und an meine früheren Exkursionen war die Erinnerung verblasst. Aber dem Wanderer sei empfohlen, auf eine Steinsetzung rechts vom Weg zu achten, eine unübersehbare Spirale. Hat er diese erreicht, sollte er wieder zurückgehen bis er ebenes Gelände erreicht.

Ein Sonnenstrahl löste die Schwaden auf. Etwas unterhalb winkte Francisco. "Ist sie dort?"- "Ja, kommt runter!"

Nach etwas Kraxelei standen wir zwischen den Blöcken. Hier sei dem Wanderer empfohlen, während er absteigt seinen Blick auf quer laufende "Furchen" zu lenken und zwar nach rechts und links, und dann wird er plötzlich ein Muster erkennen und den Bruch verfolgen können. Wir entschlossen uns dazu, erst in nördlicher Richtig zu gehen. Es gibt hier einige signifikante Stellen, wo Basaltlagen auseinander gerissen wurden. Der Abstand zwischen den beiden Kanten ist nicht groß, vielleicht ein Meter. Etliche Markierungen, die aber nur das geübte Auge erkennt, zeugen von wissenschaftlichem Interesse. Der Bruch verliert sich hier und da, ab und zu geht es hinab in eine Mulde, aber dann auf der anderen Seite taucht er wieder auf. Der Barranco de los Cubos begrenzt den Riss nach Norden. Völlig unspektakulär endet er in dieser riesigen Schlucht, die oberhalb der Llanos del Banco liegt, aus denen 1949 die Lava sprudelte. Hier am Rand des Barrancos ist äußerste Vorsicht geboten, weil die Kante instabil ist und immer wieder große Teile abbrechen.

Wir beschlossen, von dieser Stelle aus, die eigentliche Expedition zu starten. Bemerkenswert ist das Wissen von Antonio, der 1949 hier oben war und die Eruptionen aus nächster Nähe erlebte. Seine Hinweise haben uns in mancher Hinsicht geholfen, uns ein Bild der Entwicklung des Bruchs bis zur heutigen Situation zu machen. In der wissenschaftlichen Literatur wird nicht auf Fumarolen eingegangen. Im Gegenteil, sie werden verneint! Und es hat sie doch gegeben! Wer der Flucht des Risses immer in Richtung des Duraznero folgt, wird an einigen Stellen noch heute gut erkennbare Löcher finden, die von Kaninchen bewohnt werden, nicht sehr groß, vielleicht bis zu 50 cm breit. Aber diese Löcher haben es, oder richtiger gesagt, hatten es in sich: Bevor der San Juan in den Llanos del Banco ausbrach, fauchten hier schon die Gase heraus! Und zwar an mehreren Stellen im Verlauf des Risses. Es war damals den "präeruptiven" Beobachtern möglich, den voraussichtlichen Lavaausbruch zu lokalisieren und die Bevölkerung zu warnen.

Im oberen Teil verbreitert sich der Graben erheblich und verteilt sich sogar auf mehrere lange Einbrüche, die parallel verlaufen. Hier ist der Berg auseinandergefallen, misst doch der Abstand zwischen den Gesteinsformationen, die gut erkennbar einmal eine Einheit waren, bis zu 30 Metern. An der östlichen Kante stehen einige alte Pinien, denen der Boden unter den "Füßen" im wahrsten Sinne des Wortes weggerissen wurde. Hier am oberen Ende des Barranco de Tamanca verläuft der Bruch nach rechts in den Barranco und nach links unter die Llanos del agua. - Das allerdings ist nicht mehr oder nur dem geübten Auge ersichtlich. Zur Zeit der San Juan Eruptionen hatte der Vulkan hier die Ebene geteilt. Wir vermuten, dass der Berg bis in eine Tiefe von 400 Metern zerrissen wurde als sich die Lava ihren Weg vom Duraznero-Schlot zum Llano del Banco frei sprengte.

Bei der Gelegenheit wanderten wir wieder einmal über die Llanos del Agua bis zum Hoyo del Agua am Fuße des Hoyo Negro. Hier war wie der Name sagt früher ein kleiner See, der heute mehr ein Pfütze ist und sich nicht mehr über die Llanos del Agua entwässert, sondern in den Riss und in den Barranco de Tamanca abläuft. Auffällig ist die karge Vegetation. Früher war hier eine buschige Ebene. Nur vereinzelte kümmerliche Sträucher harren aus, und einige der Pinien sind gestorben. Francisco berichtete, dass die Ebene insbesondere während der letzten Jahre zunehmend verödete. Wir werten das als Hinweis auf einen unruhigen Untergrund.

Von hier hat der Wanderer einen guten Blick auf den gewaltigen Krater des Hoyo Negro, der sich vertieft, wenn er den Weg auf dem südlichen Wall nach oben nimmt. Das Auge findet hier auch den niedrigen westlichen Wall, von dem aus 1949 wagemutige Forscher einen Blick in die Hölle warfen. Für uns ist dieser Vulkan mehr unter dem Namen Boca de la Tierra oder Boca del Polvo bekannt, weil er Unmengen basaltischen Staubs empor schleuderte, anderenorts Ausgangsmaterial für die gefürchteten Schlammlawinen. An etlichen Stellen sind die Ablagerungen dieses feinen Staubs zu sehen, eine gefährliche Substanz, wenn sie im Inneren des Berges sich mit Wasser vermischt.

Am Nordrand des Duraznero verweilten wir. Die Tüte mit Feigen, Mandeln und Rosinen machte die Runde. Der Wind bließ noch immer stark von Westen her. Einige hart gesottene Wanderer kamen des Weges, und Julio verpasste keine Gelegenheit, jungen Frauen Francisco anzupreisen, weil dieser noch zu haben sei und verborgene Stellen kenne. Gut, dass die Damen nichts verstanden und freundlich Hola sagten.

Ich muss gestehen, dass mir nun doch die Knie weh taten als wir den Wagen erreichten und mit der Plastiktüte voller Herrlichkeiten uns auf Piniennadeln betteten. Die Bocadillos waren schnell bereitet: Con sardinas, atún, huevos duros, salchichón, queso blanco und einigen vasos de vino del Monte, vom Canal de Habana unterhalb der Llanos del Banco.

"Ja ja, der Vulkan ist nicht berechenbar. Die Leute denken, dass der Birigoyo ausbricht." Julio nickte mit dem Kopf hinüber und schenkte noch eine Runde Wein nach. "Wir leben in einer Zeit hoher Aktivität. Wer hat denn schon in seinem Leben zwei Ausbrüche erlebt?! Jahrhunderte liegen sonst zwischen den Eruptionen, und wir haben zwei erlebt, warum also nicht drei. Ich glaube nicht an den großen Abbruch. Er wird so sein, wie bei der Cumbre Nueva., aber kleiner, und der Gallo bleibt stehen wie der Benjenado. Der Bruch geht nur bis zum Llano del Banco und nicht tiefer. Ihr Wissenschaftler seid doch alle Spekulanten! ¡Vamos!"



La grieta - der Riss



Sonntag 05.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1020 hPa

Galerie oder Restaurant ?

Beides mit Sicherheit. - In mancher Kunstausstellung hängen deutlich weniger Bilder und noch dazu kann man dort prima sitzen und speisen. - Die meisten kennen sicher schon die "Tasca Barbanera" in El Paso, Wirkstätte des Fernsehkochs Carlos, der wöchentlich mit seiner Sendung "Cubriendo Sabores" hier im Lokalfernsehen seinen Auftritt hat, aber auch in Venezuela in einem privaten Kanal zu sehen ist. - Eine Tasca stellt an sich eigentlich nicht komplett den Anspruch ein reinrassiges Restaurant zu sein, in einer Tasca steht eher die Kommunikation vorne an, die man eben mit Freunden, ein bisschen Essen und meist mehr Trinken zelebriert. - Längst hat sich aber die Tasca Barbanera zu einem Speiselokal entwickelt, ganz einfach deshalb, weil Carlos sein Geschäft vortrefflich versteht und er mit seiner berühmten Vorspeisenplatte immer wieder punktet. Freitag und Samstagabend sollte man dort früh genug hinkommen, sonst ergattert man keinen freien Tisch mehr und kann nur noch durch ein Gewühl aus hungrigen und mitteilungsbedürftigen Menschen die Richtung ahnen, aus welcher die Köstlichkeiten herangetragen werden. - Das Wort Barbanera (eigentlich wohl Balbanera) stammt übrigens von einem Schiff, welches kanarische Auswanderer nach Kuba bringen sollte, aber unter mysteriösen Umständen vor der Küste des damals noch gelobten Landes sank.

Kritik gibt es aber auch zu üben an der Tasca Barbanera, es gibt nur wenige Tische und wenn es voll wird, dann schallt der hohe Raum derart, dass man eigentlich nur noch Wortfetzen eines Gespräches mit seinen Tischgenossen mitbekommt. - Das ist meist eigentlich nicht schlimm, Konversation in einer Tasca soll kein philosophisches Plauderstündchen sein, aber ab und zu würde man halt doch ganz gerne verstehen, was sein Gegenüber da gerade gesagt hat. - Zumal der Barbetrieb sich auch ab und zu mit dem inzwischen gewachsenen Anspruch beißt, auch ein gern besuchtes Speiserestaurant zu sein. - Da wir viel Platz und Phon brauchen, wenn wir unseren Freunden beim abendlichen Auskühlen (chill out) unsere Heldentaten des laufenden Tages schildern, beklagen sich manche Gäste über den saftigen Lautstärkepegel. - Das alles wird nun anders und besser, Carlos hat seine Tasca nun doppelt so groß wie bislang und kann nun zwei Räume anbieten. - Der eine bleibt wie er ist und zwar, eben eine echte Tasca mit Barbetrieb für den mitteilungsbedürftigen Teil der Gäste und einen neuen zweiten Raum, der nur als Restaurant mit Sitzplätzen zur Verfügung steht. - So kann der eine sein gesellschaftliches Leben auch bei Carlo weiterhin laut erfahren, wer aber in gepflegter Runde zum Tafeln kommt und es ein bisschen leiser vorzieht, der kann dann in dem neuen Raum auch ganz zu seinem Recht kommen. - Dekoriert haben die Tasca wiederum die Brüder Rodrigo und Manuel Ángel Gonzales Pais, der eine malt und der andere hütet so manche Schätze aus der Feder seines Bruders und anderer Künstler. - Eines hat aber nicht geklappt, der neue Raum sollte ein Nichtraucherraum werden. - Allerdings steht da das Gesetz im Weg. - Hört sich an wie Anachronismus, ist aber ganz einfach zu erklären. - Will ein Restaurantbesitzer sowohl Raucher, wie auch einen Nichtraucherraum haben, dann müssen 70% der Fläche für Nichtraucher ausgewiesen werden. - Diese Aufteilungsmöglichkeit besteht aber baulich nicht, die Räume sind etwa gleich groß. - Da aber Carlos nicht auf sein rauchendes Publikum verzichten kann, wir sind einfach noch so, darf er nun den anderen Raum gar nicht als Nichtraucher deklarieren. - Er bittet seine Gäste lediglich, zum Rauchen vielleicht lieber an die Bar im anderen Raum zu gehen, kann es ihnen aber nicht befehlen. - Da kommt es leider wieder durch, viele Gesetzesreglungen sind oft am Objekt selbst nicht anwendbar und bedürfen eigentlich einer individuellen Lösung. - Das trifft übrigens nicht nur auf die Barbanera zu, Viele Restaurants und Kneipen haben einzig und alleine deshalb keinen Nichtraucherraum, weil es baulich nicht möglich ist, diese 70% zu 30% Reglung herzustellen.

Die Tasca Barbanera finden Sie in El Paso in der Avenida José Antonio, schräg gegenüber der Casa de la Cultura. Ruhetag ist Montag.


Tasca Barbanera, El Paso, La Palma


Tasca Barbanera, La Palma, El Paso



Samstag 04.08.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 26,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,2 Grad
Temp. Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 29 Grad, niedrigste 20 Grad

Wir haben es ja so gewollt ...

Warm wollten wir es haben. Möglichst immer. Schön warm. Das war einer der Gründe, warum es uns hierher verschlagen hat. Aber die Temperaturen am letzten Wochenende waren denn doch des Guten fast zuviel. Nahezu 45 Grad haben wir gemessen. Im Schatten! Und selbst nachts fiel das Thermometer in der Wohnung nicht unter 39 Grad, sodaß an Schlaf kaum zu denken war. Glücklicherweise haben wir schnell herausgefunden, daß es direkt am Wasser wesentlich kühler war und haben uns deshalb tagsüber an den Strand geflüchtet, bis es dunkel wurde.

Wieder zu Hause stellte sich dann aber bald wieder der Wunsch nach Abkühlung ein. Und wie macht man das? Ganz einfach, kalt abduschen. Also rein in die Dusche, das kalte Wasser aufgedreht .... und mit einem Satz wieder raus aus der Dusche! Denn das vermeintlich kalte Wasser erwies sich als brühwarm (gemessene 42 Grad) und somit nicht gerade erfrischend. Aber da wir nun schon mal naß waren, haben wir uns, ohne uns vorher abzutrocknen, einfach auf die Terrasse in den heißen Wind gestellt. Das brachte denn auch die ersehnte Abkühlung, allerdings nur für zwei Minuten, denn die trockene Brise, die da wehte, entsprach schon eher einem Ganzkörperfön. Der Tip von Mathias, sich einfach ein nasses Handtuch um die Schultern zu legen, verschaffte uns auch ein wenig Linderung.

Jetzt sollte man ja eigentlich annehmen, daß man bei einer derartigen Hitze extrem viel schwitzt. Das tut man wahrscheinlich auch, aber man merkt nichts davon. Ich jedenfalls nicht. Denn trotz massiver Flüssigkeitszufuhr war meine Haut nicht bereit, auch nur das geringste Tröpchen Schweiß abzugeben. Jedenfalls nicht fühl- oder sichtbar. Das lag vermutlich an der kaum vorhandenen Luftfeuchtigkeit. Und das hat ja auch seine Vorteile. Die Hemden und T-Shirts halten einfach länger. Mit "länger halten" meine ich, man kann sie am nächsten Tag nochmal anziehen, bestandenen Schnüffeltest vorausgesetzt (Männer haben das ohnehin gleich verstanden).

Womit wir bei der Wäsche wären. Die muß ja trotzdem gewaschen werden, auch wenn Männer das manchmal anders sehen. Und nach dem Waschen muß sie zum Trocknen aufgehängt werden. Und da hat der heiße Wind ja auch seine Vorteile. Kaum hat man das letzte Wäschestück an die Leine geklammert, ist das erste auch schon trocken (zugegeben, beim Wäscheaufhängen bin ich nicht der Schnellste). Beim Waschen muß man allerdings aufpassen, sonst gibt es unliebsame Überraschungen. Wie bei uns. Wir haben ja extra unsere Waschmaschine mitgeschleppt, weil sie relativ neu war. Und so eine neue Waschmaschine ist ja nicht nur teuer, sondern auch auf einem relativ hohen technischen Stand. Das Highlight bei unserer Maschine ist die sogenannte "Fuzzy-Logic" (Wer von den Älteren sich noch an die Fuzzy-Western erinnert wird mir zustimmen, daß sich bei diesem Namen die Verbindung zu Logik nur schwer herstellen läßt). Die Fuzzy-Logic kann zwar vieles, aber eins kann sie nicht: kühlen. Und so ist uns und der Waschmaschine bei einer Partie 30-Grad-Wäsche ein entscheidendes Detail entgangen. Nämlich, daß das zugeführte Kaltwasser ja bereits mindestens 42 Grad warm war. Und das führte dann dazu, daß sich die auf einem von Bea gerade neu erworbenen T-Shirt angebrachten Applikationen regelrecht verkrümelt haben. Diesmal konnte ich also nichts dafür. Freispruch erster Klasse.



fuzzy-error-logic


So genannte Heiß-Applikationen



Samstag 04.08.07 - 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1020 hPa

Gewaltentrennung

Nach den Waldbränden, Verbrechen und deren Statistiken wollen wir man ein bisschen lockerer ins Wochenende gehen. - Der angestrebte Zustand in einer Gesellschaft ist ja wohl die Gewaltentrennung zwischen Politik und Religion, in unserem Falle halt die katholische Kirche und ihre Repräsentanten, ob nun aus dem aktuellen Leben, oder auch dem Reich der Reliquien. - Dabei kann man den weltlichen Teil ruhig der Politik und Wirtschaft überlassen und für den notwendigen Seelenhalt bieten sich dann Religionen, Kirchen, bis hin zu Sekten, oder wie immer man das nennen mag an. In vielen Ländern gibt es so was noch nicht, denkt man an Bayern oder an manche islamische Staaten, deren Oberhäupter munter mit der jeweiligen Bibel, die eben auch Koran heißen kann, Land und Leute unter Kontrolle halten. - Das ist hier nicht so, nicht mehr so. - Man muss nicht an die Großtaten der Inquisition erinnern, als das Kreuz nur aus dem Griff des Schwertes bestand und Päpste über die Zukunft Europas entschieden. - Auch wenn man glaubt, wir sind hier streng katholisch, was eigentlich auch stimmt, die Kirche nimmt hier keinen Einfluss auf die Politik, Bischof und Pfarrer halten sich absolut aus dem politischen Tagesgeschehen heraus. - Das ist nicht von unserer Welt heißt es dann pragmatisch, und das ist gut so.

Allerdings gibt es eine Nähe der Politik zu kirchlichen Themen, das mag mal aus Wahlkampfgründen sein, mal aus Tradition. - Da kommt der Spruch, vor der Wahl gehen sogar die Sozialisten in die Kirche nicht von ungefähr, aber insgesamt erhält hier auch jeder die Menschenrechte, selbst wenn er nicht in die Kirche geht. - Man schmückt sich aber ganz gerne mit dem, nur für manche sichtbaren Strahl, der immer noch von Heiligen, Jungfrauen und Erzengeln ausgeht und will so der Politik vielleicht mehr Rückhalt und Glaubwürdigkeit verleihen, frei nach dem Motto, wer glauben kann, der muss nicht sehen. - Noch einfacher wird es, wenn man die Nähe zur Kirche rein als Tradition begreift, also die bayrische Variante der Notlüge. Ob man so, eben mit geistigem und geistlichem Beistand nun der Politik das Licht einhauchen kann, das mag ich einfach mal in Frage stellen, aber es hilft doch einfach ein bisschen, sich nicht komplett alleine zu fühlen, wenn doch schon die böse Opposition dauernd auf einen einschlägt. - Dazu gibt es hier einen ebenso wunderbaren wie wundersamen Kunstgriff, man erklärt einfach einen Heiligen oder Schutzpatron zum "Bürgermeister ehrenhalber und dauerhaft", (Alcalde Honorario y Perpetuo) und schon steht der erste Volksvertreter nicht mehr so ganz alleine da und kann sich zumindest an einem Vorbild orientieren. - Ich bin sicher kein Nestbeschmutzer wenn ich darauf hinweise, dass auch wir in El Paso echte Weiberwirtschaft betreiben, denn sowohl unsere gewählte, wie auch die Bürgermeisterin ehrenhalber sind weiblichen Geschlechts. Das ist gut so, denn beide sind eine Klasse für sich, Loli, die "Leibhaftige" setzt sich mit enormen Schwung und Eifer für die weltlichen Belange unserer Bürger ein und die andere, die Virgen del Pino, also die Jungfrau der Kiefer, bietet seelischen Halt und Trost. - Das ist übrigens der große Unterschied von Heiligenfiguren zu echten Bürgermeisterinnen, die Heiligenfiguren widersprechen nicht und haben meist keine eigene Meinung, was man von unserer "Leibhaftigen" wirklich nicht behaupten kann. - Nun hat man sich in Tazacorte des pasensischen Kunstgriffes erinnert und auch geistliche Verstärkung ins Rathaus geholt: Neuer, ehrenhalber und dauerhafter Bürgermeister ist der Erzengel Michael, hier San Miguel Arcángel, der sowohl auch noch Schutzpatron des Ortes, sowie der gesamten Insel ist. - Ob Erzengel solcher, nun Dreifachbelastung überhaupt gewachsen sind, das wir sich zeigen und deshalb bitten wir Sie, behördliche Angelegenheiten auch weiterhin mit den weltlichen Vertretern zu regeln und auf keinen Fall die erhaltenen Knöllchen an die Kirche zu überweisen. - auch bringt es nichts, den freundlichen, aber bestimmten Herren der Bauaufsicht zu erzählen, die Jungfrau der Kiefer hätte die Baugenehmigung für den etwas zu groß geratenen Anbau unterschrieben, denn auch die Baubehörde hat ihren Heiligen, und der heißt Don Abrissbirne.



Freitag 03.08.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 25,6 Grad - niedrigste Temperatur 20,0 Grad
Temp. Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 20 Grad

Polizei bald arbeitslos

Halbjährlich dürfen die Vertreter der Staatsmacht auf den Kanaren ihre Statistiken verlauten lassen und demnach sinkt die Kriminalität weiterhin spürbar in der Provinz Tenerife. - Besonders auf den kleinen Inseln und dazu gehören wir halt auch, sind die Zahlen der zur Anzeige gebrachten Straftaten gegenüber dem nationalen Schnitt geradezu lächerlich und treiben jedem mitteleuropäischen Polizisten die Neidtränen in die Augen. - Kanarenweit zählt man im ersten Halbjahr 23 Straftaten und Delikte pro tausend Einwohner, das sind 1,3 weniger als noch im gleichen Zeitraum in 2006. - Das ist schon mal gut, nimmt man den europäischen Vergleich, dort stehen 69 böse Streiche an und im nationalen spanischen Durchschnitt sind es immerhin noch 50 pro tausend Bewohner. - Das lässt schon mal von den Inseln der Glückseligen träumen, aber wie man im Artikel von heute Morgen lesen konnte, wir sind dennoch nicht ohne Straftaten, wenn es auch deutlich weniger sind als anderswo.

Interessant ist auch der Vergleich der einzelnen Inseln untereinander. - Man möchte natürlich meinen, auf den großen Inseln ist die Kriminalität viel höher als auf den kleinen, aber das stimmt nur zum Teil. - Ganz richtig ist die Vermutung, dass die Leute auf El Hierro wahre Engel sind, dort meldet man nur noch 5,6 Straftaten für je 1.000 Einwohner. - Kein Wunder denkt man sich, dort kennt doch fast jeder jeden und solche soziale Kontrolle spiegelt sich meist auch in diesen Statistiken wieder. Folgerichtig kommen dann La Gomera mit 11,3 Delikten und La Palma mit 13,7 pro tausend Einwohner. - Bis hier geht es noch ziemlich logisch voran, kennt man auch dazu die Einwohnerzahlen der einzelnen Inseln: El Hierro 11.000, La Gomera 22.000 und La Palma 85.000. (Zahlen gerundet) - Nun kommen die Überraschungen, nicht Gran Canaria (807.000 Einwohner) und Tenerife (853.000 Einwohner) sind die Inseln mit den meisten bösen Buben, Onkels oder Mädchen in Prozenten ausgedrückt, sondern Lanzarote (127.000 Einwohner) und Fuerteventura (90.000 Einwohner). - Nicht gerade völkerverständig bemerkt man aus dem Statistiklager, dass das auch die beiden Inseln mit dem höchsten Ausländeranteil seien, dieses Argument kennt man auch woanders her und muss das einfach so stehen lassen, weil die Zusammenhänge, auch wenn es einem humanistischen Geist weh tut, nicht wirklich weg zu diskutieren sind. Zur Ehrenrettung darf man aber hinweisen, dass selbst dort die Zahlen noch deutlich unter dem spanischen und europäischen Mittel liegen, nur eben im Vergleich zu den anderen Inseln ein anderes Niveau besitzen. Für Lanzarote gibt man 36 Straftaten pro tausend Einwohner an, für Fuerteventura 33,3, für Gran Canaria 20,8 und für Tenerife glatte 20. - Bleibt noch anzumerken, dass auf allen Inseln die Kriminalitätsrate gesunken ist, in der Provinz Tenerife, zu der auch El Hierro, La Gomera und La Palma gehören deutlich stärker, nämlich um 6 Prozentpunkte, während es in der Provinz Gran Canaria "nur" einen Rückgang von 1,6 Punkten gab.



Freitag 03.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1019 hPa

Schlagzeilenwechsel

Wie schnell das geht. - Die Waldbrände sind eigentlich noch gar nicht richtig gelöscht, da springt uns schon die nächste Katastrophe von allen Zeitungen ins Gesicht, der gewaltsame Tod einer 15 jährigen aus der Gemeinde Arona auf Tenerife. - Wie immer bei solchen schrecklichen Gewalttaten an Jugendlichen ist die Empörung und Wut besonders groß. - Aber nicht nur das, schon bald nach dem bekannt werden der Umstände und der Ergreifung des Täters nimmt der öffentliche Widerhall bereits eine weitere Richtung ein. - Das Opfer war eine Immigrantin aus Chile und der Täter stammt aus Kolumbien und schon sind alle Vorurteile wieder auf dem Tisch und die komplette Einwanderungsdebatte wird uns die kommenden Wochen heftiger beschäftigen als die Aufarbeitung der Waldbrände. - Der Täter war bereits wegen eines Sexualdeliktes polizeilich bekannt, was auch dann zu seiner schnellen Festnahme führte und inzwischen hat er die Tat auch gestanden. - Nun kommt was kommen muss, des Volkes Stimme fordert sofort ein Umdenken in der liberalen Einwanderungspolitik und alles Böse kommt von außen. - Kommt es natürlich nicht, auch Canarios können Schurken sein, aber auch hier spielen in der Kriminalstatistik die Zuwanderer eine hervorgehobene Rolle.

Das ist ein Thema bei dem man sich eigentlich nur verschlucken kann. Entweder macht man sich sofort des schleichenden Rassismus verdächtig, oder der Verharmlosung eines Gewaltverbrechens an einer Jugendlichen von nur 15 Jahren, die auch noch vor ihrem Tod sexuell genötigt wurde. - Es ist keine neue Aufgabe, die Einwanderungsdebatte sachlich und ohne Emotionen zu führen, steht doch das Thema Immigration schon seit langem hier auf er Tagesordnung, seit dem die Kanaren einen so großen wirtschaftlichen Aufschwung genommen haben, dass es sich lohnt, hier her zu kommen. - Die schnellste und einfachste Antwort ist immer: Einwanderung ja, aber kontrolliert, wir wollen wissen, wer da zu uns kommt und bei uns leben will. - Nun sind die einfachsten Vorschläge nicht immer diejenigen die man auch praktikabel durchführen kann, jeder kann hier her kommen, erst als Tourist und dann bleibt er einfach hier und lediglich aus Zufall fällt mal jemand auf, der seinen Status als Tourist in eine dauerhafte Residenz umgewandelt hat. - Das betrifft nicht nur Südamerikaner, und dort besonders Kolumbianer, aber genau bei diesen beiden Vokabeln gerät die Diskussion ins Stocken und wird emotional. - Der enorm starke Zuzug südamerikanischer Einwanderer stößt hier nicht überall auf lautes Willkommen, man fühlt sich da schon bedrängt. - In der Schublade der Vorurteile führen dann wieder die Kolumbianer noch eine herausragende Rolle, unterstützt von den dauernden Meldungen über gesellschaftliches Zusammenleben in deren Heimatland, welches sicher nicht zu den friedfertigsten auf dieser Welt zählt. - Die Wunder der Waldbrände werden schneller beseitigt sein als der immer tiefer werdende Spalt zwischen ursprünglicher Bevölkerung und bestimmten Einwanderergruppen, die ganz schnell als Bedrohung empfunden werden. - Kein Thema welches exklusiv für die Kanaren steht, aber deshalb hier so notwendig, weil wir immer schon ein Region waren, die ausschließlich aus Immigranten besteht und weiteren Zuzug dringend notwendig hat, um eine tragbare demographische Struktur beizubehalten. - Ich bin gespannt auf die nun wieder angetriebene Diskussion und ob es uns dabei gelingt, unsere bereits sprichwörtliche Toleranz und Liberalität gegenüber falschen Einwanderern zu verteidigen.



Donnerstag 02.08.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 27,0 Grad - niedrigste Temperatur 21,6 Grad
Temp. Ostseite, bei Puntallana in 250 m Höhe: Höchste 28 Grad, niedrigste 20 Grad

San Juan, bis bald

Heute schließen wir mit dem Epilog die San Juan Reihe Carlos ab. - In 32 Episoden haben wir nun so nicht nur vieles über die Gewalt der Natur gelernt, sondern auch weit hinter den objektiven Ablauf eines solchen Ereignisses blicken dürfen. - Hier stehen die Menschen im Vordergrund und deren Umgang mit solchen scheinbaren Katastrophen, die aber nichts anderes sind, als eine Episode im Alltagsgeschäft einer Vulkaninsel. - Das Leben geht weiter, Menschen werden geboren, Menschen sterben und mittendrin plagen uns die kleinen Nöte die uns der Alltag so bringt und uns als Baustelle vor den Lebensweg stellt. - Wir konnten Teil sein der Erlebnisse des jungen Carlo, der aus tiefer Verbundenheit mit dieser Insel und den Menschen, die das Glück haben hier wohnen zu dürfen, seine Sicht dieser Dinge mit denen teilt, die auch dieser Insel zugewandt sind. - Ich bedanke mich für die vielen Geschichten bei Carlo! - Und darf gleich verraten, dass Carlo noch einiges in der historischen Schublade liegen hat. - Was das sein wird, das werden Sie bei Gelegenheit erfahren. - Bald schon.

San Juan, heute ist der 2. August 1949

Nachwort:

Am 12. August 1949 kam der große Abschied. Für Palmeros sind Reisen in ferne Länder nichts Außergewöhnliches, aber Norwegen war damals nicht irgendein Land, an das jemand den Gedanken knüpfte, es sei zum Auswandern da. Viele kamen um Abschied zu nehmen. Und dann sahen wir irgendwann La Palma nicht mehr.

Der Berg war wieder ruhig, und in den Orten kehrte der Alltag ein.

Großvater Manuel und Großmutter Maria Marlene zogen nach Garafia. Ich habe sie nicht wieder gesehen.
Tante Almodena wohnte noch einige Jahre in unserem Haus in Los Llanos, dann heuerte Onkel Gregorio als Maschinist auf einer Fähre an, und die Familie zog nach Gran Canaria. Ana heiratete bald einen Mann aus Cuba. Ich habe nie wieder etwas von ihr gehört. Francisco fuhr noch einige Jahre mit Kalk und vielen anderen Gütern, dann ging er auf die Halbinsel und es soll dort "etwas aus ihm geworden sein".

Julios Eltern lebten fortan in Breña auf der Finca. Ramón war einige Jahre in England und wurde Tischler. Er lebt heute zurückgezogen mit seiner Frau in Breña - es geht ihm gesundheitlich nicht gut. Julio hatte mit einem ausgezeichneten Abschluss die Schule beendet und erlernte danach auf Tenerife das Handwerk eines Feinmechanikers. Er spezialisierte sich auf Messgeräte und den Bau von astrophysikalischen Anlagen. Er lebt wie man so sagt, in guten Verhältnissen.

Mutter konnte kürzlich ihren neunzigsten Geburtstag im Kreis ihrer Familie - ich bekam noch jüngere Geschwister - feiern. Vater Leif starb schon vor langer Zeit, er war auch wesentlich älter als Mutter. Sie hat La Palma nicht wiedergesehen. Zur Feier kamen Julio mit Frau und eine Tochter namens Almodena. Die Überraschung und Freude waren gleichermaßen riesig.

Von Rubens hat niemand wieder etwas gehört. Julio erzählte, er sei genau so überraschend verschwunden wie er aufgetaucht war.

Ich besuche La Palma regelmäßig. Im Frühjahr hatten Julio und ich uns für eine "Woche der Vulkane" verabredet und die Ereignisse von damals aufleben lassen. Wir waren in den Lavagängen und Kratern. Wir suchten die alten Wege und fanden sie. Die Dauer eines Menschenlebens aber ist für den Berg nicht wahrnehmbar. Es war uns, als sei alles gerade jetzt - soeben geschehen.

So mag es dem Wanderer ergehen, der vom Refugio den Weg hinauf findet und am Rand des Hoyo Negro ahnt, welche unfassbaren Wolkengebirge aus Staub diesem Schlot entstammten. Diese Himmelsgebilde "regneten" Staub nicht nur über La Palma, auch auf La Gomera und El Hierro sahen die Menschen, wie die grauen Fahnen das Land überzogen. Vielleicht wagt sich der Wanderer in die Klüfte des Duraznero, aber Vorsicht, es gibt immer noch Gas in diesen Spalten! Ein Stück Schwefel findet sich auch noch hier und da, obwohl der Krater schon seit langem leer geräumt ist. Manch einem Weinfeld hat der hier abgebaute gelbe Stoff zu einem guten Ertrag verholfen. Der Lavasee des Duraznero besticht durch seine Schwärze, aber der im Llano del Banco durch seine verborgene Kraft. Hier sieht sich der Wanderer Auge in Auge mit dem Urwesen Mutter Erde.

Wenn diese Erzählungen helfen, bei den Lesern das herzliche Gefühl für La Palma und seine Menschen mit zutragen, dann sind wir als Freunde der Insel in dieser Herzlichkeit verbunden, und in diesem Sinne danke ich allen für ihre wochenlange Begleitung auf den Wegen der Vulkane und verabschiede mich bis zum nächsten Mal.



Das Postschiff mit dem Namen La Palma


Donnerstag 02.08.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Westseite
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1019 hPa

Noch regt sich Widerstand

Die Playa Nueva ist geräumt, kein Stein steht mehr über dem anderen, die Raupenschlepper der Küstenbehörde haben so konsequent gearbeitet, dass einem wirklich Angst wird. - Das gleiche Schicksal ist auch noch für weitere Siedlungen am Meer auf La Palma bestellt, allerdings regt sich dort mehr Widerstand gegen die Räumungspläne, man kann das wirklich so tragisch erklären, die Siedlung an der Playa Nueva hatte keine Lobby, kaum einen Fürsprecher. - Natürlich ist die Küstenbehörde im Recht, aber wenn sich das Recht gegen die ansässigen Menschen richtet, dann kann von mir aus die Behörde Recht behalten, aber niemand zwingt doch die Behörde, das Recht auch anzuwenden. - Oder? - Man muss dabei nach Interessen fragen, wer geht denn vorteilhaft hervor, wenn all diese wilden Siedlungen verschwinden. - Da ist die Antwort ziemlich einfach, es sind handfeste touristische Interessen, welche an den Filetstückchen interessiert sind. - Man muss sich das Bild so vorstellen: Da stehen potente Investoren, umringt von wieselnden Architekten und einer erwartungsvoller Abordnung schlecht informierter Lokalpolitiker an der Küste und sinnieren über eine lukrative Zukunft. - Dann fällt der Blick auf die, wenig hochglanzfähigen Siedlungen wie La Bombilla, El Remo, Puntalarga und Zamora und nur der wache Übersetzer verhindert, dass der Kernsatz der Investoren auch bis in die Presse und das Meinungsbild der lokalen Entscheidungsträger einfließt. - "Räumt den Dreck da weg, dann investieren wir hier, sonst gehen wir mit unserem Geld woanders hin und ihr müsst weiterhin auf Eseln reiten". - Dabei deutet man auf El Remo, Puntalarga, Playa Nueva und klopft den verdutzten Volksvertretern konspirativ auf die Schulter, nach dem Motto, ihr macht das schon, es soll auch nicht zu eurem Nachteil sein.

Das ist nur ein Bild und jeder von Ihnen kann sich selber ausmalen, ob es so, oder so ähnlich abgelaufen ist. - Nächster Schritt ist dann die Frage, wie bekomme ich diese Siedlungen weg, ohne dass man als Lokalpolitiker dafür bestraft wird. - Da bietet sich die Lösung eben über die staatliche Küstenbehörde an, die soll alles abreißen, wir tun so als seien wir dagegen und erfüllen somit die Forderung der Geldgeber nach blitzsauberem Investitionsgrund. - Es ist nur eine Vermutung, aber die Küstenbehörde hat sich ein halbes Jahrhundert nicht für die kleinen Siedlungen hier interessiert und plötzlich, mit dem Beginn der Fremdgeldwelle auf La Palma, rückt uns diese Behörde mit ihrer scharfen Klinge auf den Pelz. - Was an der Playa Nueva, oder hier sinnigerweise "Geierstrand" genannt, noch faktisch widerstandslos funktioniert hat, das könnte mit den drei südlichen Siedlungen, Puntalarga, La Zamora und El Faro schon deutlich schwieriger werden. - Dort ist man nicht ganz ohne Lobby, zumindest haben auch Lokalpolitiker dort ein Häuschen und so will man den bereits verfügten Abriss nicht einfach hinnehmen. - Komplett einig ist man sich nicht, immerhin haben an die 30% der Budenbewohner aus Angst vor den angedrohten Strafen bereits den Rückzug angetreten, aber der Rest will sich nicht geschlagen geben. - Nun ist es wohl müßig an Gnade zu denken, läuft der behördliche Prozess mal an, dann kann man diesen nur noch mit Rechtsanwälten und politischen Druck anhalten, nicht aber mit Herz und Menschenverstand. - An ein weiteres, vielleicht letztes Mittel, den zivilen Ungehorsam, will noch niemand wirklich denken, aber vielleicht sollten wir das auch mal lernen. - Niemanden stören diese Siedlungen hier, sie gehören eher schon zum gewohnten Bild unserer Küste und sind so vielleicht sogar schon Tradition, schließlich sind manche davon sogar schon länger hier als unsere Wappenfrucht, die Banane.

Mit einer zarten frischen Brise kühlt der Passat nun seit gestern die Inseln. Die Temperaturen sinken weiter und die Feuchtigkeit steigt stetig. - So melden alle Waldbrandfronten auf Tenerife und Gran Canaria zumindest bereits ein "kontrolliert" und man kann die nächsten Tage daran gehen, diesem Spuk ein wirkliches Ende zu bereiten. - Nicht die Milch macht´s, sondern der Passat.



Mittwoch 01.08.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Westseite
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 53 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 32,5 Grad - niedrigste Temperatur 26,2 Grad
Temperaturen Ostseite, Puntallana: Höchste 28 Grad, niedrigste 24 Grad

Zapatero oberster Feuerwehrmann

Ja, man darf das von ihm erwarten, bei den Zuständen auf Gran Canaria und Tenerife muss er seinen Urlaub unterbrechen und sich hier vor Ort sehen lassen. - "Kaum kommt Zapi auf die Kanaren, schon werden die Feuer weniger", so durfte ich das aus dem Mund meiner Frau vernehmen und tatsächlich, es kommen nur noch aufmunternde Nachrichten über die Brandlage auf den beiden Inseln. - Allerdings, bei allem Respekt vor unserem geliebten Regierungspräsidenten, es war eher der Wetterwechsel der nun vorerst gute Bedingungen geschaffen hat, die Brände endlich unter Kontrolle bringen zu können. - "Benditos Alisios" erkannte so Zapatero auch völlig richtig, "Gesegnete Passatwinde" bedeutet das auf Deutsch und Recht hat er, ohne den Wetterwechsel könnte man nun nicht etwas entspannter die Dinge betrachten. - Auf Gran Canaria meldet man nun die Brände als "kontrolliert", was aber bitte in der Sprache der Feuerwehrleute immer noch etwas anderes bedeutet, als im vollmundigen Wunschkonzert der bemühten Politiker. Kontrolliert brennt aber immer noch und kein Feuerwehrmann dieser Welt wird daraus bereits eine kompletten Entwarnung konstruieren, es bedeutet noch nichts anderes, als dass man nun gezielt und effektiv die Feuer bekämpfen kann.

Auf Tenerife sieht es noch ein bisschen komplizierter aus, dort spricht man von der Vorstufe des kontrollierten Feuers, dort nennt man es im Moment "stabilisiert". - Das bedeutet zunächst nichts anderes, als dass sich die Feuer nicht weiter ausbreiten, zählt aber auch zum Hoffnungsvokabular und wenn die Wetterlage sich nun nicht völlig unerwartet erneut ändert, dann kann man morgen vielleicht schon Entwarnung geben. - Es sieht gut aus auf der Wetterfront, noch mal ein paar Grad weniger, weiter ansteigende Luftfeuchtigkeit und weiterhin ganz moderaten Wind. - Alle Technik und all die vielen Helfer können nichts gegen Waldbrände ausrichten, wenn das Wetter nicht mitspielt und die letzten vier Tage war eben ein echtes "Teufelswetter". - Viel zu früh um Bilanzen zu ziehen, aber der Trend ist positiv und sowohl seitens der Provinzregierung der Kanaren, wie auch direkt aus dem Mund Zapateros kamen die Versprechen, all denjenigen zu helfen, welche nun ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben. - Wegen des großen Medienechos auch in Deutschland, man kann den Urlaubern, die jetzt nach Tenerife und Gran Canaria reisen wollen nur zusagen ihren Urlaub hier auch anzutreten. Die Brände sind im Inneren der Insel und nicht dort, wo der gemeine und normale Kanarenurlauber sein Bettchen am Strand haben will. Die betroffenen Zonen sind kaum touristisch genutzt und noch ein Missverständnis sollte man ausräumen, Mogan ist nicht Puerto de Mogan. Der kleine Ort im Landesinneren ist übel zugerichtet von den Flammen, der berühmte Yachthafen und Tourismusmagnet Puerto de Mogan allerdings nicht. - Jetzt umzubuchen, das wäre unnötig und außerdem würde man damit die großen Inseln ein zweites Mal bestrafen. - Übrigens meldet man ein Hitzeopfer auf La Palma. - Aus Pietät und Verwunderung lasse ich das unkommentiert: Ein 94 jähriger Mann starb vorgestern an den Folgen der großen Hitze.



Mittwoch 01.08.07 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 46 % Luftdruck 1022 hPa

Sondermeldung - Auch der Spiegel kann irren

Lassen Sie sich bitte nicht von einem Artikel aus dem von mir so heiß geliebten Spiegel Online verwirren, dort meldet man Großbrände auch auf La Palma und La Gomera. - Das ist nicht richtig, der Brand auf La Gomera ist gelöscht und auf La Palma hat es, außer dem kleinen Schreck am Montag in Cruz Chica, kein Feuer gegeben, schon lange keinen Großbrand. Das heißt nicht, dass die Waldbrandgefahr bereits vorüber ist, aber auf La Palma brennt es definitiv heute am 1. August nicht. - Sollte es doch noch anfangen zu brennen, dann melde ich mich wieder. HIER der Spiegel-Artikel.



Mittwoch 01.08.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 25 % Luftdruck 1022 hPa

Abkühlung

Es scheint überstanden, in der Nacht kam die Abkühlung. - Noch ist es nicht der frische und kühle Wind des Atlantiks, also der Passat, aber die Luft ist deutlich angenehmer geworden und ich musste heute Nacht zumindest bereits meine Füße wieder unter die Bettdecke stecken. - Nun fehlt der Wind noch komplett, der mit kräftigem Schwung auch die aufgeheizten Wohnungen wieder kühlt, aber das soll uns nicht stören, hilft das doch den Feuerwehren auf Gran Canaria und Tenerife ungemein. - So meldet man sich zumindest aus Gran Canaria mit vorsichtigem Optimismus und sollte der Wind nicht wieder auffrischen, dann kann man den ganzen Tag über ganz gezielt mit den Hubschraubern die vorhandenen Brandherde bekämpfen. - Bislang flog man dem Feuer immer hinterher, weil es sich so rasend schnell ausbreitete und immer wieder neue Fronten eröffnet. - Die relative Luftfeuchte ist endlich auch endlich wieder angestiegen, ist aber mit 25% noch nicht in der Lage einen schützenden Taufilm des Nachts über die Landschaft zu legen, wie das an anderen "normalen" Tagen ist. Die Brände auf Tenerife und Gran Canaria werden längst als "historisch" eingestuft, beeindruckt und verängstigt wartet man dort darauf, Bilanz ziehen zu können. - Die Wut richtet sich nun auf den 37 jährigen Brandstifter, der wohl auch zu seinem eigenen Schutz bereits gut behütet im Gefängnis steckt. - Dabei sind nicht alle Feuer von ihm gelegt worden, es brannte an so vielen Stellen, so fix und omnipräsent kann nicht mal der fleißigste Pyromane der Welt sein.

Auch auf Tenerife spricht man von möglicher Brandstiftung, wobei solche Spekulationen auf jeden Fall noch sehr verfrüht sind, zumal es jetzt noch darum gehen muss, die Brände unter Kontrolle zu bringen und nicht bereits Schuld zu verteilen. - Hauptschuld trägt sowieso das Wetter, auch wenn der Wahnsinnige auf Gran Canaria tatsächlich mit einem Streichholz verdorrtes Unkraut angezündet hat, erst die Hitze, die Trockenheit und der Wind machten daraus eine Katastrophe. - Da kommt man dann schnell weiter und fragt, kann man das nicht besser vorhersehen und noch mehr Vorsichtsmaßnahmen treffen? - Sicher kann man das und es wird auch jedes Jahr mehr unternommen, aber es bleibt immer noch ein eigentlich normales und natürliches Phänomen, dass es Wald- und Flächenbrände geben wird und auch ohne Pyromanen wird es diese immer wieder geben. Man kann nur die Auswirkungen für den Menschen minimieren und noch mehr Technik und Hilfskräfte bereitstellen. Komplett verhindern lassen sich solche Brände nie, bei diesen Wetterbedingungen der letzten Tage und reichlich vorhandenem Brandbeschleunigern in Form von üppiger Vegetation, ist die Ausbreitung solcher Feuer fast schmerzhaft logisch. - Um so bemerkenswerter ist das dann, dass gerade auf El Hierro und La Palma, den beiden Inseln, die sonst die meisten Brände überhaupt aufweisen, dieses Mal noch alles gut gegangen ist. - Aber wollen wir nicht zu früh jubeln, die Waldbrandgefahr bleibt weiterhin extrem hoch. - Ich hoffe wir können uns ab jetzt wieder anderen Themen widmen, die in der Aufregung der letzten Tagen durch die Hitze und die Feuer fast gänzlich vernachlässigt wurden.





Familie Ellen & Simon Märkle

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