Wetter: (Ricardo Concepcion)
Tourismus:
Alles voll im März! Auch der bereits im Februar angesprochene
Trend weniger Geld auszugeben hält an. Schön wohnen ja,
aber bloß nicht teuer. Das ist ja auch nur verständlich,
müssen wir uns doch an die €päische Stimmungslage
anpassen.
Drastische Einbußen hat Puerto de Naos erfahren. War es doch
bislang der einzige Strand auf der Westseite mit angehender touristischer
Infrastruktur. (Kneipen, Toiletten, Eisdiele).
Nun aber hat Puerto de Tazacorte auch einen geschützten Strand
und eine lange Promenade. Dazu kommt noch, dass Tazacorte ein natürlich
und langsam gewachsener Ort ist und viel schöner als das aus
dem Boden gestampfte Puerto de Naos.
Die immer wieder berichteten Zuwachszahlen an Touristen auf den
Kanaren wegen des Irakkrieges gehen an La Palma völlig vorbei.
Das ist auch ganz einfach zu erklären. Leute, die aus der Türkei
oder Ägypten umbuchen, für die bieten wir einfach keine
Alternative.
Da sind die großen Kanareninseln eher gefragt. Wer eh nicht
aus seinem Hotelkomplex 'rausgeht und nur vom Buffet futtert, dem
kann es ja auch egal sein, wo in der Welt er ist. Ob nun Bauchtanz
oder Flamenco, nach dem 6. allinclusive Drink ist das
eh egal ...
Nachrichten:
Zigarrenmanufaktur in El Paso.
Einerseits werden die puros aus La Palma in aller Welt
immer beliebter, aber andererseits gibt es immer weniger Leute,
die sich diesem Kunsthandwerk widmen.
Gerade in El Paso, einer früheren Hochburg des Tabakanbaus
und der Weiterverarbeitung, gibt es momentan nur noch einen Zigarrendreher
und der arbeitet auch nur noch sporadisch und hat keinen eigenen
Laden. Mit Beginn der Zigarettenproduktion in El Paso vernachlässigte
man die Herstellung von handgemachten Zigarren gänzlich. Auf
der Ostseite in San Pedro und San José hingegen blühte
nun die Zigarrendreherei.
El Paso hat jetzt aber mit Hilfe der Inselregierung und der Gemeinde
ein Programm aufgelegt, um diesem Handwerk wieder goldenen Boden
zu verschaffen. Da kommen natürlich solche Dinge wie UNESCO
Siegel noch dazu und bieten zusätzlichen Anreiz. Auch
darf man nicht vergessen, dass El Paso ein ganz zentraler Punkt
auf der Westseite ist und jeder Inselgast öfter hier vorbeikommt.
An die 20 ehemalige Mitarbeiter der Zigarettenfabrik sind nun in
einem haltjährigen Kurs zusammengefasst, wo sie die Herstellung
von qualitativ hochstehenden Zigarren unter der Aufsicht von erfahrenen
Meistern erlernen.
Ziel ist ganz klar, dass einige der Schüler später auch
den Mut finden, dieses Gewerbe selbstständig weiter zu führen.
Die Rahmenbedingungen sind prima und ich bin mit sicher, daß
daraus was wird.
Bis Juni können Sie die puro Schule noch besuchen.
Sie sind dort herzlich willkommen und sicher erhalten Sie auch eine
Zigarre verpasst!
Gehen Sie in El Paso ein kleines Stück die alte Hauptstraße
nach Los Llanos runter, vielleicht 50 Meter, an der Guardia Civil
vorbei, da kommt rechts ein kleines Gässchen. Dort befindet
sich, wiederum rechter Hand, die Werkstatt.
Schnellkurs
im Zigarrendrehen:
Vorbereiten der 3 Tabakarten, Herstellen der Grundform, Einrollen
ins Deckblatt. Der Tabak selbst kommt nur zum Teil aus La Palma.
Kuba, Brasilien, Mexiko und Indonesien sind Lieferanten für
Rohtabak. Gerade die besonders teueren capas kommen
fast alle aus Kuba.
Allerdings ist in jeder Zigarre auch Tabak aus La Palma und man
hofft diesen Anteil auf weiter erhöhen zu können.
Gesellschaft:
Weiter ist die Zustimmung der eigenen Regierung zum Vorgehen der
Amerikaner hier Thema Nummer eins. Ricardo will diesen Monat nichts
schreiben, er ärgert sich zu sehr und schämt sich sogar
dafür, dass die Spanier es bislang nicht schaffen, ihren Präsidenten
auf auf den €päischen Weg zu bringen.
Es wird zum Teil sehr hitzig debattiert und schon die Kommunalwahlen
im Mai werden eine klare Abstrafung der Partei Jose Maria Aznars
bringen.
Gerade in den Gemeinden ist man nun aber in der Zwickmühle.
Wähle ich den mir bekannten Gemeiderat wieder dem ich vertraue,
oder die Oposition, nur um die Regierungspartei in Madrid zu bestrafen.
Aber wer hat gesagt, dass Demokratie einfach ist?
Gastronomie:
Asche auf mein Haupt! Schon wieder berichte ich über ein
Restaurant, welches nicht von Palmeros betrieben wird.
Das Franchipani kurz vor Los Llanos gibt es schon eine
Weile. Ich war da früher auch schon mal drin, wurde aber seinerzeit
dort eher arrogant als professionell bedient und das brauche ich
nicht.
Nun hat man mich erneut überredet und siehe da, es geht. Und
mehr als das, ist doch freundliche und kompetente Bedienung schon
die Hälfte eines gelungenen Abends.
Die Speisekarte kennt keine Regionen und ist nur auf Frische ausgerichtet.
Auch Vegetarier kommen hier voll auf ihre Kosten und müssen
nicht unter dunklen Blicken des Wirtes am Katzentisch sitzen.
Neben der Standardkarte gibt es noch eine Tafel mit Tagesempfehlungen,
die unbedingt beachtet werden sollte. Meine frische Dorade war auf
den Punkt und der Fisch so groß, dass ich das Zugeständnis
an La Palma, die papas arugadas nicht mehr geschafft
habe. In der Küche stehe einer, der mit Fisch umgehen kann
und das können nicht viele.
Das israelische Hühnerfleisch (den Namen habe ich vergessen)
war ebenso lecker wie die Enchilladas und die Hühnerbrust
in einer Panade mit Mandeln. Alles war liebevoll angerichtet und
so reichlich, dass wir die dazu gereichten freedom fries
links liegen ließen.
Besonderes Lob: die Kinderteller kamen ganz schnell und Ketchup
wurde ohne zu fragen angeboten.
Mag nun einer die Nase rümpfen über den Ketchup, aber
das ist fundamental, wenn Sie mit Kindern essen gehen und den Abend
überleben wollen ;-) Das Franchipani ist also durchaus auch
kindertauglich, da habe ich sonst immer ein paar Vorbehalte bei
nicht-palmerischen Restaurants.
Preislich siedelt sich das Franchipani schon im oberen Drittel an,
die Preise waren aber in allen Fällen gerechtfertigt angesichts
der Qualität und Frische der Produkte.
Die meisten Hauptgerichte kosten knapp unter 10 €, meine riesige
Dorade lag bei € 13,75
Der Service besticht mit unaufdringlicher Freundlichkeit und ist
jederzeit Frau der Situation. Gerade das ist ja oft
das Problem bei den internationalen Restaurants auf La Palma. Verkrachte
Betriebswirte oder Versicherungsmakler wollen halt nicht bedienen
und können das dann auch nicht.
Nach so viel Lob muss ein bisschen Kritik sein, sonst glaubt es
mir ja keiner. Die Tische sind sehr klein und für Leute wie
Ricardo und mich, die beim Reden und Essen immer mit den Armen rudern,
wurde es schon eng.
Aber das war es auch schon mit Kritik, wir haben einen sehr schönen
Abend dort verbracht und suchen bereits nach einen Grund, uns wieder
mal was zu gönnen ...
Restaurant Franchipani
Caretera General, Dos Pinos
An der Hauptstraße von Los Llanos nach El Paso, nach 2 Kilometer
linker Hand.
Täglich von 13:00 23:00 Uhr
Donnerstag und Freitag ruht man sich aus
Tel: 922 402305