Wetter:
Folgerichtig nach dem sich der Mai eher wie April benommen hat, war der Juni auch eher
ein Mai, als bereits ein richtiger Sommermonat. Erst jetzt, am Ende des Monats langt
der Sommer richtig zu und beschert uns Temperaturen und Sonnenschein, wie man sich
einen Sommer auf den Kanaren vorstellt.
Der große Protagonist unseres Wetters im Juni war der Wind, gerade eben weil wir
keinen Wind hatten. Die Großwetterlage ist bereits sommerlich, das Azorenhoch fast da,
wo es sein soll und den gesamten Juni herrschte bei uns bereits diese stabile
Hochdrucklage, die uns den Nordostpassat beschert.
Schimpfen wir manchmal über die heftigen Fallwinde die uns der Nordostpassat öfters
beschert, so brauchen wir diesen Wind aber auch, um die Wolkenschicht aufzulösen die
sich tagsüber auf der Westseite bildet. Bleibt der Wind aus, dann bewölkt es sich
regelmäßig ab Mittag und schirmt die Westseite unter einer dünnen aber effektiven
Wolkenschicht von der Sonne ab. Schuld daran ist der große Unterschied trockener und
warmer Luft ab etwa 1.000 Meter Höhe und der viel feuchteren Luft in den unteren
Luftschichten. Dabei bildet sich eine Sperrschicht, je nach der Heftigkeit der
Unterschiede, zwischen 800 und 1200 Metern. Dabei steigt die feuchte Luft empor und
bildet an der unteren Grenze der Sperrschicht eine dünne Wolkendecke.
Diese Wolkenschicht wird normalerweise von den Passatwinden aufgelöst, sind diese aber
nur ganz schwach, dann klappt das nicht und die Insel präsentiert sich zweigeteilt,
unten Schatten und feucht, oben Sonne und trocken. Das kann man sehr intensiv spüren,
wenn man nachmittags mal einen Ausflug von Meereshöhe auf eine Höhe von 1.500 Metern
macht. Unten ist es feucht, fast schwül, nähert man sich der Wolkenschicht wird es
immer feuchter. Ist man dann in der Wolkenschicht wird man gar nass um dann über den
Wolken sofort von heißer und trockener Luft empfangen zu werden. Da die Wolkenschicht
nur dünn ist, geht dieser Ritt durch drei Klimazonen recht zügig und erstaunt einen
immer wieder, was dieses lebendige Laboratorium der Wolken und Wetter für grandiose Phänomene
zaubern kann.
Tourismus:
Drei Monate hintereinander stark rückläufige Zahlen im Tourismus lassen uns alle
nervös werden. Die Zahlen für den Juni kommen ja erst Mitte Juli, aber der Mai hat
diese Insel endgültig aus seinen hochtrabenden touristischen Plänen gerissen. Für den
Mai diesen Jahres meldet die Provinzregierung ein Minus von 28,6% an Besucherzahlen
für La Palma gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres. Demnach kamen im vergangenen
Mai 5.245 ausländische Gäste auf die Insel und wenn man da mal eine durchschnittliche
Aufenthaltsdauer von 10 Tagen ansetzt, dann sind gerade mal 1.750 Gäste gleichzeitig
auf der Insel. Wer in diesen Tagen Urlaub auf La Palma macht, kann sich einer sehr
exklusiven Behandlung sicher sein.
Etwa zeitgleich mit dieser Meldung verabschiedete die Inselregierung den neue
touristischen Nutzungsplan, der einen Ausbau der Bettenkapazität von 25.500 vorsieht.
Da unsere Insel monopolitisch von den Regionalisten der Coalición Canaria regiert
wird, gab es für die beiden Oppositionsparteien auch keine Möglichkeit an dem Plan
etwas zu ändern. Allerdings baut die Inselregierung keine Hotels, sondern das müssen
Investoren machen und angesichts dieser Zahlen wird es schwierig werden, diese zu
finden. Man kann in Grönland auch den Anbau von Ananas und Bananen zulassen, aber wie
besoffen müsste jemand sein, dafür Geld zu investieren.
Nagelprobe wird der Erfolg oder Misserfolg des neuen Megahotels im Süden der Insel
sein, welches am 29.6. seinen zweiten Eröffnungstermin hat. 1.250 Betten müssen
gefüllt werden und das ist nicht aus dem schwindenden Gästereservoir zu tätigen,
welches uns immer wieder besuchen kommt. Da muss neues Publikum her, denn mit diesem
Hotel richtet man sich an Urlauber, die uns sonst nicht besuchen kämen. Vielleicht
geht der Plan ja auch auf, aber ich bezweifle das, die Konkurrenz auf dem Sektor des
„Sonne und Strand-Urlaubes“ ist so groß, dass dort bereits ein ruinöser Wettbewerb
stattfindet, in den sich dieses Hotel nun einklinkt.
Flora:
Endich habe ich Hilfe erhalten, Peter Merle wird sich nun um die Abteilung Flora kümmern.
Er kennt sich deutlich besser aus als ich, ist auch kein Wunder, hat er doch beruflich damit zu tun. Die Photos stammen auch von ihm.
Er unterhält einen Zuchtbetrieb für Sämereien hier auf La Palma und was er dort so alles anbietet können Sie unter www.semillas.de nachsehen.
Von Peter Merle:
Der Natternkopf (botanisch Echium, von griechisch échis = Schlange, Natter)-
spanischer Name : Tajinaste
Auf den kanarischen Inseln zählt man 25 einheimische (endemische) Arten dieser
attraktiven Blütenpflanzen, die sich in holzige, ausdauernde Sträucher und in
2-4jährige Stauden mit riesigen Blattrosetten aufteilen.
Hier auf La Palma können wir 7 einheimische Arten zählen, dazu kommen ein einjähriges
Kraut aus dem Mittelmeerraum, Echium plantagineum, das gerne Brachflächen besiedelt
und ein paar der besonders spektakulären Arten der anderen Inseln in Kultur.
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Alle Arten haben ein tiefgründiges Wurzelsystem, mit dem sie in den Monaten ohne
Niederschläge immer noch an ausreichend Feuchtigkeit gelangen können. Zudem sind die
strauchartigen Vertreter auch noch in der Lage in den heißen Sommermonaten alles
überflüssige Laub abzuwerfen und in einen Ruhezustand zu verfallen, der erst mit den
ersten Niederschlägen im Herbst beendet ist.
Im Hochgebirge um den Roque de Los Muchachos finden wir die dunkelblau (enzianfarben)
blühenden Sträucher von Echium gentianoides (griechisch Gentiána = Enzian)und Echium
wildpretii ssp. trichosiphon mit seinem riesigen bis über 2m hohen Blütenstand. Beide
Arten sind extrem bedroht und die meisten Pflanzen, die wir im Gipfelbereich des Roque
de Los Muchachos sehen, sind im Rahmen von Maßnahmen zur Erhaltung der Arten
angepflanzt worden.
Unterhalb der Zone mit winterlichen Frösten wächst Echium webbii, ein Strauch mit
himmelsblauen, kerzenförmigen Blütenständen.
Eine besonders schöne Population dieser Art ist in einer Waldlichtung an der Straße
zum Aussichtspunkt Cumbrecita (El Paso) zu besichtigen.
Oberhalb von Fuencaliente sind einzelne Exemplare des sehr seltenen Echium
bethencourthii zu finden, das bis auf seine weißen Blüten, sonst sehr ähnlich zu
Echium webbii ist.
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Der Lorbeerwald von Los Tilos ist Heimat eines wahren Giganten, dem Echium pininana.
Bis zu 4 Jahre kann es dauern, bis die Pflanze ausreichend Energie gespeichert hat, um
in wenigen Wochen ihren riesigen Blütenstand von über 3m zu entwickeln,
der Tausende von Einzelblüten in hellblau oder weiß hervorbringt.
Weit verbreitet bis hinab auf Meereshöhe und manchmal auch hybridisiert mit Echium
webbii (rosafarbene Blüten), kommt der weiße Natternkopf, Echium brevirame vor. Je
nach Standort findet man riesige mannshohe Büsche oder kleine Bonsai-Formen.
Die Populationen sind manchmal so dicht, daß man kaum hindurch kommt. Imker in diesen
Zonen, können einen echten Tajinaste-Honig anbieten.
Eher unscheinbar ist Echium strictum, das nur an schattigen Standorten vorkommt.
Als Gartenpflanze besonders beliebt ist Echium wildpretii von der Nachbarinsel
Tenerife, das mit seinen feuerroten Blütenständen wahrhaft spektakulär aussieht.
Ähnlich aufregend sind die Dimensionen der von mir entdeckten und bisher 3 Jahre
erfolgreich kultivierten Hybride von
Echium wildpretii mit Echium gentianoides.
Im botanischen Garten des Besucherzentrums oberhalb von El Paso und im Norden beim
Forsthaus in der Nähe von Casa Roque Faro (Hauptstraße Punta Gorda - Barlovento) gibt
es einige kultivierte Echiumarten zu besichtigen.