La Palma Aktuell
Kalenderblatt für den Juli 2003



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Wetter: (Ricardo Concepción)

Der Segen der Passatwinde (vientos alisios)

30. Juli, 12:30 Uhr in Santa Cruz de la Palma. 28 Grad zeigt das öffentliche Thermometer, unbewölkt mit dem typischen frischen Meerwind der kleine Kissen aus Schaum auf den Atlantik zaubert. Wir verlassen Santa Cruz und fahren die Hauptstraße nach oben. Je weiter wir uns von der Küste entfernen, flaut der Wind ab und wir erleben eine angenehme Brise und vereinzelt feuchte sommerliche Wolken. Wir fahren weiter Richtung Tunnel und mit jeden Meter den wir an Höhe gewinnen, lässt die feuchte Meeresluft nach. Am kleinen Aussichtsplatz vor dem Tunnel schauen wir zurück nach unten und spüren geradezu die mit Feuchtigkeit geladene Luft zu unseren Füßen. Heute ist der Passat schwach und es bildet sich keine geschlossene Wolkendecke.

Nachdem wir den Tunnel in 900 Metern Höhe durchfahren haben, empfängt uns die Westseite mit trockenem Wind. In dieser Höhe verliert der Atlantik den Einfluss auf das Wetter und wir befinden uns in einer kleinen Zone mit kontinentalem Klima. Auch das gibt es, auf einer so winzigen Insel mitten im Atlantik. Über den Kamm der “Cumbre Nueva” weht der trockene Höhenwind aus dem Osten.Auf etwa 700 Metern, noch bevor wir El Paso erreichen, erringt der Atlantik erneut Einfluss auf unser Klima und die Luft wird wieder feuchter. Wir kommen in Los Llanos an, auf 350 Metern Höhe. 25 Grad im Schatten natürlich ohne Wolken und kein Wind. Wir fahren weiter nach Puerto de Tazacorte, das Thermometer erreicht wieder die 28 Grad. Später wird es noch etwas wärmer werden wegen der anhaltenden Sonneneinstrahlung. Auch hier kein Wind. Der Passat beinflusst im Sommer die Westseite nicht direkt, er hinterlässt nur feuchtere Luft und morgendlichen Tau. Wir haben einen angenehmen Sommertag auf La Palma beschrieben. So war es den gesamten Juli hindurch und für den weiteren Sommer gibt es nur zwei Faktoren welche für Abwechslung sorgen könnten:

Sollte der Nordostpassat an Stärke gewinnen, dann füllt er die gesamte Ostseite der Insel mit einer feuchten Wolkenschicht auf einer Höhe von 600 bis 800 Meter an. Dabei ändert sich der Temperaturunterschied zwischen West und Ostseite deutlich.

Das zweite Phänomen ist der Calima, wenn noch trockenere und heiße Luft, meistens aus Süd die Insel erreicht. Das hält aber nicht lange an, dann setzt sich der Passat wieder durch.

Tourismus:

Der heiße Sommer in Deutschland macht sich auch hier bemerkbar. Die sonst üblichen „Last Minute“ Gäste aus Mitteleuropa fehlen uns dieses Jahr. Es musste ja keiner aus dem Regen und der Kälte fliehen. Wir gönnen Ihnen das, würden aber nächstes Jahr gerne wieder einen „normalen“ mitteleuropäischen Sommer erleben. (Also Regen und Kälte)

Die uns auch jetzt treuen Gäste erleben einen herrlichen Sommer ohne Hitze, sondern mit angenehmen Temperaturen die Wanderungen und andere körperlichen Aktivitäten zulässt. Vielleicht müssen wir noch öfter deutlich machen, dass wir zwar Spanien sind und auf der Höhe der Sahara liegen, aber ein deutlich milderes Klima haben als Mitteleuropa. Ricardo hat es ja oben treffend beschrieben.

Ab Mitte Juli kommen die Festlandsspanier auf die Inseln. Auch zu uns. Die beiden großen Hotels haben nun eine gute Auslastung und in Puerto de Naos ist endlich mal wieder was los. Die „Godos“ wie die Festlandsspanier hier unschön genannt werden, bevölkern aber traditionell nur die Küstenorte. Ein einsames Landhaus in den Weinbergen ist kein Urlaubsziel für kontaktfreudige Iberer. Ende August ist dann der Spuk wieder vorbei und La Palma hängt touristisch wieder einzig am mitteleuropäischen Tropf.

Flora:

Bougainvillea (Bougainvillea spectabilis und Bougainvillea glabra)


Aus der Familie der Wunderblumengewächse (Nyctaginaceae). Auf deutsch sagt man auch Drillingsblume.
Den Namen hat diese eindrucksvolle Pflanze vom ersten französischen Weltumsegler Luis Antoine de Bougainvillea. 1769 landete der französische Admiral in Brasilien und sein Botaniker brachte die spektakulär blühende Pflanze mit. Üblicherweise wurden seinerzeit die neu entdeckten Pflanzen nach den Kapitänen der Schiffe benannt. Ganz im Vorbeigehen überließ der Kapitän auf seiner weiteren Fahrt noch seinen Namen an die größte der Salomoneninseln.

Die Bougainvillea ist ein immergrüner Strauch der bis zu 30 Meter lange Triebe hervorbringt. Dabei stützt er sich gerne an Mauern, oder anderen Pflanzen ab, da er selbst das Gewicht seiner Äste nicht tragen kann. Mit seinen langen Dornen hält er sich dabei in den anderen Pflanzen fest und überwuchert diese zum Teil.

Die Bougainvillea glabra hat glatte violette Hochblätter, welche die eigentliche Blüte umschließen. Die Bougainvillea spectabilis gibt es in vielen Farben und hat zum Teil haarige Blätter. Beiden ist gleich, das was uns so beeindruckt an der Pflanze sind nicht die eigentlichen Blüten, sondern die drei farbigen Hochblätter. Nach der Befruchtung der Blüten, das geschieht zum Teil durch Vögel, aber auch durch Insekten, schließen die Hochblätter den einzigen Samen ein, vertrocknen und dienen nun dem Samen als Fallschirm um von Wind verbreitet zu werden.

Die Bougainvillea wächst inzwischen in fast allen frostfreien Zonen der Welt. Hier auf La Palma ist sie weit verbreitet und besonders in Gärten beliebt, da sie schnell wächst und immer für einen Farbpunkt sorgt. Was den Blumenliebhaber Recht ist, hasst der Gärtner. Die Bougainvillea, besonders die violette spectalis, ist kaum durch Beschneiden zu bändigen. Es ist ein ständiger Kampf um die anderen Pflanzen vor dem Würgegriff der Bougainvillea zu schützen. Die langen Dornen haben schon so manchem Gärtner blutige Arme verpasst. Ich mag die Bougainvillea am liebsten von Weitem...

Der Farbenzauber ist aber immer wieder beeindruckend und viele Gäste verbinden den Anblick dieser „Wunderblume“ mit dem Gedanken an einen Urlaub in südlichen Gefilden. Man kann die Bougainvillea auch im Topf vor dem Frost geschützt in Deutschland ziehen, aber das Ergebnis hat mit der monströsen Pracht der frei wachsenden Pflanzen nichts zu tun.

Gesellschaft: (Ricardo Concepcion)

Meine Meinung über nachhaltige Entwicklung und Fortschritt.

Manchmal, wenn ich von meinem jetzigen Leben aus, umgeben von allen Bequemlichkeiten und technischem Fortschritt unserer Zeit zurückdenke, verfalle ich in Nostalgie. Ich bin dann gerne bereit das frühere ländliche Leben zu glorifizieren, auch trotz der damals spärlichen ökonomischen Mittel dieser Epoche.

Ich erinnere mich an Gebräuche und Sitten und an ein traditionelles Leben, welches nun bereits verschwunden scheint. An kleine Wege die es nicht mehr gibt, Landschaften und unberührte Winkel. Traditionen und Alltag der nur in kleinen Gesellschaften möglich ist, wo Einer den Anderen kennt.
Ich glaube das sind Eindrücke die auf der ganzen Welt gleich sind für bestimmte Abschnitte in der Entwicklung einer Gesellschaft.

Damit diese Nostalgie sich nicht in Sehnsucht und Traurigkeit verwandelt, muss ich daran erinnern welchen Preis man dafür bezahlen musste, für etwas was nur für weinge ein Paradies war.

Die Bauern, druchweg mit niedriger kultureller Bildung, waren abhängig von einer rückständigen Landwirtschaft und ohne jegliche Mechanisierung. Unter der unbarmherzigen Sonne hatten sie keine Zeit sich an der sauberen Luft zu erfreuen, oder dem Gesang der Vögel zu lauschen. In den Sommernächten, nach einem 14 stündigen Arbeitstag, gab es kaum Gelegenheit bei einem Glas Wein die Sterne zu beobachten. Man musste früh wieder aufstehen um am nächsten Tag in langen und ermüdenden Märschen auf die Felder zu gelangen um Früchte zu ernten und Viehfutter zu sammeln.

Die winterlichen Regenfälle wurden mit authentischem Jubel begrüßt. Das Wasser bedeutet Leben! Und für diese Inseln ist es heute noch ein Geschenk. In unserer traditionellen Musik steht der Regen immer noch für ein fröhliches Ereignis. Da lautet eine ganz bekannte Strophe:
“ ¡Que más puedo desear! El agua por el barranco y mi amor en el pajar...”
(Mehr kann ich mir nicht wünschen, das Wasser im Flussbett und meine Liebe in der Scheune...)

Als ich klein war, verbanden asphaltierte Straßen nur die wichtigsten Orte jeder Gemeinde. Die meisten Siedlungen waren nur mit Allradautos, oder dem Esel erreichbar. Manche Ortschaften waren im Winter nach starken Regenfällen ganz und gar vonr Zivilisation abgeschnitten. Das ergab riesige Probleme für die dort wohnende Bevölkerung, ganz zu schweigen von ärztlichen Notfällen.

Trotzdem, diese so wunderschöne Insel gab gegen alle Mühe nicht genügend her um ohne Umbruch in die Moderne zu gelangen. Viele mussten auswandern, aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.

Wenn ich aussuchen könnte, dann würde ich meine köstlichen Erinnerungen an die Vergangenheit bewahren und die Bequemlichkeit der heutigen Zeit dazunehmen. Es gibt viele Dinge die mich an der heutigen Gesellschaft stören. Aber alles hat seinen Preis, man kann nicht laufen und stillstehen gleichzeitig. “Sol en la era y agua en las coles” (Sonne für den Dreschplatz und Wasser für den Kohl) Beides zur selben Zeit, das geht nicht.

Vorsichtige und nachhaltige Entwicklung ja, aber auch mit kulturellem und wirtschaftlichem Ziel.

Kennen wir irgend ein Land, welches von sich aus sein Wachstum begrenzt hat?

Wir entwickeln dieses Land zwischen Allen die hier leben. Mit denen die an der Vergangenheit litten und mit denen die sich daran erfreuten. Mit denen die mit uns ihre Gegenwart teilen, aber vor Allem mit denen die wir lieben und mit denen wir unsere Zukunft erleben werden. Ob sie Leid bringt, oder Erfolg.

Sicher, da machen wir auch Fehler, aber das passiert auch wenn man nur die besten Intentionen hat.

Y para nuestros amigos e invitados ¡ las puertas abiertas de par en par.!


Und für unsere Freunde und Gäste: Die Türen auf, so weit es geht!



Gastronomie:

Bodegón La Abuela

Endlich konnte ich einen Freund dazu begeistern ein bisschen an unserer Seite mitzumachen. Ich schätze seinen bissigen Charme sehr und hoffe, dass er uns weiter mit seinem Stil bereichert. Er möchte anonym bleiben, das respektiere ich. Außer dass er mit hupalupa unterschreibt verrate ich nichts.




Bienvenido, Bodegon La Abuela !

Über Restaurationsbetriebe mit originär palmerischer Küche ließe sich ja einiges sagen, nur nicht viel Positives. Ropa vieja, bei welcher der Verdacht keimt, Oma habe beim Kochen
versehentlich einen Zipfel ihrer Strickjacke anno 1920 in den Topf hängen lassen- gemischter Salat, bei dessen Anblick man fürchtet, unter einem der welken Blätter noch ein vergilbtes Dosenetikett zu finden. Zicklein nicht fach- und mundgerecht zerlegt, sondern auf dem viel
zu kleinen Teller ausschauend, als seien sie heimtückisch vor einen ICE geschubst worden.
Und dann die „Hausweine“, allenfalls geeignet um kleinere Brände zu löschen, die man aber nicht mal einem kranken Esel ins Ohr träufeln möchte.

Seit etwa 14 Tagen ist nun plötzlich alles anders.

Verlässt man El Paso auf der Hauptstrasse bergab, so wird nicht weit vor dem Abzweig nach Los Canarios linker Hand das Auge gebannt von einem knallroten Ensemble:
Coca Cola Tische, Stühle, Schirme, direkt davor ein großer kiesbedeckter Parkplatz. Man kann also direkt heranfahren, was den Palmero schon mal freundlich stimmt. Was sich auch blitzartig herumgesprochen haben muss, denn vom ersten Tag an waren alle Tische fast ständig besetzt.
Doch das kommode Parken allein kann es nicht sein, denn es gibt auch zu Essen, und das in einer neuen Qualität.

Der ensalada de la casa ist apart drapiert und nur die wenigsten Anteile haben eine Büchse von innen gesehen. Beim ensalada mixta ist das Verhältnis leider umgekehrt.
Beim Hühnchen ist nicht wie sonst fast üblich das Gute zwischen dem Verbrannten und dem Rohen zu finden, sondern es ist rundum knusprig und innen saftig.
Was wir bisher von den Fleischgerichten verkostet haben war alles völlig in Ordnung, der Ziegenkäse von der plancha in reichlich grüner mojo sehr würzig.

Und was wir bisher nicht kannten, uns aber hellauf begeisterte, war die „Yuca“ , ein ominöses Pflanzenteil, knackig frittiert, innen zart, dazu eine grüne Sauce. Macht sich sehr gut als kleine Beilage, wenn es mal nur ein Getränk sein soll.

Das Personal gleicht nun wieder eher einer Laienspielschar und hält sich statt auf der sonnendurchglühten Terrasse lieber im kühlen- und etwas karg eingerichteten- Inneren der Bodega auf, so dass man schon mal reingehen muss um zu signalisieren, dass man nicht da draußen hockt, um sich nur aufzuwärmen.

So manche Tollpatschigkeit wird allerdings durch viel Charme wieder wettgemacht.
Für den mehr nordisch orientierten Geschmack gibt es ein Heineken vom Fass, den Kontrapunkt bildet das dunkle Weizen von Schneider.
Der Weinfreund findet sicherlich auch etwas in der kleinen Auswahl einheimischer Tropfen, die ja zunehmend besser werden, und wem das nicht schmeckt, der kann sich auch bei Peninsula-crianzas oder reservas verausgaben.

Verlässt man später gemästet und nicht mehr durstig die Lokalität, dann staunt man zuhause beim Blick in die Geldbörse, wie viel Dinero da noch übrig geblieben ist, und das gibt noch einmal ein gutes Gefühl.

Wir haben am Restauranthimmel ja schon viele Sterne plötzlich erstrahlen und schnell wieder verglühen sehen und können nur wünschen, dass Großmutter so fulminant bleibt, wie sie angefangen hat.

Hupalupa

Bodegón La Abuela
Caretera General Tajuya 49
Schräg gegenüber der “Clinica Dental”
Dos Palmas, El Paso
Täglich außer Dienstag von 11:00 bis 23:00 Uhr.
Tel: 922 485609


Familie Ellen & Simon Märkle

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