Gastbeiträge von Rose Marie Dähncke

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Überfall um Mitternacht - aus dem Jahr 1980

Haben Sie genug Fantasie, sich meine recht einsame, wenn auch durchaus wunderschöne und luxuriöse Wohnlage vorzustellen? Ich helfe Ihnen mit den wichtigsten Angaben.

Ums Haus herum breitet sich ein richtiger Park mit Blumenrabatten, Ziersträuchern, Palmen, Goldfischteich, hundertjährigen Kastanienbäumen und einem kleinen Kiefernwäldchen; auf dem unterhalb davon gelegenen terrassierten Gelände wieder ein Blumengarten und Obstbäume; auf oberhalb des Hauses gelegenen Terrassen weitere Obstbaumplantagen und dichter Wald, bestehend aus Baumheide, Faya, Lorbeer u.a.m., wild verwachsen, urwaldhaft.

So sitze ich in 20.000 qm eigener grüner Umgebung, und der Rest ist Natur: Weiden, Felder mit Ziegenfuttersträuchern, Kastanienhaine, Wald. Kein Nachbar weit und breit. Die wenig befahrene Straße in Richtung Grillplatz und Cumbre befindet sich entfernt vom Haus und stört nicht.

Habe ich es nicht gut? Ein Deutscher sagte einmal: "Das kann sich bei uns höchstens ein Dr. Oetker leisten".

"Und haben Sie keine Angst hier?" werde ich oft von Besucherinnen gefragt. Nein, ich habe keine Angst. Ich hatte auch noch nie welche. Hier auf unserer friedlichen Insel gibt es keine Bedrohung von Leib und Leben - dachte ich, bis die Sache mit dem Überfall passierte, das war die Gelegenheit, das Fürchten zu lernen.

Also bei Tage ist mein Park ein Gedicht. Da lustwandle ich gerne und geniesse mein Wohlergehen. Aber nachts ist der Park dunkel, schwarz, rabenschwarz. Noch ein bisschen schwärzer sind nur die enormen Kastanienstämme und dichten Sträucher.

Es war so eine Nacht, tiefste Dunkelheit um mich herum, und ich ganz allein zu Haus. Wie immer kein Mensch unterwegs, denn nach Einbruch der Nacht geht niemand mehr auf die Straße, da erscheinen die Geister. Kein Auto. Nichts. Aber ich habe ja keine Angst. Es war 12 Uhr und Mitternacht. Vor dem Zubettgehen warf ich noch einen Blick aus dem Fenster des ebenerdigen Salons und ging auch noch ein paar Schritte hinaus, soweit der Lichtschein reichte. Mein Schäferhund wedelte mit dem Schwanz. Als ich da so stand in dieser totalen Finsternis und absoluten Stille, spürte ich etwas. So, als wäre ich nicht allein, als wäre da noch etwas oder jemand, als würde ich gar beobachtet.

Das konnte doch nicht sein. Wer war denn schon mitten in der Nacht noch draußen. Aber immerhin, ich sprang erst mal hinter den nächststehenden Busch, vor mir nun die undurchdringliche Tiefe des Parks, hinter mir das erleuchtete Haus. Welch strategisch dumme Situation. Ich verharrte zunächst, die Pupillen an die Dunkelheit gewöhnend. Der Hund freute sich auf einen überraschenden nächtlichen Rundgang. Er dammelte ein bisschen herum und witterte keine Gefahr.

Aber ich, denn nun merkte ich mehr als ich sah, dass an der entfernten Pforte an der Straße irgend etwas vor sich ging. Geräusche von Bewegungen, oder gar Raunen von Männerstimmen. Ich schlich mich zum nächsten Busch und dann noch einen weiter. Jetzt hatte ich einen freien Blick in die Gefahrenzone und konnte tatsächlich zwei Männer ausmachen, die an die Pforte gelehnt waren oder sich daran zu schaffen machten.

Nun musste etwas geschehen, und ich überlegte krampfhaft, was. Was konnte ich tun gegen zwei Männer, die ja offenbar Übles im Schilde führten. Ich fing erst einmal prophylaktisch ein bisschen zu zittern an, das konnte nicht schaden, aber es half auch nicht. Ich könnte vielleicht wegzulaufen versuchen, vielleicht, aber andererseits wollte ich auch mein Haus verteidigen.

Der Hund! Wozu hatte ich ihn denn. Früher hat er sogar gebissen, bis wir ihn dann erzogen haben. Er hieß Lord und benahm sich jetzt leider auch so, er reagierte auf mein verzweifeltes Anspornen zur Initiative überhaupt nicht. Er sprang mich begeistert an, dankbar für so lieben nächtlichen Zuspruch, schnupperte fidel in der Gegend herum, aber Angriff, Verteidigung und wenigstens Angstmachen durch gefährliches Bellen - nichts. Eine totale Niete dieser Hund.

Ich blickte wie gebannt - bibbernd und schlotternd, ernstlich enttäuscht von meinem Wachhund, allein und schutzlos - in Richtung Pforte, wo die Männer jetzt versuchten, das stabile Vorhängeschloss zu bearbeiten. Sie ließen nun auch alle Vorsicht beiseite und sprachen fast normal laut mit einander. Spanisch. Aha. Ich sprang zwei Bäume weiter, nur um irgend etwas zu machen. Und plötzlich ging viel Licht an. Zwei Autoscheinwerfer, denn sie waren mit dem Wagen da. Nun kam noch ein dritter Mann dazu.

Es gab keinen Zweifel, ich war verloren. Ich befand mich etwa in der Mitte zwischen Haus und Pforte, und in dem jetzt angestrahlten Park konnte ich nirgendwo hin. Der Hund sagte immer noch nichts. Er zottelte in dem Scheinwerferlicht umher und wunderte sich über gar nichts. Ich wartete auf den ersten Schuss. Im Fernsehen wäre er schon längst gefallen.

Aber nichts geschah. Die Männer schienen leicht aufgeregt und zeigten in meine Richtung. Die Spannung war zum Bersten. Und dann rief einer: "Sabina!"

Mein Gott, sie wollten was von Sabine, ein Glück, dass sie nicht hier war. Dann rief er noch einmal, und die Stimme war eher vertrauenserweckend als bedrohlich: "Sabina, wo bist du, was machst du da?"

Da fasste ich wieder ganz wenig Mut und hoffte auf einen noch guten Ausgang dieser angstgeladenen Geschichte. Ich wagte, von hinter dem Baum aus zwischen Zähneklappern herauszuquetschen: "Wer sind Sie?"

"Wir sind die Guardia Civil und möchten fragen, ob Sie Hilfe brauchen."

Also das war doch die Höhe, die spanische Zivilpolizei, unser Schutzengel sozusagen, geht nachts um und erschreckt alleinlebende Damen! Ganz traute ich der Sache noch immer nicht, es konnte eine Falle sein. Halb nur kam ich hinter meinem Baum hervor.

"Ah, es ist die Señora, die Mama von Sabina."

Na, wenn sie mich so genau kannten, hatte es wohl seine Richtigkeit. Ich nahm mich zusammen, und es gelang mir, mein Schlottern in den Griff zu kriegen, so dass ich ihnen, fast schrittsicher, entgegenging. Der blöde Hund trottete lieb nebenher.

"Señora, wie geht es Ihnen?" Das ist hier die übliche Begrüßung in allen Lebenslagen, also auch in dieser.

"Danke, und Ihnen?" Das ist die übliche Gegenfrage.

Man wundere sich jetzt nicht über meine mageren Antworten in der folgenden Konversation, aber ich sprach die Landessprache noch nicht sehr gut.

Ich erkannte einen der jungen Männer aus früheren Begegnungen, wo er mir sehr sympathisch vorkam, aber auch die anderen beiden waren nette Jungs, trotz vorgeschrittener Nacht munter und aufgeweckt und zum Plaudern bereit, auch das ist das Übliche.

"Hübsch wohnen Sie hier. Ein schönes Haus. Und der Park. Wir kamen auf der Streife vorbei und hielten in Ihrer Einfahrt. Dann haben wir eine Zigarette geraucht und ein bisschen geredet, und da sahen wir Sie aus dem Haus kommen. Sie guckten so ängstlich, als wenn Sie etwas Verdächtiges bemerkt hätten. Und dann huschten Sie von einem Strauch zum anderen und versteckten sich. Ein Hund sprang Sie an, aber es ist ja wohl Ihr eigener. Da dachten wir, wir fragen einmal, ob Sie Probleme haben und Hilfe brauchen. Aber dann konnten wir Sie wieder nicht mehr sehen, weil Sie hinter diesem dicken Baum verschwunden waren. Aber jetzt ist ja scheinbar alles in Ordnung, oder?"

"Ja, danke, es ist alles in Ordnung" - (ich springe immer des nachts von Busch zu Busch und verstecke mich hinter den Bäumen, dabei klappere ich wie ein morsches Skelett und spreche mit meinem Hund, der früher mal ein Lord war, das ist mein Hobby).

"Und wie geht es Sabina?"

"Danke, der geht es auch gut."

"Na, dann 'Gute Nacht' und bis zum nächsten Mal."

Aber bitte mit Voranmeldung.







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