Na, das war wohl nichts
Der 'Tag des Pilzes', den ich jahrelang auf La Palma organisiert habe, war in vollem Gange. Über 500 Pilzfreunde waren gekommen, um selbst gefundene Pilze zu bringen und kennenzulernen, um die Gesamtausstellung aller vorgelegten Arten zu bestaunen und daraus zu lernen, und um sich die Kostproben fünf verschiedener Pilzgerichte schmecken zu lassen.
Da sprach mich ein gut und intelligent aussehender Herr an: "Guten Tag Frau Dähncke. Darf ich mich vorstellen, hier meine Karte". Aha, Akademiker. Angenehm. "Ja, Frau Dähncke, ich arbeite mit Prof. Dr. Sowieso zusammen und soll Ihnen seine besten Grüße und Wünsche übermitteln. Er kennt Sie ja gut durch Ihre Hilfe bei seinen Veröffentlichungen. Und nun bittet er Sie, sich meiner - wenn es möglich ist - ganz besonders anzunehmen".
Oh ja, aber gerne. Ich liebe solche Spezialisten, die mir sehr anspruchsvolle Hilfe abverlangen, denn ich kann sie ihnen tatsächlich bieten. Meine 35 Biotope kenne ich sehr genau, führe Protokoll über die Artenfunde und kann meine gesamte Kartei mit Fotos und Mikrozeichnungen anbieten. Da sollte es mir wohl möglich sein, die Wünsche des Mitarbeiters einer so bekannten Koryphäe zu erfüllen. Ich machte mir einen Namen damit, und das Erfolgserlebnis bekam meinem Ego gut. Vielleicht konnte ich sogar noch etwas dabei lernen. Also, ran an die vielversprechende Arbeit.
"Ja, gerne helfe ich Ihnen, wo ich kann. Abgesehen von dem heutigen großen Tag kann ich Sie auch in einige sehr interessante Biotope fahren, wenn ich weiß, für welche Arten Sie sich besonders interessieren. Neben den großen Kiefernbeständen ist La Palma ja bekannt für die urigen Lorbeerwälder, wo ich tatsächlich den Standort außergewöhnlicher Arten kenne. Suchen Sie etwas Bestimmtes?"
"Nein, eigentlich nicht. Aber gerne würde ich Ihre Wälder kennenlernen".
"Und möchten Sie Ihre Erfolge veröffentlichen? Oder die Pilze fotografieren? Oder Exsikkate anfertigen, um das Studium zu Hause weiter zu betreiben?"
"Na, ich weiß nicht".
Mein Blick auf seine Karte. "Wissen Sie, Herr Dr. Schnurtz, um Pläne zu machen und die Sache richtig anzugehen, sagen Sie mir am besten, für welche Pilze Sie sich am meisten interessieren, die Ihnen ganz besonders am Herzen liegen".
"Die Steinpilze".
Und HIER geht es zur nächsten Dähncke
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