La Palma Astrophysik, Beiträge von Klaus Fuhrmann |
Liebe Feriengäste, Liebe Inselbewohner,
wer von Ihnen hat nicht schon mal des Nachts seinen Blick
an den Himmel hier auf La Palma gerichtet und die Vielzahl
der zu beobachtenden Sterne bewundert. Und wenn nicht
gerade auch der Mond bereits aufgegangen war, so wird sich
vor Ihren Augen womöglich auch ein weißlich schimmerndes,
erstaunlich fein strukturiertes, und den ganzen Himmel über-
spannendes Etwas ausgebreitet haben. "Soll d a s jetzt etwa
die Milchstraße sein?" werden Sie sich vielleicht gefragt haben.
Gewiss, diese wird Ihnen schon vorher ein Begriff gewesen sein,
und in heimatlichen Gefilden werden Sie die Milchstraße vielleicht
auch schon einmal ansatzweise wahrgenommen haben. Aber das,
was sich Ihnen nun hier präsentierte, werden sie in dieser Intensität
so wohl nicht vermutet haben. "Unglaublich" mag es Ihnen durch
den Kopf geschossen sein, und in der Tat der nächtliche Sternen-
himmel über La Palma ist unglaublich beeindruckend. Kein Wunder,
daß hier mittlerweile die bedeutendste Sternwarte Europas auf dem
in 2400 m Höhe gelegenen Roque de los Muchachos steht und
vielen Forschern die für sie idealen Beobachtungsbedingungen
verschafft.
Was aber hat es mit dieser Milchstraße auf sich? Wie läßt sich
das Gewirr der schon mit bloßen Augen scheinbar "unzähligen"
Sterne einordnen? Eine erste Antwort ergibt sich allein dadurch,
daß nahezu alles, was wir "dort oben" sehen, jünger als 8 Milliarden
Jahre ist. Sicher, das ist ein sehr langer Zeitraum, aber dennoch
kaum mehr als das halbe Alter des Universums.
"Und davor?" werden Sie nun fragen. Da gab es auch schon eine
Milchstraße. Diese hat ein Alter von 12 oder gar 13 Milliarden Jahren,
ist aber mittlerweile schon fast bis zur Unkenntlichkeit ausgebrannt.
Erst in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts fand der niederländische
Astronom Jan Hendrik Oort erste Hinweise für diese "dunkle Materie",
und erst seit Ende der 1980er Jahre ist ihre Existenz zur allgemeinen
Anerkennung unter den Astrophysikern gelangt…
Zu den wenigen sehr hellen Sternen, die uns von dieser alten
Milchstraße Kenntnis geben, gehört übrigens der berühmte Arkturus,
den man vor allem im Frühling sieht. Da aber hier auf La Palma wohl
in jeder Jahreszeit Frühling zu sein scheint und man beinahe jede Nacht
den Himmel für sich entdecken kann, werden Sie hier einige Hintergrundinformationen
erhalten, die Ihr Interesse für den nächtlichen Sternenhimmel fördern
mag.
Zum Autor:
Klaus Fuhrmann, 45, hat über 20 Jahre in Göttingen, München, und Garching
als Astrophysiker gearbeitet. Seit 2004 lebt und arbeitet er hier auf La Palma.