Kai Stockrahm
Geochaching auf La Palma



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Geocaching La Palma

"Leg dich nie mit Geocachern an, die verstecken dich an Orten, wo dich keiner findet."

Vielleicht sind sie Ihnen ja auch schon mal aufgefallen. Menschen jeden Alters stehen allein, zu zweit, seltener in Gruppen, an markanten Stellen in einer Stadt oder einem Park. Sie schauen sich verstohlen um, linsen immer wieder auf ihr Smartphone. Dann - zwei, drei schnelle Schritte, ein Griff, und sie sind verschwunden. Kurze Zeit später sind sie wieder da, einer gibt dem anderen Deckung, etwas wird zurückgesteckt. Drogendealer? Kleinkriminelle? Zivilfahnder?

Nein. Geocacher.

Geocaching hat sich mittlerweile zur Massenbewegung entwickelt und lässt sich am einfachsten als digitale Schnitzeljagd beschreiben. Wenn Ihnen Wandern auf die Dauer zu langweilig wird, Sie Schwierigkeiten haben, den Nachwuchs zu motivieren, mal länger zu laufen als bis zum nächsten Strand oder Sie schlicht etwas Neues entdecken wollen, dann wäre Geochaching was für Sie. Das Grundprinzip ist einfach: Jemand versteckt einen Cache und teilt der Geocaching-Gemeinschaft die Koordinaten mit, fertig. Marktführer ist geocaching.com, eine Community, bei der mittlerweile über 2,5 Millionen Caches gelistet werden. Die Anmeldung ist kostenlos, und man braucht lediglich ein GPS-Gerät, um sich auf die Suche zu machen. In der Praxis wird man allerdings eher ein Smartphone und die entsprechende App nutzen, da beides die Suche erheblich komfortabler macht. Die offizielle Geocaching-App ist recht teuer (zwischen €9,- bis €11,-), es gibt aber eine Lite-Version, die kostenloses Ausprobieren ermöglicht.

Wie jede Gemeinschaft haben auch Geocacher einen eigenen (englischen) Dialekt entwickelt, deswegen zum besseren Verständnis hier einige Begriffserklärungen:

- Geocache: 'Cache' bedeutet Versteck oder Speicher. Ein Geocache ist ein Behältnis, das im einfachsten Fall nur das Logbuch enthält, in dem man sich mit seinem Cacher-Namen einträgt ('loggen'). Diese Form nennt man in der Community so:

- Tradi: abgeleitet von 'traditional'. Die Größe der Cache-Dose ist sehr variabel: Sehr beliebt sind Filmdosen, es gibt aber auch Plastikdosen jeder Größe bis hin zu ganzen Kisten, die im Boden versenkt werden. Dabei ist 'Groß' nicht unbedingt gleichbedeutend mit 'leicht zu finden'. Die aufgebohrte Variante ist der...

- Multi: Ein Geocache mit mehreren Stationen, die normalerweise Rätsel oder kleine Aufgaben enthalten. Jede Lösung liefert einen Teil der Koordinaten, an denen sich der eigentliche Cache, der 'Final', befindet.

- Mystery: Ein Rätsel-Cache, kann auch als Multi ausgelegt sein.

- Earth-Cache: Führt zu auffälligen Punkten auf der Erdoberfläche, die dann beschrieben und an den Besitzer geleitet werden müssen. Erst wenn dieser sein Okay gibt, gilt der Cache als geloggt.

- Webcam-Cache: Wird geloggt, indem man sich von der Webcam fotografieren lässt. Für Hamburger: Die Webcam der 'Cap San Diego' ist auch ein Cache.

Das Loggen der Caches erfolgt immer zweistufig: Im Logbuch vor Ort und auf der Website. In der geocaching.com-App sind verschiedene Log-Einträge schon vordefiniert. Sollte ein Cache mehrfach als 'Nicht gefunden' geloggt worden sein, ist er wahrscheinlich weg.
Höchster Log ist der FTF, der First Time Find. Damit gibt man an, der erste gewesen zu sein, der den Cache gefunden hat. Mein erster FTF (GC4X392) liegt hoffentlich noch in der Steilwand am El Time.

Dosen verschiedener Größen zu verstecken ist ja nur sinnvoll, wenn man nicht nur ein Logbuch und einen Stift hineinlegen will. Deswegen liegen in den Dosen oft kleine Gegenstände, z. B. aus Ü-Eiern (deren gelbe Döschen sich auch famos zum Verstecken eignen). Man darf sich etwas herausnehmen, muss aber im Gegenzug auch etwas hineinlegen. Das nennt man 'Trading'. Die Caches können aber noch etwas anderes enthalten, nämlich...

...Travelbugs (TBs)
Travelbugs sind Gegenstände, an denen eine Hundemarke ('Dogtag') hängt, auf der ein eindeutiger Code eingeprägt ist. Mit diesem Code sind sie in der Datenbank von geocaching.com registriert. Hintergrund ist, das die TBs oft Aufgaben zu erfüllen haben: Manche wollen zu einem bestimmten Geocache zurück, andere einfach nur um die Welt reisen. Mir ist mal ein 'Akte X'-TB auf La Palma in die Hände gefallen, der unbedingt zum Area51 in Nevada wollte...

Achja, die Menschen:
Der Besitzer eines Caches ist der Cache-Owner, oder schlicht Owner. Er hat den Cache gelegt und ist auch für die Pflege verantwortlich. Sollte er nicht immer vor Ort sein, kann er die Pflege auch an andere Cacher delegieren. Auf La Palma kümmert sich unter anderem das Team Kangoo um eine ganze Reihe von Caches.

Und dann wären da noch die Muggel. Ja, genau die aus 'Harry Potter'. Die Definition von Muggel ist in der Cacher-Welt ganz einfach: Jeder, der kein Geocacher ist. Es gibt Hunde-Muggel, Jogger-Muggel, Radfahrer-Muggel, und noch viele andere mehr. Kontakt beim Cachen sollte unbedingt vermieden werden, und von einem Muggel beim Loggen angesprochen zu werden gilt als Todsünde. Wenn ein Cache auf einmal verschwunden ist, gilt er - wenn keine Naturgewalten im Spiel waren - als 'gemuggelt', also von einem Muggel entführt. Deswegen haben die meisten größeren Dosen einen markanten Aufkleber mit dem geocaching-Logo und einem mehrsprachigen Hinweis, die Dose doch bitteschön da zu lassen, wo man sie gefunden hat.

Auch wenn das Spielprinzip einfach erscheint ("Gehe zu Punkt x/y, such die Dose und trag Dich ein."), ist es doch alles andere als langweilig. Zunächst einmal, es ist DRAUßEN, das heißt, man weiß nie genau, was einen erwartet. Der Platz kann trocken oder sumpfig sein, steil oder eben, griffig oder glatt. Am besten zieht man sich wie für eine Wanderung an, auch wenn der Cache mitten in der Stadt liegt. Manche Owner haben einen etwas schrägen Humor. Jeder Cache ist in der Datenbank mit einer Beschreibung hinterlegt, aus der der Schwierigkeitsgrad hervorgeht. Ein Cache mit einer Ein-Stern-Bewertung im Terrain muss sich nicht unbedingt leichter finden lassen als einer mit drei oder mehr Sternen. Hier kann es hilfreich sein, sich die Logs der anderen Cacher durchzulesen. In den Logs wird man aber keine Hinweise finden, höchstens versteckte Andeutungen. Wenn man gar nicht mehr weiterweiß, kann man auch die Hinweise des Owners studieren oder kontaktiert ihn. Gefährlich wird es, wenn der Owner zu 'erweitertetem Cacher-Besteck' rät. Ein Freund von mir fährt nicht ohne Grund mit Teleskopleiter und Wathose durch die Gegend...

Und warum das jetzt alles? Beim Geocachen ist es wie bei jedem anderen Hobby auch: Es kommt immer darauf an, was man selbst draus macht. Natürlich kann man wie wild Dosen sammeln und seine Mitcacher durch eine hohe Zahl an Logs beeindrucken. Das ist aber nicht zwangsläufig hoch angesehen, spannender ist schon, möglichst viele Caches mit drei oder mehr Sternen zu sammeln. Ein Fünf-Sterne-Cache auf La Palma wird mir wahrscheinlich auf immer verwehrt bleiben: Er liegt in 10 Metern Tiefe vor der Westküste im Meer, ich glaube, zwischen Puerto Naos und El Remo.
Viele Caches auf La Palma haben mich aber an wunderschöne Orte geführt, die man so in keinem Wanderführer findet, und ein Owner-Pärchen hat in die Cache-Beschreibung sogar hineingeschrieben: "Wir zeigen euch jetzt mal unseren Lieblingsplatz..."















Familie Ellen & Simon Märkle

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