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La Palma
Himmelsbeobachtung auf La Palma, von und mit Torsten Güths



Der Nachthimmel über La Palma

von Torsten Güths

Herzlich Willkommen zur Himmelsbeobachtung! Mit diesen Seiten möchten wir Ihnen die Beobachtung des gestirnten Nachthimmels schmackhaft machen. Wir geben Ihnen dazu eine Menge an interessanten Tipps, wie Sie dabei vorgehen sollten und beschreiben auch im Überblick, was Sie jeden Monat am Nachthimmel erkennen können. Auch wird später die Fotografie des Nachthimmels ergänzt. Es ist relativ leicht, mit digitalen Spiegelreflexkameras den Himmel fest zu halten. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Faszination des gestirnten Nachthimmels über La Palma!
          




La Palma Himmelsbeobachtung

Wie beobachte ich den gestirnten Nachthimmel und was kann ich erkennen?

Historie

Seit Tausenden von Jahren wird der gestirnte Nachthimmel beobachtet und der Glanz sowie die Sternenfülle faszinieren die Menschen. Viele erfreuen sich einfach dran, Andere beobachten akribisch, beschreiben die Phänomene und finden heraus um was es sich handelt. Weitere versuchen sogar den Sternenhimmel zu deuten.
Letztere sind die Astrologen, deren Aktivitäten ich hier nicht näher erläutern möchte. Die an zweiter Stelle genannten sind die Astronomen, die mit wissenschaftlichen Methoden überhaupt erst unser modernes Weltbild vom Kosmos ermitteln. Hierüber finden Sie viel Wissenswertes auf den Seiten von Klaus Fuhrmann.
Hier wollen wir uns einfach mal zurücklehnen und zurückkehren zu unseren Wurzeln: Staunend den beeindruckenden Anblick des Sternenhimmels auf uns wirken lassen. So, wie er sich uns hier auf La Palma offenbart!

Doch wozu soll hier über eine scheinbar so leichte Tätigkeit geschrieben werden? Einfach rausgehen und schauen könnte man meinen. Doch damit hat es so seine Tücken, auf die ich in den folgenden Abschnitten hinweise. Wenn Sie diese Tipps beherzigen, werden Sie unvergessliche Erinnerungen von La Palma mit nach Hause nehmen!

Unsere Augen

Beginnen wir mit unseren Augen. Wenn wir beobachten, müssen wir über sie gut Bescheid wissen.

Sollten Sie keine nadelfeinen Punkte am Himmel erkennen, dann empfehle ich Ihnen doch einmal zum Optiker zu gehen. Auch wenn der Gedanke an eine Brille oder Kontaktlinsen Sie abschrecken mag: Sie sehen die Welt wieder in all ihrer Schärfe und Detailreichtum!

Weiterhin ist es sehr wichtig, dass Ihre Augen sich an das Dunkel gewöhnen müssen. Sicherlich haben Sie schon des Öfteren bemerkt, dass beim zu Bett gehen das Zimmer anfangs pechschwarz erscheint. Nach einigen Minuten jedoch erkennen Sie vermehrt Konturen und Flächen mit unterschiedlich dunklen Grauschattierungen. Ihre Augen passen sich der Dunkelheit an. Der "Netzhautverstärker" beginnt nach gut zehn bis 20 Minuten auf vollen Touren zu laufen. "Nachts sind alle Katzen grau": Auch wenn unsere Augen ihre maximale Empfindlichkeit erreicht haben, erscheinen uns die Objekte von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen nur grau.

Jetzt ein helles Licht und sei es nur das einer kleinen Taschenlampe, wirkt wieder blendend und zerstört diese Adaption! Straßenleuchten, Hausleuchten, erleuchtete Fenster, Autoscheinwerfer, all das irritiert das Auge enorm und stört den Beobachtungsgenuss bis hin zum vollständigen Verhindern.

Ein direkter Lichteinfall ins Auge erzeugt zudem in der Augenlinse und im flüssigkeitsgefüllten Augapfel einen Schleier, der das Erkennen kontrastschwacher Objekte zusätzlich beeinträchtigt. Sie brauchen sich nur einmal zwei Meter entfernt an eine Kerze zu setzen und den Daumen so zu halten, daß sie die Flamme nicht mehr sehen: Sofort erkennen Sie, dass das Bild Ihrer Augen viel klarer und kontrastreicher wird.

Sicherlich jedem ist bekannt, dass unsere Augen in der Mitte am schärfsten sehen können. Der sogenannte "Blinde Fleck", wo der Sehnerv an die Netzhaut schliesst, ist vermutlich auch den Meisten bekannt.
Doch dass unsere Augen auch eine lichtempfindliche Stelle haben, wissen wohl nur wenige. Diese liegt etwas links versetzt von der Stelle wo Sie gerade hinschauen. Für das Erkennen von lichtschwachen Himmelsobjekten ist es folglich von besonderen Nutzen, wenn man etwas rechts an ihnen vorbeischaut, anstatt sie direkt zu fixieren.

Das leidige Kunstlicht

Wenn wir alles beherzigen, fällt uns in den dichter besiedelten Gegenden Mitteleuropas ein Lichtschein auf. Besonders über Städte erkennen wir regelrechte Lichtglocken.



Der aufgehellte Himmel über Friedberg mit einem angeleuchteten Turm



Das ist die Auswirkung von übermäßiger Beleuchtung, falsch aufgestellten Leuchten und Leuchten, die Ihr Licht ungenutzt direkt in den Himmel strahlen. Das führt zu einer erheblichen Energieverschwendung, verursacht Blendung unserer Augen, wodurch auch die Verkehrssicherheit beeinträchtigt wird. Last but not least wird der Anblick des Sternenhimmels zerstört!



Derselbe Bereich der Milchstraße in La Palma (links), Vogelsberg (mitte), bei Bad Nauheim (rechts). Sind im Vogelsberg noch recht gute Bedingungen für die Himmelsbeobachtung gegeben, so verschwinden die Objekte bis zur Unkenntlichkeit in besiedelten Regionen.



Weitere Informationen finden Sie auf diesen Webseiten: www.lichtverschmutzung.de und www.darksky.org


Sta. Cruz, Los Llanos und El Paso sind die am hellsten beleuchteten Gegenden auf La Palma. Selbst vom Roque de los Muchachos kann man den Einfluss der Lichtverschmutzung erkennen!



Die orangefarbenen Aufhellungen zeigen die Intensität der Lichtverschmutzung über Sta Cruz (links) und Los Lllanos (Mitte) an. Doch auch die höheren Luftschichten werden davon messbar beeinträchtigt



Und das obwohl auf La Palma ein Gesetz zur Vermeidung überflüssiger Lichtverschmutzung existiert. Details in englischer Sprache können Sie auf dieser Seite des IAC (Instituto de Astrofisica de Canarias) erfahren: http://www.iac.es/servicios.php?op1=28&op2=69&lang=en


Erste Beobachtungen

Haben wir uns nun von den Lichtquellen entfernt und unser nächtliches Beobachtungslager errichtet, dann blicken wir in die Unendlichkeit des Universums! Wir sehen, dass der Nachthimmel (auch auf dem Roque) nicht wirklich schwarz ist. Je nach Jahres- und Uhrzeit können wir auch ein leuchtendes Band erkennen

Wir sehen, dass sich langsam der Himmel scheinbar um uns dreht. Im Osten tauchen neue Sternbilder auf, während die im Westen sich ihrem Untergang nähern. Wir sehen viele helle Sterne und eine enorme Fülle von lichtschwachen Sternen. So viele, wie wir uns es nicht vorgestellt haben, wenn wir daheim in einer Stadt wohnen! So geht es in der gesamten Nacht und das ganze Jahr über. Auch am Tage sind die Sterne da, jedoch werden sie von der Sonne überstrahlt. Im Laufe des Jahres bewegt sich die Erde um die Sonne und wir können so in eine andere Richtung mit anderen Sternbildern blicken. Folglich sieht der Himmel im Sommer um Mitternacht anders aus als im Winter um Mitternacht. Die monatlichen Beschreibungen des Nachthimmels verdeutlichen dies.



Wintermilchtsraße mit dem Sternbild Orion, aufgenommen im Vogelsberg. Vergleichen Sie mit dem Bild der Sommermilchstraße aufgenommen in La Palma weiter unten


Hin und wieder huscht eine Sternschnuppe zwischen den Sternen hindurch. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Meteoriten, der in unserer Atmosphäre verglüht. Wenn Sie schnell genug reagieren, dürfen Sie sich gerne etwas wünschen. Doch verraten Sie Ihren Wunsch nicht, sonst geht er nicht in Erfüllung!

Unsere Augen verbinden die helleren Sterne zu Gruppen und Mustern. Viele markante Muster sind so im Laufe der Zeit zu den Sternbildern gereift, die dann auch offiziell kartografiert wurden. Insgesamt 88 Sternbilder hat man am gesamten Himmel festgelegt.
Haben wir schon einmal in Deutschland den Nachthimmel betrachtet, dann wissen wir, dass der Große Wagen niemals untergeht. Auf La Palma jedoch kann er ganz unter dem nördlichen Horizont verschwinden. Wieso das? Nun, die Erde ist rund und wir haben uns um 20 bis 25 Breitengrad nach Süden bewegt. Das bedeutet, dass wir auf La Palma über dem südlichen Horizont Sternbilder erblicken, die in Mitteleuropa niemals sichtbar sind. Zum Ausgleich haben sich die nördlichen Sternbilder um den entsprechenden Betrag zum nördlichen Horizont hinab bewegt.



Oben: Großer Wagen in Deutschland in seiner tiefsten Position über dem Nordhorizont. Unten: Großer Wagen auf La Palma beginnt unter den Horizont abzutauchen. Der Polarstern markiert den Drehpunkt des Himmelsgewölbes




Das leuchtende Band ist die Milchstraße. Hier auf La Palma wissen wir, warum sie diesen Namen trägt: das Band sieht besonders im Sommer und Herbst so aus, als ob jemand eine Milchspur in eine Pfütze vergossen hätte. In den dichter besiedelten Gegenden Mitteleuropas ist der Himmel so hell, dass wir dieses Naturwunder nicht mehr erkennen können! Die Milchstraße besteht aus über 100 Milliarden Sternen die in einer diskusförmigen Scheibe angeordnet sind. D.h. Sonnen, wie unsere und oft viel größer und heller. Der hellste Bereich, der im Sternbild Schützen liegt weist zum Milchstraßenzentrum, welches sich in ungefähr 25.000 Lichtjahren Entfernung von uns entfernt befindet! Was für eine unglaublich gewaltige Erscheinung, die wir hier sehen!




Wir brauchen Sternkarten

Sind Sie neugierig geworden und möchten den Sternenhimmel näher kennen lernen, dann geht das am Besten mit einer Sternkarte. Es gibt einfache Übersichtskarten in den Einführungsbüchern oder drehbare Sternkarten, die Ihnen ermöglichen, den Anblick des Nachthimmels zu jeder Tages- und Nachtzeit zu zeigen.




Verwirrend ist die Projektion: Für eine Sternkarte muss das scheinbar kugelförmige Himmelsgewölbe auf eine ebene Fläche gebracht werden. Das unvermeidbare Ergebnis sind Verzerrungen. Das Sternbild am Himmel sieht dann nicht exakt so aus wie auf der Karte. Dann ist es besonders auf La Palma schwierig, die lichtschwächeren Konstellationen aufzufinden, denn sie "ersaufen" regelrecht in der Sternenfülle! In den europäischen Ballungsgebieten ist es umgekehrt: Sie können nicht alle Sternbilder erkennen, weil die Lichtverschmutzung zu stark ist.

Die Astronomen verzichten bei der Richtungsangabe auf die Nennung der realen Entfernung. Zur Orientierung macht es keinen Sinn, da die Objekte am Himmel für uns alle gleich weit entfernt erscheinen. Daher ist es sehr hilfreich, wenn Sie lernen, die Abstände der Objekte zueinander in Grad einzuschätzen.

Hierzu einige Hilfsbeispiele:
Der Vollkreis: 360Grad
Die Erde dreht sich alle 4 Minuten um 1Grad
Durchmesser des Vollmonds: 0,5Grad
Durchmesser Ihres Daumens bei ausgestrecktem Arm: 2Grad
Durchmesser Ihrer Faust bei ausgestrecktem Arm: 8Grad

Natürlich sind die letzten beiden Werte sehr individuell und daher nur Näherungen.

Zum Aufspüren eines Objekts wird gerne das sogenannte "Starhopping" verwendet. Wenn Sie ein bestimmtes Objekt auf einer Sternkarte sehen und es am Himmel aufspüren wollen, hangeln oder hüpfen Sie über hellere bekannte Sternen oder Sternbilder zu Ihrem Zielobjekt. Besonders bedeutsam wird diese Methode, wenn Sie ein Fernglas einsetzen, was ich Ihnen gerne im folgenden Abschnitt beschreiben möchte. So finden Sie dann Objekte, die mit Ihren bloßen Augen nicht sichtbar sind.

Der Einsatz eines Fernglas

Für die Beobachtung des gestirnten Himmels ist jedes optisch gute Fernglas geeignet auch wenn in der Literatur häufig andere Aussagen zu finden sind. Bereits kleine Taschenferngläser sorgen durch die Sammlung von mehr Licht sowie der Vergrößerung dafür, dass Sie Objekte und Strukturen erkennen können, die für das bloße Auge unerreichbar sind. 25mm Objektivdurchmesser sammeln ungefähr 10- bis 15-mal mehr Licht ein, wie Ihre Augen! Und bei 10facher Vergrößerung sind zehnmal feinere Strukturen erkennbar. Übrigens bedeutet die Bezeichnung 10x50 eine 10-fache Vergrößerung und Objektivlinsen mit 50mm Durchmesser.
Je größer die Objektivlinsen und die Vergrößerung, desto mehr Objekte und Details können Sie beobachten. Das ist erst einmal alles.
Empfehlenswert sind Ferngläser mit den Angaben 8x40, 7x50, 10x50. Sie sind noch handlich und benötigen nicht unbedingt ein Stativ. Darüber hinaus ist eine feste Halterung unbedingt erforderlich, wenn Sie ermüdungsfrei punktförmige Sterne sehen wollen. Ein Hinweis: Wenn Sie das Fernglas vorne am Objektivrand halten, dann werden die Zitterbewegungen etwas geringer sein, als wenn Sie das Gerät an den Prismen halten.

Blicken Sie dann mit einem guten Fernglas in den Nachthimmel La Palmas, dann werden Sie es kaum fassen können, wie viel Sterne Sie sehen! Besonders in der Milchstraße wimmelt es von Sternen, hellen Nebeln und dunklen Schatten, Nebelfleckchen und Sternhaufen!



Strukturen in der Sommermilchstraße




Wenn Sie mit einem Binokular erfolgreich Objekte aufspüren wollen, sollten Sie sich am Himmel bereits etwas auskennen und das vorher erwähnte Starhopping anwenden können.

Nun haben Sie viele Grundlagen der visuellen Himmelsbeobachtung kennen gelernt.

Lehnen Sie sich also zurück und betrachten staunend den tollen Sternenhimmel in der urtümlichen, würzigen Luft La Palmas umgeben vom sirrenden Konzert unzähliger Zikaden. So, wie unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren!

Torsten Güths

Schreiben Sie uns einmal Ihre Erfahrungen!
Von wo aus haben Sie beobachtet?
Wie waren Ihre Eindrücke?
solaris1000 @ gmx.de



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