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Paul


Diätumstellung
              

Ganz so schwierig ist das bei uns nicht, denke ich an das befreundete vegetarische Pärchen welches einen Hund hat, dann hat unser Kater es richtig gut. (Der Hund überlebt das Ganze durch den aufmerksamen Einsatz des Personals der Abuela, die packen von sich aus Doggybags für das arme Tier, von Fleisch-Zwangsernährung konnte so immer noch abgesehen werden.) Es geht aber hier nicht um die Peristaltik irgendwelcher Hunde, sondern um unseren Haushaltsmittelpunkt, den Kater Paul. Haushaltsvorstand bleibe kommissarisch vorläufig noch ich, wobei im Hintergrund bereits eine Richtlinienkommission paritätisch über meinen Ruhestand diskutiert. Anfänglich wurde noch besprochen, welche Räume unseres Hauses (gaaanz früher habe ich mal mein Haus gesagt) der Kater überhaupt betreten darf, so bleibt inzwischen mir der Zugang zu manchen Zimmern verwehrt mit der Begründung, da darfst du jetzt nicht rein, der Paul schläft. Eigentlich habe ich damit kein Problem, wenn es sich nicht gerade um mein Schlafzimmer und um mein Bett handelt. "Sei doch nicht so egoistisch" ist das Echo auf meine Proteste, "guck wie lieb er dich hat, sonst läge er doch nicht in deinem Bett". Solche Logik ist mir bis heute verschlossen geblieben, ich glaube auch männliche Katzen denken wie Frauen, sind mir also im Begreifen von sentimentalen Zusammenhängen turmhoch überlegen.

Mein Instinkt hält mich aber davon ab, einfach in die Offensive zu gehen, also mit dem Kopf durch die Wand. Das geht, hab ich oft genug bewiesen, aber mit dem Kopf gegen eine Viererbande, bestehen aus drei Frauen und einem humanoid veranlagtem Kater, das ist zum Scheitern verurteilt. Abwarten, meine Chance wird kommen und bei Katzipedia habe ich mich vergewissert, dass Kater eine kürzere Lebenserwartung als Männer haben, schlimmstenfalls muss ich das aussitzen. Das kann aber schwierig werden, seit dem das Vieh bei uns ist, wird die Ernährungslage in unserem Haushalt bedrohlich. Wirklich wichtige Grundnahrungsmittel wie Bier, Speck, Bohnen und scharfer Senf werden nicht mehr gekauft, das sind keine katerkompatiblen Lebensmittel und somit aus der Speisekammer verbannt. Reiswaffeln, dünne Kalbsschnitzel, magere Brotaufstriche die rudimentär an Leberwurst erinnern aber beim aufschneiden aus der Pelle bröseln und selbst die Tomatensoßen sind jetzt nicht mehr "arrabiata" sondern "suave", warum? - Weil´s der Kater sonst nicht verträgt. Meine Darmflora tanzt Polka und in der Selbsthilfegruppe der anonymen Schweinefleischesser warnt man mich ausdrücklich vor so einer knüppelharten Diätumstellung. Man hat mir aber nun die Adresse eines Lieferanten für spezielle Nahrungsmittelergänzungen gegeben, da gibt es Cholesterin, Lebensmittelfarbe, Konservierungsstoffe, altes Frittieröl und gesättigte Fettsäuren in Pulverform, die man dann in unbeobachteten Momenten sich unter den gesunden Brei auf dem Teller rühren. Eigentlich müsste der Laden "Mens health" heißen, aber das ist ja schon an die braungebrannte Waschbrettbauch Liga vergeben, in der metrosexuelle Schönlinge Kochrezepte austauschen und wo selbst grobporige Männerhaut plötzlich Teint heißt. Ich werde mich rächen, nächstes Jahr bin ich wieder drei Wochen mit dem Kater alleine, da gibt es nur Speck und Schweineschwarten zu essen, das ganze mit Bier zum runterspülen, mal sehen wer länger durchhält...



zum nächsten Paul...

Paul


Familie Ellen & Simon Märkle

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