La Palma Aktuell - International
Whistlers Whistle - Hintergründiger Alltag in British Columbia




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15.12.2011, Gabis Epilog

Ich muss immer das letzte Wort haben

Typisch Frau halt - und noch dazu ein Widder, sogar mit Aszendent Widder - etwas ganz Schlimmes... ;-)

Danke für die lieben Wünsche. Ja, die Kisten sind größtenteils gepackt und unsere mehr als 3 Jahre als "Gastarbeiter" in diesem Traum- oder aber vielleicht auch Albtraumland für den einen oder die andere neigen sich ihrem Ende zu.

Die Käufer unseres Hauses kämpfen derweil darum die Finanzierung für unseren hölzernen Palast auf die Reihe zu bekommen, denn eigentlich haben sie gar kein Geld dazu. Ein "Family Loan" muss her und dieser wird gerade von der Mortgage Brokerin, mit der unser Makler zusammenarbeitet, zwischen Vater und Sohn ausgehandelt. Ja, verstehe einer die Kanadier - da muss ein Broker dazwischen funken...

Wir werden heute nochmals zur Tante Tierarzt fahren, damit unser Hund seinen ersten Bluttest in Sachen Epilepsie-Einstellung bekommt und seit gestern wissen wir, dass unsere 16 Jahre alte Katze eine defekte Schilddrüse und wahrscheinlich ein Geschwür an der Leber hat. Nein, wir lassen sie nicht operieren - sie bekommt ebenfalls Tabletten für die Drüse und ansonsten wird es auch in Europa einen Tierarzt geben, der sich ihrer annehmen wird. Ob der dann auch so gut aussehend, wie der auf dem Inselchen sein wird, bliebt abzuwarten... ;-)

Ja, Mathias hat Recht - manchmal musste ich mir ganz schön etwas aus den Fingern saugen, denn auch hier ist nicht jeden Tag Halligalli angesagt. Deshalb habe ich mir ja meine Sonntagsrezepte einfallen lassen und wenn es an einem Feiertag mal nichts zu erzählen gab, dann gab es halt ein Feiertagsrezept. Das nenne ich kreativ... ;-)

Meine unzähligen Tipp-, Grammatik- und sonstige veeler moege mann mihr verzaien - ich habe meist nicht Korrektur gelesen. Dazu war es meist viel zu früh am Morgen, wenn ich mit nackten Füssen an meinem Rechner stand - ja ich stehe am PC und sitze nicht dabei - die Nachrichten studierte und irgendetwas daraus bastelte. OK, manchmal habe ich auch schon am Nachmittag vorproduziert - das konnte man dann an dem einen oder anderen Zeit"fehler" merken. Ist es dann jemandem aufgefallen? ;-)

Und ja, spanisch lernen wir auch ganz fleißig. Im Alltag kommt man halt doch nicht mit "una cerveza por favor" durch - da muss schon etwas mehr Substanz vorhanden sein. Für den Schatz ist die Lernerei etwas schwieriger als für mich - italienisch und französisch sind doch sehr ähnlich und so werden wir uns schon durchwurschteln. Wobei wir eine gewisse Arbeitsteilung in Sachen Vokabeln haben: Der Mann lernt Werkzeuge, Autosachen & Co - ich kümmere mich eher um Essen, Trinken, Hausbegriffe a la Einbauschrank oder Kühlschrank und wie wohl die Formulare auszufüllen sein werden. Schließlich ist der Schatz der Handwerker im Haus und ich die alte Bürotussi. Jeder nach seinen Stärken - oder halt Schwächen...

Und das mit dem "Schatz wir brauchen neue Vorhänge" stimmt wirklich - wenn man hier ein Haus verkauft, dann bleiben die "Window Blinds" dort wo sie sind. Kein Problem, nach 3 Umzügen und 10 Jahren an meinen Fenstern wollte ich eh Neue haben...

Nun denn, vor uns liegt ein arbeitsreicher Tag, arbeitsreiche Wochen und eines steht fest: es gibt kein langweiliges Leben - es sei denn, macht man sich eines... ;-)



14.02.2011, Montagmorgen - es schneit und schneit und schneit

Sag beim Abschied leise "Servus!"

Es ist soweit - nach einem Jahr Pfeiferei aus Whistler ist es Zeit dieses Kapitel zu schließen.

Der Umzug steht an und statt Bären und Squirrels werden wir bald Affen füttern, statt Tannen werden Palmen werden unsere Wegbegleiter und Schattenspender im Garten sein und wir werden zukünftig dreisprachig durch den Alltag schreiten - eines bleibt allerdings wie gehabt: wir werden ein royales Staatsoberhaupt haben... ;-)

Wir haben aufregende und spannende Jahre hinter uns - es liegen ebensolche vor uns. Wohin uns der Wind noch so treiben wird, bleibt abzuwarten - denn eines wissen wir schon jetzt: es gibt noch viele Länder auf der Welt, die nur darauf warten, von uns entdeckt und im wahrsten Sinne des Wortes erlebt zu werden.

Kanada ist nicht das Land, das sich manche vorstellen. Wir gehen nicht verbittert von hier weg, wie es jetzt vielleicht einer denken mag, sondern mit vielen Erfahrungen und Erinnerungen. Wir haben hier viel gelernt und wir wissen (nicht erst seitdem wir hier sind), dass wir uns zu 150% aufeinander verlassen können.

Unser Kleinzoo ist auf dem letzten Stand der Impfungen, sie werden an ihre Transportboxen gewöhnt und die ersten Kisten sind gepackt. Die Ladeliste ist vorbereitet und "Prinz Klaus-Dieter" - erinnert sich noch jemand an mein Märchen? - hat den Container bestellt. Es kann von uns aus also losgehen.

Durch das Geschreibsel hier habe ich Menschen kennen gelernt, mit denen ich sonst niemals im Leben in Kontakt stehen würde. Man hat sich seine Lebensgeschichten erzählt und berichtet sich nun was es zum Abendessen gibt, was die jeweiligen vierbeinigen Mitbewohner so alles angestellt haben und was einen gerade fürchterlich aufregt. Ich finde das einfach nur klasse und weiß, dass auch zukünftig zig Emails am Tag kreuz und quer durch die Welt geschickt werden. Oh ja, Ihr werdet mich nicht los - selbst wenn Ihr es wolltet... ;-)

Vielleicht werde ich mich hier mal sporadisch melden - in den kommenden Wochen wird aber eher Stille herrschen. Ein Haus muss gefunden werden, die liebe Bürokratie, ohne die es nirgendwo geht, will hinter uns gebracht werden und eines möchten wir auch: in aller Ruhe die neue Umgebung erkunden. Wo geht man einkaufen - es ist nicht so, als hätten wir im Google Earth nicht schon Ortsmarken gesetzt ;-) - welche Autos kaufen wir uns - da bemüht der Schatz seit Wochen, wenn nicht gar Monaten, die Autohändlerseiten im Internet - wo ist der nächste Tierarzt, Schatz, wir brauchen unbedingt neue Vorhänge, und und und. Es gibt viel für uns zu tun - packen wir es an!

Wer sich nach wie vor über das Geschehen in Whistler und Umgebung informieren möchte, der kann es über die Online-Ausgaben der beiden Käseblättchen Pique Newsmagazine und Whistler Question, die beide donnerstags erscheinen, machen und um Mountain FM zu hören, muss man nicht zwangsläufig in den Bergen British Columbias wohnen. Wir werden jedenfalls auch zukünftig mal reinhören - schließlich geht man niemals so ganz...





13.02.2011, Sonntagmorgen - ich bin nicht ausgeschlafen

"Ich kann nicht schlafen"

Damit fing gestern alles an...

Da sitze ich am frühen Abend im Wohnzimmer, in Europa ist es tiefste Nacht und mein Laptop verkündet mir, dass eine Mail eingetroffen ist. Natürlich muss ich sofort nachsehen, von wem sie ist und beim Titel dachte ich schon das Schlimmste: das kleine süße Kätzchen, das zum ersten Mal "kann", hat - wie bereits den ganzen Tag über - diversen Katerbesuch und den Besitzern wird dies in den höchsten Tönen kund getan. Nee, das war es aber nicht.

Stattdessen: "Ich kann nicht pennen, weil auf ZDF die Kult-Disco-Nacht läuft. Von Status Quo über Uriah Heep bis hin zu Boney M und Smokie wird da so alles geboten, was zur Disco-Zeit in war. Da bist Du zu jung, ich weiß. Aber dies war meine Zeit. Und da kommen Erinnerungen an frühere Zeiten bei mir hoch. Bei "Rocking all over the World" habe ich mir das Handgelenk gebrochen, bei "Living next Door to Alice" ..., bei "Babylon mit Boney M" war ich wohl mit ..., mit "Sun of Jamaika" habe ich von fernen Ländern geträumt und "über 7 Brücken bin ich damals leider nicht mit Peter Maffay sondern Peter xy gegangen. Es ist zu schön, als das ich den TV einfach ausschalte…."

Mein Lieblingssatz: "Da bist Du zu jung zu" - ach, ist der schön - andere sehen mich als alte Schachtel an... ;-) Aber letztens, als es bei uns Backfisch gab, da hieß es von diesem Schreiberling ja auch, dass ich noch einer sei... ;-) Egal, ich stehe zu meiner späten Geburt... ;-)

Tja, und deshalb fühlten wir uns gestern Abend mal wieder bemüßigt ebenfalls eine "Liedernacht" einzulegen. Ja, die werden immer lang und manchmal auch noch länger und damit alle wissen, was wir denn so gehört haben, kommen jetzt hier die Lieder in der gestrigen Reihenfolge. Irgendwann habe ich sie aber nicht mehr in die Favoritenleiste gepackt - also muss man sich zwischen dem (hier) vorletzten Liedchen und dem traditionellen Schlusslied, selbst etwas ausdenken und nicht DJ Gabi's Auswahl laufen lassen...

Beginnen wir mit Simon & Garfunkel - dieses Konzert können wir immer wieder hören. Dann kommt Don McLean ans Mikro. Tja, und weil mich mit Jethro Tull eine bestimmte Geschichte verbindet, darf er auch nicht fehlen. Uriah Heep war danach an der Reihe und Mike Oldfield lässt die Röhrenglocken erschallen. Pink Floyd geht auch immer und weil das jetzt alles schwere Kost war, lassen wir uns von Status Quo wieder in Stimmung bringen. Led Zeppelin wurde auf Wunsch vom Schatzemann aufgelegt und danach sprangen wir abrupt zu Adriano Celentano, nur um in Italien zu bleiben und der eifersüchtigen Alice zu lauschen. Vom apfelpflückenden Angelo Branduardi lassen wir uns wieder beruhigen und weil wir in der Liedermacherecke sind, dürfen die Herren Mey, Wader & Wecker ebenfalls schmettern. Und weil's so schön war, direkt noch einmal. Tja, da drehten sich die Gespräche um London - eine Stadt, die wir beide ausgesprochen mögen - und drum musste Pink Floyd eine Zugabe spielen, abgelost würden sie von Queen, Robbie Williams (das war übrigens das erste gemeinsame Konzert vom Schatzemann und mir) und weil mir die Royal Albert Hall so gut gefällt und Rod Stewart auch, mussten wir auch noch hier hineinhören. So ging es dann noch länger weiter, bis der zweite Sänger des Abends uns das Schlusslied sang, das darf nicht fehlen.

Wir haben einen komischen Musikgeschmack? Kann schon sein... ;-)

Vor lauter Musikhören, muss es in der Küche an einem solchen Tag natürlich schnell gehen und das Essen sollte auch nicht kalt werden können. Also lassen wir den Herd doch einfach aus und bereiten "kalte Küche" zu - schließlich ist Sonntag und ich muss doch noch mein Wochen-Rezeptchen los werden... ;-)

Obazda & ein Räucherfisch-Aufstrich

Natürlich alles in Dimensionen, die für eine kleine Party reichen...

800 g Camembert, vollreif und entrindet
200 g Butter
1 Zwiebel, fein gehackt
Salz, Pfeffer, Paprikapulver

Alles miteinander vermengen - fertig! - Wer mag, kann auch Kümmel hineingeben, den mag der Schatz aber nicht, also lasse ich ihn einfach weg...

500 g geräucherter Fisch (Lachs, Makrele, Forelle - halt, was da ist)
250 g Sauerrahm
Salz, Pfeffer, Sahne-Meerrettich
Ein paar Kapern - nicht nur zur Deko

Fisch entgräten und mit Sauerrahm und den Gewürzen pürieren. Kapern darüber streuen. Fertig!

Die Brötchen sind selbst gebacken. Dazu nehme ich einfach den Pizza-Hefeteig, den ich hier schon mehrfach geschrieben habe. Ein paar Gewürze darunter kneten - auch Kümmel - und schon ist das Essen auf dem Tisch.

Gutes Gelingen und "Enjoy!" - nicht nur das Essen... ;-)





11.02.2011, Freitagmorgen - es ist grau in grau

Money makes the world go round

Ach ja, seit Whistler Blackcomb zu einer Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, bekommt Otto Normal-Whistlerite auch endlich Einblick in die Finanzen des größten Arbeitgebers im Tal.

Der Umsatz des ersten Quartals, welches am 31. Dezember endete, beträgt satte 46,8 Millionen Dollar. Aber weil Umsatz ja nicht gleich Gewinn ist, gibt der Bericht auch noch dieses preis: 5,9 Millionen wurden erwirtschaftet. 104.000 Saisonpässe wurden an den Mann und die Frau gebracht und alles in allem sind 28% mehr Tickets verkauft worden als vor einem Jahr.

Nun, das verwundert mich jetzt nicht wirklich. Da war doch so eine kleine Veranstaltung, die sich olympische Spiele nannte. Da gab es ein verkleinertes Skigebiet, weil die Pisten präpariert und befahren werden wollten, man konnte lediglich aus dem Village auf die Berge gelangen und nicht wie sonst auch via Creekside, es gab Kontrollen auf dem Highway und nur wer das begehrte "Sea-to-Sky-Schild" an der Windschutzscheibe hatte wurde durchgelassen, es gab keine Parkplätze im Ort, weil alles fest in VANOC und Medienhand war, und und und. Ausnahmezustand beschreibt die Situation wohl recht gut.

Der Sicherheitskorridor, der sich von Vancouver bis weit hinter Pemberton erstreckte, machte den Anbieter von Heliskiing und anderen Backcountry-Aktivitäten das Leben schwer und wer in der Zeit seine Pilotenlizenz machen wollte, der musste sich eine andere Flugschule suchen.

So ging nun ein Anbieter von ebensolchen Skitouren per Hubschrauber aus Pemberton hin und reichte eine Schadenersatzklage gegen VANOC sowie die Provinz- und "Federal"-Regierung ein. Begründet wurde diese damit, dass sowohl Whistler Blackcomb als auch die beiden Anbieter solcher "Skiflüge" aus Whistler für ihre Verluste kompensiert wurden - dieses Unternehmen allerdings leer ausging. Das fand ein Richter nicht fair und hat die Klage zugelassen. Wer jetzt nun aber denkt, dass die Verhandlung zeitnah stattfinden wird, der irrt sich. Im Januar 2012 beginnt das Verfahren und ich frage mich nun, wie man wohl eine Gesellschaft - VANOC - verklagen kann, die gar nicht mehr existiert. Die Schlussbilanz ist geschrieben, der einstige Obermuckel "Hans Langfell" alias "John Fur Long" hat ein Buch darüber geschrieben und alles ist nur noch Geschichte. Ob wohl das IOC in solchen Fällen haftbar ist? Fragen über Fragen...



10.02.2011, Donnerstagmorgen - es ist "trubelig" hier...

Wenn einer ein Haus verkauft, dann kann er was erzählen

... so wie wir... ;-)

Der eine oder die andere weiß ja, dass wir derzeit zugange sind unseren hölzernen Palast zu verkaufen. It's time for a change.

Nach zig Besichtigungen mit Maklern, an deren Kompetenz und Fleiß ich immer mehr zweifelte, "picky people", die ein Haus nicht kaufen, weil ihnen die Farbe der Innenwände nicht gefällt - bei uns ist alles schlicht und ergreifend weiß gestrichen - und ein Eimer Farbe Abhilfe schaffen könnte, sowie die mangelnde Kreditwürdigkeit der teils hochverschuldeten Interessenten, haben wir vorgestern Abend die Offer eines Ehepaares erhalten. Diese haben wir gestern fristgerecht unterzeichnet und retourniert - der Preis stimmte. Der Kauf ist also somit unter Dach und Fach. - Nun, jedenfalls sollte es so sein, denn...

... es kam gestern mal wieder alles anders als gedacht....

Der Makler, der auch die Interessen der Käufer vertritt, bemühte sich um die Finanzierung für diese beiden Menschen, die derzeit zur Miete leben und für die es das "Starter home" sein wird. So far so good. - Dabei kam dann in der Bank heraus, dass "Sie" vor zwei Jahren Insolvenz angemeldet hat und dieses Verfahren noch nicht abgeschlossen ist. Sprich: sie bekommt kein Geld. "Er" ist Geschäftsführer in einem Unternehmen in Whistler, hat ein entsprechendes Einkommen und ein gutes "Credit Rating" - also mussten wir gestern hingehen und sämtliche Papiere, die auf beider Käufernamen lauteten, auf seinen Namen umschreiben. OK, kein Problem - mein Scanner macht gerne Überstunden. Denn, nach 3 Monaten des Hauses auf dem Markt und zig Nachfragen meinerseits beim Makler "brauchst Du noch weitere Unterlagen?" und es immer hieß "No, we are good.", standen dann gestern auf einmal Sachen, die wir beim Abschluss vorzulegen haben, in den Unterlagen. Also habe ich wie eine Blöde gescannt, unterschrieben, verschickt, es kamen neue Anforderungen von Dokument xy und Trallala. Das Ende vom Lied: es ist mit viel Hektik, fast wunden Fingern vor lauter email-Schreiberei und einem roten Ohr vor lauter Telefonieren alles ok und die Kuh vom Eis. Zumindest hoffen wir das - die Zusage für die Finanzierung steht für morgen aus...

Natürlich musste ich - neugierig wie ich nun einmal bin - meinen lieben Freund Google befragen, wer diese Menschen sind und was sie denn so machen. Es ist ja schier unglaublich, wie viel manche Menschen von sich im Internet Preis geben. So auch "Sie".

"Sie", 34 Jahre alt, kam im Jahr 2000 aus Ungarn nach Kanada. Eigentlich nur um für ein paar Wochen Urlaub zu machen. Sie hat das Land nicht wieder verlassen und ist einfach hier geblieben. Dafür hat sie etwas anderes verlassen. Ehemann Nr. 2 sowie ein Kind. Richtig gelesen und mitgedacht. Mit 23 Jahren ist sie aus Ungarn abgehauen und hat in dem Alter bereits zwei Ehen hinter sich sowie ein Kind in die Welt gesetzt.

In Kanada hat sie dann schnell geheiratet, die Aufenthaltserlaubnis bekommen, sich scheiden lassen und ist nun mit diesem Geschäftsführer verheiratet, mit dem sie zwei weitere, noch sehr kleine, Kinder hat. Vor drei Jahren hatte sie sich mit ihrem Hobby selbstständig gemacht und damit innerhalb kürzester Zeit eine finanzielle Bruchlandung erlitten. Daher die Insolvenz.

Manchmal frage ich mich wirklich, was in mancherlei Menschen Kopf vor sich geht. Es schwebt eine Insolvenz im Raum, ich kann kein Geld bekommen, ich besitze weder Möbel noch ein Auto (das wissen wir vom Makler) und dennoch gehe ich hin, beauftrage einen Makler, der hierzulande nur vom Verkäufer bezahlt wird, damit mir ein Haus zu suchen und weiß eigentlich ganz genau, dass es Komplikationen bei der Transaktionen geben wird. Ich nenne das "braun"...

Aber nicht nur darüber schüttele ich den Kopf - an ein solches Verhalten habe ich mich hier in der Zwischenzeit gewöhnt. Vielmehr schüttele ich - als bekennende Nicht-Mutter - den Kopf, wie eine Mutter ihr Kind zurück lassen kann, um irgendwo anders auf der Welt ein vermeintlich besseres oder anderes Leben zu führen. Was ist das für ein Mensch?...



08.02.2011, Dienstagmorgen - es ist sonnig und knackig kalt - gestern hatte ich keine Zeit zum Schreiben.

Wir basteln uns eine Historie

Auch nach einigen Jahren hier werden wir immer noch gefragt woher wir kommen. Germany. Ah, Germany. "I've spent some time in Lahr with the Forces." "Mein Vater, meine Mutter, meine Oma ist aus Deutschland". Dies sind Standardreaktionen. Dann wird man gefragt, ob man aus Ost- oder Westdeutschland sei. Westdeutschland. Ah, ja. Woher genau. Und wenn man dann mit Köln oder Düsseldorf ankommt, wissen die meisten ungefähr woher man stammt. Oder sie tun zumindest so.

Eines haben aber all diese Gespräche auch gemein: der "Neid" auf Historie, alte Gebäude, alte Stadtkerne, Kopfsteinpflaster und jede Menge Ereignisse - halt auf einen Haufen geschichtsträchtiges Zeug.

Uns fällt vor allem in den letzten Wochen dieser "Hunger" nach eigener kanadischer Geschichte auf, wobei das ja eigentlich überflüssig ist - schließlich können die Menschen hier auch auf nicht gerade wenige Jahre zurückblicken. Forts anstelle von Schloss Neuschwanstein und First Nations anstelle der alten Germanen. Dennoch: es muss eine Geschichte her. - Hey, warum nehmen wir nicht die olympischen Spiele als Meilenstein in der History? Ja, das machen wir!

Am 12. Februar beginnen sie nun - die "Celebrations" zum ersten Jahrestag "danach". In Vancouver war man offensichtlich schlechter darauf vorbereitet als in Whistler. Dort wurden Rufe aus der Bevölkerung laut, dass man diese "wichtigen" Tage gefälligst zu zelebrieren habe - es geht doch nicht, dass man vor einem Jahr eine einzige Party war und dass in diesem Jahr nichts davon zu spüren sei. Also ging die Stadtregierung in Vancouver hin und erklärte, dass man den Jahrestag natürlich in gebührendem Masse angehen werde, es sollte aber doch eine Überraschung für die Einwohner werden und dass sie keine Details preis geben wollten. Surprise!!! Wer's glaubt.

In Windeseile wurde nun ein Rahmenprogramm zusammen geschustert und auch das Fernsehen wird wieder life "von der Strasse" senden. Ganz so wie vor einem Jahr.

In Whistler hat man mit den Vorbereitungen scheinbar direkt nach dem letzen Akt der "Closing Ceremony" begonnen - hier wird an sämtlichen Tagen der ex-Spiele alles Mögliche angeboten, wonach das Einwohner und/oder Touristenherz blutet. Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, "Street Entertainment", Kuchen für alle, usw. usf. all das, was vor einem Jahr bereits schon einmal geboten wurde. Die "Lampe" wird wieder brennen und rund um die olympischen Ringe wird "celebrated". Es gibt auch ein paar kleinere Skirennen auf den einstigen Olympiastrecken und gegen eine Spende kann man sich die Bobbahn und den Olympic Park mitsamt den Biathlon- und Langlaufanlagen und den Sprungschanzen anschauen.

Im Fernsehen läuft der Countdown bereits. Jeden Abend bringt CTV BC "was geschah heute vor einem Jahr". Wo war die Fackel, wer ist angekommen, wer hat wen getroffen, etc, pp. Dazu die theatralische Musik, die uns im vergangenen Jahr schon aus den Ohren heraus kam, weil man sie einfach zu oft gehört hatte.

Die "Schlümpfe" alias ehemalige freiwillige Helfer sind man auch vermehrt in ihren blauen Jacken herum laufen und die roten Handschuhe - die "red mittens" - werden auch wieder aus dem Schrank gekramt. Nun, jedem das Seine. Jeder soll seine Geschichte haben. Anstelle der Schulkinder hier wäre ich froh, wenn man sich nicht so viele Jahrestage zu merken hat, wie in Europa. Aber das haben sie jetzt alle davon, wenn die lieben Kleinen in 50 Jahren die Frage beantworten muss: "Welches Ereignis fand am 12. Februar 2010 in British Columbia statt?" ;-)



06.02.2011, Sonntagmorgen - es regnet...

Heute sitzen 100 Millionen Menschen vor dem Fernseher

Um die aktuelle Lage in Nordafrika zu gucken? Nein, das interessiert hier "nur" die "Egyptian-Canadians" und andere Leute, denen das Weltgeschehen nicht am Allerwertesten vorbei geht. Heute ist Superbowl-Sunday und alle Augen richten sich nach Arlington, Texas, wo das Spiel ausgetragen wird.

In den Supermärkten kann man sich mit "Party Platters" eindecken, um den Hunger zwischen dem einen oder anderen Bier zu stillen, und auch der Absatz neuer Fernsehgeräte lässt den Einzelhandel in Entzücken ausbrechen. Möglichst groß muss er sein und an der Wand hängen - dann ist das Glück des Zuschauers perfekt.

Und was machen die Sportmuffel an diesem langen Fernsehtag? Wie wäre es mit Kochen? Es ist doch Sonntag - und irgendeine Überleitung muss ich ja finden... ;-)

Das heutige Rezept ist etwas aufwendiger, es lohnt sich aber - zumal man die Teigtaschen auch gut vorbereiten und einfrieren kann. Ich bereite auch immer mehr als für ein Essen zu. Einfach etwas antauen lassen und ins kochende Wasser schmeißen. In keinen 5 Minuten hat man dann ein leckeres türkisches Essen, das sich

Manti

nennt und mit Joghurtsauce und Paprikabutter serviert wird. Fangen wir an. Mann/Frau/Kind nehme für 6-8 Portionen:

400 g Mehl
1 Ei
etwas Wasser

zu einem festen Nudelteig kneten und mindestens eine halbe Stunde in Klarsichtfolie gewickelt ruhen lassen. In der Zwischenzeit die Füllung bestehend aus

250 g Rinderhack
1 Zwiebel, gerieben
½ Bund fein gehackter Petersilie
Salz, Pfeffer und Paprikapulver
zusammenmischen. Wer mag, kann auch noch etwas Knoblauch hinzufügen.

500 g Joghurt (mit einem möglichst hohen Fettgehalt)
3 Knoblauchzehen, schön zerquetscht
Saft einer Zitrone und
Salz

zu einer Joghurtsauce mixen und in den Kühlschrank stellen.

100 g Butter und
2 Teelöffel Paprikapulver

in einen kleinen Topf geben und schmelzen lassen.

So, der Teig ist nun schön ausgeruht und wartet darauf ausgerollt zu werden. Ich mache es mir einfach und nehme meine Nudelmaschine. Der Teig sollte ca. 2 mm dick sein - bei meiner Maschine höre ich bei Einstellung Nr. 5 von 8 mit dem Durchjagen zwischen den Edelstahlrollen auf. Die Teigplatte wird nun in Quadrate der Größe 5 x 5 cm geschnitten. Darauf legt man eine kleine Portion der Hackfleischmasse und verschließt diese "Ravioli", indem man alle Ecken zur Mitte hin klappt und die Ränder andrückt. Das klingt kompliziert, wenn man den Trick aber erst einmal raus hat, dann geht es in Windeseile. Selbst der Schatz mit seinen alles andere als zierlichen Fingern bekommt es mittlerweile hin... ;-) - Sollte man es gar nicht hinbekommen, kann man die Teile ja einfach zum Drei- oder Rechteck falten - schmeckt genauso, sieht nur anders aus...

Die fertigen Teigtaschen wandern für ca. 5 Minuten in siedendes Salzwasser, werden mit der Joghurtsauce übergossen und mit Paprikabutter beträufelt. Fertig!

Zu viel Aufwand? OK, dann habe ich den ultimativen Tipp für die gestresste Hausfrau:

Statt einen Nudelteig anzufertigen, auszurollen, zu füllen und zu formen, nimmt man Hörnchennudeln, Schmetterlingsnudeln oder eine andere Form, brät die Hackmasse in einer Pfanne an, gibt diese auf die gekochten Nudeln, Joghurtsauce und Paprika-Butter drüber - fertig. Schmeckt nicht ganz genau gleich, ist aber dennoch lecker...

Ach ja, bevor ich es vergesse: wenn wir Vegetarier mit am Tisch haben, mache ich Teigtaschen mit einer Füllung bestehend aus Blattspinat, geriebener Zwiebel und Feta. Die beiden Saucen sind die, welche die anderen auch essen...

Gutes Gelingen und "Enjoy!"








05.02.2011, Samstagmorgen - plus 2 Grad

Weil es draußen gerade so schön plätschert…

... schreibe ich heute mal übers Regenwasser. Einfallsreich, oder? ;-)

Nein, keine Bange, ich beschreibe jetzt nicht die einzelnen Tropfen, die meinen aus den Wolken fallen zu müssen - ich schreibe heute mal über das Sammeln und Verwenden von Regenwasser - etwas, das hier nahezu an eine Sensation grenzt. ???

Nun, die Häuser haben hier zu 99% keine Dachrinnen, die gute alte Regentonne ist so etwas wie ein UGO - ein unbekanntes Garten-Objekt - und auch die Idee, dass man den Niederschlag sammeln könnte, um damit Toiletten zu spülen oder schlicht und ergreifend den Garten zu wässern, ist hier ziemlich neu.

Im Sommer 2008 hat die Provinzregierung beschlossen, dass ab dem Jahr 2020 alle Neubauten mit sogenannten "purple pipes", durch die Regen- oder anderes Brauchwasser fließen soll, auszustatten sind.

Der Stadtrat hat dies in seiner vergangenen Sitzung auch diskutiert. Natürlich musste dazu erst einmal ein Bericht angefertigt werden, der dem Council vorgelegt wurde - schließlich kann man ja nicht erwarten, dass die Herren der Lokalpolitik auch so wissen, dass das Sammeln von Regenwasser eine gute Idee ist. Zu den angeführten Vorteilen zählen u.a. Schonung der Trinkwasser-Reserven im "municipal system", die zeitliche Verschiebung der zwangsweisen Erweiterung dieses "municipal systems", weil über kurz oder lang mehr Einwohner/Besucher mehr Wasser verbrauchen werden, es reduziert Energiekosten, es soll Treibhausgaskosten kompensieren (wie? Keine Ahnung...) und außerdem soll es die Kosten der chemischen Keule, die beim städtischen Wasser eingesetzt wird ( Chlor etc.) reduzieren.

Die gute Frau, die diesen Bericht verfasst hat, kam jedenfalls auch noch zu dem Ergebnis, dass die Regenwassersammelverordnung und Verteilung in diesen bunten Rohren in Whistler durchsetzbar sei und dass sich ein - nennen wir ihn einmal - Bauträger zur Verfügung gestellt habe ein "demonstration project" in die Landschaft zu stellen, damit sich alle die lilafarbenen Leitungen anschauen können.

Nun, dann lassen wir den Menschen mal ein solches Haus bauen, die Stadtoberen können sich ein Bild davon machen und bis 2020 ist dann vielleicht auch das lokale Baurecht an das der Provinz angepasst worden. Hier geht halt alles etwas langsamer als anderswo...

Hey, da fällt mit glatt noch ein Liedchen ein - es passt so schön... ;-)



04.02.2011, Freitagmorgen - es regnet...

Die Nachwehen

Na ja, als Nachwehen kann man es eigentlich gar nicht bezeichnen - die Sache hat ja jetzt erst begonnen und wir werden in den kommenden Wochen, Monaten und vielleicht Jahren immer wieder von dieser traurigen und die Emotionen hoch kochen lassenden "Hundegeschichte" hören und lesen.

Die Familie des Mannes, der die Tiere abschlachtete, wird nun ganz massiv bedroht. Die Angestellten von Outdoor Adventures, die teilweise überhaupt nicht mit den Hundeschlitten-Touren zu tun haben, werden ebenfalls nicht zimperlich behandelt. Dies geht nicht sagt die Polizei und weist darauf hin, dass Todesandrohungen eine Straftat seien und man bitteschön das Ergebnis der Ermittlungen abwarten solle.

Diese schreiten wohl auch voran - es wird derzeit nach einem "Mittäter" gesucht. Ein (nun ehemaliger) Angestellter des Hundekennels wird verdächtigt den Forstweg mit seinem Truck blockiert zu haben, damit das Massaker in aller Ruhe stattfinden konnte. Das Ganze kam heraus, weil ein Mann, der sich in einem "Trauma-Forum" mit dem Namen des Todesschützen anmeldete, Hilfe suchte und das Blutbad schilderte.

In der Zwischenzeit hat auch SPCA (also der "Tierschutzverband") bei Gericht beantragt, dass sie zur Aufklärung der Tat Einblick in sämtliche Papiere zur Beantragung des Krankengeldes bei WorkSafeBC (der hiesigen Berufsgenossenschaft) bekommen. Dies lehnte WorkSafeBC bisher ab. Begründet wird dies in etwa mit "Schweigepflicht" - nun, bei gewissen Sachen hört die Schweigepflicht auf...

Es werden auch Rufe laut, gesetzliche Standards für Hundeschlitten-Anbieter zu schaffen. Und zwar nicht von der Bevölkerung - nein, von den Unternehmern selbst. Es wurde u.a. berichtet, dass es mehrere Anbieter in Alberta versucht hatten, entsprechende Gesetze zu implementieren, da es halt - wie in jedem Industriezweig - Gute und Böse gäbe. Was dabei heraus kam? Nichts. Die Damen und Herren der Politik haben gar nicht erst reagiert. In einem Land, das für seine Hundeschlitten bekannt ist, gibt es schlichtweg keinerlei diesbezüglichen Verordnungen. Das muss man sich einmal vorstellen. Es gibt Gesetze, dass man keine Wäscheleinen im Garten haben darf, wenn es aber um Lebewesen geht, dann gibt es einen luftleeren Gesetzesraum. Unglaublich...



03.02.2011, Donnerstagmorgen - es schneit mal wieder

Es wird immer verworrener

So, jetzt gibt es endlich ein gemeinsames Statement von Outdoor Adventure und Howling Dogs in Sachen Massaker - schließlich sind diese beiden Unternehmen gesellschaftsrechtlich miteinander verbandelt.

Mitte April des vergangenen Jahres sei der Geschäftsführer von Howling Dogs hingegangen und habe dem Gesellschafter Outdoor Adventures mitgeteilt, dass 50 Tiere euthanasiert werden müssen. Die Begründung: zu alt, krank oder nicht vermittelbar. Für die Tiere gäbe es nur einen Sinn im Leben - zu rennen - dies sei ihnen nicht (mehr) möglich und somit hätten sie nur eine geringe bis keine Lebensqualität mehr. Aha...

Es wurde ferner mitgeteilt, dass Outdoor Adventure keine genauen Anweisungen erteilt habe, wie die Tiere zu töten seien. Es habe große Bemühungen gegeben die Tiere zu vermitteln, was allerdings nicht klappte. Also mussten die Hunde anderweitig verschwinden, was - und den Satz zitiere ich jetzt mal - offensichtlich nicht zum ersten Mal geschah: "There were no instructions given to Mr. Fawcett as to the manner of euthanizing dogs on this occasion, and Mr. Fawcett was known to have very humanely euthanized dogs on previous occasions."

Ich fasse es nicht...

Im September des vergangenen Jahres haben die beiden Unternehmen versucht, 40 - 60 Hunde an SPCA - den "Tierschutzverband" - abzugeben. SPCA hat entschieden, dass sie die Tiere am 14. Oktober abgeholt werden. Das hat allerdings nicht stattgefunden - am 13. Oktober wurde die Bitte der Hundeübernahme "storniert".

So, dann fassen wir das jetzt mal zusammen: 300 Tiere gab es ursprünglich. 50 sollten verschwinden, 100 waren es dann aber. Bleiben 200 übrig. Von denen sollten 40 - 60 Tiere abgegeben werden, was aber nicht über die Bühne ging. Bei der jetzigen Inspektion des Kennels wurden aber lediglich 150 Tiere angetroffen - wo sind die anderen? In einem anderen Loch im Wald? Ich denke mal wieder böse...

Die Ermittlungen werden nach ersten Angaben Monate andauern und erst dann wird sich wer auch immer vor wem auch immer zu verantworten haben.

Dies hat übrigens gerade ein Mann in Victoria hinter sich, der seinen wenige Monate alten Hund zu Tode geprügelt hat. Dieser Unmensch sollte laut Staatsanwaltschaft für 3 Monate hinter Gittern verschwinden - das Gericht ging aber weiter. 6 Monate sind bei dem Verfahren herausgekommen. 6 Monate für einen kleinen Hund - 600 Monate für das Massenschlachten?



02.02.2011, Mittwochmorgen - es ist immer noch knackig kalt

Die Wellen der Entrüstung schlagen hoch

Die getöteten Schlittenhunde sind natürlich nach wie vor an Stelle Nummer 1 in den Medien zu finden. Nicht nur hier in den Kanadischen - wenn man bei Freund Google einfach mal "100 Hunde Whistler" eingibt, dann sieht man sofort, dass die Nachricht auch die europäischen Zeitungen und Foren erreicht hat. Ich würde mal sagen, dass das Saubermann-Disneyland-Image nun ganz gewaltig angekratzt wurde. Auf Facebook gibt es eine Seite, die sich Boycotting Outdoor Adventures in BC Whistler nennt. Gestern Vormittag hatte diese Seite bereits 10.000 "Fans" - als ich eben hinein geschaut habe, waren es bereits über 33.000 Menschen, die ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Natürlich kann man nicht alle Kommentare lesen - es sind Tausende - dennoch lohnt es sich, wie ich meine. Mir sprechen die Menschen dort aus der Seele...

Was also tun, damit die lieben Geldbringer alias Touristen jetzt nicht ausbleiben?

Der Tourismusverband zeigt sich geschockt und weist auf sechs Jahre "gute Zusammenarbeit" hin, hat den Anbieter "Outdoor Adventures" und all seine anderen "Attraktionen" aber dennoch aus dem Programm genommen. Bisher gebuchte Touren könne man kostenlos stornieren und bekommt den vollen Betrag zurück. - Outdoor Adventures selbst hat die Hundeschlittentouren erst einmal ad acta gelegt. Böse wie ich nun einmal bin, frage ich mich nun, was mit den jetzigen Hunden, die ja nun "nutzlos" sind, geschieht. Bringt man diese jetzt in einen anderen Wald und um die Ecke? Immerhin hat SPCA - ich nenne es mal den hiesigen Tierschutzverein - die verbliebenen 150 Tiere inspiziert und für gut befunden. Es ginge ihnen gut. Noch...

Ein Mitglied des Stadtrates hat sich mit den anderen beiden Anbietern von Hundeschlittentouren in Verbindung gesetzt und diese befragt, ob auch sie Tiere dieses Kennels benutzten. Nein, das tun sie angeblich nicht. Haben jetzt auch alle aufgepasst? Die Tiere gehören gar nicht den Anbietern der Touren - sie sind Eigentum eines Sub-Unternehmers. In diesem Fall "Howling Dogs" - welch passender Name. Die armen Tiere haben bestimmt gejault, als ihnen der Garaus (oder auch "nur halb") gemacht wurde...

Gestern Abend wurde dann auch die Identität des Mannes, der dieses Massaker durchführte, bekannt. In den ersten Berichten, die auftauchten, hieß es immer, dass er von Outdoor Adventures (OA) dazu aufgefordert wurde, die Tiere zu töten. Gut, OA hatte zu der Zeit einen Anteil am Unternehmen "jaulende Hunde" - er selbst war aber zu der Zeit der Geschäftsführer von Howling Dogs und hat sich somit selbst den "Schiessbefehl" gegeben. Hätte er auch nur einen Funken Herz in sich, dann hätte er seinen eigenen Befehl verweigert... OA - und das sei am Rande bemerkt - hat das "Hunde-Business" im Mai des vergangenen Jahres komplett übernommen. Jetzt fragt man sich schon, warum Ende April so viele Tiere sterben mussten. Ist nicht vielleicht doch etwas dran an der Geschichte? Wer übernimmt schon einen "Überschuss" am Saisonende - das wirkt sich ja negativ auf die Zahlen aus. Schließlich verursachen sie nur Kosten ohne Einnahmen zu liefern - betriebswirtschaftlich gesehen...

Ob jemals jemand für das Massengemetzel vor Richter xy stehen wird, bleibt abzuwarten. Es gibt hier zwar weitreichende Tierschutzgesetze, es gibt aber einen Unterschied zwischen Provinz und "Federal"-Recht und noch dazu wird zwischen Haus- und Nutztieren unterschieden. Ein Huhn, das keine Eier mehr legt, wird oftmals zum Suppenhuhn verarbeitet - ein Hund, der nicht mehr rennen kann oder will - nun, das Ende kennen wir ja jetzt. Ich weiß nur eines: bei uns werden alle Viecher steinalt - und unsere Hühner, die wir in Deutschland zurück lassen mussten, leben immer noch ein glückliches Leben auf dem Land. Ob sie nun Eier legen oder nicht.

Fortsetzung folgt...



01.02.2011, Dienstagmorgen - minus 9 Grad

Mir fehlen die Worte…

... und das kommt nicht häufig vor...

Whistler hat jetzt seinen richtigen Skandal und ist damit in allen Medien präsent. Gestern war es in allen Nachrichtensendungen im Fernsehen zu sehen, die Zeitungsreporter schoben Überstunden, um ihre Onlineausgaben auf dem aktuellsten Stand der Dinge zu halten und im Radio lief es auch alle halbe Stunde in den Nachrichten.

Was geschah? Nein, es geht nicht ums Budget, auch nicht um ein Asphaltwerk und es sind auch nicht diverse nackte und betrunkene Drag Queens durch den Ort marschiert, um auf sich aufmerksam zu machen. Nein, das was geschah, machte man(n) im Wald und es fand auch nicht jetzt statt - es trug sich bereits im April vergangenen Jahres zu. Das Mäntelchen des Schweigens hat aber bis dato funktioniert...

Ich mache es heute aber spannend? Das will ich eigentlich gar nicht - dazu ist die Geschichte viel zu grausam. Im April vergangenen Jahres wurden 100 Schlittenhunde eines ortsansässigen Hundeschlitten-Tour-Anbieters massakriert. Nach den olympischen Spielen ging das Geschäft zurück, der Winter neigte sich seinem Ende zu und von den 300 Tieren des Unternehmens wurden 100 abgeschlachtet - inmitten des gesamtes Rudels, das in voller Panik war. Heraus kam das Ganze, weil der Mann, der die Tiere töten sollte und es auch gemacht hat, damit nicht fertig wurde, ein Trauma erlitt und dieses von WorksafeBC - der hiesigen Berufsgenossenschaft - anerkannt wurde und dieser Mann Krankengeld bezieht oder bezogen hat. Es sickern auch immer mehr Details durch, die nichts für Tierliebhaber mit schwachen Nerven sind. Ich könnte fast heulen vor Wut, wenn ich daran denke, was diesen armen Tieren angetan wurde. Denn: ein Tierarzt hatte sich geweigert, den Massenmord vorzunehmen. Er sei nicht dazu bereit 100 gesunde Tiere einzuschläfern. Angeblich habe man keine neuen Zuhause für die Tiere gefunden(ich habe keine einzige Anzeige in unseren Käseblättchen gesehen), also musste man eine andere Lösung finden.

Im Wald, dort wo die Tiere untergebracht waren, wurde dann halt auf sie geschossen. Leider war nicht jeder Schuss ein Treffer und viele Tiere haben Qualen erlitten, die ich mir gar nicht vorstellen möchte. Die Tiere, ob tot oder noch halb lebendig, wurden in ein Massengrab verfrachtet, welches in den kommenden Tagen wieder ausgehoben werden soll. Laut Bericht, haben sogar einige Tiere versucht, wieder aus dem Grab hinaus zu krabbeln und wurden schwer verletzt bei lebendigem Leib zugeschaufelt.

Nee, ich muss aufhören zu schreiben, ich fange sonst gleich an zu heulen. Hier findet man unzählige Berichte und Videos. - Welch geldgeile Barbaren!!!

Fortsetzung folgt, wenn ich mich wieder etwas beruhigt habe...



31.01.2011, Montagmorgen - wir haben 21 Grad Unterschied zur Früh-Temperatur des Inselchens

Is this a nice to have or a must have?

So wird der Meister der Bürger des kleinen Bergdorfs Whistler zitiert, als es bei der vergangenen Sitzung des Stadtrates um diverse Infrastrukturprojekte ging.

Zum einen handelt es sich um einen 2,3 Millionen Dollar teuren Park, der die "Cheakamus Crossing"-Siedlung zwischen Asphaltwerk und Kläranlage auf der ausgedienten Müllkippe und ihres Zeichens dem ehemaligen olympischen Dorf zieren soll.

Zum anderen betrifft es zwei Fußgängerbrücken, von denen eine 520.000 $ und die andere 423.000 $ kosten sollen. Und weil das noch nicht genug ist, überdenkt man nun auch noch die sofortige Umsetzung weitere "Trails" am Lost Lake in den Wald zu schlagen, damit Jogger und Mountainbiker für 250.000 $ eine weitere Alternative haben den See zu umrunden.

Bei dem Park handele es sich um ein Projekt, das der vorherige Stadtrat, welcher derzeit ordentlich auf den Nachfolgern herum hackt "WIR hätten das so und so gemacht" "Bei UNS wäre es nicht zu einem solchen Defizit gekommen" etc. pp., verabschiedet hat. Ich denke, ein jeder kann sich vorstellen, was die Damen und Herren der Lokalpolitik so von sich geben - das ist weltweit wahrscheinlich ziemlich gleich.

Anyway, dieser Park steht im 5-Jahresplan der Periode 2006-2010 drin und wurde nun einmal vom vorherigen Stadtrat verabschiedet. Das ist Fakt. Gut, sie konnten nicht ahnen, dass es so eine kleine Wirtschaftskrise geben wird und dass diese auch Whistler betreffen könnte - aber wer wusste das schon? Die jetzige Stadtregierung geht nun hin und sagt, dass der Park eine notwendige Sache ist, um die Siedlung attraktiver für reiche Immobilienkäufer zu machen, denn von den 20 zur Verfügung stehenden "Market Lots", also Grundstücken, die auch Menschen erwerben können, die nicht auf der Warteliste des sozialen Wohnungsbaus des Ortes stehen, ist bisher kein einziges verkauft worden. Es gibt auch bereits fertig errichtete Reihenhäuser. 25 an der Zahl. Ein einziges hat bisher den Eigentümer gewechselt. Nun, ich denke, dass ein Park diesbezüglich wenig ändern wird. Wer will denn schon auf einer alten Müllkippe leben? Und ein Asphaltwerk hintendran und noch dazu den Duft einer Kläranlage für 55.000 Menschen in der Nase haben? Ich nicht - aber wenn schon 1.200 Menschen freiwillig in eine solche Wohnsituation gezogen sind, dann kann es ja nicht so schlimm sein - ich schweife ab, aber das kann ich ja gut... ;-)

Der Stadtrat denkt halt, dass der Park mehr Käufer anlocken wird, denn eines muss man im Hinterstübchen behalten: die Häuser und die Erschließung der Grundstücke sind finanziert worden. Irgendwann muss jeder Kredit einmal zurückgezahlt werden und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Schulden lasten auf Whistler's Schultern und je länger es dauert, um die Immobilien zu verkaufen, umso länger müssen Zinsen & Co. bezahlt werden, die wiederum budgetunfreundlich sind. Wann der Park Gestalt annehmen wird? Kein Ahnung, aber das wissen die Verantwortlichen noch nicht einmal selbst...

Die beiden Fußgängerbrücken sollen das sowieso schon gute Wegenetz noch weiter verbessern. Es besteht eigentlich kein Grund diese Brücken sofort zu bauen - es existieren reichlich davon. Hier hat der Stadtrat drum auch beschlossen, dass diese Investition ruhig noch ein oder zwei Jährchen warten kann. Geschehen doch noch Zeichen und Wunder, dass man nicht immer alles und zwar sofort haben muss?

Bei den zusätzlichen Wegen rund um den See ist man sich allerdings nicht einig. Im Stadtrat gibt es halt Leute, die selbst gerne mit dem Mountainbike durch die Gegend fahren - sie wollen die Trails natürlich. Diejenigen, die eher selten dort zu finden sind, sagen: nee, brauchen wir nicht. Warten wir ab, wie es ausgeht und auf welchen Wegen man den noch-Bürgermeister in Zukunft antreffen wird, der fährt nämlich gerne Fahrrad... ;-)



30.01.2011, Sonntagmorgen - wir erwarten ein paar kalte aber sonnige Tage

Ich liebe Sonntage!

Nicht, weil ich dann länger als sonst schlafen kann - dafür sorgt schon der Kleinzoo - sondern weil ich mir hier eine eigene Tradition geschaffen habe. Das Sonntagsrezept. Eigentlich ist mir an einem Tag mal so gar nichts eingefallen, über das ich hätte schreiben können, also wurde ein Rezept veröffentlicht. - Mittlerweile weiß ich, dass viele schon auf den Sonntag warten - nur um eine Idee für die eigene Kocherei zu bekommen. Ich fühle mich geschmeichelt... ;-)

Das heutige Rezept ist aber keines von mir - es stammt aus der Feder meiner kleinen Cousine Rebecca, die es mir zu meinem 30. Geburtstag schenkte. Damals habe ich mir von allen Gästen nichts anderes als ein handgeschriebenes Rezept gewünscht. Es kam eine wunderschöne Sammlung dabei heraus und viele der Leckereien koche ich auch heute noch. Wie z.B. diese

Calzone

Mann/Frau/Kind nehme für 4 Personen:

500 g Mehl
1 Päckchen Trockenhefe
50 ml Olivenöl
ca. 250 ml warmes Wasser
1 Teel. Salz

Alles zu einem geschmeidigen Teig verkneten und an einem warmen Ort gehen lassen. In der Zwischenzeit die Füllung vorbereiten.

4 Tomaten, gewürfelt
1 große Zwiebel, in Ringe geschnitten
1 Glas Kapern
4 hartgekochte Eier, gewürfelt
2 Dosen Thunfisch
2 -3 Knoblauchzehen - feinst gehackt
250 g geriebener Käse
Oregano

Alles miteinander vermengen und ggf. mit Salz und etwas Pfeffer abschmecken - dies sei jedem selbst überlassen. Den Teig doppelt so groß wie das Backblech ausrollen und mit

Tomatenmark

bestreichen. Die Füllung auf einer Hälfte verteilen und zuklappen. Am besten legt man den ausgerollten Teig aufs Backblech, lässt die 2. Teighälfte über den Rand hängen und erspart sich so das Hantieren mit dem großen gefüllten Teigstück.

Bei 180 Grad Umluft solange backen, bis der Teig halbwegs braun und knusprig ist. Bei meinem Ofen dauert dies ca. 35 - 40 Minuten. - In der Wartezeit kann man sich ja ein Liedchen anhören. Che bello... ;-)

Gutes Gelingen, "Enjoy!" und "Buon appetito!"




vorher




nachher



mehr ging nicht




29.01.2011, Samstagmorgen - es schneit mal wieder

Mal wieder etwas aus der Verbrecherecke

Ach ja, ein Ehekrach mit Folgen: Da hat es sich doch tatsächlich ein Paar gewagt sich in der Öffentlichkeit eines Nachtclubs zu streiten. Um 2 in der Früh begann das Gezanke woraufhin der angetrunkene Mann aus dem Club heraus befördert wurde. Dabei kam es zu einer Keilerei mit dem Türsteher, bei der sich der Mann eine Schnittverletzung am Kopf zuzog. Kurzerhand wurde auch noch die Polizei herbei gerufen. Dies bekam die Frau mit, die daraufhin ausrastete und ihrem Schnucki zu Hilfe eilen wollte. Dummerweise wählte sie Fäuste statt Worte, um damit auf einen der Beamten einzuprügeln. Das Ende vom Lied: beide wurden verhaftet und durften die weitere Nacht in wahrscheinlich recht ungemütlichen Zellen verbringen. Beide bekamen Tickets verpasst weil sie betrunken in der Öffentlichkeit waren und sie darf sich noch mit dem Eindreschen auf den Cop beschäftigen - da wird noch eine Gerichtsverhandlung folgen. Was lernen wir daraus? Leute, streitet zuhause übers Haushaltsgeld... ;-)

Ebenfalls um Geld ging es bei einer weiteren Tat. Ein Tourist aus Schottland stand gegen Mitternacht in der Nähe der Greyhound-Haltestelle und wurde dort von zwei Männern angesprochen, die "mal Feuer" und 10 Dollar von ihm haben wollten. Beides war er nicht willens zu geben, die beiden Männer gaben sich damit nicht zufrieden und forderten kurzerhand all sein Geld. Aber nicht einfach so - sie haben ihn dabei auch ordentlich verprügelt. Mehrere Hundert Dollar hatte der Mensch dabei, die die beiden Wegelagerer entwendeten und damit flüchteten. Nicht aber, ohne dem armen Schotten nochmals eins über zu braten. Gefunden wurden sie bisher nicht...

Ansonsten wurde mal wieder ein Fund aus der Drogenszene bekannt. Vier Männer wurden verhaftet, die außergewöhnlich viel Marihuana und Ecstasy mit sich trugen, so dass davon auszugehen sei, es handele sich um Dealer. Weitere Ermittlungen folgen - die Männer sind jedenfalls noch in Haft...

Dann gab es noch diverse Verkehrsdelikte. Zu schnelles Fahren (90 statt der vorgeschrieben 60 km/h im Ortskern) und den einen oder anderen Trunkenbold am Steuer. Insgesamt wurden in der vergangenen Woche 6 Führerschein für 90 Tage und 4 für 3 Tage einkassiert. Das gibt ordentlich Geld in die Kasse...



28.01.2011, Freitagmorgen - es ist unglaublich wie sehr die Zeit rast

WinterPride

Es ist mal wieder soweit - die Regenbogenfahnen wehen im ganzen Ort und auch die eine oder andere schillernde Persönlichkeit wandelt wieder durch den Ort. Also, ich mag diese 8 Tage "Gay Ski Week", eine Veranstaltung, die es bereits seit 19 Jahren in Whistler gibt. Der Ort ist endlich weniger verbappt und engstirnig wie sonst und der Slogan "Where the world comes to party" stimmt wenigstens einmal. Denn eines muss man den Jungs und Mädels lassen - die Parties sind 1A... ;-)

Natürlich "muss" mann oder frau auch auf die Pisten, aber ob das nach dem umfangreichen Programm noch machbar ist, wage ich fast zu bezweifeln. Die Herrschaften haben nämlich ganz schön viel zu tun und ein wenig Schönheitsschlaf dazwischen sollte wohl auch noch sein... ;-)

Da ich mich in der LGBT-Szene (Lesbian-Gay-Bi&Transsexual) nicht so auskenne, sagen mir die Showacts auch nicht wirklich etwas - aber wozu habe ich einen guten Freund namens Google, der mir so einiges verrät... ;-)

Aber fangen wir einfach mal am ersten Tag - sprich den morgigen Samstag - an:

Um 9 Uhr abends beginnt der Event mit der alljährlichen Avalanche-Party zum fröhlichen kennen lernen. Die Party geht lt. Zeitplan bis um 4 Uhr morgens. (Oder auch nicht...)

Am Sonntag ist um 3 PM die erste Après Ski-Party, von 8 PM bis um 10 PM ist die Welcome Party, die dann nahtlos in den Welcome Dance übergeht.

Montag beginnt das dann sportliche Rahmenprogramm. Von 10 Uhr morgens bis 2 Uhr mittags findet das tägliche "Never Roam Alone Skiing" statt, damit niemand alleine seine Kurven schwingen muss. Die tägliche Après Ski-Party beginnt wieder um 3, um 6 gibt's Abendessen und die tägliche Party beginnt um 9. Wie wäre es mit einer Martini Party? Oder steht der Sinn doch eher nach einer Cowboy & Cowgirl Party, der Gender Bender Party oder Aruba Pool Party? Kein Problem, das gibt es alles - und weil ich nun niemanden mit dem ganzen Programm incl. weiterer sportlicher Aktivitäten langweilen möchte, findet man hier alles rund um die bunte Woche im sonst so langweilig weißen Schnee...

Nee, eines muss noch sein. Ein Liedchen - die diesjährige "Hymne" der Woche. Nun ja, die Geschmäcker sind verschieden. So oder so...;-)



27.01.2011, Donnerstagmorgen, trocken aber grau in grau bei plus 2 Grad

Wir schöpfen aus dem Vollen…

... auch wenn überhaupt nicht genug vorhanden ist...

Das Ausgabeverhalten des kleinen Bergdorfs namens Whistler werde ich als nicht-schwäbische Hausfrau wahrscheinlich niemals verstehen. Es wird von Seiten der "Resort Municipality of Whistler" (RMOW) nur so mit dem nicht vorhandenen Geld um sich geworfen.

An das Haushaltsdefizit erinnert sich der eine oder die andere sicherlich. Oft genug habe ich darüber geschrieben - und weil ich mich nur höchst ungern wiederhole, lasse ich es sein nochmals groß auszuholen.

Der Stadtrat ist nun hingegangen und hat seine ordentliche Sitzung um einen Tag verschoben. Normalerweise tagen die Herren (Damen sind keine dabei) an einem Dienstagabend - Zeit genug für die beiden lokalen Käseblättchen einen Bericht bis zur Deadline am Mittwochabend zu verfassen. Aber versch... lassen sich die Menschen der Reporterzunft dennoch nicht, haben an der Sitzung teilgenommen und den Bericht in die Online-Ausgabe gestellt. Diese hat nun einmal keinen Druckschluss. Es lebe die moderne Technik! ;-)

Anyway, der Stadtrat der RMOW hat beschlossen, dass in den kommenden fünf Jahren 4.826.476$ in den Fuhrpark investiert werden. Pro Jahr wird also rund eine Million Dollar für neue Fahrzeuge (Autos, Anhänger & Co.) ausgegeben. Wow! Das ist viel...

Nun, da frage ich mich, ob es in Zeiten knapper Kassen wirklich notwendig ist, soviel Geld für den Fuhrpark auszugeben, denn eine wirkliche Rostlaube habe ich mit einem Whistler-Logo darauf bisher nirgendwo gesehen. Warum dann also neue Fahrzeuge für die Angestellten? Denn eines muss ich einmal fest stellen: in unserer Strasse wohnen drei Mitarbeiter der RMOW. Alle fahren morgens mit einem/ihrem Truck zur Arbeit und kommen nachmittags mit diesem Gefährt wieder zurück. Alle tragen das Wappen auf den Türen. Ist ja schön für diejenigen einen Dienstwagen zu haben - muss der aber alle zwei Jahre erneuert werden? Denn: die neuen Fahrzeuge werden nun angeschafft, weil die "alten" Gurken jetzt noch einen halbwegs passablen Wiederverkaufswert haben. Nun, ich fahre meine Autos immer bis der TÜV uns scheidet. Praktischerweise gibt es hier keinen, man könnte seinen Wagen also fahren, bis er wirklich zusammenbricht. Aber das scheint für einen Mitarbeiter der RMOW wohl unter der Würde zu sein.

Da verwundert es einen auch nicht mehr, dass die RMOW pro Kopf und Jahr über 5.000 Dollar an Steuergeldern ausgibt. In Pemberton und Squamish ist man mit weit unter 1.000 Dollar dabei...- Na ja, Whistler war schon immer etwas größenwahnsinnig. Denn: es kann mir niemand erzählen, dass es einen Touristen stören würde, wenn das Fahrzeug des Straßenkehrers ein paar Rostflecken aufweist...

Eine Million Dollar p.a. für Neuanschaffungen im Fuhrpark - ich komme nicht darüber hinweg und freue mich jetzt schon auf den Sturm der Entrüstung und die vielen Leserbriefe, die folgen werden...



26.01.2011, Mittwochmorgen - es regnet in Strömen

Welches Bild haben die meisten von Kanada im Kopf?

Ganz viel Wald, ganz viele Flüsse und Seen, Berge, Ebenen, Bären, Wölfe, Coyoten, Lachse, Männer im karierten Holzfällerhemd, Ahornsirup, Indianer - oh pardon: First Nations (denen hier in Mount Currie ist es völlig schnuppe, wie sie genannt werden, Hauptsache man geht vernünftig miteinander um) - Lagerfeuer, Eisfischen, Eskimos, Ice Roads, große Steaks auf dem Grill, usw. usf. Oder?

Nun, ein paar Leute haben es tatsächlich gewagt etwas "typisch kanadisches" auf dem Green Lake zu machen - und bekamen direkt Besuch von den Ordnungshütern.

Es waren einmal drei Männer Ende Zwanzig aus Vancouver. Sie verbrachten ein paar Ferientage im kleinen Dorf Whistler und wollten die Natur genießen. Dazu nahmen sie einen Bohrer und ein paar Klappstühle mit auf den zugefrorenen Green Lake hinaus und gedachten ein paar Fische zu angeln. Der böse Anlieger, der ihnen das Abendmahl nicht gönnte, rief die "Concervation Officer" heran, die den nichtsahnenden Vancouverites Strafmandate in Höhe von 1,000 Dollar ausstellten. Die drei holden Jünglinge haben leider nicht gewusst, dass jegliches Angeln auf dem Green Lake vom 31. Dezember bis zum 31. März untersagt ist - dennoch hatten drei Forellen aus diesem sehr großen See ihr Leben lassen müssen. Denn auch das war alles andere als korrekt - jegliche Fische, die im Green Lake geangelt werden, müssen nachdem sie den Angelhaken verlassen haben, wieder in den See gesetzt werden. Nix da mit frischem Fisch aus Whistler. Jedenfalls nicht für die drei Männer aus Vancouver. Die Forellen wurden konfisziert und angeblich in den "exhibit lock-up" der Conservation Officer gebracht. Ich denke mal, das ist eine nette Umschreibung für den menschlichen Magen... ;-)

So, die Wasserbewohner haben wir nun abgehakt. Gehen wir in den Wald. Dort finden sich bekanntlich die Bären, wenn sie nicht gerade durch die Straßen ziehen...

Aufgrund des schlechten Wetters im vergangenen Jahr und entsprechenden Ernteausfällen für fleißige Beerensucher, ist davon auszugehen, dass die ersten männlichen Bären bereits Ende Februar aus ihren Höhlen kommen werden, um sich auf Nahrungssuche zu begeben. Das ist nicht ungewöhnlich - im Radio lief gestern die Meldung, dass der erste Schwarzbär in Squamish unterwegs sei. Nun, dort unten am Pazifik ist es relativ warm und Schnee liegt auch keiner. Sie finden also Nahrung...

Die weiblichen Bären bleiben aber noch für eine Weile in ihren Behausungen und kümmern sich um den frisch geschlüpften Nachwuchs. Bei "Lily" war es mal wieder soweit. Vor 4 Tagen ist mindestens ein Junges auf die Welt gekommen, das selbst von der großen Schwester "Hope" betreut wird. Hier findet man einen Live-Blick per Webcam in Lily's Zuhause - es wird erst ein kleiner Werbefilm eingeblendet, wenn man auf den Pfeil klickt. Es lohnt sich aber - die Bären sind zu putzig. Außerdem: Wer hat schon mal Bären nuckeln sehen?



25.01.2011, Dienstagmorgen, die Berge sind wolkenverhangen und ich kann dieses weiße Zeug da draußen nicht mehr sehen

Kanadier kauft "Canadian"!

Mal wieder etwas aus der Abteilung "Patriotismus" - diesbezüglich stehen die Canucks den US-Amerikanern in nichts nach. Im Gegenteil...

"Eat local, help a Canadian" ist die neue Devise, welche die Regierung ins Land erschallen lässt. Zukünftig soll ein kleiner Aufkleber mit einem roten Ahornblatt darauf (wie einfallsreich) die Einkaufsentscheidung vereinfachen und den Konsumenten weiter verdummen lassen. Denn, was ist bitteschön so schwer daran einfach mal auf die Packung zu schauen, um herauszufinden, wo das Produkt hergestellt wurde? Dass hier die meisten Konserven aus Asien kommen, ist Fakt. Vieles an Obst und Gemüse kommt entweder aus den USA, Mexiko oder einem südamerikanischen Land. Ich habe hier - bis auf meine Küchenfensterbank - noch keinen Avocadobaum gesehen und auch Ananas wachsen hier nicht. Aber wir sind ja auch nicht in Alaska... ;-)

Jetzt sollen aber Käse, Wurst, Kekse & Co. die in Kanada hergestellt wurden, diese extra-Auszeichnung bekommen. Nun, da frage ich mich, wie kanadisch das kanadische Produkt denn sein muss. Importierter Weizen aus den USA für die kanadischen Pancakes, Rohrzucker von irgendwoher, der die kanadischen Kekse süßt, Kaffeebohnen, die in Kanada geröstet aber ganz bestimmt nicht angebaut wurden, der "Fruit Smoothie" mit Mango, Papaya und Banane, hier gepresst aber mit importiertem Obst, und und und. Die Liste könnte ich ellenlang fortführen...

Denn: die Regierung hat dieses Programm nicht aufgelegt, um den kanadischen Farmern unter die Arme zu greifen - das wäre ja zu einfach. Die "Manufacturer" oder "Food Processors" hatten in den vergangenen zwei Jahren Umsatzrückgänge in Milliardenhöhe zu verzeichnen. 4 Milliarden um genau zu sein. Ja, das geht natürlich nicht! Da muss Abhilfe geschaffen werden - und zwar schnell. Die arme Lebensmittelindustrie... ;-)

Wie dem auch sei, die ersten Reaktionen auf die Kampagne sind durchweg positiv - die gedrillten Kanadier werden jetzt nach dem kanadischen Ahornblatt Ausschau halten, das Ganze wird vielleicht eine Woche oder zwei so sein und dann wird die Geschichte wieder im Sande verlaufen. Oder vielleicht doch nicht? Jedenfalls können die Hersteller von Aufklebern und Reklameschildern nun mit einem erhöhten Umsatz rechnen. Irgendeiner wird schon daran verdienen...

Wer mag, kann sich hier den Bericht ansehen. Die Kommentare sind auch wieder einmal lesenswert...



24.01.2011, Kurz am späten Montagmorgen

Langeweile?

Nee, die hat derzeit glaube ich niemand in meinem Umfeld. Ganz im Gegenteil. - Sollte es aber dennoch mal dazu kommen, man gerade kochendes Wasser zur Hand und -30 Grad vor der Tür hat, dann sollte man mal ein Experiment wagen, welches immer wieder für Staunen sorgt. Liebe Kinder aufgepasst - die Tante im Filmchen zeigt Euch mal was. Und weil sie nicht erklärt hat, warum und wieso das funktioniert, dann fragt doch einfach Euren Eltern, Lehrern oder der Maus ein Loch in den Bauch - das wird sie sicherlich höchst erfreuen... ;-)

Alles andere als erfreulich ist die Zunahme der Fälle der Kategorie Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Immer wieder fallen hier Leute auf Pseudo-Vermieter herein, die ihnen eine tolle Wohnung vermieten, Miete und Kaution abdrücken und der "Vermieter" damit über alle Berge flüchtet. Auch die Anrufe bei älteren Leuten, wo das Enkelkind angeblich in Schwierigkeiten ist und ganz dringend Geld benötigt, nehmen zu.

Aber die für mich absolute Krönung ist eine bestimmte Variante des Datendiebstahls von Kreditkarten. Im Fernsehen war ein Bericht darüber, wie einfach es ist an fremder Leute Kartenummern und Sicherheitscodes zu gelangen. Es wurde einfach ein bestimmtes Lesegerät in ein Täschchen gepackt, dieses hielt man unbemerkt an Tasche oder Jacke des potentiellen Opfers und schwuppdiwupp konnte man die Zahlen sehen. Leider ist der komplette Bericht nicht online - wahrscheinlich gäbe es sonst zu viele Nachahmer - dennoch sind hier zwei Fotos zu sehen. Also aufgepasst, wenn sich jemand mit einem kleinen schwarzen Täschchen nähert... ;-)

Ein Diebstahl der anderen Art ereignete sich gestern auf dem Inselchen. Es handelte sich um Mundraub. Da wurden doch gestern leckere Rinderrouladen zubereitet, sogar mehr als eigentlich Personen am Tisch saßen - nur, damit man dem Gast des Abends noch ein Essen für den nächsten Tag mitgeben konnte. Dummerweise haben die Gastgeber die Rechnung ohne Willy gemacht, der die Roulade stibitzte. Nach langer Suche fand sich eine halb vertilgte Roulade hinter der Kaffeemaschine, die andere Hälfte muss im Magen gelandet sein. Böser Willy! ;-)





Familie Ellen & Simon Märkle

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