La Palma Aktuell
Kalenderblatt für den November 2005



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Wetter:

Dieser November wurde überwiegend von andauerndem Hochdruck bestimmt, bis auf den 28. November erreichte uns kein Tiefausläufer aus Nordwest. Dem entsprechend niedrig sind aus die Niederschlagsmengen hier auf der Westseite ausgefallen, 63 Millimeter, bereits inklusive Tropensturm "Delta", sind nicht viel für einen November. - Wie jedes Mal an dieser Stelle weise ich auch jetzt wieder darauf hin, dass die Niederschlagsmengen auf der Insel sehr unterschiedlich ausfallen und ich nur die Werte nennen kann, die ich hier, Aridanetal, 510 Meter Höhe messen kann. - Allerdings war der Oktober bereits sehr nass, es gibt also in diesem Winter bislang überhaupt keine Wasserprobleme, alles im grünen Bereich.

Die Temperaturen sanken Mitte des Monats auf ein Minimum von 10 Grad nachts ab, bei Hochdruck und sternenklarem Himmel können solche tiefen Temperaturen auch bei uns in den mittleren Lagen auftreten. Meist geht aber dann tagsüber, dank der Sonneneinstrahlung die Temperatur wieder über die so wichtig 20 Grad Marke. Der wärmste Tag war der 9. November mit einem Spitzenwert von 30 Grad, meist pendelte sich aber der mittlere Tageswert um die 20 Grad herum ein. Mitte November bescherte und ein Kaltlufttropfen, welcher auf Höhentief genannt wird plötzlichen Regen. Kein Meteorologe mag dieses Phänomen, sind doch Vorhersagen, ob und wo und wann es regnen wird, schier unmöglich. Ein Kaltlufttropfen, spanisch "Gota fría", lässt sich nicht am Bodendruck feststellen, es ist ein Tief, welches nur in den oberen Luftschichten messbar und wirksam ist. So kann der Bodendruck weiter bei 1020 Hektopascal liegen, also hoch, weil sich über den Hochdruck ein Tief geschoben hat, welches keinen Einfluss auf die unteren Luftschichten nimmt. Allerdings kann es durch das Hoch "hindurchregnen", typisch dafür sind große kalte Regentropfen, die in ganz kurzer Zeit sehr viel Niederschlag sehr regional lassen können. Vor ein par Jahren, ich weiß es nicht mehr genau, fielen so nahe der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife ganz lokal 170 Millimeter Regen in nur zwei Stunden, was zu enormen Überschwemmungen und Erdrutschen geführt hat. - Wetter findet nicht nur nebeneinander, sondern auch noch übereinander statt.

Man kann das Novemberwetter nicht ohne Delta beschließen, es soll der erste Tropensturm, also fast Hurrikan sein, welcher die kanarischen Insel erreicht hat. Das will ich Nörgler nicht einfach so pauschal stehen lassen. Einmal hat uns glücklicherweise Delta nicht frontal getroffen, der "harte Kern" ist nördlich an uns vorbeigezogen, das erklärt die geringen Niederschlagsmengen. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es ausgesehen hätte, mit dem starken Wind auch noch heftigen Regen, der zu Erdrutschen und Überschwemmungen geführt hätte, so müssen wir "nur" die Sturmschäden beklagen. - Eigentlich ist jedes Tief welches uns im Winter erreicht ein Tropensturm, denn dort im warmen Wasser des Golfes von Mexiko entstehen diese starken Tiefdruckgebiete. Im "Normalfall" wandern diese Regengebiete aber viel schneller nach Norden, verlieren durch das kalte Wasser rasch an Energie und erreichen uns später als blasse Ausläufer aus Nordwesten, wenn das Azorenhoch es überhaupt zulässt, dass uns solche Ausläufer streifen.

Delta war aber ein Vagabund, der sich nicht an vorgeschriebene Wege hielt und schon wochenlang westlich der Kanaren ziemlich unmotiviert auf dem Atlantik Kreise drehte. Anstatt sich vom großen Azorenhoch in den Norden verfrachten zu lassen, versuchte Delta südlich des Hochdrucks gen Osten zu gelangen. Oft verdursten solche Vagabunden irgendwann, weil ihnen die Energie ausgeht, aber das Wasser war noch warm genug, um Delta immer wieder am Leben zu halten. Ich will mich nicht so weit auf den Atlantik hinauslehnen und behaupten, das sei eine Folge des Klimawandels, dieses Thema ist viel zu komplex um damit den Lauf "Deltas" zu erklären. - Der nächste Vagabund, "Epsilon" ist übrigens auch schon wieder unterwegs, zeigt aber bereits klare Tendenzen Richtung Nordost und wird wohl westlich der Azoren den 40. Breitengrad überqueren und damit sein Schicksal bestimmen, dort ist das Wasser viel zu kalt um einen tropischen Sturm am Leben zu erhalten. Also keine Gefahr für uns. Das "National Hurricane Center", gibt allerbeste Vorhersagen über den Zug der Tropenstürme und hat im Übrigen den Verlauf "Deltas" fast auf die Stunde genau vorhergesagt. Chapeau!

Noch ein Wort dazu, warum bei uns anscheinend leichte Stürme so viel Schaden verursachen können. Über Windgeschwindigkeiten von z.B. 85 Stundenkilometer lacht doch jeder echte Friese und bei uns fallen dann die Strommasten um. Das Landschaftsrelief, also die Orographie der Inseln verändern abrupt die Richtung des Windes und lassen auf den Wind abgewandten Seiten Fallwinde entstehen, die oft die doppelte Geschwindigkeit erreichen können als der Sturm an sich hat. Da entstehen Windkanäle und Düsen, die je nach Windrichtung urplötzlich ganz starke Böen entstehen lassen, völlig unvorhersehbar und blitzgefährlich. Die nachfolgende Tabelle gibt einen guten Überblick über die gemessenen Windgeschwindigkeiten von Delta auf den kanarischen Inseln. (Quelle, nationales meteorologisches Institut "INM")

Windstärken auf den Kanaren während des Tropensturms Delta




Tourismus:

Der November ist ein traditionell guter Monat für La Palma, die Zahl der "Dunkelflüchtlinge" aus Mitteleuropa sorgt für entspannte Laune bei den Tourismusabhängigen. In den Restaurants ist wieder mehr los, die Autoverleiher jammern mal nicht und an den Ankunftstagen könnte man im San Martín in El Paso ruhig Deutsch als zwei Verkehrssprache einführen. Es war viel los und auch die vielen "Überwinterer sind wieder da. Das treibt den Altersdurchschnitt bei den Gästen der Insel gewaltig in die Höhe und manchmal hat man das europäische demographische Problem deutlich vor Augen. Das war nicht wertend gemeint, gehöre ich doch dem geburtenstärksten Jahrgang überhaupt an und in gar nicht so vielen Jahren gehöre ich auch zu diesem Problem.

Der neue Wochenrhythmus, jeden Tag Charterflieger aus Mitteleuropa, bringt Vorteile für die Gäste, das ist ganz klar. Für die Insel selber muss man mehrere Faktoren im Auge behalten. Der normale Zeitablauf eines Urlaubes, ein, zwei oder drei Wochen ist jetzt außer Kraft gesetzt, man kann jeden Wochentag zu uns kommen und so 9 oder 13 oder 17 Tage bei uns Urlaub machen, alles ist möglich. Das bringt für die Hotel und Ferienhausbranche aber auch Auslastungsprobleme mit sich, es entstehen immer häufiger kleine Lücken, die nicht zu füllen sind, für 3 oder 5 Tage macht es nun wirklich keinen Sinn über 4.000 Kilometer weit zu fliegen. Allerdings freuen sich viele Hausbesitzer auch darüber, immer mal wieder ein paar Tage eine Lücke zu haben um dringende Arbeiten erledigen zu können und nicht zwischen einem Gastwechsel am gleichen Tag nur Zeit für das Notwendigste zu haben.

Wichtig wird sein, ob diese Möglichkeiten die Aufenthaltsdauer der Gäste positiv oder negativ beeinflussen werden. Mal ganz nüchtern ausgedrückt, ja länger ein Gast auf der Insel ist, umso effizienter wird er für uns, An und Abreise machen die Arbeit. Die Frage ist, bleiben jetzt Gäste, die sonst nur eine Woche bei uns wären 10 Tage, oder reisen die "Zweiwöchler" nun schon nach 10 Tagen wieder ab. Es wird spannend, ob diese neuen Verbindungen den Trend zu immer kürzeren Aufenthaltsdauern bremsen oder gar umkehren können. Ein Positives konnte ich aber schon in diesem kurzen Zeitraum bemerken, es ist nicht mehr so häufig Nachtschicht. Als es noch keine Möglichkeit gab, uns per Charter am Wochenende zu erreichen, flogen viele Gäste über Tenerife oder Gran Canaria zu uns und landeten dann mit der letzten innerinsularen Verbindung gegen 21:00 Uhr auf La Palma. Das bedeutete für die im Tourismus beschäftigten dann keinen Feierabend vor 22:30 Uhr. Ganz heftig waren auch die Fährankünfte, da kamen die Gäste oft nicht vor 23:00 Uhr aus dem Hafen raus und bis die Leute dann im Haus sind, ist es Mitternacht und bis dann der Reiseleiter im Bett ist noch später.

Ganz interessant die Bewegungen der einzelnen Passagieraufkommen nach Herkunftsflughäfen. Ich werde diese Statistiktabellen fortführen, dann sieht man auch später wieder im Jahr den Wechsel zum internationalen Tourismus. Ein ganz strittiger Punkt ist immer, wie viele der Passagiere in den innerkanarischen Flügen sind "Touristen" und wie viele sind notwendige Flüge weil man auf einer anderen Insel etwas zu erledigen hat. Die Inselregierung gibt an, dass 30% aller Reisenden in den Maschinen Touristen sind. Diese Zahl ist, außer vielleicht in den beiden traditionellen Urlaubsmonaten Juli und August viel zu hoch angesetzt. Ich gehe nach meiner Erfahrung davon aus, dass in den anderen Monaten nicht mal 10% der Reisenden echte Touristen sind.



Innerkanarische Flüge

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Abflughafen Sep 2004 Sep 2005 Saldo Okt 2004 Okt 2005 Saldo
Tenerife Nord 42.646 49.802 + 7.156 46.825 49.163 + 2.338
Gran Canaria 9.255 11.879 + 2.624 7.087 9,191 + 2.104
Lanzarote 2.195 1.944 - 251 917 56 - 861
El Hierro 651 718 + 67 342 297 - 45
Tenerife Süd 530 447 - 83 620 784 + 164
Fuerteventura 71 863 + 792 70 656 + 586
Summen 59.348 65.653 + 6.305 55.861 60.147 + 4.286

Der interinsulare Flugverkehr wächst weiter, aber nicht mehr so schnell.


Flüge vom spanischen Festland

Abflughafen Sep 2004 Sep 2005 Saldo Okt 2004 Okt 2005 Saldo
Madrid Barajas 11.195 10.562 - 633 6.319 7.212 + 893
Barcelona 2.005 1.807 - 198 0 0 0
Bilbao 1.005 753 - 252 0 0 0
Summen 14.205 13.122 - 1.083 6.319 7.212 + 893

Kein Charter mehr vom spanischen Festland, nur noch die Iberia aus Madrid


Flüge aus Mitteleuropa

Abflughafen Sep 2004 Sep 2005 Saldo Okt 2004 Okt 2005 Saldo
Düsseldorf 2.786 2.065 - 721 2.730 2.205 - 525
München 2.387 1.679 - 708 1.995 1.362 - 633
Amsterdam 1.595 2.480 + 885 2.950 3.308 + 358
Frankfurt 2.589 1.851 - 738 2.138 1.924 - 214
Hamburg 1.322 447 - 875 1.382 455 -927
Brüssel 756 791 + 35 1.127 766 - 361
Berlin 750 823 + 73 644 795 + 151
Stuttgart 641 1.292 + 622 674 1.328 + 654
Münster 670 473 - 197 404 482 + 78
Hannover 0 493 + 493 0 518 + 518
Mailand 193 386 + 193 0 272 + 272
Nürnberg 0 1.349 + 1.349 0 1.451 + 1.451
Leipzig 0 585 + 585 0 638 + 638
Summen 13.689 14.714 + 1.025 14.044 15.504 + 1.460

Ein solider Aufwärtstrend, zeigt aber auch wieder unser Vermögen als kleines touristusches Licht, eine Zunahme von 1.460 Passagieren gleich als ein dickes Plus von 10% betiteln können. In der Statistik von Tenerife würden diese Zahlen gar nicht auffallen.

Jede Statistik hat ihre Fehlerquote, die Zahlen stammen jedoch von der staatlichen Flughafenbetreibergesellschaft "AENA".



Gastronomie:

Restaurante La Charquita besucht von Sabine & Michael Heck im Oktober 2005

La Charquita ist ein kleines Restaurant im Ortsteil La Punta, welcher zu Tijarafe gehört. Um dorthin zu gelangen muss man den Barranco de las Angustias durchqueren, auf der Straße natürlich. Kurz hinter dem Mirador El Time befindet sich bereits La Punta. Man fährt auf der Hauptstraße in Richtung Tijarafe und lässt die links kommende Abfahrt nach La Punta an sich vorbeiziehen. Auch das nächste Schild "Bar La Punta" ist hier nicht von Interesse. Wenn man dieses passiert hat, kann man allerdings schon etwas langsamer machen. Nur einen kurzen Augenblick später kommt links liegend ein kleine Kirche. Nun ist man schon da, merkt es aber meistens nicht. Das Restaurant liegt nämlich auf der rechten Seite eine kleine Anhöhe hinauf, und ist von der Straße aus nicht gut zu sehen.

In einem kleinen Garten stehen diverse Tische bereit. Auf der Terrasse gibt es zusätzlich noch kleine Heizstrahler für etwas kältere Temperaturen. Natürlich kann man auch drinnen sitzen, aber es ist klein, dadurch sitzt man etwas beengt und es wirkt nicht so gemütlich. Für ein kleines Restaurant gibt es dafür aber eine große Speisekarte. Es ist eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei. Das Außergewöhnliche sind jedoch die Fondues. Wir haben uns also an das Fondue gewagt. Wie beim Fondueessen üblich sollte man etwas Zeit mitbringen. Wir haben ein ordinäres Fleischfondue und ein Fleischfondue mit Gemüse genommen. Wir bekamen also Rumpsteak, Schweinefilet, Hähnchenbrust, Mohrrüben, Auberginen und Zucchini Für Die Zubereitung haben wir uns zwei Fonduetöpfe geben lassen. Einen ganz "normalen" mit Öl, und dann einen zweiten Fonduetopf gefüllt mit einem Rotweinsud und einer Kräutermischung, der 3,-€ extra kostet. Ferner empfiehlt sich ein Stange Brot als Ablenkungstherapie für die Garzeit des Fleisches und als Bindemittel für die Soßen. Als Soßen gab es dazu eine Pfeffersoße, eine Currysoße, eine Chilisoße, eine Cocktailsoße, Knoblauchcreme und Tsatsiki. Wenn man nun ein Stück Fleisch kross haben möchte, nimmt man den Topf mit dem Öl, wo hingegen im Topf mit dem Rotweinsud das Fleisch zart wird und einen besonderen Geschmack bekommt. Sehr lecker empfanden wir die Chilisoße, die mit Honig angemacht ist und daher nicht so scharf wie der Name es vermuten lässt. Ebenso die Pfeffersoße, die ist aber scharf, und die Currysoße. Die Cocktailsoße ist auch nicht schlecht, passt aber wohl eher zu einem Fischfondue. Man ahnt es schon, das steht natürlich auch auf der Speisekarte. Insgesamt gibt es im Restaurant La Charquita 19 verschiedene Möglichkeiten sich mit spitzen Gegenständen im Fonduetopf gegenseitig das Essen zu klauen. Denn mal ehrlich; Fondue macht erst dann Spaß, wenn mindestens Zwei sich um einen Topf scharen. Unsere Fondues haben übrigens pro Person 14,80 € gekostet. Es gibt auch preiswertere Varianten des Essens, aber man gönnt sich ja sonst nichts, gell. Man isst nicht jeden Tag Fondue und mit dem Spaßfaktor ist das Preis-Leistungs-Verhältnis auch in Ordnung.



Neunter Teil der Diplomarbeit von Lars Gerhardts.

Alle Graphiken und Photos und auch der Text unterliegen dem Copyright von Lars Gerhardts. Ich musste einige Graphiken in Größe und Format ändern um diese für die Seite passend zu machen.

3 Optionen einer nachhaltigen Tourismusentwicklung auf La Palma

3.5 Marketingstrategie
3.5.1 Entwicklungs- und Kundenstrategien
3.5.2 Konkurrenz- und Positionierungsstrategien


In einem immer stärker expandierenden touristischen Markt kommt dem Marketing der Destination eine entscheidende Bedeutung zu.
Frühere Vermarktungsstrategien orientierten sich vorwiegend am Massenmarkt und zielten darauf ab, den gesamten Markt vollständig zu erreichen und so möglichst viele Kunden anzusprechen, um damit möglichst hohe Absatzzahlen und Marktanteile zu realisieren. Dies geschah mit Hilfe undifferenzierter Produktpositionierung und Werbung vorzugsweise in Massenmedien mit hoher Reichweite. Diese Strategie konnte ohne aufwändige Marktforschung praktiziert werden, brachte Kostenvorteile mit sich und führte meist zu einem gewissen wirtschaftlichen Erfolg.
Der Nachteil dieses Vorgehens liegt jedoch darin, dass erstens die zur Verfügung stehenden Werbemittel ineffizient eingesetzt werden, da man sich an eine zu umfangreiche Zielgruppe wendet.
Zweitens lässt diese Art des Marketings ein klares Profil vermissen, was die Abgrenzung zu anderen Anbietern, welche dieselbe Strategie verfolgen und mit ähnlichem Leistungsangebot in den Markt drängen, erschwert. Damit werden letztendlich die Ziele untereinander austauschbar gemacht, da kein Anbieter mangels entsprechender Kenntnisse der Zielgruppe auf die genauen Kundenbedürfnisse einzugehen vermag.
Drittens richtet sich die Reiseentscheidung bei diesem Vorgehen in erster Linie nach dem günstigsten Preis, was zu einem Preiskampf und einer Schmälerung der Gewinnspannen entlang der touristischen Dienstleistungskette führt.
Viertens lässt sich beobachten, dass der moderne Tourist über eine wesentlich gesteigerte Reiseerfahrung verfügt und sich damit der Tourismusmarkt von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt weiterentwickelt hat (vgl. FREYER 1999, S. 363 ff.).

Daher ist es bei den heutigen Umständen und Verhältnissen sinnvoller, im Destinationsmarketing einen integrativen Strategieansatz zu verfolgen (vgl. FREYER 1999, S. 361 f.).
Bei diesem differenzierten Marketingansatz beschränkt sich sowohl die Abstimmung des angebotenen Produkts als auch dessen Platzierung im Markt auf Teilbereiche des Gesamtmarkts.
Dieses Verfahren setzt jedoch sowohl einen höheren finanziellen Aufwand als auch entsprechende Organisation und Kompetenz im Marketingbereich voraus. Gleichzeitig muss angemerkt werden, dass sich Teilmärkte in der Regel instabiler verhalten als Gesamtmärkte, sodass Risiken für den Fall entstehen können, dass das anvisierte Marktsegment zu klein bzw. eingeschränkt gewählt wird.
Dieses Vorgehen bietet jedoch den Vorteil, dass es aufgrund der relativ genauen Kenntnis der Zielgruppe möglich wird, auf deren Bedürfnisse einzugehen und Kundenwünsche differenzierter zu erfüllen.
Daneben wird bei diesem Vorgehen der Preiswettbewerb in einen Qualitätswettbewerb umgekehrt, was schließlich zur Realisierung überdurchschnittlicher Preisspielräume seitens der Anbieter von touristischen Dienstleistungen im Zielgebiet führt.
Die entsprechende Ausdifferenzierung der in Frage kommenden Marktsegmente geschieht im Rahmen der Strategieentwicklung.

Das Strategie-Mix wird dabei aus verschiedenen Modulen mit unterschiedlicher Gewichtung zusammengesetzt und bildet unter Einbeziehung der zuvor festgelegten Marketingziele die Gesamtstrategie im Destinationsmarketing.
Im Tourismusmarketing lassen sich vier verschiedene Module bilden:

- Entwicklungsstrategien
- Kundenstrategien
- Konkurrenzstrategien
- Positionierungsstrategien

3.5.1 Entwicklungs- und Kundenstrategien

Zunächst sollte im Rahmen der Strategieentwicklung die generelle Entwicklungsrichtung festgelegt werden und damit das gewollte Volumen des künftigen Tourismusmarktes auf La Palma. Hierbei bieten sich nach FREYER (1999, S. 373 f.) drei in Frage kommende Strategien an.
Erstens die Wachstumsstrategie, die darauf abzielt, das vorhandene touristische Volumen zukünftig sowohl quantitativ als auch qualitativ zu steigern.
Eine zweite Option bildet die Bewahrungsstrategie, die Kapazitätsgrenzen setzt und oft mit qualitativen Verbesserungen verbunden ist.
Die dritte Option besteht in einer Schrumpfungsstrategie, die eine Angebotsverknappung und damit steigende Preise und Gewinnspannen zum Ziel hat.
Im Bezug auf die Entwicklungsstrategie wurde auf La Palma im Sommer 2004 mit der Verabschiedung des Plan territorial especial (PTE) bereits eine wichtige Weichenstellung vorgenommen.
Die Bettenkapazität auf der Insel wurde im Rahmen des PTE auf 25.500 über die nächsten 20 Jahre begrenzt. Damit positioniert sich die Inselverwaltung zwischen der Wachstums- und Bewahrungsstrategie insofern, als zwar eine Kapazitätsgrenze implementiert wurde, jedoch das anvisierte Ziel immerhin eine Verdoppelung der gegenwärtigen (gemeldeten und nicht gemeldeten) Bettenkapazität bedeuten würde.
In Betracht der gegenwärtigen Bettenauslastung, die lediglich in den Monaten Juli und August sowie zu Weihnachten und zu Ostern Spitzenwerte um etwa 70% erreicht, kann jedoch nur dazu geraten werden, die 25.500 Betten als absolute Obergrenze anzusehen und zunächst eine mehr auf Stabilisierung ausgerichtete Strategie zu verfolgen.
Angesichts der in der Angebotsanalyse deutlich gewordenen qualitativen Rückstände scheint es in der gegenwärtigen Situation eher opportun, Wachstum qualitativ aufzufassen und die Qualitätsstandards im Beherbergungssektor deutlich zu erhöhen. Dies könnte zum Beispiel durch finanzielle Anreize zur Modernisierung der Häuser, wie zinsgünstige staatliche Kredite, geschehen. Damit würden Qualitätsrückstände gegenüber konkurrierenden Destinationen behoben und gleichzeitig das negative Preis-/Qualitätsverhältnis auf der Insel in Richtung Qualität verschoben. Dies würde eine bedeutende Grundlage für die spätere Positionierungsstrategie liefern.

Ein zweites Aufgabenfeld der Entwicklungsstrategie besteht in der Bestimmung der Markt -und Geschäftsfelder (vgl. FREYER 1999, S. 377 ff.). Dabei ist zu überprüfen, ob zukünftig

- Die Marktdurchdringung verbessert werden sollte, also Produkte und Zielgruppen gleich bleiben und der zur Verfügung stehende Markt mit intensiveren Marketingmethoden bearbeitet werden sollte.

- Eine Marktentwicklung stattfinden sollte, d.h. mit dem gleichen Angebot andere Zielgruppen erschlossen werden können.

- Eine Produktentwicklung sinnvoll ist, also mit einer veränderten Produktpolitik die bisherige Zielgruppe besser erreicht werden kann.

- Eine Diversifikationsstrategie opportun scheint, die die beiden zuvor genannten Strategien verbindet und versucht, mit neuen Produkten neue Zielgruppen zu erschließen.

Aktuell wird seitens der Inselverwaltung überwiegend eine Marktentwicklung betrieben, bei der versucht wird, mit gezielten Werbekampagnen neue geographische Marktsegmente in Europa für die Insel zu erschließen.
Es bestehen jedoch auch Pläne zur zukünftigen Schaffung neuer Angebote innerhalb der Produktlinie Gesundheit, Sport und Natur - z.B. Golfplätze und Yachthäfen - die darauf abzielen, neue Zielgruppen für die Insel zu gewinnen, was für eine Diversifikationsstrategie spricht.
Gleichzeitig werden auch bestimmte Märkte - aktuell vor allem der Spanische - intensiver bearbeitet, um die Marktdurchdringung zu verbessern und die vorhandenen Kundenpotentiale besser auszuschöpfen.

Im Hinblick auf die Attraktionen der Insel erscheint die Diversifikationsstrategie für La Palma am ehesten opportun. Die Insel La Palma verfügt mit ihren natürlichen Angebotsfaktoren, ihrer überdurchschnittlichen Umweltqualität, dem ganzjährig milden Klima und den hervorragenden Wandermöglichkeiten für die Produktlinie Gesundheit, Sport und Natur über beste Voraussetzungen für eine Produktspezialisierung auf diesem Sektor.

Ziel sollte es hierbei sein, innerhalb der Produktlinie Gesundheit, Natur und Sport den Angebotsumfang z.B. um Wellnessangebote oder weitere Wander- und Sportangebote und die Angebotsqualität z.B. um qualitativ bessere Beherbergungsangebote zu erweitern, um so neue geographische Märkte und spezielle Zielgruppen für die Insel zu gewinnen.
Mit diesem Verfahren könnten aktuelle Trends wie die Diversifikation der Urlauberansprüche, die gesteigerte Erwartungshaltung, das gestiegene Qualitätsbewusstsein sowie das größere Interesse an Gesundheitsurlaub am effektivsten für die Insel genutzt werden. Gleichzeitig würde eine Abhängigkeit von einer bestimmten Zielgruppe vermieden.
Die Gefahren einer solchen Abhängigkeit von einer einzelnen Zielgruppe bzw. einem einzelnen geographischen Marktsegment zeigen sich aktuell am Rückgang der Zahlen deutscher Urlauber und den damit verbundenen Auslastungsproblemen auf der Insel.

Mit dem Wandel von einem Produzenten- zu einem Konsumentenmarkt gewinnt die genaue Kenntnis der Zielgruppen eines Produkts überdies eine immer größere Bedeutung. Diese Analyse und Differenzierung der Zielgruppen ist über Marktforschungsinstrumente zu realisieren.
Eine Segmentierung kann erfolgen als eine sozidemographische Segmentierung, als eine Segmentierung nach dem Reiseverhalten und als eine psychographische Segmentierung. Die Segmentierung erlaubt dem Marketing, eine Zielgruppe am genausten und effektivsten anzusprechen.
Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die Segmentierung weder zu gering noch zu detailliert ausfällt. Eine zu geringe Segmentierung grenzt die Zielgruppe nicht scharf genug ab und führt so zu einem uneffektiven Mitteleinsatz und einer unscharfen Ansprache der Zielgruppe. Eine zu detaillierte Segmentierung kann dazu führen, dass die Zielgruppe entweder verfehlt wird, zu klein ausfällt oder sich mit der Zeit verändert und eventuell auflöst. Eine weitere Option ist die Segmentierung nach Lebensphasen, bei der sich die Zielgruppen über Alter und Familienstand des Reisenden definieren und mit der es bei Abdeckung der Reisebedürfnisse aller Zielgruppen möglich ist, eine lebenslange Stammkundschaft aufzubauen

Es bestehen drei verschiedene Strategiemodelle für diesen Bereich (vgl. FREYER 1999, S. 391 f.).
Erstens die Markt- bzw. Zielgruppendurchdringung, bei der versucht wird, einen höheren Anteil an den bestehenden Zielgruppen als Kunden zu gewinnen.
Zweitens die Strategie der Markt- bzw. Zielgruppenentwicklung, welche die Gewinnung neuer Zielgruppen mit dem bisherigen Angebot anstrebt.
Die dritte Option bildet die Diversifikationsstrategie, bei der versucht wird, mit einer veränderten Angebotspalette neue Zielgruppen zu gewinnen.

Auch in diesem Bereich empfiehlt sich auf La Palma eine Diversifikationsstrategie.
Mittels einer Ausweitung des Angebots im Bereich der Produktlinie Gesundheit, Sport und Natur sollte es möglich sein, weitere Zielgruppen anzusprechen. So könnten zum Beispiel durch Fun- und Wassersportangebote jüngere Reisende auf die Insel geholt werden oder es könnte mit der Schaffung von Segel- oder Golfsportangeboten eine gehobene Klientel für die Insel gewonnen werden.
Daneben erscheint es ebenfalls denkbar, mittels geeigneter Instrumente Unterschiede im Reiseverhalten zwischen einzelnen geographischen Quellmärkten aufzudecken und so auf spezielle Bedürfnisse einzelner Nationalitäten besser einzugehen. So könnte auch im Bereich der Quellmärkte ein größeres Zielgruppenspektrum abgedeckt werden. In diesem Zusammenhang bietet auch das Modell der Lebensphasensegmentierung eine interessante Option für die Insel La Palma. Legt man zugrunde, dass das erlernte Reiseverhalten einer Person ein ganzes Leben lang mitgenommen wird, scheint es auch aus diesem Grunde sinnvoll, das Angebot für Familien mit Kindern bzw. junge Leute auszuweiten. Damit könnte das Stammkundenpotential der Insel so ausgebaut werden, dass Gäste, die La Palma schon in jungen Jahren positiv erlebt haben, mit einer großen Wahrscheinlichkeit die Insel im Laufe ihres Lebens wieder besuchen werden.

3.5.2 Konkurrenz- und Positionierungsstrategien

Mithilfe der Konkurrenzstrategie soll die eigene Position als touristische Destination gegenüber der Konkurrenz bestimmt werden.
Hierbei sind zwei Strategien denkbar (vgl. FREYER 1999, S. 387):
Zum einen die Strategie der Qualitätsführerschaft bzw. der Präferenz-Strategie, die greift, sofern die Destination über einen qualitativen Leistungsvorsprung gegenüber der Konkurrenz verfügt.
Zum anderen die Strategie der Kostenführerschaft bzw. Preis-Mengen-Strategie, die sinnvoll ist, wenn Kostenvorteile bestehen und der Kampf um Marktanteile vorwiegend über den Preis geführt werden soll.

Die aktuelle Situation auf La Palma ist geprägt von starken Präferenz bildenden Eigenschaften im Bereich der natürlichen Attraktivitätsfaktoren, die sicherlich für einen Großteil der Besucher den Hauptgrund der Entscheidung für das Ziel La Palma bilden. Gleichzeitig liegt die Angebotsqualität im abgeleiteten Angebot unterhalb des Durchschnitts, wozu relativ hohe Preise in der Hotellerie und bei der Anreise kommen. Infolge des überdurchschnittlichen natürlichen Angebots ist davon auszugehen, dass für Gäste der Insel La Palma nicht der Reisepreis, sondern die Qualität des natürlichen Angebots im Vordergrund steht. Daher kann sich die Insel durchaus ein etwas höheres Preisniveau erlauben, als dies bei der Konkurrenz der Fall ist.
Im Bereich des natürlichen Angebots erscheint daher eine Positionierung im Rahmen der Qualitätsführerschaft denkbar, die allerdings allein keine starke Marktposition sichern kann, da der reiseerfahrene Tourist in Zukunft mehr erwartet als nur schöne Landschaften.
Aus diesem Grunde scheint es dringend angeraten, die Qualität des übrigen touristischen Angebots entsprechend zu steigern, um letztendlich eine starke Qualitätsstrategie in Zusammenhang mit der Etablierung eines entsprechenden Images am Markt aufzubauen. Damit würde noch mehr, als dies bereits jetzt der Fall ist, eine zahlungskräftige Zielgruppe angesprochen, für welche die Marke und die Qualität vor preislichen Überlegungen steht. Diese Strategie setzt zwar entsprechende Investitionen vor allem im Bereich der Serviceund Kommunikationspolitik sowie der Infrastruktur voraus, führt allerdings langfristig zu einer gefestigten Marktposition mit überdurchschnittlichen Ertragschancen (vgl. FREYER 1999, S. 401).

Eine Positionierung im Bereich der Kostenführerschaft scheint für die Insel aus zweierlei Gründen ausgeschlossen. Zum einen steht hier das relativ hohe Preisniveau vor allem im Bereich der Hotellerie und bei der Anreise entgegen. Zum anderen führt diese Strategie zu Massenankünften, welche die infrastrukturelle Tragfähigkeit der Insel überlasten und gleichzeitig die strategische Erfolgsposition La Palmas konterkarieren würden.


Familie Ellen & Simon Märkle

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