La Palma Aktuell   Nachrichtenarchiv September 2014

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Dienstag 30.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 24,1 Grad - niedrigste Temperatur 18,7 Grad

Unsere Stadt soll sauberer werden
Bürgerbeteiligung und/oder sozialer Druck

Warum vor der eigenen Haustüre kehren, wenn man doch über den Dreck vor der anderen Türe meckern kann. - Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da waren die Straßen vormittags mit in Bademäntel gekleideten Hausfrauen vielfach bestückt, und mit meist stakkatoartigen Besenhieben ging man gegen das vom Wind hergebrachte Laub vom Vortag an, oder eben den Staub der vergangenen Stunden. - Die handgemachten Besen aus Palmwedel ließen kaum eine andere Art des Fegens zu, (der nimmt sonst nichts weg, würden schwäbische Spezialistinnen erklären) und man konnte wunderbar beobachten, wer denn der Hausfrauen nur ostentativ den Besen schwang, um eben dabei zu sein, oder wer eben dieses Ding als Maschinengewehr der Reinlichkeit benutzte. - Heute gibt es Kehrmaschinen, oder eben bezahlte Straßenfeger, und nur noch wenige Morgenmäntel bekommt man nun zu sehen, es sei denn, der Brotwagen fährt durch und verteilt sein Gebäck, oder der seine Ware aussingende Fischwagen hält an und lockt so eine Gruppe von Morgenmänteln auf die Straße. - Seit dem wir nicht mehr selber fegen, meckern wir herum, dass nicht ordentlich gefegt wird, und es ist ein immerwährender Aufreger, wie schmutzig denn diese oder jene Gegend oder Gemeinde sei, obwohl sich die allermeisten Denunzianten gar nicht wirklich darüber im Klaren sind, dass die Gemeinden ja nicht den Schmutz auf die Straßen bringen, oder die Bäume schütteln, damit das Laub abfällt, sondern die Gemeindearbeiter die Straßen so gut wie möglich sauber machen, aber nicht jeden Moment überall sein können. - Da wird auch viel aus politischen Gründen gemeckert, kaum eine Gemeinde in der nicht die Frage der Sauberkeit der Stadt reichlich Nahrung für oppositionelle Presseerklärungen wäre, und immer heißt es, die Stadt oder Gemeinde wäre so schmutzig wie noch nie, oder zumindest seit dem der neue Bürgermeister am Drücker ist.

Dabei darf ich aus mehreren Jahrzehnten wohl berichten, dass noch alles nicht so ist, wie es sein sollte, sicher nicht, aber dass alles besser geworden ist mit der Zeit und wir auch mal einfach den Vergleich sehen sollten von mindestens 1980 und heute. - Denn da können wir uns sehen lassen, und auch viele Gäste bestätigen uns das, oder aber wir sind pfiffiger geworden im Zudecken unserer Grausamkeiten. - Die neue Art mit Schmutz auf der Straße umzugehen ist zweischneidig, so angenehm es ist, über Gemeindesteuern das Thema Sauberkeit delegiert zu haben, so teuer ist uns diese Angelegenheit auch, und nach den drakonischen Sparvorgaben im Rahmen der "Crisis" kann es durchaus sein, dass hier oder da Personal fehlt, in jeder Ecker der Insel immer alles geschleckt zu halten. - Am meisten meckern ja eh diejenigen, welche gar keine Steuern zahlen, aber das kennt man ja auch anderswo her, und seit die sozialen Medien auch noch Bürgerbeteiligung an sich reißen, meist allerdings die anonyme, die so sehr verdächtig und verächtlich nach Denunziantentum riecht, machen genau diese Medien manchmal schmucke Städte mit dezentem Patina zu Odelgruben.

Jahrelang bemühen wir uns um Bürgerbeteiligung, man gibt Seminare, Aufklärungsvorträge, Stadtteiltreffen, Wochen der Offenen Tür, und wer nicht kommt, das sind die Bürger. Oder sie kommen das zweite Mal nicht, wenn es beim ersten Mal heißt, bilden sie doch mit dem und dem eine Arbeitsgruppe, und kommen beim nächsten Mal mit einem Vorschlag wieder, der mehr enthält als den wunderbaren wie erbärmlichen Vorschlag, man solle einfach alles besser machen. - Die Bürgerbeteiligung findet heute im Netz statt, in Foren, in Zeitungskommentaren und eben fast immer anonym, aber dennoch wirksam. - Wieder betrachten wir das Beispiel Hauptstadt, aus der wir immer schon den Vorwurf zu hören bekommen, es sei dort zu schmutzig, und man würde niemanden mit einem Besen in der Hand sehen. - Dann kommt auch noch der Bürgermeister daher und ermahnt seine Häuslebesitzer, dass nächstes Jahr wieder die Jungfrau in den Ort kommt, also alle Welt, zumindest die uns bekannte, auf die Hauptstadt blickt und es daher eine Gemeindeverordnung gäbe, wonach alle Häuser der Hauptstadt rechtzeitig vor der Niederkunft der Jungfrau aus Las Nieves gestrichen sein müssen. - Diese Verordnung gibt es wirklich, und man kann sich nun vorstellen, wie der Hinweis des Bürgermeisters aufgenommen wurde, mitten in die Diskussion hinein, die Stadt würde zu wenig für die Sauberkeit tun. - Aber die Sauberkeitspolizei im Netz funktioniert, die Wächter der Besen-Scharia haben Recht bekommen, denn nun lässt der Bürgermeister verlauten, man würde ab nächster Woche 32 Leute auf die Straße schicken, um die Stadt so sauber wie noch nie zuvor zu putzen. - Man hat einen Plan aufgelegt mit dem Arbeitsamt zusammen, 32 Arbeitslose bekommen den Auftrag und den Besen, und das Arbeitsamt bezahlt den Großteil der Gehälter und das Ganze läuft über ein halbes Jahr. - So hatte man sich das eigentlich nicht mit der Bürgerbeteiligung vorgestellt, aber das Netz und der soziale Druck haben längst eigene Regeln entwickelt, man muss nur lange genug, auch robust und anonym auf die Stadtverwaltung einprügeln, dann haben die irgendwann die Schnauze voll und schicken Leute mit Besen auf die Straße. - Damit sind wir wieder am Anfang, die waren da früher auch schon, und der soziale Druck auch…




Unsere Hauptstadt, Santa Cruz de La Palma





Dienstag 30.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 1 mm - Luftfeuchte 65 % - Luftdruck 1020 hPa
Puntagorda, 1.260 Meter - Temp. max. 26,2 - Temp. min. 15,4 - Feuchte 50 - 77 % - Regen 0mm

Gastbeitrag von Antje Gieser
Notizen aus La Sabina (5) Leute

Es war im Flieger von Deutschland nach La Palma. Vor mir saßen zwei jüngere Frauen, die eine offensichtlich Residente der Insel, die andere Besucherin. Die eine versuchte der anderen die Insel nahe zu bringen. Der Redefluss plätscherte dahin - doch plötzlich wurde ich hellwach. "Weißt du," sagte die eine, "auf der Ostseite, da wohnen halt die Spießer." Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal so zufrieden damit sein würde, unter diese Kategorie zu fallen.

Ein warmer Nachmittag am Strand. Eine Bar am Los Cancajos ist gut besucht. Da ziehen Wolken auf und plötzlich fallen dicke Tropfen. Im Nu ist alles nass. Ein paar der Gäste springen lachend auf, fallen sich in die Arme und führen so etwas wie einen afrikanischen Stammestanz auf. "Es regnet, es regnet!" das sind die Residenten, die anderen, deren Gesichter immer länger werden, die Touristen.

Mein Auto fing an zu stottern. Ich brachte es in die Werkstatt nach Mazo. Es musste ein Ersatzteil bestellt werden und ich sah mich gezwungen, zwei, drei Tage ohne Auto auszukommen. Am Freitagabend brachten mich Freunde nach einer Einladung nach Hause. Da stand mein Auto vor der Tür. Als ich am Montag dem Chef der Werkstatt für diese freudige Überraschung dankte, erzählte er mir, dass er zusammen mit einem Freund - dieser in seinem Auto, er in meinem - zweimal nach La Sabina gefahren war, bis er Nachbarn antraf, die ihm mein Haus zeigen konnten. "Ich dachte halt, du hättest dein Auto gern am Wochenende!"

Ich suchte einen Spanischlehrer und fand einen damals noch recht jungen Kubaner mit schon schütterem Haar und auffallenden Zahnlücken. Der Unterricht fand in der Wohnung seiner Eltern in Santa Cruz statt und seine Mutter bewirtete mich jedes Mal mit einer kleinen Überraschung. Bald stellte sich heraus, dass mein junger Lehrer vom Unterrichten keine Ahnung, dafür aber vor nichts Angst hatte. Nach einem guten Jahr warf ich das Handtuch. Der Subjuntivo war für mich zwar immer noch ein Buch mit sieben Siegeln, doch mein "Lehrer" konnte jetzt mit einem perfekten Gebiss lächeln.

Ein schon recht betagter Palmero geht fast jeden Tag an meinem Haus vorbei, um das Nachbargrundstück zu bewirtschaften. Immer hat er auf dem Hinweg einen leeren Sack über die Schulter geworfen, auf dem Rückweg trägt er manchmal schwer. Und immer wieder finde ich ein Säckchen mit Kartoffeln oder Orangen vor der oberen Gartentür. Nie würde er meinen Garten, geschweige denn mein Haus ohne Aufforderung betreten. Wir reden über das Wetter und seine Gesundheit. Es gehe ihm nicht mehr so gut, meint er, die Knie und das Herz...Vom Tod haben wir mal gesprochen und ich war erstaunt über seine unverkrampfte Meinung. "Der gehört nun mal zum Leben."
Für mich sind Alte wie er, ein wunderbares Stück La Palma und ich hoffe, dass es immer wieder nachwächst.







Montag 29.09.2014 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 69 % - Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 24,1 Grad - niedrigste Temperatur 20,7 Grad

Die Säkularisierung La Palmas hat begonnen
Der Erzengel Michael ist nur noch Vorbild, nicht mehr der Chef

Vor den Wahlen gehen auch die Sozialisten in die Kirche, und auf die Prozessionen, das war schon immer so, zumindest hier auf unseren kleinen, unschuldigen Insel. - Unschuldig ist kein Prädikat, sondern eine Vermutung, also lassen wir das einfach stehen. - La Palma feiert heute seinen Namenstag, nein, nicht die heilige Palme ist dran, sondern San Miguel Arcángel, und vielleicht wussten Sie es ja schon, eigentlich heißt diese Insel San Miguel de La Palma. - 29. September ist der Tag des Erzengel Michael, und warum man diesen Feiertag nur noch in Tazacorte mit einer Fiesta belegt, und nicht mehr die ganze Insel frei hat, das liegt an der Jungfrau vom Schnee, denn die Virgen de Las Nieves hat über die Jahre dem Heiligen Michael irgendwie den Schneid abgekauft. - Dem streitbaren Michael den Schneid abkaufen? - Wahrscheinlich waren es auch eher weltliche Interessen, zunächst verlor der San Miguel sein Alleinstellungsmerkmal als offizieller Schutzpatron, und inzwischen feiert man inselweit den Tag der Virgen de Las Nieves und bezeichnet die Dame als "Patrona de la Isla". - Gut, es kann nie schaden, mehrere Spezialisten der Heils- und Heiligenfront bereit zu haben die Insel zu beschützen, und irgendwie kommt mir da der bewaffnet Erzengel sogar ein bisschen glaubhafter vor, als die zarte Dame, die nur alle fünf Jahre an die Arbeit muss. - Dennoch, immer am 29. September treten alle Inseloberen, oder diejenigen, die sich dafür halten, in Tazacorte an und während eines Gottesdienstes muss dann der Oberinsulaner eine Rede halten. - Das ist feste Tradition, das wird nicht gebrochen, auch von Sozialisten nicht, außerdem ist in ein paar Monaten Wahl, also hat der keine Wahl, sondern muss ran. - Auf La Palma ist "ismus" ein häufiger Nachname, und noch mehr Umstände heißen "Pragmat ismus" als "Sozial ismus" und so durften wir gespannt sein, wie denn Anselmo Pestana, unser Inselpräsident, bekennender Sozialist, dem man aber das Parteibuch verbrannt hat, mit dieser Situation umgeht.

Wir erinnern uns an die langatmigen und schwulstigen Diskurse der vielen Inselpräsidenten und einer Präsidentin, und alle verfingen sich im Treibsand des Glaubens als Ersatz des Wissens, und ließen sich dazu hinreißen, den Erzengel Michael zu bitten, ihnen doch zu helfen und Kraft zu geben, weil man es ohne seine Hilfe nicht schaffen würde. - Auch du mein Sohn Anselmo? - Nein, er hat es nicht getan, dafür gibt es ein Chapeau vorab, und dieser Hut hat nicht die Form einer Bischofsmütze, das können Sie mir glauben. - Ich habe niemals verstanden, wie man denn als verantwortlicher Inselpräsident sich hinstellen kann und den Michael um Unterstützung anfleht, sagt man doch damit klar aus, dass man selbst nicht in der Lage ist den Karren aus dem Dreck zu ziehen, oder mindestens geradeaus zu lenken. - Aber darüber denken wir oft nicht nach, und harren wie verängstigte Kaninchen vor dem Ausgang des Baus, wohl wissend, dass dort Hunde und Füchse draußen sind, und alles was uns einfällt in diesem Moment ist den Erzengel anzuhauen, ob der nicht mal den Weg für uns freimachen könnte, weil uns die Ideen fehlen, oder noch mehr das Talent. - Das waren noch die Worte von Guadalupe Taño, die durchaus sympathische aber glücklose erste Frau als Erste Dame der Insel, die sich Talent und Vorstellungsgabe vom Heiligen Michael gewünscht hatte. - Der Typ scheint taub zu sein, oder stumm, denn eher aber glaube ich, wir verstehen seine Qualen nicht so ganz, der will uns andauernd sagen, wir müssen das selber machen, er habe nur eine Lizenz als Vorbild, nicht aber als Exekutive. - Ja, immer erst Zuständigkeiten prüfen, dann Hoffnung verteilen, so könnte was draus werden. - Der Anselmo hat uns immer schon überrascht, der hat es bislang als einziger kapiert, und den streitbaren Michael als Vorbild gesehen, ihn aber nicht um Hilfe angefleht. - Es ist Krise, also gehen wir es an, Spucke in den Händen ist da oftmals das bessere Mittel als Weihwasser auf Brust und Stirn, und sicher kann es nicht schaden, Vorbilder zu haben, und die dürfen auch ruhig der klerikalen Bande angehören, aber schieben müssen wir selber. - Auch Tradition ist, dass am Michaelstag ein Kampfflugzeug der spanischen Luftwaffe ein paar Runden über Tazacorte dreht, denn der Michel ist auch der Patron der Soldaten und da es Bande zwischen Tazacorte und dem Luftwaffenstützpunkt Gando auf Gran Canaria gibt, schickte man uns früher mehrere, heute nur noch eine F18, um dem Laden am heutigen Feiertag ein bisschen ins Brummen zu bekommen. - Zwei können heute Abend beruhigt den Feierabend antreten. - Da ist einmal Anselmo Pestana, geschickt die klerikalen Wellen genommen und doch aufrecht geblieben, und ich bin mir sicher, dass auch der Heilige Michael hoch zufrieden sein wird, endlich hat man ihn aus der Verantwortung erlassen, diese Insel retten zu müssen, denn die Menschen haben heute erklärt, dass sie selbst dafür zuständig sind.




Aus dem Archiv, heute war das Wetter nicht entsprechend, man hat die Maschine eher gehört, als gesehen





Montag 29.09.2014 07:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 49 % - Luftdruck 1022 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Vaya lo uno por lo otro
Es geht das eine für das andere. - Wenn sich negative Dinge wie positive gegenseitig aufwiegen. - Jede Münze hat zwei Seiten, halb leer und halb voll ergeben meist die gleiche Füllmenge.






Sonntag 28.09.2014 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 41 % - Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 26,1 Grad - niedrigste Temperatur 20,0 Grad

Politik? Bist du bescheuert?
Gibt es noch Sozialisten auf La Palma?

Im Prinzip ja, wobei wir der Diskussion, ob denn wirklich ein jeder, der das Parteibuch in der Hand hat, auch wirklich Sozialist ist hier an dieser Stelle nicht führen werden. - Wir kommen halt immer noch nicht um die Parteien herum, und so lange die Parteien das Sagen haben, werden die sich auch nicht selbst abschaffen wollen, so sieht das leider aus. - Also lassen wir den Elfenbeinturm vielleicht rechts, vielleicht links, aber auf jeden Fall liegen, und beschäftigen uns mit der PSC/PSOE, die sich hier auf der Insel selbst deutlich gebeutelt hat. - Gegen den Strom der Regionalpolitik, da im Gobierno de Canarias die PSC/PSOE mit der Coalición Canaria gemeinsame Sache macht, gibt es hier auf der Insel Pakte der PSC/PSOE mit der Partido Popular und wir fahren damit, eigentlich ziemlich gut. - Aber das gefällt den Oberen der kanarischen PSC/PSOE nicht, und nachdem man die palmerischen Inselräte der PSC mehrfach aufgefordert hatte, diesen "unnatürlichen Pakt" mit der Partido Popular zu beenden, die sich aber daran nicht hielten, warf man die sechs Inselräte aus der Partei. - Seit dem regieren die parteilos das Cabildo Insular, und unser Inselpräsident Anselmo Pestana gehört auch zu den sechs Räten, von den meisten Sozialisten hier auf der Insel als glorreiche Rebellen gefeiert, aber eben von anderen, aber deutlich in der Minderheit, als Verräter eingestuft. - Zerrissen ist nicht so ganz das richtige Wort, denn zerrissen zeichnet einem vor, es gäbe wohl in der Mitte einen Bruch. - Dem ist aber nicht so, die allermeisten der sozialistischen Basis hier auf der Insel stehen voll und ganz hinter den geschassten Inselräten und wollten von Anfang an immer nur eins, nämlich die Coalición Canaria aus der Verantwortung drängen, und das ist hier auf La Palma eben nur möglich, wenn man mit der Partido Popular gemeinsame Sache macht. - Hier steckt nun auch das Sozigretchen mit der Frage, darf ich der Partido Popular zur Mitregierung verhelfen, um damit weiter die Regierung der Coalición Canaria zu verhindern, oder verrate ich damit alles, was die Sozis sonst so ausmacht. - Aber Leute, La Palma ist nicht Madrid und schon gar nicht ganz Spanien, wo sich die beiden großen Blöcke PP und PSOE eben seit der Demokratisierung des Lands gegenseitig die Ideologien einschlagen. - Da steckt wohl auch die ganze Evolution dahinter, vor der Demokratie waren es die Köpfe…

Hier auf der Insel ist man mit dem Ideologielatein längst am Ende, auch weil die Coalición Canaria ein ideologiefreier Lobbyistenblock ist, und damit einfach nicht greifbar für Diskussionen oder Fachsimpelei. - Auf La Palma gewann man Wahlen meist nicht mit Feinsinn oder galanten Diskursen, "Lo nuestro" - "Unseres" steht da über allem, und wer mit uns ist, dem wird gegeben, und zur Not spielt man auch noch ein bisschen das Unabhängigkeitshorn, wobei Subventionen aus Europa dann doch näher liegen als der Bruder Afrika. - Aber kommen wir zurück zu dem Haufen, welcher sich irgendwie Sozialisten auf La Palma nennt, und so gar nicht recht weiß, wie es denn weitergehen kann in den kommenden Monaten. - Da liegen Kommunalwahlen an, für den Mai 2015, und sollte man es nicht hinbekommen, dass die sechs Räte aus dem Cabildo Insular wieder zurückgenommen werden in den Parteizirkus, dann muss man entweder die Segel komplett streichen, oder man formt eine neue Partei auf der Insel. - Gedanklich durchgespielt hat man das bereits mehrfach, aber können wollen hat sich das dann noch keiner getraut und sollte man solch ein Abenteuer wirklich angehen wollen, dann müsste man das jetzt bald machen. - Allerdings glaube ich auch nicht mehr daran, dass man einfach das Dach wechseln kann und schon geht es weiter, es ist viel zu kompliziert und langwierig erfolgreiche Parteistrukturen aufzubauen, gerade jetzt, wo eben mit der Gruppe Podemos auch viele Aspekte und Themen bereits völlig neu belegt sind. - Für die palmerischen Sozialisten kommt diese Entwicklung zur Unzeit, denn man kommt nicht umhin, Teil genau dessen zu sein, was wir inzwischen eben eigentlich alle ablehnen, und das ist eben die komplett verzahnte Parteienlandschaft.

Die regionale PSC/PSOE will unbedingt den Pakt mit der Coalición Canaria so lange aufrecht erhalten wie möglich, wahrscheinlich nur aus dem billigen Grund die paar Pöstchen zu erhalten, und dafür schenkt man die ganze Insel La Palma her, obwohl wir hier eigentlich einen Schritt nach vorne gegangen sind. - Hier stand eben die Frage, geht es um das Wohl der Insel, oder um das Wohl der eigenen Partei, und diese Frage hat man im Cabildo Insular klar beantwortet, um gute Inselpolitik zu betreiben hat man die Vorgaben der eigenen Partei ignoriert. - Die Monate gehen ins Land und immer wieder hört man aus dem Cabildo Insular die Hoffnung, dass man die sechs Rebellen, oder vielleicht auch Verräter, wieder mit ins Boot holen sollte, ansonsten gibt es bei den nächsten Wahlen ein komplettes Fiasko für die PSC/PSOE und wir hier wollen immer noch nicht wahrhaben, dass man, sowohl bei der PSC/PSOE der Kanaren, wie auch der PSOE auf dem Festland, locker, großmütig und arrogant, auf das verzichten kann, was La Palma heißt. - Nur in Los Llanos, da gehen die Gesinnungen mal wieder anders, aber politisch war Los Llanos immer schon komisch. - Überall auf der Insel macht die PSC/PSOE mit der Partido Popular gemeinsame Sache, bis hin zum Inselparlament, nur in Los Llanos nicht, dort kündigt man den Pakt mit der Partido Popular auf und geht mit der Coalición Canaria zusammen. - Verstehen kann das sonst keiner hier der bunten Truppe, die irgendwie immer noch mit feuchten Augen nach dem Parteibuch schielt, aber man wäre ja auch nicht wirklich sozialistisch, wenn sich alle einig wären. - Die Frage taucht nun immer wieder auf, wann entscheidet man sich dafür, wer denn für die kommenden Wahlen die Spitzenkandidaten für Gemeinden, und sowieso für das Inselparlament werden sollen. - Es ist ja in Mode gekommen, dass man diese Kandidaten nun vom Parteivolk wählen lässt, "Primarias" heißt dort das Zauberwort, Urwahlen wäre das auf Deutsch, und das Wort scheint auch schon ein bisschen ins Alter gekommen zu sein. - Aber wie will man denn hier auf der Insel "Primarias" veranstalten, wenn die sechs Spitzenkandidaten gar keine Parteimitglieder mehr sind? - Manchmal wünschte ich mir, ich hätte Ahnung vom Fußball, aber mal ganz ehrlich, so spannend wie das, was man Lokalpolitik nennt, kann das gar nicht sein. - Und glauben Sie mir, der Begriff Blutgrätsche kommt ursprünglich auch nicht aus dem Fußball, sondern aus der Lokalpolitik, wurde aber dort durch die Vokabeln robuster Konsens und vertrauensbildende Maßnahmen ersetzt.




Politik, da haben sich schon viele die Zähne ruiniert





Sonntag 28.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 42 % - Luftdruck 1021 hPa

Gastbeitrag von Antje Gieser
Notizen aus La Sabina (4) Eingewöhnung

Im Mai hatten wir unser Häuschen gefunden - im Juni waren wir auf der Insel - mit Sack und Pack und einem schon etwas betagten Kater. Ich fühlte mich wie im Paradies. Das Staunen meiner Zeitungskollegen "Du hast vielleicht Mut!" konnte ich überhaupt nicht verstehen. Was konnte es Besseres geben, als im fortgeschrittenen Alter nochmal was ganz Neues anzufangen.

Nachdem wir uns eine Weile wie in Ferien gefühlt hatten, fingen wir an die Ärmel hochzukrempeln. Unser neu erworbenes Haus hatte in den letzten Jahren als Ferienhaus gedient und so charmant und entzückend es auch war, fürs alltägliche Leben wollten wir doch einiges ändern. Für einige Wochen - oder waren es Monate? - war unser Paradies eine Baustelle. Gekocht und abgewaschen wurde auf der Terrasse. Das Häuschen bekam einen Fliesenboden, es war ursprünglich mit Teppichboden ausgelegt. Beim ersten Schritt damals ins Haus hatte ich das Gefühl, auf feuchten Rasen zu treten. "Feuchtigkeit", sagte die Vorbesitzerin, "ist das große Problem hier!" Wir hörten es, konnten es aber nicht so richtig nachvollziehen, später schon! Schließlich kannten wir nur die staubtrockene deutsche Luft, bei der man sich immer wieder einen elektrischen Schlag beim Anfassen der Autokarosserie holt. In dieser Höhe wohne man halt nicht, meinten alle Deutschen, die wir kennenlernten. Wir halt schon!

Während der Umbauzeit war ich für die Verpflegung der Zwei-Mann-Truppe zuständig und für Einkäufe! Und das war spannend! Ich kannte ein paar spanische Brocken, aber ich bereitete mich vor jedem Einkauf mit einem dicken Wörterbuch vor. Die Schwierigkeit ist nur, dass es, wie im Deutschen so auch hier, Worte gibt, die nur auf den Inseln gebraucht werden und die man nicht im diccionario der kastilischen Sprache findet. Wir kennen das ja, dass kein Hochdeutscher weiß, was er meint, wenn ein Schwabe zum Beispiel von "Gsälz" spricht. Den Bayern gar erinnert das Wort eher an Geräuchertes und nicht an süßen Brotaufstrich.

Einkaufen war damals eher ein Abenteuer auf der Insel. Für uns aus dem Konsumland Deutschland eine ganz neue Erfahrung. Später erzählten mir deutsche Freunde, dass sie sich damals einen Spaß daraus machten, in Prozenten auszurechnen, wie erfolgreich der Einkauf war. Doch da Palmeros meist äußerst freundlich und hilfsbereit sind, wenn sie sehen, dass man sich bemüht, ihre Sprache zu beherrschen, waren meine Einkäufe fast immer ein Erlebnis der besonderen Art. In der Ferreteria in Mazo wurde ich Stammkunde. Was wörtlich übersetzt Eisenwarenhandlung heißt, entpuppte sich als El Dorado für alles und nichts. Notfalls kam ich mit Zeichnungen in den Laden und Carlos und seine Truppe setzten ihren ganzen Ehrgeiz ein, um das Richtige zu finden. Doch sie waren auch immer gut für alternative Lösungen. Nur weißes Kabel - das gab es damals nicht. Doch hängt das Glück am weißen Kabel? Nein, sicher nicht. Ich kam jedenfalls immer in Siegerlaune und froh gelaunt nach Hause, wenn ich immerhin drei von fünf gesuchten Sachen ergattern hatte.

Eines Tages schickte mich der "Bautrupp" los, um einen cubo mittelfeinen Sand zu holen. In Lodero gibt es eine Firma für Baumaterialien und Sand in allen Variationen. An der Ladentheke sagte man mir, ich solle einem Baggerfahrer auf dem Hof meinen Wunsch erklären. Gesagt, getan. Ich stellte meinen cubo unter die Schaufel des Baggers, eine Schaufelladung von mittelfeinem Sand begrub meinen cubo, der Baggerfahrer stieg von seinem beeindruckendem Gefährt, schaufelte meinen cubo wieder aus und trug ihn zu meinem Auto. Auf die Frage nach dem Preis erhielt ich die Antwort "Que va! Nada". So war das damals, heute ist das ein bisschen anders.







Samstag 27.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 27,8 Grad - niedrigste Temperatur 20,4 Grad

Querbeet
Oder längs?

Prächtiges Wetter begleitet uns erneut auf der Westseite. Der Hochdruck stimmt wieder und genügend Wind in der Höhe sorgt auch dafür, dass sich keine geschlossene Wolkendecke bilden kann. - Die paar Millimeter Niederschlag vorgestern waren ein kleiner Hinweis darauf, dass nun die Jahreszeit ins Haus steht, in der Regen fallen kann, aber so richtig überzeugend war das noch nicht. - Wie denn auch, für richtigen Regen brauchen wir mindestens einen robusten Ausläufer eines Tiefs, welches von West nach Ost über den Atlantik zieht, aber dazu muss eben der Hochdruck über den Azoren es überhaupt zulassen, dass diese Tiefs so weit in den Süden vordringen können. - Das ist in den kommenden Tagen und Wochen einfach noch nicht der Fall, wir werden weiter auf nutzbare Niederschläge im Aridanetal warten müssen.

Die Tütenbilder sind da, geschaffte Blondinen auf Bänken im Einkaufsviertel "Triana" in der Hauptstadt Gran Canarias, so haben wir uns das vorgestellt und prompt bin ich beliefert worden. - Ganz selten habe ich es mal geschafft, solchen Einkaufstouren als nützlicher Depp zur Seite zu stehen, und auf der einen Seite bin ich schon ein bisschen neidisch auf diese stundelange Bummeln in blankgeputzten Fußgängerzonen, aber ich erinnere mich eben auch daran, Fuß wippend und Bodenfließen zählend auf Bänken vor Geschäften gewartet zu haben, mit dem immer gleichen Gedanken, was machen die eigentlich da in dem Laden? - Auch gespannt bin ich, ob denn meinen Frau mit einem leeren Koffer wiederkommt, oder ob sich dieser Transportbehälter, der ja Stücke der Heimat in die Ferne tragen sollte, auch wieder mit interessanten Neuerwerbungen gefüllt hat. - Vor Tagen sprachen wir ja über das Beispiel Finanzkrise, und wie man sich in Santa Cruz solche gebastelt hat, vielleicht sollte ich vor einer Haustür kehren, die viel näher liegt als die unsere Hauptstadt.

Die Niederkunft hat ein Plakat. - Das ist wichtig, wenn Jungfrauen nur alle paar Jahre in den Ort kommen, dann muss das entsprechend angekündigt werden und so finden dann auch immer deutliche Plakatwettbewerbe statt, welchem Künstler es denn gebiert, der Festivität ein Äußeres zu geben. - 86 Werke wurden ausgestellt in Santa Cruz, um das Plakat für die Bajada de la Virgen de Las Nieves im kommenden Jahr zu geben und gewonnen hat die strahlende, junge Marta Rodríguez Cabrera. - Eine Jury hat das Plakat ausgewählt, wir bemühen uns inzwischen zwar in politischen Parteien um interne Demokratie, bislang als eine der wenigen Antworten auf das robuste Auftreten der Alternativgruppierung "Podemos", aber wen es um die Auswahl von solchen Plakaten geht, dann hat Volkes Stimme nichts zu melden. - Vielleicht auch gut so, denn wir erinnern uns an den Plakatwettbewerb in El Paso, als eben genau eine Abstimmung den Gewinner des Plakates für die letzte große Niederkunft ergeben hat, und sich eigentlich alle einig waren, dass es da irgendwie zu Unstimmigkeiten gekommen war. - Mit der Auswahl in Santa Cruz kann man aber glaube ich zufrieden sein, keine Überfrachtung, man konzentriert sich ganz auf den Zwerg und erkennbare Formen, ich glaube, so macht man so etwas. - Aber ich darf wieder die Frage stellen, warum eigentlich der Zwerg längst das Abbild der Jungfrau bei den allermeisten Plakatvorschlägen ersetzt hat, denn eigentlich ist der Zwergentanz nicht originär von der "Bajada", sondern irgendwann als Rahmenprogramm hereingerutscht. - Aber solche Fragen stellen nur Nichthauptstädter, und eigentlich sollte ich doch in all den Jahren gelernt haben, welche Fragen man absolut nicht stellen sollte.

Als Gruß in das Wochenende noch die Übersetzung eines Plakates, welches seit geraumer Zeit die spanischen sozialen Netzwerke überschwemmt und eben ein Spiegel der Gemütslage der allermeisten Menschen hier ist. - Das Plakat lautet: "Ein komisches Land in dem die Arbeiterklasse keine Arbeit hat, die Mittelklasse keine Mittel und die obere Klasse keine Klasse". - Selbst ist die Kritik.





Samstag 27.09.2014 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 56 % - Luftdruck 1019 hPa


Gastbeitrag von Antje Gieser
Notizen aus La Sabina (3) Haus-Suche

Nach dem zweiten Urlaub hier auf La Palma war meine Sehnsucht auf dieser Insel zu leben fest in mir verwurzelt. Dabei schien alles so aussichtslos, jedenfalls nicht so auf die Schnelle. Doch dann ging alles tatsächlich ziemlich schnell. Wir konnten unser Haus in der alten Reichsstadt Esslingen gut verkaufen. Ich hatte von Deutschland aus Kontakt mit einer hiesigen Maklerin aufgenommen, wir nahmen acht Tage Urlaub. "Ihr seid wahnsinnig" höre ich heute noch unsere Freunde sagen, "in acht Tagen kauft man kein Haus in einem fremden Land". Wir flogen auf die Insel meiner Träume. Wir hatten uns in einem Ferienhaus eines Esslinger Bekannten in Las Manchas eingemietet. Abends saßen wir am Strand von Puerto de Naos den Sonnenuntergang und betrachteten. Im Haus in Las Manchas waren wir beide ziemlich einsilbig. "Ich kann mich doch unmöglich so geirrt haben", dachte ich und mein Mann gestand mir sehr viel später, dass er sich gefragt hätte, was er hier eigentlich tue.

Am nächsten Morgen hatten wir einen Termin mit der Maklerin in Santa Cruz. "Wir treffen uns an der halbrunden Mauer vor dem Hafen. Da können wir uns nicht verfehlen, denn da sitzen eigentlich nur Männer" so die Maklerin. Wir kamen im Osten an und die Welt war wieder in Ordnung, nein, das ist zu wenig, sie strahlte! Und wir auch! Das erste Objekt in La Sabina war ein wildromantisches Haus mit einem - für unsere deutschen Begriffe - riesigen Grundstück. Nur, wenig angenehme Gerüche durchzogen die Räume. Ein schlecht gewartetes Bio-Klo in der Mitte des Hauses war die Ursache. Die Besitzer, eine junge Familie, waren nach Deutschland zurückgekehrt und das Haus wurde von einem Paar gehütet, das offenbar nicht so ganz von dieser Welt war. Buddha-Figuren in jeder Variation schmückten die Räume, Sai Baba und sonstige Gurus hingen an den Wänden. Nein, das war es nicht!

Wir stiegen ein bisschen höher und da stand er unser Traum. Der Kern ein kleines, altes Bauernhaus, ein zweites Häuschen unterhalb der alten "era" des Dreschplatzes. Das Alles inmitten eines verwunschenen Gartens. Alleinlage, Blick aufs Meer und auf die Berge. Mein Mann und ich schauten uns gar nicht an, wir wussten beide: "Das ist es!" Und das am zweiten Tag.

Wir setzten uns anschließend vor eine kleine Bar in Mazo, tranken café solo und fingen an zu reden. Da kam ein junger Mann vorbei, stutzte und blieb bei uns stehen. "Sind Sie nicht die Leute, die gerade 'unser' Haus angeschaut haben? Ja? Wollen Sie es denn kaufen?" Wir erklärten ihm, dass dieses Haus nicht das wäre, was wir uns so vorgestellt hatten. "Ja warum denn nicht?" "Das Klo!" "Ja, aber, das verstehe ich nun gar nicht. Gibt es denn etwas Schöneres, als die Früchte seines eigenen Leibes zu ernten?"





Die Tür zum neuen Leben





Freitag 26.09.2014 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 41 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 26,8 Grad - niedrigste Temperatur 20,2 Grad

In den Tag hinein und aus dem Tag heraus
Obligatorischer Brutbesuch mit weiteren 30 Kilo

Mojo, Kartoffeln und Ziegenkäse. - Jetzt wissen wir also, was La Palma für die verschickte Generation an jungen Insulanern bedeutet. - Verschickt bedeutet nicht verloren, darauf wollen wir Wert legen, obwohl es auch unter den Studenten in Spanien und auf den Kanaren ein böses Wortspiel gibt: "Somos los pre parados". - Schreibt man "preparados", dann heißt das die Vorbereiteten, die Gebildeten, schreibt man aber "pre parados" dann sind das die zukünftig Arbeitslosen. - Ausgesprochen wir das gleich. - Damit beschäftigen wir uns in ein paar Jahren, die jungen Menschen reisen inzwischen nicht nur Träumen hinterher, sondern auch der Konjunktur, und je mehr Sprachen man spricht, um so weniger Limits gibt es, wirkliche Sorgen um unsere Brut machen wir uns nicht, noch nicht… Da wir ein zweites Stolpern innerhalb eines halben Jahres bereits zu einer Tradition erklären, ist es auch nur gut, gerecht und billig (???), dass wir auch der zweiten Verschickten hinterher reisen und Dinge bringen, ohne die man in der Ferne und der Fremde nicht existieren kann. - Ich weiß, es gibt da Hardcore-Eltern, die reisen gleich mit den Studenten an, bleiben die ersten zwei Wochen bis zwei Monate dort, und es wird so eine Art Luftbrücke für Lebensmittel und andere Dinge eingerichtet, fast könnte man in manchen Fällen meinen, selbst das Wasser und die Luft wird aus La Palma ins Exil gebracht, obwohl die Leute auf Gran Canaria und Tenerife oder auch auf dem Festland nicht allesamt nach ein paar Tagen den Erstickungstod sterben. - Wir sind also zahm, vielleicht sogar nachlässig, dass wir unsere Brut anderes Wasser trinken lassen als das von der Insel, und nur Mojo, Kartoffeln und Ziegenkäse nach Gran Canaria schleppen, und das auch nur in Mengen, die ein paar Mahlzeiten heimatlicher gestalten können, aber kein Semester durchhalten. - Es gibt auch so viele andere Dinge, die an den Ort der Reifung müssen, die Lieblingstasse, der Lieblingspyjama, das Lieblingskissen, Lieblingskopfhörer, Lieblingsteedose, Lieblingssparschäler und tausend kleine Sachen, die man zwar sicherlich auf Gran Canaria auch kaufen kann, aber da man inzwischen mehr als einen Vorwand braucht, die Brut mal wieder ein paar Tage zu sehen, verschwinden Backformen, Socken, Bücher und allerlei Kinkerlitzchen im bauchigen Koffer. - Wenn wir das mal nachrechnen würden, ob sich das lohnt, mit dem Flug, den Extraausgaben und sowieso, dann kommen wir natürlich niemals auf eine vielleicht in wagen Vorstellungen erhellende Effizienz.

Dabei könnte man auch einfach sagen, ich habe Lust, die Kinder mal wieder zu sehen und bis Weihnachten ist es mir zu lange hin, aber da klingt zu viel Egoismus durch, und wir haben doch alle gelernt, dass Eltern niemals egoistisch sein können. - Dabei ist das eine große Lüge, lassen Sie sich das von niemandem erzählen, überfrachten doch die Eltern ihre Kinder mit Erwartungen und machen sogar das eigene Glück vom Wohlergehen der Brut abhängig. - Wenn das kein Egoismus ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter, und die Kernaussage, die sollen es mal besser haben als man selbst, die hat vielleicht in der Kriegs-, oder direkten Nachkriegsgeneration noch irgendwie Hand, Fuß und Lebensmittelmarken gehabt, sagt man das aber in unseren privilegierten Zeiten, dann lässt das zumindest für den Allgemeinzustand der Eltern unangenehme Fragen offen. - Aber auf La Palma stellt man keine unangenehmen Fragen, daher gibt es auch keinen investigativen Journalismus, aber jeder weiß das auch und will die große Last des Ungeschriebenen auch gar nicht tragen oder wälzen. - Manche nennen das pragmaisch, ich nenne das praktisch bis gesund, und irgendwann geht einem auch die Puste aus beim gegen den Strom schwimmen und ab einem gewissen Alter zählt selbst der Kauf und die Nutzung einer Luftmatratze schon als rebellischer Akt. - Meine Frau ist nun schon auf Gran Canaria gelandet, die kommt aber am Sonntag bereits wieder zurück, zwei Nächte, keine ganzen drei Tage, das ist so etwa die gefühlte Tradition, so viel Brutbesuch ist noch im Rahmen der Aufklärung und noch keine Aufgabe, und ich warte wie früher Weihnachten auf ein Bimmeln, welches mir endlich ankündigt, dass die ersten Shoppingselfies und stolze Bilder von hochträchtigen Einkaufstüten meinen Neid irgendwie kanalisieren. - Nach meiner eigenen Theorie müsste es ja nun Egoismus sein, wenn ich mich robust und deutlich darüber freue, wie die sich dort in Las Palmas amüsieren, aber vor vielen Jahren bereits habe ich gelernt mich zu irren, und ein sanfteres Gefühl des Loslassens gibt es eigentlich gar nicht.




Die Straße zum Flughafen wird gerade neu geteert, war auch nötig. - Zum Flughafen wir man ab Kreisverkehr über Los Cancajos geleitet, die sind aber sehr schnell und denen fehlt nicht mehr viel zu asphaltieren.





Freitag 26.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 4 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1019 hPa

Gastbeitrag von Antje Gieser
Notizen aus La Sabina (2) Warum La Palma?

"Das war die beste Idee deines Lebens" versicherte mir mein Mann des Öfteren, als wir hier auf der Insel Fuß gefasst hatten. Fast jedes Mal, wenn ich hier Deutsche kennen lerne, frage ich, warum sie eigentlich ausgerechnet nach La Palma gekommen und geblieben sind. Besonders interessant ist diese Frage natürlich, wenn man auf Leute trifft, die 30 Jahr und mehr hier leben. Damals kannte fast niemand diese Insel in Deutschland. Ich suche immer nach Gemeinsamkeiten bei den deutschen Residenten. Bis jetzt habe ich keine gefunden - nur dass die meisten auf dieser Insel geblieben sind!

In den 80ern - nach der Katastrophe von Tschernobyl - kamen viele junge Familien mit Kindern hierher. Viele von ihnen sind jedoch wieder zurückgekehrt. Zweifellos ist der Umzug in ferne Lande eine Art Flucht. Eine Flucht vor privaten Problemen, sei es zerrüttete Ehen, Alkohol- oder Drogenprobleme oder ganz einfach nur, die Unfähigkeit, sich in einen engen sozialen Rahmen einzufügen. Fast niemand denkt daran, dass man seine Probleme nicht in Deutschland zurück lassen kann, man nimmt sie mit! Nur wenige sind hier aus purer Abenteurerlust. Doch ein Freund vielleicht. Allerdings hatte auch er eine Ehe in Deutschland hinter sich. Er verkaufte sein Haus und segelte ohne bestimmtes Ziel durch die Weltmeere. Eher durch Zufall landete er im Hafen von La Palma. Er wurde hier freundlich aufgenommen, Dusche und Waschmaschine wurden ihm von einem Deutschen - eine Zufallsbekanntschaft - zur Verfügung gestellt. Als er seine Reise fortsetzte, hing der Haus-Schlüssel des freundlichen Gastgebers am Nagel in seiner Kabine. Er war sozusagen über Nacht - Hals über Kopf - zum Besitzer einer Finca auf der Insel geworden. Jetzt wohnt er seit mehr als 30 Jahren hier, in diesem Haus. Seine zweite Frau, die er während eines Segel-Urlaub in Deutschland kennen gelernt hatte, folgte ihm auf die Insel - aus Liebe!

Ein anderer Freund verließ Deutschland aus gesundheitlichen Gründen. Er litt schwer unter Asthma. Heute ist von dieser Krankheit fast nichts mehr zu merken.

Mehr als 40 Jahre fühlt sich die vorherige Besitzerin meines Häuschens wohl auf dieser Insel. "Damals," meint sie, "hatte man hier alle Möglichkeiten"

Und ich? Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. "Das ist mein Platz". Ich hatte sofort das Gefühl hierher zu gehören. Ein sehr starkes, aber unbeschreibliches Gefühl. "Das wundert mich nicht" meinte die "Seherin" in Tijarafe, zu der viele meiner Bekannten pilgerten und ich aus Neugier auch. "Im Laufe der Jahrhunderte hast du mehrmals hier gelebt. Du warst Heilerin hier und ich habe dich sofort erkannt." Ich muss gestehen, ich bekam Gänsehaut.

Ach ja, das hätte ich beinahe vergessen. Diese Insel ist ein Refugium für Esoterik und seine Anhänger.

Doch tatsächlich - sie hat etwas Magisches, diese Insel!







Donnerstag 25.09.2014 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 25,4 Grad - niedrigste Temperatur 20,4 Grad

Wirres und zusammenhangloses Zeug
Der falsche Puff und andere Belanglosigkeiten

Ab wann zählt Niederschlag als Regen? - Nicht mal einen Millimeter haben wir heute zusammengekratzt im Regenmesser, aber immerhin, wir glauben noch daran, von oben kann auch Wasser kommen. - Die kommenden Tage aber nicht mehr, Hochdruck stellt sich wieder ein, das berühmte Azorenhoch wird sich wieder um die Wetterverteilung auf dem Nordatlantik kümmern und das bedeutet, dass alle Tiefs, die in Einbahnstraßenmanier von West nach Ost über den Atlantik brausen, nicht bis auf unsere Breiten hinabkommen können. - Dabei hätten wir ein paar Tropfen mehr eigentlich ganz gerne gehabt, ein paar Millimeter, welche den Mutterboden so weit anfeuchten, dass der überhaupt wieder aufnahmefähig wird, nach den vielen Monaten der Trockenheit. - Der erste Regen der Saison ist wichtig, fällt unvorbereitet viel, sagen wir mal 40 Millimeter in ein paar Stunden und der Boden ist vom Sommer her noch "geschlossen", dann können diese Niederschläge bereits eine kleine Katastrophe bedeuten, da der Boden das Wasser nicht aufnehmen kann und alles die Schluchten und Berge herunterläuft. - Wir reden immer über Vulkane und Feuer hier auf unserer kleinen Insel, und vergessen dabei immer wieder, dass es das Wasser ist, welches hier richtig gefährlich werden kann und auch letztendlich dafür sorgen wird, dass diese Insel in ein paar Millionen Jahren wieder verschwunden sein wird. Es sei denn, der Vulkan lässt sich dazu hinreißen, noch ein paar Quadratkilometer Insel anzubauen. - An Feuer und Vulkanen sind auf La Palma nur ganz wenige Leute gestorben, durch das Wasser schon viele, aber die Menschen waren noch nie besonders geschickt dabei, die echten Gefahren einzuschätzen.

Knappe 5.000 Euro muss der regionale Fernsehkanal TV Canaria bezahlen, und zwar an den Betreiber eines Bordells, hier auf der Westseite. - Nicht, weil man dort Nächte gezecht und alles probiert hätte, was man denn in solchen Etablissements machen kann, sondern weil man den Eingangsbereich des Betriebes gefilmt hatte, und diesen Ausschnitt in einem Bericht brachte, bei dem es um Kreditkartenbetrug in einem anderen Bordell ging. - Böses Spiel, man erzählte die Geschichte vom Betrug mit den Karten, aber als Hintergrund zeigte man eben den anderen Puff und das gefiel natürlich dem Betreiber des, wie auch immer man das bezeichnen will, "ehrlichen" Bordells nicht. - Zwar brachte der Sender am folgenden Tag bereits eine Gegendarstellung, und man entschuldigte sich dafür, dass man Bildmaterial von einem Etablissement gesendet hatte, welches überhaupt nichts mit dem eigentlichen Bericht zu tun hatte, aber der Betreiber hatte bereits Anzeige erstattet und nun steht ihm laut richterlichem Spruch der Schadensersatz in Höhe von 4.800 Euro zu, und der Fernsehsender muss auch noch die Gerichtskosten des Verfahrens übernehmen. - Zusätzlich muss auch eine erneute Gegendarstellung gebracht werden, damit klar wird, man distanziert sich deutlich von einem anderen Betrieb, der inzwischen eh nicht mehr existiert, da man eben diese Betrügereien zum Teil nachweisen konnte. - Im falschen Puff zu landen ist sicherlich schon vielen passiert, wenn es überhaupt einen Richtigen gibt, und es war halt äußerst unvorsichtig von den Redakteuren nicht darauf geachtet zu haben, was denn auf dem Bild gebracht wurde und um welche Geschichte es eigentlich wirklich geht. - Diese Meldung geht quer durch alle lokalen Medien, mit Namen und so weiter, bessere Werbung kann sich eigentlich ein solches Etablissement gar nicht erhoffen. - Kommen Sie rüber, kommen Sie ran, in diesem Etablissement werden Sie nicht so beschissen wie nebenan!

Ob hier Beschiss im Spiel ist, das müssen wir ganz offen lassen, so richtig blickt nämlich keiner durch. - Es geht um einen Evergreen der Finanzkrise und vielleicht sogar Paradebeispiel der Immobilienblase in unserer Hauptstadt, aber eben leider auch wieder mit Bürgern, denen der Verlust von reichlich Geld droht. - Das Parkhaus in Santa Cruz de La Palma ist Pleite, besser gesagt der Betreiber, der sich, wohl ohne ausreichendes Eigenkapital Kredite von mehreren Millionen Euro besorgt hatte, um diese dann irgendwie auch unglücklich in den Felsen der Hauptstadt zu versenken. - Damals, es war noch die Zeit als die Menschen glaubten, Wachstum sei ein von Gott gegebenes Menschenrecht, Kredite eine natürliche Ressource und das Gottesteilchen hätten nicht Physiker im Kopf, sondern Banker im Tresor, also gab man Geld und wollte daran glauben, dass mitten in der Hauptstadt ein Parkhaus eine Gelddruckmaschine sei. - War es nicht, der Bau war viel zu teuer, man hatte sich komplett verspekuliert, und auch die Einnahmen hinkten gewaltig hinter den Erwartungen zurück. - Auch scheint es fast so zu sein, dass viele Autofahrer das Parkhaus in Santa Cruz boykottieren, auf jeden Fall herrscht dort unverständlich geringe Auslastung. - Die Bank wollte nun das Parkhaus versteigern, aber man musste den Termin absagen, denn es bleiben zwei große Fragen offen. - Einmal gehört das Parkhaus der Gemeinde Santa Cruz, versteigern kann man lediglich die befristete Nutzungskonzession, und darüber hinaus hatte der Betreiber viele Stellflächen an Privatpersonen verkauft. - Zwischen 15.000 und 18.000 Euro haben die Käufer pro Stellplatz bezahlt und insgesamt hat der Betreiber so an die 2,5 Millionen Euro eingenommen, aber nun ist es völlig offen, wie denn diese Privatverträge zu bewerten sind. - Das muss nun zunächst geklärt werden, die Betroffenen haben sich inzwischen zu einer Interessengruppe zusammengeschlossen und irgendwie kann man den "Fall Parkhaus Santa Cruz" nicht oft genug als deutliches Mahnmal dafür aufzeigen, wie man sich selbst eine Finanzkrise bastelt. - Obwohl das gar nicht nötig war, man hat auch auf ganz anderer Seite kräftig daran gebastelt.




Im Parkhaus der Hauptstadt, meist gähnende Leere





Donnerstag 25.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0,5 mm - Luftfeuchte 55 % - Luftdruck 1018 hPa


Gastbeitrag von Antje Gieser
Notizen aus La Sabina (1)

Morgen in La Sabina

September - schon wieder! Doch dieser Monat ist für mich einer der schönsten auf dieser Insel. Er wird meist begleitet von "bonanza" der absoluten Windstille, eine Seltenheit hier. Und in diesem Jahr besonders willkommen, da der Sommer auf der Ostseite der Insel mit ungewöhnlich heftigem Wind auftrat. Sogar in La Sabina weht kaum ein Lüftchen.

Schon am Morgen herrschten in La Sabina angenehme Temperaturen. Ich hatte mein Frühstück auf der Terrasse eben beendet und genoss eine letzte Tasse Tee. Göttliche Ruhe herrschte. Ich nenne das immer "ohrenbetäubende Stille" Ab und zu war das Bellen eines Hundes oder das Krähen eines Hahnes zu hören. Der Garten meldet bereits den Herbst an. Die quietschrosa palmerische Herbstzeitlose, wie ich sie nenne, hat schon die Köpfe aus der Erde geschoben. Ein feiner Geruch stieg mir in die Nase - irgendwelche Kräuter, noch sommer-sonnengewärmt. Mein Lieblingskatzentier kam von seinem Morgenspaziergang zurück, setzte sich neben mich auf die Bank, putzte sich und fing an zu schnurren. Es war eine ganz gewöhnliche Alltagssituation, nichts Aufregendes, nichts Außergewöhnliches war geschehen - doch alles war perfekt.

Fühlt sich so das Glück an oder ist es "nur" Zufriedenheit? Welches von beiden Gefühlen ist das wichtigere? Oder kann das eine ohne das andere überhaupt existieren? Eine Freundin sagte mir, dass - ihrer Meinung nach - dass Glück das stärkere aber dafür flüchtige Gefühl wäre - ein Phantom, dem jeder hinterher jagt. Und die Zufriedenheit? Ein ruhiges, doch tiefes Gefühl, das - wenn man Glück hat - lange andauern kann. In alten deutschen Büchern, wie "Die Gartenlaube" kann man vom "stillen Glück" lesen. Vielleicht ist das die ideale Mischung zwischen Glück und Zufriedenheit?

Das deutsche Wort "Zufriedenheit" enthält das Wort "Frieden". Das ist es wohl, das trifft den Nagel auf den Kopf. Ich glaube, das ist in keiner anderen Sprache so. Im Spanischen jedenfalls nicht. So lernt man seine eigene Sprache erst richtig kennen und wundert sich oder freut sich, wenn man eine fremde lernt und die eigene aus einer anderen Perspektive sieht.







Mittwoch 24.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 29 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 26,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,5 Grad

Kurznachrichten
Neuer "TÜV", alle "high" beim Drogentest und Lottoglück in Las Lomadas

Auch wir müssen unsere Autos einem technischen Test unterziehen lassen, je nach Alter und Typ alle drei, bis jedes halbe Jahr. - Dazu besorgt man sich einen Termin beim "ITV" (Inspección Técnica de Vehículos) und das ging bislang auf dieser Insel nur in El Paso. - Besonders für die Bewohner der Ost- und Nordostseite natürlich ein ziemliches Handicap, solch eine lange Anfahrt lockt einfach nicht wirklich. - Ab heute gibt es nun eine zweite Abnahmestelle für den technischen Test, und diese Station befindet sich im Industriegebiet von Mirca, oberhalb der Hauptstadt Santa Cruz. - Schon lange ging die Nachricht um, dass wir eine zweite Station erhalten sollen, aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis das schließlich auch wahr wurde. - Die neue "ITV" beschäftigt 16 Personen, die sind also ebenso kräftig aufgestellt wie die Konkurrenz in El Paso und man wird abwarten müssen, wie denn die Firmen nun mit eventuell überzähligem Personal umgehen werden. - Die Konzessionäre sind private Firmen, welche die technischen Überprüfungen abnehmen, und in diesem Fall handelt es sich wirklich um Konkurrenz, denn die neue Station gehört einer anderen Firma, als die bislang im Monopol arebitende Stelle in El Paso. - Man wird wohl damit rechnen können, dass El Paso wohl die Hälfte aller Tests verlieren wird, warum zukünftig die Hauptstädter weiter nach El Paso kommen sollen um die erforderlichen Papiere zu erhalten, das leuchtet nicht wirklich ein. - Vielleicht lässt man sich aber auch etwas einfallen und bietet besonderen Service, zum Beispiel Wochenende, oder späte Termine am Abend für Menschen die den ganzen Tag arbeiten müssen, denn nun ist Schluss mit dem herrlichen Monopol, nun können die Autobesitzer es sich aussuchen, wo sie denn ihre technische Abnahme machen lassen.

Wir bleiben im Auto sitzen und fahren abends von Los Llanos nach El Paso. - Gleich am Ortsausgang kommt der Kreisverkehr, wo es rechts in Richtung Tijarafe geht und wir fahren weiter Richtung El Paso. - Gleich nach dem Kreisverkehr kommt der Vorplatz eines Gemüsegroßhandels, und oft steht dort die Polizei und kontrolliert die vorbeifahrenden Kraftfahrer. - So auch am 16. dieses Monats, und bei den Kontrollen kam erstmals ein neuartiges Testgerät in den Einsatz, welches dazu dient, alle möglichen Drogen zu erkennen. - "Drogotest" heißt diese neue Geschichte, und neu ist sie nur hier auf der Insel, denn auf dem Festland nutzt man diese Geräte bereits seit dem Jahr 2012. - Der Test besteht aus zwei Phasen, einmal ein Mehrfachtest für sofortige Erkennung, das dauert auch nur ein paar Minuten und der Proband muss dazu an einer Art Lutscher nuckeln, wobei der Speichel der Person in das Testgerät gelangt. - Dieser Test wird sofort aufgelöst und kann fast sämtliche im Umlauf befindlichen Drogen nachweisen und sollte dieser positiv verlaufen sein, dann wird ein zweiter, ähnlicher Test gemacht, welcher versiegelt an ein Labor der Strafverfolgungsbehörden geht. - An diesem 16. September sollen die Polizisten zehn Tests durchgeführt haben, vorwiegend an jugendlichen Autofahrern, und glaubt man unserer Presse, dann waren alle zehn Tests positiv. - Allerdings weist man darauf hin, dass diese Tests sehr teuer seien, und die Guardia Civil Tráfico angewiesen war, dieses Tests nur zu benutzen, wenn dringender Verdacht besteht, dass der Fahrer verbotene Substanzen eingenommen hat. - Darauf verlasse ich mich einfach mal, ansonsten wäre eine Ausbeute zehn von zehn schon ein bisschen heftig.

In Los Sauces wird heute gefeiert, hoffentlich nur mit legalen Substanzen… 580.000 Euro hat eine Studentin aus Las Lomadas gewonnen, bei der staatlichen Lotterie, und zwar beim "Bonolotto". - Und es hat die "Richtige" erwischt, denn der Vater ist arbeitslos, die Mutter hat nur einen, bald auslaufenden temporären Arbeitsvertrag, und es steht noch ein ganzes Jahr Studium aus und das Geld kommt mehr als gerufen. - Zunächst allerdings muss die junge Frau noch die Steuern für diesen Gewinn bezahlen, denn seit, ich glaube nun drei Jahren, sind Lotteriegewinne in Spanien mit 20% an den Fiskus zu besteuern. - Es bleiben also 464.000 Euro übrig, Madrid ist seit Jahren der größte Lottogewinner überhaupt, aber auch dieses Geld kommt für die Familie in Los Sauces mehr als gerufen. - Eine andere Schwester studiert auch noch, nur der Bruder geht bislang arbeiten, es hat also genau die "Richtigen" getroffen und wir können nur hoffen, das diese Familie klug und umsichtig mit dem Geld umgeht, damit das ein kompletter Glücksfall bleibt. - Interessant ist auch, die Presse bringt die kompletten Klarnamen der Gewinner, vielleicht wäre ein bisschen mehr Zurückhaltung besser, aber wie soll man denn hier auf La Palma auch einen Lottogewinn verstecken, wo doch jeder von dem anderen die Konfektionsgröße der Unterwäsche genau so weiß wie den Cholesterinspiegel und wer noch mit echten Zähnen sein, immer viel zu hartes Brot kaut.



Mittwoch 24.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 32 % - Luftdruck 1019 hPa

Gastbeitrag vom Kulturbeauftragten
Dreifachpremiere

Zwei herausragende Musikerinnen, Rebekka Hartmann (Violine) und Margarita Oganesjan (Piano) geben heute ihr erstes Konzert in Spanien!

Zu diesem Anlass wird erstmals ein von Antonio Stradivari geschaffenes Instrument auf La Palma erklingen!

Ein absolut großartiges Stück von Eduard Bagdasarian erlebt seine kanarische Uraufführung!

Das lässt Gutes erhoffen.

Zurecht, ich zitiere hier mal aus Rebekkas Homepage:

Die 1981 in München geborene Rebekka Hartmann begann im Alter von fünf Jahren mit dem Violinspiel bei dem Suzuki-Pädagogen Helge Thelen. Sie studierte in München bei Prof. Andreas Reiner sowie in Los Angeles bei Prof. Alice Schoenfeld. Weitere wichtige Impulse erhielt sie durch internationale Meisterkurse, u. a. mit Rainer Kussmaul sowie in der Zusammenarbeit mit Josef Kröner, Christoph Schlüren und Rony Rogoff.?? Rebekka Hartmann ist Preisträgerin zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe, darunter der Internationale Henri Marteau Violin Wettbewerb 2005, "Pacem in Terris", Bayreuth, 2004 und der "Jascha Heifetz Scholarship", USA, 2002.??Auftritte als Solistin führten Rebekka Hartmann nach China, USA, Großbritannien, Österreich und in die Schweiz sowie zu bedeutenden Festivals, wo sie sowohl mit renommierten Orchestern, wie z. B. dem Peking Sinfonieorchester, den Bamberger Symphonikern, den Aachener Symphonikern, dem Württembergische Kammerorchester und dem Deutschen Kammerorchester Berlin, als auch in Recitals Publikum und Fachpresse gleichermaßen begeistert. ??Wichtige Erfahrungen sammelte sie mit Dirigenten wie Christoph Eschenbach, Miguel Gómez Martínez, Esa-Pekka Salonen und Jukka-Pekka Saraste und über viele Jahre hinweg mit Enoch zu Guttenberg.? Ihr Repertoire umfasst das gesamte Spektrum der Violinliteratur vom Frühbarock bis zur neuesten Musik, wo sie u.a. Uraufführungen und Ersteinspielungen von Werken von Hâkan Larsson und Anders Eliasson gab. ??2006 erschien ihre Debüt-CD mit Solowerken von J. S. Bach, Paul Hindemith und Bernd Alois Zimmermann beim Label Farao Classics.?? Für ihre CD "The Birth of The Violine" (2011, Solo Musica) erhielt Rebekka Hartmann den ECHO KLASSIK 2012 in der Kategorie "Solistische Einspielung des Jahres". Die barocken Werke deutscher, italienischer und französischer Komponisten sind bis auf wenige Ausnahmen Weltersteinspielungen.?

Die Pianistin soll auch nicht zu kurz kommen. Margaritas Homepage sagt uns dies:

Margarita Oganesjan ist in Erewan, der Hauptstadt Armeniens, geboren. Im Alter von 5 Jahren erhielt sie ihren ersten Klavierunterricht und besuchte die "Hochbegabtenschule für Musik P.I.Tschaikowski". Mit 13 Jahren übersiedelte die Pianistin nach Deutschland und studierte an der Musikhochschule München bei Vadim Suchanov. Anschließend absolvierte sie die Meisterklasse am Mozarteum Salzburg bei Prof. Alexej Lubimov. Zusätzliche Anregungen bekam die Künstlerin in Meisterkursen von Menahem Pressler, Svetlana Navassardian, Oxana Jablonskaja u.a.

Margarita Oganesjan ist Preisträgerin von nationalen und internationalen Wettbewerben. u.a. gewann sie den 1.Preis beim internationalen "Wolfgang Jacobi Wettbewerb" für Kammermusik der Moderne und eine Auszeichnung beim "Gasteigwettbewerb für den Musikförderpreis".

Das sollte für eine gebündelte Portion Vorfreude reichen.

Mit diesem Konzert beginnt der vierte von den Klassikfreunden der Asociación Cultural Amigos Palmeros de la Ópera (ACAPO) veranstaltete Kammermusikzyklus. Zehn der elf Konzerte finden im herrlichen Teatro Municipal Circo de Marte in Santa Cruz statt, das Osterkonzert werden wir in der Casa de la Cultura in El Paso hören. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr, Karten gibt es zum Preis von 12 € an der Abendkasse. Ein Abonnement für alle Konzerte kann für € 70 erworben werden. Der Kulturbeauftragte gibt darüber gerne Auskunft (607 687418).

Heute Abend also, nicht versäumen, es wäre doch schade, wieder einmal von anderen erzählt zu bekommen, wie toll das Konzert doch gewesen ist!

Mit musikalischen Grüßen

Ihr

Ödi Jonitz (Kulturbeauftragter)










Dienstag 23.09.2014 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 17 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 25,5 Grad - niedrigste Temperatur 17,6 Grad

Katze Nummer Acht
Bericht zur Schieflage der Katzion

Seit Wochen bereits füttern wir neben unseren sieben Katzen ein achtes Tier mit, welches sich aber uns Menschen gegenüber scheu und sehr zurückhaltend gibt. - Immer auf Abstand, anfassen unmöglich, aber mit unseren sieben angestammten Katzen verträgt sich der junge Herr recht gut. - Er kommt fressen, wenn alle anderen bereits ihren Anteil hatten und wagt sich auch in die Küche, wo immer zusätzliches Trockenfutter zur Verfügung steht. - Sollte sich dabei ein Mensch annähern, dann jagt das scheue Tier im Sprint aus der Küche, und Disney-Filme, in denen Zeichentrickfiguren rennen, ohne voranzukommen, weil ihre Füße vor lauter Laufen keinen Halt finden, kommen einem auf einmal ziemlich real vor. - Das arme Tier will so schnell weg, dass die Krallen keinen Halt finden auf den Terrassenboden und sieben andere Katzen und die beiden verbliebenen Menschen gucken dem Tier verdutzt zu, wie es versucht, Land zu gewinnen. - Was uns komplett wundert, wie es denn möglich ist, dass unsere sieben namhaften Katzen denn völlig ohne Probleme die Nummer Acht akzeptieren, wo man doch sonst monatelang protestierend und zickend den Tag über verbracht hat, um seine Ablehnung gegenüber weiterem Katzenzuwachs kund zu tun. - Vielleicht hat das was damit zu tun, dass nicht wir die Nummer Acht angeschleppt haben, sondern sich dieses Tier über Mauern und Bäume hinweg langsam an uns gewandt hat, und sicher nicht wegen des Futters alleine, denn oft liegt Number Eight auch After Eight noch mit den anderen Katzen friedlich zur Blauen Stunde auf der Terrasse, obwohl Trockenfutter reichlich und eigentlich immer in der Küche zur Verfügung steht. - Wir sind weiter ablehnend, so ablehnend wir überhaupt nur sein können und verdeutlichen das mit der Weigerung, der Nummer Acht einen Namen zu geben, und weigern uns auch gleichzeitig einzugestehen, wie lächerlich doch dieser ostentative Akt der Unfähigkeit eigentlich ist. - Aber wir sind, seitdem die Kinder auf Gran Canaria leben, sowieso nicht mehr wirklich handlungsfähig, auf der Suche nach angepasstem Alltag basteln wir uns eine Heile Welt nach der anderen, und glauben jedes Mal wieder, jetzt endlich das "Gottesteilchen" verinnerlicht, aber auch nach außen hin tragen zu können. - Unsere Katzen betrachten uns bei dieser Findung, oder was immer das sein mag, mit interessiertem Abstand, so lange rudimentäre Aufgaben wie Dosen öffnen, Bauch kraulen und in Babysprache Zuwendung verteilen noch erbracht werden, so lange ist für die Katzion, also die Nation der Katzen, auch noch kein Alarm angesagt. - Sieben plus eins gegen zwei, das ist sowieso ein bisschen so wie Paderborn und Bayern, wobei uns aber nicht so ganz klar wird dabei, wer denn eigentlich welche Rolle einnehmen will.

Paul glänzt weiterhin mit seinen himmelblauen Augen und einer an Demenz grenzenden Dickfelligkeit, der wandelnde, wenn auch langsame Mittelpunkt der Welt, und niemand zweifelt daran, weder die angestaubten Humanbediensteten, noch die anderen felinen Spießgesellen. - Um Paul herum dreht sich so etwas wie eine Welt, und ich muss zugeben, betrachtet man das aus der Sicht eines Katzenrudels, dann ist das ein ziemlich lockender Zustand und irgendwie ist das sicher auch eine Art Selbstaufgabe, wenn man neidisch auf seine eigenen Katzen wird. - So lange Nummer Acht keinen Namen hat, so lange ist das nicht unsere Katze, so einfach ist das, Selbstbetrug ist nicht nur legal, sondern auch überaus wünschenswert, die Krankenkassen könnten sonst unter der Last der zu verabreichenden Psychopharmaka komplett kollabieren. - Der graue Riese Mops dreht sich nur um Schlafen und Fressen, die dreibeinige Lucky frönt ihrer Lieblingsbeschäftigung Lufi-Bashing, wobei wir längst entdeckt haben, dass Lucky eigentlich nur zurückschlägt, Lufi es aber außerordentlich gut beherrscht, die Opferrolle vor uns Menschen zu spielen. - Die beiden Nesthäkchen haben sich komplett unterschiedlich entwickelt, Leo ist dünn und schmal geblieben, hat aber eine aristokratisch wirkende extrem synchrone Zeichnung, und kennt keinerlei Boshaftigkeit oder irgendwelche Angriffsrituale. - Komplett anders ist Penny, unser früheres Sorgenkind, die ist immer die schnellste am Fressnapf, die lauteste im Reklamieren, die erste auf dem Schoß und auch die schnellste mit versteckten Ohrfeigen. - Und dann ist da noch die Mia, die schönste unserer aller Katzen, die schwarze Donna, die sich aber den anderen Katzen und uns Menschen gegenüber äußerst zurückhaltend gibt. - Obwohl mit der Flasche aufgezogen sucht sie meist Abstand von uns allen, macht aber auch immer wieder klar, dass das hier ihr Revier ist und eigentlich teilt sie das nur unter grummelndem Protest. - Hin und wieder wird sie schwach, springt dann auf den Schreibtisch und sucht für ein paar Minuten Nähe, und wir genießen diese seltenen Momente, bevor sie dann wieder, augenscheinlich über sich selbst empört, davonspringt. - Nummer Acht fotografiere ich nicht mal, kein Name, kein Foto, kann nicht unsere Katze sein. Gesunder Menschenverstand ist das, über was Katzen am allerliebsten lachen, und Katzen lachen oft, laut und überschwänglich, aber wir bekommen das meist nicht mit, eben wegen des Verstandes der so menschlich und gesund sein soll.






Dienstag 23.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 29 % - Luftdruck 1018 hPa
Puntagorda, 1.260 Meter - Temp. max. 25,7 - Temp. min. 9,8 - Feuchte 41 - 82 % - Regen 0 mm

Gastbeitrag von Sigrun Casper
Das Fest

Vor dem Kiefernwald am Fuß des Gebirgsmassivs steht das Kirchlein der heiligen Jungfrau. Eine Wolkenbank verstellt das Gebirge, der obere Teil des braunroten Steins ragt heraus. Faserige Wasserstoffe steigen hinter der Wolke auf, der Wind verdünnt sie und treibt sie in die Höhe, sie verhüllen den blauen Himmel. Wendet man sich um, sieht man erstaunt die andere Hälfte der Schöpfung: Berge und Himmel braunrot und himmelblau. Ein Fest Maria zu Ehren soll es geben. Aus dem geöffneten Kirchenportal strömen seit dem Morgen Orgelklänge. Am Mittag, am Nachmittag, am frühen Abend werden die Gläubigen ihr Fest feiern, im Wald, im Schatten der Kirche. Familien, Pärchen, Paare, im Auto mitgenommene Nachbarn und Freunde, Menschen mit rauen und glatten Händen sind unterwegs, die Älteren festlich, die Jungen sonntäglich sauber gekleidet. Hinter dem letzten Dorf staut sich die Autokarawane zu einer sich durch Staub und Hitze windenden Schlange. Polizisten haben das letzte hinauf führende Stück Straße vor dem Kirchlein abgesperrt. Zu beiden Seiten des Straßenrandes haben sie Verbotsschilder platziert. Weiterfahren verboten. In den Wald fahren, im Wald und an der Kirchenmauer parken verboten. Die Uniformierten tun ihre Pflicht. Mit würdevollen Gebärden, die feuchten Stirnen gerunzelt, gestatten sie den neben ihnen haltenden, sich erkundigenden Fahrern die Missachtung der Verbote, immer nur ausnahmsweise. Aufatmend bringt man dann sein Auto irgendwie im Chaos der schräg, schief, brenzlig dicht beieinander stehenden Karossen auf sandigen, hügeligen, mit storrem Unkraut bewachsenen Einbuchtungen zu Seiten der Straße unter, damit man es zur Jungfrau Maria nicht so weit hat und auch möglichst nah am Wald ist, wo das Fest stattfinden wird. Hartnäckige Fahrer werden von den Ordnungshütern bis in den Wald hinein gewunken. Sie halten dann dicht neben Familien an, die bereits auf Decken und Laken picknicken. Die Sippschaft klettert aus dem Auto, man grüßt, wird gegrüßt, holt die Decke aus dem Kofferraum, breitet sie aus, packt Taschen und Körbe voll Schüsseln, Plastikdosen, Brot, Besteck und Flaschen aus, verteilt das alles auf der Decke und um sie herum. Den losrennenden Kindern Ermahnungen nachrufend, lassen sich Mann und Frau, Großeltern und Tanten neben leckeren Lebensmitteln, Flaschen und Hausrat erleichtert seufzend zum Sitzen nieder. Erlaubt es der Abstand zweier Kiefern, befestigt der Vater oder der älteste Sohn eine Hängematte und lässt sich schaukeln. Die Luft ist erfüllt vom Klang eines ungestimmten Chors verschiedenster gut gelaunter Stimmen, spontane Solos aus Zurufen und lautem Lachen schallen hervor. Auf dem Platz vor der Kirche sitzen und warten indessen auf weißen, stapelbaren Plastikstühlen ältere Frauen und Greisinnen, die alles im Blick haben und es einander mitteilen, hell und heiser und weithin vernehmbar. Jugendliche haben sich in Gruppen gefunden, stehen beisammen wie gewohnt oder lassen reihenweise die Beine von der niedrigen Mauer um den Kirchplatz baumeln. Sie halten Colabüchsen am angewinkelten Arm, trinken, rauchen, lachen, schauen unauffällig um sich, ob sie auch gesehen werden, machen sich Vorbeigehenden lautstark bemerkbar, mancher Jüngling nutzt die Gelegenheit, legt scheu Besitz ergreifend eine Hand um die Schulter des neben ihm stehenden oder sitzenden Mädchens und staunt ergriffen, dass es die mutige Hand nicht abschüttelt. Die Mädchen tragen enge Jeans und knappe Hemdchen über braun gebrannten Bäuchen, die Frauen schwatzen und lachen aus rot geschminkten Lippen, junge und auch nicht mehr ganz so junge Frauen haben ihr zeitlos üppiges schwarzes Haar mit schillernden Spangen gebändigt oder tragen es einladend offen, die Männer haben ihre schwarzes und graues borstiges Haar für das Fest gewaschen, die rasierten Wangen schimmern. Das Orgelspiel mit seinem Ernst, der ans Jenseits gemahnt, wäre aus dem Kirchenportal durch alles Gerede, Gerufe und Gelächter und durch das Grummeln der Automotoren hindurch zu vernehmen, hielte sich nicht ein Störer neben der Kirche auf, ein kleiner scharf knatternder undefinierbarer Motor, der seinen Saft aus einem Kabel erhält, dessen Ende in einer Doppelsteckdose an der Außenwand der Kirche steckt. Niemand lässt sich durch die ketzerische Botschaft von der Feststimmung abbringen. Unermüdlich schleichen Autos immer tiefer in den Wald hinein, an Verbotsschildern, Polizisten und Helfern, Ausschau Haltenden und vertraut beieinander Stehenden vorbei. Auf dem Festplatz mitten im Wald, zwischen Kiefern, schwatzenden Menschen und picknickenden Familien sind schon Stände und Buden für Eis, Getränke, Schießmöglichkeiten und kleine und größere landesübliche Imbisse aufgestellt, für alles, was zum Volksfest gehört. Ein letzter Nagel wird in ein Brett gehämmert, mit einem letzten entschiedenen Handgriff eine Plane zurechtgezogen, der Standort der Ware mit einem letzten Blick überprüft. Ab und zu will bereits jemand etwas zu trinken kaufen, eifrig wird die Dose mit dem gewünschten Inhalt aus dem Regal genommen und dem Käufer auf dem schmalen Thekenbrett hingeschoben, das entgegengenommene Kleingeld routiniert aus der hohlen Hand im Kassenkasten sortiert, während es zwischen den Stämmen der Kiefern in allen Lautstärken und Tonhöhen summt vor Wichtigkeiten, das Fest und das Leben betreffend. Die Leute der Gegend haben sich schon lange auf ihr Fest gefreut. Schon immer wissen sie, dass es einen Grund gibt, ein Fest zu feiern. Sie haben die heilige Jungfrau Maria über Straßen, Gassen und endlose Wege bergauf und bergab getragen, die zarte schwere Gestalt hoch gehalten. Ihre Unantastbarkeit geht alle an, sie atmet allen unter der Haut. Seit sie sich erinnern können, reißt ihre Unschuld jede und jeden in den Strom eines unbegreiflichen Vertrauens. Maria begleitet sie und bringt sie wieder heim. Zum Hinaufsteigen, zum Singen und Beten auf Umzügen und Prozessionen, zur Vorfreude auf dieses Fest ihr zu Ehren brauchen sie ihre Schönheit und Reinheit, zum Warten auf den ersten, zum Segen nach dem letzten Tanz sind sie ihres freundlichen Lächelns gewiss.
Die Tanzfläche ist abgesteckt, die Musiker sind noch immer nicht aufgetaucht. Unruhig schaut man umher, schüttelt den Kopf, kommentiert ausführlich das Ausbleiben der Band, rollt mit den Augen: Wo bleiben sie nur? Sturm soll es geben, bald wird es losgehen, noch vor dem Abend. Der Tanz, so trägt es sich von einem zum nächsten, soll nicht stattfinden wegen des Sturms, das Fest fällt ins Wasser, man erkennt es am Himmel, die Wolkenwand ist vor den ganzen Berg gewachsen, das Blau von vorhin kaum noch durch dünnere Wolken zu ahnen. Das Fest ist schon losgegangen und fängt doch noch nicht richtig an, niemand weiß Genaues, die heilige Maria wird es wissen. Man steht noch enger in Gruppen beieinander, redet leiser und heftiger, Kinder toben aufgeregt wie vor jedem Fest, sie wollen tanzen, mittanzen wie jedes Mal, die Erwachsenen sind mit ihren Ermahnungen bei ihnen und passen auf. Alle sind da.
Nachher, wenn der Sturm hier angelangt ist, werden sie dabei gewesen sein, zu Hause am Tisch wird man darüber reden, wen man gesehen, mit wem man gesprochen hat und worüber, niemand wird einem hinterher sagen, man habe gefehlt, noch tagelang wird man es einander mitteilen und einander zunicken, wie schön es gewesen war am Sonntag bei der Kirche der heiligen Jungfrau und im Wald, als sich auf einmal Sturm und Regen ankündigten, wie festlich es zuging, eh das Unwetter losbrach und man schnell einpacken musste und es kaum noch nach Hause schaffte, weg vom Himmelsblau, dem Blau des Mariengewandes, vom allgemeinen Gelächter, weg von der eigenen Stimme, den Blicken der anderen, den Buden und Verbotsschildern, den gefährlichen Parkplätzen. Wenn sich auch der Teufel einmischt, der bleibt nicht, der frisst sich selbst auf, der hat seine Drohgebärden noch jedes Mal zurückgezogen. Das nächste Mal werden wir tanzen. Wären doch die Musiker nur gekommen und hätten angefangen zu spielen. Kein Sturm hätte uns am Tanzen gehindert. Die heilige Jungfrau wacht über uns. Erst recht, wenn wir tanzen.


Sigrun Casper ist Autorin und hat noch kein Buch über La Palma geschrieben. Zuletzt u.a. ein Buch mit Mauergeschichten: Chagall ist schuld. Ostwestgeschichten (u.a. über ihre Flucht nach Mauerbau). Und aktuell 2014 ein Büchlein mit Geschichten aus ihrer Zeit als Lehrerin an einer Förderschule mit vielen Migrantenkindern in Berlin, "Schultage".






Montag 22.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 22 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 25,1 Grad - niedrigste Temperatur 18,0 Grad

Der Winter muss gut werden
Tourismusbranche auf La Palma in heller Vorfreude

Den Sommer über hat man uns gewaltig gebeutelt, das aber mit doppelter Ansage. - Einmal ist im Sommer immer viel weniger los, als im Winter hier bei uns auf La Palma, und dann waren es eben solch bescheidene Möglichkeiten zu uns zu kommen, dass wir uns manchmal wunderten, dass immer noch so viele Gäste zu uns kommen. - Die fliegen über mehrere Städte, übernachten in sonst wo, bezahlen viel Geld, bloß um zu uns zu kommen, und in der Tat, unsere Stammgäste und die Hardcore-Fans für La Palma haben unseren Sommer gerettet. - Dennoch bleibt bei vielen ein fader Beigeschmack für den Tourismus im Allgemeinen auf der Insel, denn Saisonziel werden, das hatten wir uns bislang eigentlich nicht so vorgestellt und so hoffen wir auch wieder dringend auf eine Genesung des nationalen Tourismus, der in den Sommermonaten in früheren Jahren das Fehlen des internationalen Tourismus egalisiert hat. - Da gibt es zarte Hinweise auf Besserung, aber zart reicht noch nicht aus, und besonders eben der Hotelbereich unten an der Küste braucht dringend mehr nationalen Tourismus, denn die dort haben noch mehr zurückstecken müssen als in dem Teilsektor, welchen wir ländlichen Tourismus im "Hinterland" nennen. - Viele der Branche würden zu gerne die Augen zumachen, und Ende Oktober wieder auf, denn der Winterflugplan überrascht uns mit einer Vielzahl von Verbindungen, wie wir sie seit den Rekordjahren aus den frühen "Zweitausendern" nicht mehr gesehen haben. - Leider gelingt es uns nicht, die tatsächlichen Fluggastplätze auf die Insel zu ermitteln, denn viele Verbindungen sind Gabelflüge über eine andere Insel, oder fassen mehrere deutsche Städte zusammen, also müssen wir uns weiter ein bisschen überraschen lassen. - Das hängt nun natürlich deutlich von den Buchungen der Gäste ab, wie viele Plätze in einem Flugzeug denn, beispielsweise nach La Palma fliegen, und wie viele im gleichen Flugzeug nach Fuerteventura frei bleiben, und die Carrier werden auch schnell ihre eigenen Schüsse ziehen, falls die eine oder andere Route nicht kostendeckend geflogen werden kann.

Immer billiger, das ist ja auch Teil unseres Problems, denn die Fluggesellschaften haben sich ja in den letzten Jahren mit Billigangeboten nur so überzogen und die Preise "kaputt" gemacht, so dass nun die Auslastungszahlen deutlich höher liegen müssen, um ein Flugzeug überhaupt noch in die Luft zu schicken. - Ich erzähle die Geschichte immer wieder, das letzte Mal, dass ich mit einer Chartermaschine aus Deutschland nach La Palma geflogen bin, das war vor knapp 20 Jahren und damals habe ich für die einfache Strecke 400 D-Mark bezahlt. - Das war ein völlig normaler Kurs, die LTU aus München, und heute, 20 Jahre später meckern die Leute, wenn ein einfacher Flug aus Deutschland nach La Palma 200 Euro kostet. - Ich kann es nicht ausrechnen, was denn heute ein Platz aus München nach La Palma kosten müsste, sagen wir bei einer Auslastung von 75%, damit der Carrier kein Minus macht, aber wenn vor 20 Jahren der Flug 200 Euro kostete, dann müsste der heute, mit mindestens einer Verdopplung der Löhne und Gehälter und einer Vervielfachung des Treibstoffpreises und viel teureren Gebühren auch ein Vielfaches des Preises kosten. - Aber man spielt uns immer wieder vor, es geht auch billiger, und wenn man nur ordentlich den Service beschneidet, Dienste auslagert, die Auslastung kräftig erhöht, dann kann man vielleicht da hin gelangen, dass man, Dank orientaler Gönner, die Flieger weiter in die Luft bekommt. - Ziele wie La Palma, die eben nicht wirklich allergrößte Auslastung ahnen lassen, oder im Winter immer noch das Manko bereit halten, dass wir bei garstigem Wetter aus Westen schwer, oder gar nicht anzufliegen sind, die fallen halt bei den Betriebswirten der Fluggesellschaften hinten runter, und wenn dann kein mächtiger Reiseveranstalter von vorne herein ein Gros der Plätze bucht, dann müssen wir uns mit einem Miniflugplan zufrieden geben.

Darum überrascht uns der prächtige Winterflugplan dann doch, unser eifriger Tourismusrat gerät fast in Verzückung, und auch die Iberia Express will diesen Winter vier Maschinen wöchentlich aus Madrid zu uns schicken, und wir erinnern uns, das waren im vergangenen Winter zum Teil nur 2 wöchentliche Verbindungen. - Wir hier müssen uns nun auch anstrengen, den vielen Verbindungen gerecht zu werden, aber wir freuen uns natürlich ganz heftig drauf, mal wieder so richtig an die Arbeit zu gehen. - Aber man muss natürlich auch hoffen, dass die nun angebotenen Verbindungen auch genügend Zuspruch erhalten, heißt, dass ausreichend Urlauber die die Frequenzen nutzen, denn wir wissen nur zu gut, wenn da eine Destination nicht wirtschaftlich arbeiten kann, dann fällt dieser Flug ganz schnell wieder hinten runter. - Und für die Gäste gilt es, die Zeit der Ausreden ist vorbei, La Palma ist so gut wie aus fast jedem deutschen internationalen Flughafen aus zu erreichen, und Unterkünfte haben wir immer noch mehr als Sitzplätze in den Flugzeugen, da müssten die Gesellschaften schon noch ein paar Schippen nachlegen, dass wir auf diesem Sektor ins Schwitzen geraten. - Nein, das war nicht alleine das Geschick unseres neuen Rat für Tourismus, dass wir nun einer Wintersaison entgegen sehen, die Hoffnung bereitet, aber er hat seinen Teil dazu beigetragen und auch bewiesen, dass man doch etwas tun kann, wenn man es einfach nur tut. Jetzt sind wir und unsere Gäste an der Reihe daraus was zu machen, dass die Carrier in Zukunft bei den Gedanken an La Palma nicht mehr nur die Stirn runzeln, sondern sich vielleicht sogar mal die eiskalten Händchen reiben. - Von wo aus Sie uns überall erreichen können, das sehen Sie in der anschließenden Tabelle. - Garantien für die Richtigkeit dieses Flugplans können wir nicht übernehmen, seit vielen Jahren gleichen die Flugpläne der Chartergesellschaften längst eher einem Garniervorschlag, als einem echten Plan, der über eine ganze Saison wie in Stein gemeißelt gilt.





Vorläufiger Winterflugplan 2014/2015
( gilt bei den meisten Gesellschaften von November bis Ende April.)

Bitte beachten Sie, dass die Fluggesellschaften oft kurzfristig Änderungen vornehmen. Man muss also diese Pläne immer als provisorisch ansehen.

Air Berlin fliegt nur aus Nürnberg, Berlin und Düsseldorf direkt, die anderen Vebindungen sind Gabelflüge über eine der drei genannten Städte.

DE = Condor | AB = Air Berlin | ST = Germania | DY = Norwegian | HV = Transavia
HQ = Thomas Cook Belgium | TO = Thomson | JF = Jetair

vom Flughafen: fliegt die Fluggesellschaft: am Wochentag:
Berlin-Tegel
AB
DI
Berlin-Tegel
AB
FR
Berlin-Tegel
AB
SO
Berlin-Schönefeld
DY
SA
Düsseldorf
DE
DI
Düsseldorf
ST
DI
Düsseldorf
AB
FR
Düsseldorf
AB
SO
Frankfurt
DE
DI
Frankfurt
ST
DI
Frankfurt
AB
FR
Hamburg
DE
MO
Hamburg
AB
DI
Hamburg
AB
FR
Hamburg
AB
SO
München
DE
Di
München
AB
FR
Nürnberg
AB
DI
Stuttgart
DE
MO
Stuttgart
AB
FR
Köln
AB
FR
Saarbrücken
AB
FR
Baden-Baden
AB
FR
Leipzig
AB
DI
Paderbron
AB
DI
Köln
AB
DI
Wien
AB
FR
Wien
AB
SO
Salzburg
AB
FR
Zürich
AB
FR
Zürich
AB
SO
Amsterdam
HV
MO + FR
Brüssel
HQ
FR
Brüssel
JF
SA
London Gatwick
DY
SA
London Gatwick
TO
DI + FR
Manchester
TO
FR




Montag 22.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 29 % - Luftdruck 1018 hPa


Gastbeitrag von Wolfgang Becher
Lisa S. - Teil 3 von 3

Liebe, bezaubernde, kluge Lisa,

keiner kann sich seine Familie aussuchen und jeder muss auch seine Realität annehmen, wie sie sich einem stellt. Ich habe über uns, uns alle nachgedacht und finde, dass es keine Zukunft geben kann, geben darf. Du würdest Deinen Arbeitsplatz in Hollywood nicht verlassen - und ich möchte nicht weg von La Palma.

Du bist eine bezaubernde, intelligente, kleine Frau, von ewiger Jugend gesegnet, das Trickleben verlangt Dir viel ab. Ich weiß nicht, ob eine Beziehung gegen den Jugendschutz verstieße (greift der auch bei nimmer endender Jugend?),zudem bin ich mit Deinem Springfield und vielen Einwohnern vertraut - das ist auch nicht so viel anders in meiner Welt: der fiese Kernkraftwerkbetreiber Burns mit dem schleimigen Wayton Smithers, der fromme Klugscheißernachbar Ned Flanders mit seiner sektenähnlichen Familie, der verschlagene Mo in der Bar mit seinem rülpsenden Dauergast Barny, der dubiose Clown Krusty mit Tingeltangel-Bob, die gestrenge Lehrerin Frau Krabappel und der aufrechte und dadurch nervige Rektor Skinner, der Kwik-E-Mart-Betreiber Apu, der oberkorrupte Polizeibeamte Chief Wiggum und Doktor Monroe. Vom Sehen kenne ich Euch alle in diesem kleinen Spiegelbild der Welt, und ich hätte bald den lieben Hund Knecht Ruprecht vergessen - ja, das ist alles sehr reizvoll.

Weniger erbaulich, liebe Lisa, finde ich Deine Schwärmerei für den aalglatten Troy McClure - gut, der ahnungslose Brillengickel Milhouse hat es irgendwie auch nicht anders verdient, eine Alternative ist er sicherlich nicht. Aber was findest Du so begeisterungswürdig an den horrorharten Trickfilmen mit Itchy & Scratchy - ist das nicht eher die Welt Deines missratenen Bruderherzens Bart allein, musst Du denn da wirklich mit einstimmen? Ich fasse es nicht. Höre auf Deine Mutter Marge, die Dich unablässig zu warnen nicht müde wird. Wenn auch der salbadernde Pfaffe Reverend Lovejoy Dir keine Hilfe ist, orientiere Dich wenigstens an Deiner Mutter!

Und ehrlich gesagt, ich mag mir gar nicht gerne einen Besuch auf meiner heilen Insel mit Deiner Mischpoke vorstellen …Wenn ich mir durch den Kopf gehen lasse, wie Dein Vater vergeblich Duff-Bier zu bestellen versucht, die Donuts vermisst. Auch ohne seine Kumpels Lenny und Carl sich die Zeit vertreiben muss. Nicht auszudenken, wenn Deine Tanten Patty und Selma die Insel verqualmen - ach, ich könnte das gar nicht ab, der Ärger wäre vorprogrammiert. Bart würde unsere Tiere drangsalieren, Eure dusselige Töle Knecht Ruprecht unsere Katze Mieschka jagen und letztlich unseren Hundis den letzten Schliff in einer Blödelausbildung verschaffen. Der schlechte Einfluss wäre allerorten …die Guardia Civil würde oben in La Punta bei uns ein- und ausgehen, ein schrecklicher Gedanke. Ich weiß, liebe Lisa, wie Du schwärmen kannst - als Saxophonspielerin war Dein Traum die Begegnung mit Bleeding-Gums-Murphy, der hatte den Blues und es rührte Dich. Und das ging auch an mir nicht spurlos vorüber.

Ich will Dich nicht verletzten, liebe Lisa, aber jeder sollte dort seinen Mann, pardon, seine Frau stehen, wo er, also sie, hingehört - nicht alles im Leben drängt nach Erfüllung, wir tun dort unsere Pflicht, wo wir eingesetzt sind. Du bist ein Mustermädchen, moralisch untadelig und einwandfrei.

Verzeih mir, Lisa, ich kann unserer Verbindung kein grünes Licht geben, eine positive Antwort ist mir nicht möglich. Alles Gute für Dein Leben,

Wolfgang

PS: Gelb ist nicht alles.




Sonntag 21.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 17 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 27,9 Grad - niedrigste Temperatur 18,8 Grad

Was das "finde" übrig lässt
Stephan kommt nicht, Cueva Bonita wieder mal und das Wetter bleibt unbestimmt

Das "finde" ist das "Fin de semana" also das Wochenende, denn seit dem man sich "zutextet", und weniger miteinander spricht, sind solche Abkürzungen immer wieder gerne genommen. - Hat sich aber auch im Sprachgebrauch breit gemacht, und selbst Menschen über dreißig nutzen diese kleine Abkürzung häufig. - Langsam bastelt sich der Nordatlantik wieder ein Azorenhoch zusammen, aber das dauert noch ein bisschen, die kommenden Tage werden bewegt. - Kein Unwetter oder solche Geschichten, aber bis wir stabilen Hochdruck haben werden wir meist noch Winde aus West und Nordwest haben und für den Donnerstag erwartet man sogar etwas Niederschlag, aber das ist noch nicht sicher. - Auf jeden Fall sieht der Horizont schon deutlich nach Herbst aus, der Sommer ist sicher vorbei, auch wenn wir immer noch Temperaturen von gut über 25 Grad zu erwarten haben.

Stephan Hawking wird am kommenden Donnerstag leider nicht bei der 108 Minuten dauernden Konferenz im Grantecán teilnehmen können, die Ärzte halten es für nicht vertretbar, und zwar wegen der Höhe nicht. - Er darf ja aus dem gleichen Grund nicht fliegen, die Druckwechsel könnten fatal sein, und so müssen wir uns halt hier damit zufrieden geben, dass Stephan Hawking von Tenerife aus per Videokonferenz an dem Runden Tisch auf unserem höchsten Berg teilnimmt. - Diese 108 Minuten Konferenz mit Nobelpreisträgern in Sachen Physik und Kosmonauten finden als Rahmenveranstaltung zum "Starmus-Festival" auf Tenerife statt, und gerne hätten wir das ganze Spektakel gehabt, allerdings traute man uns nicht zu, für dieses Festival genügend Besucher anzulocken, denn die Organisatoren müssen einen großen Teil der Ausgaben selbst decken. - Das Cabildo Insular de La Palma und das von Tenerife natürlich, haben auch Geld dazugegeben und da hat es gleich wieder auch Kritik von der Opposition gegeben, warum wir denn hier mit unserem Geld ein Festival auf Tenerife mit subventionieren und als Gegenleistung lediglich die Aufmerksamkeit von 108 Minuten haben, welche eben diese Konferenz auf unserem höchsten Berg dauert. - Ich darf beruhigen, alleine der Besuch von Stephan Hawking hier auf den Kanaren und die Diskussion, ob er denn auch bei uns teilnimmt, die haben so viel Werbung und Aufmerksamkeit für uns generiert, dass wir die Geschichte bestens als Werbekosten laufen lassen können.

Die Gezeitentabelle sollte man sich wohl öfter mal ansehen, besonders wenn man vorhat, in der "Cueva Bonita" den Sonnenuntergang anzusehen. - Soll wirklich phantastisch sein und so wollten 2 Herren sich das auch antun, aber die Cueva Bonita, nördlich von Puerto de Tazacorte bereits in der Gemeinde Tiejarfe gelegen, ist nicht nur die "Schöne Höhle" wie man sie nennt, sondern durchaus auch gefährlich. - Besonders wenn die Flut kommt, und Dünung den Eingang in Beschlag nimmt. - Die beiden Ausflügler gelangten mit ihrem Boot noch in die Höhle, aber nicht mehr heraus, und erst ein Ausflugsboot welches in der Nähe der Höhle war bemerkte die beiden inzwischen eingeschlossenen Männer. - Nun lief das gesamte Rettungsprogramm ab und noch in der Nacht gelang es Tauchern der Guardia Civil und der Feuerwehr ins Innere der Höhle zu gelangen. - Da die beiden Männer nur Schürfwunden hatten, also keine Lebensgefahr bestand, beschloss man auf den nächsten Morgen zu warten für die Rettung, da es bei Tageslicht einfacher wird und man auch die Hoffnung hatte, die Wellen würden sich beruhigen. - So geschah das auch, an einem Seil, welches die Taucher von einem Rettungsschiff in die Höhle gelegt hatten gelangten die Ausflügler und die Retter dann wieder aus der Höhle und die Verletzungen der Beiden sind sehr gering. - Glück gehabt, das ist auch schon anders ausgegangen, im Jahr 1997 versuchte ein Ausflugsboot zu nahe an die Höhle zu fahren, das Boot werde an die Felsen geschleudert, der Bootsführer und eine Passagierin kamen sofort ums Leben und die anderen Passagiere mussten die ganze Nacht in der Höhle ausharren, unter anderem auch die Töchter und der Enkel der verstorbenen Frau, bis man diese Ausflügler auch wieder an einem Seil nach draußen bringen konnte. - Diese Rettung verlief glücklicher, aber das was der Augusta Westland Helikopter des Salvamento Marítimo aus Tenerife hier wollte, das erschließt sich uns allen nicht so genau, denn dass die Beiden nicht schwer verletzt sind, das wusste man seit der Nacht genau und ein Hubschrauber bei einer Rettung aus einer Höhle, aber gut, ich bin da nicht der Fachmann...




Der Rettunghshubschrauber aus Tenerife




Effektiver erwies sich allerdings das Rettungsschiff vom Salvamento Marítimo.
Und die Gezeitentabelle für Puerto de Tazacorte schickt uns Federico.





Sonntag 21.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 39 % - Luftdruck 1016 hPa


Gastbeitrag von Wolfgang Becher
Lisa S. - Teil 2 von 3

Und dann reden wir noch ein wenig in dem kleinen Heimkino (die haben wirklich die tagelange Fahrt mit der Fähre und auch den Transfer von Deutschland durch Frankreich runter ins spanische Cádiz gemacht! Um zu mir zu kommen!) - nun wird das Rätsel gelöst. Er spielt die Videobotschaft ein. Und da ist sie, das gelbe Mädchen mit der Sternfrisur und der weißen Perlenkette, dem roten Kleidchen der ewigen Jugend, Strahleaugen glubschen mich verlegen an und sie spricht ein wenig anders; sie ist nicht synchronisiert, dies ist ihre Originalsprache, und ich verstehe nicht alles. Kai hilft aus, erklärt mir, dass mich Lisa Simpson bei David Letterman gesehen habe, dass man in Springfield über mein Buch diskutiere, na gut, weniger der leicht debile Vater Homer und auch nicht ihr verbiesterter Bruder Bart, aber ihre Mutter Marge lese sogar Schmatze-Maggie aus meinem Bestseller vor. Lisa druckst herum - sie möchte mich kennenlernen. Dieser Schritt sei ihr nicht leicht gefallen.
Da ich völlig überrollt bin, wird eine Drehpause gemacht und wir besprechen dann das weitere Vorgehen. Ich könne später antworten, habe den ganzen Tag Zeit, ich solle mir alles für eine Reaktion durch den Kopf gehen lassen. Mit Sabine sei eine Insel-Tour geplant, das Kamerateam freue sich schon, er, Kai, natürlich auch, man werden den ganzen Tag herumgondeln (Piratenbucht, Strände in Puerto Naos und Tazacorte, zur Hauptstadt Santa Cruz, das anheimelnde San Andres, das nahezu verlassene El Tablado; gut, die Zeit reiche nicht für eine Wanderung in der Caldera de Taburiente oder auf der Vulkanroute, aber meine Partnerin, so der entzückte Kai, habe sich eifrig angeboten, das malerische La Palma den Fernsehzuschauern zu offerieren. Die Geschichte mit dem gelben Mädel, nein, da stehe sie drüber.

Man werde mich anschließend wieder abholen, ich könne bei den Tieren meiner Lebensgefährtin einhüten, und gespannt seien alle bis zum Anschlag. Das kann ich mir auch gut vorstellen, ich weiß noch gar nicht, was ich denken soll …

Der Tag verging, ich hatte den schwätzenden Beo Paule mit seiner großen Voliere vors Haus gerollt, die eigenwillige Katze Mieschka versorgt und war oberhalb des Atlantiks sonnenbeschienen mit der kleinen kältezittrigen Pudencohündin Chica und dem blödelnden Wolfshund Benno zum Mirador del Time gewandert, meinte auch unten in den Serpentinen das auffallende Mobil kurven zu sehen, schaute auf den Hafen und hatte letztlich den Brief fertig. Die Tiere … ja auch meine Partnerin … doch, meine Entscheidung war gereift und gewissenhaft getroffen.
Nein, einer Ausstrahlung stimmte ich nicht zu, ich wollte es Lisa S. ersparen. Wegen der Lesbarkeit hatte ich mit Laptop eine Antwort verfasst, in Deutsch, sollte sich Springfields Elite (vielleicht unter Leitung des geschniegelten Ansagers Kent Brockman) daran versuchen.





Groß ist das Archiv, hier von Lars Gerhardts





Samstag 20.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 29 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 26,9 Grad - niedrigste Temperatur 18,3 Grad

Ostentative Solidarität mit "Hausbesetzern"
6.000 Euro gesammelt um Miete zu bezahlen

Wo eine Suppe ist, da ist auch ein Haar, und wer unbedingt will, der findet dieses auch, allerdings gebietet es eigentlich die gute Erziehung, kunstvoll und genüsslich um das Haar herum die Suppe zu goutieren. - Für eine ziemlich mittellose Familie aus Santa Cruz de La Palma kann es nicht besser laufen. - Die Eltern plus zwei minderjährige Kinder kommen gerade mal auf etwas mehr als einhundert Euro Zuwendungen im Monat und haben vor ein paar Tagen medienwirksam eine Wohnung bei Mirca besetzt, welche abrissbereit als ehemalige Sozialwohnung auf die Handwerker wartet. - Die Presse stürzt sich dankbar auf solche Ereignisse, haben wir doch zwischen Bushaltestelleneröffnungen und ewig dunklen Korruptionsverdachtendlosschleifen eigentlich nur Wiederkäuernahrung im journalistischen Pansen, da kommen Hausbesetzer der Marke besorgte Familie mit Kindern doch gerade Recht. - Kommen sie auch, denn seit einer Weile bereits hat man uns den Tropf der medialen Dauerberieslung mit dem Wirkstoff "alles wird andauernd besser" versetzt, wobei mit dem medialen Tropf hier die landesweiten Nachrichten bis hirnebolaverdächtigen nachmittäglichen Spielshows gemeint sind. - Die Familie aus Santa Cruz besetzt also eine Wohnung, weitere Einzelpersonen und Familien drohen mit dem gleichen Szenario, und für die Gemeinde Santa Cruz könnte sich das zu einem Furunkel auswachsen, welches ähnlich negative Folgen haben könnte, wie die unsägliche Diskussion um die Aufstellung des Pumpenhauses für die neue Stadtentwässerung. - Nur kurz hat man darüber nachgedacht, die Familie aus dem Haus mit Behördengewalt zu werfen, und man hat sehr gut daran getan, das nicht weiter zu verfolgen, denn es gibt hier sehr wohl eine deutliche solidarische Grundeinstellung gegenüber Leuten, denen es noch beschissener geht, als einem selbst. - Man mag ruhig Psychologen damit bemühen, man kann es aber auch sein lassen, auf jeden Fall genießt diese Familie mit ihrem zivilen Ungehorsam die ungeteilte Sympathie der allermeisten Einwohner der Insel, und wer derart in der Presse getragen wird, der muss eigentlich nicht viel befürchten. - Das sieht in anderen Fällen anders aus, aber hier ist es nicht der Kampf Familie gegen Bank, der leider immer noch viel zu oft, trotz großer medialer Wirksamkeit, von den Banken gewonnen wird, hier ist es eine Familie Don Quixote, die der Stadtverwaltung ein Schnippchen schlägt und da kann niemand an sich halten, der Familie gehört die Aufmerksamkeit und auch Solidarität.

Diese drückt sich nun auch in Euro aus, man hat gesammelt für die Familie, innerhalb kürzester Zeit haben Nachbarn, aber eben auch ein Unternehmer, der in Santa Cruz sehr bekannt ist, 6.000 Euro aufgetrieben, welche reichen sollen, für die Familie die Miete von zwei Jahren zu sichern. - Nicht in der Wohnung, die sie jetzt besetzt halten, sondern in einer anderen Sozialwohnung, welche sie aber mit ihrem jetzigen Einkommen nicht realisieren könnten. - Wo ist nun das Haar in der wunderschönen Geschichte möchte man fragen, und eigentlich möchte man es auch gar nicht wissen, der Samstagabend könnte mit einem Happyend eingeläutet werden, allerdings widerspreche ich dabei dem Wortteil "end". - Denn es ist mit den 6.000 Euro nicht getan, und es ist auch nur eine Familie, welche da nun in den berechtigten Focus geraten ist, sondern es sind sehr viel mehr Menschen und auch Familien, welche solche Zuwendungen brauchen würden. - Darüber fragt man sich auch, warum denn gerade dieser Unternehmer, welcher jahrelang als Vorsitzender des Vereins der Gewerbetreibenden der Innenstadt Santa Cruz´ die Politiker in der Presse von einer Seite zur anderen gescheucht hat, diesen Solidarakt derart pressewirksam anleiert. - Die Bedürftigen fragt nicht nach Lobbyismus hinter einem Geschenk, das müssen die auch nicht, das ist sicher nicht deren Aufgabe, und der Unternehmer ist weder Taliban, noch gehört er dem Opus Dei an, also lassen wir doch einfach die Suche nach dem Haar in der Suppe. - Ich bin mal gespannt, wie nun der, bislang nur zwischen den Zeilen düpierte Stadtrat auf diese prächtige Solidarität reagieren wird, und vielleicht kann man ja darauf spekulieren, dass nun ein Solidaritätsfeuerwerk abgefackelt wird, welches auch noch anderen Bedürftigen zu gute kommen kann. - Wir kennen das doch aus der Kirche, wenn der Klingelbeutel vor uns nach Papier raschelt und nicht klingelt, dann fühlen wir uns doch trotz der zwei Euro in der Faust ein bisschen schäbig, und vielleicht funktioniert ja Solidarität genau so am besten. - Macht Platz, die Gutmenschen sind unterwegs, und dass uns die bloß keiner vertreibt, und rund um das Haar schmeckt die Suppe auch gleich noch viel intensiver.




Enge Gassen, breite Solidarität, unsere Hauptstadt Santa Cruz von innen.





Samstag 20.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 32 % - Luftdruck 1015 hPa


Gastbeitrag von Wolfgang Becher
Lisa S. - Teil 1 von 3

Nun war mein Bestseller auch in den USA angekommen; ich genoss diesen Ruhm und saß, wie jeden Tag, morgens für zwei Stunden in der Bar Parada in Fuencaliente. Die Kaffee-Haus-Tradition, ich hatte sie für mich auf meine Insel mitgebracht; hier saß ich noch relativ unbehelligt, notierte, grübelt, beobachtete. Die Palmeros kamen für ihren Cortado und ein paar Tapas vorbei, die Wandergruppen machten Halt, um die wundervollen Almendrados (sämige Mandelplätzchen aus eigener Herstellung) zum empfohlenen Cafe con leche zu genießen - und so fiel an diesem Morgen mein Blick aus dem Fenster auf einen Rover mit einem Wohnanhänger, deutsches Kennzeichen, der gegenüber auf den Randstreifen zirkelte. Das Kamerateam hatte ich zuvor schon gesehen und dann kam es mir auch schon bekannt vor: Man filmte Kai Pflaume, der hier jemandem eine Videobotschaft überbrachte - toll, das musste ich sehen!

Und zu allem Glück kamen sie zu uns in das alt erhaltene Ambiente, fragten den jungen Wirt mit der dunklen Brille und die verwirrt aufgekratzte kurzhaarige Frau am Tresen - und diese zeigten auf mich in der Fensterecke. Ich hatte gar keine Zeit lange zu überlegen, unter vorgehaltenem Licht mit begleitender Kamera kamen sie zielstrebig auf mich zu. Kai steuerte direkt mit großem Mikro meinen mit Manuskripten belegten Tisch an; er wollte - zu mir!
Ich kam in diesen Sekunden gar nicht zum Nachdenken, was? wie? vom wem? ich? versteh ich nicht! Ich beantwortete irritiert die Fragen nach meinem Namen, ob ich der Autor sei, ob er Platz nehmen dürfe, er habe eine Videobotschaft für mich. Von wem, wolle er noch nicht sagen, aber informiert sei er von meiner Lebensgefährtin - und es sei eine reizvolle Aufgabe an ihn herangetragen worden. Ich sollte mal spekulieren, und ich verfiel auch sogleich auf Witzelei, fragte, ob sich Verona des Blindgängers Franjo entledigt habe, sich Nadja Uhl um mich bemühe, ob meines internationalen Erfolges Sophie Morceau, Isabelle Adjani, Sandra Bullock oder Catherine Zeta-Jones von mir erfahren hätten; ich gebe mich blödsinnig selbstbewusst. Kai sagt, zuletzt habe ich regional nicht schlecht gelegen, und so komme ich noch mal drauf zurück, ob die Sache mit Michael Douglas zu wackeln anfange und Madame CZJ nun die Insel wechseln wolle, also von der Karibik zu den Kanaren - da lenkt mich der Liebesbotschafter auf meine Inselfrau zurück, und sofort vergehen mir diese Abschweifungen, was habe ich hier herumzuphantasieren - bleibe daheim und nähre Dich redlich …das konnte auch gar nicht sein, wie schwachsinnig war das jetzt vor der Kamera …
Nun eskortieren sie mich aus dem Lokal, wir schlängeln uns an den verdatterten Palmeros vorbei, treten ins Freie, Neugierige umringen uns. Wir gehen über die Straße, er lässt sich noch mal bestätigen, dass doch gelb meine Lieblingsfarbe sei und ich bin und bleibe völlig verwirrt.





Bild aus dem Archiv von Wolfgang Hempel





Freitag 19.09.2014 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 21 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 25,4 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad

Kunst in den Zeiten der Krise
Meist fällt das Weniger kaum in die Augen

Aber man muss nur die Künstler und Kunstschaffenden mal fragen, es hat riesige Einschnitte in den vergangenen Jahren gegeben. - Kunst, Sport, Forschung und leider auch Erziehung und Gesundheit, wo gespart wird, da fallen mindestens Möglichkeiten weg, wenn nicht gar essentielle Dinge, welche eine Gesellschaft ausmachen. - Wir kennen den wunderbaren Spruch, der Fortschritt in einer Gesellschaft lässt sich nicht an den Autobahnkilometern messen, sondern daran, wie viele Lehrer, Ärzte und Künstler man vorweisen kann, und kaum einer unter Ihnen, abgesehen von Interessenten in Sachen Tiefbau, werden dieser These widersprechen. - Gespart wurde überall, nicht immer hat man uns genau gesagt wie viel, sondern in manchen Bereichen wie Gesundheit und Erziehung haben wir es einfach gemerkt, noch längere Wartezeiten, für Lehrer die krank werden kommt kein Ersatz, und in Sachen Kunst haben wir eigentlich überhaupt nichts gemerkt, zumindest nicht wir, die nicht Kunstschaffenden, sondern nur die Kunstkonsumenten. - Wer in Sachen Kunst unterwegs ist, der hat das sicher gemerkt, weder das Cabildo Insular noch die Rathäuser verfügen auch noch über annähernd gleiche Töpfe für Kunst wie noch in den "Goldenen Zeiten" vor dem Jahr 2008, aber wir, die Alltag leben und Kunst eben nur dann konsumieren, wenn man uns diese vor die Nase hält, wir bekommen von den Kürzungen in Sachen Kunst kaum etwas mit. - Oder sogar noch anders herum, die meisten finden es sogar folgerichtig, dass zuerst im Ressort Kunst gespart wird, noch bevor man Bereiche wie Gesundheit oder Erziehung anfasst, aber das war nach 2008 gar nicht so wirklich der Fall, da wir die Einschnitte parallel aufgebunden bekamen, um bloß einem Hilfspaket zu entgehen. - Dem sind wir entgangen, wobei nicht nur ich manchmal frage, wäre es nicht besser gewesen, wir hätten uns ruhig helfen lassen, auch wenn viele Entscheidungen nicht mehr auf souveräner staatlicher Basis gefallen wären, sondern von der Troika bestimmt, aber das Rasenmäherprinzip in Sachen Sparen in Spanien war eigentlich eh nichts anderes als das, was man von außen von uns erwartet hat. - Vielleicht hätte uns da ein bisschen mehr Griechenland sogar gut getan, denn um politischen spanischen Stolz aufrecht zu erhalten, langte man uns von ganz oben durch die bereits leeren Taschen bis in die Kniekehlen, und irgendwie habe ich heute noch das Gefühl, irgendein eiskaltes aber beständiges Händchen greift mir andauernd in die viel zu dünnen Pobacken, weil einfach keine gefällte Geldbörse den steuerlichen Druck abfedert. Natürlich wird andauernd alles besser, ich sehe die richtigen Kanäle, lese die entsprechenden Zeilen, allerdings kenne ich leider auch viele Hintergründe und nicht immer gelingt es, den Schalter zu finden, und das Etui mit der Brille, welche in allen Farben glänzen kann. - Meist Rosa. - Das geht uns allen so, fast allen, den acht Prozent der Krisengewinnler natürlich nicht, so hoch soll die Zahl hier bei uns im Land sein, welche keine Einschnitte aus den Folgen der komplett verfehlen Arbeitsmarkt- und Finanzpolitik hinnehmen mussten, oder sogar noch ihren Besitz vergrößern konnten.

Da hinein fällt nun die Forderung eines Sprechers einer politischen Gruppierung, und in diesem Fall ist es wirklich völlig egal, wer denn nun diese Presseerklärer sind, aber auf alle Fälle fordert man, die Wiederaufstellung der Statue, welche den Baum der Graja darstellen sollte, am Eingang des neuen Cumbre-Tunnels auf der Westseite. - Aus oxidierendem Metall hatten die Künstler Antonio Capote und Pereda de Castro zur Einweihung des neuen Cumbre-Tunnels diese große und auffällige Skulptur aufgestellt, (2002 oder 2003) und im März vergangenen Jahres musste man diese Skulptur wieder abbauen, da sich bei einem Sturm Teile der Arbeit gelöst hatten. - Seit dem liegen die Teile dort vor der Tunneleinfahrt herum und eigentlich hatte man letztes Jahr schon gesagt, das wird wieder zusammengefriemelt, sobald Zeit und Geld da ist. - Scheint weder Zeit noch Geld da zu sein, und als nun diese eine Partei öffentlich fordert, man solle doch dieses Skulptur wieder aufstellen, da löst sich Volkes Zorn plötzlich und in einigen sozialen Netzwerken schimpft man ganz gewaltig auf die Idee, dieser gestürzten Skulptur noch weiteres Geld hinterher zu werfen. - Antonio Capote, unser Stadtkünstler aus El Paso liegt ja leider bereits auf dem Heiligen Feld in unserer Stadt, und ich glaube nicht, dass der sich im Grabe umdreht, aber es ist mindestens interessant, was ganz viele Menschen von dem halten, was Andere als Kunst bezeichnen. - Vielleicht liegt es auch daran, dass wir wirklich im Moment andere Dinge auf dem Zettel haben und Volkes Stimme singt da einen ganz bestimmten Kanon, der dringend daran erinnert, dass so lange Familien nicht wissen, wie sie morgen ihren Speiseplan bewältigen, oder wo sie wohnen sollen, für Kunst nicht wirklich breite Sympathie übrig bleibt. - Zum Teil hat man den Pressebericht schon wieder aus den Nachrichten entfernt, man hat sich wohl selbst erschrocken, wie völkisch Volkes Stimme sein kann und sicher kommt erst das Fressen, dann die Moral, und dann erst die Kunst, ich dachte nur eigentlich, wir wären schon wieder ein Stück weiter.




März 2013, noch pfeift der Sturm, da steht der Kran schon neben der Skulpur, um diese auseinander zu bauen.





Freitag 19.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 36 % - Luftdruck 1015 hPa


Fulanito de tal dice hoy: Vayamos al grano
Gehen wir auf den Kern. - Nicht lange fackeln, nicht drum herum reden, gleich auf den Punkt kommen.




Früchte der Saison, "tunos" oder Kaktusfeigen. - Wer die nicht mit bloßen Fingern greift, ist nicht feige, sondern weise... - Gut abgebürstet, in Wasser geschwenkt, dann in den Kühlschrank, ein Labsal besonders an heißen Tagen.





Donnerstag 18.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 19 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 25,1 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad

Wirres und zusammenhangloses Zeug
Busfahren, Hausbesetzer und polizeilicher Bargeldtransferservice

Unsere jüngere Tochter hat die ersten beiden Wochen Studium fast hinter sich, und sie hat es prima erwischt mit ihrer Wohnsituation. - Mit dem Studium auch, obwohl ich immer noch ein bisschen fremdle mit den Bildern die sie uns schickt, von den ersten Obduktionen an Ratten und Kaninchen, und dabei eine ganz interessante Beobachtung, dass von den Vegetarier unter den Kommilitonen meiner Töchter überhaupt niemand umgekippt ist, aber von den Karnivoren wohl. - Es fühlen sich also beide Töchter wohl in Las Palmas oder Umgebung, das beruhigt uns natürlich auch ganz allgemein, aber intern streiten wir schon ein bisschen, wer denn als erster einen Besuch dort starten darf. - Im Gegenzug, und wahrscheinlich aus voller Berechnung haben Beide bereits ihre Weihnachtsflüge nach La Palma gebucht, sicher auch mit dem Hintergrund, wenn die Alten an Weihnachten denken und jetzt bereits die Menüplanung beginnen und strategische Pläne für den Einkauf und Ausflüge anlegen, dann entfällt denen vielleicht auch der Wunsch, selbst nach Gran Canaria zu reisen...

Am Montag können wir alle gratis mit dem Bus fahren, 24 Stunden lang, von A nach B und nach Garafía auch, und wieder zurück, denn La Palma nimmt zum ersten Mal in seiner Geschichte an der "SEM" (Semana Europea de la Movilidad) teil, an der Europäischen Woche der Mobilität. - Diese zelebrieren wir wie überall in Europa vom 16. - 22. September und wir sind nicht so wirklich in der Lage auch für die Fahrradfahrer viel zu machen, denn die spielen eigentlich auch eine große Rolle bei der europäischen Idee, von Individualverkehr abzurücken, und neue, oder vielleicht besser alternative Transportsysteme zu bemühen. - Bei uns radelt man aus sportlichen Gründen, und das wohl immer mehr, keine Frage, aber bei unserer Orographie wird man nicht wirklich hingehen können und darauf bauen, dass die Leute per Fahrrad zur Arbeit kommen, oder ihre Besorgungen erledigen. - Mit dem Bus, das ist eine andere Geschichte und hier gibt es natürlich deutlichen Verbesserungsbedarf, obwohl unsere Busse bereits schnell und auch pünktlich fahren. - Allerdings werden die immer noch zu wenig genutzt und nach wie vor gilt vielen von uns das Auto als einziges mögliches Fortbewegungsmittel, für viele kommt Busfahren überhaupt nicht in Frage, mag es immer noch ein dämliches Statusdenken sein, und da muss noch deutlich dran gearbeitet werden. - Inzwischen hat ja die Inselregierung eine Studie in Auftrag gegeben, wie man denn den öffentlichen Nahverkehr verbessern könnte hier auf der Insel und wir dürfen hoffen, dass mögliche Vorschläge dann auch aufgegriffen und umgesetzt werden.

Der Leerstand viele Häuser und auch Wohnungen auf der Insel fällt auf. - Mögen es Zweitwohnungen sein, Ferienhäuser, oder eben einfach Anwesen, für welche es keine Erben gibt, oder die sich nicht dafür interessieren, wer aufmerksam über die Insel geht, dem wird das nicht verborgen bleiben. - In Santa Cruz hat das nun zu einem Umstand geführt, welcher der Stadtverwaltung deutliche Kopfschmerzen bereitet, denn es gibt inzwischen Hausbesetzer, die sich ehemalige Sozialwohnungen ausgesucht haben, in diese eingezogen sind und nun einfach nicht mehr heraus wollen. - Natürlich könnte man die mit Polizeigewalt aus den Wohnungen holen, aber das ist hier spätestens seit der Krise und der vielen Zwangsenteignungen durch Banken und deren helfenden Gerichten äußerst verpönt, und die Presse greift solche Fälle natürlich gierig auf und die Stadt wird sich hüten, dort diese Familie mit zwei Kindern, deren Einkommen lächerlich gering ist, mit Gewalt aus der Wohnung zu holen. - Auf der anderen Seite hat man natürlich Angst, dass dieses Beispiel sich ausweitet und es gibt wohl auch schon weitere Familien und Einzelpersonen, die auch bereits angekündigt haben, sie werden sich Wohnraum einfach so besorgen, falls die Stadt nicht mit Sozialwohnungen dienen könnte. - Da hat man jahrelang geschlafen, dann eben noch die Verschärfung durch die Krise, und wenn dann viele Bedürftige mitansehen müssen, dass genau die Wohnung, aus der sie selbst oder Bekannt rausgeklagt wurden jahrelang leer steht, weil der Markt einfach nichts mehr hergibt, dann stehen da nicht nur unangenehme Fragen sondern eben auch vollendete Tatsachen auf dem Tagesplan der Gemeinden.

Andere Probleme schildert man uns aus der Gemeinde Tazacorte. - Dort wird von einem besonderen Shuttleservice berichtet, welchen die Lokalpolizei eingerichtet haben soll. - Oder zumindest in einem Fall, so ganz schlau wird man aus der Pressemeldung nicht, wie häufig das denn vorgekommen ist. - Es geht um Falschparker in Puerto de Tazacorte, und wenn die Polizei diese stellt, dann wollen die gleich Bargeld haben. - Allerdings sind nicht immer alle Leute gleich flüssig, oder nehmen zum Strand eh nur ein paar Euro mit, also sind diese Strafen, meist um die 45,- Euro, bereits reduziert wenn man schnell bezahlt, nicht immer aus der Geldbörse zu bezahlen. - Aber es gibt in Puerto de Tazacorte keinen Geldautomaten, also können die Polizisten nur ein Knöllchen verpassen und darauf hoffen, dass der Gast das irgendwann bezahlt. - Über die Guardia Civil funktioniert das internationale Kassieren bereits mehr oder weniger fruchtbar, die Gemeinde, vertreten von der Stadtpolizei, muss da versuchen gleich zu kassieren. - Also fahren die Polizisten die Gäste hinauf in den Ort Tazacorte, gehen dort mit den Leuten an den Geldautomaten und fahren dann die Leute wieder runter nach Puerto de Tazacorte. - Ich dachte eigentlich auch, die Polizei hätte andere Dinge zu tun, aber vielleicht wäre es noch einfacher, man würde sich darum bemühen, einen Geldautomaten in Puerto de Tazacorte aufzustellen.






Donnerstag 18.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1016 hPa


Gastbeitrag von Rose Marie Dähncke
Original - Fortsetzung - Teil 4 von 4

Sonnabend und Sonntag war ich nun festgenagelt zu Hause. Es waren sonnige Tage, und ich ging in meinem Garten immer hin und her. Aber das ist nicht dasselbe wie Autofahren.

Montag war Rosenmontag, Dienstag auch ein Karneval-Feiertag, keiner arbeitet. Mittwoch hatte ich einen Kliniktermin, auf den ich ein Dreivierteljahr gewartet habe. Natürlich fuhr ich da hin, auch ohne Fahrerlaubnis. Ich bereitete mich auf jeden Fall schon mal mit ganz derben Verteidigungspassagen vor, die mir in Spanisch nicht gerade leichtfielen, aber leider kam nichts davon zum Einsatz, ich wurde nicht angehalten. Donnerstag und Freitag fuhr ich sogar in unsere Hauptstadt, d.h. bis nahe dran und nahm dann ein Taxi. Alle Parkplätze waren mit Karussell-Monstern und Verkaufsbuden vollgestellt, so dass man keine Parkmöglichkeit hatte.

Ja, und Sonnabend und Sonntag gehe ich nun wieder in meinem Garten hin und her. Der Werkstattleiter hat mir bestätigt, dass der Hersteller das Dokument per E-Mail schicken wird. Aber wann?

Montag. Als erstes in die Werkstatt. Der Chef ist immer noch sehr nett. Er hat schon früh um acht beim Hersteller angerufen und Bescheid bekommen, dass es diese Woche wohl was wird mit der Bescheinigung. Er würde mich anrufen. Er entschuldigte sich, dass eher nichts zu machen war, da der Autohersteller die vorhergehende Woche geschlossen hatte (na, RENAULT, geht wohl nicht so gut, was?).

Mittwoch. Ich versuche es mit meinem fast immer erfolgreichen Trick, ich nehme dem Werkstattleiter für seine Gattin eine schöne Orchidee mit 14 herrlichen Blüten mit, in durchsichtiger Geschenkverpackung, das macht enormen Eindruck. Auch diesmal, bei ihm. Er griff sofort zum Telefon und sprach hinein. Ja, sagt er mir dann zuversichtlich, das läuft nun an, man wird die APIN oder NUGF oder TIFN oder so ähnlich konsultieren, ob die Bescheinigung durch E-Mail übermittelt werden darf, oder ob das nur auf dem Postwege möglich ist. Ich sagte ihm, bitte erklär mir das verständlicher, ich schreibe darüber. Das tat er gerne: also es gibt da eine Aufsichtsbehörde (die mit der obigen Abkürzung) für die Ausstellung von Bescheinigungen, wo man Erlaubnis einholen muss für die Vergabe von Dokumenten und auf welchem Wege. Und diese Behörde wollte der Autohersteller nun konsultieren. Und ich musste erst mal warten, was dabei herauskam. Meine Orchidee hat zwar sehr gute Dienste geleistet, aber die dadurch gewonnene tiefgründige Auskunft ließ meine vierte Wut auflaufen: diese ganzen Probleme und unhaltbaren Zustände verdankte ich der Unwissenheit des TÜVs! Gibt es denn so was, dass sie dort gegen gutes Geld Autos kontrollieren und nicht wissen, wie die aussehen?! Das ist doch nicht zu fassen!

Es gibt in der Zwischenzeit immerhin auch Erfreuliches. Ich fahre mit dem Auto umher trotz Verbotes und habe vorgestern die Verlängerung meines Führerscheins erledigt. Dabei parkte ich in der Hauptstadt im totalen Halteverbot, reserviert für eine Abteilung der Inselregierung. Ich wollte es mal so richtig drauf ankommen lassen. Ich hatte auch keine Quittung über die Autoversicherung dabei, weil die Post verloren gegangen war. Der Postbote hatte unsere Briefe wohl wieder einmal beim Nachbarn unter den Stein gelegt anstatt unter den unseren. Und - hinter der Hand gesagt - mein Führerschein war schon vor mehr als einem Jahr abgelaufen, weil sie ihn nur für ein Jahr verlängert hatten statt für zwei. Lauter solche Sachen machen sie hier. Leider hatte mein renitentes Parken auf dem Regierungsplatz keine Folgen, gerne hätte ich mal mit einem von da oben lebhaft gesprochen.

Freitag. Meine Lesebrille ist kaputtgegangen, und ich fahre zum Optiker. Na klar, ich will ja nun nicht wegen dem TÜV aufhören zu gucken. Ich kaufe auch gleich einen Vorrat an Lebensmitteln, denn ich will ja auch nicht verhungern.

Das dritte Wochenende ist da. Ich gehe wieder im Garten hin und her, immer hin und her. Dabei finde ich eine gute Portion Pfifferlinge unter meinen Kastanien. Ist ja wenigstens etwas.

Donnerstag der dritten Woche. Ich sitze wie auf Kohlen und warte und warte und warte auf den Anruf, dass irgend etwas läuft in meiner Angelegenheit. Nichts. Am besten ist, ich fahre mal wieder ganz persönlich in die Werkstatt. Als der Chef mich von weitem sieht, greift er sofort nach dem Telefon und spricht hinein, und nickt mit dem Kopf, und guckt ein bisschen rum. Als ich an seinen Empfangstisch komme, kann er mir das Neueste berichten: also die Richtigkeitsbescheinigungsantragsaufsichtsbehörde erlaubt nur echte Bescheinigungen auf dem normalen Postwege. Da kann ich wohl lange warten.

Aber nein - heute ist Sonnabend, und was sehe ich da in meinem Computer?! Die Bescheinigung! Dann ging das doch auf diesem Wege, und alles Vorausgesagte war falsch, zum Glück. Welche Freude. Und mein Auto ist tatsächlich original, auch von vorne, woran der TÜV Zweifel hatte. Zwar gehe ich ab heute nun schon das vierte Wochenende in meinem Garten hin und her, aber Montag kann ich nun endlich wieder mit dem Auto fahren und mir die Plakette abholen.

Hurra, heute ist Montag. Freudig eile ich zum TÜV, auf der anderen Seite der Insel, immerhin einige 30 km zu fahren. Und freudig lege ich dem zuständigen Angestellten die tolle Bescheinigung des Herstellers vor. Warum guckt er denn so irgendwie verständnislos??? Warum vergleicht er denn immer wieder den Wortlaut mit der Tüv-eigenen Urkunde? Ja - d.h. nein - stimmt denn etwas nicht? Und nun kommt's, halten Sie sich fest: "Leider kann ich diese Bescheinigung nicht anerkennen, das Wort für das fragliche Teil ist nicht das, was wir erwartet haben". Himmel - Arm - und Zwirn! Wusste nun die Autofabrik nicht, wie ihr Teil hieß, oder hatte sich der TÜV seine eigene Bezeichnung ausgedacht? Und die war gültig? "Und was soll ich nun machen?" fragte ich ziemlich ungehalten. "Sie brauchen nur vom Hersteller in einer neuen Bescheinigung das richtige Wort gebrauchen zu lassen, und dann kommen Sie wieder her".

Na, das wäre ja noch schöner! Nochmal drei Wochen Kontaktsuche und Warten auf eine neue Bescheinigung. Und dann wieder her. Das kam gar nicht infrage. Ich forderte, den Direktor sprechen zu dürfen. (Man hat mir manchmal schon - leicht bemängelnd - gesagt, ich hätte doch etwas männliche Charakterzüge, nicht so vollkommen weich und weiblich, da kann ich nur sagen, wie sollte ich denn sonst das Leben meistern, wenn ich ganz alleine mit solchen Geschehnissen fertig werden soll.) Ich durfte ihn sprechen. Ziemlich barsch sagte ich ihm, dass ich drei Wochen ohne Auto war, weil sein Personal die Typen nicht kennt, und dass ich verärgert bin, dass nun wieder neue Probleme auftreten. Er wand sich ein bisschen mit Drumrumgerede, neuen Gesetzen usw., wollte aber in meinem Falle nichts machen können.

"Sie brauchen doch nur eine neue Bestätigung, dass die Stoßstange original ist, dann werden wir weitersehen" wollte er mich trösten. Ich war hingegen der Meinung, wenn die Stoßstange als nichtoriginalverdächtig reklamiert wird, muss der TÜV das doch nachweisen können, aber wir wurden uns so nicht einig. "Gut", sagte ich, "geben Sie mir bitte Ihre Karte, ich möchte diese Angelegenheit beim Verbraucherschutz reklamieren". So eine Karte hatte er nicht (ist das zu fassen, von einem Betrieb mit Riesenanlage und diversen Angestellten und einem Direktor?), aber ich ließ nicht locker: "dann schreiben Sie alles auf einen Zettel, die Betreiberfirma komplett mit eingetragener Registernummer, Ihren Namen mit Ausweisnummer, volle Anschrift der TÜV-Anlage, Telefon, Webseite und E-Mailanschrift".

Er war ein kleiner Mann. Und ein Flüsterer - ein Spanischflüsterer. Ich verstand ihn nicht immer, und ließ ihn eine Erklärung gerne zwei- und dreimal wiederholen, aber er blieb geduldig, denn er hatte ein bisschen Angst vor mir (wäre auch eine weitere erfreuliche Charaktereigenschaft: sie ist angsteinflößend). "Ich werde mal in Madrid anrufen, vielleicht können wir das auf diesem Wege regeln" kam er mir entgegen, "würden Sie bitte draußen warten, ich rufe Sie dann wieder rein". Ich sah auf die Uhr und wartete draußen. Nach einer geschlagenen Stunde marschierte ich ohne Hilfe und Voranmeldung wieder zu seinem Büro und fragte, was nun sei. "Ja, leider nimmt in Madrid niemand ab". Und das erträgt dieser Direktor eine Stunde lang? Ich nicht! Mir ist entfallen, was ich diesem kleinen Direktor alles sagte, es war sehr viel, sehr hart, obwohl mir eigentlich die Worte fehlten für diese hundsgemeine Situation, aber es wirkte. Er sah sich das Auto mal persönlich an, fand natürlich nichts zum Reklamieren, denn Stoßstange ist Stoßstange, aber erst einmal angezweifelt, vielleicht doch nicht?. "Wir machen jetzt ein Foto von der Stoßstange und mailen das dem hiesigen RENAULT-Verkäufer (nicht der RENAULT-Werkstatt, wo man mir schon so gut geholfen hatte), und Sie fragen dort nach Jaime, der hilft Ihnen weiter. Und wenn alles erledigt ist, dann kommen Sie wieder hierher und legen die Papiere hier vor. Ich klebe Ihnen schon mal das Fahrerlaubnisetikett an die Scheibe. Sie müssen nicht sofort kommen, aber in den nächsten Tagen". Na, das war ja schon mal was Positives. Erneut musste ich das Auto durch die Kontrollanlage fahren, um an einer Stelle das Foto zu machen. Nach dieser großartigen Entwicklung bestand ich dann nicht einmal auf den Zettel mit allen Betriebsdaten, weil eine Reklamation ja vielleicht überflüssig wurde.

Nun denn, noch ein paar Kilometer weiter zum RENAULT-Händler. Dort war man sehr freundlich. Mehrere guckten sich das Auto an, fanden es normal, eine Angestellte machte Fotos von allen Seiten von der Stoßstange, auch im Halbprofil, denn das vom TÜV gemailte Foto war wohl nichts. Jaime war besonders nett und erklärte, dass er nun den Fahrzeugschein für ein paar Tage dort behielte und nachtragen würde, dass das Auto vorne eine originale Stoßstange hätte, dann wäre beim nächsten TÜV nicht mehr mit Problemen zu rechnen. Ich ließ mir ein Glas Wasser geben, denn meine heftigen Kopfschmerzen machten eine Tablette dringend nötig.

Meine Gefühle waren sehr gemischt, als ich mich auf den Heimweg machte. War das nun alles normal? Sollte ich eigentlich gar nichts zu meckern haben sondern mich freuen, dass alle so entgegenkommend waren? Mir fällt ein, dass auf dem Fahrzeugschein noch kein Seitenspiegel vermerkt war, kein Scheibenwischer, auch keine hintere Stoßstange und deren originale Richtigkeit. Den Gedanken, was da noch alles auf mich zukommen kann, schiebe ich ganz schnell beiseite.

Überhaupt mache ich jetzt mit der Geschichte Schluss. Wird ja schon recht langweilig, und ich habe auch keine Lust mehr. Entweder klappt es nun beim nächsten Versuch mit den korrigierten Autopapieren, oder es klappt nicht. Auf jeden Fall schwöre ich Stein und Bein, dass sich alles genau so zugetragen hat, wie hier beschrieben. Nur ein paar aus Wut geheulte Tränen habe ich unterschlagen, weil sie mir peinlich waren.

Legen Sie diese Geschichte nicht so weit weg, oder erinnern Sie sich wenigstens daran, wenn Sie ein neues Auto kaufen. Lassen Sie sich als erstes, möglichst vom Hersteller, eine Bescheinigung geben, dass alles am Auto original ist, sonst kann es Ihnen genau so ergehen wie mir. Oder Sie schiffen sich bei Problemen dann einfach ein, und lassen die Inspektion anstandslos auf einer anderen Insel oder sogar auf dem Festland machen. Ich kenne so jemand mit einem speziellen Jeep, der hier nie durch den TÜV kommt.

Ende gut, aber nicht zu fassen

Zwei Jahre später bei der nächsten Prüfung legte ich freudig mein mit viel Mühe und Umstand erworbenes Papierchen vor, und der Angestellte sagte: "Was ist dass denn, das brauchen wir nicht".




Aus dem Archiv von Reimund Ignatz, aber auch ein Renault...





Mittwoch 17.09.2014 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 17 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 27,6 Grad - niedrigste Temperatur 20,1 Grad

Sand in die Hauptstadt streuen
Die Gelbschnabel-Sturmtaucher fühlen sind abgesetzt

Vorher noch ein bisschen Wetter. - Der Wind hat nun endgültig gedreht, auf Nordwest, aber immer noch reicht das Tief nicht bis hinab auf unsere Breiten, also werden wir wohl weiter ohne Niederschläge aus- oder hinkommen. - So ganz sind wir uns auch noch nicht einig, ob wir denn überhaupt schon Regen wollen, die Winzer sagen Nein, die Tourismusdiener auch, der gesunde Menschenverstand sagt ja, und die Bananenbauern auch. - Wenn was kommt, dann nicht viel, aber richtig Azorenhoch ist auch noch nicht wieder angesagt, das drückt sich ohne große Ambitionen auf dem Nordatlantik herum und macht auf FDP. - Aber man muss anerkennen, der Sommer ist vorbei, die Stabilität geht verloren, auch wenn in den letzten Wochen sogar die Instabilität so stabil war, dass Langeweile am Himmel aufgekommen ist, hoffen wir doch inständig, dass nun das Azorenhoch bitte nicht sogar noch auf AfD macht…

Juni 2013 erklärte man uns den Rückstand von gut einem Jahr bei den Arbeiten am Stadtstrand von Santa Cruz de La Palma auf höchst interessante Art und Weise. - Das Brutverhalten der Gelbschnabel-Sturmtaucher verbiete das Heranschaffen des notwendigen Sandes, den man vor der Küste Puntallanas gewinnen wollte. - Ich habe das damals schon nicht geglaubt, denn der Gelbschnabel-Sturmtaucher brütet nicht unter Wasser, und man saugt den Sand dort vom Boden auf uns spült diesen dann vor die Küste Santa Cruz´. - Jetzt ist es ein gutes Jahr später und man hat tatsächlich angefangen, den Sand anzuspülen, aber die Geschichte mit den "Pardelas cenicientas", wie man die Vögel hier nennt, ist nie wieder aufgetaucht, und es ist auch nicht wirklich unsere hervorragendste Eigenschaft, dass wir den Dingen auf den Grund gehen, oder noch Jahre später nachhaken. - Also lassen wir die Vögel einfach in Ruhe, und inzwischen haben wir eine völlig andere Geschichte, warum der Strand ein paar Jahre später kommt als geplant, und diese Geschichte ist wieder ein bisschen glaubhafter, weil es um menschlicher Irrtümer und Unterlassungen geht, und um fehlende Papiere, die auch Geld bedeuten können.- Nur mal kurz ausgeholt, der Strand selbst ist Angelegenheit Madrids, die übernehmen Planung und Ausführung, gute 25 Millionen sollen da verbaut werden, allerdings muss damit auch die Abwasserplanung für die Hauptstadt neu geordnet werden, denn dort, wo der Strand hin soll, da steckt die jetzige Pumpstation und auch die Hauptleitungen, welche die gesammelten Knödel der Hauptstadt ins Klärwerk schicken. - Da die Hauptstadt zum Teil auf Meereshöhe liegt, kann man das sonst auf La Palma reichlich vorhandene Gefälle natürlich nicht mehr nutzen, also muss gepumpt werden, und die Planung sowie die Ausführung der neuen Abwasserleitungen, die waren eigentlich mal Sache der Regionalregierung, also des Gobierno de Canarias. - Aber dort winkte man entgegen früherer Aussagen ab, man wolle damit nichts mehr zu tun haben, denn die autonome Region der Kanaren bekäme so viel weniger Geld für Infrastrukturmaßnahmen aus Madrid, dass man für solche Spielchen hier auf La Palma kein Geld übrig hätte. - Das Ganze hat natürlich eine politische Note, in Madrid regiert die Partido Popular in absoluter Mehrheit und das Gobierno de Canarias wird geführt von einem Pakt der Coalición Canaria und den Sozialisten der PSC/PSOE, und man gönnt eben unserer Hauptstadt den Strand nicht, wenn es ein Projekt aus Madrid ist.

Schließlich schaffte man es noch, Madrid zu überreden, die notwendigen 2 Millionen Euro für die neuen Abwasserleitungen aufzubringen, und alles war zunächst glücklich und zufrieden. - Dann kam die Geschichte, dass plötzlich die Öffentlichkeit zu sehen bekam, wo man denn die Abwasserpumpstation hinstellen wollte und seit dem geraten alle weiteren Termine komplett ins Schwanken. - Direkt am Eingang der Stadt, dort wo jeder Besucher vorbei muss und auch jeder, der aus dem Hafen kommt, dort wollten Techniker, abgenickt von einem Rudel blinder Stadträte, die Pumpstation aufstellen, nach dem Motto: Wanderer, kommst du nach Santa Cruz, sag, du hättest uns pumpen gesehen, gehört und gerochen, genau so wie es die Stadtverwaltung befahl. - Inzwischen sind sich alle einig, das Ding darf dort nicht gebaut werden, und auch hat man sich, nach monatelangen Verhandlungen mit der Hafen- und schließlich auch mit der Küstenbehörde geeinigt, wo die Pumpstation anstatt dessen hinkommen, da keilt die Hafenbehörde noch einmal nach. - Grundsätzlich ist der Standort gut, gleich hinter der Hafenmole keine 200 Meter von dort entfernt, wo die Pumpstation ursprünglich hin sollte, aber man müsse den neuen Standtort viel besser vor den Schlägen des Meeres schützen, also muss da erneut nachgebessert werden. - Mit dieser neuen Maßnahme ist man nun bei an die 1,4 Millionen Euro, was nur die Verlegung der Pumpstation kosten wird, und das Cabildo Insular hat von Anfang an gesagt, sie werden das schultern, auch wenn man ursprünglich mal von einem Betrag von wenigen Hunderttausend Euro ausgegangen ist. - Immerhin, es geht weiter, und warum man jetzt erst anfängt, den Sand aufzubringen, das mag damit zu tun haben, dass denen bei unangenehmen Wetter mal ein Ponton auf dem Weg in die Hauptstadt gekentert ist, welches als Plattform dienen sollte bei der Aufgabe, den Sand dort aufzubringen. - Die Gelbschnabel-Sturmtaucher sind plötzlich nicht mehr die Protagonisten, obwohl sie immer wieder nisten, (manchmal kann ich nicht anders) Geld, Bürokratie und jede Menge Menschlichkeit, vertreten durch Irrtum und Schwamm drüber, spielen jetzt den ersten Bagger dort am Strand und vielleicht wird es ja kommendes Jahr noch etwas mit dem "Anschwimmen" dort in Santa Cruz.




Da hängen Schläuche an den Schwimmern




Und dieses Gefährt soll den Sand ansaugen und vor die Hauptstadt spucken





Mittwoch 17.09.2014 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 12 % - Luftdruck 1015 hPa
Puntagorda, 1.260 Meter - Temp. max. 28,4 - Temp. min. 15,8 - Feuchte 20 - 93 % - Regen 1mm

Gastbeitrag von Rose Marie Dähncke
IQ eines Autoreifens - Fortsetzung - Teil 3 von 4

8 Jahre später: um unser Inselchen richtig zu verstehen, muss ich diese recht üble Geschichte auch noch anhängen. Nachdem das Auto x-mal durch den TÜV gegangen war, hatte ich plötzlich Probleme. Alle Proben fielen zufriedenstellend aus, was kein Wunder war, denn ich hatte am Vortag alles überprüfen lassen und 80 € bezahlt. Aber man gab mir die Plakette der Fahrerlaubnis nicht, und ich durfte das Auto nicht fahren. Ich sollte eine schriftliche Bescheinigung beibringen, dass es sich um ein Originalauto mit Originalteilen handelt, denn man zweifelte die vordere Stoßstange mit dem Autokennzeichen an, es kam dem Angestellten so fremd vor.

Es war Freitag, der Tag danach. Ich musste das sofort erledigen, denn sonnabends wurde nicht gearbeitet, sonntags schon gar nicht, und ab Montag haben wir Karneval für 14 Tage oder mehr, und dann geht hier überhaupt nichts. Also los, zu meiner RENAULT-Vertragswerkstatt. Man ist dort sehr freundlich und entgegenkommend, aber das nützte gar nichts. Die TÜV-Station nahm den Hörer nicht ab, als der Werkstattchef dort nachfragen wollte, was nun geschehen soll. Eine halbe Stunde lang nichts, nada (das Übliche, wie ich gehört habe). Als endlich eine Verbindung zustande kam, war der Angestellte, der die Zweifel in die Welt gesetzt hatte, zum Frühstück.

Das war's, bisher. So wie immer: nichts geht, aber das ist normal, und die Palmeros haben sehr viel Geduld im Warten. Ich sitze im Auto und schreibe das schon mal nieder als Ventil zum Ablassen der ersten Wut von gestern und der zweiten Wut von heute. Ich habe Hunger, und Durst, und kalte Füße. Kein Verständnis habe ich dafür, dass die vom TÜV nicht die gängigen Autotypen kennen, keinen Katalog zum Nachschlagen haben oder einfach im Internet nachsehen oder Kontakt zum Hersteller aufnehmen können. Sind die denn alle blöd? Ich bin nicht die einzige, die solch ein Auto fährt, davon gibt es genug auf der Insel, die ständig durch die Kontrolle gehen, und das kennen die nicht?

Na gut, ich warte weiter.

Zwei Stunden sind vergangen, bis mir der Werkstattchef die endgültige Auskunft gibt: er hat mit allen einschlägigen Stellen gesprochen und ist zum Schluss an den Hersteller in Frankreich verwiesen worden, nur der kann die entsprechende Bescheinigung ausstellen. Falls der Hersteller das per E-Mail tätigt, und der TÜV eine E-Mail-Nachricht anerkennt, dann kann das in wenigen Tagen geregelt sein. Fordert der TÜV allerdings eine schriftliche Bestätigung per Post, dann dauert es sicher lange. Und solange darf ich das Auto absolut nicht bewegen.

Meine dritte Wut hielt sich nun nicht in Grenzen. Man darf nicht vergessen, ich bin uralt, lebe alleine und wohne in den Bergen weitab von irgendwelchen Nachbarn, und ich brauche das Auto. Sehr böse bin ich auf alle Beteiligten, außer dem Werkstattchef, der ist wirklich sehr nett.

Bestimmt berichte ich Ihnen wieder, wenn es etwas Neues gibt. Sie werden ja auch wissen wollen, wie das nun weitergeht. Vielleicht trifft Sie eines Tages so etwas Ähnliches, oder der Schlag, falls Sie die Sprache nicht genügend können, um sich da durchzufinden. Wenn ich den Werkstattchef richtig verstanden habe - und das nehme ich an, denn er hat es von Hand nachvollführt an einem nebenstehenden Auto - werden sogar nichtoriginale Zierleisten reklamiert und verhindern die Fahrzulassung. Anscheinend hat man nun endlich erkannt, wie unfallträchtig Zierleisten sind, wenn es sich nicht um die Originale handelt.




Dienstag 16.09.2014 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 12 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 29,2 Grad - niedrigste Temperatur 22,4 Grad

Ánimo Stephan, Ánimo Maikel
Zwei Männer sollten, wollten, müssten nach oben

Fangen wir an mit Stephan Hawking, der war bereits drei Stunden auf La Palma, auf dem Weg zur "Starmus-Konzerenz", welche kommende Woche auf Tenrife stattfindet. - Wir sind natürlich mal wieder neidisch, warum man diese wunderbare Geschichte nicht bei uns stattfinden lässt, und vielleicht sollten wir einfach mal die Umstände betrachten, wir sind leider nicht in der Lage, eine solche Konferenz und die ebenso wichtigen Rahmenveranstaltungen auszurichten, da uns sowohl die Infrastrukturen fehlen, wie auch die Erreichbarkeit. - Führende Köpfe der Astrophysik treffen sich dort, mehrere Nobelpreisträger und auch Künstler und Musiker, und es ist denen, dabei muss man immer wieder Garik Israelian als treibende Kraft nennen gelungen, eben auch Stephan Hawking nicht nur zu begeistern, sondern auch auf die Kanaren zu locken. - Garik Israelian war auch stark daran beteilig gewesen, dass wir hier auf der Insel fast ein Sternenkonzert, komponiert von Jean-Michel Jarre, gehabt hätten, und zwar zur Einweihung des Grantecan. - Schieben wir das Nichtgelingen dieser großen Aufgabe seinerzeit einfach mal auf die fehlende Finanzierung, alle anderen Gedanken dazu machen keinen Spaß. - Stephan Hawking kann aber nicht mit dem Flugzeug reisen, sondern muss immer mit dem Bus, oder eben über das Wasser mit dem Schiff reisen, und so kam es eben auch, dass der Station mit der "Oceana" hier auf La Palma machte, bevor er eben weiter nach Tenerife reiste. - Aber Stephan Hawking, genau so wie die Geschichte um die Starmus-Konferenz gehört eben doch auch nach La Palma, und wenn man das alles glauben mag was man lesen kann, wenn man lesen kann, dann gibt es durchaus noch Hoffnung, dass wir Stephan Hawking hier auf der Insel doch noch mal begrüßen dürfen. - Am 25.9. findet im Grantecan, dem größten optischen Spiegelteleskop der Welt, eine Veranstaltung statt, auch im Rahmen der Starmus-Konferenz, welche 108 Minuten Runder Tisch genannt wird. - Der erste Aufenthalt eines Menschen im All dauerte 108 Minuten, ja, Juri Gagarin, und so lange geben sich nun herausragende Wissenschaftler Zeit, dort offen Fragen und Visionen zu erörtern. - Das Ganze wird in Echtzeit ins Tagungshotel auf Tenerife übertragen, wo dann die anderen Teilnehmer dabei sein können. - Stephan Hawking möchte wohl auch dabei sein, und auf dem höchsten Berg unserer Insel Ecken ein einen Runden Tisch fragen, und wie es heißt, muss man die Ärzte davon irgendwie überzeugen, dass man Stephan in einen Hubschrauber steigen, und ihn in einer Höhe von 2.426 Meter zu den anderen Wissenschaftlern stoßen lässt. - Wäre natürlich Klasse, Stephan Hawking bei dieser Konferenz auf der Insel zu haben. Den Mann, der uns alle hoffen lässt, dass das Gottesteilchen doch nicht zwischen Schenkeln baumelt, sondern fest im Hirn verwurzelt ist. - Aber bitte keine Experimente, besteht auch nur die geringste Gefahr für den Mann, dann wollen wir nicht die Insel sein, auf der Stephan Hawking Probleme bekam. - Stephan ánimo, ob auf Tenerife, oder auf La Palma, oder sonst wo.

Der Maikel hingegen ist ein Hausgewächs, Maikel Chacón genauer gesagt, und meines Erachtens die spitzeste Feder der palmerischen Journaille, und wer hier spitz ist, dem versucht jeder auf die Feder zu hauen. - Jahrelang schrieb Maikel Chacón äußerst erfolgreich für das Blatt El Día, und man mochte vielleicht nicht seine Nähe zur Coalición Canaria, aber sowohl der Stil, wie auch die Bereitschaft sich dem Feuer so weit zu nähern, dass es heiß wurde, und diese Unvorsicht entlockte uns allen immer wieder Bewunderung. - Wer zu nah am Feuer fliegt, der fällt, und auch wenn es heute einfach nur heißt, man kann sich in den regionalen Zeitungen keine ausgewachsenen Journalisten mehr leisten, die eben mehr machen, als aus vorgetexteten Presseerklärungen die orthographischen Fehler eliminieren, das größte journalistische Talent unserer Insel steht ohne Zeitung da. - Als Wirt in Tazacorte, ich weiß nicht, ob das befriedigen kann, und stundenweise ein Programm im Radio, vielleicht auch nicht. - Aber Maikel ist wieder da, und wie er selbst in seinem Editorial bemerkt, vielleicht braucht man inzwischen pro Journalist eine Zeitung, und wenn man dazu die virtuellen Medien bemüht, dann ist das sogar durchaus machbar. - Als Beispiele räumt er prominent ein, Digna Martín, ehemalige Mitarbeiterin bei El Día und Diario de Avisos, heute ganz vorne in Sachen online-Zeitung mit ihrem "Blatt" elapuron.com, oder Esther Medina und Martín Macho die La Palma Ahora (Diario.es) geboren haben, nachdem Canarias7 sich eigentlich um La Palma gar nicht mehr kümmert. - Alles echte und gute Journalisten, die entweder zu teuer, oder zu aufmüpfig wurden, und wie der Wandel in der Presselandschaft weltweit vorantrabt, darauf reagieren wir ja alle nur, aber keiner weiß, wie das wirklich weiter geht. - El Time nennt Maikel seine online-Zeitung, angelehnt an das allererste Blatt, welches hier auf La Palma für die Insel Ende des neunzehnten Jahrhunderts erschienen ist. - Google würde daraus jetzt "The Times" machen, ich weiß nicht, ob Maikel solche Ansprüche, oder zumindest Wortspiele im Kopf hat, aber sicher will er einfach nur seinen Beruf wieder ausüben und darauf freue ich mich ganz besonders. - Man schreibt halt nicht gegen die Hand, die einen füttert, das wird aber eben auch nicht so leicht, wenn man vor Werbeeinnahmen leben muss, oder nehmen wir ruhig auch meinen Fall, wie weit kann ich negative Vorgänge hier auf der Insel benennen, wo ich doch gleichzeitig davon lebe, dass reichlich Inselgäste uns besuchen kommen? - Niemand ist also ganz frei von Drücken und muss sich seinen Wege suchen, mit dem er seinem Spiegelbild standhalten kann, aber auch Einkommen generiert. - WWW.eltime.es - Pflichtlektüre, nicht weil es neu ist, sondern weil es keinen gibt, der mehr weiß über La Palma, und in Ecken geleuchtet hat, in denen kein Licht zurück kommt, sondern vom Schwarzen Loch der Kaziken aufgesogen wird. - Jede Zeile ein Vergnügen, auch wenn man eigentlich noch mehr dazwischen lesen muss. - Ánimo Maikel, schreib!




Die "La Palma Times..."





Dienstag 16.09.2014 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 70 % - Luftdruck 1013 hPa

Gastbeitrag von Rose Marie Dähncke
Nachtrag - Ein Jahr später. Peinlich. - Teil 2 von 4

Ich fühle mich Ihnen gegenüber, die Sie vielleicht auf mein Anraten dieses tolle Auto gekauft haben, verantwortlich und muss Sie nun leider auf eine kleine Schwäche hinweisen: das Vorderteil kann abfallen, einfach so.

Mir passierte das an einem Sonntag, als ich auf der asphaltierten Straße durch unser Dorf fuhr. In der Kurve knallte vorne etwas auf die Fahrbahn und gab dann rhythmische polternde Aufschläge von sich. Die drei mir gerade entgegenkommenden Autos rissen entsetzt die Augen auf und sprangen beiseite. Ein Fahrer zeigte noch geistesgegenwärtig auf mein Auto. Zum Glück hatte ich die Möglichkeit, hier ohne Gefahr für andere auf der Stelle zu bremsen und auf unseren Dorfplatz auszuweichen, der ohne Kantstein am Wege liegt.

Da sah ich nun die Bescherung: das ganze Vorderteil, das noch vor der angeblichen Stoßstange angebracht ist, war abgeklappt und hing wohl noch an einem kleinen Scharnierchen o.ä., denn es fiel nicht ganz ab, stieß aber auf die Erde auf. Mit meinem geringen technischen Verstand begriff ich trotzdem, dass das Befestigungssystem kaum länger als ein Jahr halten konnte. Die ganze Vorderteilklappe war mit drei kleinen Plastikdübeln in drei einfache Löcher in einer Plastikverkleidung eingelassen. Ein Dübel fehlte ganz, einer war kaputt, und der dritte hatte wohl keine Lust mehr; kann man ihm nicht verdenken. Um wieder nach Hause zu kommen, musste ich das Teil nun irgendwie befestigen, mit Draht oder Strick, aber am Auto selbst war nichts, um es festzubinden. Also mit voller Kraft Vorderteil anheben, Knie drunter, festhalten, Loch suchen und mit dem einzigen Dübel einrasten. Das Ding war schwer, denn es war nicht nur das Nummernschild daran befestigt, nein, das war das wenigste, es war neben etlichem Gestänge auch ein grobes Gitternetz aus Plastik eingebaut. Das ist bei Geländewagen wohl dafür vorgesehen, um eventuelle Kühe davon abzuhalten, direkt in den Motor zu gelangen und dort alles zu verstopfen.

Am nächsten Tag auf der Fahrt in die Werkstatt stieg ich immer wieder aus, um die Lage zu inspizieren, und trat auch mal mit dem Fuß zu. Der junge Mechaniker war sehr nett und interessiert, so etwas hatten sie (angeblich) noch nie. Nach zwei Stunden konnte ich den Wagen wieder in Empfang nehmen. Freudestrahlend teilte er mir mit, man hätte nun eine größere Schraube genommen und die Dübel wieder ersetzt. Nun sollte es wohl halten.

Mir wäre es viel lieber gewesen, sie hätten alles auf Nummer Sicher fest angeschweißt, und meine Begeisterung war nicht groß. Er sah mir wohl Zweifel an und wollte mich gerne mehr in Sicherheit gewogen sehen. "Wissen Sie" sagte er, "man kann das natürlich auch noch auf andere Weise unterstützen: Sie müssen einfach schneller fahren, ganz schnell fahren!" Er stellte sich seitlich zum Vorderteil des Autos, ging etwas in die Hocke, streckte den Arm vor und spreizte alle Finger ab, blähte die Hand förmlich auf. Und damit machte er dann - wummm! -, schöpfte die Luft und schmiss sie gegen das Auto. "Sehen Sie, so...wummm- wummm" und zweimal knallte er die Luft gegen das Auto, "so kommt der Wind, wummm!, dieser Fahrtwind angeflogen, wenn Sie schnell fahren. Und je schneller Sie fahren, wummm-wummm-, desto mehr drückt dieser Wind gegen das Auto, und dann fällt das Vorderteil nicht mehr so leicht ab".

In meinem Blick sah er wohl immer noch keine völlige Überzeugung. Konnte er auch nicht, denn ich dachte immer nur an E-wie Emil, und deshalb wohl setzte er noch hinzu "wenn jetzt etwas abfällt, ist es wohl eher ein Rad als das Vorderteil".

Mein Rat: fahren Sie ganz, ganz schnell, damit das Vorderteil nicht abfällt und passen Sie gut auf, wenn dann das Rad abfällt.







Montag 15.09.2014 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 14 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 28,0 Grad - niedrigste Temperatur 19,4 Grad

National- Regional- Insel- oder Freizeitpark?
Die Caldera de Taburiente sucht ihre Identität, und wir den materiellen Nutzen

Ganz unter uns, dem Krater ist das furz piep egal, mit welchem Vornamen wir ihn ansprechen, und ob Madrid, das Gobierno de Cananrias oder das Cabildo Insular de La Palma über die Verwaltung dieses Parks entscheiden. - Uns aber sollte das nicht egal sein, denn der Nationalpark Caldera de Taburiente ist nicht nur ein Garant dafür, dass sich heimische Flora und Fauna dort geschützt weiterentwickeln können, sondern dieser enorme Senkkrater ist auch die touristische Attraktion Nummer eins auf dieser Insel. - Da entstehen von Anfang an Interessenlagen, und ganz lange hat einfach und alleine der Name, Nationalpark dafür gesorgt, dass kein Inselfürst, politischer Steigbügelhalter oder Lobbyist daran knabbern konnte, aus dem Nationalpark ein profitorientiertes Unternehmen zu machen. - Ob das so bleibt, oder bleiben soll, das wird zukünftig wohl in den Händen regionaler, oder sogar Inselpolitiker liegen, denn die Nationalparks sind seit Jahren bereits in den Händen der autonomen Regionen. Der fast pathologische Föderalismus in Spanien schreckt eben auch nicht davor zurück, aus nationalen Aufgaben regionale Freuden zu machen, und hier auf den Kanaren geht das noch weiter, seit einer Entscheidung des "TSJC" (Tribunal Superior de Justicia de Canarias), also des höchsten kanarischen Gerichtshofes, kann jede Insel die Verwaltung ihres eigenen Nationalparks fordern. - Im Falle La Palmas ist dies übrigens noch gar nicht geschehen, Tenerife ist da Vorreiter, und ab 2015 wird wohl die Verwaltung des Nationalparks Teide in die Hände des Cabildo Insular de Tenerife übergehen. - Das heißt aber auch noch nicht, dass die dann tun und lassen können was die wollen mit dem Nationalpark, aber natürlich nimmt der Inseleinfluss zu, und es wird ein Kunststück werden, aus Inselinteressen und eigentlichen Zielen eines Nationalparks, eine hinnehmbare, oder sollten wir sogar träumen, eine nachhaltige Angelegenheit werden zu lassen. - Dabei wird das Wort Nachhaltigkeit erneut auf die Probe gestellt, und man könnte auch den Wunsch äußern, dass die Besucher und damit auch Nutznießer des Nationalparks sich auch an den Kosten des Unterhalts der Anlagen beteiligen. - Bitte keine Parallelen jetzt zur PKW-Maut in Deutschland schlagen, dass hat unser Nationalpark nicht verdient, aber ich denke eben, dass man so viel mehr aus dieser ganz eigenen und natürlichen Ressource machen könnte, als das was den Park heute ausmacht.

Keine Frage, es muss immer die höchste Schutzdoktrin für die Flora und Fauna erhalten bleiben, allerdings darf ich die Frage stellen, ob das wirklich an jeder Stelle und auf jedem Meter des Nationalparks bedeuten muss, dass dort keine andere Nutzung betrieben werden kann, die nur sekundär etwas mit der Schutzaufgabe eines Nationalparks zu tun hat. - Natürlich stellt man hinten raus die Frage nach der Rentabilität, und wie wir hier als Inselvolkswirtschaft mehr Einkommen mit unseren natürlichen Ressourcen generieren können. - Das ist keine Frage von Ethik oder Moral, sondern eine Notwendigkeit, und wird jedem Interessierten absolut verständlich, wenn man das transparent und zweckbezogen, und auch nachhaltig macht. - Wir werden mittel- wie langfristig nicht umher kommen, auch für den Besuch im Nationalpark zu kassieren, und wenn die richtigen und einsichtigen Leute in dem Moment am Drücker sind, dann sind das handsame Summen von vielleicht 2 Euro pro Person und Tag, welche aber bitte auch erklärt werden, warum der Besucher diese bezahlen muss und wohin diese fließen. Nicht so wie in Fuencaliente, wo der Besucher 5 Euro für den Parkplatz am San Antonio bezahlen muss, ganz egal, ob er das Besucherzentrum besuchen will oder nicht. - Darüber hinaus gibt es viele weitere Möglichkeiten aus einem Nationalpark finanziellen Nutzen zu ziehen, ohne auch nur im Geringsten auf die Schutzaufgaben zu verzichten, hunderte von Nationalparks auf dieser Welt schaffen den Übergang von Aufgabe zu nachhaltiger Bewirtschaftung und alleine, wenn wir es schaffen könnten, dass der Nationalpark durch Einnahmen sich selbst tragen kann, ist ja der Ruf nach Nachhaltigkeit bereits erfüllt.

Konzerte an ausgesuchten Stellen, mit der Möglichkeit das Publikum per Maultieren oder anderswie da hin zu bringen. - Ausstellungen mitten in der Natur des Nationalparks, Schulungen in jeglicher Materie unter dem Himmel und dem Eindruck dieser gewaltigen Natur. - Geführte Themenwanderungen und ein Teil der Einkünfte dieser Wanderung bleibt im Nationalpark, und schließlich der größte Wurf wäre eben, wenn das Projekt des nachhaltigen Betriebs des Nationalparks seine eigenen Studien anbieten könnte. - Da gibt es noch viel schlauere Leute mit viel mehr Ideen als ich die in ein paar Sätzen formulieren kann, und eigentlich habe ich Angst davor, dass man die Verwaltung und letztendlich damit auch die Verantwortung über einen solchen gewaltigen Schutzraum einer so anfälligen Korporation überlassen will, wie es ein Cabildo Insular denn nun mal ist. Aber auf der anderen Seite müssen wir auch die Möglichkeiten sehen, die wir uns erarbeiten müssen, um endlich mehr Wert aus unseren natürlichen Ressourcen zu erzielen. - Das alles könnte geschehen, eben wenn die Verwaltung an die Inselregierung übergeht, und wenn ich mir im Moment so die Besetzung unserer Inselverwaltung ansehe, dann könnte man wohl damit rechnen, dass man durchaus auf ein positives Ergebnis hoffen könnte. - Allerdings besteht eben auch die Gefahr, dass lokale Lobbyisten, hier Kaziken (Caziques) genannt, die Nachhaltigkeit und den Ertrag aus unseren natürlichen Ressourcen so ganz und gar nach ihren Vorstellungen einsammeln, und da wünscht man sich dann ganz schnell die sicher unflexible, aber eben auch harte Hand aus Madrid zurück. - Was lernen wir daraus, auch wir müssen die richtigen Leute an die richten Stellen setzen und das macht man in unserem System durch Wahlen und medialen Druck und Sozialismus und Kirche sind eben auch nur so gut, wie die Leute, die das vorantreiben. - Und wieder sind wir bloß einen halben Zentimeter weiter gekommen, und trotzdem ganz verschwitzt.




Blick vom Bejenado in die Caldera de Taburiente





Montag 15.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 16 % - Luftdruck 1016 hPa
Puntagorda, gestern 1.260 Meter - Temp. max. 32,9 - Temp. min. 15,4 - Feuchte 20 - 51 %

Gastbeitrag von Rose Marie Dähncke
IQ eines Autoreifens - Teil 1 von 4

Glauben Sie mir, der Intelligenzquotient eines Autoreifens ist wirklich erstrebenswert. Er ist viel höher als landläufig angenommen. Jedenfalls war er höher als meiner, als ich die Erfahrung mit ihm machte. Und das frustriert.

Das Ganze hängt mit meinem Auto zusammen. Ein tolles Auto! Ich habe es noch nicht lange und kenne bisher erst einen sehr kleinen Teil seiner immensen Funktionen. Trotzdem traue ich mich schon überall damit hin, wo kein Anderer je mit seinem Auto gewesen ist, und wo sonst auch niemand fahren darf außer Medio Ambiente, unserer Umweltbehörde. Da ich dieser aber pilzlich immer willig zur Hand gehe, gehöre ich dazu und darf. So komme ich nun mit dem neuen Auto überall hin, manchmal auch ein wenig vom rechten Wege ab, schließlich hat es Vierradantrieb.

Diesmal hatte ich mir eine Gebirgspiste bis 2300 m ü.M. ausgesucht. Kurven, Kurven, Kurven. Fast unbefahrbar geröllig-steinig, mit tiefen Auswaschungen, Erdrutschen von der Bergseite her, grobem Steinschlag und großen Vulkanbrocken als ständige Hindernisse, die irgendwie umfahren werden mussten. Ein Stück der Strecke war mehr einer Bobbahn ähnlich als einem Fahrweg. Immer bergauf, bergauf. Aber ich, stolz auf meinen Mut und Unternehmungsgeist, schaffte das natürlich alles. Vielleicht war das gewagte Unternehmen aber schon das Anzeichen für minderen IQ, denn ein Intelligenterer würde diese Fahrt erst gar nicht unternommen haben. Da hatten natürlich die Pilze schuld, denn ich wollte zu gerne die Arten dieser Höhen- und Klimalage ergründen (ich fand auch welche). Auf dieser abenteuerlichen, viele Kilometer langen Piste traf ich keinen Menschen, ich war mutterseelenallein. Und das war gut so, denn plötzlich bemerkte ich am Armaturenbrett eine kleine rote Leuchte, die mir bestimmt einen Schreck eingejagt hätte, wenn es einen Zweck gehabt hätte. Hatte es aber nicht. Hier war niemand, der mir in einem schlimmen Falle helfen konnte, und das Handy hatte hier keine Deckung. Ist das nicht himmlisch, dass es auf der Welt noch ein Fleckchen gibt ohne Handydeckung?! Sogar in meinem Haus habe ich fast keine, und man muss schon aufs Dach steigen, wenn man sich in eine vorbeiirrende Welle einschleichen möchte. Also, dachte ich, wenn es was Schlimmes ist, bist du sowieso verloren, und wenn es nur ein kleiner Defekt ist, überlebst du es vielleicht. Die ABBA vom Sechs-CD-Wechsler unter meinem Fahrersitz sangen (Fernandoo---) unerschrocken weiter. Das machte mir Hoffnung. Auf der roten Leuchte sah ich vier pfeilähnliche Striche mit kopfigem Haken. Ohne Lesebrille konnte ich das nicht so genau erkennen. Aber plötzlich wurde ich erleuchtet: mein Wagen ist eben sensationell! Er ist nicht nur mit einem stromlinienförmigen, an den Motor angeschlossenen Kühlschrank ausgestattet, der bei jeder Hitze gekühlte Getränke und ein erfrischendes Picknick bereit hält, sondern er stellt auch den zusätzlichen Antrieb der vier Räder selbständig und unbemerkt an, wenn er es für nötig hält. Das wird es sein, sagte ich mir, diese vier Zeichen sollen sicher die vier Räder darstellen, im Profil, oder Halbprofil, oder überhaupt. Das war mir sehr lieb, denn bisher hatte ich damit noch keine Erfahrung. Und so fuhr ich mit geballter Kraft immer weiter, immer höher, immer unwegsamer. Später das Gleiche wieder bergab, und die vier Räderzeichen blieben treu im Visier. Sehr tröstend. Auch hinab waren die Kilometer nicht weniger geworden, die Kurven auch nicht, und ich fuhr und fuhr. Die Hindernisse waren noch die gleichen, schwierig zu passieren, aber dazu hatte ich ja den tollen Wagen. Letztlich der Pilze wegen! Um sie auch in unwegsamem Gelände zu erforschen.

Aber - was ist jetzt los??? Plötzlich ist die rote Lampe aus! Die Räder sind weg!! Was das nun soll. Die Piste war genau so ruppig wie vor- und nachher. Nach eigenem Gefühl hatte sich die Zusatzkraft weggestellt. Ich erlaubte mir, den Blick einmal vom Weg zu erheben und mehr voraus schweifen zu lassen, und da sah ich doch tatsächlich in einer Entfernung von etwa 200 Metern durch den lichten Kiefernwald hindurch ein kleines Stück der Teerstraße, von der ich vorher abgezweigt war. Also hatten die Räder es geahnt mit hoch entwickelter Intuition, dass wir uns der Straße nähern, oder mit einem präzisen Gedächtnis für die Kilometerzahl der Piste und entschieden sich: 'nun haben wir es bald hinter uns; wir können schon mal abschalten'.

Was sagen Sie nun? Ist das ein bemerkenswerter IQ? Oder nicht?

Mein Auto heißt Scénic RX 4 und ist von RENAULT. Sollten Sie sich auch kaufen.


Anmerkung, vielleicht sollten Sie einfach noch einen Tag warten mit der Bestellung, es geht morgen weiter...






Sonntag 14.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 27,2 Grad - niedrigste Temperatur 20,0 Grad

Kurznachrichten, eine Woche liegen gelassen
Wetter andersrum und weitere Empfindlichkeiten

Bislang gilt das Jahr 2014 als ein Jahr der Wetterstabilität. - Und als Ausrufezeichen haben wir halt zu vermelden, dass es keine Ausrutscher gab bislang. - Der Frühsommer und auch der Sommer ein bisschen zu frisch, aber das liegt auch daran, dass wir eben keine Ausreißer bei den Temperaturen nach oben hatten. - Nicht ein Calima bislang, gerade mal knapp über die 30 Grad und die 40 nicht annähernd in Sicht. - So war es auch für die Feuerwehrleute nicht besonders schwierig, die auftretenden Feuer gleich am Anfang des Geschehens noch zu beherrschen, aber auch hier gebrauchen wir immer wieder das Wort bislang, denn es kann durchaus noch Ungemacht kommen. - Fast den gesamten September nun stecken wir in einer weiteren stabilen Situation, nämlich Wetter verkehrt, aber kaum einer merkt es, da selbst dieses große Tief über den Kanaren uns nicht wirklich etwas anhaben will. - Wir sind zu weit südlich, um in den Niederschlagsbereich zu kommen, aber das Azorenhoch, welches uns sonst hier den Wetterhof macht, das liegt mitten auf dem Atlantik, und so lange das Tief da nicht endlich nach Osten zieht, wird das Wetter auch so bleiben. - Hier kommt der Wind seit vielen Tagen aus der "falschen" Richtung, aber da die Temperaturen und Feuchte angenehmen sind, interessiert das auch keinen, dass wir momentan dem falschen Wetter frönen. - Auf der Terrasse sitzend hört man es, der Wind raschelt anders mit dem Laub und den Palmen als bei Nordostpassat, unserem "Hauswind", und da hier im Tal alle Häuser darauf hin ausgerichtet sind, sich unter den manchmal scharfen Passat zu ducken, aber nicht gegen Winde aus Westen oder Süden, sitzt man plötzlich unter den Pergolen im Wind. - Nicht schlimm, es weht sanfter Wind aus Süden und die kommenden Tage wird das so bleiben. - Zunächst noch ein bisschen wärmer, und dann lassen die Temperaturen wieder deutlich nach.

El Paso erreicht das 21. Jahrhundert und hat es endlich geschafft, im Herzen der Stadt eine WiFi-Zone einzurichten, die von jedem Besucher aber auch Einwohner kostenlos genutzt werden kann. - In vielen anderen Gemeinden spricht man schon lange darüber, in El Paso hat man wenig darüber gesprochen aber gemacht, und nun kann man, auf dem Platz vor der Tourismusinformation und auch auf der "Plaza Franzisca Gazmira", das ist der Platz gegenüber der Tourismusinformation auf der auch der noch immer nicht betriebene neue Kiosk steht, sich mit seinem Tablet oder Smartphone ins Netz begeben. - Man braucht aber einen Schlüssel, den Zugangscode für "Wifi Ciudad de El Paso" und den erhält man in der Tourismusinformation. - Dann kann man für eine Stunde ins Netz, kostet dem Nutzer nichts, aber es geht halt auch nur, wenn die Tourismusinformation besetzt ist. - Die hat zwar wohl lange Öffnungszeiten, aber eben auch nicht 24 Stunden am Tag. - Sinnvoll ist das auf jeden Fall für die Besucher von außerhalb, denn hier hat inzwischen jeder seine "Flat" mit permanentem Zugang zum Netz, aber für Gäste und Besucher ist das natürlich eine interessante Geschichte. - Auch wenn so gut wie jedes Café oder jede Kneipe sein WiFi den Gästen zur Verfügung stellt, gerade für die Kreuzfahrer, die auch Ausflüge ins "Hinterland" machen, und El Paso die Inkarnation für Hinterland überhaupt ist, eine schöne Geschichte. - Weißbeinige Engländer gehobenen Alters sitzen auf Steinen und Bänken und senden Grüße an ihre Familien per "Guasap", wie wir hier für WhatsApp sagen, und das könnte dann so lauten. - Hello Darling, we are in a Town whose name I forgot, but here on Las Palmas Island it is very nice and the Gin on the ship doesn´t cost anything if you order it before 8 pm. - Daddy always gets to bed already half past nine…

Wissen Sie was echte journalistische Bescheidenheit bedeutet? - In allen Blättern berichten wir darüber, dass Los Cancajos, mit Puerto Naos eines der beiden touristischen Zentren der Insel, jetzt wieder einen Geldautomaten erhalten soll. - Ja, die hatten keinen mehr, es lohnte sich nicht mehr sagte das Geldinstitut, welche den letzten aufgestellt hatte, und die Gastronomie und alle Geschäftsleute und natürlich die Gäste auch, die fordern seit Monaten von der Inselregierung und der Gemeinde, man möchte doch bitte dafür sorgen, dass man in dem Ferienort wieder an Bargeld gelangen könne. - Weder die Inselregierung, noch die Gemeinde sind eigentlich dafür verantwortlich, dass Banken Geldautomaten aufstellen, aber man hat wohl verhandelt und nun erklärte sich die Banco Santander bereit, in der Tourismusinformation einen Geldautomaten aufzustellen, die Gemeinde hat da Geschick bewiesen. - Friede, Freude, Bankomat, und hat man Ihnen erzählt, dass wir am internationalen Flughafen La Palma auch keinen Geldautomaten haben? - Aber auch daran arbeitet bei uns jetzt die Politik, und bald haben wir wieder was zu schreiben…

Jetzt noch in eigener Sache. - Schicken Sie mir bitte weiter Gastbeiträge, ich habe noch eine Geschichte von Frau Dähncke, die wir auf drei Tage aufteilen müssen, dann hat sich das. - Das fing so schön an, so viele Leute haben sich daran beteiligt und es wäre doch wunderbar, wenn das auch weitergehen könnte. - Also kramen Sie Ihre La Palma Geschichten hervor, oder wenn Sie hier einen Betrieb haben, dann lassen Sie uns das auch wissen, und das darf ruhig auch Werbung sein. - Veranstaltungen, gastronomische Vorhaben, Ausstellungen, Sie können ja gut nachschlagen, wer und was alles Gastbeiträge in den vergangenen Wochen verfasst hat, und wie gut das angekommen ist. - Also, zehn Finger in die Tasten, teilen Sie sich mit, wenn nicht einer alles machen muss, dann macht das richtig Spaß!




Das Azorentief... Grafik von der Agencia Estatal de Meteorología, kurz AEMET.





Sonntag 14.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1019 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Vaciar el costal
Den Sack ausschütten. - Ein Geständnis abgeben, alles raus lassen, alles was man bislang über eine Geschichte oder auch über einen anderen Menschen zurückgehalten hat plötzlich ans Tageslicht holen.




Farbspiele um einen sommerlichen Sonnenuntergang auf der Westseite.





Samstag 13.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 39 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 27,1 Grad - niedrigste Temperatur 19,6 Grad

Krank sein ist Scheiße
Auf La Palma nicht ganz so sehr

Zunächst Mal, ich bin froh, dass ich wieder fit bin, zu Hause sein kann, umendlich auch wieder an dieser kleinen Nachrichtenfront meinen Beitrag leisten zu können. - Viermal war ich nun in einem Krankenhaus hier auf den Kanaren, wobei aber zwei Aufenthalte davon nur kurz wegen einer Untersuchung waren, also nicht wirklich zählen. - Hier auf La Palma war ich zweimal im Hospital Insular, und außer dem Umstand, dass ich dort sein musste, kann ich das Ding absolut empfehlen. - Zunächst habe ich ja noch versucht, mich selbst zu kurieren, ich wusste ja, was mir fehlt, aber irgendwann ging es dann nicht mehr und aus einem geplanten Kurzbesuch im Gesundheitszentrum in El Paso ließ man mich nicht mehr gehen, sondern brachte mich ins Krankenhaus. - Widerstand ist irgendwann zunächst zwecklos und dann dumm. - Die machen dort wirklich alles, damit es einem gut geht, und auf der Notfallstation, wo man logischerweise zunächst ankommt, dort schwirrt dermaßen viel Personal herum, dass man keinen Moment außer Beobachtung ist. - Nach ein paar Minuten reißen die einem bereits die Kleider vom Leib, man wird verkabelt und bereits nach zwanzig Minuten ging es dann zu Röntgen und eine Stunde später dann zum Ultraschall und nach zwei Blutproben entschloss man sich dazu, dass meine Diagnose zutreffend war, und man konnte auf weitere Untersuchungen verzichten. - Also weg von der Notfallstation, hinein auf "Planta", auf Station, und dort geht es äußerst gemütlich zu, ein großer Unterschied zwischen der betriebsamen Hektik dort, wo es auch oft genug um Leben oder Tod geht, dahin, wo man sich erholen soll, und mit ärztlicher Hilfe wieder genesen. - Es sind alles Zweibettzimmer, alle mit Balkon, alle mit Blick aufs Meer und nachdem man mir ein Bändchen mit meinen Daten ans Handgelenk gebunden hatte, nahm ich das Angebot des "all inklusive" einfach mal ohne den Druck, ich muss so schnell wie möglich hier wieder raus, wahr. - Ich hatte ja schon keine Schmerzen mehr, kaum noch Kabel an mir herumhängen und die Sonnenaufgänge auf der Ostseite sind legendär.

Ich muss natürlich auch eingestehen, dass ich furchtbares Glück hatte, mein Zimmernachbar schnarchte nicht, sondern war ein ruhiger Zeitgenosse mit dem ich mich geeinigt hatte, dass wir die Tür zum Gang immer nur angelehnt lassen, und nicht ganz offen, wie das sonst der Usus ist in Krankenhäusern auf den Kanaren. - Wie das auf dem Festland aussieht, weiß ich nicht, aber hier stehen die Türen zu den Zimmern offen, was dem Personal natürlich auch einen einfacheren Überblick erlaubt. - Überhaupt, das Personal, nicht nur reichlich, sondern auch beachtenswert kompetent und überaus freundlich und bemüht, es ist so, wie ich es immer gesagt habe, die Schwierigkeiten im kanarischen Gesundheitsdienst liegen in der Organisation, und der wohl Fehlbesetzung in der Leitung der Betriebe, nicht aber an der Qualität und Professionalität des Personals. - Mir erschien es fast, als hätten die sogar noch Kapazitäten locker, im unserer Station waren mehrere Betten frei, jeden Moment war eine Krankenschwester zugegen und gar zweimal am Tag wurde das Zimmer gereinigt. - Vielleicht sind das auch die Auswirkungen, dass wir Infrastrukturen auf der Insel für über 80.000 Einwohner vorhalten, wohl aber nur noch zwischen 60.000 und 65.000 dauerhaft auf der Insel wohnende Einheimische sind. - Vielleicht hatte ich einfach nur Glück, sowohl bei der Aufnahme in der "Urgencia", so wie auch auf "Planta", nirgendwo musste ich warten, oder wurde irgendwo auf die Seite geschoben und jede, aber auch wirklich jede Krankenschwester oder sonstige Bediensteten waren von ausnehmender Freundlichkeit und äußerst besorgt um das Wohlergehen ihrer Patienten. - Nein, die haben mir dort nichts in den Tee getan, ich kenne ja auch die Kehrseite der Medaille, denn in dem Moment, wenn man aus dem Krankenhaus wieder raus ist, und den Status "Urgente" verliert, in dem Moment greift die ursprüngliche Bezeichnung des Wortes "Patient" (kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: Ertragen, Ausdauer, Geduld) wieder furchtbar klebrig. - Wartet man dann auf den Facharzttermin, dann kann das Monate, bis Jahre dauern, bis man dran kommt, und den Unterschied zwischen den hervorragenden Zuständen in der Notfallmedizin und auf Station im Krankenhaus, und der Lücke zum Facharzt, daran sollte man mal wirklich ordentlich arbeiten, und nicht nur Presseerklärungen, alles würde besser, darüber verfassen. - Haben Sie keine Angst vor dem Krankenhaus hier, es gibt auch genügend Deutsch sprechendes Personal und wundern Sie sich nicht über offene Türen, oder darüber, dass es gegen Mitternacht noch mal einen Tee oder Saft zu Trinken gibt. - All inklusiv halt. - Ich bin trotzdem froh, wieder draußen zu sein, denke aber, wie nach jedem Aufenthalt dort, mit Dankbarkeit daran zurück.

Die wirkliche La Palma- Nachricht stammt aber von gestern, Stephan Hawking war auf der Insel, allerdings leider nur auf der Weiterreise nach Tenerife. - Ich konnte vom Balkon aus meines Krankenzimmers noch das Einlaufen der "Oceana" beobachten, wusste aber nicht, dass Stephan Hawking darauf war und das wussten die Autoritäten der Insel wohl auch nicht. - Natürlich wusste man noch weniger, dass der sich mit seiner Begleitung dann doch die Hauptstadt ansehen wollte, und so kam es zu einem wohl dreistündigen Besuch auf La Palma. - Stephan Hawking darf nicht mit dem Flugzeug reisen, so muss er den Bus nehmen, oder die Bahn, und wenn er über das Meer will das Schiff, und dieser außerordentliche Wissenschaftler ist auf dem Weg zu "Starmus-Konferenz" welche vom 22. - 27. September auf unserer Nachbarinsel Tenerife stattfindet. - Dort wird er nach dem Programm an zwei Vorträgen teilnehmen, und viele andere namhafte Wissenschaftler werden auch dort zugegen sein, und sich mit den großen Fragen rund um unser Universum beschäftigen. - Unsere Inseloberen sind nun ein bisschen vergrätzt, weil keiner zugegen war, und den wohl gescheitesten Kopf unserer Epoche nicht begrüßen konnte, aber ich könnte mir denken, dass der nicht nur intelligent, sondern auch schlau genug war, nichts zu sagen, um bloß eben keinen großen Bahnhof am Hafen zu produzieren. - Es gibt noch das Gerücht, Stephan Hawking wäre am 25.9. auf La Palma um an dem Runden Tisch teilzunehmen, der im größten optischen Teleskop der Welt stattfindet, dem Grantecan hier auf La Palma. - Das Programm von "Starmus" gibt allerdings diesen Besuch nicht her, aber Stephan Hawking hat uns Jahrzehnte immer wieder überrascht, wir werden also abwarten müssen.




Der Blick aus dem Krankenzimmer, rechts am Horizont der Teide auf Tenerife





Samstag 13.09.2014 08:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 17 % - Luftdruck 1018 hPa


Gastbeitrag von Federico
ROUND THE WORLD

Ich durfte Captn Bob (74 ) als Gast in der Marina Tazacorte kennenlernen. Das Stahlschiff "ROAMER", schwarz gepinselt, ein bisschen abgenutzt lag am Steg 1. Zwei dicke Holzmasten mit den Segel umwickelt ragten wie zwei Telefonmasten in den Hafenhimmel.
Capt Bob, ein Arbeitersohn aus Brighton, arbeitete auf einer Ölplattform bevor er sich 1985 entschied einhand die Welt zu umrunden. Ständig in Geldnot, ließ er trotzdem die "ROAMER" nach seinen Ideen bauen. Der Geschäftsführer der Ölfirma unterstützte ihn mit einem größeren Geldbetrag. Danach stach er in See und startete seine Weltreise. Von Brighton aus ging es zunächst nonstop nach Südafrika. Seine Bordkasse leerte sich ziemlich rasch und um die wieder aufzustocken übernahm er fuer 6 Monate die dortige Hafenkneipe.

Nach der Kneipenzeit segelte er weiter nach Neuseeland und Australien. Bei der Kap Horn Umrundung erlitt die "ROAMER" Mastbruch. Unter Notbesegelung schipperte er nach Falmouth zurück und beendete seine zweijährige Weltumsegelung. Auf seiner mitgeführten Schreibmaschine schrieb er seine Erlebnisse nieder.

Er sagte: "Ich kann nicht still sitzen. Viele Menschen denken ich sei ein "windiger" Kerl weil ich wieder losziehe, aber ich muss weiter segeln. Ich bin sehr glücklich meine Tage auf der "ROAMER" zu beenden, und einfach auf dem Meer zu treiben. Das scheint mir viel weniger depressiv zu machen als meine Tage im Pflegeheim zu beenden." Ich wünschte Captn Bob "fair winds" Richtung Azoren. Er wird mir berichten, wenn er in Brighton den Anker fallen lässt. Übrigens konnte sich Captn Bob in der Marina Tazacorte sehr sicher fühlen, denn am Nebensteg lag das Schiff von Tatort Kommissar Boris Aljinovic.

Sein Buch " ROAMER ROUND THE WORLD" engl. bei Roamer Books www.segeln-lapalma.eu

Mit freundlichen Grüßen
Federico







Mittwoch 10.09.2014 14:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 43 % - Luftdruck 1014 hPa

Der Siebold weilt noch im Krankenhaus, er lässt Sie alle herzlich grüßen.
Es geht allerhöchstwahrscheinlich hier am Samstag den 13.9.2014 wieder weiter.


Samstag 06.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 27,8 Grad - niedrigste Temperatur 21,2 Grad

Kurznachrichten
Was die Zeitungen so hergeben

Die Ruta del Gallo ist zu Ende, der kulinarische Rundwanderweg durchs Aridanetal, wo man in bestimmten Etablissements eine Tapa und ein Getränk für 2,50 Euro serviert bekam. - Das macht man bereits zum neunten Mal, und nun stehen auch die diesjährigen Sieger fest. - Der Erste Preis, Gallo de Oro genannt, geht an die Cafetería Marex mitten in Los Llanos. - Die nennen das Gericht "Marex R-Evolution" und dabei handelt es sich um Stockfisch in Zwiebelgemüse mit einer leichten Soße aus Yam-Wurzeln, Gelatine aus Honig-Rum und Koriandersprossen, und das Ganze wird angerichtet auf einem Teller auf dem die Dekoration roter Mojo in Form von Hahnenkrallen ist und aus Senf zwei Logs der Insel La Palma. - Wirklich sehens- und probierenswert, kein Wunder, dass Marex da gewonnen hat. - Zweiter Preis, Gallo de Plata, geht an das Restaurant Balcón Taburiente, das mit dem Blick in die Caldera, und dort servierte man "Springende Tintenfische". - Dritter Preis, Gallo de Bronce geht an das Casa del Mar in Puerto de Tazcorte, und dort gab es einen Sepia-Spieß, welcher den Juroren so gut geschmeckt hat, dass auch dieses Gericht prämiert wurde. - Weiter gibt es noch die "Tapa Popular", dort wählen die Gäste und nicht Juroren, und hier gewann das Restaurant Carmen, in der Urbanisation Celta in El Paso, und die gewannen mit einem ausgelösten Kaninchen. - Ein weiterer Preis ging nach El Paso, nämlich der der Tapa Palmera, also möglichst nah am kulinarischen Mittelpunkt der Insel, wo immer dieser sein mag, und dieser Preis geht an das Restaurant Franchipani mir der Tapa "Mar Crujiente" also knuspriges Meer. - Wir gratulieren! - Nicht verschweigen aber sollte man, diese Aktion verliert über die Jahre immer mehr an Attraktivität, es nehmen weniger Restaurants teil und auch das Publikum ist nicht mehr so zahlreich auf Tapa-Tour, wie in den anfänglichen Jahren der Ruta del Gallo. - Man wird da einige Dinge ändern müssen um das wieder lockender zu machen und besonders sollte man auf die Wirte hören, die so ganz eigene Vorstellungen von dieser Aktion mitten im August haben.

Los Llanos baut, die Inselregierung bezahlt. - Wie haben die das nur wieder hinbekommen, dass man den eigenen Stadtsäckel schonen kann und dafür bezahlt die Inselkorporation möchte man fragen. - Das hat politische Hintergründe, so wie immer eigentlich, denn es geht um die Erweiterung der Fußgängerzone in der Avenida Venezuela und die hatten genau noch die geplant, welche heute in Los Llanos in der Opposition sitzen, im Cabildo Insular aber in der Regierung. - PP + PSOE plant als Stadtrat die Fußgängerzone, fliegt aus dem Stadtrat und baut nun als Inselregierung das eigenen Projekt in Los Llanos. - Da werden andere Gemeinden sicher auch wieder neidisch und auf komische Gedanken gebracht, 49% der Zeit vieler Politiker bestehen darin, fremde Gelder zu finden (andere 49% für Dementis und 2% wird gearbeitet - Nein, nicht alle, aber leider sehr viele) Allerdings wird erst im kommenden Jahr die Erweiterung der Fußgängerzone in Angriff genommen, im Haushalt 2014 ist dafür kein Geld mehr vorhanden und man will auch mit den Anwohnern und den Geschäftsleuten dort sprechen, wie die denn das mit der Baustelle dann sehen und nehmen werden. - Das hat man allerdings schon einmal gemacht, noch von Seiten der Stadt und damals hat man beschlossen, man verschiebt die Bauarbeiten auf nach das Weihnachtsgeschäft 2013/2014, aber dann war das Geld alle, weil man inzwischen woanders investiert hatte. - Mal sehen, nächstes Jahr sind im Mai Kommunalwahlen, ob bis dahin die Fußgängerzone da ist, oder ob dann eventuelle politische Veränderungen wieder alles über den Haufen werfen.

Im Februar dieses Jahres sprang ein junger Deutscher aus Übermut, oder wohl auch mit besoffenem Kopf von Bord der AidaStella in das Hafenbecken von Santa Cruz de La Palma. Es wurde daraufhin eine Rettungsaktion eingeleitet, an dem ein Rettungsschiff und ein Hubschrauber beteiligt waren. - Der junge Mann konnte aber aus eigener Kraft den Jachthafen erreichen und stieg dort aus dem Wasser. - Nachdem man ihm in Krankenhaus untersucht hatte und er keine Verletzungen aufwies, schickte man ihn wieder zurück zum Schiff. - Der Kapitän allerdings verweigerte dem Passagier die Weiterfahrt, wohl auch um Nachahmer abzuschrecken und der Gast musste sich selbst um seinen Rückflug nach Deutschland kümmern. - Jetzt kam auch noch die Rechnung für den Rettungseinsatz, und die ist viel geringer aus als befürchtet, 1.320,- Euro waren fällig, die nach einer lokalen Meldung auch bereits bezahlt worden sind. - Wer auf den Kanaren aus grobem Unfug oder zu hohen sportlichen Risiko eine Rettungsaktion auslöst, der kann für die Kosten herangezogen werden. - Wer allerdings als Wanderer irgendwo umknickt und rausgetragen werden muss, oder sogar per Hubschrauber aus der Caldera, der muss nicht fürchten, das bezahlen zu müssen. - Und dass man nicht vom Schiff springt, irgendwie versteht sich das von selbst und die Kommentare hier sind alle gleichlautend, 1.320,- Euro ist eigentlich ein viel zu günstiger Kurs für Hubschrauber und Rettungsschiff.




Bild aus dem Facebook-Auftritt der "Ruta del Gallo"





Samstag 06.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 49 % - Luftdruck 1016 hPa

Gastbeitrag vom Kulturbeauftragten
Kammerklänge zum Vierten

Um mal ganz ehrlich zu sein.........ich war zuerst skeptisch. Im Sommer 2011 konnten wir vorläufig letztmals eine Oper produzieren, eine wunderbare "Così fan tutte" im Teatro Circo de Marte in Santa Cruz. Danach gab es weder Masse noch Kasse, und wir mussten uns überlegen, ob wir aufhören sollen. Wir, das sind die palmerischen Opernfreunde von ACAPO (Asociación Cultural Amigos Palmeros de la Ópera), genauer gesagt eigentlich nur die drei, die sich in diesem Verein ständig "bewegen".

Nein, aufhören sollte keine Option sein, aber mit äußerst knappem Budget war eben auch nur ein kleineres Genre möglich. Und das ist, wenn es um Klassik geht, die Kammermusik.

Großartige Gagen konnten wir auch nicht bieten, also zogen wir einen anderen Trumpf aus dem Ärmel, nämlich die Schönheit La Palmas. Unterstützung fanden wir bei einem Hotelier aus Los Cancajos (Danke, Manolo!), der gratis Übernachtung mit Frühstück für die Musiker anbot. Wir buchten Flüge, organisierten Transfers, Proben, Ausflüge und nicht zuletzt die Konzerte, und schon bald erhielten wir erste Anfragen von Künstlern, ohne groß die Werbetrommel gerührt zu haben. Unsere guten Beziehungen zu Musikern in ganz Europa taten ein Übriges, und schon war der erste Kammermusikzyklus mit zehn Konzerten konfektioniert.

Von Beginn an war es unser Anliegen, über den Verkauf von Abonnements Musikfreunde dauerhaft an unsere Konzertreihe zu binden, mit großem Erfolg. Die Zahl der Dauerkarteninhaber stieg Jahr für Jahr auf zuletzt 160, eine ebenso erstaunliche wie erfreuliche Zahl. Im gleichen Maße stieg die Qualität der Darbietungen, wobei wir stets darauf geachtet haben, eine Mischung aus palmerischen, kanarischen, festlandsspanischen und europäischen Interpreten zu präsentieren. Spätestens mit dem dritten Zyklus konnten dann echte "Highlights" erlebt werden, die das altehrwürdige Theater zum Beben brachten. Beifall, Jubel, Bravorufe, Fußgetrampel, Gänsehaut, da war alles dabei!

Nun ist der vierte Zyklus unter Dach und Fach, das Plakat ist fertig, siehe unten, die Abokarten und Programme kamen heute aus der Druckerei, es kann also wieder losgehen. Sämtliche elf Konzerte kann und will ich hier nicht vorab besprechen, das kommt später an dieser Stelle, Stück für Stück. Bekannte Namen sind dabei (ja, manche Musiker wollen unbedingt wieder hierher kommen!), klangvolle neue ebenfalls. Wer Herrn YouTube und Frau Google kennt kann sich ja schon mal schlau machen. Nur als kurze Vorschau auf das erste Konzert am 24. September: Die ECHO-Preisträgerin Rebekka Hartmann bringt nicht nur ihre exzellente Pianistin und ein tolles Programm mit, sondern auch ihre Geige Bj. 1675 aus dem Hause Stradivari! Das wird für La Palma eine Mehrfachpremiere.

Wer an einem Abo für alle elf Konzerte interessiert ist, der meldet sich bitte bei mir unter 607 687418 bzw. musicasa@web.de oder kommt am kommenden Montag ab 12 Uhr ins KaChoTe in El Paso, gleich beim Seidenmuseum. Ich werde alle Unterlagen dabei haben. Die Abonnenten der vorherigen Konzertreihe haben Anspruch auf ihren bisherigen Sitzplatz.

Mit musikalischen Grüßen

Ödi Jonitz, ihr Kulturbeauftragter







Freitag 05.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 78 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,1 Grad - niedrigste Temperatur 20,7 Grad

Wirres und zusammenhangloses Zeug
Familie 50%

Jetzt ist es so weit, eine Hälfte der Familie ist jetzt auf Gran Canaria und die andere Hälfte sitzt auf La Palma bedröppelt herum, und sortiert die Ruhe im Haus. - Es war noch aufregend die letzten Tage, für die jüngere Tochter ist das ja alles noch neu, das Wegziehen und alleine woanders leben und was nimmt man mit, was bleibt hier, und ganz oft mussten wir den Koffer wiegen, ob der nicht doch schon die erlaubten 30 Kilo überschritten hat. - Inzwischen ist sie in ihrer Wohnung angekommen, die andere Tochter hat sie mit Freunden vom Flughafen abgeholt, also musste sie die ersten Stunden nicht alleine verbringen. - Die beiden Töchter studieren zwar auf der gleichen Universität, aber deren Fakultäten liegen so weit auseinander, dass sie nicht zusammen wohnen können. - Die eine ist in Tafira, oberhalb von Las Palmas, die andere studiert nahe Arucas und hat im Westen Las Palmas eine Wohnung und muss dann morgens ein paar Kilometer mit dem Bus zur Fakultät fahren. - Andauernd gucken wir jetzt auf das Handy, ist eine neue Nachricht da, wann kommen die ersten Bilder und sicher fragt meine Frau heute Abend beide Töchter ab, was sie denn gegessen hätten. - Eltern sind so, und wir werden mal gucken, wie wir uns hier den Alltag einrichten.

Gestern Abend regnete es doch glatt hier im Tal. - Da sagte meine Tochter noch zu mir, Papa, da hängt so eine dunkle Wolke, kann das regnen? - Nein, es ist immer noch Sommer, das wird nicht regnen. - Keine drei Minuten später war ich nass und blamiert, so kann es kommen. - Der Regen war aber gleich wieder vorbei, hat nur ein bisschen von meinem Ego abgewaschen, für die Pflanzen brachte das überhaupt nichts, und der Regenmesser konnte den halben Millimeter kaum anzeigen. - Die Anstalten melden keinen Regen für die kommenden Tage, allerdings ist das Azorenhoch viel zu weit westlich und wir geraten in den Einfluss eines Tiefdruckgebietes, welches aber zu weit nördlich liegt, um uns Regen abzugeben.

In Barlovento eröffnet die Tankstelle erneut, welche vor drei Monaten geschossen wurde. - Damals gab es reichlich Protest, da nun die Bürger von Barlovento und auch den noch weiter nördlich liegenden Dörfern nach Los Sauces zum Tanken fahren müssen und es hieß, das rechnet sich nicht mit der Tankstelle. - Nun aber macht die wieder auf und man fragt sich, warum sich das jetzt wieder rechnen soll. - Andere vermuten aber, die Tankstelle musste schließen, weil der Anbieter DISA mehr als 30% des Marktes an Tankstellen bestreitet und das geht laut einem Gesetz nicht. - Dann wurde die DISA in Fuencaliente geschlossen, und jetzt die in Barlovento wieder eröffnet, so dass man vermutet, es könnte daran liegen, dass der Konzern zu viele Tankstellen hatte. - Wobei, es sind eh nur drei Anbieter hier auf der Insel welche Tankstellen haben, und drei mal dreißig macht neunzig und nicht einhundert Prozent, also kann sich keiner so wirklich an die Vorgaben halten.

Am Montag geht die Schule wieder los, zunächst sind die Kleinen dran, die älteren Schüler reihen sich dann ab Mittwoch wieder ein. - Auch in diesem Jahr gibt es vorab schon wieder den ewig gleichen Ärger, in den ländlichen Bereichen werden bestimmte Kurse nicht mehr angeboten. - Jetzt hat es Garafía erwischt, in der dortigen Schule soll es dieses Jahr keine erste "ESO" mehr geben, das entspricht der siebten Klasse, weil nur noch vier Schüler dort in dieser Jahrgangsstufe sind. - Die sollen nun nach Puntagorda in die Schule, und dagegen wollen sich die Eltern und auch viele Menschen aus Garafía wehren, weil man eben so wieder ein bisschen mehr isoliert wird, da oben im Nordwesten der Insel. - Da stellt sich immer wieder die grundsätzliche Frage, was ist wichtiger, die ländlichen Gebiete nicht durch noch weniger Service und Infrastrukturen weiter zu schwächen, und damit erneut Anstoß zur Landflucht zu geben, oder mit den öffentlichen Geldern so effizient umzugehen, dass man einfach hinnehmen muss, dass man für vier Schüler keinen Unterricht abhalten kann. - Der Sparzwang spielt in dem Moment natürlich auch eine große Rolle und dient damit als Argument für den Bildungsrat der autonomen Region Kanarische Inseln und es sieht nicht gut aus für den Wunsch in Garafía, dass weiter alle Kurse gegeben werden können.




Da geht sie hin...





Freitag 05.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0,5 mm - Luftfeuchte 49 % - Luftdruck 1019 hPa
Puntagorda, gestern 1.260 Meter - Temp. max. 27,5 - Temp. min. 16,0 - Feuchte 44 - 63 %

Gastbeitrag von Wolfgang Seidel
Wer möchte einen Weinberg auf La Palma?

Eine kleine Geschichte von einem Weinberg auf La Palma Als wir uns vor 11 Jahren auf La Palma nieder ließen gab es zunächst viel zu tun. Das Häuschen in Las Manchas musste so umgebaut werden, wie wir uns das vorstellten. Dann musste eine Garage gebaut werden und anschließend sollte ja auch noch der Garten schön gestaltet werden.
In dieser Zeit arbeitete mein Freund noch an einem Pajero, den er wohnlich gestaltete. Er war ja schließlich Architekt.

Eines schönen Tags kam er zu mir und stellte fest, dass wir jetzt nicht mehr so viel zu tun hätten und sein Wein würde für die vielen Gäste, die er bewirten wolle, nicht mehr ausreichen. So hatte er die Idee, dass wir uns gemeinsam einen Weinberg zulegen sollten. Dann hätte ich in der Winterzeit auch wieder mehr zu tun. Er würde die Sommerarbeit im Weinberg, die Ernte und das Keltern gerne übernehmen, zumal er ja in seiner Bodega dafür bestens ausgerüstet sei. Gesagt getan.
Nach ca. 10 Besichtigungen von Angeboten kauften wir im "Romanciadero", also oberhalb der Bodegon Tamanca, einen 1200 m² großen Weinberg mit wunderschönen Rebstöcken in bester Lage.
Bereits die erste Ernte war sehr gut und wir lernten von Jahr zu Jahr besser wie man einen guten "Rosado" herstellt, denn wir ernteten die roten und die weißen Trauben gleichzeitig und stellten daraus auch eine Maische her, die zu einem köstlichen Wein führte. Der Wein hatte im Abgang einen leichten Muskatgeschmack und war immer sehr süffig. Unsere Gäste und wir waren sehr zufrieden.

Doch vor 3 Jahren verstarb mein Freund. Die Winterarbeit, das Säubern des Weinbergs, das Schneiden und das erste Spritzen, erledigte ich weiter hin. Für die Sommerarbeit, das Spritzen, das Ausgeizen und die Ernte hatte ich aber niemanden. So war es einem glücklichen Umstand zu verdanken, als mir ein anderer Freund für 3 Jahre seine Hilfe anbot.

So ein Weinberg macht viel Freude. Man kann dort oben in absolut ruhiger Lage seine Arbeit tun und genießt den Blick zum Tamanca - Berg und zum Meer. Ein schöner Grillplatz hat uns dort schon viele fröhliche Stunden mit lieben Freunden beschert.
Der Weinberg ist gut gepflegt. Ich habe auch schon viele neue Rebstöcke selbst gezogen und dann vor Ort eingesetzt. Es macht Spaß, zu sehen, wie so ein Setzling treibt und nach wenigen Jahren selbst Früchte trägt.

Zusammenfassend kann man sagen, ich hänge sehr an dem Stückchen Erde auf unserer "Isla Bonita" und freue mich über jeden Liter Wein, den wir mit Freunden genießen.

Langfristig muss ich jedoch daran denken, dass mir diese Arbeit immer schwerer fallen wird und da wäre es schade, wenn der Weinberg dann verwildern würde. Deshalb habe ich mich entschlossen, auf diesem Wege nach einem Partner zu suchen, der eventuell Interesse an so einem schönen Weinberg hat und der die Arbeit gegen den Weinerlös übernehmen möchte. Sollte jemand so einen schönen Weinberg kaufen wollen, so würde ich den zu günstigen Konditionen auch abgeben. Hauptsache, das Stückchen Erde auf "meinem" La Palma bleibt in Liebhaberhänden. Ich würde sowohl an deutsche als auch an spanische Interessenten verkaufen.
Mein Name ist Wolfgang Seidel ich bin jederzeit unter rajada@gmx.net erreichbar.
Anbei noch einige Bilder vom Weinberg und der Arbeit










Donnerstag 04.09.2014 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 46 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 27,3 Grad - niedrigste Temperatur 20,4 Grad

Wir freuen uns auf die Wintersaison
Tourismussektor lebt in ständiger Hoffnung

Der Winter kann nur besser werden, nach dem Sommer… - So schlimm war aber der Sommer dann auch wieder nicht, wir dürfen, angesichts der doch sehr wenigen Flugverbindungen doch noch zufrieden sein. - Auch sind die Gäste zum Teil sehr phantasievoll gewesen, wie man zu uns kommt, denn es gibt viele Wege auf die Insel. - Natürlich ist es per direktem Charter am bequemsten, keine Frage, aber wer zum Beispiel aus Norddeutschland im Sommer zu uns wollte, der musste sich etwas einfallen lassen. - Im Winter sieht es nun wieder viel besser aus, das kennen wir auch schon aus den anderen Jahren, auf La Palma war immer im Winter deutlich mehr los als im Sommer, aber in den letzten Jahren sind die Unterschiede noch deutlicher geworden. - Das kommt natürlich auch daher, dass früher, also vor der Krise, im Sommer die Festlandsspanier und Gäste von den anderen Kanareninseln das Wegbleiben vieler ausländischer Gäste vergessen gemacht haben. - Da gab es ja im Sommer oft die lustige Möglichkeit für die Wirte die Tische dreimal am Abend zu belegen, zunächst kommen die Mitteleuropäer von der Wanderung und essen recht früh, und sind um halb acht schon wieder weg. - Dann kommen die Insulaner von den anderen Inseln, die sind dann um 22:30 fertig und um die Uhrzeit fällt ja den Festlandsspaniern ganz plötzlich ein, dass man ja mal was essen könnte. - Da will man langfristig wieder hin, aber dazu müssen wir das Ding mit der Krise knacken, und den Leute wieder Arbeit geben, und vor allem Geld, was man ausgeben kann. - Also lebt der Tourismus auf der Insel zumeist von den Mitteleuropäern im Moment, und wenn dann solch ein "trockener" Sommer kommt, dann wird breit gejammert und geflucht, und alle sehen mit großer Hoffnung auf die Wintersaison und die deutlich mehr Flugverbindung aus Mitteleuropa und besonders aus Deutschland auf die Insel. - Und in der Tat, das sind mehr Verbindungen als noch im vergangenen Winter und das macht natürlich den Sektor erwartungsvoll, dass Tourismus auf La Palma doch mal wieder zum Geschäft wird, wenn auch nur in der Wintersaison. - Im Sommer brauchen die Fluggesellschaften ihre Flieger für andere, sicherere Ziele, wo man auf jeden Fall mit gewaltigen Auslastungen rechnen kann, da sind eben dann, unteren anderen, die Balearen, Griechenland und die Türkei zu nennen, und für uns bleiben dann zu wenige Flieger übrig. - In der Wintersaison stehen diese aber wieder zur Verfügung, denn Mallorca im Winter ist auch schon, aber oft auch sehr kalt, und da sehen wir auf den Kanaren wieder besser aus und locken mit unserem ewigen Frühling. - Unser neuer Tourismusrat freut sich natürlich auch über diese guten Nachrichten und es bleibt auch die Hoffnung, dass wir für den kommenden Sommer vielleicht ein oder zwei Flugverbindungen aus Deutschland mehr bekommen, da die Auslastung der Flieger in diesem Sommer sehr hoch war. - Was kein Wunder ist, bei den paar Maschinen, aber vielleicht lässt sich da auch noch was machen. - Ideal wäre natürlich eine gleichbleibende Saison, aber das werden wir wohl nicht mehr erreichen, und es gibt ja auch Regionen, die nur eine kurze Sommersaison haben und danach ist praktisch null Betrieb, so sollte unser Jammern auch angemessen klein gehalten werden. - Und auf den Winter freuen sich nicht nur diejenigen, welche in der Tourismusbranche direkt arbeiten, sondern auch die Gastronomen, die Ladenbesitzer, die Taxifahrer und überhaupt eben alle, welche auch ihren Teil daran haben, wenn Urlauber als potente Konsumenten unsere Insel bevölkern. - Also, haken wir den Sommer ab, auch wenn der noch 2 Monate nach der touristischen Zeitrechnung dauert, ab November fliegen wieder richtig viele Maschinen auf die Insel, zumindest verglichen mit dem Sommer. - Denn die anderen Inseln, die lachen über unsere Zahlen, aber dort bezahlt man den Erfolg des vielen Tourismus eben auch mit den negativen Begleiterscheinungen dessen, was man Massentourismus nennt. - Und was braucht man für Massentourismus, richtig, Massen. - Also bei uns keine Chance.




Unser Flughafen hat noch deutliche Kapazitäten frei





Donnerstag 04.09.2014 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1017 hPa


Gastbeitrag von Petra Herrmann
Ausstellung, vom 6. bis 19. September

Liebe Kunstfreunde und Freunde des Kunstraums La Palma, Es ist soweit.
Der Kunstraum La Palma wird an einem neuen Ort unter meiner Regie mit meinem künstlerischen Berater Helmut Kiesewetter wiedereröffnet. Ich freue mich sehr, dass ich in Villa de Tazacorte einen geeigneten Raum gefunden habe, wo wir weiterhin der Kunst einen geeigneten Rahmen bieten können.
Das Konzept des Kunstraumes hat sich geändert. Wir präsentieren die Künstler jetzt viermal im Jahr 14 Tage lang. Die Ausstellungen beginnen immer mit einer Vernissage und enden mit einer Finnissage, zu denen jeder herzlich eingeladen ist.
Zwischendurch hat man aber auch jeden Tag, außer Sonntags, Zeit, sich die Ausstellung in Ruhe anzuschauen und mit dem Künstler ins Gespräch zu kommen.
In der ersten Ausstellung, vom 6. bis 19. September, zeige ich Bilder von Helmut Kiesewetter. Die Eröffnung wird mit kleinen Häppchen und palmerischen Weinen des Weingutes Juan Mattias Torres, Fuencaliente, begleitet.
Ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen mit Ihnen.

Helmut Kiesewetter ist ein deutscher Künstler, der inzwischen die Hälfte des Jahres auf La Palma lebt und arbeitet.
Was ihn hier besonders fasziniert ist die Energie des Meeres und der Vulkane und besonders das Licht.
In den 90ziger Jahren entdeckte er hier die Farbigkeit der Cochenille Laus und verarbeitete sie in seinen Arbeiten zusammen mit TippEx, Essenzen und Graphit.
Heute benutzt er meistens Ölfarben, die er in einer ihm eigenen Weise anwendet. Er trägt Schicht auf Schicht mit einem dünnen Pinsel so auf, dass ein Relief entsteht, in dessen Spitzen sich die einzelnen Farben mischen und so sehr feine Effekte entstehen. Je feiner die Spitzen werden, umso stärker wird das haptische Empfinden des Betrachters angesprochen. Dieser Malprozess ist sehr aufwendig und dauert oft hunderte von Stunden. Kiesewetter schafft eine Komplexität, die ein reiches Spektrum an Anknüpfungspunkten für die eigene Bild- und Kunsterfahrung hat.
Kiesewetters Arbeiten waren hier auf La Palma schon in El Paso, Tijarafe, santa Cruz de La Palma und Brena Baja zu sehen.
Der Kunstraum La Palma zeigt zum 2. Mal seine Werke und verbindet dies mit der Neueröffnung der Galerie in Villa de Tazacorte, nahe der Casa Massieu, Calle Perez Gàldos 2 unter der Leitung von Dr. Petra Herrmann.







Mittwoch 03.09.2014 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 49 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 26,9 Grad - niedrigste Temperatur 18,9 Grad

Peristaltik auf dem Dach der Insel
Inselregierung macht Stoffwechselendprodukte zur Chefsache

Mit was sich diese Inselregierung alles beschäftigen muss. - Zuletzt mit jeder Menge Scheiße, aber immer gibt es eine Lösung, und das ist gut so, manchmal liegt sie sogar auf der Hand… - In der Hauptstadt musste man ja eingreifen, da die Pumpstation für die Abwässer vom Stadteingang weg soll und schließlich hat man es geschafft, diese wenig attraktive Einrichtung ein paar hundert Meter weiter zu verlegen und hinter der Hafenmole zu verstecken. - Die ist zwar noch nicht gebaut diese Pumpstation, aber die Inselregierung hat versprochen, die Mehrkosten zu tragen und eben mit der Hafen- und Küstenbehörde verhandelt, damit auch von bürokratischer Seite alles in Ordnung geht. - Von der Pumpstation hängt auch das weitere Vorgehen um den Stadtstrand ab, der kann erst weitergebaut werden, wenn diese wichtige knödeltransportierende Infrastruktur erstellt wurde. - So heißt es immer, auch wenn das nicht ganz einleuchtend ist, vielleicht will man so auch nur die Verzögerungen bei der Fertigstellung des Strandes erklären. - Aber immerhin, die Inselregierung hat fatale Planungsfehler der Stadt Santa Cruz abgebügelt und eine Lösung erschaffen, die hoffentlich auch bald umgesetzt wird. - Um die gleichen Stoffwechselendprodukte geht es auch auf dem höchsten Berg der Insel, dem Roque de Los Muchachos, dort wo die vielen Observatorien des "ICA" (Instituto Astrofísico de Canarias) stehen. - Schon immer diskutiert man über die Abwässer der Einrichtungen, und es gibt genügend Kritiker die behaupten, die Observatorien würden ungeklärte Abwässer in den Boden leiten, und auf diese Art und Weise den Wasserhaushalt der Insel gefährden. - Das ist aber nicht richtig so, denn alle Observatorien haben eigenen Klärbecken mit Abscheidern, allerdings kann man da nur von einer Vorklärung sprechen, und diese Wasser gehen dann wohl in die Umwelt. - Aber es handelt sich dabei nur um Wasser aus Duschen und Toiletten, welches nach dem Einsickern ins Erdreich und die Felsen bald schon komplett geklärt sind, so viel können die Wissenschaftler da oben gar nicht aufs Klo gehen, dass das eine Gefahr für den Wasserhaushalt der Insel darstellen könnte, das ist einfach abwegig. - Die Reinigungsmittel für die Teleskope, die gelangen auch nicht in das Abwasser, sondern werden mit Tüchern aufgebracht und auch wieder abgeholt, die Verteuflung der wissenschaftlichen Einrichtungen da oben auf den Bergen von manchen Zeitgenossen ist nicht wirklich nachzuvollziehen.

Aber es soll ja nun auch ein Besucherzentrum dort entstehen, und das fordern die Inseloberen seit vielen Jahrzehnten, aber bislang konnte man sich niemals wirklich auf das Wie und besonders wer bezahlt einigen, aber da gibt es inzwischen neuen Bewegung. - Das IAC hat einen neuen Präsidenten, die Insel eine neue Inselregierung und die haben sich schnell darauf geeinigt, dass dieses Besucherzentrum kommen soll. - Im Rahmen dieser Geschichte bietet nun der dafür verantwortliche Inselrat Carlos Cabrera auch die Knödellösung für den Roque an, denn mit dem Besucherzentrum vervielfacht sich ja sicherlich die Abwasserlast. - Die Abwässer sollen mit einem Pumpwagen abgeholt, und nach Llano Negro gebracht werden, von wo aus diese dann über Rohrleitungen in ein Klärwerk verbracht werden, das sei die beste und bezahlbare Lösung, ein echtes Klärwerk auf dem Berg sei zu aufwendig, denn man muss auch bedenken, dass dort die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt sinken können und das alles deutlich teurer machen würde. - Außerdem ist das dort alles Landschaftsschutzgebiet und damit verbietet sich das mit der Kläranlage sowieso, also holt man die "Schwarzen Wasser" die "Aguas negras" wie man hier sagt, per Saugwagen ab und fährt diese den Berg herunter. - Saubere und einfache Lösung, ein paar Arbeitsplätze fallen auch noch dabei ab, und vielleicht erstickt damit dann auch endlich die dämliche Diskussion darüber, dass diese Observatorien eine Gefahr für den Wasserhaushalt der Insel seien. - Man rechnet mit einer Investitionssumme von 600.000 Euro, das ist wohl für die Auffangtanks der Einrichtung und dann die Rohrleitung von Llano Negro zum Klärwerk, allerdings steht da in der Pressemeldung nichts von den laufenden Kosten, die natürlich auch anfallen werden. - Lösungen gibt es immer, man muss diese nur machen, und bislang fällt unsere neue Inselregierung positiv auf, denn man versteckt sich nicht vor den auch unangenehmen Dingen. - Jetzt wollen wir natürlich auch noch Taten sehen und nicht nur Projekte, das gilt für die Abwässer genau so wie für die projektierte Tierauffangstation, welche in Tijarafe eine Lösung für die vielen ausgesetzten und streunenden Hunde der Insel geben soll. - Den Beifall für das nicht wegducken gibt es heute schon, das Chapeau aber erst, wenn die Tierauffangstation arbeitet, und die Knödel vom Dach der Insel wirklich weggekarrt werden.




Auf dem höchsten Berg der Insel, die Observatorien des IAC
Foto von Wolfgang Hempel





Mittwoch 03.09.2014 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 65 % - Luftdruck 1016 hPa
Puntagorda, gestern 1.260 Meter - Temp. max. 30,8 - Temp. min. 15,9 - Feuchte 36 - 67 %

Fulanito de tal dice hoy: Unir los cabos sueltos
Die losen Enden zusammenbinden. - Alle Kräfte bündeln, um ein Thema, oder eine Angelegenheit, endgültig abzuschließen.




Der Delfin in der Caldera. Bild von Joachim Schneider.




Dienstag 2.09.2014 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 69 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 22,7 Grad - niedrigste Temperatur 20,8 Grad

Die Gebetsmühle, es wird immer alles besser
Zahl der Arbeitslosen sinkt erneut im August

Na ja, nicht für alle Zeitungen und Fernsehanstalten. Immer noch gibt es hier die lustige Ansicht, man könne die Zahl der Arbeitslosen am Vormonat vergleichen, und so ergibt sich das groteske Bild, je nachdem am welchen Kanal sieht oder Zeitung man liest, ist die Zahl der Arbeitslosen im August gestiegen, oder eben auch gesunken. - Das mag auch ein bisschen mit der politischen Ausrichtung der Medien zu tun haben, für die Opposition ist das Glas halbleer, und für die Regierung halbvoll. - Derart hervorragend informiert entlässt man uns dann in die Woche, und ich bin immer noch der Meinung, man kann Krisen eher herbeireden als wegplaudern kann, aber schlechte Laune und Kaufzurückhaltung ist das Letzte, was wir im Moment brauchen. - Vom Aufschwung spüren wir dennoch noch nichts, aber es lassen sich eben Trends beschreiben und es scheint, beim Einzelhandel kommt wieder mehr Geld an, nicht unbedingt weil so viel mehr Leute nun wieder Arbeit haben, sondern weil diejenigen, die immer in Lohn und Brot standen, jetzt wieder ein bisschen mehr Konsum wagen, weil man eben mit einer rosaroten Brille durchaus Buffalo schon erkennen kann. - Auf jeden Fall ist Mariano Rajoy nicht John Maynard, ich fürchte sogar, er wäre der allererste von Bord, aber dieses Gedicht ist seit der Schulzeit bei mir einfach als wunderbares Bild stecken geblieben. - Allerdings steigt die Verschuldung des Landes trotz der langsam wieder atmenden Konjunktur weiter an, aber das scheint die Troika und auch Madrid nicht weiter zu beunruhigen.

Die Entspannung auf dem Arbeitsmarkt kommt auch leider "unten" noch gar nicht an, das zeigt sich auch hier auf der Insel, wo immer noch 10.573 Menschen ohne Arbeit sind, und um das man greifbarer zu machen, das wäre so, als wären in Deutschland etwa 10 Millionen Menschen arbeitslos. - Ich darf aber auch erwähnen, dass die Arbeitslosigkeit hier auf der Insel, und sowieso in ländlichen Regionen anders von der Gesellschaft aufgenommen wird als in Städten und Ballungsgebieten, hier gibt es wohl viele Menschen, die wenig haben, aber kein Elend, denn das verhindern Familie, Nachbarschaft, Freunde und auch eine sehr rührige Kirche mit der Caritas, das muss man bei aller Kritik auch wieder sagen. - Und sehr viele auch haben kleine Nebenjobs, die aber eben nicht gemeldet werden, also die klassische Schwarzarbeit, wobei ja in solchen Krisenzeiten gesellschaftlich diese Form des über Wasser halten durchaus große Akzeptanz findet. - Auch mit fällt es schwer, da immer gleich mit dem Solidaritätshammer zu kommen, denn oftmals macht man es den Leuten schier unmöglich, das Gewerbe anzumelden, und wenn halt ein paar Monate nur monatlich vielleicht 600 Euro reingekommen sind, und mehr als die Hälfte davon an Kosten für die staatlichen Versicherungen draufgehen, und noch 27% Steuer, dann meldet man seine Firma einfach wieder ab, weil es nicht geht. - Wie viel Schwarzarbeit sich eine Region oder das ganze Land leisten kann, das wäre mal eine höchst interessante Geschichte, für die ehrlichen Steuerzahler wird es halt immer schwerer die Last zu tragen, aber wer will schon mit dem Finger auf einen armen Tropf deuten, der auch noch drei Kinder hat, und mal eine Woche ein Haus anstreicht. - Ideal eben wäre, so viel zu verdienen, dass man nach den Abgaben und Steuern auch noch eine Familie ernähren kann, und dahin ist es oftmals ein weiter Weg. - Aber die Zahlen auf dem Arbeitsmarkt nähren eben weiter die Hoffnung, auch wenn das viel schneller gehen sollte, denn immer noch sind in Spanien 4.427.930 Menschen arbeitslos gemeldet, und das ist weiterhin eine gewaltige Last nicht nur für den Staat, sondern auch für die Gesellschaft. - Aber immerhin, im gleichen Monat des Vorjahres waren es noch 4.698.783 und das sind 270.853, oder 5,76% weniger. - Geht man von der Höchstzahl überhaupt aus, die erreichten wir im Februar des vergangenen Jahres, mit 5.040.222, dann haben wir seit dem 612.292 Arbeitslose weniger, und das macht zumindest Mut, oder einfach einen besseren Eindruck als zu schreiben, dass wir im August 8.070 Arbeitslose mehr haben, als im Juli. - Elf Monate hintereinander ist nun die Zahl der Arbeitslosen gesunken, sollte der September das auch wieder hergeben, dann haben wir das Jahr voll gemacht und dann können wir auch langsam wirklich verkünden, es geht wieder ein bisschen bergauf, und nicht einfach nur, es geht nicht mehr weiter bergab.
Wer das noch mal alles ganz genau nachblättern will, der kann das in einem sechzigseitigen Bericht von der "Sepe" HIER machen.












Dienstag 2.09.2014 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 66 % - Luftdruck 1016 hPa
Puntagorda, gestern 1.260 Meter - Temp. max. 31,7 - Temp. min. 16,9 - Feuchte 27 - 64 %

Gastbeitrag von Franz Trommer - Wanderung in die Caldera, Teil 2
Con las botas puestas - Gestiefelt und gespornt

wollten wir nun von Los Brecitos zur Playa de Taburiente wandern, dann zur "Schlucht der Todesängste" absteigen um anschließend durch das Bachbett wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren. So ging es munter zum Einstieg eines traumhaft schönen Panoramaweges, der durch duftende Pinienwälder hinunter in Richtung Playa führte. Kleine hölzerne Brücken halfen uns über Seitentäler hinweg, Gewässer rauschten, Dunst stieg auf. Nach einer Stunde erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, eine mit hölzerner Barriere gesicherte Plattform, die einen ersten Blick auf die Felsnadel des Roque Idafe zuließ. Weiter absteigend weitete sich nach zwei Stunden das Tal zu einem riesigen Kessel, der umgeben ist von den unglaublich hohen, zinnenbestückten Mauern der Caldera; wir hatten die Playa de Taburiente erreicht.

Klares Wasser rauschte. Wir setzten uns nieder und verzehren unseren mitgebrachten Proviant, der, wie könnte es anders sein, bei uns aus Brot, Ölsardinen und Wasser besteht. Apfel und Apfelsine genügten zum Nachtisch. Ich trank heimlich vom kühlen Nass, das mir wesentlich besser schmeckte als unser mitgebrachtes aus der Flasche. Christel durfte das nicht sehen, sonst würde ich wieder zu hören bekommen: "Trinke kein Quellwasser, sonst wirst du ein Reh!" Aber Rehe gibt es hier nicht, höchstens Eidechsen und Frösche. Was für ein gruseliger Gedanke! Aber die hiesigen Frösche hatten wohl noch nie von Hans Christian Anderson gehört. Und Christel würde mich bestimmt mit einem Kuss erlösen.

Hier mitten in der Caldera gibt es auch einen Zeltplatz, wo Wanderer mit Genehmigung des Touristenverbandes (vorher einzuholen) bis zu drei Tagen zelten und weitere Wandermöglichkeiten in die Caldera hinein, zum Beispiel zum Wasserfall, der Cascada de La Fondada, nutzen können. Und dann gibt es in der Caldera an versteckter Stelle noch eine Sache der besonderen Art, von der kaum jemand etwas weis und wo man auch nicht hinkommen kann, denn die Wege sind unpassierbar. Einige Mönche, die absolut keinen Besuch wünschen, sollen dort "permanento" in aller Abgeschiedenheit von der Außenwelt hausen. Von der Cumbrecita aus konnte ich mit dem Fernglas ihre Hütten und Felder sehen. Ob heutzutage dort aber tatsächlich noch jemand lebt, konnte ich nicht erfahren.

Allzu lange konnten wir nicht rasten und stiegen nun zum Bachbett des Barranco de los Angustias ab. Der Gedanke, was uns nun erwarten würde, bereitete mir einige Bauchschmerzen, denn im Wanderführer stand etwas von Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Und absolut schwindelfrei sind wir beide nicht. Sollte aber Christel hier nicht mehr weitergehen können, dann bliebe uns nur der Weg zurück, den wir gekommen waren. Aber den würden wir an diesem Tag nicht mehr schaffen, was eine Übernachtung in der Caldera zur Folge gehabt hätte. Für so einen Fall waren wir aber nicht ausgerüstet.

So ging ich denn mit gemischten Gefühlen voraus. Ungenügende Ausrüstung bedeutet immer ein zusätzliches Risiko, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht. Der Pfad war steil und voller Geröll, die Abgründe tief, aber nicht senkrecht. Es ging nicht in den reinen Fels hinein, das beruhigte mich etwas. Nur keine Panik! Den Blick in die wunderschöne Schlucht beim Atoja ersparten wir uns, das ist nur etwas für absolut schwindelfreie Wanderer.

Aufsteigende Wanderer begegneten uns. Sie hatten es noch schwerer als wir, ihr Schweiß floss in Strömen. Unten, am Barranco angekommen, fielen wir uns dann in die Arme und schüttelten uns die Hände, als hätten wir den Nanga Parbat bezwungen. Sogleich wurden die Schuhe ausgezogen und die trotz teurer Spezialwandersocken qualmenden Füße ins Wasser gehalten. Ah, das tat gut!

Über uns, gleich einem riesigen Wachtposten, ragte die Felsnadel des Roque Idafe auf. Doch die Zeit drängte, mir mussten weiter, mal links, mal rechts vom Wasser begleitet, das Bachbett hinunter. Doch die Gefahr war noch nicht vorüber. Wir wissen, dass sich das Bächlein bei einem plötzlichen Wettersturz blitzschnell in einen reißenden Fluss verwandeln könnte, so dass das die Schlucht zur Falle würde. Sollte so ein Fall eintreten, dann müsste man ganz schnell nach oben in die Felswand klettern. Das aber ist nur an wenigen Stellen möglich, es sei denn, man verfügte über die sportlichen Qualitäten einer Bergziege. Doch wir hatten jetzt Mitte Oktober und es herrschte noch Sommer-Passat-Wetter, also kein Problem. Unser Reiseführer benannte uns November und Dezember als die risikoreichsten Monate. Da kann dann der Passat aussetzen und den atlantischen Tiefdruckgebieten den Weg zu den "Inseln des ewigen Frühlings" freimachen. Und es ist tatsächlich vorgekommen, dass einige Touristen in der Schlucht vom Wasser überrascht- und anschließend tot in Tazacorte angespült worden sind.

So wanderten wir frohen Mutes weiter. Unsere Wanderstöcke waren dabei sehr hilfreich. Große Steine versperrten uns den Weg und mussten überklettert werden. Über den Steinen fanden sich oft dicke Äste eingeklemmt, ein Zeugnis dessen, wie hoch das Wasser hier manchmal anschwoll. Um eine kleine Staumauer zu umgehen, kraxelten wir ein Stück in den Berg hinauf. Wieder einmal hatten wir grandiose Aussichten: Eng das Tal, weiße Wolkenfetzen hoch oben am blauen Himmel, dort Sonne, hier unten Schatten. Über uns an der Wand eine einsame, verlassene Hütte, Stufen waren im Fels eingeschlagen. Wer hier wohl lebte? Zwei junge Leute, deutsche Wandersleute, wie konnte es auch anders sein, saßen davor und ruhten sich aus. "Na, ihr wollt euch hier wohl ansiedeln?", rief ich hinauf. "Gerne", ertönte es zur Antwort. "Aber wie bekommen wir unsere Bierkästen hier herauf?" Wir ließen die Frage im Raum stehen.

Nach weiteren drei Stunden Wanderung, dabei ständig über Steine kletternd und springend, weitete sich der Barranco, die Wände traten zurück. "Sieh, dort hinten steht unser Auto", Christel freute sich. Zurück von unser Wanderung, eine der spektakulärsten, die wir je machten, waren wir froh und traurig zugleich. Werden wir das Herz der Caldera jemals wieder sehen?

Diesen Beitrag habe ich meinem Buch "Die Sehnsucht nach dem Anderswo" entnommen. Erschienen im BS-Verlag Rostock, erhältlich im deutschen Buchhandel, ISBN 978-3-86785-145-9 oder im Internet bei Amazon. Allerdings- nach La Palma versenden weder der Verlag, noch Amazon, aus welchen Gründen auch immer. Das trifft auch für das Buch "Die Sau des dicken Jägers und andere Tierarztgeschichten" zu. Wer also "permanento" auf der Insel lebt und dennoch ein Buch zugesendet haben möchte, wende sich unter f.trommer@t-online.de direkt an mich. Unter dieser Adresse nehme ich natürlich auch Eure Kritiken entgegen.
Besten Dank auch für die Info von Ragna Kühnke, dass es im schönen Norden der Insel La Palma durchaus noch Rebhühner gibt. Ich hoffe aber, dass diese unter Schutz stehen und sich die Jäger auch dort mit der Jagd auf die Langohren zufrieden geben.







Montag 1.09.2014 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 59 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,3 Grad - niedrigste Temperatur 21,4 Grad

La Palma sucht Passform
Zu kleiner Riese, oder zu großer Zwerg?

Die großen Kanareninseln haben spezifische Probleme, die kleinen Inseln natürlich auch ihre Zipperlein, und La Palma hat alle, ob groß, ob klein. - Ich verspreche, ich gewöhne mir der Reimen nicht an, Sie können ruhig weiterlesen… - Für eine Frau ist das sicher so am einfachsten zu verstehen, man ist im Schuhladen und versucht verzweifelt passende Schuhe zu bekommen, aber diejenigen, welche gut aussehen, die sind entweder zu klein, oder zu groß. Man nimmt also zwei Paar mit, ein Paar zu groß, ein anderes zu klein und ärgert sich jedes mal, wenn man ein Paar anzieht. - Für Männer, man bräuchte einen Bohrer, 7,5 Millimeter, 7 ist zu klein, 8 zu groß, also hält man drauf, und rüttelt so lange mit dem Siebener rum, bis es passt, aber wie das aussieht… Wir suchen ganz einfach unsere Passform, und eiern dabei immer wieder herum, was oder wer wir denn eigentlich sind. - Nehmen wir den Tourismus, der hat sich früher mal von selbst entwickelt, als Politiker noch leben ließen und nichts taten, auch nichts dagegen, und heute wollen wir den Tourismus entwickeln und finden keine Richtung, weil wir nicht wissen, was wir eigentlich sind. - Die Einen sagen, nur Nische, wir können niemals als Kopie anderer Destinationen durchgehen, die Anderen sagen, wir müssen ranklotzen, sonst erreichen wir nie die "Kritische Masse" an Unterkünften, damit uns die Reiseveranstalter überhaupt wahrnehmen, und ich meine mal, da liegt die Zukunft nicht unbedingt in der Goldenen Mitte, weil es da kein Gold gibt. - La Gomera und El Hierro brauchen sich darüber keine Gedanken zu machen, die sind einfach klein, wir aber stehen unter dem Druck, mal die dritte Insel gewesen zu sein, an der Zahl der Einwohner, so wie auch der Wirtschaftsleitung der Kanaren, und das setzt auch die Politik unter Zugzwang. - Inzwischen haben uns Fuerteventura und Lanzarote sowohl bei den Einwohnern ,wie auch in der Wirtschaftsleistung zum Teil deutlich überholt, und weil wir hier es kaum noch wagen, an die Landwirtschaft zu glauben, schielen große Teile der Bevölkerung nach dem Goldenen Kalb Tourismus, wobei mir das eher wie eine goldene Prostituierte vorkommt. - Ehrenhafter Beruf, aber es geht eben nur ums Geld, schnell, schnell, und alles andere bleibt außen vor. - Ich möchte dabei noch zu bedenken geben, dass auch auf Fuerteventura und Lanzarote die Arbeitslosenquote nicht geringer ist, als die auf La Palma, das Geld, welches die vielen Gäste auf den Inseln lassen wird also nicht so verteilt, wie es der Liebe Gott, oder der schlaue Karl, ja der Marx, es sich so ausgedacht haben.

Aber auch in der Landwirtschaft begegnet uns das Problem mit der, was ist es denn jetzt, Größe oder Winzigkeit, wenn dann mal jemand kommt, und bei unseren Winzern nachfragt, man wolle ein paar Container Wein kaufen, dann müssen die sagen, nein, wir können nicht, wir bekommen nur einen halben Container voll. - Neulich war ein deutscher Honigfachmann auf der Insel, der hat bei einem befreundeten Imker zuschlagen wollen, es sei hervorragende Qualität, und er wolle gerne diesen Bienensaft in Deutschland verkaufen. - Aber unter drei Tonnen lohnt sich das gar nicht, also wieder umdrehen, jetzt waren wir wieder zu klein fürs Geschäft, und müssen unseren Honig weiter selbst essen. - Das schaffen wir sogar, aber es nimmt einem auch oft den Mut, sich überhaupt noch anzubieten, weil man eben auf dem globalen Markt wie der Hanswurst dasteht, nachliefern ist nicht, wir haben nichts mehr, und müssen auf die neue Ernte warten. - Das machen wir, aber der Verbraucher natürlich nicht, und schwupps, sind wir aus dem Geschäft. - Da klingt dann auch immer wieder dieses süße und verführerische Lied von "Slow Food" und "Slow City" oder meinetwegen Langsaminsel durch, von Ziegenkäsen aus Rohmilch auf denen der Name der Ziege und sowie der Melkmagd handgeklöppelt stehen, und zwar linksgedreht auf Weizengrasstroh gelagert. - Da mach´ ich mit, keine Frage, aber von dem bisschen können wir halt dann doch nicht leben, schon gar nicht 65.000 Menschen, von 85.000, wie es immer noch in den offiziellen Zahlen heißt, will ich doch schon gar nicht mehr reden. - Und wenn wir halt nur klein-klein machen, dann schicken die globalen Reiseveranstalter keine Flieger mehr zu uns, denn die haben ja längst verlernt, nach Stücknutzen zu rechnen, sondern die brauchen Masse. - Schwungmasse, die wir nicht haben, gut, mancher meiner Freunde schon, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema. - Wir sind zu klein, um auf groß zu machen, und zu groß, als dass man uns mit der Ponyhofsolidaritätsbörse durchfüttern könnte. - Klingt alles ein bisschen nach notwendiger Therapie, aber leider versuchen sich Politiker daran, zwar im Moment die besten, die wir seit langem haben, aber irgendwie erinnert mich das immer wieder an die Geschichte vom Scheinriesen, und Jim Knopf und ist hier wirklich jemand, der die Lokomotive fahren kann?

Und noch ein Jahrestag. - Heute sind es ganz genau drei Jahre, dass ich nicht mehr rauche, und weil es Scheiße aussieht, wenn man den Chapeau vor sich selbst zieht, lasse ich das ganz einfach. - Übrigens, sollten Sie noch rauchen, dann lassen Sie es doch, wenn ich aufhören konnte, dann Sie sowieso!

Und noch was, plötzlich platzt eine dunkle Wolke ins Tal, verdeckt den darüber so blauen Himmel und in El Paso hat es sogar kurz genieselt. - Da wollte uns doch irgendjemand unbedingt sagen, es ist nicht mehr August, sondern bereits September, und in vier Monaten ist Weihnachten. - Gut, ich habe verstanden!






Montag 1.09.2014 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 38 % - Luftdruck 1018 hPa
Puntagorda, gestern 1.260 Meter - Temp. max. 31,1 - Temp. min. 17,4 - Feuchte 20 - 43 %

Gastbeitrag von Franz Trommer - Wanderung in die Caldera, Teil 1
A quien madruga, Dios le ayuda. Morgenstunde hat Gold im Munde.

Deshalb klingelte der Wecker zu urlaubsmäßig unchristlicher Zeit bereits 5.30 Uhr. Wir, meine Frau Christel und ich, wollten in die Caldera hineinwandern, dann zur "Schlucht der Todesängste" absteigen um anschließend durch das Bachbett wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Also- raus aus den Betten, gefrühstückt, das Auto angeworfen und schon passierten wir den Ort Los Llanos und fuhren hoch zum Lomo de Caballos; denn von dort aus führt die einzige Zufahrtstraße zur Caldera in die Schlucht hinab. Die Asphaltpiste wurde schmaler und endete schließlich an einem Info-Häuschen des staatlichen Touristenverbandes. Ich hielt an und erkundigte mich nach dem Wetter und dem Wasserstand des Baches. Alles sei in Ordnung, die Wetteraussichten wären gut, der Wasserstand unten in der Schlucht normal und es gäbe keine Probleme. So konnten wir unsere Fahrt unbekümmert fortsetzen, obwohl sich die "Straße" nun in eine schreckliche Schotterpiste verwandelt hatte. (Die ist aber zwischenzeitlich asphaltiert worden, ist dennoch immer noch sehr schmal und nur mit Vorsicht zu befahren). Wir bedauerten unser armes Auto aufrichtig. Die Piste wand sich unterdessen in steilen Serpentinen hinab bis zum Grunde des Barranco de las Angustias, der "Schlucht der Todesängste". Von hier aus kann man im Bachbett stromaufwärts in die Caldera hineinwandern. Doch es gibt noch einen zweiten Weg. Dieser quert das Bachbett und führt dann auf der andere Seite der Schlucht in Serpentinen steil nach oben, wo einige Hütten des winzigen Ortes Los Brecitos in 1140 Metern Höhe gleich Adlerhorsten an der Wand der Caldera kleben. Dieser Ort ist heutzutage nicht mehr dauerhaft bewohnt, hier nächtigen nur noch Touristen. Wie dem auch sei- dorthin wollten wir, das sollte der Ausgangspunkt unserer Wanderung sein. Doch zum Laufen war die Strecke, zumindest für uns, zu weit. Wir würden sonst die Wanderung in die Caldera hinein und über das Bachbett wieder hinaus nicht an einem Tage schaffen. An eine Weiterfahrt mit einem Auto ohne Allradantrieb war jedoch nicht mehr zu denken, zu schlecht und zu steil präsentierte sich die Piste. Außerdem kann man dort oben mangels Platz nicht parken und müsste sofort wieder umkehren. Also ließen wir unseren fahrbaren Untersatz neben den Autos der anderen Wandersleut, die gleich uns die Tour machen wollten, unten im Barranco stehen und harrten mit diesen der Dinge, die da in Gestalt eines Jeeps kommen sollten. Der ließ dann auch nicht lange auf sich warten und war überraschend pünktlich mit einer Fremdenführerin zur verabredeten Zeit zur Stelle. Die zählte uns durch, damit niemand von uns in der Caldera verloren ginge, und ließ noch einige aktuelle Informationen verlauten. Der Fahrer verstaute uns dann nach Körpergewicht im Wagen und ab ging die Post hinauf in den Berg. Die Fremdenführerin ließen wir zurück.

War damals die Schotterpiste hinab in den Barranco schon miserabel genug gewesen, so möchte ich den Streckenabschnitt, der nun folgte, sehr milde als katastrophal bezeichnen. (Heute ist die Strecke befestigt und Kleinbusse baggern die Wandersleute nach oben. Wer da mitfahren will, sollte sich aber rechtzeitig kundig machen). Im Schritttempo schlich der Jeep die Piste hinauf. Ich saß am Fenster und hatte einen guten Blick hinab in die Schlucht. Das Hinterrad des Wagens kurvte in den Kehren oft nur wenige Dezimeter vom Abgrund entfernt. Eine seitliche Begrenzung oder gar Leitplanken waren nicht vorhanden. Nur gut, dass Christel nicht sah, was mir leider nicht erspart blieb. Sie saß glücklicherweise in der Mitte des Wagens und war in eine Unterhaltung mit unseren Mitfahrern vertieft. Mir wurden die Hände feucht und ich gestand mir ein, hier nicht fahren zu können. So musste ich den Fahrkünsten unseres Wagenlenkers vertrauen, der zu seiner Unterstützung ein Kreuz und die Heilige Maria an sein Armaturenbrett geschraubt hatte, das tröstete. Wir passierten die "Adlerhorste", dann waren wir am Ziel. Der Jeep hatte knapp eine Stunde für die ca. 15 Kilometer lange Strecke gebraucht. Danke, Señor für die Fahrt, danke dir, Maria, dass du uns beschützest hattest.

Diesen Beitrag habe ich meinem Buch "Die Sehnsucht nach dem Anderswo" entnommen. Erschienen im BS-Verlag Rostock, erhältlich im deutschen Buchhandel, ISBN 978-3-86785-145-9 oder im Internet bei Amazon. Allerdings- nach La Palma versenden weder der Verlag, noch Amazon, aus welchen Gründen auch immer. Das trifft auch für das Buch "Die Sau des dicken Jägers und andere Tierarztgeschichten" zu. Wer also "permanento" auf der Insel lebt und dennoch ein Buch zugesendet haben möchte, wende sich unter f.trommer@t-online.de direkt an mich. Unter dieser Adresse nehme ich natürlich auch Eure Kritiken entgegen.
Besten Dank auch für die Info von Ragna Kühnke, dass es im schönen Norden der Insel La Palma durchaus noch Rebhühner gibt. Ich hoffe aber, dass diese unter Schutz stehen und sich die Jäger auch dort mit der Jagd auf die Langohren zufrieden geben.








Familie Ellen & Simon Märkle

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