La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv September 2006


Samstag 30.09.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,8 Grad, niedrigste Temperatur: 18,0 Grad

Frauen können keinen Kaffee kochen,

sagt meine Frau. - Ich bin mir da nicht so sicher, ich halte mich da eher an andere geschlechtsspezifische Unterschiede, da ist vielleicht an erster Stelle die männliche Unfähigkeit zu nennen Waschmaschinen artgerecht zu bedienen. - Den ersten Kaffee morgens den koche sowieso immer ich und meine Frau ist intelligent genug, diesen nie zu kritisieren. Ich warte seit der französischen Revolution darauf dass, über mein morgendliches Geschick mit noch verquollenen Augen dieses stimulierende Heißgetränk herzustellen, die erste und einzige Kritik kommt, dann könnte ich dieses Amt wegen Unfähigkeit abgeben. Ach ist der Kaffee herrlich, du machst das so gut, da kann man Fettnäpfchen aufstellen wo man will, die tanzt mit verschlossenen Augen darum herum. - Das Spiel ist äußerst geschickt eingefädelt, wer den ersten Kaffee kocht, der muss auch dem Kater seine erste Mahlzeit bereiten und sicher können Sie sich das vorstellen welche Höllenqualen ich durchleiden muss, in diesem morgendlichen Trancezustand als erstes olfaktorisches Hochlicht des Tages eine Dose Katzenfutter öffnen und riechen zu dürfen. - Wenn Sie jetzt den Vorschlag machen wollen, ich sollte doch mal die Zutaten für die Kaffeezubereitung mit dem Katerfrühstück vertauschen, versehentlich natürlich, wie ungemein böse von Ihnen, das würde ich dem Kater nie antun.

Das antifeministische Gedankengut meiner Frau, oft auch Hermansdenken genannt, beschränkt sich aber nicht auf den abgeschlossenen Raum der sich da trautes Heim nennt, meine Frau findet es sogar in aller Öffentlichkeit eine Zumutung, Kaffee zubereitet von GeschlechtsgenossInnen trinken zu müssen. - Auf ihren täglichen Jagden in El Paso nach endemischen Nahrungsmitteln gehören diverse Cortados als nötige Stimulanz einfach dazu, hier ein Tässchen, dort ein Schlückchen und irgendwer wird schon da sein, um diese Momente der Glückseligkeit zu teilen. - Es gibt viele Cafes in El Paso, aber leider setzt sich in den letzten Jahren eine gesellschaftliche Unart durch, Frauen erobern die Gastronomie, das wäre in meinen Gründerzeiten auf La Palma unmöglich gewesen, das schickte sich damals nicht. - Mir ist das prinzipiell egal, ich trinke ganz selten Kaffee, aber meine Frau musste in den letzten Jahren viel einstecken, nach und nach verdrängten, meist junge und adrette Versionen ihres eigenen Geschlechtes, die knackigen Männer aus den Cafes und seit dem herrscht tagsüber in El Paso ein Kaffeematriarchat. - Heute geschah der Supergau, eines der letzten aufrechten Lokale, in dem starke Arme mit wirbelnden Bewegungen die Kaffeemaschine lautstark bedienten, geht nun auch den Weg der neuen Zeit. So ein junges Ding, die kann doch keinen Kaffee kochen, wollte sie vielleicht sagen, als sie sich den ganzen Nachmittag darüber beklagte, dass nun die letzte Koffeintankstelle El Pasos auch unisex geworden ist. - Nein, das hat sie nicht gesagt, ich habe ihr einen Kaffee gekocht, mich in meiner unersetzlichen Rolle gesuhlt und immer nur brav genickt, wenn sie wieder Theorien aufgestellt hat, warum denn Frauen keinen Kaffee kochen können. - Ich hatte einen wunderschönen und harmonischen Nachmittag und denke mir inzwischen, hinter jeder erfolgreichen Frau steckt ein Mann der Kaffee kochen kann.


       



Samstag 30.09.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1018 hPa

Jeder Einspruch zählt

Es ist wieder so weit. Am 5. Oktober endet die Einspruchsfrist gegen den Flächennutzungsplan der Gemeinde Breña Alta. Nun könnte man meinen, was geht mich das an, dort wohne ich nicht und überhaupt braucht diese Insel Pläne um ihre Zukunft zu meistern. - Richtig, aber auch im lokalen Flächennutzungsplan von Breña Alta taucht die Autobahn auf, die als Jahrtausendprojekt die Hauptstadt mit dem ungenutzten Hafen von Puerto de Tazacorte verbinden soll. Sicher lesen Sie diese Seiten nicht das erste Mal und ich muss nicht den gesamten Komplex dieses epochalen Unsinnes aufklären, den eine Autobahn quer über die Insel und Weltbiosphärenreservat mit sich bringen würde. - In El Paso tauchte die "Schlange" zuerst auf und etwas über 1.000 Einsprüche nur gegen die Autobahn und weitere 500 allgemeine brachten den Plan zum Erliegen und zwangen die Gemeinde dazu, den Verkehrsweg aus dem Flächennutzungsplan zu streichen. - Es geht also, man kann etwas tun. - Auch in Hinsicht auf die weiteren Pläne dieser Insel, was Golfplätze und mehr als 10 weitere Hotels angeht ist es wichtig, dass viele Menschen deutlich zeigen, wir wollen das nicht und werden dagegen etwas unternehmen. - Die Kommunalwahlen im Mai 2007 sind so nah, dass man mehr denn je die politische Landschaft unter Druck setzen kann.

Auch in Breña Alta hat man nun "Alegaciones" ausgearbeitet, die Anwältin María Pérez Ramos hat das für Sie und uns erledigt und nun braucht es uns und Sie, um diesem Einspruch den notwendigen Rückhalt zu verleihen. - Die haben gut gearbeitet in Breña Alta wenn man bedenkt, dass man dort keine Verlängerung der Einspruchsfrist erzielen konnte. - Die "Alegaciones" kosten, wie in El Paso auch 10,- Euro, plus 75 Cent bei der Abgabe im technischen Büro der Gemeinde Breña Alta. Der Preis für die Alegación ist pro Familie, Bruder, Schwester, Kind, Großmutter, alle können eine abgeben, ohne dass man weitere 10,- Euro berappen muss. Es ist auch überhaupt nicht notwendig aus der Gemeinde Breña Alta zu sein, jeder hat das Recht seine Einwände gegen diesen Plan zu erklären. - Dass kann man auch selber machen, aber ich richte mich hier hauptsächlich an die deutschsprachigen Bewohner La Palmas und da ist es vielleicht einfacher, sich dieses Vordruckes zu bedienen. - Man kann die Einsprüche in San Pedro auf der Plaza Bujaz abholen, das ist der zentrale Platz in dem Hauptort der Gemeinde Breña Alta, nämlich San Pedro. Montag bis Donnerstag geht das noch, jeweils von 08:00 - 14:00 Uhr und 16:00 - 19:00 Uhr. (Ausweis oder Residencia nicht vergessen) Da aber die Abgabefrist bereits am Donnerstag ist, wäre es sinnvoll spätestens Donnerstagvormittag diesen wichtigen Schritt bereits erledigt zu haben. - Jeder Einspruch zählt, es geht uns alle an, nicht nur diejenigen, die direkt von der Trasse betroffen sind. - Auch diejenigen, die bereits in El Paso ihre Alegación abgegeben haben können eine weitere dazutun, es wäre allerdings sehr schön, wenn man den Planern bereits auf dieser Ebene klar machen würde, dass der Protest gegenüber solchem Willkür überall auf der Insel Gegengewicht findet. Auf geht´s, nach Breña!



Freitag 29.09.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,8 Grad, niedrigste Temperatur: 20,2 Grad

Jagdszenen in El Paso, die Städter sind in der Stadt

Um den vielleicht verwirrenden Anachronismus der Überschrift aufzulösen, El Paso ist natürlich eine Stadt, ausgerufen von König Alfonso XIII. im Januar 1910, aber die Städter wohnen in Los Llanos, das war immer so und wird auch immer so bleiben. - Allerdings stammt mindestens die Hälfte der Bevölkerung der größten Stadt der Insel aus den kleinen Gemeinden im Norden der Insel, aber irgendwie legt man diese Ländlichkeit in Los Llanos sofort ab und nimmt das Kinn ein spürbares Stück höher. - Warum nun Jagdszenen in El Paso, ganz einfach, Los Llanos und Tazacorte haben heute Feiertag, "San Miguel" und da treibt es den Rest des Aridanetals, wohl aus Angst einen Tag ohne Einkaufsmöglichkeit nicht zu überstehen, in die Geschäfte unserer kleinen Stadt. - El Paso hat sich keinen Feiertag heute gegönnt, man kennt diesen urbanen Heuschreckenschwarm schon und die meisten Geschäfte haben sich auch darauf eingerichtet, dass heute der Tag mit den höchsten Umsatzzahlen sein wird.

Allerdings ist es schwer zu verkraften, unseren sonst sehr ruhigen und geordneten Stadtkern heute zu besuchen und hätte ich nicht Kinder aus der Hand von Pädagogen zu befreien, dann würde ich mich keinen Schritt dort in die Höhle des Konsums wagen. - Die Stadtpolizisten versuchten die Kanäle freizuhalten und mussten selbst auf dem hoffnungslos überfüllten Parkplatz des San Martín ordnend eingreifen und schlossen kurzerhand auch mal eine Fahrspur um dem Verkehrskollaps gerade noch vom Trittbrett zu springen. - Autofahrer aus Los Llanos kennen keine Disziplin und fangen sogar an wie wild zu hupen, das können wir hier gar nicht leiden, ist doch Hupen bei uns in der ländlichsten Stadt La Palmas ein nett gemeinter Gruß und keine Demonstration genervter Städter. Überhaupt nicht begriffen haben viele Besucher aus Los Llanos, warum manche Fahrzeuge durch die Absperrung gewunken werden und warum sie nicht. - Das ist ganz einfach, hier in El Paso kennt man sich und die Eltern welche die Kinder von der Schule abholen müssen durften natürlich weiter fahren, die anderen wollen doch eh nur einen Parkplatz haben. - Es muss auch am wilden und verzweifelten Gesichtsausdruck der Lenkradhalter liegen, die in viel zu großen Autos an diesem Tag unbedingt ihr Geld in El Paso loswerden wollen, dass man sie immer und überall gleich erkennt. - Strafzettel werden an solchen Tagen nicht verteilt, das würde den Verkehrstropf völlig zum Erliegen bringen und die Gewerbetreibenden aus El Paso nehmen einen solchen Tag gerne mit. - Parkplätze liebe Stadträte, ich sage es immer wieder und schon brummen die Geschäfte und dann noch mehr Feiertage so konsumperfide legen, dass in Los Llanos alles zu hat und die Leute bei uns einkaufen müssen. - In anderen Gemeinden feiert man den San Miguel, bei uns feiert der San Martín. - Ein paar Mal im Jahr ertragen wird das schon.



Freitag 29.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa

Sonderschichten für die Basaltlaus

- Wer nicht weiß, was es mit der Basaltlaus auf sich hat, der muss noch mal zum 1.April dieses Jahres zurückblättern. - Puerto de Tazacorte muss mal wieder als Sandspender herhalten nur dieses Mal geht der Sand nicht "um die Ecke" nach Puerto de Naos, sondern bis auf die andere Inselseite um den Strand von Los Cancajos noch größer zu machen. - Eigentlich kein Problem für Tazacorte, dort hat man genug Sand und der Atlantik schaufelt immer wieder nach und die Leute aus Tazacorte muss auch keiner fragen, der Strand "gehört" dem ominösen "Costas" und der macht mit dem Sand was er will. ("Costas" = Dirección General de Costas del Ministerio de Medio Ambiente) Somit hat nun diese Abteilung des Umweltamtes ein zweites Hobby entwickelt, man reißt nicht nur Hütten ab um dort Zugänge für Paläste zu schaffen, sondern fährt auch noch Sand über die Insel.

Die Speditionen freuen sich, 20.000 Kubikmeter Sand müssen nun von Puerto de Tazacorte nach Los Cancajos gefahren werden, da werden doch gleich die Rufe nach einer Autobahn wieder laut und schon erkennen wir den wirklichen Hintergrund dieses neuen Verkehrsweges. - Wir erinnern uns, Santa Cruz plant ja auch einen Stadtsandstrand, da wo jetzt die Autos parken und der Atlantik unermüdlich gegen die Schutzmauern hämmert will man zukünftig Badende einladen und ich kann mir ganz einfach vorstellen, woher der Sand dazu kommen soll. - Nur wäre das dann ein unendliches Unterfangen, der Atlantik ist so, an manchen Stellen gibt er und an anderen nimmt er und viele wissende Menschen warnen davor dort einen Strand zu installieren, der wäre eine feine und wohlfeile Beute für den Atlantik. - Man müsste dann einen Dauerdienst einrichten, Sandshuttle von Tazacorte nach Santa Cruz und deshalb brauchen wir die Autobahn. - Da möchte ich doch lieber noch mal auf meine Nachrichten vom 1. April 2005 zurückkommen, mit der U-Bahn könnte man "unseren täglichen Sand" sehr viel umweltfreundlicher von Tazacorte nach Santa Cruz fahren. - Wenn die erst Mal alle mitbekommen, aus was der Strand von Tazacorte eigentlich besteht, ob man dann die Autobahn doch nicht baut...?



Donnerstag 28.09.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,9 Grad, niedrigste Temperatur: 20,4 Grad

Denn das Gute liegt so nah

Eigentlich wissen sie es doch und so manchmal blitzt ein bisschen davon auf, meist aber nur als kleine Sternschnuppe, wo doch ein ganzes Universum in unseren eigenen Ressourcen steckt. - Was will der uns sagen? - Es geht um das Normalste auf der Welt, man macht aus seinem eigenen Abfall und Resten der Tier und Pflanzenproduktion einen extrem wertvollen Grundstoff der den, hier noch relativ frischen Namen Kompost trägt. - Das ist eine der Koordinaten der Nachhaltigkeit und wer hat´s erfunden? So wie es sich jetzt anhört, das Inselparlament! - Für Freunde der reinen und autochthonen Rasse kommt es sogar noch besser, es wird hervorragenden Endemiekompost geben, produziert auf der von "Isonorte" betriebenen "animal farm" in Santo Domingo de Garafía. - Dort zieht man, von der Inselregierung unterstützt Tiere der alten palmerischen Rassen, um diese nicht auf freier Befruchtungsbahn der Bastardierung auszusetzen. - Der polemische Unterton kommt nicht daher, dass ich diese Einrichtung nicht sinnvoll fände, aber wenn es um die reine Rasse geht und eine "Lebensborn" ähnliche Einrichtung für Tiere, dann kann ich nicht rassentreu ernst bleiben.

Es geht auch eigentlich nur um den Kompost und da darf man ruhig mal weiterdenken, wie viel wir von diesem nützlichen Stoff hier wieder in unseren landwirtschaftlichen Produktionszyklus einfließen lassen könnten und wie wenig wir bisher daraus machen. - Wenn es einen Ausweg aus der, ebenso dummen wie gefährlichen Frage gibt: Landwirtschaft oder Tourismus, dann kann es darauf nur eine diplomatische Antwort geben: Beides, aber richtig. - Langfristig könnte man ja sogar La Palma als einen globalen Versuchsballon für die konsequente Förderung von ökologischer Lebensweise ausbauen, nicht "back to the roots", oder den Heuschrecken nach, sondern auch als ökonomische Avantgarde: Sie betreten eine Insel, auf der wirklich alles anders ist, als sie es bisher erlebt haben. Unsere Landwirtschaft ist sauber wie ein Babypopo, wir gewinnen unsere Energie zu 100 Prozent aus den Ressourcen der Insel, wir haben eine Umweltuniversität und zahlreiche Forschungsinstitute um die hier gewonnenen Erkenntnisse in alle Welt zu tragen, haben einen ausschließlich ländlich orientierten Tourismus in lokaler Hand und laden alle Welt dazu ein, uns beim Bessermenschwerden zuzusehen. - Nein, ich habe nichts getrunken und wenn man sich mal die Mühe machen würde das weiter zu denken, dann sehe ich durchaus größere Möglichkeiten für La Palma eine echte und vor allem glaubhafte Exotenrolle einzunehmen, als weiter den kopierten Appendix einer bald nicht mehr benötigten Tourismussparte zu spielen. - Wie kommt man auf solche Gedanken, wenn es doch eigentlich nur um einen Klacks Kompost geht? Ganz einfach, Kompost steht nun einfach mal als ein hervorragendes Beispiel für Nachhaltigkeit und wenn selbst die Inselregierung diesen "Urstoff" für sich entdeckt, dann besteht weiter Hoffnung. Compost by Cabildo könnte ein echter Verkaufsschlager sein und schon drängen sich wieder Wort und Sinnspiele auf, Compost of Cabildo, Cabildo goes Compost, aber die Abkürzung bleibt immer CC. - Den verstehen jetzt nicht alle, aber damit müssen wir leben. - OK, CC ist die Abkürzung für "Coalición Canaria" und ob die biologisch abbaubar sind, das wüssten viele gerne.



Donnerstag 28.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1017 hPa

La Palma no se vende, La Palma se defiende

La Palma verkauft sich nicht, La Palma verteidigt sich. Den Spruch habe ich vor einem runden halben Jahr mal am Kulturhaus in El Paso als Plakat gesehen, ohne zu wissen von wem der Spruch ist. - Das wäre wichtiger denn je, aber solche markigen Sprüche gehören wohl in eine andere Ära, anders ist es nicht zu erklären, dass bereits 60% des Geländes für den Golfplatz oberhalb Breña Altas in der Hand der Promotoren sind. 4,20 Euro bezahlt die Firma "La Pavona S.L." für den Quadratmeter, je nach Blickwinkel viel oder viel zu wenig Geld. In der Tat handelt es sich bei dem Gelände um eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend, aber die wenigsten Eigentümer können mit ihrem Grundstück etwas anfangen, auch Landwirtschaft ist dort kaum angesiedelt. So tauscht mancher gerne sein "nutzloses" Stück Land gegen einen Scheck, auch wenn 4,20 Euro sehr tief angesiedelt sind, laut Gemeindekalkulation liegt der Wert bei um die 10,- Euro, aber wir sind in einem freien Land mit freier Marktwirtschaft und der Promotor kann bieten was er will.

Manch Bürger fühlt sich von der Firma unter Druck gesetzt, allerdings unverständlich, jedem müsste klar sein, dass für private Bauvorhaben kein Land enteignet werden kann, das kann jeder für sich ganz alleine entscheiden und manch einer wird dabei pokern, wer länger wartet bekommt wohl einfach mehr Geld. Allerdings haben auch einige Eigentümer bereits angekündigt, auf keinen Fall verkaufen zu wollen, das kann dann spannend werden. - Ein weiteres spannendes Stück rund um den Golfplatz verheißenden Sonderplan ist jetzt bis in die Politik aufgerutscht. Man hat entdeckt, nach 10 Tagen, dass auf den vom Cabildo Insular verkauften CDs mit dem PTE genau 30 Seiten fehlen und zwar entscheidende Seiten mit dem Kalkulationsansatz für die Rentabilität der Golfplätze. Im Original sind die dabei, ich habe sie mir angesehen, auf der CD Version fehlen diese. - Ob es sich dabei um einen simplen Kopierfehler handelt oder um provokante Verballhornung, das lässt sich nicht wirklich treffend sagen, aber nach der Geheimniskrämerei, welche die Inselregierung von Anfang an um diesen touristischen Sonderplan gemacht hat ist man fast geneigt auch ein absichtliches Weglassen zu vermuten. - Herr mach Licht, hier stimmt was nicht.



Mittwoch 27.09.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 26,9 Grad, niedrigste Temperatur: 18,2 Grad

Nuckeln mit Paul

Man sagt ja, Daumen oder Fingerlutschen bis ins hohe Alter hat irgend etwas mit einer problematischen oder gar traumatischen Kindheit zu tun. Zumindest sagte das mal ein ziemlich bekannter Psychotherapeut zu mir, ich kann ihn aber auch missverstanden haben, er nuschelte so, was ich darauf zurückführe, dass er besser beim Sprechen drei der vier Finger aus dem Mund genommen hätte. - Nuckeln gibt Sicherheit, täuscht die Nähe zur beschützenden Mutter vor, vielleicht fühle ich mich deshalb auch an einschlägigen Tresen so wohl wenn ich mein Bier nippe, nuck, nuck. (Ich würde ja gerne nuggeln schreiben, aber der Duden schreibt ein ck vor, vom phonetischen Standpunkt her gesehen ein krasser Fehler) - Wollen wir aber ruhig alle Komplexe auf einmal abhandeln, das nachfolgende Photo ist eh so kompromittierend, da kommen wir nicht drum herum. - Bei Paul wissen wir ja woher seine ausgeprägte Nuckelleidenschaft kommt, der hatte seine ersten Lebenstage nichts woran er sich festsaugen konnte in seinen felinen Träumen und die spätere Kunststoffflasche kann auch bei Katzen keinen Mutterbusen ersetzen. - Paul nuckelt wirklich was das Zeug hält, allerdings verschmäht er seine eigenen Finger oder Zehen, so ein humaner Mittel oder Zeigefinger ist genau seine Gaumenweite.

Dann ist der kleine Kerl fest in seinen Träumen und nichts, nicht mal huschende Mäuse oder schimpfende Gekkos an der Wand können die Nuckelpinne wieder aus seinem Nirwana locken, dazu muss man den Pfropfen ziehen, sprich den Finger aus dem Mund. - Das macht aber keiner von uns richtig gerne, der darauf folgende Blick von Katz an Mensch gehört ins Reich der optischen Kriegswaffen. - Manchmal, wenn einer von uns nicht mehr kann, sich mal kratzen muss oder in der Nase bohren, dann bekommen wir auch schon mal einen fliegenden Wechsel hin, vorsichtig einen zweiten Finger in den Tigerrachen gerammt und der bereits Belutschte kann dann langsam heraus gezogen werden. - Flutschfinger aus Belutschistan heißt das dann bei uns und bitte vor dem Bohren das Waschen nicht vergessen. - Ich habe auch von den Gefahren gehört die das Daumen oder Fremdfingerlutschen kieferorthopädisch gesehen veranstalten können und wir schwören es bei unseren Fingerkuppen, sobald wir Anzeichen von Progenie oder anderen Fehlstellungen ausmachen, schicken wir den Kerl zur Ortodoncia und da bekommt der Brekkies, die feline Form der Brackets. - Eine Katze mit Zahnspange, das gibt es bislang sicher nur im Land der Mutigen und Freien, aber wir arbeiten daran. - Um sich nun mal so richtig mit der wirklichen Paulpsyche vertraut zu machen habe ich nun auf Anraten des Prof. Dr. Katzenschwingel eine Partnertherapie mit Paul begonnen, die Vulkanier würden das wohl Verschmelzung nennen und die Esoteriker einfach Omm, aber um meinen Kumpel besser zu verstehen ist mir nichts peinlich, ich kann solidarisch bis auf die Unterhose sein. - Prof. Dr. Katzenschwingel meinte nun, wir sollen so gemeinsam unseren Traumata begegnen, er meinen und ich seinen, (die Kastration durfte ich ausklammern) und dann erst käme wirkliches Verständnis auf. - Ich muss sagen, das ist alles Humbug, der Kerl will einfach nur nuckeln weil das Männer gerne tun und ich habe einfach noch nicht den richtigen Finger gefunden um eine Paulsche Fremdbenuckelung zu kopieren.


Flutschfinger



Mittwoch 27.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1018 hPa

Die Quelle heiligt die Mittel

Thermalbad Fuencaliente, wenn das keine goldene Zukunft verheißt. Ein wirklicher touristischer Schatz ist nach mehreren hundert Jahren wieder gefunden worden, die "Fuente Santa", nach dem zwei Vulkane, zuerst der San Antonio und dann später noch mal der Teneguía seine Lava über die Quelle gelegt haben. -Wiederentdeckt hat man die Quelle, oder das was man dafür hält, bereits seit einem Jahr und will nun endlich die touristische Nutzung dieses Naturgeschenkes angehen. Vor aller Nutzung und nachhaltiger Wohlstandsvermehrung kommt noch die Bürokratie und dazu muss man auch erst mal feststellen, wem denn nun die Schürf, bzw. Baderechte dieser Attraktion gehören. Inselregierung, Rathaus von Fuencaliente und Provinzregierung haben da ein Wort mitzureden, bezahlt wurden die langjährigen Ausgrabungen von der Provinz und darüber hat man nun mal gesprochen. - Zunächst wird man gemeinschaftlich die Quelle verwalten und die Planungen für die spätere Nutzung festlegen. - So hat man das beschlossen und bis zu den Wahlen im Mai 2007 sollen etliche Unterschriften getätigt worden sein, bis man dann sein Bein ins heilende Wasser halten um das selbe aus dem zu entfernen, das schiebt man vorsichtshalber in die neue Legislaturperiode.

Eine Thermalquelle auf La Palma, wunderbar, doch fällt mir sein fast einem Jahr dazu immer die gleiche Frage ein und keiner hat diese bislang beantwortet. Warum gibt es keine, öffentlich einsehbare Analyse des heiligen Wassers aus dem man kurative Wirkung herauslesen kann, oder bin ich da im falschen Jahrtausend oder ein materieller Kleingeist, der nur glaubt was er sehen kann. - Das mit der Quelle hat nämlich einen entscheidenden Haken, der warme Wasserfluss ist nur bei Ebbe vorhanden, bei Flut mischt sich das Quellwasser mit dem aufsteigenden Meerwasser und ist damit nicht als Thermalquelle nutzbar. Nun müsste man die Wasser trennen, möglich ist das wohl, aber sehr aufwendig. Das sollte doch eigentlich kein Hindernis sein, laufen doch im Moment unheimlich viele Investoren über die Insel, die ihr wohlverdientes Geld gar nicht schnell genug in die Zukunft dieser Insel pumpen können. - Irgend etwas macht mich stutzig bei der heiligen Quelle, wo ich doch sonst nicht weit vom süßen Sediment des Glaubens aufgewachsen bin. Hier geht es aber ums Geschäft und darum, Schwefel bei die Wasser, was ist drin und dran am heiligen Wasser von Fuencaliente. Ich will endlich wissen, ob das auch gegen Haarausfall, orographischen Gesichtsproblemen und Altersheimer hilft, dann kaufe ich mir sofort eine Dauerkarte.



Dienstag 26.09.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,8 Grad, niedrigste Temperatur: 16,9 Grad

Immobilienpreise auf La Palma steigen wieder

Dabei ist nur das Wort "wieder" der Witz, die Preise für Haus, Hof und viel Arbeit im Garten steigen seit Jahren eigentlich nur. - Dabei hat doch der mediale Rummel um unser Armageddonsorgenkind eigentlich etwas anderes vermuten lassen. - Wussten Sie es nicht mehr, wir bedrohen doch das Land der Freien und Tapferen. Unterstützt von bunten Animationen und breitgetreten in den anerkannten Wissenschaftskanälen Pro Sieben, SAT 1 und RTL 2 zeigte man doch etwa vor einem Jahr was unser perfider Bergrücken "Cumbre Vieja"mit allen Atlantikanrainern machen würde, wenn er sich denn, möglichst unter den Linsen der Presse, lemmingartig in den Atlantik stürzen würde. Viele Wissenschaftler kamen zu Wort und in der Tat, die "Cumbre Vieja" könnte wirklich eines Tages in Bewegung geraten, sie ist nicht fest mit dem Untergrund verhaftet, sondern "schwimmt" auf einer tonähnlichen Schicht. Nur wann und wie, das konnten wir nicht definitiv feststellen, hypochondrisch veranlagte Zeitgenossen sprachen von "vielleicht morgen", welches die Geologen auch in ihrem Sprachgebauch unterstützen. Allerdings ist bei denen "morgen" ein sehr weiter Zeitbegriff, in Menschenjahre umgerechnet können das auch hundertausende sein.

Jetzt haben sich holländische Wissenschaftler noch mal an unseren Berg gemacht und die Apokalypse auch wieder verschoben. Dort spricht man von keiner Gefahr, die in den nächsten 10.000 Jahren ausgehen wird, die Anschaffung eines neuen Satzes Jeanshosen ist darauf hin von mir als noch nachhaltige Investition abgesegnet worden. - Eigentlich nicht viel Neues, aber doch ein weiteres interessantes Puzzlestückchen im "Cumbre Vieja" Rätsel bringen die Holländer ein. Bislang sagte man immer, es muss so und so viele starke Vulkanausbrüche geben, welche das in der Insel eingeschlossene Wasser verdampfen und sich so genügend Druck aufbauen kann, die "Cumbre Vieja" endlich abzuschütteln. Aus Holland setzt man nun noch eines drauf und behauptet, selbst das reicht nicht aus, denn der Berg ist nicht steil genug um dann ins Rutschen zu geraten. 2.000 bis 3.000 Meter höher müsste die "Cumbre Vieja" sein, dann wäre man an der kritischen Marke und auch wenn La Palma durchs seine Jugend bedingt immer noch wächst, das werden wir wohl nicht schaffen. - Nun weiß man ja nicht so genau, ob die holländischen Wissenschaftler hier nur ein Grundstück verkaufen wollen, aber wie es aussieht, können wir in absehbarer Zeit keinen Weltuntergang bieten. - Was mich nun dabei ärgert, nun lassen sich die Amis nicht mehr Bange machen, konnten wir doch bislang immer drohen, alle 82.000 freien und tapferen Palmeros auf die Cumbre zu beordern um dann mit einem Mal mit dem Fuß aufzustampfen, sollte man seitens der dortigen Regierung mal wieder halbe Kontinente robust befrieden wollen.



Dienstag 26.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1020 hPa

Hilflos gegenüber Vandalismus

Noch hat keiner den Einsatz der Streitkräfte gefordert, aber das robuste Auftreten einiger Halbstarker am Wochenende in Santa Cruz hat Schäden am hauptstädtischen Mobiliar hinterlassen und entsetzte Bürger, die gar nicht so richtig glauben können, dass mitten in der Hauptstadt so etwas passieren kann, was man eigentlich nur aus dem Fernsehen kennt. - Auf der Plaza de España, mitten im Ort, sozusagen dem innersten Kreis des historischen Erbes, haben sich wohl angetrunkene Jugendliche am Wochenende so richtig daneben benommen, Absperrzäune umgerissen, Blumentöpfe zerkloppt und eine Straßenlaterne gefällt. - Solch Vandalismus gehört bei uns nicht zum Tagesgeschehen, deshalb ist die Aufregung besonders groß und nun lamentieren alle gesellschaftlichen Gruppen und politischen Parteien, was denn da falsch gelaufen sei und wie man so etwas zukünftig verhindern kann.

Die historische Innenstadt von Santa Cruz ist zwar tagsüber stark frequentiert, nachts jedoch ziemlich einsam, es wohnen dort kaum Menschen, also fehlt das nachbarschaftliche Auge welches dem nächtlichen Störenfried Unbehagen bereitet. - Ob denn der Aufschrei auch so groß gewesen wäre, wenn das gleiche irgendwo am Stadtrand vorgefallen wäre, das kann ich nicht behaupten, aber wir wissen alle aus Erfahrung, dass ein paar angetrunkene Jugendliche noch nicht das Ende einer Zivilisation bedeuten. - Volkes Stimme, in Form von populistischen Radiosendungen, verlangen gar Gefängnisstrafen für die Nichtsnutze und spätestens da wird klar, man ist über sich selbst entsetzt, denn es sind ja schließlich unsere Kinder oder die der Nachbarn, die da reichlich über die Stränge geschlagen haben. - Vielleicht finden sich ja auch noch ein paar Zeugen die Immigranten als Täter ausmachen können und schon ist alles wieder in Ordnung. - Eigentlich ist nicht viel passiert, der Sachschaden ist lächerlich, aber es trifft uns schon immer gewaltig wenn wir mitbekommen, dass wir, zwar im kleinen, aber dennoch die gleichen Probleme haben, wie es in der großen und bösen Welt da draußen geschieht. - Von behördlich angeordnetem Vandalismus, wie einer Autobahn durch das Weltbiosphärenreservat oder einem Golfplatz im Landschaftsschutzgebiet brauchen wir in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Schließlich machen so etwas nicht die Halbstarken sondern die Ganz.....



Montag 25.09.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,7 Grad, niedrigste Temperatur: 17,7 Grad

Manchmal mag ich sie

Man sollte bitte nicht den Eindruck bekommen, ich hätte irgend etwas gegen Politiker. Dem ist nicht so, nicht grundsätzlich, aber manchmal machen die solchen Mist, dass sich einem die Autobahn auf dem Golfplatz kräuselt. - Nur, eines müssen wir immer im Auge behalten, wir selber wollen den Job ja nicht machen und besonders auf lokaler Ebene ist die Arbeit eines Gemeinderates kein Zuckerschlecken. Nach oben hin, das ist genau so wie in der Wirtschaft, wird deutlich weniger gedacht und gemacht, aber dafür sehr viel mehr kassiert, eigentlich nur noch zu toppen vom Siemens Vorstand und wenn Ihnen irgend jemand mal was von der hässlichen Fratze des Kapitalismus erzählt hat, die hat jetzt Namen und Gesichter. - Zurück zu unseren Politikern, auch die haben echte Lichtpunkte und dann mag ich sie. - Es geht wieder mal um eine Straße, aber um eine die keiner mehr braucht und was man nun damit machen kann.

Die mächtige Brücke von Los Tilos, Jahrhundertbauwerk und stolzer Abschluss der neuen Anbindung Santa Cruz - Los Sauces hat gute drei Kilometer eng an den Felsen gebaute Straße eigentlich überflüssig gemacht, außer ein paar Landwirten oder Angsthasen die sich nicht über die Brücke trauen fährt dort kein Mobil mehr. Nun hat man ein nettes Projekt aufgelegt und auch bereits verabschiedet, eine Spur dieser nun fast Unberührten für Wanderer und Naturstauner zu konditionieren. Ein kleiner Trimm dich Pfad soll auch daraus werden, Sportgeräte will man aufstellen, das kommt in letzter Zeit eh in Mode auf La Palma, Turnvater Jahn hätte seine wahre Freude an uns. Ich denke da eher wieder an den Zyklus "Wandern für Weicheier", denn dieser Barranco hält ganz eindrucksvolle Blicke für den erstaunten Zuschauer bereit und früher konnte man immer nicht richtig gucken, weil eine Straße ja zur ständigen Bewegung nötigt. - Eine Fahrspur wird dennoch erhalten bleiben, in Richtung Los Sauces, es gehen ein paar Wirtschaftswege dort ab und die kann man nicht einfach unerreichbar machen. Allerdings wird in der Mitte der Straße eine Barriere errichtet, um die Autos vor den Wanderern zu schützen. - Unsere Politiker denken an alles und nun könnte man ja langsam daran gehen, alternative Nutzungsmöglichkeiten für verwaiste Golfplätze, leere Hotels und luxuriöse Sporthäfen zu entwickeln, da steckt noch viel Potential drin. - Nicht immer so negativ Schreiberling, man muss nur fest dran glauben, dann wird das schon und immerhin hat so ein Golfplatz auch eine soziale Komponente, die schleppen doch alle ein Handicap mit sich rum. (Handicap = Schirmmütze für Mobiltelefone)



Montag 25.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1017 hPa

La Palma, Agrarinsel?

Glaubt man den Technikern des "CSIC" (Consejo Superior de Investigaciones Científicas), dann hat sich das längst erledigt und die Landwirtschaft auf La Palma besteht außer aus Bananen und schwer verkäuflichem Wein fast nur noch aus Nostalgie. Dramatische Zahlen wirft man uns da an die rurale Backe, es sollen 1980 noch 70.000 Hektar "unter Pflug" gestanden haben und heute lediglich nur noch 6.800 Hektar. - Ganz so dramatisch sehe ich das nicht, es sind sicher nie 70.000 Hektar gewesen, es sei denn man zählt die Weideflächen mit hinzu und die Mandelhaine, die heute aus mangelnder Rentabilität niemand mehr aberntet. Die für heute genannten 6.800 Hektar klingen plausibler, wobei man dort die kleine Ackerscholle für den Eigenbedarf sicher nicht berücksichtigt hat. Insgesamt aber muss man tatsächlich in Frage stellen, ob der so hoch gelobte Primärsektor wirklich noch seinen Namen verdient, außer Bananen, Wein und ein paar Proteen wird aus La Palma eigentlich nichts mehr exportiert.

Es liegt sicher nicht an den Böden oder der Unfähigkeit der Landwirte, den Niedergang der breiten Landwirtschaft den haben wir alle mit zu verantworten. Die gesamte Kette, beginnend vom Landwirt über den Großhändler zum Einzelhändler und schließlich zum Endverbraucher hat sich vom Hochglanzangebot einer globalisierten Welt verführen lassen. - Wir würden ja gerne Produkte aus La Palma kaufen, wenn wir sie denn bekämen, höre ich immer wieder und kann nur spartanische Tipps geben diesen oder jenen Wochenmarkt zu besuchen. - In der Tat ist es inzwischen eine Detektivarbeit geworden, sich aus endemischen Produkten ernähren zu wollen, aber das kommt auch nicht von ungefähr. - Die Landwirte haben produziert wie eh und je, man hat ihnen aber seitens der Händler unter dem Druck der Verbraucher ihre teureren Knollen und Salatköpfe um die selben geworfen und irgendwann fasst kein Bauer die Hacke mehr an, wenn sich das Bücken und Schwitzen nicht mehr lohnt, weil Importprodukte um ein Vielfaches billiger sind. - Da kommen kleine Programme um die Erhaltung der landwirtschaftlichen Produktion auf La Palma, wie sie seitens der Inselregierung fast rührend aufgelegt werden, viel zu spät und treffen auch nicht richtig, die Handelskette müsste wieder zum Funktionieren gebracht werden. Dazu muss dann aber auch der Käufer bereit sein seinen Teil dazu beizutragen, das heißt gezielt nach Produkten aus La Palma fragen, fordern und dann auch den höheren Preis bereit sein zu zahlen. Lohnt sich das Bücken unter heißer Sonne für den Landwirt wieder, dann macht der das auch. - Das ist keine Nostalgie, sondern pure Marktwirtschaft.




Fundstück, Kartoffeln aus Israel zum halben Preis der Kartoffeln von hier, da kommt mir was nicht koscher vor...



Sonntag 24.09.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,6 Grad, niedrigste Temperatur: 17,6 Grad

Wandern für Weicheier und solche die es werden wollen

Der kleinste gemeinsame Nenner zwischen dem Bewegungsbedürfnis eines Schreibtischtäters, zweier höchst selbstbewusster Teenies und einer Frau die Sonntage alleine deshalb schon abergöttisch liebt, weil da alle aus der Familie an ihrem Rockzipfel hängen ist eine Wanderung, die nicht allzu große Ansprüche an Ausdauer und Klettervermögen stellt. Nun weiß ich ja aus jahrelanger Erfahrung im Umgang mit Gästen dieser Insel, dass auch nicht alle immer nur Tagestouren unternehmen wollen die hervorragend in allen Wanderführern besprochen sind. - Vorsicht Schleichwerbung, für mich ist der "Rother" immer noch das Wanderhandbuch schlechthin für La Palma. - Es gibt aber auch jede Menge an kleinen Rundtouren, die man auch gut mit Kindern, Rauchern, Asthmatikern und eigentlichen Bewegungsmuffeln machen kann, die wiederum stehen nirgends beschrieben und diesen zum Himmel schreienden Missstand wollen wir hier ein bisschen abfedern. Nach dem Oreganopfad, (siehe 16.08.06) kommt nun der Fenchelweg, ein wunderbares Landschaftserlebnis, abgewandert in 1,5 Stunden.

Los geht es von der Wallfahrtskapelle "Virgen de El Pino" oberhalb El Pasos. Zuerst geht es Raucherlungen fordernd hinauf Richtung Reventón Pass, aber nur wenige hundert Meter. Rechter Hand biegt nun eine kleine Teerstraße ab und dieser folgt man in Richtung Süden. Kaum ist man aus dem dichten Kiefernwald raus, öffnet sich die Landschaft auch anderen Pflanzen, die rechts des Weges bereits von Menschenhand geprägt, links aber noch den wilden Charakter der Ursprünglichkeit trägt. Eine wilde Mischung aus Düften schlägt einem entgegen, der harzige Geruch von Kiefern und Baumheide weicht immer mehr dem fordernden Geruch des wilden Fenchels der sich jede nur freie Stelle erobert hat. Dazwischen ein paar Kastanien, Farne und magere Obstbäume und immer wieder gibt die Vegetation den Blick frei auf das Tal oberhalb El Pasos, dort wo man früher auf hunderten von Hektar mit bloßer Hand das Getreide für das Gofio angebaut hat. Nun liegt vieles davon brach, wo noch kultiviert wird, da stehen die knorrigen Tagasaste Sträucher (Chamaecytisus proliferus) die gerne als Ziegen, Kaninchen und Schafffutter dienen. Der Weg läuft parallel zur Cumbre Nueva und trägt das üppige Grün der Passatzone, selbst jetzt noch am Ende eines trockenen Sommers.

Ein bisschen fragt man sich, wer es denn fertig gebracht hat, dass dieser Weg asphaltiert worden ist, er dient lediglich als Zufahrt zu zwei drei Bodegas die sich in der dichten Vegetation fast verlieren. Verkehr gibt es so gut wie keinen, mal ein Ziegenbauer der auf seinem Pickup dichte Büschel Tagasaste ins Tal fährt, oder ein erschrecktes Touristenpärchen die sich schlichtweg verfahren haben und einen schuldbewussten Gesichtsausdruck aufgesetzt haben, uns hier beim fröhlichen Wandern zu begegnen. Dem Weg folgt man vielleicht zwei Kilometer Richtung Süden und biegt dann an dem zweiten Strommasten nach rechts unten ab und gelangt so auf das tiefer gelegene Hochplateau über El Paso. Den nächsten Knick nimmt man wieder rechts und kommt so zurück an die Straße die zur "Eremita" führt, dort wo man das Auto abgestellt hat. Wunderbare Bilder bieten sich einem hier noch mal, die Passat bedeckte Cumbre und das steil aufragende Massiv der Punta de los Roques und sein breiter Kumpel weiter westlich, der Bejenado. Dazwischen das steile Tal der Cumbrecita und versteckt zwischen den vielen Kiefern taucht ab und zu die Wallfahrtskapelle wieder auf und lässt einem ein bisschen diese Magie spüren die in dieser Landschaft liegt. - Ein absolut empfehlenswerter Weg, man darf auch ruhig sein Teleobjektiv mitnehmen, ich habe mich geärgert meines nicht dabei gehabt zu haben. - Das war es dann aber auch schon mit dem Ärger, die Düfte und Eindrücke bleiben den ganzen Tag erhalten und so muss das alles doch auch gemeint gewesen sein. HIER gibt es ein paar Photos von der kleinen Wanderung, leider ohne die Gerüche.


Wandern auf La Palma



Sonntag 24.09.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1014 hPa

Nicht Ihm und nicht Ihr

Weder Fisch noch Fleisch mögen andere sagen oder gar "ni pi ni pa". Unordnung herrscht auf dem Nordatlantik und man weiß nicht so recht, ob man denn nun den Herbstbeginn einläuten soll. Das so berühmte Azorenhoch ist ein Schatten seiner selbst und damit nicht in der Lage ordnend einzugreifen. Ein Hurrikan darf ungestraft über die Azoren ziehen und dann weiter ans spanische Festland und schon dreht ein neuer Tiefdruckwirbel seine Kreise, nun aber weiter nördlich und wird wohl bei Irland auf Land treffen. Darunter, also südlich davon zieht ein mehr als 1.000 Kilometer langes Regenband von den Azoren in unsere Richtung, wenn es durchhält dann könnte es uns Ende der kommenden Woche erreichen. - Man merkt schon an den vielen Konjunktiven, das ist nicht leicht irgendeine konkrete Aussage zu treffen, sonst stellt das große nordatlantische Hoch die Spielregeln auf, aber es ist weder richtig da, noch richtig weg. - Man sollte das nun nicht gleich dem Klimawandel ankreiden, immerhin haben wir Ende September und damit den Beginn der möglichen Westwinde die uns auf der Amerika zugewandten Seite überhaupt erst in den Genuss bringen können Wasser gratis von oben zu erhalten. - Nein, sonst ist nichts passiert, ob Bin Laden tot ist, das weiß man auch nicht so genau, aber das liegt ausnahmsweise mal nicht am Azorenhoch.



Samstag 23.09.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 26,0 Grad, niedrigste Temperatur: 17,8 Grad

Feuer auspinkeln

Man darf nur nicht phantasielos sein. Eine gute Idee hat sich unser Wasserkonsortium ausgedacht, in dem der bereits heute genannte José Luis Perestelo ebenfalls Präsident ist, wie in vielen anderen Korporationen auch. Auf dem Roque de los Muchachos wird vieles an Wasser einfach weggeschüttet, nämlich die Überreste der geklärten Abfälle aus dem Observatorium. Nun hat man ja noch vor, dort ein Besucherzentrum einzurichten und damit wird das anfallende Klärwasser noch um ein vielfaches mehr und das will man dann in einem tiefer gelegten Becken auffangen und als Reserve bei einem eventuellen Waldbrand nutzen. - Da kann man die Gesamtdiskussion ob denn so ein Besucherzentrum auf dem Roque unbedingt sein muss weglassen, wenn es kommt, dann bietet sich diese Idee doch hervorragend an. - Es wird kommen und dann kann man ja vielleicht irgendwann vermelden, Tausende von Besuchern haben mit Hilfe der Astrophysiker so viel Wasser "bereitgestellt" dass ein Brandherd mit runderneuertem Urin gelöscht worden ist.

Um gleich weiter beim Thema zu bleiben, bald kann es nun losgehen mit den beiden neuen und größeren Kläranlagen von Breña Baja und Los Llanos. Grünes Licht für den Baubeginn ist von der Provinzregierung gekommen, insgesamt stehen 6,8 Millionen Euro bereit die beiden Anlagen zu bauen. Die eine, zuständig für die Klärung der Abwässer der urbanen Zentren von Mazo, Breña Alta und Breña Baja wird seinen Platz am Kopfende des Flugplatzes finden, dass dann der Landeanflug auf La Palma olfaktorisch unterstützt werden soll, kann man ruhig ins Reich des Fliegerlateins schicken. Die zweite Kläranlage, die von Los Llanos wird genau dort errichtet wo die alte steht, am Rande des Barranco Tenisca, soll aber mehrfach so groß werden und endlich ausreichende Kapazität für die schnell gewachsene Stadt Los Llanos bieten. Die Leute aus Puerto de Tazacorte werden das gerne hören, lief doch die alte Anlage bei Regenfällen öfter über und der, zwar stark verdünnte, aber nicht geklärte Humandicksaft ergoss sich über den Barranco Tenisca bis hinab in den Ort. Das dauert aber noch ein bisschen, drei Jahre Bauzeit veranschlagt man, dann sollen die Anlagen in Betrieb gehen. Immer wieder kritisiert wurde, die neuen Anlagen seien jetzt bereits zu klein für Orte wie Los Llanos zum Beispiel, mit knapp über 20.000 Einwohner. - Die dortige Anlage ist für 3.000 Kubikmeter täglich geplant, das erscheint bei 20.000 Einwohnern tatsächlich knapp, aber nicht mal die Hälfte der Einwohner wohnt tatsächlich im urbanen Gebiet und alles außerhalb der Stadtzone hat seine eigene kleine Sickergrube und wird so nicht die Kläranlage belasten. Für den Bereich der drei Orte im Osten gilt das gleiche, man darf nicht einfach die Einwohnerzahl heranziehen und daraus den Abwasserbedarf errechnen. - Bis alle Häuser, auch die weit in der Pampa an ein Abwassersystem angeschlossen sind, das gehört in die posteruptive Gedankenwelt und ist schlichtweg auch nicht nötig.



Samstag 23.09.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1015 hPa

Volkes Stimme und besorgte Weghörer

Das erneute Auftauchen der "Schlange" (Autobahn) weckt auch die Presse wieder auf, so ganz kann man es nicht ignorieren und überhaupt, da hat sich auch was geändert in der Presselandschaft, eine wackere Reporterin wagt es den politischen Mainstream zu verlassen und halbwegs kritisch zu berichteten. (Verónica Vargas in "Diario de Avisos") - So lange man sie lässt. - Betrachtet man nun den schwierigen Weg den die Leute in Breña Alta zu erledigen haben, sie erfahren keine Unterstützung der Gemeinde, dann kann man nur erneut bemerken wie einfach es war, hier in El Paso die regierende Koalition auf die Seite des Volkes zu ziehen. - Allerdings verrutscht dabei auch wieder eine klare Linie, die man so sehr ersehnt hatte, einfach Sozialisten wählen und schon spülen wir die Autobahn in den Strudel von San Borondón. - In Breña Alta regieren die Sozialisten und sind nicht einmal gewillt, den Aushang um einen Monat zu verlängern, das wird selbst von der lokalen Coalición Canaria und der Partido Popular gefordert. - Alle Lippenbekenntnisse seitens des Bürgermeisters Blas Bravo stehen nun auf der Kante, er hatte sich in Einzelgesprächen klar dazu geäußert, nach dem Vorbild El Pasos die Landreserve für die Autobahntrasse aus dem lokalen Flächennutzungsplan zu nehmen. - Das muss jetzt erst mal geschehen.

Absolute Profiteure des nun erneut aufflammenden Wirrwarr sind die stillen Machthalter, die nicht in einem Satz öffentlich dazu Stellung nehmen wollen. Man schiebt die wohl erwartete Diskussion auf die Gemeindeebenen hinab, mit der Hoffnung die zerfleischen sich derart, dass oben und da sitzt die Inselregierung, kein Bannstrahl mehr ankommt. - Da oben sitzt ein absoluter Profi der sich weder provozieren lässt und an dem alles abprallt, José Luis Perestelo der Präsident des Cabildo Insular muss bei Helmut Kohl in die Schule gegangen sein, der ist einfach nicht zu packen. - Unserem "Jesus", Jesús Manuel Rodríguez, Ex Bürgermeister El Pasos und gleichzeitig Mitglied im Inselrat platzt nun der Kragen angesichts derart aufreizender Stille und beschuldigt den Inselpräsidenten genau dieser Taktik, den Volkszorn gegen die Autobahn auf die Gemeinden abzuwälzen, was ja auch hervorragend funktioniert hat. - Dabei gerät schnell mal in Vergessenheit, wer denn diese kühnen Autobahnbögen über alle Kanareninseln gezogen hat, das war die Provinzregierung der Kanaren unter Federführung des Palmeros Antonio Castro Cordobez, Rat für Infrastruktur und weiteres im Provinzparlament. Unser Inselpräsident, wohlmöglich, dass er die Autobahn auch nicht mag, (man hört ja so viel...) aber er gehört der selben politischen Truppe an und da regiert die Disziplin vor der Vernunft. - Gut gebrüllt Jesús, aber auch das Randalieren im Tempel hat seinerzeit nichts gebracht, so kann ich dir nur unsere Anerkennung zollen, weiter unbequem zu sein.


Dolores Padilla und Jesús Rodríguez

Bürgermeisterin Dolores Padilla und der "Ex" im Amt, Jesús Rodríguez, Rebellen im konservativen Kostüm.



Freitag 22.09.06 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 26,3 Grad, niedrigste Temperatur: 18,1 Grad

Natürliche Ressourcen nachhaltig nutzen

Ob nun Darwin oder die christliche Glaubenslehre, beide sagen zu uns, alles was hier kreucht und fleucht auf unserem so schönen Erdenrund hat seinen Platz, seinen Sinn, seine Berechtigung und gehört irgendwie dazu, sonst wäre weder die Biosphäre komplett, noch die Arche Noah. Trotz intensivstem Studium der Passagierliste dieses biblischen Dampfers konnte ich einige Kreaturen dort nicht entdecken und vielleicht liegt es daran, dass die Krönung der Schöpfxliks, pardon Schöpfyxsfs, noch mal Schöpfä+ä, tut mir Leid, ich bekomme das einfach nicht raus, aber Sie wissen sicher wer gemeint ist, nur Tiere akzeptiert, die maximal 4 Beine haben. - Ich habe auf der Arche keine Spinnen gesehen, keine Kakerlaken, keine Hundert, Tausend oder gar Zehntausendfüßer. - Irgendwer muss sie aber doch an Bord geschmuggelt haben, sonst wären sie nicht hier. - Oder sollte das Ganze ein hohler Zauber gewesen sein, genau so wie die Massenvernichtungswaffen im Irak und die 7% aufrechter Deutscher in Mecklenburg Vorpommern? - Da bekomme ich jetzt endlich den Dreh zur Überschrift hin, alles andere war nur Vorgeplänkel, es ist Wochenende, ich habe Zeit und wollte nur Klaus ärgern der immer sagt, ich würde zu viel schreiben...

Bei braunen Gesellen kommen wir hier auf La Palma immer auf ein possierliches Tierchen zu sprechen, welches von manchen hier "Falangista" genannt wird und die Erklärung dafür ist total einfach: Sie sind schwarz gekleidet, keiner braucht sie und sie treten immer in Massen auf. Jetzt bitzelt es langsam über was ich spreche, den schwarzen portugiesischen Tausendfüßer, ebenso Bicho Negro, oder völlig falsch auch Drahtwurm genannt. - Es ist nämlich gar kein Wurm, sondern ein eleganter Gliederfüßer mit ziemlich genau 254 Beinpaaren, die in perfekten "La Ola" Wellen dieses Tier zwar nicht schnell, aber nachhaltig bewegen. - Wann dieses, nach unserem Empfinden nutzlose Teilstück der Biosphäre nach La Palma gekommen ist, das weiß man nicht so genau. Schätzungen gehen von einem Zeitraum aus, der 15 bis 25 Jahre zurückliegen kann und zuerst sollen nur im Norden der Insel diese Immigranten aufgefunden worden sein. - Inzwischen ist das gutbefußte Tierchen auf der ganzen Insel heimisch, außer in den Zonen die knochentrocken sind oder so überhaupt keinen Humus aufweisen können. Das Tier braucht nämlich zur Ernährung Feuchtigkeit, es kann nur "zuzeln" (saugen, schlecken), so wie wir Bayern die Weißwurst in uns reinpressen und Trockenfutter ist dem Tier einfach nicht angenehm. Meist lebt das Tier unter der Erde, dort hält sich die Feuchtigkeit am längsten und kommt erst wieder zum Vorschein, wenn es regnet und damit die Oberfläche auch wieder ein angemessenes Umfeld bietet. Dann geht es an die Vermehrung und die Hauptbeschäftigung eines waschechten Vielfüßers, das Wandern.

Nun passiert das Dramatische, in dem Weltbiosphärenreservat La Palma begegnet Mensch der Biosphäre und will das so gar nicht gerne haben, weil einfach zu viele Beine und scheinbar völlig nutzlos, sogar störend. - Inzwischen haben wir aber die Lösung überhaupt gefunden, der unter Hochdruck eingekochte Dicksaft aus den Zirbeldrüsen der männlichen Tiere ergibt ein, bei Asiaten beliebtes Potenzmittel, das Penisilin. - Hat Ihnen das noch niemand per E-Mail angeboten? - Stimmt, wir sind ja keine Asiaten, aber der koreanische Wissenschaftler Kim Kim Bich Óh hält das Patent auf diesen Glück spendenden Saft und die Inselregierung hat seinem Kollegium nun die Schürf, beziehungsweise Sammelrechte auf La Palma gegen eine nicht weiter spezifizierte Summe überlassen. - Dafür darf sein Koreaviagra auch das Weltbiosphärensiegel tragen, davon haben die in Korea zwar noch nichts gehört, aber Siegel sind immer gut, das kennt man ja noch aus den Zeiten von Blausiegel. - Nun dürfte der Fall recht bald erledigt sein, wenn die Koreaner die ganzen Tausendfüßer wegsammeln, dann stimmt das zwar wieder mit der Passagierliste der Arche Noah besser, aber Naturschützer und Biosphärenwächter sind aufgeschreckt und sehen nun das Überleben dieses zukünftigen palmerischen Wappentieres gefährdet. - Pragmatismus ist wenn man Coalición Canaria wählt, das sind richtige Profis, die wissen was sie (uns an) tun. - Sofort werden neue Machbarkeitsstudien erarbeitet, die Golfplätze haben nun doch eine Zukunftschance, man will da den Tausendfüßer unter besten Bedingungen halten und sobald die Insel leer gesammelt ist, dort nachhaltige Zuchtfarmen installieren. - Die Koreaner laufen dann als Caddys getarnt herum und sammeln im Golfwägelchen die Tiere auf und in den ehemaligen Golfhotels laufen Reihenversuche über die mögliche Potenzierung des Potenzmittels. Anmeldeformulare als Versuchskandidat im Cabildo Insular sind bereits vergriffen, man munkelt die seien unter den Tischen an Parteimitglieder gegangen. - Aber das und vieles weitere sind nur Gerüchte, man sagt hier ja auch so treffend, ein ganzer Kerl der hat "Cojones", also die richtige Partei und MitGlied. - Ein schönes und nachhaltiges Wochenende und wenn Sie über La Palma wandern, treten Sie bitte weder auf die gebückt sammelnden Koreaner, noch auf unser wertvollstes Tier welches wir haben.


Leicht vergrößert



Freitag 22.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1013 hPa

Begnadigung erst nach der Exekution

Unverständliche Entscheidungen trifft man im Rathaus von Breña Alta. Nachdem der Bürgermeister sich klar gegen die Autobahnpläne geäußert hatte, stimmte die Mehrheit im Gemeindeplenum aber dennoch gegen eine Verlängerung der Aushangsfrist des lokalen Flächennutzungsplanes, hier immer nur kurz "PGO" genannt. Große Enttäuschung herrscht nun im Lager der Autobahngegner, hat man doch nun nur noch Zeit bis zum 5. Oktober gegen den Plan Einsprüche auszuarbeiten und einzureichen. Die Partido Popular hatte einen Monat Verlängerung gefordert, die Autobahngegner, vertreten durch die Parteilose Rätin María José García gar 2 Monate, alles abgeschmettert, es bleibt beim Stichtag 5. Oktober. - Selbst die Vertreter der Coalición Canaria, aus deren Hauptquartier und Feder dieses monströse Verkehrsprojekt stammt, wollten einer Verlängerung zustimmen, aber die Mehrheit der Sozialisten verhinderte diesen Schritt.

Hört sich erst mal nach verkehrter Welt an und steht in scheinbarem Widerspruch zu den Zusagen seitens des Bürgermeisters, sich klar gegen die Autobahnpläne zu stellen. Dahinter steckt aber die Sorge, den lokalen Flächennutzungsplan genau so zu verlieren wie das in El Paso der Fall gewesen ist. - Je länger und je heftiger solch ein Plan diskutiert wird, um so mehr Haare findet man in der Suppe und schließlich droht dem gesamten Plan das Aus. Von dieser Angst getrieben, oder weil er wohl weiß, dass da noch reichlich Haare im Plan stecken verpasste man der Demokratie einen Kurzhaarschnitt, alle Fehler die man nicht bis zum 5. Oktober entdeckt, die bleiben dann ungesühnt. - Da wird es fast zur Farce, dass einstimmig die Satzung über die Bürgerbeteiligung beschlossen wurde, wenn man vorher sagte, wir lassen euch aber nicht mehr Zeit die Dinge richtig zu studieren. - Erst mal die ordentliche Exekution und dann reden wir darüber, so wird aus gesetzlich geforderter Bürgerbeteiligung doch schnell eine lokale Bürgerbeleidigung.



Donnerstag 21.09.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 93 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,6 Grad, niedrigste Temperatur: 19,4 Grad

Armas bläst zum Angriff auf Olsen

Armas und Olsen sind keine Brüder oder die Hunde meines Nachbarn, sondern die beiden Reedereien die sich fast exklusiv den Fährverkehr zwischen den Kanaren aufteilen. Bislang war das immer so, Armas ist eher auf Fracht ausgerichtet und Olsen macht den Passagierverkehr, nun hat Armas aber kräftig nachgerüstet und bietet auch im Fährverkehr eine echte Alternative zum bisherigen Platzhirschen Olsen. - Nimmt man die Paradestrecke nach La Palma, Los Cristianos im Süden Tenerifes nach Santa Cruz, so bietet der neue Armas Fahrplan nun 4 wöchentliche Verbindungen an und das zu Preisen, die für Olsen ein Affront sein müssen. Zahlt man bei Olsen für eine einfache Fahrt 48,- Euro, so kann man bei Armas bereits für 26,- Euro nach La Palma kommen, ohne den Residentenrabatt eingerechnet zu haben. Wer mit dem Auto kommen will, der wird es sich zukünftig noch eher überlegen mit welcher Verbindung er kommt, zahlt er bei Olsen 119,- Euro, macht Armas das für 66,- muntere Doppelmark.

Allerdings bleibt Olsen ungeschlagen in der Geschwindigkeit, der größte Trimaran der Welt, die Benchijigua Express braucht für die Strecke vom Süden Tenerifes nur 2 Stunden, die Einrumpfschiffe der Reederei Armas 3 oder 4 Stunden. Das hängt davon ab, welche Fähre zu uns kommt, das neue Schlachtschiff, pardon Flaggschiff von Armas, die Volcán de Taburiente erledigt den Fall in 3 Stunden, die andere Fähre, die Volcán de Tauce braucht allerdings fast 4 Stunden. Die Ankunft auf La Palma ist bei beiden Reedereien etwa zur gleichen Zeit, je nach Schiff kommt Armas zwischen 21:30 und 22:30 hier auf La Palma an und Olsen laut Fahrplan und unterschiedlichen Wochentage zwischen 22:00 und 22:30 Uhr. Abfahrtszeiten in Los Cristianos sind 18:15 für die Armasschiffe und 20:00 Uhr für den "schnellen Olsen" .- Ob sich die Schiffe dann auf der Überfahrt ein Rennen liefern werden, das müssen wir noch abwarten und hängt wohl ganz vom Temperament des Kapitäns ab. - "Gib Gummi Benchi" - Bei der Rückreise nach Tenerife gibt es deutliche Unterschiede, Olsen fährt immer um 06:30 nach Tenerife außer am Sonntag da wird es 12:30 Uhr. Bei Armas hängt das wieder vom Schiff ab welches für die Verbindung gewählt wird, die schnellere Volcán de Taburiente sprintet bereits um 21:45 Uhr wieder zurück nach Tenerife, die Volcán de Tauce, weil mehr Lade und Löschvorgänge zu tätigen sind, erst wieder um 04:00 Uhr. - Für La Palma erst mal ein deutlicher Gewinn, das ist noch nie da gewesen, dass es wöchentlich 11 Fährverbindungen nach Tenerife gibt. Allerdings muss man sich bei einem solchen Überangebot auch wieder die Frage stellen, wer kann da auf die Dauer wirtschaftlich arbeiten, es werden deshalb nicht mehr Passagiere und so wird die Auslastung auf den einzelnen Verbindungen sinken. - Nach Tazacorte fährt keine der beiden Reedereien, falsche Inselseite, das hat man aber beim Bau des Hafens noch nicht gewusst...

Wäschevorhersage. Die Schlechtwäschewarnung muss noch bis einschließlich Samstag aufrecht erhalten bleiben, Bauknecht erst wieder ab Sonntag. Allerdings wird es immer wieder ganz lange Intervalle geben, in denen kein einziger Tropfen fällt und die geneigte Hausmannin ganz einfach durch einen robusten Blick aus dem Fenster bestimmt, ob sie einen Versuch wagt. Allerdings ist der Trocknungserfolg bei über 90% Luftfeuchte ein eher posteruptiver Prozess. Die Wolken, die jetzt aus Nordwesten bei uns rumwabern sind aussortierte Randposten des Hurrikans "Gordon", der nun das nördliche spanische Festland besucht.



Donnerstag 21.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1016 hPa

Bravo Blas

Verzeihen Sie mir meine Wortspiele, aber wenn ein zur Vernunft gekommener Bürgermeister Blas Bravo heißt, dann bietet sich das natürlich an. Wir sprechen vom Chef der Gemeinde Breña Alta, eine der wenigen Gemeinden die nicht von der Coalición Canaria regiert wird und auch dort hat das ungewollte Fortschrittsgeschenk, die "autovía" die Bürger vom Kartoffelacker in die Protestposition gerüttelt. In einem Plenum des Gemeinderats bekannten sich die regierenden Sozialisten gegen die Autobahnpläne, ob nun aus eigener Eingebung oder unter dem sanften aber auffälligen Druck der Bürger, das kann man getrost dahingestellt lassen. - Er hätte ja auch selber darauf kommen können, aber die Angst der lokalen Kräfte vor der Allmacht der Provinzregierung ist nicht zu übersehen. - In El Paso tat man sich anfänglich ähnlich schwer, es ist für einen "kleinen" Gemeinderat nicht ohne Gefahr, sich öffentlich gegen von oben projezierte Pläne zu wenden.

Auf Worte müssen Taten folgen und da bleibt der Gemeinde wohl auch keine andere Wahl als dem Beispiel El Pasos zu folgen, dort strich man die vorgesehene Trasse aus dem lokalen Flächennutzungsplan, allerdings ohne die Rechtssicherheit, dass so eine Maßnahme überhaupt in der Befugnis der Gemeinde liegt. - Ohne die Entscheidung Blas Bravos schmälern zu wollen, aber in Breña Alta wandte sich zunächst die oppositionelle Partido Popular gegen die Autobahnpläne und nun war es an der Zeit für die Sozialisten auch Farbe zu bekennen. Blas Bravo klagt auch noch den gleichen Umstand an, der auch in El Paso alles noch in der Schwebe lässt, die "autovía" scheint unauflösbar mit dem lokalen Flächennutzungsplan verknüpft zu sein und wenn man gegen die "Schlange" ist, dann muss man sich momentan auch gegen den "PGO" der Gemeinde wenden. Immerhin traut sich Blas Bravo eines zu sagen, er wittert auch Nicklichkeiten hinter der Tatsache, dass die einzigen beiden Gemeinden der Insel in deren Flächennutzungsplan der Autobahn auftaucht von den Sozialisten geführt werden und nicht von der sonst allmächtigen Coalicíon Canaria. - Ein Schelm der sich dabei was denkt. - Ebenso schelmisch ist die Frage, warum in der Machbarkeitsstudie für die Golfplätze die Seiten 48 - 78 fehlen. - Die ersten CDs machen die Runde und auf keiner findet man die angesprochenen Seiten und gemerkt hat es wieder nur einer, Adlerojo Christian aus Mazo. - Bleiben Sie dran, schalten Sie nicht um, es bleibt weiter spannend auf La Palma.



Mittwoch 20.09.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,2 Grad, niedrigste Temperatur: 17,2 Grad

Hubschrauber die Dritte

So ganz sicher waren wir uns ja nicht, ob uns das Umweltministerium für diese Sommersaison auch einen dritten Hubschrauber zur Verfügung stellt, nach dem die beiden ersten Unfällen, oder technischen Defekten zum Opfer gefallen sind. Also man hat uns erneut einen Helikopter gesandt, einen Bell 412 und damit fast genau das gleiche Modell wie auch die GIE (Grupo de Intervención de Emergencias) der kanarischen Provinzregierung hier auf La Palma stationiert hat. - Zuerst haben wir das gar nicht mitbekommen und dachten, dass sei eh unserer, aber wenn man genau hinsieht, der hat etwas blau am Rumpf und unserer ist völlig weiß. - Dieser Hubschrauber und man ist ja nun vorsichtig geworden, also wenn dem nichts zustößt, dann bleibt der bis 15 Oktober auf La Palma, es sei denn die meteorologischen Bedingungen sind zu dem Zeitpunkt wieder heiß und trocken, dann gibt es die Option auf eine Verlängerung. Stationiert ist der Apparat, genau so wie seine beiden unglücklichen Vorgänger auf dem "Helipuerto" bei Puntagorda und soll die Einsatzkräfte der "BRIF" (Brigada de Refuerzo contra Incendios Forestales) möglichst schnell an die Brandorte fliegen und danach mit dem Wassersack löschen.

Auf La Palma selbst war das bislang nicht nötig, die Witterung der letzten Tage und auch der kommenden, machen einen Waldbrand eher sehr unwahrscheinlich. - Mit unseren Hubschraubern vom Umweltministerium war das ja ein ziemlicher Reinfall, wären dabei nicht 6 Menschen ums Leben gekommen böte sich nun ein polemisches Wortspiel mit Reinfall an und hier sagt man inzwischen, wir lassen keinen Hubschrauber mehr weg von La Palma, woanders passiert denen immer was. Der erste, ein riesiger Sikorsky S-61N war, wohl wegen technischer Mängel auf einem Werkstattflug nach Gran Canaria vor Tenerife ins Meer gestürzt und dann durch einen, fast ebenso großen Helikopter vom Typ Puma ersetzt worden. Den schickte man mit Personal zum Waldbrand nach El Hierro und dort musste er in rauem Gelände landen, rutschte nach hinten und beschädigte sich den Heckrotor. Noch bevor die Mechaniker kommen konnten, wurde der Hubschrauber ein Raub der Flammen. Jetzt haben wir also unseren dritten Hubschrauber in dieser Sommersaison und wir werden sehr gut au den aufpassen, am besten wir lassen den die ganze Zeit am Boden, dann kann nichts passieren. - Für nächstes Jahr im Sommer spricht man davon, sogar 2 Hubschrauber zusätzlich auf La Palma zu stationieren, ob nun um die Schlagkraft gegen den Waldbrand zu erhöhen, oder einfach um immer einen da zu haben wenn dem anderen etwas passiert, das lasse ich mal dahingestellt.


Radio Sol, Mach doch mit! - Ganz große Entschuldigung von Carlos, es hat nicht pünktlich geklappt und ich habe ihm versprochen nicht zu schreiben woran es gelegen hat, so quer kann kein Mensch denken. Um 17:00 Uhr wurde die "Pilotsendung" ausgestrahlt und nächsten Mittwoch geht es dann pünktlich um 16:00 Uhr los!



Mittwoch 20.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1017 hPa

88,0 FM Radio Sol, wir können sogar Hochdeutsch

Nein, es findet keine Medienrevolution statt, es ist auch nicht das erste Mal, dass hier auf La Palma ein deutschsprachiges Radioprogramm aufgelegt wird. Allerdings darf man hell gespannt sein auf die neue Sendung, das hat zwei handfeste Gründe. Einmal Radio Sol, seit fast zwölf Jahren als einziges unabhängiges Radio auf La Palma verblieben und damit in der Medienlandschaft unserer Insel ähnlich exotisch wie die Zeitung "La Voz de La Palma". Alle anderen Kanäle, sei es Fernsehen, Radio oder gedruckte Medien müssen ihren Herren dienen, die mal politische Partei, mal schwer und mal halbschwergewichtige Investoren sind. - In die fütternde Hand wird nicht gebissen und Berlusconis Vorbild reicht auch bei uns bis in die letzten Ecken der Weltbiosphäre. - Was man aus dieser Unabhängigkeit macht ist eine andere Frage und die Antwort darauf gibt Carlos Camacho, Chef von Radio Sol, mit immer neuen Programmideen.

Es ist nicht ganz leicht den richtigen Moderator für solch eine Sendung zu finden, es sollen ja keine Kochrezepte ausgetauscht, oder Tante Frieda ein Ständchen zur dritten erfolgreichen Scheidung gebracht werden. Es geht um Informationen, mit Fokus auf die hier lebenden deutschsprachigen Mitbürger und damit das ein residentialer Debattierclub wird, hat Carlos eine Moderatorin gefunden, die in beiden Kulturen zuhause ist und die Dinge so von beiden Seiten begutachten kann. Katharina Rodriguez Santos wird durch das Programm führen, selbst Deutsche, mit langjähriger La Palma Erfahrung, einem kanarischen Ehemann und zwei wirbelnden "Mischlingskindern" die ihr jeden Tag die bilaterale Lebensweise von uns Immigranten vor Augen führen. - Jetzt muss nur noch das Publikum mitmachen, deshalb heißt die Sendung auch "Mach doch mit" und daraus merkt man schon, man will die Hörer an der Sendung beteiligen, das war seit jeher auch das Motto von Radio Sol, "Radio von uns - für uns". Die Frequenz kann sich auch jeder merken: 88,0 FM, für harte Fälle: Fast ganz links. - Die Pilotsendung wird heute Nachmittag ausgestrahlt, um 16:00 Uhr, Carlos wird Katharina vorstellen und dann heißt es wöchentlich: "Mach doch mit", selbe Stelle, selbe Welle. - Wie kann man die letzten unabhängigen Medien dieser Insel unterstützen? Ganz einfach, "La Voz de La Palma" kaufen und Radio Sol hören. Chapeau vorab an Katharina und Carlos, einfach nur dafür, weil da Menschen Dinge couragiert angehen und das ist leider selten geworden.


Katharina und Carlos



Dienstag 19.09.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 21,8 Grad, niedrigste Temperatur: 19,1 Grad

Cayuco sucht den Superstar

Heute wieder mal ein Gastkommentar von Michael Wieseler (Teneriffa Nachrichten):

Nun hat also die Inselregierung Teneriffas ein afrikanisches Langboot erworben - ein Cayuco. Also eines der gebrechlichen Gefährte, auf denen nach wie vor afrikanische Elendsflüchtlinge nach Europa zu gelangen versuchen und zu diesem Zweck die Kanaren ansteuern. Das Boot soll die Sammlung des Historischen Museums der Insel bereichern und mit einer Dokumentation über die Immigranten-“Katastrophe“ versehen werden. Es symbolisiere einen Teil der Geschichte Teneriffas, erklärte der Kurator des Museums. Und nicht nur der vergangenen, sondern auch der Tag für Tag zur Vergangenheit gerinnenden Gegenwart - und damit der Zukunft. Wie genau der Erwerb vor sich gegangen ist, das war bis zum Redaktionsschluß nicht herauszubekommen. Von einem der illegalen Schiffsführer oder einer Schleuserbande wird man es kaum erworben haben. Wahrscheinlicher ist, daß man das Boot vor der Vernichtung gerettet hat, indem man es von der Zentralregierung übernahm, bevor es - wie üblich - zerhackt und entsorgt werden konnte. Und vermutlich wurde es unentgeltlich übereignet. Grundsätzlich scheint es mithin möglich zu sein, Cayucos zu erwerben, nachdem ihre Passagiere an Land gebracht worden sind. Gleichzeitig hat sich im Süden der Insel eine Art Cayuco-Tourismus entwickelt, der zweifellos noch lange anhalten wird: Zahllose Menschen sammeln sich auf der Mole des Hafens von Los Cristianos, um dem Entladen der Boote zuzusehen und zu photographieren wie blöd. Wir waren selbst dabei, heißt es dann später zu Hause: Was die Daheimgebliebenen in der Glotze gesehen haben, das haben wir selbst erlebt... Nein, nicht ganz. Aber man könnte den Kick erheblich steigern, wenn man die vorstehenden Umstände verknüpfte. Nehmen wir an: Ein findiger Unternehmer kauft - von wem immer - ein Cayuco und läßt es von einem Motorboot vom Hafen bis - sagen wir - in die Bucht von Los Cristianos schleppen: vollbeladen mit erlebnishungrigen Touristen. Bei der Ausfahrt und Einfahrt entstehen herrliche Photo-Motive, die von den Ehefrauen der Mitfahrenden abgeknipst werden können. Das sind dann Erlebnis-Urlaubsbilder vom allerfeinsten. Und das Erlebnis werden die Beteiligten nie vergessen. Bis zu hundert Menschen passen - je nach Größe - in ein Boot. Bei einem Fahrpreis von 20 Euro pro Nase für eine Stunde ergäbe das doch einen erklecklichen Tages-Umsatz, denn die Schaulustigen würden auf das Angebot fliegen, wie zu befürchten steht.
Im Gegenzug zur Erteilung einer Lizenz könnte der Unternehmer sich verpflichten, 50 Prozent der Gewinne an die Gemeinde abzutreten. Diese Beträge könnten dann in die Versorgung der wirklichen Cayuco-People fließen. Allen wäre geholfen. - Man muß nur nachdenken.
Ein interessante Idee wußte noch unser Designer Rolf beizusteuern. Man könnte größere Gruppen von Abenteuerlustigen mit dem Flugzeug in den Senegal verfrachten und dort in Cayucos stecken. Begleitet von zwei Kamera-Booten und einem Kamera-Hubschrauber könnte man so eine atemberaubende Reality-Show in den Kasten bringen und jeden Abend für eine Stunde ausstrahlen, dreisprachig moderiert (sofern entsprechende Fähigkeiten bestehen) von Dieter Bohlen oder Jürgen Trittin. Der Sender würde sich über einen Mangel an Werbe-Einnahmen nicht zu beklagen haben. Denn da die Cayuco-People - ganz wie im richtigen Leben - praktisch nichts zu essen und nur wenig zu trinken erhalten, eignet sich das Format prima für Spots von Getränke- und Nahrungsmittelherstellern. (Auch hier wäre natürlich ein Teil des Gewinns für die wirklich Betroffenen zu spenden, doch das ganze Spektakel könnte man damit schließlich sogar als soziale Aktion deklarieren.) Vor der eigentlichen Fahrt müßte natürlich noch ein Casting durchgeführt werden. Abendfüllend könnte man testen, wie lange ein Bewerber sitzen kann, ohne sich im geringsten zu rühren, über Tage hinweg (nach dem Big-Brother-Prinzip) ohne Nahrung und Wasser auskommt - und wie er sich unter extremem Stress verhält. Auch die Schwimmtauglichkeit wäre zu prüfen, denn wer sich später, bei der Fahrt, danebenbenimmt, fliegt über Bord und muß wenigstens drei Stunden strampeln, bevor er herausgefischt wird. Und da hat er schließlich mehr Glück als die anderen. Wie gesagt: Es gibt viele Ideen; man muß nur nachdenken. - Und wer solche Ideen für zynisch hält, weil damit ein ernsthaftes und erschreckendes Problem auf die Ebene des Medien-Spektakels herabgezerrt wird, der irrt sich gewaltig. Denn das ist in der Berichterstattung längst der Fall.

Michael Wieseler




Dienstag 19.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1020 hPa

Wassertankstellen

Die Passatwolken kämmen und heraus kommt, bestes Wasser in schier unendlicher Menge. Was bislang meist den mächtigen Kiefern überlassen war, an den bis zu 20 cm langen Nadeln kondensiert die Feuchtigkeit der Umgebung und tropft zu Boden, kann man auch künstlich herbeiführen und so Wasser für andere Zwecke bereitstellen. Es ist nicht das erste Mal, dass solche Anlagen hier auf La Palma zur Wassergewinnung ausprobiert werden, bislang scheiterte aber der dauerhafte Betrieb immer an einer Tatsache, wir haben eigentlich zu viel Wasser und es lohnt sich schlicht weg nicht. Nur ist das gesammelte Wasser eben nicht überall verfügbar, sondern abhängig von den Stauwasserbecken und den viele Kilometer langen Wasserleitungen die sich wie offen liegende Adern durch die Landschaft dieser Insel schlängeln. Gerade dort will man einhaken und kleine, dezentrale und autarke "Wasserwerke" aufstellen.

Ich habe doch gesagt, dass ich heute wieder brav bin und 100% auf der Seite der Inselregierung bin, wenn es darum geht, mit unseren eigenen natürlichen Ressourcen Verbesserungen für diese Insel anzugehen. - Diese kleinen Wasserwerke bedienen sich im Grunde der gleichen Technik wie die Kiefer, auch sie kämmen die Wolken und ganz ohne von außen zugeführte Energie produziert man bestes Wasser und fängt das in Sammelbehältern auf, deren Größe variabel sein kann, je nach Verwendungszweck. Cumbre Nueva und "preparque" (an den Nationalpark grenzende Gebiete) sind die Zielgebiete für diese neue Technik, deren Funktion sich auf völlig natürliche Abläufe stützt. - Verwendungszwecke für Wasser gibt es mehr als man nennen kann, ob diese Anlagen aber auch dazu dienen können im Falle eines Brandes rettendes Nass zur Verfügung stellen zu können hängt ganz von der Speicherkapazität ab, denn Wasser auf Knopfdruck kann man so nicht produzieren, es ist ein langsamer und andauernder Prozess, so wie die Natur eben die Dinge eingerichtet hat. - Bläst der Passat nicht, sondern Afrika besucht uns, dann produzieren die Anlagen auch kein Wasser, dafür hat man aber aus "guten Tagen" das Wasser gespeichert. - Das kostet natürlich alles Geld, wird aber mitgesponsert von der "Fundación La Caixa" und der Provinzregierung. 200.000 Euro will man fürs Erste in diese Miniwasserwerke investieren, Geld welches sicherlich besser angelegt ist, als in Gefälligkeitsgutachten für Golfplätze. - Ich wollte doch wieder brav sein, schon, aber mehr geht nicht.



Montag 18.09.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 25,9 Grad, niedrigste Temperatur: 19,8 Grad

Zukunft ansehen

Die Räumlichkeiten sind passend gewählt, im alten und in Ehre verwaisten "Parador" in der Hauptstadt Santa Cruz kann man nun unsere mögliche touristische Zukunft dieser Insel in Augenschein nehmen. - In dem Gebäude hat man mehrere Departements des Cabildo Insular untergebracht, nachdem das alte (im postmodernen Stil) erbaute Hochhaus unter der Last der weisen Entscheidungen aus allen Nähten zu platzen drohte. - Der PTE, (Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística de la isla de La Palma), besser die Teile des Planes die man bislang nur vom Hörenflüstern kannte, werden nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, man kann das jeden Wochentag tun, 3. Etage zwischen 08:00 und 14:00 Uhr. Allerdings weiß ich weder, ob man den Gesamtplan und damit den Gesamteindruck was auf uns zukommen wird so besser begreift, noch ob man nun gegen Teile dieses Planes Einspruch erheben kann. Auf jeden Fall will man damit der Rechtsunsicherheit entgehen die aufkam, dass man schlicht weg vergessen hatte (ich bin so naiv und gehe immer vom Guten aus) die neu eingearbeiteten Zusatzprojekte auch dem geneigten Volk zu präsentieren.

Das ist aber nicht alles, keine Perfidität kennt obere Grenzen, es wird noch ein weiteres planstrategisches Leckerli geboten, die "Sostenibilidad y viabilidad económica de la red completa de campos de golf". Das heißt so viel wie "Nachhaltigkeit und ökonomische Machbarkeit des kompletten Netzes der Golfplätze". Durch eine einfache Verschiebung der Vokabeln könnte man auch nachhaltige Ökonomie daraus machen, Zauberformel unseres durch eisernen Fortschrittsglauben gestählten Inselrats. - Das mit den Machbarkeitsstudien ist so eine Sache, gehen wir einfach mal davon aus, dass jeder virtuelle, oder esomäßige Astralgast, bei uns mindestens 9 Tage in der Woche, 32,5 Stunden am Tag und das 16 Monate im Jahr den Schläger auf den 4 Golfplätzen schwingt, dann amortisiert sich so ein viele Hektar großer Golfplatz präeruptiv. Sollte das nicht so klappen, dann kann man die Plätze weiterverkaufen. Irgendein, vor Steuer verarmter Ölmagnat, wird schon kommen wenn sein Schließfach in Marbella überquillt. - Dann aber wird der Quadratmeter plötzlich nicht mehr 4 Euro kosten, das ist der Preis für den derzeit in Breña Alta das Land an den Golfplatzbetreiber weggeht, sondern ein Vielfaches dessen. Der Bauer verkauft sein Land nur einmal, danach wird Geld verdient. Wetten dass? - Morgen bin ich wieder brav...



Montag 18.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa

Umgehungsstraßen

Los Llanos und Santa Cruz werden bald umfahren werden können. Im ersten Trimester nächsten Jahres rechnet man damit die beiden Straßen dem Verkehr übergeben zu können, damit liegt man nur knapp hinter den zeitlichen Vorgaben. Im Falle der Hauptstadt sind es mehr Tunnels als freie Strecke, kein Wunder, ist doch Santa Cruz derart eng an den Fels gebaut, dass einfach kein Platz mehr für eine Trasse da ist, so geht man mitten hindurch. Bei Los Llanos ist das anders, dort zieht sich die Trasse in einem lichten Bogen südlich um die Stadt herum und kommt bei Argual, am Abzweig nach Tijarafe wieder auf die Ost-Westtangente oder "LP2". - Von dort aus plant man später auch den kühnen Brückenschlag über den Barranco de las Angustias, um den Norden der Insel 10 Minuten näher ans Tal zu rücken. - Hier noch ein Anachronismus für die Schnellstraßenpläne: Bald wird nun die Umgehungsstraße im Süden Los Llanos fertig sein, die "autovía" sieht aber eine Umfahrung der Aridanemetropole nördlich vor. Dann bräuchte man diese, fast 6 Millionen teure Straße nicht mehr, plant aber monströse Anbindungen dafür um dann Los Llanos wahlweise nördlich oder südlich umfahren zu können.

So wunderbar erholsam solche Umgehungsstraßen für den geplagten Autofahrer auch sind, das Wegleiten des Verkehrs aus den Zentren kann aber auch einschneidende Folgen für das Gewerbe in den dann links oder rechts liegen gelassenen Orten haben. In diesen beiden Fällen mag das nicht so gelten, wegen der horrenden Parkplatznot in beiden Orten hält kaum ein Autofahrer zufällig an und verrichtet seine Besorgungen weil es gerade auf dem Weg liegt. - In einem anderen Fall, in Puntallana, ist aber genau das geschehen, das Zentrum ist verwaist und kaum noch ein Geschäft oder Restaurationsbetrieb bietet seine Dienste an, es kommt halt einfach niemand mehr vorbei. - Das wird nun auch in El Paso diskutiert, die Ortsdurchfahrt birgt ein gewisses Gefahrenpotential und man denkt laut darüber nach, auch ganz ohne Autobahn eine Umgehungsstraße für El Paso zu planen. - Aber gerade El Paso lebt von seiner Speckgürtelfunktion und den noch vorhandenen Parkplätzen, nur aus der lokalen Käuferschicht bedient, könnte man unmöglich ein derart breites Angebot an Läden und Dienstleistungen aufrecht erhalten. Führt man nun den Verkehr an El Paso vorbei, dann fürchtet man seitens der lokalen Gewerbebetriebe den "Puntallana-Effekt". Die Diskussionen darüber sind eröffnet und es ist doch ein großer Schritt voraus, dass wir inzwischen vorher uns Gedanken darüber machen und nicht erst später lamentieren und Bürgerbeteiligung dann einfordern wenn alles längst gegessen ist.



Sonntag 17.09.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,2 Grad, niedrigste Temperatur: 19,5 Grad

Religiöse Ressourcen

Von Zeit zu Zeit versuche ich Ihnen ja einen kleinen Einblick in die vielschichtige Welt unserer verspielten Religiosität zu geben, bei der großen Anzahl an Jungfrauen und Schutzpatroninnen kann man ja auch schnell den Überblick verlieren. - Die Marienverehrung, jede lokale Schutzpatronin stellt ursprünglich Maria, die Mutter Jesus dar, treibt bunte Blüten und man muss sich unwillkürlich fragen, ob die katholische Kirche nicht fast nur aus weiblichen Heiligen und Patroninnen besteht, sozusagen ein Matriarchat unter männlicher Verwaltung. - Jede Gemeinde hier hat ihre Schutzpatronin, nur Tazacorte nicht, aber Tazacorte war schon immer etwas anders als die anderen Gemeinden, die haben es eher mit den heiligen Kerls. - Da wird es aber ganz kompliziert, es gibt doch die Wallfahrtskirche im Barranco de Angustias und da ist die "Virgen de las Angustias" beheimatet, die gehört aber eher zu Los Llanos als zu Tazacorte. Nimmt man es ganz genau, dann gehört der nördliche Teil von Puerto de Tazacorte, also der Teil der auf den nördlichen Seite des Flussbettes liegt eh zu Tijarafe und damit auch die Kirche von Las Angustias. Die hegen aber keinen Anspruch auf "Ihre Dame" haben sie doch mit der Virgen de Candelaria ausreichend lokalen Schutz.

Über Tazacorte hütet ein Kerl, der heilige Erzengel Michael, meist kurz nur San Miguel genannt und nur jetzt, zu den Feierlichkeiten seines unrobusten Schutzmandates nennt man ihn ausgeschrieben: San Miguel Arcángel. Der heilige Michel nimmt aber noch eine weitere Sonderstellung ein, er muss sich nicht nur um die Gemeinde Tazacorte kümmern, sondern um die gesamte Insel, denn die hat ihren wirklichen Namen: San Miguel de La Palma genau von diesem honorigen Herren. Wer teilt schon gerne solch wichtige Persönlichkeiten wie Erzengel, benötigt doch die Aufgabe des Schutzes einer Gemeinde ganze Kerle und Jungfrauen und da tut es nicht gut, wenn so ein Schutzmandat überfordert wird. - Es kommt sogar regelmäßig zu Streitigkeiten die einiges an Polemik bereithalten. So wird die Statue des heiligen Michel restauriert und der Inselkünstler Luis Morera will den Miguel doch tatsächlich mit einer Lanze in der Hand darstellen, wo er doch, zumindest dem Glauben der "Bagañetes" nach der San Miguel mit einem Schwert in der Hand sich um die Belange des Ortes kümmert. - Schwert oder Lanze ist nun die Frage und weil beide Teile eigentlich den Kriegswaffen zugeordnet werden können, dürfte dieser Herr doch ein besseres Beispiel für die Regensburger Papstrede gewesen sein. Dazu hätte man einfach ein bisschen in die Selbstkritikkiste greifen können, dass auch wir eine enorme Tradition haben Religiosität und Gewalt als Machtinstrumente zu verknüpfen. - Wie schrieb der Spiegel heute so schön, Papst Johannes Paul II wäre das nicht passiert, stimmt, der Vatikan wird sich zukünftig überlegen müssen ob es noch angebracht ist, dass Päpste von alleine stehen, gehen und vor allem reden können. - Dieser Gefahr war man sich ja seit langem gar nicht mehr bewusst gewesen. - Den heiligen Michel ficht so etwas alles nicht an, bei uns ist ja sogar die Angst vor dem Islam in den täglichen Sprachgebrauch übergegangen: Si no hay moros a la costa (Wenn keine Mauren an die Küste kommen) sagt man und meint damit, "wenn alles gut geht". - Zum Verständnis, weil da liegen viele oft daneben: Moros sind für uns zuerst Mauren, aber dann auch alle anderen arabischen Menschen und für uns sind das natürlich alles Mohammedaner, unser Weltbild ist oftmals der Inselgröße angepasst. - Auf keinen Fall sind "moros" Schwarzafrikaner, die nennen wir "subsaharianos" oder weniger gebildet einfach "negros".



Sonntag 17.09.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1021 hPa

Touristische Wolkenspiele

Eine der rührigsten Gemeinden dieser Insel wenn es um lokale Entwicklung geht ist ohne Zweifel Barlovento. Einst vergessener Nordostzipfel der palmerischen Welt, von dem aus man nur über eine unbefestigte Straße noch weiter ins "Nichts" gekommen ist, steht heute wenn es um Bemühungen um die touristische Infrastruktur geht weit vorne. Als Hotspots gelten dort die Meerwasserschwimmbecken von La Fajana und die "Naherholungszone" um das größte Wasserspeiherbecken der Insel, La Laguna de Barlovento. - An den Meerwasserschwimmbecken will man, ganz im Zeichen der neuen Hochglanzwelt die immer noch vielen Bürgermeistern dieser Insel den Blick zum Alltag trübt Hotels ansiedeln, welch epochale und phantasievolle Idee...

Der nett angelegte Park bei dem Wasserspeicher ist fast ein anderes Extrem, dort spielt die grüne Natur die Hauptrolle und man hat und wird weiter kräftig investieren, um dieses große Gelände in eine goldene touristische Zukunft zu führen. Es ist zugleich der einzige offizielle Stellplatz für Wohnmobile auf der Insel, hat einen Abenteuerspielplatz auf dem man auf Seilen einige hundert Meter Höhenangst wegspielen kann, einen Teich mit Enten und jede Menge Platz. Dazu noch ein kleines Restaurant in dem es, nach meiner Auffassung, das beste Ziegenfleisch der Insel gibt. Jetzt geht es aber weiter, ein Park im Park soll her und als Vorbild dient der lanzarotenische (wie würden Sie das schreiben?) Themenpark "Jameos del Agua". Da wird richtig investiert und so kann man hoffen, dass da auch mal jemand hinfährt und die Anlage auch wahrnimmt, denn eines muss man dazu sagen, diese Region ist die regenreichste der Insel und ich kann mich nicht erinnern, dort irgendwann mal im Sonnenschein gesessen zu haben. - Gerade im Winter ist es dort so eisekalt, dass einen der Vergleich mit den "Jameos del Agua" buchstäblich Eisblumen auf die Gedanken schreibt und man den Park vielleicht als Trainingscamp für Arktisexpeditionen nehmen sollte. - Das ist eine wunderschöne Landschaft dort, ruhig, urwüchsig und wenn dort die Nebel durch den Lorbeerwald ziehen auch prickelnd gespenstisch, aber ich würde es nicht wagen, die touristische Zukunft einer Insel geradezu in die Wolken zu bauen.



Samstag 16.09.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 26,2 Grad, niedrigste Temperatur: 19,9 Grad

Es wollen einfach nicht dreizehn werden

Die Ausgrabungsarbeiten im Süden der Insel um die "Trece de Fuencaliente" (die 13 von Fuencaliente) zu bergen werden vorläufig unterbrochen. Bislang hat man 6 Skelette geborgen, es wurde auch schon mal von 7 berichtet, aber auf keinen Fall sind es die erwarteten 13, die von Franco Schergen im Januar 1937 dort erschossen und auch begraben sein sollen. Nun will man erst mal ins Labor und die gefundenen Skelette untersuchen und auch mit dem genetischen Material vergleichen welches die Angehörigen der Opfer zur Verfügung gestellt haben. Erst dann erhofft man sich Klarheit darüber, ob es sich lohnt dort weiter zu graben und auf die noch fehlenden Opfer stoßen kann oder ob es sich um ein zufällig gefundenes Grab handelt in dem andere Kollateralschäden Francos Verständnis von Menschenführung liegen.

Auf keinen Fall sei die Suche beendet, kommt es unisono von der Inselregierung und der beauftragten Firma für die Ausgrabungen , die Angehörigen der Opfer werden das gerne so aufnehmen. Das Problem an dieser Suche sind die fehlenden Augenzeugen, es ist ja auch schon fast 70 Jahre her und auf Hörensagen und gut Glück will man den Wald bei Fuencaliente auch nicht unbedingt umgraben. - Gibt es genetische Übereinstimmungen der gefundenen Skelette mit den Proben der Angehörigen, dann will man sofort die Grabungen wieder aufnehmen, sind diese aber nicht fest zu stellen, dann muss man ganz von vorne anfangen. Wie viele Leichen wir tatsächlich noch im "Keller" haben, das weiß eh keiner einhundertprozentig, die meisten Franco-Gegner verschwanden einfach und wurden zum Teil über ganz Europa verteilt. Manche tauchten später wieder auf, von anderen fehlt jegliche Spur. Ganz wird man diesen dunklen Teil der Geschichte nie aufdröseln können, man führte keine Listen wen man erschossen hatte, lediglich von den Häftlingen, die als Austausch für republikanische Gefangene herhalten mussten die in Frankreich hinter Schloss und Riegel saßen gibt es Aufzeichnungen. Als die Hitlertruppen dann Frankreich besetzten gerieten viele dieser Palmeros dann in die Hand der Nazis und das war dann kein Stück angenehmer als unter Franco im Knast zu sitzen.



Samstag 16.09.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa

Kollektives Schmollen gegen die Marktwirtschaft

Alle politischen Parteien, Organisationen, Verbände und alle die glauben auch noch was dazu sagen zu müssen sind sich ausnahmsweise einig: Die halbdirekte Schiffsverbindung mit dem spanischen Festland darf nicht eingestellt werden. Halbdirekt deshalb, weil die "Juan J. Sister" nicht nur La Palma von Cádiz aus anläuft, sondern auch die anderen Kanareninseln, man aber auf dem Schiff bleiben kann bis es in Santa Cruz anlegt. So ist man immerhin 3 Tage unterwegs, eine schöne Überfahrt, die einem das Ankommen und den weiten Weg klarer macht als der schnelle Jet. Aus Kostengründen will die Reederei "Acciona Trasmediterranea" dieses Schiff einer anderen Route zuordnen und La Palma damit ohne Direktverbindung auf dem Seeweg mit dem spanischen Festland lassen. Seitens der Reederei gibt man an, es sei auch weiterhin kein Problem mit dem Schiff von Cádiz nach La Palma zu gelangen, man muss dann halt nur auf Tenerife umsteigen.

Was kann man machen wenn die schnöde Marktwirtschaft uns zu hören gibt, ihr seid zu unwichtig, mit euch kann man kein Geld verdienen, diese Insel lassen wir links liegen. - Da gibt es reichlich Parallelen, die Binter will aus dem gleichen Grund den Flughafen von La Gomera nicht mehr anfliegen und es ist uns immer noch nicht gelungen ganzjährig eine tägliche Flugverbindung mit Madrid zu etablieren. - Eigentlich kann man gar nichts machen außer mit dem Fuß aufstampfen, oder aber zu einem kleinen Trick greifen, der sich Subvention nennt, auch wenn er oft anders und umständlicher beschrieben wird. - So ganz genau wissen wir es nicht, an wen alles bereits Zahlungen geflossen sind, damit man unsere Insel nicht links, rechts, oder unten liegen lässt und begibt sich damit auf ein sehr rutschiges Pflaster. - Denkt man das mal konsequent weiter, dann könnte das bald so aussehen, dass wir Steuerzahler doppelt löhnen müssen um "zu uns zu kommen". Einmal die Subventionen und dann den Fahrpreis, dann hätte man doch auch gleich bei einer Staatslinie bleiben könne, die zwar defizitär ist, aber eine Beförderungspflicht hat. - Noch wilder können die möglichen Subventionen im Charterverkehr aussehen, mit unseren Steuergeldern würde man dann nichtheimische Hotelbetriebe unterstützen, die ihr Geld wieder mit nachhause nehmen. - Aber ich habe ja nicht behauptet, sondern einfach nur einen Faden gesponnen. - Ob es wegen der vielen Proteste tatsächlich gelingen wird, die Schifffahrtslinie von Cádiz nach La Palma aufrecht zu erhalten, da habe ich meine Zweifel, wenn, dann nur mit Geld.



Freitag 15.09.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 29,6 Grad, niedrigste Temperatur: 19,8 Grad

Sehnsüchtig erwartet, asiatische Touristen entdecken endlich Tenerife

Allerdings war dann die Enttäuschung doch groß, anstatt lächelnder Chinesen und Japaner die First Class angeflogen kommen und die Inseln mit dem neuen Reichtum Asiens überschütten, kommen über 200 Pakistanis, Inder und Menschen aus Sri Lanka. Gebucht hatte man die Reise wohl bei irgendeinem Mafiosi im Senegal und das mondäne Kreuzfahrtschiff ist ein uralter klappriger Fischkahn, der auf den Namen "Al Mari" hört und sicher nun von Tenerife aus keine weitere Reise antreten wird. - Alle sind nun ganz verwirrt, gibt es denn noch mehr Flüchtlinge auf dieser Welt die nach Europa wollen außer den Schwarzafrikanern? - Ja natürlich gibt es die, nur bislang sind die nie in Fischerbooten zu uns gekommen und auf dem gleichen Weg wie die Menschen aus Westafrika. Da stellen sich viele Fragen, der alte Kahn kann kaum auf dem Seeweg aus dem fernen Indien oder Sri Lanka gekommen sein, der hätte diese Strapaze wohl nicht überstanden. Wie kommen diese 200 Asiaten also über Afrika zu uns?

Das wird man versuchen in den nächsten Tagen heraus zu bekommen, könnte man doch befürchten die Kanaren sollen nun auch noch als Einreiseplattform für Asien dienen, wo wir doch mit den Schwarzafrikanern alleine bereits völlig überfordert sind. - Das Schiff musste man an Land schleppen, der Zustand des Schiffe ließ die Frage nicht offen, ob es sich um einen Fall von Seenot handelt. Wäre dem nicht so, könnte man dem Schiff verbieten hier anzulegen, aber in dem Fall und das ist gut so, entscheidet man hier immer auf anlanden, ganz alleine aus humanitären Gründen. - Es tut ein bisschen weh dafür von anderen Ländern und Oppositionsparteien angegangen zu werden, man lege den Flüchtlingen den roten Teppich aus, wo humanitäre Maßnahmen die Kritik Unbeteiligter fordert, da ist eigentlich keine humanistische Diskussion mehr möglich. - Nun haben die über 200 Asiaten den primären Status von Schiffbrüchigen und man wird schnellstens versuchen mit Sri Lanka, Pakistan und Indien über die Repatriierung zu verhandeln. Da aber auch diese neuen Flüchtlinge keine Papiere mit sich tragen fürchtet man ein freundlich lächelndes asiatisches Nein aus den Herkunftsländern nach dem Motto: Wenn ihr nicht nachweisen könnt, dass es unsere Landsleute sind, dann wünschen wir euch sehr viel Spaß mit ihnen. - Dann bekämen sie den Status als illegale Einwanderer und wenn sie nicht innerhalb von 40 Tagen ausgewiesen werden (wohin denn?) dann dürfen sie bleiben, aber recht und schutzlos. Es bleibt zu befürchten, dass findige Schleuser eine neue Marktlücke geöffnet haben, das wird sich in den nächsten Wochen zeigen. - Eines muss aber mal ganz deutlich gesagt werden: Wer behauptet, Spanien sei durch sein "laxes" Verhalten gegenüber illegalen Einwanderern an der Misere selber Schuld, der soll hier her kommen und die Verantwortung dafür übernehmen und die Flüchtlingsschiffe mitsamt ihrer fast verhungerten und verdursteten "Fracht" wieder auf den Atlantik hinausschicken. - Wenn humanitäres Handeln als Schwäche betitelt wird, dann bekomme ich Angst um unsere so wohlbehütete und elitäre westliche Wertegemeinschaft. - Auch wenn der Papst mit seiner Kritik am Islam zu gewissen Teilen recht haben mag, es stünde ihm besser im eigenen Haus zu kehren, da liegt genug "Staub" herum.



Freitag 15.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1020 hPa

Passat

Was wären wir nur ohne diesen Wind. Der Wetterwechsel ist deutlich vollzogen, der kontinentale afrikanische Einfluss wieder zurückgedrängt und wir haben endlich wieder unser Wetter. Pure Atlantikluft die das Azorenhoch uns im Uhrzeigersinn um die Ohren wehen lässt, Regen in den höheren Lagen des Nordens und Nordostens und sogar bis unterhalb El Paso blies der Passat gestern noch kühlende Tropfen. - Besondere Bedeutung hat dieser einschneidende Wetterwechsel auf den Waldbrand auf El Hierro, der mit Hilfe dieser atlantischen Feuchtigkeit wohl endgültig gelöscht werden kann. Aber auch für La Palma ist die Gefahr eines Flächenbrandes damit extrem herabgesetzt, das kann uns nur recht sein, nachdem unser Löschhubschrauber für immer und ziemlich verbrannt auf El Hierro geblieben ist. - Es wird interessant, ob man uns noch mal Ersatz schicken wird, bleibt das Wetter so, dann besteht dafür eigentlich keine Notwendigkeit mehr.

Allerdings ist damit der Sommer noch nicht vorbei, wir haben lediglich einen genau 2 Wochen anhaltenden Betriebsurlaub des Azorenhochs hinter uns und wer weiß das schon, ob uns eine weitere Überraschung ins Haus steht. Für die nächsten Tage sieht es in diesem Sinne gut aus, es wird eher noch zu mehr Wolkenbildung kommen auf der Ostseite, bevor sich zum Wochenanfang das Hoch wieder abschwächt. - Ich kann mal ein bisschen Statistik vorausschicken, trotz der Temperaturen an die 40 Grad Marke heran im September, bleibt dieser Sommer in der Gesamtheit eher kühl und frisch in Erinnerung, so unspektakulär sind Statistiken, die Monate Juni, Juli und August haben dafür gesorgt, an denen es keinen Tag über die 30 Grad Marke warm wurde. - Die Hitzeperiode die nun hinter uns liegt war ungewöhnlich lang, aber auch das kann man erklären, es waren eigentlich zwei verschiedene Wettersituationen, die kaum spürbar ineinander gegriffen haben. Zuerst ein schwacher Calima und dann kontinuierliche Zufuhr erwärmter Luft aus dem Maghreb, den meisten war es allerdings egal, dass wir letzte Woche anderes Wetter hatten als vorletzte Woche, es war einfach nur zu warm und der Passat nicht da. - Jetzt ist er wieder da und wenn mich heute einer anmeckert über den scharfen und feuchten Wind, den schicken wir nach El Hierro zum Aufräumen.



Donnerstag 14.09.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,3 Grad, niedrigste Temperatur: 21,3 Grad

Zielwechsel Marokko

Ja, ich höre mal wieder das Gras wachsen, warum auch nicht, go green ist in. - Die Billigfluglinie Easyjet wird, anders als in früheren Meldungen, nun doch nicht nach Tenerife fliegen, sondern nach Marokko, dort ist es noch billiger. - Grundsätzlich habe ich nichts gegen Billigfluglinien, wer glaubt die Gesetze der Marktwirtschaft zu beherrschen, der soll machen was er will. - Fragen Sie dazu mal Freddy Laker, den sollte man kennen wenn man darüber spricht. - Hauptproblem bei dieser ganzen Billigwelle, man bietet Produkte an, die unter ökonomischer Betrachtungsweise nicht zu diesem Preis produziert oder angeboten werden können, es sei denn, man wendet Tricks an. Jeder Betriebswirt lernt, wie man den Preis eines Produktes kalkuliert, Material, Betriebskosten, Personal, Zwischenhandel, Verkauf, Werbung, Steuern, Abgaben und Gewinn, daraus entsteht ein Verkaufspreis, der es dem Hersteller oder Anbieter möglich macht, durch seine Leistung oder Arbeit Geld zu verdienen, denn darum machen wir das ja alle.

Nun dreht man das Ganze um und sagt: So viel darf das kosten, keinen Cent mehr und nun sie zu, wie du das fertig bekommst. Jetzt sind wieder Betriebswirte gefragt, was man denn aus der ganzen Entstehungskostenkette herausschneiden könnte, um auf dem Markt weiter bestehen zu können. Im billigeren Ausland produzieren, am Material sparen, Arbeitskräfte "runderneuern" (Aufhebungsverträge um neue Verträge abschließen zu können), den Zwischenhandel ausschalten und den Kostendruck nach unten, also auf die Zulieferer und Primärprodukthersteller weitergeben. - Sollte Eeasyjet die Zeichen der Zeit bereits erkannt haben, die Kanaren, in diesem Fall Tenerife, sind kein zukünftiges Wachstumsland, dort ist schon jede Marge raus? - Es arbeiten ja dort im Tourismus bereits Billigkräfte aus Lateinamerika, Marokko und Schwarzafrika um dem Preisdruck der großen Reiseveranstalter begegnen zu können, da geht nicht mehr viel nach unten. Also gleich in Marokko investieren, das hat noch Zukunft die können noch 15 Jahre auf billig machen. Übrigens nicht nur Easyjet sieht das so, auch kanarische und spanische Hotelgruppen bauen wie die Wilden in Marokko und anderen Niedriglohnländern, ist die Marge im eigenen Land nicht mehr vorhanden, dann muss man halt dahin gehen wo es durch extrem günstige Entstehungskosten wieder möglich wird einen Gewinn zu erzielen. So sieht die Marktwirtschaft halt einfach aus und wir werden uns schlecht wegducken können.

Allerdings hätte ich mir ein bisschen mehr Solidarität erwartet. Nein, nicht von den Investoren, sondern von unseren Politikern. Auf La Palma bereitet man politisch die Übergabe an internationale Konzerne vor, der Boden wird dafür mit dem touristischen Sonderplan (PTE) bereitet. Ich will nicht so weit gehen, unsere Politiker wüssten was sie tun, daraus entstünde ein Vorwurf der sehr heftig wäre. Ich gehe mal davon aus, dass man schlechte oder kurzsichtige Berater hat. Für La Palma eine touristische Zukunft zu basteln, die morgen Geld bringt aber übermorgen bereits ein Stück weiter geht, (nach Marokko oder sonst wo hin) ist vor Blindheit kaum zu übertreffen. Dabei auch noch das Schlagwort "nachhaltige Entwicklung" zu benutzen macht es schwer, nicht in tiefe Polemik zu verfallen. Hier gibt es einen passenden Spruch dafür: Pan para hoy y hambre para mañana. - Für heute das Brot und für morgen den Hunger. - Auch auf die Gefahr hin den alten Klassenkämpfer wieder mal raushängen zu lassen: Where has all the money gone? - Es gibt doch gar nicht mehr Mitteleuropäer als früher und auch nicht weniger Geld, im Gegenteil. Nur haben so verdammt viele Leute nicht mehr genügend davon um nicht auf billig schwimmen zu müssen. Da ist doch was schief gelaufen.



Donnerstag 14.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 33,7 Grad, niedrigste Temperatur: 24,3 Grad

Wie ein Fähnchen im Wind

Fahnen sind Symbole und ohne solche läuft der Mensch nicht im Gleichschritt oder zumindest gesellschaftskonform durch die Zeiten. - Jede Gemeinde hat eine Fahne, nicht unbedingt jeder Bürgermeister, jede Insel und natürlich die autonome Provinz Kanarische Inseln. Und weil Symbol oft nicht Symbol genug sein kann, gibt es immer ein paar Leute die an den Fahnen rumbasteln wollen. - Ganz einfach erklärt, einige Parteien und Gruppierungen auf den Kanaren wollen unbedingt anstatt des Schildes mit den Hunden sieben grüne Sterne auf der Fahne wissen, als noch autonomeres Zeichen als eine Autonomie sein kann, auf sportdeutsch hieße das dann höchst autonomst. Da ist, allen voran unsere endemische Partei, die Coalición Canaria zu nennen, die sich selbst als nationalistisch betitelt, einen Titel den sie gerne für sich behalten können. - Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass "nationalistisch" hier auf keinen Fall aus dem bekannten deutschen Sinngebrauch übernommen werden kann. Eigentlich ist es eine logische Folge daraus, dass man sich gerne als Kanarische Nation betitelt, auch wenn man eigentlich eine Provinz ist, aber Provinzionalisten oder Regionalisten macht auch auf spanisch nichts her, noch ergibt das einen Sinn.

Im Kanarischen Parlament wurde nun abgestimmt darüber, ob man die Fahne in den Wind drehen soll, und man wird es nicht machen, alles bleibt wie es ist und die grünen Sterne muss man sich ans Revers heften. Die beiden überregionalen Kräfte im Parlament, Partido Popular und die Sozialisten haben genügen Stimmen aufgebracht das zu verhindern. - Ursprünglich stammt diese Fahnenidee von den kanarischen Separatisten, der "Movimiento por la Autodeterminación y la Independencia del Archipiélago Canario" (MPAIAC), die sich im Jahr 1979 mit diesem Symbol schmückten und sogar vereinzelte Terroranschläge auf den Kanaren ausübten. Da unser geschichtliches Gewissen und Wissen sehr dehn, aber auch komprimierbar zu sein scheint, holt man immer mal wieder diese Fahne aus dem Endemietopf, aber damit ist jetzt Schluss. - Vorläufig, bis die Coalición Canaria die absolute Mehrheit im Provinzparlament erreicht, so wie es im Inselparlament La Palmas tatsächlich ist. - Auswandern ist aber auch keine Lösung, die nächsten Wahlen finden im Mai 2007 statt. - Der Sprecher der Partido Popular, Jorge Rodríguez meinte dazu: "Wir brauchen keine 7 Sterne auf der Fahne, sondern Schulen und Krankenhäuser mit 5 Sternen", manchmal mag ich sie...Der große Vorsitzende der Partido Popular auf Gran Canaria, der ewig grimmig dreinblickende Aznar Klon, José Manuel Soria ging aber gleich wieder ein ganzes Stück zu weit, an der "Fuente Luminosa" mitten in Las Palmas wird eine 360.000 Euro teure Fahne aufgestellt, die kanarische, ohne sieben Sterne und davon hätte man an vielen Schulen oder Krankenhäusern doch schon einen Stern anheften können. Manchmal mag ich sie nicht.

bandera canaria      bandera independentista


Positive Nachrichten hört man aus El Hierro. Der Brand sei unter Kontrolle, was immer das auch heißen mag. Allerdings kehrten die meisten Brandbekämpfer die aus La Palma nach El Hierro geschickt wurden bereits gestern Nachmittag wieder zurück, das kann man beruhigend werten. - Der Hubschrauber der auf El Hierro ein Opfer der Flammen wurde hatte keinen technischen Defekt, das ist jetzt bestätigt. Nach dem Landen nahe der Brandzone, man hatte dort einen "retén" (Zug, Gruppe) von Mitarbeitern des Umweltamtes aus La Palma abgesetzt, rutsche der Hubschrauber nach hinten und der Heckrotor berührte den Boden. Zunächst sah alles ganz harmlos aus, aber beim erneuten Startversuch vernahm der Pilot ungewohnte Geräusche des Heckrotors und entschied, nicht wieder zu starten. Mechaniker wurden herbei gerufen, mussten aber dann zusammen mit der Besatzung vor den Flammen fliehen.


Mittwoch 13.09.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,2 Grad, niedrigste Temperatur: 19,8 Grad

Ernährungsexperten gefragt

Ob denn nun der Mensch auch geeignet sei sich nur von vegetarischer Nahrung rundum gesund zu nähren, das müssen wir hier und heute nicht besprechen, solche Diskussionen hebe ich mir immer für einen netten Abend in der Abuela auf, zart rosa gebraten... - Wir machen uns Sorgen um Paul, der will in letzter Zeit seine speziell ausgewogene Spezialnahrung kaum noch anrühren. Sie wissen schon, diese appetitlich in Dosen gepressten Tierkadaver mit Parfum versehen und in Gelee gepackt und mit einem Sträußchen Petersilie hübsch auf der Silberschale angerichtet. Der Herr will mehr und öfter Abwechslung, ich persönlich kann das verstehen ich beiße auch lieber immer mal wieder in etwas anderes und seit dem ich Paul von den Landjägern habe degustieren lassen, ist sowieso alles vorbei. - Nun sollen ja Katzen irgendwie einen islamischen oder koscheren Verdauungstrakt besitzen, jedenfalls sagt man mir immer, Katzen dürfen kein Schweinefleisch essen. Ich habe lange mit Paul darüber diskutiert, er will auf jeden Fall Schweinefleisch essen, sich aber derzeit religiös noch nicht festlegen und hat schon mal angefragt, ob es auch Religionen gibt, in denen man immer alles essen kann. - Das konnte ich ihm bejahen, wir haben früher in der Fastenzeit eine Mütze aufgesetzt wenn wir unseren Leberkäs gegessen haben, das ist gut gegangen und die Pfarrersköchin hat in den Wochen immer eine Bekannte zum Metzger geschickt. - Man kann natürlich gleich Atheist werden, aber das ist so langweilig und bietet nun wirklich keinen viel versprechenden Abgang.

Chips vor dem Fernseher, morgens Honigbrötchen von den Kindern und immer öfter bleibt die Schale nur knapp angetastet von dem verdächtig riechenden Brei, der da in seiner Schale landet. - Ich habe gehört, man macht aus so etwas in Deutschland jetzt Döner, weil Fleisch den Spieß zu teuer machen würde. - Was die Leute aber auch alle einen Mist erzählen. - Gut, also keinen Döner mehr für Paul und ich muss mal gucken, ob es keine Sau light im Supermarkt gibt, sollte es um dieses leckere Schweinefett gehen, welches jede Wurst so wunderbar zart macht. Wir haben viel versucht seine Essgewohnheiten felindiätetisch auszurichten, es gibt da ja jede Menge Fachliteratur. Herr Amazon hat uns da einiges angeboten. Veganisch leicht gemacht für Katzen, das Buch können sie gleich knicken, Paul hat es nach dem Vorwort sofort zerfetzt. - Übrigens wollte Herr Amazon die Brösel nicht zurücknehmen, obwohl wir das Puzzle wieder eingeschweißt haben. - Interessant erschien uns auch der Band, Gluten und eiweißfreie Ernährung für Hauskatzen, unzufrieden in drei Wochen. Langer Titel kurzer Sinn, Paul hat keine drei Wochen gebraucht uns mit seinem depressiven Gestöhne derart zu quälen, dass ein sofortiger Schub mit Fahrradprofiergänzungsnahrung notwendig war. (Ich hoffe nur, dass ihm jetzt hinten zwischen den Beinen von dem vielen Testosteron keine neue Hoden wachsen, noch eine Operation würde ich psychisch nicht verkraften)

Wir haben es dann noch mit alternativen Ernährungsweisen versucht: Eigenurin auf Tofu getröpfelt während man mit dem linken Bein dreimal um die Aloe Vera hüpft, war nicht sein Ding, aber mir hat es Spaß gemacht im Schamanenworkshop bei Tinizara den anderen bei den Versuchen zuzusehen.- Übrigens haben sich da die Männer deutlich geschickter angestellt als die Frauen. (Photos davon können HIER eingesehen werden) Nichts, aber auch gar nichts wollte dem Herren so passen, die Hollywooddiät war auch ein Flop und wir wollten schon aufgeben und weiter Dönersurrogatextrakt aus den bekannten kleinen Döschen verfüttern. Irgendwann, zwischen Verzweiflung und kurz bevor Paul Bischof werden wollte, fiel uns dann aus Zufall ein nettes Buch über die mediterrane Diät in die Hand. - Jetzt ist alles in Butter, Verzeihung, Olivenöl das könnte der rauf und runter essen und Pizza kommt doch wohl vom Mittelmeer. - In der Churreria in der es bis vor kurzem keine Churros gab, aber immer leckere Pizza, hat man sich auch schon an die Spezialwünsche des Herren gewöhnt, die Pizza "Paolo" hat eine extra Portion Sardinen und Mäuseköpfe, als Calzone auch mit ganzen Tieren.


Pizza Paul



Mittwoch 13.09.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1021 hPa

Eine Epoche geht zu Ende

Für viele von uns verbinden sich mit dem Leben auf La Palma auch die Namen der Schiffe mit denen sie das erste oder endgültige Mal hier angereist sind. Für die ältere Immigrantengeneration wie mich, stehen da Namen wie "Ernesto Anastasio" "Ciudad de Teruel" und "Ciudad de Sevilla" ganz vorne, das waren die Schiffe die vom spanischen Festland aus auch La Palma anfuhren, die guten alten Zeiten eben... Damals war die "Compania Trasmediterranea" noch Staatslinie und fuhr für unverschämt billiges Geld die Leute über den Atlantik. Ich weiß noch, dass ich für die Fahrt auf der "Ernesto Anastasio" von Barcelona bis nach La Palma 2.138,- Pesetas bezahlt habe, selbst bei dem Umrechnungskurs der 1978 noch war, entsprach das lediglich 70 DM. - Die "Ernesto Anastasio" ist längst Geschichte und nun kommt ein neuerer Mythenbruch auf uns zu, das Schiff Juan J. Sister wird seinen Dienst auf den Kanaren aufgeben und wohl ab Oktober zwischen dem spanischen Festland und den beiden Exklaven Ceuta und Melilla Dienst tun.

Nein, ich weine nicht jedem Schiff hinterher welches neue Routen belegt, aber immerhin fuhr ein Schiff dieses Namens seit nun 31 Jahren die Route auch nach La Palma. Die erste, nur J. J. Sister genannt wurde 1993 durch ein blitzmodernes Schiff ersetzt und erhielt den gleichen Namen, aber jetzt mit dem ausgeschriebenen "Juan" davor. Seit dem fährt dieser 151 Meter lange Koloss wöchentlich eine Route die von Cádiz aus fast alle Kanareninseln berührt und für La Palma die einzige Direktverbindung auf dem Wasser zum spanischen Festland herstellt. Das in Finnland gebaute Schiff gehörte seit damals zu den festen Größen auf dieser Insel und nicht nur ich werden diesen Kahn vermissen. - Die Reederei ist inzwischen Aktiengesellschaft und nennt sich seit 2003 "Acciona Trasmediterranea" und hat gegen unsere Nostalgiesucht nur blanke Zahlen entgegen zu setzen. Die lauten ganz einfach es lohnt sich nicht mehr und nun bleibt La Palma ohne direkte Schiffverbindung zum spanischen Festland. Da kann man meckern und zetern wie man will, wer sich den Luxus von möglicherweise defizitären Staatsbetrieben nicht leisten will, der muss die Regeln der Marktwirtschaft anerkennen. - Wobei das nicht ganz stimmt, die Rechnung zahlt weiterhin der Steuerzahler, geht so eine Aktiengesellschaft geschickt vor und hat nichts zu versteuern, dann müssen die übrigen Steuerzahler mehr drauflegen und darüber hinaus die höheren Fahrpreise bezahlen. - Nur das will heute keiner hören und Staatseigentum hat so einen faden Geruch. - Das Problem für La Palma wird sein, die Juan J. Sister wird nicht durch eine andere Fähre ersetzt werden, sondern die Fracht von den schnellen Schiffen der "Superfast" Generation der "Acciona Trasmediterranea" übernommen und auf diesen Schiffen werden keine Passagiere mitgenommen. - Ahoi Juan J. Sister.



J.J. Sister 1975 - 1993 u.a. Barcelona - Kanaren


Juan J. Sister 1993 - 2006 Cádiz - Kanaren



Dienstag 12.09.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 27,6 Grad, niedrigste Temperatur: 23,4 Grad

Kein Glück mit Hubschraubern

Der eine fällt wegen eines technischen Defektes vom Himmel und nimmt 6 Menschen mit in den Atlantik, der andere verbrennt, weil er wegen eines technischen Defektes nicht starten kann auf El Hierro. Das ist die etwas hilflose Bilanz der großen Löschhubschrauber des Umweltamtes, welche nach La Palma geschickt wurden um gegen Waldbrände besser gewappnet zu sein. - Die offizielle Bestätigung, dass es sich um den großen Puma handelt steht noch aus, es wird von einem der zwei Hubschrauber aus La Palma geschrieben, aber ein Mitarbeiter des Umweltamtes dessen Kollegen auf El Hierro sind hat gesagt, es sei der große Hubschrauber. - Der konnte nicht wieder starten und als das Feuer erneut anfing sich auszubreiten wurde er ein Raub der Flammen. Die Nachrichten sprechen inzwischen von knappen 1.400 Hektar verbrannter Fläche, ich möchte aber immer wieder darauf hinweisen, dass es sich um Nachrichten aus zweiter Hand handelt, ich bin nicht auf El Hierro und kann das nicht nachprüfen.

Allerdings muss es als große Schlappe angesehen werden, dass diese Hubschrauber reihenweise nicht einsetzbar sind. Ein technischer Fehler kann immer mal auftreten, aber in zwei Monaten zwei zerstörte Hubschrauber und sechs tote Menschen sind mindestens eine Untersuchung wert, welche Maschinen und von wem das Umweltamt da Fluggerät chartert. - Natürlich kann das auch Zufall sein, oder einfach dumm gelaufen, aber die Schicksalsvariante hebe ich mir gerne für andere Fälle auf, welche nicht technischen Ursprungs sind. - Der Passat ist ein paar Stunden früher gekommen als erwartet und kann mit seiner feuchten Luft helfen, dass keine Brände entstehen. Für El Hierro bringt das wenig, wenn es erst mal brennt, dann facht der aufgefrischte Wind die Flammen nur noch mehr an. Hoffnung besteht dann immer nachts, wenn es sehr feucht wird. - Für La Palma kommt der Passat gerade recht, ich möchte mir nicht ausmalen, wenn es gerade jetzt auf La Palma auch noch zu einem Waldbrand kommen würde. - Das wäre momentan, ohne Hubschrauber, denn der zweite soll wohl noch funktionieren und auf EL Hierro seinen Dienst verrichten, eher katastrophenverdächtig.



Dienstag 12.09.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 36 % Luftdruck 1018 hPa

Zeit gewinnen

Die frisch gegründete Anti-Autobahn Eingreiftruppe aus Breña Alta hat nun auf die Schnelle 400 Unterschriften gesammelt, welche eine Verlängerung des Aushangs des lokalen Flächennutzungsplanes um weitere zwei Monate fordert. Der ursprüngliche Termin ist der 5. Oktober und man möchte nun den 5. Dezember als "Deadline" haben, das würde ausreichend Zeit geben alle Einwohner umfassend zu informieren und rechtlich einwandfreie Eingaben gegen den Flächennutzungsplan abzugeben, die nicht gleich wegen Formfehlern vom hohen Tisch der Planungsstrategen gewischt werden können. - Morgen gibt es im Rathaus ein ordentliches Plenum und man hofft die Forderung um die Verlängerung das Aushanges noch in die Tagesordnung mit einbeziehen zu können. - In El Paso waren für die Verlängerung lediglich ein paar intimere Gespräche mit den lokalen Politikern nötig und die Abgabe von 10 offiziellen Bitten um Verlängerung, in Breña Alta scheinen andere Vorstellungen von Bürgernähe zu herrschen. - Allerdings haben die auch wieder einen Vorteil, ein parteiloses Gemeinderatsmitglied, María José García, ist treibende Kraft im Kampf gegen die Autobahn und kann so den Kontakt zu den lokalen Großköpfen jederzeit herstellen. - Es ist unwahrscheinlich, dass der Termin nicht verlängert wird, vielleicht nur um einen Monat, aber das wäre auch schon ein Zeitgewinn. - Freitag um 19:00 Uhr findet das nächste öffentliche Informationstreffen in Breña Alta statt und wenn die Presse, oder zumindest eine Reporterin weiter darüber berichten darf, dann kommen vielleicht auch ein paar mehr Menschen als letzten Freitag.

Auf El Hierro brennt es weiter, die 6 Helikopter scheinen nicht auszureichen um dem Feuer Herr zu werden. Mehrere Siedlungen wurden bereits evakuiert und der Präsident der autonomen Provinz Kanarische Inseln, Adán Martín besuchte gestern El Hierro um gleich darauf mehr Hilfe vom Festland zu fordern, man möchte noch zwei Löschflugzeuge haben. Ob der Hubschrauber aus La Palma wieder liegt, es handelt sich dabei tatsächlich um den großen Puma, konnte ich nicht erfahren, aber gestern früh brachte man über 20 Brandbekämpfer aus La Palma nach El Hierro, zusammen mit Kräften von den anderen Inseln sind nun über 300 Mitarbeiter des Umweltamtes im Einsatz gegen den Waldbrand. - Inzwischen spricht man von 400 bis 1.200 Hektar verbrannte Fläche und alleine an der großen Differenz dieser beiden Zahlen erkennt man bereits, wie schwierig es ist genaue Informationen zu erhalten. Das Wetter bleibt weiter heiß und es herrscht kaum Wind. Aber das war auch gestern so und nur eine halbe Stunde mit ein paar Windböen fachten das bereits unter Kontrolle geglaubte Feuer wieder an. Für morgen erwarten wir wieder feuchte Passatwolken, das Azorenhoch rückt langsam wieder auf seine vorgesehene Position. Das kann hilfreich sein, aber meist setzt zurückkommender Passat mit heftigen Winden ein und das ist dann wieder kontraproduktiv. - Vielleicht haben die vielen Einsatzkräfte bis morgen aber den Brand auch wieder unter Kontrolle.



Montag 11.09.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 38 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 33,7 Grad, niedrigste Temperatur: 24,3 Grad

Vorzeigefirma

Bio kann funktionieren und Integration von sozialen Randgruppen auch. - Mit den sozialen Randgruppen sind nicht die Politiker gemeint, so viel Aufwand will dann doch keiner betreiben. - Es geht um die "Finca Tierra", eine Bio-Finca bei Puntallana, die fast alleine den kompletten Bedarf an Bio-Eiern der Insel deckt und je nach Jahreszeit reichen die auch aus. Im Winter kommt es immer wieder zu Engpässen, weil die vor Glück strotzenden Hühner dann nicht so viele Eier legen wollen und Bio hat ja auch immer was von Wollen und da ginge keiner hin und gaukelt denen ewigen Sommer vor, nur dass die Eierproduktion nicht absinkt. Dazu kommt noch, dass in der Wintersaison der Eierverbrauch einfach höher ist und mehr Mitteleuropäer hier Urlaub machen oder Überwintern. - Gerade die sind ganz spitz auf diese runden Glücksbringer, dann kommt es schon mal vor, dass die Bio Eier zur Bückware werden und man gute Beziehungen zum Bioladenpersonal haben muss. - Ich gebe es offen zu, außer den Bioeiern der "Finca Tierra" esse ich keine anderen mehr und mute damit meiner Einkaufsabteilung manchmal einiges zu. Dabei bin ich kein linksgedrehter Ökoterrorist, aber die Eier sind immer frisch und schmecken vorwiegend nach Ei. - Dass die Dinger immer frisch sind liegt einfach daran, dass man nicht gezwungen ist diese auf Halde zu legen, sondern der Abverkauf zügig vorangeht.

In der "Finca Tierra" wird noch mehr produziert als nur Eier, aber der Haupterfolg liegt in diesem Sektor. Die "Finca Tierra" wird geleitet und organisiert von der Stiftung "Isonorte Empleo S.L.", die auch zum Teil von der Inselregierung gesponsert wird und die unzählige Projekte hier auf La Palma laufen hat, um sozial und gesundheitlich benachteiligte wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. - Jetzt kann man natürlich wieder mit der Subventionskeule kommen und sagen, kein Wunder, die müssen damit kein Geld verdienen und können so ganz locker und ganz Bio im Hier und Jetzt rumwerkeln, aber ganz so einfach ist das nicht. Die "Finca Tierra " würde sich wohl alleine tragen, aber die Sozialarbeit dabei ist der gute Nachschlag und die Leute sind da nicht einfach nur Arbeitnehmer, sondern werden auch noch, so lang es sich nicht um integrationsunfähige Politiker handelt, professionell betreut. - Das Ei des Kolumbus (wer hat eigentlich das andere?) fällt einem dazu ein, andere sprechen von goldenen Eiern und ich bin froh, dass es auf La Palma noch mehr Bio-Eier gibt als meine eige....

Spaß beiseite, auch wenn man kaum an wirkliche Nachrichten über den Waldbrand auf El Hierro herankommt, die letzten Meldungen waren nicht besonders positiv. Der Wind hat heute wohl bereits kontrolliert geglaubte Flächen neu entfacht und man musste sogar einige Häuser evakuieren und viele Telefonleitungen sind ausgefallen weil Masten verbrannt sind. - Es sind wohl nun 6 Hubschrauber am Löschen, unserer aus La Palma fliegt wohl immer noch nicht wieder und viel mehr erfährt man einfach nicht, ich kenne keinen auf El Hierro den man eben mal anrufen könnte so wie man das hier machen kann wenn man vor Ort ist. Über die Tagespresse, wird diese auch mehrfach am Tag aktualisiert, bekommt man eigentlich immer nur die offiziellen Kommuniques der Pressestellen und die sind nicht besonders "robust" verfasst. - Es scheint aber so zu sein, dass die auf unserer kleinen Nachbarinsel mehr Probleme haben als ursprünglich angenommen, die Temperaturen sind auch heute wieder deutlich über die 30 Grad Marke gestiegen.



Montag 11.09.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 43 % Luftdruck 1020 hPa

Waldbrand auf El Hierro

Das bisschen was man davon mitbekommt stimmt eher zuversichtlich, die Behörden sprechen von einer Ausdehnung von ein paar Quadratkilometern bei "La Mareta" in der Gemeinde Frontera. Gegen Mittag meldete man das Feuer und schnell hatte man Einsatzkräfte vor Ort und auch Hubschrauber von den anderen Inseln, so auch aus La Palma. Allerdings flog der aus La Palma nicht lange, genau so wenige wie der aus Tenerife, beide hatten technische Schwierigkeiten und mussten durch andere Apparate aus Gran Canaria und Tenerife ersetzt werden. - Die Löscharbeiten dauerten den ganzen Tag über an und abends wollte man noch keine positive Meldung abgeben, man hofft aber im Laufe der Nacht das Feuer kontrollieren zu können. - Dabei muss man immer auf die Terminologie der Aussagen achten, es gibt große Unterschiede wer denn sagt, das Feuer sei unter Kontrolle, kommt das von den Politikern, dann brennt es noch drei Tage, erst wenn die Einsatzkräfte vor Ort beruhigendes vermelden, dann kann man anfangen sich zurück zu lehnen.

Was unseren Hubschrauber angeht, von dem wird nicht mal gemeldet um welchen es sich handelt. Es ist aber anzunehmen, dass es sich um den "kleinen" der GIE handelt, welcher der Inselregierung untersteht und nicht um den dicken Puma, den uns das Umweltamt geliehen hat. Wie dem auch sei, wenn zwei der anfänglich drei operierenden Hubschrauber nach kurzer Zeit bereits nicht mehr einsatzfähig sind, dann kann man nur froh sein, dass es genügend dieser Maschinen hier gibt. - Was den Feuerwehrleuten auf El Hierro hilfreich sein wird, es weht kaum Wind. Allerdings ist die Luftfeuchte wieder über Nacht stark abgesunken, das spricht wieder für das Feuer. - Mehr Informationen sind derzeit hier auf La Palma nicht verfügbar, die derzeitige Wetterlage verhindert auch die Weitsicht, man kann im Moment keine "Rauchzeichen" aus El Hierro sehen.



Sonntag 10.09.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 53 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 31,8 Grad, niedrigste Temperatur: 23,1 Grad

Das kann ich doch noch irgendwann gebrauchen !

Wenn es ums Aufräumen geht, dann sind Kinder, Kater und Männer alle gleich, wegwerfen gehört nicht zu unseren Stärken. - Wir haben beschlossen, (besser wäre, wir wurden von unserem weiblichen Haushaltsbeistand beschlossen) heute groß aufzuräumen, das Kinderzimmer ist kaum noch begehbar und im Büro tummeln sich unendlich viele Fälle von mañana und Paul muss seine Terrasse sauber machen, alle Eidechsenschwänze und Mäuseköpfe sollen weg. - So viel zur Theorie und glauben Sie mir bitte, meine Frau hat absolut recht und der Rest der Familie versucht sich diesem weiblichen Putz und Räumsyndrom nicht zu weit zu nähern, das ergibt immer nur Arbeit. - Da weder meinen Kindern, noch dem Kater und auch mir die Gnade der gespielten Migräne zueigen ist, kann man nur versuchen zu retten, was noch zu retten ist. - Die Kinder kämpfen um jedes abgetrennte Barbiebein, jeden platten Ball genau so unerbittlich wie ich um meine alten und längst nicht mehr funktionstüchtigen Feuerzeuge, die ich alle mal reparieren werde wenn ich Zeit habe.

Was hat ein altes Wählscheibentelefon aus der DDR im Büro zu suchen und warum liegen sage und drehe 14 Schraubenzieher auf den Regalen, wo man doch nachweislich nur maximal zwei gleichzeitig bedienen kann. - Das mit dem Telefon kann ich ganz einfach erklären, wir wissen ja nicht wie es mit der westlichen Wertegemeinschaft weitergeht, da habe ich immer gerne alternative Hochtechnologie um mich, das gibt mir das Gefühl auch für die Zukunft gewappnet zu sein. Das gilt im Übrigen auch für die alten Steckdosen und Lichtschalter aus der Zeit der ersten Renovierung, wenn die Marokkaner doch irgendwann sich "ihre" Kanareninseln einverleiben, dann müssen wir uns den Strom wieder selber drehen und ich habe dann die passende Technik dafür. Argumentativ bin ich in solchen Momenten meiner Frau hoffnungslos unterlegen, auch wenn sie 6.000 Bücher herumstehen hat, deshalb darf ich noch lange nicht 6.000 Schraubenzieher haben, das ist etwas anderes. - Ob ich mit dem Argument durchkomme, mit Schraubenziehern kann man auch Bücherregale bauen? - Nein, ich versuche es lieber nicht und halte mich da doch lieber an die Paulregel, bloß kein Wort zuviel und manchmal hilft unsichtbar sein. - Die Kinder sind da noch nicht so geübt und ich glaube es sind inzwischen 7 Müllsäcke voller Kindheitströdel, der da nun seinen letzten Weg in den Barranco Seco nimmt.

Einen Trost kann ich den Mädels noch mitgeben, die verstümmelten Puppen, Sammelalben mit Mutantenköpfen und abgegriffenen Gesellschaftsspiele ohne Gesellschaft müssen nicht mehr den Flammentod sterben, die letzte Müllverbrennungsanlage auf La Palma wurde vor fast einem Jahr geschlossen. Da fällt mir wieder die Geschichte mit dem Zinnsoldaten ein der nur ein Bein hatte, dem ist das ähnlich ergangen. - Warum ich so viel darüber schreibe, das ist doch ein ganz normaler Umstand und hat mit La Palma eigentlich überhaupt nichts zu tun. Da gebe ich Ihnen völlig recht, aber solange ich schreibe muss ich nicht aufräumen und Argumente erfinden, warum man selbst Computerteile aus dem letzten Jahrtausend wie einen Schatz hütet. - Wenn es morgen keine Nachrichten mehr gibt, dann hat meine Frau ihre Drohung war gemacht und Kinder, Kater und Mann in den achten Müllbeutel gepackt, mit der Aufschrift "argumtentationsloser Müll" versehen und zur Sonderannahmestelle für kontaminierende Abfälle gebracht. - Nur der Paul, der findet das inzwischen lustig, sei vorsichtig mein Freund...


Sondermüll



Sonntag 10.09.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1020 hPa

Aus drei werden sieben

Für die Angehörigen der "Trece de Fuencaliente" besteht nun doch wieder Hoffnung, dass man die sterblichen Überreste ihrer Väter oder Großväter auffindet. Nach fast zwei Wochen Ausgrabungen hatte man zunächst nur drei Körper bergen können und die Zuversicht bereits aufgegeben, dass es sich bei der Fundstelle um das Grab der berühmten "Dreizehn von Fuencaliente" handelt. Jetzt hat man vier weitere Körper entdeckt, die Archäologen meinen, es könnte durch starke Niederschläge in den letzten fast siebzig Jahren gut sein, dass die Körper nicht mehr alle zusammen liegen, sondern durch die Erdbewegungen "mitgewandert" sein. Man will nun die Zone der Ausgrabungen erweitern, handelt es sich wirklich um die "Trece de Fuencaliente", dann fehlen noch 6 Leichen und die Angehörigen fordern natürlich, dass man nicht mit den Grabungen aufhört, bevor nicht alle gefunden sind. Anhand von DNA Analysen will man später die Körper identifizieren und dann können die Hinterbliebenen ihre Familienmitglieder mit Namen und dem gebührenden Respekt auf einem Friedhof ihrer Wahl erneut bestatten.

Kurz noch zum Wetter. - Es hat sich zwar, seit Tagen bereits, ein neuer Hochdruckkern auf dem Nordatlantik gebildet, aber der ist noch zu weit westlich und noch nicht stark genug, uns wieder mit frischem und feuchtem Passat zu versorgen. Noch erreicht uns so wärmere und trockenere Luft aus Nordafrika, die sich auf dem kurzen Weg über den Atlantik zu uns nicht ausreichend abkühlen und mit Feuchtigkeit versorgen kann. Die Temperaturen sind aber nicht mehr alarmierend und die Staubbelastung hält sich sehr in Grenzen. Eigentlich ganz normales Südeuropawetter, aber eben nicht unseres. Man ist sich seitens der Wetterpropheten nicht so ganz einig, wann denn der Passat bei uns wieder das Regiment übernehmen soll, die nationalen Meteorologen sehen das für übermorgen voraus, die internationalen des "Global Forecast Systems" sind da zögerlicher und verlängern unser ungewohntes Kontinentalklima noch um eine ganze Woche.



Samstag 09.09.06 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 29,9 Grad, niedrigste Temperatur: 23,4 Grad

Afeitate Papi, wir wollen ir

Ja, ya voy. - Für manch Außenstehenden ist eine innerfamiliäre Unterhaltung bei uns nicht immer leicht zu verstehen. Seit die Kinder in der Schule sind, werfen die unverschämt bilateral mit dem Wortschatz um sich, wir könnten Bastian Sicks Cebollapeces, pardon Zwiebelfische mit täglichen verbalen Slapstick füllen. - Ist deine Cerveza jetzt fría genug oder ponga ich die otra vez in den congelador, das kann man ja noch verstehen, jeder weiß, dass ich kaltes Bier mag. Komm ahora und ayudamir wird schon schwieriger, weil jetzt nur nicht einfach nur Worte aus zwei sehr verschiedenen Sprachen gemischt werden, sondern nun auch noch der Grammatik kryptische Töne beigegeben werden. "Ayudame" - Hilf mir, muss das heißen, aber Rosa packt den deutschen Dativ hinten dran und eigentlich sollte ich froh sein, dass sie nicht ayudamich gesagt hat, denn eigentlich ist spanisch sprechenden Menschen der Unterschied zwischen dem Dativ und dem eingesprungenen Akkusativ nicht wirklich klar zu machen. - Von meinem totalmente gescheiterten Versuch, sieben palmerischen Hausfrauen mal was über den Genitiv zu erzählen habe ich bereits mal berichtet, besser wir lassen dessen.

Ganz interessant ist auch die Neuschöpfung von Worten, angelehnt an eine der beiden Sprachen, aber so ausgelegt wie es in der anderen sein müsste. So spricht man bei uns zu Hause auch von Menschen die drogiert sind, also Drogen genommen haben, weil es spanisch drogado heißt und das deutsche, unter dem Einfluss von Drogen stehend, doch ein bisschen lang ist. Gut, man könnte high oder stoned sagen, aber da bringen wir dann noch eine weitere Sprache ins bunte Getümmel, das könnte dann heavy werden. So sind sportliche Menschen bei uns deportiv, kranke Menschen infermiert, schlaue Leute listiert und wenn man müde ist, dann geht man cansadiert in die cama. - Coco machen. - Ganz lang ist die Liste der Neuschöpfungen und ich kann mich dem auch nicht ganz entziehen, weil manches in der einen oder in der anderen Sprache einfach fehlt. So wäre es doch einfacher das Wort Klassismus zu benutzen anstatt "Klassendenken", dringend eingeführt in die deutsche Sprache muss auch das Wort alegal, ganz wichtig, weil diesen großen Raum zwischen illegal und legal füllend und hier täglich im Gebrauch, und last but not geleast, aprovechieren. - "Aprovechar" kann man dümpeldeutsch mit "ausnutzen" übersetzen, kann aber auch dafür stehen, einfach nichts umkommen zu lassen, kein Fest auszulassen, keine Gelegenheit und keine Möglichkeit. Nur so kommt man hier weiter, lieber aprovechieren als depressieren und der deutschen Sprache schenken wir auch noch das Wort mañana, das soll das Herzinfarktrisiko deutlich bajieren können. - Im Gegenzug führen wir hier dann übermañana ein, da kann man sich dann gänzlich sicher sein, dass übermorgen garantiert nichts happens.



Samstag 09.09.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 49 % Luftdruck 1019 hPa

Ánimo Breña Alta

Für die paar Leute aus El Paso die sich auch auf den Weg gemacht haben die Schnellstraßengegner aus Breña Alta zu unterstützen, war das fast eine kleine Nostalgietour. Die ersten Schritte eine funktionierende Protestbewegung zu installieren sind sehr mühsam, wir haben hier weder Protestprofis, noch das was man eine Protestkultur nennen könnte. - Nicht, dass wir uns falsch verstehen, geht es um die eigenen Angelegenheiten, dann können wir sehr robust auftreten, aber gemeinschaftlich ein Ziel verfolgen, bei dem jeder einzelne auch wieder einen Kompromiss eingehen muss, dass muss erst noch wachsen. - Es waren nicht sehr viele Leute dort, die Flüsterpropaganda hat noch nicht gewirkt, es war eher noch eine Versammlung der Anwohner "Buenavistas", dieser Ortsteil ist auch am deutlichsten betroffen durch die neue Trassenführung. - Es waren aber die richtigen Leute dort, es hat sich bereits ein zehnköpfiges Komitee gebildet, welches die Koordination weiterer Aktionen und Treffen organisiert. - Eine Anwältin war auch dabei und erklärte das weitere Vorgehen und ist auch beauftragt worden, die "alegaciones" gegen den PGO Breña Altas zu verfassen. - In dem Punkt unterscheidet sich das Vorgehen gegen die Schnellstraßenpläne nicht von dem in El Paso, da der gesamte Verkehrswegeplan in dem die autovía auftaucht noch nicht fertig ist, kann man sich rechtlich bislang nur gegen die Landreserve in den lokalen Flächennutzungsplänen stellen.

Primäres Ziel für die Leute aus Breña ist nun eine Verlängerung des Aushangs der Pläne und damit Einspruchsfrist zu erwirken, diese Zeit wäre notwendig um die alegaciones in Ruhe zu erstellen und weiter hinter die Kulissen zu blicken. - Auch in El Paso hat sich erst beim dritten Blick auf den PGO so manche, zart betitelt "Ungereimtheit" aufgetan, man könnte fast meinen, es sei gut gewesen, dass die Landreserve den Blick der Leute dafür geschärft hat, solche Pläne mal eingehend zu studieren. - Was in Breña noch nicht klar ist, ob die Gemeinde, so wie in El Paso, mit der Protestbewegung gegen die Schnellstraße kollaboriert. - Das wäre wünschenswert, macht doch dieser Schritt der lokalen Politiker auch für eher zögerliche und obrigkeitsgläubige Menschen den Schritt zum Protest gesellschaftsfähig. Da waren sich die Aufrechten in Breña nicht so ganz einig, aber noch während der Versammlung kam die Meldung durch, dass man seitens der Gemeinde ein Gespräch gleich am kommenden Montag mit dem Komitee der Schnellstraßengegner anbietet. - Danach trifft man sich unter der Woche erneut und am kommenden Freitag, sollte nichts anderes vermeldet werden, findet das nächste öffentliche treffen in Breña Alta statt, dann aber im Gebäude der "Sociedad Atlántida" statt, auch wieder um 19:00 Uhr. - Man darf da ruhig hingehen!

Fast eine Anekdote, aber nur fast, denn es ist eigentlich zu traurig dafür. Auch in Breña Alta hat man die Straßen mit Protestplakaten geschmückt, ich habe sogar mehr entdeckt, als in El Paso. Allerdings ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten, Mitarbeiter der Inselregierung, nicht der Gemeinde, rissen viele dieser Plakate wieder ab. Natürlich darf man auf öffentlichen Plätzen keine Plakate anbringen und auch nicht an Verkehrsschildern, das kann man hinnehmen, auch für Protest gibt es Regeln einzuhalten. Man hat aber auch Plakate entfernt, die in Privatgrundstücken liegen und das mit dem fragwürdigen Hintergrund erklärt, innerhalb 8 Meter des Begrenzungsstriches einer Straße darf nicht plakatiert werden. - Das hört sich dann doch wieder wie eine Anekdote an, oder wie ein Gesetz aus anderen Zeiten. - Auf jeden Fall ist hier den Leuten auch ganz schnell klar geworden, woher der Widerstand zu erwarten ist. Diese Provokation seitens der Inselregierung führt aber nur zu einer Trotzreaktion, morgen werden wieder neu Plakate aufgehängt. - Wer solche Plakate runterreißen muss, hat der etwa Angst für irgend etwas?







Freitag 08.09.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 29,5 Grad, niedrigste Temperatur: 23,0 Grad

Der Gutwetterhafen

Der Hafen von Puerto de Tazacorte bleibt weiter fast jungfräulich, die Reederei Armas hat nun angekündigt, noch in diesem Monat die kleine Inselrundfahrt von Tazacorte nach Santa Cruz wieder aus dem Programm zu nehmen. Als Grund hierfür wird genannt, bei etwas mehr Seegang wird es sehr kompliziert den Hafen anzulaufen und man hat sich vor 2 Wochen schon mal das Ruder dabei beschädigt, dieses Risiko will man angesichts der Wintersaison, mit deutlich höherem Wellengang als im Sommer, nicht mehr eingehen. - Von mangelnder Auslastung will man nicht sprechen, auf dem Weg von El Hierro nach Santa Cruz de La Palma kommt man ja quasi am Hafen von Tazacorte vorbei und kann ohne großen Umweg dort einen Höflichkeitsbesuch abstatten. - Für viele Bewohner und Inselgäste ergab sich dadurch aber die Möglichkeit, La Palma mal aus einer anderen Perspektive zu sehen als nur aus dem Autofenster. Die zweistündige Minikreuzfahrt um die Südspitze der Insel war sehr beliebt, dazu wird man wohl nur noch morgen, oder aber noch zwei weitere Samstage Gelegenheit haben.

Für die Fischer und die Ausflugsboote war der groß angelegte Ausbau des Hafens von Tazacorte auf jeden Fall ein Gewinn, die liegen nun deutlich sicherer und können ganz in Ruhe dort die großen Winterstürme abreiten. Man wollte aber auch einen Fährhafen dort installieren, immerhin sollen dort Schiffe bis 120 Meter Länge anlanden können, - wenn sie denn können, oder wollen. - Dazu muss man ganz einfach mal die Lage der Insel betrachten und die zwei Stunden mehr Weg für die Schiffe, wenn man auf der Tenerife abgeneigten Inselseite liegt. Da macht es keinen betriebswirtschaftlichen Sinn, wenn die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten immer noch eine Gerade ist. Darüber hinaus ist der Hafen von Tazacorte nicht als Frachtterminal geeignet und alle die Fähren, welche aus Tenerife zu uns kommen, die befördern nicht nur Passagiere, sondern auch Fracht. Da ist bei der Reederei Armas sogar der Hauptfokus, die "Volcán de Tauce" und Volcán de Tejeda" sind für die schnelle Aufnahme von Trailern konzipiert worden, der Passagierdienst ist dabei eigentlich ein Nebenprodukt. - Auf die Dauer kann der Hafen von Tazacorte nur ein wirklicher Fähr- und Frachthafen werden, wenn Santa Cruz aus irgend einem Grund nicht mehr als Frachtterminal funktionieren will, ein Zustand der nicht annähernd als reell angenommen werden kann. Ansonsten braucht man Tazacorte nicht als Fracht- oder Fährhafen, wir haben schon einen und der liegt, in diesem Fall mal, auf der richtigen Seite der Insel.


Volcán de Tauce im Hafen von Puerto de Tazacorte



Freitag 08.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa

Wer sind die 3 von Fuencaliente?

13 sollten es eigentlich sein und noch dazu die berühmten "Trece de Fuencaliente", Opfer der Francoschergen, die dort im Januar 1937 erst hingerichtet und dann im Kiefernwald von Fuencaliente verscharrt worden sind. - Ende Juli glaubte man die Stelle gefunden zu haben an der das "Grab" der 13 von Fuencaliente liegt, Angehörige der Opfer hatten von sich aus begonnen dort nach den Leichen zu suchen. - Die Inselregierung hat dann eine speziell dafür ausgebildete Truppe angeheuert, Profis ins Sachen Ausgrabungen, aber nach nun fast einer Woche Suche, konnten nur die Überreste von 3 Menschen gefunden werden und nicht die von den vermuteten 13. - Jetzt herrscht großes Rätselraten, wo sind die "wirklichen" 13 von Fuencaliente oder war das alles nur eine aufgeblähte Geschichte und dort sind nicht so viele Opfer verscharrt worden. Für die Angehörigen, die hofften nun endlich ihren Vorvätern ein ordentliches Begräbnis zukommen lassen zu können ist das ein richtiger Schock.

Vor allem steht nun die Frage im Raum, wer sind die drei Leichen und wie kann man diese identifizieren. - Man geht wohl davon aus, dass es sich auch um Bürgerkriegsopfer handelt, aber die Geschichte erzählt halt von 13 Opfern und nicht von dreien, jetzt sind weitere Untersuchungen und Überlegungen gefordert. - Die vermutete Fundstelle war durch überlieferte Erzählungen ausfindig gemacht, aber es kann gut sein, dass man in den Wirren dieser Zeiten in denen öfter mal Menschen einfach verschwanden, ein anderes Grab lokalisierte. - Die Opfer wurden ja nicht öffentlich verscharrt, sondern heimlich und nachts und es war besser nichts davon zu wissen oder zu sehen, sonst bekam man selbst die "Aufmerksamkeit" der damaligen Obrigen zu spüren. - Rätsel über Rätsel und es kann auch sein, dass die 3 Leichen wohl zu den 13 von Fuencaliente gehören, aber eben nur 3 davon dort verscharrt worden sind und die fehlenden zehn irgendwo und nicht mal zwingend auf La Palma eine letzte Ruhestätte gefunden haben. - Nichts ist so wirklich sicher was in diesen Zeiten vor sich ging, Opfer des Francoregimes aus La Palma hat man sogar in deutschen Konzentrationslagern gefunden, viele sind damals auf eine endliche Reise geschickt worden und auch das ganz tiefe Buddeln im Wald bei Fuencaliente scheint keine endgültige Wahrheit zu bieten.



Donnerstag 07.09.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 33,2 Grad, niedrigste Temperatur: 26,5 Grad

Freitag ist Autobahntag

Oh Verzeihung, habe ich schon wieder das böse Wort benutzt, es soll keine Autobahn auf La Palma gebaut werden, sondern eine Schnellstraße mit Überholmöglichkeit, merken sie sich das ein für allemal Herr Schreiberling! - Eine autovía nennt sich das und die ist genau so breit, genau so unnötig, man darf einfach nur langsamer darauf fahren. - Damit bestünde ja immerhin die Möglichkeit die Ausfahrt zum Weltbiosphärenreservat doch nicht zu verpassen, die ist gleich hinter dem Rasthof "Cumbre West" und danach kommt, last exit El Paso, letzter Halt vor San Borondón. - Warum kann man eigentlich nicht unpolemisch über die autovía sprechen, kann man schon, aber dieses Verkehrsprojekt ist ein absoluter Witz und Witze sind nun mal zum Lachen da. - Kleiner Versuch der Vernunft: Niemand ist gegen den kontinuierlichen Ausbau unserer Verkehrswege, die sind absolut notwendig und müssen auch dem wachsenden Verkehr angepasst werden, aber wir haben schon eine leistungsfähige Trasse, die LP2 (Santa Cruz de La Palma - Puerto de Tazacorte) und die kann man wunderbar ausbauen, mit weiteren Überhohlmöglichkeiten versehen und schon flutscht der Verkehr wieder in fortschrittsgläubiger Geschwindigkeit. Einzig die langsamen LKW verursachen Schlangen, dem kann man mit Überholspuren alle paar Kilometer entgegenwirken, Platz dafür ist neben der LP2 fast überall. - Eine völlig neue Trasse bedeutet ja nicht nur, dass riesiger Landverbrauch entsteht, denn die alte Trasse bleibt ja auch erhalten, sondern eine gewachsene Struktur völlig zerrissen wird. An die LP2 hat sich jeder gewöhnt, die Gewerbe haben sich dort angesiedelt, es ist die Lebensader der Insel und die muss man stärken, nicht durch eine andere ersetzen. Das sind mal andere Argumente als nur die ökologischen, die aber auch ganz alleine für sich bereits den Bau eines solchen Verkehrsweges in einem Weltbiosphärenreservat ab absurdum führen.

Jetzt müssen wir mal zum Titel finden. Die Schlange taucht ja nun nicht mehr alleine in El Paso auf, in den Flächennutzungsplan von Breña Alta hat man dieses Fortschrittsschwert ebenso mit kühnem Strich gezeichnet und nun rührt sich auch dort der Protest. Man will gemeinsame Sache machen mit der "Plataforma Ciudadana" die sich in El Paso formiert hat, macht ja auch Sinn, gemeinsam ist man einfach stärker und die geplante autovía ist ja die selbe. Auch in Breña Alta will man nun Eingaben gegen die Trasse im Flächennutzungsplan erarbeiten, da können die Erfahrungen aus El Paso nur dienlich sein. - Dazu will man sich jeden Freitagabend treffen, an der Kirche von Buenavista, strenggläubige Atheisten sollen sich davon aber nicht abschrecken lassen, das tut nicht weh, bei uns ist die Kirche ein gesellschaftliches Phänomen. - Im gleichen Zusammenhang möchte ich noch auf den Mut einer unserer wenigen Journalisten auf La Palma hinweisen. Verónica Vargas hat sich in der Zeitung "La Voz de La Palma" als deutlich regierungsuntreu geoutet und bezeichnet Antonio Castro Cordobez, geistiger und politischer Hauptverfechter der autovía, neben zwei weiteren palmerischen Politikern als "enemigo en casa" - den Feind im eigenen Haus. Das kann ganz schnell dazu führen, dass andere Blätter, für die Verónica bislang geschrieben hat, zukünftig auf ihre Schreibe verzichten werden. Chapeau Verónica!



Donnerstag 07.09.06 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 25 % Luftdruck 1016 hPa

Schluss mit lustig

Eigentlich wünscht man sich nach guten vier Wochen Feierei den Alltag herbei und nimmt man dann noch die fast drei Monate Schulferien mit dazu, dann haben wir einen gewaltigen Zeitraum Disziplinlosigkeit hinter uns, die heute auf einen Weckerschlag ihr unsanftes Ende findet. - Die Schule geht los, noch mal umdrehen ist abgesagt, die Kinder brauchen jetzt morgens wieder frische und fröhliche Vorbilder und das kostet, uns zumindest. - Allerdings ist der Schulanfang gesellschaftlich erträglich organisiert, für die ganz Kleinen und die Mittleren geht es heute los, dann kommt noch der Freitag und dann erst mal ein Wochenende um die neue, fast lebensfeindliche Situation, um 6:30 Uhr aufzustehen noch mal zu reflektionieren. - Die Größeren fangen erst am Dienstag an, um dann am Mittwoch wieder frei zu haben, dann ist auch bereits Donnerstag und das nächste Wochenende nah. - Fragen Sie mich bitte nicht, warum das so ist, aber es kommt mir sehr entgegen.

Für beide unserer Kinder fängt auch wieder eine neue Etappe an, beide müssen die vertraute Schule wechseln, aus den alten Gebäuden und vertrauten Lehrern sind sie einfach "rausgewachsen". Die Große kommt ins "Instituto", weiterführende Schule auf der sie, so Gott, die Schule und ihr Fleiß es zulassen sogar bis zum Abitur bleiben kann, die Kleinere wechselt für einen zweijährigen Zwischenspurt aus der Zwergschule in das Colegio "Adamancasis" um dort die 5. und 6. Jahrgangsstufe zu absolvieren. - Natürlich alles in El Paso, meine Kinder sollen behütet aufwachsen... Auch wenn diese Uhrzeit eigentlich noch keine Vernunft zulässt, eine interessante Zahl darf ich noch verkünden. In den unteren Jahrgangsstufen, also bis einschließlich 6. Klasse sind die Schülerzahlen auf dem gesamten kanarischen Archipel erneut gesunken. Auf La Palma sind das gerade noch mal 5.900 Pennäler und man schätzt, dass davon ein Drittel Immigranten sind, meist aus Südamerika und Europa. - Der einzige Profiteur dieser, wieder gewonnenen morgendlichen Disziplin ist Paul, der bekommt nun sein Frühstück wieder eine Stunde früher und kann so viel schneller seinen vormittäglichen Schönheitsschlaf beginnen. - Manche Leute meinen, ich würde dieses eitle Vieh beneiden, manche Leute haben recht.



Mittwoch 06.09.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 33 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 42 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 33,6 Grad, niedrigste Temperatur: 28,2 Grad

Flüchten leicht gemacht

Wie komme ich am besten nach Europa und was muss ich dabei beachten. Das Internet ist ja bekannt dafür, jede Menge an Information zu beherbergen, so kann man erfahren wie man mit Hausmittelchen Johannisbeerflecken von der Bluse ätzt, man kann aber auch Anleitungen zum Bombenbasteln finden, nach dem Motto geht nicht gibt´s nicht. Spanische Journalisten haben eine senegalesische Webseite entdeckt, gehostet als .com Domain, in der ausreisewillige Senegalesen über die besten Möglichkeiten nach Europa zu kommen informiert werden. Nicht nur das, es gibt auch spezielle "Packs", die ein rundum Sorglospaket versprechen, um in Europa, vornehmlich in Frankreich eine europäische Zukunft zu haben. Das Vokabular dieser Webseite drängt aber den Verdacht auf einen Hoax auf, man spricht von den faschistischen europäischen Polizisten und wenn man in Frankreich eine Scheinehe eingehen will um die Nationalität zu erlangen, dann muss man unter Anderem, mit einer "vieille salope" mal vorsichtig als "alte Schlampe" übersetzt, ein paar Mal ins Bett gehen.

Was mich auch noch stutzig macht und den Verdacht auf einen Hoax aufkommen lässt, die einfache Überfahrt aus dem Norden des Senegal soll nur um die 300 Euro kosten, inklusive "Sicherheitspaket". Wir wissen aber, dass die Überfahrt knapp unter 2.000 Euro kostet, oder aber von Schleppern als Kredit gegeben wird, der später abgearbeitet werden muss. - Dieses Angebot trägt den zynischen Namen "le pack D-Day" und da wird versprochen, man erhält auf den Kanaren besseres Essen als im Senegal und wird, von Zapatero bezahlt nach Madrid oder Malaga geflogen und kann sich in Ruhe die Städte ansehen. Insgesamt liest sich dieser Artikel wie eine eigentlich unverschämte Gebrauchsanweisung, wie man am einfachsten die europäischen Sozialsysteme ausnutzt und zeichnet damit eine andere Seite der Flüchtlingsproblematik und wird leider sicher dazu dienen, hier bereits vorhandene Vorurteile zu bestärken. - Man sollte aber bald nach Spanien kommen, nach den nächsten Wahlen werden sich die Zustände ändern und dann soll Schluss sein mit der liberalen Immigrationspolitik der Iberer. - Das klingt fast schon wieder vernünftig, denn Zapatero verliert durch das, so wohl nicht zu lösende Flüchtlingsproblem, immer mehr Ansehen. Hoax hin oder her, ich glaube nicht, dass das echt ist, aber einen wichtigen Tipp kann man da schon lesen, man darf auf keinen Fall Ausweispapiere mitnehmen, sonst kann man, weil die Staatsangehörigkeit festgestellt werden kann, auch wieder abgeschoben werden. - Da erhält das Wort "Ausweispapier" doch gleich mal wieder eine ganz konkrete Bezeichnung. http://www.senegalaisement.com/senegal/venir_en_france.php heißt die Webseite, machen Sie sich Ihr eigenes Bild. - Kopieren Sie die Befehlzeile, ich möchte nicht direkt darauf verlinken.



Mittwoch 06.09.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 18 % Luftdruck 1016 hPa

Nachsitzen

Vor der Bürgerbeteiligung kommt die Bürgerinformation. Ob es nun um die lokalen Flächennutzungspläne geht, meist nur "PGO" oder "PGOU" genannt, oder um solche Großpläne geht wie den "PTE" (Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística de la Isla), eines hat sich seit dem Einsatz der "Asamblea Ecologista" und der "Plataforma Ciudadana" geändert, wir haben jetzt die theoretische Möglichkeit zu wissen, was man uns antun will. - Dazu bleibt immer noch zu erwähnen, dass es völlig fragwürdig bleibt, lokale Flächennutzungspläne zu basteln und Spezialpläne aufzulegen, noch bevor es den inselweiten Strategieplan gibt, den "PIOT" oder "PIOLP" (Plan Insular de Ordenación del Territorio de La Palma). - Was früher erst ans Tageslicht kam, wenn alles unterschrieben war, findet heute, trotz spürbarer Presseverweigerung größte Aufmerksamkeit und die Investoren und ihre politischen Interessenvertreter werden zusehends dünnhäutiger. Man ist nun so weit gekommen, man will doch tatsächlich die bislang nicht veröffentlichen Änderungen im PTE für einen Monat aushängen, das ist auf Grund öffentlichen Drucks geschehen, dem sich auch die übergeordnete Raumordnungsbehörde in Tenerife nicht entziehen konnte.

Im Boletín Oficial de Canarias wird verkündet werden, ab wann wir den Plan einsehen können, einen Monat will man diesen dann aushängen. - Ob auf diese Änderungen des ursprünglichen Planes erneut "alegaciones" also Eingaben gemacht werden können, diese Frage wird noch diskutiert. - Es bleibt zu befürchten, dass man diesen öffentlichen Aushang dazu benutzt dem Dokument die bislang in Frage gestellte Rechtssicherheit zu geben, denn bislang war der PTE nur in seiner Erstfassung veröffentlicht worden, die eingearbeiteten Änderungen aber musste man sich "zusammensuchen". - Einen Nachschlag gibt es auch noch, die 5 möglichen Golfplätze, von denen es nur 4 geben wird, erhalten eine finanzielle Machbarkeitsstudie, in denen der lukrative Betrieb vorgerechnet wird. - Solche Machbarkeitsstudien gibt es auf dem Viktualienmarkt oder der Plaza von Los Llanos auch für Ananasfarmen in Alaska zu kaufen und was eigentlich die Arbeit eines Investors ist, das übernimmt nun die Inselregierung. Man will damit den Gegnern dieser Golfplätze die Argumente entziehen nach dem Motto, wenn man, oder der Investor damit Geld verdienen kann, dann ist das gut für die Insel. Immerhin, man will uns nun zeigen, oder einen ausgesuchten Teil davon, was man mit unserer Zukunft vor hat, beteiligen daran, so wie das Gesetz es fordert will man uns auch, aber nur beim Auslöffeln der Suppe, mitkochen dürfen wir noch nicht. - Der Mai 2007, Wahltermin, ist näher als man denkt und nun droht für viele Pläne gewaltige Eile, denn Wahlen haben einen großen Nachteil, die finden mit Bürgerbeteiligung statt und da weiß man nie so genau, was dabei herauskommt.



Dienstag 05.09.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 35 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 24 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 35,2 Grad, niedrigste Temperatur: 30,6 Grad

Paul, es kann nur einen geben

Ein namhaftes Anwaltsbüro aus Dauntaun Mainhätten ist bereits beauftragt worden Pauls Persönlichkeitsrechte zu vertreten, die ersten Plagiate sind aufgetaucht und bevor es nun zu Millionenschäden kommt, müssen wir robust reagieren. - Ein Leser hatte uns darauf aufmerksam gemacht, dass Paul nicht mehr alleine ist auf dieser Welt, andere wollen sich an seinem Weltruhm bereichern. (Weltruhm deshalb, denn man liest uns sogar in Österreich) - Ich kann allen nur anraten Pauls Persönlichkeitsrechte und auch das Recht am eigenen Bild nicht antasten zu wollen, da kennt der Herr keinen Spaß. Wer nachgemachte Pauls in Umlauf oder Verkehr bringt, oder mit nachgemachten oder in Umlauf gebrachten Pauls Verkehr hat, der wird mit dem Verzehr von 15 Kilo Tierkadaver, vornehmlich aus meiner Heimat Niederbayern bestraft. - Da soll es im Moment billige Chargen geben. - Das nur mal so vorneweg, das ist aber auch wirklich ein dickes Ei, welches sich da eine Plüschtierfirma geleistet hat, haben die doch tatsächlich einen Kater ins Aufgebot genommen, der ein Ebenbild des Paul sein könnte. - Ich weiß, dass er der schönste Paul der Welt ist, er übrigens auch, aber das ist nun mal so wenn man der einzige ist, an solchen Aussagen habe ich mich früher auch immer schadlos gehalten.

Wäre doch noch schöner, da könnte man doch gleich hingehen und mein Photo als Vorlage für Remakes von "Die Glorreichen Sieben" nehmen, in der Realityversion mit dem Arbeitstitel "Die Faltigen Sieben" betitelt, so was kann man doch nicht machen, das geht auf keine Katzenhaut. - Paul ist gekränkt und alleine die Kosten für Felintherapeuten und die psychische Stabilisierung durch Biophotonen und Akupunktur nach Prof. Dr. Katzenschwingel belaufen sich bereits auf mehrere hundert Dosen Sheeba. - Gut, das holen die Anwälte locker alles wieder raus, aber es geht uns doch nicht um Geld, so etwas würde uns nie einfallen, es geht nur um die Ehre und Würde des Don Paul, denn es kann nur einen geben. - Da steckt gewaltige kriminelle Energie dahinter, will man doch für ein Plagiat Pauls glatte 145 Euro haben, bei Pauls Berühmtheitsgrad verkauft die Firma davon locker 1.000.000 Million Stück, geht dann an die Börse und kauft davon die Deutsche Bundesbahn, wahlweise mit oder ohne Streckennetz. - Dann aber bitte umbenennen in Pauls Bahn, das "Bund" muss ja dann eh weg und Paul ist kein Deutscher, Paul ist ein Paulaner. - Wo wir jetzt schon dabei sind, da könnten wir ja auch gleich noch diese nette bayrische Brauerei verklagen, die sich doch glatt so nennt wie unser "himself", das gibt wieder ein lockeres Sümmchen. - Du sollst keinen anderen Paul haben neben mir gibt mir da ein fordernder Blick zu verstehen und ich will bei meinem Herrn nicht in Ungnade fallen, das ist genau so wie bei La Palma, vieles nennt sich so ähnlich und tut so als ob. - Nichts da, es gibt nur einen Paul und alles andere ist Kopie, es ist halt nicht alles Paul was schnurrt.


Nixpaul



Dienstag 05.09.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte LO % Luftdruck 1018 hPa

Mitten in Afrika

Mathias, ich muss was ganz Wichtiges mit dir besprechen, schau dass du Paco findest und ruf mich dann wieder an. - Es gibt Menschen, da fragt man nicht lange nach warum und wieso, er wird schon seinen Grund haben und sicher ist es wichtig. Paco zu finden ist nicht allzu schwer, der ist nach seiner Arbeit als Nationalparkwächter immer im Umkreis der Kirche zu finden, mal eine Bar davor, mal eine danach. - Entgegen besseren Wissens war das Bier bei Ramón so eiskalt, dass wir nicht sofort zu Manuel Ángel fahren konnten, obwohl auch Paco sich erschrocken hat über die einsilbige und vehemente Forderung Manuel Ángels, uns sofort zu sehen. - Was wird da passiert sein, Probleme mit der alten und kränkelnden Mutter, die aber immer noch Herrin im Haus ist? Probleme mit der Arbeit, Liebeskummer, Krankheit oder was auch immer einen aus der Lebensbahn werfen kann.

Schließlich holen wir ihn ab, er ist frisch gebadet, riecht deutlich zu heftig nach Aftershave, aber weil man bei 35 Grad das Autofenster sowieso immer offen hat, verfliegt das im Lenkradumdrehen. - Was ist los, was ist so wichtig? - Fahr doch erst mal los, hier kann ich euch das nicht sagen und ich fahre nicht wissend wohin, aber manchmal dirigiert mich Manuel Ángel mit knappen Hinweisen, doch lieber hier oder dort abzubiegen. Mir ist die gewünschte Richtung längst klar, aber einem Freund, der irgendwelchen Sprechbedarf hat, dem fällt man nicht wissend ins Wort. - Paco ist völlig verwirrt, wo fahren wir jetzt hin und sag doch endlich was du von uns willst, kälter als das Bier bei Ramón bekommen wir heute keines mehr. - Schließlich sind wir am Ziel, die neue Tasca in La Rosa oberhalb von El Paso, die bei diesem Wetter endlich mal Verwendung für ihren aufreizenden Namen findet: "Kenia". - Der Wind pfeift gewaltig von der Cumbre herab und wir haben Schwierigkeiten unser viel zu warmes Bier fest zu halten und jetzt kann er nicht mehr aus, jetzt muss er mit seinem Geheimnis herausrücken, das ist er uns schuldig. - Ich wollte mit euch einfach mal woanders ein Bier trinken, ganz alleine mit euch und nicht den immer gleichen Leuten, die einen den ganzen Tag löchern und dumme Fragen stellen. - Der hat gesessen und wie soll man da böse sein, Freunde haben das Recht dazu und fast schweigend saßen wir da im heißen Wind, mit tränenden Augen, nicht vor Rührung sondern weil der Wind einem den Sand in die Augen bläst, viel zu warmes Bier in der Hand. Manchmal zwinkert mir Paco zu , er hat wohl Angst, ich könnte diesen Moment mit dem Hinweis stören, bei Ramón ist das Bier kälter oder so, aber da braucht er keine Angst haben, ich kenne meine Aufgaben und so haben wir einen wunderschönen Abend verbracht. Es war unerträglich heiß und windig, das Bier eigentlich nicht genießbar, die obligatorischen Erdnüsse fasst sowieso niemand an und dennoch haben wir den Abend genossen. - Muss wohl an den Menschen gelegen haben die um mich waren. (Für das warme Bier können die Kellner nichts, wer bei 37 Grad und heißem Wind unbedingt sein Bier draußen trinken will, der hat es nicht anders verdient, das "Kenia" ist eine durchweg empfehlenswerte Tasca)



Montag 04.09.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 39 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte LO % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 40,3 Grad, niedrigste Temperatur: 28,6 Grad

LO

Soll wohl die Abkürzung für "Low" sein und bedeutet bei meinem wunderbaren digitalen Feuchtigkeitsmesser, dass die relative Luftfeuchte unter der Nachweisgrenze liegt. - Das andere Extrem, HI, das wird bei 95% erreicht, dann gehe ich mal davon aus, dass wir unter 5 % relativer Luftfeuchte im Moment haben. - Die gute Nachricht dabei ist, der Staub in der Luft ist fast völlig wieder weg, der einzige Gruß der Sahara ist die heiße Luft, die inzwischen fast alle Luftschichten erreicht hat, lediglich auf Meereshöhe sorgt der Atlantik noch für Ausgleich. Hier haben wir vor 40 Minuten die 40 Grad Marke für ein paar Minuten überschritten, für die Höhe von 540 Metern auf der wir uns befinden ein ziemlich knackiger Wert. - Man müsste ein Thermometer auf 1.400 Meter haben, das wäre sicherlich interessant, im Sommer und genauso für den Winter. Der Wind kommt sporadisch und trägt manchmal einen angenehme Hauch von Atlantik heran, eine Minute später wieder das Feuer Afrikas, aber es ist kein durchgängiger "africano", also permanent heißer Wind.

Morgen Mittag soll die erste leichte Abkühlung kommen und Mittwoch dann wieder Nordostpassat. Man kann auf der Webseite des Instituto Nacional de Meteorología, kurz INM genannt sehr gut verfolgen, wie ein neues nordatlantisches Hoch entstehen will, um dann wieder zum, für uns gewohnten Wetter zurück zu kommen. - Eine kleine Idiokdote (eine Anekdote ist dagegen lustig) kann ich noch berichten. Ein Nachbar von uns, nicht der mit dem Laubsauger, Namen und Herkunft behalte ich einfach mal für mich, hat heute gegen 15:00 Uhr nichts anderes zu tun als seine Gartenabfälle abzufackeln. Ja, Sie haben richtig gelesen, der gute Mann macht bei knappen 40 Grad, extremer Trockenheit und Wind Feuer auf seinem Grundstück und wundert sich, dass die Polizei angefahren kommt und ihn ordentlich zur Schnecke macht. - Das Feuer hatte er aber dann doch schnell wieder unter Kontrolle, aber ein heftiger Windhauch hätte gereicht, um daraus eine wirkliche Gefahr für die Umgebung zu werden. Die bereits angeforderte Feuerwehr konnte wieder umdrehen, da hat sich einer nachhaltig Freunde gemacht. - Schwer wird es heute Abend mit der Lokalauswahl für den Calimakiller. Die Abuela und Carlos haben Ruhetag, bei Ramón kann man ab 30 Grad nicht mehr reingehen, bleibt die Churreria in der es wieder Churros gibt seit dem Besuch unserer Schutzpatronin, der Virgen de El Pino. - Seit langem war die Teigmaschine kaputt, mit deren Hilfe der schwere Teig ins heiße Öl gepresst wurde und niemand konnte das reparieren. So nannte man das Lokal immer die Churreria in der es keine Churros gibt und nun geht das Teil plötzlich wieder, aber El Paso wird darauf verzichten nun die Schutzpatronin in Virgen del Churro umzubenennen. - Jetzt kennen Sie endgültig den Unterschied zwischen Idiokdote und Anekdote, letztere Erzählform bereitet auch viel mehr Freude.


Grenzwertig



Montag 04.09.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 34 % Luftdruck 1020 hPa

Frauen an die Arbeitsfront

Nicht wirklich was Neues hört man aus der Gemeinde Barlovento. Dort sind knapp 70% aller Arbeitslosen weiblichen Geschlechts, ein Prozentsatz der deutlich über dem anderer Gemeinden liegt. Einen wirklichen Grund dafür will man nicht angeben, es wird aber etwas damit zu tun haben, dass der Dienstleistungssektor der Gemeinde nicht gerade üppig ist. Diese Vermutungen können aber auch in der Luft hängen bleiben, der Bürgermeister hat nun, ein halbes Jahr vor den Wahlen, sein Herz für arbeitslose Frauen geöffnet und will diese mit einem Arbeitsbeschaffungsprogramm morgens wieder aus dem Bett scheuchen.

"Aires de Barlovento" nennt sich diese Maßnahme, pathetischer Name für einen ganz simplen Vorgang, anstatt Arbeitslosengeld ohne irgendwelche Tätigkeit zu bekommen, können ja die Frauen sich auch in der Gemeinde nützlich machen, weiterhin bezahlt vom Arbeitsamt. Fassaden streichen, Gärten pflegen und die Stadt hübscher machen, das sind die möglichen Einsatzgebiete. 20 Frauen sollen ab Ende des Monats diese Aufgaben erfüllen, die Statistik wird es danken, aber ob man auf diese Art und Weise arbeitslose Frauen wieder, oder erstmalig in den Arbeitsmarkt führen kann, das möchte ich hart bezweifeln. - Aber diese Diskussion ist nicht neu, dieses Mal aber direkt an Frauen gerichtet und nicht an alle Arbeitslose. Es bleibt der schale Nachgeschmack, dass man sich billige Gemeindehelferinnen verschaffen will, denn das eigentliche Problem, fehlende Arbeitsplätze und mangelnde Ausbildung wird dadurch nicht angegangen. Im Nordosten der Insel nichts Neues, und schon hat er uns wieder, der Alltag.



Sonntag 03.09.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 33 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 32 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute: 33,8 Grad, niedrigste Temperatur: 23,9 Grad

Calima

War ja eigentlich fast klar, dass er wirklich kommt, man will nur dem Azorenhoch immer noch eine Chance geben sich doch noch wieder rechtzeitig zu formieren. Heute Morgen war es noch angenehm frisch an der Wallfahrtskirche und erst als die Sonne über die Cumbre Nueva brach war klar, jetzt ist es soweit. Dieser gelbliche Schein lässt nichts gutes vermuten und noch vormittags legte sich dann dieser afrikanische Schleier über die Insel. Die Sicht beträgt aber noch mehrere Kilometer, im Juli 2004 konnten wir von unserem Standpunkt aus weder das Meer, noch den Calderagrat, noch die Cumbre Vieja mehr erkennen, es gibt für alles immer noch Steigerungen. Die Luftfeuchte sinkt langsam und noch weht kein Windhauch. Die schlimmste Wetterbestrafung die man auf den Kanaren erleben kann, heißer und heftiger Wind, auch "africano" genannt kann aber auch noch kommen, das wäre dann morgen und übermorgen so weit.

Nur heiß ist nicht wirklich schlimm, dann schwitzt man halt mehr und in der Landwirtschaft muss mehr gegossen werden. Kommt allerdings der heiße Wind und dann noch kanalisiert durch unser Landschaftsrelief, dann kann es sehr schnell gehen mit den Schäden in der Landwirtschaft. Allerdings vermelden die weisen Wetteronkel vom GFS bereits für Mittwoch wieder Klärung, so schlimm wird es wohl nicht werden. - Bei diesem Wetter kommt immer wieder die Geschichte vom Ziegenenthörner, einem Windphänomen welches es sicher auch anderswo geben kann, aber eben nur hier so heißt und extrem selten und nur ganz lokal vorkommt. Der "descuernacabras" kann auftreten, wenn sich heiße Luft aus den oberen Schichten sehr schnell mit feuchteren und noch kühleren bodennahen Schichten an der Südwand des Bejenado vermischt und damit wie ein kleiner Fönsturm die Hänge des Hausbergs El Pasos runtersaust. Nur kleine Schneisen sind das, aber dort wo der Wind wütete, da bleibt keine Melone auf dem Feld, kein Hut auf dem Kopf, kein Stuhl auf der Terrasse und kein Mund vor Schreck geschlossen. Es geht so schnell, dass man erst nach den paar Sekunden begreift, was überhaupt geschehen ist. - Genau im Juli 2004 war das auch, dass wir Zeugen eines Ziegenenthörnerangriffs auf ein friedliches Gästepaar waren, die sich zum kulinarischen Auftanken auf der Terrasse der allseits beliebten Abuela niedergelassen haben. Sie saßen da friedlich bei Tapas und Wein und von einem Moment auf den anderen waren alle Tische und Stühle von der großen Terrasse gefegt, mitsamt des Tisches der Gäste. Die saßen mit einem Glas in der Hand und Messer und Gabel plötzlich vor einem Nichts, auch ihr hübsch gedeckter Tisch war später irgendwann beim Nachbarn wieder zu finden. Der Gesichtsausdruck der beiden Wanderer war irgend etwas zwischen Schrecken und Unverständnis, der descuernacabras hatte wieder mal zugeschlagen. - Jetzt wird mir auch plötzlich wieder völlig klar, wo ich denn heute Abend meinen Calimakiller zu mir nehmen werde, das ist wieder eine wunderbare Möglichkeit diese alten Geschichten aufzuwärmen.


Calimakiller anstatt Sundowner



Sonntag 03.09.06 - 12:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1019 hPa

Die Jungfrau ist verräumt

Erstaunlich viele Menschen waren heute um 05:30 an der Kirche in El Paso um die "Virgen de El Pino" wieder hinauf zu ihrem angestammten Platz in der gleichnamigen Kapelle zu bringen. Die "Subida de la Virgen" ist der vorletzte Akt unserer Feierlichkeiten und anschließend findet ein großes Bergfest statt, der untere Teil der Reventón Passes wird dann zur Lagerstätte für tausende an meist schon leicht müden, aber umso fröhlicheren Pilgern. Damit endet das zweitgrößte Inselfest und El Paso kann nach vier Wochen durchfeiern ab morgen dann wieder zu einem leicht angekaterten Alltag zurückkehren. Das Bergfest findet jedes Jahr statt, auch wenn die Virgen de El Pino nicht in den Ort gebracht wird, denn die große Fiesta findet nur alle 3 Jahre statt und das hat einen guten Grund, jedes Jahr würde das niemand aushalten und auch der Gemeindesäckel nicht. - Über Geld wollen wir hier nicht reden, aber was den Haushalt für das Fest angeht, da sind sich Opposition und Regierungsparteien immer einig gewesen, da lassen wir uns nicht lumpen.

Für das Bergfest heute haben die Veranstalter noch ein bisschen nachlegen müssen, der aufkommende Calima verlangte viel mehr Aufsichtspersonal als sonst. Da sprangen die CECOPIN (Centro de Coordinación Operativa Insular) und die Nationalparkverwaltung aber ohne Probleme ein, insgesamt stehen vier große Feuerwehrautos zur Verfügung, das darf nicht passieren, dass wir beim Feiern den Wald noch anzünden. - Überhaupt muss man den Veranstaltern ein großes Lob zollen, außer dem Verkehrschaos an den Tagen mit den großen Konzerten, verlief alles reibungslos. Dazu gehören natürlich auch die Mitarbeiter der Gemeinde, die sich nicht zu gut waren nach durchfeierter Nacht auch Sonntagfrüh den Müll gleich wieder wegzuräumen um der Stadt am nächsten Tag wieder ein freundliches Aussehen zu verleihen. Nicht unerwähnt dürfen die vielen freiwilligen Helfer bleiben, die in welcher Funktion auch immer dazu beigetragen haben, dass dieses Fest überhaupt stattfinden konnte. Ohne diese großen unentgeltlichen Dienste der Einwohner, wäre es unmöglich, finanziell wie personell, solch ein gewaltiges Fest zu stemmen. - Das ist vielleicht der größte Unterschied zu anderen Gemeinden, hier bringt sich jeder ein, damit wird er ja auch Teil des Festes und garantiert damit ja auch wieder das Gelingen dieses, im wahrsten Sinne des Wortes, Volksfestes. - Man kann nur den Hut ziehen, wir sind eine kleine Stadt mit nicht mal 8.000 Einwohner, aber feiern und danach wieder arbeiten, das können wir wie die Großen. Chapeau El Paso!

Ganz ohne Kritik geht es allerdings auch nicht ab und die kommt bei weitem nicht von mir alleine. - Das Rahmenprogramm darf ruhig wieder schmaler werden, das war zu viel und nur um genau so auf die Pauke zu hauen wie die Hauptstadt es bei ihrem großen Fest macht, das haben wir nicht nötig. - Die beiden großen Konzerte mit Ana Torroja und den K-Narias hätten nicht sein müssen um das Fest gelingen zu lassen, da sind wir jetzt schlauer, aber hinterher ist das immer einfach zu wissen. - Auch wenn alles friedlich abgelaufen ist auf den beiden Konzerten, wenn sich über 8.000 Menschen auf solch einem kleinen Platz tummeln, dann geht das nicht spurlos, besonders nicht an den dortigen Anwohnern vorüber. Besonders beim Konzert der K-Narias war es mit der Disziplin beim Toilettenbesuch vorbei, viele fanden wohl in dem Getümmel die Trapotos (transportable Toiletten) einfach nicht und von der Not gedrungen und dem Bier gefordert, mussten Hauseingänge und Vorgärten herhalten. - Das geht vorüber und Kärcher kennt man auch bei uns und wenn von solchen wunderbaren Fiestas nicht mal ein leichter "Nachgeruch" bleiben soll, dann lässt man solche Großveranstaltungen während eines traditionellen Volksfestes einfach sein. - Soll übrigens auch wohltuend für den Gemeindesäckel sein. - Schluss jetzt mit Fiesta, der Alltag muss wieder her und den Rest des Bergfestes den müssen die heute alleine schaffen, ich kann nicht mehr...


Subida de la Virgen


Bergfest


Jungfrau de el Pino und der besagte Pino



Samstag 02.09.06 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 31,5 Grad, niedrigste Temperatur: 21,2 Grad

La Lagarta

Nicht gleich aufspringen und protestieren, die Eidechse heißt hier natürlich el lagarto, aber von der will ich nicht sprechen, sondern von einem interessanten höchst endemischen Tier, welches wir tatsächlich la lagarta nennen. Dabei handelt es sich um eine, kaum beschriebe Nachtfalterart, die im Raupenstadium immer mal wieder unseren Wappenbaum degustiert, die kanarische Kiefer. Als wissenschaftlicher Namen steht "Macaronesia fortunata" und als einziger weiterer Hinweis der Oberbegriff "Dasychira", also irgendein "Schadspinner". - Schadspinner gibt es viele, auch auf zwei Beinen, die verpuppen sich allerdings meist nicht nachdem sie den Schaden angerichtet haben, sondern spinnen fröhlich weiter. - Zurück zum Insekt, von dem ich keinen deutschen Namen gefunden habe, wer also noch ein Thema für eine Diplom oder Doktorarbeit sucht, der kann sich ja an diese endemische Raupe wenden. - Allerdings ist die nicht immer präsent, sondern tritt sporadisch, dann aber meist explosionsartig auf und hinterlässt Hektare von anscheinend totem Kiefernwald.

Der ziemlich stark behaarte Spinner kann den Kiefern aber nicht dauerhaft schaden, die Bestände erholen sich schnell nachdem, meist durch Änderung der Witterung, die stattlichen Nachtfalter beschließen, nun doch keine weitere Population zu produzieren. - Auf allen Kanaren auf denen Kiefernwald dicht steht, kommt es oft in Abständen von Jahren oder gar Jahrzehnten zum Ausbruch dieser Plage, warum, wieso, wann und wo, das weiß nur die "Lagarta" ganz alleine. Auf Tenerife hat man mal versucht die Lagarta zu bekämpfen, mit einem Bazillus der den verräterischen Namen eines deutschen Bundeslandes trägt, in dem es die beste Rostbratwurst geben soll, aber wenig erfolgreich und seit dem unternimmt man seitens des Umweltamtes nichts mehr gegen diese Raupe, sie verschwindet ja eh wieder. Auf La Palma kam es auch schon öfter zum Auftreten des Nachtfalters, vor vielen Jahren war die Montaña Enrique davon befallen und nachts zogen abertausende von Faltern bis runter nach El Paso und verdunkelten die Straßenlaternen. Seit ein paar Wochen ist es nun wieder so weit, vielleicht zwei Kilometer nördlich und auf gleicher Höhe mit der Felsformation "Los Campanarios" bei Jedey, sind mehrere Hektar Kiefernwald erneut von "La Lagarta" befallen. Was zunächst wie ein Farbspiel der Natur aussah, lässt nun keinen Zweifel mehr, dort sind alle Kiefern "angefressen" und machen einen vertrockneten und toten Eindruck. - Die kanarische Kiefer kommt aber ohne Probleme damit klar, wer sogar Brände abkann, den kann eine Raupe auch nicht erschüttern.


Befall duch Macaronesia fortunata auf La Palma, in der Mitte des Photos zu erkennen



Samstag 02.09.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1016 hPa

Maximale Waldbrandgefahr

Noch sind die unteren Luftschichten feucht und frisch, die trockene heiße Luft hat noch nicht bis in die tiefen Zonen durchdringen können. Die Luftmassengrenzen liegt derzeit noch bei etwa 800 Meter, darüber ist es staubtrocken, darunter hält die gekühlte Atlantikluft die Temperaturen noch angenehm. Fehlender Wind erschwert der trockenen Luft nun auch das Vordringen in die bodennahen Schichten, allerdings erwartet man für morgen ein weiteres Ansteigen der Temperaturen und langsam wird dann die Hitze auch nach unten dringen. - Es gibt keine klaren Anzeichen wie der fast völlig aufgelöste Hochdruck auf dem Atlantik sich neu formieren will, davon hängt es ab, ob wieder Wind kommt und aus welcher Richtung dieser wehen wird.

Bislang hält sich die Staubbelastung sehr in Grenzen, die Sicht ist immer noch uneingeschränkt gut, Calima sieht anders aus, riecht anders und fühlt sich anders an. Was noch nicht ist, kann aber noch werden, morgen ist dafür der entscheidende Tag. Unabhängig davon, sind die Höhenzüge der Insel seit Tagen extremer Trockenheit und Hitze ausgeliefert, wir befinden uns mitten in der Zeit der höchsten Waldbrandgefahr, ein Funke und das ausgedörrte Unterholz fängt sofort Feuer. - Es ist größte Vorsicht geboten bei uns im Wald, rauchen oder Feuer machen ist strikt verboten, die Bilder wie wir sie aus Galizien noch vor ein paar Wochen in Erinnerung haben, brauchen keine Auffrischung aus La Palma. - Da liegen nun alle Hoffnungen auf der Vernunft der Menschen und im schlimmsten Fall auf dem schnellen Eingreifen der "Brif", mit ihrem großen Puma Hubschrauber, der täglich beruhigend seine Kreise über diese Insel zieht. - Wir wollen es aber besser nicht darauf ankommen lassen, ein Sommer ohne Waldbrand auf La Palma wäre auch ein schönes Ziel. - Bislang hat das Wetter auch nie wirklich ein solches Szenario zugelassen, die nächsten Tage aber werden kritisch.



Freitag 01.09.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 28,2 Grad, niedrigste Temperatur: 20,8 Grad

"Día Típico", man feiert sich selbst, wen denn sonst?

Eine gute Erfindung der "Día Típico". Alle anderen auf der Insel müssen arbeiten, nur die Leute aus El Paso nicht. - Das ist aber kein Vorrecht El Pasos alleine, alle Gemeinden haben zwei Tage im Jahr zur freien "Feiertagsverwendung" und einen davon investiert El Paso in diesen Traditionstag. - Alles was Kostüm im Schrank und Endemie im Blut hat zeigt sich an diesem Tag und nimmt an einer der vielen Veranstaltungen teil, die alle einen gemeinsamen Nenner haben und der ist das alte, schöner gesagt traditionelle Leben der Gemeinde. Es geht um die Landwirtschaft, Handwerk, Kunsthandwerk und alles so, wie man es zu den Zeiten gemacht hat, als alles angeblich immer noch besser war. - Wer den Caballeros beim Schweineschlachten zusieht, der bekommt allerdings schnell mit, dass früher die Schweine auch nicht angenehmer dem ewigen Appetit der Landbevölkerung zum Opfer fielen, als es heute in hochtechnologischen Tötungsanlagen geschieht. - Aber was soll es, Kotelett schmeckt doch fast jedem und nur aufrechten Vegetariern kann man echte Kritik in diesem Punkt abnehmen, also "Schwein drüber".

Die mächtigen Kühe, die auf der "Era" (Dreschplatz) das Korn dreschen sind meist Mittelpunkt dieser hochendemischen Fiesta, vielleicht am Nachmittag noch auszustechen durch die Monsterpaella, die wie alles andere auch, gratis an die Besucher dieses Spektakels verteilt wird. - Dabei muss nicht alles immer ganz traditionell ablaufen, das große Fass Wein, auch gespendet, wurde von dem großen Radlader der Gemeinde auf den Festplatz gefahren und nicht mit Muskelkraft dorthin bewegt, El Paso beweist einmal mehr Pragmatismus. Es ist eine Mischung aus Erntedankfest und Volksfest, vom Volk, fürs Volk und die wenigen Besucher von außen fragen sich nachher, ob das wohl in El Paso immer so läuft. Wer da nur zufällig hineingeraten ist und eigentlich eine stramme Wanderung noch unternehmen wollte, dem wird mit kräftigem Wein, Gófio, getrockneten Feigen und anderen Leckereien schnell klar gemacht, heute ist kein Tag zum Wandern, sondern zum Feiern. - Der "Día Típico" findet jedes Jahr statt und hat eigentlich nichts mit dem großen Fest der "Virgen de El Pino" zu tun, passt aber wunderbar in diesen traditionellen Rahmen und sorgt dafür, dass die Gemeinde nicht mal einen freien Tag zum Auslüften hat. Nur als Hinweis, am "Día Típico" werden nicht die bunten Festtagstrachten getragen, sondern das Alltagskleid welches sich besser für die harte Arbeit auf dem Feld und rund ums Haus eignet. - HIER gibt es ein paar Photos, nur eingeschränkt für Vegetarier geeignet.


Día Típico in El Paso



Freitag 01.09.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa

Ran an die Geschichte

Pünktlich heute, am 1. September beginnen die Ausgrabungen der "13 de Fuencaliente", so nennt man das Gemeinschaftsgrab der 13 Bürgerkriegsopfer. Im Januar 1937 erschossen dort Falangemitglieder die 13 unbequemen Oppositionellen und verscharrten sie oberhalb der Südspitzengemeinde im Kiefernwald. - Man weiß genau wer da begraben liegt, es war kein wirkliches Geheimnis, auch wenn die genaue Fundstelle erst durch den Enkel eines Opfers gefunden werden konnte. - Ende Juli gruben Angehörige dort zuerst auf eigene Faust und als man die ersten Skelettteile fand, benachrichtigte man die Behörden. Zuerst mussten Staatsanwaltschaft und Guardia Civil ermitteln, dann ging die Verantwortung der Ausgrabungen auf die Inselbehörde weiter und nun geht man nach archäologischen Maßstäben daran, das Gemeinschaftsgrab minuziös und wissenschaftlich freizulegen.

Es wurde kritisiert, wie lange man gewartet hat um die Leichen dort aus dem Gemeinschaftsgrab zu befreien, aber man fürchtete um die Möglichkeit der Zuordnung der Skeletteile wenn Amateure daran gehen, 13 namenlosen Leichen wieder Identität zu verleihen. Die Firma "Arqueocanarias" ist nun für das professionelle Bergen der Überreste beauftragt worden, Ziel ist es alle 13 Opfer genau zu identifizieren, damit die Angehörigen später ein spätes, aber ehrenhaftes Begräbnis durchführen können. - Daneben wird aber auch eine Chronik über die Vorfälle erstellt, dazu werden die Angehörigen und alle noch lebenden Zeitzeugen befragt , damit diese sehr dunkle Zeit der kanarischen und spanischen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten kann. - Von Aufarbeitung will man dabei nicht sprechen, das hieße eine Gesellschaft erneut in Opfer und Täter zu teilen, nach fast 70 Jahren und mehreren Generationen an Nachkommen wäre das auch ein genauso unnötiges wie gefährliches Unterfangen, da Kinder von Tätern nicht gleichzeitig Täter sind, genau so wenig wie die Kinder der Opfer immer Opfer sind. - Aufzeichnen ja, verurteilen nein, es ist ja auch kaum noch jemand da, der dafür persönlich und nicht in Sippenhaft die Verantwortung übernehmen könnte. - Die Arbeit der Chronisten und Archäologen kann sich durchaus noch ein ganzes Stück hinziehen, La Palma und ganz Spanien hat noch mehr dunkle Flecken aus dieser Zeit und wir und unsere Nachkommen müssen auf jeden Fall wissen, was in der Zeit passiert ist, nur so kann man zukünftige Generationen davon abhalten, erneut solche Barbareien als mögliches Gesellschaftsbild anzuwenden.





Familie Ellen & Simon Märkle

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