La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Septmeber 2004


Donnerstag 30.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1014 hPa

Steinzeit

Die Probleme mit der Telekommunikation La Palmas halten an. Inzwischen ist zwar ein Minimum an Festnetzleitungen und auch die mobile Telefonie wieder halbwegs machbar, ADSL bleibt aber weiter stumm. Ganz lustige Bekanntschaften haben wir so den Tag über gemacht, oft bekam man einen Anschluss, aber oft auch einen völlig falschen Gesprächsteilnehmer und wenn wir nicht dringend funktionierende Leitungen für unsere Arbeit bräuchten, dann wäre es fast lustig. Es ist aber nicht mehr lustig, die Leute warten auf Antworten und wir kommen nicht mal an unsere Email heran. Ein lausiger Versuch mit dem alten "Dampfmodem" ist bislang immer gescheitert, er lädt ein paar Emails und schwupps, knackt es schon wieder in der Leitung und uns begrüßt die gähnende Leere der technischen Steinzeit.

Es hilft wohl nicht, über die Telefonica zu schimpfen, wenn die erst ein Kabel aus 2.650 Metern Tiefe herausholen müssen um es zu reparieren, dann kann das eine Weile dauern. Wir werden aber langsam nervös, denn die Leute die uns Nachrichten schreiben und ihren Urlaub planen wollen eine Antwort haben und dass La Palma von der Außenwelt abgeschnitten ist, das kommt bestimmt nicht in den deutschen Abendnachrichten. Später versuchen wir es noch mal per Modem wenigstens die Nachrichten hoch zu laden und ich tröste mich mit dem Gedanken, dass es schlimmere Spielarten gibt, als die telekommunikative Impotenz. Sollte uns gelingen, diese Nachrichten ins Netz zu stellen, möchte ich damit alle Leute um Entschuldigung bitten, die noch keine Antwort von uns erhalten haben.



Donnerstag 30.09.04 - 07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1013 hPa

Weiter taub und blind

Eine Havarie des optischen Glasfiberkabels "Tegopa", welches La Palma über La Gomera mit Tenerife verbindet wird als Grund für die nun fast 20 Stunden anhaltende Funkstille genannt. Nahe La Gomera, in einer Tiefe von über 2.000 Meter vermutet man die Bruchstelle. Im Moment ist man dabei das Kabel zu "fischen" um es dann auf einem Spezialschiff an der Oberfläche zu reparieren. Seit gestern Nacht sind einige Gespräche über Mobiltelefone möglich, diese werden über Satellit realisiert, analoge Leitungen und Datenübertragung sind weiter ohne Funktion. Für die Kommunikation via Satellit brachte man zwei mobile Funkstationen aus Tenerife, die mit dem neuen Fährschiff "Milenium 2" gegen 23:00 Uhr auf La Palma ankamen.

Diese Havarie tritt etwa eine Woche vor der Inbetriebnahme des direkten optischen Kabels "Telapa" ein, welches uns dann direkt mit Tenerife verbindet und endlich einen alternativen Weg der Telekommunikation bietet. Zukünftig sollen solche Havarien dann für den Verbraucher nicht mehr spürbar sein, fällt eine Verbindung aus, wird über das andere Kabel telefoniert. Ich freue mich darauf und nun können wir noch darüber nachdenken, ob die Havarie des alten Kabels zu früh kommt, oder das neue Kabel zu spät. Die wirklich brennende Nachricht ist, kein Sturm, kein Feiertag, keine Fiesta konnte unseren Brötchenlieferanten morgens davon abhalten uns mit leckerem Backwerk zu versorgen. Heute früh gab es keine Brötchen und das nehme ich der Telefonica wirklich übel.



Mittwoch 29.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1011 hPa

Kurznachrichten

Heute Vormittag erschreckten drei Kampfjets die Westseite der Insel und vollführten akrobatische Choreographien mit ihren Monstermaschinen vor der Küste bei Tazacorte. Die drei F18 kamen von der Luftwaffenbasis "Gando" auf Gran Canaria und sollten zu Ehren irgendeines Jahrestages, dessen Hintergrund ich nicht mehr weiß, unsere Insel mit ihren Kunststücken beglücken. Das war beeindruckend und von unserem Standpunkt sah das aus, als wollten die Top Guns mitten in den Bananen landen.

Eine Stunde später flog wieder etwas über die Westseite, diesmal der Löschhubschrauber der einen Flächenbrand irgendwo hinter der "Montaña Enrique" etwa bei Moro de Jable löschte. Die Passatwolken waren zu der Zeit so dicht, dass man nicht genau entdecken konnte, wo es brannte. Zu dem Hubschrauber gesellte sich noch das am Flughafen stationierte Löschflugzeug und gemeinsam brachten die fliegenden Feuerwehren den Brand in Stundenfrist unter Kontrolle.

Seit 13:40 Uhr liegt wieder mal die gesamte Telekommunikation der Insel flach. Kein Telefon, kein Handy und natürlich auch kein Zugang zum WWW. "Incomunicado" sagt man hier, das muss auch nicht übersetzt werden. Noch weiß keiner, was da wieder passiert ist, üblicherweise erzählt man uns am nächsten Tag, unser Unterseekabel, welches uns mit dem Rest der Welt verbindet sei gestört. Morgen werden wir dazu auch mehr erfahren und wenn Sie diese Nachrichten nicht mehr heute lesen können, dann lag das nicht an mir. Vom Brand und vom Ausfall der Telefonverbindung habe ich leider kein Photo, dafür eines der F18 beim Bananenpflücken.


F18 über La Palma



Mittwoch 29.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1014 hPa

Langsame Leitung in den Gesundheitszentren

Seit gut einem Jahr sind alle 10 "Centros de Salud", so heißen unsere Gesundheitszentren, per Datenleitungen miteinander verknüpft und theoretisch hat jeder Arzt die Patientenhistorie per Mausklick sofort auf seinem Monitor. Theoretisch ist das eine feine Geschichte und wurde seinerzeit als technisches Pionierprojekt für ganz Spanien gefeiert. Die Ärzte sind allerdings nicht so ganz zufrieden damit, das System arbeitet zeitweise so langsam, dass Abfragen und Eingaben in den Zentralrechner länger dauern als die Behandlung des Patienten.

In der medizinischen Rush hour kann es sogar vorkommen, dass stundenlang überhaupt kein Zugriff auf die Daten möglich ist, der Arzt muss aber weiter behandeln und sollte im Normalfall alle Behandlungsdaten später in den Rechner speisen. Theorie und Normalfall gibt es aber nur in abgedunkelten Räumen, in denen unrasierte Programmierer Folterprogramme für uns DAUs schreiben. Es bleibt viel zu Verbessern an dieser gut gemeinten Idee und vielleicht muss man einfach diesen Praxistest als Erfahrungswert verbuchen. Schnelle Datennetze sollten heutzutage doch kein Problem mehr darstellen, aber eigentlich ist es ja auch deutlich wichtiger, dass der Arzt den Patienten betrachtet und nicht den Monitor.



Dienstag 28.09.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1014 hPa

Interessante Einladung

Der Abgeordnete der "Polisario" in der Provinz Tenerife, Hanoi Mansourt, besuchte gestern unsere Insel und traf dabei den Inselpräsidenten José Luis Perestelo und ein paar Bürgermeister La Palmas. Interessant ist dieser Besuch deshalb, weil die Polisario noch bis 1975 gegen die Besetzung ihres Gebietes gegen die spanische Fremdenlegion gekämpft hat. Nach dem "grünen Marsch" der Marokkaner, zogen sich die Spanier aus "Sahara" zurück und überließen dieses Volk den Marokkanern im Norden und Mauretanien im Süden. Seit dem ist Sahara zum Teil von Marokko besetzt und kämpft mit stumpfen Waffen für Unabhängigkeit. Es gibt aber kein Öl in diesem tristen Wüstenstrich, so interessiert sich die Weltöffentlichkeit kaum für diesen, seit fast dreißig Jahren geführten Kampf.

Da die Polisario nun den Feind gewechselt hat, nicht mehr gegen Spanien, sondern gegen Marokko kämpft, sind die Beziehungen zwischen Spanien und der Polisario bestens. Meines Wissens nur moralisch, vielleicht aber auch mit Geldmitteln unterstützt die spanische Regierung sogar die Polisario und setzt sich für eine Unabhängigkeit dieses Landes ein. Das darf aber nur auf höchst diplomatischen Weg geschehen, um mit Marokko nicht noch mehr Ärger zu bekommen. "Saharauis", so nennen wir die Leute aus diesem Land, sind auf den Kanaren gerne gesehen, betrachtete man doch diese Leute sehr lange als Teil von uns. Jedes Jahr finden Aktionen statt, in denen Kinder aus Flüchtlingslagern bei kanarischen Familien den Sommer verbringen um eine Zeit aus der unvorstellbaren Armut entfliehen zu können. Hanoi Mansourt von der Polisario hat nun die Inselvertreter eingeladen, sich selbst ein Bild von der Situation der Flüchtlingslager zu machen. Er erhofft sich damit natürlich mehr Druck auf Marokko. Das kann interessant, aber auch heikel werden und sollte gut überlegt sein. Von marokkanischer Seite aus gesehen und früher auch von spanischer, ist die Polisario eine terroristische Vereinigung. Nach wie vor hält die Polisario mehrere hundert Marokkaner als Kriegsgefangene und nur weil man hier in Spanien Marokko nicht besonders schätzt, sollte das auch nicht unter den Wüstenteppich gekehrt werden.



Dienstag 28.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1015 hPa

TUIs Werk und La Palmas Beitrag

"La Caixa" ist eigentlich nur ein Kreditinstitut, hat aber eine Stiftung die sich um ökonomische Studien bemüht und beschert uns von Zeit zu Zeit mit einem Zahlenwerk, welches unabhängig von staatlichen Institutionen ist. Ob diese Zahlen nun näher an der Realität liegen, das bleibt offen, zumindest sind diese Zahlen nicht von politischen Interessen gefärbt. Nach dieser Studie trägt La Palma mit einem Umsatz von 72 Millionen Euro pro Jahr gerade mal 1,78% des Gesamtertrages aus dem Tourismus aller kanarischen Inseln. Diese Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2003. Das alleine ist noch keine Überraschung, dazu braucht man Vergleichszahlen.

Im Jahr 2002 betrug unser Anteil am touristischen Umsatz auf den Kanaren noch 1,99%. Unsere Behörden melden allerdings einen Zuwachs des Tourismus auf La Palma, nicht von internationaler Seite, sondern von Besuchern aus anderen spanischen Regionen. Gleichzeitig meldet man aber für die gesamte Region Kanaren eine Stagnation der touristische Einkünfte. Da passt etwas nicht zusammen, wenn die Torte gleich groß bleibt, wir angeblich mehr Umsatz machen, unser Anteil der Torte aber kleiner wird, dann hat sich irgend jemand verrechnet. Natürlich kann man jegliche Umfrage anzweifeln, man sollte aber davon ausgehen, dass die Stiftung "Fundación La Caixa" jedes Jahr die gleichen Umfragefehler begeht und somit wohl eine Tendenz zu erkennen ist. Das Interessante dabei ist, immer wenn eine nicht staatliche Institution, sei es die Handelskammer, die Betreiber der Flughäfen, oder eben diese Stiftung über den Tourismus auf La Palma Auskunft geben, dann zeichnet sich ein ganz anderes Bild, als uns die Inselregierung glauben machen will.



Montag 27.09.04 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Das Frettchen auf dem Vormarsch in La Palma

Glaubt man einigen Kaninchen und Hühnerzüchtern im Norden der Insel, dann muss man bereits von einer Frettchenplage sprechen. So schlimm ist es natürlich noch nicht, aber jedem Bauern tut es weh, wenn sich ein Räuber an seinen Hühnern oder Kaninchen vergreift. Wie kommen denn nun die Frettchen überhaupt nach La Palma? Natürlich vom spanischen Festland, dort ist die Jagd mit Frettchen sehr beliebt und was den Iberern schön ist, das machen die Canarios nach. Seit fast über 200 Jahren wird auch auf La Palma die Jagd mit diesen kleinen flinken Tieren ausgeübt, hat aber die traditionelle Jagd mit den Hunden nie ersetzt.

Nun kommt aber nicht jedes Frettchen mit seiner Beute zum Jäger zurück und teilt mehr oder weniger gerecht. Einige der Tiere haben sich selbstständig gemacht auf der Insel und jagen jetzt auf eigene Rechnung. Das wäre gar nicht so schlimm, gehören doch auch Mäuse und Ratten auf den Speiseplan des nahen Verwandten des Iltis. Allerdings gelangen diese Jäger auch immer wieder durch die kleinsten Lücken in Kaninchenstallungen und Hühnerkäfige und da haben die Frettchen leichteres Spiel als Ratten übers Land zu jagen. Gut genährte Frettchen bekommen zweimal im Jahr Junge und können so, ohne natürlichen Feind, schnell große Populationen aufbauen. Nun will man sich überlegen, wie man den Jäger jagt, hat doch der Mensch mal wieder kräftig in die Natur eingegriffen und versucht nun sein angestiftetes Unheil wieder zu los zu werden. Bislang findet man die verwilderten Frettchen nur im Norden der Insel, dort ist es so dünn besiedelt, dass man sie fast nicht aufspüren kann. Ich finde zwar Hotelburgen und Golfplätze schlimmer für die Insel als Frettchen, aber ich bin ja auch kein Kaninchenzüchter, dem gerade der Nachwuchs weg gefressen wurde.



Montag 27.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1018 hPa

Brand im historischen Zentrum von Santa Cruz schnell unter Kontrolle

Das hätte auch schief gehen können, so kann man die Worte des Feuerwehrkommandanten der Hauptstadt deuten. Gegen 18:00 Uhr war im Clubhaus des Sportvereines S.D. Tenisca durch einen Kurzschluss ein Brand entstanden, der in kürzester Zeit den Vereinsraum, die Cafeteria und die Küche in Asche legte. Allerdings wurde der Brand sehr bald entdeckt und die Feuerwehr war schnell am Einsatzort, so konnte ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude in der dicht bebauten Gegend verhindert werden.

Zur Zeit des Brandes hielt sich niemand in dem Haus auf und auch von den Passanten wurde niemand verletzt. Die Struktur des Gebäudes scheint nach ersten Ermittlungen auch nicht so stark beschädigt, dass man es abreißen müsste, man will aber heute noch genauer prüfen. Bislang beschränkt sich der Schaden auf die Verluste die der Sportclub hinnehmen muss. Mobiliar, Akten, das Archiv des Clubs und die vielen Pokale. Das lässt sich alles mit der Zeit ersetzen und wieder mal haben wir richtig Glück gehabt. Wäre das Feuer irgendwann in den frühen Morgenstunden ausgebrochen und nicht sofort entdeckt, dann wäre die Arbeit für die Feuerwehr nicht so einfach gewesen. Ein Großfeuer in den kleinen verwinkelten Gassen der Altstadt ist ein Szenario welches wir uns gar nicht vorstellen wollen.



Sonntag 26.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71% Luftdruck 1016 hPa

Molkerei von El Paso noch ohne Maschinen

Eigentlich sollten wir bereits den ersten Joghurt und Käse aus der neuen Molkerei auf den Tischen haben, aber wir werden uns wohl noch ein Jahr lang gedulden müssen. Die Bauten sind soweit fertig, aber die Maschinerie fehlt noch und ohne diese Gerätschaften lässt sich halt kein Käse machen oder Joghurt. Die Molkerei ist ein Werk der Inselregierung und soll denjenigen Milcherzeugern auf der Insel die Möglichkeit geben ihre Milch zu verkaufen, die selbst keinen Käse herstellen. Das ist eine gute Idee und hat auch bereits viele Ziegenherden der Insel weiter anwachsen lassen.

Die Landwirte zeigen sich so gar nicht erfreut über diese weitere Verzögerung, während des Baues gab es bereits bürokratische Probleme und der wahrscheinliche Eröffnungstermin wurde immer weiter in die Zukunft geschoben. Wer denn nun an der neuerlichen Panne Schuld hat, das hält man sich bedeckt und spricht von Problemen der Zulieferer die nicht in unseren Händen liegen. Warum man dann die notwendigen Maschinen nicht bei einem anderen Produzenten bestellt, das kann als Frage einfach so stehen bleiben. Immerhin haben wir bereits 1999 mit dem Bau der Molkerei begonnen, da ist doch eigentlich genug Zeit sich um die richtige Ausstattung zu kümmern. Aber macht nichts, warten kann auch eine Form des Zieles darstellen und sicher kann man uns nicht vorwerfen, gehudelt zu haben. Vielleicht fehlt ja auch nur noch die Maschine, welche die Etiketten mit dem Weltbiosphärenreservatssiegel auf den Käse pappt.


Einen lesenswerten Eintrag im Gästebuch zur touristischen Entwicklung habe ich HIER noch mal untergebracht.


Sonntag 26.09.04 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71% Luftdruck 1018 hPa

Planungsbedarf

Der halbherzige Versuch die touristische Zukunft La Palmas in einen bis ins Jahr 2020 gültigen Plan zu packen, scheint ferner denn je. Der "Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística de La Palma" (PTE) ist seit einem halben Jahr fertig und es gibt keine Organisation, keinen Verband und keine Interessengemeinschaft, die diesen Plan nicht als untauglich betitelt. Jetzt kommt auch noch die Provinzregierung der Kanaren und sagt, der Plan kann nicht funktionieren, weil er weder demographische, noch umweltpolitische Aspekte enthält, die der jüngsten Entwicklung entsprechen.

Man kann das auch einfacher ausdrücken, dieser Plan ist so unnötig und falsch, weil er etwas regeln will was überhaupt nicht existiert und auch niemand will. Es ist die Rede von 4 Golfplätzen auf der Insel und 25.500 Gästebetten, das ist so absurd, dass man eigentlich nur Anekdoten darüber schreiben könnte, aber keine Zukunft für 83.000 Menschen die auf La Palma leben daraus stricken kann. Dieser Plan ist ein Zugeständnis an die Profilsucht einiger politischer Größen dieser Insel, die aus einem Hawaii-Urlaub zurückkehrend, jeglichen Bezug zu dieser Insel verloren haben. Statistiken werden verbogen und Hotelsterne gibt es am Kiosk von Los Llanos als Zugabe zum Cortado. Eigentlich habe ich richtig Spaß an diesem Possenspiel, wäre da nicht die tatsächliche Gefahr für unsere kleine Insel.

Die viel beschriebene und wunderbare Toleranz der Palmeros hat auch eine Kehrseite, wir lassen alles mit uns machen, weil wir gerade mit Freunden in der Bodega sitzen und uns auf keine Fall die gute Laune mit Politik verderben lassen wollen. Sollen die ihren Plan ruhig manchen und auf die 25.500 Gäste warten, die nie kommen werden, lasst sie Golfschläger kaufen und Abschläge üben auf Golfplätzen, die nie profitabel betrieben werden können. Aus Golfplätzen kann man prima Kartoffeläcker pflügen und die Hotelruinen lassen sich hervorragend als Nistplätze für bedrohte Fledermausarten nutzen. Es gibt noch viel kaputt zu machen auf La Palma und vielleicht sollten wir Geld sammeln um unseren Planungsstrategen lustige Computerspiele zu kaufen, wo sie ihre Zeit sinnvoller nutzen können als im verplanen dieser Insel. Vielleicht wäre "Die Siedler" ein entsprechendes Spiel, über "Escape" kann man auch jederzeit alles wieder wegwischen und von vorne beginnen. Jetzt müssen wir nur noch gucken, wo auf dieser Insel diese unentbehrliche Taste liegt.



Samstag 25.09.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73% Luftdruck 1016 hPa

Straße im Nationalpark soll asphaltiert werden

Die Mietwagenverleiher der Insel sind sicherlich hoch erfreut über diese Nachricht, bislang quält man die Autos über die unbefestigte Piste in das Flussbett und schon so mancher Wagen wollte dann nicht mehr von alleine wieder zurück. Die Inselregierung will nun den gesamten Weg, vom Kraterrand bei Los Llanos, hinunter ins Flussbett und auf der anderen Seite hoch bis Los Brecitos asphaltieren. Das sind insgesamt 14 Kilometer und soll in zwei Bauabschnitten durchgeführt werden. Zunächst geht die Erneuerung nur bis zum Flussbett, die dafür notwendigen 240.000,- sind vom Ministerium für Umweltschutz schon bereit gestellt. Der zweite Bauabschnitt, Flussbett - Los Brecitos soll folgen, dafür wurden jetzt erst die Mittel beantragt.

Ein zweischneidige Geschichte, schön dass man dann bequem mitten ins Herz unseres Nationalparks fahren kann, das wird sicher viel mehr Leute dazu bringen, die Caldera de Taburiente zu besuchen. Das ist auch die Kehrseite, viel mehr Leute im Nationalpark bringen viel mehr Belastung für dieses hochsensible Ökosystem mit seiner endemischen Flora und Fauna. Bislang musste man wirklich Zeit und Geld investieren, um mit den kleinen Allradfahrzeugen bis nach Los Brecitos zu gelangen um dann den "Königsweg" in der Caldera zurück zum eigenen Auto zu laufen. Wer so etwas vorhat, der ist informiert auf welche Strecke er sich begibt und geht auch aufmerksam mit der ihm anvertrauten Natur um. Nun ist zu fürchten, dass man Busladungen an Ausflugstouristen bis in den sensibelsten Bereich des Nationalparks bringt, die dann unkontrolliert mitten in der Caldera herumlaufen. Wenn man immer alles so lässt wie es ist, dann gibt es sicher keinen Fortschritt, aber manchmal weiß ich nicht, ob der Fortschritt wirklich bis in die letzte Ecke des Nationalparks gelangen muss.



Samstag 25.09.04 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69% Luftdruck 1018 hPa

And the winner is....

Moisés Carmona mit seinem Ziegenkäse "La Candilera" aus Puntagorda. In London scheint man zu wissen, was guter Käse ist und so räumten die dort präsentierten Ziegenkäse aus La Palma den ersten und dritten Platz ab. Auf dem "World Cheese Awards 2004" präsentierten sich fast 1.500 Käsespezialitäten aus aller Welt und es war uns ein Vergnügen den anderen zu zeigen wie man guten Käse macht. Die Bronzemedaille ging an Gil Lorenzo aus Garafía mit seinem Käse "El Juncal".

Auf La Palma bemüht man sich seit längerem mit diversen Qualitätssiegeln einen hohen Qualitätsstandart für Ziegenkäse aus Rohmilch zu sichern. Es ist vielleicht auch die einzige Möglichkeit in diesem Sektor zu bestehen. Es gibt viel Käse aus industrieller Herstellung der zu billigsten Preisen den Markt überschwemmt und auch hier auf La Palma findet man in vielen Verkaufstheken die großen Laibe Ziegenkäse aus Fuerteventura, die dann für weniger als 10 Euro das Kilo über den Tresen gehen. Nicht dass dieser Käse schlecht wäre, aber es ist ein gänzlich anderes Produkt, als ein handgeschöpfter Ziegenkäse, der nur Milch, Lab und Salz der Insel La Palma erfahren hat. Direkt aus der Hand gegessen, bloß nicht dünn geschnitten, dazu ein paar frische Feigen. Das Brot kann man sich sparen und investiert lieber in den Wein zum Nachspülen. Den Nordostpassat im Rücken und ein freier Blick auf den Atlantik, nach dem vierten Happen kann man plötzlich bis Cuba sehen und nach dem sechsten Glas "Hoyo de Mazo" hört man den Orinoco rauschen. Da ist was dran an dieser Insel.



Freitag 24.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71% Luftdruck 1016 hPa

Die Kanaren, fast für lau

Eben erreicht uns eine Nachricht von unserem Partner in Deutschland, der die Flugreisen für uns macht, denn in dieses undurchsichtige Spiel mit Sonderkonditionen und Bonusmeilen wollen wir uns nicht auch noch stürzen. Für die Monate November bis Januar gibt es reichlich Flüge auf die Kanaren für nur 29,- Euro pro Strecke. Auch La Palma ist dabei im Angebot. Diese Preise sind nur vom Sonntag, 26.09.2004, 07:00 Uhr, bis Dienstag, 28.09.2004, 07:00 Uhr buchbar. Das geht über die Condor Webseite aber auch über unseren Partner IA-Reisen in Halle. Wem das mit der Online-Bucherei immer noch so ein bisschen portugiesisch (ich kann doch nicht spanisch sagen) vorkommt, der kann dort auch anrufen und wird prompt bedient. Tel: 0345 2799 1952. Beachten Sie aber, dass es nur bestimmte Anflugtermine gibt mit diesem Preis.

Insgesamt finde ich diese Art von Aktionen nicht besonders klug, auf die Dauer verunsichert dieses permanente Dumping Spektakel die Leute nur und die Condor muss ja diese Preise, die weit unter dem Selbstkostenpreis liegen, irgendwo wieder einfliegen. Beim Reisenden entsteht aber der Eindruck, er hätte mit einem "normalen" Ticketpreis, der um die 260 - 360 Euro für einen Flug nach La Palma bezahlt, eindeutig zu viel bezahlt, wenn er nun diese Kampfpreise liest. Dabei muss man nur mal bedenken, vor 12 Jahren kostete ein Flug nach La Palma und zurück bereits DM 500,- bis 700,- Bei allen diesen Schnäppchengeschichten habe ich immer ein ungutes Gefühl, wer immer nur nach Billig und Rabatt fragt, der sollte sich nicht wundern, wenn das irgendwann sein Arbeitgeber auch mit ihm macht.



Freitag 24.09.04 - 07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68% Luftdruck 1016 hPa

Seidenmuseum braucht mehr Geld

Mit dem Seidenmuseum in El Paso hat man ein interessantes Projekt ins Leben gerufen, eine private Firma betreibt das Museum und erhält sich durch den Verkauf von seidenen Textilien. Das nimmt dem Museum die Aura des Vergangenen, man kann den Leuten bei der Arbeit zusehen und miterleben wie die berühmte palmerische Krawatte entsteht. Finanziell kommt man gerade so über die Runden, aber für die vorgesehene Erweiterung des Komplexes ist kein Geld übrig.

Man braucht mehr Platz um die Ausstellungsräume zu erweitern, eine Bibliothek ist geplant, ebenso ein Raum für Bildvorträge und eine Cafeteria. Nun will man einen Durchbruch ins Nachbargebäude machen, dort ist die Lokalpolizei und der Friedensrichter untergebracht und die haben viel zu viel Platz. Der Gemeindesäckel El Pasos hat aber die übliche Gemeindeform, runzelig, untergewichtig, mit einem Wort, leer. Nun muss man den Gang zur Inselregierung machen und dort um das nötige Geld betteln. Das wird allerdings nicht leicht werden, die Gemeinde El Paso hat die falschen Parteien am Ruder und ist der Inselregierung seit den Kommunalwahlen im letzten Jahr ein grober Dorn im Auge. Vielleicht gelingt es aber doch unsere Insellenker davon zu überzeugen, dass es dabei nicht um Politik geht, sondern um ein kleines Stückchen Kultur. Mehr zum Seidenmuseum gibt es im Kalenderblatt vom April 2004.



Donnerstag 23.09.04 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69% Luftdruck 1016 hPa

Bananen bis zum Abwinken

Trotz des Unwetters Ende Juli dieses Jahres erreicht der Bananenexport La Palmas eine neue Höchstmarke. Vom 1. Januar bis zum 19. September gingen 115.000 Tonnen dieser leckeren Südfrucht über den Hafen unserer Hauptstadt auf die iberische Halbinsel. Im gleichen Zeitraum des letzten Jahres waren es nur 105.500 Tonnen. Auf allen Kanareninseln wurden mehr Bananen produziert, aber La Palma hält da deutlich den Löwenanteil. Von 11.000 Tonnen mehr verschickter Bananen kommen alleine 9.500 Tonnen von unserer Insel. In manchen Monaten stellt die Bananenproduktion La Palmas mehr als die Hälfte des gesamten kanarischen Exportes dieser gelben Frucht.

Die Anbaufläche für Bananen auf La Palma beträgt etwas mehr als 3.000 Hektar und macht 41% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche der Insel aus. Echte Alternativen zum großflächigen Anbau der Bananen gibt es auf La Palma nicht. Wein ist der landwirtschaftliche Sektor Nummer 2 neben der Banane und ist auch im Wachstum begriffen, aber mit den Erlösen die der Bananenexport liefert, können sich die Winzer nicht messen. Es wird viel geredet von notwendiger Diversifikation um nicht derart von einem Produkt abhängig zu sein, aber der Markt lässt kaum noch Nischen. Da kommen kleine Lichtblicke wie der wachsende Proteenexport, aber andere, für La Palma klassische landwirtschaftliche Produkte, wie Avocados, Zitrusfrüchte und Kartoffeln werden kaum mehr exportiert und bedienen fast nur noch den heimischen Markt. Banane gut, alles gut, so einfach ist das auf La Palma.



Donnerstag 23.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1017 hPa

ADSL für Fuencaliente

Jetzt können auch die Einwohner der Gemeinde Fuencaliente per Breitbandverbindung ins Internet. Nach und nach wird so die gesamte Insel in das schnelle Netz integriert, allerdings sind noch nicht alle Gemeinden in der Lage diesen Dienst anzubieten. Wenn man bedenkt, das Santa Cruz, Los Llanos und El Paso bereits seit drei Jahren über ADSL fähige Knoten verfügen, dann kann man für Fuencaliente nur "endlich" rufen. Zugleich lässt die Telefonica verlauten, dass alle ADSL Anschlüsse der Insel in Zukunft als minimale Geschwindigkeit mit 512 kbits den Download erledigen, was für fast alle vorhandenen Teilnehmer eine Verdopplung der Datenströme bedeutet. Die Preise für eine "flatrate" bleiben stabil und liegen in den Basisversionen bei knappen 40 Euro pro Monat.

Das sind die guten Nachrichten seitens der Telefonica, es bleibt aber das Problem mit den fehlenden Telefonleitungen. In einigen Regionen der Insel warten die Leute jahrelang auf ihren Festnetzanschluss, oder erhalten diesen nie. In einigen ländlichen Gebieten weigert sich die Telefonica einfach die Leitungen zu verlegen, da wird knallhart kalkuliert, ob es sich denn lohnen wird. Da kommt dann wieder der Konjunktiv zum Einsatz, wenn Sie ein Telefon von uns hätten, dann könnten Sie damit rasend schnell im Internet surfen. Ich nenne das immer das "Bukowski Syndrom". Fängt man nüchtern an seine Werke zu studieren, dann kann man diese zwar lesen, aber nicht verstehen. Gibt man sich dann textgezwungen den geistigen Getränken hin, dann kann man Bukowski zwar irgendwann verstehen, aber nicht mehr lesen.



Mittwoch 22.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68% Luftdruck 1017 hPa

Tagesschwemme

Der Tag ohne Auto wird nicht nur in Deutschland ignoriert, sondern auch auf La Palma, so ein Tag macht einfach nichts her, kein Freibier, keine Tombola in der man ein Auto gewinnen könnte, der Tag bekommt nur Bedeutung, wenn man etwas nicht tut, Autofahren. Lediglich einige Kinder aus Los Llanos hatten etwas von diesem Tag, die durften zur Verkehrserziehung in die Sportarena und ein bekannter Fernsehmoderator erklärte den Kleinen, auf was man beim Autofahren achten muss. Es gibt so unendlich viele Tage, die einem bestimmten Thema gewidmet sind, dass kaum einer noch Notiz davon nimmt. Der Tag des Baumes, der Tag des Buches, gestern war Tag der Alzheimer Krankheit und wenn man nicht täglich die Presse studiert, dann käme doch glatt jemand auf den Gedanken den Wochentagen so profane Namen wie Mittwoch oder Samstag zu geben.

In Spanien ist man ja immer noch einen Schritt weiter als in Mitteleuropa und hat mit ein paar Besonderheiten aufzuwarten. Hier gibt es einen Tag des Lehrers, da ist natürlich schulfrei, einen Tag der Guardia Civil, da kann man überall parken und einen Tag der Streitkräfte, da kann man sich kräftig streiten. Auf den Kanaren haben wir noch den Kanarentag, den Verfassungstag und den Tag der Feuerwehrleute. Nicht zu vergessen die vielen lokalen Tage, meist in Verbindung mit Heiligen und Jungfrauen die sich aufopferungsvoll um die Gemeinde bemüht haben. Der Tag des San Juan, der Tag der Angustia und wenn einem nichts mehr einfällt, dann erfindet man einen "typischen Tag", so geschehen dieses Jahr in El Paso anlässlich des Dreschfestes. Bevor die Tage im Jahr nun knapp werden, oder die ersten Doppelbelegungen stattfinden, muss jetzt schnell gehandelt werden. Ich habe meinen Antrag für den Tag des Ferienhausvermieters bereits eingereicht und wollte eigentlich den 30 Februar dafür haben. Das geht aber nicht, dieser Termin ist bereits vergeben an die NPD, die wollen am 30. Februar den "Tag der Toleranz" begehen.



Mittwoch 22.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1018 hPa

Beunruhigende Ruhe

Seit nun mehr 8 Tagen herrscht auf Tenerife völlige seismische Ruhe. Die Serie der leichten Erdstöße, die seit Mai dieses Jahres die Aufmerksamkeit aller auf unsere Nachbarinsel gelenkt haben, scheint vorbei. Ist nun der prognostizierte Vulkanausbruch auf Tenerife wieder abgesagt? Darüber gibt es so viele Meinungen und Vermutungen, dass man sich manchmal wünscht, die Eruption käme einfach, dann wären die Diskussionen vorbei. Vulkane arbeiten aber nicht nach dem Gefälligkeitsprinzip und jede noch so fundierte Wissenschaft muss sich irgendwann den Naturgesetzen beugen. Da hängt auch der große Hammer, der alle Naturwissenschaftler aus der Fassung bringt, die Naturgesetze haben keine greifbaren Regeln nach denen man Abläufe vorbestimmen kann.

Was ist nun los auf Tenerife? Drei Hauptthesen gibt es um das Ganze etwas zu vereinfachen. Manche glauben, es ist normal, dass die aufsteigende Magma im Inneren der Insel immer wieder Pausen einlegt, die auch mal tagelang anhalten kann. These 2 besagt, dass nun der ganze Spuk vorbei ist und wieder Normalität herrscht. These 3 klingt etwas apokalyptisch, der Hotspot unter dem Teide-Massiv bereitet sich auf seinen finalen Kraftakt vor, um dann eine mediengerechte Eruption hinzulegen, welche die Weltnachrichten wenigstens einen Tag aus dem Irak entführen kann. Harte Tage für unsere Vulkanologen, die müssen etwas wissen und sagen, dafür werden sie schließlich bezahlt. Wir Laien hingegen genießen die Gnade der Unwissenheit und lassen uns täglich neu überraschen. Medienpsychologen sprechen dabei auch von dem RTL-Syndrom, irgendwann hat man alles schon fiktiv gezeigt oder gedacht, so dass die Realität als schwacher Abklatsch eines Filmes kaum noch wahrgenommen wird. Wer hat eigentlich die Übertragungsrechte für den eventuellen Vulkanausbruch auf Tenerife erworben? Ich muss da mal eine Freundin von uns befragen, die verkauft alle Arten von Versicherungen, ob es auch eine gibt mit der man sich gegen nicht stattfindende Naturkatastrophen versichern kann. Das muss doch ein Heiden Geld kosten, Monate lang wartet man auf die Eruption und dann kommt dieser döselige Vulkan und schluckt seine ganze Magma einfach wieder runter und macht nicht mal ein ordentliches Bäuerchen.



Dienstag 21.09.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73% Luftdruck 1016 hPa

Internationales Mähnenschaf

Auf La Palma gibt es im Gebiet des Nationalparks "Caldera de Taburiente" ausgewilderte Mähnenschafe, deren Anzahl man auf etwa 300 schätzt. In den siebziger Jahren hatte man sich ein paar Exemplare aus Murcia geholt und hielt es seinerzeit für eine gute Idee, diese großen Schafe hier auszusetzen. Inzwischen sieht man das anders und will die Tiere am liebsten wieder los sein, sie richten beträchtlichen Schaden an der endemische Flora im Nationalpark an. Allerdings wird die Jagd auf diese Tiere in keiner Weise so geführt, dass man damit rechnen könnte diese Kletterkünstler tatsächlich von der Insel zu bekommen.

Das Mähnenschaf, hier "Arrui" oder "Muflon" genannt, kommt wirklich nicht von hier, sondern stammt aus Nordafrika. Da es aber bei Großwildjägern als schwierige Beute sehr beliebt ist, hat man diese Tiere auch an anderen Standorten ausgewildert, um sie dann wieder zu jagen. Nur Jäger verstehen das, ich bin keiner und werde diesen menschlichen Akt der vorsorglichen Beuteplanung nie begreifen, aber wie gesagt, ich bin weder Jäger und die Freude auf andere Lebewesen zu schießen wird mir wohl für immer verborgen bleiben. Jetzt ist das Arrui nun mal da und anstatt es gleich wieder auszurotten hat man nun Forschungen angestellt, welche Subspezies an Mähnenschaf wir denn bei uns haben.

Überraschung, das Schaf würde deutsch sprechen, wenn Schafe denn sprechen könnten. Professor Jorge Cassinello von der Universität Castilla la Mancha hat nun seine These über die Abstammung des Mähnenschafes aus La Palma veröffentlicht. Diese Tiere wurden wie gesagt in den siebziger Jahren aus Murcia nach La Palma geholt und diese wiederum stammen von Tieren ab, die aus dem Frankfurter Zoo kommen und auch ein paar aus dem Zoo Casablanca. Wenn das keine Völkerverständigung ist, dann weiß ich nicht mehr weiter und irgendwie finde ich es gut, dass Deutschtum auf La Palma nicht ausschließlich zweibeinige Tradition hat. Professor Jorge Cassinello versteht was vom Mähnenschaf, seine Doktorarbeit trägt den Titel: Vermehrungserfolg, Partnerschaftsinvestition und Mutter-Sohn Konflikt beim Mähnenschaf. (Éxito reproductivo, inversión parental y conflicto materno-filial en el Ammotragus lervia).



Dienstag 21.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1016 hPa

Schülerstreik in Breña beendet

Seit zwei Wochen kämpfen (ich glaube die Eltern mehr als die Schüler) an den Schulen "Buracas" und "Miranda" um Französischunterricht. Eigentlich gibt es ab der fünften Klasse eine zweite Fremdsprache, französisch oder deutsch, aber in den beiden Schulen ist kein geeigneter Lehrer dafür vorhanden. Derart ausgesperrt von Bildung streikten die Schüler kurzerhand und verlangten, auch eine zweite Fremdsprache lernen zu können.

Daraus wird aber nichts, die Gesetzeslage beschreibt die Einführung einer zweiten Fremdsprache als freiwillige Leistung der Schulen und nicht als bindend. Das ist die Auskunft der Abteilung für Bildung der Provinzregierung und es gibt nichts weiter als ein Versprechen darüber nachzudenken, vielleicht für das kommende Schuljahr einen Französischunterricht anzubieten. Unsere vielen kleinen Schulen sind der Bildungsbehörde schon lange ein störender Dorn im Auge, es ist einfach sehr aufwendig und teuer, Fachlehrer von Schule zu Schule fahren zu lassen um in jedem Institut die gleiche Leistung anzubieten. Diese fahrenden Lehrer bringen es meistens nur auf drei Stunden Unterricht am Tag, einfach weil sie von Schule zu Schule fahren müssen und damit mehr Zeit auf der Straße, als im Unterricht verbringen. Aber Bildung sollte uns das immer wert sein, wir wollen doch in der norditalienischen Stadt mit dem schiefen Turm nicht irgendwann auf der gleichen Stufe stehen wie Deutschland.



Montag 20.09.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68% Luftdruck 1013 hPa

Die kanarische Kiefer bei der Arbeit

Der Wasserhaushalt unserer Insel ist ein absolut bewundernswertes Naturereignis. Die steil aus dem Atlantik aufragende Insel ist ein gewaltiger natürlicher Prellbock für die immensen Wolkenformationen, die uns der Nordostpassat mit netter Regelmäßigkeit beschert. Die Wolken stauen sich im Nordosten der Insel und oft regnet es dort, während im Süden und Westen der Insel die Sonne brennt. Die Region oberhalb von Barlovento gilt als der regenreichste Ort der Insel, mit über 1.000 mm Niederschlag pro Jahr. Aber selbst wenn es nicht regnet, hat sich die Natur aufs trefflichste eingerichtet und unsere Kiefernwälder so angepasst, dass diese die Wolken geradezu melken können.

Die kanarische Kiefer hat an die 20 Zentimeter lange Nadeln und mit diesen monströsen Tentakeln kämmt sie die Passatwolken und die kostbare Flüssigkeit kondensiert an den Nadelbüscheln und tropft stetig zu Boden. Bei Nordostpassat kann man in den Kiefernwäldern ein interessantes Phänomen beobachten. Überall auf der Welt stellt man sich unter einen Baum wenn es regnet und kann sich so vor der meisten Nässe schützen. Bei uns wird man nass wenn man sich unter den Baum stellt, auch wenn es gar nicht regnet. Bei an die 300 Tagen Nordostpassat im Jahr und einem Kiefernwald der ein Drittel der Insel bedeckt, kommen da enorme Wassermengen zusammen. Experten meinen, dass sogar der Löwenanteil unseres Wassers aus der ständigen Arbeit der Kiefernwälder stammt und nur der kleinere Anteil aus Regenwasser, welches oft ungenutzt in den Atlantik rauscht. Das langsam und stetig auf den Boden tropfende Wasser wird gänzlich vom porösen Lavagestein der Insel aufgesaugt und sammelt sich in den großen Kavernen im Inselinneren. Wie groß diese Wasserreserven wirklich sind, das weiß keiner, aber der Passat und die Kiefern sorgen schon für uns.


kanarische Kiefer auf La Palma





Sonntag 19.09.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1013 hPa

Endlich ein Flug am Sonntag nach La Palma

Das kann als kleine Sensation angesehen werden, bislang haben sich alle Charterflieger geweigert so einem unbedeutenden Ziel wie La Palma ihre kostbaren Fluggeräte am Wochenende zur Verfügung zu stellen. Das ist für La Palma ein gewaltiger Hemmschuh in Sachen Touristik, viele Ferientermine lassen sich schlecht mit La Palma synchronisieren, weil nur Dienstag, Mittwoch und Donnerstag zu uns geflogen wird. Nun aber gibt es ab dem 17. Oktober einen Flug ab Düsseldorf nach La Palma und sollte das Schule machen, dann kann La Palma sich freuen.

Eine, mir bislang völlig unbekannte Fluggesellschaft, "Aero Flight" mit Sitz in Deutschland fliegt mit modernen Airbus-Maschinen diverse europäische Urlaubsziele an. Bislang gibt es von dieser Gesellschaft nur eine wöchentliche Verbindung aus Düsseldorf nach La Palma, aber immerhin, man nimmt uns war. Leider geht es bereits um 06:30 in der Früh los, so dass es schlecht möglich sein wird aus anderen Regionen anzureisen um dann ab Düsseldorf zu fliegen. Vielleicht schlägt diese neue Verbindung aber so gut an, dass "Aero-Flight" sich noch mehr traut und bald auch aus anderen Städten nach La Palma geflogen wird.



Sonntag 19.09.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66% Luftdruck 1016 hPa

Will endlich jemand unseren neuen Hafen?

Vielleicht sollte man mal bei Ebay ein Angebot aufsetzen, die verkaufen ja schließlich auch Flugzeugträger und andere unentbehrliche Dinge für den Alltag. Der Hafen von Tazacorte bemüht sich weiterhin seine Jungfräulichkeit zu verlieren und buhlt um Reedereien, die den Hafen auf der Westseite der Insel anlaufen wollen. Es wurde nun eine Ausschreibung ins Leben gerufen, interessierte Schifffahrtslinien können sich schriftlich bewerben, alles was größer ist als ein Dingi ist, hat gute Chancen den Hafen anlaufen zu dürfen. Seit fast zwei Jahren ist der Hafen nun fertig und rein statistisch gesehen, läuft pro Jahr ein Schiff den Hafen an. Am Eröffnungstag beehrte die finnische "Kristina Regina" den Hafen mit einem Höflichkeitsbesuch und vor 2 Wochen brachte uns die "Garajonay Express" 180 Rentner aus La Gomera zum Kaffeetrinken.

Ganz ohne übliche sonntägliche Polemik, es gibt tatsächlich Interesse seitens der "gomerischen" Reederei "Garajonay Express", den Hafen von Tazacorte mit dem gleichnamigen Schnellboot anzulaufen. Allerdings spricht man nicht von einem Fährdienst, sondern von Ausflugsverkehr der Tagestouristen von Tenerife nach La Gomera und La Palma in einem Aufwasch schickt. Drei Inseln an einem Tag sind mit den pfeilschnellen Booten kein Problem, man könnte sogar El Hierro noch mit bedienen und so die gesamte Provinz Santa Cruz de Tenerife, bestehend aus 4 Inseln, an einem Tag besuchen. Zur Zeit wird verhandelt, der Bürgermeister Tazacortes sitzt mit seinem Amtskollegen aus La Gomera und dem Vertreter der Reederei "Garajonay Express" an einem Tisch um Zukünftiges zu besprechen.



Samstag 18.09.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66% Luftdruck 1017 hPa

Seidenschal aus El Paso im Museum von Tiflis

Gerne hat man in El Paso auf die Anfrage aus Tiflis reagiert, man hätte gerne ein Stück seidener Handwerkskunst in ihrem Museum. Ein wertvoller seidener Umhang, gefertigt von der Seidenwerkstatt "Las Hilanderas" wurde auf den weiten Weg in den Kaukasus geschickt, als Präsent selbstverständlich, hier ist man stolz nun auch in diesem Museum vertreten zu sein. Das Seidenmuseum von Tiflis ist eines der ältesten der Welt, welches sich ausschließlich um Seide und Produkte aus diesem edlen Material bemüht. Tiflis ist die Hauptstadt Georgiens, welches 1991 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion unabhängig wurde und liegt an der berühmten Seidenstraße.

Die Sammlung im Seidenmuseum enthält Seide und Seidenprodukte aus mehr als 60 Ländern und gibt auch Auskunft über die unterschiedliche Seidengewinnung in den verschiedenen Ländern. Daneben gibt es noch eine Fachbibliothek mit fast 40.000 Titeln zum Thema Seide. Man ist auch ganz stolz auf die weltweit größte Sammlung von Kokons der unterschiedlichsten Seidenraupenarten. An die 5.000 Kokons zählt man dort, alle anderer Herkunft und unterschiedlichster Spezies. Wenn Ihnen ein Besuch im Seidenmuseum von Tiflis dann doch etwas zu weit ist, dann kann ich unseres in El Paso empfehlen. Das ist zwar nicht so groß, reicht aber völlig aus um in die wunderbare Welt der Seide einzutauchen.



Samstag 18.09.04 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1018 hPa

Wo waren noch mal die Wollsocken?

Schreckliches ist geschehen über Nacht. Die Temperatur ist seit Mai das erste Mal unter 20 Grad gesunken und hinterlässt bei uns das unangenehme Gefühl, dass auch auf La Palma die Jahreszeiten ihren Tribut fordern. 19 Grad sind ein klarer Affront und ich habe gute Lust, die Genfer Konvention mal von ganz vorne zu lesen, ob das denn überhaupt erlaubt ist, solch menschenverachtende Temperaturen. Jetzt muss schnell und koordiniert gehandelt werden, es besteht dringender Handlungsbedarf. Die Notfallliste ist vom vergangenen Jahr noch präsent, mit generalstabsüblichen Methoden werden wir versuchen dem Erfrierungstod zu entgehen.

Wärmflasche, Wollsocken und die lange Unterhose in Schiesser Feinripp grau müssen schnell bereit gestellt werden, es geht um die Zukunft dieser Familie. Schon husten die ersten Betroffenen und wenn die Erstmaßnahmen Zeit lassen zu reflektieren, dann muss ich mal in mich gehen, ob es denn verantwortungsbewusst von mir war, meiner Familie es zuzumuten in einem Land zu leben, in dem es Mitte September nachts unter 20 Grad kalt werden kann. Es ist aber keine Zeit, die Wollsocken wollen nicht gefunden werden, die Wärmflasche hat ein Leck und aus Feinripp ist über den Sommer derbes Grobripp geworden. Wir müssen eng zusammenrücken um diese lebensfeindliche Situation zu meistern und irgendwie kommt es mir im Moment schon wieder viel wärmer vor. Während ich das schreibe ist das Thermometer wieder über die 20 Grad gerutscht und nun sehe ich doch wieder eine Zukunft. Dennoch, heute wird groß eingekauft, Wollsocken, Wärmflasche nur Schiesser Feinripp, lang und grau, die werden wir uns von Schwiegermutter schicken lassen müssen. Die lebt in einem Land wo Wasser im Winter hart wird und sich die Leute bei 19 Grad die Kleider vom Leib reißen und solche Temperaturen als angenehm empfinden. Dieses Land ist weit weg und manchmal erzähle ich meinen Kindern davon, nicht drohend, so was macht man nicht, aber ich hätte es schon gerne, wenn meine Kinder wissen, was eine Wärmflasche ist und wie man diese dicken Socken über kalte Füße zieht.



Freitag 17.09.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1016 hPa

Krise im Rathaus von Santa Cruz wird Chefsache

Zur Erinnerung, die 5 Stadträte der Coalición Canaria (CC) hatten ihre Ämter hingeschmissen, aus Verärgerung über ihren Koalitionspartner Partido Popular (PP). Auf der Suche nach einem neuen Partner umgarnte man nun die Sozialisten (PSOE), die in der Hauptstadt bislang in der Opposition saßen. Die wären auch nicht abgeneigt, aber nur wenn Sie den kommenden Bürgermeister stellen dürfen. Das geht wohl nun dem Inselpräsident José Luis Perestelo (CC) zu weit und hat die Stadträte von Santa Cruz wieder in Richtung der alten Koalitionspartner (PP) geschickt.

Von Annäherung spricht er nun, Perestelo ist ein mit allen Wassern gewaschener Vollblutpolitiker, der sämtliche Krisen wie seinerzeit Helmut Kohl mit geringem Sitzfleischabrieb durchschreitet. Er will es sich nicht mit der Partido Popular verscherzen, die Europawahl hatte ihm schmerzlich gezeigt, dass auch hier auf La Palma die Sozialisten auf dem Vormarsch sind. Bei den nächsten Wahlen könnten durchaus die Parteigenossen unseres Ministerpräsidenten Zapatero die stärkste Partei stellen und dann könnte man ohne Hilfe der PP nicht an der Regierung bleiben. Da sollen sich die Stadträte in Santa Cruz lieber weiter mit dem unbequemen Koalitionspartner rumärgern, ein drohender Machtverlust auf Inselebene will der geschickte Taktiker auf jeden Fall vermeiden. Zur Presse sagt er, der Umkehrschub in Richtung altem Koalitionspartner gilt nur der Sorge um die Einwohner der Hauptstadt, die könne man nicht alleine lassen. Von so viel Fürsorge bin ich noch ganz benommen und irgendwie bleibt ja dann alles beim Alten und das ist uns immer schon das Bequemste gewesen.



Freitag 17.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67% Luftdruck 1017 hPa

Bananenabfälle, Kompost oder Viehfutter

Bananen werden nun seit gut einhundert Jahren auf dieser Insel angebaut und plötzlich ergibt sich ein Problem, welches es früher nie gab. Das Überbleibsel der geernteten Fruchtstände, der Strunk, wird auf einmal zum Abfallproblem. In Argual, unterhalb von Los Llanos, stinkt eine gewaltige Bananen-Abfall-Deponie kräftig vor sich hin und sollte es mal heftig regnen, dann kann es sein, dass sich diese faulende Biomasse in ungewollte Bewegung setzt. Nun überlegt man, was man aus diesem natürlichen Folgeprodukt der Bananenproduktion machen kann, um weitere Deponien zu verhindern.

Geschreddert und getrocknet würden diese Abfälle hervorragendes Viehfutter abgeben, dazu bräuchte man nur die entsprechenden Maschinen und schon könnte man aus einem Abfallprodukt einen Verkaufsschlager machen. Andere Alternative ist die Kompostierung, um aus den Bananenabfällen wertvolles Substrat zur Bodenverbesserung zu gewinnen. Vielleicht sollte man beide Wege parallel beschreiten, alles nur eine Frage der Finanzierung. Beachtenswert erscheint mir aber, dass dieses Problem relativ neu ist. Früher gab es nie Probleme mit der angefallenen Menge an Bananenabfällen, die landeten irgendwo auf Brachflächen, trockneten dort vor sich hin und verwandelten sich selbst in staubige Biomasse. Erst als man anfing, die Bananenabfälle immer auf den gleichen Fleck zu schmeißen, entstand dieses übelriechende Problem. Die Abfälle können nicht mehr austrocknen, weil immer wieder frische Fruchtabfälle dazukommen und nun fängt die ganze Brühe an zu gären und verbreitet den dafür bekannten Geruch. Vielleicht sollte man das Ganze auch mal progressiv angehen und den Chinesen erzählen, Bananenstrünke aus La Palma heben die Potenz. Aber das wäre auch wieder kurzsichtig gedacht, wo schmeißen wir dann die ganzen Bananen hin, die dann als Abfallprodukt der Bananenstrunkproduktion übrig bleiben. Einen hab ich noch, Weltbiosphärenreservatsbananenstrunkdeponie!



Donnerstag 16.09.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1015 hPa

Unnützes Wissen, aber hochinteressant

Statistiken können eine furchtbar trockene Angelegenheit sein und 97,496% des gesammelten Wissens unserer Statistikbehörde "INE" (Instituto Nacional de Estadística) braucht kein Mensch. Aber immer wenn auf La Palma mal wieder nichts passiert ist (oder interessiert Sie der politische Kleinkrieg in Garafía? ), dann wühle ich mich durch die Webseiten dieses Institutes und gucke nach interessanten Zahlen. Ich bin wieder fündig geworden und das was ich da lesen musste, hat mich sehr überrascht.

Die kanarischen Inseln sind die spanische Region mit den weitaus meisten unehelichen Kindern. 38% aller hier geborenen Kinder im Jahr 2003 entstammen einer nicht ehelichen Beziehung, zum Vergleich, der nationale Schnitt liegt bei 21,7%. Das war früher umgekehrt, die Statistiker bieten Zahlen bis ins Jahr 1975 zurück, da waren es lediglich 2 Kinder von Hundert, die in eine Beziehung ohne Ehe geboren wurden. Ähnlich drastische Werte bietet man uns zur Geburtenrate. Gab es im Jahr 1975 noch 22,3 Geburten pro tausend Einwohner, so ist diese Zahl bis ins Jahr 2003 auf 10,8 pro Tausend gesunken, mit weiter sinkender Tendenz. Was Sie jetzt mit diesem, neu erworbenen und unnützem Wissen anfangen, das weiß ich nicht, mir hat es jedoch geholfen, Ihnen eine Geschichte zu erzählen.

Die katholische Kirche, überall präsent, aber wohl nicht in den Schlafzimmern der Leute. Ein Trauerspiel muss das Lesen dieser Zahlen für die Pfarrer unseres Archipels sein, die endemischen Schäfchen werden weniger und die heidnischen Einwanderer gehen lieber in die Kneipe als ins Gotteshaus. Bislang weigert sich aber die katholische Kirche strikt, selbst diesen Zahlen eine positive Trendwende zu verleihen. Noch steckt ja das menschliche Klonen in den Kinderschuhen und auf natürlichem Wege gelingt es ja den katholischen Geistlichen irgendwie nicht, die Zahl der ehelichen Kinder selbst zu steigern.



Donnerstag 16.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64% Luftdruck 1016 hPa

Madeira zeigt uns den Weg

Es geht um die Wanderwege der Insel und um Erfahrungen mit anderen vergleichbaren Regionen auszutauschen, haben die Azoren, Madeira, El Hierro, Gran Canaria und La Palma ein Projekt ins Leben gerufen welches sich "Tourmac" nennt. "Tour" steht für Tour, das ist logisch und "mac" steht für Makaronesien, der gemeinsame geographische Name der Inselgruppen Azoren, Madeira und Kanaren. Ziel dieser Vereinigung ist es, von den anderen Regionen zu lernen um die eigenen Wanderwege zu verbessern.

Da hat sich zwar auf La Palma einiges getan in den letzten Jahren, aber immer noch sind viele Wege nicht ausreichend beschildert und schicken so manche Wandersfrau eher in Selbstzweifel als auf den richtigen Weg. Da können wir sicher noch einiges lernen, besonders von Madeira, dort hat der Wandertourismus eine viel ältere Tradition und damit auch mehr Erfahrung als wir. Bis man überhaupt anfing, auf La Palma die Wanderwege zu markieren, das ist noch nicht lange her. Wir mussten erst lernen, dass nicht die schnellste Verbindung zweier Punkte das ersehnte Ziel ist, sondern der Weg selbst. Aber daran arbeitet man nun ständig und irgendwann bekommen wir es auch hin, dass es brauchbare Wanderkarten gibt, in denen die Wege so beschrieben sind wie hier ausgeschildert. Dazu gleich noch ein Tipp, brauchbare Wanderkarten für La Palma hält der "Kompass-Verlag" und "Freytag und Berndt" bereit. Die Karten beider Verlage sind sowohl überall im Buchhandel in Deutschland erhältlich, aber auch hier auf der Insel überall zu bekommen.

Zu dieser Nachricht gibt es einen Leserkommentar.



Mittwoch 15.09.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66% Luftdruck 1016 hPa

Kriminalitätsrate auf den Kanaren gesunken

Das sind Zahlen die erfreulich sind, im Jahr 2003 ist die Zahl der bei der Polizei angezeigten kriminellen Taten gegenüber dem Vorjahr um 3,2% zurückgegangen. Damit liegen die kanarischen Inseln im guten nationalen Trend, in den meisten der Provinzen konnte man einen Rückgang der Kriminalität feststellen. Auf den Kanaren geht der Rückgang fast gänzlich auf das Konto der Provinz Gran Canaria, dort alleine konnte man 5,6% weniger Straftaten feststellen. Die Provinz Tenerife kann nur noch mit einer kleinen Verbesserung von 0,45% prahlen.

Diese Zahlen wären noch weit besser, hätte es nicht bei den Delikten um häusliche Gewalt einen starken Anstieg gegeben. Um 21,7% stieg dort die Zahl der Anzeigen an, das liegt aber nicht daran, dass es mehr häusliche Gewalt gibt, sondern die Gesetzeslage hat sich in diesen Fällen geändert. Nun können die Opfer von häuslicher Gewalt innerhalb von Stunden in ein umfangreiches Schutzprogramm aufgenommen werden und es wurden Organisationen geschaffen, die den Opfern soziale und finanzielle Unterstützung bitten. Bislang gab es auf diesem Gebiet reichlich Nachholbedarf und viele Opfer häuslicher Gewalt trauten sich nicht ihren Peiniger anzuzeigen, es hätte Monate gedauert, bis ein Gericht ein Urteil spricht.



Mittwoch 15.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67% Luftdruck 1017 hPa

Weltbiosphärenreservatsbananengewächshäuser

Um nicht falsch verstanden zu werden, der intensive Anbau von Bananen ist und wird in mittlerer Zukunft unsere wichtigste Einnahmequelle bleiben. Da gibt es nichts zu rütteln, wer die Bananen hier auf La Palma kritisiert, der muss gleichzeitig eine schlüssige Idee für einen kompletten Strukturwandel der gesamten Inselwirtschaft vorlegen. Wenn es nach mir ginge, dann blieben die Bananen ewig und würden uns weiterhin unabhängig vom Massentourismus machen. Nun aber geht die Bananentreue einen Tick zu weit, man will die kleinen und großen Gelben unserer Insel mit dem Weltbiosphärenreservatssiegel der UNESCO versehen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Noch ist es nicht so weit, die Politiker haben auf Druck der Produzenten und Exporteure beschlossen, den Antrag an das Konsortium des Weltbiosphärenreservates zu stellen, das begehrte Siegel auch für die Bananen zu erhalten. Nun wird dieses Konsortium welches über das Reservat wacht, vor eine harte Probe gestellt. Gegen die Inselregierung können die "Lord Siegelbewahrer" nicht arbeiten, aber eigentlich widerspricht der intensive und man muss schon sagen industrielle Anbau von Bananen auf der Insel dem Geist und Sinn eines Biosphärenreservates völlig. Dem Landschaftsbild dieser Insel hat die Banane nur geschadet, der Gesellschaft aber Gewinn und Zukunft gebracht. Ohne die Bananen wären wir immer noch da, wo uns Steinzeit-Nostalgiker gerne sehen würden, auf dem Rücken eines Esels. Allerdings sollte man mit solch einer großen Auszeichnung, wie es der Titel Weltbiosphärenreservat nun einmal ist vorsichtiger umgehen, die Insel hat bei der UNESCO die Aufmerksamkeit erregt, nicht die Bananenproduzenten und Exporteure.



Dienstag 14.09.04 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1017 hPa

Das neue Alte Europa

So richtig mit La Palma hat das was jetzt kommt nicht zu tun, außer dass wir hier in Spanien sind und die Kanaren sich zwar als Bindeglied zwischen Europa und Lateinamerika sehen, allerdings von europäischer Seite aus. Da rauscht ein frischer Wind durch Spanien, der smarte, blauäugige José Luis Zapatero langt kräftig zu mit den angekündigten Reformen. Die zermürbte Ex-Regierung von Aznar und Nachfolger Rajoy kann sich nicht aus dem Chaos nach den Anschlägen vom 11. März befreien und bekommt den energischen Zapatero einfach nicht zu fassen. Noch schlimmer, der stiehlt ihnen mit seinem Reformtempo und außenpolitischem Geschick ganz und gar die Show. Keiner hätte ihm das zugetraut und so etwas liebt man hier in Spanien, wenn ein "Don Quixote" auch mal erfolgreich ist und eine Windmühle nach der anderen flachlegt.

Das ist ein ganz Kecker, der zieht die Truppen aus dem Irak ab und legt sich damit mit Bush und Blair an. Er lockert die Abtreibungsgesetze und erlaubt gleichgeschlechtliche Ehen und legt sich mit der starken 2.000 Jahre zu alten katholischen Kirche an. Jetzt kommt das Größte, der Mann macht aus dem Alten Europa das Neue Europa und zeigt ganz frech wo Spanien hingehört, in die Mitte Europas. Mit allem Selbstbewusstsein das Iberern nun mal angeboren ist, aber auch mit einem offenen Ohr für die Anderen und das ist neu in der spanischen Europapolitik. Aznar hat Europa immer nur als Geldspender belächelt und gleichzeitig alles blockiert was das gesamte Europa angeht. Zapatero könnte man durchweg als neuen europäischen Motor betrachten mit einfachen, schlichten und schnellen Ideen. Europäische Verfassung, wo ist das Problem fragt Zapatero, lasst uns eine machen! Nun hat "Zapo" neue Freunde, die vor so viel europäischem Schwung von der Iberischen Halbinsel gar von einer neuen Achse Madrid - Paris- Berlin schwärmen. Mir soll es recht sein, Europa hätte es verdient zu funktionieren, allerdings gefällt mir der Ausdruck "Achse" nicht sonderlich gut. Ich halte Europa eher für ein kompliziertes Gebilde aus 25 hochempfindlichen Einzelradaufhängungen. Aber vielleicht ist Zapatero ja auch noch ein geschickter Autoschlosser und macht daraus einen fröhlichen europäischen Autobus. Einen sehr interessanten Artikel zum "Neuen Spanien" habe ich HIER im Spiegel gefunden.


Die Achse des.... Ein Freund, ein guter Freund...
Das alte Neue Europa        Das neue Alte Europa



Dienstag 14.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1017 hPa

Vientos alisios, Platz da, jetzt komm ich!

Kaum ein Wind hat so viele Namen wie der Nordost-Passat. Kein Wunder, segelten doch Jahrhunderte lang viele Nationen, angetrieben von diesem enormen Motor mit diesen so stabilen Winden von der alten in die neue Welt. Für die Kanaren ist der Passat, hier "alisios", die Grundlage jeglichen Lebens, ohne diese feuchten Winde wären wir das, was uns am nächsten liegt, Sahara. Die Passatwinde bringen uns Wasser, selbst im Sommer. Auch wenn dieses nicht als Regen auf unsere Erde fällt, so "melken" die mächtigen Lorbeer und Pinienwälder auf der Nordostseite die Wolken und sorgen dafür, dass dicke Tropfen Leben spendender Feuchtigkeit von den Blättern und Nadeln ständig auf den Boden tropft.

Je nach Heftigkeit dieser Winde weiß man, wie es um die Stabilität unseres Wetters bestellt ist. Ein kräftiger Nordost-Passat lässt keinem Straubkörnchen aus der Sahara die Chance zu uns zu gelangen und sorgt für klare Verhältnisse. Wir sind Kinder des Atlantiks und nur auf der Landkarte fällt die Nähe zum afrikanischen Kontinent auf. Jede Regel hat ihre Ausnahme, sonst würde es langweilig, bleibt der Passat, dann sind die Kanaren Spielball kontinentaler Luftmassen aus Afrika, oder den atlantischen Sturmtiefs aus Südwest. Manchmal geht uns der Passat auch auf den Geist, wenn er als Fallwind über die Cumbre Nueva ins Aridanetal rauscht und der mächtige Wolkenwasserfall bis an die obere Ortsgrenze von El Paso reicht. Dabei dürfen wir nie vergessen, diesem scharfen Wind haben wir alles Grün zu verdanken, welches unsere schöne Insel schmückt. So lange der Passat weht, kann uns nichts passieren.



Montag 13.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68% Luftdruck 1016 hPa

Immer auf den letzten Drücker

Mit eigentlich nur 2 Jahren Verspätung wird die neue Schule von El Paso morgen ihre Pforten öffnen. Dort werden die Klassen ab der Siebten dann unterrichtet und für viele Leute aus El Paso fällt dann endlich der mehrmalige Weg nach Los Llanos weg. Die ganze letzte Woche hatten die Verantwortlichen noch gebangt, ob man doch tatsächlich am Dienstag in der Früh fertig ist. Telefon fehlte noch und die Auffahrt zur Schule war noch nicht befahrbar. Allen Unkenrufen zum Trotz, heute noch wird der Asphalt auf die Auffahrt gebracht und alle Spötter, besonders die aus Los Llanos, müssen nun über etwas anderes lachen.

Allerdings scheint es El Paso typisch zu sein, alles auf den letzten Drücker zu machen und es klappt eigentlich immer, wenn man dann von ein paar Anlaufproblemen absieht, die immer auftauchen wenn man etwas Neues anfängt. Die Zeit ist bekanntlich eine Variable und das kann man sich gut zu nutze machen, wenn man sich darauf einlässt. Morgen macht die neue Schule auf, oh, dann sollte wir mal rasch gucken, wo wir heute noch Asphalt herbekommen. Den Schülern wird es nicht schmecken, die hatten schon auf eine weitere Woche Aufschub gehofft, aber daraus wird nun nichts, unser Bürgermeister hat ein Telefon und weiß wo er Asphalt bekommt. Nun sollte man aber nicht den Fehler begehen zu behaupten, man hätte früher damit anfangen sollen, dann wäre man eher damit fertig. Das ist zwar prinzipiell richtig, aber etwas zu früh fertig zu haben, das entspricht überhaupt nicht unserem Charakter und wird bei uns eher als Peinlichkeit empfunden.


Die neue Schule in El Paso
Heute wird noch gebaut, morgen wird unterrichtet



Montag 13.09.04 - 07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68% Luftdruck 1017 hPa

Planwirtschaft

Der neue touristische Nutzungsplan der Insel steht weiterhin zur Debatte und nach und nach können alle Institutionen und Verbände, Gemeinden und Bürger ihre Verbesserungsvorschläge einbringen. Da wird viel vorgeschlagen, jede Gemeinde will mehr Hotelbetten als die andere und mahnenden Stimmen, für wen denn diese ganzen Betten sein sollen, gibt es wenige. Das Grundproblem bei diesem Plan bleibt jedoch, dass man die Realität nicht in die Planungen mit einbezogen hat, sondern lediglich die Wunschvorstellungen geltungssüchtiger Politiker und hungriger Großkonzerne. Die Rechnung ohne den Wirt zu machen ist schon waghalsig genug, aber ohne Gäste machen weder Pläne, Wirte und gute Worte einen Sinn.

Es ist schlicht weg kein Bedarf da für neue Hotels, neue Sporthäfen oder gar die 4 so häufig zitierten Golfplätze. 6 Wochen gute Belegung im Sommer sind keine Bank für die Zukunft, jetzt schlägt wieder die Stunde der Wahrheit und anstatt darüber zu diskutieren, wo denn nun die Golfplätze hin sollen und die neuen Hotels, sollte man sich lieber mal darüber Gedanken machen, wie die augenblickliche Situation aussieht. Es ist ein Irrglaube alleine mit mehr Angebot größere Nachfrage schaffen zu können. Das einzige Ergebnis eines größeren Angebotes ist ein ruinöser Preiskampf, Wachstum auf dem Sektor des Massentourismus gibt es seit Jahren nicht mehr, sondern nur noch Umverteilung von teuer nach billig. Während man auf den großen Inseln darüber diskutiert, wie man dieser Billig-Falle aus dem Weg gehen kann, redet man hier heftig darüber, wie man so schnell wie möglich zu der Klippe gelangen kann, von der die anderen bereits wieder zurücktreten wollen. Ein Plan kann eine hübsche und vernünftige Sache sein, immer vorausgesetzt, dass da was ist, was man verplanen kann.



Sonntag 12.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa

Weltweite Inselkrankheit: Wahnsinn !

Ich habe den ganzen Nachmittag lachend vor der Kiste verbracht (zwischendurch musste ich allerdings Michael Schumacher zusehen, wie er uns Deutsche endgültig von der Psychose der Versailler Verträge befreit), Schuld daran ist eine Webseite aus unserer, noch kleineren Nachbarinsel La Gomera. Unter www.valle-bote.com können Sie unter vielem anderen gut gemeinte Hinweise erhalten, warum es besser ist Touristen als Bananen zu pflanzen. Zitat: "Um mit Bananen Geld verdienen zu können, muss man sie pflücken, waschen, in Kartons verpacken und ins Ausland verschiffen. Touristen waschen sich selbst, verpacken sich selbst und hauen eines Tages - auf eigene Kosten - auch von ganz allein auch wieder ab." Zitat Ende.

Die Seite ist so böse und gut, dass es eine wahre Freude für mich war, mich durch das anstrengende Insulanerleben auf La Gomera zu lesen. Eine wunderbare spitze Feder macht vor keinem halt, ohne jegliches Pathos werden Geschichten geschrieben, die so in keiner anderen Publikation Unterschlupf finden würde. Das Allerschönste daran ist, dass die Schreiber sich nicht unnötig ernst nehmen und man den Spaß am Erzählen in jedem Artikel spürt. So viel Zynismus würde ich mir hier auf La Palma nicht trauen, dagegen sind meine gelegentlichen Spitzen ja zahmer Wackelpudding und die brachten mir dennoch hier auf La Palma schon so manchen Ärger ein. Vielleicht ist ja doch was dran, dass La Gomera und La Palma ein ganz unterschiedliches Residenten-Publikum haben und wir uns hier alle viel zu ernst nehmen. Die Karrierechancen für zivilisationsmüde Erfolgsmenschen scheinen allerdings auf La Gomera und La Palma ähnlich zu sein. Doch lesen Sie selbst, ich muss jetzt los und bei Carlos ein Bier trinken und meinen Freunden erzählen das wir nicht die Einzigen sind, die wissen wie gut es ihnen geht.



Sonntag 12.09.04 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1018 hPa

Die Ana ist dem Genitiv sein Tod

Die Zeiten ändern sich. Früher war alles ganz normal, das waren es ausschließlich die mitteleuropäischen Residenten welche für Klatsch und Tratsch aus der Trennungsszene sorgten. In einschlägigen "Hotspots" der verbalen Regenbogenpresse gab es täglich neue Geschichten, wer denn nun gerade mit wem und wer denn nun der Böse ist und wer der Gute. Es verwunderte eigentlich, dass es keine öffentlichen Listen gab, das große "Who with Whom" sozusagen. War auch nicht nötig, wir wussten alle immer sofort, wen das lustige Wechselspielchen nun wieder erreicht hatte. Manchmal sogar bevor die Betroffenen es selbst merkten. Am besten wussten wir natürlich über die Beziehungskiste Bescheid, deren Hauptakteure wir überhaupt nicht kennen. Es gab Zeiten auf La Palma, da begrüßten sich die Residenten untereinander nicht mit Guten Tag, sondern mit "Weißt du schon...." Mir schwillt immer der Kopf vor so vielen Trennungen, von denen ich gar nichts wissen will. Das mag auch daher kommen, dass ich in der Residentengemeinschaft der untersten sozialen Kaste angehöre, ich habe immer noch keinen Laubsauger, ich rauche immer noch, meine Kinder gehen immer noch nicht in die Waldorfschule und bin immer noch mit der selben Frau zusammen.

Nun wird es aber problematisch, die Palmeros ziehen gewaltig nach und mein kleiner wöchentlicher Deutschunterricht für ein Grüppchen Frauen aus El Paso, verkommt immer mehr zu einer Plauderstunde in Sachen "Weißt du schon". Das ist aber gar nicht so einfach, um sich nun so richtig über eine bestimmte Person auszulassen, muss diese ja erst einmal eindeutig identifiziert werden. Noch heißt hier ja jede zweite Frau Ana oder Maria und jeder zweite Kerl Jóse und Nachnamen benutzt man hier einfach nie. Normalerweise sagt man dann: "Maria, die von Jóse, der im Supermarkt arbeitet und einen weißen Ford fährt". So werden Menschen hier eindeutig bestimmt und viele nicken eifrig, weil man nun glaubt die betreffende Person zu kennen. Dieses System hat aber Lücken.

Will man nun wissen, über wen man da gerade herzieht, muss man ganz genau zuhören. "Ana, die früher mit dem Jóse der im Supermarkt gearbeitet hat, jetzt aber mit Maria die gerade ein Kind von dem Jóse bekommt, der keinen weißen Ford fährt, zusammen war, habe ich gestern mit Jóse, dem Ex von der Ana die immer Samstag am Strand von Puerto de Naos ist und ein kleines rotes Auto fährt, von der immer alle behauptet haben, sie sei mit Jóse von der Autovermietung zusammen, der früher mit der Ana aus dem Restaurant "Fifafu" zusammen war, aber ein gemeinsames Kind mit der Maria aus Tazacorte hat die früher mit dem Jóse, dem Busfahrer aus Mazo, zusammen war, dessen Frau Ana heißt, einen großen weißen Jeep fährt, mit den beiden Töchtern die Ana und Maria heißen, jetzt aber bei Jóse leben, der Bananen bei Todoque hat und früher mal mit der Ana aus El Paso zusammen war, die jetzt einen Jóse aus Tenerife geheiratet hat, der sich erst vor kurzem von seiner Frau Maria getrennt hatte. Sie wissen nicht mehr um was es geht, macht nichts, ich auch nicht. Aber so schaffen es meine Deutschschülerinnen, übrigens mehrere Anas und eine Maria, mich immer wieder von solchen Unwichtigkeiten wie Dativ oder Genitiv abzulenken. Die werden nie richtig Deutsch lernen (das allerdings verbindet sie mit vielen Deutschen) und ich werde nie kapieren, über wen die da gerade geredet haben. Macht auch nichts, aber der Respekt voreinander gebietet es uns immer zuzuhören, ob es nun um den Genitiv geht, oder um Ana.



Samstag 11.09.04 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa

Politisches Possenspiel in der Hauptstadt

Erst schmeißen die 5 Stadträte der Coalición Cananria ihrem Koalitionspartner der Partido Popular den Verlobungsring vor die Füße und rücken in die Opposition. Aber schon zwei Tage später wollen sie wieder an die Macht, allerdings mit einer neuen Liebschaft. Nun sollen die Sozialisten der PSC/PSOE zusammen mit denRegionalisten das Rathaus unserer Hauptstadt übernehmen. Bürgermeister würde dann aller Wahrscheinlichkeit nach Anselmo Pestana von der PSC, da diese Gruppierung einen Sitz mehr im Stadtparlament hat. Carlos Cabrera, der "Noch" Bürgermeister würde so mitsamt seinen 6 Stadträten auf die hinteren Bänke des Rathauses von Santa Cruz de La Palma rutschen.

Die Coalicón Canaria hat bislang immer leichtes Spiel gehabt mit ihren Koalitionspartnern. Ohne die "CC" geht in keiner Gemeinde was und eine Verbindung aus Partido Popular und Sozialisten, war bislang völlig undenkbar, auf nationaler Ebene sind diese beiden Parteien natürliche Feinde. Die Coalición Canaria hat nun, je nach politischer Wetterlage mal mit den Bürgerlichen und mal mit den Sozialisten paktiert, Hauptsache regieren, mit wem ist egal. Da es in der Politik nicht den Ausdruck Prostitution gibt, spricht man hier von Pragmatismus. Die einzige Ausnahme in diesem politischen Swinger-Club leistet sich die Gemeinde von El Paso. Dort ist das Unvorstellbare geschehen, eine Koalition von Partido Popular und Sozialisten regiert die Gemeinde in scheinbarer Harmonie. Von Liebesheirat kann man dort allerdings auch nicht sprechen, sicher aber von einer soliden Vernunftehe. Politik und Vernunft müssen sich nicht zwangläufig ausschließen.



Samstag 11.09.04 - 10:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1018 hPa

Immer weniger Schüler

Seit Jahren gibt es auf La Palma immer weniger Schüler, obwohl die Gesamtanzahl der Einwohner leicht wächst. Der Hintergrund ist ganz einfach, auch bei uns sinken die Geburtenraten und die demographische Pyramide wird immer kopflastiger. Spötter sagen, es gibt bald mehr Altersheime auf La Palma als Schulen. Davon sind wir weit entfernt, aber in Sachen Familienplanung haben wir auch hier eher mitteleuropäische Vorstellungen erreicht. Viele Leute wollen gar keine Kinder mehr, Anderen reicht ein Haustyrann und wir mit unseren 2 Kindern sorgen lediglich quantitativ für den Erhalt der Rasse Mensch. Sie kennen doch diese berühmten 1,4 Kinder pro Familie, die keinesfalls ausreichen für genügend Nachschub zu sorgen, geschweige denn die Rentenkassen für später zu füllen.

Auf La Palma gibt es in diesem Schuljahr 11.449 Jugendliche, welche eine der 4 Schulstufen besucht, das sind 295 weniger als im vergangenen Jahr. Keine große Veränderung möchte man meinen, aber man muss das in Relation mit dem Anstieg der Einwohnerzahl der Insel sehen. Ohne Immigration wären diese Zahlen noch drastischer, der Anteil ausländischer Schüler, meist aus Südamerika, wächst ständig an. Das sind keine alarmierenden Zahlen, aber man sollte sich vielleicht schon mal Gedanken machen, warum die Leute immer weniger Kinder in diesen, doch so wohlhabenden Teil der Welt setzen.



Freitag 10.09.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1015 hPa

Chaxiraxi, Hupalupa und Tanausú

Das was wir am wenigsten kennen, fasziniert uns immer am meisten. Dazu kommt noch ein ordentlicher Schuss Nostalgie und schon sind die Namen der Ureinwohner der Kanaren wieder präsent. Seit einiger Zeit schon lässt sich beobachten, dass viele Eltern ihren Sprösslingen anstatt der üblichen katholischen Heiligennamen wie Jóse, Maria oder Francisco, nun mit Namen wie Tanausú, Abenaura und Airam in die Welt schicken. Eine gewagte Grätsche über ein halbes Jahrtausend, aber auch ein Symbol für wieder wachsendes Interesse an dem, was vor uns da war.

Manche dieser Namen klingen sehr fremd für uns, ich würde mein Kind nicht Hupalupa(o) nennen, der war übrigens ein "Bimbache", also aus El Hierro stammend. Aber viele andere Namen sind einfach nur schön, Chaxiraxi wird "Tschassirassi" ausgesprochen und war eine der vielen Göttinnen dieses so unbekannten Volkes, welches verallgemeinert als "Guanchen" bezeichnet wird. Genau genommen waren die Guanchen nur auf Tenerife, (tener-ife heißt wohl in der Sprache der Ureinwohner weißer Berg), auf Gomera waren die Gomeros, auf El Hierro die Bimbache und auf La Palma de Benaho(a)ritas. Diese Stämme hatten untereinander so gut wie keinen Kontakt und auch die, wohl ursprünglich gemeinsame Sprache, ist von Insel zu Insel sehr verschieden. Wie immer gibt es auch hier Ausnahmen, Jonay, ein Jugendlicher aus Tenerife hatte sich in Gara aus Gomera verliebt und schwamm von Insel zu Insel um zu seiner Angebeteten zu gelangen. Aber die Geschichte ist viel zu schön, um sie hier in Kürze abzuhandeln.

Häufig benutzte Namen sind: Airam, Abenaura, Acerina, Dácil, Echedey, Haridian, Gara, Jonay, Mati, Faina, Gazmira, Jaco, Naira, Ruyman, Rosalva, Tegina, Ventagay, Yeray, Yaiza und hier auf La Palma natürlich Tanausú. Besonders um diese Person ranken sich jede Menge Geschichten und Legenden. Die Eroberung La Palmas gestaltete sich für spanischen Truppen schwieriger als angenommen, nur langsam konnte man die 12 Stämme auf La Palma besiegen. Den letzten Widerstand leistete die Gruppe um Tanausú im heutigen Nationalpark Caldera de Taburiente. Nur durch Hinterlist konnte man diesen noblen Krieger in die Knie zwingen und dem Namen Tanausú hängt immer noch die Aura des Unbesiegten an. Die ganze Geschichte um Tanausú hat Harald Braem gekonnt niedergeschrieben. Tanausú - König der Guanchen, heißt der Roman und ist eine absolute empfehlenswerte Vorbereitung für einen Urlaub auf der grünen und rebellischen Insel La Palma. Ist natürlich auch interessant für die, die hier schon wohnen und eigentlich gar nicht wissen, wie es vorher hier war. Zu kaufen gibt es das Buch im Buchhandel, hier in El Paso bei "Guacimara" (übrigens auch solch ein Name), oder im "Sorpresa", gegenüber dem Supermarkt. Man kann es aber auch direkt beim Zech-Verlag bestellen.



Freitag 10.09.04 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa

Leichte Entspannung auf dem Arbeitsmarkt

Die Zahl der Arbeitslosen auf La Palma ist im August erneut leicht gesunken. Es ist nun der zweite Monat in denen sich der Arbeitsmarkt positiv entwickelt hat, nachdem man seit Jahresbeginn eine Rekordmeldung nach der anderen hinnehmen musste. Für den August meldet das Arbeitsamt 5.776 Menschen ohne eine Anstellung. In den Monaten April, Mai und Juni lag die Zahl noch weit über 6.000.

Noch bevor man nun Jubelschreie kundtut und Arbeitsmarktstrategen sich selbstgefällig auf die Schultern klopfen muss man diese Zahlen auch mit dem Vorjahr vergleichen und die jahreszeitlichen Faktoren mit einbeziehen. Da sieht es dann plötzlich nicht mehr so prickelnd aus, im Juli und August sinkt die Zahl der Arbeitslosen immer und gegenüber dem Vorjahr sind an die 10% mehr Menschen auf La Palma ohne Beschäftigung. Der Dienstleistungssektor bleibt weiterhin unser schwacher Punkt, alleine 3.249 Arbeitslose kommen aus dieser Berufsgruppe. Dagegen meldet die Landwirtschaft fast so etwas wie Vollbeschäftigung, lediglich 113 Leute sind in diesem Bereich ohne Arbeit.



Donnerstag 09.09.04 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa

Zuwanderung ein häufig diskutiertes Thema

Das Instituto Canario de Estatística (kanarisches statistisches Institut), kurz "ISTAC" genannt, hat nun die Zahlen der Zuwanderung auf die Kanaren für das Jahr 2003 veröffentlicht. Demnach sind letztes Jahr 54.200 Menschen neu auf die Kanaren gezogen, davon waren 29.048 Menschen, die keine spanische Staatsbürgerschaft haben. Dem gegenüber steht eine Abwanderung von nur 23.700 Menschen, davon waren 5.125 Ausländer. Eine große Überraschung ist diese Zahl nicht und prozentual ist die Zuwanderung auf die Kanaren nur um 3,6% gegenüber dem vorhergehenden Jahr gestiegen.

Während die Zahl der Zuwanderer aus europäischen Ländern stagniert, sie liegt bei 10.700, davon 2.900 Deutsche, nahm die Zuwanderung aus südamerikanischen und afrikanischen Ländern stark zu. Alleine aus Venezuela kamen 5.700 Menschen zu uns, 2.300 aus Argentinien, 1.690 aus Uruguay, 1.214 aus Ecuador, 1.206 aus Cuba und 838 Kolumbianer. Aus Afrika, meist aus Marokko kamen 2.622 Neubürger und immerhin noch fast 1.000 aus Asien. Während die Asiaten und Afrikaner meist auf die orientalen Inseln zogen, also in die Provinz Gran Canaria, bevorzugen die Europäer und Amerikaner eher die Provinz Tenerife. Die Hälfte aller zugezogenen Ausländer sind zwischen 20 und 40 Jahren alt, also Kandidaten die aktiv in den Wirtschaftsprozess der Insel eingreifen wollen.

Die Aufteilung der Zuwanderer auf die einzelnen Inseln ist: Tenerife 13.009, Gran Canaria 7.836, Lanzarote 3.724, Fuerteventura 2.632, La Palma immerhin 1.071, La Gomera 478 und El Hierro 298. Für dieses Jahr erwartet man eine weitere Steigerung, allerdings auch mehr Fluktuation. Viele Zuwanderer die keine entsprechende Tätigkeit auf den Kanaren finden, gehen weiter aufs spanische Festland, hauptsächlich nach Madrid und nach Katalonien. Bei aller Befürchtung seitens bestimmter gesellschaftlicher Kreise, die Kanaren könnten überfremdet werden, muss man ganz klar dazu sagen, dass Zuwanderung hier auch notwendig ist. Die Geburtenrate auf den Kanaren hinkt seit Jahren der Sterblichkeitsrate hinterher und auch bei uns müssen genügend Leute im Arbeitsprozess bleiben, um die immer höher werdenden Kosten der Renten zu ermöglichen. Es ist leicht zu sagen, das Boot ist voll, man braucht aber nicht nur Steuermänner und Kapitäne, sondern auch viele die kräftig rudern können.



Donnerstag 09.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa

Politisches Sommertheater in der Hauptstadt

Die 5 Stadträte der Coalición Canaria in unserer Hauptstadt Santa Cruz warfen gestern das Handtuch und ziehen sich beleidigt aus dem Regierungsgeschäft auf die Oppositionsbänke zurück. Die meist gewählte Gruppierung, Partido Popular, wird nun die Hauptstadt in Minderheit alleine verwalten. Was war passiert? Eigentlich gar nichts. Bei den Kommunalwahlen im Mai letzten Jahres ging die Coalición Canaria im Inselparlament mit der absoluten Mehrheit davon, aber in den Gemeinden brauchte man Koalitionspartner um die Herrschaft zu behalten. Bislang war die Partido Popular da immer zur Stelle, die Regionalisten der Coalición Canaria in die Ämter zu heben, aber die Partido Popular hat nun gemerkt, dass diese Nähe zu den Regionalisten eine Einbahnstraße ist.

In der Hauptstadt bricht nun die jahrelange Verbindung und als Begründung muss El Paso herhalten. Dieser rebellische Ort hat es gewagt, eine Koalition aus Partido Popular und der PSOE, also den Sozialisten ans Ruder zu lassen und die meist gewählte Partei des Ortes, die Coalición Canaria darf nur zusehen. So viel Demokratie kann den Regionalisten nicht gefallen, die sind es nicht gewohnt, dass die "kleinen Parteien" plötzlich Bündnisse eingehen und an der Allmacht der Coalición Canaria rütteln. Warum der politische Bruch in Santa Cruz jetzt geschieht und nicht bereits vor anderthalb Jahren, als das Thema Tagesgespräch war, das wird ein Geheimnis bleiben. Vielleicht hatte man gehofft, das "El Paso Problem" löst sich von alleine und die eigenwillige Koalition zerbricht, aber diesen Gefallen haben ein paar wenige vernünftige Politiker in El Paso den Regionalisten nicht gemacht.



Mittwoch 08.09.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1015 hPa

Die Königin beehrt uns wieder

Morgen früh um 7:00 Uhr erwartet der Hafen von Santa Cruz zum zweiten Mal in seiner Geschichte den Besuch des Traumschiffes "Queen Elizabeth II". Mit 293,5 Metern Länge ist es das größte Schiff welches jemals in unserem Hafen angelegt hat. Bis 18:00 Uhr soll die QE II bei uns im Hafen liegen und dann weiter nach Gran Canaria schippern. Das Rathaus von Santa Cruz hat folkloristische Darbietungen und ein paar weitere Attraktionen angekündigt um die Passagiere des Luxusliners ordentlich zu würdigen. Für die Palmeros selbst ist kaum was drin, man kann sich zwar an dem gewaltigen Anblick ergötzen, aber nahe ran darf man nicht, die Reederei Cunard befürchtet wohl, wir könnten uns nicht benehmen.

Die Queen Elizabeth war bereits am 21.7. das erste Mal in La Palma und ergoss Mengen an weißbeiniger Engländer über die Hauptstadt. Die Geschäftsleute von Santa Cruz hatten sich allerdings mehr Kaufeslust von diesen Kreuzfahrern versprochen, aber die haben ja auf dem Schiff alles was sie brauchen und billige Zigaretten und Schnaps haben sie bereits tags zuvor auf Tenerife erworben. Das Schiff ist trotzdem schön und der Anblick des Riesenkahns in unserem Hafen schon etwas skurril. Für das An und Ablegemanöver bringt die Queen Elizabeth 2 extra einen Schlepper aus Tenerife mit, als königlichen Butler sozusagen, unseren Schleppern traut man wohl nicht zu, mit der feinen Dame umgehen zu können. Ein paar Bilder vom ersten Besuch der Königin gibt es HIER.



Mittwoch 08.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1015 hPa

Bananengipfel

Die Vertreter der europäischen Bananenproduzenten trafen sich gestern auf La Palma um gemeinsam Positionen zu beziehen vor den Verhandlungen um einen Einheitstarif für die so wichtige gelbe Frucht. Abgesandte aus Martinique und Guadeloupe besuchten La Palma gestern und wurden nicht müde, eine gemeinsame Linie der europäischen Bananenbauern zu predigen. Die Banane hoch, die Reihen fest geschlossen, wenn das immer so einfach wäre. Eigentlich war man sich niemals grün, oder gelb in diesem Fall und eher Konkurrent, aber nun muss man eine gemeinsame Linie finden um in den Verhandlungen über die zukünftigen Preise bestehen zu können.

Es soll ein Einheitspreis her, der sowohl für die lateinamerikanischen Hersteller gilt, wie auch für die paar Europäischen. Eigentlich eine gute Idee, damit kann man planen und hat ein Ergebnis vor Augen welches kalkulierbar ist. Das Problem dabei sind die horrend unterschiedlichen Vorstellungen, welcher Preis pro Tonne Bananen denn nun zukünftig gelten soll. Einige südamerikanische Produzenten sprechen von angestrebten 75 Dollar pro Tonnen und hier ist man der Meinung, unter 300 Dollar pro Tonne rentiert sich der Anbau dieser botanischen Preziose nicht. Die lateinamerikanischen Länder, allen voran Panama und Ecuador, produzieren Bananen um vieles billiger als wir, was hier Stundenlohn ist, gilt dort als Tagessatz. Bislang hat der spanische Staat mit Zuschüssen diese große Lücke gestopft und die kanarischen Bananen halbwegs bezahlbar gemacht. Langfristig will man von diesem Staatsdoping weg, aber Bezahlung nach Weltmarktpreis würde unsere Bananenbauern über Nacht arbeitslos machen. Ein ganz normales europäisches Problem, wir können uns das, was wir selbst produzieren, schon längst nicht mehr leisten.



Dienstag 07.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1013 hPa

Drastische Maßnahmen im Kampf gegen neue Pflanzenkrankheiten

Die Kartoffelbauern La Palmas, Tenerifes, Gran Canarias und La Gomeras werden mit einem neuen Dekret nicht einverstanden sein, verbietet es nämlich die Ausfuhr von Kartoffeln. Vor mehreren Jahren wurden auf diesen Inseln neue Pflanzenkrankheiten eingeschleppt und bislang ist es nicht gelungen, diese wieder los zu werden. Bei den Krankheiten handelt sich um die Tecia Solanivora (Motte aus Guatemala) und Ralstonia Solanacearum (Braunfäule, oder auch Schleimkrankheit), die man hier "Papa llorona" nennt, also weinende Kartoffeln. Wobei es sicher ist, dass der Landwirt mehr weint, als die Kartoffel selbst.

Die Motte aus Guatemala ist im Moment nur in den nördlichen Regionen der Insel verbreitet, es wird aber erwartet, dass bald die ganze Insel mit diesem Schädling zu tun hat. Seit zwei Jahren versucht man gegen diese Motte mit Pheromonen anzugehen, allerdings fast ohne Erfolg. Die Braunfäule ist bereits in allen palmerische Gemeinden vertreten, auch dagegen waren alle Maßnahmen ohne Wirkung. Nun will man die Landwirte dazu bringen, ihre Äcker 5 Jahre lang unbestellt zu lassen und so die beiden Krankheiten tilgen. Dafür gibt es Hilfen seitens des Landwirtschaftsministeriums, die zwischen 25 und 26 Cent pro Kilo zerstörter, oder nicht produzierter Kartoffeln liegt. Diese gut gemeinte Aktion hat allerdings einen spitzen Haken. Man kann zwar großflächig den Kartoffelanbau einstellen, aber jeder hat hier in seinem Garten Kartoffeln, das gehört zum guten Ton bei den Palmeros, nur eigene Tuberkel zu essen. Da weder die Motte, noch die Braunfäule fragt, ob das nun Kartoffeln für den Hausgebrauch sind, oder für den Verkauf, werden die Krankheiten damit nicht verschwinden.

Der Kartoffelexport hat auf La Palma seit Jahren stark abgenommen und zuletzt lagen die Mengen, die auf andere Inseln gingen nur noch bei wenigen hundert Tonnen. In schlechten Jahren hat man überhaupt nichts verschickt, also trifft dieses Verbot nicht die palmerische Landwirtschaft im Ganzen. Da die Vernichtungsprämien sehr gering sind, rechnet man auch nicht, dass viele Landwirte diesen Weg gehen. Die meisten Bauern werden weiter für den lokalen Markt produzieren, für die Menschen sind beide Pflanzenschädlinge ungefährlich und außerdem können wir doch nicht auf unsere Papas arrugadas verzichten. Interessant wird es allerdings bei den Vernichtungsprämien immer, wie viele Landwirte sich da melden. Es soll schon Gemeinden gegeben haben, da überstieg die Hektarzahl der "vernichteten" Kartoffeln die Gesamtgröße des ganzen Gemeindegebietes. Das aber war sicher auf einer anderen Insel, wir würden so etwas nie tun...



Dienstag 07.09.04 - 07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1015 hPa

Der Teufel ist los

Schade nur, dass es mitten in der Woche stattfindet, das berühmte Teufelsfest von Tijarafe. Heute Nacht geht es los, ab 22:00 Uhr wird in Tijarafe getanzt und dann gegen 02:30 Uhr erwartet man den "Leibhaftigen". Es ist eine der wildesten Fiestas der Insel, der Teufel läuft und tanzt Feuerwerk spuckend durch die Schar seiner Anhänger und bei vielen bleibt, neben einem bleibenden visuellen Eindruck auch, noch die eine oder andere Brandblase.

Wo dieses Fest herkommt, das hat mir bis heute keiner schlüssig erklären können. Man erzählt Geschichten von einer flämischen Gestalt, die auf ihrem Weg nach Puntagorda in Tijarafe "hängen geblieben" ist, La Candelaria heißt und in einer Höhle im "Barranco del Pino" wohnt. Was das jetzt mit dem Teufel zu tun hat, das weiß ich auch nicht, aber sicherlich kann einer unserer Leser mehr dazu berichten. Eine ganz positive Geschichte gibt es noch, aus Los Llanos gibt es nun Sonderfahrten per Bus nach Tijarafe. 19:30, 20:30 und 21:30 Uhr sind die Abfahrten ab Busbahnhof. Es werden so viele Busse eingesetzt wie nötig. Zurück geht es ab Tijarafe um: 04:00, 05:00 und 06:30 Uhr. Gute Idee, da der Teufel kein Weihwasser trinkt, sondern eher Hochprozentiges, sollte man schon auf den eigenen Wagen verzichten.



Montag 06.09.04 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1017 hPa

Kanarische Regierung befürchtet noch größere Flüchtlingswellen

Bislang sind dieses Jahr etwa 4.500, meist schwarzafrikanische Flüchtlinge an den östlichen Kanareninseln gelandet. Das ist trauriger Durchschnitt und die meisten davon gelangen in klapprigen, kleinen Fischerbooten von der nahen marokkanischen Küste zu uns. Nun droht ein neues Szenario, seitens der Schlepperbanden plant man nun alte, stillgelegte Frachtschiffe notdürftig zu reparieren um sie dann auf eine letzte Reise Richtung kanarische Inseln zu schicken. Bis zu 500 Menschen sollen auf solchen Schiffen sitzen und die Preise für einen One-way Trip liegen bei 1.500 - 2.000 Dollar. Man weiß das von den Verbindungsleuten aus Sierra Leone und Guinea.

Vor drei Wochen konnten die dortigen Behörden das Auslaufen eines Schiffes verhindern, welches sich mit 500 unfreiwilligen Selbstmordkandidaten auf den Weg zu den kanarischen Inseln machen wollte. In dem Schiff hatte man mehrere Flutventile angebracht, laut der Polizei von Sierra Leone hatten die Schlepper vor, das Schiff vor unseren Küsten zu versenken, falls man die Flüchtlinge nicht von Bord lässt. In den letzten Wochen mehren sich die Aussagen, dass an vielen Stellen der afrikanischen Küste solche Schiffe vorbereitet würden, um in Kamikaze ähnlichen Aktionen auf den Kanaren zu landen. Die spanischen Behörden fürchten nun, dass man nicht jedes dieser Schiffe am Auslaufen hindern können wird. Auf das Auftauchen eines solchen Schiffes vor unseren Küsten wären wir aber nicht ausreichend vorbereitet, geschweige denn, die Schlepper machen ihre Drohung war und versenken das Schiff.



Montag 06.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1017 hPa

Flugverbindungen nach Madeira sollen bestehen bleiben

Die Binter Canarias, eigentlich nur für den Flugverkehr zwischen den Kanaren gedacht, mausert sich von interinsular zu international. Diesen Sommer bot man erstmals neue Routen nach Madeira, sowie Porto und Lissabon an. Die Flugverbindungen auf das portugiesische Festland enden nun am 16. September vorläufig, um diese Route zu bedienen hatte man extra eine Boeing 737 gechartert. Die Verbindung nach Madeira bleibt aber weiterhin auch in der Wintersaison bestehen, diese Strecke kann auch mit den eigenen Maschinen vom Typ ATR 72 bedient werden. Jeden Mittwoch und Sonntag kann man dann ab Gran Canaria für 160,- Euro nach Funchal und zurück fliegen.

Ob man die Linien auf das portugiesische Festland auch in der Wintersaison erneut aufnehmen will, das hängt von weiteren Marktstudien ab. Allerdings hat man bereits neue Ziele ins Auge gefasst, man möchte Marokko mit in das Liniennetz aufnehmen und hat Pläne ab November nach Casablanca, Agadir und El Aiùn zu fliegen. Bislang gibt es keine direkte Flugverbindung von den Kanaren zu unserem allernächsten Nachbarn, jeder der nach Marokko von den Kanaren aus wollte, musste zunächst aufs spanische Festland fliegen. Da liegt ein offener Markt vor uns und es wäre an der Zeit da einen Fuß in die Tür zu bekommen.



Sonntag 05.09.04 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1018 hPa

Unser Vulkan hat keine Blähungen

Um einem Vulkan auf den Puls zu fühlen gibt es mehrere Methoden. Man kann die seismische Aktivität messen, eventuelle Bodenverformungen aufspüren, oder geochemisch kontrollieren. Alles zusammen gibt den Wissenschaftlern dann ein Bild über die momentane Aktivität eines Vulkans und ob Magmamassen an die Oberfläche drängen, welches ein erster Hinweis auf mögliche bevorstehende Vorfälle sein kann. Seismisch ist auf La Palma in den letzten Jahren überhaupt nichts los, auch Bodenverformungen konnten nicht festgestellt werden.

In solchen ruhigen Zeiten bleibt die geochemische Methode als einziger permanenter Messgrad. Aus der Erde steigen immer verschiedene Gase auf, dort wo aktive Vulkanzonen sich befinden allerdings sehr viel mehr. An der Veränderung der ausgestoßenen Mengen lässt sich nun rückschließen, ob der Vulkan in eine Ruhephase eintritt, oder zunehmende Aktivität aufweist. So ein Vulkan scheidet viele verschiedene Gase aus, meist misst man die Kohlendioxidmenge. Verantwortlich für die Überwachung unserer Feuerberge ist das "Instituto Tecnológico de Canarias" kurz "ITER" genannt. Im Juli und August diesen Jahres führten die Wissenschaftler des ITER, zusammen mit Studenten aus La Laguna und Salamanca an die 600 Messungen auf unserem aktivsten Vulkangebiet, der Cumbre Vieja durch.

Die dabei erlangten Werte bestätigen die Ruhephase der Cumbre Vieja, seit 1997 wird ständig gemessen und die Menge des ausgestoßenen Kohlendioxids nimmt seit dem Laufen leicht ab. Waren es 1997 noch 1.650 Tonnen täglich, so maß man nun in diesem Jahr noch 1.195 Tonnen. Erschrecken Sie jetzt nicht über diese Mengen, diese Zahl ist hochgerechnet auf den gesamten aktiven Vulkangürtel der Insel und nimmt mit 220 Quadratkilometer fast ein Drittel der gesamten Inselfläche ein. Eleazar Padrón, Wissenschaftler des ITER sagt dazu, selbst eine Verdopplung dieser Menge läge immer noch im normalen Bereich. Ich habe das gerne gelesen, schlaf ruhig Cumbre Vieja, noch viele tausend Jahre lang.


Harz IV
Harz IV, die palmerische Variante.




Sonntag 05.09.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1018 hPa

Schule ohne Namen wird rechtzeitig fertig

El Paso hat endlich seine erste weiterführende Schule, nun müssen die 12 bis 18 jährigen nicht mehr nach Los Llanos, um in die Welt der höheren Bildung einzusteigen. Für El Paso ist das ein großer Moment, wieder ein Stück Unabhängigkeit mehr, von der "Aridanetal-Metropole" Los Llanos. Zugleich endet auch ein Stückchen Albtraum, die Bauphase dieses Gebäudes war begleitet von politischem Gezerre und Kompetenzgerangel erster Güte. Ursprünglich war die Ersteröffnung bereits für das Schuljahr 2002/2003 vorgesehen, aber solche Pläne sind fast so geduldig wie wir selbst. Einzig an der Auffahrt zum Gebäude muss noch letzte Hand angelegt werden, aber das sieht gut aus, bis zum 14. September wird das wohl fertig.

Was nun noch fehlt, ist ein Name für die neue Schule. "El Instituto Nuevo" (das neue Institut) nennt man es im Moment und das könnte sich einschleichen, wenn man nicht bald irgendeinen prägnanten Namen findet. Noch unter der alten Regentschaft der Coalición Canaria war der Name des ersten Lehrers der Ortes überhaupt vorgesehen, Juan Suárez Sánchez. Nun gehört es aber zur ersten Politikerpflicht, alles was abgewählte Vorgänger beschlossen haben, sofort wieder aufzuheben. Nun grübelt man im Rathaus von El Paso, welchen Name denn, diese für den Ort so wichtige neue Einrichtung, tragen soll. Vielleicht wäre ein einfacher Kompromiss angesagt, die Schule liegt im Ortsteil "Vista Alegre", das heißt "fröhlicher Blick". Von den Klassenzimmern aus kann man wunderbar über das Aridanetal auf den Atlantik blicken, da ist der Name doch schon Gebot.



Samstag 04.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1017 hPa

Schwimmwesten für Don Pedro

Don Pedro heißen viele Leute auf La Palma, aber dieses Mal meine ich damit den Ort gleichen Namens, ganz idyllisch an der Nordküste La Palmas gelegen. Eine Nachbarschaftsvereinigung sammelt nun in der Umgebung des Ortes in privater Regie Geld um Rettungswesten zu kaufen. Diese sollen dann an den Badestellen der Region aufgestellt werden, aber auch an den häufig von Anglern frequentierten Orten. So eine Schwimmweste kostet immerhin 40 Euro, da muss man die Sammelbüchse hurtig kreisen lassen. Die Initiatoren sind aber guter Dinge, immerhin hat man es mit der Aktion bereits in die Tageszeitungen und auch ins Lokalfernsehen gebracht.

Bislang waren in Kneipen, Restaurants und Läden des Ortes Sammelbüchsen aufgestellt nun organisiert man auch noch "Petanca" Wettbewerbe. Petanca ist die spanische Variante des "Boule" und unter dem Motto, "schmeiß die Kugel und rette ein Leben" wird weiter fleißig Geld gesammelt. Durch die Nennung dieser Aktionen in Zeitung und Fernsehen hat sich nun auch das Rathaus bereit erklärt, etwas dazu beizutragen, die Küstenzone von Don Pedro sicherer zu gestalten. Da dürfen andere Gemeinden ruhig folgen, wenn von behördlicher Seite da nichts kommt, dann ist halt wieder die Nachbarschaft gefragt. Don Pedro hat gezeigt wie es geht, Hut ab!

In fremder Sache: Beeindruckende Bilder der Insel in einer neuen Webseite von Berni Patten, wirklich sehenswert: www.la-palma-impressionen.de




Samstag 04.09.04 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1017 hPa

Hubschrauber gegen Stromausfälle

Eigentlich bedeutet es immer nichts Gutes, wenn ein Hubschrauber über die Insel fliegt. Jeder guckt dann gleich, ob es irgendwo brennt oder man vermutet einen Unfalleinsatz. In den letzten beiden Tagen flog der Hubschrauber aber in ganz positiver Aktion, unser Stromlieferant "UNELCO" lässt die Hochspannungsleitungen aus der Luft kontrollieren. Mit einem speziellen Sensor ausgerüstet fliegt der Helikopter die Überlandleitungen ab und kann eventuelle Problemstellen aufspüren.

Herzstück der Ausrüstung ist eine Wärmebildkamera, welche die Hitzeentwicklung in den Leitungen anzeigt. Ganz vereinfacht ausgedrückt, dort wo es besonders heiß ist in den Leitungen, droht eine kommende Havarie. Techniker können nun diese Punkte gezielt überprüfen und Schwachstellen beheben. Es ist das erste Mal, dass diese Technik auf den Kanaren angewendet wird. Die Überprüfung der anderen großen Inseln hat der Helikopter bereits hinter sich und La Palma bildet den Schlusspunkt dieser Inspektionsflüge. Wie es um die Versorgungsleitungen der Insel bestellt ist, das wird man uns nicht sagen, aber vielleicht helfen diese Maßnahmen ja, um zukünftige Stromausfälle seltener zu machen.



Freitag 03.09.04 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1016 hPa

"Día Tipico" in El Paso

Rund um die Feierlichkeiten zu Ehren unserer Schutzpatronin "Virgen del Pino" findet alljährlich der "Día Tipico" statt. Das heißt nichts anderes als "typischer Tag" und als Höhepunkt steht die "Trilla" an, das gemeinsame Dreschen des geernteten Getreides. Früher machte man daraus ein großes Fest für die ganze Nachbarschaft, die Einen droschen das Getreide und die Anderen versorgten die Arbeitenden mit reichlich Speis und Trank. Heute drischt man auf La Palma anders, aber das Fest ist geblieben und ist eines der schönsten im Jahr. Von vormittags an, bis in den späten Abend kommen alles zusammen und feiern sich selbst. Ein ganz besonderes Vergnügen bereitet den Leuten aus El Paso an diesem Tag, dass nur der Ort einen Feiertag hat, alle anderen müssen arbeiten. HIER gibt es ein paar Photos der Fiesta für alle die nicht dabei sein konnten.



Freitag 03.09.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1017 hPa

Die Tendenz zum Drittwagen ist klar erkennbar

Die Affinität der Palmeros zu ihren Autos ist bekannt, rein theoretisch kann man sich zwar auch zu Fuß bewegen, aber das kann man in Grenzen halten, für den Notfall. Die Neuzulassungen für Fahrzeuge mit mindestens 4 Rädern sind in diesem Jahr erneut angestiegen und wenn man das als Indikator für Prosperität nimmt, dann brauchen wir uns um die Wirtschaftsleistung dieser Insel keine Sorgen mehr zu machen. Inzwischen steht auf La Palma ein Fuhrpark von etwas mehr als 56.000 Fahrzeugen zur Verfügung. Ich darf erinnern, dass wir lediglich 82.000 Einwohner sind.

Autofahren auf La Palma ist keine so teure Angelegenheit, Steuern, Versicherung und besonders der Treibstoff sind weit aus günstiger als in Mitteleuropa. Wären nun diese 56.000 Autos alle gleichzeitig unterwegs, dann wäre das Chaos perfekt, aber viele dieser Wagen sind reine Reserve und werden, wie Oberhemden, für spezielle Anlässe benutzt. Wer was auf sich hält, der fährt zum sonntäglichen Gottesdienst natürlich nicht mit dem Alltagswagen, sondern eben mit dem Sonntagswagen. Daneben gibt es meist noch ein spezielles Gefährt wenn man mal was transportieren will und in machen Familien ist der Fuhrpark bereits größer, als die Anzahl der Familienmitglieder. Bekannte von mir, ein Pärchen mit einem Kind, die haben 4 Autos, ich habe ihn mal gefragt warum. Das ist ganz einfach, wenn mal ein Auto kaputt geht, dann hat man gleich Ersatz. Meine Gegenfrage, warum denn dann 4 Autos und nicht 3, stieß auf grobes Unverständnis. Bin ich denn tatsächlich so naiv und weiß nicht, dass auch 2 Autos gleichzeitig kaputt gehen können?



Donnerstag 02.09.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1016 hPa

Es ist zum Weinen mit dem Wein

Nun ist die Ernte zumindest in den tiefen Lagen der Insel in vollem Gange und jetzt traut man sich auch die ersten Schätzungen zu nennen, wie viel Wein es dieses Jahr geben wird. Der heftige Calima Ende Juli hat in manchen Regionen in denen Wein angebaut wird, große Schäden hinterlassen. Man kalkulierte für das Jahr 2004 eine Ernte von 1,6 Millionen Kilo und wird aber nur etwa 1 Million Kilo Trauben in die Pressen schicken können. Ein herber Rückschlag für einen Hoffnungsträger unserer Landwirtschaft. In den letzten Jahren hatte man den Weinanbau auf La Palma wieder vorangetrieben und neue Kunden außerhalb der Insel gewonnen.

Die Verluste sind sehr unterschiedlich verteilt. Die Ostseite bei Mazo ist viel weniger betroffen, als der Südwesten der Insel. Rechnet man um Mazo von einem Verlust von an die 20%, sind es in der Region Fuencaliente fast 50%. Der verbleibende Rest sei allerdings von hoher Qualität lassen die Weinbauern wissen und wollen damit schon mal sicher stattfindende Preiserhöhungen erklären. Die Kontrolleure des "DOC" wollen dieses Jahr besonders darauf achten, dass kein schwarzes Schaf unter den Winzern darauf kommt, die fehlende Traubenmenge mit Importen von Traubenmost zu ersetzen. Da wird mancher schon mit dem Gedanken spielen, aber damit würde man der gesamten Branche keinen Gefallen tun. Es glaubt auch keiner, dass der Wein nicht ausreicht, die sicherlich kommende Preiserhöhung wird das regulieren. Da mich bisher keine Meldung erreicht hat, die Welthopfenernte sei vernichtet, sehe ich dem Ganzen auch recht gelassen entgegen.

In eigener Sache: Das Kalenderblatt für den Monat August ist nun fertig und kann HIER aufgeschlagen werden.



Donnerstag 02.09.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1017 hPa

Kritik an den touristischen Plänen wird öffentlich

Der neue touristische Nutzungsplan für La Palma gerät nun endlich in die öffentliche Diskussion, dank der Gewerkschaft "Comisiones Obreras" (CC OO). Dieser Plan sieht die Aufstockung der Bettenzahlen auf La Palma bis zur Zahl 25.500 vor und den Bau von mindestens 4 Golfplätzen. Beide Vorhaben sind eigentlich überhaupt nicht zu diskutieren, man wird weder 25.000 Betten jemals voll bekommen, noch Golfer finden, die 4 Anlagen wirtschaftlich betreiben lassen. Warum ein solcher Plan überhaupt existiert, das muss an den Interessenlagen einiger Honoratioren liegen, die sich Gewinn aus diesen Phantastereien versprechen.

Bislang hat sich kein Palmero für diesen Plan interessiert, 4 Golfplätze auf La Palma, das ist so abwegig, dass man eigentlich überhaupt nicht darüber reden will. Nun kritisiert die Gewerkschaft in klaren Worten diesen Plan und mahnt zur Vernunft. Anstatt den Gemeinden eine touristische Zukunft vorzugaukeln die schlicht weg unrealistisch ist, sollte man versuchen die möglichen Gäste ausgewogen auf der Insel zu verteilen. Ganz eindringlich warnt man davor zu glauben, der Tourismus könne die Landwirtschaft als erste Einnahmequelle der Insel ersetzen. Es darf auf La Palma nicht zu einer Frage kommen, Landwirtschaft oder Tourismus, sondern nur, wie viel Tourismus vertragen wir neben der Landwirtschaft. Mal sehen, ob nun eine öffentlich Diskussion über die fragwürdigen Pläne unserer Inselregierung aufbricht, die Gewerkschaft hat ihren Beitrag dazu jetzt geleistet.



Mittwoch 01.09.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1017 hPa

Zarte Blüte unter Druck

Die Proteenzucht auf La Palma steckt noch in den Kinderschuhen, hat aber bereits große Erfolge aufzuweisen und zählt mittlerweile zu einer festen Zukunftshoffnung für unsere so stark auf Bananen ausgerichtete Landwirtschaft. Die Proteen finden hier beste Wachstumsbedingungen und eine gut organisierte Gruppierung kümmert sich um den Absatz der in Mode gekommenen Blume nach Mitteleuropa. Das geht alles über den Luftweg, Blumen sind Frischprodukte und sollen so schnell wie möglich auf dem Markt sein.

Nun aber erhöhen sich die Frachtraten wegen des teurer gewordenen Flugbenzins und sägen heftig an den ohnehin knapp bemessenen Margen der Landwirte. Die "Asociación Proteas La Palma", die immerhin 70 Produzenten vertritt, fordert nun ein Eingreifen seitens der Landwirtschaftsbehörden um nicht weiter gegenüber den Konkurrenten aus anderen Ländern benachteiligt zu sein. Man rechnet vor, 1,60 Euro müssen pro Kilo Proteen berappt werden, einer der Hauptkonkurrenten Israel hingegen, kommt nur auf die Hälfte der Frachtkosten. Man regt nun an, eine Plattform für Exporteure aller Arten von Fracht einzurichten, um gemeinsam die Abwicklung der Exporte zu vereinfachen und damit auch kostengünstiger arbeiten zu können. La Palma steht wieder mal vor seinem alten Problem, eigentlich können wir so gut wie alles produzieren, aber die langen Frachtwege machen unsere Produkte zu teuer.



Mittwoch 01.09.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1017 hPa

Riesennachwuchs auf den kleinen Inseln

Auf unseren beiden Nachbarinseln, La Gomera und El Hierro gibt es seit mehreren Jahren Aufzuchtprogramme für die dort heimischen Rieseneidechsen. Nun melden beide Inseln zeitgleich erneute Zuchterfolge, die das Überleben der beiden Arten wahrscheinlicher machen. Auf La Gomera meldet man die Geburt von 13 Rieseneidechsen und auf El Hierro gar 29 Exemplare und hat weitere 40 Eier im Brutschrank, die in den kommenden Tagen auch noch schlüpfen sollen. Auf El Hierro war man mit der Nachzucht dieser Reptilien immer etwas weiter, man konnte auch bereits an die 200 Tiere wieder aussetzen.

Beide Arten, "Gallotia simonyi bravoana" auf La Gomera und "Gallotia simonyi simonyi" auf El Hierro sind wohl untereinander verwandt, haben sich jedoch auf den beiden Inseln im Lauf der Jahrtausende zu eigenen Arten entwickelt. Die Rieseneidechse von La Gomera galt bereits als ausgestorben und nur durch die geschützte Aufzucht in Gefangenschaft konnten einige Exemplare dieser Art überleben. Diese Eidechsen werden bis zu 50 Zentimeter lang und gehören zu den endemischen Tieren der Kanaren die am stärksten bedroht sind. Menschen und verwilderte Katzen haben diesen beiden Arten so stark zugesetzt, dass nun der Mensch wieder eingreifen muss, um das Überleben der so skurrilen Tiere zu sichern.





Familie Ellen & Simon Märkle

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