La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv November 2005


Mittwoch 30.11.05 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa Höchsttemperatur heute: 21,2 Grad, niedrigste Temperatur: 13 Grad

Campingplatz für Wohnmobile in Barlovento

Es wird der erste Campingplatz für Wohnmobile auf den kanarischen Inseln, ein zweiter, nahe der Saline von Fuencaliente ist anderen Plänen zum Opfer gefallen, dort sollen nun die Leute angesiedelt werden, die man aus La Zamora, Puntalarga und El Faro vertrieben will. - Das ist aber dieses Mal nicht das Thema, wir werden uns noch oft genug damit beschäftigen. - Wohnmobile waren bis vor ein paar Jahren noch absolute Hingucker bei uns, so selten waren diese Wohnungen auf Rädern. In den letzten Jahren sind aber immer mehr Menschen auf die Idee gekommen ihr eigenes Haus gleich mitzubringen, meist handelt es sich dabei um Leute von den anderen Inseln und dem spanischen Festland. Nun ist aber das Campieren mit den Wohnmobilen eigentlich nur auf dafür vorgesehenen Plätzen erlaubt, angesichts eines völligen Fehlens dieser Plätze, hat man die Wohnmobile aber geduldet. Man muss nun abwarten, ob zukünftig dann alle auf den Platz in Barlovento verwiesen werden, was sicher nicht im Interesse der Wohnmobilisten ist, dann könnte man ja auch gleich zelten oder in einer Pension wohnen.

Der Standort ist neben dem Naherholungszentrum bei dem großen Speicherbecken "La Laguna de Barlovento" und soll mit allen Schikanen und Komfort für die Camper ausgestattet werden. Dafür will man 1,5 Millionen Euro locker machen und der Bürgermeister von Barlovento rechnet uns auch gleich vor, dass das Geld in knapp 12 Jahren wieder drin ist. Er rechnet mit 136.000 Euro Einnahmen pro Jahr, da muss so ein Standplatz entweder richtig Geld kosten, oder man rechnet tatsächlich damit, dass dann alle Wohnmobile dort stehen werden. Ich will nicht nörgelig sein, aber ein Betriebswirt hat mir mal was von Unterhalts- und Betriebskosten erzählt, ob das der Bürgermeister auch weiß? Nur so, wegen der Rentabilitätsrechnung. Geplant sind Cafeteria, Restaurant, Waschhäuser, Waschmaschinen will man aufstellen und auch Trockner, angesichts der Lage dort oben in Barlovento sicher eine gute Idee. Eine Sauna solle es geben, Feuerstellen und Abwaschmöglichkeiten und auch an einen Internetzugang will man denken. Vom Feinsten also und ein Gutes hat der Standort sicherlich. Dort oben gibt es bereits ein Restaurant im Naherholungspark und da bereitet man das beste Zicklein auf der ganzen Insel, alleine das lohnt schon sich dort hinzubegeben.



Mittwoch 30.11.05 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa

San Borondón

Eine ständige Fährverbindung auf diese kanarische Insel gibt es noch nicht und die Hotelkonzerne haben zwar feste Projekte in ihren Händen, wie man auch diese Perle der Kanaren ordentlich zum Produkt "aufwerten" kann, da taucht aber ein Problem auf, San Borondón ist unauffindbar. Naturwissenschaftler und Fakten, Fakten, Fakten Denker können ruhig weiterhin behaupten, es gäbe diese Insel gar nicht, sie sei nur ein Hirngespinst, Seemannsgarn, beschleunigt von viel dunklem Wein. Da zeigt sich mal wieder das arme Antlitz der Kartographen, Realisten und auch von "Google Earth". Etwas, was man nicht betreten und befühlen kann, auch nicht finden, das gibt es nicht. Uns ist das egal, San Borondón existiert und gereicht den Menschen dieser Insel seit Jahrhunderten als Grundlage für Geschichten und Gedanken und auch manchen Traum. Koordinaten sind nicht notwendig wenn man an etwas glauben will, es sind auch nicht so viele Menschen die San Borondón jemals gesehen und betreten haben, das hat San Borondón mit dem Himmel und der sozialen Marktwirtschaft gemein, wir glauben ja trotzdem dran.

Immerhin hat es San Borondón soweit geschafft, dass man dieser Insel eine Ausstellung widmet und das unterscheidet nun San Borondón wieder von der sozialen Marktwirtschaft oder dem Himmel. In der Casa Massieu de Argual findet von heute an bis zum 16. Dezember eine Ausstellung statt mit dem Titel: "San Borondón: la Isla descubierta", was nichts anderes bedeutet als, San Borondón, die unentdeckte Insel. - Edward Harvey, ein britischer Naturforscher welcher für die Royal Society arbeitete, bereiste um 1862 unsere Küsten und hörte die Fischer und Seefahrer immer wieder von San Borondón sprechen. Wer nicht glauben kann muss suchen, Edward Harvey konnte nicht glauben und wollte San Borondón unbedingt finden, was ihn und seine Familie übrigens in den finanziellen und sozialen Ruin trieb. Ob nun, um zu beweisen, dass es die Insel gibt, oder nicht, das lassen wir mal offen, ist auch nicht wirklich wichtig. Jedenfalls bilden die Hinterlassenschaften Edward Harveys die Grundlage für die Ausstellung in Argual, Zeichnungen, Karten, Schriftstücke dienen aber nicht als Beweis dafür, dass es diese Insel gibt. Wäre ja auch schade, wenn man uns Koordinaten für unsere Phantasie und unseren Glauben vorlegt, auf San Borondón kann jeder anlegen wer will und wer noch ein Stückchen Phantasie und Glauben in sich hat, der war schon oft dort, fast täglich.



Dienstag 29.11.05 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1014 hPa Höchsttemperatur heute: 24 Grad, niedrigste Temperatur: 14,1 Grad

Wunden lecken

Sieht man die Bilder aus Tenerife, dann haben wir ja durchaus noch Glück gehabt, allerdings werden auch hier noch keine Zahlen genannt, welche Schäden in der Landwirtschaft erwartet werden. Da der Wind sehr schnell auf Südwest und dann West drehte, bekam der Osten der Insel deutlich mehr ab als der Westen. Dazu muss man wissen, das gefährliche sind die Fallwinde, die deutlich schneller die steilen Hänge der Insel herabsausen, als der Wind auf der tatsächlich Wind zugewandten Seite ist. Am stärksten betroffen war die gesamte Ostseite, auch die Hauptstadt, aus der die einzige Verletzte gemeldet wird, bis hinauf nach Puntallana und Los Sauces. Die meisten Bananenpflanzer sind bei der "Agroseguros" gegen Windschäden versichert, viele Landwirte die andere Kulturen ziehen, sind aber ohne Absicherung. Die Aufarbeitung der Schäden und das Lamentieren wird uns noch eine Weile beschäftigen und die Politiker können sich gut überlegen, wie man die Hilfen wahltechnisch optimal verteilt.

Auf Tenerife ist die Versorgungslage mit Elektrizität weiterhin kritisch, große Oberlandleitungen sind völlig unbrauchbar geworden und haben erhebliche Teile des öffentlichen Lebens in Santa Cruz de Tenerife und La Laguna zum erliegen gebracht. Der Nordflughafen Los Rodeos hat auch zu wenig Strom, fast alle Flüge ab Tenerife Nord mussten abgesagt werden. Am Inselkrankenhaus hat es auch Gebäudeschäden gegeben und im Hafen der Hauptstadt hat das Fährschiff "J.J. Sister" sich vom Kai losgerissen und einen Schlepper versenkt, der aber unbemannt war. Überhaupt erscheint es bei den Bildern wie ein Wunder, dass außer auf Fuerteventura, ein Toter, auf den Inseln selbst niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist. Für die Flüchtlinge, welche 400 Kilometer südlich Gran Canarias im Sturm gekentert sind gilt das leider nicht, erst wenn man genau weiß, wie viele Menschen wirklich an Bord waren, lässt sich die Zahl der Ertrunkenen nennen, man befürchtet, es können über 20 sein. Allerdings konnten auch 32 Menschen gerettet werden, das aber nur durch Glück, weil ein Tankschiff zufällig in der Nähe war. Niemand weiß, wie viele Flüchtlingsboote unbeobachtet im Atlantik verschwunden sind, der Umstand, dass diese Boote unentdeckt belieben wollen, hat vermutlich bereits hunderte Menschen das Leben gekostet. Oft braucht es dazu nicht mal einen ausgewachsenen Sturm, die Boote sind meist derart überladen, dass diese schon bei geringem Wellengang kentern. Hat man diese "Pateras", wie die Flüchtlingsschiffe hier genannt werden dann noch nicht entdeckt, wird sie auch nie jemand entdecken.

Die folgenden Photos von der Ostseite hat uns netterweise Uwe Suberg zur Verfügung gestellt:


Delta auf La Palma

Delta auf La Palma

Delta auf La Palma

Delta auf La Palma


Dienstag 29.11.05 - 13:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1010 hPa

Bauknecht

La Palma tut so als wäre nichts gewesen, zumindest hier auf der Westseite muss man genauer hinschauen um die Folgen des bislang schwersten Sturms des Jahres zu entdecken. Der Osten der Insel hat mehr abbekommen, dort sind aber die Straßen auch bereits wieder von Geröll und umgestürzten Bäumen befreit. Jetzt werden die Schäden analysiert, Avocados und Zitrus soll es wohl hauptsächlich erwischt haben. Die Behörden haben nun auch den Alarmzustand wieder beendet, das hätte man heute Nacht schon tun können, aber die Wetterpropheten waren noch nicht bereit völlige Entwarnung zu geben. Dazu muss man sagen, dass die Daten des amerikanischen GFS (Global Forecast System) den Verlauf des Tropensturmes fast auf die Stunde genau vorhergesagt haben, die staatlichen Meteorologen waren da skeptischer und so wurde für diesen strahlend schönen Tag auch noch Ungemach vermutet.

Problematisch und verbesserungswürdig sind unsere Stromversorgung und Kommunikationsmöglichkeiten. Die Stromausfälle waren auch vorhersehbar, wir kommen eigentlich durch keinen Sturm, ohne Kerzen und Batterien aus den Schränken kramen zu müssen. Allerdings gibt es auf Tenerife schwerwiegendere Probleme, dort sind immer noch einige Zonen ohne Strom. Erschreckt hat mich gestern die Unfähigkeit sich zu informieren, die Hauptmedien, Radio und Fernsehen haben nicht funktioniert, der Sender auf dem Time muss was abbekommen haben oder war ohne Strom. Für wirkliche Notfälle, denn das war kein wirklicher Notfall sondern eine heftige Ohrfeige des Sturms, scheinen wir nicht gut vorbereitet. Es nutzen auch Batterien nicht wenn die beiden lokalen Radiosender stumm sind und die Telefone nur zum Teil funktionieren. Am Flughafen wurden gestern Windgeschwindigkeiten von über 150 Stundenkilometer gemessen, nun arbeitet man dort die gestrichenen Flüge von gestern auf. Die Charter werden heute pünktlich und ohne Wetterprobleme erwartet, lediglich der Flugverkehr mit Tenerife Nord ist noch eingeschränkt. Das liegt aber an geringen Sichtweiten auf Tenerife und dieses Mal nicht an La Palma. Bye-bye Delta, welcome Bauknecht!



Dienstag 29.11.05 - 07:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 88 % Luftdruck 1005 hPa

Windstille

Noch in der Nacht hat der Wind nachgelassen und jetzt herrscht fast Windstille. Die Sterne sind zu sehen, das Barometer steigt unaufhörlich und wie es aussieht, hat Delta sich vom Acker gemacht, weiter Richtung Nordosten. Bis auf die eine leicht verletzte Urlauberin, die in unserer Hauptstadt "unter die Palme" gekommen ist, gibt es keine weiteren Meldungen über Personenschäden auf La Palma. Mit ihrem Leben mussten mindestens 7 Flüchtlinge bezahlen, die 400 Kilometer südlich von Gran Canaria mit ihrem Boot kenterten, 31 Menschen konnten vom panamaischen Tanker "Etoile-Lava" gerettet werden, davon wurden 6 Flüchtlinge die verletzt waren per Helikopter nach Gran Canaria geflogen, die anderen werden heute per Schiff vom Tanker abgeholt. Noch ist nicht klar, wie viele Flüchtlinge überhaupt auf dem Boot waren, die Zahl der Ertrunkenen könnte sich noch erhöhen.

Zurück nach La Palma. Keine Schule heute ist der letzte Wissenstand, es ist zwar ein guter Hinweis sich mit Batterien gegen möglichen Stromausfall zu wappnen, wenn aber dann der Radiosender ausfällt, aus welchen Gründen auch immer, kann man unabhängig vom Stromnetz wunderbares Rauschen und das auch noch stundenlang hören. Seit gestern gegen 15:00 Uhr landete kein Flugzeug mehr auf La Palma und auch die nächtliche Fährverbindung von Tenerife nach La Palma wurde wegen zu starken Seegangs gestrichen. Die Vorhersagen gehen wieder weit auseinander, das staatliche Wetteramt warnt vor weiteren starken Regenfällen und möglichen Sturmböen bis heute Nachmittag, laut der Wetterdiagramme die uns die Wetterzentrale zur Verfügung steht, ist "Delta" für uns bereits Vergangenheit.


29.11.05 Bye bye Delta

bye-bye Delta



Montag 28.11.05 - 22:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 8 mm, Luftfeuchte 93 % Luftdruck 1001 hPa Höchsttemperatur heute: 19,8 Grad, niedrigste Temperatur: 15,7 Grad

Ohne Strom nichts los

Nachmittags fing es bereits an, Stromausfälle in vielen Regionen der Insel. Wir in El Paso dachten schon wir könnten allen wieder den berühmten Finger zeigen - ab 18:00 Uhr bis jetzt, ging nichts mehr. Zwischendurch schickte man uns so etwas wie Notstrom, ich habe nachgemessen, die Spannung lag bei 80 Volt, davon ließen sich einige Glühbirnen beeindrucken, aber sonst nichts. Webcam war seit dem aus, meine beiden UPS haben Pfeiftöne abgegeben, die ich so noch nie vernommen habe. Der Wind hat gegen 18:00 Uhr leicht nachgelassen, um dann nach zwei Stunden erneut richtige Sturmstärke zu erreichen. Ich habe wenig Informationen, kein Radio, kein Fernsehen und um uns herum braust es gewaltig.

Vorhin war ich noch mal einen Freund besuchen, kaum noch ein Auto sonst unterwegs, macht auch im Moment wenig Spaß da draußen zu sein. Bemerkenswert ist weiterhin die völlige Disharmonie des nationalen Wetteramtes, www.inm.es und den Wetterdiagrammen der www.wetterzentrale.de, die als absolut glaubhafte Quelle Diagramme aus der ganzen Welt sammelt und veröffentlicht. In beiden Seiten muss man sich durchhangeln, einen "deeplink" für La Palma gibt es nicht, da die Informationen im Minutentakt geändert werden - lohnt sich aber. Nach meiner subjektiven Einschätzung ist in der längerfristigen Beobachtung die Wetterzentrale besser und in den nahen Vorhersagen das nationale Wetterinstitut, (Instituto Nacional de Meteorología). Das wird spannend, weil eine der beiden Vorhersagen nun wirklich nicht stimmen kann. Aus der Internetpresse kann man noch entnehmen, dass der Sturm nun auch die östlichen Inseln erreicht hat und auf dem Weg nach Nordost auch dort für viel Ungemach sorgt. Der Gottesfinger, el Dedo de Dios, bei Agaete auf Gran Canaria ist eingestürzt, ein pittoresker Felsen, der wie ein Mahnmal, aber auch als Phallussymbol viele Postkarten und Mythen bereicherte. - Es bleibt spannend und wir haben Strom!



Montag 28.11.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 7 mm, Luftfeuchte 95 % Luftdruck 998 hPa

Sturm

Seit nunmehr 12:30 Uhr stürmt es gewaltig und tiefe Wolkenschwaden begrenzend die Sicht auf unter 100 Meter. Der Wind kommt nun bereits aus Süd-Südwest und erreicht in Böen locker die 100 Stundenkilometer, die Straße zum Cumbretunnel ist vom vielen Kastanienlaub grün und man muss extrem vorsichtig fahren. Seit Mittag gehen auch die lokalen Radiosender nicht mehr und seit etwa 16:00 Uhr habe ich auch keinen Fernsehempfang mehr über die Antenne welche auf den Time ausgerichtet ist. Der Flughafen ist wieder dicht, zwischendurch konnten einige interinsulare Flüge landen und auch die Chartermaschine aus Mailand. Die Condor aus München hatte weniger Glück, bei ersten Anflug versuchte diese zweimal zu landen, drehte dann aber nach Tenerife Süd ab. Gegen 14:30 Uhr versuchte die Condor erneut auf La Palma zu landen, musste aber nach drei vergeblichen Versuchen wieder zurück nach Tenerife. Ein halbe Stunde früher wäre es wohl noch gegangen, die Zeitfenster welche uns der Sturm lässt sind aber nicht vorauszusehen. Aus El Hierro werden Spitzenwindgechwindigkeiten von 130 km/h gemeldet und in unserer Hauptstadt traf ein Palmwedel der sich durch den Sturm gelöst hat eine deutsche Touristin. Man kann also wirklich nur wiederholen, wer nicht unbedingt das Haus verlassen muss, der sollte das auch besser nicht tun. Ob morgen Schule ist, das ist noch nicht ganz klar, wohl eher nicht, man soll sich lieber noch mal auf der Webseite der Erziehungsbehörde erkundigen, http://www.educa.rcanaria.es/, solange Radio und Fernsehen nicht funktionieren.



Montag 28.11.05 - 12:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 88 % Luftdruck 1006 hPa

Jetzt geht´s los

Der Wind frischt jetzt auf, kommt in Böen aus Süd und soll in den nächsten Stunden auf Südwest drehen. Der Flughafen ist im Moment geschlossen, die Maschine aus Amsterdam ist auf Tenerife gelandet, die anderen erwarteten Flugzeuge werden wohl auch dorthin umgeleitet. Allerdings kann es immer wieder zu kleinen Pausen kommen in denen doch Flugzeuge landen können, das entscheidet der Pilot dann ganz alleine. Für heute ab 14:00 Uhr sind alle öffentlichen und schulischen Veranstaltungen abgesagt, ob morgen Schule sein wird, das wird dann heute Abend entschieden. Im Radio wird empfohlen sich mit Kerzen und Batterien einzudecken unsere vielen Oberlandleitungen sind nicht gerade geeignet, einen handfesten Sturm abzureiten. Wer es versteht, auf "Radio Cope" FM 95 wird ganz oft über den aktuellen Stand berichtet. Allerdings scheint uns das Tief nicht voll zu erwischen, die größten Wassermassen sind jetzt bereits nördlich von uns. Die Voraussagen sind weiterhin ganz unterschiedlich. Laut der Diagramme der Amerikaner ist morgen Früh alles wieder im Lot, das nationale Wetteramt dehnt den Besuch "Deltas" noch bis morgen Abend aus. - Wenn es keinen Stromausfall gibt, berichte ich später weiter...Meine Webcam ist bereits am Glühen, seit 08:00 Uhr haben etwas mehr als 1.000 Zugriffe bereits zu zwei Abstürzen geführt, also nicht ungeduldig werden, wenn der Livestream nichts hergibt, wenn viele Leute gleichzeitig darauf zugreifen, dann knickt die Übertragungsgeschwindigkeit gewaltig ein.



Montag 28.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 85 % Luftdruck 1007 hPa

Wer übernimmt Verantwortung

Heute Mittag wird uns "Delta" treffen, jetzt nieselt es bereits leicht, aber noch ist kein Wind zu spüren. Auf El Hierro traut sich Inselpräsident Tomás Padrón die Schulen für heute zu schließen, hier traut sich das keiner und überlässt die Verantwortung den Eltern und Direktoren der Schule, die müssen selber entscheiden. Das hinterlässt kein gutes Gefühl, eine stumme und entscheidungsschwache Inselregierung zu haben, die sich vor vielleicht unnötigen Maßnahmen fürchtet. Kein Schuldirektor traut sich seine Schule zu schließen ohne einen Wink von "oben" und die Eltern vertrauen darauf, dass es wohl so schlimm nicht werden wird, weil keiner der "Oberen" was gesagt hat. - Gestern Abend in der Kneipe habe ich noch folgenden Satz gehört, nachdem im Radio verkündet wurde, dass auf El Hierro die Schulen morgen geschlossen bleiben: "Unseren Perestelo (Inselpräsident) muss man erst aus der Bodega holen damit er den Notstand erklärt, wenn bereits alles vorbei ist". Natürlich muss man auch bedenken, dass zu viele Alarme und Vorsichtsmaßnahmen irgendwann dafür sorgen, dass keiner mehr besonders beeindruckt ist wenn es mal wieder heißt, das Wetter kann gefährlich werden. Niemand macht sich mehr lächerlich als der, der vor etwas warnt was dann nicht eintrifft und man muss ein dickes Fell haben um da immer wieder zu warnen. - Immerhin sieht es im Moment so aus als wäre alles in ein bis zwei Tagen erledigt, ist doch ein Lichtblick und die Amerikaner hätten wieder mal recht gehabt.



Sonntag 27.11.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,4 Grad, niedrigster Wert: 14,2 Grad

Die Ruhe vor dem Sturm

Morgen geht es also los mit dem großen Regen, wer jetzt noch nicht seine Wäsche trocken im Schrank hat, der hat morgen dazu keine Möglichkeit mehr. Vor zwei Tagen habe ich über zwei Optionen gesprochen, wie denn "Delta" uns erwischen könnte. Es wird eine Mischung aus beiden Optionen werden, wir haben nun die Wahl zwischen kurzem und heftigen Regen und einer neuen Variante, heftiger Regen aber nicht kurz. Das Azorenhoch hat nicht genügend nachgelassen um das Tief gleich nach Norden ziehen zu lassen, es wird uns also erwischen. Das Tief selbst, vielleicht sollte man jetzt schon von "Ex-Delta" sprechen hat an Kraft verloren und sich zweigeteilt. Es ist jetzt kein gewaltiger Wirbel mehr sondern ein lang gedehntes Wolkenband, welches sich nun südlich des Hochdruckeinflusses nach Osten und dann nach Norden zu schlängeln versucht. Die ersten Wolkenbänke erreichen uns sicher morgen, ob das zweite Wolkenband uns auch noch erwischt, das liegt wieder in der Hand des Azorenhochs. Die staatlichen Meteorologen gehen davon aus, dass es uns erwischt, die Wetterdiagramme der US-Navy sehen das andersrum. Trotz meiner Skepsis gegenüber der größten Kriegsmarine der Welt, vom Wetter haben die Ahnung. - Wir werden ja sehen, wer Recht hat.

Was macht man also einen Tag vor dem Regen und noch dazu am ersten Advent? Nach der Arbeit mit der Familie in die Berge und Adventsschmuck mausen. Das hat bereits Tradition bei uns, unsere Wälder bieten so viel schönen "Abfall" im wahrsten Sinne des Wortes, das alles ist abgefallen. Zapfen, Flechten, Pilze, Moos und Kiefernnadeln sind hervorragende Materialien um die Krippe aus ihrem Sommerschlaf zu befreien. Wenn schon kein Schnee bei uns liegt, dann müssen wir uns die Adventsstimmung halt zusammenbasteln, das klappt immer ganz gut und Gott sei Dank kommt bei uns aber keiner auf die Idee Weihnachtslieder zu singen, das Fest würde ausfallen... Auf dem Rückweg am Informationszentrum stand wieder die Polizei und hat geblitzt, da ist 50 angesagt und normalerweise hat dort noch jeder mindestens 70 Sachen drauf, das ist eine lohnende Stelle. Ich hab die Kollegen aber noch frühzeitig erkannt und rühmte mich vor meinen Mitfahrern meiner kontrollierten Fahrweise und noch bevor man mir den anerkennenden Beifall zollen konnte, winkte man uns eine Ecke weiter raus. Die drei Polizisten waren etwas verwirrt, über Funk unterhielten sie sich mit den Beamten im Blitzwagen und wollten nun wissen, ob ich der Sünder gewesen bin. Die Beschreibung des Fahrzeuges war aber nicht eindeutig, ich fahre zwar einen Pickup aber keinen Mitsubishi und mein Auto ist gelb und nicht grün. Polizisten lassen einen aber nicht so einfach wieder laufen und der eine Beamte war nun der Meinung, mein Auto sei zwar gelb, die Werbeaufschrift aber grün. Schließlich konnte ich das Ganze aber eindeutig beweisen und beenden, ich hab den Polizisten gesagt, dass ich den Blitzwagen vorher schon entdeckt hatte und so noch bremsen konnte. Das hat überzeugt und man wünschte uns einen schönen Sonntag. Wieder ein Grund mehr, warum mich keine zehn Toyotas mehr von La Palma runter bringen.


Sonntägliche Zapfendiebe



Sonntag 27.11.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1015 hPa

An der Spitze der Nahrungskette

Verwilderte Hauskatzen, die mit den Phoeniziern oder Römern zu uns kamen, sind die Spitze der Nahrungskette bei wild lebenden Tieren auf den Kanaren. El "Gato cimarrón" heißen diese gestreiften Kleintiger bei uns und unterscheiden sich eigentlich gar nicht von den Hauskatzen, ihr Fell ist aber immer getigert. Biologen haben nun diese Tiere beobachtet und analysiert, allen voran Félix Medina und die Professoren Rafael García Becerra und Manuel Nogales Hidalgo. Es war immer schon umstritten, ob diese Feline der Biodiversität der Inseln schaden können und es bleibt auch weiterhin umstritten, mehr als ein Spezialist auf weiter Flur ergibt auch mehr als ein Ergebnis.

Für La Palma ist das Problem nicht so groß, unsere Gatos cimmarones fressen keine bedrohten Tierarten und nun kommt Jorge Pais, Chefarchäologe der Insel und behauptet, die Katzen haben bereits irreparable Schäden an der heimischen Fauna verursacht. Anders als auf El Hierro, La Gomera und Tenerife gibt es bei uns auf La Palma keine Rieseneidechsen die man schützen müsste, hier haben die Katzen bereits vor hunderten von Jahren komplette Arbeit geleistet. Immerhin haben die Biologen den Kot von mehr als 500 wilden Katzen untersucht und festgestellt, dass die Hauptnahrung der freien Minitiger auch wieder von Menschen eingeschleppte Säugertiere sind wie Ratten, Mäuse und Kaninchen. Félix Medina sieht keine Bedrohung der palmerischen Biodiversität durch unsere Wildkatzen, es fanden sich zwar wohl auch das eine oder andere Stückchen endemisches Getier im Kot der Katzen, aber keine wirklich bedrohten Arten. Man muss bei all den hehren Gedanken der Naturschützer und Glaubenskollegen der Biodiversität immer auch wissen, dass man Abschnitte in der Natur nicht rückgängig machen kann. Die einschneidenden Veränderungen an der Biodiversität der Kanaren gehen ganz alleine auf den Einfluss der Menschen zurück, wir haben Ziegen, Katzen, Ratten und Hunde auf die Inseln gebracht, will man also konsequent nicht nur die Wirkung bekämpfen sondern auch die Ursache, dann müsste man fast 2 Millionen Menschen in die Wüste schicken, mit bekannt bedrohlichen Folgen für die Wüste.

In eigener Sache, die Seite www.la-palma-aktuell.de war gestern über Stunden nicht zu erreichen. Unser Provider 1und1 hatte Probleme mit einem Knoten und alle Anfragen nach unserer und vieler anderer Seiten landeten im virtuellen Nirvana. Nun scheint man den Knoten wieder aufgedröselt zu haben und so können wir fröhlich weiter machen.



Samstag 26.11.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,6 Grad, niedrigster Wert: 13 Grad

In Köln müsste man wohnen -

- wenn man schon nicht auf La Palma wohnen darf oder kann. Das hat weniger mit dem richtig leckeren Kölsch zu tun, das haben wir hier auf La Palma auch schon gehabt, aber in Köln gibt es nun auch Salz und Mojo aus La Palma zu kaufen. Meines Wissens nach der einzige stete Verkaufspunkt für Produkte aus La Palma in der schwarzroten Republik. Sollte dem nicht so sein und es gibt Mojo und Konsorten auch noch anderswo, dann korrigieren Sie mich bitte, ich veröffentliche hier gerne Adressen von Läden die sich um palmerische Produkte bemühen. - Der Anfang ist also gemacht, bei "Obs un Jemös" Severinstr. 26 / 50678 Köln, gibt es drei Sorten Mojo aus El Paso und das berühmte Meersalz aus der Saline von Fuencaliente.

Es gibt nämlich tatsächlich einen Importeur, der es nun wagt, den hiesigen Transportproblemen zu trotzen und Deutschland mit palmerischen Waren versorgen will. Einzelhändler können diese auf dem Kölner Großmarkt bei Thorsten und Renate Sobanek sobanek@arcor.de erwerben, allerdings darf auf dem Großmarkt nicht an Endverbraucher verkauft werden. Bislang gibt es nur die drei Mojos und das Salz, sowohl fein in Streuern, wie auch grob in den bekannten Tüten. Weitere Produkte sollen natürlich folgen, aber aller Anfang ist Mühe und die Transportprobleme lassen sich auf die Dauer nur durch größere Mengen egalisieren. Es ist also noch ein bisschen hin, bis hier Sonderschichten gefahren werden müssen um die brachiale Nachfrage an hiesigen Produkten erfüllen zu können, aber Träumen und Arbeiten sind erlaubt und wir haben hier reichlich Leckereien, die man dauerhaft den Deutschen nicht vorenthalten sollte.



Samstag 26.11.05 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa

Was macht "Delta"

Delta, der 25. tropische Wirbelsturm des Jahres liegt seit gut einer Woche auf Lauerstellung südwestlich von uns. Ein überraschend starkes Azorenhoch verhinderte bislang sein Fortkommen Richtung Nordosten. Das Hoch hatte bisweilen einen Kerndruck von über 1045 hPa, daran kommt kein Tief vorbei. Nun ist dieses Schutzschild aber wieder auf dem Rückzug, im Moment werden noch 1038 Hektopascal gemessen, mit weiter sinkender Tendenz. Darüber hinaus liegt das Hoch so weit nördlich, dass der Hochdruckeinfluss in unseren Breiten noch schneller abnimmt. Der Weg für Delta nach Nordosten (da sind wir, vom Tief aus gesehen) ist somit frei, Frage ist nur noch, wo, wie und wann es uns erwischt.

Da gibt es völlig unterschiedliche Thesen, alles hängt wieder mal vom Azorenhoch ab, diesmal aber wünschen wir einen schnellen Zusammenbruch seines Einflusses auf uns, dann kann das Tief schneller nach Norden ziehen, in dem Fall würden wir nur gestreift. Das brächte Regen und scharfen Wind, erst aus Südost, später aus Südwest, die Hauptfracht an Regen und Sturm würde aber westlich von uns nach Norden ziehen. Das kann ab Sonntag bereits losgehen und wäre Dienstag vorbei. Zeigt sich das Azorenhoch zäher und langlebiger, dann muss das Tief noch weiter Richtung Osten wandern bis es endlich nach Norden darf und erwischt uns damit voll. Dann sollten wir uns Anfang nächster Woche im Festhalten üben, das nationale Wetteramt nennt kommenden Mittwoch als wahrscheinlichen Show-down. Sturm, erst aus Südost, dann auch wieder aus Südwest würde unsere Insel heftig treffen und auch wenn die Windgeschwindigkeiten "nur" mit 100 Stundenkilometer erwartet werden, kann das für uns katastrophal sein. Auf Grund unserer abrupten Orographie entstehen auf den Wind abgewandten Seiten der Insel Fallwinde, die durchaus die doppelte Geschwindigkeit erreichen können, als der auf die Insel treffenden Wind eigentlich hat. Das Rechnen muss ich Ihnen bei einem solch einfachen Beispiel nicht abnehmen, diese Fallwinde treffen in unvorhersehbaren Böen auf und hinterlassen in Sekunden in der Landwirtschaft Millionenschäden. - Welches der beiden Szenarien eintrifft, das kann ich Ihnen nicht sagen, man muss die Druckwerte auf dem Nordatlantik und den Weg Deltas genau im Auge behalten. Ob wir mit einer Ohrfeige davonkommen oder einen handfesten Kinnhaken abbekommen, das weiß bislang ganz allein der Wind.



Freitag 25.11.05 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,6 Grad, niedrigster Wert: 15,4 Grad

Tourismuszahlen

Ich möchte die Monate August und September ausdrücklich aus meiner folgenden Schelte ausnehmen, das sind die einzigen beiden Monate im Jahr, in denen der nationale Tourismus mehr Gäste auf die Insel bringt als der Internationale. Dieses Jahr hatten wir 5 Charter vom Festland und darüber hinaus noch Sonderangebote von anderen Kanareninseln, dass die beiden Monate recht erfreulich für die Hotelbetriebe waren. Man verkauft uns aber permanent Zahlen, die in keinster Weise der Realität entsprechen, die Tourismusbehörde geht davon aus, dass in jedem Inselhopper der uns erreicht 30% Touristen von den anderen Kanareninseln sind. In Wirklichkeit sind es nicht mal 10%, Kollegen meiner Zunft sprechen sogar von maximal 5%. Warum man uns diese fragwürdigen Zahlen andreht ist klar, man will für seine hochtrabenden Hotelpläne große Zuwächse haben und so erklärt man einfach Geschäftsreisende oder LKW-Fahrer welche nur eine Nacht auf La Palma bleiben genau so als Touristen. - Spötter behaupten, unser Tourismusrat zählt sich selbst sogar als Tourist, weil er so oft von anderen Inseln wieder zu uns kommt. - Gut, dass ich kein Spötter bin.

In allen Statistiken drückt diese Zählmethode die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der "Touristen" auf einen Wert der nun an die 4,8 Tage (2004) drückt, darin sind nationale und internationale Gäste enthalten. Die eigene Statistik der Inselregierung, www.istac.org zeigt das sogar ganz offen und deutlich. Für den Oktober 2005 werden 5.096 nationale Gäste gezählt, diese "verursachen" aber lediglich 13.427 Übernachtungen, das ergibt eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von nur 2,65 Tagen. Auch wenn die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei Urlaubsreisen wirklich trendmäßig sinkt, bei nur 2,65 Tagen verstecken sich aber überwiegend Reisende, die einen anderen Hintergrund haben, als unsere Insel zu touristischen Zwecken zu besuchen. So kurzen Urlaub mach noch nicht mal ich. - Die Suche nach echten Zahlen gestaltet sich immer schwierig, ich kann mir lediglich Erfahrungswerte der umliegenden Gastronomie und Hotelbetriebe zusammenreimen und in denen kommen die vielen tausend nationalen Gäste die uns angeblich besuchen nicht vor.

Noch ein Hinweis an hiesige Kontoinhaber. Es häufen sich Fälle von Kartenbetrug, in welchen Spezialisten es gelingt, auch ohne Karte an Automaten Geld abzuheben. Dabei gibt es beide Versionen, es werden Beträge mit Karte abgeholt, die PIN scheint für die "Chorizos" wie wir hier Diebe bezeichnen kein Problem zu sein. Es gibt aber auch Fälle, in denen Geld abgehoben wird und der Besitzer hat die Karte zuhause im Tresor liegen. Man sollte mal seine Kontobewegungen kontrollieren ob sich da was komisches tut, die Abhebungen werden meistens nachts getätigt, was ein Wunder. Sollten da Abrechnungen auftauchen die Sie nicht getätigt haben, ab zur Bank und dann zur Guardia Civil.



Freitag 25.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1017 hPa

Tamanca statt Rioja

Zu wenig ist nicht gut, zu viel aber auch nicht. Für Landwirte und auch Weinbauern sind Landwirte, bedeutet beides aber immer, dass man jammern kann. Ich darf das sagen, komme ich doch ursprünglich aus dieser Primärbranche, da gibt es keine Idealzustände. Zu wenig Wasser, zu viel Wasser, Schädlingsbefall, Sturm, Hagel und weiß Kachelmann was sonst noch dem Landmann das Leben schwer macht, immer gibt es einen Grund zum jammern. Kommt dann aber das Idealjahr und man erntet so viel wie noch nie, weil alles andere gepasst hat, dann ist der Ärger doppelt so groß, die Preise rutschen in den Keller und man wird sein mühsam gehegtes Produkt nicht mehr los. So geschieht es dieses Jahr mit unseren Winzern, wir haben so viel Wein wie noch nie und der muss jetzt irgendwie durch die Kehlen fröhlicher Zecher gedrückt werden, sonst wird das ein Jammern geben, welches die Cumbre Vieja aufwecken könnte.

Die obersten Weinqualitätshüter der Insel welche das begehrte Verkaufsargument "DOC" Denominación de Origen de La Palma verteilen, starten jetzt eine vorweihnachtliche Kampagne und appellieren an den Lokalpatriotismus der Bevölkerung. "Tamanca statt Rioja" soll auf den vielen Weihnachtsfeiern getrunken werden und die üblichen Geschenkkisten, welche Firmen ihren Mitarbeitern oder guten Kunden überreichen, sollen auch Wein der Insel enthalten und nicht irgendwelche Reservas vom Festland. Da haben wir ein Problem mit unserem Selbstwertgefühl, eine Flasche Wein von hier, das ist Alltag und wenn es etwas besonderes sein soll, dann muss auf dem Flaschenetikett etwas von Rioja oder Ribera del Duero stehen. Politiker stehen da auch in der lokalpatriotischen Schusslinie, oft hat man die Krawattenträger dabei erwischt wie sie über La Palma parlieren und dabei Rioja schlürfen. Im Frühjahr 2007 sind Wahlen kann ich da nur sagen, also aufgepasst und endemisch trinken, der Wein auf der Oppositionsbank schmeckt immer sauer, woher er auch kommen mag. Eigentlich ist Weingenuss eine Geschmacksfrage über die man keine allgemeine Meinung ausgießen sollte, aber wir müssen doch unsere Winzer unterstützen, damit dieses Jammern endlich aufhört.



Donnerstag 24.11.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0,5 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,7 Grad, niedrigster Wert: 15,7 Grad

Der Streik der keiner war ist abgesagt

Viel heiße Luft hat man uns da verkauft, wochenlang spekulierte man über die möglichen Folgen eines Streiks bei der Fluggesellschaft "Binter Canarias" und was ist passiert - nichts. Kein Flug ist ausgefallen, minimale Verspätungen die meist wetterbedingt waren und über die Aussage der Gewerkschaft, 50% der Fluggäste hätten eine andere Airline aus Angst vor dem Streik gebucht, grinst die Fluggesellschaft nur. Es gab für die Passagiere wirklich keine Behinderungen, nur ganz wenige Mitarbeiter streikten tatsächlich, dieser Streikaufruf ist für die Gewerkschaft anständig nach hinten los gegangen. Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will, dieser Spruch hat auch hier inzwischen eher Museumscharakter. Heute heißt es, wenn du nicht drehst, dann drehen halt andere für dich, oder wir lassen dort drehen, wo es billiger ist.

Keine Angst, ich zitiere jetzt weder Karl Marx noch den Club of Rome, bleiben wir auf La Palma. Zitate gibt es eh schon genug auf dieser Welt und auch Zitate schützen nicht nachhaltig davor selbst zu denken. - Der Streik ist nun auch offiziell seitens der Gewerkschaft abgeblasen, man hätte das gewünschte Ziel erreicht. Mit der Betriebsleitung der Binter Canarias habe man sich geeinigt, die Gewerkschaft erhält nun Einblick in die Zukunftsstrategieplanung der Gesellschaft. Das aber hatte die Binter Canarias der Gewerkschaft immer schon zugesagt, aber zu einem von der Firma bestimmten Zeitpunkt und der ist nun gekommen, das wäre er allerdings auch ohne Streik. Ein dummer Machkampf seitens der Gewerkschaft, der ganz eindeutig zugunsten der Binter ausgegangen ist, es erscheint fast lächerlich und traurig, wie jetzt ein Gewerkschaftssprecher von einem erfolgreichen Arbeitskampf spricht. Ich streike - also bin ich, kein geeignetes Mittel seitens der Gewerkschaften sich auch zukünftig noch Notwendigkeit zu geben, im scharfen Wind der Globalisierung lachen sich die shareholder über so was Schrulliges nur hartzig.



Donnerstag 24.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1016 hPa

Kinder ins Weltall

Eine ganz interessante Geschichte hat sich das IAC (Instituto de Astrofísica de Canarias) ausgedacht, Schüler sollen die Möglichkeit erhalten eines der Observatorien mit zu nutzen. Man will damit junge Menschen für die Astrophysik begeistern, aber auch den ständigen Beschwerden die Luft nehmen, die Bevölkerung der Inseln würde nicht von den hochtechnischen Anlagen bei Izaña auf Tenerife und dem Roque de los Muchachos auf La Palma profitieren. Es geht konkret um das Observatorium "Liverpool" auf unserem höchsten Berg, eine Einrichtung der John Moores Universität aus der englischen Stadt deren Namen das Observatorium trägt. Das IAC hat aber, wie auch in den anderen Einrichtungen auf dem höchsten Berg unserer Insel das Recht, vorher festgelegte Zeitkontingente auszuschöpfen, in denen die Anlagen vom IAC benutzt werden dürfen.

Aus diesem "Zeitfenster" stellt nun das IAC 5 Tage des Jahres zur Verfügung um Schulen auf den Kanaren das Weltall etwas näher zu bringen. Der Clou an der ganzen Geschichte ist aber, die Schüler müssen nicht hinauf auf den Berg und dort durch ein Teleskop gucken, "Liverpool" kann per Fernbedienung auch über das Internet gesteuert werden. Die Schüler wird das nicht so sehr freuen, ein Ausflug samt Anfassen der Gerätschaften wäre sicherlich interessanter, aber moderne Astrophysik findet eh auf Computermonitoren statt, da steht längst kein frierender Wissenschaftler mehr hinter einem Teleskop und guckt durch die Linse. Von den Schulen aus soll der Zugriff auf die Daten des Observatoriums erfolgen, aber eben auch die Steuerung dieses Teleskops. Noch weiß man nicht, welche Schule oder Schulen dazu ausgesucht werden, um einen tiefen Blick ins Universum zu nehmen, es ist gar nicht mal sicher, dass es eine Schule hier auf La Palma trifft. Gut vorbereiten heißt es dann, wer mit den Pfeiltasten ein millionenschweres Teleskop dirigieren will, der sollte wissen was er tut. Kleiner Tipp, "format C" ist mit Sicherheit die falsche Eingabe.



Mittwoch 23.11.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,2 Grad, niedrigster Wert: 15,4 Grad

Trauriger Rekord

Auf La Palma findet diese Tage der erste nationale Kongress statt, der sich um das schwierige Thema häusliche Gewalt kümmert. Richter, Staatsanwälte, Psychologen und Polizei wollen darüber beraten, wie man gegen dieses gesellschaftliche Phänomen am besten angehen kann. Dabei kommen wenig schmeichelhafte Zahlen für die Kanaren auf den Tisch, unsere beiden Provinzen sind in dieser Kriminalstatistik weit führend in Spanien. 5,58 Anzeigen pro 1.000 Einwohner werden hier registriert. Auf dem Festland ist diese Quote deutlich niedriger, auf den Balearen, welche den zweiten Platz in dieser unschönen Liste einnehmen sind es gerade mal 3,47 und in Aragon nur 1,22 Anzeigen pro tausend Einwohner die bei der Polizei eingehen. Da kann es für La Palma auch nicht tröstend sein, wenn wir wenigstens mit "nur" 3,8 Anzeigen innerhalb der Kanaren wieder eine positive Sonderstellung einnehmen.

Richter und Staatsanwälte beklagen gleichermaßen, dass sie erst in Aktion treten können, wenn es nur noch um Bestrafung geht und das auch nur unter schwierigen Umständen. Man muss, gerade auf den kleinen Inseln eine Besonderheit beachten, es ist leicht gemacht, einem Aggressor zu verbieten sich seinem Opfer erneut zu nähern, aber schwer zu überwachen. Man kann sich auf so kleinen Inseln schlecht aus dem Weg gehen und macht es dem Täter auch einfacher, sein Opfer erneut aufzuspüren. Auf andere Inseln wollen die wenigsten Frauen, weil sie damit in den schweren Zeiten auch wieder von ihren Freunden und Beschützern und dem sozialen Umfeld entfernt werden. Die Richter und Staatsanwälte verlangen vor allem mehr Personal, um alle Fälle eingehend bearbeiten zu können, zu häufig wird nicht richtig eingeschätzt, ob es reicht eine Annäherung zu verbieten, oder ob man den Aggressor gleich wegsperren soll. Die Polizei sieht das ähnlich und fängt nun an, Beamte zu schulen um die Opfer besser und eingehender begleiten zu können, aber auch das ist bei fast einer Anzeige pro Tag auf La Palma eine Personalfrage. Die Psychologen sehen das natürlich als gesellschaftliches Problem, welches es sicher auch ist. In patriarchalischen Systemen sei es weit verbreitet, dass häusliche Gewalt gesellschaftsfähig ist und nur langsam kratzen Aufklärung und Erziehung an diesem Dilemma. Als einzige gute Nachricht muss stehen bleiben, dass man den Anstieg der Anzeigen in diesem Umfeld nicht mit einer echten Zunahme dieser Gewalttaten anrechnet, vielmehr trauen sich mehr Frauen als früher aus diesem oft jahrelangen Martyrium an die Öffentlichkeit zu gehen.



Mittwoch 23.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15,6 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1013 hPa

Platzhirsch

Seit zwei drei Tagen bedroht uns ein Tief, welches sich südwestlich von den Kanaren um sich selbst dreht. Jeden Moment könnte man erwarten, dass uns ein Ausläufer erwischt, es ist ein gewaltig großer Wirbel der da Pirouetten in den Atlantik schreibt. Die Marschrichtung ist eigentlich vorgegeben, Richtung Nordost und da sind wir, vom Tief aus gesehen. Nun meldet sich aber der Platzhirsch zurück, das seit nunmehr einer Woche verschollene Azorenhoch und schiebt einen Hochdruckkeil zwischen das Tief und den afrikanischen Kontinent. Das Hoch ist gesund und kräftig, mit 1045 Hektopascal im Kern auch in der Lage, jedes angreifende Tief zu verscheuchen. Allerdings gibt es einen kleinen Schönheitsfehler, das Hoch ist so weit im Norden, dass die Bezeichnung Azorenhoch nicht ganz zutreffend ist, Irlandhoch wäre momentan vielleicht passender.

Die Frage ist nun, wohin zieht das Tief, das kann sich ja so schnell nicht einfach auflösen, es verliert zwar langsam an Kraft, sucht aber weiterhin den Weg nach Nordosten, wie das die Tiefs auf dem Nordatlantik nun mal so machen. Alles hängt wieder mal vom großen Platzhirsch ab, dem Azorenhoch, bleiben wir einfach mal bei diesem Namen. Um das Tief bis westlich von uns bis auf mitteleuropäische Höhen zu drücken, dafür kommt der Einsatz eigentlich zu spät, bleiben noch zwei Optionen übrig. Das Hoch bleibt so kräftig und dort wo es jetzt ist, dann verdurstet das Tief irgendwann in den Weiten des Atlantiks. (Verdursten ist übrigens richtig in diesem Zusammenhang, das kalte Wasser lässt die Eigendynamik dieses Tiefs permanent abnehmen). Die letzte und wahrscheinlichste Option ist ein kleiner Fehler des Azorenhochs, nur ein paar Hektopascal weniger oder noch ein bisschen weiter nördlich und schon schlüpft das Tief südlich des Hochs Richtung Afrika und wer kommt auf diesem Weg? Richtig, die Kanaren. Für die nächsten Tage ist die Regenwahrscheinlichkeit sehr gering, obwohl es auch möglich ist, dass abgesprengte Teile des Tiefs die westlichen Inseln erreichen. Dann aber wohl schon im Schlepptau eines langsam wieder einsetzenden Nordostwindes, auf der Westseite können wir die Wäscheleinen also vorerst bestückt lassen.



Dienstag 22.11.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,7 Grad, niedrigster Wert: 14,1 Grad

Die Welt ist nicht in Los Sauces zu Ende

Weit über zehn Jahre hat man an der Erneuerung der Straße von der Hauptstadt Santa Cruz nach Los Sauces gearbeitet. Der Norden ist nun wirklich näher gerückt, bei normaler Fahrweise spart man wohl wirklich fast 20 Minuten, die längste Einbogenbrücke Europas, viele neue Tunnels und Überholspuren machen das möglich. Nun mag aus touristischer Sicht es nicht unbedingt von Bedeutung sein, irgendwo schneller zu sein, für die "Sauceros" ist es aber doch eine gewaltige Erleichterung. Hinter Los Sauces kommt aber auch noch mehr "Norden" und die 10 Kilometer von Los Sauces nach Barlovento sind, gelinde gesagt, noch nicht mitteleuropäischer Standard. Das wird nun der nächste Schritt, das verkehrstechnische "Ende der Welt" soll nach den Plänen der Provinzregierung in den nächsten Jahren noch weiter nach Norden verschoben werden.

Da sind einmal die 10 Kilometer von Los Sauces nach Barlovento und die Abschnitte, Balovento - Los Gallegos und Franceses - Cruz de Castillo. Insgesamt geht es um 24 Kilometer Straße die wirklich neu gemacht werden, die bisherigen Trassen einfach zu verbreitern, geht nur an ganz wenigen Stellen. Man denkt an einen Zeitabschnitt von 10 bis 12 Jahren, das Geld, keiner weiß wie viel, soll aber da sein. Das zumindest behauptet der Chef des Infrastrukturrates in der Provinzregierung, ein uns allen bekannter Politiker, Antonio Castro Cordobés. Er ist Palmero und zugleich Parteivorsitzender der Coalición Canaria auf La Palma und somit dieser Insel doch eher zugewandt. Zumindest will er dafür sorgen, dass von den bereitstehenden 1,8 Milliarden Euro auch was nach La Palma kommt, so viel Geld hat man in den Provinzkassen für Infrastrukturmaßnahmen bis ins Jahr 2017 eingeplant. Naturgemäß fühlt sich beim Aufsplitten dieser Gelder immer jede Insel benachteiligt, da wird mal mit Einwohnerzahl argumentiert, mal mit Fläche und mal werden auch in Bodegas beim Weinchen ein paar Millionen von Insel zu Insel verschoben und da haben wir mit Antonio Castro Cordobés den richtigen Mann an der richtigen Stelle. Irgendwann, vielleicht posteruptiv, entdeckt man dann, dass eine Insel eigentlich kein Ende hat und die Welt hinter Barlovento auch noch weiter geht. Aber da wohnen so wenig Menschen (Wähler) damit kann man sich getrost Zeit lassen.



Dienstag 22.11.05 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1012 hPa

Ziegen bitte draußen bleiben

Das Problem ist seit langem bekannt, weidende Ziegen unterscheiden grundsätzlich nicht zwischen "legalen" Futterpflanzen und solchen Kräutern, die wir Menschen für schützenswert erachten und somit auf die Liste der bedrohten Arten gesetzt haben. Denkt man Naturschutz wirklich mal konsequent zu Ende, dann müssten wir alle unsere Sachen packen, die Bananen einrollen und uns von der Insel trollen, mit solch einem Vorschlag könnte man aber nicht wirklich Wahlkampf betreiben, also muss ein Kompromiss her. Bestens dazu geeignet erscheint der Nationalpark Caldera de Taburiente, da zählt die Endemie noch was und außerhalb der Grenzen dieses Hortes der Natur, dürfen Zivilisation und deren Derivate ihr Wesen treiben.

Nun gibt es aber auch, modern ausgedrückt, Schnittstellen zwischen diesen Welten und da Ziegen, Kaninchen und Mähnenschafe nicht lesen können, (manch Wanderer übrigens auch nicht) soll nun ein Elektrozaun die ungleichen Sphären voneinander trennen. Eigentlich ein grausamer Gedanke - du darfst hier nicht rein oder raus - aber es ist halt menschlich, immer neue Methoden zu erfinden, die Natur vor uns zu schützen. Noch steht kein Zaun, aber man will an der "Pista de Ferrer", oberhalb El Pasos am Bejenado, einen solchen errichten. Einen Kilometer lang soll dieser elektrische Schäfer (pastor eléctrico) wie es hier heißt sein und verhindern, dass Ziegen auf diesem Weg in das Innere des Nationalparks gelangen. Eigentlich keine Nachricht wert, aber immer wenn ich vor einem Zaun oder einer Mauer stehe frage ich mich, ob ich denn auf der richtigen Seite stehe und warum es überhaupt zwei Seiten geben muss. Damit getrennt wird was getrennt gehört, flapsig neudeutsch formuliert, man muss die Natur vor uns schützen und was Natur ist, das definieren wir, Richter und Täter gleichzeitig.



Montag 21.11.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute: 19,7 Grad, niedrigster Wert: 10 Grad

Paul kommt in die Pubertät

Nun erzählen Sie mir bitte nicht, Katzen haben gar keine Pubertät und ein kastrierter Kater kann so etwas schon überhaupt nicht bekommen. Mein Weltbild war, bevor meine Tochter mir dieses Tier in Obhut gab, auch ein anderes, viel einfacher, unkomplizierter und so richtig prächtig ja - nein, schwarz - weiß. Damit können Männer umgehen, mehr braucht ein gesunder Alpha Mann nicht um über jeden Konjunktiv und Sentimentalität erhaben zu sein. - Vorwärts immer, seitwärts nimmer. Manchmal steckt man dann mit dem Kopf tief in der Wand, aber das macht nichts, beweist das doch nur Prinzipientreue und Konsequenz, rein männliche Werte, mit denen Frauen und Halbkater natürlich nichts anfangen können. - Die vielen Pickel stören bei Paul weniger, die werden von Fell ganz gut kaschiert, aber die Pubertät wird ja manchmal auch "Die Flegeljahre" genannt und da genau liegt unser, oder eher mein Problem.

Paul redet eigentlich nicht viel, aber sicher kann man ihn deshalb noch nicht als introvertiert bezeichnen, er erreicht durch Blicke und Taten sowieso alles was er will. Urplötzlich springen drei erregte Frauen auf und spurten wild um sich schlagend in die Speisekammer, (das ist dort, wo früher mal der Speck und das Bier waren) und kommen mit irgendwelchen Döschen zurück, auf denen appetitlich drapierte Tierkadaver ewiges Katzenglück verheißen. "Was ist denn jetzt los?" frage ich unwissend und werde sofort verbal bestraft: "Hast du nicht gesehen wie Paul geguckt hat, der hat doch Hunger!" Nicht widersprechen, obwohl ich genau gesehen habe, dass das Vieh gegrinst hat als die Frauen aufgesprungen sind, nun leckt er sich die Pfote und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sein Mittelzeh verdächtig ausgestreckt in meine Richtung weist. 4.158 : 1 steht es mittlerweile in unserer internen Frauenschickstatistik. 4.158 mal hat Paul es geschafft, dass eine Frau wegen seines Blickes aufgesprungen ist, einmal ist es mir gelungen, dass man mir ein Bier bringt. - Oder war das gestern Abend in der Kneipe und ich hab dafür bezahlt?

Bin ich mal alleine mit ihm zuhause, dann gibt es nicht so einfach was zu essen nach dem Motto, Blick und Happ. Wir haben immer viel geredet wenn wir alleine waren, Paul und ich, besser gesagt, er ist ein guter Zuhörer und ich ein fleißiger Redner. Mit ihm habe ich über Dinge gesprochen, für die sich meine Frauen schon lange nicht mehr interessieren, Politik, Brauwissenschaften, Wetterdiagramme und ob die Amerikaner wirklich auf dem Mond gelandet sind. Als Belohnung für gutes Zuhören und anerkennende Blicke hat es früher dann ein kleines Wurstzipfelchen gegeben und schon war unsere kleine Welt in Ordnung. Das war vor der Pubertät, er entzieht sich immer häufiger seiner auditiven Pflichten mir gegenüber und fängt an, sich sein Essen selber zu besorgen. Das ist ja so ein deutliches Zeichen für die Flegeljahre, sie fangen an, einem zu entgleiten... Mit seinen scharfen Krallen bekommt er alle Tüten auf und ich könnte schwören, ihn neulich sogar mit einem Dosenöffner erwischt zu haben. Ich kann es aber nicht beweisen, just in dem Moment kamen meine Frauen mit Einkaufstüten bewaffnet zurück. Das Knistern dieser Nahrung verheißenden Tüten erkennt er schon von weitem und dann bin ich abgesagt. Er lässt den Dosenöffner fallen und ich hebe diesen auf, gerade als meine Frauen die Tür aufmachen. Subpubertäres ex flagranti nennt man das und der Alte steht da und will doch tatsächlich die Geschichte mit dem Dosenöffner erzählen, sechs spottend mitleidige Frauenaugen und Paul leckt sich schon wieder an der Pfote...





Montag 21.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 10 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1011 hPa

Die kälteste Nacht des Winters

Verschwinden die Wolken, dann könnte theoretisch die Sonne scheinen, aber eben nicht nachts. Ohne Wolken wird es aber nachts auch blitzkalt und es fehlt nicht viel, dass wir selbst hier auf 500 Meter Höhe in den einstelligen Temperaturbereich gelangen. Bis die Sonne den Weg über die Cumbre Vieja geschafft hat, haben wir fast noch eine Stunde und das Thermometer verkündet 10,1 Grad, also knapp über Alarm. Der Regen ist vorerst vorbei, die Situation auf dem Atlantik bleibt aber turbulent. Keine Spur vom, sonst alles regelnden Azorenhoch, jetzt reichen sich die Tiefs die Hand und machen über dem Atlantik was sie wollen.

Vielleicht zwei Tage haben wir nun "Zwischenbauknecht", dann droht erneutes Ungemach. Ein weiteres Tief zappelt ziemlich orientierungslos westlich von uns herum und kann sich nicht so eindeutig entschließen, wohin die Reise gehen soll. Ganz langsam zieht es Richtung Osten und damit in unsere Richtung, es liegt aber derart weit im Süden, sollte es uns erwischen, dann mit Winden aus Südost. Ganz ungewöhnliche Windrichtung, aber wenn kein Alpha-Hoch auf dem Nordatlantik für Ordnung sorgt, dann lassen die Tiefs keine Möglichkeit aus, uns mit allen nur erdenklichen Wettersituationen zu bedenken. Gestern musst kurzzeitig noch der Flughafen gesperrt werden, für knappe drei Stunden blies der Nordwestwind so heftig, dass die gefürchteten Scherwinde den Flughafen heimsuchten. Ab 17:00 Uhr war alles wieder friedlich. Die Binter-Canarias strich fünf Verbindungen mit Tenerife und El Hierro, die Islas Airways landete trotzdem. Der einzige Charter gestern, die Condor aus Frankfurt, hatte überhaupt keine Probleme und landete mit geringer Verspätung um 18:45 Uhr.



Sonntag 20.11.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 90 % Luftdruck 1009 hPa
Höchsttemperatur heute: 19 Grad, niedrigster Wert: 15,2 Grad

Nachhaltigkeit und schon ist der Sonntag gerettet

Mein absolutes Lieblingswort ist das geworden, kaum eine andere Vokabel hat sich derart tief in den Sprachgebrauch unserer Politiker und Schreiber eingebrannt, ohne dieses Wort "sostenibilidad" geht kein Inselrat oder Bürgermeister mehr auf die Straße. Ich will auch nicht so kleinlich sein und die Sprachgewohnheiten anderer Menschen kritisieren, außerdem erwächst durch die freie Anwendung dieses wunderschönen Wortes doch auch jede Menge an skurrilen Geschichten, wie die nachhaltige Bevölkerung, die nachhaltige Müllabfuhr und die nachhaltigen Kläranlagen. - Nachhaltige Bevölkerung, das muss man sich so vorstellen: Jeder Erwachsene muss dafür sorgen, dass er genau so viel Biomasse hinterlässt, wenn er erst mal zu Humus geworden ist, um den Kreislauf nicht zu unterbrechen. Nachwuchs nennt man das und weil Selbstbefruchtung bei der Spezies homo sapiens sapiens nicht möglich ist, braucht jeder sapiens eine "sapine" und muss zwei Kinder in die Welt setzen. Weil aber nun auch noch demographische Störfaktoren wie katholische Geistliche oder Homosexuelle sich aus verschiedenen Gründen nicht an dieser nachhaltigen Bevölkerungsplanung beteiligen, muss ein neuer Faktor 1+1=2+X ermittelt werden. Schwierigkeiten bestehen dabei in möglichen Doppelzählungen, schwule katholische Geistliche machen uns bei der Suche nach dem X ein U vor und schon erhält man: 1+1=2+X:U. Bei den Homosexuellen kann ich das ja noch verstehen, der Mensch an sich ist nicht zweihäusig, ein Fehler der Schöpfung oder der Evolution, das haben wir noch nicht ausdiskutiert, uns so was aber als "Krönung" unterzujubeln, das ist fast schon Majestätsbeleidigung. Die katholische Kirche muss sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, sich nicht aktiv an der nachhaltigen Bevölkerung zu beteiligen. (Zumindest nicht öffentlich)

Nachhaltige Müllabfuhr ist deutlich einfacher. Wir achten peinlich genau darauf, wie viel Müll uns dreimal wöchentlich von der Straße geräumt wird und produzieren nun aufs halbe Kilo genau die gleiche Menge. Man darf jetzt nicht den Umkehrschluss anwenden, die Müllabfuhr würde immer genau so viel Müll wegräumen wie wir produzieren, das wäre nicht nachhaltig. Müll ist bekanntlich ein Wertstoff, die Müllabfuhr aber nicht, die hat lediglich einen Wertstoffhof und der ist an sich nicht nachwachsend. Ganz unangenehm ist uns das auch bei den Kläranlagen von Los Llanos und Tazacorte aufgefallen, auch die sind nicht nachwachsend und haben sich so einer nachhaltigen Entwicklung widersetzt. Von einer nachhaltigen Kläranlage muss man doch erwarten können, dass sie mit der Bevölkerungszahl mit wächst. Man darf doch daraus den Politikern keinen Vorwurf machen, wenn die Kläranlagen einfach nicht mitspielen im wunderbaren Nachhaltigkeitstraum. - Eigentlich hat das Ganze nichts mit La Palma zu tun, dieses Wort wird auch anderswo gerne als Sinnplacebo missbraucht, aber mir ist eigener Blödsinn halt lieber als Fremder, der hält länger vor, nicht nach.



Sonntag 20.11.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 10 mm, Luftfeuchte 85 % Luftdruck 1010 hPa

Gemeinsam gegen Drogenmissbrauch

Auch auf La Palma wächst die Anzahl der Drogenabhängigen, letzte Erhebungen haben besonders bei Jugendlichen im schulfähigen Alter auffällige Zahlen ergeben und darüber hinaus sinkt das "Einstiegsalter" weiter ab. Nun sollen Eltern, Lehrer, Polizeikräfte und auch die Gerichte gemeinsam Pläne entwickeln, wie man am besten Aufklärung und Prävention gegen den Konsum von Drogen bei Minderjährigen angehen kann. Zunächst sollen kleine Gesprächsrunden mit Repräsentanten der jeweiligen Gruppen einen möglichen Rahmen entwerfen. Endziel soll ein ständiger und funktionierender Austausch zwischen den Schülern, Eltern und Lehrern auf der einen Seite, mit den Exekutiven, also Polizei und Gerichten auf der anderen Seite sein. Hört sich erstmal ein bisschen nach Spitzeltum an, man will den Hebel aber nicht von der strafrechtlichen Seite ansetzen, sondern ganz auf Transparenz und Aufklärung setzen.

Die Polizei und die Gerichte sollen nicht erst auftreten wenn es bereits zu spät ist, also nur als Vollstrecker und Richter, sondern sollen aktiv ihr Wissen über diese komplexe Materie auch an die Schüler herantragen. Schöne fromme Sprüche könnte man meinen, aber warum sollen nicht Staatsanwälte, Richter und Polizisten mal in der Schule von ihrer Tätigkeit berichten und die Schüler und Lehrer ihren Beitrag dazu in Arbeitsgruppen einbringen. Was kann man besser machen, wo liegen die Berührungsängste. Die Guardia Civil hat in den letzten eineinhalb Jahren enorme Erfolge bei der Jagd nach Drogendealern gerade hier auf La Palma erzielt, ein paar neue und extra in dieser Materie geschulte Beamte haben da frischen Wind rein gebracht, aber das Drogengeschäft lockt mit solch hohen Gewinnen, dass kein Mangel an Dealern herrscht, die sofort entstandenen Lücken füllen. Die Polizeiarbeit soll sich aber nicht nur darauf beschränken, "hinten" immer wieder ein paar "böse Jungs und Mädels" aus dem Verkehr zu ziehen, wenn "vorne" der Konsum und damit der Bedarf an illegalen Drogen wächst. Ob es was bringen wird, das muss die Zeit und das Engagement aller beteiligter Gruppen zeigen, besser als nur zu lamentieren, ist es allemal.



Samstag 19.11.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1011 hPa
Höchsttemperatur heute: 18,8 Grad, niedrigster Wert: 14 Grad

Hurra Hurra, die Condor und das Schiff sind da

Technischer Defekt und eine Ersatzmaschine konnte nicht so schnell beschafft werden, so entschied man sich den Flug um einen Tag zu verschieben. Die Gäste waren komfortabel im Steigenberger untergebracht, der Ärger hielt sich so in Grenzen und ich kann meine Verschwörungstheorie Gott sei Dank wieder einrollen. Noch ein Positivum hat den heute düsteren palmerischen Himmel erleuchtet, die Volcán de Tauce fährt wieder, wir hatten nach der monatelangen Abstinenz kaum noch damit gerechnet, dass die Rederei Armas das Schiff wieder nach Puerto de Tazacorte schickt. Ab jetzt geht es also wieder, Mini-Kreuzfahrt am Samstag von Santa Cruz de La Palma nach Puerto de Tazacorte und Sonntagmittag den gleichen Weg zurück.

Das Wetter bleibt ungastlich, bis Montag wohl wird sich der südliche Rand eines Tiefdruckgebietes immer wieder bemerkbar machen, tiefe Wolken kommen vom Nordwesten auf die Kanaren zu. Richtig viel wird es aber wohl nicht regnen und zwischendurch kommt immer mal wieder ein Stückchen blauer Himmel durch. Der Wind bleibt zahm, es besteht also nicht die Gefahr eines Unwetters und auch der Flugbetrieb wird wohl nicht beeinflusst werden, die Windstärken reichen nicht aus, um am Flughafen die gefürchteten Fallwinde auftreten zu lassen. Wer aktiv und mobil ist, der muss eh kein Problem mit dem Wetter haben, ich weiß nicht, ob es wirklich schon mal vorgekommen ist, dass es auf der ganzen Insel gleichzeitig geregnet hat. Faustregel ist immer, weht der Wind aus Osten, dann ist es im Westen besser und umgekehrt. Der Ausspruch, ihr wohnt auf der falschen Seite gefällt mir eh nicht, man wohnt höchstes auf der anderen Seite und da nun mal das häufigste Wetter aus La Palma der Nordostpassat ist, kommt der Westen und Süden ein bisschen besser davon.


Volcan de Tauce Westküste La Palma
Grauer Regenbrei lässt kaum Sicht auf einen Hoffnungsträger für Puerto de Tazacorte



Samstag 19.11.05 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1015 hPa

Inselhaushalt erstmals über 100 Millionen

Genau 102.483.312,55 Euro werden für das kommende Jahr 2006 als Haushalt vorgesehen sein, das sind über 12% mehr als noch in der jetzigen Haushaltsperiode. Die 55 Cent, die können einfach so stehen bleiben, das habe ich nie verstanden, wie man bei solchen Summen noch die Cent-Beträge mit angibt, oder soll das der Glaubwürdigkeit dienen? Von 2001 an stieg somit der Inselhaushalt von 71,5 Millionen über 89,6 Millionen im Jahr 2005 auf nunmehr 102,5 Millionen, das verspricht doch Wachstum auf der ganzen Insel. Mit der Neuverschuldung, 9,7 Millionen Euro haben wir keine Probleme, weil die Hälfte des Hauhaltes in Töpfe geht, die als Investitionen deklariert werden. Unsere Probleme möchte manch Finanzminister haben.

Die komplette Aufsplitterung, wer welches Geld bekommt steht noch aus, es wird auch erst am 9. Dezember im Inselparlament der Haushaltsplan zur Abstimmung gebracht. Das macht man bei uns aber im Handstreich, das Inselparlament wird in absoluter Mehrheit von der Coalición Canaria re(a)giert. Die beiden Oppositionsparteien, PSOE/PSC (schlicht die Sozis) und Partido Popular (rechter CDU-Verschnitt), buhlen im Inselparlament abwechselnd um Aufmerksamkeit und werden über eine Legislaturperiode temporär von der Coalición Canaria als offizieller Büchsenspanner zugelassen. Eigentlich wollte man eine stabile Zusammenarbeit mit den Bürgerlichen der Partido Popular, das war kanarenweit so gewünscht, hat aber nicht funktioniert. An der Heftigkeit der Kritik seitens einer der Oppositionskräfte, besser wäre eigentlich Oppositionsschwächen., kann man immer ablesen, wer gerade die Gunst der absoluten Mehrheit spüren darf, dafür gibt es dann ein Leckerli an die Gemeinden, in denen Bürgermeister aus der Günstlingspartei Dienst tun. Mich erinnert das immer an meine Heimat Bayern, da kann man politisch eigentlich auch nichts verkehrt machen, aber das muss ich Ihnen doch nicht erklären.



Freitag 18.11.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,2 Grad, niedrigster Wert: 12,2 Grad

Was erlauben Condor ?

Ich muss jetzt mal ganz vorsichtig sein, was jetzt im Anschluss hier steht, ist eine reine Vermutung von mir und keine Behauptung, aber ich kann mir keinen anderen Reim daraus machen. - Höchste Freude im touristischen Sektor auf La Palma, unsere treueste Fluglinie, die Condor fliegt nun wirklich täglich aus einer oder mehreren deutschen Städten nach La Palma. Auch wenn uns das die Wochenenden raubt, es geht um La Palma und nicht um unseren Feierabend. Freitag soll eine Maschine aus Frankfurt kommen, Abflug dort mittags um dann kurz vor 16:00 Uhr auf La Palma zu landen. Wir hatten mehrere Gäste in diesem Flieger und wurden um 10:00 Uhr vormittags informiert, dass die Maschine erst Samstagvormittag kommt, ohne weitere Begründung.

Nun kann man vermuten, dass die Betriebswirte der Condor zugeschlagen haben und vielleicht war die Auslastung für diesen Flug einfach zu gering, obwohl die gleiche Maschine auch noch Fuerteventura anfliegen sollte. Sollte kein anderer erklärender Hintergrund auftauchen warum der Flug verschoben wurde, dann wäre das ein starkes Stück. Der Fluggast bucht und bezahlt sein Ticket für einen bestimmten Tag, kommt dann zum Flughafen und wird wieder weggeschickt, weil es sich für die Gesellschaft nicht lohnt zu fliegen. Einen anderen Tag werden Sie dann in eine Maschine gepackt, die dann vielleicht genügend Auslastung hat um kostendeckend zu fliegen. Ich verstehe die Nöte der Fluggesellschaften nur zu gut und man hat ja mit Gabelflügen inzwischen gute Erfahrungen gemacht, aber Tickets auf Vorbehalt zu verkaufen um dann einen anderen Tag zu fliegen, wenn es sich richtig lohnt, das darf keine Schule machen. - Wie gesagt, muss nicht so sein, vielleicht erhellen ja die dann morgen hoffentlich ankommenden Gäste die Geschichte noch etwas.



Freitag 18.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1016 hPa

Neue Freunde suchen

Interreg III und III-B sind keine Fernzüge, die über die Kontinente rauschen und dennoch haben diese Subventionstöpfe der EU eine Länder verbindende Eigenschaft, man muss etwas zusammen machen, alleine geht nichts. Damit tun wir uns immer schwer, heißt unser Dienstweg doch maximal: Inselregierung, Provinzregierung, Madrid. Auf diesem ausgetretenen Pfad geht so manches Projekt und auch Ideen verloren, bis ein Vorhaben diese Befehlsleiter rauf und auch wieder runter gekommen ist, vergehen oft Zeiträume die fast schon als historisch zu betiteln sind, oder wie sagt man hier, posteruptiv.

Die Stadt El Paso, wer sonst, geht wieder mal den direkten Weg und gründet an allen anderen Institutionen vorbei eine Städtepartnerschaft mit Ribeira Brava, auf der Isla de San Nicolás, eine Insel der Kapverden. Voneinander lernen und austauschen, gemeinsame Projekte entwerfen und dazu gibt es dann im besten Fall Geld von der Europäischen Union. Konkret geht es nun um städtische Wasserversorgung und das Modell der "Arbeitsschulen" (escuelas taller de empleo). Städtische Wasserversorgung muss man nicht erklären, die "Arbeitsschulen" hingegen sind eine Antwort auf die Arbeitslosigkeit mangelhaft ausgebildeter Menschen. Meist sind es Jugendliche ohne Ausbildung, aber auch Arbeitslose jeglichen Alters, die in öffentlichen Projekten arbeitend eine Ausbildung erhalten. Meist geht es dabei um Bauvorhaben und damit um die Berufsgruppen rund um diese Handwerke, das soll aber noch auf weitere Bereiche ausgedehnt werden. El Paso ist führend auf La Palma in dieser Materie und teilt dieses Wissen jetzt mit Ribeira Brava auf den Kapverden.- Ein bisschen Zynismus ist schon dabei, aber nur ein bisschen, sonst ist diese Idee einfach nur gut und notwendig. Unser Bürgermeister ist ja nun "Persona non grata" im Inselparlament, da sieht man sich halt schon mal nach anderen Inselgruppen um. - So giftelt es aus anderen Parteien, das ist aber Quatsch, die Beziehungen zu den Kapverden wurden lange vor den unsäglichen Querelen zwischen unserem Bürgermeister und seiner Ex-Partei gesponnen.



Donnerstag 17.11.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20,8 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa

Auf untypischen Regen folgt typischer

Der Kaltlufttropfen welcher uns die letzten Tage heimgesucht hat scheint vorbei, (da muss man immer mit dem Konjunktiv hantieren) nun gibt es ein bis zwei Tage Ruhe und dann wird uns wohl ein Ausläufer eines atlantischen Tiefs erreichen, der aus nordwestlichen Richtungen auch Regen auf die Westseite bringen kann. Die letzten drei Tage haben reichlich kalte Luft in unsere Breiten gebracht und völlig unvorhersehbare und ganz lokale Niederschläge mit zum Teil großen Mengen an Wasser. Gestern Abend gewitterte es über dem Norden der Insel sogar noch und das einzig vorhersehbare bei dieser Wettersituation ist, dass man nicht vorhersagen kann, wo es regnen wird. Am meisten Niederschlag hat es wohl auf Gran Canaria gegeben, Telde wurde gestern kurzfristig unter Wasser gesetzt und in Maspalomas soll es heute sogar gehagelt haben.

Das einzig angenehme was der morgen wohl schon einsetzende Westwind bringen wird, sind deutlich mildere Temperaturen nachts. Das Tief ist nicht sehr groß was da auf uns zukommt und könnte eigentlich auch schnell durchziehen, aber aller Erfahrung nach dauert das länger, weil es für das Tief keinen Weg weiter nach Osten in die Sahara gibt. Das nordafrikanische Hoch zwingt diese Tiefs meist Richtung Nord zu wandern und so habe wir dann mehr und länger davon. Die Sahara könnte es besser gebrauchen als wir im Moment. Heute ist die Temperatur dank der Sonneneinstrahlung wieder nachmittags über die 20 Grad Marke gerutscht, jetzt sind es sogar noch 21 Grad, die langen Unterhosen können also noch im Schrank bleiben. Morgen also Minibauknecht, aber übermorgen wieder Schlechtwäschewarnung.



Donnerstag 17.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14,6 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa

Makaronesisches Weltbiosphärenreservatsnachhaltigkeitssymposium

Ein Hoch auf die deutsche Sprache, auf die UNESCO für das Ausstellen eines Blankoschecks und auch dafür, dass die hier nicht vorbeikommen und nachsehen, was wir mit dem Titel so treiben. Macht nichts, "hay que aprovechar", wenn uns jemand was in die Hand drückt, dann nehmen wir es halt mit könnte man das übersetzen und gilt für alle Lebenslagen. Außer Frage steht, dass La Palma diesen Titel verdient hat, es wird nur noch wenig andere Flecken auf dieser Welt geben, in denen es ein komprimiertes Abbild fast sämtlicher Klima und Vegetationszonen dieser Erde gibt. Von der Arktis bis zur Wüste, alles da, ein für Wissenschaftler aller möglichen Zünfte ein lebendiger Versuchsballon. Das Ganze hat nur einen Schönheitsfehler, inmitten dieses herrlichen Reservates leben Eingeborene und wenn man das mit weniger Polemik betrachtet, wir leben hier und müssen zusehen wie wir unsere Bedürfnisse mit denen des Weltbiosphärenreservates in Einklang bekommen.

Mit diesem Problem stehen wir nicht alleine da und so hat man sich entschlossen, einen Kongress abzuhalten auf La Palma, der wenn man so will, den Titel der Überschrift inne hat. Unter dem Namen "Redbios" gibt es eine Arbeitsgruppe der Biosphärenreservate "Ostatlantik" und weil das noch nicht kompliziert genug ist, weitet man das Zuständigkeitsgebiet auch noch auf die Anrainerstaaten auf dem afrikanischen Kontinent aus, welche den makaronesischen Insel gegenüberliegen. - Wissen Sie noch wo wir sind? Ich schon, ich bin in El Paso. - Nun konkret, Mauretanien, Senegal, die Kapverdischen Inseln, die Azoren, Madeira und natürlich die Kanaren machen jetzt gemeinsam auf Biosphäre, angeheizt mit Subventionsbeschleunigern der Agenda 21 Klasse und auf dem weichen Bett der Nachhaltigkeit. Alles gut und schön, da entsteht wieder ein hübscher Papierberg und ein paar Arbeitsplätze für Übersetzer und Funktionäre können nette Reisen unternehmen. Wenn man endlich die Auszeichnung, ein Weltbiosphärenreservat zu sein nicht nur als Geschenk betrachten würde, sondern auch als Verpflichtung, dann bekäme man die beiden Parallelgesellschaften, Biosphäre und Alltag, vielleicht sogar unter einen Hut. Nie vergessen, in Reservaten leben Eingeborene, nicht füttern, anbrüllen oder anfassen, nur gucken!



Mittwoch 16.11.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1015 hPa

Was macht die CIA auf Tenerife

Die Geschichte mit den möglichen versteckten Gefängnissen der CIA in anderen Ländern hat ja bereits die Weltpresse gefüllt. Hintergrund dieser Vermutungen sind Untersuchungen der Guardia Civil, die auf Palma de Mallorca und Tenerife insgesamt 17 Landung von vermutlichen Gefangenentransporten untersucht. 10 werden aus Mallorca gemeldet, 2 aus Los Rodeos, (Tenerife Nord) und 5 auf dem Flughafen Reina Sofía (Tenerife Süd). Sowohl die Provinzregierung der Balearen, wie auch unsere, fühlen sich nun vom Innenministerium hinters Licht geführt. Man vermutet, dass das Ministerium und der spanische Geheimdienst Centro Nacional de Inteligencia (CNI) über die Flugbewegungen Bescheid gewusst haben und aus Gründen, keinen Ärger mit dem übermächtigen "big brother" haben zu wollen, darüber den Mantel des Vergessens breiten wollen. Sowohl das Innenministerium, wie auch der Geheimdienst streiten das natürlich ab, man hätte an die USA aber eine Anfrage gerichtet, ob das mit den Flügen stimme. Antwort Null, aber man hätte die Kollegen auch wissen lassen, dass man in Spanien diese Praxis nicht dulde und den Transport der Gefangenen als illegal einstuft.

Was sollen die vom Geheimdienst auch anderes sagen, was wäre denn passiert, wenn man sich zu einer dieser Maschinen Zutritt verschafft hätte und dort tatsächlich die vermuteten Häftlinge gefunden hätte. Dazu bleibt die Frage noch offen, ob überhaupt rechtliche Handhabe besteht, sind die USA doch nicht gerade als zimperlich bekannt, wenn es um Feststellung von Recht geht. Hier auf den Kanaren ist man empört und hofft, die Guardia Civil kommt mit ihren Nachforschungen weiter. Herkunft und Ziel der Flüge sind ja bekannt, doch wer außer dem Piloten und Kopiloten noch in den "Gulfstream", mit den Kennungen welche man der CIA zuordnet gesessen haben, das weiß niemand außer der CIA alleine. Keiner weiß auch, ob noch mehr dieser technischen Zwischenlandungen stattgefunden haben, man kann auch einen Privatjet mieten und damit Leute transportieren, ohne dass man einen Zusammenhang mit dem amerikanischen Auslandsgeheimdienst vermutet. Die Flüge fanden alle in den Jahren 2003 und 2004 statt und erst im April letzten Jahres gab es die erste Vermutung über diese Art des internationalen Häftlingsaustausches. Interessant sind aber die Ziele der CIA Flugzeuge welche nach der Zwischenlandung auf den Kanaren angeflogen wurden: Rabat, Nairobi, Guantánamo und Baku. Bis auf einen Flug der aus Guantánamo abhob, kamen alle anderen aus Washington (Dulles). In diesem Jahr ist noch kein solcher Flug gemeldet, vielleicht tankt die CIA jetzt in Marokko auf, es war schon auffällig, wie zart die amerikanische Außenpolitik plötzlich mit unserem östlichen Nachbarn umgeht.



Mittwoch 16.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa

Eine Million Passagiere können nicht irren

Sechs Wochen früher als letztes Jahr hat der Flughafen La Palma die Zahl von einer Million beförderter Passagiere überschritten. Krasses Wachstum könnte man meinen, die Zuwächse gehen fast ganz auf das Konto der interinsularen Verbindungen, Flüge von und nach dem spanischen Festland sowie internationale Verbindungen haben nur minimal zugelegt. Je nach Jahreszeit sind 60 - 75 % aller Reisenden auf dem Flughafen La Palma Menschen, die von oder auf eine andere Insel fliegen. Im Bereich des interinsularen Verkehrs gibt es seit Jahren ein fast gleich bleibendes Wachstum von an die 10%. Gründe dafür sind sowohl die deutlich mehr Flugverbindungen, eine zweite Fluggesellschaft bedient inzwischen die gleichen Routen, sowie purzelnde Preise mitverantwortlich. Der Preisunterschied von Flugzeug zur Fähre beträgt nunmehr lediglich 2 Euro, das ist kein Argument mehr lieber die Fähre zu benutzen, zudem die Abfahrtzeiten nicht gerade der inneren Uhr entgegenkommen.

Weiterer Faktor für das Wachstum der Flugverbindungen in diesem Jahr, die nur alle 5 Jahre stattfindende Bajada de la Virgen de Las Nieves. In den Tagen der Hauptattraktionen gab es eine Art Luftbrücke zwischen dem Flughafen Tenerife Nord und La Palma, man muss wohl an die 60.000 Menschen rechnen, die allein wegen dieser Feierlichkeit auf die Insel per Luftweg gekommen sind und somit wäre die Hälfte des Zuwachses im Passagieraufkommen schon wieder erklärt. Man kann aber an alle Zahlen immer einen Konjunktiv anhängen, was wäre gewesen wenn? Das wissen wir erst, wenn wie die Zahlen aus dem Juli und August 2006 vor uns haben, dann kräht aber kein Suppenhuhn mehr danach oder mir ist mal wieder nichts anderes eingefallen und wälze mich durch Statistiken.



Dienstag 15.11.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 4 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1015 hPa

Stachlige Geschäftsidee

Unser Feigenkaktus, hier Tunera genannt (Opuntia ficus indica) wurde vor langer Zeit aus Mexiko zu uns gebracht. Seinerzeit um die berühmte Cochenille-Laus zu züchten, die als kräftig roter Farbstoff in der Kosmetik verwandt wurde, aber auch um einem bekannten italienischen Aperitif seine leckere rote Farbe zu verleihen. Das Sammeln der Läuse, das war einmal, heute nimmt man synthetische Farben, oder da wo immer noch die Laus als "Anstreicher" gewollt wird, da sind Läuse aus Ländern der Dritten Welt billiger. Allerdings experimentiert man damit, den Farbstoff der Läuse hier erneut zu verwenden. Im Moment stehen die Opuntien so eher als Landschaftsschmuck herum, zur Zeit der Früchte werden einige geerntet und gegessen und die Ziegen sind auch noch da und fressen die großen Blätter (Ohren), wenn man ihnen die Stachel vorher abmacht. Vielleicht ist die folgenden Geschichte nicht so entstanden, aber haben Sie schon mal von einer Ziege mit zu hohen Cholesterinwerten gehört?

Die Blätter, "Pencas" des Feigenkaktus, sollen als Saft oder Pulpe eingenommen in der Lage sein den, Cholesterinspiegel bei Menschen regulieren zu können. Das ist ja mal wieder eine feine Geschichte, kann man den Worten des nunmehr 60 jährigen "Don Juan" aus Santa Lucía de Tirajana auf Gran Canaria trauen. Sollte man eigentlich, der Gute ist Pfarrer von Beruf und Berufung, der wird uns doch nicht anflunkern. Er lebte 35 Jahre in Mexiko und dort nannte man ihm diese Rezeptur zur Linderung seiner Beschwerden. Er wusste erst überhaupt nicht, dass seine Cholesterinwerte irgendwie knapp unter den Wolken angesiedelt waren. Erst später, wieder zurück auf den Kanaren machte ihn ein Arzt darauf aufmerksam, dass er dringend seine Diät komplett ändern müsste, wegen seines Cholesterinspiegels. Nun erinnerte er sich an seine "Naturmedizin" aus Mexiko und wir haben schließlich auch reichlich Kakteen zum "trinken" und siehe da, nach erneuter Aufnahme des Stacheltranks normalisierten sich seine Cholesterinwerte sehr schnell. Sein Arzt und der liebe Gott seien seine Zeugen. Aus einer ganz anderen Quelle wird berichtet, dass Tee aus den Blütenblättern des Feigenkaktus die Manneskraft stärken soll, ein richtiger Tausendsassa also unser stachliger Freund an allen Wegesrändern. Ziegenfutter, Früchte für den Export, Cholesterinwert-Regulator, Farbspender und Viagra für Ökos, das muss doch jeden Ökonom als Geschäftsidee direkt anspringen. Also, machen Sie was daraus, ich hab schon was zu tun.


Tunera auf La Palma



Dienstag 15.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

Herbergen für lange Wanderungen

Eine wunderbare und oft schon diskutierte Idee rückt ein deutliches Stück näher. Zunächst beginnen ja alle öffentlichen Arbeiten mit der Geldsuche, davor darf laut und leise gedacht werden, Projekte erstellt und Hoffnungen keimen. Nun ist der geldliche Rahmen abgesteckt, es hätte wie immer mehr sein können, aber es wird überhaupt mal wieder in ein Projekt Geld investiert, welches sich ohne weiteres mit dem Titel Weltbiosphärenreservat bestens verträgt. Provinzregierung und Inselregierung stellen je zur Hälfte die Summe vom 3 Millionen Euro zur Verfügung, um die großen Wanderwege der Insel sicherer zu machen und auch einige Herbergen zu erstellen. Im einzelnen handelt es sich dabei um folgenden Routen: Camino Real de la Costa, El Camino Real, El Bastón, Ruta de la Crestería und die Ruta de Los Volcanes.

Leider wird nicht genau beschrieben, wie die Herbergen aussehen sollen und an welchen Punkten diese entstehen sollen. Das ist aber eigentlich der interessanteste Punkt an der ganzen Geschichte. Es wäre wunderbar, wenn die Gäste der Insel doch tatsächlich zwei oder gar dreitägige Routen unternehmen könnten, ohne immer wieder zurück in die "Zivilisation" fahren zu müssen. Es war auch mal darüber nachgedacht worden, die gesamte Insel mit einem Netz an ländlichen und einfachen Pensionen zu überziehen, die an den großen Wanderrouten liegen um einen kompletten "Nur Wanderurlaub" anbieten zu können. Das war wohl ein Stückchen zu groß gedacht und es wäre wohl auch zu schwierig, dieses Netz an Herbergen ordentlich zu betreiben. Gut, dann kommt halt die kleinere Version und weil die Zeitplanung für dieses Projekt bis ins Jahr 2009 reicht, können wir noch ganz oft darüber schreiben, wie es denn im einzelnen mit dieser schönen Idee weitergeht.



Montag 14.11.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 21 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

Es ist passiert

Anfänglich dachte ich noch an einen harmlosen Betriebsunfall des Nordostpassats, aber dann kam die Wahrheit hammerhart und kräftig, es ist Winteranfang bei uns. Das erste Mal in dieser Winterperiode, dass bei uns die Temperaturen tagsüber nicht mehr die 20 Grad Marke überschritten haben, die uns laut Genfer Konvention zustehen, das Thermometer bleibt jetzt, 16:30 Uhr bei menschenverachtenden 18 Grad stehen - wir müssen jetzt alle ganz tapfer sein. Darüber hinaus habe ich noch eine Wette gegen meine Frau verloren, die hat gesagt es wird regnen und ich habe dummerweise was von Hectopascalen gelabert und Windrichtung aus virtuellen Richtungen. So viel Missachtung vor weiblicher Intuition wird mit Heizlüfterentzug nicht unter 2 Wochen bestraft, da sitzt jetzt der Kater davor und grinst sich eins. Nur eine dieser Quellen der warmen Luft hat den letzten Winter überlebt und bis ich gedanklich so weit bin einen zweiten zu kaufen, kann sich der erste Winterschub bereits wieder abgemeldet haben. Das ist aber gefährlich, Heizlüfter sind immer schnell ausverkauft hier und mir ist strategisch taktisches Denken nicht vertraut, dass man Heizlüfter dann kauft wenn es warm ist, dann gibt es nämliche welche, und nicht erst wenn der Kater friert.

Wissen Sie was den Höhepunkt meines Berufsleben darstellt - im Parka und mit Regenschirm bewaffnet in El Paso stehen und sonnenhungrig anreisende Gäste begrüßen. Denen brauche ich nichts von Betriebsunfall und Nordostpassat erzählen, das sind Momente in denen leben Reiseleiter gefährlich. "Morgen scheint doch sicher gleich wieder die Sonne, oder?" Solche Suggestivfragen sind besonders hinterlistig, eigentlich hätte heute auch die Sonne scheinen sollen und nun muss man sich ganz heftig überlegen, ob man darauf antwortet. Aber seit heute Morgen , als ich meine Wette verloren habe, kann ich ja mit Fug und Recht behaupten, ich weiß es nicht, da müssen Sie meine Frau fragen. Die geht aber nicht ans Telefon, die sucht wohl noch meine langen Unterhosen, welche nun dringend für den Erstfall bereitliegen müssen. Was der Ernstfall ist wollen Sie wissen, drei Tage hintereinander nicht mehr 20 Grad tagsüber, das ist mein break-freeze point, ab da ist es mir schweißegal (kein Schreibfehler), ob Feinripp sexy ist oder nicht.


Paul hats gut



Montag 14.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa

Den Jägern geht die Beute aus

Man weiß nicht so recht, wen man anklagen soll, ist doch sonst für jedes Problem auf dieser Welt irgendein Schuldiger zu finden. Es gibt kaum noch wilde Kaninchen auf dieser Insel und die einzigen die das merken und dagegen protestieren sind diejenigen, welche diese Tiere erschießen wollen, die Jäger. Krankheiten, Autos und die dauernde Bejagung haben nun dafür gesorgt, dass die Jäger einfach nichts mehr zu jagen haben, wen man jetzt mehr bedauern soll, das kann ganz ruhig jedem Betrachter selbst überlassen werden.

Man überlegt nun tatsächlich, aber nur seitens der Jäger, Kaninchen in Ställen groß zu ziehen und diese dann wieder auf die Insel loszulassen. Damit will man zurück zu seinem Auftrag, so viele Löffler zu erlegen, wie nur irgendwie möglich. Wenn das so weiter geht, dann gibt es in ein paar Jahren keine Jäger mehr auf La Palma, ist der schlimmste Alptraum der Zunft und eine perfide Logik gibt nun dem Opfer, dem Kaninchen die Schuld daran. Tagesgespräch hier, man macht sich über die Jäger lustig. Es gibt keine Kaninchen mehr, seid ihr nicht endlich da angekommen wo ihr hinwolltet oder was ist der Sinn und Zweck eurer Tätigkeit? "Geht doch in den Irak", habe ich gestern auch schon gehört und das will ich einfach mal als hilflose Polemik gegenüber einer Berufsgruppe gelten lassen, die sich selbst erschossen hat. Wenn es keine Opfer mehr gibt, dann gibt es auch keine .... mehr. Tragen Sie doch selbst ihre Zielgruppe ein, der Buzzer steht nicht still, ein Anruf kostet Zivilcourage und welchen Umschlag hätten Sie gerne?



Sonntag 13.11.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

Harte Tage, die "sanmartines"

Ich bin so froh um den neuen Winterflugplan der nun auch Charterankünfte am Wochenende erlaubt, kann ich doch nun wunderbar die Einladungen in die Bodegas ablehnen mit dem Hinweis, ich muss noch arbeiten. Wir feiern die "sanmartines" und wie der Plural schon zeigt, ist nicht nur der 11.11. bei uns ein Tag zum Feiern, das zieht sich bis zum nächsten Wochenende hin, dieses Mal also nur kurz, bis einschließlich heute. Wichtigste Eigenschaft diese Tage zu überstehen ist absolute Trinkfestigkeit, oder die Gnade auch am Wochenende arbeiten zu dürfen. Der neue Wein wird ausprobiert und man zieht von privater Bodega zu Bodega und verkostet was da in Edelstahl oder Holzfässern an gegorenem Traubensaft entstanden ist. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, ist man einmal dabei, dann ist es so schön, dass man nicht mehr aufhören will und nach dem vierten bizzelndem und säuerlichen Glas, schmeckt das Zeug auch plötzlich und dann geht die Post ab. Da genau liegt mein Problem, ich bin genetisch nicht dazu geeignet größere Mengen an Wein zu verarbeiten und meine Familie und Gäste haben einen Anspruch auf einen funktionierenden Herbergs- und Vater.

Lasse ich diesen persönlichen Defekt mal beiseite, ist das eine wunderbare Tradition und schweißt die Nachbarschaften noch enger zusammen, als diese ohnehin schon sind. Natürlich hat jeder den besten Wein und ich bin immer wieder beeindruckt, welche Mengen so ein menschlicher Körper aufnehmen kann, vielleicht haben die doch eine Drüse die ich nicht habe. Einladungen werden nicht verschickt oder per Telefon ausgetauscht, in diesen Tagen geht man einfach zu denen die einem nahe sind, oder denen man verpflichtet ist, es ist fast so etwas wie ein Höflichkeitsbesuch mit anschließendem kollektiven Delirium. Manche haben es besonders schwer und müssen zu mehreren Weinbauern und loben was das Zeug hält, bei jedem Schluck und fachsimpeln bis zu den Grauen des Morgens. Gegessen wird natürlich auch reichlich, geröstete Kastanien, auf der Platte gebratener Schweinespeck und gesalzene Sardinen. Mit den Kastanien und dem Speck, das ist köstlich, bei den nicht gewässerten Sardinen allerdings frage ich mich, ob die nun den sauren Wein kompensieren sollen, oder der saure Wein die salzigen Sardinen. Ich stelle mir gerade so einen hageren Sommelier vor, aus einem mitteleuropäischen Gourmettempel, der befrackt und wissend neben zarten Rheingautröpfchen sonst nur noch Bordeaux und Foi gras an seine Lippen lässt. Dem würden die Geschmacksknospen im Mund explodieren, Leben wie Gott auf La Palma ist halt ein bisschen deftiger als anderswo, ob es besser ist, das darf jeder für sich entscheiden, meine Meinung dazu kennen Sie ja schon.



Sonntag 13.11.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1021 hPa

Europäisches Firmen und Innovationszentrum

Schöner und viel versprechender Name, fehlt eigentlich nur noch nachhaltig oder irgend etwas mit Biosphäre, dann wäre die palmerische Herrlichkeit perfekt. Hinter dieser progressiven Bezeichnung verbirgt sich ein alter, aber noch gut tragbarer Schuh, der nun mindestens neu besohlt werden soll. Das riesige Gebäude der ehemaligen Zigarettenfabrik in El Paso (erst Capote, denn Reynolds, dann JTI und dann Nichts oder Sotexcan) bewirbt sich erneut um Firmen, die in den 15.000 m² neuen Schwung nach La Palma bringen sollen. Das Gebäude war (und ist) ein Zankapfel, Provinzregierung, Inselregierung und Gemeinde haben so lange über die zukünftige Nutzung gestritten, dass bislang in dem Gebäude nichts als heiße Luft produziert wurde. Der Schrecken gipfelte mit der Vermietung großer Teile des Geländes an die Scheinfirma Sotexcan, die von Anfang an nur ein Ziel hatte, Subventionen und Investitionen einzustreichen. Ob dieser Fall jemals richtig aufgeklärt wird ist fraglich, zu viele große Namen waren in das Projekt verwickelt und es ist nicht gesund, in diesem Sumpf herumzustochern.

Zukunft ist gefragt, das "Centro Europeo de Empresas e Innovación" liegt in der "ZEC-Zone" und bietet so Steuervorteile für Investoren. Eine ziemlich einfach Geschichte, will man Firmen nach La Palma locken, dann muss man Leckerli bieten und das geschieht meist nicht mit Biosphärenreservaten, sondern anhand von Steuervorteilen. Bedenken sollte man dabei die komplizierte Transportsituation, es wird keinen Sinn haben schwere Massengüter hier zu produzieren, versinken die Steuervorteile gleich wieder auf dem Transportweg, dann kann man die ganze Sache auch einfach sein lassen. Gefragt wären kleine Spezialbetriebe welche teure Artikel produzieren, bei denen der Transport in der Kalkulation einen Nebeneffekt spielt, aber auch Dienstleistungsunternehmen, die in der heutigen Zeit der Datenautobahnen auch von La Palma aus die Welt bedienen könnten. Inzwischen ist man aber seitens der ITC (Instituto Tecnológico de Canarias), erster Ansprechpartner für Interessenten, vorsichtig geworden und fordert neben den grundlegenden Anforderungen, welche an eine Firma gestellt werden um den "ZEC" Anforderungen zu entsprechen, auch noch eine Machbarkeitsstudie. Also, Firmen die mit der Steuersituation in Deutschland nicht so ganz zufrieden sind, nicht immer nur nach Osten gucken, im Westen gibt´s was Neues.



Samstag 12.11.05 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa

Übersichtlicher Sommerflugplan

Übersichtlichkeit ist immer etwas praktisches und auch schön, entsteht die feine Übersicht jedoch durch Mangel, dann nutzt die schnelle Möglichkeit der Auffassung nichts und verliert damit allen Reiz. Ernüchternd kann man die Vorgaben der Fluggesellschaften nennen, wie viele Maschinen sie nächsten Sommer nach La Palma schicken wollen, von unserem Hurra-Gebrüll und den großspurigen Plänen im Tourismusbereich haben die wohl noch nichts gehört. Wahrscheinlich sind die aber einfach nur vorsichtig und haben erkannt, dass mit dem potemkinschen Boom kann noch eine Weile dauern, eine Thermalquelle macht noch kein Hawaii aus uns und mehr Hotels heißt nicht automatisch, dass mehr Gäste kommen.

Ich zähle sogar zwei Flugverbindungen weniger als letzten Sommer und eigentlich müssen wir der Condor, Air Berlin und LTU dankbar sein, dass man uns überhaupt im Sommer noch wahrnimmt. Der quantitative Unterschied von Sommer zu Winterflugplan wird immer drastischer und so können wir nur hoffen, dass im Sommer die 5 Charter von spanischen Festland wieder kommen, sonst brauchen wir Lidl doch noch. Große Überraschungen gibt es nicht, der Dienstag wird wieder absoluter Hauptanreisetag mit alleine 10 Charterverbindungen. Da muss aber noch abgewartet werden, welche der Flüge auch nonstop sind und welche in anderen Städten zwischenlanden um dort noch Passagiere aufzunehmen. Nach meinen Vermutungen kommen tatsächlich 6 Flieger am Dienstag, einer am Mittwoch, zwei am Donnerstag und nun kommt das Novum, eine Air Berlin am Samstag aus Tegel. Das ist eine schöne Geschichte, bisher war es ja leider im Sommer unmöglich, am Wochenende per Charter zu uns zu kommen. Alle Flüge sind bereits buchbar, wer sich also schon jetzt seinen Platz unter der La Palma reservieren will, nur zu , wir haben nichts dagegen. Änderungen sind natürlich vorbehalten.

vom Flughafen: fliegt die Fluggesellschaft: am Wochentag:
Berlin Schönefeld
AB
Die
Berlin Tegel
AB
Sa
Dresden
AB
Die
Düsseldorf
DE
Die
Düsseldorf
LTU
Mi
Erfurt
AB
Die
Frankfurt
DE
Do
Hamburg
DE
Die
Hannover
DE + AB
Die
Köln
AB
Die
München
DE
Do
Münster/Osnabrück
AB
Die
Nürnberg
AB
Die
Stuttgart
DE
Die


Samstag 12.11.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1023 hPa

Erst kommt die Partei, dann die Demokratie und dann vielleicht der Mensch

Er ist aber auch ein bisschen provokant muss man dazu sagen, unser Bürgermeister Jesús Manuel Rodríguez lässt keine Möglichkeit aus, sich mit der politischen Nomenklatura richtig in die Haare zu bekommen. Zuerst bildet er die unmöglichste aller Koalitionen, PP und PSOE in der Gemeinde El Paso und wird so jüngster Bürgermeister der Gemeinde. Nach ewigen Quälereien mit seiner eigenen Partei, den Bürgerlichen der Partido Popular, die wollten ihn schon ausschließen weil er mit dem politischen Erzfeind angebandelt hatte, verließ die gesamte Ortsgruppe der PP vor nunmehr sechs Wochen die Partei und machten als freie Menschen weiter. Seit dem gelten die drei Stadträte als Fahnenflüchtige, "Tránsfugos" und werden im selbstgefälligen politischen Leben der Insel auf eine Stufe gestellt mit Vogelgrippe oder noch schlimmer, mittelamerikanischen Bananen.

Im Ort selbst ist Jesús unumstritten, kein Bürgermeister war je präsenter für die Gemeinde als er, mit dem konnten sich selbst eingefleischte Sozialisten abfinden, Jesús war immer zuerst Mensch und dann Parteimitglied. Das wird ihm nun zum Verhängnis, er hat ja auch einen Sitz im Inselparlament und dort weht ein ganz anderer Wind als auf freier Inselbahn, dort gibt es eine Abmachung zwischen den Parteien, dass man Abgeordnete welche ihre Partei verlassen haben, nicht akzeptiert und damit deren Arbeit ignoriert. Dieses Papier ist verfassungsmäßig natürlich völlig unhaltbar, noch vor dem Parteiabzeichen auf dem Stimmzettel steht der Namen des Abgeordneten und den haben wir gewählt, aber was scheren sich politische Gruppen um die Verfassung, wenn es um den Erhalt der Macht geht. Gestern war es nun soweit, Jesús brachte eine Anfrage ins Parlament ein und wurde prompt ignoriert. Lediglich die Sozialisten waren in diesem Falle dem Gesetz näher als dem Futtertrog und wollten die Eingabe diskutieren, ging aber nicht, weil Coalición Canaria und die Partido Popular unserem Jesús einfach den Rücken zudrehte. Persona non grata ist er jetzt im Inselparlament, oder sollen wir sagen Palast? Das hat er nun mit seinem bekannteren Namensvetter gemein, ohne Partei oder Lobby bist du ein Nichts Jesús, höchstens noch ein Mensch.



Freitag 11.11.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa

Binter-Streik ein Reinfall für die Gewerkschaft

Die Einzige die was von diesem Streik hatte, war die Konkurrenzfluggesellschaft Islas Airways. Nach der Ankündigung, die Binter würde bestreikt, buchten viele Fluggäste die andere Linie um auf Nummer Sicher zu gehen. Bislang gab es nicht mal Verspätungen im Flugverkehr bei der Binter, die Gesellschaft hatte zusätzliches Personal eingesetzt, aber nicht mal das wäre notwendig gewesen, die Zahl derer, die am Streik teilnahmen, war verschwindend gering. Machtspiel verloren, die Fluggesellschaft triumphiert nun und es wird schwer werden für die Gewerkschaft CCOO, die nächsten Streiktermine, Sonntag und Montag noch mal Angestellte für einen Ausstand begeistern zu können. Man hält aber weiter an dem Vorhaben fest, bis Monatsende soll jeder Freitag, Sonntag und Montag bestreikt werden. Eine sehr zahnlose Drohung wie wir heute erleben durften.

Spötter sagen nun sogar, in El Paso waren heute mehr Angestellte des Supermarktes San Martín auf der Straße als Angestellte der Binter. Tatsächlich gingen, von der gleichen Gewerkschaft organisiert, viele Angestellte des Ladens auf die Straße und in einem organisierten Umzug forderten die Gewerkschaftler bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal für die Läden dieser Kette auf La Palma. Der Laden war aber trotzdem geöffnet, streiken ist auch nicht mehr das was es einmal war, als es noch darum ging mehr Geld von den Betrieben zu fordern. Heute geht man auf die Straße um für seinen Arbeitsplatz zu kämpfen und über die Zukunft informiert zu werden, wie das bei der Binter der Fall war. Das passt ganz gut zu dem Fall Lidl. Hätten wir einen Lidl in El Paso, dann müssten die Angestellten vom San Martín nicht mehr auf die Straße gehen, sie wären bereits auf dieser und somit wieder angewiesen darauf, noch billiger einkaufen zu können. So erzeugt man den doppelt eingesprungenen Shareholder Hütchentrick, erst rationalisieren wir dich weg und dann geben wir dir einen Billigladen, in dem du dein Arbeitslosengeld ausgeben kannst. Die freie Marktwirtschaft frisst ihre Kinder zwar nicht so schnell und spektakulär wie eine handfeste Revolution, aber erst süßer und dann dauerhafter, fast wäre man geneigt das Wort nachhaltiger zu benutzen, aber das wäre ja fast respektlos, Arbeitslosigkeit als einen notwendigen nachwachsenden Rohstoff der freien Marktwirtschaft zu bezeichnen. - Nicht weiterdenken, das könnte jetzt weh tun.

Eine Erklärung noch zu der Abkürzung CCOO, welches für die Gewerkschaft "Comisiones Obreras" steht. Die Frage wurde mir bereits öfter gestellt, warum die Abkürzung dann nicht CO heißen muss. Im Spanischen werden Abkürzungen die für Wörter genommen werden welche im Plural stehen so geformt, man verdoppelt die Initialen. Estados Unidos (die Vereinigten Staaten von Amerika) sind so die EEUU und nicht die EU, wäre ja auch noch schöner.



Freitag 11.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1023 hPa

Heiliger Sankt Martin

Die Binter wird bestreikt, die Angestellten der Supermarktkette San Martin wollen heute Kundgebungen abhalten, im Inselparlament wird über die Zukunft des weißen Carnevals diskutiert und eigentlich wollten wir doch heute Kastanien rösten und den ersten neuen Wein probieren. Besondere Tage fordern besondere Aufmerksamkeit und hätte das der heilige Martin seinerzeit schon geahnt, weiß keiner wie die Geschichte mit dem Bettler und dem Mantel ausgegangen wäre. Gefährlich, wenn man solche Tage mit einer Erblast beauftragt, Carneval muss sein, die Martinsgans fällt der Vogelgrippe zum Opfer und eigentlich können wir alle froh sein, wenn dieser Tag ohne vorausgesagte Enttäuschungen zu Ende geht. Bei uns auf dem Bauernhof sagte man früher immer wenn es besonders viel Arbeit gab: "Herrgott lass es Abend werden, Morgen wird´s von selber".

Den Passat juckt das wenig, der bläst auch heute wieder ohne Datums und Heiligenphobie und wenn man genau hinhört, kann man auch ein kleines Kichern in den Böen vernehmen, ich glaube der macht sich lustig über uns und unsere kleinen Problemchen. Ich hab ein Problem, also bin ich, eine moderne Version für ein altes Krankheitsbild, negativ ist lauter als positiv. Einmal am Tag angeblökt werden zählt mehr als einhundert Lächeln die man sich tagsüber einfängt und man sollte sich wirklich fragen ob Meckern und Jammern im Grundgesetz oder der Bibel und anderen Ratgebern verankert sind. Was da aber schon drinsteht, vielleicht ein bisschen umständlicher formuliert, keiner hat das Recht dem anderen den Tag zu vermiesen und wer schlechte Laune hat, der soll einfach im Bett liegen bleiben. Manchmal zwirbelt man ja mal ein bisschen mit der Historie herum, kann es nicht so gewesen sein, dass der, damals noch nicht heilige Martin, eher den Mantel des Schweigens über jemanden geworfen hat? Macht aber nichts, solche Tage sollten nicht zum nachdenken dienen, das tut dann immer weh und um schnell noch den Heiligen zu wechseln bevor ich auch raus muss, heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd´ andere an.



Donnerstag 10.11.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1021 hPa

Lidl go home

Mit Händen, Füßen und Verordnungen wehrt sich die kanarische Provinzregierung gegen die Eröffnung von 13 Supermärkten der Kette Lidl und geht damit einen mutigen neuen Weg, der durchaus Präzedenzcharakter innerhalb der EU haben könnte. Es ist gar nicht so einfach Nein zu sagen, die Niederlassungsfreiheit ist eine der Säulen der EU Politik. Das Argument, die Lidl Supermärkte wären Konkurrenz zu den bestehenden Supermärkten, würde jedes EU Gericht sofort als unzulässigen Protektionismus vom Verhandlungstisch fegen. Nun glaubt man seitens der Wirtschaftsbehörde aber eine mögliche andere Variante gegen Lidl gefunden haben. Eine Studie will beweisen, dass aggressive Discounter wie Lidl fünf mal so viele Arbeitsplätze zerstören, als die Läden selber schaffen können. Damit wäre man vom Protektionismus der eigenen Wirtschaft weg und will über das sensible Thema der Arbeitsplätze seine ablehnende Haltung erklären. Am liebsten hätte man überhaupt keinen Lidl auf den Kanaren, aber das wird so einfach nicht gehen, deshalb hat man eine Reglung getroffen, die für Lidl eigentlich unannehmbar scheint, aber man unserer Regierung nicht vorwerfen kann, sich generell verweigert zu haben.

Von den 13 Lizenzen die Lidl beantragt hat werden 5 positiv bewertet, allerdings mit einer drastischen Reduzierung der erlaubten Verkaufsfläche. Für den Laden in Las Palmas gibt es keine Erlaubnis die gewünschten 1.419 m²; sondern lediglich 475 m². Laut der Studie mit welcher der Wirtschaftsrat diese Reduzierung begründet, würde der Laden in der großen Ausführung zwar 20 Arbeitsplätze erschaffen, aber an anderer Stelle 129 Stellen zerstören. Mit dieser Reduzierung will man nun diese negative Auswirkung auf den Arbeitsmarkt drosseln und gleichzeitig dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb genüge tun. An den weiteren Standorten gibt es zum Teil sogar noch heftigere Platzbeschränkungen, wie etwa in Agüimes im Süden Gran Canarias, dort gesteht man Lidl nur 105 m² zu, gewünscht waren seitens der Kette 1.407 m². Ähnlich geht es den drei weiteren geplanten Filialen in Santa Cruz, Puerto de la Cruz und Granadilla de Abona, allesamt auf Tenerife. Von den insgesamt fast 18.000 gewünschten Quadratmetern, geht man von der ursprünglichen Variante der 13 Standorte aus, bleiben nicht mal 1.000 m² übrig, Lidl wird das mindestens als Affront ansehen, man könnte es aber auch als klammheimliche Frechheit bezeichnen. Der eisige Wind der Globalisierung macht vor den Kanaren nicht Halt, nun stellen sich ein paar mutige Provinzpolitiker hin und machen die Tür zu, ich fürchte es wird trotzdem noch ziehen... Von La Palma ist in diesem Zusammenhang überhaupt nicht mehr die Rede, es gab mal Gerüchte, Lidl wolle auch auf unsere Insel kommen. - Wie das dann aussehen würde, 2,5 m² Verkaufsfläche voll mit Katzenfutter - Paul würde das reichen.



Donnerstag 10.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1023 hPa

Atypische Baustelle

Die Bauarbeiten an der Umgehungsstraße von Santa Cruz gehen planmäßig voran, Ende 2006 wird man arrogant an unserer Hauptstadt vorbeifahren können und damit rückt der Nordosten der Insel wieder ein Stückchen näher. Die 5 Tunnel sind fertig und nun geht man dazu über, diese miteinander zu verbinden, alles läuft nach Plan und jeder freut sich, irgendwann an der Hauptstadt vorbeifahren zu können, anstatt sich hindurchquälen zu müssen wenn das Ziel nicht die Hauptstadt selbst ist. Das ist das "atypische" an dieser Baustelle, jeder freut sich über diese Maßnahme und die Arbeiten gehen ohne Verzögerungen und unerklärlichen Baustopps voran. Zu 70% fertig heißt es, kommt etwa hin, wenn man den Baubeginn Juni 2003 nimmt und in 14 Monaten fertig sein will.

36 Millionen Euro werden dann ausgegeben sein, mindestens, ich habe noch von keinem Fall öffentlicher Baumaßnahmen gehört, der unterhalb der Summe ausgekommen ist, die der Kostenvoranschlag ausweist. Das Geld stammt gänzlich von der Zentralregierung, die Baufirmen müssen sich keine Gedanken darüber machen auch prompt entlohnt zu werden, wohl auch ein Grund dafür, dass mehr als einhundert Arbeiter kräftig an dieser Straße bauen. Für La Palma beginnt damit die Ära der Umgehungsstraßen, Santa Cruz und Los Llanos kann man dann umfahren und so vielleicht einen drohenden Verkehrskollaps in den beiden Inselzentren vermeiden. Für beide Städte gilt, etwa die Hälfte des rollenden Verkehrs will einfach nur hindurch fahren, wobei an manchen Stunden des Tages die Bezeichnung rollender Verkehr eine hübsche kleine Lüge ist. Ist erst mal die Hälfte der Autos von der Durchgangsstraße, dann bleibt den Bewohnern der beiden Metropolen auch deutlich mehr Raum für ihr prinzipielles Hobby, aktive Parkplatzsuche.



Mittwoch 09.11.05 - 16:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1021 hPa

Rapaduras und el Cupón

Uns fehlen ja die klimatologischen Hinweise auf das Näherrücken der Weihnachtszeit, bei Temperaturen über 20 Grad plus springen die Rentiere nicht an und Glühwein und Weihnachtsmärkte sind einfach nicht angezeigt. Ich habe mir sagen lasen, dass in Deutschland die Vorweihnachtszeit bereits Anfang September beginnt, mit der traditionellen Auslage von Dominosteinen und Lebkuchen in den Supermärkten. Bei uns beginnt dieser Rummel etwas später und auch nicht mit Weihnachtsgebäck wie man es in Deutschland kennt, da haben wir andere Kalorienbomben und Plombenreißer zu bieten. Polvorones, eine Teigmasse mit geriebenen Mandel in diversen Geschmacksrichtungen, die muss man noch eingepackt mit der Hand kneten, sonst bröselt die Masse raus, dann macht man das Beutelchen auf und steckt sich den, an rohen Teig erinnernden Knödel in den Mund. Die Krönung soll sein, solch einen Teigball dann mit Süßwein runterspülen, hab ich mal gesagt, mir schmeckt alles von hier ? - Beim Lügen erwischt !

Bombones gibt es noch, die sind ähnlich aber da findet die Masse in Schokolade äußeren Halt, Mantecados, kleine Schmalzkekse und und und. Dann die riesige Auswahl an Turrones, immer hübsch in 200 Gramm Tafeln wird unter diesem Namen alles angeboten was irgendwie süß ist. Ursprünglich war es wohl mal rein aus Mandeln und Honig, dann kam Schokolade hinzu, mal weich, mal hart wie Printen aus der Vorkriegszeit und neulich habe ich sogar ein Schokoladenturrón mit Smarties gesehen, da wird doch das Kind unterm Christbaum verrückt. Stimmt, den haben wir ja gar nicht, das war wieder eine andere Kulturlandschaft. Natürlich gibt es noch viele lokale Spezialitäten, deren absolute Krönung für mich die Rapaduras sind. Seit dem habe ich meinen Zahnarzt zum Freund gemacht, sonst kann ich mir den Genuss dieser kleinen Betonkegel - man macht uns Glauben, die seien aus Gofio und Palmhonig - nicht mehr leisten. Ich hab den auch gebeten, so eine Rapadura mal mit dem Röntgenapparat zu untersuchen, bei meinen Sektionsversuchen habe ich das Stahlskelett dieser christlichen Himmelfahrtsmunition noch nicht entdecken können. Man muss das aber alles mal probiert haben und bei den Turrones werde ich auch immer wieder schwach, zumindest wenn gerade keiner hinguckt, Männer essen doch nichts Süßes...

Aber ein ganz sicherer Hinweis, dass auch hier die Vorweihnachtszeit angefangen hat, ist der Verkaufsbeginn der Cupones der Weihnachtslotterie. Wer jetzt noch ohne Cupón oder Décimo, wie es auch heißt auf der Straße angetroffen wird, der macht sich der öffentlichen Illusionsblasphemie schuldig und muss 20 Rapaduras essen ohne nachzuspülen. Die Weihnachtslotterie ist eine Art nationales Gesellschaftsspiel, es geht um 2 Milliarden Euro (2.023 Millionen) an Gewinnen, die über Spanien ausgeschüttet werden und jeder im Land trägt sich mit der Hoffnung, am 22. Dezember das letzte mal auf Arbeit gewesen zu sein. Der "Gordo", so wird der Hauptgewinn genannt, dafür gibt es 3 Millionen Euro. Jedes Los besteht aber aus 10 Einzellosen, nun sind wir bei den Décimos angelangt oder Cupones. Wer also nur ein Décimo hat, der bekommt "nur" 300.000 Euro. Es gibt aber 170 Serien der Lose, also den Hauptgewinn gibt es 170 mal, oder in Zehntel ausgedrückt 1.700 mal. Dazu noch zweite, dritte, vierte und fünfte Preise, das macht die Weihnachtslotterie so interessant, da wird sehr viel Geld sehr breit ausgeschüttet und nicht ein großer Gewinner räumt den ganzen Batzen ab. Ganz Spanien ist also momentan eine große Tippgemeinschaft, sollte meine Zahl den "Gordo" rauslocken, dann gewinnen 1.699 Leute mit mir, die auch die gleiche Zahl haben. Das alles muss natürlich bezahlt werden, 20 Euro (meist plus 3 für den Verkäufer) legt man für einen Cupón hin und es gibt viele Leute, die ganz viele Décimos kaufen. Ich bin da ganz bescheiden und bleibe bei einem einzigen Los, ich will doch auch am 23. Dezember noch arbeiten gehen.


Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Rapaduras nicht



Mittwoch 09.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1023 hPa

Un-Freiwillige Feuerwehr

Seit mehr als einem Jahr schwelt ein mittlerer Arbeitskampf zwischen den Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr der Insel und deren Präsidenten, Germán Pérez. 15 Angehörige der freiwilligen Feuerwehr wollten feste Arbeitsverträge haben, weil sie genau den gleichen Dienst tun wie ihre fest angestellten Kollegen. Die anschließende harsche Kritik am Führungsstil des Germán Pérez führte schließlich zum Ausschluss der 15 Feuerwehrleute, die aber klagten sich gerichtlich zurück und bestehen weiterhin auf feste Arbeitsverträge. Das Gericht gab den Feuerwehrleuten aber nur teilweise Recht, die Situation der freiwilligen Feuerwehr muss grundsätzlich neu geregelt werden und bis das geschehen ist, dürfen gar keine Leute mehr in diese freiwillige Gruppierung eintreten.

Jetzt wird die Personaldecke knapp, die fest angestellten Brandbekämpfer und der Rest der Freiwilligen schieben zum Teil enorm lange Schichten, um die effektive Präsenz der Feuerwehr aufrecht zu erhalten. Die Inselregierung ist bislang fast völlig abgetaucht in diesem Konflikt, da kann man keine Punkte sammeln, die Auswahl besteht aus deutlich mehr Geld ausgeben wenn man die Leute fest einstellen will, oder sich gegen die Feuerwehrleute stellen und damit negative Presse gegen sich selbst machen. Dieser Konflikt stellt aber auch die Freiwilligkeit öffentlicher Tätigkeiten insgesamt in Frage, darauf eine passende Antwort zu finden scheint unmöglich. Die bisherige Taktik des Verbandes und der Inselregierung, aussitzen, funktioniert auch nicht, die meuternden Feuerwehrleute machen immer wieder gekonnt auf sich aufmerksam, da sind ein paar Leute dabei, die durchaus im Stande sind immer wieder die Presse auf dieses Thema zu locken. Im Frühjahr 2007 sind Wahlen, Kommunal und Inselparlament, in Kürze beginnt also die Vorwahlkampfzeit und da haben Politiker immer ein offenes Ohr. Da werden aus harmlosen Bürgern plötzlich mögliche Wähler und für die tut man immer was.



Dienstag 08.11.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1020 hPa

Binter-Streik scheint unvermeidbar

Die gestrigen Verhandlungen seien "fruchtlos" verlaufen heißt es aus der Ecke der Gewerkschaft "Comisiones Obreras-Canarias" kurz CCOO genannt. Man beklagt sich über die mangelnde Verhandlungsbereitschaft seitens der Binter-Geschäftsführung und will nun für kommenden Freitag den ersten Streiktag ansetzen. Weitere Treffen zwischen den Kontrahenten sind nicht vereinbart, wir werden also damit rechnen müssen, dass am Freitag tatsächlich Teile der Binter Angestellten in den Ausstand treten. Es ist schwer abzuschätzen, wie groß die Behinderungen im Flugverkehr sein werden. Flüge anderer Gesellschaften sollen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, das Handling-Personal gehört zur Firma "Atlántica Handling", diese Firma wurde zwar von der Binter gegründet, soll aber nicht bestreikt werden, die CCOO hat lediglich die Binter selbst im Visier.

José Luis Reina, Pressesprecher der Binter gibt den schwarzen Peter an die Gewerkschaften zurück, man ist wohl verhandlungsbereit und hat die Veröffentlichung der Zukunftsplanung für den 17.11. angekündigt, darum geht es nämlich bei der ganzen Streikgeschichte überhaupt. Die Gewerkschaft CCOO hatte seit langem bereits von der Binter ein Strategiepapier für den Zeitraum 2008 - 2012 gefordert, man will wissen wie es weitergeht und ob noch mehr Arbeitsplätze aus der Stammfirma in andere Firmen ausgegliedert werden. Die Binter hält so den Streik für nicht gerechtfertigt und weist die Gewerkschaft auch darauf hin, dass die Flugverbindungen zwischen den kanarischen Inseln den Status von öffentlichen Transportmitteln haben, deren Funktion gesetzlich geschützt ist. Weiter meint man seitens der Binter, das wird alles nicht so schlimm mit dem Streik, der größte Teil des fliegenden Personals sei eh nicht in dieser Gewerkschaft und es hat auch keine Abstimmung unter den Angestellten gegeben, in der man die Arbeiter nach ihrer Streikbereitschaft gefragt hätte. Es bleibt also völlig offen, wie viele Binter Angestellte den Streik auch befolgen und ob es Solidaritätsstreiks von anderem Flughafenpersonal gibt. Streiks sind angekündigt für folgende Tage im November: 11. 13. 14. 18. 20. 21. 25. 27 und den 28. Das sind immer Freitag, Sonntag und Montag.



Dienstag 08.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1021 hPa

Bitte langsam Europa

Der Hoffnungsträger EU vergisst seine ultraperipheren Zonen nicht, dort wo Subventionen hingelangen will man im Gegenzug natürlich auch die angestrebte Normierung aller Dinge haben. Es ist schön, wenn in Europa jeder Stecker in jede Steckdose passt, aber regionale Eigenheiten dürfen nicht dem großen Gleichmacherhobel zum Opfer fallen, hörte ich doch mal ein paar Freigeister was vom Europa der Regionen säuseln. Geht es nach dem Willen Brüssels, umgesetzt in ein königliches Dekret, dann müssen 90% aller Ziegenkäseproduzenten dieser Insel ihren Käse an die Tür nageln und darauf hoffen, irgendwann mal das Laub aus einem Hotelpool fischen zu dürfen. - Karriere kann so vielschichtig sein.

Wer Käse produziert, seien es auch nur drei Laibe am Tag, der braucht einen Reinraum, bis unter die Decke gekachelt, das geht ja noch, er braucht aber auch einen Nachweis dafür, geprüftes Trinkwasser für das Aufwischen des Bodens und das Reinigen der Gerätschaften verwendet zu haben. In den Käse kommt ja kein Wasser, es geht um ordentliche Hygiene, ein verständliches Anliegen, ist der Umgang mit Rohmilch doch kein Kinderspiel, da lauert jede Menge an Bakterien. Die lassen sich dem Gesetz nach aber nicht mit kochendem Wasser oder Sagrotan und ähnlichen Produkten bekämpfen, sondern nur mit Wasser aus öffentlich kontrollierten und besiegelten Rohren. Die Gemeinden wären dafür zuständig diese Zertifikate auszustellen, machen es aber nicht, keiner will die Verantwortung dafür übernehmen. Viele kleine Käsereien sind aber so weit von irgendwelchen urbanen Zonen entfernt, dass ein öffentlicher Wasseranschluss dort eher als posteruptive Maßnahme angenommen werden kann. Die öffentliche Milchverwertungsanlage oberhalb El Pasos ist auch noch nicht fertig und so rückt ein Gesetz plötzlich 90% aller Käseproduzenten auf eine Stufe mit Steuerbetrügern und Kleinkriminellen. Eine Geschichte die ein bisschen an Zuckmayer erinnert, Sie wissen doch, erst kommt der Mensch und dann die Menschenordnung. - Was wissen die in Brüssel von uns und unseren Wasserrohren und den täglichen kleinen Nöten, alles auch ja richtig zu machen. Gebt uns Zeit in Europa anzukommen und macht ein bisschen langsamer, wir überholen euch schon nicht. Was wissen wir eigentlich von Brüssel, war das nicht die Hauptstadt von Moldawien ?



Montag 07.11.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Lokalpolizisten gegen häusliche Gewalt

Seit dem dieses Thema, häusliche Gewalt, auch bei uns nicht mehr tabuisiert wird, hat es eine ganze Reihe an Maßnahmen gegeben, diesem abstoßenden gesellschaftlichem Phänomen entgegen zu treten. Härtere Gesetze, Frauenhäuser, Betreuungs- und Beratungsangebote. Das hat auch wirklich bereits zu Fortschritten geführt, die Zahl der Anzeigen wegen häuslicher Gewalt ist auf den Kanaren und auch auf La Palma in den letzten Jahren stark angestiegen. Das hat nicht damit zu tun, dass es mehr Fälle dieser Verbrechen gegeben hätte, die Opfer sind nun mutiger geworden und der wachsende öffentliche Druck auf die Peiniger tut sein übriges dazu, diesen ersten Schritt gegen die Gewalt, die Anzeige bei der Polizei, auch zu unternehmen.

Der Umgang mit den Opfern ist aber auch nicht einfach, diese müssen ganz speziell betreut werden und das verlangt wiederum eine für diese Fälle ausgebildete Polizei. 30 Lokalpolizisten haben nun solch eine Schulung seitens eines Psychologen erhalten, sie sollen nun erste Anlaufstation für die Opfer sein und alles weitere in die Wege leiten. - Das schlimmste Szenario, wie vor etwa einem Jahr auf einer anderen Insel geschehen, Frau geht zur Polizei und zeigt ihren Mann an, er bedrohe sie, die Polizei schickt die Frau wieder weg, man könne nichts tun, weil noch nichts passiert ist und eine Stunde später ist die Frau tot, das darf nie wieder geschehen. - Diese schlimme Lücke sollen nun die ausgebildeten Polizisten schließen und den Opfern auch von Anfang an Schutz gewähren und auf dem ganzen weiteren Weg begleiten. Ein anderer Teil der Ausbildung beschäftigte sich mit den Kompetenzen der Polizisten, die müssen auch genau wissen wie weit sie gehen dürfen und welchen Apparat diese in Gang setzen können um dem Opfer zu helfen. Da hat früher Unsicherheit bei den Beamten schon mal dazu geführt, dass man nicht alle möglichen Maßnahmen ausgeschöpft hat.



Montag 07.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1020 hPa

2.135 Hotelbetten für Tazacorte

So viele Betten sieht der immer noch heftig diskutierte "PTE" (Plan Territorial Especial de Ordenación de la actividad turística) vor, so zumindest der Bürgermeister der Gemeinde Ángel Pablo Rodríguez. Noch bevor der Plan überhaupt beschlossene Sache ist, feiert man diese Aussichten für die Gemeinde als großen Sieg und ist sich so sicher, die enorme Arbeitslosigkeit in Tazacorte bekämpfen zu können. Der größte Brocken an Hotel wird eine 900 Betten Herberge in Las Hoyas sein, das liegt zwischen La Bombilla und der Playa Nueva, dort könnte man sofort mit dem Bau beginnen, sind erst mal die Papiere da. Nun ist auch jedem klar warum die alegalen Siedlungen La Bombilla und Playa Nueva weg sollen, Strandhütten und nicht nach internationalem Tourismus Standards gekleidete Einwohner stören heftig in dieser bunten Hochglanzwelt, welche nach Sternen bewertet und nicht nach den Eigenheiten der Region oder gar deren Bevölkerung fragt.

Sicher muss ein Hotel nach Puerto de Tazacorte, bislang gibt es dort lediglich ein paar Apartments, der Ort selbst hat aber den konkurrierenden Strand Puerto de Naos in der Beliebtheit längst hinter sich gelassen. Man muss jetzt aber keine Angst haben, dass morgen bereits der Betonmischer in Puerto de Tazacorte angeschmissen wird. Der Plan ist noch nicht durch alle Instanzen und außer für das Hotel in Las Hoyas sind bislang lediglich Vorprojekte vorhanden, da bleibt noch ein bisschen Zeit, langsam wieder vernünftig zu werden. Bis dahin stehen uns weiter die beiden lustigen Tretboote mit den Rutschen zur Verfügung um am Strand von Tazacorte schon mal einen Vorgeschmack von internationalem Jet-Set zu proben. Zwei große Hoffnungen verbinde ich allerdings schon mit den gewaltigen Plänen des kleinen Hafenstädtchens, vielleicht bekommen wir ja dann eine öffentliche Toilette am Strand für 2.135 Gäste zusätzlich und auch eine Kläranlage, welche die Schlacke der neu gewonnenen Gäste auch so weit verarbeitet, dass diese nicht gleich wieder beim ersten Bad im Atlantik an die Produzenten zurückgegeben wird.


Armada Bagañeta



Sonntag 06.11.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Kiko der Pizzabäcker

Kiko ist bekanntermaßen der Wirt eines meiner Lieblingslokale, der "Abuela". Er hat es nicht immer leicht mit uns, sind Stammgäste doch oft die schwierigsten Gäste, aber Kiko ist Sturkopf genug, sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Der probiert auch immer mal wieder was Neues aus, mit seinen Stubenküken kam er anfänglich ganz gut an, bis man ihm des Hühnerbrustdiebstahls bezichtigte. "Pollo picantón" heißt das offiziell, aber weil das fast kein Mensch kennt, meinte immer jeder, das sei ein pikantes Hähnchen in handelsüblicher Größe. Mit spanischen Gästen war das kein Problem, bei der Bestellung sagt man das einfach, das diese Geflügelspezialität nichts zum satt essen ist und kann so möglichen Unbill abwenden. Auch meiner Zweisprachigkeit gelang es allerdings nicht, einen deutschen Gast von der Idee abzubringen, Kiko hätte die Hühnerbrust vorher raus geschnitten um sie anderweitig zu verkaufen. Die Brüstchen von so einem Küken sind halt so klein, dass man sie mit einem Happen vertilgt und das nicht als komplette Hühnerbrust ansieht. Es war nicht schlimm mit dem Gast, er wollte sich aber nicht überzeugen lassen und seit dem muss sich Kiko, natürlich aus Spaß, öfter mal als Hühnerdieb betiteln lassen. Die "Pollos picantón" sind inzwischen wieder von der Speisekarte verschwunden, nun brät er anstatt dessen Wachteln, da weiß jeder vorher, auf was er sich einlässt.

Ein weiterer Stachel mit dem Kiko leben muss, ist seine bekannte Abneigung gegen Pizza. Er hatte mal eine Köchin, Antonia, die war bekannt dafür, dass sie den besten Pizzateig La Palmas machen kann. Tagsüber knetete Antonia Pizzateig für andere Restaurants und abends stand sie bei Kiko am Herd und versuchte ihn zu überreden, doch auch mal Pizza zu machen. "Ich bin doch kein Italiener, Pizza, das kommt überhaupt nicht in Frage, diese dünnen Fladen, das ist doch nur was für Hungerbacken, bei mir wird anständig gekocht, basta, Pizza, nie im Leben". Seit dem kommen immer mal wieder "wissende" Gäste in sein Lokal, stellen sich vor die Küche und bestellen lauthals drei Pizzas zum mitnehmen und dürfen sich dafür ein Gesicht ansehen, welches als Fegefeuer für mehrere Generationen dienen könnte. Meine Kinder finden dieses Spiel inzwischen auch lustig, da macht er aber gerne mit, mit Kindern lebt es sich auf La Palma doch wohl noch einfacher als anderswo. Meine große Tochter ist besonders erfindungsreich im Ärgern anderer Leute, baute sie sich doch neulich in Hörnähe der Küche auf und tat so, als bestelle sie per Handy in einem anderen Lokal Pizza und wollte diese in die Abuela geliefert haben. Kiko ist aber nicht doof und schon gar nicht einfallslos und hat sich am Geburtstag meiner großen Tochter endgültig tief ins Herz unserer Familie gerächt. Wir sitzen da friedlich beim Geburtstagsabendessen in der Abuela und endlich kommt das Essen und nun fielen meiner frechen Tochter die Gesichtsmuskeln bis in Bauchnabelhöhe, jeder bekam sein bestelltes Essen, nur sie nicht, sie bekam eine Pizza mit einer Kerze drauf, eigenhändig von Kiko gebacken. Rache kann so herzlich sein.


Kiko, Jaqueline und zwei blonde Weiber aus El Paso



Sonntag 06.11.05 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1021 hPa

3 Jahre Weltbiosphärenreservat La Palma

Am 6. November 2002 erklärte die UNESCO in einer Sitzung in Paris, das Weltbiosphärenreservat Los Tilos auf die gesamte Insel auszudehnen. Ein wirklich historisches Ereignis für La Palma, birgt diese Auszeichnung doch jede Menge an Möglichkeiten die Zukunft dieser Insel im Sinne einer wirklichen Nachhaltigkeit zu gestalten. Ein Konsortium wurde gegründet um auf die Einhaltung der Spielregeln der UNESCO zu achten, aber auch um die wirtschaftlichen Aspekte auszuloten, diese Ehrung bedeutet Werbung im allerbesten Sinne des Wortes für La Palma. Das Konsortium arbeitet gewissenhaft und bemüht sich sehr um strikte Spielregelen, das Weltbiosphärereservat La Palma ist aber noch nicht und in keiner Weise in unseren Alltag eingekehrt.

Bei den großen Entscheidungen die für La Palma die nächsten Jahre anstehen, scheint die UNESCO außen vor zu bleiben. Die Bananen stehen vor dem möglichen Aus und keine andere primäre Einkommensquelle ist in Sicht. Eilig aus dem Boden gestampfte touristische Anlagen sind auch im marktwirtschaftlichen Sinne keine Zukunftsoption, da der Ertrag für die Region extrem gering ist und außer ein paar gering dotierter Arbeitsplätze nur andere Abhängigkeiten schafft. Und schon sind wir mitten drin, dabei taucht das Weltbiosphärenreservat schon wieder gar nicht mehr auf, das ist nämlich ein Luxusproblemchen welches wir uns zukünftig wohl nicht mehr leisten können. Geht es um die wirtschaftliche Entwicklung dieser Insel, dann sind die Gedanken der UNESCO oberflächlich betrachtet ein gewaltiger Hemmschuh und aus diesem Grund nimmt das Weltbiosphärenreservat bei uns einen eher repräsentativen Platz ein.

Über die Vereinbarkeit von Mammut-Hotels, gigantischer Flughäfen, mehrer Golfplätze und erschlagender Investitionen, welche den kleinen Hafenort Puerto de Tazacorte in einen Palast aus Glas und Beton verwandeln sollen und dem Gedanken eines Weltbiosphärenreservates, gibt es wohl wenige Möglichkeiten der Verständigung. Es ist aber nicht so, dass dieser Umstand nicht erkannt würde, aber die Zeit rennt davon, wer einmal auf den Zug der marktwirtschaftlichen Wachstumsphantasie aufgesprungen ist, der kann da nicht mehr aussteigen, dieser Zug fährt viel zu schnell, da gibt es kein Abspringen mehr und die Notbremse habe auch ich noch nicht entdeckt. Es ist ein eher rührseliger Gedanke mit nachhaltigen Ideen da gegensteuern zu wollen, die Zukunft dieser Insel wird eh nicht hier auf La Palma entschieden, allerhöchstens der Verteilerschlüssel zukünftiger Einkommensquellen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Weltbiosphärenreservat, wir glauben an dich, gehören aber notgedrungen einer anderen Konfession an. Erst kommt das Fressen, dann die Moral, warum soll es gerade bei uns anders sein? - Für heute Abend lasse ich mir wieder was Fröhliches einfallen...



Samstag 05.11.05 - 16:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1020 hPa

Kundendienst

Mas vale tarde que nunca, also lieber spät als nie. Dass der Flughafen umgebaut wird, haben inzwischen alle mitbekommen und alle haben inzwischen auch ihre nachhaltigen Meinungen dazu abgegeben. Im jetzigen Bauabschnitt, es werden noch viele folgen, ist die erste große Hürde für den ankommenden Gast und damit auch für die Mitarbeiter der Agenturen und Autovermietungen der neue Parkplatz. Da wo sonst die Autos standen ist er nicht mehr, südlich des Abfertigungsgebäudes hat man nun eine riesige neue Fläche dafür bereitgestellt. Eigentlich kein Problem, nur der Weg ist weiter, aber das muss man wohl in Kauf nehmen, wenn man einen Flughafen haben will, der dreimal so groß ist wie gebraucht. Darüber will ich nicht schon wieder meckern, die Vokabel Bescheidenheit wurde in der Bannmeile rund um das Inselparlament erschlagen aufgefunden.

Bislang gab es keine Beschwerden der ankommenden Gäste, die Mitteleuropäer scheinen besser mit monumentalen Baustellen klar zu kommen als wir selber. Ich frage inzwischen die Gäste auch nicht mehr, ob alles klar gegangen ist am Flughafen, nachdem mich mehrere Leute verdutzt gefragt haben, "Was, da wird gebaut, habe ich gar nicht mitbekommen". Das natürlich nur aus den Mündern derer, die noch nicht früher mal bei uns waren, die alten La Palma Hasen sind natürlich bestürzt, den alten beschaulichen Flughafen Stück für Stück weichen zu sehen, um der neuen und großen Zeit Platz zu verschaffen. Die AENA, "Aeropuertos Españoles y Navegación Aérea", also die staatliche Flughafenbetreibergesellschaft hat inzwischen auch ein Hinweisblättchen herausgegeben, wie man nun zum neuen Parkplatz gelangt. Wäre jetzt auch nicht mehr nötig gewesen, inzwischen haben wir ihn gefunden, aber "mas vale tarde que nunca" und es ist immerhin eine nette Geste und ein Dienst am Kunden.


Eine Sache stimmt nicht, gefunden?



Samstag 05.11.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1023 hPa

Aus eigenen Kräften

El Paso hat nach Meinung vieler Leute eine sehr positive Zukunftsperspektive. Als "Speckgürtel" des boomenden Aridanetals bietet es mit seinen Raumangebot und den Parkplätzen gute Möglichkeiten große Käuferschichten an sich zu binden und touristisch gesehen muss jeder Gast der auf der Westseite wohnt, diesen Ort mindesten zweimal durchfahren. Eine strategisch gute Ausgangsposition, die es nun auch sinnvoll zu nutzen gilt. Auch wenn es in El Paso selbst keine Hotels gibt, in der näheren Umgebung befinden sich eine Vielzahl an Ferienhäusern und das bequeme Einkaufen in dem kleinen Ort lockt die Gäste von weit her. Auto abgestellt und im Umkreis von 300 Metern bekommt man alles, nicht nur was einer der größten Supermärkte der Insel bietet. So hat sich in den letzten Jahren reichlich Kleingewerbe in El Paso angesiedelt und viele dieser Läden sind auch lebensfähig und haben nicht gleich nach einem halben Jahr wieder zugemacht.

Die Attraktivität des Ortes besteht nicht unbedingt in seiner ausgezeichneten Architektur, dort wo sich heute das Leben des Ortes drängelt, ist eigentlich die "Neustadt" mit Zweckbauten und wenig südlichem Flair. Die wirkliche Altstadt liegt weiter oben und dort findet man die gedrungen alten Bauernhäuser, die eigentlich so typisch für unsere Landschaft und das absolut bäuerlich geprägte El Paso sind. Der Ort ist aber unheimlich praktisch und auch pragmatisch und hat keine Scheu, sich aus der ländlichen Vergangenheit selbstbewusst als Zukunft anzubieten. Gerade stellt man das Touristik-Informationszentrum fertig, mitten im Ort eine gelungene Konstruktion aus der mehr entstehen soll, als nur ein Zettelverteilungsbetrieb nach dem Vorbild einer ähnliche Institution in Los Llanos. Der untere Teil des Gebäudes beherbergt auch den zukünftigen Bauernmarkt, der für reichlich Polemik sorgte. Einmal ist kein Geld dafür vorhanden diesen Markt fertig zu stellen und dann gibt es ja bereits einige Bauernmärkte auf der Insel die allesamt am unteren Ende der Rentabilität dahinmarkteln. Jetzt nimmt man die Sache selber in die Hand, 22 Jugendliche aus dem Ort, noch ohne Ausbildung oder erste Anstellung werden mit Unterstützung des Arbeitsamtes den Markt fertig bauen und sich selbst dadurch mit Erfahrung im Maurerhandwerk, Klempnerei und Schreinerei bereichern. Ein ähnliches Projekt hatte man bereits bei der Renovierung der "Casa Camioneros" in San Nicolas erfolgreich durchgezogen. Es geht doch, sind es auch nur kleine Schritte, aber die passen eh besser zu uns als träumerische Mammutprojekte welche sich andere Gemeinden oft aus Prestigegründen aufhalsen. - Mit dem Vorwurf, ich sei blinder Lokalpatriot, kann ich hervorragend leben.


El Paso en el corazon de La Palma



Freitag 04.11.05 - 16:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1020 hPa

Paul hat seine Elementarteilchen verloren

Es musste irgend wann so kommen, ich habe das immer befürchtet und plötzlich bin ich wieder der einzige Mann im Haushalt. Keine gemeinsamen Skatabende mehr mit Paul, (Offiziersskat), mein Bier muss ich ab jetzt alleine trinken und wer hat jetzt noch ein offenes Ohr für meine Bedürfnisse und männlichen Probleme. Nicht dass Sie meinen Paul hätte eine Geschlechtsumwandlung hinter sich und ist Weibchen geworden, er ist jetzt gar nichts mehr, man hat ihm sozusagen die Schuld geraubt, noch bevor ihm ein hinterlistiges Katzenweibchen die Unschuld rauben konnte. Wenn Sie es immer noch nicht verstanden haben, für Focus-Leser also, Paul ist heute kastriert worden und ich habe seit dem ein furchtbares Ziehen in der Leistengegend.

Den Gesichtsausdruck meiner Frau hätten Sie sehen sollen, als Sie heimtückisch den Kater mit Leckerli lockte und mir befahl das bemitleidenswerte Wesen zum Tierarzt zu bringen - "Es ist soweit". - Meine Einwände, warte doch noch ein paar Wochen bis er... wenigstens einmal... verhallten in diesem riesigen Raum der Vernunft der Frauen so umgibt, wenn sie unumstößliche Entscheidungen treffen. Der Raum ist deshalb so groß, dass Gegenargumente einfach nicht mehr auffindbar sind, wo war noch mal der Sinn und Zweck - weg. Ich weiß, es gibt bereits so viele wilde Katzen um die sich kein Mensch oder Tier kümmert und unser Kater soll nicht auch noch dazu beitragen, diese Feline Überbevölkerung mit seinen Genen zu bereichern. Ich hab dann doch noch einen Rettungsvorschlag gebracht, lass uns doch alle weiblichen Katzen im Umkreis von einem Kilometer Umgebung sterilisieren und Elektrozäune spannen, damit keine weiteren Katzendamen zuziehen können. Ich brauche ihnen den vernichtenden Blick meiner Frau auf diesen, zugegebenermaßen dummen Vorschlag, nicht erklären. Aber welcher Mann kann schon klar denken, wenn man seinem Freund und Kumpel an die Testikel will.

Die Fahrt zum Tierarzt war grausam, diese weit aufgerissenen blauen Augen werde ich nie in meinem Leben vergessen, er wusste was auf ihn zukommt, als Kater mit humanoidem kulturellen Hintergrund weiß man das. Klagend sein Blick, anklagend, wie ich als Mann diesen barbarischen Akt der Verstümmelung nicht verhindern kann, sondern ihn sogar noch zum Schafott der Hormone fahre. Lieber Paul, es soll auch Leben ohne Sex geben, zumindest machen uns das manche Konfessionen klar, deren Namen ich in diesem Umfeld nicht nennen möchte, man könnte mich exkommunizieren oder gar der Blasphemie beschuldigen. Mein Kumpel, ich werde dich trotzdem weiter achten und respektieren, auch wenn du jetzt nicht mehr "Hombre" bist und das mit dem Sex, du weißt ja eigentlich gar nicht was dir fehlt und das ist gut so. Von einem Photo des gegenwärtigen Zustandes sehen wir mal ab, dieses kleine Häufchen Elend ist im Moment wirklich nicht sehr photogen.



Freitag 04.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1022 hPa

Ruf mich an !

Auch auf La Palma gibt es Ärger und Probleme mit Dienstleistern und anderen Firmen, dafür gibt es die Oficina de Atención al Consumidor (OMIC), eine Kundenberatungsstelle in der man seinen Ärger loswerden kann. Über was beschweren sich die Palmeros, in erster Linie über ihre Politiker, aber weil das keine Dienstleister im Sinne von Arbeit, Leistung und Dienst sind, kann man diese Art von Beschwerden dort nicht loswerden. Trauriger Spaß beiseite, am häufigsten reklamiert man dort mangelnden Service und Kompetenz im Bereich der Servicenummern welche hier mit der Vorwahl 902 beginnen. Keiner geht ran, keiner kennt sich aus, man wird hin und her geschoben und muss einer freundlichen Dame die vielleicht in Ungarn sitzt erklären, welche Dichtung an der Waschmaschine kaputt ist, dass man das Abonnement für die Golfclub Zeitung schon 146 mal storniert hat oder der Telefonanschluss von dem aus man anruft der des Nachbarn ist, weil das eigene Telefon kaputt ist, deshalb ruft man ja an. Call-Center nennt man diese moderne Plage der Desinformation wohl, kein La Palma spezifisches Problem, aber immerhin ein lebender Beweis dafür, dass wir auch in der Dienstleistungshölle angekommen sind.

Den zweiten Rang im Reklamationswettbewerb nimmt eine Fluglinie ein, deren Namen nicht genannt werden darf in diesem Zusammenhang, aber bei nur zwei Fluggesellschaften welche den innerkanarischen Flugverkehr bedienen, ist die Chance richtig zu liegen bei 50%. Da geht es immer um die gleichen Dinge, Rückerstattung des Betrages aus Flügen die gestrichen wurden, da werden im Normalfall Gutscheine angeboten oder man drängt die Leute dazu gleich einen Ersatzflug zu buchen. Das geht natürlich nicht, wird aus irgendwelchen Gründen der Flug storniert, dann hat der Fluggast Anspruch auf Auszahlung des vollen Ticketpreises, wenn nicht sogar mehr, sollte er dadurch seinen Anschlussflug verpassen. 1.800 "Kunden" hat die Kundenberatungsstelle dieses Jahr bereits betreut und daraus sind knapp über 900 Reklamationen entstanden, die auch weiter verfolgt werden. In den letzten drei Jahren hat sich die Häufigkeit der Reklamationen um fast 50% erhöht und wenn das so weitergeht, dann wird man eine Hotline einrichten die mit der Vorwahl 902 beginnt...



Donnerstag 03.11.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1020 hPa

¿ Enoturismo ?

Enología ist Önologie, also die Weinkunde und wenn man nun das Kunstwort Önotourismus nicht unbedingt anwenden will, dann soll uns Weintourismus auch recht sein. Über so was reden wir tatsächlich, die oberste kanarische Tourismusbehörde hat nun sogar eine Tagung über "Enoturismo" organisiert. Leider findet diese Tagung nicht auf La Palma statt, sondern im Süden Gran Canarias, in Agüimes. Soll uns aber auch recht sein, der Gedanke den Gästen mehr über unseren Wein zu erzählen, das ist nicht nur sinnvoll, sondern eigentlich sogar logisch. Man hat ja auch bereits die ersten Anfänge gemacht, das Weinmuseum in Las Manchas de Abajo gibt leidlich Auskunft über die Gewächse der Insel und Schilder an den großen Straßen weisen grob darauf hin, in welcher Weinbauzone man sich theoretisch befindet. In den Bodegas, welche auch öffentlichen Verkauf tätigen kann man auch probieren und Auskunft über die Weine erhalten, da halt dann immer nur über die Weine des betreffenden Weingutes und halt auch meist zu einer Tageszeit, in welcher der sich der geneigte Gast noch ein bisschen Distanz zu Bacchus bewahren will.

Die Restaurants sind da gefragt, dort kann man dem Gast die Weine am ehesten nahe bringen, die meisten Gäste wollen auch wissen, was sie trinken. Wollen wir es noch komplizierter ausdrücken, wüssten die Gäste welche Weine wie schmecken und wo sie herkommen, dann würden sicherlich mehr Leute zum Essen Wein ordern. Die Bodegas könnten Handzettel zur Verfügung stellen mit den grundlegenden Merkmalen ihrer Weine, die Wirte fassen diese Zetteln in einer handlichen Mappe zusammen und beweisen mit einem Kreuz und der Preisangaben, welchen dieser Weine sie denn haben. Das Tourismusamt stellt die Mappen zur Verfügung, die Bodegas die Beschreibungen und die Wirte drücken jedem Gast die Mappe auch freundlich in die Hand. Man sollte das natürlich auch auf deutsch übersetzen, englisch kann man sich sparen, hier sind keine Engländer. In der Beschreibung müssen dann auch nicht in Siebeckschen Beschwörungsformeln von "feinnervigem Aprikosenduft" oder "vollnervigem Dungton" gesprochen werden, der im Abgang auch noch lebhaft wird. Es reichen doch: Herkunft, Traubensorte, Alkoholgehalt, vielleicht Restzuckerangabe und so handfeste Aussagen wie trocken oder halbtrocken. Ich wüsste auch schon jemanden der gerne bereit wäre das komplette Angebot der palmerischen Weine durchzutesten und das Ergebnis aufs Papier zu bringen. - Nein, ich bin es nicht, ich trinke keinen Wein, bei mir beschränkt sich das lukullische Begleitvokabular auf: Das perlt oder das zischt.



Donnerstag 03.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1022 hPa

Binter-Streik verschoben

Gute Nachrichten sind das, die Verhandlungen gestern haben die Gewerkschaft CCOO dazu bewogen, den Streikbeginn gegen die Regionalfluggesellschaft "Binter Canarias" um eine Woche zu verschieben. Aufgeschoben sei aber nicht aufgehoben, nun verkündet man als ersten Streiktag den 11. November und will dann jede Woche Freitag, Sonntag und Montag die Arbeit niederlegen. Klappern gehört zum Geschäft der Gewerkschaften, droht man nicht, dann rührt sich die andere Seite auch keinen Zentimeter, da darf man dann auch die andere Seite mal fragen, warum man es so weit kommen lässt. Ob wirklich gestreikt wird bleibt offen, Binter und die Gewerkschaft geben sich arg zugeknüpft über den Verlauf der Verhandlungen, aber man verhandelt. Montag gibt es das nächste Treffen der Streithähne und vielleicht können wir dann diesen unangenehmen Schatten dieses möglichen Streiks ganz vertreiben. Also, vor dem 11.11. passiert überhaupt nichts für Fluggäste auf den Kanaren und wir sind guter Hoffnung, an diesem Tag nur Karneval ausrufen zu können und den will ja nun wirklich niemand bestreiken.



Mittwoch 02.11.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1020 hPa

Die 8 Gebote

In meinem Kalenderblatt steht nun das achte Kapitel der Diplomarbeit von Lars Gerhardts an, "Optionen einer nachhaltigen Tourismusentwicklung auf La Palma". Nach den ausführlichen Erhebungen und Analysen kommen wir nun langsam zum harten Kern der Arbeit. - Eine Diplomarbeit darf aber nicht nur erzählen was hinten rauskommt, sondern auch den gesamten Prozess der Arbeit und Meinungsbildung aufzeigen, das ist der qualitative Unterschied zu den globalen Aussagen unserer Lenker der touristischen Zukunft. Denn sie wissen nicht was sie tun, gilt nicht mehr, Lars Gerhardts hat seine Arbeit auch der Inselregierung zur Verfügung gestellt. Vielleicht sollte man dort mit der Grundsatzdiskussion beginnen, was eigentlich bedeutet Nachhaltigkeit? - Als kleinen Vorgeschmack auf die Diplomarbeit hier die 8 Gebote für La Palma, Lars Gerhardts nennt das professioneller ein Leitbild. Zum Kalenderblatt Oktober geht es HIER, die gesamte Diplomarbeit beginnt bereits im Kalenderblatt Februar 2005 und es lohnt sich auf jeden Fall, die ganze Arbeit zu lesen.

1. Wir sind eine Destination mit einem außergewöhnlichen naturräumlichen Angebot. Wir wollen dieses Potential nutzen und erhalten.

2. Die Insel La Palma verfügt über eine einzigartige natürliche Attraktivität. Die Sicherung der natürlichen Attraktivität La Palmas soll die wichtigste Herausforderung der zukünftigen touristischen Entwicklung darstellen. Dies soll eine Gemeinschaftsaufgabe der Bevölkerung, des Destinationsmanagements und aller Glieder der touristischen Dienstleistungskette sein.

3. Die Destination La Palma verfügt über ein besonderes Profil innerhalb der Tourismusregion der Kanarischen Inseln. Die Kernkompetenzen der Insel sollen in den Mittelpunkt des touristischen Angebots und der Marketingaktivitäten gerückt werden.

4. Der Tourismus soll als notwendiges wirtschaftliches Standbein anerkannt werden, er soll jedoch zwingend umwelt- und sozialverträglich gestaltet sein.

5. Eine Weiterentwicklung La Palmas ist nur gemeinsam zu erreichen. Die Bevölkerung, das Destinationsmanagement und alle Glieder der touristischen Dienstleistungskette sollen durch verbesserte Kommunikation und Information an der Zukunftsentwicklung aktiv mitarbeiten.

6. Die Marktstellung der Insel La Palma soll gesichert werden. Quantitatives Ziel der zukünftigen Entwicklung soll die Festigung und der moderate Ausbau von Marktanteilen gegenüber konkurrierenden Destinationen sein.

7. Der Gast soll im Mittelpunkt der zukünftigen touristischen Entwicklung stehen. Die Verbesserung der Servicequalität und Kundenorientierung soll die Basis für eine höhere Kundenzufriedenheit, eine längere Aufenthaltsdauer und die Gewinnung von Stamm- und Neukunden bieten.

8. Den steigenden Ansprüchen des Gastes soll Rechnung getragen werden. Eine laufende Verbesserung des touristischen Angebots unter Orientierung an aktuellen Trends soll Gemeinschaftsaufgabe des Destinationsmanagements sowie aller Glieder der Dienstleistungskette werden.


Sostenibilidad - Nachhaltigkeit



Mittwoch 02.11.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1020 hPa

7 Tage Woche und legale Koteletts

Der Winterflugplan ist jetzt in Kraft und bringt für La Palma ein absolutes Novum, jeden Tag der Woche landen nun Chartermaschinen bei uns. Früher (als alles immer besser war) konnte man aus Deutschland diese Insel nur Mittwochs per Charter erreichen, die LTU war anfänglich die einzige Fluggesellschaft welche La Palma anflog. Die Condor öffnete weitere Möglichkeiten und setzte zunächst auf den Donnerstag und später auf Dienstag. Neben sporadischen Besuchen exotischer und kleiner Carrier ist nun die Kooperation von Hapag Lloyd und Air Berlin die dritte Säule im Charterverkehr aus Deutschland nach La Palma. Die Condor ist da Marktführer und diese Gesellschaft ist es auch, welche am Freitag, Samstag, Sonntag und Montag je eine Maschine zu uns schickt. Hauptankunftstage bleiben weiter Dienstag und Donnerstag, der Mittwoch ist zu einem Tag mit wenig Flugbewegungen geworden. Dem Gast sind diese neue Verbindungen sicher angenehm, ist es doch endlich möglich von Wochenende zu Wochenende zu verreisen, ohne Urlaubstage zu verlieren oder die Schulkinder an der wundersamen La Palma Grippe erkranken zu lassen. Für die Mitarbeiter der Reiseagenturen bedeutet das aber auch eine 7 Tage Woche, aber wie sagt man heute so hartzig treffend, wir sollen froh sein, dass wir Arbeit haben.

- Der November hebt auch das Grillverbot wieder auf, welches diesen Sommer als Eilgesetz erlassen wurde, nachdem bei Löscharbeiten auf dem spanischen Festland und in Portugal viele Feuerwehrleute ihr Leben verloren hatten. Da Gesetze meist wetterunabhängig sind hatte diese Verordnung bereits mit den ersten Regenfällen eigentlich ihren Sinn verloren, aber wir halten uns immer an die Stimme der Ordnungshüter... Jetzt kann also wieder fröhlich auf den dafür vorgesehenen Grillplätzen im Wald Feuer gemacht werden und die Schonfrist für frei laufende Koteletts ist endgültig vorbei. So war gestern, Allerheiligen, das Refugio El Pilar bereits wieder voller Menschen die mit dem Feuer spielten und so eine Art kollektiver Wiedergeburtsritual vollzogen. Ganz harte Palmeros machen das übrigens bei jedem Wetter und jeder Temperatur, da oben am Refugio kann es lausig kalt werden und ich kann jeden nur warnen, dort oben im Winter ohne Refugioschutzimpfung einen Tag lang mitzufeiern. Dieser Impfstoff ist übrigens nicht in Apotheken zu erwerben, der wird dann vor Ort aus Kanistern oder Glasflaschen verteilt, riecht verdächtig nach Trester und senkt bei sachgemäßer Anwendung die Frostempfindlichkeit nachhaltig.



Dienstag 01.11.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1019 hPa

Wie ein begossener Pudel, der Kater

Katzen sind wasserscheu, das müssen wir Paul unbedingt noch beibringen. Ich kann verstehen, das Tier weiß nicht, dass er kein Mensch ist, er denkt halt er sei einer von uns, nur ein bisschen schöner. Damit kann ich gut leben, auch damit, dass er immer nur essen will was wir uns auch gerade in den Mund schieben, Erziehung soll da Wunder wirken, aber ich habe ja bei meinen Kindern auch schon versagt, zumindest weist meine Frau die Kinder in kurzen Abständen immer wieder darauf hin, dem Papa nicht alles nachzumachen. Wie soll es da der Kater kapieren, schließlich sprechen wir sogar mit ihm, wieso darf er dann nicht auch tun was wir tun. Wie viel Katze müssen wir ihm jetzt noch beibringen und was macht der, wenn er seine erste Maus sieht?

Paul ist heute todesmutig in unseren Wassertank gesprungen, ganz einfach weil unsere Kinder da auch drin waren und er uns grundsätzlich, außer der Steuererklärung, alles nachmacht. Im Wasser gelandet hat er dann doch bemerkt, dass das nicht sein Element ist und schnelle Kinderhände beförderten den begossenen Kater wieder an Land. - Wir haben es nicht darauf ankommen lassen ob er schwimmen kann, sonst kann ich vielleicht Tage, an denen einfach nichts passiert auf La Palma, nicht mehr so einfach etwas schreiben. - Ich habe mich dann noch eine Weile mit ihm hingesetzt und wir haben die Gesamtsituation noch mal von allen Seiten durchleuchtet. Ich habe es nicht übers Herz gebracht ihm beizubringen, dass er anders ist als wir, er könnte vielleicht meinen wir lieben ihn nicht mehr oder er sei behindert oder gar kein Mensch. Warum können meine Kinder schwimmen und dürfen in den Tank und ertrinken dabei nicht? Ganz einfach, weil meine Kinder Fische sind und keine Menschen, habe ich ihm feige erzählt, das hat er akzeptiert und nun bin ich mal gespannt, wie weit seine Tierliebe geht...


Der begossene Kater



Dienstag 01.11.05 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1022 hPa

Vollendete Tatsachen

Für uns Republikaner gibt es interessantere Dinge als Hochzeiten irgend welcher degenerierten Jet-Setter mit krankhaftem Blutbild (blau). Entpuppt sich dieses Königshaus aber selbst als republikanisch denkend, dann kann es doch besser nicht sein. Die Regenbogenpresse darf weiter überleben, Taschentuchproduzenten auch und mit einem einzigen Satz beendet Felipe die unsinnige Diskussion, ob Frauen Thronfolger werden können. "Die Mehrzahl der Spanier empfindet so und es ist nur die Logik der Zeit, das müssen die Verfassungsrichter auch anerkennen".

Nun steht einer Verfassungsänderung eigentlich nichts mehr im Weg, außer ein paar extremen Monarchisten und denen, die aus politischen Gründen dagegen sein müssen, weil sie die Opposition bilden zu der Regierung, welche diese Verfassungsänderung vorgeschlagen hat. So ein Mist denkt nun die Partido Popular, jetzt ist auch noch das Königshaus in das Lager der Sozialisten gerückt. Stimmt aber gar nicht, es ist doch nur logisch, dass man so bemitleidenswürdige Randgruppen wie Königshäuser auch in die Verfassung integriert und dort gilt nun mal die absolute Gleichstellung der Geschlechter. Wenn schon Teile der Opposition nicht mit der Zeit gehen wollen, dann macht das eben das Königshaus für die und wer sich selbst ins Abseits stellt, der darf hinterher nicht klagen. Auch wenn wir noch ganz viel Zeit bis dahin haben, Felipe sieht doch noch ganz knackig aus, irgendwann hat Spanien eine Königin namens Leonor. Vielleicht kann man ja die extremen Monarchisten damit beruhigen, Leonor wird nie König von Spanien werden, das ist sicher, sie wird Königin! - Nicht Leonora, nicht Eleonora und schon gar nicht wie ein bekannter Weichspüler, da hatten viele nicht spanische Blätter reichlich Schwierigkeiten.





Familie Ellen & Simon Märkle

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