La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Juni 2010


Mittwoch 30.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 41 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 24,3 Grad - niedrigste Temperatur 18,3 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 32,9 - Temp. Min 14,9 - Feuchte 26 - 45 % Niederschlag 0 mm

Geld für die Brandopfer bleibt in Gran Canaria
Spendenstreit wird zum Skandal

Groß war die Spendenbereitschaft für die Opfer der Feuerkatastrophe, welche im August des vergangenen Jahres den Süden der Insel heimgesucht hat. - Viel Geld wurde gesammelt, und viel konnte auch geholfen werden, allerdings gelangte nicht alles gesammelte Geld dort unten bei den Menschen, welche ihr Haus oder ihren Hof verloren hatte, sondern 63.000 Euro parken immer noch auf einem Konto, über welches die Hilfsorganisation "Mas Nunca" die Handlungshoheit hat. - Hier auf der Insel beansprucht man diese Gelder, um sie an die Geschädigten im Süden zu verteilen, denn genau aus diesem Grund haben ja viele Menschen und Organisationen ihr Geld auf dieses Konto eingezahlt. - Vox populi meint dazu natürlich, die Sache ist klar, die müssen das Geld herausrücken und wenn sie es nicht freiwillig tun, dann muss man die Sache von der Kadi bringen. - Aber so einfach ist das nicht, denn diese Organisation hat wohl in ihren Statuten stehen, dass man keine Gelder dazu sammelt um diese an Geschädigte direkt weiter zu geben, sondern ausschließlich dafür, die Geschädigten mit diesen Spendengeldern im Gang durch die Instanzen zu unterstützen, falls Entschädigungen nicht gezahlt werden, oder es Ärger mit den Versicherungen gibt. - Jeder Spender hätte das wissen können, das konnte man nachlesen, allerdings hat auch keiner danach gefragt, weil man eben sicher davon ausging, dass das so ist. - Diese Organisation "Mas Nunca" wurde auf Gran Canaria gegründet, vor ein paar Jahren, als auch dort Waldbrände ziemlich gewütet hatten, und damals sorgte diese streitbaren Gruppe auch für einigen Medienrummel und konnte für die Geschädigten auch Gelder von der Insel- und der Provinzregierung locker machen. - So stellten die sich auch nach dem Brand mit Rat und Tat in Fuencaliente vor, und einige engagierte Menschen aus Fuencaliente trugen sich so auch in die Mitgliederliste dieser Gruppierung ein, eben mit dem guten Vorsatz, helfen zu wollen. - Ab da muss es aber auch zu den Missverständnissen gekommen sein, denn mindestens die Direktion der hiesigen Gruppe musste ja um die Statuten der Organisation wissen und hätte wohl dieses Missverständnis noch rechtzeitig aufklären können. - Das gab dann auch Ärger und der Chef der palmerischen Gruppe hat sich auch bereits öffentliche dafür entschuldigt und die allermeisten lokalen Mitglieder von "Mas Nunca" sind auch längst aus dem Verein wieder ausgetreten. - Das kommt halt davon, wenn man das Kleingedruckte nicht liest, oder einfach nicht richtig nachfragt.

Man hatte ja auch nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet auf dieses Konto so viel Geld eingegangen ist, aber diese Organisation war halt in aller Munde und es war populärer auf dieses Konto sein Geld zu bringen, als zum Beispiel auf das offizielle Spendenkonto der Inselregierung La Palmas. - Die allerdings hat das Geld komplett und korrekt der Caritas in Fuencaliente weitergegeben, und ist somit aus dem Schneider. - Es geht insgesamt um 88.000 Euro, von denen 23.000 Euro aber bereits wieder zurückgeholt wurden. - Die Stadt Los Llanos hatte diesen Betrag auf das Konto von "Mas Nunca" überwiesen, aber eben mit dem klaren Vermerk, dass dieses Geld direkt den Geschädigten von Fuencaliente übergeben zu sei. - Freiwillig hat das aber "Mas Nunca" auch nicht rausgerückt, eine Abordnung aus Los Llanos musste nach Gran Canaria fliegen und dort mit Nachdruck das Geld fordern, auch mit der Drohung Rechtsmittel einzulegen. - Jetzt sind noch 65.000 Euro auf dem Konto geparkt, aber "Mas Nunca" kam bislang auch nicht an das Geld heran, weil ein Palmero sich sträubte, seine Unterschrift zu leisten für eventuelle Abhebungen. - Das Geld auf dem Konto kann nur bewegt werden, wenn alle 4 Zeichnungsberechtigten mit ihrer Unterschrift dieses bestätigen. - Jetzt allerdings hat "Mas Nunca" auch da reagiert, und in einer Sitzung genau diesen Palmero aus dem Vorstand gewählt und die Streichung dieses Namen von den Kontodaten eingeleitet. - Das meldet die Bank, die Caja Canarias, die übrigens sehr unglücklich darüber ist, dass dieses Geld bei ihnen lagert. - Man könne nun nichts mehr dagegen machen, wenn dieses Geld jetzt von dem Konto verschwindet, denn die Ablösung eines Zeichnungsberechtigten ist durchaus ein normaler Vorgang. - Ein Schelm wer nun Böses denkt, aber es wäre für alle schon eine große Überraschung, wenn dieses Geld nun plötzlich doch noch für die Geschädigten von Fuencaliente genutzt wird. - Denn einen Rechtsstreit den man unterstützen könnte, den gibt es dort nicht, es gibt also keinen Handlungsbedarf für "Mas Nunca" an dieses Geld zuzugreifen. - Es bleibt spannend, was mit diesem Geld geschieht und dieser Verein in Gran Canaria kann sich sicher sein, dass man ihnen genau auf die Finger blicken wird.



Mittwoch 30.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 55 % - Luftdruck 1018 hPa

Arbeitslose auf den Acker
Umstrittenes Projekt in der Endphase

Mit Blut- und Bodenpolitik hat das nichts zu tun, es sei denn, die jungen Menschen die sich jetzt nun fast ein Jahr in Biolandwirtschaft haben ausbilden lassen übertreiben mit der Hacke dermaßen, dass sie sich blutige Hände holen. - In ein paar Tagen nun endet der Kursus für junge Arbeitslose zwischen 16 und 30 Jahren, die sich durch das Projekt "AgrecoJoven" zu Bio-Bauern haben ausbilden lassen. - Eine hervorragende Idee verkünden die einen, rausgeschmissenes Geld hört man von anderer Seite. - Dabei hört sich alles ganz hoffnungsvoll an. - Die Landwirtschaft auf La Palma braucht dringend neue Impulse, und die ökologische Landwirtschaft kann dabei einen spürbar großen Einfluss haben. Bioprodukte sind gefragt wie nie zuvor, und immer noch importiert man hier auf der Insel sogar ökologische Produkte von den anderen Inseln und gar vom Festland, um die Nachfrage zu stillen. - Das können wir doch selber machen und auch noch besser, schließlich war La Palma mal der erste Lieferant für landwirtschaftliche Produkte des gesamten kanarischen Archipels. - Ob wir da wieder hinkommen darf man ruhig mal in Frage stellen, aber so weit muss man auch gar nicht denken, sondern zunächst mal, den eigenen Inselmarkt wieder ausreichend beliefern zu können. Das gilt übrigens für die konventionelle Landwirtschaft in gleichem Maße wie für den ökologischen Landbau. Anfangserfolge gibt es ja auch zu vermelden, die Bauernmärkte sind weiter im Kommen und bieten, zumindest an den Wochenenden auch bereits eine anschauliche Palette an heimischen Produkten, welche guten Absatz finden.

Wie nun ein arbeitsloser junger Mensch zum erfolgreichen Bio-Bauern wird, das muss sich erst noch beweisen, die Ausbildung dazu ist mit einem kompletten Jahr allerdings wohl gegeben. - Nun aber heißt es Flächen finden, welche überhaupt den Anspruch gerecht werden für ökologischen Landbau herzuhalten, und dann ist die größte Aufgabe ja immer, wie vermarkte ich meine Produkte. - Keine Frage, dass die Fähigkeiten den Obst- und Gemüseanbau technisch und praktisch zu leisten vorhanden sind, aber wenn das alles nicht ökologisches Schaulaufen für die eigene Küche und den Obstkorb einiger Freunde sein soll, dann muss halt auch die Vermarktungskette stimmen. - Und da sind wir immer noch ein bisschen hinterher, ein bisschen viel vielleicht sogar, und eine weitere Entwicklung spricht hier auf der Insel auch noch gegen einen längerfristigen Erfolg dieser jungen Garde an Neubauern, der Absatz an Obst und Gemüse sinkt allgemein. - Das hat nun nichts mit einer Welle der ungesunden Ernährung zu tun, sondern mit der Wiederauferstehung der kleinen Familiengärten, die spätestens im dritten Krisenjahr wieder gehegt und gepflegt werden, um der Familie den einen oder anderen Einkauf im Supermarkt oder sonst wo zu ersparen. Man wird also nicht nur den Rücken auf dem Feld krumm machen müssen, sondern auch noch gutes Marketing betreiben müssen, um die Produkte dann dahin zu bekommen wo sie auch gefragt werden, und wenn das große Endziel sein soll, dass La Palma mal irgendwann wieder "Speisekammer" der Kanarischen Inseln sein soll, dann müssen sich da noch ganz andere Mengen und auch Verbindungen ergeben, und die wird man wohl nicht auf Eigeninitiative einiger Produzenten herstellen können. - Grundsätzlich gibt es ja bereits eine Firma der öffentlichen Hand, welche sich zum Mittler zwischen Produzenten und Markt gemacht hat, die "Sodepal" mit ihrer Marke "Delicias de La Palma", aber die arbeitet so extrem defizitär, dass man sich nicht mal mehr in die Bücher schauen lässt. - Eine gute Idee, Biolandwirte auszubilden, übrigens mit Geld von der Inselregierung und der Europäischen Union, nun muss man nur noch dafür sorgen, dass man diese Bio-Jungbauern auch wirklich braucht.



Dienstag 29.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 40 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 23,5 Grad - niedrigste Temperatur 17,2 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 32,0 - Temp. Min 14,4 - Feuchte 21 - 60 % Niederschlag 0 mm

Die Jungfrau will bewacht sein
An die 270 Polizisten für die Bajada de la Virgen

In Santa Cruz da ist was los. - Das Rahmenprogramm für die nur alle 5 Jahre stattfindende Niederkunft der Schutzpatronin der Stadt und der ganzen Insel hat bereits begonnen. - So fand zum Beispiel bereits die Wahl zur Kinderkönigin statt, was auch immer ein beliebtes Spektakel nach Art der "Minishows" ist. - Zuvor gab es auch schon den "Pregòn", die Eröffnungsrede vom Balkon an der Plaza de España und so langsam wird es klar, der Juli ist nahe und bis am 17. des kommenden Monates dann die Virgen de las Nieves dann tatsächlich mit einer großen Begleitung an treuer Pilgerschar in die Stadt getragen wird, finden auch schon reichlich Veranstaltungen statt, welche öffentliche Sicherheit fordern. - Dazu gab es heute die große Endbesprechung, wo sich alle für die Sicherheit verantwortlichen Parteien zusammensetzten und mal so diskutieren wollten, wer denn wo und wie mit welchen Kräften vor Ort sein soll. - Neben den freiwilligen Helfern verschiedener Organisationen wie Protección Civil oder Ayuda en Emergencia Anaga, die hauptsächlich Ordnungsdienste ausüben werden, stehen auch rund 300 Polizisten zur Verfügung, um der Jungfrau und den Pilgern beizustehen, falls irgend etwas bei den enormen Menschenaufläufen die man dort erwartet, passieren könnte. - Die große Prozession, die Romería ist da noch ein harmloses Spektakel, da geht es nur um Absperrungen, Verkehrslenkung und Absicherung des Pilgerzuges, aber eben die späten Rahmenveranstaltungen mit anschließendem Tanzvergnügen bis in die Grauen des Morgens hinein, die brauchen dann auch wirklich ein bisschen Aufsicht von uniformierten Jungs. - Nicht, weil man hier auf solchen Festen zur Gewalttätigkeit neigt, das kann man auf keinen Fall behaupten, nur aber sind dann dermaßen viele Leute nachts unterwegs, die allesamt bereits von geistigen Getränken getauft derart fröhlich und ausgelassen sind, dass da schon mal was schief gehen kann.

70 Agenten der Guardia Civil, über 100 Beamte der Policía Nacional, 60 Lokalpolizisten und dann noch die 40 Mitglieder der neu gegründeten Policía Autonomica stehen also zur Verfügung, ein Polizeiaufgebot der quantitativen Sonderklasse, geht man mal von einer Stadt von 17.000 Einwohnern aus. - Die Lokalpolizei wird übrigens noch mit Beamten anderer Städte aufgerüstet, denn Santa Cruz selbst hat gar keine 60 Municipales, es kann also gut sein, dass dann auch mal ein Polizist aus El Paso in der Hauptstadt Dienst tut, kein wirklich alltägliches Bild dann. - Die Policía Nacional hat auch angekündigt besonders während der Feste den Schiffs- und Flugverkehr zu überwachen, kommen doch Tausende an Besuchern für die Bajada auf die Insel, und man vermutet darunter eben auch Halunken der Diebstahlsektion und ambulante Händler der Drogenszene. - Die Guardia Civil will sich wieder mit häufigeren Alkoholkontrollen beliebt machen, und sicher installiert man auch wieder diesen lustigen Stand, wo man freiwillig seinen Alkoholspiegel messen lassen kann, um eventuell gefährdeten Personen so gleich den Zahn der Fahrtüchtigkeit zu rauben. - Dieser Stand war besonders bei Jugendlichen sehr beliebt, das letzte Mal haben die sich doch einen Wettstreit geliefert, wer denn nun den höchsten Alkoholpegel aufweisen kann. - Der Rekordstand wurde dann auch nicht öffentlich verkündet, aber manche Jungs sind einfach so schräg drauf, dass man gar nicht so weit um die Ecke denken kann, was denen in ihrem Flausenkopf so alles aufsteigt. - Auf jeden Fall wird man auch sehr gespannt sein, wie der neue Polizeikörper, die Policía Autonómica sich ein- und aufführen wird. - Diese Truppe wird von den allermeisten Bürgern als unsinnig und Geldverschwendung betrachtet, also nicht wirklich mit Vorschusslorbeeren überhäuft. - Das Programm über die Festivitäten und auch die Rahmenprogramme können Sie sich übrigens HIER (Link entfernt, da nicht mehr aktuell) ansehen.



Dienstag 29.06.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 50 % - Luftdruck 1019 hPa

Leise, die Kinder schlafen noch
Ferien sind was Feines

Für meine Frau und mich ist es halt das erste Mal, dass wir Kinder groß ziehen, und wir sind uns eigentlich auch sicher, dass es zumindest in diesem Leben das letzte Mal sein wird. - Nein, wir beklagen uns nicht, wir wundern uns nur. - Aufgrund unseres selbst gewählten Exils mangelte es ja vom ersten Moment an Vorbildern oder Wegweisern in solch einer komplexen Angelegenheit wie Kindererziehung. Keine Oma, keine Tante, kein Schwager, der bereits mit selbstgefälliger Erfahrung einem sagen hätte können, das ist alles ganz normal was da passiert. Vielleicht war das auch gut so, haben wir doch unsere Kinder einzig nach unserem besten Wissen, Gewissen und Fehlerpotential durch die ersten Jahre ihres hoffentlich noch langen und friedvollen Lebens geleitet. - Uns fallen sofort viele Dinge ein die wir falsch gemacht haben, witzigerweise immer dann, wenn unsere Kinder uns einen Spiegel vorhalten und just in die Kerbe schlagen oder in das Fettnäpfchen steigen, welche uns bereits zu schaffen gemacht haben. - Auf Protest einer meiner Töchter hin, die sich beklagte, dass wir zu kleinlich und peinlich darauf achten, dass Ordnung doch ein nutzbringender Teil einer Gemeinschaft sein kann, musste ich mal antworten: Ich werde auf alle Fälle dafür sorgen, dass du nicht so wirst, wie ich einmal war. - Tiefer kann man eigentlich gar nicht sinken, und es steckt auch keine Philosophie dahinter, sonder nur schlichte Angst, die könnten meinem Beispiel folgen. Wie man daraus wieder ein Respektselement in der Erziehung aufbauen kann, das wird mir noch nicht ganz klar, aber die Sache ist bereinigt, und seit dem bemühen wir uns beide um mehr Ordnung. - Sie, um nicht so zu werden wie ich, und ich um nicht so zu sein, wie ich vorgegeben habe. - Das funktioniert, zwar noch nicht so, wie meine Frau das gerne hätte, aber immerhin, es bewegt sich was.

Ohne Zweifel ist die schönste Jahreszeit mit eigenen Kindern die Jahreszeit der Schulferien, hat man dann doch den ganzen Tag die Kinder um sich und kann sich an dem erarbeiteten und erschwitzen Ergebnis seiner eigenen Erziehungsbemühungen erfreuen. - Tagesausflüge, gemeinsam mit der Brut, sommerliche Arbeiten am Haus und im Garten, familiär beschwingt und in reicher Harmonie. - So wie die Waltons. - Und jetzt bin ich endlich wach und kann mich ein bisschen mit der Realität auseinandersetzen die am frühen Morgen damit beginnt, dass meine Frau und ich den Kaffee ganz alleine trinken, denn die Kinder schlafen noch und dürfen um diese Uhrzeit auf keinen Fall geweckt werden. - Nicht, weil das schädlich wäre für ihre ganzheitliche Entwicklung, sondern einfach nur, weil die dann schlechte Laune haben und uns den laufenden Tag ganzheitlich und nachhaltig vermiesen können. - Dürfen wir euch jetzt ein Frühstück servieren, oder wollt ihr euch lieber gleich vor den Fernseher setzen, damit ihr bloß nicht irgendwie was von der Familie mitbekommt, bevor ihr dann mit euren Kumpelinen wieder unheimlich wichtige Dinge irgendwo zu erledigen habt. Immerhin fragen sie noch, ob und wann ich sie dann auf der Insel herumfahren darf, ein Zugeständnis für welches ich sehr dankbar bin und auch dem Umstand, dass meine Arbeitszeiten so gleitend sind, dass ich immer selbst bestimmen kann wann ich Geld verdiene. - Oder lieber anders herum, wenn meine Kinder mir Zeit lassen, dann kann ich sogar ab und zu Geld verdienen, was übriges auch gar nicht so schlecht ist, um den pekuniären Zusammenhalt dieser frohen Gemeinschaft weiterhin geschmiert laufen zu lassen. - Spät aufstehen ist natürlich auch noch wichtig für unsere Kinder, denn sonst könnten die abends nicht so lange durchhalten und würden vielleicht sogar aus unvorstellbaren Gründen mal vor den Alten ins Bett gehen. - Solch reaktionäres Verhaltensmuster ist aber meinen Kindern gar nicht angeboren, und schon gar nicht anerzogen, denn wir haben sie ja zur Selbstständigkeit immer animiert und aufgefordert, und heute bekommen wir das Ergebnis unserer fruchtvollen Bemühungen jederzeit zu spüren. - So ich muss jetzt aufhören, eine meiner Töchter ist aufgestanden und braucht jetzt umgehend ihr Frühstück. - Wenn dieses trefflich gelingt und zur Freude meiner Tochter gereift, dann traue ich mich vielleicht danach zu fragen, ob ich mein Auto heute selber mal haben darf, oder ob es andauernd als Fahrbereitschaft zur Verfügung stehen muss. - Schulferien sind was ausgesprochen Schönes, Drachenflugtag rückt näher, und jeder erntet das, was er sät, und wer den nächsten alten Kalauer jetzt aus der Zeitleiste der Verzweiflung hämmert, der muss heute meine Kinder über das Inselchen kutschieren.



Montag 28.06.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 20,9 Grad - niedrigste Temperatur 16,9 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 29,3 - Temp. Min 11,8 - Feuchte 21 - 68 % Niederschlag 0 mm

Paul kriegt keinen mehr hoch
Schwanzbruch oder nur eine Quetschung?

Der Arzt sagt, alles halb so wild, wer halt sein Teil überall rein hält und nicht schnell genug wieder herauszieht, dem kann so was halt mal passieren. - Und das dem Paul, wo er doch sonst ein Aufrechtträger ist und stolz mit seiner Rute wedelt nach dem Motto, Platz da jetzt komme ich. - Ich weiß nun wieder gar nicht wo Sie hindenken, es geht doch um Paul, unseren Alpha-Kastraten der felinen Sippe, und der hat sich ein handfestes, nein schwanzfestes Aua an seinem Hinterteil zugezogen und kriegt den Schweif einfach nicht mehr in die Höhe. - Die ersten 5 Zentimeter, die gehen noch hoch, dann kommt die Stelle an die nur der Tierarzt fassen darf, und danach hängt dieses sonst so ostentativ präsentierte Teil saftlos nach unten, aber der Tierarzt hat uns versichert, es sei nicht gebrochen, sondern nur gequetscht, und wenn Paul nun seinen Schwanz nicht gleich wieder irgendwo in eine Tür hält oder unter einen Fuß, dann ist in ein paar Tagen die alte Herrlichkeit auch wieder hergestellt. - Aber momentan leidet er noch sehr und sitzt am liebsten herum, weil man in der Position eben nicht sein Schlaffproblem erkennen kann und außerdem tut es ihm einfach noch weh, wenn man an seine heikle Stelle kommt und mal nachschauen will, was ihm da eigentlich fehlt. - Das kann ich nachvollziehen, da stehen dann viele Zweibeiner um das stolze Tier herum und alle wollen ihm an die Wäsche und einer ist schlauer als der andere, aber letztendlich machen sich doch nur alle über den Herrn der Schöpfung lustig und schlagen sogar noch vor, dieses Problem mit kleinen blauen Pillen beheben zu wollen. - Muss ich noch deutlicher werden, wir reden hier über den Schweif des Tieres, über die Rute, und nicht über das andere Körperteil, welches oft eben so fälschlicherweise als Schwanz betitelt wird. - Aber da sind die Menschen ja eh ein bisschen von der Rolle und ohne wirklichen Sachverstand, meinen die doch auch immer noch, Männer hätten Eier. - Frauen haben Eierstöcke, nicht die Männer, um das ein für allemal klarzustellen, und einen Schwanz, den haben weder Frauen noch Männer.

So, jetzt ist es raus, aber es lockt dann halt doch mit diesen frivolen Wortspielen und der Spott den sich Paul in den letzten Tagen anhören musste, der schlägt ihm dann doch ziemlich aufs Gemüt. - Es ist auch ein ziemliches Jammerbild, die einstmals stolze Rute seiner Vorherrschaft hängt geknickt am eleganten Körper, und so liegt er nun da bei uns auf der Terrasse herum und lässt sich von seinen felinen Mitbewohnern abschlecken und von den humanen Familienmitgliedern mal verarschen, mal bemitleiden. - Schmerzen scheint er keine zu haben, so lange man eben das Teil nicht anfässt, oder er eben versucht, seinen Schwanz in vormals gekannte Höhen zu bugsieren. - Drei Tage ist das jetzt auch schon wieder her, und so ein bisschen haben wir das Gefühl, zeigt die Schwanzhebetendenz doch schon ein bisschen wieder nach oben, das kann doch nur ein gutes Zeichen sein. - Auffallend dabei ist aber auch wieder, wie geschlechtsspezifisch auf Pauls Malheur reagiert wird. - Frauen reagieren auf sein "Problem" meist deutlich belustigt und treiben ihre bereits bemerkten Wortspiele mit dem armen Kerl, wobei Männer diese Assoziation auch besitzen, allerdings meist eher mitleidig reagieren, gerade so, als kenne man das Problem mit hängenden Schwänzen. - Es ist schon bemerkenswert, wie einfach wir Menschen uns anhand von körperlichen Leiden unserer Hausgenossen amüsieren, bloß weil irgendein orthopädisch völlig unbeleckter Hirni mal diese Geschichte von den falsch betitelten Körperteilen unter das Volk geworfen hat. - Mit der Zeit wird alles heil, nur die Pfeife hat ihr Teil, und da sind wir dann schon wieder zwar bei Willhelm Busch, und der scheint von spanischen Wortspiele wiederum etwas zu verstehen. - Denn pita ist die Pfeife, aber eben nicht nur die Pfeife…




Aufgrund der Persönlichkeitsrechte des Katers dürfen wir dieses Foto nur zensiert wiedergeben




Montag 28.06.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 55 % - Luftdruck 1018 hPa

Wer mit wem?
Gemeinden auf La Palma unterdrücken die Gretchenfrage

Sparen ist angesagt, das sollte inzwischen jeder verstanden haben, das Staatsdefizit muss deutlich gesenkt werden, damit die Banken und die Finanzjongleure auch weiterhin in Spanien ihren Rubel rollen. - Oder so ähnlich, denn das ist natürlich nicht die offizielle Version, aber Sie haben dabei bestimmt Ihre eigene Definition. - Spanien hat über 8.000 Gemeinden, und mehr als die Hälfte davon hat unter 5.000 Einwohner und das sieht man in Madrid als einfach viel zu teuer und kompliziert an. - Besonders eben, weil diese Gemeinden, eben auch die kleinsten mit nur ein paar Hundert Einwohnern ja auch den gesamten politischen und verwaltungstechnischen Apparat aufweisen müssen. - Angedacht hat man nun in Madrid, mal darüber zu reden, ob es nicht sinnvoll wäre, alle Gemeinden unter 15.000 Einwohner zu eliminieren und der nächsten größeren Gemeinde zu unterstellen. - Man rechnet vor, dass eigentlich nur solche lokalen Korporationen von mindestens 15.000 Einwohnern ein rentables oder vertretbares Verhältnis von Personalkosten in den Haushaltsposten haben, die dann eben einen Überschuss offen lassen für Investitionen und Gelder für die Unterhaltung der lokalen Infrastruktur. - Dabei erklärt man logisch und nüchtern, dass eben der Personalaufwand keineswegs parallel zu der Einwohnerzahl steigt. - Als praktische Beispiele kann man dafür auch die kleinen Gemeinden hier auf La Palma nennen wie Fuencaliente oder Garafía, wo man nahezu 80% des Gesamthaushaltes für Personal ausgeben muss, in den größeren Gemeinden aber nur 50 - 60%. Das hat alles schon Logik und ist sicher nachvollziehbar und man muss sich auch hier wohl irgendwann eingestehen, dass Gemeinden die unter 5.000 Einwohner haben, nicht wirklich funktionierende Gebilde sein können. - Dazu sollte man wissen, auf La Palma gibt es gar 14 Gemeinden, davon haben lediglich 2 über 15.000 Einwohner, Santa Cruz de La Palma und Los Llanos.

Geht man von diesem Gesichtspunkt aus, nur Gemeinden über 15.000 Einwohner erhalten zu wollen, dann sähe die Geschichte ziemlich einfach aus, dann blieben nur 2 Gemeinden übrig und die Aufteilung wäre äußerst einfach nur logisch. - Ostseite und Westseite wären das dann, strittig könnte nur Fuencaliente werden, im Norden wäre die Grenze einfach zu setzen, Garafía ist noch Westseite, Barlovento bereits Osten. - Allerdings kann ich nicht so wirklich an einen derart drastischen Einschnitt glauben, schließlich handelt es sich ja bei dem Vorschlag aus Madrid auch zunächst nur um ein "Verhandlungsangebot". - In Tenerife, Insel mit 31 Gemeinden, ist man mit der Diskussion über eine Gemeindereform schon viel weiter, und hat inzwischen einen Vorschlag gemacht, welcher von den 31 Gemeinden noch ganze 9 übrig lässt. - Man orientiert sich dabei an den alten Verwaltungsbezirken, oder besser Fürstentümer der Ureinwohner. - Das hört sich zunächst wirr und wenig modern an, aber genau aus diesen Fürstentümern sind auch meist später die Gemeinden entstanden, in dem man diese Regionen dann weiter aufteilte. - Allerdings kommt dieser Vorschlag vom illustren Bürgermeister der Hauptstadt Santa Cruz, Miguel Zerolo, auch ein kleiner Fürst mit neureichem Hintergrund, der sehr mit dem Immobilienskandal von Las Teresitas verknebelt ist, aber nichts desto trotz große mediale Wirkung hier auf den Kanaren besitzt. - Die Bürger der anderen Gemeinden hat er dabei nicht gefragt, das ist auch nicht unbedingt Stil der Coalición Canaria, aber immerhin, man spricht öffentlich darüber. - Das macht man hier auf La Palma überhaupt nicht, wohl wissend, dass kaum einem Bürger eine solche Gemeindereform schmecken würde. - Nehmen wir alleine das "Trio Aridane" Tazacorte, Los Llanos und El Paso. - Das war früher schon mal alles eins, nämlich Los Llanos. - Davon spalteten sich unter großen Aufwand wie Beifall Tazacorte und El Paso ab, und das soll man nun alles wieder in einen Topf werfen, das wird schwierig zu erklären sein. - Ähnlich verhält es sich auch mit den "Breñas" und Mazo, vom oberflächlichen Ansehen vielleicht als eine Gemeinde zu betrachten, von Volkes Willen dabei kann aber keine Rede sein. - Vielleicht wäre es aber mal an der Zeit darüber nachzudenken, wie man hier auf der Insel diesen Wahnsinn aufhalten könnte, dass es zahlreiche Gemeinden gibt, die unter 5.000 Einwohner haben, und damit eigentlich gar nicht mehr zahlungsfähig sind. - Besser wir reden jetzt darüber und machen konstruktive Vorschläge, sonst machen das andere für uns, und das wird uns dann sicherlich auch nicht gefallen. - Aber dann könnte man die Schuld zumindest wieder nach außen schieben und müsste sich nicht bei den eigenen Leuten unbeliebt machen. - Ich bin ganz klar für die Eingemeindung von Los Llanos und Tazacorte nach El Paso, das habe ich schon ganz alleine ausdiskutiert und für gut befunden, werde aber diesen Vorschlag nur innerhalb der Gemeindegrenzen von El Paso vorbringen….



Sonntag 27.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 21,6 Grad - niedrigste Temperatur 16,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 28,8 - Temp. Min 11,5 - Feuchte 26 - 72 % Niederschlag 0 mm

4:2
Und einen Gruß an die Oma

Gute Laune wird langsam zu einer deutschen Tugend, und in der Tat, die meiste Zeit des Spieles konnte man sich richtig freuen. - Allerdings muss man vor allem auch den Gegner loben, denn keine Mannschaft ist und spielt dermaßen fair, wie es diese englische Mannschaft macht. - Und auch müssen wir anerkennen, dass es eigentlich eine Situation gab, in der es 2:2 stand und man um Deutschland fürchten musste. Aus diesem Spiel sich dann so anständig und sportlich zu verabschieden wie es die englischen Spieler gemacht haben, das verdient ein Chapeau und den Fairnesspokal nach England. Der Endstand von 4:1 spiegelt auch nicht das wirkliche Kräfteverhältnis wider. - Für uns geht eine gute Zeit weiter und mit spürbarer Freude habe ich auch die Kommentare meiner fußballerisch viel versierteren Freunde vernommen, die bei vielen deutschen Spielzügen mit absoluter Hochachtung vor dieser Mannschaft schon ein bisschen ängstlich nachrechneten, wann es denn frühestens zu einem spanisch-deutschen Aufeinandertreffen kommen könnte. - Wären da nicht immer wieder die schusseligen Momente, in denen diese junge Truppe so ziellos neben sich steht und das Spiel an sich vorbeirauschen lässt. - Zweimal weltmeisterliche 20 Minuten und das hat heute noch gereicht, auch weil Glück inzwischen wohl eine deutsche Tugend geworden ist. - Dann noch dieser süße Bengel, der Müller Thomas, der nach diesem Spiel vor der Kamera seine beiden Omas grüßt. - Das passt alles und macht Spaß auf mehr, diese Nutella-Truppe kann so gut Fußball spielen und kommt dabei auch noch sympathisch rüber, dass man dagegen das prahlerische Gehabe eines Cristiano Ronaldo oder die Koksfresse eines Maradona daneben mit deutlichem Abstand betrachtet. - Ich hatte mich ja eh schon gewundert, dass ich mich noch mal für Fußball begeistern kann, wo ich doch in der Beziehung ein absoluter Spätentwickler bin, aber es hat sich gelohnt, dass meine Töchter bei mir den Versuch nie aufgegeben haben, es doch mal mit dieser manchmal so lustigen Sportart zu versuchen. - Vielleicht liegt es ja doch an diesem Trainer, der zunächst so verschlossen wirkt und gar keine großen Gesten kennt, sondern eben Arbeit und Erfolg. - Auf La Palma ist heute wieder nichts passiert, die sitzen hier auch alle vor den Fernsehern, manche mit einem ziemlich dicken Kopf noch von der großen Sause der Romería in Los Llanos und das Wetter macht heute auch mal auf bedeckt, so dass sich das Sofa als absolut sonntagsgerechter Aufenthaltsort qualifiziert. - Mehr gibt es deswegen heute Abend auch nicht von dieser Seite, wir sind noch ganz vermüllert und müssen auch noch ein bisschen arbeiten, bevor wir uns das nächste Spiel am heutigen Tag gönnen.


Sonntag 27.06.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 52 % - Luftdruck 1018 hPa

Endemisch bis hin zu den Handschellen
Die "Neue Polizei" gibt ihr Debüt auf der Bajada

Guardia Civil, Policía Nacional, Policía Municipal. Drei Polizeikörper kümmern sich heute bereits um unser Wohlergehen und Sicherheitsbedürfnis, und manchmal wissen wir heute bereits nicht, an welche Polizei wir uns wenden sollen, wenn dieses oder jenes passiert ist. - Vergleichbar mit deutschen Strukturen sind die "Polizeien" eh nicht, vielleicht könnte man es am besten noch so germanisieren: - Die Guardia Civil ist die Polizei an sich, die Policía Nacional wie der Bundesgrenzschutz und die Policia Municipal hat Aufgaben wie lokale Ordnungsämter, aber mit deutlich weiter reichenden Befugnissen. - In dieses, manchmal schon undeutlich definierte Betätigungsfeld hinein, packen wir jetzt noch eine vierte Polizeitruppe, die Policía Autonómica Canaria, von den allermeisten abwertend nur "Guachancha" genannt, ein Wortspiel, dessen Ursprung die baskische autonome Polizei "Ertzaintza" und eben die Ureinwohner der Kanaren, die Guanchen sind. - Warum man nun einen vierten Polizeikörper aufstellt, anstatt die bereits vorhandenen nach Bedarf vergrößert oder verstärkt, das liegt ganz alleine am Autonomiestreben der kanarischen Regionalregierung. - Die beiden "wirklichen" Polizeikräfte, also die Guardia Civil und die Policía Nacional sind beide staatlich aus Madrid gesteuert und die "Municipales" rein lokale Kräfte, wie man das von den Sheriffs aus dem Land der unbegrenzten Weisheiten kennt. - Keine Polizei, welche auf das Wort unserer autonomen Regierung hört, das kann solch Regionalfürsten wie den Patronen der Coalición Canaria nicht gefallen, also wird, gegen Volkes Wille, gegen Sinn und Verstand und gegen die Aufgabe öffentliche Ausgaben drastisch zu reduzieren eine vierte Polizeitruppe aus dem Boden gestampft. - Und das, obwohl diese Polizei noch gar keine Aufgaben zugewiesen bekommen hat, und auch noch nicht vom Innenministerium im Madrid abgesegnet ist.

Das Recht auf eine autonome Polizeitruppe gibt es wohl, allerdings wäre dazu eine Absprache mit dem Innenministerium nötig, so wie das im Baskenland mit der "Ertzaintza" und in Katalonien mit den "Mossos d´Esquadra" geschehen ist. - Dort ersetzen diese autonomen Kräfte teilweise die Policía Nacional, aber eben in Absprache mit den staatlichen Kräften und auch aus, wenn auch nicht immer einfach zu verstehenden regionalen Eigenheiten. - Diese Absprachen mit den staatlichen Exekutiven und auch die regionalen Notwendigkeiten fehlen aber hier auf den Kanaren gänzlich für die Einführung dieser regionalen Polizeitruppe, so dass man als Einsatzgebiet für diese Truppe lediglich Personen- oder Gebäudeschutz herleiten kann, was diesen Polizeikörper somit zu einem regionalen und von öffentlichen Geldern bezahlten Wachschutz degradiert. - Die Frage, ob diese Polizei überhaupt juristisch einwandfreie Kompetenzen besitzt ist ebenso wenig geklärt, wie die Akzeptanz dieser Truppe bei der Bevölkerung. - Eben gerade die Bürger haben sich häufig und auch lautstark gegen diesen neuen Kostenfaktor gestellt, besonders in Zeiten in denen man aus Sparmaßnahmen an Projekten im Gesundheitswesen und der Schulbildung spart, hat niemand hier Verständnis, dass man sich nun eine bunte Truppe an Prätorianern heranzieht, die eigentlich überhaupt keine Aufgabe hat. - Hat sie doch, das will man uns nun beweisen, und so hat die Policía Autonómica Canaria, die bereits über 100 Polizisten und schicke Uniformen verfügt ihren ersten offiziellen Einsatz bei der Bajada de la Virgen de Las Nieves ab dem 30. Juni hier auf La Palma. - Streife sollen da 40 Agenten der "Guachancha" laufen, um so die öffentliche Sicherheit zu garantieren, man will also Präsenz zeigen und auf einem der friedlichsten Feste mit religiösem Hintergrund gleich eine Bewährungsprobe bestehen. - Was gibt es da zu tun? - Ein paar Betrunkene aus dem Weg räumen, ein paar Jugendliche verscheuchen, die abseits der offiziellen Akte ihren Ghettoblaster ausprobieren und einfach nur der Bevölkerung neue Farben im gewohnten Grün und Blau der bisherigen Polizeikörper zeigen. - Den Verkehr regeln, das dürfen die schon wieder gar nicht, dazu fehlt ihnen die Befugnis. - Es wird also bunt auf dieser Bajada, und auch auf die ersten Zusammentreffen der "echten" Polizei mit den Kollegen der Policía Autonómica Canaria darf man gespannt sein.





Samstag 26.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 16,4 Grad

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Kurzgeschichten
Wasser, Geld und eine gute Reise

Was fürchtet der Pedro Normalpalmero am allermeisten? Schwiegermütter, neue politische Parteien, Bierpreiserhöhung oder einen neuen Bananenschädling? - Nein, es sind die Waldbrände, welche hier immer wieder die Menschen geradezu erzittern lassen. - Sicher wissen wir ja, dass Feuer auch eine menschliche Grundangst ist, und man sich solch einem Flächenbrand meist ziemlich hilflos ausgesetzt fühlt, auch weil aufgrund unserer abrupten Orographie diese Feuer nur äußerst schwierig und meist nur aus der Luft zu löschen sind. - Das aber ist ein schwieriges Umfangen und nachts können die Helikopter und Flugzeuge eben auch nicht fliegen, aber anders bekommt man eben kein Wasser in die abgelegenen und steilen Teile unserer Insel. - Das aber soll anders werden, nun auch auf der Cumbre Vieja. - Im Norden der Insel hat man schon seit ein paar Jahren damit begonnen, große Teile des Geländes mit Druckwasserleitungen zu durchziehen, die eben dann im Brandfall benutzt werden sollen, um das Feuer dann an strategisch wichtigen Stellen zu stoppen. - Eine gute Idee, sicher effektiv, aber teuer und aufwendig. - Aber man kann sich seitens der Autoritäten hier sicher sein, dass die Bewohner eben bei solchen Ausgaben nicht mit dem Finger oder einem Vertrauensentzug drohen, sondern solchen Maßnahmen sogar gerne zustimmen. - Man hatte auch schon die Cumbre Vieja mit in diese Pläne einbezogen, aber zunächst mal hinten angestellt, weil eigentlich der Norden der Insel der Schwerpunkt unserer Waldbrände ist. - Nach dem verheerenden Feuer im vergangenen August ändert sich nun der Betrachterwinkel, und man will zunächst jetzt alle Aufmerksamkeiten der Cumbre Vieja zuwenden, die ja beim letzten Feuer so sehr im Mittelpunkt stand. - Mehrere Millionen Euro kostet dieses Vorhaben, und meinetwegen können die das gerne vom Konto für die Autobahn abbuchen, dann steckt man das Geld wenigstens in sinnvolle Geschichten. - Die Opposition meint wieder dazu, das verkünden die jetzt nur aus Wahlkampfgründen. Wohl möglich, aber wenn man so die Politik zum Handeln bringt, dann möchte ich jedes Jahr Wahlkampf haben.

Damit sind wir auch schon wieder bei der Politik und dem Wahlkampf. - Die Mitglieder der Inselregierung sind nun mit bereits aus Madrid vorgelebter Selbstkasteiung dran, und kürzen ab kommenden Monat ihre Bezüge. - Ja, Sie haben richtig gelesen, bei uns senken sich die Politiker ihre Einkommen, und das auch noch ganz freiwillig. - Ganz freiwillig dann aber doch wieder nicht, denn unser Regierungspräsident in Madrid ist ja bei seinem Sparpaket welches er durchs Land geschleppt hat mit gutem Beispiel vorangegangen, und hat seine Bezüge gleich um 15% gesenkt und die seiner Minister und Regierungsangestellten gleich mit. - Jetzt fühlen sich auch die anderen politischen Korporationen genötigt, in dieser Selbstkasteiung mitzumachen und langsam, fast schleichend, kommen alle anderen auch mit solchen Plänen rüber, aber meist etwas weniger anspruchsvoll im Paket als das Zapatero vorgemacht hat. - Das Gobierno de Canarias hat Einschnitte von bis zu 12% verkündet, und nun steigt die Inselregierung La Palmas hinterher und verkündet eine Kürzung von 9% für die Bezüge der Inselpräsidentin und der "Consejeros", also der Räte um 8%. - Von Kolumnisten wird dieser Schritt als zu gering und zu spät gegeißelt, klar, wenn man Monate später solche dann doch vorzugsweise populistische Maßnahmen einleitet, und dann die auch noch geringer ausfallen als die der Zentralregierung, dann wirkt das nicht wirklich überzeugend. - Aber besser als nichts, Sparen kann so wichtig und auch so sinnvoll sein, wenn damit die Gutverdiener Einschnitte für die wenig betuchte Unterschicht verhindern können. - Ob das ausreicht werden wir sehen. - Aber man könnte eigentlich schon von einem Wink mit dem Zaunpfahl für die deutsche Regierung sprechen, die haben ja Wochen nach Zapatero auch die hohe Kunst des Sparens entdeckt, allerdings sich selbst dabei ausgeklammert und die Last lieber nach unten verschoben. - Was man hier nun noch abwartet, das sind die Gehälter der Bürgermeister und Stadträte. - Auch da erwarten wir "freiwillige" Selbstkontrollen, allerdings noch näher an den Wahltermin gerückt und ich könnte mir vorstellen, dass da so mancher Kollege rein aus wahltaktischen Gründen sogar mit Dumpingdiäten locken will. - `nen Bürgermeister für´s halbe Geld, da greifen wir doch gerne zu, und wenn es noch ein paar Stadträte für kleines Geld dazu gibt, dann erst recht. - Na ja, das führt aber dann dazu, dass nur noch Menschen in die Lokalpolitik streben, die ihr Nest schon gebaut haben und eigentlich gar nicht auf dieses Einkommen angewiesen sind, und da darf man dann sofort wieder Klientelpolitik vermuten. Aber das ist eine andere Geschichte für einen anderen Tag, Sie können sich aber sicher sein, dass ich das ganz aufmerksam verfolgen werde.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das trifft wohl schon zu, aber auch nur dann, wenn der Reisende auch erzählen kann. So sind gute Reisebereichte dann auch nicht so häufig gestreut wie man das vielleicht meinen möchte. - Einen sehr empfehlenswerten Reisebericht über La Palma darf ich Ihnen aber hier an dieser Stelle nun empfehlen. - Natürlich einen Reisebericht über La Palma, und mit beeindruckenden Fotos hinterlegt, die eine sehr treffende Auswahl für diese so begeisterungswürdige Insel findet. - Dazu fein akzentuierte Texte, und eben dieser "jungfräuliche" Blick von außen, der nicht durch Betriebsblindheit und Subjektivität getrübt ist, wie es in meinen Texten halt so der Fall ist. - Die Schatzinsel nennt Ralph Stenzel so diese Insel in seinem zehnteiligen Text über die Insel, die er in einem Blog auch anderen Interessierten anbietet. - Also, wer sich mal nicht mit lokalen Groß- Mittel- oder Kleinereignissen beschäftigen will, sondern die Insel aus Betrachterweise anlesen will, der kann das HIER in hervorragender Form machen.



Samstag 26.06.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1017 hPa

Schule ade
Scheiden ist schee

Sonst reimt es sich ja nicht… "Graduación" nennt sich dieser feierliche Akt, den wir gestern das erste Mal auch auf eigenen Antrieb hin besuchen durften. - Schulabschluss der Oberstufe, es werden die Schüler feierlich verabschiedet welche die Universitätszulassung bekommen haben, genau so wie die Pennäler die nun die "4.ESO" erfolgreich hinter sich gebracht haben, was wir mal locker mit mittlerer Reife übersetzen, sowie die Schüler, welche einen berufsorientierten Abschluss erlangt haben. - Jede Schule macht das für sich, zunächst ein öffentlicher Akt mit Übergabe der Diplome und dann gehen die Schüler alleine mit den Lehrern noch irgendwo hin essen oder gar auf einen Ball. - Für das "IES El Paso" fand der offizielle Teil im "Recinto Ferial" statt, dem Gemeindesaal könnte man sagen, so dermaßen schmucklose Mehrzweckraum, dass man den bereits als zeitlos betiteln könnte. - Macht nichts, aber gespannt waren natürlich alle, ob das nun eine reine Schüler - Lehrer - Mütter Veranstaltung würde, denn zeitgleich fand ja auch das letzt Gruppenspiel Spaniens statt, wo es doch immerhin noch um den Einzug ins Viertelfinale ging. - Es waren wenige Männer da, aber es waren zumindest welche da, auch wenn man bei vielen schon den Drang der schnellen Flucht spüren konnte. - Lobreden, immer und immer wieder, aber zum Teil äußerst wahrhaftig und engagiert vorgetragen, zumindest wenn bestimmte Schüler etwas zu sagen hatten. - Lustig bis peinlich dann noch der Auftritt des Stadtrates der für Bildung zuständig ist, und zunächst mal den Bürgermeister entschuldigte, der könne nicht kommen, er sei ein viel beschäftigter Mann. - Ein Raunen ging durch die Reihen und überall tuschelte man sich zu: Der sitzt in seiner Bodega und guckt Fußball… Macht auch nichts, den braucht auf einer solchen Veranstaltung auch niemand, denn die allermeisten die dort heute bereits mit dem Abitur verabschiedet wurden, die verlassen den Ort sowieso um zu studieren, und die wenigsten davon werden jemals außer zu den Ferien zurückkommen. - Das macht das Ganze ja auch noch so ein bisschen wehmütig, und in so manchem mütterlichen Gesichtsausdruck ahnte man auch bereits diese elterliche Verlustangst. - Natürlich aufgefangen an einem solchen Feierabend von der Freude und dem Stolz, dass nun die eigene Brut diese Prüfungen erfolgreich hinter sich gebracht haben. - Für die Jahrgangsstufe unserer Tochter galt das natürlich nicht, die müssen ja noch mal mindestens 2 Jahre ran, dann nehme auch ich Taschentücher mit. - Für meine Frau selbstverständlich, wo denken Sie denn hin…

Schwierig war die Kleiderauswahl und die notwendigen Friseurbesuche tagsüber termingerecht zu arrangieren, und wenn eine solche Veranstaltung um 19:00 anfängt, dann ist das Badezimmer bei uns ab 15:00 Uhr dicht belegt von drei Frauen. - Gut, dass wir auch ein Männerbad haben, wo es nur kaltes Wasser gibt, welches die Damen also nicht so gerne frequentieren, weil man sich mit kaltem Wasser so schlecht die Beine rasieren kann. - Ich habe denen nie verraten, dass man eigentlich nur den Elektroboiler einstecken muss, dann hätte man auch im Männerbad warmes Wasser, aber so lange die nicht selber darauf kommen, so lange haben ich bei dreifacher Damenauftriebstoilette immer noch ein unangetastetes Refugium für mich. - Das "Kleine Schwarze" ist natürlich notwendig an einem solchen Tag, und als ich meine Tochter betrachtete fiel mir auf, wie klein die Bedeutung des Wortes Klein sein kann, aber in solchen Momenten habe ich längst gelernt, den hausbackenen Vater im limbischen System stecken zu lassen. - Natürlich ist es mir auch immer noch ein Rätsel, wie man auf solchen Schuhen laufen kann, aber es geht, man muss dann halt als wohlfeiler Familienvater die Tochter nur nahe genug an den Ort des Geschehens heranfahren. - Aber auch nicht zu nah, denn wir haben ja immer noch das Handicap eines bäuerlichen Fahrzeuges, mit Ladefläche und nur 2 Türen, und aus dem kann man sich ja nicht unter den Blicken anderer halbbedeckter Teenager würdevoll und elegant herausschälen. - Vielleicht sollte ich mir für die nächste "Graduación" einen Mietwagen ausleihen, oder eine Limousine, denn es ist nicht damit zu rechnen, dass mein japanischer Esel mit dem Beinahmen Toyota bis dahin kaputt geht. - Aber auch an meiner Kleidung wurde gefeilt, denn Jeans und T-Shirt, oder die bei mir im Winter, also von Oktober bis Juni getragene Kutte von Hans Wolfshaut sind natürlich auf solchen Festen kein Go. - Irgendwo im Kleiderschrank fand ich dann noch eine graue Hose und ein Hemd ohne Flecken, und da ich über 25 Jahre alt bin, musste ich mir auch die Beine nicht rasieren, weil man ab dem Alter hier keine kurzen Hosen mehr trägt. - Ansonsten, glauben Sie es mir, sind halblange Hosen hier inzwischen bei den Jugendlichen beliebt, und dann heißt, es auch für die Jungs, Depilieren anstatt Nasebohren. - Der Abend endete gnädig, für alle Beteiligten. - Nach der Übergabe des Diploms an meine Tochter durfte ich mich unsichtbar machen und konnte gerade noch ein bisschen vom Spiel sehen, um dann ein paar der Gesamtkunstwerke in Stoff, Parfum und frohe Laune gewickelte Teenager noch zum Essen nach Los Llanos zu fahren, wo man sich dann in einem netten Restaurant in kleineren Grüppchen noch ein opulentes Mahl gönnte. - Nun muss ich gut auf meine graue Hose aufpassen und das letzte Hemd mit Kragen, das wird jetzt gut verpackt irgendwo eingeschlossen und kommt erst in zwei Jahren wieder zum Einsatz. - Nur gut, dass meine Töchter noch nicht mitbekommen haben, dass ich sogar noch drei Krawatten besitze, aber die hole ich nicht vor der Hochzeit einer der Damen aus dem Schrank, man muss doch immer noch einen draufsetzen können, oder?








Freitag 25.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 31 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 17,8 Grad

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La Palma gastronomisch
Gutbürgerlich bis verschwommen

Der deutschen Küche ging es vor etwa 30 - 40 Jahren genau so, das war als das Cordon Bleu aufkam, das Cevapcici, das Schlemmerfilet Bordelaise, und Sauerbraten mit Klößen und Pichelsteiner plötzlich als dekadent und revanchistisch galten. - So etwa benimmt sich inzwischen auch der Großteil der palmerischen Gastronomie und behält als einzige Reminiszenzen zur traditionellen Küche den Kichererbseneintopf, den Mojo und vielleicht noch den abgrundtief süßen Nachtisch bienmesabe. - Selbst das Heiligtum Papas arrugadas wird bereits ins Kioskniveau abgeschoben, wer ein Restaurant zu sein vorgibt und keine Parrilla oder eben Kiosk, der hält diese göttliche Art der Zubereitung kleiner Kartöffelchen für prekären Bauernschmaus. - Und glauben Sie nicht, Schweinefleisch in großen Mengen auf dem Grill gebraten wären traditionelle Küche, das ist lediglich ein Zugeständnis an den großen Proteinhunger ehemaliger Magerkostverdrücker. - Palmerische Küche war eine Mangelküche, die in wunderbarem Phantasiereichtum die Feldfrüchte mit etwas Fisch oder eben ab und zu einem Stück Fleisch oder Speck sonntagstauglich gemacht hat. - Eintöpfe mit allen nur erdenklichen Gemüsen die hinter dem Haus wuchsen, angedickt mit Weizenschrot oder begleitet von Gofio, dazu ein Stück frischen Ziegenkäse und das gab es dreimal am Tag und am kommenden Morgen noch mal kalt, bevor der Vater mit den Kindern und den Ziegen in die Berge auf die Weiden zog. - Geblieben davon sind wohl noch die Rezepte, und vielleicht ist es vielen sogar bis heute noch ein bisschen peinlich, solch traditionelle Mangelküche in der Gastronomie erneut mit frischen Zutaten und Ideen aufzurollen. - Zuhause wird wohl noch ab und zu so gekocht, aber die jüngeren Generationen sind längst auf das umgestiegen was man hier inzwischen modernen Küche nennt, aber eigentlich ein heilloses Durcheinander von Einflüssen aus allen nur erdenklichen Ecken ist und immer noch den Sättigungsgrad einer Speise vor den lukullischen Hintergrund stellt. - Zur Ehrenrettung möchte ich hier aber auch wieder betonen, dass viele gastronomische Betriebe hier auf der Insel immer wieder versuchen wirklich neue Küche zu zaubern, aber wir sind hier eben kein solch breit gefächertes Publikum, dass man viele Schienen nebeneinander effizient anbieten kann. - Was man inzwischen als "gutbürgerlich aufgeräumt" hier gut anbieten kann, das ist eine Vielzahl an Lokalen, die eben gegrillte Fleisch- und Fischsspezialitäten anbieten, und das hervorragend machen, ohne damit allerdings traditionelle Küche demonstrieren. - Oder ist es so, dass Dinge nach 40 Jahren bereits Tradition werden, dann möchte ich mich gerne korrigieren. - Dabei kommt es natürlich dann sehr wohl auf die Qualität des Rohproduktes und der Fingerfertigkeit des Kochs an, ob denn die gegrillten Koteletts oder die Sardinen auch wirklich munden, und wer dann noch weiter verwegen ist, der bietet sogar noch Sättigungsbeilagen oberhalb der Schiene Pommes Frites an, was aber wiederum oft das heimische Publikum verprellt, wenn da plötzlich Gratin oder frisches Gemüse auf dem Teller mit landen. - Diese "Schmutzitäten" werden dann mit einem Murren auf den Tellerrand geschoben, um sich ungestört der Fleischportion dann widmen zu können. Restaurants die sich fast ausschließlich um Immigranten und Gäste bemühen gibt es auch, fast möchte man dabei von einer Parallelgesellschaft sprechen, weil das oft in die Richtung Körner, vegetarisch bis hin zu Kompostfood geht. - Aber eben jedem sein Pläsierchen, und spätestens bei Musik und dem Abendessen hört jede Objektivität auf, und man sollte es dann tunlichst unterlassen über Tokio Hotel oder Burger King zu diskutieren. - Na ja, Tokio Hotel macht auch noch den Regenwald kaputt, wegen der vielen Rindviecher, die diese Musik hören….

Wer sich also um einen Restaurantführer der Insel bemühen möchte, der hat nicht nur große Wege und ein strammes Maß an Enzymen vor sich, sondern watet eben auch durch eine breite Palette eines gastronomischen Angebotes, welches man fairerweise gar nicht miteinander vergleichen sollte. - Da ist auch noch die große Gruppe der venezolanischen Restaurants oder Imbisse, die nun wieder ganz andere Wertungen an den lukullischen Hintergrund stellen und inzwischen aber weit verbreitet sind auf der Insel. - Wer von uns will nun tatsächlich hingehen und behaupten, den Originalgeschmack von Cachapas, Tequeños und Arepas bestimmen zu können, spätestens da kann man einfach nur noch sagen, das ist nicht meins, oder das finde ich gut. - Aber überhaupt ist es extrem schwierig Restaurants zu bewerten, da man immer auch den Anspruch der Wirte und auch der Gäste mit einbeziehen muss, den Preis, die Lage, die Umstände und was auch immer noch den Wirt oder die Bedienung an dem Tag vielleicht berührt hat. - Deshalb gibt es klugerweise auch nur eine Restaurantliste, die sich darauf beschränkt auf das gastronomische Angebot hinzuweisen, und wenn dann überhaupt mal sich nur lobend betätigt, aber eben nicht vernichtend. - Gut so, dann meist sind subjektive Eindrücke eben dafür verantwortlich, wenn irgendeine Bude plötzlich als "no go" ausgewiesen wird, und mir persönlich ist es auch schon oft so gegangen, dass Leute dieses oder jenes Restaurant so empfohlen hatten, wo wir seit Jahren schon nicht mehr hingehen, weil es uns nicht zusagt. - Also diese Restaurantliste kann ein gutes Informationswerkzeug werden. - Werden schreibe ich deshalb, weil diese Liste einfach noch nicht komplett ist und natürlich die Fluktuation hier auf dem gastronomischen Markt auch beachtet werden muss. - Hilfreich für Gäste und Immigranten ist die Liste auf jeden Fall schon, aber eben auch auf Ihre Mithilfe angewiesen, da die Autoren nun einmal nicht hier auf der Insel wohnen, und sowieso nicht andauernd auf der Insel herumfahren und Ruhetage, Öffnungszeiten oder eventuelle Pächterwechsel sofort mitbekommen. - Also, schreiben Sie den Autoren Ihre Komplettierungsvorschläge, oder falls es da Restaurants gibt, die noch gar nicht erscheinen, nur zu. HIER geht es zu der Liste im PDF-Format, aber davor noch ein paar Hinweise von mir.



Freitag 25.06.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1017 hPa

Weltbiosphärenreservatskäsesiegelverordnung
Nur "alter Käse" siegelreif

Seit dem Jahr 2002 gibt es auf La Palma ein DO "Denominación de Origen del Queso Palmero" für Ziegenkäse. - Diesem illustren Verband, der sich eigentlich berufen fühlt, palmerischen Ziegenkäse besser zu vermarkten und einheitliche Qualitätsstandards durchsetzen soll, ist es nie geglückt, wirklich den hiesigen Markt zu erreichen. - Zwar sind etwa die Hälfte der Käseproduzenten der Insel diesem Verein angeschlossen, aber das begehrte Siegel, welches ja dann die Verkaufsförderung bringen soll, das erhält nur gerade 10% der Käsemenge, die hier auf La Palma produziert wird. - Grund für dieses knappe Versiegeln unserer Käse sind nicht etwa mangelnde Qualität oder komplette Ablehnung dieses Siegels, sondern die Statuten, welche das Konsortium des Käse-DO vorschreibt. - So können nur Käse dieses Siegel erhalten die aus Herden von Ziegen stammen, die ausschließlich der "Raza Palmera" angehören. - Das ist die hier vorkommende Ziege, eine Mischung afrikanischer Ziegen und den ersten Tieren welche die Eroberer mitgebracht haben. - Diese Rasse hat sich bis heute recht "rein" gehalten, da diese Tiere hervorragend für das raue Klima und das einseitige Futterangebot in den hohen Regionen der Insel ist. - Aber diese Ziege gibt deutlich weniger Milch als viele andere Rassen, so hat man spätestens seit der Motorisierung der Landwirtschaft auch die Rasse "Majorera" (aus Fuerteventura stammend) hier eingeführt. - Die ist anspruchvoller im Futter, braucht also neben den hiesigen Weideerträgen noch zusätzliche Nahrung, gibt aber dafür deutlich mehr Milch. - Zweites Handicap ist die Tatsache, dass lediglich das Siegel für Käse verabreicht wird, der mindestens 6 Monate gereift ist, nicht aber für frischen Ziegenkäse, weil es für solche keinen Qualitätsstandard gibt, wie eben für gereifte Käse. - Aber hier isst man den Käse eben fast ausschließlich als Frischkäse, maximal 7 Tage gibt man diesen lecker saftigen Laiben, dann mag ihn hier eh kein Mensch mehr.

Was soll das Ganze dann, fragen sich viele Hersteller wie auch die Beobachter der Käseszene, und der Verbraucher hier vor Ort, den interessiert das schon überhaupt nicht, kauft der doch den Käse von "seinem" Produzenten von immer, sei der nun siegelbehangen oder nicht. - Lediglich für den Export wäre also das Siegel ein interessantes Werbeargument, aber wir exportieren sehr wenig Käse, und wenn dann Frischkäse nach Tenerife, und die bekommen ja das Siegel auch wieder nicht. - Jetzt stellt man so den Verein Denominación de Origen (DO) del Queso Palmero damit grundsätzlich in Frage, denn warum sollen die Landwirte in eine Organisation einzahlen, welche lediglich Kosten verursacht und fragwürdige Auflagen stellt, die hinterher keinen Nutzen in der Stunde der Vermarktung bringen. - Allerdings ist das Konsortium welches sich um die Reinrassigkeit unserer Ziegenherden bemüht auch ein Lieblingskind unserer Inselregierung, denn alles was mit Endemie und Traditionen zu tun hat erscheint denen schützenswert, und so wird diese Organisation auch mit öffentlichen Geldern aufrecht erhalten, denn alleine von den Beiträgen der Käseproduzenten könnte man das nicht bringen. - So gab es dann auch den Zwiespalt um das Siegel des Weltbiosphärenreservatssiegel, welches noch neben dem DO auf dem Käse prangen könnte, aber da will eben das Konsortium des DO erreichen, dass auch wieder nur das eine Siegel den Käse zieren darf, wenn es die Auflagen des anderen Siegels erfüllt. - Da stehen sich wieder einige selbst im Weg, und den Ziegenkäseproduzenten geht das ziemlich am Ziegenbock vorbei, den Verbrauchern auch, und den Ziegen erst recht. - Zumal es wirklich fragwürdig ist, dass nur die Milch der "reinen Rasse" das Siegel erhalten soll, und andere immigrierte Ziegen, auch wenn die schon in der dritten oder vierten Generation hier auf der Insel sind, eben nicht. - So bleibt die Freude ums das Siegel ungefähr, wie so vieles hier, was an eigentlich gut gemeinten Instanzen sich so alles um Qualität, Anspruch und Marketing kümmern will. - Dabei hat man aber sowohl den Wirt wie auch den Gast vergessen, sondern eine Rechnung gemacht, die eigentlich keiner braucht und keiner will.



Donnerstag 24.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 36 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 16,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 31,7 - Temp. Min 14,0 - Feuchte 20 - 42 % Niederschlag 0 mm

Weiterbildung,
wenn die Bildung nicht reicht

Die Krise hat viele Gesichter. - Und meistens lächeln diese Gesichter nicht unbedingt. - Wege aus der Krise sucht die Politik, hierzulande irgendwie ohne rechten Erfolg, aber auch jeder einzelne ist aufgerufen dazu, seine eigene Position zu überprüfen, und ob man denn nicht auch aus eigenem Antrieb, aus eigenen Ressourcen, seinen "Wert" für den Arbeitsmarkt zu steigern. - Wir haben ja vor einiger Zeit schon mal darüber berichtet, dass trotz sinkender Geburtenraten die Zahl der Studenten auf den Kanaren ansteigt, was auch darauf zurückzuführen ist, dass man erkannt hat, Bildung erleichtert spätere Berufschancen. - Ob man dann die ganzen Akademiker auch brauchen kann, das ist eine andere Frage, aber viele Familien machen sich wohl ernsthafte Gedanken darüber, ihren Kindern so viel Bildung mitzugeben wie nur irgendwie möglich. - Gerade die Sektoren Bauwirtschaft und Tourismus saugen eben nicht mehr so gierig viele Arbeitskräfte auf, die lieber den Weg der schnellen Arbeit gewühlt haben, als sich auf der Schulbank weiter zu bemühen. - Und es sieht nicht so aus, als würde hier der Sektor Bauwirtschaft kurz-, oder gar mittelfristig wieder erholen können. - Zu groß ist das Überangebot an Infrastrukturen und zu wenig öffentliche Gelder bleiben übrig, um weiter an der mal endlos scheinenden Baufront meist schnelles, und manchmal sogar gutes Geld zu machen. - Andere Branchen leiden parallel, die Landwirtschaft braucht nur saisonweise Zusatzkräfte, und diese Jobs sind bereits traditionell an noch billigere Arbeitskräfte aus anderen Ländern vergeben. Im Tourismus gibt es seit jeher eine Zwei, manchmal sogar eine Dreiklassengesellschaft, und unausgebildete Kräfte dort verdienen sehr wenig Geld und es gibt kaum Aufstiegschancen aus den unteren Betätigungsfeldern heraus. - Zusätzlich steckt diese Branche ja auch in der, oder in einer Krise, und versucht eher durch Entlassungen weiter an Kosten zu sparen.

Nicht wirklich gute Aussichten für Menschen die sich ohne Berufsausbildung oder Studium dem Arbeitsmarkt anbieten und so greifen immer mehr Arbeitssuchende zu den Möglichkeiten der Fortbildung. - Aus Tenerife, genauer gesagt aus Los Cristianos im Süden der Insel, meldet man nun eine enormen Ansturm an die offizielle Sprachschule, die dort Englisch, Französisch, Deutsch und sogar Chinesisch anbietet. - Dort ist nun die Immatrikulation offen, und um bloß einen Platz dort auf der Schule zu ergattern, stellten sich die ersten Interessenten bereits den Abend vor der Öffnung am Büro an. - Am Tag der Einschreibung gab es enorm lange Schlangen und man konnte am ersten Tag überhaupt nicht alle Anträge bearbeiten, so viele Interessenten stellten sich vor. - Die allermeisten wollen einen Englischkurs belegen, danach ist Deutsch angesagt, und wie viele davon sich dem Chinesischkurs antun, darüber wird nichts bereichtet. - Los Cristianos liegt gleich neben der großen Ferienregion von Playa de los Americanos, wo es tausende an Arbeitsplätzen gibt, aber eben auch immer mehr Konkurrenz zwischen den Arbeitssuchenden, und wer Sprachen spricht, der hat natürlich im Tourismus die Nase vorne. - Eine verständliche Reaktion auf die Bewegungen am Arbeitsmarkt und die Firmen dürfen sich nun freuen, dass man noch größere Auswahl beim Personal hat und dass sich dieses Personal auf eigenen Kosten auch noch selbst weiterbildet. - Das könnte man auch wieder ganz einfach so betiteln, der Kapitalismus macht sich seinen Rohstoff gefügig. - Wobei Rohstoff im Massentourismus eben Sonne, Sand, Meer und billige Arbeitskräfte sind. - Noch eine weiter Lehre entnehmen wird dem allerdings und die ist wenig schmeichelhaft für unser Bildungssystem. Alle hier lernen auf der Schule Englisch, seit vielen Jahren sogar bereits ab der ersten Klasse. -Wer also seine Pflichtschuljahre absolviert, der hat 10 Jahre Englisch auf dem Buckelchen, das sollte doch genügen, sich für den Arbeitsmarkt als "englischsprachig" anbieten zu können. - Aber leider ist unser Fremdsprachenunterricht immer noch ein leidiges Stiefkind und auf die Idee, Fremdsprachen von Lehrern ausüben zu lassen, die ihre Muttersprache lehren können, darauf will man hier, aus welchen Gründen auch immer, einfach nicht kommen. - Das was da versäumt wurde, das muss nun in anstrengenden Schulstunden neben der Arbeit extra nachgeholt werden und sollte dringend der Schulbehörde Anstoß sein, bei den Fremdsprachenunterricht auf den öffentlichen Schulen deutlich nachzulegen.



Donnerstag 24.06.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1017 hPa

Schland oh Schland,
der gute Deutsche Mesut

Mir ging es gestern Abend sowieso nicht gut. - Irgendein Infekt oder Defekt wollte mir unbedingt den Abend versauen, aber so schlimm, dass ich mir das Spiel nicht ansehen konnte war es dann auch wieder nicht. - Allerdings trug das Spiel nicht gerade dazu bei, meine körperlichen Leiden genesen zu lassen, endlich wieder das bekannte deutsche Muster, wir zittern uns weiter und irgendwie greift dann doch noch mal das Glück des Tüchtigen. - Aber mal Hand aufs Herz, das Glück des Tüchtigen fehlte den Ghanaern heftig, denn die haben ein ums andere Mal riesige Lücken in der deutschen Verteidigung zuerst gerissen, dann aber im Abschluss entweder verschossen, oder sie scheiterten an den Aktivposten der deutschen Truppe. - Wir haben wirklich Glück gehabt und müssen wohl anerkennen, dass Ghana zumindest ein Unentschieden verdient hätte. - Letztendlich war das dann auch egal, die Australier sorgten dafür, dass Ghana auch weiterkommt, und so hatte man gestern noch ein paar schöne Bilder, als bei einer Fußballweltmeisterschaft beide Mannschaften nach Spielende feierten. - Und was sich auch vor vier Jahren bereits in Deutschland angekündigt hatte, so nach dem Motto Sommermärchen und einem gerüttelt Maß an Multi-Ethni, das scheint auch schon wieder loszugehen. - So war es doch der gute Deutsche Mesut, der mit einem wunderbaren Genieschuss endlich das Glück der Tüchtigen herausgefordert hat, und wenn es bislang noch keiner begriffen hat dann vielleicht jetzt, Integration ist natürlich möglich und richtig eingesetzt und verarbeitet, gewinnt das Empfängerland der Immigration nur. - So kann man doch wunderbar aus einem erneuten Zitterspiel die Moral der Geschichte mitnehmen, mit Arbeit, Glück und gemeinsamen Anstrengungen geht das doch wunderbar deutsch, einen würgen wir immer rein.

Als Spanier hat man seinen genialen Moment ja noch vor sich, die Voraussetzungen zum Weiterkommen sind vergleichbar mit denen Deutschlands vor dem Ghana-Spiel. - Auch Spanien hat noch nicht wirklich überzeugt und muss noch zittern und auch in deren Gruppe wartet mit Chile noch der stärkste Vertreter. - Was aber wirklich anders hier ist, im Alltag bekommt man es gar nicht mit, dass Fußballweltmeisterschaft ist. - Kein Fahnenmeer, keine Tröten, kein Public-Glotzing, und auch die "Experten" am Tresen geben sich sehr zurückhaltend über die Chancen der spanischen Mannschaft, angesichts der bereits gesehenen Spiele. - So viel Tiefstapeln kennt man hier aber schon und trotz der gewonnenen Europameisterschaft lastet ja immer noch der weltmeisterliche Fluch über der spanischen Mannschaft, bislang noch nie die Viertelfinale überstanden zu haben. - Vielleicht auch daher das spärlich dekorierte Umfeld, lediglich drei Taxifahrer aus El Paso haben sich kleine Spanienfahnen an die Funkantenne gedröselt, und erregen damit gewaltige Aufmerksamkeit, weil sonst eben keiner seine rot-gelbe Vorfreude so offen zeigen möchte. - Ich weiß ja nicht, wie es auf dem platten Land in der deutschen Republik ist, aber was man im Fernsehen so sieht, dann könnte man ja fast meinen, Autos ohne Fahne erhalten gar keine Zulassung mehr und wer abends auf die Straße will, der muss sich zwanghaft farbig anmalen. - Natürlich trägt hier auch wieder der geistig-kulturelle Abstand der Kanaren zum spanischen Festland bei, und auch wenn zwei Canarios in der spanischen Nationalelf spielen, so ist die Nationalmannschaft für viele hier dann doch ein Ausdruck ungewollter Zentralmacht, und alles was danach auch nur im Entferntesten riecht, das wird mindestens mit Abstand, wenn nicht gar mit Unbehagen angesehen. - Allerdings bin ich mir auch sicher, sollte Spanien dann im Achtelfinale einen der Großen schlagen, dann wird man die Ressentiments gerne auf die Seite packen und sich auch ein bisschen anstecken lassen vom großen Fußballfieber. - Ich bin mal gespannt. - Morgen am Abend findet ja das Spiel Spanien-Chile statt, auch bereits ein so genanntes "Schicksalsspiel". - Aber dann sind gleichzeitig noch die feierlichen Übergaben der Schulabschlussdiplome, wo eigentlich stolze Eltern ihre Brut bewundern können. - Schlauer waren da noch die Mitglieder der "Plataforma contra el asfálto", die heute Abend schon ihre Versammlung in La Laguna abhalten und Protest und Fußball gleichzeitig möglich machen wollen.



Mittwoch 23.06.2010 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 22,2 Grad - niedrigste Temperatur 16,9 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 31,2 - Temp. Min 15,4 - Feuchte 31 - 66 % Niederschlag 0 mm

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Wenn das so einfach wäre

Spricht man von Gefahren auf La Palma, dann fällt den allermeisten immer der Vulkan ein, oder Feuerbrünste. - Allerdings ist bei uns auf der Insel noch kein Mensch bei einem Vulkanausbruch ums Leben gekommen, und auch die meist spektakulären Waldbrände haben noch keine Opfer unter der Bevölkerung gefordert. - Bei uns stirbt man im Straßenverkehr, oder man ertrinkt, so profan das klingen mag. - Das mit dem Straßenverkehr, das ist allerdings ein Problem, welches man ohne inseleigenen Charakter als normale Folge der mobilen Weltgesellschaft hinnehmen muss, auch wenn dieses Abwinken nicht gerade beruhigend ist. - Das mit dem Ertrinken, das muss man aber näher betrachten, denkt man doch auf einer Vulkaninsel eher an andere Gefahren. - Im Meer ertrinken auch jedes Jahr wieder Menschen, meist weil die Badenden die Gefahren durch Strömungen nicht einschätzen können und irgendwann, wenn die Kräfte schwinden, dann gegen Felsen geschleudert werden. - Manch einer wird sogar noch an Land stehend von plötzlichen Wellen erwischt und ins Meer gerissen, und wer unsere schroffen Küsten kennt, die eben nur ganz spärlich von Stränden unterbrochen werden, der kann sich gut vorstellen, dass es an den allermeisten Teilen unserer Küste keine Chance gibt, wieder vom Meer gesund ans Land zu gelangen, wenn der Atlantik mit großen Brechern seine Dominanz beweisen will. - Aber auch an Land kann man hier ertrinken, und spätestens seit der Katastrophe auf Madeira in diesem Winter wird allen hier klar, dass genau das gleiche Szenario wie dort auch hier hätte geschehen können. - Das gleiche Tiefdruckgebiet hat uns ja auch erwischt, aber bei uns fielen halt nicht solche dramatischen Mengen an Niederschlägen wie auf Madeira, die im Februar dieses Jahres 42 Tote hinterlassen haben. - Aber es hätte eben genau so sein können, dass es uns erwischt, und auch wir haben einige urbanistische Sünden begangen in den letzten Jahren, die im Falle dramatischer Niederschläge zu Überschwemmungen in Stadtgebieten führen können.

In Los Llanos hat man das nun zumindest erkannt und kennt seine Schwachstellen. - Es ist der Barranco Tenisca, welcher von der Südseite des Bejenado in El Paso bis hinunter nach Puerto de Tazacorte reicht, und dabei das Stadtgebiet von Los Llanos durchquert. - Auch wenn der Barranco Tenisca 1957 das letzte Mal erhebliche Mengen an Wasser geführt hat, so darf man sich auf keinen Fall darauf verlassen, dass diese Schlucht nicht irgendwann wieder zum reißenden Fluss wird, zumal wir ja in diesem Winter auf Madeira erlebt haben, dass solche Starkregen durchaus in unseren Breiten vorkommen können. - Der Barranco Tenisca läuft im oberen Teil von Los Llanos direkt neben der Mehrzweckhalle entlang, wo sonntags immer der Bauernmarkt stattfindet, und dann weiter neben dem Hiperdino hinab bis zum Parque Antonio Gómez Felipe und dann in einer Unterführung weiter in Argual neben der Montaña Tenisca, der Vulkankegel, welchem Los Llanos seine "Oberstadt" verdankt. - Eine Gefahr ist ganz einfach, dass das vorgesehene Abflussbecken das Wasser gar nicht aufnehmen kann, wahrscheinlicher aber bei solchen Szenarien sind die Brücken der wunde Punkt. - Der Strom reißt Geröll und Bäume mit sich, die sich in den Brücken verkeilen können und so das Wasser auf die Straße treibt, wo es dann eben zur Gefahr für die Bewohner wird. 4 Brücken über den Barranco Tenisca gibt es in Los Llanos, und keine davon scheint geeignet zu sein, den Anforderungen bei Sturzwasser gerecht zu werden. - Schlicht und einfach weiß man es ganz genau, diese Brücken müssen ausgetauscht werden, der Kanal verbreitert und dann dürfen wir auch noch in unserem Nachtgebet erwähnen, dass wir bitte nicht so viel Wasser auf einmal haben wollen, wie unsere nördlichen Nachbarn auf Madeira. - 4 Brücken neu bauen, das hört sich nach verdammt viel Geld an, aber immerhin geht es um die Sicherheit der Anwohner, und da darf uns keine Krise, Rechtfertigung für langen Aufschub geben.





Mittwoch 23.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 50 % - Luftdruck 1017 hPa

Die Zukunft liegt in den Sternen
Das Bekannte neu entdecken

Natürliche Ressourcen nachhaltig nutzen, das ist eine interessante Erkenntnis unserer Tage. - Natürlich auch in touristischer Hinsicht, und da entdeckt man nun erneut, zum wievielten Male weiß ich nicht mehr, den "Sternentourismus". - Gemeint sind damit natürlich die außergewöhnlich guten Bedingungen auf La Palma den Sternenhimmel zu beobachten und sicher ist das eine gute Variante, eine weitere touristische Attraktion den bereits vorhandenen zuzufügen. - Allerdings reden wir davon schon lange, meist sogar auch viel, aber bislang ist es nie so richtig gelungen, daraus auch Kapital zu schlagen. - Kapital in dem Sinne, dass uns Gäste aus genau diesem einen Grund besuchen, nämlich unter besten Bedingungen den Sternenhimmel zu beobachten. - Das nimmt jeder gerne mit, besonders nun, wo das IAC, also das Instituto Astrofísico de Canarias die Besuchstage im Sommer großzügig ausgebaut hat, aber nur deswegen kommt noch keiner seinen Urlaub extra auf La Palma verbringen. - Da will man nun weitermachen und endlich an das Besucherzentrum gehen, welches bereits seit an die 20 Jahren im geduldigen Versprechungskatalog unserer Führungsriege hin und her geschoben wird. Noch wichtiger allerdings wäre, wenn man tatsächlich neue Kundschaft locken will, dass die Besucher auch selber beobachten können, eben in einem dafür vorgesehenen Observatorium. Auch daran denkt man inzwischen, und an ein Planetarium, was en bisschen so ist wie ein Meerwasserschwimmbecken direkt am Meer, aber immer noch besser als die lustigen Aussichtspunkte die man geschaffen hat, mit Wegweisern zu den Sternen. - Die gibt es wirklich, von der Grundidee her gar nicht so verkehrt, nur hat man nicht daran gedacht, dass man die Informationen, die man da tagsüber wohl lesen kann natürlich nicht umsetzen kann, weil die Beobachtung der Sterne wiederum nur nachts möglich ist, und da kann man die Hinweise nicht mehr lesen, weil es dann dunkel ist.

Bei Dämmerung ist mit Dunkelheit zu rechnen, diese Erkenntnis erhellt unseren Wissenstand inzwischen orbital und man scheint jetzt wirklich geneigt zu sein, diese Projekte um den Sternentourismus anzugehen. - Zumindest kommt aus der Ecke der Inselregierung die erneute Zusage, sich für den gezielten Ausbau dieser Ressource einzusetzen und befindet Projekte wie eben sogar zwei Besucherzentren, ein Planetarium, ein Amateurobservatorium und eben dezentrale Beobachtungsmöglichkeiten für gut. Hintergrund dieser Neubesinnung auf schon ewig vorhandene Ressourcen ist eine Studie des "ITR", des (Instituto de Turismo Responsable) also des Institutes für verantwortlichen Tourismus. - Das gibt es wirklich, und wer dann die Verantwortung trägt für all-inclusive und Sonderpreise unter der Schmerzgrenze, das ist eine ganz andere Frage. - Aber lassen wir Polemik mal auf der Seite, natürlich lauert in der astronomischen Ecke eine wunderbare Quelle touristischer Attraktionen und man könnte da wirklich so einiges machen. - Nachdenken darüber bräuchte man auch nicht viel, denn seit nunmehr 20 Jahren fordert man die dafür nötige Infrastruktur und auch eine noch weitere Öffnung der astrophysikalischen Einrichtungen auf dem Roque de Los Muchachos für die Öffentlichkeit. - Interessant bis fragwürdig sind die Zahlen die man uns da nennt. - So gibt man an, mit einer Investition von 700.000 Euro die nötige Infrastruktur erstellen zu können, was ich angesichts der Aufgabe von zwei Besucherzentren, einem Amateurobservatorium, einem Planetarium und dezentralen Beobachtungsstationen einfach mal als deutlich zu gering ansehe. Dann rechnet man uns auch noch vor, dass man damit 20.000 Gäste pro Jahre mehr anlocken könnte, und diese 20.000 Gäste würden eine Rendite von 1,5 Millionen Euro auf die Insel bringen. - Mal kurz nachgerechnet, das wären 75 Euro pro Gast, dafür kann man gerade einmal von La Palma nach Tenerife fliegen oder ein, zugegeben feudales Abendessen arrangieren. - Also da sind entweder Kommata oder Gedanken verrutscht und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass diese mediale Neuentdeckung einer ganz alten Ressource etwa den praktischen Wert der Ankündigung hat, man denke doch tatsächlich daran, irgendwann mal ein Tierheim auf La Palma zu installieren.





Dienstag 22.06.2010 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 42 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 22,4 Grad - niedrigste Temperatur 16,6 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 29,1 - Temp. Min 15,4 - Feuchte 27 - 66 % Niederschlag 0 mm

Der Schutzmann zieht die Uniform aus
Interessante Strategie in Los Llanos

Zukünftig weiß man in Los Llanos nicht mehr ob man einen Polizisten vor sich hat, oder einen ganz normalen Bürger in Hose und Jacke. - Zivilfahnder nennt man das dann und eigentlich scheint das ein komplett normaler Vorgang zu sein, kennt man solche Methoden doch schon. - Aber eben nicht in dieser Aufstellung. - Auch die Guardia Civil hat Agenten in Zivilkleidung, die speziell in der Drogenfahndung und bei der Bekämpfung von Kapitalverbrechen eingesetzt werden. - Hier auf La Palma allerdings nicht, so lohnend scheint dieses Terrain nicht für solche Einsätze. - Nun aber hat die Gemeinde Los Llanos von den staatlichen Stellen die Genehmigung erhalten, auch Stadtpolizisten in Zivil auf die Straße zu schicken, ein bislang absolut nicht gekannter Vorgang. - Was man damit erreichen will ist klar, unauffällig will man sich unters "Volk" mischen und so die Drogenszene der Stadt besser in den Griff bekommen und auch die am Wochenende immer wieder stattfindenden Trinkgelage der Jugendlichen, die den feinen Herren im Stadtrat besonders wenig gefallen. - Das ist halt der Preis den man zahlen muss dafür, wenn man viele Jugendlichen mit einem großen Unterhaltungsangebot aus allen Teilen der Insel in die Stadt lockt. - Die sitzen dann halt nicht Mandelmilch trinkend in den Stadtparks und zitieren Gedichte aus der Romantik, sondern kaufen sich im Supermarkt Bier und Spirituosen, zerren noch einen "Ghettoblaster" heran und feiern im ganz eigenen Stil. - Das nennt man hier und überall in Spanien "botellón" und scheint zu einer der beliebtesten Wochenendunterhaltungen der Jugendlichen geworden sein.

Allerdings könnte ich mir nun auch vorstellen, wenn da Stadtpolizisten in Zivil neugierig um die Häuser schleichen, wohlmöglich mit Umhängetasche oder Rucksack, dann erkennen die Jugendlichen diese Polizisten auch sofort, dazu muss man keine Uniform tragen. - Auch kennt man ja die Gesichter der paar Stadtpolizisten seit vielen Jahren, sehr große Anonymität wird da also nicht gegeben sein. - Aber man verspricht sich so einiges davon und vielleicht gelingt es ja auch in Zivil diejenigen zu erwischen, welche den Jugendlichen den Schnaps verkaufen. - Aber auch da gibt es Mittel und Wege an das Zeug zu kommen, irgendein älterer Zeitgenosse ist immer dabei, der dann auf Einkaufstour gehen kann und so den ungehinderten Fluss von geistigen, aber wenig geistreichen Getränken aufrecht zu erhalten. - Da sind wir hier ein bisschen bigott veranlagt, wenn alle Welt auf organisierten Fiestas dem Alkohol auf breiter Ebene zuspricht, und ein Rausch im Karneval und bei der Fiesta de la Patrona eigentlich der Normalzustand ist, so sind wir pikiert, wenn Jugendliche am Wochenende ihren erwachsenen Vorbildern nacheifern, und wollen das lehrerhaft verbieten. - Weitere Einsatzmöglichkeiten sieht man bei den Stadtpolizisten in Zivil, wenn es darum geht Familienstreitigkeiten zu schlichten und dabei durch Uniformen die Angelegenheit zur Eskalation zu bringen. - So steht das da in der Presseerklärung zu lesen, und ich muss zugeben, so ganz verstehe ich das auch nicht, denn ist doch meist die Präsenz einer Uniform dazu gedacht, Autorität zu zeigen und seinem Gegenüber damit zu signalisieren, bis hier her und keinen Schritt weiter. - Gut, aber ich muss ja auch nicht alles verstehen und bin auch sicherlich kein Spezialist für solche Fragen. - Also aufgepasst, wenn Ihnen zukünftig ein freundlich, aber bestimmt auftretender Zivilist in Los Llanos auf die Schulter klopft, weil man falsch parkt oder gerade seinen Kaugummi auf den Boden geworfen hat, dann kann das auch gut ein Polizist sein, der sich mal nett und gepflegt mit Ihnen unterhalten will.





Dienstag 22.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1018 hPa

Punto sucio
Wertstoffhof ohne Wert

Hier im Aridanetal haben wir es ganz einfach mit dem Sperrmüll. - Man führt damit zum Punto Limpio im Industriegebiet von Los Llanos, und wenn es sich dabei nicht um gewerblichen Müll handelt, dann wird man da auch alles los. - Die "Puntos Limpios" auf der Insel sind Teil des Gesamtplanes der Inselregierung zur Mülltrennung und späteren Verwertung. - Das klappt ganz gut, hier im Aridanetal zumindest, auch wenn wir ja alle wissen, dass das wichtigste Instrument des integralen Entsorgungsplanes für La Palma noch nicht in Betrieb ist, die zentrale Müllverwertungsanlage bei Mazo. - Bis das so weit ist, und es kann noch bis nächstes Jahr dauern, ist alles andere bislang Trockenübung. - Aber zumindest schafft man so bereits einen guten Anreiz dazu, den Sperrmüll nicht mehr aus "purer Verlegenheit" in den Wald zu kippen, so wie das früher öfter mal der Fall war. - Gut, einige machen das immer noch, aber es ist so viel besser geworden, weil es jetzt so einfach geworden ist, seinen alten Kühlschrank oder den Fernseher loszuwerden. - Das hat sich also bewährt und so möchte man mehr dieser "Puntos Limpios" auch weiter auf dem Inselgebiet aufstellen, damit die Bewohner nicht über die halbe Insel fahren müssen, ihre sperrigen Altlasten loszuwerden. - Auch in der Gemeinde Breña Baja ist seit Monaten bereits ein solcher Punto Limpio fertig, allerdings noch nicht in Betrieb. - Dieser Wertstoffhof soll die beiden Breña Gemeinden bedienen, sowie Santa Cruz und Mazo, aber warum dieser Sperrmüllsammelplatz noch nicht eröffnet ist, das erfahren wir nicht so richtig von der Inselregierung, welche das Thema Inselmüll zur Chefsache gemacht hat.

Die Sozialisten in der Opposition greifen dieses Thema nun auf, nachdem auch Anwohner des neu entstandenen Punto Limpio sich beschwert haben, dass immer mehr Müll einfach vor den verschlossenen Toren der Einrichtung angestellt wird, weil viele Leute glauben, dieser Wertstoffhof sei schon in Betrieb. - Die fahren also da hin, sehen dann, dass alles dicht ist, laden den Müll aber trotzdem ab, weil sie ihn nicht wieder nach Hause nehmen wollen. - Kein Frage, das geht so nicht, aber wir wissen ja wie wir Menschen reagieren, wenn wieder mal keiner hinguckt. - Die Sozialisten fragen nun, wie es denn möglich sein kann, dass dieser Punto Limpio innerhalb von nur 5 Monaten fertig gebaut wird, dann auch noch beworben wird und als weiteres Angebot im großartigen Müllkonzept der Insel gelobt wird, aber die Einrichtung zehn Monate nach der Fertigstellung immer noch nicht in Betrieb ist. - Aus der Inselregierung hört man dazu, dass man niemals behauptet hätte, dass der Punto Limpio schon eröffnet wäre, und dass man jetzt Schilder aufstellen werde, auf denen steht, dass man dort keinen Müll abladen soll. - Hervorragend retourniert kann man wirklich nicht dazu sagen, da ist dringend Handlungsbedarf angesagt, denn mit Schildern und Wartezeiten bekommt man hier niemanden dazu, seinen Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. - Ein bisschen sehr überfordert von der sicherlich großen Aufgabe, für die gesamte Insel ein schlüssiges und nachhaltiges Müllkonzept nicht nur zu entwickeln sondern auch zu betreiben, so wirkt das nach außen, und man muss fürchten, dass auch zum Betrieb der irgendwann zu eröffnenden zentralen Müllverwertungsanlage das sichere Wissen fehlt. - Keine Frage, viel hat sich in den letzten 20 Jahren getan hier auf La Palma was die Müllentsorgung angeht, aber zu einem echten Referenzmodell, welches einem Weltbiosphärenreservat auch gut stehen würde, sind wir noch ein kantiges Stück entfernt. - Ein Bekannter von mir hat mir mal gesagt, man soll sich nicht von gepflegten Vorgärten irritieren lassen, sondern nachsehen, wie die Leute mit ihrem Müll umgehen. - Hört sich ziemlich deutsch an, war aber einer von hier, der mir das gesagt hat.



Montag 21.06.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 30 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 23,3 Grad - niedrigste Temperatur 16,4 Grad

Eigenstink lobt
Unser Nationalpark ist der Beste überhaupt

Gesundes Selbstvertrauen ist ein wichtiges Instrument so ein Menschenleben halbwegs aufrecht zu beschreiten. - Natürlich sind die Grenzen zu Arroganz und Selbstüberschätzung immer leicht zu überschreiten, aber meist wird man schon vom "Leben", oder aber vom Gegenüber wieder in eine normale Umlaufbahn geschleudert. - Unser kanarisches Umweltamt, also die Consejería de Medio Ambiente hat nun die gute Arbeit der Nationalparkverwaltung gelobt, besonders was den Schutz und die Regeneration von geschützten Arten angeht, steht der palmerische Nationalpark ganz vorne an. - Das ist mit Sicherheit so, mit penibelster Arbeit, großem Aufwand und schon fast Hingabe pflegt und hegt man die endemische Flora und Fauna in dem riesigen Kessel, dass es eine autochthone Freude ist. - Interessant dabei ist allerdings, dass unser Umweltamt mit dem Lob sich eigentlich selbst meint, denn seit nunmehr 6 Monaten ist die Verwaltung des Nationalparks Caldera de Taburiente in die Hände der Provinzregierung übergegangen. - Nicht nur unser Nationalpark, sondern alle spanischen Parks dieser höchsten Schutzklasse werden nun föderal von den Provinzen geleitet, das hat ein Gerichtsurteil vor ein paar Jahren mal so bestimmt. - Das Personal ist übrigens bis auf kleine Ausnahmen das gleiche wie früher auch, das Lob gilt also nicht nur sich selbst, sondern auch der bereits früher unter der Fuchtel Madrids getaner Arbeit. - Nur hat man damals natürlich die Arbeit seitens der regionalen Behörde nicht gelobt, wir wissen doch, was aus Madrid ist das kann nur gut sein wenn es umsonst ist, alles andere muss einen endemischen Stich haben, sonst taugt das nicht. - Allerdings wurde ja allen Angst und Bange was denn passiert, wenn erstmal die autonomen Provinzen Spaniens die Verantwortung für die Nationalparks übernehmen, aber bislang muss man sagen, die haben einfach noch nichts getan, also nichts verändert, so kann man auch schließlich nichts falsch machen.

Grundsätzlich stellt man aber mit der Übergabe der Parks den Namen zumindest schon mal in Frage, denn eigentlich sind das nun keine Nationalparks mehr, sondern Provinzparks. - Aber Provinz hört sich immer gleich so ein bisschen niederträchtig an, provinziell eben, aber was kann ich denn dafür, dass die spanischen "(Bundes)Länder" sich Provinzen nennen. - Oder aber ein bisschen feiner, Comunidades Autónomas, was man aber nur klammheimlich und etwas achtundsechzigerisch als autonome Kommunen übersetzen sollte. - Diese Bezeichnung ist auch die treffendere, denn die allermeisten CCAA eben Comunidades Autónomas bestehen aus mehreren Provinzen. - Vergleichen nach deutschen Worten und Sinnen kann man also die CCAA mit Bundesländern und die Provinzen mit Regierungsbezirken. - So findet sich unter dem Dach der CCAA Kanarische Inseln die Provinz Tenerife und die Provinz Gran Canaria wieder, also sind die Nationalparks nun Länderparks. Aber was soll diese ganze Verwirrung, nur eben weil Verbalsymbolik in Spanien anders aufgebaut ist, aber manch einer fragt sich nun wieder, warum Comunidades Autónomas CCAA abgekürzt wird, und nicht CA. - Das wiederum ist eine Eigenheit der spanischen Sprache, welche bei Abkürzungen für ein Pluralwort ganz einfach die Buchstaben verdoppelt. - Als Beispiel kann hier auch dienen die Vereinigten Staaten von Amerika, hier Estados Unidos (de America) genannt, aber EEUU abgekürzt wird. - Jetzt aber schnell wieder zurück in den Park, sei er nun provinziell, national oder gemeinschaftlich.

Bislang hat man also nichts verkehrt gemacht, und das ist gut so. - Allerdings waren ja die spanischen Nationalparks immer einer anderen Philosophie ausgesetzt, als man das zum Beispiel in Deutschland kennt. - Dort, also von hier aus gesehen in Deutschland, da berührt man ja eigentlich solch einen Nationalpark gar nicht und überlässt das Gedeihen und Verderben in den Parks der Natur selbst, und hier sieht man das anders und greift schützend und meist auch treffsicher in die Natur ein, um eben Arten zu erhalten, besonders zu pflegen und auch schon mal Neophyten, also Eindringlinge, wieder zu entfernen. - Aber noch ein Unterschied fällt auf, während man auf der einen Seite in Deutschland kalkuliert rudimentär den Nationalpark sich der Eigenentwicklung überlässt, gibt es doch deutlich mehr Geschäftsinteresse rund um die Nationalparks und ein viel größeres touristisches Angebot den Nationalpark auch als Erwerbsgrundlage zu betrachten. - Da stehen wir uns noch ein bisschen selbst im Wege, denn man könnte wohl mit punktuellen Aktionen mehr Ertrag aus der natürlichen Ressource erlangen. - So könnte man Kurse anbieten über Flora und Fauna, spezifische Themenwanderungen bis hin zu organisierten Picknicks, oder zum Beispiel den Campingplatz in der Caldera auch mit Versorgung ausstatten, und damit natürlich dann auch Geld zu verdienen. - Warum auch nicht einen zweiten Zeltplatz einrichten, einen der einfacher zu erreichen ist, und was steht eigentlich dem Gedanken eines Nationalparks im Wege, wenn man an strategischen Punkten eine kleine Jausenstation einrichten würde. - Ich meine damit jetzt nicht McDonalds unter dem Roque Idafe, sondern schlichte Berghütten, die auch bewirtschaftet werden und so dem Gast die Schlepperei der Getränke und Verpflegung erspart, und anderen damit auch eine Existenz ermöglicht. - Darüber sollten sich auch mal öffentliche Diskussionen ausbreiten, nicht die Idee einfach durch Eintrittsgelder die Caldera zu vergolden, sondern rund um unseren touristischen Magneten Nummer eins doch auch noch sanfte Begleitinfrastruktur anbieten, welche der Gast freiwillig in Anspruch nehmen kann.





Montag 21.06.2010 08:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1017 hPa

Sonntag ist Markttag
Vorbild Los Llanos?

Keine Frage, Los Llanos hat eine wunderschöne Markthalle, die auch noch wochentags voller Leben steckt. - Ein Markt, wie man sich das im Süden vorstellt, bunt, mit geheimnisvollen Gerüchen, regem Treiben und auch noch einer greifbaren Geräuschkulisse. - Ein Aushängeschild der Stadt und Gott sei Dank hat man diesen Markt nicht so übersaniert wie die Markthalle in Santa Cruz, die nun edelstahlschick fast ein bisschen Distanz zum Publikum aufwirft. - Die einzigen beiden Städte auf La Palma, welche einen Wochenmarkt haben, also jeden Tag der Woche für das Publikum da sind. - Dann gibt es noch die Wochenendmärkte, allen voran Puntagorda und Mazo, aber eben auch Puntallana, Santa Cruz und noch mal Los Llanos, mit dem inzwischen bürokratisch regulierten und anerkannten Erzeugermarkt am Sonntag in der Halle neben dem Eukalyptushain. - Reguliert und anerkannt deswegen, weil es ein langer Weg war, vom Schmuddelmarkt in Argual, auf dem irgendwann vor vielleicht einem Jahrzehnt das Anbieten von Lebensmittel untersagt wurde, bis man jetzt ein legales, aber eben auch beschnittenes Angebot dort am Sonntag vorfindet. - Aber heiß geliebt wird dieser Markt, das Publikum ist begeistert, auch wenn man in den Sommermonaten deutlich weniger Publikum bedienen darf als das in den Wintermonaten der Fall ist. - Im Sommer fehlen viele der Brezeldiebe und Deutschresidenten, welche den Sommer über halt in nördlicheren ihre Zeit verbringen, denn man muss ganz klar sagen, ohne die sehnsüchtig nach lokalen Produkten schielende Immigrantenschar, wären solche Bauernmärkte wohl gar nicht so erfolgreich. - Das ist aber gut so, und viele Einheimische nehmen inzwischen dieses neue Angebot auch an, allerdings haben halt die meisten Familien hier selber einen Garten, oder der Opa oder der Onkel, und die brauchen solch ein zusätzliches Angebot gar nicht.

Die Umstände der Festivitäten in Los Llanos haben es nun gegeben, dass gestern der sonntägliche Bauernmarkt nicht wie sonst in der Mehrzweckhalle am östlichen Stadtrand abgehalten wurde, sondern mitten, oder fast mitten in der Stadt. - Der untere Teil der Calle Real wurde mit einfachen Sonnenschutzzelten überspannt, und dort boten nun die Landwirte ihre Produkte an, umschwärmt von einer deutlich größeren Anzahl von Kunden wie dort bei den Eukalyptusbäumen. - Zusätzlich hatten einige Geschäfte rund um das bunte Treiben auch geöffnet, und lockten so zusätzlich Publikum an, welches sonst an einem Sonntagmorgen in Los Llanos eigentlich spärlich anzufinden ist. - Gelungen kann man sagen, auch wenn ich nicht weiß, ob denn die Geschäftsleute rund um den Markt sich nur die Beine in den Bauch gestanden haben, oder auch ein bisschen verdient. - Den Landwirten hat dieser Wechsel des Standortes sicherlich gut getan, neues Publikum, und wenn sich die alten, treuen Käufer erst mal an neue Parkplatzsuche gewöhnt haben, dann sollte das doch Vorbild auch für andere Städte sein. - Aber noch mehr, mitten auf der Plaza sollten dann die Verkaufsstände sein, auch wenn der gestrige Standort bereits als positiv zu werten ist. - Aber das war ja nur eine Ausnahme, nächste Woche soll es überhaupt keinen Bauernmarkt geben, eben wegen der Festivitäten der "Patrona" und dann verschwindet der Erzeugermarkt wieder an den Stadtrand. - Gut, den Standort kennt man schon, bietet darüber hinaus Parkplätze, aber ein Markt gehört mitten in die Stadt, und nicht an den Stadtrand. - Vielleicht besinnt man sich ja mal eines Tages. - Vielleicht besinnt man sich ja auch in El Paso eines Tages auch dort in der Einkaufsstadt im Speckgürtel des Aridanetals einen Bauernmarkt abzuhalten. - Die Markthalle ist ja bereits seit vielen Jahren fertig, aber der zuständige Stadtrat unbeholfen und wirkungslos. - Dabei bräuchte man nicht mal eine Markthalle, einfach dem Vorbild von Los Llanos folgen und vielleicht auf der Plaza Francisca Gazmira, das ist da wo dieser hässliche neue Kiosk auf Erlösung wartet, ein paar Sonnendächer hinstellen und die fleißigen Landwirte der Umgebung ihre Produkte anbieten lassen. - Und das vielleicht nicht gerade an einem Sonntag, um keine Konkurrenz zu Los Llanos zu schaffen, sondern an einem Freitag und ich bin mir sicher, auch das könnte ein voller Erfolg werden. - Man muss ganz einfach nur die Zeichen der Zeit lesen können, und dann auch danach handeln. - So einfach könnte das sein.





Sonntag 20.06.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 32 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 23,0 Grad - niedrigste Temperatur 16,4 Grad

Noch drei Tage Schule
Dann beginnt das große Nichts

Drei Monate Schulferien, oder korrekter gesagt, 12 Wochen. - Wobei man ja die letzten drei Tage nicht mehr wirklich zum Unterricht ruft, und die ersten paar Tage des neuen Schuljahres auch nicht wirklich mit Arbeit verbringt. - Aber aufstehen muss man trotzdem, und hingehen und so lange bleibt dann auch der Schulrhythmus erhalten. - Wir freuen uns immer gewaltig auf die Schulferien. - Nicht nur die beiden Gören, oder besser jungen Damen tun das mit Sehnsucht, sondern auch wir, weil dann der Tag einen weicheren Hintergrund erhält. - Das fängt ganz einfach mit dem frühen Aufstehen an, geht weiter über das späte Mittagessen, was wir in der Schulzeit erst um 14:30 einnehmen, und dann eben den Versuchen, die Mädels so früh ins Bett zu schicken, dass die in der Früh wieder fit sind. - Arbeiten müssen wir trotzdem weiter, aber eben zu unseren Zeiten, und das alleine ist schon ein großer Gewinn. - Für meine große Tochter endet sogar dieses Jahr die Schulpflicht, wenn sie wollte, dann könnte sie bereits jetzt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und mit ein bisschen Glück und Beziehungen an der Kasse des Supermarktes stehen. - Noch haben wir aber größere Pläne, und so lange unsere Tochter das auch mitmacht, sollen nun die beiden Jahre "Bachillerato" sie auf die Universität vorbereiten. - Eine Abschlussfeier wird dennoch gemacht, denn viele gehen jetzt nach der 10. Klasse ab und dann verlieren sich oft auch die Kontakte. - Auch auf solch einer kleinen Insel wie La Palma ist das oft der Fall, andere Zeiten, anderes Umfeld und man sieht sich plötzlich nur noch auf den obligatorischen Fiestas. - Als wäre es gestern, dieser Spruch der angehenden Senilität überkam uns dann heute am Vormittag auch, also wir die erste Lehrerin unserer großen Tochter zufällig auf der Straße trafen und natürlich sofort wieder über "die Zeiten" zu sprechen kamen. - Nieves heißt die liebenswerte Dame, die heute noch das "Colegio Tanausú" in Tajuya leitet und inzwischen die einzige Lehrerin ist und von den beiden Vorschulklassen bis hin zur vierten Klasse alles parallel unterrichtet. - Wie das gehen kann fragt sich da mancher, und ich muss ihnen einfach antworten, das geht, und besser als man meinen könnte. - Ein Geschenk ist das, diese Einrichtungen der Schulen die man "unitarias" nennt und in jedem kleinen Ortsteil gibt es solch eine Schule, und dieses Jahr hatte Nieves 10 Schüler und für das kommende Jahr wird sich sogar eine Zunahme von 10% der Schülerzahl erwartet… Der überaus persönliche Einstieg in das Schulleben, halb Familienschoß, halb Drang zur Disziplin, das ist eine Geschichte, die hätten wir alleine als unerfahrene und "omalose" Eltern überhaupt nicht so hinbekommen. - Auch der drucklose Beginn der Schulzeit bietet für mich einen klaren Vorteil für die Kinder, die eben länger als andere damit wirklich Kind sein sollen. - Die "Unitarias" sind ein wirklicher spanischer Luxus, aber eben leider auch schon auf dem Rückzug. - Viele Eltern geben ihre Kinder lieber bereits ab der ersten Klasse in die größeren Sammelschulen in den Ortsmitten, aus Angst, in den "Zwergschulen" könnte die Lernleistung nicht groß genug sein, obwohl wir alle immer wieder festgestellt haben, dass diese Angst völlig unbegründet ist. - Im Gegenteil, schneiden die Schüler, welche erst zur 5. Klasse aus den "Unitarias" in die "CEIP"s (1 - 6 Klasse) wechseln meist sogar besser ab, als diejenigen, welche bereits von Anfang an auf der Schule sind. - Also unser Dank sei somit ewiglich, an Nieves, an die leider viel zu früh verstorbene Teresa und an das spanische Schulsystem, welches zumindest in der Ecke vorbildlich erscheint. - Es gibt andere Mängel die sich später zeigen, aber heute bin ich einfach nicht auf Krawall gebürstet.

Der Sommer ist dann wirklich ein großes Nichts, denn nicht nur der Rhythmus verändert sich auch in der Öffentlichkeit sofort, sondern auch erreicht man viele Leute einfach nicht mehr vor September. Das ist in vielen Fällen gar nicht schlimm, so manchen sieht man ja auch nur von Zeit zu Zeit gerne, aber wer viel vorhat, so arbeitstechnisch oder gar ein mit Bürokratie umflochtenes Projekt auf den Weg schicken will, der wird an eben diesem Nichts-Rhythmus schnell verloren gehen. - Im Sommer haben wir eine Fiesta nach der anderen, Santa Cruz wird ja eh von Anfang Juli bis Anfang August wegen der Bajada für unzurechnungsfähig erklärt, und braucht man einen Schreiner oder einen Maurer, dann heißt das immer, frag mich mal nach dem Sommer wieder, das geht jetzt einfach nicht. - Auch wir haben uns viel vorgenommen, Häuser streichen, Dächer flicken, eine Pergola muss ersetzt werden und das alles bis der erste Regen wieder droht. - Gut, das können wir uns jetzt noch gar nicht wieder vorstellen, reicht unser Vorsorgelineal doch meist nur ein paar Wochen weit, aber sollte meine Frau aus ihrem wohl verdienten Urlaub zurückkommen und hier am Haus haben sich keine substanziellen Veränderungen ergeben, dann wird es eng für mich noch diesen Sommer und diesen Sommer lang. - Aber dieses Jahr wird ja eh alles besser, es wird nur einen "Drachenflugtag light" geben, denn meine große Tochter fährt dieses Jahr nicht mit nach Deutschland, sondern geht später in den Ferien zu einen Sprachkurs nach England. - So lässt man mich nicht alleine, keinen Tag lang, und vorgesehen ist, dass meine dann schon fast16 jährige Tochter gerne mit mir das Haus streicht, die Waschmaschine bedient und die zwei Tassen, die beiden Teller und die beiden Messer nach dem mittäglichen Butterbrot auch abwäscht. - So zumindest denke ich mir das und bin eigentlich froh darüber, zwar manchmal sogar durch Erfahrung zu punkten, meist aber durch unerreichte Naivität. - Glauben Sie mir, das ist gut für das Gemüt.

Und noch was Schönes, zumindest für uns alle, die Gabi ist wieder aus ihrem Urlaub zurück und wird jetzt auch wieder Alltag schildern und den Bär in Whistler steppen lassen. - Ich habe das richtig vermisst, auch wenn ich denen jeden Tag Urlaub gönne, aber ich will doch wissen was da in British Columbia so vor sich geht. - Vielleicht nicht, weil es die Welt bewegt, aber eben doch, weil es Menschen bewegt, und kanadisch oder kanarisch, wo bitte ist der Unterschied.



Sonntag 20.06.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 43 % - Luftdruck 1017 hPa

Nachtigall ich hör´ dich kürzen
Gemeinden bangen um ihre Existenz

Gar nicht lange her, da haben wir bereits darüber geplaudert. - Das enorme öffentliche Defizit zwingt Spanien zu drastischen Sparmaßnahmen und überall sucht man nach Möglichkeiten den Staat schlanker zu machen. - Das geht übrigens nicht nur Spanien so, aber im Moment sind wir halt im Fokus und warum auch nicht. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache, wir müssen sparen und dabei streift der Blick auch immer häufiger in Richtung lokale Korporationen und Inselvertretungen. Bleiben wir mal konkret auf den Kanaren und betrachten die Situation hier. - Da sind die Gemeinden, die gleichzeitig auch noch die Funktion von Landkreisen ausüben. - Dann kommen die Inselvertretungen, die Cabildos, dann die Delegación de Gobierno, also die staatliche Vertretung auch auf jeder Insel und dann das Gobierno de Canarias und übergeordnet eben als Zentralregierung Madrid. - Dazwischen stecken auch noch die beiden Provinzen Las Palmas de Gran Canaria und Santa Cruz de Tenerife, aber da hat man bereits eine gesunde Verdichtung geschaffen mit dem Gobierno de Canarias und nur noch wenige Ämter betreuen nur die eigene Provinz. - Das ist ein bisschen viel Verwaltung und jede dieser Stufen kostet nicht nur viel Geld, sondern jede dieser Korporationen bedeutet auch noch für den Bürger eine weitere Station an Bürokratie. - Die Inselvertretungen wie die Delegaciones de Gobierno auf den einzelnen Inseln sind Institutionen, welche man auf dem Festland gar nicht kennt. - Da taucht dann schnell die Frage auf, ob man denn dann diese Verwaltungsebenen überhaupt braucht. - Eigentlich nicht möchte man meinen, allerdings erkennen wir im Alltag hier auf den Inseln solch große Unterschiede in den Möglichkeiten und Notwendigkeiten der einzelnen Eilande, dass man sich eigentlich nicht vorstellen kann, diese Instanzen zu eliminieren. - Die Delegaciones del Gobinero eigentlich schon, da genügt sicherlich eine Staatsvertretung alleine im Gobierno de Canarias, denn die Funktion dieser staatlichen Vertretung ist nicht inselspezifisch unterschiedlich. - Ein bisschen was haben wir also schon eingespart.

Bei den Provinzvertretungen kann man sicher auch noch den Rest zusammenlegen der immer noch für die beiden Provinzen getrennt geregelt wird, und schon haben wir wieder ein paar Kosten weniger. - Das Gobierno de Canarias hingegen, das brauchen wir natürlich, wenn man diesen Föderalismus denn weiterspinnen will, den sich Spanien nun mal gönnt. - Meine persönliche Meinung dazu ist zwar eine andere, aber man hat das hier so gewählt, und dann wollen wir das auch respektieren. - Weiter geht man nun natürlich an die Überlegung, ob wir solch viele Gemeinden brauchen wie wir hier auf den Inseln haben. - Tenerife hat 31 Gemeinden, La Palma 14, und mehr als die Hälfte davon sind Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern. - Immer dabei beachten muss man, dass die Gemeinden hier nicht nur den Ort oder die Stadt selbst verwalten, sondern auch noch den "Landkreis", so klein wie der auch sein mag. - So kann man wohl davon ausgehen, dass es hier sicherlich Einschnitte geben wird, nicht nur, weil eben die Gemeinden die "unterste" Verwaltungsebene sind, mit dem geringsten Einfluss, sondern einfach auch deswegen, weil diese Korporationen meist den gesamten Haushalt nur noch für Personal verwenden und kein Geld mehr für Investitionen oder öffentliche Vorhaben besitzen. An die 35 Milliarden Euro an Schulden haben so die spanischen Gemeinden angehäuft, und vielleicht die Hälfte davon nur aus dem Grund, sich selbst zu verwalten. Auf der anderen Seite muss man konstatieren, dass diese aufwendigen Gemeindekomplexe auch zu den größten Arbeitgebern besonders in ländlichen Gebieten geworden sind, und wenn wir von Sparen bei den Gemeinden sprechen, man eigentlich nur damit rechnet, viel Personal los zu werden. - Das kann aber auch wieder nicht der Sinn der Sache sein, denn weiteren Druck auf den Arbeitsmarkt verträgt Spanien im Moment auch nicht. - Aber die Diskussion ist inzwischen auch in den Gemeinden angekommen, wenn auch noch etwas verhalten ausgeübt, aber Miguel Zerolo, illustrer wie umstrittener Bürgermeister der Stadt Santa Cruz de Tenerife hat nun bereits einen Sonntagsartikel verfasst, in dem er vorschlägt, die Zahl der Gemeinden auf Tenerife von 31 auf 9 zu senken. - Dabei orientiert er sich an den "Fürstentümern" der Ureinwohner und schlägt vor, diese wieder als Gemeindegebiete zu installieren. - Gebietsreform nach dem Geschichtsbuch, na ja, und ob das heute noch gilt, was vor 1.000 bis 2.000 Jahren mal gewachsene Gebiete waren, das möchte ich dann doch bezweifeln. - Aber solche Vorschläge mit "back to the roots" und Guanchen hin und her, sowie Endemie hier und da, das traut man sich halt eher noch auszusprechen als etwa "Notreform" oder nach griechischem Vorbild gleich zwei Drittel aller Gemeinden einfach aufzulösen. - Hier auf La Palma würde eine solche Reform nach Vorbild der Ureinwohner eh kaum was bringen, denn früher, als alles anders war und nur manches besser, da gab es 12 " Fürstentümer" oder "Menceyatos" wie man das hier nennt. - Die Namen entdeckt man auch heute noch in vielen Gemeindebezeichnungen und viele der heutigen Grenzen stimmen in etwa mit den früheren Aufteilungen überein. - Aridane, Tihuya, Guehebey , Ahenguarame, Tigalate, Tedote, Tenagua, Adeyamen, Tagaragra, Tagalgen, Tijarafe, Aceró. - Und alle hatten ihren Fürst oder gar mehrere Fürsten und sicher auch Hofstaat und weitere Untergebene, also nicht viel anders als heute.



Samstag 19.06.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 31% - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,8 Grad

Parkhaus in Santa Cruz
Polemik und kein Ende in Sicht

Von der Weltbiosphärenreservatsautobahn spricht im Moment keiner mehr. - Das heißt zwar nicht, dass die komplett vom Tisch ist, aber das wäre genau solch ein wenig nutzvolles Ding, was man ohne weiteres von der Krise durch den Enddarm der sinnlosen Planung drücken könnte. - Einer der beliebtesten Witze über diese kognitiv verfaulte Verkehrswegestrategie lautet immer wieder, durch die Autobahn gewinnen wir 7 Minuten Fahrzeit nach Santa Cruz, die wir dann bei der Parkplatzsuche in der Hauptstadt erneut investieren können. - In der Tat ist es wochentags zu normalen Uhrzeiten extrem schwer einen einigermaßen brauchbaren Parkplatz zu finden sehr schwer, und wer in Eile ist, der wird sich schnell ärgern. - Wer Zeit hat, der lässt seinen Wagen einfach noch in Breña Alta stehen, nämlich etwa auf der Höhe des Strandes von Bajamar, kurz bevor man an den großen Kreisverkehr kommt. - Dieses Stückchen gehört tatsächlich noch zur Gemeinde Breña Alta, auch wenn man den Ort ganz woanders vermutet. - Jetzt werden Sie sagen, Santa Cruz hat doch ein Parkhaus und Sie haben völlig Recht, da ist ein Parkhaus, und das sogar noch mitten in der Stadt. - Ich nutze das sogar, weil ich niemals lange in Santa Cruz bin, Papiere regeln, vielleicht noch einkaufen, und ab geht es wieder nach El Paso, die frische Luft des Aridanetals atmen. - Das Parkhaus wird allerdings von den Einheimischen fast komplett gemieden. - Einmal ist es für Berufspendler zu teuer, welche den Wagen dort den ganzen Tag über stehen lassen müssen, und viele Besucher wissen gar nicht dass es da ein Parkhaus gibt und finden das auch gar nicht. - Einmal ist die Ungewohntheit der Menschen hier für Parken zu bezahlen der Grund für das meiden des Parkhauses und auf der anderen Seite muss man tatsächlich die schlechte Machart und die komplizierten Ein- und Ausfahrten bemängeln, und wer sich dort in dem Labyrinth nicht auskennt, der verfährt und verläuft sich auch schon mal. - Auch sind immer wieder Ein- und Ausgänge geschlossen und manchmal dauert dann der Vorgang im Parkhaus sein Auto abzustellen, den richtigen Ausgang zu finden und zurück wieder den Eingang nehmen wo ein Ticketautomat zum Bezahlen liegt, genau so lang, wie der Behördenbesuch den man regeln wollte oder die zu lang geratene Jeans der Brut umzutauschen.

Schon immer hagelt es Beschwerden der Nutzer, vielen ist das Parkhaus und die Parkbuchten auch viel zu eng, man berichtet von vielen Kratzern und Schrammen und so manch lädiertem Kotflügel von den engen Kurven hin zur Ausfahrt. - Ich komme mit meinem 5 Meter Monstrum da schon rein und wieder raus, man muss aber mächtig kurbeln und in der Tat sind die Parkbuchten so eng, dass ich keinem empfehlen kann, sein Auto dann neben mir zu parken. - Aber keine Angst, ich bis so selten in der Hauptstadt… Darüber hinaus hinterlässt das Parkhaus keinen guten Gesamteindruck, es gibt bereits Feuchtigkeitsschäden, die Beleuchtung ist spärlich und die Orientierung schwierig und die Beschilderung und die Wegweiser mangelhaft. - Kein Vergleich mit dem Parkhaus in Los Llanos, allerdings muss man denen auch zugute halten, dass die einfach eine große Grube ausheben konnten und ein Parkhaus da reinstellen, wobei die Bauten in Santa Cruz viel komplizierter waren, weil man in Stollenbauweise unterhalb der Avenida del Puente sich voran graben musste. - Die Stadt Santa Cruz hat jetzt angesichts der nahenden Bajada und den zu erwartenden tausenden an Besuchern einen neuen Parkraum gestaltet, nämlich das Flussbett im Norden der Stadt, wo man dann über 1.000 Stellplätze anbieten will. - Das nun wiederum hat den Unternehmer, welcher das Parkhaus erbaut hat und nun auch betreibt zu einer bösen Presseerklärung veranlasst, wo er der Stadt illegales und schädliches Verhalten vorwirft. - Er hat doch eine Lizenz für 75 Jahre erhalten das Parkhaus zu betreiben, aber bei den derzeitigen Einnahmen sei das niemals rentabel zu betreiben. - Er hätte 14 Millionen investiert, das Parkhaus generiere aber nur an die 8.000 Euro Einnahmen im Monat und kalkulatorisch sollten das aber 80.000 Euro sein. - Die Auslastung läge bei lächerlichen 5 - 7 Prozent und dann hätte er auch noch 5 Angestellte zu bezahlen, er bezahle Monat für Monat drauf und erhielte keinerlei Hilfe der Gemeinde, die ihn doch dazu getrieben hätte dieses Parkhaus zu bauen. - Ganz im Gegenteil, die Gemeinde sei auch noch dafür verantwortlich, dass sein Geschäft das Parkhaus hinunterginge, denn die Gemeinde biete ja bei jeder Gelegenheit gratis Parkplätze an, so könne sein Geschäft nie etwas werden. - Sollten die Zahlen stimmen, die der Betreiber da in der Presseerklärung gebracht hat, dann sieht sich das keine Bank noch länger als ein paar Monate an, und jetzt verhagelt es dem Parkhaus auch noch die erwarteten Extraeinnahmen durch die Bajada, weil eben neuer Parkraum angeboten wird. - Langfristig, sollte diese Firma überhaupt langfristig noch handlungsfähig sein, darf man nur noch auf den Stadtstrand hoffen, zu dessen Bau ja die Parkplätze auf dem vorgelagerten Stück direkt am Wasser verschwinden werden. - 14 Millionen Euro, so richtig sieht man diese Summe allerdings da nicht verbaut, vielleicht eher verbuddelt, was immer das nun auch heißen mag… Auf der anderen Seite kann man den Geschäftsmann auch ein bisschen verstehen, da baut man sein Lebenswerk und ergibt sich mit Haut und Haaren den Banken mit Schulden, aus denen er zumindest in Lebenszeit nicht mehr herauskommen wird, und dann macht einem die Stadt selbst das Geschäft kaputt, in dem man dauernd neue Gratisparkplätze schafft.



Samstag 19.06.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1018 hPa

Es gibt doch Remedios
Der Markt kommt in die Stadt

Die Jungfrau der Möglichkeiten macht es möglich. - Wenn ich manchmal rätselhaft berichte, dann kann das auch an der Namensgebung hier liegen, denn manche Eltern nenne hier ihre Kinder Todesangst, Schmerz, Trost oder eben auch Möglichkeit. - Angustia, Dolores, Consuelo und eben Remedios wäre das dann in derselben Reihenfolge auf Spanisch. - Und eben genau die "Virgen de los Remedios" ist die Schutzpatronin des Ortes Los Llanos, in diesem speziellen Falle meist einfach nur "patrona" genannt. - Diese und die kommende Woche feiert man nun die erste Dame des Ortes gewaltig bis ausschweifend und die Höhepunkte dieses Festes sind ohne Zweifel die Tierschau und der große Umzug, welche am kommenden Samstag den 26. Juni stattfinden. - An diesem Tag kann ich jedem nur empfehlen, die Stadt Los Llanos weiträumig zu umfahren, oder man lässt sich eben darauf ein, dass wir Katholiken bei unseren christlichen Festen immer eine Heidengaudi haben und einfach nichts trocken lassen. - Bemerkenswert wie erstaunlich ist dabei immer die Speisung der Landwirte, die von überall her auf der Insel ihr Vieh gebracht haben. - Früher natürlich um dieses zu verkaufen, heute mehr als reine Leistungsschau, oder einfach nur Tradition. - Diese Landwirte bekommen nun Essen gereicht, angerichtet von den Nachbarschaftsvereinen und wer um 5 Uhr morgens in Garafía seine Kühe und Ziegen bereits verlädt, um dann früh in Los Llanos zu sein um einen guten Platz für sein Vieh zu ergattern, der hat um 13:00 Uhr bei der Essensverteilung natürlich einen riesigen Kohl, oder vielleicht hier passender, Paelladampf. - Noch dazu wirken eben auf solchen Fiestas immer rituelle Getränke, meist roter Farbe, die bereits morgens eingenommen einen ziemlich eindeutigen weiteren Tagesverlauf verkünden. - Wird dann das Essen verteilt, dann ist das so wie bei uns im Bayrischen Wald bei Freibier und es gibt kein Halten mehr. - Seit dem man dann auch noch die zweifelhafte Erfindung der zu dünnen Plastikteller gemacht hat, die sich unter der Last des Gerichtes bereits von selbst biegen, erinnern diese Szenen der Junkernspeisung dort auf der Fiesta immer so ein bisschen wie in dem Film von Marco Ferreri, La Grande Bouffe. Also bitte landfeste Kleidung tragen, und auf keinen Fall darf ich Ihnen anraten, sich selbst in die Schlange einzureihen, welche da um Garbanzos und Paella ansteht. - Sie würden mehr davon abbekommen als Ihnen lieb ist, meist aber eben zur äußerlichen Anwendung.

Macht nichts, Weicheier haben hier eh nichts verloren und eigentlich wollte ich Ihnen ja auch von einer interessanten Begleiterscheinung dieser Fiesta berichten, welche dazu führt, dass der morgige Bauernmarkt mal nicht an seinem angestammten Platz stattfindet, sondern in die Innenstadt verlegt wird. - Die Idee ist gar nicht so verkehrt, denn sonntags ist der Ort Los Llanos meist ein ausgestorbene Fleckchen, und mitsamt dem Markt wollen dort dann auch einige Geschäftsleute öffnen. - So ganz genau weiß man allerdings auch noch nicht wo denn nun die Stände mit den Feldfrüchten hin sollen, entweder auf den oberen Teil der Plaza, oder gleich in die Calle Real. - Aber das wird kein Problem sein die Stände dann am Sonntag zu finden, Plaza und Calle Real sind übersichtliche Gestade und man wird auch ohne Navigationsgerät den Landwirt seines Vertrauens wieder finden. - Die Idee ist gut, sagte ich schon, allerdings aus Notwendigkeit geboren, denn die offene Halle, in welcher der Bauernmarkt sonst stattfindet, den braucht man für andere Rahmenveranstaltungen der bereits laufenden Fiesta. - Kommende Woche dann soll es überhaupt keinen Bauernmarkt geben, Samstagabend ist ja noch der große Umzug in der Stadt mit anschließender Tanznacht, da kann man dann am Sonntagmorgen nicht gleich wieder aufgeräumt einen Bauernmarkt organisieren. - Ich verstehe.



Freitag 18.06.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 21,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,8 Grad

Funky Island
Internet fürs Tal der Ahnungslosen

Tal der Ahnungslosen, auch wieder so eine Frechheit. - Aber das stammt eben schon aus historisch deutschem Sprachgebrauch, und falls es jüngere Leser unter uns geben sollte, dann will ich das kurz erklären. - In manchen Gebieten der DDR (Deutsche Demokratische Republik), oder oft auch nur "Zone" genannt, konnten die Einwohner kein Westfernsehen empfangen, sondern nur die Programme rund ums Schnitzlerchen. - Und eben genau diese Gebiete nannte man dann eben "Tal der Ahnungslosen". - So ist das hier auf La Palma auch. - Jetzt nicht unbedingt mit dem Fernsehen, das hat sich alles schon geregelt, allerdings ist das Programm deswegen auch nicht besser geworden als seinerzeit die Klamöttchen auf DDR 1 + 2. - Aber das wird jetzt keine Schelte an das spanischen Fernsehen, das würde zu lange dauern. - Jetzt wird ein neues Projekt aufgelegt, in welches die Insel- und auch die Provinzregierung einzahlt, und der Multi ohne Kulti Vodafone die Technik stellt. - Mit Breitband-Funknetzen will man nun dafür sorgen, dass überall dort wo es bislang noch kein Internet gab, die Menschen auch einen Zugang ins Netz erhalten sollen. - Allerdings wird schon eine kleine Einschränkung gemacht, Siedlungen unter 200 Einwohner bleiben weiterhin draußen vor der Online-Schwelle, und wenn ich so darüber nachdenke, dann sind das ganz schön viele Ortsteile oder Siedlungen welche dann weiterhin auch ohne Internetverbindung bleiben. - Da erinnern wir uns doch noch an das damals hoch gelobte und gefeierte Projekt "La Palma Digital", welches gleich mit 6 Millionen Euro ausgestattet war, und eigentlich die ganze Insel ans Netz bringen sollte. - Geblieben sind öffentliche Internetcafes in öffentlichen Gebäuden, die zwar grundsätzlich jedem Bürger kostenfreien Zugriff ins WWW ermöglichen, aber eigentlich sollte man das ja auch von Zuhause aus machen können, oder zumindest die Firmen darauf zurückgreifen können.

Ich will jetzt keine Auflistung der 6 Millionen Euro fordern, nachtreten liegt mir nicht, allerdings wird die kommende Aktion auch wieder eine weitere Million Euro kosten und das kommt letztendlich auch wieder dem lustigen Verein Vodafone zugute, der sicherlich nicht umsonst den Bürgern die Internetverbindung zur Verfügung stellt. - Diese Million wird wohl bereits die Aufstellung von Funkmasten und die Bereitstellung der Technik kosten, und auch wenn man uns was von allerneuester Technologie erzählt, es ist und bleibt ein Funknetz, mit allen dabei auftretenden Problemen. - Festnetz wäre gefragt, aber darauf setzen die Telekommunikationsfirmen einfach nicht mehr, viel zu teuer in der Bereitstellung, und viel zu billig dann für den Kunden, damit kann man kaum noch was verdienen. - Ich kenne die Anzahl an Abnehmern nicht, die man anbieten muss, damit die Telefonica einen Internetknoten fürs Festnetz einrichtet, aber das wäre doch was gewesen seinerzeit für La Palma Digital, in diese Technik zu investieren, denn Telefon haben hier ja die allermeisten. - Aber auch nicht alle, denn wer heute einen schlichten Telefonanschluss bestellt, der muss schon Glück haben, dass die Telefonica noch freie Plätze in bereits vorhandenen Verteilern hat, sonst bietet man auch gleich wieder das Funknetz an. - Wir werden lernen müssen damit zu leben, der Markt für die Anbieter hier ist nur in den Ballungsgebieten interessant genug, um abklopfbare Technik anzubieten, die anderen müssen sich mit Minimallösungen zufrieden geben. - Schade, dass man das als großen Wurf ankündigt, kostet einen Haufen Geld, und bringt dennoch nur wieder Flickwerk.

Über´s Fußballspiel möchte man ja eigentlich kaum ein Wort verlieren. - Nun haben auch die Deutschen ihren "spanischen Moment" gehabt, sei es nun durch den Schiedsrichter mit Gelbsucht, oder weil man eben nun genau so bedröppelt dasteht wie die Spanier, die auch schon ihr 0:1 gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner hatten. - Gut, das war der notwendige Schuss vor den Bug, so müssen wir das sehen und ab jetzt heißt es eben aufgepasst!



Freitag 18.06.2010 08:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 46 % - Luftdruck 1019 hPa

Im Westen nichts Neues
Im Asphaltwerk bleibt die Küche kalt

Besser so kann man meinen, doch kann diese Ruhe auch trügerisch sein. - Noch ist nichts entschieden, nichts definitiv, aber als Teilerfolg muss man das schon werten, dass der Betreiber es nicht weiter gewagt hat, weitere "Probeläufe" oder gar eine wirklich Inbetriebnahme anzugehen. - Zwei, drei Arbeiter sind jetzt da meist tagsüber beschäftigt weitere Befestigungsmauern zu ziehen oder andere Tätigkeiten auszuüben, nichts aber deutet darauf hin, dass man sich auf eine baldige Eröffnung des Werkes vorbereitet. - Da fragt man sich natürlich, was ist denn da los, geben die so schnell und einfach auf, bloß weil die Plataforma contra la Planta de Asfálto wirklich ernst macht mit der Gegenwehr. - Ja und Nein, denn aufgegeben haben die Betreiber noch nicht, allerdings müssen die inzwischen nicht nur gegen die an die 7.000 Anwohner kämpfen, sondern auch noch gegen zwei juristische Fronten und einer lokalen Gemeindekorporation, die inzwischen auf vorsichtigen Abstand zum Betreiber gegangen ist. - Zwei juristische Fronten deshalb, weil eben nicht nur der "harte Hund" Felipe Campos aus Tenerife gegen die Aufstellung des Asphaltwerkes hier im Aridanetal vorgeht, sondern weil nach einer Anzeige hier in Los Llanos auch noch das lokale Gericht eine Untersuchung eingeleitet hat. - Dabei geht es um den berühmten Tag der Probe und den nächsten Tag, wo man bereits auch Asphaltmischung für einen öffentlichen Auftrag in Los Llanos gekocht hat. - Dafür gibt es Beweise, und die Richterin hier in Los Llanos hat auch schon den Betreiber zu sich zitiert, als Beschuldigten und der hatte sich dabei rausreden wollen, dass er eine mündliche Genehmigung des Bürgermeisters von Los Llanos gehabt hätte. - Der Dicke Hund nun war, der Bürgermeister hatte wirklich sein Wort gegeben, und selbst hier auf unserer kleinen Insel geht so etwas schon lange nicht mehr. - Daher kommt nun auch die kleine Verwirrung zwischen den einstmals so verbrüderten Befürwortern der Aufstellung des Asphaltwerkes, denn selbst der Bürgermeister merkt inzwischen, dass er sich und seiner Partei keinen Gefallen in Los Llanos damit tut, dieses Asphaltwerk weiterhin zu unterstützen.

Der andere juristische Weg in Tenerife läuft auch weiter, und nur weil man nicht andauernd polternde Nachrichten darüber hört, heißt das noch nicht, dass man da nicht handelt. - Wer sich in die Arme der Justitia begibt, der braucht Geld, Menschenvertrauen, (Gottvertrauen ist hier leider absolut fehl am Platz), und auch jede Menge an Geduld. - Auf das hatte sich die Plataforma ja bereits vorbereitet, und dieses auch ein ums andere Mal immer wieder verkündet. - Das gilt weiter, auch wenn wir uns nun in der bequemen Situation wiederfinden, dass die Zeit für uns spielt, weil ja das Asphaltwerk nicht läuft, und die sich erst um die Genehmigungen bemühen müssen und zwei Verfahren abreiten, bevor das Werk eröffnet werden kann. - Eigentlich hatte man sich ja bereits darauf eingestellt, dass es anders herum laufen würde, und man das Asphaltwerk bei laufendem Betrieb anfechten müsste. - Gut hat die Plataforma und ihre Mitstreiter dabei gearbeitet und letztendlich haben auch die beiden gelungenen Demonstrationen und die Herstellung von Öffentlichkeit über die Presse dazu beigetragen, dass es nun keinen Weg mehr gibt, das Asphaltwerk auf dem kleinen Undienstweg einfach so zu eröffnen. - Dennoch ist die Arbeit der Plataforma noch lange nicht getan, die sind weiter tätig, treffen sich in der Kerngruppe einmal die Woche und beraten sich taktisch und strategisch, wie es denn weitergeht und welche neuesten Entwicklungen es gibt. - Nicht viel Neues gibt es, das stimmt schon, aber diese Leute bleiben sich, ihrer Idee und der bereits von Beginn an versprochenen Transparenz treu und laden somit zu einer weiteren öffentlichen Veranstaltung ein, um ihr Wissen zu teilen, die aktuelle Lage zu erörtern und natürlich auch, um erneute Rechenschaft über die finanzielle Situation zu geben. - Also, Pflichttermin für die Betroffenen des Aspahltwerkes im Aridanetal: Donnerstag, 24. Juni 2010, um 20:30 Uhr, in der "Sociedad Velia" in La Laguna. - Gegenüber der Kirche, dort wo die vielen Menschen sind. - Parkplätze sind direkt davor meist rar, also ein bisschen weiter in Richtung Tazacorte fahren, da geht dann immer was.



Donnerstag 17.06.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 40 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 20,2 Grad - niedrigste Temperatur 16,1 Grad

Kurz angebunden
Wenn der Hubschrauber fliegt…

…dann denkt hier immer jeder sofort an etwas Schlimmes. - Noch dazu wenn die Maschine den berühmten Wassersack unter sich baumeln hat, und am großen Reservoir von Dos Pinos eine Schippe Wasser holt. - Aber ich darf Entwarnung gehen, es hat nicht gebrannt, sondern heute Vormittag haben die Einatzkräfte gegen Waldbrände am Fußballplatz ihre Technik vorgestellt, und der Hubschrauber des Gobierno de Canarias hat ein virtuelles Feuer auf dem Kunstrasen des Gemeindestadions gelöscht. Sehr zur Belustigung und Erstaunen vieler Schulklassen der Insel, die man eigens für diese Spektakel nach El Paso gebracht hat. - Meine Tochter will nun Feuerwehrfrau werden, so begeistert hat sie all diese Technik, oder steht die am Ende auf Männer in Uniformen? - Das Cabildo Insular de La Palma, also die Inselregierung beginnt heute mit den sommerlichen Wachen gegen Waldbrände und ihr stehen nun 450 Helfer zur Verfügung, die über die Einrichtungen der "Cecopin" (Centro de Coordinación de extinción de incendios del Cabildo Insular) organisiert sind. - Dazu kommen noch mal 52 Mann der "Brif" (Brigada de refuerzos de incendios forestales), die mit zwei weiteren Hubschraubern in Puntagorda stationiert sind, und vom Umweltamt aus Madrid geschickt werden. - Die sind allerdings auch für Einsätze auf den anderen Inseln gedacht und müssen also immer ran, wenn es auf einer der Kanaren brennt.

Passend dazu ganz gut auch eine mittelfristige Vorhersage über die Temperaturen von der "AEAT" (Agencia Estatal de Meteorología), welche man einfach auch als nationales Wetteramt bezeichnen könnte. - Demnach haben wir einen warmen bis heißen Sommer zu erwarten, mit Temperaturen von 1 bis 2 Grad über Normal. - Man vergleicht das mit 1971 und 2008, das waren die bislang wärmsten Sommer überhaupt, und verlässt sich bei diesen mittelfristigen Analysen auf komplexe Rechenmodelle und eben Vergleiche aus den letzten 40 Jahren. - Das bedeutet nun nicht unbedingt, dass wir neue Spitzenwerte zu erwarten haben oder viel Calima, sondern erhöhte Durchschnittswerte. - Man spricht von Anomalien die man auf dem Nordatlantik festgestellt hätte, die man eben 1971 und 2008 auch so beobachten konnte und rechnet diese temporäre Erwärmung nicht dem Klimawandel zu, sondern eben zeitlich begrenzten klimatologischen Bedingungen. - Wenn es wärmer wird, dann steigt damit auch die Waldbrandgefahr und das sollte uns schon zu denken geben, da weiter auf der Hut zu sein. - Da gibt es ja die interessante Regel 30/30/30. - Die stammt von Wetter- und Brandschutzexperten und sagt aus, dass bei einer Temperatur von über 30 Grad, in Verbindung mit Windgeschwindigkeiten von über 30 Stundenkilometern und einer Luftfeuchte von unter 30% die Brandwahrscheinlichkeit nicht mehr proportional ansteigt, sondern galoppierend. - Also, keine Koteletts mehr im Wald grillen, Kippe aus und bloß keine Gartenabfälle mehr verbrennen. - Und dann noch das leidige Thema Böllerschüsse, die immer noch gerne bei allen Festen abgeschossen werden, obwohl diese Feuerwerkskörper ja als offizielle Brandursache für den katastrophalen Brand im vergangenen Sommer bei Mazo und Fuencaliente genannt wird.



Donnerstag 17.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 16 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 41 % - Luftdruck 1017 hPa

Bildungskrise
Krise - Bildung

Die "Krise" ist ein treues Geschöpf, und will einem einfach nicht so schnell von der Seite weichen. - Sicher haben Sie auch die Nachrichten über Spanien in der Presse gelesen, allerdings ist es interessant dabei, dass man sich erst für uns interessiert, wenn internationale Kreditinstitute um ihre Einlagen hier in Spanien fürchten. - Allerdings ist der Vergleich mit Griechenland sehr schief, Spanien verfügt über deutlich mehr Substanz, aber ob die bereits getroffenen Maßnahmen das Staatsdefizit wieder zu senken ausreichen, das wird hier täglich und mit Inbrunst diskutiert. - Dabei fällt einzig auch wieder der Finanzsektor unangenehm auf, Ratingagenturen und Pleitebanken wie die Hypo-Real wollen dem Land keine Zeit lassen, die hausgemachten wie importierten Probleme zu regeln. - Geld, Renditen, und Gier sind halt spontane Ereignisse. - Aber das findet auf einem Niveau statt, welches nicht das unsere ist, und wir werden da auch keinen Einfluss haben, sondern nur die Folgen tragen müssen. - Im Lande selbst bleibt die Stimmung auch angeschlagen, wir richten uns hier auf etwa drei weitere Jahre der "vaca flaca", oder der kleinen Brötchen ein, und besinnen uns auf alltägliche Tricks, die "dünne Kuh", eben die "vaca flaca", wieder ein bisschen Kurven zu geben . - Dabei muss man immer wieder betonen, dass unser Jammern immer noch auf sehr hohem Niveau stattfindet, aber Rückschritte im Lebensstandard sind immer schmerzhaft und das Lernen, dass der Standard nicht unbedingt etwas mit Qualität zu tun hat, ist bei uns auch noch nicht wirklich angekommen. - Aber ich bin endlich beim Thema angekommen, denn diese Krise, wie eigentlich jede, bringt auch gesellschaftliche Wandlungen mit sich, und die müssen nicht unbedingt negativ sein.

So meldet die Universität La Laguna auf Tenerife das erste Mal seit zehn Jahren wieder eine Zunahme der Schüler, welche sich mit der PAU (Pruebas de Acceso a la Universidad) einen Platz an der Universität sichern wollen. - Auch wenn man auf der Schule nach der 12. Klasse das "Bachillerato" bereits hat, was so in etwa dem Abitur entspricht, muss man dennoch diese PAU positiv absolvieren, erst dann erhält man das Anrecht auf einen Studienplatz. - Diese Prüfungen finden nun in den kommenden Tagen statt, und für die Universität La Laguna haben sich in diesem Jahr 3.500 Abiturienten eingeschrieben, sage, schreibe und freue 400 mehr, als noch im vergangenen Jahr. - Und das, wo doch die Zahl der Schüler allgemein hier auf den Kanaren rückgängig ist, weil die geburtenschwachen Jahrgänge längst das Pennäleralter erreicht haben. - Als Grund für diese akademische Vermehrung nimmt man ganz klar an, die Krise, und die damit wachsende Beunruhigung, auf dem Arbeitsmarkt für den Nachwuchs keine geeigneten Stellen mehr zu finden, wenn man nur einen unteren oder mittleren Bildungsgrad vorweisen kann. - Eine ganz verständliche gesellschaftliche Reaktion, werden die Zeiten härter, muss man mehr investieren um Erfolg zu haben und viele Schüler und Eltern meinen daher, die Flucht in die Bildung antreten zu müssen. - Ich kann mir schlimmere Szenarien bei der Krisenbewältigung vorstellen, aber das ist ja auch nur eine Facette, ein Gesicht der Krise, und wie wir alle wissen, hat diese Krise viele Gesichter.



Mittwoch 16.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Endlich!
Charco Azul wird wieder hergerichtet

Aber so ganz einfach kann man nach der Niederlage gegen die Schweiz nicht zum Alltag wieder übergehen. - Aber wer hat gesagt, dass diese Welt gerecht ist, oder gar der Fußball. - Allerdings muss man doch auch anerkennen, dass die Schweizer wirklich Glück hatten, aber eben das Glück des Tüchtigen, und dass die diese 96 Minuten Dauerdruck überstehen, das hatte wirklich niemand geglaubt. - Also davor Hut ab, auch wenn Spanien so überlegen war, dass man wohl von einer Sensation sprechen muss. - Hier ist man erstmal einfach nur sauer, denn man muss die Tore eben auch schießen, und nicht nur wunderschön und gekonnt mit dem Ball umgehen. - "Spanien war unfähig die Schweizer Mauer einzureißen", so titelt "El Día" und beschreibt das damit ganz passend. - Aber nichts ist vorbei, und es war auch keine Blamage, wie manche darüber schreiben, wohl aber eben der alt bekannte spanische Fußballfluch, dass man gegen so genannte "Kleine Gegner" nie besonders glücklich ausgesehen hat. - Schwamm drüber, jetzt kann man sich immer noch locker gegen Honduras und Chile qualifizieren, und dann spricht kein Mensch mehr darüber. - Die Straßen hier sind aber immer noch menschenleer, irgendwie geht man hier jetzt in sich.

Jetzt aber zum Tagesgeschehen, und da meldet man endlich behördlichen Tatendrang um eine sehr wichtige touristische Infrastruktur, die Meerwasserschwimmbecken von Charco Azul in der Gemeinde San Andrés y Sauces. - Im März 2009 waren dort an der Nordseite oberhalb der Schwimmbecken große Felsbrocken auf Teile der Freizeitanlage gestürzt, aber das Glück war uns sehr schweizerisch an diesem Tag, niemand wurde auch nur leicht verletzt, ganz einfach weil kein Mensch in dem Moment sich dort aufhielt. - Dennoch, man musste die gesamte Anlage sperren, da immer noch ein gewaltiger Felsüberhang dort droht, und wo einmal schon Felsbrocken heruntergekommen sind, da kann das sicher jeden Moment wieder passieren. - Eigentlich wollte man noch im vergangenen Jahr gleich den Schaden beheben, allerdings gab es Sicherheitsbedenken seitens der ausführenden Baufirma, denn man vertraute dem technischen Gutachten der Gemeinde nicht, sondern forderte eine Analyse von Spezialisten die einen tieferen Wissenshintergrund besitzen, als die lokalen Techniker. - Das ist verständlich, und lässt die Frage offen, warum man das nicht sofort in die Wege geleitet hat, denn wegen des fehlenden Gutachtens ist ja diese unangenehme Wartezeit entstanden. - Charco Azul ist eben nicht irgendeine Wasserlache mit Salzwasser, sondern das Freizeitangebot der Gemeinde San Andrés y Sauces Nummer eins, und auch für Gäste vom "Rest" der Insel während ihres Aufenthaltes eine gern angenommene Attraktion. - Jetzt verkündet aber die Küstenbehörde endlich einen Fortschritt, das Geld sei da, das Gutachten würde gerade abgeschlossen und die Arbeiten sind auch bereits an die Firma "Tragsa" vergeben. - In ein paar Tagen könnte es also schon losgehen mit den Arbeiten dort, die allerdings wohl nicht mehr rechtzeitig zur sommerlichen Badesaison hin abgeschlossen werden können. - Immerhin muss man da Felsbrocken von an die 30 Tonnen Gewicht entfernen, und darüber hinaus den Rest des bedrohlich wirkenden Überhanges richtig sichern. 612.000 Euro sollen das Wegschaffen der Felsen und das Absichern des Abhanges kosten, Geld um welches sich die Gemeinde keine Sorgen machen muss, denn die Arbeiten gehen zu 100% auf Kosten der Küstenbehörde in Madrid. - Die frohe Botschaft darüber verkünden durfte eine alte Bekannte hier, die niemals richtig hier angekommene Mercedes Coello von den Sozialisten. - Die hatte man 2007 als Alphadame ins Rennen um die Inselpräsidentschaft geschickt, konnte aber nicht wirklich hier auf der Insel überzeugen und wurde sogar in den eigenen Reihen nicht komplett mit Wohlwollen aufgenommen. - Inzwischen hat sie ihren Rücktritt als Chefin der palmerischen Sozialisten bereits vollzogen, ließ es sich aber eben nicht nehmen, diese gute Nachricht noch überbringen zu dürfen.





Mittwoch 16.06.2010 07:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Oper in Santa Cruz
Der Kulturreferent gibt bekannt

Drum singe wem Gesang gegeben. - Singen kann ich nun wirklich nicht und auch wenn ich grundsätzlich die Musik sehr liebe, war es nie meine Welt. - So geht auch so manches kulturelle Großereignis hier auf der Insel an mir vorbei, und ich könnte dabei nur die lokale Presse zitieren, um irgendwie darüber zu berichten. - So trifft es sich doch hervorragend, wenn man Freunde und Bekannte hat, die sich genau in dieser Welt der Musik aufhalten, dieses sogar leben, und über den Tellerrand der blanken Information hinaus interessante Geschichten erzählen können. - So berichtet heute unser "Kulturreferent" Ödi Jonitz über das VI Opernfestival hier auf La Palma. - Es gibt hier also noch mehr als Bananenkrise, Arbeitslosigkeit, kirchliche Feste sowie politisches Prekariat, und das ist gut so:

VI. Festival de la Òpera en el Convento

Als Jorge Perdigón vor über zwanzig Jahren seine Koffer packte, das geliebte La Palma in Richtung Freiburg im Breisgau verliess, um an der dortigen Hochschule für Musik Gesang zu studieren, konnte er noch nicht ahnen, was er viele Jahre später in seiner Heimat alles bewegen würde.

Man kann ruhig behaupten, dass Jorge seinen Weg gemacht hat. Die Stationen seiner Karriere lassen Opernfreunden das Wasser im Munde zusammen laufen. Unter vielen anderen sollen hier "nur" die Staatsoper in Wien, die Òpera Real in Madrid, die Frankfurter Oper, die Deutsche Oper in Berlin, das Concertgebouw in Amsterdam und das Kleine Festspielhaus in Salzburg erwähnt werden. Seine Engagements führten ihn um die halbe Welt, ausser in Mitteleuropa trat er u.a. in Italien, Norwegen, Frankreich, Holland, Portugal und Chile auf. Und doch blieb ihm La Palma stets im Gedächtnis.

Ich kann aus eigener Erfahrung behaupten, dass es sich bei dieser kleinen, grünen Insel um ein ausgesprochen musikalisches Stück Erde handelt. Die hohe Konzentration an hervorragenden Musikern aller Stilrichtungen ist in der Tat sehr beachtlich. Nur ein Genre war über mehr als hundert Jahre hier nicht mehr vertreten. Und dazu muss ich jetzt etwas weiter ausholen:

Seit dem Mittelalter gab es fahrende Ensembles, die mit ihrer Kunst über Land zogen und die Musik zu den Leuten brachten. Feste Opernhäuser gab es nur in grossen, reichen Städten oder am Hofe, eben dort wo man es sich leisten konnte. Mobile Operntrupps aus Spanien traten auch regelmässig in Mittel- und Südamerika auf, letzte Station vor der grossen Überfahrt waren dann stets die Kanarischen Inseln. Und so sagt uns die Geschichte, dass es in den Neunzigern des 19. Jahrhunderts zur vorläufig letzten Opernaufführung auf La Palma kam. Und dann war lange, lange Pause. Bis Jorge dann die bahnbrechende Idee hatte: Er wollte das "grosse" Genre, die Oper, wieder nach La Palma bringen. Ganz vorsichtig fragte er zuerst seine Kollegen, was sie von der Idee hielten und ob sie eventuell sogar bereit wären, mitzumachen. Das Resultat war überwältigend. Und deshalb wurde der Traum wahr. Im Jahr 2005 gab es Tosca, 2006 den Rigoletto sowie Samson und Dalila, 2007 Nabucco und den Barbier von Sevilla, 2008 La Traviata und 2009 Madama Butterfly. Die Liste der Solisten liest sich wie das Who is Who im Opernbusiness. Um nur einige zu nennen: Paolo Gavanelli, Andrea Silvestrelli, Laura Brioli, Lucia Mazzaria, Irina Wischnizkaja, Dominik Nekel, Olga Romanko. Selbstverständlich hat auch Jorge stets mit grossem Erfolg teilgenommen. Da die Oper nicht nur als fertiges Produkt quasi importiert werden sollte, sondern hier auch Wurzeln schlagen sollte, ist man besonders stolz, dass auch Palmeros unter den Solisten zu finden sind: Carmen Gonzales, vielen auch als Ima Galguén bekannt, Anelio Rodriguez und Juan Antonio Nogueira sind nur einige von ihnen. Juan Antonio hat sogar seine Anstellung als Stadtpolizist an den Nagel gehängt, um Musik zu studieren. Das will in diesen Zeiten und unter unseren Verhältnissen schon was heissen! Das Orchester kommt seit Jahren vom Bolschoitheater in Minsk. Der Chor besteht in diesem Jahr aus Palmeros und Residenten (der Schreiber dieser Zeilen ist als Opernfan seit Kindestagen und Helfer des Events besonders stolz darauf, mitmachen zu dürfen). Um das Festival und viele weitere kleinere, über das Jahr verteilte Events durchzuführen, wurde vor einigen Jahren ACAPO gegründet, die Asociación Cultural Amigos Palmeros de la Òpera. Deren Arbeit kann gar nicht hoch genug bewertet werden.

Sie werden sich vielleicht fragen, wo denn auf La Palma das Opernhaus steht. Richtig, es gibt keines. Das frisch renovierte Teatro Circo de Marte wäre zwar wunderschön, verfügt aber leider nicht über einen passenden Orchestergraben. Zum Glück haben wir hier in den Sommermonaten ein weitgehend stabiles Wetter, und das ermöglicht es, die Oper im Freien, im Innenhof des alten Franziskanerklosters in Santa Cruz de La Palma aufzuführen. Wer schon mal dort war, wird mir zustimmen: das Ambiente ist einmalig schön, die Akustik hervorragend, einfach unvergesslich! Und wer noch nie dort war, der sollte es sich auf keinen Fall entgehen lassen: Dieses Jahr gibt es Don Pasquale von G. Donizetti, eine Opera Buffa, ausserdem einen grossen Arienabend mit Kompositionen von W. A. Mozart, ein Sinfoniekonzert (im Teatro Circo de Marte) und zwei Liederabende in Los Llanos und San Andrés y Sauces. Der Eintritt für die Liederabende ist frei, die Karten für die restlichen Veranstaltungen vergleichsweise erschwinglich. Kartenvorverkauf ist Montag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 17 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr in der Casa Cabrera an der Plaza de España in Santa Cruz de La Palma.
Weitere Informationen gibt es hier: www.operaenelconvento.es






Dienstag 15.06.2010 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Zielwechsel Senioren
All komposti statt all inclusive

Das gibt wieder Ärger, das mit dem Komposti, dabei bin ich doch bald selber einer. - Ich hätte auch schreiben können Generation Volkssturm + oder wer hat noch Geld zu verreisen, außer den Rentnern. - Liebe Leute, nehmt das alles bitte nicht so ernst, Sarkasmus ist auch eine Form der Poesie, vielleicht die Poesie der Verzweifelten, aber wer im Tourismus auf den Kanaren arbeitet… Dabei wird die Geschichte eigentlich noch richtig lustig. - Aber mal allen Ernstes, man überlegt hier auf den Kanaren wohl, und das auch berechtigt, mehr für Urlauber im Rentenalter zu tun. - Diese Zielgruppe ist nämlich nicht auf irgendwelche Urlaubstermine angewiesen, könnte also auch in den weniger gesuchten Zeiten verreisen und darüber hinaus gibt es ja in Europa auch eine ganz gelungene Anzahl an Rentnern und Pensionären, die durchaus eine gut bestückte Reisekasse aufweisen können. - Zumindest haben wir hier auf La Palma sehr gute Erfahrungen mit "Silvertravelers", wie man sie auch nennen kann, ohne gleich Geld in die Sarkasmuskassen einzahlen zu müssen. - Die sind meist sogar noch besser zu Fuß als die vielen Sofakartoffeln meines Alters und erobern sich strammes Schrittes hier die Wanderwege und tragen dann am Abend ihre Rente brav in die hiesigen Läden oder die Restaurants. - Es gibt keine echten Zahlen über die Alterszusammensetzung des Publikums hier auf La Palma, aber ich denke wohl, dass wir zwar noch nicht auf dem Niveau einer Donaukreuzfahrt sind oder im Zillertal, aber gar nicht so knapp dahinter. - Aber das macht ja auch ein Teil der Attraktivität unserer Insel aus, dass wir eben nicht das Ibiza- Image haben, sondern wohl allen Altersgruppen etwas zu bieten haben. - Gut, man muss schon aktiv sein, selbst aktiv, wer nur unterhalten werden will und Shoppingmeilen als Kulturgut betrachtet, so wie meine Töchter das tun, der ist auf La Palma dann doch ein bisschen deplaziert.

Jetzt kommt der unterhaltsamere Teil der Geschichte. - Man will sich jetzt mit einem Programm welches "Turismo Senior Europa Canarias" heißt, gezielt um die Altergruppe bemühen, die zwischen 55 und 70 Jahren alt sind. - Dafür gibt es Geld aus Madrid, die haben also noch etwas zum Ausgeben, nur mal so unter uns, und laut Paulino Rivero (der Präsident der autonomen Region Kanarische Inseln) will man dazu besonders in Ländern wie Polen, Slowenien und der Tschechoslowakei werben. - Sie haben gut aufgepasst, wir wollen in einem Land werben, welches es seit 17 Jahren nicht mehr gibt. - Ich muss allerdings hier einfügen, dass ich nicht sicher weiß, ob denn nun diesen Lapsus Paulino Rivero begangen hat, oder der fleißige Kollege, der ihn zitiert. - Im gegenseitigen Austausch am Tresen oder in der Waschküche mag das ja noch OK sein, viele rechnen hier ja auch immer noch in Pesetas oder mit der katholischen Kirche, aber in den Regierungen, und seien es auch nur Provinzparlamente, da sollte das schon angekommen sein, dass es dieses Land nicht mehr gibt. - Wir wissen dennoch was sie meinen, oder auch nicht, vielleicht will man sowohl in der Tschechischen- wie auch in der Slowakischen Republik werben, oder nur in einer von den beiden. - Die Werbung besteht auch daraus, dass man einen Teil der Reisekosten übernimmt, was eben als zusätzlicher Anreiz geboten werden soll. - In Deutschland wirkt dieses Programm meines Wissens nicht, und ob es sich nun lohnt, deswegen "rüber zu machen", das möchte ich mal bezweifeln. - Man rechnet vor, dass man mit den vorhandenen 1,7 Millionen Euro für dieses Programm an die 15.000 Gäste der besagten Altersgruppe auf die Kanaren locken kann. - Das bedeutet einen Zuschuss pro eingeflogenen Rentner von 113 Euro. - Wenn die dann dafür 14 Tage hier auf den Inseln bleiben und auch ein bisschen konsumieren, dann kann sogar ein bisschen was hier hängen bleiben. - Als positiven Nebeneffekt erhofft man sich dadurch, dass die Fluggesellschaften aus den angesprochenen Ländern so vielleicht auch noch mehr Maschinen auf die Kanaren einsetzen. - Das wäre besonders effektiv im Falle der Tschechoslowakei, das bringt dann gleich doppelt so viele Flieger auf die Kanaren.



Dienstag 15.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Ewiges Stückwerk
Planungsunsicherheit macht Baugenehmigungen zu juristischen Papieren

Legal, illegal, alegal, verjährt, verhökert und verraten. - Es ist nicht ganz leicht auf La Palma ein Haus oder Gebäude zu errichten. - Abgesehen davon, dass man das nötige Kleingeld haben muss, denn die Banken geben kaum noch Kredite nach den Erfahrungen der letzten Jahre. - Es ist vielmehr die fehlende Planungssicherheit, welche oftmals Bauvorhaben verhindert, wenn der Eigentümer oder Promotor ganz genau auf alle Bedingungen achtet. - Die noch schwebenden lokalen Flächennutzungspläne sind dabei die größte Hürde, aber eben auch noch weitere Beschränkungen und besonders da, wo sich mehrere Institutionen die Verantwortung teilen, da begibt sich jeder Bauherr auf ganz dünnes Eis, oder hier auf La Palma, auf rutschigen Boden. - Legendär bereits das Gebäude "Las Tarajales" in Puerto de Tazacorte, welches inzwischen nur noch "Caso Tarajales" genannt wird, also der "Fall Tarajales". - Das stolze Gebäude mit sehr schönen Wohnungen, direkt am Strand, also mit freiem Blick bis Venezuela, hat eigentlich alle Genehmigungen. - Die lokalen Papiere sowieso, und auch die "Cotmac" (Comisión de Ordenación del Territorio y Medio Ambiente de Canarias, damals noch "Cumac" genannt, hatte das Gebäude abgesegnet. - Allerdings lag damals bereits ein Gerichtsentscheid vor, welcher besagte, dass dieses Stück Küstenstreifen nicht urbanisiert werden kann, da es sich um Gelände handelt auf welches die Küstenbehörde Zugriff hat, und welches somit nicht privat genutzt werden kann. - Also hätte man die Genehmigungen nicht erteilen dürfen, aber man ist sich nicht so ganz im Klaren darüber, wie denn die genaue Abfolge der Entscheidungen und Zustimmungen war, und ob die lokale Korporation und die "Cotamc" von dieser gerichtlichen Entscheidung überhaupt rechtzeitig wissen konnten.

Ganz klar ist inzwischen, dass dieses Gelände der Küstenbehörde untersteht, der oberste spanische Gerichtshof hat das entschieden. - Aber noch nicht klar ist nun, was denn mit dem Gebäude zu geschehen hat, und auch noch nicht klar ist, ob denn nun die Genehmigungen seinerzeit korrekt erteilt worden sind oder nicht. - Auch gilt es dann noch herauszubekommen, ob eventuell einfach nur niemand wusste, dass es ein negatives Urteil gab, oder ob man das beflissentlich übersehen wollte. - In Los Llanos versucht man nun in einem Mammutprozess zumindest die Frage zu klären, ob es denn bei dem Genehmigungsverfahren zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist oder nicht, allerdings wird damit dann die Frage auch noch nicht entschieden, was denn dann mit dem Gebäude zu geschehen hat. - Der Prozess ist nun bereits seit gut einem Jahr zu Gange und man hat schon über 40 Zeugen und Beschuldigte gehört, und nun eröffnet man die zweite Befragungsrunde. - Dabei stehen der Investor wie Bauherr des Gebäudes im Mittelpunkt und lokale Politiker, wie Mitarbeiter des technischen Büros der Gemeinde Tazacorte. - Der Ausgang und wann dieses Verfahren mal abgeschlossen wird, das ist völlig offen und manch ein Beobachter rechnet damit, dass man diesen Prozess wohl gar nicht zu Ende bringen wird, sondern die Ermittlungen irgendwann eingestellt werden. - Das hängt natürlich auch von der Hingabe der Richterin in dem Fall ab, die nun wirklich keine leichte Aufgabe hat, sich mit so vielen Zeugen und Beschuldigten zu beschäftigen. - Der Investor des Gebäudes kann wohl noch recht gut schlafen, denn es wird ja kaum nachzuweisen sein, dass nun genau er die Abfolge der Genehmigungen und den fraglichen Gerichtsentscheid besser kennen musste, als die Behörden, welche die Erlaubnis zum Bau erteilten. - Sollte man das Gebäude sogar abreißen, dann wird der sich natürlich um eine Entschädigung bemühen. - Das dauert dann wieder ein paar Jahre, hat aber beste Aussichten auf Erfolg. - Oder aber, man erwischt die alle beim großen Schmurucheln, weil irgendeiner nasse Füße bekommt. - Aber wer weiß das schon, auf jeden Fall trägt das alles nicht dazu bei, dass die Investoren hier auf der Insel Schlange stehen, um ihr meist ehrlich verdientes Geld nach La Palma zu tragen. - Ganz abgesehen davon, dass auch nicht jede dieser angestrebten Investitionen auch sinnvoll oder gar verträglich für La Palma seien, aber das sind wieder andere Fragen. - Auf jeden Fall muss man auch hier wieder die Qualität und den Sinn dieser vielen lokalen technischen Büros der Gemeinden in Frage stellen, welche den überaus komplexen Ablauf, solcher weit reichenden Verfahren gar nicht überblicken können. - Manchmal auch nicht wollen, und genau das will ja die taffe Richterin aus Los Llanos herausbekommen.



Montag 14.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Ungemach droht den Rathäusern
Die Krise zerrt am Beutel

Vor ein paar Tagen noch habe ich es ja vorausgenommen, und schon hat man in der Zentralregierung in Madrid meinen Vorschlag aufgegriffen… Auch wenn noch keine Entscheidung gefallen ist, zumindest denkt man darüber nach, und alleine das macht viele Bürgermeister bereits nervös. - Aus Madrid wirft man den Denkanstoß in die Reihe, eine Kommunalreform biblischen Ausmaßes zu starten, und nur noch Gemeinden selbstständig lassen, welche über 15.000 Einwohner haben. - 8.115 Gemeinden gibt es im Land der Iberer, und führt man diese Reform durch, dann bleibt die Hälfte aller Gemeinden auf der Strecke und für La Palma würde das bedeutet, dass wir dann zukünftig nur noch 2 Gemeinden haben und keine 14 mehr. - Hier allerdings ist die Diskussion noch nicht so richtig akut, aber die Zeitung "El Día" hat sich mal auf Tenerife dazu umgehört, und in der Inselregierung wie in den einzelnen Gemeinden sehr unterschiedlichen Meinungen dazu empfangen. - Dort gibt es 31 Gemeinden, und die würden dann auf 16 halbiert, also noch weit davon entfernt palmerische Verhältnisse fürchten zu müssen. - Dennoch äußern sich die Bürgermeister der angesprochenen kleinen Gemeinden natürlich negativ zu diesem Thema. - Ist doch klar, damit würden die ja ihre eigenen Posten einsparen, und genau darum geht es nämlich bei der Idee der Gemeindereformen. - Die Bürgermeister und Ratsherren bestehen aber auf den vielen kleinen Gemeinden und sprechen von Traditionen, kultureller Identität und natürlich auch von dem guten Service der geboten wird, wenn die Bürger ortsnah und in kleinen Büros ihre Notwendigkeiten regeln können. - Auf der anderen Seite muss man aber bedenken, dass viele der kleinen Gemeinden auf Tenerife und La Palma bereits nur noch Geld haben um die eigenen Angestellten zu bezahlen, und sowieso keine Projekte mehr ausführen können, welche den Landkreis betreffen, den sie eigentlich auch noch verwalten. - Insgesamt haben sich so in den Kommunen 35 Milliarden Euro an Schulden angesammelt und nur ganz wenige Gemeinden dieses Landes können sich schuldenfrei nennen.

In den größeren Städten und in der Inselregierung sieht man die Diskussion um die Gemeindereform nicht so negativ wie in den kleinen Gemeinden und möchte das Gespräch darüber auch aufnehmen. - Klar, denen geht ja einerseits nichts verloren, im Gegenteil die gewinnen ja noch an Bedeutung, Einwohnerzahl und damit auch Einfluss hinzu, also warum soll man sich dagegen wehren. - Grundsätzlich findet man also parteiübergreifend Zustimmung zur Zusammenlegung von Gemeinden, möchte das aber nicht nach dem Rasenmäherprinzip machen, sondern klare Einzelfallprüfungen und natürlich viele kanarische Ausnahmen. - In der Tat wird es wenig sinnvoll sein, ganz einfach die Gemeindeverwaltungen in einigen Städten abzuschaffen, und in einer anderen dann weiter zu führen. - Das ist für den Einwohner sehr unangenehm und führt sicherlich auch zu vielen Wartezeiten und Schwierigkeiten, man kann ja dann nicht einfach hingehen und alle lokalen Pläne einfach auflösen, weil nun plötzlich zum Beispiel in El Paso dann auch der Flächennutzungsplan von Los Llanos gelten würde. - Da sind intelligentere Lösungen gefragt, und die gehen schon in Richtung von langsamer Auslagerung von Teilen der Gemeindearbeit. - So könnte man die Raumplanung sicherlich ganz in Inselhand geben und die lokalen technischen Büros auflösen, die eh meist nur Papiersammelstellen sind und die Anfragen weiter zu den übergeordneten Stellen leiten. - Dann gäbe es noch die technischen Lösungen über das virtuelle Amt im Internet, da gibt es bereits Vorzeigegemeinden in anderen Ländern, welche den Besuch auf dem "Amt" in den allermeisten Fällen unnötig machen würden. - Darüber hinaus könnte man das gesamte Straßenbauwesen an die Inselregierung delegieren und nicht mehr 14 Gemeinden an diversen Straßen mal recht aber meist schlecht, weil eben kein Geld da ist, fummeln lassen. - Man könnte so viel machen, wenn man denn wollte, aber es wird schwierig werden von den abzuschaffenden lokalen Behörden, Begeisterung oder gar Mithilfe zu fordern. - Ganz abgesehen von lokalpatriotischen Auswüchsen bei den allermeisten Bewohnern der Gemeinden, die meist sehr stolz sind ein "Garafiano" oder ein "Mazuco" zu sein, und sich gar nicht an den Gedanken gewöhnen wollen, plötzlich Einwohner einer anderen Stadt zu sein. - Aber den Luxus von 14 Gemeinden für 84.000 Einwohner, das ist schon eine Sache, die bei dem gewaltigen Schuldenberg in Spanien, schwer nach außen zu erklären ist. - Mal sehen, ob wir bei der Diskussion bleiben können, oder ob Zapatero da ein Machtwort sprechen muss. - Zunächst steht aber eh noch die Arbeitsmarktreform an, und man weiß nicht so wirklich, ob unsere Regierung in Madrid diese bereits seit Jahrzehnten überfällige Mammutaufgabe noch wuchten kann.



Montag 14.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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4:0
Mindestens

Ich gebe es zu, ich bin kein Fußballexperte und kam mit der Pizza fünf Minuten zu spät. - Also habe ich auch nicht die erste Chance der Australier gesehen, die es wohl tatsächlich gegeben haben muss. - Die Pizza muss ich nicht weiter beschreiben, italienisch gut, und die wird es jetzt auch weiterhin zu jedem Spiel der deutschen oder spanischen Mannschaft geben, außer es geht gegen Italien. - Da gibt es dann wahlweise Paella oder Wurstbrote, das Umfeld muss schon stimmen, Pizza und dann gegen Italien, das geht doch nicht. - Nachdem mir meine Töchter bereits im Vorfeld die Abseitsregeln wieder mal ins Gedächtnis gerufen haben durften wir gestern Abend ein effizientes Spiel einer noch nicht ganz rund arbeitenden deutschen Mannschaft sehen, die mitten aus einem großen Nichts heraus plötzlich brasilianische, oder sollten wir sagen spanische Momente offenbarte, die überaus gefällig anzusehen waren und sogar grausam erfolgreich. - Grausam für die Australianer, wie meine große Tochter nach spanischem Vorbild immer wieder sagte, die nun wirklich nur dafür geschaffen schienen, das deutsche Selbstbewusstsein breit und gefällig aufzubauen. - Wenn man einen Monat kein Eishockey mehr gesehen hat, dann erträgt man Fußball auch wieder, zumindest fällt einem dann die Statik dieses Spiels nicht mehr so unangenehm auf. - Dagegen konnten die Deutschen aber auch freudig angehen, und dass Podolski und Klose dann auch noch ihre Befreiungstore schießen oder köpfen konnten, das war natürlich dann wirklich die große Krönung eines eigentlich kleinen Spieles. - Das darf man aber eigentlich nicht sagen, das Auftaktspiel für solch ein Großereignis kann man nicht als klein bewerten, aber Hand ans Herz, oder Fuß zum Ball, Australien war nicht wirklich ein Gegner, der ein großes Spiel aus dieser völlig einseitigen Partie werden ließ.

Deutschland hatte keine Gnade mit Australien, so kommentiert das die Zeitung "Canarias 7". Der Bundesjogi wird das ähnlich gesehen haben und ein bisschen hat ja auch der pomadige Mexikaner als Schiedsrichter noch geholfen, dass kein Sand in die deutsche Effizienz gestreut wurde, acht wunderschöne und zwingende Angriffe, vier Tore, da darf man sich nicht beklagen. - Wären nicht dazwischen immer wieder die Bummeleien gewesen, die sicher Fußballkenner als Taktik bezeichnen werden, dann hätte man dieses Spiel sogar rundum genießen können. - Philip Lahm, Sonderklasse und schon jetzt der beste Kapitän, den die deutsche Mannschaft seit langer Zeit hat. - Überhaupt zeigte die Abwehr eine mehr als solide Leistung, Mertesacker und Friedrich souverän bis glänzend und auch der junge Badstuber ließ da in seiner Leistung den Frischling nicht erkennen. - Schweinsteiger besser als immer, obwohl er sich nicht so ganz wohlfühlt in seiner nun gebremsten Rolle als ständig verfügbare Anspielstation, merkt an ihm doch an, dass er eigentlich lieber den Druck nach vorne nachgeben will, als abwartend und taktisch im Mittelfeld zu agieren. - Khedira daneben wirkte manchmal unglücklich in dem immer wieder aufbrausenden Genie des deutschen Spiels, vielleicht hatte der noch die Holzschuhpartien der deutschen Mannschaft unter Berti Vogts oder Rudi Völler im Sinn, und traue ab und zu seinen eigenen Augen nicht, dass Kombinations- und Kurzpassspiel plötzlich auf deutsche Tugenden sein können. - Was freut es mich für Miro Klose, der diesen Traumpass von Philip Lahm so brachial und schlüssig abschließen konnte, wenn es so etwas gibt wie einen platzenden Knoten, dann muss das doch diese Situation gewesen sein. Özil immer wieder zwischen Genie und Nervosität, der ist sich vielleicht selbst noch gar nicht sicher, wie gut er ist und braucht vielleicht auch noch mehr die Anerkennung seiner Mitspieler. - Müller, der Wundertüte will man immer noch nicht trauen, aber das kann man ruhig, wer ein ganzes Jahr die Schule und Knute des FC Bayern als Stammspieler unangefochten überstanden hat, der hat auch seinen Platz in der Nationalmannschaft sicher. - Und sein Tor, eigentlich schon Akrobatik, eben wie weiland DER Müller. Und genau solche Spieler können dann eben, sollten wir mal gegen eine Mannschaft spielen, die das Geschäft Fußball auch beherrscht, den Unterschied machen. - Leid tat es einem um die eingewechselten Gomez und Marin, die konnten sich nicht mehr so wirkungsvoll in die glanzvolle Truppe auf dem Rasen einfinden und werden wohl nicht komplett glücklich nach diesem Auftaktspiel sein. - Lediglich Cacau, der hatte natürlich seinen perfekten Auftritt mit einem Abstauber, den wirklich wohl nur noch Gomez hätte versemmeln können. - Neuer ist wohl nicht zu bewerten, und die Farbe seines Trikots, die sollte uns auch nicht mehr an einem wirklich gelungenen Fußballabend stören. - Eine ganz neue deutsche Mannschaft haben wir da gestern Abend gesehen, intelligent, effizient und so abgeklärt, dass man gar nicht glauben will, wie jung die allermeisten Akteure da auf dem Rasen sind. - Verlierer gestern Abend war neben den völlig desorientierten Australiern auch noch Michael Ballack, den niemand wirklich vermisst hat und der wohl auch nicht in diese Mannschaft gepasst hätte.



Sonntag 13.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
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Die Liebe steckt im Detail
Zwerge begeistern beim Sagrado Corazón

Ich gebe es zu, nach ganz vielen Jahren werde ich heute auf der Prozession fehlen, ansonsten lasse ich mir das Spektakel mit den Tauben und den "Promesas del Sagrado Corazón" in El Paso nicht entgehen. - Aber wir sind halt hin und hergerissen zwischen lokaler Tradition und dem Weltfußballfest. - Und der Fußball hat gewonnen, schließlich sind wir ja Deutsche und heute Abend spielt die Mannschaft ja ihr erstes Spiel. - So lange Deutschland nicht gegen Spanien antreten muss, sind wir uns auch alle ziemlich einig, sollten sich aber die Iberer und die Germanen gegenüberstehen, dann steht sogar der Familienfrieden auf dem Spiel. - Pizza, Bier und Kartoffelchips werden uns dabei begleiten und da die katholische Kirche ja so etwas wie die Absolution kennt, wird uns sicher noch mal verziehen werden, beim nächsten Klingelbeutel mache ich das dann wieder ablässisch gut. - Dennoch haben wir natürlich die Bögen und Blütenteppiche besucht, die in El Paso eben nicht zu Fronleichnam, hier "Corpus Christi" genannt aufgestellt werden, sondern ein bisschen später, zum Herz-Jesu-Fest. - Das hat man extra so gemacht, denn eigentlich ist die Tradition schon das Aufstellen dieser Devotionalien zu Fronleichnam, aber weil eben schon Mazo diese Blütenteppiche in gewaltiger Pracht zu diesem Fest ausstellt, wollte man in El Paso sich nicht dagegen zur Konkurrenz aufschwingen. - Seien wir auch bescheiden, die Bögen und die Blütenteppiche von Mazo sind größer, beeindruckender und auch viel bekannter, aber El Paso hat sich eben eine Nummer kleiner da sein eigenes Fest gebastelt. - Daneben gibt es eben dann auch noch die große Prozession, mit dem Choral des Sagrado Corazón, und die Showeinlage mit den Friedenstauben und den bunten Zettelchen, die über den Prozessionsteilnehmern dann ausgeschüttet werden.

Auch wenn unsere darstellende Kunst da etwas bescheidener ausfällt als in Mazo, ist es dennoch bewundernswert, mit welcher Detailversessenheit viele fleißige Hände da aus Sämereien, Blüten, Sperrholz und auch aus Piniennadeln wahre Kunstwerke vollbringen. - Die Ortsteile sind da gefragt, oder eben Künstler aus dem Ort, welche sich zu diesem Fest eine besondere Aufgabe zumuten. - Wie könnte es anders sein, gibt es in diesem Jahr auf dem Sagrado Corazón auch Zwerge, und natürlich die, wie sie bei der Bajada de la Virgen de Las Nieves auch zum Tanzeinsatz kommen. - Es wurde ein bisschen diskutiert darüber, ob man auf einem solch lokalen Fest in El Paso diese für Santa Cruz emblematischen Figuren einsetzen sollte, aber die Zwerge an sich sind ein palmerisches Gesamterlebnis und nicht ursprünglich in der Hauptstadt erfunden worden. - Zumal ja auch der Zwergentanz erst später ins Rahmenprogramm der Bajada eintauchte, nachdem man den Tanz sonst zu ganz bestimmten Festen und Anlässen auf der Insel aufgeführt hat. Zwar nicht in dieser Form und nach der Musik, aber auch Traditionen sind Veränderungen und einer gewissen Evolution unterworfen, und irgendwann mutierten diese Zwerge dann zum exklusiven Kulturgut der Hauptstadt Santa Cruz. - Historisch ist es also doch einwandfrei, diese Zwerge auch hier in El Paso zur Schau zu stellen und der Künstler aus dem Ort hat auch mal wieder allen gezeigt, wie kunstvoll und detailverliebt man solche Figuren basteln kann. - So waren dann die Zwerge auch die meist umlagerten Schaustücke bei den diesjährigen Bögen und Blütenteppichen, sowie eine Geige, die aus Kiefernnadeln gefertigt ist. - Nein, alles nicht so gewaltig und groß wie in Mazo, und auch nicht mit so viel lokaler Devotion behaftet wie in anderen Orten, aber El Paso war schon immer ein ganz bisschen anders. - Nach außen grobschlächtig und bäuerlich, aber im Kern zierlich, äußerst kompliziert und sensibel, und bei uns geht die Liebe nicht immer nur durch den Magen, sondern eben auch durch das Detail. - Mehr Fotos zum Detail gibt es HIER.





Sonntag 13.06.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 47 % - Luftdruck 1020 hPa

Da tun sich Abgründe auf
Los Llanos liegt in Griechenland

Vor ein paar Monaten verkündete der Bürgermeister der größten Stadt der Insel noch, die Finanzen der Aridanemetropole seien gesund, und man hätte sogar einen Überschuss im Haushalt. - Das war vor ein paar Monaten. - Später kam ans Licht, dass Los Llanos seit dem Jahr 2004 kein Wasser mehr an den Consejo Insular de Agua bezahlt hat, und sich inzwischen eine Rechnung von an die 2,2 Millionen Euro angehäuft hat. - Die sollen nun aus Mitteln des "REF" (Régimen Económico y Fiscal) in Raten von an die 150.000 Euro beglichen werden. - Das würde bedeuten, dass lokale Schulden nun regional bezahlt werden, auch eine interessante Form der Sippenhaft. - Allerdings konnte ich nicht eruieren, ob das nun tatsächlich so gemacht wird, wenig Transparentes dringt aus dem Rathaus von Los Llanos nach außen, wenn es um unangenehme Dinge geht. - Jetzt entdeckt man aber noch weitere Leichen im Keller des Rathauses und die sind wohl an die Öffentlichkeit gelangt. - Aus dem vergangenen Jahr sind noch Rechungen an das Rathaus im Wert von 1,3 Millionen Euro offen, die man bisher verschwiegen hatte. - Im Schuhkarton hat man diese Forderungen von Lieferanten und Versorgern wohl gehabt, denn in den Büchern sind sie noch nicht verbucht worden, so dass nun plötzlich eine Lücke von 1,3 Millionen Euro klafft, neben den 2,2 Millionen Euro für das Wasser. - Ans Licht kam das erst, nachdem die regierenden Räte der CC und der PP einen Kredit beantragt haben, eben über genau diese Summe, um die Verbindlichkeiten aus dem vergangenen Jahr zu tilgen. - Allerdings zweifeln die Oppositionsgruppen, aber auch das Sekretariat des Rathauses an der Legalität einer solchen Kreditaufnahme, da es sich ja um alte Rechungen handelt. - Kredite dürfen aber nur für den laufenden Haushalt aufgenommen werden und müssen projektgebunden sein. - Ob das juristische Konsequenzen hat, das wird man noch prüfen. - Unter Umständen haben sich alle Räte, die für die Kreditaufnahme gestimmt haben, sogar strafbar gemacht mit dieser Entscheidung.

Politisch gesehen ist das ein weiterer herber Schlag gegen den bereits reichlich in die Kritik geratenen Bürgermeister Juan Ramón Marín, der von Anfang seiner Amtszeit an immer nur in die reichlich ausgelegten Fettnäpfchen getreten ist. - Allerdings muss man dem Mann auch fair zugute halten, dass er bereits von seinem Vorgänger so einige Leichen im Keller geerbt hat und die Einnahmen der Gemeinde in den vergangenen Jahren stark gesunken sind. - So ist die Geschichte mit dem Asphaltwerk nicht auf seinem Mist gewachsen, genau so wenig wie die Wasserrechnungen aus dem Jahr 2004, allerdings hat er auch nicht dazu beigetragen, irgendetwas an dieser düsteren Art und Weise eine Gemeinde zu führen, endlich mal aufzulösen. - Ganz abgesehen davon, ob diese Kreditaufnahme denn in Ordnung geht oder nicht, das zieht sich ja dann in den kommenden Jahre weiter, denn höhere Einnahmen werden so bald nicht mehr erwartet. - Im Gegenteil, die Zuwendungen an die Gemeinden werden noch weiter beschnitten, und ab dem kommenden Jahr dürfen die lokalen Korporationen auch keine Kredite mehr aufnehmen. - Auch das gehört zu den Sparmaßnahmen der Regierung Zapatero, zukünftig können dann Rathäuser nur noch das Geld ausgeben, welches sie auch einnehmen. - Das wird hart werden für alle Gemeinden, aber eben noch härter für diejenigen, welche dann auch noch große Kredite abstottern müssen. - Die hohen Personalkosten machen den meisten Gemeinden zu schaffen und es ist damit zu rechnen, dass in Zukunft auch an dieser Stelle gespart wird. - Sicherlich wird es aber vor dem Mai 2011 keine Entlassungen geben, denn dann sind Kommunalwahlen, und bis dahin traut sich kein Bürgermeister diesen unpopulären Schritt zu gehen. - Auf lange Sicht muss man hier auf La Palma mal die immer wieder geforderte Diskussion aufnehmen, ob man sich es denn weiter leisten will oder kann, für lediglich 84.000 Einwohner gleich 14 Gemeinden zu unterhalten, die allesamt mit Bürgermeistern, Rathäusern, Stadträten und dem kompletten Verwaltungsapparat enorme Kosten aufwerfen. - Allerdings findet man bei dieser Diskussion zwar zunächst logischen Beifall und man könnte sich vorstellen aus den 14 Gemeinden nur noch 3 oder 4 zu machen, in dem Moment wo es aber konkret wird, und den Bürgern dann vorrechnet, dass dann El Paso, Los Llanos, Tazacorte und Fuencaliente plötzlich nur noch eine Gemeinde wäre, in dem Moment ist die Freude dann vorbei, und lokale Ressentiments brechen durch und machen eine weitere Diskussion unmöglich. - Ich habe das mal erlebt, zu fortgeschrittener Stunde in einem gemütlichen Lokal. - Zunächst Zustimmung wegen der enormen Einsparungsmöglichkeiten, wenn man aber dann daran denkt, dass ein Landwirt aus El Paso dann nach Los Llanos aufs Rathaus müsste, um irgendein Papier zu regeln, in dem Moment war der Vorschlag schon wieder unten durch. - Und warum überhaupt müssen wir dann nach Los Llanos, El Paso wäre doch viel besser als Zentrum für die zukünftige Gemeinde "Aridane". - Denkbar wäre es dennoch, wenn man zum Beispiel wirklich das elektronische Rathaus noch weiter verfeinern könnte und dann den allermeisten Behördenkram "online" erledigen könnte, und dann eben einzelne Ressorts der Gemeindearbeit dezentralisiert. - Allerdings glaube ich mal, ich werde das nicht mehr erleben, oder die Gemeinden werden bereits in den kommenden Jahren wegen drastischen Geldmangels dazu gezwungen werden. - Denn pleite sind die Gemeinden eigentlich alle, manche mehr und manche weniger, aber die kommenden Jahre werden hart werden für die lokalen Korporationen.



Samstag 12.06.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 23,9 Grad - niedrigste Temperatur 17,2 Grad

Fußballweltmeisterschaft
Paul ist Trötenfan

Ob Katzen musikalisch sein können, das weiß ich nicht. - Aber sicher weiß ich, dass sie Saxophon mögen. - Seit dem wir solch ein Instrument im Hause haben, weil eine unserer Töchter unbedingt das Spiel dieses so gelungen gebogenen Rohres erlernen will, wissen wir, dass Katzen den Klang von Saxophonen lieben. - Immer wenn sie übt, und das bitte hinter verschlossener Tür im Raum welcher am weitesten von unserem Büro entfernt ist, dann sammeln sich die drei felinen Familienmitglieder vor dem Zimmer und lauschen gespannt. - Nun könnte man ja vielleicht meinen, für die Katzen höre sich das an, als sterbe dort gerade ein Beutetier, aber es ist wohl nicht der Fall, so schlimm hört sich das bei meiner Tochter nun auch schon nicht mehr an. - Da muss wirklich was dran sein, positiver Katzenjammer so zu sagen, unseren Katzen gefällt das ausgenommen gut. - Nach meiner letzten Erfahrung muss ich allerdings wieder an der Musikalität meiner Katzentruppe zweifeln, denn denen gefällt auch dieses fürchterliche Summen und Surren der "Vuvuzuelas", welche ja nun den eigentlichen Genuss eines Fußballspieles zu einer Nerv tötenden Angelegenheit machen. - Da holt man sich Pizza, das allseits beliebte Sixpack und richtet sich mit der Familie vor dem Fernseher ein, um ein gutes und emotionales Stück Weltmeisterschaft zu genießen, und wird dann von einem Hintergrundbrummen und Summen traktiert, welches mir zumindest die Freude am Spiel leidlich verdorben hat. - Ich weiß, das ist bei denen so, Ausdruck von Freude und Begeisterung, und ich bin mir auch sicher, dass das Spaß macht, aber eben nur, wenn man solch eine Tröte in der Hand hat und selbst den Krach macht. - Allerdings gibt es hier auf La Palma eine drastische und beklagenswerte Versorgungslücke an "Vuvuzuelas", und bevor wir uns nun an Kuh- oder Ziegenhörnern vergreifen, um selbst Teil des Krachs zu werden, damit er uns nicht mehr stört, schalten wir nun den Ton aus und lassen die Herren da leise über den Rasen laufen.

Den Katzen aber gefällt sogar der Klang dieser tausenden von Tröten, die sind dann nicht mehr wegzubekommen von dem Fernsehschirm, selbst wenn die Pizza schon aufgegessen ist. - Also sind Katzen doch wohl nicht musikalisch, sondern scheinen einfach Blasinstrumente grundsätzlich zu mögen, und sind weder auf Harmonielehre oder Kunstfertigkeit des Musikers angewiesen. Da entsteht nun aber schon ein Interessenkonflikt, die Katzen wollen die WM mit Ton hören, wir aber ohne, und weil wir ein höchst demokratischer Haushalt sind, ist das Thema noch nicht wirklich ausdiskutiert. - Ersatzweise könnte meine Tochter ja mit dem Saxophon gegen die Vuvuzuelas angehen, also lauter als diese Tröten sein, wobei wir natürlich auch irgendwann an Gnade für die Nachbarn denken müssen. Oder wir basteln uns kleine Kopfhörer für das Katzentrio, dann können die den Krach hören, und wir das Spiel gucken, ohne dass uns kollektiver Tinnitus befällt. - Wir könnten natürlich auch den Katzen gar nicht verraten, dass wieder Fußball ist und uns heimlich ins Fernsehzimmer schleichen, um uns dann still und heimlich an dem sportlichen Großereignis zu erfreuen. - Aber das geht nicht so gut bei unseren Katzen, die bekommen das immer mit, was wir gerade so im Familienverbund treiben, und wo wir unsere Köpfe verschwörerisch zusammenstecken, da zieht es die drei Tiger auch immer hin. - Vielleicht machen wir es auch so, eine Halbzeit mit Ton, eine ohne, oder ich kaufe uns einen zweiten Fernseher, mit Surround Sound System und High End Vuvuzuela Endstufe für die Katzen. - Das hätte den Vorteil, dass ich dann in Zukunft bei Eurovisions- oder Wetten Dass Alarm auch nicht mehr aus dem Haus muss, sondern die Damen mit den Katzen diese harte Übung der Medienwelt gucken und hören können, und ich an der anderen Kiste Dokumentationen über das Sexualverhalten hinterindischer Pygmäenlurche. - Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass Paul auch die Fernbedienung zu bedienen lernt, aber um den süßen Klang der himmlischen Heerscharen südafrikanischer Vuvuzuela zu lauschen, da wird sich der Herr der schrägen Töne schon alle Mühe geben.





Samstag 12.06.2010 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 40 % - Luftdruck 1012 hPa

Kleiner Mann ganz groß
Die zweite Luft des José Luis Perestelo

Ich mochte ihn immer, auch wenn der dieser fast unberührbaren Sekte angehört, welche sich Coalición Canaria nennt, und eigentlich nichts anderes ist, als eine Interessenvertretung kanarischer Gewerbetreibender. - Also eigentlich so etwas wie die FDP, aber eben hier auf den Inseln tonangebend und auf La Palma sogar mit einer absoluten Mehrheit im Cabildo Insular ausgerüstet. - Das möchte man sich übersetzt für Deutschland nicht mal vorstellen, Westerwelle als Kanzlerin, und die Bundestägin tagt in Zukunft im Mövenpick. - Lassen wir Deutschland beiseite, da ich ja im freiwilligen politischen Exil bin, habe ich mir ja auch so ein bisschen das Recht genommen, bilateral zu meckern. - Es gibt hier ja auch genug zu entdecken und zu bemerken, da ist für reichlich Kurzweil und Unterhaltung gesorgt. - José Luis Perestelo, früher immer nur "Presi" genannt, weil er der Präsident des Cabilo Insular war und auch noch ganz vieler anderer öffentlicher Organisationen. - Allerdings hat uns der "Presi" verlassen, also auch Fahnenflucht begangen, so wie das in letzter Zeit so viele tun. - Nachdem er die Kommunalwahlen noch im Inselparlament für die Coalición Canaria im Mai 2007 gewann, zog er sich anderthalb Jahre später nach Madrid zurück, denn er hatte auch eines der beiden Mandate als Kongressabgeordneter der CC in der Zentralregierung erhalten. - Die Ratten verlassen das sinkende Schiff hatte man ihm damals nachgerufen und war nicht so ganz einverstanden mit seiner Entscheidung, La Palma als gewählter Inselvater zu verlassen, um ein vermeintlich bequemes Clown- oder Exotenamt in Madrid zu übernehmen. - Das mit der Ratte, das hat er nicht verdient, allerdings muss man ihm schon ein bisschen Egoismus nachsagen, denn uns eine völlig überforderte Guadalupe Taño als Inselmutter vorzusetzen, in den schweren Zeiten, das verzeiht ihm hier bis heute noch keiner. - Allerdings haben wir auch Verständnis für ihn, denn sicher ist es bequemer und Herz schonender als übersehbarer Kongressabgeordneter in Madrid zu sitzen, als sich hier auf der Insel an der Spitze einer sehr unglücklich agierenden Inselvertretung um Alles und Jeden kümmern zu müssen. - 2 Abgeordnete, nicht mal Fraktionsstärke, die sitzen im Kongress in der letzten Reihe und wenn es hochkommt, dann hält jeder der Beiden einmal im halben Jahr eine Rede. - Jetzt aber kommt der "Lümmel aus der letzten Reihe" wieder groß raus, denn die beiden Stimmen der Coalicion Canaria können für den Erhalt der Regierung Zapatero bis ins Jahr 2012 existenziell sein. - Bereits bei der Abstimmung um das Sparpaket rettet sich Zapatero auch dank der beiden Enthaltungen "unserer" kanarischen Stimmen noch mal den Pelz, und dürfte in Zukunft noch häufiger in die letzte Reihe mit hilfesuchender Aufmerksamkeit blicken.

Das ist jetzt wieder die Zeit der alten politischen Füchse und da wird Perestelo sofort wach, und wittert natürlich eine große Chance, sich politisch als williger Partner in Madrid für Zapatero anzubieten, und dafür aber auch deutliche Aufmerksamkeit zu erhalten und ihm wohl das eine oder andere Versprechen dafür abfuchsen zu können. - Allerdings geht es dabei nicht nur um größeren Einfluss für die Coalición Canaria in Madrid, man möchte seitens der kanarischen "Nationalisten" auch unbedingt vorgezogene Neuwahlen verhindern, denn das könnte nach den jetzigen Sondierungen ergeben, dass man wohl erneut ein Mandat im Kongress verlieren könnte, so schlecht steht die CC im Moment in den Umfragen da. Halb zog es ihn halb drückt man ihn, aber das ist genau diese Spannungssituation, mit welcher unser gerissener Perestelo hervorragend umgehen kann. - Der war immer schon ein Taktiker der Sonderklasse, auch wenn er eigentlich nur taktierte und nicht wirklich handelte. Eine weitere Option für ein spätes Techtelmechtel zwischen Coalición Canaria und den Sozialisten bietet sich ja auch noch in Hinsicht auf die Kommunal- und Regionalwahlen im Mai 2011, die ja noch ein Jahr vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus in Madrid anstehen. - Bislang regiert hier ja eine traurige Verbindung von Partido Popular und Coalición Canaria deutlich schlecht und nicht recht, und viele Anhänger der CC wünschen sich auf keinen Fall eine Wiederholung dieser Koalition, sondern liebäugeln mit den hier auf den Kanaren immer weiter erstarkenden Sozialisten. - So möchte man seitens der Coalición Canaria lieber die regionale Verbindung mit der PP aufs Spiel setzen, als den Einfluss in Madrid zu verlieren, besonders wo eben nun Zapatero auf die beiden Stimmen der Coalición Canaria angewiesen ist. - Solche Zeiten bieten genau die entsprechende Spielwiese für solche schlauen Taktiker wie unser "Presi" eben ist und der wird dafür sorgen, dass seinen Namen auch in Abgeordnetenhaus in Madrid bald jeder kennt. - Kleiner Mann mit großen Ambitionen und wenn die Krise die Möglichkeit dazu schafft, dann drückt der sich an allen Mehrheiten vorbei mit in die Regierung. - Nicht Chapeau, aber alle Achtung.





Freitag 11.06.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 47 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 21,6 Grad - niedrigste Temperatur 18,1 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 21,4 - Temp. Min 11,3 - Feuchte 42 - 82 % Niederschlag 0 mm

Kurznachrichten
Übers Internet in die Caldera

Auch hier auf unseren kleinen und manchmal ein bisschen verschlafenen Inseln bietet man inzwischen immer mehr Diente über das Internet an. - Die Tage der Offenen Tür auf dem Roque de Los Muchachos, die Eintrittskarten für die Bajada und auch die Arzttermine kann man inzwischen über das weltweite Netz erwerben. - Jetzt kommt der nächste angenehme Service, auch der Zeltplatz in der Caldera de Taburiente ist nun über das www zu buchen, was für Besucher auf jeden Fall eine schöne Erleichterung ist. - Man muss sich jetzt nicht mehr vorher im Besucherzentrum anmelden, sondern macht das schon vor dem Urlaub von zu Hause aus, und hat dann seine Plätze bereits sicher. - Allerdings muss man beachten, dass man lediglich bis 15 Tage vor dem gewünschten Termin beantragen kann, und auch die maximale Aufenthaltsdauer ist beschränkt auf 2 Tage. - Die meisten bleiben eh nicht länger, weil man die gesamte Verpflegung mitschleppen muss, und das ist dann irgendwie lästig. - Auch will man damit erreichen, dass möglichst viele Menschen diesen Zeltplatz besuchen können und dieser eben dann nicht durch Langzeitmieter blockiert wird. - Mich wundert zwar ein bisschen, wie viele Daten die von einem haben wollen, aber die meisten unserer öffentlichen Organisationen sind reinste Datensammler. - Was wiederum sehr angenehm und lobenswert ist, für die Reservierung bietet man auch Information und die Menüführung auf Deutsch an. - Wir können es also doch… HIER geht es in die Caldera.

Der Bürgermeister von Los Llanos widerspricht dem Umweltamt. - Verständlich, dass der Mann sich gegen die Verlautbahrungen aus Madrid wehren will, das Strandprojekt von Puerto Naos könne nicht wie geplant durchgeführt werden, weil der Eingriff zu große Umweltschäden verursachen würde. - Es geht um einen Deich vor dem Strand von Los Llanos, der unterseeisch die großen Wellen brechen soll und dafür sorgen, dass Puerto de Naos einen ganzjährig verfügbaren Strand erhält. - Juan Ramón Marín, so heißt der Bürgermeister führt auch aus, dass sich das Umweltamt zu sehr um den Schutz der Umwelt bemühe und soziale wie gesellschaftliche Belange somit in den Hintergrund stelle. - Er führt die vielen Arbeitslosen als Argument an und man könne sich nicht immer hinter dem Umweltschutz verstecken, wenn man neue Grundlagen für eine volkswirtschaftliche Entwicklung bereiten will. - Kommt uns nicht ganz unbekannt vor, dass der gute Mann so seine Probleme mit Umweltschutz hat, erinnern wir uns doch nicht so gerne an das immer noch laufende Verfahren gegen das Asphaltwerk im Aridanetal. - Auch da argumentiert er auf der gleichen Schiene von wegen Arbeitsplätzen und Wohlstand. - Auch führt er noch ein interessantes Argument an. - Das Umweltamt hat kritisiert, dass durch die Aufschüttung des Dammes viel zu viel Fremdmaterial ins Meer gekippt wird. - Dagegen hält der Bürgermeister vor, dass aus der Caldera de Taburiente jedes Mal bei großen Niederschlägen Unmengen von Erdreich und Schlamm in den Atlantik gespült würden, und das wohl OK sei. - Demzufolge müsste dann auch die Einbringung von Fremdmaterial ja in Puerto Naos nicht schaden. - Phantasielos ist der gute Mann aus Los Llanos nicht gerade, und auch wenn man verstehen kann, dass der nun sauer ist auf das Umweltamt, weil es schon ein lockendes Projekt wäre um das Badeörtchen wieder zu beleben, so bauernschlau wird man die Techniker der Madrider Behörde sicher nicht umdrehen.

Und noch eine Fiesta am Wochenende. - San Antonio del Monte, das dröhnt auch immer wie ein Paukenschlag durch die Fiestagemeinde der Insel. - Da ist was los auf dem Viehmarkt von Garafía. - Solche Fiestas, die schon tagsüber beginnen, weil man halt den wirklichen Viehmarkt hat und auch die Prozession, die sind immer am gefährlichsten. - Da fangen die wackeren Landmänner bereits morgens mit der Traubendiät an, und sind natürlich dann im Laufe des Tages schon vorgeglüht, wenn dann abends noch zum Tanze gebeten wird. -Dann liegt dieses Garafía ja auch noch so weit ab, zumindest von der Warte des dicht besiedelten Aridanetals aus betrachtet, so dass viele sich gleich auch noch einen Schlafsack mit ins Auto packen, um bloß nicht nachts wieder zurückfahren zu müssen. - Das ist dann wie ein großes Ferienlager, so ein bisschen Woodstock für Junker, und weil die meisten den Sonntagabend dort droben auch noch verbringen und erst am Montag dann wieder zurück in die Zivilisation fahren, lässt man die Arbeit an der Nordstraße am Wochenende und auch noch am Montag ruhen, damit die Pilger alle wieder gut und schnell vom "San Antonio" nach Hause kommen. - Ein guter Zug den man da unternimmt, besondere Feste brauchen besondere Verkehrswege, und dennoch würde ich am Montagmorgen um Garafia lieber einen großen Bogen machen, nicht weil es da nicht schön ist, sondern gefährlich. - Auf der Straße zumindest…



Freitag 11.06.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 57 % - Luftdruck 1017 hPa

Sagrado Corazón
Wie es euch gefällt

Pfingsten, Fronleichnam, zweiter Weihnachtsfeiertag, Ostermontag, alles nicht so wichtig. - Wer hier was vom liturgischen Kalender als Feiertag abarbeitet, das obliegt jeder Gemeinde selbst und das ist gut so. - Wäre es doch unmöglich, alle diese Feste zu besuchen, fänden die alle gleichzeitig statt. - So hat man sich tatsächlich über die Jahrhunderte, nicht immer im beiderseitigen Einverständnis, doch geeinigt, welche Gemeinde denn welches Fest zu einem gesellschaftlichen Höhepunkt macht, und welche Kirchengemeinschaft sich eher zurück hält. - So hat sich die Gegend um Mazo zur absoluten Fronleichnamshochburg aufgeschwungen, Santa Cruz und die Breñas stehen für die Kreuzfeste und Barlovento zum Beispiel, feiert auf makabre aber folkloristische Weise den Sieg der christlichen Union über die "Moros", in dem man die berühmte Seeschlacht von Lepanto nachstellt. - Kein Hafen, kein Schiff, dennoch die Seeschlacht von Lepanto kopieren, darauf muss man erst mal kommen, aber da hilft uns wieder die allseits pragmatischen Heiligenbrücke. Die "Virgen de Rosario" gilt nämlich nicht nur als Schutzpatronin des Ortes Barlovento, sondern war zugleich die von Papst Pius V bestimmte klerikale Hilfstruppe des Juan de Austria, der dann im Jahre 1571 die Flotte des Ali Pascha im östlichen Mittelmeer versenkte. - So einfach wird Geschichte transponiert und man darf eigentlich nur gut anraten, nicht zu viel darüber nachzudenken. - Weihnachten, Ostern und den heidnischen Karneval feiern eigentlich alle gemeinsam, wobei hier das mit dem Karneval auch so eine Geschichte ist, denn wir kennen den Aschermittwoch und seine, es ist alles vorbei Formel nicht, denn wir ziehen den Karneval oft noch Wochen in die Fastenzeit hinein. - Auf allen Ebenen pragmatisch halt, so macht man klerikale Grundforderungen brauchbar fürs Volk, besser kann man es nicht machen.

In El Paso zum Beispiel steht das Herz-Jesu-Fest ganz oben auf dem Prioritätskalender. - In kaum einer anderen Gemeinde feiert man diese Angelegenheit mit solcher Hingabe und Inbrunst wie hier "oben". - Oben deshalb, weil El Paso ja die einzige Binnengemeinde der ganzen Insel ist, ohne Zugang zum Meer. - Sagrado Corazón nennt man diese Feierlichkeiten hier, und ein bisschen möchte man meinen, man kopiere nun in unserer Gemeinde das Fronleichnamsfest. - Das ist wahrscheinlich auch so entstanden, nur wollte man der Konkurrenz der anderen Gemeinden entgehen und hat so die Prozessionen und die Blütenteppiche einfach ein bisschen weiter ins Jahr hineingeschoben, damit man die volle Aufmerksamkeit für sich alleine behaupten kann. - "Las Alfombras", also die Blüten- und Samenteppiche sind dabei der ganze Stolz unserer Gemeinde, die sich jedes Jahr wieder bemüht, neue Ideen und neue Bilder zu schaffen, welche die vielen Besucher begeistern können. - Die Nachbarschaftsvereine der einzelnen Ortsteile sind dabei die treibenden Kräfte, aber auch schon mal Firmen oder politische Parteien organisieren da die Arbeit, und am Schluss steht da ein Spalier an Bögen und Teppichen, die wirklich beeindruckend sind, und Produkt tausender von Arbeitsstunden vieler fleißiger Helfer sind. - Gefeiert wird das alles dann noch mit einer großen Prozession, auf der man dann Tauben aus dem Gemeindehaus aufsteigen lässt, und eine witzige Windmaschine bunte Paperschnitzel auf die Pilger regnen lässt, mit den "Promesas des Sagrado Corazón". - Das sind kleine Sprüchlein, vielleicht vergleichbar mit den Weisheiten in den Glückskeksen, mit denen uns die Chinesen so den Kaffee nach dem Essen vermiesen. Die Kinder, aber auch Erwachsene, die jagen den bunten Papierschnipseln hinterher, als könne man mit dem bloßen Besitz eines solchen Papiers auch gleich die beschriebene Weisheit erlangen. - Lokales Kleinod, ohne die Welt bewegenden Einfluss, und doch so wunderbar tragend, über den eigenen Tellerrand hinaus. - Eben doch Welt bewegend, es kommt halt nur darauf an, wie klein man sich diese Welt bastelt.





Donnerstag 10.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 45 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 23,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,9 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 28,8 - Temp. Min 14,6 - Feuchte 42 - 81 % Niederschlag 0 mm

Wie warme Semmeln
Die Zwerge kennen keine Krise

Alleine bis 15:00 Uhr melden die Veranstalter der Rahmenprogramme für die Bajada bereits den Verkauf von 14.500 Eintrittkarten für die Zwergentänze. - Die Schalter am Circo de Marte bleiben noch bis 21:00 Uhr geöffnet und man erwartet noch einen heißen Abend an den Kassen. - Der Trend geht aber auch hier zum Kauf per Internet, von den gemeldeten 14.500 verkauften Karten gingen alleine bereits 13.000 über den Internetservice der Caja Canarias weg. - Die ersten Vorstellungen sind bereits ausverkauft, für später am Abend gibt es noch Karten, allerdings auch schon nicht mehr die besten Plätze. - Allerdings soll es zum Teil lange Wartezeiten gegeben haben, da der Server des Ticketverkaufs in die Knie gegangen ist, und andere vermuten auch, dass man bei der angegebenen Zahl von 13.000 Plätzen die für Honoratioren reservierten Ränge auch schon mit eingerechnet hat. - Sei es wie es sei, das Internet hat auch hier nun das normale Anstellen an die Kasse abgelöst. - Natürlich ist es besonders für Besucher eine gute Geschichte die nicht hier auf der Insel wohnen, die mussten sonst Bekannte oder Freunde bemühen um an Karten zu kommen, und wer niemand hier hatte, der ging leer aus. - Wenn nun der Abverkauf der Karten so weiter geht, dann sind morgen die Vorstellungen der Zwergentänze bereits ausverkauft, von Krise kann also bei den Zwergen keine Rede sein, die Kerle ziehen nach wie vor das Publikum absolut in ihren Bann. - Manch einer wird sich dann damit trösten, dass man eine der Vorstellungen auch im Fernsehen verfolgen kann, dann spart man sich auch die Anreise nach Santa Cruz und das immer wieder chaotische Suchen nach einem Parkplatz während der Bajada. - Man kann natürlich auch mit dem Bus kommen und Transportes Insular hat versprochen zu den meist besuchten Akten Sonderfahrten einzusetzen, allerdings ist dieser spezielle Zwergen, oder vielleicht auch Jungfrauenfahrplan noch nicht veröffentlicht.

Apropos Parken. - Alle Jahre wieder hätte ich fast geschrieben, dabei muss es heißen, alle 5 Jahre wieder, öffnet man speziell für die Bajada das Flussbett am nördlichen Stadtrand, damit die vielen Besucher ihr Auto irgendwo abstellen können. - Die Parkplätze am Meer sind ja dann größtenteils von Kiosken und Buden belegt, so dass der eh schon enge Parkplatz noch weiter beschränkt wird. - Die Stellplätze am Hafen stehen ja dann auch nicht zur Verfügung, es wird also wirklich kritisch werden in den Tagen des höchsten Andrangs. - In dem Flussbett schafft man nun knapp über 1.000 Stellplätze für PKW, dazu schieben Raupenschlepper das Flussbett platt und füllen auch mit Schotter und Sand auf, damit man dort bequem mit einem Auto entlangfahren kann. - Das ist aber nicht jedem geheuer, denn eigentlich ist da ja ein Flussbett und kein Parkplatz. - So hat die sozialistische Opposition dagegen bereits protestiert, es wäre viel zu gefährlich, sollte es zu plötzlichen Regenfällen kommen. - Das erscheint allerdings im Sommer sehr unwahrscheinlich. - Auch wenn der Passat im Norden und Osten der Insel auch im Sommer häufig mit Regen einher kommt, so sind das keine derart heftigen Niederschläge, dass sich dieses Flussbett mit Wasser füllen kann. - Das passiert eigentlich nur im Winter, wenn regenreiche Tiefdruckgebiete uns erreichen, und dann würde ich es auf keinen Fall empfehlen, dort ein Auto abzustellen. - So erinnert sich auch keiner mehr daran, dass dieses Flussbett irgendwann im Sommer mal Wasser geführt hat, so wischt man die Bedenken der Sozialisten einfach beiseite. - Da können wir nur hoffen, dass wir an den Tagen der Bajada nicht auch noch eine Wetterüberraschung hier bekommen und zu den tanzenden Zwergen auch noch schwimmende Autos haben. - Schließlich heißt das ja Bajada de la Virgen und nicht Bajada de los coches.



Donnerstag 10.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0,5 mm - Luftfeuchte 62 % - Luftdruck 1013 hPa

Jetzt geht´s loooos
Nein, nicht was Sie denken

Ja, die Fußballweltmeisterschaft geht jetzt auch los, aber dafür muss man nicht die ganze Nacht anstehen. - Zumindest nicht, wenn man die Spiele vom Fernseher aus betrachtet, da hat man es ja ziemlich einfach. - Ein Pizza, ein Sixpack, und schon liegt einem die Welt zu Füßen. - Was hier aber zählt, das ist eine andere Liga, hier eröffnet man heute den Kartenvorverkauf für die Rahmenprogramme der Bajada de la Virgen de Las Nieves. Fast als Geheimtipp hat man diesen 10. Juni gehandelt, bis er klar wurde, dass dieses der offizielle Tag ist, an dem die Eintrittskarten für zum Beispiel die Vorstellungen des Zwergentanzes angeboten werden. - Gestern Abend bildete sich so auch bereits die erste Schlange vor den Büros am "Circo de Marte", man möchte entweder eine Nummer für morgen (also heute) ziehen, oder wenn es sein muss, mit Klappstuhl und Bocadillo bewaffnet die ganze Nacht ausharren, damit man auf jeden Fall die begehrten Karten für genau den ausgesuchten Abend erhält. - Madonna kommt nach Recklinghausen, vielleicht würde es dann dort auch so aussehen, aber mal so ganz im Vertrauen, für unsere Madonna, also die vom Schnee, da würden die allermeisten hier sogar zwei Nächte anstehen, nur um die entsprechenden Karten zu erhalten. - Dabei gibt es viele Vorstellungen der tanzenden Zwerge und ab heute kann man diese Karten auch über das Internet ordern, aber es ist vielleicht auch mehr der familiäre Druck, oder der sanfte aber nachhaltige gesellschaftliche Zwang, für Freunde, Besucher oder eben den emigrierten Sohn samt Familie die entsprechenden Eintrittskarten zu besorgen. - Und wehe das klappt nicht, da kommt man alle 5 Jahre mal wieder diese Insel besuchen, und dann war die Familie nicht in der Lage Eintrittskarten für den Zwergentanz oder das "Minué" zu besorgen.

So klagen manche auch schon, diese Schlange vor den Verkaufsschaltern sei Misshandlung von Familienangehörigen, denn meist werden Omas oder Tanten für diese Tätigkeit abgestellt, kein Familienoberhäuptling würde es wagen, sich in diesen Reihen anzustellen. - Vielleicht ist es auch so ein bisschen wie damals in der DDR, Marx sei ihrer Seele gnädig, wenn es mal wieder Bananenfrüchte zu kaufen gab. - Dabei sind die Karten für die Zwerge und die anderen Veranstaltungen keineswegs Bückware, die nur an Parteikader ausgegeben werden, alle Menschen, sogar Ausländer können diese Karten erwerben. - Vielleicht nicht gerade für die Uhrzeit die man sich am liebsten gewünscht hätte, aber die Zwerge tanzen so oft, dass alle zum Schuss kommen. - Und wer gar nicht will, der kann sich den Zwergentanz auch im Fernsehen antun, die Vorstellung um 22:00 Uhr wird im "Dritten", dem "Televisión Canaria" gezeigt, so klein können sich die Zwerge also gar nicht machen, dass keiner sie sieht. - Aber es ist auch ein bisschen sehen und gesehen werden auf der Fiesta, und auch ein guter Grund, die Garderobe noch mal aufzustocken um nicht mit dem gleichen kleinen Schwarzen auf der Bajada ertappt zu werden, welches man schon vor 5 Jahren anhatte. - Großes Kino bahnt sich an in der Hauptstadt, das Fest der Superlative und man wird sich wenig daran stören, dass nebenher noch Rahmenveranstaltungen wie die Fußballweltmeisterschaft laufen oder die Tour de France. - Seit der letzten Veranstaltung vor 5 Jahren kann man auch in diesem Jahr die Karten wieder über das Internet ordern, ganz bequem also, ohne die Oma aus dem Haus zu schicken. - Heute Morgen war der Vorverkauf noch nicht freigeschaltet, aber im Laufe des Tages soll es dann möglich sein, die Karten über die Webseite der Bajada zu ordern. - Man wird allerdings weitergeleitet auf das Veranstaltungsportal der Caja Canarias, die kümmern sich um den Verkauf der Eintrittskarten. - Zwergentanz, ich weiß nicht, ob ich mir das dieses Jahr antun muss, bei uns tanzen eigentlich jeden Tag die Zwerge. - Das Minué wäre noch so eine Sache die reizt, auf jeden Fall aber der Dialog zwischen der Festung und dem Schiff. - Das ist mein persönlicher Tipp für einen Besuch der Festivitäten rund um die Niederkunft der Schutzheiligen der Hauptstadt sowie der ganzen Insel. - Alle Programmpunkte und eben auch den Link zum Kartenvorverkauf gibt es auf der offiziellen Webseite der Bajada: www.bajadadelavirgen.es (Link entfernt, da nicht mehr aktuell). Und nicht erschrecken über die Musik, das ist die berühmte Polka, zu der die Zwerge tanzen. - Gibt es übrigens auch als Klingelton fürs Mobiltelefon und ich tippe mal vorsichtig, etwa jeder Dritte Hauptstädter lässt sich mit dieser Polka ans Telefon locken.



Mittwoch 09.06.2010 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 45 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 23,4 Grad - niedrigste Temperatur 18,3 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 31,4 - Temp. Min 12,2 - Feuchte 33 - 77 % Niederschlag 0 mm

Schlechte Nachricht für Puerto Naos
Umweltbedenken gegen die Pläne der Strandverbesserung

Dieses mal brauchen die Ökos erst gar nicht zu meckern, dass kann Madrid auch selbst. - Oder sollten wir vielleicht sagen, freuen wir uns darüber, dass Madrid für die Küste zuständig ist und nicht unsere regionalen Behörde. - Es geht um den unterseeischen Deich, den man vor dem Strand in Puerto Naos bauen will, damit man diese Badestelle ganzjährig nutzen kann, und nicht im Winter regelmäßig vom gefräßigen Atlantik der Sand wieder ins Meer gespült wird. - An diesem Projekt arbeitet die Küstenbehörde schon einige Jahre, und dass dieses so lange dauert, findet man im Rathaus von Los Llanos gar nicht gut, denn man hätte lieber heute als morgen diesen Deich gehabt und eine Vergrößerung des Strandes. - Man ist aber auch nicht ganz unschuldig daran, dass es immer wieder zu Verzögerungen gekommen ist, wollte man doch permanent auch noch Änderungen und eigene Wünsche in dieses Projekt einfließen lassen. - Nun kommt aber der kalte Eimer Wasser, wahrscheinlich wird es überhaupt nichts mit dem Deich und der Strandvergrößerung, da nun das Umweltgutachten vorliegt, und man auf dem gleichen Amt, welchem auch die Küstenbehörde untersteht entschieden hat, dass die zu erwartenden Einflüsse auf die Umwelt dort zu groß wären. - Ein Zehn Punkte Schriftstück liegt dabei vor, was denn die Gründe für die Ablehnung seien und meistens geht es darum, dass Meeresfauna von den Arbeiten und der Veränderung des Untergrundes dann negativ beeinflusst würde, welche unter Naturschutz stehen. - Allerdings fürchtet man auch Einfluss auf die marine Schutzzone, die nur anderthalb Kilometer weiter im Süden beginnt und auch die Fischzuchten vor Tazacorte würden beeinträchtigt. - Das ist interessant, denn es existiert nur noch eine Firma dort in Tazacorte, und gegen diese Fischfarmen machen ja Umweltschützer überall an den Küsten nun mobil, und die Küstenbehörde bemüht sich darum, diese zu erhalten.

Da werden aber schon gewaltige Argumente aufgefahren und es wird schwer werden diese zu entkräften, denn grundsätzlich bedeutet dieses negative Umweltgutachten ja noch nicht, dass das Projekt komplett gestorben ist. - Man könnte dennoch positiv entscheiden, für die Strandvergrößerung und den Deich, wenn ein Gegengutachten erstellt würde, man entscheidet, dass der ökonomische Nutzen die ökologischen Bedenken weit überwiegt, oder eben das Projekt so weit abändern, damit der Umwelteinfluss minimalisiert wird. - Allerdings ist es nicht anzunehmen, dass man mit einem Gegengutachten ein anderes Ergebnis erreicht, auch wenn wir wissen, dass Gefälligkeitsgutachten durchaus häufig erstellt werden. Einhaken könnte man wohl bei der ökonomischen Notwendigkeit, denn Puerto de Naos hat in den letzten Jahren im Winter stets schwer darunter gelitten, dass schwere Grundseen so viel vom Sandstrand einfach weggespült haben. - Ein Änderung des Projektes wiederum könnte ja nur bedeuten, dass man diese Deichpläne aufgibt, und sich vielleicht nur an andere Korrekturen wagt, aber damit wäre ja dann auch das Grundproblem des winterlichen Strandverlustes nicht gelöst. - Es sieht also nicht gut aus für die Pläne um Puerto Naos, und wird damit auch die bereits bestehende Neidklammer zwischen Los Llanos und Santa Cruz weiter öffnen, denn man hat sich im Rathaus von Los Llanos schon deftig darüber beklagt, dass die für knappe 30 Millionen Euro einen kompletten Stadtstrand von der Küstenbehörde hingestellt, oder vielleicht besser gelegt bekommen, in Puerto de Naos aber nichts weitergeht. - Da wird man nun auch die Fragen wieder stellen, ob denn die Umweltbedenken nur für die Westseite gelten, und für die Ostseite nicht? - Und wieder breitet sich die große Schleife der Polemik aus und der ewige Zwist zwischen ökonomischen Wünschen und ökologischen Bedenken. - Für Puerto de Naos wäre natürlich solch ein Deich vor dem Strand ein interessantes Argument, allerdings kann man sich auch gut vorstellen, dass solche enormen Eingriffe direkt vor der Küste nicht wieder rückgängig machbare Veränderungen an der Biodiversität der Westküste mit sich bringen würden.



Mittwoch 09.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 46 % - Luftdruck 1016 hPa

Welcher Streik?
Gewerkschaften machen sich lächerlich

Die Zeit steht nicht für Streik oder andere Kapriolen. - Das mussten gestern die Gewerkschaften fast mit Donnerhall begreifen, nachdem man alle Beamten zum Streik aufgefordert hatte, aber irgendwie kaum jemand dafür Verständnis aufgebracht hat. Eigentlich war es den allermeisten klar, dass man in dieser Situation einen solchen Streik nicht wirklich erklären kann, aber die Gewerkschaften bestanden darauf und mussten nun eine beschämende Niederlage einstecken. - Man hat gestern überhaupt nicht gemerkt, dass gestreikt wurde, mit ein paar Ausnahmen vielleicht in großen Städten funktionierten alle Ämter und Behörden ganz normal. - Zum endgültigen Laffel aber machen sich die Gewerkschaften nun, dass sie Zahlen nennen welche einen Erfolg des Streiks signalisieren sollen und auch noch so tun, als wäre das gestern eine gelungene Ohrfeige gegen die Sparpläne der Zentralregierung. - Man darf nur so weit nicht sinken, den Kakao, durch den man einen zieht, auch noch zu trinken. - Der Kästner Erich hat sich diesen netten Satz mal ausgedacht, zumindest wird das so berichtet, und in Gewerkschaftskreisen hat man gestern Unmengen Kakao in sich rein laufen lassen. - So muss man schon von absolutem Realitätsverlust sprechen, denn die Gewerkschaften sprechen von einer Beteiligung am Streik von zwischen 60 und 80% der Beamten, wobei alle Dienste und Behörden dienstbereit waren wie immer. - Die autonomen Regierungen halten dagegen mit Zahlen von 6 - 10% der Beamten welche den Streik befolgt hätten, die Zentralregierung nennt dazu keine Zahlen, die genießen den fremden Kakao in stiller Freude.

Wobei Freude nicht wirklich aufkommen will, muss man doch schon "Notstandsmaßnahmen" sprechen und auch wenn die Zentralregierung nun abwiegelt, kurzfristig keine weiteren Aktionen mit dem engeren Gürtel mehr aufzulegen, so wissen wir doch alle, dass die nächste Runde kommen wird und dann erneut an der Steuerschraube gedreht wird. - Aber die Botschaft ist "beim Volk" angekommen und betrachtet man nun diese breite Lohnkürzung bei den Beamten und das Stutzen der hohen Renten, dann wird diese Aktion doch von immer größeren Schichten der Bevölkerung getragen. - Fast muss man von einem Sieg Zapateros sprechen, der einen neuen Weg der Bescheidenheit eingeläutet hat. - Vielleicht war es ja auch die Vorbildfunktion die er und seine Minister übernommen haben, in dem Sie bei den Beamten und hohen Renten 5% gestrichen haben, von ihrem eigenen Einkommen aber gleich 15%, was nun den Regierungspräsidenten Spaniens mit einem Monatseinkommen von an die 6.400 Euro dastehen lässt. - Kein schlechtes Geld, immer noch nicht, aber denn doch nicht mehr vergleichbar mit Spitzeneinkünften anderer europäischer Regierungen, und mit der so genannten freien Wirtschaft schon überhaupt nicht vergleichbar. - Da hat Zapatero wohl auch die Punkte gemacht bei der Bevölkerung und es ist einem eigentlich schleierhaft, wie man in Deutschland soziale Zuwendungen kürzen kann, und zwar drastisch, die Gehälter der Minister und Sekretäre aber komplett unangetastet bleiben. - Solidarität, oder was noch wichtiger ist, Respekt vor dem eigenen Volk bleibt dabei halt komplett ausgeblendet. - Auch hat Zapatero natürlich deutlich davon profitiert, dass nun die "großen" europäischen Länder wie Großbritannien und Deutschland auch eher auf Sparen setzen als auf Konjunkturspritzen und fast wirkt es eben so, als seien die seinem Vorbild gefolgt. - Sind sie natürlich nicht, Deutschland kürzt an ganz anderen Stellen, aber hier hat man das erste Mal seit vielen Jahren das Gefühl, dass man in Madrid etwas richtig gemacht hätte. - Hier auf La Palma war alles ruhig, es gab eine kleine Kundgebung in Los Llanos, und die "große" in der Hauptstadt. - Allerdings waren hier die Gewerkschaften schon vorher gewarnt, und setzten so die Kundgebung gleich für 18:30 Uhr an, also zu einer Uhrzeit, zu der kein normaler Beamter mehr arbeitet. - Ein Streik sieht anders aus.



Dienstag 08.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 38 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 22,0 Grad - niedrigste Temperatur 17,2 Grad

Parkplatz auf der Landebahn
Der hat einfach kein Händchen, der Bürgermeister aus Los Llanos

Manchmal weiß ich einfach nicht, ob er nicht will, oder nicht kann. - Oder beides. - Vor ein paar Tagen kündigt man im Rathaus von Los Llanos an, dass man die Zahl der Parkplätze in Puerto Naos erhöhen will. - Das ist gut so, auch wenn es wirklich nur in der absoluten Hauptsaison zu Platznot dort kommt, ist doch in unserer, so gerne als modern bezeichneten Welt es fast unabdingbar, dass man Parkplätze zur Verfügung stellen muss, wenn man Besucher anlocken will. - So ist es schon verständlich, dass man dort diesen neuen Parkraum schaffen will. - Auch haben sich ja die Gewerbetreibenden und die Anwohner immer wieder beklagt, man mache zu wenig für den Stadtteil Puerto Naos, so wollte der Bürgermeister nun mit dem neuen Parkplatz punkten. - Der Schuss geht aber komplett nach hinten los, denn genau dort, wo man die neuen Stellflächen, wohl an die 200 plant, dort befindet sich der Landeplatz für die vielen Gleitschirmflieger, die Puerto Naos eben als Basis- und Landestation ausgesucht haben. - Wer La Palma kennt, der weiß, dass es gar nicht so einfach ist auf dieser steilen Insel irgendwo gute Landeplätze für Gleitschirmflieger zu finden, die drum herum auch noch ein Mindestmaß an Infrastruktur bieten. - So hat man sich mit beachtlichem Erfolg dort in Puerto Naos seit vielen Jahren bereits installiert, sogar mit einem Club und einer Schule, und nun müssen die Herren der Lüfte erfahren, dass zukünftig auf ihrem Landeplatz Autos parken sollen. - Ob das dem Bürgermeister bewusst war, das möchte ich mal dahingestellt lassen, denn eigentlich hätte er dann diese Möglichkeit nicht mal in Erwägung ziehen dürfen. - Die Gleitschirmflieger hier auf La Palma sind eine beachtliche Attraktion, und ziehen jedes Jahr tausende Menschen auf diese Insel, wobei die allermeisten auch in Puerto Naos wohnen und konsumieren. - Vertriebe man also diese Sportler von dort, dann würde man dem Ort sogar extrem schaden, anstatt ihm wie gewollt zu helfen. - Und das kann ja wohl nicht der Sinn "vons Janze" sein, eine der wenigen und sehr erfolgreichen Attraktionen des Ortes zu vergraulen. - Die Betreiber des Landplatzes haben nun um ein Gespräch mit dem Bürgermeister gebeten, und hoffentlich gelingt es ihnen, dabei die Wichtigkeit dieses Landeplatzes für ihren Sport begreiflich zu machen. - Wir erinnern uns, hier hat man internationale Wettbewerbe im Gleichschirmfliegen ausgetragen, und die Politik ließ sich auch gerne im Glanz dieser Bekanntheit spiegeln, nun aber droht man den Organisatoren der Zunft, ihnen den Landplatz mit Autos zu versperren. - Dort unten in Puerto Naos ist reichlich Platz, Parkplätze und die "Landebahn" für die Gleitschirmflieger zu realisieren, das muss man doch hinbekommen.

Anderes leider tragisches Thema. - Auf La Palmas Straßen hat die Unfallhäufigkeit in den letzten beiden Jahren extrem zugenommen. - Warum, das müssen wir einfach mal offen und zur Diskussion lassen, wir hatten nämlich eine Zeitspanne von fast 5 Jahren, in welcher kein einziger Mensch auf La Palmas Straße gestorben ist. - Jetzt gipfelt die Geschichte mit einem Busunglück hinter San Andrés y Sauces, auf der Höhe von Los Galguitos. - Dort stürzte ein Linienbus der Transportes Insular eine steile Böschung etwa 30 Meter hinunter und man muss eine tote Frau und einen schwerverletzten Mann beklagen. - Der Rest der Passagiere und der Fahrer sollen nur leicht verletzt sein. - Dass die Anzahl der Opfer nicht höher ist, das hat man wohl einfach nur dem Umstand zu verdanken, dass neben dem Busfahrer nur noch 5 Passagiere im Fahrzeug saßen. - Unser öffentlicher Betreiber des Busnahverkehrs hier auf der Insel hat eigentlich einen sehr guten Ruf und macht sonst nicht durch Unfälle auf sich aufmerksam. - Seit es diesen Betrieb gibt, hat es lediglich erst zwei Unfälle gegeben mit Todesfolge. - Wohl 1956 und in den 70er Jahren. - Damals starben 1956 zwei Personen und bei dem anderen Unfall ein Schüler. - Über die Ursachen des Unfalls wird zwar spekuliert, aber dem will ich mich nicht anschließen, wir werden nach einer Untersuchung schon noch erfahren, wie es zu diesem schweren Unglück gekommen ist. - Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Verstorbenen und wir hoffen auf baldige und gänzliche Genesung des Schwerverletzten im Krankenhaus.





Dienstag 08.06.2010 08:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 17 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 50 % - Luftdruck 1017 hPa

Bilaterale Schützenhilfe für Zapatero
Heute streiken die Beamten

Zumindest kündigen das die Gewerkschaften an, alle Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst sind für heute den 8. Juni aufgerufen, gegen die Sparpläne der sozialistischen Regierung in Madrid zu streiken. - Für La Palma bedeutet das, an die 10.000 Menschen sollen heute in den Ausstand treten, was fast eine komplette Lähmung des öffentlichen Lebens zur Folge hätte. - Allerdings glaubt keiner so richtig daran, dass dieser Streik ein Erfolg werden wird, zu wenig Verständnis herrscht in der Bevölkerung für die Verärgerung bei den Beamten und den Mitarbeitern im öffentlichen Dienst. - 5% weniger Bezüge sollen die erhalten, das ist einer der Kernpunkte der Sparmaßnahmen Zapateros, welche die dramatische Staatsverschuldung Spaniens das Land nicht in griechische Gewässer treiben lassen soll. - Die anfänglichen Proteste sind ein bisschen abgeflaut hier in Spanien, weil man generell wohl verstanden hat, dass man dringend sparen muss. Wir haben schlicht und ergreifend deutlich über unsere Verhältnisse gelebt und aus dem Versuch mit öffentlichen Geldern eine lahmende Privatwirtschaft wieder anzukurbeln ist ein Staatsdefizit entstanden, welches Schrecken verbreitet. - So ist auch die Opposition in Spanien einverstanden mit Sparplänen, natürlich aber nicht so wie Zapatero das beschlossen hat, sondern man wollte noch mehr kürzen und wie, das hat nun die Frau Merkel gezeigt, die wieder mal alles andere toppt, was hier in Europa gerade so läuft. - Man muss nicht viel darüber diskutieren was man davon halten soll, wenn eine Regierung die Steuern für Hotelkonzerne senkt, aber dafür drastische Einschnitte in den Sektoren der sozialen Dienste vorsieht. - Manche haben Dreck am Stecken, die Frau Merkel hat die FDP. Jeder trägt so seinen Rucksack mit sich rum und fragt sich früher oder später, ob es denn wirklich notwendig gewesen ist.

Aber lassen wir die Diskussion darüber in Deutschland. - Hier in Spanien nimmt man die gewaltigen Sparanstrengungen Deutschlands und Englands sehr wohl wahr, wenn auch nicht in allen Einzelheiten, aber das ist auch jeden Fall eine große Schützenhilfe für die Maßnahmen unserer Regierung. - Wenn selbst die Paradebeispiele Europas in Sachen Wirtschaftspolitik gewaltige Sparkataloge aufstellen, dann kann doch unser Zögerling in Madrid nicht so völlig unrecht gehabt haben. - Das zumindest nimmt Pedro Normalverbraucher aus diesen Nachrichten mit, wir sind nicht mehr alleine mit unseren Finanznöten der öffentlichen Hand. - Keine gute Nachricht für die Gewerkschaften, die nun noch weniger Argumente auf ihrer Seite haben, um gegen die Sparpläne auf der Straße anzugehen. Pedro Normalverbraucher stellt sich nämlich auch hin und sagt den Beamten, ihr habt doch Arbeit, und gute noch dazu, warum beklagt ihr euch dann, wenn auch ihr dazu beitragen sollt, dieses Land wieder auf ein erträgliches Defizitniveau zu balancieren. - Ganz unbewusst und sicherlich ungewollt haben so Frau Merkels Sparpläne unserem roten Bruder in Madrid eine willkommene Unterstützung verschafft, und den Gewerkschaften für den heutigen Streik weiteren argumentativen Boden genommen. - So wird man beobachten müssen, wie viele der 2,5 Millionen Menschen, die heute in ganz Spanien zum Streik aufgerufen wurden, auch wirklich dieser Aufforderung folgen. - Hier auf La Palma erwarten Beobachter nur eine minimale Beteiligung, die Volkssolidarität mit Beamten ist auch in diesem Land hier nicht unbedingt weit ausgeprägt.



Montag 07.06.2010 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 35 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 22,5 Grad - niedrigste Temperatur 17,5 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 30,2 - Temp. Min 12,2 - Feuchte 20 - 57 % Niederschlag 0 mm

Kurz angeleuchtet
Tazacorte geht ein Licht auf

Das Thema alternative Energie ist eigentlich auf der Insel komplett vom Tisch. - Nachdem wir ja zwei Photovoltaikparks auf der Insel noch fertig gestellt hatten, senkte Spanien die Einspeisevergütungen drastisch, so dass weitere Vorhaben, darunter auch ein riesiges Projekt in La Punta mit einer Leistung von bis zu 2,4 MW auf der Strecke blieben. - Die Investoren verabschiedeten sich, und zurück bleibt viel guter Wille, aber eben nur der. - Die Inselregierung hat sich seit dem überhaupt nicht mehr zu diesem Thema artikuliert, obwohl man doch mal tönte, dass man La Palma in einer nicht allzu fernen Zukunft allein durch alternative Energien versorgen will. - Tazacorte legt nun ein Programm auf, oder wollen wir besser Progrämmchen sagen, um Bürgern ihrer Gemeinde den Zugang zu Solarenergie zu erleichtern. - Es gibt Zuschüsse, und auch die Möglichkeit billiger Kredite für die Installation solcher Anlagen, wie es heißt, aber nur für Bürger mit geringerem Einkommen. - Na ja, wer schon kein Geld hat, ob der sich nun gerade eine Photovoltaikanlage aufs Dach packen will? - Als Zuschüsse stehen insgesamt auch nur 17.000 Euro zur Verfügung, so viel verkehrt machen kann man damit also nicht. - Ist keine Nachricht wert? - Doch, weil sonst überhaupt niemand mehr hier mit dem absolut dringlichen Thema alternative Energien etwas unternimmt.

Neue Parkplätze in Puerto Naos. - Die Gemeinde wird in den kommenden Wochen an die 200 neue Parklätze für PKW in Puerto Naos zur Verfügung stellen, nachdem es im vergangenen Sommer immer wieder zu Problemen mit zu knapp bemessenem Parkraum kam. Zwischen dem eigentlich Ort und dem Hotel gibt es ja eine große Freifläche, von der man sich immer schon gefragt hat, warum da noch keiner irgendetwas hingestellt hat. - Dort nun hat man mit einem Teil der Eigentümer eine Abmachung treffen können, dass Parkplätze dort eben strandnah entstehen. - Jetzt zu dieser Jahreszeit braucht man das eigentlich noch nicht, wenn aber die Ferien beginnen und mehr Besucher und besonders eben die Palmeros selbst an den Strand gehen, dann wird man wohl dafür dankbar sein. - Man hofft auf diese Art und Weise auch wieder ein bisschen aus der Kritik der Gewerbetreibenden und Anwohnern Puerto Naos zu kommen, nachdem es immer wieder zu öffentlich vorgetragenen Anschuldigungen gegen die Gemeinde Los Llanos kam, man würde den Stadtteil Puerto Naos vernachlässigen. - Ob dieser Vorwurf aber so leicht zu entkräften ist, einfach in dem man mehr Parkplätze anbietet, das muss ich mal dahingestellt lassen.

Badegäste gegen Angler. - Ein neuer Polemikherd taucht auf, in Puerto de Tazacorte. Badegäste, unterstützt von einigen Gewerbetreibenden an der Strandpromenade wollen die Angler am Strand verscheuchen, die sich dort in größeren Massen einfinden, nachdem so viele ausgebüchste Wolfsbarsche aus den Fischzuchten vor der Küste dort auftauchen. - Angelhaken, alte Köder und Nylonschnüre lägen nun in größeren Mengen am Strand herum und würden den Badebetrieb stören. - In der Tat muss es nicht besonders erfreulich sein, sich einen Angelhaken in den Fuß zu treiben, das ist schon verständlich. - Auf der anderen Seite ist man eigentlich daran interessiert, doch so viele Wolfsbarsche, die man hier "lubinas" nennt zu fangen wie möglich. - Am Strand selbst ist Angeln sowieso verboten, aber bis wohin man nun wirklich die Meeresfront als "Strand" betitelt, das ist Auslegungssache. - Berufsfischer seien nicht unter den Anglern am Strand, alles Amateure heißt es in der Beschwerde, und so gebe es auch keine Bedenken für die Stadtverwaltung, da mal ordentlich den Schutzmann zu schicken um für Ordnung zu sorgen. - Ob man das in der Gemeinde so ernst sieht, das weiß ich nicht, und vielleicht lässt sich ja auch mit gegenseitigem Respekt und Verständnis da ganz gut zusammen leben. - Der Strand von Puerto de Tazacorte ist soooo lang, da wird doch auch ein Fleckchen zu finden sein, wo die Angler niemanden stören.





Montag 07.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 18 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1020 hPa

Die Einigkeit geht durch den Magen
Wie viele Koteletts passen in einen gesunden Landwirt

Eigentlich wiederholt sich immer alles. - Man müsste den Nachrichten nur Nummern verpassen, einen Strichcode oder eine IP-Adresse , und könnte dann zum Ereignis passend die entsprechende Lektüre aufrufen. - Gestern trafen sich, wie eben jedes Jahr, die Landwirte der Insel im Refugio El Pilar. - Jedenfalls die, welche dem Aufruf der "ASPA" (Asociación Palmera de Agricultores y Ganaderos) gefolgt sind, um eine gute Zeit miteinander zu verbringen, sich aber auch die flammenden Reden der Vorsitzenden dieser landwirtschaftlichen Vereinigung anzuhören. - An die 500 Landwirte seien gekommen, das ist nicht mehr oder weniger als die anderen Jahre, und man hat dort oben eigentlich immer eine gute Zeit, wenn das Wetter mitspielt und gestern war ein perfekter Tag dort oben. - Die Hitze verschwunden, keine Kälte, und das Wetter ist wohl immer dann am besten, wenn man es gar nicht wahrnimmt. - Einigkeit im Sektor sei das Wichtigste war dann auch das Hauptthema der Reden, nur wenn die Landwirte als Gemeinschaft zusammenstünden, dann könnte man die zukünftigen Aufgabe auch bewältigen. - Das ist auch so eine permanent abrufbare Phrase, allerdings hat eben der Ziegenkäseproduzent doch andere Interessen und Nöte als der Bananenbauer oder der Winzer, also bilden sich immer sofort einzelne Grüppchen, die ihre Suppe kochen und eigene Vertretungen und Gemeinschaften wieder bilden. - Weiteres Thema, auch wie immer, man muss neue Märkte finden, und La Palma sei die "Speisekammer" der Kanarischen Inseln, denn nirgendwo auf dem Archipel findet man bessere Voraussetzungen dafür, landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen. - Warum wir dann aber hier auf La Palma Salate aus Gran Canaria essen, Kartoffeln aus England und Israel, sowie Äpfel aus Chile, das will man nicht so gerne beantworten.

Die Realität wartet da nämlich mit der fatalen Geschichte auf, dass uns, und unsere kleinen Gärten, längst auch schon der durstige Mopp der Globalisierung geschluckt hat, und wir als Hochlohnland oder Region nur Nischenprodukte konkurrenzfähig produzieren können. - Dass die Bananen ohne Subventionen und Hilfen längst Golfplätzen oder Hotelanlagen gewichen wären, das weiß auch jeder, und aus dieser doch sehr defensiven Situation heraus kann man wohl Einheit fordern, wird diese aber nur finden, wenn man Erfolgsrezepte anbieten kann. - Wir erleben das ja im Moment mit der "Scheinfirma" Sodepal, die herzig und bemüht auf Anweisung der Inselregierung Landwirten auf La Palma ihr Gemüse abkauft, zu einem guten wie garantierten Preis, daraus aber keine Gewinne erwirtschaften kann, sondern höchst defizitär diese Produkte dann innerhalb und außerhalb der Insel vertreibt. - Die angeschlossenen Landwirte sind natürlich begeistert von dem System, aber es kann nicht wirklich von einer gelungenen Vermarktungskette gesprochen werden, wenn dieser Wirtschaftskreis von vorne herein auf Subventionen angewiesen ist. - Aber vielleicht sollten wir dem System auch noch etwas Zeit geben, und eines Tages gibt das schon noch positive, oder zumindest ausgeglichene Bilanzen. - Kenner zweifeln daran, man kann hier mit den kleinen Flächen und den hohen Lohnkosten einfach nicht gegen die internationale Agrarindustrie angehen, diese Vorstellung wäre einfach naiv. - Also weiter den Binnenmarkt suchen, und da hat es bereits kleine Erfolge gegeben, Produkte aus La Palma haben sich wieder einen gewissen Stellenwert in der Angebotspalette erarbeitet, nachdem man das System Märkte und Direktvermarktung wieder entdeckt hat. - Aber da muss es auch noch weiter gehen und eben die möglichen Nischen für Produkte aus La Palma weiter ausgeleuchtet werden und dann auch besetzt. - Aber das ist alles schon viel zu theoretisch, Einigung erzielt man auf diese Treffen am besten immer über den Grill. - Mächtige Koteletts und kübelweise Kichererbsensuppe wandern da in aufnahmewillige Körper, deren breite Schultern und mächtige Arme davon zeugen, dass es an Kraft und Ausdauer nicht mangelt. - Ich wundere mich immer wieder erneut, wie viele Koteletts in einen gesunden Landwirt passen, aber das steht denen gute. - Und die "ASPA" hat ihre Schuldigkeit getan, wie immer zur Einheit aufgerufen, und wir dürfen davon ausgehen, dass diese Nachricht im kommenden Jahr ohne Änderung wieder gebracht werden kann. - Schade eigentlich.



Sonntag 06.06.2010 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 18,6 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 33,7 - Temp. Min 14,4 - Feuchte 20 - 43 % Niederschlag 0 mm

Hätten wir bloß die Cayucos nicht verbrannt
Krisenphilosophie am Sonntag

Wir wissen ja, jede Krise, jede Zäsur und auch jedes Zahnweh sind immer auch eine neue Chance. - Fangen wir von hinten an, wenn der Zahn erst derart verfault ist, dass er bereits schmerzt, dann endlich gehen wir zum Zahnarzt. - Was dann noch hilft, das ist entweder eine Extraktion, dann geht aber was verloren dabei, oder aber eine grundlegende Sanierung, die meist aufwendig, schmerzhaft und auch teuer ist, aber einen danach meist ganz gut ins Gesicht geschrieben steht. - Bevor ich jetzt Schleichwerbung für meinen Zahnarzt mache, Sie wissen doch was ich meine, wenn man es versäumt hat zur richtigen Zeit etwas zu unternehmen, dann wird es später um so anstrengender, oder um so teurer. - So sieht das auch bei uns hier auf der Insel aus, wir haben uns jahrelang, vielleicht sogar jahrzehntelang von süßen Geschenken und kleinen Alltagslügen einlullen lassen, die genau so süß waren wie die vielen Lutscher, die uns jetzt eben das verfaulte Gebiss hinterlassen haben. - Allerdings haben wir das mit gnädiger Hilfe ganzer Generationen von Gutrednern, Steigbügelhaltern der Wachstumsorgie und lumpiger Hilfe kleinhirniger Politikern gemacht, die uns ein ums andere Mal die Mär von Fortschritt und Wohlergehen aufgetischt haben. Das ist hüben wie drüben übrigens das Gleiche, nur dass wir hier auf den Kanaren, und besonders auf den kleinen Inseln, noch viel schneller aus der Pampa in die Erste Welt geschleudert wurden. Viel zu schnell, als dass unser finanzieller und reeller gesellschaftlicher Unterbau hätte mit schleudern können. - Nein, die Vernunft, die Basis und auch die Demut dieses stolzen, kantigen aber auch leidensfähigen Völkchens sind da nicht mitgekommen, blieben auf der Strecke irgendwo liegen, und müssen jetzt schmerzhaft und zum Teil sogar mit blutigen Fingern wieder an die Echtzeit herangeholt werden. - Man könnte das weniger prosaisch auch einfach so betiteln, wir haben Jahre oder gar Jahrzehnte über unsere Verhältnisse gelebt, und müssen nun wieder lernen, mit den kleineren Brötchen auch satt zu werden. - Aber ich mag das nicht, wenn man einem die Wahrheit wie einen kleinen aber kompakten Brocken vor den Hund wirft, man kann das ruhig ein bisschen auskleiden und dekorieren, dann nimmt man es vielleicht auch einfacher an.

Selbst unser Oberkanare Paulino Rivero (Presidente del Gobierno de Canarias) hat ja auch bereits von den Möglichkeiten gesprochen, welche eine solche Zäsur für die Zukunft bringen können. - Dabei ist das natürlich wenig schmeichelhaft für ihn selbst, wenn der Wagenlenker, oder vielleicht seine eigenen Leute den Karren in den Dreck gefahren haben dann zu sagen, geht mal ohne die Karren weiter, wohin das wissen wir auch nicht, aber es wird schon aufwärts gehen, denn ihr seid doch schon ganz unten angekommen mit unserer Hilfe. - Na ja, ganz unten angekommen sind wir noch lange nicht, wir jammern immer noch auf ganz schön hohem Niveau, allerdings sind an die 27% Arbeitslosigkeit schon ein deftiger Happen und der fordert eigentlich einen kompletten Strukturwandel, und nicht nur kleine Reförmchen aus der bitteren Dose des engeren Gürtels. - Allerdings ist so ein Strukturwandel eine Geschichte von einer Generation und nicht einer Legislaturperiode, und wenn man das geschickt und erträglich machen will, dann sollte man in der Generation davor diesen Wandel bereits planen. - Daran aber hat bislang noch keiner gedacht, sonder bislang galt immer nur das Motto, Augen zu und durch, es wird schon gehen, wir sind doch lustige Kanarienvögel und alles wird gut. - Pustemojo, das wird uns jetzt langsam klar, dass wir da nur Parolen und Phrasen einer endemischen Weichzeichnergruppe aufgesessen sind, die uns dazu erzogen hat lieber auf Subventionen zu warten, als die Hacke zu schwingen. - Auch wird uns langsam klar, dass ein gesundes volkswirtschaftliches System nicht damit gebaut wird, in dem man Politiker an irgendeine Stelle packt, sondern man sich sogar noch die richtigen dazu aussuchen muss, und denen auch noch permanent auf die meist ergreifenden Finger gucken muss. - Viel Lernstoff auf einmal, und das auf unsere alten Tage. - Die jungen Leute, zumindest die mit guter Schulbildung, die gucken sich unser naives Elend doch gar nicht erst lange an, und machen lieber gleich die Fliege, dahin wo man seine Lektion wohl bereits gelernt hat.

Nun kommen noch fromme Sprüche der Handelskammer auf uns zu. - Sonst auch ein Club der Subventionsreiter und Wachstumsprediger, die raten uns nun, gegen die Krise die Gärten wieder zu bepflanzen und so die Grundversorgung zu sichern. - Wer hätte das gedacht, die Obersänger einer rosigen Zukunft rufen ihr Volk auf, wieder back to the roots, und rein in die Kartoffeln. - Wenn die angesprochene Demut so aussieht, oder man uns das sogar noch als Strukturwandel verkaufen will, dann vielen Dank im Voraus. - Die müssen hier keinen in den Garten rufen, das machen die hier schon ganz von alleine und seit ein paar Jahren bereits sieht man wieder viel mehr Leute ihre archaische Guataca schwingen, damit die Familie auf dem Teller auch was Gutes findet. - Jedes Volk hat die Regierung die sie verdient heißt es oft. - Da mag was dran sein, denn schließlich läuft diese plumpe Verhohnepipelung doch nach dem Motto Demokratie. - Auf der anderen Seite weiß ich ganz genau, dass unsere jetzigen Machtinhaber und Lenker solch ein Volk überhaupt nicht verdient haben. - Aber die Sedierung ganzer Völker hat immer wieder funktioniert, das muss ich Ihnen nicht erzählen. - So wechseln wir inzwischen vom "Bién" als Antwort auf die eigentlich nie ernsthaft gestellte Frage, wie es einem denn geht, immer häufiger auf die Formel "escapando" als Antwort, was nichts anderes bedeutet als, auf der Flucht. - Ein bisschen vor uns selber auch, weil wir wissen, welche Täler und welche Anstrengungen noch vor uns liegen, am allermeisten aber vor den kommenden Generationen an Berufssülzern und Fortschrittspredigern die immer noch nicht kapiert haben, dass man faulen Zähnen keine Kronen aufsetzen kann. - Andere meinen längst, es sei verkehrt gewesen, die ganzen Cayucos und Pateras zu verbrennen, mit denen die vielen afrikanischen Flüchtlinge zu uns kamen. Damals, als eben Wachstum und Wohlstand hier auf den Kanaren noch als von Gott und der Coalición Canaria gegebenes Recht galten,- Seinerzeit waren wir noch das gelobte Land, jetzt kommen nicht mal mehr die, und in Hochmut haben wir derzeit diese kleinen Fluchtschiffe alle verbrannt. - Bald könnten wir diese Boote aber selbst brauchen, allerdings ist das Ziel noch nicht ganz klar. - Nach Nordkorea vielleicht, da gibt es noch reelle Wachstumschancen…




Fluchtmittel




Sonntag 06.06.2010 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1021 hPa

Wer schützt die Polizei?
Schwere Bauschäden an der Kaserne der Guardia Civil in Los Llanos

Eigentlich weiß das schon jeder, die Kaserne der Guardia Civil in Los Llanos ist baufällig und auch sind sich eigentlich alle einig, dass man für diese Polizeitruppe eine neue Unterkunft bauen muss. - Warum das noch nicht geschehen ist, das kann man nur durch den katastrophalen Informationsaustausch und Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Behörden ansehen. - Die Gemeinde ist verpflichtet ein Grundstück zu stellen, das Innenministerium wird das Gebäude dann bauen, aber man hat es in den vielen Jahren, nicht hinbekommen, sich über das Wo zu einigen. - Ganz abgesehen davon, wer denn in Madrid gerade am Ruder sitzt, denn die Forderung nach einer neuen Polizeistation ist älter als die sozialistische Regierung in Madrid. - Noch im Jahr 2008 gab es einen Lichtblick, da sah es so aus, als könnte man sich einigen und aus Madrid stellte man auch bereits einen erste Batzen Geld zur Verfügung, allerdings konnten diese Mittel dann nicht abgerufen werden, weil wieder der Bauplatz nicht zur Verfügung stand. - Jetzt herrscht wieder Schweigen darüber, außer den permanenten Klagen der Beamten, die in dem Gebäude Dienst tun sollen, und eigentlich auch darin wohnen. - So ist solch eine Polizeistation der Guardia Civil nämlich eigentlich eine Kaserne, in welcher besonders die unteren Dienstgrade, welche nur ein geringes Einkommen besitzen und meist aus anderen Regionen Spaniens kommen, umsonst wohnen dürfen. - Mit der Familie übrigens, so weit diese vorhanden. - In dem Gebäude will aber schon lange niemand mehr wohnen, die Liste der Unzulänglichkeiten der Immobilie ist lang und man rettet sich mit Ersatzquartieren oder die Polizisten suchen sich auf dem privaten Wohnungsmarkt ein Mietobjekt. - Wie gesagt, diese Klagen sind bekannt und alt, nun aber legt man eine Schippe drauf und jetzt sind es die eigenen Techniker des Rathauses in Los Llanos, welche Alarm schlagen.

Dazu muss man noch erklären, das Gebäude gehört der Gemeinde Los Llanos, und die hat das an die Dirección General de la Guardia Civil vermietet, für den sagenhaften Preis von 4 Euro (damals 700 Pesetas) im Monat, was die Recherchen der Zeitung "El Día" ergeben haben. - Für diese 4 Euro, ein symbolischer Mietzins, der seit Anbeginn der Vermietung 1951 nicht mehr erhöht wurde, kann man natürlich nichts herausholen, aber die Gemeinde muss sämtliche Sanierungen und Reparaturen bezahlen. - Und das muss man jedes Jahr machen, weil es an allen Ecken und Enden bröckelt und bröselt, der Verfall scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein, zu schlecht ist die ursprüngliche Bausubstanz. - Jetzt kommen die Techniker der Gemeinde sogar und sprechen nicht nur von Schäden, sondern von wirklicher Gefahr für das gesamte Gebäude, nachdem man bei der letzten Inspektion heftigste Korrosionsschäden an den Moniereisen festgestellt hat, sowie "aluminosis" im Beton. - "Alumiosis" kann ich Ihnen auf Deutsch nicht präsentieren, jedenfalls handelt es sich dabei um Auswirkungen minderwertigen Zementes den man in den sechziger Jahren verbaut hat, und mit der Zeit seine feste Struktur verliert und einfach zerbröselt. - Verrottete Eisen und bröseliger Zement, das sind keine guten Aussichten um weitere Jahre an diesem Gebäude festzuhalten. - Von akuter Einsturzgefahr sprechen die Techniker der Gemeinde zwar noch nicht allerdings könnte man sich nun auch gut vorstellen, dass man seitens der Guardia Civil mal einen unabhängigen Sachverständigen kommen lässt, welcher die Struktur des Gebäudes noch mal unter die genaue Lupe nimmt. - Und dann kann man sowieso nur hoffen, dass die Gemeinde und das Innenministerium in Madrid sich mal an einen Tisch setzen, damit endlich diese Frage nach dem neuen Standort für die Guardia Civil von Los Llanos geklärt wird. - Vielleicht könnten ja die anstehenden Wahlen im kommenden Jahr auch Ansporn für die Politik sein, sich nun öffentlich tätig zu zeigen. - Gar nicht auszudenken was passiert, wenn dieses Gebäude tatsächlich zusammenstürzt und somit Menschenleben gefährdet.

Nachtrag: Inzwischen wissen wir, nach freundlichem Hinweis, von einem der es wissen muss, wie "aluminosis" auf Deutsch heißt. - Man wird es kaum glauben, das liegt zu nah, das nennt man nämlich "Betonkrebs", oder "AKR" (Alkali-Kieselsäure-Reaktion). - Wer es etwas wissenschaftlicher haben will, der kann das bei wikipedia HIER nachlesen.



Samstag 05.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 37 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 25,9 Grad - niedrigste Temperatur 20,1 Grad

08:09:32
Neuer Transvulcania Rekord

In der Ausgabe des Langstreckenrennens des vergangenen Jahres brauchte der Sieger, Salvador Calvo noch 9 Stunden und eine Minute um die 83 Kilometer über Stock, Stein und Vulkane zu laufen. - In diesem Jahr blieben gleich 4 Läufer unter den neun Stunden. - Der letztjährige Sieger war auch dabei und konnte seine eigene Zeit noch mal verbessern, allerdings reichten seine 08:53:42 nur für den vierten Platz. Vor ihm platzierten sich noch Jordi Martinez de Marsay (08:45:56) als Dritter, Francisco Rodríguez de Paz (08:40:14) als Zweiter, und als neuer Sieger und jetzt eben Rekordhalter trägt sich Miguel Heras Hernández mit seinen phantastischen 08:09:32 in die Siegerliste ein. - Alle Achtung und Gratulation. - Aber das Rennen geht noch weiter, das ist noch längst nicht zu Ende, es treffen immer noch Läufer im Ziel in Los Llanos ein und das wird so noch bis in die späte Nacht gehen. - Dabei macht ganz Los Llanos eine große Fiesta daraus, mehrere Konzerte sind heute Abend noch für die Plaza de España angesagt und es ist richtig etwas los, dort wo die Läufer nach ihrem Wahnsinnsrennen dann die Ziellinie übertreten. - Man kann das übrigens auf einer Webcam mitverfolgen, die allerdings wegen der großen Zugriffszahlen immer mal wieder Aussetzer hat. - Ein Sprecher sorgt auch bereits seit Stunden mit flotten Sprüchen und Dauerberichterstattung über die Lage des Rennens für Stimmung. - Das schönste dabei ist, die Hitze ist heute dann ganz verschwunden, und endlich kommt wieder frische Meeresluft zu uns, welche solch wunderbaren 25 Grad zaubern. - Allerdings war es in den Höhen schon noch deftig heiß, allerdings nicht mehr so heiß wie noch in der Ausgabe des vergangenen Jahres. Das mag auch ein Grund sein, warum viele Läufer ihre Zeit vom vergangenen Jahr verbessern konnten. - Auch wenn das Rennen noch nicht vorbei ist, wieder muss und darf man die Organisation dieser Transvulcania loben, da hat sich die Insel eine wirklich große Veranstaltung erschaffen, und eben auch noch eine, die zu uns passt. - Chapeau!

Ob man nun Lehren aus dieser erfolgreichen Großveranstaltung auch auf andere Bereiche übersetzen könnte, das wird man abwarten müssen. - Man trifft halt mit diesem Ultramarathon auch genau den Nerv der Zeit, solche Rennen sind überall auf der Welt gerade im Kommen, und eine große Schar von Extremsportlern sucht immer wieder neue Herausforderungen und da können wir schon was bieten. - Gut, es gibt Rennen die mögen noch viel länger sein, aber bei uns sind die großen Höhenunterschiede ja die prinzipielle Aufgabe und das schwere Terrain auf dem die Läufer ihre Füße zu setzen haben. - Das unterscheidet die Transvulcania schon von anderen Extremrennen, wird aber auch manchen davon abhalten sich dieser Übung auszusetzen, der sonst größte Strecken auf ebener Erde und glattem Belag läuft. - Aber das ist ja genau das passende hier für dieses Spektakel, La Palma ist halt eine steile Insel die Anstrengung bietet, wer sich auf seine Berge begibt. - Noch mehr Werbung nach außen wäre vielleicht interessant, um das Ganze noch internationaler zu gestalten. - Es sind wohl auch Läufer aus anderen Nationen dabei, aber insgesamt ist die Transvulcania unter den Rennen der Extremanforderungen noch nicht so wirklich bekannt. - Zwar zählt unsere Veranstaltung inzwischen auch als offizielle Vorbereitung für das mörderische Rennen "Ultra-Trail du Tour du Mont-Blanc" (163 km und 8.900 Höhenmeter) aber ein bisschen mehr Internationalisierung stände uns noch ganz gut. - Aber wir sind ja erst am Anfang und konnten nun zumindest schon mal nach 2 Ausgaben beweisen, dass wir wohl in der Lage sind eine solche Großveranstaltung durchzuziehen.





Samstag 05.06.2010 10:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 52 % - Luftdruck 1019 hPa

Na wo laufen sie denn
Transvulcania als brachiale Herausforderung

Die ersten des Halbmarathon von der Südspitze Fuencalientes bis zum Refugio El Pilar sind bereits angekommen. - Die Läufer für den Ultramarathon über 80 Kilometer werden jeden Moment an diesem ersten Kontrollpunkt erwartet, und Gott sei Dank, oder wem auch immer, ist die große Hitze noch heute Nacht verschwunden, und feuchtere Luft hat sich breit gemacht. - Oben in den Bergen ist es aber immer noch trocken, zwar nicht mehr so heftig wie in den vergangenen Tagen, aber der Wassernachschub für die Läufer wird weiterhin extrem wichtig sein. - Gut organisiert haben die Veranstalter das bereits auch in der Ausgabe des vergangenen Jahres und besonders die Überwachung der Wegstrecke ist dabei extrem wichtig. - Das braucht unheimlich viel Personal, aber da kann man auf eine große Schar freiwilliger Helfer zurückgreifen, die für den Lohn in Form eines T-Shirts und einer Kappe sich diesen Samstag in den Dienst des größten Sportereignisses der Insel stellen. - Und der Tag wird lang. - Um 06:00 sind die Läufer in Fuencaliente losgelaufen, das bedeutet aber auch, dass die Organisatoren bereits früher dort waren, um den Start und die Zeitnahme zu organisieren. - Der große Teil des Teilnehmerfeldes läuft nur bis zum Refugio El Pilar, wo eben der Halbmarathon endet und auch die kürzeren Strecken für die Jugendlichen und Kinder. Das ist dann gegen Mittag alles beendet und man kann die Zelte im Refugio abbrechen, um sich dann weiter auf den "Rest" der Strecke zu konzentrieren, den die Teilnehmer des Ultramarathons noch vor sich haben. - Dabei ist besonders zu beachten, der schwere Anstieg nach dem Queren der Cumbre Nueva und dann in der prallen Sonne die Teilstücke vom Pico de las Nieves bis hinter den Roque de Los Muchachos, wo die Läufer in der heißesten Zeit und völlig ohne Schatten auf recht schwierigem Gelände unterwegs sind.

Da dürfen die Streckenposten keinen Läufer aus den Augen verlieren und sofort reagieren, wenn ihnen etwas fragwürdig am Verhalten der Läufer auffällt. - Das mag bei den ersten Läufern, welche allesamt der internationalen Spitzenklasse an Extremsportlern angehören noch nicht so dramatisch sein, weil die genau wissen auf was sie sich da einlassen und sich minutiös auf die Aufgabe vorbereitet haben. - Bei vielen anderen Teilnehmern, die zum ersten Mal eine solche Aufgabe angehen, und vielleicht bislang "nur" Marathon auf ebener Wegstrecke absolviert haben, ist das dann schon gefährlicher und kann sehr gefährlich werden. - Die allermeisten Läufer sind aber vernünftig genug dann selbst aufzugeben, wenn es einfach nicht mehr geht, und die Hitze und die Anstiege dem Körper zu viel abverlangt haben. - Allerdings ist es im vergangenen Jahr auch vorgekommen, dass man Läufer aus dem Rennen genommen hat, nachdem Beobachter entschieden haben, dass man das nicht weiter verantworten kann. - Sanitätsposten gibt es auch der gesamte Wegstrecke, Ärzte auch, und an den Kontrollpunkten gibt es auch eine Heerschar von Physiotherapeuten, welcher sich nach dem Rennen, oder nach Aufgabe eben dann um die Läufer kümmern, diese ausmassieren und so wieder "gangbar" machen. - Helden sind sie alle, nicht nur die es dann bis ins Ziel nach Los Llanos schaffen. - Ich ziehe auch meinen Hut vor denen, welche sich diese Aufgabe überhaupt stellen, dafür trainieren, den Mut aufbringen und sich dann die Berge La Palmas hinaufquälen. - Eine Sportveranstaltung von allerhöchstem Niveau hat La Palma mit seiner Transvulcania zu bieten und auch den Organisatoren und die vielen Helfern muss man gratulieren, dass dieses Ereignis hier so erfolgreich stattfinden kann.



Freitag 04.06.2010 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 20 % - Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 29,2 Grad - niedrigste Temperatur 23,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 36,9 - Temp. Min 21,0 - Feuchte 20 % Niederschlag 0 mm

Kaum ist es warm,
kommt die Sorge um mögliche Waldbrände

Der Calima und mit ihm die trockene Wärme ist noch einen Tag länger geblieben als erwartet, und solch ein Wetter macht uns auch immer nervös. - Klar, wer will uns das verdenken, nach der Brandkatastrophe im vergangenen August. - Allerdings war dem mehrwöchige Hitze vorausgegangen und noch dazu begleitet von scharfem Wind, der eben jedes noch so kleine Feuer sofort zu einer gewaltigen Feuersbrunst ausweiten kann. - Hier ist man sich der Gefahr durchaus bewusst, und hat nun für den 15. dieses Monats die Abschlussversammlung aller für die Brandabwehr zuständigen Einheiten einberufen. - Da soll dann festgelegt werden, wo und welche Gruppen die 24-stündigen Wachen übernehmen. - Angesichts der jetzigen Hitze möchte man ja fast sagen, das ist ein bisschen spät, erst am dem 15. Juni. Aber so früh im Jahr ist meist noch nichts passiert. - An die 500 Menschen werden dann in der Waldbrandsaison dauernd im Einsatz sein, natürlich verteilt auf Schichten und überall auf der Insel, wobei der Nordteil La Palma schon den Schwerpunkt bei der Überwachung bildet. - Auch wenn wir eben das schlimme Feuer letztes Jahr im Süden der Insel hatten, meist brennt es im Norden. - Das kommt aber nicht daher, dass es im Norden einfach häufiger brennt, sondern dort ist die Gegend dünn besiedelt und in vielen Gebieten gibt es keine Möglichkeit schnell mit Bodenfahrzeugen an einen Brandherd zu gelangen. - So bleiben die anfänglichen kleinen Brände öfter unentdeckt, oder man kommt nicht schnell genug heran, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. - Dabei setzt man natürlich dann auch auf die beiden Löschhubschrauber der BRIF (Brigada de Refuerzo de Incendios Forestales), eine Einheit von Feuerwehrleuten mit 2 Hubschraubern, die von Madrid aus geschickt werden und in Puntagorda stationiert sind.

Allerdings können diese beiden Sokol-Hubschrauber nur tagsüber fliegen, und sollte eben ein Feuer in der Nacht ausbrechen, dann muss man da zunächst anders herangehen. - Bei der Brandbekämpfung setzt man auf alle Fälle auf Schnelligkeit, denn nur wenn man einen Brandherd zeitig erreicht, bevor der sich ausgebreitet hat, kann man noch von einer Chance sprechen, das Feuer so schnell zu löschen, dass kein großer Flächenbrand entsteht. - 16 Löschfahrzeuge mit Pumpen stehen zur Verfügung, die man eben strategisch über die Insel verteilt, damit man halt möglichst schnell am Feuer ist. - Darüber hinaus hat man in den letzten Jahren mit großem Aufwand ein immer dichter werdendes Netz von Wasserleitungen in die Berge im Norden der Insel gelegt, welches auch im Brandfall dafür sorgen soll, dass genügend Wasser für die Feuerbekämpfung vorhanden ist. - Allerdings ist es schlichtweg unmöglich, die gesamte Insel mit einem Netz dieser Druckleitungen zu überziehen, und das Feuer macht einem auch oft nicht den Gefallen, gerade dort auszubrechen, wo solch eine Wasserleitung ist. - Also aufmerksam sein und man selbst kann auch dazu beitragen, damit solche Feuer erst gar nicht entstehen. - Auf keinen Fall Kippen in den Wald werfen, schlimm eigentlich, dass man das immer wieder sagen muss, und auch kein Grillfest am Wald oder an Stellen, wo viel trockene Vegetation steht. - Ja, und dann das leidige Thema der Böller. - Trotz Verbotes werden die immer noch abgeschossen, und wie wir bei den Kreuzfesten in Mazo und den Breñas ja erleben durften, schreitet auch keiner ein, wenn diese Böller vor Freude oder kirchlicher Devotion in die Luft geschossen werden. - Hat man doch genau solche Böller als Brandursache für das katastrophale Feuer im Süden der Insel ausgemacht. - Allerdings gibt es auch immer mal wieder Fälle von Brandstiftung, und da kann man nun wohl gar nichts machen, gegen Blödheit kann man nicht vorbeugen.




Die beiden "Sokol" der Brif im Ballett




Freitag 04.06.2010 08:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1020 hPa

Playa da Bajamar
Hauptstadtstrand in Breña Alta

And twelve points go to Breña Alta. - So manch einer fragt sich nun, wo hat den Breña Alta Zugang zum Meer und wo bitte einen Strand, befindet sich diese Gemeinde doch eigentlich im Hinterland der Insel. - Aber es ist so, aus geschichtlich strategischen Gründen reicht ein Zipfelchen der Gemeindefläche sogar bis ans Meer und sorgt so dafür, dass zwischen den Gemeinden Breña Baja und Santa Cruz, ein kleines Stückchen Küste zu Breña Alta gehört. - Und was für ein Stückchen. - Befindet sich doch dort, nicht mal einen Kilometer von der Stadtgrenze unserer Hauptstadt ein feiner Sandstrand, der nun Karriere machen will. - Früher, als alles anders war und nur manches besser, da hatte die Hauptstadt ja auch einen Strand, allerdings musste dieser dem Hafen und den Parkplätzen weichen, so dass sich heute, der einzige Strand von Santa Cruz, der sogar zu Fuß für die Hauptstädter zu erreichen ist, in einer anderen Gemeinde befindet. - Und genau dieser Strand, geschützt von den hohen Wellen, weil er sich bereits innerhalb des Hafens von Santa Cruz befindet, hat nun die Blaue Flagge erhalten, als vierter Strand auf dieser Insel. - Da erleben wir gerade die heftig und leidenschaftliche Diskussion um die Schmach, die dazu geführt hat, dass der bekannteste und beliebteste Strand der Kanaren, was ohne Zweifel der Strand Las Canteras in Las Palmas ist, keine Blaue Flagge mehr erhalten hat, unser Ministrand einer Berggemeinde aber wohl. - Alle Achtung und ich freue mich sehr für die Gemeinde Breña Alta, allerdings kommt das schon ein bisschen überraschend und bringt Fragen über die Vergabemethode dieser beliebten Auszeichnung mit sich.

Vier Blaue Flaggen kann La Palma nun aufweisen, Puerto Naos, Charco Verde, Los Cancajos und eben neu, Playa de Bajamar. - Puerto de Tazacorte ist wieder nicht dabei, ich weiß auch gar nicht, ob die Stadtoberen der Gemeinde es überhaupt noch versuchen, diese Ehrung zu erlangen. - Auf alle Fälle ist die Blaue Flagge für die Playa de Bajamar wohl eine Überraschung, denn das hätte man so nicht vermutet. - Ohne Frage ist das ein feines Stückchen Strand, und eben von der Hauptstadt zu Fuß locker zu erreichen. Aber er befindet sich praktisch bereits im Hafen von Santa Cruz, und aller Fracht- und Fährschiffe die unseren Hafen erreichen wollen, die fahren in nur ein paar hundert Meter Entfernung an dem Strand vorbei. - Richtig große Pötte eben, und wer dann auch noch sein Schiff wenden muss, um mit dem Heck zur Hauptstadt anzulegen, der macht das genau auf der Höhe des Strandes. - Auf der anderen Seite befindet sich, vielleicht in 500 Meter Entfernung, das dieselgetriebene Kraftwerk der Unelco, welches den gesamten Strom für die Insel produziert. - Hinter dem Strand kommt gleich die vierspurige Straße, welche in die Hauptstadt führt, die Lage des Strandes ist also nicht wirklich als idyllisch zu bezeichnen. - Aber das scheinen keine Kriterien zu sein für die Vergabe der Blauen Flagge, oder eben man guckt da nicht so genau hin. - Schwamm drüber, ein blauer Schwamm bitte, und freuen wir uns für die Insel, die nun als ausgemachte Wander- und Berginsel inzwischen 4 Strände mit einer Blauen Flagge hat. - Ganz verstehen kann ich es nicht, aber es gibt so viele Dinge, die ich nicht verstehen kann…





Donnerstag 03.06.2010 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 31 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 31,6 Grad - niedrigste Temperatur 23,8 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 37,2 - Temp. Min 21,8 - Feuchte 20 - 27 % Niederschlag 0 mm

Fahnenflucht
Kanadisch oder kanarisch, wo bitte ist der Unterschied.

Aber zunächst denkt doch sicher jeder Deutsche bei dem Wort Fahnenflucht zunächst an unseren Ex-Bundespräsidenten. - Ich weiß, unser König der würde am liebsten die Sache auch manchmal hinschmeißen, aber der kann sich dem nicht entziehen, und so bin ich wieder mal froh, doch noch einen König zu haben. - Was nun aber in Deutschland folgt, das ist wieder typisch Merkel und Guido Steuerwelle, man sucht sich nun den devotesten Hampelmann für das höchste Amt im Lande aus, damit bloß kein Widerspruch von dort zu erwarten ist. - Aber was rede ich von Deutschland, habe ich doch auch vor bereits vielen Jahren Fahnenflucht begangen und sollte eigentlich meine Mund darüber halten. - Aber ich betrachte mich ja sowieso als im Exil befindlich, als jüngster Sohn eines Sozialisten im Bayrischen Wald, kann man ja nur flüchten. - Bei mir sind es die Kanaren geworden, oder auch eben speziell La Palma, weil halt irgendjemand irgendjemanden kannte, der jemand kannte der einen Schwippschwager siebten Grades hatte, welcher jemand kannte, der bereits auf La Palma lebte. - Purer Zufall, sonst hätte ich dieses liebenswürdige wie manchmal höchst skurrile Völkchen niemals kennengelernt. - Vielleicht wäre ich sonst nach Kanada ausgewandert, oder nach Nordkorea, wer weiß das denn schon, wohin einen der Hauch des Schicksals schließlich weht. - Ich muss sagen, ich habe es gut getroffen, zu weit ist die kulturelle Unterbau hier auf La Palma nicht von meinen niederbayrischen Wurzeln aus dem Wald entfernt, dennoch hat man hier Horizont, auch wenn der meist nicht mal so weit wie das Auge reicht. - Nein, wer sich hier mal festgebissen hat und den deutschen Zeigefinger in der Tasche lassen kann, der lebt hier vortrefflich. - OK, wirtschaftlich machen wir zurzeit gerade keine gute Phase mit auf dieser Insel, aber man ist hier sturmerprobt was solche Zeiten angeht und gerät nicht so schnell in Panik. - Aber wir waren ja immer noch bei der Fahnenflucht. -

Mein Weg nach La Palma führte mich zunächst mit 2 Koffern, ein bisschen Geld und einer Adresse nach Barcelona, wo man ein Schiffsticket nach La Palma kaufen konnte. - So viel wusste ich, nicht viel mehr. - Ich blieb dann noch eine ganze Weile bei Freunden in Saint Vincent de la Comanderie hängen, einem idyllischen kleinen Ort am an den östlichen Hängen des Rhone-Tals etwa bei Valence. - Ich wäre da fast nicht mehr losgekommen, der junge Rotwein, das junge Nachbarsmädel, den Namen verrate ich nicht, und die gute Arbeit auf einer Kaninchenfarm hätten mich um ein Haar fast in der Drome gehalten. - Aber ich landete schließlich in Barcelona und kaufte mit für damals 2.134 Pesetas ein Ticket für das Schiff Ernesto Anastasio von Barcelona nach La Palma. - Das war damals noch die subventionierte Staatslinie AUCONA, deshalb war das so billig, aber es dauerte auch über eine Woche dann schließlich nach La Palma zu kommen, weil das Schiff an jedem kleinen Hafen auf dem Weg dorthin anlegte. - Ich habe es schließlich geschafft, das war 1978, war aber nicht wirklich gut vorbereitet, dennoch hat man mich hier gut aufgenommen. - Vielleicht kommt auch aus dieser ersten Zeit hier, als ich noch völlig sprach- und orientierungslos über die Insel irrte, meine manchmal unverständliche manische Zuneigung zu der Insel und der manchmal schon fatalistische Glaube an die Einwohner, weil damals hat mich hier niemals jemand hängen lassen oder gar einen Strick daraus gedreht, dass ich ein armes Würstchen aus einem fernen Land war. - Gut, ich will diese Geschichte hier jetzt nicht weiter ausschmücken, das mache ich vielleicht mal in einem anderen Umfeld. - Auf jeden Fall musste ich heute, beim Studium der Nachricht aus Whistler an mein ungeordnetes Übersiedeln nach La Palma denken, nachdem die Gabi ihre Version der geordneten Fahnenflucht hier mal schildert. - Das eine kanarisch, das andere kanadisch, aber ich denke letztendlich kommt es immer aufs Gleiche hinaus, wenn man im Rückblick diesen Schritt als gut und richtig werten will und kann. - HIER geht es zu den Verhaltensmaßnahmen bei Fahnenflucht nach Kanada…



Donnerstag 03.06.2010 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1016 hPa

Las Canteras ohne Blaue Flagge
Und was der Klimawandel damit zu tun hat

Zuerst war es nur eine kleine Skandalmeldung. - DER Vorzeigestrand der Kanarischen Inseln, nämlich der mehrere Kilometer lange Stadtstrand der Hauptstadt Gran Canarias, eben der berühmte "Las Canteras", bekommt dieses Jahr nicht die beliebte Auszeichnung mit der Blauen Flagge. - Skandal deshalb, weil es zunächst hieß, man hätte seitens der Stadtverwaltung schlichtweg einfach vergessen, diese rechtzeitig zu beantragen. - Schnell aber reagierte man nun im Rathaus und verkündete, man habe es natürlich nicht vergessen, sondern bewusst nicht beantragt, weil die Techniker der Stadt darauf hingewiesen haben, dass es mehrere Faktoren gäbe, welche die Vergabe der Blauen Flagge an den Strand möglicherweise verhindert hätten. - In einer eilig verkündeten Presseerklärung spricht man von den Baumaßnahmen die auf der Promenade an manchen Stellen stattfinden. Weiter entnehme man Sand vom Strand in Höhe "La Puntilla" und auch gab es mal ein Problem, ein kurzzeitiges Problem wie man schreibt, mit der Wasserqualität genau dort, wo man den Sand abfahren ließ. - Allerdings lässt man uns auch gleich wieder wissen, dass alle weiteren Messungen der Wasserqualität wieder hervorragende Ergebnisse gebracht hätten, es sei also wirklich nur ein kurzzeitiges Phänomen gewesen. - Aber dennoch, man sei so vorsichtig gewesen und so respektvoll gegenüber den Regeln der Organisation welche sich um die Vergabe der Blauen Flagge kümmert, dass man sich erst gar nicht um die Vergabe dieser beliebten Lobpreisung eines Strandes bemüht hat. - Zwischen Zweifel und Schulterzucken vernehme ich diese Presseerklärung. - Eigentlich könnte man sagen: Chapeau, da hat eine Gemeinde wirklich mal Respekt gezeigt und selbstkritisch eine Bewertung getroffen, aber mal ganz unter uns, ich glaube denen nicht wirklich und vermute einfach mal, die haben das wirklich vergessen, rechtzeitig diesen Antrag zu stellen. - Bitte, das ist nur so eine Bauchvermutung, denn wenn Strände wie Las Canteras die nun wirklich auch nur alle erdenklichen Auflagen erfüllen und vor Sauberkeit, Benutzerfreundlichkeit und sanitären Anlagen nur so strotzen, diese Blaue Flagge nicht bekommen, aber Puerto de Naos, Charco Verde und Los Cancajos wohl, dann wirkt das Blau in der Flagge plötzlich ziemlich verblasst. - Aber, ich weiß es nicht, vermute es einfach mal nur, denn man möchte als Stadtverwaltung sicherlich nicht zugeben, dass man das verpennt hätte. - Peinlicheres kann einem kaum passieren.

Richtig interessant aber werden nun ergänzenden Meldungen, die natürlich im Zusammenhang mit der Nichtvergabe der Blauen Flagge an Las Canteras stehen. - So meldet sich der Ökologie-Professor Antonio González Ramos zu Wort, und berichtet uns, dass der Meeresspiegel bei den Kanarischen Inseln in den letzten 10 Jahren um sage, schreibe und staune 13 Zentimeter zurückgegangen ist. - Und zwar aufgrund des Klimawandels. - Ja, es dauerte eine Weile bis ich den Mund wieder zubekam, hören wir doch seit Jahren ein komplett anderes Szenario, nämlich das, von dem ansteigenden Meeresspiegel. - Eine Erklärung, warum denn nun genau hier auf den Kanaren das Meer zurückweicht, und überall sonst auf der Welt nicht, die bekommen wir nicht. - Da muss man dann vermuten, wie ein solch lokales Phänomen zu erklären ist. - Vielleicht heben sich die Kanarischen Inseln immer noch. - Von La Palma wissen wir das ja, aber eben in Schritten und Geschwindigkeiten die in geologischen Zeiträumen zu nennen sind, nicht aber 13 Zentimeter in 10 Jahren. - Wir bleiben also mit offenem Mund stehen und können gegenüber dieser Behauptung einfach nur unseren Menschenverstand einsetzen. - Ich habe ja nicht gesagt, gesunden Menschenverstand, aber ich bleibe da mal dran, und höre weiter nach. - Vielleicht ist es ja auch nur ein Missverständnis zwischen dem Prof und dem Interviewer, so was haben wir auch schon erleben. - Dazu würde nämlich passen, dass an anderer Stelle von einem Zurückweichen der Wasserlinie um 13 Zentimeter gesprochen wird. - Das wäre dann wieder eine andere Geschichte und würde schon eher passen, dennoch läge es immer noch gegen den weltweiten Trend. - Weiter hören wir von Antonio González Ramos, dass der Passat in den letzten 50 Jahren zunehmend seltener wird auf den Kanaren, und so immer häufiger Platz schafft für "afrikanischen Momente" auf den Kanaren. - So weit zurück kann ich natürlich nicht blicken, aber vom Gefühl her haben sich die "Calimas" in den letzten Jahren nicht unbedingt vervielfacht, reichen aber heute schon mal über den "normalen" Ablauf von 3 bis 4 Tagen hinaus. - Die Meerestemperatur bei den Kanaren sei um ein Grad angestiegen in den letzten 20 Jahren und das Wachstum von Plankton um 15% zurückgegangen in den letzten 10 Jahren. - Was wir so alles erfahren, so eben um die Ecke, nur weil man im Rathaus von Las Palmas wohl einen Termin nicht eingehalten hat.





Mittwoch 02.06.2010 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 31 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 32,9 Grad - niedrigste Temperatur 24,6 Grad

Puntagorda 1.260 Meter - Temp. max. 38,6 - Temp. Min 24,0 - Feuchte 0 - 24 % Niederschlag 0 mm

Kurznachrichten
Gut verdauliche Häppchen bei der Hitze

Kollektiver Freizeitpark in Barlovento bleibt geschlossen. - Bereits seit einem Jahr, ist der "parque de aventuras" auf dem Gelände des Campingplatzes bei der "La Laguna de Barlovento" geschlossen. - Und das bleibt auch so, wegen der Krise wie es heißt. Allerdings hat man sich mit diesem "Abenteuerspielplatz" in der nur knappe 2.400 Einwohner großen Gemeinde auch deutlich übernommen. - Gut gedacht, schöne Geräte, wo man über Seile klettern konnte und auch richtig etwas erleben. - Nur eben die Lage. - Dort ist es im Winter ständig feucht und kalt, und es ist halt einfach zu abgelegen, um dort wirklich Menschenströme hinzuleiten. - So macht man auch die Rechnung auf, 165.000 Euro hat die Anlage gekostet, und weil man da nicht ohne personelle Aufsicht auf den Seilen tanzen kann, kommen noch mal Personalkosten dazu, die mit 60.000 Euro angegeben werden. - Dagegen stehen Einnahmen von 5.000 Euro, ziemlich griechisches Ding also, was man sich da eingefangen hat. - Bei aller Freude über Bewegung oder Gemeinden, um neue Dinge hier zu bewegen, muss man halt schon auch immer die Verhältnismäßigkeit wahren, und das scheint bei dieser Anlage einfach nicht gelungen. - Mir fallen jetzt hier noch andere Beispiele ein, aber dann habe ich ja die kommenden Tage nichts zu schreiben…

Noch ´ne Gemeinde, und noch mehr Geldsorgen. - Keinen Abenteuerspielplatz kann und will sich Garafía leisten. - Wie denn auch? - Der Bürgermeister der nordwestlichsten Gemeinde macht auch eine Rechnung auf, die einem ein bisschen an dieser lokalen Pluralität hier auf der Insel zweifeln lässt. - Die Gemeinde hat nicht mal 1.900 Einwohner, aber zwischen 60 und 100 Gemeindeangestellte. - Zwischen, weil man eben immer auch wieder Teilzeitkräfte für besondere Arbeiten einsetzt, wobei das Stammpersonal die 60 Angestellten sind. - Das kostet im Jahr rund 1,5 Millionen, und dazu nimmt man noch den Posten "Laufende Kosten", dann ist man bei guten 2 Millionen Euro. - Der Gesamthaushalt der Gemeinde ist aber lediglich 2,5 Millionen, da bleiben dann also ganze 500.000 Euro übrig, wenn mal etwas getan werden muss. - Damit kann man gerade die Gemeindestraßen instand halten und ein paar Dorffeste organisieren. Mehr geht einfach nicht, und so ist es kein Wunder, dass viele Anwohner sich dort über kaum spürbaren Investitionen aufregen. - Aber wie soll er denn, wenn er kein Geld hat. - 60 Angestellte ist natürlich auch enorm viel, aber man ist da oben im Norden der Insel einfach der Meinung, besser als Leuten einen Job zu geben, kann man einen Gemeindehaushalt gar nicht nutzen. - Ist auch eine Philosophie, welche übrigens nicht nur in Garafía gelebt wird. - Als kleine Aufmerksamkeit sind die Angestellten und deren Familien natürlich bei den Wahlen schon immer auf der Seite des Arbeitgebers.

Die "Transvulcania" naht. - Dieses Wochenende ist es so weit, die 2. Auflage des "Mörderrennens" über 80 Kilometer bergauf, bergab über die Insel wird in Angriff genommen. - Vom Leuchtturm in Fuencaliente geht es rückwärts die Vulkantour bis zum Refugio El Pilar. - Das zählt auch gleich noch als attraktiver Halbmarathon. - Wer denn noch kann, der läuft dann über die Cumbre Nueva weiter, hinauf über die Punta de los Roques und den Pico de la Nieve bis zum höchsten Berg der Insel, dem Roque de Los Muchachos. - Dort haben die Läufer aber keine Zeit, sich die Observatorien anzusehen, sondern weiter geht es den Berg hinab bis La Punta. - Von dort wieder auf Meereshöhe nach Puerto de Tazacorte, und dann noch mal im "Endspurt" nach Los Llanos, wo man dann die Läufer auf der Plaza erwartet. - Heiliger Bimbam, das sind über 4.000 Höhenmeter rauf, und auch wieder runter, und das über Stock und Stein. - Wer´s braucht, und besonders eben wer es kann, der darf sich auf alle Fälle als Held fühlen, nicht nur die Sieger, die man nach 9 Stunden bereits in Los Llanos erwartet, sondern jeder der das schafft, auch noch die Nachzügler, welche dann auch Mitternacht noch in Los Llanos eintreffen. - La Palma ist aber immer eine Aufgabe, nicht nur wenn man 80 Kilometer am Stück über die Berge läuft. - Dann dürfen wir noch hoffen, dass bis Samstag die Hitze auch wieder weg ist. - Schauen Sie mal auf die Temperaturen aus Puntagorda, von einem Standpunkt auf 1.260 Meter…





Mittwoch 02.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1013 hPa

Hirnflucht
Zahlen bestätigen eine Vermutung

Hirnflucht, was für ein wunderschönes Wort. - Wo man diesen Begriff auch gleich überall anwenden möchte, es soll aber in diesem konkreten Zusammenhang für ein bekanntes, aber eben vorher nie wirklich ergründetes Phänomen herhalten, welches den Kanarischen Inseln zu schaffen macht. - Besonders den kleinen Inseln und da bezeichnet man die Emigration von gut ausgebildeten jungen Menschen eben genau mit diesem Wort: fuga de cerebros". - Man liefert noch einen weiteren Ausdruck, nämlich "emigración selectiva", was ich sicher nicht übersetzen muss. - Aber Hirnflucht gefällt mir natürlich besser, und beschreibt hier die Abwanderung von Akademikern und gut ausgebildeten Fachkräften in andere Länder. - Das wissen wir, doch nun lässt uns die "Adecco" eine interessante Arbeit zu diesem Thema zukommen, um unser flüchtiges Hirn ein bisschen mit Fakten zu beschweren. - Die Studie beschäftigt sich mit ganz Spanien, und spätestens seit uns hier die beiden Krisen schütteln, geht es mit der Emigration steile Schritte voran. - Was nun Spanien, und auch die Kanaren von einem europaweiten Trend unterscheidet, das wollen die Spezialisten von "Adecco" auch entdeckt haben. - Dazu muss man vorausschicken, dass Emigration etwas völlig normales ist, hat es immer gegeben und dient zum Teil auch den Spenderländern, weil man irgendwann davon ausgehen kann, dass diese Emigranten irgendwann mit mehr Erfahrung, und vielleicht auch Kapital wieder zurückkehren werden. - Interessant aber nun ist die Entwicklung der letzten Jahre, und "adecco" stützt sich konkret auf die ermittelten Zahlen seit April 2008, was man zwar nicht offiziell, aber dennoch anerkannt als Beginn der ersten Krise betiteln kann.

Demnach hat sich die Emigration von den Kanaren in dem Zeitraum um 18,8% erhöht. - Damit ist der Anstieg, aber nicht die absolute Zahl der spanischen Emigranten nirgendwo im nationalen Vergleich so hoch wie auf den Kanaren. - Nun kann man dagegenhalten, dass die Kanaren immer eine Region waren, von wo aus Menschen in andere Regionen emigrierten, um eben bessere Voraussetzungen für ihre Zukunft zu finden. - Das ist sicher auch richtig, aber im letzten Jahrzehnt hatte die Entwicklung so weit gedreht, dass eben die Kanaren ein Empfängerland für Migranten wurden, und die Zahl derer, die zu uns zogen, natürlich meist aus wirtschaftlichen Gründen, die Zahl der Auswanderer von den Kanaren deutlich überstieg. - Das dreht sich nun wieder und dabei will "Adecco" auch eine unangenehme Tendenz festgestellt haben, dass eben gerade eine wirtschaftlich sehr leistungsfähige Gruppe an Kanaren ihrer Heimat den Rücken kehrt, um anderswo Karriere zu machen und, so profan es klingen mag, mehr Geld zu verdienen als hier. Man nimmt das als Spiegel der wirtschaftlichen Entwicklung der Kanarischen Inseln, als Standort für akademische Karrieren und gut bezahlte Facharbeiterjobs werden wir immer uninteressanter. - Dabei haben sich die Ziele der hiesigen Auswanderer auch geändert. - Waren früher, in den heftigen Krisen dieser Inseln, die mittel- und südamerikanischen Länder noch das Traumziel unserer Emigranten, so sind es heute, die Vereinigten Staaten von Amerika und die prosperierenden europäischen Nachbarn. - Auf der anderen Seite gehen auch immer mehr gewerbliche Arbeitskräfte von den Inseln, aber die erscheinen nicht wirklich in den nationalen Statistiken, denn viele davon sind "sin papeles", also nicht angemeldete Arbeitskräfte, vorwiegend aus Süd- und Mittelamerika, die jetzt bei der angespannten Wirtschaftslage keine Billigjobs mehr finden. - Dennoch bleibt diese "Hirnflucht" ein nachhaltiges Problem für die Kanaren, man bräuchte diese Menschen eben auch für Projekte und Ideen hier auf den Inseln. - Allerdings bieten sich kaum Perspektiven, und die politische Situation fördert auch nicht gerade die Stimmung, um hier auf den Inseln neuen Aufgaben seine Zeit zu widmen. - Die Studie der "Adecco" unterscheidet leider nicht nach Inseln, sondern trennt nur die beiden kanarischen Provinzen Las Palmas und Tenerife.



Dienstag 01.06.2010 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 31 % - Luftdruck 1011 hPa
Höchsttemperatur heute 29,0 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad

Calimchen
Afrika schickt seinen warmen Atem

Stellungswechsel auf dem Nordatlantik. - Das eine Hoch verlässt seinen Platz über den Azoren, um später dann das europäische Festland zu beglücken. - Darüber steckt ein drohendes Tief, welches allerdings keine Chance hat auf unsere Breiten herunterzukommen, weil bereits das nächste Hoch aus West auf unseren Längengraden dafür sorgt, dass das Tief hübsch dort bleibt, wo es nach unserer Meinung hingehört. - Allerdings klappt das mit dem schnellen Abklatschen der beiden Hochs nicht immer so reibungslos. - Nicht ihm und nicht ihr, wie der Berliner sagt, kümmert sich beim Stellungswechsel der Hochdruckgebiete um unser Wetter, was dann zur Folge hat, dass uns nun der nahe afrikanische Kontinent auf die noch helle Pelle rückt. In das Vakuum der sich abwechselnden Tiefs strömt nun warme und trockene Luft aus Afrika zu uns. - Das macht sich zunächst in den oberen Luftschichten bemerkbar, ganz einfach in dem es dort wirklich heiß wird und die Sicht verschleiert wirkt. - Zunächst oben, weil in den unteren Luftschichten die kühlende Wirkung des Ozeans noch ganz gut funktioniert, aber nach und nach kriecht die warme und trockene Luft auch in die unteren Regionen der Insel. - Das kann allerdings Tage dauern, bis die heiße Luft auch auf Meereshöhe ankommt, und ganz so heiß wie in den Bergen und im Landesinneren wird es am Meer sowieso nie. - Weht dann auch noch etwas Wind, dann spürt man dort sofort auch wieder die ausgleichende Wirkung des Atlantiks. - Die Luft ist an diesen Tagen auch trübe, und das ist nichts anderes als feiner Staub aus der Sahara, der eben mit der Luft auch auf die Inseln transportiert wird. - Dieses Phänomen ist natürlich auf den östlichen Inseln noch ausgeprägter als bei uns, liegen die doch viel näher an der Sahara und bekommen so den meisten Staub ab.

So zeigt sich bei uns ein ganz interessantes Schauspiel. - In der Regel ist es, je höher man kommt umso kälter. - Die Regel gilt aber bei uns nur eingeschränkt. Bei dieser Wetterlage ist es dann komplett anders herum, je höher man kommt, umso wärmer wird es, da eben der Einfluss des kühlenden Meerwassers immer geringer wird. - Aber auch an Tagen mit "normaler" Passatlage können wir diese Umkehrung der Regel beobachten. - Die schweren und kühlen Passatwolken reichen meist nur bis zu einer Höhe von an die 1.000 Meter, darüber aber liegt eine trockene und warme Luftschicht, die überdies auch noch wolkenfrei ist. - So erwärmt es sich dort auch an Tagen mit Passat stärker als in den unteren Luftschichten und sorgt dafür, dass es, zum Beispiel auf 1.200 Meter Höhe wärmer ist, als beispielsweise auf 600 Meter. - Das aber nur tagsüber, nachts kühlt es in den oberen Luftschichten dann viel schneller und stärker wieder ab, so dass dann wieder ein Temperaturgefälle von oben nach unten entsteht, so wie das die eigentliche Regel kennt. - Man möchte es kaum glauben, aber da die Insel so steil aufragt, gibt es trotz der geringen Abmaße der Insel tatsächlich Landstriche, die eher kontinentalem Klima gleichen, als Meeresklima. - Da ist dann eben nicht die horizontale Entfernung vom Meer entscheidend, sondern die vertikale, weil dort oben eben eine komplett andere Luftschicht das Klima der Insel dominiert. - Heute Morgen konnte man das ganz lustig noch feststellen. - Bei uns wehte noch ein frischer Hauch, aber anderthalb Kilometer weiter, mitten in El Paso, da war der heiße Wind bereits angekommen. - Meist dauert solch ein "Calima" nur zwei bis vier Tage, und wer nicht in der Sonne körperlich arbeiten muss, der genießt nach dem Winter sogar den ersten Calima. - Die Pflanzenwelt der Insel aber weniger. - Die reagiert sofort und Gewächse welche Hitze nicht so vertragen, oder eben ganz viel Wasser brauchen, die leiden eben dann schon enorm. - Auf jeden Fall legt sich die Insel nun auch ihr Sommerkleid zu, und eben auch den sommerlichen Geruch und auch andere Geräusche dominieren dann nach dem Calima. - Bis Donnerstag melden die Wetterdienste, das wird doch wohl zu überstehen sein. - Von Wanderungen in die Bergregionen der Insel kann ich aber bereits jetzt abraten, da sollte man einfach ein paar Tage noch abwarten.





Dienstag 01.06.2010 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1012 hPa

Umrubeln
Phantasie ist gefragt bei der Finanzierung von öffentlichen Bauten

Früher, als alles anders was und nur manches besser, da muss es noch Spaß gemacht haben ein Bürgermeister zu sein. - Da hat man die "Alcaldes" an den öffentlichen Bauten und Straßen gemessen, welche unter deren Amtszeit die Stadt bereichert haben. - Nun scheint es so zu sein, dass diese Posten nur noch dazu dienen, Elend zu verwalten, gewählte Konkursverwalter möchte man fast behaupten, die händeringend versuchen die Projekte zu Ende zu führen, die man in den "guten Zeiten" des gepumpten Aufschwungs noch angeschoben hat. - Das war und ist immer ein interessantes Spiel, manch eine Gemeinde versucht seit Jahren, oder sogar Jahrzehnten die Stadtfinanzen einigermaßen in Ordnung zu halten, kann aber dabei auf der anderen Seite auch nicht die großen Prestigeobjekte an Neubauten und Aktionen vermelden. - Andere Gemeinden wiederum klotzen den Fortschritt geradezu herbei, bleiben dann aber meist auf halber Strecke liegen und müssen schließlich um Geld von außen betteln gehen, damit der Pharao trotzdem noch seine Pyramide bekommt. - Sieht man sich das Beispiel Los Llanos an, dann wird das geradezu grotesk. - Auf der einen Seite hat man kein Geld sein Wasser zu bezahlen, will aber gleich 2 Kongresszentren bauen, weil Bescheidenheit und Realismus keine wirklichen Charaktereigenschaften dieser Stadt sind. - Das eine Kongresszentrum ist noch nicht einmal begonnen, das andere kann man täglich bewundern, wenn stadtauswärts fährt in Richtung Osten. - Dort vor der Shell-Tankstelle und dem Hiperdino auf der rechten Seite, dort baut und buddelt man nun seit guten 5 Jahren und langsam kann man die Form eines Schiffsbugs erkennen, welcher sich trotzig gen Westen hin streckt.

Kaum einer wundert sich, dass dort immer nur in Schüben gearbeitet wird, das ist hier einfach so, kommt Geld, dann werden wieder ein paar Steine gesetzt, kommt keins, dann bleibt das halt alles liegen. - Über 2 Millionen Euro Schulden wegen des Wasser lasten auf der Gemeinde, aber dennoch will man unbedingt dieses Kongresszentrum auch fertig bekommen. - Gut, wenn man Freunde in der Provinzregierung hat. - Die haben zwar auch kein Geld mehr und müssen sparen, aber man kann ja umschichten. - Die Abteilung Tourismus im Gobierno de Canarias hat vor einer ganzen Weile mal beschlossen, an die 2 Millionen Euro für die Restaurierung der Plaza de Sotomayor im Stadtteil Argual auszugeben, schließlich ist das ein Platz mit großer historischer Bedeutung für die Insel. - Dieses Geld soll nun umgerubelt werden und in den Bau des "Parque Cultural Islas Canarias" fließen, welcher nun bereits intern als "Palacio de Congresos Islas Canarias" bezeichnet wird. - Allerdings bezweifle ich mal heftig, dass mit diesen 2,1 Millionen Euro das Bauwerk wirklich fertig gestellt werden kann. - Vielleicht bekommt man damit den Rohbau zumindest fertig und hat dann bereits zumindest ein äußerlich annehmbares Vorzeigeprojekt, welches dann auf erneute Umrubelaktionen warten muss, für die Inneneinrichtung. - Kongresszentren, die wollte man unbedingt haben, weil irgendwann, als eben Wachstum noch ein von Gott gegebenes Grundrecht erschien, irgendjemand denen mal was von Kongresstourismus und wunderbaren Einnahmequellen dadurch erzählt hat. - Gut, das mag vielleicht für Hamburg oder München gelten, vielleicht auch noch für Las Palmas, allerdings wage ich zu bezweifeln, dass man in Los Llanos ein Kongresszentrum für 700 Personen braucht. - Sicher bekommt man das mal voll, aber Renditen oder gar "Wohlstand für die Bevölkerung", wie es immer so schön heißt, das darf man sich davon nicht erwarten. - Macht alles nicht, wir haben es doch und wir gönnen uns doch sonst nichts, nicht mal Wasserrechnungen…





Familie Ellen & Simon Märkle

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