La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



Startseite | zurück | News | Ferienhäuser | Newsarchiv | Kontakt

Nachrichtenarchiv Juni 2006


------ Vom 26.6. - 3.7.06 war ich auf Urlaub, deshalb gibt es für diesen Zeitraum keine Nachrichten. ------




Sonntag 25.06.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 21,8 Grad, niedrigste Temperatur: 18,0 Grad

Die Überraschung ist gelungen

Bis eben wussten meine beiden Kinder nicht, dass wir morgen Früh eine Woche nach Fuerteventura fahren, das hat sich gelohnt die beiden erstaunten und panisch fröhlichen Gesichter zu sehen. Jetzt packen die wie Paris Hilton ihre Koffer und irgendwie wollen sie wohl nächste Woche nur Modenschau machen, mir ist das egal, da kennt mich keiner und wer käme schon auf die Idee, dass dieser faltige, kantige und dürre Mann, der Vater zweier so hübscher Kinder sein kann. Damit habe ich mich schon oft rausgeredet, wenn sie mal wieder epochalen Unsinn gebaut haben und so schnell weggelaufen sind, dass nur ich Trottel noch da war.

Warum Fuerteventura, weil ich da, bis auf einen Tag im Hafen noch nie war und es doch so viel anders sein muss als mein trautes La Palma. - Ich glaube, da gerate ich auch nicht in Gefahr meinen Lokalpatriotismus auf die Probe zu stellen, wir begeben uns mitten in die Höhle des Pauschaltourismus mit Buffet, Miniclub und abendlichem Showspektakel. Wer dahinter nun Verrat an meinen Visionen des sanften Tourismus wittert mag sich bitte zurückhalten, ich kann nur Urlaub machen, wenn meine beiden Damen unterhalten sind und ich das nicht die ganze Zeit tun muss. - Eine Woche kein Handy, kein Computer, nicht daran denken müssen was man als nächstes schreibt oder nicht, oder wie man es schreibt um keinem zu weit auf die Füße zu treten und nicht von der Insel geschmissen zu werden. - Ich bitte, mir diese Woche Absenz zu gönnen und bauen Sie, so lange ich weg bin bitte keine Autobahn. Alle nächste Woche anreisenden Gäste brauchen keine Bedenken haben, es ist alles organisiert.

Damit Ihnen die Zeit nicht zu lang wird, (hat der ein Selbstbewusstsein...) gibt es als Zuckerle noch den vierten La Palma Film von Erich Plönißen über den "Roque Santo Domingo".



Sonntag 25.06.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1018 hPa

Quellenkonjunktiv

Viele, viele Quellen gibt es auf La Palma, unser Reichtum ist das Wasser für die Menschen und die Gärten, ohne das viele Wasser wäre La Palma ein schwarzer Felsen im Atlantik und sonst nichts. Wasser ist aber nicht gleich Wasser und schon gar nicht wenn es sich um eine heilige, mindestens aber mystische Quelle handelt. Bis 1677 spendete auf der Westseite Fuencalientes solch eine Quelle warmes Wasser und konnte, gemischt mit Glauben und gutem Willen so ziemlich alle Zipperlein heilen, von Furunkeln bis Haarausfall, Geschichten zu der Geschichte gibt es darüber in alten Aufzeichnungen reichlich. Der Vulkan San Antonio spuckte im Jahr 1677 so kräftig, dass er den Ausgang der "Fuente Santa" mit seiner Lava verdeckte und seit dem müssen wir zum Arzt gehen wenn uns etwas zwickt. In den letzten Jahren wollte man es aber wissen und fing an zu graben, dort wo man die Quelle vermutete und schließlich fand man im Herbst 2005 auch eine Quelle, von der man vermutet, dass es sich um die besagte heilige Quelle handelt.

Das war natürlich klasse, eine Heilquelle auf La Palma würde unsere touristischen Attraktionen, die allesamt mit dem Landschaftsbild einhergehen, um eine gesunde Geschichte erweitern. Gut vermarktet lässt sich daraus bestimmt ein nettes Geschäft machen und wenn nicht irgend ein ominöser privater Investor, von denen auf der Insel im Moment viele herumlaufen müssen das Geschäft macht, dann hätten vielleicht sogar die Gemeinde und die Leute von hier etwas davon. Nur so weit ist es noch nicht, die heilige Quelle gibt sich störrisch und schickt ihr warmes Wasser schwankend mit Ebbe und Flut nach außen und vor allem, mit Meerwasser vermischt. Das ist natürlich nicht wünschenswert und so forscht man nun an einer Möglichkeit die Wasser zu trennen, damit man wirklich Thermalwasser bekommt und nicht nur leicht erwärmtes Meerwasser. So ist es schon verwunderlich, dass man, nach reichlich einem halben Jahr noch keine Wasseranalyse veröffentlicht hat, wie gesundheitsfördernd denn nun diese Quelle der wirtschaftlichen Hoffnung ist. - Kommt Zeit, kommt Analyse und die wird schon gut aussehen, hatte doch immer alles was den Beinamen "heilig" trägt auch immer was mit glauben zu tun. - Und wenn der erste Blinde wieder hören kann und der erste Taube wieder geht, dann müssen wir schnell nach Lourdes fahren und mal gucken, wie die das gemacht haben. - Es sei denn, draußen vor dem Eingang der Quelle prangt ein Shareholderschild in großen Weltbiosphärenlettern: Zutritt nur für Hotelgäste.



Samstag 24.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 20,8 Grad, niedrigste Temperatur: 18,8 Grad

Quo Vadis La Palma?

Es ist still geworden um die Autobahn, das heißt aber nicht, dass sich nichts rührt. Die Plataforma bereitet Flugblätter vor die dreisprachig Insulaner und Inselgäste informieren sollen und auch hinter den Kulissen wird gegraben. Es ist kein Geheimnis, dass in Brüssel hinter manchen Türen unbequeme Fragen gestellt werden, ob das was bringt, das weiß man noch nicht. - Ansonsten will man den Ball flach halten (erster WM-Bezug in meiner Kolumne) seitens fast aller politischer Parteien und hat die Presse so weit in der Hand, erst mal nichts darüber zu schreiben. Das muss nicht heißen, damit möchte man die Autobahn durch bekommen, aber Wahlkampf steht an und da muss man sich absprechen, vom lokalen Listenzipfel bis hin zum Gobierno de Canarias. Lokal und auch auf Inselebene ist man natürlich eher gegen die Autobahn, das würde zu viele Stimmen kosten, aber nun hat schließlich das Gobierno de Canarias unter der Hand der Coalición Canaria diese monströsen Pläne mal gezeichnet und als Wunderprojekt präsentiert. Nun kann man nicht hingehen, lokal diese Schlange ablehnen, aber von oben weiter diese Pläne betreiben. - Noch was zur Wahrheitsfindung, bislang hat sich keine Partei außer den Grünen oberhalb der lokalen Ebene grundsätzlich gegen den neuen Verkehrsweg ausgesprochen und das auch zum Wahlkampfthema erhoben.

Als unverbesserlicher Optimist möchte ich gerne das nun entstandene zarte Pflänzchen des Bürgerprotestes als Beginn eines Weckprozesses sehen, es war viel zu leicht bisher uns zu indoktrinieren (manipulieren wäre zu ehrlich...). Nur wenn es so leicht wäre zu sagen: Autobahn oder meinetwegen Schnellstraße Nein und schon ist alles in Butter. Bei jedem Gespräch und es ist schon auffällig, dass viele Leute plötzlich andere Themen haben als Bananen und die Nierensteine des Nachbarn. Man spricht immer häufiger über die Zukunft dieser Insel und scheitert schon sehr bald an der Komplexität dieses volkswirtschaftlichen Problemes. Mit allem Recht wird die Frage gestellt, wie geht es weiter mit uns, wenn wir uns nicht fortschrittlich entwickeln und uns den Notwendigkeiten einer sich immer schneller drehenden Welt nicht anpassen. - Man muss uns zugute halten, dass wir es gewohnt sind von außen gelenkt zu werden und haben nicht sonderlich viel Selbstvertrauen in unsere eigenen Stärken, oder mal ehrlich gesagt, wir wissen ziemlich genau, was wir nicht können. - Wir sind Laien in Sachen Planung und um das mal bildlich fest zu halten, jeder vernünftige Mensch ruft den Elektriker wenn er plötzlich mehr als drei Kabel vor sich hat und wir die Politiker, wenn wir mehr als ein Problem sehen, die Elektriker wissen aber meist was sie tun.

Wie kann man da noch Optimist bleiben? Jetzt erst recht, weil wir langsam anfangen die ersten Zusammenhänge zu sehen. Es geht darum ob es uns gelingt, aus eigener Kraft uns gegen eine Entmündigung zu wehren und mit unseren Mitteln dieser Insel auch eine Zukunft verschaffen können. - Man kann es platt ausdrücken, es muss uns gelingen uns vor der Globalisierung so weit zu ducken, dass wir in dieser Nische unser Süppchen kochen können. - Da kommt mir ein Satz immer wieder ins Gedächtnis, man wirft uns mangelnde Bildung vor, deshalb muss man im internationalen Hotelsektor auf La Palma so viele Arbeitskräfte von außen holen und wir dürfen nur den Pool sauber machen. - Es ist schon richtig, wir sind keine Sprachjongleure, aber nicht wir sind falsch hier, sondern diejenigen die uns nicht so akzeptieren wie wir sind. Ein grundsätzlicher Irrtum lautet, wir taugen nicht für die Anforderungen der globalisierten Welt, es ist umgekehrt, die globalisierte Welt taugt nicht für uns. Jede breite Strömung birgt den Versuch sich mitreißen zu lassen und enorme Geldgeschenke privater wie öffentlicher Investoren versprechen Arbeitsplätze und einen Platz an der Sonne, dafür müssen wir aber unser Bestes hergeben, unsere Landschaft und unsere soziale Integrität. Jede breite Strömung bietet aber Nischen die man prima besetzen kann, man muss unter anderem den Mut dazu aufbringen in die Strömung zu pinkeln und die vielen Geldgeschenke ablehnen.

Wir sind gerade mal 85.000 Menschen und müssen mit unseren Produkten nicht den Weltmarkt erobern und auch nicht touristische Destination Nummer eins werden. Wir können aber unser eigenes Aushängeschild basteln und mit dem "Anders" und glauben Sie mir, wir sind wirklich anders, unsere Nische besetzen. Dazu muss man natürlich auch glaubwürdig sein und nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig Torte essen. Wo alles in die Masse geht müssen wir genau das Gegenteil tun und nicht versuchen uns so billig zu machen, dass wir der Masse wieder mundgerecht vorgelegt werden können. - Aus unseren landwirtschaftlichen Produkten eine Marke basteln, die für ein bisschen mehr Geld neben Aldi angeboten wird, aus dem Weltbiosphärenreservat und ehrlich angebaut, das können wir auch, wenn man von uns nicht verlangt billiger zu arbeiten als in den Ländern der dritten Welt. Im Tourismus wirklich nachhaltig arbeiten und die Gäste bei uns begrüßen und nicht im Namen einer Aktiengesellschaft, vielleicht kommen dann weniger Gäste aber man müsste mit den Reiseveranstaltern auch mal sprechen und denen die aufwendige Arbeit abnehmen sich um viele Kleinstanlagen kümmern zu müssen. Dafür sind wir doch da, das können wir prima auch ohne Germanistik studiert zu haben. Man kann das Ganze sogar als Schlagzeile für diese Insel bewerben, guckt mal, dort sind ein paar Rebellen, die machen alles anders, das wollen wir uns mal ansehen. Ein Weltbiosphärenreservat welches die Zweibeiner mit in die Reserve holt und eine echte und öffentliche Alternative zum grauen Einheitsbrei der Masse bietet. Dazu braucht man viel Zeit, viel Mut, viel Arbeit aber ich weiß, es würde sich lohnen. Hab ich Ihnen eigentlich schon mal gesagt, dass ich nicht nur Optimist, sondern auch noch Träumer bin, oder vielleicht gerade deswegen? - Nicht nur, ich glaube auch an uns und weiß was wir draufhaben wenn man uns so arbeiten lässt, wie wir es am besten können. Die Kleider der anderen sind uns immer schon zu groß gewesen und wir fühlen uns in Krawatten und Lackschuhen nicht wohl. Eigentlich fehlt uns nur noch ein bisschen Selbstvertrauen, um einen wirklichen alternativen Weg zu gehen. Einen schönen Sonntag noch.



Samstag 24.06.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1019 hPa

Los Llanos weitläufig umfahren

Heute ist der große Tag in Los Llanos im Rahmen der Fiestas de la Patrona und es geht bereits früh los. Jetzt schon werden die Tiere für die "Feria" aus der ganzen Insel herbeigekarrt und müssen sich dann den ganzen Tag über bestaunen und auch anfassen lassen, ursprünglich war das der Tag des Viehmarktes, heute ist es eher eine Nostalgieshow. Der nicht programmmäßige Höhepunkt, weil eigentlich gar keine Veranstaltung im eigentlichen Sinn, ist die gratis Verköstigung der Bauern die ihre Tiere nach Los Llanos gebracht haben. Nachdem die Bauern bereits seit vielleicht sechs Uhr in der Früh damit beschäftigt sind ihre Tiere auf den Markt zu bringen und dabei meist roten und kostenlosen Viehmarktbeschleuniger reichlich in sich hineinkippen, artet diese Schlacht am warmen Buffet oft ein bisschen aus und ich wundere mich jedes Mal wieder, wie viel Paella in einen Körper passt. Aber das sind die Gene, mit Neid verfolge ich das, nippe an meinem Bier und knabbere an der Karotte aus dem Bioladen...

Nicht nur Viehmarkt ist heute, seit Donnerstag bereits läuft auch die Handwerk und Kunsthandwerksausstellung und Verkauf der Produkte die irgend wie in diese Kategorie passen. Auf über 50 Ständen präsentiert man sich und dazu zeigen Landmaschinenhändler auch noch die neueste Technik in Sachen Bodenbearbeitung und Kleinbauern stehen dann mit feuchten Augen vor Technikmonstern die sie sich nie leisten können. - Das war bei uns im Bayrischen Wald auch nie anders, einmal im Jahr nach Straubing zur Gäubodenausstellung und da stand man da vor diesen Schlüter und Fendt Traktoren für die man den ganzen Hof hätte verkaufen müssen um sich einen davon leisten zu können. - Am Abend findet dann die Romería statt, der festliche Umzug mit der Festkönigin und ihrem Begleiter und reichlich geschmückten Komparsen. Der Umzug ist gleichzeitig auch die Klausur des bäuerlichen Teils der Festlichkeiten unter dem Mantel der Fiestas de La Patrona von Los Llanos. - Wer es ein bisschen stiller will, der kommt heute Nachmittag nach El Paso, dort werden die Bögen und Schautafeln für das Fest "Sagrado Corazon" von freiwilligen Helfern aufgestellt. Dabei kann man den Nachbarschaftskünstlern auf die Finger gucken wie die das machen, morgen ist dann am Abend die große Prozession. Bei so vielen Fiestas und jeden Tag ist in einem anderen Ort was los, könnte man fast Angst bekommen die bauen die Autobahn und keiner von uns merkt was, weil wir einfach viel zu beschäftigt sind uns zu freuen.



Freitag 23.06.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,4 Grad, niedrigste Temperatur: 17,8 Grad

Der dressierte Haushaltsvorstand

Bislang gelingt es mir ab und zu, mich noch gegen eine völlige Vereinnahmung seitens meines Familienverbundes zu widersetzen. Da gibt es ein paar Rezepte die meist Wirkung zeigen, etwa Überarbeitung vortäuschen oder eine Warnung ausstoßen, es sei kein Bier mehr im Haus und keine Zigaretten, eine brisante und hochexplosive Mischung, also muss ich noch mal los. Diese Tricks werden aber immer häufiger durchschaut, gewisse, nicht weiter explizit zu umschreibenden Familienangehörige, haben sogar immer eine Schachtel Coronas irgendwo versteckt, um diese dann in einem brüllenden Triumph mir vor die Nase zu halten. Nein, du brauchst nicht mehr losfahren, du kannst ruhig hier mit uns Monopoly spielen, "Wetten Dass" gucken oder den Kinder dabei zusehen, wie sie ihre neue Sommermode präsentieren. - Zu lautstarken Unrhythmen von Tokio-Hotel führen pubertierende Teenies mit Ohrringen die auf dem Boden schleifen stoffartige Körperhalbumhüllungen vor, die dann fälschlicherweise auch noch als Kleidung bezeichnet werden.

Nein, Sie brauchen nicht bei der Liga für bedrohte Testosteriden anrufen, ich komme damit klar, denn ich werde gebraucht als weise und wissende Kraft, welche diesem Familienverbund erst den harmonischen Charakter verleiht. - Ich weiß nicht, warum sogar der Halbkater bei diesem Satz in ein verzerrtes Lachen abgerutscht ist, die Frauen sind jedoch raus gerannt und halten sich nun die Hände vor den Mund um sich nicht zu übergeben. - So zumindest haben sie mich das wissen lassen, aber ich könnte schwören, die haben nur versucht nicht ganz laut zu lachen. - Das liegt alles nur an dem Kater, der ist die treibende Kraft dabei, meine stolze und ehrenvolle Aufgabe als Haushaltsvorstand ins Lächerliche zu begleiten. Erst wiegelt er die Kinder gegen mich auf, dann die Frau und zu guter letzt holt mich das Vieh auch noch vom Auto ab und weigert sich mit ins Haus zu gehen, wenn er nicht getragen wird. - Natürlich bücke ich mich dann und hebe den Herren auf, ganz egal ob mir dabei das Handy aus der Tasche rutscht, oder die Kamera auf den Boden kracht und dann dieser mitleidige Blick der sagt: Der kann mich nicht mal tragen, ohne dass dem Dussel irgendwas aus der Hand fällt, aber immerhin hat er erkannt, wo die Prioritäten sitzen. Belohnt werde ich damit, eine Dose dieser herrlich riechenden Tierkadaver öffnen zu dürfen, das geht schon alles seinen Weg und Dressur kann wahre Wunder vollbringen.


Katzenträger



Freitag 23.06.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Salamiplan

Der Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística Isla de La Palma, immer nur kurz "PTE" genannt ist durch. Gestern unterschrieb man seitens der "Comisión de Ordenación del Territorio y Medio Ambiente de Canarias" (Cotmac) den Spezialplan, welcher die touristische Zukunft der Insel regeln soll. Allerdings hat man sämtliche Golfplätze und die dazu gehörenden Hotels aus dem Plan genommen, nicht weil man vernünftig geworden ist, die sollen noch mal zum öffentlichen Aushang kommen und dann abgesegnet werden. Das dient einzig der Rechtssicherheit, man möchte damit vermeiden, den gesamten Plan neu auszuhängen zu müssen, weil diese Golfplätze und die dazu gehörenden Hotels den Plan sonst grundlegend verändern würden gegenüber seiner ursprünglichen Version. Man ist sich wohl darüber im Klaren, dass dieses zweifelhafte Zukunftspapier keinesfalls mit einstimmigen Applaus aufgenommen wird und mehrere Organisationen auch rechtliche Schritte gegen den Plan angekündigt haben.

Grundsätzlich ist nie etwas gegen Pläne einzuwenden, damit kann man sich Zukunft bauen, aber auch verbauen wenn man die Zeichen der Zeit und die Möglichkeiten alternativer Nischen nicht sehen will. Der PTE ermöglicht die Errichtung weiterer Hotelanlagen des konventionellen Tourismus und damit noch mehr Druck auf die bereits vorhandenen Komplexe. Die Arbeitsplatzargumente können eine Tatsache nicht aufwiegen, dass trotz deutlich angestiegenem Angebot im Hotelsektor die Gästezahlen und Aufenthaltsdauer rückgängig sind. Darüber können auch zwei fette Sommermonate mit Charterfliegern vom Festland nicht wegtäuschen, der Kuchen wird nicht größer, sondern die Stücke für jeden kleiner. Damit beginnt eine neue Preisspirale nach unten und die Entwertung des touristischen Angebotes dieser Insel, im konventionellen Tourismus zählen nicht die Destinationen, sondern ausschließlich Angebot und Nachfrage. Für ein Hochlohngebiet, wie wir es nun mal sind, ist es eine fatale Entwicklung sich auf einen Wirtschaftssektor einzulassen, der längst ein Auslaufmodell ist und nur im Billigpreissegment noch Zukunft findet. - Es ist deutlich, wenn kanarische Hoteliers bereits heute in Marokko und auf den Kapverden investieren, weil sie selbst keine Rendite mehr auf diesem Sektor auf den Kanaren spüren. - Ob das alles was im PTE erlaubt ist auch umgesetzt wird, das ist eine andere Frage, die Insel und Provinzregierungen bauen keine Hotels und Golfplätze, sondern Firmen und Investoren. - Auf jeden Fall hat die Vernunft und der Mut, wirklich ein anderes touristisches Modell für diese Insel zu gestalten, den ersten Satz verloren.



Donnerstag 22.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,0 Grad, niedrigste Temperatur: 17,0 Grad

Luxus und Lebensqualität

Das definiert George Bush anders als ich und überhaupt darf darüber jeder seine eigene Version bereit halten. Gestern ging das Schuljahr 2005/2006 zu Ende und beide unserer Kinder müssen nun die Schule wechseln um den nächsten Zyklus in Angriff zu nehmen. Die Größere kommt nun in das "Instituto" von El Paso auf dem sie, wenn wir Glück haben bis zum Bachillerato bleiben kann. Die Kleinere, übrigens nur vom Alter her, sie sind beide gleich groß und werden deshalb oft für Zwillinge gehalten, kommt nun in die Schule welche die Ältere gerade verlassen hat, in der die fünfte und sechste Klasse unterrichtet wird. Beide unserer Kinder sind mit drei Jahren eingeschult worden, haben 2 Vorschulklassen hinter sich gebracht und auf der gleichen Schule dann die ersten vier Jahrgangsstufen. Sie hätten früher wechseln können in die größere Schule nach El Paso, aber diese kleinen Schulen, mit oft nicht mal 20 Schülern sind der reinste Luxus und bieten für diese ganz jungen Menschen einen überschaubaren und beschützen Einstieg in unsere Ordnungswelt. Das ist für mich auch Lebensqualität.

Wir wissen nicht, wie lange man sich diese "unitarias" noch leisten kann und will, ein Schulgebäude für gerade mal 15 Kinder mit all seinen Kosten, Tutor und die Lehrer die von außen kommen müssen, da darf man keinen Betriebswirt unbeaufsichtigt rechnen lassen, sonst sind die alle gleich zu. In El Paso gibt es alleine 7 "unitarias", eine Schule bis zur 6. Klasse und dann das Instituto und El Paso hat gerade mal 7.500 Einwohner. 7 Jahre sind meine Kinder nun auf das "Colegio Tanausú" in Tajuya gegangen und da lernt man alle kennen, alle Lehrer, Schüler Eltern und Nöte und Probleme und kann diese im direkten Gespräch suchen und angehen. Das Ziel ist dabei, niemanden hinten runter fallen zu lassen, das spätere Leben hält noch genügend Stolperdrähte bereit, da muss man nicht schon so früh damit anfangen.

Für das kommende Schuljahr haben sich wieder weniger Schüler angemeldet, so dass nur noch eine volle Kraft in der Schule bleibt. Carmen, welche hervorragend die vor 2 Jahren in Ruhestand gegangene Teresa vertreten hat, wird leider in ein anderes Schulzentrum geschickt. Es bleibt Nieves als Direktorin, Tutorin, Bändigerin und ständige Ansprechperson, 4 weitere "Wanderlehrer" die von Schule zu Schule ziehen geben Fächer wie Englisch, Sport, Musik und Religion. - Über die Kinder lernt man andere Menschen oft sehr gut kennen, da kann man wenig schauspielen und verstecken, aber das ist hier auch nicht nötig, wie sind hier nicht in Hollywood, auch keine Harvard Kaderschmiede, sondern in El Paso. Vor allem Menschlichkeit und Gemeinschaft zählen dort in diesen kleinen Schulen. Ich kann mir keinen besseren Start für junge Menschen ins Leben vorstellen. Luxus und Lebensqualität ist das.


Colegio Tanausú

Ana, Carmen und Nieves

Colegio Tanausú

Abschlussfeier

Colegio Tanausú

Fabian, der zukünftige Hausmeister



Donnerstag 22.06.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1018 hPa

Was lange währt...

Es geht um die ehemalige Zigarettenfabrik in El Paso, in der man bis vor knapp zehn Jahren noch Camel Filter und anderes rauchbares Zeug hergestellt hatte. Schließlich verlagerte man die Produktion nach Trier, an die 250 Arbeitsplätze fielen weg und man stand mit einem Industriegebäude von 15.000 Quadratmetern einfach so da. Die Arbeitnehmer wurden zum teil sehr gut abgefunden, einigen bot man an mit nach Trier zu gehen, aber nach meinem Wissen hat das niemand getan. Seit dem gibt es immer wieder Überlegungen, was man denn mit diesem Gebäude machen könnte und es gab auch reichlich Streitigkeiten, wer denn das Sagen hat über diese Einrichtung. Höhepunkt war die Vergabe an ein Textilunternehmen mit dem Namen "Sotexcan", welches mit sehr großen Versprechungen angetreten war, aber nie in Produktion ging. Reichlich Geld von Investoren und wohl auch Subventionen flossen in das Unternehmen, welches nie produzierte und auch keine Miete bezahlte. Schließlich ging diese Firma wieder weg und hinterließ viele große Fragezeichen, über die man nur kurz gerätselt hat, dann aber lieber den bequemen Mantel des Schweigens darüber gelegt hat.

Die Kompetenzen lagen damals bei der Inselregierung und nun teilt man sich diese Aufgabe mit dem ITC (Instituto Tecnológico de Canarias) und nennt das Industriegebäude "Centro Europeo de Empresas e Innovación" (europäisches Firmen und Innovationszentrum). 8.500 Quadratmeter hat man noch zu vergeben in dem Gebäude, Büros wie auch Produktionsflächen und Interessierte können sich die nächsten zwei Monate beim ITC bewerben, um sich dort einzumieten. Allerdings müssen diverse Auflagen erfüllt werden. Die Firma muss einen steuerlichen Sitz auf La Palma haben und darf nicht älter als 48 Monate sein und bei der Vergabe werden Machbarkeitsstudien sowie ein Finanzplan gefordert. Das Gebäude liegt auch in der "ZEC" Zone, (Zona Especiál de Canarias), ein Steuersparmodell mit dem man versucht neue Firmen auf die Inseln zu locken um Arbeitsplätze zu schaffen. Allerdings hat man mit diesem Modell bislang wenig Erfolg auf La Palma, für Produktionsfirmen bleibt immer wieder die Transportfrage, wie bekomme ich meine Rohstoffe nach La Palma und dann das Endprodukt an den Verbraucher. Da hilft auch keine Autobahn, damit würde man seine Waren 5 Minuten schneller zum Hafen bekommen. Da stehen die dann rum, warten auf ein Schiff um erst mal nach Tenerife gebracht zu werden und dann nach Europa. Für wen aber diese Steuerspargeschichte wirklich interessant ist, wer Produkte herstellt, dessen Wert so hoch ist, dass der Transport kaum ins Gewicht fällt und so auch per Luftfracht getätigt werden kann.



Mittwoch 21.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,2 Grad, niedrigste Temperatur: 17,8 Grad

Eindringlingsalarm

Was muss man in den letzten Wochen für platten Populismus seitens einiger politischer Parteien hinnehmen, wenn es darum geht, wie man mit menschlichen Immigranten hier verfahren soll. Eine zum Teil in den Rassismus abgleitende Polemik, nach Gutsherrenart und "das Boot ist voll" Slogans, verbietet momentan eine rationell geführte Diskussion über den steigenden Einwanderungsdruck auf die Kanaren. - Wie schön, dass man da eine zweite Ebene hat, in welcher die Polemik fehlt, weil die anderen Immigranten keine Menschen sind, sondern Tiere und Pflanzen. - Wobei jedem erlaubt ist, eigene Parallelen zu ziehen, die Gedanken der meisten Menschen sind frei.- Die Biodiversität ist ein immer häufiger gebrauchtes Wort und überall scheint diese in Gefahr zu sein und zwar von außen bedroht, durch eingeschleppte Tier und Pflanzenarten oder deren Folgeerscheinungen, neue Krankheiten.

Für Inseln gelten da völlig andere Grundsätze als für kontinentale Landschaften, auf Inseln und besonders wenn diese weit von der nächsten Landmasse entfernt sind, ist die Biodiversität viel geringer, weil sie für jeden Besucher, sei es nun Tier oder Pflanze viel schwieriger zu erreichen sind. Der Biologe Rafael Becarra nennt dazu interessante Zahlen, von den 4.858 Tierarten die es auf La Palma gibt, sind lediglich 244 autochthon, also eine krasse Minderheit. Wem diese Zahlen zu hoch sind, dem sei gesagt, dass weit über 90% davon wirbellose Tiere sind und damit von uns oft gar nicht wahrgenommen werden, weil zu klein oder versteckt in der Erde. - Alle anderen sind später hinzugekommen, fast ausschließlich durch menschlichen Einfluss, mal gezielt und gewollt, mal geheim und geschmuggelt, mal völlig unabsichtlich als blinde Passagiere an Fußsohlen oder Verpackungskisten oder versteckt in der Erde eines Blumentopfes. - Das, was wir heute von La Palma sehen, ist das Ergebnis jahrhunderte langer Immigration. Kein Hund, keine Katz, kein Esel und auch keine Ziege ist eigentlich von hier. Viele Tiere haben sich aber an die hiesigen Bedingungen angepasst und sich verändert gegenüber ihren ursprünglichen Artgenossen, die meist aus Afrika stammten und sind so endemisch geworden.

Es ist nun einfach mal so, dass vieles Neue das Alte verdrängt, oder zumindest verändert. Das kann man auch als Evolution bezeichnen und nicht immer ist klar, dass das Neue besser ist als das Alte. Diese Veränderungen sind seit jeher ganz normaler Bestandteil der Entwicklung allem, was auf dieser Erde kreucht, fleucht und blüht, uns Menschen eingeschlossen. Erst der Einfluss des Menschen, durch seine Möglichkeiten sich und anderes über die Meere und die Lüfte hin zu anderen Regionen dieser Welt zu begeben haben diesen, ewig langsamen Prozess der natürlichen Evolution derart beschleunigt, dass nun solche Inseln wie La Palma plötzlich, denn 500 Jahre sind plötzlich einer derart großen Schar an Neuankömmlingen gegenübersteht, dass der Ursprung kaum noch sichtbar ist. Das gilt im Bereich der Flora, zumindest in den bewohnten Zonen genau so wie für die Fauna. Keine Region der Welt wird in 1.000 Jahren noch so aussehen wie sie heute daherkommt. Dabei das Alte aus Interesse zu bewahren, wenn wir uns den Luxus leisten können auch aus Nostalgie, das wird eine wichtige Aufgabe. Aber eines muss uns immer klar sein, eines Tages werden auch wir Immigranten sein und auf der Suche nach neuen Gebieten, die wir selbst noch nicht zertrampelt haben.



Mittwoch 21.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1018 hPa

Der Sommer kann kommen

Für die Schüler der beiden Grundstufen ist heute der letzte Schultag, die größeren sind schon seit ein paar Tagen im "Ruhestand" und damit beginnt nicht nur kalendarisch heute der Sommer. Diese knappen drei Monate ändern den Alltagsrhythmus vieler Menschen, Geschäfte haben plötzlich andere Öffnungszeiten und die Strandsiedlungen füllen sich wieder mit ihren sommerlichen Besuchern. Noch sind die Schulabschlussfeiern zu überstehen und dann geht es ab in diesen leeren Raum der Sommerferien, der unendlich erscheint. Viele Immigrantenkinder fahren mit den Eltern in die Heimatländer und überhaupt, einige Leute scheint man dann drei Monate lang nicht mehr zu sehen, verschluckt von diesem warmen und anfänglich endlos erscheinenden Sommer.

Alles wird dann langsamer, selbst wenn kein Calima uns dazu zwingt und an den Stränden ist dann spanisch wieder die erste Sprache, nicht nur weil allmählich der nationale Tourismus die ersten Festlandsspanier zu uns spült. Die Strände sind bereitet, Puerto de Naos und auch Charco Verde haben gewaltige Schönheitsreparaturen hinter sich, alleine an den beiden Stränden hat man fast 800.000 Euro ausgegeben um die Schäden zu beheben, welche der Tropensturm Delta hinterlassen hat. - Die Tage der offenen Türen im astrophysikalischen Institut auf dem Roque de los Muchachos gehören auch zum Sommer, leider, denn nur in dieser Jahreszeit dürfen auch Außenstehende mal in die Anlagen sehen. Neu dabei ist, dass es nun Samstage sind, nicht wie früher Sonntage an denen man geführte Touren durch die Observatorien machen kann. Die Termine sind: 8. und 22. Juli sowie 12. und 26. August und jeweils gibt es 6 Führungen pro Besuchstag. Die Erfahrungen haben gelehrt, dass sehr großes Interesse besteht und so wie letztes Jahr auch, ist es unbedingt anzuraten seinen Platz in einer der Führungen vorher zu reservieren. Das kann man telefonisch machen (+34 922 425 703) aber auch direkt übers Internet auf der Webseite des "IAC" (Instituto de Astrofísica de Canarias)



Dienstag 20.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,8 Grad, niedrigste Temperatur: 16,6 Grad

Von der Aussaat bis zum Aschenbecher

Die wirklichen touristischen Hochlichter dieser Insel haben wenig mit hochtrabender Infrastruktur zu tun wie es vielleicht in anderen Urlaubsregionen so der Fall ist. Dafür braucht man uns auch nicht, wer zu uns kommt will etwas anderes sehen und erleben und im allerbesten Fall geht es dabei um uns, La Palma seine Landschaften, Leute, Traditionen Historien und Histörchen. Unsere Aufgabe muss es sein, unseren vielleicht oberflächlich langweilig wirkenden Alltag in eine Form zu bringen, die es dem Besucher einfacher macht zu verstehen, was wir hier eigentlich treiben. Das kann man in diversen Formen darbieten, es fängt in der Gastronomie an, in dem man nicht die komplette Karte internationalisiert sondern auch traditionelle Gerichte anbietet. Geht weiter über unsere, inzwischen immer wachsende Anzahl an Inselthemen bezogene Museen (Mojo, Banane) und im allerbesten Fall, lebendige Museen in denen auch gleichzeitig produziert wird. Das Seidenmuseum in El Paso hat vorgemacht dass es geht, nun gibt es einen neuen Stern am produzierenden Museumshimmel, eine Zigarrenmanufaktur in der man von der Aussaat der Pflanze bis hin zum letzten Zug am "puro" alles begutachten kann.

Imeldo und Antonio sind dabei die Protagonisten, mit einem Erfahrungsschatz von nunmehr 60 Jahren in der Zigarrenproduktion. Wenn man mit 11 Jahren anfängt den Eltern zu helfen puros zu machen und mit 71 dann sein gesamtes Wissen über den Tabakanbau und dessen Verarbeitung einem interessierten Publikum anbieten, dann kann dieses auf 60 Jahre Wissen zugreifen, ein fast einmaliges Angebot. Der Betrieb heißt "Finca Tabaquera El Sitio" und ist mal nicht in El Paso, sehr zu meinem Leidwesen, aber auch andere Gemeinden dieser Insel stellen etwas auf die Beine. Dort kann man den gesamten Prozess betrachten, vom Samen bis zum Aschenbecher wie Antonio schmunzelt, also vom Anbau des Tabaks, der Ernte, der Fermentation, Trocknung und schließlich das Rollen per Hand dieses einmaligen Produktes. Dieses lebendige Museum ist in Breña Alta und nicht schwer zu finden. Von Breña Alta aus fahren Sie in Richtung San Pedro und in Los Llanitos biegen Sie Richtung San Isidro ab, dann erkennen Sie bereits die ersten Hinweisschilder. Geöffnet ist täglich von 09:00 - 13:00 Uhr und es kostet keinen Eintritt. Imeldo und Antonio rechnen natürlich damit, dass man sich als Souvenir ein paar Zigarren mitnimmt, aber auch wenn man das nicht tut, dann ist man herzlich willkommen. Man kann dort aber auch als Gruppe einfallen und Imbiss und Getränke haben, so wie das kommende Woche ein paar Chinesen machen werden. Wie die zu uns kommen, das wusste Antonio auch nicht, aber auf die ist er schon ganz gespannt. Gruppen sollten aber vorher unbedingt anrufen, das muss organisiert werden. Tel: 922 435227. Eine neue touristische Attraktion für diese kleine und so traditionsbewusste Insel. Chapeau Finca Tabaquera El Sitio!



Dienstag 20.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa

Baubeginn für "Waterworld" in Los LLanos

Was Breña Alta kann, das können wir schon lange, mag man sich in Los Llanos gedacht haben und nun baut man in der Aridanemetropole auch ein Hallenbad. Und nicht nur das, Wellness und Fitnessanlagen, türkisches Bad und Sauna komplettieren das zukünftige Angebot, es wird kein einfaches Hallenbad in dem Pepe und Luisa ihre gemächlichen Schwimmrunden drehen. Da liegt man sicher richtig, der Erfolg des "Baltavida" in Breña Alta hat ja den Bedarf aufgezeigt und für an die 33.000 Menschen im Aridanetal darf man damit rechnen, dass sich der Einsatz lohnt. Ob nun der "complejo acuático deportivo de El Jable", wie das Vorhaben im amtspalmerisch heißt, der Anlage in Breña Alta Umsatzeinbrüche bescheren wird, das bleibt abzuwarten, denn noch tingeln viele Menschen von der Westseite nach Breña um dort zu baden.

Jetzt haben erst mal die Bagger das Wort und in den nächsten eineinhalb Jahren will man dort an die 6 Millionen Euro in das Erlebnisbad investieren. Das Geld kommt übrigens von privater Hand das Gelände stellt die Stadt und die Betreiberfirma darf den Komplex maximal 40 Jahre lang nutzen, dann muss neu über die Fortführung verhandelt werden. Allerdings betont man seitens der Gemeinde, dass der private Betrieb wohl unter öffentlicher Kontrolle bleibt, was immer das heißen mag. Ich wage es nicht, eine Rentabilitätsrechnung aufzumachen und was passiert, wenn der private Investor sagt, der Betrieb lohnt sich nicht und es sollen öffentliche Mittel her. Auf jeden Fall ist solch ein Hallenbad mit allen möglichen weiteren Einrichtungen ein weiterer Pluspunkt für Los Llanos und die Bewohner des Aridanetals, da wollen wir uns jetzt nicht den Kopf über fremdes Geld zerbrechen.



Montag 19.06.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 21,8 Grad, niedrigste Temperatur: 17,0 Grad

Passat, was sonst

Wie kann es sein, dass auf der Höhe der Sahara und gar nicht so weit entfernt davon ein paar grüne Inseln aus dem Atlantik ragen und vor Vegetation nur so strotzen. - Das kommt alles vom Passat aber auch der Höhe der Inseln. Nimmt man zum Beispiel die beiden ältesten Inseln des Archipels, Lanzarote und Fuerteventura, die nun nicht gerade hochalpine Lagen aufweisen, dann reicht der Passat alleine nicht, dort ziehen die Wolken einfach drüber, ohne sich an den Inseln zu stoßen und damit ihre kostbare Fracht abgeben müssen. Der Passat ist ein Kind des mächtigen nordatlantischen Hochdruckgebietes, welches das gesamte Wetter auf dem Atlantik aber auch bis nach Mitteleuropa steuert. Sicher haben Sie schon mal den Ausdruck Azorenhoch gehört, weil der Kern sich oftmals genau über diesen Inseln befindet.

Es gibt auf den jüngeren und westlichen Kanaren eigentlich nur 2 Wettersituationen, Passat oder keinen. Weht der Passat angetrieben durch das Azorenhoch, dann stauen sich dichte und Feuchtigkeit bringende Wolkenmassen an der Ost und Nordseite der Insel und machen, im wahrsten Sinne des Wortes, dort die Insel nass. Selbst wenn es nicht regnet, dann kämmt die Vegetation das Wasser aus den Wolken und Tropfen für Tropfen kondensiert, fallen zu Boden und wird gierig und dankbar von dem porösen Basalt aufgenommen. - Man weiß es nicht genau, aber Leute die Ahnung davon haben meinen, dass auf diese Art und Weise viel mehr Wasser ins Innere der Insel gelangt, als die tatsächlichen Niederschläge bringen. Die kann man zwar prima messen, aber das allermeiste davon rutscht über die mächtigen Barrancos der Insel wieder in den Atlantik, ohne den Wasserhaushalt der Insel zu beeinflussen. - Je nach Windstärke ist bei Passat die Westseite dann wolkenlos, die Grundregel lautet, weht kein Wind, dann ist es auch im Westen bedeckt, weht der Passat, dann ist die Westseite frei. Allerdings sind es im Westen keine Passatwolken, sondern durch eine Sperrschicht auf 1.000 bis 1.500 Meter wird der Abzug der von der Insel selbst produzierten Feuchtigkeit verhindert. Weht der Passat, dann löst er diese Schicht auf und die Feuchtigkeit kann nach oben abziehen anstatt Wolken zu bilden.

Kein Passat kann alles für Insel bedeuten, aber meist nichts Gutes. Beherrscht das ,mächtige Hoch auf dem Atlantik nicht seine strategische Position, dann erreichen uns auch Tiefs aus dem Westen mit regen und Sturm, oder aber der gefürchtete Calima mit seinem heißen Wind und dem Staub aus Afrika. Im Sommer allerdings ist das Hoch meist so stabil, dass lediglich in den Wintermonaten diese Instabilitäten auftreten können. Es ist wirklich so, jeder Wind der nicht aus nördlichen und östlichen Richtungen kommt, der wird bei uns als meteorologische Instabilität bezeichnet. Aus dem Süden kommt der Calima und aus dem Westen die Stürme. Es gibt nur einen Wind der uns nicht enttäuscht, das ist der Passat und ohne den gäbe es nur einen schwarzen Felsen im Atlantik und keine schöne grüne Insel die wir nun mal sind.



Montag 19.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1018 hPa

Erneuter Anlauf für eine Tierheim ähnliche Einrichtung

Da tun wir uns richtig schwer, keine Gemeinde will Auffangbecken für die vielen streunenden Hunde und Katzen sein und vor allem, wer bezahlt die Betreuung und das Futter. Nachdem eine solche Einrichtung für Puntagorda angedacht war und wir nie wieder davon was gehört haben, soll nun in Barlovento ein Rehabilitationszentrum für Tiere entstehen. Das Cabildo Insular will das Geld für den Bau der Anlage stellen, 250.000 Euro hat man dafür vorgesehen und nun muss Barlovento das Grundstück dazu geben, eine Finca mit dem Namen Los Camachos. Die entscheidende Frage, ob später die Gemeinde oder die Inselregierung den Unterhalt der Anlage finanziert, die wird noch nicht gestellt.

Es soll eine Pflegestation werden, nicht nur für "verloren gegangene" Haustiere, sondern für alles was unter den Oberbegriff Fauna fällt und in Problemen steckt, seien diese gesundheitlicher Natur oder mit dem häufigen Problem behaftet, kein zu Hause zu haben. Wie eng man Fauna nun sieht, das wird sich zeigen, theoretisch könnte man dort dann auch Politiker entsorgen, die um Mai 2007 bei den Kommunalwahlen von den Wählern ausgesetzt werden. - Wäre aber schade, wenn die die Plätze den Hunden und Katzen wegnehmen, die unbedingt eine Auffangstation brauchen, die längst hätte gebaut werden müssen, aber an vielen Kleinigkeiten gescheitert ist. Keine Gemeinde will die Kosten dafür übernehmen, die Problemtiere der ganzen Insel zu versorgen und in dicht besiedelten Gegenden will kein Nachbar solch eine Anlage haben. Wir haben aber genug völlig freies Land und auch genug Geld, unseren, selbst produzierten Problemfällen eine Unterkunft zu geben. Mal sehen ob es dieses Mal klappt, dabei sollte man auch einen Faktor nicht übersehen, von außen aber auch von innen betrachtet man unser geringes Engagement für Tierschutz seit längerem mit Argwohn und nagt auch am Ruf als Weltbiosphärenreservat.



Sonntag 18.06.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 21,1 Grad, niedrigste Temperatur: 15,8 Grad

Friedenstruppen

Uniformen sind ja grundsätzlich nichts Schlechtes, sollen sie doch äußerlich der Zusammengehörigkeit Ausdruck verleihen. So findet man auch diese Art der gemeinschaftlichen Bekleidung nicht nur bei Militär oder der Polizei, in allen gesellschaftlichen Strukturen gibt es uniformierte Gruppen. Das ist bei der Kirche nicht anders und wenn man die Zeiten der Kreuzzüge mal locker flockig überspringt, dann findet man meist andere Gerätschaften als Waffen in den Händen der uniformierten Kirchdiener. In El Paso geht vor Prozessionen, also wenn ein Patron, eine Jungfrau oder eine Reliquie durch den Ort getragen wird, immer eine, fast schon militärisch wirkende Trommelgruppe mit Kornetthörnern vorne weg und macht ordentlich Krach, damit sich die paar Atheisten noch schnell um die nächste Ecke in Sicherheit bringen können. - Vorsicht Weihwasser und Weihrauch sind im Anmarsch.

Auch wenn unser Pfarrer Sonntag Krieg heißt, auf spanisch eben Domingo Guerra, die Legionäre unserer kleinen Gemeinde haben ganz andere Sachen im Kopf als militärische Ziele. Disziplin gibt es da schon, zumindest wenn der Chef gerade mal hinguckt, aber meist ist das ein gern erlebtes Spektakel und hinterher gibt es jede Menge Lob und Anerkennung und meist auch einen "brindis", was hier so viel bedeutet wie gemeinschaftliche Nahrungsaufnahme nach gemeinschaftlichem Heiligenspaziergang mit Trommeln und Trompeten. Da spätestens ist es mit der Uniform und Disziplin vorbei, Krawatten tunken sich tief in Süßigkeiten oder in die nicht zu umschiffende Paella, die auf keinem Fest fehlen darf. Klebrige Erdbeerlimonade macht aus den letzten martialisch wirkenden Uniformen dann ähnlich aussehende Putzlappen und langsam wird mir klar, warum mich meine Frau immer bittet, nicht auf diese "brindis" mit den Kindern zu gehen - erhöhter Waschmittelbedarf droht dann und da ich zu blöd bin eine Waschmaschine zu bedienen... Unsere kleine Friedenstruppe aus El Paso, im Gleichschritt um die Kirche und den Ort und wer vor denen Angst hat, oder meint das sei Militarismus, der kennt uns nicht. - Es soll doch nur ordentlich laut sein, damit auch die allerletzten mitbekommen, da geht was Heiliges um in El Paso.


Lass es raus Yonay

Disziplin ist alles sagt der Capo



Sonntag 18.06.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1020 hPa

Tag des offenen Schiffes

Die Benchijigua Express der Reederei Olsen, kann jeden Sonntag bis zum 16. Juli im Hafen unserer Hauptstadt besichtigt werden. Die Besuchszeiten sind von 09:00 bis 11:30 und dazu sind alle gastronomischen Einrichtungen an Bord geöffnet. Die interessierten Gäste können auch die Kommandobrücke besuchen, die VIP-Lounge und das Fahrzeugdeck. Die Benchijigua Express ist die größte und modernste Schnellfähre der Welt. Es gibt zwar Fähren die schneller sind und andere die größer sind, es gibt aber keine die schneller und größer ist und schon haben wir wieder unseren Rekord. Die Benchijigua Express verbindet La Palma täglich mit Los Cristianos im Süden Tenerifes und fährt im normalen Fahrplan immer bereits um 06:00 Uhr morgens von Santa Cruz de La Palma zur großen Nachbarinsel. Die kommenden Sonntage aber legt der Trimaran erst um 12:30 in Richtung Tenerife ab, das gibt uns die Gelegenheit dieses gewaltige Stück Technik zu studieren.

Die Benchijigua Express kommt aus Australien und wurde dort von der Werft "Austal Ships" für die Reederei Olsen gebaut. Diese Schiffsschmiede ist spezialisiert Mehrrumpfboote aus Aluminium zu bauen und hat mit diesem, 126 Meter langen Trimaran, auch neue Wege beschritten. Mit fast 75 Stundenkilometern braust das Schiff über den Atlantik und befördert dabei bis zu 1.300 Passagiere und 340 Autos. Angetrieben wird das Monster von vier Diesel Motoren, zusammen mit einer Leistung von 32.000 Kw und hinten drehen sich keine Schrauben, das Schiff verfügt über drei KaMeWa Water-Jet-Anlagen, - Wasserstrahlantriebe. Die Reederei Olsen setzt in ihrer Flotte ganz auf Mehrrumpfschiffe, anders als der Konkurrent Armas, die mit konventionellen Einrumpfschiffen die Inseln miteinander verbinden. Aber eines haben beide Reedereien gemeinsam, die Namen der Schiffe beginnen immer mit dem gleichen Buchstaben, bei Olsen mit einem B und bei Armas alle mit einem T.


Benchijigua Express im Hafen von Santa Cruz



Samstag 17.06.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,1 Grad, niedrigste Temperatur: 15,4 Grad

Pressekonferenz ohne Presse

Nein, so ganz stimmt das nicht, der Europaabgeordnete der Grünen aus Madrid, David Hammerstein, hatte als Kulisse immerhin ein Team des "Canal 8" aus Tenerife und meine Kleinigkeit. - Alle anderen Presseorgane blieben der Konferenz fern, obwohl sie von den Grünen auf La Palma per E-Mail Rundschreiben informiert waren. Vielleicht war es ein bisschen spät, Freitagmittag für eine Pressekonferenz am Samstagmittag einzuladen, allerdings sollte es auch 24 Stunden davor möglich sein, eine dreiviertel Stunde für einen, extra aus Madrid nach La Palma angereisten Europaabgeordneten zu haben, sei er auch von den Grünen. Wir haben hier keine besonders hohe Dichte an Europaabgeordneten und die geben sich hier nicht jeden Tag die Hand. - Aber wie heißt es hier immer so schön, wir brauchen keine Grünen, wir sind schon grün.

Natürlich ging es um die mögliche Autobahn und die zu erwartenden negativen Folgen für Umwelt und soziale Struktur auf diesem kleinen Inselchen welches auch noch ein Weltbiosphärenreservat ist. So konnte David Hammerstein seine Ausführungen nur nach Tenerife senden und die sind ganz einfach, man könnte so viele schöne und wichtige Dinge mit so viel Geld machen und die Insel hat ganz andere Notwendigkeiten als eine Autobahn in einen Hafen zu bauen, aus dem kein Schiff nach Nirgendwo fährt, vielleicht nach San Borondón. In Ermangelung weiterer Fragen sind wir dann Kaffee trinken gegangen, mit ein paar ganz wenigen Aufrechten, die es wagen, sich am helllichten Tag mit einem grünen Europaabgeordneten sehen zu lassen... Das war ein Scherz, hoffe ich mal...

David Hammerstein ist eine sehr interessante Persönlichkeit und bislang hat er sich als Einziger aufgemacht nach La Palma zu kommen und uns bei dem Versuch zu unterstützen, solch ein einschneidendes Mammutprojekt zu verhindern. Ob das was nützt muss man sich fragen, das bleibt abzuwarten, er hat auf jeden Fall aber zugesagt, alles was in seiner Macht steht zu unternehmen um dieses Projekt dahin zu schicken wo es hin gehört, dorthin wo man Autobahnen braucht. Eine parlamentarische Anfrage hat sein Büro bereits losgelassen, aber an der hiesigen Presse scheitert auch er. Ich möchte mich nicht in Spekulationen verlieren, warum das Thema Autobahn immer weiter aus der lokalen Presselandschaft verschwindet und die drohende Überbevölkerung auf den Kanaren (nicht auf La Palma) die Schlagzeilen übernimmt. Ein Querulant wer da Böses denkt und an der freien Presse zumindest Zweifel aufkommen lässt. Jede Zeitung hat auch das Recht nichts zu schreiben, doch hinter jeder Zeitung stehen auch Interessen, das ist nun mal so. - Learning by berlusconing - Danke dass Sie hier waren Herr Hammerstein und verzeihen Sie unsere Ignoranz, wir üben noch.


David Hammerstein in El Paso, La Palma

David Hammerstein in El Paso, La Palma



Samstag 17.06.06 - 11:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1025 hPa

Offener Brief

Folgender offener Brief ging an alle Zeitungen, alle politischen Organisationen bis an die Moncloa in Madrid und auch an das Königshaus. Mindestens lesenswert:

¡ Queridos vecinos de La Palma, estimados politicos de todos los partidos !

Mediante esta carta abierta nos permitimos recordar algo muy elementar. A nosotros como extranjeros, que vivimos y trabajamos con su acuerdo desde hace 5 años en este tesoro de la naturaleza, cierto que se nos presentan ciertos progresos con futuro de cualquier tipo de otra manera que a los que siempre han vivido aquí en su tierra, La Palma.

Nuestro planeta azul, la "Madre Tierra", forma patria de un número incalculable de formas de vivir. Durante su historia, la especie humana se ha presentado como la que más ha perturbado la naturaleza de su entorno, con efectos muchas veces imprevistos. Los resultados desastrosos sí nos estan archiconocidos.

La isla-tesoro, la así llamada "Bonita", hasta hoy goza de una estupenda belleza natural. La simbiosis hombre-naturaleza todavía no ha dejado demasiadas heridas a nuestra madre. Pero ya hay señales de lucha como consecuencia de actividades de ciertos grupos.

Ahora hay que recordarse y ponerse activo. Todos estamos responsables de tomar conciencia buscando otras soluciones. Es un gran momento, que se se nos ofrece en estos tiempos del desarrollo actual.

La historia nos pide actuar. Todos juntos podemos alcanzar la cuna del progreso, abriendo nuevos caminos hacia un desarrollo sostenible, un desarrollo, que ofrece ventajas económicas y ecológicas a todos los implicados, incluso a la madre tierra, de la que vivimos. Todos podemos ir ganando. Lo hace posible una nueva conciencia, en la que nos movemos.

No hay que destruir, hay que ir ampliando harmónicamente. No hay que expropiar, hay que crecer juntos. No hay que desestimar costumbres tradicionales, hay que reconocer las perlas de la sabiduría en todo esto y formar juntos lo nuevo en su alrededor.

Así de ejemplar actua la nueva conciencia responsable, la base fructifera, futuro para las generaciones siguientes. Todos estamos ahora cada uno un centro para esta nueva manera de actuar.

Creemos en todos nosotros, nos sentimos estimados de poder vivir, aprender, crecer y actuar juntos aquí en este maravilloso lugar de nuestro mundo. Hay que recordar lo esencial y crear así un mundo en esta isla, pudiendo ser ejemplar sobre esta tierra.

Les agradecemos profundamente su atención.

Fdo. Gabriele Beate Bachsteffel Jochen Bachsteffel El Paso 30.05.06



Und hier das Ganze auf deutsch:


Liebe Bürger von La Palma, verehrte Politiker aller Parteien

Wir erlauben uns mit diesem offenen Brief an etwas Elementares zu erinnern. Für uns als Extranjeros , die seit 5 Jahren auf diesem Inselkleinod der Natur leben und arbeiten dürfen , stellen sich fortschrittliche Entwicklungen auf allen Ebenen sicherlich anders dar als Ihnen , die Sie seit Lebensbeginn La Palma Ihre Heimat nennen .

Unser blauer Planet "Mutter Erde" beheimatet eine unüberschaubare Anzahl von Lebensformen. Entwicklungsgeschichtlich betrachtet stellt die Spezies Mensch eine Lebensform dar , die die bislang stärksten Eingriffe in die Natur mit weitreichenden Auswirkungen vornahm .

Die erschütternden Ergebnisse sind uns allen nur zu gut bekannt.

Ihr INSEL - JUWEL " La Isla Bonita " stellt heute ( noch ) eine Rarität an natürlicher Schönheit dar. Das symbiotische Zusammenwirken von Natur und Menschen hat Mutter Erde hier bislang noch keine tiefen Wunden geschlagen. Aber das soll sich ja nun auf Grund einiger Vorstellungen bestimmter Menschengruppen ändern.

Jetzt aber sind Sie alle dazu aufgerufen , sich zu erinnern - an Ihre Ahnen , an Ihre Ideale , an die Harmonie , den Einklang , die Freude , das Glück , den absolut berechtigten Stolz "Palmero " - oder hier zu Hause - zu sein . Auf La Palma , dem Diamant unter den Inseln in Europa - vielleicht sogar weltweit.

Jetzt gilt es , sich zu erinnern - zu handeln ! Bitte erkennen Sie , dass Sie alle als Sprachrohre IHRER Insel La Palma dazu aufgerufen sind , neue Wege zu finden und ein neues Bewusstsein einzunehmen .

Erkennen Sie bitte die Grossartigkeit , die in dem Entwicklungsprozess steckt , in dem Sie sich gerade befinden . Handlung ist erforderlich ! Sie alle können nun weltweiter Vorreiter sein und gemeinsam - Bürger und Politiker aller Parteien - neue Entwicklungswege erarbeiten , die für alle Beteiligten ( einschliesslich Mutter Erde , die uns trägt und nährt ) nur Vorteile ökologischer und ökonomischer Art beinhalten. Alle können Gewinner sein . Dies ermöglicht das neue Bewusstsein , in dessen Raum Sie alle sich bewegen.

Nicht zerstören , sondern harmonisch erweitern ! Nicht enteignen , sondern gemeinsam wachsen ! Nicht altbewährtes , traditionelles verwerfen , sondern erkennen, welche Perlen der Weisheit darin verborgen liegen und um diesen kristallinen Kern herum das Neue, Fortschrittliche in harmonischer Form gemeinschaftlich gestalten ! Das ist beispielhaftes , neues , verantwortliches Bewusstsein , auf dessem fruchtbarem Boden die Kinder dieser Welt eine Zukunft haben - und Sie alle sind in diesem Moment ein Zentrum dieser neuen Lebensform des Miteinander !

Wir glauben an Sie alle -und fühlen uns geehrt , mit Ihnen hier an diesem wundervollen Platz auf dieser Erde leben , lernen, wachsen und wirken zu können. Bitte erinnern Sie sich alle an das Wesentliche und bauen Sie gemeinschaftlich eine Inselwelt auf, die weltweit Furore machen wird.

Wir danken Ihnen allen - in tiefer Verbundenheit




Samstag 17.06.06 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1025 hPa

Nichts ist unmöglich - auf Tenerife

Wenn wir "Magos de El Paso" (dusselige Landeier) von der großen Welt sprechen, der Welt der unbegrenzten Möglichkeiten, dann reden wir über Tenerife, 30 Minuten im Flugomnibus entfernt. Da passieren die Geschichten, da geht was ab, da fahren sogar die Ziegen Motorrad. - Jetzt ist es passiert, dort hat man wirklich eine Ziege auf dem Motorrad erwischt und die trug sogar einen vorschriftsmäßigen Schutzhelm. Trotzdem wurde das Gefährt von der Polizei gestoppt, das Hauptproblem war, dass noch zwei Menschen mit auf dem Motorrad saßen und auch hier oder dort, nur 2 Personen (Lebewesen) auf einem Moped fahren dürfen. Der Polizei war das aufgefallen, dass da zu viele an Bord sind und die Beamten staunten nicht schlecht, als sich die Person in der Mitte als Ziege identifizierte, mit Schutzhelm auf dem Kopf.

Vielleicht wäre alles gut gegangen, wenn die Ziege alleine auf dem Motorrad unterwegs gewesen wäre, das weiß man nie auf Tenerife, aber die beiden Menschen mit an Bord hatten keinerlei Papiere bei sich, weder Führerschein, noch Zulassung des Ziegentransporters. Helm ab zum Fußmarsch, das Moped wurde von der Polizei beschlagnahmt, die beiden humanoiden Fahrgäste bekommen eine Anzeige wegen Gefährdung des Straßenverkehrs und Fahrens ohne Führerschein, bei der Ziege sah man von Strafmaßnahmen ab. Die wird sich das für die nächste Spritztour sicher noch mal überlegen, ob sie dann wieder 2 Begleiter mit auf das Motorrad nimmt, das fällt nämlich auf. - Die Welt ist wieder reicher um eine Anekdote und Vorurteile sind dazu da, immer wieder bestätigt zu werden, auf Tenerife fahren sogar die Ziegen Motorrad und das sogar mit Helm.



Freitag 16.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1024 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,8 Grad, niedrigste Temperatur: 17,1 Grad

Kanaren Ötzi soll nach Hause

Einen Namen hat er nicht, der etwa 35 - 40 Jahre alte Guanche, der ziemlich trocken seit 1771 im Madrider "Museo Nacional de Antropología" sein reichlich langweiliges Dasein fristet. Man möchte nun seitens der autonomen (aber nicht autarken) kanarischen Provinzregierung den mitteljungen Mann wieder in seine Heimat bringen. Ich bezweifle zwar, dass ihm das wieder auf die Beine hilft, auch wenn wir das deutlich bessere Klima haben. Über Heimatgefühl von Mumien weiß ich nichts, aber darum geht es auch gar nicht, schließlich sind die Guanchen oder hier auf La Palma die Benahoaritas unsere Geschichte und nicht die der Iberer. So tönt es aus dem Provinzparlament und deshalb habe die Mumie ins Museo Arqueológico de Tenerife zu kommen.

Es geht sogar noch weiter, man klagt an, der Guanchenmumie läge im Madrider Museum auf der Amerika Abteilung und das sei fast beleidigend für das kanarische Volk, weil es den Anschein erweckt, die Kanaren seien eine spanische Kolonie. - Zitatausschnitt des Presidente del Cabildo de Tenerife, Ricardo Melchior: "a la vez que es "un poco ofensivo para el pueblo canario", ya que se trata a Canarias como si fuese una antigua colonia española". - Nichts anderes waren die Kanaren, nur mit dem Unterschied zu Südamerika, dass hier kein Ureinwohner übrig geblieben ist, der die Kanaren wieder von der spanischen Krone zurückfordern wollte. Schade, dass in Zeiten des Wahlkampfes solche Argumente für einen durchaus nachzuvollziehenden Ansinnen benutzt werden. Natürlich gehört die Mumie hier her, aber aus einem ganz einfachen Grund, weil den Menschen von hier ihre Geschichte und die der Ureinwohner nahe gebracht werden muss. Gäbe es Guanchenmumien zuhauf, dann wäre das kein Problem, man könnte diese flächendeckend an alle Museen mit historischem Charakter verteilen, aber Guanchenmumien sind so rar wie Ötzis, die gibt es nicht im Ausverkauf.



Freitag 16.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1024 hPa

Seidenstraße bis Amerika

Einst war es ein lukratives Monopol für die Chinesen, aber auf der berühmten Seidenstraße wurde nicht nur die Seide selbst transportiert, sondern irgendwann auch das Wissen wie man diesen begehrten Stoff herstellt. Über die Maghreb Länder gelangte die Kunst der Seidenproduktion dann auch nach Europa. In "Al Andalus", dem arabisch besetzten Teil Spaniens blühte die Seidenproduktion, doch es waren nicht die Araber, welche die Seide herstellten sondern ansässige Handwerker und Bauern die sich nun so ihren Lebensunterhalt verdienten. Die Araber mussten wieder gehen, die Seide aber blieb in Andalusien und wurde von dort aus auch schnell auf das gerade erst eroberte kanarische Archipel gebracht.

La Palma wurde die absolute Hochburg der kanarischen Seidenproduktion, der dazu benötigte Maulbeerbaum findet hier hervorragende Verhältnisse vor, denn ohne die Blätter des Maulbeerbaumes gibt es keine Seide, die Larve des Maubeerspinners ernährt sich ausschließlich von diesen Blättern. Aus La Palma kam so nicht nur die Seide bis in die neue Welt, sondern auch wiederum das Wissen um die Herstellung der Seide und so verwundert es heute nur noch ein bisschen, warum wir nun aus Kolumbien die Eier der Seidenraupen importieren, um dieses Kunsthandwerk heute mehr aus Nostalgie als aus wirtschaftlichen Gründen fortführen. In El Paso natürlich, wo sonst, lebt diese Geschichte wieder auf und so sind wir auch eine Station auf der Seidenstraße, als Brückenkopf nach Amerika. - Eine Professorin aus Granada (Dolores Serrano Niza) hat sich mit diesem Thema ausgiebig befasst und der Seidenstraße mal eben lockere 7.000 Kilometer hinzugefügt. - Allerdings konnte die Forscherin nicht nachweisen, dass die Seidenstraße auf La Palma ein Autobahnteilstück enthielt, linke Spur die schnellen Rennesel und rechts bummeln die Ziegen und Kühe vor sich hin.


Las Hilanderas El Paso La Palma

Seidenmuseum und Manufaktur "Las Hilanderas" in El Paso



Donnerstag 15.06.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 55 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,6 Grad, niedrigste Temperatur: 15,9 Grad

Urlaubskurznachrichten

Eine soziale Urlaubsgeschichte. Senioren La Palmas können für schlappe 20 Euro ein Wochenende in einem Hotel der Insel mit Vollpension verbringen. Man muss über 60 Jahre alt, noch rüstig sein und bis zum 7. Juli den Antrag beim Cabildo Insular eingereicht haben. Plätze in den Hotels gibt es im Juni, September und Oktober, der Transfer ist auch schon drin. Gute Sache für die Senioren und man kann so auch die siechen Belegungszahlen ein bisschen peppeln, da sind unsere Senioren noch knackig dagegen.

Eine bemühte Urlaubsgeschichte. Die Asociación para la Diabetes de Tenerife (ADT), geht wohl auch ohne Übersetzung, plant ein Sommercamp für jugendliche Diabetiker auf La Palma. Kinder aller Kanareninseln können daran teilnehmen und werden im Juli von den Betreuern im Umgang mit ihrer Krankheit und den dadurch auftretenden Einschränkungen instruiert. Man möchte in der Gruppe, die alle an der selben Krankheit leiden, den Jugendlichen einen einfacheren und normalen Umgang mit ihrer Krankheit vermitteln und damit auch das Selbstbewusstsein der Kinder stärken.

Eine gemeine Urlaubsgeschichte. Ab nächste Woche Diaspora und zwei vegetarische Wochen. Die Abuela, die Tränke meines Durstes, die Linderung meiner Hungerqualen macht zwei Wochen Urlaub und Jacquelin und Kiko, die Wirtsleute, grinsen mir das auch noch ins Gesicht. Eigentlich gönne ich es ihnen ja, die haben es sich wirklich verdient, aber was mach ich die zwei Wochen?

Eine Urlaubsgeschichte mit Folgen. Eine Zechprellerin konnte jetzt in Los Realejos auf Tenerife gestellt werden. Die 45 jährige Brasilianerin hatte dort in einem Hotel gewohnt und hat sich dann einfach aus dem Staub gemacht. Sie hinterließ eine Rechnung von Euro 1.500. Den selben Kokolores hatte sie schon einmal letztes Jahr gemacht, in Puerto de la Cruz, dort war der Schaden gar 1.700 Euro, damals konnte sie aber nicht geschnappt werden. Nun schon und jetzt macht sie Urlaub für lau im Polizeihotel bis die Rechnungen bezahlt sind.



Donnerstag 15.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1019 hPa

Neue Kräfte gegen die Waldbrände

Morgen beginnt die offizielle Waldbrandsaison. Das hört sich erst mal komisch an, als würden sich Feuer und Wetter an solche Daten halten. Tun sie natürlich nicht, aber weil alles im Leben Geld kostet und dieses, außer für Autobahnen immer knapp zu sein scheint, muss man den Zeitraum in dem man permanent Feuerwehrleute gegen Waldbrände abstellt begrenzen. Vier Monate hält dieser Daueralarm an und ich wünsche den Brandbekämpfern eine geruhsame Zeit, am schönsten wäre es, wenn man sie gar nicht braucht. Allerdings lehrt uns die Geschichte etwas anderes, wir haben noch kein Jahr ohne Waldbrand den Sommer überstanden. Oft hat man es geschafft, die Feuer gleich am Anfang zu löschen und so eine Ausbreitung zu verhindern. Im Sommer 2001 und letztes Jahr allerdings nicht und der Fehler lag wieder einmal an der mangelnden Schnelligkeit um Einsatzkräfte zum Brandherd zu bringen. - Man sollte aber nicht unerwähnt lassen, dass in vielen Fällen die Hubschrauber und Feuerwehrleute so schnell vor Ort waren, dass sehr viele Brände verhindert werden konnten.

Jetzt möchte man noch schneller werden und will zwei Hubschrauber gleich im Norden der Insel stationieren, das ist die Region mit den meisten Waldbränden und auch den Zonen in denen es unzugänglich für Bodenpersonal der Feuerwehr ist. Dazu kommen Spezialisten vom Umweltamt, an die 50 fliegende Feuerwehrleute sollen mit zwei Hubschraubern in Puntagorda stationiert werden und permanent einsatzbereit sein. Das könnte reichlich Zeit sparen, wenn man den Hubschrauber der GIE nicht erst mit einem Wassersack rüsten müsste um ihn vom Flughafen in den Norden zu senden. Allerdings sind wohl die Landeplätze für die Helikopter noch nicht ganz fertig, bis zum 26. Juni sollte das aber geschafft sein, da erwartet man die Feuerwehrleute der "BIRF", eine Abkürzung deren Bedeutung ich Ihnen schuldig bleiben muss. Mit unseren eigenen Brandbekämpfern stehen dann Ende des Monats 200 Einsatzkräfte zur Verfügung und vier Hubschrauber, von denen einer allerdings auf Tenerife stationiert ist. - Die Waldbrandgefahr wird dieses Jahr erneut als hoch eingestuft, der Winter war besonders im Norden sehr regenreich und in den Wäldern gibt es reichlich Unterholz welches dann im trockenen Sommer sehr leicht entzündlich ist.



Mittwoch 14.06.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,3 Grad, niedrigste Temperatur: 17,7 Grad

Dampfradio

Bis vor kurzem gehörte das Radio schon lange nicht mehr zu meinen Informationsquellen außer bei ganz aktuellen Zuständen wie Waldbrände usw. Das hat auch damit zu tun, dass mein Auto schon lange keine Antenne mehr hat, ich kann mich gar nicht erinnern, wann das Auto mal eine hatte. Irgendwann hat man mir dann in der Werkstatt eine gebastelt, aus eigenem Antrieb, ganz simpel und umsonst und so hörte ich auch mal wieder Radio. Jetzt versuche ich immer vormittags von 10:00 bis 12:00 Uhr an ein Radio zu kommen, um "el soplete" zu hören, das Vormittagsprogramm von Radio Sol. "El soplete" heißt grundsätzlich erst mal Gebläse, in der Verbform allerdings wird es auch für "Wind machen" oder "raus lassen" benutzt und das ist hier auch gemeint. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten der Interpretation dieses Wortes, um die zu deuten müsste man allerdings die Mimik des Aussprechenden dazu befragen.

In diesem Programm kommen alle Tagesthemen La Palmas auf den Tisch und in den Äther und das ungeschminkt, frech, teilweise laut und bäuerlich, gerade so, als ständen mehrere Palmeros abends nach getaner Arbeit am Tresen und diskutieren ihre Belange. Das geht nicht immer gut, Zuschauer können auch anrufen und ihre Meinung zu den Dingen äußern und dann wird schon mal kräftig geschimpft und mit Worten um sich geschmissen, die nicht unbedingt als medienkonform gelten. Aber es ist ja "el soplete" und da lassen einige schon mal was raus, eingeschlossen den Hauptakteur Tomás aus Tazacorte. An manchen Tagen beginnt das Programm dann erst mal mit einer Reihe von Entschuldigungen oder Richtigstellungen, das Telefon klingelt auch noch nach Sendeschluss und da rufen dann die an, die sich nicht live ans Mikrofon trauen. Meist aber ist es eine schöne und frische Runde, die da fern von jeglichem politischen Hintergrund über alles vom Leder zieht, was wieder mal unsere kleine Welt bewegt und in der Sprache der Menschen die es angeht. Berühmt berüchtigt ist auch immer der Versuch scharfe Kritik irgend wie noch schluckbar zu verpacken, meist den Respekt und die Hochachtung voranstellen mit Hilfen wie: Con todo el debido respeto (Bei allem gebührenden Respekt).Wer den Satz hört, der kann darauf wetten, dass nun was Respektloses kommt, den Respekt hat man ja schon bekundet, jetzt darf man draufhauen. El soplete in Radio Sol, für mich hat das bereits Kultstatus, ganz zum Leidwesen meiner Frau die sich nun Kneipengesäusel bereits am Vormittag anhören muss. Da wird Dampf raus gelassen, Dampfradio eben, auf ganz endemische Art und Weise.



Mittwoch 14.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa

Neues Schiff mit unserem Namen

Die "Volcán de Taburiente" ist das neue Flaggschiff der Reederei Armas und wird Ende dieses Monats den Liniendienst zwischen Tenerife, La Gomera und El Hierro aufnehmen. Alle Schiffe dieser kanarischen Reederei tragen die Namen von Vulkanen dieser Inseln und alle beginnen mit dem Buchstaben T. Tenagua - Tauce - Tejeda - Tindaya - Timanfaya - Tamasite und nun die "Volcán de Taburiente. Wir haben übrigens noch reichlich Vulkane auf den Inseln die mit einem T beginnen, es wird also nicht eng für die Reederei. - Das neue Schiff ist 132 Meter lang und hat eine Höchstgeschwindigkeit von 24 Knoten, damit will man die Fahrtzeiten von Los Cristianos im Süden Tenerifes nach La Gomera auf 50 Minuten und die nach El Hierro auf 2,5 Stunden verkürzen. 1.500 Passagiere kann die Volcán de Taburiente aufnehmen und noch mal 300 Autos aber auch Frachttrailer. Alle Schiffe der Reederei Armas erfüllen sowohl die Funktion einer Passagierfähre wie auch die eines RoRo Frachtschiffes.

Ob die Volcán de Taburiente auch mal ihre Namen gebende Insel besuchen wird, das ist noch nicht klar, bislang schickt Armas die Volcán de Tauce zu uns. Genau das legendäre Schiff, welches ab und zu auch den Hafen von Tazacorte angelaufen hat, dies aber aus Gründen der fehlenden Rentabilität und schwierigen Strömungsbedingungen nicht mehr tut. Die Reederei Armas wird in den nächsten zwei Jahren noch zwei und noch größere Schiffe in Dienst stellen um dann eine der modernsten Flotten Spaniens zu haben. Da lag bislang immer ein Schatten über diesem Unternehmen, viele der Schiffe waren sehr veraltet und es kam öfter mal zu Havarien. Nun will man aber noch stärker in den Passagierverkehr einsteigen, früher war eher die Fracht interessant und da braucht man moderne und schnelle Schiffe. 350 Millionen Euro legt die Reederei dafür auf den Tisch, eines der neuen Schiffe hat auch bereits einen Namen. Natürlich ein Vulkan mit T - die "Volcán de Tamadaba" die mit 165 Metern Länge dann auch das größte Schiff der Reederei stellen wird.


Volcán de Taburiente



Dienstag 13.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,3 Grad, niedrigste Temperatur: 18,0 Grad

Stumme Diener der Politik

Die Plataforma Ciudadana kann stolz vermelden, dass man gut über 1.000 Alegacions (Eingaben) unter die Leute gebracht hat, eine sehr gute Zahl die sich sehen lassen kann. Noch nicht ganz klar ist, wie viele dieser, von einem Rechtsanwaltbüro erstellten Protestschreiben gegen die Autobahn auch wirklich auf dem Rathaus abgegeben wurden, es ist aber nicht anzunehmen, dass es sehr viel weniger sein werden. Damit ist der erste formelle Schritt getan, die Eingaben müssen nun von den Redakteuren des Flächennutzungsplan El Pasos bearbeitet und auch beantwortet werden. Darauf hin kommt, der neue redigierte Plan wieder zur Abstimmung im Plenum des Rathauses und sollte dem neuen Plan dort zugestimmt werden, dann gibt es einen erneuten öffentlichen Aushang mit erneuter Einspruchsmöglichkeit. So zumindest hat man das im Rathaus von El Paso beschlossen, das Entfernen der Landreserve aus dem Plan stellt eine derart große Änderung dar, dass man es nicht wagt, dieses neue Werk dann ohne erneute öffentliche Absegnung auf das Volk loszulassen. - Wichtig dabei ist, dass man später im neuen Plan mal darauf achtet, ob dort, wo sich die Autobahn einmal durchschlängeln sollte nicht eine unsichtbare Landreserve befindet, in dem man einfach die gesamte Fläche als "rural" und damit als unbebaubar ausweist. - Ich glaube aber nicht, dass dies so sein wird, im Rathaus von El Paso besteht seitens der regierenden Koalition Konsens, die Autobahn verhindern zu wollen.

Jetzt aber mal zu der Überschrift. Unsere lokale Presse hat nach anfänglicher Euphorie anscheinend völlig das Interesse am Protest gegen die Autobahn verloren. - Lediglich heute war noch mal ein kleiner Artikel im Diario de Avisos in dem man auf das Ende der Einspruchsfrist hingewiesen hat und dass man seitens der Plataforma Ciudadana mehr als tausend vorgefertigte Einsprüche unter die Leute gebracht hat. Ansonsten herrscht großes Schweigen und es liegt auf der Hand, dass unsere lokale Presse Anweisungen erhalten hat, dem Protest gegen die Autobahn die Öffentlichkeit zu entziehen. Ich will nicht von Manipulation sprechen, auch Reporter dürfen einer bestimmten Partei angehören und die Forderung nach völliger Objektivität ist einfach Blödsinn, die gibt es einfach nicht. Aber für unsere Presselandschaft ist es ein trauriges Zeugnis, wenn einem solchen Ereignis nur Ignoranz entgegen steht. Ich habe es bereits öfter erlebt, dass nach anfänglichen Berichten über dieses oder jenes Malheur plötzlich Stille herrscht und der breite Mantel des Schweigens irgend wann das Interesse erstickt, da noch weiter zu bohren. Ich habe auch Verständnis dafür, dass es Abhängigkeiten gibt und man als Reporter Aufträge von der Redaktion erhält und nicht einfach schreiben kann was und wie man will. Nur sollte man dann nicht von freier und unabhängiger Presse sprechen, weil dem ist nicht so. - Wer wirklich frei und unabhängig schreibt und zugegebener Dinge auch frech wie die "La Voz de La Palma", der bekommt Ärger mit den Politikern, wie die 300.000 Euro Forderung als Schadensersatz zweier Politiker gegen das Blatt aufzeigt. - Ist ja auch alles nichts neues, fragen sie mal Herrn Berlusconi.



Dienstag 13.06.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa

Kompliziert, kompliziert

Pläne sind derzeit "in" auf La Palma und das ist eigentlich gut so. Verursacht doch planloses Wirken meist ein Chaos, in welchem nur eine sehr phantasievolle Gesellschaft bestehen kann, die jederzeit in der Lage ist improvisieren zu können. So haben wir bisher gelebt und das gar nicht so schlecht, aber der Ordnungswille, oder besser die Gesetzeslage zwingt uns nun dazu, diese freieren Wege der Zukunftsgestaltung verlassen zu müssen. Wann geht man ein Problem an, wenn es vor einem steht oder bereits wenn man sich vorstellen könnte, dass es irgendwann passieren könnte. Mit handfesten Bedrohungen können wir prima umgehen, aber die zukünftige Entwicklung dieser Insel ist nicht greifbar und mit viel zu vielen Fragezeichen versehen und noch eines, gar nicht von uns zu bestimmen sondern wir sind auf das Mitspielen der Außenwelt angewiesen. Die letzten 500 Jahre hat diese Insel immer nur reagiert und wenn es uns schlecht gegangen ist, dann hat man sich ein Schiff geschnappt und ist mal wieder ausgewandert, meist nach Südamerika.

Jetzt will man sich besser wappnen für die Zukunft und konstruiert Pläne für mehrere Generationen nach uns. Das ist gut so, dafür ist die Politik da und bislang haben wir die auch machen lassen was die wollten und haben immer selber gemacht was wir wollten. Geht es aber um die Zukunft unserer Kinder, dann werden wir wohl wacher und wollen diese Pläne sehen und, was für eine demokratische Frechheit, auf diese sogar Einfluss nehmen. Einer dieser berühmten Pläne ist der immer nur mit PTE abgekürzte "Plan Territorial Especial de Ordenación de la Actividad Turística de La Palma". Der steht kurz vor der Unterschrift und soll regeln, wie La Palma seine zukünftige touristische Entwicklung durchzuführen hat. Aufgeschreckt von sehr großem Interesse an diesem Papier oder dem, nicht gänzlich auszuschließenden Restvernunftsfaktor bei Politikern, läuft das Abnicken dieses Planes aber nicht so reibungslos wie man es sich vorgestellt hat. Knackpunkt sind die vielen Änderungen die man in den Plan nach seinem Aushang eingearbeitet hat, die müssen nun erneut auch öffentlich gemacht werden und verzögern damit die endgültige Unterschrift dieses Planes ein weiteres mal. Nicht klar ist, ob der gesamte Plan erneut zum Aushang kommen muss oder lediglich die neu hinzugefügten. Das wird Juristen interessieren, so lange es jemanden gibt der diese Juristen dafür bezahlt sich dafür zu interessieren. - Große Zeiten kommen auf uns zu mit vielen Plänen und Vorhaben, viel zu große Zeiten für diese kleine Insel und wenn ich keine Kinder hätte, dann würde ich mich in eine Ecke setzen und mir das ganze Spektakel genüsslich vom Spielfeldrand ansehen. - Das geht aber nicht, denn wir spielen alle mit.



Montag 12.06.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,1 Grad, niedrigste Temperatur: 18,4 Grad

Und da war es nur noch einer

Als Badeinsel war La Palma noch nie richtig berühmt, aber wir haben auch unsere Strände wo man sich das Wasser um die Füße platschen lassen kann. Viele sind es nicht, aber die paar sind auch nie überfüllt, so dass La Palma wirklich als Alleskönner unter den Inseln dasteht. Natürlich touristisch mit klarer Auslegung auf die Natur und Landschaft, aber zwischen Tagen mit zum Teil anspruchsvollen und auch anstrengenden Wanderungen kann man ruhig auch mal einen Strandtag einlegen. Auch wenn es keine staatliche Auszeichnung für gute Strände ist, hat sich die "blaue Flagge" als Symbol für sehr gute Strände durchgesetzt und der Strand welcher diese Flagge vorweisen kann, der prahlt auch gerne damit und natürlich die touristischen Unternehmen, die Gäste an diesen Strand schicken wollen.

La Palma hatte eigentlich fast immer zwei Strände mit blauer Flagge, Los Cancajos und Puerto de Naos. Puerto de Tazacorte hat nie solch eine Flagge gehabt, es fehlen dazu die sanitären Einrichtungen und die Bewachung. Nun ist aber Puerto de Naos die blaue Flagge wieder los, eine Spätfolge des Fast-Hurricans Delta, der uns am 28.11.2005 Gott sei Dank nur streifte. Dennoch wurde der Strand und die dazu notwendigen Einrichtung einfach davon gespült und nur mit großem finanziellen und zeitlichen Aufwand gelang es wieder den Strand so weit herzurichten, dass nun ein Badebetrieb wieder ohne Störungen möglich ist. Die blaue Flagge ist allerdings futsch, was nicht erzählt wird, ob man für dieses Jahr aus reiner Vernunft erst gar nicht angefragt hat die Flagge zu bekommen, oder ob man es seitens der Organisation abgelehnt hat die blaue Flagge an Puerto de Naos zu vergeben. Die bekommt man nämlich nicht automatisch jedes Jahr erneuert, die muss immer wieder neu verdient werden. So etwas wie einen Hurricane-Bonus scheint es nicht zu geben, schade. Auf den Kanaren wurden dieses Jahr immerhin 28 blaue Flaggen verteilt und eine davon ging zu uns. - La Palma, one point - Bescheidenheit ist auch eine Tugend.

(Nachtrag vom 14.6. damit die Sachen klar stehen. - Das Rathaus von Los LLanos hat, wohl wissend um den Zusatand des Strandes nach dem Tropensturm überhaupt keinen Antrag auf die blaue Flagge gestellt. Das will man nächstes Jahr wieder machen.)



Montag 12.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa

Heute ist Stichtag

Noch bis 15:00 Uhr kann man heute seinen Einspruch (alegación) gegen die Verkehrspläne für das Aridanetal in der Oficina Técnica gegenüber dem Rathaus von El Paso abgeben. Sei es nun die vorbereitete der Plataforma Ciudadana oder eine eigenständiges Dokument. Die bereits einmal verlängerte Frist läuft mit dem heutigen Tag ab, dann geht alles in die nächste Runde. Prinzipiell richten sich die Einsprüche zunächst gegen den lokalen Flächennutzungsplan El Pasos, im Ganzen geht es aber gegen die Pläne der Provinzregierung eine Autobahntrasse durch das Aridanetal zu ziehen. Natürlich ist der lokale Flächennutzungsplan eine Geschichte und die Autobahn eine andere, aber es ist das erste Papier, in dem augenscheinlich diese neue Trasse auftaucht und die Bürger die Möglichkeit erhalten, sich dagegen zu äußern. Auch das lokale Papier ist überarbeitungsdürftig, wird aber nach dem Beantworten der Einsprüche erneut 45 Tage ausgehängt, so zumindest hieß es in einem außerordentlichen Plenum des Rathauses von El Paso.

Dort hat man auch längst verstanden wo der Wind hin weht und von der Provinzregierung die Entfernung der Trasse aus dem lokalen Flächennutzungsplan gefordert. - Wenn dem so ist, dann braucht man sich doch nicht mehr um die Autobahn zu kümmern könnte man meinen, aber so einfach ist das nicht. Es ist überhaupt nicht klar, ob sich die Gemeinde einfach so der Autobahn entledigen kann, schließlich ist die Provinzregierung das oberste planerische Organ der Kanaren und das Rathaus von El Paso ganz unten in der politischen Hierarchie. Die Autobahn wird weder von El Paso gebaut, noch verhindert, aber der politische Druck kann weiter gegeben werden, nicht nur die Damen und Herren in El Paso wollen wiedergewählt werden. Dazu ist es notwendig, dass weiter dieser Druck aufrecht erhalten bleibt, die Planer in den oberen Reihen müssen wissen, dass da reichlich Protest und unangenehme Fragen auf sie zukommen, wenn man solche völlig unnötigen Verkehrswege in ein Weltbiosphärenreservat pflastern will. Es bleibt weiter spannend auf La Palma und besonders in El Paso. Warum gerade wir immer an vorderster Front stehen, das weiß ich nicht, kann aber damit zu tun haben, dass jeder Weg mit dem ersten Schritt (el paso) begonnen werden muss.



Sonntag 11.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,8 Grad, niedrigste Temperatur: 16,6 Grad

Heldensonntag

- Ringe unter den Augen. - So etwas kann man sich von zu viel Computersitzerei holen, oder aber auch auf dem Feld der Ehre erwerben. Das heißt bei uns entweder "San Antonio del Monte" (Viehmarkt bei Garafía) mitgemacht zu haben, das Teufelsfest oder in jeglicher stinknormalen Bodega bereits vormittags önologischen Studien nachgegangen zu sein. Die dann am nächsten Tag nur mit einem Arm aufgestützt noch am Tresen stehen können, die gehören zu den ganz Großen ihrer Zunft und tragen mit ihren wunden Augen ihren Sieg über nachlassende Körperkräfte zur Schau. - Was, du warst nicht bei San Antonio del Monte? - Dabei habe ich das gar nicht gesagt, aber ich hätte mich wohl anders bewegen müssen, an meinen Augen erkennt man es auch und sowieso, ich stehe freihändig am Tresen, schon bin ich entlarvt. Dabei bin ich eigentlich über jeden Gruppenzwang inzwischen erhaben, aber an einem Sonntag im Juni keine dicken Augen zu haben und frei stehen zu können, macht einen dann doch schnell randgruppenverdächtig.

Allerdings kann man gezielt entgegensteuern und fleißig weitere Runden bestellen und weil ich noch kann und die anderen kaum noch, kommt immer wieder das perfide Spiel vom mir, bereits zu bestellen wenn mein Bier alle ist und die anderen Mühe haben sich weitere Flüssigkeitsmengen in den geschundenen Körper zu schütten. An so einem Tag habe ich eh leichtes Spiel, reihenweise klingen die Handys meiner Begleiter und feminine Warnrufe kommen aus dem kleinen Stück Technik hervor, man möchte doch jetzt bitte mal nach Hause kommen, morgen ist wieder arbeiten angesagt, die Ziegen sind noch nicht gemolken und überhaupt, was treibst du dich heute schon wieder in der Kneipe herum. Anfänglich macht das wirklich Spaß, jeder der einen solchen Anruf erhält wird grölend verspottet und muss mindestens noch zwei Strafrunden bestellen, aber die moderne Technik ist grausam und die Handys klingeln nach und nach in jeder Heldentasche. - Eines muss unter allen Umständen verhindert werden, dass man sich abholen lässt, sei es von den Kindern oder der Gattin herself. Das würde zu destruktivem Gelächter führen welchem man in dem Moment hilflos ausgeliefert ist, unter dem strengen Blick der Ehefrauen versinkt testosteroides Geprahle sofort. Einer nach dem anderen zottelt so irgend wann davon, müde, kaputt, verschwitzt aber sehr stolz, nichts ausgelassen zu haben. - Ein ganz normaler Sonntag im Juni, Heldensonntag sozusagen. Sag mal, ruft deine Frau dich eigentlich nicht an, werde ich irgendwann gefragt, das weiß ich nicht gebe ich zurück, ich habe mein Handy ausgestellt und ernte damit vorübergehende Anerkennung bis das nächste Handy klingelt und ich irgendwann alleine dastehe und das macht keinen Spaß, Helden brauchen immer eine Bühne und so komme sogar ich noch rechtzeitig nach Hause.


Helden



Sonntag 11.06.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1017 hPa

Alles ist Wahlkampf

Noch ein knappes Jahr und wir dürfen wieder mal wählen. Man könnte eigentlich meinen, noch viel Zeit bis dahin und lasst uns doch zusammen noch ein großes Stück Arbeit machen, denn im Wahlkampf selbst ist alles paralysiert. Die Eitelkeit der Macht lässt das aber nicht zu, inzwischen wird jedes nur halbwegs wahltaktisch interessante Thema bereits aufgegriffen und anstatt zu versuchen im politischen Konsens Lösungen dafür zu finden, werden Probleme zementiert um sie für den Mai 2007 benutzen zu können. Wer damit angefangen hat, dass Legislaturperioden nur noch drei Jahre dauern und sich dann ein Jahr polemischer Wahlkampf anschließt, das kann ich nicht sagen. Nach den ersten Umfragen positioniert sich nun die größte kanarische Partei, die Coalición Canaria. Im Radio laufen bereits die ersten Werbespots und Hauptthema dieser, sich selbst als Nationalisten betitelten Gruppierung, wird die drohende Überbevölkerung auf den Kanaren sein. Ausländer raus heißt es dort letztendlich, wer seine Papiere nicht in Ordnung bekommt, der muss wieder gehen. (EU-Europäer, so genannte "Comunitarios" sind damit nicht gemeint, wir dürfen bleiben, wir sind die Guten.)

In der Tat gibt es auf den großen Kanareninseln eine erhebliche Anzahl von "Touristen" aus nicht EU-Ländern, die einfach bleiben und versuchen hier mit Schwarzarbeit über die Runden zu kommen. Die Mehrzahl dieser Leute kommt aus südamerikanischen Ländern und Staaten des ehemaligen Ostblocks. Gastronomie und Landwirtschaft sind voll dieser billigen Arbeitskräfte und kein Politiker wagt etwas auszusprechen, was längst und in allen Marktwirtschaften dieser Welt eine Tatsache ist, die Schwarzarbeit ist ein fundamentaler Pfeiler des Wachstums, ohne diese rechtlosen und billigen Arbeitskräfte ginge in vielen Sektoren unserer Wirtschaft nichts mehr. - Das ist weder schön noch wünschenswert, aber wie Teile unserer Wirtschaft auf die große Amnestie und Legalisierungswelle aus dem Jahr 2004 reagiert haben zeigt es deutlich. Viele dieser, nun mit legalen Papieren ausgestatteter Arbeitskräfte verloren sofort den Arbeitsplatz, weil nun zu teuer und mit Rechten versehen, die in der Kalkulation nicht vorgesehen waren. - Die Coalición Canaria macht nun Wahlkampf auf dem Rücken der Rechtlosen und Sätze wie, erst wenn alle Canarios Arbeit haben, dann dürfen wir wieder Leute reinlassen, rücken diese Partei doch ganz gewaltig in eine selbst gewählte Ecke. Umfragen hatten ergeben, dass die Überbevölkerung und Einwanderung eines der Themen ist, welches die Menschen (Wähler) am meisten verunsichert. Da ist es ja klar, dass man nicht mehr über Arbeitsplätze, Erziehung, Schulen, Energiewirtschaft, Kyoto und Umweltprobleme reden und arbeiten muss, da wo der Nerv der Masse liegt muss man hingehen und draufhauen, dann klappt das schon mit der Machterhaltung. - Das ist übrigens kein kanarisches Phänomen, das verbindet alle selbst ernannten freien Marktwirtschaften miteinander, einen braucht der Mensch zum treten, sonst qualmen keine Schlote und rollen keine Euros, Rubel oder Dollar. - Heute Abend schreibe ich wieder was Nettes, versprochen...



Samstag 10.06.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,8 Grad, niedrigste Temperatur: 17,2 Grad

Angebot und Nachfrage

So ganz genau sind wir noch nicht hinter die Gesetze der Marktwirtschaft gekommen und weil heute so ein friedlicher Tag ist, will ich diesen Zusammenhang mal nicht dem Thema Tourismus verknüpfen. - Wir haben Juni und da gibt es ein breites Überangebot an Festivitäten auf La Palma, man weiß eigentlich gar nicht mehr wohin man zuerst gegen soll. Dieses Wochenende findet der große Viehmarkt von Garafía statt, genannt "San Antonio del Monte" Über 500 Ziegen, Kühe und Schafe werden dort gezeigt und ein pralles Rahmenprogramm bindet eine große Schar von Menschen an den sonst so stillen und friedliche Ort. Heftig geht es zu, viele bleiben dort über Nacht, weil es so weit weg von der so genannten Zivilisation ist und schlafen in Zelten oder einfach dort, wo es der vom vielen Wein ausgelaugte Körper fordert. - Vor an die 15 Jahren habe ich mal das Wochenende dort verbracht und manchmal bin ich inzwischen froh, etwas abgeklärter zu sein und nicht mehr alles mitmachen zu müssen.

Daneben beginnt aber heute auch noch das Stadtfest von Los Llanos, einfach im Gesamten "La Patrona" genannt, eigentlich ein kirchliches Fest zu Ehren der Schutzpatronin der Stadt, Nuestra Señora de los Remedios. Allerdings ist dabei, wie bei vielen anderen unserer Fiestas der eigentlich religiöse Akt, (gibt es das eigentlich, einen religiösen Akt?) dabei schon in den Hintergrund geraten und Königinnenwahl, Tanzveranstaltung und der berühmte "grande bouffee" am 24. Juni sind unzweifelhafte Höhepunkte geworden. Den "grande bouffee" muss man noch mal kurz erklären. An diesem Tag werden auch wieder Rind und Ziegenviecher in Los Llanos, mehr zur Schau als zu Markte getragen und früher, als alles immer besser war, lockte man die Bauern aus dem hohen Norden mit kostenlosem Essen nach Los Llanos. Heute fährt man die Tiere bequem auf dem Lieferwagen, aber die Tradition, Essen an die Bauern zu verteilen, ist geblieben. Dabei geht es wild bis stürmisch zu, die Bauern sind bereits am Morgen gekommen und stärken sich traditionell erst mal mit Wein, der auch umsonst in gut vorbereitete Körper fließt. Gibt es dann um die Mittagszeit aus großen Schüsseln das Mahl, dann geht es heftig zu Tische, etwa so als würde man im Bayrischen Wald Schweinebraten und Bier umsonst ankündigen. - Ich weiß wovon ich spreche, ich komme da her. - Auf dem kürzesten und direktesten Weg zwischen Nahrung und hungrigem Landmann ist kein sicherer Aufenthaltsort, das kann zu ruralen Kollateralschäden führen. - Es wäre übrigens der einzige Tag im Jahr an dem die Autobahn Sinn machen würde, wer zart besaitet ist, der könnte dann Los Llanos weiträumig umfahren.

Das dritte große Fest im Juni ist das "Corpus Christi" Fest in Mazo. - Natürlich wird Corpus Christi in allen Gemeinden gefeiert, aber nicht so aufwendig und traditionsbeladen wie in Mazo eben. Das Rathaus bietet dazu sogar eine eigenen Platz in der Webseite, von der man sich das Programm auf sieben Seiten im Word Format ins Haus laden kann. Dabei spielen die berühmten "alfombras" die optische Hauptrolle, in mühevollster Kleinstarbeit zaubern die Nachbarschaften aus Blumen und Sämereien große Schmucktafeln und Bögen. Ein Band aus "Teppichen" verbindet dann alle Ortsteile miteinander und die Nachbarschaft konkurrieren heftig miteinander, wer denn den schönsten und aufwendigsten "arco" (Bogen) geschaffen hat. Wenn Wind und Wetter es zulassen, dann kann man diese Bögen und Teppiche noch länger besichtigen, bläst Sturm oder kommt gar Regen, dann sind die fragilen Kunstwerke schnell wieder weg. - Es wäre unsinnig alle Programmpunkte der Fiestas hier aufzulisten, dafür gibt es aber auch bereits eine immer aktuelle Webseite, www.infoisla.org. - Bei so vielen Inselfesten kommt es dann tatsächlich zum Feierstress, wo geht man hin, was lässt man sich entgehen und wie heißt es immer so schön, man kann nicht auf allen Scheidungen tanzen...



Samstag 10.06.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Nordatlantische Wetteragonie

Genau, es ist nichts passiert und wenn es etwas noch langweiligeres gibt, dann unser Wetter. Keine Temperatursprünge, kein Wind, eigentlich lohnt es sich überhaupt nicht, über das Wetter auch nur ein Wort zu verlieren. Der Passat ist da, aber sehr schwach, gerade mal ausreichend um keine südliche Strömung zuzulassen, dabei wird er unterstützt von einem sanften Tief über dem nordafrikanischen Kontinent. Da liegt aber nun das Interessante, was keiner merkt, weil man über Wetter, welches sich nicht bemerkbar macht, eigentlich nicht spricht. Wäre da, wo jetzt das schwache Tief über Nordafrika liegt das sonst vorherrschende nordafrikanische Hoch, dann hätten wir jetzt Calima vom Feinsten. Das Azorenhoch liegt so weit westlich, dass ein normal kräftiges afrikanisches Hoch uns locker den Südwind um die Ohren wehen würde. Ist aber nicht so, wir haben Wetterfrieden mit Afrika geschlossen.

Nun kommt noch eine Frage auf, warum ist es bei uns, gemessen an der Jahreszeit und Breitengrad so kalt? - Stiegen doch die Temperaturen auf dem südlichen spanischen Festland bereits auf fast 40 Grad an und auch Mitteleuropa wird die nächsten Tage an der 30 Grad Marke schnuppern. Wir hingegen bleiben unter 25 Grad tagsüber und nachts sinken die Temperaturen nur bis auf 17 Grad. Das wieder macht der Atlantik, die ewigen Wassermassen sind nicht so schnell von Sonnenschein und Sommer zu beeindrucken, es erreichen uns kühle und feuchte Winde, wenn auch kaum spürbar und halten die Temperaturen auf einem sehr angenehmen Niveau. Dabei helfen auch noch die von der Insel selbst produzierten Wolken, die uns ab Mittag vor der Sonne verbergen. Der Wind ist zu schwach um die Sperrschicht aufzulösen, die ab etwa 1.100 Meter verhindert, dass die erwärmte Luft über den Inseln nach oben abzieht. Alles völlig unspektakulär und eigentlich langweilig, dahinter steckt aber das Geheimnis, warum auf der Höhe der Sahara und gar nicht so weit davon entfernt, grüne Inseln aus dem Atlantik ragen.



Freitag 09.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,1 Grad, niedrigste Temperatur: 17,1 Grad

Schluss mit lustig in Los Cancajos

Der Badeort auf der Ostseite, unweit der Hauptstadt Santa Cruz hat mit Sicherheit den gepflegtesten Strand der ganzen Insel und verdient sich so alle Jahr wieder die blaue Flagge. Das ist aber noch nicht alles in Los Cancajos, es gibt auch noch eine Menge Apartmenthäuser, Geschäfte, Kneipen und Diskotheken. Diesen modernen Tempel der Bewegung mit Sprechverbot droht nun Ärger seitens der Gemeinde Breña Baja, zu der Los Cancajos gehört. Gewisse Gäste dieser Einrichtungen benehmen sich nicht gerade zivilisiert und ziehen nach, wohl erfolgloser Sinn oder Weibesfindung, angetrunken durch den Ort und lassen ihren Frust an öffentlichen Einrichtungen aus. So haben zum Beispiel schon viele Hinweistafeln des neu gestalteten Küstenwegs des Ortes die Wut der Erfolglosen zu spüren bekommen, man beziffert den Sachschaden auf unangenehme 18.000 Euro. Vandalismus heißt das im Klartext und immer mit an Bord dabei, der Alkohol.

In Gesprächen mit den Betreibern der Diskotheken versucht man nun dagegen etwas zu unternehmen, denn man könnte die Lokale für die Schäden haftbar machen, die ihre Gäste an öffentlichen Einrichtungen hinterlassen. Als sofortige Maßnahme will man nun die Öffnungszeiten verkürzen, denn die bösen Jungs kommt meist erst sehr spät oder besser sehr früh, wenn sonst auf der Insel nichts mehr los ist und nur noch in Los Cancajos weitere Bedröhnung angeboten wird. Als weiteres Instrument wie man solche Ausschreitungen verhindern soll, rät der Bürgermeister des Ortes, Jaime Sicilia den Wirten an, ihr Publikum besser auszusuchen, wenn die paar Lümmel erst mal zu hören bekommen: "Du kommst hier nicht rein", dann zerkloppen sie aus Wut zwar erst mal wieder was, kommen dann aber vielleicht nicht wieder und suchen woanders ihr zweifelhaftes Glück. Das sind nicht unsere Gäste und schon gar nicht die Gäste welche wir haben wollen heißt es unisono von den Betreibern der Diskotheken, man spielt den Ball aber auch wieder zurück in die Richtung des Rathauses. Es gäbe ja schließlich auch Polizei und wenn man schon weiß, an welchen Wochentagen und Uhrzeiten es Ärger geben kann, wäre es doch gar nicht ungeschickt, doch mal die Halbstarken im Delirium mal mit den Ganzstarken in Uniform zu konfrontieren. - Ansonsten braucht sich kein Gast Sorgen wegen seines Aufenthaltes in Los Cancajos machen, wer aus Mitteleuropa kommt, der ist ganz anderes gewöhnt, bei uns sitzt die Schmerzgrenze da noch viel tiefer.



Freitag 09.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa

Abiturpoker geht weiter

Die Frage, gibt es Abitur im neuen "Instituto de Enseñanza Secundaria de El Paso" entscheidet sich erst am 5. Juli. Mit dieser Aussage musste eine Delegation, bestehend aus dem Elternbeirat, der Direktorin der Schule und unserer Bürgermeisterin wieder zurück nach La Palma fliegen. Man hatte ein Treffen mit dem obersten Rat der Schulbehörde in Tenerife, Isaac Godoy und der bestätigte noch mal, vor dem 5. Juli wird nichts entschieden und wenn es an diesem Stichtag mehr als 35 Anmeldungen für das "Bachillerato" gibt, dann finden diese weiterführenden Kurse auch in El Paso statt. - Im Moment gibt es wohl sogar 38 Kandidaten in der Schule für das Abitur, man fürchtet aber, dass viele von denen kalte Füße bekommen aus Unsicherheit und sich lieber in einer anderen Schule anmelden, als der in El Paso. Allerdings hat der Chef der Schulbehörde zugesichert, auch wenn es kein Abitur in El Paso gäbe, bekommen alle Schüler die sich dort angemeldet haben einen Platz in einer anderen Schule. Es bleibt zu erinnern, dass diese schulische Einrichtung in El Paso die modernste und neueste Schule der Insel ist und eigentlich extra zu dem Zweck gebaut wurde, dort das Bachillerato anzubieten und die überfüllten anderen Schulzentren zu entlasten.

Da war doch noch was...

Für die "alegaciones", also die Einsprüche gegen die Autobahn welche die "Plataforma Ciudadana" bereit hält können nur noch heute bis 15:00 Uhr am Rathaus von El Paso abgeholt werden. Spätester Abgabetermin ist dann der kommende Montag bis 15:00 Uhr im Rathaus selbst. Man kann sich also immer noch den von einer Rechtsanwältin ausgearbeiteten Text mit nach Hause nehmen, dort studieren und dann am Montag im Rathaus abgeben. Die Kopie des Einspruchs kostet 10 Euro als Unkostenbeitrag und bei der Abgabe im Rathaus werden noch mal 1,05 Euro an Gebühren fällig. Es ist übrigens nicht Voraussetzung, dass man in El Paso wohnt um diese Einsprüche zu tätigen, jeder der auf La Palma ist kann das tun und ich darf daran erinnern, dass die angedachte Autobahn kein exklusives Problem El Pasos darstellt. - Jetzt wird es langsam Zeit, El Paso ist immer einen Besuch wert und wer etwas gegen die Autobahn unternehmen will, der kann das heute noch tun. - Bis 15:00 Uhr.


La Plataforma Ciudadana delante del Ayuntamiento de El Paso



Donnerstag 08.06.06 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 22,8 Grad, niedrigste Temperatur: 17,4 Grad

Fußball, was ist das?

Bitte steinigen Sie mich nicht, aber ich bin bekennender Fußballignorant und wie mir in den letzten Tagen klar gemacht wurde, stehen mir harte Zeiten ins Haus. - Nicht, dass ich die eleganten und gekonnten Bewegungen frisch pomadierter und beinrasierter Schönlinge nicht respektieren würde, das sind sicher alle Meister ihres Faches, aber das können die auch prima ohne mich machen. - Wo nun mein Problem dabei steckt, dass in den kommenden Wochen wohl keiner mehr Zeit hat, mit mir über die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu reden die so lauten können: Wo parkt man momentan am besten in Los Llanos, was machen die Nierensteine von Pepe und wann gibt es endlich wieder Churros in der Churreria in der es keine Churros gibt. Gar nicht auszudenken, wenn irgendwann Deutschland gegen Spanien antreten müsste, wie verhalte ich mich da, oder fahre ich dann lieber ganz weit weg. Gar nicht weil ich fürchten müsste mit xenophobischen Äußerungen konfrontiert zu werden, das liegt den Leuten hier fern so lange man nicht für die marokkanische Nationalmannschaft ist, man würde mich exkommunizieren, weil so schwach ausgeprägter Nationalstolz wie der meine für Fußballfreunde indiskutabel ist.

Endlos lang ist die Liste meiner Verfehlungen auf diesem Sektor, zum Beispiel weigern sich inzwischen meine Töchter mir wieder und wieder zu erklären, wie die Abseitsregeln lauten. Ganz schlimm ist es auch bei meinen Kumpels, die mir plötzlich Namen deutscher Nationalspieler um die Ohren hauen die ich noch nie in meinem Leben gehört habe und man von mir ein Statement erwartet, ob die gut sind oder nicht. Die sprechen die Namen auch so komisch aus - wer ist Maikel Bajak oder Sebastin Skwehinstehijer? - dass selbst Basiswissen der Allgemeinbildung nicht mehr weiterhilft. Da dreht man mir dann schon mal den Rücken zu, bestellt mir mitleidig noch ein Bier und überlässt mich der grausamen Abseitsfalle der fußballerischen Unwissenheit. - Wenn gerade irgendwelche Ligaspiele im Fernsehen laufen frage ich auch nicht mehr trottelig wer da eigentlich spielt und wer welche Mannschaft ist, da applaudiere ich dann rudelmäßig, so wie man früher immer in der Kirche aufgestanden ist, als alle anderen auch aufgestanden sind. Damit kommt man prima über die Runden und wenn ich meine Kumpels hier mal so richtig veräppeln will, dann zwinge ich ihnen Fachgespräche über Biathlon und Eishockey auf. - Leider kommt das so selten hier im Fernsehen und ich bin mir ziemlich sicher, wenn Patt und Pattachon das mal sehen könnten kämen solche Fragen wie, auf wen die denn da schießen und seit wann Frauen mit einem Gewehr durch die Landschaft laufen dürfen. Der Blickwinkel definiert die Randsportart, harte Zeiten kommen auf mich zu und seit dem in allen Kneipen diese monströsen breiten Bildschirme stehen wird mein natürlicher Lebensraum für die nächsten Wochen ziemlich eingeschränkt sein. - Ist aber nicht so schlimm, mein Kumpel Paul macht sich auch nichts aus Fußball und wir haben dann richtig viel Zeit uns was von Mäuseköpfen, Schweinebraten, Sheeba a la carte sowie unter oder obergärigen Biersorten zu erzählen. Ein Freund, ein guter Freund....



Donnerstag 08.06.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa

Vorsicht beim Parken in der Callejón de la Gata

Die Schrottpresse ist wieder da, das alljährliche kompakt machen von metallischem Müll in jeder nur erdenklichen Form hat begonnen. Am "Punto Limpio" wird seit gestern wieder gepresst was nicht mehr gebraucht wird, um dann später die Schrottballen per Schiff aufs Festland zu transportieren. Hier auf La Palma können wir mit Altmetall nichts machen außer diesen zu sammeln, wir haben keinen Hochofen, sondern müssen alles was nicht mehr funktioniert wieder von der Insel runter bringen. Das lohnt sich nicht in kleinen Mengen, darum kommt einmal im Jahr die Presse und verringert das Volumen des Mülles. Man kann das ganze Jahr über seinen Metallschrott am Punto Limpio abgeben, aber wenn die Presse kommt, dann nutzt man diesen Vorgang dazu, die Leute aufzufordern ihren alten Kühlschrank, das Auto, die Waschmaschine dort hin zu bringen.

Damit sind wir beim eigentlichen Problem angekommen, wie bekomme ich mein Schrottauto zum Punto Limpio wenn es nicht mehr fährt, oder die Waschmaschine dort hin, wenn ich kein großes Auto habe. Da helfen dann entweder Freunde, man kann aber auch die Gemeinden bemühen da zu helfen. Auch wenn der Punto Limpio auf dem Gemeindegebiet von Los Llanos liegt, die Anlage wird von der Inselregierung betrieben, man muss also nicht aus der Aridanemetropole sein, um seinen Müll dort los zu werden. Allerdings ist es angeraten sein Auto die nächsten Tage nicht zu lange unbewacht dort stehen zu lassen, wenn die Presse erst mal richtig in Aktion ist, dann kommt da alles rein was da herum steht. - Die Befürworter der Autobahn, es sollen mehr als drei sein, wollen ihr erstes Treffen organisieren, Parkplätze wären reichlich vorhanden, zum Beispiel am Callejón de la Gata.



Mittwoch 07.06.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 24,2 Grad, niedrigste Temperatur: 16,7 Grad

Winterflugplan nimmt Gestalt an

Seit ein paar Tagen sind die meisten Flüge im kommenden Winterflugplan buchbar, lediglich die LTU hält sich noch etwas zurück, wird aber sicherlich auch bald damit rausrücken. Es ist immer wieder spannend, wie man sich denn seitens der Fluggesellschaften zukünftig um La Palma kümmert, denn eines ist klar, Tourismus kann nur funktionieren, wenn es genügend Verbindungen zu den Urlaubszielen gibt. Es hat sich gegenüber dem Flugplan des letzten Winters wenig getan, der Hauptanreisetag wird Donnerstag bleiben und auch kommenden Winter gibt es wieder jeden Wochentag eine Verbindung aus Deutschland nach La Palma. Was erfreulich ist, Österreich ist auch wieder an Bord, aus Linz und Wien schickt eine Kooperation von Air Berlin und Niki wieder eine Maschine zu uns. Allerdings wird man wohl wieder über München oder Nürnberg fliegen, so dass die Österreicher, obwohl anwesend auf der Insel in keiner Statistik auftauchen werden, weil sie dann "eingedeutscht" werden. Das hatten die Österreicher schon einmal und mögen das gar nicht...

Hopp Schwyz, da geht auch wieder was, ab Basel, mit Hapagfly über München und damit mit dem gleichen unstatistischen Problem behaftet. Wie viele Flugzeuge tatsächlich nach La Palma fliegen, dass kann keiner genau sagen, seit dem die Fluggesellschaften mit Gabelflügen operieren ist man da sehr flexibel geworden. Es scheint inzwischen eine wirtschaftliche Notwendigkeit zu sein, anders kann man die Niedrigpreisaktionen wohl nicht wieder reinholen, die Leute im Ursprungsland aus mehreren Städten zu sammeln und dann gemeinsam hinaus in den Atlantik und zu uns zu fliegen. Das mag für die Reisenden aus bestimmten Städten unbequem sein, weil man dann in Deutschland entweder eine Zwischenlandung oder gar ein Umsteigen in Kauf nehmen muss. Auf der anderen Seite steht aber die Tatsache, dass die Flüge vor zehn Jahren, also noch zu Zeiten der DM das gleiche Preisniveau hatten wie heute. Dazwischen ist aber das Kerosin deutlich teuerer geworden, da erzähle ich Ihnen nichts neues, irgend wie müssen die auch klar kommen mit ihrer Kalkulation. Was sich bewährt zu haben scheint, sind die Kooperationen wie im Falle der Hapagfly und Air Berlin. Das ist immer ein bisschen verwirrend, da kommt dann eine Maschine mit zwei Flugnummern und bietet wildeste Spielereien für Vollblutstatistiker. - Ich warte nur darauf, dass unsere Tourismusvertreter plötzlich mit der Siegesmeldung ankommen, es kämen doppelt so viele Flugzeuge aus Deutschland wie früher.

Hier nun der vorläufige Flugplan. Es fehlt noch die LTU und auch bei den anderen Verbindungen kann es noch zu Änderungen kommen, aber einen Überblick kann man sich schon mal verschaffen.


vom Flughafen: fliegt die Fluggesellschaft: am Wochentag:
Berlin Schönefeld
DE
Mo + Di + Do
Berlin Tegel
DE
Mo + Do + Fr
Berlin Tegel
AB/HF
Do
Bremen
DE
Mo + Die + Do
Bremen
AB/HF
Die + Do
Dresden
DE
Mo + Die + Do
Dresden
AB/HF
Do
Dortmund
AB
Do
Düsseldorf
DE
Mo + Die
Düsseldorf
AB/HF
Do + So
Frankfurt
DE
Mo + Fr + So
Frankfurt
AB/HF
Do + So
Friedrichshafen
HF
Mi
Hamburg
DE
Mo + Die + Do
Hamburg
AB/HF
Do + So
Hannover
DE
Mo + Die + Do
Hannover
AB/HF
Die + Do
Köln
DE
Mo + Do
Köln
AB/HF
Do
Leipzig
DE
Mo
Leipzig
AB
Do
München
DE
Mo + Die + Do + Sa
München
AB/HF
Do
Münster/Osnabrück
AB/HF
Do
Nürnberg
AB
Do
Paderborn
DE
Mo
Paderborn
AB
Do
Rostock
AB
Do
Stuttgart
DE
Mo + Do
Stuttgart
AB/HF
Di + Do + So
Basel
HF
Do
Wien
AB
Do
Linz
AB
Do




Mittwoch 07.06.06 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

Manchmal geht es halt richtig daneben

Schadenfreude ist die größte Freude heißt es doch immer, mir tut ein gewisser Scherzbold aus Puntagorda richtig leid. Ganz La Palma amüsiert sich über einen Stadtrat und Ex-Bürgermeister der Gemeinde, der nichts anderes als einen üblichen Scherz anbringen wollte und dabei einfach daneben gegriffen hat. Javier San Martín Vidal heißt der Unglückliche, inzwischen als der "Müllmann" verspottet und das kam so. Mitarbeiter der Stadt die mit dem Müllwagen unterwegs waren haben ihre verdiente Cortadopause eingelegt und dabei den LKW geparkt und natürlich den Schlüssel stecken lassen, das macht man bei uns so wenn man eben mal einen Cortado trinken geht. Nun kam der Ex-Bürgermeister des Weges und wollte die Arbeiter erschrecken, stieg in den LKW und wollte diesen um die Ecke fahren und sich über die erstaunten Gesichter der Arbeiter erfreuen, wenn diese ihren Lastwagen suchen. - Auch das ist ein beliebter Brauch bei uns, es werden öfter mal Autos oder Mopeds versteckt und auf der anderen Seite der Straße steht dann eine wackere Meute und hält sich die Bäuche vor lachen.

Nur war der gute Scherzbold wohl nicht genug ausgebildet einen ausgewachsenen LKW sicher durch die Straßen des Ortes zu lenken, er kachelte gegen ein anderes Auto und hinterließ einiges an Sachschaden. Das ging also heftig daneben und anstatt sich einen netten Scherz mit den Arbeitern zu erlauben, lacht nun die gesamte Insel über den verunglückten Müllfahrer. - Zeitweise machten sogar wilde Gerüchte die Runde, der Stadtrat wollte den LKW klauen oder eine Amokfahrt provozieren, aber weder das eine noch das andere ist auch nur ansatzweise wahr, sein Scherz ist einfach nur daneben gegangen, aber als Lokalpolitiker ist man halt immer sofort allen Spekulationen ausgesetzt. Wer den Schaden hat, der hat auch eine Rechnung, in diesem Falle sogar zwei, der fremde PKW muss repariert werden und auch am Müllwagen Puntagordas muss Hand angelegt werden. Der Stadtrat hat zugesagt das alles zu übernehmen, daran führt wohl auch kein Weg vorbei. Für den nächsten Scherz empfahlen nun die Mitarbeiter der Stadt, er möchte doch lieber ein Moped um die Ecke schieben anstatt eines ausgewachsenen LKWs. Schadenfreude ist halt doch was ganz besonderes.



Dienstag 06.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,7 Grad, niedrigste Temperatur: 17,4 Grad

Vorferienstress

Nicht nur das strahlend blaue Wetter verrät es, der Sommer ist da. Für Eltern ist das auch immer eine ganz nervenaufreibende Zeit, nur noch lächerliche 2 Wochen und drei Tage, dann werden die zukünftigen Leistungsträger unserer Gesellschaft in diesen 3 Monate andauernde Schwebezustand entlassen, der sich Sommerferien nennt. Davor muss aber noch ganz viel erledigt werden. Neben den diversen Abschlussreisen - meine große Tochter ist schon wieder auf Tenerife - kommen noch die unzähligen Theater, Tanz und Bilderausstellungen hinzu, in denen der ganze Stolz eines Schuljahres aufs Parkett oder Papier gebracht wird. Dazwischen mischt sich so etwas wie leistungsbezogene Torschlusspanik, diverse Prüfungen müssen laut Lehrplan noch erfüllt werden und wer da gar um seine Versetzung bangt, der hat großen Stress. Zudem machen wir bereits ab Juni eine Stunde Schule weniger, fragen Sie mich nicht warum, das war immer so und wird immer so bleiben. - Dass nun das Mittagessen und alle Abholtermine sich auch um eine Stunde verschieben, kleinlich wer davon Schwankungen im Biorhythmus bekommt und außerdem, wir wollten doch immer Kinder haben, also ist Jammern nicht erlaubt.

Was noch alles in diesen guten zwei Wochen erledigt sein muss ist Furcht erregend, irgend wie hatte man doch das ganze Jahr Zeit und nun, kurz bevor die Kinder in die Ferienstarre fallen, wird es eng mit den Terminen. Gut, dass wir Nebensaison haben, sonst könnte ich meine väterliche Hauptbeschäftigung, die Damen hin und her zu fahren, gar nicht ohne fremde Hilfe erledigen. Zwischendurch will die Alphafrau auch noch zum Einkaufen fahren, nicht etwa so lebenswichtige Dinge wie Speck, Bier und Zigaretten, nein irgendwelche Schuhe müssen es sein für eine ganz bestimmte Aufführung und dazu sind 3 Stunden Los Llanos vorgesehen. Allerdings werde ich da immer am Ortseingang abgegeben, man sagt mir nach, mein Verhalten während einer Shoppingtour sei eher kontraproduktiv bis suboptimal. Morgen müssen wir dann noch mal nach Los Llanos, dann aber 5 Stunden, die Schuhe waren nicht die richtigen und dann brauchen wir auch noch einen ganz bestimmten Stoff für eine Handarbeit, von der ich in meinem Leben noch nicht gehört habe. Das ist alles für die Schule, das ist ganz wichtig und da ich immer geneigt bin alles zu glauben, sogar den Politkern, füge ich mich meiner selbst gewählten Bestimmung. Ich hätte es ja anders haben können und mich auf meinen semipermeablen Katholizismus berufen können, damit kann man so ziemlich alles erklären und Pfarrer werden anstatt neue Biomasse in die Welt setzen. - Schlimm diese Väter, die mögen das auch noch, da bringt man die Tochter um sieben Uhr in der Früh an den Flughafen und um 10:00 Uhr jucken einem bereits die Finger ob man mal nicht anruft und fragt wie es geht. Hört das eigentlich irgend wann mal auf?



Dienstag 06.06.06 - 06:06 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1014 hPa

Wir sind Biosphäre

Jetzt ist es amtlich, wir sind die Biosphäre. Unser Inselpräsident, José Luis Perestelo hat den César Manrique Preis gestern in Lanzarote entgegengenommen und ihn sogleich an die palmerische Gesellschaft weitergereicht, ohne uns, also das Volk, wäre die Verbindung zwischen Mensch und Natur nicht möglich. - Das ist vor Logik nicht mehr zu toppen, man könnte das auch konsequent weiterdenken, ohne uns, also das Volk, gäbe es überhaupt keine Natur, weil sonst keiner da wäre, diese so zu titulieren. - Der "Premio César Manrique 2006" ging an das Weltbiosphärenreservat La Palma, Übergabeort ist wie jedes Jahr die Geburtsinsel des nicht unumstrittenen Künstlers, Lanzarote. Der Preis ist sicherlich eine gute Anerkennung der Arbeit seitens des Konsortiums welches über die Statuten und die Entwicklung der Projekte wacht, die rund um das UNESCO-Weltbiosphärenreservat La Palma geschehen. - Dann kann ja nichts mehr schief gehen, der "desarrollo sostenible", also die immer wieder vorgebetete nachhaltige Entwicklung der Insel ist nun amtlich und jeder der es nicht in Ordnung findet, dass man Golfplätze in Landschaftsschutzgebieten plant und eine Autobahn zu einem Hafen, aus dem kein Schiff fährt, der kann weder sostenible noch nachhaltig buchstabieren. - Macht ja auch nichts, wir sind jetzt die Biosphäre, preisgekrönt, nachhaltig und endgültig.



Montag 05.06.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,7 Grad, niedrigste Temperatur: 16,9 Grad

Humor ist wenn man nicht verklagt

La Voz de La Palma (einzige Zeitung die nur auf und für La Palma gemacht wird) hat mächtig Ärger bekommen. Humor verstehen manche anders als andere und seitens der herrschenden Nomenklatura hat man diese Zeitung eh auf dem "Kieker", die sind bislang richtig frech und aufmüpfig, eben so, wie man sich das von wirklich unabhängiger Presse wünscht. Beliebt sind hier in Spanien Photomontagen mit den Köpfen bekannter Politiker, die dann je nach Effekt auf einen anderen Körper gebastelt werden, natürlich mit dem Hintergrund sich über die Person lustig zu machen. Damit muss jeder leben der in der Öffentlichkeit steht und besonders Politiker sind in freiheitlichen Demokratien gern genutzte Humorspender. Zum Carneval hat La Voz den beiden Räten der Inselregierung, Jaime Sicilia und Gerardo Francisco Phantasiekörper verliehen, die eine Mischung aus Tier- und nacktem Frauenkörpern darstellten. Dazu noch kernige Texte, ihre Tätigkeit nicht gerade wohlwollend beschrieben, ein deftiger Karnevalsscherz, aber bei uns ist der Karneval nun mal von der heftigen Sorte und das aus Tradition.

Als ich die Bilder sah und die Beschreibungen dazu dachte ich mir zuerst, wenn das mal keinen Ärger gibt, aber wir haben doch Karneval und palmerische Politiker doch sicher Humor genug auch mal was wirklich Deftiges einzustecken. Da habe ich mich wohl geirrt, nun hat die Zeitung eine Anzeige erhalten, beleidigend und entwürdigend seien diese Photomontagen und die Texte gewesen und das lasse man so nicht auf sich sitzen. Eine Gegendarstellung muss her, welche die Ehre der Beleidigten wieder herstellt und der gesamte Text der Forderungen der Kläger soll abgedruckt werden. Darüber hinaus will man noch Schadensersatz von 300.000 Euro, welche man aber an wohltätige Vereine spenden will. Sollte man bis zum 31 Mai den Forderungen nicht nachkommen, wird man gerichtlich gegen die Zeitung vorgehen. Die Zeitung ist nicht auf die Forderungen eingegangen, man zeigt sich eher darüber erstaunt, dass unsere Politiker keinen Humor haben sollen. Die Zeitung gibt es seit 11 Jahren und immer hat man Politiker und Herrschaften dieser Insel dabei durch den Kakao gezogen und bislang hat das jeder ertragen. Mal sehen, ob die beiden Räte wirklich wegen "krimineller Delikte" auf die Zeitung losgehen werden. Auf jeden Fall kennen sie Erich Kästner nicht, der mal so treffend sagte: "Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao durch den man euch zieht, auch noch zu trinken". Guter Mann der Kästner.



Montag 05.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa

Jeder Einspruch zählt

Ab heute, den Pfingstmontag spart man sich hier, können die bestellten "Alegaciones" gegenüber des Rathauses von El Paso abgeholt werden. Aber auch wer sich bislang noch nicht dazu entschließen konnte Einspruch gegen die Autobahn einzulegen, dem kann noch geholfen werden, es ist aber nicht mehr sehr viel Zeit, noch diese Woche läuft die Einspruchsfrist ab. Warum ist es so wichtig Einspruch zu erheben, obwohl das Rathaus von El Paso beschlossen hat die Trasse für eine Autobahn aus dem Flächennutzungsplan zu entfernen? - Einmal ist überhaupt nicht klar, ob die Gemeinde dazu das Recht hat, übergeordnete Pläne der Provinzregierung zu ignorieren, man wagt sich da seitens des Gemeinderates ziemlich weit aus dem Fenster. So wirr wie das klingen mag, die Gemeinde hofft nun auf viele Alegaciones, um gegenüber der Provinzregierung ihren Entschluss auch deutlich machen zu können, kommen gerade mal lächerliche 30 Alegaciones zusammen, dann werden die Argumente für die Gemeinderatsmitglieder knapp.

Diese Woche, jeden Tag von 08:00 - 15:00 Uhr können die bereits bestellten Einspruchsschriften abgeholt werden, aber auch weitere beantragt werden. Der Einspruch richtet sich zunächst gegen den Flächennutzungsplan El Pasos und die darin enthaltene Landreserve für die berüchtigte "Schlange". Erarbeitet worden ist das Papier von der Rechtsanwältin Ana Maria Montesinos und soll helfen, Ihnen die Arbeit abzunehmen selbst eine Eingabe formulieren zu müssen. Natürlich kann man das auch selber machen, aber auch bei Einsprüchen ist es eine Formfrage, ob der Einspruch anerkannt wird oder nicht. Anonym geht so etwas natürlich nicht, wer Nein sagen will, der muss auch seinen Namen dazu geben. Den Ausweis und die NIE-Nummer sollte man mitbringen, genau so wie 11,05 Euro, wenn man diesen Einspruch auch tätigen will. - Nach zwei Monaten der Aufregung schleicht sich langsam so ein bisschen Agonie in den Protest gegen die Autobahn. Damit rechnen die Planer solcher Vorhaben und grinsen sich eins über den oberflächlich erlahmenden Protest, dagegen können Sie etwas tun. Auch wenn die Gemeinde die Autobahn ablehnt, damit ist noch nichts vom Tisch, der Druck muss weiter bestehen bleiben.



Sonntag 04.06.06 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,8 Grad, niedrigste Temperatur: 15,8 Grad

Abitur in El Paso?

Das modernste Schulgebäude der ganzen Insel, ausgestattet mit allen Räumen, Laboren, Sportplätzen wartet weiter auf ein Zeichen aus Tenerife, ob man denn endlich auch die Kurse für das Bachillerato in El Paso machen kann. Dafür war die Schule mal gebaut worden, nun ist es unsicher ob die Schüler nicht nach Los Llanos wechseln müssen, um dort ihren Abschluss zu machen. Zu wenig Schüler hieß es aus der zuständigen "Consejería de Educación" und schließlich das Zugeständnis, wenn sich mehr als 35 Pennäler dort für die Abiturklassen anmelden, dann gibt es das Bachillerato auch in El Paso. Inzwischen hat man 38 Jugendliche in den Listen stehen, aber noch keine Zusage der Consejería, was zu starker Verunsicherung führt. Zwischenzeitlich hatte man sogar 42 Anmeldungen, vier davon haben aber kalte Füße bekommen und sich dann lieber in einem anderen Institut angemeldet, aus Angst die Kurse würden in EL Paso dann doch nicht stattfinden.

Nun bleibt zu befürchten, dass weitere Schüler abspringen und man damit die geforderte Anzahl von 35 Jugendlichen unterschreitet, dann wäre die Aussitztaktik der Erziehungsbehörde aufgegangen. Die Schulen, auf denen in Los Llanos das Bachillerato gegeben wird sind überfüllt und man könnte El Paso als gute Ausweichmöglichkeit anbieten. Auch die Verkehrsanbindung ist optimal, für Schüler die aus dem Süden der Insel kommen wäre das eine echte Erleichterung. Warum man das Institut von El Paso so stiefmütterlich behandelt muss man in die Schublade der Vermutungen schieben. Kenner der Szene meinen, das sei eine Bestrafung gegen den Ort, weil man mit einer ungewöhnlichen politischen Koalition die bislang regierende Partei aus dem Amt gewiesen hat. Diese Vermutung wird natürlich immer dementiert und Kostengründe dafür angegeben, dass man sich für so wenig Schüler den Betrieb dieser Kurse nicht leisten kann. - Die Schüler sind nun natürlich verunsichert, die Autobahndiskussion hat ihnen auch die Öffentlichkeit genommen, über die Schule in El Paso spricht im Moment keiner mehr. Dagegen haben nun die Schüler selbst zum Pinsel gegriffen und nach der Art der Plakate gegen die Autobahn auch wieder auf das "Instituto" hingewiesen. - Neben manchen Protestplakaten gegen die Autobahn prangen jetzt auch Bettlaken mit der Aufschrift: Und unser Abitur? Das wäre wirklich schade, wenn die Autobahn, auch ganz ohne Anwesenheit schon die ersten Dinge unter sich begräbt, so wie das Bachillerato in El Paso.



Sonntag 04.06.06 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1017 hPa

Kumpel hat años

Cumpleaños soll das heißen, Geburtstag und wenn ein Kumpel Geburtstag hat, dann kumpelt er die años. Ist das so schwer zu verstehen? Paul wird heute ein Jahr alt und ich weiß nicht, ob er besser spanisch oder deutsch versteht, aber das ist in diesem trilingualen Haushalt eh nicht so wichtig. Spanisch, Deutsch und Guttural, das sind die drei Amtsprachen hier und wer am lautesten grunzt, miaut, bellt oder säuselt, der bekommt zuerst sein Fressen. - Ein Jahr Paul, das ist mindestens eine Zäsur wert, sprechen doch manche "Kreise", die ungenannt bleiben wollen, immer noch von der Menschwerdung durch eine Katze. Das kann man sehen wie man will und erst wenn ich meinen eigenen Futternapf neben Pauls stehen habe, werde ich mich dazu noch mal äußern. Eigentlich haben sich alle Vorahnungen bestätigt. Paul ist kein Demokrat und es ist ihm herzlich egal, wer unter seiner Führung einen pluralistischen Familienverband als öffentliche Showeinlage darstellen will, da steht der Paudillo einfach drüber.

Es ist perfekt organisiert, vier humanoide Volksgenossen kümmern sich ausschließlich um die Vorlieben und Bedürfnisse eines einzelnen Halbherren und Paul macht keinen Hehl daraus, dass seine Dienerschar ruhig noch viel größer sein dürfte. "Guck mal, wie süß er gerade den Schrank ausräumt, so putzig wie er kannst du keine Marmeladengläser auf den Boden schmeißen, bei dir sieht das nie so elegant aus". Was soll man da noch sagen, außer den Wischmob holen und dabei leise fluchend die Menschenrechte einzufordern, aber die gelten hier schon lange nicht mehr, der feudale Paulinismus hat für solche Gutmenschallüren nur ein Schnurren übrig und schon wieder streichle ich diesen Despoten, weil ich einfach nicht anders kann. - Wenn ich ganz alleine bin, kommt selten vor, meist nur beim Autofahren, dann übe ich das immer schon mal, den Blick, das Schnurren und Miauen welches alle Türen, auch die des Kühlschrankes öffnet. Machen Sie sich weiter keine Gedanken, wenn Ihnen ein Grimassen schneidender Cabeza Cuadrada in einem ziemlich gelben Traktor entgegen kommt, es gilt nicht Ihnen, ich paule dann gerade wieder mal. - Bislang hat das noch nichts gebracht außer vielen Missverständnissen. Wie wertet man das: Früh aufstehen, unter grausamsten Qualen, in fast noch blindem Zustand in der Küche zwei Töpfe Kaffee bereiten und wenn man dann ans Bett der Holden tritt um ihr den Wecktrunk zu reichen, sind die einzigen Worte die man erntet: Wo ist Paul? - Macht nichts, Paul kumpelt años, darauf eine Tasse Whiskas und vier abgebissene Mäuseköpfe.


Master and servant

Master and servant



Samstag 03.06.06 - 13:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1020 hPa

Hartes Brot, das Protestieren

Es war nicht der ganz große Schwung da gestern auf der Musik und Informationsveranstaltung der Plataforma Ciudadana in El Paso. Das lag überhaupt nicht an der Musik, noch weniger an den Veranstaltern, die Leute kamen aber nur tröpfelnd, da hatte die Information versagt. Keine Presse, kein Radio hat darauf hingewiesen, was am gestrigen Abend in El Paso stattgefunden hat und wenn ich heute die Tagespresse lese, dann vermisse ich doch sehr einen Bericht über dieses Treffen. - Gibt es schon wieder wichtigeres als diese Bedrohung oder hat die Ohnmacht bereits wieder zugeschlagen oder verlässt man sich zu sehr auf die paar aktiven Kämpfer gegen die Zukunftspläne für unsere Insel? Als die Nachricht vom Tod Miguels auch noch reinplatzte war die Stimmung ganz dahin und viele verließen die Veranstaltung aus Gründen der Pietät und Trauer.

Dabei war es durchaus hörenswert, besonders was Jan vorgetragen hat. - Man kann auch ohne Stammtischparolen prima protestieren und versuchen die Komplexität der Gesamtpläne zu erklären, die drohende Autobahn im Aridanetal ist nur ein Teil des völlig überzogenen Verkehrswegeplanes für unsere kleine Insel. In dieser Komplexität liegt aber auch wieder das gefährliche, weil dort viel Puzzelstückchen bereits hingelegt worden sind und erst langsam das wirkliche Vorhaben ersichtlich wird. Das überfordert viele, hatte man doch mit der "Schlange" einen greifbaren Gegner und nun kommt noch der PTE hinzu, der PIOLP und man fühlt sich machtlos und verwirrt gegenüber so umfangreichen Plänen, die kaum jemand wirklich kennt. - In vielen Gesprächen mit den Zuschauern kam das auch ganz klar herum, alle sind gegen die Autobahn, keine Frage, dann kommt das aber. Werden wir dann wirtschaftlich nicht völlig abgehängt wenn wir uns gegen alles stellen? Wir brauchen doch Fortschritt sonst entstehen keine neuen Arbeitsplätze. Willst du, dass deine Kinder später wieder mal auf Eseln reiten müssen? Was ist mit dem lokalen Flächennutzungsplan, dauert es dann noch mal viele Jahre, bis es Sicherheit gibt, wo gebaut werden darf und wo nicht? - Wie einfach wäre es da, die Verantwortung wieder zurück in die Hand der Politiker zu geben, dann kann man wenigstens behaupten, ich war es doch nicht, wenn später die Insel trotz Autobahn, Golfplätzen und vieler Hotels weiter dahin vegetiert. Wie leicht ist es Nein zu sagen, wie schwer aber gemeinsam alternative Ideen zu erarbeiten, wenn alle 5 Zentimeter andere persönliche Interessen lauern. - Dennoch, die Veranstaltung war ein Erfolg und wenn die lokale Presse besser mitarbeiten würde, dann wäre vieles leichter. - Was nicht unerwähnt bleiben soll, das Rathaus von El Paso hat diese Veranstaltung unterstützt, die Gegner müssen wir uns schon woanders suchen.


Plataforma Ciudadana contra la autovía



Samstag 03.06.06 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1020 hPa

Einer der fehlt

Es wird knapp allmählich. Miguel ist heute Abend gestorben und um sie nicht zu verwirren, ein anderer Miguel, als um den wir bereits vor mehr als einen Monat getrauert haben. - Miguel hat einen großen Kampf hinter sich, fast ein Jahr dauernd. Es war, verzeihen Sie mir bitte, fast ein öffentliches Sterben eines charismatischen Mannes der Hoffnungsträger dieser Stadt war. Víctor Miguel Nazco Hernández war gewählter Bürgermeister und sollte dieses Amt neulich angetreten haben, konnte aber nicht mehr, seine Krankheit ließ es nicht mehr zu. Das hat vielen zu denken gegeben, es gibt kaum jemanden in El Paso dem Miguel nicht schon eine Spritze verpasst hätte, als ehemaliger Pfleger im Centro de la Salud. Was wäre, wenn Miguel uns jetzt noch begleiten könnte? Das darf nicht unsere Frage sein. Seine Familie braucht uns jetzt und alle die trauern. Danke an die Ärzte in Tenerife die verstanden haben, dass nichts mehr geht und es noch möglich machten, dass Miguel in seiner Heimat Adios sagen darf, bei seinen Freunden und der Familie. Ein ganz Großer ist nicht mehr bei uns, das Leben? Das Schicksal? Jeder von uns wird das irgendwann gefragt. Die Beerdigung findet heute um 19:00 Uhr in El Paso statt. Adios Miguel, nos veremos.


Víctor Miguel Nazco Hernández



Freitag 02.06.06 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,2 Grad, niedrigste Temperatur: 14,5 Grad

Auszeichnung für das Weltbiosphärenreservat La Palma

Da juckt es einem doch gleich wieder in den Fingern was über die Autobahn zu schreiben. Gut, der Zusammenhang drängt sich vielleicht nicht gerade auf, aber es ist letztendlich die gleiche Institution, das Gobierno de Canarias, welche uns einerseits mit dem wunderbaren "Premio César Manrique 2006" ausstattet, in der anderen Hand aber die Pläne hält, durch dieses Weltbiosphärenreservat eine Autobahn zu bauen, damit, Pepe weiß wer, schneller von D nach E kommt. - Dennoch ist es eine gute Anerkennung, besonders für das Konsortium welches über die Biosphäre wacht, allen voran für Antonio San Blas, der katzengleich versuchen muss, zwischen handfesten wirtschaftlichen Interessen, die mit dem Biosphärenreservat verbunden sind und dem eigentlichen Ziel, dem Erhalt dieser außergewöhnlichen Biosphäre. - Die einen sehen es nur als Werbepluspunkt und würden sogar Weltbiosphärenreservatsgolfplätze anbieten, mit Brief und Siegel, die anderen sehen darin eine gewaltige Aufgabe zum konsequenten Schutz dieses einmaligen Landschaftsraumes.

Der Knackpunkt dabei sind wir selber, die Bewohner dieser Insel, denn wir sind auch noch da und müssen irgendwie den Schutz der Biosphäre mit unseren wirtschaftlichen Interessen und Notwendigkeiten verknüpfen. Man kann von solch einer Auszeichnung alleine nicht leben und für manche Großprojekte scheint dieser Titel gar hinderlich. Scheint nur deshalb, weil wir ja trotzdem mit Prestigeobjekten konfrontiert werden, die eigentlich nicht in einem Satz zusammen mit den Vokabeln Nachhaltigkeit und Weltbiosphärenreservat genannt werden können. Da muss man aufpassen wie ein Luchs, hinter manch herrlichem "Grünprojekt" mit Flowerpower Parfum stecken handfeste Interessen und ganz schnell mal verrutschen ein paar Buchstaben und aus Ökologie wird Ökonomie. Das zeigt auch der Spruch in der Laudatio vom Rat für Umwelt Domingo Berriel: - Zitatauszug - ""...en el sentido de que ha sabido encajar armoniosamente la pareja progreso/sostenibilidad" - In dem Sinne, dass man harmonisch die Gemeinschaft Fortschritt/Nachhaltigkeit eingearbeitet hat. - Als harmoniesüchtiger Mensch und Lokalpatriot der naiven Art freue ich mich über solche netten Sätze, aber weil der liebe Gott oder die Aminosäuren mir unbedingt auch noch ein Hirn verpassen mussten, zuckt es bei mir schon wieder in der Zweifelhangdrüse.

Und nicht vergessen, heute Abend El Paso 20:00 Uhr. Für La Palma, nicht einfach gegen etwas. - Die Plataforma Ciudadana hat seit heute Morgen auch die eigene Webseite online. ¡enhorabuena!


Freitag 02.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa

Luisi und Pepe fliegen nach Malle

Allerdings sagt man hier nicht so abwertend Malle, sondern Mallorca, so wie sich das auch gehört. Diese Baleareninsel hat hier einen sehr guten Ruf und ist immer unter den meist genannten Urlaubszielen, wenn man die Leute so nach ihren Reisewünschen fragt. Das Ballermannimage scheint eher im mitteleuropäischen Raum weiter verbreitet zu sein. - Vielleicht glauben ja die anderen spanischen Urlauber welche Mallorca besuchen auch, das Verhalten dieser Mitteleuropäer dort wäre normal, die trinken immer aus Eimern und Kübeln und kübeln dann das was in den Eimern war wieder aus. - Wer sind denn nun Luisi und Pepe? Das sind zwei ganz normale fiktive Namen von La Palma Rentnern, wir könnten sie auch José und Dolores nennen.

Um unseren Rentnern auch mal einen Urlaub außerhalb La Palmas zu ermöglichen gibt es von der Inselregierung Zuschüsse, ich sag es doch immer wieder, man muss uns Geld dafür bezahlen, dass man uns von der Insel runter bekommt... Allerdings bekommen nur diejenigen eine Zuzahlung, die nicht mehr als 540 Euro im Monat als Altersgeld beziehen, da muss sich ein Sozialist in die Inselregierung geschlichen haben. Die Reisen dauern zwei Wochen und es sind ausgesuchte Hotels in bestimmten Regionen des spanischen Festlandes, aber eben auch Mallorca. Für die Baleareninsel erhalten die Rentner einen Zuschuss von 290 Euro, das sind 40% des Komplettpreises, den Rest von immerhin noch 435 Euro müssen Luisi und Pepe selber aufbringen. Bis zum 9. Juni können die Zuschüsse noch beantragt werden, gereist wird dann an mehreren Terminen im Juli und August. - Dieses Rentnerverschickungsprogramm erfreut sich jedes Jahr größeren Zuspruches, man reist ja auch nicht ganz alleine, meist sind es kleinere Gruppen die sich da in die große weite Welt aufmachen. Als richtige Palmeros hat Pepe immer Zigarren mit im Gepäck und Luisi mehrere Gläser Mojo, damit kann man auch aus den unmöglichsten Fremdgerichten noch eine für Palmeros genießbare Speise basteln. - Vielleicht haben denen ja bereits Rentnerkollegen von früheren Reisen, (Frührentner wäre hier falsch) etwas von mallorquinischer Landesküche erzählt und wie man Pizza, Schnitzel mit Pommes oder Sauerkraut mit Mojo kulinarisch abfedern kann.



Donnerstag 01.06.06 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute: 23,6 Grad, niedrigste Temperatur: 15,4 Grad

Wichtig - wichtig !

Für morgen Abend bitte nichts vornehmen, es sei denn Sie wollen, dass eine Autobahn mitten durch das Weltbiosphärenreservat gebaut wird. - Die Plataforma Ciudadana (Bürgerplattform) gegen die Pläne der Provinzregierung, eine Landreserve für einen zukünftigen Korridor zu schaffen, lädt am Freitag den 2. Juli in El Paso zu Musik und Information ein. Gegenüber dem Rathaus von El Paso wird ab 20:00 Uhr die Veranstaltung stattfinden und es ist enorm wichtig, dass viele Bürger sich dort zeigen. Die Presse und das Fernsehen werden anwesend sein, der nun begonnene Protest braucht weiter eine sichtbar breite Basis, sich hinzusetzen und zu sagen, die machen das schon für uns kann leicht nach hinten losgehen. Es ist ein probates Mittel der gewieften Behörden gegen solche Proteste, Aussitzen nennt man das und kann dazu führen, dass die Veranstalter und Leute die den Protest aufwendig betreiben irgendwann alleine dastehen und den Politikern damit signalisieren, das sind doch nur ein paar Unbequeme und den Rest der Bürger haben wir schon gut im Griff.

Es ist auch eine gute Chance für uns alle hier um eine Protestkultur zu entwickeln, die deutlich signalisiert, wir lassen nicht mehr alles mit uns machen, fragt uns vorher, sonst wählen wir euch ab. Dabei ist es aber wichtig, dass viele Menschen präsent sind und nicht durch persönliche Animositäten der Eindruck entstehen kann, das seien lediglich ein paar Grüppchen, die nur ihre eigenen Interessen verfolgen. - Die Autobahn geht mich nichts an, sie führt nicht durch mein Grundstück, darf keine Ausrede sein nicht an dem Protest teilzunehmen. Die Autobahn geht uns alle an, weil sie diese Insel nachhaltig schädigen kann, sei es im Umweltbereich oder im Tourismus oder in der sozialen Struktur. - Wir brauchen hier keine Autobahn, sondern gute Verkehrswege und die sind mit ganz wenigen Eingriffen auch zu tätigen. Das bunte Programm für morgen Abend lautet so:

20:00 Uhr trommelt die "Batucada" alle zusammen.
20:15 Uhr Musik "Cuerdas en el aire"
20:30 Uhr spricht Jan Swyzen
21:00 Uhr Musik, Anette, Miguel und Alexander
21:00 Uhr spricht Ricardo Hernández Bravo
22:00 Uhr Musik, Carlos "Katana"
22:30 Uhr spricht Roberto Camacho Lopez
23:00 Uhr Musik, Ima Galguen, wohl aber noch mit einem kleinen Fragezeichen versehen.



Donnerstag 01.06.06 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa

Mehr Polizei für das Aridanetal

Die ausreichend polemische Sicherheitsdiskussion, vor allem in Los Llanos, hat nun die erwünschte staatliche Antwort erhalten. 15 weitere Guardias Civiles treten bald ihren Dienst an, damit wächst die Anzahl der staatlichen Ordnungshüter im Aridanetal auf 47 Beamte. Allerdings sind diese Polizisten für 3 Städte zuständig, Tazacorte, Los Llanos und El Paso und damit für etwas mehr als 30.000 Bewohner. In Los Llanos zeigt man sich hoch zufrieden über diese Aufstockung der Polizeikräfte, gingen doch heftige Diskussionen über die Sicherheit auf den Straßen der Aridanemetropole voraus. - Ganz provokant ordnete die Stadtverwaltung sogar den Einsatz einer Spezialeinheit aus Tenerife an, (Unipol) die dann hier ein Wochenende lang Jugendliche erschreckte. Das traf die staatlichen Behörden dann doch tief, konnte man damit zur Ansicht gelangen, die Guardia Civil hätte die Lage hier nicht mehr im Griff.

Ein weiterer Punkt steht aber immer noch zur Diskussion. Keine der drei Städte im Aridanetal hat eine geeignete Polizeistation, die Guardia Civil im Aridanetal muss entweder in provisorischen Büros wie in El Paso, oder aber in völlig veralteten Kasernen wie in Los Llanos Dienst tun. Seit Jahren spricht man über ein neues Dienstgebäude für die Guardia Civil, hat sich aber bislang nicht mal auf einen möglichen Standort einigen können. Los Llanos will die Polizei natürlich in der Innenstadt halten, die Guardia Civil selber möchte lieber außerhalb der Stadt sein, ganz einfach aus verkehrstechnischen Gründen. Am häufigsten wird die Version genannt, neben dem Fußballplatz von El Paso. Das hätte allerdings auch wieder weitere Wege nach Tazacorte zur Folge und sicher gefällt das der Obrigkeit aus Los Llanos auch nicht, wenn "ihre" Polizei in El Paso stationiert ist. Unter diesem lokalen Geplänkel leiden derweil die Guardia Civiles, eine moderne Polizeitruppe braucht auch das passende Umfeld.





Familie Ellen & Simon Märkle

Kontaktinformationen