La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



Startseite | zurück | News | Ferienhäuser | Newsarchiv | Kontakt

Nachrichtenarchiv Februar 2007


Mittwoch 28.02.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1024 hPa
Höchsttemperatur heute 22,4 Grad - niedrigste Temperatur 12,7 Grad

Nicht mit meiner Stimme

Ja, die Autobahngeschichte lebt noch. Auch wenn vieles darauf hindeutet, dass dieses Unsinnprojekt schon vom Tisch zu sein scheint, unser Sorgenkind, Antonio Castro Cordobez, Rat für Infrastruktur im kanarischen Provinzparlament, hält immer noch an seinen Ideen fest. - Die "Eje (Achse) transinsular de Canarias" sieht vor, dass auf jeder Kanareninsel jeder Hafen, Flughafen und Großstadt durch eine "autovía" miteinander verbunden werden. - Für La Palma bedeutet das, eine Autobahn verbindet Santa Cruz mit dem Flughafen, aber auch noch mit Puerto de Tazacorte, denn da steht ja auch ein Hafen herum. - Dass den eigentlich keiner braucht, weil außer San Borondón und Mexiko nichts vor der Westküste La Palmas liegt, darüber zu sprechen, wäre eine andere unendliche Geschichte. - Diese Autobahn ist nicht nur völlig unnötig, sondern ein herber Frevel an der gesamten Insel und dem Anspruch ein Weltbiosphärenreservat zu sein. - Noch dazu, wo es absolut unnötig ist, solch eine Autobahn auf einer völlig neuen Trasse zu bauen und die bereits vorhandene Straßenführung ganz zu ignorieren. - Niemand hat etwas gegen den kontinuierlichen Ausbau der Ost-West Tangente, man kann wunderbar noch weitere Überholspuren installieren und diesen, bereits jetzt schon sehr leistungsfähigen Verkehrsweg, an jegliche Zukunftsaufgabe anpassen. - Es ist schlichtweg Hohn, mit reichlich europäischen Geldern ein Weltbiosphärenreservat mit einer Autobahn zu zerpflügen die niemand braucht, weil wir bereits eine gute Straße haben. - Der Protest dagegen ist groß und seitens der Politik wiegelt man ab, man will lediglich für zukünftige Vorhaben eine Trasse freihalten, nichts weiter. Das ist aber nicht die Wahrheit, denn die Planungen für die Autobahn sind für den nächsten Abschnitt im europäischen Finanzierungskalender vorgesehen, 2006 - 2013. Der Abschnitt Cumbre - Los Llanos wird dort im zweiten Anhang bereits mit einem Preisschild ausstaffiert, also müsste man mit den Arbeiten vor 2013 beginnen und das ist gar nicht mehr so lange hin.

Viele Stimmen und Gruppen haben bereits gegen die Autobahnpläne protestiert und ab und zu wird man auch müde dies zu tun. - Es gab ja noch so viele weitere Schreckensszenarien mit den zukünftigen touristischen Plänen die da die 5 Golfplätze, die 11 Hotels und einige Sporthäfen bereithalten, alles so dimensioniert, dass es sich nur um eine Verwechselung mit einer anderen Insel handeln kann, so groß ist das alles angelegt. - Nun aber scheint der Protest zu erlahmen und gerade, wo wir in die wärmere Phase des Wahlkampfes eintreten, kommt "Ben Magec", eine spanische Version von Greenpeace auf den Plan, jetzt muss man protestieren, jetzt ist die beste Zeit dazu, weil nun die Politiker am hellhörigsten sind. - Unter dem Motto "No con mi voto", also "nicht mit meiner Stimme" findet jetzt am Samstag eine Kundgebung vor dem Inselparlament in der Hauptstadt Santa Cruz statt. Um 12:00 Uhr mittags will man dort öffentlich seinen Unmut gegen diese Pläne kundtun, für jeden von uns, der gegen diese völlig unproportionierten Verkehrspläne ist, ein Muss, daran kann man sich nicht vorbeimogeln. - Auch wer meint, die Autobahn kommt sowieso nicht und bereits glaubt, dieses Gespenst sei schon an uns vorüber gegangen, der sollte öffentlich Flagge zeigen, dass viele Menschen sich nicht einfach übergehen lassen und ein völlig neuer Weg in der Planung unserer Zukunft eingeschlagen werden muss. Die Autobahn ist nur ein Anfang und wenn sie dazu gedient hat, auf La Palma so etwas wie eine öffentliche Debatte und eine Protestkultur zu entwickeln, dann sollte man Antonio Castro sogar dankbar sein, dass er uns immer wieder zeigt, wie man es nicht macht. - Wir sehen uns am Samstag um 12:00 Uhr in der Hauptstadt. - Wer das Pech hat so weit weg zu wohnen wie zum Beispiel in Deutschland, der ist entschuldigt.


Protestaktion der Ben Magec - La Palma



Mittwoch 28.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1025 hPa

Carlos der Fernsehkoch

Kochsendungen im Fernsehen sind "In". Kein Kanal in dem nicht, irgendein kochähnlicher Halbpromi seine Schalotten schält und dabei mehr oder weniger Sinnreiches in die Kamera wirft. - Das ist bei Ihnen nicht anders als bei uns und manche Köche, mögen sie auch hektische Lispler sein, schlupfen gar aus der Halbpromirolle in die eines Promis, wer hätte das gedacht, als früher Auswahlkriterien, wer sich denn mit Stimme und Gesicht im Fernsehen präsentieren darf, noch deutlich strenger waren. - Auch wir haben unseren Fernsehkoch, das ist Carlos, el "tremendo Carlos", der im lokalen Fernsehen wöchentlich eine Sendung loslässt und inzwischen auch eine kleine Produktionsfirma hat, welche den Werbeblock um die Sendung "Descubriendo Sabores" gleich mit produziert. - Man sollte nicht so verächtlich jetzt von Lokalfernsehen sprechen, seine Kochsendung geht inzwischen auch in Venezuela auf Sendung und auch von Kanälen auf Tenerife wird er umworben. - Seine Kochsendung hat, nach den Nachrichten, die höchste Einschaltquote des Programms, weil er jede Woche wieder überraschend woanders auftaucht und die Landschaft und die dort angetroffenen Leute komplett mit ins Programm einbezieht. - Meist wird hier auf La Palma gedreht, jeden Montag und Dienstagabend wird bereits gesendet, aber er war auch schon in Argentinien, Venezuela und der Schweiz und hat dort interessante Leute besucht und mit diesen dann dortige Spezialitäten vor der Kamera zubereitet.

Eigentlich ist es müßig zu erwähnen, dass Carlos aus El Paso stammt, woher denn sonst, allerdings erwarb er sich seine lukullischen Kenntnisse in einem großen Ausflugslokal in Vilaflor auf Tenerife, um später erst im Restaurant YANES seine Kochkunst auf La Palma wieder auszuüben und nun, seit etwa fünf Jahren selbstständig in seiner "Tasca Barbanera" in El Paso. - Die ist inzwischen reichlich bekannt geworden, eben weil der Fernsehkoch, der "tremendo Carlos" selbst dort den Löffel schwingt, wo er doch das "Gesicht" des palmerischen Lokalfernsehens schlechthin geworden ist. - Inzwischen kommt am Wochenende sogar die Schickeria aus Los Llanos zu uns nach El Paso und besetzt dann, laut und auffällig wie immer, die Plätze bei ihm und huldigt dem telegenen Koch mit ihrer Anwesenheit. - Carlos Markenzeichen sind, sein nicht vorhandenes Haupthaar, welches allerdings ständig per Rasur unter Kontrolle gehalten werden muss und ein Ausspruch dem er vielleicht seine Karriere verdankt, nämlich "tremendo vino". - Ganz am Anfang, als seine Sendung noch ein Geheimtipp unter Lokalfans war, trank er vor der Kamera mal ein Glas Wein und sprach mit unverwechselbarer Bewunderung für diesen guten Trunk das Schlagwort "tremendo vino" aus, was nichts anderes heißt, als: "toller Wein". - Inzwischen bezahlen Firmen viel Geld dafür, dass Carlos ihre Produkte vor der Kamera auch als "tremendo" bezeichnet, er ist, wie bereits gesagt, das Fernsehgesicht dieser Insel geworden. Ein sympathisches obendrein und wie Fernsehen und Werbung funktionieren, dass musste man ihm nicht beibringen. - Den Preis den er dafür bezahlt, dass man ihn, überall auf der Insel wo er hinkommt immer als "tremendo Carlos" begrüßt, den bezahlt er gerne.


tremedo Carlos



Dienstag 27.02.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 38 % Luftdruck 1026 hPa
Höchsttemperatur heute 27,4 Grad - niedrigste Temperatur 14,6 Grad

Enormer Leidensdruck

Den "Hansl machen" das ist in einem matriarchalisch orientiertem Haushalt immer Männersache. - Mal sind es offene Superioritätsbekundungen gegenüber der männlichen Minderheit oder gar Randgruppe, mal wird subtiler ausgedrückt, wer denn hier das Sagen hat, den Rock trägt, den Hammer schwingt und wer denn als notwendiger Kollateralschaden der Evolutionstheorie sein Gnadenbrot empfangen darf. - Man darf nur so weit nicht sinken, sich dagegen offen wehren zu wollen, da Männer über keine Konfliktbewältigungsgene verfügen sonder nur über Brüllgene, ist auf dem intellektuellen Weg keine Chance eine annähernde Gleichberechtigung zu erwirken. - Die robuste Form der Standeserhaltung, also das Brüllen oder die Geschichte mit dem: So lange du deine Füße…, fällt sowieso flach, das erzeugt bestenfalls ein Grinsen, oder diese völlig erniedrigende: Ja Papa, du hast recht, du bist der Größte. - Ich bin nicht ignorant genug um so etwas nicht zu verstehen, habe schwer dafür bezahlt, letztendlich auch damit, dass meine virtuelle Stellung als Haushaltsvorstand immer nur höhnisches Gelächter mit sich bringt.

Man muss aber in keiner Weise nun Mitleid mit mir haben, ich bin lernfähig und habe mich da ganz an die angeborene Weisheit unseres Katers gehalten. - Nietzsche hatte unrecht, das mit der Peitsche und dem Weib, vergessen Sie das schnell, es gibt viel bessere und wirksamere Methoden in einem gut geführten Matriarchat auch als Mann zu bestehen. - Was immer funktioniert ist die konsequente Ausnutzung des "Kindchenschemas", das fällt dem Kater natürlich einfacher als mir, aber auch da gibt es Abstufungen. - Es gibt auch so etwas wie ein geistiges Kindchenschema, man könnte auch einfach sagen, wer sich am tollpatschigsten und naivsten benimmt, der entgeht jeglichem Geschlechterkampf und geht bestenfalls als "niedlich" oder "süß" eingestuft sogar noch als Objekt der Begierde durch. - Aber auch da ist Paul mir hoffnungslos überlegen, er beherrscht das "sich zum Lieblingstrottel machen" in allerfelinster Form und sofort gibt es danach als Belohnung das Kräulerchen, das Bussichen und das Fresserchen. - Man darf dabei natürlich nicht auf solche beiläufigen Dinge wie Respekt oder Ehre pochen, das ist geschenkt, längst abgetropft an bröckelnden Statuen der Männlichkeit, wie Winnetou, Löwenherz oder dem Marlboro-Mann. - Die Heinz Erhard-Taktik fruchtet aber weiterhin, ein bisschen Depp, ein bisschen Tollpatsch und schon hat man dich lieb. - Besonders bei deutlicher weiblicher numerischer Überlegenheit, eine fast lebensnotwendige Gabe. Und wer hat´s erfunden, der Paul natürlich.


Dumm, aber glücklich



Dienstag 27.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 28 % Luftdruck 1026 hPa

Tür zu

Angeregt durch die schreckliche Tragödie auf Tenerife, bei der 6 Wanderer an Sauerstoffmangel in einem alten Wasserstollen erstickt sind, diskutiert man nun auch hier die mögliche Gefahr, die durch solche Galerien entstehen können. - Einige sind sowieso verschlossen, andere stehen aber offen und man dachte vor einiger Zeit, diese Wasserstollen sogar in das Programm der Wanderrouten aufnehmen zu wollen, weil die Art und Weise wie man hier an Wasser kommt, auch Teil unserer historischen Kultur ist. - Nun muss man mal ein bisschen nachforschen, in welchem Stollen gibt es Belüftungsprobleme und in welchen ist durch ausreichende Lüftung keine Gefahr gegeben. - Es gibt kein Gesetz, welches es regelt die Wassergalerien geschlossen zu halten, lediglich aus Hygienegründen muss der daraus fließende Wasserstrom abgedeckt und für fremde Hände unzugänglich sein. - Man darf daran erinnern, dass direkt aus diesen Galerien auch Trinkwasser in die einzelnen Haushalte fließt, ohne dass weitere Hygienekontrollen durchgeführt werden. - Man kann also die Minenbesitzer nur auffordern, ihre Stollen geschlossen zu halten, aber nicht zwingen, denn die Stollen sind allesamt im Besitz der Wasserfirmen und Privatleuten und nicht in der Hand der öffentlichen Verwaltung.

Es ist also theoretisch auch hier auf La Palma möglich, in einem offenen Wasserstollen seine Erkundungen anzustellen. Dabei kommt man aber nicht automatisch ums Leben, die meisten der Stollen haben ausreichend Sauerstoff, aber eben nicht alle. Zumindest will man nun Galerie für Galerie einteilen, in gefährliche und ungefährliche, die Frage dabei wird wieder sein, wer macht das, weil die gebohrten und gesprengten künstlichen Höhlen in Privatbesitz sind. - Da ist schon die Inselregierung gefragt und muss sich mit den Eigentümern lieber lang als kurzschließen, um da auf der sicheren Seite zu sein. Wenn man dann tatsächlich es auch noch hinbekommt, einige dieser Galerien für die Besucher zu öffnen und mittels Informationsmaterial unsere Form der Wassersuche erklärt, dann wäre das doch ein feiner Pluspunkt auf vielen unserer Wanderwege. - Wer sich allerdings um die vielen Höhlen auf La Palma kümmert, die auch zum Teil kaum Sauerstoff enthalten oder dick mit Schwefeldämpfen vernebelt sind, das wird wohl weiter ungeklärt bleiben. - Da ist auch Eigenverantwortung angesagt, man steckt seinen Kopf einfach nicht ungefragt in fremde Höhlen und Stollen und im Zweifelsfall bleibt die Neugier lieber unbefriedigt. - Das ist meistens sehr gesund.



Montag 26.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 21 % Luftdruck 1027 hPa
Höchsttemperatur heute 27,0 Grad - niedrigste Temperatur 14,4 Grad

Pulpitis

Ich meine damit nicht die Zahnmarkentzündung, obwohl es sich bei unserer Pulpitis auch um eine sehr unangenehme Pathologie handelt. - Pulpo ist eigentlich der achtarmige Tintenfisch, den man so elegant im Wasser und so verführerisch im Salat antreffen kann und steht für ein modernes Verkehrsärgernis, welches sich auf Deutsch wohl Kreisverkehr schimpft. - Vor vielleicht 15 - 20 Jahren, so genau weiß man das in meinem Alter nicht mehr, schwappte auch diese pandemische Seuche bis nach La Palma und man baute den ersten außerstädtischen Kreisverkehr nahe der Kaserne "El Fuerte". Damals war während der Bauzeit die normale Straße gesperrt und plötzlich eines Tages musste man, um zur Kaserne zu gelangen, oder nach Los Guinches, durch gleich zwei Kreisverkehre fahren. Das war ein Schock für uns seinerzeit, das kannten wir nicht, entfernt man sich doch gefühlsmäßig auf einem Kreisverkehr auch mal kurzzeitig von seiner eingeschlagenen Richtung. - Monate dauerte es, bis die ersten Fahrzeuge die richtigen Ausgänge fanden und die ganze Insel diskutierte seinerzeit über diese "Pulpos". So nannte man die seinerzeit und heute sagt man auch so dazu, es sei denn man steht auf so einen Quatsch, dann nennt man diese Platz fressenden Irrgärten "Rotondas".

Mit der Zeit haben wir uns daran gewöhnt, dass man so die neue verkehrstechnische Zeit einläuten will, irgendjemand hat mal gesagt, solche Bauten sind gut, modern und sicherer als Abzweigungen und weil wir Herrn Irgendjemand immer alles glauben, hat diese Insel inzwischen ein erkleckliches Sümmchen dieser Pulpos aufzuweisen. - Jetzt ist ein neuer hinzugekommen, besser gesagt, wird gerade gebaut und dazu musste man eine nette kleine Kneipe weghacken, die so ziemlich jeder La Palma Urlauber kennt: El Negrito in Todoque. - Die wenigsten waren drin, aber man fuhr halt immer darauf zu wenn man Richtung Puerto de Naos in Todoque ankam und wer links abbiegen wollte nach San Nicolas, der musste um die Kneipenverkehrsinsel herum fahren. - Auch eine Art Kreisverkehr, mit einer Kneipe in der Mitte, damit konnten wir umgehen. Nun soll der Verkehr modern nach San Nicolas geleitet werden und das heißt, Kneipe weg und einen Kreisverkehr geschaffen, der alle, zwischen Los Llanos und Puerto de Naos fahrenden Autos erstmal kräftig aufhält. - Vielleicht will man uns so die Autobahn schmackhaft machen, denn die wird nicht von Kreisverkehren unterbrochen, die soll es nur bei den Auf und Abfahrten geben, eben unser täglicher Pulpo. - El Paso hat seit zwei Jahren ja auch seinen Tintenfisch, völlig unmotiviert oberhalb der Shell- Tankstelle. Viele munkelten, der ist ein Vorbote der kommenden Autobahn, ist er aber nicht, die Autobahn würde weiter südlich verlaufen. Dieser Pulpo dient lediglich dazu, alle aus El Paso kommenden Autos, die auf der Shell-Tankstelle halten wollen oder im Möbelhaus daneben eine Schrankwand kaufen wollen, von oben wieder an ihr Ziel zu führen, denn man darf nun auf der zum Tunnel führenden Straße nicht mehr links abbiegen. - So viel Ehre für eine Tanke und ein Möbelhaus, so viele Unfälle durch genau diese fragwürdige Verkehrsführung, da kommt man auf der Hauptverkehrsader der Insel gefahren und muss plötzlich klein beigeben, weil Pepe tanken muss. Ja, wir lernen auch das, aber vorher lassen wir es noch gewaltig krachen, wir geben nicht so gerne klein bei…



Montag 26.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 44 % Luftdruck 1024 hPa

Weiterbildung für Bauern

Unsere Landwirtschaft geht durch schwere Zeiten. Dabei darf man die Bananen ruhig außen vor lassen, das ist ein anderes Thema und hat mehr mit der Globalisierung zu tun als mit unseren Nöten und Möglichkeiten einer Landwirtschaft ohne Subventionshilfen. - Früher, als alles noch anders war, aber nicht unbedingt besser, exportierte man Kartoffeln, Mandeln, Wein, Obst und weiteres Gemüse aus La Palma. Meist auf die anderen Kanareninseln, aber auch bis aufs spanische Festland. - Das ist nun nicht mehr, inzwischen können wir uns nicht mal mehr selbst versorgen, nur Wein und Bananen haben wir zu viel, Ergebnis einer versuchten Steuerung ohne sich weiter reichende Gedanken darüber zu machen. - Jeder der Geld verdienen muss und sich dem freien Markt mit seinen Produkten stellt, ohne einen Hilfstopf angraben zu können, der stellt die Hacke in die Ecke und stellt fest, es lohnt sich nicht mehr in der Erde zu graben, von dem Geld, welches ich auf dem Markt für meine Produkte bekomme, kann ich nicht leben. - Die Folge, immer mehr landwirtschaftlich genutzte Fläche liegt brach und den Markt für diese, nun fehlenden Produkte überlässt man stillschweigend billiger Importware, egal woher. - Nur in Nischen spielt sich noch so etwas wie Handel mit unseren landwirtschaftlichen Produkten ab, die Wochenendmärkte und ein kleiner, aufkeimenden Biosektor fordert unsere Landwirte noch. - Der Rest schmeißt die Hacke hin, oder pflanzt Wein, der dann unseren Weinsee noch größer macht, oder pflanzt nur noch für den Hausgebrauch, denn das, was da in den Supermärkten zum Teil an Frischware liegt, das kann einem Bauern nur die Scham und Abscheu abringen.

Wieso weshalb warum, das so gekommen ist, das ist eigentlich ganz einfach. - Sinkende Nachfrage durch mehr Importe schwächen die heimische Produktion und der Verbraucher ist nicht willig zu erkennen, dass man für Handarbeit, und als etwas anderes kann man unsere Landwirtschaft nicht bezeichnen, mehr Geld anlegen muss als für Massenware aus großflächiger landwirtschaftlicher Produktion. - Der Landwirt auf der Gegenseite ist unfähig sich auf diese neue Situation einzustellen und anstatt mit neuen Strategien und Marketing dagegen anzugehen, resigniert er. - Da will nun das Biosphärenkonsortium eingreifen und für interessierte Landwirte Kurse anbieten, in denen man nicht nur über einen moderneren Umgang mit seiner Scholle spricht, sondern auch über Vermarktung und dass dieser Teil der volkswirtschaftlichen Tätigkeit mindestens so wichtig ist, wie das Bearbeiten der Felder selbst. - Man zielt darauf hin, eine Marke zu schaffen, die sich in Richtung ökologischer Landwirtschaft begibt, aber in einer langjährigen Übergangslösung erst mal verhalten wird. - Also keine radikalen Schnitte, sondern langsame Sensibilisierung für die Möglichkeiten einer alternativen Produktion und auch Vermarktung. - Hört sich gut an, ist sicher auch der richtige Weg, der dann vielleicht mal wirklich in der großflächigen ökologischen Landwirtschaft aufgeht. - Bis dahin kann man sich nur bemühen die zerrissene Kette, Landwirt - Handel - Konsument wieder einigermaßen auf die Beine zu stellen und wir Verbraucher müssen auch unseren Teil dazu beitragen und regionalen Produkten mehr Aufmerksamkeit schenken.



Sonntag 25.02.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute 22,9 Grad - niedrigste Temperatur 12,5 Grad

Mehr Wähler als Einwohner, wie ist das möglich?

Manche Sachen machen mich immer wieder stutzig. - Am 27. Mai sind hier Kommunal und Provinzwahlen, die Gemeinden erhalten eine neue Besetzung, die Inselparlamente und auch das Regionalparlament, das Gobierno de Canarias. - Diese Wahlen sind hier in Spanien bedeutender als in Deutschland, unsere Autonomiegesetze gehen weit über das hinaus was der deutsche Föderalismus kennt, mit ein paar Ausnahmen können wir hier tun und lassen was wir wollen und kümmern uns oft wenig darum, was Madrid von uns will. - Prinzipiell müsste man ja meinen, in einer Gemeinde leben X Einwohner und davon sind, X - Menschen unter 18 Jahren wahlberechtigt. - Das ist hier aber nicht so, ein Gesetz bestimmt, dass verzogene Bürger auch das Wahlrecht behalten, nicht nur das Nationale, sondern eben auch das Kommunale. - Das gilt übrigens nicht für Menschen, die in ein Land der EU ausgewandert sind, denn dort haben sie ja kommunales Wahlrecht. Nun sind aber die meisten Palmeros eher über den Atlantik Richtung Westen aufgebrochen und sitzen irgendwo in Süd, oder Mittelamerika. Für diese Menschen existiert der "Censo Español de Residentes Ausentes" (CERA) und selbst wer seit 25 Jahren in Venezuela seinen Geschäften nachgeht, der kann immer noch mitbestimmen, wer denn der Bürgermeister seiner Heimatgemeinde sein soll. -

So kommt es, dass in manchen Gemeinden tatsächlich mehr Wähler an die Urnen gerufen werden, als Menschen dort wohnen. - Auffällig sind allerdings die Unterschiede, manche Gemeinden haben extrem viele unkommunale Kommunalwähler, in anderen Gemeinden sind es eher weniger. - Diese Schiefstände sind seit jeher nicht bei jeder politischen Gruppierung beliebt, lässt es sich doch hervorragend munkeln um etwaige Mauscheleien, denn wer weiß denn schon, wo die vielen Wahlbriefe hinkommen, die man da verschickt. - Bisher blieb es allerdings immer bei Vermutungen, es konnte noch kein Wahlbetrug nachgewiesen werden, also muss man das so akzeptieren. - Die Zahlen sind wirklich sehr interessant. So hat zum Beispiel Garafía nur 1.886 Einwohner, aber 2.331 Wahlberechtigte, 1.357 Menschen die in Garafía wohnen und 974, die in der Welt verstreut ihr Glück suchen und es hoffentlich auch gefunden haben. - In Barlovento können 1.904 Einwohner wählen und 988 Nichteinwohner, denn wer nicht in einem Ort wohnt, der ist doch kein Einwohner, so deute ich das nach meiner beschränkten Logik. Weitere Gemeinden mit einem ziemlich schrägen Wahlregister sind Mazo, da wählen 3.497 Menschen die vor Ort sind und 1.477 die sich sonst wo herumtreiben. Dagegen nehmen sich die großen Städte eher zivil aus, wählen in Santa Cruz 13.569 "Hiesige" und 1.660 "Weggroaste" (Bayrisch das Gegenteil von Zuagroaste). Auch Los Llanos hat einen eher lokalen Wählerstamm, bei immerhin 14.070 einheimischen Wählern, stehen "nur" 972 Menschen auf der Liste der Spanier welche im Ausland leben. - An zwei Dingen möchte man solche Unterschiede meist erklären. Gerade die kleinen Gemeinden haben aus Gründen der geringeren Struktur mehr Emigranten aufzuweisen als die Metropolen. - Da kann man sicher einen der Gründe für einen solchen Schiefstand finden. Andere aber meinen, manche Gemeinden gehen nicht sehr pfleglich mit ihren Meldelisten um und denen ist es ganz angenehm, wenn man viele Briefwahlstimmen zur Verfügung hat. - Ein Schelm der böses dabei denkt. - Ich stelle mir gerade vor wie das wäre, wenn ich immer noch in der kleinen Gemeinde im Bayrischen Wald aus der ich genetisch stamme meine Stimme abgeben könnte, ich würde sicherlich einer extremem Randgruppe zugeordnet werden müssen. - Ich bin ja auch nicht wirklich ausgereist, eigentlich bin ich geflohen und habe in Spanien politisches Asyl erhalten…



Sonntag 25.02.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1024 hPa

Die Unelco ist mit an Bord

Jetzt kann die Sache was werden, unser Energieversorger, die Unelco-Endesa will mit in das Geschäft um die erneuerbaren Energien einsteigen. - Das ist so wichtig, denn Grüngeschwafel und permanente Nachhaltigkeitsbrocken aus Politikermund sind leider auch nachwachsend, aber ganz selten nachhaltig. - Die Unelco macht das natürlich nicht aus eigenem Antrieb, die würde lieber bis zum Sankt Nimmerleinstag einfach Strom aus Diesel produzieren, dann das ist immer noch viel billiger als alternative Energie, aber eben nur NOCH. Ohne die Energieversorger geht aber auch nichts, man kann zwar mit vielen kleinen Hausanlagen allerhand an Strom produzieren, aber es wird immer eine öffentliche Grundlast geben, die befriedigt werden muss. - Was haben wir, Photovoltaik, Wasserkraft und Windenergie. Alle Systeme haben ihre Vor, aber auch Nachteile und die Unelco will nun Wind und Wasserkraft miteinander verbinden, um uns bei Flaute auch mit Strom versorgen zu können. - Eigentlich sind wir eine windumtoste Insel, es gibt aber auch Zeiten, da rührt sich kein Grashalm im Wind und wenn die großen Mühlen sich nicht drehen, dann gibt es auch keinen Strom. - Ist irgendwie logisch und auch am Sonntagvormittag zu verstehen.

Unser Stromversorger sieht gute Chancen auf La Palma in der Kombination von Wind und Wasser und will dabei das Wasser als Energiereserve nutzen. - Wie soll das gehen? - Eigentlich auch wieder ganz einfach. - Ein Teil der durch Windkraft gewonnenen Energie soll dazu benutzt werden, Wasser in hoch gelegene Speicherbecken zu pumpen, um dann, bei Flaute wieder zum Antrieb von Turbinen ins Tal gelassen zu werden La Palma bietet ja den Vorteil sehr steil zu sein und wenn man das Wasser große Höhenunterschiede nutzen lässt, dann muss auch die genutzte Menge nicht so groß sein wie bei üblichen Wasserkraftwerken, die eine Wassersäule von vielleicht 100 Metern Höhe ausnutzen. - Bei uns könnten es mehr als tausend Meter sein, man muss das alles nur wollen. - Meine Lieblingsidee mit der geothermischen Wärmegewinnung muss ich leider wohl begraben, da treten zu viele Probleme auf, die auch wieder rein kanarischer Natur sind. - Die Nähe zu den heißen Stellen ist zwar gegeben, doch ist unsere Insel nicht stubenrein, unter der Wasserlinie sind wir nass. - Durch tausende kleiner Kavernen und dem rissigen Basaltgestein kommt man auf dieser Insel, immer wenn man unter Meereshöhe bohrt, auf Salzwasser. - Das ist nicht weiter schlimm, aber dieses Salzwasser würde die notwendigen Bohrlöcher immer wieder versintern und zu solch extremem Mehrkosten führen, dass wir wohl auf andere Energiequellen zurückgreifen müssen. -



Samstag 24.02.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute 18,8 Grad - niedrigste Temperatur 11,6 Grad

Samstagabend

Was wären wir ohne Bea und Achim. - Samstagabend bin ich inzwischen so unliterarisch, dass mir schon lange nichts mehr einfällt. Da bin ich nur noch abuelafähig und das auch nur, wenn meine Frau und meine Kinder mich dorthin schleifen. - Allerdings wehre ich mich wenig…

Dafür gibt es zwei neue Photostrecken. Achim hat den "Día de los Indianos" auf seiner teuren Digicam festgehalten und zum ersten Mal den Knopf für "Polvo-Brilliance" entdeckt. - Das ist eine endemische Kameraeinstellung, unter dem Menue "künstlerische Effekte" zu finden und verleiht manchen Aufnahmen dadurch extreme Authentizität. HIER geht es zu den Photos.

Um nicht zu ostseitenlastig zu werden, haben auch meine Kinder Photos mitgebracht vom Karnevalsumzug in Los Llanos. HIER geht es auf die Westseite.


Dia de los Indianos

…oder: Es liegt was in der Luft (und das ist Polvo).

Was das eigentlich ist, der "Indianertag" in Sta.Cruz, das hat Mathias an dieser Stelle vor einigen Tagen ja schon beschrieben. Trotzdem wollen wir uns das Spektakel nicht entgehen lassen und beschließen, live dabei zu sein. Dabei wollen wir aber nicht die gleichen Fehler machen, die wir bei unserem Besuch vor zwei Jahren gemacht haben. Deshalb wird vorher noch schnell die entsprechende Ausrüstung besorgt:

Weiße Kleidung: Unentbehrlich an diesem Tag! Wer unvorbereitet oder unbewusst in das Getümmel eintaucht und dabei dunkle Kleidung trägt, der outet sich sofort als Tourist oder Ignorant und macht sich damit garantiert zur Zielscheibe sämtlicher Pulverwerfer. Man wird dann so lange ausgiebig bestäubt, bis man in der Menge nicht mehr auffällt. Wir haben deshalb schon bei der Anreise vorsorglich weiße Hosen und Hemden im Gepäck gehabt. Zusätzlich haben wir uns hier noch Strohhüte gekauft. Die sind besonders für Brillenträger unverzichtbar, weil das aufsteigende Pulver sich auch irgendwann mal wieder herabsenkt, und dann hört man gar nicht mehr auf zu putzen.

Polvo: Schon lange vor dem eigentlichen Fest steht es in allen Supermärkten in unglaublichen Mengen zur Verfügung. "Talco perfumado", was nichts anderes ist als Talkumpuder, wie es für zarte Babyhaut Verwendung findet (manchmal allerdings auch in der vorbereitenden Medizin, aber darauf will ich hier nicht weiter eingehen). Ohne eigenes Polvo zum Indianertag zu gehen, das ist so, als hätte Gary Cooper zum Showdown in "High Noon" seinen Colt vergessen. Auch wenn man sich gar nicht traut, andere damit einzustauben, so kann eine entsprechen groß gewählte Puderdose auf andere doch einen nicht zu unterschätzenden Abschreckungseffekt haben und man selbst kann auf diese Weise möglicherweise so mancher Attacke entgehen.

Getränke: Als unerfahrener Festbesucher sollte man unbedingt einen ausreichenden Vorrat an Getränken dabeihaben. Es lässt sich im Getümmel nun mal nicht vermeiden, dass ein nicht unbeträchtlicher Anteil des Pulvers seinen Weg in die Luft- bzw. Speiseröhre findet (Augen, Nase und Ohren will ich hier gar nicht erwähnen). Diesen gilt es hin und wieder auszuspülen. Ich mache das vorzugsweise mit Wasser, viele einheimische Teilnehmer scheinen aber mit "Cuba libre" auch recht gute Erfahrungen gemacht zu haben. Ganz empfindliche Naturen tragen sogar einfache Atemschutzmasken.

Digicam: Kann man mitnehmen, muss man aber nicht. Ein echter Fotograf würde seine teure Ausrüstung niemals freiwillig dem Polvo aussetzen. Warum nicht? Weil es sich am liebsten auf Kameralinsen absetzt und sich dort auch nachhaltig festkrallt. Das kann man nicht mal so eben wegpusten. Da ist "Wischen impossible". Ich habe es trotzdem versucht und einige Fotos gemacht. Im Verlauf des Tages sah das Ergebnis dann aber immer mehr so aus, als wären wir in starkes Schneetreiben geraten. Macht nichts, mir gefällt`s. Und die Kamera ist auch schon wieder mehr oder weniger sauber.

So ausgerüstet mache ich mich also am Indianertag auf den Weg nach Sta. Cruz. Bea ist schon dort und wartet auf mich. Unterwegs stelle ich fest, dass mindestens jedes zweite Auto, das ich sehe, vollbesetzt ist mit weiß gekleideten Leuten. Und alle wollen nach Sta. Cruz. Das gibt mir die Gelegenheit, mir eine halbe Stunde lang zu überlegen, wo ich wohl parken soll. Schon Kilometer vor der Stadt ist jeder Parkplatz besetzt. Am Stadtrand sehe ich jede Menge Fußgänger in weiß, die dem Stadtkern zustreben. Es staubt auch schon mächtig und die Straße sieht aus, als wäre Raureif darauf. Also gut, Augen zu (natürlich nur sprichwörtlich) und durch. Ich habe tatsächlich Glück und finde am anderen Ende der Stadt einen Parkplatz. Keinen offiziellen, aber eben einen Platz. Ist ja Karneval. Wird schon gut gehen. Allerdings habe ich jetzt ein ganzes Stück zu Fuß vor mir, aber das macht mir nichts aus.

Ich wandere also durch die Altstadt zum Zentrum des staubigen Treibens. In einer stillen, verträumten Gasse treffe ich auf eine junge Palmera mit ihrem etwa sechsjährigen Sohn. Ich grüße freundlich: "Buenos tardes". Sie grüßt freundlich zurück und der junge Knabe wirft mir grinsend eine handvoll Polvo direkt in die Fr…. (das schreibt man nicht, auch wenn es die Situation genau trifft) ins Gesicht. Man muss es wohl dem Geist des Indianertags zuschreiben, der mich scheinbar schon durchdrungen hat, dass ich mit einem fröhlichen "Gracias" einfach weitergehe.

Je näher ich dem Zentrum komme, desto polvorisierter wird die Luft. Und es wird lauter. Aus jeder Kneipe dröhnt Musik und die zusätzlich aufgebauten Getränkestände tun ihr Möglichstes, diese noch zu überflügeln. Ich finde Bea und wir beide finden eine relativ ruhige Ecke, von der aus wir uns den Umzug ansehen wollen. Der findet aber scheinbar gar nicht mehr statt. Wir können leider nur eine einzige Trommelgruppe ausmachen, wo es noch vor zwei Jahren mehr als ein halbes Dutzend waren. Dafür sehen wir aber jede Menge fröhliche Palmeros (der eine oder andere Zugereiste ist auch dabei), fast alle ganz in weiß oder beige gekleidet und herausgeputzt. Sie spazieren herum oder tanzen ausgelassen und gut gelaunt zu südamerikanischer Musik. Dabei vernachlässigen sie auch keinesfalls die oben erwähnte Spülung der oberen Atemwege. Alles in allem eine ansteckende, ausgelassene aber trotzdem friedliche Stimmung, die man einmal erlebt haben sollte.

Was uns noch auffällt sind die Hüte, jede Menge Hüte. Es scheint kaum jemand unterwegs zu sein, der keinen Hut trägt. Männlein wie Weiblein. So viele waren es vor zwei Jahren nicht. Aber uns gefällt es. Und mit dem Polvo scheint man auch etwas dezenter umzugehen. Wohl staubt es mächtig in den Straßen und jeder bekommt hin und wieder eine Ladung ab, aber wir haben das viel exzessiver in Erinnerung. Nun ja, die kann ja auch mal trügen.

Auf dem Weg nach Hause kommen wir ungeschoren durch zwei Polizeikontrollen. Wäre ja auch gelacht bei meinem Wasserkonsum. Zu Hause angekommen geht es dann allerdings erstmal ausgiebig unter die Dusche (man glaubt ja gar nicht, wohin sich Polvo überall verirren kann). Das Zeug macht zwar kurzfristig eine glatte Haut, aber bei den Mengen besteht die Gefahr, dass man ständig an sich selbst abrutscht.

Fazit: Ein lohnenswerter Tag, den wir nach Möglichkeit im nächsten Jahr wiederholen möchten. Wir würden uns aber wünschen, dass die traditionellen Anteile nicht noch mehr verwässert und vom Jahrmarktsrummel zurückgedrängt werden.



Samstag 24.02.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1023 hPa

Der fliegende Galizier

Unsere Freude ist enorm, unser Glück perfekt, es gibt wieder ein Schiff, welches La Palma direkt mit dem spanischen Festland verbindet. - Groß war die Empörung, als man uns die Juan J. Sister weggenommen hatte, die so lange und so zuverlässig uns mit dem spanischen Festland verbunden hatte. - Die Compania Trasmediterranea, die als Ex-Staatslinie immer den Fähr, aber auch Frachtverkehr für ganz Spanien übernommen hat, ist sein 2003 im Mischkonzern "Acciona" aufgegangen und die Reedereisparte nennt sich nun "Accion Trasmediterranea" und soll seit dem die Shareholder glücklich machen und nicht mehr die Reisenden. - So kam es zum Aus für die Juan J. Sister und damit auch zur direkten Schiffsverbindung La Palma - Iberische Halbinsel. - Seit dem drängen Politik, Verbände aber auch die Presse, eine neue Schiffsverbindung La Palma - Peninsula einzurichten und nun hat man einen Kompromiss gefunden, der nach außen ganz nett aussieht, aber auch seine kleinen Tücken hat. - Das neue Schiff, die "Superfast Galicia" ist kein Passagierschiff, sondern ein Frachtschiff für die Aufnahme von Kühltrailern, kann aber auch ein paar Passagiere mitnehmen, in Vierbett-Kabinen. - Die sind eigentlich dazu gedacht, LKW-Fahrer mitzunehmen, die dann ihre Fracht weiter begleiten. Inzwischen werden aber fast nur noch die Trailer selbst verschickt und am Zielhafen von einem neuen LKW übernommen. - Selten, dass noch ein kompletter Zug verschifft wird, bei der Hauptfracht, den Bananen, ist es längst nicht mehr so.

Allerdings ist das Schiff, so wie der Namen es vorgibt, schneller als die, Neptun habe sie selig, alte Juan J. Sister. - Der Fahrplan sieht folgenden Route vor: Valencia - Arrecife (Lanzarote) - Las Palmas (Gran Canaria) - Santa Cruz de Tenerife - La Palma - Valencia. - Die Ankunft auf La Palma ist für Samstag früh vorgesehen und um 13:00 Uhr soll es dann weitergehen, direkt nach Valencia. - Also nicht mehr Cadíz wie die Juan J. Sister, sondern gleich ein paar hundert Kilometer weiter "hinauf" ins Mittelmeer. Das nicht, um den Mitteleuropäern eine Freude zu machen, sondern dahin gehen die meisten Bananen und damit verdient dieses Schiff auch sein Geld. - Es ist also wohl der kleinste gemeinsame Nenner, den Politik, Verbände und die Reederei gefunden haben, dem Sehnen La Palmas nach einer direkten Schiffsanbindung aufs Festland, und dem wirtschaftlichen Verlangen einer modernen Reederei zu finden. - Ich will es keinen faulen Kompromiss nennen, man muss, als Kind der Marktwirtschaft, die Spielregeln anerkennen und anders wird sich die "Acciona Trasmediterranea" auch nicht auf ein Spielchen einlassen. - Damit sind natürlich die naiven Träume unserer Politiker ausgeträumt, wir bekämen für La Palma so ein wunderbares Fährschiff wie die "Sorolla", denn davon sprach man hier immer. - Wer direkt vom spanischen Festland nach La Palma will, der muss auf einem Frachtschiff Platz nehmen, in einer Viererkabine, aber so soll man einen Haufen nette Menschen kennen lernen. - Ahoi fliegender Galizier!



Freitag 23.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 20,2 Grad - niedrigste Temperatur 12,6 Grad

Mar de Fondo

Ein donnernder Gruß aus mehreren tausend Kilometern Entfernung, besuchte Puerto de Tazacorte erneut und nun ist wieder Sand fegen angesagt. - Im Winter tauchen diese Kilometer langen Wellen eigentlich mit ziemlicher Regelmäßigkeit auf und branden dann mit enormer Wucht an die Nordwestküste La Palmas. Im Gegensatz zu Sturmwellen, welche das Meer aufpeitschen und mit Schaumkronen überziehen, kommen diese langen Wellen auf glattem Wasser angelaufen und brechen sich erst an der Uferzone, dann aber mit beeindruckender Gewalt. - Diesen Winter kamen diese Monsterwellen das erste Mal so bedrohlich daher, aber dieser Winter ist ja eh nicht normal, so regnete es aus heiterem Himmel heute Nachmittag einen lächerlichen Millimeter, der aber zu großer Unpässlichkeit in unserer Bauknechtseligkeit führte. - Man hätte aber heute Morgen schon etwas ahnen können. - Mar de fondo war angesagt, aus Nordwest mit Wellen von 5 - 6 Meter Höhe. - Ich kann nicht nachprüfen ob die Wellen so hoch waren, aber man konnte die Brandung bis hinauf zu uns nach El Paso hören. Das bedeutet Dreierlei: Dass man ganz früh aufgestanden ist und noch kaum Verkehr unterwegs ist, die Wellen sehr hoch sein müssen und dass Westwind herrschen muss, der die Geräusche zu uns nach oben trägt. - Das hätte uns aber schon wieder hellhörig machen müssen, noch vorhandener Westwind, trotz Hochdrucklage, der lässt auch mal die Passatwolken auf unserer Seite eine schwache Blase demonstrieren.

Gut, das war nur die umständliche Beschreibung für einen Hochdruckbetriebsunfall, hatte ich doch Bauknecht bis zum Monatsende angekündigt und nun versaut so ein Millimeter Niederschlag die Vorhersage. - Wir wollten aber über die hohen Wellen sprechen, die Puerto de Tazacorte dann immer mal wieder heimsuchen und den netten kleinen Strand an der alten Hafenmole dann kräftig aufmischen. Von Strand kann man danach nicht richtig sprechen, der Sand wird in Richtung des Barrancos de Las Angustias geschoben und auf dieser, vom Atlantik selbst gebauten Rampe, schwappen dann die Wellen auch über die Promenade. - Das bügelt ein Raupenschlepper schnell wieder aus, da hat man schon Erfahrung mit. - Man kann aber bei solcher Brandung immer nur wieder die Menschen warnen, sich dieses Schauspiel aus sicherer Entfernung anzusehen. - Natürlich ist es da, wo die Monsterwellen sich an schroffen Felsen, oder der neuen Hafenmauer brechen am spektakulärsten, aber diese Wellen sind so launisch und unterschiedlich groß, dass oft dort, wo eben noch labberiges Lagunenwasser Friede vortäuschte, ganz plötzlich ein Inferno losbricht. - Noch etwas Tückisches haben diese Wellen, denen fehlt ja jeder Sturm, der von alleine bereits die Sinne warnt. - Die nachfolgenden zwei Bilder sind von den Stach-Kameras und zeigen den Strand von Tazacorte heute Vormittag und ein Bild aus unserer "Stach-Cam", auf dem man die langen Wellen auch erkennen kann. - Man muss zwar genau hinsehen, aber wir sind ja auch ein zackiges Stück weit weg vom Atlantik und wenn man von uns aus diese Wellen sehen kann, dann donnert es in Tazacorte gewaltig.







Freitag 23.02.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1024 hPa

Geologische Zeiträume

Eine gute Idee funkelt da aus dem Rathaus von Los Llanos, es scheint tatsächlich noch etwas anderes zu existieren außer dem Wahlkampf und den Flächennutzungsplänen, zumindest denkt man erneut über etwas nach, über das man schon lange hätte nachdenken sollen. - Es geht um die Vulkanröhre von Todoque, eine der längsten erreichbaren und bekanntesten Vulkantuben der Insel. - Diese markante Höhle entstand während des Ausbruchs des San Juan und zeigt in beeindruckender Weise die Abläufe im Inneren eines Lavastromes. - An der Oberfläche kühlt der Lavastrom natürlich zuerst ab und wird fest, darunter aber bewegt sich die flüssige Lava weiter und zum Teil entstehen echte Ströme, die erst nach Kilometern wieder an die Oberfläche gelangen und dann erstarren. Fließt nun die Lava in solch einem Stollen schneller ab als weitere Lava nachfließen kann, dann bleibt ein Hohlraum zurück, mit den typischen Charakteristika einer Vulkantube. Mich hat immer am meisten beeindruckt, dass die Seitenwände dieser Höhle völlig glatt sind und von tiefbrauner Farbe die an Schokolade erinnert, wo doch das gesamte Umfeld außerhalb der Röhre schwarz und alles andere als glatt ist, sondern spitz, steil und messerscharf zeigt sich die schneller erkaltete Lava an der Oberfläche. Da muss ich gleich eine Warnung anschließen, man sollte nie ohne Überblick oder Wissen in solch ein frisches Lavafeld gehen, knickt man um oder stürzt, dann sind glatte Schnittwunden das Beste was einem noch passieren kann, man kann auch furchtbar einstürzen, nämlich wenn man genau auf eine Stelle tritt, unter der ein Hohlraum ist.

Man sollte also nicht ohne Wissen zu dieser Höhle laufen, obwohl der Weg inzwischen ausgetrampelt ist, aber schon der Einstieg in Tube ist riskant und man sollte genau wissen, wo man hintritt. Nicht nur zur eigenen Sicherheit, denn man macht halt immer mehr kaputt von diesem Naturspektakel, jedes Steinchen was abknickt oder wegrutscht, verändert das Umfeld. Vor vielleicht zwei Jahren nun wurden 50.000 Quadratmeter Land als Schenkung an die Gemeinde Los Llanos übertragen und genau in diesem Land befindet sich die Vulkanröhre von Todoque. - Der Schenker war sich wohl im Klaren, dass es eine öffentliche Aufgabe sein muss, diese Röhre zwar für den Interessierten zugänglich zu machen, aber gleichzeitig den Schutz des Besuchers, wie auch der Höhle selbst zu garantieren. - Bislang geschah aber nichts, jeder der wollte der konnte da einfach hinlaufen, seine Fußabdrücke hinterlassen oder Schlimmeres. - Nun wird ein, nach Vorbild der auf Entjungferung wartenden Heiligen Quelle, auch über das weitere Schicksal der Vulkantube ein Wettbewerb entscheiden, dazu ruft nun die Gemeinde Los Llanos auf, besser spät als nie. - Mein Vorschlag, dort ein Übergangslager für kontaminierenden Planungsmüll einzurichten wurde abgelehnt, damit wäre ja auch die Frage der Endlagerung noch nicht gelöst und außerdem wollte man der Vulkantube von Todoque nicht derart heftig zu Leibe rücken. - Am besten wäre da natürlich auch ein Versuch, von Anfang an weniger Planungsmüll zu produzieren, aber was machen wir denn jetzt mit dem vielen zerbrochenen Glas, welches einfach schon durch die Idee an eine Autobahn, quer durch das Weltbiosphärenreservat, entstanden ist.



Donnerstag 22.02.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1024 hPa
Höchsttemperatur heute 20,2 Grad - niedrigste Temperatur 10,8 Grad

Nach La Palma fliegen

Man traut den Augen kaum, aber es ist wahr. Die Condor hat den Winterflugplan bereits jetzt im Februar aufgestellt und man kann schon seine Flüge für die Zeit November 2007 bis April 2008 buchen. - Sonst konnte man im April oder Mai damit rechnen, seinen Winterurlaub zu planen, damit hat man uns richtig überrascht, wie schön. - Die Preise machen auch Spaß, wenn auch sehr unterschiedlich nach Abflughafen und Termin, ich habe ein paar Strecken mal durchgespielt und war fast immer mit einem Endpreis von unter 200 Euro für Hin und Rückflug dabei. - Dabei meine ich nicht nur den reinen Flugpreis, sondern habe die, immer höher werdenden Treibstoff und Servicezuschläge bereits bedacht. - Wie sich die Preise im Laufe des Jahres verändern, wer weiß das schon und hat bei den Fluggesellschaften noch den Durchblick bei deren Preisstrategien, aber so früh im Jahr und dann so günstig anzubieten, das muss man halt einfach so stehen lassen und buchen was das Zeug hält. - Für manche wird das ziemlich ungewöhnlich, sich jetzt bereits auf einen Termin festlegen zu müssen, schiebt sich doch sonst der Zeitraum für die Urlaubsplanung immer mehr zusammen, weil doch die Erfahrung oft gelehrt hat, dass man kurz vor dem Termin plötzlich wieder günstiger an die Tickets kam, als ein paar Monate vor dem Termin. - Also ran ans buchen, Ferienhäuser kann man übrigens jetzt auch schon für den kommenden Winter mieten…

Nun kommt noch ein anderer Weg um nach La Palma zu reisen, der wohl die meisten Mitteleuropäer nicht so interessieren könnte, man kann ab März einmal wöchentlich dann von uns nach Sevilla fliegen. Air Nostrum, ein Regionalanleger der Iberia macht das möglich. Die Fluggesellschaft will, dieses Jahr bereits das Ostergeschäft mitnehmen und dann lückenlos bis zum Ende des Sommers diese Strecke bedienen, also irgendwann im September. - Letzten Sommer wurde diese Strecke bereits bedient und das mit Erfolg, also guter Auslastung und dieses Jahr traut man sich halt ein bisschen mehr. Riesig groß ist aber auch die eingesetzte Maschine nicht, ein zweistrahliger Jet "CRJ-200" der Canadair Bombardier mit gerade mal 50 Sitzplätzen und so minimiert man auch das Problem mit möglicher zu geringer Auslastung. - Man hofft auf weiteren Zustrom der Besucher vom spanischen Festland. Die sind hier in der Branche geliebt und gefürchtet, auf jeden Fall gibt es in diesem Sektor noch Zuwächse zu verzeichnen, wo doch der Besuch internationaler Gäste weiter bergab geht. - Geliebt werden die Gäste vom spanischen Festland, weil sie sehr spendabel im Urlaub sind. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass man als "Pepe Normalverbraucher" eigentlich nur einmal im Jahr überhaupt in Urlaub geht und sich dass dann ruhig einen Euro mehr kosten lässt und am Ziel selbst nicht knauserig ist. - Gefürchtet sind die Festlandsspanier weil sie unseren Lebensrhythmus völlig durcheinander bringen, die stehen ganz spät auf, sind dann den ganzen Tag über furchtbar hektisch und wissbegierig und gehen erst zum Abendessen, wenn unseren Wirten schon längst vor Müdigkeit der Kochlöffel aus der Hand zu fallen drohen. - Aber was soll es, es sind Gäste und die muss man bedienen wenn sie da sind.



Donnerstag 22.02.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1024 hPa

Bauknecht noch bis Monatsende

Wer jetzt nicht auf La Palma ist, der ist selber Schuld. - Gutes Wetter so lange der Kalender reicht und kein Tief kann die Bahn dieses Bauknechts kreuzen, zu stabil präsentiert sich unser natürliches Umfeld, der Nordatlantik. - Inzwischen ist auch hier im Aridanetal die Mandelblüte im voller Pracht und wir werden noch länger etwas davon haben, die Bäume haben sehr unterschiedlich auf die Niederschläge Ende letzten Monats reagiert und manche fangen erst jetzt an richtig zu blühen. - Die Umgebung El Pasos lädt jetzt wieder zu wunderbaren Spaziergängen ein, gerade die Gegenden um die Montaña Enrique und Tacande sind ein einziges Blütenmeer und Märchen. - Was für ein Unterschied zum Winter 2004/2005 in dem wir zwar keine Ewigkeitsrekorde brachen, aber im Februar nur an ein, vielleicht zwei Tagen überhaupt die, für uns so wichtige Temperaturmarke von 20 Grad erreicht haben. - Ohne jetzt genau zurückzublättern, ich glaube damals hatten wir im Februar über 200 mm Niederschlag, in diesem Februar ganze 22 Millimeter und es wird auch keiner mehr hinzukommen, so mutig bin ich jetzt ganz einfach mal. - Was dem Einen lieb und schön, dem der im Tourismus arbeitet, ist für andere nicht so gut, mein ganzes Mitleid gilt den Firmen die Heizungen verkaufen, die mochten den Winter 2004/2005 irgendwie viel lieber als diesen lauen Frühling, der einfach kein Winter werden will. - Man hat schon vor Kurzarbeit bei der Produktion von langen Unterhosen gemurmelt und ich muss gestehen, meine Schiesser Tausendsassa lang und grau, haben diesen Winter auch noch keinen Einsatz gehabt.



Mittwoch 21.02.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 21,2 Grad - niedrigste Temperatur 12,7 Grad

Starke Frauen an die Front

Wenn alles so läuft wie die Sozis sich das ausdenken, dann schreibt diese Insel im Mai Geschichte. - Man setzt voll und ganz auf die, aus Madrid zurückkehrende Mercedes Coello und möchte gerne, dass sie die erste Inselpräsidentin einer Kanarischen Insel wird. - Meinen Segen hat sie, nachdem Männer sich bislang sehr unglücklich in dieser politischen Welt hier bewegt haben und immer eher auf "Amigotum" setzten als auf tatsächliche Renovierung unseres politischen Apparatschiks. - Allerdings haut einem Mercedes Coello, im Umgang "Merche" genannt, einem gleich wieder alle Flausen und Träume um die Ohren, sie ist auch dafür, dass der touristische Sondernutzungsplan für diese Insel, der so oft beschriebene "PTE" schnellst möglich durch alle Instanzen wandert. - Vielleicht war ich auch wieder ein bisschen zu blauäugig, auch eine Frau alleine kann diesen verwursteten Zukunftsplan für diese Insel nicht so schnell durch ein neues Papier ersetzen. - Da liegt ja unsere Schwäche, der noch so junge Geist des Protestes hier, verfängt sich meist im süßen Chaos des Nein-Sagens und einiger wunderbarer Ideen, aber ein Alternativpapier hat noch keiner erarbeitet oder angeboten. - Immerhin hat Mercedes Coello gesagt, die Autobahn, die findet sie blöd und unnötig, ob sie allerdings mit einem eventuellen Koalitionspartner diese eigene Meinung dann auch noch vertreten darf, who knows.

Die beiden andern Frauen sind auch Sozis, da bietet Rita Gómez Castro in Los Llanos der 16 jährigen Regentschaft der Coalición Canaria die Stirn und möchte endlich das schaffen, was sie vor 4 Jahren nicht geschafft hat, Juan Ramon, einen der letzten Landvogte hier auf der Insel, in den leicht verdienten Ruhestand zu schicken. - Auch Rita Gómez wird in Los Llanos, falls sie die erforderlichen Stimmen erhält wohl nicht alleine regieren können, aber auch in der größten Stadt der Insel wäre es gut möglich dass die PSC/PSOE die meist gewählte Partei wird. - Nun zu uns nach El Paso, dort wo alles begann, da ist eine starke Frau bereits Bürgermeisterin und macht das, auch in den Augen vieler sehr unpolitischer Menschen sehr gut. - Vielleicht gerade, weil sie keine gewollte Politikerin ist, und auch überhaupt keinen Ehrgeiz entwickelt, eine spätere Laufbahn im Inselparlament und danach vielleicht sogar Provinzparlament anzustreben. - Die ist so viel Mensch, dass einem schwindelig wird und man eigentlich Angst um sie hat, der rüde Umgangston und der Lokalschmutz in einer so kleinen Stadt, könnte diese junge Frau in kürzester Zeit platt machen. - Sie wollte nie Bürgermeisterin werden, sondern sich einfach für Kultur engagieren und wurde so in der Liste der PSC in das Rathaus gewählt und auf den Platz 2 hinter Miguel gesetzt, der immer dafür ausgesucht war, unser Bürgermeister zu werden. - Erst durch den tragischen Tod Miguels rutsche Loli auf einen Posten, den sie nie wollte, aber bislang besser ausgeübt hat, als all die anderen, die ihn wollten. - Ob Loli wieder kandidiert, oder sich aus privaten Gründen zurückzieht, das hat sie noch nicht einhundertprozentig entschieden. - Für uns alle ist klar, wenn Loli sich erneut aufstellen lässt, dann kann die PSC in El Paso es schaffen, die meist gewählte Partei zu werden. - Für El Paso und die ganze Insel wäre das ein wunderbares Zeichen, denn gerade sie steht für eine neue Politik auf dieser Insel, in der die Bürger mit ihren Nöten wieder das Sagen übernehmen und nicht Einzelinteressen oder Lobbys die Zukunft unseres Umfeldes bestimmen. - Frauen an die Front, die Männer haben nichts gerissen! - (Bekomme ich jetzt ein paar Kröten aus der so dick gefüllten Chauvikasse zurück?)



Mittwoch 21.02.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1021 hPa

60.000 Indianer in Santa Cruz

Nein, ich habe sie nicht persönlich gezählt und bin auch ein bisschen skeptisch was diese Zahl angeht, aber wer will schon im Karneval kleinlich sein, wenn die Stadtväter ein bisschen phantasievoll mit Zahlen umgehen. - Neuer Rekord an Besuchern wird allemal gemeldet und das ist doch was, soll doch noch einmal jemand sagen, der Karneval sei ein Auslaufmodell. - Hier auf La Palma gab es auch niemanden, vielleicht noch niemanden, der es gewagt hat, so wie in Santa Cruz de Tenerife gerichtlich gegen die Geräuschbelästigung anzugehen. - Man könnte es gut erzogen so formulieren, der hätte es nicht einfach hier… - Nachdem die ersten Kopfschmerzen sich dem Aspirin langsam ergeben, sind die Mitarbeiter der Stadt schon längst dabei die Straßen wieder sauber zu machen. - Da habe ich mich öfter gefragt wie die das machen, eben noch feiert man zusammen und am frühen nächsten Morgen machen die schon wieder sauber, alle Achtung. -

Das Aufräumen ist nicht so sehr das Problem, auch wenn man von 16 Tonnen Müll spricht, die man an einem Vormittag weggeräumt hat, einen bleibenderen Eindruck hinterlässt auf alle Fälle das Talkumpulver, das kann man nicht einfach wegwischen. Auch wenn man mit der großen Wasserspritze rangeht, aus dem Kopfsteinpflaster der Altstadtstraßen ist dieses Pulver erst in Monaten verschwunden und in ganz versteckten Eckchen, wo nun überhaupt kein Besen oder Windhauch hinkommt, bleibt dieses Pulver auch noch bin nächsten Karneval liegen. - Das mag für den Betrachter einfach nur lustig wirken oder ein bisschen fremd, ist aber gar nicht so ohne, denn auf dem Kopfsteinpflaster herrscht dann besondere Rutschgefahr, die sich bei einsetzendem Regen so steigert, dass man den selben Effekt genießen kann wie bei der berühmten "überfrierenden Nässe". - Mit der Zeit, mit dem Wind, vielen Besenstrichen und Regenfällen verschwindet dann diese Rutschgefahr auch wieder und ich bin immer wieder erstaunt, warum die, meist angetrunkenen Karnevalisten beim Feiern nicht zu Tausenden ausrutschen, sondern erst am nächsten oder übernächsten Tag. - Vielleicht stellt man sich nüchtern viel zu steif an, um unbeschadet dieses rutschige Pflaster zu begehen, oder sind es die Geister der, nur langsam weichenden alkoholischen Sättigung im Gleichgewichtsorgan, die einen derart straucheln lassen. Wir werden es nicht erfahren, auch nicht bis zum nächsten Karneval.


Polvos y gentes

Photo von Indianer-Achim



Dienstag 20.02.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 21,9 Grad - niedrigste Temperatur 12,6 Grad

Potemkinsche Betten oder "Inauguritis"

Was der gute alte Potemkin sich so alles hat einfallen lassen, um seinen Zar versöhnlich zu stimmen, das muss ich Ihnen nicht erklären. Was Inauguritis bedeutet schon. Inaugurar bedeutet einweihen und wenn man ein "itis" anhängt, dann wird alles zur Krankheit, zumindest hier, denn Hartz Vieritis hört sich blöd an. - Das Wort "Inauguritis" ist hier durchaus häufig anzutreffen und hat was mit der altbackenen Öffentlichkeitsarbeit unserer Politiker und Verantwortungsträger zu tun. - Da werden Museen eingeweiht die noch kein Klo haben und noch kein Personal, Häfen in die keine Schiffe fahren, Sozialwohnungen die noch keine Türen haben und sowieso, Ideen die noch keine Finanzierung haben und meist auch keinen Sinn und Verstand. - Macht nichts, dann strahlt da jemand in die Fernsehkameras, die bekannten Größen schütteln sich die Hände und Schultern, was waren wir wieder groß und was haben wir Hundskerle da wieder für unser Volk alles auf die Beine gestellt. - Dabei muss man auch zeitlich ganz doll aufpassen, wenn man Pech hat, dann kommt eine Kommunalwahl dazwischen und dann weiht plötzlich die Ex-Opposition irgendein Machwerk ein, welches man sich doch selber ausgedacht hat. - Dieser Zeitdruck führt dann halt dazu, dass manche Bauten bei uns mehrere Einweihungen feiern. - Da wird dann die Grundsteinlegung gefeiert, dir Fertigstellung des Rohbaus, die Einrichtung ab dem ersten Stuhl und irgendwann kommt dann tatsächlich der erste Besucher und dann sind alle happy. Ein Ereignis, vier mal im Fernsehen, besser kann sich als Lokalpolitiker doch gar nicht medial vermarkten.

Nun hat diese Krankheit auch das Krankenhaus erwischt, schade eigentlich, dachte man doch, zumindest dort wäre man vor solchen Köpenickiaden sicher. - Nun steht das schmucke Ding seit sieben Jahren dort oberhalb des alten Flughafens und immer noch gibt es etwas einzuweihen. - Letztes Jahr hat man bereits neun Zimmer dazubekommen und dieses gefeiert, nun sind noch mal sechs in Betrieb gekommen und dazu ist sogar die oberste kanarische Gesundheitsrätin, María del Mar Julios zur Einweihung gekommen. - Nicht, dass diese Zimmer neu gebaut wären, die waren von Anfang an da, man hat sie einfach nicht benutzt, weil keine Notwendigkeit bestand und auch keine Ausrüstung für diese Zimmer vorhanden war. - Jetzt aber hat man diese Zimmer in Betrieb genommen und Fernsehen, Schreiberlinge und Inselgrößen waren vor Ort, um das bekannte Schulterklopfen und Lobpreisen der Damen und Herren zu würdigen. - Der Haken daran war nur, dass es keine Betten gab und keine Technik für die sechs neuen Zimmer und man sich aus anderen Stationen bedienen musste, um dem Fernsehen und der wichtigen Gesundheitsrätin die neuen Zimmer vorführen zu können. - Man hat sogar Patienten für ein paar Stunden aus dem Bett geholt und diese in die neue Abteilung geschafft, so ähnlich hat Potemkin auch gearbeitet. - Um aufrecht zu sein, diese Patienten brauchten die Betten in dem Moment nicht, die waren fit genug um sich ein paar Stunden auf einen Sessel zu setzen und man hatte diese auch gefragt, ob man sich das Bett und Nachtkästchen mal ausleihen durfte. Man hat also niemanden "aus dem Bett geschmissen" dazu. - Allerdings darf man sich fragen, ob solch ein Zirkus notwendig ist um medial präsent zu sein und wie lange sich die Einwohner dieser Insel solch einen Blödsinn noch gefallen lassen. - Tun sie auch schon nicht mehr, selbst die Hofberichterstatter, die sonst die potemkinschen Bauten nur genau von vorne betrachten, mussten sich zu dieser Geschichte äußern. Spott, Häme und weitere Politikverdrossenheit sind die natürliche Folge. - Nein, es ist eigentlich gar nicht schlimm so etwas, niemandem hat das wehgetan, die haben sich nur ein Eigentor geschossen. - Die große Frage bleibt aber immer wieder, für wie blöd halten die uns eigentlich, dass sie immer wieder solche Zoten bringen. - Neulich, ich glaube es war bei einer Einweihung, hat mich mal wieder ein Politiker angesprochen, ich möchte doch nicht immer so negativ über ihre Arbeit schreiben. Meine Antwort war: "Gib mir eine Chance!" - Gut, wir fangen gleich damit an: Heute hat niemand etwas eingeweiht was nicht fertig war und sonst hat auch kein Politiker Mist geredet, heute ist Faschingsdienstag.



Dienstag 20.02.07 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1019 hPa

Alles in einer Hand

Die Diskussion, soll man die Piste bis hinauf zum Ausgangspunkt der großen Caldera- Tour, Los Brecitos, komplett asphaltieren oder nicht, die ist noch nicht ausgestanden. - Allerdings dreht sich der Wind gerade wieder in Richtung Komplettasphaltierung, nachdem das "Patronato de Espacios Naturales" mit einfacher Mehrheit dieser Baumaßnahme zugestimmt hat. - Grünes Licht dafür hatte es bereits von der Nationalparkverwaltung und der Inselregierung gegeben, obwohl die Straße bis hinauf nach Los Brecitos eigentlich gar nicht im Nationalpark liegt, aber halt einfach nirgendwo anders hinführt. - Das ist alles sehr verwirrend, wer denn nun so etwas entscheiden kann, Nationalparkverwaltung, Inselregierung oder das "Patronato de Espacios Naturales" oder die übergeordneten Instanzen der Provinzregierung, da blickt noch keiner richtig durch. Allerdings hat man es sehr einfach, unser Inselpräsident ist auch gleichzeitig der Präsident des angesprochenen "Patronatos" - Ein Patronato ist eine Stiftung aber auch eine Schirmherrschaft, die eher für die Förderung der Erhaltungsmaßnahmen eintreten, allerdings werden diese Patronatos von der Inselregierung besetzt und da ist es längst kein Zufall mehr, dass Inselregierung, also Legislative, in den Stiftungen die gleichen Positionen vertreten. - Der Inselpräsident ist auch gleichzeitig Präsident vieler "Patronatos", das ist praktisch, da hat man alles in einer Hand. So sind diese Patronatos zu billigen Abnickgesellschaften geworden, obwohl auch Vertreter der Bürgervereinigungen dort Mitglieder sind. - Diese lehnten die Asphaltierung zwar ab, können aber gegen eine Stimmenmehrheit des "Clubs" nicht ankommen.

Dabei muss das überhaupt keine schlechte Idee sein, die Straße bis hoch nach Los Brecitos zu asphaltieren. - Wichtig dabei wäre halt zu beachten, wie man die Last für den Nationalpark steuert, also den Besucherstrom in Grenzen und im Zaume halten kann. - Die Hauptbefürchtung, und die liegt ganz offensichtlich vor einem, wenn jeder mit seinem PKW bis nach Los Brecitos bequem fahren kann, dann gibt es da oben erst mal einen gewaltigen Stau und man müsste die Straße nicht einfach nur asphaltieren, sondern auch noch breiter machen und Parkplätze schaffen. - Dann würden auch viel mehr Leute den Weg in die Caldera nehmen, das ist vom touristischen Blickwinkel sicher interessant, steht aber im krassen Gegensatz zur Aufgabe eines Nationalparks. - Je mehr Leute da herumlaufen, um so mehr Gefahr besteht für das sensible Ökosystem in dem riesigen Krater und zusätzlich wird es noch mehr Unfälle in der Caldera geben, wenn man auch Badelatschentouristen dann einlädt, weil man mit dem Auto bis "vor die Tür" fahren kann. - Bislang regelt sich das Wandereraufkommen auf zwei verschiedene Art und Weisen. - Da gibt es den Konditionsfaktor, man kann die Tour von unten beginnen und sich zu Fuß über den Campingplatz bis nach Los Brecitos hangeln, das geht aber gewaltig in die Beine. Oder aber man nimmt den Geldfaktor. Man lässt sich per Sammeltaxi vom Flussbett nach Los Brecitos fahren und läuft dann die Strecken, immer noch 7 Stunden, aber bergab. - Bislang haben diese beiden Maßnahmen immer dafür gesorgt, dass der Druck auf das Ökosystem Caldera nicht zu groß wurde und wer sagt denn, dass man immer alles ändern muss. - Letztendlich ist es ja auch die Gemeinde El Paso, die noch mehrere Worte mitzureden hat, denn alle Wege über die die gerade gesprochen haben liegen auf deren Gemeindegebiet. Unter der jetzigen Rathausbesatzung will man den Privatverkehr komplett aus der Caldera fernhalten und bereits an der Einfahrt zum Kessel Parkplätze errichten und dann ab dort per Bus oder Taxi den Ausflugsverkehr in den Nationalpark regeln, so wie das auch bald mit dem Aussichtspunkt "Cumbrecita" geplant ist. - So hat jeder seine Ideen und man kann nur hoffen, dass alle diese Vorschläge zusammen nicht einen Rückschlag für den Nationalpark bedeuten. Die Hauptfrage ist immer wieder die gleiche, geht es uns um den Nationalpark (möglichst wenige Besucher) oder darum, wie viel Nutzen (möglichst viele Besucher) wir aus dem Nationalpark schlagen wollen.


Caldera de Taburiente



Montag 19.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 19,0 Grad - niedrigste Temperatur 13,6 Grad

Indianer im Stau

Wer vom Süden kommend nach Santa Cruz will und das ist die Mehrheit, der sollte in den nächsten Wochen großzügig sein, mit seiner Zeiteinteilung, dort herrscht Dauerstau. - Grund dafür ist nicht der Karneval, sondern die Bauarbeiten zum Kreisverkehr, welcher die Zufahrt zur neuen Umgehungsstraße regeln soll. - Zu den Stoßzeiten entstehen inzwischen Schlangen von 2 Kilometer Länge, also zurück bis zum Abzweig, welcher die Autos von der Westseite auf die Straße zur Hauptstadt leitet. - Stau ist sonst nicht so unser Ding, zumindest wenn man Maßstäbe anderer Regionen oder Städte heran nimmt, aber in den letzten Tagen sind etliche Arbeitnehmer deutlich zu spät zur Arbeit gekommen, es geht dann halt einfach nicht voran und man kann schlicht nicht ausweichen, oder kommt von vorne herein dann über Las Nieves in die Stadt und auch da wieder heraus, denn auch für die, die Stadt in Richtung Süden verlassenden Autos stellt sich das gleiche Problem dar. - Ob man denn baulich eine bessere Alternativführung während der Bauarbeiten hätte machen können, sicherlich, man kann alles verbessern, aber man steht sehr unter Zeitdruck, denn die Umgehungsstraße soll noch vor den Wahlen am 27. Mai fertig werden, so hatte man es doch den Wählern versprochen. - So ist es jetzt auch die Opposition, die neben den tausend gestauten Autofahrern eine bessere Lösung verlangt, man kann ja auch sicher nicht erwarten, dass die Regierenden ihre eigene Leistung bei der Straßenbauplanung kritisieren.

In den jetzigen Tagen kommt noch ein weiterer Faktor hinzu, der Karneval. - Es muss grausam heute gewesen sein, seine weiße Fracht zum Indianertag zu bringen, da kommt noch vor der Hauptstadt das Nadelöhr mit der Baustelle und dann will man ja seinen Wagen auch irgendwie abstellen und das ist schon ohne Karneval und Baustelle in der Hauptstadt eine Qual. Die nun, Parkplatz suchenden Fahrzeuge, machen ein Durchfahren der Hauptstadt noch mehr zur Qual, man schleicht in Kolonnen eh schon mehr stehend als fahrend die Stadt entlang und jeder versucht sich noch in irgendeine Lücke zu klemmen, oder muss einen erneuten Anlauf versuchen. Dann geht das von vorne los, erst Stau am Hafen und dann wieder Parkplatz suchen. - Ein paar ganz Pfiffige sind gleich mit dem Bus gekommen, da hat man Sonderlinien eingerichtet und fährt auch heute Nacht noch bis 05:00 Uhr morgens, das ist eh gesünder, denn heute ab Einbruch der Dunkelheit sind wohl die Busfahrer, neben den Taxileuten und der Polizei sowie den Rettungskräften die einzigen Nüchternen rund um die Hauptstadt. - Viele fahren auch nachts wieder zurück nach Los Llanos, um dort dann weiter zu feiern, oder das kostenlose Konzert von Carlos Baute anzusehen. - Wenn heute Nacht die Polizei nicht sehr sensibel und pragmatisch arbeitet, dann haben wir bald ein volkswirtschaftliches Problem und müssen Leute mit Führerscheinen importieren.



Montag 19.02.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1021 hPa

Mein Karneval, dein Karneval

Heute ist also der große Tag für die Hauptstadt, bereits am Vormittag geht es los. Die Straßen füllen sich mit weiß gekleideten Menschen, die tanzen, singen und sich mit Babypulver beschmeißen. - Das macht nur richtig Spaß wenn man mittendrin ist, Zuschauer und Personen die sich am Rand halten wollen, die werden nicht hinter das Geheimnis kommen, warum erwachsene Menschen sich so etwas antun. - Natürlich spielen auch Empathiebschleuniger eine große Rolle, an Karneval und besonders am "Día de los Indianos" bevorzugt man hier allerdings harte "Copas", meist Rum, dann ist es stilechter denn immerhin geht es ja um die Rückwanderer von den Antilleninseln und sowieso Kuba. Wein und Bier stehen da nicht so auf dem Programm wie auf den anderen Fiestas, echte Indianer trinken Feuerwasser und keinen Teneguía oder Tropical. - Diese Art den Karneval zu feiern gibt es nur auf La Palma und auch nur in der Hauptstadt und nur an diesem einen Tag. - Babypulver schmeißen, Rum trinken, tanzen und sich verkleiden gibt es auch an den anderen Tagen und in anderen Orten, aber weiß gekleidet, um die Rückwanderer aus Kuba mit kollektivem Spott zu überziehen, das gibt es nur hier.

Nur hier? - Eben nicht, das gibt es seit ein paar Jahren auch auf Gran Canaria und das gibt jedes Jahr wieder karnevalistischen Streit zwischen unserer Hauptstadt und der Gran Canarias, denn hier will man natürlich nicht, dass man uns dort kopiert. - Eigentlich ein Witz, wir wollen, zumindest in vieler Hinsicht so werden wie die großen Inseln, zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht und was die Infrastruktur angeht, und wenn uns eine der großen Inseln mal kopiert, dann mucken wir auf. - Den weißen Karneval, oder die Indianos haben auch mal palmerische Auswanderer auf Gran Canaria für sich gefeiert. Das gefiel den Anwohnern dort aber so gut, dass man nun mit Regelmäßigkeit sich weiß kleidet und auch in Las Palmas zur Karnevalszeit so viel Babypulver verkauft wird, wie sonst nicht in 5 Jahren. - Hier in der Hauptstadt hat man schon die dort lebenden Palmeros aufgefordert "unter sich" zu bleiben wenn man unbedingt schon dort den "Día de Los Indianos" feiern will, ansonsten sollen sie nach hause kommen, denn nur hier darf man diese Art der Bepulverung endemiekonform begehen. - In Gran Canaria möchte man die Sache nicht an die große Glocke hängen, eigentlich interessieren die sich einen feuchten Gofioklumpen für unsere Forderung, aber hier überlegt man tatsächlich, wie man den "Día de Los Indianos" irgendwie als Marke schützen kann. - Karnevalistisches Rassedenken fällt mir dazu nur ein, lass die doch feiern wie sie wollen, auch so schön wie wir das tun und wer´s erfunden hat, das interessiert doch sowieso niemanden, außer die Schweizer. - Auch das war ein Witz, bitte nicht so Ricola sein…



Sonntag 18.02.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57 % Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 21,3 Grad - niedrigste Temperatur 12,8 Grad

Karneval in El Paso kommt gut an

Nach den Augen und Bewegungen meiner pasensischen Mitmenschen zu urteilen, wird der, neu erfundene Karneval in EL Paso gut angenommen. - Natürlich kann man den Karneval nicht neu erfinden, aber für El Paso ist dieses kollektive Feiern eine Reinkarnation, es ist, nun 24 Jahre her, dass man bei uns keinen Karneval gefeiert hat und es gab nicht wenige Stimmen, die es für unmöglich hielten, in El Paso wieder einen eigenen Fasching auf die Beine zu stellen. - Das ist auch ein Politikum, erst unsere neue Riege an Stadtpolitikern, Loli und Andres (Bürgermeisterin und Kulturrat) haben sich da weit aus dem Fenster gewagt, nicht auszudenken wie groß die Häme der Opposition ausfiele, wenn das nicht gut gegangen wäre. - Nun sieht es so aus, dass man allen vorherigen Korporationen die Nase zeigt und sagen kann, nur wir haben das wieder hinbekommen. - Ich will nicht zweimal am Tag hier über Politik schreiben, aber in so einer kleinen Stadt wie es El Paso nun mal ist, scheint jeder öffentliche Akt sofort als politisch motiviert. - Dabei ist das Quatsch, was ist unpolitischer als Karneval, es sei denn, man spricht etwas dagegen aus. - Nie wird El Paso mit seinen moderaten Aufführungen gegen Los Llanos und Santa Cruz im Karneval anstinken können, das ist auch nicht beabsichtigt. Man will keine Konkurrenzsituation schaffen, so gibt es in El Paso keine Gegenveranstaltung zum "Día de los Indianos" oder eine eigenen Königinnenwahl, das überlässt man klug genug den großen Städten. - Dafür ergänzen wir den Karneval eher noch im Jugend und Schülerbereich und bieten Kioske und laute Musik, wenn die andern gerade mal innehalten.

Da liegt aber auch wohl die Zukunft für den Karneval El Pasos, übrigens nicht nur für den Karneval, eine Alternative zu bieten, Kopien sind meist Mogelpackungen und wenn man sich an Los Llanos messen würden, eh nur ein lauer Abklatsch. - So darf man ruhig behaupten, gegenüber dem Treiben in den beiden großen Städten ist unser Karneval eher ruhiger und nicht so aufwändig, böse Zungen sprachen gar von "Seniorenkarneval", aber genau das suchen eben auch viele Menschen. - So würde ich meine Kinder noch lange nicht alleine den Karneval von Los Llanos besuchen lassen, in El Paso, unter den Bedingungen, muss ich aber keine Bedenken haben.- Selbst ich, ziehe aus gesundheitlichen Gründen momentan die Weicheierversion des bunten Treibens vor, da kommt es mir sehr gelegen, gleich hier um die Ecke mit Polvo beschmissen zu werden, da spare ich mir den langen Fußweg nach Los Llanos und komme auch noch früher ins Bett. - Überraschend war es, so viele Kioskbesitzer dafür zu gewinnen, bei uns in El Paso ihren Stand aufzubauen und dafür auf einen Einsatz in einer der beiden großen Städte zu verzichten. Da haben sich aber auch wieder einige gesagt, in El Paso zahlt man weniger Standgebühr, die saufen aber auch mächtig was weg, dann lohnt sich das vielleicht sogar mehr und ich bleibe auch noch gesund. - Selbst wenn man ein paar Kilo Lokalpatriotismus an meinen Aussagen immer in Frage stellen darf, man kann jetzt schon behaupten, dass es auch nächstes Jahr wieder Karneval in El Paso geben wird, das lassen wir uns jetzt nicht mehr nehmen.


Karneval in El Paso 2007



Sonntag 18.02.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1023 hPa

Who the hell is…

…Antonio Ricardo Pérez Afonso. Noch nie gehört, noch nie gesehen und dennoch geht dieser Mann als Kandidat für das Bürgermeisteramt in El Paso ins Rennen. - Dabei handelt es sich nicht mal um einen freien Kandidaten oder um eine Splitterpartei, die diesen, in El Paso völlig unbekannten Herren ins Rennen schickt, sondern um den Vorschlag der Partido Popular, immerhin zweitgrößte politische Gruppierung des Landes. - Auf dem Photo sieht das Mann ganz sympathisch aus, aber das machen sie alle auf diesen Wahlplakaten, selbst Antonio Castro Cordobez kommt da ganz gut weg, hat er doch gewisse Ähnlichkeit mit Mr. Bean, der ist aber harmloser und macht weniger kaputt. - Zurück nach El Paso. - Was ist da dieser Partei eingefallen einen Ortsfremden und Unbekannten als Nummer eins auf ihre Liste zu stellen, der, liest man sein Curriculum Vitae, noch keine Erfahrung in politischer Arbeit hat und Lehrer auf der Schule von Mazo ist und 40 Lenze mit in den Kampf bringt. - Es ist unverständlich, was sich da die Partei gedacht hat, ist doch so eine Kommunalwahl immer auch Personenwahl und einer den keiner kennt und nicht aus El Paso ist, was will der hier bei uns? - So die ersten Reaktionen auf diese ungewöhnliche Kandidatur, man hat wohl sonst keinen gefunden, der den Kopf in EL Paso für die Partido Popular hinhalten will. - Kein Wunder, ist doch diese bürgerliche Gruppierung in den letzten Jahren besonders durch den selbstherrlichen Führungsstil ihres Leitwolfes, oder besser Hammels aufgefallen, neben José Manuel Soria, Inselpräsident Gran Canarias, wächst niemand außer Korruption und seine eigene Familie.

Verzweiflung, Taktik, oder einfach nur ein Fragezeichen. - Die Partido Popular hat in EL Paso nie besonders viel Glück gehabt und war, wie in den meisten anderen Gemeinden einfach nur Mehrheitsbeschaffer für die Coalición Canaria. - Bis eben diese neue Garde antrat mit den jungen Leuten rund um den, so oft beschriebenen Jesús Manuel, welcher es wagte, das auf kanarischer Ebene beschlossene Bündnis mit der Blut und Boden Partei Coalición Canaria hier in El Paso einfach nicht stattfinden zu lassen, anstatt dessen koalierten die "jungen Wilden" mit den Sozialisten, ein bisher nicht da gewesener Akt der Impertinenz. - Für El Paso ein Glücksfall, denn nur so kann man die Coalición Canaria davon abhalten in allen Städten und Dörfern zu regieren, die drei Mutigen aber flogen in hohem Bogen aus der Partei und mussten sich bei der CCN, Centro Canario, einen neuen Überzieher suchen. - Diese, ziemlich neue frische Gruppierung gilt als Auffangbecken unzufriedener Bürgerlicher, genau so wie die, schon ein bisschen ältere "INPA" das Pendant dazu auf dem linkeren Flügel ist. - Gerissen haben beide Gruppierungen noch nichts, konnten sie auch nicht, das verhindern immer wechselnde Koalitionen der drei großen Parteinen. - Nun steht also ein völlig Unbekannter an der Spitze der Partido Popular in El Paso und man munkelte schon seit einiger Zeit, was denn da los ist mit dieser Partei und ob die in EL Paso überhaupt mal wieder was auf die Beine stellen werden. - Nein, sie haben nichts auf die Beine stellen können, sie mussten einen Lehrer aus Mazo dafür holen, der sicherlich ein aufrechter Bürger ist, aber ganz sicher keine Ahnung davon hat, was ihm hier in El Paso blüht. - Glück auf!



Samstag 17.02.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 39 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 13,2 Grad

Mit dem Auto unterwegs

Autofahren auf La Palma unterscheidet sich schon etwas von dem, was man aus Mitteleuropa im Allgemeinen so kennt. Das liegt zunächst mal an der Beschaffenheit der Straßen mit ihren vielen engen Kurven und ungewohnt steilen Anstiegen. Wer seinen Fahrstil den Gegebenheiten anpasst und sich entsprechend Zeit lässt, den sollte das vor keine allzu großen Probleme stellen. Hat man sich dann auch noch beim Reiseveranstalter, bei einem Automobilclub oder im Internet über die gängigen Verkehrsregeln informiert, dann dürfte man als Autofahrer auf der Insel ganz gut klarkommen. Wir haben aber bei einheimischen Verkehrsteilnehmern inzwischen doch noch die eine oder andere Eigenart festgestellt, an die wir uns erst gewöhnen mussten und die ich hier kurz schildern möchte. Der Blinker: Wenn der Vordermann links blinkt, dann bedeutet das normalerweise, dass er links abbiegen will. Auf La Palma eigentlich auch, aber zusätzlich kann es auch bedeuten, dass weiter vorn ein Hindernis oder ein Stau ist. Also nicht wundern, wenn plötzlich alle vorausfahrenden Autos links blinken. Deswegen sollte man in einer solchen Situation auch nicht unbedingt versuchen, rechts an mehreren links blinkenden Fahrzeugen vorbeizufahren, auch wenn der Platz dazu ausreicht. Man steht ziemlich dumm da, wenn - bis auf den ersten - alle anderen geradeaus weiterfahren.

Das Schwätzchen: Folgende Szene gehört für uns schon fast Alltag: Der in einer Nebenstrasse vor uns fahrende und ein entgegenkommender Pickup halten plötzlich mitten auf der Straße an, die Fahrerhäuser befinden sich auf gleicher Höhe. Die Fenster werden heruntergekurbelt und wir können beobachten, dass die Fahrer ein kleines Schwätzchen halten. Was tun? Drängeln? Drohen? Hupen? Davon rate ich ab, denn das könnte dazu führen, dass sich das Schwätzchen zu einem ausgedehnten Nachmittagsplausch entwickelt. Das Beste ist, in gebührendem Abstand anzuhalten, ebenfalls das Fenster herunterzukurbeln und den Arm lang aus dem Fenster hängen zu lassen. Damit scheint Man(n) hier nämlich zum Ausdruck zu bringen, dass man ungeheuer entspannt ist. Und weil es keinen Spaß macht, jemanden aufzuhalten, der so unglaublich entspannt ist, wird das Gespräch meist auch schnell beendet und wir können weiterfahren.

Fußgänger: Auf La Palma gibt es außerhalb von Städten und Dörfern so gut wie keine Fußwege an den Straßen. Und weil die Straßen meist die kürzesten oder zumindest bequemsten Wege zwischen zwei Orten darstellen, benutzen die wenigen Einheimischen, die ohne Auto unterwegs sind, diese eben auch als Fußweg. Dagegen ist ja erstmal nichts einzuwenden, aber mitten in der Nacht??? Sonntag, 03:30h, zwischen Puntagorda und Tijarafe. Wir haben Freunde besucht und sind auf dem Heimweg. Die Nacht ist stockfinster und ich bin stocknüchtern. Gemütlich umkurven wir die auf der Strecke liegenden Barrancos, als in einer engen Kurve plötzlich vor uns auf der rechten Fahrbahnseite ein greller Fleck erscheint. Fuß vom Gas, bremsen, ausweichen. Was ist das denn? Langsam fahren wir an der Erscheinung vorbei. Es ist ein alter Mann, ziemlich alt sogar. Er trägt eine leuchtende Warnweste und hat einen Stock mit Reflektoren und eine Taschenlampe bei sich. Was macht der denn hier um diese Zeit? Na, der ist wohl auf dem Weg nach Hause. Aber zu Fuß? Na ja, immerhin kann man ihn gut erkennen. Wir unterhalten uns noch über diese Begegnung als ich im nächsten Barranco, wieder in einer scharfen Rechtskurve, einen Schatten wahrnehme. Verflucht! Das kann doch nicht sein! Was ist das denn nun wieder? Fuß vom Gas, bremsen, ausweichen. Langsam vorbei. Es ist noch so ein ziemlich alter Mann. Dieser sieht aber ganz anders aus. Graue Hose, graue Jacke, graue Haare. Eine bessere Tarnung hätte er nicht haben können. Was ist denn hier los? Da muss wohl irgendwo ein Nest sein. Wir fahren vorsichtig weiter und tatsächlich, da ist schon wieder einer. Diesmal ganz in dunkelbraun. Langsam wird mir unheimlich. Wo kommen die her? Wo wollen die hin? Wir wissen es nicht und wir werden es wohl auch nie erfahren.

Uns ist durch diese Begegnungen aber sehr deutlich gemacht worden, dass man hier auch außerhalb von Ortschaften zu jeder Tages- und Nachtzeit mit unvermittelt auftauchenden Fußgängern rechnen muss, die auf der Straße laufen. Man sollte auch bedenken, dass diese Fußgänger nicht ausweichen können, weil es neben der Straße meistens steil nach unten oder nach oben geht. Also immer schön aufpassen.



Samstag 17.02.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1022 hPa

Bananen zu Beton

Da gibt es viele Varianten dieses Spruches. Ursprünglich sagte man mal Schwerter zu Pflugscharen und das war wirklich nett gemeint, aber uns hier bedroht eher betonierter Wachstumsfanatismus als Pistolenmänner. - 4.500 Eingaben hat man gegen den Flächennutzungsplan von Santa Cruz anleiern können, das entspricht einem Viertel der Bevölkerung der Hauptstadt. Das hört sich nicht nach einer Mehrheit an, wenn man aber weiß, dass nur die wenigsten sich trauen, ihren Protest auch schriftlich, mit Namen, Passnummer und Anschrift öffentlich zu machen, dann müssen die Lokalpolitiker dieser Stadt eines begreifen, die große überwiegende Mehrheit ihrer Bürger will diesen Plan nicht. - Warum also wollen die Räte dieser Stadt dann einen Plan durchpauken, den ihre Auftraggeber und das sind die Bewohner, nicht wollen? - Da ist, seit jeher muss man sagen, etwas verrutscht. Das Bild und die Aufgabe eines Politikers, vielleicht mal erst nur auf lokalem Niveau, wird von beiden Seiten, auch von uns Bürgern, falsch interpretiert. - Fangen wir bei uns selbst an. Wir erwarten Wunderdinge und nie einen Irrtum von denen, die einen Job machen, den wir selbst nicht machen wollen. Dabei setzen wir Regeln fest, welche es dem Politiker unmöglich macht, Fehler einzugestehen und wieder auf den richtigen Weg und der ist immer der einer Mehrheit, zu kommen. So ein Politiker wird Wendehals oder Weichei betitelt und man vertraut ihm nicht mehr. Da begehen wir Bürger den größten Fehler, wir lassen da keinen Raum für Entscheidungen und persönliches Engagement der Leute, die wir gewählt haben, damit sie unsere Interessen vertreten. - Jüngstes Beispiel ist uns allen noch vor Augen. Jesus, der Ex-Bürgermeister El Pasos hat jegliches Vertrauen verspielt als er sich plötzlich gegen die Autobahn wandte. Die Verwandlung vom Saulus zum Paulus ist für uns nicht glaubhaft, warum soll ein Politiker das dann antun und zusätzlich, neben dem Vertrauensentzug der Bürger, der Schelte aus der eigenen Partei, auch noch den Hohn und die Häme der politischen Gegner ertragen. - Dabei haben wir uns alle schon oft in unserem Leben heftig geirrt und mussten froh sein ein Gegenüber zu finden, der dieses Eingeständnis des Fehlers ernst nimmt.

Die Politiker auf ihrer Seite wissen das auch und gehen oft lieber mit dem Kopf durch die Wand, als die vermeintliche Schwäche zu zeigen, einen Fehler begangen zu haben. - Deutlich mehr wiegt aber noch das Problem der Partei und Interessenabhängigkeiten bei unseren Politikern und das auch hinunter bis zum letzten popeligen Stadtrat. - Die Plenarsitzungen in den Rathäusern laufen bei uns nach vorher abgesprochenen Riten ab. - Jede Partei hat ihren Alphapolitiker, das ist der, der Kontakt zur Partei auf Insel und Provinzebene hat und der sagt wo es langgeht. - Die anderen Räte haben zwar Stimmrecht, aber man könnte fast meinen, kein Sprach und Denkrecht. Die nicken ab, was Don oder Doña da sagt, felsenfest, der Partei verpflichtet. - Dabei kümmern sich die Parteien überhaupt nicht um die Belange der Städte oder Bürger, das ist auch nicht deren Aufgabe, die müssen sich nur darum kümmern, wie ihre Partei bei den nächsten Wahlen am besten dasteht und wie man eine neue Koalition schnürt. - Dazu muss man ein weiteres kanarisches Problem kennen, wir haben drei politische Parteien, die sich fast genau die Wählerstimmen zu jeweils einem Drittel teilen und so geht ohne Schachspielen überhaupt nichts in der Politik bei uns. - Da bleibt Vernunft, oder gar Bürgerwille völlig uninteressant, es geht dabei einfach nur noch um den Einfluss der Parteien und damit um Geld. - Nur so kann es erklärt werden, warum der jetzige Bürgermeister Anselmo Pestana, eigentlich Sozialist, für diesen Bebauungsplan stimmt, der ganz offensichtlich nicht vom Interesse der Bürger getragen ist, sondern von der Suche nach möglichst viel Bauland, um möglichst viel und hoch bauen zu können. Er hat den Auftrag der Partei an der Macht zu bleiben und in diesem Fall ist es die Coalición Canaria, die ihm den Steigbügel in dieses Amt gehalten hat. Sagt Pestana nun, liebe Bürger, ihr wollt das nicht so, dann machen wir es eben wie ihr wollt, dann schmeißt die Coalición Canaria ihn wieder aus dem Amt, weil man dann den Pakt für beendet erklärt und wieder zusammen mit der Partido Popular das macht um was es denen geht, Grundlagen schaffen für die Lobbyisten, die im Hintergrund die Fäden spinnen und vorzeigen, wohin die Reise zu gehen hat, damit der Rubel weiter rollt. - War nicht nett, was ich da geschrieben habe, aber auch wir, die Bürger haben dafür die Verantwortung, weil wir dieses Spiel zwar sehen und kennen, aber mit unserem besten Protestwerkzeug, dem Stimmzettel, dennoch immer wieder die wählen, die immer schon das gleiche gesagt und getan haben.



Freitag 16.02.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 20,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,4 Grad

Dem geschenkten Paul schaut man nicht ins Maul

Wissen wir eigentlich, mit wem wir es da zu tun haben? - Eine Bestie, ein Mörder, würde er uns verspeisen wenn er könnte? - Nein, unser Paul doch nicht, der glaubt doch selbst er sei ein Mensch, einfach nur ein bisschen hübscher als die anderen, die so wenig Fell haben und nicht auf vier Pfoten laufen können.- Dass er manchmal Jagdanfälle bekommt und Geckos von der Wand holen will, das wollen wir nicht dramatisieren, es soll ja sogar richtige Menschen geben, die diese kleinen Restdrachen nicht mögen, also Schwamm drüber. - Das mit dem vielen Fell, das hat ja auch seine Erklärung, wir hatten ja ursprünglich auch viel mehr davon, dann kam das Älter werden und die beiden Krankenschwestern aus Tenerife… Aber ansonsten ist Paul ein ganz normaler Mensch, mit seinen Ecken und Kanten, die menschlicher nicht sein können. - Denke ich da an Geruch und Aussehen der Leberwurstdose, die in einem Care-Paket aus Deutschland steckten, dann ist die Ähnlichkeit mit Pauls Nahrung extrem nah, kein Wunder, dass er die Wurst so gerne gegessen hat und ich am Schluss nicht mehr wusste, aus wessen Napf ich fraß... - Ärgerlich ist, dass Paul am liebsten auf Kopfkissen schläft, aber auch wieder menschlich, wir packen doch auch gerade dort unsere Haupt hin und wenn wir mal eben die Sterne betrachten gehen nachts, von der Toilette aus gesehen, dann ist der Kopfkissenplatz sofort von diesem schnurrenden Fellknäuel belegt, weg gegangen, Platz vergangen, Widerstand ist zwecklos. - Da wird ja immer gewarnt, vor der Vermenschlichung der Tiere und das ginge doch gegen die artgerechte Haltung. Alles in Ordnung, aber wo bitte bleibt, neben Paul, noch artgerechte Haltung für mich? - So mit Mitleid, wenn ich mich mal wieder in den Finger geschnitten habe beim Landjägergulaschkochen, oder wenn die ganze Welt wieder böse zu mir war? - Das holt man sich dann in den abendlichen Walkabouts in El Paso, mit seinen Kumpeln, in Männerhäusern, da wo Katzen und Frauen theoretisch zwar erlaubt sind, aber höchst unemphatisch wirken. (Übrigens, ich zahle entweder in die Chauvikasse, oder in die Tierschutzkasse ein, in beide zu entrichten lehne ich ab und berufe mich dabei auf das Mathiasschutzgesetz, man kann für jede Tat immer nur einmal gefoult werden.)

Nein, glauben Sie es mir, Paul ist keine Katze, auch kein Kater mehr, da hat der Tierarzt gefummelt, Paul ist ein katzenähnlicher Kumpel und höchst sensibel, eben wie Männer und Halbmänner so sind. - Am besten geht es uns beiden dann auch alleine, wenn keine kreischenden Frauen um uns herum sind, dann ist Männerknuddeln angesagt, dreimal Hand lecken, dreimal von vorne bis hinten über den kompletten Kerl gestrichen, ein tiefer, aber nicht zu langer Blick, dann springt Paul auf den Monitor, lässt sich den Hintern wärmen und guckt mir bei der Arbeit zu. - Ich hab das auch mal versucht, allerdings bei den Kindern, nein nicht Handlecken, sondern auf den Monitor springen, die haben aber einen Flachbildschirm. - Allerdings habe ich eine gute Heilhaut und wenn ich langärmlige Hemden trage, dann sieht man die blauen Flecken nicht. - Da spricht kein Neid aus mir, jeder von uns hat so seine Vorzüge und besonderen Fähigkeiten und ich glaube schon, dass Paul ein bisschen sauer ist, dass mir das Öffnen der Kühlschranktür deutlich öfter und besser gelingt als ihm. - Bei der Waschmaschine steht es pari, dazu sind wir beide zu blöd, aber wir sind ja schließlich auch keine Frauen, die diese Bauknechtchromosomen in sich tragen. - Der Spruch stammt übrigens von Paul, soll der doch in die blöde Chauvikasse auch mal was reinlegen. - Gar nicht so unwahrscheinlich, dass Kumpel Paul bald mein ständiger Beifahrer wird, er interessiert sich zunehmend für meinen Männertoyota. (5,02 Meter lang, 1,8 Tonnen Leergewicht, deshalb Männertoyota, die andern heißen Starlet oder Coröllchen oder Arielette…) Immer öfter wenn ich los muss, kommt er mit zum Auto und macht einen Sprung auf den alten Zitterkasten, aber nur bis zu dem Moment, bis ich den Motor anlasse, dann wird es ihm unheimlich und er geht wieder zu den Frauen. - Das muss man verstehen, seine bisher einzige Autofahrt brachte ihn zum Tierarzt, dort hat er seine Elementarteilchen verloren und das prägt. Aber bald ist er wohl so weit und kommt mit mir auf große Fahrt, davon träume ich schon. Ein echtes Roadmovie wird das, Dennis Hopper ist dagegen ein Plagiat. Paul und ich auf Trebe, der große Diesel zieht uns fort, immer der Sonne entgegen, im Radio läuft "Katzen dünsten" und die große weite Welt gehört uns. - Bis Los Llanos geht das ganz gut, da ist aber Stau, dann dreh ich einfach wieder um und wir fahren zurück nach El Paso. Hat jemand eigentlich mal festgelegt, wie groß und wie weit die große, weite Welt sein muss?


Dem geschenkten Paul guckt man nicht ins Maul



Freitag 16.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1018 hPa

Kurznachrichten

Gründlich daneben gegangen ist eine Flugzeugentführung gestern Abend. - Die Maschine der Air Mauritani auf dem Flug von Nuakchot nach Nuabidú sollte, so der Wille eines bewaffneten Entführers, nach Marokko umgeleitet werden. Aus Marokko erhielt man aber keine Landegenehmigung und so sah der Pilot sich gezwungen, auf Gran Canaria zu landen. - Noch vor der Landung allerdings überwältigten die Passagiere den Entführer, in dem sie ihn mit heißem Wasser übergossen und so derb verprügelten, dass man ihn in Gran Canaria ins Krankenhaus bringen musste. Dass sich dennoch Passagiere verletzt haben liegt daran, dass einige nach der Landung aus dem Flugzeug sprangen noch bevor die Leitern herangefahren wurden.

In Santa Cruz de La Palma hat man sich darauf geeinigt den öffentlichen Aushang des Flächennutzungsplanes bis zum 2. März zu verlängern. Das ist nicht so lange wie die Anwohner der meist betroffenen Stadtteile fordern, aber immerhin, nun hat man etwas länger Zeit um Eingaben gegen diesen Plan auch korrekt zu Papier zu bekommen. - Der jetzige sozialistische Bürgermeister der Stadt, Anselmo Pestana verteidigt das Papier heftig und spricht von der einmaligen Chance für die Stadt zu wachsen. - Ob denn die vielen Anwohner aus der Umgebung überhaupt wollen, dass Wachstum genau bei ihnen vor dem Haus anfängt, das hat wieder vorher keiner gefragt und nun sieht man sich auch in der Hauptstadt einer großen Protestwelle gegenüber. - Einfach mal vorher fragen!

Der Straßenkarneval geht auch hier so richtig los. Heute Vormittag ist der große Umzug in El Paso und heute Abend in Los Llanos. - Traditionell beginnen damit auch immer die einwöchigen Karnevalsferien, wer kann denn schon morgens seine Kinder rechtzeitig in die Schule bringen, wenn man am Abend davor, auf der Straße Karneval gefeiert hat. - Andere Stimmen meinen, selbst wenn das funktioniert, fände man in den Schulen keine brauchbaren Lehrer vor, also lassen wir das Ganze und machen eine Woche dicht. - So etwas nennt man Pragmatismus.



Donnerstag 15.02.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 32 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 28,4 Grad - niedrigste Temperatur 16,1 Grad

Patientenknappheit

Unser Gesundheitssystem bringt alle Nuancen mit sich. Da gibt es für bestimmte Kunstrichtungen der Heilkunde Wartezeiten, die an ehemalige Mangelversorgung mit Personenkraftwagen vom Typ Trabant erinnern, aber auch Patientenknappheit. - Zeitungsmeldung: Ein Mann aus Mazo wartet nun anderthalb Jahre auf den Befund seiner tomographischen Untersuchung, lebt aber noch. Also kann es nicht so schlimm gewesen sein und man darf auf die Auswertung der Befunde, die auf Tenerife gemacht werden und nicht hier vor Ort, ruhig noch mal eine Runde warten. Angeblich haben wir keinen Radiologen in unserem Inselkrankenhaus, was doch sehr erstaunlich ist, wenn man doch ein modernes Scannergerät dort stehen hat. - Diese und ähnliche Geschichten machen häufig die Runde, auch bei mir ist mal ein Untersuchungsergebnis auf dem virtuellen Weg von und nach Tenerife verloren gegangen und das lästigste dabei ist, dass man dann die Untersuchung wiederholen muss und erneut auf die Warteliste geschoben wird. Warum das in manchen Bereichen so ist, ganz klar, wir haben viel zu wenig Ärzte in Krankenhaus, weil wohl rechnerisch für uns paar Einwohner auf La Palma mehr Doktoren nicht nötig sind. Dabei weiß ich aber nicht, welchen Maßstab man dort zu Grunde legt, den Mitteleuropas oder den Afrikas, weil wir doch geographisch eher zum schwarzen Kontinent gehören. Aus Los Llanos meldet man gar einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems, da sind auch Ärzte mal krank geworden und nun sollen die verbliebenen Kräfte über 100 Patienten am Tag begutachten und wohlmöglich auch noch heilen. - Man muss sich das mal vorstellen, 100 Patienten am Tag, wenn auch nur einer von denen wirklich was hat… Die meisten kommen aber nur um Überweisungen anzuholen oder neue Rezepte für die Medikamente, da gäbe es noch deutliche Möglichkeiten den Ärzten diese Tätigkeiten abzunehmen. In Puntallana hat man ja damit bereits angefangen und ein Pilotprojekt mit elektronischen Rezepten gestartet, da muss man dann nicht jedes Mal wieder zum Doc wenn die Pillen knapp werden.

Es geht aber auch anders. Gestern gehe ich, wie einmal in der Woche, in unser Gesundheitszentrum von El Paso und dort stehen zwei Ärzte herum und warten auf Patienten. - Das ist nicht immer so, wenn die schreckliche El Paso-Grippe umgeht, dann ist der Vorraum auch mit Patienten überfüllt, genau so, wenn auch dort mal einer krank wird. - Aber gestern Abend war es tatsächlich so, ich muss einmal in der Woche zum Blutdruckmessen und das macht eine der Krankenschwestern, das geht ratz-fatz wenn man zu der Uhrzeit kommt, zu der die beliebteste Telenovela läuft. - Gestern war es aber so, dass zwei Ärzte verzweifelt in den Gängen auf und ab liefen und ein bisschen ungläubig feststellen mussten, dass außer der Reinigungsdame, der Frau an der Rezeption und der beiden Krankenschwestern, nur noch ich im "Centro de Salud" war. - So viele Arme habe ich gar nicht, dass mir so viele Leute den Blutdruck messen können. Man hätte das vielleicht für einen Komplettcheck nutzen können, aber mir war nicht danach, ich wollte bloß dass Ángeles (eine der Krankenschwestern) mir den Puls fühlt, nicht weil ich kein Vertrauen in die Kunst unserer Ärzte habe, aber Ángeles kann am besten mit dem Computer umgehen, findet dort im virtuellen Raum auch am schnellsten meinen Namen und mein "Blättchen" wieder und man wollte doch langfristig meine Daten sammeln. - Eigentlich gibt man Ärzten keinen Korb, wenn die sich schon anbieten, für solch, eigentlich unwürdigen Aufgaben wie Blutdruckmessen einzuspringen, aber ich konnte es mir absolut aussuchen, wer sich denn nun um mich kümmert. - Sicher ein Ausnahmefall, aber wenn jemand unbedingt krank werden will, dann kann ich empfehlen: Centro de Salud El Paso, wochentags ab 17.30 Uhr. - Am meisten hapert es in unserem Gesundheitssystem nicht am Personal oder der Fähigkeit der Ärzte, die Organisation könnte deutlich besser werden und wenn man unserer Regierung Glauben schenken darf, man arbeitet daran.



Donnerstag 15.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 43 % Luftdruck 1019 hPa

Marschrichtung Süd

Lange haben wir nichts mehr von der vulkanologischen Aktivität auf dieser Insel gehört, muss wohl daran liegen, dass gerade genügend spektakuläre Dinge auf dieser Welt passieren, da muss man La Palma nicht auch wieder auseinanderbrechen lassen. - Sie wissen doch, diese Geschichte, dass ein Großteil der Südwestflanke irgendwann mit Getöse ins Meer stürzen wird und eine Monsterwelle damit provozieren wird, die große Teile des Ostens der Vereinigten Staaten von Amerika unter sich begraben wird. - Wir arbeiten gerade daran, ob diese Welle nicht auch punktuell nutzbar ist, also zielgerichtet, ein palmerischer Marschwasserkörper sozusagen, gegen bestimmte Einrichtungen dort einzusetzen ist. - Spaß beiseite, alle wissen, dass dieses Szenario eintreten kann, aber nicht muss. Sicher ist, dass im Laufe der nächsten 1.000 oder 10.000 oder 100.000 Jahre, oder noch ein bisschen später, Teile der Cumbre Vieja durch ihre Instabilität ins Meer rutschen könnten. Allerdings haben jüngste Untersuchungen niederländischer Wissenschaftler ergeben, dass es eher wahrscheinlich ist, dass dieser Abbruch langsam und kontinuierlich geschehen soll,und nicht abrupt.

Nun meldet sich unser Obervulkanologe mal wieder zu Wort, Juan Carlos Carracedo und spricht von diesem, eher unerfreulichen Thema überhaupt nicht mehr. - In seinen Ausführungen geht es eigentlich nur um die Wachsrichtung dieser so jungen Insel, die anders als die meisten anderen Kanareninseln, immer noch die pubertäre Phase durchläuft. - La Palma wächst immer noch, als Gesamtes ein bisschen nach oben und die Marschrichtung ist Süd, gerade so als wolle man den Fährverkehr nach El Hierro mit einer Landbrücke ersetzen. - Vor der Südspitze La Palmas gibt es reichlich vulkanologische Aktivität mit Eruptionen, die jüngeren Datums sind als der Ausbruch des Teneguía, welcher sich bekanntlich im Jahre 1971 aufgetan hat, um der Insel ein paar weitere Quadratkilometer Fläche zu schenken. - Nach Carracedo, und warum sollte man dem nicht glauben, der muss es schließlich wissen, wächst diese Insel kontinuierlich in Richtung Süden weiter und wird, natürlich bemessen in geologischen Zeiträumen, "bald" deutlich größer sein als noch jetzt. - Neuer Lebensraum im Süden, auch nicht schlecht und ganz ohne den Finger zu rühren. - Dass man für das neu zu erschaffende Land bereits die Genehmigung für 3 weitere Golfplätze beantragt hat, das hat mir der Vulkan geflüstert und der erzählt manchmal einen grausamen Mist. - Auf geht´s, in den Süden!



Mittwoch 14.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 32 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute 27,7 Grad - niedrigste Temperatur 15,6 Grad

Die sind doch immer gegen alles

Man kann wirklich die Vermutung bekommen, es gäbe hier auf La Palma subversive Kreise, von Spezeln der Inselregierung auch "Iluminados" betitelt, also die Erleuchteten, die sind gegen jeglichen Fortschritt und progressiven Zukunftsgeist für La Palma. - Da gibt es welche, die gegen eine Autobahn quer über diese Insel sind, die gegen 5 Golfplätze auf einer Insel sind, die doch 85.000 Einwohner hat und doch nur ein bisschen kleiner als das Stadtgebiet von Berlin. Auch die schönen Yachthäfen, neun an der Zahl, verschmähen diese Revanchisten und elf weitere Hotels sowieso, wobei wohl nur noch Nordkorea, der noch einzige Mögliche Wachstumsmarkt im Tourismus, diese Häfen und Hotels wohl je besuchen wird. - Macht aber nichts, man hat diese ganze Infrastruktur dann wenigstens vorhanden und sollte mal einer vorbeikommen und anklopfen, dann kann man ihm zumindest sagen, guck mal, wir haben an dich gedacht, aber weil du nicht vor 5 Jahren bereits gekommen bist, mussten wir das alles wieder zumachen, hättest du doch bloß mal vorher angerufen. - Der Verdutzte würde dann wohl antworten: "Ist sowieso ein Missverständnis, ich habe mich in der Insel geirrt, bin ein bisschen vom Kurs mit meiner Privatrakete abgekommen und habe euch von oben für Tenerife gehalten. - Ganz einfach wegen der vielen Hochhäuser, Golfplätze und Sporthäfen. - So, und nun habe ich keine weitere Zeit mit Ihnen zu sprechen, ich muss ganz schnell nach Tenerife düsen, dort läuft ein Kongress für nachhaltigen Tourismus und ich habe die Nachhaltigkeit als Halbkonserve und Convenience-Produkt doch extra im Koffer aus Malle mitgebracht, einen schönen Tag noch und, hübsch hässlich haben Sie es hier."

Das ist natürlich wieder nur eine Spielszene eines verdammten Inselnostalgiker, der keine Ahnung hat vom Tourismus und auch Worte nicht richtig deuten kann, Nachhaltigkeit bedeutet im Rausch der Investorenträume, so lange mit Geld und Beton draufhalten, dass es auf jeden Fall eine Ewigkeit nachhält. - Es geht ja nicht nur um die beiden Spezialpläne, den touristischen, kurz "PTE" genannt und die Pläne um die Infrastrukturmaßnahmen im Rahmen eines Planes, der tatsächlich jeden Hafen auf allen Kanareninseln per Autobahn miteinander verbinden will, ganz egal ob aus diesem Hafen Schiffe abfahren oder nicht. - Es geht noch weiter, nämlich um die lokalen Flächennutzungspläne, die allesamt so ausgelegt sind, als wären die Nordkoreaner bereits bei uns gelandet und wir hätten den Bedarf 85.000 weitere Menschen unterzubringen. - Gegen jeden dieser Pläne haben nun die "Erleuchteten" etwas auszusetzen und ich muss gestehen, ich komme da auch ganz schön durcheinander mit dem Protestieren. - Fast im Wochenrhythmus kommen nun die Pläne ans Tageslicht und wahrscheinlich wollen die "Verdunkelten" (ganz einfach, wenn wir erleuchtet sind und die das anders wollen, dann bleibt doch nur dieser Ausdruck über) das genau so, 16 Pläne innerhalb eines halben Jahres durchknüppeln, dann bekommen die meisten eh nur die Hälfte davon mit und dann passiert das, was in EL Paso mit der schönen Autobahn passiert ist, nämlich auch nicht mehr. - Taktik oder nicht, wir brauchen natürlich eine Zukunft und wenn es gut ausgeht, dann wird man diese sogar planen können, dafür sollte man aber immer mal wieder nachsinnen über was und wen man hier plant. Denn wir haben die Grenzen des Wachstums (nach Club of Rome 1972) in Mitteleuropa schon seit Jahrzehnten übersprungen und nur durch Kredite an Geld, Umwelt und Ausnutzung von Lohngefälle überall auf der Welt können wir uns diesen Weg noch leisten. - Ich bleibe trotzdem hier und protestiere täglich, auch wenn das manchmal schon abgedroschen wirkt und vieles ganz vieles dieser hochtrabenden Pläne wird sich auch nie verwirklichen lassen, ganz einfach weil auch hier die Gesetze der Marktwirtschaft gelten. - Es darf mir auch egal sein, dass die Planer dieser Zukunft sich mit dieser Großmannssucht nur lächerlich machen und lediglich Pläne erstellen sollen, die Investoren auf diese kleine Insel locken, damit andere da ein paar Batzen abgreifen können. - Mag sein, dass ich da ein bisschen hart bin mit meinen Vermutungen, aber Sie sollten sich erst mal abends in den Kneipen hier umhören, wie da die Wortwahl ausfällt, wenn es um diese Mammutpläne geht. - Anfänglich dachte ich ja immer noch, die spielen doch nur, so lange bis man wirklich angefangen hat den Flughafen umzubauen, der wird mal größer als der von Tenerife Nord. Wenn Sie immer noch glauben ich spinne und übertreibe maßlos, dann betrachten Sie mal nachfolgendes Bild von der netten, kleinen und südländischen Hafenstadt Santa Cruz de La Palma, die sich doch gleichzeitig anschickt, Weltkulturerbe werden zu wollen. - Irgendjemandem ist da doch irgendetwas verrutscht. - Das Bild stammt nicht aus der Hexenwerkstatt irgendwelcher Autobahnguerillas, sondern aus dem offiziellen Flächennutzungsplan der Stadt Santa Cruz. - Bitte tun Sie mir auch zukünftig den Gefallen und verwechseln nie die netten und tollen Bewohner dieser Insel mit den 150 - 200 Nutznießern dieser Bauwut, das haben wir nicht verdient. - Leider haben wir diese Leute gewählt und das war unser Fehler.


Das ist nicht Hong Kong oder die Skyline von Pjöng Jang



Mittwoch 14.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 27 % Luftdruck 1021 hPa

Babypulver

Kommenden Montag, also Rosenmontag in Deutschland, ist auch hier der Höhepunkt des Carnevals und den zelebriert man mit Babypulver, also mir diesem parfümierten Talkum, welches sonst auf zartesten Körperpartien jüngster Menschen landet, zur Linderung deren Juckreiz. - Was uns hier seinerzeit geritten hat, anstatt Mehl dieses Pulver zu nehmen, das konnte mir noch nie jemand erklären, ist aber auch nicht so wichtig, so manche unserer Traditionen ist nie völlig aufgeklärt worden, gefeiert wird sie trotzdem. - Im Prinzip läuft unser Karneval so ähnlich ab wie auch in Mitteleuropa, der Einfluss aus Südamerika ist aber nicht zu übersehen und auf keinen Fall zu überhören, so heißt bei uns auch der Rosenmontag der "Día de los Indianos", der Tag der Indianer. - Nicht weil sich nun alle Palmeros als Winnetou verkleiden, nein, an dem Tag kleidet man sich weiß, um in Santa Cruz die "Indianos" zu empfangen. - Jetzt müssen wir ganz von vorne anfangen, wer sind denn die "Indianos" - Wir erinnern uns doch, dass ein gewisser Herr Kolumbus vor über 500 Jahren eine bis jetzt, folgenschwere Entdeckung machte, dass da, wo man Indien wähnte, plötzlich ein neuer Kontinent auftauchte. - Bis heute hoffen ja viele Menschen, er hätte doch bloß wirklich Indien "von hinten" entdeckt, aber das gehört in ein anderes, unendliches Kapitel. - Der Name der Ureinwohner erinnert aber bis heute an diesen Irrtum, so viel erstmal dazu. - Schnell nach der Entdeckung "Hinterindiens" wanderten viele Spanier in diese neue Welt aus und mancher gelangte auch zu Reichtum, Ruhm, Rum und Ehre. Die Kanaren wurden schnell zum Brückenkopf in diese andere Welt jenseits des Ozeans und auch auf La Palma war es ein ständiges Kommen und Gehen von und nach dieser weiten und großen Welt. So gelangten auch schnell der Zuckerrohranbau und damit die Rumproduktion, Tabak und dessen Verarbeitung und die Cochinilllaus zu uns, Güter denen wir einst Reichtum verdankten, die heute aber nur noch sehr geringen Einfluss auf die Volkswirtschaft auf La Palma haben.

Die reich gewordenen Rückkehrer aus Amerika, für die Kanaren meist die Antilleninseln, benahmen sich gegenüber der arm gebliebenen Landbevölkerung reichlich arrogant und kleideten sich, um ihren Reichtum öffentlich zur Schau zu stellen, auch meist in weißen Gewändern. - Die hiesigen Zurückgebliebenen nannten nun diese Rückkehrer Indianer, also "Indianos" und weil bei uns "echar polvo" nicht nur Pulver werfen heißt, sondern auch noch für veralbern steht und sogar im sexuellen Bereich als herabwürdigender Akt bezeichnet wird. Sie wissen schon, das böse F-Wort mit dem man im Privatfernsehen Quoten und Piep-Töne erzeugen kann. - So verkleidet man sich weiß und bewirft sich gegenseitig mit Mehl um sich über die reichen Rückwanderer lustig zu machen. - Sie werden auch noch andere Versionen hören, aber diese ist meines Erachtens die stimmigste. Aus dem Mehl wurde irgendwann Babypulver und heute hat sich dieser Brauch absolut verselbstständigt. - Mit der Pulverschmeißerei sind wir übrigens einzigartig in Europa und als auf Gran Canaria Ex- Palmeros damit anfingen auch dort mit Pulver um sich zu werfen, wollte man das denen sogar verbieten. - Inzwischen wird nicht nur am "Día de Los Indianos" und in Santa Cruz mit dem Pulver um sich geworfen, auch der Karneval in Los Llanos ist ohne Weiß nicht mehr vorstellbar. - In der Aridanemetropole wird übrigens viel mehr Karneval gefeiert als in der Hauptstadt selbst, aber dieser eine bestimmte Tag, der gehört den Hauptstädtern. Mehr als 50.000 Menschen erwartet man zu diesem Spektakel, die Flüge nach La Palma sind am Wochenende bereits ausgebucht und wer jetzt glaubt, noch ein Hotelzimmer für das entscheidende Wochenende zu bekommen, der irrt sich gewaltig. - So kommen ganz viele Leute, die von den anderen Inseln zu uns kommen, nur wegen dieses verrückten Tages, auf der ganzen Insel bei Freunden unter und am Montagvormittag sieht man von überall her die Karawanen mit den Autos ziehen, in denen lauter weiß gekleidete Menschen sitzen. - Gesundheitsaposteln, Zynikern und Brachialasketen sei die weitläufige Umfahrung der Hauptstadt am kommenden Montag anzuraten, wer nicht weiß werden will, sollte vielleicht an dem Tag sogar auf der Westseite bleiben. Und wer es dennoch nicht lassen kann, dem sei gesagt, wer mit gestikulierenden Abwehrhaltungen signalisieren will, weil es sich gerade neue Designerklamotten gekauft hat, er möchte bitte kein Babypulver aufs Haupt bekommen, der kann die dreifache Landung erwarten. "echar polvo" eben und sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.


Darf es auch ein bisschen mehr sein?



Dienstag 13.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 30 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute 28,9 Grad - niedrigste Temperatur 15,4 Grad

Ein Sommertag

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber mir ist warm. Eine wunderbare Südströmung sorgt für einen kleinen Zwischensommer, da locken doch Temperaturen über 28 Grad gleich direkt in die Natur. - Fast unpassend dazu die Mandelblüte, die jetzt erst so richtig hier im oberen Aridanetal loslegt, sonst genießt man dieses prächtige Schauspiel meist bei deutlich niedrigeren Temperaturen. - Gut, nur noch zwei Tage, dann wird der Passat sich wieder zurückmelden, aber die zwei Tage sind noch so richtig zum Genießen da, auch wenn ich schon wieder die ersten Stimmen gehört habe, welche sich über die Hitze beklagen. - Im Februar darf man nicht über Hitze jammern, es ist ein Wohlgefühl sich barfuß auf dem Steinboden die Füße zu verbrennen und dabei in die Sonne zu blinzeln. - Das sind auch für uns keine normalen Werte, aber das kann schon mal vorkommen, dafür müssen wir jetzt nicht schon wieder die Klimakatastrophe benennen.

Insgesamt war dieser Winter bislang, denn er ist noch lange nicht vorbei, einer der eher trockenen und sehr warmen Art. - Rekorde gibt es keine zu vermelden, alles in bereits erlebten Parametern, halt einfach nur deutlich angenehmer als dieser Rekordwinter 2004/2005, wo uns monatelang die Erderwärmung komplett zum Narren gehalten hat. - Nur einer hat nichts von diesem wunderbaren Wettergeschenk, unser Heizlüfter. Dieses arme, sonst so heiß begehrte Familienmitglied steht ohne Aufmerksamkeit und Ansprache in der Ecke herum und kann so gar nicht mit seinen Vorzügen prahlen. - Paul pennt, was macht ein Halbkater sonst bei 28 Grad und wir haben jetzt wieder leichtes Spiel in unserem Job, bei solchem Wetter macht das Urlaub machen (hier machen im Sinne von herstellen) keine Arbeit, bei solchem Wetter geht alles wie von selbst. - Da hat doch glatt jemand vor ein paar Tagen behauptet, ich sei wetterfühlig. Das stimmt nun überhaupt nicht und wenn dann, dann nur bei schlechtem Wetter und wenn die Sonne den ganzen Tag die Wolken von oben bescheint.



Dienstag 13.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 53 % Luftdruck 1019 hPa

Kleiner Sieg im Süden de Insel

Schwere Zeiten liegen hinter der Saline von Fuencaliente, das Überleben der letzten Saline in der Provinz Tenerife war bis vor all zu kurzer Zeit noch nicht gesichert, einzig aus dem Verkauf des Salzes hier auf der Insel konnte der kleine Familienbetrieb nicht überleben. -Inzwischen hat man auch Abnehmer in Mitteleuropa, aber die Produktion bleibt wegen der geringen Mittel beschränkt, wer kaum Geld verdient der kann nicht anbauen, oder in diesem Fall noch schlimmer, er durfte es nicht. - Gerne hätten die beiden Eigentümer, Vater und Sohn, die Anlage vergrößert und erneuert, aber das durften sie nicht, das Gebiet wurde zu einer Zone von wissenschaftlichem Interesse erklärt, mit der Folge, dass keine Änderungen an der Saline vorgenommen werden durften. - Die Eigentümer versuchten in Gesprächen und Treffen mit Politikern auf die verworrene Situation hinzuweisen, entweder man lässt die Saline erfolgreich arbeiten, oder es ist Schluss mit einem ganz berühmten Brösel La Palmas, dem "Sal Teneguía". Das ging mehrere Jahre lang so, bis man sich seitens der Inselregierung doch darauf besinnen konnte, einem traditionellen Familienbetrieb auf La Palma das Leben wieder zu schenken und nun dürfen Fernando und Andrés wieder Hand anlegen um der Saline die Zukunft zu sichern. - In Los Cancajos gab es früher auch eine Saline und man will diese mit öffentlichen Mitteln aus touristischen Zwecken wieder herrichten und sogar Salz produzieren, dieses, dann subventionierte Handwerk kann man sich dann sparen, dort im Süden der Insel gibt es das bereits, was man in Los Cancajos erst wieder aufbauen wollte.

Die Saline von Fuencaliente wird ihre "Anbaufläche" noch etwas erhöhen um dann, vielleicht regelmäßigen Nachschub auch ins Ausland verschicken zu können, das ist eine der Maßnahmen, welche das Überleben der Saline retten sollen. Dann wird es ein Besucherzentrum geben, mit Erklärungen um die Funktion der Anlage und auch Führungen durch das große Areal der Verdunstungsbecken. - Dabei geht es auch um die, dort auf der Südspitze so einzigartige Ansammlung von Meeresvögeln und um das Thema, wie eine Industrieanlage zur Erhaltung bedrohter Arten beitragen kann. - Dazu kommt eine Photovoltaikanlage auf der man auf 8.000 Quadratmeter Strom erzeugen will, nicht nur um den Eigenbedarf zu decken, sondern auch um Strom zurück ins Netz zu speisen, man steigt also in die Stromproduktion ein. - Dort unten an der Südspitze ist sicher der ideale Standpunkt für eine solche Anlage, ganz selten nur hängen dort Wolken und vermindern die Leistungsfähigkeit der Stromzellen. - Auch plant man ein Restaurant, in dem es, thematisch der Umgebung folgend, Gerichte geben soll, die allesamt in den Bereich Küste, Meer und Salz gehören. - Ob das heißt, dass alle Speisen dort versalzen werden, das möchte ich mal nicht annehmen. HIER ein bisschen was zur Saline.



Montag 12.02.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 26,6 Grad - niedrigste Temperatur 15,4 Grad

Kein Karneval, doch Karneval

Man möge mir verzeihen, dass ich nun dreimal hintereinander etwas von Tenerife schreibe, aber die Aktualität und die Aufmerksamkeit fordert das einfach. - Man kann auch hier auf La Palma nicht das Unglück in der Höhle ignorieren, genau so wenig wie das Gezänk um den Karneval in Tenerife. - Aus der Höhle gibt es nichts Neues, das Erfahrene reicht ja eigentlich auch aus. - Neuigkeiten gibt es aber vom Karneval in Tenerife und dass dieser nun doch in gewohnter Form stattfinden kann, also nachts, laut und auf der Straße, so wie Karneval bei uns eben gefeiert wird. - Ein Gericht hatte eine einstweilige Verfügung erlassen, den berühmten Straßenkarneval von Santa Cruz nur unter Lärmbegrenzung zuzulassen, man dürfe sich nicht lauter als 55 Dezibel freuen. - Jeder weiß, das ist keine Lautstärke für einen zünftigen Karneval, sondern eher eine Vorgabe für den Kommunionsunterricht. - Anwohner der meist betroffenen Zone hatten gegen den Lärm geklagt und bei allem Verständnis für Störung durch den Karneval, es handelt sich dabei um eine uralte kulturelle Tradition, in dem eine Minderheit wohl mal tageweise auf ihren Ruhebedarf verzichten muss. - Über was man sicher sprechen kann, dann aber nicht 7 Tage vor dem Karneval, bestimmte Festivitäten an andere Orte zu verlegen, dafür gibt es Bürgerbeteiligung und einen Stadtrat der dann solches festlegt. Nun hat ein weiterer Richter die einstweilige Verfügung wieder aufgehoben und nun kommt der interessante Satz dabei, nicht weil Karneval ein Kulturgut ist, sondern weil bereits letztes Jahr einmal darüber verhandelt wurde und da eben auch um den Karneval 2007 und man könne ein und dieselbe Sache nicht zweimal verhandeln.

Letztes Jahr klagte man ursprünglich gegen den Karneval, oder besser gegen die nachts und öffentlich stattfindenden Veranstaltungen und verlor in erster Instanz. Die Krachgegner gingen in Berufung und verloren im Sommer 2006 erneut und dabei ging es wohl schon um den Karneval 2007 und damit ist der Kuchen nun gegessen. - So die Auffassung des zweiten Richters, der damit dem ersten Richter widersprach, welcher die einstweilige Verfügung erließ. - Wie das nun für die klagende Seite weitergehen kann, das wird nun erstmal geprüft werden, es kostet ja auch Geld und so viele Anwohner waren das nicht, welche sich einen Anwalt leisteten um ihren Nachtschlaf nicht gefährdet zu sehen. - In Santa Cruz atmet man nun auf, weiß aber auch ganz genau, dass man sich bestimmt erneut mit den Karnevalsgegnern auseinandersetzen muss, die wollen nicht locker lassen. - Man kann ja geteilter Meinung sein über Karneval da gibt es die Jecken und die Anderen, aber eines müssen die Anderen einsehen, so ein bisschen Blümchenkarneval mir alkoholfreiem Bier, das kann man keinem Canario verkaufen. - Man munkelt ja auch wer die Kläger sind, alles ungebildete Leute aus dem Ausland, oder noch schlimmer von der Halbinsel, kein Chicharero (so werden die Tinerfeños auch genannt) würde es wagen die Stimme gegen den Karneval zu erheben. - Dann sind die Fronten ja wieder klar.



Montag 12.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1020 hPa

Eine kaputte Tür und Kohlendioxid

Die ersten Fragen nach der schlimmen Tragödie die sich gestern auf Tenerife ereignet hatten werden nun klarer. 6 junge Menschen sind tot, 5 Männer und eine Frau, alle zwischen 22 und 33 Jahre alt geworden. - Zwei unabhängige Wandergruppen, eine bestehend aus Angehörigen im Umfeld des astrophysikalischen Institutes und eine zweite mit Mitgliedern des Naturvereines "Asociación Tinerfeña de Amigos de la Naturaleza" trafen sich zufällig in den Bergen von Los Silos. Da die eine Gruppe keinen Führer hatte, der war nicht erschienen, schloss man sich der anderen Gruppe an und ging gemeinsam weiter. - Aus Neugier wollte man einen Tunnel suchen, der einen Felsvorsprung durchbrechend in ein Seitental führte, fand aber zuerst einen verfallenen Wasserstollen, dessen, sonst verschlossene Tür, von irgendjemanden zerstört worden war. Der Wasserstollen heißt "Galería de Piedra de Los Cochinos" und wird seit nunmehr 40 Jahren nicht mehr zur Förderung von Wasser benutzt. - Das geschieht öfter, Wassertunnel können auch schon mal versiegen, dann schließt man diese und versiegelt die Tür, die Gefahren durch Kohlendioxid bei diesen Wassertunneln sind nicht unbekannt. - Diese Galerie jedoch hatte keine Versieglung mehr, wahrscheinlich wurde durch Vandalismus die Tür versperrt und man konnte ohne Probleme in die Höhle gehen.

Da man ja der Meinung war, sich in einem Tunnel zu befinden der auf der anderen Seite einen Ausgang hat, wagten sich alle Ausflügler dort hinein, wohl auch der Führer der zweiten Gruppe, der sich auch geirrt haben muss. - Weiter in der Höhle steigt der Kohlendioxidgehalt immer weiter an und führt bald zur Bewusstlosigkeit und wenn man nicht bald wieder in saubere Atemluft gebracht wird dann zum Erstickungstod. Ein Teil der Gruppe kehrte aber bald um, einige wollten nicht weitergehen weil ihnen schwindlig geworden war, allerdings ahnten sie in diesem Moment noch nicht, in welcher Gefahr sich alle befanden. - Die Zurückgekehrten warteten zunächst am Tunneleingang auf die Rückkehr der Mitwanderer und als keiner mehr kam, benachrichtigte man schließlich die Polizei. Von den 29 Wanderern kamen 12 gleich wieder zurück aus der Höhle, die anderen 17 verbliebenen konnten sich nicht mehr aus eigener Kraft befreien mussten durch Rettungskräfte der Feuerwehr und der Guardia Civil aus dem verlassenen Wassertunnel geborgen werden. - Hauptproblem dabei war der schlechte Zugang zu der Höhle, man kommt dort nicht per Fahrzeug hin und das Material und die Sauerstoffflaschen für die Rettung mussten allesamt per Hubschrauber dorthin gebracht werden. - Auch der Abtransport der Überlebenden geschah per Helikopter der Guardia Civil in die beiden großen Krankenhäuser der Insel. Im Wettlauf gegen die Zeit konnte man 11 Menschen noch lebend aus der Höhle bergen, für 6 der Wanderer konnte man nichts mehr tun. - Von den Verletzten in den Krankenhäusern befinden sich 2 noch auf der Intensivstation, sind aber auch nicht mehr in Lebensgefahr. - Tenor aller Publikationen sind die Aussagen der Rettungskräfte, es hätte noch viel schlimmer kommen können, es ging für viele der Menschen tatsächlich um Minuten. - Oder wäre die eine Gruppe nicht wieder aus der Höhle zurückgegangen, dann wären wohl alle verstorben, weil auch niemand wusste, dass man in die falsche Höhle gegangen war. - Auch wenn nicht auf La Palma passiert, das ist hier Tagesthema, haben wir doch auch genügend alte Wasserstollen deren Türen man nun sicher noch mal überprüft.



Sonntag 11.02.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1021 hPa
Höchsttemperatur heute 25,7 Grad - niedrigste Temperatur 14,7 Grad

Tragödie auf Tenerife

Warum und wieso der Führer nicht bei der Gruppe war, sondern nur am Telefon, das wird eine der interessantesten Frage sein, die man zur Aufklärung einer heftigen Tragödie auf Tenerife zu klären hat. Eine Gruppe von 28 - 30 jungen Leuten, Angehörige des astrophysikalischen Institutes und einer Naturfreundegesellschaft wollten auf einer Wanderung einen Tunnel nutzen, der zwei Schluchten miteinander verbindet. - Dabei verwechselte man aber den Tunnel mit einem alten und stillgelegten Wasserstollen und alle Wanderer mussten wohl bereits in Kürze das Bewusstsein verloren haben. Entweder durch Sauserstoffmangel, andere sprechen von giftigen Gasen, welche sich in dem Wassertunnel befunden haben sollen. Einigen gelang es jedoch wieder zurück an die Oberfläche zu kommen und man konnte die Rettungskräfte alarmieren. Das war gestern Nachmittag und noch bis zum Abend hatte man 22 Menschen lebend aus der Höhle geborgen, 6 davon allerdings schwer verletzt und in die beiden großen Krankenhäuser der Insel gebracht. Weitere sechs konnte nicht so schnell geborgen werden, 3 davon hat man inzwischen nur noch tot bergen können und die anderen 3 sind noch nicht wieder aus der Höhle gebracht werden, man fürchtet, dass man diese jungen Laute auch nur noch tot auffinden wird.

Der Zugang zu dem Wasserstollen ist nur zu Fuß möglich, das erschwert die Rettungen ungemein, erst nach einer 40 minütigen Wanderung kommt man zu der Höhle und die Retter können nur mit Atemgeräten in den Wasserstollen eindringen, so dass die Feuerwehr vor Ort bereits froh ist, über die doch hohe Anzahl von geretteten Leben. Das Unglück fand bei Los Silos statt und es muss wirklich erst noch ermittelt werden, wie es denn möglich war, dass die zwei Gruppen, die eigentlich unabhängig voneinander unterwegs waren, sich beide derart irren konnten und anstatt in eine Höhle, mit dem Ausgang auf der anderen Bergseite, in die Falle eines alten Wasserstollens getappt sein. - Noch sind alle Nachrichten recht spärlich und widersprechen sich auch noch teilweise, wie das bei solchen Tragödien in den ersten Stunden immer so ist, besonders wenn der Ort des Unglücks so schwer zugängig ist. - Bislang berichtet nur die EFE und einige Augenzeugen wurden befragt, genauere Informationen wird man erst in den nächsten Tagen erwarten können. - Was lernen wir daraus? Sei vorsichtig in den Bergen und laufe nicht in Höhlen die du nicht kennst, und ein Wanderführer per Telefon kann schlimmer sein als gar keiner. - Inzwischen, die Meldungen überstürzen sich, sind auch die anderen 3 Personen tot geborgen worden, es sind nun also mit Sicherheit 6 Tote und von den Verletzten wird bei weiteren 3 der Zustand noch als kritisch formuliert.



Sonntag 11.02.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1024 hPa

Sünde…

….also hier natürlich "Pecado", das ist sicher der bessere Titel für ein Karnevalskostüm als: "Der leise Hauch einer Sommerbrise am Anfang meiner Träume und Tage", denn so etwas haben wir auch schon gehabt. - Einer der Höhepunkte des Karneval in Los Llanos ist gestern Abend über die Bühne gegangen, die Wahl der Königin und ihrer beiden Ehrendamen, das ist sozusagen der Trostpreis. And the winner ist: Judith Pérez García in einem Monsterkleid in purem Rot, na ja, die Sünde hat viele Gesichter. - Für die Mädchen ist so ein Titel eine große Ehre, schließlich kümmert man sich nun um sie den ganzen Karneval lang, wer will schon nicht, wenn auch nur für einen bestimmten Zeitraum lang mal Königin sein. - Ich nicht, aber mir stehen auch keine Kleider. - Apropos Kleider, da muss man erstmal weit ausholen um einen Zusammenhang von diesen Kolossalbauwerken zu dem kleinen Schwarzen herzustellen, es sind auch mehr Schlosser, Schweißer, Zimmerleute und Hochbauspezialisten bei der Herstellung der Kostüme erforderlich, als Schneider oder Schneiderinnen. - Unter den sichtbaren Stofffetzen befinden sich komplizierteste Aufbauten, welche stark genug sein müssen um die Phantasiewerke zu stützen, aber nicht so schwer sein dürfen, dass die Dame die darunter oder das drin steckt, sich überhaupt noch bewegen kann. - Es gab bereits Kleider mit kleinen Servomotoren, da bewegt das Kostüm die Frau und nicht umgekehrt, aber davon ist man wieder abgekommen, man stelle sich nur vor, der Motor wäre nicht mehr zu bremsen und eine angehende Königin wird von ihrem Kleid aus der Stadt gefahren, das geht doch nicht.

Früher, als manches anders war aber auch nichts besser, da waren es die Nachbarschaftsvereine welche "ihre" Kandidatin ins Rennen schickten und monatelang vorher in endlosen Abendsitzungen diese Kostüme bastelten und stickten, heute ist das anders. - Seit Jahren schon gibt es ein gewaltiges Wettrüsten auf dem Karnevalsköniginnenkostümsektor und nur durch Firmensponsoring sind die Summen noch aufzubringen die man dafür braucht, um echte Profis und teure Materialien um die zarten Frauen herumbauen zu können. - Die Sponsoren wollen und müssen natürlich genannt werden, das ist genau so wie in der großen Welt und da kommt es dann schon mal zu solchen geistigen Kakophonien wie: "Der süße Traum der kleinen Fee" gesponsert von Kotelett-Hotte Billigmeier, drei Kilo zum Preis von zwei. - Das muss der Conférencier erstmal sauber ins Mikrofon blasen und dann darf der kleine Traum auf die Bühne und nun muss man abwarten, auf welche Koteletts man schärfer ist. - Bei manchen Kostümen geht es aber so weit, dass man die Dame darin kaum erspähen kann, da ist die Materialschlacht um das beste Kostüm eindeutig in Richtung Material ausgegangen. Schön anzusehen, ein bisschen skurril und wer es bunt mag und überschwänglich, der ist dabei richtig. - Ein Sonderlob für die Webseite der Aridanemetropole Los Llanos, gestern und vorgestern Abend fanden die Veranstaltungen statt und jeweils gleich am nächsten Morgen waren die Photos im Netz. So macht das Internet Spaß und Sinn. HIER (dann einfach auf VER klicken) geht es zu den Monumentalbauwerken, einfach mal ansehen das Spektakel ist genau das Richtige für einen lauen Sonntag.



Samstag 10.02.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1022 hPa
Höchsttemperatur heute 23,4 Grad - niedrigste Temperatur 13,5 Grad

Na endlich, Bea und Achim sind vollwertige Mitglieder der globalen Kommunikation!


Wir sind drin !!!

Wenn man beim Auswandern nicht gerade auf der Flucht ist, dann versucht man meistens, den Kontakt zu zurückgelassenen Angehörigen, Freunden und guten Bekannten aufrecht zu erhalten. Die wollen ja schließlich auch wissen, wie es einem geht. Wie macht man das? Na, ganz einfach, per Handy. Einfach? Ja, aber auch ziemlich teuer! Ohne Konto bei einer hiesigen Bank ist man erstmal auf einen deutschen Anbieter (sehr teuer) oder auf eine Prepaid-Karte eines hiesigen Anbieters (auch teuer) angewiesen. Deshalb muss dringend ein Festnetzanschluss her, möglichst noch mit einem Internetzugang, denn das nächste Internetcafe ist ja auch nicht gerade um die Ecke. Was ist also zu tun?

Das Konto haben wir ja jetzt. Und wie ich bereits beim Einzug festgestellt habe, ist in unserer Wohnung schon ein Telefonanschluß vorhanden. Glück gehabt, denn sonst könnte es langwierig bis unmöglich werden, überhaupt einen Festnetzanschluss zu bekommen. Ich hab da auch gleich mal unser mitgebrachtes Telefon angeschlossen, aber es war kein "Piep" zu hören. War ja auch nicht anders zu erwarten, der Anschluss ist natürlich abgemeldet. Aber es hätte ja sein können. Man weiß ja nie. Wir hätten das selbstverständlich niemals ausgenutzt, wenn es denn anders gewesen wäre, ist doch klar.

Man hat uns gesagt, dass die Anmeldung bei der Telefonica (ich nenne hier mal den Namen der Gesellschaft, denn eine andere gibt es hier ohnehin nicht) telefonisch gemacht werden kann und dass man dazu einige persönliche Daten bei der Hand haben muss. Da ich nicht genau weiß, welche Daten nötig sind, will ich das am Freitag einfach mal ausprobieren. Ich suche mir also eine Telefonzelle in einer möglichst ruhigen Lage. Das ist gar nicht so einfach, weil die meisten Telefonzellen an Straßenkreuzungen aufgestellt sind, an denen just in dem Moment, in dem man telefonieren will, das Leben tobt. Ich finde aber eine halbwegs ruhige Ecke und studiere erstmal den Apparat. Und tatsächlich ist da ein Aufkleber mit der Servicenummer drauf, die man kostenlos anrufen kann. Ich glaube, es ist "1004" oder so, die Nummer steht aber auf jedem öffentlichen Telefon.

Ich ruf da also jetzt mal an und höre sogleich eine freundliche Ansage auf Spanisch, mit der ich nicht viel anfangen kann. Da man mir aber geraten hat, unter dieser Nummer einen "Operador aleman" zu verlangen, warte ich die erste Pause in der Ansage ab und sage dann fröhlich: "Un operador aleman por favor". Nix passiert. Die Ansage läuft weiter. Nächste Pause in der Ansage, nächster Versuch. "Un operador aleman por favor". Klick, plötzlich meldet sich eine Dame auf Deutsch und fragt freundlich, was sie denn für mich tun könne. Erfreut erkläre ich ihr, dass wir gerne einen Telefonanschluß haben möchten und frage, was wir denn dafür tun müssen. Sie fragt, ob ich ihr den Wohnort, Straße, Hausnummer, meine Pass- oder Personalausweisnummer, meine Kontonummer und meine N.I.E. nennen kann. Kann ich nicht. Entschuldigung. Aber danke für die Auskunft. Adios.

Am Montag machen wir Ernst. Zu Hause suche ich aus unseren Papieren alle nötigen Angaben heraus und schreibe sie mir auf einen Zettel. Nachmittags fahren wir nach Los Llanos und finden eine ruhige Telefonzelle in der Nähe des Schulzentrums, da ist nämlich zu dieser Zeit nichts mehr los. Ich wähle wieder die Servicenummer und mit "Un operador aleman por favor" bin ich auch bald mit einer deutschsprachigen Dame verbunden. Unser Anliegen ist schnell erklärt und nun fragt sie ab. Name ? Vorname ? Wohnort ? Provinz ?

Straße ? Hausnummer ? Passnummer ? N.I.E. ? Kontonummer ? Handynummer ? Da ich meinen Zettel dabeihabe, kann ich alle Antworten herunterrasseln, und das scheint sie doch etwas zu verblüffen. Sie macht eine kleine Pause und fragt dann, ob wir ADSL benötigen. "Oh ja, unbedingt." "Moment, ich prüfe das, bleiben Sie bitte in der Leitung." Jetzt wird`s spannend. ADSL zu bekommen ist ja auf La Palma keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Bange Sekunden vergehen, bis sie sich endlich wieder meldet. "In Ordnung, der Techniker für das Telefon wird sich in 7 bis 9 Tagen bei Ihnen melden. In 9 bis 14 Tagen meldet sich dann ein anderer Techniker für den ADSL-Anschluss. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?" "Nein, vielen Dank. Adios." Hurra! Wir bekommen ADSL!!! Wenn alles gut geht sind wir in ungefähr 14 Tagen wieder vollwertige Mitglieder der Kommunikationsgesellschaft.

Dienstag, 16:30h. Das Handy klingelt. Bea geht ran und hat einen Techniker von der Telefonica an der (nicht vorhandenen) Strippe. Er möchte gerne wissen, wo wir denn wohnen, weil er die Straße nicht kennt. Bea erklärt es ihm und bekommt erstaunlicherweise zu hören, dass er morgen zwischen 9:00h und 11:00h vorbeikommen will, um sich unseren Telefonanschluss mal anzusehen. Na gerne doch! Das ging ja schnell.

Mittwochmorgen. Ich hab mich mal im Garten auf die Lauer gelegt, weil unsere Wohnung doch nicht so leicht zu finden ist. Um 09:30h zuckelt ein Lieferwagen ohne Firmenaufschrift langsam durch die Straße. Ich vermute mal, dass das der Techniker ist, und gebe ein Handzeichen. Jawoll, er hält an und fragt nach der Hausnummer. Ja, das sind wir. Er folgt mir in die Wohnung, findet den alten Anschluss und stöpselt seine Geräte ein. Dann nickt er wohlwollend und verkündet, er müsse mal eben nach Los Llanos zurückfahren, er würde aber gleich wiederkommen. Na gut, muss wohl sein. Nach 30 Minuten ist er wieder da, schließt sein Prüfgerät an und es macht "Piep". Na toll, scheint zu funktionieren. Dann fragt er nach dem Telefonapparat. Wir haben nämlich beim Auftrag keinen bestellt, weil wir unseren alten aus Deutschland mitgebracht haben. Ich zeige ihm das analoge Gerät und einen mitgebrachten Adapter mit "Texasstecker". Ob das wohl hier funktioniert? Er nickt, schließt alles an und drückt mir dann den Hörer in die Hand. Ich höre ein Freizeichen. Prima. Texasstecker funktionieren in Deutschland und auch auf La Palma (und wie ist das in Texas?). So, das war`s dann wohl?

Weit gefehlt! Der junge Mann zieht plötzlich einen Karton aus seiner Umhängetasche und packt zu meinem nicht geringen Erstaunen einen Router aus. Wie denn? ADSL-Anschluss? Jetzt? Gleich heute? Wir sind völlig von den Socken. Mehr geht nicht! Tatsächlich schließt er das Gerät in Windeseile an, startet den Computer und nimmt mal eben ein paar Einstellungen vor. Nebenbei telefoniert er noch kurz mit jemand (doch wohl nicht mit seiner Freundin, oder?) und ist plötzlich im Internet, wo er sich erstmal bei "Conrad" die neuesten Angebote für MP3-Player, Digicams und Elektronikerwerkzeug anguckt. Er muss unsere Verblüffung bemerkt haben und grinst sich eins. Ich unterschreibe nur noch eben seinen Auftrag und schon ist er wieder verschwunden.

Telefon und Internet nach nur 2 Tagen! Wer hätte das gedacht? Dabei hatten uns alle gewarnt: "Wenn überhaupt, dann dauert`s Wochen. Macht Euch da auf einiges gefasst." Wir sind jedenfalls total begeistert und toben uns erstmal im Internet aus. So ca. 10 Minuten. Dann sind wir rausgeflogen. Rein kommen wir erst wieder nach einem Neustart. Für etwa 10 Minuten. Dann sind wir wieder rausgeflogen. (Woran erinnert mich das nur? Ach so ja: "Klack".) So geht's eine ganze Weile, aber nach etlichen Versuchen und nachdem ich zuletzt die alte Software-Firewall gelöscht habe, hat sich das Problem erledigt. Jetzt können wir wirklich behaupten: "Wir sind drin!"



Samstag 10.02.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 85 % Luftdruck 1024 hPa

Im Wahlkampf blühen die Lokalpossen

Eigentlich ist La Palma eine moderne Insel, auf der eine pluralistische Gesellschaft ihre Zukunft im Dschungel der Globalisierung sucht, gar nicht so viel anders als auch in anderen Regionen dieser Welt. - Dennoch sorgt, der hier immer noch vorhandene Don Camillismus und auch Pepponismus immer wieder für nette Anekdoten, die einem doch wieder das anheimelnde Gefühl geben, in einer "Kleinen Welt" zu leben. - Diese Woche geht der Preis für politisches Lokalgezänk ins Rathaus von Tazacorte. Zwei Streithansel wollen es wissen und noch vor den Kommunalwahlen am 27. Mai "die Sache" vor Gericht austragen. - Schmierfinken hatten, nicht das erste Mal, ihren Unmut über die Bebauungspläne in Puerto de Tazacorte auf Hauswände gekritzelt und damit direkt den Bürgermeister des Ortes, Ángel Pablo Rodríguez gemeint. - Der ist glühender Verehrer der völligen Umgestaltung des kleinen Hafenortes in eine abstrakte Welt aus Glas, Aluminium und Beton, ganz nach den Plänen der Investorengruppe "Inversiones Cock", die in bunten Faltblättern dem geneigten Finanzier eine Zukunft des Ortes vormalen, die nur schwerlich vorzustellen ist. - Dagegen stampft die Opposition, mal heftiger mal weniger heftig, so wie es eben ihre Aufgabe ist und die Opposition besteht in Tazacorte aus den Sozialisten, angeführt von dem jungen Adolfo Martín.

Nun wirf der alte Haudegen Ángel, dem jungen Emporkömmling Adolfo vor, er stünde hinter den Schmierereien und hätte wohlmöglich sogar selber Hand angelegt um ihn zu verunglimpfen. - Der, Adolfo will sich das nicht gefallen lassen und ruft nun das Gericht an, er, Ángel solle das beweisen oder sich öffentlich entschuldigen. - Sicherlich wäre ein Faustkampf nach Vorbild der beiden Helden Don Camillo und Peppone noch medienwirksamer, aber dem steht dann halt doch unsere Aufgeklärtheit im Wege, warum sich prügeln wenn es Presse und Justiziare gibt. - Sicher kann der junge Sozi nichts dafür, dass manche Bürger das Recht auf freie Meinungsäußerung sehr plakativ nehmen, aber dafür vor Gericht gehen, weil ein politischer Gegner irgendeine Anschuldigung hervorholt, wenn das Schule macht, dann sind unsere Gerichte bald völlig überarbeitet vor lauter Gezänk. Warum der Alte aber so heftig auf diese Schmierereien reagiert, dass lässt schon tief blicken, Angestellte der Gemeinde mussten diese sofort überpinseln. Da stand, nicht gerade in schönen Lettern geschrieben: Bienvenido a Marbella, wer sich darüber aufregt, der muss sich dabei angesprochen fühlen. - Mal sehen wie das weiter geht und ob sich die Streithähne wieder einkriegen, noch bevor öffentlich und mit Erlaubnis an Hauswände geschmiert werden darf, nämlich mit den Wahlplakaten. - Die sind zwar meist schöner geschrieben, aber der Wahrheitsgehalt ist deswegen nicht unbedingt größer als die Aussage: Bienvenido a Marbella - Ich weiß gar nicht was die haben, Marbella ist doch eine schöne Stadt, mit ein bisschen viel Beton vielleicht, aber auch mit ganz viel reichen Leuten, warum wohl…



Freitag 09.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 85 % Luftdruck 1023 hPa
Höchsttemperatur heute 18,5 Grad - niedrigste Temperatur 15,2 Grad

Geschlossene Wolkendecke

Kein Wind, keine Sonne, so ist das bei uns bei Passat, dann bleiben die schweren Wolken auf etwas über 1.000 Meter stehen und wollen sich so gar nicht bewegen. - Schlimm ist das nicht, außer vielleicht dass solche Frostbeulen wie Paul und ich schon wieder am Heizlüfter herumfummeln, ob der nicht noch irgendwo einen Extraschalter für ein paar Extrawatt hat. - Man braucht aber eigentlich gar keinen Blick in den Himmel zu werfen wie denn da oben das Wetter gerade ist, es genügt auch ein Gang in den Supermarkt, am besten nachmittags, dann ist der San Martín fest in deutscher Hand. Die Mehrzahl sind Gäste dieser Insel, aber auch die berühmten Residenten wollen sich dann angesichts dieses Wetterfrevels noch ein bisschen mit Nahrung versorgen, sei diese nun flüssig oder auch fest. - Man erkennt das Wetter da draußen eindeutig an den Gesichtern der dort einkaufenden, denn die Gesichtsmuskeln für hängende Mundwinkel müssen bei Mitteleuropäern extrem gut ausgebildet sein. - Fast verloren schieben da missgelaunte Bleichgesichter die Streitwägen durch die Gänge des Supermarktes und es muss auch für solche Wetterlagen in Mitteleuropa eine Absprache herrschen, bei geschlossener Wolkendecke ist Sprech- und Lachverbot. - Nicht nur mit Dritten, nein auch mit dem Partner wird nicht gesprochen, vielleicht aber aus Weisheit, würde man den faltigen Griesgram an seiner Seite, oder bevorzugt drei Meter hinter sich ansprechen, es könnte wohl zu spontanen Gewaltausbrüchen kommen, so zumindest eine Deutung des Gesichtsausdrucks.

Dabei dacht ich immer, seit dem Deutschland Fußballweltmeister der Herzen geworden ist wäre ein Ruck durch diese Gesellschaft gegangen und die einzigen beiden die noch böse gucken dürften, das wären Netzer und Delling, aber da hat man wohl nicht mit der Leidensfähigkeit eines Volkes gerechnet. - Mir tut das immer Leid, weil nun die Palmeros denken, die Deutschen wären ein unfreundliches Volk und die sind überhaupt nicht kontaktfreudig, denn auch hier kann man Körpersprache lesen. Oft laufen enttäuschte Urlauber an Tagen mit geschlossener Wolkendecke so herum wie Müntefering, da wo eine Oberlippe sein sollte befindet sich ein Vakuum und so etwas spricht man niemals freiwillig an, da kommt nur eine Mehrwertsteuererhöhung raus und was nun mehr wert geworden ist als vorher, das hat uns auch noch keiner erklärt. - Vielleicht ist es ja auch das, die tragen die Sorgen und die Last eines ganzen Landes immer mit sich herum und wir wagen es, angesichts der Schwere der Schuld (Wolken) und Last (Mehrwertsteuer) auch noch lachend und grinsend durch die Welt zu laufen. - Alles Quatsch, man muss das verstehen, die warten Monate darauf in die Sonne zu kommen und bezahlen viel Geld, freuen sich introvertiert und dann liegt diese perfide Insel unter einer geschlossenen Wolkendecke. - Ich soll mich im Namen der Insel und der Gesamtbevölkerung aufrichtig entschuldigen, dass wir nicht immer wunschkompatibel sind, aber durch den neuen touristischen Nutzungsplan wird sich das ändern, der sieht Sonnenschein an 365 Tagen im Jahr mindestens vor und das wurde auch einstimmig vom Inselparlament verabschiedet. - Gut, dass heute der Karneval in El Paso beginnt, meine Frau hat mich bereits vor einer Stunde gerügt, du guckst heute wieder so münteferig und ich glaube ich weiß, was sie damit meint, an einem Tag mit geschlossener Wolkendecke.


Nicht ansprechen und nicht füttern



Freitag 09.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1023 hPa

Straßenkarneval in Gefahr

Nein, nicht hier auf La Palma, noch nicht. - In der Hauptstadt Tenerifes, Santa Cruz, geht es wirklich ums Ganze. Dort hat eine Gruppe von Anwohnern gegen die Lärmbelästigungen während der Umzüge geklagt und nun von einem Gericht Recht bekommen. Dem Rathaus von Santa Cruz flatterte ein Schreiben des Gerichtes ins Haus, welches bis auf weiteres alle nächtlichen Aktivitäten unterbindet, deren Lärmpegel die Marke von 55 Dezibel überschreitet. - Diesen Grenzwert einzuhalten ist unmöglich, unser Karneval ist zu allererst laut und wild und da kann man nicht flüsternd wie auf einer Beerdigung durch die Straßen ziehen. - Dabei stehen die einzelnen karnevalistischen Aktionen wie Königinnenwahlen und die Murgas (Büttenreden mit Gesang) und was sonst noch offiziell im Karnaval stattfindet gar nicht so im Visier der Anwohner, sondern die Kioske, welche den Karnevalisten mit lauter Musik und alkoholischen Getränken bis in den frühen Morgen einheizen. - Da muss man zugeben, das ist zum Teil wirklich infernalisch, besonders weil jeder Kiosk, und die stehen dicht gedrängt aneinander, seine eigene Musik hat und man wirklich nur noch eine extrem laute Kakophonie an Geräuschen wahrnimmt. Das ist für Außenstehende eine deutliche Belästigung, ist man aber selbst mit dabei, dann gehört das unaustauschbar und unverwechselbar zu unserem wilden Karneval. Mit einfacheren Worten, ohne Krach und Ausschweifung taugt unser Karneval so viel wie warmes Bier, dann kann man es auch gleich sein lassen.

Nun muss man in Santa Cruz schnell eine Lösung finden und die kann man nicht so einfach herbeiführen. Die offiziellen Akte und der große Umzug tagsüber, die werden wohl genau so durchgeführt wir geplant, aber der Straßenkarneval, auf dem sich das Fußvolk amüsiert, der ist in echter Gefahr. - Den Karneval aus der Innenstadt in ein anderes Gebiet verlegen, das fällt den Verantwortlichen ein, aber eher aus Not heraus, denn dann werden sich dort einige Anwohner finden, die auch wieder gegen den Karneval und seine lauten Folgen sind. - Die Kioskbesitzer wollen natürlich alles so lassen wie es ist, haben die doch zum Teil wirklich große Summen bezahlt um einen guten Platz im Karneval zu ergattern, da geht es für manche um die Existenz, die haben eingekauft wie die Wilden und sich dabei auch verschuldet und wenn nun Karneval ab 22:00 Uhr zur Gedenkveranstaltung heruntergefahren wird, dann können die sich die tausenden von Schnapsflaschen zur Fastenzeit geben. Wie der Karneval in Santa Cruz gerettet werden kann, das ist noch nicht raus, auf jeden Fall haben die Anwohner die geklagt haben, sicher nicht mehr so viele Freunde unter den Hardcore-Karnevalisten und das sind viele bei uns. - Auf La Palma wagt es bislang niemand gegen den lauten Karneval zu klagen, aber das wird sicher auch noch kommen, so wie andererorts bereits gegen das Läuten von Kirchenglocken geklagt wurde. - Einigen passt immer was nicht, es ist nur schade, dass für diese Wenigen die große Mehrheit ihre Traditionen und Gebräuche ändern soll. Rücksicht ist immer angebracht, aber diese Minderheit könnte auch Rücksicht auf ein uraltes Spektakel nehmen, auf welches sich ganz viele Leute das ganze Jahr über extrem freuen und was wirklich ein Teil unserer Kulturgeschichte ist. - Schade, dass man nicht gegen griesgrämige Totalasketen und Pharisäer klagen kann, einfach nur so, wegen emphatischer und geistiger Umweltverschmutzung, oder einfach nur, weil schlechte Laune, Gemecker und Gejammer karzinogen wirken könnten, auch im Passivmodus.



Donnerstag 08.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 12,9 Grad

Barrancos putzen

Was ist den eigentlich ein Barranco? Ein Barranco ist eine Schlucht und die entstanden hier auf La Palma allesamt durch Erosion, hervorgerufen durch Wasser aus Niederschlägen. Da, wo also so eine Schlucht ist, da ist mal Wasser geflossen und auch wenn es seit Jahren oder gar Jahrzehnten nicht mehr geflossen ist, weil die Niederschlagssituation gerade nicht mehr so war, muss man doch immer damit rechnen, dass dort mal wieder Wasser fließen wird. - Anschaulich demonstriert hat uns diese, eigentlich ganz klare Volksweisheit das letzte Unwetter auf El Hierro. Dort waren in bestimmten Regionen 500 mm Niederschlag innerhalb von 36 Stunden gefallen, eine enorme Menge, welche dort auch zu Murenabgängen, Erdrutschen und Überschwemmungen führte. - Nun kann man ja einfach sagen, Pech gehabt, so etwas passiert nur alle X-Jahre und es ist sehr unwahrscheinlich, dass uns das Gleiche wiederfahren könnte. - Man könnte aber auch sagen Glück gehabt, denn wären diese Regenmengen hier auf La Palma in ungünstigem Gebiet gefallen, dann könnte die halbe Hauptstadt überschwemmt sein oder mit Geröll begraben, ebenso wie Los Llanos. - Man kann eigentlich sogar davon ausgehen, dass solch ein Extremregen hier auch mal vorkommen wird, einzig weiß man halt nicht wann und wo. - Was man allerdings weiß ist, wo dieses Wasser dann abfließen wird, nämlich in den besagten Barrancos, dafür hat die Natur diese geschaffen und genau so sollten wir das auch respektieren.

Eigentlich sollt man überhaupt nicht in, oder an eine Schlucht bauen und wenn man das schon in der Nähe machen will oder muss, weil woanders kein Platz ist, dann muss man dafür sorgen, dass die Schlucht nicht durch Brücken verengt wird oder sich Geröll oder abgerutschtes Material dort sammelt, sonst verstopft der natürliche Ablauf. Kommt nun der Regen, dann tritt das Wasser an diesen verengten Stellen an den Seiten aus und kann sich ganz neue Wege suchen. Noch gefährlicher aber sind die dann plötzlich auftretenden Gerölllawinen, wenn der steigende Wasserdruck die aufgestauten Hindernisse wegspült, selbst wenn sich kein weiteres Hindernis dann im Barranco befindet, werden dabei die Flanken der Schlucht weiter abgetragen und wo vor kurzem noch ein kleiner Barranco war, ist plötzlich ein mächtig großer. - Was kann man also gegen diese, auf den Kanaren gefährlichste Naturgewalt, das Wasser tun? - Eigentlich gar nichts, sondern ihm fern bleiben und wissen, wo früher mal Wasser geflossen ist, da wird auch mal wieder Wasser fließen. - Wenn man schon unbedingt nah an den Barranco bauen musste, dann hilft nur eins, den muss man sauber halten wie seine Arterien, wenn die verstopfen, dann ist das ähnlich endgültig. - So fordern nun auch Anwohner der Gebiete "Aduares" und am "Barranco Aguasencio" in der Gemeinde Breña Alta von den Offiziellen, sich darum zu kümmern dort den Bewuchs und das Geröll aus den Schluchten zu räumen, da ist man nervös geworden nach den Berichten aus El Hierro. - Der Bürgermeister stimmt seinen Anwohnern zu, meint aber, das sei Sache der Inselverwaltung. - Bei so viel Verantwortungsbewusstsein kann man ja nur hoffen, dass der nächste Starkregen und die daraus resultierenden Erdrutsche sich auch schön an Gemeindegrenzen halten, dann kann man später die Schuld besser zuweisen.


Barranco Tenisca in Los Llanos

Der "Barranco Tenisca" führt von der Südseite des Bejenado in El Paso durch Los Llanos hindurch bis nach Puerto de Tazacorte. In dem roten Haus würde ich nicht unbedingt gerne wohnen.



Donnerstag 08.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 88 % Luftdruck 1021 hPa

Der Karneval kommt zurück nach El Paso

Das waren berühmte Nächte in El Paso, so vor 25 Jahren noch war es neben der Hauptstadt Santa Cruz der Tipp für ausgelassene Karnevalisten, danach verlagerte sich das gesamte Geschehen um dieses fröhliche Treiben in die große Nachbarstadt Los Llanos. - Was eigentlich dazu führte, dass "Don Carnal" sich aus El Paso verabschiedete, dass hat man nie so wirklich herausgefunden, seinerzeit schluckte halt die große Nachbarstadt so ziemlich alles. - Seit dem blieb El Paso ohne irgendwelche Aktionen für diese verrückten Wochen und Los Llanos mauserte sich zur absoluten Karnevalshochburg auf La Palma. - Um den Hauptstädtern nicht zu nahe zu treten, die haben den, weit über die Grenzen der Insel hinaus bekannten weißen Karneval mit dem "Día de los Indianos", aber an den anderen Wochenenden ist in der Aridanemetropole sehr viel mehr los. - Diesen kleinen lokalen Streit muss man aber nun nicht an dieser Stelle weiterführen, nun will El Paso auch noch sein Stück vom Kuchen und das wird, mit Verlaub, nicht ganz einfach werden.

Unsere Rathausbesatzung, vorne an Loli und der rührige Kulturrat Andrés, haben sich es in den Kopf gesetzt El Paso auch wieder mit einem würdigen Karneval auszustatten, genug Selbstbewusstsein verfügt unsere Gemeinde schon seit längerem, bislang hat sich aber niemand getraut diesen Schritt zu wagen. - Man kann sich auch ganz heftig dabei blamieren und die Opposition wartet nur darauf den Finger hoch zu strecken falls dieses Unterfangen keinen Erfolg haben sollte. - Unter der Hand bezweifeln so die meisten "Pasenses" auch die Möglichkeiten so ein Ereignis wie den Karneval erneut künstlich zu installieren, war es doch auch für uns längst Selbstverständlichkeit nachts nach Los Llanos zu pilgern, wenn einen "Don Carnal" im Sinn juckte. Rentnerkarneval, so etwas befürchtet man und verteilt schon Häme vorab, aber da bricht der Lokalstolz wieder durch, man sollte immer mit El Paso rechnen, denn feiern können wir auch. - Diesen Freitag nun geht es los. Zuerst mit Trommeln und Figuren durch die Stadt. Fran will uns mit seiner "Batucada" erst mal einheizen und dann kommt eine 60er Jahre Show und zum Finale gibt es noch eine "Drag-Queen" Veranstaltung, weil so etwas bei uns immer gut ankommt. An diesem und dem kommenden Wochenenden gibt es dann noch weitere Tanzveranstaltungen und wer sich dabei noch nicht ausgelastet fühlt, der kann ja danach noch ins nahe Los Llanos pilgern und sich so richtig den Rest geben. Freitagabend muss man natürlich als Pasense unseren neuen Karneval besuchen, das ist erste Bürgerpflicht und wenn dann nichts los ist, dann können wir ja immer noch meckern. - Also, Freitag gegen 20:00 Uhr, mitten in El Paso, die Trommeln werden nicht zu überhören sein...



Mittwoch 07.02.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 18,1 Grad - niedrigste Temperatur 12,2 Grad

Proteen anstatt Wein und Mojo

Manche Menschen nehmen als Erinnerung aus ihrem La Palma Urlaub angeschrammte Knie oder einen mächtigen Muskelkater mit nach Hause, andere halten sich da lieber an so lukullische Genüsse wie Wein oder Mojo. - Ein Reiseandenken ist auf jeden Fall eine nette Geschichte, kann man doch mit diesen Kleinoden den Urlaub, zurück im Alltag immer noch mal wieder aufleben lassen. - Die geschrammten Knie heilen, der Muskelkater verzieht sich, der Wein wird ausgetrunken und der Mojo schmeckt zurück in der Heimat plötzlich anders als hier vor Ort. - Das mit dem Mojo haben mir, unabhängig voneinander viele Gäste erzählt, es fehlt wohlmöglich die Stimmung dazu oder unser deftiges Schweinefleisch. - Nun haben aber böse Buben oder Mädchen dafür gesorgt, dass man nun Wein und andere Flüssigkeiten und Pasten nicht mehr ins Handgepäck nehmen darf, da könnte sonst was drin sein. - Bei dem Mojo von Ramón kann ich das ja verstehen, der ist so scharf, der fällt eh unter das Kriegswaffenmojogesetz und darf nur unter ärztlicher oder pastoraler Aufsicht eingenommen werden. Deshalb hat man ja in El Paso die Kirche direkt neben seine Kneipe gestellt und wer glaubt, das sei andersherum gewesen, der soll mir das, in Anwesenheit Ramóns, beweisen.

Nun hat La Palma aber noch mehr zu bieten als Wein, Mojo, Knieschäden und Muskelkater. Da ist zum Beispiel eine landwirtschaftliche Hoffnung der Insel, die wunderschöne Modeblume Protea. - In den letzten Jahren hat sich der Anbau hier gewaltig erhöht und per Luftfracht gehen tausende dieser langlebigen und so sonderbaren Blume erst nach Deutschland, dann werden diese zu holländischen Großhändlern gebracht, die dann die Blumen wiederum nach Deutschland liefern. - Das soll übrigens im Austausch für Wohnwagen abgewickelt werden, diese Nachricht stammt aber aus einer nicht sehr zuverlässigen Quelle. - Man kann die Proteen aber auch bestens und ganz bequem, ohne den Umweg über Holland mit nach Deutschland nehmen, man kauft die Blumen einfach hier, in fertigen Kartons die dafür gemacht wurden als Handgepäck im Flugzeug zu dienen und hat dann noch wochenlang Freude an einem sehr blühenden Stück La Palma. - Dass es auch noch billiger ist, das wollte ich eigentlich gar nicht erwähnen, ich möchte die holländischen Großhändler nicht so schädigen…- Die Idee, solche Kartons mit einer netten Auswahl dieser Blumen handgepäckfertig anzubieten, hatte die Kooperative: "Próteas de La Palma Sdad. Coop.". welche die meisten der hiesigen Proteenpflanzer in ihren Reihen hat. Die haben auch eine eigene Webseite, unter www.proteaslapalma.com, kann man sogar auf deutsch nachlesen, was wir so mit den, manchmal skurril aussehenden Blumen treiben. - Gesehen habe ich diese Kartons zu Mitnehmen bei "Rent a Car Yanes" und "Sorpresa" in El Paso, in einer netten Auswahl und zum Preis von dreizehn Euro. - Sicher gibt es die auch woanders, aber wer schon nicht das ausgesprochene Glück gehabt hat in El Paso Urlaub machen zu dürfen, der kommt zumindest auf der Fahrt auf die andere Seite, immer durch diesen Ort.- Hier zieht man neben den Königsproteen "Cynaroides" auch noch "Leucadendron" und "Leucospermum" in diversen Sorten. Aber selbst wenn ich ein Blümchen wäre, und ein noch so schönes obendrein, mein Name sollt´ nicht Leucospermum sein…


Proteen aus La Palma



Mittwoch 07.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1016 hPa

Strom sparen sagt die Unelco

Dabei müsste die doch genau andersherum denken. Die Unelco ist der kanarische Ableger der Endesa und gleichzeitig unser einziger Lieferant für elektrische Energie auf den Kanaren und die leben davon Strom zu verkaufen, zumindest freuen sich deren Aktionäre, wenn der Stromverbrauch ansteigt. - Nun aber will die Unelco, zusammen mit der Inselregierung ein Erziehungsprogramm starten, in dem man den Schülern auf den elektrischen Puls fühlt und diese zum Stromsparen animieren. Dabei geht es um den richtigen und respektvollen Umgang mit Energie, die auch auf La Palma immer noch zu 92% aus Schweröl gewonnen wird. - Es ist nicht die einzige Aktion dieser Art, die Klassen 4+5 haben in ihrem Lehrbuch bereits dieses so wichtige Thema behandelt und ich musste mir ziemlich oft anhören, warum wir denn hier und da noch normale Glühbirnen in den Fassungen haben und keine Solaranlage auf dem Dach. - Neu ist bei der jetzigen Aktion, dass sich der Stromproduzent und Lieferant dabei beteiligt. Die schulische Aufklärungskampagne lief bereits letztes Schuljahr auf Tenerife und Gran Canaria und wenn man den Organisatoren Glauben schenken darf, mit großem Erfolg. - Es hat also nichts damit zu tun, dass der Verkauf der Endesa an e-on immer wahrscheinlicher wird und damit auch unser Strom hier deutsche Eltern bekommt.

Es ist immer ein bisschen peinlich, wenn einerseits sogar die Energieversorger bereits zum Stromsparen aufrufen und unsere Wachstumsprediger immer noch ein positives Zeichen darin sehen, wenn der Energieverbrauch ansteigt. - Aber auch wir bleiben nicht immer 20 Jahre hinter der gesellschaftlichen Entwicklung Mitteleuropas zurück, es bahnt sich ein Umdenken an und eine ganz neue Riege junger Politiker und Techniker stellt das bisherige Gebaren in Frage. - Es geht aber wohl nicht so schnell wir man sich wünschen könnte, oben drängt sich immer noch die alte Garde an "Caziques" und will die Macht natürlich noch nicht abgeben und wenn man den Umfrage in manchen regionalen Zeitungen glauben darf, dann besteht durchaus die Gefahr, dass wir mit diesen politischen und gesellschaftlichen Dinosauriern noch eine weitere Legislaturperiode aushalten müssen. - Der absolute Witz dieser Asphaltcowboys sind ja immer noch so tiefsinnige Aussagen wie: La Palma boomt, weil der Zementverbrauch angestiegen ist und die Zulassung privater PKWs einen noch nie erreichten Rekord gebrochen hat. - Von denen kommt auch die Angst, La Palma würde stagnieren wenn der Stromverbrauch nicht weiter ansteigt, vielleicht zeigt das ein bisschen unser Problem, dass es sich in breiten Schichten der politischen Landschaft nicht einmal lohnt, überhaupt zu diskutieren. - Leider.



Dienstag 06.02.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 20,4 Grad - niedrigste Temperatur 11,8 Grad

Ups, der Bicho ist weg

Manche Dinge bekommt man einfach nicht mit. - Das ist ein bisschen wie mit dem Wetter, kaum ist mal keine Hitze oder Kälte oder Dürre oder Regen, schon redet niemand mehr über das Wetter. - Gutes Wetter scheint also das zu sein, welches man gar nicht wahrnimmt. - Was passiert, wenn eine Plage nicht auftritt? Das Gleiche, man merkt es nicht. Und natürlich kann die gesamte schreibende Zunft nicht von Dingen leben die nicht vorhanden sind. - Man muss sich das nur mal vorstellen, da schreibt einer: Kein Massenmord in Wanne-Eickel, alle leben noch. Wer will das wissen? - Kein Flüchtlingsboot in Tenerife gelandet, aktuelle Photos können Sie HIER nicht sehen, was soll der Quatsch, schreib weiter wenn welche kommen und dann auch mit Photos. Man kann das ja noch weiter treiben und abends in die Kneipe rein laufen und allen die größte Neuigkeit verkünden, eh Jungs, ich habe keine Grippe, keinen Herzinfarkt und mir geht es gut! - Nur in ganz seltenen Fällen gelingt es mit Nichtereignissen Interesse zu wecken, so eine Meldung könnte zum Beispiel heißen: Heute kein Toter im Irak oder Stoiber hat heute nicht "ähm" gesagt.

Sie wollen jetzt wissen, auch was ich hinaus will, manchmal kann ein Vorspiel ja so nervig sein… Es gibt keine Tausenfüßerplage auf La Palma dieses Jahr und es mag ja sein, dass nur ich das mitbekommen habe, aber auch um diese kleinen Biester kümmert man sich nur, wenn sie in Scharen auftreten. Dann klagt jeder, ich auch, spricht von Landplagen, plant pandemischen Einsatz von biologischen Waffen und macht aus einem kleinen und harmlosen wirbellosen Tier eine Existenzfrage. - Wie komme ich darauf, jetzt ist eigentlich die Zeit, in der die Tausendfüßer Hochsaison haben müssten, es ist nass und wir haben Winter. - Warum aber die Störenfriede nun nicht auftauchen, oder nur in ganz geringer Anzahl, das kann man nur vermuten, denn noch hat man das periodische Auftreten dieser Leise- aber Vieltreter noch nicht entschlüsselt. Es ist ein bisschen so wie mit den Maikäfern und den Zeugen Jehovas, wann die kommen, so genau weiß man das nie. - Eine Theorie darf man aber schon wagen, es hat auf jeden Fall etwas mit der zweimonatigen Trockenheit zu tun, die wohl genau in den Zyklus fiel, als die Diplopoden sich eigentlich vermehren und auf große Wanderschaft gehen. Scheint so, dass die meisten sich zu weit aus der Erde gewagt haben und nicht mehr schnell genug die schützenden feuchten Schichten erreicht haben, weil die Erde einfach zu trocken war. - Nun hat wohl nur eine Rumpfpopulation überlebt und die wartet darauf sich erneut in Erinnerung zu bringen. - Ich kann warten, gerne und lang.



Dienstag 06.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 22 mm, Luftfeuchte 89 % Luftdruck 1011 hPa

Ausflug in die Vergangenheit

Hier beruft man sich gerne auf Traditionen und kulturelles Erbe, damit zeigt man ganz deutlich zur Schau, dass man hiesige Werte ehrt und auch daran interessiert ist, diese in die neue Zeit zu retten. - Dabei unterscheiden wir aber meist nicht sehr feinfühlig zwischen den Traditionen der alten Ureinwohner der Insel und deren späteren Eroberern. Da hat sich vieles bereits vermischt und oft weiß man bereits schon gar nicht mehr, waren es eigentlich die Benahoaritas welche diese oder jene autochtone Macke hatten, oder waren es die frühen Eroberer, meist Portugiesen, Mallorqinuer und Spanier. Mit netter Regelmäßigkeit organisiert man hier auf La Palma Treffen für die junge Generation, auf denen sie die Spiele und die Sportarten der früheren Zeit bewundern können, aber auch selbst ausprobieren. - Das nennt sich dann Ausstellung der traditionellen und autochtonen Sportarten und man möchte damit die jungen Hüpfer einen Tag vom Computer und Handy wegbekommen, autochtones "Wettsimsn" veranstalten wir dann in einhundert Jahren.

Das kommt meist gut an und es ist erstaunlich wie viele Jugendliche sich diesen Traditionsvereinen anschließen. Meist geht es dabei aber um die absoluten Renner, die "Lucha Canaria", eine dem Schweizer "Schwingen" ähnliche Kampfsportart, in der es auch darum geht, seinen Gegner möglichst schnell auf den Boden der Tatsachen zu bekommen. Ein weiterer Renner unter den alten Sportarten ist der "Salto del Pastor", da springt und klettert man an bis zu drei Meter langen Lanzen die Berge rauf und runter, das macht was her und man kann einen Tag auch mal ohne das neueste UMTS-Handy vor den Frolleins den Hotte machen. - Eine Sportart aber begeistert mich immer wieder, der "Riego al Calabazo", weil die Entstehungsgeschichte so eine skurrile ist. - Eigentlich ist das ganz einfach. An einer Stange ist eine halbe Kalebasse befestigt und man schöpft nun gegen die Zeit, so viel Wasser wie möglich von einem Becken in ein anderes, welches meist höher gelegen ist. - Das geht enorm in die Muckis und Spaß macht es auch noch, weil man, ungeschickt genug, auch noch die Umstehenden nass machen kann. - Die Geschichte hierzu nun: Früher, als der große Teil der Landbevölkerung noch ohne Besitz war und eine Riege Oberschicht das gesamte Land unter sich aufgeteilt hatte, erlaubte man es den meisten Feldarbeitern in der Plantage in der sie schuften mussten, auch ein bisschen Land für den Eigenbedarf zu bestellen. Begrenzt wurde dieser geduldete Privatanbau nicht durch Flächengrenzen, sondern dadurch, wie viel Wasser der wackere Landmann mit einem vorgegebenen Kürbis und in einer bestimmten Zeit aus dem Wasserkanal schöpfen konnte. - So viel Land konnte er bestellen, weil für mehr kein Wasser zur Verfügung stand. - Das macht man so ähnlich heute noch in Marbella, Telde oder Mogan, jeder Stadtrat darf so lange Geld schaufeln bis er erwischt wird, auch das scheint bereits Tradition zu sein. - Und wir Trottel hier, wir üben noch mit Wasser…



Montag 05.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 6 mm, Luftfeuchte 92 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 16,0 Grad - niedrigste Temperatur 11,4 Grad

Einfach mal geradeaus gedacht

Eine kleinere politische Gruppierung, welche bislang nur in Los Llanos, Barlovento und Santa Cruz angetreten ist, macht sonst eigentlich meist nur mit Sticheleien gegen "die Großen" von sich hören. Gemeint ist die "INPA" (Iniciativa por La Palma), die sich vor ein paar Jahren, vor den letzten Kommunalwahlen aus unzufriedenen Sozialisten gegründet hat. - Allerdings sind auch ein paar illustre Köpfe mit der Zeit hinzugekommen und springt so ein bisschen auf den Zug der Bürgerproteste auf, der sich seit dem "Fall El Paso - Autobahn" ziemlich mächtig in Bewegung gesetzt hat. - Es sind bislang die Einzigen, die sich außer den Grünen öffentlich gegen den Ausverkauf dieser Insel wenden, meist aber nur in Einzelaktionen einiger Mitglieder. - Ein klares Nein zur Autobahn kam wohl von der INPA und auch harsche Kritik am Golfplatz in Fuencaliente und nun unterstützt man den Bürgerprotest der Anwohner Santa Cruz. - Das mag ja alles auch auf Wahlkampf getrimmt sein, weil man in anderen Bereichen schlecht wildern kann und dort die Positionen von "den Großen" bereits belegt sind, aber vielleicht meinen die das ja ernst, nicht mal das sollte man bei Politikern ausschließen.

Oft höre ich nur weg, weil es sich meist nur um Sticheleien und alternativlose Kritik handelt, aber nun kommt ein sehr interessanter Vorschlag aus den Reihen dieser kleinen Partei. - Man nehme zwei Probleme, verknüpfe diese und mache daraus das, was man heute so wunderbar flockig-fluffig "Win-Win Situation" nennt. - In Mendo, südlich von El Paso gelegen steht die alte Müllverbrennungsanlage rum und nimmt nur Platz weg und dient für Schmutzfinken heute noch als illegale Deponie und keiner will sich darum kümmern, weil mit Müll kein Wahlkampf zu gewinnen ist. - Dann haben wir noch ein ziemlich stinkendes Problem mit den Bananenabfällen, die will auch keiner, wohl aus dem gleichen Grund. Nun schlägt man vor, die Infrastruktur Mendos zu nutzen, um dort eine Kompostierungsanlage für die Bananenabfälle und anderen Biomüll zu schaffen, dann wäre der Müll weg und die Anlage könnte in Teilen wieder betrieben werden und der Platz ist eh schon da. - Macht Sinn, ist einfach und geradeaus gedacht und mit modernster Technik bekommen Bakterien sogar die Kontamination durch Pflanzenschutzmittel aus dem Bananenkompost und schon strahlt die grüne Seele La Palmas noch mehr als je zuvor. - So weit die schönen Reden und doch wage ich zu bezweifeln, dass man bei uns so einfach denken kann. Hauptgefahr für die Verwirklichung solch einer beachtenswerten Idee scheint aber hier zu sein, dass die "Falschen" diese Idee eingebracht haben, denn eines muss man allen Parteien hier vorwerfen, hat der andere eine Idee, dann ist die auf jeden Fall großer Mist, oder mindestens und in diesem Fall Kompost. - Schade um die schöne Biomasse.



Montag 05.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1018 hPa

Schwimmender Türsteher

Ihr kommt hier nicht rein, so könnte die Kurzform der Konversation zwischen dem spanischen Hochseeschlepper "Luz del Mar" und dem Schiff "Marine I" gewesen sein. - Der Schlepper fand das Schiff noch 400 Meilen vor den kanarischen Küsten mit etwas über 200 Pakistanis an Bord und stellte fest, dass das Schiff eine Havarie hat und aus eigener Kraft nicht mehr weiter fahren kann. Nun beruft man sich auf internationales Seerecht und schleppte die "Marine I" bis zur mauretanischen Küste, weil diese die nächst zu erreichende war. Die Flüchtlinge an Bord sind alle versorgt worden und nun wartet man 12 Meilen vor der Küste auf die Erlaubnis der mauretanischen Behörden, das Schiff in den Hafen von Nuabidú schleppen zu können, dann wäre man die Flüchtlinge "los". - Es gibt keine Frage, dass dieses Schiff, dessen eigentliche Herkunft bislang keiner Preis gibt auf dem Weg zu den kanarischen Inseln war, es wäre nicht das erste Mal, dass nun selbst Menschen aus sehr entfernten Ländern wie eben Pakistan, den Weg nach Europa über die Kanarischen Inseln suchen. - Für Spanien wäre das natürlich der Idealfall, sein "Problem" mit den vielem Flüchtligen auf diese Art und Weise zu erledigen, wer erst gar nicht ins Land kommt, den muss Spanien nicht repatriieren und darauf hin zielen ja auch die Maßnahmen ab, welche die europäische Grenzpolizei "Frontex" mit ihre Überwachungsschiffen und Flugzeugen vor den Küsten Westafrikas durchführen.

Nun gehört die "Luz del Mar" nicht den "Frontex" Verbänden an, war aber wohl nicht auf gut Glück unterwegs und hat das Flüchtlingsschiff aus Zufall entdeckt, man hat die spanischen Behörden wohl darauf hingewiesen, dass dieses Schiff dort zu finden sei. - Mit Mauretanien, Marokko und dem Senegal bestehen inzwischen Abkommen, dass diese Länder die Flüchtlinge wieder zurücknehmen, wenn diese auch von dort gekommen sind. - Das klappt im Normalfall bereits und es ist kein Geheimnis mehr, dass es dafür aus staatlichen Mitteln (Spanien oder Europa) "Belohnungen" oder "Entschädigungen" gibt. - Dieser Fall ist aber noch komplizierter, wo die "Marine I" mit den Flüchtlingen in See gestochen ist, das scheint noch nicht klar zu sein, also kann man die Menschen so nicht einfach wieder an die westafrikanischen Ländern zurückgeben, da muss man phantasievollere Wege gehen. - Allerdings müssen dazu die anderen Länder mitspielen und die sind mit ihren eigenen Problemen und Flüchtlingen bereits reichlich beschäftigt, da wird man nicht gerade begeistert sein, nun auch noch ein Schiff mit völlig fremden Menschen aufnehmen zu sollen. - Die Entscheidung der mauretanischen Behörden steht wohl noch aus, der internationale Druck, dieses Schiff, nun wirklich ganz nah vor deren Küste aufzunehmen wächst auch stündlich, den Mauretaniern wird wohl kaum etwas anderes übrig bleiben als die Flüchtlinge aufzunehmen. - Damit wäre die Aufgabe der europäischen Türsteher dort vor der afrikanischen Küste erfüllt, man ist das "Problem" los bevor es überhaupt ein spanisches wurde und kann ganz ruhig zusehen, wie andere nun dieses komplizierte Prozedere einer Repatriierung durchführen müssen. - Ob es dabei in Mauretanien oder dem Senegal immer mit ganz rechtsstaatlichen Dingen zugeht, das darf man ruhig bezweifeln, mehr aber nicht. - Es bleibt ein kräftig schaler Beigeschmack bei diesen Aktionen und ob denn das geht, die Verantwortung für Menschen in Not einfach weiter zu geben, diese Frage stellt sich wohl nur moralisch.



Sonntag 04.02.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 16,5 Grad - niedrigste Temperatur 10,5 Grad

Billig-Carrier, eine Chance für La Palma?

Man munkelt, dass Jaime Sicilia, unser Tourismusrat, auf der "Fitur" sich mit den Verantwortlichen von Ryanair trifft, um die Bedingungen und Möglichkeiten einer Flugroute dieses Low Cost Carrieres nach La Palma zu schaffen. - Eigentlich bin ich überhaupt keine Freund von Billig und Geiz, weil man damit Dinge auf die Dauer entwertet und damit auch die Menschen die hinter diesen Produkten stehen. - Jetzt denke ich aber mal ganz egoistisch an La Palma und kann diesem Gedanken mit Ryanair dann doch Positives abgewinnen. - Wer auf einer Insel im Atlantik sitzt und einen Teil seines Auskommens mit Tourismus verdienen will, der ist auf Fluggesellschaften angewiesen und das auf Gedeih und Verderb. - Dabei versuchen natürlich die Fluggesellschaften im Verbund mit den Reiseveranstaltern ein Paket zu schnüren, um möglichst viele Margen abgreifen zu können. Man möchte also am Flug verdienen, an der Unterkunft, am eventuellen Mietwagen und auch noch an weiteren Veranstaltungen vor Ort, die gleich im Pauschalpreis enthalten sind. Am liebsten All Inklusiv, dann bleibt die Reisebörse des Urlaubers völlig unter Kontrolle der Veranstalter und man kann ein preislich attraktives Angebot machen, in dem man aus der Gesamtkalkulation aller Kosten, (Flug, Transfer, Unterbringung usw.) immer noch eine Rendite erwirtschaftet. - Dabei muss natürlich stramm kalkuliert werden und das macht man zuerst immer am Personal und bei den Anbietern vor Ort. - Für die besuchte Region bedeutet das, es bleibt weniger Geld netto pro Urlaubsgast da, wobei der Ressourcenverbrauch, Platz, Wasser, Abwasser, Energie und Arbeitsaufwand der gleiche bleibt. - In vielen Regionen der touristischen Sonnenscheinwelt ist es bereits so weit gekommen, dass die Veranstalter die Preise und Leistungen der Anbieter vor Ort bestimmen können, wer nicht mitmacht, der bekommt keine Gäste mehr.

Auf La Palma sieht das, noch, ein bisschen anders aus, der Markt für Individualreisende ist sehr groß, genauso wie die Angebote, hier individuell in Direktvermarktung Ferienhäuser bei den Einwohnern zu mieten. - Dieser Sektor, dem ich auch angehöre, ist den großen Veranstaltern natürlich ein Dorn im Auge, denn bei uns können die nicht mitverdienen, alles Geld, außer dem Flug, geht direkt in den örtlichen Wirtschaftskreislauf, ohne davon etwas an die Reiseveranstalter abgegeben zu haben. - Grobe Schätzungen, welche mal die "Fundación La Caixa" aufgestellt hat ergeben folgende Zahlen: Ein Pauschaltourist lässt, bei gleichem Urlaubsbudget nur 40% seines Geldes in der Region, ein Individualtourist aber 70%. - Das sind vereinfachte Zahlen, da gab es noch viele Untergruppen und die Prozentzahlen schwanken halt ob mit dem Auto angereist wird oder in der Modalität der Verpflegung. - Für La Palma bedeutet das, je weniger der Individualgast für den Flug hierher berappen muss, umso erfreulicher ist die Nettobilanz für die Region. - Was La Palma auch bislang bereits zu schaffen machte, sind die wenig reizvollen Flugangebote zu uns, erwischt man keinen Sonderpreis, dann muss man heftig löhnen und dann entscheiden sich schon viele Gäste lieber ein billigeres Pauschalarrangement zu buchen als den teureren Individualurlaub. - Oder fliegen gar woanders hin, die Zahlen der letzten Jahre drücken das ja deutlich aus. - Da könnte nun ein neuer Konkurrent wie Ryanair, der nicht mit Reiseveranstaltern zusammen Pakete schnürt, dem Individualreisenden wieder in die Zone bringen, dass plötzlich auch ein Maßurlaub den man sich selbst zusammenbaut, nicht mehr teurer sein muss als ein Pauschalangebot. - Das nur mal so dahingedacht, ganz selten drücke ich Jaime Sicilia die Daumen, aber wenn er es schafft, dass Ryanair zu uns fliegt und so dem Individualtourist mehr Möglichkeiten gibt, sein sauer verdientes Geld netto bei uns zu lassen, dann gibt das einen Doppelchapeau. - Nun müssen wir uns nur noch erkundigen, ob Ryanair auch Golfschläger umsonst als Sportgepäck transportiert, da haben wir ja eine große Zukunft vor uns…



Sonntag 04.02.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 11 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1020 hPa

Noch ein Tief?

Da lauert schon wieder ein kleiner Tiefdruckwirbel draußen auf dem Atlantik und möchte so gerne zu uns gelangen. Das kann ich gut verstehen, ich will ja auch nicht weg, aber kommende Woche wird es nicht ganz so einfach werden für den Regen zu uns zu kommen, wie das noch letzte Woche der Fall war. - Auch wenn ich mich wiederhole, ein Tief mit viel Feuchtigkeit kann nur zu uns gelangen, wenn das große atlantische Hoch nicht an seinem Platz ist und der ist üblicherweise über den Azoren und drückt so alle Tiefs nach Norden und dann weiter nach Mitteleuropa. - Nun ist das Hoch aber wieder sehr weit in den Norden gewandert und lässt einen kleinen Tiefdruckwirbel südlich durchrutschen und das etwa auf unserer Höhe. Allerdings erwartet man das Hoch bald wieder da, wo es hingehört, und nun muss man mal abwarten wer schneller ist. - Das Tief bei uns mit Regen aus Nordwest, oder das Hoch weiter südlich um dem Tief (Hektopascal)Beine zu machen. Übermorgen wissen wir mehr, auf jeden Fall wird diese Störung nicht sehr groß oder anhaltend sein, es bildet sich schon wieder ein gewaltiger Hochdruckkern aus und wenn uns der erst wieder voll im Griff hat, dann gibt es wieder Bauknecht bis Karneval.

Zum Wetter noch, aber nicht zu uns. Die Zerstörungen auf El Hierro durch den starken Regen werden, je nach Blickwinkel, auf um die 20 Millionen Euro geschätzt und der Inselpräsident hat mit seinem Hilferuf auch Antwort aus Madrid erhalten. Cristina Narbona, Umweltministerin besuchte brav die Insel und man will wohl großzügige Mittel auf die westlichste der Kanareninseln schicken. - In dem Zusammenhang ist es immer wieder bemerkenswert, wie lokal solche Wetterphänomene zuschlagen können. War es bei uns eher der Wind welcher sich störend bemerkbar machte und auch ein paar Bäume gewaltig schüttelte und von ein paar Ästen befreite, waren es auf El Hierro ungeheuer große Niederschlagsmengen, die zu mehreren Erdrutschen und Murenabgängen führten. Dabei maß man an manchen Orten um die 500mm Regen, in 36 Stunden, das entspricht fast der durchschnittlichen Jahresmenge auf der Westseite La Palmas. - Aber es hat keine Verletzten oder gar Tote gegeben und hier munkelt man schon ein bisschen neidisch über die großzügige Hilfe die El Hierro nun bekommt, wir hätten auch ein bisschen mehr jammern sollen. Dabei können wir absolut froh sein, nicht mit solchen Wassermassen konfrontiert worden zu sein. Wenn ich da an den Barranco Tenisca denke, der von El Paso bis runter nach Tazacorte geht und den gefüttert mit 500mm Niederschlag und das dünne Becken, welches man dem Wasserlauf in Los Llanos nur gelassen hat, dann lassen wir das mit den Hilfen mal lieber sein.



Samstag 03.02.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 17,2 Grad - niedrigste Temperatur 10,6 Grad

Neues von Bea und Achims Bankgeheimnissen!


Banco II (oder: Es geht auch anders.)

An dieser Stelle möchte ich noch mal an unseren Versuch erinnern, bei einer hier ansässigen Bank ein Konto zu eröffnen. Wir haben ihn ja für gescheitert erklärt und beschlossen, unser Glück bei einer anderen Bank zu versuchen. Und das tun wir jetzt, weil wir noch immer keine PIN für unsere Kontokarten erhalten haben.

Es ist 11:30h am Mittwoch, als wir das zweite Institut unserer Wahl in Los Llanos betreten. Hell, modern und aufgeräumt sieht es hier aus. Und leer. Wir sind tatsächlich die einzigen Kunden. Das kommt uns allerdings sehr gelegen. Wir werden sehr freundlich von einem deutschsprachigen jungen Mann empfangen und dürfen sofort Platz nehmen. Bevor wir zur Tat schreiten klärt er uns erst einmal über die verschiedenen Kontoarten auf, die er uns anbieten kann. Wir wählen in aller Ruhe das für uns geeignete Paket aus und schon geht es los. Wir legen unsere Reisepässe und unsere Anmeldung vor, er erfasst die Daten im PC und lässt die Verträge ausdrucken. Zwischenzeitlich bleibt sogar noch etwas Zeit für ein wenig Smalltalk. Die Verträge sind komplett in deutscher Sprache, dafür allerdings nicht auf sichtbar umweltfreundlichem Papier gedruckt. Halb so schlimm, es sind ja auch nicht wieder 36, sondern diesmal nur 11 Seiten. Der Schaden am Regenwald hält sich also in Grenzen.

Arnold (so nenne ich den jungen Mann einfach mal) erklärt uns, dass wir unsere Kontokarten in einer Woche bei ihm abholen können, da aus Sicherheitsgründen weder sie noch die PIN zugeschickt werden. Das macht Sinn und kommt uns sehr entgegen. Da wir aber vorgeschädigt sind, bleiben zunächst leichte Zweifel ob des genannten Termins. Wenn das man alles gut geht. Die Zweifel werden aber sofort eingedämmt, als er uns ungefragt unsere Zugangsdaten für`s Internetbanking nebst versiegelter PIN und TAN-Liste überreicht. Wir können also sofort mit dem Konto arbeiten. Erstaunlich. Damit haben wir nicht gerechnet. Arnold rät uns noch dazu, vorsorglich schon mal einen kleinen Betrag auf das Konto einzuzahlen, damit wir nicht zufällig ins Minus rutschen, denn das wird gleich mal teuer. Danke schön. Machen wir doch gerne. Wir haben das Konto schließlich nicht eröffnet, um es zu überziehen. Ehrlich ! Er überreicht uns dann noch eine Informationsmappe, zwei Feuerzeuge und einen kleinen Notizblock als Werbegeschenke und nach einer guten halben Stunde verlassen wir die Bank als stolze Inhaber eines neuen Kontos.

…und als Inhaber eines Kontos bei einer anderen Bank, mit dem wir nichts mehr anfangen können und bisher ja auch nicht konnten. Unser nächster Weg führt uns also zu der Bank, bei der wir nicht so richtig landen konnten. Zu meiner Überraschung ist dort wenig Betrieb, nur ein Kunde ist vor uns. Vorsorglich gucke ich aber schon mal, ob nicht irgendwo ein gewiefter Palmero im Hintergrund lauert. Das ist nicht der Fall und so kommen wir recht zügig dran. Ich lege unsere Verträge und die Plastikkarten auf den Tisch und erkläre ohne Umschweife, dass wir uns aufgrund der Dauer des Verfahrens und der ausbleibenden PINs gezwungen sahen, unsere Bankgeschäfte anderweitig zu tätigen, weshalb wir das "bestehende" Konto gerne wieder auflösen möchten. Zu unserer Überraschung zeigt die junge Dame nichts dergleichen (also keine Überraschung). Mit einem knappen "O.K., ist gut" schnappt sie sich die Kontokarten, greift in eine Schublade und verwandelt sie mit Hilfe einer Schere in schön gleichmäßige Puzzleteile. Danach guckt sie auf ihren PC, stellt keine Umsätze fest, greift sich die Verträge, schreibt das Datum und ihre Unterschrift drauf und versieht sie zu guter Letzt mit einem donnernden Stempel. Danach verschränkt sie die Hände, lächelt uns an und sagt: "Erledigt". Unsere Frage nach eventuell entstandenen Kosten verneint sie, um uns dann umgehend zu verabschieden. Täusche ich mich, oder habe ich in ihrem Gesicht einen Anflug von Erleichterung wahrgenommen? Egal. Die Sache ist damit für uns erledigt. Und das in sagenhaften 4 Minuten ! Garantiert. Ich hab extra auf die Uhr geguckt.

Mittwoch, genau eine Woche später. Arnold hat angerufen. Unsere Kontokarten sind da, wir können sie bei ihm abholen. Das schaffen wir aber erst am Freitag. Wir fahren nach Los Llanos und finden sogar einen Parkplatz, weil wir mittlerweile wissen, "wie weit entfernt" für die meisten anderen Parkplatzsuchenden "zu weit entfernt" ist. Wir gehen halt eine Minute länger, anstatt eine halbe Stunde länger in der Stadt herumzukreisen. Arnold hat gerade zu tun. Schade (meint vor allem Bea!?). Aber seine Kollegin empfängt uns nicht weniger freundlich. Sie guckt sich unsere Pässe an und zaubert umgehend unsere Karten nebst zugehöriger PIN hervor. Noch kurz die zugehörigen Unterlagen unterschreiben (Oh je, noch mal 17 Seiten, womit der Vorteil für den Regenwald endgültig dahin wäre), die Karten einstecken und wir sind tatsächlich nach genau einer Woche Inhaber eines neuen Girokontos.

Ich kann mir nicht verkneifen, noch einmal darauf hinzuweisen, dass wir sowohl die Beratung als auch den Schriftverkehr komplett auf Deutsch erhalten haben. Auch die Bedienerführung im Internet ist auf Deutsch. Sonst legen wir darauf ja nicht so viel Wert und möchten lieber so viel wie möglich auf Spanisch erledigen. Aber bei Geldangelegenheiten fühlen wir uns dann doch etwas sicherer, wenn wir alles verstehen, was wir unterschreiben. Zusätzlich haben Arnold (ja doch Bea, ich weiß, ich finde ihn ja auch nett!) und seine Kollegin viel dazu beigetragen, dass wir uns bei ihrer Bank gut aufgehoben fühlen. Wäre schön, wenn das so bleibt.



Samstag 03.02.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 11 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1021 hPa

Einer der es wissen müsste

Wir sind ja nur 4 Erleuchtete und haben keine Ahnung von nichts und niemand. - Als eine Gruppe von lediglich 4 "Erleuchteten" bezeichnete Antonio Sosa, Präsident einer der beiden Vereinigungen für touristische Aktivitäten (CIT), mal die besorgten Bürger, die sich Gedanken um den Ausverkauf und asphaltären Ruin dieser Insel machen. - Dass es die überwiegende Zahl der Bevölkerung ist, die 9 Sporthäfen, 11 weitere Hotels und 5 Golfplätze für absoluten Wahnsinn halten, das bekommen diese Unerleuchteten gar nicht mehr mit, die basteln eigene Statistiken und eigene marktwirtschaftliche Gesetze, anders ist diese Weltfremdheit nicht mehr zu erklären. - Oft glaube ich ja, die haben sich in der Insel geirrt, weil eigentlich können die La Palma damit nicht meinen. - Der Architekt Juan Julio Fernández, kritisierte anlässlich der Veröffentlichung seiner Arbeit "Santa Cruz de La Palma. Otra mirada" (Otra mirada heißt, anderer Blick, aber auch von einer anderen Seite betrachtet) einen fatalen Fehler unserer Planungsgewohnheiten, oder vielleicht besser Vorlieben. - Es werden 14 verschiedene Flächennutzungspläne für jede der palmerischen Gemeinden erstellt, dazu noch Spezialpläne für touristische Aktivitäten und Infrastruktur, ohne einen Gesamtplan für die Insel zu haben. - Das ist einfach falsch herum gestrickt.

Erst brauchen wir den Inselplan und an diesen können sich dann lokale Pläne orientieren, oder auch neue touristische Bauten und Infrastrukturmaßnahmen. Bei uns aber wird der Esel von hinten beladen und dann kommen solche Kapriolen dabei heraus, die aus Schilda sein könnten. Zum Beispiel baut man eine Umgehungsstraße von Los Llanos, die führt südlich an der Stadt vorbei, gleichzeitig aber in einem anderen Plan eine weitere Umgehung der Stadt per Autobahn nördlich davon. Das geht weiter mit den Golfplätzen, deren Zahl mit fünf einfach nur noch idiotisch für diese Insel ist, aber die Gemeinden konkurrieren darum und der Spezialplan "PTE" möchte diese absegnen. - Dabei könnte man in einem Gesamtplan ruhig über einen Golfplatz diskutieren, nachdem man alle möglichen Entwicklungen analysiert hat, die Faktoren wie die zukünftige Verknappung und damit Verteuerung der fossilen Brennstoffe einkalkuliert und auch man überlegt, wie denn die Konkurrenzsituation auf diesem kleinen Markt überhaupt ist. - Das Gleiche müsste man mit den Hotelplanungen vornehmen, bereits jetzt bauen kanarische Investoren in Marokko eine neue Mitbewerbersituation auf und mit den Sporthäfen, wie viele Boote suchen eigentlich einen Hafen im Atlantik um dort Arbeitsplätze und Zukunft für die Region zu schaffen. - Es bleibt der üble Geruch der Spekulationsversuche bei solchen Salamiplänen, ganz nach dem Vorbild Marbellas und dem Zauberwort "recalificación de terreno". Das bedeutet Umwandlung eines Geländes, denn hat man erst mal einem Golfplatz oder Hafen zugestimmt, dann müssen diese nicht mal gebaut werden oder funktionieren, man kann dort dann auch andere Nutzungen, sprich Bauten erstellen. Ich zitiere jetzt mal einen sehr interessanten Satz aus dem Angebotsschreiben eines deutschen Promotors für einen der Golfplätze auf La Palma, wobei Namen und Ort keine Rolle spielen: "…Für den unwahrscheinlichen Fall, dass wider Erwarten aus welchem Grund auch immer der Golfplatz nicht zustande käme, hat der Investor mit seinem Anteil Anspruch auf eine bestimmte Quadratmeterzahl an Gelände. In diesem sehr unwahrscheinlichen Fall des Scheiterns des Golfplatzes können die Grundstücke laut dem neuen Inselpan für andere touristische Zwecke genutzt werden…" So erhält man Baugrundstücke für einen Apfel und ein Ei (4 Euro pro Quadratmeter), die auf üblichem Verfahrenswege nie als bebaubar einzustufen wären. - Es geht längst nicht mehr um Golf oder kein Golf, denn man muss die Wirtschaftlichkeit bereits eines Golfplatzes auf La Palma sehr bezweifeln, es geht ums große Geld und da sollten wir uns weit genug ducken um dem gleichen Schicksal zu entgehen, dem schon so viele Landstriche an Spaniens Küsten zum Opfer gefallen sind. - Ups, jetzt habe ich wieder ein paar Freunde weniger und meine Karriere als Lobbyist scheint stark gefährdet.

Ich darf im Anschluss noch auf eine neue Präsentation der Gruppe "BEN MAGEC-ECOLOGISTAS EN ACCIÓN DE LA PALMA" hinweisen, da erzählt man ein bisschen was über Golfplätze. Noch nur in spanisch erhältlich und HIER aufzuschlagen, oder klicken Sie auf das hübsche Bild von blühenden Landschaften


Bild von Ben Magec-Ecologistas e Acción



Freitag 02.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 20,7 Grad - niedrigste Temperatur 10,6 Grad

Pascha Paul auf dem Puff

In den Puff geht er nicht, das wäre rausgeschmissenes Geld. - Zu Weihnachten haben wir einen solchen Puff für die Kinder gekauft, wir wollten halt einfach dass die Teenies bequem sitzen wenn sie ihre Messengerstunden am Computer abhalten. - Das sieht der Paul ganz anders und hat dieses, so komisch heißende Sitzmöbel kurzerhand in Beschlag genommen, da liegt es sich vortrefflich bequem. Seit dem sitzen meine Kinder nicht mehr so oft vor der Kiste und ab und zu sprechen sie sogar wieder per Lautäußerung miteinander, da gab es Zeiten in denen man sich alles per Messenger mitteilte, das war zwar bescheuert, aber ganz angenehm ruhig… Nun haben ja Paul und ich vieles gemein, nicht das Äußerliche, Paul sieht gut aus und hat noch Haare, überall, aber irgendwie sind wir Seelenverwandte und fühlen und spüren oft das Gleiche. Auf jeden Fall sind wir beide absolute Frostbeulen, ab Temperaturen unter 20 Grad Celsius beginnt die Frühwarnphase, man versichert sich ob die Heizlüfter einsatzbereit sind und die Unaussprechlichen greifbar im Schrank vorne an liegen. - Die braucht Paul nicht, er kuschelt sich bei Höchstgefahr, und die beginnt bei menschenverachtenden Zuständen unter 15 Grad, im Kleiderschrank der Kinder ein. - Im meinen geht er nicht so gerne, da ist die Auswahl mit Artikeln zum Vollhaaren nicht so groß.

Nun kann und will der Herr aber nicht den ganzen Tag und die Nacht in Kleiderschränken verbringen wie sonst überraschte Hausfreunde und muss, genau so wie ich immer Wärmequellen aufsuchen. - Zur Zeit mache ich ganz oft Pizza, da lasse ich dann immer den Ofen ein bisschen auf, Paul sitzt dann auf meinem Schoß und wir hoffen gemeinsam, dass die Pizza nie fertig werde. - Man kann aber nicht immer nur am Ofen sitzen und außerdem geht das furchtbar ins Geld, also haben wir noch unseren Heizlüfter, das einzige technische Gerät mit dem wir beide so etwas wie eine innige Beziehung aufgebaut haben. Andere geben ihren Autos Namen oder sprechen mit ihrem Computer, meine Frau hat die Waschmaschine adoptiert, oder auch umgekehrt. - Früher gab es doch mal den Slogan: "Mensch und Maschine werden eins", ich weiß nicht mehr ob das Honda oder Toyota war, aber uns, Paul und mir, geht das so mit unserem Heizlüfter. Man könnte sogar soweit gehen und das als innige Beziehung bezeichnen, eine ehrliche und offene, wir geben dem Ding Nahrung (Strom) und Aufmerksamkeit (körperliche Nähe) und dafür schenkt uns der süße Quirl Wärme. - Allerdings ist es so wie in vielen Beziehungen, da stört oft der Alltag und da gibt es Interessenkonflikte mit anderen Familienmitgliedern und deren Maschinenlieblingen. Wäscht nämlich meine Frau mit ihrer "Emma", oder will sich mit dem Wasserkocher (George Cl.) einen der 15 Kaffees kochen die sie am Tag so trinkt, dann müssen immer andere auf ihre Leidenschaft verzichten. So viele Geräte auf einmal verträgt unser labiles Stromnetz einfach nicht und dann kommt es zur Komplettblockierung von Volt, Ampere und Watt. - Watt nun, einer muss verzichten und nun kommen die Diskussionen auf, was ist wichtiger, saubere Wäsche und damit eine zufriedene Hausmannin (10 Euro Chauvikasse) oder das frostige Leiden zweier Kerle. - Meist gewinnt die Vernunft und damit die Frau, weil die Sonne eh schon wieder um die Ecke blinzelt, manchmal aber auch wir. - Meist wende ich dazu einen Trick an, fahre meine Frau zum Einkaufen (mehr als 10 Euro stecke ich nicht in die Chauvikasse), komme dann schnell nachhause, stelle die Waschmaschine ab und unseren Glücksbringer an. - Dann brezeln wir uns mit Wonne vor dieses so warmherzige Stück Technik, Paul kuschelt sich auf den Puff, macht auf Pascha und mir wird ganz warm ums Herz.


Der Puff-Paul



Freitag 02.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 11 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1019 hPa

Mit dem Guagua ins Internet

Manchmal darf man schon darüber nachdenken, ob wirklich jeder Friseurladen und jede Metzgerei einen Internetauftritt haben muss. - So nützen mir virtuelle Koteletts wenig und ich glaube auch nicht, dass man den Wert oder Aufgeklärtheit einer Bevölkerung daran messen kann, wie viele Haushalte über einen Internetanschluss verfügen. - Jeder der will und einen braucht, der kommt da auch dran, leider halt manchmal nur sehr schwer. Das aber liegt an unserem Monopolisten Telefonica, der in ganz vielen Regionen La Palmas und weiß Gott nicht nur in wenig bewohnten, nicht mal einen Festnetzanschluss, geschweige denn einen ADSL Knoten anbieten. - Dagegen wirkt das ambitiöse Projekt "La Palma Digital" manchmal so, als wolle man einen Sporthafen in El Paso anlegen, oder ein Wasserkraftwerk in der Sahara, einfach nur mal so dahingesagt um nicht immer von den Ananasfarmen in Alaska zu sprechen. - Warum die Telefonica so geizt mit ihren Anschlüssen, da muss ich raten und die einzige Leitung auf die ich da komme wäre eine Kostenfrage, die Installation von Leitungen muss sich wohl in vielen Gegenden einfach nicht lohnen und der ADSL Knoten erst recht nicht. Ob die da richtig liegen mit ihren Berechnungen, das weiß ich nicht, aber wer kann schon hinter die Gedanken einiger Betriebswirte kommen, die in abgedunkelten Räumen neben Pizzakartons die Telefonica in ein shareholderträchtiges Unternehmen rechnen.

La Palma Digital hält mit öffentlichen Internetzugängen dagegen und das ist sicherlich der erfreuliche Teil der Aktion, auch wenn an den Kisten, die meist in Kulturhäusern der Gemeinden stehen nun die Pennäler nachmittags sich zum gemeinsamen Ballern treffen, so lange bis der Counter strikt oder Lara Croft weiche Beine bekommt. - La Palma Digital macht natürlich noch sehr viel mehr, da werden Kurse angeboten und über ein anderes Programm, von der Inselregierung zusätzlich gesponsert, können sich Firmen Webseiten gestalten lassen um auch in der Welt des WWW präsent zu sein. - Neuester Clou ist ein Bus, der durch die 14 Gemeinden des Ortes tingelt um den Menschen das Internet näher zu bringen und über das Projekt La Palma Digital aufzuklären, der Internetguagua. - Vielleicht müssen die 6 Millionen dringend weg, die für das Projekt zur Verfügung standen, sonst kann man keinen Vollzug melden, nicht kleckern sondern klotzen, das war schon immer das Credo unserer Lenker, oder wie anders ist es zu erklären dass man nicht von einem Golfplatz spricht sondern gleich von fünf, oder erst mal die leeren Hotelbetten zählt, bevor man die Anzahl der leeren Betten vervielfachen will? - Erfolgsmeldungen müssen her, es ist halt spartanisch eng geworden mit greifbaren Dingen, welche die jetzige Regierung in ihrer Amtszeit hervorgebracht hat, da gilt als Erfolgsmeldung, dass die Nutzung des Internets im vergangenen Jahr um 10% angestiegen ist. - Wie man das ermittelt hat, vielleicht in einer Umfrage im WWW, keine Ahnung, aber an der Webseite unseres Fleischers kann es nicht liegen. - Um wie viel tatsächlich die Nutzung angestiegen wäre wenn man endlich das lästige Problem mit der zickigen Telefonica gelöst hätte und überall auf der Insel Festnetzanschlüsse und schnelle Breitbandknoten anbieten würde, an der Statistik würde ich mich selbst vergreifen.


Modern times

Geben Sie mir bitte ein Amt Frollein! - Tut mir Leid, ich habe gerade keins da, ziehen Sie doch einfach um, dann können Sie telefonieren.



Donnerstag 01.02.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 17,2 Grad - niedrigste Temperatur 11,2 Grad

Nur nicht mit Logik rangehen

Nichts ist mehr wie es früher war. - Da gab es mal Zeiten auf La Palma, da mussten alle Tour-Angestellten nur Mittwochs arbeiten, weil nur an diesem Tag Chartermaschinen aus Deutschland zu uns flogen. Diese Zeiten sind längst vorbei und langsam hat sich auch auf La Palma eine große Flexibilität im Flugverkehr eingeschlichen, inzwischen kann man auch am Samstag und Sonntag zu uns fliegen und eigentlich aus allen Flughäfen Deutschlands. - Das ist toll, hat der Gast doch viel mehr Auswahlmöglichkeiten und auch das frühere Diktat, man muss immer 7,14 oder 21 Tage Urlaub machen fällt flach. - Eine solch große Auswahl muss natürlich irgendwo einen Haken haben und der steckt da, dass fast überhaupt kein Flieger mehr direkt, oder besser nonstop zu uns fliegt. Oft muss man in Deutschland noch auf einem weiteren Flughafen Gäste zusammenfassen um dann in unsere Richtung zu fliegen, oder man geht auf mehrere Kanareninseln runter und verteilt die Gäste großflächig. - Das ist alles vernünftig, vom Betriebswirtschaftlichen aus gesehen, die Flugzeuge müssen ausgelastet werden, sonst lohnt es sich nicht für die Carrier. - Wir müssen froh und dankbar sein für diese Flexibilität, denn sonst gäbe es noch sehr viel weniger Plätze in den Flugzeugen um nach La Palma zu kommen. Allerdings entsteht dabei ein ziemliches Dickicht, wer fliegt wann, mit wem und wohin zuerst.

Da liest sich so ein Flugplan eigentlich ganz nett, aus so vielen Städten und an solch vielen Wochentagen konnte man noch nie im Sommer nach La Palma fliegen, allerdings sind es wohl insgesamt auch nicht mehr Plätze die für La Palma zur Verfügung stehen als in anderen Jahre auch, weil halt ein und die selbe Maschine nur zum Teil Gäste nach La Palma transportiert aber halt auch noch woanders hin. - Die Hapagfly probiert auch noch eine andere Variante. Einige Flüge werden mit unserer Regionalfluggesellschaft Binter Canarias "vollendet", man fliegt auf irgendeine Kanareninsel und von dort aus dann weiter mit unseren bulligen ATR72 nach La Palma. Das Gepäck wird natürlich durchgecheckt und ich kann eigentlich nur dazu sagen, dass dieser innerinsulare Flugverkehr um einiges zuverlässiger und pünktlicher ist als der Charterverkehr. Wie das ablaufen soll, wenn die Charter aus Deutschland bereits Verspätung haben, das werden uns dann die Gäste erzählen. - Eines bleibt festzuhalten, für die wenigen Gäste, welche wir im Sommer aus Mitteleuropa zu uns locken können, bietet man uns prächtig viele Verbindungen und inzwischen bin ich derart demütig geworden, dass ich den Fluggesellschaften dankbar bin dafür, dass man es mit diesen Tricks wie Gabelflügen und aberwitzigen Konstruktionen immer noch möglich macht zu uns zu fliegen. - Man wird ja so bescheiden. - Aber das ändert sich ja bald, da kommen dann die Nordkoreaner in A380 angeflogen um hier alle Golf zu spielen, die gönnen sich ja sonst nichts und sind ja wohl auch noch der einzige Wachstumsmarkt….

Sommerflugplan 2007

(gilt bei den meisten Gesellschaften von Mai bis Anfang November.)
Bitte beachten Sie, dass die Fluggesellschaften oft kurzfristig Änderungen vornehmen. Man muss also diese Pläne immer als provisorisch ansehen. - Auch neu ist, dass nicht immer wochenweise geflogen wird, so kann es sein, dass es für manche Wochentage wohl einen Hinflug gibt, der Rückflug allerdings an einem anderen Tag stattfindet.

DE = Condor | AB = Air Berlin | HF = Hapagfly = Tuifly, meist mit Anschlussflügen von anderen Kanareninseln mit der Binter Canarias


vom Flughafen: fliegt die Fluggesellschaft: am Wochentag:
Schönefeld
HF
Die
Schönefeld
AB/HF
Do
Berlin Tegel
AB/HF
Die + Do
Berlin Tegel
DE
Mi
Dresden
DE
Mi
Leipzig
DE
Mi
Düsseldorf
DE
Die
Düsseldorf
LTU
Mi
Düsseldorf
AB/HF
Mi+Fr+Sa+So
Erfurt
AB/HF
Die
Frankfurt
DE + HF
Mi
Frankfurt
HF
So
Hamburg
DE + HF
Mi
Hamburg
HF
So
Hannover
HF/AB
Die+Mi+Fr+So
Hannover
DE
Mi
Köln
HF/AB
Die
Köln
DE
Mi
München
DE + LTU
Mi
München
HF
So
Münster/Osnabrück
HF/AB
Die + So
Münster/Osnabrück
DE
Mi
Nürnberg
HF/AB
Die + So
Nürnberg
DE
Mi
Stuttgart
DE + HF
Die
Stuttgart
DEF
Mi
Bremen
DE + HF
Mi
Bremen
HF
So
Paderborn
DE
Mi
Rostock
AB/HF
Die
Baden-Baden
HF
Mi
Mühlhausen
DE + HF
Mi
Mühlhausen
HF
So




Donnerstag 01.02.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1019 hPa

In kleinen Schritten

Viel Geld für wen kann die Frage auch heißen. Gerade hat man in Brüssel und Straßburg beschlossen die Ausgleichszahlungen für die Kanarischen Bananen um weitere 6 Jahre zu verlängern, da geht auch schon der Streit los, wie man denn diesen wunderbaren Batzen Geld verteilen soll. - Insgesamt erhalten die Kanaren 141 Millionen Euro als Unterstützung im Kampf gegen die Produktion aus Billiglohnländern, ob und dass überhaupt dieses Geld fließt, die Diskussion muss nicht angestoßen werden, im gesamten europäischen Raum ist bei den meisten landwirtschaftlichen Kulturen längst nichts mehr ohne Regulierung oder Subvention zu machen. - Wer weiterhin europäische Landwirtschaft will, der muss diese auch bezahlen, sei es durch höhere Erzeugerpreise oder indirekt durch Subventionen. - Für La Palma werden wohl etwas mehr als 50 Millionen aus diesem Topf locker werden, das hängt ganz davon ab, wie dieses Geld verteilt werden soll. Man kann grundsätzlich unterscheiden zwischen zwei Möglichkeiten, die eine heißt pro abgeliefertes Kilo Bananen und die andere würde die Hilfe pro Anbaufläche berechnen. - Die Gegner stehen da längst fest, wer Sorten mit hohem Ertrag in Gewächshäusern zieht möchte pro Kilo abrechnen, wer die älteren hiesigen Sorten mit geringerem Ertrag anbaut, der will die Hilfe per Hektar berechnet wissen.

Da versucht man sich nun zu einigen und es sieht bislang danach aus, dass man sich gerne für die Hektarvariante entscheiden würde, aber feste Abschlüsse gibt es noch nicht, der Rat für Landwirtschaft in der Provinzregierung verhandelt immer noch mit den Lobbyisten und den verschiedenen Kooperativen welche die einzelnen Bananenbauern vertreten. - Eines wird aber immer klarer, es soll einen Sonderbonus für Kulturen ohne Gewächshäuser geben und der solle per Hektar berechnet werden. Egal ob später per Kilo oder Hektar die Gesamtproduktion prämiert wird, Freilandkulturen sollen einen Zuschlag von knappen 6% erhalten, man spricht von einer Landschaftsprämie und die haben wir wirklich nötig. - Auf diese Art widerspricht man der früheren Entwicklung, die ganz klar den Anbau "unter Glas" bevorzugt hat und sogar Zuschüsse für den Bau von Gewächshäusern gewährte. Diese Hilfen zur Landschaftsverschandelung gibt es seit einiger Zeit bereits nicht mehr und es werden auch kaum mehr neue Gewächshäuser gebaut. - Das ist aber nicht im Interesse aller, denn manche Hochleistungssorten aus Mittelamerika und Israel können nur geschützt vom Wind ihre Früchte hervorbringen und damit Fruchtstände von bis zu 60 Kilo produzieren. Die würden ohne Windschutz einfach umfallen und die hiesigen älteren Sorten sind viel anspruchsloser, bringen aber auch nur Fruchtstände um die 30 Kilo hervor. - Nun wird auch ersichtlich, wie groß denn die Folgen wären, wenn man die Verteilung der Hilfen von Kilo auf Hektar umstellen würde. - Da kann der Zuschuss von den knappen 6% für den Anbau im Freiland erst mal nur ein kleiner Anreiz sein. - Aber immerhin, zwar ein kleiner Schritt nur, aber ein bemerkenswerter.





Familie Ellen & Simon Märkle

Kontaktinformationen