La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



Startseite | zurück | News | Ferienhäuser | Newsarchiv | Kontakt

Nachrichtenarchiv April 2007


Montag 30.04.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 23,7 Grad - niedrigste Temperatur 14,5 Grad

Frontex und die Nebenwirkungen

Zynisch nachgedacht könnte man auf dem Beipackzettel von Frontex lesen: In wiederholten Fällen ist bei dauerhafter Anwendung mit erhöhtem Risiko des Verdurstens zu rechnen, insbesondere wenn man der Risikogruppe der Bootsflüchtlinge angehört. Die unerwünschten Nebenwirkungen verschwinden sofort, wenn man erst gar nicht ins Boot steigt, oder so viel Geld hat, sich ein Touristenvisum zu besorgen und als Tourist auf die Kanaren kommt. - Der Name Frontex hört sich ja wirklich ein bisschen nach Schädlingsbekämpfungsmittel an, da gelingt der Sprung aus dem Zynismus nur ganz schwer. - Frontex ist, für den der es nicht weiß, keine chemische Keule gegen ungeliebtes Geziefer, sondern die europäische Grenzpolizei, die ungeliebtes Gemensch davon abhalten soll, sich mit an unseren gefüllten Teller zu setzen. - Nach der massiven Einwanderungswelle letztes Jahr auf die Kanaren, über 30.000 Menschen landeten per Boot bei uns, meist Flüchtlinge aus Mauretanien, Guinea und dem Senegal, hat nun die Frontex mit Schiffen, Flugzeugen und Hubschraubern vor der Nordwestküste Afrikas Stellung bezogen. - Ziel ist es, die Flüchtlinge noch bei der Abfahrt oder auf hoher See aus den genannten Ländern zu stellen und dann von den lokalen Behörden den Rücktransport der Boatpeople zu verlangen. Das funktioniert gut, die Zahl der Flüchtlinge, die es trotzdem noch schafft, ist stark zurückgegangen.

Allerdings ist der Flüchtlingsdruck in den Ländern nicht geringer geworden und so versuchen weiterhin die Menschen ins gelobte Land zu fliehen, welches in diesem Fall unser eigenes ist, welches wir oft so heftig kritisieren. Das sehen hungrige Menschen anders, die Perspektive über den Tellerrand kann halt sehr unterschiedlich ausfallen. - Um den Schiffen und Flugzeugen der Frontex zu entgehen, nehmen die Bootsführer nun riesige Umwege in Kauf und damit auch eine viel längere Fahrzeit auf die Kanaren. - Da sind Reisen von 14 Tagen und länger keine Ausnahmen, wenn man weit auf den Atlantik ausweicht um nicht gefunden zu werden. Dabei ist es kaum möglich, für 40 - 60 Menschen ausreichend Nahrung und Wasser an Bord zu holen, für den Bootsführer und die Schlepperbanden ist es ja nur lukrativ, wenn man so viele Menschen wie möglich auf diese Boote zwängt. - Die es trotzdem noch bis zu uns schaffen, sind dann meist völlig am Ende und wiederholt sind in den letzten Tagen auch Boote mit bereits verstorbenen Flüchtlingen gelandet. Einige können noch gerettet werden, so wie drei völlig dehydrierte Menschen, die vom Hochseeschlepper Punta Salinas aufgegriffen wurden. - Man entsandte die Esperanza del Mar, ein Hospitalschiff, um die schweren Fälle zu übernehmen, bei drei Flüchtlingen konnte man noch helfen, ein vierter starb kurz darauf. - Die Zahl der toten Flüchtlinge, die es bis auf die Kanaren, oder in die Nähe unserer Küsten geschafft haben ist in der letzten Woche damit auf 6 angestiegen. Diese Zahl berücksichtigt natürlich nicht, wie viele Menschen bei dem Versuch sterben zu uns zu kommen und deren Boot niemals hier ankommt. Das weiß man einfach nicht, wie viele das sind, da gibt es nur Schätzungen, die aber sehr wage sind. - Es scheint fast so zu sein, dass man diese Menschen als Nebenwirkungen eines erfolgreichen Einsatzes der Frontex verbuchen muss. - Natürlich will niemand diese Flüchtlinge haben, auch wir nicht, deshalb schickt man die Frontex dort hinaus. - Ich denke, nun ist es zu verstehen, dass in diesen Zusammenhängen der Zynismus an jeder Ecke lauert. - Wie man es besser machen könnte, das weiß ich nicht.



Montag 30.04.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1017 hPa

Asphaltcowboys

Keine Angst, die Autobahn droht nicht und dennoch ist in den letzten Wochen derart viel asphaltiert worden hier auf La Palma, dass der Asphalt knapp geworden ist. - Man möchte das immer gerne in die Nähe der Kommunalwahlen richten, weil wer mehr Straßen asphaltiert, der gewinnt mehr Stimmen, aber nicht in allen Fällen ist das so, es haben sich einfach viele Arbeiten zeitlich überschnitten. - Ganz schlimm war die Situation noch vor zwei Wochen, da waren drei Straßen, die allesamt vom Gemeindegebiet El Pasos nach Westen führen gleichzeitig gesperrt, nur die Hauptstraße war noch befahrbar. - Wer da von El Paso nach La Laguna wollte, der musste den Umweg über Los Llanos wählen, oder über Las Manchas, dazwischen war alles gleichzeitig zu. - Da stehen vorne an die beiden Langzeitbaustellen, der Paso de Abajo, die alte Landstraße welche El Paso mit Los Llanos verbunden hat und der "Callejon de La Gata", der auch seit Monaten bereits nicht befahrbar ist. - Dort erweitert man das Industriegebiet und die Wertstoffhöfe und arbeitet zugleich an der neuen Trasse, welche von Tajuya aus nach Todoque führen soll. - Dazu kam dann noch die Sperrung des Camino Cruz Chica, weil man Strom und Wasserversorgung unter die Fahrbahn legte und damit waren alle 3 Verbindungen die El Paso nach Westen offen halten gleichzeitig gesperrt. - Wer dann versucht hat den Weg von El Paso nach La Laguna über Triana abzukürzen, um nicht durch Los Llanos fahren zu müssen, der stand dann im Stau wenn er auf die Straße nach Puerto de Naos wollte, denn dort baut man am Kreisverkehr der Umgehungsstraße und wieder ist kein Durchkommen.

Der Weg nach La Laguna, also der Camino Cruz Chica ist inzwischen wieder offen, dafür geht man danach an den Camino Campitos und Cumplido, auch dort soll Wasser und Strom unter die Fahrbahn gelegt werden und dann ein neuer Belag aufgebracht werden. Das alles liegt im Gemeindegebiet von Los Llanos, aber auch wir in El Paso wollte mit von der Asphaltparty sein, Calle Gamez und die Echedey sollen ein neues Kleid erhalten, allerdings musste man da nun erst mal anhalten, es war kein Asphalt mehr da. - Zuvor hat man es aber noch geschafft die Anfahrt zur Cumbrecita neu zu teeren, was aber auch wirklich notwendig war. Um dann den Braten noch so richtig fett zu machen, legt man noch eine Druckwasserleitung von Nord nach Süd gehend etwas unterhalb des Wasserkanals der am Camino Campitos entlang führt und wer dort wohnt, der muss dann noch mal sein Grundstück durchwühlen lassen um diese Leitung unter der Erde verschwinden zu lassen. - Ja, man hätte das alles besser organisieren können und nicht alles gleichzeitig machen lassen, aber dafür ist danach denn endlich wieder Ruhe, die darauf folgenden Kommunalwahlen sind erst wieder im Jahr 2011, das lässt auf einen längeren Zeitraum freie Fahrt hoffen. - Dafür haben wir dann aber auch schöne glatte neue Fahrbahnbeläge und der Absatz an Stoßdämpfern und Reifen wird in den kommenden Jahren drastisch einknicken.



Sonntag 29.04.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 21,4 Grad - niedrigste Temperatur 13,3 Grad

Immer schön den Überblick behalten

Wer hoch hinaus will, der sollte den Überblick dabei nicht verlieren. - Unser Kater, der Paul und die Kinder planen bereits die gewaltfreie Übernahme dieses Haushalts samt Firma und abgebrannten Humanelementen, damit meinen sie uns, bei denen sich eine Runderneuerung nicht mehr lohnt. - Das kann uns eigentlich ganz recht sein, wenn andere sich um Arbeit und Verantwortung reißen, dann sollte man einen bedächtigen Schritt zurück tun und junges und frisches Personal an die vorderste Front lassen, das könnte eigentlich so einfach sein. - Da aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit oft so etwas Infames wie ein Alltag steckt, müssen wir doch auf einen sehr sanften Übergang ausweichen, das künftige Personal scheint bislang nur im Bereich des Anspruchs seiner Aufgabe gerecht zu werden, Wirklichkeit und Alltag bleiben dann doch bei uns vor der Tür hängen. - Nicht weiter schlimm, ich habe sowieso nie damit gerechnet jetzt bereits in Rente gehen zu können, obwohl die Bänkchen da oben im Ortskern von El Paso, da wo die alten Männer immer sitzen, schon eine magische Anziehungskraft besitzen. - Nach Rücksprache mit den Familienputschisten, eben mit meinen Töchtern und dem größenwahnsinnigen Kater, hat sich herausgestellt, dass meine Kapitulationsbedingungen nicht erfüllt werden. - Dabei wollte ich eigentlich nur, gegen Abend täglich nach El Paso gefahren werden, mit angemessenem Trinkgeld ausgestattet werden, um dann zu nächtlicher Stunde wieder mit dem Pickup, weil eben unter Umständen liegend zu transportieren, wieder abgeholt zu werden. Dabei spielte der Umstand, dass meine Töchter rechnerisch noch weiter weg sind von einem Führerschein als der Kater, nur eine untergeordnete Rolle, in einem so uncoolen Gefährt, wie meinem alten Pickup, will keiner der jungen und dynamischen Nachwuchskräfte gesehen werden. - Gut, dann sieht die Lösung eben anders aus, die Kompostis arbeiten weiter und wir einigen uns auf eine virtuelle Übergabe der Geschäfte und Familieführung.

So geht alles seinen normalen Weg weiter, der Kater jagt Mäuse und keine Elefanten und die Kinder lassen sich wieder zur Schule fahren, als wäre das weiterhin eine ganz normale Familie mit Stamm- und Kratzbaum. - Gut, die Zukunft gehört eh ihnen, das weiß ich auch, aber mich stört dabei am meisten, dass sie das auch wissen und wenn die Alten sich jetzt nicht gut benehmen und immer mal wieder versuchen, Billigfutter aus dem Supermarkt auf Teller und Futterschälchen zu schmuggeln, dann wird der spätere Ab- oder Übergang keine "win-win Situation". - Dabei halte ich allerdings immer noch einen gewaltigen Trumpf in der Hand, wer weiß denn schon, ob wir hier auf La Palma in zehn Jahren mit Individualtourismus überhaupt noch Geld verdienen können, oder ob wir dann längst im Cayuco oder der Patera sitzen, um nach Atlantis auszuwandern, oder dahin, wo man sonst noch menschliche Überbleibsel der Vorglobalisierungsgeneration braucht. - Nein, weit gefehlt, das ist kein nostalgischer Abgesang auf die zu Ende gehenden Individualgesellschaft, sondern meine Drohung an meine übereifrige Brut, die bereits die Beute verteilen will, während der Braten noch zuckt. - Ich liebe meine Kinder und meinen Kater, ein Vater und ein Kumpel kann nicht anders, aber da muss man doch gläubig werden, wenn die Evolutionstheorie nur dazu raten kann, so schnell und unauffällig zu verschwinden wie nur irgendwie möglich. - Ich habe nicht mal schlechte Laune, nicht die Spur, aber es wurde kein Huhn in Tijarafe überfahren, über das es sich zu berichten lohnte, da dachte ich mir, ich halte Sie mal auf dem Laufenden. - Aber das war immer schon mein Problem, wenn ich ernst bin, dann nimmt mich keiner voll, und wenn ich voll bin, dann nicht mich keiner ernst. - Einen schönen Sonntag noch und bloß nicht an die Evolutionstheorie denken…


Immer von oben herab



Sonntag 29.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1020 hPa

Wasser für den Süden

Wir sind ja immer darauf bedacht, auch die positiven Arbeiten unserer heiß geliebten Inselregierung darzustellen und dazu gehört, zweifelsohne die Modernisierung der Wasserversorgung auf der kompletten Insel - Wie praktisch, dass der Inselpräsident auch gleichzeitig der Präsident des Wasserrates der Insel ist, da kann man schnell, effektiv und auf jeden Fall ohne groß zu lamentieren planen und vollenden. - Ganz ohne Häme, unser Gießwassersystem gehört inzwischen zu den modernsten Anlagen, die gesamte Insel ist vernetzt und kann das Wasser immer dorthin schicken wo man es am dringendsten braucht und dort speichern, wo es am meisten davon gibt. - Man hat auch die alten offenen Kanäle durch moderne Druckleitungen ersetzt und damit den vielen Leckagen die früher enorm viel Verlust erbracht haben fast komplett beseitigt. - Zusammen mit Tropfen- und Sprühbewässerungen in den Plantagen selbst, hat man die Wasserlage der Insel nun ziemlich komplett im Griff. - Der Wasserverbrauch ist so die letzten Jahre deutlich gesunken, obwohl die Anbaufläche keineswegs abgenommen hat. Das Wasser, welches uns zur Verfügung steht, wird nun rationell und fast ohne Verluste gezielt genutzt, alle Achtung, hat aber auch enorme Summen an Zuwendungen geschluckt.

Stiefkind der Wasserversorgung ist seit jeher der Süden der Insel, der geologisch jüngste Teil unserer Insel. Dort ist das eigene Wasser nicht nutzbar, der nahe Vulkan mit seinen Ausgasungen verseucht das Wasser im Inneren der Insel, der Süden muss aufwendig aus anderen Regionen versorgt werden. Dabei entstehen immer wieder Engpässe, was der Wasserrat der Insel auf das Fehlen eines Ausgleichbeckens zurückführt. Hört sich plausibel an, man versorgt des Nachts ein großes Speicherbecken mit Wasser aus dem Nordosten um dann tagsüber den Landwirten ihr Wasser ohne Engpässe liefern zu können. - Die Inselregierung plant nun ein Speicherbecken mit einem Fassungsvermögen von 300.000 "pipas", um immer genug Wasser im Süden der Insel vorrätig zu haben. Die Kosten dafür werden auf etwa 4 Millionen Euro taxiert, Geld welches der Wasserrat im nächsten Haushalt bereitstellen will. - Wie gesagt, der Wasserrat der Insel versteht sich gut mit dem Inselrat, arbeitet doch derselbe Präsident auf mehreren Stühlen. - Man könnte diese Aktion einfach nur als sinnvoll bezeichnen, gäbe es da nicht einen kleinen Verdacht. - Bei der Diskussion um den Golfplatz von Fuencaliente kommt immer wieder die Wasserversorgung als Problem und Argument auf den Tisch. Da Fuencaliente kein eigenes Wasser stellen kann, darf man ganz einfach die Frage stellen, wo denn das Wasser für den Golflatz her soll, wo doch die Plantagen der Gemeinde unten am Meer von weit her und teuer mit Gießwasser versorgt werden müssen. Das würde bedeuten, enorme Mengen für den Golfplatz auf 800 Meter Höhe pumpen zu müssen, wo doch die Versorgung im Süden eh schon kompliziert ist. Da kommt doch ein großes Speicherbecken, welches locker dann den Golfplatz und die Plantagen bedienen kann gerade recht, um den Gegnern des Golfplatzes dieses Argument zu nehmen. - Ist nur so dahingedacht und es ist völlig normal, wenn die berühmte und oft berührte öffentliche Hand den Boden für Investoren bereitet. - Dafür ist diese Hand auch da, aber könnte man nicht auf etwas Sinnvolles damit machen, was nicht nur fremden Investoren helle Freude bereitet? - Selber investieren! Könnte man uns da zurückbrüllen und Sie werden lachen, wir arbeiten gerade daran. - Nicht an einem Golfplatz, nein, so rückständig sind wir dann doch nicht…



Samstag 28.04.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 18,6 Grad - niedrigste Temperatur 13,5 Grad

Mañana

"In einer Woche" hat er gesagt, der freundliche Herr beim ITV. Und ich habe ihn beim Wort genommen und stehe also eine Woche später wieder in der Oficina des TÜV, um meine Papiere und vor allem die begehrte Plakette abzuholen. Am Schalter sitzt heute ein Mitarbeiter, der mich in Aussehen und Gestik doch ziemlich an "Hausmeister Krause" erinnert. Und in dessen Stil flirtet er auch erst einmal ausgiebig mit einer Inselschönheit, der wohl nicht ganz von ungefähr der Spaghettiträger ihres knappen Oberteils von der Schulter gerutscht ist. Ob`s was nützt? Keine Ahnung, aber ich gönne ihm die Freude. Ich hab ja Zeit.

Als die junge Dame sich nach wenigen Minuten verabschiedet greift er erstmal zum Telefon, ich darf aber schon mal vortreten. Mein Blick fällt hinter den Tresen und was sehe ich da direkt vor ihm liegen? Meinen Kfz-Brief und die anderen TÜV-Unterlagen. Prima, da komme ich ja gerade zur rechten Zeit. Und als er sich mir endlich zuwendet zeige ich denn auch voller Freude auf die Papiere und bedeute ihm, dass ich genau diese heute abholen möchte. Er guckt mich an, guckt auf die Papiere, guckt mich wieder an und schüttelt den Kopf. Heute? Nein, nicht heute. Morgen oder Übermorgen kann ich die Papiere abholen. Heute nicht. Sie sind noch nicht fertig, denn er war gerade dabei, sie zu bearbeiten. Zu schade.

Morgen oder Übermorgen also. Ich entscheide mich vorsichtshalber für Übermorgen und stehe zwei Tage später wieder vor dem Tresen. Nach kurzem Überlegen habe ich übrigens darauf verzichtet, zu diesem Anlass ein schulterfreies Muscle-Shirt anzuziehen, da das in meinem Fall wohl eher kontraproduktiv gewesen wäre. "Krause" ist sowieso nicht da, dafür habe ich es wieder mit der freundlichen Dame vom ersten Tag zu tun. Von meinen Papieren ist heute nichts zu sehen. Sie macht sich aber gleich auf die Suche und findet den Ordner tatsächlich in einer Schublade am Tisch ihres Kollegen. Der hat den Vorgang allerdings scheinbar noch gar nicht bearbeitet. Macht nichts, die Zeit nimmt sie sich jetzt, auch wenn es deshalb am Schalter überhaupt nicht weitergeht. Mir ist etwas mulmig, denn hinter mir bildet sich so langsam eine ziemlich lange Schlange. Ich gucke mich mal ganz vorsichtig um, aber zu meiner Erleichterung sehe ich nur freundliche und entspannte Gesichter. Nur einer guckt grimmig und scharrt mit den Füßen, aber der scheint kein Palmero zu sein. Welcher Palmero trägt schon weiße Socken zu Birkenstocks und Zipp-Shorts?

Nach 15 Minuten ist mein Fall bearbeitet und ich bekomme meine Unterlagen ausgehändigt. Und dann drückt sie mir den TÜV-Aufkleber in die Hand. Wie jetzt? Das darf man hier selbst machen? Haben die keine Angst, dass ich den jetzt auf irgendeine alte Schrottlaube klebe? Scheinbar nicht, also verabschiede ich mich und bringe die Plakette umgehend an der Frontscheibe an. Da gehört sie hier nämlich hin, und nicht auf das Nummernschild. Was mich dann allerdings wieder etwas stutzig macht ist der nächste TÜV-Termin. Während auf dem TÜV-Bericht als Datum der 17.04.08 steht darf ich laut Plakette bis zum August 2008 in der Gegend herumfahren. Was ist jetzt richtig? Da werde ich wohl mal wieder einen Fachmann fragen müssen.

Ach ja, "Krause" ist doch da. Ich entdecke ihn gerade noch bei den wartenden Autos. Er lümmelt sich dort scheinbar seit geraumer Zeit an ein offenes 3er-Cabrio und unterhält sich angeregt mit der jungen Fahrerin. Wahrscheinlich weist er sie in diesem Moment vorsorglich darauf hin, dass der Spaghettiträger ihres knappen Oberteils verrutscht ist. Krause, Krause!



Samstag 28.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1019 hPa

Die Umgehungsstraße von Santa Cruz de La Palma

Von El Paso aus nach Puntallana zu kommen, da wurde ja die deutschsprachige Bibliothek eröffnet, muss man mit dem Auto immer die schwere Hürde Santa Cruz nehmen, es sei denn, man fährt den Umweg über Las Nieves, der aber sehr kurvenreich ist. - Nun ist ja seit einer guten Woche die Umgehungsstraße nicht nur eingeweiht, sondern auch eröffnet, bei uns ein großer Unterschied, man kann diese also bereits nutzen, um sich nicht dem kriechenden Verkehr vor der Plaza de La Constitución und der Avenida Marítima aussetzen zu müssen. - Bei uns beginnt jeder neue Verkehrsweg mit einem Kreisverkehr und endet auch wieder in einem solchen, leider gar nicht unser Ding und wie zur Demonstration unserer Aversion gegen Kreisverkehre hatte es dort auf dem Verteiler einen Unfall gegeben, wir mussten also erst mal durch die Stadt, dort umkehren und dann von der anderen Seite die Umgehungsstraße anfahren. Wie man uns berichtet, was es nicht der erste Unfall am Kreisverkehr, vielleicht ganz praktisch, denn die Lokalpolizei ist gleich in Sichtweite und kann zu Fuß dann beide unschuldigen Verkehrsteilnehmer befragen. - Kreisverkehre machen Sinn, wenn es darum geht, viel Verkehr möglichst flüssig in viele Richtungen zu verteilen. Das ist aber bei uns auf La Palma nicht der Fall, wir haben meist nicht viel Verkehr und teilen auch nicht in viele Richtungen auf, sondern es entsteht ein Hauptstrom um den Kreisverkehr und jeder der da gegen den Strom schwimmen muss, weil er einer der wenigen ist, die doch woanders hin wollen, der hat Probleme.

Endlich auf der neuen Straße genießt man zunächst diesen Schall schluckenden neuen Asphalt und am Anfang völlig neue Blicke über die Hauptstadt, weil man sich in einer Serpentine erst mal auf Höhe der Tunnel begeben muss. - Das Versprechen, die Straße nach allen Erkenntnissen des "schmalen Bauens" zu fertigen und so wenig wie möglich an der Umgebung zu rütteln, fällt einem auf dem ersten Kilometer nicht auf, später sieht man nichts mehr, weil man dann durch vier helle und gut beleuchtete Tunnel fährt. - Anpflanzungen rechts und links der Straße zeugen von Versuchen die Eingriffe in die Natur wieder heilen zu wollen, es ist aber einfach so, dass eine neue Straßentrasse immer sehr viel Land verbraucht und wenn man diese Straße will, dann muss man das wohl hinnehmen. - Bei vier Tunnels kann man zwischendurch dreimal rechts auf die Stadt heruntersehen, allerdings dient es eher zur Orientierung, wie weit wir schon sind, eine neues, spektakuläres Panorama eröffnet sich dort nicht, dem Fahrer sowieso nicht. - Einer der Tunnel ist auch für Fußgänger zu nutzen und moderne Graphik soll dem Tunnelwanderer vielleicht die Angst nehmen, allerdings habe ich keinen Menschen dort laufen sehen. - Mitten im Tunnel muss man mal aufpassen, da wird dann die rechte Spur ziemlich plötzlich zur Abbiegespur und wer geradeaus will der muss sich nach links drücken. Die gesamte Straße ist dreispurig, von Süden kommend hat man zuerst die zwei Spuren für sich, das wechselt dann auf dem Scheitelpunkt der Trasse, dann ist diese von Norden aus auf zwei Spuren zu befahren. Tunnel und Straßenbeschilderung sind vorbildlich und richtig modern, da kann man nicht meckern. - Ein Novum bietet diese Straße auch noch, sie vermehrt die Zahl unserer Provinzstraßen von 5 auf 6 und nennt sich, nicht ganz chronologisch LP20. - Zeitersparnis, wenn man nicht durch einen Unfall am Kreisverkehr aufgehalten wird, 5 - 10 Minuten, je nach Dichte des Verkehrs in der Stadt. Allerdings fährt man sehr viel stressfreier als in der Stadt und das kommt einem auch gut gelegen. Ob es gelingt, damit die Innenstadt von Santa Cruz deutlich vom Verkehr zu entlasten, das wird man abwarten müssen. Die Straße ist gelungen und wenn man mit den Kreisverkehren nicht erneute Unfallschwerpunkte gesetzt hätte, dann wäre es ein echter Zugewinn.


Umgehungsstraße von Santa Cruz de La Palma

Klicken Sie hier, um 11 weitere Photos zu sehen. Wir sind an Bord von Achims Auto.



Freitag 27.04.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 20,4 Grad - niedrigste Temperatur 14,4 Grad

Warum ausgerechnet Puntallana ?

Es ist so weit, La Palma hat seine Bibliothek mit fast ausschließlich deutschen Titeln. - Wer Bücher liebt, der liebt auch automatisch Bibliotheken. - Anders als das Lesen im Internet, wo es meist nie um Muße geht, sondern um das schnelle Finden von Informationen und Aktualitäten, laden die bibliophilen Hallen ja eher zum Schmökern und Tasten ein, es ist auch immer noch der große Unterschied zu Texten auf einem Monitor und einem echten Buch, da sind die Texte und Aussagen im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar. - Gilt im Internet die Schnelligkeit als Maß der Dinge, so strahlen Bibliotheken meist Ruhe und Gelassenheit aus, sie tun einfach gut und wer mit Eile kommt, der wird nicht fröhlich werden. - Ein altes kanarisches Haus, direkt an einen steilen Abhang geklebt, so wie man halt im zerklüfteten Norden viele Häuser findet, so ist auch die Bibliothek mit den vielen deutschen Titeln zu finden, wenn man denn sich am notwendigen Plan orientiert, welcher in der Webseite der bila-lapalma (Link entfernt, da nicht mehr aktuell) zu finden ist. - Seit dem man im kühnen Schwung die Nordstraße am Ort vorbeigeführt hat, träumt Puntallana ziemlich abgeschnitten den scharfen Traum der Landflucht und Vergessenheit. Umgehungsstraßen sind nicht immer nur ein Segen, die können auch Gemeinden ganz schön weit ins Abseits katapultieren. - Warum fährt man überhaupt nach Puntallana, wenn man dort nicht wohnt? Da geht es zur Playa de Nogales ab, die Jugendherberge ist dort und auch eine der 6 Herbergen für Wanderer und eben die deutschsprachige Bibliothek.

Da schließt sich wieder die Frage an, warum denn nun in Puntallana und nicht dort, wo man die meisten Leser findet, zumindest die Leser die sich auf Deutsch unterhalten lassen wollen. - Ich weiß es nicht und so muss man halt mal gespannt sein, ob sich die Einrichtung auch eines regen Publikumverkehrs erfreut. - Sehr pragmatisch hat man so auch bereits die Öffnungszeiten gewählt, einmal in der Woche, freitags von 16:00 bis 21:00 Uhr wird man die übliche Bibliothekenfunktion stellen, aber darüber hinaus auch noch Veranstaltungen und Lesungen organisieren. - Folgen Sie auch dem Rat der da in der Webseite steht, parken Sie oben im Ort und fahren nicht die kleine Gasse "Calle Procesiones" herunter, in welcher sich die Bibliothek befindet, dort gibt es keine Parkmöglichkeit. - Es sind aber auch nur ein paar Meter, schon steht man vor dem Häuschen. - Viel Platz hat man dort nicht die Bücher auszustellen, zwei Räume, übereinander die jetzt schon kaum mehr Platz für viel mehr Bücher bieten. Heute war Eröffnung, beide Räume brechend voll, allerdings sind diese auch nicht sonderlich groß, so dass ich es wieder nicht geschafft habe, mal eine Einweihung bis zu den Schnittchen zu überstehen. - Fast alles Deutsche, kaum ein bekanntes Gesicht, da mache ich mich immer schnell vom Acker. - Es kam der Kulturrat der Insel Primitivo Jerónimo, der Honorarkonsul aus unserer Hauptstadt und auch der echte Konsul aus Gran Canaria, Arnulf Braun. - Dem zahlreichen Erscheinen zur Eröffnung kann man die Hoffnung anschließen, dass sich selbst in Puntallana, diese Einrichtung wirklich bewähren kann, eine Bibliothek braucht Leser, sonst ist es eine Bücherverwahrungsanstalt und Bücher wollen auch gelesen werden. - Warum ich so pathetisch über Bücher rede? - Ganz einfach, ich habe eine Buchhändlerin geheiratet und da heiratet man die Bücher mit, sonst wird nichts draus.


Deutsche Bibliothek in Puntallana

Eröffnung der Deutschen Bibliothek



Freitag 27.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1015 hPa

Hoch gelobte marine Schutzzone

Aller Jahre wieder kommt der Inspektor und alle Jahre wieder lobt man die Erfolge der marinen Schutzzone, die von der Südspitze der Insel bis nach El Remo reicht. - Es gibt sogar einen zweiten geschützten Küstenabschnitt, ganz hoch im Norden, aber davon spricht kaum jemand, vielleicht weil dieser nicht so umstritten war. - José Manuel Sánchez Morá, Vizechef des "Caladero Nacional", zuständige Behörde zur Be und Überwachung dieser Zonen, lobt dann auch in höchsten Tönen den Zustand dieses Meeresgebietes. - Von einer bedeutenden Zunahme der Fischpopulation ist die Rede und besonders die Anzahl der älteren, laichfähigen Exemplare hätte stark zugenommen, also ein totaler Erfolg. - Prüfen kann ich das nicht, aber es leuchtet schon ein, dass dort, wo man keine Fische mehr fängt, die Anzahl derer wieder zunimmt. - Ist eigentlich ziemlich einfach. - Man darf aber dabei nicht vergessen, der ursprüngliche Grund zur Schaffung dieser Zone resultierte aus einer groben Überfischung und soll letztendlich nur die Zukunft der Fischerei La Palmas sichern, wenn es diese Zunft überhaupt noch lange geben wird.

José Manuel Sánchez Morá lobt dann auch noch brav die Mitwirkung der Bürgermeister der Orte in deren Gemeindegebiet die Schutzzone liegt und beherrscht auch den politischen Dreisprung hervorragend. Anstatt einen Rüffel auszusprechen, gegen die Pläne der Korporation Fuencalientes mitten in diese Schutzzone einen Sporthafen zu bauen, hebt er die Weisheit der Gemeinde hervor, auf diesen Hafen aus Gründen des Umweltschutzes zu verzichten. - Von Verzicht kann eigentlich keine Rede sein, die Hafenpläne Fuencalientes wurden jäh vom Umweltamt gebremst und darüber hinaus hagelte es Proteste der Anwohner und Organisationen, die sich lautstark für die Erhaltung unserer Küsten einsetzen, noch lauter als es das Umweltamt selbst leistet. - Ein Besuch von vielen, eine Pressenotiz und abgehakt. Alles läuft bestens, das Wunder ist geschehen, man kann doch tatsächlich durch Verzicht, wie immer der auch aussehen mag, die Natur vor uns selber schützen. - Nur gut, dass es da noch Länder gibt, die sich keine marinen Schutzzonen leisten können weil sie auf das Einkommen aus der Fischerei angewiesen sind und uns dann mit billigem Fisch beliefern, den wir selbst aus hehren Gründen nicht mehr fangen. Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. - So lange er es sich leisten kann und selbst wenn er es kann, dann muss er auch noch wollen.



Donnerstag 26.04.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 22,1 Grad - niedrigste Temperatur 15,1 Grad

Unsere stolzen Vorbilder

Man sagt uns nach, wir würden hier eine Menge Käse machen. - Dem kann ich nicht grundsätzlich widersprechen, die Möglichkeiten Fehler zu begehen, seien diese nun bewusst oder unbewusst, sind mannigfaltig groß. - Manchmal, eigentlich immer öfter, machen wir aber auch richtig guten Käse, echten Käse, so dass man auf diesem Sektor nicht mehr an uns vorbei kommt.- Seit Jahren nun, räumen Ziegenkäse aus La Palma auf nationalen und auch internationalen Wettbewerb regelmäßig erste Preise ab. Eigentlich sollte man nun meinen, die Welt schlägt sich um unseren "Chevre", wie das neudeutsch in Kulinaristenkreisen heißt, aber dem ist nicht so. - Lediglich kleine Mengen gehen auf ein paar Nachbarinseln und schon ist unser Arm wieder zu kurz. - Natürlich liegt es mit an den Frachtproblemen die wir haben, erst über Tenerife und dann weiter aufs Festland, aber bei einem Produkt wie Ziegenkäse, der dem Endverbraucher nicht zu Preisen wie Gouda oder Edamer angeboten werden muss, könnte man doch auch den Luftweg benutzen. - Wir müssen ja nicht viel verkaufen und den gesamten europäischen Markt beliefern, das können wir auch gar nicht, aber einem kleinen Kreis an "Schmeckern", oder nun fein oder deftig, dürften unsere Produkte doch sicher einen Taler mehr wert sein. - Da gibt es doch diese freudig-sinnige Kampagne um "slow-food", da passen wir doch hervorragend rein. - Grund dieser kleinen Geschichte, auf der Agrocanarias 2007, einem kanarischen Verschnitt der Grünen Woche, sind wieder mal mehrere Ziegenkäse unserer Insel prämiert worden. Dabei auch die Marke "El Cañizo" von Pedro Cabrera aus Tenagua bei Puntallana, welche zum besten Käse der Kanarischen Inseln gekürt wurde. - Das ist doch was, oder?

Erinnert man sich dann noch an unseren weißen Traviesa und den Rose von Vega Norte, Weine die auch mit Prämien so überschüttet wurden, dass man bald um den Platz für das Etikett fürchten muss, dann ist noch weniger zu verstehen, warum es uns einfach nicht gelingen will, einen zarten, aber steten Export unserer Köstlichkeiten aufzubauen. - Da kommen wir immer wieder auf eines unserer Hauptprobleme zurück, wir können zwar alles anbauen, produzieren und hübsch in Flaschen abfüllen, aber verkaufen können wir wirklich nicht gut. - Transportprobleme sind eigentlich nur der zweite Grund, die einen von so etwas abhalten könnten, da gilt halt das Gesetz der Menge, je mehr Fracht man auf den Weg bringen kann, umso geringer ist die Belastung pro Einheit. - Das wiederum zeigt einen ganz deutlichen Weg vor, man muss hiesige Produkte zusammen vermarkten und dann verschicken und dazu müssten die Hersteller sich allesamt mal an einen Tisch setzen. - Nun bräuchte man noch einen guten Verkäufer, der in Mitteleuropa sich an die entsprechenden Händler oder Handelsketten wendet und dann könnte man loslegen. - Der Traum wäre dann eine Handelsmarke "La Palma", die für Produkte dieser Insel steht, welche dem Verbraucher eine Bereicherung seines Angebotes in Läden anbietet. - Da muss man keine Grenzen machen in Produktpaletten, unsere echten kleinen Bananen, die wirklich ganz anders schmecken, die gehörten auch mit dazu, so wie viele andere Dinge, die man hier, Dank des vielen Wassers und des ausgeglichenen Klimas wunderbar ziehen könnte. - Nicht, um in den Empfängerländern als Konkurrent für andere Produkte und Provenienzen aufzutreten, sondern eben als kleine, handwerklich gute Besonderheit. - Geht mir ja nicht anders, ich schnüffele doch auch gerne mal in den kleinen Läden, die exotisches aus Südamerika importieren um dann und wann den Speiseplan dann damit zu würden. - Doña María Soßen aus Mexiko, wunderbar… Neulich, da hat es mich dann wirklich erwischt, in einem Supermarkt gab es Rollmöpse zu kaufen, absolut exotisch bei uns, die habe ich mir dann auch gegönnt und trotz des sehr hohen Preises haben diese mir vortrefflich gemundet, vielleicht gerade deswegen, weil es nicht alltäglich und immer verfügbar ist. - Allerdings habe ich das Glas rohen und toten Fisch vor meinen Kindern und dem Kater versteckt, ich gönne mir ja sonst nichts.



Donnerstag 26.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1014 hPa

Der lange Atem des Atlantiks

Meteorologische Launen, oder bereits deutliche Anzeichen des zu schnellen Klimawandels, so richtig traut sich keiner diese Fragen zu beantworten. - Seit nun fast zwei Wochen sind die Tagestemperaturen in Mitteleuropa deutlich höher als bei uns auf den Kanaren, kratzt man dort an der 30 Grad Marke, sind hier die Werte der Jahreszeit angemessener, so um die 23 Grad sind für diese Höhen des Frühlings völlig normal. - "Habt ihr es angenehm frisch hier" bekam ich so auch schon zu hören, nein, nicht ernsthaft, sondern als Hohn über unsere bescheidenen Hitzewallungen. - Dabei ist das gar nicht so ungewöhnlich, auch nicht die hohen Temperaturen in Mitteleuropa, ungewöhnlich ist die lange Dauer und dass dieses Hoch einfach nicht weichen will und den vom Westen her anbrausenden Tiefs die warme Schulter zeigt. - Auch in den Mai hinein wird sich diese Situation wohl nicht ändern, wer es angenehmer und frischer will, der muss hoch in die Berge, oder zu uns…

Hier "verhagelt" uns das mitteleuropäische Sommerwetter die Nachsaison komplett, die üblichen Wetterflüchtlinge aus dem, grauen, kalten, nassen und tristen mitteleuropäischen Frühjahr grinsen uns einen, natürlich man braucht uns dieses Jahr nicht zum Aufwärmen und Sonne tanken. - Hier sorgt halt die Lage, mitten im Atlantik dafür, dass es außer den paar Tagen Calima im Jahr, wenn uns der Kontinent, eben Afrika besuchen kommt, niemals zu heiß wird, das bisschen Landmasse welches wir haben, taugt nicht um solche kontinentale Erwärmung zu erleben, wie man sie momentan in Mitteleuropa erlebt. - Wir sind halt die Inseln der sanfteren Töne und vielleicht sollten wir uns darauf einstellen, in der Zukunft nicht nur Licht und ausgeglichene Wärme als unsere meteorologischen Vorteile anzubieten. - Auch wir bemerken die Auswirkungen des zu schnellen Klimawandels, denn Klimawandel gibt es immer, aber unsere Lage schützt uns dennoch länger vor den Auswirkungen, als das bei großen Landmassen der Fall sein kann. - Dem Atlantik haben wir das zu verdanken, der ausgleichend seine Arbeit verrichtet. - Bei uns sind die Temperaturen der Jahreszeit absolut angemessen und das seit Wochen, in Mitteleuropa nicht, so herum muss man das sehen.



Mittwoch 25.04.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 23,5 Grad - niedrigste Temperatur 15,6 Grad

La Palma von Kopf bis Fuß

Fein haben sie das gemacht, ein Lob geht an die Inselregierung, und das noch vor den Wahlen… Alle kennen ja sicher Google-Earth, wo man sich die Welt ins Büro oder Wohnzimmer holen kann und mal nachsehen, ob der Nachbar seine Autotür offen gelassen hat. - Gut, ganz so genau geht das nicht, aber auf den neuen Karten die man da von La Palma sehen kann, ist tatsächlich mein Auto neben unserem Haus zu erkennen. - Eigentlich meine ich auch einen weißen Fleck festgestellt zu haben, könnte Paul sein, der sich gerade auf der Motorhaube anwärmt. - Was bei Google-Earth von La Palma zu sehen ist, das sind keine Satellitenaufnahmen, sondern Luftaufnahmen welche im Auftrag der Firma "Grafcan" gemacht worden sind. Deshalb konnte man auch nie auf aktuelle Aufnahmen zurückgreifen, bis vor kurzem wurden wir noch mit Photos versorgt, die aus dem Jahr 2002 stammten. - Nun sind die neuen Aufnahmen zum großen Teil verfügbar. - Ohne es nachprüfen zu können, ich denke mal, das gilt für die gesamten Kanarischen Inseln. - Daneben gibt es jetzt aber noch ein weiteres Portal für La Palma Karten, eben von der Inselregierung zur Verfügung gestellt und man kann diese, ohne sich Zusatzprogramme laden zu müssen unter www.mapasdelapalma.es kostenfrei ansehen. - Warum soll ich mir das aber auf einer anderen Seite ansehen als bei Google-Earth? - Nein, muss man nicht, aber dieses Kartenportal bietet noch sehr viel mehr Material als die Luftaufnahmen.

Dort finden wir Karten über die geologische Zusammensetzung der Insel, die klimatologischen Bedingungen, Vegetation, eine Karte der Toponyme. Dann gibt es noch Kartengraphiken des Wasserhaushaltes der Insel, ein Plan mit den Erholungsplätzen im Wald und andere Kartenmodelle. Ganz interessant ist auch noch die Katastergraphik, da kann jeder Häuslebauer, oder der es werden will, noch mal einen Blick riskieren, wie es denn aussieht und welches Grundstück wohin gehört. - Allerdings ist man da verständlicherweise nicht immer auf dem letzten Stand und weist mit Recht darauf hin, dass solch ein Ausdruck aus der Internetkarte keinen echten Katasterauszug ersetzen kann. - Interessant ist es aber trotzdem. - Am meisten haben mich die Klima und Geo-Karten interessiert, vielleicht auch nur zur Bestätigung. Da kann man ganz klar die verschiedenen Klimazonen der Insel erkennen, die dann wieder die Vegetation bestimmen. - Es stimmt, zwischen Los Llanos und dem oberen Teil El Pasos gibt es alleine 7 Klimazonen, die man per Auto in 10 Minuten durchfährt, das muss uns erst mal jemand nachmachen. - Man kann sich auf Wunsch auch Daten übereinander legen lassen, so kann man zum Beispiel die Passatzone noch dazuklicken, die Durchschnittstemperatur und die mittleren Niederschlagsmengen. - Schöne Spielerei für einen Nachsaison-Mittwoch… Leider laufen die Karten wohl auf einem nicht allzu schnellen Server, das komplexere Material und der Zoom dauern schon ziemlich lange, selbst wenn man die Gnade der schnellen Leitung hat. Die Bedienung ist nicht sonderlich kompliziert, unter "mapas" wählt man die Vorlage die man haben will, wählt dann unter "capas" noch die Folien die darüber gelegt werden sollen und fertig ist die Klimakarte. - Klasse Sache und vielleicht legt man ja auch noch ein paar Kohlen nach, was den Server angeht, aber auch so ein toller Service des Cabildo Insular.


www.mapasdelapalma.es



Mittwoch 25.04.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa

Obst und Gemüse aus La Palma

Streift man so durch die Märkte und besonders Supermärkte, dann sind Obst und Gemüse aus La Palma kaum zu finden. - Selbst auf den Wochenendmärkten in Puntagorda und Mazo kommt nur ein Teil des Dargebotenen von unserer Insel selbst, warum das so ist wäre eigentlich ganz schnell und einfach erzählt. Ein bisschen aufwendiger präsentiert sich das in einer Studie des Agraringenieurs David Lanas, in der man den Dingen genauer auf den Grund geht. - Dabei spart er nicht mit Kritik an unserer Obst und Gemüseproduktion, aber auch nicht an der schlechten Form der Präsentation. - Selbst wenn wir von gewissen Produkten genügend Vorräte haben, dass man diese in den Supermärkten anbieten kann, sind diese oft nicht als Produkte aus La Palma gekennzeichnet, der Verbraucher bleibt so ohne die notwendige Aufklärung, dass es sich dabei um lokale Lebensmittel handelt. - David Lana meint, die Verbraucher seien bis zu einem gewissen Grad auch bereit, für lokale Produkte aus La Palma mehr zu bezahlen als für Importware, aber wenn der Käufer nicht mal weiß, wo der Salatkopf herkommt, dann kann man diesen Vorteil nicht nutzen. Weiterer Kritikpunkt, oft kommt auch Ware von schlechter Qualität in den Handel, die dann billig verramscht wird, das schlägt sich negativ im allgemeinen Ansehen für La Palma Produkte nieder und sollte dringend verhindert werden. Weiterer Faktor, die deutlich höheren Produktionskosten für heimisches Obst und Gemüse, kleine Anbauflächen, hohe Lohnkosten, geringer Umsatz, lassen keine wirkliche Konkurrenzsituation entstehen gegen die Importwaren vom Festland, wo unter ganz anderen Voraussetzungen produziert werden kann.

No hay mal que por bien no venga, es gibt nichts Schlechtes welches nicht für irgendetwas gut wäre, ist einer der beliebtesten Sprüche hier, wenn man augenscheinlich nicht mehr weiter kommt. - Aber auch in David Lanas Studie sind palmerische Äpfel und Birnen noch nicht verloren, man solle aus der Not eine Tugend machen und dann geht auch wieder was. - Die Not, das sind die wenig modernen Anbaumethoden auf kleinen Flächen und damit die viel höheren Entstehungskosten. - Die Tugend läge in einer deutlich besseren Vermarktungschance, eben mit dem Hinweis auf die lokale Herkunft, dieser Kohlkopf ist etwas ganz besonderes, denn auf unserer Insel gewachsen. - Und mit dem Kauf dieses, etwas teureren Kohlkopfes, unterstützt man nicht nur die lokale Landwirtschaft, sondern leistet auch seinen kleinen Beitrag gegen den Wahnsinn der weltweiten Verschickung von Frischgemüse, um jeden Tag und an jedem Ort immer alles präsentieren zu können, zu einem Preis, der unerklärbar niedrig ist. - Lokaler Handel ist langsam wieder im Kommen, nicht nur wegen der Klimadiskussion, die manchen schon zum nachdenken gebracht hat, ob man denn nur noch Äpfel aus Neuseeland essen soll, oder hier, die berühmten Billigkartoffeln aus Israel oder England, wo wir doch selber welche haben. - Nur muss halt auch die Qualität stimmen, dann ist ein höherer Preis auch erklärbar. - Diesen Kreislauf muss man aber erst wieder mal herstellen, der Export von palmerischen Landwirtschaftsprodukten, außer den Bananen, liegt eigentlich unter der Nachweisgrenze und von einer ausreichenden Selbstversorgung sind wir ganz weit entfernt. - Vielleicht hilft ja da der Markt in El Paso, der wohl Ende des Jahres eröffnet werden soll. - Da soll es dann nur Produkte aus La Palma geben und so dem Verbraucher die Suche nach lokalem Gemüse erleichtern und dem Landwirt eine Plattform geben, seine Ernte entsprechend zu präsentieren.

Nachtrag, von einem der es wissen muss, feut mich, wenn das so ist:

Hallo Herr Siebold,
seit längererm lese ich sehr gerne Ihre Insel News, aber diesmal muß ich Ihnen wiedersprechen. Denn es ist nicht möglich das in Puntagorda am Mercadillo Gemüse und Obst verkauft wird, welches nicht aus La Palma kommt. Dies wird dort ganz streng kontrolliert. Auch bei den Dingen die nicht von der Insel sind wie die Oliven, Handwerkserzeugnisse usw. müssen diese zumindest hier aufbereitet werden, ansonsten dürfen sie nicht verkauft werden.




Dienstag 24.04.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 15,2 Grad

Wieder mal Hauptstadt gegen Los Llanos

Über die Rivalität zwischen der Hauptstadt und deren angrenzendem "Speckgürtel", zu dem man, wenn man großzügig ist, die beiden "Breñas" mit einbeziehen kann und dem Aridanetal, mit seiner unumstrittenen Metropole Los Llanos, könnte man mehrere Bücher schreiben - Vielleicht mal später, wenn die Hauptstadt dann Los Pasos heißt… - Nicht ohne Grund werden die Hauptstädter immer ein bisschen zickig, wenn man an der Bedeutung der Stadt kratzt, schließlich ist doch in ihren Augen alles andere Provinz. - Aber es hat sich einiges getan in den letzten, sagen wir mal 30 Jahren, die drei Orte im Westen, die zusammen das Aridanetal bilden, also Tazacorte, Los Llanos und El Paso, haben wirtschaftlich und auch von der Einwohnerzahl her die Hauptstadt und deren Satelliten deutlich überflügelt. - Es ist schon ein bisschen so, dass der eine dem anderen nichts gönnt, weil man immer Angst hat um seinen Status und hier im Westen steht man da auf der Seite der "Emporkömmlinge" und die darf man nicht zu frech werden lassen. - Einige Firmen, die nicht sonderlich hoheitlich denken haben längst schon den Entschluss gefasst, ihre Zentrale auf der Westseite zu etablieren und in der Hauptstadt aufzulösen. Da ist es meist der wirtschaftliche Faktor, Santa Cruz hat keinen Platz um sich auszudehnen, es steht mit dem Rücken zum Berg und vorne begrenzt das Meer.

Natürlich bleibt die Inselregierung in Santa Cruz und die meisten Ämter, aber immer mehr, so wie das Finanzamt und die Meldestelle haben inzwischen auch Dependenzen in Los Llanos und das ständige Bemühen einen funktionierenden Hafen auf der Westseite zu bekommen, wird zwar von der Hauptstadt nicht wirklich befürchtet, aber dennoch als Affront betrachtet. - Nun kommt der nächste Schlag ins Gesicht der Traditionen und Standesdünkel, das archäologische Inselmuseum, welches frecherweise in Los Llanos gebaut wird, fordert von der ehrwürdigen "Sociedad La Cosmológica" die Herausgabe vieler Ausstellungsstücke, welche archäologischen Hintergrund der Insel berühren. - Das geht so natürlich nicht, schließlich hat man über Jahrzehnte diesen Stücken eine Heimstatt und Ausstellungsmöglichkeit gegeben und viele dieser Stücke wurden auch ausdrücklich der erwürdigen kosmologischen Gesellschaft übergeben und nicht einem modernen Museum. - So schallt es aus den ebenso geschichtsträchtigen wie baufälligen Hallen des Convento de San Francisco, man möchte verhindern, dass die guten Stücke ins (feindliche) Umland verschwinden. - Entschieden ist noch nichts, da wird es noch eine Reihe an sehr moderationsaufwendigen Gesprächen geben, aber die dauernde Schlacht zwischen Ost und West findet trotz des immer lauter werdenden Wahlkampfgetrommels dennoch statt. - Eigentlich ist es klar, wo solche Stücke hingehören, nämlich in das archäologische Inselmuseum, aber wer lässt sich schon gerne etwas wegnehmen und wenn es sich bei dem "Historiendieb" auch noch um den ungeliebten Bruder handelt, der eh immer alles besser, schneller und größer haben will, dann tut das noch mehr weh.


Archäologisches Museum in Los Llanos



Dienstag 24.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1016 hPa

Solidarität oder Lehrplan

Der Streik des Reinigungspersonales geht in die zweite Woche und noch zeichnet sich kein Ende ab. -Auf den Kanaren gibt es ein paar große Reinigungsfirmen, die sich den Markt aufteilen, öffentliche Gebäude sauber zu halten und dazu gehören auch die Schulen und Krankenhäuser. - Unterstützt von den beiden großen Gewerkschaften fordert man vollen Lohnausgleich im Krankheitsfall und sieht keine andere Möglichkeit mehr diese Forderung durchzusetzen, als mit einem dauerhaften Streik. Samstag gab es eine Sitzung der Konfliktpartner ohne Einigung, für heute ist ein erneutes Treffen angesagt. - Laut den Zeitungen ist La Palma die Insel, auf der am meisten Arbeiterinnen dem Streikaufruf gefolgt sind, es sollen 80% der Belegschaften sein. - Die Auswirkungen beginnen zu greifen, in den Krankenhäusern gibt es, trotz Minimaldienst in den sensiblen Zonen, die ersten Beschwerden. - Am größten sind die Auswirkungen allerdings in den Schulen und der Universität La Laguna, in der man bereits manche Fakultäten geschlossen hat.

In der gesamten Provinz Tenerife sollen 60 Schulen bereits wegen mangelnder Sauberkeit geschlossen sein, auf La Palma sind es nach Pressemeldungen 3. - Eine davon ist die weiterführende Schule in El Paso, das "Instituto" IES El Paso. - Dort gibt es seit Freitag keinen Unterricht mehr und wann es wieder losgeht mit normalem Unterricht, das hängt davon ab, ob sich die Arbeitgeber mit den Streikenden einigen werden. - Warum nur einige Schulen geschlossen haben, das liegt auch daran, dass nicht alle Schulzentren Reinigungspersonal haben von den Firmen die streiken und in anderen nimmt hilft man sich auch mal selber. - Das ist allerdings ziemlich umstritten, da kamen schon Sätze von der Lehrerschaft, nicht aufräumen und sauber machen, das wäre unsolidarisch mit den Streikenden. - Nur, noch vor zwei Wochen beklagten sich viele Pädagogen, der Lehrplan sei kaum zu schaffen, weil immer wieder zu viele Schultage ausfallen würden durch Veranstaltungen und regionale Feiertage. - Das muss man nun irgendwie unter einen Hut bekommen, was drückt mehr, die Solidarität, oder der Lehrplan. - Ganz einfach könnte man dem Spuk ein Ende setzen und man gönnt den, ohnehin ziemlich schlecht bezahlten Reinigungskräften, ihren vollen Lohnausgleich im Falle der Krankheit. - Um den Streik noch deutlicher in die Öffentlichkeit zu rücken, campieren seit letzter Woche Angestellte vor dem Cabildo Insular und schwenken, jedem der es sehen will, rote Fahnen des Protestes. - Auch die Parteien mischen sich ein, was ein Wunder im Wahlkampf, die Oppositionellen und das sind PSC/PSOE, CCN und INPA unterstützen den Streik und zeigen verbales Verständnis, Coalición Canaria und Partido Popular schweigen störrisch. - Selbst bei uns zu Hause bietet das Thema Reizstoff, die eine muss nicht in die Schule weil gestreikt wird, die andere aber schon, denn in deren Lehranstalt putzen nicht organisierte Heinzelmännchen. Wie ungerecht doch diese Welt sein kann, die eine muss man aus dem Bett schmeißen, die andere darf streikenderdings weiterschlafen.

Nachtrag: Der Streik ist vorerst beendet, nachdem die Arbeitgeber weitgehend eingelenkt haben. - Die neuen Verträge müssen zwar erst noch ausgearbeitet werden, aber man will nun wieder die Fregona in die Hand nehmen.



Montag 23.04.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 22,5 Grad - niedrigste Temperatur 15,7 Grad

Abgeschmettert

Um was geht es, natürlich wieder um die Kommunal und Gemeinderatswahlen. - Hier in Spanien dürfen, anders als in Deutschland, auch Wähler für Gemeinderatswahlen wahlen ihre Stimme abgeben, die überhaupt nicht mehr in Spanien wohnen. - Dieses kommunale Wahlrecht für emigrierte Spanier zweifeln die Sozialisten immer mal wieder an, so auch jetzt wieder José Blanco, Parteisekretär der PSOE und macht den Vorschlag, Spanier die dauerhaft im Ausland wohnen, sollten nur noch bei den Nationalwahlen teilnehmen. - Den für Mitteleuropäer und Einwohner "Schengens" völlig verständlichen Vorschlag, schmettern die beiden konservativen Parteien Coalición Canaria und Partido Popular mit übelsten Worten ab. - Dazu muss man allerdings einwerfen, die meisten Canarios wanderten nicht nach Mitteleuropa aus, wo sie auch wiederum kommunales Wahlrecht besitzen, sondern in Länder Mittel und Südamerikas und dort haben sie erst nach der Nationalisierung eine Stimme abzugeben. - Darüber hinaus ist das ein in der Verfassung verankertes Gesetz, man kann das also nicht kurz vor einer Kommunalwahl im kleinen Kreis diskutieren, sondern müsste das in Madrid per Gesetzesänderung durchbringen. - Ob dazu die erforderliche Mehrheit da ist, das muss man schwer bezweifeln.

Nun könnte man ja meinen, das kann den Sozialisten doch egal sein, die werden doch genau so viele Stimmen von den Emigrierten erhalten, aber dem ist nicht so, traditionell, warum auch immer, kommen von den im Ausland wohnenden Canarios überwiegend Stimmzettel wieder zurück, welche das Kreuz nicht auf der linken Seite tragen. - In den größeren Städten ist der Anteil der nicht mehr im Ort wohnenden Wähler nicht sonderlich auffällig, aber gerade auf den kleinen Inseln in Regionen in denen es über Jahrzehnte hin bereits heftige Landfluchtprobleme gibt, machen die Stimmen der im Ausland wohnenden Wähler bis zu 30% der Stimmen aus. - Das ist hier auf La Palma auch so, da gibt es Gemeinden, die haben mehr Wahlberechtigte als Einwohner, ganz einfach, weil jeder, der mal dort gewohnt hat und nun im Ausland residiert, sein Wahlrecht nicht verliert. - Wie man denn einen Bürgermeister einer Gemeinde wählen und mitbestimmen kann, in der man seit 20 Jahren nicht gewesen ist, und meist auf nie wieder zurückkommen wird, so lautete die Frage José Blancos, der sich damit keine Freunde gemacht hat. - Auch wenn er eigentlich Recht hat, so bringt er keine weiteren Wählerstimmen der Emigranten für seine Partei, wo doch gerade die sozialistische Hoffnung für die Kanaren, der kantige Juan Fernando López Aguilar, Ex-Justizminister aus der Nationalregierung in Madrid, in Venezuela weilt, um sich um die Stimmen der dortigen Canarios bemüht. So bekommt José Blanco auch aus seiner eigenen Partei einen Rüffel nach dem Motto, kannst du nicht deinen Mund halten bis nach den Wahlen. - Immer wieder kommt es auch zu Vermutungen über gekaufte oder manipulierte Stimmzettel aus "Übersee", aber jedes Mal gehen diese Vorwürfe bereits in der ersten Prüfungsinstanz unter. - Dabei fällt mir noch eine Frage ein, die ich nicht befriedigend recherchieren konnte. Haben Spanier, die im "Schengener" Ausland wohnen doppeltes kommunales Wahlrecht oder berücksichtigt das Register der im Ausland wohnenden Spanier diesen Fall. - Wer es weiß, der kann es mir vielleicht mal verraten, ob da doppelt gemoppelt wird, was ich eigentlich gar nicht glauben kann.



Montag 23.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1017 hPa

Schwimmbad ohne Wasser

So einen Monat vor den Kommunalwahlen ist uns nichts mehr zu doof. - Paradebeispiel für unsere kindliche Lust am Einweihen von irgendwelchen öffentlichen Bauten oder Projekten, die dann noch gar nicht fertig sind, hat uns Tazacorte mal wieder vorgespielt. - Seit sieben Jahren baut man am Schwimmbad im, ebenso wenig fertigen Sportpalast, und immerhin, das Becken ist fertig, Duschen und Umkleidekabinen auch, es fehlen noch Strom und Wasser und das Publikum. - Dass man trotzdem zur Einweihung schreitet liegt an dem nahen Wahltermin, würde man wirklich damit warten, bis der erste Badende ins Wasser steigen kann, ist man wohlmöglich schon gar nicht mehr im Amt, also schnell noch "Inauguración", wie das hier heißt. - Aber da hilft auch wieder die Sprache ein bisschen, eine Einweihung muss ja keine Eröffnung sein, so einfach rücken wir das wieder gerade.

Um Missverständnisse zu vermeiden, es geht hier nicht um das, nie vollendete Meerwasserschwimmbecken im Hafen von Tazacorte, sondern um die stolze 25 Meter Bahn im Ort selbst. An die 1,5 Millionen Euro hat das Schwimmbad bislang verschlungen, das meiste Geld stammt aus Tazacorte selbst, nur die Inselregierung hat noch etwas mit gesponsert, so erklärt sich auch die extrem lange Bauzeit. - Man konnte halt immer nur wieder ein Stückchen weiterbauen, wenn wieder Geld übrig war. - Kommt man da wieder zurück zu dem Meerwasserschwimmbecken, dann sind die sieben Jahre Bauzeit für das Becken im Ort ein verglichen kurzer Zeitraum. - Irgendwann im Sommer soll nun das Wasser bereit sein für die ersten Badenden, dann ist Eröffnung und wenn gerade jemand Zeit hat und nicht am Strand ist, dann kommen auch Leute ins Schwimmbad. - Es hat sogar kleine Skandale gegeben um eventuelle Schmiergelder an ausführende Baufirmen. - Die Antikorruptionsbehörde ermittelt wohl auch gegen den Bürgermeister und sein ganz nahes Umfeld. - Die Aufträge um die es da geht, sind allerdings lächerlich kleine Handwerksdienste, bei deren Rechnungsstellung wohl einiges zu monieren war. - Daraus einen Korruptionsskandal zu basteln, es geht um ein paar hundert Euro, muss auch wieder auf dieses seltsame Verhalten der Politiker vor Wahlen zurückgeführt werden. - Nur noch einen Monat, dann können wir wieder normal weitermachen.



Sonntag 22.04.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 22,2 Grad - niedrigste Temperatur 14,0 Grad

Wenn das kein Luxus ist

Morgen am 23. April soll es eine Ehrung für die Einrichtung der Zwergschulen auf La Palma geben, wie genau die aussehen soll, das werden wir noch erfahren. - Allerdings brauche ich nicht darauf zu warten, dass das andere auch noch tun, mein Loblied, nachdem die Zwergschule "Tanausú" in Tajuya meine beiden Töchter und uns insgesamt 8 Jahre genießen durften, fällt ganz simpel und dankbar aus. - 8 Jahre, weil jede meiner Töchter dort 2 Vorschuljahre und dann die ersten vier Klassen besucht haben und weil meine Brut einen Altersunterschied von 2 Jahren aufweisen, bin ich 8 Jahre lang dort jeden Morgen hingefahren und jeden Mittag habe ich dort die Kinder wieder abgeholt und fast jedes Mal ein Schwätzchen mit den anderen Eltern und auch Lehrern halten können. - Die sozialen Kontakte die man dort knüpft, die Kinder untereinander, wie die Eltern mit dem Mini-Kollegium sind entscheidend für den sanften Einstieg der Kinder in die Welt der Erziehung außerhalb des Elternhauses und da kommt es besonders auf das Adjektiv sanft an. - Kleine Klassen mit vielleicht nur 10 Schülern, und Lehrern, welche die Kinder über Jahre hin begleiten, lassen keinen Spielraum für Ignoranz oder wegsehen bei irgendwelchen Problemen die sich anbahnen können und die Lösung solcher Aufgaben kann dann im allerkleinsten Dienstweg, nämlich im Gespräch mit dem Lehrer sofort angegangen werden. - Dass dabei auch die anderen Kinder mit in das Geschehen einbezogen werden und natürlich auch andere Eltern ist zwangläufig und mag vielleicht den einen oder anderen abschrecken, weil einfach nichts geheim zu halten ist. - Man mag das auch als Einmischung ansehen wenn man unbedingt will, Ziel und auch erreichtes Ziel ist dabei allerdings die gesellschaftliche Solidarität, wer ein Problem hat muss es äußern können, damit ihm von außen Hilfe angeboten werden kann. - Wer dann partout immer noch alles alleine regeln will, der kann das tun, aber eine der großen Leistungen unserer "Mondo Piccolo" ist eben die nicht fordernde Hilfsbereitschaft und ignorieren von Klassendenken und Herkunft. - Da fällt niemand "hinten runter" weil keine Zeit da ist, Lehrpläne eingehalten werden müssen, oder der Lehrer (meist Lehrerinnen) sich an genaue Arbeitszeiten hält und am Sonntag oder spät abends nicht ans Telefon geht. - Eine kleine und eingeschworene Gesellschaft, die mehr dazu dient, gesellschaftliche Solidarität zu lehren, als Kaderschmiede für spätere und Pisa taugliche Musterschüler zu spielen.

Manchen fällt der nächste Schritt dann, heraus aus dieser beschützen Welt etwas schwerer, aber auch da ziehen noch die alten, und dieses Mal positiven "Seilschaften" der Kinder, die sich dann, weil gemeinsam nun neue Aufgaben gefordert werden, sich diesen auch gemeinsam stellen. - Ich kann nicht sagen, wie lange dieser sanfte Schubs in die harte Welt des Erwachsen werden noch finanziell für unser Bildungssystem tragbar ist, oder vielleicht sogar einem blitzenden modernen Kurs weichen soll, aber diese Zwergschulen haben bei allen die sie genießen durften immer einen bleibenden Effekt gezeigt. - Viele der Eltern und Bekannten, mit denen wir heute unseren Alltag teilen, sind auch durch diese kleinen Schulen gegangen und kennen die einfachsten Grundregeln noch und beherrschen das angenehme System von der Suche nach gemeinschaftlichen Wegen und Problemlösungen. - Ein, hier bekannter Politiker ging sogar so weit, dieses Zwergschulensystem auf einen Nenner mit den anthroposophischen Gedanken Rudolf Steiner zu setzen, dem kann ich mich aber nicht anschließen, damit werden wir niemandem gerecht und vielleicht sogar missverstanden oder unter Druck gesetzt. - Es ist auch gar nicht nötig, positive Vergleiche für etwas Positives zu finden, alles ist immer verbesserungsfähig und wird es auch immer bleiben, aber was die palmerischen Zwergschulen für die Erziehung unserer Kinder getan haben und tun, gehört zu den vielen wunderbaren Geschenken, die ein Leben auf La Palma nun mal mit sich bringen. - Chapeau Zwergschulen, oder wie es korrekt heißt: Escuelas unitarias.


Heldinnen...
Auf dem Photo fehlt noch Teresa, welche leider, kurz nach ihrer Pensionierung einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen ist. Unser Dank bleibt.



Sonntag 22.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1017 hPa

Die Welt ist nicht genug

Das künftig größte optische Spiegelteleskop der Welt, das Grantecan, mit einem Primärspiegeldurchmesser von 10,4 Meter ist noch nicht einmal eröffnet, da liebäugelt man bereits mit einem noch viel größerem Projekt, dem European Extremely Large Telescope. - Wie der Name schon sagt, soll dieses Monstrum extrem groß werden und dazu denkt man an Spiegel, welche mehr als 30 Meter Durchmesser besitzen. - Bauen will solch ein absolutes Pionierstück die ESO, (European Southern Observatory) mit Sitz in Garching. - Die ESO ist ein europäisches Forschungsinstitut, in welchem 13 Staaten Mitglieder sind, unter anderem auch Spanien. - Das allerdings ist noch nicht so lange her, dass man sich in diesem Club der absoluten Spitze der astrophysikalischen Forschung eingekauft hat, Spanien ist erst letztes Jahr Mitglied geworden. - Als Lockvogel für diese erlauchte Clubzugehörigkeit, dient neben einer Menge Geld, eben auch unser Grantecan, an dem die Sternenforscher dieser Welt nicht mehr vorbeigucken können. - Und weil das so ist und eben bei uns auf La Palma beste Bedingungen für die Astronomen herrschen, macht man sich tatsächlich Hoffnungen, das Riesenteleskop der ESO hier nach La Palma locken zu können.

Dieser Wunsch ist weder ganz neu, noch unverständlich. - Man muss sich nur einmal vorstellen, welchen weiteren Schub an Innovation und Aufmerksamkeit das für unsere kleine Insel gäbe. Von den Arbeitsplätzen und Investitionen muss man vielleicht gar nicht erst sprechen, La Palma würde damit zum allerersten europäischen Fenster ins All und das gut vermarktet, könnte dieser Insel völlig neue Wege eröffnen. - Kommt wirklich so viel Hochtechnologie zu uns, dann kann man vielleicht auch wirklich mal den berühmten Sprung weiter denken und solche Projekte angehen, wie eine internationale Umweltuniversität, die am "lebenden Objekt" La Palma, die Transformation einer rückständigen Agrarinsel in ein Musterbeispiel an ökologischer Entwicklung studiert. - Daraus ergäben sich wieder völlig neue Möglichkeiten, auch touristische, aus dieser Insel kein weiteres Beispiel für verfehlte Betonpolitik zu machen, weil niemand den Mut hat, auch in Materien wie Forschung, Ökologie und Umweltschutz einen effizienten ökonomischen Faktor zu sehen. Das hört sich vielleicht zusammenhanglos an, aber irgendwo her muss dieser Anstoß kommen und uns aufwecken, sonst verschlafen wir im süßen Gift der Subventionen und gesamtdummheitlicher Fortschrittsphrasen, die meist an Autobahnausfahrten enden, unsere Zukunft.



Samstag 21.04.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 20,6 Grad - niedrigste Temperatur 13,0 Grad

Bis dass der TÜV uns scheidet - oder der ITV ?

Nein, wirkliche Sorgen mache ich mir deswegen noch nicht, so alt ist das Auto nun auch wieder nicht und noch ganz gut in Schuß. Aber ich habe vor kurzem verdächtige Flecken auf dem Parkplatz entdeckt. Kurz den Finger eingestippt und festgestellt: Nach Farbe, Konsistenz und Geruch zu schließen handelt es sich um Motoröl. Und ich vermute mal, dass der TÜV-Prüfer daran Anstoß nehmen könnte. Deshalb habe ich vorsichtshalber ein paar Tage vor dem TÜV-Termin eine Werkstatt aufgesucht und mal nachsehen lassen. Der Chef meinte, ich solle einfach kurz vor dem Termin vorbeikommen, sie würden das dann schon richten.

Am Tag der Entscheidung, welcher einem Großteil aller Autobesitzer regelmäßig den Angstschweiß aus den Poren treibt, fahre ich also schnell noch zum "Taller" meines Vertrauens. Der schickt mich flugs zum Waschplatz und ordnet eine Motorwäsche an. Der auserwählte Mitarbeiter fängt dann auch gleich an, den Motor rundum mit einer undefinierbaren Flüssigkeit einzusprühen, die, wenn man vom Geruch ausgeht, gesundheitlich nicht ganz unbedenklich sein dürfte. Diese unangenehme Erfahrung muss auch eine zufällig auf dem Weg zum Frühstück vorbeikommende "Cucaracha" machen. Weil sie ausgerechnet in dem Moment, als er auf dem Boden liegend den Motor von unten einnebelt, dreist an seiner Nase vorbeispaziert, motiviert er sie mit zwei gut gezielten Strahlen aus der Sprühflasche, ab sofort die andere Straßenseite zu benutzen.

Nach der anschließenden Dampfstrahlbehandlung erkenne ich meinen Motor nicht wieder. So also sieht der aus, wenn er sauber ist. Derart gut vorbereitet mache ich mich voller Zuversicht auf den Weg zum TÜV. Dort angekommen kann ich schon nach 25 Minuten Wartezeit meine Papiere vorlegen. Verlangt werden der original Kfz-Brief, eine Kopie der N.I.E und zwei Ausfertigungen der Ficha Reducida. Der Brief wird mehrfach kopiert und ich erhalte davon zwei Kopien. Eine für das Trafico und eine für die Abmeldung bei der Kfz-Meldestelle in Deutschland, wie mir die Mitarbeiterin freundlich erklärt. Dann muss ich nur noch 35,58€ Bearbeitungsgebühren bezahlen und auf geht`s zur eigentlichen Prüfung.

Da nicht viel Betrieb ist rolle ich bereits nach 30 Minuten auf den Prüfstand. Als der Prüfer das deutsche Nummernschild sieht, macht er sich gar nicht erst die Mühe, den Beleuchtungstest mit mir durchführen zu wollen. Um sprachliche Missverständnisse von vornherein auszuschließen, holt er sich gleich mal einen Kollegen zur Unterstützung herbei, der meinen Platz im Auto einnimmt. Ich stehe also vor der Halle und darf beobachten, wie Licht, Bremsen, Abgase und Fahrgestell geprüft werden. Sieht gut aus. Nur beim Blick unter die Motorhaube sehe ich bei den beiden plötzlich ein Stirnrunzeln. Oha! Haben die jetzt etwa Öl gefunden? Aber nein, sie haben nur die eingebaute Standheizung entdeckt und müssen erstmal beraten, was das wohl für ein Bauteil ist, erkennen es dann aber schnell. Na ja, ist ja auch nicht unbedingt üblich, auf La Palma eine Standheizung im Auto zu haben.

Bisher scheint alles relativ gut zu verlaufen, das Auto wird aus der Halle gefahren und abgestellt. Was kommt denn jetzt noch? Gibt`s Probleme? Einer der Prüfer geht zurück in die Halle und kommt mit einem Maßband zurück. Mit der Ficha Reducida in der Hand fangen sie an, den Wagen erneut zu vermessen. Dass Hugo das für 140.-€ bereits erledigt hat scheint sie nicht zu interessieren. Auch nicht, dass er auf eine andere Fahrzeughöhe gekommen ist als sie. Beim Nachmessen stellen sie nämlich fest, dass keine der angegebenen Zahlen ihren Vorstellungen entspricht. Nicht 148cm(Hugo), auch nicht 184cm(Kfz-Brief), sonder 178cm ist das Auto hoch. Beschlossen, verkündet und eingetragen. Da haben sie Spaß dran, die beiden. Und jetzt kommt`s: Sie wollen die Fahrgestellnummer sehen! Oh Mann, da hab ich gar nicht mehr dran gedacht. Wie soll ich die denn jetzt so schnell freirubbeln? Da hatte ich mich wohl zu früh gefreut. Wieder verschwindet einer in der Halle. Und als er zurückkommt, hat er eine Drahtbürste in der Hand und fängt an, die Nummer selbst freizulegen. Na bitte, geht doch. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, das allerdings nicht so breit ausfällt, wie es dem Anlass angemessen wäre. Das macht man nicht, wenn man beim TÜV ist. Oder nur einmal.

Als die Nummer unter dem ganzen Unterbodenschutz und Rost endlich freigelegt ist, zieht der Prüfer vier einfache Papierstreifen aus der Mappe und fängt an, sie mit einem Bleistift abzupausen. Diese Methode hab ich auch noch nicht gesehen. Es geht nicht gut, aber es geht, und alle vier Streifen zusammen ergeben einen recht guten Abdruck der Nummer. Der Prüfer ist endlich zufrieden, packt die Papiere zusammen und empfiehlt mir noch, möglichst bald wieder etwas Öl auf die abgeschrubbte Stelle aufzutragen. Sehr umsichtig! Dann schickt er mich wieder ins Office, wo ich noch 20 Minuten warten muss, bis ein anderer Mitarbeiter mit dem fertigen Prüfprotokoll hereinkommt. Er füllt ein Formular aus, das ich unterschreiben muss und teilt mir mit, dass ich nächste Woche wiederkommen soll. Wie jetzt? Doch durchgefallen? Jetzt schiebt er ein weiteres Papier über den Tisch, das aussieht, wie eine Prüfbescheinigung. Und darauf steht unten ganz groß: "Resultado de la inspeccion: Favorable." Das sagt mir leider nichts, jedenfalls nicht genau. Verunsichert schnappe ich mir die Unterlagen, gehe raus und rufe schnell mal Bea an. Und als sie mir sagt, dass "favorable" soviel heißt wie "günstig", fällt mir doch ein kleiner Stein vom Herzen. Puh, geschafft. Ich hab zwar noch keine Plakette, aber die bekomme ich dann nächste Woche. Und dann sehen wir mal, wie es weitergeht.



Samstag 21.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1016 hPa

Stromausfall für einen guten Zweck

Fünf Minuten ohne Strom und das jeden 20. April, ich bin dabei, wenn die anderen Stromausfälle dann nicht mehr sind… Die internationale Konferenz "Starlight" ist gestern zu Ende gegangen, 200 Wissenschaftler aus aller Welt weisen darauf hin, dass die Erhaltung des nächtlichen Sternenhimmels ebenso wichtig sei wie andere Maßnahmen zum Schutz der Umwelt. Dabei wird der nächtliche Sternenhimmel nicht etwa von frogs oder Borg bedroht, sondern von zu viel Licht, welches die Beobachtung sehr erschwert. Deshalb möchte man den 20. April zum Tag des Schutzes des nächtlichen Sternenhimmels machen und dazu, als sichtbaren Bewies an diesem Tag für 5 Minuten alle Lichter ausschalten. Diese Idee soll von La Palma ausgehen und weltweit Nachmachung finden und La Palma solle den Anfang machen. - Nicht etwa, wie böse Zungen behaupten, weil wir Stromausfälle zur genüge kennen, sondern weil eben diese Konferenz hier auf La Palma stattgefunden hat.

Vom All aus könnte man das dann kontrollieren und auch den positiven Effekt demonstrieren, welcher dadurch entsteht, dass wir mit weniger künstlichen Lichtquellen von der Erde aus die Himmelsbeobachtung einfacher machen. - Auf La Palma gibt es ja seit vielen Jahren das so berühmte Himmelsgesetz, um welches uns, aber mit anderem Inhalt auch der Vatikan beneidet, welches dazu dienen soll, die Beleuchtung auf dieser Insel so sparsam zu halten, dass die Wissenschaftler auf in unseren Observatorien nicht durch zu viel Licht bei der Arbeit gestört werden. - Ein bisschen pathetisch klingt das teilweise schon, dass jeder ein Recht darauf hat den Sternenhimmel zu beobachten, angesichts der wenigen Menschen die sich darum überhaupt Gedanken machen, aber für La Palma ist das ein wichtiger Punkt. - Die Observatorien auf dem Roque de Los Muchachos sind unsere einzige Infrastruktur der Hochtechnologie und damit ein notwendiger Magnet um weitere Wissenschaftler auf die Insel zu bekommen, die nicht so viel mehr hat als ihre, immer noch erhaltene Naturlandschaft und eben diesen Himmel, der die Sternengucker so lockt. - An diese Idee, mit dem weniger Licht nachts schließt sich natürlich auch noch ein weiterer Gedanke an, dabei lässt sich noch wunderbar Strom sparen und Strom den wir nicht verbrauchen, den müssen wir auch nicht produzieren.



Freitag 20.04.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 19,4 Grad - niedrigste Temperatur 13,4 Grad

Stühlerücken in El Remo

Bleibt die Siedlung, muss sie weg, wer darf wohnen bleiben und wer hat überhaupt Recht. - Die Maßnahmen, welche die Küstenbehörde hier auf La Palma zur "Wiederherstellung der Küstenlinie" vorantreiben will, stellt unendlich viele Fragezeichen. Das größte stellt man sich selbst, warum man das machen will. - Denn, es gibt dabei zu beachten, dass man die Küstenlinie zwar frei haben will, was sicherlich nachvollziehbar ist und weil es öffentliches Land sein muss, aber auf dem wieder gewonnenen Landstrich möchte man auch wieder einen Eingriff in die Natur machen, nämlich dort einen Küstenwanderweg anlegen. - Dagegen ist, gut gemacht, eigentlich nichts zu sagen, außer vielleicht, dass man damit rein touristische Zwecke und Wünsche erfüllt, aber nicht dem Gedanken einer Restauration im Sinne einer Umweltschutz dienenden Maßnahme betreibt. - Es gab sogar Pläne, diesen Küstenweg mit künstlichen Stränden aufzupeppeln und dazu tonnenweise Sand anzukarren und künstliche Zugänge zum Meer zu schlagen, aber davon ist man momentan wieder abgekommen, irgendwer hat sich wohl doch erinnert, dass das Küstenamt selbst wiederum dem Umweltamt untersteht. Fakt bleibt, die nur ganz teilweise legalen Siedlungen an der Küste sollen weg, oder Teile davon, weil man sich nun, nach manchmal über 100 Jahren Siedlungsgeschichte, plötzlich diesen wild gewachsenen Orten erinnert. - Ein ungutes Gefühl bleibt dabei über, auch wenn die Küstenbehörde mit der Forderung nach der Herausgabe des Küstenstreifens wohl im Recht ist, es riecht mehr nach investitionstauglicher Überarbeitung des Küstenstreifens als nach tatsächlicher Rekonstruktion.

Viele Siedlungen stehen dieser Rekonstruktion im Weg, eine davon ist der berühmt und auch berüchtigte Ort El Remo. - So als hätte Hemingway seinen alten Mann Roman dort geschrieben sieht es ein bisschen aus, und will sich so gar nicht in Hochglanzprospekte einfügen. El Remo hat immer schon stark polarisiert, mancher mag die fröhliche und fast Outlaw-Stimmung dort, andere machen einen Bogen darum, weil es ihnen dort unheimlich ist. - Auf jeden Fall stört es niemanden von uns, wer da nicht hin will, der fährt einfach nicht hin., außer vielleicht etwaige Investoren, die dort eine Plastikwelt vorfinden wollen, eben um standardisierte Touristen nicht mit unserem Aussehen zu erschrecken. - Allerdings wohnen in El Remo an die 300 Menschen fest, mit erstem Wohnsitz und auch ist nicht der komplette Ort in der angesprochenen Küstenlinie, also will man dort retten, was zu retten ist. - Erste Maßnahme wird es sein, den Grund und Boden der jetzigen Siedlung zu erwerben und weitere, anschließende Flächen mehr, um dann eine, staatlich und lokal legale Siedlung dort zu erstellen. Die meisten Häuser können bleiben, die ganz nah am Wasser stehen müssen weg, bekommen aber dafür im neu erworbenen Hinterland die Möglichkeit ein neues Haus zu erstellen. - Für die Häuser, welche tatsächlich den von der Küstenbehörde geforderten Platz belegen gibt es wohl keine Hoffnung. - Die Gemeinde von Los Llanos möchte nun daran gehen, die zu erwerbenden Grundstücke dort zu kaufen um dann die Situation für die meisten Häuser zu legalisieren und eben Platz zu schaffen, für die neu zu erstellenden Gebäude, welche die abgerissenen ersetzen sollen. 360.000 Euro will man sich für diesen Kauf erst mal leihen, das Geld hat man nicht in der Portokasse. - Ob es auch tatsächlich so geschieht, wie man nun im Plenum der Gemeinde entschieden hat, das lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, da müssen dann auch wieder die Küstenbehörde und die Raumordnungsbehörde grünes Licht geben. - Vorsichtig darf man aber wohl sagen, El Remo wird es auch weiterhin geben, aber wie es dann aussehen wird, ob vielleicht Ernest Hemingway dann dort seinen Geist nicht mehr wandeln lassen will, weil dann geordnet und parzelliert, das muss sich erst noch herausstellen.


Sogar eine Kapelle hat die Siedlung El Remo



Freitag 20.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1015 hPa

Und welchen Streik hätten Sie gerne?

Aufmerksame Dauerleser haben es sicher schon an der Uhrzeit gesehen, heute kommt diese kleine Kolumne etwas später. - Das passiert sonst nur am Wochenende oder in den Ferien, wenn die Kinder nicht in die Schule müssen und uns auf diese Art und Weise ein klein bisschen mehr Schlaf lassen. - Heute ist aber Freitag und es sind keine Ferien, aber es wird in den Schulen gestreikt und zwar ganz individuell. Grundsätzlich streiken heute die Lehrer aller Schulen auf den Kanaren und zusätzlich auch noch das Reinigungspersonal, so dass alle Schulen heute geschlossen bleiben. - Manche Schulen haben heute also doppelt geschlossen, seit dem 13. April werden viele Schulen nicht mehr gereinigt und nun ist es unmöglich geworden einen normalen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten. - So sitzt ich hier vor zwei verschiedenen Erklärungen warum meine Doppelbrut heute zu Hause bleibt, die eine Schule schickt mir einen Zettel mit dem Lehrerstreik, von der anderen Schule habe ich eine Benachrichtigung, dass auf Grund des Streiks des Reinigungspersonals der Schulbetrieb bis auf weiteres eingestellt wird.

Beide Berufsgruppen streiken um eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen zu erhalten, aber da geht es um unterschiedliche Dinge. Das Reinigungspersonal möchte unbedingt einen vollen Lohnausgleich im Krankheitsfall erhalten und hat zuvor das bereits mit Warnstreiks angekündigt, diese haben aber nicht zu dem erwünschten Ergebnis geführt, also geht es jetzt richtig zur Sache. - Der Streik wird von den Gewerkschaften als unbefristet geführt. - Ein bisschen anders sieht es bei den Lehrern aus, die streiken nur heute und wollen damit auf die Nichteinhaltung eines Gesetztes hinweisen, welches eigentlich Lehrer in der Besoldung mit anderen Berufen im Beamtenstatus (Funcionarios de las Administraciones Públicas) gleichstellt. - Dieses Gesetz ist längst unterschrieben, wird aber noch nicht angewandt und auf Anfragen an die zuständige Behörde heißt es, man wolle erst die nächste Legislaturperiode abwarten, bevor man das Gesetz auch zur Anwendung bringt. - Auch in Spanien ist, wie in Deutschland, Bildung Ländersache und so ist dieser Streik erst mal nur ein Ausrufezeichen, denn vor den Kommunalwahlen am 27. Mai wird sich da, außer Lippenbekenntnissen nichts tun. - Schwer hin und her gerissen sitzen meine Kinder nun zu Hause und überlegen krampfhaft, welchem der beiden Streiks nun ihre ganze Solidarität gehört, wären sie doch heute so gerne in die Schule gegangen…. Man kann seine Kinder aber heute trotzdem in die Schule bringen, sollte man wirklich nichts von dem Streik gehört haben, es werden Lehrer da sein, die sich um die Schüler kümmern.



Donnerstag 19.04.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 22,4 Grad - niedrigste Temperatur 14,9 Grad

Haushaltskater

Ich weiß nicht, ob es was mit der Kastration zu tun hat, ich darf das auch gar nicht glauben, denn das führte mich bereits wieder haarscharf an die Chauvi-Kasse heran und in einer Woche ist Saisonende, da kann ich mir finanzielle Eskapaden nicht mehr erlauben. - Unser, mein, halt der Familienkater ist ganz verzückt von elektrischen Haushaltsgeräten. - Damit kommt er sehr nach meiner Frau, haben doch gewisse elektrische Helfer bei uns im Haushalt Namen und werden fast personifiziert. - Ich gebe es zu, auch ich habe ein besonderes Verhältnis zu einem elektrischen Gerät, mein Heizlüfter ist mir Kumpel und Freund zugleich an manchen kalten El Paso-Tagen, aber ich werde Ihnen nicht verraten, wie ich ihn rufe…Paul denkt ganzheitlich und ist ebenso an Geschirrsspülmaschine, Backherd wie Waschmaschine interessiert und schämt sich auch nicht, an den besagten kalten Tagen, mich vom günstigsten Einfallwinkel der Warmluft meines, hier einfach mal las "H" betitelten Gerätes zu verscheuchen. - Das macht der Nachwuchs-Mephistokles ganz geschickt, er lässt eine seiner drei weiblichen Helferinnen kurz nach mir rufen, ich solle, zum Beispiel mal irgend einen Stachel aus irgend einem Bein ziehen und kaum komme ich wieder, sitzt er auf meinem Platz und sonnt sich im zarten Strahl des "H". - Dagegen hilft nun wieder erneutes Taktieren meinerseits, zurück in der Küche beim Kaffeeholen, stoße ich ganz unabsichtlich mit dem Fuß ein bisschen gegen seinen Futternapf aus getriebenem Feinsilber und schon springt der Herr heran und glaubt dort Nahrung zu finden. - Ich entschuldige mich dann kurz aber aufrichtig bei Paul, gehe dann wieder ins Büro und nehme wieder die bevorzugte "H"-Position ein.

So oft ist es aber auch gar nicht kalt hier, diesen Winter sowieso nicht und deshalb bemüht sich Paul dann vorwiegend um die anderen Geräte in unserem Haushalt. - Die Waschmaschine zeigt tägliche linksgedrehte Schaumsoaps, die er dann von seiner Loge aus, dem zugeklappten Toilettensitz, beobachten kann. Der Geschirrspüler verbreitet beruhigende Geräusche, die ihn anscheinend an seine embryonale Phase erinnern, ähnlich müssen wohl die Darmgeräusche seiner Mutter gewesen sein und den Backofen, den mag er am allerliebsten, da steckt so viel Gutes drin. Inzwischen sehen wir in allen Geräten nach, wenn wir eines in Betrieb nehmen, besser gesagt meine Frau sieht nach, denn ich habe eine zwanghafte Berührungsphobie vor großen, meist weißen und elektrischen Haushaltsgeräten, ob da nicht doch noch der Paul neben der Pizza sitzt oder mit der Arielette im guten, alten Lavamat spielt. - Dabei werde ich nie den lehrreichen Satz meiner Frau vergessen, die mich vor ihrer jährlichen Urlaubsfahrt immer bestens instruiert: "Nimm immer erst den Kater aus der Waschmaschine bevor du diese anstellst, sonst bekommst du die Fussel nicht mehr von der Wäsche." - Kein Wunder, dass man da Ängste vor dieser, vielleicht Kater fressenden Maschine bekommt, die rühr ich nicht mehr an. - Allerdings besteht auch gute Hoffnung, dass Paul mir während der fraulichen Sommerferien dann mal zur Hand gehen kann, wenn er schon so intensiven Kontakt mit diesen, eigentlich männerunfreundlichen Maschinen hat. - Warum männerunfreundlich? - Ganz einfach, ich will saubere Socken und da stehen zwanzig Programme zur Auswahl, die direkt zwischen mir und meinem Wunsch nach rundum erfrischten Socken stehen. - Ich will eine heiße Pizza und muss dazu erst das Betriebssystem des Ofens hochfahren und dann sophistische Eingaben machen und nun entscheiden, ob denn das zu backende Teigwerk eher Kuchen, oder Brot ähnelt, dabei brauchen Männeröfen doch nur einen Knopf, den zum heiß machen. - Paul setzt seine Studien der Haushaltsgeräte intensiv fort und ich sehe so diesem grausamen und frauenlosen Sommertermin etwas weniger ängstlich entgegen.


Gibt es ein Programm für Katzenbraten?


Danke, an Julia W. aus B. in D.
Endlich mal das "making of" zum Photo



Donnerstag 19.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1016 hPa

Hilfen ja, nachdenken nein

Die kleine Gelbe, Fluch und Segen dieser Insel zugleich, macht uns nicht mehr grundsätzlich glücklich. Die Pheromone welche die Banane im menschlichen Körper produziert, reichen bald nicht mehr aus um die harten Zukunftsprobleme dieses Sektors zu überblenden. - Im Kampf gegen die Billigbananen aus Süd und Mittelamerika sind unsere preislich nicht konkurrenzfähig und um diese Situation einigermaßen zu glätten gibt es Hilfen von der EU, welche die Produktion europäischer Bananen noch ermöglicht. - Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob Subventionen der geeignete Weg sind marktwirtschaftliche Strukturen etwas zu glätten, aber im Falle La Palmas kann man einfach nicht umhin, diese zu befürworten, der Verlust der Einkommen aus den Bananen hätte den schnellen wirtschaftlichen Kollaps dieser Insel zur Folge. - Das weiß jeder, der sich ein bisschen auskennt mit La Palma und so kann man diese Diskussion ruhig beiseite lassen für Theoretiker, die nichts anderes zu tun haben als sich aufzuregen.

Wie man aus der "gelben Falle" wieder herauskommt, das ist die interessante Frage. - In einem wirtschaftlichen Kreislauf, von der Produktion bis hin zur erfolgreichen Vermarktung gibt es jede Menge Stolpersteine die man möglichst vermeidet. - Man kann zu teuer produzieren, schlecht produzieren oder das Falsche. Dabei setzt das Lohnniveau der Region bereits enge Grenzen, wenn man beachtet, dass es drückende Konkurrenz aus Billiglohnländern gibt. Diesen Unterschied, dafür sind die Hilfen aus Brüssel gedacht und sollen einen Ausgleich dafür bieten, dass die EU nicht in der Lage ist zu verhindern, dass der Binnenmarkt mit Produkten aus Ländern mit Niedriglöhnen überschwemmt wird. - Weil aber Protektionismus in der nach Monopolisierung strebenden globalen Volkswirtschat nicht mehr opportun ist, müssen sich unsere Bananen am Preisniveau zum Beispiel Ecuadors messen, obwohl dort der Tagesverdienst bei uns einem Stundenlohn gleichkommt. - Wo kann man also noch ansetzen, außer die bekannte Shareholder -Variante einzusetzen die da heißt: Alle rausschmeißen? - Sicherlich an der Marktstrategie und damit der Vermarktung selbst. - Dazu finden seit gestern Informationstage im Hotel Taburiente in Los Cancajos statt und das leider fast ohne Beteiligung der Bananenproduzenten. Ich kann als Ex-Landwirt es gut verstehen, dass man irgendwann die Kritik am eigenen Tun nicht mehr hören will, aber, abgesehen von ein paar Ausnahmen, erschienen nicht einmal die Vertreter der Genossenschaften und Organisationen zu den ersten Vorträgen, weil man sich untereinander nicht grün ist. - Da wäre jetzt mal eine heftige Runde Selbstkritik angesagt, wenn schon jeder weiß, dass es so auf die Dauer nicht weitergehen kann, dann sollte man sich wenigstens mal darüber informieren, was es denn noch für Ideen gäbe. - Die Politik kann uns dabei nicht helfen, die kann nur noch mal eine Verlängerung der Hilfen erreichen, unser Produkt, die Banane, die müssen wir selber besser vermarkten und wenn es der Markt fordert, vielleicht auch anderes produzieren um dem Käufer ein Argument zu geben, ausgerechnet unsere Bananen zu kaufen.



Mittwoch 18.04.07 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 21,6 Grad - niedrigste Temperatur 12,5 Grad

Auf ein Bier mit Zapatero

Eigentlich heißt es doch, in vino veritas, aber wenn ich mich kneipigerweise hier auf La Palma so umsehe, dann ist doch Bier der meist getrunkene Konversationsbeschleuniger. - Nicht zum Essen, da steht natürlich weiter der Wein ganz oben auf der Beliebtheitsskala, aber wenn es darum geht, den Alltag, oder ein Früstchen eben mal am Tresen stehen zu lassen, dann ist Bier die absolute Nummer eins. - Man kann sich natürlich auch zu positiven Ereignissen zusammen mit Freunden ein Bierchen oder zwei gönnen, das heißt dann "ir de cañas" auf hochspanisch oder castellano und "tomamos una cervecita" auf kanarisch. - Dabei fällt auf, dass wir hier eher dem Flaschenbier zugeneigt sind, während auf dem Festland eher das gezapfte gelbe Getränk perlt. - Am häufigsten getrunken wird ohne Zweifel hier das Dorada, inzwischen gefolgt von Tropical, welche übrigens beide aus der gleichen Brauerei stammen. - Danach kommen etwa gleichauf, Reina und Heineken, wobei das Heineken eher bei sehr jungen Leuten beliebt ist und vielleicht auch, weil es nur in kleinen 0,25 Liter Flaschen gereicht wird. Festlandsbiere haben sich kaum durchgesetzt, wenn dann, als Fassbier, weil man den Gastwirten zum Teil wunderbare Lockangebote macht. In vielen Kneipen gibt es sogar Pilsner Urquell als Fassbier, ob as was mit dem Original zu tun hat, das weiß ich nicht, wird aber eben auch von Dorada vertrieben und ist für den Gastwirt billiger als das "Original" Dorada. - Andere Biere, dunkles oder gar Weizen, nehmen nur Randstellungen ein, wobei es in einigen Kneipen inzwischen Weizenbier gibt, wohl als Reminiszenz an bajuwarische Immigranten. Bier gilt hier, wie in Bayern eigentlich nicht als alkoholisches Getränk sondern als Grundnahrungsmittel, wird aber von fleißigen Polizisten nicht derart gedeutet, man sollte niemals versuchen mit einer Bierfahne einem Polizisten diesen Umstand klar machen zu wollen. - Es sei denn, er sitzt neben Ihnen und trinkt auch ein Bier, das ergibt dann ein anderes Bild…

Der spanische Bierbrauerverband macht jedes Jahr eine Umfrage, mit wem Sie denn am liebsten mal "ein Bier trinken" würden, eben um gesellig einen abgegrenzten Zeitraum zu verbringen. - Da stehen überraschend Politiker ganz weit vorne, in der Gesamtwertung liegt unser Regierungspräsident Zapatero ganz vorne, gefolgt vom Oppositionsführer Rajoy. - Erst dann folgt die Sängerin Rosana, der Moderator Andréu Buenafuente und danach erst, man mag es kaum glauben, Fernando Alonso, der Formel 1 Weltmeister. - Kanarische Politiker kommen in der Gesamtwertung nur auf hintere Plätze. Nur in der Rubrik, welche nur auf den Kanaren geborene Menschen berücksichtigt, findet man diese wieder. - In der Sparte allerdings führt die Sängerin Rosana, vor, und das ist nun wieder eine Überraschung, Juan López Aguilar, dem sozialistischen Kandidaten für das Präsidentschaftsamt der autonomen Provinzen der Kanaren. - Ob man diese Umfrage nur in Lokalen mit eher linkslastigem Publikum gemacht hat, das weiß ich nicht, denn eigentlich sind vor Gott und dem Tresen alle gleich, aber dass der amtierende Kanarenpräsident, Adán Martín, weit hinter dem Herausforderer kommt, das überrascht dann schon. - Vielleicht sollte man solche Umfragen auch nicht zu bierernst nehmen, aber ich frage mich schon, ob man in Deutschland auch führende Politiker sich zum Bier einladen würde oder nicht doch lieber Prominente aus Sport, Film oder allem anderen, was da noch als Prominenz durch die Landschaften schweift. - Ich habe es da ganz einfach, ich gehe am liebsten mit meiner Frau und den Kindern ein Bier trinken, ganz einfach, dann muss ich nichts davon abgeben…


Paul würde Dorada trinken



Mittwoch 18.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1015 hPa

Ryanair und La Palma

Das ging schon mal um und nun macht man es publik, der "Billigflieger" Ryanair ist am Ziel La Palma interessiert und hier will man, seitens der Verantwortlichen aus dem Hotelbereich und dem Tourismusrat noch mal in sich gehen, ob man denn das Angebot dieses Carriers annehmen will. - Reichlich arrogant, bedenkt man, dass diese Insel von immer weniger Fluggesellschaften angeflogen wird und es inzwischen richtig Arbeit bedeutet im Sommer aus Mitteleuropa einen Flug nach La Palma zu ergattern. - Die Vermutung, dass mit Low-Cost-Carriern nur Publikum zweiter Klasse reist, steht immer noch als bedenkenswert vor den Verantwortlichen, eine Vermutung die ebenso falsch wie kurzsichtig ist. Selbst unser Tourismusrat muss zugeben, es handelt sich bei den Passagieren von "Billigfliegern" meist um kurz entschlossene Individualisten, die selbst aktiv sind uns sich ihren Urlaub selbst zusammenbasteln. - Da liegen wohl eher die Bedenken der Hoteliers auf La Palma, da Ryanair nicht mit Reiseveranstaltern zusammenarbeitet, lassen sich keine Pakete schnüren und das Gros dieser Passagiere würde wohl eher die individuellere Art und Weise Urlaub zu machen vorziehen und in Ferienhäusern ihre Zeit auf La Palma verbringen.

Nach der Übernahme der LTU durch die Air Berlin und der angekündigten Zusammenarbeit zwischen der Air Berlin und der Condor gibt es eigentlich keinen Wettbewerb mehr auf den Linien von Deutschland nach La Palma, was sich mit schlechter Anbindung und zum Teil exorbitanten Preisen für die Reisenden niederschlägt. Ryanair wäre dazu eine Alternative, die Monopolisierung des Flugverkehrs nach La Palma zu durchbrechen und unsere Verantwortlichen sollten nicht so überheblich sein und Angebote dieser Fluggesellschaft in Frage zu stellen. - Ich bin mal sehr gespannt, ob La Palma dann tatsächlich drei wöchentliche Verbindungen mit der Ryanair ausfüllen kann. - Vielleicht können wir dann ja mal auf diese Alternative mit unserer Schülerreise zurückgreifen und nach Berlin kommen, die anderen Fluggesellschaften wollen uns ja gar nicht transportieren.



Dienstag 17.04.07 - 19:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 18,8 Grad - niedrigste Temperatur 12,5 Grad

Was der Bürger vom Vulkan wissen darf

Wer auf einer Insel wohnt, die geologisch gesehen noch nicht mal der analen Phase entstiegen ist, geboren aus einer wilden Orgie in der Vulkane Mama und Papa spielten, der sollte sich dessen eigentlich immer bewusst sein. - Wer sich ein Haus in Sibirien kauft, der wird zwar über die Kälte jammern, aber eigentlich wusste er auf was er sich einlässt. - Nun gehören aber die Ängste vor Feuer und Erdbeben zu den menschlichen Urängsten, die man zwar wunderbar zeitweise überlagern kann, die aber beim geringsten Anlass sofort wieder ihren Seelen fressenden Stammplatz einnehmen. - Ich will nicht mit Ihnen über Psychologie plaudern, das geht mich nichts an, sondern über unsere Vulkane, von denen zwar herzlich wenig Gefahr ausgeht wenn man das mal mit dem Autoverkehr vergleicht, die aber unser ständiger Begleiter sind und durchaus tagtäglich. - In die komplexe Welt der Vulkanologie gelingt auch nur den Wenigsten völlig einzutreten, darum geht es auch nicht, sondern darum, wie wir als Bürger dieser Regionen mit umgehen und aufgeklärt werden. - Aus Mangel an rezenten eruptiven Ereignissen hier auf La Palma müssen wir da nach Tenerife blicken, auf die Mutter aller Inseln, die hatte im zweiten Halbjahr 2004 eine tatsächliche vulkanologische Krise mit allem Drum und Dran. - Während die einen, eben Wissenschaftler der diversen geologischen Fachrichtungen, einer erneuten Eruption geradezu verzückt entgegensahen, breitete sich teilweise Panik unter der nicht aufgeklärten Bevölkerung aus, der letzte Ausbruch eines Vulkanes liegt auf Tenerife halt jetzt fast ein Jahrhundert zurück und so gibt es nur wenig Zeitzeugen, die davon reell und nicht apokalyptisch berichten können.

Auf dem Höhepunkt der "Krise", als es täglich viele kleine Erdstöße in determinierten Zonen der Insel gab, kam es so zu einem Konflikt zwischen den Wissenschaftlern und der öffentlichen Verwaltung. Das lief so ähnlich ab wie bei den alten Katastrophenfilmen, besorgter Wissender will warnen und auf Kommerz bedachter Bürgermeister will beschwichtigen. - Tenerife erlebt nun keine "Krise" mehr, zumindest keine welche vulkanischen Ursprungs ist, aber dennoch hat man damals Notfallpläne und Risikokarten in Auftrag gegeben, mit irgend etwas musste man ja auch seitens der Behörden reagieren. - Nun ist der Plan der Risikozonen der Insel Tenerife fertig, nach zwei Jahren intensiver Forschung und nun denkt man darüber nach, wie man uns am besten erklärt, dass so ein Plan zwar von der Allgemeinheit bezahlt wird, aber nicht für diese bestimmt ist, sondern nur für den "internen Gebrauch". - Ganz so abwegig ist der Gedanke nicht, dem Normalbürger mit Pro7-Galileo-Abitur lieber den Zugang zu solchen Daten zu verwehren, man muss sich nur mal überlegen, was die Immobilienpreise in einer Zone machen, die als aktiv und damit als potenziell gefährdet ausgewiesen wird. - Oder was macht Otto-Normal-Allinklusivist, fährt der dann noch in eine Zone, in der nicht nur Drinks in Flatrate-Manier gereicht oder geschüttet werden, sondern auch noch die "rote Zone" allgegenwärtig ist? - Man will diese Karte so auch gerne nicht als Risikokarte bezeichnen, sondern als Handwerkszeug für Städteplaner und Behörden, die darüber aufgeklärt werden sollen, wo es möglicherweise inopportun ist, ein Porzellanmuseum aufzustellen. - Nein, es war nie einfach das Volk aufzuklären, vielleicht hat es aber auch noch nie jemand wirklich versucht. - Die Karte wird dennoch irgendwann mal in die Öffentlichkeit gelangen und dann werden wir ja sehen, ob das, was wir eigentlich alles schon wissen oder zumindest ahnen, auch einen amtlichen Charakter erhält. - Nicht verzagen Tenerife, man kann trotzdem weiter Grundstücke verkaufen, bauen und Urlaubsträume anbieten, auf der Karte steht nur, wie es ist, mehr nicht. - Und übrigens, aufgepasst, auch an der Karte für La Palma bastelt man bereits und manche Makler und Grundbesitzer haben inzwischen ein leicht eruptives Ziehen in der Gegend, da wo die Brieftasche sitzt. - Alles halb so wild, ich habe es so oft geschrieben, auf den Vulkaninseln Kanarische Inseln sind mehr Menschen ertrunken und noch viel mehr durch Autos erlegt worden, als durch Vulkane umgekommen. - Dennoch würde niemand Angst haben vor einer Risikokarte, wo denn am meisten Verkehrsunfälle passieren.



Dienstag 17.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1013 hPa

An Santa Cruz vorbeifahren

Donnerstag 17:00 Uhr soll es so weit sein, die Umgehungsstraße der Hauptstadt wird an das brausende Publikum übergeben. - Dazu reist auch wieder staatliche Ministerprominenz aus Madrid an, Magdalena Alvarez kommt, sie steht dem Entwicklungsministerium voran. Dazu gesellt sich der scheidende Präsident der kanarischen Provinzregierung Adán Martín und natürlich jede Menge lokaler und regionaler öffentlicher Repräsentanten, die es nötig haben auf solchen Eröffnungen gesehen zu werden. - Ende Mai sind Wahlen, da haben es viele nötig… Eine Umgehungsstraße von Santa Cruz war außerordentlich oft gefordert worden, quälte sich doch der gesamte Durchgangsverkehr in den Nordosten auch über die Avenida Marítima. - Wie aber eine Umgehungsstraße bauen, wenn hinter einem der Fels ist und vor einem der Atlantik? - Wer Santa Cruz auch nur einmal gesehen hat, der kennt die Besonderheiten der Stadt, da ist eigentlich gar kein Platz für eine solche Straße, es sei denn, man baut diese ganz weit drum herum. - Diese Möglichkeit war auch diskutiert worden, von Breña Alta bereits über Mirca nach Puntallana und Santa Cruz würde man so überhaupt nicht berühren, man hat sich aber dann doch für eine andere Variante entschieden.

Ab Donnerstag wird man durch die Stadt hindurch fahren, meistens durch Tunnel, wo kein Weg ist, da muss man sich einen graben. Tunnel haben den bemerkenswerten Vorteil keinen oberflächigen Platzverbrauch zu haben und dem System hat man sich bei dieser Umgehungsstraße hauptsächlich zugewandt. - Wer also die Hauptstadt mal eben vom Auto aus betrachten will, der muss weiterhin die Avenida Marítima bemühen, wer die Umgehungsstraße nimmt, der wird lediglich einen sehr modernen Verkehrsweg betrachten können, der einen vor der Hauptstadt einsaugt und hinten wieder entlässt. - Kritiker behaupten, dass diese Straße nicht den erhofften Erfolg bringt und die Hauptstadt wirklich entlastet, weil nur ein kleiner Teil des Verkehres wirklicher Durchgangsverkehr ist, die meisten die sich unserer Hauptstadt nähern, die wollen auch dort hin. - Gut, Kritiker gibt es überall und immer, es wird einfach abzuwarten bleiben, ob es tatsächlich gelingt, der Hauptstadt etwas von seinem täglichen Verkehrsdruck zu nehmen. - Auf jeden Fall ist eins klar, die Hauptstadt hat das Rennen um die Umgehungsstraße gegen Los Llanos gewonnen, deren Südumfahrung wird auf keinen Fall bis zum versprochenen Termin, Mai 2007 fertig, aber das ist auch nicht so wichtig. - Wichtig sind diese beiden großen Umgehungsstraßen auch für die Leute aus El Paso. - Wir dürfen nicht vergessen, dass über kurz oder lang sich auch unser Ort nicht mehr vor einer Umgehungsstraße drücken werden kann. - Wir sollten ganz genau hinsehen und lernen aus den beiden großen Umfahrungen, wie man dann mal eine intelligente Lösung für unser Nadelöhrproblem in El Paso hinbekommt. Bis dahin fließt aber noch viel Wasser den Barranco herunter, aber Lernen und Nachdenken, damit kann man nie zu früh beginnen.



Montag 16.04.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 20,1 Grad - niedrigste Temperatur 13,5 Grad

Irgendwie ganz unten angekommen

Statistiken können grausam sein. - Allerdings weiß jeder, dass es ziemlich leicht ist solch kühne Zahlentabellen nach Anforderung oder Gutdünken zu manipulieren. Darüber hinaus gibt es erhebliche Fehlerquellen zu berücksichtigen, deshalb muss man solche Zahlen immer mit größter Vorsicht genießen oder fürchten. - Mein Konzept dabei ist einfach, ich verfolge immer die gleichen Statistiken, hoffe dabei, dass man immer in die gleichen Fehlerquellen tappt und man so über die Jahre hin aber doch einen zuverlässigen Trend erkennen kann. - Hauptbezugquellen sind, Aena, der staatliche Flughafenbetreiber wenn es um Gästezahlen geht und das Kanarische Statistische Institut, (www.istac.org) welches sich auf die Zahlen des nationalen Statistischen Institutes beruft, aber die Tabellen noch deutlicher aufdröselt, halt eben bis in die letzte Insel. - Und die sind wir, nimmt man die Belegungszahlen aus dem Monat März. - Die Meldung kommt wieder über die Nachrichtenagentur "EFE", Zahlen, die hier keinem schmecken werden.

Es geht um die Auslastung im Hotel und Aparthotelsektor. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres, eben dem März, ist die Auslastung dieser Einrichtungen von 69, auf fatale 52 % gesunken. - Damit sind wir zum ersten Mal ganz hinten, selbst El Hierro, traditionelles Schlusslicht, hat uns nun überholt. Man muss aber noch dazu sagen, dass der März immer noch Hochsaison auf La Palma ist, oder sollte man nun sagen war? - Eine weitere ganz unangenehme Nachricht, die aber damit zusammenhängt, La Palma ist auch Schlusslicht in der Übernachtungsdauer, mit 5,32 Tagen durchschnittlichem Aufenthaltes sind wir nun wirklich ganz tief nach unten gerutscht. - Das ist ein Eigentor, weil man die Touristenzahlen immer geschönt hat, um mehr Investoren anzulocken, auch wirklich jeden Hotelgast bei uns zum Touristen erklärt hat, oft handelt es sich dabei aber um Geschäftsleute, Familienbesuche oder Kurzvisiten von Sportlern und gar Beamten oder Politikern von anderen Inseln, die nur eine Nacht bleiben. - Weitere Indizien dafür sind die Übernachtungszahlen. - So meldet man für den März dieses Jahres 5.277 Gäste nationaler Herkunft, diese sorgen allerdings nur für 12.785 Übernachtungen. Deutsche Gäste sind in hiesigen Hotels "nur" 4.766 angekommen, also deutlich weniger als nationale Gäste, allerdings sorgten die "Gérmanos", wie man hier auch oft sagt, für immerhin 40.999 Übernachtungen. - Diese, wirklich unschönen Zahlen, können natürlich nicht ignoriert werden und ich kann die Antwort der zuständigen Behörden gleich mal vorweg nehmen, man wird sich auf das neue Wunderpapier "PTE" berufen, der Plan mit den vielen Hotels, Sporthäfen und Golfplätzen und damit kann die Zukunft auch im touristischen Bereich nur wieder golden werden. - Ich bin es eigentlich müde, das immer wieder zu lesen oder zu hören und auch die Erklärung, wir brauchen mehr Hotels, damit die Fluggesellschaften uns überhaupt anfliegen. - Wir haben unsere Bettenzahl im Hotelbereich in den letzten vier Jahren fast verdoppelt und dennoch kommen weniger Gäste und die Auslastung sinkt dramatisch. Alles was wir erreicht haben ist verschärfte Konkurrenz im Hotelsektor welche mit Angeboten im "all-inclusive" Sektor beantwortet wurden. - Dagegen mit mehr Hotels anzugehen, ist eine Logik, die mir wohl für immer verschlossen bleiben wird.



Montag 16.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1015 hPa

Ihr dürft hier nicht rein

Auch wenn letzte Woche wieder Flüchtlinge in kleinen Nussschalen zu uns gekommen sind, gibt es überhaupt keinen Vergleich mehr mit den Zuständen, wie sie im letzten Jahr hier auf den Kanaren herrschten. - Dabei muss man immer wieder betonen, auf La Palma landeten vorletztes Jahr mal 42 Schwarzafrikaner, die sich wohl eher mit ihrem Boot verfahren hatten, ansonsten liegt La Palma weder auf der Flüchtlingsroute von Marokko aus, noch auf der, die aus Süden kommend zu unseren Inseln führt. - Gründe dafür gibt es einige. - In den Ländern wie Senegal, Guinea und Mauretanien finden seit einiger Zeit Aufklärungskampagnen statt, mit dem Hintergrund den Ausreisewilligen ein Stückchen der Wahrheit über ihr Vorhaben mitzugeben. - Dazu gehört über die Gefährlichkeit ihrer Reise zu berichten und auch darüber, dass diese Menschen hier im satteren Teil der Welt nicht willkommen sind, es sei denn, als illegale Arbeitssklaven, ohne Rechte und immer weiter abhängig von organisierten Schleppern, die je nach Bedarf die billigen Arbeitskräfte dort hinschicken, wo sie gebraucht werden.

Ein weiterer Grund ist, die nun fast lückenlose Überwachung des Seeraumes südlich der Kanaren durch die Europäische Grenzpolizei Frontex. - Vor den Küsten Mauretaniens, dem Senegal und der Kapverdischen Inseln patrouillieren inzwischen reichlich Schiffe, Flugzeuge und Helikopter, um eventuelle Flüchtlingsboote noch in den Küstengewässern der betroffenen Länder aufzuspüren und diese dann mit Hilfe der nationalen Küstenwachen oder Polizeikräften wieder zurück zu schicken. Nachdem es anfangs sehr wenige Mittel aus Europa gab den Flüchtlingsstrom auf die Kanaren zu bändigen, beteiligen sich inzwischen 18 der 25 Mitgliedsstaaten an der Ausrüstung und Aufstellung dieser Grenzpolizei und sorgen so dafür, dass man die Außengrenzen der EU auch auf dem Seeweg dichter macht. - Man berichtet von insgesamt 115 Schiffen, 25 Hubschraubern und 21 Flugzeugen welche der Fontex zur Verfügung stehen, ohne die Zahl der Einsatzkräfte zu nennen, welche nun hier im atlantischen Raum ihren Dienst versehen. - Damit regelt man in keiner Weise die Probleme, warum es überhaupt Flüchtlinge gibt, und auch wird man so nicht auf Dauer das professionelle Herumgeschiebe billiger Arbeitskräfte in den europäischen Hochlohnländern beenden. - Es werden wieder neue Wege gefunden werden um Menschen nach Europa zu schmuggeln, nur wird es immer schwerer werden, damit teurer und gefährlicher. - So wird, selbst eine Flucht aus Armut und Verzweiflung zum Privileg einiger weniger, die sich es leisten können. - Wie man das Problem überhaupt auf Dauer so regeln kann, dass es keine Flüchtlinge mehr geben muss, das wird die dringende Aufgabe unserer und kommender Generationen sein. - So lange heißt es plump, ihr dürft hier nicht rein und wenn, dann nur als billigste Arbeitskräfte, bis man euch erwischt und wieder nach Hause schickt.



Sonntag 15.04.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 21,2 Grad - niedrigste Temperatur 13,4 Grad

Die Wassersammler

Auch wenn La Palma die wasserreichste Insel dieses makaronesischen Archipels ist, Wasser kann man nie genug haben, gerade wenn man voll auf eine derart durstige Kultur gesetzt hat, wie es die Banane nun mal ist. - Große Erfolge hat man im Bewässerungsnetz der Insel erreicht, nun sind per Druckleitungen alle großen Wasserspeicher der Insel miteinander verbunden, das ermöglicht eine maximale Speicherauslastung. - Davor konnte es gut sein, dass der Nordosten der Insel einen Wasserüberschuss hatte und im Aridanetal zitterte man vor Trockenheit. - Dazu kommt noch, dass inzwischen fast alle Bananenplantagen auf Tropf oder Sprühbewässerung umgestellt haben und die Mehrzahl der Landwirte nun gießen können, wenn es ihre Feuchtigkeitsmesser im Boden anzeigen und nicht mehr dann, wenn sie aus organisatorischen Gründen "an der Reihe" waren. - Da wurde oft gegossen obwohl es überhaupt nicht notwendig war, einfach nur, weil man zum Beispiel jeden Montag von 19:00 Uhr bis 20:00 Uhr eine bestimmte Menge Wasser zugeteilt bekam. - Darüber hinaus hat man auch den Wasserverlust durch schadhafte Rohrleitungen drastisch reduziert, das alles war eine Arbeit der letzten fünfzehn Jahre, die sich wirklich sehen lassen kann und die Wassersituation auf der Insel deutlich verbessert hat. - Allerdings wurden viele Millionen öffentlicher Gelder in den Ausbau der Wasserversorgung gepumpt und es gibt einige Kritik daran, weil diese öffentlichen Gelder letztendlich in privaten Beregnungsgesellschaften landen. - Aber man darf bei der Kritik nicht vergessen, dieses Geld dient auch dazu, die Wasserreserven dieser Insel nachhaltiger zu nutzen und nicht immer nur intensiv Wasser aus den Bergen zu pumpen, auf die Gefahr hin den inneren Wasserhaushalt unserer Insel endgültig zu schädigen.

Auf jeden Fall ist unstrittig, dass man jeden Tropfen Regen, oder das gesamte Schmelzwasser der Zweitausender am besten auffangen müsste, jeder Milliliter Süßwasser, der ungenutzt in den Atlantik fließt, ist ein verlorener Schatz. - Nicht nur das, es kommt auch immer wieder zu gewaltiger Erosion, wenn die Schluchten ungebremst ihre Ströme ins Meer schicken und dabei abertausende Tonnen an Erde mit sich reißen. - Einen guten Eindruck dieser Verschwendung bietet immer wieder nach Regenfällen die Küste vor Tazacorte, dort färbt die viele Erde das Meer kilometerweit braun und das für viele Tage lang. - Noch größere Staubecken und noch mehr davon zu bauen wäre die einfachste Möglichkeit, aber auch nicht immer im Einklang mit Landschaftsschutz, ein solches Wasserbecken ist zunächst auch nichts anderes als eine riesige und Landschaft verbrauchende Infrastruktur. - Wenn auch nicht ganz neu die Idee, man will nun die vielen kleineren privaten Wasserspeicher wieder nutzen, die nach dem man die Verbundbewässerung im Aridanetal eingeführt hatte, keinen Gebrauch mehr finden. - Man hat ausgerechnet, dass man so über 519.000 "pipas" mehr Speicherkapazität verfügt, was eine nicht unerhebliche Menge an Wasser darstellt. - Zum Vergleich, der zweitgrößte Wasserspeicher dieser Insel "Dos Pinos", ist in der Lage 800.000 "pipas" Wasser zu speichern. - Verbindet man nun die privaten Speicher über ein Leitungssystem mit dem großen Wasserbecken, dann erhöht man die Speicherkapazität um ganze 65%. - Dafür benötigt man aber ein komplexes Rohrleitungs- und Pumpensystem welches nun die vielen Becken miteinander verbindet, aber auch dafür gibt es finanziell gute Unterstützung von der Inselergierung. - Wenn es darum geht, Wasser zu sammeln, dann ist uns nichts zu teuer. - Das Speicherbecken von Dos Pinos ist übrigens der große künstliche See, den man von unserer Webcam aus sehen kann. - Eine "pipa" sind 480 Liter Wasser und mit diesem Maß wird hier das Gießwasser gemessen und nicht in Liter.



Sonntag 15.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa

Laufsteg Aridanetal

Alles was Rang und Namen hat in der, rein auf kanarischen Boden reduzierten Partei Coalición Canaria, gibt sich heute ein Stelldichein im Aridanetal. - Das ist üblich so vor Wahlen, da zeigt man sich noch mal gemeinsam vor Prestigeprojekten, stellt eventuell neue Leute vor, aber eben unbedingt, Selbstbewusstsein zur Schau. - Die Coalición Canaria ist ein Zusammenschluss vieler kleiner politischer Gruppen und Strömungen, die es wunderbar verstanden hat, mit lokalen Themen gegenüber den großen, spanienweit auftretenden Parteien hier ordentlich Macht zu erlangen. - Dabei geht man nicht zimperlich vor und nennt sich selbst Nationalisten, obgleich das eigentlich gar nicht stimmig ist, denn die Nation wäre in diesem Fall Spanien und nicht die Region Kanarische Inseln. - Allerdings redet man in diesen Kreisen immer von der Nation der Kanarischen Inseln, eine ebenso unnötige wie blinde Diskussion, die lediglich greifbare Abgrenzungslinien zur spanischen Zentralmacht aufzeigen soll. - Das kommt noch aus der dunklen Zeit um Franco, als man hier fast ausschließlich von Festlandsbeamten regiert wurde und tatsächlich das Gefühl aufkommen konnte, die Kanaren seien eine spanische Überseekolonie. - Dagegen schwingt bis heute das Pendel in vielen Gesellschaftsschichten deutlich gegen Madrid, auch wenn sich durch die Autonomien der einzelnen Provinzen der Stein des Anstoßes längst schon nicht mehr existiert. - Allerdings kommt es immer gut, heftig gegen Madrid zu poltern und immer mehr für uns zu fordern, das machen manche Landesfürsten in Deutschland nicht anders und komischerweise waren die Korruptesten und Lautesten auch meist die Erfolgreichsten. - Learning by Franz Josef Strauß kann sich für Landespolitiker immer auszahlen, entweder durch Macht, oder durch Geld.

So ist die Coalición Canaria auch nicht in eine linke oder rechte Ecke zu drücken, dort sitzen Demagogen aller Extreme, genau so wie das nette und friedliche Zentrum, welches sich im eigenen Saft am besten beschützt sieht. - Seilschaften sind in dieser Partei sehr wichtig und auch tragfähig, das gilt vom kleinsten Ortsverband bis hinauf in die Provinzregierung, vielleicht wird das noch am einfachsten klar, wenn man sich den Wahlslogan von 2003 noch einmal richtig auf dem Kleinhirn zurecht legt. Damals trat man an mit den Worten: "Lo nuestro", also "Unseres" meinte natürlich damit die Belange der Kanarischen Inseln, bald aber deutete das Volk diese Worte so weit um, dass nur noch "Unseres" aus dem Blickwinkel der "Nationalisten" übrig blieb. - Die Coalición Canaria ist in der Provinz Kanarische Inseln die stärkste politische Kraft und hat es auf La Palma sogar dazu gebracht, im Inselparlament, also dem Cabildo Insular mit absoluter Mehrheit handeln zu können. - Solch ein bayrisches Ergebnis möchte man gerne wiederholen, aber die Zeichen dafür stehen nicht so besonders gut, da der muntere Geist der Aufklärung selbst bis an die palmerischen Küsten gebrandet ist. - So nutzt man diesen Sonntag noch mal zum gemeinsamen Auftritt vor der großen Kulisse im Aridanetal. Es wird kommen, Paulino Rivero, Kandidat für die Präsidentschaft des Gobierno de Canarias, Antonio Castro Cordobez, Vorsitzender der Coalición Canaria La Palmas und durch seine Megaprojekte bekannte Infrastrukturrat in der Provinzregierung und alle Stadtfürsten der Gruppierung aus dem Aridanetal. - Lo nuestro halt, viele Amigos und treue wie teure Kameraden.



Samstag 14.04.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 51 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 22,2 Grad - niedrigste Temperatur 13,0 Grad

Ficha Reducida

Sie erinnern sich vielleicht, dass wir schon einige Zeit auf die Papiere gewartet haben, die wir für die Ummeldung unseres Autos benötigen. Mittlerweile sind 5 Wochen vergangen und ich habe beschlossen, heute mal persönlich nachzufragen, ob sich in unserer Sache schon etwas getan hat. Kurz nach 09:00h stehe ich also in Sta Cruz im Büro meines Zollagenten, aber es ist niemand da, obwohl die Tür offen steht. Na, die sind ja sehr vertrauensselig hier. Da fällt mein Blick auf eine Haftnotiz an der Glastür, auf der (frei übersetzt) steht: "Hallo Einbrecher, in diesem Büro ist kein Bargeld vorhanden." Ach so. Dann kann ja nichts passieren.

Kurz darauf kommt Juan, der Kollege von Jose, zur Tür herein und erklärt mir, dass Jose heute nicht da ist. Er nimmt sich aber sofort meines Problems an und findet nach kurzer Suche auch den entsprechenden Vorgang. Nach einem Blick auf das Datum greift er sofort zum Telefon, spricht kurz mit Jose und wählt gleich anschließend die Nummer von Hugo, dem Ingenieur. Das dauert jetzt etwas länger, aber das Ergebnis ist umso erfreulicher. Juan teilt mir mit, dass ich, wenn ich noch etwas Zeit habe, die "Ficha Reducida" in etwa einer Stunde bei ihm abholen kann. Kein Problem, gehe ich eben noch einen Kaffee trinken.

Nach einer Stunde bin ich wieder da und tatsächlich, die Papiere liegen vor, und das gleich in vierfacher Ausfertigung. Allerdings muss ich dafür 140.-Euronen berappen, in bar, por favor. Als ich Juan frage, wo denn die Papiere so plötzlich herkommen, erklärt er mir, sie kämen per Boten direkt von der Westseite aus Los Llanos. Das macht mich nun wieder stutzig. Dahin fahre ich ja gleich zurück und hätte sie so doch selbst bei Hugo abholen können. Juan zuckt nur mit den Schultern. Na, egal, Hauptsache ist, dass ich die Papiere habe. Übrigens ohne die Fahrgestellnummer freilegen und vorzeigen zu müssen. Das hat Hugo dann wohl doch zwischenzeitlich vergessen. Ich hab dabei so ein bisschen das Gefühl, dass ich ihn in diesem Fall mit seinen eigenen Waffen geschlagen habe.

"Bueno" sagt Juan, der nächste Schritt sei jetzt der Besuch beim ITV (Phonetisch i-te-uwe, hat aber nichts mit Uwe zu tun, den ich hiermit trotzdem herzlich grüße). Das ist der TÜV in El Paso. Er ruft da kurz mal an und vereinbart gleich einen Termin für die nächste Woche. Prima. Erst geht nix, dann geht`s fix.

Zu Hause sehe ich mir dann die "Ficha Reducida" einmal etwas genauer an. Man will ja schließlich wissen, wofür man so einen Haufen Geld bezahlt hat. Letztlich handelt es sich dabei mehr oder weniger nur um eine Abschrift der Fahrzeugdaten aus dem Fahrzeugbrief. Aber halt, was ist das? Ab heute darf ich Parkhäuser und Autozüge benutzen, die bisher für mich tabu waren. Denn Hugo hat die Fahrzeughöhe mit 148cm angegeben. Im alten Kfz-Brief stand da aber etwas von 184cm. Ich werde aber wohl besser nicht ausprobieren, wer Recht hat. Mal sehen, was der ITV dazu sagt. (Leicht abgewandelt könnte man auch sagen: "Ein Ingenieur hat`s manchmal schwer.")




Samstag 14.04.07 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

Auf der Suche nach nicht politischen Themen

Ganz eng wird das die nächsten Wochen, die anstehenden Kommunalwahlen am 27. Mai lassen kaum noch Raum in den öffentlichen Diskussionen für andere Themen. - Selbst solch kleine Kuriositäten, wie eine Kampagne in Los Llanos, bei der Hundebesitzer dazu angeregt werden sollen, die kotigen Hinterlassenschaften ihrer Haustiere wieder einzusammeln, gerät in den Strudel der politischen Eitelkeiten. - Wir haben das angeregt, wir kümmern uns um die Bürger. - So schallt es jetzt aus allen Ecken und vorsichtig ausgedrückt, man liest sich durch Peinlichkeiten und ewige Wiederholungen besonderer Leistungen in unseren Tageszeitungen. - Da könnte man ganz einfach auf die Frage kommen, wer bezahlt denn unsere paar Schreiber die sich um lokale Themen bemühen, ist es wirklich so, wie viele Leute behaupten, dass in den Verlagshäusern zwei politische Parteien allergrößten Einfluss haben. - In der Tat, man kann nicht gerade von Kritikfreudigkeit in unserer Presselandschaft sprechen, einzige Ausnahme dabei, unser kleines und wirkliches echtes Inselblättchen, La Voz de La Palma, welches allerdings nur alle 14 Tage erscheint.

Wie machen die das dann aber in den großen Zeitungen, es ist doch nichts schlimmer als immer nur gefärbt über Politik zu schreiben, da bekommt man ja Berlusconitis von. Gegen solch deutliche Pathologien kann man nicht mehr mit homöopathischen Globoli anwerfen, da müssen dann irgendwann stärkste Antiidiotika ran, anders kommt man da nicht mehr raus. - Oder aber man wechselt den Arbeitgeber, da es aber keine Alternativen gibt, bleibt das fruchtlose Spiel um die so oft zitierte Pressefreiheit, an das Regelwerk der bezahlenden Auftragsgeber gebunden. - Du kannst schreiben was du willst, sagte der Chefredakteur zum neuen Journalisten und ich bestimme, was davon gedruckt wird. - So müssen wir nun bis Ende Mai die Siegeshymnen unserer glorreichen Regierungsparteien anhören, welche da zuerst Coalición Canaria heißen und mit dem Abstrich, nicht überall im Kanarenland mit als Koalitionär auftretende Partido Popular. - So einfach kann man ein Volk auch wahlmüde machen, immer wieder die gleiche Sülze von Wohlstand, Arbeitsplätzen und notwendiger sowie nachhaltiger Entwicklung, dass die Bürger irgendwann von sich aus brüllen, bitte hört auf, wir können es einfach nicht mehr hören. - Resistent gegen solche Indoktrinierungsversuche müsste man sein, noch sechs harte Wochen durchstehen und dann trotzdem zur Wahl gehen. - Vielleicht wäre das echte Bürgerbeteiligung, aber man verlangt uns ganz schön viel ab, mit Desinformation, Schwersteinsatz von Lautsprecherwagen, polternder Altpolitiker, die sich schrödergleich den Machtanspruch aus den groben Poren drücken und einem immer müder werdenden Volk, welches eigentlich noch Fragen gehabt hätte, hinsichtlich unserer Zukunft. - Aber das mit dem Fragen, das lassen wir lieber, sonst kommen die Politiker wieder in Fahrt und dann muss die Presse wieder Fortschritt modellieren und bis zur völligen Nachhaltigkeit ausdrücken und so oft wiederholen, bis Widerstand zwecklos erscheint. - Die BORG sind längst unter uns und sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. - Ein schönes und unpolitisches Wochenende noch, und um überhaupt noch etwas Sinnvolles weitergeben zu können, hier noch das Kurzwetter:

Wir kommen mit unserem atlantischen Kuddelmuddel, welches gerade bei uns herrscht kaum über die 20 Grad hinaus, während in Mitteleuropa plötzlich der Sommer ausgebrochen ist. -Die nächsten Tage dominiert der Westwind und es kann gut sein, dass wir dabei ein bisschen nass werden können. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß und Niederschläge können auch nur ganz lokal auftreten, die Tiefausläufer tendieren bereits sehr in Richtung Norden. Wechselnde Bewölkung und immer wieder sonnige Intermezzi, kein Grund zur Beunruhigung, aber ein Bauknecht ist aus anderen Hektopascalen geschnitzt. - Unser Wetter, das nordatlantische Hoch mit seinen Passatwinden, liegt momentan unerreichbar weit weg, frühestens in einer Woche dürfte man wieder von einer Normalisierung an der meteorologischen Front rechnen.



Freitag 13.04.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 21,2 Grad - niedrigste Temperatur 13,1 Grad

Schnitzeljagd für Schüler

Bei uns früher waren Schnitzeljagden etwas ganz einfaches, wer das größte Schnitzel hatte, egal ob Jäger, Wiener oder Rahm, war der Gewinner. - So simpel, einfach und verfressen geht es bei einer, inselweit angelegten Schnitzeljagd auf La Palma nicht zu, hier wird nun ein Suche- und Finde Spiel organisiert, den Schülern der "Institutos" vorbehalten. - Die Institutos beherbergen die Schüler ab der siebten Klasse bis zum Bachillerato, in unserem, im Gegensatz zu Deutschland, eingleisigen Schulsystem. - Gesponsert wird diese Schnitzeljagd, bei dem Einzelschüler oder auch Mannschaften bis zu 1.000 Euro gewinnen können, von der Inselregierung und da wäre man fast geneigt deswegen, einen zweiten Chapeau an einem Tag zu werfen, aber das bringe ich dann doch nicht über mein republikanisches Herz. - Der Hut geht eher an die Organisation "Ekalis", denn die haben sich das Ganze ausgedacht und werden dieses große Spiel auch betreuen und überwachen. - Ekalis ist eine in Fuencaliente beheimatete Firma, die sich um sportliche Aktivitäten bemüht und diese sowohl Einheimischen, wie auch Gästen der Insel anbietet. - Auf jeden Fall lohnt sich mal ein Blick auf deren Webseite, vielleicht ist ja auch für Sie noch etwas dabei, allerdings ist der größere Teil der Informationen lediglich in hiesiger Sprache vorhanden.

Zurück zur Schnitzeljagd, die hier Schatzsuche genannt wird und daraus hat man den Slogan kreiert: "La Palma, La Isla del Tesoro". - Tesoro ist der Schatz, gleichgültig ob man damit sentimentale oder pekuniäre Hintergründe ausdrücken will, genau so wie in der deutschen Sprache. - Gespielt wird auf verschiedenen Regionsebenen, deutlich nach Lage auf der Insel verstreut, das erleichtert den Eltern dann auch die viele Fahrerei. - Hier bei uns, ist das gesamte Aridanetal zusammengefasst, alle "Institutos" aus Tazacorte, Los Llanos und unseres in El Paso sind eine Region, die anderen drei bestehen in der "üblichen" Aufteilung aus dem Nordwesten, Nordosten und Südosten der Insel. - Die unteren Preiskategorien sind dann jeweils innerhalb dieser Zonen zu finden, wohl meist in der Nähe der teilnehmenden Schulen. - Es gilt Schlüssel für die Schatzkisten zu finden, maximal drei an der Zahl. Die Schlüssel kann man nur auf Grund von richtiger Deutung einiger Hinweise finden, die wohl ziemlich schwer zu knacken sein sollen. - Für die unteren Jahrgangsstufen ist dann hier nach maximal drei Schlüsseln Schluss, die oberen Klassen können sich dann auch noch an der inselweiten Jagd beteiligen, da gilt dann aber auch das gesamte Inselterritorium als ausgewiesenes Jagdgebiet. - Wem es dann als Ersten gelingt, den Inselschatz zu finden, der erhält die Siegerprämie von 1.000 Euro. - Die Regionalpreise sind etwas moderater angesetzt, findet man einen Schlüssel dann gibt es dafür 150 Euro und bei zwei Schlüsseln 250 Euro. - Diese Prämien verstehen sich pro Schule. - Ekalis behauptet, das Spiel richtig schwer gemacht zu haben, meint aber, dass man bis die Ferien beginnen, also irgendwann Ende Juni, alle Schlüssel unter die Schüler gebracht zu haben. - Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie in den nächsten Tagen und Wochen merkwürdige Aktionen rund um palmerische Schulen feststellen, da wird gejagt und geschnitzelt was das Zeug hält. - La Palma, La Isla del Tesoro, für mich kann man das sowieso immer auch ohne Schnitzeljagd so dastehen lassen.



Freitag 13.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1018 hPa

Schülerlotsen

Das Langzeitgedächtnis funktioniert immer noch und lässt mich zurückdenken an meine frühe Schulzeit in Bayern. - Da mussten wir Dörfler viel mit dem Schulbus fahren, nicht jeder Ort war eben mit einer entsprechenden Bildungseinrichtung gesegnet. Eine Zeit lang gab es da Begleitpersonen im Bus, die nicht nur während der Fahrt für Ordnung zwischen den lärmenden Schulkindern sorgen sollten, sondern auch bei jedem Halt dafür sorgten, dass die Kinder an ihrem Ziel sicher über die Straße kommen, sollte sie diese überqueren müssen. - Das hielt nicht lange an, war sicher zu teuer dieses zusätzliche Personal und ich weiß nicht, ob es solche "Flohhüter" heute noch in Deutschland gibt. - Macht auch nichts, wir reden ja hier hauptsächlich von La Palma, so steht es zumindest in der Überschrift der Webseite.

Genau diese Schulbusbegleiter, meist junge, aber resolute Frauen, die gibt es jetzt wieder auf La Palma und sollen dafür sorgen, dass unsere Zukunft, also die Kinder, sicher den Weg nach Hause finden. - Die jungen Damen tragen als Kennzeichnung ihrer Autorität eine Signalweste mit der Aufschrift "Cabildo Insular de La Palma", also etwas Inselregierung und als Zepter haben sie eine Kelle mit der sie auch mal die Autos anhalten können, um den Kindern das sichere Überqueren der Straße zu ermöglichen. - Ich weiß nicht, wie lange diese Einrichtung nun bereits existiert, weil meine Kinder selbst nicht den Schulbus bemühen müssen, aber die gelb gekleideten Begleiter in den Schulbussen sind mir erst jetzt überhaupt aufgefallen. - Mag sein, dass es nur Arbeitsbeschaffungsmaßnamen sind, aber diese nenne ich sehr gelungen und dafür bekommt die Inselregierung von mir ein Chapeau, kommt ja eh selten genug vor. - So ich muss jetzt los, die Kinder in die Schule fahren…



Donnerstag 12.04.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 18,4 Grad - niedrigste Temperatur 12,5 Grad

LP1 bis LP5

Nein, ich will Ihnen nicht erzählen, dass ich 5 Langspielplatten habe und ebenso wenig gibt es auf La Palma nun 5 landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften. - Die hießen sowieso LPG höre ich da im Hintergrund raunen, also werde ich nicht weiter versuchen Sie mit ähnlichen Abkürzungen auf die falsche Fährte zu locken. Das aber ist vor, ich glaube nun mehr einem guten Monat passiert, unsere Welt der Überlandstraßen hat sich verändert und aus den beiden Straßen LP1 und LP2 sind nun 5 Straßen geworden. Vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen, dass da, wo früher LP2 stand nun zum großen Teil LP3 steht, obwohl es die gleiche Straße wie früher ist. - Die großen Überlandstraßen werden mit den Inselabkürzungen versehen, also hier auf La Palma mit LP, auf Tenerife mit TF und auf Gran Canaria mit GC und so weiter. Dazu kommt ein maximal zweistelliger Nummerncode, also 1 - 99. Diese übergeordneten Straßen sind auch Angelegenheit der Regionalverwaltung, danach gibt es noch die regionalen Straßen welche den Inselregierungen unterstehen (dreistelliger Nummerncode) und dann natürlich noch die Gemeindestraßen, die nur durch Straßennamen gekennzeichnet sind. - Im Grunde ist das ähnlich geregelt wie in der Bundesrepublik Deutschland mit ihren Bundes-, Land- und Kreisstraßen.

Zuwachs haben die beiden Überlandstraßen nicht erhalten, nur weil nun plötzlich 5 "LPs" auf den Karten verzeichnet werden müssen, man hat einfach eine völlig neue Aufteilung gemacht und das macht schon Sinn. - Früher, da gab es die LP1, die einmal um die komplette Insel ging und die LP2, die als Tangente die Insel von Ost nach West durchschneidet, die Straße durch den Tunnel eben, die von Santa Cruz bis nach Puerto de Tazacorte reichte. - Warum von Ost nach West und nicht umgekehrt? - Der Kilometer Null, das war in beiden Fällen die "Plaza de la Constitución" in Santa Cruz, unserer wohlfeilen Hauptstadt. - Nun ist alles fast ganz anders. - Die LP1 nennt sich jetzt auch "Circunvalación Norte", also Nordumfahrung und geht von Santa Cruz, logischerweise über den Norden der Insel bis ins Aridanetal und dort endet sie in Los Llanos. - Mit über 100 Kilometer Länge ist das übrigens unsere längste Straße. - Die LP2 nennt sich "Circunvalación Sur" und weil Sie gut aufgepasst haben, wissen Sie auch schon was das heißt. Diese Straße geht nun, auch wieder von Santa Cruz aus nach Los Llanos und dann weiter nach Tazacorte, aber eben um die Südspitze der Insel herum. - Die LP3 ist etwa der Ersatz für die EX-LP2, geht aber nicht in der Hauptstadt los, sondern erst bei El Socorro in der Gemeinde Breña Alta und führt dann durch den Tunnel in den Westen und geht Richtung Los Llanos, endet aber bereits in Tajuya und wird ab da wieder zur LP2. - Die LP4 geht von Mirca, im Osten oberhalb der Hauptstadt über den höchsten Berg der Insel, den Roque de Los Muchachos. Dann wieder runter in den Westen, bis sie bei "Hoya Grande" auf die LP1 stößt. - Die LP5 ist die kürzeste unserer Provinzstraßen, die geht einfach von der Hauptstadt bis zum Flughafen, knappe 4 Kilometer und das war es schon. - Ganz verzweifelt hat mich früher immer eine Geschichte gemacht, wenn mein Vater gesagt hat, "Da liegen die B8 und die B20 übereinander". Obwohl ich oft am Asphalt gekratzt habe, ich konnte die darunter liegende Straße nie entdecken. Nun weiß ich aber, dass es doch geht, die LP5 liegt ein Stückchen weit auf der LP2, und dabei herausgekommen sind, LP1, LP3 und LP4. - Die wundersame Vermehrung unserer Provinzstraßen.



Donnerstag 12.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa

Neues von der Planstelle

Plötzlich taucht er wieder auf, unser konspiratives touristisches Planungspapier, mit dem inzwischen allseits bekannten Namen, PTE, oder ausgewachsen: Plan Territorial Especial de Uso Turístico de La Palma. - Dieser Plan soll das Gesamtkunstwerk eines fehlenden Inselplans ersetzen, zumindest was die touristische Entwicklung der Insel angeht. - So weit ist das noch verständlich, aber auch schon wieder schlecht aufgezäumt, ganz klar hätte man zuerst den gesamten Inselplan erstellen müssen. - Es wird schwierig werden, diese Spezialpläne, genau so wie die lokalen Flächennutzungspläne, später in den Gesamtinselplan zu integrieren. Entweder ergibt das dann einen Fleckenplan aus bereits verabschiedeten Teilstücken, oder man muss an den partiellen Plänen später erneut feilen, um diese wieder dem Gesamtplan anzupassen. - Nur kommt diese Kritik viel zu spät, es ist nicht zu erwarten, dass man den kompletten Planungsrhythmus nun wegen der wachsenden Ablehnung an dieser Salamitaktik ändert. - Der PTE wird von vielen Investoren gefordert, längst beklagt man sich doch darüber, nicht endlich an der touristischen Zukunft La Palmas Hand und Maurerkelle anlegen zu können. - Leider geht das Papier von völlig veralteten Wachstumszahlen aus und berücksichtig in keiner Weise die zukünftigen Aufgabenstellungen für touristische Regionen, die sich aus der Verknappung und damit Verteuerung fossiler Brennstoffe ergeben. - Genau so wenig betrachtet dieser Plan die Konkurrenzsituation auf dem internationalen Markt, in dem wir, als Hochlohnland, in einer ganz nahen Zukunft, nur noch durch Differenzierung zu anderen touristischen Destinationen ein attraktives Angebot bieten können. - Das könnte zum Beispiel Ökotourismus sein, Individualtourismus, landschaftsbezogene Themen als Anreiz für die Wahl des Urlaubsortes geben, sich eben unverwechselbar machen.

In dem Papier gibt man leider dem Druck der Investoren nach und ermöglicht es auf La Palma eine touristische Infrastruktur zu erstellen, die nur eine Kopie bisheriger Ferienzentren ist. - Mehr Gästebetten in mehr Hotels und konventionelle Freizeitangebote, die jede beliebige andere Urlaubsregion bereits anbietet und das meist billiger. - Diese Konkurrenzsituation wird sich in den kommenden Jahren deutlich verschärfen, da weitere Regionen am internationalen Tourismus teilhaben wollen und sich meist über den Preis definieren können. - Da liegt Marokko als Beispiel ganz nah, wer das gleiche Grundangebot an Unterkunft, Ausstattung und Service in dem Niedriglohnland ebenso erhält wie auf den Kanarischen Inseln, aber deutlich billiger, der wird niemals verstehen, warum er bei uns mehr bezahlen soll. - Um die steigenden Kerosinpreise zu kompensieren, wollen oder müssen die Reiseveranstalter den Paketpreis der kompletten Reise neu schnüren und werden da zunächst die Regionen schröpfen, in dem man das Überangebot konventioneller Feriengebiete als Druckmittel ansetzt. - Auch wir auf La Palma haben bereits Hotels und Apartmentanlagen, welche den Exitus der lokalen Wirtschaft geradezu heraufbeschwören, das "All Inklusive" Angebot. Die Hoteliers werden es nicht von sich aus als Service dem Gast gegenüber gemacht haben, auf Teile ihres Einkommens zu verzichten, sondern wegen des wachsenden Drucks im globalisierten Geschäft des konventionellen Tourismus. - Der PTE geht nun, als Schrumpfversion zur endgültigen Unterschrift nach Tenerife und damit reihen wir uns sinnlos und unerkannt in die breite Brühe des Massentourismus ein. - Zu Hause bleiben müssen zunächst noch die 5 Golfplätze, die wurden aus dem Papier ausgeklammert, weil es zu viel Kritik gab. - Nun kann uns nur noch die Marktwirtschaft zur Seite stehen, denn wenn die Investoren erst mal mitbekommen, dass hier auf La Palma kaum etwas zu holen ist, dann verschont man uns vielleicht vor dem Schicksal, welches Fuerteventura und Lanzarote bereits genießen durften.



Mittwoch 11.04.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 54 % Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 21,1 Grad - niedrigste Temperatur 12,2 Grad

20 Jahre Ruhe und plötzlich ist es eilig

Seit nunmehr 20 Jahren warten wir auf ein Besucherzentrum auf unserem höchsten Berg, dem Roque de Los Muchachos, um auch dem interessierten Laien die Welt der Astrophysik etwas näher zu bringen. - Die beiden Tage der offenen Tür, welche das Astrophysikalische Institut jedes Jahr anbietet, sind zwar toll und bestens präsentiert, aber eben halt doch nur kleine Zeitfenster und wer nicht genau zu diesen Terminen auf der Insel ist, immer im Sommer, dem bleiben die Türen zu den hochmodernen Anlagen verschlossen. - Seinerzeit, als man die ersten Observatorien dort auf unseren Berg stellte, versprach man, auch die Inselbewohner und deren Gäste an den "Sternen schnuppern" zu lassen und seit dem redet man davon. - Mal über ein öffentliches Teleskop, mal über ein komplettes Besucherzentrum, in dem es auch die unvermeidliche Cafetería gibt, also mit allem Drum und Dran. - Endlich, im August 2005 einigten sich, das federführende Instituto Astrofisico de Canarias, mit der Inselregierung und der Gemeinde Garafias, auf deren Grund und Boden die Observatorien liegen. - Pläne wurden erstellt und das Ganze sollte nun fast schon wieder eine deutliche Nummer zu groß werden, aber insgesamt hat man sich, nach eigenem Verständnis geeinigt, das Besucherzentrum kommt.

Nun muss aber der erste Spatenstich bis August dieses Jahres getan sein, sonst wird das gesamte Genehmigungsverfahren wieder hinfällig, wenn innerhalb zweier Jahre sich dort nichts tut und nicht eben nur ein symbolischer Spatenstich, dann kann man mit der gesamten Planerei und Papierwälzerei wieder von vorne anfangen. - Auch würde dann, das von der Gemeinde Garafía zur Verfügung gestellte Grundstück, von immerhin 50.000 Quadratmeter wieder in Gemeindebesitz zurückfallen. - Wo nun der Schuh drückt, das ist nicht völlig klar, laut Aussagen des astrophysikalischen Institutes liegt es an der langsamen Bearbeitung, beziehungsweise Nichtbearbeitung seitens der Inselregierung sowie der Gemeinde in Garafía. - Das ist insofern nicht nachzuvollziehen, da diese beiden Institutionen ja treibende Kräfte waren und unbedingt dieses Besucherzentrum wollten. - Bei Garafía könnte man so etwas noch an den völlig zerrütteten politischen Verhältnissen im Rathaus erklären, in der Inselregierung jedoch regiert die Coalición Canaria mit absoluter Mehrheit, da dürfte so etwas natürlich nicht passieren. - Wo genau nun der Hinkefuß steckt, das wird wohl nicht so einfach mit Untätigkeit seitens der Ämter erklären zu sein, aber warum so einem Prestige- und Hallelujaprojekt plötzlich auf der Zielgeraden der Sprit ausgehen soll, das muss mal jemand umfassen erklären. - Vielleicht will man ja die Kommunalwahlen noch abwarten, oder man hat vielleicht auch entdeckt, dass man gar kein Geld dafür hat, immerhin sind 7 Millionen Euro für das Besucherzentrum auf dem Roque de Los Muchachos eingeplant.



Mittwoch 11.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1016 hPa

Starlight ohne Express

198 Teilnehmer aus 40 Ländern dieser Welt darf die Insel in einer guten Woche begrüßen, so viel internationale Ehre, das ist selten bei uns und kann sich sehen lassen. - Das Konsortium des Weltbiosphärenreservates hat zusammen mit dem Instituto Astrofisico de Canarias eine Konferenz auf die Beine gestellt, auf der es in erster Linie darum geht, wie wichtig ein sauberer Himmel für die Beobachtung des Universums ist. - Mit dem sauberen Himmel meint man auch einen dunklen Himmel, in dem man, ohne störende Lichter der Umgebung die Himmelskörper gut betrachten und analysieren kann. - Ein Grund, warum das IAC, also das Kanarische Astrophysikalische Institut, gerade La Palma als Standort für seine Observatorien ausgesucht hat, war eben auch dieser saubere Himmel und das Versprechen mit einem Himmelsgesetz weitere "Lichtverschmutzung" zu verhindern. - Da gibt es allerdings immer wieder Reibereien, im Inselalltag ist so manches Projekt deutlich heller geraten als es eigentlich sollte, große Flutlichtanlagen in den Sportstadien oder überdimensionierte Straßenbeleuchtungen sorgen immer mal wieder für einen erhobenen Leuchtzeigefinger aus dem Lager der Sternenbeobachter.

"La Luz de las Estrellas. Patrimonio de todos". - Das Licht der Sterne, Eigentum aller, heißt so auch die Überschrift der zweitägigen Konferenz welche am 19. und am 20. April in unserer Hauptstadt Santa Cruz abgehalten wird. Tagungs und Ausstellungsräume werden die "Casa Salazar" sein, das "Teatro Chico", der "Club Nautico" und die Räume der "Sociedad la Investigadora". Daneben bietet die "Agrupación Astronómica de La Palma" einige Rahmenveranstaltungen zu dem Thema an, die dann auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein werden und vor allem auch Schulgruppen, die ein paar Tage vor der Konferenz schon etwas über die "Reinhaltung" unseres Himmels lernen sollen. - So ganz ohne Minderwertigkeitskomplex will man im Vorbeigehen noch einen Internationalen Tag des Rechtes auf Sternenbeobachtung einführen, welches dann zukünftig der 20. April sein soll. - Mir soll es recht sein, irgendwann gibt es auch noch den Tag des Ferienhausvermieters, Hauptsache man erinnert mich daran, weil ich so etwas immer vergesse. - Aber ganz ohne Polemik, für La Palma ist es extrem wichtig, mit den Observatorien auf dem Roque de Los Muchachos ein internationales Lockmittel der wissenschaftlichen Sonderklasse zu besitzen. Diese Beziehung muss gehegt und gepflegt werden und wenn es dafür solche Konferenzen und auch deren fragwürdigen Derivate, wie einen Himmelsbeobachtungstag gibt, dann soll uns das alles willkommen sein.



Dienstag 10.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 20,5 Grad - niedrigste Temperatur 12,2 Grad

Jeder darf mal ran

Kommunalpolitik ist ein seichtes Gewässer, allerdings mit schlammigem Untergrund, meist ersäuft man zwar nicht, aber man kann auch nicht stehen. - Wer meint, in El Paso oder der Hauptstadt sei das schon eine knifflige Angelegenheit, weil eine Partei mehr und immer wieder mögliche Pakte diskutiert werden, der findet in Garafía das absolute Chaos vor. Dort wenden sich am 27. Mai 6 verschiedene Parteien mindestens, an gerade mal 1.350 Wähler. - Mindestens, weil noch gemunkelt wird, ob sich nicht noch eine weitere Wählergemeinschaft für die Wahlen bemüht. - Bis zum 22. April muss man aber seine Kandidatenlisten abgegeben haben und weil in Garafía neun Posten zu besetzen sind, muss jede Partei oder Gruppierung die sich zur Wahl stellt, auch neun Kandidaten auflisten können, plus drei Ersatzleute. Man braucht also 12 wackere Anhänger einer Idee, einer Person oder einer Partei und weil jeder in Garafía, politisch gesehen, schon mal mit einem anderen paktiert hat, ist es gar nicht so leicht diese Listen zu füllen, ohne so manchen Bürger in moralische Schwierigkeiten zu bringen. - Man muss ja auch noch bedenken, dass in diesen kleinen Orten mehr als die Hälfte der Bevölkerung, wenn auch über Ecken und Umleitungen miteinander in irgendeinem familiären Verhältnis stehen. Da kann man sich doch nicht etwa in die Wahlliste der rechts-mitte-inter und Nationaldemokraten eintragen, wenn der Onkel zweiten Grades in der Liste der bedeckt-sozialistischen-reformökologischen Regionalökonomen steht. - Welche beiden Parteien ich dabei meine, das behalte ich mal für mich…

Das politische Chaos ist aber nichts wirklich Neues für Garafía, immerhin hatten die in der, jetzt auslaufenden Legislaturperiode, bereits drei verschiedene politische Pakte, zwei Misstrauensabstimmungen und drei verschiedene Bürgermeister. - Der Haushalt gleicht einem Spiel mit vielen Nullen und kaum etwas davor, richtig zum Arbeiten kam keine der Koalitionen und so liegen viele notwendigen Entscheidungen weiter auf den schweren Tischen des Rathauses, ohne jemals Rat erfahren zu haben. - Der geforderte Flächennutzungsplan ist auch noch nicht in Sicht, allerdings könnte man ja, angesichts der ersten vielen Reinfälle mit den heißen Papieren welche andere Gemeinden mit ihren Zukunftsplänen gehabt haben, vielleicht auch sagen, das ist gut so, weil man in Garafía nicht annähernd einen Konsens herstellen konnte. - Nun wird es aber für die kommenden Wahlen nicht einfacher werden und man witzelt bereits, weil man des Weinens überdrüssig ist: "In dieser Legislaturperiode haben wir drei Parteien gehabt und drei Bürgermeister, in der nächsten werden es sechs Parteien sein und dann eben sechs Bürgermeister". - Zur Wahl stellen sich in Garafía die Coalición Canaria (CC), die Partido Popupar (PP), die Partido Socialista Canario (PSC/PSOE), die Iniciativa por La Palma (INPA), das Centro Canario (CCN) und eine Wählergemeinschaft um den Ex-Bürgermeister und Ex-PP-Mann Vicente Peñate. - Munkelnderdings meint man aber, es könnte sich noch jemand bewerben, dessen Namen nicht genannt werden soll und das wären dann 7 wackere Kandidaten, die allesamt eins wollen, Bürgermeister in Garafía werden. - Wenn man das kollegial macht, dann lässt man jeden Mal ran und dann kann man die nicht erledigte Arbeit seinem Vorgänger in die Schuhe schieben, oder seinem Nachfolger ins Gesäß.



Dienstag 10.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 20,6 Grad - niedrigste Temperatur 13,4 Grad

Schiffbrüchige wieder zu Hause

Eine Reisegruppe, bestehend aus 18 Palmeros, 4 Tinerfeños und 2 Menschen aus Fuerteventura wollte sich etwas Besonderes in den Osterferien gönnen, eine Griechenlandreise mit Kreuzfahrt im Mittelmeer. Organisatorin der Reise war die Palmera Isabel Alonso und ihr kann man es sicher nicht zum Vorwurf machen, dass man ausgerechnet diese schönsten Tage im Jahr auf dem Schiff "Sea Diamond" verbrachte. - Es wird niemandem entgangen sein, dass genau dieses Schiff vor der südlichsten Kykladeninsel Santorin auf ein Riff geprallt und danach gesunken ist. -In einem Interview schildert die Organisatorin der Reise sehr anschaulich, dass man die Katastrophe sogar hatte kommen sehen, sie wunderte sich, wie nahe das Schiff an die Küste fuhr, weil man die Felsen und Riffe unter Wasser bereits erkennen konnte. - Das Geräusch des Aufpralls auf den Felsen wird sie auch niemals vergessen und die Zeit, die man brauchte zu merken, das ist jetzt kein Film, sondern Wirklichkeit, das Schiff auf dem du stehst geht unter und man muss jetzt etwas tun.

Das Chaos soll ziemlich groß gewesen sein berichtet Isabel und wie schlimm es um das Schiff stand, das hätte sie am Gesichtsausdruck der Besatzung abgelesen. Es dauerte wohl eine halbe Stunde bis das erste Boot aus Santorin kam und man damit begann die Passagiere von der "Sea Diamond" zu evakuieren, den Wartenden auf dem Kreuzfahrtschiff muss das wie eine Ewigkeit vorgekommen sein. - Von seemännischer Gelassenheit und noblen Gesten wie, Frauen und Kinder zuerst hat Isabel nichts mitbekommen, noch auf dem letzten Boot, welches zur Evakuierung an der Sea Diamond festmachte, seien sehr viele Kinder gewesen. - Auch gab es kein Hotel für viele der nun gestrandeten Passagiere und man musste nun, mit dem was man am Leib hatte die nächsten Tage auskommen, alles Gepäck, Kleidung, Geld und oft auch Ausweispapiere liegen nun, ziemlich nass vor der Küste Santorins. - Die Gruppe der Palmeros wurde noch in der kommenden Nacht nach Athen gebracht und dort musste man dann abwarten, bis die programmierte Rückreise stattfinden konnte. - Nun sind alle wieder zu Hause und fangen langsam an das Erlebte zu verarbeiten und dazu gehört auch, dass man erzählt was man denn da durchgemacht hat. - Immerhin können wir das noch erzählen sagt Isabel und das ist das Gute an der ganzen Geschichte.



Montag 09.04.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 20,6 Grad - niedrigste Temperatur 13,4 Grad

Gespielinnen

Einen Vaterschaftstest muss Paul nicht fürchten, das kann man mit einem, sogar nur halbfachmännischen Blick erkennen. - Freundinnen hat er trotzdem und ob nun vielleicht doch platonische Liebe die perfekte Zuneigung darstellt, ich würde das auch gerne mal wissen, einfach so, aus wissenschaftlichen Gründen. - Paul scheint aber sehr wählerisch zu sein, der nimmt nicht alles was ihm unter die abgesägte Flinte kommt, nach welchen Kriterien er dabei seine Wahl trifft, auch das würde ich gerne wissen, vielleicht kann man ja noch etwas lernen. - Früher zog er ja mit der Schwarzen Witwe rum, eine erfahrenen Katzendame, die wollte aber irgendwann "mehr" von ihm und Paul lässt sich nun mal nicht von einem Partner unter Druck setzen und schon bald wurde die große alte Dame des Kiezes abserviert, oder vielleicht umgekehrt. - Aber da bin ich äußerst subjektiv, ich mag nämlich Katzen eigentlich immer noch nicht, meine Zuneigung zu felinen Lebewesen beschränkt sich auf Paulissimo selbst. - Meine Frau mochte immer schon Katzen, aber seit dem der Paul bei uns ist, oder wir bei ihm, da achtet sie schon genau darauf, mit welcher Katzendame sich Paul so abgibt und so mancher Spruch über aufdringliche Weiblichkeiten wäre mir nie über die Lippen gekommen, alleine schon aus Angst vor der Chauvikasse.

Hier in der Straße, ein Gässchen von vielleicht 400 Metern Länge und gerade mal 5 Nachbarn tummeln sich sicher so an die 25 erwachsene Katzen, die meist sehr gut im Futter stehen. - Dafür sorgen Antonio, unser einbeiniger Langschläfer von der anderen Straßenseite und eine Nachbarin unterhalb von uns, da weiß die ganze verlauste Bande immer, es gibt dort was zu fressen. - Jedoch sind diese Futterquellen außerhalb des Bewegungsradius unseres Pauls, der hat nie gelernt um Futter zu kämpfen und so stellt er sich da immer zu blöd an. - Allerdings kann man in sicherer Umgebung dieser Futtertröge Freundschaften schließen, oder auch auf die Probe stellen. - Da gibt es dann manchmal laute Katzenschreie, bei denen wir natürlich sofort erregt aus der Bude stürzen und Verteidigungsmaßnahmen für Paul ergreifen wollen, bis wir mitbekommen, dass der Leichtenöter unbekümmert von solchen Existenzkämpfen auf dem Sofa seine Flöhe platt drückt. - Paul lässt sich besuchen, betrachtet das Katzenkiezvolk von seinem Lieblingsaussichtspunkt und bislang ist es uns noch nicht gelungen, seine Auswahlkriterien auch für uns verständlich zu machen. - Aber wir sollten Paul auch seine kleinen Geheimnisse gönnen, schließlich lässt man sich doch nicht immer gerne in die Karten blicken, aber als gefühlte Katzeneltern ist man halt permanent besorgt. - Seine Techtelmechtel dauern eh nie lange, nur die Brieffreundschaften sind da fester, ob es daran liegt, dass er nicht weiß was er nicht kann, muss ich einfach mal offenlassen, ich kann aus ganz bestimmten Gründen die Vorlieben eines Kastraten nicht erfassen, aber manchmal habe ich die kleine Sorge, Paul gelte hier in der Umgebung als Softie, er will doch immer nur reden. - Wenn Paul wirklich nach mir kommt, so wie meine Frau oft behauptet, dann ist seine neueste Gespielin genau das richtige für ihn, ich neige auch dazu eigene Monologe zu interessanten Gesprächen zu verklären und bin einfach nur froh, wenn einer zuhört oder zuliest. - Seine Lieblingsgespielin macht auch keine Zicken oder Zacken, ist aus ganz weichem Stoff und kann wohl besonders gut zuhören. - In diesem Zusammenhang geht ein spezieller Gruß und Dank nach Tenerife, von Paul und uns.


Pauls Gespielin



Montag 09.04.07 - 07:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1010 hPa

Wie bei Tanausus unterm Sofa

Das archäologische Museum ist noch nicht mal in Betrieb, da denkt man bereits an eine weitere Einrichtung um unser geschichtliches Erbe für die Neuzeit zu präsentieren. - Seit geraumer Zeit bereits bemüht man sich, eine archäologische Karte von La Palma zu erstellen und ist jetzt erstmal in Las Tricias hängen geblieben. - Nicht, weil man zu langsam arbeitet, sondern einfach deshalb, weil man nicht mit einer derartigen Menge an Fundstücken aus prähispanischer Zeit gerechnet hat. - Die Höhlen von Buracas und rund um dem Barranco del Corchete bargen für die Archäologen solch große Schätze, dass man jetzt daran denkt, direkt dort ein Museum zu errichten. - Dabei wird dann öfter von einem "Interpretationszentrum" gesprochen. Der Sinn den beide Einrichtungen haben, ist der gleiche, dem interessierten Zuschauer Dinge näher bringen und begreiflich machen, der Unterschied ergibt sich vielleicht aus der Größe und dem Anspruch auf Komplexität, ab wann ein Interpretationszentrum ein Museum ist.

Allen voran geht unser "Inselarchäologe", Jorge Pais, der sich ganz dem Studium der prähispanischen Zeit verschrieben hat und eben diesen großen Plan verfolgt, eine archäologische Karte der gesamten Insel zu erstellen. - Begleitet wird Jorge Pais auch vom Centro Internacional para la Conservación del Patrimonio, kurz "Cicop" genannt und nun entsteht, als Teilstück des Ganzen zuerst die archäologische Karte Las Tricias, eben weil man dort so viel gefunden hat. - Man denkt sogar darüber nach, die Höhlen von Buracas und den Barranco del Corchete zum schützenswerten Kulturgut zu erheben, so umfangreich sind dort die Funde. - Das muss nun nicht heißen, dass woanders auf der Insel deutlich weniger Spuren der Ureinwohner dieser Insel vorhanden sind, aber in anderen Ecken hat die massivere Zivilisation bereits sehr viel "Übrig gebliebenes" einfach wegradiert. Über Jahrhunderte kümmerte man sich ja auch nicht um etwaige Hinterlassenschaften der "Benahoaritas", wie die vorspanischen Bewohner auf La Palma genannt werden, im Gegenteil unter der Zeit General Francos gab es sogar "Säuberungsaktionen", die gezielt Fundstätten der Ureinwohner zerstören sollten. - Dabei hat Franco den Tanausú nie befragt, ob er vielleicht Republikaner sei, aber jegliches Eigenständigkeitsbestreben seitens der Kanarischen Inseln sollte sofort unterbunden werden. - So ist es vielleicht auch eher zu verstehen, warum man heute, in einem pluralistischem Gesellschaftssystem plötzlich wieder so oft über die Vorgeschichte der Inseln spricht, als noch kein Europäer diese Insel betreten hat.



Sonntag 08.04.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1012 hPa
Höchsttemperatur heute 21,4 Grad - niedrigste Temperatur 13,2 Grad

Und Schuld haben wieder mal die Öko-Fuzzis

Die Spaßbremsen, die Wirtschaftsschädlinge, die Erleuchteten, die immer zu allem und jedem nur Nein sagen können. - Nicht ganz so ausführlich, aber dennoch ziemlich stinkig reagiert der Bürgermeister von Breña Baja und zugleich Tourismusrat im Inselparlament, Jaime Sicilia auf eine Entscheidung der Küstenbehörde, welche den angesagten Sandtransfer von Puerto de Tazacorte an den Strand von Los Cancajos zumindest aufschieben will. - Es geht darum, der Strand von Los Cancajos soll noch größer und schöner werden und dazu war vorgesehen, dass man etwas mehr als 20.000 Kubikmeter Sand aus Puerto de Tazacorte nach Los Cancajos bringt. - So sollte die nutzbare Strandfläche von 10.000 Quadratmeter auf 24.000 Quadratmeter erhöht werden, so zumindest die Rechnung, die man uns aufmacht. - Zusätzlich will man noch Gesteinsbrocken aus der Strandzone entfernen und die gesamte Arbeit galt bereits als genehmigt und sollte nun gleich nach Ostern beginnen. - Aber nun zickt die Küstenbehörde und fängt nicht mit den Arbeiten an, hält sich aber mit den Gründen noch ziemlich bedeckt, hat aber einen Gesprächstermin mit der Gemeinde am 18. April verkündet.

Der Bürgermeister ist nun reichlich sauer und vermutet nun ein Einknicken der Küstenbehörde, die ja auch dem Umweltamt untersteht, eben vor diesen "Öko-Fuzzis" und will das so nicht hinnehmen. - Auch wenn die Arbeiten nur abgeändert werden oder nur aufgeschoben, Ende Juni beginnt die Badesaison und da kann man keine Arbeiten am Strand mehr vornehmen lassen. - Allerdings bin ich mir gar nicht so sicher, dass es Proteste seitens der Umweltschützer gegen diese Aktion gab, zumindest ist mir nicht bekannt, dass man sich so weit darüber aufregt, dass eine staatliche Behörde einknickt. - Immerhin wären das, je nach Fassungsvermögen 1.500 - 2.000 LKW-Ladungen Sand, die man über die komplette Insel fahren müsste und dann könnte man auch noch zu bedenken geben, der aufgeschüttete Sand würde einen deutlichen Eingriff in die Küstenzone bedeuten. - Ob jemand etwas gegen das Entfernen von Gesteinsbrocken am Strand hat, das kann ich mir kaum vorstellen, aber vielleicht hat ja die Küstenbehörde tatsächliche Bedenken bekommen, was es bedeuten würde, dort 20.000 Kubikmeter Sand aufzubringen. Von der gleich Behörde hört man doch überall auf der Insel immer von der Regeneration der Küstenzone und scheut sich dafür nicht, in diesem Zusammenhang den Abriss ganzer Siedlungen zu fordern. - Was ich noch weiß, im Zuge des geplanten Küstenwanderweges an der Südspitze der Insel gab es Einwände gegen das Aufschütten von Sand, aber im Zusammenhang mit Los Cancajos habe ich das aus den "erleuchteten Kreisen" noch nicht gehört. - Andere Frage, ob es denn notwendig ist, den Strand von Los Cancajos so viel größer zu machen und da muss man ganz einfach sagen nein. - Es ist, auch wenn ich Westseitler bin, der wohl schönste und gepflegteste Strand unserer Insel und auch der einzige der das Gütesiegel in Form der Blauen Flagge trägt. - Ich glaube Jaime Sicilia ist auf die falschen Leute sauer, wenn es unseren Umweltschützern so einfach gelänge, geplante Eingriffe in unser Landschaftsbild zu verhindern, dann wären wir wirklich schon ein ganzes Stück weiter.

Noch in eigener Sache, die versprochenen Bilder von der Karwoche in El Paso sind jetzt HIER aufzurufen.


Zweiter Nachtrag, von einem der es wissen muss:

Deinem letzten Kommentar zum Cancajos kann ich widersprechen. Es waren tatsächlich die ecologistas (en acción), die im Gespräch mit der Küstenbehörde das Projekt verzögert haben. Grund ist, daß sich an der einst ziemlich denaturierten Küste inzwischen einige Meerestiere und Pflanzen angesiedelt haben, was auch die Taucher sehr zu schätzen wissen. Das würde durch dies Projekt zumindest gefährdet. Außerdem wurde darauf hingewiesen, daß sowieso fast ausschließlich die wasserseitige Hälfte der Strände genutzt wird und eine Verbreiterung daher wenig Sinn macht.
Die Behörde war davon ausgegangen, daß dort nicht mehr viel zerstört werden könne und hatte daher nicht einmal ein informe ambiental angefertigt. Nun soll noch mal genauer hingeschaut werden. Es gibt sogar ein Unterwasser-Video zum Thema.



Sonntag 08.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1013 hPa

Frohe Ostern

Die Prozessionen sind abgewandert und eigentlich ist heute fast schon wieder ein normaler Sonntag, zumindest was das kirchliche Geschehen angeht. - Ostermärsche kennt man hier genau so wenig wie Ostereier und darum hat man sich den Ostermontag gleich geschenkt, morgen ist wieder kompletter Alltag. - Zwar beginnen manche Schulen erst wieder Dienstag mit dem Unterricht, aber das hat eher mit terminlichen Überhangsfreitagen zu tun, als mit dem höchsten Kirchenfest. - Da wir hier auch die Fastenzeit nicht so richtig ernst nehmen, kann man auch nicht auf bestimmte Völlereien oder Ostergerichte hinweisen und das mit dem deutschen Eiersuchen, das sorgt immer noch für ziemliche kulturelle Verwirrung. - Wenn man dann auch noch die Geschichte erzählen will, dass Hasen für die bunten Eier zuständig sind, dann fängt der "Palmero an sich" pragmatisch an zu schweigen, er will seine Kritik an Rieten bestimmter Immigrantenvölker dann doch nicht so öffentlich machen. - Vielleicht hört man noch die Erklärung, das geht hier nicht mit dem Osterhasen, weil es auf La Palma keine Hasen gibt. - Und von einem Osterkaninchen hat ja nun wirklich noch niemand gehört. - Also runterspülen die kulturellen Unterschiede, wenn uns nicht mehr trennt als die Geschichte um das Ei und den Hasen, dann ist das Abendland in seiner Gesamtheit auch noch nicht verloren.

Ostern ist ja aber für eine Ferienregion auch immer ein besonderer Gradmesser seiner touristischen Attraktivität und da wollte man hier auch besonders aufmerksam sein. - Die Strände von Puerto de Naos und Tazacorte waren und sind mit reichlich Personal vom Roten Kreuz ausgestattet, leider machte das unberechenbare Westwetter und die Quallen, die oft im Frühjahr unsere Strände heimsuchen, den Strandaufenthalt nicht unbedingt nur angenehm, aber was wir tun konnten, das wurde auch getan. - International gesehen kann man wirklich sagen, man hat überhaupt nicht gemerkt, dass wir Hochsaison haben sollen. - Lediglich an der Anzahl der Familien konnte man darauf schließen, dass in unserem touristischen Hauptspenderland Schulferien sein müssen. - Ein Trend den man auch die vergangenen Jahre bereits beobachten konnte, hier auf La Palma gibt es als Ostergeschäft im internationalen Tourismus keine Schokoladeneier zu gewinnen, es gibt keine Kurve an der man erhöhte Auslastung messen könnte. - Anders beim nationalen Tourismus, die Charter vom Festland waren gut ausgelastet und man sah und hörte sie schon wieder, die Festlandsspanier, die ihre Kolonien besuchen. - Das reicht leider immer nur für eine Woche zu Ostern und dann wieder für 8 Wochen im Sommer, aber eine komplette Saison lässt sich darauf nicht aufbauen. - In drei Wochen geht das Jammern dann richtig los, sobald der Sommerflugplan uns touristisch beinahe vom Kontinent abschottet, sind wir fast wieder "unter uns". - Viele unserer Stammgäste wissen das seit Jahren und kommen dann im Mai oder Juni, vielleicht auch nur, dass wir nicht so ganz alleine sind. - Frohe Ostern und denken Sie bitte daran, nicht alles was unter einem Hasen liegt, ist auch ein Ei…


Osterkater



Noch ein Nachtrag. Neues vom Käsefondueworkshop mit palmerischer Beteiligung: HIER. - Viele Dank an Rolf Henkel!


Samstag 07.04.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 5 mm, Luftfeuchte 89 % Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 19,8 Grad - niedrigste Temperatur 13,9 Grad

Er kam doch noch, der angekündigte Regen aus Westen, aber die Osterprozessionen konnten noch alle im Trockenen stattfinden. - Für die nächsten beiden Tage muss man mit weiteren Niederschlägen rechen, aber das ist ja das praktische bei Regen aus dem Westen, man sieht vorher wenn es nass wird. - Also immer mal wieder aufs Meer gucken und danach erst Wäsche aufhängen. - Achim berichtet von Santa Cruz und meine Bilder von den Prozessionen aus El Paso, ganz ohne furchteinflößende Kapuzenmänner, kommen dann morgen.

Semana Santa

"Das musst Du Dir unbedingt mal angucken." hat Uwe gesagt. Er meint damit die Karfreitagsprozession in Sta Cruz. Das hab ich mir auch vorgenommen. Am Karfreitag sind zwar in vielen Orten der Insel Prozessionen, aber die in Sta Cruz soll ganz besonders beeindruckend sein. Prozessionen sind ja für Norddeutsche ohnehin nicht gerade ein alltägliches Bild, aber diese muss es dann wohl besonders in sich haben. Uwe hat mir dringend ans Herz gelegt, mir das Schauspiel bei Nacht anzusehen. Ich würde dann schon merken, was er meint. Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hat er damit wohl auch Recht.

Für den nicht eingeweihten Betrachter ergibt sich da ein Bild, bei dem er zunächst nicht weiß, was er davon halten soll. Durch die schmalen Gassen der trüb beleuchteten Altstadt schiebt sich ganz langsam eine Art Trauerzug, der verschiedene Heiligenstatuen mit sich führt. Gemessenen Schrittes und im dumpfen Takt einzelner Trommelschläge bewegt sich der Zug vorwärts, umgeben von einer schier überwältigenden Weihrauchwolke. Hinter den Statuen tauchen dann plötzlich vermummte Gestalten in langen verschiedenfarbigen Gewändern mit spitzen Kapuzen auf. Wer nicht weiß, was da auf ihn zukommt, der fühlt sich möglicherweise an eine Szene erinnert, die irgendwo zwischen "Im Namen der Rose" und "Mississippi Burning" liegt. Und als wäre das noch nicht genug, scharren einige der barfüssigen Vermummten mit an ihren Knöcheln befestigten dicken Ketten über das alte Straßenpflaster. Gruselig. Da kann einem schon etwas mulmig werden und man fühlt sich schnell in eine andere Zeit versetzt.

Mir ist das nicht passiert. Weil ich gar nicht dabei war. Hat zeitlich nicht gepasst. Aber ich hab mir das nachträglich auf einer Webcam angesehen und beschlossen, dass ich im nächsten Jahr unbedingt eine nächtliche Prozession erleben will. Mal sehen, ob es wirklich gruselt. Einen kleinen Vorgeschmack davon erhielt ich dann schon heute in aller Frühe. Beim Frühstückssurfen im Internet stieß ich nämlich auf einen Bildbericht von Dierk Topp über die Prozession am Karfreitag 2002. Ich saß alleine vor dem PC, es war 07:00h, totenstill, kühl und dunkel. Ich hab die Seite angeklickt und wirken lassen. Vielleicht war es für mich zu früh, oder ich hatte noch zu wenig Kaffee im Bauch, aber nach kurzer Zeit bemerkte ich, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Beeindruckend. So beeindruckend, dass ich jetzt sogar wild entschlossen bin, mir das im nächsten Jahr live anzusehen.

Hier geht`s zur "Semana Santa 2002" von Dierk Topp: http://www.lapalmagaleria.info/dierk/matrix.php3?basis=semanasanta_flash&lang=



Altocumulus lenticularis über El Paso

Die "Linsen" lügen nie, sagt man in El Paso, danach gibt es immer Regen.



Samstag 07.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1014 hPa

Wachsende Fragezeichen

Pressemeldung der "EFE", der großen Spanischen Nachrichtenagentur: La Palma präsentiert seinen Vorschlag über die Nutzung von erneuerbaren Energien in Deutschland. - Ich habe mich leserisch noch mal abgesichert, dass es sich wirklich um unsere Insel La Palma handelt und nicht um städtische Derivate wie Las Palmas oder gar Palma de Mallorca, aber es ist so, allein anhand der Politikernamen, die da genannt werden, geht es zweifelsfrei um unsere Insel, San Miguel de La Palma. - Nach Bayern ging es, genauer gesagt nach Bayreuth und dort hat man im Rathaus und der Universität seine Vorstellungen gezeigt, wie man denn auf La Palma erneuerbare Energien einführen und sogar durchsetzen will. Dabei geht es hauptsächlich um Windenergie, aber auch zu beachtlichem Anteil um Photovoltaik und die Gewinnung von hydraulischer Energie. - Neben den üblichen Repräsentanten einer Stadt und Universität war wohl auch Gerhard Sabathil anwesend, Leiter der Europäischen Kommission in Deutschland.

Ob man wegen des Kontaktversuches zu Europäischen Institutionen nach Bayreuth gefahren ist, oder wegen möglichen akademischen Rates der Universität, das bleibt uns leider verborgen. - Wunderbar allerdings die Vorstellung, dass man tatsächlich wohl an konkreteren Plänen bastelt aus der verbal und vegetativen grünen Insel auch bald eine gesellschaftliche grüne Insel machen will. - Nötig und überfällig ist das allemal und La Palma strotzt doch geradezu von Anreizen im Sektor erneuerbare Energien auch mal die Nase vorne zu haben, schließlich ist das doch auch eine Aufgabe, die mit der Benennung zum Weltbiosphärenreservat dann endlich mal ernsthafte und positive Folgen haben könnte. - Also, wir hören da was munkeln, aber wir wissen es nicht so genau. - Vielleicht liegt es daran, dass man dieses Projekt in Bayreuth vorstellt und nicht hier auf La Palma, da wo es doch eigentlich hingehört. - Ich weiß, aus eigener Erfahrung, Bayreuth ist wunderschön und ein Besuch dort lohnt sich immer, selbst wenn gerade keine Wagneropern Aufgeführt werden. - Allerdings würde ich auch gerne mal in ein Arbeitspapier über erneuerbare Energien auf La Palma blicken, aber wie wir jetzt alle nach Bayreuth kommen, wo wir doch schon keine Flüge nach Berlin bekommen, das stellt sich doch als großes Fragezeichen vor mich hin. - Soll keine Kritik sein, sicher meinen die das gut und man will uns das Projekt zu Weihnachten schenken und so lange soll es halt keiner finden.

Nachtrag. Die folgende Nachricht zu dem obigen Text erreichte mich heute per E-Mail. Scheint so, dass man die enreuerbaren Energien dazu nutzen will, um Käsefondue zu erhitzen...

Hallo Herr Siebold,
ich hab mal schnell den Auftritt der Palmeros in Bayreuth recherchiert. Der Nordbayerische Kurier meldete die Teilnahme von Leuten aus La Palma kurz, knapp und nicht aufklärend im Bericht über eine Uni-Tagung mit dem schönen Namen "Cheesefondue Workshop". Darüber fand ich bei der Uni (Link unten) dass das Käsefondue von den beiden palmerischen Ministern mit den Namen Botella und Cabrera angereichert wurde. Was die nun gesagt haben, habe ich nicht gefunden. Aber vielleicht sollte man deren Manuskripte einfach mal bei den Käsefondue-Köchen anfordern. Denn die Palmeros haben ja sicher nicht frei gesprochen, schon allein wegen der Übersetzung, die der Dolmetscher besser hinbringt, wenn er den Redetext vorher kennt.
Viele Grüße aus München




Freitag 06.04.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 21,0 Grad - niedrigste Temperatur 13,5 Grad

Wer dreimal am Tag prozessiert…

…ist entweder ein, der Juristerei nahe stehender Mensch, oder einer, der Kirche nicht gänzlich abgeneigter Einwohner der größten Gemeinde der Insel, El Paso. - Dabei bezieht sich die Größe auf das Gemeindegebiet und nicht auf die Einwohnerzahl, aber wir aus El Paso betonen das ab und zu ganz gerne. - Natürlich gibt es in allen Gemeinden dieser Insel am Karfreitag Prozessionen, aber ich glaube nicht, dass alle ihr Volk dreimal an einem Tag auf die Straße schicken. - Das geht los, um 6:00 Uhr in der Früh, mit der Kreuzwegprozession, die dauert etwas mehr als 2 Stunden und wenn uns Petrus, oder das staatliche meteorologische Institut, oder einfach das Wetter gnädig ist, dann ist es nicht ganz so furchtbar kalt. - Es ist auch die Prozession, an der am wenigsten Leute teilnehmen, es zwickt halt doch gewaltig an einem Feiertag so früh aufzustehen und wir haben ja noch mehrere Prozessionen vor uns, da kann man seine Kirchenzugehörigkeit auch später noch öffentlich zur Schau stellen. - Aber, für mich ist das die stimmigste des Karfreitagsprozessionskatalog, wenn man daran denkt, um was es eigentlich geht, dann passt das Frösteln, Frieren und der Kampf gegen den inneren Schweinehund am besten. - Eigentlich ist das ein harter Kern, so um die einhundert Leute, man kennt sich und wer schon zum Sprechen bereit ist, der grüßt den anderen meist nur mit einem knappen, Que frío hace und ansonsten wachen die meisten erst auf, wenn man an der Straße nach Tacande auch die 14 Kreuzstationen abgearbeitet hat und wieder gemeinsam den Wagen mit der Jesusstatue zurück in den Ort schiebt. - Da gibt es dann auch immer so eine konspirative Garage, in der, männliche Prozessionäre, einer nach dem anderen kurz verschwinden und dann, nach einem Schnapsglasmoment wieder auftauchen, meist mit einem, fast an Verklärung erinnerndem Lächeln um die Mundwinkel. - Da in der Garage gibt es nicht nur Kaffee und Domingo, unser Pfarrer, der hat schnell in El Paso gelernt, dass man dieses Völkchen nicht mit Strenge und Abstinenz belegen darf. - Sonst bleibt es zu Hause.

Am Karfreitagabend findet dann, nach der Messe die große Prozession statt, auf der dann alle fünf "Prunkwagen" mit auf den Kreuzweg genommen werden. - Das Wort "Prunkwagen" muss hier in Anführungszeichen stellen, da man ja sonst an einen Karnevalswagen denken könnte. - Bei uns in El Paso trägt man die Statuen nicht durch den Ort, sondern hat ihnen ein Chassis verpasst, aus einem alten KFZ-Fahrgestell und dann halt ordentlich darum geschmückt. Darin sitzt dann ein Lenker, von schweren Stoffen versteckt und lenkt und bremst dann hoffentlich rechtzeitig, bevor so ein schweres Gefährt sich auf den steilen Gassen des Städtchen selbstständig machen kann und die eigene Pilgerschar überrollt. - An der großen Prozession nehmen dann wirklich sehr viele Menschen teil und, anders als morgens, gewaltig rausgeputzt und geschminkt. - Vielleicht wollen die Damen des Ortes neben den, reichlich geschmückten Wagen nicht zu blass aussehen und irgendwie hat sich das fesche Anziehen zu dieser Prozession mal verselbstständigt und nun ist es einfach so. - Damit aber auch noch nicht genug, gegen 21:30 ist die zweite Prozession dann fertig, man begeht noch das "Santo Entierro", eine El Paso Eigenheit, die ich mal unter dem Titel "Don Bumm" (15.04.06) beschrieben habe. Danach kommt dann noch die "procesión silenciosa", das muss ich nicht übersetzen, die dauert dann auch noch mal gut eine Stunde und wenn dann immer noch irgend jemand es nicht mitbekommen haben sollte, dass wir hier in El Paso manche Dinge leicht übertreiben, dann muss das ein ganz hart gesottener Zeitgenosse sein.

Kleiner, nicht klerikaler Nachtrag. Es ist jetzt ein Jahr her, dass aus El Paso beginnend, die große Protestwelle gegen die Autobahn und anschließend gegen weitere Mammutprojekte los gebrochen ist.


Karfreitagsprozession in El Paso



Donnerstag 05.04.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 22,8 Grad - niedrigste Temperatur 11,8 Grad

Wie der Affe auf dem Schleifstein

Paul ist nicht bereit Auto zu fahren und auch auf dem Skateboard will er einfach nicht Platz nehmen. - Das mit dem Auto ist verständlich, seine einzige bisherige Erfahrung im automobilen Sektor stammt aus der Fahrt zur Kastration, ich würde auch nie mehr in ein Auto steigen, wenn meine erste Assoziation zum PKW den zwingenden Verlust der Elementarteilchen nach sich zieht. - Auch seine Abneigung gegen das Skateboard kann man nachvollziehen, wer seine geistigen Schwestern so oft auf die Schnauze fallen sieht, der traut diesem Gerät auch nicht. - Allerdings ist Paul begeisterter Fahrradfahrer, mit der Einschränkung, dass er sich lieber fahren lässt, als selber zu treten. - Den Einwand, dass er überhaupt mit seinen Beinen nicht an die Pedale reicht, den lasse ich gelten, aber mehr auch nicht, man soll nicht immer auf den körperlichen Gebrechen anderer herumtreten. - Paul ist halt nicht zum Fahrradfahren gebaut, oder vielleicht hat da die Industrie mal wieder versagt und noch keine Bikes für Cats entwickelt. - Das wäre doch mal eine innovative Idee und dann machen wir noch eine "Tour de La Palma felin" so mit allem Drum und Dran, Werbekolonne, Zwischenspurts, Mannschaftszeitschnurren und Whiskas und Kitekat dürfen sich drum prügeln, wer mehr Epo in seine Tierkadaver gepresst bekommt. - So wie im richtigen Leben halt.

Es muss aber nicht immer nur schneller und besser gehen, Paul liebt kleine Ausflüge per Fahrrad in die nähere Umgebung und je nach Wetterlage zieht man sich halt entsprechen an. - Bei Westwind bevorzugt Paul Schmutz abweisende Bisamrattenfelle, bei scharfem Passat darf auch mal ein Polarfuchs sein Bestes geben und bei Bauknecht fährt der Ausflügler auch ganz "ohne". - Allerdings müssen wir noch dringend an seiner Sitzposition basteln, dort vorne im Einkaufskörbchen ist eigentlich genug Platz, aber er will immer nach vorne gucken und sagen wo es langgeht,. Das allerdings ist unangenehm für den Fahrer des Kombivehikels, Paul legt sich dabei immer entgegengesetzt in die Kurve, das kennt jeder Motorradfahrer auch, wenn er einen ängstlichen Sozius hat, der immer meint der Schräglage entgegensteuern zu müssen. - Wenn Sie nun der Meinung sind, den Katzenschutzbund anrufen zu müssen, weil Einkaufskörbe auf Fahrrädern kein natürliches Umfeld für Katzen sind, dann kann ich Sie beruhigen. Paul macht das alles ganz freiwillig, im Gegenteil, um meine Kinder muss ich mir Sorgen machen, werden die doch vom mephistophelischen Kater andauernd zu irgendwelchen Dusseligkeiten verleitet. - Natürlich ist es nicht normal, wenn Katzen auf Fahrrädern durch die Gegend kutschiert werden, genau so wenig ist es normal, dass eine komplette Familie ihren gesamten Lebensrhythmus nach einem Halbkater umgetaktet hat. - Nein, normal ist das nicht, vielleicht macht es auch gerade deshalb so viel Spaß mit dem halbhumanen katzenähnlichem Wesen. - Man gönnt ihm doch sonst nichts…


La Palma Paul

Komm Mädel, lass uns die Sonne putzen fahren



Donnerstag 05.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1016 hPa

Das erste Licht und der Tag Eins

Primera luz und Día uno heißt das hier und damit sprechen wir nun über das größte optische Spiegelteleskop der Welt, das Grantecan. - Auf unserem höchsten Berg, dem Roque de los Muchachos gibt es ja im astrophysikalischen Park bereits mehrere Teleskope, die dort seit vielen Jahren ihren Dienst ganz international versehen und mit dem Grantecan gesellt sich dann ein optisches Spiegelteleskop mit einem Primärspiegeldurchmesser von 10,4 Meter dazu. Das ist Weltrekord, zumindest noch, man plant bereits noch größere Spiegel und spricht da von 30, 50 und sogar 100 Metern im Durchmesser, aber das muss noch warten, eine geraume Zeit lang wird das Grantecan hier bei uns DAS Spiegelteleskop überhaupt sein. - Es hat deutlich länger gedauert als geplant, aber in astronomischen Zeiträumen gedacht ist es völlig egal, ob 2005, 2006 oder 2007 oder gar 2008 dieses Monsterteleskop den Wissenschaftlern zu weiteren Forschungen dient.

Jetzt konkretisiert sich aber so langsam der Zeitrahmen, wie es weiter geht und wann die Einweihungen dieses Jahrhundertprojektes stattfinden können. - Ja, es wird mehrere Einweihungen geben, eine davon noch dieses Jahr und sie wohl Mitte Juli. - Das wird der Tag des "ersten Lichtes" werden, an dem das Teleskop zum ersten Mal seine Apparaturen in Betrieb nimmt. - Dem schließt sich eine lange, sehr lange Phase für Kontroll- und Justierungsarbeiten an, bis dann in 2008 der "Tag Eins" stattfinden wird, an dem nun die Wissenschaftler ihre Arbeit mit dem Teleskop aufnehmen können. - Das Grantecan wird unter der Schirmherrschaft des "IAC", des Instituto de Astrofísica de Canarias betrieben und auch wenn es eine Zusamenarbeit mit mehreren Ländern gibt, unter anderen den Vereinigten Staaten von Amerika und Mexiko, bedeutet dieses Observatorium auch für Spanien den Eintritt in die Weltspitze der astrophysikalischen Forschung. - Nun wird an den Einladungskarten gefeilt, zum "ersten Licht" soll auch das Königshaus vertreten sein, durch dem Prinzen Don Felipe und im Jahr 2008, also zur Inbetriebnahme hört man solche Geschichten, dass Brian May, Gitarrist von Queen, uns auch beehren kommt und vielleicht sogar ein Sternenlied komponiert. - Viel mehr Information und auch die Beschreibung der angewandten Technik bekommt man am besten auf der Webseite des "IAC" selbst. - HIER



Mittwoch 04.04.07 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 21,6 Grad - niedrigste Temperatur 11,4 Grad

Vernunft ist niemals ausgeschlossen

Manchmal entdeckt man sie, diese kleinen Vernunfthappen, die man uns zwischen mehreren Hurrameldungen eigentlich lieber vorenthalten würde. - Das kanarische Parlament hat erkannt, dass wir auf unseren Insel zu viele Autos haben, auch zu viel damit fahren und dass der irrationale Gebrauch privater Kraftfahrzeuge die Umwelt schädigt, die Lebensqualität senkt und so gar nichts mit der so oft benannten nachhaltigen Entwicklung zu tun hat. - Unser Parlament ist grün geworden könnte man nun meinen, aber so weit ist es noch nicht, es ist momentan politisch opportun, wahltechnisch sogar erforderlich, dass man sich den grünen Kittel umwirft. - Vernünftig ist es trotzdem, steht aber halt leider völlig im Widerspruch zu dem, was man uns sonst Jahr ein Jahr aus an Erfolgmeldungen um die, bereits weich gehörten Ohren haut. - Wenn wir weniger Autofahren sollen, dann brauchen wir doch auch keine weiteren Straßen, oder? - Der Luftverkehr soll zugunsten der Schifffahrt ein bisschen zurücktreten, dafür wohl verdreifacht man die Kapazität unseres Flughafens. - Das Hauptproblem an dem, nun medial verpflichtetem Umweltgesäusel ist, unsere Wirtschaft lässt derzeit noch keine Vernunftentscheidungen zu, wir sind weiterhin auf Wachstum angewiesen und der größte Feind des Wachstums ist nun mal der Verzicht. - "PIB" ist hier nach wie vor das Zauberwort, steigt der PIB, dann geht es uns gut heißt es, schwächelt der PIB, dann müssen wir sofort die Wirtschaft mit Steuergeschenken anheizen. PIB heißt nichts anderes als Bruttoinlandsprodukt, hier halt Producto Interior Bruto. - Allerdings würden wir das nie komplett aussprechen, das liegt uns nicht, so etwa kompliziertes wie das Bruttoinlandsprodukt muss verniedlicht werden, so als könnte man es in der Tasche tragen, so als könnte man sagen, du, ich war gerade mit PIB in der Kneipe ein Bier trinken, ihm geht es gut.

Vernunft kann halt bedeuten, dass es dem goldenen Kalb PIB an den Kragen geht, man stelle sich nur vor, wir würden tatsächlich weniger Autos kaufen, fahren, waschen, mit Spoiler und Fuchsschwanz versehen, schon nagt das am PIB. Es kann noch viel, viel schlimmer kommen, wenn man sich dann auch noch besinnt, dass man vielleicht sogar zu viele Häuser hat und man anstatt weitere zu bauen, vielleicht mal die vorhandene Substanz nutzt, oder so weit renoviert, dass man wieder wunderbar in einem Altbau wohnen kann, dann geht das dem lieben PIB aber ordentlich an den Kragen. - Also, lobbyorientierte Politik darf eigentlich solch PIBschädigende Aussagen gar nicht machen, es sei denn, die Bevölkerung ist so weit sensibilisiert, dass man mit den früheren Kernaussagen wirklich nur noch Lacher erntet. - Da sind: Der Schlot muss qualmen, oder die Aussagen noch heute tätiger Politiker auf dieser Insel: La Palma geht es gut und immer besser, der Zementverbrauch ist um 15% gestiegen und die Zulassung der Autos um 10%, so gut haben wir regiert. - Das ist übrigens kein trauriger Witz von mir, wir haben wirklich noch Leute in der legislativen Kaste, welche anhand des zunehmenden Zementverbrauches die steigende Lebensqualität erklären. - Erst wenn man aus Vernunft genügend Geld erwirtschaften kann, sei es mit Bio-Produkten, stärkerem Regionalkonsum, öffentlichen Verkehrsmitteln und Gewinnung von alternativen Energien, dann kann umgePIBt werden. - Ganz abstrakt ausgedrückt, wenn Shell erst mal der größte Lieferant von Sonnenenergie ist, Daimler(halb)Chrysler den Weltmarkt an CO² vernichtenden Perpetuum mobiles beherrscht, dann kann sich auch der PIB, trotz so konsumschädlichen Verhaltens wie, zu Fuß gehen, wieder erholen. - Immerhin, der Klimaschock macht es möglich und aus George Bush einen Klimaschützer. Diese Manie hat jetzt bis ins Kanarische Parlament durchgeschlagen und ich bin mal gespannt, wie man uns in Zukunft Megaprojekte wie Autobahnen und Flugplätze auf diesen Inseln verkaufen will. - Ach ja, da war ja noch der PIB…



Mittwoch 04.04.07 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

And the winner is: Vino de La Palma

Prämiert, gelobt und trotzdem Absatzschwierigkeiten. Zwei palmerische Weine haben wieder mal auf einer Weinverkostung erste Plätze abgeräumt. - Dabei handelt es sich nicht um das Ergebnis einer Verkostung im "Freundeskreis des palmerischen Weines", sondern auf der Weinmesse "Concurso de Vinos de La Alhóndiga", die jährlich in Tacoronte auf Tenerife stattfindet und von einer Stiftung, die sich um den Wein der Region bemüht, organisiert wird. - So hat Wein, der nicht aus der Gegend ist also eher einen "Standortnachteil", aber man versichert eh jedes Jahr aufs Neue, keiner der Tester weiß auch nun annähernd, welches Produkt und von welcher Kellerei er eben verkostet. - Jedes Jahr erhalten dort auch Weine aus La Palma gewisse Lorbeeren und dieses Jahr sogar zwei erste Plätze, das kann man doch vorzeigen.

Dabei fällt eines aber immer wieder auf, die Rotweine La Palmas haben keinen Preis gewonnen all die letzten Jahre, sondern immer unsere Weißweine aus dem Norden der Insel und nun auch noch ein Rose, ebenfalls aus dem Norden. - Da ich selbst keinen Wein trinke, muss ich mich immer auf das Urteil unserer Gäste verlassen und auch da geht die Meinung ganz klar in Richtung Weißwein aus La Palma und eben besonders aus den Bodegas im Norden. - In den Kneipen selbst, also unter Palmeros sieht das (noch) ganz anders aus, da kommt höchsten ein Glas Weißwein auf 15 ausgeschenkte Gläser des roten Trunks. - So etwa sieht es auch noch bei der Anbaufläche und den Keltermethoden aus, nicht nur die drei Rekordernten hintereinander haben auf La Palma einen gewaltigen Weinsee produziert, es wird zu wenig Weißwein gekeltert und man traut sich zu wenig Innovatives zu, sondern macht das was man immer gemacht hat, Rotwein. - Nun aber endlich die Gewinner: In der Kategorie halbtrockene Weißweine gewann: Viña Traviesa semiseco und bei den Roseweinen, Vega Norte rosado. - Das sollte unseren Winzern doch mal Ansporn sein, darüber nachzudenken, ob man wirklich alles immer so wie früher machen soll, besonders wenn (fast) alle das gleiche machen.


Vega Norte aus La Palma

Unsere Straße der Besten...



Dienstag 03.04.07 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 19,1 Grad - niedrigste Temperatur 12,5 Grad

Herberge Nummer Drei

Es geht voran im Lande Perestelo, neben den Großprojekten, die hier bereits viel zu oft erwähnt worden sind, weil sie einfach so erdrückend unsinnig sind, kommen die kleinen Schritte, die damit dem Inseltempo eher gereichen, auch voran. Nach den Herbergen in Garafía und Tijarafe, schließt sich nun die dritte Wandererherberge an, in Puntallana, nördlich der Hauptstadt gelegen. - Genauer gesagt heißt das kleine Refugium "Albergue de La Fuente" und dieses stellt auch immerhin 34 Betten zur Verfügung. Weiter bietet man natürlich Gemeinschaftsräume und Waschräume an und kleine Küchen, in denen sich die Wanderer dann ihr wohl verdientes Abendmahl bereiten können, so wie das in den anderen Herbergen auch der Fall ist. - Allerdings handelt es sich bei den Einweihungen mal wieder um "Voreinweihungen" der normalen Art, noch sind die Herbergen nicht bezugsfertig und man muss sich noch einig werden, wie man den Betrieb eigentlich so im Alltag betreibt. - Allerdings will man vor den Kommunalwahlen am 27. Mai möglichst viel einweihen, man erhofft sich damit natürlich die Wählerweihe. - Um das weitere Geschehen der Herbergen wird sich die "Sociedad de Promoción y Desarrollo Económico de la Isla" kümmern, eine inseleigene Institution, die wohl die Herbergen nicht selber betreiben wird.

Ob es dann private Initiative wird und damit ein Geschäft, oder ob die Herbergen von den Gemeinden oder der Insel betrieben werden, das ist noch nicht völlig ausgereift. - Schließlich würde man ja als Gast der Insel und möglicher Herbergsbenutzer gerne mal den späteren Ablauf wissen, wo ruft man an um zu buchen, was kostet ein Lager für eine geruhsame Nacht, was muss man mitbringen außer Zahnbürste und Hühneraugenpflaster. - Gibt es Handtücher, Bettwäsche, gibt es dort Proviant zu kaufen oder muss man das Huhn vom Nachbarn stehlen und alle diese Frage brennen einem doch direkt auf der Wandererszunge. - So weit ist es noch nicht, aber es geht zumindest in eine gute Richtung, eines Tages kann man dann La Palma zu Fuß gemütlich, nicht in Gewaltmärschen nach Reinhold Messner erlaufen, denn 6 Herbergen sollen das in der Zukunft ermöglichen, drei davon sind zumindest schon mal "voreingeweiht". Die sechs Herbergen sollen in Puntallana stehen in Garafía und Tijarafe, das sind die drei theoretisch fertigen, dazu kommen dann noch San Andrés y Sauces, eine in Mazo und eine in Fuencaliente. - Bitte noch vor den Golfplätzen bauen und in Betrieb nehmen, ich wollte die Insel noch mal pre-Handicap zu Fuß umrunden.



Dienstag 03.04.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1014 hPa

Milchmädchendenkmal

Was es nicht so alles gibt auf La Palma. In Breña Alta hat man nun eine Statue, welche eine Milch tragende Frau darstellt eingeweiht, die als Denkmal für eine sehr schwere Tätigkeit und noch dazu schlecht entlohnten Dienst dienen soll, die "Lechera". - Das Wort bedeutet eben nicht nur Milchkanne, sondern auch Milchfrau, oder Mädchen, ganz wie man will, oder wie es dem Alter entsprechend ist. - Dass wir uns nicht gleich von Anfang an missverstehen, wir sprechen hier von Ziegenmilch, welche die Frauen zu tragen hatten… - In Breña Alta gab es viele Ziegen und in der Hauptstadt Santa Cruz viele "Städter", die längst keine Ziegen mehr im Hause hatten, sondern sich lieber die Milch bringen ließen. Daraus entwickelte sich ein netter Handel, in Breña hielt man die Ziegen, melkte diese und für den Transport in die Stadt nahm man sich die jungen Mädchen aus dem Ort, die sollten die Milch dann früh morgens in die Stadt schleppen.

Von Behältnissen mit an die fünfzig Liter Milch wird bereichtet, die einige von den Trägerinnen zu bewältigen hatten, Schwerstarbeit, auf steinigen und steilen Pfaden diese Last unfallfrei die 10 Kilometer in die Hauptstadt zu schaffen. - Wenn eines der Mädchen hinfiel, dann war die Milch natürlich weg, Tageslohn futsch und auch der Groll des Bauern war einem sicher, dessen Milch man da in die Stadt zu tragen hatte. - Denn es handelte sich dabei nicht immer um Milch aus der eigenen Herde, wer viele Ziegen hatte, der konnte es sich leisten, jemand anderen die Milch ins Tal tragen zu lassen, die eigenen Kinder wurden geschont. - Das war schon damals so. Die Last wurde auf dem Kopf getragen, abgefedert mit einem gewickelten Tuch, darauf der geflochtene Korb und darin die Milchkannen, die das teure Gut für die Hauptstädter enthielten. Wer aus den südlichen oder westlichen Teilen Breñas kam, also einen noch weiteren Weg hatte, der lief noch morgens im Dunkeln los, den Weg mit einer Fackel aus Teaholz beleuchtend. - Vor dem steilen Abstieg zur Hauptstadt trafen sich die "Lecheras" an einem bestimmten Ort, um sich gegenseitig zu helfen und die Last für ein paar Minuten abzunehmen. - Das Problem bei um die 50 Kilo Last in mehreren Behältnissen, hatte man die Kannen einmal runter von Kopf, dann bekam man diese nicht wieder ohne fremde Hilfe hoch. Um den Mühen noch eine weitere hinzuzufügen, am Ortseingang der Hauptstadt warteten dann die Aufseher auf die Trägerinnen und erst wenn man kontrolliert hatte, dass der Milch kein Wasser beigemischt war, dann durften die Frauen die Milch bei ihren Kunden abliefern und wieder zurück nach Breña gehen, um am nächsten Tag dann wieder mit 50 Kilo Milch auf dem Kopf in die Hauptstadt zu laufen. - Das Photo dazu, mitsamt der Geschichte gibt es HIER, aus "Canarias 7"


Lechera in Garafía

Dass es immer noch "Milchmädchen" auf La Palma gibt, beweist dieses Photo aus Garafía, welches uns Wolfgang Hempel zur Verfügung gestellt hat.



Montag 02.04.07 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 17,2 Grad-Freinripp* - niedrigste Temperatur 13,4 Grad

Temperaturen im freien Anstieg

Es gibt sie, diese Tage im Frühjahr, wenn es in Mitteleuropa wärmer ist als auf La Palma. - Für die Kanaren komplett kann man da nie sprechen, zu unterschiedlich sind die "Kleinwetterlagen", es kommt auf die Himmelsrichtung an, die Höhenlagen und überhaupt, von welcher Insel wir denn sprechen. - Die Tageshöchsttemperatur bei uns im Westen waren heute 17,2 Grad, in machen Regionen Deutschlands erreichte man auch heute wieder die 20 Grad Marke. - Wie kann das sein? - Ganz einfach, wir haben keinen Wind, damit keine Sonne und die kühle Luft des Passats alleine treibt die Temperaturen halt nicht über die so notwendige 20 Grad Marke. - Bei Windstille in den unteren Zonen bleibt die selbst produzierte Feuchtigkeit der Insel bei etwa 900 Meter an einer Sperrschicht hängen und formt dort das dann so typische Wolkenbild über unserer Insel. - Überall dort wo Insel ist, da sind auch Wolken und über dem Meer ist es frei. - Käme auch nur ein bisschen Wind auf, dann löst sich diese Sperrschicht auf, und die feuchte Luft kann in die oberen Schichten entweichen, dann stehen auch keine Wolken mehr über dem Aridanetal. - Allerdings ist für morgen bereits wieder echter Bauknecht angesagt, dann die ganze Woche lang steigende Temperaturen und vielleicht zum Wochenende hin, als Krönung, ein kleines Tief mit Regen aus dem Westen…

So passt eine heutige Meldung von Fernando Bullón nicht ganz in die aktuelle Wettersituation, seine Hinweise hätte man besser morgen abgedruckt, aber so ist das nun mal. Fernando Bullón ist der Kachelmann La Palmas, mit allen Wolken und Passaten gewaschener Meteorologe, der sich auch sehr für Klimatologie interessiert und häufig über die Insel tingelt und Vorträge zum Klimawandel gibt. - Unbedingt hörenswert. - Fernando Bullón nennt uns ein paar Statistiken, welche die Ostseite der Insel mal wieder als touristisch schwer verkäuflich tituliert, weil Tourismus irgendwie auch immer an das Wetter gekoppelt ist, besonders für Mitteleuropäer, die ein paar tausend Kilometer weit fliegen. - 3.235 Sonnenstunden nennt Bullón für die Westseite, speziell für das Aridanetal, dagegen nur 1.848 für die Ostseite der Insel, ein kräftiger, aber nicht unbekannter Unterschied. Aus den Aufzeichnungen seit 1972 geht auch hervor, dass es im Westen 189 Tage im Jahr gibt, die völlig wolkenfrei sind, im Osten der Insel reduziert sich diese Anzahl auf klägliche 25. - Natürlich hängt das alles mit unserer Lage in Südosten des Azorenhochs zusammen und mit der Orographie La Palmas. - Steil ragen das Massiv der Caldera, die Cumbre Nueva und Cumbre Vieja auf und trennen meteorologisch die Insel in zwei komplett unterschiedliche Klimazonen. - Im Osten der Wasser spendende Passat und dort stauen sich die Wollen an den hohen Bergen, der Westen bleibt dann wolkenfrei. - Ungerecht scheint das zu sein, aber wer hat gesagt, dass diese Welt gerecht ist. - Die "Ossis", also die Menschen, welche La Palma auf der Ostseite genießen, würden dennoch nie mit uns "Wessis" tauschen, zumindest tun sie so. - Aber heute herrscht Gerechtigkeit, heute hat keiner Sonne…

*Grad-Feinripp ist neben Kelvin, Fahrenheit und Celsius eine nicht sehr weit verbreitete Temperaturskala, die ausschließlich für widerwärtige Temperaturen im Aridanetal und Hüfte abwärts verwendet wird. - Wann, das bestimme ich.



Montag 02.04.07 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1014 hPa

Wahlkampfhilfe für die Bürgerlichen

Der große Mann der spanischen Partido Popular, Mariano Rajoy, kommt heute Abend nach Los Llanos, um dort seine bürgerlichen Kollegen für den Kommunalwahlkampf zu unterstützen. - Die haben das auch nötig, die Partido Popular hat auf den Kanaren durch die Korruptionsvorwürfe und dem diktatorischen Führungsstil des Manuel Soria aus Gran Canaria einiges an Zustimmung bei der Bevölkerung verloren. - Dazu kommt, mit der Partei CCN Centro Canario, auch Konkurrenz aus den eigenen Ex-Reihen, viele unzufriedene Anhänger der bürgerlichen Mitte haben sich hier inzwischen dieser Gruppierung zugewandt. - Der Geschäftsmann Ignacio Gonzales aus Tenerife lässt es sich enorme Summen kosten, den Wahlkampf für diese Partei zu finanzieren, die sich auf La Palma in diesen Kommunalwahlen das erste Mal den Wählern stellt. Gerade hier auf La Palma hat die Partido Popular sehr an Gestalt verloren, da sie immer nur willfähriger Mehrheitsgeber der Coalición Canaria war, ohne je eigene Glanzpunkte setzen zu können.

Nun soll Mariona Rajoy da wieder gute Stimmung verbreiten und die wackeligen Bürgerlichen erneut auf den "rechten Weg" führen. - Mariano Rajoy ist der Nachfolger des rechts auslegenden Spätdemagogen José María Aznar, der in seinen acht Jahren Regierungszeit wirtschaftlich große Erfolge zu verbuchen hatte, aber gesellschaftlich immer haarscharf an ganz düsteren Zeiten dieses Landes geschnuppert hat. - Mariano Rajoy stand seinerzeit, wenn Aznar mal wieder zampanogleich am Rednerpult die Welt erklärte und Gut und Böse verteilte, immer wie ein kleiner stummer Schulbub hinter ihm und es war einem, als wollte er mit seinem betroffenen Gesichtsausdruck den Leuten signalisieren, lasst ihn noch ein paar Wochen, dann ist er weg und kann keinen weiteren Schaden anrichten, er wollte doch nur spielen. - Aznar ist weg und sucht immer noch Massenvernichtungswaffen im Irak und nun steuert Mariano Rajoy die spanischen Bürgerlichen, deren größter Wahlkampfhelfer und Themenlieferant der Reformderwisch José Luis Zapatero ist, der seinerzeit Mariano Rajoy das sicher geglaubte Regierungspräsidentenamt wegschnappte. Der Sozialist Zapatero lässt im Sog seiner gesellschaftlichen Reformen, die durchaus fortschrittlich sind, einen unangenehmen Freiraum, der auf bürgerliche, kirchliche und nationale Kreise äußerst verstörend wirkt. - Mariano Rajoy versucht diesen Raum auszufüllen, bleibt so wieder nur zweiter Mann, erst als ewiger Nachfolger, nun als erster Oppositioneller. - Mehr füllt er auch nicht aus, aber mit dumpfer Kritik und, auch in tausend Jahren noch geltenden Parolen, lässt sich trotzdem Wahlkampf machen. - Vielleicht könnte er mehr, manchmal meint man ein Funkeln in seinen Augen zu entdecken, aber der Bewegungsspielraum für Politiker der Partido Popular ist nicht sehr groß, das Korsett aus industrieller Lobbyisten, Nationalen und Kirchenkreisen lässt keine wirklich neuen Schritte zu. - Ob man so etwas wählen kann, das muss jeder für sich entscheiden, aber anhören kann man sich das ja mal, heute 20:00 Uhr im Mehrzweckpavillon "Camillo León" von Los Llanos.



Sonntag 01.04.07 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 20,9 Grad - niedrigste Temperatur 12,8 Grad

Das Tor zur Neuen Welt, oder zum Neuen Geld

Wer kleckert ist ein Feigling und nur wo gebaut wird, da lässt sich etwas verdienen. - Natürlich entstehen dabei auch Arbeitsplätze und spätestens seit dem Tunnelbau haben wir gelernt, dass man locker mit Werksverträgen dann hier auch Weißrussen und Ukrainer arbeiten lassen darf, für einen Euro die Stunde, damals am Tunnel waren es noch Polen. - Der immer noch jungfräuliche Hafen von Tazacorte soll wieder mal verlängert werden, ganz nach dem Motto, wenn ihn schon keiner braucht, dann soll ihn wenigstens jeder sehen. - Über einen Kilometer lang wird dann die Mole ins Meer ragen und so jedem Sturm aus Westen trotzen, damit die Schiffe sich dort stapeln können. - Den Sturm aus Westen hat dabei allerdings noch keiner gefragt… 60 Millionen Euro sollen so erneut in den Atlantik gekippt werden, erste Schätzungen sprachen gar von 80 Millionen Euro und wenn man daran denkt, dass jedes Großprojekt mindestens um 30% teurer wird als vorhergesehen, dann leistet man sich dort sicher einen der teuersten Spazierwege der Geschichte. - Auch eine noch längere Hafenmole kann ein Problem des Hafens von Tazacorte nicht ändern, außer den Fischern und Sportbooten braucht niemand diesen Hafen, weil außer San Borondón und Mexiko nichts weiter auf unserer Westseite liegt.

Immer die Gleichen reden von der positiven Zukunft, welche der Ort Puerto de Tazacorte mit dem neuen Hafen haben wird, mit den selben Worten die sie auch schon benutzt haben, als man im Jahr 2002 den neuen, und bald wieder alten Hafen, für 20 Millionen Euro eingeweiht hatte. - Auch damals versprach man Fährverkehr, Frachtschiffe und Kreuzfahrer und keiner kam, außer einiger Ehrenrunden der Volcán de Tauce, die aus El Hierro kommend gnädig und wohl subventioniert im Hafen von Tazacorte anlegte, um dann weiter nach Santa Cruz zu fahren. - Es bleibt auch mit dem erneuten Ausbau des Hafens so, all unsere Fracht geht zunächst nach Tenerife und wird von dort dann auf die Halbinsel geschickt und so kommen auch alle Güter wieder zu uns. Tenerife liegt aber fast zwei Stunden weiter weg von Tazacorte als unser großer Hafen in der Hauptstadt, warum dann die Frachtschiffen den teuren Umweg machen sollen, das kann keiner erklären. - Fährschiffe von und nach Tenerife suchen die gleichen Argumente und die einzige Insel, die näher an Tazacorte liegt als an Santa Cruz ist E Hierro und vielleicht gibt es ja 30 Menschen, die täglich von unserer Insel nach El Hierro wollen oder umgekehrt, die nehmen sowieso das Flugzeug. - Auch spricht man von Kreuzfahrschiffen, die dann im Hafen von Tazacorte anlegen sollen und man müsste mal die Reedereien fragen, ob die nicht lieber in Santa Cruz ihre Gäste ausladen, da ist eine interessante Stadt, denn mit allem gebührenden Respekt vor dem kleinen Fischerort Puerto de Tazacorte, was sollen dort 2.000 blasse Engländer sehen, außer einem Millionengrab an Hafen. - Betrachtet man das Bild, welches den neuen Hafen darstellen soll, dann fällt auch auf, dass vom "Alten" (2002) nichts mehr übrig bleibt, die damals ausgegebenen 20 Millionen sind also auch verschwunden. - Schade um die schöne Mole. - Man erklärt nun den kommenden Bau so auch als "Stufe 2" des Ausbaus, als wäre im Jahr 2002 nur die erste Baustufe in Betrieb genommen worden, das soll die Abschreibung der ersten 20 Millionen wohl erträglicher machen. - Mir soll das eigentlich egal sein, es ist sowieso zu viel Geld unterwegs, aber eben nicht überall. - Wenn ich erlebe, dass in El Paso kein Geld da ist, um die alte Schule für die Kleinkinder wieder fit zu machen und nun die Gemeinde selbst den Umbau macht, obwohl es Sache der Provinzregierung ist, dann stellt sich immer wieder die gleiche Frage, wer hat denn was davon, dass wir so viele monumentale Bauvorhaben planen. - Es kommen nicht mehr Flugzeuge, bloß weil das Flughafengebäude größer gemacht wird, es kommen nicht mehr Gäste nur weil man mehr Hotelbetten baut und es kommen nicht mehr Schiffe, nur weil die Hafenmole verlängert wird. Allerdings glaube ich wohl zu wissen, wer etwas davon hat, nur ist das zu böse um es hier zu schreiben, aber ich denke mir einfach mal, das wissen Sie auch so.


Photo geklaut aus La Opinion
Der neue, neue Hafen



Der alte, neue Hafen



Sonntag 01.04.07 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa

Golf wird Schulsport auf La Palma

Progressiv muss man die Dinge angehen und das hat man hier erkannt. - Waren doch die 5 geplanten Golfplätze auf La Palma bislang nicht unbedingt Publikumslieblinge, so geht man nun einen echten Schritt nach vorne und bindet die Bevölkerung nachhaltig in den Betrieb der Golfplätze mit ein. - Nicht nur, dass alle Palmeros selbstverständlich ohne Gebühren zu bezahlen diese Einrichtungen nutzen können, auch die zukünftigen Generationen sollen dem Golfsport auf La Palma zu einem wunderbaren Boom verhelfen. - Golf als Schulsport kommt bereits ab dem nächsten Schuljahr, Inselregierung und zwei, nicht genannt wollende Sponsoren, beginnen mit der Ausrüstung der Schulen bereits noch während der Schulferien. - Zuerst werden allerdings nur die Schulen der "Enseñanza Secundaria", also ab der 7. Klasse mit Golfschlägern und reichlich Bällen ausgerüstet, im folgenden Jahr dann auch die unteren Jahrgangsstufen und 2009 will man auch die Vorschulklassen dann mit einem Handicap versehen. - Die Firmen Komperdell und Nike werden auch kooperieren, schließlich geht es darum, etwa 6.000 Schüler mit Golfschlägern und Kleidung zu versehen, da kann man sich auch ein lockeres Geschäft über Par erwarten. Dazu kommt natürlich noch der positive Effekt der Werbung, die dabei für die Firmen möglich ist, wenn die ersten Schüler oder Jungendmeisterschaften hier auf La Palma ausgetragen werden. - Komperdell wird extra zwei neue Schlägersets entwickeln, die sich nach neuesten wissenschaftlichen und technologischen Gutachten richten, man will das Arbeitsgerät extra an palmerische Verhältnisse angepasst an die Schüler weitergeben. - Dabei soll auch extrem an der Seitenwindanfälligkeit der bisherigen Produkte gefeilt werden, erste Studien unter dem Arbeitstitel "Who the hell is Passat" ließen sich auch noch bei Windgeschwindigkeiten über 70 Knoten von Jugendlichen hervorragend stabilisieren. - Später will man die kompletten Sets, für Anfänger und Fortgeschrittene, unter dem Titel "La Palma Brisa" auch in den öffentlichen Handel bringen. - Nike will unsere Golfpennäler standesgemäß einkleiden, Wind und Regenjacken in feinem, trageleichtem und selbstventilierendem Basaltfleece, sollen unter der Handelsmarke "Taburiente fuerte" auch später für den boomenden Golfmarkt in den Ländern Lateinamerikas herhalten.

Unsere alten Füchse aus der Inselregierung sind sich sehr wohl bewusst, dass es unabdingbar ist, die Bevölkerung in solch große Pläne, wie es der Bau dieser vielen Golfplätze nun mal darstellt, ganzheitlich einzubeziehen. - Da muss man natürlich bei den jungen Menschen anfangen und natürlich werden damit die Eltern auch automatisch an den Golfsport herangeführt, ich werde es mir auch nicht nehmen lassen, meinen Töchtern auch mal den Schläger aus der Hand zu nehmen und damit versuchen, den bösen Maulwürfen den Kopf abzuschlagen. - (Eigentlich schade, dass wir hier keine Maulwürfe haben, die kleinen Tausendfüßer trifft man doch kaum) - Aber das ist noch nicht alles, auch die öffentliche Wirtschaft wird gefordert sein, den Golfsport zum echten La Palma-Breitensport zu entwickeln, man möchte lokale Firmen als Sponsoren der Jungendmannschaften sehen, die hier auf La Palma eigene Liegen spielen werden. - Ein paar Firmen haben bereits ihr Unterstützung zugesagt, so könnte es bald im nächsten Jahr ein Ligaspiel geben der "Mojo Virginia Fighting Bichos El Paso" gegen die "Vinos Teneguía Green Grabbers Fuencaliente". - Nun ist ja sicher auch der eine oder andere golfkundige Leser unter uns und wird mit recht anmahnen, Golf sei keine Mannschaftssportart und damit liegt der brave Kritiker richtig, - noch. Aber, wie in so vielen Bereichen ist La Palma als absolute Avantgarde zu bezeichnen und man muss kein Prophet sein und auch kein Lokalpatriot wenn man behauptet, La Palma wird den Golfsport revolutionieren und aus dem Beckenbauer-Langeweiler-Geklüngel-Image endgültig befreien.

Schließlich waren es auch weitsichtige palmerische Politiker, die mit höchstem ökonomischen Erfolg aus dem plumpen Wort Nachhaltigkeit eine shareholderkongruente Vokabel machten, da müssen sich alle anderen Volkssportarten warm anziehen, wenn die endemisierte palmerische Version des Golf seinen Siegeszug über die Courts der Welt antreten wird. - Auch da haben unsere Alphabürger wieder genaue Bevölkerungskenntnis bewiesen, mit dem Golf, wie man es bislang auf den Plätzen der Welt gespielt hat, kann man auf La Palma keine Volksseele aus der Kneipe locken. Da muss erst ordentlich Pfiff in das Spiel, dann kommen sogar Zuschauer und um diese bilden sich wiederum Keimzellen der lokalen Wirtschaft, also Kioske, in denen man ein bisschen was gegen sein Handicap trinken kann. Wenn man erst die Cheerleaders (unbekleidet von Gucci) auf das Grün lässt, dann ist auch dem Fernsehen endlich der Weg hin zu dieser neuen Breitensportart geöffnet und später wird man dann über die Verteilung der Gelder aus den Übertragungsrechten verhandeln können. - In der palmerischen Version treten immer zwei Mannschaften pro Loch gegeneinander an, es wird regelrechte Aufstellungen der Mannschaften geben. Rund um den Spielführer, dem "halfcenter", gruppieren sich der oder die (man denkt auch an gemischte Teams, männlich, weiblich und Politiker) "downbacks", die "quarterfiftys" und dann natürlich noch die "forwarddefensers", die mit schweren 25er Eisen die ersten Breschen in die gegnerische Mannschaft fräsen sollen. Es gewinnt die Equipe, welche zuerst ihren Ball im "groundzero" (Loch) versenkt und die andere Mannschaft versucht dieses natürlich zu verhindern. - Der internationale Golfverband hat diese Regeländerungen noch nicht anerkannt, aber die nationalen Verbände Libyens und Nordkoreas haben bereits Einlenken signalisiert, auch dort erwartet man sich mit diesen simplen Regeländerungen deutlich mehr Zuspruch dieser Sportart unter freiem Himmel und auf grünem Rasen.


Neue Wege braucht der Golfsport

Forewarddefenser und Putter der "Mojo Virginia Fighting Bichos El Paso". - Die praktischen 26er Eisen der Forewarddefensers sind eine konsequente Weiterentwicklung der Serie "Once in a lifetime"




Familie Ellen & Simon Märkle

Kontaktinformationen