La Palma Aktuell
Kalenderblatt für den Juli 2004



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Wetter:

Bis auf die letzte Woche war der Juli ein ganz normaler Sommermonat mit stetigem Nordostpassat. Mal weniger stark, mal ein bisschen heftiger. Temperaturen von nachts etwas über 20 Grad und tagsüber knapp an die dreißig Grad Grenze, so stellen wir uns einen Sommer vor. Konstant gleich hohe Luftfeuchtigkeit von um die 70% und der Luftdruck schwankt ganz wenig zwischen 1015 und 1020 Hektopascal.

Gehen wir noch mal auf die Luftfeuchte ein. Ich werde immer wieder darauf angesprochen, ob das denn stimmt mit der hohen Luftfeuchtigkeit. Das stimmt, hängt aber auch von der Höhe ab in der man misst. Bei uns auf knapp 500 Meter liegen wir fast immer um die 70%, auf Meereshöhe etwa 80%. Geht man aber in die Berge, also weiter weg vom Meer, dann sinkt dieser Wert drastisch bis auf kontinentale Werte um die 30 - 40%. La Palma hat halt nah am Wasser gebaut und der Nordostpassat trägt in den unteren Schichten sehr feuchte Luft zu uns heran.

Keine Regel ohne Ausnahme, die letzte Juliwoche bescherte uns und unseren Gästen eine der wenigen ungemütlichen Wetterphänomene die wir kennen. "Calima" nennen wir das Wetter, wenn wir in den Einfluss kontinentaler Luftmassen geraten. Und der nächste Kontinent heißt Afrika und auf unserer Höhe liegt die größte Wüste der Welt, die Sahara. Eigentlich behält die Sahara ihr eigenes Wetter schön für sich, denn das starke und stabile Azorenhoch sorgt dafür, dass das thermische Tief über Nordafrika an seinem Platz bleibt. Nur so ist es möglich, als direkter Nachbar zur Wüste, ein blühender Garten zu sein.

Wenn nun das Azorenhoch schwächelt, oder sich unerlaubt von seinem Platz entfernt, dann gerät dieses wunderbare Gleichgewicht aus den Fugen und die Sahara kann uns besuchen kommen. Das dauert meist nur ein paar Tage und nur selten weht dabei der gefürchtete Wind Levante, oder wie wir hier sagen "africano". Meistens hängen wir ein paar Tage im Dunst, die Temperaturen steigen an, aber mehr passiert nicht. Die Nähe der einzelnen Inseln zum Kontinent bestimmt die Heftigkeit dieses Wetters, je näher an Afrika um so mehr Staub und Sand aus der Sahara kommt an.

Manchmal kommt es aber vor, dass dieses große thermische Tief über Afrika von einem kleinen aber kräftigen Hoch an den nördlichen Ausläufern der Sahara gestört wird. Dieses Hoch bringt die Luft nun in Fahrt und bläst die heiße Luft aus der Sahara von Ost nach West. Schlecht wer da im Weg steht und wenn man sich die Weltkarte mal ansieht, dann erkennt man ganz schnell, wir stehen da im Weg. Zunächst kommt die heiße Luft nur in den Höhen an und dann gibt es aberwitzige Temperaturunterschiede auf La Palma. In Meereshöhe noch geschützt und vielleicht 26 Grad, dann kann man auf 2.000 Meter Höhe schon locker die 40 Grad Marke erreicht haben. Zunehmend mischen sich dieses Luftschichten allerdings und am Ende dieses Zyklus ist es dann unten wieder wärmer als oben.

Der Wind weht dann meist aus Ost, Südost oder Nordost. Ost ist allerdings immer dabei und so kommen wir zum nächsten Wetterphänomen dieser Insel, die Fallwinde. Immer wenn Wind aus Ost gegen die Insel bläst, dann müssen die Luftmassen unter dem sich plötzlich auftuenden Gebirgsmassiv der Insel zusammendrücken, steigen dann die Hänge empor und der nur 8 Kilometer lange Grat der Cumbre Nueva ist dann das Ventil, um diese gedrängten Luftmassen wieder zu entlassen. Auf der einen Seite wird die Cumbre Nueva vom Massiv der Caldera begrenzt, auf der anderen Seite von der Cumbre Vieja. Nun saust der Wind durch diesen schmalen Kanal auf die Westseite hinab, aber nicht als gleichmäßiger Sturm, sondern immer böig und immer überraschend dort, wo man es gerade nicht vermutet. Nur ein bis zwei Grad mehr nach Süd oder Nord, schon kommt die "Brisa" wie wir sagen, an ganz anderer Stelle an als noch Minuten zuvor. Bei Westwind, der allerdings viel seltener ist als Ostwind, dreht sich dieses Spielchen um und auf der Ostseite entstehen mächtige Fallwinde die auch den Flugverkehr an manchen Tagen im Jahr stark behindern können.

In der letzten Juliwoche brachte uns nun dieser klimatologische Betriebsunfall eine Kombination aus den heißen und extrem trockenen Luftmassen der Sahara und dem Phänomen Fallwinde. Dieser giftige und äußerst lästige Mix kann enorme Schäden in der Landwirtschaft auslösen, das ist leider jetzt auch eingetreten. Wie viel wirklich kaputt gegangen ist, das weiß man noch nicht, echte Zahlen wird es erst in ein paar Wochen geben, vorsichtige Schätzungen gehen von Verlusten in Höhe von 50 Millionen Euro aus.

Die beiden Wetterkarten zeigen links die normale Situation mit einem Azorenhoch am richtigen Platz und rechts, die für dieses unangenehme Wetter verantwortliche Lage vor ein paar Tagen.


La Palma Wetter am 15.07.04 La Palma Wetter am 26.07.04


Tourismus:

Der normale deutsche Sommer hat uns im Juli noch mal ein bisschen geholfen, die durchweg traurigen Statistiken der letzten Monate aufzumöbeln. Allerdings befinden wir uns weiter auf dem Weg nach unten, was die Belegungszahlen angeht. Auch der nationale Tourismus hat, entgegen der Angaben öffentlicher Stellen abgenommen. Statistiken lassen sich schönlügen, aber wenn man die Gastronomen, Autovermieter und Hoteliers befragt, dann kommt unisono die gleiche Antwort: Weniger als letztes Jahr.

Ich habe mich schon oft genug darüber aufgeregt, wie manche Stellen hier Zahlen manipulieren, ich will das hier nicht alles noch mal aufführen. Das rumfummeln an Statistiken ist keine rein palmerische Kunst, sondern überall auf der Welt weit verbreitet. Nur kann aber von statistischen Gästen kein Dienstleister leben und so bleibt nur harte Arbeit, da im Markt vertreten zu bleiben.

In diese Situation hinein platzt nun das neue Hotel in Fuencaliente und erhöht das Angebot der Bettenzahlen der Insel auf einmal um 10%. Dabei brauchen die kleinen Anbieter des ruralen Tourismus vor diesem martialischen Koloss keine Angst haben, wohl aber die bislang einzigen touristischen Großanlagen der Insel in Puerto de Naos und Los Cancajos. Es ist zu früh, bereits Bilanz zu ziehen, aber normalerweise läuft so etwas auf eine ruinöse Preisschlacht hinaus, mit den für alle bekannten Folgen.

Was zunächst für den Verbraucher vorteilhaft ist, er bezahlt weniger Geld, entpuppt sich nach den Gesetzen der Marktwirtschaft (man kann diesen Schluss allerdings auch mit Nachdenken erreichen), zur Spirale nach unten. Wucher ist genauso gefährlich wie billig, alles hat seinen Wert und wenn man glaubt diesen Wert für weniger Geld haben zu können, dann entwertet man eine Leistung und auch die Menschen, die dahinter stehen. Das nennen Ökonomen Deflation und gemeingefährliche Werbestrategen haben daraus den absoluten Dummspruch geschaffen: Geiz ist geil. Ich könnte noch stundenlang weiter schreiben, aber inzwischen hört es ja keiner mehr gerne, dass jeder dafür mitverantwortlich ist, wie gut es uns allen geht. Gut, dass meine Frau im Moment in Urlaub ist, die würde diesen ketzerischen Satz niemals durch ihre Zensur gleiten lassen...



Flora:

Von Peter Merle: www.semillas.de

Der Kanarische Fingerhut (Isoplexis canariensis) ist ein sehr seltener Verwandter der bekannten Fingerhutarten mit dem botanischen Namen Digitalis. Auf La Palma gibt es nur ganz wenige Exemplare an ihrem Standort im Nationalpark der Caldera Taburiente und kaum jemand wird eine Wildpflanze jemals gesehen haben. Eine weitere Art, Isoplexis isabelliana (rechts), benannt nach Königin Isabella von Kastilien, ist auf Gran Canaria extrem selten geworden und wird durch Wiederanzuchtprogramme, Erstellung von Genbanken und experimentellen Kulturen vor der Ausrottung bewahrt. Die Blütezeit der Isoplexisarten ist von April bis Juli und man hat beobachtet, dass sich der einheimische Zilpzap, ein kleines Vögelchen aus der Grasmücken-Familie, für den bitteren Nektar der Blüten interessiert und somit die Bestäubung besorgt. Resultat sind Tausende von ultrafeinen Samen, die vom Wind aus den geöffneten Samenkapseln geschleudert werden.

isoplexis isabelliana La Palma isoplexis isabelliana La Palma isoplexis isabelliana La Palma

Canarina canariensis, die kanarische Glockenblume, ist nicht weniger selten und wenn man mal eine blühende Pflanze im Baranco von Los Tilos zu Gesicht bekommt, so ist sie fast immer von Mitarbeitern der Parkverwaltung angepflanzt worden, um den Bestand zu sichern. Diese Pflanze ist hervorragend an unsere klimatischen Bedingungen angepasst und wächst nur in der kühleren und feuchten Jahreszeit. Während des trockenen Kanaren-Sommers zieht sie komplett in den Boden ein und überlebt als eine große Wurzel, während der oberirdische Teil völlig austrocknet. Kündigen die ersten tief hängenden Wolken über dem Atlantik den Beginn der Regenzeit an, so schaut Canarina schon bereits mit einem starken Trieb aus der Erde und beginnt nach den ersten Niederschlägen mit einem gewaltigen Wachstum, das in meterlangen Trieben endet. Mehr als hundert große Glockenblüten pro Pflanze sind keine Seltenheit und machen Canarina zu einer der schönsten Blütenpflanzen des kanarischen Archipels. Auch hier glaubt man als Bestäuber den Zilpzap identifiziert zu haben, Insekten scheinen sich für die enormen Nektarvorräte der Blüten jedenfalls nicht zu interessieren. Große, essbare Früchte werden ausgebildet, wobei es mindestens hundert andere Früchte gibt, die besser schmecken.

La Palma Canarina canariensis La Palma Canarina canariensis La Palma Canarina canariensis

Der einzige kanarische Ginster (Genista benehoavensis) zählt wohl neben z.B. den Echium Arten und dem Hochgebirgs-Wacholder Juniperus cedrus zu den seltensten Arten der subalpinen Wachstumsstufe im Gipfelbereich des Roque de los Muchachos. Eis und Schnee können diesem harten Burschen nichts anhaben, aber verwilderte (?) Ziegen hatten die Büsche immer wieder zurückgefressen. Durch Schutzzäune und Neuanpflanzungen hat man den Bestand gesichert und wenn nicht mal wieder im Rahmen einer ausser Kontrolle geratenen Feuerlöschübung ein paar Hektar abgebrannt werden, sollte sich auch noch die nächste Generation an diesem tollen Blüher erfreuen können.

Genista benehoavensis auf La Palma Genista benehoavensis auf La Palma Genista benehoavensis auf La Palma


Gesellschaft:

Ritt auf dem Vulkan.

Was ist dran an den Rumoren über einen möglichen Vulkanausbruch auf Tenerife, ich weiß es nicht und fast alle anderen wissen es auch nicht. Dinge die wir nicht kennen und begreifen können, machen uns ja seit jeher Angst. Auch wenn es im Moment ein lokales Phänomen auf Tenerife ist, beschäftigt uns aus gutem Grund die mögliche Eruption auf Tenerife sehr. La Palma war schließlich die kanarische Insel, auf der die jüngste Eruption stattgefunden hat, 1971 entstand dabei der Krater des Teneguía an der Südspitze der Insel. Seit der ersten Besiedlung der Insel durch die Portugiesen und Spanier im Jahre 1405, ist es zu sieben Vulkanausbrüchen auf der Insel gekommen:

1470-1492 Montaña Quemada
1585 Tajuya in der Nähe von El Paso
1646 Volcán San Martin
1677 Volcán San Antonio
1712 El Charco
1949 Volcán San Juan, Duraznero, Hoyo Negro
1971 Volcán Teneguía

Rechnet man das mal hoch auf das Alter der Insel, welches auf knappe 3 Millionen Jahre geschätzt wird, dann hat es seit der Entstehung La Palmas unzählig viele Vulkanausbrüche gegeben und nur diese Eruptionen haben aus La Palma das gemacht, was es heute ist. Nun kommt der kleine Schritt, der uns Laien so schwer fällt. Es ist normal, dass auf den Kanaren vulkanische Eruptionen stattfinden, die Entstehung der Inseln ist noch lange nicht abgeschlossen, Magma aus dem Erdinneren wird auch weiterhin das Aussehen des Archipels verändern.

Natürlich beunruhigt uns das und gerade jetzt mit der starken Zunahme der Erdstöße im Westen Tenerifes macht sich so manch Palmero wieder Gedanken, was da unter uns so los ist. Auf La Palma selbst ist es zwar ruhig, aber was auf Tenerife passiert, kann sich natürlich auch auf La Palma wiederholen. Da kommt die nächste Unbekannte und wieder sprechen die Spezialisten für uns Laien in Rätseln. Man spricht von einer möglichen "ruhigen Eruption" bei der Magma an die Erdoberfläche gelangt, die keinen Platz mehr findet sich in den gewaltigen unterirdischen Kavernen auszudehnen. Um Laien etwas zu erklären, greift man immer zu Vergleichen. Man sollte sich die vulkanische Aktivität auf den Kanaren eher so vorstellen wie die auf Hawaii und nicht wie die spektakulären Eruptionen auf Montserrat oder in Süditalien. Auf der folgenden Graphik sind die Erdstöße seit dem 12.4. dieses Jahres verzeichnet.


Vicente Araña, einer der geologischen Experten für den Vulkanismus sieht keine Gefahr, dass bei einem Austritt von Lava auf Tenerife Menschen gefährdet werden. Die Zone in der man die mögliche Eruption erwartet ist unbesiedelt und er verweist darauf, dass bislang keine Opfer bei den immer wieder vorkommenden Ausbrüchen auf den Kanaren zu beklagen waren. Vicente Araña geht sogar noch einen Schritt weiter und lässt eine interessante These verlauten. Wir haben nur Angst vor dem Vulkan, weil er viel zu selten ausbricht. Auf Hawaii stehe nicht mal mehr was in der Zeitung, wenn es an irgendeiner Stelle wieder zu blubbern beginnt und uns zittern gleich die Beine, weil wir uns durch die seltenen Ausbrüche nicht daran gewöhnt haben, dass Vulkane und deren Aktivität für uns auch Normalität bedeuten.

Wahrscheinlich hat der Mann recht und sollte mir mal Lava durchs Büro laufen, dann hätte ich Vicente Araña gern an meiner Seite damit er mir erklären kann, dass das alles ganz normal ist. Da liegt wohl unser großes Problem. Nimmt man zum Beispiel den Straßenverkehr, dann stellt man schnell fest, dass Verkehrstote zur Normalität gehören, obwohl jeder Unfall, aber wirklich jeder vermeidbar ist. Wenn wir selber Mist bauen, dann sagt man das sei menschlich und erklärt damit den Wahnsinn von Kriegen, Hunger und alles was unseren hoch entwickelten Hirnen noch so eingefallen ist, möglichst viele Menschen in möglichst geringer Zeit aus ihrem Leben zu entlassen. Natürlich sagt jeder, das ist schlecht und das darf man nicht tun, sogar George Bush sagt das, glaubt uns aber ernsthafter Weise erklären zu können, dass man unter bestimmten Vorraussetzungen schon Menschen töten darf, zum Wohle der Menschheit. Unser Gehirn ist wohl in der Lage Gefahr zu akzeptieren, wenn diese erklärbar ist, man setzt sich mit besoffenem Kopf ans Steuer und Soldaten ziehen in den Krieg. Sollte sich aber die Natur mal erdreisten natürlich zu sein und möglicherweise ein paar Brocken Lava in unbewohntes Land zu spucken, dann schreit gleich jeder: "Dahin fahren wir nicht in Urlaub, das ist viel zu gefährlich, der grausamen Natur wollen wir uns nicht aussetzen." Wenn man mal gut nachdenkt, dann können wir doch nur froh sein, dass die Natur nicht menschlich ist, das würde keiner von uns überleben.

Gastronomie:

Ich habe diesen Monat leider kein neues Restaurant besucht, zumindest kein Erwähnenswertes.


Familie Ellen & Simon Märkle

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