Gastbeiträge von Rose Marie Dähncke

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Weichei bleibt Weichei

War das eine Pilzsaison dieses Jahr! Ständig kamen die Leute mit übervollen Körben. Sind die essbar? Ist schon ein bisschen lästig mit diesen Pilzessern. Zum Glück war dann aber auch mal ein Mann dabei, der sich wirklich gut an meine Anweisungen hielt und die Pilzgrüppchen getrennt in Nestern von Zeitungspapier im Korb transportierte. Damit konnte man etwas anfangen, und ich wollte ihm auch gerne bei der Bestimmung helfen.

Eines der Grüppchen stellte einen Risspilz dar, und auch von dem wollte er gerne den Namen wissen, aber bei den Risspilzen gibt es viele ähnlich aussehende, und bei den meisten kann nur die mikroskopische Untersuchung weiterhelfen. Das erklärte ich ihm alles eingehend, er verstand es auch richtig, und wir verblieben, dass ich ihn anrufen würde, wenn das Ergebnis heraus ist.

Er kramte nach einem Kugelschreiber und riss von einer Zeitung ein Stückchen vom Rand ab für die entsprechende Notiz. Der Kugelschreiber wollte nicht, war wohl kalt geworden im Pilzwald, aber nach einigen Versuchen ging es dann. Bei dem nötigen Druck ging das Papierchen ein bisschen kaputt, aber die Telefonnummer war deutlich zu erkennen. Bei dem Namen musste man etwas raten, erkannte ihn dann aber doch ganz schnell: Weichei. Oh nein, Herr Weichei. Der arme Mann, was musste der zu leiden haben bei dem Namen. Ich möchte immer nett zu meinen Mitmenschen sein und rede sie gerne mit ihrem Namen an. Und als wir uns dann einig waren, verabschiedete ich ihn freundlich: "Na gut, sofern ich etwas Näheres weiss, rufe ich Sie an, Herr Weichei".

Er schreckte mit dem Kopf hoch, guckte entgeistert und ging davon.

Später sagte meine Tochter zu mir: "Mama, der erste Buchstabe von seinem Namen war kein W, das war ein M".

Was, ein M? M wie Meichei? Meichei - das war ja noch schlimmer. Was sollte das denn bedeuten? Nein, das gefiel mir überhaupt nicht, und ganz schnell schwirrten meine Gedanken hilfsbereit los, um diesen untauglichen Namen aufzubessern. Mein Talent, bekannt für sinnvolle Ideen, kam mir zu Hilfe, und mir fielen mühelos solche Namen ein, bei denen man sich wenigstens etwas drunter vorstellen konnte, z.B.:

Bleichei - wäre doch ein netter Name für einen Indianerhäuptling oder so. Bleichei, der Späher, spähte gedankenverloren über die endlose Prärie und kratzte versonnen im Federbüschel auf seinem Kopf herum.
Deichei - ist der Inselvogt auf den Halligen. Deichei ging um und hatte alles unter Kontrolle. Im Krug trank er einen Glühwein, auf seinem persönlichen Krug stand DEICHEI, wie es sich gehörte.
Teichei - der Angler stand bis zum Unterleib im Teich und hoffte auf Karpfen. Teichei fror sich fast die Dingsda ab, und es biss keiner an.
Reichei - nennt man den Millionär da oben am Hang mit der protzigen Villa. Reichei ist von Natur aus doof, hat nur bei Günther Jauch mal Glück gehabt, sagen die Leute.
Gleichei - da muss ich an eineiige Zwillinge denken, sie kamen aus dem gleichen Ei.
Eichei - das ist der Chef vom Eichamt. Der Eichei kann mir mal, dachte der schlaue Bauer, ich kriege meine Waage schon hin.
Leichei - darf im offenen Sarg noch einmal betrachtet werden, bevor er in die Verbrennung geschoben wird. Es sieht noch recht frisch aus.
Seichei - der hat immer die Hosen nass und in der Nacht das Bett. Seichen ist eine sehr üble Angewohnheit.
Streichei - damit ist der Bassgeiger bei der Kammermusik gemeint. Streichei hat im letzten Satz ganz schön gepatzt. Schleichei - der huscht immer geräuschlos in den Räumen umher, man kann ihn nicht kommen hören, höchstens riechen. Scheichei - bei den Scheicheiern weiß ich nicht so recht Bescheid. Scheichei fährt jedenfalls immer die neuesten, teuersten Autos in der Wüste herum.

Weichei fand ich dann zum Schluss auch gar nicht so schlecht, behielt den Namen bei und benutzte ihn als einfacheren Arbeitsnamen dieses Risspilzes, Inocybe heterochrominea, den der Herr gefunden hatte. Das passte nach meiner Meinung doch ganz gut zusammen - hetero und Weichei. Oder auch nicht? Ist vielleicht relativ.

Einmal allerdings erwähnte ich aus Versehen den Weicheirisspilz vor Publikum, da guckten einige nicht ganz überzeugt und andere indigniert. Ein Unbedarfter fragte sogar: kann man den essen?





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