Wetter:
(Ricardo Concepcion)
Der
kalte Kanarenstrom.
Mit
dem ständigen Nordostpassat sind die kalten Kanarenströme
ein weiterer Faktor der dafür sorgt, dass die Sommermonate
im Vergleich mit dem spanischen Festland (und diesem Jahr auch Mitteleuropa)
relativ frisch sind.
“Die
Kanaren liegen in dem Einfluss einer kalten ozeanischen Strömung,
eine fundamentale Charakteristik aller Zonen der Welt in den subtropikalen
Breiten, welche auf den östlichen Seiten der Ozeane liegen.”
Das sagt uns die geographische Enzyklopädie der kanarischen
Inseln.
Während
diese Strömung kalte Wassermassen aus nördlicheren Breiten
zu uns transportiert findet ein Ausgleich wärmeren Oberflächenwassers
aus. Dieses als “upwelling” bekannte Phänomen sorgt
dafür, dass das Wasser bei uns durchweg kühler ist als
unsere Breiten eigentlich erlauben. Der Einfluss der Wassertemperatur
auf die Temperatur der Luft ist beeindruckend, besonders in den
Sommermonaten. Die vorherrschende Windrichtung, Nord sorgt dafür,
dass Madeira und die Azoren ähnliche Wettererscheinungen zeigen
wie die Kanaren. Die Azoren liegen jedoch bereits so weit nördlich,
dass die Niederschlagsmengen dort viel größer sind als
auf den Kanaren. Den südlichen Endpunkt bilden die Kapverden,
jedoch bereits so weit im Einfluss des afrikanischen Kontinentes,
dass von der kalten, Feuchtigkeit spendenden Strömung kaum
noch etwas bleibt. Die Kanaren liegen genau in der Mitte und werden
wohl auch deshalb die Inseln des ewigen Frühlings genannt.
Andere
interessante Daten sind die geringen Temperaturunterschiede des
Wassers während der Sommermonate, bis in den Winter hinein.
Für
die Interessierten, hier die durchschnittlichen Wassertemperaturen
vor unseren Küsten für die Monate von Juli bis Dezember,
laut „enciclopedia de geográfica de Canarias”.
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Auch
diesen August gab es keine Ausnahme, obwohl durch die Hitzewelle
in Mittel und Nordeuropa unsere Minimaltemperaturen auch um 2 Grad
gestiegen sind. Auch war die Luft etwas feuchter, aber dennoch überstiegen
unsere Spitzentemperaturen an der Küste nicht die 32 Grad.
Auf
der Westseite der Insel, die normalerweise die höchsten Temperaturen
der Insel aufweisen, war der August ein idealer Monate. Vielleicht
ein bisschen feuchter als gewohnt, aber mit Höchsttemperaturen
um die 30 Grad. Dieser Sommer hat sich in Mitteleuropa sehr interessant
für Meteorologen gemacht, unser Sommer wieder mal nicht.
Tourismus:
Wer fliegt schon für 450 Euro nach La Palma, wenn ganz Mitteleuropa
wärmer ist als die kanarischen Inseln? Dennoch ist La Palma
diesen Sommer mit einem blauen Auge davongekommen und hat so den
Abwärtstrend der anderen Kanaren standgehalten. Das ist aber
auch wieder leicht zu erklären, unser Publikum ist nicht einfach
austauschbar und die tauschen uns auch nicht einfach aus.
So haben wir diesen Sommer die treue Schar unseres Stammpublikums
begrüßen dürfen, die einen wunderschönen sommerlichen
Aufenthalt hatten. Der Atlantik zeigte sich brav, zumindest auf
der Westseite und erlaubte angenehme Bäder zur Erfrischung.
Dabei spielt Puerto de Tazacorte inzwischen die Hauptrolle als Badeort
und hat Puerto de Naos bereits überholt.
Gäste vom spanischen Festland und den anderen Kanaren waren
auch wieder reichlich auf La Palma, aber laut Gastronomen und Autovermietern
doch weniger als letztes Jahr. Allerdings ist der nationale Tourismus
nur bis Ende August spürbar und von 6 Wochen im Sommer alleine
kann keiner leben.
Der Mix muss es also auch weiterhin bringen und da sieht es so schlecht
gar nicht aus, dass wir die alten Besucherzahlen wieder erreichen.
La Palma hat viel gemacht um sich seinen Gästen noch besser
zu präsentieren. Los Llanos ist viel attraktiver geworden durch
die Renovierung der Fassaden der Altstadt. Puerto de Tazacorte mit
seinem neuen Strand und der einladenden Promenade. Viele Wanderwege
sind neu ausgeschildert und so muss keiner mehr Angst haben sich
zu verlaufen. Gastronomisch hat sich sehr viel getan die letzten
Jahre und nun bietet sich dem Gast eine breite Palette, von urig
typisch, bis international.
Das Alles, ohne die negativen Begleiterscheinungen des modernen
Massentourismus. Keine Timeshare Angebote, Sie treffen nicht Kalle
Meier vom Kegelclub und müssen auch früh morgens kein
Handtuch auf irgendeine Liege packen um für den Tag gewappnet
zu sein. Individueller Urlaub für Individualisten, die keinen
vorgekauten Animateursbrei schlucken wollen, sondern ihre wertvollste
Zeit des Jahres nach ihrer eigenen Facon erleben wollen.
Strelitzie (Strelitzia Regina und Strelitzia
Nicolai)
Auch Paradiesvogelblume, oder hier estrelizia genannt.
Blüte der Strelitzia Nicolai Blüte der Strelitzia Regina
Die Strelitzien sind mit der Banane verwandt und stammt so auch
aus der Familie der Musaceae. Die Strelitzien bilden aber keinen
Scheinstamm aus an denen dann der Fruchtstand wächst wie bei
der Banane, sondern treiben aus dem Wurzelstock sowohl Blätter
wie auch die Blütenstände.
Ursprünglich stammen die Strelitzien aus Südafrika und
es ist nicht genau geklärt, welchen Weg und wann diese wunderschönen
Blumen auf die Kanaren und nach Madeira gekommen sind. Wir wissen
aber wo der Namen herkommt. Im Jahr 1773 erhielt der Leiter des
Botanischen Gartens in London Exemplare dieser Pflanzen und taufte
sie zu Ehren der Gattin des damaligen Königs Georg III. Diese
gute Frau hieß Charlotte-Sophie von Mecklenburg Strelitz.
Jetzt ist der Groschen gefallen und daher auch meine Schreibweise
Strelitzie und nicht, Strelizie.
Die deutlich bekanntere Strelitzie ist die nur 2 Meter hoch wachsende
Strelitzia Regina. Jeder der schon mal auf Madeira, oder den Kanaren
war kennt diese auffallende Blume, die gerne als Mitbringsel noch
an den Flughäfen angeboten werden. Die Strelitzia Regina hat
wunderschöne gelb-blaue Blüten, die wohl an den Paradiesvogel
erinnern. Als Schnittblume ist sie sehr haltbar, zwei Wochen kann
man sich sicher an der Pracht erfreuen.
Die weniger bekannte ist die Strelitzia Nicolai auch Natal- Baumstrelitzie
oder weiße Strelitzie genannt. Diese wird bis zu acht Meter
hoch und bildet bis zu 30 Zentimeter große Blüten mit
weißen Blütenblättern. Der Blütenstand ist
so groß, dass er als Schnittblume so gut wie keine Verwendung
finden kann. Die weiße Strelitzie wird in Gärten gerne
in Gruppen als Begrenzung verwendet, braucht aber die deutliche
Hand eines Gärtners um sie ständig von alten Blättern
und Blütenständen zu befreien.
Als Topfpflanze kann man lediglich die kleinere Schwester „Regina“
erfolgreich ziehen. Das ist allerdings auch ein langwieriges Unterfangen,
da die Strelitzien sehr langsam wachsen und erst nach vielen Jahren
und unter besten Bedingungen bereit sind zu blühen. Ich kann
jedem der das im Topf versuchen will nur dringend empfehlen die
Strelitzien nicht aus Samen zu ziehen, sondern bereits Jungpflanzen
zu kaufen.
Hier vermehrt man die Strelitzie einfach durch Teilung des Wurzelstockes.
Danach dauert es aber auch wieder ein bis zwei Jahre, bis sich die
erste Blüte zeigt. Nach etwa 10 Jahren im Freiland muss der
Wurzelstock sowieso geteilt werden, da er sonst zu sehr in die Breite
geht.
Die Strelitzien sind sehr robuste Pflanzen was Wind, Trockenheit,
Hitze und direkte Sonneneinstrahlung betreffen. Echte Tropenbewohner
eben. Nicht verzeihen können die Strelitzien Kälte, Dunkelheit
und Staunässe. Bei allen tropischen Pflanzen gibt es zum Gießen
immer nur ein Rezept, nicht jeden Tag, aber wenn dann viel.
Am allerschönsten ist die Strelitzie natürlich am Stock
selber und wenn man dann den Sonnenuntergang über dem Atlantik
durch die gelb-blauen Blütenblätter betrachtet, dann sitzt
man am richtigen Fleck.
Gesellschaft:
(Ricardo Concepcion)
Bäuerliche Feste und Wallfahrten.
(Hier
nennt man das “Romeria” und ist irgendwas zwischen Kirmes,
Kirchweih und Wallfahrt, ich werde deshalb im Text weiter das Wort
“Romeria” verwenden.)
Viele
weitere Photos der "Romeria" gibt es HIER
Die
bäuerlichen Feste und die Verehrung der Jungfrau sind ganz
fest in unserer Kultur verankerte Traditionen. Die katholische Kirche
hat schlauerweise auch lokale Ereignisse, wie Erscheinungen und
ganz örtliche Wunder in ihr Repertoire aufgenommen. Das schafft
Volksnähe und so geht es auch El Paso mit seiner “Virgen
Del Pino” (Jungfrau der Kiefer
Was sagt uns die Geschichte oder Legende?
Eines
Tages, nachdem La Palma unter die Krone von Kastilien gefallen war,
erschien ein kleines Abbild Marias in einer Aushöhlung einer
Kiefer. Diese Kiefer diente danach als Wallfahrtstätte und
gab so dem Marienbild auch seinen Namen. Im Jahre 1876 errichtete
man neben der Kiefer eine kleine Wallfahrtkirche.
Man
erzählt sich nun, dass man während der Bauarbeiten die
Kiefer fällen wollte, da sie beim Bau behinderlich war. Als
aber der erste Ast der Kiefer abgeschnitten wurde, trat Blut aus
der Schnittstelle aus und so blieb die Kiefer bis heute stehen.
Man kann diese gewaltige Kiefer auch heute noch besichtigen.
(Oberhalb von El Paso Richtung Cumbrecita
fahren, an der ersten Kreuzung rechts, dann gelangt man zu der “Eremita
Virgen del Pino”)
Aus
diesen Ereignissen lassen sich feste Bindungen zwischen Religion
und der in rechtschaffender Armut lebenden Bevölkerung von
El Paso knüpfen. Wie überall auf der Welt, wo sich Notleidende
notwendiger Weise unter den Schutz der Religion stellen.
Auf
der anderen Seite besteht auch die Notwendigkeit einer Gemeinde
sich zu treffen und seine Zusammengehörigkeit zu pflegen. Nimmt
man dazu die Erscheinung der “eigenen” Jungfrau, dann
hat man schnell die Verknüpfung von Religion und Gemeinde.
Einem eher südländischen Gen ist es zu verdanken, dass
die Verknüpfung in einem ausgelassenen Fest endet. So entsteht
die “Romeria”
Heute
verbindet man mit “Romeria” eher Vergnügen, Wochenende
und Ferien.
Was
mir schon auffällig erscheint ist, trotz aller moderner Angebote
der Unterhaltung und dem fast bereits vollzogenen Wechsel der religiösen
in die Individualgesellschaft, finden diese örtlichen Romerias
ungebremsten Zuspruch. Diese, nach wie vor religiösen Feste
werden mit aller Tradition und Ausgelassenheit in fast jeder Gemeinde
gefeiert. Jedes Dorf hat hier seine eigene Jungfrau, aber die Abläufe
sind sehr ähnlich.
Ich
glaube die schnelle ökonomische Entwicklung der Insel und deren
Öffnung nach außen in den letzten 25 Jahren hat auch
zu einer Angleichung der Gebräuche geführt. Nun werden
diese lokalen Feste als besonderer Ausdruck des neu gewonnenen Selbstbewusstsein
zelebriert, man bekennt sich mehr den je zu seinen eigenen :Werten.
Wenn
ich von Selbstbewusstsein spreche, dann gehe ich davon aus, dass
es sich um einen positiven Wert handelt, der uns alle gleich erscheinen
lässt. Es ist nicht lange her, dass diese so abgelegene und
isolierte Gesellschaft ihre eigenen Werte als rückständig
betrachtete.
Nach
einiger Zeit der Abwesenheit hatte ich die Möglichkeit als
Zuschauer die Romeria zu betrachten, an der ich früher als
Aktiver teilgenommen habe.
Obwohl
im eigentlichen Ablauf die Tradition gleich geblieben ist, haben
sich viele Komponenten und die Teilnehmerzahl verändert und
diese Änderungen spiegeln hervorragend die Veränderungen
unserer Gesellschaft der letzten Jahre.
Das
was früher eine original lokale und bäuerliche “Romeria”
war, hat sich in eine Ausstellung traditioneller Kleidung verwandelt.
Man findet längst nicht mehr nur die modernste Bauerntracht
El Pasos, sondern jegliche Trachten der Insel, bis auf Stücke
aus Tenerife. Man muss anmerken, dass diese Trachtenkleider ohne
Seide mehrere hundert Euro kosten und wer was auf sich hält,
der hat Seide mit verwoben und unter tausend Euro ist ein solches
Kleid nicht zu haben.
Anstelle
der Grüppchen an Freunden die nach ihren begrenzten Möglichkeiten
musizierten, hat man professionelle Kapellen und eingeübte
Tanzschritte gesetzt. Ich habe kaum noch Esel und Mautiere gesehen,
wohl aber Pferde und Ponys.
Es
gab auch viele Immigranten unter den Teilnehmern, die an Hand der
traditionellen Gewänder ihre Zugehörigkeit zu unserer
Gemeinschaft bezeugten. Heute noch aus einem anderen Land, vereint
durch die “Romeria” Viele derer, werden morgen von hier
sein.
Dieses
ist eine lebendige und sich schnell verändernde Gesellschaft.
Vielleicht gibt es in weiteren 25 Jahren keine Jungfrauverehrung
und auch keine bäuerliche Gesellschaft mehr. Sicher wird es
aber in 25 Jahren auch noch die “Romeria” geben.
Gastronomie:
Tasca Barbanera in El Paso
Nein, ich
habe mich nicht verschrieben, es heißt Barbanera und nicht
Barbanegra! Es geht nicht um den schwarzen Bart, sondern um den
Namen eines Schiffes, welches zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts
Auswanderer aus La Palma nach Cuba bringen sollte, aber unter mysteriösen
Umständen kurz vor erreichen des Zieles sank.
So viel zum
Namen und auch nur deshalb, weil der Chef bereits genervt ist von
den vielen Fragen, ob er den Namen nicht falsch geschrieben hätte.
Der Chef
ist ein alter Bekannter, Carlos der bislang den Kochlöffel
im Restaurant Yanes geschwungen hat. Nun hat er sich endlich seinen
Traum verwirklicht und in El Paso eine waschechte “Tasca”
eröffnet. Tasca ist etwas zwischen Bar und Restaurant. Man
geht dort nicht zum Trinken, oder Essen hin, sondern wegen der Kommunikation.
Und weil es sich mit Freunden am Besten mit einem guten Glas geistigen
Getränkes plaudert und dazu auch ein leckerer Happen nicht
fehlen darf, ist eine Tasca eigentlich mein natürliches Umfeld.
Betritt man
das erste Mal den Gastraum glaubt man sich nicht in El Paso, sondern
würde das durchgestylte Interieur eher in einer Großstadt
vermuten. Aber die Zeiten ändern sich auch in El Paso und ein
bisschen Schick kann uns auch nicht schaden. Auffällig sind
die vielen Bilder an den Wänden, zum Teil uralte Photos, aber
auch trendige Malereien.
Die Speisekarte
knapp und deutlich. Alle Portionen werden sowohl als “Tapa”
wie auch als Tellergericht gereicht. Der Renner sind die Platten
mit diversen Leckereien und niemand fällt in Ungnade, wenn
man sich zu Viert an so einer Platte labt. Probiert haben wir auch
noch das “Carne Mechada” ein kräftig gewürzter
Rinderbraten, der auch müde Wanderer wieder zu Kalorien verhilft.
Die Chipirones, grob geschnittene, frittierte Sepias sind hervorragend
und der frische Fisch, es war Peto, ohne den geringsten Makel. Carlos
hat immer schon sehr gut gekocht. Man sollte ihn aber unbedingt
selbst fragen, ob er frischen Fisch hat. Sagt er ja, oder besser
Si, dann müssen Sie zugreifen.
Die Preise
sind sehr moderat und lediglich die großen Vorspeisenteller
machen den Sprung über die 10,- Euro. Da können dann aber
auch mehrere Leute von essen. Pilsener Urquell vom Fass ist kein
Zugeständnis an ausländische Gäste, diese verlieren
sich seltenst zu Carlos. Das liegt aber nicht an der Qualität
der Tasca, sondern an der Lage, die nicht mehr im Laufgebiet von
El Paso liegt. Flaschenweine, auch die “Rioja Crianza”
alle unter 10 Euro.
Das Ganze
ist noch sehr neu und sicher wird man die Beherrschung der Klimaanlage
auch noch erlernen. Der Service sehr freundlich, aber auch noch
nicht so unbedingt souverän. Ich finde aber freundlichen und
vielleicht nicht ganz professionellen Service immer angenehmer,
als professionelle Arroganz.
Die Tasca
Barbanera bringt neuen Schwung in das Kneipen 1x1 von El Paso und
ist ein stimmiges Umfeld für einen netten Abend mit Freunden,
oder der Familie.
Tasca Barbanera
in El Paso
Avenida Jose Antonio
Das ist die Hauptstraße von El Paso. An den Banken vorbei,
noch über die Ampel hinaus. Kurz vor dem Gesundheitszentrum
rechter Hand.
Täglich von 09:00 bis 23:00
Uhr