La Palma Aktuell
Kalenderblatt für den August 2003



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Wetter:

(Ricardo Concepcion) Der kalte Kanarenstrom. Mit dem ständigen Nordostpassat sind die kalten Kanarenströme ein weiterer Faktor der dafür sorgt, dass die Sommermonate im Vergleich mit dem spanischen Festland (und diesem Jahr auch Mitteleuropa) relativ frisch sind. “Die Kanaren liegen in dem Einfluss einer kalten ozeanischen Strömung, eine fundamentale Charakteristik aller Zonen der Welt in den subtropikalen Breiten, welche auf den östlichen Seiten der Ozeane liegen.” Das sagt uns die geographische Enzyklopädie der kanarischen Inseln. Während diese Strömung kalte Wassermassen aus nördlicheren Breiten zu uns transportiert findet ein Ausgleich wärmeren Oberflächenwassers aus. Dieses als “upwelling” bekannte Phänomen sorgt dafür, dass das Wasser bei uns durchweg kühler ist als unsere Breiten eigentlich erlauben. Der Einfluss der Wassertemperatur auf die Temperatur der Luft ist beeindruckend, besonders in den Sommermonaten. Die vorherrschende Windrichtung, Nord sorgt dafür, dass Madeira und die Azoren ähnliche Wettererscheinungen zeigen wie die Kanaren. Die Azoren liegen jedoch bereits so weit nördlich, dass die Niederschlagsmengen dort viel größer sind als auf den Kanaren. Den südlichen Endpunkt bilden die Kapverden, jedoch bereits so weit im Einfluss des afrikanischen Kontinentes, dass von der kalten, Feuchtigkeit spendenden Strömung kaum noch etwas bleibt. Die Kanaren liegen genau in der Mitte und werden wohl auch deshalb die Inseln des ewigen Frühlings genannt. Andere interessante Daten sind die geringen Temperaturunterschiede des Wassers während der Sommermonate, bis in den Winter hinein. Für die Interessierten, hier die durchschnittlichen Wassertemperaturen vor unseren Küsten für die Monate von Juli bis Dezember, laut „enciclopedia de geográfica de Canarias”.

Juli August September Oktober November Dezember
21.5°
22.6°
23°
22.9°
22.3°
21°


Auch diesen August gab es keine Ausnahme, obwohl durch die Hitzewelle in Mittel und Nordeuropa unsere Minimaltemperaturen auch um 2 Grad gestiegen sind. Auch war die Luft etwas feuchter, aber dennoch überstiegen unsere Spitzentemperaturen an der Küste nicht die 32 Grad.

Auf der Westseite der Insel, die normalerweise die höchsten Temperaturen der Insel aufweisen, war der August ein idealer Monate. Vielleicht ein bisschen feuchter als gewohnt, aber mit Höchsttemperaturen um die 30 Grad. Dieser Sommer hat sich in Mitteleuropa sehr interessant für Meteorologen gemacht, unser Sommer wieder mal nicht.


Tourismus:

Wer fliegt schon für 450 Euro nach La Palma, wenn ganz Mitteleuropa wärmer ist als die kanarischen Inseln? Dennoch ist La Palma diesen Sommer mit einem blauen Auge davongekommen und hat so den Abwärtstrend der anderen Kanaren standgehalten. Das ist aber auch wieder leicht zu erklären, unser Publikum ist nicht einfach austauschbar und die tauschen uns auch nicht einfach aus.

So haben wir diesen Sommer die treue Schar unseres Stammpublikums begrüßen dürfen, die einen wunderschönen sommerlichen Aufenthalt hatten. Der Atlantik zeigte sich brav, zumindest auf der Westseite und erlaubte angenehme Bäder zur Erfrischung. Dabei spielt Puerto de Tazacorte inzwischen die Hauptrolle als Badeort und hat Puerto de Naos bereits überholt.

Gäste vom spanischen Festland und den anderen Kanaren waren auch wieder reichlich auf La Palma, aber laut Gastronomen und Autovermietern doch weniger als letztes Jahr. Allerdings ist der nationale Tourismus nur bis Ende August spürbar und von 6 Wochen im Sommer alleine kann keiner leben.

Der Mix muss es also auch weiterhin bringen und da sieht es so schlecht gar nicht aus, dass wir die alten Besucherzahlen wieder erreichen. La Palma hat viel gemacht um sich seinen Gästen noch besser zu präsentieren. Los Llanos ist viel attraktiver geworden durch die Renovierung der Fassaden der Altstadt. Puerto de Tazacorte mit seinem neuen Strand und der einladenden Promenade. Viele Wanderwege sind neu ausgeschildert und so muss keiner mehr Angst haben sich zu verlaufen. Gastronomisch hat sich sehr viel getan die letzten Jahre und nun bietet sich dem Gast eine breite Palette, von urig typisch, bis international.

Das Alles, ohne die negativen Begleiterscheinungen des modernen Massentourismus. Keine Timeshare Angebote, Sie treffen nicht Kalle Meier vom Kegelclub und müssen auch früh morgens kein Handtuch auf irgendeine Liege packen um für den Tag gewappnet zu sein. Individueller Urlaub für Individualisten, die keinen vorgekauten Animateursbrei schlucken wollen, sondern ihre wertvollste Zeit des Jahres nach ihrer eigenen Facon erleben wollen.

Voila, es ist angerichtet!


Strelitzie (Strelitzia Regina und Strelitzia Nicolai)

Auch Paradiesvogelblume, oder hier estrelizia genannt.

      

                 Blüte der Strelitzia Nicolai                                 Blüte der Strelitzia Regina



Die Strelitzien sind mit der Banane verwandt und stammt so auch aus der Familie der Musaceae. Die Strelitzien bilden aber keinen Scheinstamm aus an denen dann der Fruchtstand wächst wie bei der Banane, sondern treiben aus dem Wurzelstock sowohl Blätter wie auch die Blütenstände.

Ursprünglich stammen die Strelitzien aus Südafrika und es ist nicht genau geklärt, welchen Weg und wann diese wunderschönen Blumen auf die Kanaren und nach Madeira gekommen sind. Wir wissen aber wo der Namen herkommt. Im Jahr 1773 erhielt der Leiter des Botanischen Gartens in London Exemplare dieser Pflanzen und taufte sie zu Ehren der Gattin des damaligen Königs Georg III. Diese gute Frau hieß Charlotte-Sophie von Mecklenburg Strelitz. Jetzt ist der Groschen gefallen und daher auch meine Schreibweise Strelitzie und nicht, Strelizie.

Die deutlich bekanntere Strelitzie ist die nur 2 Meter hoch wachsende Strelitzia Regina. Jeder der schon mal auf Madeira, oder den Kanaren war kennt diese auffallende Blume, die gerne als Mitbringsel noch an den Flughäfen angeboten werden. Die Strelitzia Regina hat wunderschöne gelb-blaue Blüten, die wohl an den Paradiesvogel erinnern. Als Schnittblume ist sie sehr haltbar, zwei Wochen kann man sich sicher an der Pracht erfreuen.

Die weniger bekannte ist die Strelitzia Nicolai auch Natal- Baumstrelitzie oder weiße Strelitzie genannt. Diese wird bis zu acht Meter hoch und bildet bis zu 30 Zentimeter große Blüten mit weißen Blütenblättern. Der Blütenstand ist so groß, dass er als Schnittblume so gut wie keine Verwendung finden kann. Die weiße Strelitzie wird in Gärten gerne in Gruppen als Begrenzung verwendet, braucht aber die deutliche Hand eines Gärtners um sie ständig von alten Blättern und Blütenständen zu befreien.


Als Topfpflanze kann man lediglich die kleinere Schwester „Regina“ erfolgreich ziehen. Das ist allerdings auch ein langwieriges Unterfangen, da die Strelitzien sehr langsam wachsen und erst nach vielen Jahren und unter besten Bedingungen bereit sind zu blühen. Ich kann jedem der das im Topf versuchen will nur dringend empfehlen die Strelitzien nicht aus Samen zu ziehen, sondern bereits Jungpflanzen zu kaufen.


Hier vermehrt man die Strelitzie einfach durch Teilung des Wurzelstockes. Danach dauert es aber auch wieder ein bis zwei Jahre, bis sich die erste Blüte zeigt. Nach etwa 10 Jahren im Freiland muss der Wurzelstock sowieso geteilt werden, da er sonst zu sehr in die Breite geht.


Die Strelitzien sind sehr robuste Pflanzen was Wind, Trockenheit, Hitze und direkte Sonneneinstrahlung betreffen. Echte Tropenbewohner eben. Nicht verzeihen können die Strelitzien Kälte, Dunkelheit und Staunässe. Bei allen tropischen Pflanzen gibt es zum Gießen immer nur ein Rezept, nicht jeden Tag, aber wenn dann viel.


Am allerschönsten ist die Strelitzie natürlich am Stock selber und wenn man dann den Sonnenuntergang über dem Atlantik durch die gelb-blauen Blütenblätter betrachtet, dann sitzt man am richtigen Fleck.



Gesellschaft:   (Ricardo Concepcion)
Bäuerliche Feste und Wallfahrten.


(Hier nennt man das “Romeria” und ist irgendwas zwischen Kirmes, Kirchweih und Wallfahrt, ich werde deshalb im Text weiter das Wort “Romeria” verwenden.)



Viele weitere Photos der "Romeria" gibt es HIER

Die bäuerlichen Feste und die Verehrung der Jungfrau sind ganz fest in unserer Kultur verankerte Traditionen. Die katholische Kirche hat schlauerweise auch lokale Ereignisse, wie Erscheinungen und ganz örtliche Wunder in ihr Repertoire aufgenommen. Das schafft Volksnähe und so geht es auch El Paso mit seiner “Virgen Del Pino” (Jungfrau der Kiefer


Was sagt uns die Geschichte oder Legende?

Eines Tages, nachdem La Palma unter die Krone von Kastilien gefallen war, erschien ein kleines Abbild Marias in einer Aushöhlung einer Kiefer. Diese Kiefer diente danach als Wallfahrtstätte und gab so dem Marienbild auch seinen Namen. Im Jahre 1876 errichtete man neben der Kiefer eine kleine Wallfahrtkirche.

Man erzählt sich nun, dass man während der Bauarbeiten die Kiefer fällen wollte, da sie beim Bau behinderlich war. Als aber der erste Ast der Kiefer abgeschnitten wurde, trat Blut aus der Schnittstelle aus und so blieb die Kiefer bis heute stehen. Man kann diese gewaltige Kiefer auch heute noch besichtigen.

(Oberhalb von El Paso Richtung Cumbrecita fahren, an der ersten Kreuzung rechts, dann gelangt man zu der “Eremita Virgen del Pino”) Aus diesen Ereignissen lassen sich feste Bindungen zwischen Religion und der in rechtschaffender Armut lebenden Bevölkerung von El Paso knüpfen. Wie überall auf der Welt, wo sich Notleidende notwendiger Weise unter den Schutz der Religion stellen. Auf der anderen Seite besteht auch die Notwendigkeit einer Gemeinde sich zu treffen und seine Zusammengehörigkeit zu pflegen. Nimmt man dazu die Erscheinung der “eigenen” Jungfrau, dann hat man schnell die Verknüpfung von Religion und Gemeinde. Einem eher südländischen Gen ist es zu verdanken, dass die Verknüpfung in einem ausgelassenen Fest endet. So entsteht die “Romeria” Heute verbindet man mit “Romeria” eher Vergnügen, Wochenende und Ferien.
Was mir schon auffällig erscheint ist, trotz aller moderner Angebote der Unterhaltung und dem fast bereits vollzogenen Wechsel der religiösen in die Individualgesellschaft, finden diese örtlichen Romerias ungebremsten Zuspruch. Diese, nach wie vor religiösen Feste werden mit aller Tradition und Ausgelassenheit in fast jeder Gemeinde gefeiert. Jedes Dorf hat hier seine eigene Jungfrau, aber die Abläufe sind sehr ähnlich. Ich glaube die schnelle ökonomische Entwicklung der Insel und deren Öffnung nach außen in den letzten 25 Jahren hat auch zu einer Angleichung der Gebräuche geführt. Nun werden diese lokalen Feste als besonderer Ausdruck des neu gewonnenen Selbstbewusstsein zelebriert, man bekennt sich mehr den je zu seinen eigenen :Werten.

Wenn ich von Selbstbewusstsein spreche, dann gehe ich davon aus, dass es sich um einen positiven Wert handelt, der uns alle gleich erscheinen lässt. Es ist nicht lange her, dass diese so abgelegene und isolierte Gesellschaft ihre eigenen Werte als rückständig betrachtete. Nach einiger Zeit der Abwesenheit hatte ich die Möglichkeit als Zuschauer die Romeria zu betrachten, an der ich früher als Aktiver teilgenommen habe. Obwohl im eigentlichen Ablauf die Tradition gleich geblieben ist, haben sich viele Komponenten und die Teilnehmerzahl verändert und diese Änderungen spiegeln hervorragend die Veränderungen unserer Gesellschaft der letzten Jahre. Das was früher eine original lokale und bäuerliche “Romeria” war, hat sich in eine Ausstellung traditioneller Kleidung verwandelt. Man findet längst nicht mehr nur die modernste Bauerntracht El Pasos, sondern jegliche Trachten der Insel, bis auf Stücke aus Tenerife. Man muss anmerken, dass diese Trachtenkleider ohne Seide mehrere hundert Euro kosten und wer was auf sich hält, der hat Seide mit verwoben und unter tausend Euro ist ein solches Kleid nicht zu haben. Anstelle der Grüppchen an Freunden die nach ihren begrenzten Möglichkeiten musizierten, hat man professionelle Kapellen und eingeübte Tanzschritte gesetzt. Ich habe kaum noch Esel und Mautiere gesehen, wohl aber Pferde und Ponys.

Es gab auch viele Immigranten unter den Teilnehmern, die an Hand der traditionellen Gewänder ihre Zugehörigkeit zu unserer Gemeinschaft bezeugten. Heute noch aus einem anderen Land, vereint durch die “Romeria” Viele derer, werden morgen von hier sein.

Dieses ist eine lebendige und sich schnell verändernde Gesellschaft. Vielleicht gibt es in weiteren 25 Jahren keine Jungfrauverehrung und auch keine bäuerliche Gesellschaft mehr. Sicher wird es aber in 25 Jahren auch noch die “Romeria” geben.


Gastronomie:

Tasca Barbanera in El Paso Nein, ich habe mich nicht verschrieben, es heißt Barbanera und nicht Barbanegra! Es geht nicht um den schwarzen Bart, sondern um den Namen eines Schiffes, welches zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts Auswanderer aus La Palma nach Cuba bringen sollte, aber unter mysteriösen Umständen kurz vor erreichen des Zieles sank.

So viel zum Namen und auch nur deshalb, weil der Chef bereits genervt ist von den vielen Fragen, ob er den Namen nicht falsch geschrieben hätte.



Der Chef ist ein alter Bekannter, Carlos der bislang den Kochlöffel im Restaurant Yanes geschwungen hat. Nun hat er sich endlich seinen Traum verwirklicht und in El Paso eine waschechte “Tasca” eröffnet. Tasca ist etwas zwischen Bar und Restaurant. Man geht dort nicht zum Trinken, oder Essen hin, sondern wegen der Kommunikation. Und weil es sich mit Freunden am Besten mit einem guten Glas geistigen Getränkes plaudert und dazu auch ein leckerer Happen nicht fehlen darf, ist eine Tasca eigentlich mein natürliches Umfeld. Betritt man das erste Mal den Gastraum glaubt man sich nicht in El Paso, sondern würde das durchgestylte Interieur eher in einer Großstadt vermuten. Aber die Zeiten ändern sich auch in El Paso und ein bisschen Schick kann uns auch nicht schaden. Auffällig sind die vielen Bilder an den Wänden, zum Teil uralte Photos, aber auch trendige Malereien. Die Speisekarte knapp und deutlich. Alle Portionen werden sowohl als “Tapa” wie auch als Tellergericht gereicht. Der Renner sind die Platten mit diversen Leckereien und niemand fällt in Ungnade, wenn man sich zu Viert an so einer Platte labt. Probiert haben wir auch noch das “Carne Mechada” ein kräftig gewürzter Rinderbraten, der auch müde Wanderer wieder zu Kalorien verhilft. Die Chipirones, grob geschnittene, frittierte Sepias sind hervorragend und der frische Fisch, es war Peto, ohne den geringsten Makel. Carlos hat immer schon sehr gut gekocht. Man sollte ihn aber unbedingt selbst fragen, ob er frischen Fisch hat. Sagt er ja, oder besser Si, dann müssen Sie zugreifen.

Die Preise sind sehr moderat und lediglich die großen Vorspeisenteller machen den Sprung über die 10,- Euro. Da können dann aber auch mehrere Leute von essen. Pilsener Urquell vom Fass ist kein Zugeständnis an ausländische Gäste, diese verlieren sich seltenst zu Carlos. Das liegt aber nicht an der Qualität der Tasca, sondern an der Lage, die nicht mehr im Laufgebiet von El Paso liegt. Flaschenweine, auch die “Rioja Crianza” alle unter 10 Euro.

Das Ganze ist noch sehr neu und sicher wird man die Beherrschung der Klimaanlage auch noch erlernen. Der Service sehr freundlich, aber auch noch nicht so unbedingt souverän. Ich finde aber freundlichen und vielleicht nicht ganz professionellen Service immer angenehmer, als professionelle Arroganz.

Die Tasca Barbanera bringt neuen Schwung in das Kneipen 1x1 von El Paso und ist ein stimmiges Umfeld für einen netten Abend mit Freunden, oder der Familie.



Tasca Barbanera in El Paso
Avenida Jose Antonio
Das ist die Hauptstraße von El Paso. An den Banken vorbei, noch über die Ampel hinaus. Kurz vor dem Gesundheitszentrum rechter Hand. Täglich von 09:00 bis 23:00 Uhr


Familie Ellen & Simon Märkle

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